Fachinfos - Parlamentsforschung 30.09.2025

"Forschungsjahr im Parlament" 2025

Ausgewähltes Forschungsprojekt

Mit ihrem Forschungsprojekt "Resonanzräume der Demokratie: Wandel der Parlamentsarchitektur im 21. Jahrhundert” möchte Julia Rüdiger wertvolle Erkenntnisse über die Bedeutung von Architektur als Medium demokratischer Inszenierung gewinnen und das Bewusstsein für die Wirkung parlamentarischer Räume auf Abgeordnete, Besucher:innen und die Öffentlichkeit stärken.

Rüdigers Forschungsvorhaben ist das dritte Projekt, das im Zuge der Initiative "Forschungsjahr im Parlament" ausgewählt wurde. Dabei sind Forschende aller Disziplinen eingeladen, ihre Projekte, in denen sie sich mit dem österreichischen Parlament beschäftigen, einzureichen. Ein wissenschaftlicher Beirat wählt aus den eingelangten Einreichungen ein innovatives und exzellentes Forschungsprojekt aus. Der oder die Einreichende erhält für die Umsetzung des Vorhabens neben organisatorischer und inhaltlicher Unterstützung durch die Parlamentsdirektion auch ein Honorar. Das Projekt von Julia Rüdiger beginnt am 1. Oktober 2025.

Rüdiger wird in ihrem Projekt analysieren, wie Parlamentsräume im 21. Jahrhundert gestaltet werden, welche architektonischen Zeichen als Ausdruck einer zeitgemäßen parlamentarischen Arbeitsumgebung gelten und warum sich die Anforderungen an die Gestaltung parlamentarischer Räume wandeln.

Hinter diesen Fragen steht die grundlegende Beobachtung, dass in jüngeren Parlaments(um)bauten verstärkt auf die Herstellung resonanzfördernder Räume gesetzt wird – beispielsweise mithilfe von Lichteinfall, Materialtexturen oder Akustik. Konzepte wie Aura, Atmosphäre und Poesie spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. Diese Entwicklungen will Rüdiger im Fall des österreichischen Parlaments vor allem anhand des neugestalteten Glasdachs, der Transparenz zwischen dem Nationalratssaal und der Demokratiewerkstatt sowie der Gestaltung der Agora als immersives Demokratieerlebnis untersuchen.

Methodisch kombiniert die Forscherin hierfür architekturhistorische, politikwissenschaftliche und soziologische Ansätze. Die Entwurfsunterlagen zum Parlamentsumbau sollen mit einer Archiv- und Dokumentenanalyse ausgewertet und aus einer kunstwissenschaftlichen Perspektive mit Konkurrenz- und Vorentwürfen sowie mit zeitgenössischen Bauten verglichen werden. Zudem will Rüdiger unter anderem Workshops mit politischen Akteur:innen, Studierenden und Bürger:innen durchführen, um die Wahrnehmung der Parlamentsräume zu beforschen.

"Das ausgewählte Projekt zeigt einmal mehr, wie vielfältig Wissenschaft um das österreichische Parlament sein kann, die im Zuge des "Forschungsjahr im Parlament" durchgeführt wird. Wir freuen uns auf spannende neue Erkenntnisse durch die Arbeit von Julia Rüdiger bei uns im Haus.", betont Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák, die Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats, der das diesjährige Projekt ausgewählt hat.

Zur Person

Julia Rüdiger ist promovierte Kunsthistorikerin mit Forschungsschwerpunkten in moderner und postmoderner Kunst und Architektur im Spannungsfeld von Gesellschaft und Hegemonie. Sie hat ihre Dissertation zu Funktionalität und Repräsentation des Hauptgebäudes der Universität Wien verfasst. Von 2017 bis 2025 war sie Assistenzprofessorin am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der Katholischen Privat-Universität Linz. 2018 bis 2020 war sie stellvertretende Projektleiterin des ERC-Projekts "Islamic Architecture and Orientalizing Style in Habsburg Bosnia, 1878 – 1918" (Universität Wien). In ihrem laufenden Habilitationsprojekt beschäftigt sie sich mit zeitgenössischer Architekturpraxis und institutioneller Entwicklung der Architekturen der EU am Beispiel Brüssel.

Wollen Sie auch einreichen?

Sobald die Informationen für das neue "Forschungsjahr im Parlament" veröffentlicht sind, finden Sie diese hier: "Forschungsjahr im Parlament"