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"Was aber unterscheidet nun die Ränder von den Grenzen? Zum einen sind Grenzen symbolisch oder materiell oder in beiderlei Hinsicht eindeutig; Ränder bleiben mehrdeutig. Zum anderen trennen Grenzen klar unterscheidbare räumliche Einheiten, Ränder hingegen verbinden Einheiten, indem sie ausgewählte Teile von ihnen aufnehmen und daraus etwas Eigenes entwickeln. Grenzen sind eher als Leitlinien zu betrachten, Ränder als Fläche. Die Ränder gleichen Bändern oder Teilen von Bändern. Daher bieten sie Raum für eine Vielzahl von Aktivitäten. Dies führt zu einem weiteren wichtigen Unterscheidungsmerkmal: Ränder sind wenig reguliert, Grenzen dagegen kulturell, sozial oder materiell hoch reguliert. Ränder sind eher Potenziale für noch nicht existente, mögliche Entwicklungen, Grenzen hingegen verhindern potenzielle Veränderungen. Damit wird auch deutlich, dass Ränder Räume der Transformation sind. Wer sie heute besucht, muss sich darüber im Klaren sein, dass er sie morgen kaum wiedererkennen wird." (Zitat: Detlev Ipsen, 2007, Ort und Landschaft, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften)