Bei den nicht öffentlichen Sitzungen des k.k. (kaiserlich-königlich) verstärkten Reichsrates 1860 testet der damalige Leiter des Stenografenbüros Conn eine neue Arbeitsweise: Ein Revisor (Conn selbst) ist während der gesamten Sitzung anwesend und stenografiert mit, während sich die Kammerstenografen alle 15 Minuten abwechseln. Im Büro diktieren sie das Stenografierte sogenannten Hilfsstenografen, die die Verschriftlichung in Kurrent erledigen. Dieser Text wird schließlich vom Revisor überarbeitet.
Als 1861 mit der Februarverfassung der (neue) Reichsrat zu tagen beginnt, wird das Büro vergrößert und es werden die beim verstärkten Reichsrat erprobten Arbeitsprozesse ausgerollt: Vier Revisoren stenografieren 30 Minuten und 12 Kammerstenografen wechseln sich alle fünf Minuten ab. Die Kammerstenografen haben danach 25 Minuten Zeit für die Übertragung der Stenogramme in Kurrentschrift, bevor sie wieder in den Saal gehen, und die Revisoren können nach der Rückkehr aus dem Saal sofort mit der Revision beginnen.
Diese Arbeitsweise ermöglicht es, dass das Protokoll kurz nach Sitzungsende in revidierter und druckfertiger Fassung vorliegt. Auch die Redner können so bereits kurz nach ihrer Rede das Manuskript durchsehen und gegebenenfalls korrigieren – es gibt jeweils nur ein Manuskript, auf dem alle Korrekturen angebracht werden. Seitens der Redner sind auch schon damals nur "formelle Aenderungen, aber auch nur solche" (Conn 1873, 17) zulässig. Conn selbst sieht diese Korrekturen vor der Drucklegung durch und legt zu weitgehende Änderungswünsche einer Verifizierungskommission vor, die über die Zulässigkeit entscheidet. So soll die Authentizität des Stenographischen Protokolls sichergestellt werden. Diese Verifizierungskommission mit neun Mitgliedern ist ab 1848 in der Geschäftsordnung vorgesehen. Sie soll, wie Alt schreibt, "weniger die Stenographen überwachen als willkürliche Änderungen der Redner verhindern" (Alt 1948, 110f.).
Das Manuskript mitsamt allen Korrekturen geht an die Staatsdruckerei. Noch in der Nacht erhält Conn den Satz, der von ihm auch stilistisch korrigiert wird. Am Morgen nach der Sitzung liegt das gedruckte Protokoll vor, selbst dann, wenn beide Kammern des Reichsrates tagen.
Grundlage für diese Schnelligkeit und Genauigkeit ist die minutiös geplante, ineinandergreifende Arbeitsweise – "Gleich einem Uhrwerk" – der Stenografen. So funktioniert auch der Wechsel im Saal (sogenannter Turnus) mithilfe einer eigens dafür entwickelten Uhr: Im Saal gibt es alle fünf Minuten zwei Schläge auf eine elfenbeinerne Glocke, mit denen dem Kammerstenografen oder dem Revisor das Ende der jeweiligen Partie angezeigt wird.