Marga Hubinek

Marga Hubinek (geb. 1926, gest. 2016) ist die erste Frau, die in das Präsidium des Nationalrats gewählt wurde.

Marga Hubinek, die erste Zweite Nationalratspräsidentin

"Jessas, ein Weib," soll Anton Benya ausgerufen haben, als er von Marga Hubineks Kandidatur erfuhr. Benya war Erster Nationalratspräsident, als Marga Hubinek 1986 zur Zweiten Nationalratspräsidentin gewählt wurde: und zur allerersten Frau im Präsidium des Nationalrats.

Marga Hubinek wurde am 20. Mai 1926 in Wien geboren. Nach ihrem Geschichtestudium war sie 36 Jahre lang Mitarbeiterin der Wiener Handelskammer und übernahm 1952 die Leitung des Fonds der Wiener Kaufmannschaft.

Jüngste Abgeordnete im Wiener Landtag

1959 wurde Dr.in Marga Hubinek – nur wenige Tage nach der Geburt der ersten Tochter – als jüngste Abgeordnete im Wiener Landtag angelobt. Von 1959 bis 1970 war sie Mitglied des Wiener Gemeinderates und ÖVP-Abgeordnete zum Wiener Landtag.

Von 1970 bis 1990 gehörte sie dem Nationalrat an, wo sie zuerst Familien- und dann Umweltsprecherin der ÖVP war. Außerdem war sie Abgeordnete im Europarat. 1986 wurde sie als erste Frau in Österreich in das Präsidium des Nationalrates gewählt.

Arbeit an der Familien- und Strafrechtsreform
Marga Hubinek war wesentlich am Zustandekommen der Familien- und Strafrechtsreform beteiligt. Sie war Familiensprecherin ihrer Partei und später Umweltsprecherin.

Hubinek forderte bereits in den Siebzigerjahren den wahlweisen Karenzurlaub für Mütter und Väter. Zum Entsetzen mancher Parteikolleg:innen verlangte sie 1971 Rezeptfreiheit für empfängnisverhütende Pillen. Ihre wichtigsten Ziele: Diskriminierung der Frau am Arbeitsplatz abbauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern.

Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg

Bei Frauenanliegen versuchte Hubinek oft, eine Achse mit Frauen anderer Parteien zu bilden. Diese Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg war auch Folge ihrer internationalen Erfahrungen in 18 Jahren Europarat.

Konflikte in der eigenen Partei

Hubinek kam öfter mit Wirtschaftsbund und Industriellenvereinigung in Konflikt, wenn sie die Interessen der Arbeitnehmerinnen vertrat. Ähnlich erging es ihr mit ihrem Engagement in Sachen Umwelt. Sie war von Anfang an Kernkraftgegnerin und stimmte – gegen die Parteilinie – gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg ("Meine beiden Töchter sind damals in der Au gesessen. Ich hätte nicht anders abstimmen können.").

Sie lehnt ein Ministerium ab

Alois Mock bot ihr 1987 die Übernahme des Umwelt- und Familienministeriums an. Hubinek lehnte aus familiären Gründen ab. Ihr Mann war kurz zuvor gestorben. 1990 schied Marga Hubinek aus dem Nationalrat aus. Von 1976 bis 2006 war sie in ihrer Wohngemeinde Breitenfurt am westlichen Stadtrand von Wien Gemeinderätin und ÖVP-Klubobfrau. Sie war ehrenamtliche Vorsitzende des WWF-Stiftungsrates.

Marga Hubinek starb 2016 in Breitenfurt.

Biografie im Österreichischen Parlament