9. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
26. Februar 2025
XXVIII. Gesetzgebungsperiode
Nationalratssaal
Stenographisches Protokoll
9. Sitzung des Nationalrates
XXVIII. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, 26. Februar 2025
1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Finanzstrafgesetz und das Finanzstrafzusammenarbeitsgesetz geändert werden
2. Punkt: Ersuchen der Staatsanwaltschaft Wien um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan gemäß Art. 57 Abs. 3 B-VG
3. Punkt: Wahl von Ausschüssen
Inhaltsverzeichnis
Wortmeldungsarten
RNRandnummer
Zitierbeispiel: Sten. Prot. NR 11. Sitzung, 7.3.2025, RN 8
Impressum
Parlamentsdirektion
1017 Wien
Sitzungsbeginn
9.05 Uhr
Sitzungsende
17.42 Uhr
Nationalrat
Gedenkminute anlässlich des Attentats in Villach
Mandatsverzicht des Abgeordneten Ing. Norbert Hofer (FPÖ)
Angelobung des Abgeordneten Michael Gmeindl (FPÖ)
Personalien
Verhinderungen
Geschäftsbehandlung
Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen des schriftlichen Ausschussberichtes 28 d.B. gemäß § 44 (2) GOG
Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 GOG
Sitzungsunterbrechung
Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls dieser Sitzung durch Präsident Dr. Walter Rosenkranz
Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS) | un |
Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. | sr |
Dr. Susanne Fürst (FPÖ) | wm |
Mag. Karoline Edtstadler (ÖVP) | wm |
Petra Bayr, MA MLS (SPÖ) | wm |
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS) | wm |
Mag. Werner Kogler (Grüne) | wm |
Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ) | wm |
Dr. Gudrun Kugler (ÖVP) | wm |
Robert Laimer (SPÖ) | wm |
Veit Valentin Dengler (NEOS) | wm |
Mag. Meri Disoski (Grüne) | wm |
Aktuelle Europastunde (6/AS)
„Wohlstandssicherung durch den EU-Binnenmarkt und durch Exporte für Österreich“
Mag. Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) | un |
Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher | sr |
MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ) | wm |
Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP) | wm |
MMag. Michaela Schmidt (SPÖ) | wm |
Josef Schellhorn (NEOS) | wm |
Leonore Gewessler, BA (Grüne) | wm |
MEP Mag. Elisabeth Dieringer-Granza (FPÖ) | wm |
Andreas Ottenschläger (ÖVP) | wm |
MEP Mag. Andreas Schieder (SPÖ) | wm |
MEP Dr. Helmut Brandstätter (NEOS) | wm |
MEP Lena Schilling (Grüne) | wm |
Michael Fürtbauer (FPÖ) | wm |
MEP Dipl.-Ing. Alexander Bernhuber (ÖVP) | wm |
Reinhold Binder (SPÖ) | wm |
MMag. Markus Hofer (NEOS) | wm |
Dr. Elisabeth Götze (Grüne) | wm |
Bundesregierung
Vertretungsschreiben
Ausschüsse
Zuweisungen
Auslieferungsbegehren
gegen den Abgeordneten Mag. Harald Stefan (FPÖ)
Unvereinbarkeitsangelegenheiten
Zweiter Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses
Dringliche Anfrage
der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA (FPÖ), Kolleginnen und Kollegen betreffend „IS-Terror in Villach durch eklatantes Behördenversagen?“ (439/J)
Begründung: Christian Hafenecker, MA (FPÖ) | bg |
Bundesminister Mag. Gerhard Karner | sr |
Debatte:
Dr. Susanne Fürst (FPÖ) | wm |
Mag. Ernst Gödl (ÖVP) | wm |
Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) | wm |
Mag. Yannick Shetty (NEOS) | wm |
Dr. Alma Zadić, LL.M. (Grüne) | wm |
Wendelin Mölzer (FPÖ) | wm |
Nico Marchetti (ÖVP) | wm |
Mag. Yannick Shetty (NEOS) | tb |
Mag.a Dr.in Petra Oberrauner (SPÖ) | wm |
Dr. Stephanie Krisper (NEOS) | wm |
Süleyman Zorba (Grüne) | wm |
Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ) | wm |
Andreas Minnich (ÖVP) | wm |
Maximilian Köllner, MA (SPÖ) | wm |
Barbara Neßler (Grüne) | wm |
Mag. Gernot Darmann (FPÖ) | wm |
Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne) | wm |
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst (FPÖ), Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schaffung eines Verbotsgesetzes für den politischen Islam“ – Ablehnung
Entschließungsantrag der Abgeordneten Süleyman Zorba (Grüne), Kolleginnen und Kollegen betreffend „Radikalisierung und Terror durch Social Media beenden“ – Annahme (2/E)
Entschließungsantrag der Abgeordneten Süleyman Zorba (Grüne), Kolleginnen und Kollegen betreffend „Desinformation bekämpfen und Meinungsvielfalt sichern auf Social Media“ – Ablehnung
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann (FPÖ), Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stopp der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Asylanten“ – Ablehnung
Verhandlungen
1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (22 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Finanzstrafgesetz und das Finanzstrafzusammenarbeitsgesetz geändert werden (27 d.B.)
Andreas Ottenschläger (ÖVP) | p |
Christian Oxonitsch (SPÖ) | p |
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS) | p |
Mag. Nina Tomaselli (Grüne) | p |
Dr. Barbara Kolm (FPÖ) | p |
2. Punkt: Bericht des Immunitätsausschusses über das Ersuchen der Staatsanwaltschaft Wien, do. GZ. 501 St 68/24k - 1.23, um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan gemäß Art. 57 Abs. 3 B-VG (28 d.B.)
Anhang
Eingebracht wurden
Petition
Petition betreffend „10.000 Euro weniger im Jahr? Das ist nicht fair! Für eine rasche und umfassende Umsetzung der EU-Richtlinie für Lohntransparenz“ überreicht von den Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Julia Elisabeth Herr (2/PET)
Bürgerinititative
Bürgerinitiative betreffend „Regierungsalternative“ (20/BI)
Regierungsvorlage
Übereinkommen über das Central European Exchange Programme for University Studies (CEEPUS IV) (26 d.B.)
Berichte
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 78 Absatz 5 des Bundeshaushaltsgesetzes über das Eingehen, die Prolongierung und die Konvertierung von Finanzschulden und Währungstauschverträgen im Finanzjahr 2024 (7/BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Europäischen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im 4. Quartal 2024 (8/BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz über die im 4. Quartal 2024 ergriffenen Maßnahmen (9/BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Genehmigung von Mittelverwendungsüberschreitungen und gemäß § 60 Abs. 3 BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 4. Quartal 2024 (10/BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Übernahme von Bundeshaftungen im Jahr 2024 (11/BA und Zu 11/BA)
Monatserfolg Dezember 2024 sowie Berichte gemäß § 3 Abs. 2 Kommunalinvestitionsgesetz 2023 und § 3 Abs. 4 COVID-19-Fondsgesetz (12/BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 12 COFAG-NoAG über die Maßnahmen und den Stand der Liquidation der COFAG sowie die aus der Gewährung von finanziellen Maßnahmen resultierenden Auswirkungen zum Stichtag 31. Dezember 2024 (13/BA)
Bericht des Rechnungshofes betreffend Vorbereitung auf den Blackout-Fall – Reihe BUND 2025/2 (III-99 d.B.)
Tätigkeitsbericht 2024 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2025/3 (III-100 d.B.)
EAG Evaluierungsbericht 2024, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-104 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend Universitätsfinanzierung NEU – Reihe BUND 2025/4 (III-105 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend INiTS Universitäres Gründerservice Wien GmbH – Reihe BUND 2025/5 (III-106 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend Umsetzung des Waldfonds – Reihe BUND 2025/6 (III-107 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Dezember 2024, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-108 d.B.)
Gemeinwirtschaftlicher Leistungsbericht 2022, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-109 d.B. und Zu III-109 d.B.)
Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für Dezember 2024, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-110 d.B.)
Bericht zum Stromkosten-Ausgleichsgesetz 2022, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-111 d.B.)
Bericht der Personalvertretungsaufsichtsbehörde über ihre Tätigkeit und ihre Wahrnehmungen im Jahr 2024, vorgelegt von der Bundesregierung (III-112 d.B.)
Bericht der Bundesregierung über die Volksgruppenförderung des Bundeskanzleramtes 2023 (III-113 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Dezember 2024 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-114 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Dezember 2024 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-115 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Dezember 2024 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-116 d.B.)
Bericht des Bundesministers für Finanzen über die öffentlichen Finanzen 2023 bis 2028 (III-117 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend Flächen für Strom aus erneuerbaren Energieträgern – Reihe BUND 2025/7 (III-118 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend GKB-Bergbau GmbH – Reihe BUND 2025/8 (III-119 d.B.)
Außen- und Europapolitischer Bericht 2023 der Bundesregierung (III-120 d.B.)
Bericht des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zielsteuerung-Gesundheit - Monitoringbericht 2024 sowie der Kurzbericht Finanzzielsteuerung - Oktober 2024 inklusive der Stellungnahmen der Landes-Zielsteuerungskommissionen aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 26. April 2013, E 301-NR/XXIV.GP (III-122 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner 2025 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-123 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner 2025 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-124 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner 2025 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-125 d.B.)
Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG
Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen über soziale Sicherheit zwischen der Republik Österreich und der Kirgisischen Republik (61/GO)
Anträge der Abgeordneten
Norbert Sieber, Bernhard Herzog, Mag. Gertraud Auinger-Oberzaucher, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Familienlastenausgleichsgesetz 1967 und das Kinderbetreuungsgeldgesetz geändert werden (23/A)
Dr. Gudrun Kugler, Petra Bayr, MA MLS, Henrike Brandstötter, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz und Unterstützung ukrainischer Kinder (24/A(E))
Elisabeth Heiß, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot politisch motivierter Kontokündigungen (Debanking) (25/A(E))
Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die XXVIII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates vorzeitig beendet wird (26/A)
Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anhebung der „Bankenabgabe“ (27/A(E))
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Freiheitliches Maßnahmenpaket gegen EU-Bürokratie in der Landwirtschaft (28/A(E))
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Herabsetzung der Strafmündigkeit (29/A(E))
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Echte Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung (30/A(E))
Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend Grundlegende Reform der Entwicklungshilfe (31/A(E))
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung des Entgeltes für Grundwehrdiener auf die Höhe der Mindestsicherung (32/A(E))
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verlängerung des Grundwehrdienstes und Wiedereinführung von verpflichtenden Milizübungen (33/A(E))
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anhebung des Regelbudgets der „UG 14 Militärische Angelegenheiten“ auf zumindest zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (34/A(E))
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Echtes „Opting out“ für Konsumenten bei Smart-Meter (35/A(E))
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Recht auf analoge Inanspruchnahme und Teilhabe an den Dienstleistungen der Verwaltung und der Daseinsvorsorge (36/A(E))
Michael Oberlechner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung des Österreicher-Bonus im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (37/A(E))
Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutzhütten-Initiative: Dringende Erhöhung der Förderung der alpinen Infrastruktur (38/A(E))
Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend Für ein Klima der Vernunft (39/A(E))
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Frauengesundheit verbessern (40/A(E))
MMag. Dr. Michael Schilchegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung eines Verbotsgesetzes für den politischen Islam (41/A(E))
Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend Desinformation bekämpfen und Meinungsvielfalt sichern auf Social Media (42/A(E))
Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend Radikalisierung und Terror durch Social Media beenden (43/A(E))
Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Messertrageverbot (44/A(E))
Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sündenfall Signa, die Konsequenzen ziehen, jetzt! (45/A(E))
Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend umgehende Vorlage eines Maßnahmenprogramms gegen das Gasthaussterben, insbesondere im Ländlichen Raum (46/A(E))
Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fortführung „Gesund aus der Krise“ – die psychische Versorgung für Kinder und Jugendliche muss weiterhin abgesichert bleiben! (47/A(E))
Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nationale Schutzhütten-Initiative: Nachhaltige finanzielle Absicherung des Erhalts alpiner Schutzhütten und Wanderwege der Alpinen Vereine (48/A(E))
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den Schutz der Tiere (Tierschutzgesetz – TSchG) geändert wird (49/A)
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Faire Erzeuger:innen-Preise (50/A(E))
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie (51/A(E))
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie (52/A(E))
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Tierhaltungskennzeichnung für tierische Produkte (53/A(E))
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Tierhaltungskennzeichnung für tierische Produkte (54/A(E))
Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Wirtschaftskammergesetz 1998 geändert wird (55/A)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Echte Gesundheitsreform statt „weiter wie bisher“! (56/A(E))
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend De-Attraktivierung Österreichs als Zielland für illegale Wirtschaftsmigranten und Scheinasylanten (57/A(E))
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend die strafrechtliche Sanktionierung des illegalen Grenzübertritts nach Österreich (58/A(E))
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg aus dem EU-Asylrecht (59/A(E))
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erlassung der Notverordnung aufgrund der illegalen Massenmigration nach Österreich (60/A(E))
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stopp der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Asylanten (61/A(E))
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nein zum EU-Masterplan der Bargeldabschaffung durch das „Trojanische Pferd“ Digitaler Euro (62/A(E))
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherstellung der Umsetzung von im Bundestraßengesetz 1970 genannten Straßenbauprojekten (63/A(E))
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Deutsch vor Schuleintritt (64/A(E))
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Opt-out Möglichkeit aus der ÖH-Pflichtmitgliedschaft (65/A(E))
Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leistungsvereinbarungen im Sport (66/A(E))
Mag. Norbert Nemeth, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) und das Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrats (Geschäftsordnungsgesetz 1975) samt Anlage 1, Verfahrensordnung für parlamentarische Untersuchungsausschüsse (VO-UA) geändert werden (67/A)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine Erhöhung der Sozialversicherungsbeträge für Pensionisten (68/A(E))
MMag. Dr. Michael Schilchegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Gewährung von Asyl (Asylgesetz 2005 - AsylG 2005) geändert wird (69/A)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend die strafrechtliche Sanktionierung des illegalen Grenzübertritts nach Österreich (70/A(E))
Mag. Andreas Hanger, Kai Jan Krainer, Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem eine vorläufige Vorsorge für das Finanzjahr 2025 getroffen wird (Gesetzliches Budgetprovisorium 2025) und das Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 geändert wird (71/A)
Andreas Ottenschläger, Kai Jan Krainer, Mag. Christoph Pramhofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Kreditdienstleister und Kreditkäufer (Kreditdienstleister- und Kreditkäufergesetz – KKG) erlassen wird und das Bankwesengesetz, das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz, das Hypothekar- und Immobilienkreditgesetz und das Verbraucherkreditgesetz geändert werden (72/A)
Mag. Andreas Hanger, Kai Jan Krainer, Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Gebührengesetz 1957, das Versicherungssteuergesetz 1953, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Tabaksteuergesetz 2022, das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom, das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-fossile Energieträger, das Stabilitätsabgabegesetz, das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz und das Arbeitslosenversicherungsgesetz geändert werden (Budgetsanierungsmaßnahmengesetz 2025 – BSMG 2025) (73/A)
Mag. (FH) Kurt Egger, Philip Kucher, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das ORF-Gesetz geändert wird (74/A)
Mag. Karoline Edtstadler, Mag. Jörg Leichtfried, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz 1986 geändert wird (75/A)
Andreas Ottenschläger, Julia Elisabeth Herr, Mag. Sophie Marie Wotschke, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Mietrechtsgesetz, das Richtwertgesetz, das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz und das Konsumentenschutzgesetz geändert werden (76/A)
Anfragen der Abgeordneten
Mag. Martina von Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Folgeanfrage Überstunden von Lehrkräften, Schulleitungen und Supportpersonal (358/J)
Franz Jantscher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Ist der Insolvenz-Entgelt-Fonds (IEF) angesichts steigender Insolvenzen ausreichend dotiert? (359/J)
Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schließung von Polizeiinspektionen in Tirol (360/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend offene Abgabenrückstände (361/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die offenen Abgabenrückstände per 31.12.2022, 31.12.2023 und 31.12.2024 sowie Daten über den Vollzug des Finanzstrafgesetzes in den Jahren 2022-2024 (362/J)
Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Veröffentlichung der Ergebnisse des Beirats für Elementarpädagogik und des TSI-Projekts (363/J)
Mag. Elke Hanel-Torsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Vergabe- und Befristungspraktiken der Bundesimmobiliengesellschaft bzw. der Austrian Real Estate. (364/J)
Johannes Gasser, BA Bakk. MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnung (01/2025) (365/J)
Johannes Gasser, BA Bakk. MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umgehungsmöglichkeiten zur Inanspruchnahme der Schutzklausel für eine Korridorpension (366/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bewilligungen durch den medizinischen Dienst (367/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (368/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (369/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (370/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (371/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (372/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (373/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (374/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (375/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (376/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (377/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (378/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (379/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (380/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Sachaufwand für 2024 und Folgejahre (381/J)
Paul Stich, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Hubschrauber-Flüge (382/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Welche Spar- und Reformvorhaben meldet der Finanzminister nach Brüssel? (383/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Deals der Knill-Gruppe mit Russland (384/J)
Johannes Gasser, BA Bakk. MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Querfinanzierung der Sozialhilfe- bzw. Mindestsicherungsbezieher:innen durch das AMS (385/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vorbereitungsarbeiten auf den EHDS (386/J)
Mag. Martina von Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Mindeststudienleistung für Uni- und PH-Studierende (387/J)
Mag. Martina von Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Digitale Schule“: Mängel und Herausforderungen (388/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Mehr Polizist:innen für Favoriten 2025 (389/J)
Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Weiterführung von Lernbegleitung via www.weiterlernen.at“ (390/J)
Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Aktuelle Situation rund um Familienzusammenführungen und Evaluierung der ‚Aktion scharf‛ (391/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mangelnde Vorbereitung auf Faxverbote (392/J)
Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Pestizide - wann wissen wir endlich über die Gifte in unserer Umgebung Bescheid? (393/J)
Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend vernichtender Rechnungshofbericht zur Gasversorgung wirft Fragen auf (394/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Insolvenzwelle wegen auslaufender Covid-Garantien? (395/J)
MMag. Markus Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Wurden Covid-Garantien an Palmers zu lax vergeben? (396/J)
Mag. Martina von Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Finanzielle Ungereimtheiten im Umfeld der HTL Mödling (397/J)
Mag. Martina von Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Matura in den Jahren 2024 und 2025 (398/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Auswirkungen von Gastpatienten (399/J)
Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzungsstand der Pilotprojekte des Sozialministeriums im Bereich Menschen mit Behinderungen (400/J)
Johannes Gasser, BA Bakk. MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Effektivität des Rehageldes zur Verhinderung von Frühpension bei ausgewählten Krankheitsbilder (401/J)
Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Entwicklung der Kosten für Medikamente und Therapien durch Sozialversicherungen und öffentliche Hand (402/J)
Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Systemisches Versagen bei der Umsetzung des Faxverbots gemäß GTelG 2012 – Chronische Verzögerungen, fehlende einheitliche Datenübertragungsstandards und aktuelle Folgen (403/J)
Johannes Gasser, BA Bakk. MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Zweckentfremdung von Kammerumlagen für parteipolitische Kampagnen durch geförderte Vereine bzw. Institute (404/J)
Johannes Gasser, BA Bakk. MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Zweckentfremdung von Arbeiterkammerbeiträgen für parteipolitische Kampagnen durch das Momentum Institut (405/J)
Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Lehrperson verbreitet Rassentheorien (406/J)
Mag. Christoph Pramhofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend KESt-Einnahmen aus thesaurierenden Fonds (407/J)
Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sind Österreichs Nobelvillen ein sicherer Hafen für sanktionierte Russen? (408/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wartezeiten auf Großgeräte in Österreich (409/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Schändung des NS-Mahnmals „12 Stecknadeln“ in Bad Ischl, Oberösterreich (410/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Schändung des NS-Mahnmals „12 Stecknadeln“ in Bad Ischl, Oberösterreich (411/J)
Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Terroranschlag in Villach (412/J)
Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend was ist mit den Fördergeldern beim Heizungstausch passiert? (413/J)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Missbrauch von Mitgliedsbeiträgen: Beschwerde rund um mögliches Aufsichtsversagen (414/J)
Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Strom- und Gas-Anbieterwechsel in Niederösterreich (415/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Gepanschter Honig (416/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gepanschter Honig (417/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Gepanschter Honig (418/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Investorenwarnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) und konsumentenschutzrechtliche Konsequenzen (419/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Investorenwarnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) und konsumentenschutzrechtliche Konsequenzen (420/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Arbeitslosigkeitsentwicklung Dezember 2024 (421/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Vereinbarung zwischen Gemeindebund und Banken betreffend Bargeldversorgung in Österreich (422/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vereinbarung zwischen Gemeindebund und Banken betreffend Bargeldversorgung in Österreich (423/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage zu 43/AB-Unterwäsche – Ein Drittel der Produkte mit Bisphenolen belastet (424/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Skandal rund um Syrer-Großdemo in Wien (425/J)
Mag. Paul Hammerl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Schädigt die Energiestrategie der Bundesregierung Österreichs Volkswirtschaft doppelt? (426/J)
Reinhold Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalitätsstatistik in Österreich (427/J)
Reinhold Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rückkehrprämie für Syrer (428/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bezug von sozialen Leistungen durch Fremde mit negativer Asylentscheidung (429/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Bezug von Sozialleistungen durch Fremde mit negativer Asylentscheidung (430/J)
Michael Oberlechner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Fragwürdiger Umgang der Wiener Linien mit erkrankten Mitarbeitern (431/J)
Michael Oberlechner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Fragwürdiger Umgang der Wiener Linien mit erkrankten Mitarbeitern (432/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Liegt Versagen des Ärztebereitschaftsdienst vor? (433/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Daten zur Schwerarbeitspension (434/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gerichtsverfahren betreffend Pflegegeld – Daten 2024 (435/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Covid-Impfung für Schwangere im neuen Impfplan für Schwangere (436/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sitzungen des Zivilluftfahrtbeirates (437/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gepanschter Honig (438/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend IS-Terror in Villach durch eklatantes Behördenversagen? (439/J)
Mag. Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Verbindungen des Büroleiters von Nationalratspräsident Walter Rosenkranz mit Neonazi-Gruppe (5/JPR)
Mag. Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend NS-Glorifizierung und Rassismus: René Schimanek und sein E-Mail-Verkehr (6/JPR)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (159/AB zu 160/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (160/AB zu 159/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (161/AB zu 178/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (162/AB zu 180/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (163/AB zu 171/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (164/AB zu 175/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (165/AB zu 176/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (166/AB zu 177/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (167/AB zu 184/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (168/AB zu 185/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (169/AB zu 174/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (170/AB zu 181/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (171/AB zu 182/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (172/AB zu 166/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (173/AB zu 167/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (174/AB zu 172/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (175/AB zu 173/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (176/AB zu 161/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (177/AB zu 165/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (178/AB zu 169/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (179/AB zu 183/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (180/AB zu 163/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (181/AB zu 170/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (182/AB zu 164/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (183/AB zu 179/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (184/AB zu 162/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (185/AB zu 168/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen (186/AB zu 186/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen (187/AB zu 204/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Alexander Petschnig, Kolleginnen und Kollegen (188/AB zu 187/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (189/AB zu 209/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (190/AB zu 226/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (191/AB zu 230/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen (192/AB zu 259/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (193/AB zu 315/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen (194/AB zu 256/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Bernhard Herzog, Kolleginnen und Kollegen (195/AB zu 188/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Bernhard Herzog, Kolleginnen und Kollegen (196/AB zu 189/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen (197/AB zu 192/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen (198/AB zu 191/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen (199/AB zu 193/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen (200/AB zu 190/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (201/AB zu 269/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (202/AB zu 264/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (203/AB zu 303/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (204/AB zu 262/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (205/AB zu 305/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (206/AB zu 316/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (207/AB zu 272/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (208/AB zu 322/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (209/AB zu 250/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (210/AB zu 319/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (211/AB zu 270/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (212/AB zu 229/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen (213/AB zu 205/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (214/AB zu 194/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (215/AB zu 195/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (216/AB zu 216/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (217/AB zu 266/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (218/AB zu 228/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (219/AB zu 232/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (220/AB zu 311/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (221/AB zu 312/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (222/AB zu 211/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (223/AB zu 227/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (224/AB zu 231/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (225/AB zu 242/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (226/AB zu 243/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (227/AB zu 244/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (228/AB zu 299/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (229/AB zu 207/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (230/AB zu 224/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (231/AB zu 238/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (232/AB zu 298/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (233/AB zu 251/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (234/AB zu 254/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (235/AB zu 255/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen (236/AB zu 261/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (237/AB zu 273/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (238/AB zu 275/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (239/AB zu 276/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (240/AB zu 277/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (241/AB zu 278/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (242/AB zu 279/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (243/AB zu 280/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (244/AB zu 281/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (245/AB zu 282/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (246/AB zu 283/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (247/AB zu 284/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (248/AB zu 285/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (249/AB zu 286/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (250/AB zu 287/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (251/AB zu 288/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (252/AB zu 289/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (253/AB zu 290/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (254/AB zu 291/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (255/AB zu 292/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (256/AB zu 293/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (257/AB zu 294/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (258/AB zu 295/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (259/AB zu 296/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (260/AB zu 297/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (261/AB zu 300/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (262/AB zu 317/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (263/AB zu 320/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (264/AB zu 233/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (265/AB zu 213/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (266/AB zu 221/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (267/AB zu 220/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (268/AB zu 217/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (269/AB zu 318/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (270/AB zu 239/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (271/AB zu 314/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (272/AB zu 274/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (273/AB zu 271/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (274/AB zu 310/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (275/AB zu 304/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (276/AB zu 302/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (277/AB zu 301/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (278/AB zu 236/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (279/AB zu 306/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (280/AB zu 212/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (281/AB zu 265/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (282/AB zu 208/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (283/AB zu 223/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (284/AB zu 240/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (285/AB zu 245/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (286/AB zu 246/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (287/AB zu 247/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (288/AB zu 248/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Irene Eisenhut, Kolleginnen und Kollegen (289/AB zu 263/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (290/AB zu 308/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen (291/AB zu 309/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (292/AB zu 313/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen (293/AB zu 260/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Schuh, Kolleginnen und Kollegen (294/AB zu 258/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (295/AB zu 215/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (296/AB zu 222/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (297/AB zu 307/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (298/AB zu 237/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (299/AB zu 210/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (300/AB zu 225/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (301/AB zu 234/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (302/AB zu 214/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (303/AB zu 218/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (304/AB zu 241/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Irene Eisenhut, Kolleginnen und Kollegen (305/AB zu 257/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (306/AB zu 206/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (307/AB zu 219/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (308/AB zu 235/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (309/AB zu 249/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (310/AB zu 252/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (311/AB zu 253/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (312/AB zu 267/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (313/AB zu 268/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen (314/AB zu 332/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen (315/AB zu 324/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen (316/AB zu 323/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (317/AB zu 325/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen (318/AB zu 326/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen (319/AB zu 328/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (320/AB zu 329/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (321/AB zu 327/J)
des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen (4/ABPR zu 4/JPR)
RN/1
Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr
Vorsitzende: Präsident Dr. Walter Rosenkranz, Zweiter Präsident Peter Haubner, Dritte Präsidentin Doris Bures.
RN/2
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Sehr geehrte Damen und Herren! (Die Anwesenden erheben sich von ihren Sitzplätzen.) Vor Eingang in die Tagesordnung ein paar Worte zu Ihnen im Plenarsaal, aber auch zu den Menschen vor den Fernsehgeräten: Wir leben in einer wahrlich krisengeschüttelten Zeit. Vor zwei Tagen war der dritte Jahrestag des Krieges Russlands gegen die Ukraine auf europäischem Boden. Wir erleben, wie die Begriffspaare Glück und Freude gegenübergestellt mit den Begriffspaaren Trauer und Wut auch in Österreich nahe beisammen liegen.
Erst am letzten Samstag durften wir Zeugen sein, wie ein österreichisch-israelischer Staatsbürger, Tal Shoham, nach 500 Tagen brutalster Geiselhaft durch die Hamas endlich in die Arme seiner Familie übergeben werden konnte. Eine persönliche Anmerkung: Aus Anlass des Gesprächs von Schülerinnen und Schülern hier im Haus mit der Holocaustüberlebenden Erika Freeman wandte sich eine nahe Verwandte Tal Shohams unter Tränen der Sorge und der Verzweiflung an Frau Freeman, die ihr Mut zusprach. Diese Tränen der Sorge und der Verzweiflung sind Tränen der Freude und des Glücks gewichen.
Nur eine Woche davor das furchtbare Gegenteil: Österreich musste erfahren, dass es in Villach zu einem islamistischen Terroranschlag kam. Mit einem Messer stach der Meuchelmörder wahllos auf Menschen in seiner Nähe ein. Fünf Menschen wurden verletzt, drei davon sogar so schwer, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie überlebten. Danke an dieser Stelle an die ärztliche Kunst und die aufopfernde Pflege. Wir senden die besten Genesungswünsche an diese Opfer.
Es war ein Vorfall in einer Reihe von Gräueltaten. Ich denke an den Terroranschlag vom 2.11.2020 in Wien mit vier Todesopfern und 23 Verletzten. Ich denke an die meuchlerische Ermordung von jungen Mädchen, ja noch Kindern, deren Namen wir kennen: Michelle in Steyr, Manuela in Wiener Neustadt, Leonie in Wien; jetzt, am 15.2.2025, neben den fünf Verletzten (der Redner ringt um Fassung) – verzeihen Sie mir – ein junger Mann, 14 Jahre jung. Von seinem veröffentlichten Foto schaut uns Alex an, aufgeweckt, neugierig auf seine Zukunft, auf ein schönes Leben. (Beifall des Abg. Fürlinger [ÖVP].) Aus diesem Leben wurde er bestialisch herausgerissen. Es sind jetzt die Tränen der Trauer, der Verzweiflung, der Wut bei den Angehörigen, Freunden, Bekannten, allen Österreicherinnen und Österreichern. Für mich als Vater eines 14-jährigen Buben, mit dem ich schon oft zuvor am Ort des Verbrechens vorbeigegangen bin: grauenhaft und unvorstellbar.
Wir gedenken in tiefer Trauer des Buben Alex, aus unserer Mitte gerissen von der Hand eines kalt lächelnden Mörders. Es bleibt uns, seiner Familie und allen, denen Alex nahe war, unser Mitgefühl auszudrücken und die Kraft zu wünschen, diese Trauer irgendwann, irgendwie ein wenig zu überwinden.
Ich darf Sie einladen, Alex still zu gedenken, mit dem Vorsatz und der inneren Verpflichtung als Verantwortungsträger in diesem Land, alles Erdenkliche zu tun, dass sich ein solch grausames Schicksal nicht wiederholt. Das sind wir Alex schuldig. (Die Anwesenden verharren einige Zeit in stiller Trauer.) – Ich danke Ihnen. (Die Anwesenden nehmen ihre Sitzplätze wieder ein.)
RN/3
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Sehr geehrte Damen und Herren! Die Sitzung ist eröffnet. (Abgeordnete der FPÖ tragen Pins in Form eines Wappenschilds mit rot-weiß-roten Längsstreifen, Abgeordnete der NEOS blau-gelbe Buttons mit der Aufschrift „We stand with Ukraine“, Abgeordnete der Grünen blau-gelbe Buttons am Revers.)
Die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 7. Sitzung sowie das Amtliche Protokoll der 8. Sitzung vom 22. Jänner 2025 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
RN/3.1
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Ricarda Berger, Irene Eisenhut, Maximilian Linder, Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler und Franz Jantscher.
RN/4
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass Abgeordneter Ing. Norbert Hofer auf sein Mandat verzichtet hat und an seiner Stelle Herr Michael Gmeindl in den Nationalrat berufen wurde.
Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Haus anwesend ist, werde ich sogleich seine Angelobung vornehmen.
Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird der neue Abgeordnete seine Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.
Ich ersuche nunmehr den Schriftführer, Herrn Abgeordneten Zanger, um die Verlesung der Gelöbnisformel.
Schriftführer Wolfgang Zanger: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“
(Abg. Michael Gmeindl [FPÖ] leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Ich begrüße den Herrn Abgeordneten sehr herzlich in unserer Mitte. (Allgemeiner Beifall.)
RN/5
RN/5.1
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:
Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch wird durch Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M. vertreten.
Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung – abgesehen vom Parlamentslivestream – von ORF 2 bis 13 Uhr übertragen wird. ORF III wird diese Sitzung bis 19.15 Uhr senden. Anschließend wird die Sitzung auf ORF ON übertragen.
RN/6
„Drei Jahre Krieg in der Ukraine: Zusammenarbeit ist wichtiger denn je“
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde.
Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Meinl-Reisinger. Ich erteile es ihr und mache sie darauf aufmerksam, dass die Redezeit 10 Minuten beträgt.
RN/7
9.13
Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident, ich möchte Ihnen im Namen meiner Fraktion Dank für Ihre Worte aussprechen. Ich glaube, wir alle haben gespürt, welche Trauer auch bei Ihnen ganz persönlich als Vater eines Sohnes zu spüren ist. Ich kann mich diesen Worten als Mutter dreier Töchter nur anschließen. (Allgemeiner Beifall.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Drei Jahre: Es sind drei Jahre vergangen, seit Russland seinen brutalen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat. Eigentlich ist heute aber auch der Tag des Widerstands gegen die russische Besetzung in der Ukraine. Der 26. Februar ist der Tag des Widerstands gegen die russische Besetzung der Krim, weil 2014 an diesem Tag zum letzten Mal – bedauerlicherweise zum letzten Mal – eine große proukrainische Demonstration auf der Krim, getragen von 10 000 Krimtataren, Ukrainerinnen und Ukrainern und Aktivisten, stattgefunden hat. Wir wissen, was danach passiert ist, dass danach die Besetzung der Krim begonnen hat. Drei Jahre tobt nun aber der Krieg in vielen ukrainischen Städten, in vielen ukrainischen Vororten, betrifft ukrainische Schulen, Spitäler, zivile Wohnhäuser und die Energieinfrastruktur.
Es sind drei Jahre, die ein Kampf um ein Territorium zu sein scheinen, doch, meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist kein Kampf bloß um ein Territorium, dies ist ein Kampf um die Souveränität der Ukraine. Es geht um die Eigenstaatlichkeit der Ukraine und es geht um das Recht eines Volkes auf Selbstbestimmung. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
Putin hat in mehreren Reden klargemacht, was er will, und zwar: die Ukraine von der Landkarte löschen.
Letzte Woche durfte ich hier im Haus nicht nur die stellvertretende Vorsitzende des ukrainischen Parlaments, sondern auch die Abgeordnete Inna Sowsun aus dem ukrainischen Parlament begrüßen. Sie waren anlässlich einer Veranstaltung, die wir hier im Haus hatten, sehr klar in dem, was sie uns gesagt haben: It’s not Ukraine Putin is after. It’s your way of life he wants to undermine.
Sehen Sie, diese Brücke möchte ich auch noch schlagen: Es geht auch um die Art, wie wir hier in Europa leben. Es geht um unsere europäische Selbstbestimmung. Es geht um das Recht auf Freiheit und Frieden, auf Eigenstaatlichkeit und Selbstbestimmung in der Ukraine und in ganz Europa.
Im Juni 2022 habe ich mir bei einer Reise – ich hoffe, es wird nicht meine letzte gewesen sein – selber ein Bild machen dürfen. Ich habe die Vororte von Kiew besucht – Butscha, Irpin, Borodjanka – und diese schrecklichen Verwüstungen gesehen: die Einschusslöcher in der Kirche, die Massengräber, die ausgehoben worden sind, weil es nicht anders möglich war, die vielen, vielen Toten zu bestatten. Ich habe die Trauer in den Augen der Menschen gesehen, den Dolmetscher gehört, dem das Wort gebrochen ist, als er uns übersetzt hat, was der Bürgermeister von Butscha über diese schrecklichen Gräueltaten in der Besatzungszeit erzählt hat. Alles das haben wir gesehen, und wir haben gesehen, dass hinter all diesen Worten – Territorium, Selbstbestimmtheit, Souveränität, Eigenstaatlichkeit –, ja, selbst hinter den Worten Frieden und Freiheit Menschen und ihre Schicksale stehen – Menschen, die so viele, zu viele Angehörige verloren haben; Menschen, die alle miteinander zum Teil auch alles verloren haben; und viele, viele Kinder, die aus ihren Familien gerissen worden sind, nach Russland verschleppt worden sind und dort nun fernab ihrer Lieben zu leben haben.
Ich glaube, eine schmerzhafte Erkenntnis haben wir in den letzten drei Jahren gewonnen, und die letzten Tage haben sie, denke ich, noch ein wenig verstärkt: Die Frage des Friedens und der Freiheit in Europa können wir nicht outsourcen. Es kann niemand anderer die Verantwortung für unsere Freiheit, für unseren Frieden, für unser Zusammenleben übernehmen. Wir haben eine Verpflichtung in unserer Gesellschaft, eine Verpflichtung in der Politik, eine Verpflichtung aller Regierenden, unsere Bürgerinnen und Bürger und unsere Freiheiten zu schützen. Dieser Verpflichtung sind wir meines Erachtens nur ungenügend nachgekommen.
In den letzten Tagen und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen haben wir auch gesehen, was der Ukraine im schlimmsten Fall drohen könnte. Es ist grundsätzlich ein festes Band der transatlantischen Beziehungen, das Europa mit den USA verbindet. Dieses Band, meine Damen und Herren, hat in den vergangenen Tagen aber Risse bekommen. Wir sehen auch: Wenn es direkte Verhandlungen zwischen den USA und Russland, zwischen Trump und Putin gibt, sitzt die Ukraine nicht am Tisch, sitzt Europa nicht am Tisch. Nichts aber über die Ukraine ohne die Ukraine und nichts über Europa ohne Europa – das muss ein Motto sein, das weiter Geltung hat. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)
Es macht bisweilen den Eindruck, dass einige einen Frieden um jeden Preis haben wollen. Die Frage, die mich dabei aber umtreibt, ist: Wer zahlt am Ende den Preis? – Zunächst einmal die Ukraine selbst, aber dann auch – und so sollte das offensichtlich auch geschehen – Europa. Im Moment sind Gespräche im Laufen. Denn eines ist auch klar: Die Ukraine braucht Sicherheitsgarantien. Der Fragebogen beziehungsweise die Wunschliste, wie viele Truppen Europa stellen kann, wurde ja auch schon übermittelt.
Was nicht passieren darf, meine Damen und Herren, ist ein Diktatfrieden, der vielleicht nur vordergründig Waffenstillstand bietet, Frieden bietet und damit vorgeblich Freiheit bietet, sondern es muss ein – und davon bin ich überzeugt – gerechter Frieden sein, der hält, der uns in Europa die Sicherheit gibt, dass es sich nicht nur um eine Atempause handelt, sondern um eine Situation des dauerhaften Friedens, die uns in Europa für längere Zeit wieder Freiheit und Frieden bringt.
Ich glaube, in Europa ist in den letzten Jahren viel darüber geredet worden, was die aktuellen Entwicklungen bedeuten. Es ist viel davon gesprochen worden, dass es Weckrufe gegeben hat, Zeitenwenden wurden sozusagen beschworen. Ich glaube allerdings auch, dass die Zeit der bloßen Reden vorbei sein muss und den Reden effektive Taten zu folgen haben; Taten, die vor allem eines bedeuten: Stärke zu zeigen. Und diese Stärke entsteht nur durch Einigkeit – Einigkeit, die uns eines schafft: uns eine Strategiefähigkeit zu bringen, vor allem dahin gehend, unsere eigenen Interessen in Europa und in der Welt zu vertreten.
Die Gipfel der letzten Tage, die Gipfel der letzten Wochen und auch das Gespräch, das kürzlich zwischen Emmanuel Macron und Donald Trump stattgefunden hat, können nur der Auftakt einer Entschlossenheit sein, gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass wir uns um unsere Angelegenheiten kümmern und – wie ich auch schon ausgeführt habe – alles daran setzen, diese Einigkeit unserer Bürgerinnen und Bürger in Europa, vor allem auch betreffend unsere Art, zu leben, zu bewahren. Da kann ich eigentlich an das anschließen, Herr Präsident, was Sie gesagt haben: Egal, von welcher Seite die Art, wie wir in Europa leben wollen, bedroht ist: Wir sind wehrhaft und werden wehrhaft sein gegen alle Bedrohungen, vor allem der liberalen Demokratie, aber auch unserer Art, zu leben. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)
Das heißt natürlich auch, nicht die Augen davor zu verschließen, dass wir Geld in die Hand nehmen müssen, wenn es darum geht, unsere Verteidigung auf eigene Beine zu stellen, selbstbewusst und souverän und, ja, auch mit der nötigen Einigkeit, denn gemeinsam sind wir sicherer, gemeinsam sind wir stärker.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube tatsächlich, dass wir in Europa in den kommenden Jahren sehr entscheidende Fragen zu beantworten haben. Die Fragen gehen weit über die Rolle Österreichs in Europa hinaus und betreffen die Frage der Rolle, die Europa in der Welt zu spielen hat. Und ja, die Frage des Krieges in der Ukraine ist da auch ein ganz entscheidender Faktor: Wollen wir Spielball sein, wollen wir, dass andere über uns entscheiden, andere unsere vermeintlichen Interessen vertreten, oder wollen wir selbstbewusst und mit Stolz gemeinsam für unsere Sicherheit, für unseren Schutz, den Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger, und für unsere Freiheit sorgen? Sicherheit und Freiheit gibt es nur in Einigkeit. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Babler [SPÖ].)
9.23
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu einer einleitenden Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich Bundeskanzler Schallenberg in seiner Funktion als Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten. Ich erteile es ihm.
Auch für ihn gilt: Die Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten.
RN/8
9.23
Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten, betraut mit dem Vorsitz in der einstweiligen Bundesregierung und der Fortführung der Verwaltung im Bundeskanzleramt Mag. Alexander Schallenberg, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen, aber auch hier auf der Galerie! Es ist schön zu sehen, dass so viele Menschen ins Parlament kommen und das Parlament weiterhin so viel Interesse erweckt. Hier wird unsere Demokratie gelebt.
Herr Präsident, erlauben Sie mir, dass ich gleich zu Beginn sage: Ihre Worte haben mich bewegt; ich finde es schön, dass man Emotionen zulassen kann. Oft hat man das Gefühl, das darf man in diesem Raum nicht, aber ich glaube, es ist wichtig und notwendig.
Leider gibt es nicht nur einen Alexander, es gibt viele. Es gibt sie nicht nur in Österreich, sondern weltweit: im Sudan, in der Ukraine, in Myanmar, in Haiti. Wir müssen uns für jeden einzelnen von ihnen einsetzen – gemeinsam. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, am vergangenen Montag haben wir einen sehr traurigen Jahrestag begangen – wir alle hatten gehofft, dass es nicht dazu kommen würde –: drei Jahre Krieg in der Ukraine, drei Jahre wieder Krieg auf unserem Kontinent. Seit mittlerweile knapp 1 100 Tagen hagelt es russische Raketen und Drohnen auf ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten. Letztes Wochenende haben wir den größten, massivsten Angriff mitverfolgen können. Es gibt Zehntausende Tote, Millionen Vertriebene, die in Europa – auch bei uns in Österreich – Zuflucht gefunden haben. Ganze Generationen wurden traumatisiert und wir alle wurden Zeugen von einem zynischen Missbrauch von Nahrung und Energie als Waffe, von aggressiven Desinformationskampagnen, von immer wieder aufflammenden mehr oder weniger ausdrücklichen nuklearen Erpressungen.
Und dafür trägt ein Mann die Verantwortung: Präsident Wladimir Putin. Er hat diesen imperialistischen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen. Er hat in brutaler Art und Weise gegen alle Grundprinzipien der UNO-Charta verstoßen. Er tritt das Völkerrecht jeden Tag mit Füßen. Meine Damen und Herren, daran dürfen wir in Österreich uns nie gewöhnen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
Er hat es in der Hand, den Krieg zu beenden. Er könnte ihn heute beenden, indem er einfach die Kampfhandlungen einstellt und seine Truppen zurückzieht.
Seit drei Jahren verteidigt das ukrainische Volk mit enormem Mut seine eigene Zukunft und seine eigene Souveränität. Oft wird gesagt, das ukrainische Volk kämpft dabei nicht nur für sich selber, sondern es kämpft auch für unsere gemeinsamen Werte und Freiheiten. Diese Stellungnahme stimmt, das ist zutreffend. Denn wenn wir – gerade auch als Österreich – es einfach zulassen, dass ein Staat, aus welchem Grund auch immer, einen anderen überfällt, seine Infrastruktur zerstört, seine Zivilbevölkerung ermordet, dann unterminieren wir genau das, was uns hier in Österreich sicher hält. Unsere österreichische Sicherheit hängt davon ab, dass Völkerrecht respektiert wird, dass Verträge eingehalten werden, egal, ob man groß ist oder klein, egal, ob man Mitglied im UN-Sicherheitsrat ist oder nicht, egal, ob man Atomwaffen hat oder nicht. Die regelbasierte internationale Ordnung ist unser Schutzschild, deshalb muss Österreich immer wissen, wo es bei so einem Konflikt stehen muss: auf der Seite des Rechts und nicht auf der Seite des vermeintlich Starken. (Beifall bei ÖVP, NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
Erlauben Sie den Zusatz: Wer hier in diesem Zusammenhang von Neutralität faselt, hat offenbar das Wort nicht verstanden und fährt Schlitten mit unserer nationalen Sicherheit. (Beifall bei ÖVP, NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Kogler [Grüne]: Bravo!)
Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir als Europäische Union von Anbeginn stark und geeint auf die russische Aggression reagiert. Welcher Leitartikler, welcher Kommentator, welcher Thinktanker hätte am Tag des russischen Angriffs, am 23. Februar 2022, auch nur damit gerechnet oder einen Pfifferling darauf gegeben, dass die Europäische Union, alle 27, so geeint stehen würde? Wir haben diesen Montag das 16. Sanktionspaket mit der Stimme Ungarns und mit der Stimme der Slowakei verabschiedet – also seien wir ein bisschen selbstsicherer! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS.)
Und ja, meine Damen und Herren, jeder hier im Raum weiß, dass dieser Krieg – so wie jeder Krieg vor ihm – am Verhandlungstisch ein Ende finden wird. Dabei gilt – wir haben es vorhin schon gehört – eine ganz klare Prämisse: keine Verhandlungen über die Ukraine ohne die Ukraine, keine Verhandlungen über die europäische Sicherheit, ohne dass alle Betroffenen – das heißt auch wir – am Tisch sitzen.
Ich weiß, dass derzeit große Unsicherheit herrscht. Man hat den Eindruck, dass aus dem Weißen Haus jeden Tag neue Ankündigungen kommen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass der amerikanische Präsident Trump jeden Tag einen Stein in den Teich wirft und schaut, wie die Wellen schlagen und was sie bewirken. Was machen wir Europäer? – Wir verfallen bei jedem Tweet, bei jeder Stellungnahme in Schnappatmung, wir ergehen uns in moralischer Entrüstung. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die zwei wichtigsten Disziplinen in Europa Lamentieren und Moralisieren sind. (Beifall bei ÖVP und NEOS.)
Dabei übersehen wir als Europäer, dass wir eigentlich ein Vielfaches der Vereinigten Staaten an Unterstützung für die Ukraine leisten, wir nehmen es nur nicht wahr. Wir als Europäer übersehen auch, dass wir in Wirklichkeit Hebel haben. Es wird keine Friedensverhandlungen ohne uns geben. Warum? – Weil über 200 Milliarden russisches Vermögen auf europäischen Konten liegt. Es wird keinen Deal geben mit der Russischen Föderation, ohne dass über diese in Europa liegenden Vermögenswerte geredet werden wird. Das müssen wir wahrnehmen: Wir sind nicht schwach, wir geben nur derzeit ein Bild der Schwäche ab, und das sollten wir einstellen. (Beifall bei ÖVP und NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)
Und ja, sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen uns davor hüten, kurzfristige Ziele zulasten einer langfristigen Stabilität zu verfolgen, denn ein Angriffskrieg darf niemals honoriert werden. Ja, die Welt beobachtet uns ganz genau; nicht nur uns hier in Europa, sondern auch die Vereinigten Staaten. Die Autokraten auf dieser Welt, die vielleicht auch noch Appetit auf einen benachbarten Staat oder eine gewisse Region haben, werden ganz genau registrieren, wie der Westen jetzt verfährt und wie er vorgeht. Auch Donald Trump wird sich früher oder später dieser Präzedenzwirkung bewusst sein.
Ja, wir brauchen eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten. Wir brauchen eine aktive Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, aber wir sollten uns nicht fürchten. Wir sollten uns unserer Stärken bewusst sein. Wir alle wollen eine nachhaltige, gerechte Lösung, die einen nachhaltigen Frieden sichert; aber diese Lösung wird nicht wie Jalta 1945 geschaffen werden können. Das muss uns auch allen klar sein.
Also bewahren wir ein bisschen kühlen Kopf und Augenmaß, auch wenn das in der Emotionalität manchmal schwerfällt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir vielleicht zum Abschluss ein paar persönliche Worte. Wie Sie wissen, habe ich vergangene Woche bekannt gegeben, dass ich der kommenden Regierung nicht mehr angehören werde. Nach fast sechs sehr intensiven Jahren in Regierungsverantwortung auf den verschiedensten Posten – ich habe ja vor knapp einem Monat eine Regierungserklärung als Bundeskanzler hier abgegeben – ist der Beschluss in mir gereift, mich neuen Ufern zuzuwenden. Politik ist in meinem Verständnis kein Job auf Lebzeiten, wo man auf das Pensionsalter hinarbeitet. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS.) – Einige lachen jetzt da. (Heiterkeit des Redners.)
Dessen ungeachtet habe ich die mir gestellten Aufgaben in dieser Republik immer mit Herzblut und nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen versucht. Ja, Außenminister zu sein war für mich gewissermaßen auch ein Traumjob. Wie aber schon Heraklit uns lehrte: Panta rhei – man steigt nie zweimal in denselben Fluss. (Ruf: Na ja!)
Habe ich fehlerfrei agiert? – Sicher nicht. Kein Mensch ist fehlerfrei. Ich habe aber immer versucht, in der jeweiligen Situation nach bestem Wissen und Gewissen mit dem mir zur Verfügung stehenden Wissensstand Entscheidungen zu treffen. Im Nachhinein klüger zu sein ist ja kein Kunststück, das kann jeder; aber Politik ist ja nach Max Weber nicht nur das Bohren harter Bretter, sondern in Wirklichkeit der tägliche Entscheidungsdrang mit einem kleinen Prozentpunkt an Wissen. Wir haben als Politiker nicht den Luxus, abzuwarten, bis eine internationale Krise sich entfaltet, bis eine nationale wirtschaftspolitische Entwicklung sich entfaltet, bis die Pandemie abgeschlossen ist, um dann zu wissen, was zu tun ist. Wir müssen immer ex ante agieren.
Aber ich weiß auch, dass ich mich bei jeder dieser sehr schwierigen Entscheidungen jeden Tag in all diesen Jahren auf eine ganz tolle Beamtenschaft verlassen konnte, sowohl im Außenministerium als auch im Bundeskanzleramt. Es sind die beeindruckenden Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass diese Maschinerie in Österreich funktioniert, dass öffentliche Dienstleistungen erbracht werden, dass wir Bürger uns darauf auch verlassen können. Und ich bin stolz und dankbar, mit solchen Menschen zusammengearbeitet zu haben. – Danke dafür! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Erasim [SPÖ].)
Und zuletzt darf ich den Kollegen – gewissermaßen den Kollegen und auch den zukünftigen Kollegen in der Bundesregierung, einige davon sind Freunde geworden – viel Glück und Erfolg wünschen. Möge ihnen der Humor und die Selbstironie nie verloren gehen.
Erlauben Sie mir, an dieser Stelle auch eine Lanze zu brechen – eine Lanze zu brechen für die Menschen, die sich diese Aufgabe antun. Man kann sich das als Außenstehender oft gar nicht vorstellen, was so ein öffentliches Amt bedeutet, und zwar nicht nur für einen selber, das ist ja noch okay, sondern für das Umfeld, für die Familie, für die Kinder, die oft den Anwürfen auch in den sozialen Medien völlig ungeschützt ausgeliefert sind, während wir in der Regierungsverantwortung noch sozusagen ein Glacis an Mitarbeitern, Kabinetten um uns herum haben. Daher, als Bundeskanzler, als langjähriger Minister, aber vor allem als Staatsbürger danke ich jedem Einzelnen, jeder Einzelnen, die bereit sind, dieses Amt zu übernehmen. Ihnen gebührt unser Respekt und unser Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
Für die Menschen in Österreich zu arbeiten und Verantwortung zu tragen, war für mich eine der größten Ehren meines Lebens. Ich bin unglaublich dankbar für diese Zeit, die ich im Dienste der Republik verbringen durfte. Und ich sage eines: Ich verlasse das Spielfeld, aber ich ziehe das rot-weiß-rote Trikot nicht aus. – Ich danke Ihnen. (Lang anhaltender, stehend dargebrachter Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. – Die Abgeordneten Wöginger [ÖVP], Babler [SPÖ], Meinl-Reisinger [NEOS] und Kogler [Grüne] begeben sich zu Bundesminister Schallenberg und schütteln ihm die Hand. – Ruf bei der FPÖ: Danke für die Impfpflicht!)
9.34
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Danke für Ihre Ausführungen. An dieser Stelle von meinem Mikrofon aus auch den Dank der Republik für Ihre Dienste.
Sie haben gemeint: Panta rhei. Ich wünsche Ihnen jedenfalls bei dem, was Sie vorhaben, alles Gute auf Ihrem Lebensweg – ich werde vielleicht auch persönlich dann noch auf Sie zukommen. Aber verlassen Sie sich nicht ganz darauf, wir haben noch keine neue Bundesregierung (Heiterkeit des Bundesministers Schallenberg), und wer weiß, vielleicht ist es in irgendeiner Zeit notwendig, eine Expertenregierung durch den Bundespräsidenten zu ernennen, und ich bin durchaus überzeugt davon, dass Sie da auch einer wären, der wieder in die Ziehung kommen könnte, so wie bei den letzten Malen – Panta rhei. Für Sie persönlich jedenfalls alles Gute! Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst.
Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Teilnehmer an der Aktuellen Stunde laut § 97a Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.
RN/9
9.36
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf eingangs einmal ganz herzlich die Ortsgruppe Kaumberg begrüßen. – Danke für den weiten Weg hierher! (Allgemeiner Beifall.)
„Drei Jahre Krieg in der Ukraine“ ist das traurige Thema der heutigen Aktuellen Stunde – drei Jahre einer absoluten Weigerung der EU-Kommission, der meisten europäischen Politiker, auch unserer Bundesregierung, der Einheitspartei (Zwischenrufe bei der ÖVP), den Krieg sachlich, rational zu beurteilen, eine differenzierte Betrachtung der Kriegsursachen vorzunehmen (Ruf bei der ÖVP: Das ist unglaublich!), diplomatische Zurückhaltung bei den nicht beteiligten Ländern zu üben, Waffenstillstand und Verhandlungen einzufordern, um Leben zu schonen. Da wäre es wirklich darum gegangen, Leben von Soldaten zu retten.
Stattdessen haben wir irrationale, emotionale, moralisierende Reaktionen und vor allen Dingen ein zutiefst verantwortungsloses Vorgehen, vor allem in der Europäischen Union, gesehen. Es hat geheißen: bedingungslose Solidarität mit der Ukraine – die wir gar nicht geben können. Es gab eine totale Heroisierung des ukrainischen Präsidenten. Die Ukraine kämpft für unsere Freiheit, für unsere westlichen Werte, heißt es jetzt von Frau Meinl-Reisinger.
Worum geht es in diesem Krieg – wie immer leider –: Die Ukraine kämpft einmal vor allen Dingen für ihr eigenes Überleben. Es geht um Grenzen, es geht um Sicherheitsinteressen, es geht um die Nato-Erweiterung, es geht ganz brutal um Bodenschätze, Rohstoffe, die verschiedene Regionen haben wollen, es geht um den Meerzugang, und es geht wie immer, grausamerweise, um Milliarden. Denn: Money makes the world go round – und das gilt leider auch im Krieg. Um die westlichen Werte, die eigentlichen, geht es nicht.
Die EU hat Waffen und Milliarden geschickt; Frau von der Leyen hat gerade von 134 Milliarden Euro gesprochen. Ja, die haben sie von den europäischen Schreibtischsoldaten bekommen, aber sterben durften die Ukrainer am Schlachtfeld alleine (MEP Brandstätter [NEOS]: Wer hat sie getötet?), da waren wir nicht dabei, und das den dritten Kriegswinter. (MEP Brandstätter [NEOS]: Wer tötet?) So sieht die bedingungslose Solidarität mit der Ukraine aus. (Beifall bei der FPÖ. – MEP Brandstätter [NEOS]: Wer tötet? – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Können Sie einmal leise sein? – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten der FPÖ und MEP Brandstätter [NEOS].)
Drei Jahre, und die Freiheitliche Partei hat recht behalten. Wir haben gesagt, dieser Krieg ist brandgefährlich, er ist für die Ukraine nicht zu gewinnen. Wir haben einen übermächtigen Gegner, wir haben es mit einer Atommacht zu tun. Es ist nicht unser Krieg, auch die Einmischung ist brandgefährlich. – Es tut mir leid, Herr Minister, natürlich wünschen wir Ihnen auch eine gute Zukunft, aber hier, in Ihrer letzten Ansprache im Parlament, davon zu sprechen, dass es erbärmlich sei, von unserer Neutralität zu faseln, finde ich keinen guten Abgang. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kassegger [FPÖ].) Das ist geltendes Verfassungsrecht, das eigentlich eine der Leitlinien auch Ihrer Außenpolitik hätte sein sollen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger [NEOS].)
Wir haben auch recht behalten, dass die EU-Sanktionen den Krieg nicht beenden werden, nichts bringen. Sie schaden sicherlich der Zivilbevölkerung in Russland, vor allen Dingen aber haben sie noch viel mehr der europäischen Bevölkerung geschadet. Diese hat die steigenden Preise zu schultern – aber was tut man nicht alles für die westlichen Werte? Das müssen sie schon machen.
Wir haben gesagt, es ist zu einem guten Teil auch ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland. – Oh, um Gottes Willen, alles Blödsinn! – Russland wird sich umorientieren, haben wir gesagt. Wenn wir sie abstoßen, werden sie sich nach China, Indien richten (Abg. Meinl-Reisinger [NEOS]: Die Entscheidung haben sie selber getroffen!), sie werden das alles auffangen! – So ist es gekommen. Wir haben gesagt, es muss Verhandlungen geben, Russland wird unser Nachbar bleiben, wir brauchen ein vernünftiges Verhältnis, es wird sich nicht in Luft auflösen!
Nun gibt es die Verhandlungen, und wie reagiert die EU? – Von der Leyen, Macron, Merz und Co: Sie wollen sie nicht! Sie werden torpediert, durch einen Gipfel jetzt in Kiew, dann in Paris. Man will den Friedensschluss nicht, die deutschen Medien überschlagen sich. Merz sagt am Tag nach der deutschen Bundestagswahl: Die Ukraine muss gewinnen! Auch Frau Meinl-Reisinger spricht doch: Kein schneller Friede! – Ach so, jetzt diktieren die europäischen Politiker der Ukraine, wann sie den Frieden zu schließen und unter welchen Bedingungen sie ein Abkommen zu schließen hat!
Herr Selenskyj ist schon weiter. Hoffentlich kommt es diese Woche noch zu einem Abkommensschluss mit den USA. Die Ukraine muss gewinnen, heißt ja übersetzt: Die sollen jetzt gefälligst bis zum letzten Soldaten kämpfen! Sie sollen auch noch in den Fleischwolf, wie das unsere Vorgeneration als Begriff noch so gut kennt, wenn es am Schluss, wo es nichts mehr bringt, heißt, es muss gehalten werden. Da wird nur mehr gestorben.
Frau von der Leyen – ihr Beitrag in Kiew vor zwei Tagen –: Das Allerwichtigste in den nächsten Wochen ist die schnelle Lieferung von Waffen und Munition! (Abg. Schatz [SPÖ]: Die Zeit ist schon aus!) – Das ist die Zusammenarbeit, die da in der EU gemeint ist. Das ist brandgefährlich! Aber Gott sei Dank – ich komme zum Schluss – wird es das nicht spielen. Im Interesse der Ukraine, im Interesse von Europa liegt nur der Friedensschluss, dass die Verhandlungen zu Ende gebracht werden und dass wir mit dem Kriegstreiben endlich aufhören. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Das ist alles nur Blödsinn! Hafenecker! ... Blödsinn, was? – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wenn du ein bisschen mehr zuhören würdest, ... verstehen! – Abg. Michael Hammer [ÖVP]: Nein, den Blödsinn kann eh keiner verstehen!)
9.43
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Edtstadler. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/10
9.43
Abgeordnete Mag. Karoline Edtstadler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier und an sämtlichen mobilen Endgeräten! Zunächst, Herr Präsident, möchte ich mich bei Ihnen herzlich für Ihre Worte bedanken. Wir alle sind nach wie vor von diesem islamistischen Anschlag mit IS-Bezug mitten in Österreich zutiefst betroffen. Ihre sichtbare Betroffenheit spiegelt wohl wider, was alle in diesem Lande empfinden – ob sie Töchter oder Söhne haben, ob sie in ihrer Familie Menschen haben, die tagtäglich für die Sicherheit dieses Landes eintreten, ob sie vom Tod dieses jungen Burschen direkt oder indirekt betroffen sind. Es spiegelt die Trauer und die Fassungslosigkeit wider. Dabei dürfen wir es aber nicht belassen! Wir müssen daraus die Hoffnung und die Kraft schöpfen, unsere Werte, unsere offene Gesellschaft mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Betroffenheit darüber, dass Leid und Tod und Krieg herrschen, habe ich vor ziemlich genau zwei Jahren und drei Monaten ganz direkt erfahren, damals nämlich, als ich mich im November 2022 mit sechs weiteren Europa- und Außenministerinnen auf den Weg gemacht habe, um mit einem Nachtzug nach Kiew zu fahren – nach sämtlichen Sicherheitseinweisungen, wie man sich zu verhalten hat, nach der Aufforderung, bloß nicht die Jalousien im Zug nach oben zu geben, denn dann wäre man ein fahrbares Ziel, das auch Attacken auslösen könnte (Zwischenruf des Abg. Hafenecker [FPÖ]); von Polizei und Cobra begleitet, dort von Botschaftern mit zum Teil gepanzerten Wagen in Empfang genommen.
Erst dann, wenn man im Land ist, wenn man erfährt, was Krieg tatsächlich bedeutet – wir alle sind ja Kinder des Friedens –, kann man im Ansatz nachvollziehen, was sich dort seit drei Jahren abspielt. An diesem Tag hat der bis dahin schlimmste Angriff auf die gesamte Ukraine stattgefunden und wir selbst waren über 2 Stunden im Bunker; danach: flächendeckender Ausfall der Infrastruktur, kein Strom. Kein Strom bedeutet, dass die Toilettenanlagen nicht funktionieren, kein Strom bedeutet, dass nicht geheizt werden kann. Kein Strom hat in diesem Fall auch bedeutet, dass wir an der Universität Studentinnen und Studenten getroffen haben, die ohne Jacken im Kalten gesessen sind – wir hingegen in unseren Wintermänteln – und die uns geschildert haben, was sie vorhaben: nämlich für ihr Land einzutreten, für ihr Land, das sie verteidigen wollen, für ihr Land, in dem sie später dann als Ärzte, im Militärdienst, als Publizisten, als Journalisten arbeiten wollen. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist diesen jungen Menschen in der Ukraine seit drei Jahren genommen: ein schönes Leben, ein Leben in Frieden!
Daher muss es unser aller Ziel sein, diesen Frieden in Europa wieder herzustellen, so schnell wie möglich – aber nicht ohne die Ukraine, sondern mit der Ukraine; und es kann nicht sein, dass wir es Russland und den USA überlassen, in Saudi-Arabien zu entscheiden, wie es mit der Ukraine weitergeht. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch [FPÖ].) Da muss die Europäische Union ihre Stimme entsprechend erheben und auch mit einer Stimme sprechen.
Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, tut die Europäische Union seit drei Jahren. Erst vor Kurzem ist das 16. Sanktionspaket beschlossen worden, und das ist richtig und wichtig. Damit haben wir auch sozusagen ein Tool in der Hand, um mitzureden und letztlich auch am Wiederaufbau mitzuarbeiten, denn das ist es, was diesen jungen Menschen in der Ukraine wieder Hoffnung geben wird.
Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, darauf hinzuarbeiten, und wir müssen darauf achten, dass unsere regelbasierte Ordnung nicht mit Füßen getreten wird, so wie es Außenminister und Bundeskanzler Alexander Schallenberg bereits betont hat. Lassen wir nicht zu, dass diese Weltordnung von Putin ruiniert wird! Ein Angriffskrieg darf niemals honoriert werden. Ein Angriffskrieg darf nicht ignoriert werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, machen wir nicht den größten Fehler, nämlich dass wir eine Täter-Opfer-Umkehr begehen! Sprechen wir aus, was Tatsache ist: Putin ist der Aggressor, und es läge auch an Putin, diesen Krieg heute zu beenden! – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP, NEOS und Grünen.)
9.48
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Bayr.
RN/11
9.48
Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister und Bundeskanzler! Lassen Sie mich zuallererst die Klasse 7c des Gymnasiums in der Anton-Krieger-Gasse ganz herzlich begrüßen – und ich hoffe sehr, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler der 7c, sondern dass alle Jugendlichen, alle Jugendlichen in Österreich, alle Jugendlichen in Europa, ihr Erwachsenenalter in Frieden, in Sicherheit und in Freiheit werden verbringen können. – Herzlich willkommen. (Allgemeiner Beifall.)
Wer bislang nicht verstanden hat, dass es sich bei diesem Krieg nicht um einen symmetrischen handelt, um einen von zwei gleichwertigen Partnern, sondern dass es ein ganz klarer Angriffskrieg, ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, ist, der da stattfindet, lebt in einer Traumwelt. Und auch, wer nicht verstanden hat, dass dieser Angreifer ganz klar Namen und Adresse hat, nämlich die Russische Föderation und Putin, lebt in einer Traumwelt.
Seit 2014 annektiert Russland den Donbass und die Krim, seit drei Jahren überzieht Russland die Ukraine flächendeckend mit einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Und es ist nicht nur ein territorialer Krieg – natürlich verteidigt ein Land seine Grenzen, was denn sonst, natürlich verteidigt ein Land seine staatliche Souveränität –, die Ukraine verteidigt darüber hinaus auch ihre Werte, und diese sind mit unseren Werten in sehr, sehr vielen Fällen deckungsgleich. Es sind im Großen und Ganzen europäische Werte.
Es ist daher keine Frage, auf welcher Seite wir stehen, und wir – sowohl als Österreich als auch als Parlament – haben uns ja auch von Anfang an immer klar auf eine Seite gestellt, nämlich auf die Seite der Ukraine, die da überrannt wird.
Was passiert seit 24.2.2022, seit drei Jahren konkret? – Wir sehen etwa 20 000 aus der Ukraine und den besetzten Gebieten verschleppte Kinder – verschleppt nach Russland, verschleppt nach Weißrussland. Wir werden heute später auch einen Entschließungsantrag dazu einbringen, der dem Außenpolitischen Ausschuss zugewiesen werden soll, in dem es konkret um die Situation von Kindern geht und die Notwendigkeit, dass auch wir diese Kinder weiter mit humanitärer Hilfe unterstützen.
Wir sehen eine Million Hektar vermintes Land, vor allem landwirtschaftliche Flächen, und wir wissen, dass es ganz, ganz oft Bauern, Bäuerinnen, Kinder beim Spielen sind, die Opfer von solchen Landminen werden, auch noch viel später.
Wir haben Zehntausende getötete und verletzte Zivilistinnen und Zivilisten, und eine vorsichtige Schätzung geht von bislang 150 000 Kriegsverbrechen aus, die in der Ukraine passiert sind: Das sind auf der einen Seite Tausende von vergewaltigten Frauen, bei denen sexuelle Gewalt als Taktik des Krieges eingesetzt worden ist, das sind aber auch Waisen, die ihre Eltern verloren haben, das sind Soldaten, Soldatinnen, die mit Verstümmelungen leben müssen, die mit Prothesen leben müssen. Wir sehen auch, dass es unendlich viele zivile Einrichtungen getroffen hat – ungefähr 1 500 Schulen wurden getroffen, die ruiniert worden sind, und dieses Bombardement durch Russland hat ungefähr 700 medizinische Einrichtungen in der Ukraine getroffen. Das heißt, dass die Zivilbevölkerung in ihren Grundrechten massiv eingeschränkt und beschädigt worden ist. Das alles sind Kriegsverbrechen, denen nachgegangen werden wird.
Ja, es gibt ganz klar Schuldige: Das ist Putin am Anfang der Befehlskette, aber nicht nur er allein, hintendran gibt es noch einen Rattenschwanz von anderen, die da mitverantwortlich gemacht werden werden, um sie für diese völkerrechtlichen Verbrechen wirklich zur Rechenschaft zu ziehen. Es geht darum, dass die Verantwortlichen individuell eine gerechte Strafe bekommen, aber es geht auch darum, dass entsprechende Reparationszahlungen zum Wiederaufbau der Ukraine geleistet werden.
Voraussetzung dafür ist natürlich Frieden – und zwar kein Diktatfrieden, sondern ein nachhaltiger Frieden, der nur mit der Ukraine umgesetzt werden kann. Und ich glaube, dass wir uns darüber einig sind, dass es absolut unerträglich ist, dass Ungarn zum Beispiel gerade letztens wieder bei der UN-Generalversammlung von einem Beschluss bezüglich der Ukraine, den die ganze restliche EU mitgetragen hat, ausgeschert ist. Ich wünsche mir eine aktivere Rolle der EU, ich wünsche mir eine aktivere Rolle Österreichs in der EU, weil ich glaube, dass es uns als neutraler Staat sehr, sehr gut ansteht, weiterhin in jenem Ausmaß, wie wir das bislang schon tun, humanitäre Hilfe zu leisten.
Dazu werden wir einen langen Atem brauchen, weil vieles von dem, was jetzt passiert, mit einem Friedensschluss nicht vorbei sein wird. Wir werden länger traumatisierte Menschen haben, wir werden länger verminte Landstriche haben, wir werden ein hochgerüstetes Land haben und wir werden durch diesen Krieg ganz massive Umweltschäden haben. Wir alle sind also gefordert, der Ukraine sehr, sehr längerfristig unter die Arme zu greifen – mit dem Ziel, dass es einen souveränen, selbstbestimmten Staat mit demokratischen Wahlen gibt, in dem alle Menschen in Frieden, Freiheit und Würde leben können. – Danke sehr. (Beifall bei SPÖ, NEOS und Grünen sowie der Abg. Bogner-Strauß [ÖVP].)
9.53
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff.
RN/12
9.53
Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Danke, Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Bundeskanzler, Herr Bundesminister, ich möchte mich als Erstes bei Ihnen recht herzlich bedanken, auch für die klaren Worte, die Sie heute geäußert haben, nicht nur über die Arbeit der letzten Jahre, sondern auch insbesondere, was die Ukraine und Ihren Einsatz dafür betrifft. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)
Leider war dieser positive Hall Ihrer Worte nicht sehr lange in diesem Raum: Frau Kollegin Fürst hat dieses Mikrofon ergriffen und hat Dinge von sich gegeben, die man, glaube ich, so nicht stehen lassen kann.
Frau Kollegin, Sie sagen, man muss den Krieg differenziert sehen. – Was ist an einem Überfall über Nacht, was ist an Morden, was ist an Massakern differenziert zu sehen? Das muss mir irgendjemand erklären. (Beifall bei NEOS, ÖVP, SPÖ und Grünen.) Da gibt es nichts zu differenzieren, da gibt es eine ganz, ganz klare Antwort: Da muss man sich als Mensch, da muss man sich als Politiker dagegenstellen. Da muss man klar Farbe bekennen und klar Fahne bekennen. (Abg. Kickl [FPÖ]: So wie Sie es im Irak gemacht haben, nicht? Mit derselben Klarheit!) Es braucht, glaube ich, gerade jetzt ein Land, eine Stimme und ein gemeinsames Europa. (Beifall bei den NEOS.)
Gerade wir als Österreich sind da in der Verantwortung: Wir als Österreich sind in der Verantwortung, weil wir selber wissen, was es heißt, für die eigene Souveränität zu kämpfen. Wir haben das erlebt – ich nicht, aber meine Großeltern. Ihre Großeltern haben erlebt, was es bedeutet, nicht die eigene Souveränität in der Hand zu haben. Genau diese historische Verantwortung, die uns das mitgibt, müssen wir jetzt einbringen. Wir müssen sie jetzt auf europäischer Ebene geltend machen und auch klarmachen, wie notwendig die Souveränität der Ukrainer ist, und wie notwendig es ist, hier dafür zu kämpfen.
Der Herr Bundeskanzler hat etwas sehr Richtiges über die Vorgänge, die gerade in den USA passieren, gesagt. Diese zeigen uns aber auch, dass wir als Europa genau das nicht sind: die eine Stimme. – Sie haben darüber gesprochen – richtig –, wie viel wir tun. Wir tun es aber teilweise parallel, wir tun es teilweise nicht gemeinsam. Wir treten nicht gemeinsam stark auf, das aber wäre notwendig, um auch die USA und insbesondere Putin in die Schranken zu weisen.
Frau Kollegin Fürst, Sie haben dann auch gesagt: „Es ist nicht unser Krieg“. – Jetzt bin ich zutiefst davon überzeugt, dass es um mehr geht als um die Ukraine. Es geht um unsere Werte. Sie negieren das immer, aber es geht um unsere Werte. Wir alle wissen auch, dass Putin nicht aufhören wird. Er hat auch schon mehrfach angekündigt, wenn es um andere Staaten geht, wo er weitermachen will und wie er – eigentlich nur, um von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken (Ruf bei der FPÖ: Oje!) – sein Territorium vergrößern will.
Was Sie aber vergessen, ist – die Frau Verteidigungsministerin ist ja auch hier im Raum –, welche Situation es in Österreich grundsätzlich mit Putin gibt. Vor zwei Wochen, glaube ich, ist die Sicherheitspolitische Jahresvorschau präsentiert worden: Das wird offengelegt. Es ist ganz klar, dass wir in einem Informationskrieg mit Russland, mit Putin sind. Tagtägliche Cyberangriffe, tagtägliche Fake News – bei denen Ihre (in Richtung FPÖ) Fraktion auch immer wieder mit Begeisterung mitmacht –, die verbreitet werden. Das ist der Krieg, bei dem wir in Europa mit Putin in Kontakt sind, und den können Sie nicht negieren und sagen: „Es ist nicht unser Krieg“. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Es gibt – weil Sie uns auch vorgeworfen haben, dass hier niemand einen schnellen Frieden will – einen schnellen Frieden, der mit einem einzigen Schritt, mit einem einzigen Befehl des russischen Machthabers zu lösen ist. Er muss einfach seine Truppen zurückziehen und das wiederherstellen, was herzustellen ist: die Souveränität der Ukraine, die Souveränität eines freien Landes – eines Landes, das er über Nacht überfallen hat, wo er persönlich für Massaker verantwortlich ist, wo er persönlich dafür verantwortlich ist, dass tagtäglich Kinder sterben. Das kann Wladimir Putin machen, und dann haben Sie Ihren schnellen Frieden. Nehmen Sie Ihren Freundschaftsvertrag und ähnliche Kontakte, die Sie vielleicht noch haben oder nicht haben (Ruf bei der FPÖ: Jetzt wird es schon lustig!), und sorgen Sie dafür! Leisten Sie Ihren Beitrag! (Beifall bei NEOS und Grünen.)
9.58
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Kogler. (Abg. Wurm [FPÖ]: Oje, der ist noch schlimmer!)
RN/13
9.58
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Danke, Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frieden ist sicherlich die berechtigtste Sehnsucht der Menschheit – aber ob das alleine immer hilft, ist die Frage.
Welchen Frieden wollen wir? Ich bin ja schon alt genug, dass ich mich fast zur Generation John Lennon zählen dürfte – Give Peace a Chance: Aber welche? Welche Chancen wollen wir? Das muss doch auch ein Friede sein, der eine Freiheit garantiert und erzeugt, der Unabhängigkeit erzeugt bei jenen, die das wollen und brauchen, und das muss auch noch abgesichert sein. Ja – und ich muss sagen, ich habe umgedacht –, dauerhafter Friede, Unabhängigkeit und Freiheit brauchen auch Sicherheit. Das ist vielleicht eine schmerzliche Erkenntnis, aber es ist so – es ist so!
Wir alle kennen den Spruch, den ich nicht ausführe, ich drehe ihn einfach nur um: Stell dir vor, es ist Friede, und einer macht alles hin! Was ist dann? Solange das so sein kann, wird eben auch die Frage der Sicherheitspolitik eine Rolle spielen müssen – müssen! –, sonst ist alles für die Galerie und klingt nur gut, aber diese Sehnsucht zu bedienen und zu verstehen, das ist schon eminent wichtig.
Deshalb glaube ich, dass wir alle hier im Haus an dieser Stelle vielleicht eine Spur von etwas Verbindendem haben können, auch wenn dann große Unterschiede auftauchen, auf die ich jetzt natürlich sofort eingehe. Als Aggressor - - (Abg. Kickl [FPÖ]: Haben Sie eigentlich Ihre Wehrpflicht erfüllt?) – Nein, ich war Zivildiener, wie Sie wissen. Also die Aggression geht eindeutig - - (Zwischenruf des Abg. Wurm [FPÖ].) – Was wollen wir da viel diskutieren? (Abg. Kickl [FPÖ]: Das ist die Fraktion, die das Militär begraben wollte!) Wenn man so wenig versteht wie Sie, sehen die meisten gar nicht ein (Abg. Kickl [FPÖ]: Sie wollten das Militär begraben!), dass Sie da dauernd dazwischenrufen – aber bitte! (Beifall bei den Grünen.)
Jetzt aber noch einmal zur Ausgangslage: Nichts kann diesen Angriffskrieg rechtfertigen. Er ist völkerrechtswidrig und brutal, das muss man einfach so benennen. Ein quasi diktatorischer Staat überfällt eine Demokratie, die, so gut sie kann, Demokratie geworden ist; eine Demokratie, und zwar eine europäische Demokratie. Das ist die Grundaufstellung: Ein Aggressor überfällt ein europäisches Land. – Wenn man da den Kopf in den Sand steckt, wünsche ich Ihnen viel Vergnügen! Da werden Sie dann aber anders aufwachen, als Sie hier suggerieren. (Beifall bei den Grünen.)
Bewundernswert ist ja der Widerstandsgeist der Ukraine und der Ukrainerinnen und Ukrainer. Das können sie natürlich überhaupt nur „leisten“ – unter Anführungszeichen –, wenn sie entsprechende Unterstützung haben. Das müssen wir nicht nur anerkennen, sondern auch etwas dazu tun. Ich finde es nachgerade überheblich, wenn man jetzt zuruft – vielleicht eh schon in der Vergangenheit –, die sollen alle die Segel streichen und das wäre dann Frieden. – Nein, es wird wohl – und das ist für die Zukunft relevant, und auch, was das nordatlantische Verhältnis betrifft – ein Frieden sein müssen, der – Beate Meinl-Reisinger hat es ja auch gesagt – kein Diktatfrieden und kein Unterwerfungsfrieden ist. Also es wird schon darum gehen, dass wir langfristig unsere europäischen Mitbürgerinnen und Mitbürger – möchte ich fast sagen (Abg. Kickl [FPÖ]: Aber immerhin! Bis vor drei Monaten haben Sie das Wort Frieden noch gar nicht gekannt!) – entsprechend unterstützen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Scherak [NEOS].)
Es sind die europäischen Werte, die angegriffen wurden – okay –, aber es ist noch viel schlimmer. Es ist völlig klar, wie die Aufstellung ist: Wenn Putin in dieser Situation damit durchkommt, dass dort nur die Segel gestrichen werden und er seine Ansprüche grosso modo durchsetzt, dann wird er nicht aufhören. Putin versteht die Sprache nicht, wenn man bloß darüber redet, wie man sich arrangieren kann. Man muss ihm auch etwas entgegenhalten, das hat die Geschichte bisher bewiesen, sämtliche Jahrestage – heute ist ja auch schon wieder einer, haben wir gehört; er hat die Krim annektiert –; das ist das, glaube ich, was man erkennen muss.
Deshalb ist es die Aufgabe, dass Europa stärker wird. Ich glaube nicht, dass schon alles ausreichend da ist, aber die Voraussetzungen und die Möglichkeiten sind da. Ich sehe es wie der Bundeskanzler: dass wir uns da gar nicht so schwach stellen müssen. Also wird es darum gehen, dass Europa militärisch auch stärker wird. Wir haben mehr Rüstungsausgaben als Russland, das muss man bündeln, das muss man vernünftiger gestalten. Ich halte gar nichts von 2 Prozent, 3 Prozent Rüstungsausgaben, das muss vernünftig organisiert werden. Das ist richtig. Wir, Europa, haben mehr als Russland.
Das sind Aufgaben für die Zukunft, die wir haben, und Österreich soll da einen Beitrag leisten, und zwar indem auf europäischer Ebene konstruktiv mitgearbeitet wird und nichts blockiert wird. Ja, der Neutralitätsstatus ist ein eigener, da kann man dann vielleicht auch mehr daraus machen, das wird man sich wieder erarbeiten müssen. Es ist aber richtig und wichtig, dass Österreich, gerade als neutraler Staat, die Sanktionen unterstützt – die wirken mehr, als viele glauben, wenn wir uns die wegdenken, wäre die Lage noch viel schlimmer – und dass wir im Bereich der humanitären Hilfe sowohl in der Ukraine als auch hier bei uns wirklich etwas leisten. Das kann sich auch anschauen lassen. Ich danke allen, die da mitwirken, im Prinzip dem gesamten Nationalrat, denn es steht ja schon wieder etwas an, wie mich Barbara Neßler, meine Kollegin, informiert hat.
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Bitte den Schlusssatz!
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Danke, Herr Präsident. Wir können die Familienbeihilfe und das Kinderbetreuungsgeld für die Ukrainerinnen und Ukrainer wieder verlängern. (Beifall bei den Grünen.)
Schlussendlich wird es auch um einen Wiederaufbau gehen, und auch da kann Österreich große Beiträge leisten. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Bogner-Strauß [ÖVP].)
10.04
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Reifenberger.
RN/14
10.05
Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Werte Kollegen von den NEOS! Mit der Wahl des Titels für die heutige Aktuelle Stunde nutzen Sie das Leid der Opfer des Krieges in der Ukraine aus, um daraus parteipolitisches Kleingeld zu schlagen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Doppelbauer [NEOS] und Gewessler [Grüne]. – Abg. Scherak [NEOS]: Da fällt mir nicht einmal mehr ein Zwischenruf ein!)
Die Forderungen der NEOS auf den Punkt gebracht: Sie fordern erstens eine Berufsarmee, zweitens eine EU-Armee und drittens die Abschaffung der Neutralität.
Werte Kollegen von den NEOS, von zeitgemäßer Sicherheitspolitik haben Sie keine Ahnung, und mir graut schon vor einer künftigen Außenministerin Meinl-Reisinger, einer Baerbock 2.0 – sie ist jetzt leider nicht mehr hier. (Beifall bei der FPÖ.)
Ihre Forderungen waren vor 25 Jahren en vogue, zu einer Zeit, als viele noch davon ausgegangen sind, dass es in Europa keinen konventionellen Krieg mehr geben wird. Die Lehre aus dem Krieg in der Ukraine ist aber genau eine andere. In anderen Ländern – wie zum Beispiel Deutschland und Italien – kämpft man jetzt mit den negativen Auswirkungen der Umstellung auf eine Berufsarmee. Diese Länder wären heute froh, wenn sie noch eine allgemeine Wehrpflicht hätten, sie beneiden uns darum.
Und zur Neutralität: Die Neutralität ist kein Auslaufmodell, sie ist ein Zukunftsmodell. Zum Glück gibt es in den EU-Verträgen die von Ihnen allen sehr gerne verschwiegene irische Klausel. Diese Klausel ermöglicht es, dass die neutralen EU-Staaten im Falle eines Angriffes auf ein EU-Mitgliedsland eben keinen militärischen Beistand leisten müssen. Frei nach Bruno Kreisky an die NEOS gerichtet: Lernen Sie EU-Recht! (Beifall bei der FPÖ.) Wir sind also nicht zum militärischen Beistand verpflichtet.
Auch realpolitisch sollte Ihnen spätestens seit dem Amtsantritt von Donald Trump klar sein: Diese Zusammenarbeit ist eben keine verlässliche Sicherheitsgarantie. Trump erklärt seinen europäischen Nato-Partnern gerade, dass sie sich eben nicht auf den Beistand der USA verlassen dürfen. Wer sich auf andere verlässt, ist am Ende verlassen, daher müssen wir uns im Ernstfall selbst helfen können.
Die Schlüsse, die wir aus diesem elenden Krieg in der Ukraine ziehen müssen, sind ganz andere, als die NEOS uns weismachen wollen.
Wir brauchen erstens eine konsequente und vor allem nach außen hin auch glaubhafte Neutralitätspolitik. Zweitens brauchen wir die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht. Unser österreichisches Wehrsystem ist vom wertvollen Grundgedanken getragen, dass Schutz und Verteidigung als eine Gemeinschaftsaufgabe des gesamten Staats und seiner Bürger zu verstehen ist. Daher brauchen wir drittens ein Bundesheer, das nach den Grundsätzen eines Milizsystems einzurichten ist, so wie das in unserer Bundesverfassung eigentlich bereits steht. Dazu bräuchten wir aber auch einen längeren Grundwehrdienst, um die Wiedereinführung von verpflichtenden Milizübungen zu ermöglichen. (Beifall bei der FPÖ.) Viertens brauchen wir eine Erhöhung des Mobilmachungsrahmens, um auch eine Abwehroperation leisten zu können. Derzeit haben wir nur 55 000 Mann, und das nur auf dem Papier.
Die USA machen das schlauer als die EU. Die USA haben durch Waffenlieferungen und Flüssiggasexporte in diesem Krieg Unsummen verdient und sich darüber hinaus auch noch Vorkommen an seltenen Erden in der Ukraine gesichert. Der EU ist lediglich die undankbare Rolle zugedacht, Soldaten zur Überwachung einer demilitarisierten Pufferzone zu entsenden und die Ukraine wieder aufzubauen, was Unsummen an Steuergeld verschwenden wird. Daher fordern wir einen Stopp der finanziellen Unterstützung des EU-Projekts Eumam, mit welchem Österreich die militärische Ausbildung ukrainischer Soldaten finanziert; daher fordern wir die Aussetzung der Beitragszahlungen an die Europäische Friedensfazilität, solange aus dem dadurch finanzierten Topf auch Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine oder ein anderes Krieg führendes Land finanziert werden; und daher fordern wir auch den Ausstieg aus dem Nato-Projekt Sky Shield und den Aufbau einer eigenständigen Luftabwehr.
Ich will jedenfalls nicht, dass eines Tages österreichische Soldaten für die geopolitischen Interessen einer Ursula von der Leyen oder der USA ihren Kopf hinhalten müssen. Da pfeife ich lieber auf die von den NEOS so herbeigesehnte Zusammenarbeit. (Beifall bei der FPÖ.) Wir brauchen Souveränität statt Abhängigkeit. (Beifall bei der FPÖ.)
10.09
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kugler.
RN/15
10.10
Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Herr Präsident! Verehrte Vertreter der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am 12. August 2000 ist ein russisches U-Boot gesunken, es gab eine Explosion. Es waren 118 Menschen in diesem U-Boot. Diese Explosion wurde von einigen überlebt, sie waren in einer Luftkammer eingeschlossen. Damals war Putin gerade ein paar Monate im Amt, und er hat keine Hilfe geholt. Er hat keine Hilfe von außen geholt, er hat diese Leute dort sterben lassen. Margaret Thatcher hat darüber Folgendes gesagt: Ich habe mir die Bilder von Herrn Putin angesehen und versucht, eine Spur von Menschlichkeit zu finden. Wenn es eine Katastrophe im Westen gibt, dann werden alle Streitkräfte, wird jede Hilfe geholt, damit die Menschen gerettet werden. Putin hat nicht schnell gehandelt. Er hat nicht versucht, andere zu mobilisieren. – Und dann sagt sie folgenden Satz: Putin schätzt das menschliche Leben nicht auf dieselbe Weise wie wir. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl [FPÖ]: Die Briten!)
Jetzt haben wir drei Jahre illegalen, brutalen Angriffskrieg. Der Schock, den wir damals vor drei Jahren gefühlt haben: Ich fühle ihn heute noch genauso. In der Zwischenzeit haben wir aber Hunderttausende Tote, wir haben Millionen von vertriebenen Menschen, verletzten, traumatisierten Menschen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Mit der Kolonialgeschichte!) – Das ist die Realität, Herr Kollege Kickl. (Abg. Kickl [FPÖ]: Mit der Kolonialgeschichte der Briten, ich bitte Sie!) Wir haben 800 Angriffe auf medizinische Einrichtungen, 1 700 Angriffe auf Bildungseinrichtungen. Das sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ja, sehr geehrte FPÖ, man muss weise und strategisch vorgehen, um Frieden zu schaffen, aber verstehen kann man das nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das hat das Empire immer gemacht! – Abg. Kickl [FPÖ]: Die Menschlichkeit exportiert! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Reden Sie einmal mit den Indern über das Ego eines Empires!)
Es gibt also jetzt Verhandlungen darüber, wie die Verhandlungen aussehen sollen. Es gibt also Grund zur Hoffnung. Diese Aktuelle Stunde steht unter dem Motto Zusammenarbeit. Zusammenarbeit heißt für uns vieles und, Herr Kollege Reifenberger, Zusammenarbeit ist für eine Problemlösung absolut unerlässlich. Was heißt Zusammenarbeit für uns? – Heute wurde einiges genannt: keine Verhandlungen über die Köpfe der Ukraine hinweg, keine Verhandlung ohne Europa am Verhandlungstisch. Das heißt aber auch, dass Österreich als Verhandlungsort eine Rolle spielen soll. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Ja, da haben wir uns in den letzten drei Jahren sehr aufgedrängt als Verhandlungsort!) Das heißt, dass Österreich beitragen kann, dass Länder weit über den Westen hinaus an diesen Friedensverhandlungen teilnehmen, und es heißt auch, dass uns die transatlantische Achse wichtig ist und dass wir diese nicht aufgeben werden. Das alles heißt Zusammenarbeit.
Ich möchte noch zwei Dinge ansprechen. Ich habe mit Ukrainern geredet und versucht herauszufinden, wie es den Menschen in den besetzten Gebieten geht. Wir haben heute schon über den Gedenktag für den Widerstand auf der Krim gesprochen. Wie geht es den Menschen auf der Krim? – Überall hört man das gleiche: Sowjetunion 2.0, Einschränkung von Bürgerrechten, Einschränkung von Kommunikationsmöglichkeiten, Folterungen, Repressalien. Wir dürfen die Menschen in den annektierten und besetzten Gebieten nicht vergessen. Auch da sieht man: Putin schätzt die menschliche Freiheit nicht auf dieselbe Weise, wie wir es tun.
Ein zweites Beispiel: Kollegin Bayr hat die Kinder angesprochen. Russland verwendet die Entführung und Umerziehung von Kindern als Kriegsmittel. Tausende Kinder sind entführt worden, nur wenige sind zurückgekommen. Österreich unterstützt diese Rückführungen, und wir haben gemeinsam einen Antrag verfasst, der unterstreicht, dass das weiterhin so gemacht werden soll. Auch am Beispiel der Kinder sieht man: Putin schätzt das Leben der Kinder nicht auf dieselbe Weise wie wir. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Tötung von Kindern im Mutterleib …!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mögen diese Verhandlungen für den Frieden bald beginnen! Mögen wir gemeinsam am Wiederaufbauprozess mitarbeiten, aber möge dieser Frieden, der geschaffen werden muss, langfristig sein und nicht nach ein paar Jahren wieder abgeknabbert werden! Möge der Frieden ein gerechter sein! Gerechter Friede heißt, dass Kriegsverbrecher zur Rechenschaft und Verantwortung gezogen werden müssen. (Beifall bei der ÖVP.)
10.14
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Laimer.
RN/16
10.14
Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Danke, Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Drei Jahre Krieg in Europa, drei Jahre Leid, Zerstörung und menschliche Tragödien; drei Jahre, die uns zeigen, was passiert, wenn Völkerrecht gebrochen wird. Daher möchte ich in meiner Rede kritische Fragen stellen und Lehren für die Zukunft ziehen.
Der Reihe nach: Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser Krieg führt uns deutlich vor Augen, wohin eine nicht funktionierende Sicherheitsordnung, schwache Mechanismen der Konfliktverhütung in Europa führen können, nämlich ins Verderben. Es ist Zeit, unliebsame Wahrheiten auch auszusprechen und daraus Lehren zu ziehen: Wurde vor 2022 alles Menschenmögliche getan, um diesen Krieg zu vermeiden? Was muss künftig getan werden, damit es nicht mehr zu einem Krieg in Europa kommt? Wir müssen diese Antworten kennen, damit nicht mehr Kinder ohne Väter und Mütter aufwachsen müssen, damit nicht mehr Eltern um ihre Kinder trauern müssen, weil diese nicht mehr vom Schlachtfeld nach Hause kommen. Vor allem müssen wir alles dafür tun, dass unsere Kinder und Enkel nicht in den Tod ziehen müssen.
Man könnte meinen, dass die Antwort auf diese Frage, ob alles getan wurde, um den Krieg zu vermeiden, leicht fallen würde, zumindest bei uns im Westen. Doch es ist nicht so eindeutig. Es gibt verschiedene Meinungen dazu, warum es eigentlich zum Krieg kam. Insbesondere seit dem Wechsel im Weißen Haus vor vier Wochen wird unter anderem der Nato-Erweiterung die Schuld am Krieg gegeben, und persönlich dem vormaligen Präsidenten Biden, zumindest offiziell durch die Trump-Administration in den USA. Bis zur Angelobung von Trump zum Präsidenten war das offizielle Ziel des Westens der militärische Sieg der Ukraine und die Wiederherstellung der Grenzen von vor 2014. Das Sprechen über Frieden galt lange als ein prorussisches Narrativ. Das Infragestellen der Kriegsziele wurde aus dem öffentlichen Diskurs de facto verbannt, obwohl führende Militärs Zweifel anmeldeten. Der ehemalige US-Generalstabschef Mark Milley sagte bereits im November 2022, dass für die Ukraine der Krieg nicht mit militärischen Mitteln zu gewinnen ist. Wollten es politische Verantwortliche entweder nicht wahrhaben oder haben sie bewusst die Militärstrategen und die militärische Logik dahinter ignoriert? Diese Woche hat sich Frankreich im UN-Sicherheitsrat bereits der Stimme enthalten, damit eine russlandfreundliche Resolution angenommen werden konnte, genauso wie das Vereinigte Königreich. Meine Damen und Herren, es ist ein Paradigmenwechsel mitten im Krieg.
Noch eines zur Aufrüstung in der EU: Die Debatte über massives Wachstum durch Rüstung verlagert den Fokus von den ursprünglich humanitären und sicherheitspolitischen Konsequenzen des Krieges hin zu ökonomischen Interessen. Statt die Notwendigkeit von Diplomatie und globaler Abrüstung zu betonen, wird militärische Aufrüstung als wirtschaftlicher Impulsgeber gesehen. Doch diese Argumentation ist nicht nur zynisch, sie ist auch gefährlich. Immer mehr Waffen auf der Welt bedeuten nicht automatisch mehr Sicherheit, sondern sie bergen mitunter auch das Risiko, Konflikte noch weiter auszudehnen. Gerade Österreich, das sich als neutrales Land und Verfechter der globalen Abrüstung sieht, sollte diese Entwicklung auch kritisch hinterfragen dürfen und sich für nachhaltige Lösungen starkmachen.
Österreich hat sich stets als wichtiger Akteur in der Rüstungskontrolle und im Kampf gegen autonome Waffen positioniert. Unser Land verfolgt keine geopolitischen Machtinteressen, sondern steht konsequent für nachhaltige Friedenslösungen. Gerade deshalb sollten wir die aktuellen Entwicklungen kritisch hinterfragen und uns klar für Diplomatie und Verhandlungen im Verbund einsetzen. Die Wintertagung der OSZE in Wien in der Vorwoche sowie das 50-jährige Jubiläum der Schlussakte von Helsinki führen uns das klar vor Augen: Frieden, Sicherheit kann nur durch Dialog und Diplomatie erreicht werden.
Krieg tötet, meine Damen und Herren, Soldaten, Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder. Europa braucht Mut zum Dialog. Europa braucht ein neutrales Österreich als Verhandlungsraum. Die Ukraine braucht einen nachhaltigen, einen geordneten, einen gerechten Frieden und keinen Diktatfrieden. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Abschließend geht ein Gruß an die Schüler:innen der 8. Klasse des GRg Parhamergymnasiums. – Herzlich willkommen. (Allgemeiner Beifall.)
10.20
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dengler.
RN/17
10.20
Abgeordneter Veit Valentin Dengler (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Frieden zu stiften ist ein edles Geschäft: Man beendet den Massenmord, man beendet das sinnlose Zerstören, man eröffnet die Aussicht auf Wohlstand. Allerdings ist Frieden zu stiften auch ein schwieriges Geschäft, ein mühsames Geschäft, und unter den Friedensstiftern gibt es, so wie überall sonst auch, viele Stümper, deren Bemühungen unter die Kategorie gemeingefährlich fallen. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Michael Hammer [ÖVP].)
Sie wissen natürlich, wen ich meine: den britischen Premierminister Neville Chamberlaine, der 1938 den „Frieden für unsere Zeit“ mit dem deutschen Führer schloss, „Peace for our time“ – ein Frieden, der wenig später in den ewigen Frieden für 60 Millionen Menschen mündete, auf dem Friedhof; übrigens auch fast für meinen Großvater, er war Gestapo-Häftling und in diesem Hohen Haus, und für meinen Vater, der in den letzten Kriegstagen schwer verwundet wurde, auch er war da fast dabei.
Der Schock über dieses Morden saß so tief, dass Europa friedliebend geworden ist. Das sieht man auch heute in dieser Diskussion und daran, dass die EU, die Europäische Union, das größte Friedensprojekt der Geschichte ist. Wir waren so friedliebend, dass wir uns darauf verlassen haben, dass andere uns beschützen werden, nämlich dass uns die USA beschützen werden. Die haben das auch getan, 70 Jahre lang, aber nun leben wir in einer anderen Welt. Sehr plötzlich, innerhalb kurzer Zeit muss Europa jetzt wieder sehr rasch Realpolitik lernen – eine Welt, in der die Mächte beinhart ihre eigenen Interessen vertreten und in der Krieg jetzt wieder die Verlängerung der Politik mit anderen Mitteln ist.
Die USA verhandeln gerade einen großen Deal: die Ausweitung der Abraham Accords für den Nahen Osten. Als Teil dieses Deals wird wahrscheinlich Russland auch seine Stützpunkte in Syrien behalten können. Gleichzeitig, parallel verhandeln Russland und die USA über den Frieden für die Ukraine – ohne Ukrainer, ohne Europäer. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja! Wir haben …! – Abg. Fürst [FPÖ]: Ja!) – Ja, aber wissen Sie, was das heißt? Das ist dann ein Frieden, der vielleicht nur eine Pause ist (Abg. Fürst [FPÖ]: Ja, aber es ist die Realität!), der dann vielleicht relativ schnell in die Aggression von Russland umgewandelt wird, weil er belohnt worden ist.
Europa ist nämlich in dieser Welt nicht neutral, Europa ist in dieser Welt ein Spielball, ein Angriffsziel. Und wir, als Teil von Europa, in der Mitte von Europa (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Seit drei Jahren nicht!), sind auch ein Spielball, sind auch ein Angriffsziel und können nicht neutral sein. Die österreichische Neutralität ist obsolet. Sie ist vorbei. Wir müssen uns verteidigen können und wir werden auch den Beistand von anderen Ländern brauchen.
Übrigens, wir kommen vielleicht schon bald in die Situation, dass wir auch gemäß unserer verfassungsrechtlichen Pflichten Beistand leisten müssen. Wir sind nämlich nach den europäischen Verträgen beistandsverpflichtet. Ja, wir dürfen uns aussuchen, dass wir das nicht militärisch machen, aber wir sind dazu verpflichtet. Wir sind nicht neutral. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: O ja, wir sind schon neutral!)
Was jetzt aber das große Problem ist, Herr Bundeskanzler: Das Völkerrecht sichert den Frieden nicht. Verträge und Konferenzen sichern den Frieden nicht mehr. Abschreckung sichert den Frieden. (Ruf bei der FPÖ: Um Himmels willen!) Wenn jemand es nicht wagt, uns anzugreifen, dann leben wir sicher. Wir sind nicht schwach, haben Sie gesagt, Herr Bundeskanzler, aber wir sind auch nicht stark. Peace through strength hieß das in den 1980er-Jahren. Das war das Rezept, mit dem wir den Kalten Krieg beendet und 30 Jahre Frieden eingeleitet haben. Peace through strength heißt Friede durch Stärke! Je eher wir das in diesem Hohen Haus lernen, je eher wir das lernen, desto eher wird Österreich seinen Beitrag leisten, dass wir Europäer uns selber schützen und in Frieden leben. (Beifall bei den NEOS.)
10.24
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Disoski.
RN/18
10.24
Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Danke, Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vor drei Jahren hat Russland einen brutalen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Dieser Krieg, der bringt unermessliches Leid über die Ukraine. Zehntausende Menschen sind getötet worden, Hunderttausende sind verletzt worden. Millionen Bewohnerinnen und Bewohner sind aus ihrer Heimat vertrieben worden. Familien sind auseinandergerissen worden, Kinder wachsen in Angst auf. Ganze Städte sind in Trümmer zerbombt worden. Und dennoch: Dennoch kämpft die Ukraine weiter für ihre Freiheit, für unsere Freiheit.
Wir hatten gestern als Grüne im Rahmen unserer Klubsitzung einen sehr intensiven Austausch mit dem ukrainischen Botschafter. Er hat uns eindringlich dargelegt, dass sich die Ukrainerinnen und Ukrainer nichts sehnlicher wünschen als einen Frieden – aber nicht irgendeinen Frieden, nicht einen Frieden der Unterwerfung, der über ihren Kopf hinweg diktiert wird, nein, sie wollen einen Frieden, der ihre Freiheit sichert und Putins imperialistischen Hunger stoppt. (Beifall bei den Grünen.)
Eines ist klar: Ein Diktatfrieden, der würde diesen Krieg nicht beenden, der würde diesen Krieg nur einfrieren, bis Russland dann wiederum bereit ist, erneut zuzuschlagen. Und was kommt dann? – Ich glaube, wir wissen es, wir kennen die Szenarien. Dann ist nicht nur die Ukraine in Gefahr, dann geraten auch andere Staaten ins Visier: Georgien, die baltischen Staaten, die postsowjetischen Staaten. Wir alle wissen, dass Putins Hunger nicht mit der Ukraine gestillt sein wird. Genau deshalb ist es wichtig, dass wir in Europa und Österreich hier unsere Haltung nach wie vor entschlossen und unmissverständlich vertreten. Aus meiner Sicht braucht es dafür vier sehr konkrete Punkte.
Der erste Punkt: Wir müssen dieser völkerrechtswidrigen Aggression Putins weiterhin entschlossen entgegentreten. Der Krieg gegen die Ukraine – wir haben es schon ein paarmal gehört – ist ein eklatanter Bruch des Völkerrechts, und unsere Reaktion darauf darf einfach nicht nachlassen. Die Sanktionen müssen bestehen bleiben, sie müssen sogar verschärft werden. Da haben wir auch hier in Österreich ein Thema. Gleichzeitig braucht natürlich die Ukraine weiterhin unsere Unterstützung, sei es humanitär, auch militärisch oder eben auch im wirtschaftlichen Sinn.
Es geht aber nicht nur um Waffen, es geht nicht nur um Wirtschaftshilfen. Wir haben es schon von Kollegin Bayr gehört, die Kriegsführung Russlands ist geprägt von Terror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung: Frauen werden systematisch vergewaltigt, Kinder werden ihren Familien entrissen und nach Russland verschleppt. Diese Verbrechen dürfen nicht folgenlos bleiben, sie müssen international verfolgt und geahndet werden.
Ich komme zum zweiten Punkt. Auch als neutrales Land darf Österreich niemals gegenüber Unrecht neutral sein, Kollege Reifenberger. Neutralität bedeutet nicht, die Augen zu verschließen, Neutralität bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS. – Zwischenruf bei der FPÖ.)
Das tun wir, das tut Österreich, zum Beispiel in der humanitären Hilfe. Ich beziehe mich da ganz konkret auf die humanitäre Entminung. Wir wissen, dass die ukrainischen Böden von Minen und Sprengkörpern durchzogen sind. Tagtäglich fordern diese Minen, diese Sprengkörper Menschenleben, und jede Fläche, die wir entminen, rettet Leben und gibt Familien eine Perspektive auf ein Leben ohne ständige Todesgefahr.
Auch die Unterstützung für Kriegsflüchtlinge bleibt wichtig, auch darauf hat uns der ukrainische Botschafter gestern nochmals extra hingewiesen. Darum ist es umso wichtiger, dass wir heute hier im Plenum die Verlängerung der Familienbeihilfe für ukrainische Vertriebene und Kriegsvertriebene beschließen werden. (Beifall bei den Grünen.)
Sie hören, Österreich hilft nicht abstrakt, sondern ganz konkret. Da ist unsere Erwartungshaltung als Grüne, dass dieser Weg, den die türkis-grüne Bundesregierung in den vergangenen Jahren eingeschlagen hat, auch von der kommenden Bundesregierung fortgeführt wird. Das bedeutet, dass diese Hilfe auch budgetär abgesichert werden muss.
Ich komme zum dritten Punkt: Dieser Krieg, der ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie, auf unsere Werte, denn wer glaubt, dass Putins Imperialismus an den Grenzen der Ukraine haltmacht, der irrt gewaltig. Schauen wir nach Georgien, schauen wir in die Slowakei, wo die Menschen gegen die russlandfreundlichen Regime auf die Straße gehen, sich durchsetzen, für ihre proeuropäische Zukunft, für ihre Freiheit auf die Straße gehen! Diese Staaten brauchen unsere Unterstützung, denn sie kämpfen auf der gleichen Seite wie wir. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)
Dass jenseits des Atlantiks jene Kräfte erstarken, die Putins Propaganda und seine Fake News einfach übernehmen, das ist besorgniserregend, das ist alarmierend. Es ist ganz klar, dass es keinen Frieden, den Trump und Putin im Paarlauf über den Kopf der Ukraine hinweg ausmachen, geben kann, geben darf. Keine Gespräche, keine Verhandlungen über die Ukraine ohne die Ukraine! Das muss außer Streit stehen.
Ich komme zum vierten und letzten Punkt: Europa muss geschlossen handeln, auch langfristig.
Wir haben heute noch gar nicht über die EU-Erweiterung gesprochen. Diese ist nämlich nicht nur ein politisches Signal, sondern mittlerweile auch eine sicherheitspolitische Notwendigkeit. Die Ukraine, Moldau oder auch die Westbalkanstaaten, sie alle brauchen eine echte proeuropäische Perspektive. Daher wird diese tatsächlich aus sicherheitspolitischen Gründen für uns alle hier immer wichtiger.
Ich komme zum Schluss. Unsere Geschichte hat uns gezeigt und gelehrt: Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit. Freiheit muss verteidigt werden, und sie wird verteidigt, wenn Europa jetzt entschlossen handelt. Wenn wir heute nicht alles tun, um der Ukraine zu helfen, wird uns die Welt von morgen fragen: Warum habt ihr dabei zugesehen? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
10.30
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
RN/19
„Wohlstandssicherung durch den EU-Binnenmarkt und durch Exporte für Österreich“
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir kommen jetzt zur Aktuellen Europastunde.
Ich begrüße die Abgeordneten zum Europäischen Parlament in unserer Mitte.
Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hattmannsdorfer. Ich erteile es ihm und mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit 10 Minuten beträgt.
RN/20
10.31
Abgeordneter Mag. Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundeskanzler – er ist nicht mehr da! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen aus dem Europäischen Parlament! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Ich war vor zwei Wochen auf Besuch im BMW-Motorenwerk in Steyr. Wenn man da durch die Produktion geht, dann wird einem klar, wozu Österreich alles imstande ist. Man ist richtig stolz auf dieses Land, in dem man leben darf. Dieses Werk, dieses BMW-Motorenwerk in Steyr, steht für mich stellvertretend für die Innovationskraft unseres Landes, vor allem aber auch für die tolle Qualifikation und die tolle Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ich weiß nicht, ob das hier herinnen im Saal allen bewusst ist, wofür dieses Motorenwerk im BMW-Konzern steht: Es arbeiten dort rund 5 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, alle 12 Sekunden läuft ein BMW-Motor vom Band (Abg. Kassegger [FPÖ]: Ein Elektromotor!), und BMW produziert dort – in Österreich, in Steyr! – jeden zweiten Motor weltweit.
Worauf wir besonders stolz sein können, ist, dass seit diesem Jahr auch die neueste Technologie der E-Antriebe an diesem Standort in Österreich produziert wird, und das Ganze unter CO2-neutralem Energiebezug. Neben der Produktion gibt es auch einen eigenen Forschungsstandort. BMW hat nur ganz, ganz wenige Standorte, die sich nicht in Deutschland befinden. Das ist für mich ein Sinnbild für den Industrie- und Wirtschaftsstandort Österreich, und das zeigt auch ganz klar, dass es solche Betriebe sind, die ausschließlich dafür verantwortlich sind, dass es bei uns in Österreich Wohlstand gibt, dass es Jobs gibt, dass die Leute auch ein Einkommen für ein gutes Leben erwirtschaften können und dass wir es als Österreich auch geschafft haben, uns mit einer ganz klaren internationalen Ausrichtung, mit einer ganz klaren proeuropäischen Ausrichtung weltweit zu behaupten. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren, mir haben die Manager von BMW in Steyr auch ganz offen und unverblümt gesagt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass dieses BMW-Motorenwerk zwingend in Österreich sein muss, dass in Zukunft auch Entscheidungen getroffen werden müssen, um den Standort, den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken. Warum? – Weil wir in Österreich massiv unter Druck geraten sind, was die Wettbewerbsfähigkeit betrifft – Lohnstückkosten, Arbeitskosten, Energie, Bürokratie, Schnelligkeit und Tempo –, weil es immer schwieriger wird, unsere Produkte weltweit zu verkaufen, weil es immer schwieriger wird, Investitionsentscheidungen auch für Österreich zu bekommen. Und die matchentscheidende Frage für uns als Republik ist: Schaffen wir es, dass wir unsere Produkte international verkaufen? Schaffen wir es, dass Investitionen auch nach Österreich kommen?
Wir brauchen uns ja nur umzuschauen, in welcher geopolitischen Auseinandersetzung wir uns nach Handelskriegen zwischen China und den USA befinden, durch die Europa immer mehr aufgerieben wird, und damit auch das kleine feine Österreich. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Wer ist denn dafür verantwortlich?) Der US-Präsident wirft mit Zöllen um sich, fährt eine noch nie dagewesene Amerika-first-Strategie, und so befremdlich das wirkt und so skurril das Auftreten des US-Präsidenten auch auf mich wirkt, muss man eines anerkennen: diesen bedingungslosen Fokus auf den Erfolg und auf den Fortschritt im eigenen Land. Genau diese Wiedererstarkung der Wettbewerbsfähigkeit, die Absicherung des Wohlstands muss auch für uns oberste Priorität sein, muss auch für uns oberste Prämisse sein, aber nicht im Sinne einer Austria-alone-Taktik, sondern im Sinne einer starken Rolle Österreichs in einem starken Wirtschaftsstandort Europa, in einer starken Europäischen Union. (Beifall bei der ÖVP.)
Bei uns in Österreich hängt jeder zweite Job am Export – ohne Export keine Jobs, ohne Export kein Wohlstand, ohne Export kein Geld für unsere Familien. Der Außenhandel ist die Lebensader der österreichischen Wirtschaft und auch unseres Zusammenlebens. 6 von 10 Euro verdienen wir im Ausland. Gerade in Zeiten globaler Krisen kann es nur eine Strategie geben, und zwar uns nicht in ein Schneckenhaus zurückzuziehen, sondern im Gegenteil: Wir müssen uns aktiv einbringen, auch für eine Kurskorrektur, auch für eine Reform auf europäischer Ebene. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wirklich?)
Die EU-Kommission hat ja vor wenigen Wochen ein Arbeitsprogramm unter dem Titel „A Bolder, Simpler, and Faster Union“ präsentiert, also eine mutigere, eine einfachere und eine schnellere Union. Das, glaube ich, ist für uns die entscheidende Frage betreffend Wettbewerbsfähigkeit, und vor allem auch, wenn es darum geht, Bürokratie abzubauen. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Beim Lieferkettengesetz!) Ich halte es für ganz, ganz entscheidend, dass wir in Europa uns wieder auf die großen zentralen Fragen konzentrieren, um uns geopolitisch, um uns wirtschaftspolitisch auch behaupten zu können, denn es kann nicht sein, dass, während bei uns Jobs und Betriebe wackeln, wir uns in Europa mit Gold-Plating beschäftigen, wir uns in Europa mit der Entwaldungsverordnung beschäftigen. Damit muss Schluss sein! Es muss wieder um die matchentscheidenden Fragen gehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich brauche nur ein Thema anzusprechen: das Thema Bürokratieflut, das uns die Luft zum Atmen raubt. Ich nenne Ihnen drei Beispiele aus der Praxis: Ein oberösterreichisches Industrieunternehmen braucht sage und schreibe 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichtes. Wenn ein österreichischer Betrieb einen Mitarbeiter ins Ausland entsenden will, gibt es 27 unterschiedliche Formulare. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung dauert bei uns im Schnitt zwei Jahre, obwohl eigentlich gesetzlich neun Monate vorgeschrieben werden. Das heißt, die Bürokratie - - (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das habt aber schon ihr mit den Grünen beschlossen! Fünf Jahre Schwarz-Grün! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ich weiß nicht, warum es im FPÖ-Klub jetzt diese Aufregung gibt.
Die überbordende Bürokratie ist nicht nur ein Thema, das alleine Europa betrifft. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Besprich das mit der Frau Gewessler!) Auch wir in Österreich müssen uns an der Nase nehmen, wir müssen vor der eigenen Türe kehren. Deswegen erwarte ich mir von der nächsten Bundesregierung, dass es ein ganz klares Bekenntnis dazu gibt, dass wir das Bürokratiemonster nicht mehr weiter füttern (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das haben Sie erfunden! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Die leben ja davon!), sondern dass wir es bekämpfen: dass es eine eigene Sonderkommission für den Bürokratieabbau gibt, dass es einen eigenen Sonderbeauftragten gibt (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: … einen neuen Beauftragten, einen Sonderbeauftragten!), der nichts anderes tut, als weg mit Regeln, Regularien in Gesetzen, in Verordnungen, dass es einen schlanken Staat gibt (Ruf bei der FPÖ: Fangts einmal bei den Kammern an! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Nicht noch einen Sonderbeauftragten!), statt Überregulierungen, also weniger Regeln, mehr Freiraum für Betriebe, und dass wir vor allem Schluss mit Gold-Plating machen und dass es keine österreichische Übererfüllung von EU-Vorgaben gibt. Das würde ich mir als zentralen Punkt der Europapolitik erwarten und das muss auch der Einsatz unserer Republik in Europa sein.
Die Schlüsselfrage für uns ist: Wie schaffen wir ein Comeback von Leistung und Wettbewerb, um Jobs zu sichern, um Betriebe zu sichern? (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Mit dem Herrn Babler! – Abg. Kassegger [FPÖ]: Mit Babler und der SPÖ! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Da drüben sitzt der Messias!) – Herr Hafenecker, ich verstehe diese Aufregung überhaupt nicht! (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Das ist keine Aufregung ..., Unterhaltungswert! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich glaube, das wäre eine solide und ordentliche Europapolitik. Das bringt tausendmal mehr, als irgendwelche Europafahnen abzuhängen, denn das macht Österreich nicht stärker. Österreich ist dann stärker, wenn wir uns aktiv in Europa einbringen – nicht, wenn wir uns abschotten, nicht, wenn wir uns zurückziehen (Abg. Kassegger [FPÖ]: ... verlässlich sein! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: … da muss man verlässlich sein in Europa!), sondern wenn wir uns ganz klar proeuropäisch bekennen, in Europa Europa gestalten und weiterentwickeln und nicht irgendeinen Billigpopulismus mit dem Abhängen von Europafahnen, Englischverboten in Diplomarbeiten oder was auch immer betreiben. Das wäre die matchentscheidende Frage.
Ich verstehe die Aufregung der freiheitlichen Fraktion überhaupt nicht (Zwischenruf des Abg. Hafenecker [FPÖ] – Abg. Kassegger [FPÖ]: Wir sind amüsiert! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wer ist denn jetzt aufgeregt?), denn ich hatte eigentlich den Eindruck, Kollege Kassegger (Abg. Kassegger [FPÖ]: Ich bin nicht aufgeregt, ich bin amüsiert!)– na, jetzt sei vorsichtig mit dem, was du hereinrufst! –, ich hatte eigentlich den Eindruck bei unseren Gesprächen, dass du uns in vielen Punkten, die wir als Volkspartei hier fordern (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ich habe den Eindruck gehabt, ihr wart nicht ehrlich!), recht gibst und gerne hättest, dass das auch so wird. Aber leider war es nicht möglich. Ihr hättet die Chance gehabt! Ihr hättet die Chance gehabt! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ah geh, ihr wolltet ja gar nicht! – Ruf bei der FPÖ: Ich werde es dir erklären! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Ihr habt diese Chance nicht genutzt. Ihr hättet die Möglichkeit gehabt, eine ordentliche Standortpolitik zu machen. Ihr hättet die Möglichkeit gehabt, Betriebe und Jobs zu sichern. (Zwischenruf des Abg. Ragger [FPÖ].) Ihr habt die Chance nicht genutzt. Euch waren die Jobs egal, euch waren die Betriebe egal, euch war die europäische Ausrichtung egal. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es ist so, wie es ist, und ich bitte die Freiheitliche Partei, das auch zur Kenntnis zu nehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren, anstatt jetzt aufgeregt zu sein, sollten wir uns lieber miteinander überlegen, auch in der Rolle von Regierung und Opposition, wo wir gemeinsame Schnittmengen finden (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Schwierig!), wo es möglich ist, auch miteinander Initiativen - - Was heißt schwierig? Frau Belakowitsch, ich weiß nicht, was daran schwierig ist. Wir haben ja das Protokoll unserer Gespräche, und wir werden euch daran messen, ob ihr bei den Punkten, dort, wo es darum gegangen ist, selbst in die Regierung zu kommen, dann, wenn ihr in Opposition seid, auch bereit seid, Verantwortung zu übernehmen (Abg. Ragger [FPÖ]: Ja, genau!) und das auch mit einer neuen Bundesregierung zu beschließen.
Sehr geehrte Damen und Herren, es gilt für Europa, es gilt für Österreich, es gilt für dieses Hohe Haus das Gleiche wie für jeden daheim: Es gibt immer was zu tun! Ich bitte Sie um Ihre Unterstützung. (Beifall bei der ÖVP.)
10.41
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Für eine einleitende Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Martin Kocher. Seine Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten.
RN/21
10.41
Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Vielen Dank, Herr Präsident! Wertes Hohes Haus! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist jetzt eine gute Gelegenheit. Es ist 30 Jahre her, dass Österreich der Europäischen Union beigetreten ist, und darüber zu sprechen, wie damals die Entscheidung getroffen wurde, eine Jahrhundertentscheidung Österreichs, aber auch darüber, was jetzt zu tun ist, damit die Europäische Union an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt, ist, glaube ich, wirklich wichtig zu diesem Zeitpunkt.
Ich kann mich noch gut an das Jahr 1995 und davor erinnern. Ich bin alt genug und kann mich erinnern, dass es auch Zweifler gegeben hat, die moniert haben, ob wir das wirtschaftlich schaffen, ob die Unternehmen in Österreich überhaupt dazu in der Lage sein werden, wettbewerbsfähig in Europa zu sein, weil Österreich teilweise Industrien, teilweise Branchen vom Wettbewerb etwas abgeschottet hatte. Aber man kann jetzt, 30 Jahre später, sagen, dass es eine große Erfolgsgeschichte für Österreich war. Es gibt viele Beispiele dafür, das Motorenwerk in Steyr ist erwähnt worden, aber es gibt noch viele, viele andere Beispiele, bei denen Österreich enorm an Schlagkraft, Innovationskraft und an Wohlstand gewonnen hat.
Da können wir die Zahlen heranziehen: Es gibt eine Untersuchung, die besagt, dass der Binnenmarkt, der 1993, also kurz vor dem EU-Beitritt Österreichs, verwirklicht wurde, jedem Europäer, jeder Europäerin inflationsbereinigt 840 Euro zusätzlich an Wohlstand gebracht hat. In Österreich, für alle Österreicherinnen und Österreicher ist dieser Wert fast doppelt so hoch: fast 1 600 Euro pro Person. Das ist sozusagen der gemessene Wohlstand anhand von mehr Arbeitsplätzen, anhand von hochwertigeren Arbeitsplätzen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Mehr Arbeitsplätze und mehr Arbeitslose, gell?)
Dazu kommt, dass Österreich als kleines Land besonders profitiert hat, so wie alle kleinen Länder in der Europäischen Union. Wir sind exportorientiert – Export ist kein Selbstzweck, Export ist für kleine Länder die Chance, auch Importe zu finanzieren, die wir als kleine Länder brauchen –, und wir sind besonders technologieorientiert. Oft stellen wir unser Licht zu sehr unter den Scheffel. Es gibt viele Beispiele von Unternehmen, die in Österreich auch in den letzten Jahren massiv investiert haben. Gerade gestern ist wieder eine Investition im Bereich der Halbleiterproduktion genehmigt worden, wo es um eine Investition von über 500 Millionen Euro geht, in Premstätten bei Graz. Es gibt fast jede Woche, jeden Monat solche Beispiele, und das ist nur deshalb der Fall, weil wir Teil des europäischen Binnenmarkts sind. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Götze [Grüne].)
Diese großen Projekte, der Binnenmarkt, die Währungsunion 1999, haben zu großen Anstrengungen innerhalb der Europäischen Union geführt. Auch heute gibt es solche großen Projekte, nur manchmal fehlen der Mut, die Zuversicht, dass diese großen Projekte in Europa auch wirklich realisiert werden können. Ich nenne nur einige Beispiele: neue Technologien so einzusetzen, dass sie den Menschen wirklich dienen – künstliche Intelligenz oder Quantentechnologie –; dort in Europa souveräner zu sein, wo wir zu starke Abhängigkeiten von außen haben; die Klimaziele zu erreichen; die Mobilitätsinfrastruktur, die Energieinfrastruktur zu verbessern und natürlich den Binnenmarkt weiter zu stärken.
Es braucht aus meiner Sicht genau diese Zuversicht und diesen Mut, um die Anstrengung, die es dafür braucht, auch wirklich zu generieren. Und das ist kein Selbstzweck, es geht um Arbeitsplätze, es geht um unsere Wettbewerbsfähigkeit, und ich bin überzeugt davon, dass das nur gemeinsam auf europäischer Ebene gelingen kann. Als Staaten, 27 Mitgliedstaaten, sind wir alle zu klein, selbst die großen Mitgliedstaaten. Es gibt einen Satz, der sehr bekannt ist: Alle europäischen Mitgliedstaaten sind kleine Staaten, einige wissen das und einige wissen das noch nicht so genau.
Die Europäische Kommission – damit komme ich auch zu einer gewissen Kritik – hat in den letzten Jahren zu sehr auf Regulierung und auf Bürokratie gesetzt, teilweise unnötige Bürokratie und unnötige Regulierung. (Abg. Kickl [FPÖ]: Warum haben Sie denn das vorher nicht kritisiert?) Es braucht mehr Innovation, es braucht mehr Wettbewerb und es braucht weniger Einschränkung für die 43 Millionen Unternehmen, die es in Europa gibt.
Das Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für das Jahr 2025, das auch schon erwähnt wurde, ist aber etwas, das mich hoffnungsfroh stimmt. Es gibt eine Reihe von Priorisierungen für die Wettbewerbsfähigkeit. Und weil die Frage gekommen ist, warum wir das vorher nicht gesagt haben: Erstens habe ich es auch hier im Parlament öfters gesagt, das Ministerium hat gemeinsam mit der Bundesregierung zehn Punkte für ein wettbewerbsfähigeres Europa eingebracht. (Abg. Kickl [FPÖ]: Sie haben doch den ganzen Wahnsinn mit vorangetrieben!) Wir haben uns bei einigen Abstimmungen gegen die bürokratischen Hürden ausgesprochen. (Abg. Stefan [FPÖ]: Wie wird denn so etwas beschlossen? Haben Sie wo dagegengestimmt?) Heute wird die Kommission einen neuen Plan für den Green Industrial Deal vorlegen. Man sieht, dass einige Dinge, die wir damals kritisiert haben, jetzt genau so umgesetzt werden, wenn es zum Beispiel um die Lieferkettenrichtlinie geht oder wenn es zum Beispiel um die Nachhaltigkeitsberichterstattung geht. Heute wird die Kommission da einige Vereinfachungen ankündigen und hoffentlich – und da werden wir sie auch beim Wort nehmen – auch umsetzen.
Europa muss geschlossen auftreten und Europa muss die Vision haben, wirtschaftlich wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Gleichzeitig sind die Voraussetzungen für Europa aber sehr gut, und deswegen bin ich optimistisch, dass das auch gelingen kann.
Lassen Sie mich – ich glaube, ich bin schon ziemlich am Ende meiner Redezeit – abschließend noch ein paar persönliche Worte sagen, weil es voraussichtlich auch meine letzte Rede als Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft hier im Hohen Haus sein wird.
Der Bundeskanzler hat eigentlich schon gesagt, wie groß das Privileg ist, für die Menschen in Österreich arbeiten zu dürfen, wie groß das Privileg ist, dass man mit Menschen in den Ministerien, in der Verwaltung, die hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, zusammenarbeiten darf, wie groß die Ehre ist, Minister sein zu dürfen. Dem schließe ich mich hundertprozentig an. Es ist immer eine Ehre auf Zeit, das ist auch gut so, und deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei Ihnen allen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken. Als Wissenschafter habe ich die auch manchmal kontroversen Diskussionen hier im Plenum des Hohen Hauses, aber natürlich auch in den Ausschüssen sehr genossen, solange sie immer an den Fakten orientiert waren. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von NEOS und Grünen.)
Ich danke für das Vertrauen, die gute Zusammenarbeit und auch für das Engagement, das hier im Hohen Haus vorhanden ist, um Österreich tagtäglich einen Schritt besser zu machen, und freue mich, wenn ich das in der Zukunft von einer anderen Position aus beobachten kann. Alles Gute, vielen Dank und bis bald! (Teilweise stehend dargebrachter Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten von NEOS und Grünen. – Abg. Kogler [Grüne] begibt sich zu Bundesminister Kocher und schüttelt ihm die Hand.)
10.49
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Bundesminister, auch von dieser Stelle aus den Dank der Republik für Ihre bisherige Tätigkeit. Ihre weitere Tätigkeit steht ja grundsätzlich schon fest. Auch hier werden wir in Zukunft natürlich immer gemeinsame Berührungspunkte zum Wohl der Republik Österreich haben.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kassegger. Die Redezeit ist auf 5 Minuten fixiert.
RN/22
10.49
Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident. – Kollege Hattmannsdorfer hat mich hier angesprochen. In den Verhandlungen waren nicht die Fahnen – wo man die aufhängt oder nicht aufhängt – das zentrale Thema, das ist im Grunde eine Nebensächlichkeit, sondern es waren massive Unterschiede zwischen der Freiheitlichen Partei und der ÖVP.
Ich gehe jetzt im Zusammenhang mit dem Thema der Aktuellen Europastunde darauf ein. Man sagt ja in der Bevölkerung oft: Die ÖVP und die FPÖ sind sich eh so ähnlich, das gibt es doch nicht, dass die nicht zusammenkommen! – Das ist ein Irrglaube, das stimmt nicht. Ich werde jetzt die grundsätzlichen diametralen Unterschiede zwischen uns und der ÖVP aufzeigen.
Die ÖVP, das ist – mit einem Wort – das alte System (Heiterkeit und Zwischenruf des Abg. Egger [ÖVP]), das ist das Erhalten des alten Systems. Die FPÖ ist die Alternative zu diesem jetzigen System. Wir wollen am System etwas ändern, die Republik fit für das 21. Jahrhundert machen. Sie verharren immer noch im 20. Jahrhundert, Sie bewahren das System des 20. Jahrhunderts – und da waren die Knackpunkte bei den Verhandlungen –: das alte System der Pflichtmitgliedschaft in den Kammern mit Zwangsbeiträgen in Milliardenhöhe, das alte System der Sozialversicherungsträger – zwischen Rot und Schwarz aufgeteilt –, das alte System des ORF mit einer Zwangsabgabe, das alte System der NGO-Förderung, das alte System der Medienförderung. Da war Stahlbeton – und das ist eine wesentliche Sache.
Der nächste Knackpunkt, wo wir diametral unterschiedlich zur ÖVP sind, ist das Verhältnis zur Europäischen Union. Sie haben ja immer gesagt: Wir brauchen einen verlässlichen Partner gegenüber der EU! – Was heißt verlässlich? – Verlässlich in Ihrem Sinne heißt, all das, was von der Europäischen Union kommt, kritiklos zu exekutieren und umzusetzen (Ruf bei der ÖVP: Das ist ein völliger Blödsinn!) – und zwar jeden Blödsinn, der von dort kommt. (Beifall bei der FPÖ.)
Kollege Hattmannsdorfer, wenn Sie sich jetzt hierherstellen und sagen: Ja, die Europäische Union, die macht dieses und jenes!, dann frage ich Sie: Wer ist denn das? Bei welcher Partei ist denn die Kommissionspräsidentin? – Bei Ihrer, bei der EVP! Wer hat denn die Mehrheit der Kommissare, 15 von 27? – Die EVP! Wer ist denn die stärkste Fraktion im Europäischen Parlament? – Das ist die Europäische Volkspartei, das sind Sie selber! (Beifall bei der FPÖ.)
Und Sie stellen sich dann hierher und sagen: Die Bürokratie ist so wahnsinnig! – Das sind Sie selber! Sie sind dort in der Verantwortung!
Ihnen wäre es am liebsten – damit sind wir beim nächsten diametralen Unterschied –, dass über alles, was das Leben unserer Menschen in Österreich bestimmt, in Brüssel entschieden wird, weil Sie dort an der Macht sind. Das heißt aber im Umkehrschluss: Nichts mehr wird in Österreich, hier im Parlament bestimmt. – Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir wollen. Wir wollen einen souveränen, starken, selbstbewussten Staat Republik Österreich, in dem sich die Bürger und Menschen ihr Schicksal und ihre Lebensumstände selbst bestimmen, und zwar im österreichischen Parlament und nicht irgendwo in Brüssel. (Beifall bei der FPÖ.)
In Brüssel, wo Sie sich produzieren in den letzten Jahren – und Europa schafft sich ab! Es ist von der Stärke von Europa gesprochen worden – das ist doch ein Wunschdenken eines Fünfjährigen! Europa ist wirtschaftlich schwach wie nie! Und wer ist verantwortlich dafür? – Sie von der ÖVP, von der Europäischen Volkspartei! Sie sind verantwortlich für die Schuldenunion. Sie sind verantwortlich für diesen planwirtschaftlichen Green Deal, der Energiekosten produziert, die uns global nicht mehr wettbewerbsfähig sein lassen. Sie sind verantwortlich für die Bürokratiemonster, die in Brüssel beschlossen werden und die Herr Hattmannsdorfer jetzt hier abschaffen will. Das ist ja absurd! Schauen Sie einmal, dass es in Brüssel nicht dazu kommt! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie sind verantwortlich für die bedingungslose Unterstützung der Ukraine. Vorhin in der Aktuellen Stunde: Es redet keiner von Ihnen mehr so wie in den letzten drei Jahren: Wir kämpfen weiter und unterstützen die Ukraine bis zur letzten Patrone, bis gewonnen wurde! – Wir sind beschimpft worden als Putin-Versteher und was sonst noch alles. Wir sagen seit drei Jahren: Setzt euch bitte an einen Tisch, verhandelt und beendet den Krieg! – Wir haben wieder einmal recht gehabt, wie bei so vielem. (Beifall bei der FPÖ.)
Da rede ich noch gar nicht von den übrigen Grausamkeiten, die da von der Europäischen Union kommen, für die Sie verantwortlich sind – Kommissionspräsidentin: Ihre Partei; 15 Kommissare: Ihre Partei; Sie sind die stärkste Partei im Europäischen Parlament –: Renaturierungsverordnung, Digital Services Act – da sind wir bei der Krise der Freiheit, wir haben eine veritable Demokratiekrise und eine Freiheitskrise: Zensur ohne Ende –, der digitale Euro – ist ja alles geplant. Das sind alles Sie. Und logischerweise wollen Sie alle Kompetenzen nach Brüssel verlagern, weil Sie und Ihre Freunde von den Volksparteien dort das Sagen haben. Da sind wir so diametral auseinander, dass die Regierungsverhandlungen zu keinem guten Ende führen konnten und wir aufgestanden sind (Abg. Egger [ÖVP]: Weil ihr das nicht könnt!) und gesagt haben: Bevor wir unsere DNA und unsere Wähler und unsere freiheitliche Gesinnung aufgeben und mit Ihnen eine zentralistische Europapolitik machen, stehen wir lieber auf, denn das sind wir unseren Leuten und unserer Glaubwürdigkeit schuldig! (Beifall bei der FPÖ.)
10.54
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Strasser.
RN/23
10.55
Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP): Vielen Dank, Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Die neuen Leitlinien und Prioritäten der Kommission machen wirklich Mut und geben Hoffnung auf eine Trendwende. Die letzten fünf Jahre waren in der europäischen Gesetzgebung durchaus schwierig, und das neue Parlament und die neue Orientierung der Kommission machen wie gesagt Mut im Hinblick auf eine Trendwende.
Zum einen wird eine Förderung von Innovationen und technologischer Souveränität vorangetrieben – wir werden in Forschung und Entwicklung investieren –, zum anderen erfolgt die Vereinfachung und Reduktion von administrativen Hürden, und damit erhalten österreichische Produkte und Waren einen besseren Zugang zum Binnenmarkt. Und wir werden aus europäischer Sicht in die Kreislaufwirtschaft investieren, um zum einen unsere Umweltbilanz und zum anderen gleichzeitig auch unsere mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Damit wollen wir die Arbeitsplätze und die Kaufkraft sichern. Der Kompass ist da absolut richtig eingestellt und macht Mut für mehr.
Ich sehe die Vision von Christophe Hansen – der neue Agrarkommissar, ein Freund Österreichs, ein Kenner der österreichischen Bäuerinnen und Bauern und ein Partner, ein starker Partner Österreichs. Auch in der Landwirtschaft spielt die Wettbewerbsfähigkeit eine große Rolle, natürlich, aber Wettbewerbsfähigkeit ist kein Selbstzweck, sondern Wettbewerbsfähigkeit sichert – in diesem Fall für Konsumentinnen und Konsumenten –, dass jene Produkte, jene Lebensmittel, die in Österreich und in Europa konsumiert werden, auch in Österreich und in Europa produziert werden und nicht aus aller Herren Länder kommen.
Hansen setzt sich dafür ein, dass die Attraktivität für junge Bäuerinnen und Bauern gegeben ist. Was ist da der Mehrwert? – Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, in dem die jungen Übernehmer der österreichischen Landwirtschaft zu den jüngsten in Europa gehören, und wir sichern damit die Lebensmittelproduktion – das ist selbstredend –, wir sichern damit aber auch die Produktion von Rohstoffen und Energie, und wir sichern damit eine schöne, bewirtschaftete Kulturlandschaft, in der es sich gut leben lässt – für Einheimische, für Zugezogene, aber auch für Touristen. Nur in einer starken Union können wir diesen konsequenten Weg wirklich gut weitergehen.
Nun zu zwei Themen, die uns aus bäuerlicher Sicht im Magen liegen, die uns ein wenig nerven, und ich möchte diese unselige Diskussion zur Renaturierung ein wenig kommentieren, denn: Ja, wir Bäuerinnen und Bauern sind Teil des Naturschutzes in Österreich und wir wollen auch weiter Teil des Naturschutzes in Österreich sein. Was uns aber nervt, ist, wenn Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg getroffen werden, wenn Eigentumsrechte unter Umständen nicht berücksichtigt werden und wenn keine Budgets für einen geplanten Vertragsnaturschutz vorhanden sind. Diese Bedingungen stellen wir, und dann sind wir gerne Partner bei Renaturierungsprojekten, so wie sie in der Vergangenheit waren, so wie sie jetzt umgesetzt werden und wie sie auch in Zukunft umgesetzt werden sollen.
Ein Wort zur Entwaldungsverordnung, weil es auch dazu immer wieder viele Missverständnisse gibt: Die österreichische Forstwirtschaft steht für einen nachhaltigen Weg – und nur ein bewirtschafteter Wald ist ein nachhaltiger Wald, und nur ein bewirtschafteter Wald ist ein Beitrag zum Klimaschutz. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir sind auch aus österreichischer Sicht natürlich gegen die Abholzung von Regenwald, aber wir sind gegen zusätzliche Auflagen für die Betriebe, weil wir zum Glück in einem Land leben, in dem die Waldfläche mehr und nicht weniger wird. Und auch dieses Thema ist aus nationalstaatlicher Sicht in einem starken Europa, in einem starken Europa in der Welt lösbar.
Ich komme zum Schluss. Ein wenig Manöverkritik in Bezug darauf, wie die Europäische Union oft diskutiert oder wie die Europäische Union oft Gesetzesinitiativen konzipiert: Es wird oft eindeutig zu eindimensional diskutiert, denn das Gesamtsystem der ökosozialen Marktwirtschaft, in dem die wirtschaftlichen Aspekte, die ökologischen Aspekte und die sozialen Aspekte wichtig sind, ist das Mantra der österreichischen Politik im Allgemeinen. Ziel muss es sein, sozusagen in einem Dialog zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fragen die richtigen Gesetze und Initiativen auf den Weg zu bringen, damit wir weiter in einem sicheren Land leben können, damit wir weiter in sozialem Frieden leben können und damit wir auch weiter in einem der schönsten Länder – Österreich – und auf einem der schönsten Kontinente – Europa – leben können. Das ist das Ziel, und das wollen wir mit ganzer Kraft verfolgen.
Ganz kurz zu Kollegen Kassegger: Sie haben die Unterschiede zwischen uns aufgezählt, ich gehe kurz darauf ein. Ich sage Ihnen das aus Landwirtschaftskammersicht: Wir sind für die Pflichtmitgliedschaft bei den Kammern, weil sie vor allem die kleinen Bäuerinnen und Bauern schützt, weil wir uns sozusagen in einem großen Ganzen besser bewegen können.
Kollege Kickl: Sie haben die Chance gehabt, aber in fünf Wochen 7 Stunden – 12 Minuten am Tag – Verhandlungszeit, das ist eindeutig zu wenig. Chance vertan – Sie können sich ab jetzt auf das konzentrieren, was Sie am besten können, nämlich Opposition. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl [FPÖ]: Mit Ihnen bin ich beinandergesessen, Sie haben nicht einmal Muh oder Mah gesagt! Mit Ihnen war es wie in einem Stummfilm!)
11.01
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Schmidt.
RN/24
11.01
Abgeordnete MMag. Michaela Schmidt (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ganz besonders begrüßen möchte ich die Abschlussklasse der Villacher Handelsschulen. (Allgemeiner Beifall. – Präsident Haubner übernimmt den Vorsitz.)
Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Wochen zeigen ganz deutlich: Europa steht vor großen Herausforderungen, und auch wir in Österreich stehen an einer historischen Weggabelung. Die Bekämpfung der Klimakrise, der Kampf für ein leistbares Leben, für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung und die Sicherheit unserer Arbeitsplätze und unserer Industrieunternehmen – für all das braucht es dringend mutige, soziale und fortschrittliche Politik in Österreich und in Europa. Für uns ist dabei völlig klar: Kein europäisches Land kann den aktuellen Herausforderungen alleine begegnen.
Wir erleben in Österreich die längste Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und eine ausgesprochen herausfordernde budgetäre Situation, die ein großes Konsolidierungspaket erfordert. Die Sozialdemokratie hat die Budgetsituation nicht verursacht, aber wir werden unseren Beitrag leisten, um Österreich wieder in ein stabileres Fahrwasser zu bringen, weil das keine parteipolitische Frage sein sollte – das ist eine Frage der Zukunft Österreichs, der Zukunft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch der Unternehmen, und der Zukunft unserer Kinder. Für die große Herausforderung braucht es einen parteipolitischen Schulterschluss, so sehr auch die Positionen der Parteien in der Frage, wie genau diese Budgetkonsolidierung dann gelingen kann, auseinandergehen.
In einer Sache sind sich alle Wirtschaftsforscherinnen und -forscher einig: Ohne Wirtschaftswachstum ist eine Budgetkonsolidierung nur sehr, sehr schwer möglich. Österreich als kleine und offene Volkswirtschaft im Herzen von Europa kann ohne die Europäische Union unseren Wohlstand niemals erhalten. Wir wissen, es braucht private und öffentliche Investitionen, es braucht Leistbarkeit bei Wohnen und Energie und die nötige Planungssicherheit für unsere Unternehmen, damit die Bevölkerung und die Unternehmen wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken und damit auch die Konjunktur in Europa wiederbeleben. (Beifall bei der SPÖ.)
Österreich muss dabei immer ein verlässlicher und stabiler Partner in Europa bleiben. Wenn wir das aufs Spiel setzen, dann setzen wir Arbeitsplätze und Wohlstand aufs Spiel. Wir brauchen daher sicher keine Parteien in der Regierung, die sich an Russland anbiedern, wo Geheimdienste unterwandert werden. Wir brauchen keine Parteien in der Regierung, die die Medienfreiheit oder unsere liberale Demokratie infrage stellen, und wir brauchen in Österreich ganz sicher keine Parteiführer, die mit Funkeln in den Augen in Richtung Trump oder Putin schielen und sich denken: Wow, so möchte ich auch einmal sein! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Menschen in Österreich haben sich solche Politiker nicht verdient, und ich sage ganz klar: So etwas braucht es in Österreich nicht. Österreich ist ein freies, neutrales Land, wir bekennen uns zur Europäischen Union und zur europäischen Einigung. Sie ist für uns überlebensnotwendig.
Österreich kann – und das sagen wir auch ganz klar – die großen Handelskonflikte – ja, wir stehen am Rande einer solchen Eskalation – sicher nicht alleine gewinnen. Ohne die Stärke eines gemeinsamen Europas wären wir chancenlos in Handelskonflikten mit den großen Volkswirtschaften der Welt – heißen sie China oder auch USA. (Abg. Kickl [FPÖ]: Babler ist ein glühender Europäer!) Wir haben aber umgekehrt in der EU jetzt die Chance, eine Vorreiterrolle zu spielen: eine Vorreiterrolle bei der Förderung eines nachhaltigen Handelssystems, das auf fairen Handelspraktiken, auf nachhaltigem Umweltschutz und umfassenden Arbeitnehmerrechten basiert. So können wir Europäerinnen und Europäer gerade in Zeiten wie diesen einen Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt leisten.
Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Es läuft sicherlich nicht alles rund – nicht in der Welt, nicht in Europa und auch sicher nicht in Österreich. Wir stehen vor großen Herausforderungen, wir haben ein großes Budgetloch, eine schwächelnde Wirtschaft und eine steigende Arbeitslosigkeit, die wir bekämpfen müssen.
Ja, für die aktuelle Situation sind nicht wir, sondern andere verantwortlich. Im Gegensatz zu anderen politischen Parteien sind wir aber immer bereit, Verantwortung zu übernehmen und für die großen Probleme der jeweiligen Zeit Lösungen zu finden. Wir müssen Österreich jetzt wieder auf Kurs bringen. Das Land braucht eine Regierung, die das Wohl des Landes vor Parteiinteressen stellt, eine Regierung, die nicht vor der Verantwortung davonläuft, wenn es ernst wird, und vielleicht auch Maßnahmen umsetzt, die nicht alle sonderlich populär, aber dafür richtig sein werden. Deshalb ist es wichtig und richtig, dass nun jene Kräfte in einer Regierung zusammenarbeiten werden, die bereit und in der Lage sind, jetzt das Notwendige und das Richtige zu tun und Österreichs Rolle in Europa zu stärken. Wir von der SPÖ werden alles dafür tun, unseren Teil dazu beizutragen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
11.06
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Josef Schellhorn. – Bitte, Herr Abgeordneter.
RN/25
11.06
Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister, auch ich möchte Ihnen danken: Wir sind ja nicht nur beide Pongauer, sondern wir haben auch ein gemeinsames Verständnis, dass man für Österreich auch zu arbeiten hat. Da danke ich Ihnen als Regierungsmitglied besonders. Sie sind ja sozusagen von der Seite gekommen, zwar aus der Wissenschaft, haben aber ein unternehmerisches Elternhaus und immer verstanden, dass man für Österreich zu arbeiten hat, und dementsprechend großartig haben Sie auch für Arbeit und Wirtschaft Ihren Einsatz geleistet – ich danke Ihnen dafür. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen.)
Ich glaube, dass diese Aktuelle Europastunde vieles bringt und vor allem auch diese Thematik noch einmal sehr vieles bringt. Wir haben ein klares Bekenntnis zu liefern: Europa ist unser Alltag, Europa ist unser Leben, und Europa ist die Zukunft, an der wir arbeiten müssen. Ich glaube, das ist eines der essenziellsten Dinge. Genauso ist Wirtschaft unser Alltag, unser Leben, und wir als Unternehmer müssen auch daran denken, wie wir die Wirtschaft für die Zukunft gestalten.
Ich glaube aber, ganz essenziell ist auch, dass wir zuerst unsere Hausaufgaben machen. Kollege Hattmannsdorfer hat schon richtig gesagt: Bürokratieabbau und Deregulierung sind ein essenzielles Thema; Bürokratieabbau und Deregulierung sind auf europäischer Ebene ein essenzielles Thema. Darum sind wir auch bereit, Verantwortung zu übernehmen und aufzuzeigen, wie es geht – ohne interessenpolitische Ideologien –, und jetzt einmal, in den nächsten zwei Jahren, Entlastung für die Bevölkerung in Österreich zu bringen. Das können wir tun: Entlastung bringen – wenn es schon steuerlich nicht funktioniert, Entlastung im Berichtswesen, Entlastung in der Bürokratie, auch Entlastung in den behördlichen Labyrinthen. Da geht es nicht darum, auszuholzen, sondern da geht es darum, aufzuzeigen – auch in Kooperation mit allen Ministerien –, wie wir Entlastung schaffen. Wir müssen gemeinsam Lösungen für diese Herausforderungen liefern, und ich lade alle dazu ein, gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln: für die Bevölkerung, für Österreich und für alle in Österreich lebenden Bürgerinnen und Bürger. (Beifall bei den NEOS.)
Wir haben ein Bekenntnis zu liefern: Wir können, wenn wir uns jetzt anstrengen, ganz gute Jahre haben. Wir können, wenn wir jetzt unsere Ärmel hochkrempeln, auch in einem freien, offenen, proeuropäischen Land leben und uns weiter entfalten. Das ist dahin gehend ein wichtiger Punkt.
Wir müssen aber unsere Hausaufgaben nicht nur lösen, um den Sanierungspfad im Budget zu erfüllen, sondern wir müssen auch unsere Hausaufgaben dahin gehend erfüllen, dass wir vor allem, wie Kollege Hattmannsdorfer schon gesagt hat, Bürokratieabbau und Deregulierung umsetzen. Das erwarten sich die Menschen von uns.
Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis für Europa, ein gemeinsames Verständnis, eine gemeinsame Formel für unseren zukünftigen Wohlstand, und diese, Herr Parteiobmann Kickl, liegt ganz sicher nicht zwischen Traunsee und Bodensee, zwischen Klagenfurt und Eisenstadt. Unsere gemeinsame Zukunft für einen gemeinsamen Wohlstand liegt mit Sicherheit zwischen Italien und Rom und zwischen Wien und Zagreb und nicht innerhalb Ihrer kleinen geografischen Dimensionen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Das ist aber schnell gegangen, die Wandlung zum Staatssekretär!)
Es gibt neun Punkte, glaube ich, die für unseren Wohlstand maßgeblich mit einer Mitgliedschaft auf europäischer Ebene, mit einem Bekenntnis zu einem Binnenmarkt einhergehen. Wir brauchen freien Warenverkehr und Personenfreizügigkeit. Wir brauchen keine Festung Österreich, die zu einem erheblichen wirtschaftlichen Nachteil führt. (Abg. Kickl [FPÖ]: Die Festung Dänemark funktioniert ganz gut!) Wir können uns keine Isolation leisten. Denken Sie an den Brexit! Und wenn Sie heute noch sagen, dass diese Isolation von England zu einer wirtschaftlich prosperierenden Gesellschaft in England geführt hat, dann haben Sie nach wie vor ein Brett vor dem Kopf und überhaupt keinen Sinn für die Realität. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kickl [FPÖ]: Festung Dänemark, was ist mit der?)
Dänemark ist eindeutig Mitglied der Europäischen Union. (Abg. Kickl [FPÖ]: Ja eh, mit eigener Währung, mit einer eigenen Asylpolitik!) Wir reden jetzt von den wirtschaftlichen Faktoren und nicht von Ihren parteipolitischen populistischen Aktionen.
Wir brauchen zum Beispiel auch gesteuerte Zuwanderung – das ist ganz klar, dazu haben Sie sich auch bekannt –, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir müssen intensiv daran arbeiten, die bürokratischen Hürden evaluieren und auch die intensive Zusammenarbeit auf Brüsseler Ebene umsetzen. Abschottung gefährdet nicht nur den Handel, sondern auch den Zugang zu allen möglichen Dingen.
Präsident Peter Haubner (das Glockenzeichen gebend): Schlusssatz bitte!
Abgeordneter Josef Schellhorn (fortsetzend): Ich glaube, Ihnen ist es nicht so ergangen wie mir 1986; das war die Waldheim-Zeit. Sie werden noch nie im Ausland gearbeitet haben, als wir noch nicht Mitglied der Europäischen Union waren. Das werden Sie damals nicht erlebt haben, weil Sie immer am Traunsee oder sonst irgendwo – und der Traunsee tut mir dafür leid –, in Radenthein zu Hause geblieben sind. (Präsident Haubner gibt das Glockenzeichen.) Sie haben keine weltoffene Sicht, Sie agieren nur mit dem parteipolitischen Blick – zum Schaden von Österreich und Europa. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kickl [FPÖ]: Ein Weltbürger! Sepp Schellhorn ist Österreich zu klein!)
11.12
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Leonore Gewessler. – Bitte, Frau Abgeordnete.
RN/26
11.12
Abgeordnete Leonore Gewessler, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal oder auch zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, es ist ein bemerkenswert aktuelles und wichtiges Thema – auch der Herr Bundesminister hat es angesprochen –, das wir heute hier diskutieren. Unser Europa, unsere Union steht unter Druck, sie steht unter Druck von außen, wir haben es in der Aktuellen Stunde vorhin diskutiert. Der Wettkampf und der Wettlauf der Demagogen und Populisten, von Trump bis Putin, stellen unseren Kontinent vor große Herausforderungen, ebenso der brutale Krieg mit viel zu vielen Toten, es gibt schwierige wirtschaftliche Herausforderungen – und über all dem steht eine verbindende Klammer: Als Antwort darauf gibt es nur eine gemeinsame, eine europäische, eine entschlossene, eine mutige, eine starke Antwort, die wir als Europa geben, nur dann können wir diese Herausforderungen bewältigen! (Beifall bei den Grünen.)
Dazu gehört aber auch folgende, vielleicht ein bisschen schmerzlichere Einsicht: Der Angriff auf unsere Union, auf unsere Freiheit, auf unsere Werte kommt nicht nur von außen, der kommt auch von innen. Der kommt zum Beispiel auch von rechten und rechtsextremen Fake-News-Schleudern, der kommt von Parteien, die nichts anderes wollen, als die Abrissbirne für unser gemeinsames, für unser starkes Europa in Stellung zu bringen. Und ganz ehrlich gesagt: Wenn sich Kollege Hattmannsdorfer jetzt hier herausstellt und auf offener Bühne bedauert, dass man Herbert Kickl nicht den Schlüssel zum Kanzleramt gegeben hat, dann muss ich fragen – bei aller Liebe –: Nehmt ihr euer Thema für diese Europastunde eigentlich ernst? (Beifall bei den Grünen.)
Man muss es schon in aller Deutlichkeit sagen: Auch das konservative Zögern und Zaudern der letzten Jahre war ein Problem. Die Volkspartei fordert hier heute eine mutige, eine entschlossene Wirtschaftspolitik. – Es waren Politikerinnen und Politiker der Volkspartei, die Freunde in Brüssel, die diese mutige und entschlossene Politik in den letzten Jahren immer wieder verzögert und verwaschen haben. Also mit einer mutigeren Volkspartei, die nicht bei jedem populistischen Wind den Versuchungen des Populismus erliegt, wären wir auch schon weiter. (Beifall bei den Grünen.)
Wir wären weiter hinsichtlich einer grünen Stahlproduktion, die Arbeitsplätze in Europa sichert, wir wären weiter hinsichtlich einer Autoindustrie, die nicht den chinesischen Konkurrenten hinterherhechelt, sondern ein Vorbild auf der ganzen Welt ist. Wir wären weiter, um den heimischen Technologieführern einen Dienst zu erweisen. Die bauen nämlich – auch wenn Sie es nicht glauben wollen – Batterien, die bauen moderne E-Motoren, die bauen moderne Heizungen, die bauen Wechselrichter und nicht Dampfmaschinen und Kohlekraftwerke. (Beifall bei den Grünen.)
Europa – und das muss doch unser Anspruch sein! – darf nicht der Kontinent für veraltete Billigprodukte werden, Europa muss den Anspruch haben, das Herz des Fortschritts zu bleiben. Und dafür muss man den Mut haben, sich am Kommenden zu orientieren (Abg. Mölzer [FPÖ]: Das haben Sie zerstört!), sich am kommenden und nicht am vergangenen Jahrtausend zu orientieren. (Beifall bei den Grünen.)
Glauben Sie mir: Das geht, und vielleicht kann diese gemeinsame Einsicht ja auch aus dieser Debatte heute entstehen. Das heißt, Schluss mit dem ständigen Blockieren, mit dem Zögern, mit dem Hinterher-wieder-Aufschnüren von wichtigen Entscheidungen. Das heißt, Klarheit darüber, wohin die Reise geht, kein ständiges Hin und Her für die Betriebe. Sie brauchen Klarheit und entschlossene Investitionen in Zukunftsbranchen statt ideologische Entscheidungen für die, die besonders zahlungskräftige Lobbys hinter sich haben.
Eines sollten wir lernen, und eines wissen auch alle Unternehmerinnen und Unternehmer ganz sicher: Durch Stehenbleiben kommt man sicher nicht ans Ziel. Am Ende setzen sich die durch, die mutig nach vorne gehen, die die Herausforderungen annehmen, und nicht die, die vor lauter Zögern gar nicht erst einmal losgehen. (Beifall bei den Grünen.)
Klar ist, es wurde angesprochen: Dafür braucht es einen starken Binnenmarkt, weil der Binnenmarkt und unsere Wettbewerbsfähigkeit eben untrennbar miteinander verbunden sind. Damit alleine ist es aber nicht getan, denken wir an den Energiemarkt. Der Binnenmarkt ist ein Werkzeug, kein Ziel an sich. Im Energiebereich heißt ein funktionierender Binnenmarkt: grünen Strom austauschen, günstiger Strom am ganzen Kontinent. Wer seine Stromnetze an den nationalen Grenzen kappt, der nutzt dieses System nicht sehr sinnvoll. Daher, und das wird eine essenzielle Frage: Genügend grünen Strom für unsere Wirtschaft!
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Zeit drängt. Das Thema ist wichtig, die Debatte darüber ist gut, wir müssen den Worten aber auch Taten folgen lassen. Hier große Reden zu schwingen, dann in Brüssel oder Straßburg wieder zu zögern oder zu zaudern oder zu blockieren, das ist zu einfach. Gerade jetzt geht es in Brüssel um große Richtungsentscheidungen. Es wurde angesprochen: mit dem Green Deal zu Zukunft und Wohlstand oder mit nationalstaatlicher Verzwergung zum Schlusslicht im Wettkampf um moderne Technologie.
Ich bin überzeugt, wir leben in einer Welt, in der es nur gemeinsam geht, stark und europäisch – dann können wir auch gemeinsam und geeint dagegenhalten. Dafür braucht man den notwendigen Mut, ich hoffe, den nehmen Sie aus dieser Debatte auch mit. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen.)
11.17
Präsident Peter Haubner: Danke vielmals.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Elisabeth Dieringer-Granza.
RN/27
11.18
Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Elisabeth Dieringer-Granza (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Kollegen, Zuschauer, Zuhörer! Ich nehme mir die Zeit ganz bewusst am Beginn meiner Rede, denn ich bin noch immer zutiefst erschüttert und betroffen über das Attentat in meiner Heimatstadt. Als Villacherin möchte ich auch von diesem Rednerpult hier aus noch einmal mein tiefstes Mitgefühl der Familie des Toten aussprechen, ebenso meine Genesungswünsche an alle Verletzten und meinen ganz besonderen und herzlichen Dank an alle Ersthelfer, die mutig eingeschritten sind, die nicht vorbeigegangen sind, die nicht zugesehen haben.
Doch was bleibt in meiner Heimatstadt? – Das große Warum. Warum und wie konnte dies alles passieren? Deshalb erhebe ich wie im Europäischen Parlament auch hier laut die Stimme und sage Ihnen, wir brauchen auf europäischer Ebene, wir brauchen in den nationalen Parlamenten nicht immer nur das Über-das-gemeinsam-Reden, sondern wir brauchen das Gemeinsam-Tun und wir brauchen eine Veränderung in der Migrations-, in der Asylpolitik. (Beifall bei der FPÖ.)
Wie wir schon gehört haben – aus der Geschichte heraus betrachtet –, gab es immer mutige Menschen, und hier ist, noch einmal, dieser Bogen zu spannen: Mut zu Veränderung. Vor Jahrzehnten wurde in der Europäischen Union – so hieß sie damals noch nicht – eine Veränderung angestrebt. Es wurden Grenzen abgeschafft. Wenn heute hier aber darüber geredet wird, dass diese Grenzen abgeschafft wurden, dann muss ich sagen: Im Gegenteil, eine Festung Österreich, eine Festung Europa ist das, was wir aufgrund der Umstände, die wir derzeit haben, wohl wieder brauchen. (Beifall bei der FPÖ.)
Handelsvolumina wurden vervielfacht, europäische Unternehmen konnten sich weiterentwickeln, doch während wir diese Errungenschaften gebührend feiern, dürfen wir nicht übersehen, wie strukturelle Probleme und vor allem – auch das wurde angesprochen – regulatorische Überlastungen genau diesen Wohlstand gefährden, den der Binnenmarkt einst in seiner Absicht schaffen wollte.
Sehr geehrte Damen und Herren, der Binnenmarkt war auch immer wie ein Friedensprojekt zu sehen. Durch wirtschaftliche Verflechtungen sollten nationale Rivalitäten überwunden werden. Doch wozu dienen dann Sanktionen? Sanktionen, die auch das infrage stellen. Welche Umstände, welche Voraussetzungen hier geschaffen werden, auch das ist mit kritischen Worten zu versehen.
Etwas fällt auch immer mehr auf: Wo sind die Menschen, die darüber entscheiden, welche Gesetze, Verordnungen, Richtlinien verabschiedet werden? Denn: Hören Sie genau hin! Hören Sie doch viel mehr Ihren eigenen Kollegen, den Unternehmern, den Österreichern zu! Es ist der Binnenmarkt, der zum Beispiel auch durch jüngste Digitalgesetze mit einem wirklich die Meinungsfreiheit gefährdenden – ich wiederhole es: gefährdenden – Digital Services Act und Digital Markets Act Grenzen aufsetzt, keine Freiheiten mehr zulässt und wodurch Fragen offen bleiben, etwa: Wer sind denn die Experten, die dies kontrollieren? Wer ist es? Stellt man diese Fragen im Europäischen Parlament, bekommt man keine Antworten darauf.
Hören Sie auch einer österreichischen Firma zu, die von einer 18-monatigen Vorbereitungszeit zur Umsetzung berichtet! Das sind Ressourcen, die woanders fehlen, Ressourcen für Innovationen; die könnte man viel besser einsetzen. Die Bürokratiewelle rollt ungebremst. Von der Corporate-Social-Responsibility-Berichtspflicht über die Taxonomieverordnung bis hin zum geplanten Recht auf Reparatur: Es häufen sich die Vorgaben.
Ein Maschinenbauer aus Oberösterreich rechnet vor: 30 Prozent seiner Personalkosten entfallen mittlerweile auf regulatorische Compliance. Gleichzeitig stocken wir aber grenzüberschreitende Dienstleistungen auf, weil nationale Umsetzungen von EU-Richtlinien divergieren.
Die Kommission argumentiert ständig damit: Hohe Standards schützen Verbraucher und schaffen fairen Wettbewerb!, doch vor Ort erleben wir Absurditäten: Ein Tiroler Käseproduzent muss für den Export nach Deutschland drei unterschiedliche Etiketten für die Verpackung vorhalten. Ein Wiener Start-up scheitert am Verbot bestimmter Cloud-Dienste unter dem Digitalgesetz, obwohl keine europäische Alternative existiert.
Es ist Zeit für einen Neustart. Erstens: Jede neue Regulierung muss einem strikten KMU-Test unterzogen werden. Zweitens: EU-Vorgaben dürfen nicht zum Mikromanagement verkommen – warum nicht Prinzipien statt detaillierter Verfahren vorgeben? Drittens: Wir brauchen eine echte Subsidiaritätsoffensive – nicht jedes Problem braucht eine EU-Lösung. (Beifall bei der FPÖ. – Präsident Haubner gibt das Glockenzeichen.)
Der Binnenmarkt muss für unsere Unternehmen seinen vollen Nutzen entfalten, doch sein Erfolg darf nicht durch regulatorischen Aktionismus verspielt werden.
Lassen Sie uns zurückkehren zum ursprünglichen Geist: weniger Bürokratie, mehr Freiheit! Ein Raum, der Unternehmen entfesselt statt fesselt! (Beifall bei der FPÖ.)
11.23
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Andreas Ottenschläger.
RN/28
11.24
Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, zu meiner Vorrednerin von der FPÖ muss ich sagen: Respekt! Ich habe lange keinen Redner, keine Rednerin der Freiheitlichen Partei gehört, der, die wenigstens in ein paar wenigen Sätzen ein bisschen etwas Positives über die Europäische Union gesagt hat. Aber – ich hoffe, ich schade Ihnen jetzt nicht in Ihrer eigenen Fraktion damit – bei Ihnen hat man wenigstens das Gefühl, dass Sie sich sachlich und konstruktiv mit der Weiterentwicklung der Europäischen Union auseinandersetzen (Ruf bei der FPÖ: ... Ottenschläger nicht behaupten!), und das ist ja auch tatsächlich wichtig.
Meine Damen und Herren! Es wurde ja in der Debatte schon sehr oft betont, welche wirtschaftlichen Vorteile die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union seit 30 Jahren mit sich bringt: Wohlstand, Weiterentwicklung unserer vor allem exportorientierten Wirtschaft. Die Handelsbilanz mit unseren europäischen Partnern zeigt ganz eindeutig, dass natürlich insbesondere auch in wirtschaftlicher Hinsicht und damit einhergehend für die Bürgerinnen und Bürger Österreichs die EU-Mitgliedschaft ein absoluter Erfolg ist.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir sollten, wenn wir seriöses Interesse an der Weiterentwicklung der Europäischen Union haben, die Dinge durchaus beim Namen nennen. Es sind ja viele Punkte schon gesagt worden, die Bürokratie et cetera, aber auch die Frage – wie Sie es gerade beschrieben haben –, auf welcher Ebene was besser entschieden werden kann. Ich nenne Ihnen jetzt bewusst ein Gegenbeispiel: In der europäischen Verkehrspolitik ist mehr Europa durchaus wichtig und gefragt, konkret etwa beim Bahnausbau. Da brauchen wir durchaus mehr Europa, weniger bürokratische Hürden. Aber es gibt vielleicht andere Bereiche, die wir auf den anderen politischen Ebenen besser lösen können. Diese Diskussion sollten wir immer führen.
Aber wir sollten auch benennen, wer dafür die Verantwortung trägt. Es kommt sehr oft eine pauschale Kritik an der EU – die tut mir immer ein bisschen weh, warum? – Wir müssen adressieren, wer für etwas die Verantwortung trägt. Das ist eben einerseits die Kommission, das sind die gewählten Abgeordneten im Europäischen Parlament, die Staats- und Regierungschefs, in den Räten die Minister, wir hier im Parlament, wir sind die politischen Verantwortungsträger und wir müssen uns gegenseitig adressieren, wir müssen damit aber auch zeigen, dass es uns – zumindest uns – und, wie ich glaube, der absoluten Mehrheit in diesem Haus nicht darum geht, das europäische Projekt per se immer zu hinterfragen, sondern die Politik zu hinterfragen, die dahinter steht, in vielen Bereichen. Die Kritik ist also an diejenigen zu richten, die dafür Verantwortung tragen, aber es ist nicht immer das gesamte Projekt infrage zu stellen.
Meine Damen und Herren von den Freiheitlichen, das tun Sie aber immer wieder sehr pauschal. Sie erwähnen sehr selten, Kollege Kassegger, ein positives Wort. Sie erwähnen eben nicht, wie viele Arbeitsplätze in Österreich von der Weiterentwicklung der Europäischen Union, vom gemeinsamen Binnenmarkt abhängig sind. Das erwähnen Sie nicht! Und ich glaube, dass das falsch ist, weil die Menschen wissen müssen, dass es gerade für Österreich, für unsere kleine offene Volkswirtschaft von größter Bedeutung ist (Zwischenruf des Abg. Kassegger [FPÖ]), dass wir nicht nur ein Mitglied, sondern ein konstruktives Mitglied dieser Gemeinschaft sind, weil bei uns wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze davon abhängen, wie wir mit unseren Partnern in Europa Handel treiben können. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Wie hoch ist denn die Arbeitslosigkeit in der Schweiz, Herr Kollege?)
Wenn Sie sich erinnern – wir beide sind alt genug –, dann wissen Sie, dass das gerade für Österreich früher bedeutend schwieriger war. Denken Sie an die Osterweiterung: Wie viele Klein- und Mittelbetriebe haben die Chance genutzt, in diesem gemeinsamen Europa beispielsweise in den Osten zu gehen und dort gute Geschäfte zu machen! Und am Ende profitieren wir alle davon.
Ich würde Sie wirklich ersuchen, einmal die Pauschalkritik loszulassen, den Populismus in diesem Bereich, und konstruktiv daran mitzuarbeiten, dass wir eine Weiterentwicklung der Europäischen Union bewerkstelligen, die für uns als Österreich von ganz entscheidender Bedeutung ist, damit wir unseren Wohlstand sichern können. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schellhorn [NEOS].)
11.29
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Andreas Schieder.
RN/29
11.29
Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Fernsehgeräten! Ich glaube, dass gerade die globale Situation, die zunehmende Unsicherheit, die auf der Welt herrscht, das Zusammenspiel von Donald Trump und Wladimir Putin, aber auch das Agieren Chinas und dergleichen eines ganz genau aufzeigen: dass man als kleines Land alleine von der Festung träumen kann, aber am Schluss nicht sicher ist. Das Einzige, was uns Sicherheit und Zukunftshoffnung gibt, ist, die europäische Dimension, die europäische Zusammenarbeit zu stärken, gerade in diesen Zeiten. (Beifall bei der SPÖ.)
Weil es auch schon erwähnt worden ist: Vor 30 Jahren ist Österreich der Europäischen Union beigetreten, und es war eine richtige Entscheidung – nicht nur politisch richtig, sondern Österreich hat auch wirtschaftlich profitiert, von der Wettbewerbsfähigkeit profitiert. Da sei auch erwähnt, dass diese politische Entscheidung damals von zwei Dritteln der österreichischen Bevölkerung befürwortet wurde, aber auch von Politikerinnen und Politikern mit Zukunftsorientierung getragen war: von Franz Vranitzky als österreichischem Bundeskanzler, von Ferdinand Lacina, Brigitte Ederer, Erhard Busek und Alois Mock. Das waren Leute, die noch erkannt haben, dass die österreichische Sicht in eine europäische Sicht eingebettet werden soll!
Auch der Binnenmarkt, der heute schon erwähnt worden ist, ist ein Produkt, das damals, vor drei, vier Jahrzehnten, entworfen wurde, auch von Jacques Delors, dem damaligen Kommissionspräsidenten. Um es ganz klar zu sagen: Wiederum war es ein Sozialist, der diese Idee vorangebracht hat, ein französischer Sozialist!
Ein funktionierender Binnenmarkt braucht aber auch, und an diesem Punkt sind wir heute, starke soziale Netze und klare Regeln, auch dort, wo Schlupflöcher entstanden sind. Da ist es egal, ob es das Steuerrecht ist oder ob es das Arbeitsrecht ist, wo immer wieder bestimmte Faktoren bewirken, dass Leute nicht jene Qualität, jene soziale Sicherheit bekommen, die ihnen zusteht. Für uns als Sozialdemokraten ist es deswegen auch wichtig, dass es auf europäischer Ebene einen sozialen Kompass gibt: zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, aber auch, so wie Mario Draghi das in seinem Bericht ja auch festgelegt hat, mit mehr Geld.
800 Milliarden Euro jährlich beträgt inzwischen die Investitionslücke in Europa. Dieses Geld müssen wir in Zukunft in Infrastruktur investieren, egal, ob es die Strominfrastruktur, die Schienennetze oder auch die Schnellzugverbindungen sind.
In diesem Zusammenhang möchte ich etwas erwähnen, weil immer sehr viel über die Automobilindustrie in Europa geredet wird: Vergessen wir nicht, dass die Eisenbahnindustrie viel stärker und wichtiger für Europa ist! In der EU gibt es die weltweit meisten Patente in diesem Bereich, da brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken, ganz im Gegenteil. Europa ist Weltmarktführer und auch Österreich ist Weltmarktführer. Denken wir nur an die Bremsen, an den Lokomotivbau, an den Fahrzeugbau, an die Signaltechnik – all das sind Beispiele, und die umfassen Zigtausende Arbeitsplätze, nicht nur in Österreich, aber auch.
Kommen wir zum Schluss noch zum Thema Bürokratieabbau: Da gibt es manche, die meinen es ernst, und ja, es gibt viel Bürokratie. Aber vergessen wir nicht, wenn wir immer auf Europa schimpfen, wie viel hausgemachte Bürokratie es gibt: Wie viel Bürokratie die Bundesländer in Österreich produzieren, wie viel Bürokratie die Wirtschaftskammer selbst produziert (Abg. Schellhorn [NEOS]: Die Arbeiterkammer aber auch!), indem sie Unternehmen nötigt, Listen für ihre statistischen Belange auszufüllen! Das alles wird immer verschwiegen, denn schuld ist am Schluss immer nur die EU. Aber gehen wir davon aus, die meinen es ernst: Bauen wir da ab, wo es Doppelgleisigkeiten gibt!
Es gibt aber auch die anderen: Die reden ganz laut von Bürokratieabbau und meinen eigentlich etwas ganz anderes. Die wollen nämlich die soziale Sicherheit abbauen, die wollen die Umweltstandards abbauen, die wollen die Lieferkettenrichtlinie aussetzen. Die wollen den Datenschutz im digitalen Bereich abschaffen, so wie Elon Musk und die FPÖ das machen. All das sind Dinge, die dürfen wir nicht zulassen – da muss Europa weiterhin vorangehen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Das heißt, Europa ist eine soziale Marktwirtschaft, und das bedeutet, dass die Marktwirtschaft gut funktioniert, aber den Menschen und die Umwelt in ihrem Blickfeld haben muss. (Beifall bei der SPÖ sowie des MEP Schilling [Grüne].)
11.33
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Helmut Brandstätter.
RN/30
11.34
Mitglied des Europäischen Parlaments Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Und vor allem: Liebe Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen des Gymnasiums St. Ursula in Wien XXIII – eine hervorragende Schule, meine Schwester hat dort maturiert, das ist schon länger her, damals war es eine reine Mädchenschule –, es geht um euch! Es geht um die nächsten Generationen und da besonders um dieses vereinte Europa.
Dieses vereinte Europa steht heute vor den größten Herausforderungen seit der Gründung vor 68 Jahren und seit unserem Beitritt vor 30 Jahren. Europa muss eine starke geopolitische Kraft werden, denn wenn wir jetzt beobachten, dass sich zwei Präsidenten, also ein Diktator und ein gewählter Präsident, die Rohstoffe eines dritten Landes – eines europäischen Landes – aufteilen wollen, dann können wir da nicht einfach zuschauen. Wir sind dabei – zwar nicht beim Ausbeuten, so wie die beiden es wollen, aber beim Erarbeiten einer fairen Lösung und beim Zusammenarbeiten in einem gemeinsamen Europa. Das können wir aber nur, wenn wir auch eine geopolitische Kraft sind! (Beifall bei den NEOS.)
Zur Ukraine möchte ich später noch etwas sagen, aber jetzt geht es darum, was wir tun müssen; daran arbeiten wir im Europäischen Parlament sehr hart. Natürlich müssen wir Industrie zurückholen und müssen die Industrie stärken. Da ist die gute Nachricht, dass es jetzt den Omnibus gibt – die „Presse“ berichtet heute schon darüber –, es soll also natürlich Bürokratieabbau geschehen. Wir NEOS sagen ja, noch einfacher wäre: one in, 27 out. Das heißt, wir brauchen gemeinsame Regeln, denn es heißt ja Binnenmarkt. Auch wenn es manche nicht verstehen wollen: Gerade kleinere Länder, gerade kleinere Volkswirtschaften profitieren natürlich vom Binnenmarkt, profitieren von gemeinsamen Regeln, weil da auch unsere Unternehmen zum Zug kommen und ins Geschäft kommen. Das ist natürlich ganz wichtig, und da brauchen wir natürlich mehr Harmonisierung. (Beifall bei den NEOS.)
Wir brauchen auch mehr gemeinsame Investitionen. Gabriel Felbermayr hat ein tolles Buch geschrieben: „Europa muss sich rechnen“. (Der Redner hält das genannte Buch in die Höhe.) – Europa rechnet sich auch! Der Autor schreibt da zum Beispiel, dass selbst Deutschland, eine große Volkswirtschaft, weltweit eine kleine sei. Er schreibt auch, ganz wichtig, dass das Europäische Parlament stärker werden müsse – dafür bin ich auch – und dass es natürlich mehr gemeinsame Investitionen vor allem in die Infrastruktur geben müsse. Das können wir natürlich auch nur gemeinsam machen. (Beifall bei den NEOS.)
Zum Bürokratieabbau gehört aber vieles dazu, vieles davon in Österreich, völlig richtig, Kollege Schieder. Ich bin mir ganz sicher, die nächste Regierung wird diesen Bürokratieabbau ganz massiv angehen, das muss aber natürlich auch auf europäischer Ebene geschehen, und das machen wir auch – wobei mir jedoch wichtig ist: Die Klimaziele dürfen wir nicht gefährden, denn da geht es wieder um die nächsten Generationen, da haben wir eine große Verantwortung.
Worunter die Industrie natürlich auch leidet, sind die hohen Energiepreise. Auch da ist es wieder eine Fehlinformation, dass das nur wegen der Sanktionen wäre – nein, nein, Putin hat ja schon davor die Gaspreise erhöht. Der schwerste Fehler war, und hoffentlich verstehen das auch alle in der ÖVP, dass man sich von einem Diktator abhängig gemacht hat. Gott sei Dank ziehen wir uns da zurück und haben nun andere Partnerinnen und Partner. Kollegin Anna Stürgkh arbeitet sehr, sehr hart daran, dass wir in Europa gemeinsame Netze haben, denn nur so können wir auch die Energiepreise senken. (Beifall bei den NEOS.)
Noch ein wichtiger Punkt ist für mich der Handel, und auch da gilt bitte: Mit Ideologie kommen wir nicht weiter, mit offenem Handel kommen wir schon weiter! Wir wissen nicht, was Trump noch alles an Zöllen plant, also müssen wir andere Handelspartner finden. In Südamerika gibt es ganz hervorragende Partner, vielleicht ändern wir da ein bisschen die Ideologie: Schauen wir, wo wir Möglichkeiten haben, unsere hervorragenden Produkte zu verkaufen, Südamerika ist da eine davon!
Noch etwas, dafür plädiert auch Prof. Felbermayr: Natürlich hat sich der Euro bewährt, und er muss noch stärker werden, damit er eine klare Weltwährung ist. Jetzt haben aber die Freunde der FPÖ in Deutschland, die AfD, gefordert, den Euro zu zerstören und aus der Europäischen Union auszutreten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor allem liebe jungen Leute: Das ist ein Armutsprogramm, das ist ein Programm, mit dem wir alles, was nach dem Krieg und innerhalb der Europäischen Union aufgebaut wurde, zerstören würden! Die wollen zerstören, und warum wollen sie es? – Weil Putin auch zerstören will. Die Zusammenhänge erkennen wir hier leider auch.
Ich möchte jetzt aber noch ein Wort zur Ukraine sagen. Was ich dort am häufigsten gehört habe, war: Wir wollen nicht Sklaven Putins sein! Weil Herr Präsident Rosenkranz gerade da ist: Bitte reden Sie einmal mit Ihrer Fraktion! (Abg. Rosenkranz [FPÖ]: Bitte!) Sie waren bei uns, Sie waren bei der Veranstaltung von uns NEOS und haben sehr deutlich vom Angriffskrieg Russlands gesprochen. Sie haben auch Kontakt mit Menschen aus der Ukraine gehabt.
Kollegin Fürst habe ich gebeten, in die Ukraine mitzufahren: Nein, machen wir nicht! Als die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine Olha Stefanischyna da war, habe ich gesagt: Bitte komm, rede mit ihr! – Nein, mit der rede ich nicht! Es ist immer abgelehnt worden, mit den Opfern zu reden. Mit den Tätern haben Sie gesprochen, das ist so absurd. (Abg. Kickl [FPÖ]: Blödsinn! Belegen Sie das einmal!) Wir werden aber weiterhin mit der Ukraine sprechen, das ist wichtig, und wir werden in vielen Bereichen mit der Ukraine sprechen.
Da möchte ich Ihnen noch etwas sagen. „Fortune 500“ schreibt kürzlich, dass über 1 000 Unternehmen Russland verlassen hätten. Es soll da niemand glauben, man könnte nach dem Krieg wieder Handel mit Russland betreiben! Nein, es ist eine böse Diktatur und es gibt dort keinen Rechtsstaat. In der Ukraine hingegen – auch das wollen Sie nicht zur Kenntnis nehmen, ich weiß es – wird der Rechtsstaat aufgebaut. Das wird ein sehr guter Partner in der Europäischen Union sein, und die Gespräche laufen ja. (Präsident Haubner gibt das Glockenzeichen.)
Deswegen sage ich Ihnen zum Schluss: Nehmen Sie zur Kenntnis: Das ist ein sehr starkes Volk, das sind Menschen, die um ihre Freiheit kämpfen, Menschen, die Europäerinnen und Europäer sind, und deswegen werden wir mit ihnen gemeinsam arbeiten. Sie wollen nicht Sklaven Putins sein, und ich will auch kein Sklave Putins sein. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)
11.40
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Lena Schilling.
RN/31
11.40
Mitglied des Europäischen Parlaments Lena Schilling (Grüne): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Schülerinnen und Schüler! Liebe ÖVP! Es ist wirklich bemerkenswert, dass gerade ihr heute über das Thema Wohlstand und EU reden wollt. Noch vor ein paar Wochen, in den Verhandlungen mit der FPÖ, hat euer Wirtschaftsflügel eine gemeinsame europäische Industriepolitik auf einmal gar nicht mehr so wichtig gefunden. Leider: Das ist das Wort, das Kollege Hattmannsdorfer gefunden hat, um das Scheitern der Koalition mit dieser Antieuropapartei zu bewerten. Darüber sollten wir heute reden. (Beifall bei den Grünen.)
Heute ist ein ganz, ganz wichtiger Tag. Auf europäischer Ebene wird der Clean Industrial Deal vorgestellt, in dessen Rahmen wir in Europa über die Vision einer sicheren, klimaneutralen Energiewende reden. Ganz Europa redet darüber. Und worüber reden wir heute? – Wir reden über Schlagworte ohne Inhalt. Vielleicht wird auch noch der Hausverstand zitiert werden, darauf warte ich schon. (Zwischenrufe der Abgeordneten Schmuckenschlager [ÖVP] und Sieber [ÖVP].)
Ich habe Ihnen ein Zitat mitgebracht, liebe ÖVP – wissen Sie vielleicht noch, von wem es ist? –: „Der Klimawandel kann ausschließlich global bekämpft werden, denn auch die Auswirkungen machen nicht an Ländergrenzen halt“, und es braucht eine weltweite Energiewende. – Wer war das? – Elli Köstinger 2015. Und ich frage Sie: Was ist davon geblieben?
Im Leak zum gemeinsamen Arbeitsprogramm mit der FPÖ standen so einige Dinge, die ziemlich unheimlich waren. Eines davon war, dass die Förderung des Ausbaus von Fotovoltaik gestrichen werden soll. Der Großteil Ihrer Fraktion (Abg. Schmuckenschlager [ÖVP]: Wir haben wenigstens eine Fraktion!) hat im letzten Monat im Europäischen Parlament gegen energieeffiziente Gebäude ab 2050 gestimmt. Das wäre gut für die Geldbörse gewesen und hätte uns unabhängiger von russischem Gas gemacht. Fast zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen stellt die Kommission jetzt endlich einen Plan vor, wie wir energieeffizienter werden und vor allem auch auf Erneuerbare umsteigen könnten. Das wäre schon vor vielen Jahren gut gewesen, das wäre damals auch in ihrer Verantwortung gelegen. Viel ist dazu nicht passiert. Heute wäre ein guter Tag, um darüber zu reden, denn: Ja, wir wollen ein unabhängiges und freies Europa. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Sieber [ÖVP].)
Liebe ÖVP, eure Positionen sind manchmal so sprunghaft wie die Kugel in einem Flipperautomaten. (Abg. Schmuckenschlager [ÖVP]: Wer?) Das ist gerade jetzt, in Zeiten internationaler geopolitischer Herausforderungen, das Letzte, was wir uns leisten sollten. Die Volkspartei setzt sich gemeinsam mit Lobbyisten in Europa gerade dafür ein, Omnibusse durchzusetzen – Omnibusse, von denen wir schon von verschiedenen Seiten gehört haben. Es geht dabei um das Lieferkettengesetz, es geht darum, dass Konzerne endlich entlang ihrer Lieferketten darauf schauen, dass keine Umweltverbrechen mehr begangen werden, dass es keine Kinderarbeit mehr gibt. Na ja, weichen wir das wieder auf und verschieben wir das wieder.
Dasselbe mit CBAM. Wir hier in Europa wollen klimaschädliches Verhalten besteuern. Es war klar: Okay, wir machen das auch im Ausland!, aber nein, auch dagegen haben Sie sich als Volkspartei ausgesprochen.
Ich möchte da eigentlich ganz anders enden. Ich habe heute einen Gegenentwurf mitgebracht, einen Vorschlag, wie wir es machen könnten. Wir brauchen eine stabile Politik in Europa, wir brauchen ein gemeinsames Europa und eine Vision. Bauen wir ein Europa, in dem Menschen in einem warmen Zuhause aufwachen können, das nicht mit teuren fossilen Brennstoffen beheizt wird, sondern mit sauberer und bezahlbarer Energie; ein Europa, in dem niemand Angst haben muss, ob er sich die nächste Heizungsrechnung leisten kann oder nicht, weil erneuerbare Energien langfristig billiger sein werden; ein Europa, in dem Menschen in der Früh ohne Angst um ihren Job in die Arbeit gehen, weil wir die Transformation geschafft haben, weil wir klimafreundliche Jobs geschaffen haben; ein Europa, in dem wir alle spüren, dass dieser Wandel unweigerlich kommt, dass wir ihn schaffen werden, dass wir gemeinsam anpacken und dabei niemanden zurücklassen werden!
Das ist aber eine Aufgabe, Kolleginnen und Kollegen, der wir uns alle gemeinsam stellen müssen. Wir können uns dabei keinen Zickzackkurs leisten, kein Hin und Her, keine Position, in der wir es nur halb ernst meinen. Wir müssen in aller Ernsthaftigkeit endlich für die nächsten Generationen und für die Menschen in Europa eine Politik machen, auf die man sich verlassen kann, und dann erst, liebe Kolleginnen und Kollegen, können wir von Wohlstand sprechen. (Beifall bei den Grünen.)
11.44
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Michael Fürtbauer.
RN/32
11.44
Abgeordneter Michael Fürtbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Zuseher vor den Fernsehschirmen und hier im Haus! Werte Leistungsträger und Zwangsmitglieder diverser Kammern in Österreich! Auf die Träumereien meiner Vorrednerin will ich gar nicht eingehen, denn das ist etwas schwierig als Wirtschaftler, wenn jemand solche Visionen hat. Wissen Sie, ich habe nichts gegen Visionen, aber die sind halt ziemlich unrealistisch.
So gut wie jeder Leistungsträger oder jede Leistungsträgerin in diesem Land ist Zwangsmitglied einer Kammer, wobei die größte Kammer 2,8 Millionen Mitglieder hat, die kleinste sage und schreibe 80. In Summe gibt es in Österreich rund 50 Kammern inklusive Selbstverwaltungskörperschaften, und das ist nur eine der Strukturen, die wir in Österreich haben, die aufgebrochen gehören, damit wir wieder konkurrenzfähig und zukunftsfit werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Werte Kollegen von der ÖVP, Ihr Titel der Aktuellen Europastunde: „Wohlstandssicherung durch den EU-Binnenmarkt und durch Exporte für Österreich“ – ja, eh, ich meine, wer sollte dagegen etwas haben. Wir haben hierbei leider nicht nur ein Problem, sondern viele Probleme, die zusammengefasst die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft zerstört oder zumindest schwer geschädigt haben. Die hausgemachten Fehler, die mit starker Unterstützung der grünen Seite gemacht wurden: die Inflation laufen zu lassen, jetzt wieder selbst Inflationstreiber zu sein durch die Erhöhung der CO2-Abgabe und die Erhöhung der Netzgebühren, um nur zwei Punkte dazu zu nennen. Dadurch sind wieder hohe Lohnabschlüsse notwendig gemacht worden und werden dies auch wieder werden, was die Lohnstückkosten immens in die Höhe treibt. Wirtschaftlich gesehen ist das einfach nur ein Super-GAU.
Schauen wir uns einmal nur einen kleinen Teilbereich an, den wir alle in den Händen haben und den wir jederzeit ändern können, wenn wir wollen. Wir sprechen immer alle von Bürokratieabbau und auch die ÖVP hat – wahrscheinlich immer dem jeweiligen Wahltermin geschuldet – erkannt, dass es da Probleme gibt. Wenn die Wirtschaftskammerpräsidentin von Oberösterreich fordert, dass für jedes neue Gesetz zwei abgeschafft werden sollen, dann ist das für mich eine Selbstanklage der ÖVP, denn Sie waren zumindest in den letzten 40 Jahren stark in die Gesetzgebung eingebunden. (Beifall bei der FPÖ.)
Und der Schluss aus dieser Forderung kann ja nur sein, dass sinnlose Gesetze beschlossen worden sind, sonst könnte man sie ja nicht abschaffen. Nur, diese Erkenntnis hat auch noch einen kleinen Schönheitsfehler: Die ÖVP ist ja nicht die Lösung des Problems, sondern ein großer Teil des Problems. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)
Auf EU-Ebene tragen Sie alle wirtschaftsfeindlichen Maßnahmen mit, die unter dem Titel Fit for 55, Lieferkettengesetz, Green Deal und so weiter laufen, und in der Heimat, wie ich in den Verhandlungen erfahren durfte oder musste, wollen Sie in Ihren Bereichen keine Änderung. Kollege Hattmannsdorfer ist gerade nicht da, aber von Entbürokratisierung zu sprechen und im Bürokratiemonster Wirtschaftskammer zu arbeiten, bedarf zumindest eines gewissen Humors. (Beifall bei der FPÖ.)
Im Bereich der Kammern läge es ja ausschließlich an Ihnen, zu deregulieren und somit Bürokratie einzudämmen. Bei den Verhandlungen haben Sie da nicht gerade vor Reformfreudigkeit gesprüht. Ein paar Beispiele, wo es nur in Ihrer Hand liegt: Abschaffung der Mehrfachmitgliedschaften, ein Gewerbeschein für alle freien Gewerbe und die Durchforstung der reglementierten Gewerbe nur mehr auf Gewerbe, bei denen es darum geht, dass tatsächlich Leib und Leben in Gefahr sind – und das gilt wahrscheinlich nicht für Friseure, Kosmetiker, Bodenleger und deren viele mehr.
Die Wirtschaftskammer selbst könnte ihrerseits durch die Senkung der CO2-Abgabe – budgetiert für 2024 mit der Summe von immerhin rund 430 Millionen Euro – direkt zur Senkung der Lohnnebenkosten beitragen. Das Gesamtbudget der Wirtschaftskammer Österreich macht sage und schreibe 1,3 Milliarden Euro aus, dasselbe gilt natürlich seitenverkehrt für die Arbeiterkammer. Wenn man in diesen zwei Kammern nur rund 10 Prozent einsparen würde, wären das rund 200 Millionen Euro, die man den Leistungsträgern und Leistungsträgerinnen in der Geldbörse lassen könnte. (Beifall bei der FPÖ.)
Das einzige Problem hierbei ist die Reformunwilligkeit unserer beiden Wahlverlierer: Sie wollen auf ihre Funktionärsparadiese nicht verzichten. Dass sich ÖVP und SPÖ da einig sind unter dem Motto: Lass du meine Arbeiterkammer in Ruhe, dann lasse ich deine Wirtschaftskammer in Ruhe!, das verstehe ich noch. Wie aber rechtfertigen unsere Kollegen von den NEOS – Herr Schellhorn, insbesondere Sie – das gegenüber ihren Mitgliedern? Angeblich einmal gegründet und angetreten, den Kammerstaat zu beenden, zu deregulieren und zu entbürokratisieren, und jetzt sind Sie Steigbügelhalter einer Besitzwahrungskoalition, wie es sie vorher noch nicht gegeben hat. Es wird in Zukunft nicht mehr heißen: Sepp, was denkst du?, sondern: Sepp, wo hast du dein Rückgrat abgegeben? (Beifall bei der FPÖ. – Präsident Haubner gibt das Glockenzeichen.)
Sehr geehrte Kollegen – ich bin schon beim Schlusssatz –, für die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit brauchen wir niemanden; nur den guten Willen, Österreich zukunftsfit zu machen. Und an alle Zwangsmitglieder: Zeigen wir der ÖVP und dem Wirtschaftsbund bei den Wirtschaftskammerwahlen die Rote Karte und leiten Sie mit uns eine wirkliche Reform ein mit dem Ziel, die Zwangsmitgliedschaften abzuschaffen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Seemayer [SPÖ]. – Abg. Strasser [ÖVP]: Das sagt der Wirtschaftskammerfunktionär! Raus aus dem System! Rausgehen! Austreten!)
11.50
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Alexander Bernhuber.
RN/33
11.50
Mitglied des Europäischen Parlaments Dipl.-Ing. Alexander Bernhuber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Schüler – besonders jene des Francisco Josephinums! Das ist meine ehemalige Schule; sogar zwei Lehrer von mir sind heute mit dabei. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von FPÖ und SPÖ.)
Wir dürfen heute über den europäischen Binnenmarkt reden – ein Wort, das nicht unbedingt sexy ist und bei dem sich nicht jeder gleich auskennt, weil einem nicht immer gleich bewusst ist, worum es dabei eigentlich geht, von dem aber jeder von uns jeden Tag profitiert, egal, ob das eine Studentin ist, die im Ausland studiert und das ohne Probleme irgendwo anders machen kann, ob das die Krankenschwester in einem unserer Spitäler ist, die wichtig ist, um unser Gesundheitssystem abzusichern, oder – wie es Kollege Hattmannsdorfer angesprochen hat – dass wir in Österreich eine Industrie haben, mit BMW zum Beispiel, die Maschinen und Motoren produziert, die wichtig für unseren Export sind. Der europäische Binnenmarkt ist ein System, das es mittlerweile seit 32 Jahren gibt und das ein wahres Erfolgssystem ist. Nicht nur in Österreich profitieren wir davon und bekommen dadurch immense Chancen, sondern in ganz Europa. Es sind 65 Millionen Arbeitsplätze, die durch den europäischen Binnenmarkt gesichert werden, Millionen und Hunderttausende davon auch in Österreich.
Trotzdem gibt es derzeit aber große Herausforderungen. Wenn man mit den Betrieben redet, fällt immer wieder ein Wort, und das Wort ist Bürokratie. Gerade in den letzten Jahren ist vieles aus einer guten Idee entstanden, wurde dann aber gerade auf europäischer Ebene, oft mit einer linken Mehrheit im Parlament, zu einem wahren Bürokratiemonster entwickelt. Man braucht ja nur aufzulisten, wie sie heißen: Entwaldungsverordnung, Lieferkettengesetz, Ökodesign-Richtlinie, Nachhaltigkeitsberichte und, und, und. (Abg. Koza [Grüne]: Das ist eine schöne Parallelrealität!) – Ja, weil: Was bringt das dann den Unternehmen? – Die Unternehmen brauchen mehr Leute, die in einem Büro sitzen und irgendwelche Berichte schreiben, statt dass sie in einer Werkstatt sind und Maschinen zusammenschrauben, die man dann auch verkaufen kann – denn von einem Nachhaltigkeitsbericht kann ich mir nichts kaufen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Voglauer [Grüne].)
Ich bin froh, dass die Europäische Kommission jetzt die Zeichen der Zeit erkannt hat. Inwiefern? – Insofern als wir keinen Kommissar Timmermans mehr haben, sondern jetzt eben 15 Kommissare der Europäischen Union haben, die jetzt wieder viele Sachen zum Richtigen richten (Abg. Kassegger [FPÖ]: Von der Volkspartei!); jetzt wird präsentiert, wie wir Bürokratie abbauen können (Abg. Kassegger [FPÖ]: Genau!), ohne dass wir an den Zielen rücken. Wir werden es schaffen, nachhaltig zu sein, aber ich brauche nicht jeden Schritt, jeden Handgriff, den ich mache, zu dokumentieren, aufzuschreiben und ich muss nicht nachweisen, dass ich unschuldig bin. Genau dort müssen wir hinkommen. (Beifall bei der ÖVP.)
Dann ist es ja immer sehr spannend, wenn Kolleginnen und Kollegen sagen: Wir können alles selbst besser machen, machen wir es in Österreich! – Uns muss eben schon (Abg. Martin Graf [FPÖ]: Ich glaube, dich stellen sie nicht mehr auf!) eines bewusst sein: Wir haben in Österreich 9 Millionen Einwohner. Wenn wir glauben, wir können unser Sacherl selber machen, nicht nach links und rechts schauen, alles zwischen Bodensee und Neusiedler See genügt, dann wird das Indien und China mit 1,4 Milliarden Einwohnern relativ wurscht sein. Wenn wir als EU mit 450 Millionen Einwohnern nicht ein bisserl zusammenhalten, uns gemeinsam aufstellen, zusammen Wirtschaft betreiben und miteinander Handel treiben, dann werden wir ein großes Problem haben.
Auch unsere Bäuerinnen und Bauern – um auch auf diesen Punkt zu sprechen zu kommen – können von der Europäischen Union profitieren. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Besonders durch die Renaturierungsverordnung! Die profitieren ohne Ende!) Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, dass bei uns der Wein gut wächst, wir viele Wiesen haben und viel Milch produzieren können, und die müssen wir eben auch verkaufen. Ja, wir können sie innerhalb der Europäischen Union verkaufen, was wichtig, richtig und gut ist. Da bin ich auch froh, dass unser Agrarkommissar Christophe Hansen die Zeichen der Zeit erkannt hat – auch aufgrund vieler Bauernproteste ausgehend von Deutschland, nach dem, was dort eine Regierung angerichtet hat –, nämlich dass man wieder dazu kommt, Folgendes geltend zu machen: importierte Produkte, die nicht unseren Standards entsprechen, nicht mehr in die Europäische Union zu lassen (Abg. Voglauer [Grüne]: Na, wie stehen wir denn zu Mercosur?) und auch bürokratische Entlastungen für unsere Betriebe zusammenzubringen, also weniger Zettelwirtschaft auf unseren Bauernhöfen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich habe aber auch eine Bitte an das Hohe Haus. Wir haben einen europäischen Binnenmarkt mit gleichen europäischen Standards. Da ist die große Bitte, dass wir manche Standards, egal ob im landwirtschaftlichen Bereich oder im unternehmerischen Bereich, nicht national nach oben schrauben. Das ist nicht Ziel des Binnenmarktes. Da haben unsere Betriebe dann wirklich große Probleme, weil dann die Produktion in ein Nachbarland ausgelagert wird und nicht bei uns in der Europäischen Union bleibt. (Abg. Voglauer [Grüne]: Ein beliebiger Binnenmarkt!) Ja. (Abg. Voglauer [Grüne] – erheitert –: Ich danke Ihnen!)
Ich glaube, wir müssen die Zeichen der Zeit erkennen: Bürokratie abbauen, schauen, dass wir weiterhin einen fairen Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union haben. Beenden wir irgendwelche nationalen Alleingänge, die nichts bringen, schauen wir, dass wir in Österreich wieder vernünftige Wirtschaftspolitik machen, damit unser Land zukünftig in Europa stark bleibt. (Ruf bei der FPÖ: Deswegen gehört die ÖVP endlich in die Regierung! – Heiterkeit bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.) – Ja, das ist auch wichtig, denn mit anderen würde es nicht so gut funktionieren.
In diesem Sinne: Wir bemühen uns für eine gute, konstruktive Arbeit, andere schreien lieber laut. Wir arbeiten! – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP. – Rufe bei der ÖVP: Bravo!)
11.55
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Reinhold Binder. (Zwischenruf bei der FPÖ. – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Die ÖVP gehört endlich in die Regierung, dann setzen wir das alles um! – MEP Bernhuber [ÖVP]: Wenn ich in der Opposition bin, kann ich es nicht machen!)
RN/34
11.56
Abgeordneter Reinhold Binder (SPÖ): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrter Minister! Werte Abgeordnete des Europäischen Parlaments! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie! Werte Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Österreich ist ein starkes Land mit einer leistungsfähigen Wirtschaft, und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten dazu einen großen Beitrag. Sie erwirtschaften den Wohlstand Tag für Tag, Schicht um Schicht in den Produktionsstätten, in der Exportwirtschaft.
Der Produktivitätsrat hat in seinem aktuellen Bericht ein klares Bild gezeichnet: Unser Wirtschaftsstandort verliert an Wettbewerbsfähigkeit, und wenn wir nicht entschlossen handeln, wird unser Wohlstand schrumpfen. Die Ursachen sind teilweise bekannt, uns auf jeden Fall bekannt: Investitionsstau, Auftragsmangel, eine stockende Digitalisierung, ein steigender Fachkräftebedarf und eine Industrie, die inmitten globaler Veränderungen vor enormen Herausforderungen steht. Unser Ziel muss es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Forschung und Entwicklung vorantreiben, Arbeitsplätze sichern, Innovation in Zukunftstechnologien ermöglichen. Ein besonders alarmierendes Problemfeld, welches durch den demografischen Wandel befördert wird, ergibt sich beim Fachkräftebedarf. Andere Länder investieren bereits jetzt in Weiterbildung und Qualifizierung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Auch in Österreich müssen wir verstärkt darauf setzen, durch gezielte Ausbildungsprogramme neue Perspektiven zu schaffen und den Wirtschaftsstandort zu stärken.
Doch es geht nicht nur um Ausbildung, es geht auch um eine starke europäische Industriepolitik. Der Green Deal und die Lieferkettenverordnung sind entscheidend, weil sie Unternehmen dazu verpflichten, Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten – also saubere Produktion und faire Arbeitsbedingungen – und weniger Klimaschäden zu verursachen. (Beifall bei der SPÖ.) Jetzt soll diese Regelung überarbeitet werden. Wir müssen uns die Frage stellen, welche Interessen dabei in den Vordergrund treten: Sind es jene, die sich um die Wirtschaft in Europa sorgen, oder sind es vielleicht jene, die unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Klimaschutzstandards und die Menschenrechte attackieren und dabei die Profitgier befeuern? Eines muss uns auf jeden Fall bewusst sein: Das wirksamste Mittel gegen problematische Lieferketten ist eine regionale Wertschöpfung in Europa, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Gleichzeitig ist es essenziell, den freien Warenverkehr innerhalb Europas zu erhalten, denn nationale Alleingänge wie Grenzschließungen gefährden unsere Wirtschaft ganz massiv. Eine Politik wie die von Herbert Kickl, von Donald Trump und Alice Weidel würde nur eines zur Folge haben: ein schlechteres und ärmeres Land für alle. Nur die Reichsten der Reichen würden davon profitieren. Unsere Antwort darauf muss klar sein: Wir brauchen ein Österreich und ein Europa, in dem Fairness und Gerechtigkeit ganz oben stehen und in dem jeder ein leistbares Leben führen kann. (Beifall bei der SPÖ.) Wir brauchen ein gemeinsames europäisches Auftreten. Ich lade Sie alle ein, daran zu arbeiten, geschätzte Damen und Herren in diesem Hohen Haus.
Wir brauchen einen starken europäischen Binnenmarkt. Wir brauchen einen Schutz der europäischen Industrie vor US-Strafzöllen. Wir brauchen eine Qualifizierungsoffensive, um Arbeitsplätze zu sichern und neue Chancen zu schaffen, und das nicht nur in Österreich, sondern in Europa, und auch da sollten wir geeint und geschlossen vorgehen. Wir brauchen eine starke europäische Industriestrategie, die Betriebe und Menschen nicht im Regen stehen lässt, sondern sie in die Zukunft begleitet. Und wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die nicht nur verwaltet, sondern gestaltet, mit dem Ziel, Wohlstand und soziale Sicherheit zu gewährleisten.
Es ist unsere Verantwortung, jetzt zu handeln: für eine starke Wirtschaft, eine innovative Industrie und eine gerechte Gesellschaft. Gelingen wird das nur, wenn wir die aktuellen Herausforderungen gemeinsam mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern lösen und stemmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
12.00
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Markus Hofer.
RN/35
12.00
Abgeordneter MMag. Markus Hofer (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister Kocher! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Vor 30 Jahren hat Österreich eine wichtige, eine weitreichende Entscheidung getroffen, nämlich jene für den Beitritt zur Europäischen Union. Mit dieser Entscheidung haben wir auch etwas ermöglicht und eröffnet, und das ist der Zugang zum europäischen Binnenmarkt.
Der Beitritt zum europäischen Binnenmarkt ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Unsere Unternehmen haben freien Zugang zu Kapital, es gibt den freien Personenverkehr, den freien Warenverkehr.
Ich bin ja ein Finanzer, also müssen jetzt ein paar Zahlen kommen – sie mögen nüchtern sein, aber sie werden uns etwas zeigen –: Rückblickend wissen wir heute, dass Österreich ungefähr 70 Prozent seines Außenhandels mit Ländern der Europäischen Union tätigt. Wir wissen, dass seit dem Beitritt die Exportquote von rund 33 Prozent auf fast 60 Prozent gestiegen ist. Wir wissen, dass sich seit dem EU-Beitritt die jährlichen Direktinvestitionen verdreizehnfacht haben und dass die österreichischen Direktinvestitionen ins Ausland von 9 auf 247 Milliarden Euro gestiegen sind. In der schon zitierten Studie von Prof. Felbermayr wird auch ausgewiesen, was der wirtschaftliche Vorteil pro Kopf für die Österreicherinnen und Österreicher ist: Er beträgt 3 860 Euro pro Kopf und Jahr – 3 860 Euro! (Beifall bei den NEOS.)
Nun ist es aber so, dass wir uns in diesem Binnenmarkt auch in den kalten und manchmal harten Wind des Wettbewerbs gestellt haben. Da schützen uns keine Zölle mehr, da schützt uns kein Protektionismus mehr, da gibt es nur eine Sache, die zählt, und das ist die Erhaltung und die Sicherung unseres Wettbewerbsvorteils.
Werte Kolleginnen und Kollegen, über die letzten Jahre hat unsere Wettbewerbsfähigkeit Jahr für Jahr abgenommen. (Abg. Stefan [FPÖ]: Also was jetzt? Jetzt hat er gerade erklärt, dass das so gut ist!) Wenn Sie sich den IMD-Report ansehen, dann sehen Sie, dass wir an der Wettbewerbsfähigkeit arbeiten müssen. (Abg. Stefan [FPÖ]: Das verstehe ich jetzt nicht! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Jetzt sind wir verwirrt! ) Was ist passiert? – Wir haben eine Situation, in der die Lohnstückkosten und die Lohnnebenkosten in Österreich gestiegen sind. Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren den Wettbewerbsvorteil, den wir uns über Jahrzehnte erarbeitet haben, zunichtegemacht. Wir müssen das korrigieren. (Beifall bei den NEOS.)
Österreich – die österreichische Wirtschaft, die österreichische Industrie – braucht eine Energiepolitik, die nachhaltig ist, die uns nachhaltig sichere Preise, niedrige Preise und sicheren Zugang bringt. Dabei mache ich mir am wenigsten Sorgen um die Leitbetriebe, um die großen Betriebe. Die haben in der Zwischenzeit gelernt, wie man sich in diesem Umfeld erfolgreich bewegt. Manchmal ist das, indem sie sich gegen Investitionen in Österreich entscheiden und dafür entscheiden, woanders hinzuziehen. Ich mache mir mehr Sorgen um die kleinen und die mittleren Unternehmen. Ich mache mir mehr Sorgen um die nächste Generation an Arbeitnehmern, die weniger Chancen haben werden, die weniger Erfolgsaussichten haben werden. Darum müssen wir uns kümmern. (Beifall bei den NEOS.)
Der ehemalige Präsident Italiens, Enrico Letta, hat in seinem Bericht ja festgehalten, dass wir einen neuen, einen echten europäischen Markt brauchen, eine neue Industriestrategie, die uns dazu bringt, dass wir uns unseren Standort, wo wir hingehören, wieder mit einer entbürokratisierten, einer starken Wirtschafts- und Innovationsunion sichern. In schwierigen Zeiten kommt dann immer der Ruf nach Protektionismus, da kommt immer der Ruf nach der berühmten und besprochenen Festung Österreich: Wenn wir uns in dieser Festung, auf dem Marktplatz dieser Festung gegenseitig Steckrüben verkaufen, dann werden wir weder erfolgreich noch glücklich werden. Das ist der falsche Weg. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Zanger [FPÖ].)
Ich bin in den Siebzigerjahren an der Grenze, im hohen Mühlviertel aufgewachsen. Da hat es einen Eisernen Vorhang gegeben: Da waren Minen, da war Elektrizität, da konnte niemand hinüber. Dorthin will ich nicht zurück. Unser Weg muss ein europäischer Weg sein. Nur ein starkes, wettbewerbsfähiges Europa sichert uns die Zukunft. Und nur ein selbstbewusstes, wettbewerbsfähiges und starkes Österreich in so einem Europa wird uns eine Zukunft sichern. – Danke. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)
12.06
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Elisabeth Götze.
RN/36
12.06
Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir reden über Wohlstand im Land, in einem gemeinsamen Europa, auch durch Exporte. Ich möchte zunächst einmal definieren: Was ist denn Wohlstand? – Es gibt zwei Dimensionen: Die eine ist die materielle Dimension, das ist unser Lebensstandard. Die andere dürfen wir auch nicht vergessen, das ist die immaterielle Dimension, die Frage, wie gut es uns denn eigentlich geht, unser Wohlbefinden. Beides müssen wir erhalten.
Was macht unseren Wohlstand in Österreich aus? – Das sind zunächst einmal stabile, gute, zukunftssichere Betriebe; häufig solche, die viel Forschung betreiben. Zweitens sind es gute Arbeitsplätze. Drittens ist es ein Sozialstaat, der uns absichert, und in diesem Zusammenhang auch Gesundheit. Viertens – nicht zu vergessen; davon war noch wenig die Rede – ist es eine intakte Umwelt in unserer schönen Natur. Das ist nicht zuletzt ein Punkt, der jedes Jahr viele Millionen Touristen ins Land bringt.
Um diesen umfassenden Wohlstand zu sichern, braucht es einen guten Plan. Es gibt ein Sparpaket von Blau-Schwarz, das jetzt offenbar von der Zuckerlkoalition umgesetzt wird, und da sehe ich unseren umfassenden Wohlstand massiv gefährdet. (Beifall bei den Grünen.)
Es sind zwei Aspekte: Soweit wir wissen, werden die Umweltförderungen massiv gekürzt oder ganz gestrichen, und auch die Transformation der Industrie, der Betriebe ist gefährdet, wenn es nicht entsprechende Unterstützung gibt.
Zunächst einmal zurück zu den Betrieben: Welche sind denn so gut? – Wir wissen, dass wir bei den Patenten zum Beispiel im Bereich Gebäude, bei PV, bei effizienten Heizungs- und Beleuchtungssystemen, führend sind. Das ist etwas, was uns international erfolgreich macht. Auch bei der Bahninfrastruktur, bei Schienen, bei Eisenbahnen, Straßenbahnen sind wir international zwar vielleicht nicht Marktführer, aber sehr wettbewerbsstark. Marktführer, Hidden Champions: Da haben wir auch eine Fülle von Unternehmen, beispielsweise – um nur zwei, drei zu nennen – Engel, zunehmend im Bereich Elektromobilität, oder Micado Smart Engineering im Bereich Robotik oder Frequentis im Bereich sichere Kommunikation bei Flügen, Eisenbahnen, aber auch bei der Polizei.
An unseren Zukunftsindustrien müssen wir festhalten. Machen wir nicht den Fehler, der damals mit der europäischen Fotovoltaikindustrie passiert ist, dass wir diese Industrie vernachlässigen! Wir müssen sie unterstützen, indem wir die passenden Rahmenbedingungen schaffen. (Beifall bei den Grünen.)
Welche sind das? – Zuerst einmal Planbarkeit. Es wurde von meiner Kollegin Lena Schilling schon angesprochen: Planbarkeit bedeutet auch, dass der Green Deal und all die Vereinbarungen, die wir bereits getroffen haben, das Lieferkettengesetz und so weiter, so umgesetzt werden, wie geplant, weil die Unternehmen sich ja bereits vorbereiten. Die guten Unternehmen bereiten sich ja bereits vor und sind dafür gerüstet. Das schützt unsere Unternehmen auch, wie schon gesagt wurde. Natürlich, im Bereich Energiekosten gibt es Branchen, gibt es Betriebe, die es schwer haben werden – ich nenne die Stahl- und Zementindustrie –, und die brauchen unsere Unterstützung bei der Transformation, auch das ist ganz klar, wenn wir die Standorte in Österreich erhalten wollen. Dafür gibt es den Transformationsfonds, auch den müssen wir erhalten. (Beifall bei den Grünen.)
Ich möchte noch zur Forschung kommen, zur Forschungsförderung. Da sind wir, glaube ich, gut aufgestellt; aber ja, wir müssen beim Venture-Capital-Markt noch besser werden, auch in einer europäischen Kapitalmarktunion. Das ist auf dem Weg. Auch Venture-Capital brauchen wir, um innovative Unternehmen zu unterstützen, damit sie ausreichend Geld bekommen können.
Jetzt noch zu einem letzten Punkt: zu den Lohnnebenkosten oder Lohnkosten. Da haben wir einen Vorschlag, wie man da einsparen kann, nämlich ohne unseren Wohlstand zu gefährden: indem wir dort sparen, wo es leicht möglich ist. Ich nenne jetzt die Beiträge der Wirtschaftskammer. Wir wissen, dass die Wirtschaftskammer in den letzten Jahren Rücklagen in Höhe von Milliarden gesammelt hat. Das ist etwas, bei dem wir einsparen können, wo wir die Beiträge der Unternehmen und damit auch die Lohnnebenkosten – denn es sind zum Teil lohnsummenabhängige Beträge –, reduzieren können. Dafür haben wir einen Vorschlag, den bringen wir heute ein. Wir werden das im Ausschuss ausführlich diskutieren können.
Also diese zukunftsfähige Wirtschaftspolitik, die wir hier vorschlagen, sichert uns Wohlstand im Land, gute Jobs und eine intakte Umwelt. (Beifall bei den Grünen.)
12.11
Präsident Peter Haubner: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
RN/37
RN/37.1
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Peter Haubner: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die verteilte Mitteilung.
Die Mitteilungsliste ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/37.2
RN/37.3
Ich teile mit, dass der Zweite Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses an die Mitglieder des Nationalrates verteilt wurde.
RN/37.4
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsident Peter Haubner: Ich teile weiters mit, dass die Abgeordneten Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen ein Verlangen gestellt haben, die gleichzeitig eingebrachte schriftliche Anfrage 439/J der Abgeordneten Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Herrn Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner betreffend „IS-Terror in Villach durch eklatantes Behördenversagen?“ dringlich zu behandeln.
Gemäß der Geschäftsordnung wird die Durchführung der Dringlichen Anfrage nach Erledigung der Tagesordnung, frühestens 3 Stunden nach Eingang in die Tagesordnung, also um 15.12 Uhr, erfolgen.
RN/37.5
Absehen von der 24-stündigen Aufliegefrist
Präsident Peter Haubner: Um den 2. Punkt der Tagesordnung in Verhandlung nehmen zu können, ist es gemäß § 44 Abs. 2 der Geschäftsordnung erforderlich, von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen des Ausschussberichtes abzusehen.
Dabei handelt es sich um den Bericht des Immunitätsausschusses über das Ersuchen der Staatsanwaltschaft Wien um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan, 28 der Beilagen.
Ich bitte jene Damen und Herren, die der Abstandnahme von der Aufliegefrist für diesen Ausschussbericht ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Danke, das ist einstimmig angenommen.
RN/37.6
Redezeitbeschränkung
Präsident Peter Haubner: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung wurde eine Tagesblockzeit von 3 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: FPÖ 51, ÖVP 47, SPÖ 41, NEOS 26 sowie Grüne 24 Minuten.
Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.
Wir gehen somit in die Tagesordnung ein.
RN/38
Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (22 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Finanzstrafgesetz und das Finanzstrafzusammenarbeitsgesetz geändert werden (27 d.B.)
Präsident Peter Haubner: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Andreas Ottenschläger.
RN/39
12.15
Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf zu Beginn im Namen meines Kollegen Michael Hammer eine Gruppe aus Linz sehr herzlich hier begrüßen, und zwar die Schülerinnen und Schüler des Linzer Technikums mit ihrer Direktorin Anja Weiermann. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)
Wir behandeln hier ein sehr interessantes, spannendes Thema: Es geht um die internationale Zusammenarbeit in Finanzstrafverfahren. Das ist ein zentraler Bestandteil einer funktionierenden Strafverfolgung. Gerade in einer zunehmend vernetzten Welt dürfen nationale Grenzen kein Hindernis für effiziente Ermittlungen sein.
Mit der vorliegenden Novelle setzen wir eine EU-Richtlinie um, die den Informationsaustausch zwischen den Strafverfolgungsbehörden der Mitgliedstaaten modernisiert und verbessert.
Was ändert sich da konkret? – Es geht um Siena, nicht nur eine schöne Stadt in Italien, sondern eben auch ein von Europol verwaltetes Netzwerk, welches ab 2027 als einheitliches Kommunikationssystem zum raschen und verschlüsselten Informationsaustausch verwendet wird. Österreich richtet hierfür eine zentrale Anlaufstelle beim Bundeskriminalamt ein, die den reibungslosen Austausch koordinieren soll. Die neue Rechtsgrundlage erlaubt es den Finanzstrafbehörden, direkt mit den zuständigen Strafverfolgungsbehörden anderer EU-Staaten zu kommunizieren.
Warum ist diese Reform wichtig? – Finanzstraftaten, von Steuerhinterziehung bis Geldwäsche, machen eben nicht an Ländergrenzen halt. Eine moderne, digitale und rechtssichere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ist essenziell, um effektive Ermittlungen und Strafverfolgungen zu gewährleisten. Durch diese Reform machen wir die Finanzstrafverfolgung in Österreich moderner, effizienter und eben international kooperativ. Gleichzeitig behalten wir als Mitgliedstaat ausreichend Gestaltungsspielraum, um die Umsetzung an nationale Bedürfnisse anzupassen.
Mit dieser Gesetzesnovelle setzen wir nicht nur eine europäische Vorgabe um, sondern stärken eben die Finanzstrafverfolgung in Österreich. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
12.17
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch.
RN/40
12.18
Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Danke schön, Herr Präsident. – Es ist heute schon viel über Zusammenarbeit im Bereich der Wirtschaftspolitik, im Bereich der Sozialpolitik gesprochen worden, wie wichtig sie letztendlich im europäischen Raum ist. Da zeigt sich in einem ganz speziellen Feld, dass natürlich auch wir feststellen können, dass gerade die Finanzströme sich mittlerweile internationalisiert haben, und daher ist es von unserer Seite her klar zu begrüßen, dass es zur Umsetzung dieser Richtlinie kommt.
Wir haben ja gerade in der letzten Zeit, auch anhand von konkreten Beispielen in Österreich, immer wieder erlebt – das merken wir schon viele Jahre hindurch –, dass die internationale Strafverfolgung ein ganz wesentlicher Bereich ist. Gehen wir nur den letzten großen Fall, jenen des Herrn Benko, durch, wo wir wissen, dass in drei verschiedenen europäischen Ländern Ermittlungen stattfinden. Da ist natürlich die Umsetzung dieser Richtlinie ein ganz wesentlicher Bereich.
Wie viel leichter hätten sich wahrscheinlich die Behörden auch, um jetzt ein Beispiel aus der länger zurückliegenden Vergangenheit zu nehmen, bei der Verfolgung der diversen Malversationen im Bereich der Hypo Alpe-Adria getan? Wir wissen, dass damals in vielen Ländern die österreichischen Strafverfolgungsbehörden eigentlich auf Medienberichte angewiesen waren.
Es gab in Slowenien, in Kroatien, in Bosnien, in Deutschland überall Ermittlungen, und da hätte natürlich ein solches Netzwerk wahrscheinlich tatsächlich geholfen, ein unter der Verantwortung der FPÖ stehendes Bundesland am Konkurs zu hindern. Da wäre es notwendig gewesen, dass es eine solche Einrichtung schon gegeben hätte.
Daher begrüßen wir diese Einsetzung, begrüßen wir die Umsetzung und hoffen auch auf eine zügige Umsetzung. Wir begrüßen auch, dass es möglich ist, tatsächlich auch nationale Bedürfnisse zu berücksichtigen, denn natürlich sind die Finanzrahmenbedingungen in den einzelnen Mitgliedsländern der Europäischen Union sehr unterschiedlich.
Ich glaube also, es ist gelungen, klar aufzuzeigen, wie wichtig Zusammenarbeit in der Europäischen Union ist. Daher findet diese Vorlage unsere Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Doppelbauer [NEOS]. – Ruf bei der FPÖ: Sonst wäre der Gusenbauer schon früher auffällig geworden!)
12.20
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer.
RN/41
12.20
Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Finanzminister! Wir haben es von den Vorrednern schon gehört: Es geht darum, eine Novellierung durchzuführen, um eine EU-Richtlinie umzusetzen, die uns dabei helfen wird, dass Finanzstrafbehörden in der Zukunft effizienter, digitaler zusammenarbeiten können. Wir haben auch gehört, warum das durchaus sinnvoll ist.
Es ist also Folgendes geplant: Es wird eine zentrale Stelle geben, die im Bundeskriminalamt angesiedelt sein wird. Dann gibt es auch noch diese neue digitale Plattform mit dem klingenden Namen Siena – nichts anderes als Secure Information Exchange Network Application –, die diese Vernetzung innerhalb der Europäischen Union gewährleisten wird. Wie die Vorredner finden auch wir das sinnvoll, haben deshalb auch schon im Ausschuss unsere Zustimmung gegeben und werden diese Novelle heute auch hier unterstützen.
Weil im Budgetausschuss letzte Woche ja nicht nur diese Gesetzesnovelle, sondern auch weitere Themen diskutiert wurden, zum Beispiel der Förderbericht aus dem Jahr 2023, noch ein paar Worte auch dazu: Es war vor allem sehr stark erkennbar, das hat die Analyse gezeigt, dass die Förderungen in den letzten Jahren schlicht und einfach aus dem Ruder gelaufen sind. Man hat während der Pandemie und während der Energiekrise einfach sehr viele Förderungen ausgeschüttet. Wir haben das in den letzten paar Jahren immer wieder kritisiert. Die Zahlen haben jetzt auch sehr deutlich gezeigt, dass wir bis zu 8,5 Prozent des BIPs an Förderungen ausbezahlt haben – während der Hoch-Zeit sozusagen. Dann ist es so passiert, wie es in Österreich halt üblich ist: Man ist mit den Förderungen nicht mehr auf das Vorkrisenniveau zurückgegangen, sondern es hat sich auf einer höheren Ebene eingependelt. Das ist etwas, was wir in der neuen Bundesregierung unbedingt angehen müssen – da werden wir natürlich auch mit dabei sein –, wirklich wieder auf ein Level zu kommen, das uns wieder auf den europäischen Durchschnitt bringt und ein bisschen einen gesünderen Umgang mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bringen wird.
Ich möchte mich in diesem Zusammenhang auch beim Budgetdienst sehr bedanken. Die Analysen, die wir von Frau Fuchs und ihrem Team bekommen haben, waren wie immer hervorragend. Ich freue mich sehr, dass wir diese großartige Zusammenarbeit haben und dass diese in Zukunft natürlich genauso weitergehen wird.
Damit bleibt mir eigentlich nur mehr zu sagen: Es gibt extrem viel zu tun. Die nächsten paar Jahre werden herausfordernd werden. Sie werden nicht leicht werden, weil wir nicht das Geld zur Verfügung haben, das wir vielleicht für manche Maßnahmen brauchen werden. Ich bin mir aber sicher, dass wir mit diesen guten Analysen, mit dieser kollaborativen Zusammenarbeit und vor allem mit der Konstruktivität in diesem Hause viel, viel schaffen werden, wenn wir es denn wollen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)
12.23
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Nina Tomaselli.
RN/42
12.23
Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Vielen Dank, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Der Anlassfall, über den wir heute sprechen: Es geht um effektivere Kontrollen, effektivere Strafverfolgung von Finanzstrafen. Das finden wir natürlich gut, und das Gesetz findet unsere Zustimmung – denn man darf nicht vergessen, Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt. Immerhin halten die Steuern unser Gemeinwesen am Laufen. Ohne Steuern gibt es keine Schule, ohne Steuern gibt es keine Straßen, ohne Steuern gibt es keine Sicherheit.
Trotzdem möchte ich den Anlass dieses Gesetzesbeschlusses heute nutzen und auch auf ein Thema zu sprechen kommen, das mir persönlich und meiner Fraktion sehr, sehr wichtig ist. Es wird Sie kaum verwundern, ich möchte hier heute auch über die größte Wirtschaftspleite der österreichischen Geschichte reden. Ich rede vom Sündenfall Signa. Der Konkursfall Signa ist 456 Tage her – und man würde es kaum glauben, die Politik hat seither keinen wesentlichen Beschluss gefasst, der darauf abzielt, dass sich eine solche Signa-Luftschlösserproduktion nicht wiederholt. Warum? – Auch das ist kein Geheimnis. Das liegt vor allem an der Blockadehaltung der ÖVP.
Die derzeitige Berichterstattung ist ja sehr vom Wirtschaftskrimi der Signa geprägt – natürlich, denn René Benko sitzt in Untersuchungshaft. Dann gibt es noch relativ viele Meldungen zum Glanz-und-Glamour-Leben von René Benko – hier ein Luxuschalet, da eine Luxusyacht. Aber meine Bitte: Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Wirtschaftskrimi rund um René Benko darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Großteil des Geschäftskonzepts der Signa legal war. Und das ist doch bitte der politische Skandal, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Grünen.)
Meiner Meinung nach ist es die Pflicht der Politik, die Konsequenzen endlich so zu ziehen und das System so robust zu bauen, dass nicht wieder ein nächster Hütchenspieler à la Benko ums Eck kommen kann und einfach dasselbe macht. Sonst wiederholt sich die Geschichte nur und wir sind wie in einer Zeitschleife gefangen – wie bei diesen Regierungsverhandlungen. Deshalb bringen wir heute auch einen Antrag ein, der einige dieser Schlupflöcher, derer sich René Benko bedient hat, beheben sollte.
Erstens: keine Bilanztricks mehr. Wenn ein Immobilienjongleur lieber Strafe zahlt, als die Bilanzen im Firmenbuch zu veröffentlichen – so wie das jeder, jede rechtschaffene Unternehmer, Unternehmerin macht –, dann sind die Strafen offenbar zu niedrig. Deshalb braucht es eine drastische Anhebung bis hin zum Verlust des Gewerbescheines bei kontinuierlicher Nichteinhaltung dieser Transparenzregeln.
Zweitens: Keine geheimen Geldbunker für Superreiche in Form von Stiftungen mehr. Stiftungsmillionäre müssen unserer Meinung nach genau dieselben Transparenzregeln einhalten wie gewöhnliche Unternehmerinnen und Unternehmer mit Kapitalgesellschaften. (Beifall bei den Grünen.)
Drittens: Es braucht auch konsequente Steuervorschriften bei Immobiliendeals. Sogenannte GrESt-Blocker sollten unserer Meinung nach der Vergangenheit angehören.
Und viertens – das ist, glaube ich, auch eine wichtige Aufgabe für die kommende Regierung –: Bei all der Sparerei darf man nicht darauf vergessen, dass die Abteilung, die Millionen an Einnahmen für den Staat hereinbringt, gut ausgestattet ist. Ich rede von den Finanzprüferinnen und Steuerprüferinnen und -prüfern.
Zusammengefasst: Benko nutzte das System für sich aus. Er bediente sich fast jedes Schlupflochs, das sich ihm geboten hat. Die Politik darf meiner Meinung nach nicht den Fehler machen, sich nicht für diese Schlupflöcher zu interessieren. Wer nichts macht, macht sich mitverantwortlich. Das sage ich vor allem auch mit dem Blick in die Reihen der kommenden Regierungsabgeordneten, denn wenn sich jemand dermaßen an der Allgemeinheit abputzt, wie René Benko das gemacht hat, dann ist es doch bitte die Verpflichtung der Politik, die Interessen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, der rechtschaffenen Bürgerinnen und Bürger, der rechtschaffenen Unternehmerinnen und Unternehmer zu wahren. Diese Verantwortung müssen meiner Meinung nach alle wahrnehmen, auch die sogenannten Wirtschaftslobbyisten. Wenn Sie es weiterhin zulassen, dass jemand so agiert wie René Benko, dann ist das nicht im Interesse von rechtschaffenen Unternehmerinnen und Unternehmern, ganz im Gegenteil. Sie dürfen nicht vergessen: Die müssen dann mit solchen Wirtschaftsjongleuren konkurrenzieren.
Abschließend, weil das gestern auch durch die Medien gegangen ist: Wenn ich links und rechts so auf die Regierungsbank schaue, dann sehe ich, dass sie heute ziemlich leer ist, bis auf den Finanzminister. Sie soll ja bald wieder voll werden, was auch gut ist; aber wie wir alle den Medien entnehmen konnten, soll sie so voll werden wie nie zuvor. Sie haben offenbar vor, dass ganze sieben Staatssekretärinnen und Staatssekretäre hier in der Zukunft Platz nehmen sollen! Ich habe das einmal kurz durchgerechnet: Das wären ja 14 Minister plus sieben Staatssekretäre! Das hieße 21 Plätze, also 21 Stühle, die man hier eigentlich brauchen würde (Abg. Stögmüller [Grüne]: Das kriegst ... mit den Staatssekretären!), aber Sie sehen es auf den ersten Blick, 21 Stühle haben hier eigentlich gar keinen Platz. (Beifall bei den Grünen.)
Ich denke, Kollege Schellhorn und die anderen sechs Staatssekretäre wollen wohl nicht am Klappstuhl irgendwo Platz nehmen. (Abg. Stögmüller [Grüne]: Sparen im System!) Das hieße ja dann wohl, dass Sie vor lauter Staatssekretärenschacher unser neues Parlament umbauen müssen. – Das kann es doch bitte nicht sein. Bitte kommen Sie zur Vernunft! Nur zur Erinnerung: Ihr wolltet – das habt ihr euch zum Ziel gesetzt – im System sparen. – Sieben Staatssekretäre: Das hat nichts damit zu tun, im System zu sparen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Darmann [FPÖ]: Postenschacher in Reinkultur!)
12.30
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Barbara Kolm.
RN/43
12.30
Abgeordnete Dr. Barbara Kolm (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause vor den Geräten und hier! Der Verhandlungsgegenstand dieses Tagesordnungspunktes ist eine Änderung im Finanzstrafgesetz und im Finanzstrafzusammenarbeitsgesetz, damit künftig die grenzüberschreitenden Auskunftsersuchen zwischen den Finanzstrafbehörden der EU-Mitgliedstaaten einfacher, reibungsloser, schneller und effizienter erfolgen können.
Das wäre eigentlich auch eine erste Maßnahme zur Entbürokratisierung, um die Dinge schneller zu machen, von denen viele von uns Freiheitlichen bei den Regierungsverhandlungen eingebracht, aber leider von der ÖVP abgelehnt worden sind, weil diese Entbürokratisierungsmaßnahmen für die ÖVP viel zu weitreichend waren. Das hätte nämlich das sogenannte Kammersystem massiv infrage gestellt, und die Zwangsmitgliedschaft hätte aufgehört, aber das wollten sie ja nicht.
Das heißt also: Worum geht es jetzt genau beim vorliegenden Tagesordnungspunkt? – Die Finanzstrafbehörden als zuständige Strafverfolgungsbehörden werden damit ermächtigt, auf Ersuchen einer zentralen Kontaktstelle oder einer zuständigen Strafverfolgungsbehörde eines anderen EU-Mitgliedstaates vorhandene Informationen bereitzustellen oder vice versa um solche zu ersuchen. Es geht dabei um den erforderlichen und verhältnismäßigen Informationsaustausch zur Verhütung, Aufdeckung oder Untersuchung von Finanzstrafvergehen. Es handelt sich dabei jeweils um Daten, die den Finanzstrafbehörden ohne Ergreifen von Zwangsmaßnahmen zur Verfügung stehen.
Die vorliegende EU-Richtlinie stammt ja aus dem Jahr 2023, und ihre Umsetzung wurde bisher auf die lange Bank geschoben. Das soll sich jetzt aber ändern. So weit, so gut.
Wir Freiheitliche unterstützen diese Änderung des österreichischen Rechts, und wir begrüßen eine verbesserte grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Behörden, weil diese sogenannten White-Collar-Crimes und Finanzstraftatbestände ja keine Kavaliersdelikte sind, sondern das ist wirklich ein massives Problem für unseren Rechtsstaat.
Diese EU-Richtlinie ist im Übrigen eine von wenigen sinnvollen, aber eine von den 13 000 – 13 000! – Rechtsakten, die die EU-Bürokratie von 2019 bis 2023 produziert hat. Es ist mir klar, dass da natürlich auch nationale Regierungsmitglieder der Mitgliedstaaten ihren Anteil daran haben und kräftig bei der EU-Bürokratie mitwirken, um sich dann hinter der Kommission zu verstecken. Ich sage dazu nur ein Schlagwort: Bargeldobergrenze, die wir hier anders beschlossen haben.
Lassen Sie mich diese Gelegenheit nutzen und die Frage in den Raum stellen: Braucht es für diese sinnvolle Maßnahme die Maastricht-EU, die sich sang- und klanglos in eine Schulden-, Sozial- und Migrationsunion weiterentwickelt hat, ohne die folgenschweren Wirkungen, mit denen die Völker Europas zu kämpfen haben, zu berücksichtigen?
Da darf ich beispielsweise an die Äußerungen, die im Rahmen der European Parliamentary Week letzte Woche im Rahmen des Committee on Economic and Monetary Affairs, also im Econ, gefallen sind, erinnern: Finanzierung der strategischen Autonomie: nur durch eine Kapitalmarkt- und Bankenunion. Und jetzt hören Sie zu! Wörtlich: Wie die Sparguthaben der Europäer genutzt werden können, um die Finanzierung der Sicherheit, der europäischen Sicherheit, zu gewährleisten! – Die Sparguthaben der Europäer! Das ist eine Frage, die man sich in Brüssel stellt. Dazu darf ich nur sagen: Da müssen wir aufpassen, was mit unseren österreichischen Sparern und deren Sparguthaben passiert. (Beifall bei der FPÖ.)
Man muss sich auch kritisch zu jeder Art von fehlgeleiteter Staatsmacht äußern dürfen. Das gilt insbesondere für die Entwicklungen in der EU und das, was wir jetzt unter dem Stichwort EU-Verfassung erlebt haben.
Jeder Jusstudent in Österreich hat vom Demokratiedefizit der Europäischen Union gehört, das wird in den Lehrveranstaltungen nonchalant vermittelt. Das ist aber ein ungelöstes fundamentales Problem, und darum dreht sich die freiheitliche EU-Politik, seit die EU-Verträge entsprechend gefasst wurden. Ja, damals waren wir zu Recht äußerst positiv gegenüber dem EWR und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft eingestellt. Wie Sie wissen, hat sich das ja massiv zum Nachteil auch für unseren Arbeits- und Wirtschaftsstandort entwickelt. Ich darf nur daran erinnern: All die Regelungen, all die Verfahren, die Rechtsakte – vom Europäischen Green Deal über den Artificial Intelligence Act, die Lieferkettenrichtlinie, den Digital Services Act, die Corporate Sustainability Reporting Directive, die Chatkontrolle, den digitalen Euro, die Bargeldobergrenze bis zum EU-Vermögensregister – sind zum Nachteil unseres Arbeits- und Wirtschaftsstandortes entstanden. Dann wundert man sich, wenn eine ÖVP, eine EVP das massiv unterstützen.
Kollege Ottenschläger hat ja gesagt, bei den Freiheitlichen gebe es überhaupt niemanden, der die EU positiv sieht. – Nein, die vier Grundfreiheiten, die dringend nötig sind, um den Binnenmarkt aufrechtzuerhalten, sehen wir sehr positiv. Was aber mit dieser Überbürokratisierung daraus gemacht worden ist, ist ein massives Problem und führt zu einem strukturellen Demokratiedefizit. Das ist die Thematik, die die EU-Kommission einfach nicht berücksichtigt. Sie hat keine Bürgernähe. Wir Freiheitlichen haben die Bürgernähe. Daher ist es auch wichtig, dass wir genau auf das aufpassen, was für unseren Arbeits- und Wirtschaftsstandort wichtig ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Wer es mit der liberalen Demokratie ernst meint, muss diese auch scharf kritisieren dürfen. Es wiegt nicht alles auf, wenn diese EU-Richtlinie – diese eine aus den 13 000 – für Österreich gut ist; also 12 999 könnten durchaus kritisch infrage gestellt werden.
Wir würden auch noch – ganz schnell – drei Punkte im Hinterkopf haben: Erstens: die drei Jahre der völkerrechtswidrigen Vollinvasion in der Ukraine, die drei Jahre, in denen sich die Brics-Staaten mehr oder weniger offen gegen den Westen beziehungsweise gegen den globalen Norden gewandt haben, und die drei Jahre, in denen die globale Weltordnung für völlig im Umbruch befunden wurde.
Die EU-Kommission schaut da ganz unreflektiert zu – mit dem Green Deal, mit dem Schattenboxen, um das CO2 zu reduzieren. Das ist nichts, was für unseren Standort wichtig ist.
Und, und das muss man jetzt sagen, denn es geht leider unter, wenn wir heute hier über das sehr positive Vorhaben, nämlich die berechtigte Bekämpfung von Finanzverbrechen, berichten: Es geht aber auch ohne EU-Richtlinien. Es wäre viel einfacher, wenn wir das auf nationaler Ebene für unseren Standort sicherstellen.
Daher glaube ich, dass wir das zwar positiv sehen, aber weiterhin sehr, sehr kritisch beobachten, was die künftige Bundesregierung aus Österreich nach Brüssel meldet, was dort im Rat passiert, wann jeweils zum Nachteil des österreichischen Arbeits- und Wirtschaftsstandortes zugestimmt wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Es liegt an uns, die Ordnung der Freiheit zu bewahren und dem Drang nach staatlicher Omnipräsenz entschieden entgegenzutreten. Nur so können auch zukünftige Generationen in einer Gesellschaft leben, die auf individueller Verantwortung, wirtschaftlicher Freiheit und sozialer Ordnung beruht. Nur im Rahmen einer Freiheitsordnung haben Beschlusssachen wie die heutige, nämlich der Kampf gegen Finanzdelikte, einen echten Sinn. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
12.39
Präsident Peter Haubner: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
RN/44
Präsident Peter Haubner: Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 22 der Beilagen.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig der Fall, angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig der Fall. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.
RN/45
Bericht des Immunitätsausschusses über das Ersuchen der Staatsanwaltschaft Wien, do. GZ. 501 St 68/24k - 1.23, um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan gemäß Art. 57 Abs. 3 B-VG (28 d.B.)
Präsident Peter Haubner: Wir gelangen nun zum 2. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet und es gibt keine Wortmeldungen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist auch nicht der Fall.
RN/46
Präsident Peter Haubner: Somit gelangen wir zur Abstimmung über den Antrag des Immunitätsausschusses in 28 der Beilagen, Folgendes zu beschließen:
„In Behandlung des Ersuchens der Staatsanwaltschaft Wien […] um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan wird im Sinne des Art. 57 Abs. 3 B-VG festgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen der inkriminierten Handlung und der politischen Tätigkeit des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan besteht; einer behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Harald Stefan wird nicht zugestimmt.“
Ich bitte jene Damen und Herren, die sich diesem Antrag anschließen, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.
RN/47
Wahl von Ausschüssen
Präsident Peter Haubner: Wir gelangen zum 3. Punkt der Tagesordnung.
Es besteht Einvernehmen, folgende Ausschüsse zu wählen: Ausschuss für Arbeit und Soziales, Ausschuss für Bauten und Wohnen, Ausschuss für Familie und Jugend, Ausschuss für innere Angelegenheiten, Ausschuss für Konsumentenschutz, Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft, Ausschuss für Menschenrechte und Volksanwaltschaft (Unruhe im Saal – der Präsident gibt das Glockenzeichen) – bitte um Aufmerksamkeit! –, Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen, Ausschuss für Verkehr und Mobilität, Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie, Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Digitalisierung, Außenpolitischer Ausschuss, Bildungsausschuss, Finanzausschuss, Gesundheitsausschuss, Gleichbehandlungsausschuss, Justizausschuss, Kulturausschuss, Landesverteidigungsausschuss, Rechnungshofausschuss, Sportausschuss, Tourismusausschuss, Umweltausschuss, Verfassungsausschuss.
Ich ersuche nun jene Damen und Herren, die sich für die Einsetzung der erwähnten Ausschüsse aussprechen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Danke vielmals, das ist einstimmig angenommen.
Gemäß § 32 Abs. 1 der Geschäftsordnung setzt der Nationalrat die Zahl der Mitglieder und Ersatzmitglieder jedes Ausschusses fest.
Die Mitglieder und Ersatzmitglieder werden auf die parlamentarischen Klubs im Verhältnis der Zahl der ihnen angehörenden Abgeordneten nach den im § 30 der Geschäftsordnung festgelegten Grundsätzen verteilt.
Für die erwähnten Ausschüsse ist jeweils eine Zahl von 23 Mitgliedern und Ersatzmitgliedern vorgeschlagen, deren Aufteilung auf die Klubs wie folgt festgelegt wurde: FPÖ und ÖVP je 7, SPÖ je 5, NEOS und Grüne je 2.
Wir gelangen zur Abstimmung über diesen Vorschlag.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die hierfür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Danke vielmals, das ist einstimmig der Fall und angenommen.
Die Namen der von den Klubs dem Präsidenten als Mitglieder beziehungsweise Ersatzmitglieder bekannt gegebenen und damit als gewählt geltenden Abgeordneten werden im Stenographischen Protokoll angeführt.
Die Namen der Mitglieder und Ersatzmitglieder sowie ihre Funktionen sind unter folgendem Link abrufbar:
RN/47.1
Die Tagesordnung ist erschöpft.
Ich unterbreche die Sitzung bis 15.12 Uhr zum Aufruf der Dringlichen Anfrage.
Die Sitzung ist unterbrochen.
RN/48
Präsident Dr. Walter Rosenkranz (den Vorsitz übernehmend): Meine Damen und Herren, ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
RN/49
der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „IS-Terror in Villach durch eklatantes Behördenversagen?“ (439/J)
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 439/J. Diese wurde inzwischen an alle Abgeordneten verteilt.
Der Wortlaut der Anfrage ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/49.1
Ich erteile Herrn Abgeordneten Hafenecker als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort.
RN/50
15.13
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Danke, Herr Präsident. Ich möchte mich eingangs für Ihre eindringlichen Worte zu Beginn der heutigen Sitzung bedanken. – Ich hätte eigentlich von der ÖVP erwartet, dass die ÖVP ihre Möglichkeiten nützt, heute über den Vorfall, über den Terroranschlag von Villach zu sprechen. Das hat man nur einmal kurz im Fernsehen gemacht, und dann hat man versucht, das wieder unter den Teppich zu kehren, Herr Bundesminister (Ruf bei der ÖVP: Geh bitte!), und genau das ist der Grund dafür, warum wir das heute im Zuge einer Dringlichen Anfrage tun werden. (Zwischenruf der Abg. Totter [ÖVP].) – Frau Kollegin, ich glaube, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, dass man da jetzt polemisch hereinruft. (Ruf bei der ÖVP: Der Herr Bundesminister war persönlich in Villach!)
Herr Bundesminister, warum sind wir heute hier? – Es hat ein islamistischer Terroranschlag auf österreichischem Boden stattgefunden. Und wissen Sie, warum wir noch hier sind? – Weil dieser Anschlag hätte verhindert werden können. Er hätte verhindert werden können. Der Täter, ein 23-jähriger syrischer Asylant, erhielt in Österreich Schutz – trotz krimineller Vergangenheit, trotz gefälschter Identität und Aufenthalten in sicheren Drittstaaten. Das hätte man wissen müssen. Dieser Vorfall zeigt, dass unser Asylsystem zu einem ernsthaften Sicherheitsrisiko geworden ist. Genau deswegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist diese Anfrage auch so dringlich.
Die Gefahr islamistischer Anschläge in Österreich ist nicht mehr abstrakt, sie ist real und sie ist akut. Seit dem Katastrophenjahr 2015 hat die Zahl islamistischer Terrorakte in Europa dramatisch zugenommen, zuerst in Frankreich, in Großbritannien und später auch in Deutschland und in Österreich. Wissen Sie – da sitzen einige Vertreter der Bahnhofsklatscherfraktionen –, das war das Jahr, in dem das begonnen hat, das Jahr 2015. Die Auswirkungen des Jahres 2015, meine sehr geehrten Damen und Herren, beschäftigen uns bis heute und kosten Menschenleben. Das muss uns bewusst sein.
Genau vor diesem Hintergrund sehe ich es als problematisch an, dass sich hier gerade wiederum eine Einheitspartei miteinander verschränkt und sich eine Koalition bildet, die vieles vorhat, aber jedenfalls nicht, das Problem der Migration zu lösen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie werden das Problem nicht lösen. Wenn ich mir anschaue, welche Spieler hier am Start sind: Sie werden das Problem noch verschärfen.
RN/50.1
Herr Bundesminister Karner, speziell an Sie gerichtet: Ich erachte es angesichts dieses Anschlages wirklich als schäbig, dass Sie diese Gelegenheit nutzen und den Terroranschlag von Villach als Vorwand dafür verwenden, eine flächendeckende Überwachung für alle beziehungsweise eigentlich gegen alle Bürger durchzusetzen (Beifall bei der FPÖ), während Islamisten weiterhin ungehindert einreisen, sich radikalisieren und zuschlagen können. (Ruf bei der ÖVP: Unglaublich!)
Herr Bundesminister, haben Sie nichts aus den Fehlern Ihrer Vorgänger gelernt, die im Übrigen hauptsächlich aus dem Sektor der ÖVP gekommen sind? Man hätte sich ein Beispiel an Herbert Kickl in seiner kurzen Zeit als Innenminister nehmen können. Da sind die Zahlen drastisch gesunken, da hat man sich wirklich darauf konzentriert: Was passiert eigentlich in den Moscheen? Was passiert mit den Hasspredigern? Herbert Kickl hat Moscheen geschlossen, in denen der radikale Islam vertreten worden ist. Das haben Sie, Herr Bundesminister, bis zum heutigen Tag nicht zustande gebracht.
Herr Bundesminister, warum setzen Sie auf Kontrollmaßnahmen – das möchte ich dann von Ihnen wissen – gegen die eigene Bevölkerung, anstatt echten Grenzschutz zu gewährleisten? Warum kommen Sie jetzt mit einem Messerverbot daher, da wir – in Deutschland – leider Gottes eindrucksvoll vor Augen geführt bekommen haben, dass das gar nichts bringt?
Das sind ja alles nur Sonntagsreden, die Sie halten. Das Problem, das wir im Land haben, ist die Migration. (Beifall bei der FPÖ.) Da kann ich die ÖVP nicht aus der Ziehung lassen. Sie nützen diesen grausamen Anschlag einfach nur aus, um Ihre Überwachungsfantasien gegen die eigene Bevölkerung umzusetzen. Ich sage Ihnen auch etwas: Wir haben aus der Coronazeit gelernt, und wir haben auch gelernt, was die ÖVP gegen die eigene Bevölkerung zu unternehmen in der Lage ist.
Ich erinnere Sie, Herr Bundesminister, auch daran, was Sie uns in den Koalitionsverhandlungen vorgeschlagen haben. Es ist ja nicht nur so, dass Sie gesagt haben, wir brauchen eine Messengerüberwachung; Sie von der ÖVP – und ich bin gespannt, was die anderen beiden Parteien da machen werden – haben auch vorgeschlagen, dass man das in Zukunft ohne richterlichen Beschluss machen können soll. Das war die Idee der ÖVP. Da sieht man auch, wohin die Reise geht. Das ist ein totalitärer Ansatz (Widerspruch bei der ÖVP), den wir natürlich zurückweisen. (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Anfrage ist daher nicht nur dringlich, sondern auch notwendig. Die Österreicher haben ein Recht auf Sicherheit, ein Recht auf echte Sicherheit, und ganz sicherlich brauchen wir keine politischen Ablenkungsmanöver.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie wollen es nicht hören, davon gehe ich aus, ich werde es Ihnen aber trotzdem sagen – das ist genau das, was ich am Beginn gemeint habe –: Dieser Anschlag, Herr Bundesminister, wäre zu verhindern gewesen. Es gibt eine dezidierte Chronologie des Versagens, ja, des Versagens eines ÖVP-geführten Innenministeriums.
Der Täter von Villach ist eigenen Angaben zufolge 2019 nach Österreich gekommen. 2020 hat er die illegale Weiterreise in die Bundesrepublik Deutschland angetreten. Dort wollte er mit einem gefälschten Pass einreisen, mit einem gefälschten spanischen Pass oder zumindest einem Personalausweis. Meine sehr geehrten Damen und Herren, dort hat er das erste Mal Kontakt mit den deutschen Behörden gehabt. Die haben diesen gefälschten Pass bemerkt, haben ihn an der deutsch-österreichischen Grenze zurückgewiesen. Weil ich weiß, wie solche Zurückweisungen funktionieren, stelle ich mir die Frage, warum da bei Ihnen im BMI nicht schon das erste Mal die rote Lampe geleuchtet hat, denn eine Zurückweisung findet in der Regel so statt, dass die deutschen Beamten sich mit den österreichischen Beamten in Verbindung setzen und sagen: Wir schieben einen nach Österreich zurück!
Übrigens: Warum haben die Deutschen eigentlich gewusst, dass der nach Österreich zurückgeschoben werden soll? – Na offensichtlich wurde er vorher schon erkennungsdienstlich behandelt. Das werden Dinge sein, Herr Bundesminister, die wir besprechen werden müssen.
Es hat also dann die Zurückschiebung gegeben. 2021 geht dieser spätere Attentäter her, beantragt Asyl in Österreich; weil das bei uns ein Automatismus ist, bekommt er es auch.
In der Zwischenzeit ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Verfahren gegen ihn geführt worden, in dem man ihn jedenfalls wegen der Verwendung dieses gefälschten Personalausweises verurteilt hat. Er hat dort auch eine Strafe kassiert, die Strafe hat er aber nie bezahlt. Das hat dazu geführt, dass der spätere Attentäter in der Bundesrepublik Deutschland bundesweit – bundesweit in Deutschland! – zur Fahndung ausgeschrieben worden ist, während er bei uns Asyl gehabt hat.
Herr Bundesminister, jemand wird in einem Nachbarland, noch dazu in einem mit der gleichen Muttersprache, bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben und das fällt hier bei uns niemandem auf? (Abg. Wurm [FPÖ]: Wahnsinn!) Der kann hier in Bundesbetreuung sein? Ich verstehe das nicht, ich weiß nicht, was da bei Ihnen schiefläuft. (Beifall bei der FPÖ.)
Und weil wir jene, die bei uns in Österreich Asyl genießen, mit einem tollen Asylausweis ausstatten, der es ihnen ermöglicht, in der ganzen Welt herumzureisen, außer ins Fluchtland zurück, hat es natürlich auch einen entsprechenden Grenzverkehr gegeben. Wir füttern unsere Asylanten zwar in der Bundesbetreuung durch, wissen aber nicht, wo sie alle sind. Herr Bundesminister, Sie haben keine Kontrolle darüber.
Das hat auch dazu geführt, dass der sich in Bundesbetreuung befindliche spätere Attentäter seine Familie in Deutschland besucht hat – na wunderbar! Wissen Sie, was dort passiert ist, Herr Bundesminister? – Auch da waren Sie blind: Der reist nach Deutschland, besucht dort seine Familie und wird von den deutschen Behörden festgenommen, weil er die Strafe nach seiner Verurteilung nicht bezahlt hat. Das hat dazu geführt, dass der spätere Attentäter von Villach jedenfalls eine Ersatzfreiheitsstrafe in einem deutschen Gefängnis angetreten hat und nach vier Tagen, nach Erlegung der restlichen Strafe, dieses Gefängnis wieder verlassen hat.
Noch einmal: Der sitzt in Deutschland im Gefängnis, genießt bei uns Asylstatus, und wir wissen das nicht, Herr Bundesminister?! Sie wollen in die Messenger aller Österreicher hineinschauen und können die einfachsten Dinge nicht lösen. Das hätte man verhindern können! (Beifall bei der FPÖ.)
Es macht mich fassungslos, zu sehen, welches Versagen da stattfindet – noch einmal: bei Behörden, in denen die gleiche Sprache gesprochen wird.
Herr Bundesminister, diese Verantwortung für diesen Schlendrian, der Menschenleben gekostet hat, kann ich Ihnen nicht abnehmen. Es ist Wahnsinn, was da passiert ist! Und ganz ehrlich, da wünsche ich mir von Ihnen nicht irgendwelche Erklärungen dahin gehend, was Sie nicht alles machen wollen, sondern Sie sollten vielleicht einmal Ihr eigenes Ministerium mit kompetenten Persönlichkeiten an der Spitze besetzen und nicht nur Postenschacher betreiben und sicherstellen, dass die einfachsten Aufgaben einer Polizei, einer Exekutive und eines Staatsschutzes funktionieren, Herr Bundesminister, anstatt neue Überwachungsmaßnahmen einzufordern. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe vorhin davon gesprochen, dass sich unter der neuen Regierung hinsichtlich dieses ganzen Asylproblems nichts ändern wird. Wissen Sie, warum? – Ich sage es Ihnen von der ÖVP: Sie können jetzt gerne betroffen dreinschauen, aber wissen Sie, mit wem Sie gerade verhandeln? – Mit zwei Parteien, die in ihren Wahlprogrammen zur Nationalratswahl stehen gehabt haben, dass es legale Fluchtrouten braucht. Das haben die NEOS gefordert und genauso Herr Babler, der da drüben sitzt. Wie wollen Sie das Migrationsproblem mit diesen beiden Parteien lösen, die sogar vor der Wahl schon ins Programm geschrieben haben, dass es für Migranten eher Autobahnen nach Österreich braucht als das Gegenteil? Wie wollen Sie das lösen, Herr Bundesminister? Da bin ich auf Ihre Antwort sehr gespannt. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe bereits über den Beginn dieser neuen schlimmen Zeiten gesprochen, darüber, wann die begonnen haben, nämlich ab dem Jahr 2015, ab dem Jahr, in dem wir wirklich von Migranten geflutet worden sind. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie es mir nicht glauben, dann schauen Sie doch bitte auch die internationalen Vergleichszahlen an: Das hat zuerst in Frankreich begonnen, ist in Großbritannien weitergegangen. Wir erinnern uns alle an die unglaublichen Anschläge in Frankreich: 2015 der Anschlag im Bataclan-Theater mit 130 Toten, 2016 der Lkw-Anschlag in Nizza mit 86 Toten. In Deutschland hat es Anschläge durch sogenannte Schutzsuchende gegeben: 2016 in Berlin mit einem Lkw auf einem Weihnachtsmarkt – 12 Tote; in Solingen, Mannheim, München. Ich weiß nicht, was man sonst noch alles hören muss. Sie haben das nicht im Griff, Herr Bundesminister!
Ich sage Ihnen von dieser Stelle auch noch eines: Wenn Sie glauben, mit einer Messengerkontrolle irgendetwas verändern zu können, dann teile ich Ihnen hiermit mit und lege Ihnen klar, dass das Länder sind, die diese Messengerüberwachungen haben. Die haben das bereits! Fakt ist aber auch, dass die Anschlagszahlen dort explodieren. In Deutschland gibt es mittlerweile fast wöchentlich einen islamistischen Terrorakt, das ist Faktum. Das heißt: Warum wollen Sie diese Messengerüberwachung? Nützen Sie doch bitte die Möglichkeiten, die es gibt, anstatt die eigene Bevölkerung, die sich nichts hat zuschulden kommen lassen, unter Generalverdacht zu stellen, sie aushorchen und bespitzeln zu wollen, Herr Bundesminister! Das geht so nicht, das ist nicht zielführend! (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn ich zu den Willkommensklatschern von den Grünen schaue, die mittlerweile alle in den Laptops versunken sind: Auch Sie haben offensichtlich die Zeichen der Zeit nicht erkannt, Herr Minister Kogler. Das ist leider auch nur ein Auszug aus all den Schändlichkeiten, die passiert sind: 2017: Doppelmord in Linz, ein Islamist tötet ein älteres Ehepaar. 2018: Ein Islamist attackiert einen österreichischen Soldaten vor der iranischen Botschaft mit einem Messer; dieser wurde dabei verletzt. (Abg. Strasser [ÖVP]: Kickl war Innenminister, 2018! Gutes Beispiel, sehr gutes Beispiel!) 2020: Terroranschlag mit Schusswaffe in Wien – vier Tote, 23 Verletzte.
Wissen Sie was, Herr Kollege vom Bauernbund, ich sage Ihnen jetzt etwas dazu, und dann werden Sie, glaube ich, gleich einmal die Miene in die andere Richtung verziehen. Ich habe gerade vom Terroranschlag 2020 in Wien gesprochen, und wissen Sie, was da der Fall war? Das ist auch etwas, wofür Sie, der dauernd hereinruft, mit Ihrer ÖVP verantwortlich sind: Im Innenministerium waren sie nicht in der Lage, vor dem Terroranschlag in Wien ihre E-Mails abzurufen. Die slowakischen Behörden haben uns vor diesem Anschlag gewarnt. Was hat das ÖVP-geführte Innenministerium gemacht? – Sie sind hergegangen und haben die vorher aufrechte Überwachung des späteren Attentäters aufgehoben. Sie sind nicht einmal in der Lage, die eigenen E-Mails zu lesen, und wollen die gesamte Bevölkerung überwachen?! Ich würde mich schämen! (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Kollege, dann reden wir doch bitte über den vereitelten Anschlag beim Taylor-Swift-Konzert! Da steht der Herr Minister immer auf und sagt: Deswegen brauchen wir jetzt die Messengerüberwachung, das wäre wichtig! – Diesen Anschlag konnte man im Prinzip nicht aufgrund der besonderen Fähigkeiten der politisch besetzten DSN verhindern, sondern auch da hat es, wie im Übrigen auch bei dem Anschlagsversuch auf den Westbahnhof in Wien, ausländische Dienste gebraucht, und auch da ging es nicht um die Messengerüberwachung.
Sie erzählen uns dauernd von der Radikalisierung auf Tiktok und so weiter: Sie waren es doch, die Sie Ihren eigenen Beamten verboten haben, Tiktok zu verwenden. (Abg. Strasser [ÖVP]: So ein Blödsinn!) Also wie soll man eigentlich mitbekommen, was sich auf Tiktok tut? Herr Bundesminister, ganz ehrlich, das sind Open-Source-Ermittlungen, die man da anstellen kann. Dazu brauche ich keinen Geheimdienst, sondern das kann sich jeder Polizist, wenn er es auf seinem Handy haben darf, selber anschauen. Führen Sie uns also hier nicht hinters Licht und reden wir diesbezüglich auch Klartext, meine Damen und Herren!
Wir haben die Situation, dass der Terroranschlag in Villach, der hätte verhindert werden können, jetzt der Vorwand für eine flächendeckende Überwachung der Bürger sein soll. Ich habe bereits erklärt, dass das in anderen Staaten nicht funktioniert hat. Wissen Sie, warum? – Weil die Realität eine andere ist.
Die Terroristen kommunizieren längst woanders und auch nicht über Messenger, Herr Bundesminister; da sind Sie zehn Jahre zu spät dran. Wissen Sie, wo die miteinander kommunizieren? Wissen Sie es, Herr Bundesminister? – In ihren Moscheen, in ihren ganzen Vereinen, die es dort gibt, in der islamischen Community, dort wird kommuniziert. Und wissen Sie, wo noch – und ich bin gespannt, was Sie mir dazu sagen –: im Ausland, weil wir jeden Asylanten mit einem De-facto-Diplomatenpass ausstatten, der es ihm ermöglicht, in jedes Land dieser Welt zu reisen. Dort wird es doch die Absprachen geben. Sie können mir doch nicht erklären, Herr Bundesminister, dass sich jemand so lange durch Tiktok durchscrollt, bis er ein Messer in die Hand nimmt und Menschen umbringt. Da muss es doch eine Ausbildung und einen Befehl geben, und wenn Sie das in Österreich nicht feststellen können, dann muss das offensichtlich woanders passieren. Ich würde Sie bitten, nicht die eigene Bevölkerung zu verdächtigen, sondern einmal dort hinzuschauen; die Möglichkeiten dazu hätten Sie. (Beifall bei der FPÖ.)
Man könnte da wirklich Open-Source-Untersuchungen machen, und wenn es Verdachtsfälle dahin gehend gibt, dass Leute gewisse Portale oder gewisse Hassprediger – wie Sie es immer wieder sagen – oder sonst irgendetwas liken, dann ist es doch der Polizei mit den jetzigen Mitteln schon unbenommen, Ermittlungen einzuleiten. Wenn man einen Verdacht geschöpft hat, kann man ermitteln, dann kann man eine Observation und sonstige Dinge machen.
Warum tun Sie das nicht, Herr Bundesminister? Wie schaut es denn aus? Haben wir eigentlich auch Leute seitens der Exekutive in diesen ganzen extrem-islamistischen Kreisen drinnen? Haben Sie das? Verfügen Sie da über Leute? Warum kommt dabei nichts Zielführendes heraus, Herr Bundesminister?
Bei einem bin ich mir schon sicher: Wenn Sie auch nur einen Miniaturansatz hätten, um so etwas verhindern zu können, dann hätten Sie drei Tage lang durchgehend Pressekonferenzen. Sie finden also offensichtlich nichts heraus, und genau das ist das Problem, das wir da haben.
Genau das ist der Punkt, warum unser Bundesparteiobmann und Klubobmann Herbert Kickl eines gesagt hat: Wenn Sie glauben, dass die Hassprediger auf Tiktok das einzige Problem sind, die einzige Möglichkeit, wie sich Menschen radikalisieren können, dann beschließen wir doch bitte – und es wird eine Reihe von Anträgen geben – das Verbotsgesetz gegen den politischen Islam. Ziehen wir da einmal eine strafrechtliche Schranke ein, dann können Sie jeden strafrechtlich belangen, der solche Inhalte auf sozialen Medien teilt; dann hätte man einmal ein Instrument dafür.
Ich bin davon überzeugt, dass Sie das wieder nicht zusammenbringen werden, denn Herr Babler wird das mit seiner Truppe wohl nicht durchsetzen, und die NEOS sind noch dabei, die Migrantenautobahnen zu bauen. Das wird nicht funktionieren, aber, Herr Minister, das wäre der Ansatz. (Beifall bei der FPÖ.)
Und ich sage Ihnen jetzt zum Schluss noch etwas – auch wenn Sie es immer lächerlich machen und auch wenn Sie uns damit immer verspotten –: Es wird kein Weg an einer Festung Österreich vorbeiführen. Das sind wir unserer Bevölkerung schuldig, denn wir können uns nicht ständig um die Rechte aller anderen, die nicht hier geboren sind und auch nicht hierhergehören, kümmern und gleichzeitig die Rechte unserer eigenen Bevölkerung mit Füßen treten. Herr Bundesminister, das lassen wir nicht zu, und solange wir als Freiheitliche im Parlament sitzen – jetzt auch als stärkste Partei –, werden wir dafür kämpfen, dass Sie dazu gezwungen werden, die österreichische Bevölkerung zu schützen, zumindest so lange, bis wir das dann selbst erledigen werden, Herr Bundesminister, da können Sie sich sicher sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich komme jetzt schon zum Schluss, aber ich möchte noch eines sagen, weil es mich heute wirklich geärgert hat, Herr Bundesminister. Ganz ehrlich – an alle Beteiligten, sowohl von der ÖVP als auch von den Grünen –: Ich würde mich schämen, wenn ich das mache, was Sie jetzt getan haben. Sie haben sich in den letzten Tagen noch gegenseitig die größten und höchsten Orden der Republik umgehängt, damit Sie ordentlich aufdrapiert auf den Opernball gehen können. Ich stelle mir die Frage: Wozu eigentlich, meine sehr geehrten Damen und Herren? Wofür haben Sie das gemacht? Herr Brunner, der ehemalige Finanzminister, der uns auf einem Desaster sitzen lässt, das dazu führen könnte, dass wir von der EU entmündigt werden: Wofür hat er einen der höchsten Orden der Republik bekommen? – Dafür, dass er kommende Generationen vor den Abgrund gestellt hat und die ganze Republik gleich mit? Ist das die Leistung von Herrn Brunner gewesen? Das ist ja unglaublich!
Frau Edtstadler ist auch eine Ordensträgerin. Sie hat vor wenigen Jahren noch gesagt, Ungeimpfte sollen das Land verlassen. – Frau Edtstadler, dafür kriegen Sie in dieser Republik einen Orden?! Ich weiß nicht, was da alles schiefläuft.
Herr Karner, auch Sie: Bei aller persönlichen Wertschätzung, aber ich weiß auch nicht, warum man Ihnen einen Orden umhängt für das, was Sie da gemacht haben. Ich erinnere Sie daran: 113 000 Asylanträge alleine 2022. Herr Minister Karner, dafür kriegt man heute in der Republik Österreich einen Orden.
Man sieht also schon, wie schlimm der Zustand unseres Landes mittlerweile ist, aber ich sage Ihnen eines – egal welche Konstellation jetzt zustande kommt –: Diese Republik gehört der Bevölkerung Österreichs. Diese Republik – vor allem in Richtung der ÖVP gesagt – ist kein machtpolitischer Spielplatz und sie ist auch kein Selbstbedienungsladen. Ich sage Ihnen noch eines dazu, es ist relativ einfach: Man kann die Bevölkerung einmal hinters Licht führen; das kann man machen, mit den Tricks, die Sie jetzt gerade treiben. Ein zweites Mal wird das nicht funktionieren. Die nächsten Wahlen kommen bestimmt – ich glaube, eher früher als später –, und dann gibt es natürlich auch das Zeugnis und die Abrechnung für alles das, was zu tun Sie nicht in der Lage waren. (Beifall bei der FPÖ.)
15.33
RN/51
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Abgeordneter Hafenecker, Sie haben ganz zu Beginn Ihrer Rede in Richtung des Herrn Bundesministers gesagt, dass Sie sein Verhalten „schäbig“ finden. Der Begriff schäbig ist nach der ständigen Praxis des Hauses an sich etwas, das wir im Haus nicht zulassen möchten und das mit einem Ordnungsruf quittiert wird.
Meine Frage an Sie ist, ob Sie diesen Ausdruck zurücknehmen. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Nein!) – Dann darf ich Ihnen einen Ordnungsruf erteilen. – Ich bitte, das zu protokollieren.
Für die Beantwortung der Anfrage zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Karner. Die Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Sie haben das Wort.
RN/52
15.34
Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und werte Zuseher! Sehr geehrter Herr Präsident, zunächst möchte ich mich bei Ihnen sehr herzlich für die Gedenkminute bedanken, die heute zu Beginn der Parlamentssitzung abgehalten wurde. Leider macht es den Burschen, der ermordet wurde, nicht wieder lebendig. Es lindert auch nicht den Schmerz der Hinterbliebenen und jener, die verletzt wurden, aber es ist ein Zeichen des Mitgefühls, ein Zeichen der Anteilnahme. Ich denke, dass es seitens der politisch Verantwortlichen gut und wichtig war, dies auch hier im Hohen Haus zu tun. – Vielen Dank dafür. (Allgemeiner Beifall.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, ich war selber wenige Stunden nach diesem erbärmlichen islamistischen Anschlag in Villach. Ich habe dort auch persönlich wie viele andere sehr, sehr viele Emotionen erlebt, Menschen, die weinen, Menschen, die Angst haben, Menschen, die zornig sind, die fassungslos sind, die wütend sind. Und viele haben großes Verständnis dafür gezeigt, dass eben die Emotionen so waren und zum Teil klarerweise auch noch so sind, wie sie eben sind: Angst, Wut, Zorn nach diesem feigen, hinterhältigen Anschlag eines Islamisten.
Es ist mir an dieser Stelle aber auch wichtig, zu sagen – weil auch der Titel der Dringlichen Anfrage so ist, wie er ist –, dass man neben den Emotionen, die man in diesen Stunden, in diesen Tagen in ganz Österreich, aber vor allem in der Stadt Villach und im Bundesland Kärnten gespürt hat, gesehen hat, auch große Dankbarkeit gespürt hat. Ich möchte auch heute ganz bewusst hier in diesem Plenarsaal diesen Dank aussprechen. Ich bedanke mich – gerade auch wieder vor dem Hintergrund des Titels der Dringlichen Anfrage – ausdrücklich bei den einschreitenden Sicherheitskräften der Polizei. Innerhalb von 7 Minuten waren unsere Einsatzkräfte vor Ort. Ein 42-jähriger syrischer Staatsbürger hat durch sein Engagement, durch seinen Mut, durch sein entschlossenes Handeln weitere Tote verhindert. Zwei Polizistinnen haben den Attentäter letztendlich verhaftet. Ich bedanke mich bei den Rettungskräften, Passanten – es wurde heute schon angesprochen –, die unmittelbar darauf geholfen haben, bei den Ärzten, die auch Menschenleben gerettet haben, weil weitere schwer verletzt waren und auf der Intensivstation waren, bei den Kriseninterventionsteams, die im Einsatz waren, vor allem an den Tagen danach, aber auch am Tag selbst, und bei den Lehrerinnen und Lehrern, die in den Schulen für die Schulkolleginnen und -kollegen da waren und mit ihnen diese dramatischen Situationen aufgearbeitet haben.
Ich bedanke mich an dieser Stelle – ich habe das auch in diesen schwierigen Stunden persönlich getan – beim Land Kärnten, bei Landeshauptmann Peter Kaiser und seinem Stellvertreter Martin Gruber. Ich bedanke mich bei Günther Albel, dem Bürgermeister der Stadt Villach. Man hat in dieser so schwierigen, sensiblen Situation diese Geschlossenheit und dieses Zusammenhalten gespürt und man hat mit der Trauerwoche, die in Villach abgehalten wurde, auch der Trauer den Raum gegeben, der notwendig war. Neben den großen Emotionen, die nach so einem Anschlag verständlicherweise in allen Richtungen da sind, und der Dankbarkeit, die wir gegenüber vielen aussprechen können, ist es aber natürlich auch wichtig und notwendig – das ist mir völlig bewusst –, als Gesellschaft, als wehrhafte Demokratie, als Politik entsprechende Konsequenzen zu ziehen und Entschlossenheit zu zeigen.
Ich möchte, bevor ich danach die Fragen beantworte, einige Punkte beispielhaft herausgreifen, die aus polizeilicher Sicht, vor allem aus Sicht des Innenministeriums, wichtig sind. Es gibt in diesem Bereich – das ist unbestritten – vieles zu tun. Es wurde vieles getan, aber letztendlich gibt es noch viel mehr zu tun.
Der Kampf gegen den islamistischen Extremismus, gegen den islamistischen Terror ist wohl eine der zentralen Aufgaben des Verfassungsschutzes. Sie alle, die im Innenausschuss dabei sind, die den Verfassungsschutzbericht lesen und kennen, wissen, dass das jener Bereich ist, von dem die höchste Gefahr ausgeht, vor allem nach dem 7. Oktober 2023, nach dem feigen Angriff der Hamas auf die israelische Bevölkerung. Das ist der islamistische Extremismus, das ist der islamistische Terror, den wir mit aller Konsequenz und mit aller Nachhaltigkeit bekämpfen müssen. Wir, die Sicherheitsbehörden, haben dank internationaler Kontakte, dank internationaler Vernetzung, die in diesem Bereich so essenziell und notwendig ist, auch Anschläge verhindert – das wurde auch von Ihnen angesprochen, Herr Abgeordneter –, im Zusammenhang mit dem Konzert von Taylor Swift oder auch vor Kurzem, am 10. Februar, mit der Verhaftung eines 14-jährigen österreichischen Staatsbürgers mit türkischem Hintergrund, der – so ist der Stand der Ermittlungen – einen Anschlag am Westbahnhof plante. Die Verhaftung hat am 10. Februar stattgefunden, am 19. Februar wurde das letztendlich der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Weil da sehr oft etwas hineininterpretiert wird: Warum war da so viel Zeit dazwischen? – Weil Ermittlungen im Umfeld eben auch weitergeführt werden müssen.
Der Verfassungsschutz ist gut aufgestellt. Da arbeiten von der Spitze bis in alle Bereiche, auch in die Landesämter für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung hinein exzellente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Damit komme ich zum Zweiten, und auch das spreche ich an dieser Stelle sehr offen an, das habe ich auch in den letzten Tagen immer wieder getan: Wir müssen jenen Behörden, jenen Sicherheitsbehörden, unserer Polizei Ermittlungsmethoden in die Hand geben, die modern und zeitgemäß sind. Sie alle wissen, dass es den Sicherheitsbehörden möglich ist, nach richterlichem Auftrag Briefe zu öffnen, Festnetztelefonie zu überwachen. Sie alle wissen: So findet Kommunikation heute nicht mehr statt. Kommunikation findet heute mit dem Smartphone, mit dem Telefon oder mittels Telegram oder anderen Messengerdiensten statt. Daher ist es notwendig, dass wir in diesem Bereich moderne und zeitgemäße Befugnisse haben. Es sind wenige Einzelfälle – der Verfassungsschutzchef spricht in diesem Bereich von 20 bis 25 Fällen pro Jahr –, wo dies notwendig sein würde. Wir reden nicht von Massenüberwachung, wir reden von ganz gezielten Fällen, um Terror, um Mord zu verhindern. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte auch die anlasslose Massenüberprüfung ansprechen, weil das nach dem Anschlag in Villach vor allem in der Öffentlichkeit sehr intensiv diskutiert wurde. Warum fordert die Polizei das? Warum sehen wir da eine Notwendigkeit? – Weil wir als Sicherheitsbehörden derzeit die Möglichkeit haben, in Bundesbetreuungsquartieren oder Landesquartieren, wo Asylwerber und Asylberechtigte untergebracht sind, Nachschau zu halten, zu kontrollieren. Im privaten Bereich darf die Polizei das eben nicht. Daher macht es Sinn, dass wir da nachschärfen und der Polizei auch diese Möglichkeit geben. Wenn man zu Recht von der Polizei verlangt, dass sie für die Sicherheit in diesem Land sorgt, muss man ihr auch die Möglichkeiten geben, für die Sicherheit zu sorgen. Daher hält die Polizei derartige Überprüfungen für richtig. Um ein Beispiel zu nennen: Im polizeilichen Bereich gibt es eine anlasslose Massenüberprüfung schon. Die Polizei tut das für die Verkehrssicherheit. Die Polizei tut das, um Tote im Straßenverkehr zu verhindern, um Alkolenker aus dem Verkehr zu ziehen. Dabei werden anlasslos, aber letztendlich auch strategisch gezielt Menschen überprüft, und das muss auch in diesem Fall das Ziel sein, wie ich es genannt habe.
Natürlich gibt es Zielgruppen, die dabei im Fokus stehen. Wenn wir auf die Attentate der letzten Jahre schauen, dann sehen wir in der Statistik eben – ich spreche das so direkt an, weil es so angesprochen werden muss –, dass es überdurchschnittlich oft syrische und afghanische Staatsbürger waren, die das getan haben, und dass statistisch erwiesen ist, dass es junge Männer im Alter von 15 bis 25 sind, die in diese Gruppen fallen. Dann müssen wir als Polizei doch in diese Bereiche genauer hineinsehen. Das ist ein Grund, warum ich diesen Vorschlag gemacht habe. Rechtlich ist es kein einfacher Vorschlag, aber wie es in diesem Bereich so ist, Herr Abgeordneter: Da gibt es keine einfache Lösung. Es gibt nicht die Lösung, es gibt keine schnelle Lösung, es gibt nur viele Maßnahmen, die man ergreifen muss, und auch diese ist eine, die ich, die die Polizei für notwendig erachtet.
Ein weiterer Punkt, den ich für notwendig und wichtig halte, ist der Kampf gegen die illegale Migration, den wir auch konsequent fortführen müssen. An dieser Stelle sei auch gesagt: Das Ziel kann nur sein, illegale Migration gegen null zu drängen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wann wird das passieren?) Das muss der Anspruch der Polizei, der Behörde sein. Die Zahlen zur illegalen Migration sind zuletzt aus unterschiedlichen Gründen deutlich gesunken, etwa weil wir gut mit den Nachbarländern zusammenarbeiten, auch mit Ungarn. Operation Fox ist so ein Beispiel dafür, dass wir im Grenzraum von Österreich kontrollieren oder dass österreichische Polizisten an der ungarisch-serbischen Grenze oder am Westbalkan Dienst tun. Daher ist es gelungen, die illegale Migration zu senken.
Nur als Beispiel – ich nenne einfach nur die Zahlen, jeder soll sich dazu selber ein Bild machen –: Im Jänner 2019 hatten wir 27 000 Asylwerber in der Grundversorgung, im Jänner 2025, also heuer, hatten wir 13 000 Asylwerber in der Grundversorgung. Es sind noch immer sehr viele, aber deutlich, um mehr als die Hälfte, weniger als im Jänner 2019. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Von 25 Asylquartieren in der Bundesbetreuung haben wir mittlerweile 17 geschlossen, weil wir illegale Migration weiter zurückdrängen und weil wir auch bei den Abschiebungen besser werden. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir müssen noch besser werden, auch das muss angesprochen werden. Dazu auch nur eine Zahl: Wir haben allein im Jänner dieses Jahres rund 250 Straftäter aus Österreich abgeschoben. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wo schiebt ihr sie hin? – Nach Italien?)
Es sind also viele Punkte notwendig, und man könnte noch viele weitere nennen. Die Beispiele, die ich genannt habe, sind natürlich vor allem aus dem Innenressort, und man könnte viele weitere Beispiele nennen, wo weitergearbeitet werden muss, wo dieser Weg im Kampf gegen die illegale Migration konsequent gegangen werden muss. Auf europäischer Ebene ein gemeinsamer Asyl- und Migrationspakt, robuster EU-Außengrenzschutz: Es sind viele weitere Punkte, die hier angeführt werden müssen.
Ich möchte zum Schluss – damit komme ich wieder zum Beginn meiner Rede – noch eine Anmerkung machen. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Anmerkung tatsächlich machen soll, weil es letztendlich auch ein schwerwiegender Vorwurf ist.
Wir haben heute zu Beginn der Sitzung jenes 14-jährigen Burschen gedacht, der durch einen feigen, hinterhältigen islamistischen Anschlag ermordet wurde. Und was ich jetzt sage, ist, dass dieser 14-jährige Bursche, dass seine Eltern, die Angehörigen, die das in großes Leid gestürzt hat, nach seiner Ermordung, nach diesem Anschlag noch einmal instrumentalisiert, ja zum Teil missbraucht wurden. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Unglaublich!) Ich sage das auch klar an dieser Stelle: Es gibt eine Organisation, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht – ich nenne einmal den Namen, das reicht: Identitäre –, die einmal jemand in diesem Saal als „NGO von rechts“, als unterstützenswerte Organisation bezeichnet hat. (Abg. Wurm [FPÖ]: Hättest länger nachdenken sollen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Diese vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation (Abg. Wurm [FPÖ]: Braucht man einen großen Kopf zum Nachdenken!) hat als einzige (Abg. Ragger [FPÖ]: … hat damit zu tun, dass … gestorben ist in Kärnten! – Abg. Kassegger [FPÖ]: Ihr habt sicher nichts verstanden! Unterirdisch!) das Bild des 14-Jährigen für die Kundgebung und auch auf Social Media verwendet, um für eine politische Kundgebung Werbung zu machen. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Wenn ich der Vater wäre, ich hätte Sie aus Villach hinausgetrieben, das sage ich Ihnen jetzt! Sie und Ihr Schauspiel! Wenn ich der Vater wäre ...!) Das ist schäbig, das ist schändlich! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)
Ich glaube, Menschen, die so etwas tun, sollten sich schämen, und Menschen, die sich nicht von so etwas distanzieren, sollten sich auch schämen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. – Abg. Wurm [FPÖ]: … Versager! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Sie sollten sich schämen! – Zwischenruf des Abg. Kassegger [FPÖ].)
Ich komme - - (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Sie haben die politische Verantwortung für ein totes Kind, und dann trauen Sie sich, das hier so zu sagen! – Beifall bei der FPÖ. – Gegenrufe bei der ÖVP. – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Wenn ich der Vater wäre, ich hätte Sie aus Villach hinausgetrieben, ich sage Ihnen das voller Überzeugung! Sie mit Ihrem Schauspiel! – Ruf bei der FPÖ: Sie sind schäbig! Schäbig!) – Sie haben viele Fragen an mich gestellt. Ich gehe davon aus, dass Sie Interesse daran haben, dass ich sie jetzt auch beantworte, und ich werde sie jetzt sehr gerne für Sie beantworten.
Zur Frage 1:
Mit der Asylantragstellung im September 2020.
Zur Frage 2:
Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen kam der Genannte über die Türkei nach Österreich. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was ist da jetzt lustig daran?)
Zu den Fragen 3 und 4:
Jeder Asylwerber wird im Rahmen des Asylverfahrens polizeilich überprüft. Die Identität des Genannten wurde durch ein Ausweisdokument des Heimatstaates nachgewiesen.
Zur Frage 5:
Nein.
Zur Frage 6:
Über Asylanträge entscheidet in erster Instanz das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl nach individueller Verfahrensführung. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wie geht das, wenn er in Deutschland im Gefängnis sitzt? Wie geht das? Das ist doch ein Pfusch, was ihr da macht!) Im Rechtsmittelverfahren ist das Bundesverwaltungsgericht zuständig.
Zur Frage 7:
Im September 2020.
Zur Frage 8:
Ende Jänner 2021.
Zur Frage 9:
Nein.
Zur Frage 10:
Im österreichischen Asylverfahren gilt der Grundsatz der individuellen Verfahrensführung. In diesem Sinne wird unabhängig vom Herkunftsstaat bei jedem Antrag auf internationalen Schutz im Rahmen einer Einzelfallentscheidung abgeklärt, ob Verfolgungsgründe nach der Genfer Flüchtlingskonvention, Gründe für subsidiären Schutz oder einen Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswerten Gründen vorliegen.
Zur Frage 11:
Er wurde erstmals und ausschließlich in Österreich registriert.
Zur Frage 12:
Das Ermittlungsverfahren wird vom BFA geführt.
Zur Frage 13:
Nein, da im gegenständlichen Fall keine Aberkennungstatbestände vorlagen.
Zur Frage 14:
Ja. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das stimmt ja nicht!)
Zur Frage 15:
Nein.
Zur Frage 16:
Im September 2020 wegen Nichterfüllung der Einreisevoraussetzungen.
Zur Frage 17:
Entsprechend den rechtlichen Bestimmungen Deutschlands mit anschließender fremdenrechtlicher Abarbeitung bei der Landespolizeidirektion Salzburg. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Na, und die haben nichts ... gemacht?)
Zur Frage 18:
Nein, da die Überprüfung, ob in einem anderen Mitgliedstaat ein Asylantrag gestellt wurde, negativ ausgefallen ist.
Zur Frage 19:
Nein.
Zur Frage 20:
Nein.
Zur Frage 21:
Ist aktuell Gegenstand von Ermittlungen.
Zur Frage 22:
Das liegt nicht in der Zuständigkeit des österreichischen Innenministeriums.
Zur Frage 23:
Nein.
Zur Frage 24:
Wird ein in Österreich anerkannter Asylwerber im Ausland angehalten, erfolgt ein Dublinkonsultationsverfahren.
Zur Frage 25:
Nein.
Zur Frage 26:
Nein. Wie erwähnt wurde der Asylantrag im September 2020 gestellt.
Zur Frage 27:
Im Rahmen des Asylverfahrens zuerst im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen und in weiterer Folge in einem organisierten Quartier der zuständigen Landesgrundversorgung.
Zur Frage 28:
Nein. Die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen hat ihren operativen Betrieb erst am 1. Dezember 2020 aufgenommen.
Zur Frage 29:
Nein.
Zu den Fragen 30 und 31:
Ob Kontakt zu Asylvereinen bestand, ist dem BMI nicht bekannt.
Zur Frage 32:
Ausschließlich Leistungen im Rahmen der Grundversorgung.
Zu den Fragen 33 bis 37:
Zu laufenden Ermittlungen kann ich keine Auskunft geben.
Zu den Fragen 38 bis 41:
Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist von einem Einzeltäter auszugehen.
Zur Frage 42:
Es handelt sich um einen niedrigen dreistelligen Bereich.
Zur Frage 43:
Alle.
Zur Frage 44:
Im Jahr 2024 wurden 66 Delikte nach § 278a Strafgesetzbuch, kriminelle Organisation, und 117 Delikte nach § 278b Strafgesetzbuch, terroristische Vereinigung, angezeigt.
Zur Frage 45:
Die Verurteilungsstatistik liegt im Zuständigkeitsbereich der Bundesministerin für Justiz.
Zur Frage 46:
Auch das liegt im Zuständigkeitsbereich der Bundesministerin für Justiz.
Zur Frage 47:
2024 fanden 3 307 Außerlandesbringungen, 45 Prozent davon strafrechtlich verurteilt, statt. Allein im Jänner 2025 wurden knapp 1 000 abgeschoben, davon wie erwähnt 259 Straftäter. Darüber hinaus werden keine anfragespezifischen Statistiken geführt. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
15.56
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Danke, Herr Bundesminister.
Wir gehen in die Debatte ein.
Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung keine Rednerin und kein Redner länger als 10 Minuten sprechen darf, wobei jedem Klub eine Gesamtredezeit von 25 Minuten zukommt.
Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. Ich erteile es ihr. Eingestellte Redezeit: 6 Minuten.
RN/53
15.56
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sie haben gesagt, Sie haben über Ihre abschließende Bemerkung in Ihrem Statement länger nachgedacht. Sie hätten noch länger nachdenken sollen, und Sie hätten sie für sich behalten sollen, wenn man hier irgendetwas gemeinsam erreichen will. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strasser [ÖVP]: Das ist Ihr Zugang!)
Ich sage Ihnen, wer diese Tat instrumentalisiert und bereits viele Taten instrumentalisiert hat: die Politiker, die dann bei den Trauermärschen fotogen in der ersten Reihe stehen und gehen und ihr Gesicht in die Kamera halten! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strasser [ÖVP]: Ein Wahnsinn!)
Die, die die wirklich Trauernden, die, die Opfer persönlich gekannt haben (Ruf bei der ÖVP: Das ist unerhört!), in die zweite, in die dritte und in die hinteren Reihen verweisen, das sind die, die die Tat instrumentalisieren! (Abg. Strasser [ÖVP] – in Richtung FPÖ –: Die Trauerminute ist euch recht, oder wie? Was sind das für Reden? In der Früh trauern wir noch, und jetzt so eine Rede? Was ist das? – Abg. Hafenecker [FPÖ]: ... gib einen Frieden! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Denk einmal nach, was ihr angerichtet habt!) Darum waren wir in der ersten Reihe nicht zu finden: weil wir den wirklich Trauernden Raum lassen wollten. Und ich sage Ihnen noch etwas: Hinter jedem kriminellen Asylwerber, hinter jeder Tat stehen Politiker, die diese Tat ermöglicht haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Von der Freiheitlichen Partei sind sie nicht, und auch nicht von irgendwelchen rechten NGOs. Es sind andere Politiker, und sie werden sich weiter schuldig machen. Denn: Ein 14-jähriger Bursche geht am Samstagnachmittag über den Hauptplatz seiner Heimatstadt Villach und wird um 16 Uhr von einem syrischen Asylwerber niedergemetzelt, weil dem danach ist, möglichst viele junge Männer im wehrfähigen Alter aus seinem Aufnahmeland niederzumetzeln. Er grinst nachher. Einen bringt er um, und es gibt mehrere Schwerverletzte.
Wenn man jetzt glaubt, dass der Zeitpunkt da ist, an dem Politiker aufhören, Floskeln von sich zu geben, falsche Beschuldigungen zu äußern, sozusagen wirklich zu spalten: nein, keine Spur! Wenn man glauben würde, jetzt helfen wir bei einer echten Asylwende zusammen: keine Spur, auch nicht in Ihrem Statement! Für alles haben Sie Zeit, aber nicht dafür. (Beifall bei der FPÖ.)
Die heutigen Maßnahmen, die jetzt in den Medien kolportiert werden, welche diese glorreiche Dreierkoalition beschließen wird – Asylrecht scharf, um angeblich der FPÖ den Wind aus den Segeln zu nehmen –: Na das sind wirklich scharfe Maßnahmen! Sie haben sich gar nicht dazu geäußert, weil Sie wissen, dass sie wahrscheinlich nichts bringen. Der Familiennachzug: Eine völlige Aussetzung soll geprüft werden. (Abg. Lausch [FPÖ]: Messerscharf!) Ich kann Ihnen sagen, was bei der Prüfung herauskommt: Es geht nicht, weil es ein Recht auf Familienleben gibt, auch für alle Syrer, auch für die, die solche Taten anstellen.
Sie müssen dann in Brüssel schon den Mund aufmachen, weil die uns vorschreiben, dass wir den Familiennachzug nicht aussetzen können, auch wenn noch so viel passiert.
Sie reden von Rückkehrzentren – natürlich mit menschenwürdiger Unterbringung, man kann Menschen, die nichts gemacht haben, ja nicht einsperren. – Ja wozu machen Sie es dann? – Nur, um der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen. (Beifall bei der FPÖ.) Rechtskräftig abgelehnte Asylwerber gehören in so ein Zentrum und möglichst bald abgeschoben.
Integration von Tag eins an für Asylwerber hört man jetzt in den Medien, das geben Sie allen Ernstes von sich. Sie haben nichts verstanden, nichts begriffen, es geht alles so weiter. – Asyl ist Schutz auf Zeit, und wir haben keinen Platz mehr. Keine Asylanträge mehr hier – das ist die Lösung! (Beifall bei der FPÖ.)
Davon wird nicht gesprochen. Man redet von allem, aber davon nicht: dass die Grenzen kontrolliert werden. Sie brüsten sich hier mit Maßnahmen. Ins Burgenland, überall kommen sie herein, und die Polizei kann nichts machen. Sie kommen herein und werden ins nächste Zentrum chauffiert. Es geht darum: Zurückweisungen, keine Asylanträge mehr, umfassende Rückführungen und darum, endlich mit der Gleichstellung von Einwanderern und Asylwerbern mit den Staatsbürgern in unserem Sozialsystem aufzuhören. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir damit nicht aufhören, dann hört der Zustrom nicht auf – und das wissen Sie ganz genau. Um von all dem und von Ihrem Versagen abzulenken, äußern Sie solche Beschuldigungen, die wirklich zu verurteilen sind. (Abg. Strasser [ÖVP]: Oder nachzuweisen!)
Wir haben in den Koalitionsverhandlungen darüber verhandelt, was zu tun ist. Sie wollten nichts: keine Asylverschärfungen, sich nicht mit der EU anlegen, und gehen jetzt mit der SPÖ und den NEOS zusammen, wo Sie genau wissen, es passiert nichts. Mit uns würde es gehen, dass es zu einer wirklichen Wende kommt. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich bringe hier auch einen Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schaffung eines Verbotsgesetzes für den politischen Islam“ ein.
Auch das wollten Sie nicht. Da wären wirklich taugliche Maßnahmen drinnen: ein Sammelgesetz, mit dem eine Reihe von Handlungen unter Strafe gestellt werden; ein Hasspredigerregister; eine Dokumentationsstelle politischer Islam; die Möglichkeit, den islamischen Religionsunterricht anzuschauen, und so weiter. – All das bringt mehr.
Das Einzige jedoch, was Ihnen und den Politikern wenige Stunden nach dem grausamen Tod einfällt, ist, davon zu sprechen, dass Menschen, die so etwas tun, die sich nicht an unsere Regeln halten, das Recht verwirkt haben, hier zu leben – das sagt Landeshauptmann Kaiser von der SPÖ, der sich noch nie für irgendeine Verschärfung des Asylrechts ausgesprochen hat. Er weiß genau, es halten sich genug nicht an unsere Regeln. Sie bleiben aber alle hier. – Nur Gequatsche!
Nochbundeskanzler Schallenberg redet davon, dass diese Täter „die volle Härte des Gesetzes“ spüren müssen – wohl wissend, dass sie eben die volle Härte des Gesetzes nicht spüren. Auch dieser 23-jährige syrische Attentäter wird im Moment nicht abgeschoben. Auch er hat ein Recht auf Familienleben in unserem kranken System.
Christian Stocker, unser baldiger Bundeskanzler, hat geäußert, es müssen „politisch alle Hebel in Bewegung“ gesetzt werden, dass solche Taten verhindert werden – und macht jetzt eine Koalition mit der SPÖ und den NEOS. Es ist unglaublich! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie erklären wenige Stunden nach dem Attentat, der 23-Jährige ist behördlich nie aufgefallen. Er ist Ihnen nicht aufgefallen. Es gab aber genug Anlässe, bei denen er aufgefallen wäre, und Sie sagen nur, er hat sich in kürzester Zeit radikalisiert. Woher wissen Sie das eigentlich nach wenigen Stunden? Haben Sie ihn schon jahrelang beobachtet? Wissen Sie, wie oft er in einer Moschee war? Kennen Sie seine Familie? Wieso wissen Sie das? (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Nichts wissen sie!)
RN/53.1
Sie instrumentalisieren diese Tat, um das von der EU und von Ihrer Partei und wahrscheinlich auch von der Einheitspartei gewünschte Projekt der anlasslosen Massenüberwachung über die ganze Bevölkerung drüberzustülpen. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Ja!) Sie nutzen die Trauer und auch die Emotionen der Bevölkerung, um sie hinters Licht zu führen – und das ist schäbig. (Beifall bei der FPÖ.)
16.04
Der Gesamtwortlaut des Antrages ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/53.2
Schaffung eines Verbotsgesetzes für den politischen Islam (7/UEA)
RN/54
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Frau Abgeordnete Fürst, das zuletzt verwendete Wort „schäbig“ hat sich in seinem Umfang im Vergleich zur Rede von Abgeordneten Hafenecker nicht geändert. Ich frage, ob Sie diesen Ausdruck zurücknehmen. (Abg. Fürst [FPÖ]: Das nehme ich nicht zurück! Der Minister hat auch das Wort verwendet! – Ruf bei der FPÖ: Der Minister hat es auch gesagt!)
Dann muss ich Ihnen auch einen Ordnungsruf dafür erteilen.
RN/55
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Weil der Zwischenruf gekommen ist, der Herr Minister habe auch das Wort „schäbig“ verwendet (Ruf: Der soll zurücktreten!): Grundsätzlich kann man nach § 102 der Geschäftsordnung Personen, die hier sind – also auch einem Minister –, einen Ordnungsruf erteilen, nur war das Wort nicht an irgendjemanden hier im Haus gerichtet, sondern an eine Organisation. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Er ist aber Abgeordneter auch! Er ist auch Abgeordneter, bitte! – Abg. Leichtfried [SPÖ]: Zuhören! – Abg. Shetty [NEOS]: Jetzt hört doch einmal zu, was er sagt!) Er hat aber nicht sich selbst die Bezeichnung gegeben, er hat sie für eine Organisation, eine Institution, eine NGO – wie auch immer – außerhalb des Parlaments verwendet. Es gibt manchmal feine Unterschiede in der Auslegung der Geschäftsordnung. (Ruf bei der FPÖ: Das ist ja noch schäbiger! – Abg. Martin Graf [FPÖ]: Das ist ja noch schäbiger! Leute, die sich nicht wehren können ...!) – Herr Abgeordneter Graf, bitte unterlassen Sie diese Form der Zwischenrufe, wir brauchen die Stimmung nicht in irgendeiner Art und Weise aufgeheizt.
Der von Frau Abgeordneter Fürst eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, er wurde im Saal aufgrund seines Umfanges auch verteilt und steht damit mit in Verhandlung.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gödl. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/56
16.06
Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Danke, Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ich möchte Ihnen, Herr Präsident, danken – erstens dafür, dass wir heute zu Beginn der Sitzung diese Gedenkminute anlässlich dieses schäbigen Angriffs, dieses Terroranschlags in Villach abgehalten haben (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Da haben wir wieder das Wort „schäbig“!), in Gedenken an den ermordeten Jugendlichen. (Abg. Wöginger [ÖVP]: Terrorangriff! Ihr müsst mal dem ganzen Satz zuhören! – Abg. Hanger [ÖVP]: Herr Präsident! Vielleicht macht ihr einmal eine Schulung!) Es ist ein unvorstellbares Leid, das jenen Personen, die unmittelbar betroffen sind, widerfahren ist. Sie haben auch – wenn ich es richtig in Erinnerung habe – auf Ihren eigenen 14-jährigen Sohn hingewiesen. Ich habe selbst zwei Töchter im Teenageralter. Es ist unfassbares Leid für die betroffene Familie. Es ist absolut richtig, dass wir derer gedenken.
Ich möchte Ihnen auch danken, Herr Präsident, dass Sie vorhin Ihrer eigenen Fraktion zwei Ordnungsrufe erteilt haben. – Ich sage Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ: Es gibt in unserem Land keine größere Sehnsucht von den Menschen, die uns hier zusehen – von den Jungen, von den Älteren, von jenen, die uns von zu Hause zusehen –, als die Sehnsucht danach, dass wir hier ordentlich und beispielgebend miteinander umgehen. (Abg. Kassegger [FPÖ]: Da gibt’s ganz andere Sehnsüchte! Das ist ein vollkommener Realitätsverlust!)
Bitte, liebe FPÖ, reißen Sie sich am Riemen! Wir müssen einen ordentlichen Umgang miteinander und eine gemeinsame Sprache finden. Wir müssen uns gegenseitig respektvoll begegnen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Seid einmal respektvoll!) Wir geben ein Beispiel für die Bevölkerung ab, und wir sollen ein gutes Beispiel sein. Ich möchte Sie wirklich eindringlich ersuchen, Ihre Worte abzurüsten, sich an Fakten zu orientieren, Meinungen auszutauschen, Argumente auszutauschen, aber nicht in dieser derartig derben Art aufeinander loszugehen. Bitte nehmen Sie das einmal zum Anlass! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Stefan [FPÖ]: Wo war die derbe Art? Das Wort „schäbig“?)
Meine geschätzten Damen und Herren, Sicherheit ist eines der höchsten Güter für jeden Einzelnen und für den Frieden in unserer Gesellschaft. Dass die FPÖ heute den Dringlichen Antrag zu dem dschihadistischen Terroranschlag in Villach eingebracht hat (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das ist eine Dringliche Anfrage!), ist ihr gutes Recht – und ja (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Danke, dass das unser gutes Recht ist! Wissen wir auch!), es ist wirklich wichtig, dass wir darüber sprechen, denn Sicherheit ist ganz sicher unser gemeinsames Anliegen, und jeder hat seine Argumente, seine Vorschläge – keine Frage. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Na das glaub’ ich weniger! Man hat ja gemerkt, wie wichtig euch das ist!) Doch es gibt in vielerlei Hinsicht wesentliche Unterschiede, und einer davon ist: Die einen reden immer nur davon, und die anderen handeln.
Sie von der FPÖ, meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen, inszenieren sich ja gerne als Sicherheitspartei. Wenn es jedoch darauf ankommt, Verantwortung zu übernehmen, schwächeln Sie. Sie haben ja im Laufe der letzten zehn Jahre unter anderem den Innenminister gestellt und haben daher einiges an Verantwortung auch in der exekutiven Ausgestaltung unseres Rechtsstaates gehabt (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Können wir jetzt einmal über das Problem und das Sicherheitsrisiko reden, vielleicht?), und wenn man die Bilanz sieht: Das ist ernüchternd. Ich möchte damit ganz bewusst den Menschen, die uns heute zuhören, die Augen öffnen, wie sich die Fakten verhalten.
Ich möchte nur ein paar Zahlen geben – die sind statistisch genau belegt, also da ist jetzt nichts herbeigeredet. Als Sie Innenminister, waren, Herr Kickl, im Jahr 2019 zum Beispiel, hat Ihr Ministerium – beziehungsweise natürlich die unterstellten Behörden – 7 400 Schutzgewährungen an afghanische Staatsbürger ausgestellt. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wann sind die gekommen? Wann sind die beantragt worden? Wann sind sie gekommen?) Das ist bitte überhaupt kein Vorwurf, das sind die Tatsachen in einem Asylrecht. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wann sind die ins Land gekommen? Wann sind sie ins Land gekommen? Wissen Sie das nicht mehr? – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sobotka hat sie reingelassen!) Das sind reine Tatsachen. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ihr Parteifreund Sobotka war das! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wann sind die reingekommen? Warum sagen Sie nichts dazu?) Das sind übrigens dreimal mehr, als derzeit von Innenminister Karner beansprucht werden. Und dann: Als Sie Innenminister waren, Herr Kickl – das lässt sich alles genau mit Fakten belegen –, waren 20 Bundesasylquartiere in Betrieb (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Mikl-Leitner hat applaudiert! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Hat Teddybären geschmissen! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Und hat mit Teddybären geworfen!), derzeit sind es nur mehr acht, weil die Maßnahmen, die die Bundesregierung und unser Bundesminister gerade in den letzten Jahren gesetzt haben, natürlich auch greifen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Dümmer geht es wirklich nicht!)
Auch als Opposition haben wir Sie mehrmals gebeten, bei der Bekämpfung von Terroranschlägen mitzutun – Beispiel Taylor-Swift-Konzert. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Peinlich, oder? In der ganzen Welt kann sie auftreten, nur in Österreich nicht!) Wir haben vorgeschlagen, dass unsere Sicherheitsdienste bessere Möglichkeiten für die Überwachung von Gefährdern bekommen, aber Sie haben dagegengestimmt. Natürlich müssen wir das in ein rechtsstaatliches Gefüge bringen. Sie haben ja auch gute Juristen unter Ihnen, Frau Dr. Fürst ist sicherlich eine solche. Natürlich muss es in ein rechtsstaatliches Konzept eingebettet sein – aber Sie haben immer dagegengestimmt.
Wir können Ihnen auch nachweisen – Stichwort Abschiebung, der Herr Bundesminister hat es schon erwähnt –: Allein heuer im Jänner gab es 1 000 Abschiebungen (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, aber wohin denn? Nach Italien! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: … die drei Tage später wieder da sind! – weitere Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch [FPÖ] und Hafenecker [FPÖ]) und davon 257 Straftäter, die abgeschoben wurden. Es wird also gehandelt, es werden sehr viele Maßnahmen gesetzt. Wir können gerne mit Ihnen über die Sicherheit Österreichs reden und darüber, wie wir sie noch verbessern können. Wir haben zum Beispiel auch damals, als Sie in der Regierung waren, die Dokumentationsstelle Politischer Islam ins Leben gerufen, weil es eben diese Gefährder zu beachten gibt. Also wir als Bundesregierung haben sehr, sehr viele Maßnahmen gesetzt, und ganz konkret unter der Federführung unseres Herrn Bundesminister.
Seien wir uns also ehrlich, meine geschätzten Damen und Herren: Ihnen geht es vordergründig nicht immer um die Sicherheit – ich sage es schön ausgedrückt –, sondern Ihnen geht es darum, ein Problem noch größer zu machen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was hättest du gemacht, wenn’s dein Bub wär’?) Uns, meine geschätzten Damen und Herren, geht es darum, Probleme zu lösen. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Darum haben wir jetzt den Herrn Babler und die Frau Meinl-Reisinger!) Mit Hetze, meine geschätzten Damen und Herren, kommen wir nicht weiter. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ihr kommts auch nicht weiter mit euren …! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Darum kommts ihr nicht weiter! Ihr kommts nicht vom Fleck!) Wir müssen Maßnahmen ergreifen. Wir als Regierung haben das getan, und auch die nächste Regierung wird das Thema Bekämpfung der illegalen Migration und den Kampf gegen den politischen Islam natürlich nach ganz vorne tragen.
Der Herr Bundesminister hat es angesprochen: Die illegale Migration auf null zu drücken, das muss natürlich das Ziel sein. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wie soll das mit den Kollegen da gehen? – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ihr müsst für Brüssel verlässlich bleiben!) Und deswegen: Während viele reden und immer hineinschreien – das zeigt ja, wie Sie agieren (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das ist einfach nicht möglich! Wie wollen Sie das mit der SPÖ und mit den NEOS machen? Erklären Sie mir das, bitte! Erklären Sie mir das ein bisschen!) –, wird sich die nächste Regierung weiterhin sehr intensiv mit diesen Themenbereichen beschäftigen – keine Frage. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: „Weiterhin“ ist eine gefährliche Drohung! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Weiter wie bisher!) Wir werden gemeinsame Lösungen suchen müssen, aber im Gegensatz zu Ihnen werden wir nicht nur reden, sondern wir werden Lösungen suchen und wir werden Lösungen finden. (Ruf bei der FPÖ: „Wir werden“, „wir werden“! Ihr werdet aber keine finden! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wie lange seid ihr jetzt in der Regierung?) Wir orientieren uns an den Fakten und suchen Lösungen, im Gegensatz zu Ihnen, die Sie immer nur reden und dafür sorgen wollen, dass es ein vergiftetes Klima gibt.
In diesem Sinne, meine geschätzten Damen und Herren: Bitte reißen Sie sich am Riemen! Wir brauchen einen gemeinsamen Schulterschluss, wir brauchen die gemeinsame Vorgangsweise, wir brauchen die gemeinsame Kraftanstrengung. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was der alles braucht!) Bringen Sie sich konstruktiv ein, das wäre unsere ganz große Bitte! (Beifall bei der ÖVP.)
16.14
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Leichtfried. Seine eingestellte Redezeit: 5 Minuten. (Abg. Steiner [FPÖ]: Der nächste Experte für eh alles!)
RN/57
16.14
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte zuerst diese Gelegenheit nutzen: Wir wünschen den Angehörigen alle verfügbare Kraft in dieser wirklich fürchterlichen Zeit. Wie schrecklich ist es, wenn jemand erleben muss, wie sein Kind verletzt wird, wie sein Kind getötet wird! Das ist Zukunftshoffnung (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was?), die da vernichtet wird. Das sind Schicksale, die fürchterlich sind.
Man muss dazu auch sagen, dass wir nicht zum ersten Mal solche Schicksale erlebt haben und am 15. Februar nicht zum ersten Mal in die höhnisch grinsende Fratze des Terrors, der Radikalisierung, des religiösen Fanatismus geblickt haben. Ich sage Ihnen ganz klar: Diese Fratze hat in Österreich nichts verloren und ist mit aller Härte zu bekämpfen, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ, ÖVP, NEOS und Grünen.)
Der schreckliche Mord an diesem Jugendlichen in Villach, der Anschlag durch einen IS-Sympathisanten, zeigt – und das meine ich zutiefst ernst –: Wir müssen entschiedener wirksam gegen jede Form von Extremismus und besonders Islamismus vorgehen. Keine Toleranz für die Intoleranten! Wer unsere Werte bekämpft, hat in Österreich nichts verloren, geschätzte Damen und Herren! (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ihr habt sie reingelassen die letzten Jahre!) Österreich ist ein friedliches Land, aber wer unsere Demokratie, wer unsere Mitmenschen, wer unser friedliches Miteinander in Österreich zerstören möchte oder zerstört, der soll das Gegenteil von einem friedlichen Österreich kennenlernen, geschätzte Damen und Herren. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was heißt das jetzt?)
Deswegen gehe ich davon aus, dass eine etwaige neue Bundesregierung alles daransetzen wird, die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas wieder geschieht, so gering wie möglich zu machen. Das muss Kernaufgabe einer neuen Bundesregierung sein, geschätzte Damen und Herren. So etwas soll in Österreich nie mehr geschehen dürfen. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Jo eh!)
Ich habe aber auch bei meinen Vorrednern die Zwischenrufe der FPÖ vernommen und habe auch gut zugehört, was Sie, Frau Fürst, und Sie, Herr Hafenecker, gesagt haben, und ich möchte Ihnen jetzt eine Gegenfrage auf Ihre Fragen stellen, wenn Sie das gestatten. Sie hätten diese Fragen heute nicht zu stellen brauchen. Sie hätten es in der Hand gehabt, an der Stelle zu sein, diese Fragen zu beantworten, aber Sie haben vor der Verantwortung gekniffen. Das ist die Situation, die Sie werden rechtfertigen müssen, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Heftiger Widerspruch bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wir wollten eh Verantwortung übernehmen, aber die ÖVP wollte sie nicht hergeben!)
Sie hätten die Chance gehabt zu zeigen, wie Sie Terrorismus bekämpfen; Sie hätten die Chance gehabt, zu zeigen, wie Sie Migration regeln. Sie hätten die Chance gehabt, einmal nicht nur zu reden, sondern auch etwas zu tun, und das haben Sie nicht gemacht. Da haben Sie Angst vor der eigenen Courage bekommen. Das ist nicht Staatsverantwortung, das ist Feigheit. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl [FPÖ]: Mich wundert nicht, dass Sie in dem Zustand sind, bei diesem Gerangel in Ihrer Partei! – Abg. Lausch [FPÖ]: Das war ja das Problem! Das ist ja Innenminister auf ewig! – Weitere Rufe bei der FPÖ: Ja, überlegen Sie jetzt, wer das Innenministerium kriegt, oder was? Kriegts ihr das Innenministerium? – Abg. Lausch [FPÖ]: Wer ist denn der rote Innenminister, der neue? – Weiterer Ruf bei der FPÖ: SPÖ-Innenminister Leichtfried! – Heiterkeit bei der FPÖ.)
16.18
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Shetty. Sie haben 10 Minuten Redezeit eingemeldet, Ihre maximale Zeit.
RN/58
16.18
Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Dieser islamistische Terroranschlag in Villach hat uns alle erschüttert; ich glaube, das haben wir hier gemeinsam. Ich glaube, auch gemein ist uns, dass unser aller Mitgefühl den Opfern und ihren Angehörigen gilt. Es ist für keinen von uns hier vorstellbar, welchen Schmerz sie durchmachen müssen.
Nach jedem dieser grausamen Angriffe, sei es in Österreich, in Deutschland oder sonst wo, folgt – so empfinde ich das zumindest – dasselbe politische Ritual: Ansagen, Phrasen, Floskeln. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Demo gegen Rechts! – Abg. Lausch [FPÖ]: Demo gegen Rechts!) Und dann, so ist das Empfinden: Nichts passiert, keine Taten. Die einen, laut, empört, fast schon hysterisch, schlagen politisches Kapital aus den Wunden der Opfer. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Das ist letztklassig! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.) Bei den anderen hat man häufig das Gefühl: beschämt, erstarrt, eine gewisse Hilflosigkeit.
Die Menschen erwarten von der Politik aber weder das eine noch das andere: weder auf dem Boden des Leids für die eigene Partei Profit zu machen noch auszustrahlen, dass man komplett handlungsfähig ist. Die Menschen erwarten eines, nämlich Antworten auf die ganz berechtigten Sorgen, die sie haben, auf die Probleme, die bestehen.
Ich möchte Ihnen heute für meine Fraktion unsere Antworten darauf geben. Bevor wir das tun, bevor wir über Villach und diesen Fall reden, sollten wir, glaube ich, zwischen dieser einen bestialischen Tat, zu der heute schon viel gesagt wurde, und andererseits den gesellschaftlichen Zusammenhängen, die damit natürlich zu tun haben, unterscheiden. Wir sollten das nicht vermischen.
Zuerst zur Tat: Es war – das haben wir heute schon gehört – ein 24-jähriger Mann, der den Anschlag in Villach getätigt hat, ein Syrer, der schrecklichste Gewalt verübt hat, obwohl gerade er es war, der bei uns Schutz bekam, weil er aus Syrien vor Gewalt geflüchtet ist. Ich sage Ihnen klar: Kein Österreicher, keine Österreicherin hat Verständnis für diesen krassen Widerspruch.
Dieser junge Mann wurde zum Islamisten, doch nicht weil er jahrelang in Moscheen zum Fanatiker wurde (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Woher wissen Sie das?), nein, sondern weil ihn religiöse Hassprediger innerhalb von Wochen auf Tiktok zu einem tödlichen Islamisten turboradikalisiert haben. (Abg. Kogler [Grüne]: So ist es! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Woher wissen Sie das?) Er hat keine Mittäter und keine Mittelsmänner gehabt (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Woher wissen Sie das?), er hat seine Tat nicht über Whatsapp geplant.
Lassen Sie mich deswegen schon auch klar und deutlich sagen: Gerade dieser Fall zeigt, die Rufe nach einer anlasslosen Massenüberwachung aller unbescholtenen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind verfehlt – ich finde sie sogar ziemlich hohl –, das hätte nämlich in diesem Fall gar nichts verändert.
Was ist denn ganz konkret zu tun – wenn wir uns diesen Fall anschauen? Ich möchte es konkret machen, weil wir über Taten reden müssen: Wir müssen die Zügel für Tiktok und Co straffen. Wir müssen drastische Maßnahmen umsetzen, beispielsweise dass die EU-Kommission mittels einstweiliger Verfügung, also mittels eines Sperrbefehls, direkt gegen Hasspredigerkonten auf den Social-Media-Accounts – auch gegen den Willen der Konzerne – durchgreifen kann. Wenn die nicht kooperieren, dann haben drakonische Strafen in Milliardenhöhe so wie auch im Wettbewerbsrecht zu erfolgen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kogler [Grüne]: Richtig!)
So viel zur Tat in Villach, nun aber zu den gesellschaftlichen Zusammenhängen, die ich angesprochen habe: Die einen sagen jetzt: Alle Syrer und alle Afghanen sind das Problem! Die müssen alle weg! – Das haben Sie (in Richtung FPÖ) heute gesagt. Remigration und Massendeportation, das sind Ihre Schlagworte. Das ist ja schon deshalb verrückt, weil just jener Held in Villach, der noch mehr Tote verhindert hat, selbst Syrer ist. Das verstehen Sie aber anscheinend nicht. (Beifall bei den NEOS.)
Die anderen sagen: Das hat überhaupt nichts mit dem Islamismus zu tun! Das hat überhaupt nichts mit kulturellen Unterschieden zu tun! Es hat auch überhaupt nichts mit Zuwanderung zu tun! – Auch diese Realitätsverweigerung haben die Menschen satt, und ich auch.
Deswegen braucht es einen Realitätssinn für die Probleme, aber eben auch Konsequenz bei den Lösungen, und deswegen, ja, bin ich auch überzeugt, dass es einen scharfen Kurswechsel bei der Asyl- und Migrationspolitik braucht. Die Migrationspolitik braucht mehr Ordnung und Kontrolle, und ich möchte Ihnen fünf Punkte nennen, wie wir darauf schauen.
Erstens: Wir müssen dafür sorgen, dass möglichst viele Verfahren an den Außengrenzen abgewickelt werden, so wie es auch der EU-Asyl- und Migrationspakt vorsieht: rascher Schutz für jene, die in echter Not sind, für alle anderen negativer Asylbescheid und sofortige Abschiebung.
Zweitens: Menschen, die Schutz bekommen und nachher schwere Straftaten verüben, müssen abgeschoben werden, und zwar nicht irgendwann, sondern sofort. Und ja, das gilt auch für Syrien und Afghanistan. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was sagt die SPÖ dazu?)
Drittens: Gegen Länder, die keine Rückführungsabkommen mit Europa abschließen, brauchen wir endlich eine härtere Gangart – Gelder streichen, Sanktionen und Strafen. Wir bürgen sicher nicht mehr für jene Staaten, die sich weigern, ihre Staatsbürger zurückzunehmen.
Viertens – und da unterscheiden wir uns schon fundamental von Ihnen, weil Sie (in Richtung FPÖ) das Gegenteil wollen –: Integration ab Tag eins für alle, die da sind! Werte, Sprache, Orientierung, Arbeitsmarktmaßnahmen, auch ein verpflichtendes Integrationsprogramm ab Tag eins für jeden – das ist unser Versprechen. Wir steigern die Ressourcen für Integration, aber wir verlangen auch mehr ab. Und ja, wer sich daran nicht aktiv beteiligt, der hat seinen Anspruch auf Schutz verwirkt.
Fünftens noch eine grundsätzliche Aussage, auch wenn das manche hier vielleicht nicht hören wollen: Künftig – und das kann man nur so sehen, wenn man will, dass es funktioniert – darf es Migration in Österreich nur mehr in dem Rahmen geben, in dem Integration auch möglich ist. Ich bin ganz ehrlich: Bei Schulen, Sozialsystem, Behörden ist diese Grenze in Österreich überschritten.
All jene, die sich daran aktiv beteiligen wollen, konstruktiv beteiligen wollen, sollten über ihren Schatten springen und – egal wer in Regierung und wer in Opposition ist – daran arbeiten, dass wir diese Themen gemeinsam angehen: die Dinge beim Namen zu nennen, nicht wegzuschauen, Probleme zu lösen, sie nicht größer zu machen.
Abschließend ein Appell – da nehme ich Sie (in Richtung FPÖ) jetzt aus, weil ich glaube, Sie zählen sich selbst nicht dazu – an uns alle anderen Fraktionen: Entweder wir, die politische Mitte, schaffen diese Probleme ab, oder diese Probleme schaffen die politische Mitte ab. Wir haben es in der Hand. (Beifall bei den NEOS.)
16.26
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächster Redebeitrag: Frau Abgeordnete Zadić. Eingestellte Redezeit: 7 Minuten.
RN/59
16.26
Abgeordnete Dr. Alma Zadić, LL.M. (Grüne): Vielen Dank, Herr Präsident! Geschätzter Herr Innenminister! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Im November 2020 haben wir genau hier über den Terror und seine schrecklichen, bestialischen Folgen gesprochen. Vier Menschen sind damals beim Terroranschlag in Wien brutal ermordet worden, zahlreiche verletzt.
Es macht mich außerordentlich wütend und fassungslos, dass wir vier Jahre später wieder Opfer eines islamistischen Terroranschlags beklagen müssen. So, wie sich der 2. November 2020 ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, wird sich auch der 15. Februar 2025 ins kollektive Gedächtnis einbrennen.
Islamistischer Terror hat einem jungen Mann das Leben und seiner Familie ihren Sohn genommen. Andere sind schwer verletzt. Es sind Wunden, die niemals richtig heilen können. Es sind Schmerz, Trauer, Wut, die wir alle verspüren. Den Angehörigen möchte ich mein tief empfundenes Beileid und meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen. Man kann sich nicht ausmalen, was sie gerade durchmachen.
In Zeiten wie diesen gilt es aber auch, Dank auszusprechen, und ein besonderer Dank gilt dem couragierten Mann – ebenfalls aus Syrien –, dessen schnelles Handeln zum Glück weitere Opfer verhindern konnte. Zum Glück war er in der Nähe. Großer Dank gilt auch allen Einsatzkräften vor Ort, unserer Polizei, allen Helfer:innen vor Ort, den Ärzt:innen, den Pfleger:innen, die Menschenmögliches getan haben, um Leben zu retten.
Ob in Villach, München oder Wien: Immer jüngere Täter radikalisieren sich. Sie radikalisieren sich auf Tiktok, und das immer schneller. Die ungebremste Verbreitung von extremistischen und islamistischen Inhalten über soziale Medien wie Tiktok oder X stellt eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit, aber auch für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Wir werden uns als Gesellschaft nicht spalten lassen, weder von den Extremisten noch von den Hasspredigern, und wir werden weiterhin entschlossen gegen Extremismus auftreten müssen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Schatz [SPÖ].)
Diese Plattformen sind ein Nährboden für Hass, Hetze, Gewalt und Terror. Wir müssen sie von extremistischer Propaganda befreien. Mit dem Digital Services Act haben wir ein Instrument geschaffen, das wir jetzt anwenden müssen und – um es mit den Worten unseres Klubobmanns zu sagen – das wir jetzt scharf stellen müssen. Die Algorithmen der mächtigen sozialen Netzwerke sorgen nämlich dafür, dass falsche Informationen, extremistische Inhalte, eine Radikalisierungsmaschinerie immer mehr Bedeutung gewinnen. Wir haben noch viel zu tun, um genau das in den Griff zu bekommen.
Nicht nur die EU-Kommission, auch die nächste Bundesregierung wird im Kampf gegen diese Entwicklung eine zentrale Rolle spielen müssen, denn diese Inhalte gefährden unsere Demokratie, und wir müssen Extremismus und Demokratiefeinde bekämpfen, egal von welcher Seite. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)
Einen Punkt möchte ich schon noch anbringen. Da die FPÖ in ihrer Anfrage gerade wieder versucht, unsere Polizei und unsere Sicherheitsbehörden für diesen Terroranschlag verantwortlich zu machen, möchte ich eines festhalten (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Nein, da hast du dich verhört!): Der Verfassungsschutz und die Polizei geben tagtäglich ihr Bestes, um unsere Sicherheit zu gewährleisten, um uns zu schützen. Auch ihnen gilt es Danke zu sagen, denn letzte Woche ist bekannt geworden, dass im Zusammenspiel mit der Polizei, dem Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung und der Staatsanwaltschaft Wien ein terroristischer Anschlag verhindert werden konnte, am Westbahnhof.
Denken wir an den vereitelten Anschlag beim Taylor-Swift-Konzert, der nur verhindert werden konnte (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, auf der ganzen Welt geht’s, nur bei uns nicht! ... ziemlich peinlich!), weil ausländische Nachrichtendienste wertvolle Informationen mit uns geteilt haben.
Ja, meine Damen und Herren, unsere Geheimdienste müssen mit anderen Geheimdiensten zusammenarbeiten, denn der Terror hört nicht an der Landesgrenze auf. Wir müssen uns vernetzen, und wir müssen Informationen austauschen. (Ruf bei der FPÖ: Der Terror ist importiert!)
Stellen Sie sich vor, wie das unter einem blauen Innenminister und Bundeskanzler Kickl wäre! (Ruf bei der FPÖ: ... CIA ... kooperiert! ) Wir hatten schon einmal einen Innenminister Kickl, und erinnern Sie sich, wie das damals war: Ja, wir waren abgeschnitten (Abg. Herbert [FPÖ]: Geh!) von wichtigen nachrichtendienstlichen Informationen. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Aber diesmal ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Da muss ich ausnahmsweise ÖVP-Parteiobmann Stocker Respekt zollen. Wir sind wahrlich keine Freunde, unsere Differenzen haben wir oft genug öffentlich ausgetragen, aber ich muss ihm Respekt zollen, weil er die Sicherheitsressorts nicht der FPÖ überlassen hat (Beifall bei den Grünen), weil er einem Bundeskanzler Kickl nicht das Innenministerium überlassen wollte. Warum? (Abg. Kickl [FPÖ]: Sie stehen der ÖVP näher als Ihrem Ziehvater Peter Pilz, finde ich interessant!) – Weil die Freiheitliche Partei eine Nähe zu Russland sucht (Abg. Kickl [FPÖ]: Vielleicht werden wir uns in der Sache Pilnacek noch einmal unterhalten, wir beide!), weil sie sich nicht von Rechtsextremen und Identitären distanziert. Aus diesem Grund wären unsere Geheimdienste wieder einmal blind gewesen. (Ruf bei der FPÖ: Geht’s und mit ...?) Stellen Sie sich nur vor, das österreichische Innenministerium würde die dringend notwendigen Informationen nicht bekommen!
Meine Damen und Herren Abgeordnete, wir müssen alles tun, um Terrorismus und Gewalt zu bekämpfen. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, alles zu tun, um gewalttätigen Extremismus zu bekämpfen und solch schreckliche Taten zu verhindern. Wir dürfen nicht zulassen, dass Handys und soziale Medien zu Waffen werden. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und SPÖ. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Wie peinlich! Also wirklich, das war unterhalb deiner Würde! Okay, na es ist eh …, es war nichts anderes zu erwarten!)
16.33
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Mölzer zu Wort gemeldet. Eingestellte Redezeit: 4 Minuten.
RN/60
16.33
Abgeordneter Wendelin Mölzer (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist für mich eine traurige Pflicht, an dieser Stelle als Abgeordneter, der in Villach zu Hause ist, den Angehörigen des Todesopfers dieses grausamen Terrorattentats in Villach mein persönliches Beileid auszusprechen, ihnen viel Kraft zu wünschen, um diese schweren Stunden einigermaßen gut zu überstehen, und natürlich auch allen anderen Angehörigen der Opfer und den Opfern selber, die das zum Glück überlebt haben, viel Kraft und gute Genesung zu wünschen.
Meine geschätzten Damen und Herren! Geschätzte Zuseher vor den Bildschirmen! Die letzten zehn Tage waren für uns in Villach natürlich eine sehr emotionale Zeit, die wir in vielen Gesprächen mit der Bevölkerung, mit den Betroffenen verbracht haben. Dabei hat man auf der einen Seite leider Gottes eine gewisse Inszenierung der Politik erlebt, eine große Show im ORF, sage ich jetzt einmal ganz bewusst, was den Trauermarsch betrifft, den man, wenn man selber nicht in der ersten Reihe, sondern einfach als normaler Bürger mitgegangen ist, wieder sehr eindrucksvoll als Zeichen dessen, dass die Villacher Bevölkerung zusammensteht, wenn es ihr nicht gut geht, erlebt hat.
Ansonsten aber gab es leider Gottes sehr viele Lippenbekenntnisse. Wissen Sie, ich bin selber seit vielen Jahren in der Politik, in Villach und hier im Nationalrat. Wissen Sie, was ich gemacht habe, als ich von diesem Attentat erfahren habe? – Ich war natürlich schockiert und betroffen, aber abgesehen davon habe ich mich selber als mitverantwortlicher Politiker gefragt: Habe ich etwas falsch gemacht? Ich war zwar nie in einem Ministerium oder in der Bundesregierung, aber ich war Oppositionspolitiker, der sich immer für die Villacher Anliegen eingesetzt hat und auch weiter einsetzen wird.
Ich habe mich also als erstes gefragt: Habe ich etwas falsch gemacht? Hätten wir uns noch mehr einsetzen müssen, beispielsweise für mehr Polizeipräsenz? Hätte ich noch mehr schauen müssen, dass wir dieses Asylverteilerzentrum in Villach wegbekommen? Man stellt sich solche Fragen als anständiger Mensch, glaube ich.
Das ist aber genau das, was ich vermisst habe bei all diesen Lippenbekenntnissen, die wir dann am ersten Tag gehört haben, vom Herrn Innenminister, vom Herrn Landeshauptmann, vom Herrn Bürgermeister, der jetzt vielleicht nicht ganz direkt verantwortlich ist in Villach. Ich habe vermisst, dass sich jemand hingestellt und gesagt hätte: Ja, wir haben Fehler gemacht, und wir müssen diese ausbessern! – Fehler sind passiert, darüber brauchen wir überhaupt nicht zu diskutieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Nein, es ist so gekommen, dass man völlig unglaubwürdig sofort irgendwelche seltsamen Halblösungen parat hatte, Stichwort Tiktok-Verbot, Messerverbot. Das ist in Wahrheit alles nur Symptombekämpfung und wieder einmal nicht der wichtige Schritt, nicht die Bekämpfung der Wurzel des Übels. Dieser Gedanke fehlt leider.
Wenn man zuhört, ist es dann spannend, dass der SPÖ-Landeshauptmann plötzlich erkennt, dass ein straffälliger Asylwerber nicht im Land bleiben darf. Ja, das ist nett. Ich bin gespannt, wie er das dann seiner Bundesführung erklären wird. Ich freue mich auch, dass der SPÖ-Bürgermeister von Villach, Günther Albel, endlich erkannt hat, dass da etwas passieren muss, aber ich bin auch da gespannt, wie er das der SPÖ und seiner Führung in Wien mitteilen wird.
Was wir brauchen, ist eine Diskussion nicht über ein Tiktok-Verbot oder über Messerverbote, sondern eben, wie schon erwähnt, über richtige Konsequenzen, um diese ganze Sache in den Griff zu bekommen, um ein Nie-wieder zu garantieren.
Frau Kollegin Zadić hat es richtig gesagt: Vor vier Jahren sind wir hier gestanden und haben über ein ähnliches Attentat mit noch mehr Toten diskutieren müssen. Jetzt stehen wir wieder hier. Die richtigen Konsequenzen sind offensichtlich noch nicht gezogen worden.
Wenn die ÖVP, aber auch die SPÖ anfangen, da mit irgendwelchen Nebelgranaten in Richtung FPÖ herumzuwerfen, muss ich mich schon fragen, ob es nicht besser wäre, wenn wir über die Sache diskutieren würden und nicht über irgendwelche Schuldzuweisungen, darüber, wer wie was wann gemacht hat.
Harte Folgen – meine Kollegin Susanne Fürst hat es schon ausgeführt und auch Kollege Hafenecker – müssen her. Es wird um eine konsequente Abschiebung gehen, und zwar nicht, wie Kollege Shetty gesagt hat, von allen Syrern oder Afghanen (Abg. Shetty [NEOS]: Sicher, ihr wollt ja Remigration!), sondern von kriminellen Zuwanderern. – Das haben wir nie gesagt. Wir haben von der Remigration von Kriminellen und potenziell Kriminellen gesprochen. (Abg. Shetty [NEOS]: Nein, ...!) – Na selbstverständlich. Sie hören uns ja auch nicht zu, wenn Sie nicht wirklich wollen. Das muss leider her. Über diese harten Konsequenzen muss man diskutieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Und, meine Damen und Herren, es wird natürlich auch um Integrationsmaßnahmen gehen. Nur glaube ich nicht, dass es da Integrationsmaßnahmen des Staates braucht, sondern da wird es vor allem darum gehen, inwieweit der Integrationswille bei diesen Zuwanderern überhaupt vorhanden ist. Das werden wir uns genauer anschauen müssen.
Zum Abschluss möchte ich noch sagen, sehr verehrte Damen und Herren: Kein potenzieller islamistischer Straftäter darf sich in Österreich sicher fühlen! Solange wir uns in Österreich nicht sicher fühlen können, solange wir befürchten müssen, dass unsere Kinder auf dem Schulweg brutal abgestochen werden, von Vergewaltigung bedroht sind et cetera, so lange dürfen wir nicht ruhen, sondern müssen hier wirklich rigorose Maßnahmen ergreifen. (Beifall bei der FPÖ.)
16.38
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Marchetti. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/61
16.38
Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ich möchte zuerst eine Gruppe aus Kärnten von Herrn Abgeordneten Obernosterer auf der Zuschauergalerie begrüßen – herzlich willkommen im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)
Die FPÖ hat heute eine Dringliche Anfrage mit dem Titel „IS-Terror in Villach durch eklatantes Behördenversagen?“ eingebracht. Ich würde einmal vorschlagen: Lassen wir uns durch grenzwertige Formulierungen oder persönliche Angriffe nicht den Blick vernebeln, sondern reden wir einmal wirklich über die Fakten, über die Situation, denn ich finde diesen Vorwurf eines Systemversagens ja doch relativ schwerwiegend. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ist er ja auch! Ist er auch! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, aber er ist auch schwerwiegend!)
Schritt eins: Wann ist der Täter, der das Attentat in Villach begangen hat, illegal nach Österreich eingereist? – Das war im Februar 2019. Der Innenminister damals, der dafür politisch verantwortlich war, war Herbert Kickl. (Rufe bei der ÖVP: Oh! Ah!) Auch über diesen Punkt können wir reden, wenn wir über die Behörden und über den Fall in Villach reden. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Kickl [FPÖ]: Eh!) Die Tatsache, dass er illegal eingereist ist (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wann hat er denn Asyl gekriegt?), von Deutschland zurück nach Österreich (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hafenecker [FPÖ]), ist aus meiner Sicht ein Systemversagen. Deswegen haben wir auch genau das bereinigt. Mit dem Asyl- und Migrationspakt, mit der jetzigen Gesetzeslage wäre dieser Fall nicht passiert (Ruf bei der FPÖ: Genau!), weil er unter den Bedingungen, wie er es damals gemacht hat, nicht mehr nach Österreich hätte einreisen dürfen. Auch Teil der Wahrheit ist: Illegal eingereist ist er im Februar 2019 unter Innenminister Kickl.
Reden wir auch über andere Dinge, die in den letzten Monaten passiert sind, wo die Behörden besser werden können, denn es ist eine legitime Frage, wie wir besser werden können. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, reden wir!) Zum Beispiel: Illegale Migration ist auch einfach ein Punkt, den man auf EU-Ebene regeln muss, wo es internationale Zusammenarbeit braucht. Den Asyl- und Migrationspakt habe ich schon erwähnt. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: ... seinerzeit, als Mikl-Leitner Innenministerin war, 2015, vor zehn Jahren!) Wir haben aber auch zum Beispiel beim verhinderten Attentat beim Taylor-Swift-Konzert gesehen: Die internationale Zusammenarbeit der Geheimdienste ist essenziell. Deswegen haben wir in den Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ auch gesagt: Es muss gesichert bleiben, dass die internationale Zusammenarbeit weiterhin funktioniert. Deswegen haben wir zum Beispiel auch vorgeschlagen, der FPÖ ein eigenes Asyl- und Migrationsministerium zu geben und die Geheimdienste eben bei uns zu lassen, damit das gewährleistet ist. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Was haben eure Geheimdienste ...?) Aus Machtkalkül war Ihnen die internationale Zusammenarbeit der Geheimdienste egal. Das hätte aber Österreich gefährdet, und das haben wir eben nicht zugelassen, weil es uns ernst ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Dann gibt es noch einen Punkt, an dem man das System verbessern kann: Es gibt viele Gefahren im digitalen Raum. Da sind wir noch nicht gut genug. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Genau!) Wenn Terroristen sich per SMS oder per Telefonanruf austauschen, können wir das mit richterlicher Genehmigung abfangen und überwachen – das ist nur eine technische Frage. Da geht es schon, und das hat niemanden gestört. Rufen die Attentäter sich über Signal oder auf Whatsapp zusammen, können wir nichts mehr tun. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Bei Signal hat mir der Herr Pröll immer geschrieben!) Natürlich machen sie es dann so und nicht mehr per SMS und Telefon, weil sie wissen, dass wir auf diesem Auge blind sind. Deswegen fordern wir als Volkspartei eine Messengerüberwachung, um genau diese Schwachstelle auszumerzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wer ist dagegen? – Die FPÖ. Es wundert mich, dass man, wenn man das System verbessern will, bei diesem Punkt nicht mitgehen kann. (Abg. Kickl [FPÖ]: Aber Sie wollen ja erst überwachen, wenn Sie schon einen Verdachtsmoment haben! Woher haben Sie den Verdachtsmoment?) Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch: Wir wollen das mit richterlicher Genehmigung machen, analog zu SMS und Telefonen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Woher? – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Wo kommt der Verdachtsmoment her?) Das sind die Dinge, bei denen wir meinen, das System muss verbessert werden. Einerseits brauchen wir bessere Regeln bei Asyl und Migration auf EU-Ebene. Da sind wir einen großen Schritt weitergekommen, das war uns als Volkspartei wichtig.
Im digitalen Raum, bei der Radikalisierung von Jugendlichen, aber auch bei der Überwachung von Attentätern, zum Beispiel durch Messengerüberwachung, möchten wir, dass das System besser wird. Die internationale Zusammenarbeit mit Geheimdiensten ist essenziell. Da wollen wir, dass sie besser und nicht durch die Freiheitliche Partei gefährdet wird. Das ist wichtig, um das System besser zu machen, denn das ist tatsächlich unser Anspruch.
Zu einer Analyse gehört aber auch, dass man sich nicht nur anschaut, wo man besser werden kann und wo etwas nicht funktioniert hat, sondern auch, wo etwas funktioniert hat. Seit die DSN gegründet worden ist, wurden Anschläge verhindert – wie zum Beispiel kürzlich am Westbahnhof, wie beim Taylor-Swift-Konzert, die Messerattacke am Hauptbahnhof konnte verhindert werden, zu Neujahr konnte ein Anschlag beim Stephansdom verhindert werden, bei der Pride-Parade konnte ein Anschlag verhindert werden wie auch beim Volksstimmenfest. Da haben die Behörden funktioniert. Es ist wichtig, ein differenziertes Bild zu zeichnen. Ja, wenn es Probleme gibt, verbessern wir die Dinge. Ich habe gerade erklärt, wo es wichtig ist und wo leider die Unterstützung der Freiheitlichen fehlt. Aber da hat es zum Beispiel funktioniert, weil die DSN eine grundsätzlich gut aufgestellte Behörde ist.
Dann im Jänner: Es wurden 1 000 Abschiebungen durchgeführt, davon 259 von Straftätern, viel mehr als unter Innenminister Kickl. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ihr habt ja auch mehr reingelassen!) Ja, da können wir noch besser werden, aber wir sind seit Ihrer Zeit als Innenminister auch besser geworden mit unseren Innenministern der Volkspartei. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Entschuldige, zweimal 50 000 in den letzten paar Jahren!)
Ich glaube, es ist wirklich wichtig – auch aus Respekt vor den Opfern, die vielleicht auch heute zuschauen –, dass wir ein differenziertes Bild zeichnen, dass wir über echte Lösungen reden und nicht nur politisches Kleingeld wechseln. Und ja, wenn es um Verantwortung geht, muss man sie auch darstellen – vor allem auch, wenn man selbst einmal Verantwortung getragen – und auch da aufklären, wo vielleicht etwas besser gemacht werden kann, und nicht nur auf die anderen schauen.
Wir sagen, wo wir besser werden können. Sie meinen nur, alle anderen sind blöd und Sie allein wissen alles. Das ist halt kein Zugang, der wirklich zu Lösungen führt, und ist auch nicht unser Stil, das ist nicht, wie wir Demokratie verstehen, um zu Lösungen in diesem Hohen Haus kommen. (Beifall bei der ÖVP.)
16.44
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordneter Shetty zu Wort gemeldet. – Sie kennen die einschlägigen Bestimmungen der Geschäftsordnung, insbesondere die Redezeitbeschränkung von 2 Minuten.
RN/62
16.44
Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Keine Sorge, Herr Präsident, die werde ich einhalten.
Herr Abgeordneter Mölzer hat hier behauptet, dass die FPÖ nur straffällige Asylwerber abschieben und nicht alle Syrer deportieren möchte.
Das ist falsch, ich berichtige tatsächlich: Herbert Kickl – das ist vom 13.12.2024 –: „Assad ist Geschichte und damit ist endgültig jegliche Grundlage für einen Schutzstatus weggefallen“ (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja, aber der Herr Innenminister hat auch angekündigt: Alle werden abgeschoben!), „statt eines ‚Heimreise-Bonus‘ braucht es sofort eine ‚Schwerpunktaktion Remigration‘ mit der Aberkennung des Schutzstatus und konsequenten Abschiebungen!“
Das hätte übrigens auch den Retter von Villach, der ebenfalls Syrer ist, betroffen. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)
16.45
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Oberrauner. Gewünschte Redezeit: 4 Minuten.
RN/63
16.45
Abgeordnete Mag.a Dr.in Petra Oberrauner (SPÖ): Vielen Dank, Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren, die uns zuschauen oder zuhören! Mit schwerem Herzen spreche ich heute über meine Heimatstadt, eine Stadt, die für Vielfalt, Zusammenhalt und friedliches Zusammenleben steht. Vor wenigen Tagen wurde Villach von einer unfassbaren Tragödie erschüttert: Ein 14-jähriger Junge wurde Opfer eines feigen Terroranschlags, den ein Mann mit syrischer Herkunft verursacht hat. Fünf weitere Menschen kämpfen schwer verletzt im Krankenhaus um ihr Leben. Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl gelten ihnen und ihren Familien, deren Schmerz unermesslich ist.
Doch auch in dieser dunklen Stunde hat sich gezeigt, was Villach ausmacht: Ein Mann, selbst syrischer Herkunft, hat durch seinen mutigen Einsatz Schlimmeres verhindert. Er hat uns vor Augen geführt, dass es nicht die Herkunft ist, die einen Menschen bestimmt, sondern sein Charakter. Villach, in dem 130 Nationen friedlich zusammenleben, hat in dieser schweren Zeit Zusammenhalt und Menschlichkeit bewiesen. Die Menschen haben nicht mit Hass reagiert, sondern mit Solidarität. Dafür bin ich meiner Stadt von Herzen dankbar. (Beifall bei der SPÖ.)
Solidarität allein reicht aber nicht: Wir müssen handeln. Diese Tat hat uns deutlich vor Augen geführt, dass wir entschlossener gegen Extremismus vorgehen müssen. Wir brauchen ein klares gesetzliches Verbot von religiös motiviertem extremistischem Terrorismus. Es darf keine Grauzonen geben, wenn es um unsere Sicherheit geht. Ebenso brauchen wir die Reduzierung der Asylanträge auf ein Minimum, um sicherzustellen, dass unsere Integrationsfähigkeit nicht überfordert wird und jene geschützt werden, die tatsächlich Schutz suchen. Wir müssen unsere Sicherheitsbehörden durch eine deutliche Personalaufstockung bei Polizei, Staatsschutz und Nachrichtendiensten stärken. Diese Institutionen brauchen die Mittel, um Gefährder on- und offline zu überwachen, und dies auch in verschlüsselten Messengerdiensten, wo radikale Inhalte oft unentdeckt bleiben. Wer sich als Gefährder entpuppt, darf keinen Platz in unserem Land haben. Kein Asyl für jene, die unsere Freiheit bedrohen – sie müssen konsequent abgeschoben werden.
Gleichzeitig muss Europa zusammenstehen. Wir brauchen eine EU-weite Verpflichtung für Social-Media-Plattformen, demokratiefeindliche und extremistische Inhalte umgehend zu löschen. Radikalisierung im Netz darf keinen Raum haben. Asylverfahren müssen beschleunigt und mit obligatorischen Backgroundchecks durch unsere Sicherheitsbehörden verknüpft werden. Nur so können wir verhindern, dass Gefährder unbemerkt Schutzsysteme ausnutzen. Verfahrenszentren an den EU-Außengrenzen sind notwendig, um Asylanträge effizient und sicher abwickeln zu können.
Sehr geehrte Damen und Herren! Dieser Anschlag war ein Angriff auf das Herz unserer Gesellschaft. Villach hat jedoch gezeigt: Wir lassen uns nicht spalten. Wir stehen zusammen für eine Gesellschaft, in der nicht die Herkunft zählt, sondern der Charakter, für eine Zukunft, in der wir Hass mit Menschlichkeit begegnen, aber auch mit klaren Regeln, entschlossener Sicherheitspolitik und einem Europa, das zusammenhält. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
16.49
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Krisper. Die maximale Redezeit von 10 Minuten ist eingestellt.
RN/64
16.49
Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Das grausame Attentat in Villach hat uns alle tief erschüttert. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen, aber auch unsere Gefühle. Ich denke, dass hier zumeist das Gefühl der Trauer dem Gefühl der Wut gewichen ist, und hier in der politischen Arena folgen nun Appelle und Versprechen, wie so oft in derartigen Fällen. Es wird oft betont, dass die Antwort die Härte des Gesetzes sein muss, konsequentes Bekämpfen, volles Stoppen von dem einen, Massenüberwachung von den anderen.
Ja, es muss alles getan werden, um Attentate zu verhindern, aber eines darf in der Reaktion nicht passieren: Blinde populistische Symbolpolitik darf nicht Einzug halten, Hetze darf nicht gesät und es darf nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Man darf unsere Verfassung nicht ignorieren, nur weil man eben etwas tun muss.
Im Gegensatz zur FPÖ nehme ich bei der Debatte heute schon wahr, dass die anderen Parteien und sicherlich wir NEOS uns mit voller Kraft der Frage widmen, was die richtigen Lösungen sind. (Ruf bei der FPÖ: Wo ist die richtige Wahrheit?)
Die Energie, die die Wut in uns weckt, ist nämlich dafür zu nützen, entschlossen daran zu arbeiten, dass alle möglichen Maßnahmen, die derartige Gräuel in Zukunft bestmöglich verhindern, zielgerichtet und professionell gesetzt werden. In diesem Sinne erachten wir NEOS es auch für wichtig, dass Maßnahmen in allen drei Phasen verstärkt werden, nämlich in der Prävention, bei den Ermittlungen und im Umgang mit bekannten Gefährdern und Straftätern.
Zunächst zur Prävention: Diese muss mehr Priorität bekommen. Wir müssen die Ursachen der Radikalisierung bekämpfen, bevor aus den Worten Taten werden, und wie Kollege Shetty schon ausgeführt hat, betrifft das besonders auch das Thema Radikalisierung im Internet. Als weitere positive Maßnahme müssen Schulen und Jugendzentren als Präventionsorte weiter gestärkt werden.
Zu den Ermittlungen muss man sagen, Herr Innenminister: Da kann die Zusammenarbeit unserer Behörden professioneller und effizienter werden, und die Abstimmung zwischen den Behörden muss ebenfalls reibungslos funktionieren. In unseren Justizanstalten wäre es sehr wichtig, ausreichend Monitoringstellen einzurichten, damit wir frühzeitig erkennen, wenn Insassen sich in extremistischem Gedankengut verstricken.
Mit Blick auf den geplanten Anschlag am Wiener Westbahnhof muss man auch betonen, dass junge Menschen, die straffällig werden oder sich radikalisieren, gezielte Intervention erleben müssen, bevor sie endgültig abdriften. Es braucht verpflichtende Fallkonferenzen für Intensivtäter und auch spezialisierte Wohngemeinschaften sozialpädagogischer Natur mit klar definierten Freiheitsbeschränkungen, denn der Schutz der Gesellschaft und die Chance auf Reintegration müssen Hand in Hand funktionieren. Das gilt nicht nur für die Zeit während der Haft, sondern eben auch nach der Entlassung, wenn die notwendigen Schritte gesetzt werden müssen, um da mit Erfolg integrativ tätig zu sein. Die Radikalisierung hört nämlich nicht auf, wenn die Haft abgesessen ist.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, was wir nicht brauchen, ist populistische Stimmungsmache. Was wir brauchen, ist eine durchdachte, professionelle Strategie, um Extremismus an der Wurzel zu packen, ohne unsere Grundrechte und unsere Verfassung aufs Spiel zu setzen. Denn wenn wir in der Verteidigung unserer Demokratie unsere Verfassung mit Füßen treten, wie glaubwürdig sind wir denn dann? Wer sind wir denn dann? (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Zadić [Grüne].)
16.53
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Zorba. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/65
16.53
Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Die jüngsten Ereignisse, insbesondere der islamistische Terroranschlag in Villach, haben uns tief erschüttert. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt der Familie des 14-jährigen Opfers und allen Betroffenen dieses grausamen Verbrechens.
Aus netzpolitischer Sicht müssen wir uns die Frage stellen: Wieso kommt es immer öfter zu dieser Onlineradikalisierung, und wieso passiert das immer schneller? – Ein wesentlicher Faktor sind die Algorithmen in sozialen Medien: Plattformen wie Tiktok sind darauf optimiert, Inhalte bereitzustellen, die maximale Interaktion fördern. Leider sind das oft extreme Inhalte, die Angst, Wut und Hass schüren, die viral gehen. Die Algorithmen erkennen das und präsentieren den Nutzerinnen und Nutzern zunehmend radikalisierende Inhalte, immer häufiger und mit einer stets wachsenden Intensität. Diese Algorithmen sind nicht neutral – sie priorisieren Inhalte, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen, unabhängig davon, ob sie wahr, irreführend oder gar gefährlich sind.
Vor knapp zwei Jahren, im Zuge der Debatte zum Digital Services Act, habe ich einen Selbsttest durchgeführt. Ich habe mir zwei Testhandys geholt und geschaut, wie lange es dauert, bis man in rechtsextreme oder islamistische Milieus abrutscht. Oft fängt es sehr harmlos an, auf dem rechtsextremen Handy hat es mit rechten Memes begonnen, die legal sind. Auf dem islamistischen Handy war es so, dass es großteils um Glaubensfragen ging, damals war etwa sehr populär: Ist Bitcoin halal oder haram? – Das waren also grundsätzlich Fragen beziehungsweise Dinge, die legal und nicht problematisch sind.
Das Problem ist nur: Wenn man diese Inhalte länger und öfter konsumiert, kommt man in eine Spirale hinein, aus der man nicht mehr herauskommt. Diese Spirale wird intensiver und radikaler, und junge Menschen finden aus dieser fast nicht mehr heraus.
Wir sind jedoch dieser Situation, dieser Radikalisierungsspirale nicht machtlos ausgeliefert: Mit dem Digital Services Act hat die Europäische Union ein mächtiges Instrument, um genau diese Mechanismen zu regulieren. Der Digital Services Act verpflichtet Plattformen, ihre Algorithmen transparent zu machen, Risiken zu bewerten und entsprechende Maßnahmen gegen Hass und Radikalisierung zu ergreifen. Konkret bedeutet das: Plattformen müssen offenlegen, wie ihre Algorithmen Inhalte priorisieren und auch verbreiten. Sehr große Plattformen, dazu gehört auch Tiktok, müssen Risiken bewerten – darunter die Verbreitung von illegalen Inhalten, Desinformation, Hassrede und Radikalisierung – und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Wenn das nicht passiert, muss es Sanktionen geben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Wotschke [NEOS].)
Es ist aber alarmierend und stimmt mich nachdenklich, dass es auch hier im Hohen Haus eine Fraktion gibt, die den DSA seit Anbeginn mit Verschwörungstheorien bekämpft, dass dieser zu einer Zensur führe oder die Meinungsfreiheit einschränke. Diese Fraktion ist die FPÖ, aber sie profitiert von denselben Mechanismen wie die islamistischen Hassprediger: von Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft. Ihr Widerstand gegen den DSA zeigt deutlich, wessen Interessen Sie vertreten.
Es geht nicht darum, Plattformen wie Tiktok zu verbieten – ein solches Verbot würde auch gar nicht funktionieren und die Plattform wäre relativ bald durch eine andere Plattform ersetzt. Wir müssen nur sicherstellen, dass bestehende Plattformen ihren gesetzlichen Pflichten nachkommen. Kurzfristig würde das bedeuten, problematische Accounts, die Hass und Extremismus verbreiten, konsequent zu sperren. Inhalte, die zur Radikalisierung beitragen, dürfen nicht von diesen Empfehlungsalgorithmen bevorzugt werden. Es ist auch besorgniserregend, dass, während wir hier über die Thematik der Verwendung sozialer Medien und daraus resultierender Probleme debattieren, Tiktok letzte Woche angekündigt hat, das weltweit agierende Trust and Safety Team zu verkleinern, also jene Leute, die eben in solchen Fällen moderierend eingreifen.
Diese digitale Gewaltspirale im Netz muss durchbrochen werden, daher bringen wir folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Radikalisierung und Terror durch Social Media beenden“
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung und die zuständigen Bundesminister:innen werden aufgefordert, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass die EU-Kommission ohne Verzögerungen die im Digital Services Act vorgesehenen regulatorischen Regelungen durchsetzt, insbesondere betreffend die von sehr großen Onlineplattformen zu treffenden Maßnahmen zur Risikominimierung sowie betreffend die verpflichtende Offenlegung und verständliche Erklärung der Empfehlungssysteme und Algorithmen; sich weiters für die rasche Fortführung der laufenden Verfahren gegen X und Tiktok einzusetzen; sich angesichts der jüngst durchgeführten beziehungsweise verhinderten Terroranschläge dafür einzusetzen, dass gegen diese großen Plattformen auch einstweilige Maßnahmen gemäß Art. 70 des DSA verhängt werden; und sich schließlich dafür einzusetzen, dass von der EU-Kommission bei Nichteinhaltung der Vorgaben aus dem DSA die Konsequenzen zu ziehen sind und hohe Geldbußen verhängt werden müssen.
Es wäre ein sehr wichtiges Signal, wenn wir zu diesem Antrag hier eine gemeinsame Position fänden. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
16.58
Der Gesamtwortlaut des Antrages ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/65.1
Radikalisierung und Terror durch Social Media beenden (8/UEA)
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.
Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Belakowitsch. Ihre eingestellte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.
RN/66
16.59
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Vielen herzlichen Dank, Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist heute ein sehr trauriger Anlass für die Dringliche Anfrage, die wir hier an Sie gestellt haben, Herr Bundesminister Karner. Aber wissen Sie, Herr Karner, es ist schon sehr peinlich, was Sie heute hier abgezogen haben. Sie haben sich hierhingestellt und sämtliche Schuld von sich gewiesen, als wären Sie für nichts verantwortlich.
Ich möchte Sie nur daran erinnern, Herr Bundesminister Karner: Als das Assad-Regime gestürzt wurde – es ist noch nicht so lange her, das war im Herbst letzten Jahres –, haben sich quasi auf Knopfdruck 30 000 Syrer vor dem österreichischen Parlament zusammengerottet. Das war in meinen Augen eine extrem bedrohliche Situation.
Im Übrigen gab es damals auch keine Wasserwerfer, die Sie bereitgestellt hätten, so wie Sie das machen, wenn die eigenen Leute auf die Straße gehen und gegen die ÖVP demonstrieren. Da sind Sie dann immer ganz schnell.
Nach dieser Demonstration, Herr Bundesminister, haben Sie – damals noch gemeinsam mit Herrn Nehammer – angekündigt: Es wird jetzt ein Plan ausgearbeitet, die Syrer werden jetzt in ihr Heimatland zurückgebracht, weil der Asylschutz nicht mehr notwendig ist, weil sie ja alle vor dem Assad-Regime geflüchtet sind. (Beifall bei der FPÖ.)
Im Übrigen, Herr Bundesminister: Auch dieser Mörder ist vor dem Assad-Regime geflüchtet, zumindest wenn man seinen Aussagen Glauben schenken kann. Seine Worte waren, er könne es nicht mit sich vereinbaren, sozusagen als Diener des Assad-Regimes Gräueltaten auszuführen. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz [FPÖ].) – Das war seine Begründung.
Damals im Oktober haben Sie sich gemeinsam mit Nehammer geriert und haben gesagt, Sie werden jetzt ein Programm ausarbeiten und die Syrer rückführen. (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: 600 neue hat er hereingelassen!) Wo ist denn dieses Programm? Dieser junge Mann hätte gar nicht mehr im Land sein können, und dann würde heute ein 14-jähriges Kind noch leben, dann würde es heute Eltern geben, die nicht um ihr Kind trauern müssen.
Herr Minister, es hätte auch mein Kind, Ihr Kind, jedes andere sein können, und das ist der Wahnsinn! Und Sie stellen sich hierher! Es ist nicht das erste Mal, dass wir in unserer Republik ein Kind beklagen müssen, dem durch einen illegal Eingereisten das Leben genommen worden ist. Wir stehen hier alle paar Monate: Zuletzt war es eine Leonie, davor hatten wir eine Magdalena, und so weiter und so fort.
Wissen Sie, Herr Minister, und dann passiert gar nichts. Sie stellen sich alle in die erste Reihe, sehr medienwirksam, Sie bekunden Ihre Betroffenheit, Sie lassen Österreich auch noch wissen, dass den Mörder jetzt die volle Härte des Gesetzes treffen wird – und dann passiert gar nichts. Dann gehen Sie zur Tagesordnung über, Sie machen weiter wie bisher. In diesem Fall haben Sie perfiderweise gleich am selben Abend schon gewusst: Tiktok ist schuld, auf Tiktok hat er sich in kürzester Zeit radikalisiert. – Wäre das so, Herr Bundesminister, dann müssten sich alle Jugendlichen in kürzester Zeit radikalisieren. Alle unsere Kinder müssten sich radikalisieren. (Zwischenruf des Abg. Zorba [Grüne].) Also hören Sie auf! Nicht Tiktok ist die Ursache, sondern die illegale Massenzuwanderung ist die Ursache, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie von der Österreichischen Volkspartei stellen sich in den Wahlkämpfen hin und erklären in Sonntagsreden, dass wir geordnete Zuwanderung brauchen. – Schauen Sie hin, was sich tatsächlich an unseren Grenzen abspielt, was sich in unseren Ländern abspielt! Schauen Sie auf die Straßen, was sich da abspielt! Eltern haben ein Recht darauf, dass ihre Kinder sich in Sicherheit im öffentlichen Raum bewegen dürfen. Wir alle – Frauen, Mütter, alle – haben ein Recht darauf. Das ist aber offensichtlich in Ihren Köpfen noch überhaupt nicht angekommen. Außer Sonntagsreden kommt nichts von dieser Volkspartei.
Daher ist es ein Gebot der Stunde, endlich die Grenzen zu schließen, denn dieser europäische Pakt wird das Problem nicht lösen, er wird es verschärfen, Herr Bundesminister. Da geht es doch nur um eine weitere Verteilung dieser Herrschaften. (Beifall bei der FPÖ.)
In Österreich ist kein Platz mehr. Wir müssen die Notfallklausel ziehen. Wenn Sie das nicht tun, dann, Herr Minister, sind Sie weiterhin ein Sicherheitsrisiko für unsere Kinder. (Beifall bei der FPÖ.)
17.03
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Minnich. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/67
17.03
Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Danke, Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kollegen im Hohen Haus! Ich darf zu Beginn für meinen Nationalratsabgeordnetenkollegen Harald Servus die Junge Wirtschaft der Wirtschaftskammeraußenstelle Purkersdorf auf das Herzlichste hier im Hohen Haus begrüßen – herzlich willkommen! (Beifall bei ÖVP und FPÖ, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Shetty [NEOS].)
Heute behandeln wir eine Dringliche Anfrage zum Thema IS-Terror in Villach durch Behördenversagen und einen Entschließungsantrag „Stopp der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Asylanten“.
Die Staatsbürgerschaft ist das höchste Gut, das unser Rechtsstaat zu vergeben hat. Sie ist kein Geschenk, sondern das Ergebnis einer erfolgreichen Integration (Abg. Kickl [FPÖ]: Schön wär’s!), basierend auf klaren Regeln, Leistung und Loyalität zu Österreich. Deshalb ist für uns völlig klar: Asyl und Staatsbürgerschaft dürfen nicht vermischt werden. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Aha!)
Heute haben wir auch der Opfer des tragischen Messerattentats in Villach gedacht. Mein aufrichtiges und herzliches Beileid den Angehörigen, aber auch ein herzliches Dankeschön den Einsatzkräften, dem Sicherheitskörper, aber auch dem Syrer, der beherzt, mit Zivilcourage noch Schlimmeres verhindert hat und den Attentäter angefahren und gestoppt hat! Auch ihm ist großer Dank auszusprechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS.)
Lassen Sie mich klarstellen: Jede Gewalttat ist eine zu viel. Wir müssen als Rechtsstaat konsequent gegen jene vorgehen, die unsere Sicherheit gefährden.
Bleiben wir bei den Fakten: Wer zu uns kommt, muss unsere Gesetze einhalten, Deutsch lernen und arbeiten. Wir haben seit Schwarz-Blau, seit 2018 eines der strengsten Einbürgerungsgesetze der Welt. Nach Abzug von Miete, Betriebskosten und Lebenshaltungskosten muss ein Staatsbürgerschaftsantragsteller ein monatliches Netto von 1 273 Euro als Zeichen für eine erfolgreiche Integration vorweisen.
Die letzten Jahre haben wir über 13 307 Abschiebungen jährlich durchgeführt. (Abg. Kickl [FPÖ]: Wohin?) Jetzt, im Januar alleine, waren es wieder über 1 000, davon waren über 250 Straftäter. (Abg. Wurm [FPÖ]: Innerhalb Europas!) – Nein, nicht innerhalb Europas. (Abg. Wurm [FPÖ]: Aha! Ja, wohin dann genau?) – Ja, auch in die Herkunftsländer. (Abg. Wurm [FPÖ]: Wie viele davon? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Kriminelle Asylwerber haben in Österreich nämlich keinen Platz. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Nur EU-Verbrecher! – Abg. Kickl [FPÖ]: Slowakische Bettler!) Da gibt es von uns eine ganz klare Linie. Nochmals: Wer Schutz sucht, muss sich an unsere Gesetze halten, Deutsch lernen und für den Lebensunterhalt arbeiten.
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir schützen Österreich. Wir handeln konsequent. Wir haben die Asylantragszahlen stark gesenkt. Wir haben von 25 Asylheimen jetzt 17 Asylheime geschlossen, acht sind bundesweit noch geöffnet. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Der Rest wird eingebürgert! – Zwischenruf des Abg. Steiner [FPÖ].)
Die Vorschläge der FPÖ hingegen sind oft reiner Populismus. Ja, wir müssen Kriminalität bekämpfen, ja, wir müssen Sicherheit garantieren. Ohne Sicherheit ist alles nichts. Das tun wir aber bereits mit echten Maßnahmen und nicht mit bloßen populistischen Parolen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Funktioniert aber nicht! – Abg. Deimek [FPÖ]: Funktioniert super!) Es ist sehr verwunderlich, wenn heute von Behördenversagen und von Systemfehlern gesprochen wird, denn jedes Mal, wenn es um Verbesserungen für den Sicherheitsbereich, für unsere Polizistinnen und Polizisten geht, damit wir mehr Sicherheit auf die Straße, zur Bevölkerung bringen, stimmen Sie leider nicht mit, um diese Verbesserungen hier im Hohen Haus zu beschließen. (Beifall bei der ÖVP.)
Unsere Linie bleibt klar: Asyl ist Schutz auf Zeit; Staatsbürgerschaft ist ein Privileg. Wir werden nicht zulassen, dass die beiden vermischt werden. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
17.09
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Köllner. Eingestellte Redezeit: 4 Minuten.
RN/68
17.09
Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Danke, Herr Präsident! Herr Innenminister! Geschätzte Damen und Herren! Wenn ein 14-jähriger unschuldiger Jugendlicher aus unserer Mitte auf offener Straße brutalst ermordet wird, dann führt uns das auf erschütternde Weise vor Augen, was passiert, wenn Extremismus in unserem Land Fuß fasst. Der Anschlag in Villach ist nicht nur ein Anschlag auf unsere Werte und auf die Prinzipien unserer Gesellschaft. Dieses schreckliche Ereignis ist auch der letzte Weckruf, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann.
Wir dürfen nicht hinnehmen, dass jemand als Schutzsuchender nach Österreich kommt, aber dann zum Sicherheitsrisiko für uns Österreicherinnen und Österreicher wird. So etwas hat bei uns nichts verloren. Wir dürfen aber auch nicht alle Menschen in einen Topf werfen. Das haben wir sehr gut am Beispiel jenes gebürtigen Syrers gesehen, der durch sein Eingreifen weiteres Blutvergießen verhindert hat. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre [NEOS].)
Wir können den Kärntner Burschen leider nicht mehr ins Leben zurückholen; doch was wir können, ist, alles daranzusetzen, dass so ein Attentat möglichst nicht mehr geschieht. Die Menschen in unserem Land erwarten daher auch zu Recht entschlossene politische Maßnahmen ohne Denkverbote. Die Zeit der Lippenbekenntnisse in der Asyl-, Migrations- und Integrationspolitik ist vorbei, und da nehme ich auch niemanden aus; denn es ist schon so, dass die demokratischen Kräfte hier im Hohen Haus in diesen Fragen an Vertrauen der Wählerinnen und Wähler eingebüßt haben und sie damit auch in die Hände der Rechtspopulisten und Rechtsextremen getrieben haben. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Geh bitte!) Eines ist aber auch klar: Es sind nicht Hass und Hetze, die unser Land sicherer machen werden, sondern es wird eine konsequente und entschlossene Politik aus der politischen Mitte heraus sein, die das tun wird. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Dann müsst ihr aber aus dem Marxismus heraus eure Mitte einmal finden! – Abg. Leichtfried [SPÖ]: Das ist der nächste schlechte Zwischenruf!)
Genau da liegt der wesentliche Unterschied zu Ihnen, Herr Hafenecker (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Such einmal die Mitte aus dem Marxismus heraus!): Ihr wollt von den Problemen leben, aber wir wollen sie lösen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Bogner-Strauß [ÖVP] und Neßler [Grüne].) Sie sind gar nicht an einer echten Lösung des Problems interessiert, denn Sie leben politisch ausschließlich von Hass und Hetze. (Abg. Steiner [FPÖ]: Seit wann sind die Kommunisten in der politischen Mitte?)
Der Job der neuen Bundesregierung wird also nicht sein, zu erklären, was nicht geht, sondern alles zu tun, was geht, damit so eine Tat möglichst nicht mehr passiert. Dazu gehört zum einen, die Asylanträge, Herr Innenminister, auf ein Minimum zu reduzieren. Wir haben in den Ausschüssen schon oft darüber diskutiert, denn was augenscheinlich ist, ist, dass die Integration nicht mit Tempo und Ausmaß der Migration Schritt hält. Menschen, die zu uns kommen und bleiben dürfen, müssen schnell und verpflichtend Deutsch lernen, es müssen ihnen unsere Werte vermittelt werden, und sie müssen in Beschäftigung kommen. Wir brauchen auch eine klare Kante gegen jede Form von Extremismus.
Ein Teil der Lösung werden auch Straftatbestände zum politischen Islamismus sein müssen, denn diese werden sicherlich auch eine generalpräventive und abschreckende Wirkung haben.
Auch über dieses Thema haben wir schon oft diskutiert: Um die Sicherheit in unserem Land zu erhöhen, müssen wir mehr Polizistinnen und Polizisten rekrutieren. Dazu braucht es aber für unsere Sicherheitskräfte auch mehr Befugnisse. Es geht nicht darum, anlasslos das Handy von der Mizzitant vom Dorf zu überwachen (Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Na sicher! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Darum geht’s! Darum geht’s der ÖVP!), aber eine gezielte Überwachung von Gefährdern ist zum Schutz unserer Bevölkerung unabdingbar. Der Erste, der übrigens gegen die Gefährderüberwachung war, ist ein gewisser Herr Herbert Kickl. – Offenbar haben Sie Angst davor, selbst überwacht zu werden – oder Ihre Freunde. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Deimek [FPÖ].)
Zu guter Letzt müssen wir uns auch die Social-Media-Plattformen vorknöpfen. Auch Tiktok hat Blut an den Händen. Es kann nicht sein, dass Tiktok und Co zulassen, dass man sich innerhalb weniger Wochen radikalisieren kann. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Blödsinn! – Abg. Kickl [FPÖ]: Haufenweise radikalisierte Österreicher! Haufenweise! – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch [FPÖ].) Das ist vergleichbar mit Beihilfe zum Mord, Frau Kollegin Belakowitsch. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Nur Muslime sind radikalisiert! Fällt euch das nicht auf?) Genau da liegt ein weiterer Unterschied zur FPÖ: Wir schauen genau hin, auch dorthin, wo Sie Ihre Verschwörungstheorien als freie Meinung tarnen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Alles Radikale ist schlecht, ob Identitäre, Nazis oder politische Islamisten. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ihr könnt nicht einmal unfallfrei Excel bedienen! Was wollt ihr eigentlich?) Jeder, der unser friedliches Miteinander zerstören oder auch nur stören will, muss es zukünftig mit uns zu tun bekommen. Das ist die Erwartung der Menschen in unserem Land (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Müsstet ihr nicht zuerst den Computerführerschein machen?), und das muss auch die Erwartung an die neue Bundesregierung sein. Es ist Zeit, zu handeln – konsequent, entschlossen und ohne Kompromisse. (Beifall bei der SPÖ.)
17.14
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Neßler. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/69
17.15
Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Danke, Herr Präsident. – Wenn ein 14-Jähriger mitten am helllichten Tag Opfer eines jugendlichen Attentäters wird, dann macht uns das alle fassungslos, und selbstverständlich sind unsere Gedanken hauptsächlich bei den Angehörigen. Es ist brutal, es ist unfassbar, und es ist genau das, was Terrororganisationen wie der IS erreichen wollen: Sie wollen erreichen, dass wir Angst haben. Sie wollen erreichen, dass unsere Demokratie ins Wanken gerät. Sie wollen erreichen, dass unsere Gesellschaft gespaltet wird, und uns gegeneinander ausspielen.
Gerade angesichts dieses unfassbar traurigen Ereignisses dürfen wir diesen Fall wirklich nicht politisch instrumentalisieren. Dafür sind die Baustellen zu groß, das Thema zu ernst und der Fall zu brutal. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Frau Kollegin, wie viele Kinder haben Sie eigentlich?) – Ich glaube nicht, Frau Belakowitsch, dass es jetzt angemessen ist, dazwischenzuschreien. (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ich glaube schon! Sie haben überhaupt keine Ahnung!)
Unser Job, liebe Kollegen und Kolleginnen, ist nicht, weiter die Gesellschaft zu spalten. Unser Job als Politiker und Politikerinnen ist, alles dafür zu tun, zu bekämpfen, was solche Taten erst ermöglicht: Das ist gewalttätiger Extremismus. Darum müssen wir ganz nüchtern, auf Grundlagen der Fakten, darüber sprechen.
Wir sehen eines: Alarmierenderweise werden die Attentäter immer jünger. Wir sehen – es wurde schon angesprochen –, es gibt einen gemeinsamen Nenner, und dieser gemeinsame Nenner ist Social Media und da vor allem die Plattform Tiktok. Genau deshalb müssen wir über diesen Hosentaschenextremismus sprechen (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Der Herr Shetty ist auch immer auf Tiktok! – Abg. Zorba [Grüne]: Der ist kein Extremist!), denn Tiktok ist ein Brandbeschleuniger für Radikalisierungsprozesse (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Deshalb ist er ja so radikalisiert!), auch wenn manche hier versuchen, es zu relativieren. (Beifall bei den Grünen.)
Es geht darum, dass jede Sekunde Hunderte, Tausende, Millionen von Videos mit extremen Inhalten reingespült werden, ungefiltert, direkt an junge Menschen. Warum funktioniert das Ganze so gut? – Weil junge Menschen da Bestätigung bekommen, weil sie Anerkennung bekommen, etwas, was sie vielleicht in der realen Welt nicht bekommen, und insbesondere verunsicherte, heranwachsende Männer bekommen von Extremisten Sinn, Identität und vor allem Gemeinschaft. Sie bekommen etwas zutiefst Menschliches, und zwar finden sie Freunde, sie finden Anschluss. Sie bekommen zudem schnelle, einfache Antworten auf komplexe Fragen, und genau das nutzen Extremisten aus. – Du hast Probleme in deinem Leben? Die anderen sind schuld! Du hast deinen Platz in der Gesellschaft noch nicht gefunden? Die westlichen Werte sind schuld! Du hast Probleme beim Daten? Der Feminismus ist schuld!
Radikalisierung passiert auch nicht im Sinne von: Ich schaue mir ein paar Videos an! – der Kollege hat es erklärt –, sondern es passiert nach und nach. Es ist eine gefährliche Abwärtsspirale bis hin zum Rabbit-Hole-Effekt, bei dem die Jugendlichen in eine immer extremere Welt hineingezogen werden. Radikale Ansichten werden belohnt: Je absurder, je radikaler, umso mehr Anerkennung bekommt es in der digitalen Welt. Islamistische Influencer und Hassprediger vermischen gesellschaftliche Themen bewusst mit patriarchalen, frauenfeindlichen, antidemokratischen, antiwestlichen Werten. Das passiert oft subtil, aber sie wissen ganz genau, was sie machen.
Jetzt ist die Frage: Was können wir tun? Was müssen wir tun? – Eines vorweg: Es darf jetzt nicht darum gehen, dass wir aus der Angst der Menschen Kleingeld schlagen. Es bringt uns auch absolut nichts – looking at you, FPÖ –, laut zu schreien, aber keine richtigen Lösungen zu bringen, denn mit populistischen Inszenierungen ohne reale Wirkung spielen wir nur den Extremisten in die Hände, und wir schützen keinen einzigen Bürger und keine einzige Bürgerin. Und das kann es nicht sein. (Beifall bei den Grünen.)
Eines muss auch ganz klar gesagt werden: Es ist völlig egal, von welcher Seite Gewalt oder Extremismus kommt, ob es islamistisch ist, ob es rechtsextrem ist – ich erinnere an die Waffenfunde im Nazikeller, wo x-fache Munition und Sprengkörper gefunden wurden, wo sich Rechtsextreme auf den Tag X vorbereiten. Wir dürfen auf keinem Auge – auf keinem Auge! – blind sein. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Leichtfried [SPÖ].)
Was wir brauchen, ist Medienkompetenz, nicht als Nice-to-have, sondern als zentraler Bestandteil (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Aber bei Ihnen tragen die Kollegen von der RAF ...!); und Plattformen wie Tiktok dürfen wir Extremisten nicht länger als rechtsfreien Raum überlassen. Wir müssen Extremismus auf jeder Ebene bekämpfen! Nur so schützen wir unsere Bürger und Bürgerinnen.
Genau deshalb bringen wir einen Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Desinformation bekämpfen und Meinungsvielfalt sichern auf Social Media“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung und die zuständigen Bundesminister:innen werden aufgefordert,
Ich hoffe, dass auch diese Seite (in Richtung ÖVP und FPÖ weisend) dem Antrag zustimmen wird, wenn es wirklich darum geht, unsere Bürger und Bürgerinnen zu schützen. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kassegger [FPÖ]: Ach du meine Güte!)
17.21
Der Gesamtwortlaut des Antrages ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/69.1
Desinformation bekämpfen und Meinungsvielfalt sichern auf Social Media (9/UEA)
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Der gegenständliche Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und ordnungsgemäß eingebracht, er steht damit auch mit in Verhandlung.
Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Darmann. Eingestellte Redezeit: 6 Minuten.
RN/70
17.21
Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ): Danke, Herr Präsident! Hohes Haus! Das, was hier und heute seitens der Vertreter der Einheitspartei aus SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS zu hören war (Abg. Schatz [SPÖ]: Demokratie ...!), war in Wahrheit an Unverfrorenheit, an beständiger Unbelehrbarkeit, aber auch an politischer Verantwortungslosigkeit nicht mehr zu überbieten (Beifall bei der FPÖ); denn Sie, werte Damen und Herren, die Sie allesamt 2015 und folgend zu den Willkommensklatschern, quer durch Österreich, gezählt haben, Ihresgleichen, ziehen Sie sich den Schuh ruhig selbst an! In weiterer Folge haben Sie all das zugelassen, was unter dem Begriff oder den Begrifflichkeiten illegale und unkontrollierte Massen- und Messerzuwanderung, unter dem Deckmantel des Asyls und einer falsch verstandenen Toleranz zu subsumieren ist.
Ihr alle zeigt dann in einer Debatte wie dieser auf die bösen rechten Freiheitlichen. Die sind die Gefahr für Österreich! – Ja geht es euch noch gut? Geht es euch noch gut? (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Stögmüller [Grüne]: … Rechtsextremismus!) Das hat doch null Substanz, was ihr hier aufführt! (Abg. Koza [Grüne]: Rechtsextremismus!) Die Leute zu Hause, die dem folgen, auch hier auf der Galerie, werden sich denken: Ja was ist denn in deren Hirne gefahren? Selber jede Initiative der Freiheitlichen zum Abbrechen dieser illegalen und unkontrollierten Massenzuwanderung ablehnen – über die letzten zehn Jahre, insbesondere von ÖVP und Grünen in den letzten paar Jahren, wurden auch unsere Anträge zur Festung Österreich, zu einem absoluten Asylstopp, zu einer Abschiebeinitiative und vielem anderen mehr von euch abgelehnt (Zwischenruf des Abg. Egger [ÖVP]), hier mehrfach, in den Landtagen quer durch Österreich mehrfach; und dann stellt ihr euch nicht nur heute hier heraus, sondern auch am Tag nach diesem schändlichen Attentat in Villach und kommt mit Mitleidsbekundungen, mit Trösten – ich nenne es Vertrösten auf bessere Zeiten – und hantelt euch von einem Anschlag zum nächsten weiter.
Ja fällt euch nicht auf, dass da etwas falsch läuft? Fällt euch nicht auf, dass ihr es längst in der Hand gehabt hättet, das alles abzudrehen? (Beifall bei der FPÖ.) – Es ist unfassbar.
Werte Kollegen, insbesondere aus der ÖVP ist heute gekommen: „Bleiben wir bei den Fakten!“, und: Emotionen seien hier nicht angebracht. – Ich meine, ich muss schon sagen: Wo denn? Wo denn sind Emotionen angebracht? Es ist gut, dass es Emotionen gibt (Beifall bei der FPÖ), weil es dann auch Leidenschaft in der Politik für die eigene Heimat gibt! Ich kann gar nicht mehr hören, dass man immer alles wegwischen will, auf eine technische Basis runtergehen, über irgendwelche Algorithmen reden, dass diese gefährlich seien – und die Leute, die ihr hereingelassen habt, durch die wir hier auch Kriminalität importiert haben, die sind nicht gefährlich. Nein, die sind nicht gefährlich, die werden ja dann durch Tiktok und andere überredet – überredet! –, Leute abmurksen zu müssen (Zwischenruf des Abg. Obernosterer [ÖVP]), abstechen zu müssen, Terrorattentate begehen zu müssen, vergewaltigen zu müssen und vieles andere mehr. – Ja, euch ist nicht mehr zu helfen. Bei Gott, euch ist nicht mehr zu helfen, wenn ihr tatsächlich glaubt, was ihr der Bevölkerung tagtäglich verkauft. Es ist unfassbar. (Beifall bei der FPÖ.)
Reden wir über die Fakten – kein Problem! Anfang Dezember, es war der 10. Dezember 2024, ist Herr Innenminister Karner in die Medien gegangen, in der Folge auch hier in einer Nationalratssitzung zu Wort gekommen, und hat gesagt, wie das auch Kollegin Dagmar Belakowitsch festgehalten hat, ja, er werde jetzt gleich einmal alle Syrer pauschal abschieben. – Ja, das wäre in Wahrheit auch richtig gewesen, denn sie haben hier nichts mehr verloren, weil der Asylgrund weggefallen ist. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker [FPÖ].)
Dann haben Sie gesagt, Sie werden keine neuen Syrer mehr im Land aufnehmen. Und siehe da – und diese Zahlen, bitte insbesondere in der ÖVP zuhören, kommen nicht von Herrn Darmann oder von der FPÖ oder von sonst irgendjemandem, der sich das irgendwo zurechtgezimmert hat; sie kommen von Herrn Innenminister Karner selber, das sind seine Asylzahlen aus der Asylstatistik Jänner 2025 –, da steht: Neue Asylanträge – ich habe es nicht einmal gescheit glauben können, als ich es gelesen habe –, 618 Syrer und 629 Afghanen. – Na Gratulation! Gratulation! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das ist Konsequenz! – Abg. Schnedlitz [FPÖ]: Unfassbar!) Das ist der Asylstopp in diesem Bereich, und in Wahrheit wurde da die Öffentlichkeit belogen, schlichtweg belogen. Um eine schnelle Schlagzeile in einem großen Printmedium in Österreich zu bekommen, hat man gleich einmal gesagt: Ja, das stoppen wir alles, die schieben wir ab, führen sie zurück in ihre Heimatländer, es kommt kein neuer herein! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hafenecker [FPÖ].)
Die Zahlen sprechen die Wahrheit, und die ist den Menschen, aber auch euch hier herinnen zumutbar, und die Zahlen sind fatal, werte Kolleginnen und Kollegen! Die sind fatal, weil sie der eigenen Bevölkerung, unserer Sicherheit, unserem Wertesystem, unserer Gesellschaft in den Rücken fallen. Da rede ich nicht nur von den rund 90 000 Syrern und Afghanen, die Sie in Ihrer Verantwortung als Innenminister in den letzten drei Jahren ins Land gelassen haben, sondern ich rede auch von den rund 50 000 Asylwerbern aus dem Jahr 2015, die Syrer und Afghanen waren, und heute ist es sogar von einem Redner Ihrer Fraktion zugegeben worden, auch bei der SPÖ ist es irgendwann einmal vorgekommen: Na ja, wenn die Leute etwas anstellen, ist das eh ein Problem, und eigentlich sollten sie nicht da sein! – Zuletzt gehört – wer war das? (Ruf bei der FPÖ: Minnich heißt er!), es sei dahingestellt, das wird nicht so wichtig gewesen sein, der Inhalt war viel wichtiger –: In diesem Bereich hat Ihre Fraktion festgehalten, dass Asyl ein Schutz auf Zeit ist und dass es nichts anderes sein kann. – Richtig!
Jetzt gibt es aber in Österreich eine geltende Rechtslage, durch Sie zusammengeschustert, dass Asylberechtigte aufgrund der Dauer ihrer Aufenthaltsberechtigung auf österreichischem Staatsgebiet nach zehn Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft erlangen können; und die rund 50 000 2015er-Syrer und -Afghanen können heuer einen Antrag auf österreichische Staatsbürgerschaft stellen. Man muss sich das einmal vorstellen! (Ruf bei der FPÖ: Wahnsinn!) Die, die nicht einmal einen Fluchtgrund hierher gehabt haben, weil sie sichere Drittstaaten über Tausende Kilometer durchquert haben, dann bei uns angeklopft haben, das heißt, auch nach internationalem Recht niemals eine Argumentation dafür gehabt hätten, hier einen aktuellen Asylstatus zu beanspruchen, haben Sie alle hereingelassen, insbesondere Kollegin Mikl-Leitner, und dann in den letzten Jahren – das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht ersparen – Sie, Herr Innenminister Karner. (Abg. Leichtfried [SPÖ]: Wie ist das mit der Redezeit?)
Diese Herrschaften aus 2015 können jetzt wegen Versäumnissen der Behörden oder vielmehr der Behördenführung sowie aufgrund der Tatsache, dass sie einfach einmal da sind, Asyl bekommen haben und sich in weiterer Folge keiner darum geschert hat, ob sie zu Recht da sind oder nicht, heuer die Staatsbürgerschaft, das hohe Gut der Staatsbürgerschaft, erlangen – das gilt es abzuwenden! (Beifall bei der FPÖ.)
Aus diesem Grund, werte Kolleginnen und Kollegen, bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stopp der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Asylanten“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, das Staatsbürgerschaftsgesetz dahingehend zu reformieren, dass Asylanten kein Anrecht mehr auf die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft für sich in Anspruch nehmen können sollen.“
Ich hoffe (Abg. Leichtfried [SPÖ]: Ist jetzt einmal aus?), dass einigen auch in den letzten – zumindest letzten – Tagen ein Licht aufgegangen ist. Es scheint aber bei Ihnen im Innenministerium nicht so gewesen zu sein: Jetzt ist am 15. Februar ein Jugendlicher in Villach durch einen Islamisten, durch einen syrischen Asylanten eiskalt ermordet worden; fünf Tage später – fünf Tage später! – gibt es eine Anweisung aus Ihrem (in Richtung Bundesminister Karner) Ministerium von Ihrem Parteifreund Michael Takacs an alle Landespolizeidirektionen, die Überstunden bei der Polizei in allen Bundesländern um 20 Prozent zu kürzen. (Abg. Kickl [FPÖ]: Wahnsinn!) Die Bezirkskommanden haben bis übermorgen Zeit (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Vollkommen irre, ...!), die Kürzung der Überstunden um 20 Prozent an die Landespolizeidirektionen zu melden. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sicherheitsoffensive von der ÖVP!) Diese dürfen am 11. März vor Ihnen salutieren und wissen jetzt schon nicht mehr, wie sie die Dienststellen ohne Abrechnung ebendieser Überstunden aufrechterhalten sollen. Und dann reden Sie von einer Stärkung der Sicherheit in Österreich?
Fünf Tage nach diesem Attentat erfolgt dieser Frontalangriff - -
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Bitte zum Schlusssatz kommen!
Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (fortsetzend): Danke! Dann erfolgte dieser Frontalangriff auf unsere Polizei, auf die Sicherheitsexekutive und damit auf die Sicherheit unseres Volkes. Das ist tatsächlich erbärmlich. – Danke schön. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)
17.31
Der Gesamtwortlaut des Antrages ist unter folgendem Link abrufbar:
RN/70.1
Stopp der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Asylanten (10/UEA)
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Der gegenständliche Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und ausreichend unterstützt und steht daher auch mit in Verhandlung.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Prammer. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten.
RN/71
17.31
Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Vielen Dank, Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben heute hier wieder erlebt, wie von der FPÖ ein wirklich tragischer Vorfall missbraucht wird, um Parolen abzuschießen (Abg. Wurm [FPÖ]: Ach, mein Gott! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: ... wir den Anschlag verübt auch noch!) und um irgendwelche vorgeblichen Maßnahmen zu fordern, die es alle längst gibt. Wir haben Methoden und wir haben Mittel (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Sie verwenden ...!); was wir brauchen, sind ausreichend Menschen, ist ausreichend Kapazität, um diese auch anzuwenden, und das wird auch gemacht. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wurm [FPÖ]: Hilflosigkeit!)
Wir haben aber ein riesengroßes Problem mit der Radikalisierung. Da muss man hinschauen, da muss man ganz genau hinschauen, und dagegen muss man etwas unternehmen.
Es ist aber nicht so, dass dagegen nicht etwas unternommen würde, es wurden da tatsächlich auch schon Maßnahmen ergriffen. Jetzt hat sich dieses Phänomen von der echten Welt in die digitale Welt verwandelt (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Das stimmt ja nicht!), verlegt (Ruf bei der FPÖ: Nein, das ist im echten Leben! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Nein, das ist in der echten Welt gewesen! Ganz in echt! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Alles real! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), und auch dort wird etwas dagegen unternommen. (Abg. Deimek [FPÖ]: Also die Überstundenkürzung hat in der digitalen ...!)
Wichtig ist aber schon – wichtig ist es schon! –, dass wir jene Maßnahmen ergreifen, die zu uns, zu unserem System und zu unserer Wertehaltung passen. Es ist uns nicht geholfen und es wird auch da nichts helfen, wenn man Alibimaßnahmen wie eine anlasslose Massenüberprüfung fordert.
Herr Innenminister, Sie haben selbst gesagt, es gibt bereits die Möglichkeit, in Grundversorgungsquartieren Nachschau zu halten. Wurde das gemacht? (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Nein!) Gibt es vielleicht so viele Grundversorgungsquartiere, in denen jetzt Nachschau gehalten wurde und wo man Hinweise auf Radikalisierung und auf Terrororganisationen gefunden hat? Gibt es die vielleicht? – Ich glaube, wir hätten davon gehört, wenn dem so wäre. Das wurde nicht einmal versucht, das wurde nicht gemacht, weil es sinnlos ist. Und dann auch noch zu fordern, unter Verletzung unserer Grundrechte in Privatquartiere eindringen zu können, um dort nicht zu machen, was da nicht gemacht wurde, wo es schon möglich ist – das sind reine Alibimaßnahmen. (Beifall bei den Grünen.)
Es gibt aber Maßnahmen, die helfen können, wir wissen das: Wir haben es beim letzten Mal, als wir hier gemeinsam ein Maßnahmenpaket beschlossen haben, gesehen, denn damals waren die Hauptschwerpunkte der Radikalisierung Moscheenvereine, Moscheen und Hassprediger, die dort Menschen radikalisiert haben, die dort gezielt Jugendliche angesprochen haben, gezielt mit diesen Inhalten auf die Jugendlichen eingewirkt haben. Dagegen wurde mit der Maßgabe und mit den Maßnahmen eines Rechtsstaates eingewirkt: Wir haben Gesetze beschlossen, die Handeln ermöglichen, und wir haben der Exekutive die Möglichkeit und die Ressourcen gegeben, um etwas dagegen zu tun. Wir konnten auch dagegen vorgehen, denn diese Vorfälle sind massiv zurückgedrängt worden. (Beifall bei den Grünen.)
Was wir aber auch gesehen haben, ist, dass sich in der letzten Zeit immer wieder Straftaten – schwere Straftaten – ereignet haben, bei denen Messer als Tatwaffen eingesetzt wurden, und wir könnten schon längst – wir könnten schon längst! – ein strenges Messertrageverbot haben: ein Verbot, das dem entgegenwirkt, dass immer wieder Täter mit Messern schwere Straftaten verüben. (Abg. Reifenberger [FPÖ]: Die werden sich daran halten, oder? – Ruf bei der FPÖ: Genau!) Wir hätten es schon, aber offensichtlich hat die ÖVP bewusst in Kauf genommen, dass weiterhin Menschen mit Messern verletzt und getötet werden, weil es Ihnen wichtiger ist, dass Betrunkene weiterhin mit Hirschfängern auf Volksfesten sein dürfen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Tanner [ÖVP]: ... ernsthaft! Geht’s noch? Geht’s noch?)
Hätten Sie unsere Vorschläge aufgenommen, ein Alkoholverbot im Zusammenhang mit dem Tragen von Messern umgesetzt, die Abgabe von Messern an Jugendliche verboten und die Ausnahmen wesentlich eingeschränkt, dann könnten wir schon längst dieses Messertrageverbot haben. (Beifall bei den Grünen.)
Aber wir haben als Gesellschaft auch noch andere Mittel, wir sind nämlich eine vielfältige Gesellschaft. Wir haben auch eine staatlich organisierte Islamische Glaubensgemeinschaft (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch [FPÖ]), und die erklärt nach solchen Vorfällen laut und deutlich, dass Islamismus und Islam eben genau nicht zusammengehören (Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Na von laut und deutlich habe ich noch nichts gehört! – Abg. Kickl [FPÖ]: Nein, gar nichts hat das miteinander zu tun! – Abg. Martin Graf [FPÖ]: Laut und deutlich ...!) und extremistische Tendenzen dort nichts zu suchen haben. Was wir von denen aber auch verlangen müssen und verlangen dürfen, ist, dass sie das nicht uns hier herinnen erklären – ich nehme es ihnen ab –, sondern es gehört den Jugendlichen erklärt, die sich auf den Plattformen radikalisieren, die dort den Hasspredigern glauben. Denen gehört es von jenen, die dort die Glaubwürdigkeit haben, in deren Sprache auf deren Plattformen erklärt. (Abg. Kickl [FPÖ]: Am besten in deren Land! – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Da hast du auch mehr, die die Sprache können!)
Wir haben immer wieder gehört, was diese Terroristen behaupten. Sie behaupten, wir seien schwach: Wir seien als Gesellschaft schwach, weil wir eine Gesetzeslage haben, die auf Grundrechten, die auf Menschenrechten und die auf Rechtsstaatlichkeit aufbaut. – Genau das Gegenteil ist der Fall: Mit genau dieser Gesellschaft, die wir uns sicher nicht von Terroristen und Extremisten – egal aus welcher Richtung – kaputt machen lassen wollen, genau mit dieser Gesellschaft werden wir uns dagegen wehren.
Da liegt ja auch der Zusammenhang: Warum sind sie sich denn so ähnlich? Warum sind sie sich denn so gleich? Warum reagieren sie denn so stark darauf? Das, was die islamistischen Extremisten fordern und was die Rechtsextremisten fordern, ist genau das Gleiche: Sie wollen unseren Rechtsstaat, sie wollen unsere freie Gesellschaft zerstören. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Glauben Sie eigentlich, was Sie da reden?)
Aber das lassen wir nicht zu, wir sind nicht schwach! Unser Staat ist nicht schwach, wir sind nicht schwach. Wir haben die Mittel, wir werden uns wehren (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Vor 40 Jahren … ihr alle die RAF ...!), und wir werden den Extremismus – egal aus welcher Richtung – besiegen. (Beifall bei den Grünen.)
17.37
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet.
Die Debatte ist geschlossen.
RN/72
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir kommen nunmehr zu den Abstimmungen.
RN/72.1
Zunächst: Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schaffung eines Verbotsgesetzes für den politischen Islam“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich abgelehnt. (Abg. Wurm [FPÖ]: … sind für den politischen Islam offensichtlich! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Ja!)
RN/72.2
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Radikalisierung und Terror durch Social Media beenden“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen. (2/E) (Abg. Wurm [FPÖ]: Wird es doch eine Viererkoalition, ha? – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Einheitspartei! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
RN/72.3
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Süleymann Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Desinformation bekämpfen und Meinungsvielfalt sichern auf Social Media“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Jetzt bricht die Übergangsregierung auch noch zusammen!)
RN/72.4
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stopp der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Asylanten“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist daher abgelehnt. (Abg. Hafenecker [FPÖ]: Quod erat demonstrandum! – Ruf bei der FPÖ: Wegen dem hohen Gut wär’s!)
RN/73
Verlesung eines Teiles des Amtlichen Protokolls
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Es liegt mir das schriftliche Verlangen von 20 Abgeordneten vor, die vorgesehene Fassung des Amtlichen Protokolls hinsichtlich des Tagesordnungspunktes 3 zu verlesen, damit dieser Teil mit Schluss der Sitzung als genehmigt gilt.
Ich komme zur Verlesung:
„Tagesordnungspunkt 3:
Nach Beratung in der Präsidialkonferenz besteht Einvernehmen, folgende Ausschüsse zu wählen:
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Bauten und Wohnen
Ausschuss für Familie und Jugend
Ausschuss für innere Angelegenheiten
Ausschuss für Konsumentenschutz
Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft
Ausschuss für Menschenrechte und Volksanwaltschaft
Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen
Ausschuss für Verkehr und Mobilität
Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie
Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Digitalisierung
Außenpolitischer Ausschuss
Bildungsausschuss
Finanzausschuss
Gesundheitsausschuss
Gleichbehandlungsausschuss
Justizausschuss
Kulturausschuss
Landesverteidigungsausschuss
Rechnungshofausschuss
Sportausschuss
Tourismusausschuss
Umweltausschuss
Verfassungsausschuss
Dies wird einstimmig angenommen.
Für die genannten Ausschüsse wird eine Zahl von je 23 Mitgliedern und Ersatzmitgliedern vorgeschlagen. Demgemäß entfallen:
FPÖ je 7 Mitglieder und Ersatzmitglieder
ÖVP je 7 Mitglieder und Ersatzmitglieder
SPÖ je 5 Mitglieder und Ersatzmitglieder
NEOS je 2 Mitglieder und Ersatzmitglieder
GRÜNE je 2 Mitglieder und Ersatzmitglieder
Dies wird einstimmig angenommen.
Die Klubs haben die auf sie entfallenen Mitglieder bzw. Ersatzmitglieder der Ausschüsse namhaft zu machen; diese gelten damit gemäß § 32 Abs. 1 GOG als gewählt.
Die Namen dieser Abgeordneten werden im Stenographischen Protokoll angeführt.“
Einlauf
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 23/A bis 76/A eingebracht worden sind.
Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 17.42 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.
Die Sitzung ist geschlossen.
RN/74
Schluss der Sitzung: 17.42 Uhr
RN/75
Anhang
Während der Sitzung eingebrachte Anträge im Gesamtwortlaut und Mitteilungsliste