Anna Boschek

Anna Boschek (geb. 1874, gest. 1957) war eine Pionierin der österreichischen Gewerkschaftsbewegung. Sie stammte aus ärmlichen Verhältnissen.

Die erste Frau im Parteivorstand der Sozialdemokraten

Nach dem Tod ihres Vaters musste Anna Boschek mit neun Jahren die Schule abbrechen. Sie arbeitete in der Chemie- und in der Textilindustrie.

1891 trat Anna Boschek der Gewerkschaft bei und wurde Mitglied des sozialdemokratischen Arbeiterinnen-Bildungsvereins. Zwei Jahre später bekam sie eine Anstellung bei der Gewerkschaftskommission für die gewerkschaftliche Organisierung von Frauen – eine Funktion, die sie bei ihrem Kampf um die Gleichberechtigung der Frau nützen konnte.

1890 wurde sie als erste Frau in den Parteivorstand der Sozialdemokrat:innen gewählt. Nach dem Ersten Weltkrieg war sie von 1918 bis 1920 Mitglied des Wiener Gemeinderats. 1919 zog sie in die Konstituierende Nationalversammlung ein.

Engagement vor allem in Sozial- und Arbeitsfragen

Boschek engagierte sich vor allem in Sozial- und Arbeitsfragen. Im Rahmen der Mitarbeit am sozialrevolutionären Gesetzeswerk von Ferdinand Hanusch trat sie für die Gründung der Arbeiterkammern ein.

Das Gesetz zum 8-Stunden-Arbeitstag trägt ebenso ihre Handschrift wie Vorlagen zur Arbeitsruhe, zum Nachtarbeitsverbot für Frauen und zur Gewerbeinspektion sowie das Hausgehilfinnengesetz.

Verhaftung 1934

Zusammen mit Käthe Leichter, die ihre parlamentarische Mitarbeiterin wurde, arbeitete sie nicht nur an allen sozialpolitischen Gesetzen mit, die beiden waren vor allem auch an den frauenpolitischen Aktivitäten der freien Gewerkschaften, der Arbeiterkammer und der Sozialdemokratischen Partei maßgeblich beteiligt.

Boschek blieb bis zur Auflösung des Parlaments 1934 Abgeordnete zum Nationalrat. Danach wurde sie verhaftet und nach der Freilassung unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach 1945 übernahm Anna Boschek aus gesundheitlichen Gründen keine politischen Funktionen mehr, der gewerkschaftlichen und sozialistischen Bewegung blieb sie aber bis an ihr Lebensende treu.

Sie starb 1957 in Wien.

Biografie Anna Boschek