Mit den Verlusten bei der Nationalratswahl 1983 ist die Ära Kreisky zu Ende. Sein Nachfolger als Bundeskanzler, Fred Sinowatz, steht während der XVI. Gesetzgebungsperiode einem neuerlichen Novum in der Zweiten Republik vor: einer kleinen Koalition.
Kleine Koalition mit Schwierigkeiten
Schwere Anfänge
Die neu geschaffene Koalition unter Kanzler Fred Sinowatz (SPÖ) und Vizekanzler Norbert Steger (FPÖ) hat keinen leichten Stand. In der SPÖ sorgt die Androsch-Affäre weiter für Aufregung, was nicht zuletzt 1984 zu Wechseln an der Spitze mehrerer Ministerien führt. Beim kleinen Koalitionspartner FPÖ sorgt Jörg Haider, der soeben erst in Kärnten zum Landesparteichef gekürt worden ist, immer wieder durch Querschüsse in Richtung freiheitlicher Ministerriege für Unruhe.
Die verstaatlichte Industrie muss Verluste in Milliardenhöhe anmelden und gerät 1985 durch den sogenannten Noricum-Skandal unter Beschuss: Das Tochterunternehmen der VÖEST hat Artilleriegeschütze an die beiden kriegsführenden Staaten Iran und Irak geliefert. Diese nach dem Waffenexportgesetz illegalen Geschäfte beschäftigen das Parlament noch in der nachfolgenden Legislaturperiode mit einem Untersuchungsausschuss. 1989 tritt Karl Blecha, SPÖ-Innenminister der Kabinette Sinowatz und Vranitzky I, schließlich zurück. Vier Jahre später wird er zu einer bedingten Haftstrafe wegen Fälschung und Urkundenunterdrückung verurteilt.
Hainburg und die Grünen
Für den österreichischen Parlamentarismus ist die Debatte der Jahre 1984 und 1985 über den geplanten Bau des Donaukraftwerks Hainburg und die Besetzung der gleichnamigen Au durch Kraftwerksgegner:innen von großer Bedeutung. Ein ORF-Fernsehbeitrag zeigt die damaligen Zusammenstöße zwischen Demonstrant:innen und Exekutive. Das Kraftwerk wird letztendlich nicht gebaut, aber der Konflikt um Hainburg führt zu einer Einigung Grüner Gruppierungen und markiert somit die Geburtsstunde der österreichischen Grünen.
Ende der Kleinen Koalition
Im Jahr 1986 ist das "Experiment" Kleine Koalition schon wieder Geschichte: Nachdem Jörg Haider auf einem turbulenten FPÖ-Parteitag in Innsbruck nach einer Kampfabstimmung Vizekanzler Norbert Steger als Bundesparteiobmann der Freiheitlichen abgelöst hat, kündigt Sinowatz' Nachfolger als Bundeskanzler, Franz Vranitzky, die Koalition auf (Sinowatz ist im Sommer nach der Wahl Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten zurückgetreten). Der Nationalrat beendet daraufhin seine Gesetzgebungsperiode vorzeitig und macht den Weg frei für Neuwahlen.