Provenienzforschung und Restitution

Informationen zu Auftrag, Geschichte, Provenienzforschung und Restitutionen der Parlamentsbibliothek.

Provenienzforschung und Restitution

Im Auftrag der Parlaments­direktion erstellten externe Experten und Expertinnen des Vereins für wissen­schaftliche und kulturelle Dienst­leistungen unter der Leitung von Dr. Harald Wendelin umfassende Recherchen zur Provenienz der Bücher in der Parlaments­bibliothek.

Untersucht wurden rund 15.000 Bände auf im Sinne des Kunst­rückgabe­gesetzes relevante Bestände: Erscheinungs­datum vor 1945, Erwerb nach dem 30. Jänner 1933.

Der Kunst­rückgabe­beirat hat in seiner Sitzung vom 21. Juni 2013 für 29 Signaturen, das sind 37 Bände, die Rückgabe an vom NS-Regime verfolgte Personen und Institutionen bzw. deren Rechts­nachfolger­:innen empfohlen. Die Suche nach den Rechts­nachfolger­:innen der ehemaligen Eigentümer:innen sowie die Abwicklung der Restitution erfolgt durch den Nationalfonds der Republik Österreich in enger Kooperation mit der Parlaments­bibliothek. 11 der 19 Restitutions­fälle konnten bisher abgeschlossen werden.

Restitutionen 2014 - 2022

Am 6. März 2014 restituierte die damalige Präsidentin des Nationalrats, Mag.a Barbara Prammer, im Lesesaal der Parlaments­bibliothek sechs Bücher an den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch. Die IKG Wien ist Rechts­nachfolgerin für die Lese- und Rede­halle jüdischer Hoch­schüler in Wien, die Bibliothek der Z.T.V. Avoda sowie die Trumpeldor-Bücherei Wien, Jugendbund Josef Trumpeldor.

Parlamentskorrespondenz Nr. 183/2014

2015 erfolgten Rückgaben an die Rechts­nachfolger:innen nach Dr. Edwin Bader und Dr. Lily Bader, Robert Holzinger und Dr. Leopold Singer. Die Rück­gabe an die Erbinnen und Erben nach Dr. Leopold Singer erfolgte am 1. Oktober 2015 in einer gemein­samen Feier­stunde mit der Bibliothek der Wirtschafts­universität Wien, die knapp 700 Bände restituierte, die Parlaments­bibliothek eines.

2016/2017 erfolgten Rück­gaben an die Rechts­nachfolger:innen nach Auguste Goldschmid, Siegfried Graubart und Ing. Felix B. Kraus.

Am 6. Juli 2017 restituierte Nationalrats­präsidentin Doris Bures im österreichischen General­konsulat in New York ein Buch an die Rechts­nachfolger:innen nach Richard Beer-Hofmann.

Parlamentskorrespondenz Nr. 882/2017

Die den noch nicht abgeschlossenen Restitutions­fällen zugeordneten Bände bleiben bis zu ihrer Übergabe an die Erbinnen und Erben der ursprünglichen Eigentümer:innen in der treu­händerischen Obhut der Parlaments­bibliothek, wo sie in der Camera Präfekti separat aufbewahrt werden.

Am 26. Oktober 2018 hat der National­fonds der Republik Österreich für Opfer des National­sozialismus zum National­feiertag das erneuerte Findbuch 2.0 vorgestellt. Die Adress­bücher und Amts­kalender sind nun unter dem Menüpunkt "Bücher" zu finden. An dieser Stelle kann darüber hinaus unter "Literatur" die in Kooperation mit der Parlaments­bibliothek und dem Manz-Verlag digitalisierte elfbändige Buchreihe "Die österreichischen Wieder­gutmachungs­gesetze" gefunden werden.Dabei handelt es sich um kommentierte Dokumentationen zu sieben Rück­stellungs- und drei Rück­gabe­gesetzen, die zwischen 1946 und 1954 publiziert worden sind.

Am 24. Juli 2019 kam es in der Parlaments­bibliothek zu einer ungemein berührenden Begegnung zwischen Tim, Lesley und Isaac Blake, den Erbinnen und Erben nach Dr. Hans T. Korolanyi, und dem zu restituierenden Buch aus dem Besitz des Großvaters bzw. Urgroßvaters. Das Buch "Der alte und der neue Glaube: ein Bekenntnis" von David Friedrich Strauß (Bonn, 1904) bleibt weiter der Obhut der Parlaments­bibliothek anvertraut. Die Familie behält die Option, es zu besuchen oder doch einmal mitzunehmen.