Was ist eine wehrhafte Demokratie?
Die Zahl demokratischer Staaten geht weltweit zurück. In Europa geraten demokratische Rechtsstaaten durch autoritäre Bewegungen unter Druck. Damit erhält das Konzept der "wehrhaften Demokratie" neue Aufmerksamkeit.
Eine wehrhafte Demokratie kann jene politischen Handlungsmöglichkeiten einschränken oder verbieten, die die gleichberechtigte Teilhabe an demokratischen Prozessen und die Institutionen des Rechtsstaats zerstören können. Das gilt auch dann, wenn solche Forderungen mit demokratischen Mitteln, z. B. in Wahlkämpfen oder parlamentarischen Instrumenten, erhoben werden.
Internationale Studien betonen, dass die Zahl demokratischer Staaten weltweit zurückgeht. Der Bertelsmann-Transformationsindex 2024 zeigt, dass in 25 von 137 untersuchten Staaten das Wahlrecht, in 32 die Versammlungsfreiheit und in 39 die Meinungs- und Medienfreiheit stärker eingeschränkt wurden als bei der letzten Erhebung 2022. Das umfasst auch Staaten, die formal als demokratische Rechtsstaaten qualifiziert werden können, wie z. B. Südafrika. Ein Faktor dieser Entwicklungen ist die wachsende Unzufriedenheit vieler mit Politiker:innen und dem politischen System, worauf etwa der österreichische Demokratie Monitor oder der Economist Democracy Index 2023 hinweisen. Ein weiterer ist die Zunahme politisch motivierter Gewalt (siehe dazu das Fachdossier "Wie kann politische Gewalt die Demokratie gefährden?"). Solche Entwicklungen sind nicht unumkehrbar. Ihnen kann durch Bildungs- und Präventionsmaßnahmen sowie durch rechtliche Kontroll- und Sanktionsinstrumente entgegengetreten werden.
Dieses Fachdossier gibt einen Überblick über die Entwicklung und das Verständnis von wehrhafter Demokratie. Es geht besonders auf Deutschland und Österreich ein.