"Frostschutzmittel" im Wein...?
Die Weinwirtschaft in Österreich florierte nach 1945. Zwischen 1980 und 1984 gingen 14 Prozent der Weine ins Ausland. Besonders am deutschen Markt fanden süßere Weine (Spätlese) aus Österreich Absatz. Um aus großen Lagermengen von mittelmäßigem Wein Profit zu schlagen, "versüßten" einzelne Winzer:innen und Weinhändler:innen – betroffen waren vor allem das Burgenland und Niederösterreich – ihre Weine mit billigem und gesundheitlich problematischem Diethylenglykol (Glykol), das auch in Frostschutzmitteln verwendet wird. Der Wein erschien so süßer und voller im Geschmack. Schon Ende 1984 gab es Hinweise auf die illegalen Aktivitäten, ein eigens entwickeltes Nachweisverfahren und gezielte Untersuchungen ließen spätestens im März 1985 die Dimensionen erahnen. Am 23. April ging Landwirtschaftsminister Günter Haiden (SPÖ) damit an die Öffentlichkeit. Bis Juli wuchs sich die Angelegenheit zu einem internationalen Skandal aus, es kam zu Anzeigen und Verhaftungen. Besonders in Deutschland wurde vor dem Konsum österreichischer Weine gewarnt und ein Verkaufsverbot erlassen, Millionen von Flaschen wurden aus den Supermärkten entfernt.
Der österreichische Glykolwein-Skandal erschütterte die österreischische Weinwirtschaft. Erst zu Beginn der 1990er-Jahre gelang es, das verloren gegangene Vertrauen der Konsument:innen wiederzugewinnen.