Nationalrat: Beschlüsse am letzten Sitzungstag vor der Sommerpause
Am letzten Sitzungstag vor der Sommerpause hat der Nationalrat zahlreiche Gesetze beschlossen.
Reform des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT)
Der Verfassungsschutz soll neu organisiert werden. Die Bereiche Staatsschutz und Nachrichtendienst werden künftig getrennt. Das Parlament soll außerdem mehr Kontrollmöglichkeiten bekommen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) bekommt einen neuen Namen: "Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst". Nachrichtendienst ist ein anderes Wort für Geheimdienst. Nachrichtendienste sollen für die Regierung Informationen über andere Staaten oder bestimmte Personen beschaffen. Diese Informationen sind nicht allgemein zugänglich. Sie sind geheim. Mit diesen Informationen soll die Sicherheit von Österreich sichergestellt werden.
Mehr Budget für COVID‑19‑Impfstoffe
Der Nationalrat hat noch einmal mehr finanzielle Mittel für COVID‑19‑Impfstoffe zur Verfügung gestellt. In den nächsten beiden Jahren werden insgesamt 916,48 Millionen Euro für die Beschaffung von bis zu 50 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Diese Impfdosen werden Österreich über das gemeinsame Beschaffungsprogramm der Europäischen Union zur Verfügung gestellt. 36 der 50 Millionen zusätzlichen Impfdosen sollen von Biontech/Pfizer kommen, die restlichen 14 Millionen sind Impfstoffe von Moderna, Johnson&Johnson, Valneva und Sanofi. Damit stehen Österreich dann insgesamt 80,5 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung.
Corona-Hilfen
Gemeinden können Geld aus dem Gemeinde‑Hilfspaket beziehen. Der Finanzausschuss hat empfohlen: Die Frist soll bis Ende 2022 verlängert werden. Die Abgeordneten haben diese Verlängerung beschlossen.
Für den Überbrückungsfonds für Künstlerinnen und Künstler werden weitere 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Künstlerinnen und Künstler, die trotz der Öffnungen weiter von der Corona-Krise betroffen sind und nicht auftreten können, können hier um finanzielle Hilfe ansuchen.
Eine Änderung des Transparenzdatenbank‑Gesetzes soll sicherstellen: Alle Leistungen, die aus dem Wiederaufbaufonds der Europäischen Union finanziert werden, müssen gemeldet werden.
In Zusammenhang mit der Beantragung von Corona-Hilfen wurden außerdem Bestimmungen im Bilanzbuchhaltungs-Gesetz und im Wirtschaftstreuhandberufs-Gesetz klargestellt.
Weitere Beschlüsse
Österreich wird sich daran beteiligen, dass 2 internationalen Entwicklungshilfefonds mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Damit sollen ärmere Länder unterstützt werden.
Die Regierung hat ein "Raserpaket" vorgelegt. Dieses Gesetzespaket sieht strengere Strafen dafür vor, wenn man sich beim Autofahren nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält. Die Abgeordneten haben dieses Gesetzespaket beschlossen.
Ein Gesetzespaket im Bereich Wissenschaft wurde beschlossen:
- Weiterbildungsangebote an Universitäten sollen geregelt werden.
- Ein neues "außerordentliches Bachelor-Studium".
- Verlängerung der Zugangsbeschränkungen für Universitätsstudien, für die sich zu viele Studierende interessieren, bis 2027.
- Vereinfachungen für Menschen, die aus einem anderen Beruf in pädagogische Berufe umsteigen wollen.
- Die Regelungen für die Studieneingangs- und Orientierungsphase (StEOP) zu Beginn von Studien an den Universitäten sollen auch bis 2027 weiter gelten.
Weitere Beschlüsse betrafen:
- eine Änderung des Unternehmensserviceportal-Gesetzes,
- eine Änderung des Luftfahrtgesetzes,
- eine Änderung des Flughafenentgelte-Gesetzes und
- eine Änderung des Bundesstraßen-Mautgesetzes.
Damit soll der Austausch von Informationen zwischen Unternehmen und Verwaltung deutlich vereinfacht werden. Menschen, die die Autobahnmaut nicht bezahlen, sollen einfacher bestraft werden können, auch wenn sie aus dem Ausland kommen.
Der Nationalrat hat auch einer Vereinbarung zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreich beschlossen, damit ein Regionalbahnprojekt in Linz finanziert werden kann.
Diskussion zu Berichten
Der Rechnungshof-Unterausschuss hat einen Bericht vorgelegt. Auf der Grundlage dieses Berichts haben die Abgeordneten über die Vergabe von Aufträgen in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie durch verschiedene Ministerien diskutiert.
Außerdem diskutierten die Abgeordneten über den Forschungs- und Technologiebericht 2021.
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung: ein Auslieferungsbegehren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen die ÖVP‑Justizsprecherin Michaela Steinacker. Abgeordnete im Nationalrat verfügen über eine Immunität. Das bedeutet: Sie können nur dann strafrechtlich verfolgt werden, wenn der Nationalrat zustimmt. Man sagt dann: Der Nationalrat liefert eine Abgeordnete oder einen Abgeordneten aus.
Die Abgeordneten haben dem Auslieferungsbegehren zugestimmt. Die Behörde kann nun gegen die ÖVP‑Abgeordnete ermitteln.
Entschließungen gab es zu folgenden Themen:
- zur Bewahrung des UNESCO-Welterbes in Österreich und
- zur Erhöhung des Anteils von Frauen im Vorstand von Unternehmen, die in Österreich an der Börse notiert sind. Anteile an diesen Unternehmen können an der Börse gehandelt werden. Die Anteile sind die sogenannten Aktien.
Forderungen der Opposition
Die Oppositionsparteien forderten:
- die Gemeinden sollen in der Corona-Krise stärker unterstützt werden,
- die verpflichtende Mitgliedschaft von Studierenden in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), soll abgeschafft werden und
- 110‑kV‑Leitungen sollen unterirdisch verlegt werden.
Dringliche Anfrage
Die FPÖ brachte eine Dringliche Anfrage an Innenminister Karl Nehammer mit fast 100 Fragen ein. Die FPÖ findet: Die ÖVP hat in der Asylpolitik völlig versagt.
FPÖ-Chef Herbert Kickl meint: Ein Beweis dafür sind mehrere junge afghanischen Asylwerber. Sie werden verdächtigt, dass sie ein 13‑jähriges Mädchen ermordet haben.
Fragestunde
Thema der Fragestunde mit Finanzminister Gernot Blümel waren: die Corona‑Hilfsmaßnahmen, die geplante Reform der Ökosteuer und die CO2‑Bepreisung. Die CO2‑Bepreisung ist eine Steuer auf den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid.
Auch einen Tag zuvor hat der Nationalrat bereits zahlreiche Gesetzesvorhaben behandelt und neue Gesetze und Gesetzesänderungen beschlossen.
Weitere Informationen in einfacher Sprache
Diese Links führen Sie zu weiteren Informationen, die nicht in einfacher Sprache sind:
- BVT-Reform
- Impfstoff-Beschaffung, weitere Finanzthemen
- Gesetzesvorlagen aus dem Wissenschaftsbereich
- Überbrückungsfonds für KünstlerInnen, UNESCO-Welterbe
- "Raserpaket" und weitere Verkehrsvorlagen
- Forschungs- und Technologiebericht, Unternehmensserviceportal
- Bilanzbuchhaltungsgesetz, Wirtschaftstreuhandberufsgesetz, Frauenquote
- Auslieferungsbegehren, Erdkabel
- Bericht des Rechnungshof-Unterausschusses über Beschaffungen
- Dringliche Anfrage der FPÖ
- Fragestunde
- Beschlüsse des Nationalrats vom 7. Juli