Barbara Prammer

Barbara Prammer (geb. 1954, gest. 2014) war die erste Frau, die zur Nationalratspräsidentin der Republik Österreich gewählt wurde.

Erste Nationalratspräsidentin: Barbara Prammer

Geboren wurde Barbara Prammer am 11. Jänner 1954 in Ottnang am Hausruck in Oberösterreich, einer Bergarbeitergemeinde mit langer sozialdemokratischer Tradition. Dieses Umfeld und die politische Aktivität ihrer Familie trugen schon bald zur politischen Sozialisierung Prammers bei, ihr Engagement in der Jungen Generation der SPÖ begann in den 1970er-Jahren. Die Grundwerte der Sozialdemokratie prägen ihr Tun in allen ausgeübten politischen Funktionen – was aber ihrer Objektivität als Nationalratspräsidentin keinesfalls entgegenstand. Ihren Auftrag sah sie darin, einerseits zu einer sachlichen Zusammenarbeit zwischen Regierung und Parlament beizutragen, andererseits aber die Interessen des Nationalrates mit Nachdruck zu vertreten.

Frühes Engagement: AMS, Sozial- und Berufspädagogik

Nach ihrer Matura an der Handelsakademie Vöcklabruck begann Barbara Prammer 1973 ihre Ausbildung beim Gemeindeamt Ottnang. Neben anderen Zuständigkeitsbereichen übte sie auch die Aufgabe als Standesbeamtin aus. 1978 verließ sie ihre Heimatgemeinde, um an der Johannes-Kepler-Universität Linz ein Studium der Soziologie zu absolvieren. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss arbeitete sie als Sozial- und Berufspädagogin im Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ). Anschließend war sie bei der AMS Landesgeschäftsstelle Oberösterreich tätig.

Politische Funktionen auf Landesebene, Einsatz für Frauen als Ministerin

Ab 1991 war sie zunächst als Landtagsabgeordnete und Zweite Landtagspräsidentin in der oberösterreichischen Landespolitik tätig. 1995 wurde sie als Landesrätin für Wohnbau, Naturschutz und Verwaltungspolizei das erste weibliche Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung und von der Bundes-SPÖ als eine der stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. 1997 wurde Barbara Prammer in die Bundesregierung berufen, drei Jahre lang führte sie als Bundesministerin das Ressort Frauenangelegenheiten und Konsumentenschutz. Im gleichen Jahr übernahm sie auch – bis 2009 – den Vorsitz der SPÖ-Frauen.

Allererste Frau an der Spitze des Nationalrates

Mit der Wahl im Oktober 1999 wurde Barbara Prammer als Abgeordnete in den Nationalrat entsendet, am 16. Juni 2004 wurde sie zur Zweiten Präsidentin gewählt. Von 30. Oktober 2006 bis zu ihrem Ableben am 2. August 2014 war sie Nationalratspräsidentin und damit die erste Frau an der Spitze des österreichischen Nationalrates. Barbara Prammer öffnete das Parlament über die tagespolitischen Themen hinaus für einen gesellschaftspolitischen, wissenschaftlichen und kulturellen Diskurs.

Vor allem Jugendliche für die Werte der Demokratie zu sensibilisieren war ihr ein besonderes Anliegen. Der große Erfolg der von ihr initiierten  Demokratiewerkstatt im Palais Epstein bestätigt die Wichtigkeit ihres Bestrebens: "Demokratie ist in Österreich zwar eine Realität, aber keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen alle gemeinsam die Demokratie ständig mit Leben erfüllen – ich erinnere an einen Spruch, mit dem vor Jahren in Deutschland zur Wahlbeteiligung aufgerufen wurde: Wenn Du Dich nicht entscheidest, verlasse ich Dich. Deine Demokratie."

Biografie im Österreichischen Parlament