Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung, zu der Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Bundesratspräsident Günter Kovacs geladen hatten, standen heuer das KZ Gusen sowie die Zukunft des Erinnerns angesichts der Tatsache, dass es immer weniger lebende Zeitzeug:innen gibt.
In ihren Reden zeigten sich sowohl Sobotka als auch Kovacs überzeugt, dass das Erinnern an die Vergangenheit immer eine Auswirkung auf das Handeln in der Gegenwart haben müsse. So gelte es, aus dem Gedenken an vergangenes Unrecht, klare Eckpfeiler für das aktuelle Handeln zu bauen, unterstrich der Nationalratspräsident. Als Beispiele dafür führte er das Bekenntnis Österreichs zu Israel als jüdischem Staat, die Wertschätzung gegenüber der jüdischen Gemeinde in Österreich, die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit durch Restitutionen und Entschädigungen sowie die Pflege der politischen und demokratischen Kultur an. Da soziale Medien oft eine kritikwürdige Rolle spielen würden, brauche es zudem Regulierungen in diesem Bereich sowie verstärkte Anstrengungen im Bildungssektor.
Gedenken müsse immer mit einer Botschaft für die Gegenwart verbunden sein, betonte Bundesratspräsident Günter Kovacs in seinen Eröffnungsworten. Es gehe um eine klare Ablehnung von Gewalt und Rassismus. In diesem Zusammenhang müsse man auch den Blick auf den Krieg in der Ukraine richten und alles dafür tun, damit es in Europa wieder Frieden und Sicherheit gebe. Kovacs erinnerte mit Blick auf den Schwerpunkt des heurigen Gedenktags an die 71.000 Menschen, die aus allen Teilen Europas verschleppt und im KZ Gusen inhaftiert wurden. Mehr als die Hälfte von ihnen habe die Haft nicht überlebt.
Ein Kurzfilm über die Geschichte des Konzentrationslagers Gusen sowie über den laufenden Beteiligungsprozess zur Weiterentwicklung des Areals in eine würdige Gedenkstätte bildete den Ausgangspunkt für eine Podiumsdiskussion. Daran nahmen die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Barbara Glück, die Zeithistorikerin Linda Erker, der Leiter des Fotoarchivs von Yad Vashem Jonathan Matthews sowie der deutsch-französische Jurist und Philosoph Michel Friedman teil. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Lesung, in der junge Gedenkvermittler:innen aus Biographien von Opfern vortrugen, die alle im KZ Gusen ermordet wurden.
Die Veranstaltung anlässlich des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus wurde live von ORF 2 übertragen und ist auch in der Mediathek des Parlaments abrufbar.