Inhalt
Haberer und Pleiten, Ganoven und Gauner kennt man überall, aber auch Mazl und Rei‑bach. Sie sind nur wenige Beispiele jiddischer Begriffe, die in viele Sprachen eingegangen sind. Das Jiddische ist aber weit mehr als ein Sprach‑lieferant, es ist ein Sinn‑bild für die integrative Kraft einer Kultur, die durch Begegnung mit dem Anderen, durch beständig neue Integration und durch Innovation in allen Bereichen zum Vorbild einer viel‑dimensionalen und offenen Kultur, kurz zu einem Vorbild für ein modernes Europa werden kann. Immer schon mehr als nur eine Sprache bildet das Jiddische eine Lebens- und Denkform, die wie keine zweite Tradition und Veränderung, Bewahrung und Erneuerung verbindet. Literatur, Kunst, Musik, Politik und Sprache erhalten durch das Jiddische eine in vielen Jahr‑hunderten sich entwickelnde Prägung, die noch viel zu wenig bekannt und erforscht ist.
650 Jahre nach ihrer Gründung will die Universität Wien dem Jiddischen in Form einer Stiftungsprofessur ein lebendiges Umfeld bieten. Hier soll ermöglicht werden, Jiddisch als Sprache zu erlernen, als Kultur und Literatur in seinen vielen Facetten zu erforschen und dabei wertvolle Beiträge für eine österreichische und europäische Kultur(geschichte) zu erschließen.