Grete Rehor

Grete Rehor (geb. 1910, gest. 1987) war als Sozialministerin Österreichs allererste Frau an der Spitze eines Bundesministeriums. 

Sozialministerin Grete Rehor: Österreichs allererste "Frau Minister"

Das rote Wien hat die konservative "Schwarze Kommunistin" in besonderer Weise geehrt und einen prominenten Platz nach ihr benannt: 1996 wurde der Park zwischen Parlament und Justizministerium zum "Grete-Rehor-Park". Trotzdem war die tatkräftige Sozialpolitikerin in der Öffentlichkeit rasch vergessen, als sie 1987 starb. Frauenpolitik wird in Österreich eher mit der Sozialdemokratie assoziiert.

"Tu was" lautete Grete Rehors Lebensmotto, und damit begann sie selbst schon früh. Mit 14 arbeitet sie bereits für Schulgeld und Lebensunterhalt. Als Textilarbeiterin finanziert sie sich den Besuch der Handelsschule, nebenbei besucht sie sozialpolitische Abendkurse.

Gewerkschaft und Jugendbewegung

1927 beginnt Rehor (geborene Daurer) ihre Gewerkschaftsarbeit als Sekretärin im "Zentralverband der christlichen Textilarbeiter". 1928 ist sie die erste Frau im Jugendbeirat der Arbeiterkammer Wien. Sie leitet die Jugendbewegung "Junge Front im Arbeiterbund" – gemeinsam mit dem späteren Bundeskanzler Josef Klaus.

Ihr Vater fällt im Ersten Weltkrieg, der Ehemann im Zweiten

1935 heiratet sie den christlichen Gewerkschafter Karl Rehor. Das Glück ist von kurzer Dauer: 1938, kurz vor der Geburt der Tochter, wird Karl Rehor von den Nazis verhaftet und in das Massaker an der Ostfront geschickt. Er fällt bei Stalingrad. Ihren Vater hatte Rehor als Achtjährige im Ersten Weltkrieg verloren.

Sie behauptet ihren Platz und wird 1966 Sozialministerin

In der Nachkriegszeit behauptete Grete Rehor ihren Platz in der Gewerkschaft in diversen Funktionen. Sie ist bereits an den ersten Lohn- und Tarifverhandlungen maßgeblich beteiligt und wird von den Sozialpartnern geschätzt.

Als die ÖVP 1966 die erste Alleinregierung der Zweiten Republik bildet, holt Bundeskanzler Klaus die ehemalige Kollegin aus der Jugendarbeit in die Regierung: erstmals wird in Österreich eine Frau auf einen Ministerposten berufen.

Die Leistungen der "Schwarzen Kommunistin"

Sozialministerin Grete Rehor leistete in ihren nur vier Jahren Amtszeit viel für die "kleinen Leute" und für die Frauen. Das Volk nannte sie dafür wohlwollend "Schwarze Kommunistin".

Die Anzahl der Teilzeitstellen wird erhöht, der Karenzgeldanspruch um ein Viertel angehoben, die Mutterschutzfrist auf mindestens zwölf Wochen erhöht, das Lebensmittelgesetz reformiert. Unter der Parole "Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" kämpft Grete Rehor um die Angleichung der Gehälter von Männern und Frauen.

Grete Rehor macht den 8. Dezember zum Feiertag

Sie spendiert den Arbeitnehmer:innen einen neuen Feiertag: "Maria Empfängnis", den 8. Dezember. Mehr als 100 Sozialgesetze traten in Kraft, darunter das Arbeitsmarktförderungsgesetz und das Hausbesorgergesetz.

Zu Hilfe kommt ihr die Wirtschaftswunderzeit: Unter Grete Rehor steigt das Sozialbudget um 66 %, die reale Erhöhung der Pensionen beträgt 22 % – ein Ausmaß, das nie mehr erreicht wurde. Mit der Wahlniederlage der ÖVP im Jahre 1970 verlor Rehor ihr Ministeramt. Sie legte auch ihr Nationalratsmandat zurück.

Hohe Auszeichnung als allererste Frau

Danach ist sie bis ins hohe Alter aktiv im sozialen Bereich: Als Bundesfrauenreferentin des ÖAAB, Vizepräsidentin der ARGE (Dachorganisation für 61 Behindertenverbände), Obfrau der Jugendfreunde und in der Liga für Menschenrechte.

Neben anderen Ehrungen erhält Grete Rehor – als allererste Frau überhaupt – das "Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich".

Sie stirbt 1987 in Wien.

Biografie im Österreichischen Parlament