Johanna Dohnal

Johanna Dohnal (geb. 1939, gest. 2010) war die erste Frauenministerin Österreichs.

Lediges Kind und Industriekauffrau

Österreichs berühmteste Frauenpolitikerin Johanna Dohnal war eine Institution - ähnlich wie die Journalistin und Autorin Alice Schwarzer in Deutschland. Ihr Name steht in Österreich wie kein anderer für Frauenpolitik und den Kampf um gleiche Rechte für Frauen und Männer.

Dohnal (geborene Dietz) wuchs als "lediges Kind" bei ihrer Großmutter auf. Die Mutter hatte Tuberkulose, für höhere Schulbildung fehlte das Geld. Sie wurde Industriekauffrau in einer Fabrik. 1957 heiratete sie den Chauffeur Franz Dohnal und bekam zwei Kinder.

Zitat

"Auch sozialistische Männer sind Männer: Sie lieben Ordnung, die ihnen jemand anderer schafft." - Johanna Dohnal

Lediges Kind und Industriekauffrau

Dohnal (geborene Dietz) wuchs als "lediges Kind" bei ihrer Großmutter auf. Die Mutter hatte Tuberkulose, für höhere Schulbildung fehlte das Geld. Sie wurde Industriekauffrau in einer Fabrik. 1957 heiratete sie den Chauffeur Franz Dohnal und bekam zwei Kinder.

Der Ehemann kann seiner Frau den Arbeitsplatz kündigen

In dieser Zeit hatten Männer nicht nur gravierend mehr grundlegende Sicherheiten und Rechte als Frauen: Die (Ehe-)Frau war ihnen rechtlich untergeordnet. Männer konnten ihren Frauen den Arbeitsplatz kündigen; Frauen mussten dem Ehemann nachfolgen, wenn er in eine andere Stadt zog (andernfalls drohte die schuldige Scheidung und damit der Verlust aller Sicherheiten). Der Tatbestand "Vergewaltigung in der Ehe" existierte rechtlich nicht; Abtreibung war verboten.

Fristenlösung und erstes Frauenhaus

Der Kampf um die Legalisierung der Abtreibung, um die sogenannte "Fristenlösung", sensibilisierte Dohnal für Frauenangelegenheiten, wie sie einmal sagte. 1973 wurde sie Wiener Gemeinderätin, 1978 entstand auf Dohnals Initiative das erste Frauenhaus in Wien.

Erst Staatssekretärin, dann Ministerin

1979 wird sie Frauenstaatssekretärin in der Regierung Kreisky, 1990 macht Bundeskanzler Franz Vranitzky sie zur ersten Frauenministerin Österreichs. Dohnal kämpft für Chancengleichheit und eigene Pensionsansprüche für Frauen und engagiert sich in der Friedens-, Entwicklungs- und Bildungspolitik.

Reformen unter Dohnal

Vergewaltigung in der Ehe wird unter Strafe gestellt. 1989 wird die Amtsvormundschaft bei ledigen Müttern beseitigt. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wird erstmals Thema eines (Gleichbehandlungs-)Gesetzes. Väter können in Karenz gehen. 1993 kommt ein Gleichbehandlungsgesetz für den öffentlichen Dienst: an Schulen und Universitäten werden Frauenquoten eingeführt.

Konsequenz stößt auf Widerstand

Die Ministerin setzt sich auf allen Ebenen für gesetzliche Kinderbetreuung und Frauenquoten ein und stößt damit auf enormen Widerstand, auch in der eigenen Partei. 1995 wurde Dohnal auf Wunsch von Kanzlers Franz Vranitzky abgelöst und zog sich aus der Politik zurück. Sie starb am 20.2.2010.

Wespenstiche in empfindlichste Teile

Johanna Dohnals Ziel war eine gerechte, friedliche Gesellschaft mit wirtschaftlich unabhängigen, gleichberechtigten Frauen. Bei der Umsetzung war sie sehr konkret: Sie setzte Wespenstiche in empfindlichste, durch Tabus geschützte Stellen einer Gesellschaft, die Männern stillschweigend mehr Sicherheiten und Rechte zubilligte als Frauen. Anecken gehörte da einfach dazu. Johanna Dohnal war die gesamten 16 Jahre ihrer Regierungsverantwortlichkeit mit zähem Widerstand konfrontiert.

Offene Forderungen

Viele von Dohnals Forderungen sind bis heute nicht verwirklicht: Die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sind nach wie vor vorhanden. Und wo Frauen rein rechtlich gleichgestellt sind, stehen sie mitunter vor verborgenen Ungerechtigkeiten: wenn etwa die in Wahrheit gleiche Tätigkeit bei Mann und Frau nach verschiedenen Kollektivverträgen entlohnt wird.

Biografie im Österreichischen Parlament