Überblick
Der Abgeordnete Robert Lugar ersuchte den Budgetdienst um eine Kurzstudie zu den steigenden Flüchtlingszahlen.
Die vollständige Analyse zum Download:
BD - Anfragebeantwortung zu steigenden Flüchtlingszahlen / PDF, 600 KB
Der Abgeordnete Robert Lugar ersuchte den Budgetdienst um eine Kurzstudie zu den steigenden Flüchtlingszahlen.
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Die Flüchtlingsströme haben in den letzten beiden Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Asylanträge gegenüber den Vorjahren geführt. Im laufenden Jahr haben mit Ende September 2015 bereits 55.248 Personen in Österreich Asyl beantragt, im Gesamtjahr 2014 wurden 28.064 Asylanträge verzeichnet. In den letzten Wochen haben über 200.000 Personen als "Transitflüchtlinge" die österreichischen Grenzen überschritten und mussten versorgt und weitertransportiert werden. Die aktuelle Flüchtlingskrise ist für Österreich daher mit großen Herausforderungen verbunden.
Für die Betreuung und Integration von Flüchtlingen erbringen mehrere Bundesministerien sowie die Länder und Gemeinden Leistungen, die zu einem entsprechenden Ressourcenbedarf führen. Aus den Rechenwerken der Gebietskörperschaften sind die erforderlichen Beträge zumeist nicht zu erkennen, weil sie Teil von anderen Budgetpositionen und nicht gesondert ausgewiesen sind. Es gibt daher derzeit weder auf Bundesebene noch auf gesamtstaatlicher Ebene einen einigermaßen vollständigen Überblick über die Gesamtleistungen und -kosten. Auch aus den in der Vorbemerkung genannten Gründen kann die Anfrage derzeit nicht umfassend beantwortet werden.
Im Hinblick auf die anstehende Budgetdebatte hat der Budgetdienst jedoch die wesentlichen Grundlagen zur Beurteilung der budgetären Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf die öffentlichen Haushalte Österreichs dargestellt und die bedeutendsten Kostenfaktoren identifiziert. Soweit verfügbar, wurden diese auch für die letzten beiden Jahre sowie für das laufende Budgetjahr beziffert (siehe dazu die Ausführungen zu den einzelnen Bundesministerien). Dabei sind insbesondere die folgenden Positionen mit besonderen budgetären Auswirkungen auf den Bund bzw. die Länder hervorzuheben:
Aufgrund der aktuellen und sich ständig verändernden Entwicklungen liegen dem Budgetdienst für das Gesamtjahr 2015 und für die Budgetierung 2016 noch keine belastbaren Zahlenangaben vor. Teilweise sind die Kosten auch nicht genau prognostizierbar, weil sie maßgeblich von den angenommenen Asylwerberzahlen abhängen. Im Rahmen seiner Budgetrede am 14. Oktober 2015 wird der Bundesminister für Finanzen dazu für 2015 und 2016 neue Zahlen vorlegen.
Einen guten Indikator für die gesamtstaatliche Budgetbelastung könnten jene BIP-Anteile bilden, die nach Auffassung des Bundesministers für Finanzen aus dem strukturellen Defizit ausgeklammert werden sollten, weil es sich bei der aktuellen Flüchtlingskrise um eine Notlage bzw. Einmalmaßnahmen im Sinne des Stabilitäts- und Wachstumspaktes handle. Medienberichten zufolge bezifferte der Bundesminister für Finanzen die zusätzlichen Kosten der Flüchtlingskrise 2015 mit rd. 350 Mio. EUR (rd. 0,1 % des BIP) und 2016 mit rd. 1 Mrd. EUR (rd. 0,3 % des BIP). Eine besondere Herausforderung stellen dabei insbesondere auch die Kosten der bedarfsorientierten Mindestsicherung für Asylberechtigte dar, weil dazu praktisch keine aggregierten Daten verfügbar sind.
Aus budgetärer Sicht kommen insbesondere dem raschen Abschluss der Asylverfahren und einer gelungenen Integration in den Arbeitsmarkt besondere Bedeutung zu. Eine noch weitgehend unbekannte Größe stellen die Kosten der Familienzusammenführung dar, weil dazu keine Schätzungen vorliegen. Neben den budgetären Kosten für die öffentlichen Haushalte wären aus ökonomischer Sicht jedenfalls auch die kurz- und langfristigen volkswirtschaftlichen Auswirkungen (z. B. Konjunktureffekte, Beitrag der Zuwanderung für soziale Sicherungssysteme, Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt) zu betrachten.