Stenographisches Protokoll

107. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

 

XXII. Gesetzgebungsperiode

 

Mittwoch, 27. April 2005

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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107. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXII. Gesetzgebungsperiode                    Mittwoch, 27. April 2005

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 27. April 2005: 10.30 – 10.34 Uhr

                                                                                               15.00 – 18.28 Uhr

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 11

Ordnungsruf ................................................................................................................... 45

Geschäftsbehandlung

Verkürztes Verfahren gemäß § 28a der Geschäftsordnung (Verzicht auf Vorbe­ratung der Regierungsvorlagen 885, 886, 887, 888 und 889 d.B.) .................................................. 12

Antrag der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen                        13

Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 13

Redner:

Mag. Terezija Stoisits ................................................................................................... 63

Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................................................. 65

Dr. Johannes Jarolim .................................................................................................. 66

Mag. Herbert Haupt ...................................................................................................... 68

Dr. Gabriela Moser ....................................................................................................... 69

Ablehnung des Fristsetzungsantrages .......................................................................... 70

Unterbrechungen der Sitzung ...............................................................................  13, 73

Redeordnung nach Festlegung in der Präsidialkonferenz ........................................... 18

Antrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses hinsichtlich der Beschaffung von Kampfflugzeugen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 71

Bekanntgabe ................................................................................................................... 22


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Ablehnung des Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (na­mentliche Abstimmung)          ............................................................................................................................... 74

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .............................  73, 73

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 11

Rechnungshof

Verlangen gemäß § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung im Zusammenhang mit dem Antrag 594/A betreffend Gebarungsüberprüfung................................................................................................... 75

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 11

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Milliardengrab Eurofighter (2941/J) ................................................................................. 13

Begründung: Dr. Alfred Gusenbauer ........................................................................... 18

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel ..................................................................... 22

Debatte:

Dr. Josef Cap .........................................................................................................  27, 60

Mag. Wilhelm Molterer ................................................................................................ 29

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 32

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 34

Bundesminister Günther Platter ................................................................................ 36

Dr. Günther Kräuter ..................................................................................................... 39

Walter Murauer ............................................................................................................. 40

Dr. Reinhard Eugen Bösch ......................................................................................... 42

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 44

Anton Gaál .................................................................................................................... 45

Dr. Reinhold Mitterlehner ............................................................................................ 47

Markus Fauland ............................................................................................................ 48

Mag. Terezija Stoisits ................................................................................................... 49

Bettina Stadlbauer ....................................................................................................... 51

Hermann Gahr .............................................................................................................. 53

Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (tatsächliche Berichtigung) ................................................... 54

Dr. Dieter Böhmdorfer ................................................................................................. 54

Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................... 55

Staatssekretär Mag. Eduard Mainoni ........................................................................ 57

Alfred Schöls ................................................................................................................ 58

Barbara Rosenkranz .................................................................................................... 59

Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann ................................................................................... 61

Mag. Werner Kogler (tatsächliche Berichtigung) ......................................................... 61

Karl Öllinger .................................................................................................................. 62

Eingebracht wurden

Regierungsvorlagen ................................................................................................... 11

866: Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Repub-


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lik Costa Rica, der Republik El Salvador, der Republik Guatemala, der Republik Honduras, der Republik Nicaragua und der Republik Panama andererseits samt Anhang

867: Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Anden­gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten (Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela) andererseits samt Anhang

885: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung von Anguilla über die Besteuerung von Zinserträgen

886: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit den Cayman Islands über die Besteuerung von Zinserträgen

887: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit dem Überseeischen Ho­heitsgebiet des Vereinigten Königreiches Montserrat über die Besteuerung von Zinserträgen

888: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung der British Virgin Islands über die Besteuerung von Zinserträgen

889: Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit den Turks and Caicos Islands über die Besteuerung von Zinserträgen

Berichte ......................................................................................................................... 12

III-143: Wahrnehmungsbericht über die Luftraumüberwachungsflugzeuge: Kauf­verträge, Finanzierung, Gegengeschäftsvertrag (Reihe Bund 2005/3); Rech­nungshof

III-145: Bericht über den Zivildienst und die mit ihm zusammenhängende finan­zielle Gebarung für die Jahre 2002, 2003 und 2004; BM f. Inneres

III-147: Kunstbericht 2004; Bundesregierung

III-148: Kulturbericht 2003; BM f. Bildung, Wissenschaft und Kultur

Anträge der Abgeordneten

Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof gemäß § 99 Abs. 2 GOG (594/A)

Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­verfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) geändert wird (595/A)

Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umbenennung des Pflichtgegen­standes „Leibesübungen“ in „Bewegung und Sport“ (596/A) (E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung von Rahmenbedingungen für faire, kostendeckende Erzeuger-Milchpreise (597/A) (E)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Moratorium für die Ein­führung biometrischer Merkmale in Pässen (598/A) (E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Initiative zum Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und zur weiteren Professionali­sierung der IKT-Politik in Österreich (599/A) (E)


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Anfragen der Abgeordneten

Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend radika­les Gedankengut bei der Vorbereitung des österreichischen EU-Ratsvorsitzes (2914/J)

Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend radikales Gedankengut bei der Vorbereitung des österreichischen EU-Ratsvorsitzes (2915/J)

Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Empfehlungen des Rechnungshofes hinsichtlich der Wirksamkeit des INVEKOS (2916/J)

Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit betreffend Baukulturreport (2917/J)

Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Baukulturreport (2918/J)

Ing. Kurt Gartlehner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Auflösung der Polizeihundestaffel in Steyr (2919/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend „Elektroscooter – Pro­duktsicherheit“ (2920/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend „Meeresfrüchte – Rückstände – Kontrollen – Risikobewer­tung in Österreich 2004?“ (2921/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend Auszahlung von Fördermittel an den RFJ unter der Bedingung der Zahlung von 15 000 € an die FPÖ unter der Führung von Fr. Haubner lt. Bericht der Zeitschrift „FORMAT“ (2922/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Meeresfrüchte – Zollkontrollen 2004“ (2923/J)

Renate Csörgits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Gefahr durch tödliche Grippeviren A/H2N2 (2924/J)

Dkfm. Dr. Hannes Bauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend die Entlassung eines Linzer Lehrers an der österreichischen Schule in Istanbul wegen der Verwendung des Begriffs „Kurdistan“ (2925/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend Missbrauch von Steuergeldern zu BZÖ-Zwecken (2926/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Berechnungen von Statistik Austria zum öffentlichen Defizit und öffentlichen Schulden­stand („Maastricht-Indikatoren“) (2927/J)

Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Verantwortlichkeit des Umweltministers angesichts hoher Feinstaubbelastung und Vollziehung des Immis­sionsschutzgesetzes Luft (2928/J)


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Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Um­setzung der Richtlinie 2004/18/EG über die Koordinierung der Verfahren zur Vergabe öffentlicher Bauaufträge, Lieferaufträge und Dienstleistungsaufträge (2929/J)

Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend mangelhafte Ausschreibung der neuen Polizeiautos durch die Bundesbe­schaffungs-Gesellschaft m.b.H. (BBG) (2930/J)

Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Beschaffung der neuen Polizeiautos (2931/J)

Ulrike Königsberger-Ludwig, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend die irreführende Namensnennung von Staatssekretär Dolinschek auf Publikationen von Sozialinitiativen (2932/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend „Europäische Aktionsplattform für Ernährung und Körper­liche Bewegung“ (2933/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „2004 – Strafverfahren nach dem Lebensmittelgesetz und andere Bundes­gesetze“ (2934/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Anzeigen bzw. Verfahren nach strafrechtlichen Nebengesetzen 2004“ (2935/J)

Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend rassistischen Überfall auf den Menschenrechtsaktivisten Dr. Di Tutu Bukasa (2936/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend ökologisch und anderweitig nachteilige Verwendung von Bundesmitteln bei Aus- und Neubauten von Landesstra­ßen (2937/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend ökologisch, finanziell und anderweitig nachteilige Verwendung von Bundes­mitteln bei Aus- und Neubauten von Landesstraßen (2938/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend ökologisch und anderweitig nachteilige Verwen­dung von Bundesmitteln bei Aus- und Neubauten von Landesstraßen (2939/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Neues von Gestern“: Die Rumpelkammer Eisenbahnrecht und das hartnäckige Festhalten des Verkehrsministers am Regelungs-Mittelalter im Eisenbahnbereich (2940/J)

Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Milliardengrab Eurofighter (2941/J)

Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend „Zahlungen an die Bundesländer für Einsatzgeräte der Feuerwehren“ (2942/J)

Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend mangelnde Aufklärungskampagne zu HIV/AIDS (2943/J)


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Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend Beschäftigungsoffensive der Bundesregierung (2944/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend „Sozialversicherungsbei­träge – Überfällige Beiträge“ (2945/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Kriminalitätsstatistik 2004 – Strafrechtliche Nebengesetze u.a. (2946/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend „Wohnbauforschungsprojekt Neumarkt II/C, F519 – Missprojekt Solaranlage“ (2947/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Nahrungsergänzungsmittel/Gefälschte Arzneimittel – Doping & Gesundheits­gefährdung – Gerichtliche Verfahren“ (2948/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Verkehrssicherheit in Österreich – Zahlen und Fakten – Verkehrspolitische Maßnahmen“ (2949/J)

Renate Csörgits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Frauenratgeberin (2950/J)

Manfred Lackner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Dr. Korpan (2951/J)

Manfred Lackner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Dr. Korpan (2952/J)

Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend Rechtswidrigkeit der Verpflichtung zur Führung eines Pflichtkontos bei der Oberösterreichischen Landesbank AG (2953/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Auflösung des Zivildiener Rückstaus (2954/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Rechtsfragen im Zusammenhang mit Zahlungen, die die FPÖ an den Abgeord­neten Gaugg für die Zurücklegung seines Mandates geleistet hat (2955/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Rechts­fragen im Zusammenhang mit Zahlungen, die die FPÖ an den Abgeordneten Gaugg für die Zurücklegung seines Mandates geleistet hat (2956/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Rechtsfragen im Zusammenhang mit Zahlungen, die die FPÖ an den Abgeord­neten Gaugg für die Zurücklegung seines Mandates geleistet hat (2957/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für soziale Sicher­heit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend Förderungen für den RFJ (2958/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovati­on und Technologie betreffend Unterstützung für den RFJ und John Gudenus (2959/J)


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Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Wiederaufnahme des Betriebs der Homepage www.aeiou.at (2960/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen am neuen Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) (2961/J)

Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend inhaltliche Positio­nierung zum Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) (2962/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Kosten der Koexistenz von Gentechnik und Gentechnikfreiheit (2963/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzierung des neuen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raumes (2964/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Finanzierung des neuen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) (2965/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Finanzierung des neuen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) (2966/J)

Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Ernährungsberatung der Fastfood-Kette McDo­nald’s in Kindergärten (2967/J)

Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Ernährungsbera­tung der Fastfood-Kette McDonald’s in Kindergärten (2968/J)

Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Unterricht über gesundes Essen von McDonald’s (2969/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend dringend notwendigen Ausbau der S 80 (2970/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend „Europäische Aktionsplattform für Ernährung und Körperliche Bewegung“ (2971/J)

*****

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betref­fend Rechtsfragen im Zusammenhang mit Zahlungen, die die FPÖ an den Abgeord­neten Gaugg für die Zurücklegung seines Mandates geleistet hat (32/JPR)

Zurückgezogen wurde die Anfrage der Abgeordneten

Ing. Kurt Gartlehner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Inszenierung der Bundesregierung (2874/J) (Zu 2874/J)


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Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (2625/AB zu 2656/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (2626/AB zu 2657/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (2627/AB zu 2658/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2628/AB zu 2659/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeord­neten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (2629/AB zu 2766/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (2630/AB zu 2654/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen (2631/AB zu 2671/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (2632/AB zu 2664/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2633/AB zu 2666/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2634/AB zu 2679/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen (2635/AB zu 2673/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2636/AB zu 2661/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolle­ginnen und Kollegen (2637/AB zu 2660/J)

der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2638/AB zu 2678/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Spindelber­ger, Kolleginnen und Kollegen (2639/AB zu 2662/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten DDr. Erwin Nieder­wieser, Kolleginnen und Kollegen (2640/AB zu 2667/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2641/AB zu 2670/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2642/AB zu 2687/J)


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107. Sitzung / Seite 9

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kollegin­nen und Kollegen (2643/AB zu 2663/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen (2644/AB zu 2672/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (2645/AB zu 2668/J)

der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2646/AB zu 2665/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kai­pel, Kolleginnen und Kollegen (2647/AB zu 2674/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kai­pel, Kolleginnen und Kollegen (2648/AB zu 2675/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2649/AB zu 2676/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (2650/AB zu 2677/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2651/AB zu 2720/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (2652/AB zu 2743/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (2653/AB zu 2744/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2654/AB zu 2682/J)

der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (2655/AB zu 2680/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2656/AB zu 2685/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (2657/AB zu 2681/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2658/AB zu 2688/J)

der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (2659/AB zu 2686/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (2660/AB zu 2683/J)


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107. Sitzung / Seite 10

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (2661/AB zu 2684/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (2662/AB zu 2689/J)


10.30.07


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107. Sitzung / Seite 11

Beginn der Sitzung: 10.30 Uhr

Vorsitzende: Präsident Dr. Andreas Khol, Zweite Präsidentin Mag. Barbara Prammer.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Die 107. Sitzung des Nationalrates ist eröffnet.

Diese Sitzung ist auf Grund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen worden.

Das Amtliche Protokoll der 106. Sitzung vom 12. April 2005 ist in der Parlamentsdirek­tion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Donabauer, Dr. Spindelegger, Schie­der und Mag. Wurm.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Ent­schließung des Bundespräsidenten betreffend die Vertretung von Mitgliedern der Bun­desregierung folgende Mitteilung gemacht:

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein wird durch Bundes­ministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Ursula Plassnik vertreten.

Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A) Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

Schriftliche Anfragen: 2914/J bis 2940/J;

Zurückziehung: 2874/J;

2. Anfragebeantwortungen: 2625/AB bis 2662/AB.

B) Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Außenpolitischer Ausschuss:

Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Costa Rica, der Republik El Salvador, der Republik Guatemala, der Republik Honduras, der Republik Nicaragua und der Republik Panama andererseits samt Anhang (866 d.B.),

Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Andengemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten (Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela) andererseits samt Anhang (867 d.B.);


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107. Sitzung / Seite 12

Rechnungshofausschuss:

Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes über die Luftraumüberwachungsflug­zeuge: Kaufverträge, Finanzierung, Gegengeschäftsvertrag (Reihe Bund 2005/3) (III-143 d.B.);

Verfassungsausschuss:

Antrag 592/A der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesgesetz, mit dem die XXII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates vorzeitig beendet wird;

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für innere Angelegenheiten:

Bericht der Bundesministerin für Inneres über den Zivildienst und die mit ihm zusam­menhängende finanzielle Gebarung für die Jahre 2002, 2003 und 2004 (III-145 d.B.);

Kulturausschuss:

Kunstbericht 2004 der Bundesregierung  (III-147 d.B.),

Kulturbericht 2003 der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur (III-148 d.B.).

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Weiters sind folgende Vorlagen eingelangt:

Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung von Anguilla (885 der Beilagen),

Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit den Cayman Islands (886 der Beila­gen),

Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit dem Überseeischen Hoheitsgebiet des Vereinigten Königreiches Montserrat (887 der Beilagen),

Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit der Regierung der British Virgin Islands (888 der Beilagen) und

Abkommen – in Form eines Briefwechsels – mit den Turks and Caicos Islands (889 der Beilagen),

alle über die Besteuerung von Zinserträgen.

Nach Rücksprache mit den Mitgliedern der Präsidialkonferenz schlage ich gemäß § 28a der Geschäftsordnung vor, von der Zuweisung dieser Gegenstände an einen Ausschuss abzusehen und sie bei der Erstellung der Tagesordnungen der nächsten Sitzungen zu berücksichtigen.

Wird dagegen Widerspruch erhoben? – Das ist nicht der Fall. Kennen alle Abgeordne­ten die betreffenden Staaten? – Ich nicht. (Heiterkeit.) Ich gehe daher so vor.

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen nunmehr vor Eingang in die Tagesord­nung zu den weiteren geschäftsordnungsrelevanten Mitteilungen.


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Die sozialdemokratische Parlamentsfraktion hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäfts­ordnung das Verlangen gestellt, die am Beginn der Sitzung eingebrachte schriftliche Anfrage 2941/J der Abgeordneten Dr. Gusenbauer und KollegInnen an den Bundes­kanzler betreffend „Milliardengrab Eurofighter“ dringlich zu behandeln.

Die Durchführung der Dringlichen Anfrage wird um 15 Uhr erfolgen.

Fristsetzungsantrag

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Weiters hat vor Eingang in die Tagesordnung die Abge­ordnete Mag. Terezija Stoisits beantragt, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen.

Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristsetzungsantrag durchzu­führen.

Da für die heutige Sitzung die dringliche Behandlung einer schriftlichen Anfrage ver­langt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden. Die Abstim­mung folgt dann unmittelbar darauf.

Hiemit unterbreche ich die Sitzung bis 15 Uhr zum Aufruf der Dringlichen Anfrage.

*****

10.33.57(Die Sitzung wird um 10.34 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder aufgenom­men.)

*****

15.00.49Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­deskanzler betreffend Milliardengrab Eurofighter (2941/J)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Es ist 15 Uhr. Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Wir gelangen zur Behandlung der Dringlichen Anfrage 2941/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführerin.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Der Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes (III-143 d.B.) über die Luftraumüber­wachungsflugzeuge (Kaufverträge, Finanzierung, Gegengeschäftsvertrag) kommt zu dem Schluss, dass durch den Ankauf des Eurofighters Typhoon die Luftraumüber­wachung für die nächsten 30 Jahre nur „eingeschränkt möglich sein wird“ (Präsident Dr. Moser am 20.4.2005 im Rahmen der Vorstellung des RH-Berichtes).

Gleichzeitig sind die Kosten dieser „eingeschränkten Lösung“ völlig unübersichtlich, betragen aber mindestens 2,167 Milliarden Euro für den Ankauf von 18 Flugzeugen. Ebenso stellte der Rechnungshof fest, das zur Sicherstellung der Luftraumüber­wachung noch weitere so genannte Nachbeschaffungen in Höhe von 463 Mio Euro


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107. Sitzung / Seite 14

erforderlich sind, sodass insgesamt 2,63 Milliarden Euro für die Anschaffung des bloßen Fluggerätes notwendig sind.

Hinsichtlich der anfallenden Betriebskosten konnten lediglich für den Bereich der Flug­stunden entsprechende Informationen vorgelegt werden: Auf Grund der Erzeuger­angaben nahm das BMLV einen jährlichen Betriebsaufwand von 50 Mio Euro bzw. rund 28.000 Euro je Flugstunde an. Wie der Rechnungshof feststellt, enthalten diese Berechnungen des BMLV nur einen Teil der tatsächlichen Kosten. Unberücksichtigt bleiben Personalkosten, Infrastruktur-Investitionen und Gemeinkosten. D.h. es ist davon auszugehen, dass sich die tatsächlichen jährlichen Betriebskosten zwischen 100 Mio und 150 Mio Euro bewegen. Daraus errechnet sich ein Gesamtkostenvolumen für die Eurofighter-Beschaffung und den Betrieb dieser 18 Flugzeuge von mindestens 5,63 Milliarden Euro für die geplante Einsatzzeit.

Das Ziel einer Preisreduktion durch die Verringerung der Anzahl der Kampfflugzeuge ist somit misslungen. Die vorgenommene Verringerung des Leistungsumfanges im technischen Bereich hatte aber zur Folge, dass Faktoren, die dem Angebot zu Grunde lagen, nicht in vollem Umfang genutzt werden können. Die Anzahl der militärischen Anforderungen, wie etwa Ziele in der Nacht erkennen zu können oder Selbstschutz-Systeme, jährliche Flugstunden, Pilotenausrüstungen und Betriebsstandorte, wurde reduziert. Träger für Aufklärungseinrichtungen sowie Zusatztanks waren im Gegensatz zur Angebotseinholung im Kaufvertrag nicht mehr vorgesehen.

Im Kaufvertrag ist nur die Type des zu kaufenden Flugzeuges angeführt, nicht jedoch die Tranche. Ein Umstand, der dazu führt, dass ein Flugzeug gekauft wurde, das es im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch gar nicht gab und es auch heute nicht gibt.

Der Rechnungshof führte diesbezüglich aus, dass er - nicht zuletzt angesichts der wesentlichen Abänderungen im kommerziellen Bereich - die Vorgangsweise des BMLV als mit hohem Risiko behaftet erachtet. Weiters hielt er fest, dass mit 18 Kampf­flugzeugen und 18 Piloten eine durchgehende Einsatzbereitschaft für die Luftraum­überwachung nicht sichergestellt werden kann. Eine aktive Luftraumüberwachung von 24 Stunden über 365 Tage wäre nur bei 24 Kampfflugzeugen und 36 Piloten möglich. Durch den im Vergleich zu den Angebotsunterlagen im Kaufvertrag verringerten Leis­tungsumfang kann die Effizienz des Flugzeuges in Bezug auf die strategischen Vorga­ben des BMLV nicht in vollem Umfang genützt werden.

Gerade durch die Stückzahlreduktion und durch die Kürzungen des ursprünglichen Leistungsinhaltes wird aber auch die Vergabe dieses Auftrages wesentlich beeinflusst. Dem Rechnungshof liegt ein Gutachten vor, wonach eine Beschaffung, die nur durch Verzicht auf preisbindende Muss-Forderungen finanzierbar ist, nur dann dem vergabe­rechtlichen Gleichheitsgrundsatz entspreche, wenn das Vergabeverfahren widerrufen werde oder allen Beteiligten in den laufenden Verhandlungen die Möglichkeit einge­räumt werde, zu den geänderten Bedingungen anzubieten. Das ist nicht geschehen und es ergeben sich erhebliche Zweifel am rechtmäßigen Zustandekommen dieser vergaberechtlichen Entscheidung.

Auch andere Indizien belegen aufklärungswürdige Vorgänge beziehungsweise Ver­stöße gegen das Vergaberecht während des Beschaffungsverfahrens:

Einsichtsbemerkung

Nach Abschluss der Arbeit der Bewertungskommission des BMLV wanderte der Ver­gabeakt auf dem vorgesehenen Dienstweg zu den direkten Vorgesetzten und wieder­um deren Vorgesetzten. Als erster versah Divr. Wolfgang Spinka, Leiter der Gruppe Feldzeugwesen/Luftzeugwesen, den Akt mit einer Einsichtsbemerkung, in der er „zufolge der festgestellten annähernden Gleichwertigkeit der Angebote“ empfahl, „dem


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107. Sitzung / Seite 15

Produkt mit den geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten, also dem Gripen von SAAB/BAE, den Vorzug zu geben“.

Spinkas Vorgesetzter, der Leiter der Beschaffungssektion General Dr. Peter Corrieri, ergänzte den Akt mit dem Vermerk: „Ich schließe mich der EB des LtrGrpFzLzW vom 25.6.02 an!“

Generaltruppeninspektor Horst Pleiner, zu dessen Aufgaben es gehörte, den Ver­teidigungsminister in allen militärischen Fragen zu beraten, war im Dienstweg nicht automatisch vorgesehen. Er ließ dennoch die Einsichtsbemerkung mit seinem Eintrag erweitern: „Ich schließe mich der EB des LtrGrpFzLzW vom 25.6.02 in vollem Umfang an.“

Verzicht auf praktische Erprobung

In der Ausschreibung wurde von allen Anbietern zwingend verlangt, eine praktische Erprobung des angebotenen Kampfflugzeugs zu ermöglichen. Das BMLV verzichtete aber beim Kampfflugzeug Eurofighter auf diese Möglichkeit. Im Rechnungshofbericht rechtfertigt das BMLV diesen schwer verständlichen Verzicht wie folgt:

Rechnungshofbericht Punkt 21.3 und 21.4

Laut Stellungnahme des BMLV wäre angesichts der Tatsache, dass das Kampfflug­zeug Eurofighter bei anderen Luftwaffen europäischer Staaten einer ausführlichen Erprobung unterzogen worden sei, im Zuge der gegenständlichen Beschaffung eine Erprobung in Österreich entbehrlich.

Da zur Zeit der Gebarungsüberprüfung die vom BMLV angeführten Erprobungsergeb­nisse noch nicht vorlagen, ersuchte der RH, ihm diese zu übermitteln.

Die Frage, warum entgegen den Muss-Bestimmungen der Ausschreibung auf eine praktische Flugerprobung nur beim Eurofighter verzichtet wurde, wurde unzureichend beantwortet. Laut Minister Platter sei der Eurofighter von den Herstellerländern ausrei­chend getestet worden und eine eigene Erprobung habe sich daher erübrigt. Dieses Argument ist sogar für das Jahr 2004 nachweislich falsch, da die Erprobung noch immer nicht abgeschlossen ist.

Ministerratsvorlage von BM Scheibner für 25.6.02

Grundlage für die Typenentscheidung zugunsten des Eurofighter von EADS war ein Ministerratsvortrag von BM Scheibner vom 2.7.2002. In den Medien kursierte allerdings noch eine zweite Variante dieses Papiers, für den Ministerrat vom 25.6.2002, versehen mit der Unterschrift von BM Scheibner, in dem die Beschaffung von Kampfflugzeugen der Type Gripen von Saab/BAE vorgeschlagen wird.

Memorandum von MinR Wagner

Ministerialrat Heribert Wagner war Mitglied der Bewertungskommission und für die administrativen Abläufe zuständig. Am 28.6.2002 verfasste er ein Memorandum mit Anmerkungen zur Vergabeempfehlung und zu den angebotenen Flugzeugen. In die­sem Text stellt MinR Wagner fest, dass die Vergabeempfehlung „erzwungen“ sei und „rational nicht nachvollziehbar“.

Zum Kampfflugzeug Eurofighter merkt er an: „Es handelt sich um kein eingeführtes System“. Es sei „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit Auftreten von Störungen („Kinderkrankheiten“) während der Einführungsphase zu rechnen“ und als Folge könnte „in den kommenden 10 Jahren daher die Luftraumüberwachung in Öster­reich schwerstens beeinträchtigt sein“.


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Finanzierung der Beschaffung

Rechnungshofpräsident Dr. Moser bemängelte die viel zu spät erfolgte Betrags­begrenzung durch den Bundesminister für Finanzen für die geplante Beschaffung. Im Zeitpunkt des Ministerratsbeschlusses am 2. Juli 2002 lag keinerlei Betragsbegrenzung für die Kosten der Kampfflugzeuge vor. Erst mit Jänner 2003 wurde eine Betrags­begrenzung von 2 Milliarden Euro eingezogen. Die Einhaltung dieser Begrenzung konnte lediglich durch die Seperation von so genannten Nachbeschaffungskosten vor­gegaukelt werden, tatsächlich wurde diese Betragsbegrenzung um 630 Mio Euro (unberücksichtigt bleiben bei dieser Zahl die laufenden Betriebskosten) überschritten.

Kaufmännische Vertragsgestaltung

Hinsichtlich der kaufmännischen Ausgestaltung des Kaufvertrages mit der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH wurde dilletantisch – zum Nachteil der Republik – vorgegangen. So beinhaltet die Finanzierungsstruktur die Verpflichtung des BMLV, die Kaufpreisraten auch bei vertraglicher Schlecht- oder Nichterfüllung durch die Firma Eurofighter zu­nächst zu bezahlen. Dem gegenüber steht eine absolute Haftungshöchstgrenze der Firma Eurofighter für Schäden im Zusammenhang mit fehlerhaften Vertragsleistungen von rund 296 Mio Euro. D.h. einer Zahlungsverpflichtung von rund 2 Milliarden Euro steht eine maximale Haftung des Leistungserbringers von weniger als 300 Mio Euro gegenüber. Daraus resultiert ein Ungleichgewicht, das an einem synallagmatischen Vertragsverhältnis zweifeln lässt.

Gegengeschäftsvertrag

Die Anforderungen des BMWA betreffend das Pönale konnten im Gegengeschäfts­vertrag nicht umgesetzt werden. Die Höhe des Pönales wurde – entgegen dem in der Angebotseinholung geforderten Pönale von 10 % des Differenzbetrages zwischen der zu erfüllenden und der tatsächlich erfüllten Summe des Gegengeschäftsvolumens – im Vertrag mit nur etwas mehr als 5 % festgelegt. Diese Reduktion des Vertragspönales um die Hälfte des Ausgangswertes führte letztlich dazu, dass sich die Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH bzw. EADS leicht von ihrer Verpflichtung zur Anbahnung von Gegengeschäften frei kaufen kann. Eine Variante die im Hinblick auf die bisherigen, missglückten Gegengeschäfts-Anrechnungen als sehr realistisch erscheint.

Typisch für diese Bundesregierung erscheint der Umstand, dass selbst der Gegen­geschäftsvertrag unter zweimaliger Einbeziehungen einer Rechtsanwaltskanzlei mit Honorarkosten in Höhe von insgesamt 60.000 Euro erstellt wurde, dies obwohl ein ent­sprechendes Muster vorhanden war. Entgegen der ständigen Ansicht des Rechnungs­hofes wurde die dafür zuständige Finanzprokuratur nicht mit der Vertragserrichtung befasst.

Vertragsausstieg

Der Rechnungshof erhob, dass die Republik grundsätzlich jederzeit schriftlich vom Ver­trag zurücktreten kann, sofern der Firma Eurofighter sämtliche bis zu diesem Zeitpunkt erbrachten Leistungen bezahlt und die durch den Rücktritt entstandenen Kosten ersetzt werden. Ohne Verpflichtung zum Kostenersatz kann die Republik hingegen nur bei Leistungsverweigerung und bei vertraglicher Schlecht- oder Nichterfüllung durch die Firma Eurofighter vom Vertrag zurücktreten. Durch den so genannten „Einrede­verzicht“ wird das Zurückbehaltungsrecht für die halbjährlichen Kaufpreisraten ausge­schlossen. Bei vertraglicher Schlechterfüllung durch die Firma Eurofighter in Folge höherer Gewalt ergab sich aus dem Vertragstext keine Möglichkeit ohne Verpflichtung zum Kostenersatz vom Vertrag zurückzutreten, auch dies stellt eine extreme Benach­teiligung und eine Risikoumkehr zu Lasten der Republik dar.


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Aus den oben näher ausgeführten Gründen, vor allem aber wegen der extremen Kos­tenbelastung von mindestens 5,63 Milliarden Euro für die Beschaffung und den Betrieb von Kampfflugzeugen, die die Luftraumüberwachung der Republik für die nächsten 30 Jahre nur eingeschränkt ermöglichen, richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundeskanzler nachstehende

Anfrage:

1. Hat Bundesminister Platter im Vortrag an den Ministerrat vom 1. Juli 2003 den Um­stand mitgeteilt, dass neben den Finanzierungskosten für die 18 Eurofighter in Höhe von 2,167 Milliarden Euro weitere 463 Mio Euro für militärische Ausstattungserforder­nisse nötig sind und hat der Ministerrat auch über diese Summe einen entsprechenden Beschluss gefasst?

2. Hat im Zuge dieser Sitzung des Ministerrates Bundesminister Platter darüber infor­miert, dass mit 18 Kampfflugzeugen und 18 Piloten eine durchgehende Einsatzbereit­schaft für die Luftraumüberwachung nicht sichergestellt werden kann und daher die entsprechenden Leistungsvorgaben des BMLV nicht erfüllt werden und wurde vom Ministerrat dem Kaufvertragsabschluss in Kenntnis dieser Umstände zugestimmt?

3. War dem Ministerrat im Zeitpunkt der Zustimmung zum Abschluss des Kaufver­trages mit der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH bekannt, dass die elektrooptischen Zielerfassungs-Einrichtungen (Muss-Forderung) von 8 auf 6 Stück reduziert wurden, eine ebensolche Reduktion bei den Selbstschutz-Systemen (Muss-Forderung) vorge­nommen wurde, eine Bedrohungsbibliothek sowie Träger für Aufklärungseinrichtungen (Muss-Forderung) gänzlich fehlten, die Pilotenausrüstungen auf 18 reduziert wurden und kein einziger Helm bestellt wurde, wenn ja, aus welchen Gründen wurde trotzdem ein entsprechender Beschluss gefasst?

4. Von welcher jährlichen Betriebskostenhöhe der zu beschaffenden Kampfflugzeuge ging der Ministerrat am 1. Juli 2003 aus, war zum damaligen Zeitpunkt klar, dass der vom BMLV errechnete Betriebsaufwand von 50 Mio Euro pro Jahr sich lediglich auf die Flugstunden bezog und Personalkosten, Infrastruktur-Investitionen und Gemeinkosten darin nicht berücksichtigt waren, oder wurde dem Vertragsabschluss ohne exakte Kenntnis der Betriebskosten für die nächsten 30 Jahre zugestimmt?

5. War Ihnen im Rahmen des Ministerratsbeschlusses vom 2. Juli 2002 über die Nach­beschaffung von 24 Stück einsitzigen Luftraumüberwachungsflugzeugen des Typs Eurofighter mit der Zahlungsvariante „Zahlung bei Lieferung“ bewusst, dass die Höhe des Ankaufspreises zu diesem Zeitpunkt nicht begrenzt war und von diesem Umstand auch der zukünftige Vertragspartner Kenntnis hatte und wenn ja, aus welchem Grunde wurde bis zur Typenentscheidung keine Betragsbegrenzung eingezogen?

6. War Ihnen bekannt, dass in den Gegengeschäftsvereinbarungen in Höhe von 4 Milli­arden Euro, die auch Inhalt der Ministerratssitzung vom 1. Juli 2003 waren, die Pönale­vereinbarung auf die Hälfte reduziert wurde, sohin nur 5 % des Differenzbetrages zwischen dem zu erfüllenden und dem tatsächlich erfüllten Gegengeschäftsvolumen als Pönale vereinbart wurde, und wenn ja, warum stimmte der Ministerrat trotzdem dieser Beschaffung zu?

7. War dem Ministerrats-Kollegium am 1. Juli 2003 bewusst, dass die Republik die halbjährlichen Kaufpreisraten auch bei vertraglicher Schlecht- oder Nichterfüllung durch die Firma Eurofighter zu bezahlen hat, wurde dieser so genannte „Einredever­zicht“ auch sämtlichen Ministern erklärt und aus welchen Gründen erfolgte trotzdem eine Zustimmung zu dieser Vertragsgestaltung?


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8. Wurden die Mitglieder des Ministerrates am 1. Juli 2003 in Kenntnis gesetzt, dass mit der Firma Eurofighter für Schäden im Zusammenhang mit fehlerhaften Vertrags­leistungen eine absolute Haftungshöchstgrenze des Verkäufers mit rund 296 Millionen Euro vereinbart wurde und auf die Ungleichgewichtung zwischen dem Kaufpreis­volumen und dieser Haftungsbegrenzung hingewiesen, wenn ja, worin lagen die Gründe für eine Zustimmung zu diesem Vertragsbestandteil?

9. Wie lauten die dem Ministerrat am 1. Juli 2003 vorgelegten Vertragsbestimmungen hinsichtlich des Ausstieges aus den Verträgen mit der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH, ist es richtig, dass die Republik jederzeit vom Vertrag zurücktreten kann, sofern der Firma Eurofighter sämtliche bis zu diesem Zeitpunkt erbrachten Leistungen bezahlt und entstandene Kosten ersetzt werden?

10. Wie hoch wären momentan die Zahlungsfolgen bei einem sofortigen Rücktritt vom Eurofighter-Kaufvertrag und in welcher Form nimmt die Republik Österreich und Sie als Bundeskanzler dieser Republik ihre Schadenminderungspflicht wahr, in dem Sie die Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH von den Ausstiegswünschen der Bevölkerungsmehr­heit und somit einer zukünftigen Bundesregierung in Kenntnis setzen?

In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 2 GOG dring­lich zu behandeln.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Anfragesteller das Wort erteile, gebe ich noch bekannt, dass für die Präsidialkonferenz für die Zeit von 15 Uhr bis 17 Uhr, die vom ORF übertragen wird, folgende Redeordnung festgelegt wurde: der Antragsteller für die Begründung der Dringlichen Anfrage 15 Minuten, das befragte Regierungsmit­glied, also der Bundeskanzler ebenfalls 15 Minuten, anschließend je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 8 Minuten, sodann die Wortmeldung des Herrn Bundesministers für Landesverteidigung mit 8 Minuten, weiters je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 5 Mi­nuten und eine weitere Runde von Wortmeldungen pro Fraktion mit 5 Minuten.

Vor Beginn der letzten Runde wird die allenfalls verbleibende Redezeit von der den Vorsitz führenden Präsidentin gleichmäßig auf die Fraktionen in der Weise verteilt, dass alle Fraktionen gleichmäßig zu Wort kommen.

Weiters besteht darüber Einvernehmen, dass tatsächliche Berichtigungen und Wort­meldungen zur Geschäftsbehandlung nach der Fernsehzeit aufgerufen werden.

Über diese Redeordnung entscheidet das Hohe Haus.

Ich bitte jene Damen und Herren, die mit diesem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Die Zustimmung wird einstimmig erteilt.

Wir gehen daher so vor.

Ich erteile nunmehr dem Anfrage stellenden Abgeordneten, Herrn Dr. Gusenbauer, das Wort zur Begründung der Anfrage. Ihre Redezeit beträgt 15 Minuten. – Bitte.

 


15.03

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! – Ah! Der Herr Finanzminister ist auch im Haus! Hohes Haus! Wieso bewegen die Abfangjäger respektive Kampfflugzeuge nach wie vor die Gemüter der österreichischen Bevölkerung? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Es handelt sich dabei nach dem vorliegenden Bericht des Rechnungshofes um Anschaf­fungskosten inklusive Wartung und Erhaltung für die gesamte Betriebsdauer um eine Ausgabe von 5,63 Milliarden €!


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Meine Damen und Herren, das ist die größte Einzelausgabe in der Geschichte unseres Landes! Und nur damit man sich ein klares Bild von dem macht, was vergleichsweise ausgegeben wird: 5,63 Milliarden € ist zum Beispiel fast 2 Milliarden mehr als die jähr­lichen Ausgaben für die Infrastruktur. 5,63 Milliarden € sind im Übrigen sogar mehr als die unsozialen Belastungsmaßnahmen der Regierung zwischen den Jahren 2000 und 2004, denn diese lagen in einer Größenordnung von 4,93 Milliarden €.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wissen Sie, wie viel die Republik Österreich überhaupt pro Jahr für die Landesverteidigung ausgibt? – Wir geben pro Jahr für die Landesverteidigung 1,76 Milliarden € aus. (Abg. Murauer: Mit oder ohne Flieger?) Das heißt, die Ausgaben für diese Kampfflugzeuge sind höher als das dreifache Landes­verteidigungsbudget eines Landes.

Daher ist es kein Wunder, dass der Ankauf der Kampfflugzeuge die österreichische Bevölkerung nach wie vor bewegt, vor allem auch deswegen, weil bei vielen anderen Fragen die Bundesregierung immer sagt: Dafür haben wir kein Geld.

Bessere Schulen? – Kein Geld im Budget! Bessere Forschung und Entwicklung? – Nicht mehr Geld im Budget! Kampf gegen die Arbeitslosigkeit? – Nicht mehr Geld im Budget! Bei allen wesentlichen Fragen der österreichischen Bevölkerung sagt die Bun­desregierung: Dafür haben wir nicht genügend Geld. Für die Abfangjäger aber gibt es 5,63 Milliarden €! (Abg. Scheibner: Was ist das?)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Öffentlichkeit stellt sich daher die Frage: Warum gibt es für all das kein Geld oder nur wenig Geld? Und: Warum sind dieser Bundesregierung und dem Bundeskanzler gerade diese Abfangjäger so heilig?

Das Mindeste, was man dazu sagen kann, ist: Hier wurden die falschen Prioritäten ge­setzt. Österreich hat wirklich Wichtigeres zu tun, als diese Kampfflugzeuge zu kaufen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn Sie sich aber schon dazu entschlossen haben, diesen falschen Schritt zu tun, dann ist es, glaube ich, richtig und auch berechtigt, dass dieser größte Beschaffungs­vorgang in der Geschichte mit größtmöglicher Transparenz und Klarheit abgewickelt wird, denn: Wo sonst sollte man genauer hinschauen als in einem Fall, wo es um 5,63 Milliarden € geht? Da ist ganz besondere Aufmerksamkeit und Transparenz ge­fragt.

Genau das ist auch der Grund dafür, dass wir uns heute auf Basis des Wahrneh­mungsberichtes des Rechnungshofes mit dieser Frage beschäftigen. Die Öffentlichkeit hat nämlich ein Recht darauf, dass Licht ins Dunkel gebracht wird und die vielen un­aufgeklärten Widersprüche des Ankaufs dieser Kampfflugzeuge endlich aufgeklärt werden, denn das ist in der Tat eines der dunkelsten Kapitel in der österreichischen Beschaffungsgeschichte. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und da stellt sich schon auch die Frage, warum die Regierung einen Beitrag zur Ver­dunkelung und nicht zur Aufklärung leistet, denn die Liste der Unwahrheiten in diesem Zusammenhang ist beträchtlich. Ich erinnere nur daran, dass Herr Bundeskanzler Schüssel im Jahr 2002 gesagt hat, die Abfangjägerbeschaffung werde höchst profes­sionell durch eine Wirtschaftsplattform durchgeführt und von dieser auch selbst finan­ziert. (Abg. Gradwohl: Hört, hört!)

Und was ist die Wahrheit? – Wirtschaftsminister Bartenstein zwei Jahre danach zum Thema Wirtschaftsplattform: Ist nicht vorgesehen! Und der frühere Rechnungshof­präsident Fiedler meinte zu Schüssels Ankündigung, eine Wirtschaftsplattform werde die Abfangjäger mitfinanzieren, trocken: bezüglich dieser Plattform sei ihm bisher noch nichts untergekommen.


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107. Sitzung / Seite 20

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ankündigung des Bundeskanzlers – und Wahrheit. Ankündigung: Finanzierung durch eine Wirtschaftsplattform – und Wahrheit, festgestellt durch den Rechnungshofpräsidenten: keinerlei Mitfinanzierung durch eine Wirtschaftsplattform!

Und daher, Herr Bundeskanzler, stellt sich doch folgende Frage: Wer profitiert in Öster­reich davon, dass die von Ihnen in Aussicht gestellte Wirtschaftsplattform nicht zu Stande kam? Wer profitiert tatsächlich in diesem Land davon, wenn bis heute die Ge­gengeschäfte nicht dargestellt werden können? Und sind Sie nicht auch der Auffas­sung, dass hier dringend untersucht werden muss, wenn es diese Wirtschaftsplattform nicht gibt, warum es diese nicht gibt? Auf Basis welcher Zusagen haben Sie Ihre Ankündigungen getätigt? Und warum wurde diese Ankündigung nicht in die Realität umgesetzt?

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es stellt sich aber auch eine Reihe von militärischen Fragen in diesem Zusammenhang. Sie, Herr Bundeskanzler, haben uns gesagt, wir müssen diese teuersten Kampfjets kaufen, weil wir sie für die Luftraum­überwachung brauchen. Weil wir sie für die Luftraumüberwachung brauchen! (Abg. Murauer: Richtig!)

Dazu stellt der Rechnungshof in seinem Bericht fest, eine durchgehende Einsatzbereit­schaft der Luftüberwachung sei nicht sichergestellt, es werde die Luftaufklärung derzeit nicht wahrgenommen. (Abg. Scheibner: Wie macht man eine Luftaufklärung, Herr Kol­lege? Wie macht man sie?)

Darüber hinaus stellt der Rechnungshof fest, die Effizienz des Fluggeräts könne nicht in vollem Umfang genützt werden, die Luftraumüberwachung sei nur eingeschränkt möglich.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Hauptargument war, dass es um die Luftraumüberwachung geht, und der Rechnungshof stellt fest, dass bei einer Investition von 5,63 Milliarden € am Ende nicht einmal das sichergestellt ist!

Und daher erneut die Frage, meine Damen und Herren: Wer profitiert davon? – Die Luftraumüberwachung offensichtlich nicht, Herr Bundeskanzler! Sollten wir nicht unter­suchen, wer von dieser Riesen-Ausgabe von 5,63 Milliarden € profitiert, wenn der Rechnungshof selbst sagt, die Luftraumüberwachung sei dadurch nicht sichergestellt?

Es stellt sich darüber hinaus eine zusätzliche Frage. Es haben alle Staaten – außer den vier Erzeugerstaaten – diese Eurofighter abbestellt – abbestellt! Nach vielen anderen hat Griechenland vor wenigen Wochen abbestellt, und diese Woche, wie man nachlesen kann, auch Singapur. Und wie die „Financial Times“ feststellt, ist neben den vier Erzeugerstaaten das einzige Land, das einen Auftrag für die Eurofighter gegeben hat, Österreich!

Das heißt, in anderen Staaten wird offensichtlich an der technischen Qualifikation gezweifelt, in anderen Staaten wird am Preis gezweifelt, und diese Staaten ziehen sich zurück. Herr Bundeskanzler, wieso haben Sie sich als einziger Regierungschef – außer den vier Betreiberstaaten – dazu entschieden, diese sündteuren Kampfjets zu kaufen, die nicht einmal imstande sind, die Luftraumüberwachung umfassend wahrzunehmen? (Abg. Mag. Molterer: Wer sind die vier Staaten?)

Meine Damen und Herren! Das muss untersucht werden, denn hier gibt es offensicht­lich Unaufgeklärtes (Abg. Murauer: Hoffentlich glauben Sie es nicht selber, Herr Gusenbauer!), und die Bevölkerung hat ein Recht, alles zu erfahren, wenn es um eine so gigantische Ausgabe geht! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)


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107. Sitzung / Seite 21

Herr Bundeskanzler! Sie haben hier im Hohen Haus erklärt, die Anschaffung dieser Eurofighter sei nicht nur aus Gründen der Luftraumüberwachung notwendig, sondern auch deswegen, weil Österreich an internationalen Einsätzen teilnehmen solle. In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt – auch nach dem Bericht des Rechnungshofes, aber schon davor –, dass nicht einmal theoretisch mit diesen Eurofightern eine Teil­nahmemöglichkeit an internationalen Einsätzen gegeben ist. (Abg. Scheibner: Wollen Sie das?) Man kann immer darüber reden, ob sie sinnvoll sind oder nicht, aber Sie haben gesagt: Wir brauchen diese Eurofighter, damit wir teilnehmen können! (Abg. Scheibner: Wollen Sie das? Was meinen Sie?) – Wahr ist, es besteht nicht einmal die theoretische Möglichkeit zur Teilnahme – und das für 5,63 Milliarden €!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es stellt sich erneut die Frage: Wer profitiert davon in Österreich? Wer profitiert in Österreich von dieser Ausgabe in Höhe von 5,63 Milliarden €? – Nicht die Luftraumüberwachung – Österreich hat ja nicht einmal die Möglichkeit, an internationalen Einsätzen beteiligt zu sein –, nicht die österrei­chische Wirtschaft, nicht die österreichische Technologie! Herr Bundeskanzler, daher muss aufgeklärt werden: Für wen geben die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler 5,63 Milliarden € aus?

Es ist unerträglich, dass immer wieder, vom Anfang bis zum Ende in dieser Abfang­jäger-Geschichte, mit Unwahrheiten operiert wird, dass man immer wieder versucht, Tatsachen zu verschleiern. Herr Bundeskanzler! Die Zeit ist gekommen, zu der die Wahrheit ans Licht kommen muss – die Bevölkerung hat ein Recht darauf! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Im Übrigen stellt sich auch, was den Vertragsabschluss betrifft, eine Reihe von Fragen. Wieso verzichtet zum Beispiel Österreich darauf, zu sagen: Wenn diese Abfangjäger technische Mängel haben, dann treten wir vom Ankauf zurück und die Betreiber haben die Haftung zu tragen!? – Was im Übrigen das Normalste bei jedem Beschaffungs­vorgang wäre. – Nein! Der Herr Bundeskanzler hat einen Vertrag gemacht, bei dem Österreich, selbst wenn es technische Mängel gibt, weiter die Raten für den Ankauf dieser Kampfflugzeuge zahlen muss!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die österreichische Bevölkerung wird auch dann zahlen, wenn diese Kampfflugzeuge nicht einsatzfähig sind – das heißt, wenn nicht einmal das Minimum, das der Rechnungshof an Funktionsfähigkeit festgestellt hat, eintreten kann! Es kann doch nicht Ihr Ernst sein, 5,63 Milliarden € auszugeben, ohne der österreichischen Bevölkerung die Gewissheit geben zu können, dass diese Flugzeuge überhaupt einsatzfähig sind! Das Geld so beim Fenster hinauszuwerfen, das ist ein unverantwortlicher Umgang mit den österreichischen Steuergeldern! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und was einen auch stutzig macht, Herr Bundeskanzler: Sie reden immer von den Gegengeschäften. Dann wird bei den Gegengeschäften vereinbart, wenn diese nicht stattfinden, dann soll ein Pönale gezahlt werden. Ursprünglich waren das 10 Prozent, aber im Vertrag spricht man nur mehr von 5 Prozent Pönale. Das heißt, man hat den Verkäufern der Eurofighter einen Diskont gegeben, wenn sie ihre Zusagen in Bezug auf die Gegengeschäfte nicht erfüllen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren: Was halten Sie von einem Vertragspartner, wo das Pönale in Bezug auf die Nichteinhaltung von Gegengeschäften reduziert wird? Das war offensichtlich ein wichtiger Punkt bei den Verhandlungen. Man hat also schon bei den Verhandlungen gewusst: Die werden ihre Zusagen in Bezug auf die Gegen­geschäfte und auf die Sicherung österreichischer Arbeitsplätze nicht einhalten!

Und da stelle ich die Frage: Was bleibt dann noch übrig von der These, dass diese Ab­fangjäger in Wirklichkeit für die österreichische Wirtschaft und die Arbeitsplätze gekauft


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werden? – Nichts bleibt übrig, weil hier erneut der Bevölkerung die Unwahrheit gesagt wurde – und das ist nicht in Ordnung! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist dringend an der Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen. Es ist dringend an der Zeit (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), dass dieser Vorgang unter Wahrheits­pflicht in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss untersucht wird, denn 5,63 Milliarden € aus den Taschen der Österreicherinnen und Österreicher sind in der Tat zu wertvoll, als dass damit so umgegangen wird, wie Sie das beim Kauf dieser Kampfflugzeuge tun. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.18

Ankündigung eines Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Herrn Bundeskanzler das Wort erteile, gebe ich bekannt: Die Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen haben gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt, einen Untersuchungsaus­schuss hinsichtlich der Beschaffung von Kampfflugzeugen einzusetzen.

Die Durchführung einer Debatte hierüber wurde nicht verlangt. Es liegt jedoch ein ausreichend unterstütztes Verlangen auf namentliche Abstimmung vor.

*****

Nunmehr erteile ich dem Herrn Bundeskanzler das Wort. Seine Redezeit beträgt 15 Mi­nuten. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


15.19.15

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Was die SPÖ dazu gebracht hat, ausgerechnet am Gründungstag der Republik, der ja bekanntlich nur deswegen möglich geworden ist, weil irgendjemand Hitler-Deutschland militärisch besiegt hat, dieses Thema der militärischen Luftraumverteidigung auf die Tagesordnung zu setzen, verstehe jemand anderer – ich verstehe es nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusen­bauer: Das war die Präsidiale!)

Zweitens: Wenn Sie schon Zahlen heranziehen, dann bleiben wir doch auf dem Boden! 30 Jahre Längsvergleich zu nehmen, eine Sicherheitsinvestition für 30 Jahre mit einer Einmalinvestition in einem Jahr oder mit laufenden Kosten für ein Jahr zu vergleichen, so einen Vergleich habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört.

Wenn wir schon so etwas machen, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dann sagen wir die Wahrheit: 2 Milliarden € – nicht einmal – kostet der Kauf, 50 Millionen der Betrieb, mal 30 Jahre, das sind nicht 5,3 – nachrechnen! –, sondern das sind 3,5 Milliarden €. Und allein die Bundesbahn kostet den Steuerzahler jedes Jahr 4 Milliarden €! – Das ist der korrekte Vergleich. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Witt­mann: Die Bundesbahn brauchen wir! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Aber die einzig entscheidende ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald und weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich weiß schon, dass Sie das ärgert, aber das ist eben so! Lassen Sie mich argumentieren – Sie haben nachher das Rederecht.

Die wichtigste Frage, meine Damen und Herren, ist ja nicht: Welche Type von Flug­zeug soll unseren Luftraum überwachen? Sind es 18, 20 oder 24 Flugzeuge? Welche Laufzeit, welche Finanzierungsvariante wählen wir? (Abg. Dr. Wittmann: Die Bundes-


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bahn brauchen wir für diese Volkswirtschaft!), sondern die entscheidende Frage ist – und das haben frühere sozialdemokratische Bundeskanzler gewusst –: Ist Österreich verpflichtet, auf Grund seiner Verfassung, auf Grund unseres Neutralitätsgesetzes zu Land und auch in der Luft seine Bevölkerung zu schützen? – Das ist allein die ent­scheidende Frage. (Abg. Gaál: Und da brauchen wir die Eurofighter?)

Und ob mir das passt oder nicht, ob das populär ist oder nicht: Solange ich kann, werde ich den Eid auf die Verfassung, dass ich das einhalten werde, auch einhalten – selbst gegen den Widerstand der Opposition! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen sowie Bravorufe bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Sie haben gesagt, Sie wollen „Licht ins Dunkel“ bringen, Herr Abgeordneter Gusenbauer. (Abg. Heinzl: Packt zusammen!) Ich würde sagen: „Nachbar in Not“, Alfred Gusenbauer, mit Ihrer Argumentation. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Mag. Muttonen: War das ein Scherz? – Abg. Silhavy: Das Niveau wird immer tiefer! – Zwischenruf des Abg. Dr. Gusenbauer.)

Denn: Eine Armee der Republik muss eine Ausrüstung haben, die nach allgemeiner Auffassung benötigt wird, um die Neutralitätspolitik glaubwürdig darzustellen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, entsprechende Warnungen zu demonstrieren, wenn der österreichische Luftraum verletzt würde. Nichts wäre gefährlicher, als wenn ein neutra­ler Staat zum militärischen Freiwild nichtneutraler Staaten erklärt werden würde. – Ein großartiger Satz! Wissen Sie, von wem er stammt? – Von einem Ihrer Vorgänger, von Bruno Kreisky.

Nichts anderes führen wir hier durch. Dazu stehen wir! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Wittmann: Lernen Sie Geschichte! – Abg. Krainer: Wer waren die Nachbarn damals?)

Ich kenne überhaupt keinen ernst zu nehmenden Verfassungsrechtler, der nicht diese Frage: Ist Österreich verpflichtet, seinen Luftraum zu überwachen?, mit ja beantwortet, ob das ein Ermacora, ein Verdross, ein Öhlinger, ein Mayer, ein Zemanek – wer immer – ist. Suchen Sie die bekanntesten und profiliertesten Verfassungsrechtler: Nie­mand sagt Ihnen, Österreich brauche seinen Luftraum für die österreichischen Bürger nicht zu schützen.

Daher ist die einzige Frage – und die nehme ich ernst – die Sorge: Können wir mit 18 Eurofightern, einem Flugzeug der modernsten Generation, diese Sicherheit garan­tieren? – Das ist eine berechtigte Frage.

Dazu sage ich Ihnen ganz offen: Diese Sorge scheint mir deswegen ein bisschen rela­tiv zu sein ... – Das ist auch die Kritik des Rechnungshofes: Der Rechnungshof sagt, eigentlich wäre es gescheiter gewesen, bei den 24 zu bleiben. (Abg. Mag. Molterer – in Richtung SPÖ –: Was hätten Sie dann gesagt?) Und ich sage dazu sehr offen: Ja, das war eine politische Entscheidung – zu der ich stehe, für die ich auch die Verant­wortung übernehme – nach langer Abwägung. Herbert Scheibner ist mein Zeuge, er war damals Verteidigungsminister. Er hat sich mit dieser Entscheidung nicht leicht getan. Und es ist wahr, dass wir damit die Möglichkeit zu internationalen Lufteinsätzen reduzieren müssen.

Das ist aber genau das, was übrigens Sie immer kritisiert haben, so etwa Wehrspre­cher Gaál hier im Parlament im Jahr 2002: Wir wollen diese internationalen Einsätze nicht! – Sie haben uns unterstellt, dass wir den Eurofighter nur deswegen kaufen, um an solchen Einsätzen teilzunehmen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Dr. Kräuter und Gradwohl.)


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Es ist wahr, mit der Reduktion werden wir da bescheidener auftreten müssen. Aber das ist, bitte, eine Sache, die die Öffentlichkeit weiß; dazu bedarf es jetzt nicht einer „Aufdecker-Aktion“. Das habe ich öffentlich hier im Parlament anlässlich der Hochwas­serkatastrophe so gesagt. (Abg. Dr. Kräuter: ...! Zu teuer sind die Flieger, Herr Bun­deskanzler!)

Und die Sorge ist deswegen relativ, Herr Abgeordneter Gusenbauer und liebe SPÖ-Fraktion: Heute haben wir elf einsatzfähige Draken. Jetzt muss mir einer einmal erklä­ren, wie elf einsatzfähige Draken, die drei Generationen vor dem Eurofighter gebaut worden sind, den Luftraum und die Luftraumüberwachung sicherer machen als 18 modernste Eurofighter! (Abg. Mag. Johann Moser: Das hat ja keiner behauptet!) – Das kann mir beim besten Willen niemand erklären. Daher glaube ich, dass man dieser Sorge – die ich sehr ernst nehme – mit unserer Entscheidung glaubhaft entgegentreten kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Meine Damen und Herren, seien Sie doch ehrlich! Was haben Sie nicht alles schon behauptet in der Diskussion um den Eurofighter: Er kann nicht fliegen. Er kann nicht fliegen, wenn es kalt ist. Er kann nicht schießen. Er ist nicht wirklich einsatzfähig. (Abg. Heinzl: Aber fotografieren kann er!)

Jetzt hat es, bitte, Tests vor der internationalen Presse gegeben, bei denen man bewiesen hat, dass man bei minus 10 Grad – in Finnland, in Schweden – gestartet ist. Man hat vor der internationalen Presse bewiesen, dass dieses Gerät sehr wohl flug­tauglich ist. Die amerikanische Konkurrenz, der Luftwaffenchef hat bestätigt – er ist das Gerät selbst geflogen –: Das ist das beste Flugzeug, in dem er je gesessen ist. (Iro­nische Heiterkeit des Abg. Dr. Gusenbauer. – Abg. Dr. Gusenbauer: Wieso bestellen es dann alle ab?)

Aber wenn Sie denen nicht glauben, dann frage ich Sie, meine Damen und Herren von der Opposition: Warum kauft eigentlich die rot-grüne Regierung in Berlin so ein „Klum­pert“? (Abg. Dr. Gusenbauer: Weil sie es produziert haben!) 180 Flieger – das sind genau zehnmal mehr, als wir kaufen. Erklären Sie mir einmal diesen Widerspruch! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Weil sie es produziert haben!)

Ich darf Ihnen eine ganz ehrliche Antwort geben: Ich glaube, Kanzler Schröder und Vizekanzler Joseph Martin Fischer sind hier einfach verantwortungsbewusster als Sie. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Noch etwas sage ich Ihnen: Tatsache ist, dass in Wirklichkeit Alfred Gusenbauer und Josef Cap immer schon gegen die Anschaffung von Abwehrflugzeugen gewesen sind – immer schon. Sie haben den Kampf vor 20 Jahren im SPÖ-Parteivorstand verloren. (Abg. Silhavy: Jetzt wird es lächerlich!) Damals war übrigens Zentralsekretär Schieder derjenige, der massiv aufgetreten ist, und Kanzler Sinowatz hat sich letztlich mit einer beeindruckenden Mehrheit – ich sage: Gott sei Dank! – durchgesetzt. (Abg. Dr. Gusenbauer: Gegen die ÖVP! Gegen die ÖVP!)

Denn eines ist klar: Hätte Sinowatz damals nicht diese Flugzeuge gekauft, dann wären wir in der Jugoslawien-Krise ziemlich schlecht dagestanden, denn damals hat es Luft­raumverletzungen bis hinein nach Graz, bis zum Thalerhof gegeben. Das konnte und kann niemand verantworten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Gradwohl: Das waren Saab 105! Das hat mit einem Draken gar nichts zu tun!)

Der Rechnungshof hat dreimal – zum Teil übrigens auf Ihren Wunsch (Abg. Dr. Gu­senbauer: Eben!) – die Dinge genau untersucht.


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Der erste Vorwurf war, die Auswahl sei manipuliert gewesen. Wenn Sie den Rech­nungshofbericht zur Hand nehmen, dann finden Sie darin Folgendes – und das sollte man auch der Öffentlichkeit gegenüber noch einmal ganz klar beweisen –:

Der Eurofighter wurde unter Zugrundelegung der Maßstäbe des Verteidigungsministe­riums zu Recht als Bestbieter ermittelt.

Ihre Angriffe sind damit völlig zusammengebrochen, meine Damen und Herren von der Opposition! Und das soll die Öffentlichkeit wissen, heute und hier. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Zweiter Vorwurf: Durch die Veränderung in der Finanzierung von 18 auf zehn Halbjah­resraten sei ein Bietersturz eingetreten, und hätte man das neu bewertet, dann wäre ein anderes Gerät zum Zug gekommen. Dazu der Rechnungshof wörtlich:

Sowohl bei den 18 Halbjahresraten als auch bei der zehn Halbjahresraten-Variante war der Eurofighter Bestbieter. (Abg. Dr. Matznetter: Und bei Sofortzahlung? Bei normaler Zahlung?)

Es ist keine Änderung in der Bieterreihung eingetreten. Nehmen Sie das zur Kenntnis! Damit kann sich die Öffentlichkeit auch sicher sein, dass hier mit großem Fingerspit­zengefühl und großer Verantwortung vorgegangen wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Nun zur Beantwortung der Fragen.

Frage 1 beantworte ich wie folgt:

Ihre These, das Gerät koste 2,167 Milliarden €, ist falsch. Das war der Verhandlungs­stand im September 2002. Der endgültige Kaufpreis lautet: 1,959 Milliarden €. Dieser Wert steht übrigens im Rechnungshofbericht – ich verweise auf Seite 3.

Zur Frage 2:

Die Lösung mit 18 Eurofightern gibt die Möglichkeit einer angemessenen Reaktion bei Tag, bei Nacht, bei jeder Witterung. Sollten sich sicherheitspolitische Rahmenbedin­gungen ändern, dann wird natürlich eine neuerliche Beurteilung einzuleiten sein. Wir haben damit ein höchstentwickeltes Flugzeug, das mindestens um 500 Prozent über dem heutigen Leistungsstand des Draken steht. Ein großartiges Gerät, auf das auch Österreich stolz sein kann, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Zur Frage 3:

Die genannten Forderungen waren Bedingung der qualifizierten Anbotlegung. Die tat­sächliche Leistung wurde dann natürlich im Rahmen des Verhandlungsteiles festge­legt.

Zur Frage 4:

Die Berechnung der Lebenslaufkosten ist nach internationalem Standard durchgeführt worden, alle Kostenkomponenten für den Betrieb und die Unterstützungsleistungen sind darin enthalten: maximal jährlich 50 Millionen €. (Abg. Mag. Kogler: Das ist ja ein einziger Schwindel! Das ist ein Schwindel!)

Zur Frage 5:

Bis zur Typenentscheidung war nicht der Preis das alleinige Kriterium. Wir kaufen ja nicht im Supermarkt um so und so viel Euro ein, sondern wir kaufen ja ein best­mögliches Gerät, das unseren Bedingungen und Bedürfnissen entspricht: Die Technik spielt eine Rolle, ein europäisches System, der Zugang zu neuen Techniken, und am


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Ende der Entscheidungskette natürlich auch die Qualität der wirtschaftlichen Gegenge­schäfte. Und dann hat man sich auch im Verhandlungsprozess auf eine Betragsgrenze geeinigt. Ich unterstütze hier voll den Finanzminister, der dies gemacht hat.

Zur Frage 6, betreffend Pönaleregelung:

Dazu ist korrekt zu sagen, dass letztlich ein anderes System gewählt wurde. Es sind zwei so genannte Meilensteine mit Pönale eingerichtet worden, 2004 und 2011. Die Meilensteine stellen eine zügige Abwicklung der Gegengeschäfte für Österreich sicher.

Und jetzt sage ich Ihnen eines: Sie sorgen sich offensichtlich, dass das ... (Ruf bei der SPÖ: Mühlstein! – Gegenruf bei der ÖVP: Sei still!) – Bitte! Also jetzt erkläre ich Ihnen, was der „Mühlstein“ ist: Wir haben ausgemacht, 15 Jahre hat EADS Zeit, um die Ge­gengeschäfte in Höhe von 4 Milliarden € hereinzubringen. – Sie sorgen sich offenbar, dass das am Ende dieser Laufzeit nicht möglich sein wird. (Abg. Dr. Kräuter: Was ist mit der Transparenz, mit der versprochenen?)

Wahr ist, dass wir nach eineinhalb Jahren bereits über 1,6 Milliarden € an Gegen­geschäften eingebracht haben. (Rufe bei der SPÖ und den Grünen: Wo? Wo?) Das ist weit mehr, als ursprünglich angenommen und erhofft wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Verehrte Freunde von der Opposition! Haben Sie vielleicht im Fernsehen gesehen, dass der neue Airbus gestartet ist? (Abg. Mag. Johann Moser: Der ist sowieso ...!) Alleine in diesem Airbus stecken vertraglich vereinbarte Gegengeschäfte (weitere Zwischenrufe bei der SPÖ) bis zum Jahr 2020 von 1 Milliarde € für die österreichische Industrie und für Tausende österreichische Arbeitsplätze. Mit Ihrer Politik des Njet hätte das überhaupt nie stattgefunden! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Johann Moser: Das ist ein normales Geschäft! Das wäre sowieso passiert!)

Zur Frage 7:

Die Ressorts Verteidigung und Finanzen haben nach bestem Gewissen die Verhand­lungen geführt. Am Anfang hat die Firma Eurofighter eine Verzinsung von 7,5 Prozent angeboten. Dieser Zinssatz ist in den Verhandlungen auf 4,5 Prozent reduziert worden! Also bei allem Verständnis für legitime Kritik von Seiten der Opposition – es ist ja Ihre Aufgabe, dies zu tun –: Allein damit hat sich der Kaufpreis um 100 Millionen € reduziert! Sie sollten, bitte, den Verhandlungsführern auf österreichischer Seite Rosen­blätter streuen (ironische Heiterkeit bei der SPÖ) dafür, allein durch die Zinsreduktion 100 Millionen € eingespart zu haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Sie kritisieren den so genannten Einredeverzicht – das ist sehr technisch. Mein Gegen­argument dazu ist: Genau das Gleiche haben Gerhard Schröder und der deutsche Verteidigungsminister Struck gemacht, weil man dafür natürlich ein wesentlich günsti­geres Gesamtkonzept durchsetzen konnte.

Zur Frage 8:

Was die angesprochene Haftungsbeschränkung betrifft, so muss ich Sie wiederum korrigieren – da sollten Sie einfach die Vertragstexte genauer studieren –: Das ist nicht die Haftung für fehlerhafte Vertragsleistungen, sondern das ist eine Schadensleistung, die dann fällig wird, wenn das Luftfahrzeug in irgendeiner Weise abstürzen und dadurch Schaden erzeugen sollte. Selbstverständlich muss die Firma Eurofighter GesmbH eine fehlerfreie Lieferung im vollen Vertragsumfang garantieren, und die be­auftragten Minister haben daher ebenfalls voll im Rahmen ihrer Ministerverantwortung gehandelt.

Frage 9 beantworte ich mit ja.


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Zur Frage 10:

Daran ist nicht gedacht.

(Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

15.34

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gehen nun in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Cap. Seine Redezeit beträgt 8 Minu­ten. – Bitte.

 


15.34.40

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Bundeskanzler! Heute waren Sie nicht sehr professionell vorbereitet, das muss ich Ihnen sagen! (Beifall bei der SPÖ. – Lebhafte ironische Heiterkeit bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner. – Abg. Neudeck: Aber trotzdem besser als Sie, wenn Sie vorbereitet sind!)

Ich verweise nur etwa auf Ihr Beispiel betreffend die Jugoslawien-Krise: Da hätten Sie die ganze Geschichte erzählen sollen! Da hat sich eine jugoslawische MIG bis Graz-Thalerhof verirrt, und dann ist durch Zufall eine Saab 105 OE auf einem Überstellungs­flug Richtung Graz-Thalerhof unterwegs gewesen. Der Pilot schaut aus der Kabine heraus, traut seinen Augen nicht und sieht diese MIG. – Das war die wirkliche Situation (ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP – Abg. Ellmauer schüttelt den Kopf), die Sie hier so dargestellt haben, als ob da eine kampfbereite österreichische Luftflotte unterwegs gewesen wäre. Schlecht vorbereitet, sehr unprofessionell, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Neudeck: Aber Ihr Flie­ger hätte auch nicht zufällig oben sein können!)

Zweiter Punkt, Herr Bundeskanzler – wieder: sehr unprofessionell! –: Wenn Sie hier von Schröder und Fischer und den Eurofightern sprechen, dann erinnere ich daran: Die Eurofighter-Geschichte ist eine viel längere. Der Gründungszeitpunkt war in Wirklich­keit unter Helmut Kohl. Der gab nämlich den „Jäger 90“ in Auftrag. Über dieses Flug­zeug wurde dann jahrelang herumgestritten, und aus diesem ganzen Kuddelmuddel ist dann der Eurofighter geworden. Eigentlich ist dieses Flugzeug eine Art Bastlerhit, denn man hat ja von Anfang an nicht gewusst, was am Schluss herauskommen soll. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Hornek: Das ist ja lächerlich!)

Wenn Sie jetzt sagen, Schröder und Fischer kaufen dieses Flugzeug, weil das so ein tolles Flugzeug ist (Abg. Gaál: Das gibt’s ja noch gar nicht!), dann muss ich Ihnen sagen – erstens einmal gibt es dieses Flugzeug für uns ja noch gar nicht; das müssen wir dazu noch vorausschicken (Zwischenbemerkung von der Regierungsbank: Oja!) –: Das sind die Herstellerländer! Na wer sonst, wenn nicht die, die es herstellen, wird dieses Flugzeug kaufen! – Das hätten Sie dazusagen sollen. Oder Sie haben es nicht gewusst. Also Sie waren sehr mangelhaft vorbereitet, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei der SPÖ.)

Nächster Punkt – das ist ja wohl das Beste! –: Sie sagen, von 24 auf 18 sind Sie des­wegen runtergegangen, weil Sie auf die Opposition gehört haben, die gesagt hat, wir wollen keine internationalen Einsätze, und mit 18 Flugzeugen können wir keine inter­nationalen Einsätze mehr machen.

Ich habe eine andere Bezeichnung dafür: Kostenfeigheit! Sie wollten sich einfach nicht hinstellen und sagen, was 24 Eurofighter wirklich kosten. Erinnern Sie sich doch: Die „Presse“ – wirklich kein linkes Kampfblatt – hat Sie damals aufgeblattelt! Diese schrieb kritisch, in Auseinandersetzung mit Ihrer ersten Zahl: 1,7 Milliarden € kosten die Flug­zeuge. Das war, Herr ehemaliger Verteidigungsminister Scheibner, das nackte Flug­zeug, das wirklich splitterfasernackte Flugzeug. Dann hat sich herausgestellt: Wenn wir


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aber ein bissel das dazunehmen, was wir brauchen, dann betragen die Kosten 2,1 Mil­liarden. Jetzt sagt übrigens der Rechnungshof, es kommen noch einmal 423 Millio­nen € dazu.

Was ist eigentlich der wirkliche Preis dieses Flugzeugs? – Das können Sie uns nämlich bis heute nicht sagen. Sie haben das heute hier nicht sagen können! Also: Entweder wissen Sie es nicht – dann: fahrlässig, katastrophaler Ministerrat, schlecht vorberei­tet! –, oder Sie wissen es, oder Sie haben es vergessen. Auf alle Fälle ist es unprofes­sionell, Herr Bundeskanzler, das muss man feststellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Nächster Punkt – das ist ja fast schon eine Frage an den in letzter Zeit etwas ge­schwächt und blass wirkenden Finanzminister –: Wieso, Herr Finanzminister, waren Sie ursprünglich überhaupt gegen jede Art von Flugzeug – und dann plötzlich für das teuerste? Können Sie uns das irgendwann einmal erklären? Wann kam dieser Licht­strahl auf Sie zu, wo Sie gesagt haben: Ui, jetzt ist die Erkenntnis da: wir brauchen dieses teure Flugzeug!?

Worum Sie sich nämlich auch herumdrücken, ist Folgendes: Wenn Sie sagen, wir brauchen ein Überwachungsflugzeug, dann sollte das ja auch von den Möglichkeiten her ein Überwachungsflugzeug oder ein „Luftfotoflugzeug“ sein. Sie haben aber ein modernes Kampfflugzeug für kriegerische Einsätze gekauft. Bitte erklären Sie uns, warum! Warum mehr zahlen für ein Flugzeug, das von den Möglichkeiten her mit den Anforderungen, die Sie beschreiben, nicht übereinstimmt? Sie bemühen sogar noch die Verfassung und tun dann in Ihrer Wortmeldung so, als ob Sie den Eid auf die Ver­fassung leisten, die Opposition aber dagegen Widerstand leisten würde und eigentlich gegen die Verfassung wäre. – Das ist ja ungeheuerlich, was Sie da vorhin gesagt haben, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es wird ja noch bunter. Bunter ist, wenn Sie versuchen, hier diese kriegerischen Kampfflugzeuge gegen die Österreichischen Bundesbahnen auszuspielen – als ob mit diesen 18 Flugzeugen im Jahr Hunderttausende Österreicher transportiert werden könnten. (Heiterkeit des Abg. Dr. Gusenbauer.) Das ist ja unfassbar!

Die Österreichischen Bundesbahnen haben bitte eine soziale Aufgabe: Sie bringen die Österreicherinnen und Österreicher zur Arbeit, zu ihren Bekannten, sie transportieren sie durch das Land, also eine wirklich sinnvolle Infrastruktureinrichtung. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Und Sie stellen sich hierher und behaupten, die Bundesbahnen kosten im Jahr so viel, aber, schaut her – seine Zahlen, nicht die unseren, nicht die realen Zahlen –, diese kriegerischen Kampfflugzeuge kosten mehr! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Das ist ja fern jeder Seriosität! (Ruf bei der ÖVP: Eine schwache Rede!) – Nein! Schwache Argumentation, schwacher Zwischenruf, schwache Politik (Abg. Amon: Schwache Rede!) – das ist das, was Sie da zu verantworten haben! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Minister Bartenstein wird schon gewusst haben, warum er heute nicht auf der Regie­rungsbank sitzt. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: In Japan! – Abg. Mag. Molterer: Weil er in Japan ist!) – Ja, in Japan, genau! Es ist auch gescheiter für ihn, wenn er in Japan ist, denn würde er heute da sitzen, müsste er eingestehen, dass er auf die Gegen­geschäftsfrage letztlich keine Antwort geben kann, weil es kaum eines oder zwei von diesen Gegengeschäften gibt. Und wenn ja, dann legen Sie es doch bitte auf den Tisch! (Ruf bei der ÖVP: Androsch fragen!)

Herr Bundeskanzler, ich sage Ihnen noch etwas: Schulden sind das, die Sie da auf­bauen, in Milliardenhöhe, in Milliardenhöhe. Kommen Sie nie wieder mit dem Vorwurf


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der Schuldenpolitik – nie wieder! (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Sie haben nämlich hier Schulden in Milliardenhöhe zu vertreten. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben damals jedenfalls Schulen und Kultureinrichtungen gebaut, Straßen gebaut, infrastrukturelle Maßnahmen gesetzt – übrigens 13 Jahre lang gemeinsam mit Ihnen von der ÖVP. Und Sie, Herr ehemaliger Landwirtschaftsminister Molterer, waren der größte Schuldenaufnehmer. Das sollten Sie nie vergessen, wenn Sie über dieses Thema dann reden wollen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Daher kann ich Ihnen nur sagen: Stimmen Sie diesem Untersuchungsausschuss zu! Herr H. C. Strache hat einen interessanten Satz gesagt, er hat gesagt (Abg. Dr. Bleck­mann: Müssen Sie schon den H. C. Strache zitieren?): Wenn man ein gutes Gewissen hat, dann kann man dem Untersuchungsausschuss zustimmen! – Das heißt, Sie haben ein schlechtes Gewissen?! Es ist die Koalition des schlechten Gewissens, die das heute möglicherweise ablehnen wird?! (Abg. Scheibner: ... Koalition Cap-Strache! C-S!) Überlegen Sie sich das noch! Noch haben Sie Zeit! (Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch.) Setzen Sie diesen Untersuchungsausschuss ein!

Wenn Sie ihn aber ablehnen, dann stellt sich heute eine interessante Drei-Parteien-Koalition dar, eine Drei-Parteien-Koalition: die Schüssel-ÖVP, das Haider-BZÖ und die Strache- – und da wollen wir jetzt ein bisschen umfangreicher sein –, Mölzer- und Stadler-FPÖ. Das ist die Koalition, die sich dann ab heute offen deklariert hat. Ein zufriedener Blick von Herrn Prinzhorn sagt mir: Ich habe Recht! Jawohl! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Ironische Heiterkeit bei den Freiheitlichen. – Abg. Neudeck: Er blickt nur zufrieden, weil Ihre Redezeit zu Ende ist!)

Herr Bundeskanzler, man hat heute gesehen: Ihre Argumente sind schwach, sie ste­hen auf tönernen Füßen! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.) Noch haben Sie die Chance: Sagen Sie ja zum Untersuchungsausschuss! Sagen Sie ja zum Aus­stieg! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.43


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Molterer. Auch seine Redezeit beträgt 8 Minuten. – Bitte. (Rufe bei der SPÖ – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Mag. Molterer –: Schuldenmacher! Schulden­macher! – Abg. Broukal: Schulden-Willi!)

 


15.43.30

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Herr Kollege Cap, dies ist kein Parteitag der SPÖ. (Ruf bei der ÖVP: Gott sei Dank!) Dies ist das österreichische Parlament! (Abg. Dr. Brinek: Gott sei Dank!) Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Mag. Hoscher: ...! Das ist ja unglaublich! Was wollen Sie damit sagen?)

Herr Kollege Cap, offensichtlich liege ich mit dem, was ich Ihnen schon im Fernsehen gesagt habe, nicht so schlecht, denn Ihre Reaktion auf meine Feststellung, dass die SPÖ die Abkürzung für „Schuldenpartei Österreichs“ ist, beweist, es schmerzt Sie ganz offensichtlich, also muss ich richtig liegen. Sie bestätigen die Richtigkeit meiner Annahmen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Herr Kollege Cap, ich weiß nicht, ob es Ihnen auffällt, aber ich mache Sie darauf aufmerksam: Es ist bereits das zweite Mal, dass von einer Achse Cap-Strache die Rede sein kann. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Nach der Türkei-Festlegung (Abg. Mag. Gaßner: Lächerlich!) ist das jetzt offensichtlich auch hier der Fall. (Abg. Öllinger: Wie war das mit der „Parteitagsrede“? – Zwischenrufe bei der SPÖ.)


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Noch eine letzte Bemerkung, Herr Kollege Cap, sei mir zu Ihrer Rede gestattet. (Anhal­tende Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich weiß nicht, warum Sie sich so aufregen! Es ist eine politische Diskussion, die Sie führen – und ich führe sie auch. Daher mäßigen Sie Ihre Zwischenrufe! Gehen Sie lieber auf Argumente ein, meine Damen und Herren von der SPÖ! (Abg. Dr. Puswald: Sie sind nicht der Oberlehrer der Nation! – Abg. Dr. Witt­mann: Oberlehrer-Manieren!) Und eines der Argumente, Herr Kollege Cap, ist die Frage: Ist Österreich, sind die Parteien, die sich als staatstragend bezeichnen, zur mili­tärischen Landesverteidigung zu Land und in der Luft verpflichtet? (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Das ist die Fragestellung.

Wenn Sie in die österreichische Bundesverfassung hineinsehen – und machen Sie die österreichische Bundesverfassung nicht lächerlich! –, dann sage ich Ihnen, gerade an einem 27. April (Abg. Dr. Matznetter: Gegen unsere Nachbarn?), erstens: Österreich ist eine souveräne Republik (Abg. Dr. Matznetter: Slowenien?), und die Organe des Staates sind zur Verteidigung der Souveränität Österreichs verpflichtet, meine Damen und Herren, und zwar verpflichtet im umfassenden Sinne des Wortes! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Gradwohl: Wer ist der Feind, der unsere Souverä­nität bedroht?)

Wir sind aber nicht nur wegen unserer Souveränität als Staat dazu verpflichtet, sondern auch auf Grund des Faktums, dass wir eine neutrale Republik sind. Auch die Neutralität verpflichtet uns dazu, meine Damen und Herren! In der Zwischenzeit ist es aber nicht nur die Neutralität, sondern auch die europäische Solidarität, die uns zu die­ser umfassenden Landesverteidigung zu Land und in der Luft verpflichtet. Das war üb­rigens jahrzehntelang völlig unbestritten. Es war jahrzehntelang völlig unbestritten, es musste Gusenbauer Obmann beziehungsweise Parteivorsitzender der SPÖ werden, dass die SPÖ beginnt, sich offensichtlich von diesem Grundkonsens zu verabschieden.

Ich zitiere: Wir sind auf Grund unserer Neutralität nicht nur verpflichtet, unser Territo­rium zu schützen, sondern auch unseren Luftraum zumindest so weit zu beherrschen, dass Verletzungen erkannt, registriert und allenfalls letztlich abgewehrt werden kön­nen.

Ich zitiere weiter: Der beabsichtigte Ankauf von Abfangjägern ist daher ein weiterer konsequenter Schritt auf dem Weg der von Österreich verfolgten Sicherheitspolitik, welche einzig und allein darauf ausgerichtet ist, unserem Land Frieden und Freiheit zu bewahren. – Dem ist nichts hinzuzufügen.

Wissen Sie, wer das gesagt hat? – Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky im Jahre 1980. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Haben wir vorher schon gehört!)

Herr Kollege Gusenbauer, ich zitiere wiederum:

Auf die Frage eines Journalisten: Ist das ein klares Ja des Regierungschefs zum Kauf der Abfangjäger, wie man nun militärisch einmal sagt?, kam die Antwort (Abg. Dr. Witt­mann: Lernen Sie Geschichte!): Das ist ein klares Ja, weil wir verpflichtet sind, nach innerstaatlichem Recht und auch nach Völkerrecht. – Dem ist nichts hinzuzufügen.

Gesprochen wurde das von Bundeskanzler Dr. Sinowatz. (Abg. Bures: Oh! Plötzlich?! ... die ganze Zeit beschimpft! – Abg. Öllinger: Parteitagsrede ..., aber nur für einen Landesparteitag!)

Ein weiteres Beispiel (der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe) – es ist eine etwas schlechte Kopie, ich zitiere –: „SPÖ-Vize für Abfangjäger“.

Wissen Sie, wer das gewesen ist? – Der jetzige Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)


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Auch Vranitzky, Bundeskanzler der Republik, hat gesagt – ich zitiere abermals (Abg. Mag. Kogler: Für die Bezirksorganisation Ottakring!) –: Wir müssen diesen Schritt tun (Abg. Brosz: Sagen Sie etwas zur Wirtschaftsplattform!), da wir dann als Staat mit unserer Landesverteidigung in ganz Europa nicht ernst genommen würden – und dafür stehe er, Vranitzky, nicht zur Verfügung.

Warum stehen Sie dafür zur Verfügung?, frage ich Sie, Herr Dr. Gusenbauer.

Namens der Österreichischen Volkspartei halte ich daher fest: Für uns ist Landes­verteidigung nicht disponibel, die Landesverteidigung ist unteilbar, auch in der militäri­schen Komponente zu Land und in der Luft, genauso, wie für uns die Sicherheitspolitik für Österreich unteilbar ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheit­lichen. – Abg. Öllinger: Sagen Sie etwas zu der Anfrage!)

Sie fragen zweitens in der politischen Diskussion: Wie ist denn das mit der Typen­entscheidung? – Ich bin kein Militär, ich war auch nicht beim Bundesheer. (Rufe bei der SPÖ: Ah?!) Ich verlasse mich auf das, was uns die militärischen Experten sagen. Eine 30-köpfige Bewertungskommission hat im Jahr 2002 für den Eurofighter entschieden, und auch der Rechnungshof sagt, dass Eurofighter der Bestbieter war. Ich frage mich, welchen Wirbel Sie gemacht hätten, hätten wir uns nicht an die Empfehlung der Kommission gehalten, meine Damen und Herren! (Abg. Murauer: Ja, genau!) Nein, wir sind der Empfehlung gefolgt. Das Beste ist für Österreichs Sicherheit gerade gut genug, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

Sie fragen drittens nach dem Beschaffungsvorgang. Lesen Sie den dritten Rechnungs­hofbericht! Es stellt auch dieser dritte Teil wieder ein gutes Zeugnis der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit aus. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – Abg. Öllinger: Was haben Sie gelesen? – Ruf bei der SPÖ: Das sagt der Schuldenkönig!)

Meine Damen und Herren! Die Kritik des Rechnungshofes liegt darin, dass insgesamt um 843 Millionen € weniger als ursprünglich im Angebot angegeben ausgegeben wur­de. Was ist daran zu kritisieren? Wir haben reagiert, wir haben uns bewusst, auch auf Grund der damaligen Umstände – ich erinnere an das Hochwasser –, für eine billigere Vorgangsweise entschieden. (Abg. Mag. Kogler: Nebelwerferei!)

Und jetzt sage ich Ihnen, was nicht geht: Sie können nicht auf der einen Seite das „sündteure Kampfflugzeug“ kritisieren, auf der anderen Seite aber dann kritisieren, dass es billiger ist. Sie können nicht kritisieren, dass es so teuer ist, aber dann, wenn weniger angeschafft werden und es billiger wird, ist es auch wieder nicht recht. Was ist denn eigentlich jetzt? (Rufe bei der ÖVP: Zickzack! – Gegenrufe bei der SPÖ.) Wir sind auch hier konsequent und auf einer klaren Linie, meine Damen und Herren!

Und die letzte Frage, die Sie stellen (Abg. Bures: Die Plattform! Die Wirtschaftsplatt­form!), ist die Frage nach den Gegengeschäften. – Ich komme aus dem Bundesland Oberösterreich und weiß, wie heute beispielsweise eine Firma wie FACC im Innviertel von diesen Gegengeschäften profitiert. (Abg. Mag. Johann Moser: Überhaupt nichts! – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Meine Damen und Herren! Arbeitsplätze sind entstanden, dem Standort wurde gehol­fen, daher: gut für die Sicherheit und gut für den Standort! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

15.52


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. Auch seine Redezeit beträgt 3 Minuten. (Abg. Öllinger – in Richtung des sich wieder zu seinem Platz begebenden Abg. Mag. Molterer –: Die Rede reicht nicht einmal für den Bezirksparteitag!) – Herr Kollege Scheibner, ich erteile Ihnen das Wort.

 



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15.52.14

Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Werte Damen und Herren hier im Saale! Werte Regierungsmitglieder! Zuerst einmal mein obligates Dan­keschön an die SPÖ für die wöchentliche Sondersitzung. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wie schon bei den letzten Malen gibt sie uns auch jetzt wieder die Gelegenheit, hier die Realität darzustellen (Abg. Öllinger: Sie haben ja noch einige Sitzungen! Krisensit­zungen!) und diese Parteitagspropaganda, die da immer wieder von der SPÖ kommt, nicht unentkräftet hier im Raum stehen zu lassen.

Nur, eine Frage hätte ich schon, Herr Kollege Cap, Herr Kollege Gusenbauer: Ich habe irgendwo gehört – und ich wollte fragen, ob das stimmt –, dass Sie sich durch den Rechnungshofbericht in Ihrer Kritik bestätigt fühlen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Absolut!) – Absolut?! Sehr gut, wunderbar! Ich habe es nämlich nicht glauben können, denn als ich den Rechnungshofbericht gelesen und gehört habe, dass sich die SPÖ durch den Rechnungshofbericht bestätigt fühlt (Abg. Dr. Brinek: Die reden von einem anderen Bericht!), habe ich mir gedacht, da muss ich nachfragen. Wir müssen uns anschauen, worin Sie sich bestätigt fühlen. Erstens einmal hat der Rechnungshof nämlich noch ein­mal bestätigt, dass die Typenentscheidung in Ordnung gewesen ist, dass zu Recht für den Eurofighter entschieden wurde. (Abg. Mag. Kogler: Falsch! Absolut falsch!) Also: Die SPÖ ist bestätigt worden, also verfolgt sie auch diese Linie. (Beifall bei den Frei­heitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der Rechnungshof sagt, auch die Reduzierung der Stückzahl von 24 auf 18 – dazu haben Sie einmal gesagt, das sei ein erster Schritt in die richtige Richtung (Abg. Dr. Gusenbauer: Richtung null!) – bringe keine andere Bieterreihung, es wird jedoch kritisiert, dass dieser Reduzierung keine militärischen Grundsätze zugrunde gelegen sind. (Abg. Mag. Kogler: ... nicht einmal nachgeprüft!) Ist das das Problem, das Sie damit haben? Sie hätten lieber 24 statt 18? Herr Kollege Gusenbauer! Da finden wir uns. (Rufe bei der SPÖ: Null!) – Das sagt aber der Rechnungshof nicht.

Der Rechnungshof sagt – das kann man herauslesen –: Mit 24 Abfangjägern würde das gesamte Spektrum so, wie es die militärischen Kriterien vorsehen, abdeckbar sein. Das ist die Kritik, bei der Sie sich bestätigt fühlen?! Also: Für die SPÖ die richtige Typenentscheidung, aber zu wenig Flugzeuge. (Abg. Dr. Fekter: Ja, genau! Zu weni­ge!) Gut. Das nehmen wir einmal zur Kenntnis!

Nächster Kritikpunkt: Der Rechnungshof kritisiert in seinem Bericht die Verringerung der Bewaffnung. (Abg. Dr. Brinek – in Richtung SPÖ –: Lesen!) Wenn das eine Bestä­tigung der SPÖ-Linie ist, dann möchte also die SPÖ eine bessere Bewaffnung für diese Abfangjäger. (Abg. Dr. Gusenbauer: Zusatzkosten!)

Und letztlich, Herr Kollege Gusenbauer, kritisiert der Rechnungshof das Hinausschie­ben der Zahlung auf 2007, dass also budgetrelevante Zahlungen erst 2007 erfolgen und nicht schon 2006. Sie hätten also gerne, dass man für diese Flugzeuge früher Budgetmittel zur Verfügung stellt. (Abg. Mag. Johann Moser: Überhaupt nicht!) Gut, ist in Ordnung, Herr Kollege Gusenbauer!

Sie kritisieren gemeinsam mit dem Rechnungshof – und das haben Sie auch heute gesagt –, dass keine Auslandseinsätze möglich sind. Also Umkehrschluss: Die SPÖ möchte, dass mit diesen Eurofightern auch Auslandseinsätze möglich gemacht wer­den. Und Sie haben weiters noch gesagt, die Aufklärungskapazität sei nicht möglich.

Herr Kollege Gusenbauer, Sie wissen vielleicht nicht, zumindest nicht in diesem Zusammenhang, was Aufklärung ist. (Abg. Dr. Gusenbauer: Steht im Rechnungshof­bericht!) – Nein, es steht nicht im Rechnungshofbericht, was Aufklärung ist. Aufklärung, Herr Kollege, ist Feindaufklärung über einem fremden Gebiet – und das werden Sie


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wohl nicht mit der Luftraumüberwachung in Österreich in Verbindung bringen, sondern höchstens mit Auslandseinsätzen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen Sie! Lesen!)

Also, Herr Kollege Gusenbauer, wenn Sie all das wollen, was der Rechnungshof hier fordert (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen!), dann werden Sie dafür in mir einen Ge­sprächspartner finden. (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen! – Zwischenruf des Abg. Riepl.) Dann brauchen wir aber keinen Untersuchungsausschuss, sondern nur einen Ent­schließungsantrag. (Abg. Dr. Gusenbauer: Ja! Super!) Einen solchen können wir gemeinsam fassen, sodass der Verteidigungsminister aufgefordert wird, die Stückzahl zu erhöhen, die Bewaffnung zu erhöhen, Auslandseinsätze mit diesen Flugzeugen zu ermöglichen und die Zahlungen schon 2006 stattfinden zu lassen. (Abg. Brosz: Für jedes BZÖ-Mitglied gibt es eh einen Eurofighter!) Darüber können wir diskutieren, wenn Sie sich in dieser Kritik des Rechnungshofes wiederfinden und bestätigt fühlen. Das ist die Realität, denn das – und nur das! – hat der Rechnungshof kritisiert. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sie, Herr Kollege Cap, haben die Seriosität angesprochen. Ist es wirklich seriös, hier – ohne dazuzusagen, was das ist – von einer Phantasiezahl von über 5 Milliarden € an Kosten für den Eurofighter spricht (Abg. Dr. Gusenbauer: 563!), aber nicht dazusagt, dass das die auf 30 Jahre hochgerechneten Betriebskosten sind? (Abg. Mag. Johann Moser: Das sind die Kosten!) – Herr Kollege! Was würden Sie sagen, wenn jemand von der Regierungsbank sagt, diese Regierung gebe 700 Milliarden € für Soziales aus oder 100 Milliarden für Forschung oder 180 Milliarden für Unterricht? (Abg. Mag. Jo­hann Moser: ... zu viel, ja?) Sie würden sagen, dass das eine Frechheit und unseriös ist, weil damit die nächsten 30 Jahre prognostiziert werden. (Abg. Mag. Molterer – in Richtung des Abg. Mag. Johann Moser –: Ist Ihnen das zu viel?) Genauso unseriös sind auch Ihre Zahlen. Aber das sind wir ja von Ihnen gewöhnt. (Beifall bei den Frei­heitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Damals, gleich nach der Typenentscheidung: Wer war es denn, der nach der Hoch­wasserkatastrophe als Erster gesagt hat, die Regierung müsse das ganze Geld für die Eurofighter ausgeben, für die Hochwasseropfer hingegen habe man kein Geld, auch für die Steuerreform habe man kein Geld? – Ich gebe es zu, Sie waren nicht die Einzigen, die auf diesem Klavier gespielt haben, aber Sie spielen das auch heute noch. (Zwischenruf des Abg. Mag. Gaßner.)

Heute, drei Jahre danach, ist klar: Wir haben entgegen Ihrer Panikmache die Hoch­wasseropfer entschädigt. (Abg. Mag. Gaßner: Bis heute ...!) Wir haben die größte Steuerreform und Steuerentlastung in der Geschichte der Zweiten Republik umgesetzt, und wir werden in Zukunft auch dafür sorgen, dass die Sicherheit des Landes gewähr­leistet ist. (Abg. Mag. Gaßner: Was hat das mit ... zu tun? Eine Frechheit ist das!) Das unterscheidet uns von Ihnen – und auf diesen Unterschied sind wir stolz, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich habe damals wie heute klargelegt, dass die Luftraumüberwachung auch mit 18 Eurofightern gewährleistet ist, solange zusätzlich noch die Saab 105 in Betrieb ist. Wenn die Saab 105 ausgeschieden werden muss, muss man darüber nachdenken, ob man zusätzliche Eurofighter-Maschinen anschafft oder einen entsprechenden Ersatz für diese Saab 105 beschließt. Das ist die Realität.

Meine Damen und Herren! Luftverteidigung – wenn Sie das hier kritisieren: Das ist der Luftkrieg, das ist der Kampfeinsatz. Und wir sind alle sehr froh darüber, dass es diese Bedrohung nicht mehr gibt.

Ich hätte durchaus Überlegungen angestellt, Auslandseinsätze im Rahmen der Euro­päischen Union zu absolvieren, weil wir uns dann auch einiges an Bodentruppen


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erspart hätten. Das ist mit dieser Entscheidung selbstverständlich nicht möglich. Aber wenn Sie das kritisieren, können wir darüber reden.

Meine Damen und Herren! Ich möchte, dass Österreich seine Lufthoheit auch in Zu­kunft mit eigenen Mitteln überwachen kann und dass wir nicht auf andere Kapazitäten angewiesen sind. Weil da vorhin Slowenien erwähnt wurde: Ja, Slowenien hat keine eigene Luftwaffe, aber Slowenien ist NATO-Mitglied. Und dort erledigen andere diese Aufgabe für Slowenien mit. – Das wollen wir alle nicht. Wir wollen nicht, dass tschechi­sche Maschinen unseren Luftraum kontrollieren, oder ungarische oder deutsche. Wir wollen, dass österreichische Piloten mit österreichischem Gerät die Sicherheit unseres Luftraumes überwachen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Und wir wollen auch dann, wenn eine Supermacht glaubt, sie könne unsere Luftraumüberwachung austricksen, das mit eigenem Gerät aufklären. Wir wollen, dass wir, wenn hier im Tarnschatten einer angemeldeten Transportma­schine (der Redner hält ein entsprechendes Bild in die Höhe) Kampfbomber bewaffnet über österreichischen Luftraum fliegen, das mit eigener Kapazität, mit eigenen Flug­zeugen aufklären und abstellen. Wir wollen eine Reaktionsmöglichkeit haben.

Wenn Sie immer von Korruption und Sonstigem reden, dann frage ich mich schon bei Ihren Beschaffungen: Welche Erfahrungen haben Sie, die Sie hier jetzt in den eigenen Reihen projizieren?

Die Staatsanwaltschaft hat alle Anzeigen geprüft, es gibt drei Rechnungshofberichte, wo diese Entscheidung geprüft wurde. Das sollte auch für Sie Grund genug sein, hier nicht zu kritisieren, sondern zur Kenntnis zu nehmen, dass dieses größte Beschaf­fungsvorhaben in der Geschichte der Zweiten Republik konkret und positiv abgeschlos­sen worden ist und für die Zukunft unserer Sicherheit einen ganz wichtigen Beitrag leisten wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

16.00


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz. Seine Redezeit beträgt 8 Minuten. – Herr Kollege, Sie sind am Wort. (Abg. Großruck: 8 Mi­nuten zu viel!)

 


16.00.47

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler! Über dieser Debatte liegt gerade am heutigen Tag ein doppelter Schat­ten, und dieser Schatten heißt Kampl und Gudenus. Wir werden erst dann gemeinsam auf einer soliden Basis über so wichtige Fragen wie die Luftraumüberwachung und die Eurofighter-Beschaffung ohne Vorbehalte reden können, wenn dieses Problem auch mit Ihrer Hilfe, Herr Bundeskanzler, zur Zufriedenheit dieser Republik im Sinne dieses Gedenktages gelöst ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir warten noch immer, Herr Bundeskanzler, dass Sie für den orangen Bundesrat Kampl, der Ihre Regierung unterstützt, ähnlich klare Worte finden wie für den blauen Bundesrat Gudenus, der sich gegen Ihre Regierung ausgesprochen hat.

Herr Bundeskanzler, es gibt nur eine gemeinsame Forderung an beide Herren: ihren sofortigen Rücktritt als Bundesräte! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Und ich fordere Sie auf, dieses Anliegen als Regierungschef zu unterstützen.

Jetzt zu den Eurofightern. Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, stolz darauf sind, dass Flüge im Ausland bewiesen haben, dass der Eurofighter flugtauglich ist, dann ist das eine bemerkenswerte Feststellung (Abg. Mag. Molterer: Sie haben es ja bezweifelt!), weil sie uns den Hinweis darauf gibt, dass Sie sich nicht einmal dessen sicher waren. Okay, stellen wir außer Streit, dass der Eurofighter in der Lage ist zu fliegen, aber


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gehen wir auch auf die Punkte ein, in denen der Rechnungshof Ihnen eindeutig wider­spricht: Mussforderungen nicht erfüllt, leichtfertig auf Forderungen verzichtet, leicht­fertig auf Garantien verzichtet. Die Republik verpflichtet sich, die Produktion selbst vorzufinanzieren. Sagen Sie das irgendeinem Unternehmen dieser Welt, dass die Republik Produktionen, die sie überteuert einkauft, dann auch noch vorfinanziert, Zins­geschenke macht, auf Ausrüstungsteile verzichtet!

Ja, in wessen Interesse ist hier eigentlich verhandelt worden?! Und da geht es um den Finanzminister. Ich hatte ab einem gewissen Punkt immer öfter den Eindruck, dass der Finanzminister – weniger der Verteidigungsminister, insbesondere der Finanzminister – nicht im Interesse der Republik, sondern im Interesse der Anbieter und der Firmen gegen die Republik verhandelt hat. (Ruf bei der SPÖ: Richtig!) Und das ist jetzt auch das Ergebnis! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das Ergebnis ist eine nicht nur sicherheitspolitisch schwer verständliche Fehlinvestition von mindes­tens 2 Milliarden € – die größte Fehlinvestition der Zweiten Republik.

Jetzt komme ich einmal am heutigen Tag zu Zahlen. Klubobmann Scheibner hat einen vernünftigen Einwand gemacht: Man könne nicht auf 30 Jahre etwas zusammen­rechnen und so darstellen, als wäre das alles heute auszugeben und zu finanzieren. – Sinnvollerweise müssen wir einen Zeitraum von zehn Jahren betrachten, weil in diesen zehn Jahren einerseits die kompletten Investitionszahlungen für den Eurofighter zu leisten sind und zweitens die kompletten Zahlungen für die Bundesheerreform zu leis­ten sind. Wenn Sie das zusammenzählen, dann kommen Sie zu folgendem Schluss: Sie haben sich als Bundesregierung verpflichtet, zusätzlich zum Verteidigungsbudget in den nächsten zehn Jahren 5,5 Milliarden € für militärische Landesverteidigung aus­zugeben. (Abg. Scheibner: Schön wäre es, wenn es so wäre!) Das ist jedes Jahr in diesen zehn Jahren eine Steigerung des Verteidigungsbudgets um exakt 30 Prozent. Null Steigerung bei Bildung, null Steigerung bei Forschung (Abg. Dr. Brinek: Das ist nicht wahr! Das ist falsch! Das stimmt doch nicht!), null Steigerung bei sozialer Sicher­heit, null Steigerung beim Wohnbau, null Steigerung überall dort, wo es von Umwelt bis Forschung um unsere Zukunft geht – aber 30 Prozent zusätzlich für die militärische Landesverteidigung! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das, meine Damen und Herren, werden Sie der österreichischen Bevölkerung erst ein­mal erklären müssen!

Mit diesen 5,5 Milliarden zusätzlich in zehn Jahren – das sind mehr als 500 Millionen pro Jahr – könnten Sie die Ausgaben für Universitäten um 27 Prozent steigern, die Ausgaben für das Kapitel Umwelt, Herr Klubobmann Molterer, um 103 Prozent steigern und die Ausgaben für Kunst um 240 Prozent steigern. (Abg. Scheibner: Und das alles gleichzeitig?!) Über solche Summen reden Sie, aber Sie entscheiden sich gegen Um­welt, Sie entscheiden sich gegen Universitäten, Sie entscheiden sich gegen Kunst, und Sie entscheiden sich für militärische Verschwendung in einem Ausmaß, dass sich sogar die Spitzen des österreichischen Generalstabs wundern.

Warum sie sich wundern, hat einen einfachen Grund: weil nicht nur die Spitzen des Verteidigungsministeriums, sondern auch Sie, meine Damen und Herren hier im Hohen Haus, wissen, dass eine 30-prozentige Erhöhung des Verteidigungsbudgets denk­unmöglich ist. Niemand kann das politisch durchsetzen. Niemand kann das politisch vertreten. Also wird es letzten Endes heißen: Eurofighter oder Bundesheerreform. Und das weiß der Verteidigungsminister! An diesem Punkt sind wir jetzt.

Heute können Sie noch aussteigen aus der Eurofighter-Beschaffung. Das kostet laut der Vertragsbestimmung, die der Rechnungshof zitiert, 20 Millionen €. Ab dem nächs­ten Jahr wird produziert. Wenn wir warten bis Ende 2006/Anfang 2007, dann kostet der Ausstieg etwa 1,5 Milliarden €. (Abg. Großruck: Es will eh niemand aussteigen! –


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Steigen Sie aus! Politisch sind Sie es ja schon!) Das heißt, dann gibt es keinen Ausstieg mehr. Und damit ist die Bundesheerreform tot. Damit ist unsere gemeinsame Arbeit, meine Damen und Herren, für eine Neuorientierung der österreichischen Frie­denspolitik und einen Beitrag zur internationalen Sicherheitspolitik im Rahmen der Vereinten Nationen tot. Das ist dann vorbei, und das, Herr Verteidigungsminister Platter, wissen Sie.

Es wäre Ihre politische Verantwortung, diesem Haus darüber Auskunft zu geben, wofür Sie sich entscheiden: für eine große Reform des österreichischen Bundesheeres, für die Sie die Unterstützung aller in diesem Haus haben sollten, oder für die Fehlinvesti­tion Eurofighter. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich befürchte, Sie lassen sich weiter in die politische Falle hineinziehen, weil Sie ja ver­einbart haben, dass die ersten Zahlungen erst von der nächsten Bundesregierung zu leisten sind.

Herr Bundeskanzler, Sie haben den Vertrag – und darauf weist der Rechnungshof hin – so verändern lassen, dass erst die nächste Bundesregierung zahlen wird. Die nächste Bundesregierung soll die Schüssel-Grasser’sche Eurofighter-Suppe auslöffeln. Das ist der Punkt.

Deswegen müssen wir eine politische Notbremse ziehen, und dafür haben wir heute – ich sage es ganz offen, wahrscheinlich das erste Mal, seit wir hier als Grüne im Nationalrat sitzen – auf die Unterstützung einiger Freiheitlicher gehofft. Wir werden ent­täuscht.

Das Plakat, das seinerzeit nicht nur in Kärnten affichiert worden ist: Für Österreich ge­schafft: Jörg Haider stoppt Anfangjägerkauf!, ist passé. Sie werden demnächst affichie­ren müssen: Für die Bundesregierung geschafft: Jörg Haider stoppt Untersuchung! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Aber die Frage ist, meine Damen und Herren, ob das bisschen Parteienfinanzierung, das Sie als blaue Freiheitliche, im Gegensatz zu den orangen Freiheitlichen, in den nächsten eineinhalb Jahren noch kriegen könnten, es wirklich wert ist, den letzten Rest an politischer Gesinnung, an Anständigkeit und an Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu set­zen. (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Redezeit! Redezeit!)

Deshalb fordere ich Sie auf – die Blauen und nicht die Orangen –, dem Antrag auf Ein­setzung eines Untersuchungsausschusses heute zuzustimmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.10


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Bundesminister Platter. 8 Minuten Redezeit. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


16.10.00

Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter: Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Herr Bundeskanzler! Meine geschätzten Damen und Herren! Der Herr Abgeord­nete Gusenbauer hat gefragt: Wer profitiert vom Kauf der Eurofighter? – Eine klare Antwort: die Sicherheit in der Republik Österreich und die Bevölkerung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)  

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich sage Ihnen jetzt auf Grund eines Zwi­schenrufes, den Sie gemacht haben, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass Sie eine völlige Realitätsverweigerung in Sicherheitsfragen machen. Sonst kann man nicht einen Zwischenruf tätigen, in dem man sagt: Wir brauchen null Luftraumüberwa­chungsflugzeuge!


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Wissen Sie, was das heißt, Herr Abgeordneter Gusenbauer? Das heißt zum Ersten, dass Ihre Vorgänger eine völlig andere Meinung gehabt haben. Der Herr Bundes­kanzler hat das bereits zitiert. Zum Zweiten heißt das, dass Sie das wider besseres Wissen sagen, weil Sie genau wissen, dass die größte Gefahr der internationale Terro­rismus ist und von der Luft ausgeht. (Abg. Dr. Gusenbauer: So ein Unsinn von der Regierungsbank! So ein Unsinn von einem Minister ist unglaublich! Bemüht sich nicht einmal, gescheit zu sein!)

Sie wissen genau, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass wir dann keine Luftpolizei mehr haben. Sie wissen genau, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass wir dann nicht die Möglichkeit haben, illegale Flugzeuge, die unseren Luftraum betreten, zu begleiten. (Abg. Dr. Gusenbauer: Unfassbar so ein Unsinn! Bemühen Sie sich wenigstens!) Ebenso wissen Sie ganz genau, dass wir dann keine Veranstaltungen überwachen können.

Herr Abgeordneter Gusenbauer, Sie wissen ganz genau, dass bei allen Bewerbungen das verlangt wird. Ich erinnere an die Olympia-Bewerbung für Winter 2010; ich war dort im Aufsichtsrat. Die erste Frage, die uns gestellt wurde, war: Könnt ihr die Sicherheit am Boden und in der Luft gewährleisten? Wenn dieser Nachweis nicht erbracht wird, dann haben wir keine Chance, so eine Veranstaltung zu bekommen. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, denn dieser Zwischenruf war für mich wirklich erstaunlich, ich hätte mir das nicht gedacht: Sie wissen ganz genau, dass wir Öster­reicher nach der Verfassung verpflichtet sind, die Souveränität des österreichischen Luftraumes zu wahren. Und die logische Konsequenz ist natürlich, dass wir Luftraum­überwachungsflugzeuge brauchen.

Wer übernimmt die Verantwortung? – Sie nicht! Die Regierung und der Verteidigungs­minister übernehmen die Verantwortung, ob es populär ist oder nicht populär ist! (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Herr Abgeordneter Pilz! Das war kühn, was Sie hier behauptet haben. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das war nicht kühn, das war frech!) Sie haben dem Bundeskanzler den Vorwurf gemacht, man hätte im Ausland beweisen müssen, dass der Eurofighter fliegt. Sie waren es ja, die uns den Vorwurf gemacht haben, dass der Eurofighter nicht flug­tauglich ist. Nebenbei bemerkt: Es wundert mich wirklich, dass die rot-grüne Regierung in Deutschland weiß, wie man mit Sicherheitsfragen umgeht. (Abg. Dr. Gusenbauer: Wieso bestellen den Eurofighter alle ab?)

Jetzt zitiere ich Ihnen den Chef der amerikanischen Luftstreitkräfte, General Jumper. Dieser hat gesagt, er ist mit allen Jets der Welt geflogen, aber so eine Qualität, wie sie der Eurofighter darstellt, hat er noch nie wahrgenommen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Wie­so bestellen ihn alle ab?) Eine zweite Aussage von ihm war – und das hat mich auch als wirtschaftspolitisch interessierter Mensch gefreut –: Es ist erstaunlich, wie die euro­päische Hochtechnologie sich weiterentwickelt hat! Wir sind damit auf gleicher Augen­höhe wie die amerikanische Hochtechnologie. – Ein hervorragendes Zeugnis, das uns hier ausgestellt wurde. Nehmen Sie das zur Kenntnis! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Herr Abgeordneter Pilz, ich wäre sehr froh darüber, wenn ich 30 Prozent mehr Budget bekommen würde, na selbstverständlich. Aber das wird es nicht spielen, denn wir müssen einen vernünftigen, gemeinsamen Weg gehen. Aber jetzt die Eurofighter gegen die Reform auszuspielen, das ist nicht in Ordnung. Die Zukunft des österrei­chischen Bundesheeres kann nur sein, dass wir im Ausland und im Inland unsere Aufgaben erfüllen und dass wir die notwendigen Gerätschaften dafür zur Verfügung


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haben, und selbstverständlich gehören hier die Luftraumüberwachungsflugzeuge dazu. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Nun, meine Damen und Herren, zum Rechnungshofbericht. Ich habe in den Medien gesagt, dass ich hier sehr, sehr entspannt bin, und zwar aus einem ganz einfachen Grund (Abg. Dr. Gusenbauer: Eh klar! Ihnen ist das ja völlig egal!): Auch dieser dritte Bericht hat uns wieder bewiesen, wenn Sie es auch nicht gerne hören und immer wieder das Gegenteil herunterbeten: Die Firma Eurofighter ist Bestbieter. Es hat keine Manipulation und Geschenkannahme gegeben. Dieses Verfahren wurde korrekt abge­wickelt. (Ruf bei der SPÖ: Das steht aber nicht drinnen!) Der Vertrag ist niet- und nagelfest. Herzlichen Dank den Experten in unserem Haus, sie haben großartige Arbeit geleistet! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir haben eine Reduktion von 24 auf 18 Eurofighter vorgenommen, und auch im Bereich der Leistungsinhalte hat man bestimmte Reduzierungen gemacht. Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen: Ist das militärisch vertretbar? Ich sage Ihnen, auch nach Rücksprache in unserem Hause, was ja schon weit früher passiert ist: Ja, es ist vertretbar! Wir werden derzeit nicht an Auslandseinsätzen teilnehmen, aber es ist völlig falsch, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass wir nicht die theoretische Möglichkeit ha­ben, den Eurofighter ins Ausland zu entsenden. Nur müssen wir hier ein Einvernehmen haben. Sagen Sie klar, welche Linie Sie in diesem Zusammenhang vertreten!

Wichtig ist, dass wir, unsere Experten für diese 18 Eurofighter ein ganz klares taktisch-operatives Konzept ausgearbeitet haben. Dieses taktisch-operative Konzept schaut so aus, dass wir im Normalfall bei der derzeitigen Lage die Eurofighter so verwenden, dass es sparsam, zweckmäßig und wirtschaftlich ist. Man wird niemals bei einer nor­malen Lage in einer höchsten Alarmstufe sein. Wir werden daher mit einer Einsatzrotte laufend unterwegs sein, mit der wir eine lückenlose Luftraumüberwachung im Normal­fall sicherstellen.

Der zweite Punkt ist, dass wir bei einer erhöhten Bedrohungslage die Fähigkeiten weiterentwickeln und von zwei Standorten aus 24 Stunden tätig sein werden, also die Bereitschaft zur Gänze herstellen.

Der dritte Punkt betrifft die Luftraumsicherungsoperationen im Anlassfall. Wenn sen­sible Veranstaltungen überwacht werden müssen, gewährleisten wir mit diesen Mög­lichkeiten und Fähigkeiten eine perfekte Luftraumsicherung.

Und der vierte Fall ist, dass wir bei grenzübergreifenden Luftraumsicherungsoperatio­nen die entsprechenden Möglichkeiten haben.

Aber wenn man von Luftraumüberwachung spricht, muss man auch die gesamten Luft­systeme sehen; der Herr Klubobmann Scheibner hat es gesagt: einerseits die 18 Euro­fighter, zum Zweiten die Saab 105, zum Dritten die Hubschrauber, alle Luftelemente bis hin zum Radarsystem. So garantiere ich Ihnen hier und heute, meine Damen und Herren, dass wir mit diesen Fähigkeiten eine ausgezeichnete, lückenlose Luftraum­überwachung gewährleisten können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Der Eurofighter ist ein Zukunftsgerät für die nächsten 30 bis 40 Jahre. Es sind alle 18 Eurofighter voll einsatzfähig, einsatzfähig am Tag, in der Nacht und auch bei Schlechtwetter. Wir haben sechs davon noch zusätzlich ausge­rüstet, noch besser ausgerüstet, und wir haben die Möglichkeit, dass wir diese zusätz­lichen Ausrüstungsgegenstände wechseln können, sodass alle 18 Eurofighter auch diese zusätzliche Qualität bekommen werden.

Bei der Anzahl von 18 Eurofightern ist es international gesehen so, dass ein Drittel immer am Boden ist, an dem die Wartung durchgeführt wird, und dass mit den anderen


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zwölf Eurofightern Training und Einsatz gemacht wird. Daher sind wir hier einen sehr vernünftigen Weg gegangen.

Es wurden die Gegengeschäfte angesprochen, es scheine nichts davon auf. Ich sage es Ihnen jetzt konkret: 221 Geschäfte von 87 Firmen wurden als anrechnungsfähig bewertet. Das entspricht einem Volumen von rund 1,6 Milliarden €. (Ruf bei der SPÖ: Allein die Firmen wissen nichts davon!) Das interessiert mich auch als Verteidigungs­minister, dass wir hervorragende Gegengeschäfte gemacht haben und dass unser Wirtschaftsstandort Österreich hier auch einen entsprechenden Nutzen zieht.

Ich garantiere eine aktive, lückenlose Luftraumüberwachung! Das ist die Zukunft, und diesen Weg werden wir ganz einwandfrei weitergehen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.19

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Kräuter. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


16.19.57

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Ich möchte der ÖVP, der FPÖ und dem BZÖ ja geradezu danken, dass sie diesen Ausführungen des Ministers Applaus spen­den. (Abg. Zweytick: Grüß Gott!) Das wird sie nämlich tausende Wähler zusätzlich kosten. Die Fernsehzuschauer sind ja fassungslos, die sitzen vor dem Fernsehschirm, reiben sich die Augen und fragen sich: Darf das wahr sein!? Da gibt es einen vernich­tenden Rechnungshofbericht, der Herr Bundeskanzler und der Herr Minister sagen: Alles paletti, alles in Ordnung! – und Sie applaudieren dazu!

Meine Damen und Herren! Sie dürfen sich nicht wundern, dass es diese Stimmung in der Bevölkerung gibt: Wo ist eine Wahlzelle, wo ist ein Wahlzettel, wann kann ich endlich dieser Regierung einen Denkzettel verpassen?! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Und, meine Damen und Herren, ich möchte mit einem ganz besonderen Unsinn auf­räumen. Da wird behauptet, und der Herr Minister Platter hat das gerade wieder gemacht: Ohne Eurofighter keine Fußball-EM, kein Olympia!

Meine Damen und Herren! Jetzt kommen Leasingjets aus der Schweiz, weil beim Eurofighter hinten und vorne nichts hinhaut! Die Fußball-EM 2008 soll ja gemeinsam mit der Schweiz durchgeführt werden. Herr Minister, erklären Sie einmal: Ist es da nicht möglich, Leasingflugzeuge zu bekommen? – Das ist eine Beleidigung der Intelligenz der österreichischen Bevölkerung, Herr Bundesminister! (Beifall bei der SPÖ.)

Aber jetzt kurz zu den krassesten Unwahrheiten. Herr Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat ja behauptet: Zu teuer, wir können uns keine Kampfflugzeuge leisten. Aber er hat sich hinter den Kulissen ausgerechnet für die teuersten Kampfjets eingesetzt! Der Rechnungshof kritisiert natürlich den Herrn Finanzminister, und zwar in Grund und Boden. In diesem Bericht steht (der Redner hält ein Exemplar eines Rechnungs­hofberichts in die Höhe), es fehle die Dokumentation, es fehle die Transparenz. Das Finanzmanagement sei schlecht.

Und was sagt das Finanzministerium dazu, was sagt der Herr Dauerurlauber Grasser zwischen Paris, New York und Capri dazu? – Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! – Bundesministerium für Finanzen: „Der Rechnungshof bestätigt den sorgsamen Umgang von Steuermitteln (...).“ 

Meine Damen und Herren, einen derart kritischen Bericht so zu kommentieren – ich sage Ihnen, was das ist: Das ist frivol! Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber der Verfassung und eine Verhöhnung des Rechnungshofes. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Apropos Verhöhnung. Der Herr Bundeskanzler hat vor den Nationalratswahlen gesagt, kein Euro, kein Cent komme vom Steuerzahler, eine Wirtschaftsplattform werde das bezahlen. – Das Archiv ist der Feind des Bundeskanzlers, meine Damen und Herren!

Wie schaut die Wirklichkeit aus? – ÖVP und FPÖ haben längst beschlossen, dass die Steuerzahler diese Eurofighter bezahlen müssen. Wie viel, Herr Bundeskanzler, be­kommt eigentlich der Eurofighter-Werber Gernot Rumpold von diesem Steuergeld? Sie wissen schon, meine Damen und Herren, das ist der Ex-FPÖ-Sekretär, der jetzt der Werbeguru des BZÖ ist, der auch von der FPÖ kassiert, der einen Auftrag vom Sozial­ministerium in der Höhe von 4 Millionen € bekommen soll und der das österreichische Bundeswappen illegal im Ausland verwendet. (Oh-Rufe bei der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, jetzt sagen Sie einmal am 60. Geburtstag der Republik: Was sind das für Zustände?

Minister Bartenstein hat maximale Transparenz bei den Gegengeschäften versprochen und angekündigt, auf einer Homepage werde das alles nachvollziehbar sein. Wissen Sie, was im Rechnungshofbericht zur Transparenz steht? – Dass sich die Abrechnung und Anerkennung der Gegengeschäfte der Minister selbst vorbehält! (Abg. Parnigoni: Unglaublich!)

Ja, meine Damen und Herren, für wie dumm will man eigentlich die Bevölkerung ver­kaufen? Da wechselt bei einer Modefirma der Eigentümer – und das ist dann ein Ge­gengeschäft um 18 Millionen €? Da werden 78 500 € für eine einzige Unterrichtsstunde veranschlagt. Da werden LKW-Bestandteile im Ausland erzeugt – und das alles wollen Sie uns als Gegengeschäfte unterjubeln? (Abg. Dr. Matznetter: So patschert muss man einmal sein!)

Apropos „die Bevölkerung für dumm verkaufen“. In der Steiermark hat die Frau Klasnic angekündigt (Abg. Amon: Die Frau Landeshauptmann! So viel Zeit muss sein!): 1 Milliarde € an Gegengeschäften für die Steiermark und Tausende Arbeitsplätze.

Wie schaut denn die Realität aus, meine Damen und Herren? – Gefahr, Lärm und Dreck hat die Steiermark! Kein einziger Arbeitsplatz ist durch Gegengeschäfte geschaf­fen worden. Das Red-Bull-Projekt in Spielberg – mit EADS – ist ein Trümmerhaufen! (Zwischenruf des Abg. Neudeck.)

Meine Damen und Herren! Diese Politik wird im Herbst bei der Landtagswahl abge­wählt werden! (Beifall bei der SPÖ.)

Es haben sich Vertreter der FPÖ und des BZÖ immer wieder für einen Untersuchungs­ausschuss ausgesprochen: Herr Dolinschek, Herr Prinzhorn, Herr Haider, Herr Scheuch und so weiter. Heute können Sie den Beweis dafür antreten, ob es Ihnen ernst damit ist, meine Damen und Herren, oder ob das gilt, was gestern im Leitartikel des „Kurier“ stand: „Muskelspiel ohne Spaßfaktor“. (Abg. Neudeck: Haben Sie eine eigene Meinung auch außer dem „Kurier“?)

Entweder stimmen Sie heute mit, Herr Scheibner, oder Sie verschonen uns bitte in Hinkunft mit blauer Großmäuligkeit! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.24


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Murauer. 5 Mi­nuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Parnigoni: Bei der Wahrheit bleiben, Herr Murauer!)

 


16.24.30

Abgeordneter Walter Murauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Herr Gusenbauer! Herr Cap ist im Moment nicht hier – vielleicht Herr Darabos ersatzweise! Sollten Sie einmal Gele-


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genheit haben, tatsächlich in den Rechnungshofbericht hineinsehen und ihn lesen zu wollen, dann werden Sie draufkommen, dass der Rechnungshof sowohl in seinem ers­ten Bericht als auch im zweiten und dritten Bericht bei der Beschaffung der Eurofighter von Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit spricht (Abg. Mag. Kogler: Abspricht!) und dass der Eurofighter nicht das Kampfgerät, das „Luxuskampfgerät“ und „Luxuskriegsgerät“ ist, wie Sie in tobender Weise hier am Rednerpult in vergangenen Sitzungen festgestellt haben, sondern das richtige Gerät, um unseren Luftraum für Österreich und für unsere Bevölkerung zu kontrollieren und zu sichern. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es erscheint mir schon wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass Sie, Herr Gusenbauer, heute gesagt haben, dass Sie auf die Luftraum­sicherung, auf die Luftraumkontrolle verzichten. Die Sozialistische Partei Österreichs verzichtet auf die Sicherung des Luftraumes! (Abg. Dr. Stummvoll: Das ist ungeheuer­lich!) Das soll in diesem Haus festgehalten werden, das soll die österreichische Bevöl­kerung wissen. Und der Unterschied ist, dass die Österreichische Volkspartei mit ihrem Regierungspartner für die Sicherheit Österreichs einsteht und es keinen Zweifel daran gibt, dass wir dafür Sorge tragen, dass der Luftraum gesichert ist und der Eurofighter die beste Investition ist. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Da Sie immer wieder von Geschenken, Manipulation et cetera reden, muss ich sagen, offensichtlich passt es nicht in Ihr linkes Weltbild, dass man eine solche Beschaffung von militärischem Gerät durchführen kann, ohne dass es Korruption und ohne dass es Manipulation gibt. (Abg. Öllinger: Na, na!) – Ja, Herr Öllinger, Sie können es sich nicht vorstellen. Aber das Ministerium und diese Regierung haben das ohne Manipulation, ohne Geschenkannahme und ohne Korruption über die Bühne gebracht – auch das soll festgestellt werden –, entgegen Ihren Anschuldigungen, entgegen Ihrem Bemühen bei der Staatsanwaltschaft, die diese Causa mangels Beweisen zurückgelegt hat. So sieht die Beschaffung korrekterweise in Österreich aus. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Matznetter: Untersuchungsausschuss!)

Da gibt es Leute, die mit ihren „besonderen“ Argumenten kommen: Na ja, dieser Flie­ger wird bei Minusgraden nicht fliegen. – Als ob es einen Flugzeughersteller gäbe, der ein Flugzeug baut, das bei Minusgraden nicht fliegen kann! Ich meine, diesen Unsinn muss man sich einmal vorstellen! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich kann Ihnen sagen, der Eurofighter fliegt bei minus 32 Grad, er fliegt in der Nacht, er fliegt bei Tag, er fliegt bei Regen und bei Sonnenschein. (Abg. Dr. Matznetter: Aber hinunter!) Wer das überprüfen möchte, der hat beim EADS-Werk in Manching Gele­genheit, das zu tun. Bei dieser Werksbesichtigung waren Sie abwesend und haben kein Interesse daran gezeigt, dass Sie sich das anschauen. Dort hätten Sie nachfragen können, dort hätten Sie nachschauen können. Aber das interessiert Sie nicht, denn dann hätten Sie diese Schmal-Argumente nicht zur Hand, die Sie hier immer herein­schreien. (Abg. Neudeck: Aber der fliegt nicht auf die SPÖ!)

Wer nicht glaubt, dass der Eurofighter auch bei entsprechender Wärme oder Hitze flie­gen kann, der kann mit in die Wüste fahren. Dort findet die nächste Überprüfung statt. Dort können Sie dann beobachten, dass der Eurofighter, unabhängig von der Wet­terlage und unabhängig von Ihren Beschimpfungen, entsprechend in der Lage ist zu fliegen.

Meine Damen und Herren, die umfassende Landesverteidigung hat für uns Bedeutung. Wir werden selbstverständlich zu dieser Beschaffung stehen.

Wenn hier immer wieder die Gegengeschäfte angezweifelt werden und man sagt, na ja, jetzt, nach ein paar Monaten oder nach Jahren, gibt es noch immer keine Gegenge­schäfte, dann freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass FACC in Oberösterreich,


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dass MAN in Oberösterreich zu diesen Geschäften, die jetzt in Milliardenhöhe abge­schlossen worden sind (Abg. Dr. Matznetter: Vor dem Eurofighter! – Abg. Mag. Kog­ler: Das ist kein Gegengeschäft!), auch stehen und sagen: Jawohl, herzlichen Dank, Bundesregierung, herzlichen Dank, Herr Minister, dass diese Gegengeschäfte möglich sind und auch durchgeführt werden! – Und darüber hinaus auch transparent, wie es immer wieder bestätigt wurde.

Ihre Vorgangsweise, meine Damen und Herren von der SPÖ, ist durchsichtig. Zuerst haben Sie gesagt, wir brauchen keine Luftraumüberwachung. – Nun, das sagt Herr Gusenbauer nach wie vor. Wir wundern uns, nicht nur hier im Parlament. Die Öster­reicher wundern sich (Abg. Mag. Darabos: Wundern sich über Sie! Über Ihre Politik wundern sich die Österreicher!), dass Sie sagen, wir brauchen keine Sicherung des Luftraumes. (Abg. Parnigoni: Die Österreicher ... Geld beim Fenster raus!)

Da können wir nicht mitmachen. Und der Einsetzung eines Untersuchungsausschus­ses können wir selbstverständlich nicht zustimmen. Wir vertrauen der parlamentari­schen Kontrolle des Rechnungshofes. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.30


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Bösch. 5 Mi­nuten Redezeit. – Bitte.

 


16.30.04

Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bun­deskanzler! Meine Damen und Herren! (Abg. Riepl: In welcher Partei sind Sie?) Dass die Opposition diesen Rechnungshofbericht zum Anlass nimmt, um das Thema Euro­fighter wieder zu thematisieren, ist wirklich eine Kühnheit. Zuerst und auch jetzt wieder in der Debatte, Herr Kollege Gusenbauer, machen Sie deutlich, dass Sie eigentlich ge­gen die Beschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen sind (Abg. Mag. Kogler:  ... zwischen Opposition und Regierung noch unterscheiden können?!) – Sie auch, Herr Kogler –, aber dann sagen Sie, dass Sie sich jetzt Sorgen um eine funktionierende Luftraumüberwachung machen.

Wenn Sie diesen Rechnungshofbericht gelesen hätten, hätten Sie auch erkannt, dass der Rechnungshof militärische Aspekte anführt und zu Recht den Umstand aufgreift, dass verschiedenste Themen in Bezug auf die Luftraumüberwachung mit diesen tech­nischen und finanziellen Vorgaben nur sehr schwer möglich sein werden.

Ich schließe also daraus, dass Sie dem Rechnungshof zustimmen, dass von diesen Flugzeugen verschiedene Einsatzszenarien nur unzureichend erfüllt werden können, dass die Luftraumüberwachung problematisch ist, dass die Luftraumsicherung und die Luftraumverteidigung sowie internationale friedenserhaltende Maßnahmen aus Sicher­heitsgründen nur schwer vorstellbar sind. Sie stimmen zu, dass der Rechnungshof darauf hinweist, dass durch den im Vergleich zu den Angebotsunterlagen im Kaufver­trag verringerten Leistungsumfang die Effizienz dieses Flugzeuges in Bezug auf die strategischen Vorgaben des Bundesministeriums nicht in vollem Umfang genützt wer­den kann.

Meine Damen und Herren von der Opposition, ich danke Ihnen für die Sorge in Bezug auf das Bundesheer, für die Sorge in Bezug auf die Luftraumüberwachung und stelle fest, dass SPÖ und Grüne eigentlich dafür sind, dass wir 24 Abfangjäger kaufen, und dafür sind (Abg. Scheibner: Das ist ungeheuerlich!), dass wir alle technischen Mittel, die zur Ausrüstung dieser Luftraumüberwachungsflugzeuge notwendig sind, beschaf­fen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: Sie Scherzbold!)

Und das, meine Damen und Herren, Herr Kollege Kogler, weil in diesem dritten Rech­nungshofbericht überhaupt keine qualitätsvolle Neuerung zum eigentlichen Knackpunkt


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erfolgt. Der eigentliche Knackpunkt, Herr Kollege Kogler – wir konnten das hier schon das eine oder andere Mal debattieren –, ist die Typenentscheidung. Diese Typenent­scheidung, die im Jahr 2002 gefallen ist, war für viele in der österreichischen Öffent­lichkeit überraschend. Auch für mich als FPÖ-Abgeordneten war sie überraschend. (Abg. Mag. Kogler: Überraschend ist, dass so eine geschobene Entscheidung ...! Die Schiebung war nicht zu übersehen!) Aber der damalige Verteidigungsminister Herbert Scheibner konnte das öffentlich erklären.

Können Sie mir sagen, warum ich dem Peter Pilz mehr glauben soll als dem Herbert Scheibner? Dafür finde ich keine Argumente. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Matznetter: Machen Sie einen Untersuchungsausschuss!)

Meine Damen und Herren! Im ersten Rechnungshofbericht wurden die Ausschrei­bungsmodalitäten geprüft, im zweiten Rechnungshofbericht, Herr Kollege Kogler, wurde klar Folgendes erklärt:

Erstens:

„Unter Zugrundelegung der vom BMLV festgesetzten Maßstäbe wurde das Kampfflug­zeug Eurofighter zutreffend als Bestbieter ermittelt.“

Zweitens:

„Bei seinen Erhebungen konnte der RH keinen Hinweis auf eine Manipulation der Bewertungsergebnisse und auf eine damit verbundene Geschenkannahme feststellen.“

Drittens:

„Der RH stellte fest, dass bei der Angebotseinholung und der Bewertung keine Ein­flussnahme auf Bedienstete des BMLV zwecks Präferierung eines bestimmten Kampf­flugzeugs nachgewiesen werden konnte.“

Meine Damen und Herren! Dieser Aspekt ist der entscheidende. Und dieser wird durch den dritten Rechnungshofbericht, den wir jetzt debattieren, Herr Kollege Kogler, und der, so hoffe ich, auch in Ihrem Ausschuss zur Debatte stehen wird, überhaupt nicht verändert. Es gibt überhaupt keinen neuen sachlichen Aspekt in diesem eigentlich entscheidenden Punkt, Herr Kollege Kogler!

Wenn Sie hier erklären, dass mit diesem Rechnungshofbericht diese wichtige Ent­scheidung, die die Bundesregierung getroffen hat, neuerlich neu zu beurteilen ist, dann muss ich Ihnen sagen, das ist falsch.

Meine Damen und Herren! Der Rechnungshof ist ein Organ des Nationalrates. Er hat diesen Vorgang in drei Berichten geprüft. In drei Berichten hat er im Wesentlichen der Bundesregierung Recht gegeben. (Abg. Mag. Kogler: Fiasko!) Er hat viele Mängel aufgezeigt, Mängel auch in militärischer Hinsicht, die der Herr Bundesminister für Landesverteidigung ja jetzt richtig stellen konnte. Er hat auch seine Absicht bekundet, diese Mängel abzustellen, damit die Luftraumüberwachung sichergestellt ist.

Meine Damen und Herren! Das ist das Hauptziel – das Hauptziel auch der FPÖ-Politi­ker in diesem Nationalrat! (Abg. Öllinger: Welcher?)

Herr Kollege Molterer, Sie brauchen keine Angst vor irgendwelchen Achsen zu haben, die sich hier bilden. Die FPÖ in diesem Nationalrat macht eine berechenbare, macht eine verlässliche Politik. Sie können sich in Ruhe mit uns auseinander setzen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.35


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Auch seine Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte.

 



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16.35.13

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat eingangs moniert, dass diese Sondersitzung ausgerechnet am Tag der Republiksfeier stattfindet. Na ja, es waren auch die Vertreter Ihrer Partei, die für diesen Termin gestimmt haben. Wir Grüne hätten einen anderen gewollt. – So viel nur zur Seriosität Ihrer Anfrage­beantwortung schlechthin. (Abg. Scheibner: Warum machen wir es nicht nächste Woche?)

Hingegen haben Sie es vorgezogen, sich jetzt und hier nicht zu diesem Skandalfall Gudenus – anders ist das nicht zu bezeichnen – noch irgendwie zu deklarieren. Wohl haben Sie an anderer Stelle gesagt, er möge – sinngemäß – sein Mandat besser zurücklegen.

Wissen Sie, was? – Das Ganze ist trotzdem etwas eigenartig und erfolgt relativ spät. Was wir an diesem Gedenktag auch realisieren müssen, ist, dass es Ihre Politik war, die diese Leute aufgewertet hat, die deren Gesinnung in das Zentrum des politischen Diskurses in Österreich bringt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Jemand, der die Existenz von Gaskammern indirekt in Frage stellt, möglicherweise sogar indirekt leugnet – das sind die Leute, mit denen Sie sich auch umgeben haben! Das haben Sie zu verantworten! Und da machen Sie hier irgendjemandem den Vor­wurf, dass wir an diesem Tag der Republiksfeierlichkeiten über die Abfangjäger disku­tieren wollen? Haben Sie denn keine anderen Sorgen? Haben Sie keine andere Ver­antwortung für diese unglaublichen Vorgänge? (Abg. Großruck: Waren Sie heute bei der Feier?) Machen Sie doch den Weg frei für Neuwahlen, sodass diese Leute endlich mit verschwinden! Das ist doch ungeheuerlich! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Diese unglückselige Koalition – damit wir zum eigentlichen Thema kommen – hat ja auch in der Tat diese Beschaffung zu verantworten. Und auch da kann ich Ihnen sagen, Ihr ganzer Redebeitrag, Herr Bundeskanzler, war ein Beweis für die Notwendig­keit dieses Untersuchungsausschusses. (Abg. Neudeck: Sie reden jetzt zum falschen Untersuchungsausschuss!) Sie haben hier die Fragen kaum beantwortet, teilweise falsch und teilweise überheblich beantwortet. (Abg. Dr. Stummvoll: Eine Arroganz ist das!)

Das ist einfach nicht hinzunehmen! So kann man mit dem Parlament nicht umspringen. Aber das passt ja wunderbar in die Reihe Ihrer Auskünfte. Der Herr Finanzminister ist gerade nicht da, aber im Budgetausschuss, einem Organ des Nationalrates, sagte er: 1,9 Milliarden €, das ist die Obergrenze. Noch nie ist so gescheit verhandelt worden.

Ja, wie wir damals schon erkennen konnten: alles falsch, alles ein Blödsinn. Es ist viel, viel teurer. Und jetzt wollen Sie nicht einmal die Verantwortung dafür übernehmen! Unglaublich! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Da sagen Sie, Herr Bundeskanzler, es gehe nicht um die Type, es gehe nicht um die Finanzierung, es gehe um das Staatsganze. – Dieses Staatsganze äußert sich jedoch darin, dass die Typenentscheidung nicht so klar ist, wie Sie hier gesagt haben, dass Sie gleichzeitig einen Untersuchungsausschuss verweigern und dass der Rechnungs­hofbericht genügend Indizien – und immer mehr – dafür liefert, dass Sie die Entschei­dung willkürlich in der Gegend herumgeschoben haben, wie es Ihnen gepasst hat. Und deshalb ist auch der Vorwurf der Schiebung weiterhin berechtigt, auch wenn Sie das nicht hören wollen. (Abg. Dr. Stummvoll: Bestbieter!)

 


Beispiel: Die ...


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Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter! Wir haben uns darauf verständigt, dass wir den Vorwurf der Schiebung hier nicht erheben! (Abg. Öllinger: Was?)

 


Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Ich habe mich nicht darauf verstän­digt, denn ich bin der Vorsitzende des Rechnungshofausschusses. Wir haben dort ge­nügend Hinweise zu Tage gefördert, die diese Vorwürfe und jetzt auch diesen Vorwurf anhand von Rechnungshofberichten erhärten. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich sage Ihnen gleich, wie das geht. Die ganze Kostenkonfiguration ist nämlich mit Absicht verschoben worden. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Damit so getan wird, dass kein Bietersturz zustande kommt, haben Sie künstlich den Stückpreis (Ruf bei der ÖVP: Das ist unerhört!) – das ist nicht unerhört, Sie sollten das hören und ruhig sein – niedrig gehalten, um den Preis, dass die Systemkosten steigen, um den Preis, dass die Betriebskosten unkalkulierbar hoch werden. Aber wenn wir nachrechnen – da brauchen wir nicht von 30 Jahren zu reden –, dann kommen wir drauf, dass wir bis zu 100 Millionen € Betriebskosten auf Grund dieser unseriösen Vorgangsweise haben werden. (Ruf bei der ÖVP: Das stimmt ja nicht!) Und Sie werden das bei nächster Gelegenheit wieder eingestehen müssen. Deshalb sollten Sie nun gleich rechtzeitig den Weg für den Untersuchungsausschuss freimachen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Aber es bleibt ja nicht bei diesen Kosten allein, es kommen weitere hinzu. Die wirkliche Impertinenz an dieser Sache ist ja, dass Sie diese ganzen Kosten in der Abwicklung den nächsten Bundesregierungen überantwortet haben. Das ist extra auf das Jahr 2007 hinausgeschoben worden, was im Übrigen wieder ein paar Hunderttausend Euro an Zinskosten zusätzlich verursacht – das nur by the way –, aber die nächsten Regierungen sollen das zahlen. Mindestens zwei Legislaturperioden werden hoch belastet. Bei der Halbwertszeit der Verfallsdauer Ihrer Regierungen sind das natürlich drei oder vier, aber im Prinzip sind es zwei – mindestens zwei – Legislaturperioden, und das finden wir einfach unseriös.

Deshalb sagen wir: Raus aus diesem Vertrag, rein in den Untersuchungsausschuss! Raus aus dieser unsäglichen Abfinanzierungsform, die die SteuerzahlerInnen nur be­lastet, belastet für irgendetwas, womit Sicherheit vorgegaukelt wird! Wir brauchen ganz andere Investitionen für das, was sich mit Sicherheit in Verbindung bringen lässt. (Bei­fall bei den Grünen und der SPÖ.)

Mit Sicherheit ist nur zu sagen: Diese Regierung ist ein Unsicherheitsfaktor! (Neuer­licher Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

16.41


Präsident Dr. Andreas Khol: Für den Vorwurf der Schiebung erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf, Herr Vorsitzender des Rechnungshofausschusses. (Rufe bei der ÖVP: Jawohl!)

Für die restlichen Redner begrenze ich die Redezeit auf je 4 Minuten.

Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gaál. 4 Minuten Rede­zeit. – Bitte. (Abg. Freund – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Gaál –: Bleib endlich einmal bei der Wahrheit!)

 


16.41.01

Abgeordneter Anton Gaál (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Herren Bundesminister! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler, Herr Klubobmann Molterer und auch der Herr Verteidigungsminister haben heute die Neutralität, die Solidarität (Abg. Mag. Molterer: Die Souveränität!) sehr strapaziert und sich auf die österreichische Verfassung berufen. – Dazu kann ich nur sagen: Dazu stehen wir Sozialdemokraten! (Beifall bei der SPÖ.) Wir bekennen uns zur Neutralität mit jeder


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Faser unseres Herzens! (Beifall bei der SPÖ.) Wer die Neutralität in Frage gestellt hat und dem NATO-Beitritt das Wort geredet hat (Abg. Mag. Molterer: Cap!), das waren Sie, die Regierungsfraktionen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Josef Cap! Josef Cap heißt er!)

Aus diesem Grund gab und gibt es keine gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheits­doktrin: weil wir Sozialdemokraten ja zur Neutralität und nein zum NATO-Beitritt ge­sagt haben. Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! (Beifall bei der SPÖ.)

Dr. Einem und ich haben hier wochen- und monatelang mit Ihnen verhandelt. (Abg. Mag. Molterer: Aber nicht mit dem Josef Cap!) Das heißt, ich bin Zeitzeuge, und ich bin außerdem der Wahrheit verpflichtet, daher habe ich das sagen müssen, lieber Kollege Molterer.

Für die Sicherheit und den Schutz Österreichs zu Luft und zu Lande, meine Damen und Herren, brauchen Sie wirklich keine Kampfbomber, glauben Sie mir das! Dazu brauchen Sie wirklich kein Kriegsgerät. Selbst der Herr Finanzminister hat richtiger­weise gesagt: Das ist unfinanzierbar! Wenn überhaupt, sei er gesprächsbereit für gebrauchte F 16. – An sich ein vernünftiger, diskussionswürdiger Vorschlag, aber lei­der hat er sich dann zum Vorteil für die teuerste Variante davon ebenso verabschiedet wie heute, als er frühzeitig wieder gegangen ist, weil ihn die ganze Diskussion nicht interessiert. Den Grund für seinen Gesinnungswandel ist er uns bis heute schuldig geblieben.

Diese Kampfbomber haben mit Luftraumüberwachung wirklich nichts zu tun, meine Da­men und Herren! Die Beschaffung dieser Luxus-Kampfjets ist sicherheitspolitisch durch nichts zu rechtfertigen. Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie haben heute Herrn Bundeskanzler Kreisky zitiert, seine Begründung für die Dra­ken-Beschaffung vorgelesen, Herr Kollege Molterer. Erlauben Sie mir an dieser Stelle doch den Hinweis: Das liegt 25 Jahre zurück! Damals gab es noch die Warschauer-Pakt-Staaten, damals gab es noch den Eisernen Vorhang! In der Zwischenzeit sind 25 Jahre ins Land gezogen. Wir haben heute komplett veränderte sicherheitspolitische Gegebenheiten. Wir sind dabei, eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik auf­zubauen. Wir haben uns bereit erklärt, aktiv an der neuen europäischen Sicherheits­architektur mitzutun. Wir haben heute – Herr Bundeskanzler, Sie haben beim Festakt davon gesprochen – 60 Jahre Zweite Republik. Es ist viel vom gemeinsamen Frie­densprojekt Europa gesprochen worden, Frieden, Solidarität, das Gemeinsame stehen im Vordergrund.

Wir haben uns doch wirklich vorgenommen, gemeinsam die Friedensunion Europa einzurichten, aber Sie gehen her und ziehen ohne Wenn und Aber den Kauf dieser sündteuren Luxus-Kampfjets durch, die dem Friedensprojekt Europa entgegenstehen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Großruck.)

Herr Bundeskanzler, ich kann Ihnen auf Grund des neuesten Rechnungshofberichtes nur sagen, dass die Ausstiegsklausel enorm an Bedeutung gewonnen hat, denn der einzige Weg, um aus diesem Eurofighter-Beschaffungsdebakel herauszukommen, ist der schnellstmögliche Ausstieg. Nutzen Sie die Möglichkeit dieser Klausel und been­den Sie dieses Debakel, um die größte Fehlentscheidung der Zweiten Republik wieder ins rechte Lot zu bringen! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Es ist unfassbar (Präsident Dr. Khol gibt neuerlich das Glockenzeichen), wie leichtfer­tig Sie mit schwer verdienten Steuergeldern umgehen. Das wird Ihnen die Bevölkerung nicht verzeihen und nicht entschuldigen – und wir auch nicht! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dr. Jarolim: Da ist jede Sekunde gesessen!)

16.45



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Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Mitterlehner. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.45.49

Abgeordneter Dr. Reinhold Mitterlehner (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich finde es zunächst einmal problematisch – wie schon gesagt worden ist –, dass genau heute, an diesem Gedenktag, hier über dieses Thema debattiert wird. (Abg. Dr. Glawischnig: Jetzt reicht’s aber!) Aber noch problematischer, ja die Entgleisung des Tages ist das, was sich Herr Kollege Kogler geleistet hat! (Abg. Dr. Gusenbauer: Beschweren Sie sich beim Präsidenten!)

Meine Damen und Herren! Die Zuschauer erwarten sich von einem Obmann des Rechnungshofausschusses, dass er zumindest ein gewisses Maß an Objektivität hat. Hier herauszugehen und von Schiebung zu sprechen, dann nichts anderes in der Hand zu haben als ein paar Kostensteigerungen, die auch noch zu hinterfragen sind, das ist eine Entgleisung allerersten Ranges! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn. – Abg. Dr. Gusenbauer: Herr Präsident, vielleicht sagen Sie einmal etwas dazu! Das ist ja unerhört!)

Zum Zweiten: Herr Kollege Kräuter stellt sich hierher und sagt, es sei frivol, angesichts des Rechnungshofberichtes über dieses Thema so zu diskutieren und so damit umzu­gehen. Ich habe mir gedacht, der Kollege wird jetzt irgendetwas aus dem Rechnungs­hofbericht zitieren, das ich überhaupt noch nicht gelesen habe. Wissen Sie, was Sie gemacht haben, Herr Kollege Kräuter? – Sie haben gesagt, der Bundeskanzler habe einmal gesagt, die Plattform würde das ganze Geschäft finanzieren. – Das hat der Bundeskanzler so nie gesagt! (Ah-Rufe bei der SPÖ. – Abg. Dr. Matznetter: Das war ein Wahlkampfgag!) – Das ist der erste Punkt.

Zweiter Punkt – passen Sie ein bisschen auf, denn da stellt sich auch die Frage, wie Sie mit Schulden umgehen –: Sie sagen, es sei unerhört, dass die Zahlungen in Raten erfolgen sollen und sich somit de facto auf andere Bundesregierungen erstrecken. –Meine Damen und Herren! Was haben Sie uns vorgegeben? Haben wir ein positives Budget oder haben Sie uns die Schulden von damals übertragen? Damit arbeiten wir jetzt nämlich, und deswegen können wir nicht in bar zahlen! Das sollten Sie einmal erkennen: dass Sie Schuldenpolitik betrieben haben! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn.)

Weiters zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Gaál. – Herr Kollege, ich muss ehr­lich sagen, das war peinlich! Sie können einen Bomber nicht von einem Jet unterschei­den, und das Wort „sündteuer“ ist offensichtlich Ihr Lieblingswort! (Abg. Dr. Matznetter: Was ist ein Kampfbomber? Erklären Sie einmal, was ein Kampfbomber ist!) Aber was hat denn der Rechnungshofbericht bestätigt? Was? – Keine neuen Fakten! Nichts von dem, was Sie kritisiert haben, ist wahr! Keine Rede von im Übermaß ausgestatteten Kampfjets, sondern der Rechnungshof sagt: Vielleicht wäre es militärisch doch besser, 24 statt 18 Stück anzukaufen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Was ist hier geschehen? Passen Sie ein bisschen auf, Herr Matznetter! Der Rech­nungshof hat Ihre Argumentation ad absurdum geführt! Es sind keine neuen Fakten da, daher sollten Sie eines machen: Sie sollten einmal einen Rechnungshofbericht zum Anlass nehmen, einen Untersuchungsausschuss im eigenen Bereich anzuregen, um sich einmal über die eigene Linie unterhalten zu können! Diese ist nämlich zickzack, dass es nur so schnalzt! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Jetzt zu den Gegengeschäften, die Sie immer ansprechen, Herr Gusenbauer. Schauen Sie sich das einmal an! (Abg. Dr. Gusenbauer: Legen Sie es vor!) Im Jahr 2011 – das ist noch relativ weit weg – soll die Hälfte der Gegengeschäfte dargelegt werden: 2 Mil-


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liarden €. (Abg. Dr. Gusenbauer: Vorlegen! Vorlegen!) Jetzt haben wir das Jahr 2005, wenn ich mich nicht irre, und 1,6 Milliarden sind dargelegt! (Rufe bei der SPÖ: Wo? Wo sind sie denn?) Die Liste habe ich mit, ich habe nur leider nicht die Berechtigung, Ihnen daraus vorzulesen (Abg. Dr. Gusenbauer: Ah ja!), aber ich kann sie Ihnen zeigen. (Abg. Reheis: Alles im Geheimen!) Ich kann sie Ihnen zeigen.

Außerdem, meine Damen und Herren, arbeiten wir mit den Klein- und Mittelbetrieben in allen Bundesländern daran, dass auch sie mit einbezogen werden! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

1,6 Milliarden jetzt erfüllt – 200 Prozent! Wissen Sie, meine Damen und Herren, was üblich ist? 150 Prozent! Wir haben 200 Prozent – wunderbar!

Zum Abschluss, Herr Gusenbauer, Sie lehnen so lässig da (Abg. Dr. Gusenbauer: Liste!): Sie sind immer noch nicht startklar! Symbolisch ist der Eurofighter heute bestä­tigt worden durch den Airbus 380. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Da liegen die Gegengeschäfte, und diese Gegengeschäfte landen in Österreich – Sie bleiben immer in der Luft mit Ihren vagen Vorstellungen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

16.49


Präsident Dr. Andreas Khol (das Glockenzeichen gebend): Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möchte ich nur darauf hinweisen, dass die Terminwahl des 27. April eine einstimmige Entscheidung der Präsidialkonferenz war und dass ich den Kompromissvorschlag gemacht habe. Ich nehme die Verantwortung diesbezüglich auf mich. (Abg. Öllinger – in Richtung ÖVP –: Denen sagen Sie das! – Abg. Bures: Herr Bundeskanzler, entschuldigen Sie sich!)

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Fauland. Seine Redezeit beträgt 4 Minuten. (Abg. Parnigoni: Entschuldigen Sie sich! Unrühmliches Vorgehen wie immer! – Abg. Bures: Ein schlimmer Vorwurf des Bundeskanzlers! – Präsident Dr. Khol gibt neuer­lich das Glockenzeichen.)

 


16.50.18

Abgeordneter Markus Fauland (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Haus und auch zu Hause an den Fernsehbildschirmen! Heute hatten wir einmal die Gelegenheit, Sicherheitspolitik aus der Sicht der SPÖ präsentiert zu bekommen. Wir hatten die Gelegenheit, zu erkennen, was uns erwarten würde, sollte eine Regie­rung Gusenbauer an die Macht kommen. Wir hatten die Gelegenheit und auch das Vergnügen, mitgeteilt zu bekommen, dass die Sicherheit der österreichischen Bürge­rinnen und Bürger aus der Luft nicht sehr wesentlich ist. Wir hatten auch die Möglich­keit, mitgeteilt zu bekommen, dass Souveränität, österreichische Souveränität, eigent­lich nichts zählt, zumindest nicht in der Luft. – Meiner Ansicht nach richtet sich das von selbst.

Nun zum Rechnungshofbericht ein paar Feststellungen. Die österreichische Luftraum­überwachung soll laut Rechnungshofbericht eingeschränkt für die nächsten 30 Jahre sichergestellt sein. „Eingeschränkt“ – was impliziert dieses Wort?

Das Konzept, das diesem Rechnungshofbericht zugrunde liegt, ist ein Konzept aus dem Jahre 1997, und in diesem Konzept kamen neben der Hauptaufgabe, die österrei­chische Luftraumüberwachung und auch die Luftraumsicherung, auch noch die Luftver­teidigung und der Auslandseinsatz vor. Der Rechnungshof hat zu Recht bemängelt, dass mit 18 Flugzeugen all diese Aufgaben nicht durchführbar sein werden. Mit der Reduktion auf 18 Stück reduziert sich auch die österreichische Luftraumüberwachung


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auf interne, nationale Aufgabenbereiche, sie bedeutet den Verzicht auf Auslandsein­sätze, zumindest derzeit.

Was ist der Grund für diese Reduktion auf 18 Flugzeuge? Man muss feststellen, dass es dem Bundesminister für Landesverteidigung durch diese Reduktion gelungen ist, auch den Stückpreis um 5,9 Prozent zu reduzieren. Daraus resultiert, dass es bei der Verringerung der Stückzahl zusätzlich noch zu einer weiteren Vergünstigung beim Pro­duktpreis gekommen ist.

Was den vor allem von Seiten der SPÖ so latent forcierten Gripen betrifft, möchte ich nur anmerken, dass nach einer Berechnung des Rechnungshofes der Gripen nicht nur bei der 18er-Teilzahlungsvariante, sondern auch bei der 10er-Teilzahlungsvariante das teurere Flugzeug gewesen wäre. Selbst wenn man alles das herausrechnet, was der Eurofighter angeblich nicht hat, wäre der Gripen noch teurer gewesen.

Kollege Gaál hat hier von einem „Kampfbomber“, einem „Kampfflugzeug“, von einem überdimensionalen und für Österreich weit überzogenen Flugzeug gesprochen. Ich zitiere ihn vom 10. Juli 2002:

„Sie kaufen ein komplexes, sündteures System mit Infrarot-Lenkwaffensystem“ – das wird er haben –, „mit radargelenktem Waffensystem“ – das wird er, glaube ich, eher nicht haben – „zur Präzisionsbekämpfung – also all das, was nicht notwendig ist. Das ist alles erforderlich für den Luftkampf, für den Luftangriff, für den Luftkrieg, aber hat nichts mehr mit Luftraumüberwachung und mit luftpolizeilichen Aufgaben zu tun.“

Seien Sie beruhigt, dieses Flugzeug wird den Anforderungen eines Luftraumüber­wachungsflugzeuges zu 100 Prozent gerecht werden, und es ist kein Kampfbomber (Abg. Gaál: Ist es ja!), es ist kein überzogenes Kampfflugzeug! (Abg. Gaál: Was ist es denn?) Jedes militärische Flugzeug ist heutzutage ein so genanntes Multirole-Flug­zeug, also vielseitig einsetzbar. In der jetzigen Ausstattung wird der Eurofighter in den nächsten 30 Jahren die Sicherung des österreichischen Luftraumes übernehmen, er wird die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher gewähren, und er wird diese Aufgabe bestens bewältigen. Aus diesem Grund kann man Ihr Ansinnen auf Aus­stieg aus dem Kaufvertrag nur ablehnen.

Abschließend lassen Sie mich noch eines sagen zu diesem Prüfbericht, den Kollege Kräuter so hochspielt, weil doch so unglaubliche Sachen drinnen stehen (Abg. Riepl: Von welcher Partei sind Sie?): Es ist selbstverständlich, dass es bei einem Projekt die­ser Komplexität natürlich zu kleinen Abweichungen kommt.

Ganz zum Schluss möchte ich feststellen: Nobody is perfect – aber diese Regierung ist knapp daran! – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

16.55


Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, teile ich mit, dass ein weiteres Verlangen gemäß § 66 Abs. 4 GOG, und zwar der Abgeord­neten Mag. Molterer und Scheibner, auf Durchführung einer namentlichen Abstim­mung über den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses vorliegt.

Ich darf die Damen und Herren beruhigen, es wird nur einmal, aber dann auf alle Fälle namentlich, abgestimmt.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. 4 Minuten Redezeit. – Sie sind am Wort, Frau Kollegin.

 


16.55.41

Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Poštovane dame i gospodo! Sehr ge­ehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Präsident! Heute ist der 60. Geburtstag der Republik, und die meisten von Ihnen,


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geschätzte Kolleginnen und Kollegen, haben heute an dem Festakt, zu dem uns der Herr Bundeskanzler und der Herr Bundespräsident eingeladen haben, teilgenommen. Bei diesem Festakt sind einige sehr klare Worte gefallen; sehr klare Worte vom Herrn Bundespräsidenten zu einigen Themen, die die Diskussion jetzt bewegen, und auch vom Herrn Bundeskanzler, aber in eine Richtung.

Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen nicht vorenthalten, welche Worte heute noch gefallen sind, nämlich jene des Klubobmannes der BZÖ in Kärnten, Kurt Scheuch, der das Verhalten des Bundesrates Kampl und dessen Aussagen in der letzten Bundesratssitzung als „tadellos“ bezeichnet hat. (Rufe bei den Grünen und der SPÖ: Unglaublich!) – Das ist der Beitrag der BZÖ zum 60. Geburtstag der Republik. (Zwischenruf der Abg. Bures.) Von Wehrmachtsdeserteuren als „Kameradenmördern“ und von brutaler „Naziverfolgung“ nach 1945 zu sprechen, das ist der Beitrag der BZÖ zum 60. Geburtstag der Republik, meine Damen und Herren! (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das möchte ich hier dezidiert festhalten, denn dass einer Partei zum 60. Geburtstag der Republik nichts anderes einfällt als das – dem höchsten Repräsentanten, der das Thema überhaupt gestreift hat –, das halte ich für unwürdig, am Tag des 60. Geburts­tages unkommentiert stehen zu lassen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwi­schenruf des Abg. Dr. Jarolim.)

Herr Bundeskanzler! Von Ihnen hätte ich gerne ebenso klare Worte, wie Sie sie zum blauen Gudenus gefunden haben, zum orangenen Kampl gehört! (Beifall bei den Grü­nen und der SPÖ.) Denn wo ist der Unterschied? Kurt Scheuch in Kärnten zeigt, dass das alles ein Amalgam ist, alles verschwindet. Auch die Vergangenheit und die Ausein­andersetzung mit der Vergangenheit verschwinden bei diesen beiden Parteien, bei dieser einen, noch einen Fraktion hier im Nationalrat, meine Damen und Herren! (Abg. Großruck: Sprechen Sie zum Rechnungshof! – Abg. Amon: Sie haben überhaupt nicht zugehört!)

Was ist der Beitrag dieser Bundesregierung zum 60. Geburtstag der Republik? – Die größte Geldverschwendung, die die Zweite Republik je erlebt hat, nämlich diese Ab­fangjäger! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, wenn Sie die Kritik seitens der Opposition zum gesamten Beschaffungsvorgang nicht annehmen wollen – was Ihnen zwar nicht unbenommen bleibt, aber was ich als Demokratin akzeptieren muss –, dann frage ich Sie: Wie ernst nehmen Sie Aussagen des Kontrollorgans des Parlaments, nämlich des Rechnungs­hofes? Wenn Sie etwas tun, Herr Bundeskanzler, was ja sehr beliebt ist und was Sie sicher auch heute irgendwann im Laufe des Tages gemacht haben, nämlich die Oppo­sition, also die Grünen und die Roten, immer auf das Beispiel Deutschland verweisen – heute ist das schon einmal passiert, es wurde auf Joschka Fischer verwiesen –, dann kann ich Ihnen sagen: Wir können viel lernen von der Bundesrepublik Deutschland, dort werden nämlich Untersuchungsausschüsse nicht nur durchgeführt, sondern live im Fernsehen übertragen, damit sich alle BewohnerInnen des Landes ein Bild davon machen können, welches Demokratieverständnis ein Land hat. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das Demokratieverständnis, Herr Bundeskanzler, das Sie haben, ist nicht das Ver­ständnis, das die Österreicherinnen und Österreicher haben, denn es ist nicht ein Ver­ständnis, das von Selbstachtung geprägt ist, sondern es ist von Angst geprägt. Es ist von Angst geprägt, dass, wenn im Nationalrat ein Untersuchungsausschuss arbeitet, eventuell etwas ans Tageslicht kommen könnte, was den Glanz von Ihnen (Abg. Mag. Johann Moser: Er hat eh keinen Glanz mehr!) und Ihrer Fraktion und dieser Re-


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gierung mit diesem orangen, blauen, hellblauen, dunkelorangen, hellorangen Partner (Staatssekretär Mag. Mainoni: Aber nicht grün!) durch Schatten übertünchen würde.

Das ist das, worüber ich am Tag des 60. Geburtstages der Republik gerne sprechen möchte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch etwas (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen) – ich komme zum Schluss –: Ich halte es für besonders unbesonnen, dass hier von Gegengeschäften, von Arbeitsplätzen geredet wurde, denn noch kein einziges dieser Gegengeschäfte ist bestätigt. Ich möchte den Geburtstag unserer Republik mit Aussicht auf die Zukunft feiern.

Herr Bundeskanzler, ein Letztes (Präsident Dr. Khol gibt neuerlich das Glockenzei­chen): Zukunft braucht Erinnerung. Aber Zukunft braucht nicht nur Erinnerung, sondern auch Auseinandersetzung mit der Gegenwart – und dazu sind Sie aufgefordert! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.00


Präsident Dr. Andreas Khol: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Stadl­bauer zum Wort. Restredezeit der Fraktion: 7 Minuten, freiwillige Redezeitbeschrän­kung: 5 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


17.00.51

Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Da heute der ehemalige Bundeskanzler Bruno Kreisky schon des Öfteren zitiert worden ist, möchte ich die Zitate ergänzen, und zwar hat er gesagt:

Die Draken-Abfangjäger halte ich für vollkommen überflüssig. Wir haben damals prinzi­piell gesagt, wir schaffen uns vielleicht Flugzeuge an, wenn wir uns das leisten können. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)

Und weiters: Ich bin der Meinung, wenn wir uns all die überflüssigen Dinge, die wir ha­ben, ersparen würden, könnten wir leicht das Geld für Schulen und Lehrer und andere Bildungsinstitutionen haben. – Zitatende.

Das Bundeskanzler Schüssel ins Stammbuch geschrieben, der heute davon gespro­chen hat, und Klubobmann Molterer. (Beifall bei der SPÖ.)

Und es gibt auch noch ein ganz berühmtes Zitat: „Lernen Sie Geschichte!“ – Auch das möchte ich Ihnen gerne ins Stammbuch schreiben. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein Wort zu Klubobmann Scheibner. Er meinte etwas süffisant zum Thema (Abg. Scheibner: Also bleiben Sie sachlich, Frau Kollegin!): Die SPÖ fühlt sich durch den Rechnungshof bestätigt. – Selbstverständlich fühlen wir uns bestätigt, nur: Es geht nicht darum, dass wir mehr Eurofighter haben wollen, und es geht auch nicht darum, dass wir mehr Bewaffnung haben wollen. Wir kritisieren, dass jetzt das Konzept und die Argumentationsbasis für die Eurofighter einfach nicht mehr stimmen. Sie haben da irgendetwas nicht richtig verstanden. (Abg. Scheibner: O ja, ich glaube schon!)

Herr Minister Platter! Ihr Versuch, alles für in Ordnung zu erklären, ist meiner Meinung nach auch eher gescheitert. Es gibt ja da einen ganz kreativen Lösungsansatz, den Sie heute auch wieder geschildert haben, den man aber auch in der APA schön nachlesen kann, und zwar werden da ganz kreativ vier Szenarien beschrieben:

Erstes Szenario: „die normale Bedrohungslage“. Dafür brauchen wir zwei Flugzeuge und einen Reservejet, und der Rest ist für die Ausbildung. – Gut, jetzt wissen wir ein­mal, wie groß wirklich der Bedarf ist.


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Zweites Szenario: „temporäre Planquadrate, um zu unterstreichen, dass Luftraumüber­wachung gemacht wird“. – Das finde ich schon einmal gut, das fällt bei mir in die Kategorie Muskelspiele, und zwar ohne konkretes Bedrohungsszenario.

Und umso bemerkenswerter ist Ihre Aussage von heute, Herr Minister Platter: Wir wür­den „niemals bei normaler Lage mehr als das Notwendige machen“. (Abg. Amon: Das hat der Minister nicht gesagt! Sie haben nicht aufgepasst! Das hat er nicht gesagt!) – Wie kann ich dann die temporären Planquadrate verstehen? Natürlich hat er das ge­sagt, ich habe aufgepasst – im Gegensatz zu Ihnen.

Herr Minister, wie können Sie für derart lächerliche Muskelspiele die finanzielle Verantwortung übernehmen? – Das ist etwas, was ich absolut nicht verstehe! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Punkte drei und vier: Da geht es um die Luftraumsicherung etwa bei Großver­anstaltungen. Ich möchte Sie schon daran erinnern, meine Damen und Herren, dass gerade die Großveranstaltungen in Österreich ein starkes Argument für Sie dafür waren, dass wir die Eurofighter brauchen, damit eben die Großveranstaltungen gut durchgeführt werden können.

Nun können wir aber bei den Szenarien drei und vier – Großveranstaltungen in Öster­reich oder im nahen Ausland – lesen, dass da auch andere Luftfahrzeuge des Bundes­heers zum Einsatz kommen sollen, etwa die PC 7 (Abg. Scheibner: Zusätzlich!), die Saab 105 oder auch bewaffnete Hubschrauber. Damit könnten nämlich auch langsa­mere Luftfahrzeuge überwacht und abgedrängt werden. (Die Abgeordneten Scheibner und Mag. Molterer: Zusätzlich!) Ja, zusätzlich. Klar ausgesprochen heißt das: Die Eurofighter allein können das nicht! Ich finde es gut, wenn auch das einmal so klar ausgesprochen wird. (Abg. Mag. Molterer: Hat auch keiner behauptet!)

Auf Grund der bisher gehörten Diskussionsbeiträge kann ich nur einen Schluss ziehen: Es liegt die Vermutung schon ziemlich nahe, dass bereits so viel Geld geflossen ist – in welche Kassen auch immer –, dass es für die handelnden Personen einfach überhaupt kein Zurück mehr gibt. Und der Eurofighter-Deal ist der absolut letzte Kitt, der diese zerbröselnde Regierung noch zusammenhält. (Abg. Scheibner: Jetzt kommt gleich der Neuwahlantrag!)

Der Deal erklärt zum Beispiel auch die wundersame Wandlung der FPÖ zur BZÖ und das stillschweigende Akzeptieren dieser Tatsache durch die ÖVP. Oder vielleicht ist sogar von Seiten der ÖVP nachgeholfen worden.

Was immer wir heute gehört haben, waren abgestumpfte Ausführungen von der Regie­rungspartei, wie eine alte Langspielplatte, die hängen bleibt, eine alte Leier, wo immer wieder dasselbe kommt.

Ein Argument des Kollegen Murauer ist mir auch noch sehr wichtig, weil ich das von ihm vorher noch nie in der Deutlichkeit gehört habe. Er meinte: Der Rechnungshof hat festgestellt, dass es sich um die sparsamste Variante handelt. (Abg. Murauer: Ja!)

Wenn der Rechnungshof schreibt oder die Rechnungshofempfehlungen lauten, dass der noch notwendige, zu beschaffende Leistungsumfang sowie der dadurch entste­hende Budgetbedarf festzulegen wären (Abg. Murauer: Was heißt „festlegen“?) oder dass die in den ersten drei bis fünf Betriebsjahren anfallenden Betriebskosten unter Berücksichtigung der Leistungsänderung umfassend berechnet werden sollten, dann heißt das, dass das noch nicht so klar auf dem Tisch liegt, und dann heißt das auch, dass man nicht davon sprechen kann, dass das die sparsamste Variante ist. (Abg. Murauer: Dann haben Sie nicht alles gelesen! Dann müssen Sie alles lesen!)


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Also, wie immer Sie da argumentieren, Sie führen die Leute einfach an der Nase her­um. (Beifall bei der SPÖ.)

Das wird nicht funktionieren. Sie sind dafür verantwortlich, und das müssen Sie mit Ihrem Gewissen vereinbaren.

Apropos Gewissen: Wer immer ein gutes Gewissen hat, kann der Einsetzung des Untersuchungsausschusses, den wir heute fordern, zustimmen; das haben viele Per­sonen in der letzten Zeit gesagt. Ich denke, das ist richtig. Und in diesem Sinne hoffe ich doch sehr auf Ihre Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mur­auer: Das ist keine Gewissensfrage, sondern eine Inhaltsfrage!)

17.06


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zum Wort gelangt Herr Abgeord­neter Gahr. (Abg. Schöls ist auf dem Weg zum Rednerpult. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Abgeordneter Gahr steht bei mir als Nächster auf der Rednerliste. Wunschrede­zeit: 3 Minuten, Restredezeit: 8 Minuten. (Ruf bei der ÖVP: Bei uns steht „Schöls“!) – Bitte, das ist uns vom ÖVP-Klub so gesagt worden. – Bitte, Herr Abgeordneter Gahr.

 


17.06.50

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Der Verlauf der heutigen Debatte zeigt klar, wer die Sicherheit Österreichs ernst nimmt und wer mit der Sicherheit Österreichs spielt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Der dritte Rechnungshofbericht ist kein Skandalbericht. Er zeigt einige Optimierungen, Verbesserungen auf, aber er zeigt auch ganz genau auf, dass diese Eurofighter-Beschaffung transparent, sauber und in Verantwortung um dieses Land abläuft. (Abg. Murauer: So ist es!)

Dieser neue Rechnungshofbericht wird auch im Rechnungshofausschuss diskutiert, und auch in Zukunft wird der Rechnungshof die Eurofighter-Beschaffung begleiten.

Die Opposition macht es sich relativ einfach: Sie kritisiert und inszeniert hier ein Medienspektakel und verunsichert die Bevölkerung.

Es gibt eigentlich drei logische Fragen im Zusammenhang mit dieser Eurofighter-Be­schaffung: Soll der Luftraum Österreichs geschützt werden? – Diese Frage muss man mit einem klaren Ja beantworten.

Soll es Österreich selbst machen? – Diese Frage ist auch mit einem Ja zu beantwor­ten.

Und: Soll Österreich seinen Luftraum mit einem modernen europäischen Produkt, einem amerikanischen oder einem schwedischen Auslaufmodell schützen? – Diese Frage ist auch mit einem klaren Ja zu beantworten. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Es gibt also klare Fakten, welche für diese Eurofighter-Beschaffung sprechen. Sie wird auch in Zukunft einen Dauerauftrag für den Rechnungshof bedeuten, sie wird ein Dauerthema in den Medien bleiben, und sie wird in den Augen mancher auch einen Dauerskandal darstellen.

Es ist auch klar, dass im Vorfeld dieser Debatte auf vielen Ebenen Argumente ausge­tauscht wurden. Wir vertrauen auf die Ausführungen, auf die Prüfungen und die Bewer­tungen der Militärexperten. Wir vertrauen auf Bundesminister Platter. Wir vertrauen auf Bundesminister Bartenstein. Und wir stehen zur Sicherheit für dieses Land. Österreich braucht Sicherheit in der Luft, Österreich braucht Sicherheit in allen Bereichen. Wir stehen für diese Sicherheit, wir stehen zu diesem Eurofighter-Projekt, und wir stehen


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zu unserer Verantwortung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

17.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Dipl.-Ing. Scheuch (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch – auf dem Weg zum Redner­pult –: Das ist eine tatsächliche Berichtigung!) zu einer tatsächlichen Berichtigung. – Herr Abgeordneter, Sie kennen die Bestimmungen. (Abg. Dr. Jarolim: Der sollte etwas zum „tadellos“ sagen! Vielleicht kann der Herr Bundeskanzler auch ein Wort verlieren dazu!)

 


17.09.33

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Meine ge­schätzten Herren auf der Regierungsbank! Meine geschätzten Damen und Herren! Frau Kollegin Stoisits hat in ihrer Rede gesagt, Klubobmann Scheuch hätte gesagt, die Aussagen Siegi Kampls seien tadellos gewesen. – Das ist unrichtig!

Ich berichtige tatsächlich: Klubobmann Scheuch hat in einem Interview in einer Kärnt­ner Wochenzeitung gesagt, die Bundesratsrede des Bundesrates Siegi Kampl sei tadellos gewesen, und unterstrich dies damit, dass es weder einen Ordnungsruf von Seiten des Vorsitzenden der ÖVP gegeben hat (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen) und dass die Vorsitzende Haselbach der SPÖ geschlossen hätte mit den Wor­ten: Wir sollten uns, wie ich meine, darum bemühen (Zwischenruf des Abg. Dr. Jaro­lim), dem anderen seinen Schmerz zu verstehen.

Herr Kollege Scheuch hat die Vorwürfe aufs Tiefste zurückgewiesen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Puswald: Das ist ja unfassbar! – Abg. Dr. Jarolim: Ich glaube schon, dass der Herr Bundeskanzler einen Rechtfertigungsbedarf hat!)

17.10


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zum Wort gelangt Herr Abgeord­neter Dr. Böhmdorfer. Wunschredezeit: 3 Minuten, Restredezeit: 8 Minuten. – Bitte.

 


17.10.44

Abgeordneter Dr. Dieter Böhmdorfer (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich habe heute in dieser Debatte besonders genau zuge­hört, weil im Vorfeld ja viel spekuliert wurde, wer da wie abstimmen wird, und es war wirklich eine wichtige Entscheidung, die sich hier angekündigt hat.

Ich bin aber zutiefst „enttäuscht“ – zwischen Anführungszeichen –, dass man sich hier nur in Polemik ergangen ist und eigentlich wirklich keine Argumente (Abg. Gradwohl: Es kommt darauf an, auf welcher Seite! Dort drüben und hinter Ihnen sitzen die Pole­miker!) – und da kommt jetzt das Wesentliche – für einen Untersuchungsausschuss gebracht hat.

Sie haben sehr viel Zustimmung bekommen zur Frage, ob dieser Vertrag zum Teil schlampig ist oder ob er besser hätte sein können und vieles andere mehr. Sie haben auch von Schiebung gesprochen, haben das auch begründen wollen, haben es aber nicht begründen können. Sie können im Protokoll nachlesen, ich habe sehr genau aufgepasst.

Und Sie verkennen, dass wir in Österreich eine funktionierende Rechtsordnung haben. Die rechtlichen Rahmenbedingungen spielen ja schon eine Rolle.

Es hat der Rechnungshof unter anderem diesen Abfangjägerkauf in mehreren Schrit­ten geprüft, und der Rechnungshof hat – übersehen Sie das nicht! – auch viele Rohmaterialien, die wir nicht zur Kenntnis bekommen, die ihn aber verpflichten, nach


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§ 84 Strafprozessordnung Anzeige zu erstatten, wenn er Strafbares finden sollte oder gefunden hätte. Offensichtlich hat er das nicht getan. (Zwischenruf des Abg. Dr. Kräu­ter.)

Es haben die Medien darüber sehr viel geschrieben, es haben die Staatsanwälte ge­prüft, und es hat auch niemand gesagt, dass irgendein Staatsanwalt zurückgehalten worden wäre, hier seine Pflicht zu erfüllen – das ist auch ganz wesentlich.

Und im strafrechtlichen Vorverfahren gibt es – entschuldigen Sie den technischen Aus­druck – eine Berechtigung und Verpflichtung zum Erkundungsbeweis. Die Gerichte und die Staatsanwälte müssen von sich aus auch Verdachtsmomenten nachgehen, auf die sie nicht hingewiesen wurden.

Ich sage Ihnen also ganz eindeutig: Aus meiner Sicht als Mandatar kann ich der Einsetzung eines Abfangjäger-Untersuchungsausschusses nicht zustimmen. (Abg. Dr. Kräuter: Sie verwechseln ja da etwas! Sie reden ja von etwas Falschem!) Ich sage Ihnen aber Folgendes: Grund für die viele und für die heftige Kritik sind die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen.

Ich muss etwas erwähnen, was mich heute etwas getroffen hat, und zwar vom Herrn Klubobmann Molterer, der von einer Achse Cap – Strache gesprochen hat. Ich muss das erwähnen, weil ich nicht haben möchte, dass hier Zerstörungspotential freigesetzt wird, weil sich die Freiheitliche Partei verpflichtet fühlt, das Regierungsprogramm um­zusetzen.

Dieses Zerstörungspotential sehe ich darin, dass man – und hier wieder zu den recht­lichen Rahmenbedingungen – zunehmend zu übersehen beginnt, dass die ÖVP einen Vertragspartner für dieses Arbeitsübereinkommen hat. Dieser Vertragspartner heißt Freiheitliche Partei. Und der Obmann der Freiheitlichen Partei heißt Strache. (Abg. Dr. Kräuter: Der ist für den Untersuchungsausschuss!)

Ich bitte, nicht zu übersehen, dass hier ein Vertrag besteht, der droht zerstört zu wer­den und den man nicht politisch wegargumentieren kann in seiner rechtlichen Kon­sistenz. Die ÖVP und vor allem der Herr Bundeskanzler haben sich entschlossen, mit Personen, die nicht mehr dem Vertragspartner Freiheitliche Partei angehören, die Regierung fortzuführen.

Ich glaube, dass daraus auch die Verpflichtung besteht oder entstanden ist, Herr Bun­deskanzler, sich wirklich mit dem Vertragspartner einmal an einen Tisch zu setzen und reinen Tisch zu machen, rechtlich reinen Tisch zu machen, damit wir wirklich die recht­liche Grundlage haben, dieses Arbeitsübereinkommen umzusetzen. Wenn das nicht geschieht, geht diese Beunruhigung nicht von der FPÖ aus. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Applaus von den Grünen!)

17.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zum Wort gelangt Frau Abgeord­nete Mag. Lunacek. Wunschredezeit: 5 Minuten, Restredezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


17.14.49

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Herren Minister! Meine Damen und Herren! Es ist ja schon erstaunlich, welche Worte mein Vorredner jetzt gerade hier auch an den Koalitionspartner gerichtet hat.

Ich hatte mir vorher schon gedacht, der Antrag Molterer, Scheibner – ich glaube, das waren die Initiatoren des Antrags auf namentliche Abstimmung, der vom Parlaments­präsidenten verlesen wurde (Zwischenruf des Abg. Riepl) – zeigt sehr stark auf, dass in dieser Koalition nicht nur kleine Risse vorhanden sind, sondern massive Gletscher-


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spalten dazwischen sind, in die Sie Gefahr laufen hineinzufallen, meine Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dieser Antrag zeugt von Misstrauen, nämlich von Misstrauen den eigenen Leuten gegenüber – wer die eigenen sind, weiß man bei der FPÖ/BZÖ nicht so genau, wer orange und wer blau ist –, von Misstrauen, das sich nur in diesem Bereich (auf die Reihen der Freiheitlichen und der ÖVP weisend) des Hohen Hauses abspielt, denn dass Grüne und SPÖ dem Untersuchungsausschuss zustimmen werden, ist wohl ganz klar, da wird niemand sagen, dass er oder sie dagegen ist.

Dieses Misstrauen – und diese meine Worte richten sich auch an Sie, Herr Bundes­kanzler Schüssel – haben Sie, Herr Bundeskanzler, zu verantworten, weil Sie immer noch mit dieser gespaltenen, unklaren BZÖ/FPÖ in einer Regierung sind, um sich den Machterhalt zu sichern. Mit einer namentlichen Abstimmung wollen Sie nun sicher­stellen, dass ja alle gegen die Einsetzung dieses Untersuchungsausschusses stimmen und ja keiner oder keine nachher hergeht und insgeheim sagt: Ich habe aber dafür gestimmt!

So stark ist dieses Misstrauen schon, so stark ist die Angst, dass diese Koalition nicht hält. Herr Bundeskanzler, das haben Sie zu verantworten! Machen Sie endlich Schluss damit! Lassen Sie Neuwahlen zu, damit diese wirklich äußerst lächerliche Inszenierung hier keine Chance mehr hat! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dazu kommt am 60. Geburtstag dieser Republik – ich muss das noch einmal wieder­holen – weiterhin der Schatten, der auch über diesem Hohen Haus liegt: Dass es nämlich der Bundeskanzler dieser Republik nicht schafft, zu den Worten des ab 1. Juli möglicherweise Bundesratsvorsitzenden Kampl eindeutige Worte zu finden, ja über­haupt Worte zu finden; zu den Worten des Herrn Gudenus schon, der ist ja mittlerweile schon bei den Blauen, aber zum orangen Herrn Kampl haben Sie, Herr Bundeskanzler, kein Wort gefunden. Die Ausrede, dass Sie gerade in China waren, ist in Zeiten von Telekommunikation wirklich nicht akzeptabel. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Ihre Weigerung wird an Ihnen hängen bleiben, Herr Bundeskanzler, genauso wie an Ihrer ÖVP. Denn wir haben jetzt gehört, dass anscheinend der ÖVP-Vorsitzende im Bundesrat keinen Ordnungsruf gefunden hat für Herrn Kampl. Das bleibt an Ihnen hän­gen, Herr Bundeskanzler, das bleibt an der ÖVP hängen. (Abg. Reheis: Der ist auch verantwortlich!) Sie sind nicht bereit, sich hier ganz klar und deutlich zu distanzieren und zu sagen, dass diese Leute – nicht nur Herr Gudenus, sondern auch Herr Kampl – nichts in den demokratischen Institutionen dieser Republik verloren haben, wenn sie solche Meinungen vertreten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Nun doch noch in Kürze zum Thema des heutigen Tages. Herr Bundeskanzler! Sie ha­ben in Ihrer Anfragebeantwortung davon gesprochen, dass die Eurofighter dem sicher­heitspolitischen Bedürfnis Österreichs, der Österreicher und Österreicherinnen entspre­chen, und haben als Belege dafür Beispiele gebracht, die zwar geschichtsträchtig sind, mit der realen und zukünftigen Bedrohungslage aber schon gar nichts zu tun haben.

Das Kreisky-Zitat ist 25 Jahre alt, der Jugoslawien-Krieg ist mittlerweile auch schon 15 Jahre her. Der Kalte Krieg ist vorbei, Herr Bundeskanzler, und das schon ziemlich lange. Deshalb haben sich auch die Bedrohungsszenarien verändert. Und es sind nicht nur FriedensaktivistInnen wie ich vielleicht oder andere (Abg. Mag. Langreiter: Terro­rismus!), die finden, dass wir diese Eurofighter auch aus diesem Grund nicht brauchen, dass wir als neutrales Österreich keine Kampfflugzeuge brauchen, sondern auch Leute, denen Sie ja, glaube ich, gerne zuhören, wie zum Beispiel der NATO-General­sekretär Jaap de Hoop Scheffer. Wissen Sie, was er erst vor kurzem, nämlich am 31. März 2005, in einer Rede in Neuseeland gesagt hat? – Ich übersetze das kurz ins


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Deutsche: Eine militärische Ausstattung, die vorrangig auf territoriale Verteidigung abzielt, ist, ganz offen gesagt, a waste of money. Das ist Geldverschwendung, sagt der NATO-Generalsekretär zu diesen Dingen, die Sie da anschaffen, Geldverschwendung in Zeiten, in denen es diese territoriale Bedrohung gerade auch in Europa nicht mehr gibt.

Herr Bundeskanzler, daran sollten Sie sich orientieren, dass sogar höchste NATO-Gremien und der NATO-Generalsekretär sagen, dass wir diese Flugzeuge, die Sie jetzt eingekauft haben, nicht brauchen. Das sagt auch Solana, das sagt auch die EU-Sicherheitsstrategie, dass hier der Schwenk hin zu mehr Konfliktprävention, zu zivilem Krisenmanagement gehen muss.

Um das geht es – und nicht um teure, sündteure Kampfflieger, die das Budget über Jahre und Jahrzehnte belasten, aber nichts tun im Hinblick auf eine Friedenspolitik, die sich orientiert an Krisenmanagement, an Konfliktprävention, an zivilen Maßnahmen, wofür gerade das neutrale Österreich besonders sorgen müsste. Es müsste das Geld dort investiert werden und nicht in diese sündteuren Flieger.

Stimmen Sie aus diesem Grund diesem Untersuchungsausschuss zu, vor allem jene von Ihnen in ÖVP und vielleicht FPÖ und BZÖ, die doch noch an dieser Friedenspolitik Interesse haben und nicht an den Eurofightern! (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

17.20

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Staats­sekretär Mag. Mainoni. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Herr Staatssekretär.

 


17.21.02

Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Mag. Eduard Mainoni: Sehr geehrte Frau Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bun­desminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte Ihnen doch einige Argumente zur Versachlichung dieser Debatte bringen, die für mich als Staats­sekretär für Forschung und Technologieentwicklung im Zusammenhang mit diesem Vertrag über den Ankauf von Eurofightern wichtig sind.

Wir haben heute schon gehört, dass die Opposition, allen voran die SPÖ, zwar eine Luftraumüberwachung ohne Flugzeuge will, und die Grünen, so wie ich es aus Erfah­rung und aus der bisherigen Diskussion weiß, überhaupt das Militär in Frage stellen. Diese Meinungen sollen sein.

Dieses Geschäft hat jedoch noch eine zweite Seite, eine für Österreich sehr wichtige wirtschaftliche Seite. Dieser gegenständliche Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH beinhaltet für die österreichische Wirtschaft sehr wichtige Punkte. Und ich darf zitieren. In Punkt 2 dieses Vertrages unter dem Be­griff „Ziele“ ist normiert, mit dem wirtschaftlichen Ausgleich für den Ankauf von Abfang­jägern sollen die wirtschaftspolitischen Bemühungen, die Attraktivität des Technologie- und Innovationsstandorts Österreich zu steigern, bestmöglich unterstützt werden. – Also Sie sehen, es ist ein eindeutiger Verweis darauf, dass wir mit dem Ankauf der Eurofighter einerseits natürlich unserem verfassungsmäßigen Auftrag insbesondere im Hinblick auf die Neutralität nachgekommen sind, nämlich den Luftraum zu überwachen, andererseits aber sehr wohl auch die Komponente Wirtschaftsstandort Österreich in diesem Vertrag sehr wichtig ist.

Es wird weiters unter den grundsätzlichen Zielen dieses Vertrages ausgeführt, dass an erster Stelle der Technologietransfer und die Betriebsansiedlungen und Direktinvesti­tionen in Österreich stehen.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Dr. Gusenbauer! Sehr geehrter Herr Klubobmann Dr. Cap! Darüber hinaus ist der Vertragspartner bestrebt, die Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich zu vertiefen und auch Kooperationen mit österreichischen Unternehmern und Forschungsinstitutionen anzustreben, die über den Erfüllungszeitraum hinaus andauern.

Meine Damen und Herren! Genau das ist der Punkt, der gerade für mich als Staatssek­retär wichtig ist: der wirtschaftliche Aspekt und der Impuls für die Wirtschaft und für Ös­terreich als Technologiestandort. Und ich darf Ihnen berichten, gerade für Forschung und Technologie bedeutet das Folgendes – es wurde heute schon angesprochen –: Luftfahrt: rund 380 Millionen € jährlicher Umfang des Umsatzes österreichischer Unter­nehmen im Bereich der Luftfahrt, Großteil davon EADS-Konsortialpartner Airbus, zum Beispiel Komponenten für den Airbus A 380, aber auch bereits Gespräche für Kompo­nenten für den in Zukunft im Bau befindlichen Airbus A 350. Ich nenne zum Beispiel die Firma Alenia, ebenfalls Konsortialpartner von EADS. Ich selbst war in Turin und konnte mich vergewissern, dass dort größtes Interesse besteht, Forschungsaufträge nach Österreich auszulagern. Wir stehen vor einem Memorandum of Understanding in diesem Bereich. Also zusätzliche Forschung in Österreich durch Konsortialpartner von EADS.

Oder Structural Health Management, ein sehr wichtiger Begriff, wo Österreich eine sehr wichtige Rolle in der Forschung spielt. Es geht um Folgendes: Kunststoffteile von Flugzeugen, die optisch keinen Verschleiß erkennen lassen, sollten Sensoren einge­baut bekommen, die rechtzeitig signalisieren, dass eine Wartung notwendig ist. Sie wissen, Flugzeuge werden in Zukunft in aller Regel aus Kunststoff bestehen. Öster­reichs Forschung ist dabei zusammen mit EADS auf einem guten Weg.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie sehen eben, wie wichtig es ist, dass gerade im Zuge der Gegengeschäfte ein Impuls für die österreichische Wirtschaft, ins­besondere für die Technologie und für den Standort Österreich im Forschungsbereich forciert wird. (Abg. Öllinger: Welche Gegengeschäfte?)

Ein Letztes: Workshops. Wir stehen kurz – dies auch zur Information, damit die Pole­mik doch etwas den sachlichen Argumenten weicht – vor Workshops, mein Ministerium im Zusammenhang mit EADS über so genannte Optronics. Es geht um die Zukunft von Instrumenten in der Luftfahrt im Bereich der Nanotechnologie und im Bereich der Security.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie sehen also, Gegengeschäfte im Zusam­menhang mit diesem Kauf der Eurofighter insbesondere im Bereich von Forschung und Technologie laufen sehr erfolgreich. – Erfolgreiche Arbeit in der Bundesregierung, Aufschwung für die österreichische Wirtschaft! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

17.25


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Schöls. Wunschredezeit: 3 Minuten, Restredezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


17.25.49

Abgeordneter Alfred Schöls (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, heute haben wir einen Vergleich gesehen zwischen dem Airbus A 380 und der Opposition, denn der Airbus A 380 hat gut abgehoben, hat einen guten Flug hingelegt und ist weich und gut gelandet, während die Opposition zum wiederholten Mal versucht hat, hier Dinge herauszuarbeiten, die nicht herauszuarbeiten sind, „startklar“ plakatiert und einen Bauchfleck gemacht hat. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)


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Liebe Kolleginnen und Kollegen, da nützt es der Opposition auch nichts, wenn von Kollegin Stadlbauer bis hin zum Kollegen Gaál sogar die eigenen Säulenheiligen falsch zitiert werden. Kollegin Stadlbauer! In der Zeit, als es die „Arbeiter-Zeitung“ noch gege­ben hat, hat Bruno Kreisky ein klares Bekenntnis zur Luftraumverteidigung ausgespro­chen. Er hat sich auch in der „Sozialistischen Korrespondenz“ klar für die Anschaffung von Abfangjägern und für die Überwachung des Luftraumes ausgesprochen. Ihnen geht es um billige Polemik und nicht um die Sache. (Zwischenruf des Abg. Dr. Pus­wald.)

Und Kollege Kräuter meint nach dem Florianiprinzip: Dann borgen wir sie uns halt in der Schweiz aus. Das ist sehr billig!

Sie haben auch Kollegen Wagner erwähnt, den Sie als Zeugen in den Unterausschuss des Rechnungshofausschusses zitieren wollten. Auch wenn es Ihnen nicht passt, Kollege Wagner vom Verteidigungsministerium hat in einem Interview klar gesagt, dass er vor dem Ausschuss auf keinen Fall behaupten würde, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre. Laut Wagner hätte es sich bei den Gripen und beim Eurofighter um zwei gleichwertige Angebote gehandelt. Klar sei, dass der Eurofighter nicht nur der teurere, sondern auch der bessere Flieger sei, da hinter dem Gripen nur die Schweden, hinter dem Eurofighter aber vier europäische Nationen stehen. – Soviel nur zu Ihrem Bezug zur Realität und zu Ihrem Bezug zur Wahrheit.

Und wenn Sie vor einer Woche noch den Kollegen Gudenus, mit dessen Aussagen ich immer Probleme gehabt habe, als Helden gefeiert haben, aber heute Steine nach ihm werfen, dann zeigt das Ihre „konsequente“ Haltung. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich war am 15. April auf der Schallaburg bei der Eröff­nung der Ausstellung, wo der Originalstaatsvertrag gezeigt wird. Und Botschafter Stei­ner, der Zeuge war, hat dort über das Verhalten der sozialdemokratischen Delegation in Moskau, als es um die Frage der Neutralität gegangen ist, berichtet. Mir ist der kalte Schauer den Rücken hinuntergelaufen, und ich war froh, dass die ÖVP damals ihre konsequente Haltung durchgezogen hat, genauso wie ich heute froh bin, dass die Regierungspartei ihre konsequente Haltung durchzieht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

17.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Rosenkranz. Wunschredezeit: 2 Minuten, Restredezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


17.29.23

Abgeordnete Barbara Rosenkranz (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Bundes­kanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Jenseits aller Polemik und Schönfärberei hat dieser Rechnungshofbericht ganz bestimmt eine neue Situation gebracht. Dass Großprojekte von der Opposition angegriffen werden, ist üblich, aber dass ein unab­hängiger Rechnungshof doch einige entscheidende Kritikpunkte anbringt, hat der Kritik eine neue Qualität gegeben.

Der Rechnungshofbericht kritisiert zum Beispiel, dass die ursprüngliche Zielsetzung, die aktive Luftraumüberwachung, nur mehr unvollständig erreicht wird, und das ist auch genau das, worauf ich mich beziehen werde. Aktive Luftraumüberwachung – selbstverständlich, d’accord; das bestmögliche Gerät dafür – selbstverständlich, in Ord­nung, keine Frage; auch ein teures Gerät – für die bestmögliche Überwachung muss dies sein.

Wenn aber nun die Eurofighter die von ihnen verlangten Funktionen bei der Luftraum­überwachung nur eingeschränkt leisten können, dann halte ich fest, dass wir nunmehr


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eine eingeschränkte Luftraumüberwachung haben und immer noch das teuerste Gerät. Dieser Widerspruch, meine ich, sollte aufgeklärt werden. Deswegen werde ich diesem Untersuchungsausschuss meine Zustimmung geben. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn.)

17.30


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist ... (Abg. Dipl.-Ing. Hofmann begibt sich zum Rednerpult.) Moment, Herr Abgeordneter Hof­mann: Klubobmann Cap hat sich zu Wort gemeldet und wird in der Reihenfolge vorge­zogen. Restredezeit: 2 Minuten. – Bitte, Herr Klubobmann Cap.

 


17.31.08

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Wir möchten bitte Aufklärung haben, denn die Wortmeldung des ehemaligen Justizministers und jetzigen Abgeordneten des BZÖ – er hat sich eigentlich als FPÖ-Abgeordneter dargestellt – stellt die Mehrheit der Regie­rung in diesem Haus in Frage. (Abg. Dipl.-Ing. Hofmann: Parteilos!) Die Frage ist näm­lich: Für wen hat er gesprochen, für wie viele FPÖ-Abgeordnete in dieser Gruppe hat er gesprochen? (Abg. Neudeck: Er ist parteilos!)

Er hat gesagt, es soll seitens des Bundeskanzlers Vertragsverhandlungen mit Strache geben. Das heißt, es ist anscheinend die Basis für eine Drei-Parteien-Koalition geplant, das ist ÖVP, BZÖ und FPÖ. Jetzt gerade hat eine Abgeordnete gesagt, sie wird unse­ren Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses unterstützen, was erfreu­lich ist, aber es sollten natürlich noch mehrere sein, damit das auch eine Mehrheit hier findet.

Es ist natürlich so, dass jetzt der Herr Bundeskanzler erklären sollte, ob er Gespräche mit Strache beginnen will. (Abg. Öllinger: Er ist hinausgegangen!) Ich finde, das ist bereits ein Zeichen, dass er diesen Raum verlassen hat. Er muss sich hier erklären, vielleicht Klubobmann Molterer, aber in erster Linie er. Wird es Gespräche mit Strache geben? Gibt es jetzt diese Drei-Parteien-Koalition? Hat diese Regierung hier im Haus noch eine Mehrheit, oder wollen Sie von sich aus einen Antrag stellen, dass sich das alles hier auflöst und dass es Neuwahlen gibt? (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ein Grund für eine Sondersitzung!)

Sie, Herr Klubobmann Scheibner, sollten uns sagen: Für wie viele Abgeordnete spre­chen Sie hier eigentlich noch? Wird außer dem Abgeordneten Böhmdorfer noch wer herauskommen? Spricht er auch für Partik-Pablé und für Bösch? Spricht er auch für einige andere, für Prinzhorn? Sind das die fünf Detlev Neudeck, die dann einen eige­nen Klub gründen wollen? Also wie ist hier die Situation? (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Sondersitzung! – Abg. Scheibner: Nächste Woche eine Sondersitzung! – Abg. Neu­deck: Ihre Sorgen möchte ich haben!)

Wenn Sie mir erzählen, dass das die Grundlage für eine stabile Regierungsarbeit in den nächsten Monaten ist, dann können wir nur lachen. Also ich glaube, der heutige Tag war der beste Beweis dafür. Aber jetzt ist Aufklärung angebracht.

Hat diese Regierung hier noch eine Mehrheit? (Abg. Neudeck: Das sehen Sie bei der Abstimmung!) Ist das bloß eine Einzelmeinung oder sind das mehrere? Wann erklärt sich der Bundeskanzler und vielleicht auch Klubobmann Molterer? Wird es die Ge­spräche mit Strache geben? Es ist an der Zeit, dass es hier Aufklärung gibt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.33


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordne­ter Dipl.-Ing. Hofmann. Restredezeit: 2 Minuten. – Bitte.

 



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17.33.33

Abgeordneter Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren! Ich darf vielleicht auf die vom Kollegen Cap gestellte Frage gleich eine Antwort geben. Abgeordneter Scheibner ist Klubobmann des freiheitlichen Klubs und genießt selbstverständlich das Vertrauen des gesamten Klubs, das ihm auch bestätigt worden ist. – Das nur zur Klarstellung, da Ihnen dies ein so großes Bedürfnis ist. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich darf auch auf die Ausführungen meiner Frau Kollegin Rosenkranz noch kurz einge­hen, die sich berechtigterweise ob der eingeschränkten Luftraumüberwachung Sorgen macht und das geklärt haben will, was legitim ist. Es lässt sich auch relativ schnell aufklären.

Diese eingeschränkte Luftraumüberwachung bezieht sich darauf, dass eine Reduktion von 24 Stück auf 18 Stück stattgefunden hat. Ich sage auch dazu, auch ich war, als diese Reduktion vorgenommen wurde, darüber nicht besonders glücklich, und so kommt es, wenn die SAAB 105 nicht mehr ergänzend zur Verfügung steht, ab dem Ende des Jahrzehnts tatsächlich zu einem Problem, das gelöst werden muss.

Des Weiteren betrifft das Großveranstaltungen, wo es durch die Stückzahlreduktion ebenfalls zu Problemen kommen kann. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glocken­zeichen.)

Geschätzte Damen und Herren! Ich stelle fest, dass der Antrag, einen Untersuchungs­ausschuss einzurichten, ein Missbrauch des Rechnungshofberichtes ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es ist deswegen ein Missbrauch des Rechnungshofberichtes, weil Sie den Rechnungshofbericht als Vorwand dafür nehmen, ohne argumentativ tatsächlich auf die vom Rechnungshof geübte Kritik einzugehen.

Wir machen dieses Spiel, Ihnen eine Bühne zu bieten ...

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter! Ich habe schon mehrfach geläutet. Die Redezeit des freiheitlichen Klubs ist zu Ende. Bitte um den Schlusssatz!

 


Abgeordneter Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann (fortsetzend): Frau Präsidentin! Danke, ich komme zum Schlusssatz. Wir werden Ihnen diese Bühne nicht einrichten, um Ihre Spielchen nicht zu ermöglichen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

17.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Mag. Kogler zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, Sie kennen die GO-Bestimmungen. 2 Minuten. – Bitte.

 


17.36.32

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Ich habe in der verblei­benden Zeit gleich zwei tatsächliche Berichtigungen hinsichtlich Faktenlage und Rech­nungshofberichte vorzunehmen.

Zunächst zu den Ausführungen des Herrn Verteidigungsministers: Er hat gesagt, dass über eine Milliarde € Gegengeschäftsvolumina anerkannt seien. Ich weiß gar nicht mehr die genaue Zahl. – Eine Recherche im Wirtschaftsministerium ergab, dass bis heute kein Gegengeschäft entsprechend anerkannt ist, nicht einmal noch im Vorjahr. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zweitens: Der Herr Bundeskanzler hat hier eine Textpassage des Rechnungshofes zum Vortrag bringen wollen, die lautete: Zu Recht Bestbieter Eurofighter. – Ich habe alle drei Rechnungshofberichte auf diese Passage durchschauen lassen. Diese Pas-


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sage kommt nirgends vor. (Abg. Dr. Puswald: Das ist unerhört! – Abg. Murauer: Noch einmal lesen!)

Hingegen ist es so, dass der Rechnungshof bei den vom Bundeskanzler relevierten Fragestellungen Folgendes ausführt: Die Zahlungsvarianten – Lieferung und zehn Halbjahresraten – weisen den Eurofighter nicht als Bestbieter aus. Nur eine Zahlungs­variante weist den Eurofighter als Bestbieter aus, das ist jene, die vom Finanzministe­rium nachträglich, wie im Rechnungshofbericht aufscheint, hineinreklamiert wurde.

Schauen Sie, liebe Bundesregierungsmitglieder, in diesem Fall reicht sogar eine tat­sächliche Berichtigung, um einen Untersuchungsausschuss zu begründen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Kogler, Sie wissen, dass der letzte Teil Ihrer tatsächlichen Berichtigung keine tatsächliche Berichtigung war.

Weiters ist Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort gemeldet. Restredezeit des grünen Klubs: 1 Minute. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


17.38.39

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mich stört es nicht, dass wir am Tag der Republik über eine der wichtigsten und vermutlich unsaubersten Beschaffungsaktionen der Republik hier im Parlament diskutieren. Ich halte es für einen Akt der politischen Hygiene, dass wir das auch an diesem Tag machen. Aber mich stört es ungleich mehr, Herr Bundeskanzler, dass wir an diesem Tag der Republik – und ich habe auch beim Festakt sehr genau aufgepasst – zwar von Ihrer Seite eine Verurteilung des Bundesrates Gudenus hören konnten, aber nicht eine Verurteilung des Bundesrates Kampl hören durften. Die politische Moral muss unteilbar sein! Das ist politische Hygiene. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, hier auf einen wichtigen Einwand, den Abgeordneter Böhmdorfer gebracht hat – eine Darbringung, wir sind Vertragspartner –, hinausgehen und sich der Antwort entziehen, dann ist das auch ein Akt fehlender politischer ...

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter! Auch für Sie gilt dasselbe. Der Schlusssatz, bitte!

 


Abgeordneter Karl Öllinger (fortsetzend): ... um den ich Sie bitten würde, dass Sie ihn vollbringen, hier mit uns zu diskutieren, wie es weitergehen soll. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.40

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

17.40.21Kurze Debatte über einen Fristsetzungsantrag

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nunmehr zu einer kurzen Debatte, die den Antrag der Frau Abgeordneten Mag. Stoisits betrifft, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitie­rung der Opfer der NS-Militärjustiz eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen.

Nach Schluss dieser Debatte wird die Abstimmung über den gegenständlichen Frist­setzungsantrag stattfinden.

Wir gehen in die Debatte ein.


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Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner/der Erstrednerin zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten eingeräumt wird. Stellung­nahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder von zum Wort gemeldeten Staats­sekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.

Das Wort erhält zunächst die Antragstellerin, Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. Ich erteile es ihr hiemit. Frau Abgeordnete: 10 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


17.41.35

Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es sind noch einige Kollegen, eigentlich ganz viele hier, die 1999 dabei waren, als der österreichische Nationalrat mit ganz großer Mehrheit – damals waren es vier Parteien, nämlich die Sozialdemokratische Partei, die ÖVP, das Liberale Forum und die Grünen – einen ganz wichtigen Entschließungsantrag hier im Plenum des Nationalrates beschlossen hat, einen Antrag, der aus dem Justizausschuss gekommen ist und der damals eine Initiative der Wehrsprecher, eigentlich ursprünglich der Friedenssprecher war, wo es darum ging, einen Bereich der österreichischen Ver­gangenheit wissenschaftlich aufzuarbeiten und daraus dann auch politische Schlüsse zu ziehen.

Dieser Entschließungsantrag wurde 1999 – wohlgemerkt! – von vier Parteien beschlos­sen; die fünfte Partei, die Freiheitliche Partei, hat sich damals schon dieser Diskussion verweigert oder hat sie in eine andere Richtung geführt. Dieser Beschluss 1999 – und ich erinnere mich noch sehr gut daran: das war im letzten Plenum vor Auflösung des Nationalrates 1999, denn dann waren Wahlen – hat eine Geschichte, die ich in den zehn Minuten, die mir jetzt zur Verfügung stehen, gar nicht erzählen kann. Aber ich möchte Ihnen sozusagen in Schlaglichtern kurz die einzelnen Schritte präsentieren.

Nach diesem fast einstimmigen beziehungsweise mit großer Mehrheit gefassten Be­schluss über diesen Entschließungsantrag hat das österreichische Wissenschaftsmi­nisterium einen Forschungsauftrag an eine ForscherInnengruppe vergeben, die sich mit den Umständen rund um die nicht erfolgten Akte der Aufarbeitung der Urteile der NS-Militärgerichte zu beschäftigen hatte. Es sind bei dieser Forschungsarbeit Tat­sachen herausgekommen – und es tut mir Leid, dass ich diese Unterlagen jetzt nicht mithabe –, die einen Wälzer ergeben haben, der etwa so dick ist, wie ich es jetzt hier zeige. (Die Rednerin zeigt mit Daumen und Zeigefinger eine Stärke von zirka 7 cm an) Ich übertreibe nicht, dieser Wälzer hat weit mehr als 1 000 Seiten umfasst.

Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit wurden im Rahmen eines Symposiums im österreichischen Nationalrat im Juni 2003 der Öffentlichkeit präsentiert. Zu diesem Symposium hat der Herr Präsident des Nationalrates Dr. Khol eingeladen, und einige KollegInnen Abgeordnete waren bei diesem Symposium auch anwesend, unter ande­rem auch Frau Dr. Fekter, ihres Zeichens – damals schon und jetzt immer noch – Jus­tizsprecherin der ÖVP und Vorsitzende des Justizausschusses. Ich glaube, auch sie, die sie sich ebenfalls zu Wort gemeldet hat, wird bestätigen, dass diese Erkenntnisse, die bei diesem Symposium präsentiert wurden, und die Rede, die Präsident Khol dort gehalten hat, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer – zumindest aber mich – sehr be­eindruckt haben. Nicht wir waren dort die HauptteilnehmerInnen, sondern es waren dies Deserteure, und zwar waren es genau jene Opfer der NS-Zeit, in diesem Fall Opfer der NS-Militärjustiz, denen die angemessene Antwort auf ihr Schicksal die Re­publik – und das ist der Konnex zum heutigen Geburtstag der Zweiten Republik – bis zu diesem Zeitpunkt verweigert hat und bis heute verweigert.

Die angemessene Antwort, nämlich dass diesen Wehrmachtsdeserteuren – und Wehr­machtsdeserteure sind nur eine Gruppe der Opfer der NS-Militärjustiz –Rehabilitierung


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und damit Wiederherstellung ihrer Ehre und ihrer Intregrität zuteil wird, müssen wir bis heute vermissen, diese Anerkennung fehlt noch immer.

Das war im Jahr 2003. Jetzt haben wir April 2005, und diese Antwort steht immer noch aus. Daher bitte ich Sie heute, diesem Fristsetzungsantrag zuzustimmen, wo es um einen Initiativantrag geht, den ich, soviel ich weiß, im Justizausschuss am 20. Dezem­ber 2002 eingebracht habe, in der allerersten Sitzung in dieser Gesetzgebungsperiode, und bei welchem es um die pauschale Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren und Opfern der NS-Militärjustiz geht. Dieser Antrag hat ein Schicksal, das er mit eini­gen anderen teilt, wobei ich jetzt nicht werten möchte, ob andere Anträge weniger wichtig sind oder nicht, aber dieser ist mir wichtig, weil es dabei um Menschen geht, die auf diese Geste und auf diese Antwort warten, um Menschen, die nicht jung, fit und agil sind, sondern die in den meisten Fällen schon 80 Jahre alt sind, und das sind die Jüngsten unter ihnen.

Diese Antwort fordere ich und fordert die grüne Fraktion von Ihnen ein. Inzwischen haben wir sehr viele Gespräche darüber im Justizausschuss geführt. Schon etliche Male wurde dieser Antrag vertagt. Wir hatten darüber Diskussionen außerhalb des Jus­tizausschusses, im Parlament, außerhalb des Parlaments, im Sozialministerium, sozu­sagen bilateral zwischen zwei Fraktionen und auch zwischen mehreren Fraktionen, und ich meine, dass inzwischen zu dieser Problematik alles gesagt worden ist.

Vor allem ist eines passiert – und das ist eine Vorgangsweise, die eigentlich nicht üblich ist –: Es haben parlamentarische Parteien außenstehende Experten beauftragt, Vorschläge zu machen, nachdem sie selbst eigentlich schon einen eigenen Vorschlag eingebracht hatten, der aber durch aktuelle Ereignisse in gewisser Hinsicht zwar nicht gänzlich überholt ist, aber bei dem man einfach einsieht, dass dafür keine Mehrheit des Nationalrates erreichbar ist.

So hat Univ.-Prof. Dr. Reinhard Moos, jener Jurist in Österreich, der sich mit der Frage des Umgangs mit NS-Militärjustizurteilen, mit der Frage des Umgangs mit den Opfern, mit den damit im Zusammenhang stehenden noch immer ausstehenden Aktivitäten als anerkannter Universitätsprofessor am allermeisten beschäftigt hat, auf wissenschaft­licher Basis einen Gesetzesantrag ausgearbeitet, und zwar in enger Kooperation mit jenen Juristinnen und Juristen, die der Frau Ministerin für Justiz Mag. Miklautsch im Justizressort zur Verfügung stehen. Es soll mit diesem Kompromissvorschlag nicht der richtige Moment verpasst werden. Und der richtige Moment, diese unmissverständliche Antwort – jetzt schiebe ich ein: auch auf Gudenus und auch auf Kampl – zu geben, ist genau jetzt, denn jetzt feiern wir 60 Jahre Zweite Republik einerseits und in einigen Tagen, am 8. Mai, mit diesem symbolischen Datum, den 60. Jahrestag der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und damit das Kriegsende andererseits.

Dieser Gesetzentwurf ist deshalb entstanden, weil die jetzige Rechtslage in Österreich einfach rechtliche Unklarheiten enthält und Gesetze den Namen „Befreiungsamnestie“ tragen. Das hat man 2003 wieder entdeckt. Theoretisch ist das seit 1946 auf Wehr­machtsdeserteure angewendet worden, was schon aus Gründen der Benennung Un­klarheiten enthält. Denn: Was ist eine Amnestie? – Eine Amnestie setzt voraus, dass jemand eine Unrechtstat gesetzt hat, dass jemand eine Straftat gesetzt hat, und dann wird er gnadenhalber sozusagen amnestiert. Diese Menschen brauchen nicht Gnade, sondern sie verdienen – und wir müssen es ihnen zugestehen – Recht. Es geht hier um Recht und nicht um Gnade. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Deshalb ist dieses NS-Rehabilitierungsgesetz die Antwort auf 60 Jahre Versäumnisse auf der einen Seite und auf das, was Gegenstand der aktuellen Diskussion ist, auf der anderen Seite, wobei ich Letzteres jetzt nicht in den Vordergrund rücken möchte. Auch


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unabhängig von Ewiggestrigen wäre der österreichische Nationalrat und in der Folge auch der Bundesrat zu dieser eindeutigen Gestensetzung verpflichtet.

Deshalb bitte ich Sie, meine Damen und Herren, diesen Moment nicht zu versäumen. Das sind Menschen, die alt sind, das sind Menschen, die über Jahrzehnte stigmatisiert worden sind, und zwar unter anderem auch von uns als der politischen Klasse, viel­leicht nicht individuell von jenen, die heute hier sitzen, aber von unseren VorgängerIn­nen, die auf diesen Bänken gesessen sind, weil man sich darum nicht gekümmert hat, weil man sie alleine gelassen hat, weil man sie Jahrzehnte später als „Kameradenmör­der“ und als „feig“ bezeichnet hat.

Deshalb wollen wir, dass dieses Gesetz die Chance bekommt, im Plenum des Natio­nalrates am 11. und 12. Mai beschlossen zu werden. Ich bin sehr optimistisch, dass dies gelingen wird, weil die Vorsitzende des Justizausschusses meine Bitte auf Unter­brechung des Ausschusses, um ihn sozusagen auszusetzen, um die Verhandlungen innerhalb der Schüssel/Haider-Koalition noch möglich zu machen, abgelehnt hat mit den Worten: Es wird doch nicht an der Opposition scheitern, einen Termin für den Justizausschuss zu vereinbaren!

Frau Vorsitzende Fekter, ich bin immer begeistert, wenn Sie Termine für Ausschüsse vorschlagen, aber noch nie in der Vergangenheit war ich so begeistert von einem Ter­minvorschlag wie von diesem, den Sie hoffentlich machen werden, damit wir dann am 11. oder 12. Mai dieses NS-Rehabilitierungsgesetz hier beschließen können. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.51


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit der nunmehr zu Wort kommenden Abgeordneten 5 Minuten beträgt.

Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Dr. Fekter. – Bitte.

 


17.52.06

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Es waren heute in der Hofburg bei der Feier „60 Jahre Zweite Republik“ die meisten hier Anwesenden, glaube ich, und es war für mich schon beeindruckend, als ganz zu Beginn in einem Film die gemeinsame Vorgangsweise der Republikgrün­der gezeigt wurde.

„Gemeinsam“, das ist hervorgestrichen worden – trotz aller ideologischen Unter­schiede. Gemeinsam hat dieses Hohe Haus bisher auch die Aufarbeitung der NS-Zeit vorangetrieben. Gemeinsam haben wir Versöhnungsfonds, Nationalfonds und Ent­schädigungsfonds beschlossen, und immer waren die Grundlage dafür Vier-Parteien-Anträge oder war die überwiegende Mehrheit dieses Hohen Hauses dafür. Daher appelliere ich an alle Fraktionen, in den Fragen der Aufarbeitung diesen Weg auch weiterhin gemeinsam zu gehen, insbesondere, wenn es um den Antrag der Kollegin Stoisits betreffend Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz geht.

Ein Fristersetzungsantrag, liebe Terezija, ist dafür nicht wirklich das geeignete Instru­ment. Ich weiß schon, dass du persönlich da echtes Engagement zeigst. Nur: Der Fristsetzungsantrag klingt schon ein bisschen nach Wechseln von parteipolitischem Kleingeld. Und das ist in dieser Frage unpassend! (Beifall bei der ÖVP. – Rufe bei der SPÖ: Na geh!)

Wir befassen uns mit der Aufarbeitung der NS-Geschichte seit Mitte der neunziger Jahre (Abg. Öllinger: Eben! Das ist dringend notwendig!) – das war also bereits in der großen Koalition so – sehr intensiv und haben dabei immer die Gemeinsamkeit in den Vordergrund gestellt. (Abg. Öllinger: Nein!) Dieser Antrag 21/A betreffend die Rehabili­tierung der Opfer der NS-Militärjustiz hat zu dem aus meiner Sicht sehr bedeutendem


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Forschungsprojekt geführt, das dann 2002 zutage gefördert hat, dass bereits im ersten Nachkriegsjahr, also durch unsere Gründerväter der Zweiten Republik, das Aufhe­bungsgesetz 1945 und die Befreiungsamnestie vom 6. März 1946 Verurteilungen ex lege als nicht erfolgt bewertet hat – nicht amnestiert im Sinne von Gnadenakten, son­dern ex lege als nicht erfolgt.

Herr Dr. Böhmdorfer als damaliger Justizminister hat in einem Erlass im Jahre 2003 darauf hingewiesen, dass diese in Vergessenheit geratene Rechtslage Anwendung zu finden hat. Die Befreiungsamnestie 1946 ist geltendes Recht. Somit gelten die Urteile der NS-Justiz als nicht erfolgt in Österreich.

Amnestie ist zwar ein Gnadenakt, Terezija, da hast du schon Recht, und es ist im Allgemeinen keine Rehabilitierung von Straftaten, aber – und jetzt zitiere ich aus der Arbeit von Moos, jener Arbeit, die du als Abänderungsantrag eingebracht hast –:

„Die Betroffenen verdienen nicht Gnade, sondern Recht.“ – Da sind wir uns einig.

Moos führt weiter aus:

„Wie es im Durchführungserlass zur Befreiungsamnestie 1946“ bereits „heißt, handelt es sich bei der Aufhebungsvorschrift nach § 7 nicht um eine Begünstigung des Verur­teilten, sondern um ‚eine aus allgemeinen rechtspolitischen Erwägungen getroffene Anordnung nach Art des Aufhebungs- und Einstellungsgesetzes’. Auch bezweckt die Befreiungsamnestie nach ihrem § 1 unter anderem, den ‚Opfern der nationalsozialis­tischen Herrschaft moralische oder materielle Genugtuung zu verschaffen.“ – Moos zitiert da den historischen Gesetzgeber.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dieser Zielsetzung des historischen Gesetz­gebers der ganz jungen Republik von 1945 und 1946, nämlich den Opfern der national­sozialistischen Herrschaft moralische und materielle Genugtuung zu verschaffen, müssen auch wir Rechnung tragen. Und ich hoffe, dass wir uns in einem Vier-Parteien-Antrag darauf verständigen können. Ich bin mir sogar sicher, dass sich keine Fraktion hier im Hohen Haus dem verschließen wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.56


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Dr. Jarolim. – Bitte.

 


17.57.01

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Fekter, auch wenn Sie bemüht waren, am Ende Ihrer Rede so etwas wie Verständnis, so etwas wie Bemühen in der Frage der notwendigen Rehabili­tierung der Deserteure, die auch heute Vormittag angesprochen worden ist, in die Debatte zu bringen, muss ich Ihnen trotzdem sagen, dass es mich erschüttert hat und ich es für unerträglich halte, der Kollegin Stoisits vorzuwerfen, politisches Kleingeld wechseln zu wollen in einer Angelegenheit, in welcher wir hier im Hohen Haus 1999, also schon vor sechs Jahren, eine gemeinsame Entschließung gefasst haben, um endlich zu diesem Greuel eine klare Stellungnahme zu beziehen und eine schon längst notwendige, in anderen Ländern auch durchgeführte – zum Beispiel in Deutschland – Rehabilitierung dieser Opfer des Nationalsozialismus vorzunehmen.

Frau Kollegin Fekter, ich glaube, gerade an einem Tag, der ein Festtag ist, der ein Geburtstag der Zweiten Republik ist, sollten Sie sich dessen besinnen und keine derartigen Vorwürfe erheben, sondern jetzt – nicht in der Zukunft, sondern heute! – die Chance nützen, hier eine klare Stellungnahme abzugeben, um endlich eine würdige Lösung für diese unerträglichen Situation zu finden. (Beifall bei der SPÖ und den Grü­nen. – Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.)


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Ich weiß nicht, wie Sie das, meine Damen und Herren, empfinden, aber ich glaube, dass es notwendig ist, dass man das anspricht, und zwar gerade deshalb, weil wir heute einen Festtag der Republik feiern, und gerade deshalb, weil es notwendig ist, hier an einem derartigen Tag offen zu reden, so zu reden, wie es eine demokratische Republik verdient und wie es unser würdig ist und wie es letztlich auch unserem Selbstverständnis entspricht.

Wenn der Herr Bundeskanzler hier heute in einer Diskussion, in welcher es darum geht, vom Rechnungshof aufgezeigte Verfehlungen zu klären, aus dem Saal geht, sich nicht zu Wort meldet, nicht einmal Stellung bezieht zu Dingen, wo gegen ihn der eigene Koalitionspartner ganz offenkundig Vorwürfe erhebt und Drohungen unterstellt und ihn um Aufklärung ersucht, dann ist das unerträglich. Ich darf Ihnen sagen: Ich habe in der Zweiten Republik noch keinen Bundeskanzler erlebt, der derartig unstaats­männisch agiert hat wie heute hier dieser Bundeskanzler. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich darf Ihnen noch etwas Zweites sagen, weil ich es eigentlich auch für unglaublich er­achte – Kollegin Stoisits hat vorhin darüber informiert –, dass Herr Scheuch in Kärnten erklärt hat – das ist jetzt ganz neu über den Äther gekommen –, es sei tadellos, was der Herr Kampl gesagt hat. Sie alle kennen die Rede. Es ist an sich unakzeptabel, wenn Kampl von Deserteuren als „Kameraden-Mörder“ redet, und es gibt einen Herrn Scheuch, der sagt, das sei „tadellos“.

Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob wir uns alle dessen bewusst sind, was es an einem derartigen Tag wie heute bedeutet, dass der Bundeskanzler keine Silbe fin­det, sich in irgendeiner Weise davon zu distanzieren. (Abg. Amon: Aber geh, das ist ja gar nicht wahr!) Da, denke ich, ist es Zeit, an Ihr Verantwortungsbewusstsein zu appel­lieren. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich glaube, es ist nicht angebracht, die Situation hier aufzuschaukeln, aber wissen Sie, ich denke mir auf der anderen Seite, gerade bei so einem Punkt können wir hier im Haus und auch die Bevölkerung draußen erwarten, dass wir uns zu jener Verantwor­tung bekennen, Herr Molterer, von der Sie heute hier auch gesprochen haben, dass es notwendig wäre, dass wir sie uns selbst auferlegen. Das hat hier nicht stattgefunden. (Abg. Dipl.-Ing. Missethon: Das ist ja unerträglich! – Abg. Dr. Fekter: Das ist wirklich unerträglich!)

Ich darf Sie einladen, sich wirklich Ihrer Rolle zu besinnen, Ihrer Rolle in der Zweiten Republik – insbesondere auch heute am Geburtstag der Zweiten Republik. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Kollegin Fekter! Ich möchte jetzt zu Ihrer Rede, warum es nicht notwendig sein soll, heute klar zu definieren, dass wir innerhalb der nächsten Wochen endlich eine Lösung für die 1999 über einen Vier-Parteien-Antrag eingebrachte Frage finden (Abg. Dr. Puswald: Es wird irgendwann eine Lösung gefunden werden!) – ja, aber es ist unerträglich, in diesem Jahr diese Lösung nicht zu finden –, von Professor Moos nur einen Satz vorlesen aus seinem Gutachten und dem Antrag, den wir hier eingebracht haben, der das, was Sie hier gesagt haben, in ein richtiges Licht stellt. Moos sagt:

„Durch das neue Gesetz“ – das ist das, was hier Gegenstand ist – „soll zum einen den Betroffenen und Hinterbliebenen endlich Rechtsklarheit und Gerechtigkeit zuteil wer­den. Sie sollen wissen, dass der Nationalrat ihnen und ihren Familien Achtung und Mitgefühl bezeugt. Zum anderen soll durch das neue Gesetz der Wille des Nationalrats zum Ausdruck kommen, auf diese Weise zum 60. Jahrestag der Befreiung Österreichs einen Beitrag zu leisten.“


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Ich glaube, mehr ist nicht zu sagen. Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst! – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

18.02


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Mag. Haupt. – Bitte.

 


18.02.20

Abgeordneter Mag. Herbert Haupt (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte zunächst zu dem vorlie­genden Antrag der Kollegin Stoisits für meine Person und unsere Fraktion sagen, dass wir der Fristsetzung nicht beitreten werden (Abg. Öllinger: Welcher Fraktion?), und darf das wie folgt begründen:

Dem Antrag 2002, Frau Kollegin Stoisits, den Sie hier im Hohen Haus deponiert haben und der im Sozialausschuss und im Justizausschuss jeweils in Behandlung genommen worden ist, ist der Erlass vom Kollegen Dr. Dieter Böhmdorfer als Justizminister im März 2003 gefolgt. Es ist also nicht so wie dargestellt, dass nach der Antragstellung keine entsprechende Reaktion von Seiten der offiziellen Republik erfolgt ist.

Ich halte es auch für wichtig, Frau Kollegin Stoisits, darauf aufmerksam zu machen, dass Sie in Ihrer Rede gesagt haben, dass mit der Kapitulation der Deutschen Wehr­macht der Zweite Weltkrieg beendet war. Das gilt nur für Europa. Der Zweite Weltkrieg ist in Asien leider noch lange weitergegangen und erst nach den Bombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki und der Kapitulation der japanischen Wehrmacht endgültig beendet worden. Ich glaube daher, man sollte nicht nur die europäische Dimension, sondern auch die Weltdimension des Zweiten Weltkrieges mit in Betrachtung ziehen, auch wenn wir heute am 60. Jahrestag der Wiedererrichtung der Zweiten Republik hier stehen.

Zum Dritten darf ich schon darauf hinweisen, dass im Gegensatz zu dem, was Sie, Herr Kollege Jarolim, und Sie, Frau Kollegin Stoisits, gesagt haben, in der Republik Österreich die Verantwortlichen bereits früher gesetzlich reagiert haben, also noch ehe etwa eine vergleichbare gesetzliche Regelung der Bundesrepublik Deutschland ge­schaffen wurde.

Ich glaube, es ist doch beachtenswert, dass erstens bereits die provisorische Regie­rung sämtliche Rechtsakte im militärischen Bereich aufgehoben hat und dass 1946 bereits durch die entsprechenden Verordnungen eine gesetzliche Situation geschaffen worden ist, die auch dem Prinzip gefolgt ist, nicht Gnade, sondern Recht sollen die Opfer des Nationalsozialismus bekommen. Das hat also zu einem sehr frühen Zeit­punkt, nämlich direkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges in den Jahren 1946 und 1947, stattgefunden.

Man sollte auch nicht vergessen, dass die Überprüfung des Sozialministeriums erge­ben hat, dass die Zwangssterilisierten bereits seit dem Jahr 1947 und die Behinderten seit dem Jahr 1995 voll unter den Schutz des Opferfürsorgegesetzes fallen.

Ich halte es auch für wichtig, darauf hinzuweisen, dass seit der Regierung Schüssel I kein einziger Fall, der an das Sozialministerium herangetragen worden ist, abgelehnt worden ist, sondern, im Gegenteil, für alle an das Ministerium herangetragenen Fälle der § 1 des Opferfürsorgegesetzes angewendet worden ist, wenn nicht anderen Para­graphen Rechnung zu tragen war. Das steht im Gegensatz zur Praxis der Vergan­genheit, sodass also auch aus dieser Sicht die Dringlichkeit Ihres Antrages mit der Fristsetzung nicht gegeben ist.

Ich darf auch darauf hinweisen, dass wir vom Sozialministerium mit mehreren Aufrufen in Zeitungen und in Mitteilungen der Opferfürsorgeverbände nach Menschen gesucht


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107. Sitzung / Seite 69

haben, die noch in den Schutz des Opferfürsorgegesetzes kommen könnten. Wir ha­ben in den letzten vier Jahren keinen Einzigen Angehörigen der in Diskussion stehen­den Gruppen gefunden. Die letzten Fälle, die etwa aus der Gruppe der Homosexuellen zu finden sind, sind mehrere Jahre alt. Sie stammen noch aus der Zeit der rot-schwar­zen Koalitionsregierung. In einem Falle wurde das Verfahren sogar von den Verbänden der Homosexuellen fallengelassen, weil sich herausgestellt hat, dass es sich um einen ehemaligen Nationalsozialisten mit Neigung, sich an halbwüchsigen und gerade freige­sprochenen Jugendlichen zu vergreifen, gehandelt hat, der auch andere Straftaten begangen hat. In einem zweiten Fall ging es um einen Vorarlberger Mitbürger, der leider während des Verfahrens verstorben ist, sodass das Verfahren nicht rechtskräftig abgeschlossen worden ist. Ansonsten waren von den in Diskussion stehenden Gruppen keine Opfer mehr zu finden.

Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass wir aus Anlass des 60. Jahrestages der Wiedererrichtung der Republik und aus der Tatsache 85 Jahre Kärntner Volksabstim­mung auch in diesem Jahr, so wie es in der Vergangenheit Tradition im Hohen Haus war, eine gemeinsame Beschlussfassung im Parlament zustande bringen werden, die einerseits den Opfern Recht gibt und zum Zweiten für jenen Teil des Bundeslandes Kärnten, wo die Volksabstimmung gegeben war, zu einer, so wie es Tradition war, Abstimmungsjubiläumsspende führen wird, um damit die Anerkennung für einen frühen Entschlussakt auszudrücken, der in einem plebiszitären Akt zur Ersten Republik und damit zur Bildung des heutigen Österreich beigetragen hat.

In diesem Sinne werden wir im Parlament hoffentlich bald, aber mit Sicherheit nicht auf Druck einer Fristsetzung tätig werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.08


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


18.08.07

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! – Herr Kollege Haupt! Sie haben gesagt, wir werden bald tätig werden. Bitte, das „bald tätig werden“ hören wir bereits seit dem Jahr 1999. (Abg. Dr. Fekter: Seither ist ja einiges geschehen! – Abg. Scheibner: Es ist ja was passiert, oder? Es ist ja was passiert!) Seit dem Jahr 1999! Frau Kollegin Fekter, mit Ihnen hat meine Kollegin seit dem Jahr 1999 wiederholt formelle und informelle Gespräche geführt mit dem Ziel, dass endlich rechtmäßige Zustände von Gesetzes wegen herbei­geführt werden und nicht weiterhin Amnestiegnadenakte existieren. Um diesen Punkt geht es. (Abg. Dr. Fekter: Es ist ja was geschehen seither! Haben Sie das verschla­fen? Es gibt zwei Gesetze! Lassen Sie sich das von der Kollegin Stoisits erklären!)

Sie wissen ganz genau, Frau Kollegin Fekter, dass Sie bei Ihrer Rede hier Herrn Pro­fessor Moos nicht vollständig zitierten. Sie haben nämlich in Ihrem Zitat die Passage weggelassen, die da heißt: „Diese Zielsetzung des Gesetzes aus dem Jahr 1945 geht jedoch in der plakativen Bezeichnung als Amnestie unter.“ – Und genau deswegen brauchen wir ein Gesetz zur Rehabilitation der Deserteure, das über das Gesetz aus dem Jahr 1945 hinausgeht.

Frau Kollegin Fekter! Sie haben uns diesen wesentlichen Satz unterschlagen und halb­wahr zitiert. Bitte, das ist Tatsache. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Heute Vormittag hat der Herr Bundeskanzler auch die Bemerkung in den Vordergrund gestellt: Symbole sind wichtig. Aber, meine Kolleginnen und Kollegen von den Regie­rungsparteien, ein dringend ausstehendes Signal und Symbol zu senden, dass wir hier


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als Gesetzgeber in dieser Zweiten Republik an diesem Tag, an dem wir 60 Jahre Republik feierlich begehen, endlich etwas tun sollten, konkret ein Signal, ein Zeichen setzen gegen dieses Unrechtsregime, gegen diesen Unrechtskrieg, gegen dieses Elend, das Sie heute Vormittag in Bildern gesehen haben – das machen Sie nicht!

Entschuldigen Sie, ich kann mich an die Diskussion im Justizausschuss erinnern: Sie hatten kein Argument. Sie hatten kein Argument, Sie hatten nur den Hinweis, es geht nicht mit vier Parteien. Heute war es Kollege Haupt, der gesagt hat, momentan geht es nicht mit vier Parteien, aber wir wollen eine Vier-Parteien-Einigung.

Und ich frage mich, ich frage mich aus historischen Gründen: Muss es sich diese Republik, muss es sich dieses Parlament, müssen es sich diese Volksvertreter gefallen lassen, dass sie an einem wirklich wesentlichen Tag in der Geschichte der Republik ein wesentliches Zeichen nicht setzen können, weil es noch Menschen in unseren Reihen gibt, die nicht fähig sind, Menschen, die zu Unrecht verurteilt worden sind, endlich Recht zuzugestehen, endlich Recht zu geben? Darin besteht für mich die Schande! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das ist für mich die Schande, dass die ÖVP in Geiselhaft steht, dass die christlich-soziale Partei nach wie vor in Geiselhaft von einzelnen Menschen steht. Es sind viel­leicht nur zwei, drei. Im Justizausschuss hat ja keiner von diesen Menschen – weder Kollegin Partik-Pablé noch Kollege Böhmdorfer oder Kollege Scheuch – argumentiert, und die ÖVP ist stillschweigend für diesen Vier-Parteien-Konsens, den es nicht geben kann, weil diese Menschen nicht wollen. Warum diese Menschen nicht wollen, weiß ich nicht. Sie argumentieren ja nicht, sie sagen nur, es ist noch nicht Zeit.

Ich frage mich: Wenn jetzt nicht Zeit ist, wann soll denn Zeit sein? – Bitte, wir haben jetzt den 20. April (Abg. Neudeck: Wir haben den 27. April!), wir haben in Kürze den 8. Mai (Abg. Scheibner: Was meinen Sie mit 20. April?), und wir haben bis jetzt in diesem Nationalrat noch keinerlei gesetzliches Zeichen gesetzt, noch keinerlei gesetz­lichen Beschluss verabschiedet, der sich in irgendeiner Weise auf das Unrechtsregime, den Unrechtskrieg zwischen 1939 und 1945 bezieht. Es gab kein legistisches Zeichen bis jetzt in diesem ersten halben Jahr der Republikfeierlichkeiten, es gab kein Zeichen des Nationalrates in diese Richtung. Und heute verweigern Sie wieder ein kleines Zei­chen: die Zustimmung zu einer Fristsetzung. Und das ist für mich der Skandal! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich möchte Ihnen nur zum Abschluss noch ganz deutlich eines der Unrechtsurteile zitieren (Abg. Scheibner: Ich möchte nur wissen, was Sie am 20. April feiern?!), das leider auf Grund Ihrer Haltung – Herr Kollege Scheibner, zum Beispiel auf Grund Ihrer Haltung – nach wie vor Rechtsgültigkeit besitzt. Ich lese es Ihnen vor. Am 3. März 1945 wurde der 20-jährige Kärntner Knecht Hubert D. vom Militärgerichtshof verurteilt, und zwar mit der Begründung:

„Er ist ein minderwertiger Mensch, der nur nach dem Grundsatz bestraft werden kann: ,Wer den Tod der Ehre fürchtet, muss den Tod der Schande sterben.‘“ 

Das besitzt heute wegen Ihnen noch immer Gültigkeit. Und das ist für mich der Skan­dal. Dieser Kärntner wurde dann leider in Schlesien standrechtlich erschossen. Und das ist für mich wirklich der persönliche Skandal. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

18.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Mag. Stoi­sits, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den


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Antrag 21/A betreffend ein Bundesgesetz zur Rehabilitierung der Opfer der NS-Militär­justiz eine Frist bis 8. Mai 2005 zu setzen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Fristsetzungsantrag sind, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt. (Abg. Amon: Der Gusenbauer ist nicht da! Der Gusenbauer ist dagegen!)

18.14.18Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nunmehr zur Verhandlung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf Einset­zung eines Untersuchungsausschusses betreffend Beschaffung von Kampfflugzeugen.

Dieser Antrag wurde inzwischen an alle Abgeordneten verteilt.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Antrag

der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 GOG be­treffend die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses hinsichtlich der Beschaffung von Kampfflugzeugen

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen den Antrag, einen Untersuchungsausschuss im Verhältnis V: 5, S: 4, F: 1 und G: 1 einzusetzen.

Gegenstand der Untersuchung:

Aufklärung über die tatsächliche Höhe der jährlichen Betriebskosten für den Einsatz von 18 Kampfflugzeugen;

Aufklärung über die tatsächliche Vertragsgestaltung zwischen dem BMLV sowie dem BMWA und der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH;

Aufklärung über die tatsächlichen Ausstiegskosten aus den Eurofighter-Beschaffungs­verträgen;

Aufklärung über die Existenz der von Bundeskanzler Schüssel propagierten Wirt­schaftsplattform zur Finanzierung von Kampfflugzeugen sowie mögliche Ergebnisse dieser Plattform;

Aufklärung der Vorwürfe möglicher Geldflüsse, „nützlicher Aufwendungen“ und Mani­pulationen des Vergabeverfahrens im Zuge der Beschaffung von Kampfflugzeugen für das österreichische Bundesheer seit April 2001;

Aufklärung von Einflussnahmen auf Entscheidungsträger und Spitzenrepräsentanten der Regierungsparteien in der XXI. und XXII. Gesetzgebungsperiode im gegenständ­lichen Vergabeverfahren;

Aufklärung des Vorwurfs der Verfolgung von „wirtschaftlichen (Eigen-)interessen“ von politischen Parteien und persönlichen Interessen von Regierungsmitgliedern im Zuge der gegenständlichen Vergabe;

Aufklärung über die Vorgänge rund um die Ministerratsentscheidung am 2. Juli 2002 hinsichtlich der Meinungsbildung von Bundesminister Grasser, Bundesminister Scheib­ner und Bundeskanzler Schüssel;

Aufklärung über den Abschluss von Kompensationsgeschäften sowie deren Einfluss auf die Kaufentscheidung;

Aufklärung hinsichtlich der Reduktion der Kampfflugzeugstückzahl von 24 Geräten auf 18 unter Nichteinhaltung des selbst gewählten Vergabeverfahrens;


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Aufklärung über die durch die Bundesregierung beabsichtigte Anmietung von Kampf­flugzeugen zur Überbrückung des Zeitraumes bis zur Eurofighter-Auslieferung;

Untersuchung der rechtlichen und politischen Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit den genannten Sachverhalten.

Untersuchungsauftrag:

Der Untersuchungsausschuss soll durch Erhebung von mündlichen und schriftlichen Auskünften zum Untersuchungsgegenstand und durch Einsicht in die Akten des Bundeskanzleramtes, des Bundesministeriums für Finanzen, des Bundesministeriums für Landesverteidigung, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit und anderer Bundeseinrichtungen im Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand sämt­liche Sachverhalte auf rechtliche und politische Verantwortlichkeiten überprüfen.

Begründung:

Der österreichische Rechnungshof hat in seinem Wahrnehmungsbericht hinsichtlich der Luftraumüberwachungsflugzeuge (Kaufverträge, Finanzierung, Gegengeschäfts­vertrag) festgestellt, dass

die Luftraumüberwachung für die nächsten 30 Jahre nur eingeschränkt möglich ist;

neben den Finanzierungskosten von 2,167 Milliarden Euro weitere 463 Mio Euro für Nebenbeschaffungskosten erforderlich sind;

die jährlichen Betriebskosten nur mit 50 Mio Euro ausschließlich für Flugstunden berechnet wurden und sämtliche andere Betriebskosten darin nicht enthalten sind;

enorme Mängel bei der Vertragsgestaltung vorhanden sind, darunter auch ein so ge­nannter „Einredeverzicht“, der bei Leistungsmängeln keine Einstellung der Ratenzah­lung ermöglicht;

die Anzahl der militärischen Anforderungen, wie etwa Ziele in der Nacht erkennen zu können oder Selbstschutz-Systeme, jährliche Flugstunden, Pilotenausrüstungen und Betriebsstandorte, erheblich reduziert wurde und Träger für Aufklärungseinrichtungen sowie Zusatztanks im Gegensatz zur Angebotseinholung im Kaufvertrag nicht mehr vorgesehen waren.

Nicht zuletzt angesichts der wesentlichen Abänderungen im kommerziellen Bereich er­achtet der Rechnungshof die Vorgangsweise des BMLV als mit hohen Risiko behaftet.

Ebenso wiesen die Erkenntnisse des Rechnungshofes hinsichtlich des Vergabeverfah­rens zur Beschaffung von 24 Kampfflugzeugen erhebliche Mängel nach:

Musskriterien wurden in Sollkriterien ohne nachvollziehbare Begründung umgewandelt;

neue Entscheidungskriterien wurden ohne nachvollziehbare Dokumentation in das bereits laufende Vergabeverfahren einbezogen;

die Kostendarstellung im Zuge des Ministerratsvortrages zur Typenentscheidung wurde unrichtig wiedergegeben;

Akten hinsichtlich eines anders lautenden Ministerratsvortrages, die einen anderen Bieter begünstigten, waren im Zuge der Rechnungshofprüfung nicht auffindbar;

die Beurteilung der Gegengeschäfte erschien als nicht nachvollziehbar, ebenso eine entsprechende Kommunikation zwischen den BMLV und dem BMWA;

es erfolgte keine Überprüfung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit des angebotenen Kampfflugzeuges des Typs Eurofighter.


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Erhebliche Zweifel bestehen an der Einhaltung des Liefertermins sowie der grundsätzli­chen Einsatzfähigkeit des ausgewählten Flugzeugtyps. Dem gegenüber stehen exorbi­tant hohe Lebenszykluskosten.

Aus der Rechnungshofkritik ergibt sich klar, dass die Regierung trotz Kenntnis eines wesentlich höheren Preises am 2. Juli 2002 und am 1. Juli 2003 Ministerratsentschei­dungen auf Basis von falschen bzw. geschönten Preiskalkulationen herbeigeführt hat. Ebenso haben sich sämtliche Ankündigungen von Bundeskanzler Schüssel hinsichtlich der Finanzierung der Abfangjäger über eine Wirtschaftsplattform als nicht haltbar herausgestellt.

Sämtliche Sachverhalte sind hinsichtlich der rechtlichen und politischen Verantwortung nur durch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses aufklär­bar, dieser sollte auch die tatsächlich entstehenden Kosten erheben und die abge­schlossenen Verträge prüfen.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Durchführung einer Debatte wurde weder verlangt noch beschlossen.

Wir kommen daher zur Abstimmung über diesen Antrag auf Einsetzung eines Unter­suchungsausschusses.

Es liegt das Verlangen von 20 Abgeordneten des Klubs der Sozialdemokratischen Par­tei auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung vor.

Weiters haben 20 Abgeordnete des Klubs der Österreichischen Volkspartei sowie des freiheitlichen Parlamentsklubs ein Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung gestellt.

Ich gehe daher folgendermaßen vor: Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordnetenpulte und tragen die Namen der Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“, das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“, das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung dürfen ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für die Einsetzung eines Untersuchungsausschus­ses stimmen, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, Frau Abgeordnete Stadler, mit dem Namensaufruf zu beginnen. Frau Abgeordnete Binder wird sie später ablösen. – Bitte.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerinnen Stadler und Binder werfen die Abge­ordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführerinnen die Stimmenzählung vornehmen.

Zu diesem Zweck wird die Sitzung für einige Minuten unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenauszählung vor. – Die Sitzung wird um 18.21 Uhr unterbrochen und um 18.26 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.


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Abgegebene Stimmen: 179, davon „Ja“-Stimmen 85, „Nein“-Stimmen 94.

Der Antrag ist somit abgelehnt.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Darabos, Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fleckl;

Gaál, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gusen­bauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hlavac, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Leutner, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Johann, Muttonen;

Niederwieser;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl, Rosenkranz;

Sburny, Scharer, Schasching, Schönpass, Schopf, Silhavy, Spindelberger, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann;

Zinggl.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Böhmdorfer, Bösch, Brader, Brinek, Bucher;

Donnerbauer, Doppler;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fauland, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Fuhrmann;

Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner Peter, Haupt, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Liechtenstein, Lopatka;


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107. Sitzung / Seite 75

Machne, Maier Ferdinand, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Mittermül­ler, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz, Prinzhorn;

Rädler, Rasinger, Regler, Riener, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Sonnberger, Stadler, Steibl, Steindl, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Turkovic-Wendl;

Walch, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

Einlauf

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 594/A bis 599/A eingebracht wurden.

Ferner sind die Anfragen 2941/J bis 2971/J eingelangt.

Weiters ist eine Anfrage der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates eingebracht worden.

Verlangen im Sinne des § 99 (2) GOG

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Weiters gebe ich bekannt, dass im Zusammen­hang mit dem Selbständigen Antrag 594/A auf Durchführung eines besonderen Aktes der Gebarungsprüfung durch den Rechnungshof ein Verlangen von 20 Abgeordneten im Sinne des § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung gestellt wurde.

Da die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, ist diese Gebarungsprüfung auch ohne Beschluss des Nationalrates durchzuführen.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betrifft, berufe ich für 18.28 Uhr ein, das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung.

Diese Sitzung ist geschlossen.

18.28.33Schluss der Sitzung: 18.28 Uhr

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