Das Verständnis von Behinderung hat sich seit den 1970er-Jahren gewandelt. Die vorwiegend medizinische Betrachtung der jeweiligen Dysfunktionalität wurde vom verstärkten Blick auf die soziale Umgebung der Betroffenen abgelöst. Es ist nämlich die ungenügende Reaktion dieser Umgebung auf die Andersartigkeit, die letztlich behindert (Teglbjaerg et al., 2021). So lautet etwa Art. 1, zweiter Satz UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 (UN-BRK): "Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, psychische, intellektuelle oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen und wirksamen Teilhabe, gleichberechtigt mit anderen, an der Gesellschaft hindern können."
Vereinfacht kann im gegebenen Kontext zwischen Beeinträchtigungen der Mobilität, der Sinne – also des Hörens, des Sehens, des Verstehens – und der Psyche unterschieden werden (Trescher/Hauk 2020, OSCE ODIHR 2019).
Die Mobilität lässt sich z. B. durch die Errichtung von Rampen, geräumigen Liften, Türen mit verlangsamten Schließmechanismen, rollstuhlgerechten WCs usw. wiederherstellen.
Kommunizieren ist für Gehörlose oder hochgradig Hörbeeinträchtigte mittels Gebärdensprache möglich, wenn sie diese erlernt haben, das heißt, es bedarf einer Gebärdensprachdolmetschung. Beherrschen sie nur die Lautsprache, so sind sie zum Verstehen auf die Verschriftlichung des Gesagten (durch Schriftdolmetschung) angewiesen. Dabei ist zu bedenken, dass es auch taubblinde Menschen gibt, für die die Übersetzung von Ton in lesbare Zeichen keine taugliche Kommunikationshilfe ist. Hörgeräteträger:innen oder Personen mit Cochlea-Implantaten (Hörprothesen) können zusätzlich durch direkte Tonübertragung (mittels Induktion, Infrafrot oder Funk) unterstützt werden.
Für blinde Menschen müssen Informationen ertastbar oder hörbar gemacht werden. Nicht alle beherrschen die Blindenschrift (Braille). Für die Orientierung im Raum bedarf es z. B. taktiler Bodenleitsysteme. Sehschwachen Personen hilft es , wenn Text in großen Buchstaben lesbar gemacht wird.
Für Menschen mit Lernschwierigkeiten sind Texte in Einfacher oder Leichter Sprache hilfreich. Für psychisch kranke Menschen ist an kurzfristige Rückzugsräume zu denken. Die adäquate Reaktion auf die weiteren Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen setzt ein nuanciertes Verständnis und Wissen voraus, das gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Organisationen aufgebaut werden kann. Neben allen baulichen, technischen oder sonstigen regulären Maßnahmen kommt es auf den „menschlichen Faktor“ an. Das bedeutet u. a., Vorurteile abzubauen und achtsam auf die Bedürfnisse des Gegenübers einzugehen.
Auf welche konkreten Barrieren und Maßnahmen in Parlamenten zu achten ist, wird im Folgenden exemplarisch aufgezeigt.