Stenographisches Protokoll
17.
Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode
Freitag, 23. Mai 2003
Gedruckt auf 70g chlorfrei gebleichtem Papier
17. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode Freitag, 23. Mai 2003
Dauer der
Sitzung
Freitag, 23. Mai 2003: 12.00 –
12.09 Uhr
15.00 –
17.37 Uhr
*****
Inhalt
Personalien
Verhinderungen
............................................................................................... 12
Geschäftsbehandlung
Antrag des Abgeordneten Karl
Öllinger auf Durchführung einer Geschäftsordnungsdebatte gemäß
§ 59 Abs. 3 GOG – Ablehnung .......................................................................... 14, 16
Wortmeldungen zu dem Antrag auf Durchführung
einer Geschäftsordnungsdebatte:
Mag. Wilhelm
Molterer ............................................................................. 14
Herbert Scheibner ..................................................................................... 15
Dr. Christoph
Matznetter ........................................................................... 15
Unterbrechung der Sitzung ............................................................................. 16
Antrag der Abgeordneten Mag. Werner
Kogler, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines
Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Vorgänge im Zusammenhang mit der
Beschaffung von Eurofighter-Kampfjets gemäß § 33 Abs.1 der
Geschäftsordnung .......................... 57
Bekanntgabe .................................................................................................. 28
Ablehnung des
Antrages .................................................................................. 58
Bundesregierung
Vertretungsschreiben
....................................................................................... 12
Ausschüsse
Zuweisungen ................................................................................................... 12
Dringliche Anfrage
der
Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Schluss mit dem Verwirrspiel
um die Eurofighter (438/J) 16
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 2 |
Begründung: Dr. Alfred
Gusenbauer ................................................................ 20
Bundesminister Günther
Platter ..................................................................... 24
Debatte:
Dr. Josef Cap ............................................................................................ 28
Mag. Wilhelm
Molterer ............................................................................. 31
Herbert Scheibner ..................................................................................... 33
Mag. Werner Kogler ................................................................................. 36
Bundesminister
Dr. Martin Bartenstein ...................................................... 39
Anton Gaál ............................................................................................... 41
Walter Murauer ......................................................................................... 43
Dr. Reinhard
Eugen Bösch ........................................................................ 45
Dr. Peter Pilz ............................................................................................. 46
Mag. Barbara Prammer ............................................................................. 48
Dr. Reinhold
Mitterlehner ......................................................................... 49
Dipl.-Ing. Maximilian
Hofmann ................................................................. 51
Dr. Evelin
Lichtenberger ........................................................................... 53
Dipl.-Ing. Uwe
Scheuch ............................................................................. 54
Dr. Günther
Kräuter .................................................................................. 55
Entschließungsantrag der Abgeordneten Anton
Gaál, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beschaffungsstopp für
Kampfflugzeuge (Abfangjäger, Luftraumüberwachungsflugzeuge) – Ablehnung 43, 56
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Werner
Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbruch des
Beschaffungsvorganges von Eurofighter-Typhoon – Ablehnung ... 54, 56
Eingebracht
wurden
Petitionen ..................................................................................................... 12
Petition „für eine rasche Verbesserung der Lärmschutzmaßnahmen in Prinzersdorf/NÖ
entlang der Westbahn“ (Ordnungsnummer 4) (überreicht vom Abgeordneten Anton
Heinzl)
Petition betreffend „Mobilfunk“ (Ordnungsnummer 5) (überreicht von
den Abgeordneten Johannes Zweytick, Mares Rossmann, Mag. Gisela Wurm,
Dr. Gabriela Moser)
Petition betreffend „Privatisierungsauftrag der Regierung an die ÖIAG“
(Ordnungsnummer 6) (überreicht von den Abgeordneten Dietmar Keck, Heinz Gradwohl,
Mag. Kurt Gaßner, Rainer Wimmer und Karl Dobnigg)
Regierungsvorlagen ..................................................................................... 13
12: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der
Regierung der Bundesrepublik Deutschland über Gleichwertigkeiten im
Hochschulbereich
62: Protokoll über die Privilegien und Immunitäten der Internationalen
Meeresbodenbehörde
82: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und dem
Königreich Marokko zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung
der Steuerumgehung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 3 |
83: Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land
Steiermark zur Errichtung und zum Betrieb eines Nationalparks Gesäuse
89: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der
Regierung des Staates Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur
Verhinderung der Steuerumgehung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und
vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen samt Protokoll
Berichte ........................................................................................................ 12
Vorlage 11 BA: Bericht betreffend den Budgetbericht des
Bundes 2002/03; BM f. Finanzen
Vorlage 12 BA: Bericht über die Genehmigung von überplanmäßigen Ausgaben
im 1. Quartal 2003; BM f. Finanzen
III-30:
Digitalisierungsbericht 2003; Bundeskanzler
Anträge der Abgeordneten
Dr. Andreas Khol, Dr. Heinz Fischer, Herbert Scheibner,
Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und
Kollegen über ein Bundesgesetz betreffend die finanzielle und administrative
Unterstützung des Österreich-Konvents (133/A)
Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und
Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz betreffend ein Verbot des
Ankaufes von Kampfflugzeugen (Umsetzung des Abfangjägerbegehrens) (134/A)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Vereinheitlichung des Baurechts (135/A) (E)
Anfragen der Abgeordneten
Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend Überführung der Notstandshilfe in eine „Sozialhilfe
neu“ (392/J)
Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend Überführung der Notstandshilfe in eine
„Sozialhilfe neu“ (393/J)
Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Streichung der Bundessubvention für
die Wiener Festwochen (394/J)
Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Kunstdiebstahl im Kunsthistorischen Museum (395/J)
Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Landesverteidigung betreffend Ungereimtheiten beim Hochwassereinsatz in
Schwertberg (OÖ) (396/J)
Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend Verteilung der Hilfsgelder im Rahmen der
Hochwasserkatastrophe im August 2002 (397/J)
Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler
betreffend Verteilung der Hilfsgelder im Rahmen der Hochwasserkatastrophe im
August 2002 (398/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 4 |
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2000/38/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (399/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 5 |
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2001/15/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (400/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der EU-Richtlinie 2001/41/EG –
Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (401/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2001/62/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (402/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/66/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (403/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/42/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (404/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/71/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (405/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/76/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (406/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/62/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (407/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/63/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (408/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/17/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (409/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/26/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (410/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/27/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (411/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/69/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (412/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/70/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (413/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/100/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (414/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/33/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (415/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2003/1/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (416/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/34/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (417/J)
Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Plakatwerbung
im Kunsthistorischen Museum (418/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/32/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (419/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung
der EU-Richtlinie 2002/36/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf?
(420/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung
der EU-Richtlinie 2002/2/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf?
(421/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung
der EU-Richtlinie 2002/1/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf?
(422/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/39/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (423/J)
Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2001/89/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (424/J)
Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend Verwendung der Benützungsentgelte der
Tauernautobahn (425/J)
Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend die geplante Verbauung von vier Kärntner
Wildbächen zu energiewirtschaftlichen Nutzung (426/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2000/70/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (427/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2001/104/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (428/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 6 |
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Umsetzung der EU-Richtlinie 2000/9/EG –
Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (429/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler
betreffend Umsetzung der EU-Richtlinie 2001/29/EG – Innerstaatlicher
Handlungsbedarf?
(430/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2001/90/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (431/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend Umsetzung der EU-Richtlinie 2002/40/EG –
Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (432/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung
der EU-Richtlinie 2001/91/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (433/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2002/31/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (434/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Gesundheit und Frauen betreffend Umsetzung der
EU-Richtlinie 2003/16/EG – Innerstaatlicher Handlungsbedarf? (435/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend „Taxigewerbe und Sicherheit“ (436/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend „Grenzüberschreitender Taxiverkehr“ und „Verdacht der
Schlepperei“ (437/J)
Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Schluss mit
dem Verwirrspiel um die Eurofighter (438/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 7 |
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend Kunstobjekte der Österreichischen Galerie Belvedere (439/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Justiz betreffend Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Sachen
verschwundene Kunstwerke der Österreichischen Galerie Belvedere (440/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend
Kunstobjekte der Österreichischen Galerie Belvedere (441/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend Rechnungshofbericht über die Österreichische Galerie
Belvedere (442/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend
Kunstobjekte der Österreichischen Galerie Belvedere (443/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Rechnungshofbericht über die
Österreichische Galerie Belvedere (444/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend Rechnungshofbericht über die
Österreichische Galerie Belvedere (445/J)
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler
betreffend Kunstobjekte der Österreichischen Galerie Belvedere (446/J)
Mag. Kurt Gaßner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend Ablehnung von öffentlichen Schulen als Träger für
Deutsch-Integrationskurse (447/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und
Konsumentenschutz betreffend Pilotprojekt zur Sicherung der Pflegequalität (448/J)
Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Amtstätigkeit von Staatssekretär Mag. Kukacka (449/J)
Peter Marizzi, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend laufende Kosten und
Fertigstellung des Semmering-Basistunnels (450/J)
Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Stellungnahmen
zur Entlastungsverordnung 2003 (451/J)
Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend belastete Gebiete – Luft in Kärnten (452/J)
Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend
Versicherungen bei Kunsttransporten im Ausland (453/J)
Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Wahrung
der baukulturellen Verantwortung des Bundes (454/J)
Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Wahrung der baukulturellen
Verantwortung des Bundes
(455/J)
Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Wahrung der baukulturellen
Verantwortung des Bundes
(456/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 8 |
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Weltgipfel der
Informationsgesellschaft
(457/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend
Weltgipfel der Informationsgesellschaft (458/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Verwendung von amtlichem Briefpapier (459/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Breitband-Offensive der Bundesregierung (460/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Breitband-Offensive der
Bundesregierung (461/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend raschen Ausbau der Summerauerbahn und Überprüfung des
Stadtbahnprojektes Linz–Gallneukirchen–Pregarten (462/J)
Dipl.-Ing. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend Bundesforste-Engagement in der Ukraine (463/J)
Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines
Bundestierschutzgesetzes
(464/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit betreffend die Bewilligung der ÖBB-Lehrlingsstiftung für
das Lehrjahr 2003/2004 (465/J)
Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend die Störfälle im
ungarischen AKW Paks
(466/J)
Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend den
Abschied von der heimischen Anti-Atom-Politik, den mangelnden Aktivitäten der
österreichischen Bundesregierung nach den Störfällen im ungarischen
AKW Paks und im tschechischen Temelín und fehlenden Initiativen auf
EU-Ebene (467/J)
Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Vormarsch
der Einweg-Gebinde und die Säumigkeit des Ministers (468/J)
*****
Gerhard Reheis, Kolleginnen und Kollegen an den
Präsidenten des Nationalrates betreffend Kunstobjekte der
Österreichischen Galerie Belvedere (3/JPR)
Anfragebeantwortungen
der
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten
Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (198/AB zu 202/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit und Generationen auf die Anfrage der
Abgeordneten MMag. Dr. Madeleine Petrovic, Kolleginnen und
Kollegen (199/AB zu 239/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit und Generationen auf die Anfrage der
Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (200/AB zu 254/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der
Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen
(201/AB zu 215/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der
Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen
(202/AB zu 243/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela
Moser, Kolleginnen und Kollegen (203/AB zu 187/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike
Sima, Kolleginnen und Kollegen (204/AB zu 217/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 9 |
des
Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Anton
Gaál, Kolleginnen und Kollegen (205/AB zu 186/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit und Generationen auf die Anfrage der
Abgeordneten Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen (206/AB zu 228/J)
des
Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der
Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen
(207/AB zu 188/J)
des
Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf
Parnigoni, Kolleginnen und Kollegen (208/AB zu 262/J)
des
Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (209/AB zu 205/J)
des
Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gisela
Wurm, Kolleginnen und Kollegen (210/AB zu 221/J)
des
Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike
Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (211/AB zu 246/J)
des
Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes
Jarolim, Kolleginnen und Kollegen (212/AB zu 273/J)
des
Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (213/AB zu 206/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen
und Kollegen (214/AB zu 291/J)
des
Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der
Abgeordneten Anton Heinzl, Kolleginnen und Kollegen (215/AB zu 193/J)
des
Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der
Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen
(216/AB zu 208/J)
des
Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf
Parnigoni, Kolleginnen und Kollegen (217/AB zu 195/J)
der
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann
Maier, Kolleginnen und Kollegen (218/AB zu 291/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf
die Anfrage der Abgeordneten Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und
Kollegen (219/AB zu 295/J)
der
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt
Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (220/AB zu 305/J)
der
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt
Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (221/AB zu 302/J)
der
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth
Becher, Kolleginnen und Kollegen (222/AB zu 190/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 10 |
des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen
und Kollegen (223/AB zu 194/J)
des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek,
Kolleginnen und Kollegen (224/AB zu 248/J)
des
Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der
Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (225/AB zu 192/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Kurt
Gartlehner, Kolleginnen und Kollegen (226/AB zu 191/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine
Lapp, Kolleginnen und Kollegen (227/AB zu 199/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (228/AB zu 203/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michaela
Sburny, Kolleginnen und Kollegen (229/AB zu 212/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten
Mag. Johann
Maier, Kolleginnen und Kollegen (230/AB zu 285/J)
des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf
die Anfrage der Abgeordneten Michaela Sburny, Kolleginnen und
Kollegen (231/AB zu 211/J)
des Bundesministers
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der
Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen
(232/AB zu 219/J)
des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen
und Kollegen (233/AB zu 218/J)
des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen
und Kollegen (234/AB zu 214/J)
des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen
und Kollegen (235/AB zu 216/J)
des
Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia
Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen (236/AB zu 209/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der
Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen
(237/AB zu 210/J)
der
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann
Maier, Kolleginnen und Kollegen (238/AB zu 269/J)
des
Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dieter
Brosz, Kolleginnen und Kollegen (239/AB zu 232/J)
des
Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann
Maier, Kolleginnen und Kollegen (240/AB zu 270/J)
des
Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike
Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (241/AB zu 247/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 11 |
des
Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp,
Kolleginnen und Kollegen (242/AB zu 197/J)
des
Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia Haidlmayr,
Kolleginnen und Kollegen (243/AB zu 201/J)
des
Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen,
Kolleginnen und Kollegen (244/AB zu 200/J)
des
Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gisela Wurm,
Kolleginnen und Kollegen (245/AB zu 220/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp,
Kolleginnen und Kollegen (246/AB zu 338/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der
Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen
(247/AB zu 306/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth
Becher, Kolleginnen und Kollegen (248/AB zu 222/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike
Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (249/AB zu 244/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela
Moser, Kolleginnen und Kollegen (250/AB zu 255/J)
des
Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter
Schopf, Kolleginnen und Kollegen (251/AB zu 277/J)
des
Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christian
Puswald, Kolleginnen und Kollegen (252/AB zu 272/J)
der
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten
Mag. Ulrike
Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (253/AB zu 242/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp,
Kolleginnen und Kollegen (254/AB zu 339/J)
des
Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf
die Anfrage der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und
Kollegen (255/AB zu 320/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der
Abgeordneten Gerhard Steier, Kolleginnen und Kollegen (256/AB zu 256/J)
der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten
Dr. Kurt
Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (257/AB zu 303/J)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 12 |
Beginn der Sitzung: 12 Uhr
Vorsitzende:
Präsident Dr. Andreas Khol, Zweiter
Präsident Dr. Heinz Fischer.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich eröffne die 17. Sitzung des Nationalrates, die auf Grund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen wurde. (Abg. Öllinger hebt die Hand.) – Ich sehe, dass sich Herr Abgeordneter Öllinger zur Geschäftsbehandlung zu Wort meldet. – Herr Abgeordneter, ich werde zuerst die Verlautbarungen verlesen und Sie dann aufrufen.
Die Amtlichen Protokolle der 14. Sitzung vom 7. Mai 2003 sowie der 15. und 16. Sitzung vom 8. Mai 2003 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Pfeffer und Dipl.-Ing. Prinzhorn.
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Dr. Andreas Khol: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Entschließungen des Bundespräsidenten betreffend die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll wird durch Bundesministerin Elisabeth Gehrer, Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner durch Bundesminister Günther Platter vertreten.
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte schriftliche Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden
Wortlaut:
A) Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen:
392/J bis 437/J.
2. Anfragebeantwortungen:
198/AB bis 257/AB.
B) Zuweisungen:
1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung
gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b
Abs. 1 und 100c Abs. 1:
Budgetausschuss:
Bericht des Bundesministers für Finanzen
betreffend den Budgetbericht des Bundes 2002/03 (Vorlage 11 BA),
Bericht des Bundesministers für Finanzen
über die Genehmigung von überplanmäßigen Ausgaben im 1. Quartal 2003
(Vorlage 12 BA);
Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:
Petition Nr. 4 „für eine rasche
Verbesserung der Lärmschutzmaßnahmen in Prinzersdorf/NÖ entlang der Westbahn“;
überreicht vom Abgeordneten Anton Heinzl,
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 13 |
Petition Nr. 5 betreffend
„Mobilfunk“; überreicht von den Abgeordneten Johannes Zweytick, Mares Rossmann,
Mag. Gisela Wurm, Dr. Gabriela Moser,
Petition Nr. 6 betreffend
„Privatisierungsauftrag der Regierung an die ÖIAG“; überreicht von den
Abgeordneten Dietmar Keck, Heinz Gradwohl, Mag. Kurt Gaßner, Rainer Wimmer
und Karl Dobnigg.
2. Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Außenpolitischer Ausschuss:
Protokoll über die Privilegien und
Immunitäten der Internationalen Meeresbodenbehörde (62 der Beilagen);
Finanzausschuss:
Abkommen zwischen der Regierung der
Republik Österreich und dem Königreich Marokko zur Vermeidung der
Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerumgehung auf dem Gebiete der
Steuern vom Einkommen (82 der Beilagen),
Abkommen zwischen der Regierung der
Republik Österreich und der Regierung des Staates Kuwait zur Vermeidung der
Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerumgehung auf dem Gebiete der
Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen
Beziehungen samt Protokoll (89 der Beilagen);
Ausschuss für
Land- und Forstwirtschaft:
Vereinbarung
gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Steiermark zur
Errichtung und zum Betrieb eines Nationalparks Gesäuse (83 der Beilagen);
Ausschuss für Wissenschaft und Forschung:
Abkommen zwischen der Regierung der
Republik Österreich und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland über
Gleichwertigkeiten im Hochschulbereich (12 der Beilagen);
b) zur Enderledigung im Sinne des
§ 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Verfassungsausschuss:
Digitalisierungsbericht 2003, vorgelegt
vom Bundeskanzler (III-30 der Beilagen).
*****
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsident Dr. Andreas Khol: Die Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen haben das Verlangen gestellt, die am Beginn der Sitzung eingebrachte schriftliche Anfrage 438/J der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Herrn Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Schluss mit dem Verwirrspiel um die Eurofighter dringlich zu behandeln.
Die Durchführung der Debatte über die Dringliche Anfrage wird frühestens drei Stunden nach deren Einbringung, also um 15 Uhr, erfolgen.
*****
Zur Geschäftsbehandlung hat sich Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 14 |
12.02
Abgeordneter Karl Öllinger
(Grüne) (zur
Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Ich möchte – analog zu einer
Wortmeldung zur Geschäftsordnung des damaligen Abgeordneten
Dr. Khol – die Durchführung einer Debatte zur Geschäftsordnung nach
§ 59 Abs. 3 GOG beantragen.
Herr Präsident! In den letzten Tagen sind wir in den parlamentarischen Beratungen zum Budgetbegleitgesetz mit einer Situation konfrontiert worden, die am Rande der Geschäftsordnungsfähigkeit beziehungsweise Arbeitsfähigkeit des entsprechenden Bugetausschusses liegt. (Rufe bei der ÖVP: Das ist Ihre Interpretation!) Wir haben nach wie vor keine klaren Zahlen und Fakten darüber, wie in den einzelnen Bereichen – egal, ob das die Abfangjäger, die Pensionen oder auch die Politikerbezüge beziehungsweise -pensionen betrifft – weiter prozediert wird. Es gibt eine Erklärung beziehungsweise eine Zusage, dass wir zu den anderen Bereichen bis Dienstag die entsprechenden Anträge erhalten werden – nicht aber zum Thema Pensionen, nicht aber zum Thema Politikerbezüge beziehungsweise -pensionen, nicht aber zum Thema Abfangjäger. Darüber herrscht nach wie vor völlige Unklarheit!
Herr Präsident! Das ist deshalb von besonderer Relevanz, weil wir davon ausgehen, dass das Budgetbegleitgesetz vor dem Budgetgesetz im Ausschuss beraten und beschlossen werden muss – und erst im Anschluss daran das Budgetgesetz beschlossen werden kann. Wir sehen diesen Ablauf gefährdet beziehungsweise dieser Umstand bringt uns zu der Annahme, dass er möglicherweise nicht eingehalten werden kann.
Deshalb beantrage ich nach § 59 Abs. 3 GOG, in unmittelbarem Anschluss an diese meine Wortmeldung eine Debatte zur Geschäftsordnung dazu durchzuführen – und würde mich für diese Debatte auch zu Wort melden wollen.
12.04
Präsident Dr. Andreas Khol:
Herr Abgeordneter!
Gemäß § 59 Abs. 3 GOG kann der Nationalrat beschließen, dass eine
solche Debatte stattfindet.
Bevor jedoch
dieser Antrag zur Abstimmung gebracht wird, halten wir uns an den Usus, dass
sich je ein Vertreter jeder parlamentarischen Fraktion dazu zu Wort melden kann.
Liegen dazu
Wortmeldungen vor? – Bitte, Herr Klubobmann Molterer.
12.04
Abgeordneter
Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung):
Herr Präsident! Ich möchte zu dieser von Kollegem Öllinger begonnenen
Geschäftsordnungsdebatte nur festhalten ... (Abg. Dr. Matznetter gibt durch Handzeichen zu
verstehen, dass er gleichfalls zur Geschäftsordnung zu Wort kommen
will. – Ironische Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheitlichen. –
Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Klubobmann Matznetter! – Gegenrufe
bei der SPÖ und den Grünen.)
Präsident
Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter, bitte
fortzusetzen!
Abgeordneter
Mag. Wilhelm Molterer (fortsetzend): Ich würde Sie
von der SPÖ bitten, Ihre Führungsfragen zu klären. (Heiterkeit bei der ÖVP
und den Freiheitlichen.)
Herr Abgeordneter
Öllinger! Hohes Haus! Ich möchte festhalten: Erstens hat die Diskussion im
Unterausschuss des Budgetausschusses bisher in absolut ordnungsgemäßer Weise zum Abschluss der Beratungen der
Budgetkapitel im Unterausschuss geführt.
Zweitens: Unter der professionellen Führung des Herrn Abgeordneten Auer wird selbstverständlich im Budgetausschuss das Budgetbegleitgesetz intensiv beraten. Insgesamt sind, meine Damen und Herren, bisher 95 Stunden im Budgetausschuss und in den Unterausschüssen für diese Beratungen aufgewendet worden. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Herr Abgeordneter Auer hat in der ihm zustehenden Kompetenz den Ausschuss bis Mittwoch nächster Woche vertagt, und es wird selbstverständlich am Mittwoch eine weitere Möglichkeit zur ausführlichen und sachlichen Diskussion – davon gehe ich aus – zum Budgetbegleitgesetz
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 15 |
genutzt werden. (Ironische Heiterkeit
sowie Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Ich hoffe, dass alle
Fraktionen an dieser Sachlichkeit und nicht an der Zeitdauer von Wortspenden
interessiert sind. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
12.06
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 16 |
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich in dieser
Geschäftsordnungsdebatte weiters Herr Klubobmann Scheibner. – Bitte, Herr
Abgeordneter.
12.06
Abgeordneter
Herbert Scheibner (Freiheitliche) (zur Geschäftsbehandlung): Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Es hat vor einiger Zeit eine Diskussion
darüber gegeben, dass zu wenig Stunden und zu wenig Möglichkeiten in den
diversen Ausschüssen zur Verfügung stünden, um die wichtigen Materien der
Budgetbegleitgesetze zu behandeln. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den
Grünen.) – Ich glaube, gerade die vielen, vielen Stunden der Debatten
in den letzten Tagen haben gezeigt, dass dem nicht so ist! (Widerspruch
sowie Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)
Die jetzige
Geschäftsordnungsdebatte, die im Zusammenhang mit dieser Frage verlangt worden
ist, entbehrt jeder Grundlage, weil die Ausschussverhandlungen noch nicht abgeschlossen sind; sie werden fortgeführt werden. (Anhaltende
Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Es wird weiterhin viele, viele
Stunden hindurch die Möglichkeit geben, über diese wichtige Materie zu
diskutieren. Es werden rechtzeitig die Abänderungsanträge eingebracht werden,
dann wird darüber diskutiert werden, und dann werden die Beschlüsse gefasst werden –
so, wie das eben in der Geschäftsordnung vorgesehen ist. Die Geschäftsordnung
ist festgelegt, sie gilt für alle, und ich meine daher, hier sollte kein Platz
für parteipolitische Agitation sein. (Beifall bei den Freiheitlichen und der
ÖVP. – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.)
12.07
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr
Abgeordneter Matznetter für den Klub der Sozialdemokraten. (Rufe bei der ÖVP
und den Freiheitlichen: Aha! Ja da schau her: der neue Klubobmann!)
12.07
Abgeordneter
Dr. Christoph Matznetter (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung):
Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist ja fein, dass sich gerade die Kollegen
Molterer und Scheibner jetzt zu Wort melden. – Es wäre gut gewesen, wenn
sie im Ausschuss einmal dabei gewesen wären. Unser Klubobmann Cap war nämlich
anwesend! (Beifall bei der SPÖ. – Rufe bei der ÖVP und den
Freiheitlichen: Wo ist denn der Herr Gusenbauer jetzt?)
Dieselben beiden
Herren, deren Antrag noch immer Gegenstand der Behandlung ist – die so
genannte Trägerrakete zu den Politikerpensionen –, unterschrieben vom
Kollegen Scheibner, der nicht weiß, was in diesem Antrag steht, und der sagt,
er habe ihn nicht als einen Antrag unterzeichnet ... (Rufe bei der ÖVP
und den Freiheitlichen: Wo ist denn Ihr Klubobmann?)
Ich behaupte, Herr
Präsident, dass die Frage der Behandlung von Anträgen, die nicht als Antrag
gemeint waren, aber vom Kollegen Scheibner unterschrieben worden sind, sehr
wohl Gegenstand einer Diskussion der Geschäftsordnung sein muss. Jene Anträge,
über die wir dort verhandeln sollen, liegen nicht vor! Dort steht beim Preis der
Abfangjäger: „xxx“; es gibt dazu verschiedene Wortmeldungen – jedoch zu
Gesetzesvorlagen, von denen wir nur vom Hörensagen wissen! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie sollten zur
Geschäftsordnung reden!) Es wird etwas zum Verhandlungsgegenstand gemacht,
zu dem uns der dortige Fraktionsführer der ÖVP, Kollege Stummvoll, via
Pressenachricht mitteilt, dass wir dort nach „Geschmacksache“ diskutieren
dürfen! – Doch abgestimmt wird hier im Plenum am 4. Juni etwas völlig
anderes!
Das erfordert eine
Debatte hier! – Danke, Herr Präsident! Danke, Hohes Haus! (Anhaltender
Beifall und Bravorufe bei der SPÖ sowie Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Wo ist Gusenbauer? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und
den Freiheitlichen.)
12.09
Präsident
Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter Öllinger hat
einen Antrag gemäß § 59 Abs. 3 GOG auf Debatte über seine Wortmeldung
gestellt.
Ich lasse darüber abstimmen.
Wer für diesen
Antrag eintritt, den bitte ich um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist
die Minderheit. Abgelehnt.
Weitere Anträge
werden nicht gestellt.
Ich unterbreche
nun die Sitzung bis 15 Uhr.
Die Sitzung ist unterbrochen.
(Die Sitzung
wird um 12.09 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder
aufgenommen.)
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Dringliche Anfrage
der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Schluss mit dem Verwirrspiel um die Eurofighter (438/J)
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 438/J.
Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich deren Verlesung durch die Schriftführerin.
Die Dringliche
Anfrage hat folgenden Wortlaut:
Die Geschichte
der geplanten Anschaffung der Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter durch das
österreichische Bundesheer ist eine Geschichte des Versuchs, mit der
österreichischen Bevölkerung ein Verwirrspiel zu treiben. Umgangssprachlich
könnte man auch sagen, dass sowohl die Regierung Schüssel I als auch die
Regierung Schüssel II versuchten und versuchen, die Österreicherinnen und
Österreicher, aber auch den Nationalrat an der Nase herum zu führen.
Sicherheitspolitisch ist der Ankauf dieser Kampfflugzeuge nicht
erforderlich. Anders als in Zeiten des Kalten Krieges ist Österreich
ausschließlich von befreundeten Staaten umgeben, die in naher Zukunft fast alle
zur Europäischen Union gehören werden. Österreich ist von keinen Staaten
umgeben, die unser Land militärisch – sei es am Boden, sei es in der
Luft – bedrohen würden. Dass die Teilnahme an einem künftigen europäischen
Sicherheitssystem den Ankauf von Abfangjägern erfordern würde, entspricht nicht
den Tatsachen. Zudem böte gerade die Perspektive eines europäischen
Sicherheitssystems die Möglichkeit einer entsprechenden Arbeitsteilung auch im
Bereich der Beschaffungspolitik.
Budgetpolitisch macht es der Zustand der Staatsfinanzen absolut
unverständlich, dass die Bundesregierung um jeden Preis am Ankauf von
Abfangjägern festzuhalten gedenkt. Und zwar an der absolut teuersten Variante,
dem Eurofighter des EADS-Konsortiums. Es sei in diesem Zusammenhang daran
erinnert, dass die ÖVP in den Sondierungsgesprächen mit der SPÖ in Sachen
Kampfflugzeuge/Eurofighter nicht bereit war, sich auch nur einen Millimeter zu
bewegen. Ein „unbedingtes Ja“ zu dieser Anschaffung war für die ÖVP offensichtlich
die wichtigste Bedingung bei ihrer Entscheidung für einen Koalitionspartner.
Demokratiepolitisch ist die Entscheidung fragwürdig, weil sie gegen den Willen der österreichischen Bevölkerung erfolgt, die mit großer Mehrheit gegen diese Anschaffung ist und mehr
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 17 |
als 600.000 Menschen ein Volksbegehren gegen den
Ankauf dieser Flugzeuge unterschrieben haben.
Um etwas zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist, nämlich den
Ankauf dieser Kampfflugzeuge, betreibt die Bundesregierung seit nunmehr zwei Jahren
ein Verwirrspiel auf allen Ebenen:
Ein Verwirrspiel um die Ausschreibung. Die Beschaffung der Eurofighter
ergebe sich zwangsweise als Ergebnis der Bewertung des
Ausschreibungsvorganges, behauptet die Bundesregierung. Abgesehen davon, dass
namhafte Experten, auch des Bundesheeres, nicht dieser Ansicht waren, als die
Bundesregierung ihre Typenentscheidung traf, hat das nunmehrige Leistungspaket
mit der damaligen Ausschreibung nichts mehr zu tun. „Unbedingte“ Voraussetzung
für die Bieter waren damals 24 Stück Flugzeuge, die bereits 2005 im
österreichischen Luftraum patrouillieren sollten. Jetzt geht es um 18
Flugzeuge, von denen die ersten vier im Jahr 2007 eintreffen. Ginge es der
Regierung also wirklich um die für die Österreich kostengünstigste und beste
Lösung, müsste sie diesen Beschaffungsvorgang neu ausschreiben, wie dies auch
der 3. Präsident des Nationalrates, Prinzhorn, mit allem Nachdruck verlangt
hat. Statt dessen beeilt sie sich, diese Anschaffung möglichst rasch
abzuschließen ohne den Bericht des Rechnungshofes abzuwarten.
Ein Verwirrspiel um die Stückzahl. Zunächst wurde behauptet, dass das
österreichische Bundesheer unbedingt 24 Abfangjäger brauche, um den Luftraum zu
schützen. Nun reichen plötzlich 18 Stück, in der Übergangszeit von 2005 bis
2007 offensichtlich noch wesentlich weniger und diese können auch von einem
anderen Staat gemietet werden.
Ein Verwirrspiel um die Art des Flugzeuges. Die Aufgaben der Abfangjäger
wurden stets vergleichbar jener einer Luftpolizei beschrieben, deren Aufgabe es
ist, unbekannte Flugzeuge zu identifizieren und zu begleiten – also gleichsam
Streifenwagen mit Flügeln. Auf den „Erdboden“ umgelegt entspricht die
Ausstattung der österreichischen Luftpolizei mit Eurofightern aber der
Anschaffung von Formel 1 – Boliden für die Autobahngendarmerie.
Ein Verwirrspiel um den Preis. Während stets versprochen wurde, sich um
die kostengünstigste Lösung zu bemühen, wurde nun die mit Abstand teuerste
gewählt. Um die enormen Kosten zu verschleiern, wurden die größten Anstrengungen
unternommen. 1,791 Milliarden € würden 24 Eurofighter kosten,
erklärte die Regierung am 2. Juli 2002 nach ihrem Beschluss, das teuerste
Modell zu kaufen. 18 Eurofighter kosten nun, wie Finanzminister Grasser vorige
Woche letztendlich zugeben musste, 1,969 Milliarden Euro – ohne
Erhaltungs- und Betriebskosten und ohne die Kosten für die sogenannte
„Zwischenlösung“ für die Jahre 2005 bis 2007. Zeitgleich wurde dem Parlament
ein Abänderungsantrag der Regierungsparteien übermittelt, in dem Kosten von
1,337 Milliarden € angegeben werden. Medienberichten zufolge („News“ von
gestern) werden die wahren Koste – inklusive neue Logistik bzw.
Anpassung derselben, Ausbildung der Piloten, Ankauf eines Simulators,
notwendiger Infrastrukturmodifikationen und der nötigen Zwischenlösung –
bei mehr als drei Milliarden € liegen. Immer noch ohne Bewaffnung und Betriebskosten
(mindestens 50 Millionen € pro Jahr, vermutlich deutlich höher), sodass
die Gesamtkosten für diese Kampfflugzeuge über eine Lebensdauer von 30 Jahren
voraussichtlich jenseits der fünf Milliarden € liegen werden.
Ein Verwirrspiel um die Budgetbelastung. Nur mehr als Verhöhnung der
Steuerzahler kann die Behauptung gewertet werden, wonach die Budgets dieser
Legislaturperiode „mit keinem Cent“ belastet würden. Denn der Ausbau der
Infrastruktur und die Ausbildung der Piloten müssen auch für sogenannte
„Zwischenlösung“ ab 2005 vorgenommen werden. Die Belastung künftiger Budgets
durch diese Regierung, die antrat „keine neuen Schulden“ mehr zu machen, wird
aufgrund der Finanzierungskosten dafür umso höher ausfallen. Sollte jener
Kommentator in der Zeitung „Die Presse“ vom 20. Mai recht haben, der meint:
„Oder ist es Schüssels Taktik, eine Art vorgezogene Rache an späteren
Wahlsiegern, denen man mit den Eurofightern eine gewaltige Altlast
hinterlässt?“
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 18 |
Ein Verwirrspiel um die „Übergangslösung“. Sowohl Verteidigungsminister
Scheibner, als auch sein Nachfolger Platter werden nicht müde zu betonen, dass
eigene Abfangjäger für eine österreichische Luftraumüberwachung notwendig
seien. Nun ist es plötzlich kein Problem, für die Jahre 2005 bis 2007 den
österreichischen Luftraum mit im Ausland geleasten Flugzeugen zu überwachen.
Ein Verwirrspiel um die „Wirtschaftsplattform“. Quasi als „Trick Nummer
17“ zauberte Bundeskanzler Schüssel im letzten Wahlkampf die Idee einer
„Wirtschaftsplattform“, die zustande zu bringen er sich bemühen werde, aus dem
Ärmel. Diese, so wollte der Kanzler die Österreicherinnen und Österreicher
glauben machen, werde sich aus freundlichen Unternehmern zusammensetzen, denen
es ein Anliegen ist, Österreich diese Kampfflugzeuge zu schenken.
Diese „Wirtschaftsplattform“, ließ vergangene Woche Wirtschaftsminister
Bartenstein die Öffentlichkeit wissen, sei eigentlich nur so eine Idee unter
vielen, quasi „Gerede“ gewesen. Eine „Wirtschaftsplattform“ gebe es allerdings
insofern, als jene Firmen, die von den Gegengeschäften profitieren, ja Steuern
bezahlen. Wofür es allerdings an sich keiner „Wirtschaftsplattform“, sondern
nur der Einhaltung der Steuergesetzgebung bedurft hätte. Man habe nun die
günstigste Finanzierungsform gewählt – nämlich sich entschieden den
Steuerzahler zur Kasse zu bitten. Offenbar war mit der „Wirtschaftsplattform“
also die Gemeinschaft der Steuerzahler gemeint.
Ein Verwirrspiel um die Gegengeschäfte. Selbst wenn man sie militärisch
nicht bräuchte, müsste man Abfangjäger kaufen – aufgrund der „tollen“
Gegengeschäfte, so die Befürworter dieser Beschaffung. Das Zwei-, wenn nicht
Dreifache des Kaufpreises könne man auf diese Weise lukrieren. Dies wird von
Experten wie Universitätsprofessor Streissler nicht zu Unrecht als
„Voodoo-Ökonomie“ bezeichnet. Wären die Gegengeschäfte so lukrativ und arbeitsplatzschaffend,
wie von Bartenstein und Co. behauptet, läge nichts näher als 180 oder 360 Eurofighter
zu kaufen, um damit Österreichs Wirtschaft zum Boomen zu bringen und die nicht
benötigten Flieger mit Gewinn zur Budgetsanierung weiterzuverkaufen.
Ein bezeichnendes Licht auf das Verhältnis dieser Bundesregierung bzw.
des Bundeskanzlers zum Geld des Steuerzahlers wirft folgendes Detail: Im Zuge
der Beantwortung einer Dringlichen Anfrage der SPÖ zum Ankauf von
Kampfflugzeugen begann Bundeskanzler Schüssel am 26.2.2003 einen Satz mit den
Worten „Weil die Gripen etwas billiger in der Anschaffung sind,....“. In einem
Brief an Verteidigungsminister Platter weist der Geschäftsführer von Saab am
15. Mai darauf hin, dass 18 Gripen um rund 500 Millionen € billiger wären bzw.
dass auch ein Angebot von Saab (in Kooperation mit der schwedischen Regierung)
aufrecht sei, bei dem 18 Gripen um unter eine Milliarde € zu haben wären. Nach
Ansicht der SPÖ immer noch zuviel für unnötige Kampfflugzeuge. Interessant ist
in diesem Zusammenhang aber, dass Bundeskanzler Schüssel eine mögliche Ersparnis
zwischen 500 Millionen und einer Milliarde € als „etwas billiger“
abqualifiziert.
„Nicht eine der Behauptungen der Regierung stellt sich heute als wahr
heraus“, schreibt der bereits zitierte Kommentator in „Die Presse“ zum
Eurofighter-Deal, der seinen Artikel mit dem Satz „Lügen haben kurze Beine“
beginnt. Die SPÖ unternimmt mit dieser Dringlichen Anfrage trotzdem nochmals
einen Anlauf und bietet der Regierung, insbesondere Verteidigungsminister
Platter, die Chance, den Österreicherinnen und Österreichern reinen Wein
einzuschenken.
Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für
Landesverteidigung folgende
Anfrage:
1. Warum haben Sie das Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraumüberwachungsflugzeugen
als Teil des Budgetbegleitgesetzes 2003 eingebracht, obwohl dieses – nach Angaben
der Bundesregierung – keine budgetären Auswirkungen auf die Budgets 2003/2004
hat?
2. Der Beschaffungsvorgang inklusive Typenentscheidung wird gegenwärtig vom Rechnungshof geprüft. Garantieren Sie hier und heute vor dem Nationalrat, dass Sie das Ergebnis dieser
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 19 |
Rechnungshofprüfung abwarten werden, bevor Sie den
Kaufvertrag für die Eurofighter unterschreiben?
3. Können Sie ausschließen, dass seitens des EADS-Konzerns Zahlungen
oder sonstige vermögenswerte Vorteile an dritte Personen erfolgten, um die
Bundesregierung in Richtung eines Zuschlages zugunsten der Eurofighter zu
beeinflussen?
4. Rund um die Vergabeentscheidung kam es zu auffallend häufigen
Werbeeinschaltungen und Inseraten des EADS-Konzerns. Können Sie ausschließen,
dass es hiebei direkt oder indirekt zu Parteienfinanzierung gekommen ist bzw.
diese Inserate von Angehörigen der Bundesregierung – wie dies in anderem
Zusammenhang jetzt etwa Staatssekretär Kukacka für das „Neue Volksblatt“ gemacht
hat – akquiriert wurden?
5. Von führenden Repräsentanten ihres Koalitionspartners (3.
NR-Präsident Prinzhorn) wurde eine Neuausschreibung verlangt mit dem Hinweis,
dass der Verzicht auf eine solche als Wählertäuschung qualifiziert werden
müsse. Wie stehen Sie zu dieser eindeutigen Forderung des 3. NR-Präsidenten
nach Neuausschreibung des Projektes?
6. Stimmt es, dass, wie „profil“ in dieser Woche berichtet, nach wie vor
ein Offert der Firma Saab aufrecht ist, das 18 Abfangjäger der Type Gripen um mindestens
500 Millionen Euro, in einer anderen Variante sogar bis zu einer Milliarde Euro
billiger anbietet und gibt es noch Offerte anderer Anbieter, die ebenfalls
unter dem Angebot von EADS liegen?
7. Wie hoch sind die mit der Anschaffung von Abfangjägern des Typs
Eurofighter verbundenen Gesamtkosten bei einer angenommenen Lebensdauer von 30
Jahren – inklusive Finanzierungskosten, Kosten der sogenannten
„Zwischenlösung“, Systemkosten, Infrastrukturkosten, neuer Logistik,
Personalkosten, Ausbildung der Piloten, Anschaffung eines Flugsimulators,
Bewaffnung, Betriebskosten – also schlicht allem, was sonst noch damit
verbunden ist?
8. Finden Sie jenen Betrag von 1,337 Milliarden Euro, den die
Regierungsfraktionen in einem Abänderungsantrag, den Sie vergangenen Freitag
dem Budgetausschuss des Nationalrates übermittelten, als Kosten für die
Abfangjäger angeben, als ausreichend? Insbesondere angesichts des Umstandes,
dass an jenem Freitag zeitgleich eine Pressekonferenz stattfand, in der
Finanzminister Grasser in Ihrem Beisein die Kosten mit 1,969 Milliarden Euro
bezifferte. Aus welchem Budget würde die Differenz beglichen werden?
9. Stimmt es, dass vorgesehen ist, sämtliche Kosten, also auch die
Betriebskosten etc., nicht aus dem Verteidigungsbudget, sondern aus einem
eigenen Budgetansatz zu finanzieren, also zusätzlich zum Verteidigungsbudget?
10. Ein wesentliches Argument der Regierung, warum der Ankauf von
Abfangjägern, zunächst 24 später 18, zwingend ist, war, dass der
österreichische Luftraum aufgrund des Neutralitätsgesetzes unbedingt von
Flugzeugen, die sich im Eigentum des österreichischen Bundesheeres befinden,
überwacht werden müsse. Im Zeitraum von 2005 bis 2007 (also auch während der
EU-Präsidentschaft Österreichs) reicht es aber, wenn eine geringere Zahl von im
Ausland geleasten oder gemieteten, also nicht in österreichischem Eigentum
befindlichen, Flugzeugen den österreichischen Luftraum überwacht. Begeht die
Bundesregierung daher mit ihrer geplanten Vorgangsweise einen Verfassungsbruch
oder interpretiert die Bundesregierung ihre Verpflichtung aus dem
Neutralitätsgesetz nunmehr anders?
11. Für den Zeitraum von 2005 bis 2007 sieht die Bundesregierung
offensichtlich kein Problem, die österreichische Luftraumüberwachung mit
ausländischen geleasten oder gemieteten Flugzeugen vorzunehmen. Haben Sie ein
derartiges Modell auch auf seine Tauglichkeit als Dauerlösung, also als
Alternative zur teuren Anschaffung von Kampfflugzeugen, überprüft und zu
welchem Ergebnis sind Sie dabei – insbesondere was die Kosten
angeht – gekommen?
In formeller Hinsicht
wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG dringlich zu
behandeln.
*****
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 20 |
Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Antragsteller das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass in der Präsidialkonferenz für die Zeit von 15 bis 17 Uhr folgende Redeordnung festgelegt wurde: Antragsteller für die Begründung 20 Minuten, ein Regierungsmitglied mit 20 Minuten, anschließend je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 10 Minuten und schließlich ein weiteres Regierungsmitglied mit 10 Minuten Redezeit. Die restliche Redezeit bis 17 Uhr wird vom vorsitzführenden Präsidenten zu gleichen Teilen auf die Fraktionen aufgeteilt. Alle tatsächlichen Berichtigungen werden erst nach 17 Uhr aufgerufen.
Ich erteile nunmehr dem Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.
15.01
Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir stehen vor einer sehr ernsten Situation: Eine große und erfolgreiche Tradition österreichischer Politik droht zu Ende zu gehen, nämlich jene Tradition, in den wesentlichen Fragen für Österreich, für die Österreicherinnen und Österreicher gemeinsame Lösungen zu suchen. Ich könnte das an einer Reihe von Beispielen nachweisen: von den geplanten massiven Pensionskürzungen bis hin zur Einführung von Selbstbehalten im Gesundheitssystem, bis hin zum Umgang mit dem österreichischen Parlament in den letzten Tagen – und natürlich auch bis hin zum Umgang mit dem Thema der heutigen Sondersitzung, nämlich dem geplanten Ankauf von Kampfflugzeugen.
In all diesen Fällen zeigt sich, dass sich ein gewisser Hochmut in der Regierung breitmacht, dass abgehoben über die Interessen der österreichischen Bevölkerung hinweg entschieden werden soll und dass nicht der Dialog im Vordergrund steht, sondern das Durchpeitschen von einmal getroffenen Entscheidungen. Das ist der falsche Weg, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Werfen wir einen Blick auf die wahren Sorgen der Österreicherinnen und Österreicher! – Sie haben Sorge um ihren Arbeitsplatz, sie haben Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung, sie fürchten um ihre Pensionen, und sie fürchten um eine leistbare Gesundheitsversorgung. Aber die Österreicherinnen und Österreicher fürchten sich sicher nicht vor einem militärischen Angriff aus einem unserer Nachbarländer, denn die Österreicherinnen und Österreicher sind bedeutend klüger, als diese Bundesregierung vermutet, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Die ÖsterreicherInnen wissen, dass eine kluge Außenpolitik den Frieden bei weitem besser sichert als so manches militärische Gerät. Die Österreicherinnen und Österreicher kennen und schätzen auch die Stärken des österreichischen Bundesheeres bei ihrer Aufgabenerfüllung, wie zum Beispiel bei internationalen, durchaus auch militärischen Einsätzen zur Friedenssicherung, bei der politischen Vermittlung zwischen Konfliktparteien, bei der Arbeit in internationalen Organisationen und Institutionen und auch bei humanitären Missionen.
Alle wissen, dass es heute darum geht, im europäischen Verbund ein vernünftiges System von Sicherheit und Verteidigung zu entwickeln – ein System, bei dem kein einziges Land abseits steht und jedes Land seine Aufgaben übernimmt. Jedes Land soll das einbringen, was es auch am besten leisten und einbringen kann.
Genau auf diese Situation haben wir uns heute vorzubereiten. Genau für diese Situation sind unsere Konzepte und Vorstellungen zu entwickeln. Aber was wir für die neue Situation in Europa ganz sicherlich nicht brauchen, das ist der Ankauf von sündteuren Kampfflugzeugen, die sich Österreich nicht leisten kann. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Mag. Molterer steht bei der Regierungsbank und spricht mit den anwesenden Ministern.)
Herr Verteidigungsminister! (Ruf bei der SPÖ: Der hört nicht zu! – Abg. Parnigoni: Was ist denn das für eine Unart, Herr Präsident!) Ein Parteikollege von Ihnen, der frühere Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland, der CDU-Minister Volker Rühe, hat vergange-
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nen Sonntag im deutschen Fernsehen gesagt, es sei wenig sinnvoll, wenn Länder wie Österreich jetzt glauben, Kampfflieger anschaffen zu müssen. Besser wäre eine verstärkte Zusammenarbeit und damit auch eine sparsamere Beschaffungspolitik nach einem gemeinsamen Konzept.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der frühere deutsche Verteidigungsminister hat Recht, denn wenn wir wissen, dass es in Europa im Jahr 2010 1 900 Kampfflugzeuge geben wird, dann ist es klar, dass es der europäischen Sicherheit nicht an Kampfflugzeugen mangelt. Österreich sollte sich auf das besinnen, was wir leisten können und woran es auch wirklich fehlt: an entsprechend den Erfordernissen ausgebildeten Sanitäts- und Infanterietruppen, auch für den alpinen Bereich. Wir sollten das beitragen ... (Abg. Dr. Trinkl: Sprechen Sie jetzt für den NATO-Beitritt? – Abg. Dr. Fekter: Sind Sie für den NATO-Beitritt?) – Ich verstehe Ihre Unruhe, wenn Sie nicht einmal mehr mit Ihren Parteikollegen eine gemeinsame Linie haben, meine sehr verehrten Damen und Herren von der ÖVP! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Wir sollten uns im neuen Europa auf das konzentrieren, was wir beitragen können, und uns nicht auf Prestigeprojekte konzentrieren. Ich glaube, viele, auch in den Regierungsfraktionen, wissen, dass diese Entscheidung, die Kampfflugzeuge anzuschaffen, keine sinnvolle ist. Wieso sind Sie nicht bereit, von einer einmal getroffenen falschen Entscheidung zurückzutreten?
Meine Damen und Herren! Es gibt doch eine Reihe von höchst aufklärungswürdigen Tatbeständen. Ich erinnere daran, dass es der FPÖ-Bundesrat Gudenus war, der in den letzten Tagen gesagt hat, es bestehe Korruptionsverdacht. Oder: Der ehemalige FPÖ-Geschäftsführer Rumpold war es, der gemeint hat: „Das ist ja wie in Uganda! Wenn man in Österreich nicht mit dem Geldkoffer auftaucht, klappt gar nichts!“
Gleichzeitig wird bekannt, dass der Gatte der ehemaligen Vizekanzlerin nun einen gut dotierten Beratungsauftrag bei einem austro-kanadischen Konzern hat (Abg. Scheibner: Dann hat der Rudas auch etwas angestellt! Und der Vranitzky hat auch etwas angestellt!), dass der ehemalige Minister Reichhold einen hoch dotierten Vertrag bei demselben Konzern hat.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! All das zeigt, dass es hier offensichtlich Ungereimtheiten gibt, die aufklärungsbedürftig sind. Ich möchte klar unterstützen, was Vizekanzler Haupt noch vor wenigen Monaten gesagt hat: Warten wir den Rechnungshofbericht über den Beschaffungsvorgang ab, und entscheiden wir erst dann! – Das wäre bedeutend klüger, um Licht ins Dunkel zu bringen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
In der Tat ist die Geschichte dieses Beschaffungsvorganges eine schier unendliche Geschichte von Ungereimtheiten und Aufklärungsbedürftigem. (Abg. Dr. Rasinger: Eine Suppe ist das, eine grüne Suppe!) Ich will Ihnen ein paar Beispiele sagen.
Es sollten laut Ausschreibung 24 Flugzeuge gekauft werden, die ab dem Jahre 2005 den österreichischen Luftraum sichern. So war es vorgesehen. Heute hören wir, es sollen 18 Maschinen angeschafft werden, und die ersten davon kommen erst im Jahre 2007, und zwar nur vier Stück, der Rest erst später. Der Hauptgrund, den Sie aber immer genannt haben, wieso man diese Kampfflugzeuge anschaffen soll, war doch der, dass es nach dem Jahr 2005 eine eigenständige Sicherung des Luftraumes geben soll. Gilt das plötzlich nicht mehr? Ist das nicht ein Widerspruch zu den Ausschreibungsbedingungen?
Wieso kaufen Sie ein Flugzeug, das Ihrer Meinung nach nicht rechtzeitig, sondern erst später geliefert werden soll? Ist Ihnen das heute völlig egal? Wieso machen Sie nicht unter den veränderten Bedingungen eine neue Ausschreibung? Wieso kaufen Sie, obwohl die Bedingungen, die Sie selbst gestellt haben, nicht erfüllt werden, trotzdem diese Flugzeuge?
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist höchst
aufklärungsbedürftig, vor allem dann, wenn es um die größte Finanzausgabe geht,
die für militärisches Gut jemals in Österreich getätigt worden ist! (Beifall
bei der SPÖ und den Grünen.)
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Zum Zweiten: Sie
sagen, weil die Eurofighter so spät kommen, brauchen wir eine so genannte
Überbrückung. Das heißt, zwei Jahre lang werden Militärflugzeuge von anderen
Staaten angemietet. Das wollten Sie von ÖVP und FPÖ – nach dem, was Sie
bisher gesagt haben – doch immer verhindern! Sie haben gesagt, das
Anmieten bringe nichts, man müsse eigene Flugzeuge haben! – Nun aber
machen Sie das selbst für die Jahre 2005 bis 2007.
Noch etwas, Herr
Verteidigungsminister: Sie sagen uns bis zum heutigen Tag nicht, was diese so
genannte Überbrückungslösung kosten wird, und haben uns mitgeteilt, darüber
könne man überhaupt erst verhandeln, wenn der Ankauf der Kampfflugzeuge
abgeschlossen sei. – Das ist doch wirklich „großartig“: zuerst
kaufen – und dann verhandeln über die Überbrückungskosten!
Das hat, meine
sehr verehrten Damen und Herren, absolut nichts mit einer vorausschauenden
Politik zu tun, sondern das ist ein militär- und finanzpolitischer
Schildbürgerstreich – und nicht mehr, meine Damen und Herren von ÖVP und
FPÖ! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Apropos
Kosten – und das ist der dritte Punkt –: Der Herr Finanzminister hat
sich gerühmt und gesagt: Beim Abschluss dieses Geschäftes wurde „jeder Euro
zweimal umgedreht“. – Schauen wir uns das an, was herauskommt, wenn der
Herr Finanzminister jeden Euro „zweimal umdreht“, denn die größten
Anstrengungen hat die Regierung bisher dafür unternommen, die wahren Kosten
dieser Anschaffung zu verschleiern.
Noch im
vergangenen Jahr haben Sie mitgeteilt, dass 24 dieser Flugzeuge
1,79 Milliarden € kosten werden. – Heute kosten auf einmal
18 Flugzeuge, also um sechs weniger, 1,97 Milliarden €. –
Das ist doch eine höchst erstaunliche Veränderung binnen eines Jahres! (Zwischenbemerkung
von Bundesminister Mag. Grasser.)
Diese wahre Zahl ist auch
erst bekannt geworden, nachdem man in der Öffentlichkeit und im Parlament
mehrmals nachfragen musste! Der gesamte laufende Betrieb, die Kosten der
Erhaltung, sind dabei überhaupt nicht berücksichtigt, ebenso wenig die Kosten
für die so genannte Zwischenlösung.
All das
zusammengenommen, meine sehr verehrten Damen und Herren, führt wahrscheinlich
dazu, dass der tatsächliche Anschaffungspreis mit allen Kosten
mittelfristig jenseits von 3 Milliarden € liegen wird – und für
die Gesamtdauer der Nutzung dieser Abfangjäger wahrscheinlich jenseits von
4 Milliarden €!
Meine Damen und
Herren! Österreich hat in diesen Tagen wirklich andere Sorgen, als so viel Geld
für den Ankauf von Kampfflugzeugen auszugeben! (Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der Grünen.)
Sie von der
Koalition weisen darauf hin, bis zum Jahr 2007 werde kein einziger Cent
dafür ausgegeben. – Na das ist eine „großartige Leistung“! Im
Jahr 2007 kommen überhaupt erst die ersten Abfangjäger! Haben Sie geplant
gehabt, schon Zahlungen zu tätigen, noch bevor die ersten Abfangjäger gekommen
sind, Herr Finanzminister? (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Das heißt doch nichts anderes, als dass Sie eine
Hypothek für alle künftigen Regierungen in Österreich beschließen und sich aus
der finanziellen Verantwortung verabschieden wollen, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Vierter Punkt: Sie
sagen, die Kosten seien ja gar nicht so erheblich, denn immerhin werde das
Doppelte der Kaufsumme durch Gegengeschäfte hereingebracht. Angeblich!, denn
eine wirkliche Aufstellung der Kompensationsgeschäfte für die Gesamtsumme
konnten Sie bis zum heutigen Zeitpunkt nicht vorlegen! Überhaupt
haben Sie ja in der Vergangenheit gemeint – ich erinnere an das, was
Bundeskanzler Schüssel im vergangenen Jahr gesagt hat –, die Abfangjägerbeschaffung
müsste nicht vom Staat durchgeführt werden, sondern werde höchst professionell
durchgeführt, sie werde ausgelagert und von einer Wirtschaftsplattform
getragen, die das auch zu einem großen Teil selbst finanziert, wobei man dafür
die gesetzlichen Grundlagen bräuchte.
Meine Damen und Herren! Diese so genannte Wirtschaftsplattform (Abg. Dr. Trinkl: Existiert, existiert!), die es jetzt nicht gibt, ebenso wenig deren finanzielle Beteiligung, war nichts anderes
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als ein Wahlkampfgag und ein Trick,
und man hat die österreichische Bevölkerung damit an der Nase herumgeführt! (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Mein Eindruck,
meine sehr verehrten Damen und Herren, ist, dass Sie diese Kampfflugzeuge
buchstäblich um jeden Preis ankaufen wollen. Höchst aufklärungsbedürftig ist,
wieso Sie gegen alle Einwände – auch gegen Einwände aus Ihren eigenen
Reihen! – in dieser Frage so stur sind. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wie
hat der Spargel geschmeckt?) Wissen Sie, was die Menschen in Österreich am
allermeisten aufregt: Wir haben Probleme bei der Finanzierung der Pensionen, es
gibt Kürzungen im Schulbereich, keine zusätzlichen Mittel für die
Universitäten, wir müssen uns über die Finanzierung des Gesundheitssystems
unterhalten, und es gibt eine Reihe von drängenden Problemen – doch
diese Regierung hat nichts Wichtigeres zu tun, als diese Kampfflugzeuge
anzuschaffen! Das ist, meine Damen und Herren von ÖVP und
FPÖ, der völlig falsche Weg für Österreich, den Sie hier einschlagen! (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Man muss sich das
einmal vorstellen: Die Menschen, die man trifft und die die Frage stellen, die
heute unter 40-Jährigen: Werden unsere Pensionen wirklich um 30 oder
35 Prozent gekürzt werden?, die Menschen in den Betrieben, die sich die
Frage stellen, ob, wenn sie im nächsten Jahr in Pension gehen werden, ihre
Pensionen um 15 Prozent gekürzt werden (Abg. Großruck: Wenn es nach der SPÖ geht, schon! – Abg. Scheibner: Das wollt ihr haben!), die
Menschen, die arbeitssuchend sind und darauf hoffen, dass es endlich einen
Wirtschaftsaufschwung gibt, diese Menschen in Österreich erhalten auf ihre
Sorgen von Ihnen die Antwort, dass Sie den Ankauf von Kampfflugzeugen planen!
Meine Damen und
Herren von den Regierungsparteien! Haben Sie nicht den Eindruck, dass Sie von
den Sorgen der Menschen in Österreich weit entfernt und abgehoben sind und dass
es endlich Zeit zur Umkehr wäre?! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten
der Grünen. – Abg. Großruck:
Wer war beim Hochwasser auf Urlaub?)
Erst gestern wurde
eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes veröffentlicht, und die Zeitung
„Die Presse“ titelt: „Österreich kämpft gegen den Abstieg“. In dieser Studie
wird eine Reihe von Problemen aufgelistet, die wir lösen müssen, wenn wir
wollen, dass Österreich auch in Zukunft ein wohlhabendes Land ist. In dieser
Studie wird als eines der wesentlichen Probleme der Umstand bezeichnet, dass
in Österreich im Bereich von Wissenschaft und Forschung, von Ausbildung, von
öffentlichen Investitionen viel zu wenig unternommen wird, um mit jenen
Volkswirtschaften in Europa mitzuhalten, die heute beim Wirtschaftswachstum an
der Spitze liegen. (Abg. Dr. Trinkl: Deutschland zum Beispiel!)
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Es wäre dringend an der Zeit, diese
Zukunftsfragen Österreichs anzugehen – und nicht das Geld für diese
Kampfflugzeuge auszugeben, die wir in der Tat nicht brauchen! (Beifall bei der SPÖ
und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wenn man
europäisch denkt, findet man für den Ankauf dieser Kampfflugzeuge keine militärische
Begründung. Wenn man an die Zukunft des österreichischen Bundesheeres und an
das, was im Vordergrund stehen müsste, denkt, sieht man für den Ankauf dieser
Abfangjäger auch keine Begründung. Es gibt für den Ankauf dieser Kampfflugzeuge
aus wirtschafts- und standortpolitischen Überlegungen heraus keine wirklichen
Gründe, aber gerade wenn man die spezielle Situation Österreichs heute sieht,
die Herausforderungen und Probleme, vor denen wir stehen, dann weiß man, dass
man diese Abfangjäger umso weniger braucht.
Daher würde ich
sagen, meine sehr verehrten Damen und Herren: Wenn „Die Presse“ titelt:
„Österreich kämpft gegen den Abstieg“, ist es nicht gut, wenn diese
Bundesregierung für den Ankauf von Kampfflugzeugen kämpft.
Meine Damen und
Herren von den Koalitionsparteien: Stoppen Sie diesen unsinnigen Deal des
Ankaufs von Eurofightern, bevor es zu spät ist! Wenden wir uns den wichtigeren
Dingen zu! (Anhaltender Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der
Grünen. – Abg. Scheibner: Warum
macht ihr dann eine Sondersitzung?)
15.20
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 24 |
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zur
Beantwortung der Anfrage hat sich der Herr Bundesminister für
Landesverteidigung Platter zu Wort gemeldet. Als Redezeit sind 20 Minuten
vereinbart. – Bitte, Herr Bundesminister.
15.21
Bundesminister
für Landesverteidigung Günther Platter: Sehr geehrter Herr Präsident! Herr
Bundeskanzler! Geschätzte Kollegen auf der Regierungsbank! Meine Damen und
Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Bevor ich zur Beantwortung der Fragen komme,
ist es, glaube ich, notwendig, eine Erklärung zur Luftraumüberwachung im
Allgemeinen zu machen.
Geschätzte Damen
und Herren! Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges hat sich die sicherheitspolitische
Lage in Österreich und im übrigen Europa grundsätzlich verändert. Wenn man
heute die Bedrohungslage betrachtet, insbesondere im Hinblick auf den
internationalen Terrorismus, sieht man, dass die Luftraumüberwachung für einen
souveränen Staat unverzichtbar ist. (Beifall bei der ÖVP und
den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ
und den Grünen.)
Klar ist daher,
meine Damen und Herren: Ein sicheres Österreich braucht eine aktive Luftraumüberwachung!
(Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Um es auf den
Punkt zu bringen: Schutz und Sicherheit sind das höchste Gut für ein Land!
Dieser Schutz und diese Sicherheit für jeden einzelnen Bürger muss nicht nur
auf dem Boden, sondern natürlich auch in der Luft gewährleistet sein! (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Eder: Wie im
Kindergarten!)
Meine Damen und
Herren! Zur aktiven Luftraumüberwachung bräuchte es zwei Komponenten: zum einen
ein Radarsystem, das in der Lage ist, unseren Luftraum zu beobachten, das aber
auch in der Lage ist, nicht angemeldete, also illegale Flugzeuge zu erkennen,
und zum anderen – und das ist besonders wichtig – natürlich moderne
Luftraumüberwachungsflugzeuge, die in der Lage sind, aufzusteigen (ironische
Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen), an Höhe zu gewinnen, und mit denen
darüber hinaus auch die notwendigen Maßnahmen gesetzt werden können. (Zwischenrufe
bei der SPÖ und den Grünen. – Gegenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Geschätzte Damen
und Herren! Wenn sich ein verdächtiges, wenn sich ein illegales Flugzeug in
unserem Luftraum befindet, so hat ein modernes
Luftraumüberwachungsflugzeug – je nach Bedrohungslage – die
Möglichkeit, verschiedene Einschreitungsmaßnahmen durchzuführen. (Rufe bei
der SPÖ: Wo?) Erstens muss es ein verdächtiges Flugzeug identifizieren, man
muss dokumentieren, aber auch fotografieren. Zweitens muss die Möglichkeit
bestehen, dass dieses verdächtige Flugzeug darüber hinaus „begleitet“ und auch
benachbarten Luftstreitkräften übergeben werden kann. (Abg. Eder: So
etwas habe ich schon lange nicht gehört!) Drittens muss die Möglichkeit
bestehen, dass ein verdächtiges Flugzeug auch abgefangen werden kann. (Abg. Eder:
Wie geht denn das? Abschießen oder was?)
Geschätzte Damen
und Herren, noch eines, damit Ernsthaftigkeit in diese Debatte kommt, was ich
mir sehr wünschen würde (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen): Ernsthaftigkeit
wäre zweifellos notwendig, denn es muss natürlich auch möglich sein, einen Waffengebrauch
durchzuführen, wenn eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben der
Österreicherinnen und Österreicher gegeben ist – und wenn gerade durch
einen schwerwiegenden Terrorangriff Gefahr für die Republik Österreich gegeben
ist. – Natürlich wünschen wir uns alle, dass diese Situation nie eintreten
soll. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
All das, meine
Damen und Herren, bedeutet, dass wir eine aktive
Luftraumüberwachung zum Schutz und zur Sicherheit jedes einzelnen Bürgers brauchen,
und all das ist unverzichtbar, wenn Österreich in seinem Staatsgebiet –
und dazu gehört auch der Luftraum! – das alleinige Sagen haben will.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 25 |
Daher in aller
Klarheit: Österreich ist stolz darauf, ein souveräner Staat zu sein, und daher
muss Österreich auch in der Lage sein, seinen Luftraum selbständig und ohne
fremde Hilfe zu sichern. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) –
Oder wären Sie der Meinung, meine Damen und Herren, dass wir die Sicherung
unseres Luftraumes anderen Staaten überlassen sollten?! (Abg. Dr. Fekter:
Herr Gusenbauer ist dieser Meinung!) Die Antwort darauf kann doch wohl nur
eine klare, eine eindeutige sein: Unseren Luftraum müssen wir selbst sichern! (Neuerlicher
Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Gerade was die Situation
im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg betrifft: Da wurde plötzlich alles ruhig!
Wie froh waren wir, dass unser Luftraum gesichert war! (Ironische Heiterkeit
bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Eder: Wer schreibt denn so eine
Rede?!) Es gibt daher keine seriöse sicherheitspolitische Alternative zur
Beschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen!
Ich gehe davon
aus, dass es hier in diesem Haus eigentlich einen breiten Konsens geben müsste,
einen breiten Konsens deshalb, weil verschiedene Beschlüsse vorliegen: im
Landesverteidigungsrat, in der Bundesregierung, und zwar beginnend vom
Jahr 1977 bis zum Jahr 2003. Zu dieser Zeit war die SPÖ federführend,
und ich gehe daher davon aus, dass dieser breite Konsens heute ebenfalls noch
gegeben ist.
Nun, meine Damen
und Herren, konkret zum Beschaffungsvorgang:
Erstens: Für den
Beschaffungsvorgang wurde beim Verteidigungsministerium, und zwar unter meinem
Vorgänger Herbert Scheibner, ein Vergabeverfahren gewählt, das in den letzten
Jahren, ja Jahrzehnten erfolgreich war und bei dem ein höchstes Maß an
Transparenz gegeben ist.
Zweitens: Eine
33-köpfige Bewertungskommission hat sich mit der Situation beschäftigt und hat
die drei Angebote – F 16, SAAB-Gripen und Eurofighter – sensibel
und genau beurteilt. Es gibt eine klare Empfehlung der Bewertungskommission an
die Bundesregierung, dass dem Eurofighter, weil vom Bestbieter, der Zuschlag
gegeben werden soll.
Drittens: Am
2. Juli 2002 wurde auch die entsprechende Beschlussfassung in der Bundesregierung
durchgeführt.
Bei dieser
Gelegenheit, geschätzte Damen und Herren, möchte ich hier und heute Folgendes
sagen. Ich möchte meinem Vorgänger Herbert Scheibner für seine Vorarbeit
herzlich danken. (Abg. Eder: Der war noch gut!) Aus meiner Sicht
wurde alles korrekt durchgeführt! (Ruf bei der SPÖ: Der war noch besser!)
Meine Damen und
Herren! Ich möchte alle geäußerten Anschuldigungen in Richtung Unkorrektheit
beziehungsweise Verschleierung auf das Schärfste zurückweisen! Lieber Herbert
Scheibner, herzlichen Dank dafür! (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Nun, meine Damen
und Herren, zu den einzelnen Schritten, die ich im Zusammenhang mit diesem
Beschaffungsvorgang gesetzt habe. Mir ist es sehr, sehr wichtig, dass diese Beschaffung
sauber, einwandfrei und korrekt über die Bühne geht. Weiters habe ich mich ausreichend
informieren lassen, denn mir war es wichtig, dass Rechtssicherheit
gegeben ist. Daher habe ich zwei unabhängige Experten damit beauftragt,
sich mit dieser Situation zu beschäftigen. Diese dürften ja bekannt sein,
nämlich Herr Universitätsprofessor Aicher und Universitätsprofessor
Holoubek.
Diese beiden Experten haben Folgendes festgestellt: Das Verfahren war bis dato einwandfrei und rechtmäßig, ebenso ist die Reduktion von 24 auf 18 Stück einwandfrei und rechtmäßig, sofern keine Preissteigerung gegeben ist. (Abg. Dr. Kräuter: Und was sagt der Krejci?) – In Wirklichkeit ist es doch so: Erfreulicherweise konnte da eben eine hervorragende Preisreduktion erzielt werden. Daher wurden die verschiedenen Verhandlungen weitergeführt (Zwischenrufe bei den Grünen), und vor einer Woche konnten wir dieses hervorragende Verhandlungsergebnis erzielen: 18 Stück Eurofighter – ohne Logistik, ohne System, ohne Ausbildung, aber mit
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Finanzierungskosten – zu
1,337 Milliarden €. Wenn man die Logistik, die Ausbildung der Piloten
und das System dazurechnet, so sind das exakt 1,969 Milliarden €.
Das ist ein hervorragendes Ergebnis, das ist im Vergleich zu der
Beschlussfassung im Juli 2002 ein Verhandlungserfolg von über
200 Millionen €! – Karl-Heinz Grasser, recht herzlichen Dank dafür! (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Die Lieferbedingungen sind klar: Im
Jahr 2007 werden vier Stück Eurofighter kommen, im Jahr 2008 zwölf,
im Jahr 2009 zwei. Budgetwirksamkeit ist ab dem Jahr 2007 gegeben,
wie das ohnehin versprochen war.
Dazu, was das Überbrückungs- und Einstiegspaket betrifft, werde ich dann
in der Anfragebeantwortung selbst konkret Stellung nehmen.
Meine Damen und Herren! Dieser Beschaffungsvorgang wurde auch vom
Nationalen Sicherheitsrat befürwortet, und es wurde die Empfehlung gegeben,
dass diese Beschaffung abgeschlossen wird.
Zum Schluss meine Ausführungen den allgemeinen Teil betreffend:
Das Flugzeug Eurofighter ist ein europäisches Gerät. Der Eurofighter
wird rein in Europa hergestellt. Künftig werden 620 Eurofighter in Europa
im Einsatz sein. Der Eurofighter ist jenes Flugzeug, das hinsichtlich
Steigleistung, Beschleunigung und Geschwindigkeit vor allen
anderen Produkten liegt. Er ist technisch hervorragend. Ganz besonders wichtig
ist, dass er zwei Triebwerke hat, was für die Sicherheit der Piloten von ganz
besonderer Bedeutung ist. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Ich möchte nun zur Beantwortung der einzelnen
Fragen kommen.
Zur Frage 1: Ich darf darauf hinweisen, dass, damit
das Bundesgesetz über den Ankauf von Luftraumüberwachungsflugzeugen innerhalb
der Bindungsfrist der Lieferfirma in Kraft treten kann, eine Einbringung zu
diesem Zeitpunkt notwendig war. Das Erfordernis einer gesetzlichen Regelung
ergibt sich aus § 45 Bundeshaushaltsgesetz.
Zur Frage 2: Wie ich bereits mehrmals angeführt habe,
ist eine begleitende Prüfung durch die zuständigen Fachbereiche meines Ressorts
erfolgt. Es besteht rechtliche Klarheit über die Zulässigkeit des
Beschaffungsvorganges. Die Kontrolle durch den Rechnungshof erfolgt in Form der
nachgängigen Prüfung abgeschlossener Gebarungsfälle. Die begleitende Kontrolle
ist nicht zulässig.
Ein weiteres Zuwarten bei der Vertragsunterzeichnung würde dazu führen,
dass die zeitliche Lücke in der Luftraumüberwachung ein unvertretbares Ausmaß
annehmen würde. Ich habe alles veranlasst, um die Ordnungsmäßigkeit des
Verfahrens zu überprüfen. Ich habe dazu die Interne Revision angewiesen,
begleitend streng zu prüfen. Ich habe insbesondere für die von Ihnen
angesprochenen Fragen Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.
Darüber hinaus hat die Finanzprokuratur ebenfalls diese Prüfung
durchgeführt. Und das scheint mir ganz wichtig zu sein: Alle vier Stellen sind
übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass sowohl das Verfahren selbst als
auch die inhaltlichen Entscheidungen rechtskonform zustande gekommen sind. Im
Übrigen verweise ich auf meine einleitenden Ausführungen.
Zu den Fragen 3 und 4: Sollte mir der Verdacht
von Unregelmäßigkeiten zur Kenntnis kommen, werde ich unverzüglich für eine
Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft Sorge tragen.
Zur Frage 5: Kommentare zu Meinungsäußerungen dritter Personen stellen keinen Gegenstand der Vollziehung im Sinne des Artikels 22 Bundes-Verfassungsgesetz dar. (Abg. Eder: Das war Ihr Koalitionspartner!) Ich bitte daher um Verständnis dafür, dass ich von der Beantwortung
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dieser Frage Abstand nehme. Ungeachtet dessen darf ich
ausführen, dass eine neuerliche Angebotseinholung zu einer nicht
zu verantwortenden Verzögerung des Nachbeschaffungsvorganges führen
würde. – Im Übrigen verweise ich auf meine dazu bereits gegebenen
Antworten.
Zur Frage 6:
Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Schreiben der Firma SAAB im Sinne des
gewählten Verfahrens der freihändigen Vergabe im Wettbewerb nicht mehr
berücksichtigt werden konnte, weil die Abgabefrist verstrichen war. Nach
diesem Zeitpunkt eingebrachte Angebote waren daher ungültig und nicht weiter
zu berücksichtigen. Zu den von der Firma SAAB nach der Angebotsfrist
übermittelten Preisinformationen ist festzustellen, dass die dort behaupteten
Preisminderungen in keiner Weise nachvollziehbar sind.
Zu den Fragen 7
und 8: Der Gesamtpreis von 1,969 Milliarden € beinhaltet die
Kosten für das Flugzeug, Finanzierungskosten, Ausbildungskosten, Logistik,
Simulator und Bewaffnung. Die Betriebskosten können auf Grund verschiedener
Einflussfaktoren – wie produzierte Flugstunden, Einsatzprofile,
technologische Weiterentwicklung – für 30 Jahre nicht exakt
dargestellt werden; sie sind jedoch mit knapp unter 50 Millionen €
per anno begrenzt.
Die zu Beginn von Frage 8
erwähnten 1,337 Milliarden € beinhalten den reinen Kaufpreis der
Flugzeuge inklusive Finanzierungskosten. Die am Ende der Frage erwähnten
1,969 Milliarden € beinhalten weiters die erforderlichen
Systemkosten, wie etwa die Aufwendungen für Logistik und Ausbildung.
Die dafür
erforderlichen Budgetmittel – das ist wichtig! – werden vom
Bundesministerium für Finanzen gesondert bereitgestellt.
Zu Frage 9:
Die über den derzeitigen Betriebsaufwand des S 35 Draken hinausgehenden
Mittel für den Eurofighter-Betrieb werden vom Bundesministerium für Finanzen
gesondert bereitgestellt.
Zu Frage 10:
Die Notwendigkeit der Luftraumüberwachung ist nicht eine Frage des neutralen
Status der Republik Österreich, sondern eine Frage der Sicherstellung der
Souveränität eines Staates auf Grund der Zugehörigkeit des Luftraumes zum
Staatsgebiet. Bedient sich ein Staat nicht der adäquaten Mittel zur Kontrolle
seines Staatsgebietes oder zur Ausübung der Staatsgewalt, dann stellt sich der
Staat aus völkerrechtlicher Sicht selbst in Frage. (Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Auch mit der Reduktion von 24 auf 18 Stück kann die Kernaufgabe
einer lückenlosen Überwachung des Luftraumes durchgeführt werden.
Eine Miete bei der
Erzeugerfirma auf Nutzungsdauer ist jedenfalls teurer als ein Kauf. Eine Miete
von befreundeten Luftstreitkräften ist nur zur Überbrückung auf kurze Zeit
möglich. Es ist wichtig, dass österreichische Piloten in
Flugzeugen mit österreichischem Hoheitszeichen den österreichischen
Luftraum kontrollieren. (Ruf bei der SPÖ: Das ist Makulatur!)
Zu Frage 11:
Derzeit finden Sondierungen mit den Luftwaffen-Chefs der europäischen Eurofighter-Betreiberstaaten
statt. Eine Überbrückungslösung ist machbar. Konkrete Verhandlungen mit den
Betreiberländern können erst nach Vertragsabschluss aufgenommen werden.
Es ist sehr
wichtig, dass hier eine seriöse Zahl bekannt gegeben wird. Wenn man jetzt Daten
und Fakten bekannt gibt, ohne dass die konkreten Verhandlungen durchgeführt
worden sind, so ist das nicht machbar. Der erste Schritt ist die
Vertragsunterzeichnung, und der zweite Schritt ist schlussendlich, dass die
Verhandlungen geführt werden.
Hohes Haus! Meine
Damen und Herren! Die Sicherheit Österreichs – das ist mir sehr
wichtig – kann und darf nicht Spielball der Politik und Gegenstand von
politischem Hickhack sein! Sie muss unser gemeinsames Ziel sein! (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich rufe hier wirklich auf: Finden wir einen sachlichen, über alle Parteigrenzen hinaus gehenden Konsens, wenn es um die Verteidigungspolitik Österreichs geht! Tragen wir die Verantwortung,
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auch wenn sie nicht populär ist! Sicherheit braucht
Verantwortung! (Lang anhaltender lebhafter Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
15.37
Ankündigung eines Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
Präsident
Dr. Andreas Khol: Bevor wir in die Debatte eingehen,
teile ich dem Hohen Haus Folgendes mit: Die Abgeordneten Mag. Kogler,
Kolleginnen und Kollegen haben gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung
beantragt, einen Untersuchungsausschuss zu den Vorgängen im Zusammenhang mit
der Beschaffung von Eurofighter-Kampfjets einzusetzen. (Demonstrativer Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Großruck: Der Kogler soll sich selber
untersuchen lassen!)
Die Durchführung
einer Debatte hierüber wurde nicht verlangt.
Gemäß § 33
Abs. 2 der Geschäftsordnung findet die Abstimmung nach Erledigung der Tagesordnung,
das heißt, nach Durchführung der Debatte über diese Dringliche Anfrage statt.
*****
Wir gehen nunmehr
in die Debatte über die Dringliche Anfrage ein.
Sie wissen:
10 Minuten pro Erstredner pro Fraktion; danach erhalten weitere Redner das
Wort.
Zu Wort gemeldet
hat sich Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte, Herr Abgeordneter.
15.39
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Man hat natürlich Gelegenheit, ein wenig in der Bibliothek zu schmökern, wenn man 15 Stunden lang darauf wartet, dass der Runde Tisch ein Ergebnis bringt. – Leider hat er kein Ergebnis gebracht. Es war alles umsonst, wie es scheint. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Aber da fiel mir ein Buch in die Hand, das ich gerne den Regierungsmitgliedern als offizielle Regierungsliteratur weiterempfehlen würde; es ist von Sebastian Brant, übrigens ein Bestseller aus dem Jahre 1494. (Abg. Neudeck: Haben Sie eigene Ideen auch?) Es trägt den Titel „Das Narrenschiff“. – Sie haben den Zwischenruf zum richtigen Moment gemacht.
Herr Bundeskanzler, da gibt es ein Kapitel, das heißt „Vom Eigensinn“. Ich darf zitieren:
„Wen dünkt, daß
niemands er bedarf,
Und meint, er sei
allein so klug,
In allen Dingen
gewitzt genug;
Der irrt gar oft
auf ebnem Wege,
Gerät gar leicht
auf wilde Stege,
Auf denen Heimkehr
nicht wird sein.
Weh dem, der fällt
und ist allein!
Zu Ketzern wurden
oft verkehrt,
Die rechter Tadel
nicht belehrt,
Verlassend sich
auf eigne Kunst,
Daß sie erlangten
Ruhm und Gunst.“
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 29 |
Ich frage mich, wo
da jetzt Ruhm und Gunst sind bei den Umfragewerten, die diese Regierung im
Moment hat, nämlich die schlechtesten, seit es sie gibt, nachdem sie sich
entschlossen hat, Pensionskürzungen durchzuführen, nachdem sie sich
entschlossen hat, Stundenkürzungen in den Schulen vorzunehmen, nachdem sie sich
entschlossen hat, wieder keine Steuerreform, wieder keine Steuererleichterung
durchzuführen (Zwischenrufe bei der ÖVP), und nachdem sie sich
entschlossen hat, weiter die Belastungsschraube gegenüber den Österreicherinnen
und Österreichern anzuziehen. Wo da Ruhm und Gunst sind, das frage ich mich!
Es ist vielmehr
Ausdruck des Eigensinns, dass Sie glauben, nur dieser eine Weg ist der Weg im
Interesse Österreichs. Es ist genau umgekehrt! Er schadet
Österreich wirtschaftlich, sozial und demokratisch! (Beifall bei der SPÖ und
den Grünen. – Abg. Neudeck: Ist das auch aus 1490?)
Ich glaube, es war
richtig, hier eine Sondersitzung über den Ankauf der Abfangjäger zu fordern und
auch einzuberufen, weil sich letztlich herausstellt, dass es da wahrscheinlich
um an die 70 Milliarden Schilling geht, wenn man die gesamte Lebensdauer
dieser Flugzeuge mit einberechnet. Die Betriebskosten werden pro Jahr –
das haben Sie uns verschwiegen – wahrscheinlich an die 700,
800 Millionen Schilling betragen.
Ich erinnere nur
daran, welcher Zahlensalat von Ihnen die ganze Zeit präsentiert wurde, sodass
Herr und Frau Österreicher am Schluss nicht mehr wussten, was die wirklichen
Zahlen sind. Das war wie bei einer Zahlenlotterie unter dem Motto: Alles ist
möglich. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie kennen sich halt nicht aus!
Das ist das Problem!) Es ist anscheinend wirklich alles möglich.
Im Antrag steht
zuerst einmal xxx, dann 1,336 Milliarden €. Plötzlich sagt der Herr
Finanzminister, der sich übrigens in der Pressekonferenz noch selbst
korrigiert hat, 1,969 Milliarden €. Dann plötzlich ergibt die
Rechnung 3,153 Milliarden €. Ich frage Sie: Was ist jetzt die wahre
Zahl? Schließlich müssen das ja auch unsere Kinder und Kindeskinder bezahlen. (Zwischenruf
der Abg. Dr. Fekter.)
Wenn Ihnen, Frau
Abgeordnete Fekter, das vielleicht egal ist, dann ist das Ihre Sache. Aber
vertreten Sie das einmal in Ihrem Wahlkreis! Stellen Sie sich hin! Es mögen
sich alle ÖVP- und FPÖ-Abgeordneten in ihren Wahlkreisen hinstellen und sagen:
Jawohl, wir sind für Belastungen, wir sind für Pensionskürzungen, wir nehmen
noch an vielen Runden Tischen teil, die kein Ergebnis bringen, und wir wollen
das Geld hinauswerfen für die Abfangjäger! Stellen Sie sich hin! (Beifall
bei der SPÖ.)
Dann sagt der Herr
Finanzminister, es ist ein Verhandlungserfolg. Ich sage, es ist ein Verwandlungserfolg,
denn plötzlich ist aus einer Zahl wieder eine andere Zahl geworden. Ich sage
Ihnen noch etwas: Was denkt sich eigentlich jemand, der hört, man benötigt 24
dieser supermodernen Kampfflugzeuge? Was denkt sich der? Plötzlich braucht man
nur 18. Und dann kommt heraus, dass man von den 18 nur vier bewaffnet. (Abg.
Dr. Fekter: Haben Sie nicht aufgepasst?) 14 werden nach dem
Standard Weltkrieg 1 bewaffnet mit Bordkanonen (Abg. Dr. Fekter:
Das hat nichts mit Schießen zu tun!), und nur vier haben die moderne
Bewaffnung.
Jetzt habe ich
heute das Glück gehabt, dass mir der „Standard“ auf Seite 21 eine wichtige
Information mitgeteilt hat. Da gab es nämlich eine dieser unzähligen
Einschaltungen „Eurofighter Typhoon Spezial“. Das sollten Sie auch lesen,
damit Sie wissen, was Sie da die ganze Zeit mitbeschließen. Da steht drinnen,
der Eurofighter ist bei 75 Prozent der Kämpfe Sieger – im Simulator! (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Tolle Leistung! Das kann auch nur im Simulator
sein, weil es ihn in Wirklichkeit noch gar nicht gibt, aber immerhin. (Abg.
Dr. Brinek: Das stimmt ja nicht!) Das ist der Titel:
„Eurofighter ,Typhoon‘ – Ein Sieger im Luftkampf“.
Weiters heißt es: „Arbeitsteilung im Bündnis bringt Kostenreduktion“. – Ein politischer Artikel des Eurofighter Konsortiums EADS, worin uns mitgeteilt wird, wie die künftige europäische Sicherheitsstruktur aussehen wird. Darin heißt es, es werde in Zukunft 250 Abfangjäger, nämlich Eurofighter, geben, und es sei erfreulich, dass die Österreicher 18 davon haben. Das passt dann ordentlich hinein. – Also geht es doch nicht nur um die Luftraumüberwachung in Österreich, sondern der Nachhilfeunterricht durch den EADS-Konzern, der diese Flugzeuge verkauft,
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 30 |
im „Standard“ sagt uns, es geht um etwas ganz anderes. Ganz Europa
soll diese Flugzeuge haben, damit man sie ein wenig miteinander austauschen
kann, wenn irgendetwas ansteht und man sie austauschen muss. (Abg. Dr. Fekter:
Hat der Herr Gusenbauer gefordert!)
Dann geben Sie es
doch offen zu: Diese Kriegs- und Kampfflugzeuge sind für Einsätze, die weit
über die Luftraumverteidigung hinaus reichen! Das ist die Wahrheit! Sie
beschwindeln die Bevölkerung! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Damit es nicht
unmenschlich wirkt, findet sich im „Standard“ noch ein Artikel, in dem das
Leben eines Eurofighter-Testpiloten geschildert wird. Er heißt Chris Worning
(45), er spielt gerne Golf und fährt Ski. „Den Ausgleich zu seinem
anstrengenden Job findet der sportliche Eurofighter-Pilot beim Golf spielen und
Ski fahren. Und natürlich zu Hause, wo ihn neben seiner Ehefrau auch die drei
verschmusten Hauskatzen begrüßen.“ – Damit ein bisschen Sympathie fürs
Flugzeug kommt, damit zwischen Flugzeug und Schmusekatzen irgendwie eine Verbindung
hergestellt wird. Das um sehr viel Geld – eine ganze Seite im „Standard“.
Zugleich heute in
der „Presse“ (Abg. Scheibner: Nur lesen ist zu wenig, Herr
Kollege!) – ein wenig Lesen würde auch Ihnen nicht schaden – ein
interessanter Artikel auf Seite 5: „EADS-Angebot an VP-Granden“. – Oho, sage ich
mir, was ist das? – Es wurde ein Brief an den ÖVP-Chef von Salzburg, an
Herrn Schausberger, geschickt, worin sie ihre Hilfe angeboten haben. Da würde
mich interessieren: Wie viele Briefe gibt es denn da noch? Wie viele ÖVP-Landesparteivorsitzende
haben ähnliche Briefe bekommen? Und um welche Hilfsangebote ist es da gegangen,
damit ein wenig die Bereitschaft, man braucht Eurofighter, noch mehr gesteigert
wird? (Abg. Großruck: Fragen Sie den Herrn Marizzi! Der kennt sich
aus, wie das geht!) Daher fordern wir einen Untersuchungsausschuss, damit
einmal Licht ins Dunkel kommt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Ich weiß schon,
Sie fahren ja über das Parlament drüber. Für Sie von den Regierungsparteien ist
das Parlament eine lästige Unterbrechung des Durchsetzungsprozesses. (Abg. Neudeck:
Gibt es eine Pressedienstzusammenfassung auch noch?) So gehen Sie das
an. Sie interessiert auch kein Volksbegehren. 624 000 haben das
Anti-Kriegsgerät-, Anti-Eurofighter-Volksbegehren unterschrieben. – Es
interessiert Sie nicht, es wird da gar nicht behandelt. All das ist für Sie
kein Gegenstand der Erörterung.
Den
Österreicherinnen und Österreichern versuchen Sie zu erklären, dass man mit
diesem Geschäft Gegengeschäfte im Ausmaß von 4 Milliarden macht. –
Das sind Luftgeschäfte, das ist schon einmal diskutiert worden. Da waren drei
Viertel der Geschäfte überhaupt nicht fixiert. Manche Unternehmen wissen gar
nicht, dass sie auf der Liste der Gegengeschäfte stehen. Das ist die Wahrheit. (Abg.
Scheibner: Lesen Sie uns noch etwas aus dem Buch vor! – Abg.
Dr. Fekter: Ihr Kollege Androsch hat das ganz anders gesehen!)
Im
Bartenstein-Ministerium musste man sogar eine Kommission einrichten, die
kontrolliert, dass bei den Gegengeschäften nicht geschwindelt wird, damit nicht
Geschäfte, die sowieso laufen, plötzlich als Gegengeschäfte dargestellt werden,
damit man ja den Eurofighter und die 70 Milliarden Schilling, die dafür
in den nächsten Jahren insgesamt aufzuwenden sein werden, den Österreicherinnen
und Österreichern angesichts Ihrer Kürzungen und Belastungen auch schmackhaft
macht.
Das ist die
Politik, die Sie im Moment machen und die zutiefst zu verurteilen ist, die also
kombiniert mit dem, was ich vorhin gesagt habe, mit den bloß vier bewaffneten
Flugzeugen, ein Schildbürgerstreich ist. Da muss ich Ihnen sagen, wenn Sie
diese Politik fortsetzen, dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Ihre
Umfragewerte immer schlechter werden. Mich freut das, diese Tendenz soll ruhig
weitergehen bis zum Wahltag, der ja bekanntermaßen ein Zahltag ist.
Wenn Sie auch auf
dem hohen Ross sitzen, und wenn Sie auch glauben, Sie sind klüger als alle
anderen, wenn Sie das wirklich glauben, dann bringe ich Ihnen ein letztes Zitat
aus dem „Narrenschiff“ von Sebastian Brant:
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 31 |
„Viel Narren
fielen hoch herab,
Die suchten Weg,
wo’s keinen gab, ...“
Es sei Ihnen
gewidmet. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
15.49
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr
Abgeordneter Mag. Molterer. Redezeit 10 Minuten. – Bitte, Herr
Abgeordneter.
15.50
Abgeordneter
Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr
Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Hohes
Haus! Herr Kollege Cap, Sie sollten in den Zeitungen einmal andere Seiten
lesen, vielleicht die Inserate. Es ist durchaus möglich, dass in einigen
Kabaretts in Österreich Plätze frei sind, dass dort Kabarettisten gesucht
werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Herr Kollege Cap!
Sie haben mit dieser Art und Weise den Beweis für Ihr Politikverständnis
geliefert und auch den Beweis dafür, wie die Sozialdemokratie in der
Zwischenzeit mit den wichtigsten Aufgaben des Staates umgeht.
Meine Damen und
Herren! Ich möchte diese Dringliche Anfrage, die in der Zwischenzeit zum x-ten
Mal gestellt wurde, wo die Argumente zum x-ten Mal dieselben sind, durch die
x-te Wiederholung aber nicht richtiger werden, ich möchte also diese
Dringliche Anfrage dazu nützen, um den Unterschied zwischen dem, was wir an
Staatsverständnis haben, und dem, was Sie an Oppositionspopulismus darlegen,
herauszustreichen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich denke, es ist
die vornehmste Aufgabe der Politik, für einen starken Staat zu sorgen. Es ist
die vornehmste Aufgabe von verantwortlichen Politikern, einen starken Staat im
Interesse der Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Und zu einem starken
Staat gehört natürlich ein leistungsfähiges und leistungsorientiertes
Bildungssystem. Zu einem starken Staat gehören natürlich notwendige
Investitionen in die Zukunft, etwa im Bereich Forschung und Entwicklung. Und zu
einem leistungsfähigen Staat gehören selbstverständlich auch die notwendigen
Investitionen in die Infrastruktur. (Abg. Gradwohl: Warum?)
Zu einem starken
Staat gehört natürlich die vornehmste Aufgabe der Politik, den Bürgerinnen und
Bürgern Sicherheit zu bieten (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), Sicherheit
zu bieten etwa durch die notwendigen Veränderungen im Bereich der sozialen
Systeme, damit auch in Zukunft Bürgerinnen und Bürger, die krank sind, ein
Gesundheitssystem vorfinden, das leistungsorientiert ist und allen den gleichen
Zugang ermöglicht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Selbstverständlich,
meine Damen und Herren, ein System, das auch im Falle von Arbeitslosigkeit
Menschen hilft, und ein System, das sicher und tragfähig auch in Zukunft die
Altersvorsorge garantiert. Deswegen machen wir diese Politik, machen wir diese
Reformen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich gehe davon
aus, dass der Runde Tisch des Herrn Bundeskanzlers, der in der Zwischenzeit in
drei langen Verhandlungsrunden wesentliche Fortschritte gebracht hat, nun auch
vom Verhandlungsvisavis, den Gewerkschaften, nicht verlassen wird, meine Damen
und Herren. Ich gehe davon aus und appelliere, dass die gute Tradition
Österreichs fortgesetzt wird: Dialog, verhandeln, statt auf der Straße zu
demonstrieren und damit Grundsätze demokratischer Entscheidungen zu verlassen!
(Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Zu einem starken Staat, Herr Kollege Gusenbauer, gehört selbstverständlich auch die Bereitschaft, die notwendigen Finanzmittel für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Inneren –
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 32 |
gegen Gewalt, gegen Kriminalität –, aber auch von
außen – gegen militärische Bedrohungen – sicherzustellen.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Es ist die vornehmste Aufgabe einer verantwortungsvollen
Politik, auch zur militärischen Landesverteidigung ja zu sagen, zur
militärischen Landesverteidigung zu stehen, und zwar nicht nur zu Lande,
sondern selbstverständlich auch in der Luft! (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Wer so wie die
Sozialdemokratie derzeit dabei ist, diese Grundelemente in Frage zu stellen und
mit seiner Haltung eigentlich ein Nein zur militärischen Landesverteidigung und
zum Bundesheer zu sagen, der verlässt die Grundfesten der Staatsverantwortung.
Sie geben damit auch Ihre langjährige Tradition als verantwortliche Partei der
militärischen Sicherheit ab, meine Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich möchte Sie
daran erinnern, dass beispielsweise im Jahre 1984 Ihr damaliger
Bundeskanzler auf die Frage: Ist das ein klares Ja des Regierungschefs zum Kauf
der Abfangjäger, wie man nun militärisch einmal sagt? geantwortet hat: Das ist
ein klares Ja, weil wir verpflichtet sind, nach innerstaatlichem Recht und auch
nach dem Völkerrecht. – Sinowatz hat das gesagt, meine Damen und Herren,
und das gilt heute noch! Wir stehen dazu, Sie jedoch verabschieden sich davon. (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich erinnere Sie
etwa an die Regierungserklärung von Bundeskanzler Dr. Vranitzky im
Jahre 1987. Er sagte: „Die Bundesregierung bekennt sich daher zur
bewaffneten Neutralität als Beitrag zur Friedenssicherung und -bewahrung in
Europa. Grundlage hiefür ist der Landesverteidigungsplan, zu dessen Erfüllung
das Bundesheer entsprechend ausgebaut werden muß. Die Bundesregierung bekennt
sich zum Milizsystem und zum Konzept der defensiven Raumverteidigung zu Land
und in der Luft.“ – Regierungserklärung Vranitzky im Jahr 1987. Er
hat sich daran gehalten, Sie verabschieden sich davon, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Oder: Ich denke an
den SPÖ-Wehrsprecher Gaál, der im Jahre 1996 erklärt hat: Wenn wir für
eine effiziente Landesverteidigung eintreten und einer aktiven
Neutralitätspolitik das Wort reden, dann müssen den Worten auch Taten folgen.
Dazu gehört auch die Luftraumüberwachung. – SPÖ-Abgeordneter Gaál, 1996. (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Oder
beispielsweise im Jahr 1996: Die SPÖ war seinerzeit für den Kauf der
Draken. Wir stehen heute noch zu den Überwachungsflugzeugen, so Gaál
1996. – Was ist denn in der Zwischenzeit passiert, Herr Abgeordneter
Gaál? (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich denke, dass
diese Entwicklung ganz klar zeigt, Herr Abgeordneter Gusenbauer – und
dieser Unterschied muss herausgearbeitet werden –: Meine Damen und Herren
von der Sozialdemokratie, Sie haben sich von der Staatsverantwortung
verabschiedet und haben sich in den Oppositionspopulismus begeben. (Abg.
Dr. Gusenbauer: Sie leben in der Vergangenheit! Sie
haben keinen Blick für die Zukunft! – Abg. Dr. Fischer: Oberlehrer!
So etwas Lächerliches!)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wir spielen Sicherheit gegen Bildung nicht aus, sondern wir
garantieren Sicherheit und
Bildung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.)
Wir spielen
Sicherheit gegen Altersvorsorge nicht
aus, sondern wir garantieren Sicherheit und
Altersvorsorge. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wir, meine Damen
und Herren, spielen Sicherheit gegen Forschungsstandort nicht aus, sondern wir garantieren Sicherheit und Forschungsoffensive. (Neuerlicher
Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. –
Abg. Dr. Gusenbauer: Sie garantieren nichts, absolut nichts!)
Meine Damen und Herren! Wir sind als verantwortliche Partei, als Partei, die „Zukunft mit Verantwortung“ auf ihre Fahnen schreibt, selbstverständlich auch bereit, die Verantwortung für
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 33 |
die Sicherheit, die Verantwortung für die militärische
Landesverteidigung und damit auch für die Luftraumüberwachung zu übernehmen.
Ich bedanke mich
daher heute und hier dezidiert bei Günther Platter, ich bedanke mich bei Martin
Bartenstein und Karl-Heinz Grasser für die exzellente Verhandlung der
Gegengeschäfte (Rufe bei der SPÖ: Wo sind die?), und ich stehe nicht an,
mich auch beim früheren Verteidigungsminister Herbert Scheibner für die
exzellente Vorbereitung zu bedanken. Diese Bundesregierung handelt
verantwortlich für die Zukunft des Landes! (Lang anhaltender Beifall bei der
ÖVP und den Freiheitlichen.)
15.59
Präsident Dr. Andreas Khol:
Zu Wort gelangt
nunmehr Herr Abgeordneter Scheibner. 10 Minuten Redezeit. –
Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Öllinger: Vergessen Sie nicht
auf die Trägerrakete! – Abg. Dr. Gusenbauer: Jetzt kommt
die nächste Trägerrakete von Scheibner und Molterer!)
16.00
Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Kollege
Gusenbauer: Besser eine Trägerrakete, die man noch abändert, als ein
Rohrkrepierer, der endgültig abgestürzt ist. Das ist angesichts Ihrer Politik
der Fall. (Heiterkeit und Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Herr Abgeordneter
Gusenbauer, da Sie sich mit dem Zwischenruf schon vorgedrängt haben, beginne
ich auch gleich mit Ihrer Rede. Ich habe hier schon in verschiedensten
Funktionen Dringliche Anfragen zum Thema Abfangjäger erlebt. Meistens waren Sie
der Begründer. Einmal mussten Sie sogar vom Präsidenten daran erinnert werden,
dass es um die Abfangjäger geht, weil Sie von etwas ganz anderem geredet haben.
(Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.) Heute haben Sie
alles Mögliche gesagt, und ganz zum Schluss sind Sie dann ehrlich geworden und
haben gesagt, was Sie wirklich über diese Sondersitzung und die ganze Debatte
denken. Sie haben nämlich gesagt: „Wenden wir uns“ doch lieber „den wichtigeren
Dingen zu!“ (He-Rufe und Beifall bei
den Freiheitlichen.)
Herr Abgeordneter
Gusenbauer! Ich frage mich nur, warum es dann heute wieder eine Sondersitzung
zu den Abfangjägern gibt. – Ich hätte mir erwartet, wenn Ihnen die
Pensionen so wichtig sind – uns sind sie wichtig (Zwischenrufe bei der
SPÖ) –, dass Sie eine Sondersitzung zur Pensionsreform beantragen.
Wenn wir – das sage ich Ihnen – Freiheitliche in der Opposition
gewesen wären, wir hätten geschaut, dass im Rahmen einer Sondersitzung noch
einmal Gelegenheit geschaffen wird, über die Pensionsreform – das aktuell
wichtigste Thema – zu diskutieren. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den
Grünen.) Aber Ihnen fällt halt dazu nichts ein, meine Damen und Herren,
Herr Abgeordneter Gusenbauer, daher bringen Sie wieder Ihr berühmtes Thema,
nämlich die Abfangjäger. (Abg. Dr. Gusenbauer: Bald werden
Sie die Möglichkeit haben, als Opposition das zu tun! Kommt schon! Bald werden
Sie in der Opposition die Möglichkeit haben, bei Ihrer Politik!)
Wie schaut denn
Ihre Dringliche Anfrage aus? – Darin heißt es: „Verwirrspiel um die Eurofighter“.
Herr Abgeordneter Gusenbauer! Vielleicht kann einer Ihrer Nachredner – von
Kollegem Cap haben wir nur Zitate aus Zeitungen und Schriften aus dem
15. Jahrhundert gehört, was zwar sehr interessant, aber nicht wirklich
informativ zum Thema war – das Verwirrspiel zu den Eurofightern lichten. (Abg. Eder:
Das hast du nicht verstanden! Das war dir zu kompliziert!)
Wie schaut denn
das Verwirrspiel betreffend Ihre Linie in der Sicherheitspolitik aus, Herr Klubobmann
Gusenbauer, meine Damen und Herren von der SPÖ? Wir hören diesbezüglich –
auch in der Dringlichen Anfrage können wir das nachlesen –, dass keine
Luftraumüberwachung notwendig sei. Es gebe keine Bedrohung. – Das ist
sehr interessant. Ich frage mich nur, warum gerade Ihre Fraktion vor wenigen
Wochen vehement von der österreichischen Bundesregierung gefordert hat, dass
sie angesichts der Vorbereitungshandlungen der Amerikaner im Zuge des
Irak-Kriegs den österreichischen Luftraum sperren und diesen überwachen solle,
Herr Abgeordneter Gusenbauer!
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 34 |
Wie soll man Ihren
berechtigten Anliegen Folge leisten, wenn man keine Möglichkeit dazu hat, wenn
man zwar Verbote ausspricht, diese aber nicht überwachen kann, nämlich vor Ort,
Herr Klubobmann? – Dies ist ein „Verwirrspiel um die Eurofighter“. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Aber das
Verwirrspiel geht weiter: Sie sagen einerseits, es sei keine
Luftraumüberwachung notwendig, andererseits sagen Sie, es sei vielleicht schon
eine Luftraumüberwachung notwendig, aber nicht mit Flugzeugen. (Heiterkeit
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Das haben wir auch schon gehört (Abg. Dr. Stummvoll:
Mit Luftballons!): Es reichen Radar und Lenkwaffen. Ich zitiere den
Vorgänger von Klubobmann Gusenbauer und Cap, Herrn Kostelka, der gesagt hat, es
reichen Radargeräte und Lenkwaffen. Das heißt, wir schauen einmal: Aha, ein
illegales Flugzeug!, und schießen es – zack! – ab. (Heiterkeit bei den
Freiheitlichen und der ÖVP.) Ist das Ihre Linie in der
Luftraumüberwachung? – Unsere ist das nicht! Ein Verwirrspiel in der
Sicherheitspolitik der SPÖ! (Abg. Mag. Wurm: Sie
fotografieren so gerne!)
Dann sagen Sie an
anderer Stelle: Wir wollen eine Luftraumüberwachung, auch mit Flugzeugen, aber
nicht mit eigenen, sondern mit fremden. Es können auch andere das mit übernehmen.
(Abg. Dr. Gusenbauer: Wir machen das jetzt auch!) – Wir
machen das nicht, denn eine Übergangslösung, die leider deshalb notwendig ist,
weil Sie jahrelang die Entscheidung über diese Luftraumüberwachung aufgeschoben
haben, so wie in anderen Bereichen auch, kann keine Dauerlösung sein. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Diese
Übergangslösung ist auch nur dann zulässig und wird von uns nur dann
unterstützt, wenn die Flugzeuge mit österreichischem Hoheitsabzeichen und mit
österreichischen Piloten fliegen und Österreich im Einsatz die Entscheidung
darüber trifft, wie diese Luftraumüberwachungsflugzeuge eingesetzt werden.
Wir wollen nicht, dass fremde Piloten mit fremden Flugzeugen unter fremder
Befehlsgewalt österreichisches Hoheitsgebiet überwachen und diese Aufgaben übernehmen,
so wie Sie das anscheinend vorschlagen, indem Sie sagen, das könnten andere für
uns übernehmen. – Ein Verwirrspiel in der Sicherheitspolitik! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei
Abgeordneten der ÖVP.)
Aber da gibt es noch eine andere Meinung aus dem Bereich der
Sozialdemokraten: schon eigene Abfangjäger, aber nicht diese. Wenn Sie nicht
dieser Meinung wären, dann könnten Sie ja keine Neuausschreibung fordern. Dann
sagen Sie es hier! (Abg. Dr. Fischer: Der
Prinzhorn verlangt das!) Sie werden doch nicht Vorschläge und
Forderungen des Präsidenten Prinzhorn in Ihre Dringlichen Anfragen schreiben! (Abg. Dr. Gusenbauer: Wenn sie vernünftig sind!) So weit
sind Sie doch hoffentlich noch nicht in Ihrer Ideenlosigkeit (Abg. Dr. Gusenbauer: Wenn sie vernünftig sind!), dass Sie
alle Vorschläge und Wortmeldungen von freiheitlichen und ÖVP-Politikern
aufnehmen müssen, damit Sie Ihre Programmatiken zusammenbringen. (Abg.
Dr. Gusenbauer: Wenn sie vernünftig
sind!)
Was stimmt jetzt, Herr Klubobmann Gusenbauer, bei der
Luftraumüberwachung? Ist sie nun notwendig oder nicht? (Abg. Dr. Gusenbauer: Was haben Sie gegen sinnvolle Vorschläge?) Ist sie,
wenn sie notwendig ist, mit eigenen oder mit fremden Flugzeugen durchzuführen,
oder nur mit Lenkwaffen und Radargeräten? Und wenn es eigene sein sollen, geht
es dann nur um die Frage der Type, oder ist das eine Grundsatzfrage? –
Darüber hätten Sie uns jetzt Auskunft geben können, wenn Sie schon im Rahmen
einer Dringlichen Anfrage über ein Verwirrspiel in der Luftraumüberwachung
reden.
Ich sage Ihnen eines ganz deutlich: Unsere Linie und die Linie der
Freiheitlichen (Abg. Dr. Gusenbauer: Ist faul!)
ist im Gegensatz zu Ihrer Linie, dass wir auch als Oppositionspartei im
Bereich der Sicherheitspolitik für einen nationalen Konsens eingetreten sind.
Sie sagen immer nur dann ein Ja zur Luftraumüberwachung mit eigenen Flugzeugen,
wenn Sie in der Regierung sind. Als die Freiheitlichen in der Opposition
waren – und da haben wir auch viele Differenzen gehabt –, sind wir
ebenfalls für die Luftraumüberwachung gestanden. (Beifall bei den
Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 35 |
Wir sind – obwohl wir wissen, dass es nicht populär ist – immer
für die aktive Luftraumüberwachung eingetreten. Sie waren nur so lange dafür,
solange Sie in der Regierung gewesen sind, jetzt plötzlich sind Sie dagegen. (Abg. Mag. Wurm: Plakatiert haben Sie etwas anderes!) Deshalb
geht es Ihnen in Wahrheit nicht um die Sicherheitspolitik, es geht Ihnen auch
nicht um die Pensionen, Herr Klubobmann Gusenbauer (Abg. Mag. Wurm: Plakatiert war etwas anderes!), sonst
hätten Sie eine Sondersitzung zu den Pensionen gemacht, sondern es geht Ihnen
darum, Stimmung zu machen und die Sicherheit des Landes gegen andere wichtige
Aufgaben auszuspielen.
Ich sage Ihnen: Egal, ob Regierung oder Opposition, es ist für jede
politische Gruppe verantwortungslos, wenn man solch eine Politik betreibt, wie
Sie es hier machen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Ich brauche mich bei solchen Debatten nicht mehr vorzubereiten (Ruf
bei der SPÖ: Das merkt man!), ich brauche mir nur Ihre Reden anzuhören und
Ihre Anfragen zu analysieren. Sie haben gesagt, wenn man europäisch denkt, dann
braucht man keine Abfangjäger. Wir denken europäisch, aber in der
Sicherheitspolitik denken wir auch österreichisch – und das ist uns
wichtig! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Solange wir uns dazu bekennen, dass Österreich ein souveräner Staat, ein
bündnisfreier Staat ist, Herr Abgeordneter Gusenbauer – ich glaube, darin
sind wir uns einig, dass das wichtig ist und in Zukunft auch so sein
soll –, so lange gelten die Bedingungen der Verfassung, nämlich dass im
Frieden die Souveränität Österreichs zu Lande und in der Luft mit eigenen
Mitteln zu verteidigen ist. (Abg. Dr. Trinkl: So einfach wäre das!) Und das
geht eben nur mit Flugzeugen, wie wir sie jetzt beschaffen, Herr Abgeordneter
Gusenbauer, und nicht mit anderen Mitteln, wie Sie das vielleicht in Ihren
Kabinetten oder sonst wo glauben. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)
Wenn Sie schon ein Verwirrspiel um den Preis, die Budgetbelastung und um
alles andere ... (Abg. Dr. Gusenbauer: Was sagen
Sie zum Korruptionsverdacht?) – Zum Korruptionsverdacht?
(Abg. Dr. Gusenbauer: Was sagen
Sie dazu?) Ich kann Ihnen eines zum Korruptionsverdacht
sagen: Es gab eine Fülle von Anzeigen, ein Großteil davon war anonym! Haben Sie
ein Ergebnis dieser Anzeigen gesehen, haben Sie gehört, dass irgendetwas dabei
herausgekommen ist? (Abg. Dr. Gusenbauer: Der
Vorwurf kommt aus Ihren Reihen!)
Der Rechnungshof – Sie haben gesagt, die Ausschreibungskriterien
seien unklar – hat das geprüft und ein positives Zeugnis ausgestellt. Alle
internen und externen Prüfungen waren positiv. Es ist sogar darin gestanden: im
Gegensatz zu früheren Beschaffungen. Da waren Sie noch in der Regierung. Und
ich frage mich immer bei solchen Vorwürfen (Abg. Dr. Gusenbauer: Das waren Ihre Leute!): Was muss man selbst für Erfahrungen bei solchen Großbeschaffungen gemacht
haben, dass man sofort irgendwelche Verdachtsmomente in den Raum stellt? (Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Ich habe solche Erfahrungen nicht, Herr Abgeordneter Gusenbauer! Für mich
geht es darum, ein gutes, nachvollziehbares Projekt für Österreich im Sinne der
Sicherheit unserer Staatsbürger durchzubringen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Was sagen Sie zu Gudenus?)
Wenn es um die Pensionen geht, dann hat das nichts mit der Sicherheit zu
tun. Ich frage Sie und auch Präsidenten Verzetnitsch: Sie haben gesagt, dass zu
wenig verhandelt worden sei oder zu wenig verhandelt werde, das sei kein
Parlamentarismus. Ist das nicht ein Zeichen des Parlamentarismus, dass wir hier
im Parlament Stunde um Stunde in den Ausschüssen beraten, dass wir verschiedene
Vorschläge überlegen, dass wir eben noch nicht mit fix und fertigen Anträgen
hineingehen – so quasi: Schmeck’s und stimm darüber ab! (Abg. Öllinger: Es gibt keine Anträge! Trägerraketen gibt es,
aber keine Anträge! Sie lesen nicht einmal Ihre eigenen Anträge!) –, sondern
dass wir danach trachten, dass sich diese Reform entwickelt, positiv
entwickelt? Dass es keine Einigung bei dem Sozialpartnergipfel gegeben hat, ist wohl auch nur darauf
zurückzuführen, dass die heutige Sondersitzung sonst überhaupt keine Grundlage
mehr gehabt hätte und auch die Drohungen mit Streiks keine Grundlage mehr haben
würden.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 36 |
Meine Damen und
Herren! Da die erste Demonstration ins Wasser gefallen ist, braucht man
zumindest noch einmal einen Tag, um sich präsentieren zu können. Das sind doch
die wahren Hintergründe!
Ich kann Ihnen
sagen: Wir stehen für eine sozial gerechte, zukunftsorientierte Pensionsreform,
gleichzeitig aber auch für die Vorsorge für künftige Generationen im Bereich
der Sicherheitspolitik. Das ist unsere Verantwortung! Es wäre schön, wenn Sie
sich auch dazu bekennen würden. (Anhaltender Beifall bei den Freiheitlichen
und der ÖVP.)
16.11
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr
Abgeordneter Mag. Kogler. Redezeit: 10 Minuten. – Bitte, Herr
Abgeordneter. (Oje-Rufe bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer:
Zum Gudenus-Korruptionsverdacht ist nichts gekommen! – Abg. Mag. Mainoni:
Niveauverfall!)
16.12
Abgeordneter
Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine
Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es
ist wirklich an der Zeit, ein paar Dinge zurechtzurücken nach diesen
Schönsprech-Predigten, die wir jetzt über uns ergehen lassen mussten.
Ich sage Ihnen:
Wenn Sie auf der einen Seite die soziale Sicherheit strapazieren und auf der
anderen Seite diese Rüstungsbeschaffung, und zwar die unnotwendigste und
teuerste, durchführen, dann ist jetzt einmal wirklich klar geworden, was
Politik ist: nicht nur die Kunst des Machbaren, sondern die schlichte
Handhabung dessen, was getan oder unterlassen wird.
Sie wollen die
Pensionen kürzen und nennen das Ganze Pensionssicherungsreform – ich sage
ja: Schönsprech, das haben Sie vom Herrn Finanzminister gelernt –, und auf
der anderen Seite wollen Sie völlig unnotwendige und überzogene
Rüstungsausgaben tätigen. (Zwischenruf des Abg. Großruck.) Wir
wollen etwas anderes: Wir wollen in letzterem Bereich einsparen und auf der
anderen Seite tatsächlich eine Pensionsreform durchführen, die aber den Namen
„Sicherung“ auch verdient. Das ist der Unterschied! (Beifall bei den
Grünen und der SPÖ.)
Da hilft es uns
nichts, Herr Kollege Molterer, wenn Sie wieder die „Straße“ apostrophieren. Sie
haben eine richtige Straßenphobie! Man fragt sich schon, wo Sie überhaupt in
der Nacht nach Hause gehen. (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ. –
Abg. Mag. Wurm: Fliegen mit dem Fluggerät!) Wer
demonstriert, verlässt den Grundkonsens, sagt Molterer. Ich muss Ihnen
ehrlich sagen: Wer so etwas sagt (Abg. Öllinger: Schlimm, so
etwas hier herinnen!), ist von jenem beschworenen Grundkonsens schon lange
weg, der ist schon ganz woanders. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Ich will es ihm
nicht unmittelbar vorwerfen, weil ich es gar nicht glauben kann, dass er so
denkt, aber solch ein Zitat würde ganz woanders hinpassen, nämlich in eine
Staatsform, die wir in Österreich schon gehabt haben und die wir hoffentlich
gemeinsam ablehnen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Wittauer:
Nicht aussprechen! Das wäre ein Ordnungsruf!) Dort ist dieser Spruch beheimatet
– wenn Sie von der FPÖ schon zwischenrufen. Orientieren Sie sich bezüglich
Ihres Heimatbegriffes, diesbezüglich ist ohnehin noch etwas notwendig. (Zwischenruf
des Abg. Wittauer.)
Kommen wir daher
zur Sache, um die es wirklich geht, nämlich zu dieser Beschaffung der
Kampfflugzeuge und zur Vorgangsweise in diesem Zusammenhang. Ich sage Ihnen:
Diese Kampfflugzeuge sind unnotwendig und sogar unfinanzierbar für unser
Budget. Die Vorgangsweise, mit der Sie dies durchdrücken wollen, ist
unverantwortlich und unverfroren. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.)
Das ist die These, die es jetzt zu beweisen gilt, da können Sie
zwischenrufen, soviel Sie wollen.
Das Ganze passiert nach wie vor unter dem Motto Schmähführen und Schwindeln. Da hilft Ihnen auch ein relativ glaubwürdig wirkender Verteidigungsminister nichts, der jetzt eingesprungen ist, nachdem Scheibner das ungeliebte Kind rechtzeitig weggeschmissen hat. Auch
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 37 |
wenn Sie jetzt ständig irgendwelche Gutachten strapazieren, die Sie jetzt
gemacht hätten: Der Vorgang bleibt zutiefst aufklärungsbedürftig. Und ich werde
Ihnen das jetzt erklären, weil Sie nämlich dazu in der Tat keine einzige
Antwort gegeben haben. Und Sympathie allein – mit Verlaub gesagt –
ist in dieser Verantwortungsfunktion zu wenig.
Erstens: die
Gefährdungslage. Ihre eigenen Untersuchungen – das haben Sie nämlich nicht
zitiert – von Bundesheer und Landesverteidigungsministerium gehen davon
aus, dass sich die Gefährdungslage längst geändert hat und keine
konventionellen Gefährdungen mehr vorliegen. Das muss doch irgendeine
Konsequenz haben! Das kann doch nicht heißen, dass wir gerade jetzt jene
Kampfflugzeuge bestellen, die für Kriegseinsätze tauglich sind. Was
hat denn das mit der österreichischen Luftraumüberwachung zu tun? –
Erklären Sie das einmal! (Abg. Scheibner: Sie wollen es nicht
wissen!)
Sie bestellen
Kriegsflugzeuge – Zitat Finanzminister –, die mit Luft-Boden-Raketen
operieren können. Sie bestellen Kriegsflugzeuge, die im internationalen Einsatz
operieren können, und gleichzeitig wollen Sie den anderen vorwerfen, sie sollen
sich gefälligst um die Neutralität kümmern, wenn sie dagegen sprechen. (Zwischenruf
des Abg. Murauer.) Sie kümmern sich nicht um die Neutralität,
Sie beschaffen Flugzeuge, die gegen die sicherheitspolitischen Interessen
Österreichs sind und gegen die Ausschreibung laut Ihrem Beschaffungsvorgang
verstoßen. Das kommt noch hinzu! (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der SPÖ.)
Ursprünglich, zu
Beginn des ganzen Vorgangs, hätten die 24 Kampfflugzeuge
1,4 Milliarden kosten sollen. Später wurde bei dem damaligen
Ministerratsvortrag, den Kollege Scheibner noch eingebracht hat, schon
zugegeben: Na ja, lieber 1,8 Milliarden für 24 Flugzeuge, völlig
„nackt“, ohne Systemkosten. Das war die erste Kostenexplosion. Und jetzt kommt
der Hochwasserschmäh. Erklären Sie den Leuten nicht dauernd die Zahlen falsch!
Erklären Sie uns, warum 24 Flugzeuge ursprünglich billiger waren als jetzt
die 18! – Das soll eine Verbilligung sein? – Hupfen Sie uns das noch
einmal vor, vielleicht kann das auch ein anderer Minister machen! Das ist
wirklich ein Marketingmissbrauch der Hochwasseropfer, und das sollten wir
gemeinsam schön langsam zurückweisen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Mir ist noch kein
Hochwasseropfer untergekommen, das irgendetwas von der Beschaffung Ihrer
Luxuskampfjets zu haben scheint. (Abg. Scheibner: Sie haben
immer den Zusammenhang hergestellt!) In Wahrheit ist es darum gegangen,
dass man um diesen von Ihnen dargestellten Preis gar nicht in der Lage war,
24 Stück Eurofighter zu kaufen! Das war doch im Juli schon klar! Deshalb
ist der Vorwurf des Schwindelns berechtigt. Es riecht aus allen Ritzen, egal,
wo man hinschaut, nach Schiebung, was diesen Vergabevorgang betrifft. Das
sollten Sie sich genauer anhören und nicht nur den Kopf schütteln. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Was
Sie da alles hervorzaubern aus Ihrem Hut! – Zwischenruf des Abg. Murauer.)
Im Rahmen Ihrer
Vorgangsweise ist ein Preispaket vorgegeben worden, mit dem in Wahrheit die
24 Stück nicht leistbar gewesen sind, sondern nur 18, und deshalb haben
Sie diesen Schmäh aufgeführt. Und am Schluss stellt sich heraus, dass nicht
einmal das möglich ist! Sie können auch mit diesen Kosten nicht alles abdecken,
es kommen ständig weitere Kosten hinzu.
Nämlich nächster
Punkt: die so genannte Zwischenlösung. Die Zwischenlösung war ursprünglich
gefordert. Sie haben eine Ausschreibung veranstaltet, die dies gefordert hat,
und plötzlich ist es weg. Warum? – Eurofighter ist gar nicht in der Lage,
die Flugzeuge in den Jahren 2003/04 zu liefern. (Abg. Scheibner:
Sie vergessen dauernd die Hälfte!) – Ja, ich vergesse die
Hälfte, aber ich sage die richtige Hälfte, nachdem Sie immer von der anderen
reden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Eurofighter ist
überhaupt nicht in der Lage, zu liefern! Das ist ein Vergabeschwindel, der da
läuft, Kollege Scheibner!
Zwei Stück wäre Eurofighter in der Lage gewesen zu liefern, und jetzt muss man um irgendeine Zwischenlösung schnorren gehen, die teurer wird als die eigentliche Lösung. Das haben Sie im
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 38 |
Ausschuss schon zugegeben, Herr Bundesminister! Selbstverständlich
kommt dieses Mietverfahren teurer. Ja glauben Sie, es schenkt uns irgendjemand
etwas in dieser Sache? – Sollte dies der Fall sein, dann gratuliere ich
Ihnen wirklich recht herzlich dazu, aber darauf warte ich noch. (Abg. Scheibner:
Wir sollten es mieten! – Abg. Dr. Trinkl: Gusenbauer
hat gesagt, wir sollten es mieten!)
Jetzt sind wir
beim nächsten Kostenexplosionsfaktor: den Betriebskosten. (Abg. Scheibner:
Die SPÖ hat gesagt, wir sollen es mieten, das kommt billiger!) Das
trifft sich gut, dass der Herr Finanzminister da ist. Er soll uns endlich
einmal erklären, in welchem ominösen Budgetposten die Betriebskosten dann
verbucht werden, wenn sie nicht im Verteidigungsbudget verbucht werden.
Natürlich haben die Militärs Recht gehabt, wenn sie sagen, das kostet ein
Vielfaches vom Drakenflugbetriebssystem. Das muss jemand anderer zahlen, wenn
uns der Eurofighter aufs Auge gedrückt wird. Das war nämlich eine politische
und keine militärische Entscheidung.
Jetzt erklären Sie
uns einmal, Herr Bundesminister, was das bedeutet, dass die Betriebskosten oder
zumindest Teile davon nicht mehr im Verteidigungsbudget ausgewiesen werden. Was
ist das für eine Budgetpolitik? Wo ist da die Budgettransparenz? Was ist das
für eine wundersame Geldvermehrung? Wird jetzt doch plötzlich die
Wirtschaftsplattform des Herrn Bundeskanzlers schlagend? Gibt es doch irgendwo
ein Geld? Woher kommt es? Klären Sie uns bitte auf, und verschicken Sie nicht
nur Trägerraketen, aus denen nichts hervorgeht.
Sie sind nämlich
nicht einmal in der Lage, den Kaufpreis in Ihre Anträge einzutragen. Es ist von
Anträgen, die dem Parlament zugehen, gesprochen worden. Mitnichten:
xx Millionen €, das ist der Stand der Debatte. Und deshalb haben wir, so
glaube ich, völlig zu Recht diesen unsinnigen – in dieser Form
unsinnigen – Budgetausschuss unterbrochen, bis Sie von der Regierung
endlich einmal in der Lage sind, die relevanten Anträge auf den Tisch zu legen.
Sie wissen bis heute nicht, was das kostet! (Beifall bei den Grünen und der
SPÖ.)
Ihre
Kosten-Nutzen-Analyse, von der hier dauernd gesprochen wurde, und das objektive
Bewertungsverfahren, das kann man nur zurückweisen. Es gibt maßgebliche
Militärs, die sinnvollerweise folgende Einsichtsbemerkung in ihren Akten
gemacht haben: dass auf Grund der geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten
einem anderen Produkt der Vorzug zu geben wäre. – Das verschweigen Sie!
Sie haben damit auch Recht, weil der Vorsprung des Eurofighter-Angebots
überhaupt nur deswegen zu Stande gekommen ist, weil Sie eine neunjährige
Finanzierungsform vorgeben. Es gibt überhaupt keinen Bestbieter Eurofighter! Es
gibt eine Finanzierungsform, mit der Sie die Vergabeentscheidung meines
Erachtens zu Unrecht beeinflusst haben.
Und jetzt stellt
sich heraus, dass EADS inseriert, dass ein ganz anderer Finanzierungsplan ins
Auge gefasst ist: Ab 2006 soll bezahlt werden. Aber Sie erklären uns dauernd,
ab 2007 wird bezahlt. Wie passt das zusammen? Sie haben gesagt, der Vertrag ist
abgeschlossen.
Herr Minister! Es
riecht nach Schwindel. Klären Sie das bitte auf (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der SPÖ), und kommen Sie mir nicht mehr mit den
Gegengeschäften – sollte Kollege Bartenstein hier jetzt irgendwelche
Anstalten machen, wieder von einer Internet-Plattform zu reden! Er soll die
alten Gegengeschäfte (Abg. Dr. Trinkl: Sie fürchten sich vor der
Wahrheit!), die angeblich schon seit 15 Jahren existieren, einmal ins
Internet stellen, bevor der nächste Schmäh aufgetischt wird. (Beifall bei
den Grünen und der SPÖ.)
Der Bundeskanzler
täte gut daran, seinen Wahlkampfgag – ich will ja nicht sagen, Wahlkampflüge;
in Deutschland würde wegen so etwas ein Untersuchungsausschuss abgehalten
werden – einmal klarzustellen und zu sagen, was dies bedeuten soll. Das
existiert nicht, und die Gegengeschäfte, die angekündigt werden, werden in
dieser Form auch nicht existieren. Das dient nur dazu, der Bevölkerung Sand in
die Augen zu streuen. (Präsident Dr. Khol gibt das
Glockenzeichen.)
Jener
Bevölkerung – das ist mein Schlusssatz – wollen wir einen
Entschließungsantrag mit zur Kenntnis bringen, nämlich jenen, der dafür sorgt,
dass ihre Unterschriften nicht umsonst waren.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 39 |
Ich bringe daher
folgenden Entschließungsantrag ein: Die Bundesregierung ...
16.22
Präsident Dr. Andreas Khol:
Herr Abgeordneter!
Ihre Redezeit ist zu Ende. Vielleicht kann einer Ihrer Kollegen den Antrag
einbringen. (Abg. Scheibner: Das ist vereinbart! – Beifall bei den Grünen
und der SPÖ für den das Rednerpult verlassenden Abg. Mag. Kogler.)
Herr Kollege! Im
Übrigen würde ich die grüne Fraktion bitten, den Antrag auch zum Präsidium zu
bringen, er liegt nämlich noch nicht vor. – Jetzt wird er gerade
vorgelegt.
Zu Wort gelangt
nunmehr ein weiteres Regierungsmitglied, Herr Bundesminister Dr. Bartenstein.
Für ihn ist eine Redezeit von 10 Minuten vereinbart. – Bitte, Herr
Bundesminister.
16.23
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein: Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine
Herren Kollegen auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren des Hohen
Hauses! Herr Abgeordneter! Wenn Sie in den letzten Minuten die Worte
„Schiebung“, „Schmäh“ und „Schwindel“ strapaziert haben, dann mag das
offensichtlich knapp an einem Ordnungsruf durch den Präsidenten
vorbeischrammen, aber namens des Bundeskanzlers, des Finanzministers, des
Verteidigungsministers und auch in meinem eigenen Namen weise ich diese
Vorwürfe auf das Energischste zurück! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wer mit solchen
Unterstellungen operiert, beweist, dass in der Sache wenig zu sagen ist; das
scheint sich durch diese ganze Debatte anlässlich der Sondersitzung des Hohen
Hauses zu ziehen.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Herr Abgeordneter Kogler! Sie haben richtigerweise
gesagt, ich würde Ihnen mit den Gegengeschäften kommen. Ich komme nicht
Ihnen mit den Gegengeschäften, aber ich nehme die Gelegenheit sehr
gerne wahr, Österreichs Bevölkerung, die dieser Debatte folgen kann, über das Thema
Gegengeschäfte zu informieren. (Abg. Dr. Glawischnig: Das ist
keine Pressekonferenz! Das ist eine parlamentarische Debatte!)
Es ist nun einmal
so, dass militärische Beschaffungsvorgänge auf der ganzen Welt von
Gegengeschäften begleitet sind. Man muss das nicht unbedingt mögen, aber man
sollte das Beste daraus machen, und so halten wir das auch. Wir folgen
internationalen Gepflogenheiten, und wir haben den Gegengeschäftsvertrag zur
Beschaffung der 18 Stück Eurofighter Typhoon so optimal wie möglich gestaltet.
Es geht hiebei um ein erhebliches Volumen, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Bei einem Gegengeschäftsvolumen von rund 4 Milliarden € –
oder fast 60 Milliarden Schilling – handelt es sich um das bei
weitem größte Gegengeschäftsvolumen, das für Österreichs Wirtschaft je
zur Verfügung gestanden ist, und wir werden diese Chance beim Schopf packen.
Das ist ein enormes Potential für Österreichs Wirtschaft, meine sehr verehrten
Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger:
Ist das eine Werbeeinschaltung?)
Hier geht es um
Aufträge, hier geht es um Lieferungen, hier geht es um Arbeitsplätze, hier geht
es um Direktinvestitionen in Österreichs Wirtschaft, hier geht es um
Technologietransfer. Hier geht es aus meiner Sicht auch um regionale Streuung.
Ich möchte, dass Gegengeschäfte in Österreich möglichst breit in die
Bundesländer gestreut werden. Mir geht es vor allem auch um eine angemessene
Beteiligung der mittelständischen Wirtschaft. Es soll Geschäfte für die Großen
geben, aber auch für die Kleinen und die Mittelständler in diesem Land, die die
Träger des Wohlstands und der Innovation sind. (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Wenn dieses
Volumen von 4 Milliarden € über EADS, den Lieferanten der Eurofighter,
innerhalb der nächsten 15 Jahre abgearbeitet wird, so wird dies – und das
habe nicht ich, sondern eine sehr renommierte französische Journalistin, Joëlle Stolz, in der Zeitung „Le Monde“
vor einigen Monaten so bezeichnet – das „Eintrittsticket in den Klub der
Hochtechnologie Europas“ sein. – Das ist es fürwahr!
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EADS, ein
renommiertes Unternehmen, hat 60 Prozent Marktanteil in der Luft- und Raumfahrttechnik
in Europa. Der Airbus wird im Bereich von EADS hergestellt, DaimlerChrysler ist
einer der wesentlichen Eigentümer von EADS. Das ist ein großes, breit
verzweigtes Hochtechnologie-Unternehmen. Viele österreichische Unternehmungen
und viele Arbeitnehmer werden von diesen Gegengeschäften und von EADS
profitieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Mir war es in diesem Zusammenhang besonders wichtig,
nicht nur von 15 Jahren und von einer Abarbeitung von
4 Milliarden € zu sprechen, sondern schon zum Zeitpunkt des
Abschlusses des Vertrages ein Startpaket mit einem Volumen von
1 Milliarde € in Händen zu haben. Das sind nicht weniger als 150 Projekte,
die dann, wenn der Vertrag unterschrieben wird, fixiert sein werden. Wir können
heute bereits sagen, da ist vieles dabei, wovon Österreichs Wirtschaft schon
heute und in den nächsten Monaten profitieren wird und nicht erst in einigen
Jahren.
Das sind Projekte,
die interessant sind, Projekte, die auch breite Zustimmung finden, nicht jedoch
jene der sozialdemokratischen Opposition, nicht jedoch jene des Abgeordneten
Kogler, wenn ich seine Anmerkungen recht verstehe.
Aber gerade Sie,
meine sehr verehrten Damen und Herren der SPÖ, darf ich in diesem Zusammenhang
daran erinnern, dass gerade einer der Ihren, nämlich der frühere Vizekanzler
und Finanzminister Androsch, einer derjenigen ist, die ganz deutlich hinter den
Gegengeschäften, vor allem hinter jenen mit EADS, stehen. Er hat in einem
Streitgespräch mit mir im Wahlkampf – ich danke Herrn Dr. Androsch
für seine Offenheit – in einem Interview mit „NEWS“ Folgendes gesagt:
Ich habe eine
klare Haltung: Sollte die politische Entscheidung dafür getroffen werden, so
habe ich als Mitverantwortlicher einer der führenden Unternehmungen der
Zulieferung für die Luftfahrtindustrie – Anmerkung: die FACC –
Interesse daran, dass mein Unternehmen maximal an den Gegengeschäften
teilnimmt. – Zitatende.
Sie, Herr
Klubobmann Cap, haben den „Standard“ von vor einigen Tagen zitiert. Ich zitiere
auch den „Standard“ und zitiere Herrn Dr. Androsch, der dort wiederum
sagte, dass die Eurofighter sicher die beste Lösung seien, die Österreichs
Firmen nun in wichtige europäische Technologie-Plattformen brächte.
Herr
Dr. Androsch sagte noch etwas, was gerade für die Sozialdemokraten im
Sinne einer Gedächtnisauffrischung wirksam und wichtig sein könnte, nämlich
dass die Grundsatzentscheidung für Luftraumüberwachungsflugzeuge seinerzeit
eine rot-blaue Regierung mit den Saab-Draken getroffen habe.
Sie von der
Sozialdemokratie vergessen das gelegentlich – auch anlässlich solcher Debatten –,
Sie seien daran erinnert! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Ich habe, wie das Herr Kogler schon angedeutet hat,
die Absicht, den Österreichern diese Gegengeschäfte mit maximaler Transparenz
nahe zu bringen. Es soll ein virtuelles Konto eingerichtet werden. (Abg. Brosz:
Sehr virtuell!) Es sollen diese Gegengeschäfte auf diesem virtuellen Konto,
das über das Internet auf der Homepage des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Arbeit zu besuchen sein wird, abrufbar sein, aber unter einer
Voraussetzung: unter der Voraussetzung, dass diejenigen Unternehmungen, die an
Gegengeschäften teilnehmen, nicht willkürlich an den Pranger gestellt werden.
Herr Abgeordneter
Niederwieser von den Sozialdemokraten ist jetzt nicht mehr da. Er hat es vor
einigen Tagen für notwendig gehalten, eine Tiroler Unternehmung, nämlich die
Westcam-Gruppe, eine Gruppe, die von den Gegengeschäften profitiert, mittels
Presseaussendung an den Pranger zu stellen, ihr diese Gegengeschäfte
vorzuwerfen, und hat an sie appelliert, sie möge darauf verzichten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren von der sozialdemokratischen Opposition! Wenn Sie österreichische Firmen an den Pranger stellen, vielleicht auch das Unternehmen des
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 41 |
Dr. Androsch, dann wird es schwierig sein, eine transparente
Veröffentlichung dieser Gegengeschäfte im Sinne der Österreicher zu
gestalten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich zum Schluss kommen: Österreichs
Bundesregierung hält Wort! Wir halten selbstverständlich Wort in Sachen
Gegengeschäfte und Wirtschafts-Plattform. Es gibt diese
Wirtschafts-Plattform, sie ist in meinem Haus eingerichtet, sie ist eine
Plattform, die die Abwicklung dieser Gegengeschäfte mit einem Volumen von
4 Milliarden € begleiten wird und im Rahmen derer Wirtschaftsforscher
letztlich nicht nur bestätigen, sondern auch kontrollieren werden, welcher
Anteil dieser Gegengeschäfte dem Budget – als Steuereinnahmen des Finanzministers –
oder als Sozialversicherungsbeiträge unserer Sozialversicherung zugute kommt.
Ich bin der
Auffassung, dass von einem Kaufpreis von rund 1,8 Milliarden €
inklusive Finanzierung durchaus etwa 50 Prozent als Zuflüsse für das
Budget und die Sozialversicherung darstellbar sein werden – wir werden
Ihnen das beweisen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Abschließend,
meine sehr verehrten Damen und Herren, halte ich fest, dass Österreichs
Bundesregierung auch in einer zweiten Beziehung das, was sie vor den Wahlen
versprochen hat, nach den Wahlen auch wirklich hält, nämlich dass es bis zum
Jahre 2006 dadurch zu keiner Belastung des Budgets kommt. Die Finanzierung
durch Herrn Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist so gestaltet, dass die ersten
Zahlungen im Jahre 2007 beginnen werden. Damit können und werden wir unser
Versprechen, dass die Budgets der kommenden Jahre bis inklusive 2006 durch den
Ankauf der Eurofighter nicht belastet werden, gegenüber allen Österreichern
einhalten. – Ich danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.32
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr
Abgeordneter Gaál. – Bitte.
Ich verteile die
Redezeit auf die nun folgenden vier Redner so, dass jedem 7 Minuten an
Redezeit zur Verfügung stehen. – Bitte, Herr Abgeordneter.
16.32
Abgeordneter
Anton Gaál (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren
Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Herr Bundesminister
Bartenstein! Ich darf Sie erinnern: Der Rechnungshof hat in seiner ersten
Beurteilungsstufe die Gegengeschäftequote sehr, sehr problematisch gefunden und
kritisiert, dass es bis dato keine budgetäre Bedeckung für den Ankauf dieser
sündteuren Kampfjets gibt.
Sie haben hier
einige sehr interessante Projekte angesprochen, Herr Bundesminister Bartenstein,
und ich ersuche Sie daher: Nennen Sie ein einziges konkretes Projekt –
denn ich kann mich erinnern, dass beim letzten Mal beispielsweise Marmelade
dabei war, nämlich von Darbo! Vielleicht findet sich jetzt wieder Marmelade
darunter.
Jedenfalls müssen
diese angekündigten Gegengeschäfte im Ausmaß von 200 Prozent erst
realisiert werden, Herr Bundesminister. Es gibt nämlich keine Angebotsgarantie,
wie sie international üblich ist – das wurde von Ihnen nicht
verlangt! –, wir haben nur Absichtserklärungen, so nach dem Motto: Wenn
wir den Auftrag bekommen, dann kann dies und jenes möglich sein. (Abg. Wittauer:
Ich würde als Wehrsprecher zurücktreten!) Es gibt keine Haftung, keine
Verpflichtung zur 100-prozentigen Erfüllung des schriftlichen Angebotes. –
Also: Das ist Traumdeuterei, das sind fromme Wünsche, manche Zeitungen sagen,
wir befänden uns im Stadium von Briefen an das Christkind. (Beifall bei der
SPÖ. – Abg. Dr. Trinkl: Ihr glaubt gar nicht ans Christkind!)
Jedenfalls hat Österreich keine Garantie für die Einhaltung dieser Angebote, daher bleibt in Bezug auf diese Kompensationsgeschäfte nur der reine Glaube – und der wird zu wenig sein! (Abg. Wittauer: Sind Sie für Luftraumüberwachung oder nicht?) Einige wenige Großbetriebe werden natürlich zum Zug kommen und davon profitieren – Sie nennen seit Jahren immer
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 42 |
wieder zwei
Firmen –, die Klein- und Mittelbetriebe aber werden zum überwiegenden Teil
leer ausgehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Herr Klubobmann
Molterer – er ist gerade nicht anwesend – hat mich in seinem
Redebeitrag zitiert und des Öfteren genannt. Ich kann Ihnen aber versichern,
meine Damen und Herren, unser Nein und mein Nein zu diesen Kampfflugzeugen ist (Abg.
Dr. Trinkl: Wessen Nein? Seit wann sagen Sie nein?), wie auch
Herbert Scheibner bestätigen wird müssen, sicher kein Nein zum
österreichischen Bundesheer. Dieses Nein erfolgt aus Sorge – aus
finanzieller Sorge! – um die Zukunft des österreichischen Bundesheeres (Abg.
Scheibner: Sagt ihr jetzt nein zur Luftraumüberwachung?), denn mit
dieser Kampfjetbeschaffung treiben Sie das Bundesheer in die Überschuldung,
meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Beifall bei der SPÖ und
bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wittauer: Bleiben Sie bei der
Wahrheit!)
Daher ist diese
Beschaffung in Wirklichkeit eine Katastrophe für das österreichische Bundesheer
(Abg. Wittauer: Wieso denn?), denn, Herr Minister Platter, Sie
werden vieles davon aus dem laufenden Budget zu bezahlen haben. Die heute
bereits erwähnte Zwischenlösung, die Mehrkosten in der Höhe von
300 Millionen € – 5 Milliarden Schilling! – bedeutet,
müssen Sie bezahlen – Sie haben das selbst verschuldet, weil Sie das aus
dem Pflichtenheft herausgenommen haben – und vieles andere mehr. Dadurch
wird kein Geld mehr für andere, sinnvolle, notwendige Beschaffungen,
insbesondere was den Schutz und die Sicherheit unserer Soldaten im
internationalen Einsatz angeht, übrig bleiben. Dafür wird in Zukunft kein Geld
zur Verfügung stehen, weil alles in diese sinnlose Beschaffung hineinfließen
wird, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Van
der Bellen.)
Und ich bleibe
dabei: Das ist die teuerste Fehlentscheidung einer Bundesregierung seit Bestehen
der Zweiten Republik! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: Sie
sind für andere Abfangjäger?)
Zu den Zitaten des
nicht anwesenden Herrn Klubobmannes Molterer und zu den Argumenten, die Sie,
Herr Bundesminister Platter, vorgebracht haben: Das Europabeispiel ist ein
schlechtes Beispiel; das ist eher eine Begründung für ein Nein zu Kampfflugzeugen.
Wir sind dabei, eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik in diesem Europa
zu verwirklichen, uns geht es um eine gemeinsame Sicherheit, um eine gemeinsame
Verteidigung. Wir sind auf dem Weg zu einer Friedensunion: Dazu brauchen wir
zwar viel in diesem Europa, aber keine Kampfflugzeuge, meine
Damen und Herren! (Abg. Scheibner: Das ist ein Widerspruch!)
Nehmen Sie das zur Kenntnis! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. –
Zwischenrufe der Abgeordneten Scheibner und Wittauer.)
Mein lieber
Schreihals in der zweiten Reihe! (Abg. Scheibner: Das ist der
Abgeordnete Wittauer!) Ich darf Ihnen eines sagen: Was hier gekauft wird,
hat nichts mit Luftraumüberwachung zu tun! Das sind Kampfflugzeuge! Diese
sind für den Luftkrieg, für den Luftkampf konzipiert und haben überhaupt
nichts mit luftpolizeilichen Aufgaben zu tun. Das brauchen wir
nicht – nicht in Europa und schon gar nicht in Österreich, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben ganz
andere Sorgen. Ich komme aus einem Arbeiterbezirk – aus Wien-Favoriten (Abg.
Wittauer: Das hört man!) –, dort leben Tausende Familien mit einem
Einkommen von knapp über 1 000 € im Monat. Diese verstehen nicht, wie
leichtfertig man hier mit schwer verdientem Steuergeld umgeht. (Abg. Scheibner:
Sparen wir gleich das ganze Bundesheer ein!) Deren Interesse haben wir zu
vertreten: Daher ein Nein zu dieser Ihrer Politik, meine Damen und Herren von
den Regierungsparteien! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Das
ist diese Aufrechnung, die ...! Dass das ein Wehrsprecher macht,
ist ...!)
Die Details dieser
Einkaufspolitik, dieser unverantwortlichen Einkaufspolitik, können Sie, mit
Originaldokumenten belegt, in der Zeitschrift „NEWS“ nachlesen.
Ich darf
abschließend folgenden Antrag einbringen:
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 43 |
Entschließungsantrag
der Abgeordneten
Gaál und KollegInnen betreffend Beschaffungsstopp für Kampfflugzeuge (Abfangjäger,
Luftraumüberwachungsflugzeuge)
„Die
Bundesregierung wird aufgefordert, sofort alle Schritte zu setzen, um den Beschaffungsvorgang
für Kampfflugzeuge (Abfangjäger, Luftraumüberwachungsflugzeuge) zu stoppen.“
*****
(Anhaltender
Beifall bei der SPÖ und Beifall bei den Grünen. – Bravorufe bei der SPÖ.)
16.38
Präsident
Dr. Andreas Khol: Der soeben eingebrachte
Entschließungsantrag der Abgeordneten Gaál und KollegInnen ist hinreichend
unterstützt und steht damit mit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet
ist nunmehr Herr Abgeordneter Murauer. (Präsident Dr. Khol gibt
angesichts des noch immer anhaltenden Beifalls bei der SPÖ das Glockenzeichen.)
Meine Damen und
Herren! Durch den langen Applaus fehlt dem letzten Redner der Grünen am Schluss
die Redezeit. (Abg. Mag. Hoscher: Das ist ja
unglaublich! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Zu Wort gelangt
Herr Abgeordneter Murauer. 7 Minuten Redezeit. – Bitte.
16.39
Abgeordneter
Walter Murauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr
Bundeskanzler! Geschätzte Herren Minister! Meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie! Ich glaube schon, dass Sie Ihr Wehrsprecher Gaál aufgeheizt
hat.
Ich hatte ein
wenig Angst um dich, Herr Wehrsprecher Anton Gaál, als du gebrüllt hast: Ich
bin gegen diese Flugzeuge, gegen diese Kampfflugzeuge, gegen die Abfangjäger! (Demonstrativer
Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Gaál! Wenn
du ein bisschen weniger gebrüllt hättest, hätte ich dich ernster genommen. Dein
Brüllen hat jedoch nicht „übertünchen“ können, dass du noch vor einigen Jahren
für die Luftüberwachung warst, dass du noch vor einigen Jahren dafür warst,
dass wir die Draken-Nachfolger beschaffen, dass du noch vor einigen Jahren zu
jenen vernünftigen Sozialisten gehört hast, zu jenen Vernünftigen in den
SPÖ-Reihen gezählt hast, die dafür eingetreten sind, dass wir für diesen Staat
Verantwortung tragen, die der Meinung waren, dass wir Sicherheit groß schreiben
müssen und dass ein überwachter Luftraum einen wesentlichen Teil unserer
Sicherheit darstellt, lieber Freund. (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Kollege Gaál! Du
hast als Wehrsprecher in Interviews mit Zeitungen gemeint: Eines ist klar: Wenn
wir für eine effiziente Landesverteidigung eintreten und einer aktiven
Neutralität das Wort reden, dann müssen wir den Worten auch Taten folgen
lassen. – Wir brauchen kein Gebrülle, Herr Kollege, sondern Taten!
In einer anderen
Presseaussendung meintest du seinerzeit: „Wenn man Wert darauf legt, dass
unsere Souveränität“ (Zwischenruf des
Abg. Dr. Puswald) – auch für die Abgeordneten in der
letzten Reihe gilt die Souveränität, auch wenn Sie es noch nicht begreifen,
Herr Kollege! – „beachtet wird, dann muss man das nicht nur zu Lande
machen, sondern“ – wo glauben Sie, geschätzte Damen und Herren von der
Opposition? – „auch in der Luft.“
Ich darf wegen der
Kürze der Redezeit die anderen Zitate, die du kennst, Kollege Gaál und
Wehrsprecher der Sozialdemokratischen Partei (Abg. Wittauer: Diese Bezeichnung verdient er nicht mehr!),
weglassen, möchte aber ein Zitat von Herrn Präsidenten Fischer, das auch
interessant ist, hier verlesen. In einem Zeitungsartikel heißt es:
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 44 |
„Ausführlich wurde
Fischer nach dem weiteren Gang in der Draken-Bestellung gefragt. Der
SP-Klubobmann bekannte sich zu den von allen drei Parteien gefaßten
Beschlüssen“ – das waren noch Zeiten, Herr Gusenbauer: Alle drei Parteien
waren dafür! – „über die Luftraumüberwachung und zu den mit Schweden
geschlossenen Verträgen.“
Meine Damen und
Herren! Sie sehen, es gibt drei verschiedene Sichtweisen in diesem Hohen Haus,
und das sollten auch die Zuhörer zu Hause wissen. Es gibt die Grünen, die das
Bundesheer ablehnen, die sagen: Wir brauchen das Bundesheer nicht, wir
brauchen die Soldaten nicht! – Auch Bürgermeister Häupl hat sich in diese
Richtung schon geäußert, auch der Chef der SPÖ-Jugend Kollross, aber die Grünen
verstärkt. Deswegen verstehe ich auch, dass sie nicht für die
Luftraumüberwachung und für die Flugzeuge sind (Abg. Mag. Kogler: Wir sind für das Sparen!) und dass
sie – mangels anderer Argumente – das Mittel des Schwindels,
Diffamierungen und Verdächtigungen und Lüge und Betrug anwenden müssen. (Abg. Dr. Trinkl: So sind sie
halt!)
Das Ziel der
Grünen ist es, das Bundesheer entsprechend in Misskredit zu bringen (Abg. Öllinger: Nein, andere!)
und auch jene, die sich bemühen, eine aufrichtige, ordentliche, überschaubare,
transparente Beschaffung vorzunehmen. (Abg.
Mag. Kogler: Die „Trägerraketler“! – Abg. Mandak: Die
Regierung!)
Die
Sozialdemokratische Partei hat – wie sich der jetzige Klubobmann damals
dazu geäußert hat, entzieht sich meiner Kenntnis – seit 2. Februar
2000 eine Wendung um 180 Grad vollzogen. Vorher hat sie sich noch zur
Luftraumüberwachung bekannt, zwar nicht mit wehenden Fahnen, aber gleichsam
nach dem Motto: Wenn wir ehrlich sind, sollten wir eigentlich noch ein wenig
zur Verfassung stehen wollen! – Aber die Verfassung scheint für Sie, meine
Damen und Herren von der SPÖ, derzeit überhaupt keine Rolle zu spielen (Abg. Dr. Gusenbauer: Für diese
Regierung spielt die Verfassung wirklich keine Rolle!), sondern Sie sehen
in der Verfassung offensichtlich ein Blatt Papier, auf welchem draufsteht, dass
wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unser Land verteidigen
sollen, unsere Grenzen schützen sollen. Am 2. Februar 2000, als die
Regierung „Schüssel I“ angetreten ist, hat sich die Sozialdemokratie
gedreht und ist zum Linkspopulismus übergegangen, und sie ist seither gegen die
Luftraumüberwachung.
Meine Damen und
Herren! Ich habe es von dieser Stelle aus schon des Öfteren gesagt: Ich kenne
kein anderes Land – und weil hier heute auch Militärattachés anwesend sind
und zuhören, betone ich es noch einmal: Es gibt kein anderes Land! –, in
welchem eine Diskussion über die Frage: Sollten wir unseren Luftraum und unsere
Grenzen kontrollieren und sichern oder sollten wir das nicht tun? überhaupt
stattfindet. (Abg. Dr. Trinkl:
Unverantwortlich ist das!) Es ist eigentlich schändlich, dass wir darüber
diskutieren müssen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Die Argumente
gegen die Luftraumüberwachung lauten: Weil wir von befreundeten Staaten,
darunter vielen NATO-Mitgliedern, umringt sind! – Dazu darf ich sagen: Das
sind die meisten anderen europäischen Länder auch, und trotzdem
erneuern ... (Zwischenruf des Abg.
Dr. Puswald.) – Herr Kollege, Sie dürften sich mit dieser
Frage überhaupt noch nie befasst haben, außer in Form von Zwischenrufen; Sie
vermitteln zumindest diesen Eindruck. (Beifall bei der ÖVP.) Horchen Sie
zu, damit Sie endlich ein bisschen schlauer werden!
Jedes Land legt
einen Schwerpunkt auf die Überwachung seines Luftraums – sind wir da einer
Meinung? –, jedes Land erneuert seine Luftstreitkräfte – aber wir
diskutieren darüber, ob wir unseren Luftraum kontrollieren und überwachen
sollen! Ich glaube, dass uns da die Schweiz durchaus als Beispiel dienen kann:
Die Schweiz hat 138 Luftraumüberwachungsflugzeuge zur Verfügung und
überwacht bei internationalen Veranstaltungen permanent ihren Luftraum, weil
sie sagt: Bei uns in der Schweiz passiert nichts! – Ähnlich sollten wir in
Österreich auch denken! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Diese Bundesregierung ist angetreten, Sicherheit zu vermitteln. Klubobmann Molterer hat schon darauf hingewiesen: Wir wollen für unsere Bürger die
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 45 |
Sicherheit der Pensionen, die Sicherheit unseres Gesundheitssystems, aber
auch die Sicherheit in unserem Staate garantieren – aber nicht so, wie Sie
das tun wollen, indem Sie sagen: Naja, es wird schon nichts passieren! Wir sind
einmal prinzipiell dagegen, wie in vielen anderen Dingen auch! – So
agieren wir, meine Damen und Herren, nicht! (Beifall bei der
ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.46
Präsident Dr. Andreas Khol:
Als Nächster zu
Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Bösch. Redezeit:
7 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.
16.46
Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Bundeskanzler! Meine Herren Minister! Die neutrale Schweiz betreibt
154 Jagdflugzeuge, Finnland 64, Schweden 250 und die Slowakei 84 –
aber die SPÖ veranstaltet eine Sondersitzung des Nationalrates wegen
18 Abfangjägern, die wir beschaffen wollen. „Gratuliere“! (Beifall bei
den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Meine Damen und
Herren! Diese Bundesregierung, in der wir Freiheitlichen seit dem
Jahre 2000 vertreten sind, setzt klare Prioritäten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich kann das Ihnen gegenüber –
weil Ihre Argumente, die Sie heute in dieser Ihrer Dringlichen Anfrage vorbringen,
auch nicht neu sind – nur wiederholen: Sie setzt klare Prioritäten! Diese
Bundesregierung saniert den Staatshaushalt, sie sichert die Pensionen (Abg. Gradwohl: Wo?), und sie
investiert dort, wo Sie uns Lücken hinterlassen haben.
Meine Damen und
Herren, vor allem jene von der SPÖ! Auch die Lücke in der Luftraumüberwachung
ist eine schmerzliche. (Abg. Öllinger:
Das tut weh!) Die Argumente, die Sie heute in der Begründung Ihrer
Dringlichen Anfrage bringen, sind nicht neu, sie sind abgedroschen (Abg. Dr. Gusenbauer: Aber
wahr!), wir haben sie in
den Ausschüssen schon gehört, und wir haben sie in zahlreichen Debatten schon
erwidern können. Sie sind genauso hanebüchen wie Ihre Argumente in der
Pensionsdiskussion. Auch in dieser konstruieren Sie Beispiele, die nicht der
Realität entsprechen – weil noch verhandelt wird! Und mit diesen Beispielen
verunsichern Sie die Bevölkerung genauso wie im Bereich der Nachbeschaffung der
Abfangjäger.
Meine Damen und
Herren! Die SPÖ – ich darf mit ihr beginnen – war einmal eine staatstragende
Partei (lebhafte Zwischenrufe bei der
SPÖ), und in diesen Jahren hat
sie immer für die Luftraumüberwachung gestimmt, hat sie immer für die
Nachbeschaffung der Luftraumüberwachungsflugzeuge votiert, und zwar in allen
Gremien, in denen sie vertreten war: hier im Parlament, in der Bundesregierung,
in den Landesverteidigungsräten.
Meine Damen und
Herren von der SPÖ! Sie argumentieren mit dem Hinweis: Das war in den achtziger
Jahren, damals war der Kalte Krieg, und es war eine andere gesamtpolitische,
gesamtmilitärische Lage! (Zwischenruf bei
der SPÖ.) – Ja, das war eine andere Lage im Kalten Krieg, aber Sie
werden doch nicht allen Ernstes behaupten wollen, dass wir mit der damaligen
Drakenflotte wirklich einer umfassenden militärischen Bedrohung des roten
Ostens hätten Widerstand leisten können. Wenn der Warschauer Pakt einen Angriff
gegen den Westen geführt hätte, dann hätten wir auch mit unseren Draken, die
Sie heute hier als Argument vorschieben, nichts ausrichten können. Schon damals
war es nur eine Luftraumüberwachung! (Beifall bei den
Freiheitlichen und der ÖVP.)
Aber gerade die
Lageänderung seit dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhanges, meine Damen und
Herren, macht es erstmals möglich, dass Österreich mit diesen relativ bescheidenen
Kräften auf die neuen Bedrohungen, vor allem des Terrorismus, antworten könnte.
Das ist der Unterschied! Den sollten Sie einmal
erkennen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger:
Abfangjäger gegen Anthrax!)
Kollege Cap vermutet, dass diese neuen Abfangjäger, dass diese Eurofighter nicht nur für die Landesverteidigung verwendet werden. Da haben Sie ganz Recht, Herr Kollege: Die Lage hat sich verändert! Diese Überwachungsflugzeuge sind für friedenschaffende und friedenserhaltende Einsätze erforderlich, um die Einhaltung von UNO-Sanktionen sicherzustellen, um die
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 46 |
eigenen Soldaten zu
schützen, die am Boden eingesetzt sind, um die Durchführung von Hilfsaktionen
zu ermöglichen. Auch die Überwachung internationaler Großveranstaltungen im
Bereiche von Österreich und im Umfeld ist wichtig.
Meine Damen und
Herren! Gerade das sollten Sie auch erkennen: dass sich hier die Lage
grundsätzlich geändert hat und dass auch diese Luftraumüberwachungsflugzeuge
für ganz moderne Bedürfnisse eingesetzt werden müssen (Abg. Dr. Glawischnig: Die sind für Kriege!) – für
Bedürfnisse, meine Damen und Herren von der SPÖ, die im Rahmen der
„Petersberg-Aktionen“ auf europäischer Ebene beschlossen worden sind, als Sie
den Bundeskanzler gestellt haben!
Ich darf Sie daran
erinnern, dass es Kanzler Klima war, der die „Petersberg-Aktionen“
unterschrieben und auf europäischer Ebene unterstützt hat – die
„Petersberg-Aktionen“, bei denen es um friedenserhaltende und friedenschaffende
Maßnahmen geht. Das ist eine vollkommen neue Lage, zu der Sie
sich endlich einmal klar bekennen sollten! (Abg. Dr. Wittmann: Sie haben keine Ahnung! – Abg.
Dr. Puswald: Kein Zusammenhang!)
Meine Damen und
Herren! Auch die Grünen polemisieren gegen die Nachbeschaffung der Abfangjäger.
Ich konstatiere aber zufrieden, dass Sie nicht grundsätzlich gegen Abfangjäger
sind. Das war für mich vollkommen neu. Der Herr Bundessprecher hat nämlich
angekündigt, er sei für eine Neuausschreibung. (Abg. Öllinger: Damit Sie sich blamieren!) Daraus folgere
ich, dass auch Ihnen die Nachbeschaffung der Abfangjäger ein Anliegen ist. Ich
begrüße das, und mich freut das auch! (Beifall bei den Freiheitlichen und
der ÖVP.)
Sie polemisieren
gegen die Zahl von 18 Stück. Das freut mich auch! Ich konstatiere, dass
die Oppositionspartei eigentlich für die Anschaffung von 24 Stück
Abfangjäger ist. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Ich konnte das
heute schon mit Verwunderung im Rechnungshofausschuss feststellen. Sie sollten
hier, Herr Kollege Kogler, nicht dagegen polemisieren, dass diese
Bundesregierung in der Hochwasserkatastrophe eine richtige Maßnahme gesetzt
hat, nämlich Budgetmittel freizumachen, um zu helfen. Ich finde das schäbig,
dass Sie das hier polemisch verwenden! (Abg.
Öllinger: So eine matte Polemik! – Abg. Dr. Puswald:
... um die Bevölkerung zu täuschen!)
Meine Damen und
Herren! Die Regierung hat mit der Nachbeschaffung der Luftraumüberwachungsflugzeuge
eine richtige Maßnahme gesetzt, die zur Gewährleistung der Sicherheit der
österreichischen Bevölkerung notwendig ist, und parallel dazu wird sie es auch
nicht verabsäumen, die sozialpolitisch notwendigen Maßnahmen, vor allem im
Bereich der Sanierung des Pensionssystems, weiterzuführen. (Beifall bei den
Freiheitlichen und der ÖVP.)
16.53
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist als Nächster
Herr Abgeordneter Dr. Pilz. Redezeit: 7 Minuten. – Bitte, Herr
Abgeordneter.
16.53
Abgeordneter
Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Ich nehme zur Kenntnis, dass die Österreichische Volkspartei und
Reste der Freiheitlichen Partei nach wie vor der Meinung sind, dass Österreich
Kampfflugzeuge braucht, um seinen Luftraum verteidigen zu können. Kleine Frage:
Gegen wen: gegen die Schweiz, gegen Liechtenstein oder – und das ist die
einzige sonstige Möglichkeit – gegen NATO-Staaten? (Abg. Scheibner: Mein Gott! Lauter Plattitüden! Solch ein
Unsinn!) Das ist die Botschaft der österreichischen Bundesregierung (Abg. Murauer: Sie sind doch ein
gescheiter Mensch! Fällt Ihnen nichts anderes ein?): Wir kaufen vier
bewaffnete und 14 unbewaffnete Kampfflugzeuge, um Österreich gegen die Airforce
der Vereinigten Staaten, die deutsche Luftwaffe, die britische Luftwaffe, die
italienische Luftwaffe und so weiter zu verteidigen. (Abg. Scheibner: Sie selber haben gesagt, wir dürfen keine
Überflüge zulassen!)
Meine Damen und Herren! Militärisch ist das – und das wissen Sie – schlicht und einfach Unsinn! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Pilz, der Militärexperte! – Abg.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 47 |
Mag. Mainoni: Der Chefdemonstrierer ist der neue Militärexperte!
Pilz in neuer Rolle!) Wir
sind der NATO vertraglich – ob es uns passt oder nicht – in der
„Partnership for Peace“ verbunden und haben keinen Grund anzunehmen, dass die
NATO der Feind ist, gegen den wir uns jetzt gerade in der Luft schützen müssen.
(Abg. Murauer: Es wird immer schlimmer!)
Bleiben andere Gründe –
zu denen werde ich noch zurückkommen, aber vorher wiederhole ich Fragen, die
wir seit mehr als einem Jahr immer wieder stellen (Abg. Scheibner:
Aber Sie glauben die Antworten darauf nicht!) und die immer öfter auch
Pensionistinnen und Pensionisten und Patientinnen und Patienten und
Studentinnen und Studenten an den Universitäten aus Gründen, die Ihnen gut
bekannt sind, immer drängender stellen, und diese lauten: Was wird das alles
kosten? (Abg. Großruck: Das ist alles beantwortet worden!)
Das Einzige, was
wir derzeit wissen, ist: 18 Abfangjäger sollen 2 Milliarden €
kosten. (Abg. Murauer: Können wir es uns leisten, keine Sicherheit
anzubieten? Sollen wir es uns leisten, keine Sicherheit zu haben?) Ist das
alles, Herr Verteidigungsminister Platter? Oder fehlen da nicht noch die
Betriebskosten? Warum legen Sie nicht auf den Tisch, dass Ihre Militärs errechnet
haben, dass die Betriebskosten pro Jahr 50 bis 70 Millionen €
betragen werden, und zwar für eine Laufzeit von 30 Jahren? Multiplizieren
Sie das, dann sind Sie bei Betriebskosten von etwa noch einmal
2 Milliarden €, und das entspricht den internationalen Erfahrungen.
Das sind zwei
Milliarden verschwiegene Euro, die bereits eingeplant sind. Dann kommt dazu
noch die Miete für die Übergangslösung. Herr Verteidigungsminister! Wo sind die
Zahlen? Stimmt das, was mir Militärs sagen (Abg. Murauer: Welche
Militärs?), dass das in etwa 100 bis 150 Millionen € pro Jahr
sein werden? Stimmt es, dass wir für zwei Jahre mit 200 bis
300 Millionen € an Mietkosten rechnen müssen? (Abg. Wittauer:
Es gibt noch keine Vereinbarung!)
Stimmt es, dass
aus Gründen der Ausbildung die Saab 105Ö bis 2010 ersetzt werden müssen?
Stimmt es, dass sechs – das ist die Minimallösung – Übungs- und
Trainings-Eurofighter etwa 400 Millionen € kosten – plus noch
einmal 400 Millionen € für Betriebskosten? Stimmt es, dass also
12 Stück, wie es geplant ist, 800 plus 800 Millionen € kosten? (Abg.
Scheibner: Das ist ein Blödsinn!)
Jetzt, Herr
Verteidigungsminister, muss ich als Oppositionsabgeordneter, weil Sie nicht
dazu bereit sind, für die österreichische Öffentlichkeit eine erste ungefähre
Rechnung anstellen: Wenn ich addiere, komme ich nach dieser Rechnung auf ein
Gesamtpaket von nicht 2 Milliarden €, sondern von 5,9 Milliarden €.
(Abg. Wittauer: Zuerst waren es 3 Milliarden, jetzt sind es
5 Milliarden! Was soll das werden? Ich würde mir einmal die Zahlen geben
lassen!)
Meine Damen und
Herren! In Zeiten der so genannten Pensionsreform, der Pensionskürzungen, der
Kürzungen an Leistungen für Patientinnen und Patienten schnüren Sie ein offenes
Paket von 2 Milliarden € und ein Geheimpaket von zusätzlichen
3,9 Milliarden € für Flugzeuge, von denen wir nur eines wissen: dass
die Republik Österreich sie mit Sicherheit nicht braucht. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Scheibner: Das
glauben Sie doch selber nicht!)
Meine Damen und
Herren! Ich kenne ziemlich viel aus dem Beschaffungsvorgang und weiß (Abg. Scheibner:
Und das meiste ist falsch!), was ungefähr in der letzten Woche, als einmal
die Ministerratssitzung verschoben worden ist, in der Nacht passiert ist. Ich
weiß auch – und es lässt sich belegen –, dass der
Verteidigungsminister vorhatte, nicht
die Eurofighter, sondern die schwedischen Gripen dem Ministerrat vorzuschlagen.
(Abg. Wittauer: Wo sind denn die Belege?)
Es ist am Morgen dieser Ministerratsentscheidung – und ich sage das in aller Deutlichkeit – zu einer Schiebung gekommen (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), zu einer Korrektur zugunsten des teureren Angebotes, und im Zentrum dieses Vorganges steht der noch amtierende Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der durch eine Vetodrohung im Ministerrat die Entscheidung für den Gripen verhindert und Eurofighter durchgesetzt hat. (Abg. Scheibner: Ein
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 48 |
ungeheuerlicher Vorwurf! – Abg. Murauer: Du
kommst immer mit Diffamierungen, wenn dir die Argumente ausgehen!)
Aber es geht nicht
um Eurofighter rund um Grasser, sondern es geht um „Magna-Fighter“ und
Magna-Verträge und Magna-Interessen und Magna-Zahlungen an etliche, die direkt
oder indirekt mit diesem Prozess zu tun hatten. (Abg. Wittauer: Was
heißt denn das? – Abg. Scheibner: Das ist ungeheuerlich, dass man
unwidersprochen so etwas sagen darf!)
Deswegen, meine
Damen und Herren, weil eine derartige Vergeudung nicht stattfinden darf und
weil es so etwas wie politische Verantwortung gibt und weil gerade die Frauen,
Herr Minister Bartenstein, die Sie mit dem Herunterkürzen ihrer Pensionen nach
einem langen Berufsleben an die Armutsgrenze bringen wollen, ein Recht darauf
haben, dass ihr Geld seriös behandelt wird (Abg. Scheibner: Das ist
ungeheuerlich, so etwas unwidersprochen sagen zu dürfen!), deswegen
brauchen wir einen Untersuchungsausschuss, denn Ihnen ist auch in dieser Frage
keinen Millimeter über den Weg zu trauen! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. –
Abg. Murauer: Äußerst mies!)
16.59
Präsident
Dr. Andreas Khol: Als Nächste zu Wort gemeldet ist
Frau Abgeordnete Mag. Prammer. Redezeit: wunschgemäß
5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.
16.59
Abgeordnete
Mag. Barbara Prammer (SPÖ): Mitglieder der
Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Es ist einfach zusammenzufassen, Herr
Murauer, Herr Bösch: Sie reden von Überwachung und meinen Aufrüstung und Kampf!
(Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Ironische Heiterkeit bei der
ÖVP. – Abg. Scheibner: Sagen Sie einmal etwas zu Ihren
Rednern! – Abg. Murauer: Welchen Kampf meinen Sie?)
Sie reden von Überwachungsflugzeugen und meinen Kampfjets! Sie meinen nicht
Abwehr und Überwachung, sondern Sie stellen sich vor, Kriegsmaterial
anzukaufen. Das ist nicht der Weg Österreichs! Wir bekennen uns zu unserem
neutralen Österreich, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie des
Abg. Öllinger. – Abg. Murauer: Haben Sie Neutralität schon
verstanden?)
Werte Kolleginnen von den Regierungsparteien! Ich wende
mich jetzt ganz bewusst an Sie. Ich möchte Sie ehrlich fragen, wie Sie sich
jemals wieder vor Frauen stellen können, ihnen ins Gesicht schauen können und
ihnen erklären wollen, weswegen Sie Pensionskürzungsmaßnahmen in voller Überzeugung
und mit Euphorie zustimmen können, wenn Sie gleichzeitig hier mit dem gleichen
Applaus einer völlig sinnlosen Beschaffungsaktion, der völlig sinnlosen Verschleuderung
von Geld zustimmen! (Beifall bei der SPÖ.)
Sie werden sich das mit Ihrem Gewissen ausmachen müssen. Wir wissen, auf
welcher Seite wir stehen: Wir stehen auf der Seite der Menschen, die es, seit
Sie an der Regierung sind, nicht mehr leicht haben. Und ganz besonders schwer
haben es die Frauen! (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)
In diesen Stunden, in denen Sie immer wieder von Diskussionsbereitschaft
reden, in denen Sie über die Pensionsmaßnahmen und Pensionskürzungen reden,
denn „Reform“ kann man es nicht nennen, streuen Sie den Frauen Sand in die
Augen! Sie erklären den Frauen nicht einmal, was ihnen wirklich bevorsteht:
nämlich eine Pensionskürzung, und zwar eine ganz massive Kürzung, und keine
Besserstellung. Das werden Sie verantworten müssen! (Abg. Großruck:
Wo steht das? Zitieren Sie! Wo stehen Pensionskürzungen?! Zeigen Sie mir das!) –
Ich kann Ihnen nur empfehlen: Nehmen Sie sich einmal die Zeit und studieren Sie
Ihre eigenen Ministerratsvorschläge und Abänderungsanträge! (Beifall bei der
SPÖ.)
Sie reden von klaren Prioritäten. – Ihre „klaren Prioritäten“ haben die Menschen schon längst erkannt – nämlich ihnen ihn die Tasche zu greifen, um selber Profit aus diesem Griff zu ziehen, meine Damen und Herren. Klubobmann Molterer und auch Klubobmann Scheibner sind sich nicht zu gut dafür, sich hier heraus zu stellen und 100 000 Menschen, die bei schlechtester Witterung auf die Straße gegangen sind, zu verhöhnen. Diese Verhöhnung ist ein klares
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 49 |
Zeichen gegen die Menschen, das Sie
hier setzen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner:
Weil Ihnen politische Streiks wichtiger sind als das Ergebnis! Das ist die
Verhöhnung! ... politische Agitation! Das ist keine Verhöhnung der
Streikenden! Ungeheuerlich, was Sie da daherbringen! Ich möchte wissen, was
die Pflichtschullehrer mit der Pensionsreform zu tun haben!)
Würden Sie einmal
die Bedürfnisse der Menschen in diesem Land sensibel beobachten, dann könnten
Sie hier nicht sitzen und all das tun und all das sagen, was Sie gerade tun,
was Sie gerade sagen. (Beifall bei der SPÖ.)
Egal, ob
Kampfjets, egal, ob Pensionen, egal, ob Selbstbehalte – alles zusammen ist
nicht nur völlig falsch, sondern ganz einfach verantwortungslos! (Beifall
bei der SPÖ.)
Die beste
Sicherheit – und darüber sollten wir bei solchen Debatten
diskutieren – ist die soziale Sicherheit, und die setzen Sie derzeit
massiv aufs Spiel. Dabei werden die Menschen nicht mitspielen, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Halten Sie inne
und denken Sie endlich an die Menschen! Die Rechnung – so hoffe ich
sehr – wird Ihnen bald präsentiert! (Beifall bei der SPÖ.)
17.04
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr
Abgeordneter Dr. Mitterlehner. Die restliche Redezeit seiner Fraktion
beträgt 9 Minuten. – Bitte.
17.04
Abgeordneter
Dr. Reinhold Mitterlehner (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Verantwortungslos, Frau Kollegin Prammer,
ist nicht das, was wir tun, sondern das, was Sie gesagt haben, und das, was
dahinter steht – nämlich, das Thema Pensionen mit dem Thema
Sicherheitspolitik zu verknüpfen und die betroffenen Gruppen gegeneinander
auszuspielen. (Beifall bei der ÖVP.)
Was wir brauchen,
meine Damen und Herren, ist eine Pensionsreform, die soziale Aspekte
berücksichtigt. Und was wir ebenso brauchen, ist eine solide Entscheidung im
verteidigungs- und im sicherheitspolitischen Bereich. (Beifall bei der ÖVP.)
Diese
Auseinandersetzung sollten wir mit Argumenten führen, aber nicht
mit Angriffen, Unterstellungen und dergleichen mehr. Was die
sozialdemokratische Seite dargestellt hat, war nichts anderes als
Widersprüchlichkeit – offensichtlich geprägt von der jeweiligen Position,
je nachdem, ob Regierung oder Opposition. Einmal ja, ein anderes Mal nein, und
was Sie als „verwirrend“ bezeichnen, ist offensichtlich nur für Sie selber
verwirrend, denn die ÖVP hat eine relativ konsequente, eine klare Linie. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und
Herren! In diesem Zusammenhang finde ich die Argumentation der Grünen schon
etwas spannender, zumindest das, was Herr Kollege Kogler gebracht hat. Er
meinte, wenn sich das Bedrohungsszenario geändert habe, wofür er einige
Argumente angeführt hat, dann müsse man darüber diskutieren.
Was mir aber von
Herrn Kollegen Kogler gefehlt hat, das war die Alternative. Wie wollen Sie
denn, entsprechend der jetzigen Variante, die Luftraumüberwachung
gewährleisten? Mit Segelflugzeugen? – Ich kenne keine militärische und
sicherheitspolitische Doktrin, die darauf eine befriedigende Antwort gibt.
Auch das, was Herr Kollege Pilz angesprochen hat, finde ich etwas eigenartig. Er sagte, im EU-Bereich und so fort gebe es eigentlich keine Angriffe von außen. – Wie wollen Sie aber Probleme überwinden, Bedrohungen verhindern wie zum Beispiel jene im Jahr 1991, als der Luftraum verletzt wurde, wie das damals durch jugoslawische Maschinen passiert ist? Was wollen Sie tun, wenn etwa Terroristen eine Maschine kapern? Wollen Sie den Luftraum entsprechend überwachen, etwa von unten, wie Herr Kollege Scheibner gefragt hat, und mit
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 50 |
Lenkwaffen? –
Die Antwort darauf hat mir bis jetzt gefehlt. (Abg. Murauer: Das
spielt doch bei uns „keine Rolle“!)
Was mir auch
gefehlt hat, war das, was Sie jetzt in der Anfrage darstellen, das, was Sie als
„Verwirrung im Bereich der Gegengeschäfte“ bezeichnen. – Sie schreiben da
einfach nach, was einige Professoren oder auch Zeitungskolumnisten sagen. Sie
schreiben, Sie empfinden das als problematisch, und führen aus: Wenn schon die
Gegengeschäfte über 200 Prozent ausmachen, dann dürften wir ja eigentlich
nicht nur 18 Abfangjäger kaufen, sondern dann müssten wir 80 oder 100 oder
noch mehr kaufen!
Das ist vielleicht
eine ganz witzige Argumentation, aber sie ist einfach grundfalsch! Sie vermengen
dabei nämlich den einen Bereich, nämlich den Staat mit seinen Ausgaben und Einnahmen,
mit dem Bereich der gesamten Volkswirtschaft. Aber das muss man klipp und klar
auseinander halten! – Ihnen, Herr „Klubobmann in spe“
Dr. Matznetter, fällt es natürlich schwer, das auseinander zu halten. (Heiterkeit
und Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter. –
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie sind ja wirklich in jedem Bereich
kompetent, Sie verfügen gewissermaßen über eine Art Omnikompetenz.
Aber in diesem
Zusammenhang ist eben genau diese Unterscheidung wichtig. Was also hat der
Staat davon? – Der Staat hat möglicherweise – es wurde heute schon
erwähnt – etwa 50 Prozent an Steuern und Abgaben zu erwarten. –
Keine schlechte Sache!
Auf der anderen
Seite sagen gerade Sie – aber auch andere – immer wieder, dass die
Konjunktursituation derzeit problematisch ist, dass wir schon drei Jahre
hindurch gewisse Nachfrageprobleme haben. Man muss wahrscheinlich wirklich
darüber diskutieren, ob nicht die Stabilitätsprogramme, die die EU
vorschreibt – gerade jene, die die öffentlichen Ausgaben betreffen –,
wirklich in allem so positiv sind.
Wir wollen nicht
unbedingt in jene Situation zurückfallen, in denen der Staat wieder entsprechende
Ausgaben schaltet, sodass wir dann wieder die Schulden vergangener Jahre machen,
aber im Endeffekt, und zwar wirtschafts- und konjunkturpolitisch, ist diese
Maßnahme ausgesprochen richtig, weil sie in einer Zeit der Stagnation Aufträge
und Investitionen bewirkt – und damit Arbeitsplätze schafft. (Beifall
bei der ÖVP. – Abg. Dr. Matznetter: Der Kampf um die
Arbeitsplätze!)
Herr Kollege
Matznetter, gerade Ihre Fraktion ist es, die auch beim Thema Pensionsreform
dauernd die Arbeitsplätze anspricht, und ich finde das auch richtig. Aber man
sollte genau diesen Aspekt auch beim Kauf der Abfangjäger sehen; dieser Aspekt
wird eben auch dabei entsprechend berücksichtigt.
Herr Kollege Gaál
hat heute hier erklärt, da würden nur zwei große Firmen profitieren, alle
anderen Firmen profitieren nicht. – Das könnte man jetzt
volkswirtschaftlich theoretisch wunderbar untermauern. Aber die Praxis schaut
völlig anders aus, und zwar wie? – Es gibt eine ARGE Offset. Diese ARGE
Offset, die mit der gesamten Entscheidung über die Beschaffung nichts zu tun
gehabt hat, ist im Bereich der Wirtschaftskammer angesiedelt, und sie erfüllt
ihre Aufgabe unter Einbindung der jeweiligen Länder, unter Einbindung der
jeweiligen regionalen Kammern. Und wissen Sie, was die Aufgabe dieses Gremiums
ist? – Die Aufgabe der ARGE Offset ist es, vor allem Klein- und
Mittelbetrieben einen entsprechenden Zugang zu den Projekten zu verschaffen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Natürlich wissen
Sie, dass entsprechend große Aufträge bei Firmen selbstverständlich auch
Aufträge an Kleinfirmen nach sich ziehen. Das heißt, diese Vorgangsweise ist
nicht nur konjunkturpolitisch richtig, sondern auch strukturpolitisch und im
Hinblick auf die Möglichkeiten von Klein- und Mittelbetrieben.
Dazu kommt noch ein ganz wichtiger dritter Punkt, welcher lautet: Wir haben doch ein Problem damit, das uns in Lissabon vorgegebene Ziel, bis zum Jahr 2010 eine Forschungs- und Entwicklungsquote in der Höhe von 3 Prozent des BIP zu erreichen, entsprechend erfüllen zu können. In diesem Zusammenhang muss man sich die Frage stellen: Wie entsteht denn letzt-
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 51 |
endlich ein
Forschungsprojekt? – Ein Forschungsprojekt entsteht doch nicht nur in der
Retorte, ein Forschungsprojekt entsteht auch nicht dadurch, dass Sie sagen:
Jetzt machen wir einen Großkonzern oder etwas Ähnliches!, sondern ein
Forschungsprojekt entsteht am konkreten
Projekt, an der realwirtschaftlichen Umsetzung! Und daher ist diese
Maßnahme, die uns hilft, auch Zugang zu den europäischen Forschungsprogrammen
wie etwa „Ariane“ oder „Galileo“ zu erhalten, eine ausgesprochen wichtige
Maßnahme. Wir erzielen damit technologie- und innovationspolitisch einen
entsprechenden Fortschritt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und
Herren! Damit kommen wir auch schon zu der sich daraus ergebenden Konsequenz.
Es geht hier nicht um einen volkswirtschaftlichen Voodoo-Zauber, wie das von
manchen Professoren mitunter beschrieben wird, ganz im Gegenteil. Es ist nicht
so, dass wir von Seiten der Wirtschaft jetzt Geschäfte machen oder solche
fordern, und im Gegenzug bekommen wir die Abfangjäger – das wäre
unlogisch und auch unerwünscht –, sondern: Wenn der Staat aus
sicherheitspolitischen Überlegungen derartige Geräte kauft, dann ist es selbstverständlich
auch international üblich, dass man entsprechende Gegengeschäfte fixiert. Auch
was das Pönale betrifft, so ist dieses im internationalen Umfeld genauso in
einer Höhe von 5 Prozent üblich. Es sind daher in diesem Bereich
Transparenz und Klarheit gegeben. Verwirrt sind eigentlich nur Sie, aber
niemand, der sich die genauen Bedingungen durchliest! (Beifall bei der ÖVP
sowie des Abg. Scheibner.)
Meine Damen und
Herren! Wenn Sie alles zusammenfassen, wenn Sie den gesamten Vorgang Schritt
für Schritt durchgehen, dann müssen Sie eingestehen: Es war dies ein fairer
Prozess, ein transparenter Prozess, ein korrekter Prozess – alles in allem
für die österreichische Volkswirtschaft ein Prozess, der letztendlich Erfolg
versprechen wird! (Beifall bei der ÖVP.)
17.12
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr
Abgeordneter Dipl.-Ing. Hofmann. – Bitte, Herr Kollege.
17.12
Abgeordneter
Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr
Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Interessant ist durchaus die
Diktion, die wir heute hier oftmals zu hören bekommen haben: Es wird von
„Kampfflugzeugen“ gesprochen. (Abg. Mag. Prammer: Was sind sie denn?!) –
Frau Kollegin Prammer hat den Ausdruck „Aufrüstung“ gebraucht, ja man spricht
sogar von „Kampf“.
Sehr geehrte Damen
und Herren! Es sind Abfangjäger,
es ist ein Luftraumüberwachungsgerät,
das hier angeschafft werden wird (Zwischenrufe
bei der SPÖ und den Grünen), ein Gerät zur Sicherung des österreichischen
Luftraumes, ein Gerät, das uns in die Lage versetzt, tatsächlich eine aktive
Luftraumüberwachung durchzuführen, so wie es die Aufgabe eines souveränen
Staates erforderlich macht.
Mich erstaunt
schon, wenn Herr Abgeordneter Gusenbauer heute davon spricht, dass hier einmal
eine Fehlentscheidung getroffen wurde, die nun zurückzunehmen wäre, und meint,
man müsste als Regierungskoalition doch so einsichtig sein.
Sehr geehrte Damen
und Herren! Auch das stimmt nicht in den Ausführungen des Abgeordneten
Gusenbauer, der sehr wohl weiß, dass es diesbezüglich eine durchgängige Beschlusskette
seit Beginn der achtziger Jahre gibt, die seit der Anschaffung der Luftraumüberwachungsgeräte
immer wieder Luftraumüberwachungsgeräte zum Gegenstand hatte und in der man
sich immer dafür ausgesprochen hat. Entsprechende Äußerungen von Vertretern der
heute in Opposition befindlichen Sozialdemokratie wurden von Seiten des Herrn
Klubobmanns bereits gebracht; ich will sie jetzt nicht wiederholen.
Interessant ist
aber die Frage – und diese richte ich hiermit an die Sozialdemokraten in
diesem Hause –, warum die SPÖ, seit sie nicht mehr in der großen Koalition
ist, solch einen Schwenk gemacht hat. Sie war vorher immer dafür! – Als
Begründung hört man immer: Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks, seit der
Beendigung des Kalten Krieges seien „Kampfflugzeuge“ – wie die SPÖ immer
betont – nicht mehr erforderlich.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 52 |
Meine Damen und
Herren! Der Zusammenbruch ist im Jahre 1989 erfolgt. Nun frage ich Sie als
eine ehemals staatstragende Partei: Warum haben Sie – zum Wohle der Bürger und
Steuerzahler, wie Sie meinen – Ihre Verantwortung nicht wahrgenommen und die
derzeit in der Luft befindlichen Abfangjäger, die Draken, nicht außer Betrieb
gestellt, um wenigstens die Betriebskosten dafür einzusparen? (Beifall bei
den Freiheitlichen.)
Weiters frage ich
Sie: Warum betreiben wir in Österreich das System „Goldhaube“, ein sehr
effizientes, aber sicherlich auch kostspieliges Instrument zur
Luftraumüberwachung? Warum gibt es diesbezüglich von Ihnen keine entsprechenden
Anträge während jener Zeit, als Sie Regierungspartei waren, zumal Sie doch
auch hier eine staatspolitische Verantwortung, eine Verantwortung gegenüber dem
Steuerzahler hätten wahrnehmen müssen? – Nun: weil es offensichtlich Ihrem
Populismus, Ihrer Art, Politik zu machen, entspricht, in derartigen Fragen die
Meinung zu ändern! – Oder brauchen wir das System „Goldhaube“, um
zuzusehen, wie nicht genehmigte Überflüge stattfinden, oder um uns fußfrei in
der ersten Reihe eine Bedrohung unseres Staates, unseres Luftraumes zu Gemüte
führen zu können, eine Einschränkung der Souveränität in Kauf zu nehmen? Wieso
ist die Sozialistische Partei nicht während ihrer Regierungszeit aktiv
geworden?
Sehr geehrte Damen
und Herren! Einen Vorschlag kenne ich; er stammt vom ehemaligen Klubobmann
Kostelka: Er hat doch tatsächlich vorgeschlagen, man möge anstelle der
Abfangjäger Boden-Luft-Raketen einsetzen!
Wenn ich Ihnen
dazu sage, dass jährlich zirka 20 bis 30 Verletzungen der österreichischen
Souveränität, Verletzungen des österreichischen Luftraumes stattfinden, und
wenn ich Ihnen sage, dass im heurigen Jahr bis jetzt bereits 31 derartige
Verletzungen stattgefunden haben, dann können Sie sich ausrechnen, wie „wirksam
und effizient“ Sie diese Boden-Luft-Raketen hätten einsetzen können! – Sie
hätten sich im Wesentlichen wohl darauf beschränken müssen, diesen Verletzungen
zuzusehen.
Ich darf auch noch
eine kleine Anmerkung machen, weil der Klubobmann der SPÖ doch eine sehr
kabarettistische Darstellung geboten hat: Wenn er dies etwas melodischer
gemacht hätte – ich weiß nicht, ob das einen Ordnungsruf nach sich gezogen
hätte; diese Frage richte ich hier an den Präsidenten –, dann gehe ich
davon aus, dass er möglicherweise statt Alf Poier zum Song-Contest nach Riga
gereist wäre.
Sehr geehrte Damen
und Herren! Ein Wort noch zu den Kompensationsgeschäften: Sie – damit
meine ich Kollegen Gusenbauer und auch Abgeordneten Cap – sprechen immer
von Kompensationsgeschäften und der dabei fehlenden Transparenz. Ich nehme an,
dass Sie bei dieser Ihrer Ansicht davon ausgehen, dass frühere
Kompensationsgeschäfte – zu jener Zeit, als Sie noch in der Regierung
waren – das Maß aller Dinge sind. – Ich kann Ihnen sagen: Das sind
sie mit Sicherheit nicht! Sie
waren sicherlich kritikwürdig, aber ich erspare mir hier die Kritik. Wesentlich
erscheint mir, dass Fehler, die bei Kompensationsgeschäften in der
Vergangenheit sicherlich gemacht wurden, heute nicht wiederholt werden. Ich
halte das für sehr entscheidend. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Dafür ist eine
transparente Darstellung dieser Gegengeschäfte erforderlich. Sie wurden schon
genannt, und es wurde auch bereits gesagt, in welchem Umfang sie stattfinden.
Und ich darf Ihnen eines sagen: Es geht davon ein entsprechender Impuls für die
heimische Wirtschaft aus. Die Gegengeschäfte haben eine positive Auswirkung auf
den Arbeitsmarkt.
Ich kenne ein sehr
innovatives oberösterreichisches Unternehmen, sehr geehrte Damen und Herren,
das es nach der Typen-Entscheidung geschafft hat, dass ein bereits vergebener
Auftrag in der Höhe von mehreren hundert Millionen Schilling wieder nach
Österreich zu diesem Unternehmen zurückgekommen ist. Es ist dies ein
Unternehmen mit 700 Beschäftigten, ein Unternehmen, das innovativ ist, ein
High-Tech-Betrieb, ein Unternehmen, das im Personalbereich eine Wachstumsrate
von jährlich 10 Prozent und eine Umsatzsteigerung von etwa 20 Prozent
aufweist.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 53 |
Ich glaube, das
ist aussagekräftig. Da kann man, Herr Kollege Gaál, nicht sagen: Weil KMUs kein
Geschäft machen – was im Übrigen nicht stimmt –, sind wir gegen die
Abfangjäger!, so wie Sie zu argumentieren versucht haben.
Sehr geehrte Damen
und Herren! Dieses Gegeneinander-Ausspielen, wie die Opposition es betreibt,
machen wir nicht mit! Diese Bundesregierung und die Abgeordneten der Regierungskoalition
stehen für eine Pensionssicherung und nicht für das Ausspielen. Wir stehen für
eine positive Arbeitsmarktpolitik, und wir stehen für die Sicherheit dieses
Landes – und dies selbstverständlich auch in der Luft! (Beifall bei den
Freiheitlichen.)
17.20
Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau
Abgeordnete Dr. Lichtenberger. Der Wunsch lautet, die Uhr auf
6 Minuten zu stellen. – Bitte.
17.20
Abgeordnete
Dr. Evelin Lichtenberger (Grüne): Sehr geehrte Damen und
Herren! Wer im Laufe der heutigen Debatte geglaubt hat, dass die Verwirrung
über die Zahlen, die uns in den Ausschussberatungen zum Budget in Sachen
Abfangjäger geliefert wurden, abnimmt, der hat sich saftig getäuscht! Im
Gegenteil: Die Verwirrung wurde noch einmal gesteigert! (Beifall bei den Grünen.)
Meine Damen und
Herren! Offen zu legen, was welche Variante endgültig kostet, ist das absolute
Minimum an politischer Verantwortung, was man sich in diesem Fall überhaupt
wünschen kann. – Aber nicht einmal dieses Minimum ist gewährleistet. Und
das, meine Damen und Herren, ist der wahre Skandal auf Basis einer Debatte über
Pensionskürzungen und den Zwang zu einer Krankensteuer, die jetzt eingeführt
werden soll, die die gesamte Bevölkerung trifft. Das ist nicht
akzeptabel! (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der SPÖ.)
Es sind letzten Endes drei Dinge, die uns hier zu beschäftigen haben:
Erstens sind das die Zahlen. Diese – ich bin darauf eingegangen –
liegen nicht vor! Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! Ich weiß
schon, Sie vertrauen blind, aber sollten Sie sich nicht überlegen, ob dieses
Vertrauen tatsächlich gewährleistet ist, wenn wir in jeder Ausschusssitzung
eine neue Variante über die Kosten der Abfangjäger, der Zwischenlösungen, des
Dauerbetriebs und so weiter vorgelegt bekommen? Macht Sie das nicht einmal
misstrauisch? – Ich weiß nicht, wie weit Ihr Vertrauen geht, und ich weiß
nicht, ob Sie sich nicht einmal bitter darüber beklagen werden, dass Sie hier
im falschen Moment die Augen zugedrückt haben. (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der SPÖ.)
Kommen wir – Punkt zwei – zur Finanzierung und zu den
Gegengeschäften. Das ist eines der spannendsten Themen, nicht umsonst dominiert
es auch die heutige Debatte. Wenn nun davon gesprochen wird, dass neben den
großen Profiteuren der so genannten Gegengeschäfte auch noch für die Klein- und
Mittelbetriebe einige Brösel abfallen sollen und dass dies die so genannte arge Offset managen würde, und wenn
auch noch bekannt ist, dass das unter dem Dach der Wirtschaftskammer
stattfindet, dann ist mein Vertrauen in diese Variante auch nicht unbedingt
rapide steigend.
Ich möchte nur eines sagen: Wenn man weiß, dass gewisse Oster-Urlaube am
Arlberg, wo sich Stronach und Grasser sehr gut verstanden haben, auch in diesem
Jahr wieder stattgefunden haben, dann fällt es nicht schwer, sich zu überlegen,
wo der Schwerpunkt der Gegengeschäfte liegen wird. Das ist ja mittlerweile
zumindest in der Ankündigung ganz offensichtlich.
Ich fürchte, mit der Transparenz wird es uns ebenso ergehen wie schon in
den Fällen Draken und Thomson. Seit ich Mitglied im Verteidigungsausschuss bin,
habe ich immer wieder verlangt, endlich einmal zumindest diese alten
Gegengeschäfte offen zu legen. Von diesen alten Gegengeschäften ist nichts auf
den Tisch gelegt worden. – Bevor also der Finanzminister und der
Wirtschaftsminister großspurig ankündigen, dass sie in Zukunft alles offen
legen werden, vielleicht irgendwann einmal im Jahr 2020, wovon niemand
mehr etwas hat, legen Sie doch bitte und endgültig das offen, was schon längst
von uns verlangt wurde und eigentlich schon längst hätte erfolgen müssen! (Beifall
bei den Grünen und der SPÖ.)
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 54 |
Ein – dritter – Punkt ist noch sehr wichtig, meine Damen und
Herren. Wir sprechen hier auch über die europäische Ebene. Sie von den
Regierungsparteien waren es, die ständig behauptet haben, die neuen
Bedrohungsbilder seien so viel anders, weshalb wir ein neues Konzept für die
österreichische Sicherheitspolitik bräuchten. – Ja, wir brauchen es, aber
wir brauchen es wirklich, nicht nur in Form von Bekenntnisliteratur! Wenn Sie
heute sagen – Herr Abgeordneter Bösch hat es wieder getan –, dass man
mit Abfangjägern Terrorismus bekämpft, dann frage ich mich, wo Sie seit dem
Anschlag in den USA am 11. September 2001 wirklich gelebt haben. Das ist
eine Schande für eine verteidigungspolitische Diskussion! (Beifall bei den
Grünen und der SPÖ.)
Wenn man weiß – und Herr Bösch weiß es –, dass auf europäischer
Ebene die Einrichtung einer Rüstungsagentur, also die Schaffung eines
europäischen Monopolisten für die Rüstungsproduktion diskutiert wird, und wenn
man weiß, dass wir bei diesen Monopolisten einkaufen, dann, meine Damen und
Herren, werden gesamteuropäische Dimensionen dieses Geschäftes noch deutlicher
und klarer.
Deswegen bringe ich hiermit folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbruch des
Beschaffungsvorganges von Eurofighter-Typhoon
Der Nationalrat
wolle beschließen:
Die
Bundesregierung wird aufgefordert, alle nötigen Schritte zum Abbruch des
Beschaffungsvorganges von Eurofighter-Kampfjets zu unternehmen, wie es auch
im Abfangjäger-Volksbegehren von 624.808 ÖsterreicherInnen gefordert
worden ist, und dem Nationalrat darüber zu berichten.
*****
Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
17.26
Präsident Dr. Heinz Fischer: Der soeben verlesene
Entschließungsantrag betreffend Abbruch des Beschaffungsvorganges von
Eurofighter-Typhoon ist ordnungsgemäß unterfertigt, steht in Verhandlung und es
wird darüber abgestimmt werden.
Nächster Redner
ist Herr Dipl.-Ing. Scheuch. Ich mache darauf aufmerksam, dass die
restliche Redezeit der Freiheitlichen Partei 2 Minuten beträgt. –
Bitte, Herr Abgeordneter.
17.27
Abgeordneter
Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Herr Präsident!
Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Das Thema Abfangjäger ist sicherlich
ein sehr emotionales Thema und sicherlich ein Thema, über welches die
Diskussion sehr schwer zu führen ist. Ich möchte sagen: Auch ich stehe diesem
Kauf sehr kritisch gegenüber, weil mir sehr wohl bewusst ist, dass das eine
schwere Entscheidung ist, die hier zu treffen ist, weil es um viel Geld geht.
Auch ich teile die Meinung des Herrn Kollegen Kogler: Es ist schade, dass die
von Kanzler Schüssel angekündigte Plattform der Wirtschafter nicht zustande
gekommen ist.
Meine geschätzten
Damen und Herren von der SPÖ! Sie wissen, ich bin Ihnen nicht schlecht gesinnt,
aber – und das möchte ich betonen – Sie stellen meine Geduld auf eine
echte Probe. Wenn man sich überlegt, was Sie aufzubieten haben, dann muss man
sagen: traurig! Ihre Variante für eine Luftraumverteidigung lautete immer: Wir
brauchen keine Flieger mehr, wir nehmen dafür Radar und Raketen und schießen
die Leute, die drüberfliegen, runter!
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 55 |
Ich gebe zu
bedenken, was das heißt. – Das heißt, wir hätten mit Ihrem System, meine
geschätzten Damen und Herren, bis zum heutigen Tage allein in diesem Jahr über
30 Flugzeuge vom Himmel heruntergeschossen. Das gebe ich zu bedenken! Das
ist ein Problem, mit dem Sie leben müssen, wenn Sie mit Raketen auf
irgendwelche Flugzeuge schießen, die nicht identifiziert sind. – Danke. (Beifall
bei den Freiheitlichen und der övp.)
17.28
Präsident Dr. Heinz Fischer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist
Herr Abgeordneter Dr. Kräuter. Die restliche Redezeit der
sozialdemokratischen Fraktion beträgt 5 Minuten. – Bitte, Herr
Abgeordneter.
17.28
Abgeordneter
Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident!
Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Was hat eigentlich der Herr
Minister heute die ganze Zeit über zur Vergabe gemeint? Er hat gesagt:
einwandfrei, sauber, korrekt, transparent! Das sind die Vokabeln. (Lang anhaltender demonstrativer Beifall bei
der ÖVP und den Freiheitlichen.) – Noch applaudieren Sie!
Meine Damen und Herren von der ÖVP, woher, glauben Sie, nimmt er diese
Vokabel, die Sie so heftig akklamieren? (Abg.
Dr. Trinkl: Weil es so ist!) Er nimmt sie aus zwei Gutachten,
die er selbst bestellt hat. Dort steht nämlich drin, dass alles einwandfrei,
sauber, korrekt und transparent sei. (Neuerlicher lang anhaltender demonstrativer Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
In einem anderen Gutachten, meine Damen und Herren, das er nicht selbst
bestellt hat, steht etwas ganz anderes drin, nämlich dass der Republik
Österreich sogar Schadenersatzansprüche drohen. (Abg. Scheibner: Wer hat das Gutachten bestellt?) Aber,
Kollege Scheibner, genug der Gutachten! (Abg.
Scheibner: Wer hat das Gutachten bestellt? Sagen Sie das!)
Kollege Scheibner! Wir haben eine Institution (zahlreiche Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen) –
ich brauche die Zeit, um Ihnen das zu erläutern –, wir haben in Österreich
eine Institution, nämlich den Rechnungshof, der unabhängig begutachtet, der
eine hohe Reputation hat, glaubwürdig ist und nicht im Sold der Regierung
steht.
Herr Minister Platter hat treuherzig gesagt, der Rechnungshof prüfe ja
im Nachhinein. – Herr Minister! Sie sagen am 16. Mai gemeinsam mit dem
Finanzminister, dem Wirtschaftsminister und dem Herrn Scheibner, der
Eurofighter sei ein sensationelles Ergebnis. Damit haben Sie ja eine
Ex-post-Prüfung des Rechnungshofes ermöglicht. Sie selbst haben möglich
gemacht, dass der Rechnungshof überprüft. (Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der Grünen.)
Doch jetzt kommt es: Präsident Fiedler sagt, sein Bericht über die
Vergabe werde im Juli vorliegen – aber im Juni will der Herr Minister den Vertrag unterschreiben!
Meine Damen und Herren von der ÖVP! Weshalb fürchtet denn dieser Minister den
Rechnungshofbericht wie der Teufel das Weihwasser, wenn alles so einwandfrei,
korrekt, sauber und transparent ist? (Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der Grünen.) Weshalb,
Herr Minister, fürchten Sie den Rechnungshofbericht wie der Teufel das
Weihwasser?
Das ist ein Grund dafür, dass wir den Antrag auf Einsetzung eines
Untersuchungsausschusses unterstützen werden.
Nun zur Plattform. – Kein Euro, kein Cent werde aus dem Budget für
die Eurofighter kommen, hat der Herr Bundeskanzler vor der Wahl gesagt. Er
musste die Emotionen herausnehmen, hat er später gemeint. Das also ist das
Synonym für eine glatte Unwahrheit: die „Emotionen herausnehmen“? (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Was sagt denn der Herr Wirtschaftsminister zur
Wirtschaftsplattform? Das sei nicht vorgesehen, sagt er in der „Presse“ vom
17. Mai.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 56 |
Inzwischen – das muss man auch auf der Zunge zergehen lassen – lobt
Schüssel bereits wieder die Plattform und sagt, es sei kein Wahlkampfgag
gewesen.
Also bitte, da verpasst Ihnen ja Erwin Zankel, der Chefredakteur von der
„Kleinen Zeitung“ in seinem „Denkzettel“ die richtige Antwort: „Rosstäuscher. Virtuell wie die
Wirtschaftsplattform des Kanzlers, auf der die Eurofighter gratis landen
sollten. Die Regierung betreibt auch nach dem Wahltag die Rosstäuscherei munter
weiter. Das ist die Realität.“ (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Murauer:
Wo ist der Verbesserungsvorschlag?)
Zur Wirtschaftsplattform hat Herr Präsident Fiedler heute eine ganz
glasklare, eindeutige Auskunft gegeben. Präsident Fiedler heute im Originalton:
Es finden sich nicht die geringsten Anhaltspunkte für eine Vorfinanzierung der
Abfangjäger durch eine Wirtschaftsplattform vor. – Soweit zu den
Erklärungen des Bundeskanzlers vor der Nationalratswahl. (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine Damen und Herren, weil Sie immer mit so großer Begeisterung nach
Deutschland hinaus schauen; das ist ungemein beliebt, vor allem bei der ÖVP:
Der deutsche Rechnungshof empfiehlt eine Verschiebung des Kaufes der
Eurofighter und sagt, was die spätere Wartung und Logistik angehe, bestehe rund
zwei Jahre vor Nutzungsbeginn des Eurofighters noch keine Klarheit über die
Gesamtkosten. Ferner seien die Kosten für die Bewaffnung noch nicht vollständig
bekannt und unsicher. (Abg. Scheibner:
Wie viele Flieger haben die in Deutschland?)
Was glauben Sie, meine Damen und Herren, was der Herr Minister heute auf
diesen Einwand geantwortet hat? – Er meinte: Schauen wir doch nicht nach
Deutschland, kümmern wir uns um unsere Probleme in Österreich! – und das, wo
Sie monatelang immer wieder gesagt haben, wir müssten uns mit Deutschland
vergleichen. Eine Ungeheuerlichkeit, Herr Minister! (Beifall bei der SPÖ und
bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Ungeheuerlich sind
Ihre Vergleiche!)
Meine Damen und Herren! Ich zitiere: Für Österreich geschafft – Jörg
Haider stoppt den Abfangjägerkauf! FP-Bundesrat Gudenus: Es besteht
Korruptionsverdacht. Der dritte Präsident des Nationalrates fordert eine
Neuausschreibung und sagt: Der Wähler wurde getäuscht. – Wenn das keine Gründe sind, meine Damen und Herren von der FPÖ, heute
und hier einem Antrag auf Untersuchung dieser Causa zuzustimmen, wann dann? (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Der
Klubobmann sagt, es ist alles in Ordnung!)
17.34
Präsident Dr. Heinz Fischer: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Ich
schließe daher die Debatte.
Wir gelangen zu den Abstimmungen.
Als Erstes stimmen wir ab über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Gaál, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Beschaffungsstopp für Kampfflugzeuge beziehungsweise Luftraumüberwachungsflugzeuge.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag des
Kollegen Gaál zustimmen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Minderheit, und daher ist der Antrag
abgelehnt. (Rufe bei der ÖVP: Totengräber!) –
Den Ausdruck „Totengräber“ habe ich nicht gehört.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Kogler,
Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbruch des Beschaffungsvorganges von
Eurofighter-Typhoon.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein
diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 57 |
Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Wir gelangen nunmehr zur
Verhandlung über den Antrag der Abgeordneten Mag. Werner Kogler und
Fraktion auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend
„1. Untersuchung
der Rechtmäßigkeit aller Abläufe und Entscheidungen innerhalb des Beschaffungsvorganges
betreffend die Eurofighter-Kampfjets
2. Der
Untersuchungsausschuss soll durch Erhebungen von mündlichen und schriftlichen
Auskünften zum Untersuchungsgegenstand und durch Einsicht in die Akten der
angeführten Bundesministerien, ... alle Sachverhalte auf rechtliche und
politische Verantwortlichkeiten überprüfen.
Dabei sind
insbesondere folgende VerantwortungsträgerInnen ... einzubinden:
Involvierung und
Verantwortung von Bundeskanzler Dr. Schüssel, VizekanzlerIn (Riess-Passer
und Haupt), den Bundesministern für Finanzen (Grasser), Wirtschaft
(Bartenstein) und Landesverteidigung (Scheibner und Platter), deren Kabinette
und der von ihnen geleiteten Ministerien im Zuge des gesamten
Beschaffungsvorganges zur Anschaffung der Kampfflugzeuge;“
Es sind noch
weitere Prüfungsaufträge formuliert, und schließlich:
„Involvierung von
parteinahen Firmen, insbesondere die von EADS beauftragte PR-Agentur für das
Eurofighter-Lobbying „100% Comunications“, und deren Geschäftsführung.“
Der Antrag ist
inzwischen an alle Abgeordneten verteilt worden, sodass sich eine Verlesung
durch den Schriftführer erübrigt.
Der Antrag hat folgenden Wortlaut:
Antrag
der Abgeordneten Kogler, Kolleginnen
und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gemäß
§ 33 GOG zu den Vorgängen im Zusammenhang mit der Beschaffung von
Eurofighter-Kampfjets
Begründung:
Am 2.07.2002 hat der Ministerrat die
Beschaffung von 24 Stück Eurofightern zu einem Preis von
1,791.089.000 Euro (ohne Abgaben) beschlossen. Nach der
Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer wurde die Anzahl auf 18 reduziert.
Im Wahlkampf hat Bundeskanzler Dr. Schüssel eine budgetneutrale
Finanzierung der Abfangjäger durch eine Wirtschaftsplattform in Aussicht
gestellt.
Am 16.05.2003 hat Finanzminister Grasser die mit der EADS-Eurofighter
GmbH in Verhandlung vorläufig verhandelten Gesamtkosten für 18 Abfangjäger
mit 1,969 Mrd. Euro bekannt gegeben.
Gleichzeitig wurde ein Abänderungsantrag zu
Artikel 69 Budgetbegleitgesetz mit einer Preisangabe von
1,3369 Mrd. Euro angekündigt.
Verschiedene RegierungspolitikerInnen und politiknahe Persönlichkeiten
waren bei der Anbahnung des Geschäftes beteiligt. So ist beispielsweise der
ausgewiesene Gegner der Beschaffung von „Kriegsgerät“ Finanzminister Grasser
kurz vor dem Ministerratsbeschluss am 2.07.2002 auf das teuerste Modell den
Eurofighter-Typhoon eingeschwenkt.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 58 |
Der Rechnungshof hat in mehreren Berichten regelmäßig schwerwiegende und
kostspielige Mängel bei der Planung und Durchführung von Rüstungsbeschaffungen
des Bundesheeres aufgezeigt. Mit der drohenden Beschaffung von
18 Eurofighter-Kampfjets wird eine neue Kostendimension unter
vergaberechtlich höchst aufklärungsbedürftigen Umständen bei einem
Rüstungsprojekt erreicht.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Antrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Zur Untersuchung folgender Gegenstände wird ein Untersuchungsausschuss
eingesetzt:
1. Untersuchung der Rechtmäßigkeit aller Abläufe und Entscheidungen
innerhalb des Beschaffungsvorganges betreffend die Eurofighter-Kampfjets
2. Der Untersuchungsausschuss soll durch Erhebungen von mündlichen und
schriftlichen Auskünften zum Untersuchungsgegenstand und durch Einsicht in die
Akten der angeführten Bundesministerien, Parteien, Organisationen und Firmen
im Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand alle Sachverhalte auf
rechtliche und politische Verantwortlichkeiten überprüfen.
Dabei sind insbesondere folgende VerantwortungsträgerInnen und
Institutionen besonders in die Überprüfung einzubinden:
Involvierung und Verantwortung von Bundeskanzler Dr. Schüssel,
VizekanzlerIn (Riess-Passer und Haupt), den Bundesministern für Finanzen
(Grasser), Wirtschaft (Bartenstein) und Landesverteidigung (Scheibner und
Platter), deren Kabinette und der von ihnen geleiteten Ministerien im Zuge des
gesamten Beschaffungsvorganges zur Anschaffung der Kampfflugzeuge;
Involvierung der Landeshauptleute im Rahmen des gesamten Beschaffungsvorganges,
insbesondere im Zusammenhang mit den so genannten Kompensationsgeschäften;
Involvierung der politischen Parteien in Österreich;
Involvierung von parteinahen Organisationen und Vorfeldorganisationen;
Involvierung von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung;
Involvierung von parteinahen Firmen, insbesondere die von EADS
beauftragte PR-Agentur für das Eurofighter-Lobbying „100% Comunications“, und
deren Geschäftsführung.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen den Antrag, einen Untersuchungsausschuss
im Verhältnis: 5 ÖVP, 4 SPÖ, 1 FPÖ, 1 Grüne einzusetzen.
*****
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Die Durchführung einer Debatte
wurde nicht verlangt.
Daher kommen wir sogleich zur Abstimmung
über diesen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, dessen
Betreff ich nicht noch einmal wiederholen muss.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag auf Einsetzung eines
Untersuchungsausschusses ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes
Zeichen. – Der Antrag findet keine
Mehrheit, er ist daher abgelehnt.
Nationalrat, XXII.GP | 17. Sitzung / Seite 59 |
Einlauf
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Ich gebe bekannt, dass in der
heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 133/A bis 135/A eingebracht wurden,
weiters die Anfragen 438/J bis 468/J sowie eine Anfrage an den Präsidenten des
Nationalrates.
*****
Die nächste Sitzung des Nationalrates ist für Mittwoch, den
4. Juni, in Aussicht genommen. Sie wird auf schriftlichem Wege einberufen
werden.
Diese Sitzung ist geschlossen.
Schluss der
Sitzung: 17.37 Uhr
Wiener
Zeitung Digitale Publikationen GmbH 1 077 |