News in einfacher Sprache 03.07.2024, 22:15

Matura und Digitalisierung: Nationalrat stimmt Schulpaket zu

Schulpaket: Neue Regeln für vorwissenschaftliche Arbeit

Die Koalitionsparteien haben ein Schulpaket vorgelegt.

Das sind die einzelnen Punkte:

  • Einführung eines digitalen Schüler:innenausweis als Handy-App (edu.digicard)
  • ein Urkundenarchiv mit digital zugänglichen Jahres- und Abschlusszeugnissen
  • Vereinfachungen bei der Schulanmeldung und beim Schulwechsel

Vor kurzem hat Bildungsminister Martin Polaschek die neuen Regeln über die vorwissenschaftliche Arbeit von Maturant:innen vorgestellt. Auch diese Regeln sind in dem Gesetzesentwurf enthalten:

Bisher mussten Schüler:innen an allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) eine Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) als Abschlussarbeit abgeben. In Zukunft können sie auch ein Multimedia-Produkt, eine Videoreportage, einen Podcast oder ein anderes ähnliches Produkt vorlegen. Bis zum Schuljahr 2029/30 können sie außerdem anstelle der Abschlussarbeit eine weitere schriftliche oder mündliche Maturaprüfung wählen.

An den berufsbildenden mittleren Schulen wird es in Zukunft keine Abschlussarbeit mehr geben.

An den berufsbildenden höheren Schulen bleibt die Diplomarbeit bestehen.

Begriffe einfach erklärt

Die Arbeit im Parlament ist sehr umfangreich und vielfältig. Es gibt viele Fachbegriffe. Diese Begriffe werden auf der Parlaments-Website einfach verständlich erklärt: 

Begriffe einfach erklärt

Änderungen bei Abgaben

Änderungen gab es noch beim Abgabenänderungs-Gesetz. Ein Punkt ist das große und kleine sogenannte "Freiwilligen-Pauschale". Dadurch sind Einkünfte aus ehrenamtlicher Tätigkeit bis zu einer gewissen Höhe von der Steuer befreit. Das soll jetzt auch Freiwilligen zustehen, die für gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften tätig sind.

Befristete Mitarbeiterprämien, die im heurigen Jahr anstelle einer Lohnerhöhung gewährt werden, bleiben bis zu einer Höhe von 3.000 Euro steuerfrei. Diese Regelung ist analog zu anderen außerordentlichen Boni.

Das Abgabenänderungs-Gesetz umfasst auch diese Punkte:

  • eine Umsatzsteuer-Befreiung von Lebensmittel-Spenden ab 1. August
  • die Ausweitung der antragslosen Arbeitnehmerveranlagung
  • verschiedene Verbesserungen für Kleinunternehmen, zum Beispiel
    die Möglichkeit virtuelle Firmenanteile (sogenannte "phantom shares"),
    in Mitarbeiterbeteiligungen umzuwandeln

Auflösung der COFAG, Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung

Die Abgeordneten haben beschlossen, die COVID-19-Finanzierungsagentur (COFAG) aufzulösen. Die Aufgaben der Gesellschaft werden auf das Finanzministerium übertragen. Damit wird ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs vom Oktober 2023 umgesetzt.

Außerdem wurden weitere Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung auf den Weg gebracht.

Unter anderem werden Strafen verschärft, die Haftung für Auftraggeber ausgeweitet und die Datenbank für Sozialbetrug ausgebaut. So kann man besser gegen Scheinfirmen, Scheinrechnungen und andere Formen von Abgaben-Hinterziehung vorgehen.

Außerdem sollen Verfahren beschleunigt und die Finanz-Strafbehörden entlastet werden. Zum Beispiel durch die Ausstellung vereinfachter Strafverfügungen und die Möglichkeit der Aufhebung von Strafen.

Außerdem sollen Verfahren beschleunigt und die Finanz-Strafbehörden entlastet werden. Zum Beispiel durch die Ausstellung vereinfachter Strafverfügungen und die Möglichkeit der Aufhebung von Strafen.

Gemeindepaket: 920 Millionen Euro für Gemeinden

Der Nationalrat hat ein Gemeindepaket in der Höhe von 920 Millionen Euro beschlossen. Damit soll unter anderem die Zahlungsfähigkeit der Gemeinden gestärkt und die Digitalisierung gefördert werden. Die Gemeinden sollen dafür Bürger:innen bei Behörden- und Amtswegen und digitalen Förderanträgen unterstützen.

Für das laufende und ein neues kommunales Investitionsprogramm werden bis 2026 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Hälfte der Mittel sind für Maßnahmen für Energie-Effizienz, Klimaschutz und Klimawandel-Anpassung reserviert. Für Feuerwehren wird es mehr Geld aus Mitteln des Katastrophenfonds geben.

Netz- und Informationssicherheits-Gesetz 2024 muss neu verhandelt werden

Neu verhandelt werden muss das neue Netz- und Informationssicherheits-Gesetz. Das Gesetz samt begleitender Änderungen erreichte nicht die nötige Zweidrittelmehrheit, weil die Opposition geschlossen dagegen stimmte.

Mit dem Gesetzespaket sollte eine EU-Richtlinie umgesetzt werden. Sie hat gemeinsame Standards für die Cyber-Sicherheit für systemrelevante Einrichtungen und Unternehmen zum Ziel. Das sind zum Beispiel Energieversorgungs

Energieversorgungs-Unternehmen. Die Opposition meint, das Innenministerium würde mit dem neuen Gesetz zu weitreichende Befugnisse erhalten. Sie warf Innenminister Karner auch vor, nicht das Gespräch mit der Opposition gesucht zu haben.

Weitere Gesetzesvorhaben aus dem Zuständigkeitsbereich von Innenminister Karner wurden im Nationalrat beschlossen. Ein Punkt ist die Reparatur der gesetzlichen Bestimmungen für die Rechtsberatung von Asylwerber:innen. Diese Reparatur war wegen eines VfGH-Urteils notwendig.

Zustimmung gab es auch für die Novellierung des Sicherheitspolizei-Gesetzes. Sie bringt unter anderem mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden bei Durchsuchungen.

Die Polizei darf auch wieder Kennzeichen-Erkennungsgeräte einsetzen, um nach gesuchten Fahrzeugen zu fahnden.

Länder dürfen Wohn- und Heizkostenzuschüsse umschichten

Weil die Wohn- und Energiepreise stark gestiegen sind, sollen einkommensschwache Haushalte in den Jahren 2023 und 2024 Unterstützung bekommen. Der Bund hat den Ländern im vergangenen Jahr 675 Millionen Euro für Wohn- und Heizbeihilfen überwiesen. Dazu wurde eine Gesetzesnovelle eingebracht. Die Länder können dieses Geld nun auch für andere Zwecke in den Bereichen Soziales, Behindertenhilfe, Pflege und Wohnbauförderung verwenden. Es muss dabei immer um Beihilfen an natürliche Personen gehen.

Neue Regeln für VfGH-Richter:innen

Für Mitglieder des Verfassungs-Gerichtshofs wird eine dreijährige Cooling-off-Phase eingeführt. Das heißt: Sie dürfen in den letzten drei Jahren vor ihrer Ernennung nicht der Bundesregierung, einer Landesregierung, dem Nationalrat, dem Bundesrat, einem Landtag oder dem Europäischen Parlament angehört haben. Sie dürfen auch nicht Angestellte oder Funktionär:innen einer politischen Partei gewesen sein. Damit soll jeder Anschein einer politischen Einflussnahme auf den Verfassungsgerichtshof vermieden werden, betonte die ÖVP im Plenum. Für die Spitze des VfGH gibt es schon jetzt eine ähnliche Regelung.

Eine weitere Verfassungsnovelle soll es Gemeinden künftig ermöglichen, Flächenwidmungen mit vertraglichen Auflagen zu koppeln. Voraussetzung dafür sind entsprechende landesgesetzliche Bestimmungen. Zu Beispiel können sie die Umwidmung in Bauland an Auflagen wie die Errichtung eines Spielplatzes oder eines Radwegs knüpfen.

Hochwasserschutz-Projekt "Rhesi", "WAG Teil-Loop"

Der Nationalrat hat auch einen Staatsvertrag mit der Schweiz und eine Vereinbarung zwischen dem Bund und dem Land Vorarlberg genehmigt. Dabei geht es um die Aufteilung der Kosten für ein großes Hochwasserschutz-Projekt am Rhein an der Grenze zwischen Vorarlberg und der Schweiz. Die Regierung rechnet mit Gesamtkosten für Österreich in der Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro bis zum Jahr 2052. Das Land Vorarlberg soll maximal ein Viertel davon übernehmen.

Bis zu 70 Millionen Euro haben die Abgeordneten für die Förderung des Gasleitungs-Infrastrukturprojekts "WAG Teil-Loop" freigegeben.

Das Projekt soll die Sicherheit der Gasversorgung erhöhen und die Abhängigkeit von russischem Gas verringern.

Weitere Gesetzesbeschlüsse und internationale Abkommen

Es gab auch weitere Gesetzesbeschlüsse aus dem Finanzbereich. Sie betreffen diese Themen:

  • die Beteiligung Österreichs an internationalen Finanzhilfen für die Ukraine und für Entwicklungsländer
  • die Neufeststellung von Einheitswerten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft im Falle von deutlichen Wertsteigerungen bzw. Wertverlusten
  • die Verkürzung des Intervalls zur Überprüfung der klimatischen Verhältnisse im Bereich der Bodenschätzung

Die Abgeordneten stimmten zwei Gesetzespaketen zu, mit denen zwei EU-Verordnungen – DORA und MiCA – in nationales Recht umgesetzt werden. Dabei geht es um Cybersicherheit im Finanzsektor und um die Regulierung von Märkten für Krypto-Werte wie Bitcoins.

Fixiert wurden Neuerungen im Bereich der betrieblichen Pensions-Vorsorgekassen. Diese betreffen das Risikomanagement, die Gewährung von Zinsgarantien und die grundsätzlich elektronische Übermittlung der jährlichen Kontonachricht.

In zwei Staatsverträgen wird die Zusammenarbeit mit Serbien bzw. mit Georgien in Katastrophenfällen geregelt.

Geändert wurde das Bundes-Personalvertretungs-Gesetz. Dabei geht es unter anderem um die Erleichterung der Briefwahl bei Personalvertretungswahlen.

Nachgeordnete Dienststellen des Land- und Forstwirtschaftsministeriums können in Zukunft teilrechtsfähige Einrichtungen mit eigener Rechtspersönlichkeit eröffnen.

In Form einer Entschließung sprachen sich die Abgeordneten für vorbeugende Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Radikalisierung auf TikTok aus. TikTok ist ein Videoportal für Kurzfilme, das vor allem von sehr jungen Menschen genutzt wird.

Zur Diskussion stand auch ein aktueller Zwischenbericht von Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler über die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (Agenda 2030). Die Grünen nutzten die Debatte dazu, um Kritik an der Haltung der ÖVP in Sachen EU-Renaturierungs-Gesetz zu üben.

Ergebnisse der Untersuchungsausschüsse

Bei den Ergebnissen des COFAG-Untersuchungsausschusses und des Rot-Blauen Machtmissbrauch-Untersuchungsausschusses gab es wenig Konsens zwischen den Abgeordneten. Die SPÖ sieht sich in ihrer Vermutung bestätigt, dass Milliardär:innen in Österreich steuerlich besser behandelt werden. Die ÖVP kann keine Bevorzugung bestimmter Unternehmer erkennen. Die NEOS kritisierten, dass bei der Einrichtung der COVID-Finanzierungsagentur COFAG keine parlamentarische Kontrolle vorgesehen wurde. In der Debatte fiel auch immer wieder der Name Rene Benko.

Im Ausschussbericht zum Rot-Blauen Machtmissbrauch-Untersuchungsausschuss regt Verfahrensrichterin Christa Edwards unter anderem die Einsetzung eines "Russland-Untersuchungsausschusses" an. Der Ausschuss soll dem Verdacht von Spionagetätigkeiten nachgehen.

Auch eine Novellierung des Bundesarchiv-Gesetzes und des Bundesvergabe-Gesetzes werden empfohlen.

Dringlicher Antrag der NEOS

Keine Mehrheit erhielt ein Dringlicher Antrag der NEOS. Sie haben darin unter anderem mehr finanzielle Mittel und Verbesserungen für das Bildungssystem gefordert. Das österreichische Bildungssystem ist "in keinster Weise" in einem so schlechten Zustand, wie die NEOS es behaupten, erklärte Bildungsminister Martin Polaschek. Er verwies auf bereits umgesetzte und noch kommende Maßnahmen.

Aktuelle Stunde, Angelobung einer neuen Abgeordneten

Thema der Aktuellen Stunde mit Gesundheitsminister Johannes Rauch waren die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Dabei ging es unter anderem um den Hitzeschutzplan des Gesundheitsministeriums.

Zu Beginn der Sitzung wurde Kerstin Fladerer (ÖVP) als neue Abgeordnete angelobt. Sie übernahm das Mandat von Reinhold Lopatka, der in das Europäische Parlament gewechselt ist.

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