Stenographisches Protokoll
107.
Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, 27. April 2005
107. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode Mittwoch, 27. April 2005
Dauer der Sitzung
Mittwoch, 27.
April 2005: 10.30 – 10.34 Uhr
15.00 – 18.28 Uhr
*****
Inhalt
Personalien
Verhinderungen .............................................................................................................. 11
Ordnungsruf ................................................................................................................... 45
Geschäftsbehandlung
Verkürztes Verfahren gemäß § 28a der Geschäftsordnung (Verzicht auf Vorberatung der Regierungsvorlagen 885, 886, 887, 888 und 889 d.B.) .................................................. 12
Antrag der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen 13
Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 13
Redner:
Mag.
Terezija Stoisits ................................................................................................... 63
Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................................................. 65
Dr. Johannes Jarolim .................................................................................................. 66
Mag. Herbert Haupt ...................................................................................................... 68
Dr. Gabriela Moser ....................................................................................................... 69
Ablehnung des Fristsetzungsantrages .......................................................................... 70
Unterbrechungen der Sitzung ............................................................................... 13, 73
Redeordnung nach Festlegung in der Präsidialkonferenz ........................................... 18
Antrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses hinsichtlich der Beschaffung von Kampfflugzeugen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 71
Bekanntgabe ................................................................................................................... 22
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Ablehnung des Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (namentliche Abstimmung) ............................................................................................................................... 74
Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung ............................. 73, 73
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 11
Rechnungshof
Verlangen gemäß § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung im Zusammenhang mit dem Antrag 594/A betreffend Gebarungsüberprüfung................................................................................................... 75
Ausschüsse
Zuweisungen .................................................................................................................. 11
Dringliche Anfrage
der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Milliardengrab Eurofighter (2941/J) ................................................................................. 13
Begründung: Dr. Alfred Gusenbauer ........................................................................... 18
Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel ..................................................................... 22
Debatte:
Dr. Josef Cap ......................................................................................................... 27, 60
Mag. Wilhelm Molterer ................................................................................................ 29
Herbert Scheibner ........................................................................................................ 32
Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 34
Bundesminister Günther Platter ................................................................................ 36
Dr. Günther Kräuter ..................................................................................................... 39
Walter Murauer ............................................................................................................. 40
Dr. Reinhard Eugen Bösch ......................................................................................... 42
Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 44
Anton Gaál .................................................................................................................... 45
Dr. Reinhold Mitterlehner ............................................................................................ 47
Markus Fauland ............................................................................................................ 48
Mag. Terezija Stoisits ................................................................................................... 49
Bettina Stadlbauer ....................................................................................................... 51
Hermann Gahr .............................................................................................................. 53
Dipl.-Ing. Uwe
Scheuch (tatsächliche Berichtigung) ................................................... 54
Dr. Dieter Böhmdorfer ................................................................................................. 54
Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................... 55
Staatssekretär Mag. Eduard Mainoni ........................................................................ 57
Alfred Schöls ................................................................................................................ 58
Barbara Rosenkranz .................................................................................................... 59
Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann ................................................................................... 61
Mag. Werner Kogler
(tatsächliche Berichtigung) ......................................................... 61
Karl Öllinger .................................................................................................................. 62
Eingebracht wurden
Regierungsvorlagen ................................................................................................... 11
866: Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Repub-
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lik Costa Rica, der Republik El Salvador, der Republik Guatemala, der Republik Honduras, der Republik Nicaragua und der Republik Panama andererseits samt Anhang
867: Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Andengemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten (Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela) andererseits samt Anhang
885: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung von Anguilla über die Besteuerung von Zinserträgen
886: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit den Cayman Islands über die Besteuerung von Zinserträgen
887: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit dem Überseeischen Hoheitsgebiet des Vereinigten Königreiches Montserrat über die Besteuerung von Zinserträgen
888: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung der British Virgin Islands über die Besteuerung von Zinserträgen
889: Abkommen – in Form eines
Briefwechsels – mit den Turks and Caicos Islands über die Besteuerung von Zinserträgen
Berichte ......................................................................................................................... 12
III-143: Wahrnehmungsbericht über die Luftraumüberwachungsflugzeuge: Kaufverträge, Finanzierung, Gegengeschäftsvertrag (Reihe Bund 2005/3); Rechnungshof
III-145: Bericht über den Zivildienst und die mit ihm zusammenhängende finanzielle Gebarung für die Jahre 2002, 2003 und 2004; BM f. Inneres
III-147: Kunstbericht 2004; Bundesregierung
III-148: Kulturbericht 2003; BM f. Bildung, Wissenschaft und Kultur
Anträge
der Abgeordneten
Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf
Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof gemäß § 99 Abs. 2 GOG (594/A)
Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und
Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das
Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) geändert wird (595/A)
Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Umbenennung des Pflichtgegenstandes „Leibesübungen“ in „Bewegung und Sport“ (596/A) (E)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Schaffung von Rahmenbedingungen für faire, kostendeckende
Erzeuger-Milchpreise (597/A) (E)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein
Moratorium für die Einführung biometrischer Merkmale in Pässen (598/A) (E)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Initiative zum Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)
und zur weiteren Professionalisierung der IKT-Politik in Österreich (599/A) (E)
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Anfragen
der Abgeordneten
Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend radikales Gedankengut bei der Vorbereitung des
österreichischen EU-Ratsvorsitzes (2914/J)
Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend radikales
Gedankengut bei der Vorbereitung des österreichischen EU-Ratsvorsitzes (2915/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend Empfehlungen des Rechnungshofes hinsichtlich der
Wirksamkeit des INVEKOS (2916/J)
Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Baukulturreport (2917/J)
Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend Baukulturreport (2918/J)
Ing. Kurt Gartlehner, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Auflösung der Polizeihundestaffel in
Steyr (2919/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend „Elektroscooter – Produktsicherheit“ (2920/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Meeresfrüchte –
Rückstände – Kontrollen – Risikobewertung in Österreich 2004?“ (2921/J)
Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Auszahlung von Fördermittel an den RFJ unter der Bedingung der
Zahlung von 15 000 € an die FPÖ unter der Führung von Fr. Haubner lt.
Bericht der Zeitschrift „FORMAT“ (2922/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend „Meeresfrüchte –
Zollkontrollen 2004“ (2923/J)
Renate Csörgits, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Gefahr durch tödliche
Grippeviren A/H2N2 (2924/J)
Dkfm. Dr. Hannes Bauer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend die Entlassung eines
Linzer Lehrers an der österreichischen Schule in Istanbul wegen der Verwendung
des Begriffs „Kurdistan“ (2925/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Missbrauch
von Steuergeldern zu BZÖ-Zwecken (2926/J)
Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend Berechnungen von Statistik Austria zum öffentlichen
Defizit und öffentlichen Schuldenstand („Maastricht-Indikatoren“) (2927/J)
Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend die Verantwortlichkeit des Umweltministers angesichts hoher
Feinstaubbelastung und Vollziehung des Immissionsschutzgesetzes Luft (2928/J)
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Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend Umsetzung der Richtlinie 2004/18/EG über die
Koordinierung der Verfahren zur Vergabe öffentlicher Bauaufträge,
Lieferaufträge und Dienstleistungsaufträge (2929/J)
Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend mangelhafte Ausschreibung der neuen
Polizeiautos durch die Bundesbeschaffungs-Gesellschaft m.b.H. (BBG) (2930/J)
Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Beschaffung der neuen Polizeiautos (2931/J)
Ulrike Königsberger-Ludwig, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und
Konsumentenschutz betreffend die irreführende Namensnennung von Staatssekretär
Dolinschek auf Publikationen von Sozialinitiativen (2932/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Europäische
Aktionsplattform für Ernährung und Körperliche Bewegung“ (2933/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „2004 – Strafverfahren nach dem
Lebensmittelgesetz und andere Bundesgesetze“ (2934/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Anzeigen bzw. Verfahren nach
strafrechtlichen Nebengesetzen 2004“ (2935/J)
Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend rassistischen Überfall auf den
Menschenrechtsaktivisten Dr. Di Tutu Bukasa (2936/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend
ökologisch und anderweitig nachteilige Verwendung von Bundesmitteln bei Aus-
und Neubauten von Landesstraßen (2937/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend ökologisch, finanziell und anderweitig
nachteilige Verwendung von Bundesmitteln bei Aus- und Neubauten von
Landesstraßen (2938/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend ökologisch
und anderweitig nachteilige Verwendung von Bundesmitteln bei Aus- und
Neubauten von Landesstraßen (2939/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Neues von
Gestern“: Die Rumpelkammer Eisenbahnrecht und das hartnäckige Festhalten des
Verkehrsministers am Regelungs-Mittelalter im Eisenbahnbereich (2940/J)
Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend Milliardengrab Eurofighter (2941/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend „Zahlungen an die Bundesländer für
Einsatzgeräte der Feuerwehren“ (2942/J)
Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Gesundheit und Frauen betreffend mangelnde Aufklärungskampagne zu HIV/AIDS (2943/J)
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Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Beschäftigungsoffensive der Bundesregierung (2944/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend
„Sozialversicherungsbeiträge – Überfällige Beiträge“ (2945/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Kriminalitätsstatistik 2004 –
Strafrechtliche Nebengesetze u.a. (2946/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend „Wohnbauforschungsprojekt
Neumarkt II/C, F519 – Missprojekt Solaranlage“ (2947/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Nahrungsergänzungsmittel/Gefälschte
Arzneimittel – Doping & Gesundheitsgefährdung –
Gerichtliche Verfahren“ (2948/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Verkehrssicherheit in
Österreich – Zahlen und Fakten – Verkehrspolitische Maßnahmen“ (2949/J)
Renate Csörgits, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Frauenratgeberin (2950/J)
Manfred Lackner, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
Dr. Korpan (2951/J)
Manfred Lackner, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Dr. Korpan (2952/J)
Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Rechtswidrigkeit der
Verpflichtung zur Führung eines Pflichtkontos bei der Oberösterreichischen
Landesbank AG (2953/J)
Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Auflösung des Zivildiener Rückstaus (2954/J)
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Rechtsfragen im Zusammenhang mit Zahlungen,
die die FPÖ an den Abgeordneten Gaugg für die Zurücklegung seines Mandates
geleistet hat (2955/J)
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend Rechtsfragen im Zusammenhang mit Zahlungen, die die
FPÖ an den Abgeordneten Gaugg für die Zurücklegung seines Mandates geleistet
hat (2956/J)
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Rechtsfragen im Zusammenhang mit
Zahlungen, die die FPÖ an den Abgeordneten Gaugg für die Zurücklegung seines
Mandates geleistet hat (2957/J)
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Förderungen für den RFJ (2958/J)
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend
Unterstützung für den RFJ und John Gudenus (2959/J)
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Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Wiederaufnahme
des Betriebs der Homepage www.aeiou.at (2960/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen am neuen
Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) (2961/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend inhaltliche Positionierung zum Programm für die
Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) (2962/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend Kosten der Koexistenz von Gentechnik und
Gentechnikfreiheit (2963/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzierung des neuen
Programms für die Entwicklung des ländlichen Raumes (2964/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Finanzierung des neuen Programms für
die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) (2965/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend Finanzierung des neuen Programms für die
Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) (2966/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend
Ernährungsberatung der Fastfood-Kette McDonald’s in Kindergärten (2967/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend Ernährungsberatung der Fastfood-Kette McDonald’s
in Kindergärten (2968/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Unterricht über gesundes Essen von McDonald’s (2969/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend dringend
notwendigen Ausbau der S 80 (2970/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend „Europäische
Aktionsplattform für Ernährung und Körperliche Bewegung“ (2971/J)
*****
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den
Präsidenten des Nationalrates betreffend Rechtsfragen im
Zusammenhang mit Zahlungen, die die FPÖ an den Abgeordneten Gaugg für die
Zurücklegung seines Mandates geleistet hat (32/JPR)
Zurückgezogen wurde die Anfrage der Abgeordneten
Ing. Kurt Gartlehner, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Inszenierung der Bundesregierung (2874/J)
(Zu 2874/J)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 8 |
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die
Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (2625/AB zu 2656/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die
Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (2626/AB zu 2657/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die
Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (2627/AB zu 2658/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der
Abgeordneten Mag. Ulrike
Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2628/AB zu 2659/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der
Abgeordneten Karl Öllinger,
Kolleginnen und Kollegen (2629/AB zu 2766/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die
Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela
Moser, Kolleginnen und Kollegen (2630/AB zu 2654/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die
Anfrage der Abgeordneten Mag. Gisela
Wurm, Kolleginnen und Kollegen (2631/AB zu 2671/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (2632/AB zu 2664/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2633/AB zu 2666/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2634/AB zu 2679/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen (2635/AB zu 2673/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2636/AB zu 2661/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2637/AB zu 2660/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2638/AB zu 2678/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Spindelberger, Kolleginnen und Kollegen (2639/AB zu 2662/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen (2640/AB zu 2667/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2641/AB zu 2670/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2642/AB zu 2687/J)
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des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2643/AB zu 2663/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen (2644/AB zu 2672/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (2645/AB zu 2668/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2646/AB zu 2665/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen (2647/AB zu 2674/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen (2648/AB zu 2675/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2649/AB zu 2676/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2650/AB zu 2677/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2651/AB zu 2720/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (2652/AB zu 2743/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (2653/AB zu 2744/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2654/AB zu 2682/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (2655/AB zu 2680/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2656/AB zu 2685/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2657/AB zu 2681/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2658/AB zu 2688/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2659/AB zu 2686/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2660/AB zu 2683/J)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 10 |
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (2661/AB zu 2684/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (2662/AB zu 2689/J)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 11 |
Beginn der Sitzung: 10.30 Uhr
Vorsitzende: Präsident Dr. Andreas Khol, Zweite Präsidentin
Mag. Barbara Prammer.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Die 107. Sitzung des Nationalrates ist eröffnet.
Diese Sitzung ist auf Grund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen worden.
Das Amtliche Protokoll der 106. Sitzung vom 12. April 2005 ist in der Parlamentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Donabauer, Dr. Spindelegger, Schieder und Mag. Wurm.
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Dr. Andreas Khol: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Entschließung des Bundespräsidenten betreffend die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein wird durch Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Ursula Plassnik vertreten.
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden
Wortlaut:
A) Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
Schriftliche Anfragen: 2914/J bis 2940/J;
Zurückziehung: 2874/J;
2. Anfragebeantwortungen: 2625/AB bis 2662/AB.
B) Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Außenpolitischer Ausschuss:
Abkommen über politischen Dialog und
Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten
einerseits und der Republik Costa Rica, der Republik El Salvador, der Republik
Guatemala, der Republik Honduras, der Republik Nicaragua und der Republik
Panama andererseits samt Anhang (866 d.B.),
Abkommen über politischen Dialog und
Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten
einerseits und der Andengemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten (Bolivien,
Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela) andererseits samt Anhang (867 d.B.);
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 12 |
Rechnungshofausschuss:
Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes
über die Luftraumüberwachungsflugzeuge: Kaufverträge, Finanzierung,
Gegengeschäftsvertrag (Reihe Bund 2005/3) (III-143 d.B.);
Verfassungsausschuss:
Antrag 592/A der Abgeordneten
Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein
Bundesgesetz, mit dem die XXII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates
vorzeitig beendet wird;
b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Ausschuss für innere Angelegenheiten:
Bericht der Bundesministerin für Inneres
über den Zivildienst und die mit ihm zusammenhängende finanzielle Gebarung für
die Jahre 2002, 2003 und 2004 (III-145 d.B.);
Kulturausschuss:
Kunstbericht 2004 der
Bundesregierung (III-147 d.B.),
Kulturbericht 2003 der Bundesministerin
für Bildung, Wissenschaft und Kultur (III-148 d.B.).
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Weiters sind folgende Vorlagen eingelangt:
Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung von Anguilla (885 der Beilagen),
Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit den Cayman Islands (886 der Beilagen),
Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit dem Überseeischen Hoheitsgebiet des Vereinigten Königreiches Montserrat (887 der Beilagen),
Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung der British Virgin Islands (888 der Beilagen) und
Abkommen – in Form eines
Briefwechsels – mit den Turks and Caicos Islands (889 der Beilagen),
alle
über die Besteuerung von Zinserträgen.
Nach
Rücksprache mit den Mitgliedern der Präsidialkonferenz schlage ich gemäß
§ 28a der Geschäftsordnung vor, von der Zuweisung dieser Gegenstände an
einen Ausschuss abzusehen und sie bei der Erstellung der Tagesordnungen der
nächsten Sitzungen zu berücksichtigen.
Wird
dagegen Widerspruch erhoben? – Das ist nicht der Fall. Kennen alle
Abgeordneten die betreffenden Staaten? – Ich nicht. (Heiterkeit.)
Ich gehe daher so vor.
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsident Dr.
Andreas Khol: Wir
gelangen nunmehr vor Eingang in die Tagesordnung zu den weiteren geschäftsordnungsrelevanten
Mitteilungen.
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Die
sozialdemokratische Parlamentsfraktion hat gemäß § 93 Abs. 2 der
Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die am Beginn der Sitzung
eingebrachte schriftliche Anfrage 2941/J der Abgeordneten Dr. Gusenbauer
und KollegInnen an den Bundeskanzler betreffend „Milliardengrab Eurofighter“
dringlich zu behandeln.
Die
Durchführung der Dringlichen Anfrage wird um 15 Uhr erfolgen.
Fristsetzungsantrag
Präsident Dr.
Andreas Khol: Weiters
hat vor Eingang in die Tagesordnung die Abgeordnete Mag. Terezija
Stoisits beantragt, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag
21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der
NS-Militärjustiz eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen.
Ferner
liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der
Geschäftsordnung gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen
Fristsetzungsantrag durchzuführen.
Da für
die heutige Sitzung die dringliche Behandlung einer schriftlichen Anfrage verlangt
wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden. Die Abstimmung
folgt dann unmittelbar darauf.
Hiemit unterbreche
ich die Sitzung bis 15 Uhr zum Aufruf der Dringlichen Anfrage.
*****
(Die Sitzung wird um 10.34 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder aufgenommen.)
*****
der
Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler
betreffend Milliardengrab Eurofighter (2941/J)
Präsident Dr. Andreas Khol: Es ist 15 Uhr. Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Wir gelangen zur Behandlung der Dringlichen Anfrage 2941/J.
Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführerin.
Die Dringliche Anfrage hat folgenden
Wortlaut:
Der
Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes (III-143 d.B.) über die
Luftraumüberwachungsflugzeuge (Kaufverträge, Finanzierung,
Gegengeschäftsvertrag) kommt zu dem Schluss, dass durch den Ankauf des
Eurofighters Typhoon die Luftraumüberwachung für die nächsten 30 Jahre
nur „eingeschränkt möglich sein wird“ (Präsident Dr. Moser am 20.4.2005 im
Rahmen der Vorstellung des RH-Berichtes).
Gleichzeitig sind die Kosten dieser „eingeschränkten Lösung“ völlig unübersichtlich, betragen aber mindestens 2,167 Milliarden Euro für den Ankauf von 18 Flugzeugen. Ebenso stellte der Rechnungshof fest, das zur Sicherstellung der Luftraumüberwachung noch weitere so genannte Nachbeschaffungen in Höhe von 463 Mio Euro
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 14 |
erforderlich sind, sodass
insgesamt 2,63 Milliarden Euro für die Anschaffung des bloßen Fluggerätes
notwendig sind.
Hinsichtlich
der anfallenden Betriebskosten konnten lediglich für den Bereich der Flugstunden
entsprechende Informationen vorgelegt werden: Auf Grund der Erzeugerangaben
nahm das BMLV einen jährlichen Betriebsaufwand von 50 Mio Euro bzw.
rund 28.000 Euro je Flugstunde an. Wie der Rechnungshof feststellt, enthalten
diese Berechnungen des BMLV nur einen Teil der tatsächlichen Kosten.
Unberücksichtigt bleiben Personalkosten, Infrastruktur-Investitionen und
Gemeinkosten. D.h. es ist davon auszugehen, dass sich die tatsächlichen
jährlichen Betriebskosten zwischen 100 Mio und 150 Mio Euro bewegen. Daraus
errechnet sich ein Gesamtkostenvolumen für die Eurofighter-Beschaffung und den
Betrieb dieser 18 Flugzeuge von mindestens 5,63 Milliarden Euro für die
geplante Einsatzzeit.
Das
Ziel einer Preisreduktion durch die Verringerung der Anzahl der Kampfflugzeuge
ist somit misslungen. Die vorgenommene Verringerung des Leistungsumfanges im
technischen Bereich hatte aber zur Folge, dass Faktoren, die dem Angebot zu
Grunde lagen, nicht in vollem Umfang genutzt werden können. Die Anzahl der
militärischen Anforderungen, wie etwa Ziele in der Nacht erkennen zu können
oder Selbstschutz-Systeme, jährliche Flugstunden, Pilotenausrüstungen und
Betriebsstandorte, wurde reduziert. Träger für Aufklärungseinrichtungen sowie
Zusatztanks waren im Gegensatz zur Angebotseinholung im Kaufvertrag nicht mehr
vorgesehen.
Im
Kaufvertrag ist nur die Type des zu kaufenden Flugzeuges angeführt, nicht jedoch
die Tranche. Ein Umstand, der dazu führt, dass ein Flugzeug gekauft wurde, das
es im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch gar nicht gab und es auch heute
nicht gibt.
Der
Rechnungshof führte diesbezüglich aus, dass er - nicht zuletzt angesichts der
wesentlichen Abänderungen im kommerziellen Bereich - die Vorgangsweise des BMLV
als mit hohem Risiko behaftet erachtet. Weiters hielt er fest, dass mit
18 Kampfflugzeugen und 18 Piloten eine durchgehende Einsatzbereitschaft
für die Luftraumüberwachung nicht sichergestellt werden kann. Eine aktive
Luftraumüberwachung von 24 Stunden über 365 Tage wäre nur bei
24 Kampfflugzeugen und 36 Piloten möglich. Durch den im Vergleich zu den
Angebotsunterlagen im Kaufvertrag verringerten Leistungsumfang kann die
Effizienz des Flugzeuges in Bezug auf die strategischen Vorgaben des BMLV
nicht in vollem Umfang genützt werden.
Gerade
durch die Stückzahlreduktion und durch die Kürzungen des ursprünglichen
Leistungsinhaltes wird aber auch die Vergabe dieses Auftrages wesentlich
beeinflusst. Dem Rechnungshof liegt ein Gutachten vor, wonach eine Beschaffung,
die nur durch Verzicht auf preisbindende Muss-Forderungen finanzierbar ist, nur
dann dem vergaberechtlichen Gleichheitsgrundsatz entspreche, wenn das
Vergabeverfahren widerrufen werde oder allen Beteiligten in den laufenden
Verhandlungen die Möglichkeit eingeräumt werde, zu den geänderten Bedingungen
anzubieten. Das ist nicht geschehen und es ergeben sich erhebliche Zweifel am
rechtmäßigen Zustandekommen dieser vergaberechtlichen Entscheidung.
Auch
andere Indizien belegen aufklärungswürdige Vorgänge beziehungsweise Verstöße
gegen das Vergaberecht während des Beschaffungsverfahrens:
Einsichtsbemerkung
Nach Abschluss der Arbeit der Bewertungskommission des BMLV wanderte der Vergabeakt auf dem vorgesehenen Dienstweg zu den direkten Vorgesetzten und wiederum deren Vorgesetzten. Als erster versah Divr. Wolfgang Spinka, Leiter der Gruppe Feldzeugwesen/Luftzeugwesen, den Akt mit einer Einsichtsbemerkung, in der er „zufolge der festgestellten annähernden Gleichwertigkeit der Angebote“ empfahl, „dem
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 15 |
Produkt mit den geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten, also dem
Gripen von SAAB/BAE, den Vorzug zu geben“.
Spinkas
Vorgesetzter, der Leiter der Beschaffungssektion General Dr. Peter Corrieri,
ergänzte den Akt mit dem Vermerk: „Ich schließe mich der EB des LtrGrpFzLzW vom
25.6.02 an!“
Generaltruppeninspektor
Horst Pleiner, zu dessen Aufgaben es gehörte, den Verteidigungsminister in
allen militärischen Fragen zu beraten, war im Dienstweg nicht automatisch
vorgesehen. Er ließ dennoch die Einsichtsbemerkung mit seinem Eintrag
erweitern: „Ich schließe mich der EB des LtrGrpFzLzW vom 25.6.02 in vollem
Umfang an.“
Verzicht
auf praktische Erprobung
In der
Ausschreibung wurde von allen Anbietern zwingend verlangt, eine praktische
Erprobung des angebotenen Kampfflugzeugs zu ermöglichen. Das BMLV verzichtete
aber beim Kampfflugzeug Eurofighter auf diese Möglichkeit. Im
Rechnungshofbericht rechtfertigt das BMLV diesen schwer verständlichen Verzicht
wie folgt:
Rechnungshofbericht
Punkt 21.3 und 21.4
Laut
Stellungnahme des BMLV wäre angesichts der Tatsache, dass das Kampfflugzeug
Eurofighter bei anderen Luftwaffen europäischer Staaten einer ausführlichen
Erprobung unterzogen worden sei, im Zuge der gegenständlichen Beschaffung eine
Erprobung in Österreich entbehrlich.
Da zur
Zeit der Gebarungsüberprüfung die vom BMLV angeführten Erprobungsergebnisse
noch nicht vorlagen, ersuchte der RH, ihm diese zu übermitteln.
Die
Frage, warum entgegen den Muss-Bestimmungen der Ausschreibung auf eine
praktische Flugerprobung nur beim Eurofighter verzichtet wurde, wurde
unzureichend beantwortet. Laut Minister Platter sei der Eurofighter von den
Herstellerländern ausreichend getestet worden und eine eigene Erprobung habe
sich daher erübrigt. Dieses Argument ist sogar für das Jahr 2004 nachweislich
falsch, da die Erprobung noch immer nicht abgeschlossen ist.
Ministerratsvorlage
von BM Scheibner für 25.6.02
Grundlage
für die Typenentscheidung zugunsten des Eurofighter von EADS war ein
Ministerratsvortrag von BM Scheibner vom 2.7.2002. In den Medien kursierte
allerdings noch eine zweite Variante dieses Papiers, für den Ministerrat vom
25.6.2002, versehen mit der Unterschrift von BM Scheibner, in dem die
Beschaffung von Kampfflugzeugen der Type Gripen von Saab/BAE vorgeschlagen
wird.
Memorandum
von MinR Wagner
Ministerialrat
Heribert Wagner war Mitglied der Bewertungskommission und für die
administrativen Abläufe zuständig. Am 28.6.2002 verfasste er ein Memorandum mit
Anmerkungen zur Vergabeempfehlung und zu den angebotenen Flugzeugen. In diesem
Text stellt MinR Wagner fest, dass die Vergabeempfehlung „erzwungen“ sei und
„rational nicht nachvollziehbar“.
Zum
Kampfflugzeug Eurofighter merkt er an: „Es handelt sich um kein eingeführtes
System“. Es sei „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit Auftreten
von Störungen („Kinderkrankheiten“) während der Einführungsphase zu rechnen“
und als Folge könnte „in den kommenden 10 Jahren daher die Luftraumüberwachung
in Österreich schwerstens beeinträchtigt sein“.
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 16 |
Finanzierung
der Beschaffung
Rechnungshofpräsident
Dr. Moser bemängelte die viel zu spät erfolgte Betragsbegrenzung durch den
Bundesminister für Finanzen für die geplante Beschaffung. Im Zeitpunkt des
Ministerratsbeschlusses am 2. Juli 2002 lag keinerlei Betragsbegrenzung für die
Kosten der Kampfflugzeuge vor. Erst mit Jänner 2003 wurde eine Betragsbegrenzung
von 2 Milliarden Euro eingezogen. Die Einhaltung dieser Begrenzung konnte
lediglich durch die Seperation von so genannten Nachbeschaffungskosten vorgegaukelt
werden, tatsächlich wurde diese Betragsbegrenzung um 630 Mio Euro
(unberücksichtigt bleiben bei dieser Zahl die laufenden Betriebskosten)
überschritten.
Kaufmännische
Vertragsgestaltung
Hinsichtlich
der kaufmännischen Ausgestaltung des Kaufvertrages mit der Eurofighter
Jagdflugzeuge GmbH wurde dilletantisch – zum Nachteil der Republik –
vorgegangen. So beinhaltet die Finanzierungsstruktur die Verpflichtung des
BMLV, die Kaufpreisraten auch bei vertraglicher Schlecht- oder Nichterfüllung
durch die Firma Eurofighter zunächst zu bezahlen. Dem gegenüber steht eine
absolute Haftungshöchstgrenze der Firma Eurofighter für Schäden im Zusammenhang
mit fehlerhaften Vertragsleistungen von rund 296 Mio Euro. D.h. einer
Zahlungsverpflichtung von rund 2 Milliarden Euro steht eine maximale Haftung
des Leistungserbringers von weniger als 300 Mio Euro gegenüber.
Daraus resultiert ein Ungleichgewicht, das an einem synallagmatischen
Vertragsverhältnis zweifeln lässt.
Gegengeschäftsvertrag
Die
Anforderungen des BMWA betreffend das Pönale konnten im Gegengeschäftsvertrag
nicht umgesetzt werden. Die Höhe des Pönales wurde – entgegen dem in der
Angebotseinholung geforderten Pönale von 10 % des Differenzbetrages
zwischen der zu erfüllenden und der tatsächlich erfüllten Summe des
Gegengeschäftsvolumens – im Vertrag mit nur etwas mehr als 5 % festgelegt.
Diese Reduktion des Vertragspönales um die Hälfte des Ausgangswertes führte
letztlich dazu, dass sich die Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH bzw. EADS leicht
von ihrer Verpflichtung zur Anbahnung von Gegengeschäften frei kaufen kann.
Eine Variante die im Hinblick auf die bisherigen, missglückten
Gegengeschäfts-Anrechnungen als sehr realistisch erscheint.
Typisch
für diese Bundesregierung erscheint der Umstand, dass selbst der Gegengeschäftsvertrag
unter zweimaliger Einbeziehungen einer Rechtsanwaltskanzlei mit Honorarkosten
in Höhe von insgesamt 60.000 Euro erstellt wurde, dies obwohl ein entsprechendes
Muster vorhanden war. Entgegen der ständigen Ansicht des Rechnungshofes wurde
die dafür zuständige Finanzprokuratur nicht mit der Vertragserrichtung befasst.
Vertragsausstieg
Der
Rechnungshof erhob, dass die Republik grundsätzlich jederzeit schriftlich vom
Vertrag zurücktreten kann, sofern der Firma Eurofighter sämtliche bis zu
diesem Zeitpunkt erbrachten Leistungen bezahlt und die durch den Rücktritt
entstandenen Kosten ersetzt werden. Ohne Verpflichtung zum Kostenersatz kann
die Republik hingegen nur bei Leistungsverweigerung und bei vertraglicher
Schlecht- oder Nichterfüllung durch die Firma Eurofighter vom Vertrag
zurücktreten. Durch den so genannten „Einredeverzicht“ wird das
Zurückbehaltungsrecht für die halbjährlichen Kaufpreisraten ausgeschlossen.
Bei vertraglicher Schlechterfüllung durch die Firma Eurofighter in Folge
höherer Gewalt ergab sich aus dem Vertragstext keine Möglichkeit ohne
Verpflichtung zum Kostenersatz vom Vertrag zurückzutreten, auch dies stellt
eine extreme Benachteiligung und eine Risikoumkehr zu Lasten der Republik dar.
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 17 |
Aus
den oben näher ausgeführten Gründen, vor allem aber wegen der extremen Kostenbelastung
von mindestens 5,63 Milliarden Euro für die Beschaffung und den Betrieb von
Kampfflugzeugen, die die Luftraumüberwachung der Republik für die nächsten 30 Jahre
nur eingeschränkt ermöglichen, richten die unterzeichneten Abgeordneten an den
Bundeskanzler nachstehende
Anfrage:
1.
Hat Bundesminister Platter im Vortrag an den Ministerrat vom 1. Juli 2003 den
Umstand mitgeteilt, dass neben den Finanzierungskosten für die 18 Eurofighter
in Höhe von 2,167 Milliarden Euro weitere 463 Mio Euro für militärische
Ausstattungserfordernisse nötig sind und hat der Ministerrat auch über diese
Summe einen entsprechenden Beschluss gefasst?
2.
Hat im Zuge dieser Sitzung des Ministerrates Bundesminister Platter darüber
informiert, dass mit 18 Kampfflugzeugen und 18 Piloten eine durchgehende
Einsatzbereitschaft für die Luftraumüberwachung nicht sichergestellt werden
kann und daher die entsprechenden Leistungsvorgaben des BMLV nicht erfüllt
werden und wurde vom Ministerrat dem Kaufvertragsabschluss in Kenntnis dieser
Umstände zugestimmt?
3.
War dem Ministerrat im Zeitpunkt der Zustimmung zum Abschluss des Kaufvertrages
mit der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH bekannt, dass die elektrooptischen
Zielerfassungs-Einrichtungen (Muss-Forderung) von 8 auf 6 Stück reduziert
wurden, eine ebensolche Reduktion bei den Selbstschutz-Systemen
(Muss-Forderung) vorgenommen wurde, eine Bedrohungsbibliothek sowie Träger für
Aufklärungseinrichtungen (Muss-Forderung) gänzlich fehlten, die
Pilotenausrüstungen auf 18 reduziert wurden und kein einziger Helm bestellt
wurde, wenn ja, aus welchen Gründen wurde trotzdem ein entsprechender Beschluss
gefasst?
4.
Von welcher jährlichen Betriebskostenhöhe der zu beschaffenden Kampfflugzeuge
ging der Ministerrat am 1. Juli 2003 aus, war zum damaligen Zeitpunkt klar,
dass der vom BMLV errechnete Betriebsaufwand von 50 Mio Euro pro Jahr sich
lediglich auf die Flugstunden bezog und Personalkosten, Infrastruktur-Investitionen
und Gemeinkosten darin nicht berücksichtigt waren, oder wurde dem
Vertragsabschluss ohne exakte Kenntnis der Betriebskosten für die nächsten 30
Jahre zugestimmt?
5.
War Ihnen im Rahmen des Ministerratsbeschlusses vom 2. Juli 2002 über die Nachbeschaffung
von 24 Stück einsitzigen Luftraumüberwachungsflugzeugen des Typs Eurofighter
mit der Zahlungsvariante „Zahlung bei Lieferung“ bewusst, dass die Höhe des
Ankaufspreises zu diesem Zeitpunkt nicht begrenzt war und von diesem Umstand
auch der zukünftige Vertragspartner Kenntnis hatte und wenn ja, aus welchem
Grunde wurde bis zur Typenentscheidung keine Betragsbegrenzung eingezogen?
6.
War Ihnen bekannt, dass in den Gegengeschäftsvereinbarungen in Höhe von 4 Milliarden
Euro, die auch Inhalt der Ministerratssitzung vom 1. Juli 2003 waren, die
Pönalevereinbarung auf die Hälfte reduziert wurde, sohin nur 5 % des
Differenzbetrages zwischen dem zu erfüllenden und dem tatsächlich erfüllten
Gegengeschäftsvolumen als Pönale vereinbart wurde, und wenn ja, warum stimmte
der Ministerrat trotzdem dieser Beschaffung zu?
7.
War dem Ministerrats-Kollegium am 1. Juli 2003 bewusst, dass die Republik die
halbjährlichen Kaufpreisraten auch bei vertraglicher Schlecht- oder
Nichterfüllung durch die Firma Eurofighter zu bezahlen hat, wurde dieser so
genannte „Einredeverzicht“ auch sämtlichen Ministern erklärt und aus welchen
Gründen erfolgte trotzdem eine Zustimmung zu dieser Vertragsgestaltung?
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 18 |
8.
Wurden die Mitglieder des Ministerrates am 1. Juli 2003 in Kenntnis gesetzt,
dass mit der Firma Eurofighter für Schäden im Zusammenhang mit fehlerhaften
Vertragsleistungen eine absolute Haftungshöchstgrenze des Verkäufers mit rund
296 Millionen Euro vereinbart wurde und auf die Ungleichgewichtung
zwischen dem Kaufpreisvolumen und dieser Haftungsbegrenzung hingewiesen, wenn
ja, worin lagen die Gründe für eine Zustimmung zu diesem Vertragsbestandteil?
9.
Wie lauten die dem Ministerrat am 1. Juli 2003 vorgelegten Vertragsbestimmungen
hinsichtlich des Ausstieges aus den Verträgen mit der Eurofighter Jagdflugzeuge
GmbH, ist es richtig, dass die Republik jederzeit vom Vertrag zurücktreten
kann, sofern der Firma Eurofighter sämtliche bis zu diesem Zeitpunkt erbrachten
Leistungen bezahlt und entstandene Kosten ersetzt werden?
10.
Wie hoch wären momentan die Zahlungsfolgen bei einem sofortigen Rücktritt vom
Eurofighter-Kaufvertrag und in welcher Form nimmt die Republik Österreich und
Sie als Bundeskanzler dieser Republik ihre Schadenminderungspflicht wahr, in
dem Sie die Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH von den Ausstiegswünschen der
Bevölkerungsmehrheit und somit einer zukünftigen Bundesregierung in Kenntnis
setzen?
In
formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93
Abs. 2 GOG dringlich zu behandeln.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Anfragesteller das Wort erteile, gebe ich noch bekannt, dass für die Präsidialkonferenz für die Zeit von 15 Uhr bis 17 Uhr, die vom ORF übertragen wird, folgende Redeordnung festgelegt wurde: der Antragsteller für die Begründung der Dringlichen Anfrage 15 Minuten, das befragte Regierungsmitglied, also der Bundeskanzler ebenfalls 15 Minuten, anschließend je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 8 Minuten, sodann die Wortmeldung des Herrn Bundesministers für Landesverteidigung mit 8 Minuten, weiters je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 5 Minuten und eine weitere Runde von Wortmeldungen pro Fraktion mit 5 Minuten.
Vor Beginn der letzten Runde wird die allenfalls verbleibende Redezeit von der den Vorsitz führenden Präsidentin gleichmäßig auf die Fraktionen in der Weise verteilt, dass alle Fraktionen gleichmäßig zu Wort kommen.
Weiters besteht darüber Einvernehmen, dass tatsächliche Berichtigungen und Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung nach der Fernsehzeit aufgerufen werden.
Über diese Redeordnung entscheidet das Hohe Haus.
Ich bitte jene Damen und Herren, die mit diesem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Die Zustimmung wird einstimmig erteilt.
Wir gehen daher so vor.
Ich erteile nunmehr dem Anfrage stellenden Abgeordneten, Herrn Dr. Gusenbauer, das Wort zur Begründung der Anfrage. Ihre Redezeit beträgt 15 Minuten. – Bitte.
15.03
Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! – Ah! Der Herr Finanzminister ist auch im Haus! Hohes Haus! Wieso bewegen die Abfangjäger respektive Kampfflugzeuge nach wie vor die Gemüter der österreichischen Bevölkerung? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Es handelt sich dabei nach dem vorliegenden Bericht des Rechnungshofes um Anschaffungskosten inklusive Wartung und Erhaltung für die gesamte Betriebsdauer um eine Ausgabe von 5,63 Milliarden €!
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 19 |
Meine Damen und Herren, das ist die größte Einzelausgabe in der Geschichte unseres Landes! Und nur damit man sich ein klares Bild von dem macht, was vergleichsweise ausgegeben wird: 5,63 Milliarden € ist zum Beispiel fast 2 Milliarden mehr als die jährlichen Ausgaben für die Infrastruktur. 5,63 Milliarden € sind im Übrigen sogar mehr als die unsozialen Belastungsmaßnahmen der Regierung zwischen den Jahren 2000 und 2004, denn diese lagen in einer Größenordnung von 4,93 Milliarden €.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wissen Sie, wie viel die Republik Österreich überhaupt pro Jahr für die Landesverteidigung ausgibt? – Wir geben pro Jahr für die Landesverteidigung 1,76 Milliarden € aus. (Abg. Murauer: Mit oder ohne Flieger?) Das heißt, die Ausgaben für diese Kampfflugzeuge sind höher als das dreifache Landesverteidigungsbudget eines Landes.
Daher ist es kein Wunder, dass der Ankauf der Kampfflugzeuge die österreichische Bevölkerung nach wie vor bewegt, vor allem auch deswegen, weil bei vielen anderen Fragen die Bundesregierung immer sagt: Dafür haben wir kein Geld.
Bessere Schulen? – Kein Geld im
Budget! Bessere Forschung und Entwicklung? – Nicht mehr Geld im Budget!
Kampf gegen die Arbeitslosigkeit? – Nicht mehr Geld im Budget! Bei allen
wesentlichen Fragen der österreichischen Bevölkerung sagt die Bundesregierung:
Dafür haben wir nicht genügend Geld. Für die Abfangjäger aber gibt es
5,63 Milliarden €! (Abg. Scheibner: Was ist das?)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Öffentlichkeit stellt sich daher die Frage: Warum gibt es für all das kein Geld oder nur wenig Geld? Und: Warum sind dieser Bundesregierung und dem Bundeskanzler gerade diese Abfangjäger so heilig?
Das Mindeste, was man dazu sagen kann, ist: Hier wurden die falschen Prioritäten gesetzt. Österreich hat wirklich Wichtigeres zu tun, als diese Kampfflugzeuge zu kaufen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wenn Sie sich aber schon dazu entschlossen haben, diesen falschen Schritt zu tun, dann ist es, glaube ich, richtig und auch berechtigt, dass dieser größte Beschaffungsvorgang in der Geschichte mit größtmöglicher Transparenz und Klarheit abgewickelt wird, denn: Wo sonst sollte man genauer hinschauen als in einem Fall, wo es um 5,63 Milliarden € geht? Da ist ganz besondere Aufmerksamkeit und Transparenz gefragt.
Genau das ist auch der Grund dafür, dass wir uns heute auf Basis des Wahrnehmungsberichtes des Rechnungshofes mit dieser Frage beschäftigen. Die Öffentlichkeit hat nämlich ein Recht darauf, dass Licht ins Dunkel gebracht wird und die vielen unaufgeklärten Widersprüche des Ankaufs dieser Kampfflugzeuge endlich aufgeklärt werden, denn das ist in der Tat eines der dunkelsten Kapitel in der österreichischen Beschaffungsgeschichte. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Und da stellt sich schon auch die Frage,
warum die Regierung einen Beitrag zur Verdunkelung und nicht zur Aufklärung
leistet, denn die Liste der Unwahrheiten in diesem Zusammenhang ist
beträchtlich. Ich erinnere nur daran, dass Herr Bundeskanzler Schüssel im
Jahr 2002 gesagt hat, die Abfangjägerbeschaffung werde höchst professionell
durch eine Wirtschaftsplattform durchgeführt und von dieser auch selbst finanziert.
(Abg. Gradwohl: Hört, hört!)
Und was ist die Wahrheit? – Wirtschaftsminister Bartenstein zwei Jahre danach zum Thema Wirtschaftsplattform: Ist nicht vorgesehen! Und der frühere Rechnungshofpräsident Fiedler meinte zu Schüssels Ankündigung, eine Wirtschaftsplattform werde die Abfangjäger mitfinanzieren, trocken: bezüglich dieser Plattform sei ihm bisher noch nichts untergekommen.
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 20 |
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ankündigung des Bundeskanzlers – und Wahrheit. Ankündigung: Finanzierung durch eine Wirtschaftsplattform – und Wahrheit, festgestellt durch den Rechnungshofpräsidenten: keinerlei Mitfinanzierung durch eine Wirtschaftsplattform!
Und daher, Herr Bundeskanzler, stellt sich doch folgende Frage: Wer profitiert in Österreich davon, dass die von Ihnen in Aussicht gestellte Wirtschaftsplattform nicht zu Stande kam? Wer profitiert tatsächlich in diesem Land davon, wenn bis heute die Gegengeschäfte nicht dargestellt werden können? Und sind Sie nicht auch der Auffassung, dass hier dringend untersucht werden muss, wenn es diese Wirtschaftsplattform nicht gibt, warum es diese nicht gibt? Auf Basis welcher Zusagen haben Sie Ihre Ankündigungen getätigt? Und warum wurde diese Ankündigung nicht in die Realität umgesetzt?
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es
stellt sich aber auch eine Reihe von militärischen Fragen in diesem
Zusammenhang. Sie, Herr Bundeskanzler, haben uns gesagt, wir müssen diese
teuersten Kampfjets kaufen, weil wir sie für die Luftraumüberwachung brauchen.
Weil wir sie für die Luftraumüberwachung brauchen! (Abg. Murauer:
Richtig!)
Dazu stellt der Rechnungshof in seinem
Bericht fest, eine durchgehende Einsatzbereitschaft der Luftüberwachung sei
nicht sichergestellt, es werde die Luftaufklärung derzeit nicht wahrgenommen. (Abg.
Scheibner: Wie macht man eine Luftaufklärung, Herr Kollege? Wie macht
man sie?)
Darüber hinaus stellt der Rechnungshof fest, die Effizienz des Fluggeräts könne nicht in vollem Umfang genützt werden, die Luftraumüberwachung sei nur eingeschränkt möglich.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Hauptargument war, dass es um die Luftraumüberwachung geht, und der Rechnungshof stellt fest, dass bei einer Investition von 5,63 Milliarden € am Ende nicht einmal das sichergestellt ist!
Und daher erneut die Frage, meine Damen und Herren: Wer profitiert davon? – Die Luftraumüberwachung offensichtlich nicht, Herr Bundeskanzler! Sollten wir nicht untersuchen, wer von dieser Riesen-Ausgabe von 5,63 Milliarden € profitiert, wenn der Rechnungshof selbst sagt, die Luftraumüberwachung sei dadurch nicht sichergestellt?
Es stellt sich darüber hinaus eine zusätzliche Frage. Es haben alle Staaten – außer den vier Erzeugerstaaten – diese Eurofighter abbestellt – abbestellt! Nach vielen anderen hat Griechenland vor wenigen Wochen abbestellt, und diese Woche, wie man nachlesen kann, auch Singapur. Und wie die „Financial Times“ feststellt, ist neben den vier Erzeugerstaaten das einzige Land, das einen Auftrag für die Eurofighter gegeben hat, Österreich!
Das heißt, in anderen Staaten wird
offensichtlich an der technischen Qualifikation gezweifelt, in anderen Staaten
wird am Preis gezweifelt, und diese Staaten ziehen sich zurück. Herr
Bundeskanzler, wieso haben Sie sich als einziger Regierungschef – außer
den vier Betreiberstaaten – dazu entschieden, diese sündteuren Kampfjets
zu kaufen, die nicht einmal imstande sind, die Luftraumüberwachung umfassend
wahrzunehmen? (Abg. Mag. Molterer: Wer sind die vier Staaten?)
Meine Damen und Herren! Das muss untersucht werden, denn hier gibt es offensichtlich Unaufgeklärtes (Abg. Murauer: Hoffentlich glauben Sie es nicht selber, Herr Gusenbauer!), und die Bevölkerung hat ein Recht, alles zu erfahren, wenn es um eine so gigantische Ausgabe geht! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 21 |
Herr Bundeskanzler! Sie haben hier im Hohen Haus erklärt, die Anschaffung dieser Eurofighter sei nicht nur aus Gründen der Luftraumüberwachung notwendig, sondern auch deswegen, weil Österreich an internationalen Einsätzen teilnehmen solle. In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt – auch nach dem Bericht des Rechnungshofes, aber schon davor –, dass nicht einmal theoretisch mit diesen Eurofightern eine Teilnahmemöglichkeit an internationalen Einsätzen gegeben ist. (Abg. Scheibner: Wollen Sie das?) Man kann immer darüber reden, ob sie sinnvoll sind oder nicht, aber Sie haben gesagt: Wir brauchen diese Eurofighter, damit wir teilnehmen können! (Abg. Scheibner: Wollen Sie das? Was meinen Sie?) – Wahr ist, es besteht nicht einmal die theoretische Möglichkeit zur Teilnahme – und das für 5,63 Milliarden €!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es stellt sich erneut die Frage: Wer profitiert davon in Österreich? Wer profitiert in Österreich von dieser Ausgabe in Höhe von 5,63 Milliarden €? – Nicht die Luftraumüberwachung – Österreich hat ja nicht einmal die Möglichkeit, an internationalen Einsätzen beteiligt zu sein –, nicht die österreichische Wirtschaft, nicht die österreichische Technologie! Herr Bundeskanzler, daher muss aufgeklärt werden: Für wen geben die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler 5,63 Milliarden € aus?
Es ist unerträglich, dass immer wieder, vom Anfang bis zum Ende in dieser Abfangjäger-Geschichte, mit Unwahrheiten operiert wird, dass man immer wieder versucht, Tatsachen zu verschleiern. Herr Bundeskanzler! Die Zeit ist gekommen, zu der die Wahrheit ans Licht kommen muss – die Bevölkerung hat ein Recht darauf! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Im Übrigen stellt sich auch, was den Vertragsabschluss betrifft, eine Reihe von Fragen. Wieso verzichtet zum Beispiel Österreich darauf, zu sagen: Wenn diese Abfangjäger technische Mängel haben, dann treten wir vom Ankauf zurück und die Betreiber haben die Haftung zu tragen!? – Was im Übrigen das Normalste bei jedem Beschaffungsvorgang wäre. – Nein! Der Herr Bundeskanzler hat einen Vertrag gemacht, bei dem Österreich, selbst wenn es technische Mängel gibt, weiter die Raten für den Ankauf dieser Kampfflugzeuge zahlen muss!
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die österreichische Bevölkerung wird auch dann zahlen, wenn diese Kampfflugzeuge nicht einsatzfähig sind – das heißt, wenn nicht einmal das Minimum, das der Rechnungshof an Funktionsfähigkeit festgestellt hat, eintreten kann! Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, 5,63 Milliarden € auszugeben, ohne der österreichischen Bevölkerung die Gewissheit geben zu können, dass diese Flugzeuge überhaupt einsatzfähig sind! Das Geld so beim Fenster hinauszuwerfen, das ist ein unverantwortlicher Umgang mit den österreichischen Steuergeldern! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Und was einen auch stutzig macht, Herr Bundeskanzler: Sie reden immer von den Gegengeschäften. Dann wird bei den Gegengeschäften vereinbart, wenn diese nicht stattfinden, dann soll ein Pönale gezahlt werden. Ursprünglich waren das 10 Prozent, aber im Vertrag spricht man nur mehr von 5 Prozent Pönale. Das heißt, man hat den Verkäufern der Eurofighter einen Diskont gegeben, wenn sie ihre Zusagen in Bezug auf die Gegengeschäfte nicht erfüllen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren: Was halten Sie von einem Vertragspartner, wo das Pönale in Bezug auf die Nichteinhaltung von Gegengeschäften reduziert wird? Das war offensichtlich ein wichtiger Punkt bei den Verhandlungen. Man hat also schon bei den Verhandlungen gewusst: Die werden ihre Zusagen in Bezug auf die Gegengeschäfte und auf die Sicherung österreichischer Arbeitsplätze nicht einhalten!
Und da stelle ich die Frage: Was bleibt dann noch übrig von der These, dass diese Abfangjäger in Wirklichkeit für die österreichische Wirtschaft und die Arbeitsplätze gekauft
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 22 |
werden? – Nichts bleibt übrig, weil hier erneut der Bevölkerung die Unwahrheit gesagt wurde – und das ist nicht in Ordnung! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Es ist dringend an der Zeit, Licht ins
Dunkel zu bringen. Es ist dringend an der Zeit (Präsident Dr. Khol
gibt das Glockenzeichen), dass dieser Vorgang unter Wahrheitspflicht in
einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss untersucht wird, denn
5,63 Milliarden € aus den Taschen der Österreicherinnen und
Österreicher sind in der Tat zu wertvoll, als dass damit so umgegangen wird,
wie Sie das beim Kauf dieser Kampfflugzeuge tun. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
15.18
Ankündigung eines Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Herrn Bundeskanzler das Wort erteile, gebe ich bekannt: Die Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen haben gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt, einen Untersuchungsausschuss hinsichtlich der Beschaffung von Kampfflugzeugen einzusetzen.
Die Durchführung einer Debatte hierüber wurde nicht verlangt. Es liegt jedoch ein ausreichend unterstütztes Verlangen auf namentliche Abstimmung vor.
*****
Nunmehr erteile ich dem Herrn Bundeskanzler das Wort. Seine Redezeit beträgt 15 Minuten. – Bitte, Herr Bundeskanzler.
15.19
Bundeskanzler
Dr. Wolfgang Schüssel: Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Was die SPÖ dazu gebracht hat,
ausgerechnet am Gründungstag der Republik, der ja bekanntlich nur deswegen
möglich geworden ist, weil irgendjemand Hitler-Deutschland militärisch besiegt
hat, dieses Thema der militärischen Luftraumverteidigung auf die Tagesordnung
zu setzen, verstehe jemand anderer – ich verstehe es nicht,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der
ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Das war
die Präsidiale!)
Zweitens: Wenn Sie schon Zahlen heranziehen, dann bleiben wir doch auf dem Boden! 30 Jahre Längsvergleich zu nehmen, eine Sicherheitsinvestition für 30 Jahre mit einer Einmalinvestition in einem Jahr oder mit laufenden Kosten für ein Jahr zu vergleichen, so einen Vergleich habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört.
Wenn wir schon so etwas machen, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dann sagen wir die Wahrheit: 2 Milliarden € – nicht einmal – kostet der Kauf, 50 Millionen der Betrieb, mal 30 Jahre, das sind nicht 5,3 – nachrechnen! –, sondern das sind 3,5 Milliarden €. Und allein die Bundesbahn kostet den Steuerzahler jedes Jahr 4 Milliarden €! – Das ist der korrekte Vergleich. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Wittmann: Die Bundesbahn brauchen wir! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Aber die einzig entscheidende ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald und weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich weiß schon, dass Sie das ärgert, aber das ist eben so! Lassen Sie mich argumentieren – Sie haben nachher das Rederecht.
Die wichtigste Frage, meine Damen und Herren, ist ja nicht: Welche Type von Flugzeug soll unseren Luftraum überwachen? Sind es 18, 20 oder 24 Flugzeuge? Welche Laufzeit, welche Finanzierungsvariante wählen wir? (Abg. Dr. Wittmann: Die Bundes-
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bahn brauchen wir
für diese Volkswirtschaft!), sondern die entscheidende Frage ist – und
das haben frühere sozialdemokratische Bundeskanzler gewusst –: Ist
Österreich verpflichtet, auf Grund seiner Verfassung, auf Grund unseres
Neutralitätsgesetzes zu Land und auch in der Luft seine Bevölkerung zu schützen? –
Das ist allein die entscheidende Frage. (Abg.
Gaál: Und da brauchen wir die
Eurofighter?)
Und ob mir das passt oder nicht, ob das populär ist oder nicht: Solange ich kann, werde ich den Eid auf die Verfassung, dass ich das einhalten werde, auch einhalten – selbst gegen den Widerstand der Opposition! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen sowie Bravorufe bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sie haben gesagt, Sie wollen „Licht ins Dunkel“ bringen, Herr Abgeordneter Gusenbauer. (Abg. Heinzl: Packt zusammen!) Ich würde sagen: „Nachbar in Not“, Alfred Gusenbauer, mit Ihrer Argumentation. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Mag. Muttonen: War das ein Scherz? – Abg. Silhavy: Das Niveau wird immer tiefer! – Zwischenruf des Abg. Dr. Gusenbauer.)
Denn: Eine Armee der Republik muss eine Ausrüstung haben, die nach allgemeiner Auffassung benötigt wird, um die Neutralitätspolitik glaubwürdig darzustellen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, entsprechende Warnungen zu demonstrieren, wenn der österreichische Luftraum verletzt würde. Nichts wäre gefährlicher, als wenn ein neutraler Staat zum militärischen Freiwild nichtneutraler Staaten erklärt werden würde. – Ein großartiger Satz! Wissen Sie, von wem er stammt? – Von einem Ihrer Vorgänger, von Bruno Kreisky.
Nichts anderes führen wir hier durch. Dazu stehen wir! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Wittmann: Lernen Sie Geschichte! – Abg. Krainer: Wer waren die Nachbarn damals?)
Ich kenne überhaupt keinen ernst zu nehmenden Verfassungsrechtler, der nicht diese Frage: Ist Österreich verpflichtet, seinen Luftraum zu überwachen?, mit ja beantwortet, ob das ein Ermacora, ein Verdross, ein Öhlinger, ein Mayer, ein Zemanek – wer immer – ist. Suchen Sie die bekanntesten und profiliertesten Verfassungsrechtler: Niemand sagt Ihnen, Österreich brauche seinen Luftraum für die österreichischen Bürger nicht zu schützen.
Daher ist die einzige Frage – und die nehme ich ernst – die Sorge: Können wir mit 18 Eurofightern, einem Flugzeug der modernsten Generation, diese Sicherheit garantieren? – Das ist eine berechtigte Frage.
Dazu sage ich Ihnen ganz offen: Diese Sorge scheint mir deswegen ein bisschen relativ zu sein ... – Das ist auch die Kritik des Rechnungshofes: Der Rechnungshof sagt, eigentlich wäre es gescheiter gewesen, bei den 24 zu bleiben. (Abg. Mag. Molterer – in Richtung SPÖ –: Was hätten Sie dann gesagt?) Und ich sage dazu sehr offen: Ja, das war eine politische Entscheidung – zu der ich stehe, für die ich auch die Verantwortung übernehme – nach langer Abwägung. Herbert Scheibner ist mein Zeuge, er war damals Verteidigungsminister. Er hat sich mit dieser Entscheidung nicht leicht getan. Und es ist wahr, dass wir damit die Möglichkeit zu internationalen Lufteinsätzen reduzieren müssen.
Das ist aber genau das, was übrigens Sie
immer kritisiert haben, so etwa Wehrsprecher Gaál hier im Parlament im Jahr 2002: Wir wollen
diese internationalen Einsätze nicht! – Sie haben uns unterstellt, dass
wir den Eurofighter nur deswegen kaufen, um an solchen Einsätzen teilzunehmen. (Zwischenrufe
der Abgeordneten Dr. Kräuter und Gradwohl.)
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Es ist wahr, mit
der Reduktion werden wir da bescheidener auftreten müssen. Aber das ist, bitte,
eine Sache, die die Öffentlichkeit weiß; dazu bedarf es jetzt nicht einer
„Aufdecker-Aktion“. Das habe ich öffentlich hier im Parlament anlässlich der
Hochwasserkatastrophe so gesagt. (Abg.
Dr. Kräuter: ...! Zu teuer sind
die Flieger, Herr Bundeskanzler!)
Und die Sorge ist deswegen relativ, Herr Abgeordneter Gusenbauer und liebe SPÖ-Fraktion: Heute haben wir elf einsatzfähige Draken. Jetzt muss mir einer einmal erklären, wie elf einsatzfähige Draken, die drei Generationen vor dem Eurofighter gebaut worden sind, den Luftraum und die Luftraumüberwachung sicherer machen als 18 modernste Eurofighter! (Abg. Mag. Johann Moser: Das hat ja keiner behauptet!) – Das kann mir beim besten Willen niemand erklären. Daher glaube ich, dass man dieser Sorge – die ich sehr ernst nehme – mit unserer Entscheidung glaubhaft entgegentreten kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)
Meine Damen und Herren, seien Sie doch ehrlich! Was haben Sie nicht alles schon behauptet in der Diskussion um den Eurofighter: Er kann nicht fliegen. Er kann nicht fliegen, wenn es kalt ist. Er kann nicht schießen. Er ist nicht wirklich einsatzfähig. (Abg. Heinzl: Aber fotografieren kann er!)
Jetzt hat es, bitte, Tests vor der
internationalen Presse gegeben, bei denen man bewiesen hat, dass man bei minus
10 Grad – in Finnland, in Schweden – gestartet ist. Man hat vor
der internationalen Presse bewiesen, dass dieses Gerät sehr wohl flugtauglich
ist. Die amerikanische Konkurrenz, der Luftwaffenchef hat bestätigt – er
ist das Gerät selbst geflogen –: Das ist das beste Flugzeug, in dem er je
gesessen ist. (Ironische Heiterkeit des
Abg. Dr. Gusenbauer. –
Abg. Dr. Gusenbauer: Wieso
bestellen es dann alle ab?)
Aber wenn Sie denen nicht glauben, dann frage ich Sie, meine Damen und Herren von der Opposition: Warum kauft eigentlich die rot-grüne Regierung in Berlin so ein „Klumpert“? (Abg. Dr. Gusenbauer: Weil sie es produziert haben!) 180 Flieger – das sind genau zehnmal mehr, als wir kaufen. Erklären Sie mir einmal diesen Widerspruch! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Weil sie es produziert haben!)
Ich darf Ihnen eine ganz ehrliche Antwort geben: Ich glaube, Kanzler Schröder und Vizekanzler Joseph Martin Fischer sind hier einfach verantwortungsbewusster als Sie. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Noch etwas sage ich Ihnen: Tatsache ist,
dass in Wirklichkeit Alfred Gusenbauer und Josef Cap immer schon gegen die
Anschaffung von Abwehrflugzeugen gewesen sind – immer schon. Sie haben den
Kampf vor 20 Jahren im SPÖ-Parteivorstand verloren. (Abg. Silhavy: Jetzt wird es
lächerlich!) Damals war übrigens Zentralsekretär Schieder derjenige, der
massiv aufgetreten ist, und Kanzler Sinowatz hat sich letztlich mit einer
beeindruckenden Mehrheit – ich sage: Gott sei Dank! – durchgesetzt. (Abg. Dr. Gusenbauer: Gegen die ÖVP! Gegen die ÖVP!)
Denn eines ist klar: Hätte Sinowatz damals nicht diese Flugzeuge gekauft, dann wären wir in der Jugoslawien-Krise ziemlich schlecht dagestanden, denn damals hat es Luftraumverletzungen bis hinein nach Graz, bis zum Thalerhof gegeben. Das konnte und kann niemand verantworten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Gradwohl: Das waren Saab 105! Das hat mit einem Draken gar nichts zu tun!)
Der Rechnungshof hat dreimal – zum Teil übrigens auf Ihren Wunsch (Abg. Dr. Gusenbauer: Eben!) – die Dinge genau untersucht.
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Der erste Vorwurf war, die Auswahl sei manipuliert gewesen. Wenn Sie den Rechnungshofbericht zur Hand nehmen, dann finden Sie darin Folgendes – und das sollte man auch der Öffentlichkeit gegenüber noch einmal ganz klar beweisen –:
Der Eurofighter wurde unter Zugrundelegung der Maßstäbe des Verteidigungsministeriums zu Recht als Bestbieter ermittelt.
Ihre Angriffe sind damit völlig zusammengebrochen, meine Damen und Herren von der Opposition! Und das soll die Öffentlichkeit wissen, heute und hier. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Zweiter Vorwurf: Durch die Veränderung in der Finanzierung von 18 auf zehn Halbjahresraten sei ein Bietersturz eingetreten, und hätte man das neu bewertet, dann wäre ein anderes Gerät zum Zug gekommen. Dazu der Rechnungshof wörtlich:
Sowohl bei den 18 Halbjahresraten als auch bei der zehn Halbjahresraten-Variante war der Eurofighter Bestbieter. (Abg. Dr. Matznetter: Und bei Sofortzahlung? Bei normaler Zahlung?)
Es ist keine Änderung in der Bieterreihung eingetreten. Nehmen Sie das zur Kenntnis! Damit kann sich die Öffentlichkeit auch sicher sein, dass hier mit großem Fingerspitzengefühl und großer Verantwortung vorgegangen wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Nun zur Beantwortung der Fragen.
Frage 1 beantworte ich wie folgt:
Ihre These, das Gerät koste 2,167 Milliarden €, ist falsch. Das war der Verhandlungsstand im September 2002. Der endgültige Kaufpreis lautet: 1,959 Milliarden €. Dieser Wert steht übrigens im Rechnungshofbericht – ich verweise auf Seite 3.
Zur Frage 2:
Die Lösung mit 18 Eurofightern gibt die Möglichkeit einer angemessenen Reaktion bei Tag, bei Nacht, bei jeder Witterung. Sollten sich sicherheitspolitische Rahmenbedingungen ändern, dann wird natürlich eine neuerliche Beurteilung einzuleiten sein. Wir haben damit ein höchstentwickeltes Flugzeug, das mindestens um 500 Prozent über dem heutigen Leistungsstand des Draken steht. Ein großartiges Gerät, auf das auch Österreich stolz sein kann, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Zur Frage 3:
Die genannten Forderungen waren Bedingung der qualifizierten Anbotlegung. Die tatsächliche Leistung wurde dann natürlich im Rahmen des Verhandlungsteiles festgelegt.
Zur Frage 4:
Die Berechnung der Lebenslaufkosten ist
nach internationalem Standard durchgeführt worden, alle Kostenkomponenten für
den Betrieb und die Unterstützungsleistungen sind darin enthalten: maximal
jährlich 50 Millionen €. (Abg.
Mag. Kogler: Das ist ja ein
einziger Schwindel! Das ist ein Schwindel!)
Zur Frage 5:
Bis zur Typenentscheidung war nicht der Preis das alleinige Kriterium. Wir kaufen ja nicht im Supermarkt um so und so viel Euro ein, sondern wir kaufen ja ein bestmögliches Gerät, das unseren Bedingungen und Bedürfnissen entspricht: Die Technik spielt eine Rolle, ein europäisches System, der Zugang zu neuen Techniken, und am
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Ende der Entscheidungskette natürlich auch die Qualität der wirtschaftlichen Gegengeschäfte. Und dann hat man sich auch im Verhandlungsprozess auf eine Betragsgrenze geeinigt. Ich unterstütze hier voll den Finanzminister, der dies gemacht hat.
Zur Frage 6, betreffend Pönaleregelung:
Dazu ist korrekt zu sagen, dass letztlich ein anderes System gewählt wurde. Es sind zwei so genannte Meilensteine mit Pönale eingerichtet worden, 2004 und 2011. Die Meilensteine stellen eine zügige Abwicklung der Gegengeschäfte für Österreich sicher.
Und jetzt sage ich Ihnen eines: Sie sorgen
sich offensichtlich, dass das ... (Ruf bei der SPÖ: Mühlstein! –
Gegenruf bei der ÖVP: Sei still!) – Bitte! Also jetzt erkläre ich Ihnen,
was der „Mühlstein“ ist: Wir haben ausgemacht, 15 Jahre hat EADS Zeit, um
die Gegengeschäfte in Höhe von 4 Milliarden €
hereinzubringen. – Sie sorgen sich offenbar, dass das am Ende dieser
Laufzeit nicht möglich sein wird. (Abg.
Dr. Kräuter: Was ist mit der
Transparenz, mit der versprochenen?)
Wahr ist, dass wir nach eineinhalb Jahren bereits über 1,6 Milliarden € an Gegengeschäften eingebracht haben. (Rufe bei der SPÖ und den Grünen: Wo? Wo?) Das ist weit mehr, als ursprünglich angenommen und erhofft wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Verehrte Freunde von der Opposition! Haben
Sie vielleicht im Fernsehen gesehen, dass der neue Airbus gestartet ist? (Abg. Mag. Johann Moser: Der ist sowieso ...!)
Alleine in diesem Airbus stecken vertraglich vereinbarte Gegengeschäfte (weitere Zwischenrufe bei der SPÖ) bis
zum Jahr 2020 von 1 Milliarde € für die österreichische
Industrie und für Tausende österreichische Arbeitsplätze. Mit Ihrer Politik des
Njet hätte das überhaupt nie stattgefunden! (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen. – Abg. Mag. Johann Moser: Das ist ein normales Geschäft! Das wäre sowieso passiert!)
Zur Frage 7:
Die Ressorts Verteidigung und Finanzen
haben nach bestem Gewissen die Verhandlungen geführt. Am Anfang hat die Firma
Eurofighter eine Verzinsung von 7,5 Prozent angeboten. Dieser Zinssatz ist
in den Verhandlungen auf 4,5 Prozent reduziert worden!
Also bei allem Verständnis für legitime Kritik von Seiten der Opposition –
es ist ja Ihre Aufgabe, dies zu tun –: Allein damit hat sich der Kaufpreis
um 100 Millionen € reduziert! Sie sollten, bitte, den
Verhandlungsführern auf österreichischer Seite Rosenblätter streuen (ironische Heiterkeit bei der SPÖ)
dafür, allein durch die Zinsreduktion 100 Millionen € eingespart zu
haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Sie kritisieren den so genannten Einredeverzicht – das ist sehr technisch. Mein Gegenargument dazu ist: Genau das Gleiche haben Gerhard Schröder und der deutsche Verteidigungsminister Struck gemacht, weil man dafür natürlich ein wesentlich günstigeres Gesamtkonzept durchsetzen konnte.
Zur Frage 8:
Was die angesprochene Haftungsbeschränkung betrifft, so muss ich Sie wiederum korrigieren – da sollten Sie einfach die Vertragstexte genauer studieren –: Das ist nicht die Haftung für fehlerhafte Vertragsleistungen, sondern das ist eine Schadensleistung, die dann fällig wird, wenn das Luftfahrzeug in irgendeiner Weise abstürzen und dadurch Schaden erzeugen sollte. Selbstverständlich muss die Firma Eurofighter GesmbH eine fehlerfreie Lieferung im vollen Vertragsumfang garantieren, und die beauftragten Minister haben daher ebenfalls voll im Rahmen ihrer Ministerverantwortung gehandelt.
Frage 9 beantworte ich mit ja.
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Zur Frage 10:
Daran ist nicht gedacht.
(Anhaltender
Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
15.34
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gehen nun in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Cap. Seine Redezeit beträgt 8 Minuten. – Bitte.
15.34
Abgeordneter
Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr
Bundeskanzler! Heute waren Sie nicht sehr professionell vorbereitet, das muss
ich Ihnen sagen! (Beifall bei der SPÖ. – Lebhafte ironische Heiterkeit
bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner. –
Abg. Neudeck: Aber trotzdem besser
als Sie, wenn Sie vorbereitet sind!)
Ich verweise nur etwa auf Ihr Beispiel betreffend die Jugoslawien-Krise: Da hätten Sie die ganze Geschichte erzählen sollen! Da hat sich eine jugoslawische MIG bis Graz-Thalerhof verirrt, und dann ist durch Zufall eine Saab 105 OE auf einem Überstellungsflug Richtung Graz-Thalerhof unterwegs gewesen. Der Pilot schaut aus der Kabine heraus, traut seinen Augen nicht und sieht diese MIG. – Das war die wirkliche Situation (ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP – Abg. Ellmauer schüttelt den Kopf), die Sie hier so dargestellt haben, als ob da eine kampfbereite österreichische Luftflotte unterwegs gewesen wäre. Schlecht vorbereitet, sehr unprofessionell, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Neudeck: Aber Ihr Flieger hätte auch nicht zufällig oben sein können!)
Zweiter Punkt, Herr Bundeskanzler –
wieder: sehr unprofessionell! –: Wenn Sie hier von Schröder und Fischer
und den Eurofightern sprechen, dann erinnere ich daran: Die
Eurofighter-Geschichte ist eine viel längere. Der Gründungszeitpunkt war in
Wirklichkeit unter Helmut Kohl. Der gab nämlich den „Jäger 90“ in
Auftrag. Über dieses Flugzeug wurde dann jahrelang herumgestritten, und aus
diesem ganzen Kuddelmuddel ist dann der Eurofighter geworden. Eigentlich ist
dieses Flugzeug eine Art Bastlerhit, denn man hat ja von Anfang an nicht
gewusst, was am Schluss herauskommen soll. (Beifall bei Abgeordneten der
SPÖ. – Abg. Hornek: Das ist ja
lächerlich!)
Wenn Sie jetzt sagen, Schröder und Fischer
kaufen dieses Flugzeug, weil das so ein tolles Flugzeug ist (Abg. Gaál:
Das gibt’s ja noch gar nicht!), dann muss ich Ihnen sagen –
erstens einmal gibt es dieses Flugzeug für uns ja noch gar nicht; das müssen
wir dazu noch vorausschicken (Zwischenbemerkung von der Regierungsbank:
Oja!) –: Das sind die Herstellerländer! Na wer sonst, wenn nicht die,
die es herstellen, wird dieses Flugzeug kaufen! – Das hätten Sie dazusagen
sollen. Oder Sie haben es nicht gewusst. Also Sie waren sehr mangelhaft
vorbereitet, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei der SPÖ.)
Nächster Punkt – das ist ja wohl das Beste! –: Sie sagen, von 24 auf 18 sind Sie deswegen runtergegangen, weil Sie auf die Opposition gehört haben, die gesagt hat, wir wollen keine internationalen Einsätze, und mit 18 Flugzeugen können wir keine internationalen Einsätze mehr machen.
Ich habe eine andere Bezeichnung dafür: Kostenfeigheit! Sie wollten sich einfach nicht hinstellen und sagen, was 24 Eurofighter wirklich kosten. Erinnern Sie sich doch: Die „Presse“ – wirklich kein linkes Kampfblatt – hat Sie damals aufgeblattelt! Diese schrieb kritisch, in Auseinandersetzung mit Ihrer ersten Zahl: 1,7 Milliarden € kosten die Flugzeuge. Das war, Herr ehemaliger Verteidigungsminister Scheibner, das nackte Flugzeug, das wirklich splitterfasernackte Flugzeug. Dann hat sich herausgestellt: Wenn wir
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aber ein bissel das dazunehmen, was wir brauchen, dann betragen die Kosten 2,1 Milliarden. Jetzt sagt übrigens der Rechnungshof, es kommen noch einmal 423 Millionen € dazu.
Was ist eigentlich der wirkliche Preis
dieses Flugzeugs? – Das können Sie uns nämlich bis heute nicht sagen. Sie
haben das heute hier nicht sagen können! Also: Entweder
wissen Sie es nicht – dann: fahrlässig, katastrophaler Ministerrat,
schlecht vorbereitet! –, oder Sie wissen es, oder Sie haben es vergessen.
Auf alle Fälle ist es unprofessionell, Herr Bundeskanzler, das muss man
feststellen. (Beifall bei der SPÖ.)
Nächster Punkt – das ist ja fast schon eine Frage an den in letzter Zeit etwas geschwächt und blass wirkenden Finanzminister –: Wieso, Herr Finanzminister, waren Sie ursprünglich überhaupt gegen jede Art von Flugzeug – und dann plötzlich für das teuerste? Können Sie uns das irgendwann einmal erklären? Wann kam dieser Lichtstrahl auf Sie zu, wo Sie gesagt haben: Ui, jetzt ist die Erkenntnis da: wir brauchen dieses teure Flugzeug!?
Worum Sie sich nämlich auch herumdrücken, ist Folgendes: Wenn Sie sagen, wir brauchen ein Überwachungsflugzeug, dann sollte das ja auch von den Möglichkeiten her ein Überwachungsflugzeug oder ein „Luftfotoflugzeug“ sein. Sie haben aber ein modernes Kampfflugzeug für kriegerische Einsätze gekauft. Bitte erklären Sie uns, warum! Warum mehr zahlen für ein Flugzeug, das von den Möglichkeiten her mit den Anforderungen, die Sie beschreiben, nicht übereinstimmt? Sie bemühen sogar noch die Verfassung und tun dann in Ihrer Wortmeldung so, als ob Sie den Eid auf die Verfassung leisten, die Opposition aber dagegen Widerstand leisten würde und eigentlich gegen die Verfassung wäre. – Das ist ja ungeheuerlich, was Sie da vorhin gesagt haben, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Es wird ja noch bunter. Bunter ist, wenn Sie versuchen, hier diese kriegerischen Kampfflugzeuge gegen die Österreichischen Bundesbahnen auszuspielen – als ob mit diesen 18 Flugzeugen im Jahr Hunderttausende Österreicher transportiert werden könnten. (Heiterkeit des Abg. Dr. Gusenbauer.) Das ist ja unfassbar!
Die Österreichischen Bundesbahnen haben bitte eine soziale Aufgabe: Sie bringen die Österreicherinnen und Österreicher zur Arbeit, zu ihren Bekannten, sie transportieren sie durch das Land, also eine wirklich sinnvolle Infrastruktureinrichtung. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Und Sie stellen sich hierher und behaupten, die Bundesbahnen kosten im Jahr so viel, aber, schaut her – seine Zahlen, nicht die unseren, nicht die realen Zahlen –, diese kriegerischen Kampfflugzeuge kosten mehr! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)
Das ist ja fern jeder Seriosität! (Ruf bei der ÖVP: Eine schwache Rede!) –
Nein! Schwache Argumentation, schwacher Zwischenruf, schwache Politik (Abg. Amon:
Schwache Rede!) – das ist das, was Sie da zu verantworten haben! (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Minister Bartenstein wird schon gewusst haben, warum er heute nicht auf der Regierungsbank sitzt. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: In Japan! – Abg. Mag. Molterer: Weil er in Japan ist!) – Ja, in Japan, genau! Es ist auch gescheiter für ihn, wenn er in Japan ist, denn würde er heute da sitzen, müsste er eingestehen, dass er auf die Gegengeschäftsfrage letztlich keine Antwort geben kann, weil es kaum eines oder zwei von diesen Gegengeschäften gibt. Und wenn ja, dann legen Sie es doch bitte auf den Tisch! (Ruf bei der ÖVP: Androsch fragen!)
Herr Bundeskanzler, ich sage Ihnen noch etwas: Schulden sind das, die Sie da aufbauen, in Milliardenhöhe, in Milliardenhöhe. Kommen Sie nie wieder mit dem Vorwurf
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der Schuldenpolitik – nie wieder! (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Sie haben nämlich hier Schulden in Milliardenhöhe zu vertreten. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben damals jedenfalls Schulen und Kultureinrichtungen gebaut, Straßen gebaut, infrastrukturelle Maßnahmen gesetzt – übrigens 13 Jahre lang gemeinsam mit Ihnen von der ÖVP. Und Sie, Herr ehemaliger Landwirtschaftsminister Molterer, waren der größte Schuldenaufnehmer. Das sollten Sie nie vergessen, wenn Sie über dieses Thema dann reden wollen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Daher kann ich Ihnen nur sagen: Stimmen Sie diesem Untersuchungsausschuss zu! Herr H. C. Strache hat einen interessanten Satz gesagt, er hat gesagt (Abg. Dr. Bleckmann: Müssen Sie schon den H. C. Strache zitieren?): Wenn man ein gutes Gewissen hat, dann kann man dem Untersuchungsausschuss zustimmen! – Das heißt, Sie haben ein schlechtes Gewissen?! Es ist die Koalition des schlechten Gewissens, die das heute möglicherweise ablehnen wird?! (Abg. Scheibner: ... Koalition Cap-Strache! C-S!) Überlegen Sie sich das noch! Noch haben Sie Zeit! (Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch.) Setzen Sie diesen Untersuchungsausschuss ein!
Wenn Sie ihn aber ablehnen, dann stellt sich heute eine interessante Drei-Parteien-Koalition dar, eine Drei-Parteien-Koalition: die Schüssel-ÖVP, das Haider-BZÖ und die Strache- – und da wollen wir jetzt ein bisschen umfangreicher sein –, Mölzer- und Stadler-FPÖ. Das ist die Koalition, die sich dann ab heute offen deklariert hat. Ein zufriedener Blick von Herrn Prinzhorn sagt mir: Ich habe Recht! Jawohl! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Ironische Heiterkeit bei den Freiheitlichen. – Abg. Neudeck: Er blickt nur zufrieden, weil Ihre Redezeit zu Ende ist!)
Herr Bundeskanzler, man hat heute gesehen: Ihre Argumente sind schwach, sie stehen auf tönernen Füßen! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.) Noch haben Sie die Chance: Sagen Sie ja zum Untersuchungsausschuss! Sagen Sie ja zum Ausstieg! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
15.43
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Molterer. Auch seine Redezeit beträgt 8 Minuten. – Bitte. (Rufe bei der SPÖ – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Mag. Molterer –: Schuldenmacher! Schuldenmacher! – Abg. Broukal: Schulden-Willi!)
15.43
Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Herr Kollege Cap, dies ist kein Parteitag der SPÖ. (Ruf bei der ÖVP: Gott sei Dank!) Dies ist das österreichische Parlament! (Abg. Dr. Brinek: Gott sei Dank!) Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Mag. Hoscher: ...! Das ist ja unglaublich! Was wollen Sie damit sagen?)
Herr Kollege Cap, offensichtlich liege ich mit dem, was ich Ihnen schon im Fernsehen gesagt habe, nicht so schlecht, denn Ihre Reaktion auf meine Feststellung, dass die SPÖ die Abkürzung für „Schuldenpartei Österreichs“ ist, beweist, es schmerzt Sie ganz offensichtlich, also muss ich richtig liegen. Sie bestätigen die Richtigkeit meiner Annahmen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Herr Kollege Cap, ich weiß nicht, ob es
Ihnen auffällt, aber ich mache Sie darauf aufmerksam: Es ist bereits das zweite
Mal, dass von einer Achse Cap-Strache die Rede sein kann. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Nach der Türkei-Festlegung (Abg. Mag. Gaßner:
Lächerlich!) ist das jetzt offensichtlich auch hier der Fall. (Abg. Öllinger:
Wie war das mit der „Parteitagsrede“? – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 30 |
Noch eine letzte Bemerkung, Herr Kollege Cap, sei mir zu Ihrer Rede gestattet. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich weiß nicht, warum Sie sich so aufregen! Es ist eine politische Diskussion, die Sie führen – und ich führe sie auch. Daher mäßigen Sie Ihre Zwischenrufe! Gehen Sie lieber auf Argumente ein, meine Damen und Herren von der SPÖ! (Abg. Dr. Puswald: Sie sind nicht der Oberlehrer der Nation! – Abg. Dr. Wittmann: Oberlehrer-Manieren!) Und eines der Argumente, Herr Kollege Cap, ist die Frage: Ist Österreich, sind die Parteien, die sich als staatstragend bezeichnen, zur militärischen Landesverteidigung zu Land und in der Luft verpflichtet? (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Das ist die Fragestellung.
Wenn Sie in die österreichische Bundesverfassung hineinsehen – und machen Sie die österreichische Bundesverfassung nicht lächerlich! –, dann sage ich Ihnen, gerade an einem 27. April (Abg. Dr. Matznetter: Gegen unsere Nachbarn?), erstens: Österreich ist eine souveräne Republik (Abg. Dr. Matznetter: Slowenien?), und die Organe des Staates sind zur Verteidigung der Souveränität Österreichs verpflichtet, meine Damen und Herren, und zwar verpflichtet im umfassenden Sinne des Wortes! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Gradwohl: Wer ist der Feind, der unsere Souveränität bedroht?)
Wir sind aber nicht nur wegen unserer Souveränität als Staat dazu verpflichtet, sondern auch auf Grund des Faktums, dass wir eine neutrale Republik sind. Auch die Neutralität verpflichtet uns dazu, meine Damen und Herren! In der Zwischenzeit ist es aber nicht nur die Neutralität, sondern auch die europäische Solidarität, die uns zu dieser umfassenden Landesverteidigung zu Land und in der Luft verpflichtet. Das war übrigens jahrzehntelang völlig unbestritten. Es war jahrzehntelang völlig unbestritten, es musste Gusenbauer Obmann beziehungsweise Parteivorsitzender der SPÖ werden, dass die SPÖ beginnt, sich offensichtlich von diesem Grundkonsens zu verabschieden.
Ich zitiere: Wir sind auf Grund unserer Neutralität nicht nur verpflichtet, unser Territorium zu schützen, sondern auch unseren Luftraum zumindest so weit zu beherrschen, dass Verletzungen erkannt, registriert und allenfalls letztlich abgewehrt werden können.
Ich zitiere weiter: Der beabsichtigte Ankauf von Abfangjägern ist daher ein weiterer konsequenter Schritt auf dem Weg der von Österreich verfolgten Sicherheitspolitik, welche einzig und allein darauf ausgerichtet ist, unserem Land Frieden und Freiheit zu bewahren. – Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wissen Sie, wer das gesagt hat? – Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky im Jahre 1980. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Haben wir vorher schon gehört!)
Herr Kollege Gusenbauer, ich zitiere wiederum:
Auf die Frage eines Journalisten: Ist das ein klares Ja des Regierungschefs zum Kauf der Abfangjäger, wie man nun militärisch einmal sagt?, kam die Antwort (Abg. Dr. Wittmann: Lernen Sie Geschichte!): Das ist ein klares Ja, weil wir verpflichtet sind, nach innerstaatlichem Recht und auch nach Völkerrecht. – Dem ist nichts hinzuzufügen.
Gesprochen wurde das von Bundeskanzler Dr.
Sinowatz. (Abg. Bures:
Oh! Plötzlich?! ... die ganze Zeit
beschimpft! – Abg. Öllinger:
Parteitagsrede ..., aber nur für einen Landesparteitag!)
Ein weiteres Beispiel (der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe) – es ist eine etwas schlechte Kopie, ich zitiere –: „SPÖ-Vize für Abfangjäger“.
Wissen Sie, wer das gewesen ist? – Der jetzige Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 31 |
Auch Vranitzky, Bundeskanzler der Republik, hat gesagt – ich zitiere abermals (Abg. Mag. Kogler: Für die Bezirksorganisation Ottakring!) –: Wir müssen diesen Schritt tun (Abg. Brosz: Sagen Sie etwas zur Wirtschaftsplattform!), da wir dann als Staat mit unserer Landesverteidigung in ganz Europa nicht ernst genommen würden – und dafür stehe er, Vranitzky, nicht zur Verfügung.
Warum stehen Sie dafür zur Verfügung?, frage ich Sie, Herr Dr. Gusenbauer.
Namens der Österreichischen Volkspartei
halte ich daher fest: Für uns ist Landesverteidigung nicht disponibel, die
Landesverteidigung ist unteilbar, auch in der militärischen Komponente zu Land
und in der Luft, genauso, wie für uns die Sicherheitspolitik für Österreich
unteilbar ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. –
Abg. Öllinger: Sagen Sie etwas zu
der Anfrage!)
Sie fragen zweitens in der politischen Diskussion: Wie ist denn das mit der Typenentscheidung? – Ich bin kein Militär, ich war auch nicht beim Bundesheer. (Rufe bei der SPÖ: Ah?!) Ich verlasse mich auf das, was uns die militärischen Experten sagen. Eine 30-köpfige Bewertungskommission hat im Jahr 2002 für den Eurofighter entschieden, und auch der Rechnungshof sagt, dass Eurofighter der Bestbieter war. Ich frage mich, welchen Wirbel Sie gemacht hätten, hätten wir uns nicht an die Empfehlung der Kommission gehalten, meine Damen und Herren! (Abg. Murauer: Ja, genau!) Nein, wir sind der Empfehlung gefolgt. Das Beste ist für Österreichs Sicherheit gerade gut genug, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Sie fragen drittens nach dem Beschaffungsvorgang. Lesen Sie den dritten Rechnungshofbericht! Es stellt auch dieser dritte Teil wieder ein gutes Zeugnis der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit aus. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – Abg. Öllinger: Was haben Sie gelesen? – Ruf bei der SPÖ: Das sagt der Schuldenkönig!)
Meine Damen und Herren! Die Kritik des Rechnungshofes liegt darin, dass insgesamt um 843 Millionen € weniger als ursprünglich im Angebot angegeben ausgegeben wurde. Was ist daran zu kritisieren? Wir haben reagiert, wir haben uns bewusst, auch auf Grund der damaligen Umstände – ich erinnere an das Hochwasser –, für eine billigere Vorgangsweise entschieden. (Abg. Mag. Kogler: Nebelwerferei!)
Und jetzt sage ich Ihnen, was nicht geht: Sie können nicht auf der einen Seite das „sündteure Kampfflugzeug“ kritisieren, auf der anderen Seite aber dann kritisieren, dass es billiger ist. Sie können nicht kritisieren, dass es so teuer ist, aber dann, wenn weniger angeschafft werden und es billiger wird, ist es auch wieder nicht recht. Was ist denn eigentlich jetzt? (Rufe bei der ÖVP: Zickzack! – Gegenrufe bei der SPÖ.) Wir sind auch hier konsequent und auf einer klaren Linie, meine Damen und Herren!
Und die letzte Frage, die Sie stellen (Abg. Bures: Die Plattform! Die Wirtschaftsplattform!), ist die Frage nach den Gegengeschäften. – Ich komme aus dem Bundesland Oberösterreich und weiß, wie heute beispielsweise eine Firma wie FACC im Innviertel von diesen Gegengeschäften profitiert. (Abg. Mag. Johann Moser: Überhaupt nichts! – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)
Meine Damen und Herren! Arbeitsplätze sind
entstanden, dem Standort wurde geholfen, daher: gut für die Sicherheit und gut
für den Standort! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Freiheitlichen.)
15.52
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. Auch seine Redezeit beträgt 3 Minuten. (Abg. Öllinger – in Richtung des sich wieder zu seinem Platz begebenden Abg. Mag. Molterer –: Die Rede reicht nicht einmal für den Bezirksparteitag!) – Herr Kollege Scheibner, ich erteile Ihnen das Wort.
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15.52
Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Werte Damen und Herren hier im Saale! Werte Regierungsmitglieder! Zuerst einmal mein obligates Dankeschön an die SPÖ für die wöchentliche Sondersitzung. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wie schon bei den letzten Malen gibt sie uns auch jetzt wieder die Gelegenheit, hier die Realität darzustellen (Abg. Öllinger: Sie haben ja noch einige Sitzungen! Krisensitzungen!) und diese Parteitagspropaganda, die da immer wieder von der SPÖ kommt, nicht unentkräftet hier im Raum stehen zu lassen.
Nur, eine Frage hätte ich schon, Herr Kollege Cap, Herr Kollege Gusenbauer: Ich habe irgendwo gehört – und ich wollte fragen, ob das stimmt –, dass Sie sich durch den Rechnungshofbericht in Ihrer Kritik bestätigt fühlen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Absolut!) – Absolut?! Sehr gut, wunderbar! Ich habe es nämlich nicht glauben können, denn als ich den Rechnungshofbericht gelesen und gehört habe, dass sich die SPÖ durch den Rechnungshofbericht bestätigt fühlt (Abg. Dr. Brinek: Die reden von einem anderen Bericht!), habe ich mir gedacht, da muss ich nachfragen. Wir müssen uns anschauen, worin Sie sich bestätigt fühlen. Erstens einmal hat der Rechnungshof nämlich noch einmal bestätigt, dass die Typenentscheidung in Ordnung gewesen ist, dass zu Recht für den Eurofighter entschieden wurde. (Abg. Mag. Kogler: Falsch! Absolut falsch!) Also: Die SPÖ ist bestätigt worden, also verfolgt sie auch diese Linie. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Der Rechnungshof sagt, auch die Reduzierung der Stückzahl von 24 auf 18 – dazu haben Sie einmal gesagt, das sei ein erster Schritt in die richtige Richtung (Abg. Dr. Gusenbauer: Richtung null!) – bringe keine andere Bieterreihung, es wird jedoch kritisiert, dass dieser Reduzierung keine militärischen Grundsätze zugrunde gelegen sind. (Abg. Mag. Kogler: ... nicht einmal nachgeprüft!) Ist das das Problem, das Sie damit haben? Sie hätten lieber 24 statt 18? Herr Kollege Gusenbauer! Da finden wir uns. (Rufe bei der SPÖ: Null!) – Das sagt aber der Rechnungshof nicht.
Der Rechnungshof sagt – das kann man herauslesen –: Mit 24 Abfangjägern würde das gesamte Spektrum so, wie es die militärischen Kriterien vorsehen, abdeckbar sein. Das ist die Kritik, bei der Sie sich bestätigt fühlen?! Also: Für die SPÖ die richtige Typenentscheidung, aber zu wenig Flugzeuge. (Abg. Dr. Fekter: Ja, genau! Zu wenige!) Gut. Das nehmen wir einmal zur Kenntnis!
Nächster Kritikpunkt: Der Rechnungshof
kritisiert in seinem Bericht die Verringerung der Bewaffnung. (Abg. Dr. Brinek – in Richtung SPÖ –: Lesen!) Wenn das eine
Bestätigung der SPÖ-Linie ist, dann möchte also die SPÖ eine bessere
Bewaffnung für diese Abfangjäger. (Abg.
Dr. Gusenbauer: Zusatzkosten!)
Und letztlich, Herr Kollege Gusenbauer, kritisiert der Rechnungshof das Hinausschieben der Zahlung auf 2007, dass also budgetrelevante Zahlungen erst 2007 erfolgen und nicht schon 2006. Sie hätten also gerne, dass man für diese Flugzeuge früher Budgetmittel zur Verfügung stellt. (Abg. Mag. Johann Moser: Überhaupt nicht!) Gut, ist in Ordnung, Herr Kollege Gusenbauer!
Sie kritisieren gemeinsam mit dem Rechnungshof – und das haben Sie auch heute gesagt –, dass keine Auslandseinsätze möglich sind. Also Umkehrschluss: Die SPÖ möchte, dass mit diesen Eurofightern auch Auslandseinsätze möglich gemacht werden. Und Sie haben weiters noch gesagt, die Aufklärungskapazität sei nicht möglich.
Herr Kollege Gusenbauer, Sie wissen vielleicht nicht, zumindest nicht in diesem Zusammenhang, was Aufklärung ist. (Abg. Dr. Gusenbauer: Steht im Rechnungshofbericht!) – Nein, es steht nicht im Rechnungshofbericht, was Aufklärung ist. Aufklärung, Herr Kollege, ist Feindaufklärung über einem fremden Gebiet – und das werden Sie
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wohl nicht mit der Luftraumüberwachung in Österreich in Verbindung bringen, sondern höchstens mit Auslandseinsätzen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen Sie! Lesen!)
Also, Herr Kollege Gusenbauer, wenn Sie all das wollen, was der Rechnungshof hier fordert (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen!), dann werden Sie dafür in mir einen Gesprächspartner finden. (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen! – Zwischenruf des Abg. Riepl.) Dann brauchen wir aber keinen Untersuchungsausschuss, sondern nur einen Entschließungsantrag. (Abg. Dr. Gusenbauer: Ja! Super!) Einen solchen können wir gemeinsam fassen, sodass der Verteidigungsminister aufgefordert wird, die Stückzahl zu erhöhen, die Bewaffnung zu erhöhen, Auslandseinsätze mit diesen Flugzeugen zu ermöglichen und die Zahlungen schon 2006 stattfinden zu lassen. (Abg. Brosz: Für jedes BZÖ-Mitglied gibt es eh einen Eurofighter!) Darüber können wir diskutieren, wenn Sie sich in dieser Kritik des Rechnungshofes wiederfinden und bestätigt fühlen. Das ist die Realität, denn das – und nur das! – hat der Rechnungshof kritisiert. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Sie, Herr Kollege Cap, haben die Seriosität angesprochen. Ist es wirklich seriös, hier – ohne dazuzusagen, was das ist – von einer Phantasiezahl von über 5 Milliarden € an Kosten für den Eurofighter spricht (Abg. Dr. Gusenbauer: 563!), aber nicht dazusagt, dass das die auf 30 Jahre hochgerechneten Betriebskosten sind? (Abg. Mag. Johann Moser: Das sind die Kosten!) – Herr Kollege! Was würden Sie sagen, wenn jemand von der Regierungsbank sagt, diese Regierung gebe 700 Milliarden € für Soziales aus oder 100 Milliarden für Forschung oder 180 Milliarden für Unterricht? (Abg. Mag. Johann Moser: ... zu viel, ja?) Sie würden sagen, dass das eine Frechheit und unseriös ist, weil damit die nächsten 30 Jahre prognostiziert werden. (Abg. Mag. Molterer – in Richtung des Abg. Mag. Johann Moser –: Ist Ihnen das zu viel?) Genauso unseriös sind auch Ihre Zahlen. Aber das sind wir ja von Ihnen gewöhnt. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Damals, gleich nach der Typenentscheidung:
Wer war es denn, der nach der Hochwasserkatastrophe als Erster gesagt hat, die
Regierung müsse das ganze Geld für die Eurofighter ausgeben, für die
Hochwasseropfer hingegen habe man kein Geld, auch für die Steuerreform habe man
kein Geld? – Ich gebe es zu, Sie waren nicht die Einzigen, die auf diesem
Klavier gespielt haben, aber Sie spielen das auch heute noch. (Zwischenruf des Abg. Mag. Gaßner.)
Heute, drei Jahre danach, ist klar: Wir haben entgegen Ihrer Panikmache die Hochwasseropfer entschädigt. (Abg. Mag. Gaßner: Bis heute ...!) Wir haben die größte Steuerreform und Steuerentlastung in der Geschichte der Zweiten Republik umgesetzt, und wir werden in Zukunft auch dafür sorgen, dass die Sicherheit des Landes gewährleistet ist. (Abg. Mag. Gaßner: Was hat das mit ... zu tun? Eine Frechheit ist das!) Das unterscheidet uns von Ihnen – und auf diesen Unterschied sind wir stolz, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich habe damals wie heute klargelegt, dass die Luftraumüberwachung auch mit 18 Eurofightern gewährleistet ist, solange zusätzlich noch die Saab 105 in Betrieb ist. Wenn die Saab 105 ausgeschieden werden muss, muss man darüber nachdenken, ob man zusätzliche Eurofighter-Maschinen anschafft oder einen entsprechenden Ersatz für diese Saab 105 beschließt. Das ist die Realität.
Meine Damen und Herren! Luftverteidigung – wenn Sie das hier kritisieren: Das ist der Luftkrieg, das ist der Kampfeinsatz. Und wir sind alle sehr froh darüber, dass es diese Bedrohung nicht mehr gibt.
Ich hätte durchaus Überlegungen angestellt, Auslandseinsätze im Rahmen der Europäischen Union zu absolvieren, weil wir uns dann auch einiges an Bodentruppen
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erspart hätten. Das ist mit dieser Entscheidung selbstverständlich nicht möglich. Aber wenn Sie das kritisieren, können wir darüber reden.
Meine Damen und Herren! Ich möchte, dass Österreich seine Lufthoheit auch in Zukunft mit eigenen Mitteln überwachen kann und dass wir nicht auf andere Kapazitäten angewiesen sind. Weil da vorhin Slowenien erwähnt wurde: Ja, Slowenien hat keine eigene Luftwaffe, aber Slowenien ist NATO-Mitglied. Und dort erledigen andere diese Aufgabe für Slowenien mit. – Das wollen wir alle nicht. Wir wollen nicht, dass tschechische Maschinen unseren Luftraum kontrollieren, oder ungarische oder deutsche. Wir wollen, dass österreichische Piloten mit österreichischem Gerät die Sicherheit unseres Luftraumes überwachen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Und wir wollen auch dann, wenn eine Supermacht glaubt, sie könne unsere Luftraumüberwachung austricksen, das mit eigenem Gerät aufklären. Wir wollen, dass wir, wenn hier im Tarnschatten einer angemeldeten Transportmaschine (der Redner hält ein entsprechendes Bild in die Höhe) Kampfbomber bewaffnet über österreichischen Luftraum fliegen, das mit eigener Kapazität, mit eigenen Flugzeugen aufklären und abstellen. Wir wollen eine Reaktionsmöglichkeit haben.
Wenn Sie immer von Korruption und Sonstigem reden, dann frage ich mich schon bei Ihren Beschaffungen: Welche Erfahrungen haben Sie, die Sie hier jetzt in den eigenen Reihen projizieren?
Die Staatsanwaltschaft hat alle Anzeigen geprüft, es gibt drei Rechnungshofberichte, wo diese Entscheidung geprüft wurde. Das sollte auch für Sie Grund genug sein, hier nicht zu kritisieren, sondern zur Kenntnis zu nehmen, dass dieses größte Beschaffungsvorhaben in der Geschichte der Zweiten Republik konkret und positiv abgeschlossen worden ist und für die Zukunft unserer Sicherheit einen ganz wichtigen Beitrag leisten wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
16.00
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz. Seine Redezeit beträgt 8 Minuten. – Herr Kollege, Sie sind am Wort. (Abg. Großruck: 8 Minuten zu viel!)
16.00
Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler! Über dieser Debatte liegt gerade am heutigen Tag ein doppelter Schatten, und dieser Schatten heißt Kampl und Gudenus. Wir werden erst dann gemeinsam auf einer soliden Basis über so wichtige Fragen wie die Luftraumüberwachung und die Eurofighter-Beschaffung ohne Vorbehalte reden können, wenn dieses Problem auch mit Ihrer Hilfe, Herr Bundeskanzler, zur Zufriedenheit dieser Republik im Sinne dieses Gedenktages gelöst ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Wir warten noch immer, Herr Bundeskanzler, dass Sie für den orangen Bundesrat Kampl, der Ihre Regierung unterstützt, ähnlich klare Worte finden wie für den blauen Bundesrat Gudenus, der sich gegen Ihre Regierung ausgesprochen hat.
Herr Bundeskanzler, es gibt nur eine gemeinsame Forderung an beide Herren: ihren sofortigen Rücktritt als Bundesräte! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Und ich fordere Sie auf, dieses Anliegen als Regierungschef zu unterstützen.
Jetzt zu den Eurofightern. Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, stolz darauf sind, dass Flüge im Ausland bewiesen haben, dass der Eurofighter flugtauglich ist, dann ist das eine bemerkenswerte Feststellung (Abg. Mag. Molterer: Sie haben es ja bezweifelt!), weil sie uns den Hinweis darauf gibt, dass Sie sich nicht einmal dessen sicher waren. Okay, stellen wir außer Streit, dass der Eurofighter in der Lage ist zu fliegen, aber
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gehen wir auch auf die Punkte ein, in denen der Rechnungshof Ihnen eindeutig widerspricht: Mussforderungen nicht erfüllt, leichtfertig auf Forderungen verzichtet, leichtfertig auf Garantien verzichtet. Die Republik verpflichtet sich, die Produktion selbst vorzufinanzieren. Sagen Sie das irgendeinem Unternehmen dieser Welt, dass die Republik Produktionen, die sie überteuert einkauft, dann auch noch vorfinanziert, Zinsgeschenke macht, auf Ausrüstungsteile verzichtet!
Ja, in wessen Interesse ist hier eigentlich verhandelt worden?! Und da geht es um den Finanzminister. Ich hatte ab einem gewissen Punkt immer öfter den Eindruck, dass der Finanzminister – weniger der Verteidigungsminister, insbesondere der Finanzminister – nicht im Interesse der Republik, sondern im Interesse der Anbieter und der Firmen gegen die Republik verhandelt hat. (Ruf bei der SPÖ: Richtig!) Und das ist jetzt auch das Ergebnis! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das Ergebnis ist eine nicht nur sicherheitspolitisch schwer verständliche Fehlinvestition von mindestens 2 Milliarden € – die größte Fehlinvestition der Zweiten Republik.
Jetzt komme ich einmal am heutigen Tag zu Zahlen. Klubobmann Scheibner hat einen vernünftigen Einwand gemacht: Man könne nicht auf 30 Jahre etwas zusammenrechnen und so darstellen, als wäre das alles heute auszugeben und zu finanzieren. – Sinnvollerweise müssen wir einen Zeitraum von zehn Jahren betrachten, weil in diesen zehn Jahren einerseits die kompletten Investitionszahlungen für den Eurofighter zu leisten sind und zweitens die kompletten Zahlungen für die Bundesheerreform zu leisten sind. Wenn Sie das zusammenzählen, dann kommen Sie zu folgendem Schluss: Sie haben sich als Bundesregierung verpflichtet, zusätzlich zum Verteidigungsbudget in den nächsten zehn Jahren 5,5 Milliarden € für militärische Landesverteidigung auszugeben. (Abg. Scheibner: Schön wäre es, wenn es so wäre!) Das ist jedes Jahr in diesen zehn Jahren eine Steigerung des Verteidigungsbudgets um exakt 30 Prozent. Null Steigerung bei Bildung, null Steigerung bei Forschung (Abg. Dr. Brinek: Das ist nicht wahr! Das ist falsch! Das stimmt doch nicht!), null Steigerung bei sozialer Sicherheit, null Steigerung beim Wohnbau, null Steigerung überall dort, wo es von Umwelt bis Forschung um unsere Zukunft geht – aber 30 Prozent zusätzlich für die militärische Landesverteidigung! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Das, meine Damen und Herren, werden Sie der österreichischen Bevölkerung erst einmal erklären müssen!
Mit diesen 5,5 Milliarden zusätzlich in zehn Jahren – das sind mehr als 500 Millionen pro Jahr – könnten Sie die Ausgaben für Universitäten um 27 Prozent steigern, die Ausgaben für das Kapitel Umwelt, Herr Klubobmann Molterer, um 103 Prozent steigern und die Ausgaben für Kunst um 240 Prozent steigern. (Abg. Scheibner: Und das alles gleichzeitig?!) Über solche Summen reden Sie, aber Sie entscheiden sich gegen Umwelt, Sie entscheiden sich gegen Universitäten, Sie entscheiden sich gegen Kunst, und Sie entscheiden sich für militärische Verschwendung in einem Ausmaß, dass sich sogar die Spitzen des österreichischen Generalstabs wundern.
Warum sie sich wundern, hat einen einfachen Grund: weil nicht nur die Spitzen des Verteidigungsministeriums, sondern auch Sie, meine Damen und Herren hier im Hohen Haus, wissen, dass eine 30-prozentige Erhöhung des Verteidigungsbudgets denkunmöglich ist. Niemand kann das politisch durchsetzen. Niemand kann das politisch vertreten. Also wird es letzten Endes heißen: Eurofighter oder Bundesheerreform. Und das weiß der Verteidigungsminister! An diesem Punkt sind wir jetzt.
Heute können Sie noch aussteigen aus der Eurofighter-Beschaffung. Das kostet laut der Vertragsbestimmung, die der Rechnungshof zitiert, 20 Millionen €. Ab dem nächsten Jahr wird produziert. Wenn wir warten bis Ende 2006/Anfang 2007, dann kostet der Ausstieg etwa 1,5 Milliarden €. (Abg. Großruck: Es will eh niemand aussteigen! –
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Steigen Sie aus! Politisch sind Sie es ja schon!) Das heißt, dann gibt es keinen Ausstieg mehr. Und damit ist die Bundesheerreform tot. Damit ist unsere gemeinsame Arbeit, meine Damen und Herren, für eine Neuorientierung der österreichischen Friedenspolitik und einen Beitrag zur internationalen Sicherheitspolitik im Rahmen der Vereinten Nationen tot. Das ist dann vorbei, und das, Herr Verteidigungsminister Platter, wissen Sie.
Es wäre Ihre politische Verantwortung, diesem Haus darüber Auskunft zu geben, wofür Sie sich entscheiden: für eine große Reform des österreichischen Bundesheeres, für die Sie die Unterstützung aller in diesem Haus haben sollten, oder für die Fehlinvestition Eurofighter. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Ich befürchte, Sie lassen sich weiter in die politische Falle hineinziehen, weil Sie ja vereinbart haben, dass die ersten Zahlungen erst von der nächsten Bundesregierung zu leisten sind.
Herr Bundeskanzler, Sie haben den Vertrag – und darauf weist der Rechnungshof hin – so verändern lassen, dass erst die nächste Bundesregierung zahlen wird. Die nächste Bundesregierung soll die Schüssel-Grasser’sche Eurofighter-Suppe auslöffeln. Das ist der Punkt.
Deswegen müssen wir eine politische Notbremse ziehen, und dafür haben wir heute – ich sage es ganz offen, wahrscheinlich das erste Mal, seit wir hier als Grüne im Nationalrat sitzen – auf die Unterstützung einiger Freiheitlicher gehofft. Wir werden enttäuscht.
Das Plakat, das seinerzeit nicht nur in Kärnten affichiert worden ist: Für Österreich geschafft: Jörg Haider stoppt Anfangjägerkauf!, ist passé. Sie werden demnächst affichieren müssen: Für die Bundesregierung geschafft: Jörg Haider stoppt Untersuchung! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)
Aber die Frage ist, meine Damen und Herren, ob das bisschen Parteienfinanzierung, das Sie als blaue Freiheitliche, im Gegensatz zu den orangen Freiheitlichen, in den nächsten eineinhalb Jahren noch kriegen könnten, es wirklich wert ist, den letzten Rest an politischer Gesinnung, an Anständigkeit und an Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen. (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Redezeit! Redezeit!)
Deshalb fordere ich Sie auf – die Blauen und nicht die Orangen –, dem Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses heute zuzustimmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
16.10
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Bundesminister Platter. 8 Minuten Redezeit. – Bitte, Sie sind am Wort.
16.10
Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter: Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine geschätzten Damen und Herren! Der Herr Abgeordnete Gusenbauer hat gefragt: Wer profitiert vom Kauf der Eurofighter? – Eine klare Antwort: die Sicherheit in der Republik Österreich und die Bevölkerung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich sage Ihnen jetzt auf Grund eines Zwischenrufes, den Sie gemacht haben, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass Sie eine völlige Realitätsverweigerung in Sicherheitsfragen machen. Sonst kann man nicht einen Zwischenruf tätigen, in dem man sagt: Wir brauchen null Luftraumüberwachungsflugzeuge!
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Wissen Sie, was das heißt, Herr
Abgeordneter Gusenbauer? Das heißt zum Ersten, dass Ihre Vorgänger eine völlig
andere Meinung gehabt haben. Der Herr Bundeskanzler hat das bereits
zitiert. Zum Zweiten heißt das, dass Sie das wider besseres Wissen sagen, weil
Sie genau wissen, dass die größte Gefahr der internationale Terrorismus ist
und von der Luft ausgeht. (Abg. Dr. Gusenbauer: So ein Unsinn von der
Regierungsbank! So ein Unsinn von einem Minister ist unglaublich! Bemüht sich
nicht einmal, gescheit zu sein!)
Sie wissen genau, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass wir dann keine Luftpolizei mehr haben. Sie wissen genau, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass wir dann nicht die Möglichkeit haben, illegale Flugzeuge, die unseren Luftraum betreten, zu begleiten. (Abg. Dr. Gusenbauer: Unfassbar so ein Unsinn! Bemühen Sie sich wenigstens!) Ebenso wissen Sie ganz genau, dass wir dann keine Veranstaltungen überwachen können.
Herr Abgeordneter Gusenbauer, Sie wissen ganz genau, dass bei allen Bewerbungen das verlangt wird. Ich erinnere an die Olympia-Bewerbung für Winter 2010; ich war dort im Aufsichtsrat. Die erste Frage, die uns gestellt wurde, war: Könnt ihr die Sicherheit am Boden und in der Luft gewährleisten? Wenn dieser Nachweis nicht erbracht wird, dann haben wir keine Chance, so eine Veranstaltung zu bekommen. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, denn dieser Zwischenruf war für mich wirklich erstaunlich, ich hätte mir das nicht gedacht: Sie wissen ganz genau, dass wir Österreicher nach der Verfassung verpflichtet sind, die Souveränität des österreichischen Luftraumes zu wahren. Und die logische Konsequenz ist natürlich, dass wir Luftraumüberwachungsflugzeuge brauchen.
Wer übernimmt die Verantwortung? – Sie nicht! Die Regierung und der Verteidigungsminister übernehmen die Verantwortung, ob es populär ist oder nicht populär ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Herr Abgeordneter Pilz! Das war kühn, was Sie hier behauptet haben. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das war nicht kühn, das war frech!) Sie haben dem Bundeskanzler den Vorwurf gemacht, man hätte im Ausland beweisen müssen, dass der Eurofighter fliegt. Sie waren es ja, die uns den Vorwurf gemacht haben, dass der Eurofighter nicht flugtauglich ist. Nebenbei bemerkt: Es wundert mich wirklich, dass die rot-grüne Regierung in Deutschland weiß, wie man mit Sicherheitsfragen umgeht. (Abg. Dr. Gusenbauer: Wieso bestellen den Eurofighter alle ab?)
Jetzt zitiere ich Ihnen den Chef der amerikanischen Luftstreitkräfte, General Jumper. Dieser hat gesagt, er ist mit allen Jets der Welt geflogen, aber so eine Qualität, wie sie der Eurofighter darstellt, hat er noch nie wahrgenommen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Wieso bestellen ihn alle ab?) Eine zweite Aussage von ihm war – und das hat mich auch als wirtschaftspolitisch interessierter Mensch gefreut –: Es ist erstaunlich, wie die europäische Hochtechnologie sich weiterentwickelt hat! Wir sind damit auf gleicher Augenhöhe wie die amerikanische Hochtechnologie. – Ein hervorragendes Zeugnis, das uns hier ausgestellt wurde. Nehmen Sie das zur Kenntnis! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Herr Abgeordneter Pilz, ich wäre sehr froh darüber, wenn ich 30 Prozent mehr Budget bekommen würde, na selbstverständlich. Aber das wird es nicht spielen, denn wir müssen einen vernünftigen, gemeinsamen Weg gehen. Aber jetzt die Eurofighter gegen die Reform auszuspielen, das ist nicht in Ordnung. Die Zukunft des österreichischen Bundesheeres kann nur sein, dass wir im Ausland und im Inland unsere Aufgaben erfüllen und dass wir die notwendigen Gerätschaften dafür zur Verfügung
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 38 |
haben, und selbstverständlich gehören hier die Luftraumüberwachungsflugzeuge dazu. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Nun, meine Damen und Herren, zum
Rechnungshofbericht. Ich habe in den Medien gesagt, dass ich hier sehr, sehr
entspannt bin, und zwar aus einem ganz einfachen Grund (Abg. Dr. Gusenbauer:
Eh klar! Ihnen ist das ja völlig egal!): Auch dieser dritte Bericht hat uns
wieder bewiesen, wenn Sie es auch nicht gerne hören und immer wieder das
Gegenteil herunterbeten: Die Firma Eurofighter ist Bestbieter. Es hat keine
Manipulation und Geschenkannahme gegeben. Dieses Verfahren wurde korrekt abgewickelt.
(Ruf bei der SPÖ: Das steht aber nicht
drinnen!) Der Vertrag ist niet- und nagelfest. Herzlichen Dank den Experten
in unserem Haus, sie haben großartige Arbeit geleistet! (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Wir haben eine Reduktion von 24 auf 18 Eurofighter vorgenommen, und auch im Bereich der Leistungsinhalte hat man bestimmte Reduzierungen gemacht. Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen: Ist das militärisch vertretbar? Ich sage Ihnen, auch nach Rücksprache in unserem Hause, was ja schon weit früher passiert ist: Ja, es ist vertretbar! Wir werden derzeit nicht an Auslandseinsätzen teilnehmen, aber es ist völlig falsch, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass wir nicht die theoretische Möglichkeit haben, den Eurofighter ins Ausland zu entsenden. Nur müssen wir hier ein Einvernehmen haben. Sagen Sie klar, welche Linie Sie in diesem Zusammenhang vertreten!
Wichtig ist, dass wir, unsere Experten für diese 18 Eurofighter ein ganz klares taktisch-operatives Konzept ausgearbeitet haben. Dieses taktisch-operative Konzept schaut so aus, dass wir im Normalfall bei der derzeitigen Lage die Eurofighter so verwenden, dass es sparsam, zweckmäßig und wirtschaftlich ist. Man wird niemals bei einer normalen Lage in einer höchsten Alarmstufe sein. Wir werden daher mit einer Einsatzrotte laufend unterwegs sein, mit der wir eine lückenlose Luftraumüberwachung im Normalfall sicherstellen.
Der zweite Punkt ist, dass wir bei einer erhöhten Bedrohungslage die Fähigkeiten weiterentwickeln und von zwei Standorten aus 24 Stunden tätig sein werden, also die Bereitschaft zur Gänze herstellen.
Der dritte Punkt betrifft die Luftraumsicherungsoperationen im Anlassfall. Wenn sensible Veranstaltungen überwacht werden müssen, gewährleisten wir mit diesen Möglichkeiten und Fähigkeiten eine perfekte Luftraumsicherung.
Und der vierte Fall ist, dass wir bei grenzübergreifenden Luftraumsicherungsoperationen die entsprechenden Möglichkeiten haben.
Aber wenn man von Luftraumüberwachung spricht, muss man auch die gesamten Luftsysteme sehen; der Herr Klubobmann Scheibner hat es gesagt: einerseits die 18 Eurofighter, zum Zweiten die Saab 105, zum Dritten die Hubschrauber, alle Luftelemente bis hin zum Radarsystem. So garantiere ich Ihnen hier und heute, meine Damen und Herren, dass wir mit diesen Fähigkeiten eine ausgezeichnete, lückenlose Luftraumüberwachung gewährleisten können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Der Eurofighter ist ein Zukunftsgerät für die nächsten 30 bis 40 Jahre. Es sind alle 18 Eurofighter voll einsatzfähig, einsatzfähig am Tag, in der Nacht und auch bei Schlechtwetter. Wir haben sechs davon noch zusätzlich ausgerüstet, noch besser ausgerüstet, und wir haben die Möglichkeit, dass wir diese zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände wechseln können, sodass alle 18 Eurofighter auch diese zusätzliche Qualität bekommen werden.
Bei der Anzahl von 18 Eurofightern ist es international gesehen so, dass ein Drittel immer am Boden ist, an dem die Wartung durchgeführt wird, und dass mit den anderen
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zwölf Eurofightern Training und Einsatz gemacht wird. Daher sind wir hier einen sehr vernünftigen Weg gegangen.
Es wurden die Gegengeschäfte angesprochen, es scheine nichts davon auf. Ich sage es Ihnen jetzt konkret: 221 Geschäfte von 87 Firmen wurden als anrechnungsfähig bewertet. Das entspricht einem Volumen von rund 1,6 Milliarden €. (Ruf bei der SPÖ: Allein die Firmen wissen nichts davon!) Das interessiert mich auch als Verteidigungsminister, dass wir hervorragende Gegengeschäfte gemacht haben und dass unser Wirtschaftsstandort Österreich hier auch einen entsprechenden Nutzen zieht.
Ich garantiere eine aktive, lückenlose Luftraumüberwachung! Das ist die Zukunft, und diesen Weg werden wir ganz einwandfrei weitergehen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.19
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Kräuter. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Sie sind am Wort.
16.19
Abgeordneter Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Ich möchte der ÖVP, der FPÖ und dem BZÖ ja geradezu danken, dass sie diesen Ausführungen des Ministers Applaus spenden. (Abg. Zweytick: Grüß Gott!) Das wird sie nämlich tausende Wähler zusätzlich kosten. Die Fernsehzuschauer sind ja fassungslos, die sitzen vor dem Fernsehschirm, reiben sich die Augen und fragen sich: Darf das wahr sein!? Da gibt es einen vernichtenden Rechnungshofbericht, der Herr Bundeskanzler und der Herr Minister sagen: Alles paletti, alles in Ordnung! – und Sie applaudieren dazu!
Meine Damen und Herren! Sie dürfen sich nicht wundern, dass es diese Stimmung in der Bevölkerung gibt: Wo ist eine Wahlzelle, wo ist ein Wahlzettel, wann kann ich endlich dieser Regierung einen Denkzettel verpassen?! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Und, meine Damen und Herren, ich möchte mit einem ganz besonderen Unsinn aufräumen. Da wird behauptet, und der Herr Minister Platter hat das gerade wieder gemacht: Ohne Eurofighter keine Fußball-EM, kein Olympia!
Meine Damen und Herren! Jetzt kommen
Leasingjets aus der Schweiz, weil beim Eurofighter hinten und vorne nichts
hinhaut! Die Fußball-EM 2008 soll ja gemeinsam mit der Schweiz durchgeführt
werden. Herr Minister, erklären Sie einmal: Ist es da nicht möglich,
Leasingflugzeuge zu bekommen? – Das ist eine Beleidigung der Intelligenz
der österreichischen Bevölkerung, Herr Bundesminister! (Beifall bei der
SPÖ.)
Aber jetzt kurz zu den krassesten Unwahrheiten. Herr Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat ja behauptet: Zu teuer, wir können uns keine Kampfflugzeuge leisten. Aber er hat sich hinter den Kulissen ausgerechnet für die teuersten Kampfjets eingesetzt! Der Rechnungshof kritisiert natürlich den Herrn Finanzminister, und zwar in Grund und Boden. In diesem Bericht steht (der Redner hält ein Exemplar eines Rechnungshofberichts in die Höhe), es fehle die Dokumentation, es fehle die Transparenz. Das Finanzmanagement sei schlecht.
Und was sagt das Finanzministerium dazu, was sagt der Herr Dauerurlauber Grasser zwischen Paris, New York und Capri dazu? – Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! – Bundesministerium für Finanzen: „Der Rechnungshof bestätigt den sorgsamen Umgang von Steuermitteln (...).“
Meine Damen und Herren, einen derart
kritischen Bericht so zu kommentieren – ich sage Ihnen, was das ist: Das
ist frivol! Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber der Verfassung und eine
Verhöhnung des Rechnungshofes. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der
Grünen.)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 40 |
Apropos Verhöhnung. Der Herr Bundeskanzler hat vor den Nationalratswahlen gesagt, kein Euro, kein Cent komme vom Steuerzahler, eine Wirtschaftsplattform werde das bezahlen. – Das Archiv ist der Feind des Bundeskanzlers, meine Damen und Herren!
Wie schaut die Wirklichkeit aus? – ÖVP
und FPÖ haben längst beschlossen, dass die Steuerzahler diese Eurofighter
bezahlen müssen. Wie viel, Herr Bundeskanzler, bekommt eigentlich der
Eurofighter-Werber Gernot Rumpold von diesem Steuergeld? Sie wissen schon,
meine Damen und Herren, das ist der Ex-FPÖ-Sekretär, der jetzt der Werbeguru
des BZÖ ist, der auch von der FPÖ kassiert, der einen Auftrag vom Sozialministerium
in der Höhe von 4 Millionen € bekommen soll und der das österreichische
Bundeswappen illegal im Ausland verwendet. (Oh-Rufe bei der SPÖ.)
Herr Bundeskanzler, jetzt sagen Sie einmal am 60. Geburtstag der Republik: Was sind das für Zustände?
Minister Bartenstein hat maximale
Transparenz bei den Gegengeschäften versprochen und angekündigt, auf einer
Homepage werde das alles nachvollziehbar sein. Wissen Sie, was im
Rechnungshofbericht zur Transparenz steht? – Dass sich die Abrechnung und
Anerkennung der Gegengeschäfte der Minister selbst vorbehält! (Abg. Parnigoni:
Unglaublich!)
Ja, meine Damen und Herren, für wie dumm
will man eigentlich die Bevölkerung verkaufen? Da wechselt bei einer Modefirma
der Eigentümer – und das ist dann ein Gegengeschäft um 18 Millionen €? Da
werden 78 500 € für eine einzige Unterrichtsstunde veranschlagt. Da
werden LKW-Bestandteile im Ausland erzeugt – und das alles wollen Sie uns
als Gegengeschäfte unterjubeln? (Abg. Dr. Matznetter: So patschert
muss man einmal sein!)
Apropos „die Bevölkerung für dumm verkaufen“. In der Steiermark hat die Frau Klasnic angekündigt (Abg. Amon: Die Frau Landeshauptmann! So viel Zeit muss sein!): 1 Milliarde € an Gegengeschäften für die Steiermark und Tausende Arbeitsplätze.
Wie schaut denn die Realität aus, meine
Damen und Herren? – Gefahr, Lärm und Dreck hat die Steiermark! Kein
einziger Arbeitsplatz ist durch Gegengeschäfte geschaffen worden. Das
Red-Bull-Projekt in Spielberg – mit EADS – ist ein Trümmerhaufen! (Zwischenruf
des Abg. Neudeck.)
Meine Damen und Herren! Diese Politik wird
im Herbst bei der Landtagswahl abgewählt werden! (Beifall bei der SPÖ.)
Es haben sich Vertreter der FPÖ und des BZÖ
immer wieder für einen Untersuchungsausschuss ausgesprochen: Herr Dolinschek,
Herr Prinzhorn, Herr Haider, Herr Scheuch und so weiter. Heute können Sie den
Beweis dafür antreten, ob es Ihnen ernst damit ist, meine Damen und Herren,
oder ob das gilt, was gestern im Leitartikel des „Kurier“ stand: „Muskelspiel
ohne Spaßfaktor“. (Abg. Neudeck: Haben Sie eine eigene Meinung auch
außer dem „Kurier“?)
Entweder stimmen Sie heute mit, Herr
Scheibner, oder Sie verschonen uns bitte in Hinkunft mit blauer Großmäuligkeit!
(Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
16.24
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Murauer. 5 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Parnigoni: Bei der Wahrheit bleiben, Herr Murauer!)
16.24
Abgeordneter Walter Murauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Herr Gusenbauer! Herr Cap ist im Moment nicht hier – vielleicht Herr Darabos ersatzweise! Sollten Sie einmal Gele-
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genheit
haben, tatsächlich in den Rechnungshofbericht hineinsehen und ihn lesen zu
wollen, dann werden Sie draufkommen, dass der Rechnungshof sowohl in seinem ersten
Bericht als auch im zweiten und dritten Bericht bei der Beschaffung der
Eurofighter von Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit spricht (Abg.
Mag. Kogler: Abspricht!) und dass der Eurofighter nicht
das Kampfgerät, das „Luxuskampfgerät“ und „Luxuskriegsgerät“ ist, wie Sie in
tobender Weise hier am Rednerpult in vergangenen Sitzungen festgestellt haben,
sondern das richtige Gerät, um unseren Luftraum für Österreich und für unsere
Bevölkerung zu kontrollieren und zu sichern. (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Es erscheint mir
schon wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass Sie, Herr Gusenbauer, heute
gesagt haben, dass Sie auf die Luftraumsicherung, auf die Luftraumkontrolle
verzichten. Die Sozialistische Partei Österreichs verzichtet auf die Sicherung
des Luftraumes! (Abg. Dr. Stummvoll: Das ist ungeheuerlich!) Das
soll in diesem Haus festgehalten werden, das soll die österreichische Bevölkerung
wissen. Und der Unterschied ist, dass die Österreichische Volkspartei mit ihrem
Regierungspartner für die Sicherheit Österreichs einsteht und es keinen Zweifel
daran gibt, dass wir dafür Sorge tragen, dass der Luftraum gesichert ist und
der Eurofighter die beste Investition ist. (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Da Sie immer wieder von Geschenken, Manipulation et cetera reden, muss ich sagen, offensichtlich passt es nicht in Ihr linkes Weltbild, dass man eine solche Beschaffung von militärischem Gerät durchführen kann, ohne dass es Korruption und ohne dass es Manipulation gibt. (Abg. Öllinger: Na, na!) – Ja, Herr Öllinger, Sie können es sich nicht vorstellen. Aber das Ministerium und diese Regierung haben das ohne Manipulation, ohne Geschenkannahme und ohne Korruption über die Bühne gebracht – auch das soll festgestellt werden –, entgegen Ihren Anschuldigungen, entgegen Ihrem Bemühen bei der Staatsanwaltschaft, die diese Causa mangels Beweisen zurückgelegt hat. So sieht die Beschaffung korrekterweise in Österreich aus. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Matznetter: Untersuchungsausschuss!)
Da gibt es Leute, die mit ihren
„besonderen“ Argumenten kommen: Na ja, dieser Flieger wird bei Minusgraden
nicht fliegen. – Als ob es einen Flugzeughersteller gäbe, der ein Flugzeug
baut, das bei Minusgraden nicht fliegen kann! Ich meine, diesen Unsinn muss man
sich einmal vorstellen! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich
kann Ihnen sagen, der Eurofighter fliegt bei minus 32 Grad, er fliegt in der
Nacht, er fliegt bei Tag, er fliegt bei Regen und bei Sonnenschein. (Abg.
Dr. Matznetter: Aber hinunter!) Wer das überprüfen möchte, der
hat beim EADS-Werk in Manching Gelegenheit, das zu tun. Bei dieser
Werksbesichtigung waren Sie abwesend und haben kein Interesse daran gezeigt,
dass Sie sich das anschauen. Dort hätten Sie nachfragen können, dort hätten Sie
nachschauen können. Aber das interessiert Sie nicht, denn dann hätten Sie diese
Schmal-Argumente nicht zur Hand, die Sie hier immer hereinschreien. (Abg. Neudeck:
Aber der fliegt nicht auf die SPÖ!)
Wer nicht glaubt, dass der Eurofighter auch bei entsprechender Wärme oder Hitze fliegen kann, der kann mit in die Wüste fahren. Dort findet die nächste Überprüfung statt. Dort können Sie dann beobachten, dass der Eurofighter, unabhängig von der Wetterlage und unabhängig von Ihren Beschimpfungen, entsprechend in der Lage ist zu fliegen.
Meine Damen und Herren, die umfassende Landesverteidigung hat für uns Bedeutung. Wir werden selbstverständlich zu dieser Beschaffung stehen.
Wenn hier immer wieder die Gegengeschäfte angezweifelt werden und man sagt, na ja, jetzt, nach ein paar Monaten oder nach Jahren, gibt es noch immer keine Gegengeschäfte, dann freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass FACC in Oberösterreich,
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dass MAN in Oberösterreich zu diesen Geschäften, die jetzt in Milliardenhöhe abgeschlossen worden sind (Abg. Dr. Matznetter: Vor dem Eurofighter! – Abg. Mag. Kogler: Das ist kein Gegengeschäft!), auch stehen und sagen: Jawohl, herzlichen Dank, Bundesregierung, herzlichen Dank, Herr Minister, dass diese Gegengeschäfte möglich sind und auch durchgeführt werden! – Und darüber hinaus auch transparent, wie es immer wieder bestätigt wurde.
Ihre Vorgangsweise, meine Damen und Herren
von der SPÖ, ist durchsichtig. Zuerst haben Sie gesagt, wir brauchen keine
Luftraumüberwachung. – Nun, das sagt Herr Gusenbauer nach wie vor. Wir
wundern uns, nicht nur hier im Parlament. Die Österreicher wundern sich (Abg.
Mag. Darabos: Wundern sich über Sie! Über Ihre Politik wundern sich
die Österreicher!), dass Sie sagen, wir brauchen keine Sicherung des
Luftraumes. (Abg. Parnigoni: Die Österreicher ... Geld beim
Fenster raus!)
Da können wir nicht mitmachen. Und der
Einsetzung eines Untersuchungsausschusses können wir selbstverständlich nicht
zustimmen. Wir vertrauen der parlamentarischen Kontrolle des Rechnungshofes. (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.30
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Bösch. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
16.30
Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren! (Abg. Riepl: In welcher Partei sind Sie?) Dass die Opposition diesen Rechnungshofbericht zum Anlass nimmt, um das Thema Eurofighter wieder zu thematisieren, ist wirklich eine Kühnheit. Zuerst und auch jetzt wieder in der Debatte, Herr Kollege Gusenbauer, machen Sie deutlich, dass Sie eigentlich gegen die Beschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen sind (Abg. Mag. Kogler: ... zwischen Opposition und Regierung noch unterscheiden können?!) – Sie auch, Herr Kogler –, aber dann sagen Sie, dass Sie sich jetzt Sorgen um eine funktionierende Luftraumüberwachung machen.
Wenn Sie diesen Rechnungshofbericht gelesen hätten, hätten Sie auch erkannt, dass der Rechnungshof militärische Aspekte anführt und zu Recht den Umstand aufgreift, dass verschiedenste Themen in Bezug auf die Luftraumüberwachung mit diesen technischen und finanziellen Vorgaben nur sehr schwer möglich sein werden.
Ich schließe also daraus, dass Sie dem Rechnungshof zustimmen, dass von diesen Flugzeugen verschiedene Einsatzszenarien nur unzureichend erfüllt werden können, dass die Luftraumüberwachung problematisch ist, dass die Luftraumsicherung und die Luftraumverteidigung sowie internationale friedenserhaltende Maßnahmen aus Sicherheitsgründen nur schwer vorstellbar sind. Sie stimmen zu, dass der Rechnungshof darauf hinweist, dass durch den im Vergleich zu den Angebotsunterlagen im Kaufvertrag verringerten Leistungsumfang die Effizienz dieses Flugzeuges in Bezug auf die strategischen Vorgaben des Bundesministeriums nicht in vollem Umfang genützt werden kann.
Meine Damen und Herren von der Opposition, ich danke Ihnen für die Sorge in Bezug auf das Bundesheer, für die Sorge in Bezug auf die Luftraumüberwachung und stelle fest, dass SPÖ und Grüne eigentlich dafür sind, dass wir 24 Abfangjäger kaufen, und dafür sind (Abg. Scheibner: Das ist ungeheuerlich!), dass wir alle technischen Mittel, die zur Ausrüstung dieser Luftraumüberwachungsflugzeuge notwendig sind, beschaffen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: Sie Scherzbold!)
Und das, meine Damen und Herren, Herr Kollege Kogler, weil in diesem dritten Rechnungshofbericht überhaupt keine qualitätsvolle Neuerung zum eigentlichen Knackpunkt
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erfolgt. Der eigentliche Knackpunkt, Herr Kollege Kogler – wir konnten das hier schon das eine oder andere Mal debattieren –, ist die Typenentscheidung. Diese Typenentscheidung, die im Jahr 2002 gefallen ist, war für viele in der österreichischen Öffentlichkeit überraschend. Auch für mich als FPÖ-Abgeordneten war sie überraschend. (Abg. Mag. Kogler: Überraschend ist, dass so eine geschobene Entscheidung ...! Die Schiebung war nicht zu übersehen!) Aber der damalige Verteidigungsminister Herbert Scheibner konnte das öffentlich erklären.
Können Sie mir sagen, warum ich dem Peter Pilz mehr glauben soll als dem Herbert Scheibner? Dafür finde ich keine Argumente. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Matznetter: Machen Sie einen Untersuchungsausschuss!)
Meine Damen und Herren! Im ersten Rechnungshofbericht wurden die Ausschreibungsmodalitäten geprüft, im zweiten Rechnungshofbericht, Herr Kollege Kogler, wurde klar Folgendes erklärt:
Erstens:
„Unter Zugrundelegung der vom BMLV festgesetzten Maßstäbe wurde das Kampfflugzeug Eurofighter zutreffend als Bestbieter ermittelt.“
Zweitens:
„Bei seinen Erhebungen konnte der RH keinen Hinweis auf eine Manipulation der Bewertungsergebnisse und auf eine damit verbundene Geschenkannahme feststellen.“
Drittens:
„Der RH stellte fest, dass bei der Angebotseinholung und der Bewertung keine Einflussnahme auf Bedienstete des BMLV zwecks Präferierung eines bestimmten Kampfflugzeugs nachgewiesen werden konnte.“
Meine Damen und Herren! Dieser Aspekt ist der entscheidende. Und dieser wird durch den dritten Rechnungshofbericht, den wir jetzt debattieren, Herr Kollege Kogler, und der, so hoffe ich, auch in Ihrem Ausschuss zur Debatte stehen wird, überhaupt nicht verändert. Es gibt überhaupt keinen neuen sachlichen Aspekt in diesem eigentlich entscheidenden Punkt, Herr Kollege Kogler!
Wenn Sie hier erklären, dass mit diesem Rechnungshofbericht diese wichtige Entscheidung, die die Bundesregierung getroffen hat, neuerlich neu zu beurteilen ist, dann muss ich Ihnen sagen, das ist falsch.
Meine Damen und Herren! Der Rechnungshof ist ein Organ des Nationalrates. Er hat diesen Vorgang in drei Berichten geprüft. In drei Berichten hat er im Wesentlichen der Bundesregierung Recht gegeben. (Abg. Mag. Kogler: Fiasko!) Er hat viele Mängel aufgezeigt, Mängel auch in militärischer Hinsicht, die der Herr Bundesminister für Landesverteidigung ja jetzt richtig stellen konnte. Er hat auch seine Absicht bekundet, diese Mängel abzustellen, damit die Luftraumüberwachung sichergestellt ist.
Meine Damen und Herren! Das ist das
Hauptziel – das Hauptziel auch der FPÖ-Politiker in diesem Nationalrat! (Abg.
Öllinger: Welcher?)
Herr Kollege Molterer, Sie brauchen keine Angst vor irgendwelchen Achsen zu haben, die sich hier bilden. Die FPÖ in diesem Nationalrat macht eine berechenbare, macht eine verlässliche Politik. Sie können sich in Ruhe mit uns auseinander setzen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
16.35
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Auch seine Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte.
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16.35
Abgeordneter
Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr
Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Der
Herr Bundeskanzler hat eingangs moniert, dass diese Sondersitzung ausgerechnet
am Tag der Republiksfeier stattfindet. Na ja, es waren auch die Vertreter Ihrer
Partei, die für diesen Termin gestimmt haben. Wir Grüne hätten einen anderen
gewollt. – So viel nur zur Seriosität Ihrer Anfragebeantwortung
schlechthin. (Abg. Scheibner: Warum machen wir es nicht nächste
Woche?)
Hingegen haben Sie es vorgezogen, sich jetzt und hier nicht zu diesem Skandalfall Gudenus – anders ist das nicht zu bezeichnen – noch irgendwie zu deklarieren. Wohl haben Sie an anderer Stelle gesagt, er möge – sinngemäß – sein Mandat besser zurücklegen.
Wissen Sie, was? – Das Ganze ist trotzdem etwas eigenartig und erfolgt relativ spät. Was wir an diesem Gedenktag auch realisieren müssen, ist, dass es Ihre Politik war, die diese Leute aufgewertet hat, die deren Gesinnung in das Zentrum des politischen Diskurses in Österreich bringt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Jemand, der die Existenz von Gaskammern indirekt in Frage stellt, möglicherweise sogar indirekt leugnet – das sind die Leute, mit denen Sie sich auch umgeben haben! Das haben Sie zu verantworten! Und da machen Sie hier irgendjemandem den Vorwurf, dass wir an diesem Tag der Republiksfeierlichkeiten über die Abfangjäger diskutieren wollen? Haben Sie denn keine anderen Sorgen? Haben Sie keine andere Verantwortung für diese unglaublichen Vorgänge? (Abg. Großruck: Waren Sie heute bei der Feier?) Machen Sie doch den Weg frei für Neuwahlen, sodass diese Leute endlich mit verschwinden! Das ist doch ungeheuerlich! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Diese unglückselige Koalition – damit
wir zum eigentlichen Thema kommen – hat ja auch in der Tat diese
Beschaffung zu verantworten. Und auch da kann ich Ihnen sagen, Ihr ganzer
Redebeitrag, Herr Bundeskanzler, war ein Beweis für die Notwendigkeit dieses
Untersuchungsausschusses. (Abg. Neudeck: Sie reden jetzt zum falschen
Untersuchungsausschuss!) Sie haben hier die Fragen kaum beantwortet,
teilweise falsch und teilweise überheblich beantwortet. (Abg. Dr. Stummvoll:
Eine Arroganz ist das!)
Das ist einfach nicht hinzunehmen! So kann man mit dem Parlament nicht umspringen. Aber das passt ja wunderbar in die Reihe Ihrer Auskünfte. Der Herr Finanzminister ist gerade nicht da, aber im Budgetausschuss, einem Organ des Nationalrates, sagte er: 1,9 Milliarden €, das ist die Obergrenze. Noch nie ist so gescheit verhandelt worden.
Ja, wie wir damals schon erkennen konnten: alles falsch, alles ein Blödsinn. Es ist viel, viel teurer. Und jetzt wollen Sie nicht einmal die Verantwortung dafür übernehmen! Unglaublich! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Da sagen Sie, Herr Bundeskanzler, es gehe
nicht um die Type, es gehe nicht um die Finanzierung, es gehe um das
Staatsganze. – Dieses Staatsganze äußert sich jedoch darin, dass die
Typenentscheidung nicht so klar ist, wie Sie hier gesagt haben, dass Sie
gleichzeitig einen Untersuchungsausschuss verweigern und dass der Rechnungshofbericht
genügend Indizien – und immer mehr – dafür liefert, dass Sie die
Entscheidung willkürlich in der Gegend herumgeschoben haben, wie es Ihnen
gepasst hat. Und deshalb ist auch der Vorwurf der Schiebung weiterhin
berechtigt, auch wenn Sie das nicht hören wollen. (Abg. Dr. Stummvoll:
Bestbieter!)
Beispiel: Die ...
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Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter! Wir haben uns darauf verständigt, dass wir den Vorwurf der Schiebung hier nicht erheben! (Abg. Öllinger: Was?)
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Ich habe mich nicht darauf verständigt, denn ich bin der Vorsitzende des Rechnungshofausschusses. Wir haben dort genügend Hinweise zu Tage gefördert, die diese Vorwürfe und jetzt auch diesen Vorwurf anhand von Rechnungshofberichten erhärten. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Ich sage Ihnen gleich, wie das geht. Die ganze Kostenkonfiguration ist nämlich mit Absicht verschoben worden. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Damit so getan wird, dass kein Bietersturz zustande kommt, haben Sie künstlich den Stückpreis (Ruf bei der ÖVP: Das ist unerhört!) – das ist nicht unerhört, Sie sollten das hören und ruhig sein – niedrig gehalten, um den Preis, dass die Systemkosten steigen, um den Preis, dass die Betriebskosten unkalkulierbar hoch werden. Aber wenn wir nachrechnen – da brauchen wir nicht von 30 Jahren zu reden –, dann kommen wir drauf, dass wir bis zu 100 Millionen € Betriebskosten auf Grund dieser unseriösen Vorgangsweise haben werden. (Ruf bei der ÖVP: Das stimmt ja nicht!) Und Sie werden das bei nächster Gelegenheit wieder eingestehen müssen. Deshalb sollten Sie nun gleich rechtzeitig den Weg für den Untersuchungsausschuss freimachen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Aber es bleibt ja nicht bei diesen Kosten allein, es kommen weitere hinzu. Die wirkliche Impertinenz an dieser Sache ist ja, dass Sie diese ganzen Kosten in der Abwicklung den nächsten Bundesregierungen überantwortet haben. Das ist extra auf das Jahr 2007 hinausgeschoben worden, was im Übrigen wieder ein paar Hunderttausend Euro an Zinskosten zusätzlich verursacht – das nur by the way –, aber die nächsten Regierungen sollen das zahlen. Mindestens zwei Legislaturperioden werden hoch belastet. Bei der Halbwertszeit der Verfallsdauer Ihrer Regierungen sind das natürlich drei oder vier, aber im Prinzip sind es zwei – mindestens zwei – Legislaturperioden, und das finden wir einfach unseriös.
Deshalb sagen wir: Raus aus diesem Vertrag, rein in den Untersuchungsausschuss! Raus aus dieser unsäglichen Abfinanzierungsform, die die SteuerzahlerInnen nur belastet, belastet für irgendetwas, womit Sicherheit vorgegaukelt wird! Wir brauchen ganz andere Investitionen für das, was sich mit Sicherheit in Verbindung bringen lässt. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Mit Sicherheit ist nur zu sagen: Diese Regierung ist ein Unsicherheitsfaktor! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
16.41
Präsident Dr.
Andreas Khol: Für den Vorwurf der Schiebung erteile ich Ihnen einen
Ordnungsruf,
Herr Vorsitzender des Rechnungshofausschusses. (Rufe bei der ÖVP: Jawohl!)
Für die restlichen Redner begrenze ich die Redezeit auf je 4 Minuten.
Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gaál. 4 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Freund – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Gaál –: Bleib endlich einmal bei der Wahrheit!)
16.41
Abgeordneter Anton Gaál (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Herren Bundesminister! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler, Herr Klubobmann Molterer und auch der Herr Verteidigungsminister haben heute die Neutralität, die Solidarität (Abg. Mag. Molterer: Die Souveränität!) sehr strapaziert und sich auf die österreichische Verfassung berufen. – Dazu kann ich nur sagen: Dazu stehen wir Sozialdemokraten! (Beifall bei der SPÖ.) Wir bekennen uns zur Neutralität mit jeder
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Faser unseres Herzens! (Beifall bei der SPÖ.) Wer die Neutralität in Frage gestellt hat und dem NATO-Beitritt das Wort geredet hat (Abg. Mag. Molterer: Cap!), das waren Sie, die Regierungsfraktionen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Josef Cap! Josef Cap heißt er!)
Aus diesem Grund gab und gibt es keine gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitsdoktrin: weil wir Sozialdemokraten ja zur Neutralität und nein zum NATO-Beitritt gesagt haben. Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! (Beifall bei der SPÖ.)
Dr. Einem und ich haben hier wochen- und monatelang mit Ihnen verhandelt. (Abg. Mag. Molterer: Aber nicht mit dem Josef Cap!) Das heißt, ich bin Zeitzeuge, und ich bin außerdem der Wahrheit verpflichtet, daher habe ich das sagen müssen, lieber Kollege Molterer.
Für die Sicherheit und den Schutz Österreichs zu Luft und zu Lande, meine Damen und Herren, brauchen Sie wirklich keine Kampfbomber, glauben Sie mir das! Dazu brauchen Sie wirklich kein Kriegsgerät. Selbst der Herr Finanzminister hat richtigerweise gesagt: Das ist unfinanzierbar! Wenn überhaupt, sei er gesprächsbereit für gebrauchte F 16. – An sich ein vernünftiger, diskussionswürdiger Vorschlag, aber leider hat er sich dann zum Vorteil für die teuerste Variante davon ebenso verabschiedet wie heute, als er frühzeitig wieder gegangen ist, weil ihn die ganze Diskussion nicht interessiert. Den Grund für seinen Gesinnungswandel ist er uns bis heute schuldig geblieben.
Diese Kampfbomber haben mit Luftraumüberwachung wirklich nichts zu tun, meine Damen und Herren! Die Beschaffung dieser Luxus-Kampfjets ist sicherheitspolitisch durch nichts zu rechtfertigen. Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Sie haben heute Herrn Bundeskanzler Kreisky zitiert, seine Begründung für die Draken-Beschaffung vorgelesen, Herr Kollege Molterer. Erlauben Sie mir an dieser Stelle doch den Hinweis: Das liegt 25 Jahre zurück! Damals gab es noch die Warschauer-Pakt-Staaten, damals gab es noch den Eisernen Vorhang! In der Zwischenzeit sind 25 Jahre ins Land gezogen. Wir haben heute komplett veränderte sicherheitspolitische Gegebenheiten. Wir sind dabei, eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik aufzubauen. Wir haben uns bereit erklärt, aktiv an der neuen europäischen Sicherheitsarchitektur mitzutun. Wir haben heute – Herr Bundeskanzler, Sie haben beim Festakt davon gesprochen – 60 Jahre Zweite Republik. Es ist viel vom gemeinsamen Friedensprojekt Europa gesprochen worden, Frieden, Solidarität, das Gemeinsame stehen im Vordergrund.
Wir haben uns doch wirklich vorgenommen, gemeinsam die Friedensunion Europa einzurichten, aber Sie gehen her und ziehen ohne Wenn und Aber den Kauf dieser sündteuren Luxus-Kampfjets durch, die dem Friedensprojekt Europa entgegenstehen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Großruck.)
Herr Bundeskanzler, ich kann Ihnen auf Grund des neuesten Rechnungshofberichtes nur sagen, dass die Ausstiegsklausel enorm an Bedeutung gewonnen hat, denn der einzige Weg, um aus diesem Eurofighter-Beschaffungsdebakel herauszukommen, ist der schnellstmögliche Ausstieg. Nutzen Sie die Möglichkeit dieser Klausel und beenden Sie dieses Debakel, um die größte Fehlentscheidung der Zweiten Republik wieder ins rechte Lot zu bringen! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)
Es ist unfassbar (Präsident Dr. Khol
gibt neuerlich das Glockenzeichen), wie leichtfertig Sie mit schwer
verdienten Steuergeldern umgehen. Das wird Ihnen die Bevölkerung nicht
verzeihen und nicht entschuldigen – und wir auch nicht! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. –
Abg. Dr. Jarolim: Da ist jede
Sekunde gesessen!)
16.45
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Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Mitterlehner. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.
16.45
Abgeordneter
Dr. Reinhold Mitterlehner (ÖVP): Herr
Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich finde es zunächst einmal problematisch –
wie schon gesagt worden ist –, dass genau heute, an diesem Gedenktag, hier
über dieses Thema debattiert wird. (Abg.
Dr. Glawischnig: Jetzt reicht’s
aber!) Aber noch problematischer, ja die Entgleisung des Tages ist das, was
sich Herr Kollege Kogler geleistet hat! (Abg.
Dr. Gusenbauer: Beschweren Sie
sich beim Präsidenten!)
Meine Damen und Herren! Die Zuschauer erwarten sich von einem Obmann des Rechnungshofausschusses, dass er zumindest ein gewisses Maß an Objektivität hat. Hier herauszugehen und von Schiebung zu sprechen, dann nichts anderes in der Hand zu haben als ein paar Kostensteigerungen, die auch noch zu hinterfragen sind, das ist eine Entgleisung allerersten Ranges! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn. – Abg. Dr. Gusenbauer: Herr Präsident, vielleicht sagen Sie einmal etwas dazu! Das ist ja unerhört!)
Zum Zweiten: Herr Kollege Kräuter stellt sich hierher und sagt, es sei frivol, angesichts des Rechnungshofberichtes über dieses Thema so zu diskutieren und so damit umzugehen. Ich habe mir gedacht, der Kollege wird jetzt irgendetwas aus dem Rechnungshofbericht zitieren, das ich überhaupt noch nicht gelesen habe. Wissen Sie, was Sie gemacht haben, Herr Kollege Kräuter? – Sie haben gesagt, der Bundeskanzler habe einmal gesagt, die Plattform würde das ganze Geschäft finanzieren. – Das hat der Bundeskanzler so nie gesagt! (Ah-Rufe bei der SPÖ. – Abg. Dr. Matznetter: Das war ein Wahlkampfgag!) – Das ist der erste Punkt.
Zweiter Punkt – passen Sie ein
bisschen auf, denn da stellt sich auch die Frage, wie Sie mit Schulden
umgehen –: Sie sagen, es sei unerhört, dass die Zahlungen in Raten erfolgen
sollen und sich somit de facto auf andere Bundesregierungen
erstrecken. –Meine Damen und Herren! Was haben Sie uns vorgegeben? Haben
wir ein positives Budget oder haben Sie uns die Schulden von damals übertragen?
Damit arbeiten wir jetzt nämlich, und deswegen können wir nicht in bar zahlen!
Das sollten Sie einmal erkennen: dass Sie Schuldenpolitik betrieben haben! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn.)
Weiters zu den Ausführungen des Herrn
Kollegen Gaál. – Herr Kollege, ich muss ehrlich sagen, das war peinlich!
Sie können einen Bomber nicht von einem Jet unterscheiden, und das Wort
„sündteuer“ ist offensichtlich Ihr Lieblingswort! (Abg. Dr. Matznetter:
Was ist ein Kampfbomber? Erklären Sie einmal, was ein Kampfbomber ist!)
Aber was hat denn der Rechnungshofbericht bestätigt? Was? – Keine neuen
Fakten! Nichts von dem, was Sie kritisiert haben, ist wahr! Keine Rede von im
Übermaß ausgestatteten Kampfjets, sondern der Rechnungshof sagt: Vielleicht
wäre es militärisch doch besser, 24 statt 18 Stück anzukaufen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)
Was ist hier geschehen? Passen Sie ein bisschen auf, Herr Matznetter! Der Rechnungshof hat Ihre Argumentation ad absurdum geführt! Es sind keine neuen Fakten da, daher sollten Sie eines machen: Sie sollten einmal einen Rechnungshofbericht zum Anlass nehmen, einen Untersuchungsausschuss im eigenen Bereich anzuregen, um sich einmal über die eigene Linie unterhalten zu können! Diese ist nämlich zickzack, dass es nur so schnalzt! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Jetzt zu den Gegengeschäften, die Sie immer ansprechen, Herr Gusenbauer. Schauen Sie sich das einmal an! (Abg. Dr. Gusenbauer: Legen Sie es vor!) Im Jahr 2011 – das ist noch relativ weit weg – soll die Hälfte der Gegengeschäfte dargelegt werden: 2 Mil-
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 48 |
liarden €. (Abg. Dr. Gusenbauer: Vorlegen! Vorlegen!) Jetzt haben wir das Jahr 2005, wenn ich mich nicht irre, und 1,6 Milliarden sind dargelegt! (Rufe bei der SPÖ: Wo? Wo sind sie denn?) Die Liste habe ich mit, ich habe nur leider nicht die Berechtigung, Ihnen daraus vorzulesen (Abg. Dr. Gusenbauer: Ah ja!), aber ich kann sie Ihnen zeigen. (Abg. Reheis: Alles im Geheimen!) Ich kann sie Ihnen zeigen.
Außerdem, meine Damen und Herren, arbeiten wir mit den Klein- und Mittelbetrieben in allen Bundesländern daran, dass auch sie mit einbezogen werden! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
1,6 Milliarden jetzt erfüllt – 200 Prozent! Wissen Sie, meine Damen und Herren, was üblich ist? 150 Prozent! Wir haben 200 Prozent – wunderbar!
Zum Abschluss, Herr Gusenbauer, Sie lehnen
so lässig da (Abg. Dr. Gusenbauer: Liste!): Sie sind immer
noch nicht startklar! Symbolisch ist der Eurofighter heute bestätigt worden
durch den Airbus 380. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Da liegen die Gegengeschäfte, und diese
Gegengeschäfte landen in Österreich – Sie bleiben immer in der Luft mit
Ihren vagen Vorstellungen! (Beifall bei
der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
16.49
Präsident Dr.
Andreas Khol (das Glockenzeichen gebend):
Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möchte ich nur darauf
hinweisen, dass die Terminwahl des 27. April eine einstimmige
Entscheidung der Präsidialkonferenz war und dass ich den
Kompromissvorschlag gemacht habe. Ich nehme die Verantwortung diesbezüglich auf
mich. (Abg. Öllinger – in Richtung ÖVP –: Denen sagen Sie das! –
Abg. Bures: Herr Bundeskanzler,
entschuldigen Sie sich!)
Nächster Redner ist Herr Abgeordneter
Fauland. Seine Redezeit beträgt 4 Minuten. (Abg. Parnigoni: Entschuldigen
Sie sich! Unrühmliches Vorgehen wie immer! – Abg. Bures: Ein schlimmer Vorwurf des Bundeskanzlers! – Präsident
Dr. Khol gibt neuerlich das
Glockenzeichen.)
16.50
Abgeordneter Markus Fauland (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Haus und auch zu Hause an den Fernsehbildschirmen! Heute hatten wir einmal die Gelegenheit, Sicherheitspolitik aus der Sicht der SPÖ präsentiert zu bekommen. Wir hatten die Gelegenheit, zu erkennen, was uns erwarten würde, sollte eine Regierung Gusenbauer an die Macht kommen. Wir hatten die Gelegenheit und auch das Vergnügen, mitgeteilt zu bekommen, dass die Sicherheit der österreichischen Bürgerinnen und Bürger aus der Luft nicht sehr wesentlich ist. Wir hatten auch die Möglichkeit, mitgeteilt zu bekommen, dass Souveränität, österreichische Souveränität, eigentlich nichts zählt, zumindest nicht in der Luft. – Meiner Ansicht nach richtet sich das von selbst.
Nun zum Rechnungshofbericht ein paar Feststellungen. Die österreichische Luftraumüberwachung soll laut Rechnungshofbericht eingeschränkt für die nächsten 30 Jahre sichergestellt sein. „Eingeschränkt“ – was impliziert dieses Wort?
Das Konzept, das diesem Rechnungshofbericht zugrunde liegt, ist ein Konzept aus dem Jahre 1997, und in diesem Konzept kamen neben der Hauptaufgabe, die österreichische Luftraumüberwachung und auch die Luftraumsicherung, auch noch die Luftverteidigung und der Auslandseinsatz vor. Der Rechnungshof hat zu Recht bemängelt, dass mit 18 Flugzeugen all diese Aufgaben nicht durchführbar sein werden. Mit der Reduktion auf 18 Stück reduziert sich auch die österreichische Luftraumüberwachung
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auf interne, nationale Aufgabenbereiche, sie bedeutet den Verzicht auf Auslandseinsätze, zumindest derzeit.
Was ist der Grund für diese Reduktion auf 18 Flugzeuge? Man muss feststellen, dass es dem Bundesminister für Landesverteidigung durch diese Reduktion gelungen ist, auch den Stückpreis um 5,9 Prozent zu reduzieren. Daraus resultiert, dass es bei der Verringerung der Stückzahl zusätzlich noch zu einer weiteren Vergünstigung beim Produktpreis gekommen ist.
Was den vor allem von Seiten der SPÖ so latent forcierten Gripen betrifft, möchte ich nur anmerken, dass nach einer Berechnung des Rechnungshofes der Gripen nicht nur bei der 18er-Teilzahlungsvariante, sondern auch bei der 10er-Teilzahlungsvariante das teurere Flugzeug gewesen wäre. Selbst wenn man alles das herausrechnet, was der Eurofighter angeblich nicht hat, wäre der Gripen noch teurer gewesen.
Kollege Gaál hat hier von einem „Kampfbomber“, einem „Kampfflugzeug“, von einem überdimensionalen und für Österreich weit überzogenen Flugzeug gesprochen. Ich zitiere ihn vom 10. Juli 2002:
„Sie kaufen ein komplexes, sündteures System mit Infrarot-Lenkwaffensystem“ – das wird er haben –, „mit radargelenktem Waffensystem“ – das wird er, glaube ich, eher nicht haben – „zur Präzisionsbekämpfung – also all das, was nicht notwendig ist. Das ist alles erforderlich für den Luftkampf, für den Luftangriff, für den Luftkrieg, aber hat nichts mehr mit Luftraumüberwachung und mit luftpolizeilichen Aufgaben zu tun.“
Seien Sie beruhigt, dieses Flugzeug wird den Anforderungen eines Luftraumüberwachungsflugzeuges zu 100 Prozent gerecht werden, und es ist kein Kampfbomber (Abg. Gaál: Ist es ja!), es ist kein überzogenes Kampfflugzeug! (Abg. Gaál: Was ist es denn?) Jedes militärische Flugzeug ist heutzutage ein so genanntes Multirole-Flugzeug, also vielseitig einsetzbar. In der jetzigen Ausstattung wird der Eurofighter in den nächsten 30 Jahren die Sicherung des österreichischen Luftraumes übernehmen, er wird die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher gewähren, und er wird diese Aufgabe bestens bewältigen. Aus diesem Grund kann man Ihr Ansinnen auf Ausstieg aus dem Kaufvertrag nur ablehnen.
Abschließend lassen Sie mich noch eines sagen zu diesem Prüfbericht, den Kollege Kräuter so hochspielt, weil doch so unglaubliche Sachen drinnen stehen (Abg. Riepl: Von welcher Partei sind Sie?): Es ist selbstverständlich, dass es bei einem Projekt dieser Komplexität natürlich zu kleinen Abweichungen kommt.
Ganz zum Schluss möchte ich feststellen: Nobody is perfect – aber diese Regierung ist knapp daran! – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
16.55
Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, teile ich mit, dass ein weiteres Verlangen gemäß § 66 Abs. 4 GOG, und zwar der Abgeordneten Mag. Molterer und Scheibner, auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung über den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses vorliegt.
Ich darf die Damen und Herren beruhigen, es wird nur einmal, aber dann auf alle Fälle namentlich, abgestimmt.
Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. 4 Minuten Redezeit. – Sie sind am Wort, Frau Kollegin.
16.55
Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Poštovane dame i gospodo! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Präsident! Heute ist der 60. Geburtstag der Republik, und die meisten von Ihnen,
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geschätzte Kolleginnen und Kollegen, haben heute an dem Festakt, zu dem uns der Herr Bundeskanzler und der Herr Bundespräsident eingeladen haben, teilgenommen. Bei diesem Festakt sind einige sehr klare Worte gefallen; sehr klare Worte vom Herrn Bundespräsidenten zu einigen Themen, die die Diskussion jetzt bewegen, und auch vom Herrn Bundeskanzler, aber in eine Richtung.
Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen nicht vorenthalten, welche Worte heute noch gefallen sind, nämlich jene des Klubobmannes der BZÖ in Kärnten, Kurt Scheuch, der das Verhalten des Bundesrates Kampl und dessen Aussagen in der letzten Bundesratssitzung als „tadellos“ bezeichnet hat. (Rufe bei den Grünen und der SPÖ: Unglaublich!) – Das ist der Beitrag der BZÖ zum 60. Geburtstag der Republik. (Zwischenruf der Abg. Bures.) Von Wehrmachtsdeserteuren als „Kameradenmördern“ und von brutaler „Naziverfolgung“ nach 1945 zu sprechen, das ist der Beitrag der BZÖ zum 60. Geburtstag der Republik, meine Damen und Herren! (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Das möchte ich hier dezidiert festhalten, denn dass einer Partei zum 60. Geburtstag der Republik nichts anderes einfällt als das – dem höchsten Repräsentanten, der das Thema überhaupt gestreift hat –, das halte ich für unwürdig, am Tag des 60. Geburtstages unkommentiert stehen zu lassen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Dr. Jarolim.)
Herr Bundeskanzler! Von Ihnen hätte ich
gerne ebenso klare Worte, wie Sie sie zum blauen Gudenus gefunden haben, zum
orangenen Kampl gehört! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Denn wo ist der Unterschied? Kurt
Scheuch in Kärnten zeigt, dass das alles ein Amalgam ist, alles verschwindet.
Auch die Vergangenheit und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
verschwinden bei diesen beiden Parteien, bei dieser einen, noch einen Fraktion hier
im Nationalrat, meine Damen und Herren! (Abg.
Großruck: Sprechen Sie zum
Rechnungshof! – Abg. Amon: Sie
haben überhaupt nicht zugehört!)
Was ist der Beitrag dieser Bundesregierung zum 60. Geburtstag der Republik? – Die größte Geldverschwendung, die die Zweite Republik je erlebt hat, nämlich diese Abfangjäger! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Herr Bundeskanzler, wenn Sie die Kritik
seitens der Opposition zum gesamten Beschaffungsvorgang nicht annehmen
wollen – was Ihnen zwar nicht unbenommen bleibt, aber was ich als
Demokratin akzeptieren muss –, dann frage ich Sie: Wie ernst nehmen Sie
Aussagen des Kontrollorgans des Parlaments, nämlich des Rechnungshofes? Wenn Sie etwas tun, Herr
Bundeskanzler, was ja sehr beliebt ist und was Sie sicher auch heute irgendwann
im Laufe des Tages gemacht haben, nämlich die Opposition, also die Grünen und
die Roten, immer auf das Beispiel Deutschland verweisen – heute ist das
schon einmal passiert, es wurde auf Joschka Fischer verwiesen –, dann kann
ich Ihnen sagen: Wir können viel lernen von der Bundesrepublik Deutschland,
dort werden nämlich Untersuchungsausschüsse nicht nur durchgeführt, sondern
live im Fernsehen übertragen, damit sich alle BewohnerInnen des Landes ein Bild
davon machen können, welches Demokratieverständnis ein Land hat. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Das Demokratieverständnis, Herr Bundeskanzler, das Sie haben, ist nicht das Verständnis, das die Österreicherinnen und Österreicher haben, denn es ist nicht ein Verständnis, das von Selbstachtung geprägt ist, sondern es ist von Angst geprägt. Es ist von Angst geprägt, dass, wenn im Nationalrat ein Untersuchungsausschuss arbeitet, eventuell etwas ans Tageslicht kommen könnte, was den Glanz von Ihnen (Abg. Mag. Johann Moser: Er hat eh keinen Glanz mehr!) und Ihrer Fraktion und dieser Re-
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gierung mit diesem orangen, blauen, hellblauen, dunkelorangen,
hellorangen Partner (Staatssekretär
Mag. Mainoni: Aber nicht grün!)
durch Schatten übertünchen würde.
Das ist das,
worüber ich am Tag des 60. Geburtstages der Republik gerne sprechen
möchte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch etwas (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen) – ich komme zum Schluss –: Ich halte es für besonders unbesonnen, dass hier von Gegengeschäften, von Arbeitsplätzen geredet wurde, denn noch kein einziges dieser Gegengeschäfte ist bestätigt. Ich möchte den Geburtstag unserer Republik mit Aussicht auf die Zukunft feiern.
Herr Bundeskanzler, ein Letztes (Präsident Dr. Khol gibt neuerlich das Glockenzeichen): Zukunft braucht
Erinnerung. Aber Zukunft braucht nicht nur Erinnerung, sondern auch
Auseinandersetzung mit der Gegenwart – und dazu sind Sie aufgefordert! (Beifall
bei den Grünen und der SPÖ.)
17.00
Präsident Dr. Andreas Khol: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Stadlbauer zum Wort. Restredezeit der Fraktion: 7 Minuten, freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.
17.00
Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Da heute der ehemalige Bundeskanzler Bruno Kreisky schon des Öfteren zitiert worden ist, möchte ich die Zitate ergänzen, und zwar hat er gesagt:
Die Draken-Abfangjäger halte ich für
vollkommen überflüssig. Wir haben damals prinzipiell gesagt, wir schaffen uns
vielleicht Flugzeuge an, wenn wir uns das leisten können. (Präsidentin Mag. Prammer
übernimmt den Vorsitz.)
Und weiters: Ich bin der Meinung, wenn wir uns all die überflüssigen Dinge, die wir haben, ersparen würden, könnten wir leicht das Geld für Schulen und Lehrer und andere Bildungsinstitutionen haben. – Zitatende.
Das Bundeskanzler Schüssel ins Stammbuch geschrieben, der heute davon gesprochen hat, und Klubobmann Molterer. (Beifall bei der SPÖ.)
Und es gibt auch noch ein ganz berühmtes Zitat: „Lernen Sie Geschichte!“ – Auch das möchte ich Ihnen gerne ins Stammbuch schreiben. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein Wort zu Klubobmann Scheibner. Er meinte
etwas süffisant zum Thema (Abg. Scheibner: Also bleiben Sie sachlich,
Frau Kollegin!): Die SPÖ fühlt sich durch den Rechnungshof
bestätigt. – Selbstverständlich fühlen wir uns bestätigt, nur: Es geht
nicht darum, dass wir mehr Eurofighter haben wollen, und es geht auch nicht
darum, dass wir mehr Bewaffnung haben wollen. Wir kritisieren, dass jetzt das
Konzept und die Argumentationsbasis für die Eurofighter einfach nicht mehr
stimmen. Sie haben da irgendetwas nicht richtig verstanden. (Abg. Scheibner:
O ja, ich glaube schon!)
Herr Minister Platter! Ihr Versuch, alles für in Ordnung zu erklären, ist meiner Meinung nach auch eher gescheitert. Es gibt ja da einen ganz kreativen Lösungsansatz, den Sie heute auch wieder geschildert haben, den man aber auch in der APA schön nachlesen kann, und zwar werden da ganz kreativ vier Szenarien beschrieben:
Erstes Szenario: „die normale Bedrohungslage“. Dafür brauchen wir zwei Flugzeuge und einen Reservejet, und der Rest ist für die Ausbildung. – Gut, jetzt wissen wir einmal, wie groß wirklich der Bedarf ist.
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Zweites Szenario: „temporäre Planquadrate, um zu unterstreichen, dass Luftraumüberwachung gemacht wird“. – Das finde ich schon einmal gut, das fällt bei mir in die Kategorie Muskelspiele, und zwar ohne konkretes Bedrohungsszenario.
Und umso bemerkenswerter ist Ihre Aussage von heute, Herr Minister Platter: Wir würden „niemals bei normaler Lage mehr als das Notwendige machen“. (Abg. Amon: Das hat der Minister nicht gesagt! Sie haben nicht aufgepasst! Das hat er nicht gesagt!) – Wie kann ich dann die temporären Planquadrate verstehen? Natürlich hat er das gesagt, ich habe aufgepasst – im Gegensatz zu Ihnen.
Herr Minister, wie können Sie für derart lächerliche Muskelspiele die finanzielle Verantwortung übernehmen? – Das ist etwas, was ich absolut nicht verstehe! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Punkte drei und vier: Da geht es um die Luftraumsicherung etwa bei Großveranstaltungen. Ich möchte Sie schon daran erinnern, meine Damen und Herren, dass gerade die Großveranstaltungen in Österreich ein starkes Argument für Sie dafür waren, dass wir die Eurofighter brauchen, damit eben die Großveranstaltungen gut durchgeführt werden können.
Nun können wir aber bei den Szenarien drei und vier – Großveranstaltungen in Österreich oder im nahen Ausland – lesen, dass da auch andere Luftfahrzeuge des Bundesheers zum Einsatz kommen sollen, etwa die PC 7 (Abg. Scheibner: Zusätzlich!), die Saab 105 oder auch bewaffnete Hubschrauber. Damit könnten nämlich auch langsamere Luftfahrzeuge überwacht und abgedrängt werden. (Die Abgeordneten Scheibner und Mag. Molterer: Zusätzlich!) Ja, zusätzlich. Klar ausgesprochen heißt das: Die Eurofighter allein können das nicht! Ich finde es gut, wenn auch das einmal so klar ausgesprochen wird. (Abg. Mag. Molterer: Hat auch keiner behauptet!)
Auf Grund der bisher gehörten
Diskussionsbeiträge kann ich nur einen Schluss ziehen: Es liegt die Vermutung
schon ziemlich nahe, dass bereits so viel Geld geflossen ist – in welche
Kassen auch immer –, dass es für die handelnden Personen einfach überhaupt
kein Zurück mehr gibt. Und der Eurofighter-Deal ist der absolut letzte Kitt,
der diese zerbröselnde Regierung noch zusammenhält. (Abg. Scheibner: Jetzt kommt
gleich der Neuwahlantrag!)
Der Deal erklärt zum Beispiel auch die wundersame Wandlung der FPÖ zur BZÖ und das stillschweigende Akzeptieren dieser Tatsache durch die ÖVP. Oder vielleicht ist sogar von Seiten der ÖVP nachgeholfen worden.
Was immer wir heute gehört haben, waren abgestumpfte Ausführungen von der Regierungspartei, wie eine alte Langspielplatte, die hängen bleibt, eine alte Leier, wo immer wieder dasselbe kommt.
Ein Argument des Kollegen Murauer ist mir
auch noch sehr wichtig, weil ich das von ihm vorher noch nie in der
Deutlichkeit gehört habe. Er meinte: Der Rechnungshof hat festgestellt, dass es
sich um die sparsamste Variante handelt. (Abg.
Murauer: Ja!)
Wenn der Rechnungshof schreibt oder die
Rechnungshofempfehlungen lauten, dass der noch notwendige, zu beschaffende
Leistungsumfang sowie der dadurch entstehende Budgetbedarf festzulegen wären (Abg. Murauer:
Was heißt „festlegen“?) oder dass die in den ersten drei bis fünf
Betriebsjahren anfallenden Betriebskosten unter Berücksichtigung der
Leistungsänderung umfassend berechnet werden sollten, dann heißt das, dass das
noch nicht so klar auf dem Tisch liegt, und dann heißt das auch, dass man nicht
davon sprechen kann, dass das die sparsamste Variante ist. (Abg. Murauer: Dann haben
Sie nicht alles gelesen! Dann müssen Sie alles lesen!)
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Also, wie immer Sie da argumentieren, Sie führen die Leute einfach an der Nase herum. (Beifall bei der SPÖ.)
Das wird nicht funktionieren. Sie sind dafür verantwortlich, und das müssen Sie mit Ihrem Gewissen vereinbaren.
Apropos Gewissen: Wer immer ein gutes
Gewissen hat, kann der Einsetzung des Untersuchungsausschusses, den wir heute
fordern, zustimmen; das haben viele Personen in der letzten Zeit gesagt. Ich
denke, das ist richtig. Und in diesem Sinne hoffe ich doch sehr auf Ihre
Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Murauer: Das ist keine Gewissensfrage,
sondern eine Inhaltsfrage!)
17.06
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zum Wort gelangt Herr Abgeordneter Gahr. (Abg. Schöls ist auf dem Weg zum Rednerpult. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Abgeordneter Gahr steht bei mir als Nächster auf der Rednerliste. Wunschredezeit: 3 Minuten, Restredezeit: 8 Minuten. (Ruf bei der ÖVP: Bei uns steht „Schöls“!) – Bitte, das ist uns vom ÖVP-Klub so gesagt worden. – Bitte, Herr Abgeordneter Gahr.
17.06
Abgeordneter
Hermann Gahr (ÖVP): Sehr geehrte Frau
Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Bundesminister!
Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Der Verlauf der
heutigen Debatte zeigt klar, wer die Sicherheit Österreichs ernst nimmt und wer
mit der Sicherheit Österreichs spielt. (Beifall bei der ÖVP und bei
Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Der dritte Rechnungshofbericht ist kein
Skandalbericht. Er zeigt einige Optimierungen, Verbesserungen auf, aber er
zeigt auch ganz genau auf, dass diese Eurofighter-Beschaffung transparent,
sauber und in Verantwortung um dieses Land abläuft. (Abg. Murauer: So ist
es!)
Dieser neue Rechnungshofbericht wird auch im Rechnungshofausschuss diskutiert, und auch in Zukunft wird der Rechnungshof die Eurofighter-Beschaffung begleiten.
Die Opposition macht es sich relativ einfach: Sie kritisiert und inszeniert hier ein Medienspektakel und verunsichert die Bevölkerung.
Es gibt eigentlich drei logische Fragen im Zusammenhang mit dieser Eurofighter-Beschaffung: Soll der Luftraum Österreichs geschützt werden? – Diese Frage muss man mit einem klaren Ja beantworten.
Soll es Österreich selbst machen? – Diese Frage ist auch mit einem Ja zu beantworten.
Und: Soll Österreich seinen Luftraum mit
einem modernen europäischen Produkt, einem amerikanischen oder einem
schwedischen Auslaufmodell schützen? – Diese Frage ist auch mit einem
klaren Ja zu beantworten. (Zwischenruf
bei der SPÖ.)
Es gibt also klare Fakten, welche für diese Eurofighter-Beschaffung sprechen. Sie wird auch in Zukunft einen Dauerauftrag für den Rechnungshof bedeuten, sie wird ein Dauerthema in den Medien bleiben, und sie wird in den Augen mancher auch einen Dauerskandal darstellen.
Es ist auch klar, dass im Vorfeld dieser Debatte auf vielen Ebenen Argumente ausgetauscht wurden. Wir vertrauen auf die Ausführungen, auf die Prüfungen und die Bewertungen der Militärexperten. Wir vertrauen auf Bundesminister Platter. Wir vertrauen auf Bundesminister Bartenstein. Und wir stehen zur Sicherheit für dieses Land. Österreich braucht Sicherheit in der Luft, Österreich braucht Sicherheit in allen Bereichen. Wir stehen für diese Sicherheit, wir stehen zu diesem Eurofighter-Projekt, und wir stehen
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zu unserer Verantwortung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Freiheitlichen.)
17.09
Präsidentin Mag.
Barbara Prammer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter
Dipl.-Ing. Scheuch (Abg.
Dipl.-Ing. Scheuch – auf dem Weg zum Rednerpult –:
Das ist eine tatsächliche Berichtigung!) zu einer tatsächlichen Berichtigung. –
Herr Abgeordneter, Sie kennen die Bestimmungen. (Abg. Dr. Jarolim: Der
sollte etwas zum „tadellos“ sagen! Vielleicht kann der Herr Bundeskanzler auch
ein Wort verlieren dazu!)
17.09
Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Meine geschätzten Herren auf der Regierungsbank! Meine geschätzten Damen und Herren! Frau Kollegin Stoisits hat in ihrer Rede gesagt, Klubobmann Scheuch hätte gesagt, die Aussagen Siegi Kampls seien tadellos gewesen. – Das ist unrichtig!
Ich berichtige tatsächlich: Klubobmann Scheuch hat in einem Interview in einer Kärntner Wochenzeitung gesagt, die Bundesratsrede des Bundesrates Siegi Kampl sei tadellos gewesen, und unterstrich dies damit, dass es weder einen Ordnungsruf von Seiten des Vorsitzenden der ÖVP gegeben hat (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen) und dass die Vorsitzende Haselbach der SPÖ geschlossen hätte mit den Worten: Wir sollten uns, wie ich meine, darum bemühen (Zwischenruf des Abg. Dr. Jarolim), dem anderen seinen Schmerz zu verstehen.
Herr Kollege Scheuch hat die Vorwürfe aufs Tiefste zurückgewiesen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Puswald: Das ist ja unfassbar! – Abg. Dr. Jarolim: Ich glaube schon, dass der Herr Bundeskanzler einen Rechtfertigungsbedarf hat!)
17.10
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zum Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Böhmdorfer. Wunschredezeit: 3 Minuten, Restredezeit: 8 Minuten. – Bitte.
17.10
Abgeordneter Dr. Dieter Böhmdorfer (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich habe heute in dieser Debatte besonders genau zugehört, weil im Vorfeld ja viel spekuliert wurde, wer da wie abstimmen wird, und es war wirklich eine wichtige Entscheidung, die sich hier angekündigt hat.
Ich bin aber zutiefst „enttäuscht“ – zwischen Anführungszeichen –, dass man sich hier nur in Polemik ergangen ist und eigentlich wirklich keine Argumente (Abg. Gradwohl: Es kommt darauf an, auf welcher Seite! Dort drüben und hinter Ihnen sitzen die Polemiker!) – und da kommt jetzt das Wesentliche – für einen Untersuchungsausschuss gebracht hat.
Sie haben sehr viel Zustimmung bekommen zur Frage, ob dieser Vertrag zum Teil schlampig ist oder ob er besser hätte sein können und vieles andere mehr. Sie haben auch von Schiebung gesprochen, haben das auch begründen wollen, haben es aber nicht begründen können. Sie können im Protokoll nachlesen, ich habe sehr genau aufgepasst.
Und Sie verkennen, dass wir in Österreich eine funktionierende Rechtsordnung haben. Die rechtlichen Rahmenbedingungen spielen ja schon eine Rolle.
Es hat der Rechnungshof unter anderem diesen Abfangjägerkauf in mehreren Schritten geprüft, und der Rechnungshof hat – übersehen Sie das nicht! – auch viele Rohmaterialien, die wir nicht zur Kenntnis bekommen, die ihn aber verpflichten, nach
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§ 84 Strafprozessordnung Anzeige zu erstatten, wenn er Strafbares
finden sollte oder gefunden hätte. Offensichtlich hat er das nicht getan. (Zwischenruf des Abg. Dr. Kräuter.)
Es haben die Medien darüber sehr viel geschrieben, es haben die Staatsanwälte geprüft, und es hat auch niemand gesagt, dass irgendein Staatsanwalt zurückgehalten worden wäre, hier seine Pflicht zu erfüllen – das ist auch ganz wesentlich.
Und im strafrechtlichen Vorverfahren gibt es – entschuldigen Sie den technischen Ausdruck – eine Berechtigung und Verpflichtung zum Erkundungsbeweis. Die Gerichte und die Staatsanwälte müssen von sich aus auch Verdachtsmomenten nachgehen, auf die sie nicht hingewiesen wurden.
Ich sage Ihnen also ganz eindeutig: Aus meiner Sicht als Mandatar kann ich der Einsetzung eines Abfangjäger-Untersuchungsausschusses nicht zustimmen. (Abg. Dr. Kräuter: Sie verwechseln ja da etwas! Sie reden ja von etwas Falschem!) Ich sage Ihnen aber Folgendes: Grund für die viele und für die heftige Kritik sind die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen.
Ich muss etwas erwähnen, was mich heute etwas getroffen hat, und zwar vom Herrn Klubobmann Molterer, der von einer Achse Cap – Strache gesprochen hat. Ich muss das erwähnen, weil ich nicht haben möchte, dass hier Zerstörungspotential freigesetzt wird, weil sich die Freiheitliche Partei verpflichtet fühlt, das Regierungsprogramm umzusetzen.
Dieses Zerstörungspotential sehe ich darin,
dass man – und hier wieder zu den rechtlichen Rahmenbedingungen –
zunehmend zu übersehen beginnt, dass die ÖVP einen Vertragspartner für dieses
Arbeitsübereinkommen hat. Dieser Vertragspartner heißt Freiheitliche Partei.
Und der Obmann der Freiheitlichen Partei heißt Strache. (Abg. Dr. Kräuter: Der
ist für den Untersuchungsausschuss!)
Ich bitte, nicht zu übersehen, dass hier ein Vertrag besteht, der droht zerstört zu werden und den man nicht politisch wegargumentieren kann in seiner rechtlichen Konsistenz. Die ÖVP und vor allem der Herr Bundeskanzler haben sich entschlossen, mit Personen, die nicht mehr dem Vertragspartner Freiheitliche Partei angehören, die Regierung fortzuführen.
Ich glaube, dass daraus auch die
Verpflichtung besteht oder entstanden ist, Herr Bundeskanzler, sich wirklich
mit dem Vertragspartner einmal an einen Tisch zu setzen und reinen Tisch zu
machen, rechtlich reinen Tisch zu machen, damit wir wirklich die rechtliche
Grundlage haben, dieses Arbeitsübereinkommen umzusetzen. Wenn das nicht
geschieht, geht diese Beunruhigung nicht von der FPÖ aus. – Danke. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Applaus
von den Grünen!)
17.14
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zum Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Lunacek. Wunschredezeit: 5 Minuten, Restredezeit: 7 Minuten. – Bitte.
17.14
Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Herren Minister! Meine Damen und Herren! Es ist ja schon erstaunlich, welche Worte mein Vorredner jetzt gerade hier auch an den Koalitionspartner gerichtet hat.
Ich hatte mir vorher schon gedacht, der Antrag Molterer, Scheibner – ich glaube, das waren die Initiatoren des Antrags auf namentliche Abstimmung, der vom Parlamentspräsidenten verlesen wurde (Zwischenruf des Abg. Riepl) – zeigt sehr stark auf, dass in dieser Koalition nicht nur kleine Risse vorhanden sind, sondern massive Gletscher-
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spalten dazwischen sind, in die Sie Gefahr laufen hineinzufallen, meine Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Dieser Antrag zeugt von Misstrauen, nämlich von Misstrauen den eigenen Leuten gegenüber – wer die eigenen sind, weiß man bei der FPÖ/BZÖ nicht so genau, wer orange und wer blau ist –, von Misstrauen, das sich nur in diesem Bereich (auf die Reihen der Freiheitlichen und der ÖVP weisend) des Hohen Hauses abspielt, denn dass Grüne und SPÖ dem Untersuchungsausschuss zustimmen werden, ist wohl ganz klar, da wird niemand sagen, dass er oder sie dagegen ist.
Dieses Misstrauen – und diese meine Worte richten sich auch an Sie, Herr Bundeskanzler Schüssel – haben Sie, Herr Bundeskanzler, zu verantworten, weil Sie immer noch mit dieser gespaltenen, unklaren BZÖ/FPÖ in einer Regierung sind, um sich den Machterhalt zu sichern. Mit einer namentlichen Abstimmung wollen Sie nun sicherstellen, dass ja alle gegen die Einsetzung dieses Untersuchungsausschusses stimmen und ja keiner oder keine nachher hergeht und insgeheim sagt: Ich habe aber dafür gestimmt!
So stark ist dieses Misstrauen schon, so stark ist die Angst, dass diese Koalition nicht hält. Herr Bundeskanzler, das haben Sie zu verantworten! Machen Sie endlich Schluss damit! Lassen Sie Neuwahlen zu, damit diese wirklich äußerst lächerliche Inszenierung hier keine Chance mehr hat! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Dazu kommt am 60. Geburtstag dieser Republik – ich muss das noch einmal wiederholen – weiterhin der Schatten, der auch über diesem Hohen Haus liegt: Dass es nämlich der Bundeskanzler dieser Republik nicht schafft, zu den Worten des ab 1. Juli möglicherweise Bundesratsvorsitzenden Kampl eindeutige Worte zu finden, ja überhaupt Worte zu finden; zu den Worten des Herrn Gudenus schon, der ist ja mittlerweile schon bei den Blauen, aber zum orangen Herrn Kampl haben Sie, Herr Bundeskanzler, kein Wort gefunden. Die Ausrede, dass Sie gerade in China waren, ist in Zeiten von Telekommunikation wirklich nicht akzeptabel. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Ihre Weigerung wird an Ihnen hängen bleiben, Herr Bundeskanzler, genauso wie an Ihrer ÖVP. Denn wir haben jetzt gehört, dass anscheinend der ÖVP-Vorsitzende im Bundesrat keinen Ordnungsruf gefunden hat für Herrn Kampl. Das bleibt an Ihnen hängen, Herr Bundeskanzler, das bleibt an der ÖVP hängen. (Abg. Reheis: Der ist auch verantwortlich!) Sie sind nicht bereit, sich hier ganz klar und deutlich zu distanzieren und zu sagen, dass diese Leute – nicht nur Herr Gudenus, sondern auch Herr Kampl – nichts in den demokratischen Institutionen dieser Republik verloren haben, wenn sie solche Meinungen vertreten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Nun doch noch in Kürze zum Thema des heutigen Tages. Herr Bundeskanzler! Sie haben in Ihrer Anfragebeantwortung davon gesprochen, dass die Eurofighter dem sicherheitspolitischen Bedürfnis Österreichs, der Österreicher und Österreicherinnen entsprechen, und haben als Belege dafür Beispiele gebracht, die zwar geschichtsträchtig sind, mit der realen und zukünftigen Bedrohungslage aber schon gar nichts zu tun haben.
Das Kreisky-Zitat ist 25 Jahre alt, der Jugoslawien-Krieg ist mittlerweile auch schon 15 Jahre her. Der Kalte Krieg ist vorbei, Herr Bundeskanzler, und das schon ziemlich lange. Deshalb haben sich auch die Bedrohungsszenarien verändert. Und es sind nicht nur FriedensaktivistInnen wie ich vielleicht oder andere (Abg. Mag. Langreiter: Terrorismus!), die finden, dass wir diese Eurofighter auch aus diesem Grund nicht brauchen, dass wir als neutrales Österreich keine Kampfflugzeuge brauchen, sondern auch Leute, denen Sie ja, glaube ich, gerne zuhören, wie zum Beispiel der NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. Wissen Sie, was er erst vor kurzem, nämlich am 31. März 2005, in einer Rede in Neuseeland gesagt hat? – Ich übersetze das kurz ins
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Deutsche: Eine militärische Ausstattung, die vorrangig auf territoriale Verteidigung abzielt, ist, ganz offen gesagt, a waste of money. Das ist Geldverschwendung, sagt der NATO-Generalsekretär zu diesen Dingen, die Sie da anschaffen, Geldverschwendung in Zeiten, in denen es diese territoriale Bedrohung gerade auch in Europa nicht mehr gibt.
Herr Bundeskanzler, daran sollten Sie sich orientieren, dass sogar höchste NATO-Gremien und der NATO-Generalsekretär sagen, dass wir diese Flugzeuge, die Sie jetzt eingekauft haben, nicht brauchen. Das sagt auch Solana, das sagt auch die EU-Sicherheitsstrategie, dass hier der Schwenk hin zu mehr Konfliktprävention, zu zivilem Krisenmanagement gehen muss.
Um das geht es – und nicht um teure, sündteure Kampfflieger, die das Budget über Jahre und Jahrzehnte belasten, aber nichts tun im Hinblick auf eine Friedenspolitik, die sich orientiert an Krisenmanagement, an Konfliktprävention, an zivilen Maßnahmen, wofür gerade das neutrale Österreich besonders sorgen müsste. Es müsste das Geld dort investiert werden und nicht in diese sündteuren Flieger.
Stimmen Sie aus diesem Grund diesem
Untersuchungsausschuss zu, vor allem jene von Ihnen in ÖVP und vielleicht FPÖ
und BZÖ, die doch noch an dieser Friedenspolitik Interesse haben und nicht an
den Eurofightern! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
17.20
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Staatssekretär Mag. Mainoni. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Herr Staatssekretär.
17.21
Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Mag. Eduard Mainoni: Sehr geehrte Frau Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte Ihnen doch einige Argumente zur Versachlichung dieser Debatte bringen, die für mich als Staatssekretär für Forschung und Technologieentwicklung im Zusammenhang mit diesem Vertrag über den Ankauf von Eurofightern wichtig sind.
Wir haben heute schon gehört, dass die Opposition, allen voran die SPÖ, zwar eine Luftraumüberwachung ohne Flugzeuge will, und die Grünen, so wie ich es aus Erfahrung und aus der bisherigen Diskussion weiß, überhaupt das Militär in Frage stellen. Diese Meinungen sollen sein.
Dieses Geschäft hat jedoch noch eine zweite Seite, eine für Österreich sehr wichtige wirtschaftliche Seite. Dieser gegenständliche Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH beinhaltet für die österreichische Wirtschaft sehr wichtige Punkte. Und ich darf zitieren. In Punkt 2 dieses Vertrages unter dem Begriff „Ziele“ ist normiert, mit dem wirtschaftlichen Ausgleich für den Ankauf von Abfangjägern sollen die wirtschaftspolitischen Bemühungen, die Attraktivität des Technologie- und Innovationsstandorts Österreich zu steigern, bestmöglich unterstützt werden. – Also Sie sehen, es ist ein eindeutiger Verweis darauf, dass wir mit dem Ankauf der Eurofighter einerseits natürlich unserem verfassungsmäßigen Auftrag insbesondere im Hinblick auf die Neutralität nachgekommen sind, nämlich den Luftraum zu überwachen, andererseits aber sehr wohl auch die Komponente Wirtschaftsstandort Österreich in diesem Vertrag sehr wichtig ist.
Es wird weiters unter den grundsätzlichen Zielen dieses Vertrages ausgeführt, dass an erster Stelle der Technologietransfer und die Betriebsansiedlungen und Direktinvestitionen in Österreich stehen.
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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Dr. Gusenbauer! Sehr geehrter Herr Klubobmann Dr. Cap! Darüber hinaus ist der Vertragspartner bestrebt, die Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich zu vertiefen und auch Kooperationen mit österreichischen Unternehmern und Forschungsinstitutionen anzustreben, die über den Erfüllungszeitraum hinaus andauern.
Meine Damen und Herren! Genau das ist der Punkt, der gerade für mich als Staatssekretär wichtig ist: der wirtschaftliche Aspekt und der Impuls für die Wirtschaft und für Österreich als Technologiestandort. Und ich darf Ihnen berichten, gerade für Forschung und Technologie bedeutet das Folgendes – es wurde heute schon angesprochen –: Luftfahrt: rund 380 Millionen € jährlicher Umfang des Umsatzes österreichischer Unternehmen im Bereich der Luftfahrt, Großteil davon EADS-Konsortialpartner Airbus, zum Beispiel Komponenten für den Airbus A 380, aber auch bereits Gespräche für Komponenten für den in Zukunft im Bau befindlichen Airbus A 350. Ich nenne zum Beispiel die Firma Alenia, ebenfalls Konsortialpartner von EADS. Ich selbst war in Turin und konnte mich vergewissern, dass dort größtes Interesse besteht, Forschungsaufträge nach Österreich auszulagern. Wir stehen vor einem Memorandum of Understanding in diesem Bereich. Also zusätzliche Forschung in Österreich durch Konsortialpartner von EADS.
Oder Structural Health Management, ein sehr wichtiger Begriff, wo Österreich eine sehr wichtige Rolle in der Forschung spielt. Es geht um Folgendes: Kunststoffteile von Flugzeugen, die optisch keinen Verschleiß erkennen lassen, sollten Sensoren eingebaut bekommen, die rechtzeitig signalisieren, dass eine Wartung notwendig ist. Sie wissen, Flugzeuge werden in Zukunft in aller Regel aus Kunststoff bestehen. Österreichs Forschung ist dabei zusammen mit EADS auf einem guten Weg.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie
sehen eben, wie wichtig es ist, dass gerade im Zuge der Gegengeschäfte ein
Impuls für die österreichische Wirtschaft, insbesondere für die Technologie
und für den Standort Österreich im Forschungsbereich forciert wird. (Abg. Öllinger:
Welche Gegengeschäfte?)
Ein Letztes: Workshops. Wir stehen kurz – dies auch zur Information, damit die Polemik doch etwas den sachlichen Argumenten weicht – vor Workshops, mein Ministerium im Zusammenhang mit EADS über so genannte Optronics. Es geht um die Zukunft von Instrumenten in der Luftfahrt im Bereich der Nanotechnologie und im Bereich der Security.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie
sehen also, Gegengeschäfte im Zusammenhang mit diesem Kauf der Eurofighter
insbesondere im Bereich von Forschung und Technologie laufen sehr
erfolgreich. – Erfolgreiche Arbeit in der Bundesregierung, Aufschwung für
die österreichische Wirtschaft! (Beifall bei den Freiheitlichen und der
ÖVP.)
17.25
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schöls. Wunschredezeit: 3 Minuten, Restredezeit: 6 Minuten. – Bitte.
17.25
Abgeordneter
Alfred Schöls (ÖVP): Frau Präsidentin!
Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, heute haben wir einen Vergleich gesehen
zwischen dem Airbus A 380 und der Opposition, denn der Airbus A 380
hat gut abgehoben, hat einen guten Flug hingelegt und ist weich und gut
gelandet, während die Opposition zum wiederholten Mal versucht hat, hier Dinge
herauszuarbeiten, die nicht herauszuarbeiten sind, „startklar“ plakatiert und
einen Bauchfleck gemacht hat. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
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Liebe Kolleginnen und Kollegen, da nützt es
der Opposition auch nichts, wenn von Kollegin Stadlbauer bis hin zum Kollegen
Gaál sogar die eigenen Säulenheiligen falsch zitiert werden. Kollegin Stadlbauer!
In der Zeit, als es die „Arbeiter-Zeitung“ noch gegeben hat, hat Bruno Kreisky
ein klares Bekenntnis zur Luftraumverteidigung ausgesprochen. Er hat sich auch
in der „Sozialistischen Korrespondenz“ klar für die Anschaffung von
Abfangjägern und für die Überwachung des Luftraumes ausgesprochen. Ihnen geht
es um billige Polemik und nicht um die Sache. (Zwischenruf des Abg.
Dr. Puswald.)
Und Kollege Kräuter meint nach dem Florianiprinzip: Dann borgen wir sie uns halt in der Schweiz aus. Das ist sehr billig!
Sie haben auch Kollegen Wagner erwähnt, den Sie als Zeugen in den Unterausschuss des Rechnungshofausschusses zitieren wollten. Auch wenn es Ihnen nicht passt, Kollege Wagner vom Verteidigungsministerium hat in einem Interview klar gesagt, dass er vor dem Ausschuss auf keinen Fall behaupten würde, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre. Laut Wagner hätte es sich bei den Gripen und beim Eurofighter um zwei gleichwertige Angebote gehandelt. Klar sei, dass der Eurofighter nicht nur der teurere, sondern auch der bessere Flieger sei, da hinter dem Gripen nur die Schweden, hinter dem Eurofighter aber vier europäische Nationen stehen. – Soviel nur zu Ihrem Bezug zur Realität und zu Ihrem Bezug zur Wahrheit.
Und wenn Sie vor einer Woche noch den Kollegen Gudenus, mit dessen Aussagen ich immer Probleme gehabt habe, als Helden gefeiert haben, aber heute Steine nach ihm werfen, dann zeigt das Ihre „konsequente“ Haltung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich war am
15. April auf der Schallaburg bei der Eröffnung der Ausstellung, wo der
Originalstaatsvertrag gezeigt wird. Und Botschafter Steiner, der Zeuge war,
hat dort über das Verhalten der sozialdemokratischen Delegation in Moskau, als
es um die Frage der Neutralität gegangen ist, berichtet. Mir ist der kalte
Schauer den Rücken hinuntergelaufen, und ich war froh, dass die ÖVP damals ihre
konsequente Haltung durchgezogen hat, genauso wie ich heute froh bin, dass die
Regierungspartei ihre konsequente Haltung durchzieht. (Beifall bei der ÖVP
und den Freiheitlichen.)
17.29
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rosenkranz. Wunschredezeit: 2 Minuten, Restredezeit: 4 Minuten. – Bitte.
17.29
Abgeordnete Barbara Rosenkranz (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Jenseits aller Polemik und Schönfärberei hat dieser Rechnungshofbericht ganz bestimmt eine neue Situation gebracht. Dass Großprojekte von der Opposition angegriffen werden, ist üblich, aber dass ein unabhängiger Rechnungshof doch einige entscheidende Kritikpunkte anbringt, hat der Kritik eine neue Qualität gegeben.
Der Rechnungshofbericht kritisiert zum Beispiel, dass die ursprüngliche Zielsetzung, die aktive Luftraumüberwachung, nur mehr unvollständig erreicht wird, und das ist auch genau das, worauf ich mich beziehen werde. Aktive Luftraumüberwachung – selbstverständlich, d’accord; das bestmögliche Gerät dafür – selbstverständlich, in Ordnung, keine Frage; auch ein teures Gerät – für die bestmögliche Überwachung muss dies sein.
Wenn aber nun die Eurofighter die von ihnen verlangten Funktionen bei der Luftraumüberwachung nur eingeschränkt leisten können, dann halte ich fest, dass wir nunmehr
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 60 |
eine eingeschränkte
Luftraumüberwachung haben und immer noch das teuerste Gerät. Dieser
Widerspruch, meine ich, sollte aufgeklärt werden. Deswegen werde ich diesem
Untersuchungsausschuss meine Zustimmung geben. (Beifall bei den Grünen, bei
Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn.)
17.30
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist ... (Abg. Dipl.-Ing. Hofmann begibt sich zum Rednerpult.) Moment, Herr Abgeordneter Hofmann: Klubobmann Cap hat sich zu Wort gemeldet und wird in der Reihenfolge vorgezogen. Restredezeit: 2 Minuten. – Bitte, Herr Klubobmann Cap.
17.31
Abgeordneter
Dr. Josef Cap (SPÖ): Wir möchten bitte
Aufklärung haben, denn die Wortmeldung des ehemaligen Justizministers und
jetzigen Abgeordneten des BZÖ – er hat sich eigentlich als
FPÖ-Abgeordneter dargestellt – stellt die Mehrheit der Regierung in
diesem Haus in Frage. (Abg. Dipl.-Ing. Hofmann: Parteilos!)
Die Frage ist nämlich: Für wen hat er gesprochen, für wie viele
FPÖ-Abgeordnete in dieser Gruppe hat er gesprochen? (Abg. Neudeck: Er
ist parteilos!)
Er hat gesagt, es soll seitens des Bundeskanzlers Vertragsverhandlungen mit Strache geben. Das heißt, es ist anscheinend die Basis für eine Drei-Parteien-Koalition geplant, das ist ÖVP, BZÖ und FPÖ. Jetzt gerade hat eine Abgeordnete gesagt, sie wird unseren Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses unterstützen, was erfreulich ist, aber es sollten natürlich noch mehrere sein, damit das auch eine Mehrheit hier findet.
Es ist natürlich so, dass jetzt der Herr
Bundeskanzler erklären sollte, ob er Gespräche mit Strache beginnen will. (Abg.
Öllinger: Er ist hinausgegangen!) Ich finde, das ist bereits ein
Zeichen, dass er diesen Raum verlassen hat. Er muss sich hier
erklären, vielleicht Klubobmann Molterer, aber in erster Linie er. Wird es
Gespräche mit Strache geben? Gibt es jetzt diese Drei-Parteien-Koalition? Hat
diese Regierung hier im Haus noch eine Mehrheit, oder wollen Sie von sich aus
einen Antrag stellen, dass sich das alles hier auflöst und dass es Neuwahlen
gibt? (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ein Grund für eine
Sondersitzung!)
Sie, Herr Klubobmann Scheibner, sollten uns
sagen: Für wie viele Abgeordnete sprechen Sie hier eigentlich noch? Wird außer
dem Abgeordneten Böhmdorfer noch wer herauskommen? Spricht er auch für
Partik-Pablé und für Bösch? Spricht er auch für einige andere, für Prinzhorn?
Sind das die fünf Detlev Neudeck, die dann einen eigenen Klub gründen wollen?
Also wie ist hier die Situation? (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Sondersitzung! –
Abg. Scheibner: Nächste Woche eine Sondersitzung! – Abg. Neudeck:
Ihre Sorgen möchte ich haben!)
Wenn Sie mir erzählen, dass das die Grundlage für eine stabile Regierungsarbeit in den nächsten Monaten ist, dann können wir nur lachen. Also ich glaube, der heutige Tag war der beste Beweis dafür. Aber jetzt ist Aufklärung angebracht.
Hat diese Regierung hier noch eine Mehrheit? (Abg. Neudeck: Das sehen Sie bei der Abstimmung!) Ist das bloß eine Einzelmeinung oder sind das mehrere? Wann erklärt sich der Bundeskanzler und vielleicht auch Klubobmann Molterer? Wird es die Gespräche mit Strache geben? Es ist an der Zeit, dass es hier Aufklärung gibt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
17.33
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Hofmann. Restredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
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17.33
Abgeordneter Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren! Ich darf vielleicht auf die vom Kollegen Cap gestellte Frage gleich eine Antwort geben. Abgeordneter Scheibner ist Klubobmann des freiheitlichen Klubs und genießt selbstverständlich das Vertrauen des gesamten Klubs, das ihm auch bestätigt worden ist. – Das nur zur Klarstellung, da Ihnen dies ein so großes Bedürfnis ist. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Ich darf auch auf die Ausführungen meiner Frau Kollegin Rosenkranz noch kurz eingehen, die sich berechtigterweise ob der eingeschränkten Luftraumüberwachung Sorgen macht und das geklärt haben will, was legitim ist. Es lässt sich auch relativ schnell aufklären.
Diese eingeschränkte Luftraumüberwachung bezieht sich darauf, dass eine Reduktion von 24 Stück auf 18 Stück stattgefunden hat. Ich sage auch dazu, auch ich war, als diese Reduktion vorgenommen wurde, darüber nicht besonders glücklich, und so kommt es, wenn die SAAB 105 nicht mehr ergänzend zur Verfügung steht, ab dem Ende des Jahrzehnts tatsächlich zu einem Problem, das gelöst werden muss.
Des Weiteren betrifft das
Großveranstaltungen, wo es durch die Stückzahlreduktion ebenfalls zu Problemen
kommen kann. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)
Geschätzte Damen und Herren! Ich stelle fest, dass der Antrag, einen Untersuchungsausschuss einzurichten, ein Missbrauch des Rechnungshofberichtes ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es ist deswegen ein Missbrauch des Rechnungshofberichtes, weil Sie den Rechnungshofbericht als Vorwand dafür nehmen, ohne argumentativ tatsächlich auf die vom Rechnungshof geübte Kritik einzugehen.
Wir machen dieses Spiel, Ihnen eine Bühne zu bieten ...
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter! Ich habe schon mehrfach geläutet. Die Redezeit des freiheitlichen Klubs ist zu Ende. Bitte um den Schlusssatz!
Abgeordneter Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann (fortsetzend): Frau Präsidentin! Danke, ich komme zum Schlusssatz. Wir werden Ihnen diese Bühne nicht einrichten, um Ihre Spielchen nicht zu ermöglichen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
17.36
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Mag. Kogler zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, Sie kennen die GO-Bestimmungen. 2 Minuten. – Bitte.
17.36
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Ich habe in der verbleibenden Zeit gleich zwei tatsächliche Berichtigungen hinsichtlich Faktenlage und Rechnungshofberichte vorzunehmen.
Zunächst zu den Ausführungen des Herrn Verteidigungsministers: Er hat gesagt, dass über eine Milliarde € Gegengeschäftsvolumina anerkannt seien. Ich weiß gar nicht mehr die genaue Zahl. – Eine Recherche im Wirtschaftsministerium ergab, dass bis heute kein Gegengeschäft entsprechend anerkannt ist, nicht einmal noch im Vorjahr. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Zweitens: Der Herr Bundeskanzler hat hier eine Textpassage des Rechnungshofes zum Vortrag bringen wollen, die lautete: Zu Recht Bestbieter Eurofighter. – Ich habe alle drei Rechnungshofberichte auf diese Passage durchschauen lassen. Diese Pas-
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 62 |
sage kommt nirgends vor. (Abg. Dr. Puswald: Das ist unerhört! – Abg. Murauer: Noch einmal lesen!)
Hingegen ist es so, dass der Rechnungshof bei den vom Bundeskanzler relevierten Fragestellungen Folgendes ausführt: Die Zahlungsvarianten – Lieferung und zehn Halbjahresraten – weisen den Eurofighter nicht als Bestbieter aus. Nur eine Zahlungsvariante weist den Eurofighter als Bestbieter aus, das ist jene, die vom Finanzministerium nachträglich, wie im Rechnungshofbericht aufscheint, hineinreklamiert wurde.
Schauen Sie, liebe Bundesregierungsmitglieder, in diesem Fall reicht sogar eine tatsächliche Berichtigung, um einen Untersuchungsausschuss zu begründen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
17.38
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Kogler, Sie wissen, dass der letzte Teil Ihrer tatsächlichen Berichtigung keine tatsächliche Berichtigung war.
Weiters ist Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort gemeldet. Restredezeit des grünen Klubs: 1 Minute. – Bitte, Herr Abgeordneter.
17.38
Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mich stört es nicht, dass wir am Tag der Republik über eine der wichtigsten und vermutlich unsaubersten Beschaffungsaktionen der Republik hier im Parlament diskutieren. Ich halte es für einen Akt der politischen Hygiene, dass wir das auch an diesem Tag machen. Aber mich stört es ungleich mehr, Herr Bundeskanzler, dass wir an diesem Tag der Republik – und ich habe auch beim Festakt sehr genau aufgepasst – zwar von Ihrer Seite eine Verurteilung des Bundesrates Gudenus hören konnten, aber nicht eine Verurteilung des Bundesrates Kampl hören durften. Die politische Moral muss unteilbar sein! Das ist politische Hygiene. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, hier auf einen wichtigen Einwand, den Abgeordneter Böhmdorfer gebracht hat – eine Darbringung, wir sind Vertragspartner –, hinausgehen und sich der Antwort entziehen, dann ist das auch ein Akt fehlender politischer ...
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter! Auch für Sie gilt dasselbe. Der Schlusssatz, bitte!
Abgeordneter Karl Öllinger (fortsetzend): ... um den ich Sie bitten würde, dass Sie ihn vollbringen, hier mit uns zu diskutieren, wie es weitergehen soll. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
17.40
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Kurze Debatte über einen Fristsetzungsantrag
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nunmehr zu einer kurzen Debatte, die den Antrag der Frau Abgeordneten Mag. Stoisits betrifft, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen.
Nach Schluss dieser Debatte wird die Abstimmung über den gegenständlichen Fristsetzungsantrag stattfinden.
Wir gehen in die Debatte ein.
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Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner/der Erstrednerin zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten eingeräumt wird. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder von zum Wort gemeldeten Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.
Das Wort erhält zunächst die Antragstellerin, Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. Ich erteile es ihr hiemit. Frau Abgeordnete: 10 Minuten Redezeit. – Bitte.
17.41
Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es sind noch einige Kollegen, eigentlich ganz viele hier, die 1999 dabei waren, als der österreichische Nationalrat mit ganz großer Mehrheit – damals waren es vier Parteien, nämlich die Sozialdemokratische Partei, die ÖVP, das Liberale Forum und die Grünen – einen ganz wichtigen Entschließungsantrag hier im Plenum des Nationalrates beschlossen hat, einen Antrag, der aus dem Justizausschuss gekommen ist und der damals eine Initiative der Wehrsprecher, eigentlich ursprünglich der Friedenssprecher war, wo es darum ging, einen Bereich der österreichischen Vergangenheit wissenschaftlich aufzuarbeiten und daraus dann auch politische Schlüsse zu ziehen.
Dieser Entschließungsantrag wurde 1999 – wohlgemerkt! – von vier Parteien beschlossen; die fünfte Partei, die Freiheitliche Partei, hat sich damals schon dieser Diskussion verweigert oder hat sie in eine andere Richtung geführt. Dieser Beschluss 1999 – und ich erinnere mich noch sehr gut daran: das war im letzten Plenum vor Auflösung des Nationalrates 1999, denn dann waren Wahlen – hat eine Geschichte, die ich in den zehn Minuten, die mir jetzt zur Verfügung stehen, gar nicht erzählen kann. Aber ich möchte Ihnen sozusagen in Schlaglichtern kurz die einzelnen Schritte präsentieren.
Nach diesem fast einstimmigen beziehungsweise mit großer Mehrheit gefassten Beschluss über diesen Entschließungsantrag hat das österreichische Wissenschaftsministerium einen Forschungsauftrag an eine ForscherInnengruppe vergeben, die sich mit den Umständen rund um die nicht erfolgten Akte der Aufarbeitung der Urteile der NS-Militärgerichte zu beschäftigen hatte. Es sind bei dieser Forschungsarbeit Tatsachen herausgekommen – und es tut mir Leid, dass ich diese Unterlagen jetzt nicht mithabe –, die einen Wälzer ergeben haben, der etwa so dick ist, wie ich es jetzt hier zeige. (Die Rednerin zeigt mit Daumen und Zeigefinger eine Stärke von zirka 7 cm an) Ich übertreibe nicht, dieser Wälzer hat weit mehr als 1 000 Seiten umfasst.
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit wurden im Rahmen eines Symposiums im österreichischen Nationalrat im Juni 2003 der Öffentlichkeit präsentiert. Zu diesem Symposium hat der Herr Präsident des Nationalrates Dr. Khol eingeladen, und einige KollegInnen Abgeordnete waren bei diesem Symposium auch anwesend, unter anderem auch Frau Dr. Fekter, ihres Zeichens – damals schon und jetzt immer noch – Justizsprecherin der ÖVP und Vorsitzende des Justizausschusses. Ich glaube, auch sie, die sie sich ebenfalls zu Wort gemeldet hat, wird bestätigen, dass diese Erkenntnisse, die bei diesem Symposium präsentiert wurden, und die Rede, die Präsident Khol dort gehalten hat, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer – zumindest aber mich – sehr beeindruckt haben. Nicht wir waren dort die HauptteilnehmerInnen, sondern es waren dies Deserteure, und zwar waren es genau jene Opfer der NS-Zeit, in diesem Fall Opfer der NS-Militärjustiz, denen die angemessene Antwort auf ihr Schicksal die Republik – und das ist der Konnex zum heutigen Geburtstag der Zweiten Republik – bis zu diesem Zeitpunkt verweigert hat und bis heute verweigert.
Die angemessene Antwort, nämlich dass diesen Wehrmachtsdeserteuren – und Wehrmachtsdeserteure sind nur eine Gruppe der Opfer der NS-Militärjustiz –Rehabilitierung
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und damit Wiederherstellung ihrer Ehre und ihrer Intregrität zuteil wird, müssen wir bis heute vermissen, diese Anerkennung fehlt noch immer.
Das war im Jahr 2003. Jetzt haben wir April 2005, und diese Antwort steht immer noch aus. Daher bitte ich Sie heute, diesem Fristsetzungsantrag zuzustimmen, wo es um einen Initiativantrag geht, den ich, soviel ich weiß, im Justizausschuss am 20. Dezember 2002 eingebracht habe, in der allerersten Sitzung in dieser Gesetzgebungsperiode, und bei welchem es um die pauschale Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren und Opfern der NS-Militärjustiz geht. Dieser Antrag hat ein Schicksal, das er mit einigen anderen teilt, wobei ich jetzt nicht werten möchte, ob andere Anträge weniger wichtig sind oder nicht, aber dieser ist mir wichtig, weil es dabei um Menschen geht, die auf diese Geste und auf diese Antwort warten, um Menschen, die nicht jung, fit und agil sind, sondern die in den meisten Fällen schon 80 Jahre alt sind, und das sind die Jüngsten unter ihnen.
Diese Antwort fordere ich und fordert die grüne Fraktion von Ihnen ein. Inzwischen haben wir sehr viele Gespräche darüber im Justizausschuss geführt. Schon etliche Male wurde dieser Antrag vertagt. Wir hatten darüber Diskussionen außerhalb des Justizausschusses, im Parlament, außerhalb des Parlaments, im Sozialministerium, sozusagen bilateral zwischen zwei Fraktionen und auch zwischen mehreren Fraktionen, und ich meine, dass inzwischen zu dieser Problematik alles gesagt worden ist.
Vor allem ist eines passiert – und das ist eine Vorgangsweise, die eigentlich nicht üblich ist –: Es haben parlamentarische Parteien außenstehende Experten beauftragt, Vorschläge zu machen, nachdem sie selbst eigentlich schon einen eigenen Vorschlag eingebracht hatten, der aber durch aktuelle Ereignisse in gewisser Hinsicht zwar nicht gänzlich überholt ist, aber bei dem man einfach einsieht, dass dafür keine Mehrheit des Nationalrates erreichbar ist.
So hat Univ.-Prof. Dr. Reinhard Moos, jener Jurist in Österreich, der sich mit der Frage des Umgangs mit NS-Militärjustizurteilen, mit der Frage des Umgangs mit den Opfern, mit den damit im Zusammenhang stehenden noch immer ausstehenden Aktivitäten als anerkannter Universitätsprofessor am allermeisten beschäftigt hat, auf wissenschaftlicher Basis einen Gesetzesantrag ausgearbeitet, und zwar in enger Kooperation mit jenen Juristinnen und Juristen, die der Frau Ministerin für Justiz Mag. Miklautsch im Justizressort zur Verfügung stehen. Es soll mit diesem Kompromissvorschlag nicht der richtige Moment verpasst werden. Und der richtige Moment, diese unmissverständliche Antwort – jetzt schiebe ich ein: auch auf Gudenus und auch auf Kampl – zu geben, ist genau jetzt, denn jetzt feiern wir 60 Jahre Zweite Republik einerseits und in einigen Tagen, am 8. Mai, mit diesem symbolischen Datum, den 60. Jahrestag der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und damit das Kriegsende andererseits.
Dieser Gesetzentwurf ist deshalb entstanden, weil die jetzige Rechtslage in Österreich einfach rechtliche Unklarheiten enthält und Gesetze den Namen „Befreiungsamnestie“ tragen. Das hat man 2003 wieder entdeckt. Theoretisch ist das seit 1946 auf Wehrmachtsdeserteure angewendet worden, was schon aus Gründen der Benennung Unklarheiten enthält. Denn: Was ist eine Amnestie? – Eine Amnestie setzt voraus, dass jemand eine Unrechtstat gesetzt hat, dass jemand eine Straftat gesetzt hat, und dann wird er gnadenhalber sozusagen amnestiert. Diese Menschen brauchen nicht Gnade, sondern sie verdienen – und wir müssen es ihnen zugestehen – Recht. Es geht hier um Recht und nicht um Gnade. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Deshalb ist dieses NS-Rehabilitierungsgesetz die Antwort auf 60 Jahre Versäumnisse auf der einen Seite und auf das, was Gegenstand der aktuellen Diskussion ist, auf der anderen Seite, wobei ich Letzteres jetzt nicht in den Vordergrund rücken möchte. Auch
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unabhängig von Ewiggestrigen wäre der österreichische Nationalrat und in der Folge auch der Bundesrat zu dieser eindeutigen Gestensetzung verpflichtet.
Deshalb bitte ich Sie, meine Damen und Herren, diesen Moment nicht zu versäumen. Das sind Menschen, die alt sind, das sind Menschen, die über Jahrzehnte stigmatisiert worden sind, und zwar unter anderem auch von uns als der politischen Klasse, vielleicht nicht individuell von jenen, die heute hier sitzen, aber von unseren VorgängerInnen, die auf diesen Bänken gesessen sind, weil man sich darum nicht gekümmert hat, weil man sie alleine gelassen hat, weil man sie Jahrzehnte später als „Kameradenmörder“ und als „feig“ bezeichnet hat.
Deshalb wollen wir, dass dieses Gesetz die Chance bekommt, im Plenum des Nationalrates am 11. und 12. Mai beschlossen zu werden. Ich bin sehr optimistisch, dass dies gelingen wird, weil die Vorsitzende des Justizausschusses meine Bitte auf Unterbrechung des Ausschusses, um ihn sozusagen auszusetzen, um die Verhandlungen innerhalb der Schüssel/Haider-Koalition noch möglich zu machen, abgelehnt hat mit den Worten: Es wird doch nicht an der Opposition scheitern, einen Termin für den Justizausschuss zu vereinbaren!
Frau Vorsitzende Fekter, ich bin immer
begeistert, wenn Sie Termine für Ausschüsse vorschlagen, aber noch nie in der
Vergangenheit war ich so begeistert von einem Terminvorschlag wie von diesem,
den Sie hoffentlich machen werden, damit wir dann am 11. oder 12. Mai
dieses NS-Rehabilitierungsgesetz hier beschließen können. – Danke. (Beifall
bei den Grünen und der SPÖ.)
17.51
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit der nunmehr zu Wort kommenden Abgeordneten 5 Minuten beträgt.
Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Dr. Fekter. – Bitte.
17.52
Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Es waren heute in der Hofburg bei der Feier „60 Jahre Zweite Republik“ die meisten hier Anwesenden, glaube ich, und es war für mich schon beeindruckend, als ganz zu Beginn in einem Film die gemeinsame Vorgangsweise der Republikgründer gezeigt wurde.
„Gemeinsam“, das ist hervorgestrichen worden – trotz aller ideologischen Unterschiede. Gemeinsam hat dieses Hohe Haus bisher auch die Aufarbeitung der NS-Zeit vorangetrieben. Gemeinsam haben wir Versöhnungsfonds, Nationalfonds und Entschädigungsfonds beschlossen, und immer waren die Grundlage dafür Vier-Parteien-Anträge oder war die überwiegende Mehrheit dieses Hohen Hauses dafür. Daher appelliere ich an alle Fraktionen, in den Fragen der Aufarbeitung diesen Weg auch weiterhin gemeinsam zu gehen, insbesondere, wenn es um den Antrag der Kollegin Stoisits betreffend Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz geht.
Ein Fristersetzungsantrag, liebe Terezija,
ist dafür nicht wirklich das geeignete Instrument. Ich weiß schon, dass du
persönlich da echtes Engagement zeigst. Nur: Der Fristsetzungsantrag klingt
schon ein bisschen nach Wechseln von parteipolitischem Kleingeld. Und das ist
in dieser Frage unpassend! (Beifall bei der ÖVP. – Rufe bei der SPÖ: Na
geh!)
Wir befassen uns mit der Aufarbeitung der NS-Geschichte seit Mitte der neunziger Jahre (Abg. Öllinger: Eben! Das ist dringend notwendig!) – das war also bereits in der großen Koalition so – sehr intensiv und haben dabei immer die Gemeinsamkeit in den Vordergrund gestellt. (Abg. Öllinger: Nein!) Dieser Antrag 21/A betreffend die Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz hat zu dem aus meiner Sicht sehr bedeutendem
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Forschungsprojekt geführt, das dann 2002 zutage gefördert hat, dass bereits im ersten Nachkriegsjahr, also durch unsere Gründerväter der Zweiten Republik, das Aufhebungsgesetz 1945 und die Befreiungsamnestie vom 6. März 1946 Verurteilungen ex lege als nicht erfolgt bewertet hat – nicht amnestiert im Sinne von Gnadenakten, sondern ex lege als nicht erfolgt.
Herr Dr. Böhmdorfer als damaliger Justizminister hat in einem Erlass im Jahre 2003 darauf hingewiesen, dass diese in Vergessenheit geratene Rechtslage Anwendung zu finden hat. Die Befreiungsamnestie 1946 ist geltendes Recht. Somit gelten die Urteile der NS-Justiz als nicht erfolgt in Österreich.
Amnestie ist zwar ein Gnadenakt, Terezija, da hast du schon Recht, und es ist im Allgemeinen keine Rehabilitierung von Straftaten, aber – und jetzt zitiere ich aus der Arbeit von Moos, jener Arbeit, die du als Abänderungsantrag eingebracht hast –:
„Die Betroffenen verdienen nicht Gnade, sondern Recht.“ – Da sind wir uns einig.
Moos führt weiter aus:
„Wie es im Durchführungserlass zur Befreiungsamnestie 1946“ bereits „heißt, handelt es sich bei der Aufhebungsvorschrift nach § 7 nicht um eine Begünstigung des Verurteilten, sondern um ‚eine aus allgemeinen rechtspolitischen Erwägungen getroffene Anordnung nach Art des Aufhebungs- und Einstellungsgesetzes’. Auch bezweckt die Befreiungsamnestie nach ihrem § 1 unter anderem, den ‚Opfern der nationalsozialistischen Herrschaft moralische oder materielle Genugtuung zu verschaffen‘.“ – Moos zitiert da den historischen Gesetzgeber.
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Dieser Zielsetzung des historischen Gesetzgebers der ganz jungen Republik von
1945 und 1946, nämlich den Opfern der nationalsozialistischen Herrschaft
moralische und materielle Genugtuung zu verschaffen, müssen auch wir Rechnung
tragen. Und ich hoffe, dass wir uns in einem Vier-Parteien-Antrag darauf
verständigen können. Ich bin mir sogar sicher, dass sich keine Fraktion hier im
Hohen Haus dem verschließen wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
17.56
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Jarolim. – Bitte.
17.57
Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Fekter, auch wenn Sie bemüht waren, am Ende Ihrer Rede so etwas wie Verständnis, so etwas wie Bemühen in der Frage der notwendigen Rehabilitierung der Deserteure, die auch heute Vormittag angesprochen worden ist, in die Debatte zu bringen, muss ich Ihnen trotzdem sagen, dass es mich erschüttert hat und ich es für unerträglich halte, der Kollegin Stoisits vorzuwerfen, politisches Kleingeld wechseln zu wollen in einer Angelegenheit, in welcher wir hier im Hohen Haus 1999, also schon vor sechs Jahren, eine gemeinsame Entschließung gefasst haben, um endlich zu diesem Greuel eine klare Stellungnahme zu beziehen und eine schon längst notwendige, in anderen Ländern auch durchgeführte – zum Beispiel in Deutschland – Rehabilitierung dieser Opfer des Nationalsozialismus vorzunehmen.
Frau Kollegin Fekter, ich glaube, gerade an
einem Tag, der ein Festtag ist, der ein Geburtstag der Zweiten Republik ist,
sollten Sie sich dessen besinnen und keine derartigen Vorwürfe erheben, sondern
jetzt – nicht in der Zukunft, sondern heute! – die Chance nützen,
hier eine klare Stellungnahme abzugeben, um endlich eine würdige Lösung für
diese unerträglichen Situation zu finden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. –
Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.)
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 67 |
Ich weiß nicht, wie Sie das, meine Damen und Herren, empfinden, aber ich glaube, dass es notwendig ist, dass man das anspricht, und zwar gerade deshalb, weil wir heute einen Festtag der Republik feiern, und gerade deshalb, weil es notwendig ist, hier an einem derartigen Tag offen zu reden, so zu reden, wie es eine demokratische Republik verdient und wie es unser würdig ist und wie es letztlich auch unserem Selbstverständnis entspricht.
Wenn der Herr Bundeskanzler hier heute in
einer Diskussion, in welcher es darum geht, vom Rechnungshof aufgezeigte
Verfehlungen zu klären, aus dem Saal geht, sich nicht zu Wort meldet, nicht
einmal Stellung bezieht zu Dingen, wo gegen ihn der eigene Koalitionspartner
ganz offenkundig Vorwürfe erhebt und Drohungen unterstellt und ihn um
Aufklärung ersucht, dann ist das unerträglich. Ich darf Ihnen sagen: Ich habe
in der Zweiten Republik noch keinen Bundeskanzler erlebt, der derartig unstaatsmännisch
agiert hat wie heute hier dieser Bundeskanzler. (Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der Grünen.)
Ich darf Ihnen noch etwas Zweites sagen, weil ich es eigentlich auch für unglaublich erachte – Kollegin Stoisits hat vorhin darüber informiert –, dass Herr Scheuch in Kärnten erklärt hat – das ist jetzt ganz neu über den Äther gekommen –, es sei tadellos, was der Herr Kampl gesagt hat. Sie alle kennen die Rede. Es ist an sich unakzeptabel, wenn Kampl von Deserteuren als „Kameraden-Mörder“ redet, und es gibt einen Herrn Scheuch, der sagt, das sei „tadellos“.
Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob
wir uns alle dessen bewusst sind, was es an einem derartigen Tag wie heute
bedeutet, dass der Bundeskanzler keine Silbe findet, sich in irgendeiner Weise
davon zu distanzieren. (Abg. Amon:
Aber geh, das ist ja gar nicht wahr!)
Da, denke ich, ist es Zeit, an Ihr Verantwortungsbewusstsein zu appellieren.
(Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich glaube, es ist nicht angebracht, die
Situation hier aufzuschaukeln, aber wissen Sie, ich denke mir auf der anderen
Seite, gerade bei so einem Punkt können wir hier im Haus und auch die
Bevölkerung draußen erwarten, dass wir uns zu jener Verantwortung bekennen,
Herr Molterer, von der Sie heute hier auch gesprochen haben, dass es notwendig
wäre, dass wir sie uns selbst auferlegen. Das hat hier nicht stattgefunden. (Abg. Dipl.-Ing. Missethon: Das ist ja unerträglich! – Abg. Dr. Fekter: Das ist wirklich unerträglich!)
Ich darf Sie einladen, sich wirklich Ihrer Rolle zu besinnen, Ihrer Rolle in der Zweiten Republik – insbesondere auch heute am Geburtstag der Zweiten Republik. (Beifall bei der SPÖ.)
Frau Kollegin Fekter! Ich möchte jetzt zu Ihrer Rede, warum es nicht notwendig sein soll, heute klar zu definieren, dass wir innerhalb der nächsten Wochen endlich eine Lösung für die 1999 über einen Vier-Parteien-Antrag eingebrachte Frage finden (Abg. Dr. Puswald: Es wird irgendwann eine Lösung gefunden werden!) – ja, aber es ist unerträglich, in diesem Jahr diese Lösung nicht zu finden –, von Professor Moos nur einen Satz vorlesen aus seinem Gutachten und dem Antrag, den wir hier eingebracht haben, der das, was Sie hier gesagt haben, in ein richtiges Licht stellt. Moos sagt:
„Durch das neue Gesetz“ – das ist das, was hier Gegenstand ist – „soll zum einen den Betroffenen und Hinterbliebenen endlich Rechtsklarheit und Gerechtigkeit zuteil werden. Sie sollen wissen, dass der Nationalrat ihnen und ihren Familien Achtung und Mitgefühl bezeugt. Zum anderen soll durch das neue Gesetz der Wille des Nationalrats zum Ausdruck kommen, auf diese Weise zum 60. Jahrestag der Befreiung Österreichs einen Beitrag zu leisten.“
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Ich glaube, mehr ist nicht zu sagen. Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst! – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
18.02
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Haupt. – Bitte.
18.02
Abgeordneter Mag. Herbert Haupt (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte zunächst zu dem vorliegenden Antrag der Kollegin Stoisits für meine Person und unsere Fraktion sagen, dass wir der Fristsetzung nicht beitreten werden (Abg. Öllinger: Welcher Fraktion?), und darf das wie folgt begründen:
Dem Antrag 2002, Frau Kollegin Stoisits, den Sie hier im Hohen Haus deponiert haben und der im Sozialausschuss und im Justizausschuss jeweils in Behandlung genommen worden ist, ist der Erlass vom Kollegen Dr. Dieter Böhmdorfer als Justizminister im März 2003 gefolgt. Es ist also nicht so wie dargestellt, dass nach der Antragstellung keine entsprechende Reaktion von Seiten der offiziellen Republik erfolgt ist.
Ich halte es auch für wichtig, Frau Kollegin Stoisits, darauf aufmerksam zu machen, dass Sie in Ihrer Rede gesagt haben, dass mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg beendet war. Das gilt nur für Europa. Der Zweite Weltkrieg ist in Asien leider noch lange weitergegangen und erst nach den Bombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki und der Kapitulation der japanischen Wehrmacht endgültig beendet worden. Ich glaube daher, man sollte nicht nur die europäische Dimension, sondern auch die Weltdimension des Zweiten Weltkrieges mit in Betrachtung ziehen, auch wenn wir heute am 60. Jahrestag der Wiedererrichtung der Zweiten Republik hier stehen.
Zum Dritten darf ich schon darauf hinweisen, dass im Gegensatz zu dem, was Sie, Herr Kollege Jarolim, und Sie, Frau Kollegin Stoisits, gesagt haben, in der Republik Österreich die Verantwortlichen bereits früher gesetzlich reagiert haben, also noch ehe etwa eine vergleichbare gesetzliche Regelung der Bundesrepublik Deutschland geschaffen wurde.
Ich glaube, es ist doch beachtenswert, dass erstens bereits die provisorische Regierung sämtliche Rechtsakte im militärischen Bereich aufgehoben hat und dass 1946 bereits durch die entsprechenden Verordnungen eine gesetzliche Situation geschaffen worden ist, die auch dem Prinzip gefolgt ist, nicht Gnade, sondern Recht sollen die Opfer des Nationalsozialismus bekommen. Das hat also zu einem sehr frühen Zeitpunkt, nämlich direkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges in den Jahren 1946 und 1947, stattgefunden.
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Überprüfung des Sozialministeriums ergeben hat, dass die Zwangssterilisierten bereits seit dem Jahr 1947 und die Behinderten seit dem Jahr 1995 voll unter den Schutz des Opferfürsorgegesetzes fallen.
Ich halte es auch für wichtig, darauf hinzuweisen, dass seit der Regierung Schüssel I kein einziger Fall, der an das Sozialministerium herangetragen worden ist, abgelehnt worden ist, sondern, im Gegenteil, für alle an das Ministerium herangetragenen Fälle der § 1 des Opferfürsorgegesetzes angewendet worden ist, wenn nicht anderen Paragraphen Rechnung zu tragen war. Das steht im Gegensatz zur Praxis der Vergangenheit, sodass also auch aus dieser Sicht die Dringlichkeit Ihres Antrages mit der Fristsetzung nicht gegeben ist.
Ich darf auch darauf hinweisen, dass wir vom Sozialministerium mit mehreren Aufrufen in Zeitungen und in Mitteilungen der Opferfürsorgeverbände nach Menschen gesucht
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haben, die noch in den Schutz des Opferfürsorgegesetzes kommen könnten. Wir haben in den letzten vier Jahren keinen Einzigen Angehörigen der in Diskussion stehenden Gruppen gefunden. Die letzten Fälle, die etwa aus der Gruppe der Homosexuellen zu finden sind, sind mehrere Jahre alt. Sie stammen noch aus der Zeit der rot-schwarzen Koalitionsregierung. In einem Falle wurde das Verfahren sogar von den Verbänden der Homosexuellen fallengelassen, weil sich herausgestellt hat, dass es sich um einen ehemaligen Nationalsozialisten mit Neigung, sich an halbwüchsigen und gerade freigesprochenen Jugendlichen zu vergreifen, gehandelt hat, der auch andere Straftaten begangen hat. In einem zweiten Fall ging es um einen Vorarlberger Mitbürger, der leider während des Verfahrens verstorben ist, sodass das Verfahren nicht rechtskräftig abgeschlossen worden ist. Ansonsten waren von den in Diskussion stehenden Gruppen keine Opfer mehr zu finden.
Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass wir aus Anlass des 60. Jahrestages der Wiedererrichtung der Republik und aus der Tatsache 85 Jahre Kärntner Volksabstimmung auch in diesem Jahr, so wie es in der Vergangenheit Tradition im Hohen Haus war, eine gemeinsame Beschlussfassung im Parlament zustande bringen werden, die einerseits den Opfern Recht gibt und zum Zweiten für jenen Teil des Bundeslandes Kärnten, wo die Volksabstimmung gegeben war, zu einer, so wie es Tradition war, Abstimmungsjubiläumsspende führen wird, um damit die Anerkennung für einen frühen Entschlussakt auszudrücken, der in einem plebiszitären Akt zur Ersten Republik und damit zur Bildung des heutigen Österreich beigetragen hat.
In diesem Sinne werden wir im Parlament hoffentlich bald, aber mit Sicherheit nicht auf Druck einer Fristsetzung tätig werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
18.08
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.
18.08
Abgeordnete
Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! – Herr Kollege Haupt!
Sie haben gesagt, wir werden bald tätig werden. Bitte, das „bald tätig werden“
hören wir bereits seit dem Jahr 1999. (Abg.
Dr. Fekter: Seither ist ja
einiges geschehen! – Abg. Scheibner:
Es ist ja was passiert, oder? Es ist ja was passiert!) Seit dem Jahr 1999!
Frau Kollegin Fekter, mit Ihnen hat meine Kollegin seit dem Jahr 1999
wiederholt formelle und informelle Gespräche geführt mit dem Ziel, dass endlich
rechtmäßige Zustände von Gesetzes wegen herbeigeführt werden und nicht
weiterhin Amnestiegnadenakte existieren. Um diesen Punkt geht es. (Abg. Dr. Fekter: Es ist ja was geschehen seither! Haben Sie das verschlafen?
Es gibt zwei Gesetze! Lassen Sie sich das von der Kollegin Stoisits erklären!)
Sie wissen ganz genau, Frau Kollegin Fekter, dass Sie bei Ihrer Rede hier Herrn Professor Moos nicht vollständig zitierten. Sie haben nämlich in Ihrem Zitat die Passage weggelassen, die da heißt: „Diese Zielsetzung des Gesetzes aus dem Jahr 1945 geht jedoch in der plakativen Bezeichnung als Amnestie unter.“ – Und genau deswegen brauchen wir ein Gesetz zur Rehabilitation der Deserteure, das über das Gesetz aus dem Jahr 1945 hinausgeht.
Frau Kollegin Fekter! Sie haben uns diesen wesentlichen Satz unterschlagen und halbwahr zitiert. Bitte, das ist Tatsache. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Heute Vormittag hat der Herr Bundeskanzler auch die Bemerkung in den Vordergrund gestellt: Symbole sind wichtig. Aber, meine Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsparteien, ein dringend ausstehendes Signal und Symbol zu senden, dass wir hier
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als Gesetzgeber in
dieser Zweiten Republik an diesem Tag, an dem wir 60 Jahre Republik
feierlich begehen, endlich etwas tun sollten, konkret ein Signal, ein Zeichen
setzen gegen dieses Unrechtsregime, gegen diesen Unrechtskrieg, gegen dieses Elend,
das Sie heute Vormittag in Bildern gesehen haben – das machen
Sie nicht!
Entschuldigen Sie, ich kann mich an die
Diskussion im Justizausschuss erinnern: Sie hatten kein Argument. Sie hatten
kein Argument, Sie hatten nur den Hinweis, es geht nicht mit vier Parteien.
Heute war es Kollege Haupt, der gesagt hat, momentan geht es nicht mit vier
Parteien, aber wir wollen eine Vier-Parteien-Einigung.
Und ich frage mich, ich frage mich aus historischen Gründen: Muss es sich diese Republik, muss es sich dieses Parlament, müssen es sich diese Volksvertreter gefallen lassen, dass sie an einem wirklich wesentlichen Tag in der Geschichte der Republik ein wesentliches Zeichen nicht setzen können, weil es noch Menschen in unseren Reihen gibt, die nicht fähig sind, Menschen, die zu Unrecht verurteilt worden sind, endlich Recht zuzugestehen, endlich Recht zu geben? Darin besteht für mich die Schande! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Das ist für mich die Schande, dass die ÖVP in Geiselhaft steht, dass die christlich-soziale Partei nach wie vor in Geiselhaft von einzelnen Menschen steht. Es sind vielleicht nur zwei, drei. Im Justizausschuss hat ja keiner von diesen Menschen – weder Kollegin Partik-Pablé noch Kollege Böhmdorfer oder Kollege Scheuch – argumentiert, und die ÖVP ist stillschweigend für diesen Vier-Parteien-Konsens, den es nicht geben kann, weil diese Menschen nicht wollen. Warum diese Menschen nicht wollen, weiß ich nicht. Sie argumentieren ja nicht, sie sagen nur, es ist noch nicht Zeit.
Ich frage mich: Wenn jetzt nicht Zeit ist, wann soll denn Zeit sein? – Bitte, wir haben jetzt den 20. April (Abg. Neudeck: Wir haben den 27. April!), wir haben in Kürze den 8. Mai (Abg. Scheibner: Was meinen Sie mit 20. April?), und wir haben bis jetzt in diesem Nationalrat noch keinerlei gesetzliches Zeichen gesetzt, noch keinerlei gesetzlichen Beschluss verabschiedet, der sich in irgendeiner Weise auf das Unrechtsregime, den Unrechtskrieg zwischen 1939 und 1945 bezieht. Es gab kein legistisches Zeichen bis jetzt in diesem ersten halben Jahr der Republikfeierlichkeiten, es gab kein Zeichen des Nationalrates in diese Richtung. Und heute verweigern Sie wieder ein kleines Zeichen: die Zustimmung zu einer Fristsetzung. Und das ist für mich der Skandal! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Ich möchte Ihnen nur zum Abschluss noch
ganz deutlich eines der Unrechtsurteile zitieren (Abg. Scheibner:
Ich möchte nur wissen, was Sie am 20. April feiern?!), das leider auf Grund Ihrer
Haltung – Herr Kollege Scheibner, zum Beispiel auf Grund Ihrer
Haltung – nach wie vor Rechtsgültigkeit besitzt. Ich lese es Ihnen vor. Am
3. März 1945 wurde der 20-jährige Kärntner Knecht Hubert D. vom
Militärgerichtshof verurteilt, und zwar mit der Begründung:
„Er ist ein minderwertiger Mensch, der nur nach dem Grundsatz bestraft werden kann: ,Wer den Tod der Ehre fürchtet, muss den Tod der Schande sterben.‘“
Das besitzt heute wegen Ihnen noch immer
Gültigkeit. Und das ist für mich der Skandal. Dieser Kärntner wurde dann leider
in Schlesien standrechtlich erschossen. Und das ist für mich wirklich der
persönliche Skandal. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
18.13
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Mag. Stoisits, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den
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Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Fristsetzungsantrag sind, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt. (Abg. Amon: Der Gusenbauer ist nicht da! Der Gusenbauer ist dagegen!)
Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nunmehr zur Verhandlung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend Beschaffung von Kampfflugzeugen.
Dieser Antrag wurde inzwischen an alle Abgeordneten verteilt.
Der Antrag hat folgenden Wortlaut:
Antrag
der Abgeordneten Dr. Gusenbauer,
Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 GOG betreffend die Einsetzung eines
Untersuchungsausschusses hinsichtlich der Beschaffung von Kampfflugzeugen
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen
den Antrag, einen Untersuchungsausschuss im Verhältnis V: 5, S: 4, F: 1 und G:
1 einzusetzen.
Gegenstand der Untersuchung:
Aufklärung über die tatsächliche Höhe der
jährlichen Betriebskosten für den Einsatz von 18 Kampfflugzeugen;
Aufklärung über die tatsächliche
Vertragsgestaltung zwischen dem BMLV sowie dem BMWA und der Eurofighter
Jagdflugzeuge GmbH;
Aufklärung über die tatsächlichen Ausstiegskosten
aus den Eurofighter-Beschaffungsverträgen;
Aufklärung über die Existenz der von
Bundeskanzler Schüssel propagierten Wirtschaftsplattform zur Finanzierung von
Kampfflugzeugen sowie mögliche Ergebnisse dieser Plattform;
Aufklärung der Vorwürfe möglicher
Geldflüsse, „nützlicher Aufwendungen“ und Manipulationen des Vergabeverfahrens
im Zuge der Beschaffung von Kampfflugzeugen für das österreichische Bundesheer
seit April 2001;
Aufklärung von Einflussnahmen auf
Entscheidungsträger und Spitzenrepräsentanten der Regierungsparteien in der
XXI. und XXII. Gesetzgebungsperiode im gegenständlichen Vergabeverfahren;
Aufklärung des Vorwurfs der Verfolgung von
„wirtschaftlichen (Eigen-)interessen“ von politischen Parteien und persönlichen
Interessen von Regierungsmitgliedern im Zuge der gegenständlichen Vergabe;
Aufklärung über die Vorgänge rund um die
Ministerratsentscheidung am 2. Juli 2002 hinsichtlich der Meinungsbildung von
Bundesminister Grasser, Bundesminister Scheibner und Bundeskanzler Schüssel;
Aufklärung über den Abschluss von
Kompensationsgeschäften sowie deren Einfluss auf die Kaufentscheidung;
Aufklärung hinsichtlich der Reduktion der
Kampfflugzeugstückzahl von 24 Geräten auf 18 unter Nichteinhaltung des selbst
gewählten Vergabeverfahrens;
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Aufklärung über die durch die
Bundesregierung beabsichtigte Anmietung von Kampfflugzeugen zur Überbrückung
des Zeitraumes bis zur Eurofighter-Auslieferung;
Untersuchung der rechtlichen und
politischen Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit den genannten Sachverhalten.
Untersuchungsauftrag:
Der Untersuchungsausschuss soll durch
Erhebung von mündlichen und schriftlichen Auskünften zum
Untersuchungsgegenstand und durch Einsicht in die Akten des Bundeskanzleramtes,
des Bundesministeriums für Finanzen, des Bundesministeriums für
Landesverteidigung, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit und
anderer Bundeseinrichtungen im Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand
sämtliche Sachverhalte auf rechtliche und politische Verantwortlichkeiten
überprüfen.
Begründung:
Der österreichische Rechnungshof hat in
seinem Wahrnehmungsbericht hinsichtlich der Luftraumüberwachungsflugzeuge
(Kaufverträge, Finanzierung, Gegengeschäftsvertrag) festgestellt, dass
die Luftraumüberwachung für die nächsten
30 Jahre nur eingeschränkt möglich ist;
neben den Finanzierungskosten von 2,167
Milliarden Euro weitere 463 Mio Euro für Nebenbeschaffungskosten erforderlich
sind;
die jährlichen Betriebskosten nur mit 50
Mio Euro ausschließlich für Flugstunden berechnet wurden und sämtliche andere
Betriebskosten darin nicht enthalten sind;
enorme Mängel bei der Vertragsgestaltung
vorhanden sind, darunter auch ein so genannter „Einredeverzicht“, der bei
Leistungsmängeln keine Einstellung der Ratenzahlung ermöglicht;
die Anzahl der militärischen
Anforderungen, wie etwa Ziele in der Nacht erkennen zu können oder
Selbstschutz-Systeme, jährliche Flugstunden, Pilotenausrüstungen und
Betriebsstandorte, erheblich reduziert wurde und Träger für
Aufklärungseinrichtungen sowie Zusatztanks im Gegensatz zur Angebotseinholung
im Kaufvertrag nicht mehr vorgesehen waren.
Nicht zuletzt angesichts der
wesentlichen Abänderungen im kommerziellen Bereich erachtet der Rechnungshof
die Vorgangsweise des BMLV als mit hohen Risiko behaftet.
Ebenso wiesen die Erkenntnisse des
Rechnungshofes hinsichtlich des Vergabeverfahrens zur Beschaffung von 24
Kampfflugzeugen erhebliche Mängel nach:
Musskriterien wurden in Sollkriterien
ohne nachvollziehbare Begründung umgewandelt;
neue Entscheidungskriterien wurden ohne
nachvollziehbare Dokumentation in das bereits laufende Vergabeverfahren
einbezogen;
die Kostendarstellung im Zuge des
Ministerratsvortrages zur Typenentscheidung wurde unrichtig wiedergegeben;
Akten hinsichtlich eines anders
lautenden Ministerratsvortrages, die einen anderen Bieter begünstigten, waren
im Zuge der Rechnungshofprüfung nicht auffindbar;
die Beurteilung der Gegengeschäfte
erschien als nicht nachvollziehbar, ebenso eine entsprechende Kommunikation
zwischen den BMLV und dem BMWA;
es erfolgte keine Überprüfung der
tatsächlichen Leistungsfähigkeit des angebotenen Kampfflugzeuges des Typs
Eurofighter.
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 73 |
Erhebliche Zweifel bestehen an der
Einhaltung des Liefertermins sowie der grundsätzlichen Einsatzfähigkeit des
ausgewählten Flugzeugtyps. Dem gegenüber stehen exorbitant hohe
Lebenszykluskosten.
Aus der Rechnungshofkritik ergibt sich
klar, dass die Regierung trotz Kenntnis eines wesentlich höheren Preises am 2.
Juli 2002 und am 1. Juli 2003 Ministerratsentscheidungen auf Basis von
falschen bzw. geschönten Preiskalkulationen herbeigeführt hat. Ebenso haben
sich sämtliche Ankündigungen von Bundeskanzler Schüssel hinsichtlich der
Finanzierung der Abfangjäger über eine Wirtschaftsplattform als nicht haltbar
herausgestellt.
Sämtliche Sachverhalte sind hinsichtlich
der rechtlichen und politischen Verantwortung nur durch die Einsetzung eines
parlamentarischen Untersuchungsausschusses aufklärbar, dieser sollte auch die
tatsächlich entstehenden Kosten erheben und die abgeschlossenen Verträge
prüfen.
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Durchführung einer Debatte wurde weder verlangt noch beschlossen.
Wir kommen daher zur Abstimmung über diesen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.
Es liegt das Verlangen von 20 Abgeordneten des Klubs der Sozialdemokratischen Partei auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung vor.
Weiters haben 20 Abgeordnete des Klubs der Österreichischen Volkspartei sowie des freiheitlichen Parlamentsklubs ein Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung gestellt.
Ich gehe daher folgendermaßen vor: Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordnetenpulte und tragen die Namen der Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“, das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“, das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung dürfen ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.
Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.
Ich ersuche jene Abgeordneten, die für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses stimmen, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.
Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, Frau Abgeordnete Stadler, mit dem Namensaufruf zu beginnen. Frau Abgeordnete Binder wird sie später ablösen. – Bitte.
(Über Namensaufruf durch die Schriftführerinnen Stadler und Binder werfen die Abgeordneten die Stimmzettel in die Urne.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Stimmabgabe ist beendet.
Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführerinnen die Stimmenzählung vornehmen.
Zu diesem Zweck wird die Sitzung für einige Minuten unterbrochen.
(Die zuständigen Beamten nehmen die
Stimmenauszählung vor. – Die Sitzung wird um 18.21 Uhr unterbrochen
und um 18.26 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 74 |
Abgegebene Stimmen: 179, davon „Ja“-Stimmen 85, „Nein“-Stimmen 94.
Der Antrag ist somit abgelehnt.
Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen.
Mit „Ja“ stimmten die
Abgeordneten:
Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz,
Broukal, Bures;
Cap, Csörgits;
Darabos, Dobnigg;
Eder, Einem;
Faul, Fleckl;
Gaál, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl,
Grossmann, Grünewald, Gusenbauer;
Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl,
Hlavac, Hoscher;
Jarolim;
Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig,
Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;
Lackner, Lapp, Leutner, Lunacek;
Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser
Gabriela, Moser Johann, Muttonen;
Niederwieser;
Oberhaidinger, Öllinger;
Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber,
Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;
Rada, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl, Rosenkranz;
Sburny, Scharer, Schasching, Schönpass, Schopf,
Silhavy, Spindelberger, Stadlbauer, Steier, Stoisits;
Trunk;
Van der Bellen, Verzetnitsch;
Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann;
Zinggl.
Mit „Nein“ stimmten die
Abgeordneten:
Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer
Klaus Hubert;
Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm,
Böhmdorfer, Bösch, Brader, Brinek, Bucher;
Donnerbauer, Doppler;
Ellmauer, Eßl;
Fasslabend, Fauland, Fekter, Felzmann, Franz,
Freund, Fuhrmann;
Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;
Hakl, Haubner Peter, Haupt, Hofmann, Höllerer,
Hornek, Huainigg, Hütl;
Ikrath;
Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl,
Kurzbauer;
Langreiter, Ledolter, Lentsch, Liechtenstein,
Lopatka;
Nationalrat, XXII.GP | 107. Sitzung / Seite 75 |
Machne, Maier Ferdinand, Marek, Miedl,
Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Mittermüller, Molterer, Murauer;
Neudeck, Neugebauer;
Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder,
Prinz, Prinzhorn;
Rädler, Rasinger, Regler, Riener,
Rossmann;
Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler,
Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Sonnberger, Stadler,
Steibl, Steindl, Stummvoll;
Tamandl,
Tancsits, Turkovic-Wendl;
Walch, Winkler, Wittauer, Wöginger,
Wolfmayr;
Zweytick.
*****
Einlauf
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 594/A bis 599/A eingebracht wurden.
Ferner sind die Anfragen 2941/J bis 2971/J eingelangt.
Weiters ist eine Anfrage der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates eingebracht worden.
Verlangen im Sinne des
§ 99 (2) GOG
Präsidentin Mag.
Barbara Prammer: Weiters gebe ich
bekannt, dass im Zusammenhang mit dem Selbständigen Antrag 594/A auf
Durchführung eines besonderen Aktes der Gebarungsprüfung durch den Rechnungshof
ein Verlangen von 20 Abgeordneten im Sinne des § 99 Abs. 2
der Geschäftsordnung gestellt wurde.
Da die
gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, ist diese Gebarungsprüfung auch ohne
Beschluss des Nationalrates durchzuführen.
*****
Die nächste
Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und
Zuweisungen betrifft, berufe ich für 18.28 Uhr ein, das ist gleich im
Anschluss an diese Sitzung.
Diese Sitzung ist
geschlossen.
Schluss der
Sitzung: 18.28 Uhr
Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien |