Die Ausweitung des Wahlrechts begrüßten nicht alle mit ungeteilter Freude, wie ein Phonogramm von Ernst Freiherr von Plener, einer der Führer der Altliberalen, beweist. In der Aufzeichnung verleiht er seinen Zweifeln am neuen Wahlrecht Ausdruck. Ganz anders äußerte sich Victor Adler, der damalige Parteiführer der Sozialdemokraten: In einem Phonogramm aus dem Jahr 1906 betont er die Bedeutung des neuen Wahlrechts für die Arbeiterklasse.
Diese Entwicklung spiegelt das Aufkommen der politischen Massenparteien in den 80er- und 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts wider. Das Abgeordnetenhaus war von liberalen und konservativen Honoratiorenparteien beherrscht gewesen, die die Interessen des Großbürgertums und der Grundbesitzer vertraten. Mit den Massenparteien waren erstmals die Interessen breiter Bevölkerungsschichten im Haus am Ring vertreten. Auch bis dato unterrepräsentierte ethnische Gruppen wie die Ruthenen (Ukrainer) konnten sich nun verstärkt einbringen.
Ein Blick auf die Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses von 1867 zeigt, wie die Massenparteien die Honoratiorenparteien zu verdrängen begannen: Damals waren 66 Mandatare Grund- und Realitätenbesitzer, 39 Beamte, 33 Rechtsanwälte und Notare. Weiters waren 19 Kaufleute und Industrielle, 13 Geistliche, acht Professoren und Lehrer, vier Ärzte, zwei nicht aktive Offiziere, ein Techniker und ein Schriftsteller in der Volksvertretung.