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Plenarsitzung

des Bundesrates

Stenographisches Protokoll

 

967. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Mittwoch, 29. Mai 2024

 

 

 

 

Bundesratssaal


Stenographisches Protokoll

967. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Mittwoch, 29. Mai 2024

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 29. Mai 2024: 9.00 – 18.31 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetz und das Postmarktgesetz geändert werden

2. Punkt: Bundesgesetz über die Erhöhung der Quote Österreichs beim Inter­nationalen Währungsfonds (IWF-Quotenerhöhungsgesetz 2024)

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994, das Arbeit­nehmerInnenschutzgesetz und die Bundesabgabenordnung geändert werden (Grace-Period – Gesetz)

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird

5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Nationale Emissionszertifikate­handels­gesetz 2022 geändert wird

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Emissionsgesetz-Luft 2018 geändert wird

7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Klimabonusgesetz geändert wird


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 2

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Inhalt

Bundesrat

Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung hinsichtlich beleidigender Äußerungen:

Dr. Andrea Eder-Gitschthaler ................................................................................. .... 28

Andreas Arthur Spanring ........................................................................................ .... 28

Christoph Steiner .......................................................................................................... 34

Wortmeldung des Bundesrates Markus Leinfellner betreffend Redezeitverwaltung              ............................................................................................................................... 48

Personalien

Ordnungsruf ................................................................................................................. 27

Aktuelle Stunde (115.)

Thema: „Zukunft der EU – Chancen und Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode“ ....................................................................................................... 13

Redner:innen:

Mag. Christian Buchmann ....................................................................................... .... 14

Mag. Elisabeth Grossmann ........................................................................................... 18

Andreas Arthur Spanring ............................................................................................. 22

Marco Schreuder .......................................................................................................... 29

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler ........................................................  36, 58

Mag. Christine Schwarz-Fuchs ............................................................................... .... 41

Mag.a Claudia Arpa ....................................................................................................... 45

Markus Leinfellner ........................................................................................................ 49

Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .... 52

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .... 55


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Nationalrat

Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse ........................................................................ 61

Ausschüsse

Zuweisungen ......................................................................................................  59, 288

Dringliche Anfrage

der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „EU-Wahnsinn stoppen“ (4188/J-BR/2024) ..................................... 181

Begründung: Christoph Steiner ................................................................................ 181

Staatssekretärin Claudia Plakolm ............................................................................. 202

Debatte:

Mag. Isabella Theuermann ...................................................................................... .. 215

Ing. Isabella Kaltenegger ......................................................................................... .. 217

Stefan Schennach .................................................................................................... .. 221

Simone Jagl .............................................................................................................. .. 230

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .. 236

Marlies Doppler ........................................................................................................ .. 238

Mag. Christine Schwarz-Fuchs ............................................................................... .. 243

Mag. Elisabeth Grossmann ...................................................................................... .. 251

Michael Bernard ...............................................................................................  257, 263

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (tatsächliche Berichtigung) .......................... 262

Markus Leinfellner ...................................................................................................... 264

Andreas Arthur Spanring .................................................................................  268, 285

Korinna Schumann .................................................................................................. .. 275

Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 278

Matthias Zauner ......................................................................................................... 281


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Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“ – Ablehnung ......................................................................................  224, 287

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“ – Ablehnung ......................................................................................  271, 287

Verhandlungen

1. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetz und das Postmarktgesetz geändert werden (2502 d.B. und 2541 d.B. sowie 11489/BR d.B.) .................................................... 61

Berichterstatter: Ernest Schwindsackl ....................................................................... 62

Redner:innen:

Christoph Stillebacher ............................................................................................. .... 62

Christian Fischer ...................................................................................................... .... 64

Günter Pröller ........................................................................................................... .... 66

Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................................................ .... 68

Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ............................................................ 70

2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz über die Erhöhung der Quote Österreichs beim Inter­nationalen Währungsfonds (IWF-Quotenerhöhungsgesetz 2024) (2509 d.B. und 2542 d.B. sowie 11490/BR d.B.)                  70

Berichterstatter: Ernest Schwindsackl ....................................................................... 70

Redner:

Christoph Stillebacher ............................................................................................. .... 71

Stefan Schennach .................................................................................................... .... 73


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Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ............................................................ 74

3. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994, das Arbeit­nehmerInnenschutzgesetz und die Bundesabgabenordnung geändert werden (Grace-Period – Gesetz) (2510 d.B. und 2543 d.B. sowie 11491/BR d.B) .................................................................................................. 75

Berichterstatterin: Bernadette Geieregger, BA ......................................................... 75

Redner:innen:

Mag. Sascha Obrecht .............................................................................................. .... 75

Mag. Bernhard Ruf .................................................................................................. .... 77

Markus Steinmaurer ................................................................................................ .... 79

Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ...................................................................................... .... 82

Ernest Schwindsackl ................................................................................................ .... 84

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf analoge Inanspruchnahme und Teil­habe an den Dienstleistungen der Verwaltung und der Daseins­vorsorge“ – Ablehnung ......................................  80, 86

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ............................................................ 85

4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird (4014/A und 2544 d.B. sowie 11492/BR d.B.) ........................................................................................................................................ 86

Berichterstatterin: Bernadette Geieregger, BA ......................................................... 86

Redner:innen:

Korinna Schumann .............................................................................................  87, 118

Matthias Zauner (tatsächliche Berichtigung) ............................................................ 94


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Silvester Gfrerer ....................................................................................................... .... 95

Günter Pröller ........................................................................................................... .... 97

MMag. Elisabeth Kittl, BA ....................................................................................... .. 100

Dr. Manfred Mertel .................................................................................................. .. 105

MMag. Elisabeth Kittl, BA (tatsächliche Berichtigung) .......................................... 107

Bundesminister Dr. Magnus Brunner, LL.M. ...................................................  108, 120

Markus Steinmaurer ................................................................................................ .. 115

Michael Wanner ...................................................................................................... .. 115

Marlies Doppler ........................................................................................................ .. 117

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kommunalen Wohnbau finanzieren, leistbares Leben ermöglichen“ – Ablehnung      90, 122

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 121

5. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Nationale Emissionszertifikate­handels­gesetz 2022 geändert wird (4015/A und 2545 d.B. sowie 11488/BR d.B. und 11493/BR d.B.) ............................................................ 122

Berichterstatterin: Bernadette Geieregger, BA ....................................................... 122

Redner:innen:

Günter Kovacs .......................................................................................................... .. 123

Elisabeth Wolff, BA .................................................................................................. .. 126

Klemens Kofler ......................................................................................................... .. 128

Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .. 130

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 134


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6. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Emissionsgesetz-Luft 2018 geändert wird (4001/A und 2538 d.B. sowie 11494/BR d.B.)    ............................................................................................................................. 134

Berichterstatter: Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ................................................................. 134

Redner:innen:

Michael Bernard ....................................................................................................... .. 135

Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ...................................................................................... .. 137

Viktoria Hutter ......................................................................................................... .. 138

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. .. 140

Daniel Schmid ............................................................................................................. 143

Andreas Arthur Spanring ........................................................................................... 146

Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 149

7. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klimabonusgesetz geändert wird (4016/A und 2539 d.B. sowie 11487/BR d.B. und 11495/BR d.B.) .......................................................................................................... 149

Berichterstatter: Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ................................................................. 149

Redner:innen:

Mag. Bettina Lancaster .............................................................................................. 150

Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .. 153

Michael Bernard ....................................................................................................... .. 157

Sandra Lassnig ......................................................................................................... .. 161

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. .. 163

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .. 167

Dr. Andrea Eder-Gitschthaler ................................................................................. .. 170

Andreas Babler, MSc .................................................................................................. 171

Marco Schreuder ........................................................................................................ 177

Korinna Schumann .................................................................................................. .. 179


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Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Andreas Babler, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klimaschutzgesetz jetzt – ÖVP und Grüne müssen die Blockade auflösen!“ – Ablehnung ........................................................................................................  176, 180

Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 180

Eingebracht wurden

Anträge der Bundesrät:innen

Mag. Bettina Lancaster, Kolleginnen und Kollegen betreffend Änderung der Förderrichtlinien für den Breitbandausbau (416/A(E)-BR/2024)

Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine europäische Wasserstrategie vorantreiben (417/A(E)-BR/2024)

Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Karfreitag als Feiertag für alle Arbeitnehmer:innen (418/A(E)-BR/2024)

Dr. Andrea Eder-Gitschthaler, Marco Schreuder, Korinna Schumann, Klemens Kofler, MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Änderung der Geschäftsordnung des Bundesrates (419/A-BR/2024)

Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostenloses Klimaticket für alle bis 25! (420/A(E)-BR/2024)

Anfragen der Bundesrät:innen

Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Nebenerwerbsbürgermeister oder Nebenerwerbsdirektor? (4183/J-BR/2024)

Doris Hahn, MEd MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Klasse Job“ - Flop? (4184/J-BR/2024)


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Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Umgang mit Ramadan-Fest in Schulen (4185/J-BR/2024)

Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Will ein Geheim­papier den NATO-Beitritt durch die Hintertür? (4186/J-BR/2024)

Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Will ein Geheimpapier den NATO-Beitritt durch die Hintertür? (4187/J-BR/2024)

Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend EU-Wahnsinn stoppen (4188/J-BR/2024)

Andrea Michaela Schartel, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Bestrebungen zur Errichtung eines „Nationalstadions“ in der Steiermark (4189/J-BR/2024)

Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schulwegsicherung Steiermark (4190/J-BR/2024)

Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sexualstraftaten (4191/J-BR/2024)

Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Stillstand bei der Konkretisierung teurer Infrastrukturprojekte! (4192/J-BR/2024)

Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kurzsichtigkeit beim Ausbau des Bahnnetzes! (4193/J-BR/2024)

Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Situation des Sektenwesens in der Steiermark (4194/J-BR/2024)


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Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend steirische Hebammen mit Kassenvertrag (4195/J-BR/2024)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend Folgeanfrage: Nicht veranlasste Strafverfolgung von Eltern, Erziehungsberechtigten oder gesetzlichen Vormunden bei Beschneidung von Mädchen und jungen Frauen (FGM/C) (3852/AB-BR/2024 zu 4158/J-BR/2024)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ominöse Post AG-Immobilienverkäufe (3853/AB-BR/2024 zu 4160/J-BR/2024)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neubau der Polizeiinspektion Trieben (3854/AB-BR/2024 zu 4159/J-BR/2024)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Bundes­rät:innen Günter Kovacs, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einsatz von Bundesheerangehörigen gegen Schlepperei an der Grenze (3855/AB-BR/2024 zu 4161/J-BR/2024)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Günter Kovacs, Kolleginnen und Kollegen betreffend Was tun Sie gegen Schlepper­kriminalität, Herr Innenminister? (Folgeanfrage) (3856/AB-BR/2024 zu 4162/J-BR/2024)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Patientenaufnahmestopp bei steirischen Kassenärzten (3857/AB-BR/2024 zu 4166/J-BR/2024)


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des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wieso haben Jugendliche in anderen Bildungsmaßnahmen als Schule und Lehre keinen Anspruch auf das Jugendticket? (3858/AB-BR/2024 zu 4169/J-BR/2024)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend ominöse ÖBB-Immobilienverkäufe (3859/AB-BR/2024 zu 4164/J-BR/2024)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andrea Michaela Schartel, Kolleginnen und Kollegen betreffend Grazer Schutzzonen (3860/AB-BR/2024 zu 4165/J-BR/2024)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wieso haben Jugendliche in anderen Bildungsmaßnahmen als Schule und Lehre keinen Anspruch auf das Jugendticket? (3861/AB-BR/2024 zu 4168/J-BR/2024)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wieso haben Jugendliche in anderen Bildungsmaßnahmen als Schule und Lehre keinen Anspruch auf das Jugend­ticket? (3862/AB-BR/2024 zu 4167/J-BR/2024)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Finanzierung von Männerberatung im Kontext von Gewaltprävention (3863/AB-BR/2024 zu 4170/J-BR/2024)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Finanzierung von


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Männerberatung im Kontext von Gewaltprävention (3864/AB-BR/2024 zu 4172/J-BR/2024)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Finanzierung von Männerberatung im Kontext von Gewalt­prävention (3865/AB-BR/2024 zu 4171/J-BR/2024)


 


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09.00.08Beginn der Sitzung: 9 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Margit Göll, Vizepräsident Dominik Reisinger, Vizepräsident Mag. Franz Ebner.

09.00.10*****


Präsidentin Margit Göll: Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich allen und eröffne die 967. Sitzung des Bundesrates. (Bundesrät:innen der SPÖ tragen Buttons mit der Aufschrift „Politik mit Herz. SPÖ“.)

Die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 966. Sitzung des Bundesrates vom 24. April 2024 sind aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet für die heutige Bundesratssitzung ist niemand.

09.00.36Aktuelle Stunde


Präsidentin Margit Göll: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde zum Thema

„Zukunft der EU – Chancen und Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode“

mit Frau Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Caroline Edtstadler, die ich somit herzlich willkommen heißen darf. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

In der Präsidialkonferenz wurde Einvernehmen über folgenden Ablauf erzielt: Zunächst kommt je ein:e Redner:in pro Fraktion zu Wort, dessen beziehungsweise deren Redezeit jeweils 10 Minuten beträgt. Sodann folgt die Stellungnahme der Frau Bundesministerin, die ebenfalls 10 Minuten nicht überschreiten soll. Danach folgt wiederum je eine Redner:in der Fraktionen sowie anschließend eine Wortmeldung des Bundesrates ohne Fraktion mit jeweils einer 5-minütigen Redezeit. Zuletzt kann noch eine abschließende


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Stellungnahme der Frau Bundesministerin erfolgen, die nach Möglichkeit 5 Minuten nicht überschreiten soll.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Christian Buchmann. Ich erteile es ihm und mache darauf aufmerksam, dass entsprechend der Ver­einbarung die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Bitte sehr.


9.01.56

Bundesrat Mag. Christian Buchmann (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein ehemaliger Wiener Bürgermeister hat einmal gemeint, dass Wahlkampfzeiten Zeiten fokussierter Unintelligenz wären. Wenn man manche Aussagen der FPÖ der letzten Tage mitverfolgt, könnte man meinen, er hätte hellseherische Kräfte besessen. (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Die FPÖ als Freundeskreis von Wladimir Putin hat es für würdig erachtet, die Europäische Union als Kriegstreiber zu bezeichnen – eine Aussage, die ihresgleichen sucht (Zwischenruf des Bundesrates Spanring), die verkennt, dass Millionen Familien, Millionen Menschen durch diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins auf die Ukraine leidvolle Erfahrungen durchleben müssen, die verkennt, dass Hunderttausende Menschen ihr Leben verloren haben, dass Milliarden an Infrastruktur zerstört worden sind und dass unser europäisches Wertegebäude in Gefahr ist.

Die FPÖ und ihre Repräsentanten würden es für notwendig erachtet, in der Millisekunde auf den roten Knopf zu drücken, wenn sie dazu imstande wären, um die Europäische Union zu verlassen und damit die Zukunftschancen junger Menschen zu gefährden, aber auch der exportorientierten Wirtschaft in unserem Land. Sie wissen, dass 6 von 10 Euro in Österreich aus dem Export stammen, 70 Prozent davon aus dem Export in den europäischen Binnenmarkt, und dass davon Hunderttausende Arbeitsplätze direkt und indirekt abhängig sind. Das möchte die SPÖ, ah, die FPÖ (Widerspruch bei der SPÖ) – Pardon! (Bundesrätin


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Grimling: Ja, ja, ja!) , das möchte die FPÖ, damit die Zukunftschancen junger Menschen gefährden, die wirtschaftlichen Exporte damit verunmöglichen, damit Wertschöpfung in Österreich minimieren und damit unseren Wohlstand minimieren. – Wir wollen das nicht! (Beifall bei ÖVP und Grünen, bei Bundes­rät:innen der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen der FPÖ (Bundesrat Steiner: Da sitzen wir, schau!), ja, liebe Kolleginnen und Kollegen der FPÖ, wer den Rechtsradikalen in Europa und im Besonderen in Deutschland die Mauer macht, stellt sich weit über das, was unser gemeinsames Wertegebäude bedeutet – und auch das wollen wir nicht. (Beifall bei ÖVP und Grünen, bei Bundesrät:innen der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Geschätzte Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor ziemlich genau 30 Jahren, nämlich am 12. Juni 1994, hat die österreichische Bevölkerung mit großer, großer Mehrheit entschieden, dass Österreich Teil der Europäischen Union werden soll, und diese 30 Jahre waren 30 erfolgreiche Jahre für Österreich, weil damit Frieden in Freiheit stattfinden konnte, weil damit die Grundprinzipien und Mechanismen des europäischen Zusammenlebens, nämlich der freie Personenverkehr, der freie Warenverkehr, der freie Dienstleistungs­verkehr, der freie Kapitalverkehr, mit Leben erfüllt worden sind und viele, viele Menschen von diesen Freiheiten profitiert haben.

Denken Sie nur an die jungen Menschen, die durch die Erasmus-Programme ihre Lehre in Europa erleben durften, die in Europa studieren konnten, die sich in Europa in Schulprojekten austauschen konnten, damit auch neue Sprachen kennenlernen und neue Sprachen lernen konnten! All das ist in diesem gemein­samen Europa geschehen und hat uns nicht nur materiell, sondern auch immateriell reicher gemacht.

Der Wohlstand Europas hängt maßgeblich davon ab, dass wir den Binnenmarkt, also den gemeinsamen Wirtschaftsraum in Europa, stärken. Diesbezüglich ist einiges gelungen – ich habe es erwähnt, dass 6 von 10 Euro unserer Wirtschaft


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im Export erwirtschaftet werden, 70 Prozent davon in der Europäischen Union, und dass es daher notwendig ist, diesen europäischen Wirtschaftsraum entsprechend zu stärken.

Viele von Ihnen wissen, dass ich ein Steirer bin, und mein Heimatbundesland, die Steiermark, hat vom EU-Beitritt Österreichs auch enorm profitiert. Die Steiermark gehört zu den Innovationsregionen Europas. Mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von 5,14 Prozent sind wir europaauffällig geworden, und das hängt auch damit zusammen, dass wir an den Innovations- und Forschungsprogrammen Europas sehr stark teilnehmen, mit unseren Universi­täten, mit unseren außeruniversitären Forschungseinrichtungen, mit unseren Universities of Applied Sciences und den technologiegetriebenen Forschungs­abteilungen in unserer Industrie und in unserer Wirtschaft.

Die Europäische Union war in den vergangenen Jahrzehnten ein wertvoller Teil Europas – damit meine ich auch den Raum außerhalb der Europäischen Union –, aber insbesondere auch für Österreich eine Erfolgsgeschichte, und ich freue mich, dass viele diese Erfolgsgeschichte gemeinsam mitgegangen sind.

Wie in jedem Projekt gibt es auch Punkte, wo man entwickeln muss, wo man sich weiterentwickeln muss und möglicherweise eine neue strategische Agenda setzen muss. Ich und meine Gesinnungsgemeinschaft waren immer der Meinung, dass man Europa in den großen Fragen weiterentwickeln muss. Was meine ich damit? – Das sind natürlich die innere und die äußere Sicherheit, das ist die Frage der illegalen Migration, das ist die Frage des Green Deals und des grünen Wandels, den wir gemeinsam entwickeln müssen, allerdings immer auch mit einem Blick auf Technologieoffenheit.

Ich denke dabei insbesondere auch an die Weiterentwicklung unseres gemein­samen Wirtschaftsraumes, wenn es darum geht, dass wir in diesem Wirt­schaftsraum Innovationskraft leben müssen und dass wir in entscheidenden Wirtschaftssektoren – und das haben uns die letzten Jahre gezeigt – Nach­holbedarf haben, wo wir eine Reindustrialisierung in Europa brauchen, wo wir


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Rohstoffsicherheit herstellen müssen und wo wir auch im Bereich der Digitalisierung die Zukunftschancen nutzen müssen.

Everett Rogers, einer der Großen der amerikanischen Innovationsforschung, hat ja einmal gemeint, dass (englisch aussprechend:) innovation etwas zu tun hat mit (englisch aussprechend:) invention, also mit dem kreativen Akt, dem Erfindungs­geist, und der (englisch aussprechend:) implementation, nämlich der Umsetzung, und Europa hat bei dieser Umsetzung noch nicht alle Chancen gemeinsam genutzt, und das sollten wir in den nächsten Jahren auch ganz, ganz speziell tun.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es geht darum, in den großen Fragen enger zusammenzuarbeiten, und da meine ich auch die EU-Erweiterung: Wenn wir betreffend EU-Erweiterung nicht weiterkommen, wenn wir den Fokus am Westbalkan nicht richtig setzen und den Ländern des westlichen Balkans Chancen geben – Stefan Schennach und ich waren vor wenigen Wochen in Nordmazedonien bei einer Wahlbeobachtung –, dann wird man die dortige Gefühls- und Stimmungslage enttäuschen und möglicherweise die Länder des westlichen Balkans in andere Arme treiben. Daher ist es, glaube ich, wichtig, in verschiedenen Zwischenschritten den Ländern des westlichen Balkans und den Menschen am westlichen Balkan eine Perspektive zu geben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wenn wir unsere Werthaltungen in diesen Raum nicht entsprechend expor­tieren, also Stabilität exportieren, werden wir Instabilitäten ernten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit stärken und dürfen dabei nicht verkennen, dass Europa nicht nur der gesamt­europäische Komplex ist, nicht nur aus 27 Nationalstaaten besteht, sondern – hier in der Länderkammer erlaube ich mir, auch darauf hinzuweisen – dass wir Regionen in Europa haben; Europa soll sich in den großen Fragen vertiefen, aber in anderen Fragen den Regionen, den Ländern, den Gemeinden, den Städten auch ihre Entscheidungskraft geben.


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Wir sind im EU-Ausschuss des Bundesrates immer der Meinung gewesen, dass delegierte Rechtsakte nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Diese Meinung teile ich. Da etwas mehr Subsidiarität zu leben, da die Proportionalität anzuwen­den ist richtig.

Ich komme zum Schluss und sage: Das, was Europa jetzt braucht, ist der Anspruch, auch Weltmeister der Talente zu sein und nicht Champions der Bürokratie. Wir müssen in verschiedensten Bereichen diese Bürokratie zurück­nehmen. Darunter leiden unsere Unternehmen, darunter leidet die Landwirtschaft. Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Da muss Europa handeln und zukunftsfit sein. Das, was wir jetzt brauchen, sind die drei I: Ideen, Innovationen und Initiativen – und jedenfalls nicht (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), Kollege Steiner, Zweifel, Zwänge und Zaudern.

In diesem Sinn: Europa ist ein Erfolgsprojekt! Europa wird seine Erfolgs­geschichte weiterschreiben, und das sehr intelligent! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.13


Präsidentin Margit Göll: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Elisabeth Grossmann. Ich erteile ihr das Wort.


09.13.16

Bundesrätin Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ, Steiermark): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ja, viele Chancen konnten sich durch das europäische Einigungswerk realisieren, und die wohl wichtigste ist der Friede in den Mitgliedstaaten der EU, die sich – wie wir wissen – zuvor ja in langen kriegerischen Auseinander­setzungen mit viel menschlichem Leid bekämpft haben. Das wurde durch das europäische Einigungswerk überwunden.

Auch die wirtschaftliche Entwicklung kann sich aber sehen lassen – Kollege Buchmann hat es zum Teil schon ausgeführt –: Die Exporte in die EU-Staaten aus Österreich haben sich vervierfacht, und aus der Steiermark haben sie sich


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sogar verneunfacht. Also da sieht man schon eine besondere Wirtschaftskraft, und die Chancen lassen sich auch noch steigern: Mit dem Vollbetrieb des Koralmtunnels, aber auch des Semmeringbasistunnels rücken wir in das Zentrum der transeuropäischen Netze, die vom Baltikum bis ans Mittelmeer reichen und auch die österreichischen Landeshauptstädte besser miteinander verbinden.

Das sind unglaublich große Chancen für den Personenverkehr, aber auch für den Güterverkehr, sofern wir es endlich schaffen – und das ist ein großer Appell an die Bundesregierung beziehungsweise auch an die künftige Politik der Europäischen Union –, den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern; damit können wir auch diese Chancen realisieren. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundes­rät:innen der ÖVP.)

Das wäre ein großer Gewinn für die Lebensqualität, für die Umweltqualität und auch die Verkehrssicherheit in Österreich.

Ja, wir rücken in Europa zusammen. Der gemeinsame Markt wird genützt. Es wird immer mehr europaweit gearbeitet und auch eingekauft, und das stellt uns gleichzeitig auch vor große Herausforderungen. Es braucht dafür nämlich auch einen gemeinsamen europaweiten rechtlichen Rahmen, damit die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und auch der Konsumentinnen und Konsumenten nicht unter die Räder kommen. Im Bereich des Arbeitsrechtes ist da, gerade auch auf Betreiben sozialdemokratischer Abgeordneter wie zum Beispiel Evelyn Regner, einiges gelungen – die Plattformrichtlinie beispielsweise.

Die Binnenmarktfreiheit, die Dienstleistungsfreiheit hat dazu geführt, dass sich neue Arbeitsformen auf unseren Arbeitsmärkten einschleichen. Immer mehr Arbeiten – nicht nur Lieferdienste, beispielsweise auch Pflegearbeiten, Büro­arbeiten, Übersetzungsdienste und so weiter – werden über Onlineplatt­formen an sogenannte neue Selbstständige vermittelt, und daraus entspringen natürlich auch große Gefahren. Das kann zum Auslaufen des traditionellen, des klas­sischen Dienstvertrages und damit auch zu einem Mangel an sozialer Absiche­rung und zu einer Aushöhlung des Sozialstaates führen – und damit der


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Finanzierung von all dem, was aufgebaut wurde, von der Bildung bis zu den Pensionen. Das durfte man nicht zulassen, und deshalb wurde diese Richtlinie beschlossen, die jetzt auch raschest umgesetzt werden muss. (Beifall bei der SPÖ.)

Genauso ist es notwendig, neue Erscheinungsformen in der Arbeitswelt generell genau unter die Lupe zu nehmen, denn da schleichen sich auch Dinge ein, die wir nicht haben wollen, nämlich Diskontarbeitsplätze auf unseren Baustellen, weil eben die Lücken der Entsenderichtlinie ausgenützt werden. Da muss man ganz dringend nachjustieren, denn es muss das Prinzip gelten: gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort. Da braucht es auch europaweite Kontrollen, am besten durch ein europaweites Arbeitsinspektorat. Also da müssen wirklich die Lücken aufgespürt und das Arbeitsrecht muss entsprechend nachjustiert werden, wenn es notwendig ist.

Auch die besten EU-Richtlinien helfen den Menschen aber nichts, wenn sie in Österreich nicht umgesetzt werden. Da gibt es einige Beispiele, wo das nur sehr, sehr schleppend vorangeht, beispielsweise bei der Lohntransparenzrichtlinie. Es ist erstmals gelungen, den Beschäftigten wirklich ein wirksames Instrumentarium in die Hand zu geben, um sich gegen Lohndiskriminierung wehren zu können, indem eben die Beweislast umgekehrt wird. Da lässt sich die Bundesregierung aber schon sehr viel Zeit mit der Umsetzung. Das sollte rasch umgesetzt werden, damit die Beschäftigten auch wirklich etwas davon haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Da erwarte ich eine Vorlage, genauso wie beim Konsument:innenschutz, wo eben eine Richtlinie beschlossen wurde, die schon längst umzusetzen wäre, um sich eben auch mittels Sammelklagen wehren zu können. Da ist die Bundesregie­rung ebenfalls absolut säumig, auch da erwarten wir rasch Umsetzungsschritte.

Umsetzungen sind immer sehr, sehr spät erfolgt und meist auch sehr zu Unguns­ten der Beschäftigten, der Konsumentinnen und Konsumenten, wie beispiels­weise bei der Work-Life-Balance-Richtlinie, die nicht nur verspätet gekommen ist, sondern in der Weise umgesetzt wurde, dass man den Familien in Wahrheit


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zwei Monate Karenzzeit gekappt und das dann auf die EU geschoben hat. (Beifall bei der SPÖ.)

So will man dann Europabewusstsein fördern? – Da passt irgendetwas nicht zusammen. Gerade die große Europaskepsis ist teilweise schon auch sehr stark hausgemacht, gerade auch von der Politik der amtierenden Bundesregierung.

Arbeitnehmer:innen, Konsument:innen sind anscheinend in der Europäischen Union weit besser vertreten als in der österreichischen Bundesregierung, obwohl es natürlich auch europaweit großen, großen Handlungsbedarf gibt. Die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten schauen genau darauf, wie es den Menschen geht, die sich für ihr hart erarbeitetes Geld natürlich auch etwas Gscheites und nicht irgendwelche Produkte, die dann knapp nach Ablauf der Gewährleistung oder Garantie kaputtgehen, kaufen können sollen. Da braucht es also auch einen entsprechenden Schutz und eben eine Langlebigkeit der Produkte. Da ist auch noch unglaublich viel zu tun.

Wenn die Preise weit über die Herstellungskosten hinaus steigen, sodass die Menschen schon Sorge haben müssen, wie sie die Energiekosten stemmen, wie sie den Lebensmitteleinkauf stemmen, wie sie überhaupt den Alltag finanzieren, dann muss regulierend in den Markt eingegriffen werden, wenn ersichtlich ist, dass Marktmacht einseitig missbraucht wird.

Und wenn schon seitens der österreichischen Bundesregierung nichts geschieht, dann muss das vonseiten der Europäischen Union passieren. Es braucht einfach eine Regulierung der Märkte, wenn das Ganze aus dem Ruder läuft. Das ist ganz, ganz dringend notwendig, weil die Menschen sonst das Vertrauen in das europäische Einigungswerk, aber auch insgesamt in die Politik und letztendlich auch in die Demokratie verlieren. Das müssen wir uns immer vor Augen führen. (Beifall bei der SPÖ.)

Und: Natürlich geht es ganz, ganz wesentlich um Versorgungssicherheit. Das muss oberste Priorität der künftigen europäischen Politik sein. Wir müssen die


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Produktion der lebensnotwendigsten Produkte, beispielsweise Medikamente, wieder nach Europa holen. Wir wissen es – ich habe hier auch eine Anfrage dazu gestellt –, 500 Medikamente sind in Österreich nicht verfügbar. Wir müssen die Produktion nach Europa holen. Es braucht eine Reindustrialisierung – natürlich auch klimaschutzgerecht.

Insgesamt steht Klimaschutz ganz, ganz groß auf der Agenda. Klimaschutz muss aber für alle lebbar und leistbar sein. Bei Klimaschutzmaßnahmen braucht es soziale Gerechtigkeit, damit da auch niemand ausgeschlossen wird. Die soziale Dimension des Klimaschutzes ist also auch ein ganz, ganz wichtiges Ziel.

Und: Es darf keinen Wettlauf nach unten geben, weder bei Löhnen noch bei Sozialleistungen, aber auch nicht bei Steuern. Es darf da keinen Wettlauf nach unten geben, Steuern müssen dort eingehoben werden und dort anfallen, wo auch die Gewinne anfallen, denn sonst werden unsere öffentlichen Haushalte und damit die Finanzierung unseres Sozialstaates ausgehöhlt. (Beifall bei der SPÖ.)

Entscheidend muss sein, wie es den Menschen in Europa geht. Ja, die EU ist mehr als nur ein reiner Binnenmarkt, sie soll ein guter Platz zum Leben sein. (Beifall bei der SPÖ.)

9.23


Präsidentin Margit Göll: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Andreas Arthur Spanring. – Bitte.


9.23.54

Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich): Frau Vorsitzende! Frau Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Zuschauer hier im Saal und vor den Bildschirmen! Ja, nach der Märchenstunde vom Herrn Buchmann kommen wir wieder zur Realität zurück.

Sie sollten nicht so viel vom Wirtschaftsbund plagiieren, Herr Buchmann, das tut Ihnen nicht gut, wie Sie wissen.


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Vorweg etwas, das wir Freiheitliche schon öfters moniert haben: Wenn es eine Aktuelle Stunde gibt, dann wäre es sinnvoll, dass die Reihenfolge der Redner dahin gehend geändert wird, dass der jeweilige Minister beginnt. Warum? – Weil man dadurch auch auf die eine oder andere Aussage des jeweiligen Ministers replizieren kann. So wie das jetzt gehandhabt wird, ist das Ganze halt ein Herunterratschen einzelner Ansichten, und das, meine Damen und Herren, hat in Wahrheit wenig mit einer parlamentarischen Diskussion zu tun. (Beifall bei der FPÖ.)

Weiters stellen sich dann noch viele Minister hier hin und bedanken sich bei uns, beim Bundesrat, für das vorgegebene Thema, so als ob wir uns das Thema aussuchen würden. Na mitnichten, meine Damen und Herren, das Thema wird natürlich von den Regierungsparteien bestimmt – was ihnen gerade am besten passt. Grundsätzlich, muss ich sagen, habe ich auch kein Problem damit – machen Sie das ruhig, suchen Sie sich das Thema gerne selber aus! –, aber womit ich bitte schon ein massives Problem habe, ist, wenn Sie sich dann hierherstellen und uns für dumm verkaufen wollen, indem Sie sagen, wir hätten uns das Thema dieser Aktuellen Stunde ausgesucht. Da kann ich nur eines sagen: Wir hier haben diese billigen Taschenspielertricks ja schon lange durchschaut, und Gott sei Dank werden es auch draußen in der Bevölkerung täglich mehr, die diesen Lügen­populismus durchschauen. (Beifall bei der FPÖ.)

Der heutige Titel der Aktuellen Stunde lautet „Zukunft der EU – Chancen und Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode“, und wir stehen heute – circa elf Tage, glaube ich, sind es noch – vor der kommenden EU-Wahl an einem kritischen Scheidepunkt, der über die Zukunft der Europäischen Union bestim­men wird.

Für uns Freiheitliche ist klar: Wir fordern Klarheit und Aufrichtigkeit in der Politik; zwei Werte, die den aktuell Regierenden in Österreich – natürlich speziell jenen der ÖVP –, aber leider auch in Europa zwei absolute Fremdwörter sind.


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Wenden wir uns einem ganz aktuellen Beispiel, dem Renaturierungsgesetz, zu: Dieses Gesetz stellt unserer Meinung nach eine Gefahr für die Ernährungssicher­heit Europas dar (Bundesrat Schennach: Aber geh!), und es enteignet unsere Bauern. (Beifall bei der FPÖ.)

Die ÖVP gibt jetzt vor, gegen dieses Renaturierungsgesetz zu sein. Warum? – Natürlich weil Wahlen vor der Tür stehen und weil die Bauernschaft dieser ÖVP großteils noch immer blind vertraut und damit in Wahrheit ihren eigenen Schlächter unterstützt.

Eines ist klar: Was haben wir in der Vergangenheit immer wieder erleben müssen? – Diese ÖVP hat mehrere Gesichter, und genau diese Janusköpfigkeit lebt die ÖVP in Brüssel voll und ganz aus. Hier in Österreich erklärt uns die ÖVP, wofür sie stehen würde, und in Brüssel stimmt dann dieselbe ÖVP allen Grauslichkeiten bis hin zum Migrationspakt zu und schadet damit Österreich massiv. (Beifall bei der FPÖ.)

Denken Sie an Herrn Karas, der in Brüssel Maßnahmen umgesetzt hat, die hierzulande von der ÖVP nicht nur abgelehnt, sondern teilweise sogar verteufelt wurden: Kaum kam öffentliche Kritik, hat sich die ÖVP davon distanziert, um ihn dann bei der nächsten Wahl wieder als Spitzenkandidaten aufzustellen. Diese ÖVP hat also in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sie in Europa eine Politik unterstützt, die sie zu Hause angeblich bekämpft. Dieses Verhalten der ÖVP zeigt, dass es der ÖVP nicht um Inhalte, sondern ausschließlich um Machterhalt und Stimmenfang geht, nämlich quer durch alle politischen Lager von links bis rechts. Dieses Verhalten der ÖVP, von links nach rechts zu springen, so wie es gerade opportun ist, gleicht für mich einer politischen Schizophrenie: Machterhaltung und Stimmenfang, koste es, was es wolle! (Beifall bei der FPÖ.)

Es wird höchste Zeit, meine Damen und Herren, dass alle Österreicher dieses falsche Spiel und dieses verlogene Spiel durchschauen. Liebe ÖVP, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie alle – besonders für Sie, Herr Buchmann –: Das


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passiert! Auch immer mehr Landwirte erkennen, dass das V in ÖVP nicht für Volk, sondern für Verrat steht. (Beifall bei der FPÖ. – Ah-Rufe bei der SPÖ. – Bundesrat Himmer: Abwerten, niedermachen!)

Diese Europäische Union hat nur dann eine gute Zukunft, wenn sie Reformwillen zeigt, wenn sie besser wird, und dazu braucht es ganz einfach eine andere Politik. (Bundesrat Himmer: Abwerten, niedermachen! Abwerten, niedermachen! Das ist großartig, da fühlen wir uns wohl! – Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger) – Herr Himmer ist schon ganz nervös; Sie dürfen dann eh auch noch reden. (Bundesrat Himmer: Ich bin nicht nervös, ich bin einfach nur angewidert!) – Wir brauchen dazu also eine andere Politik, und das wiederum schaffen wir nur mit anderen Parteien und anderen Politikern.

Diese EU hat nur dann eine gute Zukunft, wenn sie, wie wir hoffen, nicht mit Menschen wie einer Frau von der Leyen, aber auch einer Frau Edtstadler stattfinden wird (Beifall bei der FPÖ – Bundesrat Himmer: Mit Menschenverachtung à la FPÖ!), sondern mit Politikern, denen die Bürger in Europa, aber vor allem auch die Anliegen der eigenen Landsleute wichtig sind.

Diese Frau Edtstadler (Bundesrat Himmer: Genau! Deswegen beginnen wir mit der Menschenverachtung! Die Anliegen der Österreicher mit Menschenverachtung vertreten!) – ich wiederhole jetzt nicht, was sich diese Dame alles auf Kosten der Österreicher geleistet hat – hätte als Europaministerin die österreichischen Interessen in Brüssel vertreten sollen. Was hat sie in Wahrheit getan? (Bundesrat Himmer: Bitte noch was! Jetzt kommt noch was Menschenverachtendes, gell?) – Diese Frau Edtstadler hat als Handlanger der EU-Eliten hier in Österreich die Brüsseler Interessen vertreten. Da kann ich nur sagen, Frau Minister: Schämen Sie sich dafür! Schämen Sie sich aufrichtig! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Himmer: Na noch was Beleidigendes, natürlich! Bitte! Weil darum geht es: die Frau Minister zu beleidigen! Ja, noch was Menschenverachtendes!)

Und weil ja heute von Kollegen Buchmann wieder Aussagen zum Thema Russland gekommen sind (Bundesrat Buchmann: Das hört ihr nicht gerne, gell? Das


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hört ihr nicht sehr gerne!) – und es werden auch noch von Frau Minister Edtstadler welche kommen –: Schauen Sie, hier habe ich ein Bild (eine Tafel mit einem Foto, auf dem Bundesministerin Edtstadler, neben Präsident Putin gehend, zu sehen ist, in die Höhe haltend), auf dem die Frau Minister, sogar in den Farben Russlands gekleidet, neben Herrn Putin gestanden ist (Rufe bei der ÖVP: ... neidig! – Genau!), und dann hat Sie noch geschrieben: „Es war mir eine Ehre, dass ich ihn begleiten durfte.“ – Es war für sie eine große Ehre. Sie hat sich also ganz devot in den Staub geworfen. (Bundesrat Buchmann: Aber wer hat denn den Vertrag abgeschlossen? Wer hat den Vertrag abgeschlossen?)

Und weil dann sicher wieder kommen wird: Oh, wie schlimm, oh, wie schlimm, jetzt wird wieder kritisiert, was sie da angehabt hat!, nämlich Kleidung in den Nationalfarben (Bundesrat Himmer: Eifersüchtig! Eifersüchtig!): Nein, Frau Minister, das hat nichts mit Sexismus zu tun, denn wenn ein Mann sich so patschert und so devot und so peinlich angezogen hätte, dann würde ich diesen Mann auch kritisieren, aber es waren halt Sie! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger. – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Frau Präsidentin, wie wäre es, wenn Sie vielleicht einmal Ihre eigenen Leute unter Kontrolle bekommen? (Bundesministerin Edtstadler: Das sind Ihre, die klatschen! – Bundesrat Buchmann: Kannst dich dann entschuldigen! – Bundesrätin Eder-Gitschthaler hebt die Hand.)

Meine Damen und Herren, es gibt jetzt die Möglichkeit für eine Verbesserung, es gibt die Möglichkeit, das Verrückte wieder zurechtzurücken. Es kommt nur darauf an, was Sie wollen, meine Damen und Herren (Bundesrätin Eder-Gitschthaler hebt neuerlich die Hand): Wollen Sie, dass die EU so wie in den letzten Jahren unser Europa demontiert – mit dem Green Deal, mit dem Migra­tionspakt, mit immer mehr Zentralismus, mit einer Schulden- und Über­wachungspolitik? – Dann sind Sie bei der ÖVP, bei der SPÖ, bei den Grünen, bei den NEOS gut aufgehoben. Es ist wurscht, was, das ist eh ein Einheitsbrei, da ist es egal, wen Sie wählen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Wollen Sie aber eine Europäische Union, die sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren soll, in der der Schutz der Außengrenzen und die Sicherung des Wohlstands im Vordergrund stehen, in der wieder mehr Kompetenzen an die Nationalstaaten zurückwandern und diese starken Nationalstaaten dann auch gut miteinander zusammenarbeiten, in der die österreichische Neutralität wieder einen Stellenwert bekommt (Beifall bei der FPÖ) und wir Bürger sicher, in Frieden und Wohlstand leben können, dann bleibt Ihnen einzig und allein eine Wahl, nämlich am 9. Juni ein Kreuz bei der FPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Harald Vilimsky zu machen. (Beifall bei der FPÖ. – Oh-Rufe bei der ÖVP. – Der Redner hält neuerlich die Tafel mit dem Foto, auf dem Bundesministerin Edtstadler mit Präsident Putin zu sehen ist, in die Höhe.) – Ich zeige es gerne noch einmal her. Schau, Frau Minister, für Sie!

9.32

09.32.50*****


Präsidentin Margit Göll: Trotz politischer Differenzen sind wir verpflichtet, respektvoll miteinander umzugehen. Für die mehrmaligen Beleidigungen, Beschimpfungen (Bundesrat Spanring: Was?) und die Bezichtigungen der Lügen - - (Bundesrat Spanring: Was? Was? Was war beleidigend?) – Ich habe sie mitgeschrieben. (Bundesrat Spanring: Ja dann sag, was es war! Sag, was es war! – Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Lass mich bitte ausreden und schrei mich nicht an! (Bundesrat Steiner: I schrei’ da eini, wie es mir passt!) – Zum Beispiel „Lügenpopulismus“ und „Verrat“ sind Wörter, die verwendet wurden, und ich frage dich, ob du diese Wörter zurücknimmst. (Bundesrat Steiner: Nein, sicher nicht!) – Gut, dann gibt es dafür einen Ordnungsruf. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen. – Bundesrat Spanring: Er kann nicht für mich antworten!)

*****

Bitte, Frau Bundesrätin Andrea Eder-Gitschthaler. (Bundesrat Spanring: Er kann ja nicht für mich entscheiden! Wenn, dann müssen Sie mich fragen, Frau Präsidentin! Er hat geantwortet – ich habe nichts gesagt!)



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9.33.31

Bundesrätin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP, Salzburg) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin, vielen Dank für Ihre Worte!

Zur Geschäftsordnung: Ich finde es unerträglich (Ruf bei der FPÖ: Ja, ja!), dass in diesem Hause frauenfeindliche Äußerungen, besonders gegen Ministerinnen, getätigt werden. Das hat Kollege Spanring unserer Meinung nach ganz klar gemacht.

Ich bitte um die Einhaltung der Würde des Hauses, und ich fordere eine Entschuldigung der FPÖ – denn das haben wir nicht verdient, und speziell die Frau Ministerin nicht. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

9.34


Präsidentin Margit Göll: Diesen Umgang, wie ihr (in Richtung FPÖ) mit einer Präsidentin oder mit jedem Einzelnen von uns umgeht, hat niemand verdient (Bundesrat Steiner: Ja, ja!), und ich lasse mir nicht dauernd sagen: Da, schau her da! – Hallo, wo sind wir denn?! Wir sind hier im - - (Bundesrat Steiner: Wer hat denn das gesagt?) – Du jetzt gerade.

Und ja, ich erteile jetzt deinem Kollegen das Wort. – Bitte, jetzt gelangst du (in Richtung Bundesrat Spanring) zu Wort.


9.34.35

Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich) (zur Geschäftsbehandlung): Zur Geschäftsordnung, danke schön: Frau Präsidentin, wenn Sie schon einen Ordnungsruf erteilen und mich vorher fragen, ob ich die Worte – die ich nicht als Beleidigung empfinde (Bundesrat Buchmann: Das ist Ihr Problem! Das ist ja das Problem!), sondern die eher mehr der Wahrheit entsprechen – zurücknehme, dann müssen Sie schon auf meine Antwort warten und können nicht, wenn irgendjemand Nein darauf sagt, sagen: Dann erteile ich einen Ordnungsruf.


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Sie haben mich nicht gefragt, also nehme ich Ihren Ordnungsruf nicht zur Kenntnis. Ich kann Sie aber beruhigen: Ich hätte es eh nicht zurückgenommen.

Dann zu Frau Kollegin Edtstadler – weil wir wieder an diesem Punkt sind –: Das ist dieselbe Dame, die damals herinnen gestanden ist und gesagt hat: Hh!, wir kriegen keine Luft, weil wir jetzt so böse Worte – irgendetwas mit einem Nazivergleich – gehört haben! – Auch das war damals nicht wahr (Zwischenrufe bei der ÖVP – Bundesrat Schreuder: Das ist nicht zur Geschäftsordnung!), hat nicht gestimmt. Diese Dame ist eine Schauspielerin bei jeder ihrer Wortmeldungen! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Bravo!)

9.35


Präsidentin Margit Göll: Ich würde Sie wirklich bitten, respektvoll und auch sachlich mit unseren Themen umzugehen. (Bundesrat Steiner: Du bist überfordert! Die Frau Präsidentin ist maßlos überfordert! Maßlos überfordert! Maßlos überfordert immer! Aber es ist eh nur noch bis Juli, dann haben wir es eh geschafft!)

*****

Wir setzen in der Tagesordnung fort.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Marco Schreuder.


9.35.54

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Eines kann ich schon sagen: Europa hat diese Sprache nicht verdient! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Europa ist für so viele junge Menschen auf diesem Kontinent und auch in unserem Land – denn Österreich ist Europa, es geht nicht um Österreich versus Europa, es geht um Österreich mit Europa – ein Versprechen: für all die Erasmus-Studentinnen und -Studenten, die sich austauschen, für die vielen Kulturinitiativen, die miteinander arbeiten, für die Wirtschaft, die floriert. Es


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ist ja schon gesagt worden – und das ist völlig richtig, es ist sogar bewiesen –, dass kaum ein Land so sehr von einem Beitritt zur Europäischen Union profitiert hat wie Österreich. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Österreich war am Rande Europas! – Ich werde immer wieder gefragt, zum Beispiel da oben in der Demokratiewerkstatt oder auch bei Schuldiskussionen – und es wird wahrscheinlich vielen von uns so gehen –: Was war das wichtigste politische Ereignis, das Sie erlebt haben? – Und immer wenn ich dann zurückdenke, ist meine klare Antwort – obwohl in der Vergangenheit vieles passiert ist: der Überfall Russlands auf die Ukraine, was uns alle und auch unseren Kontinent natürlich stark bewegt und auch verändert, wir haben eine Pandemie erlebt, es gab 9/11, es gab sehr viele Themen, die bewegt haben –: Das wichtigste Ereignis in meinem Leben war der Fall der Mauer und das Fallen der Grenzen 1989 und dass ein gespaltener Kontinent zusammengewachsen ist – und ich werde nicht aufgeben, das als beste Idee, als beste politische Idee aller Zeiten zu feiern. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie der Bundesräte Obrecht und Schmid.)

Ein Wort noch zu Kollegen Spanring, weil er sich wünscht, wir mögen erst auf Aussagen einer Ministerin replizieren: Als Parlamentarier finde ich es eigentlich auch einmal ganz legitim und richtig, dass ein Minister auf unsere Reden und auf das, was die Parlamentarierinnen und Parlamentarier sagen, repliziert – denn so sollte es doch eigentlich auch sein. (Beifall der Bundesrätin Grossmann.)

Meine Damen und Herren! Wenn ich es biografisch sehe, kann ich sagen: Österreich ist damals einer Europäischen Union beigetreten, deren Bürger ich war. Ich war damals kein österreichischer Staatsbürger – ich war damals noch niederländischer Staatsbürger –, und von daher war es natürlich auch in meinem ganz persönlichen Interesse, dass Österreich sozusagen in diese Familie aufgenommen wird. Und das Interessante war: Ich hatte dann eine Zeit lang noch eine niederländische Staatsbürgerschaft, dann später eine österreichische


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Staatsbürgerschaft, und ich fand den Unterschied überhaupt nicht mehr groß, denn alles in allem war es eine europäische Identität und eine europäische Kraft.

Österreich hat so enorm profitiert! Jetzt aber gibt es Kräfte, die anderes wollen, und eine Kraft haben wir soeben in einer Rede gehört: Wir haben von der FPÖ keine einzige Idee gehört, keinen einzigen Vorschlag, keine einzige positive Aussage im Sinne von: Das könnte Europa machen!, im Gegenteil, es wurden nur negative Äußerungen über die Europäische Union gemacht – mit dem Ziel, diese Europäische Union zu zerstören. Das ist euer Konzept.

Ihr wollt die Grenzen und die Mauern, die wir 1989 niedergerissen haben, die in Revolutionen, in friedlichen Revolutionen niedergerissen wurden, wieder bauen. Das ist in Wahrheit das Konzept. Ihr nennt es Festung, und in Wahrheit sind es Mauern und Grenzen.

Wir lassen dieses Europa nicht zerstören (Bundesrat Spanring: Das entscheidet der Wähler!), nicht von der Freiheitlichen Partei und nicht von anderen nationalis­tischen Parteien in diesem Land. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Wir werden es nicht zulassen! Es gibt Kräfte außerhalb dieser Europäischen Union, die, selbstverständlich auch aus machtpolitischen Gründen, aus geopolitischen Gründen, kein starkes Europa haben wollen. Sie wollen nicht, dass Europa im sicherheitspolitischen Bereich, im wirtschaftspolitischen Bereich oder in anderen Bereichen mit einer Stimme spricht. Sie wollen ein zerklüftetes, ein zerstrittenes Europa – und ihr (in Richtung FPÖ) seid die Handlanger dieses zerstrittenen Europas. Ihr seid es, die das voranbringen (Bundesrat Spanring: Peinlich! Einfach nur peinlich!), ihr seid es, die das kaputt machen, ihr seid diejenigen, die das, was Putin und andere wollen, erreichen wollen. Ihr seid genau das: Ihr arbeitet gegen die Interessen Österreichs, gegen die Interessen Europas, ihr arbeitet für die Interessen des Kreml. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky. – Bundesrat Spanring: Du hast keine Ahnung!)


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Was sind die Herausforderungen? – Es sind schon viele genannt worden. Ich fand auch sehr wichtig, was Kollegin Grossmann gemacht hat: Man muss ja in so einem demokratischen Gefüge auch Forderungen stellen, sagen, was noch fehlt, was notwendig ist. Auch wir haben da viele Punkte. Vieles sehr Positives ist erreicht worden, vieles muss erreicht werden. Das ist das, was Europa ausmacht: ein demokratischer Streit darüber, was wir brauchen, und ein ständiges Ringen um Lösungen. (Bundesrat Steiner: Frag doch die Lena!)

Jetzt hört einmal zu: Ihr von der Freiheitlichen Partei (Bundesrat Steiner – mit Daumen und Zeigefinger beider Hände ein Herz formend –: Hallo!), ihr beruft euch immer gerne auf die 1848er-Revolution und auf die nationalliberalen Revolutionen. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) Lest doch einmal bei Carl von Clausewitz nach! Das war ein preußischer Militärhistoriker und -theoretiker, der ganz klar gesagt hat, dass jede Friedensordnung wichtig ist und dass sie nur so lange funktioniert, bis einer ausschert, und wenn einer ausschert, ist jede Friedensordnung in Gefahr. Beherzigt das einmal – ihr, die ihr immer die Aufklärung so hochhaltet! (Bundesrat Steiner: ... der Coronalockdown ...! Gott sei Dank sind wir ausgeschert bei Corona! Gott sei Dank, sonst wär’ der Wahnsinn da weitergegangen mit dir und mit deine Wappler! – Ruf bei der ÖVP: Wappler?! – Ruf bei den Grünen: Deine was?) – „Wappler“ hat er gesagt. (Bundesrat Steiner: Wappler habe ich gesagt, Wappler! – Bundesrätin Schumann: Der Bundesrat wird zur Tschauner Bühne!)


Präsidentin Margit Göll: Ich muss mich jetzt wirklich wieder melden.

Merkst du nicht selbst, wie du mit deiner Sprache hier in diesem Saal eigentlich uns alle, alle Politiker schlechtmachst? (Bundesrat Steiner: Was sagst du denn zur Coronazeit?) Ihr seid es, die ständig Beschimpfungen und Beleidigungen aus­sprechen. (Bundesrat Steiner: Corona!) Wir haben hier respektvoll miteinander umzugehen. Vielleicht hörst du jetzt bitte einmal zu! (Neuerliche Zwischenrufe der Bundesräte Spanring und Steiner.) – Nein, vielleicht hörst du bitte jetzt einmal zu!


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Jetzt ist Bundesrat Schreuder am Wort, und ich bitte darum, dass ihr jetzt auch einmal zuhört und dem Redner diesen Respekt entgegenbringt!


Bundesrat Marco Schreuder (fortsetzend): Es ist ja völlig klar, dass die Freiheit­liche Partei hier ganz laut schreit, weil sie zu Europa nichts zu melden hat, außer zu meckern – weil ihr keine Idee, keine Politik, keine Vorstellung habt, während wir, die konstruktiven Kräfte, hier stehen und um die besten Lösungen für Europa ringen. Darum geht es hier am Ende. (Beifall bei Grünen und ÖVP, bei Bundesrät:innen der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Die Auseinandersetzungen, die globalen Fragen sind so riesig, die werden wir als kleines europäisches Land nicht alleine lösen können. Selbstverständlich kann man immer darüber diskutieren, was man auf nationalstaatlicher Ebene und was auf europäischer Ebene lösen sollte – na klar! –, aber die Klimakatastrophe, die uns droht, werden wir nur in einem planetarischen, gesamten Akt erledigen können, die werden wir nicht als kleiner Staat erledigen können. All die Fragen, all die Kooperationen in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, in der Kultur werden wir nur gemeinsam und nicht getrennt voneinander angehen können.

Im Hinblick auf Putin, der wieder den Krieg nach Europa gebracht hat, der es wieder geschafft hat, dass Bomben auf zivile Ziele geschossen werden – wie neulich auf Theaterhäuser, auf Baumärkte –, der wieder Kinder entführt, müssen wir als Europa sagen: Das ist ein Europa, das wir nicht zulassen werden! Da müssen wir als Europa sagen: Nein!, und da müssen wir auf der Seite der Ukraine stehen. Wir dürfen den nationalistischen und zerstörerischen Kräften Europas keinen Platz geben, sie dürfen dieses Europa nicht kaputt machen.

Kooperation bedeutet Verhandlung, Kooperation bedeutet Kompromissfindung, Kooperation ist manchmal mühsam, sie ist anstrengend, sie ist ein ständiger Verhandlungsprozess. Das ist nicht immer einfach, das ist auch nicht immer einfach zu kommunizieren, das weiß auch Europa, das wissen wir alle, aber mühsame Entscheidungsprozesse und demokratische Verhandlungen sind immer


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noch besser, als dass eine Person, eine Kraft über alle anderen Köpfe hinweg entscheidet.

Es geht um Beitrittsperspektiven für wichtige Länder. Einige von uns waren ja selbst in Georgien: Wir haben gesehen, was für ein Versprechen Europa für die Menschen in Georgien ist. Dieses Versprechen habe ich am Anfang genannt: ein Kontinent, der gemeinsam arbeitet, gemeinsam Kultur, Wissenschaft und Politik betreibt. Es geht um die Versorgungssicherheit – da hat Frau Kollegin Grossmann vollkommen recht –, es geht um die großen Fragen der digitalen Revolution, vor denen wir stehen, und es geht um die künstliche Intelligenz. Es geht um Jugend, es geht um die Zukunft – es geht um unsere Jugend, und da sage ich auch klar: Wir brauchen eine Jugend, die auch politisch partizipiert. Es geht auch um das Klima, aber dazu wird natürlich mein Kollege Grossmann als Experte noch viel mehr sagen können. (Rufe bei der SPÖ: Gross! – Heiterkeit der Bundesrätin Grossmann.) – Was habe ich gesagt: Grossmann? Entschuldigung, Adi Gross.

Meine Damen und Herren, wir lassen uns von den nationalistischen Kräften, die Europa zerstören wollen, dieses Europa sicher nicht kaputt machen, auch nicht als Koalitionspartner. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Bundesrates Schmid.)

9.46


Präsidentin Margit Göll: Zur Geschäftsordnung hat sich Bundesrat Christoph Steiner zu Wort gemeldet. – Bitte.

*****


9.46.36

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsident! Sie haben jetzt speziell mir vorgeworfen, beleidigende Worte zu verwenden. Das stimmt auch, aber das hat einen Hintergrund, und den erkläre ich jetzt kurz. (Heiterkeit und Widerspruch bei ÖVP und Grünen.) – Da könnt ihr


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jetzt jammern und schreien, wie ihr wollt! Ich lasse mir nicht - - (Bundesrat Schreuder: Zur Geschäftsordnung!) – Ich rede eh zur Geschäftsordnung, hörts zu!

Ich lasse mir nicht von einer Präsidentin, die völlig überfordert ist (Widerspruch bei ÖVP und Grünen – Rufe: Was?! – Bundesrat Schreuder: Das ist nicht zur Geschäftsordnung, das ist eine Meinung!), einen unparteiischen Vorsitz zu führen, die andauernd da hinten oben am Sitz der Präsidentin oder des Präsidenten bei jedem Redner, der ihr gut passt, nickt und zustimmende Gesten macht und andauernd bei anderen Rednern den Kopf verdreht, das Gesicht verzieht – man sieht es eh auf den Videos; Sie können jetzt schon lachen –, ich lasse mir nicht dann auch noch von euch oder von Ihnen als Präsidentin, als derzeit Vorsitz­führende; Gott sei Dank ist es am 1. Juli dann vorbei – sagen, dass wir beleidi­gende Worte verwenden!

Ich sage euch: Ich habe vor Ämtern sehr viel Respekt, aber nicht vor jenen Personen, die, so wie eine Ministerin Edtstadler, mich in der Coronazeit aus Österreich ausweisen wollten, da ich nicht geimpft bin. Vor dieser Dame habe ich jeglichen Respekt verloren, und, Frau Präsidentin, auch vor Ihnen, weil Sie damals auch mit dabei waren, bei dem ganzen Coronawahnsinn der ÖVP. Was Sie uns alles geheißen haben! (Widerspruch bei ÖVP und Grünen. – Bundesrat Schreuder: Das ist nicht zur Geschäftsordnung! Entziehts ihm das Mikro!) Somit gibt es für mich keinen Respekt mehr euch gegenüber. Deshalb bleibt es so, wie es ist. (Beifall bei der FPÖ.)

9.48

*****


Präsidentin Margit Göll: Zur Geschäftsordnung - - (Bundesrat Schreuder: Das war nicht zur Geschäftsordnung! – Bundesrat Steiner: Ja natürlich!) – Das war eindeutig nicht zur Geschäftsordnung. (Bundesrat Steiner: So ein Schwachsinn! – Ruf bei der ÖVP: Hallo!)


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Du hast heute etliche Beleidigungen – ich habe mir alle aufgeschrieben (Bundesrat Steiner: Ja, dann sag sie!) – gegen mich als Präsidentin geäußert. Das ist deine Meinung. Ich kann ein Lächeln aufsetzen und den Kopf drehen, bitte, wann ich es für notwendig halte, und muss dich nicht deswegen fragen. Ich bin keine Statue.

Wir gehen weiter in der Tagesordnung.

Für eine erste Stellungnahme hat sich die Frau Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr dieses, die Redezeit ist mit 10 Minuten limitiert. – Vielen Dank.


9.49.04

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Bundesrätinnen und Bundesräte! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Das Thema der Aktuellen Stunde könnte nicht besser gewählt sein. Es ist offensichtlich so breit gewählt, dass auch Platz dafür ist, dass Herr Bundesrat Spanring, obwohl er beklagt, dass es ihm vorgegeben worden ist, Möglichkeiten hat, eine ehemalige Staatssekretärin und ihre Bekleidung zu kritisieren. Auch dafür ist Platz in einer Demokratie, in einem Rechtsstaat, in dem Meinungsäußerungsfreiheit herrscht.

Ich darf Ihnen nur sagen: Seien Sie froh, dass Sie in Österreich leben, in Europa leben (Bundesrat Steiner: Na danke! Danke!), wo die Europäische Menschen­rechts­konvention gilt und das auch möglich ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

„Zukunft der EU – Chancen und Herausforderungen der kommenden Legis­laturperiode“: Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist ein historisches Jahr. Es ist ein wichtiger Moment, in dem wir uns befinden, nur elf Tage vor den Wahlen zum Europäischen Parlament und in einem Jahr, in dem wir auch schon einiges feiern durften, zum Beispiel jährte sich am 1. Mai zum 20. Mal die größte


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Erweiterung der Europäischen Union um zehn Mitgliedstaaten. Das war ein Projekt, das sehr mutig war und das sich ausgezahlt hat. Am 12. Juni wird sich zum 30. Mal die zweite Volksabstimmung hier in Österreich jähren, bei der die Österreicherinnen und Österreicher mit 66,6 Prozent Ja gesagt haben – Ja zu Europa, Ja zu einem Friedensprojekt, Ja zu einem gemeinsamen Vorgehen in herausfordernden Zeiten. Dazu können wir uns alle nur gratulieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist aber auch ein Moment, es ist ein Jahr, in dem man Befund aufnehmen muss, benennen muss, wo wir stehen, und einen Ausblick für die Bevölkerung geben muss, wie es weitergeht. Denn ich verhehle nicht, dass wir vor großen Herausforderungen stehen: Wir haben Krieg auf dem europäischen Kontinent. Wir haben Krieg in der nächsten Umgebung Österreichs. Wir haben dadurch Herausforderungen zu meistern, von der Inflation über die Teuerung, die Energiesicherstellung und die Sicherheit an sich dieses europäischen Konti­nents – etwas, wo wir sagen müssen, im Moment ist das europäische Lebens­modell bedroht.

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich gehe so weit, dass ich sage, die FPÖ trägt dazu bei, dass unsere Institutionen, dieses Projekt Europa, der Frieden gefährdet sind; denn wenn ich mir manche Straßenumfragen oder auch Stimmungsbarometer anschaue, kann ich nur sagen: Wenn es das ist, was Sie erreichen wollen, Spaltung, Ausgrenzung, Abwertung und Schlechtreden (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel), dann kann ich Ihnen nur gratulieren: Bei vielen geht das offenbar hinein. Und das ist traurig, es ist vor allem aber gefährlich (Bundesrat Spanring: Wollen Sie sagen, dass die Österreicher dumm sind? Oder was ist das für eine Anspielung?), denn es gefährdet unser aller Leben. Es gefährdet unser Zusammenleben und unsere Werte in diesem Land und in Europa. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

Wenn ich mir - - (Bundesrat Steiner: Nur ... haben Sie!) – Sie bedienen ein Narrativ, das Putin nicht besser wählen hätte können, wenn man Europa zerstören will.


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(Bundesrat Steiner: Nur ... haben Sie, Frau Minister!) Weil Sie Ihren Spitzenkandi­daten Vilimsky schon genannt haben: Wenn ich mir seine Forderungen anschaue, kann ich nur sagen: Er will offensichtlich wieder ins Europäische Parlament mit einem Sinn: Europa zu zerstören. Das gilt es zu verhindern! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

Aber kommen wir zurück zum Thema und dazu, was die Österreicherinnen und Österreicher in diesen Tagen wirklich interessiert: Wie kann es weitergehen? In welche Richtung soll die Europäische Union gehen? – Ja, man muss ganz ehrlich sein: Manches Mal hat man das Gefühl, die Europäische Union hat mehr Krisen gesammelt als gelöst. Das liegt aber auch daran, dass die Herausforderungen entsprechend groß sind. Wir stehen im Moment da, wo man sagen muss: Die USA sind innovativ, China ist produktiv und Europa ist regulativ. Das müssen wir ändern. Es braucht ein starkes Europa der Regionen. Es braucht mehr Europa in Schlüsselbereichen und es braucht weniger EU in Bereichen, die auf lokaler, auf regionaler Ebene besser zu lösen sind. Dafür werden wir uns einsetzen. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Spanring: Die Kopiermaschine läuft schon wieder!)

Im Wesentlichen geht es aus meiner Sicht um drei Dinge: Zum Ersten muss die Europäische Union ihre geopolitischen Interessen wieder in den Vordergrund stellen. Es geht darum, dass wir ein eigenständiger Akteur im globalen Gefüge sein wollen, dass wir in der großen Welt ernst genommen und wahrgenommen werden wollen, auch im Spannungsverhältnis zu Russland, dass wir jemand sind, der auch stark aufzeigen kann. Wir müssen gleichzeitig mit der Politik, mit der Außenpolitik des erhobenen Zeigefingers Schluss machen. Wir brauchen Partner­schaften mit Ländern, die unsere Werte teilen. Nur so können wir unsere Macht ausstrahlen lassen, so wie es Bundesrat Buchmann auch schon angesprochen hat. Nur so können wir erfolgreich die Europäische Union zur Sicherheit und zum Wohle von uns selbst erweitern, um Stabilität zu exportieren und nicht Insta­bilität zu importieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Der zweite Bereich ist, dass es einmal mehr – und viel mehr als früher – darum geht, Europa zu sichern, Europa auch nachhaltig im Inneren zu stärken. Das


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beginnt mit starken Institutionen. Da geht es um unsere Werte und Grund­prinzipien, die wir absichern: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte. (Bundesrat Steiner: Corona! Das haben wir gesehen!) Das ist keine Selbstver­ständlichkeit. Das haben Generationen vor uns hart erarbeitet. Es geht darum, jeden Tag auf die Einhaltung der Demokratie, ja, auch auf das Miteinander im respektvollen Umgang zu schauen. (Bundesrat Steiner: Auf der Straße waren wir für die Demokratie!) Das ist Stärke im Inneren und das ist ein weiterer wesent­licher Punkt für die nächsten fünf Jahre. (Beifall bei der ÖVP.)

Eine Möglichkeit, wie man das Vertrauen in die Institutionen auch stärken kann, ist sicher eine Institution, die ich seit Beginn meiner Tätigkeit als Europaminis­terin wiederbelebt habe, und das sind die Europa-Gemeinderätinnen und Europa-Gemeinderäte. Sie sollen die Brücke zwischen Brüssel und Straßburg, das oft so fern scheint, und Österreich und der Gemeinde bilden, wo die Menschen leben, wo die Menschen sich erwarten, dass wir Politikerinnen und Politiker auch tatsächlich Lösungen für diese großen Herausforderungen und Antworten auf die großen Fragen der Zukunft finden. Das ist es, liebe FPÖ, was die Menschen erwarten (Heiterkeit bei der FPÖ) und nicht ein Zerstören der Institutionen und Schlechtreden unserer demokratischen Einrichtungen. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Genau! Jawohl!)

Der dritte Punkt ist ein ganz wesentlicher: Wir müssen uns auf unsere wirtschaftliche Stärke rückbesinnen. Der Binnenmarkt ist das größte Asset, das wir haben. Wir haben in den letzten 30 Jahren als Mitglied der Europäischen Union stark davon profitiert, wir müssen diesen Binnenmarkt aber endlich vollenden. Wir müssen schauen, dass wir all die Hürden für die Unternehme­rinnen und Unternehmer abbauen, und dazu gehört auch, die europäische Kapitalmarktunion voranzutreiben und die Vorteile zu nützen, die die Europä­ische Union bringt.

Wir können in jedem Mitgliedstaat leben, arbeiten, studieren. Wir können Produkte aus allen Mitgliedstaaten auch tatsächlich erwerben. Und wir müssen jetzt verstehen, dass wir nicht in Konkurrenz zueinander stehen, dass nicht die


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ungarische Salami zur italienischen Salami in Konkurrenz steht oder der spanische Wein zum österreichischen Wein – es ist alles vorrätig und alles zu haben –, sondern wir stehen in Konkurrenz zu den USA und zu China. Deshalb muss dieser Binnenmarkt jetzt vollendet werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wollen endlich Weltmeister der Innovation werden und nicht länger Weltmeister der Überregulierung bleiben. Das ist aus meiner Sicht die größte Aufgabe in den nächsten fünf Jahren für die Europäische Kommission, um die Wettbewerbsfähigkeit tatsächlich abzusichern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Europäische Union hat nicht umsonst im Jahr 2012 den Friedensnobelpreis bekommen. Ich wage aber zu behaupten, dass wir damals die ganze Dimension, die das Nobelpreiskomitee schon erkannt hatte, gar nicht wahrgenommen haben, denn wir haben Frieden, Freiheit, wir haben Sicherheit und Wohlstand als völlig selbstverständlich hingenommen. Auch diejenigen, die jetzt sagen, alles ist schlecht, genießen die Freiheiten der Europäischen Union: keine Roaminggebühren, keine Grenz­kontrollen, in fast allen Mitgliedstaaten eine einheitliche starke Währung, die sich auf dem Weltmarkt bewährt hat.

Aber seit mehr als zwei Jahren schaut es anders aus – und diesen Frieden gilt es abzusichern. Das geht aber nur gemeinsam. Das geht nur mit einem starken Europa. Das geht nur, wenn wir auch die großen Herausforderungen wie den Kampf gegen den Klimawandel mit Vernunft, Hausverstand und Innovation stemmen (Bundesrat Spanring: Ihr seid nicht für Frieden!) und wenn wir den Euro­pean Way of Life bewahren. Das, was für uns selbstverständlich ist, ist in manchen Ländern, gar nicht fern von uns, alles andere als selbstverständlich.

Ich möchte mit einem Zitat von Jean Monnet schließen. Jean Monnet hat gesagt: Europa wird in Krisen geschmiedet und wird die Summe der Lösungen sein, die in diesen Krisen gefunden wird.


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In diesem Sinne: Nutzen wir diese herausfordernde Zeit! Ziehen wir an einem Strang! Arbeiten wir an einem starken Europa! Österreich ist ein verlässlicher Partner in diesem Europa und wird es auch weiterhin bleiben. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesrät:innen der Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

9.59


Präsidentin Margit Göll: Vielen Dank, Frau Bundesministerin.

Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Teilnehmer:innen an der Aktuellen Stunde nach Beratung in der Präsidialkonferenz 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Christine Schwarz-Fuchs. Ich erteile es ihr.


09.59.48

Bundesrätin Mag. Christine Schwarz-Fuchs (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Besucherinnen und Besucher und Zuschauer via Livestream und mittels ORF-Übertragung! Es wurde schon einiges über die Chancen und Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode der EU gesagt, darum möchte ich darauf jetzt nicht so genau eingehen oder das wiederholen, aber lassen Sie mich bitte ein paar andere Dinge sagen.

Wie einige von Ihnen wissen, bin ich die Vorarlberger Spitzenkandidatin für die ÖVP bei der kommenden EU-Wahl, was aber nicht bedeutet, dass ich ins EU-Parlament kommen werde – ich bin auf der Liste nur auf Platz zehn gereiht. (Ruf bei der ÖVP: Wer weiß! – Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)

Was ich aber sagen will: Ich habe in den letzten Tagen und Wochen sehr viel mit Bürgerinnen und Bürgern über die EU und über die Zukunft der EU diskutieren können, und was die Menschen an der EU sehr schätzen, ist – und das scheint gerade in Zeiten der globalen Unsicherheiten wieder sehr wichtig zu werden –,


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dass die EU-Mitgliedschaft für uns in Österreich Frieden und Sicherheit bedeutet. Wir haben das heute bereits gehört.

Weiters schätzen viele die diversen Freiheiten, die Kollege Buchmann vorhin auch angesprochen hat: dass die Menschen innerhalb der EU dort studieren, dort leben und arbeiten können, wo sie möchten. Viele junge Menschen nützen das auch und studieren zum Beispiel in Berlin, in Paris, in Amsterdam oder auch in Dublin.

Weiters wurde auch immer wieder erwähnt, dass die Leute froh sind, dass es innerhalb der EU keine Roaminggebühren mehr gibt. Das heißt, wenn man zum Beispiel nach Italien auf Urlaub fährt, dann fallen keine teuren Telefongebühren mehr an.

Was in allen Diskussionen immer ein sehr wichtiger Punkt war, ist die Tatsache, dass uns der EU-Beitritt viele zusätzliche Arbeitsplätze gebracht hat und auch unser Wohlstand gestiegen ist. Die Exporte Österreichs haben sich – und wir haben es von der Kollegin von der SPÖ bereits gehört – seit dem EU-Beitritt vervierfacht. In meinem Heimatbundesland Vorarlberg haben sich die Exporte sogar verfünffacht. Ein Großteil dieser Exporte geht in andere EU-Länder. Der europäische Binnenmarkt ist also unerlässlich für Österreichs Wirtschaft und muss daher in der kommenden Legislaturperiode weiter gestärkt werden.

Gleichzeitig dürfen wir nicht ignorieren, dass eine übermäßige Regulierung unse­rer Wirtschaft nicht gut ist. Bundesministerin Edtstadler hat es bereits gesagt: Zwischen 2019 und 2023 kamen über 850 neue Verpflichtungen auf die Unter­nehmen in der EU zu. Das muss man sich einmal vorstellen: über 850. Dies führt zu sehr hohen Verwaltungskosten und behindert die Unternehmen. Die nächste EU-Kommission und das nächste EU-Parlament müssen daher unbedingt Bürokratie abbauen, um ein dynamisches und unternehmerfreundliches Umfeld zu schaffen und um die Wettbewerbsfähigkeit im Hinblick auf die globalen Märkte zu stärken.


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Aktuell ist es so, dass die USA, China und auch Indien ein viel höheres Wirt­schaftswachstum haben, als wir es in Europa haben. Das ist mittel- bis langfristig nicht gut für unseren Wirtschaftsstandort. Wir brauchen unsere Unternehmen aber sehr dringend, denn sie bieten nicht nur Arbeitsplätze für unsere Bevölke­rung, sie zahlen auch Steuern, die wir für unseren Staatshaushalt dringend benötigen, die auch unser Sozialsystem und unser Pensionssystem finanzieren.

Neben dem erwähnten Bürokratieabbau müssen wir unsere Anstrengungen zur Förderung von Investitionen in Europa verstärken und unsere wissenschaftliche und technologische Exzellenz weiter ausbauen. Nur so können wir sicherstellen, dass Europa im globalen Wettbewerb um Innovation und Fortschritt bestehen kann. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass der Erfolg Europas auch von seinen Menschen abhängt. Wir müssen daher in Fachkräfte investieren und sicherstellen, dass unsere Bevölkerung die Fähigkeiten besitzt, die sie für die Arbeitsplätze der Zukunft benötigt.

Auch das Thema des Umweltschutzes und die Migrations- und Asylthematik waren bei allen Diskussionen mit den verschiedenen Menschen in den letzten Wochen immer ein großes Anliegen, aber darauf kann ich jetzt aufgrund des Zeitmangels nicht weiter eingehen und dazu wurde auch von meinen Vorred­nern schon einiges gesagt.

Ganz kurz noch ein paar Sätze zu dem, was Frau Kollegin Grossmann und Herr Kollege Spanring gesagt haben; zuerst zu Frau Kollegin Grossmann: Sie haben gesagt: „Es darf keinen Wettlauf nach unten geben“, was die Sozialleistungen angeht. (Ruf bei der SPÖ: Richtig!) – Dann wundert es mich aber, dass die SPÖ eine Sozialunion fordert.

Was bedeutet eine Sozialunion? – Dann würden überall in der EU (Bundesrat Schennach: Genau das! – weitere Zwischenrufe bei der SPÖ) die Sozialstandards natürlich sehr hoch sein, aber wir haben jetzt in Österreich – ich traue mich fast zu behaupten – einen der höchsten Sozialstandards. (Bundesrätin Grimling: Ist das schlecht? – Bundesrätin Schumann: Darum hat der Minister nicht die La-Hulpe-


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Erklärung unterschrieben!) Wenn wir EU-weit einen Kompromiss, einen Level finden müssen, dann wird das wahrscheinlich – mit höchster Wahrschein­lichkeit – nicht der Level sein, den wir aktuell in Österreich gewohnt sind. (Bundesrätin Schumann: Es geht um Mindeststandards, Frau Kollegin! – Zwischen­rufe der Bundesrät:innen Grimling und Schennach.) Das heißt, für die Öster­reicherinnen und Österreicher würde das Sozialniveau nach unten nivelliert werden, wenn diese Sozialunion wirklich kommen würde. (Bundesrätin Grossmann: ... falsch verstanden!)

Nun noch zu Kollegen Spanring von der FPÖ (Ruf bei der FPÖ: ... Frau Kollegin, die Zeit ist leider schon aus!): Auf den Wahlkampfstil der FPÖ einzugehen, dazu werde ich dann eh bei der Dringlichen Anfrage noch genug Gelegenheit haben, aber nur ein paar Sätze, weil Bundesministerin Edtstadler jetzt noch hier ist. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) Zur Aussage, die Sie gemacht haben, wie jemand angezogen ist: Das ist doch wohl unerheblich. Wichtig ist die Arbeit, die gemacht wird. (Bundesrat Spanring: Na, die war schlecht! Die war noch schlechter als die Kleidung! Die Kleidung war eh schön!) Frau Bundesministerin Edtstadler ist eine Frau mit einem ausgezeichneten Wissen, die eine super Arbeit macht. Frauen auf das zu reduzieren, welche Kleidung sie tragen, ist frauenfeindlich und hat nichts mit Gleichberechtigung der Geschlechter zu tun, Herr Kollege Spanring. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrät:innen Hauschildt-Buschberger und Schreuder.)


Präsidentin Margit Göll: Bitte zum Schluss kommen! (Ruf bei der FPÖ: 1 Minute später!)


Bundesrätin Mag. Christine Schwarz-Fuchs (fortsetzend): Noch ein Satz, weil Sie gesagt haben, die ÖVP decke Themen „von links bis rechts“ ab: Wir sind die Partei der politischen Mitte und wir decken sehr viele Themen ab. Das steckt schon in unserem Namen: Volkspartei – wir sind für das Volk da (Ruf bei der FPÖ: Nein, ihr seid ...!) und bilden die Vielfältigkeit des Volkes ab, von den Bauern über die Wirtschaft, über die Arbeitnehmer, Frauen, Junge, Senioren. Das ist der


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Zugang der Volkspartei und bei dem bleiben wir auch. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

10.07


Präsidentin Margit Göll: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Claudia Arpa. – Bitte.


10.07.20

Bundesrätin Mag.a Claudia Arpa (SPÖ, Kärnten): Einen wunderschönen guten Morgen! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Minister! Werte Kolleginnen, Kollegen und Zuseher:innen via Livestream! Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist – und das war, als die EU gegründet worden ist.

30 Jahre nach dem EU-Beitritt Österreichs wissen wir mehr denn je um die Qualität dieser Gemeinschaft. Niemand von uns möchte die Errungenschaften missen, die die EU erreicht hat, niemand die Reisefreiheit aufgeben, die Bildungsprogramme als festen, fixen Bestandteil unserer Austausch- und Sprachprogramme entbehren, die Qualität der Wirtschaftsbeziehungen aufgeben, die Mobilität und Vernetzung missen oder auch die Roaming­gebühren wieder einführen.

Frau Minister, Sie haben ja vorhin auch auf die Grundwerte hingewiesen. Das finde ich wunderbar, ich teile Ihre Meinung, aber ich hätte mir auch deutliche Worte gewünscht, als Ihr Klubobmann Wöginger die Menschenrechte aufschnüren wollte. Wir als SPÖ werden – und das darf ich Ihnen sagen – diese immer verteidigen. (Beifall bei der SPÖ.)

Weil ich ja eine Kärntner Kandidatin oder zumindest eine Kärntnerin bin, die im Bundesrat ist, möchte ich kurz auch einen Fokus auf Kärnten richten, denn die Europäische Union wird für Kärnten immer wichtiger und es sind besonders die europäischen Initiativen und Projekte, die in Kärnten wirken. Kärnten und seine Regionen sind mittlerweile eine internationale Drehscheibe Europas. Seit


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Österreich der Europäischen Union beigetreten ist, konnten wir mit Förder­mitteln aus Brüssel mittlerweile 11 000 Projekte – 11 000 Projekte! – in Kärnten umsetzen, und weit über 2 Milliarden Euro sind seit dem EU-Beitritt – ich sage: netto, nach Abzug der Beiträge – von Brüssel nach Kärnten geflossen. Das ist ein Erfolgsprojekt. (Beifall bei der SPÖ.)

Was mir besonders am Herzen liegt, ist ja die Koralmbahn. Mit der Koralmbahn werden wir ein neues Kapitel dieser Erfolgsgeschichte aufschlagen. Erwähnen möchte ich aber auch den European Chips Act und die gute Zusammenarbeit mit Slowenien und Friaul-Julisch Venetien. Das stützt und stärkt den ländlichen Raum, das wurde heute schon öfter angesprochen, das stützt auch die Familien, die ihren Lebensmittelpunkt gerne in Kärnten haben wollen, um dort zu leben und zu arbeiten.

Bleiben wir beim Thema Arbeit: Wir haben heute hier schon einiges dazu gehört. Gerade da muss ein soziales Europa entschlossen und geschlossen agieren und das tun, was wir als Sozialdemokraten schon seit frühesten Tagen unserer Bewegung tun: für die arbeitenden Menschen kämpfen und das Beste heraus­holen. (Beifall bei der SPÖ.)

Da möchte ich noch ganz kurz replizieren: Natürlich ist eine Sozialcharta wichtig, und die sozialen Errungenschaften, die wir in Österreich haben, können wir gerne auch auf andere Länder umwälzen. Also ich sehe da jetzt nichts, was dagegenspricht. (Beifall bei der SPÖ.)

Die EU hat ja in jüngster Vergangenheit zwei Gesetze verhandelt, die besonders wichtig sind: das Lieferkettengesetz und die Lohntransparenzrichtlinie. Das Lieferkettengesetz, das auch hier immer wieder etwas Widerstand hervorge­rufen hat, hat aber primär das Ziel, keine Kinderarbeit zuzulassen und negative Umwelteinflüsse von Produkten zu verhindern.

Am Beispiel der Lohntransparenzrichtlinie – Sissi Grossmann hat es ja vorhin schon gesagt – wird klar, dass es nur mit einem europäischen Impuls möglich ist,


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Gerechtigkeit zu erzielen, denn erst die Transparenz und die Vergleichbarkeit der Löhne machen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten sichtbar.

Als nächsten Schritt fordern wir Sozialdemokrat:innen ein, dass die Lohnschere zwischen Männern und Frauen endlich geschlossen wird (Beifall bei der SPÖ), damit Frauen gleich viel verdienen wie Männer, und auch, dass die Rechte der Frauen, auch die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper, als Grundrechte verankert werden. Dazu zählt auch das Recht auf einen kostenfreien legalen Schwangerschaftsabbruch, der noch immer 20 Millionen Frauen verwehrt ist.

Aktuell – und darauf möchte ich jetzt wirklich gerne hinweisen – läuft unter dem Titel My Voice, My Choice eine europäische Bürger:inneninitiative. Diese zu unterschreiben ist noch bis Ende dieser Woche möglich. Da bitte ich auch alle, die hier herinnen teilnehmen, das auch zu tun. – Liebe Frau Minister, ich hoffe auf Ihre Unterstützung! (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Das Gleiche gilt natürlich auch für den Klimaschutz. Ich habe vor 30 Jahren ein Aufbaustudium Technischer Umweltschutz gemacht, weil für mich schon damals ganz klar war, dass die soziale Komponente und die Technik miteinander wirken müssen, damit wir alle Menschen mitnehmen können. Und das gilt insbesondere für den Klimaschutz, denn betroffen sind ja vor allem diejenigen, die wenig Ressourcen haben; vielleicht die Alleinerzieherin, die kein Auto hat, während andere Menschen ein Auto oder mehrere Autos, Klimaanlagen und so weiter haben. Genau da gehört hingeschaut, dass nämlich diejenigen, die die Klimakrise primär verursachen, auch zur Kasse gebeten werden.

Ein weiterer Punkt, den ich noch ansprechen möchte, ist die Versorgungs­sicherheit – dazu hat Sissi vorhin eben auch schon etwas gesagt; und ich sehe, dass ich zum Ende kommen soll oder muss (Zwischenruf des Bundesrates Spanring) –: Wir kämpfen für Demokratie und für soziale Sicherheit. Wir sind das Bollwerk gegen Hass und Hetze. Wir werden Österreich und Europa nicht jenen überlassen, die unsere Werte zerstören und unser Europa schwächen wollen. Wir stellen das Gemeinsame vor das Trennende und machen Europa besser und


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gerechter, weil wir wissen, dass wir zusammen stärker sind, und ein Land wie Österreich die großen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen kann, und weil wir wissen, dass ein Europa, das sich um die Menschen und um ihre Probleme kümmert, gute, hochwertige Arbeitsplätze schafft, Frauen stärkt und soziale Sicherheit bietet, das beste Mittel für eine positive Zukunft der Men­schen ist.

Holen wir uns unsere Zukunft zurück und bauen wir an unserem großen Haus Europa weiter und nehmen wir die Chancen gemeinsam wahr! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.13


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Markus Leinfellner. (Bundesrat Steiner – auf Bundesrat Leinfellner weisend –: Vorher zur Geschäftsordnung!) – Bitte, zur Geschäftsbehandlung.

*****


10.13.51

Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Vorsitzende! Geschätzte Kollegen! Ich bin etwas verwundert und auch etwas irritiert in diesem Haus. Sie haben ja vorhin die Zwischenrufe von der Freiheit­lichen Partei gehört betreffend die Redezeit der Kollegin Schwarz-Fuchs. Da hatten wir eine Beginnzeit der Rede von 9.59 Uhr. Kurze Zeit später schauen wir da rauf, und da ist die Beginnzeit auf 10.06 Uhr. Das ist wahrscheinlich irgend­jemandem spanisch vorgekommen in diesem Haus, weil die Kollegin Schwarz - - (In Richtung Präsidium:) Na, nicht nein deuten! Dann schauen wir uns das an! Wir haben das fotografiert. Dann war 10.06 Uhr, ja, 1 Minute Redezeit (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), und jetzt haben wir genau die 5 Minuten eingehalten, nämlich mit 10.01 Uhr. (Bundesrat Steiner: ... Kollegin Bachmann!)

Frau Vorsitzende, wenn Sie jetzt einmal da hinten aufschreien und das Mikrofon abdrehen, wenn jemand sagt, es wird gelogen: Das ist Lügen und Betrügen in


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diesem Haus, und wir lassen uns hier von niemandem, weder von einem Mitarbeiter noch von einer Vorsitzenden, für dumm verkaufen, Frau Vorsitzende! Das muss einmal klar und deutlich gesagt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

10.14


Präsidentin Margit Göll: Niemand hier herinnen wird für dumm verkauft oder gar betrogen. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Jetzt spreche ich! Jeder bekommt 1 Minute dazu; wenn das rote Licht leuchtet und auf null – (Zwischen­ruf des Bundesrates Leinfellner) lass mich bitte ausreden! – gestellt ist, sehe ich immer, 1 Minute kommt dazu, und dann sage ich: Bitte zum Schluss kommen!

Das mit Frau Bundesrätin Mag. Christine Schwarz-Fuchs war Frau Dr. Susanne Bachmann (Zwischenruf des Bundesrates Steiner) – aber nicht absichtlich, das ist passiert! (Zwischenruf des Bundesrates Leinfellner. Bundesrat Steiner: ... Blödsinn! Na geh! Ich habe es ja gesehen! Das ist durchschaubar! Durchschaubar, zweimal korrigiert! Durchschaubar, natürlich! Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

*****

Wir gehen in der Tagesordnung weiter.

Herr Bundesrat Markus Leinfellner, Sie gelangen nun zu Wort. – Bitte. (Bundes­rat Steiner: Da ist kein Vertrauen mehr! Von der Würde des Hauses reden wir! Kein Vertrauen mehr! Die Schwarzen halten zusammen wie Pech und Schwefel!)


10.16.07

Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Frau Vorsitzende! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Liebe Österreicher! Frau Bundesminister, Sie haben es gesagt: Das Thema hätte passender nicht sein können. Das einzige Problem, das ich bei diesem Thema habe – ja, ich habe bei dieser Aktuellen Stunde ein bisschen ein Déjà-vu –, ist ein Projekt, ein Prestigeprojekt der Kommissionspräsidentin, nämlich die Konferenz zur Zukunft Europas. Da hat man 800 vermeintlich zufällig ausgewählte Bürger herangezogen, die


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178 Vorschläge erarbeitet haben, die dann von Fachleuten und Faktencheckern geprüft worden sind; 49 Vorschläge sind herausgekommen, 328 Maßnahmen sind übrig geblieben.

Frau Bundesminister, ich habe ja das Glück gehabt, bei der Abschlusskonferenz im Dachfoyer der Hofburg dabei sein zu dürfen. Ich habe mir das angeschaut, ich habe mir diese Abschlussrunde angehört, und eigentlich ist aus dem Einklang eines gekommen, nämlich ein Konsens. Alle haben gesagt: Wir sind froh, dass die Experten dabei gewesen sind, wir sind froh, dass die Fachleute dabei gewesen sind, wir kennen uns bei diesen Themen und bei dieser Komplexität ja nicht aus.

Und dann hat es eine Kernaussage gegeben, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird (Bundesrat Buchmann: Wo warst denn du ...?) – hör zu, du warst nicht dabei! (Bundesrat Buchmann: Ich war dabei! Kollege Leinfellner, ich war dort dabei!); dann wirst du mir recht geben müssen, Kollege Buchmann! –: Eine Person hat gesagt: Es ist mir so vorgekommen, als ob wir nur so lange formuliert haben, bis es auch dem Letzten in diesem Raum passt. – Und das war der Output! (Bundes­rat Buchmann: Weil es gut ist!)

Schauen wir uns an, was die „Süddeutsche Zeitung“ am 30.4.2022 unter dem Titel „Eine Konferenz, die Europa verändern will“ dazu geschrieben hat: „In weiten Teilen liest sich das Dokument so, als hätten es die großen Fraktionen des EU-Parlaments allein verfasst – ohne die Kommission und vor allem ohne die Mitgliedstaaten.“ – Na bumm, kann ich dazu nur sagen! (Beifall bei der FPÖ.)

Neben all den Kompetenzverschiebungen, die da nach Brüssel kommen sollen, gerade in heiklen Bereichen – Gesundheit, Wohnen, Arbeit, Dinge, die nur nationalstaatlich gelöst werden können und auch nur nationalstaatlich gelöst werden dürfen –, fordert dieser Abschlussbericht auch die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine derartige Form hätte ganz sicher zur Folge, dass wir als Mitgliedstaaten weder in Fragen der Außen- und


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Sicherheitspolitik noch in Angelegenheiten der Sozial-, Steuer- und Haushalts­politik nationalstaatliche Interessen, nämlich die Interessen unserer Öster­reicher – und das vermisse ich immer, wenn sich da die anderen Fraktionen zu Wort melden! –, vertreten können. Da geht es um Europa, da geht es um das geeinte Europa, da geht es um – wie haben (in Richtung Bundesministerin Edtstadler) Sie das genannt? – the „European Way of Life“. (Zwischenruf des Bundesrates Gross.) Unsere Österreicher wünschen sich den österreichischen Weg, ein österreichisches Erfolgsmodell für Sicherheit, Wohlstand, Zufrieden­heit, Freiheit. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist ein Weg, den sich unsere Österreicher wünschen! (Bundesrat Schreuder: Red nicht für mich! Wir sind auch Österreicher hier!) Euren europäischen Erfolgsweg habt ihr vorgezeigt. Buchmann hat es angesprochen. (Bundesrat Buchmann: Du bist am Holzweg!) – Wie hast du das genau genannt? – Die FPÖ bezeichne die EU als „Kriegstreiber“ (Bundesrat Schennach: Du bist ein Steirer ... Österreich! – Zwischenrufe der Bundesrät:innen Buchmann und Miesenberger); und du hast auch gesagt, die FPÖ „verkennt“, dass in diesem Krieg „Milliarden an Infrastruktur zerstört“ wurden. Ihr habt Milliarden – Milliarden! – an europäi­schem Geld in Waffenlieferungen investiert. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Auch Österreich hat in diesen Krieg Millionen Euro investiert. Das ist nichts anderes als Kriegstreiberei, Kollege Buchmann, und das ist nicht im Interesse unserer Österreicher! (Beifall bei der FPÖ.)

Kollege Schreuder, weil du dich vorhin so aufgeregt hast: Du hast ja selbst gesagt, wir ringen „um die besten Lösungen für Europa“! (Bundesrat Schreuder: Ihr habt aber keine einzige! Ihr habt keine! Ja, zerstören! Zerstören, eskalieren, zerstören, eskalieren!) – Na, eines würde ich mir wünschen in diesem Haus (Bundesrat Schreuder: Zerstören, eskalieren!): dass wir um die besten Lösungen für Österreich ringen (Beifall bei der FPÖ – Bundesrat Schreuder: Zerstören, eskalieren!), nicht Milliardenzahlungen für einen längst gescheiterten Türkeideal hinunter zahlen (Bundesrat Schreuder: Zerstören, eskalieren!), nicht Tür und Tor


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aufmachen, einem Migrationspakt zustimmen. (Bundesrat Schreuder: Zerstören, eskalieren!)

Auch die ÖVP – bei den Grünen wundert es mich nicht – verteidigt diesen Migrationspakt, diese Verteilung. (Bundesrat Schreuder: Zerstören, eskalieren!) Na bitte schön, schaut einmal auf die eigenen Leute in diesem Land! Die wollen das nicht! (Bundesrat Gfrerer: Ihr verhindert die besten Lösungen!) Deswegen kann ich nur ganz klar und deutlich sagen: Es braucht mehr Österreich und weniger EU, und dafür gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich am 9. Juni die Freiheitliche Partei zu wählen. (Beifall bei der FPÖ.)

10.21


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte sehr.


10.21.47

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesministerin! Wir erleben derzeit nicht weniger als ein Auseinanderbrechen der bisherigen globalen Ordnung. Wir erleben ein Ende der Friedensperiode in Europa. (Bundesrat Schennach: Koalition ist auch nicht gut!) Eine neue Weltordnung ist im Entstehen. Neue Blockbildun­gen – das sehen wir täglich in den Nachrichten – werden das globale Macht­gefüge in den nächsten Jahrzehnten massiv verschieben. Sehr viel wird dabei vom Verhalten Chinas und Indiens abhängen, aber natürlich auch von Russland und den USA sowie selbstverständlich von Europa.

Für Europa heißt das, dass sich Europa neu orientieren, neu ausrichten muss. Europa muss als Region, die sich auf ein demokratisches, liberales, freies und soziales Gesellschaftsmodell stützt, stärker werden, denn das macht sonst niemand! Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass die europäische Außenpolitik auf neue Beine gestellt wird; das heißt, wir brauchen im eigenen Interesse eine gemeinsame Außenpolitik. Es muss in Zeiten wie diesen, in denen


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eine Neuordnung stattfindet, aufhören, dass alle Staaten ihre eigenen Süppchen kochen. Das spielt nur den anderen großen Blöcken in die Hände.

Es muss aufhören, dass man alles, was einem gerade nicht passt oder was man selber nicht zu ändern in der Lage oder willens ist, aus innenpolitischen Gründen auf Europa schiebt. Das schlägt sich natürlich bis in die Bundesländer nieder.

Ein kleines Beispiel: Eine aktuelle Umfrage zur EU-Stimmung zeigt folgendes Bild: In Vorarlberg sagen 47 Prozent, dass sie etwas Positives von der EU-Mitgliedschaft merken, in Niederösterreich sind es 28 Prozent. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Dementsprechend wünschen sich in Vorarlberg 51 Prozent mehr europäisches Handeln, in Niederösterreich 36 Prozent. Da braucht es, glaube ich, nicht viel Fantasie, um herauszufinden, warum das so ist, wer wo in der Regierungsbeteiligung ist. (Die Bundesrät:innen Grimling und Schennach: Mikl-Leitner!)

Es ist klar: Wir brauchen gerade jetzt eine geeinte und starke EU mit Mitglieds­ländern, die Europa voranstehen und nicht hintanstehen. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Für Spielchen steht zu viel auf dem Spiel, denn fast schon zahllos sind die Her­ausforderungen in den nächsten Jahren. Ein Jahrhundertprojekt ist der Klima­schutz als Kernfrage. Das geht nur gemeinsam und solidarisch, das geht nur, wenn insbesondere Europa anderen Ländern bei der Transformation hilft. Es geht einmal grundlegend um die Transformation der gesamten Wirtschaft in eine CO2-freie Kreislaufwirtschaft, und das braucht Planbarkeit, denn es geht darum, fundamentale Umbauten vorzunehmen, mit Hunderten Milliarden an Inves­titionen. Ein Beispiel dafür ist die Mobilitätswende, was mich sehr aufregt, mit dem Ausstieg aus dem Verbrenner – das regt mich nicht auf –, aber genau da brauchen wir Planungssicherheit. Sonst wird Europa den Umstieg verpassen und die Autoindustrie ruinieren. Es ist daher auch wirtschaftlich fatal, eine Rück-


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nahme der Regelungen zu fordern und Europa zu einem Land gestriger Verbren­nungstechnologie machen zu wollen. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Was viele nicht begreifen wollen, ist, dass ein funktionierendes Ökosystem mit einer großen Artenvielfalt kein Luxus ist, sondern die Grundlage unseres Lebens. Das braucht natürlich hinreichend Flächen, auf versiegelten Flächen gibt es keine Ökologie. Wir verbrauchen entschieden zu viel Boden, zu lange wurde Raubbau betrieben. Das wurde von der Kommission und dem Parlament erkannt. Umso unverständlicher ist es, dass sich gerade Österreich mit seinen Boden­verbrauchsrekordwerten dagegen wehrt – oder besser gesagt: eine Gruppe von Landeshauptleuten.

Nicht zuletzt steht unser gesamtes liberales und solidarisches Gesellschafts­system auf dem Spiel. Es ist sehr traurig und wirklich brandgefährlich, zu sehen, dass Kräfte, die das zerstören wollen, die Europa zerstören wollen, vielerorts oft im Vormarsch sind. Das sind die rechtsradikalen und rechtsnationalen Parteien, zu denen auch die FPÖ gehört. (Bundesrat Leinfellner: Ah, da ...!) Herr Leinfellner hat gerade vorhin bewiesen, auf welchem Zerstörungstrip Sie sind. Da fordert der Spitzenkandidat sogar, dass Orbán – das ist die Antithese zur offenen Gesellschaft – Kommissionspräsident werden soll. (Bundesrat Schennach: Ja, so ist es! – Zwischenruf des Bundesrates Leinfellner.)

Nein, ich bin fest überzeugt: Nur eine geeinte und gestärkte EU, felsenfest auf dem Fundament der Menschenrechte und im offenen, sozialen, liberalen und solidarischen Rechtsstaat verankert, sowie das Programm einer konsequenten Transformation in eine CO2-freie Gesellschaft und ein intakter Naturraum können den Weg in eine gute Zukunft weisen. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

10.26


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte sehr.



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10.27.00

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesministerin! Sie haben als Thema für die Aktuelle Stunde „Zukunft der EU“ gewählt. Für die Zukunft der EU haben wir NEOS eine eigene Vision: Unsere Vision nennen wir die „Vereinigten Staaten von Europa“. Die Vereinigten Staaten von Europa sind stark und geeint. Sie schützen Menschen und Klima, garantieren unsere Unabhängigkeit, sorgen für Sicherheit, machen Energie wieder leistbar und kurbeln Arbeit und Wirtschaft an.

Konkret haben wir zehn Ideen, wie das verwirklicht werden soll.

Idee eins: die Ausbildung grenzenlos denken. Wir nennen das auch die fünfte europäische Freiheit, die Bildungsfreiheit. Schule, Studium und Lehre können noch länderübergreifender absolviert werden und Abschlüsse werden europaweit anerkannt. Da geht es nicht nur um die akademischen Abschlüsse, sondern auch um die Berufsabschlüsse und Berufsqualifikationen, mit denen wir in Österreich ein besonderes Problem haben, das auch aus der Gewerbeordnung resultiert. Würde man die Ausbildung grenzenloser denken, dann würde das auch viel für den Arbeitsmarkt tun.

Idee zwei: die Außengrenzen gemeinsam schützen. Damit meine ich jetzt nicht den militärischen Schutz – das kommt noch –, sondern den polizeilichen Schutz. Der Schutz der Außengrenzen wird auch verstärkt durch gemeinsame Asylverfahren, durch ein gemeinsames, europäisches Verfahrensrecht und ein modernes Zuwanderungsgesetz. Diese zwei Punkte sorgen für mehr Klarheit.

Dazu gehört aber auch, dass die einzelstaatlichen Sabotagen, sage ich jetzt dazu, des Schengensystems wieder beendet werden. Da spielt Österreich leider eine führende Rolle: Mit fadenscheinigen Argumenten werden Grenzkontrollen zu Nachbarstaaten eingeführt. Österreich ist nicht das einzige Land, Deutschland zum Beispiel macht das auch, aber Österreich hat auch ein unsägliches Veto


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gegen den Schengenbeitritt von Rumänien und Bulgarien eingelegt, hatte gleichzeitig aber richtigerweise nichts gegen den Schengenbeitritt von Kroatien.

Idee drei: mit einer Stimme sprechen. Für eine entscheidungsfähigere EU wird die Vetokeule weggepackt. Gemeinsame Beschlüsse fallen, wie in Demokratien üblich, normalerweise per Mehrheit und nicht mit dem Einstimmigkeitsprinzip, das viel verhindert.

Idee vier: Energie leistbar machen. Europa wird zu einer nachhaltigen Energie­union, einem gemeinsamen Energiemarkt. Das führt dazu, dass auch gezielt im Kampf gegen die Teuerung, die insbesondere durch Energiepreise getrieben wird, vorgegangen werden kann, und beendet die Abhängigkeit von russischem Gas.

Idee fünf: eine Konzentration auf das Große. Eine verkleinerte EU-Kommission, wie sie ja in den Verträgen sowieso schon vorgesehen ist, wird endlich umge­setzt, und diese kümmert sich um die großen Zukunftsfragen. Das reduziert Bürokratie und unnötige Doppelgleisigkeiten. Dazu kommt auch ein System europäischer Listen bei der Europawahl, das dann auch tatsächliche Spitzen­kandidatinnen und Spitzenkandidaten für die Kommissionspräsidentschaft vorsieht.

Idee sechs: die Investition in die Zukunft. Das EU-Budget, das momentan sehr starr ist und vor allem einen großen Agrarbrocken hat, wird auf neue Beine gestellt. Eine Zukunftsquote, die unserer Meinung nach mindestens 25 Prozent betragen soll und die Mittel für Digitalisierung, Forschung und Innovationen umfasst, trägt dazu bei. (Vizepräsident Reisinger übernimmt den Vorsitz.)

Idee sieben: dem Klima einen Preis geben. Um die Ziele des Green Deals zu erreichen, bekommen CO2-Emissionen einen EU-weit einheitlichen Preis, und es gibt keine – wie wir es momentan haben, wie wir es heute auch noch auf der Tagesordnung haben – nationalen Einzellösungen. Zum Ausgleich sorgen Klima­zölle an den Grenzen – so wie wir das auch hier bereits beschlossen haben, die


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Border Adjustment Mechanisms – für einen fairen Wettbewerb, weil es ja nichts bringt, wenn die Emissionen von einem Land in ein anderes verlagert werden.

Idee acht: die Sicherung des Friedens. Die EU wird zu einer schlagkräftigen Verteidigungsunion. Langfristig ist das Ziel eine gemeinsame Berufsarmee. Das macht Europa eigenständiger, unabhängiger – in diesem Fall von den USA – und spart weitere Kosten.

Idee neun: auf die Bürgerinnen und Bürger hören. Es ist auch schon ange­sprochen worden: Bei der Konferenz zur Zukunft der EU haben Zehntausende Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen eingebracht; auf die wird momentan nicht besonders gehört. Außerdem gibt es noch kein Initiativrecht des Europa­parlaments – was wir einführen werden –; die Europäische Bürgerinitiative soll zu einem europäischen Volksbegehren ausgebaut werden.

Idee zehn – last, but not least –: eine Verhinderung des Öxit, so wie ihn zum Beispiel die Freiheitliche Partei fordert. Wer Österreich nämlich aus der EU führen will, gefährdet allein in unserem Land fast 700 000 Jobs, gefährdet die Sicherheit und gefährdet den Wohlstand. Eine Stimme für NEOS verhindert den Zukunftsraub, indem sie den Öxit verhindert.

Die vereinigten Staaten von Europa nützen nicht nur der Europäischen Union, sie nützen Österreich. Stärken wir bei der Europawahl, was uns stark macht, nämlich die Europäische Union und Europa! – Vielen Dank. (Beifall bei Bundes­rät:innen der SPÖ sowie des Bundesrates Tiefnig.)

10.32


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Zur Abgabe einer abschließenden Stellungnahme hat sich nochmals Frau Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr und darf sie bitten, die Redezeit von 5 Minuten nach Möglichkeit einzuhalten. – Bitte.



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10.32.42

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Vorsitzender! Geschätzte Bundesrätinnen, geschätzte Bundesräte! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Jede Debatte, jede Verhandlung ist es wert, geführt zu werden, denn Demokratie bedeutet Diskurs, und auf europäischer Ebene ist es notwendig, Lösungen herbeizuführen, und dafür sind harte Debatten notwendig.

Ich sage Ihnen eines: Keiner hat gesagt, dass es leicht ist. Keiner sagt, dass die Herausforderungen, die vor uns liegen, mit einfachen Lösungen einfach vom Tisch gebracht werden können, aber das Einzige, das uns in dieser Situation weiterhelfen kann, ist, zusammenzuhalten, unsere Werte hochzuhalten und mit Anstand miteinander umzugehen. Daher werde ich auch der Versuchung widerstehen, auf einzelne Redebeiträge einzugehen (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), diese zu kommentieren oder gar zu bewerten. Ich denke, elf Tage vor den Wahlen zum Europäischen Parlament können wir den Menschen zutrauen, dass sie sich selbst ein Bild davon machen, und vieles von dem, was gesagt worden ist, sagt mehr über diejenigen aus, die es gesagt haben, als über die besprochenen Personen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Grossmann.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, es ist Zeit, Zuversicht zu wagen, es ist Zeit, daran zu glauben, dass die Menschen an einem starken Europa interessiert sind, dass wir als Österreich eine starke Stimme in der Europäischen Union bleiben wollen und werden, und es ist auch Zeit, noch einmal darauf hinzuweisen, dass am 9. Juni eine entscheidende Wahl stattfindet und möglichst alle auch tatsächlich zu den Wahlurnen gehen sollten, denn es ist eine Richtungsentscheidung. Es kommt jetzt darauf an, wie wir in der Lage sein werden, Frieden, Freiheit, Wohlstand und vor allem auch Sicherheit für uns und die Generationen nach uns erhalten zu können.

In diesem Sinne: Herzlichen Dank für diese Debatte. – Vielen Dank und noch einen schönen Tag. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

10.34



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Vizepräsident Dominik Reisinger: Die Aktuelle Stunde ist somit beendet.

10.34.43Einlauf und Zuweisungen


Vizepräsident Dominik Reisinger: Hinsichtlich der eingelangten und verteilten Anfragebeantwortungen verweise ich auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Steno­graphischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.

Ebenso verweise ich hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen im Sinne des § 19 Abs. 1 der Geschäftsordnung auf diese gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung im Sitzungssaal verteilte Mitteilung, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangt sind:

Anfragebeantwortungen

(Anlage) (siehe auch S. 10)

B. Zuweisungen

1. Gesetzesbeschlüsse (Beschlüsse) des Nationalrates

(siehe Tagesordnung)

2. Vorlagen der Bundesregierung oder ihrer Mitglieder

47. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2023) (III-855-BR/2024)

zugewiesen dem Ausschuss für BürgerInnenrechte und Petitionen

*****


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*****



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Vizepräsident Dominik Reisinger: Eingelangt sind und den zuständigen Ausschüssen zugewiesen wurden jene Beschlüsse des Nationalrates, die Gegenstand der heutigen Tagesordnung sind.

Die Ausschüsse haben ihre Vorberatungen abgeschlossen und schriftliche Ausschussberichte erstattet.

Ich habe die zuvor genannten Verhandlungsgegenstände auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellt.

Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage


Vizepräsident Dominik Reisinger: Bevor wir in die Tagesordnung eingehen, gebe ich bekannt, dass mir ein Verlangen im Sinne des § 61 Abs. 3 der Geschäfts­ordnung des Bundesrates auf dringliche Behandlung der schriftlichen Anfrage der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „EU-Wahnsinn stoppen“ an den Herrn Bundeskanzler vorliegt.

Im Sinne des § 61 Abs. 4 der Geschäftsordnung verlege ich die Behandlung an den Schluss der Sitzung, aber nicht über 16 Uhr hinaus.

Bevor wir nun in die Tagesordnung eingehen, darf ich den Herrn Finanzminister bei uns im Bundesrat recht herzlich begrüßen: Herzlich willkommen! (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Wir gehen nun in die Tagesordnung ein.

10.36.291. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetz und das Postmarkt­gesetz geändert werden (2502 d.B. und 2541 d.B. sowie 11489/BR d.B.)



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Vizepräsident Dominik Reisinger: Wir gelangen damit zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Ernest Schwindsackl. – Ich bitte um den Bericht. 10.36.51


Berichterstatter Ernest Schwindsackl: Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetz und das Postmarktgesetz geändert werden.

Das Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetz hat den Zweck, Regelungen für das Bereitstellen auf dem Markt und die Inbetriebnahme von Funkanlagen festzusetzen und die Richtlinie über die Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Bereitstellung von Funkanlagen auf dem Markt und Aufhebung der Richtlinie 1999/5/EG umzusetzen.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage einstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben. – Herzlichen Dank.


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Christoph Stillebacher. Ich erteile dieses.


10.38.10

Bundesrat Christoph Stillebacher (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher hier und Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Im Tagesordnungspunkt 1 geht es heute


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einerseits um eine neue EU-Richtlinie, die eine Vereinheitlichung der Lade­mechanismen für zahlreiche elektronische Geräte beinhaltet, und zweitens um eine notwendig gewordene Anpassung des Postmarktgesetzes.

Ich glaube, es geht vielen hier im Saal ähnlich: Bei mir zu Hause im Keller steht die berühmte Box mit den unzähligen Ladekabeln der vergangenen Jahrzehnte. Ich habe natürlich schon längst den Überblick verloren, welches Ladekabel zu welchem Gerät gehört. Wahrscheinlich besitze ich zwei Drittel der Geräte gar nicht mehr, die dazugehörigen Ladekabel liegen aber immer noch in dieser Box herum. Mit der neuen Richtlinie kommt erfreulicherweise eine Vereinheitlichung bei den Ladeanschlüssen für Mobiltelefone, Tablets, Kameras, Notebooks und ähnliche Geräte. Es ist eine Harmonisierung, von der schon lange gesprochen wurde, und jetzt wird sie endlich umgesetzt.

Der Nutzen ist dreierlei: Es ist gut für uns Konsumenten, es ist gut für die Umwelt und gut für die technologische Weiterentwicklung. Es hat also nicht nur den großen Vorteil, dass wir weniger Kabel herumliegen haben, sondern ein zentrales Ziel der Richtlinie ist, die Elektronikabfälle zu verringern sowie den Rohstoffbedarf und die CO2-Emissionen in Verbindung mit Herstellung, Trans­port und Entsorgung von Ladegeräten zu senken.

Zudem wird für uns Konsumenten die Möglichkeit geschaffen, dass wir künftig Geräte ohne Ladekabel kaufen können, weil wir möglicherweise schon welche zu Hause haben und nicht unnötig ein neues brauchen. Diese neue Richtlinie bildet aber drittens auch noch die Grundlage für die Anpassung an künftige techno­logische Fortschritte.

Zusammenfassend gelingt es mit dieser Richtlinie, eine vereinfachte Hand­habung zu schaffen, die Umwelt zu schützen und die Grundlage für technologische Weiterentwicklung zu schaffen. Diese Richtlinie ist also sehr begrüßenswert. Ich bitte daher auch um Ihre Zustimmung. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Zum Zweiten geht es um notwendig gewordene Anpassungen im Postmarkt­gesetz. Das Ziel ist neben anderem die Anpassung von Laufzeiten bei der Zustellung von Briefen an internationale Gegebenheiten. Was ist damit gemeint? – Innerhalb von Österreich werden Briefsendungen binnen einer gewissen Zeit zugestellt. Das bedeutet zum Beispiel bei einem Standardbrief: Einlieferungstag plus ein Tag. Das ist innerhalb Österreichs machbar, aber diese Frist nimmt der Weltpostverein auch als Maßstab für Sendungen aus dem Ausland, und da bei diesen internationalen Sendungen die Zustellung länger dauert, sieht sich die österreichische Post mit Strafzahlungen konfrontiert.

Andere Länder haben da größere zeitliche Spielräume und sind deshalb auch vor möglichen Strafzahlungen gefeit. Eine Anpassung an internationale Gegeben­heiten ist also notwendig, deshalb ändern wir heute die für Österreich gültige internationale Frist. Das wird dann als Maßstab für Sendungen aus dem Ausland angewandt. Für Sendungen aus dem Inland ändert sich dadurch nichts.

Ich ersuche Sie deshalb auch um Zustimmung zu dieser Anpassung im Post­marktgesetz. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.41


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Christian Fischer. Ich erteile ihm dieses.


10.42.08

Bundesrat Christian Fischer (SPÖ, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher:innen! Unsere Fraktion wird dem Beschluss des Nationalrates betreffend die Änderung des Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetzes und des Postmarktgesetzes zustimmen.


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Die Novelle des Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetzes sieht Anpassungen an europäische Vorgaben vor. Vor allem die Harmonisierung von Ladeschnitt­stellen und Ladeprotokollen von Funkanlagen mit kabelgebundener Ladefunk­tion bringt große Vorteile für uns alle. Wer kennt es nicht, das große Problem mit der Suche nach dem Ladekabel? Meistens, wenn man eines braucht, findet man niemanden, der das passende Kabel mithat. Unsere Klubdirektion wird sich freuen, dass ich endlich das Ladekabel zurückgeben werde. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen von SPÖ und ÖVP sowie des Bundesministers Brunner. – Ruf bei der SPÖ: Stimmt!) Der unnötige Kabelsalat gehört zukünftig der Vergangenheit an. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Eder.)

Dem Umweltgedanken wird natürlich auch endlich Rechnung getragen. Es werden Ressourcen und CO2 eingespart und der Rohstoffbedarf wird verringert. Kundinnen und Kunden sollen außerdem zukünftig selbst entscheiden dürfen, ob sie ein neues Gerät mit oder ohne Ladegerät kaufen. (Die Bundesräte Obrecht und Arlamovsky stehen hinter den Reihen der SPÖ um ein ein lautes Geräusch erzeugen­des Elektrogerät.) Damit soll in erster Linie Elektroschrott reduziert werden. (Heiterkeit des Redners.) Sind wir in den hinteren Reihen wieder fertig? (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Schreuder: Es braucht ein neues Ladekabel!) – Ja, es ist nicht meines (das Geräusch ist verstummt); kein Problem. (Bundesrat Schreuder – in Richtung Bundesrat Obrecht –: Du bist ein Held!) Ich gehe weiter. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Die EU-Kommission spricht von jährlich 11 000 Tonnen Schrott durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte, wovon durch die neue Richtlinie etwa 1 000 Ton­nen eingespart werden könnten. Natürlich würde es für die Umwelt mehr bringen, wenn die Langlebigkeit der Geräte grundsätzlich erhöht werden würde, alles in allem ist das aber eine sinnvolle Lösung, von der wir alle profitieren. (Beifall bei der SPÖ.)

In Bezug auf Artikel 2, Änderung des Postmarktgesetzes gibt es von uns grundsätzlich auch nichts zu beklagen. Wir gehen davon aus, dass es besser für Konsumentinnen und Konsumenten und auch für die Arbeitnehmerinnen und


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Arbeitnehmer wird. Sendungskategorien und Laufzeitvorgaben werden durch die Novelle neu definiert. Hintergrund dafür sind Verrechnungssätze, die Postgesellschaften im internationalen Verkehr verrechnen dürfen.

In vielen Ländern wurden die Qualitätsstandards in den letzten Jahren gesenkt, was zu einer Benachteiligung des österreichischen Betreibers führte. Ziel der gegenständlichen Regelung ist daher, die Laufzeit des Produktes so zu verändern, dass internationale Briefsendungen nicht bereits am nächsten Tag nach Übernahme in Österreich zugestellt werden müssen. Dadurch sollen Abschläge verhindert werden, ohne dass es in Österreich zu Einschränkungen bei den Postdienstleistungen kommt.

Diese Neudefinition und Laufzeitanpassungen dürfen keinesfalls zu Preis­anstiegen im Premiumsegment führen, sondern sollten für die Konsument:innen zumindest neutral sein, da die Post AG dadurch ja Kosteneinsparungen im internationalen Verkehr lukrieren kann.

In diesem Zusammenhang, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist es mir ein Anliegen, den Zustellerinnen und Zustellern, sämtlichen Angestellten der Post sowie der Postpartner meinen ausdrücklichen Dank und meine Wertschätzung für ihre tagtägliche Dienstleistung zum Wohle unserer Bevölkerung auszu­sprechen. – Herzlichen Dank. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ, Beifall bei Bundes­rät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Steiner.)

10.46


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Pröller. Ich erteile ihm dieses.


10.46.08

Bundesrat Günter Pröller (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Die EU benötigte – für dieses Gesetz – an die zehn


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Jahre, um eine Einigung zu finden, die die Hersteller zur Verwendung einer einheitlichen Technologie für die Ladeanschlüsse, Ladegeräte von Mobiltelefonen, Tablets, Kopfhörern und Weiterem anhält. Ja, wir sparen über 11 000 Tonnen Elektroschrott ein. Das ist sicher ein guter Schritt, ein notwendiger und überfälliger Schritt, damit endlich einmal der Kabelsalat weg ist.

Geschätzte Damen und Herren, dieser Beschluss zeigt aber, warum die Menschen draußen kein Vertrauen in die Europäische Union haben, ihren Kopf schütteln. Zehn Jahre lang hat das gedauert. Anstatt dass die Europäische Union sich der wahren Probleme der Menschen annimmt, für Wohlstand, Frieden, Sicherheit und Freiheit sorgt, erleben wir tagtäglich eine Fehlentwicklung nach der anderen in der EU-Politik. (Beifall bei der FPÖ.)

Was ist aus dem Friedensprojekt geworden? – Statt Friedensverhandlungen, statt Friedenspaketen erleben wir tagtäglich ein Sanktionspaket nach dem anderen, immer mehr Zahlungen, immer mehr Waffenlieferungen und ein ständiges Drehen an der Eskalationsspirale – und die ÖVP ist immer mittendrin. Bedauerlicherweise hat die schwarz-grüne Bundesregierung einen falschen Weg eingeschlagen und die Neutralität unserer Heimat aufgegeben. (Bundesrat Schreuder: Es geht um Ladekabel, oder?!) Wir erleben ein stückweises Aushöhlen unserer Souveränität und unserer Unabhängigkeit. (Bundesrat Schreuder: Es geht um Ladekabel!) Immer mehr Kompetenzen werden Richtung Brüssel, Richtung Europäische Union geschoben.

Die Bürger haben es satt. Sie haben es satt, von Brüssel bevormundet zu werden. Sie haben es satt, Stück für Stück Ihre Freiheit zu verlieren. (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben es satt, ständig zur Kasse gebeten zu werden, all diese Fehlentwicklungen finanzieren zu müssen. Die Österreicher haben das alles satt. Aus diesem Grund sagen wir: Es reicht! Es muss endlich Schluss sein mit dieser Politik gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung! Wir brauchen wieder eine Hinwendung zum Volk, und wir Freiheitlichen sind anscheinend die Einzigen


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(Bundesrat Schennach: Ist das jetzt pro oder kontra?), sehr geschätzte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen, die an Ihrer Seite stehen.

Sehr geschätzte Damen und Herren, Sie haben es am 9. Juni bei der EU-Wahl selbst in der Hand, eine Wende zum Guten für Europa und für Österreich herbeizuführen. Nur eine Stimme für die FPÖ ist eine Stimme für Österreich. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf bei der SPÖ.)

10.48


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger. Ich erteile ihr dieses.


10.49.02

Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Jetzt haben wir es ja schon gehört: Das Kompli­zierteste an diesem Gesetz, an dieser Verordnung, die jetzt kommen wird, ist tatsächlich der Name: Funkanlagen-Marktüberwachungs-Gesetz. Als ich das auf der Tagesordnung gelesen habe, habe ich bei der Vorbereitung gedacht, das wird jetzt irrsinnig kompliziert, und habe gedacht, ich muss eine kleine Pause machen.

Dann war zufällig am Wochenende meine Enkelin zu Besuch und hatte die Idee, Keyboard zu spielen. Das Keyboard war schnell gefunden, aber dann kamen wir drauf, es fehlt das Kabel – und die Suche ging los, eine wahre Odyssee. Wir haben ja die berühmte Box, den Wäschekorb, in der gefühlt 30 Kilo, 7 Millionen Kabel drinnen sind. (Bundesrat Spanring: Das ist aber sehr umweltschädlich!) Man glaubt es kaum: Nach stundenlanger Suche im ganzen Haus haben wir eines nicht gefunden: das passende Ladekabel zum Keyboard. (Bundesrat Spanring: Das ist nicht sehr umweltfreundlich!)

Als ich jetzt nach Wien gefahren bin, musste ich – da bin ich immer sehr penibel – für jedes Teil extra mein Ladekabel suchen, und es ist tatsächlich so:


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Weil ich die Geräte zu verschiedenen Zeitpunkten gekauft habe, brauche ich jeweils ein Kabel für den Laptop, für das I-Pad und für das Handy, aber Gott sei Dank – Gott sei Dank! – passt das Kabel für das Handy in die Ladebuchse der Kopfhörer, also ein Kabel gespart.

Dann kommt auch noch dazu: In regelmäßigen Abständen erfordert eben ein neues Gerät ein neues Kabel, und so werden in der EU jährlich tatsächlich 250 Millionen Euro für unnötige Ladekabel ausgegeben. Warum unnötig? – Weil es tatsächlich und in Wirklichkeit schon seit zehn Jahren möglich ist, einheitliche Kabel zur Verfügung zu stellen.

Ja, es hat Zeit gebraucht, das mit den Konzernen zu verhandeln, aber heute ist es endlich möglich, ein Gesetz betreffend einheitliche Ladegeräte zu beschließen, und das ist gut so. Dieser Gesetzentwurf ist ein Teil des Green Deals in Europa: für Reparaturfreundlichkeit, für Ökodesign, für ein einfaches USB-C-Ladekabel, für ein Ladegerät (Bundesrat Steiner: Das war schon vor dem Green Deal in Ver­handlung! ...!) für Tablet, Handy, Kamera, die Kopfhörer, tatsächlich verwendbar für alle elektronischen Geräte  ein Ladekabel für alle Dinge, die wir tagtäglich brauchen. Das ist gut und wichtig, und ich freue mich tatsächlich schon darauf.

Wir Nutzer:innen brauchen auch die nötigen Informationen dazu, und auch das wird mit diesem Gesetzentwurf geleistet: Auf einem Etikett, das ein Piktogramm sein wird, kann man zukünftig sehr leicht erkennen, ob ein neues Handy mit dem eventuell vorhandenen alten Ladekabel zu verwenden ist. Diese Informationen müssen in Zukunft, falls man das Gerät ohne Verpackung kauft, was auch mög­lich ist, auf dem Gerät selber angebracht sein. Auch das ist eine gute Errun­gen­schaft, weil wir uns dadurch nämlich auch Verpackungen sparen können.

Das Recht auf Reparatur, das Recht auf Ersatzteile, das Recht auf ein einfaches USB-C-Ladekabel – ich glaube, bei unseren Plätzen ist das auch schon vor­ge­sehen –: Das wird in Zukunft in allen 27 EU-Ländern einheitlich sein.


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Wenn die kleine Emma einmal groß ist, dann muss sie nicht mehr Zeit verschwenden, um mit mir nach Ladekabeln zu suchen. Deshalb danke ich für die breite Zustimmung. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

10.52 10.52.47


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist somit angenommen.

10.53.182. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz über die Erhöhung der Quote Österreichs beim Internationalen Währungsfonds (IWF-Quotenerhöhungsgesetz 2024) (2509 d.B. und 2542 d.B. sowie 11490/BR d.B.)


Vizepräsident Dominik Reisinger: Wir gelangen nun zum 2. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Ernest Schwindsackl. – Ich bitte um den Bericht.


10.53.39

Berichterstatter Ernest Schwindsackl: Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein


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Bundesgesetz über die Erhöhung der Quote Österreichs beim Internationalen Währungsfonds.

„Gemäß Art. III Abschnitt 2(a) des Übereinkommens über den Internationalen Währungsfonds nimmt der Gouverneursrat in Abständen von höchstens fünf Jahren eine allgemeine Überprüfung der Quoten der Mitglieder vor und empfiehlt Änderungen, sofern er diese für angebracht hält.“

Der Beschluss liegt Ihnen auch in schriftlicher Form vor, ich komme zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben. – Herzlichen Dank.


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Christoph Stillebacher. Ich erteile ihm dieses.


10.54.42

Bundesrat Christoph Stillebacher (ÖVP, Tirol): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich jetzt direkt zur Quotenerhöhung spreche, darf ich uns die Bedeutung des Internationalen Währungsfonds in Erinnerung rufen. (Bundesrat Steiner: Nein!) – Doch, das ist wichtig, es gehört dazu. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Das wollte ich gar nicht so laut sagen, Entschuldigung!)

Das ist wichtig, um die historische und internationale Tragweite zu verstehen, mit der wir es da zu tun haben. Zusammengefasst ist der Internationale Währungsfonds eine Institution, die die finanzielle und wirtschaftliche Stabilität weltweit stärkt und fördert. Er ist der allerletzte Rettungsschirm, der einen


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strauchelnden Staat mit Geld versorgen kann und ihn so vor einem Kollaps bewahrt.

Es geht beim IWF neben anderen Aufgaben in erster Linie um diese globale finanzielle Krisenvorbeugung und Krisenbewältigung – Krisen, die für einzelne Staaten gar nicht bewältigbar wären. Durch seine Expertise und seine finanziellen Ressourcen kann der IWF helfen, wirtschaftliche und finanzielle Stabilität zu bewahren und wiederherzustellen.

Die Mittel des Internationalen Währungsfonds stammen vorwiegend aus den Quotenzahlungen seiner 190 Mitgliedstaaten, für deren Höhe die wirtschaftliche und finanzielle Stärke dieser Länder eine wichtige Rolle spielt. Man zahlt seine Länderquote ein und hat dann einen entsprechenden Stimmenanteil. Gemäß dem Übereinkommen wird in Abständen von höchstens fünf Jahren eine Über­prüfung der Quote der Mitglieder durchgeführt, und gegebenenfalls werden Anpassungen empfohlen. Mit den Anpassungen wird auf das Wachstum der Weltwirtschaft sowie die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Mitgliedstaaten reagiert.

Österreich hat derzeit einen Stimmenanteil von 0,83 Prozent, und es gibt aus der Überprüfung des Jahres 2023 eine Empfehlung für eine Anpassung, damit der relative Quotenanteil gewahrt bleibt. Darum ist es auch notwendig, dass wir die Quote gemäß der Empfehlung um 50 Prozent erhöhen.

Rechtlich gesehen gibt es keinen Anpassungszwang: Die Quote eines Mitglieds darf erst geändert werden, wenn das Mitglied dem auch zugestimmt hat. Deshalb sind wir heute hier, denn dafür braucht es in Österreich den Beschluss eines eigenen Gesetzes. Der gegenständliche Gesetzesbeschluss hat die Ermächtigung zur Zusage der Erhöhung der Quote der Republik Österreich beim IWF von 3,932 Millionen Sonderziehungsrechten auf 5,898 Millionen Sonder­ziehungsrechte zum Ziel.


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Für Österreich als kleine, offene Volkswirtschaft mit einem starken Exportsektor ist die Zusammenarbeit mit und die Beteiligung an einer Organisation wie dem IWF, welche die Stabilität der weltweiten Zahlungsströme zum Ziel hat, von großer Bedeutung. Daher ist eine Teilnahme an der Quotenerhöhung zur Erhal­tung des relativen österreichischen Anteils für eine aktive und den Einfluss wahrende Teilnahme am Internationalen Währungsfonds notwendig. Ich bitte daher um Ihre Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.58


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Als Nächster ist Herr Bundesrat Stefan Schennach zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm dieses.


10.58.28

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da sind wir mitten in der internationalen Finanzarchitektur angekommen. Der IWF ist sicherlich eines der allerallerwichtigsten Instrumente weltweit, um Kollapse, Staatsbankrotte zu verhindern, und immer wieder hat der IWF auch gezeigt, wie wirksam und wie richtig das war.

Da kommt – wichtig – bei der internationalen Finanzarchitektur natürlich auch die globale Steuerpolitik dazu: das Austrocknen von Steuersümpfen weltweit, damit nämlich Steuereinnahmen auch wirklich dort erzielt werden, wo es darum geht, die soziale Infrastruktur und die Daseinsvorsorge zu finanzieren, und nicht darum, dass das Geld auf irgendwelche Inseln und in irgendwelche Sümpfe abgezogen und dort sichergestellt wird.

Schauen wir uns das einmal an: Am Beginn der internationalen Finanzarchi­tektur, als die OECD ihre Richtlinien gemacht hat, war ja doch der Norden sozusagen etwas mehr daran interessiert als der globale Süden, Vorteile herauszuholen. Da müssen wir immer mehr und mehr in Richtung Gleichstand


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gehen, und wenn die Brics-Staaten Ernst machen, ebenfalls eigene Finanzinsti­tutionen schaffen – eine Bank haben sie ja schon gegründet – und auch noch eine gemeinsame Währungspolitik machen, dann wird das sehr wohl eine extrem interessante Aufgabe.

Wir stehen voll dahinter, dass die internationale Finanzarchitektur Hand in Hand und auf der Ebene der UNO aufgebaut werden muss. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass die UN diesbezüglich ihre Spielregeln einbringt und dass auch Europa in positiver Weise mittut. Umso mehr – jetzt schaue ich einmal zur Frau Kollegin aus der Brigittenau – verstehen wir alle hier, wie ich glaube, die ÖVP-Politik nicht, was das Lieferkettengesetz betrifft. Das ist nämlich Rohstoffpolitik. Wir haben gerade beim vorhergehenden Tagesordnungspunkt gehört, wie wichtig es ist, Rohstoffe einzusparen, sinnlos verwendete Rohstoffe. – Genauso sinnvoll ist das Lieferkettengesetz, lieber Herr Finanzminister, und ich weiß nicht, was die ÖVP geritten hat, dass sie sich an dieser Rohstoffpolitik nicht in positiver Weise beteiligen kann.

Wir werden dem IWF-Quotenerhöhungsgesetz auf jeden Fall zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

11.01 11.01.56


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Es liegen keine weiteren Wortmeldungen mehr dazu vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 75

11.02.283. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994, das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz und die Bundesabgabenordnung geändert werden (Grace-Period – Gesetz) (2510 d.B. und 2543 d.B. sowie 11491/BR d.B.)


Vizepräsident Dominik Reisinger: Wir gelangen zum 3. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Bernadette Geieregger. – Ich bitte um den Bericht.


11.02.45

Berichterstatterin Bernadette Geieregger, BA: Ich darf Ihnen den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994, das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz und die Bundesabgabenordnung geändert werden, zur Kenntnis bringen.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Sascha Obrecht. Ich erteile ihm dieses.


11.03.27

Bundesrat Mag. Sascha Obrecht (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Werter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Man muss Tagesord­nungspunkte nicht künstlich in die Länge ziehen, deswegen in aller Kürze: Ist


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dieses das schlimmste Gesetz, das wir hier jemals beschlossen haben? – Nein, bei Weitem nicht! Im Grunde geht es dabei um verfahrensrechtliche Bestim­mungen im Steuerrecht bei der Übertragung von Unternehmen im Familien­verband.

Prinzipiell hätten wir in diesem Zusammenhang auch wenig entgegenzuhalten. Was leider auch passiert ist, ist, dass man ein zusätzliches Gesetz dazugetackert hat, nämlich das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz. Dabei geht es darum, wie oft der Arbeitsschutzausschuss einzuberufen ist. Kennen Sie den Arbeitsschutz­ausschuss? – Vermutlich kennen ihn die meisten nicht. Warum? – Weil ein solcher nur in Unternehmen mit mehr als 100 Arbeitnehmerinnen und Arbeit­neh­mern einzurichten ist, und wenn es zu drei Vierteln Büroarbeitsplätze sind, dann liegt die Grenze sogar bei 250 Arbeitnehmern.

Ich habe mir die Statistik der WKO von Dezember 2023 angeschaut: Das betrifft 0,6 Prozent aller Unternehmen, und die Wahrscheinlichkeit, dass diese 0,6 Pro­zent der Unternehmen im Familienverband geführt werden, ist relativ gering. Daher stellt sich die Frage: Warum macht man das? – Man hat ein steuerrecht­liches Gesetz, in dem es um die Übertragung von Unternehmensanteilen im Familienverband geht, und gleichzeitig setzt man wieder einen kleinen Nadel­stich beim Arbeitnehmer:innenschutz. Für wen? – Bei diesen 0,6 Prozent Unternehmen im Familienverband geht es vermutlich um eine Handvoll Indus­triellenfamilien, denn: Wer hat denn in Österreich so viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Wen unterstützt man damit?

Dadurch steht dieses Gesetz wieder sinnbildlich dafür, was die ÖVP macht: Es gibt eine Maßnahme, die man sogar unterstützen könnte; auf der anderen Seite versucht man, den Arbeitnehmer:innenschutz abzubauen. Warum? – Damit Minister Kocher seinen ÖVP-Spendern sagen kann: Das haben wir für euch gemacht! Wir haben dereguliert, da ist etwas passiert!

Deswegen können wir da einfach nicht mitgehen. – Das war es dann auch schon, ich will gar nicht mehr viel dazu sagen, nur noch eine Anmerkung zum


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Entschließungsantrag, der von der FPÖ kommt: Sie haben da das Recht auf analoge Inanspruchnahme der Verwaltung drinnen. – Das unterstützen wir. Das haben wir bei der letzten Sitzung schon eingebracht, und wir freuen uns, dass die FPÖ da eine Initiative von uns praktisch mitträgt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.05


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Bernhard Ruf. Ich erteile dieses.


11.05.43

Bundesrat Mag. Bernhard Ruf (ÖVP, Oberösterreich): Geschätzter Herr Minister! Geschätztes Präsidium! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Livestream-Zuschauerinnen und -Zuschauer! Liebe freiwillige und unfreiwillige Zuhörerinnen und Zuhörer hier im Saal! „Amazing Grace“ ist einer der bekanntesten Songs der Musikgeschichte. In diesem wird die wunderbare Gnade besungen, Rettung aus Schuld und Verwerfung zu erlangen. Eine Gnade ist es auch, dass noch in dieser Legislaturperiode das Gesetz betreffend eine Periode der Gnade heute seine endgültige Beschlussfassung erlebt.

Dieses Gesetz hat zum Ziel, Betriebsübergaben im Familienverband zu erleichtern, und schafft das in verschiedenen Punkten, die zugegebenermaßen noch nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten, aber einen guten Anfang darstellen. In einem Land, in dem fast ein Drittel der Klein- und Mittelunter­nehmen im Familienbesitz sind, wird dieses Gesetz vielen zugutekommen.

Den Unternehmen wird außerdem auch zugutekommen, dass ein Betrieb eine Begleitung durch das Finanzamt und damit durch die Behörde beantragen kann, die das in einem vorgeschriebenen Zeitraum bewerkstelligen soll. Eines der wesentlichen Ziele der Begleitung der Unternehmensübertragung ist in diesem


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Zusammenhang die Gewährleistung einer erhöhten Planungs- und Rechts­sicherheit für die teilnehmenden Unternehmer. So sollen Doppelprüfungen in kurzen Zeiträumen der Vergangenheit angehören, sinnvolle Außenprüfungen der Gesamtlage aber rasch gewährleistet werden.

Ich persönlich halte es sehr wohl für einen Paradigmenwechsel, wenn eine Behörde als Helferin beim Changemanagement herangezogen werden kann, ist man es doch als Unternehmer durchaus gewohnt, dass Behörden durch bürokratische Auflagen und ihre Einforderungen eine oder einen in die Mangel nehmen und vor teilweise unlösbare Aufgaben stellen.

Ein kleiner Exkurs aus der Praxis betreffend einen Fall, den ich unlängst erlebt habe: Ein Friseurunternehmer hat mir dieser Tage erzählt, er habe vom Arbeitsinspektorat die Vorgabe bekommen, nachzuweisen, was er für sein Personal unternimmt, damit dieses mit dem Druck, freundlich sein zu müssen, zurande kommt. – Ich finde, dass da der Arbeitnehmer:innenschutz schon manche skurrile Blüten treibt. Ich denke, es wird kein Arbeitnehmer und keine Arbeitnehmerin gefährdet, wenn die Fristen zur Mitteilung der Sicherheits­vertrauenspersonen und die Einberufung des von Kollegen Obrecht gerade angesprochenen Arbeitsschutzausschusses in der Zeit der Betriebsübergabe auf maximal zwei Jahre erstreckt werden, was ja ebenfalls Teil der Gesetzesvorlage ist.

Erleichterungen für die Unternehmen im Generationswechsel werden durch dieses Gesetz auch in puncto Anlagengenehmigungen erreicht, indem ein Absatz konkretisiert und dadurch auch reduziert wird.

Abschließend hoffe ich, dass dieses Gesetz zumindest ein wenig seinem Namen gerecht wird, der aus dem Englischen übertragen wurde, was ja der FPÖ, wie ich in der Debatte gehört habe, missfallen hat. Ich darf Sie aber trösten: Die Wurzeln der Bezeichnung liegen wie fast überall im Lateinischen und im Griechi­schen, und in einer globalisierten Welt ist ein weltweit verständlicher Begriff keine schlechte Sache nicht. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.) Schließlich


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ist Deutsch weltweit ja keine Mehrheitssprache. (Bundesrat Spanring: Da gibt es keine doppelte Verneinung!) Vermutlich wollte die FPÖ aber einen typisch österreichischen Namen à la: gnädige Zeiten beim Familien-Gwirkst, zum Beispiel. (Bundesrat Spanring: Wir werden dann nachschauen!) Dazu nur kurz: Wer verteufelt, was er nicht beherrscht, bekennt nur seine Inkompetenz! Das ist auch in Europa so. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Spanring: Keine schlechte Sache nicht!) – Das war bewusst drinnen, das war ein rhetorisches Stilmittel, aber das ist für euch ein Fremdwort.

In diesem Sinne: auf eine hoffentlich oft in Anspruch genommene Really-amazing-Grace-Period! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

11.10


Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Markus Steinmaurer. Ich erteile ihm dieses.


11.10.13

Bundesrat Markus Steinmaurer (FPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Herr Minister! Werte Zuseher hier im Bundesratssaal und zu Hause! Werte Kollegen im Bundesrat! Ich kenne Kollegen Ruf, ich habe ihn bei einer Wohnungsübergabe in Steinerkirchen kennengelernt. Da war er ganz anders (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP) – angenehm.

Bei Tagesordnungspunkt 3 geht es jetzt grundsätzlich um die Erleichterung bei der Betriebsübergabe. Diese geplante Gesetzesänderung ist eine positive, sie unterstützt Familienunternehmen und KMUs. Der Abbau von Hürden bei Betriebsübergaben ist zu begrüßen. Eine Evaluierung dieser Maßnahmen ist bis Ende des Jahres 2028 vorgesehen.

Diese geplanten Gesetzesänderungen, von der Rechtssicherheit bei der Firmenübergabe im Familienverband über die Verwaltungsvereinfachung im Gewerberecht bis hin zur ganz wichtigen Entbürokratisierung des Arbeit­nehmerschutzes, sind alles Maßnahmen, die zu unterstützen sind. Die Einwände


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 80

der Bundesarbeitskammer sind für uns nicht nachvollziehbar. (Bundesrätin Schumann: Das glaube ich!) Die Rechte der Arbeitnehmer werden nicht geschmälert, für die Übernehmer eines Betriebs bringt die vorgesehene Gesetzesänderung jedoch Erleichterungen. Es handelt sich um eine Entbürokratisierung ohne Minderung des Schutzstandards der Beschäftigten.

Für uns als FPÖ-Fraktion ist es unverständlich, warum diese Änderung erst jetzt zustande kommt, denn bereits vor mehr als vier Jahren, im Jahr 2020, genau am 26. Februar 2020, hat der Ministerrat die Einführung von zweijährigen Über­gangsfristen beschlossen. Der diesbezügliche Gesetzentwurf war dann bis 18. Novem­ber 2021 in Begutachtung.

Ein Zeichen dafür, dass diese Bundesregierung über keinerlei Lösungskompetenz verfügt, ist die Tatsache, dass innerhalb der Koalition keine Einigung über eine Regierungsvorlage erfolgte, ganze vier Jahre nicht. Dieser Bundesregierung sind die Bürger egal. Sie arbeitet nicht zielorientiert und benötigt vier Jahre für einen Gesetzentwurf. Die Bürger haben allerdings heuer die Möglichkeit, ihren Unmut zu zeigen und diese beiden Regierungsparteien abzuwählen. (Beifall bei der FPÖ.)

Eine langjährige Forderung von uns Freiheitlichen war und ist, eine Erleichterung bei Betriebsübergaben sicherzustellen. Für uns ist ganz wesentlich, dass der Bürger auch die Möglichkeit hat, eben selbst zu wählen, wie die Abwicklung erfolgen soll, digital oder analog. Wir sehen eine nur digitale Abwicklung als Altersdiskriminierung an. Daher stelle ich folgenden Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf analoge Inanspruchnahme und Teilhabe an den Dienstleistungen der Verwaltung und der Daseinsvorsorge“

Der Bundesrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Inhalte umfasst:

- Recht auf analoge Inanspruchnahme und Teilhabe für die Bürger an allen Dienstleistungen der Verwaltung, Justiz und der Daseinsvorsorge ohne technische und kommunikative Barrieren

- Analoge und digitale Manuduktionspflicht bei der Inanspruchnahme und Teilhabe an allen Dienstleistungen der Verwaltung, Justiz und der Daseins­vorsorge ohne technische und kommunikative Barrieren mit Gültigkeit für Gebietskörperschaften bzw. ausgegliederte Organisationseinheiten und einschlägige Unternehmen

- Analoge und digitale Antragstellung für den Handwerkerbonus

- Analoges und digitales Interventionsrecht für Eingaben, Anträge sowie Rechtsmittel für die Bürger

- Bankgebührenbefreiung für den gesamten Zahlungsverkehr mit Verwaltung und Justiz für die Bürger“.

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.14


Vizepräsident Dominik Reisinger: Der von den Bundesräten Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Recht auf analoge Inanspruchnahme und Teilhabe an den Dienstleistungen der Verwaltung und der Daseinsvorsorge“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Maria Huber. Ich erteile ihr dieses.



BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 82

11.15.12

Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehende! Ich freue mich, heute mit dem vorliegenden Gesetzespaket insbesondere für unsere KMUs Erleichterungen bei der Betriebsübergabe zu beschließen, denn – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – die Übergabe eines Familienunterneh­mens an die nächste Generation ist eine spannende, aber auch sehr heraus­fordernde Zeit für alle Beteiligten. (Bundesrat Buchmann: Stimmt! – Bundesrat Tiefnig: Genau!) Gerade für familiengeführte Klein- und Mittelbetriebe ist das ein wichtiger Meilenstein, den es gut zu meistern gilt.

Jeglicher Abbau von Bürokratie bringt Erleichterung, und man kann sich als Unternehmerin auf das Wesentliche konzentrieren. Was meine ich damit? – Den Betrieb weiterzuentwickeln und zukunftsfit zu machen, um langfristig nach­haltigen Unternehmenserfolg sicherzustellen, sichert nicht nur bestehende Arbeitsplätze, sondern schafft auch neue. Es ist daher jedenfalls zu begrüßen, dass wir heute mit diesem Paket den aufwendigen und komplizierten Prozess der Unternehmensübertragung vereinfachen und gleichzeitig Rechtssicherheit für alle Beteiligten schaffen.

Das ist ein Maßnahmenpaket, das das Unternehmer:innentum in Österreich fördert, und das ist gut so. Warum? – Erfolgreiche klein- und mittelständische Familienunternehmen wirtschaften anders. Es geht um das langfristige Bestehen über mehrere Generationen hinweg, um einen nachhaltigen Umgang und eine Unternehmenskultur, die sich durch Werte wie Stabilität und Sicherheit auszeichnet. Das gilt nicht nur für unser Unternehmen, für das ich auch verant­wortlich bin, das sehe ich auch bei vielen Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Branchen. Das wichtigste Kapital von kleinen Unternehmen sind nämlich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Stammbelegschaft, die bereits seit vielen Jahren im Unternehmen beschäftigt ist und wo auch das gesamte Know-how des Unternehmens geparkt ist.


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 83

Ein Punkt ist mir auch noch wichtig, weil das in der Debatte noch nicht so richtig thematisiert wurde: Veränderungsprozesse bergen auch immer ein gewisses Konfliktpotenzial in sich, und deswegen sollte, besonders wenn es um familien­interne Übergaben geht, auch die emotionale Seite nicht vernachlässigt bezie­hungsweise unterschätzt werden. Schließlich geht es dabei um die Über­tragung eines Lebenswerks, und das ist für viele Übergeberinnen und Übergeber nicht immer ganz so einfach: dieses Loslassen und die Zügel auch tatsächlich der nächsten Generation in die Hand zu geben.

Da sehe ich leider auch in meinem Umfeld immer wieder, dass viele Konflikte betreffend Rollenverständnis, Einmischungen auftreten, die dann im Prinzip an der Tagesordnung sind. Daher würde ich mir da noch verstärkt Beratungs- und Mediationsangebote wünschen. Es wäre gut, die Inanspruchnahme solcher Angebote stärker zu fördern, um eine erfolgreiche Betriebsübernahme nicht zu gefährden und das Unternehmen damit auch nachhaltig abzusichern.

Das Ganze ist ja kein Selbstzweck. Es geht um die Sicherung von regionaler Wertschöpfung, es geht um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Schauen wir uns die Zahlen an! Die KMUs – das sind immerhin mehr als 99 Prozent der heimi­schen Unternehmen in Österreich – beschäftigten 2020 2,8 Millionen Menschen in unserem Land. Deshalb ist es absolut wichtig und richtig, dass wir hier heute dieses Paket beschließen, bürokratische Hürden weiter abbauen, und genau dazu trägt dieses Gesetzespaket bei. Deshalb bitte ich um breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.19


Vizepräsident Dominik Reisinger: Vielen Dank.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Ernest Schwindsackl. Ich erteile ihm dieses.



BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 84

11.19.31

Bundesrat Ernest Schwindsackl (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es gibt aktuelle Entschließungsanträge und es gibt solche, die einen nostalgischen Schleier mit sich tragen. Nostalgie bezeichnet ja sehnsuchtsvolle Hinwendung zu vergan­genen Vorgängen oder Praktiken. Der Entschließungsantrag, von dem wir vor Kurzem gehört haben, passt genau in diese Kategorie der Nostalgie, die wahrscheinlich auch ideologisch bedingt ist.

Werte Damen und Herren, wir haben bei der letzten Bundesratssitzung einen Entschließungsantrag mehrheitlich beschlossen, der genau in diese Richtung geht, in welchem genau diese vorausschauenden Punkte drinnen sind. Ich erwähne jetzt nur den Begriff Altersdiskriminierung: Er wird jetzt auch von so vielen anderen Gruppierungen und Parteien aufgenommen, weil halt einfach einige Wahlen vor der Haustüre stehen. Jetzt werden die älteren Menschen auch entdeckt, und sie brauchen natürlich dringend jene Hilfe, die sich manche nun auf ihre Fahnen heften. Die leisten wir in der Steiermark schon lange, die leistet der Seniorenbund auf österreichweiter Basis schon sehr, sehr lange. (Bundesrätin Schumann: Da kommts nicht mehr raus! Aus der Falle kommts nicht mehr raus, die habts euch selbst gestellt!)

Beim Handwerkerbonus, den Sie da drinnen haben, wird all jenen, die keinen Zugang zum Internet beziehungsweise zur ID Austria haben, die grundsätzliche Unterstützung durch die Bürgerservicestellen der Gemeinden angeboten. Auch die Handwerksbetriebe in ganz Österreich sind bereit, die Antragstellerinnen und Antragsteller zu unterstützen und ihnen unter die Arme zu greifen. Es wird also niemand im Stich gelassen. (Bundesrätin Schumann – erheitert –: Geh! Ich würde mit dem Seniorenrat reden!) Es ist schade, dass Sie die entsprechenden Anträge, die in der vorigen Sitzung behandelt worden sind, schon schubladisiert haben, denn sie sind noch immer aktuell. Ich glaube, man sollte, wenn man einen Antrag einbringt, vor allem auch schauen, was bereits gemacht wurde.


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Sie sprechen oft von den Kopiermaschinen, die angeworfen werden. Ich glaube, Ihre Kopiermaschine braucht dringend eine Servicierung, denn all diese Dinge, die in Ihrem Antrag drinnen sind, sind im Prinzip schon längst erledigt. Ich kann nur darauf verweisen, dass wir besonders im Bankbereich – es ist ja auch dazu ein Absatz drinnen – im Vorjahr, seit dem 1. Mai 2023, betreffend diese altersdiskriminierenden Dinge, dass Personen ab dem 65. Lebensjahr keinen Zugang zu einer Kontoüberziehung oder zu einem Kredit mehr haben, Beschlüsse gefasst haben und die Bundesregierung dem auch nachgekommen ist. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! In diesem Bereich ist schon so viel passiert, und auch in dem Bereich, der hier angesprochen wurde. Das sind also alles Dinge, die bereits in Umsetzung sind und – darum komme ich noch einmal zum Begriff nostalgiemäßig – von Ihrer Seite nun neu aufgebracht wurden.

Dem ist nichts hinzuzufügen (Zwischenruf bei der FPÖ): die älteren Anträge noch einmal anschauen und – gerade Sie als FPÖ, die Sie eben eher in diesem nostalgischen Zug drinnen sind – vielleicht doch auch einen Schwung der Erneu­erung bringen, auch was die ältere Generation betrifft. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

11.22 11.22.53


Vizepräsident Dominik Reisinger: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie alle Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit, der Antrag ist somit angenommen.


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Es liegt ein Antrag der Bundesräte Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kolle­gen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Recht auf analoge Inanspruch­nahme und Teilhabe an den Dienstleistungen der Verwaltung und der Daseins­vorsorge“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit, der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

11.23.504. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird (4014/A und 2544 d.B. sowie 11492/BR d.B.)


Vizepräsident Dominik Reisinger: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Bernadette Geieregger. – Ich bitte um den Bericht.


11.24.12

Berichterstatterin Bernadette Geieregger, BA: Ich darf Ihnen den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird, zur Kenntnis bringen.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke für den Bericht.


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Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist als Erste Frau Bundesrätin Korinna Schumann. Ich erteile dieses. – Bitte.


11.24.50

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Das Wohnbaupaket ist leider – das müssen wir so feststellen und das ist wirklich bedauerlich – ein unglaublicher Marketingschmäh: Jubelmeldungen über ein milliardenschweres Baupaket, das die schwer angeschlagene Bau­wirtschaft innerhalb von zwei Jahren wieder auf die Beine bringen soll. – Das wird nicht funktionieren. Wenn sich das dann klar zeigt, wird diese Regierung nicht mehr im Amt sein.

Ganz ehrlich gesagt: Auch die Länder haben keine wirkliche Freude mit dem Paket und haben das auch lauthals kundgetan. Aus Sicht der Gemeinden verbessert sich – in deren Situation – für die Bauwirtschaft nichts. Die Bauwirt­schaft bräuchte aber wirklich einen wirksamen Booster: 2023 wurden 13 000 Wohnungen weniger gebaut, 2024 sind es 17 000 Wohnungen weniger. Das zeigt ganz deutlich, wie wichtig die Investitionen in den Wohnbau jetzt wären.

Von den Facharbeitskräften, die der Bauwirtschaft jetzt verloren gehen, brauchen wir gar nicht zu reden. Es sind Facharbeitskräfte, die großes Wissen in der Bauwirtschaft haben, die in andere Berufsbereiche abwandern und die man dann ganz einfach verliert und nicht mehr hat, falls wirklich einmal ein Bau­booster kommen würde, der greift und der Bauwirtschaft auf die Beine hilft.

Die Menschen haben genug von den Ankündigungen, die sich beim näheren Hinschauen dann wieder als lückenhaft, nicht umsetzbar und voller Hürden darstellen. So eine Hürde im Marketingpaket für den Wohnbau muss die Regierung heute wieder reparieren. Ganz kurz nach der Beschlussfassung – in


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der vergangenen Sitzung des Bundesrates – machen wir das Gesetz wieder auf, weil wir etwas reparieren müssen. Ganz ehrlich: Das ist wirklich peinlich. (Beifall bei der SPÖ.)

Eigentlich böte das Aufmachen des Gesetzes jetzt die Gelegenheit, dieses Gesetz wirklich umfassend im Interesse der Menschen in Österreich zu sanieren. Die Explosion der Kosten im Mietbereich ist unerträglich und muss gestoppt werden. Ein Einfrieren der Mietpreise bis 2026 und dann einen Mietpreisdeckel von 2 Prozent – und zwar rückwirkend – endlich umzusetzen, das ist das, was die Mieterinnen und Mieter brauchen würden, um ihnen die finanzielle Last, die sie auf den Schultern tragen, zu nehmen.

Die Mieten sind im ersten Quartal 2024 stark angestiegen, besonders jene am freien Markt. Ich darf die Zahlen nennen: Klagenfurt, Linz, Wien: 11 Prozent; 9 bis 10 Prozent in Bregenz und Innsbruck; 5 Prozent in Salzburg. Die teuersten Mieten finden wir derzeit in Salzburg, die zweithöchsten Mieten in Vorarlberg, danach kommt die Bundeshauptstadt Wien. Junge Menschen, die von zu Hause ausziehen möchten, haben keine Chance dazu, da sie sich die Mieten nicht mehr leisten können. Alleinerzieher:innen wissen nicht mehr, wie sie ihre gestiegene Miete finanzieren sollen. Das sind nicht Einzelschicksale, sondern das trifft viele, viele Menschen, da die Wohnbelastungskosten so derartig hoch sind.

Auch die befristeten Mietverhältnisse sind ein riesiges Problem, da sie für jene, die ein befristetes Mietverhältnis haben, Angst bedeuten, falls das befristete Mietverhältnis nicht verlängert wird oder nicht verlängert werden kann, denn dann müssen sie wieder suchen und dann wird die Miete wieder teurer werden.

Es ist festzuhalten: Die Mietkosten sind nicht mehr stemmbar, weil die Regie­rung diese extreme Teuerung nicht verhindert hat, die Mietsteigerungen nicht gestoppt hat. (Beifall bei der SPÖ.) Auch Eigentum ist nicht mehr leistbar. Ganz ehrlich: Mit einem normalen Einkommen ist Eigentum nicht mehr leistbar. Auch deshalb schrumpft die Bauwirtschaft so.


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Mieten sind seit 2020 um 17 Prozent gestiegen, und Ihr Glaube – der Regie­rungsparteien –, der Markt regelt alles, hat sich leider nicht bewahrheitet. Er regelt es im negativen Sinne, aber Sie waren nicht bereit, in den Markt einzugreifen. Natürlich kommt dann, wenn nicht mehr gebaut wird und nicht mehr die Möglichkeit besteht, sich ein Eigenheim zu schaffen, der Druck auf den Mietmarkt und werden die Mieten teurer. Das trifft wieder jene Menschen, die Miete brauchen. Das ist also ein Kreislauf, den Sie in Gang gesetzt haben, weil Sie nicht bereit waren, in den Markt einzugreifen. Jetzt haben wir den Palla­watsch, und das ist furchtbar für all jene, die unter dieser Mietlast leiden – und das sind nicht wenige.

In Österreich gibt es 1,7 Millionen Menschen, die in einem Mietverhältnis leben, und das sind jene Menschen, die die größte Angst dahin gehend haben, wie sie jedes Monat ihre Mieten zahlen sollen. Vor fünf Jahren waren es noch 10 Pro­zent der Menschen, die ihre Wohnkosten nicht mehr stemmen konnten, jetzt steht der Wert bei 30 Prozent. Da darf man nicht wegschauen! Jetzt muss gehandelt werden. – Die Regierung tut es nicht und hat es nicht getan. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Förderung des kommunalen Wohnbaus wird von diesem vielgepriesenen Wohnbaupaket nicht umfasst. Die Sanierung von Gemeindebauwohnungen ist nicht möglich. Wir wissen es, die ÖVP hat einen sehr negativen Zugang zu den Bedürfnissen der Städte im Wohnbau. Ich kann nur daran erinnern, dass die ÖVP Wien 2012 gefordert hat, die Gemeindebauten endlich zu privatisieren. Man möge die Möglichkeit schaffen, Gemeindebauwohnungen zu kaufen – eine wirklich ganz, ganz schlechte Idee der ÖVP, der natürlich die SPÖ und die Stadt­regierung nicht nachgekommen sind.

Aber hätte man das umgesetzt, wie hoch wäre dann der Druck auf die Mieten in der Stadt Wien gewesen? Also diese Ideen sind nicht die besten, sondern es sind jene, die noch einmal mehr schaden würden. Wir können nur froh sein, dass es den Gemeindebau in Wien gibt, dass da die Mieterhöhungen für zwei Jahre ausgesetzt wurden. So macht man Politik für die Menschen. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ganz ehrlich, an die Grünen gerichtet, die so gerne laut Kritik an Wien kundtun: Wie Sie mit dem Thema Kostenexplosion rund um die Mieten umgehen und dieses Thema, das so viele Menschen bedrückt, ignorieren und nicht wirklich für einen Mietpreisstopp gesorgt haben, das müssen Sie dann den Wählerinnen und Wählern erklären, aber Sie werden dann ja sicher genug Zeit dafür haben. Wir werden Sie da nicht aus der Verantwortung lassen! (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Thema Wohnbaudarlehen: 200 000 Euro zu 1,5 Prozent Zinsen gedeckelt, das wäre ja ein tolles Angebot – nur leider läuft es nur für drei Jahre. Wer kann sich das leisten? Das hüpfen Sie einmal vor! Nur wieder jene, die sehr viel Vermögen haben. Auch die Länder sind nicht sehr happy mit dieser Regelung. Das zeigt wieder: Das Wohnbaupaket ist ein guter Marketingschmäh, aber leider ist nichts dahinter.

Wir brauchen die Stärkung des kommunalen Wohnbaus. Wir müssen die Häusl­bauerinnen und Häuslbauer von ihren extremen Kreditlasten entlasten. Das ist ganz, ganz wichtig, weil die Kreditzinsen für sie monatlich so gestiegen sind, dass sie Entlastung brauchen. Wir müssen die Übergewinne der Banken – und die Übergewinne der Banken sind unendlich groß in letzter Zeit, wir gehen von 14 Milliarden Euro Gewinn in den letzten Jahren aus – abschöpfen, und die Häuslbauerinnen und Häuslbauer in ihrer schweren Last der Kreditzinsen ent­lasten.

Wir brauchen eine Senkung der Zinsen für jene, die Häuslbauer sind oder bereits ein Häusl gebaut haben und jetzt ihre Kreditzinsen abtragen; wir brauchen auch eine Erleichterung bei der Aufnahme der Kredite. Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kommunalen Wohnbau finanzieren, leistbares Leben ermöglichen“

Der Bundesrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen wird aufgefordert, dem Nationalrat und dem Bundesrat umgehend eine Novelle des Finanzausgleichsgesetzes zuzuleiten, mit dem die notwendigen Mittel in der Höhe von einer Milliarde Euro auch für die Stärkung des kommunalen Wohn­baus zur Verfügung gestellt werden und diese von den Ländern und Gemeinden auf die Dauer von zwei Jahren zu 100 Prozent mitgenommen werden können. Weiters wird der Bundesminister für Finanzen aufgefordert, Nationalrat und Bundesrat eine Vorlage vorzulegen, mit der Übergewinne der österreichischen Banken besteuert und diese Mittel zur Senkung der Kreditzinsen für die Schaffung von Wohnbau bzw. Wohnraum eingesetzt werden.“

*****

Uns ist klar, völlig klar, dass auch dieser Antrag – wie alle unsere Anträge – abgelehnt werden wird. Aber wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten werden nicht müde werden aufzuzeigen, dass anderes politisches Handeln wesentliche Erleichterungen für die Menschen in Österreich gebracht hätte und dass man so mit den Menschen nicht umgehen kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Österreich ist schlecht durch die Krisenzeiten gekommen. Wir haben eine extrem hohe Inflation gehabt. Sie ist immer noch zu hoch. Die Energiekosten im Hinblick auf das, was uns vielleicht im Herbst mit der Frage der Gaslieferungen bevorsteht, muss man im Auge behalten. Auch das kann Angst machen. Die Kaufkraft hat nicht zugenommen. Die Menschen sind entweder am Limit ihrer Möglichkeiten, oder sie sparen jetzt das, was in den wirklich starken Lohn­verhandlungen der Gewerkschaften erreicht wurde, um sich wieder ein bisschen Rücklagen für notwendige Anschaffungen für die Zukunft zu schaffen.

Wir haben einen Rekord an Insolvenzen. Die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung hat sich verschlechtert – im Gegensatz zu anderen Ländern. Ich darf nur jene nennen, die immer kritisiert wurden, auch von Ihnen, Herr Bundesminister: Spanien, Portugal, Griechenland, Italien haben ein Wachstum in der Wirtschafts­leistung, wir nicht! (Bundesminister Brunner: Stimmt ja nicht!)


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Wirtschaftsförderungen wurden ohne Ziel und Kontrolle vergeben. Cofag-Förderungen ohne Maß und Ziel, teils nur zur reinen Gewinnmaximierung. (Bundesrat Steiner: Ihr wart immer mit dabei!)

Ich darf Ihnen ein Beispiel nennen: die Lebensmittelpreise. Seit der Teue­rungswelle kosten billige Lebensmittel um 43 Prozent mehr. Auf dieser Höhe haben sich die Preise festgebissen. Die Regierung war nicht einmal fähig, einen Preisvergleichsmonitor oder ein Vergleichsportal einzurichten. Wieso ist das nicht passiert? Es wäre so wichtig gewesen, um die Preise zu beobachten. Über den Energiekostenzuschuss eins gingen gleichzeitig Gelder in Millionenhöhe an Supermarktketten. Das macht wirklich ärgerlich.

Wenn Unternehmen ihre gestiegenen Kosten über Preise an die Kundinnen und Kunden weitergeben und diese Unternehmen sich gleichzeitig an Kosten bereichern, die sie vom Staat ersetzt bekommen – das heißt: sie haben Energie­kosten, geben diese Kosten in Form von Preiserhöhungen weiter an die Kundinnen und Kunden, und gleichzeitig kassieren sie Unternehmensför­de­rung –, ist das nicht redlich, und das ist nicht gut!

Das hat noch eine Unternehmensgruppe gemacht, nämlich der Fast-Food-Sektor. Da hatten wir innerhalb von zwei Jahren eine Preissteigerung um 26,5 Prozent. Das sollte sich vielleicht Herr Bundeskanzler Nehammer anschauen, der ja die Burgerkonsumation sozusagen als Armutsbekämpfung gesehen hat. Auch diese Unternehmen haben ihre Preise erhöht und sich gleichzeitig Energiekostenzuschüsse in Millionenhöhe geholt. Das kann wohl nicht sein, und da hätte man eingreifen können! (Beifall bei der SPÖ.)

Noch dazu haben von der Senkung der Körperschaftsteuer große Unternehmen profitiert und nicht die kleinen Unternehmen. Das ist das Geld, das dem Staatshaushalt jetzt fehlt. Das Budgetdefizit ist enorm, und das kann man nur als ein eindeutiges Versagen der Wirtschaftspartei, der ÖVP, mit Beteiligung der Grünen beschreiben.


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Ich möchte noch etwas ansprechen, weil es so wichtig ist. Wir haben es im vorherigen Tagesordnungspunkt schon gehabt. Es geht um die Frage des Zugangs für jene Menschen, die keinen digitalen Zugang haben, um ihren Zugang zu Förderungen, zu Unterstützungen und zu Leistungen des Staates. Der Staatsschatz ist eine tolle Sache, keine Frage, zu beglückwünschen. (Bundes­minister Brunner: Der Bundesschatz!) – Der Bundesschatz, danke vielmals für die Korrektur. Das stimmt, der Bundesschatz ist eine gute Sache, positiv, keine Frage.

Ja, aber wenn ich kein Handy und keinen digitalen Zugang habe, habe ich leider Pech gehabt. Was mich ja wirklich sehr amüsiert hat und uns alle, gerade als Sozialdemokratie, sehr amüsiert hat, war, dass die Regierungsfraktionen im Bundesrat letztes Mal einen Antrag (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Ja, genau!) an ihre eigenen Minister gestellt haben (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau, ja!) – das war ja wirklich eine Besonderheit, unglaublich! (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Ja, warum nicht! Demokratie!) –, sie mögen jetzt einmal prüfen, ob es nicht möglich wäre, dass man auch einen analogen Zugang zu den Leistungen bekom­men könnte. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Ja, genau, sehr gut aufgepasst!) – Wunderbar, eine wunderbare Idee. Die FPÖ ist gleich mitgegangen, weil sie so begeistert war (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau!), dass die Bundesräte an ihre eigenen Minister schreiben, sie sollen jetzt endlich einmal etwas tun. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Also wirklich, das amüsiert uns königlich; wunderbar. (Beifall bei der SPÖ.)

Hauptsache, es passiert etwas. Hauptsache, wir haben keine Altersdiskriminie­rung. Kollege Schwindsackl hat gesagt, das ist eh alles in Ordnung. – Ich glaube, die Pensionistenverbände sehen es nicht so. (Zwischenruf des Bundesrates Schwindsackl.) Die sehen es ein bisschen anders. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Er ist Seniorenbundchef in der Steiermark!)

Die Menschen, die sich bei uns gemeldet haben, viele vom älteren Teil der Bevölkerung, haben gesagt: Na hallo, das ist wirklich ungerecht! Wir haben keinen Zugang, und wir haben Schwierigkeiten. Es geht eben nicht nur um die


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staatlichen Leistungen, es geht ja auch um Leistungen in der Privatwirtschaft. Wenn ich Bons zum vergünstigten Einkauf nur bekomme, wenn ich sie übers Internet kriege oder über den Handyzugang, dann ist das auch eine Diskri­minie­rung. – So schaut es aus. Die ältere Generation hat es nicht verdient, dass man sie zurücklässt. Auch Menschen mit Behinderung, die sich mit dem digitalen Zugang vielleicht schwerer tun, haben es nicht verdient.

Also schauen wir einmal, was jetzt mit diesem Antrag, den Sie als Regierungs­fraktionen im Bundesrat an Ihre Minister gestellt haben, passiert. Ich freue mich auf eine positive Antwort. Bekämpfen wir gemeinsam die Diskriminierung! (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau!) – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.39


Vizepräsident Dominik Reisinger: Der von den Bundesräten Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „kommunalen Wohnbau finanzieren, leistbares Leben ermöglichen“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Matthias Zauner. Ich erteile ihm das Wort.


11.39.59

Bundesrat Matthias Zauner (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Kollegin Schumann hat in ihren Ausführungen behauptet, dass die Kaufkraft in Österreich nicht gestiegen ist. – Diese Behauptung ist falsch.

Ich darf korrigieren: Im Jahr 2023 war die Kaufkraft 26 671 Euro je Einwohner, im Jahr 2024 29 266 Euro, somit um 2 595 Euro mehr. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

11.40


Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Silvester Gfrerer. Ich erteile ihm dieses.



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11.40.39

Bundesrat Silvester Gfrerer (ÖVP, Salzburg): Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier und zu Hause vor den Fernsehgeräten! Frau Kollegin Schumann, ich muss einfach ein bisschen auf deine Rede eingehen. Du hast in deiner Viertelstunde Redezeit Österreich als das Armenhaus Europas bejammert. (Bundesrätin Schumann: Hab’ ich nicht, oh nein!) – So hat es sich angefühlt.

Es stimmt sicherlich, dass es Gruppen und Menschen gibt, die sich wirklich schwertun. Das wissen wir. (Ruf bei der SPÖ: Aber!) Denen helfen wir gerade bei diesem Tagesordnungspunkt. Du hast auch erwähnt, dass die Lebensmittelpreise um 40 Prozent gestiegen sind. Ich wundere mich immer wieder: 30 Prozent der Lebensmittel – zum großen Teil originalverpackt – werden weggeworfen. 60 Prozent von diesen Lebensmitteln kommen aus den privaten Haushalten, das muss man auch wissen. (Ruf bei der SPÖ: Armut gibt es nicht für die ÖVP, wir wissen es!) Da hätte man schon gewisse Reserven, da könnte man vielleicht auch etwas einsparen. (Bundesrätin Schumann: Esst, was die anderen weghauen!)

Jetzt aber zum Tagesordnungspunkt: Schaffung von Eigentum und Wohnen für die Menschen in Österreich, vor allem für junge Familien, leistbarer zu machen, das ist die Kernbotschaft, wenn wir mit dem heutigen Beschluss das Finanz­ausgleichsgesetz abändern und beschließen. Unser Bundeskanzler Karl Nehammer hat es in seinem Österreichplan niedergeschrieben: Wir stehen für Leistung, wir, die ÖVP, stehen für Familien (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel), von den Kindern bis zu den Senioren. Wir sind Europameister. Wir stehen für Sicherheit und jetzt beginnen wir mit der Umsetzung.

Worum geht es beim Wohnbaupaket? Was sind die wesentlichen Punkte? – Ein ganz wichtiger Punkt: Wir brauchen mehr Wohnungen, es geht um Schaffung von zusätzlichen neuen Wohnungen – Mietwohnungen, Eigentumswohnungen – und ganz wichtig: Es geht auch um die Sanierung von Wohnungen und um Althaussanierungen. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt.


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Die Bundesländer werden dafür sorgen, dass zusätzliche neue Wohnungen gebaut werden, dass auf dem Wohnungsmarkt mehr zusätzlicher Wohnraum zur Verfügung steht. Da sind die Bundesländer in der Verantwortung, das ist so geregelt und ausverhandelt worden, und das ist auch im Sinne der Bundesländer, die bemühen sich darum.

Ein größeres Angebot auf dem Wohnungsmarkt sollte sich natürlich auch auf die Kosten positiv auswirken und Wohnen leistbarer machen. Da möchte ich meinen Dank auch ausdrücklich unserer Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm aus­sprechen. (Bundesrat Schennach: Jö! ...! Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie hat sich mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass Maßnahmen gesetzt werden, um eben für junge Menschen und für junge Familien Wohnen leistbarer zu machen. Auch das ist ein Ziel, das im Österreichplan niedergeschrieben ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir reden nicht nur davon, wir gehen in die Umsetzung. Mit diesem Wohnbaupaket schaffen wir die Möglichkeit, Eigentum zu schaffen und Sanierungen bestmöglich zu unterstützen.

Dieses Wohnbaupaket beinhaltet einen weiteren wesentlichen Punkt: Es geht darum, bei der Schaffung oder dem Erwerb von Eigentum die Nebengebühren zur Gänze zu erlassen. Es geht um die Eintragungsgebühren des Pfandrechtes, es geht um die Eintragungsgebühr in das Grundbuch. Diese Gebühren werden in Zukunft erlassen, somit unterstützen wir jene Menschen, die sich Eigentum schaffen wollen.

Ob sie sich für verschiedene Kauf- und Mietmodelle entscheiden oder ob der Weg, in Richtung Eigentum zu gehen, für sie der richtige ist: Vor allem junge Menschen und Familien brauchen verschiedene Möglichkeiten und realistische Perspektiven. (Bundesrat Schennach:  ... weg von der ... der Eltern!) Wir stehen für Eigentum, wir wollen die Quote bei Eigentumshaushalten von 48 auf 60 Prozent erhöhen. Genau deshalb wollen wir da bei der Finanzierung helfen, und genau dieser Punkt betrifft das Finanzausgleichsgesetz und erfordert eine Änderung.


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Es geht darum, dass wir beim erstmaligen Erwerb eines Eigenheimes einen staatlich besicherten Wohnbaukredit einführen. Der Kreditzinssatz wird für einen Kreditrahmen von maximal 200 000 Euro auf 1,5 Prozent gestützt. Auch dabei brauchen wir wieder die zuständigen Bundesländer als Partner. Jedes Bundesland muss diese nationale Wohnbauförderung in das Wohnprogramm mitaufnehmen und dort integrieren. Die Bundesländer haben auch die Umsetzung zu organisieren. Die Steiermark ist da sehr positiv als Vorreiter zu erwähnen, sie hat als erstes Bundesland die notwendigen Beschlüsse gefasst, damit dieses Gesetz umgesetzt werden kann. (Beifall bei der ÖVP.)

Es sind alle Bundesländer gefordert, diesem Beispiel der Steiermark möglichst zeitnah zu folgen. Es geht um jene Menschen, die sich eine Eigentumswohnung kaufen oder ein Haus bauen wollen, die sich einfach den Traum erfüllen wollen, in den eigenen vier Wänden zu wohnen und zu leben. Ich bitte um breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.46


Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Pröller. Ich erteile ihm dieses.


11.46.55

Bundesrat Günter Pröller (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Ja, groß war wieder einmal das mediale Interesse samt Berichterstattung und die Vorfreude der Bürger im Februar dieses Jahres, als die Spitzen der Bundesregierung wieder einmal vor die Kamera traten und Großes versprachen.

1 Milliarde Euro wird investiert, um die Bauwirtschaft anzukurbeln. Das waren die Überschriften, aber – typisch ÖVP – es war viel Gerede, es waren leere Versprechungen und simple Überschriften. (Beifall bei der FPÖ.) In Wahrheit unterstreicht das Wohnpaket die politische Arbeit von ÖVP und Grünen in den


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letzten Jahren. Drei Monate später wissen wir, dass es in vielen Bereichen bei Ankündigungen und leeren Versprechungen bleiben wird.

Herr Minister, Sie wussten genau, dass es sich dabei um eine klare Länder­materie handelt. Es wäre daher wünschenswert gewesen, dass man vonseiten des Bundes vorher an die Länder herantritt, um Details frühzeitig zu besprechen. Leider ist das nicht – oder auf jeden Fall viel zu spät – passiert. Die Folgen dieses katastrophalen Vorgehens kann man sich ausmalen. Einerseits gibt es unerfüll­bare Vorgaben mangels Abstimmung, andererseits unerfüllbare Erwartungen bei den Bürgern. Baustellen wurden gestoppt, aufgrund der Erwartung riesiger Geldsummen wurden die Baustellen nicht eingeführt, daher wurde die Bauwirt­schaft eingebremst. Kurz: Es gab viele Enttäuschungen und Chaos.

Mit diesem Wohnpaket wird auch keine Planungssicherheit geschaffen, denn diese Unterstützung ist ja nur bis 2027 möglich – und das ist völlig lebensfremd, das weiß jeder Häuslbauer. Meine Damen und Herren, ich halte fest: Leider bleibt von dieser Wohnbaumilliarde wieder einmal nicht das übrig, was uns die Regierung versprochen hat. Wie so oft werden große Ankündigungen und Versprechen von dieser Regierung nicht eingehalten.

Mit diesem Wohnpaket wurde vor allem in meinem Bundesland Oberösterreich der ursprüngliche Plan, Landes- und Bundesmittel gleichzeitig für alle Wohn­einheiten zu verwenden, verunmöglicht. Das führt dazu, dass die Bundesregie­rung zumindest in Oberösterreich der Bauwirtschaft nicht den erwarteten Impuls geben wird. Die wahren Leidtragenden sind die Baufirmen und die Leis­tungsträger, die aufgrund zahlreicher Versprechen und Ankündigungen einer falschen Vorstellung unterlagen.

Der Bauinnungsmeister Hartl aus Oberösterreich sprach das Problem klar an: Die Fachkräfte kehren der Baubranche den Rücken. Wir haben bereits in diesem Monat über 12 000 Bauarbeiter weniger. Zudem wurde beobachtet, dass die Bauarbeiter der Branche den Rücken kehren. Die Leute haben sich alle ihre


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Abfertigung bereits abgeholt, das heißt, sie sind aus der Branche abgewandert. Herr Minister, das ist das Ergebnis Ihrer Politik und der leeren Ankündigungen.

Zum Glück ist Oberösterreich jedoch nicht auf Hilfe von außen angewiesen und kann die Herausforderungen im Wohnbau auch selbst lösen. (Bundesminister Brunner: Ich glaube, das sieht Oberösterreich anders!)

Oberösterreich mit Landeshauptmann Haimbuchner (Rufe bei SPÖ, ÖVP und Grünen: Stellvertreter! – Bundesrat Schreuder: Möchtegernlandeshauptmann!) hat bereits vor zwei Jahren angefangen, die Wohnbauförderungen zu erhöhen, damit eben dieser Ausfall in der Wohnbauförderung nicht gegeben ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Und es wurde weitergebaut. Es wurden viele leistbare Wohnungen für Familien, für Alleinerziehende geschaffen. (Bundesrätin Schumann: Landeshauptmann Haimbuchner, so schaut’s aus!) Daher ist es nicht egal, wer regiert.

Weiters präsentierte Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner (Bundesrat Schreuder: Na, jetzt haben wir es richtig! – Zwischenruf der Bundesrätin Schumann) am Montag ein Paket: Oberösterreich bietet als erstes Bundesland in Österreich eine neue Förderung an und fixiert den Zinssatz von 1,5 Prozent, aber nicht, wie die Bundesregierung vorgesehen hätte, bis zum nächsten Finanz­ausgleich, sondern für die gesamte Darlehenslaufzeit.

Das neue Fördermodell wird den Bund maximal 4,8 Millionen Euro kosten. Das Land Oberösterreich hingegen wird dafür bis zu 23 Millionen Euro ausgeben. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Brunner.) Das zeigt klar: Wo Freiheitliche in der Verantwortung sind, findet tatsächlich geförderter Wohnbau statt.

Ein großer Dank an den Landeshauptmannstellvertreter Haimbuchner für das Eigenheimpaket. (Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.) Auf uns kann man bauen, auf uns kann man sich verlassen. (Beifall bei der FPÖ.)

11.51



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Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Elisabeth Kittl. Ich erteile ihr dieses.


11.51.29

Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen hier und liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und vor den Bildschirmen! Ich würde gerne noch einmal ganz kurz auf die Berichtigung von Kollegen Zauner und den Rede­beitrag von Kollegin Schumann eingehen. (Bundesrätin Schumann: Sagt was zu den Mieten!)

Ja, Österreich hat vielleicht eine hohe Inflation (Bundesrätin Schumann: Vielleicht! Vielleicht!), aber Österreich hat die zweitgrößte Kaufkraft, und Inflation kann man nicht ohne Kaufkraft denken; denn was bedeutet Kaufkraft? – Kaufkraft bedeutet, dass ich etwas kaufen kann (Bundesrätin Schumann: Ein Rekord an Insolvenzen!), auch wenn es teurer ist. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Das heißt, die Kaufkraft in Österreich ist gut, und das verdanken wir auch den Maßnahmen der Bundesregierung. (Bundesrätin Schumann: Ein Rekord an Insolvenzen!)

Jetzt komme ich noch zu den Investitionen, vor allem jenen in den geförderten Wohnbau. Sie tun so, als wäre das jetzt erst notwendig. (Bundesrätin Schumann: Ihr habt die Mieten nicht gebremst!) Das ist aber schon die letzten Jahre, viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte notwendig. Genau deswegen gibt es ja den Wohnbauförderungsbeitrag, den die Länder bekommen, der mit den Lohn­nebenkosten eingehoben wird, und es gibt eben auch die Rückflüsse aus dem Wohnbauförderungsdarlehen, die an die Länder gehen.

2022 waren das 2,7 Milliarden Euro für ganz Österreich an die Länder. Es wurden aber nur 1,9 Milliarden Euro von den Ländern in den geförderten, in den leistbaren, nämlich in den langfristig leistbaren Wohnraum investiert. Es mutet also schon etwas eigenartig an, wenn Sie heute fordern, dass wir unbedingt


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leistbaren Wohnraum brauchen, vorgestern hat man ihn aber anscheinend nicht gebraucht. (Bundesrätin Schumann: Was?) – Ja, hat man nicht gebraucht, denn man hat die Einnahmen ja nicht verwendet. (Bundesrätin Schumann: Herzliche Grüße an Niederösterreich!)

Wieso? Sie kennen die Zahlen: 2,7 Milliarden Euro haben die Länder für die Wohnbauförderung eingenommen und 1,9 Milliarden Euro haben sie investiert. (Bundesrätin Schumann: Wahnsinn! Wahnsinn! Ihr macht immer noch die Rücken­deckung!) Da ist ein Loch von 800 Millionen Euro, die nicht genutzt wurden (Rufe bei der SPÖ: Niederösterreich!), um geförderten Wohnbau zu bauen, der langfristig gesicherten, leistbaren Wohnraum bietet. Das ist das Wichtige. (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Schennach und Schumann.)

Ich kann es auch noch länderspezifisch machen. (Bundesrätin Schumann: Danke an die ÖVP!) Wien verzichtete 2022 auf 200 Millionen Euro, das ist ein Drittel dieser Einnahmen. Die Steiermark verzichtete auf 230 Millionen Euro, also die Hälfte der Einnahmen. Das Burgenland verzichtete auf zwei Drittel dieser Einnahmen, statt sie in geförderten, das heißt langfristig leistbaren Wohnraum zu investieren. Wenn das Geld investiert worden wäre, hätten wir heute mehr leistbare Wohnungen. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Aber bei den Mieten habt ihr nix getan! Danke schön! Da werden sich alle Mieter:innen bedanken!)

Da von den Ländern eben zu wenig in den leistbaren Wohnraum investiert worden ist, muss die Bundesregierung eingreifen (neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ) und Anreize liefern, um wieder zu mehr leistbarem Wohnraum zu kommen. Das gab es einerseits – ich mache einen kleinen Schwenk – vom Klimaminis­terium durch die Sanierungsoffensive für Heizungstausch und thermische Sanie­rung. Auch das bringt leistbares Wohnen, weil die Energiekosten dadurch günstiger werden, und da wurden viele, viele Hunderte Millionen Euro investiert.

Jetzt gibt es eben auch noch das Wohnbaukonjunkturpaket. Ein wichtiger Punkt dabei – auf den komme ich, weil das nachher bei diesem Tagesordnungspunkt


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wichtig ist – ist die Zusätzlichkeit. Ein Punkt dieser Wohnbaumilliarde ist, dass mehr Förderungszusicherungen als in den letzten zwei Jahren gegeben werden müssen, damit die Gelder abgerufen werden.

Noch ein Punkt, der irgendwie falsch verstanden worden ist: Man sagt, es gäbe keine Eingriffe in den Markt. – Auch das alles sind Lenkungsmaßnahmen, die einen Eingriff in den Markt bedeuten. (Bundesrätin Schumann: Genau, das ersetzt die Reformen in den ...!)

Genau diese Zusätzlichkeit hat jetzt schon – und da hoffe ich sehr, dass das kein Marketingschmäh ist – Wohnbauoffensiven erwirkt, in Wien und in der Steiermark, die das angekündigt haben. Das ist höchst erfreulich. (Bundesrätin Schumann: Wir werden das gut in Erinnerung behalten!)

Die Bedingung der Zusätzlichkeit fällt aber nun bei der Zinsdifferenz eben weg, die der Bund bei Darlehen, die über 1,5 Prozent Zinsen brauchen, übernimmt. Diese Zinsdifferenz übernimmt der Bund und es braucht keine Zusätzlichkeit. Auch das ist jetzt, zu Zeiten der hohen Kreditzinsen, natürlich gut.

Ja, es geht nicht länger als bis 2028, weil das Finanzrahmengesetz bis 2028 befristet ist und wir uns eben an die Gesetze halten. Ich appelliere an alle, die als Nächstes und auch noch 2028 in der Regierungsverantwortung sein werden, dass sie das weiterhin unterstützen. (Bundesrätin Schumann: Da seid ihr nicht mehr dabei!)

Ein wichtiger Punkt bei den Darlehen, bei dieser Zinsunterstützung ist auch noch, dass damit auch die Berichtspflicht der Mittelverwendung der Länder eingeführt wurde und diese Mittelverwendung auch veröffentlicht werden wird. Das ist ein wichtiger Punkt in Sachen Transparenz bei der Verwendung öffent­licher Gelder.

Ein letzter Punkt – da möchte ich an meinen Kollegen Adi Gross anschließen – betrifft die Bodenversiegelung: Ja, es braucht viele neue Wohnungen, es braucht auch viele neu sanierte Wohnungen, aber ich glaube, wir müssen aufpassen, dass


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wir nicht die grüne Wiese und fruchtbare Felder verbauen. (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.) Es gibt – das ist ganz wichtig – in der Fachwelt schon länger die Bestrebungen und auch sehr viele Initiativen, die darauf schauen, dass Brachen, dass wenig genutzte Gewerbeflächen, aber zum Beispiel auch Supermärkte überbaut werden sollen. Das ist total wichtig, denn durch Verbau­ung, aber auch durch Straßenbau versiegeln wir in Österreich jedes Jahr die Fläche des Wörthersees. (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.) Das muss man sich einmal vorstellen: Jedes Jahr wird der Wörthersee zubetoniert!

Das geht nicht, das können wir nicht machen. Es ist schädlich einerseits für die Artenvielfalt, für die Biodiversität, aber auch für unsere Gesundheit, für die Ernährungssicherheit, auch dafür, wie wir leben und wie gut wir leben wollen. Es hat auch damit zu tun, dass Orte und auch Städte nicht an den Rändern zerfransen sollen. (Zwischenruf bei der FPÖ.) In den Orten, aber auch in Wien wird alles weiter hinausgebaut, anstatt dass man schaut, was man innerhalb der Städte, innerhalb der Orte verdichten kann. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Vielleicht noch ein kleiner Punkt: Auch in den Flächenbezirken in Wien wird jetzt sehr viel gebaut, und auch da sollte man vielleicht vorher prüfen: Was kann man dort noch innerhalb der verbauten Areale besser bauen? Ich finde, auch in der Bauwelt, im Wohnbau müsste eigentlich gelten: recycle und reuse, also Wieder­verwendung und Ressourcenschonung. Es geht auch um den Erhalt der Erden. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen rund um Wien haben soge­nannte schwarze Erden. Sie gehören zu den besten und fruchtbarsten Erden und wir sollten sie eigentlich erhalten, um die lokale Landwirtschaft und kurze Versor­gungsketten zu erhalten. (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.)

Das Wohnbaupaket beinhaltet noch einen wunderbaren Punkt – er wurde heute noch gar nicht erwähnt, deswegen erwähne ich ihn jetzt –, der auch zum Klima­schutz beiträgt und wo nichts verbaut werden muss, nämlich die Leer­stands­abgabe. Wenn die Leerstandsabgabe auf leerstehenden Wohnraum von den


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Ländern in einer empfindlicheren Höhe eingehoben würde, müssten wir gar nichts verbauen und es kämen mehr Wohnungen auf den Markt.

Ein wichtiger Punkt im Bereich Klimaschutz ist aber auch die verpflichtende Fotovoltaik auf allen geförderten Neubauten – und dass die etwa 700 Millionen Euro (Zwischenruf des Bundesrates Tiefnig), die in den geförderten Wohnbau fließen, für mehrgeschossigen, also verdichteten gemeinnützigen Wohnbau verwendet werden müssen.

Wir haben es heute aber schon kurz gehört: Der Handwerkerbonus und der Reparaturbonus sind beide ganz wichtige Förderungsmaßnahmen, um Materialien und Güter weiterzuverwenden. Die Öko-Sonderausgabenpauschale kann bei Heizungstausch oder thermischer Sanierung bei Wohngebäuden einkommensmindernd geltend gemacht werden; und es gibt den Anreiz, klima­schonende Gebäudesanierungen als vorzeitige Ausgabe absetzen zu können. In diesem Wohnbaupaket sind all das Anreize für klimaschonendes und für leistbares Wohnen und für eine Belebung der Konjunktur.

Noch ein kleiner Punkt zu den Gemeindebauten, weil Sie sich beschweren, dass da nicht gefördert wird: Nutzen Sie die Möglichkeit, wenn Sie Grundstücke von der Gemeinde haben, geben Sie sie an (Bundesrätin Schumann: Warten wir auf die Wienwahl, Frau Kollegin, ... Sie Ihre Chance!) die gemeinnützigen Bauvereini­gun­gen! (Bundesrätin Schumann: ... die Wienwahl ist Ihre Chance!) Die freuen sich, wenn sie günstige Grundstücke haben. Vergeben Sie es im Baurecht, dann kann auch daraus kein Eigentum werden! (Bundesrätin Hahn: ... Niederösterreich ...!) Wien hat viele langfristig günstige Wohnungen. Schauen wir also, was man machen kann. Ich danke für dieses Paket. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

12.01


Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Manfred Mertel. Ich erteile ihm dieses. (Vizepräsident Ebner übernimmt den Vorsitz.)



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12.01.32

Bundesrat Dr. Manfred Mertel (SPÖ, Kärnten): Sehr geschätzter Herr Präsident aus Oberösterreich – noch Vizepräsident, aber bald Präsident! Sehr geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat! Ich habe mich jetzt doch noch in diese Debatte hineinreklamiert, weil ich das aus verschiedenen Gesichtspunkten ein bisschen erläutern möchte, denn der Finanzausgleich ist ein Werk des Gesetzgebers, der sowohl Bund und Länder als auch die über 2 000 Gemeinden in Österreich berücksichtigen muss, soll und das manchmal auch tut.

In zweiter Linie habe ich mich zu Wort gemeldet, weil ich ein sich zur Sozialpartnerschaft bekennender Österreicher bin, ein Sozialdemokrat, der in seinem Leben von hoher Wertschätzung geprägt ist. Ich hege große Anerkennung gegenüber den Arbeitgebern, aber auch sehr, sehr große Anerkennung gegenüber den leistungsstarken Arbeitnehmern. (Beifall bei der SPÖ.)

Warum melde ich mich dazu zu Wort? – Weil Wohnen nicht nur ein Grundbedürfnis ist, sondern auch ein wichtiges Element, um die Produktivität voranzutreiben, denn der Wohnort ist auch eine Regenerationsstätte. Jeder Mensch und jeder Arbeitnehmer sollte sich in seinen Wohnräumen auf seine Arbeit am nächsten Tag vorbereiten können, und zwar in Wohnungen, die leistbar sind – und das Wort leistbar ist wirklich ein dehnbarer Begriff, den wir wahrscheinlich alle miteinander schon nicht mehr richtig definieren können. Es ist aber schon, wie es in der heutigen Debatte gesagt worden ist, ein Zusam­menspiel von vielen Umständen, die über Österreich hereingebrochen sind. Ich glaube schon, anmerken zu müssen, dass es nicht allein der Sinn unseres Lebens sein kann, dass wir nur für das Wohnen arbeiten.

In dem Sinne, glaube ich, kann ich aus der Sicht der Städte sagen – und ich komme aus der sechstgrößten Stadt in Österreich –: Obwohl wir große Probleme mit den Gemeindewohnungen haben, die an und für sich in einem


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großen Umfang saniert gehörten, haben die Stadt Klagenfurt und auch die Kommunen – wenn ich das so aussprechen darf – auf anderen Ebenen Prioritäten gesetzt. Da kann man schon sagen, es ist vielleicht notwendig gewesen, in andere Projekte mehr zu investieren.

Ich darf Sie, Frau Mag.Kittl, schon darauf hinweisen, dass Sie als grüne Vertreter:innen auch in vielen Landesregierungen gesessen sind; und in dieser Vorvergangenheit, von der Sie heute gesprochen haben, hat man Ihre Handschrift auch nicht gesehen, weil das Geld nicht da war und man es letztendlich für andere Dinge einsetzen musste. (Heiterkeit der Bundesrätin Schumann. – Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Kittl.)

Warum ich mich heute noch einmal zu diesem Punkt melde: weil ich eigentlich ein Anwalt für die Jugend sein möchte, die ein Recht hat, anständig zu wohnen. Anständig zu wohnen heißt, mit entsprechender Ausstattung zu wohnen, um sich regenerieren und in der Folge im Arbeitsleben einbringen zu können. Ich glaube, ich habe das in den letzten Jahren so beobachtet – das ist kein Vorwurf, aber es ist wirklich eine Anmerkung –, dass jene Leute, die sich in ihrem Leben eine gute Bonität erarbeitet haben, von den Banken sehr wohlwollend behandelt worden sind, um letztendlich Wohnungen zu kaufen und sie dann an Mieter weiterzugeben, die weniger Bonität gehabt haben. Da gibt es nun dieses Delta, dass die einen, wenn die Zinsen hinaufgehen, natürlich die Mieten erhöhen und die anderen, die dann diese Mieten zu bezahlen haben, es immer schwieriger haben, noch Geld für das normale Leben aufzubringen.

Als Nächstes, Kollege Schwindsackl, darf ich zu dem tollen Geburtstag gratulieren. Ich werde ja bald folgen. (Heiterkeit bei SPÖ und ÖVP.) Ich glaube, Kollege Ruf hat auch Geburtstag gehabt, es sollte auch erwähnt werden, dass uns das wichtig ist. Er ist nur um einige Jahrzehnte jünger als wir.

Ich möchte aber schon darauf hinweisen, dass wir da anscheinend unterschied­liche Interessenvertretungen haben, weil wir in der Pensionistenvereinigung, der ich angehöre, große Probleme haben. Damit werden wir ständig konfrontiert. Ich


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darf dir sagen, dass die Leute Scham empfinden. Sie wollen gar nicht darauf hingewiesen werden, dass sie manche Dinge im Bereich Digitalisierung nicht können. (Bundesrätin Schumann: Ja!) Wir müssen sie immer darauf ansprechen und sagen: Wir brauchen Hilfe. Herr Finanzminister, auch da das Wort an Sie: Man müsste den Gemeinden helfen, dass es hier Module und Modelle gibt, mit denen der älteren Generation geholfen wird. (Bundesrätin Schumann: Genau!) Vor allem dürfen wir etwas nicht vergessen: Es ist wirklich die Scham der älteren Generation, die sich unter Umständen nicht traut, mit digitalen Geräten so umzugehen. (Bundesrätin Schumann: Absolut!) Ich glaube, auch diese Menschen haben ein Recht darauf.

Wir reden ja immer von der Altersdiskriminierung, aber wir brauchen alle Gene­rationen. Wir brauchen die junge Generation mit ihren Aktivitäten, mit ihrem Drang, positiv für Österreich zu wirken. Wir brauchen aber auch die ältere Gene­ration mit ihren Erfahrungen, um sich einzubringen und der jüngeren Generation zu helfen.

Ganz besonders wichtig ist es mir, beim Wohnen darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Arbeitnehmer wirklich sehr, sehr gute Voraussetzungen vorfinden, um ihre Arbeitskraft am nächsten Tag bei den Unternehmern wieder einbringen zu können. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Tiefnig.)

12.08


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Bundesrätin Kittl zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr dieses.


12.08.24

Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Zur tatsächlichen Berichtigung des Kollegen vorher von der SPÖ (Bundesrätin Schumann: Mertel


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heißt er, Mertel! – Ruf bei der SPÖ: Mertel!): Dass die Grünen in den Landes­regierungen nichts gemacht haben (Bundesrätin Schumann: Der Kollege vorher, den haben wir nicht!), was den geförderten Wohnbau betrifft, stimmt nicht. 2018, als wir in der Regierung waren, wurde vor allem auf Betreiben der Grünen die zwei Drittel umfassende Widmungskategorie Geförderter Wohnbau eingeführt. Das heißt, von einer Fläche muss man zwei Drittel für den geförderten Wohnbau verwenden. (Zwischenruf des Bundesrates Mertel.) 2014 wurde auch auf Druck der Grünen der Gemeindebau – also der Bau von Gemeindewohnungen – wie­der begonnen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

12.09


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Magnus Brunner zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.


12.09.19

Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder des Bundesrates! Zuerst einmal macht es, glaube ich, durch­aus Sinn, gerade bei diesem Paket und bei diesem Inhalt seriös zu analysieren, worum es wirklich geht. Da möchte ich Herrn Bundesrat Dr. Mertel herzlich für diese Seriosität danken. Man kann unterschiedliche Meinungen haben, aber es ist durchaus sinnvoll, wenn man so seriös diskutiert. – Danke dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Ganz seriös ist es nicht immer zugegangen, Frau Kollegin Schumann. (Ah-Rufe bei der SPÖ. – Bundesrätin Schumann: Ja! Das wusste ich! Das wusste ich!) Nicht alles, was vielleicht auf den ersten Blick populistisch-populär wirkt, ist auf den zweiten Blick auch sinnvoll. Ich glaube, das sollte man bei dieser seriösen Analyse mit­berücksichtigen.


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Überhaupt würde ich gerne sozusagen mit tatsächlichen Berichtigungen beginnen – ich darf das ja nicht, aber ich möchte das voranstellen –: Da sind ein paar Dinge verwechselt worden, glaube ich.

Zum Ersten die 5 Millionen Euro Zinsdifferenzial, die angesprochen worden sind: Das ist natürlich nicht mit den 20 Millionen Euro zu vergleichen, die Ober­österreich investiert. Dieses Zinsdifferenzial wird erstens ein bisschen mehr kosten, also 10 Millionen Euro, je nachdem, wie viele Bundesländer das in Anspruch nehmen. Oberösterreich macht es ja Gott sei Dank, in gutem Sinne. Das mit einem Gesamtpaket zu vergleichen, das stimmt aber natürlich nicht ganz; da sind Äpfel mit Birnen verglichen.

Es gibt auch ein paar andere Dinge, die vielleicht berichtigt gehören. Frau Bundesrätin Schumann, wir haben nicht Spanien kritisiert, sondern wir haben Sie dafür kritisiert, dass Sie uns kritisieren, dass wir schlechter als Spanien seien. Das ist ein Riesenunterschied. Spanien war bei der Inflation ein bisschen besser, aber bei der Kaufkraft natürlich weit, weit, weit hinten. Wir merken es jetzt auch. (Bundesrätin Schumann: Danke, dass Sie mir derartige Beachtung schenken! Ich merke das schon seit vielen Sitzungen!) – Ja, total, aber es ist halt so, es stimmt halt nicht alles, was Sie so sagen, und das wäre eben die tatsächliche Berichtigung. (Beifall bei der ÖVP.)

Frau Bundesrätin Kittl hat auch zu Recht die Zahlen hervorgehoben. Wir sind, was die Kaufkraft betrifft, einfach in Europa unter den ersten dreien. Wir haben auch, was die realen Haushaltseinkommen betrifft, eine Steigerung von 2,1 Pro­zent. Damit sind wir in Europa doch sehr weit vorne.

Jetzt kurz zu dieser Kritik: Was ich bei dieser Kritik nicht ganz verstehe – ich verstehe vieles, und, um Gottes Willen, die Kritik sollte man durchaus ernst nehmen –: Wir folgen ja bei den meisten Maßnahmen in diesem Wohnbaupaket den Vorschlägen der Bausozialpartner. Das ist eigentlich das, was wir jetzt übernehmen. Dr. Mertel hat es gesagt, und ich finde auch, dass die Sozialpart­ner­schaft einen ganz wichtigen Beitrag leistet. Das waren Ideen der


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Bausozialpartner auf beiden Seiten, sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber, und diese Vorschläge übernehmen wir zum Großteil in diesem Paket. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Baugewerkschaft hat ja auch die Bedeutung dieses Pakets sehr wohl erkannt: Es braucht eben ein Konjunkturpaket für die Bauwirtschaft, dadurch können auch Arbeitsplätze am Ende des Tages abgesichert werden.

Vielleicht zu den Zielen, die wir mit diesen unterschiedlichsten Maßnahmen verfolgen: Auf der einen Seite ist das, ja, Konjunkturbelebung. Die ist ganz wichtig, glaube ich, wie ich vorhin gesagt habe, für die Bauwirtschaft und für die Sozialpartner in der Bauwirtschaft auch ganz entscheidend.

Ein Ziel ist auch, den Eigentumserwerb – Silvester Gfrerer hat das, glaube ich, vorhin auch gesagt – mit der Abschaffung der Nebengebühren, der Grund­bucheintragungsgebühr, der Pfandrechtseintragungsgebühr, wieder möglich zu machen.

Übrigens zur Geschwindigkeit und zum Stopp in der Bauwirtschaft: Na ja, wir leben in einer Demokratie, und das muss halt vom Ausschuss, vom Nationalrat, vom Bundesrat dann auch beschlossen werden und dann noch vom Herrn Bundespräsidenten unterschrieben werden. Also dass man das jetzt innerhalb von drei Tagen auf die Reihe bringt, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, dass die Geschwindigkeit bei diesem Paket sehr, sehr gut war. Da gratuliere ich beiden Kammern, dass das so schnell umgesetzt werden konnte.

Wir haben als dritten Punkt – neben dem Eigentum, neben der Konjunktur­belebung – die Leistbarkeit und die Qualität des Wohnbaues als Ziele in diesem Paket definiert. Das hat Frau Kollegin Kittl auch angesprochen. Die Qualität des Wohnbaues spielt eine große Rolle, und deswegen hat dieses Paket auch mehrere Bausteine.

Wir haben gerade in letzter Zeit gesehen, dass die Bauwirtschaft – das Baugewerbe insgesamt, das Baunebengewerbe auch – massiv unter Druck


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gekommen ist, natürlich auch unter der hohen Zinsbelastung entsprechend leidet. Das hat natürlich negative Folgen. Wir wissen, dass in der Baubranche insgesamt rund 350 000 Arbeitsplätze zwar nicht momentan unmittelbar betroffen sind, aber zumindest 350 000 Beschäftigte im Baubereich mitsamt ihren Familien betroffen sein könnten und dadurch auch die Volkswirtschaft in weiterer Folge betroffen sein könnte. Wir wissen, dass die Bruttowertschöpfung allein in diesem Baubereich circa 19 Milliarden Euro ausmacht.

Wir haben uns bei diesem Paket, ja, mit den Sozialpartnern abgestimmt, mit den Bundesländern übrigens auch – dazu komme ich später noch –, aber wir haben uns natürlich auch mit der Wissenschaft entsprechend abgestimmt. Die Wissen­schaft bestätigt uns ja auch die Wachstumseffekte, die dieses Paket hoffentlich mit sich bringt.

Jetzt zu der Kritik, man habe es nicht mit den Ländern abgesprochen: Das stimmt so nicht, das kann ich auch nicht so im Raum stehen lassen, das ist durchaus unrichtig. Es hat selbstverständlich immer wieder Gespräche mit den Bundesländern gegeben. Ich habe mich selber mit dem Vorsitzenden der Landesfinanzreferentenkonferenz öfters darüber unterhalten, mich auch mit den Landeshauptleuten darüber ausgetauscht. Auch auf Expertenebene hat der Austausch mit den Bundesländern stattgefunden. Viele Gespräche haben mit Ländervertretern und dem Finanzministerium stattgefunden, und bis heute gibt es wöchentliche Calls auf Expertenebene, bei denen man genau auf die Details schaut: Was kann man noch ändern? An welcher Schraube kann man da noch drehen?, und bei denen offene operative Fragen – darum geht es jetzt auch – noch am Ende des Tages geklärt werden können.

Also das, was Sie heute hoffentlich beschließen, ist ja auch ein Output dieser Gespräche, in denen wir schon auf die Bedenken mancher Bundesländer, ja, entsprechend eingegangen sind.

Für den Bund gibt es ja nicht wahnsinnig viele Möglichkeiten, den Wohnbau entsprechend anzukurbeln. Wir wissen, dafür gibt es die Wohnbauförderungen


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der Bundesländer. Dafür sind die Länder zuständig, und da gibt es sozusagen neun unterschiedliche Förderregime. Das ist auch gut so – gerade im Bundesrat kann man das, glaube ich, selbstbewusst sagen. Das ist halt in der Kompetenz der Bundesländer.

Was haben wir als Bund jetzt gemacht? – Wir unterstützen die Bundesländer im Rahmen ihrer bestehenden Wohnbauförderung mit Zweckzuschüssen, mit Übernahme des Zinsdifferenziales und anderen Dingen. Bei diesen Zweckzu­schüssen handelt es sich, wie der Name schon sagt, um Mittel, die zweck­gebun­den sind. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Wir haben letztes Mal schon darüber diskutiert: Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel, ja oder nein? Ja, diese Mittel, die wir da zur Verfügung stellen, sind für den Wohnbau zweckgebunden. Das ist, glaube ich, ein wichtiges Kriterium.

Ein Kriterium war – das wurde auch angesprochen – die Zusätzlichkeit dieser Mittel. Das steht heute eigentlich auch im Mittelpunkt. Die Länder müssen also nachweisen können, dass sie die zusätzlichen Mittel des Bundes für die Errich­tung von zusätzlichem Wohnbau verwenden. Wir haben aber in der Praxis gesehen – auch das ist wieder Ausfluss der Gespräche mit den Bundesländern –, dass bei einem Teil, nämlich eben bei den Zinszuschüssen an Privatpersonen, eine Zusätzlichkeit nicht wirklich darstellbar ist, wenn man ehrlich ist. Auf diese Bedenken haben wir Rücksicht genommen und reagiert. Mit der Vorlage von heute, die wir jetzt gerade debattieren, ändern wir das entsprechend ab. Das ist der Grund. Also das geschieht nicht nur, weil es schnell gehen musste, ja, sondern auch, weil wir eben auf die Bedenken von Bundesländern, die seriösen Input geliefert haben, Rücksicht nehmen wollen.

Übrigens: Bei der 1 Milliarde Euro Zweckzuschuss für Neubau und Sanierung bleibt die Bedingung der Zusätzlichkeit bestehen.

Weil die Zusätzlichkeit von der FPÖ ab und zu angesprochen worden ist: Dass als Referenz für die Zusätzlichkeit der Durchschnitt der Förderzusagen der letzten zwei Jahre heranzuziehen sei, verstehe ich nicht ganz, weil diese


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Forderung genau von den Bundesländern kam, auch von Oberösterreich. Deshalb verstehe ich diese Kritik nicht ganz. Sie (in Richtung Bundesrat Pröller) haben es eh nicht erwähnt, aber ansonsten wurde es öfters angesprochen.

Also wir haben da Anregungen der Bundesländer durchaus aufgenommen, ermöglichen in diesem Zusammenhang auch die Mitnahme der Mittel in das nächste Jahr. Ich glaube, das ist im Sinne einer Praxisorientierung durchaus gut.

Dass diese Vorgaben des Bundes, wenn ich sie so nennen darf, sehr wohl erfüllbar sind, zeigen ja gerade die jüngsten Initiativen von der Steiermark, von Oberösterreich übrigens auch. Beide Länder nehmen ja die Zinszuschüsse des Bundes in diesem Fall sehr gerne an.

Das ist ein Angebot an die Länder. Ja, es gibt Bundesländer wie Vorarlberg, die halt unter den 1,5 Prozent sind und die werden es halt vielleicht nicht in Anspruch nehmen. Das ist ja wunderbar.

Die, die es brauchen, können es in Anspruch nehmen. Die Steiermark und Oberösterreich machen das, glaube ich, sehr gerne und ermöglichen im Rahmen ihrer Wohnbauförderung langfristige Darlehen eben dann zu diesen günstigeren Zinskonditionen.

Da ist es anscheinend auch kein Problem – damit komme ich zum nächsten Punkt –, dass diese Zinsstützung nur bis zum Ende der FAG-Periode entsprechend gewährt wird. Beim oberösterreichischen Darlehen zum Beispiel wird in den ersten 20 Jahren mit 1,5 Prozent verzinst. Diese Förderschiene beinhaltet entsprechend auch die zusätzlichen Mittel des Bundes.

Da kann ich Frau Bundesrätin Kittl nur zustimmen: Es gibt Gesetze, an die wir uns zu halten haben. Dieses FAG läuft eben bis 2027. An diese Dinge sollte man sich schon halten.

Zu einem Kritikpunkt möchte ich mich auch noch kurz äußern, weil das natürlich auch Teil unserer Überlegungen war, und zwar betreffend die Einbeziehung des


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Gemeindebaus beim Zweckzuschuss. Ich glaube, dass eine Ausweitung des Zweckzuschusses im Bereich Neubau auf den kommunalen Wohnbau am grundlegenden Ziel, nämlich am Ende des Tages mehr leistbares Wohnen, leistbaren Wohnraum zu schaffen, wenig ändern würde.

In den Gesprächen mit den Bundesländern wurde auch vereinbart, dass ent­sprechend der gesetzlichen Vorgaben Gemeindewohnungen mit diesen Mitteln nicht finanziert werden können. Es werden aber die neu errichteten Gemeinde­wohnungen sehr wohl in die Zielerreichung mit einberechnet. Auch das ist in Absprache mit den Bundesländern passiert und, glaube ich, eine sehr sinnvolle Maßnahme.

Zweck des Zuschusses für die Sanierung ist es, den Gemeinnützigen die Mindereinnahmen aufgrund der Mietpreisbremse zu ersetzen. Die Mietpreisbremse ist ja da, und diese Mindereinnahmen entsprechend zu ersetzen, das ist eigentlich der Sinn dieser Maßnahme. Ich glaube, eine Ausweitung auf Sanierungen für die Kommunen wäre in dem Fall doch etwas überschießend gewesen.

Also in aller Seriosität und Kürze: Ich glaube, dass das Paket ein sehr gutes Paket ist, weil es die unterschiedlichsten Ziele, die ich vorhin erwähnt habe, entsprechend adressiert. Bei allem Verständnis, dass man im einen oder anderen Bereich natürlich immer anderer Meinung sein kann, glaube ich, dass das insgesamt, auch in Absprache mit den Bundesländern, mit der Wissenschaft und mit den Bausozialpartnern, ein sehr gelungenes Paket geworden ist. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

12.21


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesminister.

Weitere Wortmeldungen dazu liegen vor, und zwar hat sich Herr Kollege Steinmaurer zu Wort gemeldet. Ich erteile das Wort.



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12.22.00

Bundesrat Markus Steinmaurer (FPÖ, Oberösterreich): Herr Vizepräsident! Herr Minister! Das war jetzt sehr ausführlich. (Bundesminister Brunner: Entschuldigung!) Ich muss ein paar Sachen für Oberösterreich klarstellen: Es hat kein einziges Gespräch zwischen dem Bund und dem oberösterreichischen Wohnbaulandesrat stattgefunden. Es wurde in Oberösterreich – wie soll ich denn sagen? – mit Frau Langer-Weninger gesprochen, die ist aber für den Wohnbau nicht zuständig. (Bundesrat Tiefnig: Aber für die Gemeinden!) So entstehen dann solche Sachen. Es gehört halt die Kommunikation einfach noch verbessert.

Grundsätzlich aber ist dieses Paket in Ordnung. Für Oberösterreich wäre es vielleicht gut, wenn noch die Möglichkeit bestünde, eine Änderung zu machen. Wir haben das Problem, dass dort sehr viele Wohnungen gebaut worden sind. Wir müssten jetzt also mehr Wohnungen bauen als letztes Jahr. Das ist aber nicht möglich, da wir in Oberösterreich letztes Jahr mehr Wohnungen gebaut haben als die anderen acht Bundesländer zusammen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.22


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Weiters zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Michael Wanner. Ich erteile das Wort.


12.23.15

Bundesrat Michael Wanner (SPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Herr Kanzler, ah Vizekanzler - - (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Herr Bundesminister! – Bundesrat Schreuder: Was ist das jetzt?!) – Herr Finanzminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, und alle, die uns von zu Hause zuschauen! Ich muss jetzt ein paar Sachen noch einmal aufwerfen. Die Freiheitlichen sagen hier, dass das eine ganz tolle Sache ist, dass sie dabei sind. Landesrat Zauner in Salzburg sagt: Das ist eine tolle Pralinenschachtel, die wir da bekommen haben, da sind ganze drei Pralinen drinnen und alle drei kriegt man aus der Verpackung fast nicht raus, weil


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sie so eingeschweißt sind! Eigentlich brauchen wir das nicht! (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Schön, dass ihr zustimmt, euer Landesrat in Salzburg sagt halt etwas anderes.

Mein Kollege Silvester Gfrerer, der immer im Landtag sitzt und gut zuhört, redet hier davon, dass die ÖVPler sowas von klass sind: Wir machen die Wohnbau­förderung! Wir bauen und da müssen wir Geld reinhauen! Dazu kann ich nur sagen: Die letzte Regierung – das war die Dirndlregierung, da haben die Grünen auch dazugehört – hat alle Anträge der Opposition, die von uns zusammen mit den Freiheitlichen eingebracht wurden, niedergestimmt. Wir haben gesagt: Im Wohnbau muss etwas geschehen, es muss Geld in den Wohnbau hineingesteckt werden!

Ich kann Ihnen sagen, dass diese Regierung 2 500 Mietwohnungen gebaut hat. Nach fünf Jahren ist sie an ihrem Ziel um 2 000 Mietwohnungen vorbeige­schrammt. 2 000 Mietwohnungen wurden nicht gebaut, obwohl das Geld dagewesen wäre. Seit dem Jahr 2019 wurden 130 Millionen Euro an Wohnbau­fördermittel nicht in den Wohnbau investiert, sondern in den Haushalt gesteckt, um den Haushalt zu sanieren. (Oh-Rufe bei der SPÖ. – Bundesrat Schennach: Oh Silvester, Silvester!)

Das sind Tatsachen, das sind Fakten, das steht in allen Zeitungen drinnen. Ich zitiere einen Kollegen aus Salzburg, unseren KPÖler, der vorgerechnet hat, dass Landeshauptmann Haslauer in seiner Funktionsperiode circa 1,2 Milliarden Euro nicht für den Wohnbau verwendet hat. Jetzt frage ich mich: Soll man der ÖVP glauben, dass sie für den Wohnbau, für den Mietwohnbau, für den leistbaren, für den geförderten Wohnbau – für alle – wirklich da ist? (Bundesrat Schennach: Nein! – Ruf bei der SPÖ: Niemals! – Bundesrat Gfrerer: Die NEOS ...!)

Silvester, sag deinen Leuten, dass sie das nächste Mal, wenn wir einen Antrag einbringen, mitstimmen sollen! Das betrifft nämlich genau diese Dinge, die jetzt hoffentlich umgesetzt werden. Allerdings frage ich mich auch, warum die Wohnbauförderung, die bei uns in Salzburg vollkommen daneben war – sie hat


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nur auf den Wohnbau, auf Eigentum für Reiche, Hofräte und Bauern abgestellt –, erst jetzt umgearbeitet wird. Ich frage mich, warum man dafür eineinhalb Jahre braucht, wenn man eh weiß, was falsch läuft.

ÖVP, in die Gänge kommen! Wir glauben euch das deswegen nicht: Die Pralinenschachtel schaut nur nach außen hin schön aus! Zum Schluss: Ich habe gesagt, dass 2 000 Wohnungen in der letzten Periode nicht gebaut worden sind. Das Geld, das dafür zur Verfügung gestellt wurde, würde für 130 Darlehen reichen. Na gratuliere, so werden wir unsere Wohnbaunot in den Griff kriegen! (Beifall bei der SPÖ.)

12.27


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Als Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Marlies Doppler. Ich erteile das Wort.


12.27.19

Bundesrätin Marlies Doppler (FPÖ, Salzburg): Ich bin darüber, was Kollege Wanner von den Sozialdemokraten jetzt bezüglich Salzburg von sich gegeben hat, stark verwundert. (Zwischenruf des Bundesrates Wanner.) Kollege Gfrerer sitzt im Salzburger Landtag ruhig drinnen, hört aufmerksam zu. Du (in Richtung Bundesrat Wanner) sitzt drinnen, hörst nicht aufmerksam zu und kritisierst nur. Landesrat Zauner lehnt dieses Paket vom Bund nicht ab – es hat auch der Landeshauptmann noch einmal nachverhandelt –, sondern er sieht es kritisch (Ruf bei der SPÖ: Oh, ach so! Na dann!), weil es ja immer ein bisschen mehr sein könnte. (Bundesrätin Schumann: Jetzt verstehen wir es! Kritisch seht ihr es! – Bundesrat Schennach: Drei Pralinen! Mahlzeit!) – Ein bisschen mehr kann es ja immer sein.

Wir Salzburger bekommen vom Bund auf drei Jahre aufgeteilt 60 Millionen Euro. Wir sind dankbar dafür. Damit können Mietwohnungen errichtet werden. (Ruf bei der SPÖ: Das schauen wir uns an!) Durch die Nachverhandlungen – auch vom


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Landeshauptmann – geht das Geld direkt an die Banken. Somit muss das Land Salzburg, das Wohnbauressort keine Kredite aufnehmen. Das kann direkt an die Menschen weitergegeben werden. Etwas Unbürokratischeres gibt es ja wohl nicht, wenn man den Menschen direkt etwas zukommen und zugutekommen lassen kann. Bewusst etwas madig zu machen, nur weil ihr beleidigt seid, dass ihr nicht Teil der Salzburger Landesregierung seid, geht halt auch nicht. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

12.28


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Danke, Frau Bundesrätin.

Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor. Doch: Bitte, Frau Bundesrätin Schumann. Ich erteile das Wort.


12.28.44

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister, ich finde das sehr, sehr positiv, dass Sie sich so intensiv mit den einzelnen Redebeiträgen auseinandersetzen. Das wertet den Bundesrat auf. (Bundesminister Brunner: Ich höre auch zu!) – Ja, wunderbar! Das ist wirklich wichtig und wertet den Bundesrat natürlich enorm auf. Sie haben halt ein bisschen eine selektive Wahrnehmung, aber das ist wahrscheinlich auch dem Vorwahlkampf, in dem wir uns jetzt alle befinden, geschuldet. (Bundesrat Gfrerer: Da muss man ein bisschen aufpassen, was man sagt!)

Ich darf in Zusammenhang mit dem Kaufkraftverlust die Aussendung des Fiskalrates zitieren: „Die aggregierten kollektivvertraglichen Nettolöhne und Nettopensionen hielten im Verlauf der Jahre 2022 und 2023 nicht mit der Entwicklung der Harmonisierten Verbraucherpreise Schritt. Daraus ergäbe sich, ohne Berücksichtigung der beschlossenen Entlastungsmaßnahmen, ein temporärer Kaufkraftverlust für unselbstständig Erwerbstätige von 5,7 Mrd“ – Milliarden – „Euro 2022 und 5,5 Mrd Euro 2023 sowie von 2,9 Mrd Euro 2022 und 3,6 Mrd Euro 2023 für PensionistInnen.


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Um den erlittenen Kaufkraftverlust abzufedern, wurden Teuerungs-Entlastungs­maßnahmen für unselbstständig Erwerbstätige und PensionistInnen im Umfang von 2,6 bzw. 1,5 Mrd Euro 2022 und 2,1 bzw. 1,0 Mrd Euro 2023 verabschiedet. Die Teuerungs-Entlastungsmaßnahmen reduzieren“ den Kaufkraftverlust, haben ihn aber nicht aufgehoben.

Das ist schon eine Tatsache, die man doch vielleicht einmal sagen muss. Was ich wirklich bedauere, ist, dass die wirkliche Problematik der Menschen, nämlich dass die Mietexplosion so viele Menschen in diesem Land belastet, nicht wahr­ge­nommen wird. Das ist ein wirkliches Problem. Dass Ihre Mietpreisbremse einfach nicht wirkt, ist auch eine Tatsache, und dass befristete Verträge das Problem noch einmal größer machen, ist auch klar.

Jetzt freuen wir uns, denn Sie haben Geld in die Hand genommen, um einen Wohnschirm zu installieren. Das ist gut, okay, aber es ist ja wieder Steuergeld, das man nimmt, um die Menschen von ihren Belastungen und Leiden zu befreien, die sie haben, weil sie vielleicht delogiert werden. Es ist aber Steuer­geld, das Sie in die Hand nehmen, und Sie haben nicht in den Markt eingegriffen, und das wäre notwendig gewesen. Sie haben bei den Bankenübergewinnen nicht in den Markt eingegriffen, und es wäre mehr als notwendig gewesen. Da haben Sie nicht gehandelt und diese Verantwortung müssen Sie tragen. So ist es.

So positiv es ist, dass Sie sich den einzelnen Redebeiträgen widmen: Bitte nicht nur selektiv und nicht nur jenen Teilen, die halt jetzt angenehm sind, um die Dinge gut verkaufen zu können! (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Tiefnig: Wien braucht ja nicht ...!)

12.31


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Zu einer weiteren Stellungnahme hat sich der Herr Bundesminister für Finanzen zu Wort gemeldet. Ich erteile das Wort.



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12.31.26

Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren Bundesräte! Wenn wir hier schon so seriös am Diskutieren sind, möchte ich zum letzten Punkt, den Sie, Frau Schumann, angesprochen haben, nämlich die sogenannten Übergewinne der Banken, vielleicht noch drei Sätze sagen.

Sie fordern eben eine Sonderabgabe, eine Übergewinnsteuer, was auch immer. Ich möchte nur darauf hinweisen: Wie ist denn das bei denen gegangen, die es machen wollten? In Italien beispielsweise – die waren die Einzigen, die es machen wollten – ist es ziemlich schiefgegangen. Die Auswirkungen auf den Finanzmarkt und auf die Finanzmarktstabilität in Italien waren unglaublich, und sie mussten es dann auch wieder zurückziehen. – Nur so viel dazu, wenn man die europäischen Vergleiche anschaut. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.)

Übrigens noch einen Satz zu den realen Haushaltseinkommen: Da gibt es einfach Fakten und Statistiken. Die kann man vielleicht unterschiedlich interpretieren, aber an 2,1 Prozent Steigerung beim realen Haushaltseinkommen lässt sich nicht herumdiskutieren. Das ist halt einfach Fakt, und da sind wir im europäischen Vergleich weit vorne.

Jetzt zu den Gewinnen von Banken, ob man die abschöpfen sollte: Erstens einmal, wie gesagt, hat es nicht funktioniert. Die, die es wollten, die Italiener, haben es wieder zurückgezogen. Es ist nicht möglich, und die Auswirkungen auf den Finanzplatz Italien waren eigentlich enorm, muss man ehrlich sagen. Die haben es dann auch wieder zurückgezogen, weil sie gesehen haben, das funktio­niert auch nicht. Übrigens hat das natürlich auch der Sozialdemokrat Mario Draghi stark kritisiert, weil es einfach auch auf die Finanzmarktstabilität negative Auswirkungen hat.

Wenn wir beispielsweise auf die Finanzkrise zurückblicken, die am Anfang ja eine Bankenkrise war, dann haben sich seitdem ja auch die Spielregeln für die Banken massiv verändert. Da ist ja nichts gleich geblieben. Seitdem gibt es eine


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Bankenabgabe, eine Stabilitätsabgabe. Die wurde eingeführt, übrigens hat sie in den letzten Jahren fast 10 Milliarden Euro gebracht. Seitdem gibt es auch die Einlagensicherung. Bitte diese Dinge schon auch zu Ende erklären und zu Ende argumentieren! Es gibt die Einlagensicherung, und die Banken müssen jetzt auch über ausreichend Eigenkapital verfügen, um die Verlustrisiken, die es natürlich gibt, auch entsprechend ausgleichen zu können. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.)

Man sollte den Banken aus meiner Sicht also durchaus empfehlen, die gute Ertragslage 2023 eben zu nützen – das müssen sie auch –, um die Eigenkapital­ausstattung weiter voranzutreiben. Das ist dringend notwendig – das ist auch sozusagen State of the Art, in ganz Europa wird das entsprechend auch so gesehen –, um eben für potenzielle weitere Krisen dann auch gewappnet zu sein.

Das ist, glaube ich, das Zentrale, darauf muss man schauen: eben gewisse Dinge zu Ende denken und nicht alles, was populistisch klingt, dann eigentlich im nächsten Augenblick auch umsetzen. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrätin Schumann: 14 Milliarden im Jahr!)

12.34 12.34.28


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Minister.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.


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Es liegt ein Antrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „kommunalen Wohnbau finanzieren, leistbares Leben ermöglichen“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

12.35.355. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Nationale Emissionszertifikatehandelsgesetz 2022 geändert wird (4015/A und 2545 d.B. sowie 11488/BR d.B. und 11493/BR d.B.)


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zum 5. Punkt der Tages­ordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Bernadette Geieregger. – Ich bitte um den Bericht.


12.35.59

Berichterstatterin Bernadette Geieregger, BA: Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Nationale Emissionszertifikate­handelsgesetz 2022 geändert wird.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank für den Bericht.


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Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Kovacs. Ich erteile ihm das Wort.


12.36.33

Bundesrat Günter Kovacs (SPÖ, Burgenland): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich zum Gesetz komme, das wir aus guten Gründen ablehnen werden, möchte ich doch noch einige Worte an meine Vorredner verlieren.

Wenn man heute hier zuhört, dann weiß man, warum diese Bundesregierung bald abgewählt werden wird. Weltfremder geht es für mich schon nicht mehr! Da spricht Herr Silvester Gfrerer von der ÖVP von Familien, von Sicherheit et cetera, davon, Eigentum zu schaffen, und vergisst dabei, was in den letzten Jahren passiert ist.

Ich ergänze das: Die ÖVP ist die Partei, die jahrelang die Milliardäre über die Cofag unterstützt hat, zum Beispiel René Benko mit 80 Millionen Euro. Herr Minister, das hätte ich auch gerne einmal erklärt, wie man das geprüft hat. (Zwischenruf des Bundesrates Buchmann.) Prüfen durften es die Oppositions­parteien damals nicht. (Bundesrätin Schumann: Kika/Leiner!)

Was wir auch nie vergessen – ich wiederhole es immer wieder –, ist, dass diese zwei Parteien, die ÖVP und die Grünen, die momentan nach Umfragen gemein­sam, glaube ich, überhaupt noch bei 28 Prozent liegen, die Hacklerregelung abgeschafft haben. Für Menschen, die 47 Jahre gearbeitet haben, haben sie 12,6 Prozent Abzüge zugelassen – 12,6 Prozent Abzüge! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der FPÖ.)

Ich habe vorige Woche mit einem Bekannten von mir gesprochen, der 47 Jahre gearbeitet hat. (Bundesrat Buchmann: Um was geht es jetzt eigentlich?) Damit man das auch monetär einmal feststellt, was das bedeutet: Das sind 4 200 Euro Verlust im Jahr, sprich: In zehn Jahren hat Schwarz-Grün diesen Menschen 42 000 Euro weggenommen. (Bundesrätin Schumann: Wahnsinn!) Das möchte ich auch noch zu Silvester Gfrerer ergänzen, was die ÖVP so draufhat.


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Der Herr Minister sagt zum Beispiel immer: Spanien, ja, das kann man nicht vergleichen, denn die haben ja eine viel niedrigere Kaufkraft, die haben halt eine bessere Inflation. Ich muss echt sagen, ich muss mich echt wundern: Wo sind die ÖVP und die Grünen? Erkennt ihr das nicht einmal, wie schwer es die Menschen momentan haben? Seid ihr wirklich in solch einer Blase drinnen? (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der FPÖ.)

Nur wenige Menschen können dieses Angebot bei diesem Wohnbau, den wir vorhin von euch thematisiert bekommen haben, überhaupt annehmen. Wir sprechen von 700 000, 800 000 Euro, die man für einen Hausbau braucht.

Was bedeutet das? Das werde ich jetzt auch einmal in Zahlen sagen (Bundesrat Himmer: Emissionszertifikatehandelsgesetz! Emissionszertifikatehandelsgesetz!): Bei 700 000 Euro brauche ich 140 000 Euro Eigenmittelanteil – 140 000! Herr Minister, jetzt frage ich Sie: Was bedeutet das? Was bedeutet das für eine Familie an Rückzahlungen, wenn sie 500 000, 560 000 Euro Schulden hat? Wissen Sie das überhaupt? Wissen Sie, was das bedeutet? – 30 Jahre lang muss eine Familie 3 300 Euro netto im Monat weglegen können. Und ihr setzt euch hierher und sagt, ihr habt für irgendwen etwas gemacht?! Null habt ihr gemacht! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der FPÖ.)

Das Nächste – da komme ich zu dem Gesetz, das wir jetzt beschließen, wo wir sicher nicht dabei sind –: Wenn ich mir da die Summen ansehe, dass man jetzt das Budget aufstockt, dass man 600 Millionen Euro beziehungsweise mit dem Klimabonus von 200 Millionen Euro circa 800 Millionen Euro Mehrkosten hat, dann, Herr Minister, möchte ich Ihnen jetzt Ihre Bilanz einmal vorlesen, was wir heuer schon zusammengebracht haben.

Kollege Krainer hat es schon im Nationalrat erwähnt: Wir haben heuer im ersten Quartal schon ein Rekorddefizit von 8,1 Milliarden Euro. Hier haben wir im ersten Quartal 2 Milliarden Euro Einmaleffekte, aber 6 Milliarden Euro sind strukturell.


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Was bedeutet das? – Das bedeutet, dass wir in diesem Jahr wahrscheinlich auf insgesamt 25 Milliarden Euro Budgetdefizit kommen werden – 25 Milliarden Euro Budgetdefizit! Und jetzt geht man her und sagt: 600 Millionen Euro bezie­hungsweise 800 Millionen Euro insgesamt mit dem Agrardiesel – mit diesem Gesetz werden wir dann die CO2-Bepreisung für gewisse Personenkreise aussetzen. Ich hätte inhaltlich nicht einmal irgendetwas dagegen. Da habe ich mir gedacht: Okay, gut! Aber hat man da nicht auf alle Pendlerinnen und Pendler vergessen, die jeden Tag in die Arbeit fahren müssen, die jeden Tag an der Zapfsäule stehen?! Es ist unglaublich, wie man das machen kann, wie man so weit fehlgeleitet werden kann! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der FPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.)

Erlauben Sie mir noch einen Satz – Kollegin Kittl ist jetzt nicht im Raum, aber vielleicht kann man es ihr nachher ausrichten –: Sie haben sich hierher gestellt, Frau Mag. Kittl, und haben Wien kritisiert, was den Wohnbau betrifft, während doch andere Städte, andere Bürgermeister, andere Präsidenten nach Wien kommen und sich dieses Projekt, all das in Wien ansehen, weil man das wirklich perfekt gemacht hat, weil man gesagt hat, man kann wirklich alle Menschen versorgen und man schaut, dass wirklich alle Menschen eine leistbare Unter­kunft haben, wenn Sie das kritisieren, dann nennt man das im Burgenland eine klassische Nestbeschmutzung. So etwas macht man nicht! – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

12.41


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Ich möchte allgemein darum ersuchen, den überwiegenden Teil der Redezeit doch zum Tagesordnungspunkt und zur Sache zu sprechen. (Beifall des Bundesrates Gross. – Bundesrat Kovacs: Ich rede schon noch was ..., okay? Passt!) Wir haben ja eine Tagesordnung, und da, glaube ich, ist es für die Debattenkultur gut, doch hauptsächlich zur Tagesordnung zu sprechen. (Ruf bei der SPÖ: ... schauen wir bei den anderen auch nicht an! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)


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Als Nächste ist Frau Bundesrätin Elisabeth Wolff zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. (Bundesrat Schreuder: ... doch zwei! – Heiterkeit bei Grünen und SPÖ.)


12.42.29

Bundesrätin Elisabeth Wolff, BA (ÖVP, Wien): Sehr geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Zurück zum Tagesordnungspunkt: Mit der Abänderung des Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetzes machen wir einen wichtigen Schritt zur Entlastung der heimischen Wirtschaft. Es geht darum, dass wir die bürokratische Mehrbelastung für die nationale und europä­ische CO2-Bepreisung für die betroffenen Betriebe verhindern beziehungsweise minimieren wollen.

Seit dem Inkrafttreten der CO2-Bepreisung mit dem Nationalen Emissionszertifi­katehandelsgesetz versuchen wir einen Weg zu finden, von Carbonleakage betroffene Unternehmen zu entlasten – oder auch bei anderen Härtefällen –, damit sie international wettbewerbsfähig bleiben, ganz einfach. In Zukunft können wir mit der heutigen Gesetzesänderung also alle Betriebe, die aufgrund von Carbonleakage abwanderungsgefährdet sind, entlasten. Wir haben aber noch weiter gedacht: Durch die Ausweitung der Anspruchsberechtigten konnte es gelingen, auch energieintensive Betriebe mit aufzunehmen.

Aber von welchen Betrieben ist dann da überhaupt die Rede? – Es geht vor allem um Sektoren wie Industrie, Verkehrsbetriebe, Unternehmen wie die Luftfahrt, die besonders energieintensiv sind, aber eben auch um die Landwirt­schaft, die aufgrund ihrer Produktion besonders betroffen ist.

Ich denke, es ist in diesem Raum durchaus schon bekannt, dass mir die Land­wirtschaft ein besonderes Herzensanliegen ist; deswegen möchte ich auch darauf kurz eingehen. Ich habe mir auch die Debatte im Nationalrat zu diesem Tagesordnungspunkt ein bisschen angesehen und ich finde es eigentlich sehr erschreckend, welche Äußerungen in diesem Zusammenhang vor allem von­seiten der SPÖ gekommen sind.


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Wenn die SPÖ sagt, die ÖVP begünstigt nur die superreichen Konzerne und Bauern (Zwischenruf bei der SPÖ), frage ich mich schon: Haben Sie in den letzten Jahren irgendwann einmal einen landwirtschaftlichen Betrieb besucht? (Rufe bei der SPÖ: Ja!) Beziehen Sie regionale Produkte? (Rufe bei der SPÖ: Ja!) Legen Sie Wert auf regionale Landwirtschaft? (Rufe bei der SPÖ: Ja!) Das kommt mir nämlich bei solch einer Äußerung wirklich nicht so vor.

Ich kann sagen, ich habe all das getan, und es ist wichtig, die Betriebe zu ent­lasten, denn während Betriebs- und Treibstoffkosten weiterhin hoch bleiben, sinken die Einkommen der Bäuerinnen und Bauern.

Ich denke dabei zum Beispiel daran, dass gar nicht weit von hier, nämlich im 11. Wiener Gemeindebezirk, Gemüsebaubetriebe, Glashausbetriebe stehen, die für eine regionale Versorgung der Stadt arbeiten, sodass wir hier regionales Gemüse beziehen können. Diese Betriebe arbeiten extrem energieintensiv und von den Entwicklungen der letzten Jahre massiv betroffen.

Ich denke aber genauso an Ackerbaubetriebe, die zur Bewirtschaftung ihrer Flächen auf dieselbetriebene landwirtschaftliche Maschinen angewiesen sind. In naher Zukunft gibt es da wirklich keine Alternative, sie müssen diese Maschinen verwenden. Die Betriebe sind bei der Produktion also besonders von der CO2-Bepreisung betroffen und haben international somit einen Nachteil. Es geht uns als ÖVP also nicht darum, die Landwirtschaft zu begünstigen, sondern darum, die österreichischen Unternehmen, darunter auch die Landwirtschaft, wettbewerbsfähig zu halten.

Das hat auch unser Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft erkannt. Des­halb hat er erst neulich ein Paket in der Höhe von 300 Millionen Euro für eine wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft präsentiert, nämlich mit drei zielgerichteten Maßnahmen: erstens mit dem schon angesprochenen Agrardiesel in der Höhe von 209 Millionen Euro, was rund 20 Cent pro Liter Diesel im Jahr 2024 bedeutet, was eine massive Entlastung für die Betriebe ist; zweitens 50 Millionen Euro Bodenbewirtschaftungsbeitrag im Jahr 2024, ganz einfach


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über die Flächen abgewickelt; und drittens 50 Millionen Euro Sondermittel für mehr Tierwohl, um Anreize für Investitionen in tierwohlfreundliche Ställe zu schaffen.

Einen Teil dieses Paketes beschließen wir auch mit der heutigen Zustimmung zum Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetz. Vielleicht geben Sie sich daher doch einen Ruck, wenn Sie weiterhin regionales Gemüse, regionale Lebens­mittel aus Österreich beziehen wollen, und geben doch noch Ihre Zustimmung zum heutigen Gesetzentwurf. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

12.46


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächster ist Herr Bundesrat Kofler zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.


12.46.39

Bundesrat Klemens Kofler (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte und liebe Kollegen im Bundesrat! Liebe Freunde hier und zu Hause! Grüß Gott! Emissionszerti­fikatehandelsgesetz: Das Wort ist schon lang und kompliziert genug, das Gesetz ist aber noch länger und nicht besonders effizient. Es ist ein untaugliches Mittel, den CO2-Ausstoß zu verringern. Das hat man ja gesehen, es hat ja nicht funktioniert.

Der Emissionszertifikatehandel verringert den CO2-Ausstoß nicht, er wird aber die Energie verteuern. Das ist unser Hauptproblem. Energie ist ja bei uns ohnehin viel zu teuer. Immer mehr Leute haben Schwierigkeiten, ihre Wohnun­gen zu beheizen beziehungsweise wird die notwendige oder geforderte Mobilität durch viel zu hohe Energiepreise stark eingeschränkt.


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Die Inflation, über die wir ohnehin jedes Mal reden, wird natürlich durch solch ein Gesetz noch einmal befeuert. Es wird eben alles teurer und die Menschen kommen nicht mehr mit.

Ein weiteres Problem wird natürlich sein, dass die Produktion ins Ausland verlegt wird, was auch bisher schon der Fall war, nämlich nach Indien und China. In diesen Ländern gibt es solche Gesetze nämlich nicht. Dort gibt es auch keine Umweltauflagen und keine Sozialauflagen. Das macht das Problem noch größer.

Der CO2-Ausstoß wird dann natürlich auch noch mehr werden, weil in diesen Ländern ja die Energieeffizienz nicht so gegeben ist wie in Europa. Es wird also mehr CO2 produziert und das CO2 wird an den Landesgrenzen nicht haltmachen, nehme ich einmal an. Das bedeutet letztendlich weniger Umweltschutz, aber eine Wirtschaftskrise bei uns.

Auf Europa entfallen ja nur ein paar Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes, der Anteil Österreichs liegt gar im Promillebereich. Wegen der paar Promille sollten wir nicht unsere Wirtschaft ruinieren.

Das ist aber nur ein Teil vom Ganzen. Wenn ich an das Verbrennerverbot denke, mit dem man die Autoindustrie vernichten will, so ist das ein weiterer Schritt. Es ist daher nur logisch, dass die Bundesbeschaffungsagentur bereits chinesische E-Autos empfiehlt. Das heißt, unsere Autos werden dann eben nicht mehr verkauft.

Wir werden eine riesige Wirtschaftskrise zusammenbringen, und eines verstehe ich nicht: Den ganzen Vormittag, den ganzen Tag macht ihr von der ÖVP – du hast damit angefangen – uns vor, wie sehr ihr euch für die Wirtschaft einsetzt, und dann macht ihr einen Blödsinn nach dem anderen. So kommen wir nicht über die Runden. Es ist ja unfair! (Beifall bei der FPÖ.)

Unser Wirtschaftsstandort, und damit meine ich ganz Europa, wird immer schlechter. In China und Indien gibt es ganz andere Wachstumsraten. Wir


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tappen hinterher. Wir kriegen eine riesige Krise, und das ist eine echte Gefahr! (Beifall bei der FPÖ.)

12.49


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Adi Gross. Ich erteile ihm das Wort.


12.50.04

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Finanzminister! Also an Abstrusität ist das ja kaum mehr zu überbieten, was gerade vorher gesagt worden ist – solch ein Durcheinander! Ich werde das jetzt aber ein bisschen nutzen, um einmal ganz grob zu skizzieren, worüber wir beim Emissionshandel überhaupt reden.

Das ist zunächst einmal ein europäisches System (Zwischenruf bei der FPÖ) und tatsächlich ein Kernstück des Klimaschutzes und der Emissionsreduktion. (Ruf bei der FPÖ: Milliardenbetrugssystem – man kann es eh zusammenfassen!) Es gibt ihn jetzt schon ganz schön lange, 20 Jahre ungefähr, wenn man die Einführungs­phase mitrechnet. Das System hat nicht immer funktioniert, weil sich der Preis die ersten Jahre nicht entwickelt hat, weil zu viele Zertifikate vorhanden waren. Das ist jetzt grundlegend anders und entgegen den Behauptungen der FPÖ funktioniert das natürlich sehr wohl.

Die Betriebe, die im Emissionshandel sind – und die machen übrigens einen sehr großen Teil der gesamten Emissionen aus –, haben ihre Emissionen europaweit seit dem Basisjahr 2005 um 38 Prozent gesenkt – 38 Prozent! Also erfolglos ist schon etwas anderes. Das Emissionshandelssystem funktioniert jetzt mit den Korrekturen, die gemacht wurden, sehr wohl. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Das Instrument ist europäisch, ich möchte das noch einmal betonen, und das ist gut und wichtig. (Ruf bei der FPÖ: Ja, genau!) Das ist gut und wichtig, weil gerade die energieintensive Industrie, um die es hier vorrangig geht, im internationalen


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Wettbewerb eigentlich umfassend vertreten ist. (Bundesrat Spanring: Die wandert eh ab! Super gemacht! Ich bin stolz auf euch, ganz, ganz toll!) Das ist ja mithin ein Beispiel, wieso die EU wichtig und unverzichtbar ist, auch für die europäische Wirtschaft.

Das Besondere daran ist – und ich finde es immer seltsam, dass da gerade auch von Marktliberalen der Vorwurf kommt –, dass das marktwirtschaftlich organi­siert ist, und gerade das war ja vielen ein großes Anliegen. Sukzessive einbe­zogen werden übrigens jetzt auch der Flugverkehr und der Schiffsverkehr, aus denen ja auch nicht gerade frische Luft entströmt.

Kurz zusammengefasst: Was macht der Emissionszertifikatehandel? – Er sichert die Zielerfüllung hinsichtlich zulässiger Emissionen für die energieintensive Industrie. Das wurde jetzt im Zuge des Pakets Fit for 55 noch einmal verschärft, und zwar wurde die Reduktion auf 62 Prozent bis 2030 angehoben – übrigens eine wichtige Maßnahme, um aus dem russischen Gas auszusteigen. (Ruf bei der FPÖ: Ha, ha, ha!) Natürlich funktioniert das, weil das so abläuft, dass die jährlich zur Verfügung stehende Emissionsmenge in Form von Zertifikaten – sie wird teils gratis zugeteilt, dazu kommen wir noch, und teils wird sie versteigert – eben Jahr für Jahr sinkt, und irgendwann beträgt sie null. Die Betriebe können sich auch darauf einstellen, das wissen die.

Durch dieses Carbontrading – so nennt man das – stellt sich ein Preis ein. Die Betriebe können Zertifikate kaufen, ersteigern oder sie können Reduktions­maßnahmen setzen und selber Zertifikate verkaufen – sie können sich also entscheiden, nur der Pfad ist vorgegeben, und das ist wichtig, auch für die Planbarkeit.

Die Erlöse verschwinden nicht irgendwo, sondern gehen in Klimaschutzmaß­nahmen.

Es gibt auch eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der energieintensiven Industrie vor Abwanderung. Das funktioniert derzeit so, dass sie Zertifikate


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gratis bekommt. Das wird jetzt auf einen Grenzausgleichsmechanismus umge­baut – das hatten wir schon einmal –, im Rahmen dessen entsprechend dem importierten Fußabdruck Zertifikate erworben werden müssen. Das ist eine ganz, ganz wichtige Maßnahme zum Schutz der Industrie vor Billigimporten aus China – das haben wir gerade ganz aktuell auf der Agenda – oder, ich sage jetzt einmal, stark CO2-intensivem Stahl aus Indien und so weiter.

National – die Kollegin hat es erwähnt – gibt es auch noch eine Reihe von Entlastungsmaßnahmen. Das sind allein heuer 43 Millionen Euro für die Land­wirtschaft, 225 Millionen Euro für die energieintensive Industrie.

Was kommt jetzt eigentlich neu hinzu? – Neu hinzu kommt, auch im Zuge des Green Deals, eine Ausweitung des Emissionshandels, natürlich auch fossile Brennstoffe, und zwar auf Gebäude, auf Betriebe, die jetzt nicht im Emissions­handel sind, also im Wesentlichen auf die Raumwärme und auf den Verkehr. Das ist jetzt schon eine wirklich große, große Änderung.

Verpflichtet sind allerdings natürlich nicht die Haushalte selbst oder die Auto­fahrer:innen, sondern die Inverkehrbringer, die Verkäufer mit anderen Worten, die Lieferanten von Gas und Öl, die Verkäufer von Benzinern und Diesel. Das funktioniert im Großen und Ganzen gleich wie in der Industrie. (Bundesrat Kofler: Aber teurer wird es!) Deshalb habe ich das kurz skizziert.

Die grundlegende Basis haben wir bereits geschaffen; das war letztes Jahr. Jetzt ist es so, dass das 2027 startet. Also was geschieht jetzt eigentlich? – Es gibt eine Einführungsphase. Da geht es um das Monitoring, da geht es um Berichts­pflichten. Die Handelsteilnehmer müssen sich im Zuge dessen allerdings regis­trieren, und zwar spätestens vier Monate vor Beginn. Um das zu erleichtern, um mehr Zeit zu haben, soll das jetzt in Österreich gleich starten können, nämlich mit Juli.

Was noch sichergestellt werden soll: dass es keine Doppelberichtspflichten gibt, dass es keine Unterschiede zwischen dem nationalen System und dem System,


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das auf europäischer Ebene eingeführt wird, gibt – kein Doppelreporting –, um ja nicht unnötige Bürokratie zu schaffen.

Wie gesagt, das ist insgesamt eine große Veränderung mit Ausweitung auf Gebäude und Verkehr, obwohl es technisch klingt, und es wird eine große Heraus­forderung, das auch entsprechend zu justieren. Ich selbst, gebe ich zu, war, als die Idee auftauchte, sehr skeptisch, weil das doch recht komplex ist und nicht einfach zu justieren, weil es ja in Zukunft doch sehr, sehr viele Akteure und Akteurinnen geben wird – viel mehr als jetzt.

Wichtig ist aber auch, und da sind sich alle einig: Es ist auf längere Zeit hinaus eine ergänzende Maßnahme. Es wird weiterhin wichtig sein, national Maßnahmen zu setzen: im Baurecht, in der Wohnbauförderung, zur sozialen Abfederung und so weiter.

Ich möchte noch einmal beziehungsweise wieder einmal auf die wirklich exzellenten Förderungen hinweisen, die wir haben – gerade vom BMK –, für thermische Sanierungen, also Stichwort Gebäude, für den Kesseltausch, für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Wir starten jetzt übrigens mit dem Repa­raturbonus auch für Fahrräder – eine ganz wichtige Maßnahme.

Ich kann nur garantieren, dass wir da auch in Zukunft dranbleiben werden, ganz bestimmt. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

12.57 12.57.29


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.


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Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.

12.58.146. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Emissionsgesetz-Luft 2018 geändert wird (4001/A und 2538 d.B. sowie 11494/BR d.B.)


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zum 6. Punkt der Tagesordnung.

Ich darf Bundesministerin Leonore Gewessler bei uns im Bundesrat herzlich begrüßen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Adi Gross. – Ich bitte um den Bericht.


12.58.47

Berichterstatter Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross: Ich bringe den Bericht des Umwelt­ausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Emissionsgesetz-Luft 2018 geändert wird.

Sie haben den schriftlichen Bericht vorliegen, ich komme daher zur Antrag­stellung:

Der Umweltausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Mai 2024 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Bernard. Ich erteile ihm das Wort.



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12.59.27

Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Herr Präsident! Frau Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Die Frau Minister wird wahrscheinlich ihre Stellungnahme damit beginnen, dass es heute wieder ein bedeutender Tag für Verbesserungen hinsichtlich Emissionen ist. (Demonstrativer Beifall bei den Grünen.)

Wir Freiheitlichen sind da aber ganz anderer Meinung und wir haben einen anderen Zugang.

Einige der nur ideologisch geblendeten Punkte und die Sichtweise der Grünen werde ich später in meiner Rede noch ansprechen.

Ich denke, hinsichtlich der Wichtigkeit des Schutzes der Luftqualität, einer sauberen Luft sind wir alle im Saal einer Meinung. Bevor ich aber einige Details anspreche, möchte ich noch eine Frage zu diesem Gesetz stellen: Wenn zukünftig die Bezirkshauptmannschaften für die Überwachung zuständig sind, steht dann auch genügend Personal dafür zur Verfügung? Wir wissen, dass derzeit auch die Bezirkshauptmannschaften personell unterbesetzt sind, und wenn jetzt wieder ein zusätzlicher Aufgabenbereich hinzukommt, stellt sich die Frage, ob sich das generell ausgeht.

Frau Minister, wenn Sie das Thema Emissionen und Ihre Verkehrspolitik in Verbindung bringen, dann frage ich mich – viele Fleißige, die nicht tagtäglich in der sozialen Hängematte liegen, fragen sich ebenso –, wo da der gesunde Hausverstand ist. Sie verhindern Straßenbauprojekte und produzieren dadurch täglich stundenlange Staus. Es wäre interessant, Ihre CO2-Berechnungsformel dafür, dass das umweltfreundlicher ist, zu erfahren. Sie unterstützen Klima­terroristen, die im Frühverkehr mit Skateboards, mit Rollerskates eine Stunde lang die Flughafenautobahn sperren und ein Verkehrschaos in ganz Wien auslösen – auch dazu wäre die Berechnungsformel interessant. Sie zwingen


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Österreicherinnen und Österreicher, die fleißige Bevölkerung, auf die öffent­lichen Verkehrsmittel umzusteigen, aber es fehlt dafür auch der nötige Ausbau.

Apropos Ausbau, Instandhaltung: In der letzten Verkehrsausschusssitzung am Montag haben Sie wieder gezeigt, was Sie von Demokratie halten: Sie haben es nicht für wert befunden, einen Experten in den Verkehrsausschuss des Bundes­rates zu entsenden.

Vielleicht können Sie mir aber eine Frage beantworten: Bezeichnend für Ihre unverantwortliche Politik ist es für mich zum Beispiel, wenn man vom 29.6.2024 bis zum 31.8.2024 die Stammstrecke, die Brücke im Bereich Floridsdorf sperrt und das den Menschen in der Ostregion, die in letzter Zeit aufgrund von massiven Zugverspätungen, von Zugausfällen und vielem mehr berechtigter­weise bereits sehr entnervt sind, bis zum 9.6.2024 nicht mitteilt. Man sollte erfahren, welchen Hintergrund das hat. Laut Recherchen gibt es dafür bis heute kein darstellbares, vernünftiges, umsetzbares Ersatzkonzept. Ihre grüne Verkehrs- und Verbotspolitik lautet aber anscheinend: Alle Fleißigen zu Hause einsperren, keine Mobilität zulassen, deren Steuergeld nehmen und jenen geben, die die Rechte unserer Frauen und Kinder mit Füßen treten! (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Minister, meine letzte Frage zu diesem Tagesordnungspunkt: Die komplette Menschheit weltweit stößt 1 000 Tonnen CO2 in der Sekunde aus; die Vulkane weltweit stoßen 10 000 bis 13 000 Tonnen pro Sekunde aus: Was wollen Sie als Nächstes abschaffen oder besteuern? (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Schreuder: Geh bitte! Das ist ja unglaublich!)

13.03


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Maria Huber. Ich erteile ihr das Wort.



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13.03.39

Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehende! Das war schon ein bisschen abenteuerlich, wie hier seitens der FPÖ im Bundesrat argumentiert wird. Und ganz ehrlich: Ab und zu denke ich mir, es wäre auch ganz gut, wenn sich zum Hausverstand auch ein bisschen mehr Sachverstand dazu­gesellen würde (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Schmid), denn es ist teilweise wirklich schmerzhaft, Ihnen hier zuhören zu müssen. Das muss ich echt sagen, als Technikerin tut mir das wirklich weh. (Bundesrat Steiner – Richtung Ausgang gehend –: Was glaubst, wie es uns geht? Deswegen geh ich jetzt aussi, weil mir geht’s gleich! – Die Bundesrät:innen Grimling und Schreuder: Bist eh nie da!)

Sie haben heute hier die Chance, zu zeigen, ob Sie tatsächlich an der Verbesse­rung der Luftqualität in Österreich interessiert sind, ob Sie auch interessiert, dass die Menschen in Tirol die Millionen Transit-Lkws, die durch Tirol rollen, ertragen müssen, ob Sie da an der Seite der Tirolerinnen und Tiroler stehen oder ob Sie auf der Seite der Frächterlobby stehen und deren Profitinteressen unterstützen. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Schmid.)

Dabei geht es bei diesem Tagesordnungspunkt tatsächlich um etwas sehr Wichtiges, es geht nämlich um nichts anderes als um unsere Lebensgrundlage. Wir Menschen sind schlicht und ergreifend abhängig von einer intakten Natur. Wir brauchen sauberes Wasser, wir brauchen saubere Luft, wir brauchen gesunde Böden und wir brauchen auch die Artenvielfalt, um ganz einfach überleben zu können.

Das Emissionsgesetz-Luft ist ein sehr, sehr gutes Beispiel dafür, wie wichtig eine gemeinsame europäische Umweltpolitik ist. Luftschadstoffe halten sich nicht an Ländergrenzen, umso wichtiger ist diesbezüglich eine gemeinsame europäische


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Vorgehensweise und Regelung. (Beifall bei den Grünen sowie der Bundesrätin Hutter.)

Um welche Schadstoffe geht es da konkret? – Es geht um Schwefeldioxid, Stickoxide, Ammoniak, Feinstaub und flüchtige organische Verbindungen. Im Bereich der Umweltpolitik ist da natürlich seit den 1980er-Jahren, seit meiner Kindheit viel passiert, aber ich erinnere mich noch sehr gut an den sauren Regen, verursacht durch die SO2-Emissionen der Kraftwerke, und an den Slogan: „Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch“. Das hat mich als Kind sehr stark geprägt – seither ist im Umweltschutz zum Glück viel passiert.

Die heutige Novelle zum Emissionsgesetz-Luft enthält zwei sehr, sehr wichtige Änderungen, um die Luftqualität in Österreich zu sichern: Zum einen wird ein direkter Bezug zur EU-Richtlinie verankert, wenn es um die nationalen Grenz­werte für genau diese Luftschadstoffe geht, und es wird – Kollege Bernard hat es erwähnt – eine gesetzliche Grundlage geschaffen, damit die Bezirksverwal­tungsbehörden Kontrolltätigkeiten durchführen können. Kurzum: alles wichtige Maßnahmen, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Ich bitte daher um breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

13.06


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Viktoria Hutter. Ich erteile ihr das Wort.


13.07.14

Bundesrätin Viktoria Hutter (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Die Gesetze, die unsere Luft und die Emissionen betreffen, sind, glaube ich, prädestiniert dafür, sie EU-weit zu diskutieren und auch zu regeln,


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denn auch wenn bestimmte Gruppen oft behaupten, dass alles Böse vom Ausland kommt, und böse Zungen obendrein sogar behaupten, dass sogar das schlechte Wetter vom Ausland kommt (Bundesrat Schreuder: Das Ausland kommt vom Ausland!), so wissen doch wir alle, die wir die Themen Natur, Umwelt, Klima und Luft ernst nehmen und ernsthaft diskutieren: Diesbezüglich gibt es kein In- und Ausland, diesbezüglich macht es keinen Sinn, sich hinter Festungsgrenzen zu verstecken, diesbezüglich gilt es, europaweit zu agieren und Europa besser zu machen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Umso wichtiger ist es eben, die in der EU gültige Richtlinie betreffend Luftschad­stoffemissionen in nationales Recht zu übernehmen und an den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt anzupassen sowie eine gesetzliche Grundlage für die Kontrollmöglichkeiten unserer Behörden zu schaffen – die Kollegin hat es schon erwähnt.

Das Emissionsgesetz-Luft hat zum Ziel, Luftschadstoffe zu reduzieren – ein absolut wichtiges Thema für Mensch, Tier und Natur.

An dieser Stelle muss auch einmal gesagt werden, dass da EU-weit in den letzten Jahren beziehungsweise Jahrzehnten bereits extrem viel passiert ist: Schwefel­dioxide und Stickoxide wurden deutlich reduziert, die FCKWs, die früher ja praktisch überall drinnen waren, oder das Ozonloch – wenn ich daran denke –, das wir durch gemeinsame Kraftanstrengungen, durch gemeinsame Maßnahmen und Regelungen wieder schließen konnten. Also ja, es ist wichtig, über Klima und Umwelt europaweit zu diskutieren, und gerade beim Thema Luft und Emis­sionen haben wir gemeinsam viel erreicht.

Ein Gesetz, das leider nicht zur Verbesserung in Europa beitragen wird, sondern wieder einmal mehr eine leidige Überbürokratisierung Europas unterstreicht, wird dieser Tage sehr oft diskutiert: das Renaturierungsgesetz. Überbürokrati­sierung deshalb, weil es einfach schon 23 Gesetze gibt, die wesentliche Aspekte zur Wiederherstellung der Natur und Biodiversität in der EU regeln. Da braucht es jetzt nicht noch eines oben drauf, das Renaturierung heißt. Es braucht kein


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Gesetz, das konserviert und in die Vergangenheit schaut, ein Gesetz, das nur so schreit: Früher war alles besser! – Nein, wir schauen in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit. Anreize statt Verbote muss die Devise sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Wie wir wissen, haben ja alle Bundesländer Bedenken gegen dieses Renaturierungs­gesetz geäußert, und gerade hier im Bundesrat, der Länderkammer, nehmen wir diese Bedenken auch ernst.

Wir brauchen Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft, vor allem für die Auswirkungen des Klimawandels. Durch diesen wird sich unsere Tier- und Pflanzenwelt definitiv ändern. Darum heißt es: Natur mit Augenmaß und Sachverstand! Europa, aber besser! (Beifall bei der ÖVP.)

13.10


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Gewessler zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.


13.10.35

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Herr Präsident! Werte Mitglieder des Bundesrates! Werte Zuseher und Zuseherinnen! Über das Emissionsgesetz-Luft ist in den Grundzügen ja schon in den vorangegangenen Redebeiträgen berichtet worden, deswegen werde ich das jetzt wirklich extrem kurz halten.

Wir machen einerseits EU-Rechtsumsetzung, wir aktualisieren nämlich den Rahmen für die Emissionsberichterstattung, aber auf der anderen Seite – und da komme ich zur Frage von Bundesrat Bernard – wird damit auch die gesetzliche Grundlage für die Aufsichtstätigkeit der zuständigen Behörde geschaffen.

Wir sind bei der Regelung dieser Aufsichtstätigkeit dem erfolgreichen Muster des Wasserrechtsgesetzes gefolgt, und die Frage, die in Bezug auf die Aufsichtstätigkeit gestellt wurde, war ja: Wie schaut es ressourcenmäßig aus?


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Wie oft wird kontrolliert et cetera? – Das kann ich gleich noch anführen. Das war eine Frage, die die Sozialdemokratie im Nationalrat immer sehr interessiert hat, deswegen beantworte ich sie jetzt auch gleich.

Die Kontrolldichte liegt im Ermessen der Behörde. Im Regelfall erfolgen die Kontrollen anlassbezogen, aber wir haben hier darauf geschaut, dass bei den Kontrollen größtmögliche Synergie mit bestehenden Strukturen besteht, damit es eben nicht zu einer Mehrbelastung kommt. In der Ammoniakreduktions­verordnung selbst, wo wir jetzt eben die Kontrollmöglichkeit einführen, gibt es keine Mindestquote an zu kontrollierenden Betrieben, aber wir werden diese Kontrollen wohl in großer Synergie mit den Kontrollen nach der Nitrat-Aktionsprogramm-Verordnung durchführen, das ist nämlich dieselbe Behörde. Dort gibt es eine Mindestkontrolldichte, und in aller Regel werden wohl die Synergien zwischen den Kontrollen nach der Nitrat-Aktionsprogramm-Verordnung und jenen nach der Ammoniakreduktionsverordnung genutzt werden.

In diesem Sinne gibt es zwar keine Vorschriften an die Behörde betreffend Kontrolldichte oder Umsetzung, aber ich bin sehr sicher, dass die Behörden genau diese Synergien nutzen werden.

Das Zweite betrifft die S-Bahn-Stammstreckensanierung: Das ist ein Jahrhundert­programm für die Qualität des öffentlichen Verkehrs im Großraum Wien. Wir holen die Stammstrecke, eine zentrale Ader – alle, die Öffis in Wien nutzen, wissen das – im öffentlichen Verkehr in der Bundeshauptstadt, auf ein modernes Niveau. Das ermöglicht modernere Züge, längere Züge, vor allem aber auch dichtere Takte.

Wenn diese Sanierung abgeschlossen ist, heißt das, wir schaffen auf der S-Bahn-Stammstrecke technisch U-Bahn-Takt, 2,5-Minuten-Takt. Das ist technisch wirklich ein Sprung ins 21. Jahrhundert, und das ist wirklich wichtig und ein Großprojekt. (Beifall bei den Grünen.)


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Es gibt dazu eine umfassende Infoseite, www.s-bahn.wien, die die Wiener Linien und die ÖBB betreiben, denn, selbstverständlich, das ist eine Großbaustelle, das hat Auswirkungen, es gibt daher auch ein umfassendes Ersatzkonzept und umfassende Informationsarbeit. Das Projekt wird natürlich auch vom BMK kofinanziert, und die Wiener Linien und die ÖBB informieren laufend darüber.

Ich darf noch, weil es diesbezüglich soeben auch in der Länderkammer ein Plädoyer gegeben hat, zur Nature Restoration, also zur Verordnung über die Wieder­her­stellung der Natur auf europäischer Ebene ein Wort verlieren. Kollege Magnus Brunner hat gerade vorhin eine faktenbasierte Diskussion gelobt, ich würde mir eine solche wirklich auch zu dieser Verordnung wünschen. (Beifall bei den Grünen.)

An alle, die Sorgen haben: Bitte schauen Sie in den Verordnungstext! Wir haben zweieinhalb Jahre nämlich wirklich die Anliegen der Bundesländer verhandelt, wir haben darum gerungen. Dieses Gesetz gibt jetzt größtmögliche Flexibilität in der Umsetzung.

Wir entscheiden gemeinsam, wie wir mit diesem Gesetz umgehen wollen, was unser Renaturierungsprogramm ist. Es schaut auch nicht in die Vergangenheit – das war ein Thema, das am Anfang ganz stark  ins Treffen geführt worden ist –, sondern es schaut in die Zukunft, weil wir alle wissen: Wir brauchen eine gesunde Umwelt, eine gesunde Natur, um sicher Lebensmittel produzieren zu können, um gut, intakt leben zu können und wirtschaften zu können.

Dementsprechend darf ich wirklich alle – und ich weiß und Sie wissen, die Bundes­länder haben hier eine gewichtige Rolle – noch einmal bitten, sich mit dem Gesetz, so wie es jetzt auf dem Tisch liegt, auseinanderzusetzen. Es ist ein gutes geworden. Ich glaube, wir schulden es zukünftigen Generationen, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, es über die letzte Hürde zu heben. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

13.15


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesministerin.


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Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Daniel Schmid. Ich erteile ihm das Wort.


13.15.56

Bundesrat Daniel Schmid (SPÖ, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren Zuseherinnen und Zuseher! Unsere gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität sind ja entscheidend, um unsere Umwelt zu schützen und die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung zu sichern.

Wie wir vorhin schon von den Kolleginnen und von der Frau Ministerin gehört haben, ist ein zentraler Hebel zur Verbesserung der Luftqualität das Emissions­gesetz-Luft, das eben zum Ziel hat, die Luftschadstoffe zu reduzieren.

Mit der heutigen Novelle des Emissionsgesetzes-Luft erfolgen zwei Änderungen, ich gehe auf diese nicht näher ein, sie wurden bereits von Kollegin Huber und Kollegin Gewessler ausgeführt (Heiterkeit bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der ÖVP – Bundesrat Himmer: Na ja, wir sind ja alle Kollegen), aber lassen Sie mich ein wenig auf die Ammoniakreduktionsverordnung eingehen.

Ammoniak entsteht ja fast ausschließlich in der Landwirtschaft durch Tierhaltung und Düngung. Die Reduzierung von Ammoniak ist wichtig, weil er in Verbindung mit anderen Gasen zur Bildung von Feinstaub und von Ozon beiträgt und als Nitrat auch unsere Gewässer belastet. Diese Stoffe schaden sowohl unserer Gesundheit als auch den Ökosystemen.

Da, muss ich sagen, hat unsere Bundesregierung bisher meines Erachtens leider ein bissl zu wenig getan, um eben die notwendige Entschlossenheit, die Reduktion von Ammoniak umzusetzen, an den Tag zu legen. Dabei richtet sich meine Kritik gar nicht so sehr an Sie, geschätzte Frau Ministerin, sondern eher an Ihren Koalitionspartner, bei dem es offensichtlich immer noch Kräfte gibt, die


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weiterhin versuchen, den Naturschutz und den Umweltschutz gegen die Land­wirtschaft auszuspielen. Ich nehme da aber auch die Kolleginnen und Kollegen von der Freiheitlichen Partei nicht aus.

Das eigentliche Problem für unsere heimischen Bäuerinnen und Bauern ist nicht der Naturschutz, sondern die Bevorzugung der Agrarindustrie. (Bundesrätin Miesenberger: Haben denn wir in Österreich eine Agrarindustrie?) Für einige in der türkisen Partei, aber eben auch für so manche unter den Freiheitlichen haben Biodiversität, saubere Luft und sauberes Wasser offenbar keine große Bedeu­tung und werden faktisch ignoriert. Diese Kräfte folgen immer noch der irrigen Annahme, dass wir Menschen dank des technologischen Fortschritts unabhängig von der Natur existieren können. Dabei ist gerade die kleinstrukturierte, nach­haltige Landwirtschaft jene, die sowohl unsere Umwelt schützt als auch unsere regionale Kulturlandschaft erhält.

Der Schutz unserer Umwelt ist nicht nur eine Pflicht gegenüber der Natur und ihrer Fauna und Flora, er ist eine Pflicht und eine Voraussetzung für das Überleben und die Gesundheit zukünftiger Generationen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Bundesarbeitskammer hat sich in einer Stellungnahme vom 15. Mai dieses Jahres kritisch zum Entwurf der überarbeiteten Ammoniakreduktionsverordnung geäußert. Sie betont, dass einige bestehende Maßnahmen abgeschwächt wurden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen reichen nicht aus, um die Richtlinie über nationale Emissions­höchstmengen zu erfüllen, was ein weiteres Vertragsverletzungsverfahren nach sich ziehen könnte. Zudem wird die kurze Begutachtungsfrist als Versuch gesehen, eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Vorschlag zu verhindern.

Geschätzte Frau Bundesministerin, ordentliche Begutachtungsverfahren mit ausreichender Zeit, und das wissen Sie, erhöhen die Qualität der Rechtsetzung. Ermöglichen Sie dies bitte künftig!


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Die Europäische Kommission hat bereits die zweite Stufe eines Vertrags­verlet­zungsverfahrens gegen Österreich eingeleitet, weil die Emissions­höchstmenge für 2020 nicht eingehalten wurde. Die bisherigen Maßnahmen sind nicht wirklich ausreichend, um die Emissionen wie vorgeschrieben zu senken. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten schließen uns der Kritik der Bundesarbeitskammer an.

Noch kurz zu den Kontrollen, die Sie, Frau Bundesministerin, und auch Kollegin Huber erwähnt haben: Da, das ist mir wichtig, gilt es, darauf zu achten, dass die Zeitspannen bei angekündigten Kontrollen eben kurz genug sind, damit diese effektiv sind. Ohne effektive Kontrollmechanismen können die Ziele der Verordnung nur schwer erreicht werden.

Insgesamt, möchte ich festhalten, zeigen uns die bisherigen Erfolge bei der Reduktion von Schadstoffemissionen in Österreich und in der Europäischen Union, dass wir durch koordinierte politische Maßnahmen und technologische Innovationen Fortschritte im Umweltschutz erzielen können.

Geschätzte Frau Ministerin, werte Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat, denen die Generationengerechtigkeit nicht völlig egal ist, lassen Sie uns weiter gemeinsam daran arbeiten, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die Verordnung auf Basis dieses Gesetzes ihre Ziele erreicht, sowohl unsere Umwelt als auch die Gesundheit unserer Bevölkerung zu schützen! Lassen Sie uns unsere Anstrengungen für eine saubere und gesunde Umwelt im Sinne künftiger Generationen fortsetzen! Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten werden dem vorliegenden Entwurf im Sinne des Wohlergehens künftiger Generationen zustimmen.

Ein letztes Wort noch zu Kollegen Bernard von der Freiheitlichen Partei, weil ich dieses Wording hier in diesem Haus immer wieder höre und das heute wieder von Ihnen erwähnt wurde: Ich möchte schon festhalten: Zivilen Ungehorsam, in


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diesem Fall vor allem betreffend junge Menschen, mit Terrorismus gleichzu­setzen verharmlost Terrorismus. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und Grünen, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

13.23


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor (Bundesrat Spanring hebt die Hand) – liegen vor, und zwar hat sich Herr Kollege Spanring zu Wort gemeldet. – Ich erteile das Wort, bitte sehr.


13.23.54

Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich): Herr Vorsitzender! Frau Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren hier herinnen und vor den Bildschirmen! Die Aussagen von Herrn Kollegen Schmid und vor allem von Frau Bundesrätin Huber haben mich jetzt doch noch dazu bewogen, ein paar Worte dazu zu sagen.

Kollege Schmid, du lobst da die Frau Minister über den Klee, bist selber Eisen­bahner, jetzt frage ich mich: Kriegst du da einiges nicht mit, was bei euch, glaube ich, nicht gut läuft oder, sagen wir es einmal so, schlecht läuft? (Bundesrat Schmid: Das hat mit dem nichts zu tun! – Bundesrat Schreuder: Ich glaube, er kriegt es besser mit als du!) – Das wirst du wissen, Herr Kollege Schreuder. (Bundesrat Schreuder: Na ja, wenn er Eisenbahner ist, schon! Du bist keiner!)

Eines kann ich aber einmal sagen, und zwar, was ich da jetzt anbringen möchte: Das ist ein ernstes Versagen der Frau Ministerin, und es geht auch um das Aufzeigen einer Doppelmoral, weil sie sich selbst ja als die Klimaschutzministerin aufspielt, auf der anderen Seite aber Dinge passieren, die einer angeblichen Klimaschutzministerin (Bundesrat Schreuder: Sie ist es wirklich!) unwürdig sind.

Frau Kollegin Huber hat ja heute gesagt, wir müssen nicht nur den Hausver­stand, sondern auch den Fachverstand nutzen. (Die Bundesrät:innen Hauschildt-Buschberger und Schreuder: Sachverstand!) – Oder Sachverstand, ja, gut. Dazu


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kann ich Ihnen eines sagen: Es ist so ähnlich, wie wir es vor einiger Zeit schon einmal gehabt haben: Im Gegensatz zu Ihnen informieren wir uns umfassend, das heißt, wir hören uns auch Meinungen von Wissenschaftlern an, die halt nicht Ihrer Meinung sind (Heiterkeit bei der SPÖ) oder nicht unserer Meinung sind. Dadurch können wir uns selbst ein gutes Bild machen, und das Ganze nennt man dann Hausverstand. Wenn man immer nur in der eigenen Blase verhaftet ist, so wie das bei Ihnen der Fall ist (Bundesrätin Schumann: Na geh!), dann hat man halt immer nur eine Meinung. (Bundesrat Schreuder: Geh einmal auf die Uni, wirklich wahr!)

Ich kann dazu nur sagen: Aus Sicht der Freiheitlichen - - (Bundesrat Schreuder: Geh einmal auf die Boku! Red einmal mit allen Wissenschaftlern, mach das! – Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.) – Na, seid ihr nervös? Sind Sie nervös, Herr Schreuder von den Grünen? (Bundesrat Schreuder: Ich bin nicht nervös!) – Ich weiß, dass es mit Lena Schilling nicht gut läuft, aber hör zu, dann weißt du auch, worum es geht!

Tier- und Umweltschutz: Umweltschutz generell ist richtig und wichtig. Ich persönlich glaube nicht, dass es eines Klimaschutzes bedarf, weil man das Klima nicht schützen kann, weil es dem Klima ziemlich wurscht ist, ob es minus 40 oder plus 40 Grad hat. (Bundesrätin Huber: Das sagt die Wissenschaft? Interessant!)

Was ist der Klimaschutz? – Der Klimaschutz ist ein Milliardengeschäft. Das ist der Klimaschutz, und irgendwann einmal werden es alle kapieren – warten wir noch zehn, 20 Jahre! –, dass sie von Ihnen für dumm verkauft und betrogen wurden.

Wenn aber jemand wie Frau Gewessler sich hinstellt und sagt, sie ist für den Klimaschutz, dann frage ich mich – und jetzt hören Sie genau zu, Herr Schmid und Frau Huber! –: Wie kann es sein, dass im Jahr 2023 der Schienengüter­verkehr in Österreich um 11 Prozent, um alarmierende 11 Prozent, gesunken ist? – Diese Zahl kommt nicht von uns, sondern das habe ich aus einem Artikel vom Fachverband der Schienenbahnen, und nachzulesen ist das Ganze bei der


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Statistik Austria. (Bundesrat Schmid: Das stimmt schon, aber das hat mit dem nichts zu tun!) – Ah, das stimmt, ja, aber das ist dann wurscht!

Euch ist eines aber schon ganz klar: Wenn man an diese Klimahysterie glaubt, so wie ihr das macht, dann muss man doch sehen, dass gerade der Schienen­ver­kehr – Frau Kollegin Huber hat es angesprochen – in einem Transitland, zum Beispiel Tirol, die Lösung wäre, wie man mehr CO2 einspart – wenn man schon daran glaubt. (Zwischenruf der Bundesrätin Huber. – Bundesrätin Schumann: Heute schon gesagt worden! Schon von der Frau Grossman gesagt worden! Zuhören!) Diese Frau Minister schafft als Klimaschutzministerin 11 Prozent weniger Schienengüterverkehr als im Jahr davor. (Beifall bei der FPÖ.)

Wissen Sie, warum so etwas passiert? – Weil es halt eine typische grüne Chaospolitik ist: Sie führen ein Klimaticket ein, was im Grunde nichts Schlechtes ist, aber Sie führen ein Klimaticket ein, ohne dass Sie schauen, ob die Infra­struktur dafür vorhanden ist, ob es das nötige Personal gibt. Deshalb hat man ständig Verspätungen, die Leute verpassen ihre Anschlusszüge, und gleichzeitig sind natürlich die Schienen so überlastet, dass der Schienengüterverkehr auf der Strecke bleibt.

Das kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie die von Ihnen gesetzten Klimaziele – die von Ihnen gesetzten! – überhaupt erreichen wollen, dann müssen Sie den Schienengüterverkehr auf das Doppelte und Dreifache ausbauen. Wahrschein­lich schaffen Sie es nicht einmal dann. Aber noch einmal: Sie haben es geschafft, dass es 11 Prozent weniger als im Jahr davor sind. Gleichzeitig gehen Sie dann her und sagen: Aber Straßen baue ich auch nicht! Da gibt es schon fixfertige Beschlüsse aus dem Nationalrat und dem Bundesrat, aber die ignorieren wir, es werden keine neuen Straßen gebaut! – Damit sind Sie, das kann ich Ihnen auch sagen, ein Sicherheitsrisiko für alle Österreicher, die auf den Straßen unterwegs sind.

Sie werden nicht nur als Sicherheitsgefahr, sondern auch als schlechteste Verkehrsministerin aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Und an all jene, die


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wirklich an dieser Klimahysterie festhängen, wie zum Beispiel Frau Huber: Spätestens jetzt müssten Sie sich von Ihrer Ministerin abwenden! (Beifall bei der FPÖ.)

13.28 13.29.00


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.

13.29.367. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klimabonusgesetz geändert wird (4016/A und 2539 d.B. sowie 11487/BR d.B. und 11495/BR d.B.)


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zum 7. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Adi Gross. – Ich ersuche um den Bericht.


13.30.08

Berichterstatter Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross: Ich bringe den Bericht des Umwelt­ausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 15. Mai 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Emissionsgesetz-Luft 20- - – das ist falsch, Entschuldigung, ich habe den falschen Bericht mitgenommen; das ist zu schnell gegangen –, mit dem das Klimabonusgesetz geändert wird. (Heiterkeit des Redners.)


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Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher zur Antragstellung:

Der Umweltausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Mai den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

Entschuldigung für das Versehen.


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Danke für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Bettina Lancaster. Ich erteile ihr das Wort.


13.31.10

Bundesrätin Mag. Bettina Lancaster (SPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat! Werte Zuseher:innen vor den Bildschirmen, wo auch immer! Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird Sie wohl kaum verwundern, dass wir von der Sozialdemokratie bei dieser Debatte als Kontraredner:innen geführt werden.

Seit deren Einführung kritisieren wir diese Ausgleichszahlungen zur CO2-Beprei­sung. Es gibt mehrere Gründe dafür, ich habe sie auf drei wesentliche zusammen­gefasst: zunächst das sehr aufwendige und dazu noch kostenintensive Auszahlungsverfahren. Da wäre von Anfang an ein höheres Maß an Expertise gefragt gewesen. Heute werden hierzu Verbesserungen beschlossen, der Automatisierungsgrad soll erhöht werden. Das ist zumindest ein Fortschritt, aber zugleich auch ein Eingeständnis, dass die Kritik angebracht war. (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt ein kleiner Blick in die Praxis: Die Sodexo-Gutscheine, versandt als RSB-Briefe, waren ein Teil dieser nicht sehr glorreichen Geschichte. Ein Beispiel aus


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meiner Gemeinde: War die Postzustellung nicht möglich, da niemand zu Hause persönlich anzutreffen war, erfolgte die Abholung des RSB-Briefes am Gemeinde­amt, falls offen. Durchschnittlich zurückgelegte Kilometer in meiner Gemeinde zum Gemeindeamt hin und zurück: 10. (Präsidentin Göll übernimmt den Vorsitz.)

Die nächste Möglichkeit, die Gutscheine einzutauschen, liegt in der Bezirksstadt Kirchdorf: hin und zurück weitere 26 Kilometer, macht in Summe 36 Kilometer und produziert laut CO2-Berechner, den ich im Internet gefunden habe, gegen 9 Kilogramm CO2-Ausstoß – wenig, aber in Summe doch viel. Wenn schon Klimabonus, dann dürfen zumindest beim Bürger, bei der Bürgerin kein zusätz­liches CO2 und keine Kosten entstehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Insgesamt würde mich auch wirklich interessieren: Was ist der CO2-Fußabdruck des gesamten Abwicklungsverfahrens?

Jetzt zu unserem Hauptkritikpunkt, der Regionalisierung: Die gestaffelte Auszah­lung nach Postleitzahl schafft unverständliche und oftmals überhaupt nicht nachvollziehbare Beispiele von Ungleichbehandlung von Bürgerinnen und Bürgern. Da gibt es dringenden Handlungsbedarf. Diese Art der Kategorisierung von Siedlungsgebieten nach Postleitzahlen ist bei unserer Streubesiedelung nur bedingt anwendbar. Gut ausgebaute Ortskerne, Stadtzentren haben in Kombi­nation oftmals Streusiedlungen mit null Infrastruktur, deren Entfernung zu den Ortszentren auch etliche Kilometer beträgt.

So gibt es schon innerhalb der Gemeinden und Städte massive Unterschiede, die durch diese Systematisierung nicht erfasst werden können und wie schon gesagt nicht argumentierbare Ungleichheiten verursachen, die keinesfalls hingenommen werden können.

Deshalb bleiben wir von der Sozialdemokratie dabei: wenn schon eine Direkt­zahlung, dann zumindest mit einer sozialen Staffelung. Diese stützt jene, die Schwierigkeiten mit den CO2-steuerbedingten Mehrkosten haben, denn oftmals


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liegt es nicht in der Entscheidungskraft dieser Menschen, für ein fossilenergie­trägerfreies, CO2-sparsameres Leben zu optieren. Sie werden quasi für etwas bestraft, was sie nur sehr marginal bis gar nicht beeinflussen können, da sie in Abhängigkeit von Vermietern und Öffierschließung sind.

Nochmals: Steuernd wirken kann die Kombination von CO2-Steuer und Klima­bonus dort nicht. Diese Menschen können diesbezüglich keine Entschei­dungen treffen, sie haben keine Wahlfreiheit. Der Vollständigkeit halber möchte ich hier auch noch erwähnen: Einkommensteuerwirksamkeit des Klimabonus ab einem Jahreseinkommen von 66 000 Euro hat mit einer sozialen Staffelung nichts zu tun.

Nun noch zum dritten Punkt: Da kein Mitarbeiter des Ministeriums im Ausschuss anwesend war, wurde meine Anfrage erst vor circa einer halben Stunde beant­wortet. Das Ergebnis ist, dass man noch keine Aussagen treffen kann, ob die CO2-Steuereinnahmen die Ausgaben für den Klimabonus decken. Das ist etwas unbefriedigend, um das darstellen zu können, weil ich das als einen sehr wichtigen Punkt sehe: Deckt sich das? Decken die Einnahmen die Ausgaben? – Kolportiert wird nämlich etwas anderes. Kolportiert wird, dass dazugelegt werden muss, dass zum Klimabonus dazugelegt werden muss. Ressourcen und Gelder werden da ausgeschüttet, ohne dass man eine strukturelle Veränderung bewirkt – und das finde ich unverantwortlich und gefährlich für die künftige Entwicklung hin zu einer klimaschonenden Gesellschaft.

Als Bürgermeisterin einer kleinen oberösterreichischen Gemeinde, Kategorie 4, also sehr weit weg von Zentren, ist es mir natürlich enorm wichtig, dass in meiner Gemeinde nachhaltig leistbare Lebensstile gelebt werden können. Nur so kann einer Abwanderung und einer Überalterung entgegengewirkt werden. Der Klimabonus in der jetzigen Form trägt dazu nichts bei. Er ist eben anders konzipiert worden. Von der CO2-Steuer sehe ich in meinem Gemeindebudget auch keinen Cent, weil das auch anders konzipiert worden ist.


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Dafür, dass ich für meine Gemeinde am Ball bleibe, dass meine Gemeinde noch als guter Lebensraum betrachtet wird, brauche ich direkte Finanzmittel, um dort die Defizite auszugleichen. Eine Fixierung der Geldmittel auf – zum Beispiel – den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, örtliche Taxiunternehmen wäre eine große Hilfe und würde auch unterstützen, dass man klimaneutral oder -neutraler am Land leben kann. Das ist zurzeit nicht gegeben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.38


Präsidentin Margit Göll: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte.


13.38.32

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin! Der Klimabonus ist untrennbarer Bestandteil der ökologischen Steuerreform. Das muss man gemeinsam denken, als wichtiges strukturierendes Instrument zur Reduktion der Emissionen, um unser Überleben zu sichern. Es sollte langsam niemandem mehr entgehen, wie essenziell wichtig Klimaschutz ist. Das ist ja de facto täglich in den Medien.

Der Funktionsmechanismus ist, dass die CO2-Emissionen durch die Verbrennung von Gas und Öl, inklusive der Derivate, langsam, aber planbar teurer werden und dadurch Alternativen zunehmend attraktiver werden und auch forciert ausge­baut werden – sei es beim Heizen, sei es in der Mobilität. Es ist ein planbares Instrument, deswegen kann man den Umstieg quasi in Ruhe machen und eben mittelfristig damit umgehen, weil man weiß, wie sich der Preis entwickeln wird, jedenfalls einmal abseits von Krisen. In Krisenzeiten – das haben wir gesehen – machen die Preise ohnehin Sprünge, die weit jenseits dessen sind, was wir mit der CO2-Besteuerung erreichen können.

Ein Umstieg, weg von Fossilen, bedeutet infolgedessen zumindest stabile Energiepreise, und es bedeutet, eben nicht Energiepreiskrisen ausgesetzt zu sein und dann wirklich Probleme zu bekommen, wenn die Kosten in die Höhe


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schnellen. Es bedeutet bei einer so fundamental wichtigen Frage wie der Energie­versorgung, nicht hilflos von Despoten und Kriegstreibern abhängig zu sein. Dafür ist das ein wichtiges Instrument.

Der zweite Teil dieser Idee – und nicht nur der Idee, sondern auch der Praxis – ist jetzt Gegenstand dieser Novelle: der Klimabonus. Sämtliche Mittel und noch mehr fließen via Klimabonus wieder zurück. Das Grundprinzip dahinter ist, dass das Haushaltseinkommen aufgrund der Steuerreform durch die steigenden CO2-Kosten nicht reduziert wird. Es fließt alles wieder zurück. Für viele ist sogar das Gegenteil der Fall: Der Verteilungseffekt ist nämlich sozialpolitisch positiv, entgegen den Behauptungen der SPÖ, nämlich dadurch, dass Haushalte – das ist übrigens vom Budgetdienst nachgewiesen, das ist ja keine Erfindung von uns; der Klimabonus schon, aber der Nachweis nicht – mit geringem Einkommen tatsächlich – eindeutig laut Statistik – in weit geringerem Ausmaß CO2 emittie­ren als Haushalte mit hohem Einkommen, da letztere größere Autos, größere Häuser, Wohnungen und so weiter haben und auch mehr konsumieren. Deswegen entstehen bei Haushalten mit geringerem Budget, geringeren Einkommen deutlich weniger Emissionen und sie zahlen dadurch auch weniger. Mit anderen Worten: Die einkommensschwachen Haushalte profitieren vom Klimabonus viel stärker. (Beifall bei den Grünen.)

Die reichen Haushalte zahlen richtigerweise einen höheren Preis. Der Klima­bonus ist von der Struktur her gemeinsam mit der Ökosteuer immanent sozial.

Was jetzt noch gemacht wird, ist eine Jahreseinkommensgrenze, bis zu der der Klimabonus steuerfrei ist. Das verstärkt die soziale Treffsicherheit noch einmal. Das müsste die SPÖ jetzt eigentlich freuen, ganz zu schweigen von der Partei der kleinen Männer, aber offenbar haben wir uns da getäuscht.

Ein weiterer Aspekt ist auch – entgegen dem, was da gerade gesagt wurde –, dass man seine CO2-Kosten selber reduzieren kann. Man kann das sehr wohl, durch ein Umsteigen auf erneuerbare Energieträger oder durch sparsames Verhalten. Da ist sehr viel drinnen und es ist auch keine Bevormundung. Ich


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weiß es selber. Wir zum Beispiel haben durch ein konsequent sparsames Verhalten einen Stromverbrauch in unserem Haushalt – und ich gehöre statistisch gesehen sicher zur einkommensstärkeren Gruppe – von 1 400 Kilo­wattstunden. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.)

Ich weise ein weiteres Mal auf die wirklich exzellenten Förderungen hin, die für Haushalte zur Verfügung stehen, denn das wird permanent irgendwie ignoriert und es wird immer behauptet, es gäbe keinen sozialen Ausgleich: die Förderung des BMK über die Umweltförderung im Inland; ich erwähne ein weiteres Mal die Förderung für einen Kesseltausch, bis zu 100 Prozent für jene – 30 Prozent – im unteren Einkommensbereich; ich weiß nicht, ich bin wirklich schon ratlos, was man da noch besser machen könnte, um genau das abzufangen – zusätzlich zum immanenten sozialen Aspekt des Klimabonus; ich verweise auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs; ich verweise auf das Klimaticket mit den vielen Vergüns­tigungen, die es noch gibt, es können bis zu vier Kinder, und es müssen nicht einmal die eigenen sein, gratis mitgenommen werden – also zahllose Maßnah­men bis hin zu 22 Milliarden Euro für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, mit noch einmal Hunderten Millionen jährlich für die Länder, um den öffentlichen Verkehr zu verbessern.

Der Klimabonus ist kein Pimperl. Der Sockelbetrag wird heuer gegenüber 2023 um über 30 Prozent – 30 Prozent! – auf 145 Euro angehoben. Ein Haushalt mit vier Personen in einer ländlichen Region, ich nehme jetzt beispielsweise einmal einen an mit zwei Kindern unter 18, bekommt somit 870 Euro aus dem Klimabonus. Der Klimabonus nimmt nämlich richtigerweise auf die infrastruk­turelle Situation des Wohnortes, den man nicht ohne Weiteres ändern kann, Rücksicht.

Ein besonders wichtiger Aspekt dabei ist die Anbindung an den ÖV – nicht nur, aber es ist wichtig. Das heißt, anders ausgedrückt: Es wird darauf Rücksicht genommen, ob man auf das Auto angewiesen ist. Das gibt es nämlich tatsächlich, dass man das ist. Das müsste eigentlich gerade diejenigen – gerade die SPÖ, die das permanent betont –, bei denen die Pendlerinnen und Pendler fast für alles


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als Ausrede herhalten müssen, besonders freuen. (Bundesrätin Schumann: Ha? Was ist jetzt?! – Bundesrätin Grimling: Ha?)

Der Klimabonus begünstigt Pendlerinnen und Pendler. Ich habe mir eine ganze Reihe von Orten in Österreich angesehen – man kann ja die Postleitzahl eingeben –, und de facto ist der gesamte ländliche Raum in der Stufe vier. Es gibt halt irgendwo Grenzen, ja, das muss es geben, aber – Entschuldigung! – das sind jetzt wirklich Peanuts. Ich weiß nicht, wie viele Postleitzahlen ich eingegeben habe, und ich war oft erstaunt, dass diese Orte in der Stufe vier drinnen sind. Die Gemeinde Bezau bei uns im Bregenzerwald ist wirklich nicht schlecht angebun­den, und die ist in Stufe vier, also in der höchsten Bonusstufe. (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.) Ich verstehe nicht, wie man da dagegen sein kann – höchs­tens, weil man prinzipiell dagegen sein will und nicht zugeben kann, dass es ein gescheites Instrument ist. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrätin Schumann: Das mit dem Verständnis ist das Problem! Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Mich ärgert es schon, das gebe ich zu (Zwischenrufe bei der SPÖ)  und ich greife da ein bisschen vor –: Es kommt ja heute noch ein Entschließungsantrag der SPÖ von Herrn Kollegen Babler und Kolleg:innen: Die Ministerin möge die betreffend Klimaschutzgesetz vorliegende Blockade auflösen. – Ich meine, das ist schon skurril (Bundesrätin Grimling: Ha, ha, ha!), also der Ministerin eine Blockade des Klimaschutzgesetzes vorzuwerfen, das ist wirklich fast nicht mehr zu überbieten. (Bundesrätin Grimling: Im Bewerten sind Sie sensationell, was?! Ruf bei der SPÖ: Also uns ununterbrochen zu bewerten ...!)

Was sich einfach zeigt – und ich sage das nicht unvorbereiteter Weise, sondern ich habe mir eine Notiz gemacht, weil mich das heute wieder einmal so geärgert hat –: Die SPÖ ist keine Klimaschutzpartei. Ihr seid eine Klimaschutz-aber-Partei. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn es nämlich ernst wird, dann kommt ihr mit Ausreden (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der SPÖ – Ruf bei der SPÖ: Habt ihr das gehört? weitere Zwischen­rufe bei der SPÖ): Ihr habt gegen die Ökosteuerreform gestimmt (anhaltende


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Zwischenrufe bei der SPÖ) – ja, das ist schwer erträglich für euch, ich weiß –, seid gegen das Klimaprojekt, ihr seid für Straßenbauprojekte, ihr seid gegen Tempo 100, ihr seid gegen die Strompreisbremse, ihr seid gegen das Emissions­zertifikate­handelsgesetz, und so geht das dahin. Das muss man zusammen­bringen! (Bundesrätin Schumann: Immer der erhobene Zeigefinger! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Dabei geht es – und das sind wir – um eine Klimaschutz-und-Partei. Selbst­ver­ständlich! Klimaschutz gehört zusammen mit anderen Themen gedacht – mit Mobilität, mit dem sozialen Ausgleich –, was wir konsequent verfolgen. Da könnt ihr in der Geschichte zurückblättern (Bundesrätin Schumann: Ja, ja!), das ist sogar überausgeglichen, wenn man es ganz genau nimmt. Einen sozialen Ausgleich hat es in der Klimapolitik noch nie gegeben, übrigens gibt es den auch in der Sozial­politik; dort wird das ganz stark von unserem Sozialminister vorange­trieben. (Beifall bei den Grünen.)

Es geht schon darum, Klimaschutz irgendwann wirklich ernst zu nehmen und zu verbinden und nicht immer Aber zu schreien. Genau das tun wir mit allergrößter Konsequenz. (Beifall bei den Grünen. Zwischenrufe bei der SPÖ.)

13.48


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Michael Bernard. – Bitte.


13.48.28

Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Frau Präsident! Frau Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Wissen Sie, warum die Menschen vor allem von den Grünen und auch von Ihnen, Frau Minister, die Nase voll haben? – Deshalb, weil Sie ihnen mit beiden Händen das Geld aus den Taschen ziehen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Stichwort Klimakommunismus, CO2-Steuer, Strafsteuer – und dann glauben Sie, Sie können mit ein paar Almosen, die niemand nachvollziehen kann, die Sie vom Steuergeld bezahlen, die Bevölkerung irgendwie abspeisen. Zusätzlich nutzen Sie das dann natürlich noch, um Illegalen ein Körberlgeld aufzustellen, dass das Ganze auch an Asylwerber ausbezahlt wird. (Bundesrat Schreuder: Ein Asylwerber ist kein Illegaler! Was ist das jetzt schon wieder? Das muss man zurückweisen!) Deshalb haben die Österreicher, die Menschen die Nase voll von Ihnen. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Steiner.)

Nicht nur, dass sie wegen Ihnen schon unter der Teuerung leiden, macht die Menschen so richtig wütend, sondern, dass Sie sie dann zusätzlich auch noch demütigen.

Sie, Frau Minister, demütigen jeden Tag die Pendler, die Fleißigen in diesem Land und die Menschen, die auf das Auto angewiesen sind und von euch Grünen anschließend noch als sogenannte Klimaschädlinge hingestellt werden. (Beifall bei der FPÖ.) Das macht die Menschen ganz einfach wütend, aber es reicht nicht, dass Sie ihnen in die Taschen greifen, Sie müssen die Menschen dann auch noch so wie beschrieben demütigen.

Jetzt kommt es aber, sehr geehrte Damen und Herren: Was machen Sie, während Sie die Autofahrer und die Fleißigen in diesem Land, die auf das Auto angewiesen sind, demütigen? – Sie tingeln mit Privatjets durch die Welt­geschichte – da ist das Klima, da ist alles wurscht. Deshalb können wir Freiheit­lichen das nachvollziehen, dass die Bevölkerung die Nase voll von Ihnen hat, und mehr sogar noch, dass sie auch wütend auf Sie ist.

Ihre Zuckerbrot-und-Peitsche-Politik zeigt sich ja auch in den Worten auf der Homepage, die nach wie vor lauten: „Klimafreundliches Verhalten wird dabei belohnt. Denn wer sich klimafreundlich verhält, dem bleibt mehr vom Klima­bonus übrig.“


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Ja, sinnbefreit groß reden: Das waren Ihre Ausführungen zum Thema  Renatu­rierungsverordnung – mehr sage ich nicht dazu. Ihnen aber ist gestern im ORF der Kragen geplatzt, weil die Bundesländer etwas blockieren. Der Bevölkerung platzt aufgrund von Maßnahmen, die von Ihnen gemeinsam mit Ihrem Regie­rungspartner gesetzt werden, tagtäglich der Kragen. (Beifall bei der FPÖ.)

Zum Thema, zu dem, was vorhin auch Herr Kollege Gross gesagt hat: Diese Berechnungen möchte ich gerne vorliegen haben, aber es wird ja von eurer Seite nichts vorgelegt. Ihr kommt immer mit erneuerbarer Energie, mit Bodenver­siegelung und all diesen Dingen. Für mich ist unerklärlich – das habe ich heute schon einmal gesagt, ich hoffe, es wird dann im Rahmen der Anfrage beant­wortet –, wie denn die Berechnungsformeln bei den ganzen Luftschadstoffen ausschauen. Ja, auf dem Brenner ist es für die dort ansässige Bevölkerung ein massives Problem, aber es gibt auch andere Bereiche, wo es ein massives Problem gibt. Ich habe es heute schon einmal angesprochen: Das ist das Thema in der Ostregion. Dort verhindern Sie ja genehmigte Straßenprojekte wie zum Beispiel den Lobautunnel oder auch andere wichtige Projekte, die S8 und, und, und. Dort bilden sich tagtäglich Staus.

Auf der anderen Seite sind Sie aber nicht fähig, dass Sie, wenn Sie schon gegen die Straßenprojekte sind, auch etwas tun, damit Sie den öffentlichen Verkehr ausbauen. Ich habe mich vorhin nicht mehr gemeldet, weil ich eh jetzt diese Rede halte: Wenn man jetzt schon weiß, es ist gut und wichtig, dass wir diese Brücke erneuern, dann muss man sagen, es wäre genug Zeit gewesen, ein Konzept zu erstellen, dass man den Verkehr eben über die Stadlauer Brücke zieht. Mittlerweile sind aber alle zwei Brücken baufällig und nur mehr eingleisig befahrbar.

Ja, die Bediensteten der ÖBB strengen sich an und versuchen, das Bestmögliche umzusetzen, nur liegt es ja generell an der Führung, weil das alles verspätet durchgeführt wird. Und die Bevölkerung, ich habe es eh schon ein paar Mal gesagt, braucht in der Ostregion 6 bis 9 Stunden pro Woche länger, um zum Arbeitsplatz und zurück zu kommen. Sie wird auf der einen Seite von Ihnen


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gezwungen, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, auf der anderen Seite fehlen die Umbauten – also ein einziges Chaos Ihrerseits.

Zu Kollegen Schmid: Mir ist egal, wer sich auf die Straße pickt, egal welche Altersgruppe, für mich sind und bleiben das alles Klimaterroristen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn man die Menschen, die tagtäglich pünktlich zu ihrem Arbeitsplatz kommen wollen, die Schüler, die in die Schule kommen müssen, und, und, und, wenn man all diese behindert und den Wirtschaftsschaden, der entsteht, die Staus, die Luftverschmutzung sieht, frage ich mich, was daran umweltfreundlich ist. Es sollte doch auch andere Möglichkeiten zum Demonstrieren geben, wenn man gegen etwas ist, da muss man bei der ganzen Geschichte nicht die gesamte Bevölkerung mitgeißeln. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie, Frau Gewessler, haben es gestern ja auch kundgetan: Ich nehme Stellung. Ich werde „alles dafür tun“. „Das ist das wichtigste Naturschutzgesetz“, das verhandelt wurde. – Das war Ihre Stellungnahme dazu. Ich zitiere Sie weiter: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Dieses Gesetz ist wichtig, [...] Österreich soll dem zustimmen“. – Heißt das, dass die österreichische Bevölkerung jetzt damit rechnen muss, dass Sie der Sache in Brüssel gegen den Entscheid aller Bundesländer zustimmen?

Sie selbst glauben ja, Sie seien etwas Besseres, Sie können die Bevölkerung schröpfen. Das ist aber eine Politik, die nicht mehr funktioniert. Deshalb sind die Umfragewerte so, wie sie derzeit sind, und deshalb werden Sie auch bei den nächsten Wahlen die Rechnung präsentiert bekommen. Am 9.6. hat die Bevöl­kerung die Chance, mit einer Stimme für die Freiheitlichen diesen Wahnsinn zu beenden. (Beifall bei der FPÖ.)

13.56


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Sandra Lassnig. – Bitte.



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13.56.09

Bundesrätin Sandra Lassnig (ÖVP, Kärnten): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen hier im Bundesrat! Vor allem auch liebe Zuseher und Zuhörer hier im Saal sowie vor den Bildschirmen! Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, und mit dem Klimabonus, der heute hier angepasst wird, gibt es auch heuer wieder eine Maßnahme, die dazu führen wird. Man muss auch festhalten, dass in Summe die in den letzten Jahren gesetzten Maßnahmen auch dazu geführt haben, dass dieser CO2-Ausstoß deutlich gesunken ist. (Zwischenruf des Bundes­rates Leinfellner.) – Das ist so, ja, das ist Fakt.

Wie meine Vorredner, vor allem mein Kollege Adi Gross, schon sehr ausführlich hier ausgeführt haben, geht es um die Änderung des Klimabonusgesetzes. Die Anzahl der Banküberweisungen bei der Auszahlung des Klimabonus soll erhöht werden, damit noch mehr Menschen schneller, einfacher und unkompliziert den Klimabonus erhalten. Der Klimabonus wurde auf eine Höhe von 145 Euro bis maximal – für infrastrukturschwache Regionen – 290 Euro angehoben.

Für mich machen diese regionalen Unterschiede für die infrastruktur­schwächeren Regionen schon Sinn. Ich selbst komme aus einer ländlichen Region und ich erlebe das jeden Tag selbst. Dort brauchen wir fast alle das Auto, damit wir zum Kindergarten, zur Schule oder auch zur Anbindung an den öffentlichen Verkehr kommen, und da macht es für mich sehr wohl Sinn, dass es da eben Unter­schiede gibt. (Beifall bei der ÖVP.)

Wichtig für den Klimaschutz ist natürlich aber auch die Ausstattung mit guter Infrastruktur. Wir müssen weiterhin in gut ausgebaute, vor allem aber auch sichere Straßen investieren. Da komme ich jetzt zu einem für mich sehr, sehr wichtigen Thema, das auch ein Anliegen für mein Bundesland Kärnten ist.

Sehr geehrte Frau Ministerin, ich habe es auch schon vor einem Jahr, bei meiner Erstrede hier im Bundesrat, angesprochen: Es geht um den so notwendigen Sicherheitsausbau der B 317. Ich spreche es heute wieder an, weil es bis jetzt


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leider zu keiner Umsetzung gekommen ist. (Zwischenbemerkung von Bundes­ministerin Gewessler.) Ich möchte die Möglichkeit hier in der Länderkammer noch einmal nützen, um zu unterstreichen, warum uns das so wichtig ist – warum es mir so wichtig ist, meinem Heimatbezirk Sankt Veit an der Glan und natürlich auch dem Land Kärnten und den zuständigen Referenten.

Die B 317 ist derzeit in Teilabschnitten in Form einer Landesstraße mit zwei plus zwei Fahrstreifen ohne Mitteltrennung ausgeführt, auf der es immer wieder zu schweren Frontalzusammenstößen, leider auch oft mit Todesfolge, kommt. Es geht um die Sicherheit der Menschen. Die möglichst rasche Realisierung einer baulichen Mitteltrennung ist daher von höchster Wichtigkeit.

Nach einem vom Bundesministerium verhängten Planungsstopp für einen Sicherheitsausbau wurden 2023 Gespräche zwischen dem Land Kärnten und dem zuständigen Ministerium aufgenommen, mit dem Ziel, eine Lösung zu erarbeiten und einen zeitnahen und sicheren Ausbau zu gewährleisten.

In Teilbereichen konnten bei diesen Verhandlungen wesentliche Ergebnisse erzielt werden, und wie Sie wahrscheinlich auch wissen, hat die Kärntner Landesregierung jetzt eine Resolution verabschiedet, die Ihnen auch vorliegt.

Sehr geehrte Frau Ministerin, es geht dabei – ich möchte es noch einmal betonen – um die Sicherheit der Kärntnerinnen und Kärntner, auch jene der täglichen Pendlerinnen und Pendler, und ich denke, die Sicherheit kennt keine Parteifarbe – darin sind wir uns, glaube ich, alle hier einig. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gewessler.)

Es ist einfach schon zu viel Unglück auf dieser Straße passiert, und deshalb bitte ich Sie, Ihre Entscheidung zu überdenken, den Sicherheitsausbau und damit auch eine zeitgemäße Straßeninfrastruktur in der Region Mittelkärnten, meiner Heimatregion, zu ermöglichen und auch in Umsetzung zu bringen.

Abschließend möchte ich hier aber noch Folgendes sagen: Wir, die ÖVP, stehen für Klimaschutz mit Hausverstand. Im Sinne der ökosozialen Marktwirtschaft


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wollen wir wirtschaftliche Leistungskraft, breiten Wohlstand, soziale Sicherheit und ökologische Nachhaltigkeit gemeinsam möglich machen. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich darf Sie hier bitten, dieser Maßnahme, dem Klimabonus 2024, auch Ihre Zustimmung zu erteilen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

14.01


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Leonore Gewessler. – Bitte sehr.


14.01.35

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Bundesrätinnen und Bundesräte! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Der Klimabonus ist ein Herzstück der ökosozialen Steuerreform, das ist jetzt auch schon ein paarmal erwähnt worden. Er stellt sicher, dass Menschen, die das Klima schützen, auch finanziell davon profitieren, und dass alle, die mit einem hohen CO2-Austoß dem Klima schaden, diesbezüglich auch einen gerechten Beitrag leisten.

Mit der ökosozialen Steuerreform haben wir den Klimaschutz als ein Rädchen im Steuersystem verankert und sichergestellt, dass dort auch künftig die Zukunft unseres Planeten immer mitgedacht wird. Selbstverständlich ist die CO2-Bepreisung, um auf Bundesrätin Lancaster einzugehen, nicht die einzige Klima­schutzmaßnahme. Sie ist auch nicht die Maßnahme, die alles löst, und sie ist auch nicht die Maßnahme, die alles finanziert – eine CO2-Bepreisung und der Klimabonus ersetzen keine erfolgreichen Verhandlungen der Gemeinden im Finanzausgleich –, aber sie ist eine Maßnahme, die es im Klimaschutz braucht. Darin sind sich alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig: Sie ist nicht die einzige Maßnahme, aber ohne CO2-Bepreisung geht es halt auch nicht. (Beifall bei den Grünen.)


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Im Jahr 2022 war das eine große Reform, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Es war eine umfassende Erneuerung, und mittlerweile drehen sich die Rädchen und greifen auch gut ineinander. Es ist schon in der Debatte erwähnt worden: Der CO2-Preis steigt planbar für alle, gleichzeitig sinken die Emissionen Jahr für Jahr – ja, das kann man nachlesen, das kann man im Umweltbundesamt nachvollziehen –, aber mit dem Klimabonus lohnt sich der Klimaschutz dann auch finanziell.

Der CO2-Preis steigt, dementsprechend steigt auch der Sockelbetrag des Klimabonus. Vor diesem Hintergrund wird der Sockelbetrag heuer von 110 Euro auf 145 Euro erhöht, um damit auch die gestiegenen Kosten auszugleichen. Gleichzeitig wird, ja, der Klimabonus zum ersten Mal auch versteuert werden müssen, und zwar von allen, die mehr als 66 612 Euro steuerliches Jahresbrutto­einkommen haben. Das war eine Empfehlung des Wirtschaftsforschungs­insti­tutes, der wir gefolgt sind, als eine Maßnahme, um die soziale Treffsicherheit noch weiter zu erhöhen. Der Klimabonus wird dann einfach zur Bemessungs­grundlage der Einkommensteuerveranlagung dazugerechnet.

Zur regionalen Differenzierung, zum Regionalausgleich haben wir schon ganz oft in den unterschiedlichsten Foren diskutiert, ob im Nationalrat oder im Bundes­rat. Mir ist es wichtig, dass man auf unterschiedliche Gegebenheiten Rücksicht nimmt, nämlich unterschiedliche Gegebenheiten der infrastrukturellen Aus­stat­tung – darauf, wie weit es zum Krankenhaus ist, ob es eine Behörde gibt, wie gut die öffentliche Anbindung ist –, und mir war es auch wichtig, dass das keine politische, sondern eine fachliche Kategorisierung ist. Diese fachliche Kategori­sie­rung macht die Statistik Austria, die berücksichtigt die regionalen Unter­schiede; deswegen haben wir auch diese Differenzierungen gemacht.

Wir haben aber auch mit der Statistik Austria vereinbart, dass das 2025 evaluiert wird, also nach der Auszahlung 2024. Es wird nichts daran ändern: Es wird irgendwo Gebietsgrenzen geben, und die – das hat eh auch schon Kollege Gross gesagt – schauen wir uns an. Wir evaluieren das auch regelmäßig, aber es gibt immer irgendwo Grenzen, wenn es eine regionale Staffelung gibt.


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Wir haben heuer also inklusive des Regionalausgleichs Auszahlungsstufen von 145 Euro, 195 Euro, 245 Euro und 290 Euro. Die progressive Wirkung im Zusammenhang mit der CO2-Bepreisung – darauf hat auch Bundesrat Gross schon hingewiesen – ist nachhaltig und vom Budgetdienst wirklich belegt. Ich möchte aber noch gerne die Frage der Bundesrätin Lancaster beantworten, die wir leider im Ausschuss nicht beantworten konnten. Ich muss mich diesbezüglich auch wirklich entschuldigen: Das war ein interner Kommunika­tionsfehler bei uns, sodass im Ausschuss niemand anwesend war, also bitte ich Sie, meine Entschuldigung hier zu akzeptieren.

Warum können wir derzeit noch nicht beantworten, wie sich das Verhältnis der Einnahmen und der Ausgaben seit der Einführung des Klimabonus entwickelt? – Das erste Jahr war ein Ausnahmejahr: Wir hatten nur drei Monate CO2-Bepreisung, aber ein ganzes Jahr Klimabonus und zusätzlich Antiteuerungsmaß­nahmen huckepack, also wir hatten im ersten Jahr definitiv höhere Auszah­lungen als Einnahmen, das ist völlig klar.

Zu den Einnahmen für das Jahr 2023, das wären dann die ersten eines regulären Jahres: Da haben wir zwar die Auszahlungen bezüglich des Klimabonus abge­schlossen – also wir hätten die eine Seite der Medaille –, aber die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung stehen endgültig erst nach dem 31.7.2024 fest, weil die Unternehmen bist dorthin Zeit haben, den Preis abzuführen. Das heißt also, da geht es einfach um die Datenverfügbarkeit. Da der Klimabonus jetzt festgesetzt werden musste, weil wir Stichtage haben et cetera, orientieren wir uns bei dieser Anpassung an der Steigerung der Bepreisung – das war schlussendlich der erwähnte Anpassungsfaktor. Von 2023 auf 2024 ist die CO2-Bepreisung um denselben Prozentsatz gestiegen, und dieses Verhältnis hat man dann auch beim Klimabonus berücksichtigt.

Das waren Ihre Fragen, und sie wurden jetzt ein bisschen kurzfristig beantwortet. Daher wollte ich das hier noch einmal ausführen.


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Zum zweiten Thema – und das sage ich wirklich aus voller Überzeugung –: Ich habe ja viel mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen zu tun. Dort gab es im Regierungsprogramm ein Klimageld, und ich glaube, nicht nur der deutsche Klimaminister schaut mit ein bisschen Neid auf die Umsetzung des Klimabonus in Österreich (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann), sondern ich glaube, insbesondere der deutsche Finanzminister tut das, weil wir es innerhalb von kürzester Zeit geschafft haben, ein Auszahlungssystem auf die Beine zu stellen, das es ermöglicht, 1,2 Millionen Überweisungen pro Tag zu bewerkstelligen. Wir haben eine antragslose Auszahlung, unabhängig davon, wo in Österreich man wohnt oder ob man berufstätig ist oder nicht, ohne eigenes Zutun. Das ist wirklich unkompliziert, schnell und ein unkompliziertes Abwicklungssystem. Darauf schaut wirklich Europa! (Beifall bei den Grünen.)

Daran habe ich größtes Interesse, und zwar im Sinne der Kosteneffizienz und des Tempos – wie gesagt, wir schaffen 1,2 Millionen Überweisungen pro Tag; jede einzelne Kontonummer zählt. Das (einige Kopien in die Höhe haltend) ist deswegen auch eine weitere Grundlage für diese Novelle. Deswegen aber: Wenn jemand Gutscheine bekommt, dann darf ich Sie auch alle, wenn Sie darauf angesprochen werden, bitten, diese Personen darauf hinzuweisen, dass sie, wenn sie bei Finanzonline aktuelle Kontodaten haben, diese auch weiter aktualisieren; dann wird das selbstverständlich überwiesen. Ich habe größtes Interesse, dass möglichst viele Überweisungen durchgeführt werden. Bitte aktualisieren Sie die Daten! Auf der Klimabonuswebsite steht alles – wie was gespeichert wird –, damit wir hier aktuelle Daten haben. Wir wollen es wirklich lieber überweisen als anders auszahlen.

Jetzt komme ich wieder zu dieser Novelle. Für 2024 wird die Datenbasis durch die Anbindung der Bundesbesoldung noch einmal aktualisiert und ergänzt. Sie sehen also: Die ökosoziale Steuerreform wirkt, die CO2-Emissionen sinken, und zwar auf den tiefsten Wert seit 1990.

Klimaschützen lohnt sich auch finanziell. – Das ist der Grundgedanke der Steuerreform und des Klimabonus, und in diesem Sinne darf ich Sie auch um


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Zustimmung zu dieser Änderung ersuchen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie der Bundesrätin Eder-Gitschthaler.)


Präsidentin Margit Göll: Herzlichen Dank.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte.


14.09.58

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wie ich in der Aktuellen Stunde gesagt habe, sind wir NEOS ja große Befürworter einer CO2-Bepreisung. Wir würden sie sogar noch umfassender gestalten und auch anstelle von anderen Steuern wie zum Beispiel der Mineralölsteuer einführen.

Warum sind wir gegen diese Gesetzesnovelle? – Die Kritikpunkte sind im Wesentlichen die gleichen wie damals, als wir das Thema das letzte Mal auf der Tagesordnung gehabt haben. Auf der einen Seite gibt es eine nicht nachvoll­ziehbare regionale Differenzierung, die dazu führt, dass innerhalb Wiens verschiedene Bezirke, die die gleiche Infrastruktur und die gleiche Verkehrs­infrastruktur haben, unterschiedliche Höhen des Klimabonus bekommen.

Auf der anderen Seite ist die Frage, warum schon wieder eine Gesetzesnovelle notwendig ist, wo doch die Höhe des Klimabonus aufgrund einer Verordnungs­ermächtigung von Ihnen (in Richtung Bundesministerin Gewessler) mit Verordnung festgelegt werden kann. Die Frage ist, ob der Zweck ist, dass man damit größere mediale Aufmerksamkeit erreicht, als wenn man nur eine Verordnung macht.

Was seit dem letzten Mal an Kritikpunkten dazugekommen ist – das ist auch schon angesprochen worden –, betrifft das Verhältnis der Einnahmen aus dem CO2-Preis zu den Ausgaben aus dem Klimabonus. Wir sind Befürworter eines aufkommensneutralen Klimabonus. Sie haben schon gesagt, im ersten Jahr des Klimabonus war dieser deswegen so viel höher, weil der Klimabonus quasi für ein ganzes Jahr ausbezahlt wurde, aber der CO2-Preis nur für einen Teil des


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Jahres galt – na gut. Im Jahr 2023 sind die Vergleichszeiträume allerdings tatsächlich Kalenderjahre, und da gibt es zumindest schon vorläufige Daten. Aufgrund einer Studie, die ich, glaube ich, letzte oder vorletzte Woche gelesen habe, wird sich das ungefähr so ausgehen, dass doppelt so viel ausbezahlt worden ist, wie eingenommen wurde.

Wenn man das nach den Einkommensdezilen vergleicht: Jedes Einkommensdezil hat im Vergleich von Mehrausgaben durch CO2-Bepreisung von konsumierten Gütern und Klimabonus einen positiven Saldo, also es hat quasi niemand drauf­gezahlt. Und da ist doch die Steuerungswirkung sehr fraglich.

Für das Jahr 2024 ist die Prognose, dass nur aufgrund der jetzt eingeführten Einkommensteuerpflicht für den Klimabonus beim Überschreiten einer gewissen Einkommenshöhe das oberste Einkommensdezil einen negativen Saldo aus Ausgaben für den Konsum CO2-bepreister Güter und Einnahmen aus dem Klimabonus hat. Das soll es aber auch nicht sein.

Wenn man sich das Ganze handwerklich anschaut, muss man sagen, diese Steuerpflicht wird übrigens nur für das Jahr 2024 eingeführt, also Planungs­sicherheit oder Systematik ist darin auch nicht zu erkennen.

Insofern lehnen wir diese Novelle zum Klimabonusgesetz ab. Wir würden uns wünschen, dass der CO2-Preis – bei dem wir uns zumindest einig sind, dass das ein wichtiges Instrument ist, um mit marktwirtschaftlichen Mechanismen etwas zum Klimaschutz beizutragen – handwerklich besser umgesetzt wird.

Der zweite Teil meiner Rede betrifft jetzt nicht das Klimabonusgesetz, sondern: Es ist dies meine letzte Sitzung im Bundesrat. Es ist zwar nicht meine letzte Rede, weil ich noch einmal zur Dringlichen Anfrage reden werde, aber ich möchte diese Rede dafür nützen, mich zu verabschieden. Ich werde aufgrund von Mandatsverschiebungen, also persönlichem Mandatswechsel nach der Europawahl, in den Nationalrat wechseln, weil ich Nachfolger von Helmut


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Brandstätter bin, und das wird passieren, bevor die nächste Bundesratssitzung stattfindet. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich leite hiermit den Reigen ein, weil es auch Kandidat:innen für das Europa­parlament gibt, die höchstwahrscheinlich Mandate erringen und dann auch nach der Europawahl wechseln werden. Es werden, glaube ich, auch einige nach der Nationalratswahl in den Nationalrat wechseln. Ich habe mir angeschaut - ‑ (Bundesrat Schennach: Ist er Hellseher?! – Rufe bei der SPÖ: Ja! – Bundesrat Schreuder: Ich glaube, das können wir auch! – Heiterkeit bei SPÖ und Grünen.) Ich schaue zum Beispiel (in Richtung Bundesrat Babler) den Spitzenkandidaten an. (Bundesrat Babler – erheitert –: Aber nur kurz, glaube ich! – Heiterkeit bei Bundesrät:innen der SPÖ.) Bei der ÖVP: Heike, du bist auch auf der Liste für die Nationalratswahlen, und ich weiß nicht, wer noch aller.

Ich war jetzt dreieinhalb Jahre im Bundesrat und bin doch knapp nicht bei der Hälfte von den Dienstälteren, obwohl ja doch eine durchaus hohe personelle Fluktuation besteht. Ich habe mir die ÖVP angeschaut (Heiterkeit der Bundesrätin Hahn), da ist die Hälfte von den Bundesrätinnen und Bundesräten in der Zwischenzeit kürzer als dreieinhalb Jahre dabei. Bei den anderen Parteien ist es ein bissl anders. Insgesamt sind, glaube ich, 25 Kolleginnen und Kollegen kürzer hier als ich.

Jedenfalls blicke ich auf diese dreieinhalb Jahre mit einem lachenden Auge zurück. Das weinende Auge ist, dass ich euch für den Nationalrat verlassen werde. Wie lange ich dann im Nationalrat bleibe, wird davon abhängen, wie das Wahlergebnis ist, denn ich stehe auch auf der Liste für die Nationalratswahlen im Herbst. Mit einem guten Wahlergebnis bekomme ich dann im Nationalrat eine Vertragsverlängerung.

Ich möchte mich rückblickend auch für die nette Aufnahme bedanken. Ich bin der erste NEOS-Mandatar im Bundesrat gewesen, ich habe auch keine Fraktion und habe mich trotzdem nicht einsam gefühlt. (Allgemeine Heiterkeit.) Ich habe die in weiten Teilen familiäre Stimmung sehr genossen. Im Nationalrat ist es


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doch anders. Das Gremium ist drei Mal größer, und es wird, sage ich einmal, auch mehr für das Publikum agiert. Das ist hier nicht immer so, ich würde sagen, überwiegend nicht so – das hat mir sehr gefallen.

Meine Nachfolgerin ist auch schon hier (in Richtung der hinter den SPÖ-Sitzreihen gelegenen Sitzplätze weisend), Manuela, im Bundesrat wird das ja schon von Anfang an festgelegt. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch ihr eine solch nette Aufnahme gewährt. (Heiterkeit bei SPÖ und Grünen.)

Ich möchte mich noch bei den jeweiligen Präsidentinnen und Präsidenten, auch bei der aktuellen Präsidentin, bedanken, beim Team der Parlamentsdirektion, das für den Bundesrat zuständig ist, und beim jeweiligen Präsident:innenbüro. – Vielen Dank. (Anhaltender allgemeiner Beifall.)

14.16


Präsidentin Margit Göll: Wir wünschen für den weiteren Weg alles Gute.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler. – Bitte.


14.17.21

Bundesrätin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP, Salzburg): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, wo immer Sie uns zuhören und zusehen! Zum Klimabonusgesetz wurde schon alles gesagt, alle Pros und Kontras. Ich darf Sie bitten, zuzustimmen. Es ist wichtig, es ist notwendig, dass wir gemeinsam diesen weiteren Schritt gehen.

Warum ich mich aber gemeldet habe, das bist du, lieber Karl-Arthur. Wir haben gestern oder ich habe gestern erfahren, dass du uns jetzt verlassen wirst. Ich habe dann kurz nachgedacht: Du bist ja während meiner Präsidentschaft gekommen und warst durchaus bundesratsskeptisch, wie wir im gemeinsamen ersten Gespräch feststellen mussten.


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Ich hoffe oder ich erkenne oder will erkennen (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP), dass du diese Bundesratsskepsis abgelegt hast, dass du gelernt hast, wie wichtig und notwendig der Bundesrat und wir Damen und Herren in der Länderkammer sind, wie notwendig auch, um die Bewusstseinsbildung voranzu­treiben – politisch voranzutreiben. Ich wünsche mir, dass du diese Erkenntnis dann in deiner neuen Aufgabe im Nationalrat weiter fortsetzt.

Du warst immer ein sehr kluger Redner, mit großer Fachkenntnis ausgestattet; das habe ich bewundert und manchmal habe ich es auch nicht verstanden, muss ich sagen. (Heiterkeit bei ÖVP, SPÖ und Grünen.) Du warst auch durchaus kritisch, aber immer fachlich korrekt und vor allem auch menschlich korrekt – du warst nie beleidigend, abwertend. Du hast die Würde des Hohen Hauses sehr, sehr gut mitgetragen. Dafür möchte ich mich bedanken.

Alles, alles Gute für dich und deine Nachfolgerin – ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit. Ich bin mir sicher, dass es auch gut weitergehen wird, und wünsche dir nochmals alles Gute im Namen meiner Fraktion. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

14.19


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Andreas Babler. – Bitte. (Rufe bei der FPÖ: Was? Wirklich!)


14.19.32

Bundesrat Andreas Babler, MSc (SPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Frau Ministerin! (Bundesrat Steiner: Er verabschiedet sich auch!) Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte mit einer Zahl beginnen: 1 244 Tage – so lange haben wir in unserer Republik kein Klimaschutzgesetz.

1 244 Tage versucht die Regierung, eines zustande zu bringen, und scheitert daran – beziehungsweise korrekter ausgeführt und mich in dieser Formulierung ein bisschen selber korrigierend: Seit 1 244 Tagen versucht Frau Ministerin


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Gewessler, ein Klimaschutzgesetz zustande zu bringen, und seit 1 244 Tagen scheitert sie an der Blockadehaltung der ÖVP. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Na weil sie keinen Excel-Kurs hat!)

Frau Ministerin, ganz ehrlich gesprochen und voller Respekt – Sie kennen mich ja –: Ich kaufe Ihnen Ihr Engagement hundertprozentig ab, und ich bin auch voll der Meinung, dass Sie mit all Ihrer Leidenschaft, mit all dem Brennen für dieses Thema genau auf dem richtigen Weg sind. Ich möchte das auch inhaltlich unterstützen.

Eine kleine Kritik dabei: Zum politischen Geschäft gehört eben auch, dass man sich durchsetzt, dass man Verhandlungen führen kann und dass Verhandlungen auch tatsächlich Ergebnisse bringen. (Bundesrat Buchmann: Das sagt der Richtige!) Die beste Absicht nützt eigentlich nichts, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Und das Ergebnis ist traurig: Wir haben kein Klimaschutzgesetz in diesem Land. Damit haben wir weder verbindliche Klimaziele noch die Möglichkeit, Maßnah­men in anderen Bereichen anhand von klar definierten Kriterien auf Wirksamkeit und Effizienz zu prüfen. Österreich – das in aller Klarheit – befindet sich somit klimapolitisch im Blindflug.

Selbst wenn man kein Herz für das Klima hat – ich höre sehr aufmerksam auf die Zwischenrufe, auch von den Klimablockierern in diesem Bundesrat –, sollte man zumindest sein ökonomisches Hirn dazu einschalten. Dann sollte man einmal darüber nachdenken, dass wir durch diese Untätigkeit jetzt, durch diese fehlen­den Maßnahmen, durch das fehlende Gesetz, durch die fehlende Strategie dazu verdammt sind, in ein paar Jahren 4,5 bis 6 Milliarden Euro – manche sagen sogar 9 Milliarden Euro – an Strafe zu zahlen (Bundesrat Spanring: ... Blödsinn!) – Geld, das verpufft, das nicht in den Klimaschutz geht; das ist sozusagen einfach Verbrennung von Steuergeld.

Ja, Sie, die FPÖ, sind übrigens Meister im Verbrennen von Steuergeld (Bundesrat Leinfellner: Wer hat denn ... beschlossen ...?), das kriegen wir ja logischerweise eh


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geschichtlich nachgewiesen – vielen Dank für die Bestätigung. (Beifall bei der SPÖ.)

Wissen Sie was? – Sie können mit mir über Steuergeld, über Zweckmäßigkeit reden. (Bundesrat Steiner: Selber aufgestellt ...!) – Herr Bundesrat von der FPÖ, sehr gerne! Sie können mit mir gerne über Zweckmäßigkeit von Steuergeld reden, Sie können mit mir auch über Klimaschutzmaßnahmen reden. Das hat aber überhaupt keinen Sinn, Sie haben von beiden Bereichen überhaupt keine Ahnung – überhaupt keine Ahnung! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)

Man sieht am Scheitern der Ministerbemühungen aber auch ganz deutlich, dass die ÖVP zur Antiklimapartei geworden ist, falls sie jemals anders gewesen sein sollte. 2011 hätten wir eigentlich schon ein Klimaschutzgesetz gehabt, übrigens mit Beteiligung der FPÖ. Obwohl sie heute eher klimawandelleugnend unter­wegs ist, hat man es damals geschafft, ein sehr schwaches, nicht sehr großartiges, aber immerhin ein Klimaschutzgesetz zu haben. Schade ist, dass es unter Beteiligung der Grünen, mit einer grünen Bundesregierung auslaufen musste und dass wir gleichzeitig jetzt auch an dem neuen Klimaschutzgesetz scheitern, auf das wir seit 1 244 Tagen – um es korrekter zu formulieren – tatsächlich warten.

Ich fordere Sie, Frau Minister, auf, inhaltlich Ihrem Herzen und Ihrem Verstand auch weiterhin zu folgen, dass Sie sich gegen die ÖVP durchsetzen. Führen Sie die Verhandlungen, üben Sie den Druck aus, der notwendig ist! Es geht tat­sächlich um große Verantwortung, die wir beide auch teilen: dass wir die Verant­wortung haben, für die nächsten Generationen jetzt Maßnahmen zu setzen.

Sie und ich – Sie kommen auch aus dem Fach – wissen, dass wir Kipppunkte in Prozessen erreicht haben, die nicht reversibel sind, die noch schlimmer werden, und dass noch mehr Kipppunkte erreicht werden, wenn wir nicht jetzt handeln, sondern erst in einigen Jahren, weil einfach gegenseitige Blockadehaltungen das politische Geschäft in diesen Fragen bestimmen.


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Kipppunkte sind Kipppunkte, und selbst die, die vorgeben, dass sie stolz auf die Republik, auf die Naturlandschaften, auf die Gletscher, auf die Flüsse, auf die Seen sind, werden auch einmal draufkommen, dass sie Prozesse verschlafen haben. Wir haben eine Verantwortung für die nächste Generation, für die Gene­ration meiner Tochter und vieler anderer, jetzt Maßnahmen zu setzen, jetzt, in dieser Legislaturperiode, tatsächlich das versprochene Klimaschutzgesetz noch durchzusetzen. Deswegen möchte ich Sie bestärken, da kräftig zu sein und diesen Widerstand in der Bundesregierung, den Widerstand der ÖVP zu brechen. (Beifall bei der SPÖ.)

Weil ich gerne über diese 1 244 Tage spreche: ein bisschen in Relation dazu, was in 1 244 Tagen alles möglich war – damit man ein bisschen ein Gefühl hat, was in 1 244 Tagen in Österreich alles möglich ist. (Bundesrat Spanring: Da habts ihr ...! – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – 1 244 Tage mit vielen guten Zwischenrufen, beispielsweise.

Was ich aber meine: 1 244 Tage mit immerhin drei Bundeskanzlern – der dritte Bundeskanzler in den 1 244 Tagen –, der dritte Gesundheitsminister, den wir in den 1 244 Tagen haben (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), unvorstellbare Summen an Hilfsgeldern, die bei den Maßnahmen intransparent an viele große Unternehmen, die sie wahrscheinlich in diesen Fragen gar nicht gebraucht hätten, ausgezahlt worden sind. (Bundesrat Spanring: Und wer war überall dabei? Die SPÖ! Alles unterstützt!)

Beispielsweise haben in diesen 1 244 Tagen Privatjetunternehmen in Österreich rund 18 Millionen Euro erhalten. Ein bisschen mehr haben – sozusagen auch begünstigt – René Benkos Konzerne ausgeschüttet bekommen: 18,7 Millionen Euro. Da haben 1 244 Tage gereicht, um das alles mit unterzubringen.

Im AUA-Deal wurden 150 Millionen Euro Steuergeld verbrannt. Da haben 1 244 Tage gereicht (Bundesrat Spanring: Gusenbauer!), aber ein Klimaschutz­gesetz zu verabschieden, in der Verantwortung für die nächsten Generationen, eingebettet in den Druck von klimawandelleugnenden Fraktionen, die eine


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Schande für alle wissenschaftsfreundlichen Menschen in diesem Land sind (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), dafür haben 1 244 Tage nicht gereicht. – Das ist sozusagen die Relation, um darüber nachzudenken. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage Ihnen diese Geldsummen auch nicht ganz umsonst, sondern wegen dem, was ich immer höre, wenn ich Klimamaßnahmen vorschlage – dass wir ein bisschen von dieser Individualschuldstrategie weggehen, davon, immer mit dem Zeigefinger auf alle Menschen zu zeigen und zu sagen: Ihr seid als Individuen schuld, was Fragen der Erderhitzung anbelangt! (Bundesrat Spanring: Erhitzung! Erhitzung! Ach so, ...!), dass die Politik schon die Hebel machen muss; dafür werden wir bezahlt, dafür haben wir einen Auftrag, dafür werden wir auch gewählt. Deswegen habe ich die Summen, diese Millionen, deren Ausschüttung von der Regierung verantwortet worden ist, aufgezählt, um ein bisschen ein Gefühl zu kriegen.

Klimaschutz kostet Geld. Ich höre immer dann, wenn wir etwas vorschlagen, mit dem die großen Hebel bedient werden, wenn wir über den Transformations­fonds nachdenken (Bundesministerin Gewessler: Gibt’s schon!), dass wir endlich eine Strategie einer modernen, nachhaltig orientierten Industriepolitik in Österreich haben, damit wir auch in 30 Jahren noch eine Beschäftigung für unsere jungen Leute haben, damit wir die Transformation nicht verschlafen und eine Strategie haben, um politisch die Hebel zu setzen und nicht mit dem Zeigefinger zu zeigen (Bundesrat Schreuder: Was ist mit der Renaturierung?), wie viel Geld das kostet. Ich habe Ihnen aber jetzt vor Augen geführt, was Sie 1 244 Tage lang an Geld hinausgeschossen haben und wie Sie sich nicht durch­gesetzt haben. (Bundesrat Schreuder: Was ist mit der Renaturierung? Was ist mit der Renaturierung in Wien?) – Alles gut, spiel dein politisches Spiel! Mir geht es um den Klimaschutz, das unterscheidet uns jetzt in Vorwahlzeiten. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Schreuder: Was ist mit der Renaturierung in Wien?)

Danke für deine Emotion, jetzt wird nämlich genau sichtbar, worum es wirklich geht: wer die stärkste Partei sein wird, wer in Zukunft die Regierung führt.


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(Zwischenrufe der Bundesrätinnen Doppler und Huber. – Bundesrat Schreuder: Das ist ja wohl ein Witz!) Wird es eine ÖVP sein, mit der sich Klimaschutz leichter durchsetzen lässt? – Du kannst gerne schreien, in diese (in Richtung ÖVP weisend) Richtung wäre es gescheiter, um vielleicht ein bisschen Druck aufzubauen, nämlich auch beim Koalitionspartner, der euch blockiert, der die Ministerin in einem guten Anliegen blockiert. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist die Frage: Wer wird die stärkste Kraft sein? Werden es ÖVP und FPÖ sein, die Klimaschutzmaßnahmen weiter torpedieren, wird die SPÖ die stärkste Kraft sein? (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Doppler und Leinfellner. – Bundesrat Schreuder: Was ist das für eine Aggression?) Deswegen würde ich appellieren: Frau Ministerin Gewessler, ich kaufe Ihnen den Einsatz ab. Ein ehrliches Wort: Versuchen Sie es noch einmal!

Deswegen darf ich hier jetzt folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Andreas Babler, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klimaschutzgesetz jetzt – ÖVP und Grüne müssen die Blockade auflösen!“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird aufgefordert, dem Nationalrat und dem Bundesrat umgehend eine Vorlage zur Schaffung des im Regierungsprogramm versprochenen Klimaschutzgesetzes zuzuleiten, um den Beschluss bis zum Ende der Legislaturperiode zu ermöglichen.“

*****

In diesem Sinne: Klimaschutz jetzt, Verantwortung für die Generationen, Wegnehmen von Wahlkampfgetöse (Heiterkeit und Ah-Rufe bei ÖVP, FPÖ und


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Grünen), Blockaden beenden, endlich die Ministerin stärken! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.28


Präsidentin Margit Göll: Der von den Bundesräten Andreas Babler, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Klimaschutzgesetz jetzt – ÖVP und Grüne müssen die Blockade auflösen!“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Marco Schreuder. – Bitte sehr.


14.29.02

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Was Wahlkampfgetöse ist, haben wir jetzt sehr ausführlich demonstriert bekommen. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Zuhören und lernen!)

Ich schlage vor, Herr Kollege Babler: Wenn Sie Klimaschutz sehr ernst nehmen, dann reden Sie doch einmal mit der Wiener Partei, reden Sie über Renaturie­rung! (Bundesrätin Schumann: Haben wir besprochen! – Bundesrat Babler: Haben wir gemacht!) Reden Sie mit dem Bürgermeister der Stadt Wien! Er kann es mit einer Unterschrift tun; und es reicht keine Medienaussage, nein, nein, wir brauchen eine ganz klare politische Handlung seitens des Bürgermeisters (Bundesrätin Grimling: Natürlich der Bürgermeister, ... nicht zuständig!), dass er nicht mehr der Länderstellungnahme beisteht, sondern dass er die Renaturierungs­gesetze auf europäischer Ebene haben will.

Wenn Sie das schaffen, Herr Babler, dann glaube ich Ihnen diese Rede. (Bundesrat Babler: Alle deine Koalitionspartner in den Bundesländern!) Wenn Sie das nicht schaffen, dann glaube ich Ihnen kein Wort. (Beifall bei den Grünen.)

Vielleicht auch noch zur Erinnerung: 2022 hatten wir 5 Prozent Emissions­reduktion, 2023 hatten wir 5 Prozent Emissionsreduktion. Das hat diese


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Bundesregierung geschafft, da hat es keine SPÖ-Regierung gegeben. Das ist das, was wir geschafft haben. (Beifall bei den Grünen.)

In Wahrheit habe ich mich zu Wort melden wollen, weil sich unser Kollege Karl-Arthur Arlamovsky von den NEOS von uns hier im Bundesrat verabschiedet hat. Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern – da waren wir noch in der Hofburg drüben –, als ich irgendwann einmal eine Nachricht von Sigi Maurer bekommen habe, in der sie mir mitgeteilt hat: Es wird sich bei dir ein Karl-Arthur Arlamovsky melden, der wird wahrscheinlich ein NEOS-Bundesrat. Sei nett zu ihm, das ist ein Guter! (Heiterkeit des Redners. – Bundesrat Spanring: Das habt ihr von der Schilling auch geglaubt!) – Können wir jetzt vielleicht in diesem Moment diesen partei­politischen Hickhack ein bissl hintanstehen lassen? Ich möchte mich jetzt einfach von einem Kollegen verabschieden, Herr Kollege Spanring. Das wäre schon nett von Ihnen.

Wir haben uns dann getroffen und wir haben auch geschaut, wie wir zusammen­arbeiten können. Oppositionspartei und Regierungspartei gemeinsam – das ist ja immer eine ganz besondere Herausforderung. An eines konnte ich mich sehr gut erinnern – ich war nie alleine hier im Bundesrat, wir Grüne waren anfangs zu zweit –: Es ist nicht immer einfach, wenn man als Einziger einer Fraktion hier vertreten ist und eine Rede auch oft ohne viel Applaus beendet. Als wir zu zweit waren, ist mein Kollege auch manchmal nicht anwesend gewesen, weil er gerade auf einen Kaffee oder etwas essen war – ist ja auch logisch –, und dann ist es so, dass man ohne Applaus rausgeht.

Die Sachlichkeit, die Art und Weise, wie du dich hier im Bundesrat eingebracht hast, das habe ich sehr, sehr zu schätzen gewusst. Deshalb möchte ich einfach von Grün zu Pink oder – wenn ich es fußballerisch sagen darf – von Grün zu Violett ganz deutlich sagen, dass ich dich als Kollegen enorm zu schätzen gewusst habe – außerfußballerisch, aber auch da finde ich jede Diskussion mit dir immer sehr spannend.


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Ich hoffe, dass wir uns hier in den Räumen des Parlaments noch sehr, sehr oft sehen werden. Ich finde jede politische Diskussion und jede private Diskussion mit dir immer sehr spannend. Ich werde dich sehr vermissen, freue mich auf deine Nachfolgerin und wünsche ihr bei dieser Gelegenheit alles, alles Gute.

Für alles Weitere: Wir bleiben dran und wir bleiben Freunde! – Danke schön. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

14.32


Präsidentin Margit Göll: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Korinna Schumann. – Bitte.


14.32.58

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Ich darf mich in den Reigen jener, die den Kollegen verabschieden, einreihen: Lieber Karl-Arthur Arlamovsky, Bundesrat und Nationalrat in spe, wir haben dich als Vertreter der NEOS in sehr großem Ausmaß geschätzt, weil du – natürlich bei allem vielleicht nicht gleichen Denken und anderen ideologischen Haltungen – doch eine sehr aufrichtige und sehr klare Haltung zu den Dingen hattest und es eine tolle Zusammenarbeit war.

Und ganz ehrlich: Es gibt wenige Bundesräte, die, so wie du gemeinsam mit Sascha Obrecht, solch einen Fußabdruck hinterlassen, indem sie es geschafft haben, aus dem Bundesrat heraus eine Gesetzesänderung herbeizuführen. Das ist schon eine tolle Leistung und das bildet sich ab. Dazu herzliche Gratulation! (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

In Wien sind wir ja mit den NEOS in einer Koalition. Man ist nicht immer einer Meinung, aber wenn man einen gemeinsamen Weg findet, dann ist das schon gut. Möge dir die Sachlichkeit erhalten bleiben!

Ich glaube, du gehörst zu den vielen, die mit einer gewissen Skepsis – wie Andrea das schon gesagt hat – in den Bundesrat gegangen sind und sich dann schon denken: So schlecht war es im Bundesrat auch nicht, das war schon ganz leiwand dort!


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Mit diesem Gefühl für den Bundesrat und ohne den Bundesrat zu vergessen in den Nationalrat zu gehen und den dort Tätigen aller Fraktionen zu sagen, wie bedeutend der Bundesrat ist und welch tolle Reden und Leistungen und Initia­tiven aus dem Bundesrat kommen – also wenn du das mitnimmst, dann haben wir schon viel gewonnen. Alles Gute, auch an deine Nachfolgerin, und viel Erfolg! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

14.34 14.34.38


Präsidentin Margit Göll: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Somit ist die Debatte geschlossen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Es ist dies die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Andreas Babler, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Klimaschutzgesetz jetzt – ÖVP und Grüne müssen die Blockade auflösen!“ vor. Ich lasse nun über diesen Ent­schließungs­antrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Es ist dies die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

Ich darf nun Staatssekretärin Claudia Plakolm sehr herzlich hier im Bundesrat begrüßen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)


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14.36.06Dringliche Anfrage

der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „EU-Wahnsinn stoppen“ (4188/J-BR/2024)


Präsidentin Margit Göll: Wir gelangen nunmehr zur Verhandlung über die Dringliche Anfrage der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen an den Herrn Bundeskanzler.

Da die Dringliche Anfrage allen Mitgliedern des Bundesrates zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführung.

Ich erteile Herrn Bundesrat Steiner als erstem Anfragesteller zur Begründung der Anfrage das Wort. – Bitte.


14.36.38

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Frau Präsident! Frau Staatssekretär, herzlich willkommen im Bundesrat! Sie sind es ja schon gewöhnt, wie so oft müssen Sie Ihren Kanzler bei uns jetzt vertreten. Nicht, dass Sie jetzt meinen, wir freuen uns nicht, dass Sie kommen, aber ganz ehrlich: Ich weiß schon gar nicht mehr, wie der Bundeskanzler ausschaut. Es wäre natürlich nett, wenn er uns vor seiner Abwahl auch noch einmal besuchen würde, damit wir ihn davor auch noch einmal live und nicht nur irgendwo von einem Plakat herunterlachen sehen können.

Worum geht es heute? Warum sind wir da? Warum sind auch Sie da, Frau Staatssekretärin? – Es geht darum, dass wir eine Dringliche Anfrage eingebracht haben, die ich unter den Titel „EU-Wahnsinn stoppen“, Österreich schützen und unsere Identität bewahren, stelle. Warum haben wir diese Anfrage eingebracht? Dazu nur ein paar einleitende Erklärungen, bevor ich inhaltlich auf den Punkt komme.

Fällt Ihnen etwas auf? – Wahrscheinlich nicht, weil es nicht auffallen kann. Es gibt derzeit praktisch keine mediale Berichterstattung mehr, die sich mit Inhalten


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der EU-Politik, mit der Berichterstattung über EU-Politik beschäftigen würde – und das bezeichnenderweise vor einer EU-Wahl, vor der die Bürger eigentlich über die EU, über die EU-Politik, über die Auswüchse dieser EU-Politik, über Wahlprogramme der antretenden Parteien informiert werden sollten. Aber es passiert nichts, rein gar nichts!

Das System hat einfach kapituliert. Der politmediale Komplex hat Angst – und das ist das Bezeichnende – vor dem eigenen Wähler. Man ist jetzt in eine Art Panikmodus übergegangen und produziert nur noch Hetze, Diskreditierung und Schmutzkübelkampagnen – und das alles, weil man das Match, das für ein Land ja so wichtig wäre, das Match der besten Ideen, der Visionen für eine ordentliche Zukunft Österreichs in diesem Europa längst verloren hat.

Auch deshalb haben wir diese Dringliche Anfrage zum EU-Wahnsinn eingebracht, damit zumindest hier im Bundesrat mit Ihnen, stellvertretend für den Kanzler, wieder über Inhalte diskutiert wird.

Es stellen sich schon einige brennende Fragen zum Thema EU, zum Thema EU-Politik, aber diese brennenden Fragen stellen nicht nur wir uns. Wir stellen diese brennenden Fragen jetzt stellvertretend für jene, die aufgrund der nicht statt­findenden medialen Berichterstattung keine Information bekommen, nämlich für jene Menschen draußen, die sich vor der EU-Wahl ein Bild davon machen sollen, was diese EU im Konglomerat mit dieser Bundesregierung in Österreich so verzapft.

Wovon will man eigentlich medial ablenken? Wofür macht man das? Wovon will man ablenken? Warum gibt es all diese Schmutzkübelkampagnen? Warum wird dieser ganze Dreck im EU-Wahlkampf ausgeschüttet? – Dazu habe ich mir Gedanken gemacht: Vielleicht geht es auch darum, weil es mittlerweile einige Abgeordnete in Europa gibt – und das geht jetzt nicht gegen Sie, Sie schauen so ängstlich, Frau Staatssekretärin (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie der Staatssekretärin Plakolm), sondern da geht es um die SPÖ –, einige sozialistische Abgeordnete im Europaparlament, die mit Hunderttausenden von Euro an


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Bestechungsgeldern in bar unter ihren Betten und in Koffern in Brüsseler Wohnungen aufflogen. (Zwischenruf der Bundesrätin Jagl.)

Und niemand Geringerer war unter denjenigen, die mit Bestechungsgeldern in Millionenhöhe unter dem Kopfpolster aufgeflogen sind, als – siehe da! – die sozialistische Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Eva Kaili. Mit solchen Leuten sitzt ihr in einer Fraktion. Dann muss man ganz ehrlich sagen - - (Bundesrat Ruprecht: Und ihr sitzt mit der AfD in einer Fraktion!) – Es freut mich ja – schau! –, ihr findet euch wieder zusammen. Super Zwischenruf! Die ÖVP verteidigt die SPÖ, ihr findet euch schon wieder zusammen. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Ruprecht.) Ihr werdet euch in Brüssel auch brauchen, denn ohne ÖVP, SPÖ und NEOS und Grüne und Kommunisten werdet ihr in diesem Parlament keine Mehrheit mehr zusammenkriegen. Rauft euch also wieder zusammen – eh gut! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ihr habt gesagt, wir sind in der ID-Fraktion. (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Miesenberger und Ruprecht.) Ja, wir sind in der ID-Fraktion, und gegen diese ID-Fraktion wird komischerweise nicht vonseiten der Staatsanwaltschaft, so wie es bei der sozialistischen Fraktion der Fall ist (Bundesrat Ruprecht: Gegen die AfD ermittelt der Staatsschutz in Deutschland!), wegen Bildung einer kriminellen Organisation ermittelt. Das muss man sich einmal vorstellen: Da wird nicht gegen die ID-Fraktion ermittelt, sondern die Europäische Staatsanwaltschaft ermittelt gerade gegen die sozialistische Fraktion in Brüssel wegen des Verdachtsfalls der Bildung einer kriminellen Organisation. – Weit habt ihr es gebracht! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Vielleicht versucht man auch, davon abzulenken, dass die ganzen EU-hörigen Systemparteien europaweit auf eine ganz, ganz große Wahlschlappe zusteuern, weil sie ganz einfach niemand mehr wählt – aber das auch zu Recht. Es kann aber auch sein, dass man natürlich mit Hilfe eurer Systemmedien in Österreich versucht, davon abzulenken, dass eure ÖVP – und jetzt bin ich bei euch, Kollege,


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gut zulosen! – mit eurem EU-Pfarrer Othmar Karas an der Spitze alle Gräss­lichkeiten aus Brüssel mitträgt, die nicht nur zum massiven Bauernsterben beigetragen haben, sondern mit den hirnsinnigen Sanktionen auch noch die Unternehmer, die Bürger in Österreich an den Rand des Ruins drängen. – Es kann sein, dass man auch davon ablenken will.

Noch ein Punkt, warum man eventuell versucht, abzulenken: Allein in Italien sind in diesem Jahr, also seit Jänner, knapp 20 000 Flüchtlinge über den Seeweg angekommen – und diese Zahlen werden den Rekord des Jahres 2023 vermut­lich noch sprengen. Am ehesten ist es aber die Summe aller Dinge, die ich jetzt aufgezählt habe, die Grund dafür ist, dass ihr euch vor einer inhaltlichen Debatte so drückt. (Beifall bei der FPÖ.)

Warum will keiner mehr über Inhalte reden? – Ich kann es euch sagen: alle gegen uns und wir gegen das System und für das Volk. (Beifall bei der FPÖ.) Wir stehen ganz klar – glasklar – an der Seite des Volkes. Wir sind die einzigen und die wahren Demokraten hier herinnen und auch in Brüssel. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit bei der ÖVP. – Bundesrätin Miesenberger: Die wahren Demokraten!)

Die Systemparteien, diese quasi in Brüssel herrschende Einheitsfront aus Konservativen, Sozialisten, Grünen und Liberalisten, haben einfach keine Inhalte mehr – auch nicht in diesem Wahlkampf. Ihr habt die inhaltliche Diskussion im Wahlkampf längst aufgegeben und wollt diese auch nicht mehr führen. Der Gegenpol – oder besser gesagt das Gegenmodell – sind die freiheitlichen, volks­nahen und EU-skeptischen Parteien, die voraussichtlich die großen Wahl­gewin­ner dieser Wahl werden – und das nicht nur in Österreich, sondern hoffentlich und Gott sei Dank in ganz Europa.

Das System ist also im Modus Panik, es versucht jetzt noch mit der letzten Kraft, mit dem letzten Dreck, den man irgendwo findet, die Rechten zu verhindern, und schreckt vor nichts mehr zurück. Weil die Einheitsfront dieser Systemparteien nicht nur im EU-Parlament mögliche Mehrheiten für noch mehr zentralistische Grauslichkeiten verliert, sondern auch sehr viel Geld – und darum geht es ja der


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ÖVP hauptsächlich: Geld, Macht und Machterhalt –, werft ihr mit ganz, ganz viel Dreck um euch.

Wir sind die einzigen, in Wahrheit die wahren Europäer, weil wir gegen (Bundes­rätin Miesenberger: Ah, „die wahren“! – Rufe bei der ÖVP: Ah!) – zuhören, dann könnt ihr „ah“ sagen! – diese EU und diesen Monsterapparat in Brüssel auftreten. Deswegen ist die Bezeichnung Antieuropäer, die von euch immer benützt wird, auch der größte Blödsinn, denn die EU schadet Europa – ihr vermischt das nur immer. Jeder, der sich ehrlich um Europa, seine Kulturen und seine Völker sorgt, ist auch gegen diesen Apparat und gegen diese EU. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann kommen wir schon zu den ersten inhaltlichen Punkten. Wir nennen das einmal: Weg mit dem EU-Speck! Die EU wurde leider Gottes zu einem aufgeblähten Bürokratiemonster. Vorhin wurde ja davon gesprochen, dass die EU so viele Jobs geschaffen hat – das stimmt schon: für gewisse Parteien in diesem Land. Immer mehr Entscheidungen – und jetzt gut zuhören, denn das dürfte auch vielen Vertretern der Länder hier herinnen nicht passen – werden mittlerweile vom Europäischen Parlament hin zur Kommission delegiert, die wiederum immer mehr und mehr Kompetenzen von den Ländern an sich ziehen will, und niemand weiß so wirklich, was diese Kommission macht, warum sie Dinge macht, die sie macht, und warum sie so agiert, wie sie agiert.

Diese Kommission wurde dafür in den Verträgen nicht vorgesehen – ganz einfach. Wer jetzt Nein sagt, hat sich noch nie einen EU-Vertrag die Kommission betreffend durchgelesen. Irgendwelche anonyme Beamte bestimmen über uns alle – ob das in Tirol ist, ob das in Vorarlberg oder im Burgenland ist, ob das in ganz Österreich oder in Deutschland ist. Würdet ihr euch das in Österreich gefallen lassen, dass jemand über euch bestimmt, der niemals vom Volk gewählt wurde? Antidemokratischer geht es gar nicht. Deshalb sind wir die wahren Demokraten, weil wir gegen dieses System kämpfen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Ich habe vorhin gesagt, ihr habt euch da viele Beamtenposten und so weiter geschaffen. Reden wir einmal darüber! Was heißt das in Zahlen? – 76 Insti­tutionen und Einrichtungen mit über – und jetzt gut zuhören! – 60 000 Beamten, vom Wanderzirkus zwischen Brüssel und Straßburg einmal ganz abgesehen. Von 2021 bis 2027 kosten diese Beamten – gut zuhören! – satte 82,5 Milliarden Euro. Allein im Jahr 2022 hatten wir Ausgaben für diese Beamten in der Höhe von 11,6 Milliarden Euro. Demgegenüber steht der EU-Haushalt 2021 bis 2027 mit 1,8 Billionen Euro – 1,8 Billionen Euro! Jetzt denkt man sich: Ui, das ist super, denn dann bleibt viel übrig für den Schutz, für den Grenzschutz, für den Schutz der europäischen Außengrenzen. – Dann habe ich mir das einmal angeschaut, wie viel denn übrig bleibt.

Nur damit wir einen Vergleich haben: Für Entwicklungshilfe außerhalb Europas gibt dieser Apparat, diese Kommission, die niemand gewählt hat, satte 98,4 Mil­liarden Euro aus – 98,4 Milliarden Euro!

Dann schaue ich mir an: Irgendwo muss ja dann für diesen New Green Deal, für diesen tollen Klimaschutz, der uns alle in Europa vernichtet, auch ein Budget­posten sein. Und siehe da, für den Klimaschutz werden irre – irre! – 374 Milliar­den Euro in den Wind geschossen! In den Wind geschossen deshalb, weil diese 374 Milliarden Euro, Steuergeld – auch aus Österreich, wir sind Nettozahler – für Gesetze und Initiativen verwendet werden, die den Wirtschaftsraum Öster­reich und den Wirtschaftsraum Europa zerstören. Das ist das Traurige. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn wir schon beim Zerstören sind, dann reden wir auch vom Zerstören der Sicherheit, vom Zerstören des Sicherheitsgefühls von jungen Frauen und jungen Mädchen auf den Straßen der europäischen Städte. Dann reden wir über den Grenzschutz. Wenn man dem Wahlkampfgetöse zuhört, muss man ja glauben: Jetzt hat es die Kommission verstanden! Da ist sicher viel Geld drin, weil die ÖVP und die Kommissionspräsidentin ja eine Familie sind, nicht, EVP-Fraktion. Ui, die haben es jetzt verstanden, da wird jetzt richtig Geld reingebuttert, damit wir die europäischen Außengrenzen endlich sichern! – Dann schauen wir rein:


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lächerliche 20 Milliarden Euro für Außengrenzschutz und Migration! Das ist das, was euren Märchen gegenübersteht, die ihr den Österreichern erzählt, was Sicherheit und Grenzschutz betrifft. Das ist die wahre Wirklichkeit. Die Zahlen sind nicht von mir, die Zahlen sind aus dem Budget der Kommission.

Ihr wollt den Bürgern wirklich noch weismachen, dass dieser Apparat den Anspruch hat, für die österreichischen Bürger, für die Interessen des österreichi­schen Volkes einzutreten? Das glaubt euch kein Mensch mehr, weder von der ÖVP noch von den Grünen noch von den NEOS, die ja überhaupt die Vereinig­ten Staaten von Europa wollen.

Wie antidemokratisch diese EU aber wirklich ist, zeigt sich nicht nur daran, wie aggressiv man in Brüssel versucht, zum Beispiel in den Ausschüssen, uns auszuschließen oder zu boykottieren – aber das ist uns eh wurscht –, sondern auch daran, dass man aktiv versucht, und das ist das Schlimme (Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger) – zuhören! –, aktiv versucht, immer mehr und mehr Entscheidungen und Gesetzesvorhaben vom gewählten Parlament hin zur Kommission zu verlagern.

Wir – und das ist so, da kann sich jeder aufregen, wie er will, denn die Fakten sind klar – sind die Einzigen, die dieses Geschwür, das Europa von innen zersetzt, strukturell und personell entfernen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir als Freiheitliche mit unseren Partnerparteien in ganz Europa sind die Einzi­gen, die nicht noch mehr Kompetenz nach Brüssel verlagern wollen, sondern diese endlich von Brüssel zurückholen – nicht wollen, sondern werden! Wir sind die Einzigen, die diesen Monsterapparat in Brüssel nicht noch mehr aufblasen wollen, sondern wir wollen ihn gesundschrumpfen: das EU-Parlament halbieren, viel zu groß; EU-Kommission halbieren, viel zu groß; EU-Nettobeiträge – wir sind Nettobeitragszahlerland – aussetzen. Deswegen fordern wir mehr Kompetenzen und mehr Autonomie für uns als österreichischen Souverän – und nicht mehr Kompetenzen nach Brüssel. (Beifall bei der FPÖ.)


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Wir müssen dem schrittweisen Ausverkauf unserer Souveränität klar entgegen­treten und die EU endlich wieder auf das beschränken, was sie war und wofür sie ursprünglich – und das stelle ich gar nicht in Abrede – auch sinnvoll gedacht war; jedenfalls nicht als eine Schlepperunion; deshalb unsere Forderung nach der Festung Europa. (Beifall bei der FPÖ.)

Asylanträge: Österreich ist das am zweitmeisten belastete Land in ganz Europa, was die Zahl an Asylanträgen betrifft. Asylanträge in der gesamten EU: 2015 waren es 1,3 Millionen, und 2023 – man hat nicht mehr gerne darüber berichtet, aber 2023 waren es 1,1 Millionen Asylanträge. Asylanträge in der EU seit 2015 zusammengerechnet: über acht Millionen. Das muss man sich einmal vorstellen: Ganz Österreich ist aus dem afrikanischen Kontinent in die EU eingewandert. Ihr seid am Bahnhof gestanden und habt geklatscht, als die Messerstecher mit den Teddybären beschmissen worden sind. So verrückt ist eure Politik! (Beifall bei der FPÖ.)

Von den 2015 bis heute nach Österreich Gekommenen sind zwei Drittel männlich. 1,5 Millionen von diesen Wirtschaftsflüchtlingen halten sich zusätzlich zu den über acht Millionen illegal als sogenannte U-Boote in Europa auf. Über 60 Prozent der Asylanten, die von 2015 an nach Österreich gekommen sind, sind arbeitslos. Die finanziert der österreichische Steuerzahler alle mit, alle, jeden Einzelnen! Wenn sie eine Waschmaschine brauchen, finanzieren wir mit, wenn sie eine Wohnung brauchen, jede Gesundheitsleistung, jede Packung Zigaretten, den Wohlstand: Alles finanziert der Steuerzahler mit, und das dank eurer desaströsen Politik in Österreich und in Brüssel! (Beifall bei der FPÖ.)

2023, aktueller Frontex-Bericht: über eine halbe Million illegaler Grenzübertritte, das ist ein Plus von 17 Prozent zum Vorjahr. Was machen wir damit? – Nichts! Das ist uns wurscht! Die sind dann einfach da: illegale Grenzübertritte von über einer halben Million!


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Wir erleben in Europa die größten Flüchtlingswellen seit jeher; ja, und ich rede im Plural, weil 2015 in den letzten Jahren nicht einzigartig war. Es gab in den letzten Jahren sogar höhere Zahlen als 2015.

Welch großartige Idee zu diesem Thema kommt jetzt von der EU-Kommission – der EU-Kommission, die, wir wissen es, von niemandem gewählt wurde?

Jetzt will man – man muss sich das vorstellen – legale Migration ermöglichen und den Begriff illegale Migration aus dem Wortschatz streichen! Die Dublin-III-Verordnung schafft man einfach ab. Wenn zu viele Migranten auf einmal kommen – und das ist jetzt der Wahnsinn! –, soll man halt nach einem Schlüssel auf alle Länder aufteilen, ob sie wollen oder nicht. Das Schlimme: Das Ganze versieht man mit dem Mascherl Migrationspakt. Wer ist mit dabei? – Die ÖVP. Wo bleibt denn die Ankündigung der Bundesregierung? Eine Kurskorrektur will er machen, Karl Nehammer, der starke Kanzler, eine Kurskorrektur über illegale Migration, effektiv wieder einen Grenzschutz herzustellen und Österreich zu sichern! – Nein, genau das Gegenteil passiert wieder: Nehammer und Konsorten haben keinen einzigen ernsthaften und ehrlichen Schritt unternommen, um illegale Migration zu stoppen! (Bundesrat Zauner: Stimmt ja nicht!) – Zuhören, Zauner! – Stattdessen trägt die schwarz-grüne Bundesregierung, und das ist das Schlimme, den EU-Migrationspakt mit. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt reden wir über den Migrationspakt. Jetzt reden wir darüber, was drinsteht. Das passt mir eh gut, dass der Sympathieträger von der ÖVP gerade heraus­schreit. Jetzt reden wir darüber.

Was ist alles inklusive im Migrationspakt? – Verteilungsquoten für Migranten und – jetzt kommt es – Strafzahlungen, wenn ein Staat sich weigert, die Quoten zu erfüllen; legale Pfade für Migration; zwangsweise Ansiedlung von Migranten durch den sogenannten Solidaritätsmechanismus. – Das bist du, das ist deine ÖVP! Also ganz ruhig in der letzten Reihe, Füße stillhalten und die Wahl abwar­ten, Kollege Zauner!


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Nahezu alle Teile des Migrationspaktes zielen darauf ab, Migration zu fördern und zu verfestigen, anstatt sie einzudämmen. Die bewusst ausgesetzte Dublin-Verordnung wird beim Migrationsdruck – und jetzt kommt das noch weit Schlimmere – durch eine Zwangsverteilung von Migranten durch die Kommis­sion, durch ein nicht gewähltes Organ, ersetzt, sie hat somit die alleinige Macht und Entscheidung über Zuwanderung in einzelne, ehemals souveräne Mit­gliedsländer und Mitgliedstaaten. Das ist ein Kompetenzraub historischen Ausmaßes – und ihr seid mit dabei. (Beifall bei der FPÖ.  Vizepräsident Reisinger übernimmt den Vorsitz.)

Was es wirklich braucht, ist kein zahnloser und sinnloser Migrationspakt, sondern konsequente Abschiebungen aller negativ beschiedenen Asylwerber, Sachleistungen statt Geldleistungen und statt Bargeld für Asylwerber europaweit und endlich effiziente Grenzsicherung. Wisst ihr, wie der Schlüssel zum Glück heißt, liebe Kollegen von den Linken und von der ÖVP? – Der Schlüssel zum Glück heißt Remigration, kurzum: Festung Europa. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt sind wir schon bei der Festung Europa – zum Glück, für Frieden, für Wohlstand. Das führt mich gleich zum nächsten Thema: Frieden und Neutralität. Politische und vor allen Dingen militärische Neutralität sind Eckpfeiler unseres Staats- und unseres Rechtssystems. Hört bitte endlich auf mit den ständigen Versuchen, unsere verfassungsmäßige Neutralität immer wieder infrage zu stellen! Hört auf mit diesen ständigen neutralitätswidrigen Nato-Annäherungen! Liebe SPÖ, da reicht es dann nicht, wenn man auf das Wahlplakat Neutralität schreibt. Man muss Neutralität leben, für Frieden arbeiten und das nicht nur plakatieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Niemand, niemand, kein Einziger hat die Europäer jemals gefragt, ob sie als Europäische Union als Kriegspartei in diesen Krieg eintreten wollen. Was ist denn nun, was ist nun mit dem hochgelobten Friedensprojekt EU, angeführt – ich hätte bald gesagt von der Wahnsinnigen, das sage ich jetzt nicht – von Frau


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von der Leyen? Diese Dame macht dieses Friedensprojekt zur Kriegspartei, und das ist abzulehnen und zu verhindern. (Beifall bei der FPÖ.)

Und wer ist da mittendrin? – Die ÖVP ist mittendrin und wieder einmal nicht nur dabei. Von den Grünen rede ich ja gar nicht, wenn man bedenkt, wofür die Grünen gegründet wurden. Jetzt schaue ich mir die deutschen Grünen an, Herrn – wie heißt er? – Hofreiter, der noch mehr fordert und noch mehr fordert, Hofreiter von den Grünen, der mit den langen Haaren: Irre, was aus den Grünen geworden ist! Mich wundert es auch nicht mehr.

Jetzt gehe ich kurz von meinem Konzept ab, denn es passt gerade gut. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Grüne in Hall – ich war letzte Woche mit meiner Auf-a-Wort-Tour in Hall – austreten. Sechs grüne Lehrer kamen zu mir an den Stand, ein paar sind schon in Pension, ein paar noch aktiv, alle sind aus der grünen Partei ausgetreten und letzte Woche in die Freiheitliche Partei eingetre­ten. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.) Wisst ihr, warum? – Das hat mich so faszi­niert – ich tue mir da natürlich noch ein bisschen schwer, wenn die herkommen, denn man kennt ja gleich, dass das ein bisschen alternative Menschen sind –, dass wir jetzt dieses Wählerpotenzial auch ansprechen. Wisst ihr, was die Aussage dieser Grünen war, was die zu mir gesagt haben? – Wir müssen die Grünen verlassen. Wir sind nicht wegen dem Klimaschutz dazu gegangen, denn Klima – das hat mir diese Lehrerin super erklärt – kann man nicht schützen. Wir sind dazu gegangen, um die Natur zu schützen. (Beifall bei der FPÖ.)

Die letzten übrigen Naturschützer sind die Freiheitlichen – das sagt die ehemalige Grüne zu mir.

Sie sagten auch: Wir sind zu den Grünen gegangen, weil das eine Friedens­bewegung war, weil wir gegen Waffenlieferungen waren. – Und warum gehen sie jetzt von den Grünen weg? – Weil die Einzigen, die übrig bleiben, die gegen Waffenlieferungen und gegen die Verlängerung eines unnötigen Krieges sind, die Freiheitlichen sind. (Beifall bei der FPÖ.)


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Nun aber wieder zurück zur Neutralität: Was ist denn in Österreich mit dem Boden, den Bruno Kreisky damals für Friedensverhandlungen aufbereitet hat? Was ist mit diesem Boden passiert? – Diese Bundesregierung hat mithilfe der Sozis diesen Boden in Österreich auf Jahrzehnte hinweg verbrannt.

52,37 Milliarden Euro alleine an militärischer Unterstützung für die Ukraine: Dabei sprechen wir nicht etwa von Darlehen oder Wiederaufbauhilfen, was man ja eventuell noch verstehen könnte. Das ist überschießend und nicht nach­voll­ziehbar (Beifall bei der FPÖ) und wird am Ende leider weder der Ukraine nützen noch den Krieg beenden. Diese 52,37 Milliarden Euro – ein erheblicher Teil davon kommt aus Steuergeld aus Österreich – verlängern den Krieg und bringen Leute um. Das habt ihr zu verantworten (Beifall bei der FPÖ Zwischenrufe bei der ÖVP), und diese Knieschussaktion von über zwölf Sanktionspaketen gegen Russland, die Österreich mitträgt, schadet ausschließlich unseren Bürgern, unse­rer Wirtschaft, aber nicht Russland.

Jetzt gleich vorab nur ganz kurz an alle Heuchler, die wieder sofort in Schnapp­atmung geraten und Putin-Freunde, Putin-Versteher und alles Mögliche schreien: Putin-Versteher Nummer eins (eine Tafel, auf der Bundesministerin Karoline Edtstadler mit Wladimir Putin abgebildet ist, in die Höhe haltend): Man kennt sie, Karoline Edtstadler, das ist jene Putin-Versteherin, die uns als Ungeimpfte als illegal in Österreich aufhältig bezeichnet hat. Sehr bezeichnend für diese Dame: Jeden illegalen Ausländer nehmen wir auf, aber einen auto­ch­thonen Österreicher, der nicht geimpft ist, will man ausweisen – eure Putin-Versteherin Karo Edtstadler.

Weiter geht es mit eurem Schaum vor dem Mund. Wir werden gleich nach­schauen (eine Tafel, auf der Bundespräsident Van der Bellen mit Wladimir Putin abgebildet ist, in die Höhe haltend): Oh, da haben wir schon den Richtigen, jawohl! Dieser Herr Van der Bellen, was hat denn der gemacht? Was hat er in seinem Buch geschrieben? – Er versteht Putin, denn er kann verstehen, dass Putin nervös wird, wenn die Nato immer näher an Russland heranrückt. – So viel zu den Putin-Verstehern.


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Wen haben wir noch? (Ruf bei der ÖVP: Karin Kneissl!) Oh, auch ein bekannter Österreicher (eine Tafel, auf der Heinz Fischer mit Wladimir Putin abgebildet ist, in die Höhe haltend): der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer. Er war mehr­mals in Russland zu Gast bei Putin und hat Putin mehrmals nach Österreich eingeladen. Er, Heinzi Fischer von den Sozis, hat immer betont, wie toll doch die wirtschaftliche Zusammenarbeit ist und wie wichtig für Österreich die wirt­schaftlichen Beziehungen zu Russland sind. – So viel zu den Putin-Freunden und Putin-Verstehern. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt geht es noch weiter, wir sind ja noch nicht fertig, wir sind da noch lange nicht fertig. (Bundesrätin Schumann: Das Hochzeitsfoto!) Es sind nicht nur die, die ich jetzt hergezeigt habe (Bundesrätin Grimling: Das Hochzeitsfoto, bitte!), nicht nur die, sondern es sind auch Wirtschaftsbunddelegationen, unzählige Delega­tionen des ÖVP-Wirtschaftsbundes nach Russland zwar geflogen, aber im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch gekrochen, um wirtschaftliche Beziehungen mit den Russen sicherzustellen. Gekrochen sind eure Delegationen, aber eh auf Kosten der Steuerzahler.

Wer war denn noch immer um russische Beziehungen bemüht? – Euer gefallener Engel – da brauche ich kein Foto zu zeigen, denn man kennt ihn noch – Sebastian Kurz. Immer wurde davon geredet, wie toll und wie wichtig die Delegations­reisen des Wirtschaftsbundes und der Wirtschaftskammer nach Russland sind. Komisch, komisch, komisch! Und dann redet ihr von Putin-Freunden und Putin-Verstehern? Haltet bitte euren Mund, ihr seid heuchlerisch unterwegs! (Beifall bei der FPÖ. Bundesrätin Grimling: Hochzeitsfoto!)

Dann sind wir beim Schaden, den ihr an der eigenen Bevölkerung anrichtet.

Wir kommen – Gewessler, die da grüne Sache mit der Kommissionspräsidentin macht, war ja gerade hier – zum New Green Deal. Dieser Klimakommunismus, der uns als alternativlos dargestellt und dann auch noch als Chance verkauft wird, ist der völlige Wahnsinn. Das ist aber mittlerweile nicht nur in hohen


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politischen Kreisen, die sich den vor drei, vier Jahren schon intensiver durch­gelesen haben, angekommen, sondern der Wahnsinn des New Green Deals ist mittlerweile bei den Österreichern angekommen, aber nicht nur im Kopf, sondern leider Gottes auch im Geldbörsl.

Man vernichtet mit diesem New Green Deal nämlich gerade die eigene sichere – ehemals sichere – Energieversorgung, man vernichtet die Wettbewerbsfähigkeit Europas, man vernichtet somit unsere Wirtschaft und – noch etwas für die SPÖ, denn das müsste euch interessieren – man vernichtet Zigtausende sichere Arbeitsplätze. (Bundesrat Schennach: Zehn!) Noch dazu vernichtet dieser New Green Deal – das müsste wiederum die ÖVP, vor allem die Landwirte interessie­ren – die kleinstrukturierte Landwirtschaft, speziell in Österreich. (Bundesrätin Miesenberger: Ihr habt gegen den Agrardiesel gestimmt!)

Was erleben wir leider Gottes noch mit diesem New Green Deal? – Man muss sich einmal vor Augen führen, was da gerade von einer deutschen, schwarzen EU-Kommissionspräsidentin gemacht wird: Diese Präsidentin vernichtet mit dem New Green Deal allen Ernstes gerade den wichtigsten industriellen Wirtschafts­zweig Deutschlands. Diese Dame macht die Automobilindustrie in Deutschland hin. Das macht eine EU-Kommissionspräsidentin, die vom Wirtschaftsland Deutschland abhängig ist, weil auch das Wirtschaftsland Deutschland Nettozahler ist und die höchsten Beiträge in der Europäischen Union leistet. Man muss sich einmal die Dummheit vorstellen, das höchstbeitragszahlende Nettozahlerland wirtschaftlich mit einem New Green Deal zu zerstören. Das schafft nur die ÖVP-Familie, sonst schafft das niemand. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein Verbrenneraus zu beschließen: völliger Irrsinn! Der Weg, auf dem man da ist, ist völliger Irrsinn. Und Nehammer – ich sage jetzt nicht: lügt, sondern, wie man so schön sagt – sagt die Unwahrheit. Er sagt den Österreichern wieder einmal ganz unverhohlen die Unwahrheit ins Gesicht. Im März 2023 in der ersten seiner zwei Rohrkrepiererreden zur Lage der Nation – das war die Rede, wo ihr alle auf den komischen Plastikstühlen gesessen seid, irgendwo im Donauturm oder so, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Du


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warst sicher nicht dabei!) – hat er ganz unverhohlen davon geredet, dass er niemals einem Verbrenneraus auf europäischer Ebene zustimmen wird. Das habe er in seinen Vertrag für Österreich, oder wie auch immer man das nennen will, reingeschrieben und dabei bleibt es. – Das war im März 2023.

Wisst ihr, was im März 2023 noch passiert ist? – Seine eigene Ministerin aus der Bundesregierung fuhr nach Brüssel und stimmte gewesslerisch gegen Österreich und für das Aus des Verbrenners. (Ruf bei der FPÖ: Na schau!) Typisch Ver­sprechen der ÖVP, typisch ÖVP: sich nicht daran halten – und ich sage jetzt nicht lügen, denn sonst kriege ich einen Ordnungsruf. (Beifall bei der FPÖ.)

Im Februar 2024 hielt Nehammer dann seine zweite Rohrkrepiererrede zur Lage der Nation. Das war ja in Oberösterreich, in Wels, glaube ich. Da habt ihr, wie ich von meinen Tiroler ÖVP-Kollegen erfahren habe, ganze Busse hinkarren müssen, damit überhaupt jemand hinfährt. Da habt ihr im Bus dann Käse und Speck verschenkt und die Musik aufspielen lassen, damit die Busse zumindest voll waren, damit überhaupt jemand hinfährt. Das nur so am Rande. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: So ein Blödsinn! – Bundesrat Spanring: Das tut weh, oder? Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ja, der Unterschied zu uns, Herr Kollege – das passt gut, ich liebe deine Zwischen­rufe –, ist: Nehammer trifft sich in Hallen, wo steuerbar ist, wer kommt, denn draußen traut er sich nicht. (Rufe bei der ÖVP: Ja, ja!) Wisst ihr, wo der Volkskanzler ist? – Draußen, bei jeder Veranstaltung. (Beifall bei der FPÖ.)

Am Montag waren über 2 000 Menschen im Burgenland im Freien. Wann war Nehammer das letzte Mal im Freien? In Hallen trefft ihr euch, wo ihr die Funk­tionäre hinkarren müsst, damit der Saal überhaupt voll wird.

Da hat Nehammer dann angekündigt: „Ich habe immer gesagt, dass das Verbrenner-Aus der falsche Weg ist. Ich wurde viel dafür kritisiert, aber ich bleibe dabei und habe das daher“ – jetzt kommt es, darauf können wir


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Österreicher uns jetzt verlassen – „auch in meinem Österreichplan festgeschrieben“.

Frau Staatssekretärin, was nützt den Österreichern euer schwindliger Österreich­plan, ein Jahr nachdem beschlossen wurde, dass das Verbrenner­aus kommt? Was nützt das? – Das nützt nichts mehr, das ist völlig für die Fisch’. Wieder einmal seid ihr ertappt worden, und ich sage jetzt nicht lügen, denn sonst kriege ich einen Ordnungsruf.

Aber von wem kommt denn die Idee des Verbrenneraus? Viele in Österreich glauben wahrscheinlich, die Idee kommt von den Grünen. Die Idee des Verbrenneraus ist aber Teil des New Green Deals, und wer hat den New Green Deal gemacht? – Der New Green Deal kommt von von der Leyen. Und wo ist von der Leyen dabei? – Bei der ÖVP, bei der Europäischen Volkspartei aus eurer schwarzen Familie. Ihr seid also die Totengräber der europäischen Wirtschaft. (Beifall bei der FPÖ.)

Wer hat dem Verbrenneraus zugestimmt? – Teile der ÖVP-Fraktion und, an vorderster Front mit dabei, der ÖVP-Pfarrer, der EU-Pfarrer Othmar Karas. Jetzt lässt Karas es ja, und ihr schickt den Reserveministranten Lopatka (Heiterkeit der Bundesrätin Schartel) nach Brüssel, um ihm noch kurz vor der Pension ein gut finanziertes Ausgedinge zu ermöglichen.

Der ÖVP ist aber bekanntlich überhaupt nichts mehr zu blöd. Ihr habt auch keinen Genierer mehr. Seit Corona seid ihr ja sowieso schmerzbefreit unterwegs. (Ruf bei der ÖVP: Da redet der Richtige!) Stichwort Corona: Auch bei Corona wart ihr ja in unseliger Gesellschaft der EU und der Pfizer-Impfuschi, die dann ominöse Milliardendeals mit Pfizer abgeschlossen hat, aber nicht etwa per Vertrag. Nein, die Pfizer-Impfuschi macht das mit einer SMS. Die höchste Repräsentantin und Verantwortliche in Europa, die übrigens nie jemand gewählt hat, schickt eine SMS an Pfizer und macht über SMS Milliardendeals mit der Pharmaindustrie. Jetzt will man die SMS plötzlich nicht offenlegen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


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Es ist aber alles eine Familie: Wir sind Volkspartei.

Praktischerweise hat die Massenimpfungsuschi, übrigens auch schon damals bei ihrem Skandal noch als Ministerin in Deutschland, alle SMS gelöscht, also kann sie das.

Ich sehe jetzt aber ein Positives: Die EU-Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt endlich gegen diese krummen Impfuschi-Pfizer-Deals. Hoffentlich derschlagn sie das nicht – wir in Österreich sind ja leidgeplagt –, hoffentlich setzt sich die EU-Staatsanwaltschaft durch. Genauso, wie wir die Offenlegung und die Aufarbei­tung der RKI-Protokolle fordern, wollen wir auch Aufklärung über die ominösen Spritzendeals der EU mit unseren österreichischen Steuergeldern.

Macht euch keine Sorgen, auch in Österreich werden wir mit einem Volkskanzler Herbert Kickl – und jetzt gut zuhören! – diesen ganzen Coronawahnsinn bis ins kleinste Detail aufarbeiten. Einige von euch und von euren so hochgeschätzten Ministern werden dann noch die gerechte Strafe bekommen. Ich erinnere nur an Edtstadler. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Nach 1945 wart ihr nicht für Aufarbeitung, aber da seid ihr für Aufarbeitung!)

Ich kann jetzt schon sagen: Genieße es noch! Kollege, genieße die Zeit noch, denn auch auf dich wird eine unangenehme Zeit zukommen. (Bundesrat Buchmann: Von dir lassen wir uns nicht bedrohen!) Wir werden aufarbeiten, wie die ÖVP und ihre Freunderln wunderbar von der Cofag und den Corona­förderungen profitiert haben. Auch das werden wir aufarbeiten, also genieße noch die Zeit bis September, Herr Kollege! (Bundesrat Schennach: Was ist dann?) Wahrscheinlich kommt der September schneller, als dir lieb ist, das kann ich mir durchaus vorstellen.

Auch ganz viele Landwirte in diesem Land können es gar nicht mehr abwarten, bis der September endlich kommt. (Bundesrat Schennach: Was ist dann? – Rufe bei der ÖVP: Die Erdäpfelernte! – Bundesrat Zauner: Bei der Bauerndemo vor dem


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Kanzleramt haben alle gezittert!) – Ja, selber schuld, wenn man die Demo in Wien macht. Die muss man woanders machen. Da waren wir selber schuld, hast recht!

Wer aber hat die Bauern verraten? – Es waren die ÖVP-Bürokraten in Brüssel und in Österreich, und deshalb fordern wir faire Zahlungen und einen Schutz für unsere Landwirtschaft. Was macht ihr im Verbund mit dieser EU, im Verbund mit dieser von der Leyen? – Ihr führt gerade einen Vernichtungsfeldzug gegen unsere Bauern. Das Renaturierungsgesetz, dieses unsägliche Renaturierungs­gesetz ist ein Anschlag auf unsere Landwirtschaft, gefährdet die Wettbewerbs­fähig­keit enorm und bedroht unsere Bauern existenziell.

Gerade die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft wird dadurch und durch Dutzende andere EU-Verordnungen zerstört. (Bundesrätin Wolff: Durch das Glyphosatverbot, oder?) Das müssen Sie sich vorstellen: Jegliches Pflanzen­schutz- und Düngemittel soll verboten werden (Bundesrat Tiefnig: Wer hat denn mitgestimmt?), aber gentechnisch veränderte Organismen (Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ) – zuhören! – werden großzügigst erlaubt und gefördert. Das heißt für uns – nicht für die Bauern, sondern für den Endkonsumenten –, dass wir in Zukunft nicht nur Insekten, sondern auch gentechnisch veränderte Lebensmittel essen – jetzt hätte ich fast fressen gesagt – werden. Warum? – Weil ihr mit dieser EU die Bauern zerstört und uns somit die Grundlage dafür nehmt, ordent­liche Lebensmittel zu konsumieren. Deshalb müssen wir bald gentechnisch veränderte Lebensmittel essen.

Ihr hört ja nicht auf! Was gehört denn noch dazu? Über diesen anderen Deal hat noch niemand geredet. Alle reden über den  New Green Deal, alle reden über das Renaturierungsgesetz. Was aber steht den Bauern noch bevor? Das muss man ihnen vor der EU-Wahl sagen. Es kommt auch noch das Programm Farm to Fork, der Bauernkiller. Das ist der Bauernkiller. Wer in der Landwirtschaft das Renaturierungsgesetz irgendwie überlebt, wird spätestens vom Farm-to-Fork-Programm erledigt.


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Was passiert da? – Jetzt schon rechnen Experten – und die sind uns überhaupt nicht nahe – mit einem Rückgang der Lebensmittelproduktion von weit über 10 Prozent. Das führt zu enormen Preissteigerungen; auf den Rückgang der Lebensmittelproduktion folgen enorme Preissteigerungen bei Grundnahrungs­mitteln in Österreich. Der Oberwahnsinn ist, dass Europa vom Exporteuer zum Importeuer wird. Wahrscheinlich sind in den Ländern, aus denen wir dann importieren, die Standards weit höher als in Europa.

Seht ihr, was ihr für einen Wahnsinn aufführt? All das ist der Ausfluss des von eurer von der Leyen in Auftrag gegebenen und von euren Grünen unterstützten New Green Deals. Es ist völlig irre, was ihr da aufführt! Ich sage euch das! (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist also nur gut und recht, dass die Freiheitlichen sich für die Bauern einsetzen. Es ist auch gut und recht, dass ich als Freiheitlicher mich in meiner Region, obwohl ich selber kein Landwirt bin, mittlerweile sehr erfolgreich und mit sehr großem Widerhall für die Bauern einsetze. Auch heute wieder, ihr werdet es kaum glauben, habe ich eine Anfrage eingebracht. Diese wurde nicht von Steiner geschrieben, diese Anfrage wurde - - (Bundesrat Gfrerer hält sein Mobiltelefon in die Höhe.) – Die Zeit? Nein, ich habe keine Zeitbeschränkung. Wie lange bist du jetzt im Bundesrat? Ich habe bei der Begründung keine Zeitbe­schränkung, Herr Kollege. (Bundesrat Gfrerer: Habe ich etwas gesagt?) – Du deutest immer auf die Zeit und findest, der Herr Präsident soll es beenden. Ich kann auch 6 Stunden reden, Herr Kollege. Lies und lerne die Geschäftsordnung! (Beifall bei der FPÖ.)

Wer hat die Anfrage, von der ich rede, die ich heute eingebracht habe, geschrie­ben? – Die hat nicht der Steiner geschrieben, die haben die gesamten Gemüse­bauern aus Thaur, das ist das größte Gemüseanbaugebiet in Tirol, geschrieben. Alle Bauern haben sich vereinigt, sind zu mir gekommen und haben gesagt: Christoph, bitte mach uns das, die ÖVP lässt uns nämlich links liegen! So schaut es aus! Wir arbeiten ehrlich und aufrecht für unsere Landwirte. (Beifall bei der FPÖ.)


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Es gibt ja einen richtig guten Spruch, der uns allen ans Herz gehen muss und den wir alle verinnerlichen müssen. Dieser Spruch lautet: Stirbt der Bauer, stirbt das Land! – Ich darf den Spruch ergänzen: Stirbt die ÖVP, tut’s den Bauern nicht weh! (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)

Gehen wir weiter: Was passiert noch? Mit welchen Ideen kommt diese Euro­päische Union noch daher? Wie weit will man den Bürgern noch Freiheitsrechte und Selbstbestimmungsrechte nehmen? – Der nächste Schritt ist, und der kommt wie das Amen im Gebet, wenn nicht freiheitliche Kräfte wie wir in Brüssel endlich die Bremse ziehen, dass uns dieser digitale Euro aufgedrückt werden wird.

Wenn dieser digitale Euro kommt, dann ist der Bürger gläsern und steuerbar. Das ist euer großes Ziel. Ihr habt es ja bei Corona schon probiert, den Bürger zu steuern, zu unterdrücken und madig zu machen. Ich kann euch das jetzt schon versprechen, ohne tiefer in das Thema digitaler Euro einzugehen. Warum sage ich „steuerbar“? – Der Bürger wird mit dem digitalen Euro steuerbar, weil er dann nur noch eine Plastikkarte in den Händen hält und vielleicht nur mehr einmal in der Woche und nicht öfter tanken oder einmal in der Woche und nicht öfter in ein Gasthaus gehen darf. (Bundesrätin Lancaster: In deiner Fantasie!) – „Fantasie“ sagt die Kollegin von den Sozialisten, „Fantasie“! Hast du dir jemals vorgestellt, dass mit deiner Hilfe in Österreich Gesetze beschlossen werden, die die gesamte Bevölkerung unterdrücken? Das hätte ich mir nie gedacht. Da habe ich mir gedacht, das ist Fantasie. Du warst hier herinnen mit dabei! Unter­drückerin! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich will gar nicht wissen, wie es in deiner Gemeinde zugeht. Es schreit die SPÖ heraus; ich hätte jetzt gewettet, dass beim digitalen Euro an vorderster Front die ÖVP mit dabei ist. Wenn die SPÖ hier herausschreit, brauche ich gar nicht weiter zu überlegen: Natürlich werden die gesamten Einheitsparteien diesem Wahnsinn sofort zustimmen.


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Bevor ich zum nächsten Wahnsinn komme, hätte ich bald etwas vergessen. Vorhin war Gewessler da und Schreuder hat gesagt – und das stimmt wahr­scheinlich schon, was du (in Richtung Bundesrat Schreuder) gesagt hast –: Das kleine Österreich alleine kann in Europa und in der EU nichts bewirken und ausrichten! – Du glaubst aber gleichzeitig deiner eigenen Klimakommunistin Gewessler, dass sie mit ihrem Klimawahnsinn, den sie dem österreichischen Steuerzahler aufbürdet, das gesamte Weltklima retten kann. Da sieht man einmal, wie irre und verrückt diese Grünen sind! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich habe jetzt im Zusammenhang mit der Verrücktheit und dem Irrsinn der Grünen Lena Schilling noch gar nicht erwähnt. Darauf will ich gar nicht näher eingehen. Auf jeden Fall habe ich ein Herz für alle ehrlichen Politiker und nicht für jene, die andere denunzieren und dann solche Dinge behaupten, wie sie diese gute Dame behauptet hat. Das ist aber das Problem der Grünen, mit dem müssen sie fertig werden. Ich wünsche euch viel Spaß in den nächsten fünf Jahren mit dieser guten Dame in Brüssel!

Wenn wir schon bei Wahnsinnigkeiten sind – das will ich und das muss ich noch unterbringen –: Im Juni geht es wieder los, der Pridemonth steht vor der Tür. Alle werden schon wieder ganz narrisch. Die Stadt Wien hat schon wieder die Österreich- und Wienflaggen gegen die Regenbogenflaggen ausgetauscht. Ich will meinen Unmut darüber äußern, weil dieses für Kinder ehemals so schöne Symbol, der Regenbogen, etwas Wunderschönes für Kinder war. Dass die Men­sch:innen – um das richtig zu sagen – mit ihrer woken Ideologie den für Kinder ehemals so schönen Regenbogen zu rein egoistischen und politischen Zwecken so rücksichtslos missbrauchen – und ihn den Kindern so für immer genommen haben – ist traurig.

Macht euch aber keine Sorgen: Wir holen uns unser Europa zurück und wir holen unseren Kindern diesen Regenbogen wieder zurück – versprochen! (Beifall bei der FPÖ.)


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Ja, es hat jetzt ein bisschen länger gedauert, und ich hätte auch noch viel länger reden können (Rufe bei der FPÖ: Mach weiter!), aber merkt ihr bei diesen ganzen Aufzählungen, dass diese EU gerade Europa zerstört? Das muss doch aller­spätes­tens jetzt, nach den ganzen Auswirkungen, auch beim Letzten angekom­men sein. (Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.) Ich sage es euch offen und ehrlich, diese EU-Wahl ist so wichtig, wie es noch keine EU-Wahl zuvor war. Wer diesen ganzen Irrsinn, diesen ganzen Wahnsinn so nicht weiter hinnehmen will, muss zwingend am 9. Juni zur Europawahl gehen und sein Kreuz bei der Freiheitlichen Partei machen, damit dieser Wahnsinn beendet werden kann. Glück auf, Öster­reich, hoffentlich klappt es! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)

15.31


Vizepräsident Dominik Reisinger: Zur Beantwortung ist Frau Staatssekretärin Claudia Plakolm zu Wort gemeldet. Ich erteile dieses.


15.31.36

Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm: Herr Vorsitzender! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Ich darf heute in Vertretung unseres Bundeskanzlers die Beantwortung Ihrer Dringlichen Anfrage vornehmen (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel) oder, ich möchte es anders formulieren: Ich möchte heute ganz klar gegen diese Anti-EU-Anfrage der FPÖ Stellung bezie­hen – für ein starkes und besseres Europa. (Beifall bei der ÖVP.)

In der Aktuellen Stunde heute hier im Bundesrat haben Sie schon genug Gelegen­heit gehabt, sich über die Wichtigkeit der Europäischen Union auszu­tauschen: die Wichtigkeit für unseren Wirtschaftsraum, für unseren Standort, den Wohlstand – auch in Österreich. Ich möchte aber gerne noch einmal darauf eingehen, warum für uns in Österreich – im Herzen der Europäischen Union – eine starke Europäische Union so wichtig ist und warum wir uns auch weiterhin dafür starkmachen, wie das, denke ich, doch in einigen Parteien auch der Fall ist.

Ein kleines Beispiel dazu: Ich bin im Mühlviertel aufgewachsen, mein Heimat­bezirk grenzt an die Tschechische Republik, und wenn ich mit den Menschen in


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meiner Heimatregion über die Zeit von vor mehr als 35 Jahren rede, als der Eiserne Vorhang auch den Großteil der Grenzen unseres Landes Österreich gebildet hat, dann erkenne ich, es ist für meine Generation und die kommenden Generationen unvorstellbar, was diese Zeit auch nachhaltig in Europa, auf unserem Kontinent angerichtet hat.

Ich bin 1994 geboren, ich kenne Österreich nur als Mitglied der Europäischen Union, ich kenne den Eisernen Vorhang nur mehr aus der Geschichte und aus Erzählungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Diese mechanische Barriere, die einen ganzen Kontinent in zwei Teile getrennt hat, ist Gott sei Dank geschicht­lich auch schon sehr, sehr weit weg von uns, und ich bin froh, dass wir diese Grenzen überwunden haben. Daher ist es umso bedenklicher, dass wir über­haupt wieder von Festungen sprechen müssen. (Beifall bei der ÖVP.)

Österreich ist heute in der Mitte, im Herzen Europas und auch der Europäischen Union. Damals waren wir am Rand Europas, damals hat bei uns in Wahrheit der ganze Kontinent aufgehört. Wir wissen, was auf der anderen Seite des Stachel­drahtzauns passiert ist: Dort hat Kommunismus geherrscht, der viel Elend ausgelöst hat (Rufe bei der FPÖ: Was ist mit dem Babler?! ... Babler!), der auch viele Menschenleben gekostet hat – und Freiheit war damals ein großes Fremdwort. Wenn ich mir diese Dringliche Anfrage der FPÖ durchlese – der Freiheitlichen Partei, die Freiheit eigentlich nur im Namen trägt, weil Sie in Wahrheit für Isolation und Abschottung stehen (Bundesrat Spanring: Lockdown, wer ...? Lockdown ...!) –, dann muss ich mich schon fragen, wie sehr man die Augen vor der Realität und insbesondere auch vor der Geschichte verschließen kann. (Beifall bei der ÖVP.)

Das ist eine Partei, die nach wie vor einen Freundschaftsvertrag mit Putin pflegt, die nach wie vor die rechtsextreme AfD verteidigt und in ihrem Wahlprogramm eigentlich nur einen einzigen Inhalt hat: die Europäische Union und Europa zu zerstören. Bevor wir uns aber diesen vielen Schwarzmalereien, denen wir jetzt minutenlang zuhören mussten (Ruf bei der FPÖ: 1 Stunde!), hingeben, ist es besser, die Gelegenheit zu nutzen, das hervorzuheben, was aus der Europäischen


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Union in diesen Jahrzehnten geworden ist: ein Zusammenschluss von mitt­lerweile 27 Staaten (Zwischenruf bei der FPÖ), die sich darauf verstehen, dass in Europa Friede, Sicherheit, Demokratie und Freiheit herrschen (Bundesrat Spanring: Echt? Echt? Friede? Sicherheit? Echt jetzt?!); eine Wirtschafts- und Wäh­rungsunion, die gemeinsam auf eine stabile Entwicklung unserer Länder (Zwischenruf des Bundesrates Leinfellner) und unseres Standortes hinarbeitet; und eine Gemeinschaft, die es ermöglicht, sich innerhalb der europäischen Grenzen frei zu bewegen, zu reisen, zu arbeiten oder vielleicht sogar zu studieren. Das ist in Zeiten, in denen direkt vor den Toren der Europäischen Union Krieg herrscht, alles andere als selbstverständlich – und es ist bald 30 Jahre her, dass die österreichische Bevölkerung sich mehrheitlich für den Beitritt zur Europäischen Union ausgesprochen hat und in einem Vertrauensvotum ein Bekenntnis dazu abgegeben hat.

Heute sieht man in allen Bundesländern Österreichs, welche Vorteile der Beitritt zur Europäischen Union mit sich gebracht hat: Es sind unsere starken Unter­nehmen – 6 von 10 Euro werden in Österreich durch Exporte erwirtschaftet. Jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich hängt mit der Europäischen Union zusammen und wurde überhaupt erst dadurch ermöglicht, dass wir Teil eines großen gemeinsamen Wirtschaftsstandorts sind. (Bundesrat Steiner: ... vernichtet Arbeitsplätze!) Wir sind ein starkes Tourismusland – im Winter wie im Sommer, nicht nur aufgrund der schönen Landschaft, die unser Land prägt. Es sind auch regionale Projekte, die den ländlichen Raum stärken und die von der Europä­ischen Union maßgeblich mitfinanziert werden.

Die Europäische Union ist aber definitiv nicht perfekt, das möchte ich auch betonen. Sie kann und muss in vielen Bereichen auch weiterhin besser werden, und wer an einer starken und besseren Europäischen Union interessiert ist, der darf auch gewisse Vorschläge kritisieren, beispielsweise wenn es um die überbordende Regulierung geht.

Was Sie aber wollen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, ist etwas anderes: Sie wollen, dass wir uns von der Europäischen Union isolieren, Sie


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wollen eine Spaltung herbeirufen. Es geht aber vielmehr darum, an der Union zu arbeiten und sich nicht ständig nur an ihr abzuarbeiten. Das ist der Zugang unseres Bundeskanzlers und der Zugang von uns als Partei der Mitte, als Volks­partei: Wir wollen Europa besser machen! (Beifall bei der ÖVP.) Wir stehen für Zusammenarbeit, für eine starke Europäische Union, in der Österreich nicht nur im Herzen liegt, sondern in dieser auch aktiv mitarbeitet und sich einbringt.

Bevor ich nun zur Beantwortung Ihrer Fragen komme, möchte ich auch die Gelegenheit für einen Appell nutzen: Am 9. Juni finden bei uns in Österreich die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Ich ersuche Sie: Machen Sie von Ihrem Stimmrecht Gebrauch, wenn es darum geht, welche 20 Österreicherinnen und Österreicher unsere Anliegen in Brüssel und Straßburg vertreten!

Ich darf nun zur Beantwortung Ihrer Fragen kommen:

Zur Frage 1:

Wir haben ein Bündel an Maßnahmen ergriffen, um illegale Migration und Schlepperwesen zu bekämpfen: Verstärkung der Grenzraum- und Grenz­punkt­kontrollen zu Slowenien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei; Unterstützung des Grenzschutzes am Balkan und in Ungarn, Verstärkung der Frontex-Einsätze an den Außengrenzen sowie weitere Maßnahmen zur Schleppereibekämpfung wie die Operation Fox in Ungarn; die Führung von schnellen Verfahren bei Personen mit geringer Anerkennungswahrscheinlichkeit, Verstärkung der Rück­führungen.

Wir sehen an den Zahlen, dass diese Maßnahmen auch Wirkung zeigen und Schlepper nun einen Bogen um Österreich machen. (Ruf bei der FPÖ: Ja!) Das bedeutet einen Rückgang der Aufgriffe um 60 Prozent, und im Burgenland gab es bis Ende April lediglich rund 230 Aufgriffe. (Bundesrat Leinfellner: ... nach Rumänien verschifft ...!)


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Zur Frage 2:

Der Asyl- und Migrationspakt ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, da er Maßnahmen enthält, um die illegale Migration nach Europa einzudämmen und damit den Druck auf die EU und Österreich reduzieren zu können. Dazu gehören insbesondere verpflichtende Asylverfahren an den Außengrenzen, inklusive Screening und Haftmöglichkeiten. Wir werden uns weiterhin auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass das europäische Asyl- und Migrationssystem auf neue Beine gestellt wird. Dafür braucht es unter anderem verstärkte Zusammenarbeit mit sicheren Drittstaaten für verbesserte Rückkehrkooperationen, Asylverfahren in sicheren Drittstaaten sowie Rückführungen, ebenso in sichere Drittstaaten. Österreich hat sich in den Verhandlungen immer gegen eine verpflichtende Verteilung eingesetzt und auch erreicht, dass es diese so nicht gibt, sondern die Möglichkeit, Solidaritätsleistungen zu erbringen, wie zum Beispiel die Unter­stützung eines Mitgliedstaates beim Grenzschutz.

Zur Frage 3:

Um illegale Migration nachhaltig einzudämmen und entschlossen gegen Menschenhandel und Schlepperei vorzugehen, braucht es auch internationale Kooperationen wie neue Rückübernahmevereinbarungen, zum Beispiel mit Indien, Marokko oder dem Irak, um illegal Aufhältige konsequent in die Herkunftsländer abzuschieben.

Da hat Österreich 2023 einen Rekord an Abschiebungen mit 12 900 Personen erreicht. Durch die Einschränkung der Visafreiheit in Serbien für Tunesier und Inder wurde ein drastisches Sinken der Zahl dieser Asylanträge erwirkt. Unter­stützung von Bosnien und Herzegowina bei Rückführungen ist wichtig, damit illegal Aufhältige noch vor den Toren der EU abgeschoben werden.

Weiters wurden Kooperationen mit Drittstaaten zur Eindämmung illegaler Migration eingegangen, beispielsweise mit Tunesien oder Ägypten.


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Wir werden uns weiterhin mit gleichgesinnten Mitgliedstaaten dafür einsetzen, dass Asylverfahren in sicheren Drittstaaten ermöglicht werden.

Zudem wurden Investitionen in Hilfe und Unterstützung vor Ort, zum Beispiel nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien, getätigt, um eine Migration in Richtung Europa zu verhindern.

Der Abschluss von bi- und multilateralen Projekten in Herkunfts- und Transit­staaten, beispielsweise zur Stärkung des Grenzschutzes in Tunesien, sowie die Verstärkung der Schleppereibekämpfung durch die internationale Taskforce unter Führung des österreichischen Bundeskriminalamtes seien auch genannt.

Zur Frage 4:

Wie bereits erwähnt zeigen unsere Maßnahmen Wirkung. Schlepper machen einen Bogen um Österreich. Das sieht man auch an der Anerkennungsquote. Diese wurde im Vergleich deutlich reduziert: unter FPÖ-Innenminister Kickl 2018: 47,6 Prozent; 2023 unter ÖVP-Minister Gerhard Karner: 22,6 Prozent. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)

Mehr schnellere Asylverfahren: Wir haben bei den Asylverfahren auch an Tempo gewonnen: 2018: nur 740 Entscheidungen; 2023: 8 400.

Es gibt weniger Geld für Asylwerber: 2018 unter Innenminister Kickl: 142 Euro pro Kopf und Tag für Flüchtlinge; 2023: 80 Euro. (Beifall bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Im Ergebnis gibt es weniger Schutzgewährungen beispielsweise für Afghanen: unter Herbert Kickl: 7 400; unter Gerhard Karner: 2 900.

Zur Frage 5:

Wenn es um die Rolle und die Souveränität der Mitgliedstaaten in der EU geht, hat sich Österreich stets für eine EU ausgesprochen, die sich auf die großen Herausforderungen konzentriert und den Mitgliedstaaten in anderen Fragen die


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Freiheit lässt, diese auf nationaler oder regionaler Ebene zu lösen. Die EU muss Lösungen für große Herausforderungen anbieten, wie etwa bei den Themen Migration, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit, und sollte sich in anderen Fragen, in denen die Mitgliedstaaten oder Regionen selbst besser entscheiden können, zurückziehen. Sich auf die großen Herausforderungen zu konzentrieren heißt auch, mehr Wert auf die effektive Umsetzung bestehender Regelungen zu legen, als neue Regulierungen zu schaffen.

Gelebte Subsidiarität garantiert, dass Entscheidungen so nahe wie möglich am Bürger getroffen werden, und stärkt damit das Vertrauen der Bevölkerung und sorgt für eine breite Akzeptanz für getroffene Entscheidungen, die Grundvor­aussetzungen für funktionsfähige und souveräne Demokratien darstellen.

In diesem Sinne bringen wir uns durchgängig und systematisch in allen relevan­ten EU-Gremien ein und werden uns auch weiterhin dafür einsetzen.

Zur Frage 6:

Ich möchte an dieser Stelle betonen: Österreich ist neutral, und das wird auch so bleiben.

Die Entwicklung im Nahen Osten zeigt, wie wichtig es ist, dass wir auf europäi­scher Ebene die Sicherheit selbst in die Hand nehmen. Die Teilnahme Österreichs am Schutzschirm Europas, am European Sky Shield, ist daher ein notwendiger und wichtiger Schritt, um die Fähigkeitslücken im Bereich der Luftverteidigung zu schließen und damit unser Österreich und unsere Neutra­lität zu schützen.

Zur Frage 7:

Österreich ist weltweit als Plattform und Ort des Dialogs bekannt, wo alle zusammenkommen. Der Multilateralismus ist Teil der österreichischen DNA. Wir bieten Österreich aktiv als Ort für Verhandlungen an, beispielsweise für stra­tegische Gespräche zwischen den USA und China, für Annäherungen zwischen


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Armenien und der Türkei, für Gespräche zur Wiederaufnahme des Wiener Atomabkommens.

In Bezug auf die Ukraine beteiligen wir uns aktiv an Friedensbemühungen. So wird unser Bundeskanzler Karl Nehammer am Friedensgipfel Mitte Juni in der Schweiz Österreich vertreten. Unsere Position ist klar: Krieg kann nur am Verhandlungstisch beendet werden. Wir brauchen eine nachhaltige Friedens­lösung für die Ukraine.

Es wäre aber nicht zielführend, wenn nur westliche Wertegemeinschaften bei den Verhandlungen präsent wären, denn jegliche Lösung muss international breit aufgestellt sein. Dafür braucht es mehr als die EU und die Nato. Deshalb müssen wir Länder wie China, Indien oder Brasilien an Bord holen, nicht nur als Zierde, sondern damit dauerhafte Friedenslösungen gelingen können.

Zur Frage 8:

Die FPÖ beweist wieder ihr vollkommen falsches Verständnis der österreichi­schen Neutralität. Neutral zu sein bedeutet nicht, sich ins außenpolitische Schneckenhaus zurückzuziehen. Österreich war, ist und bleibt weiterhin neutral, wie ich es bereits vorhin in der Beantwortung erwähnt habe. Neutralität kann, soll und wird auch einen Mehrwert haben, gerade in der multipolaren Welt. (Beifall bei der ÖVP.)

Militärisch neutral bedeutet aber nicht, wertneutral zu sein. Wir müssen aktiver und solidarischer Partner in Europa und der Welt bleiben. Aktive Neutralitäts­politik ist und bleibt deswegen ein großer Bestandteil unserer Außen- und Sicherheitspolitik.

Zur Frage 9:

Eine kurze Antwort: 1,5 Milliarden Euro bis Ende 2023.


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Zur Frage 10:

Mir ist wichtig, zu betonen, dass ein Ende der Unterstützung für die Ukraine ein Ende der Ukraine, wie wir sie kennen, bedeuten würde. Das ist nicht im Sinne des Sicherheitsinteresses Österreichs oder der Europäischen Union.

Augenscheinlich ist die FPÖ die einzige Partei in Österreich, die kein Problem damit hätte, wenn Russland bis auf 500 Kilometer an die österreichische Grenze heranrückte. Wir stehen hingegen für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher, und die beginnt nicht erst an der Landesgrenze, sondern in unserer Nachbarschaft.

Wir werden weiterhin humanitäre Hilfe liefern (Bundesrat Spanring: Ihr liefert Waffen! Das versteht ihr ...!) und der Ukraine bei Reformen auf dem europäischen Weg zur Seite stehen. Wir werden aber in Zukunft keine Waffen und keine Munition liefern beziehungsweise das nicht finanzieren. Das ist sowohl der Ukraine als auch den EU-Partnern klar. Bei entsprechenden EU-Beschlüssen enthalten wir uns auch entsprechend. Im Rahmen der Europäischen Friedens­fazilität wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs 5,5 Milliarden Euro an die Ukraine bezahlt. Der österreichische Anteil beträgt rund 158 Millionen Euro.

Zur Frage 11:

Bis 2027 143,5 Millionen Euro.

Zur Frage 12:

Die Kontrolle der Zahlungen im Rahmen der Ukrainefazilität wird von der Europäischen Kommission durchgeführt. Diese wiederum berichtet an die EU-Mitgliedstaaten und an das Europäische Parlament. Zudem haben das Euro­päische Amt für Betrugsbekämpfung, der Europäische Rechnungshof und die Europäische Staatsanwaltschaft Kontrollbefugnisse. Bei Unregelmäßigkeiten


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kann die Europäische Kommission Unterstützungsleistungen kürzen oder einbehalten.

Informationen zur Makrofinanzhilfe und Ukrainefazilität sind öffentlich auf der Website der Kommission und in der EU-Datenbank des österreichischen Parlaments einsehbar.

Mit dem Durchführungsbeschluss des Rates vom 14. Mai 2024 wurde der Ukraineplan genehmigt, welcher Maßnahmen für sektorale und strukturelle Reformen und öffentliche Investitionen in der Ukraine vorsieht. Diese Maßnahmen umfassen unter anderem Strukturreformen, Investitionen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums, Reformen der öffentlichen Verwaltung, die Modernisie­rung der Wirtschaft sowie Maßnahmen zur Stärkung der Rechtsstaatlichkeit.

Zu den Fragen 13 und 20:

Die Stärkung des europäischen Marktes und der Wettbewerbsfähigkeit ist eines der wichtigsten Themen auf europäischer Ebene. Es geht dabei um die Frage, wie wir den europäischen Wohlstand erhalten und im besten Fall noch weiter ausbauen können. Dafür ist es notwendig, dass wir die Deregulierung in den Mittelpunkt stellen.

Derzeit verlieren wir gegenüber den großen Konkurrenten USA und Asien an Wettbewerbsfähigkeit, und deswegen braucht es ein neues Denken in der Union: weg von Verboten, hin zu Innovations- und Forschungsfreundlichkeit sowie Deregulierung.

Es braucht eine rasche und umfassende Umsetzung der von der Europäischen Kommission angekündigten Reduktion der Berichtspflichten um 25 Prozent. Das Ziel muss sein, unsere Unternehmen und auch die Landwirtschaft viel stärker von EU-Bürokratiepflichten zu entlasten – der gute Zweck heiligt nicht die falschen Mittel –, dafür werden wir uns weiterhin einsetzen.


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Die Reduzierung der administrativen Belastungen ist auch ein zentraler Punkt des von Wirtschaftsminister Martin Kocher und Europaministerin Karoline Edtstadler im März vorgelegten Zehnpunkteplans für die Zukunft des EU-Binnenmarktes.

Zur Frage 14:

Die finalen Änderungen gingen zwar in die richtige Richtung, jedoch sind weiterhin viele Fragen, insbesondere der potenziell negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit, die KMUs, aber auch auf betroffene Märkte und mögliche Verdrängungseffekte, nicht zufriedenstellend gelöst und beantwortet. Aus diesem Grund hat Österreich nicht zugestimmt.

Zur Frage 15:

Europa muss auf die Innovationskraft der Wirtschaft und auf Technologie­offenheit setzen. Eine zukunftsfähige Verkehrspolitik muss die Bedürfnisse sowohl urbaner als auch ländlicher Gebiete berücksichtigen. Deswegen muss die Erreichbarkeit von ländlichen Gebieten verbessert, muss die Bahninfrastruktur verstärkt, müssen Investitionen in umweltfreundliche und effiziente Bahnver­bin­dungen gesetzt werden.

Österreich ist ein Autoland, und das Auto wird auch weiterhin primäres Fort­bewegungsmittel sein, um den Alltag der Bevölkerung in ländlichen Gebieten mobil und effizient zu gestalten. Zudem gilt es, Arbeitsplätze zu sichern und die jetzige Infrastruktur an E-Tankstellen auszubauen. Generell müssen wir da über den Tellerrand schauen, weiter denken und auf die Weiterentwicklung von Wasserstoff und E-Fuels setzen. Deswegen müssen wir das Verbrennerverbot überdenken, denn eine reine E-Mobilität könnte zu einer Einbahnstraße mit Sackgasse führen.

Zur Frage 16:

Wir setzen uns auf EU-Ebene massiv dafür ein, dass es wieder einen verstärkten Fokus auf die Wettbewerbsfähigkeit gibt, dass die neue EU-Kommission eine


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neue Strategie für den Industrial Deal vorlegt, welche in Augenhöhe mit dem European Green Deal umgesetzt wird.

Dabei stellt sich der Letta-Bericht grundsätzlich als eine gute Basis dar. In diesem Zusammenhang werden jedoch jegliche neue Berichtspflichten bei den neuen legistischen Vorhaben abgelehnt und besteht die Notwendigkeit der Prüfung bei bereits bestehenden Gesetzen.

Zusätzlich müssen bei der nationalen Umsetzung der kürzlich beschlossenen Green-Deal-Maßnahmen alle Spielräume ausgereizt werden, um bürokratische Belastungen für Wirtschaft und Bauern zu minimieren.

Zur Frage 17:

Der von Bundesminister Norbert Totschnig initiierte Strategieprozess Vision 2028 plus über die Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes hat gezeigt, dass der Green Deal mit seiner überbordenden Bürokratie von den Bäuerinnen und Bauern als größte Herausforderung für die Zukunft ihres Betriebes gesehen wird. Es braucht deswegen einen engagierten ganzheitlichen Ansatz und eine Kurskorrektur hin zu einer EU-Politik mit Hausverstand wie die Vorstöße zur Entwaldungsverordnung.

Damit die Bäuerinnen und Bauern mit ihren Herausforderungen nicht allein­gelassen werden, setzt die Bundesregierung aktiv Maßnahmen zur Unter­stützung. Um nur beispielhaft einige zu nennen: ein auf den Weg gebrachtes Impulsprogramm für die Landwirtschaft – insgesamt 360 Millionen Euro schwer; ein 300 Millionen Euro umfassendes Paket für eine wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft; 120 Millionen Euro Stromkostenzuschuss für die Landwirtschaft; 110 Millionen Euro Teuerungsausgleich sowie die temporäre Agrardieselrückvergütung.

Damit zeigt sich klar, die österreichische Bundesregierung steht auf der Seite der Landwirtinnen und Landwirte. (Beifall bei der ÖVP.)


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Zur Frage 18:

Die Bundesregierung hat Vorkehrungen getroffen und zudem erst kürzlich im Ministerrat ein umfassendes Paket zu leistbarer und sicherer Energie beschlossen, das unter anderem den Bau des WAG-Loop, der Pipeline aus dem Westen, sowie die Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien beinhaltet.

Zudem wurden die strategische Gasreserve und die Bereitstellung von Mitteln zur Unterstützung der Beschaffung von nichtrussischem Gas verlängert. Viele Unternehmen haben auch Vorkehrungen getroffen, um die Versorgungs­sicherheit sicherzustellen. Die E-Control hat bestätigt, dass die Gasversorgung sichergestellt ist.

Zur Frage 19:

Sollten damit die bisherigen und nunmehr überarbeiteten EU-Fiskalregeln gemeint sein, so sei darauf hingewiesen, dass diese vorläufig ausgesetzt waren und es so den Mitgliedstaaten ermöglicht haben, die umfassenden Krisenhilfen zu leisten, die zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie notwendig waren.

Österreich hat sich im Zuge der Überarbeitung der Fiskalregeln dafür eingesetzt, dass die Schuldentragfähigkeit der nationalen Haushalte wieder im Mittelpunkt stehen muss und hohe Schuldenquoten auf einen rückläufigen Pfad gebracht werden müssen, denn klar ist, dass Schulden zurückgezahlt werden müssen.

Frage 20 habe ich bereits zuvor mit Frage 13 beantwortet, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.

Abschließend zur Frage 21:

Österreich bekennt sich auch in dieser Frage selbstverständlich zu seiner ver­fassungsmäßigen militärischen Neutralität. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

15.52



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Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.

Wir gehen nunmehr in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 61 Abs. 7 der Geschäftsordnung die Redezeit jedes Bundesrates mit insgesamt 20 Minuten begrenzt ist.

Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Isabella Theuermann. Ich erteile dieses.


15.53.16

Bundesrätin Mag. Isabella Theuermann (FPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Damen und Herren! Wir sprechen über den EU-Wahnsinn, und ich möchte gleich zu Beginn klarstellen, dass nicht die Europäische Union per se das Problem ist, sondern die auch dort existierende Einheitspartei, also das, was diese Einheits­partei aus der EU gemacht hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Ursprungsgedanke der EU, nämlich Zusammenarbeit und Zusammenhalt für Frieden, Freiheit und Wohlstand, hat natürlich seine Berechtigung und ist absolut unterstützenswert. Wir Freiheitliche wollen ja genau das: eine Besinnung auf eben genau diese ursprünglichen Ziele und folglich ein Europa der Vater­länder, also Nationalstaaten, die viele ihrer verlorenen Kompetenzen wieder von der EU zurückbekommen. (Beifall bei der FPÖ.)

Gerade die ÖVP ist ja mehr als EU-hörig und tut halt immer kurz vor den Wahlen so, als wäre sie eh total kritisch. Deshalb verstehe ich es natürlich, dass unsere Fragen Sie schmerzen, weil Sie Ihnen einen Spiegel vorhalten und Ihnen Ihre eigene Untätigkeit ins Gesicht grinst. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Steiner.)

Wir haben gerade vieles gehört, nur kaum Inhalt, kaum konkreten Inhalt und keine passenden Antworten auf wesentliche Fragen. (Beifall bei der FPÖ. – Heiter­keit der Bundesräte Schreuder und Zauner.)


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Bei der Antwort auf die Frage 1 zum Grenzschutz zeigt sich dann wieder, dass die ÖVP überhaupt kein Interesse daran hat, die nationalen Grenzen zu schützen, und die Grünen, Roten und Pinken würden die Grenzen ja am liebsten sowieso gleich einmal abschaffen.

Gleiches bei der Frage 2 zum EU-Migrationspakt, den ihr durchgewunken habt – von wegen kritisch. Das kollektive Versagen dieser Einheitspartei zeigt sich demnach ganz besonders im Bereich der Asylpolitik. Acht Millionen Menschen sind seit dem Jahr 2015 in die EU gekommen. Österreich hat mittlerweile bekanntlich neun Millionen Einwohner, nur um das Ganze einmal in Relation zu setzen. Österreich war in den letzten Jahren ja ganz besonders von dieser unkontrollierten Massenzuwanderung betroffen.

Die Antwort zu den Fragen 3 und 4: Blabla, mehr war das eigentlich nicht. (Heiterkeit des Bundesrates Ruf. – Bundesrat Buchmann: Das hast dir gestern am Abend zusammengeschrieben!) Damit muss endlich Schluss sein. Eine Festung Österreich ist die Lösung, und die Politik der Einheitspartei, die nur die Interessen der illegalen Einwanderer und der Schlepper vertritt, gehört endlich abgewählt. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Steiner.)

Auch bei der Antwort auf Frage 5 bezüglich der nationalen Souveränität der Mitgliedstaaten und jener auf Frage 6 bezüglich Sky Shield merkt man einmal mehr, dass sich die Europäische Union aktuell mehr denn je vom zuvor erwähnten Ursprungsgedanken entfremdet.

Das war ganz besonders in den letzten Jahren unter Kommissionspräsidentin von der Leyen sichtbar. Was diese Dame betrifft, darf ich alle, die es schon wieder vergessen haben – da vergisst die ÖVP ja ganz schnell –, an die Bestel­lung der 1,8 Milliarden Coronaimpfstoffdosen per SMS erinnern.

Das ist leider nicht das einzige Beispiel für den Wahnsinn der Einheitspartei zugunsten der EU-Eliten. Vielmehr waren die Fehlentwicklungen der EU zuletzt


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überall zu sehen: Asylkrise, Klimairrsinn, Kriegstreiberei und so weiter. Das zeigt sich ja auch an den nichtssagenden Antworten zu den Fragen 7 bis 12.

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, dass wir eine unfähige Bundes­regierung haben, kommt eben dann noch erschwerend diese unfähige EU-Kommission dazu. Oftmals ist es tatsächlich schwer zu sagen, wer Österreich mehr schadet, aber die Kombination ist jedenfalls Gift für die Sicherheit und für den Wohlstand in unserem Land, denn natürlich hat die verfehlte Politik der EU auch enormen Einfluss auf die explodierende Teuerung in Österreich gehabt und das Versagen der Bundesregierung damit noch verschlimmert. (Beifall bei der FPÖ.)

Mit Ihren Antworten zu dem Themenkomplex der Fragen 13 bis 22 haben Sie dann wirklich noch einmal ganz glasklar verdeutlicht, was wir als EU-Wahnsinn bezeichnen. Dieser EU-Wahnsinn, gegen den ausschließlich wir Freiheitliche ankämpfen, sollte auch dem Letzten klarmachen, warum selbstverständlich auch Wahnsinnigkeiten wie die vereinigten Staaten von Europa absolut abzulehnen sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Umso mehr gilt es nun, dieser rot-schwarz-grün-pinken Einheitspartei einen Denkzettel zu verpassen und mit einer Stimme für die FPÖ ein starkes Signal gegen das System abzugeben, denn anders als die EU-Eliten wollen wir Freiheitliche eine Wende zum Guten für Europa. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.59


Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Isabella Kaltenegger. Ich erteile dieses.


15.59.35

Bundesrätin Ing. Isabella Kaltenegger (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, von wo auch immer Sie gerade zusehen! Wir haben jetzt 1 Stunde lang Steiners Stadl oder Löwinger-Bühne gehabt, und wäre es


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nicht so traurig, wäre es manchmal auch unterhaltsam. (Bundesrat Steiner: Nein, 54 Minuten! 54 Minuten!)

Tatsache ist aber: Nicht weit von uns entfernt tobt ein Krieg, ein Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Glauben Sie, meine geschätzten Damen und Herren, wir wären in Österreich sicher, wenn es die EU nicht gäbe? (Bundesrätin Schartel: Ja!)  Sicher nicht. (Bundesrätin Schartel: Aber geh!) Diese Europäische Union ist nämlich das größte Friedensprojekt aller Zeiten. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

123 Kriege gab es auf europäischem Boden in den letzten 300 Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg, 123 Kriege! Am 12. Oktober 2012, wir haben es heute schon gehört, hat die Europäische Union den Friedensnobelpreis erhalten und das Nobelpreiskomitee erklärte, die EU habe aus dem Kontinent des Krieges einen Kontinent des Friedens gemacht. Glauben Sie also wirklich, dass Sie in einer Festung Österreich sicherer wären? – Sicher nicht, denn wenn Sie die Geschichte anschauen: Was ist mit denen in den Festungen passiert? – Die haben Pech hinuntergeschüttet, aber sie sind dann in der Festung verhungert.

Wenn die FPÖ sagt, sie will auch keinen Sky Shield, dann muss man sagen, dass die Bedrohungen anders geworden sind. So sind beispielsweise Drohnen eine der neuen Bedrohungen, und da ist man auch in einer Festung nicht gut aufge­hoben. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Frage zwei: Glauben Sie, unsere Jobs in Österreich wären sicherer, wenn wir nicht in der EU wären? (Bundesrätin Schartel: Ja! – Ruf bei der ÖVP: Nein! – Bundes­rätin Schartel: Ganz sicher, hundertprozentig!) – Nein, denn jeder zweite Job in Österreich hängt vom Export ab. (Weitere Zwischenrufe der Bundesrät:innen Schartel und Steiner.) Gerade für ein kleines Land wie Österreich ist es wichtig, in ein starkes Europa eingebettet zu sein.

70 Prozent des Außenhandels werden mit den EU-Ländern abgewickelt. (Bundesrätin Schartel: Na das haben wir ... auch!) Exporte haben sich seit dem EU-


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Beitritt vervierfacht, Agrarexporte verachtfacht, jene im Milchbereich sogar verzehnfacht. (Bundesrätin Schartel: Wo ist der ...?!) Das betrifft jeden Einzelnen von Ihnen und das betrifft jeden zweiten Job in Österreich. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.)

Glauben Sie, die Menschen, besonders unsere Jugend wäre zufriedener, wenn wir dieses europäische Projekt nicht hätten? – Na mit Sicherheit nicht. Unsere ganzen Freiheiten sollen wir wirklich zu schätzen wissen. Und wenn wir auf die Jugend eingehen: 350 000 Jugendliche haben schon am Erasmus-plus-Programm teilgenommen (Bundesrätin Schartel: Das habt ihr aber auch ...!), und das war, als zum Beispiel ich mein Auslandspraktikum gemacht habe, noch nicht möglich. (Bundesrätin Schartel: Das hat es immer gegeben! Interrail, ...!)

Europa ist alternativlos für uns alle. (Ruf bei der FPÖ: Europa ist auch nicht die EU!) Die positiven Seiten finden leider oft viel zu wenig Anerkennung, vielleicht auch (Bundesrätin Schartel: Weil es keine gibt!), weil sie von manchen Dingen, die nicht ganz praxistauglich gemacht werden, überlagert werden.

Ich sage Ihnen, ich bin eine Praktikerin zu Hause am Hof. Ihr alle habt eine Wohnung oder ein Haus. Stellt euch einmal dieses Haus vor, wenn drei Genera­tionen drinnen wohnen und jeder 30 Jahre lang irgendetwas in dieses Haus hineingibt. Ja, da gehört einmal entrümpelt, und ja, da muss man einmal zusam­menräumen. Wir scheuen diese Arbeit aber nicht, wir machen uns Gedanken darüber, wie wir Europa besser machen können. Wir wollen diese Knochenarbeit angehen und fragen: Wo können wir etwas verbessern? Und diese Ansätze fehlen mir bei der FPÖ extrem. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

Sie würden dieses Haus, in dem sich einiges an Gerümpel angesammelt hat, lieber mit einem Caterpillar wegschieben, anstatt es auszuräumen. Das ist nicht unser Ansatz. (Bundesrat Steiner: Das Haus schimmelt, deswegen!) Wir stehen für ein starkes Europa, das die gemeinsamen Außengrenzen schützt (Bundesrätin Schartel: ... stärker!) und unsere Freiheit beschützt. Wir stehen für ein mutiges


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Europa, das auf eine zukunftsfitte Wirtschaft setzt. Wir stehen für ein Europa, das Perspektiven für unsere Unternehmerinnen und Unternehmer bietet und Innovation vorantreibt. Nur so, nämlich technologieoffen, können wir die Transformation zum Wohle unserer Umwelt schaffen. Dazu braucht es nämlich Wirtschaftswachstum und einen starken Standort. (Bundesrat Steiner: Na das funktioniert ja super!)

Wir brauchen auch eine starke Eigenversorgung, vor allem eine starke Lebens­mittel­versorgung. (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel), und dafür brauchen wir wieder eine starke Landwirtschaft. (Bundesrätin Schartel: Ja, das passiert halt nicht! ... Problem ...!) Nicht jedes Problem, das wir haben, kann in Europa gelöst werden, aber viele Probleme können wir wirklich nur gemeinsam lösen. (Bun­desrat Steiner: Hausgemachte Probleme, hausgemachte Probleme!) Das schaffen wir nur gemeinsam! (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

Ja, wir sind bereit für diese beinharte Knochenarbeit, um diese Europäische Union besser zu machen. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der FPÖ.) Ja, wir brauchen weniger Bürokratielast. Vieles ist gut gemeint, aber nicht immer gut gemacht. Wenn Sie glauben, dass Zölle keine Bürokratie bedeuten, na dann irren Sie sich.

Wir brauchen Innovation statt Verbote, ein Europa, das sich um die großen Fragen kümmert, aber auch viele Dinge dort regelt, wo es bürgernah geschieht und besser aufgehoben ist, nämlich bei den Ländern, bei den Bundesländern oder auch bei den Gemeinden.

Die EU ist gerade in von Krisen geprägten Zeiten unumgänglich, alternativlos und sehr wichtig für uns alle. Sie ist ein Garant für Wohlstand und für unsere Sicherheit.

Setzen wir auf das Miteinander und nicht auf eine Festung oder auf das Zerstören! Spielen wir mit unserem wunderschönen Land, unserer Heimat und unserem Wohlstand nicht russisches Roulette, wie es die FPÖ tut!


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Sie brauchen nur auf zdf.de zu schauen, es gibt gerade Untersuchungen (Bun­desrat Steiner: Ja!) bei der AfD draußen in Brüssel und in Straßburg. (Bun­desrat Steiner: ZDF ist sicher eine gute Quelle!) Da können Sie auch zum Thema Russland nachlesen, da ist einiges Interessantes dabei. – Vielen Dank für Ihre Aufmerk­samkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen. – Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)

16.06


Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster gelangt Bundesrat Stefan Schennach zu Wort. Ich erteile es ihm. (Bundesrat Steiner – in Richtung ÖVP –: Jetzt weiß ich, warum ihr redet, was ihr redet, weil ihr ZDF als Quelle ...! ZDF und ORF als Quelle, ja! – Zwischenrufe bei der ÖVP.)


16.06.39

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Was sollen wir jetzt mit dieser Dringlichen Anfrage machen? Einerseits haben wir die Antwort der ÖVP und das Verhalten der ÖVP im Rahmen der Europäischen Union und im Rahmen ihrer Koalition, und auf der anderen Seite haben wir den Text dieser von der FPÖ geschriebenen Dringlichen Anfrage.

Einen „EU-Wahnsinn stoppen“, das ist schon einmal (Bundesrat Steiner: Gut, wichtig!) ein Schuss ins eigene Knie, denn es gibt keinen EU-Wahnsinn. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrätin Doppler: Doch! – Heiterkeit des Bundesrates Leinfellner.)

Es gibt auch kein „Bürokratiemonster“ EU (Bundesrat Steiner: Ach nein?), denn die Verwaltung der EU ist sehr schlank. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der FPÖ. –Bundesrat Leinfellner: Also ... Kabarett ...!) – Ist schon okay, Kollege Steiner. (Bun­des­rat Steiner: Ich habe nichts gesagt!) Ich habe dir ohne Unterbrechung zugehört. (Bundesrat Steiner: Ich habe nichts gesagt! Hallo! Ich habe nichts gesagt! Nein, nein, nein, kein Wort habe ich gesagt! Kein Zwischenruf!) – Ja, dann deine Claqueure halt, nicht? (Bundesrat Steiner: Ja, das ist wie Husten, aber ich bin’s nicht!) – Gut, dann sag du es halt in deiner Fraktion weiter! Okay. (Bundesrat Steiner: ... Ohrwaschln


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auf und ...! – Ruf bei der ÖVP: Die bei der FPÖ kennen sich nicht mehr aus! – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)

In eurer Dringlichen Anfrage kommen viele Begriffe vor, zum Beispiel „Festung Europa“ (Bundesrat Steiner: Dann soll er in Pension gehen, wenn er einschläft!) und das unsägliche Wort „Remigration“. (Weitere Zwischenrufe des Bundesrates Steiner.) Dass wir das in einem Dokument im Parlament wiederfinden, ist schon bitter genug. Das kommt aus dem Identitären-Wahn, ist rechtsextremistisch und ist im Grunde so etwas wie Deportation, und auch das kann für demokratische Parteien nicht infrage kommen.

Kollege Steiner, jetzt muss ich dich doch ansprechen (Bundesrat Steiner: Ja, jetzt!): Du hast unter anderem aufgezählt, dass du das Europäische Parlament und die Europäische Kommission verkleinern willst. (Bundesrat Steiner: Ja!) 

Erstens: Wenn man ein Parlament verkleinert, dann verkleinert man immer die Demokratie. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.) Das ist immer wieder unser Argument jenen gegenüber, die sagen, wir brauchen den Bundesrat nicht. Wenn wir den Bundesrat abschaffen würden, würden wir die Demokratie in Österreich ärmer machen. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)

Das Europäische Parlament zu verkleinern bedeutet, vielen Regionen und Gebieten die Möglichkeit der Entsendung von Abgeordneten ins Europäische Parlament zu nehmen. Wir wollen die Demokratie stärken und mit Sicherheit nicht schwächen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)

Zweitens – worüber man reden kann, aber da muss man einen Vorschlag machen, Herr Kollege –: Die Kommission ist die Regierung, die kann man verkleinern, aber da müsste man dann ein Angebot machen – das habe ich aber nicht gehört –, indem man sagt: Wir verzichten künftig auf den Kommissar oder die Kommissarin aus Österreich! – Das habe ich noch nie gehört, aber wenn man


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schon so groß fordert, die Kommission zu verkleinern, dann sollte der Erste, der das sagt, auch gleich einen Vorschlag betreffend sich selber machen, denke ich mir. (Beifall der Bundesrätin Schwarz-Fuchs.)

Also wie groß eine Kommission ist, darüber kann man reden. Das ist die Regie­rung – und jede Regierung ist, was ihre Form betrifft, diskutierbar.

Dann das Nächste, der Green Deal: Der Green Deal wird hier irgendwie so als EU-Kommunismus, glaube ich, dargestellt. Da geht es um die entscheidende Frage der Transformation. Das ist die entscheidende Frage, und ich muss mit Frau von der Leyen nicht einer Meinung sein, sie hat ihn zwar zum Schluss abgeschwächt, aber der Green Deal war eine großartige Schöpfung dieser Kommission (Bundesrat Steiner: Wirtschaftsvernichtung!), und an der, an diesem Green Deal, müssen wir weiterarbeiten, denn es ist von einer besonderen Wichtigkeit, wie Europa die Transformation schafft.

Der nächste Punkt, um den es in dieser Dringlichen Anfrage geht, ist die Neutra­lität. Herr Kollege Steiner, ich werde einen Entschließungsantrag einbringen. Das habe ich den Vertretern des Außenamts auch damals im Ausschuss gesagt, dass wir da nicht aufhören, bis wir endlich dieses Dokument vorliegen haben, nach­dem Österreich mit drei weiteren neutralen Staaten im Dezember ein Schreiben mit dem Angebot, die Beziehungen zur Nato zu erweitern und zu vertiefen, an die Nato geschickt hat.

Dieses Schreiben liegt dem Parlament nicht vor, und die Beamten waren im Ausschuss auch nicht willens, uns darüber Auskunft zu geben. Das ist ein grund­legendes Schreiben, so etwas darf man nicht geheim halten, und vor allem nicht, wenn es um das Kernstück Österreichs und seiner Verfassung, nämlich die Neutralität, geht. Das heißt, jegliche Aufweichung der Neutralität ohne Einbezie­hung des Parlaments ist denkunmöglich! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich erinnere mich an folgenden Satz des Vertrags über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union. Da steht – ich weiß das ziemlich wortwörtlich –: Die


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österreichische Neutralität ist Österreichs unverwechselbarer Beitrag für Frieden und Sicherheit in Europa. – Das war unsere Grundlage, das haben wir seinerzeit mit dem EU-Beitritt ausgehandelt. Wir brauchen keiner Euro-Armee beizutreten und nichts, aber unsere Neutralität wurde schon bei unserem Beitritt zur Euro­päischen Union als solche respektiert und war immer unsere sicherheitspolitische und außenpolitische Ausrichtung.

Deshalb gibt es folgenden Entschließungsantrag, den ich hiermit einbringe – er ist auch ausreichend unterstützt –:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, keine Schritte in Richtung eines Bei­tritts zur NATO zu setzen, sich klar zur Österreichischen Neutralität zu bekennen und eine aktive Neutralitätspolitik auf EU- und internationaler Ebene zu betreiben.“

*****

Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Wir feiern jedes Jahr den 26. Oktober als unseren Nationalfeiertag. An ihm erinnern wir uns an die Zeit, in der das österreichische Parlament einstimmig die immerwährende Neutralität beschlossen hat. Deshalb ist es, glaube ich, eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit solch einem Entschließungsantrag die Bundesregierung daran erinnern, denn ich bin der Meinung, dass bei Sky Shield eine Unterschrift einer Verteidigungs­ministerin alleine, liebe Leute, zu wenig ist. (Bundesrat Steiner: Ja, das glaube ich auch!) Das hätte im Parlament entsprechend behandelt werden müssen. (Bundesrat Steiner: Ja!) So geht das nicht! (Bundesrat Steiner: Ja, da bin ich bei dir!)


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Man kann nicht so schlampig mit der Neutralität umgehen! (Beifall bei SPÖ und FPÖ.)

Es wurde hier – ich glaube, mehrmals – das „Bürokratiemonster“ und das Verschwinden und Verschwenden von Geldern erwähnt. Lieber Kollege Steiner, du bist nicht im EU-Ausschuss – das solltest du dir in der Zukunft vielleicht überlegen. (Bundesrat Steiner: Nein, nein ...!) Im EU-Ausschuss machen wir jedes Jahr einmal den gesamten Bericht des Europäischen Rechnungshofes durch und wir sehen, wie penibel die einzelnen Einnahmen und Ausgaben geprüft werden. Auch wenn es negative Berichte des Europäischen Rechnungshofes gibt, bedeutet das nicht, dass da eine Hinterziehung stattgefunden hat, sondern dass manchmal etwas falsch verstanden wurde.

Ich glaube, etwas kann man sagen: Selten ist ein staatliches Budget oder ein hoheitliches Budget so geprüft worden wie das Budget der Europäischen Union durch den EU-Rechnungshof, an dem übrigens auch Österreich maßgeblich beteiligt ist. Auch von uns sitzen dort Prüfer und Prüferinnen drinnen, und ich denke, das ist etwas, was wir auch den Menschen im Zusammenhang mit einer EU-Wahl sagen müssen und können: Ja, wir sind Nettozahler, aber auf unser Geld wird extrem aufgepasst! (Bundesrat Spanring: Geh bitte!) Und ja, das mussten auch jene Bauern, Kollege Silvester, zur Kenntnis nehmen, die geschwin­delt haben, die Felsblöcke als Almgebiet angegeben haben, woraufhin dann die EU sagte: Hallo, Leute, ihr könnt ja nicht die Steinhaufen als Almweideland angeben! – Das ist leider zuhauf passiert.

Das heißt, die EU passt extrem auf, wie das Geld verwendet wird, und das ist richtig.

Was mir heute Vormittag in der Debatte mit Frau Ministerin Edtstadler aufge­fallen ist: Liebe ÖVP, bei euch geht es immer nur um die Wirtschaft. Die Europäische Union aber hat sich gewandelt: Sie ist eine  wirtschaftliche Union gewesen und sie ist eine politische Union geworden. (Bundesrat Buchmann: Aber du weißt, dass Wirtschaft Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind!) Es geht nicht


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nur um Waren und Warenverkehr (Bundesrat Buchmann: Was ist denn Sozialpart­nerschaft?) – ja, ja, Kollege Buchmann, deine Rede solltest du dir gerade im Hinblick darauf selbst noch einmal zu Gemüte führen –, es geht nicht nur um die Wirtschaft, es geht – seit Göteborg – auch um Soziales. Ja, ihr könntet einen ganz großen Schritt, was die Sozialunion betrifft, zum Beispiel dadurch machen, dass ihr euch endlich dazu bekennt, dass es ein EU-Lieferkettengesetz gibt! Euer Koalitionspartner möchte es, wir wollen es, andere wollen es. Das ist Rohstoff­politik, das ist soziale Gerechtigkeit! Niemand will Kinderarbeit, die EU will keine Kinderarbeit (Bundesrat Steiner: Wir haben ja keine in Europa!), niemand will Zwangsarbeit und so weiter. Das ist zum Beispiel etwas, was sehr wichtig ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Oder: Millionen von Menschen in der EU arbeiten immer mehr auf sogenannten Plattformen, sie werden verliehen, wissen zum Teil gar nicht, für welche Firma sie arbeiten, und so weiter. Über die EU-Vorschriften zur Plattformarbeit bekom­men jetzt genau jene Menschen, die in diesen neuen Arbeitsverträgen stecken, Rechte zugesprochen und eine soziale Absicherung, und das ist wichtig.

Wir können aber auch über das Letzte, liebe ÖVP, wo ihr übrigens gemeinsam, in Tateinheit, mit der FPÖ herumschwimmt, sprechen. – Lieber Kollege Schreuder, ich habe es damals sehr bedauert, dass ihr dem grünen Antrag zur Renaturalisie­rung im EU-Ausschuss nicht zugestimmt habt. Jetzt wollt ihr, dass wir euch eine Brücke bauen. Ich muss ehrlich sagen, ihr habt damals gesagt: Das diskutieren wir nicht!, obwohl man nach der Sitzung zu uns gekommen ist und gefragt hat: Können wir das nicht noch einmal auf die Tagesordnung bringen?

Zur Renaturalisierung: Wir haben nur diese eine Natur, die wir extrem verbrauchen. (Beifall bei der SPÖ.)

Okay, wir können jetzt von einem ganz harten Standpunkt ausgehen und sagen, das, was die EU-Staaten da schaffen, wurde, um diese Mehrheit zustande zu bringen, etwas abgeschwächt, aber: Im Sinne des Wiedererwachens der Moore, die so viel CO2 binden, des Öffnens der Flüsse, des Stopps der extremen


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Flächenverbauung, bei der Österreich vorneweg ist, bedarf es dieses Renaturali­sierungsgesetzes! (Bundesrat Schreuder: Renaturierung! – Bundesrätin Schumann: Das ist ja wurscht!) – Moment! (Bundesrat Schreuder: Nein, das heißt Renaturie­rung! – Bundesrätin Schumann: Er weiß ja, warum er was sagt!) – Ich weiß, warum ich etwas sage, genau. (Heiterkeit.) Danke, Frau Vorsitzende! (Bundesrat Schreuder: Ja, aber es heißt nicht Renaturalisierung, es heißt Renaturierung! – Bundesrätin Schumann: Er weiß ja, warum er es sagt!) – Entschuldige, ich glaube, ich weiß, wovon ich rede. (Bundesrat Schreuder: Na ich sage es nur! Ich bin mir nicht sicher! – Bundesrat Leinfellner – erheitert –: Ja, aber sonst keiner! – Bundes­rätin Schumann: Na, Leinfellner!) Ich weiß auch sehr wohl, dass ihr unserer Initiative nicht zugestimmt habt, auch das habt ihr wahrscheinlich vergessen. Genau das sind aber die Dinge, liebe ÖVP, aufgrund deren man sagen muss: Welches Bild bietet ihr in Europa? Das der Bremser – Herr Kocher, der einfach ausbremst, und so weiter –?

Genau zu diesen Dingen haben wir hier eine ganze Reihe von wesentlichen Gesetzen, und dies immer nur dann – das haben wir erst unlängst gehabt –, wenn das Vertragsverletzungsverfahren droht. Wir haben doch erst unlängst eine Richtlinie nachvollzogen, die seit 2018 ausgearbeitet ist. Seit 2018 liegt die irgendwo im Landwirtschaftsministerium in der untersten Schublade, und dann war es klar: Jetzt gibt es nur mehr drei Wochen und dann haben wir ein Vertragsverletzungsverfahren!, und – zack! – das Ding wird herausgeholt. Der Koalitionspartner weiß nicht ganz, warum, aber man muss das noch schnell machen, und das immer auf dem niedrigsten Standard. – So geht das nicht. Bei allen Schutzgesetzen oder allen substanziellen Gesetzen gibt es immer wieder die extreme Schwierigkeit, da irgendetwas durchzubringen.

Kommen wir jetzt aber zurück zu den vielen Bildern, die wir gesehen haben: Diese kleine Movieshow hier ist ja nett gewesen, aber mir haben die Bilder von Frau Kneissl und ihrer Hochzeit gefehlt. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Das kommt schon noch!) – Kommt noch? Gut. Ich sehe also, dass offensichtlich die ÖVP die Bilder hat; gut. Mir haben die Bilder von Strache auf dem Roten Platz


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gefehlt und auch die von Kollegen Hübner, unserem früheren Kollegen hier, der ja auch sehr viel dort war. Ihr hättet übrigens auch den Gusenbauer am Roten Platz zeigen können, in seiner Jugend, aber dieses Foto gibt es offensichtlich nicht. Da gibt es also jedenfalls ein paar, das Interessante ist aber eben diese extrem einseitige Bilderauswahl, die wir hier gesehen haben. Wie ich von meiner lieben Freundin Eder-Gitschthaler höre, kommt aber noch ein Foto, daher bin ich etwas beruhigt. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Was ich nicht verstehe, ist, dass man Farm to Fork hier kannibalisiert. Farm to Fork ist etwas, das sind Initiativen – genauso wie die Frühstücksrichtlinien –, die eigentlich substanziell – und jetzt schaue ich hilfesuchend einen Agrarier an – der Landwirtschaft, vor allem der kleinteiligen Landwirtschaft, verdammt noch einmal, viel helfen! Das hat nichts mit industrieller Landwirtschaft zu tun. Und jeder Schritt, den wir behandelt haben, aus Farm to Fork hat unsere Zustimmung bekommen und unsere Mehrheit bekommen. Ich verstehe daher nicht, dass man das hier an diesem Rednerpult dermaßen verteufelt – aber Kollege Steiner wollte ja eine inhaltliche Debatte über die Europäische Union, daher muss man sie auch ein bisschen liefern, obwohl er hier den einzig Erleuchteten abgegeben hat.

Was vielleicht noch vergessen wurde, ist, dass die Schwesterpartei – nämlich die AfD – aus der gemeinsamen Fraktion ausgeschlossen wurde. Die ist nicht mehr dabei, und beide Spitzenkandidaten der AfD mussten – so ähnlich wie manche Gesetzesvorhaben – schubladisiert werden, weil sie einfach untragbar sind: der eine finanziert von Russland, der andere finanziert von China.

Jetzt frage ich mich: Ist das das, was ihr Europa anbietet? Ich meine, man muss ja schon direkt Madame Le Pen dankbar sein, dass sie sagt: Mit solchen Fraktionen (in Richtung FPÖ weisend) will ich nicht in einer Fraktion sitzen! (Bundesrat Schreuder: Man traut es sich fast nicht sagen, ja!) – Ihr aber haltet in Nibelungen­treue hier daran fest. (Ruf bei der FPÖ: Für dich ein Fremdwort!) – Bitte? (Ruf bei der FPÖ: Für dich ein Fremdwort!) – Also die Nibelungentreue kennt ihr, nicht wahr? (Bundesrat Schreuder: Ich habe es jetzt nicht verstanden! – Rufe bei ÖVP und


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Grünen: Nein! – Bundesrat Schreuder: Was hat er gesagt?) – Bitte? Was ist? (Bundesrat Schreuder: Ich habe es nicht verstanden, was er gesagt hat! – Ruf: Ich auch nicht!) – Ich habe es auch nicht verstanden, aber ich muss nicht immer alles verstehen, was von der FPÖ dazwischengeredet wird. (Bundesrat Spanring: Nein, du verstehst viel nicht, was von uns kommt, aber das macht ja nichts!)

Trotzdem – in diesem Sinne –: Eine Festung Europa brauchen wir nicht. (Heiterkeit und Zwischenruf bei der FPÖ.) Wir brauchen auch keine Remigration – dieses Wort ist unerträglich. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Wir brauchen den Schutz unserer eigenen Neutralität. Wir brauchen ein offenes Europa. Wir brauchen andererseits geordnete Zuwanderung. Gerade heute sind ja die Zahlen gekommen, laut denen wir im letzten Jahr ein weiteres Minus in der Bevölkerung – wenn man die Zahl der Menschen, die gestorben sind, mit der Zahl jener vergleicht, die geboren wurden – verzeichnet haben. Ich will nicht in einer Festung wohnen, in der dann nur noch die letzten 17 Mohikaner existieren und diese alle ein freiheitliches Parteibuch haben. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Das ist, glaube ich, nicht unbedingt notwendig. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Jagl.)


Vizepräsident Dominik Reisinger: Herr Bundesrat, kommen Sie bitte zum Schluss.


Bundesrat Stefan Schennach (fortsetzend): Ich sage nur noch einen letzten Satz, Herr Präsident: Sich auf die Dublin-Verordnung zu beziehen ist ein Blödsinn, denn im Grunde ist diese nicht mehr durchsetzbar. – In diesem Sinne: Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

16.26


Vizepräsident Dominik Reisinger: Der von den Bundesräten Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.


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Wir gehen in der Debatte weiter.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. Ich erteile ihr dieses.


16.27.27

Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Generalsekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor dem Bildschirm! (Rufe: Ich gratuliere zum Karrieresprung! – Na, kann noch werden, nicht?) Habe ich etwas Falsches gesagt? (Bundesrat Schreuder: Staatssekretärin!) – Entschuldigung: Frau Staatssekretärin! – Entschul­digung, jetzt habe ich es. Vielleicht zu meiner Verteidigung: Eine Stunde Darbietung von Kollegen Steiner (Heiterkeit bei Bundesrät:innen von Grünen und ÖVP) ist nur schwer auszuhalten. Das hält man wirklich im Kopf nicht gut aus. (Bundesrätin Schumann: Eine Generalsekretärin! Das auch noch!)

Wo fange ich an? Während die FPÖ sich offensichtlich meistens denkt: Wo beginnen, um möglichst alle Fakten zu beseitigen?, denke ich mir und habe ich mir gedacht: Wo beginnen, um so viel faktenwidrigem, populistischem Unsinn zu begegnen? (Bundesrat Spanring: Bei den Grünen!) – Ja, genau.

Ich fange einmal vorne an – auch wenn meine Vorredner:innen schon auf vieles oder auf einiges eingegangen sind –: Ihr sprecht von der Festung Europa, wobei ihr ja eigentlich eher die Festung Österreich meint. Wie auch immer, ihr seid gegen Migration. Dann schlage ich vor, dass ihr eure Haltung zum Klimaschutz vielleicht einmal dringend überdenkt, denn: Wenn in nicht allzu ferner Zukunft riesige Gebiete auf der Erde aufgrund der Klimaerhitzung unbewohnbar sein werden (Bundesrat Spanring: Wo? Am Südpol, oder?), was werden dann die Men­schen, die dort leben, machen? Ratet einmal: Was werden die machen? – Es ist gar nicht so schwer, sich das vorzustellen. (Bundesrat Spanring: Meinst du, in Südamerika ... die Lithiumfelder, wo sie kein Wasser haben? – Bundesrat Leinfellner: Und das alles nur, weil sie keine Zertifikate kaufen!) – Nein, globaler Süden; das betrifft uns. Ihr habt ja heute selbst auch von Migration aus Afrika gesprochen.


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Also was machen diese Menschen dann? – Die werden sich auf den Weg in noch einigermaßen bewohnbare Gebiete machen, und – Achtung, Spoileralarm! – dazu wird auch Europa gehören (Bundesrat Leinfellner: Da müsst ihr CO2-Zertifi­kate kaufen, weil dann wird es kühler!), das noch einigermaßen lebenswert sein wird.

Unser Ansatz, der Ansatz von uns Grünen – und unsere Motivation für Klima­schutz – ist ja prinzipiell der, dass es allen Menschen gut gehen soll, diese in einer guten, intakten Umwelt leben sollen, dass alle uns nachfolgenden Genera­tionen einfach eine lebenswerte Umwelt haben (Bundesrat Spanring: Das ist Umweltschutz und nicht Klimaschutz!) und sich die Menschen im globalen Süden erst gar nicht auf den Weg machen müssen, nicht vertrieben werden, ihre Heimat nicht aufgeben müssen. (Bundesrat Leinfellner: Aber wenn sie jetzt schon kommen?)

Aber auch dann, wenn man es so sieht wie ihr, müsste man doch eigentlich wirklich der größte Klimaschützer überhaupt sein, denn das wird es sein. (Bundesrat Leinfellner: Aber wir sind auch die Einzigen, wenn ich mir den Schwach­sinn bei euch anschaue!) – Ja, genau. Stattdessen negiert ihr einfach wirklich jegliche Fakten, die seit 40 Jahren auf dem Tisch liegen. (Bundesrat Leinfellner: Die ... zum Beispiel, die Fakten?) Stattdessen bedient ihr diese Erzählung von den bösen, riesigen Flüchtlingswellen. – Ja, da werden wir uns noch anschauen, wenn wir nichts gegen die Klimaerwärmung machen. (Bundesrat Leinfellner: Aber die kommen nicht wegen dem Klima!)

Entweder seid ihr also kollektive Opfer von jahrzehntelangen milliardenschweren Kampagnen der Ölindustrie oder es ist wieder einmal euer Opportunismus, und das wirklich nicht im positiven Sinne dieses Begriffs. (Bundesrat Spanring: Geh, wer hat denn die Grünen ..., war das die OMV? – Bundesrat Leinfellner: ... beim Sozialsystem ..., das könnte man glauben!) Wie ich es in der letzten Sitzung schon angesprochen habe: Es ist euer Opportunismus, der quasi eure Handlungen, eure Haltung antreibt. (Vizepräsident Ebner übernimmt den Vorsitz.)


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Dann haben wir den nächsten Punkt: „Frieden schaffen und Neutralität schützen!“ Ihr fordert eine aktive Friedens- und Neutralitätspolitik. Jetzt frage ich mich: Was tut Österreich sonst? (Ruf bei der FPÖ: Waffen liefern!) – Nein. Ihr wollt gar keine Friedenspolitik. Ihr seid Handlanger Putins. (Bundesrat Spanring: Geh bitte!) Da könnt ihr noch so viele Taferln mit Bildern von früher von Politikern mit Putin hochhalten: Der Unterschied ist, dass diese Verbindungen klarerweise unterbrochen wurden (Bundesrat Spanring: Ja, bei uns auch!), während ihr immer noch Putin die Mauer macht und ihn unterstützt, wo es nur geht, und für ihn sprecht. (Bundesrat Spanring: Echt? Ich hab’ den Putin nicht getroffen!) Ihr seid keine Sekunde daran interessiert, dass die Ukraine sich zu Recht und auch erfolgreich wehrt und verteidigt. Das muss einmal so deutlich gesagt werden: Ihr seid überhaupt nicht interessiert daran. (Beifall bei den Grünen. – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)

Nächster Punkt: Green Deal. (Ruf bei der FPÖ: Green Disaster!) Dazu ist jetzt von Kollegen Schennach und anderen Vorredner:innen schon viel gesagt worden. – Ja mei, das ist euer Lieblingsthema, hat man eh gehört. Das war, weiß ich nicht, gefühlt eine halbe Stunde dieser Dauerrede.

Ich wiederhole meine Aufforderung von vorhin, dass ihr euch vielleicht einmal mit den Fakten auseinandersetzt. Lest einmal ein paar von den IPCC-Reporten, wo genau drinnen steht, in welche Richtung es geht, wenn wir nichts tun! (Bundesrat Spanring: Warum war es die letzten ... Jahre so heiß? Erklären Sie mir das!) Ihr schreibt und sagt: „Der Green Deal ist eine Bedrohung für Europa“, dass er zu teuer ist. – Ich kann nur noch einmal wiederholen: Teurer als Klima- und Umweltschutz ist nur kein Klimaschutz. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Spanring: So ein Blödsinn!) – Nein! Es ist nicht so, wie es Kollege Steiner gesagt hat. Nicht der Green Deal zerstört Europa, sondern das Nichthandeln im Klimaschutz, das zerstört Europa – nicht nur ökologisch, sondern auch ökono­misch. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Spanring: Drum lachen die Chinesen alle!) – Ja, genau.


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Aktuelle Zahlen vom Wifo zeigen zum Beispiel – wir haben heute eh schon ein paar Zahlen dazu gehört –: Österreich kosten die Auswirkungen des Nicht­handelns im Klimaschutz bereits jetzt 5,4 bis 7 Milliarden Euro im Jahr. Das sind die Fakten vom Wirtschaftsforschungsinstitut. (Bundesrat Spanring: CO2-Zertifikate, oder was?)

Um Kollege Spanrings kleines Wortspiel von heute Früh aufzugreifen – da ging es um die ÖVP –: Ich sage, das F in FPÖ steht nicht für freiheitlich, sondern für fossil. Anders kann man es nicht sagen. (Beifall bei den Grünen sowie der Bundes­rätin Doppler. – Heiterkeit und Oh-Rufe bei der FPÖ. – Bundesrat Spanring: Der war gut!) – Das Wortspiel habe ich mir bei euch abgeschaut.

In einem anderen Punkt eurer Anfrage schreibt ihr vom „EU-Coronaregime“: Immer, wenn man glaubt, dass es in einer Tagesordnung keinen Punkt gibt, wo ihr euer Lieblingsthema, euer zweites Lieblingsthema Corona irgendwie unterbringt, wird man eines Besseren belehrt. Ihr schreibt „skandalöse Hand­habung der Corona-Krise“, so nennt ihr das. – Ja, wirklich skandalös, dass durch die Maßnahmen Zustände und horrende Todeszahlen wie beispielsweise in Italien in diesem Ausmaß verhindert werden konnten! Waren alle Maßnahmen immer richtig? – Nein. Aber haben wir vorher gewusst, wie es sein wird? (Bundesrat Spanring: Ja!) – Nein, aber sie haben zumindest das Allerschlimmste verhindert. (Bundesrat Spanring: Geh bitte! Träumer!) Sie haben zumindest das Allerschlimmste verhindert, aber da habt ihr wieder eure alternativen Fakten. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Spanring: Am Stand der Wissenschaft von vor zwei Jahren sind Sie! Zwei Jahre zu spät!)

Jetzt möchte ich noch allgemein auf euren Wahlkampfslogan zu sprechen kommen, der ja auch Titel eurer Anfrage ist – „EU-Wahnsinn stoppen“ – und der auch seit Wochen auf euren Plakaten prangt – Plakate übrigens, die an Geschmacklosigkeit wirklich kaum zu überbieten sind, die in vielen von uns wahrscheinlich eher Brechreiz auslösen, wenn wir ihnen ausgesetzt sind, so geschmacklos sind diese Plakate. (Bundesrat Spanring – mit beiden Händen ein


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Herz andeutend –: Es hat nicht jeder so ein Herz wie die Lena! Ich kann das gar nicht, mir geht’s wie dem Kogler! – Heiterkeit und weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ihr meint also: „EU-Wahnsinn stoppen“. Jetzt stellen sich tatsächlich viele Menschen die Frage: Was ist denn dieser Wahnsinn, den ihr stoppen wollt? Das Kleingedruckte auf euren Plakaten nimmt man neben all der Geschmacklosigkeit nämlich schwer wahr. (Bundesrat Spanring: Da muss man nachdenken, gell?)

Euer Spitzenkandidat und ihr selber gebt aber eh bei jeder Gelegenheit gut Auskunft darüber, was damit gemeint ist. (Bundesrat Spanring: Genau!) Der möchte nämlich den roten Knopf drücken, und was damit gemeint ist, ist doch recht klar, auch wenn er sich sehr bemüht, das Gesagte zu relativieren und wieder zurückzurudern. Ein Beispiel: Er sieht Großbritannien als Vorbild – das finde ich ja überhaupt besonders makaber. Es ist ein sehr gutes Vorbild, kann ich nur sagen: ein Land, das seine gesamte Volkswirtschaft aufgrund des Brexits an die Wand fährt. Gleichzeitig ruft ihr auf die Frage von Kollegin Kaltenegger, ob ihr glaubt, dass die Jobs in Österreich ohne EU sicherer wären, ganz enthusi­astisch Ja. Wie realitätsfern kann man sein? (Bundesrat Spanring: Sicher wären sie ohne die Grünen!)

Ihr steht für eine Halbierung des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission. Das klingt vielleicht für viele Menschen da draußen gut: Büro­kratieabbau. Das ist wirklich sehr wohlklingend. Kollege Schennach hat heute angemerkt, dass er nicht gehört hätte, dass die FPÖ auch auf den österreichischen Kommissar verzichten würde. Da kann ich berichtigen, der Spitzenkandidat der FPÖ hat genau das gemeint: Natürlich, selbstverständlich hält er sogar auch den österreichischen Kommissar für verzichtbar. (Bundesrat Spanring: Ja eh, ist ja auch so!) – Genau, ja. (Bundesrat Spanring: Wer kennt ihn denn? Wahrscheinlich wissen Sie nicht einmal seinen Namen!) – Ja, ja, genau. (Bundesrat Spanring: Ja sagen Sie ihn einmal! Wie heißt er denn? Der Fischler ist es nicht!)

Dennoch: Ihr blendet eure potenziellen Wählerinnen und Wähler mit dem Büro­kratieabbau und so weiter, obwohl ihr genau wisst, was das bedeuten würde,


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nämlich zuerst eine massive Schwächung von kleinen Staaten innerhalb der EU und im Endeffekt eine Aushöhlung und ein Rückbau der EU. Kollege Steiner hat es ja auch deutlich gesagt: Wer für Europa ist, ist gegen die EU! – Ihr glaubt tatsächlich, was ihr sagt, was ihr so von euch gebt. Das ist ja überhaupt das Erschreckende, dass ihr da selber dran glaubt.

Diese Fantasien vom Rückbau der EU in einer geopolitisch explosiven Situation, wie wir sie seit Langem nicht mehr hatten: Ihr glaubt ernsthaft, Österreich könnte in dieser Lage irgendwie bestehen, alleine, außerhalb der EU? (Bundes­rätin Doppler: Ja! Wie die Schweiz!) – Ja, genau. Ganz genau. (Bundesrat Kofler: Der Schweiz geht’s auch gut!) – Genau, die Schweiz.

Ihr sprecht immer darüber, dass ihr ja gar nicht aus der EU austreten wollt, aber ihr argumentiert genau in die Richtung – also was jetzt? Ihr seid die Antieuropa­partei, so einfach ist das, Punkt.

Ich möchte auch noch einen Schritt weiter gehen und aufbauend auf das Gesagte, auf das, was ich vorhin gesagt habe, für Wählerinnen und Wähler über­setzen, was ihr mit diesem EU-Wahnsinn, den ihr da plakatiert und propagiert, mit dem Wahnsinn, den ihr stoppen wollt, genau meint.

Das sind einerseits zum Beispiel die offenen Grenzen, der freie Warenverkehr. –Ist es das, was ihr stoppen wollt? – Keine Ahnung.

Das ist die Freiheit junger Menschen, dass sie in ganz Europa ohne Probleme studieren können. – Diese Freiheit wollt ihr stoppen.

Das ist der freie Arbeitsmarkt, dass alle Europäerinnen und Europäer überall in der EU arbeiten können. – Das wollt ihr stoppen.

Das ist der Schutz unserer Daten im Internet und in den sozialen Medien gegenüber internationalen Konzernen. – Das wollt ihr stoppen.

Dass wir keine horrenden Handygebühren zahlen, wenn wir im europäischen Ausland sind: Das ist der Wahnsinn, den ihr stoppen wollt.


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Das europäische Recht auf Reparatur von Geräten wie Staubsaugern, Fern­sehern, Handys und die Tatsache, dass damit Elektroschrott vermieden wird und die Geldbörsen aller Bewohnerinnen und Bewohner geschont werden: Das ist der Wahnsinn, den ihr stoppen wollt.

Ich kann nur hoffen, dass genügend Menschen sehen, was ihr wirklich seid, nämlich die Antieuropapartei, und dass sie eines nicht wählen: euren Wahnsinn. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

16.39


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky. Ich erteile ihm das Wort.


16.40.14

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident! Werte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich werde die Themensetzung der FPÖ zum Anlass nehmen, um zwölf Vorteile, die die vereinigten Staaten von Europa bringen, aufzuzählen. (Bundesrat Spanring: Die gibt es aber nicht!)

Die vereinigten Staaten von Europa, wenn es sie dann gibt, würden bringen:

erstens: ein echtes Ende der Grenzkontrollen zwischen den Mitgliedstaaten, weil an der Außengrenze lückenlose Grenzkontrollen stattfinden (Bundesrat Spanring: Das funktioniert jetzt schon nicht!);

zweitens: schnellere Entscheidungen im Interesse Europas, weil die Vetokeule der nationalen Politikerinnen und Politiker abgeschafft wird und die Mehrheit entscheidet;

drittens: größere Chancen auf einen Arbeitsplatz in der EU, weil alle Schul- und Berufsausbildungen unbürokratisch anerkannt werden;


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viertens: mehr Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger, weil die Rechte des EU-Parlaments gestärkt, unter anderem durch ein Initiativrecht, und europäische Volksbegehren möglich werden;

fünftens: weniger illegale Migration und überlastete Mitgliedsländer, weil Asylverfahren an den Außengrenzen nach gemeinsamen Regeln in zentralen Anlaufstellen durchgeführt werden und jedes Land einen fairen Anteil an anerkannten Asylwerberinnen und Asylwerbern aufnimmt;

sechstens: mehr Transparenz und Verantwortung, weil die Bürgerinnen und Bürger die Kommissionspräsidentin oder den Kommissionspräsidenten direkt wählen und diese:dieser mit dem Parlament eine Kommission zusammenstellt, die viel kleiner ist als aktuell;

siebentens: weniger Abhängigkeit von den USA in Sicherheitsfragen, weil die EU über eine eigene Berufsarmee verfügt, die Europa aus eigener Kraft sichern und verteidigen kann;

achtens: günstigere Energie und eine krisensichere Versorgung, weil die EU einen grenzüberschreitenden Energiemarkt errichtet und sich von ausländischen Öl- und Gasimporten unabhängiger macht;

neuntens: langfristig sichere Arbeitsplätze, weil eine gemeinsame EU-Wirtschafts- und Industriepolitik unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Groß­mächten wie den USA und China garantiert;

zehntens: eine demokratische und handlungsfähige EU, die dank direkt gewählter Kommissionspräsidentin oder direkt gewähltem Kommissions­präsidenten mit weniger Bürokratie schnell auf Krisen reagieren kann und die richtigen Maßnahmen für die Zukunft Europas treffen kann;

elftens: einen neuen Wirtschaftsboom in Europa, weil Zukunftsinvestitionen im Vordergrund des neuen Budgets stehen und nach Jahren der neuen Regelungen dann Entbürokratisierung geliefert wird;


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zwölftens: Die vereinigten Staaten von Europa würden weniger Inflation bringen, weil sich die Europäische Zentralbank dank glaubwürdiger Regeln für alle EU-Finanzministerinnen und -Finanzminister zu 100 Prozent dem Kampf gegen die Teuerung widmen kann;

und zwölf a): Sie würden florierende Start-ups und mehr Jobs in mehr Zukunftssektoren bringen, weil die vereinigten Staaten von Europa auch den gemeinsamen Kapitalmarkt umsetzen und bis zu 500 Milliarden Euro mehr privates Kapital für junge Unternehmen mobilisieren würden. – Vielen Dank. (Beifall bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätin Eder-Gitschthaler.)

16.43


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Marlies Doppler. Ich erteile ihr das Wort.


16.43.53

Bundesrätin Marlies Doppler (FPÖ, Salzburg): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Staatssekretär! Ja, in wenigen Tagen jährt sich zum 30. Mal die Volks­abstimmung von 1984 darüber, ob Österreich der EU beitritt oder nicht. Das Ergebnis kennen wir ja. (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: 94! – Staats­sekretärin Plakolm: 94!) – Danke. Mit 66,6 Prozent ist die Abstimmung für die EU ausgegangen, sodass Österreich ab 1. Jänner 2025 dann 30 Jahre der EU angehört haben wird. Die Hoffnungen und das Vertrauen der Menschen in die EU waren damals sehr groß. Übrig geblieben ist davon heute nicht mehr viel. Lediglich 36 Prozent der Österreicher vertrauen dieser EU noch.

Das ist aber kein Wunder, denn Stück für Stück für Stück hat diese EU unser Heimatland Österreich ausgehungert. Da rede ich noch gar nicht von so Unsinnigkeiten, Sinnlosvorschriften wie einer Gurkenkrümmung – sie ist eh abgeschafft worden –, da rede ich noch gar nicht von einer Sinnlosvorschrift,


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dass man auf unseren Almen auf einem Holzbrettl keine Brettljause mehr servieren darf. (Bundesrat Schreuder: Schildlaus, sage ich!) Ja was soll denn der Schwachsinn sein? Was soll denn der Schwachsinn sein? Auf einer Almhütte gehören ein Holzbrettl und eine gute Brettljause einfach dazu. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Schreuder: Schildlaus!)

Da rede ich auch noch nicht über die Diskussion, ob eine Karotte Obst oder Gemüse ist oder ob wir in Zukunft vielleicht Insektennahrungsmüll essen müssen – nein, nein! –, sondern ich rede davon, was diese EU den Österreichern in den letzten Jahren wirklich zugemutet hat. Das passt einfach auf keine Kuhhaut. Das passt auf keine Kuhhaut! Österreich mutierte von einem einst – eigentlich – reichen Land, in dem die Bevölkerung im Wohlstand, in Sicherheit, in Frieden leben konnte, zu einem Bittsteller in der EU. Unterstützt wird diese EU – darum sind ja da auch Zwischenrufe von den Sozialdemo­kraten – von einer Einheitspartei in Österreich; einer Einheitspartei, zusammen­gesetzt aus ÖVP, Grünen, Sozialisten und NEOS. Ihr habt in blinder EU-Hörigkeit all diesen Unsinnigkeiten zugestimmt. (Beifall bei der FPÖ.)

Es war ein Kniefall. Es waren ein Kniefall und ein Verrat unserer schönen Heimat Österreich par excellence! Das war Verrat.

Lassen wir es einmal kurz Revue passieren. Wie schaut es denn aus mit dem Souveränitätsverlust? Das ist ein Verlust der nationalen Entscheidungs­kompe­tenzen und der Entscheidungsfreiheit. Das ist die Übertragung von unzähligen Kompetenzen von Österreich an die EU. Durch das Einmischen in einen Krieg, wo wir nichts verloren haben, hat Österreich de facto die Neutralität aufge­geben. (Beifall bei der FPÖ.)

Wie schaut es denn aus mit der Bürokratie und den Regulierungen? Wir haben es ja heute schon gehört: Ja, übermäßige Bürokratie herrscht vor. Durch all die EU-Verordnungen und -Richtlinien wird es ja nicht leichter. Es gibt einen übertriebenen Beamtenapparat mit über 60 000 Beamten. Es gibt Einschrän­kungen für Klein- und Mittelbetriebe, die sie sehr belasten.


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Wirtschaft und Finanzen: Alleine die Kosten für die EU-Mitgliedschaft sind immens. Wir sind Nettozahler. Dann kommen noch zusätzliche finanzielle Belas­tungen, wo wir uns an sogenannten Rettungspaketen und sonstigen Beiträgen zum EU-Haushalt beteiligen müssen. Ein Wahnsinn! Das alles müssen die öster­reichischen Steuerzahler mitberappen.

Bei der Migration und bei der Sicherheit hat doch die EU wahrlich auf ganzer Linie versagt. (Bundesrat Schreuder: Willst du jetzt austreten? Ja oder nein?) Es wurden Tür und Tor geöffnet: Alleine 2023 gab es in der ganzen EU 1 142 680 Asyl­ansuchen – Wirtschaftsflüchtlinge! Ich weiß nicht, wo Syrien, Afghanistan und sonstige arabische Länder oder Afrika an die EU grenzen, bitte gar schön! (Beifall bei der FPÖ.)

Österreich ist bei den Asylanträgen das am zweitstärksten belastete Land in der EU. Man muss sich das einmal vorstellen: Pro 100 000 Einwohner gibt es in Österreich 651 Asylanträge. Das ist ein Irrsinn! In ganz Europa sind wir am zweitstärksten belastet. Von 2015 bis jetzt sind in ganz Europa über acht Millio­nen Asylanten reingekommen. Von den eineinhalb Millionen Illegalen, die verschwunden sind – das wollen wir gar nicht wissen –, rede ich da noch gar nicht. Das sind so viele Menschen, wie Österreich Einwohner hat.

Ich sage es euch und ich sage es euch zum wiederholten Male: Österreich ist ein Sozialstaat – und dieser kippt. Unser Sozialstaat kippt! Österreich ist ein Sozial­staat und kein Einwanderungsland! (Beifall bei der FPÖ.)

Es gibt einen völligen Kontrollverlust über die nationalen Grenzen und das bereitet uns eben große Probleme. Jeder darf hereingelassen werden.

Weil wir es heute eh schon hatten: Eine Benachteiligung österreichischer Bauern durch die Gemeinsame Agrarpolitik, durch die GAP, ist auch zu sehen.

Die neueste Schnapsidee, das, was Frau Gewessler ja unterschreiben möchte – oder nicht unterschreiben möchte –, sind aber die Renaturierungspläne. Ein Irrsinn ist das! Unsere Bauern werden ausgehungert, unseren Bauern wird die


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Existenz vernichtet und unsere Bauern werden enteignet. (Beifall bei der FPÖ. Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.) So, wie es derzeit ausschaut, stimmt eine grüne Ministerin gegen die Interessen aller Bundesländer. Zum Schämen ist das! Unsere Almwirtschaften werden zerstört. (Bundesrätin Miesenberger: ... Agrarwirtschaften!)

Der Sozialstaat, habe ich eh vorhin schon gesagt, schrumpft – ja, der schrumpft. Tut nur alle rein ins Land und den Familienzuzug auch noch dazu. Vielleicht müssen irgendwann einmal wir Österreicher auswandern, weil wir einfach ver­trie­ben oder verdrängt werden.

Es ist einfach an der Zeit, Klartext zu sprechen: Klartext über die Europäische Union, aber das wollt ihr ja nicht hören. Es mag ja vielleicht sein, dass sich die EU selbst als Verteidigerin von Freiheit und Demokratie darstellt, aber in Wahrheit ist sie doch ein bürokratisches Monster, damit ich es noch einmal wiederholen darf (Beifall bei der FPÖ) – ein bürokratisches Monster, das unsere nationalen Souveränitäten untergräbt und die Bürger entmündigt. Ich darf nur wieder an Corona erinnern: Da sollten wir nicht nur entmündigt werden, sondern wir wurden auch eingesperrt und unterdrückt. So schaut es nämlich aus! Wenn ihr ein bisschen eine Luft habt, dann geht ihr so mit dem eigenen Volk um. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir Freiheitlichen hingegen stehen zu einem starken Europa, zu einem starken Kontinent, aber nicht zu einer EU in dieser derzeitigen Form. Eine Europäische Union in dieser derzeitigen Form ist für uns nicht akzeptabel. Es muss Schluss sein! (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ.) Es muss Schluss sein mit einer überborden­den Bürokratie, es muss Schluss sein mit einem aufgeblasenen Beamtenapparat und es muss Schluss sein mit den Schikanen gegen die Nationalstaaten!

Wir stehen zu einem Europa der Vaterländer, das heißt zu den einzelnen nationalen Staaten mit ihrer eigenen schönen Kultur, welche jedes einzelne Land hat. Und wir, die nationalen Staaten, müssen uns endlich die Kompetenzen, die uns Brüssel abgeknöpft hat, wieder zurückholen, sodass die Menschen in den


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jeweiligen Staaten selbst beschließen können, was gut für die jeweiligen Länder und für sie selbst, die dort wohnenden Menschen, ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Und wir müssen den Brüssler Zentralismus stoppen. Um diesen ganzen EU-Wahnsinn aber tatsächlich zu stoppen, gibt es wirklich nur eine einzige Antwort: am 9. Juni 2024 die FPÖ zu wählen. (Beifall bei der FPÖ.) Dann gibt es die Chance und die Möglichkeit, eine Festung für Europa als Garant für Sicherheit, für Wohlstand, für Frieden und Freiheit zu gewährleisten.

Ich möchte jetzt nur am Schluss noch ganz kurz replizieren: Kollege Schennach ist gerade nicht im Haus (Bundesrätin Schumann: Im Raum!) – im Raum –, aber wir kennen eh seine Münchhausen-Geschichten.

Kollegin Jakl von den Grünen (Rufe bei den Grünen: Jagl!), Jagl von den Grünen hat uns Freiheitlichen faktenwidrigen populistischen Unsinn vorgeworfen. Ich darf dieses Kompliment oder Nichtkompliment nur zurückgeben, denn das, was wir uns da zuerst haben anhören müssen (Bundesrat Schreuder: Oh, ihr Armen!): Wir sind Putin-Freunde, wir sind Handlanger Putins, wir unterstützen Putin, wo es nur geht!, das stimmt ja gar nicht, das ist faktenwidrig und populistisch. (Beifall bei der FPÖ.)

Hainburger Au: Frau Kollegin Jagl, ich bin in der Hainburger Au gesessen, gemein­sam mit dem Ring Freiheitlicher Jugend, und habe mich mit dem Auhirsch – also wer ihn kennt, den Auhirsch: den Nenning – bestens unterhalten. (Bundesrat Buchmann: Hast auch ... getroffen?) Sie haben aber vorhin vergessen, etwas zu erwähnen: Von wem ist denn Ihre Bewegung damals finanziell unterstützt worden? – Ja genau, ihr seid von der OMV unterstützt worden! Wie doppel­bödig ist denn das? Da geht ihr demonstrieren – ich habe es wirklich aus Idealismus gemacht (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der Grünen), dass ich in der Hainburger Au gesessen bin –, und ihr seid dafür gesponsert worden. Ich nicht! Ich habe mir das wirklich zu Herzen genommen – aber es ist ja gut ausgegangen. (Ruf bei den Grünen: Was zu Herzen genommen? – Zwischenruf des


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Bundesrates Schreuder.) Ja, ihr habt leider Gottes ideologische Scheuklappen auf.

Betreffend das Kompliment von fossil: Fossil ist ja urzeitlich. Damit man so lange überleben kann, braucht man schon eine Widerstandskraft. Diese Widerstands­kraft haben wir Freiheitlichen, damit wir so viel Blödsinn von euch aushalten können. – Danke sehr. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)

16.54


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Christine Schwarz-Fuchs. Ich erteile ihr das Wort.


16.55.06

Bundesrätin Mag. Christine Schwarz-Fuchs (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Wir haben nun heute schon einiges gehört, warum die Europäische Union wichtig ist, was die Chancen, aber auch die aktuellen Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode sind.

Am 9. Juni wird das neue EU-Parlament gewählt. Die EU-Wahl ist eine der größten Wahlen weltweit mit rund 400 Millionen Wahlberechtigten. Es ist sehr wichtig, dass jede Einzelne, jeder Einzelne sein Wahlrecht wahrnimmt und am 9.6. wählen geht oder bis spätestens 7.6. per Briefwahl wählt. Jede Stimme zählt. Es ist wichtig, dass die Menschen in Europa mitbestimmen, in welche Richtung sich die EU entwickeln soll. In einer Zeit, in der die Welt vor so vielen Heraus­forderungen steht, ist es entscheidend, die Bedeutung von Einheit und Zusam­menarbeit zu betonen. Und genau da kommt die Europäische Union ins Spiel.

Lassen Sie uns einen Moment innehalten und über die historische Entwicklung sprechen: Der Gedanke der europäischen Einigung entstand als Antwort auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Die Gründerväter der EU hatten die


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Vision einer gemeinsamen Zukunft, in der die Nationen Europas in Frieden und Wohlstand zusammenleben. Diese Vision wurde zur Realität, als im Jahr 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet wurde, die 1957 auf weitere Wirtschaftsbereiche ausgeweitet wurde, und mit der Unterzeich­nung der Römischen Verträge im März 1957 die Grundlage für die heutige Europäische Union gelegt wurde.

Österreich hat sich dieser Vision angeschlossen und ist seit 1995 stolzes Mitglied der Europäischen Union. Unser Beitritt war ein historischer Schritt, der es uns ermöglicht hat, fest in das Netzwerk europäischer Staaten eingebunden zu sein. Österreich hat enorm von dieser Zugehörigkeit zur Europäischen Union profitiert. Seit unserem Beitritt im Jahr 1995 hat die EU dazu beigetragen, unsere Wirtschaft zu stärken, unseren Einfluss in der globalen Arena zu erhöhen und vor allem den Frieden und die Stabilität in unserer Region zu fördern. (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesrät:innen der Grünen sowie der Bundesrätin Grossmann.)

Da die FPÖ davon gesprochen hat, dass sie ja sehr EU-kritisch ist und am liebsten wieder zurück zu einem System der Nationalstaaten möchte, lassen Sie mich einige Gründe nennen, warum die Mitgliedschaft Österreichs in der EU von entscheidender Bedeutung ist.

Erstens: Die Europäische Union ist ein Garant für Frieden und Stabilität in Europa. Nach Jahrhunderten von Konflikten und Kriegen hat die EU eine Ära des Friedens und der Zusammenarbeit eingeleitet. Durch die Schaffung enger wirtschaftlicher und politischer Bindungen zwischen den Mitgliedstaaten haben wir eine solidarische Gemeinschaft geschaffen, die auf Dialog und Kompromiss basiert. Durch die engere Zusammenarbeit im Bereich der Justiz und inneren Angelegenheiten können wir effektiv gegen grenzüberschreitende Kriminalität und Terrorismus vorgehen.

Außerdem hat Österreich durch die Beistandspflicht der anderen EU-Länder ein großes Sicherheitsnetz für den Fall, dass wir in Österreich einmal angegriffen werden, was wir aber natürlich nicht hoffen. Das kommt gerade in den Gesprächen,


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die ich die letzten Tage und Wochen mit den Bürgerinnen und Bürgern geführt habe, immer wieder als sehr wichtiges Thema vor: die Sicherheit.

Was bedeutet diese Beistandspflicht genau? – Es bedeutet, dass die anderen Länder uns helfen und auch militärisch beistehen müssten, sollten wir Hilfe benötigen. In der irischen Klausel ist geregelt, dass nur die drei neutralen Länder, das sind Irland, Malta und Österreich, von dieser militärischen Beistandspflicht ausgenommen sind. Das bedeutet, wir haben 24 Länder, die uns als Schutz­schirm zur Verfügung stehen, sollten wir einmal angegriffen werden. Und 23 von diesen 24 Ländern sind nun Teil der Nato. Neben den neutralen Ländern ist nur Zypern nicht bei der Nato. Zypern würde zwar auch gerne der Nato beitreten, aber die Türkei ist dagegen.

Die Nato hat ein sehr starkes Netzwerk und ist gut organisiert. Das heißt, dass 23 Mitgliedstaaten bei der Nato sind, ist eine gute Grundlage für die Sicherheit bei uns in ganz Europa. Trotzdem aber werden wir diese Sicherheitsunion weiterentwickeln müssen, um uns gegen Angriffe von außerhalb der EU zu wappnen. Das Recht des Stärkeren gilt in der aktuellen Zeit immer mehr, man sieht es zum Beispiel auch im Russland-Ukraine-Konflikt. Das heißt, die EU muss militärisch stark sein, um sich auch in Zukunft behaupten zu können.

Österreich darf – darf oder muss – zwar aufgrund der Neutralität keine militä­rische Beistandspflicht leisten, aber Österreich ist seit 1995 mit der Nato in der Partnerschaft für den Frieden. Rund 25 000 österreichische Soldatinnen und Soldaten waren bisher bei Nato-Einsätzen dabei. Im Kosovo hat Österreich bei der KFOR sogar einmal ein Teilkommando geleitet. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.) Bei diesen Friedenseinsätzen machen die österreichischen Soldaten außerdem wichtige Erfahrungen.

Zweitens bietet die EU eine Vielzahl von wirtschaftlichen Vorteilen für Öster­reich. Der Binnenmarkt der EU ermöglicht es österreichischen Unternehmen, ohne Grenzen zu handeln und zu investieren. Dadurch werden Arbeitsplätze geschaffen und unser Wohlstand gesteigert. Zudem profitieren wir von den


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Strukturfonds der EU, die zur Entwicklung unserer Infrastruktur und zur Förderung von Innovationen beitragen.

Ich habe es heute Morgen in der Aktuellen Stunde bereits erwähnt: Die Exporte der österreichischen Unternehmen haben sich seit unserem EU-Beitritt vervierfacht. In meinem Heimatbundesland Vorarlberg haben sie sich sogar verfünffacht, und wie die steirische Kollegin Grossmann heute schon erwähnt hat, haben sich die Exporte in der Steiermark sogar verachtfacht (Bundesrätin Grossmann: Verneunfacht!) – verneunfacht.

Die EU-Mitgliedschaft ist also ein großer wirtschaftlicher Erfolg für Österreich und für unsere ganze Gesellschaft. Mehr Wirtschaftsleistung bedeutet mehr Jobs und auch mehr Steuereinnahmen, die für die Finanzierung unseres Sozial­systems und unseres guten Pensionssystems unerlässlich sind. Das Pensions­system, das wir in Österreich haben, muss europaweit, ja wahrscheinlich sogar weltweit, seinesgleichen suchen: Wir haben ein relativ niedriges Pensions­antrittsalter und zahlen trotzdem hohe Pensionen aus. Dieses Pensionssystem können wir nur aufrechterhalten, wenn es der österreichischen Wirtschaft weiterhin gut geht.

Der EU-Binnenmarkt, aber auch die diversen Handelsabkommen, die die EU mit anderen Regionen dieser Welt geschlossen hat, sind ein sehr wichtiger Motor für unsere Unternehmen. Der Binnenmarkt der EU ist eine der größten Errungen­schaften des europäischen Projekts. Er ermöglicht es österreichischen Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen ohne Einschränkungen in ganz Europa zu verkaufen. Dadurch entstehen wie bereits erwähnt Arbeitsplätze und Wohlstand, sowohl in Österreich als auch in anderen Mitgliedstaaten.

Drittens spielt die Europäische Union eine entscheidende Rolle bei der Bewälti­gung globaler Herausforderungen, ob es sich um den Klimawandel, die Bekämp­fung von Terrorismus oder die Bewältigung von Migrationsströmen handelt. Gemeinsame Lösungen sind erforderlich. Als Teil der EU haben wir eine starke Stimme auf der internationalen Bühne und wir müssen diese noch weiter stärken


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und gemeinsam mit unseren europäischen Partnern effektive Antworten auf diese Herausforderungen finden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, wir haben es heute schon gehört, sind der Umweltschutz und der Green Deal. Die Umsetzung dieser Ziele ist sehr wichtig, um den Planeten für die zukünftigen Generationen zu schützen. Auf diesem Weg müssen aber auch die vielen Unternehmen in ganz Europa mitgenommen und unterstützt werden.

Jetzt möchte ich auf ein paar Dinge eingehen, die Kollege Steiner einleitend gesagt hat. Es wurde ja schon viel dazu gesagt und ich werde jetzt nicht auf alles eingehen, aber ein Punkt hat mich besonders gestört: Du hast gesagt, die EU gebe „98,4 Milliarden Euro“ für „Entwicklungshilfe außerhalb Europas“ aus, und du hast es so gesagt, als ob das zu viel wäre, du hast das kritisiert. (Bundesrat Steiner: Viel zu viel!) – Viel zu viel.

Meiner Meinung nach ist das viel zu wenig. Die Weltbevölkerung steigt täglich um circa 250 000 Menschen. (Bundesrat Steiner: Aber die Relation zur Sicherheit!) Das muss man sich einmal vorstellen: 250 000 Menschen pro Tag mehr auf dieser Welt! (Bundesrat Steiner: In Relation zur Sicherheitsausgabe!) Dieses Bevölkerungswachstum passiert nicht in Europa. (Bundesrat Steiner: In Relation zu den 20 Milliarden für Sicherheit!) Wir sind aktuell knapp 6 Prozent der Weltbevöl­kerung. Die Prognosen sagen, bis zum Jahr 2040 sind wir hier in Europa noch ungefähr 4 Prozent der Weltbevölkerung. Die Bevölkerung wächst außerhalb Europas, in Asien und in vielen Ländern Afrikas. Der Lebensmittelbedarf wird laut den Schätzungen der Unido bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent steigen, bis zum Jahr 2050 brauchen wir weltweit 50 Prozent mehr Lebensmittel, als wir aktuell haben und produzieren. (Bundesrat Steiner: Gut, dass wir die Bauern ...!)

Was passiert, wenn wir die Menschen außerhalb der EU nicht fördern und nicht schauen, dass sie dort effektive Methoden für die Landwirtschaft haben und investieren können? – Die Leute haben Hunger. Was machst du, Kollege Steiner, wenn du mit deiner Familie Hunger hast und in den sozialen Netzwerken siehst,


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dass es den Leuten in Europa gut geht, dass da niemand Hunger hat? (Ruf bei der FPÖ: Nicht renaturieren! – Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) Ja, was machst du, wenn du in Afrika lebst? – Du machst dich mit deiner Familie auf den Weg, weil du dort hingehen willst, wo du keinen Hunger mehr hast. (Bundesrat Spanring: ... Menschen ... eurer Politik! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Darum ist es sehr wichtig, dass die EU auch Länder außerhalb der EU fördert, dass dort investiert wird und dass auch vor Ort in den Anbau von Lebensmitteln und in die Landwirtschaft investiert wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundes­rät:innen der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Aber ihr macht unsere Bauern kaputt! – Bundesrat Schennach: Er ruft die Caritas in Tirol an! – Heiterkeit bei der SPÖ. – Bundesrat Schennach: Weil die Volkshilfe traut er sich nicht anzurufen!) Kollegin Doppler hat auch gesagt: „Österreich ist [...] kein Einwanderungsland“, aber wie gesagt, wenn die Menschen Hunger haben, dann machen sie sich auf den Weg.

Wir sind auch sehr froh, dass vor Kurzem dieser Asyl- und Migrationspakt beschlossen wurde. (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Doppler und Spanring.) Dieser ist sehr wichtig, denn, wie Kollege Steiner gesagt hat – und ich erwähne das auch immer, wenn ich unterwegs bin –, Österreich ist sehr stark betroffen. In Österreich haben wir den zweithöchsten Stand an Asylanträgen im Verhältnis zu unserer Bevölkerung – nach Zypern. (Bundesrat Schennach: Anträge, nicht Bewil­ligungen!) Zypern ist an erster Stelle, Österreich gleich an zweiter Stelle. Österreich ist also sehr stark davon betroffen. Die Asylwerber kommen zu uns und durchqueren eigentlich einige sichere Drittstaaten, aber sie sagen nicht dort: Asyl!, sondern sie sagen in Österreich: Asyl! (Bundesrat Steiner: Aber der Migra­tionspakt hebelt Dublin III aus!)

Es gibt da sehr viele Schlepper, das Schlepperwesen boomt, und mit diesem Asyl- und Migrationspakt wird diesem Schlepperwesen Einhalt geboten. (Bundesrat Steiner: Nein! Das hebelt Dublin III aus, der Pakt!) – Lass mich bitte ausreden, ich habe dich auch ausreden lassen! (Bundesrat Steiner: Ja, aber er hebelt Dublin III aus! – Bundesrat Schennach: Anträge heißt nicht Bewilligung!)


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Es ist so: Wenn in Zukunft jemand in Österreich: Asyl!, sagt, dann wird diese Person wieder an die Außengrenzen gebracht. An den Außengrenzen werden die Asylanträge behandelt (Bundesrat Schennach: Wir haben die Anträge, aber von denen ist ja nur ein Bruchteil bewilligt!), und wer einen positiven Asylbescheid hat, der wird dann gerecht auf die EU aufgeteilt. (Bundesrätin Schartel: Ja, das schau ich mir an!) Die Länder, die sich weigern, Asylberechtigte aufzunehmen, müssen dann auch mit empfindlichen Strafen rechnen. (Bundesrat Steiner: Aber ... Reise­freiheit! Und die Niederlassungsfreiheit! Funktioniert ...!)

Dann möchte ich mich noch auf etwas beziehen, was du gesagt hast, und zwar auf die Agrarpolitik. Du hast gesagt, dass es den Landwirten in Österreich so schlecht gehe (Bundesrat Steiner: Stimmt!) und dass sie sehr unter der EU leiden. (Bundesrat Steiner: Unter der ÖVP!) Ich möchte jetzt nur ein paar Sachen auf­zählen, die die Landwirte in Großbritannien seit dem Brexit mitmachen müssen.

Der Brexit hat fatale Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Großbritannien: Sie haben einen Fachkräftemangel. (Bundesrat Steiner: Ja, den haben wir eh auch!) Sie haben Handelserschwernisse. 2023, letztes Jahr, gaben 40 Prozent der Rinder­halter und 36 Prozent der Schafhalter an, ihren Betrieb verkleinern zu wollen. (Bundesrat Steiner: Ja, in Österreich hören sie ganz auf!) Hauptgrund: Der erschwerte Handel aufgrund des Brexits. (Bundesrat Leinfellner: Jeden Tag sperren ...! Drei am Tag! – Bundesrat Steiner: In Österreich sperren drei am Tag zu!)

Dann: Versorgungsengpässe. Vor einem Jahr, im Frühjahr 2023, kam es in UK zu Versorgungsengpässen bei Gemüse und Obst. Der Grund waren vermehrte Bürokratie und höhere Kosten für Importe durch den Brexit. Teilweise konnten Kulturen aufgrund fehlender Saisonkräfte nicht einmal geerntet werden.

Weiters: das Auslaufen der Direktzahlungen. Die Landwirtschaft bekommt sehr viele Förderungen von der EU (Bundesrat Steiner: Ja, ... in Österreich ...!), und die Landwirte in Großbritannien leiden darunter. Die Flächenprämien wurden bereits um bis zu 70 Prozent gekürzt und sollen bis 2028 komplett auslaufen. Da


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sieht man schon, dass die EU für die Landwirte sehr wichtig ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Dann möchte ich, Kollege Steiner, noch etwas sagen, weil du Nationalrat Lopatka, unseren Spitzenkandidaten, eigentlich fast ein bisschen beleidigt hast. (Bundesrat Steiner: Nein!) Du hast gesagt, dass er die Pension aufbessern wolle (Bundesrat Buchmann: Das war eine Frechheit!), und daher schicke man ihn in die EU (Bundesrat Steiner: Ins Ausgedinge! Ins Ausgedinge! – Bundesrat Schennach: Beim Steiner ist das positiv!), ins Ausgedinge – egal wie, aber es war keine schmeichelhafte Bemerkung. Wenn du nur ein halb so gutes EU-Wissen und Netzwerk auf europäischer Ebene hättest wie Kollege Reinhold Lopatka, könntest du dich glücklich schätzen. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Da wäre ich aber über 70, ich bin aber erst 30! Ich bin aber erst 30 Jahre alt!)

Wir als Österreicher können uns nämlich glücklich schätzen und müssen froh sein, dass wir solch einen Profi wie Reinhold Lopatka ins EU-Parlament entsenden können. Er wird Österreich nicht nur gut vertreten, sondern wird sich durch seine Expertise und sein Wissen auch bestens für Österreich und die Interessen Österreichs einsetzen. Davon bin ich überzeugt. (Beifall bei der ÖVP.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Unruhe im Saal. – Vizepräsident Ebner gibt das Glockenzeichen.) Abschließend möchte ich noch einmal Folgendes betonen: Die Europäische Union ist weit mehr als nur ein politisches und wirtschaftliches Bündnis. Sie ist ein Symbol für Zusammenarbeit, für Solidarität und gemeinsame Werte. Als Österreicherinnen und Österreicher sollten wir stolz darauf sein, Teil dieser einzigartigen Gemeinschaft zu sein.

Es liegt in unserer Verantwortung, die Errungenschaften der Europäischen Union zu schätzen und weiterhin für ihre Stärkung einzutreten, denn nur durch Einheit und Zusammenhalt können wir die Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich bewältigen und eine bessere Zukunft für uns alle schaffen. Wir dürfen nicht nachlassen in unseren Bemühungen, die Europäische Union weiter zu stärken


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und zu reformieren. Es gibt noch viele Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam stellen müssen: von den angesprochenen Herausforderungen, die die Wirtschaft und den damit dringend nötigen Bürokratieabbau betreffen, bis hin zur Sicherung unserer Energieversorgung und der Integration von Migran­tinnen und Migranten, aber auch dem Umweltschutz, der global betrachtet werden muss.

Es liegt in unserer Verantwortung, die Vision unserer Gründerväter weiterzu­führen und eine bessere Zukunft für uns alle zu schaffen. Indem wir die Werte der Europäischen Union verteidigen und uns für eine enge Zusammenarbeit einsetzen, können wir die Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich bewältigen und eine Welt schaffen, in der Frieden, Freiheit und Wohlstand für alle Menschen herrschen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

17.12


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Elisabeth Grossmann. Ich erteile ihr das Wort.


17.13.08

Bundesrätin Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Die heutige Dringliche Anfrage der FPÖ ist so etwas von absolut unnötig! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.) Nach der Aktuellen Stunde, in der wir unsere Positionen zur Europapolitik ausführlich ausgetauscht haben, geht es jetzt wirklich nur mehr darum, die FPÖ-Wahlslogans wiederzukäuen, die Reizwörter einzustreuen (Zwischenruf bei der FPÖ): Es ist einfach pures Wahl­kampfgetöse, das Sie da zum Besten gegeben haben. Wenn Sie einen Austritt aus der EU, einen Öxit wollen, dann sagen Sie das doch bitte ehrlich und reden Sie nicht herum! (Beifall bei SPÖ und Grünen.)


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Das trauen Sie sich aber offensichtlich nicht, denn was will die FPÖ? – Sie will unbedingt und um jeden Preis – um wirklich jeden Preis! – an die Macht kommen und dann das System so ummodeln, dass sie es auch bleibt, dass Sie nach Orbáns Vorbild auch an der Macht bleiben. Wir sehen in Ungarn schon die Blaupause eines idealen FPÖ-Staates, wie Sie sich das dann vorstellen: dass die Menschen nicht mehr lieben dürfen, wen sie wollen, dass sie nicht mehr die Bücher kaufen dürfen, die sie wollen, sondern sie in Packerln einpacken müssen, weil man nicht mehr frei Bücher kaufen darf. (Bundesrat Steiner: Wir geben den Kindern den Regenbogen zurück, so schaut es aus!) So stellen Sie sich die Freiheit vor, die Sie in Ihrem Namen tragen. (Bundesrat Steiner: Wir geben den Kindern den Regenbogen zurück!) Das ist schon ein Vorgeschmack darauf, was den Menschen blüht, wenn Sie an die Macht kommen. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Statt konstruktive Kritik zu üben, die bei dieser Bundesregierung durchaus angebracht ist – da gibt es viele berechtigte Kritikpunkte (Bundesrat Steiner: Ja, ...!) –, versuchen Sie, das gesamte System, die gesamte Aufbauarbeit, die von vorangegangenen Generationen geleistet wurde, zu zerschlagen, in dem Fall das europäische Einigungswerk, das uns in den Mitgliedstaaten Frieden und wirtschaftlichen Erfolg gebracht hat (neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Steiner); das hat meine Vorrednerin Frau Kollegin Schwarz-Fuchs auch eingehend dargestellt. Mit dem von den Rechtsparteien Europas – insbesondere der AfD und der FPÖ – angestrebten Rückfall in die Nationalstaaterei (neuer­licher Zwischenruf des Bundesrates Steiner) würden wir um Jahrzehnte zurück­kata­pultiert werden.

Vor allem das europäische Lebensmodell mit den Wesensmerkmalen von Demokratie, Menschenrechten, den Werten der Aufklärung und natürlich auch dem Wohlstand würde zerstört werden. (Bundesrat Steiner: Corona!) Nur durch Überwindung der Nationalstaaterei, durch Überwindung von Nationalismus und auch Rassismus konnte dieses europäische Lebensmodell, dieses Erfolgsmodell realisiert werden. Zu diesem europäischen Lebensmodell, meine sehr geehrten


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Damen und Herren, gehören auch eine Kultur des Miteinanders, eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung.

Ja, in der Demokratie gehört eine harte Auseinandersetzung in der Sache dazu – das ist auch ein Wesenselement der Demokratie –, aber Sie von der FPÖ zerstören mit Ihrer Wortwahl, auch mit Ihrer Bildsprache permanent jede Diskus­sionskultur (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen – Bundesrat Steiner: Mimimi­mimi! Mimimimimi!), und zwar hier im Haus – wo Sie, so hat man den Eindruck, jeden Ordnungsruf wie einen Orden an der Brust tragen; das halten wir aber aus –, aber, was besonders schlimm ist, jetzt auch in den Schulen, bei den Schuldis­kussionen (Bundesrat Steiner: Ui!), die derzeit vor der EU-Wahl besonders häufig stattfinden. Erst unlängst hat sich – es passiert leider öfter etwas mit FPÖ-Diskutanten – Bundesrat Leinfellner (Ah-Rufe bei der SPÖ) etwas Unglaubliches erlaubt (Bundesrat Steiner: Na, so schlimm! So schlimm, unglaublich! Unglaublich!) und mit einer Aussage für Entsetzen gesorgt. – Ich zitiere: Wer Schweinefleisch isst, neigt weniger dazu, sich in die Luft zu sprengen. (Anhalten­der Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Bravo! – Bundesrätin Schumann: Und das als Beamter der Landesverteidigung! Der Landesverteidigung!)

Sie applaudieren jetzt auch noch dazu, anstatt sich zu schämen, obwohl sich – das wollte ich nämlich auch noch dazusagen – Bundesrat Leinfellner dafür sogar entschuldigt beziehungsweise sich dann sogar davon distanziert hat. Jetzt aber distanziert er sich sogar wieder von seiner Entschuldigung (Bundesrat Steiner: Nein!), und das ist erst wirklich ein Skandal! (Beifall bei der SPÖ. – Bundes­rat Leinfellner: Also für die Aussage ...!)

Das hat auch besonders fatale Auswirkungen, weil sich viele Lehrerinnen und Lehrer jetzt überlegen, solche Schuldiskussionen überhaupt noch zu veran­stalten, weil sie ihre Schülerinnen und Schüler mit so etwas einfach nicht konfrontieren wollen. Also das ist auch eine ganz, ganz bedenkliche Tendenz (Zwischenrufe bei der FPÖ), die Sie da eingeleitet haben.


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Es ist aber leicht durchschaubar, was Sie wollen, nämlich den Boden aufbereiten, alles zerstören – auch die Diskussionskultur –, ein Klima des Miteinanders zerstören (Bundesrat Steiner: Corona! Corona! – Bundesrat Schennach: Das ist eine Heilige! Heilige Corona! Das ist eine Heilige!), um eben den Boden, der Ihnen dient, aufzubereiten. (Bundesrat Steiner: Corona! Du warst bei jeder Schweinerei dabei, Frau Kollegin!)

Es ist auch leicht durchschaubar, warum Sie sich so gegen einen europäischen Plan wehren, das Asyl- und Migrationswesen, das eben nur europäisch zu lösen ist, weil es ja alle Staaten umfasst, auch europäisch zu lösen. Das tun Sie, weil Sie befürchten, dass Sie dann, wenn eben weniger geflüchtete Menschen ins Land kommen, an Themen verlieren, denn in Wahrheit sind diese armen Menschen Ihre Wahlkampfmunition, die Sie weidlich nützen wollen.

Die Mitgliedstaaten haben endlich die Europäische Union dazu ermächtigt, an europäischen Lösungen zu arbeiten – die Europäische Union kann nämlich nur machen, was sie die Mitgliedstaaten machen lassen, weil es da eben dieses Prinzip der Subsidiarität und der begrenzten Einzelermächtigung gibt. Jetzt wurde das eben gemacht, es wurden jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen, Asylverfahren und die Registrierung an den Außengrenzen vorzunehmen, was auch notwendig ist, weil wir wissen müssen, wer sich auf Unionsgebiet aufhält, damit wir die Menschen natürlich auch rechtzeitig – sofort – mit den Regeln eines Miteinanders in Europa vertraut machen und auch Integrationsmaß­nahmen setzen können.

Bei einem Solidarmechanismus würde Österreich massiv entlastet werden, Schätzungen zufolge sogar um 100 000 Personen pro Jahr – so hätte sich das 2022 beziffern lassen –, aber genau das würde Ihren Interessen entgegenstehen, weil Ihnen dann einfach ein Thema abhandenkommen würde, denn Sie leben in Wahrheit von diesen armen Menschen, und das ist wirklich sehr, sehr traurig.

Wir vertreten das Prinzip Integration vor Neuzuzug. (Bundesrat Steiner: Seit wann?) – Das steht auch im Kaiser-Doskozil-Papier. (Bundesrat Steiner: Das


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interessiert den Babler aber nicht!) – Sie freuen sich über jeden, der von Orbán nach Österreich durchgewunken wird. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Nein! Der macht es aber richtig! Der macht das Richtige für sein Land!) Sie freuen sich da über jeden, weil das Ihre Wahlkampfmunition ist. (Bundesrat Steiner: Der macht das einzig Richtige in seinem Land ...!)

Wir setzen alles daran, die Menschen bestmöglich zu integrieren – das ist dringend notwendig. (Bundesrätin Schumann: Das glaube ich auch!) Die beste Asyl- und Migrationspolitik ist, die Fluchtgründe zu beseitigen, nicht die Flücht­linge zu bekämpfen, sondern die Fluchtgründe, und das geschieht eben durch Entwicklungszusammenarbeit, durch faire Handelsbeziehungen wie etwa auch das Lieferkettengesetz (Zwischenruf des Bundesrates Spanring), aber auch durch einen wirkungsvollen Klimaschutz (Bundesrat Steiner: Das Lieferketten­gesetz ist das neue ...!), denn den Menschen dürfen nicht die Lebensgrundlagen genommen werden.

Es ist auch von Kollegin Schwarz-Fuchs angesprochen worden: Auch Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit sind wesentliche Aspekte. Die nicht getätigten Maßnahmen führen dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil es klimatische Veränderungen gibt und die Menschen in ihren gewohnten Gebieten nicht mehr ihre Nahrungsquellen finden.

Sie reden von Neutralität, bringen aber bei jeder Gelegenheit die Putin-gesteuerten Russlandinteressen in den innenpolitischen Diskurs ein. Da werden Anträge gestellt, Postings, Redebeiträge getätigt. Also echte Neutralität sieht tatsächlich anders aus, ist wertebasiert (Bundesrat Spanring – erheitert –: Genau, eure Werte!) und distanziert sich vor allem von jeglichen diktatorischen Regimen. (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Bundesrat Spanring: Aber das Gas von den Saudis ...!)

Ein Wort noch zu Ihrem Spitzenkandidaten Vilimsky: Sie haben jetzt auch einige primärrechtliche Dinge angesprochen (Bundesrat Schennach: Uh! Ehemaliger Bundesrat!) und sind über die Kommission hergezogen, die entmachtet gehöre,


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und auf der anderen Seite möchte Vilimsky unbedingt Kommissar werden. (Bundesrat Schennach: Einer der schlechtesten Bundesräte ...!) Wie passt denn das zusammen?! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Sie haben entmachtet gesagt, also ist das jetzt vielleicht - - (Bundesrat Spanring: Wenn er gebeten wird, hat er gesagt, macht er’s! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Um einen positiven Aspekt aus Ihrer Rede herauszuholen: Sind Sie jetzt vielleicht auch für das Initiativrecht des Europäischen Parlaments? Die Kommission hat ja jetzt das alleinige Initiativrecht. (Bundesrat Schennach: Da haben sie aber ein Problem!) Also wenn Sie für das wären, wäre das ein einziger positiver Aspekt der Rede.

Vilimsky hat dann auch für Überraschung gesorgt, denn plötzlich spricht er sich für die Atomkraft aus (Oh-Rufe bei der SPÖ) und bringt da einen entsprechenden Antrag ein, Änderungsantrag 307 nennt sich das, von Bernhard Zimniok und - - (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Ja genau, Harald Vilimsky ist hier (ein Schriftstück in die Höhe haltend) zu lesen. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) Man sei „äußerst besorgt, dass die Energiewende vorankommt und dabei von der Kohle auf Solar- und Windenergie umgestellt wird, auch durch von der Union unterstützte Projekte wie das Solarkraftwerk Oslomej und den Ausbau des Windparks Bogdanci, und empfiehlt stattdessen“ – ich zitiere – „die Nutzung von Kernenergielösungen“. (Oh-Rufe bei der ÖVP. – Ah-Rufe bei den Grünen.)

Also das erklären Sie jetzt einmal! (Bundesrat Schreuder: Oh! Ah! Oh!) So viel zur Ehrlichkeit in der Politik. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

17.25


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Michael Bernard. Ich erteile ihm das Wort. (Bundesrat Schennach: Auch ein Freund der ...!)



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17.25.19

Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretär! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Beginnen möchte ich mit dem Bereich Landwirtschaft. Die Recherche hat ja bestätigt, dass wir derzeit circa 30 000 Beamte in Brüssel sitzen haben. Das ist eine Blase; man lebt anscheinend weit weg von der Praxis und von der bäuerlichen Realität. Das erklärt auch die Regelungen im Green Deal oder – meiner Meinung nach – im Green Disaster, wie ich es nenne. (Beifall bei der FPÖ.)

Das Landwirtschaftsministerium – und damit ja im Endeffekt auch die ÖVP – wird ja wöchentlich über die Entwicklungen im Agrarbereich seitens der Beamten informiert. Damit hätten Sie ja, wenn Sie wollten, genug Vorlaufzeit, um bei Entwicklungen wie Biodiversitätsstrategie, Nitratverordnung, 50-prozentige Reduzierung der Pflanzenschutzmittel, Tierarzneimittelverordnung, Renaturierung sowie überbordende Kontrolle per Satellit einzugreifen.

Die Folgen für Österreich (Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger), wenn dieses Renaturierungsgesetz kommen sollte, sind Eingriffe in die Grundrechte. Zur Umsetzung der Ziele bedarf es vor allem der landwirtschaftlichen Nutz­flächenrückwidmungen (neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger), und damit erfolgt ein massiver Eingriff in die Grund- und Eigentumsrechte: Grundstücksentwertungen und Enteignungen der Land- und Forstwirte. (Beifall bei der FPÖ.)

Das führt zu einer Verknappung von produktiven land- und forstwirtschaftlichen Flächen, führt zur Einstellung der Bewirtschaftung dieser Flächen, zur Gefähr­dung der Versorgungssicherheit, zur Gefährdung der Sicherstellung der heimischen Lebensmittelproduktion. Nach Flächenstilllegungen und -wiederher­stellung drohen erhebliche Ertragsverluste. Rückläufige bäuerliche Einkommen in der


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Landwirtschaft und steigende Verbraucherpreise sind die Folgen. Das Bauern­sterben wird weitergehen und alle Bemühungen, die Selbstversorgung sicher­zustellen, werden zunichte gemacht.

Und: Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Gemeinden bei der lokalen Flächenwidmung, Behinderung resilienter Stadtentwicklung, keinerlei Weiter­entwicklungsmöglichkeiten der Städte und des Baulands, Eingriff in die Raumordnung und Stadtentwicklung, ohne auf die lokalen Gegebenheiten, auf vorhandene Daten, auf Eigentumsverhältnisse oder auf städtische Zielsetzungen Rücksicht zu nehmen.

Der notwendige administrative und finanzielle Aufwand für die Wiederherstellung ist völlig unverhältnismäßig. Die für uns Freiheitliche verrückte Grundlinie, die Wiederherstellung der Situation von 1950, bedeutet, das Rad 70 Jahre zurück­zu­drehen. Das ist für uns vollkommen unakzeptabel. (Beifall bei der FPÖ.)

Erfreulich ist es ja, dass die Bauernproteste quer durch Europa erste Erfolge erzielen konnten. Gerade deswegen wird die EU-Wahl für die österreichische Landwirtschaft diesmal extrem wichtig. Mit einer Stimme für die FPÖ bei der Wahl können Sie einen Befreiungsschlag für die Landwirte setzen.

Zur Kollegin Schwarz-Fuchs, zum Thema Landwirtschaft: Ich sage nur: 360 000 Betriebe im Jahr 1995, jetzt knapp 100 000 Betriebe. Ich glaube, das ist das beste Zeugnis für Ihre Landwirtschaftspolitik. (Zwischenruf der Bun­desrätin Schwarz-Fuchs.) Ich denke, die Zahlen sprechen für sich.

1995 – weil Sie immer wieder die Förderungen ansprechen, die die Landwirte bekommen – hat der Bauer vom Produktpreis leben können, jetzt muss er um eine Förderung betteln gehen, dass er die Krankenkasse zahlen kann. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Spanring.)

Die Europäische Union hat sich bereits vor vielen Jahren weit von ihren ursprünglichen Zielen entfernt. Stattdessen wurde mithilfe EU-höriger Parteien eine entmündigende Bürokratie geschaffen, welche die Souveränität der


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Mitgliedstaaten stetig untergräbt und aushöhlt. Viele Menschen in Österreich lehnen diesen EU-Wahnsinn bereits ab und fordern die Rückbesinnung auf ein Europa der Nationen, in dem Selbstbestimmung und Freiheit im Mittelpunkt stehen. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Steiner.)

Die unkontrollierte und illegale Massenzuwanderung stellt eine der gravierend­sten Herausforderungen unserer Zeit dar. Millionen Migranten aus allen Teilen der Welt sind weiterhin unterwegs, um sich dauerhaft in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union niederzulassen, um soziale Vorteile zu genießen. Seit 2023 – wir haben es heute eh schon gehört – kam es laut aktuellem Frontex-Bericht zu knapp einer halben Million illegaler Grenzübertritte in die EU, einem Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der fehlende Grenzschutz und eine völlig verkorkste Asylpolitik gefährden nicht nur die Sicherheit der Öster­reicher, sondern belasten auch unsere sozialen und wirtschaftlichen Strukturen.

Bundeskanzler Nehammer hat aber keinen einzigen ernsthaften Schritt unter­nommen, um die illegale Migration in unsere Heimat zu stoppen. Vielmehr hat er dazu beigetragen, dass die EU in diesem höchstsensiblen Bereich weitere Kompetenzen an sich ziehen kann. Ziel müsste aber sein, Österreich als Zielland für Wirtschaftsmigranten völlig unattraktiv zu machen und die illegale Einwan­derung komplett zu stoppen.

Sie haben zu verantworten, dass alleine von 2015 bis 2023 mehr als 200 000 Män­nern und über 90 000 unbegleiteten Minderjährigen, großteils natürlich männ­lich, Asyl gewährt wurde – Männern, welche unsere Sprache nicht verstehen, Männern, welche durch ein vollkommen anderes Gesellschafts- und Frauenbild geprägt wurden, Männern, welche eine weitaus niedrigere Hemmschwelle bei Gewalt zeigen, Männern, deren Glaube über dem Recht steht.

Im Jahr 2023 ließen Sie trotz aller bisher gemeldeten Gewalttaten von asyl­berechtigten jungen Männern weitere 45 000 Männer, 5 000 davon unbe­gleitete minderjährige Burschen, in unser Land herein. Der Hauptteil all dieser Männer, von denen in den letzten Jahren die meisten Vorfälle bekannt sind,


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kommt aus den Ländern Afghanistan, Syrien, Marokko, Pakistan, Irak und Somalia. Es vergeht kaum mehr eine Woche, bald kein Tag ohne ein Gewalt­verbrechen, bei dem die Täter nicht ausländischer Herkunft sind. (Bundesrat Buchmann: Die Messerschleifer habts ihr! – Bundesrätin Miesenberger: Messer­schleifer, Scherenschleifer!) Die Gewaltverbrechen, speziell im Ballungsraum Wien, wo die höchste Dichte an Migranten nachzuweisen ist, werden immer mehr und zeigen auf, wie verroht ihr Zugang zu Frauen und Mädchen ist. (Bundesrätin Miesenberger: Bei euren Veranstaltungen sind Messerschleifer unterwegs! – Vize­präsident Ebner gibt das Glockenzeichen.)

Die Zeiten haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert: Vermieden unsere Frauen früher, sich abends alleine im öffentlichen Raum aufzuhalten beziehungsweise nach Hause zu gehen (Bundesrätin Schumann: Unsere Frauen, weil die gehören uns!), so stellt heute selbst der helllichte Tag keine Sicherheit mehr dar. Mieden die Frauen früher einsame Plätze und Gassen, so sind sie jetzt auch im öffentlichen Raum vor diesen gewalttätigen Männern nicht mehr sicher.

Alle in dem Zusammenhang von uns prognostizierten Probleme haben sich bestätigt. Hat man früher in den Berichterstattungen nur beiläufig von Vorfällen gehört – es wurde von vereinzelten Übergriffen berichtet; meist wurden diese von den Systemmedien auch bewusst unter den Teppich gekehrt –, so wurden es im Laufe der Zeit, im Laufe der letzten Jahre immer mehr und immer brutalere Gewalttaten, und die Medien können diese auch nicht mehr vertuschen.

Zur nochmaligen Wiederholung: Es war die damalige Bundesregierung unter Rot-Schwarz, welche unter dem Deckmantel der Solidarität den Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung zu verantworten hatte. Schon damals warnten wir Freiheitliche vor all diesen Gefahren. So viele junge Männer aus einem völlig anderen Kulturkreis, der dafür bekannt ist, Frauen gegenüber nicht wertschät­zend zu sein, bei uns aufzunehmen kann nicht gut gehen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Jetzt frage ich Sie, Frau Staatssekretär: Sie reden von „frei bewegen“ – meinen Sie das wirklich ernst? Unsere Frauen, unsere Kinder können sich durch Ihre katastrophale Sicherheitspolitik meiner Meinung nach in Österreich nicht mehr frei bewegen. (Beifall bei der FPÖ.)

Weiters, Frau Staatssekretär: Sie haben von Spaltung gesprochen – wer hat die Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte gespaltet?

Frau Kollegin Kaltenegger, Sie haben gesagt, Sie scheuen nicht, das EU-Haus zusammenzuräumen. – Was haben Sie denn die letzten fünf Jahre gemacht? Da hätten Sie schon Zeit genug gehabt.

Eines können sich die Wähler aber sicher sein: Wenn wir bei der EU-Wahl als Nummer eins durch das Ziel gehen, dann werden wir die Ärmel aufkrempeln, und dann werden wir dieses EU-Haus zusammenräumen, was ihr jetzt fünf Jahre nicht geschafft habt. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Kollegin Jakl (Bundesrätin Huber: Jagl! – Bundesrat Schreuder: Weiches G!), für Sie ist Umweltschutz, dass in meiner Heimat im Weinviertel Wälder gerodet werden, damit wir Windräder aufstellen, die wir dann bei Windstille mit Strom antreiben, sodass man glaubt, dass sie sich drehen und sich bewegen – das ist Ihr Ding. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Grimling: Atomkraft!)

Frau Jagl, Bodenversiegelung hört ja bei Ihnen auf, wenn es um Windräder geht: Es sind ja nur 8 000 Kubikmeter Beton, die laut Ihrer Ministerin der ortsansäs­sige Baumeister mit der Mischmaschine mischt. (Bundesrätin Schumann: Die FPÖ ist für Atomkraft, so schaut’s aus! – Zwischenruf der Bundesrätin Jagl.) Das alles ist für Sie keine Bodenversiegelung. Bodenversiegelung ist es aber anscheinend dann, wenn man für die Bürger, die Sie auf der einen Seite vom Auto auf die Bahn drängen, einen zweigleisigen Ausbau der Laaer Ostbahn möchte oder eine Brücke bauen will. Da fängt die Bodenversiegelung wieder an – also irgendwie kenne ich mich schön langsam nicht mehr aus, was ihr wollt.


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Oder: Fotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zu errichten, anstatt auf diesen wertvollen Flächen Nahrungsmittel anzubauen. Fotovoltaikanlagen sind positiv, sie gehören aber auf die Dachln und nicht auf die landwirtschaft­lichen Flächen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn wir die Fotovoltaikanlagen auf den Dächern hätten, dann könnten wir auf den landwirtschaftlichen Flächen Nahrungsmittel anbauen oder könnten Tiere auf der Weide sein (Bundesrätin Jagl: Das geht beides!), aber das ist ja für Sie auch gefährlich wegen des Ammoniaks. Ihr Kartenhaus bricht aber sowieso zusam­men.

Freiheitliche Politik steht für Umwelt- und Energiepolitik mit Hausverstand (Beifall bei der FPÖ – Heiterkeit der Bundesrätin Jagl): Ja zur erneuerbaren Energie, aber zu einer erneuerbaren Energie, die grundlastfähig ist und die Versorgungs­sicherheit gewährt. Das sind zum Beispiel Biogasanlagen, die mit Abfällen betrie­ben werden.

Was für erneuerbare Energie haben Sie in Ihrem Leben schon produziert? – Wahrscheinlich keine. Ich mache es schon seit 2002 – das ist der Unterschied zwischen Ihnen und mir, sprich freiheitliche Politik mit Hausverstand. (Beifall bei der FPÖ.)

17.36


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.


17.36.56

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident, Kollege Bernard hat behauptet, dass bei der Veranstaltung Bundesrat im Bundesland, als wir im Burgenland gewesen sind und einen Windpark besichtigt haben, dort erzählt worden sei, dass die Windräder, wenn kein Wind geht, mit elektrischer Energie gedreht werden. (Bundesrat Spanring: Nein, hat er nicht


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gesagt! – Bundesrat Bernard: Nein, nein, das stimmt nicht, was Sie sagen!) Das entspricht nicht dem, was dort gesagt worden ist. (Bundesrat Spanring: Zuhören!)

Tatsächlich wurde berichtet, dass die Windräder mit elektrischer Energie in die Windrichtung oder aus der Windrichtung gedreht werden (Bundesrat Spanring: Sinnerfassend zuhören, Herr Kollege! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) – also nicht die Bewegung der Windräder in der vertikalen Richtung, sondern die horizontale Drehung der Windräder. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

17.37


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Danke, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Noch einmal Kollege Michael Bernard. Ich erteile ihm das Wort.


17.38.06

Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Lieber Kollege von den NEOS, auch wenn es heute anscheinend deine letzte Sitzung ist: Der Unterschied ist, dass ich mich mit Energiepolitik und erneuerbarer Energie auskenne und du wahrscheinlich nicht. (Heiterkeit der Bundesrät:innen Arlamovsky und Kittl.)

Ich werde das für die, die es noch nicht gehört haben, jetzt komplett erklären: Es ist richtig, dass die Windflügel mit Strom in die Richtung gedreht werden, damit sich das Windrad zu drehen anfängt – da hast du recht.

Dort ist es aber darum gegangen, dass zuerst die Aussage vom Windkraftanlagen­betreiber war, wortwörtlich (Bundesrat Reisinger: Das ist eine Berichtigung!) – ich halte eine Rede und keine Berichtigung, ich habe mich zu Wort gemeldet; das ist der Unterschied; auch wenn ihr weiter reinschreit, ändert ihr nichts, ich werde meine Rede fertig halten –, dass sich die Windräder 2 000 Betriebsstunden pro Jahr drehen.


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Das war das erste Mal, als sich Kollegin Jagl umgedreht und gesagt hat: Das ist schon viel. (Bundesrätin Jagl: Das stimmt nicht, das ist eine Lüge!) – Da habe ich gesagt: Ja, für die Leute, die nicht rechnen können – wenn die Zauberformel 24 mal 365 heißt, sind es auf jeden Fall, ohne Taschenrechner, mehr als 8 000 Be­triebsstunden. 2 000 Betriebsstunden sind sie dort gelaufen.

So, dann hat sie sich wieder umgedreht und die Veranstaltung ist weitergegangen. Die Windräder sind an diesem Tag – ja, es war windstill – komplett gestanden, und da war dann die Frage, als sie sich das nächste Mal umgedreht hat, ob man nicht die Windräder mit Strom antreiben könnte, damit sie sich drehen.

Genau das ist dort passiert, und das ist damit meine Stellungnahme. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

17.39


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? (Bundesrat Leinfellner hebt die Hand.) – Kollege Leinfellner meldet sich zu Wort. Ich erteile ihm dieses.


17.40.24

Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Herr Vorsitzender! Hohes Haus! Bei so viel geballtem Blödsinn muss man sich schlicht und ergreifend noch einmal zu Wort melden, und ich möchte die bisherige Rednerliste von hinten aufrollen.

Wenn sich Kollegin Grossmann hier herausstellt, weinerlich (Heiterkeit bei der SPÖ), weinerlich ob einer Äußerung, einer überspitzten Formulierung bei einer Schuldiskussion, und sich darüber empört, dann muss ich fragen: Wo ist diese Empörung, wenn zwei Tage später eine 14-Jährige mit einem Messer durch Graz läuft, Terror verüben möchte und festgenommen wird? Da schläft sie, die Kollegin Grossmann, da schläft sie den Schlaf der Gerechten. Da, Frau Grossmann, würde ich mir wünschen, dass du munter wirst. (Beifall bei der FPÖ.)


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Ich würde mir auch wünschen, dass du munter wirst, wenn in Bruck zwei Jugend­liche mit islamischem Hintergrund eine Schule in die Luft sprengen wollen. Da schläft sie, die Kollegin Grossmann, da schläft sie! (Beifall bei der FPÖ.)

Es wäre auch schön gewesen, wenn man bei antisemitischen Äußerungen bei diesen Pro-Palästina-Demos nicht geschlafen hätte. Aber da schläft sie, die Kollegin Grossmann! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Schreuder: Dein Schweine­fleischsager war antisemitisch!)

Es wäre auch schön gewesen, nach einem Terroranschlag, nach einem verheeren­den Terroranschlag in Wien die Gedenkminute mit uns gemeinsam abzuhalten oder zumindest ein Wort darüber zu verlieren. Aber da schläft sie, die Kollegin Grossmann! (Beifall bei der FPÖ.)

Da ich gesagt habe, ich möchte von hinten anfangen, auch zu dem, was Kollegin Schwarz-Fuchs hier zum Besten gegeben hat (Zwischenruf des Bundesrates Schennach) – Kollege Schennach, zu dir komme ich dann auch noch –:

Zu dem mit der Bürokratie: Bauern profitieren von den Förderungen der EU. – Geht einmal hinaus zu den Bauern, redet einmal mit den Bauern, die fünf, zehn, 15, 20 Kühe zu Hause haben, damit sie Milch produzieren können! Redet einmal mit ihnen darüber, was sie sich wünschen! Wünschen sie sich einen Förder­dschungel der EU oder wünschen sie sich echte Förderungen? – Ein Modell, wonach sie für die ersten 10 000 Liter Milch 1 Euro bekommen, für die zweiten 10 000 Liter Milch 70 Cent und dann von mir aus den Marktpreis. Das wünschen sie sich, aber nicht 100 000 Formulare und einen Förderdschungel, bei dem sich kein Mensch mehr auskennt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich darf auch noch einmal kurz zu unserer Staatssekretärin zurückkommen: für ein starkes und besseres Europa. – Für ein starkes und besseres Österreich, das hätte ich mir hier in diesem Haus gewünscht! Für ein starkes und besseres Europa, das war Ihr Einstieg in die Debatte zu dieser heutigen Dringlichen Anfrage.


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Dann haben Sie irgendetwas philosophiert über einen Eisernen Vorhang, der einen ganzen Kontinent geteilt hat. Frau Staatssekretärin, Sie haben es ja selbst gesagt, Sie kennen das nur mehr aus dem Geschichtsunterricht. Unsere Dringliche Anfrage und unsere Ausführungen zielen aber darauf ab, dass wir nicht wollen, dass unsere Kinder Österreich, dieses Land, nur mehr aus dem Geschichtsunterricht kennen. Das ist nämlich das, was mit Österreich in diesem Europa, wie Sie es sich vorstellen, passieren wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben auch Frontex genannt und gesagt, dass die Aufgriffe zurückgegangen sind. Jetzt sage ich euch ganz ehrlich, das darf jetzt aber niemanden mehr wundern: Wenn man trotz der Aufgriffe in Ungarn Frontex abzieht, nach Rumänien verschifft, wo sie den ganzen Tag Daumen drehen können, dann darf man sich nicht wundern, dass die Frontex-Aufgriffe zurückgehen. Das war im Jänner 2021, da war bereits diese Bundesregierung in Verantwortung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Was das Neutralitätsverständnis betrifft, da habe ich den Eindruck, dass es vielleicht nicht ganz so gescheit war, die politische Bildung aus dem Geschichts­unterricht herauszustreichen, wenn die ÖVP, aber auch die Regierung sich hinstellen und zwischen sprachlicher Neutralität, politischer Neutralität und militärischer Neutralität unterscheiden. Wisst ihr, was wir brauchen? – Wir brauchen ein neutrales Österreich! Das bedeutet, sprachlich neutral zu sein, politisch neutral zu sein, militärisch neutral zu sein und nicht die Seite für eine Kriegspartei zu ergreifen. Das ist nicht mehr neutral, Frau Staatssekretärin! (Beifall bei der FPÖ.)

Aber es wundert mich ja nicht, zumal Sie im Bundeskanzleramt sitzen. Unser Bundeskanzler hat ja inzwischen die dritte Definition für Neutralität gefunden. Zuerst hat er sich hingestellt und gemeint, das sei uns von den Sowjets aufgezwungen worden. Na bumm! Seine zweite Definition für Neutralität war: Sprachlich werden wir nie neutral sein, wir sind militärisch neutral. Dann ist er irgendwann draufgekommen, dass Österreich vielleicht ein guter Boden für Neutralitäts- oder für Friedensverhandlungen ist.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach diesen verbalen Entgleisungen dieser Bundesregierung – ich hätte mir gewünscht, dass wir von Beginn an eine neutrale Position eingenommen hätten –, nach diesen verbalen Entgleisungen hätte er sich die letzte Aussage auch sparen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Zum Kollegen Schennach muss ich eigentlich gar nichts mehr sagen, aber ich muss es einfach noch einmal wiederholen (Bundesrat Schreuder: Musst nicht!): Es gibt in dieser EU nicht zu viel Bürokratie und es gibt keinen EU-Wahnsinn. – Also diese gesamte EU ist schlicht und ergreifend ein Wahnsinn, Kollege Schennach, wenn ich mir allein das Bruttoinlandsprodukt in der EU anschaue: Es ist in den letzten 30 Jahren von 25 Prozent auf 15 Prozent gesunken, und bis 2028 soll der Wert noch weiter sinken, nämlich auf 13 Prozent.

Dazu sind ein paar Dinge zu sagen. CO2-Zertifikatehandel, wir haben es heute schon gehört: Da kann man schon sagen, dass das schuld ist an der hohen Inflation und an den hohen Preisen. Die Industrie muss für jede Tonne CO2 Zertifikate kaufen. Im Jahr 2017 waren es 5,70 Euro pro Tonne, heute sind es mehr als 100 Euro. Das ist das Zwanzigfache! Was glaubt ihr denn, wer das bezahlt? Die Industrie? – Das zahlt der Endkunde im Endeffekt, das zahlen wir alle. (Beifall bei der FPÖ.)

Dazu gibt es noch viel mehr zu sagen. Kollegin Jagl spricht von einem Green Deal, von einer – wie hast du es genannt? – fossilen Partei. (Bundesrat Schreuder: Das seid ihr ja!) Eines muss man da schon klar festhalten – Kollege Schreuder, jetzt kannst du etwas lernen –: Wir haben in unserem Stromnetz jeden Tag 480 Stromausfälle. Ich spreche nicht von einem Blackout, aber wir haben 480 Stromausfälle. Wenn wir raus aus fossilen Brennstoffen, raus aus Gas sind, probiert ihr dann mit euren Windrädern, ohne Wind das Stromnetz wieder hochzufahren, probiert mit euren Fotovoltaikanlagen, in der Nacht das Stromnetz wieder hochzufahren? Was glaubt ihr, wie lange ihr braucht? Tage, Wochen, Monate, Jahre?


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Es muss hier gesagt werden, dass es schlicht und ergreifend nicht möglich ist, die Stromleistung in dem Ausmaß aufrechtzuerhalten, dass das Netz stabil bleibt. Strom hat nämlich eine Besonderheit: Er muss zu jeder Zeit in der Menge zur Verfügung stehen, wie er entnommen wird, und das wird mit euren Windrädern und euren Fotovoltaikanlagen nicht funktionieren. Das könnt ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes an den Hut stecken! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischen­ruf des Bundesrates Schennach.)

Und ja, wenn wir von all diesem EU-Wahnsinn reden, Kollege Schennach – es ist schön, jetzt bist du wieder munter geworden –, dann muss ich den Green Deal noch einmal in den Mund nehmen, dann muss ich das Renaturierungsgesetz, das Verbrennerverbot in den Mund nehmen. Was glaubt ihr, wie viele Arbeitsplätze inzwischen frei geworden sind? In Graz 500 bei Magna, 70 bei der AVL. Glaubt ihr, dass das besser wird? – Das wird nicht besser! Es wird zu Abwanderungen der Betriebe kommen. Es wird zu hohen Arbeitslosenzahlen kommen, nämlich zu noch höheren, als wir jetzt schon haben. Es wird zu einem Wohlstandsverlust kommen, und es wird mit eurem Weg zu einem Identitätsverlust für unser Land Österreich kommen. Das wollen wir Freiheitliche schlicht und ergreifend nicht, und deswegen gibt es am 9. Juni nur eine Möglichkeit, nämlich: die FPÖ zu wählen – für ein sicheres Österreich, für mehr Österreich und weniger EU. (Beifall bei der FPÖ. – Die Bundesrät:innen Grimling und Schennach: Danke! Danke, wissen wir!)

17.49


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat Leinfellner.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor (Bundesrat Spanring hebt die Hand) – liegen doch vor. – Kollege Bundesrat Spanring, ich erteile Ihnen das Wort.


17.50.02

Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich): Herr Vizepräsident! Frau Staatssekretärin! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Zuschauer hier


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herinnen und vor den Fernsehgeräten! Der Grund, warum ich mich jetzt noch einmal zu Wort gemeldet habe, ist in erster Linie der Antrag von der SPÖ, der heute von Kollegen Schennach eingebracht wurde. Inhaltlich, muss ich sagen, würden wir diesem Antrag zustimmen, und ich kann auch gleich erklären, warum.

Wir hatten ja das Thema in der letzten Sitzung des EU-Ausschusses, wie du richtig gesagt hast, und da waren zwei Experten da. Da ist es darum gegangen: Wir haben einen Antrag gestellt, dass unsere Minister verpflichtet werden, sich immer für die immerwährende Neutralität einzusetzen. Im Zuge dieser Dis­kussion habe ich auch vorgebracht, dass es da ein sogenanntes Non-Paper gibt, wobei eigentlich niemand im Parlament dieses Papier oder dieses Schreiben kennt, aber der ORF es auf orf.at veröffentlicht hat. (Bundesrat Schennach: „Die Presse“!) – „Die Presse“ hat es veröffentlicht, ich habe es auf orf.at auch gelesen. (Bundesrat Schennach: Ja, aber die haben es über „Die Presse“!) Da steht eben drinnen, dass es da ein Schreiben gibt, in dem es ganz konkrete Vorschläge gibt, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Österreich, anderen Staaten und der Nato intensivieren lässt (Bundesrat Schennach: So ist es!), dass man verstärkt an zusätzlichen Übungen teilnimmt, dass man einen privilegierten Zugang zu Dokumenten und Informationen der Nato auf Basis des gegenseitigen Vertrau­ens hat. Na was heißt das?

Deshalb haben wir gesagt, das können wir nicht so stehen lassen, und haben einen Antrag gestellt, dass auch klar ist, wir wollen die immerwährende Neutralität. Ich glaube, ich brauche nicht dazuzusagen, dass ÖVP und Grüne diesen Antrag abgelehnt haben.

Um das geht es mir aber gar nicht, sondern mir geht es um Folgendes: Ich habe dann die beiden Experten, die im Ausschuss anwesend waren, gefragt – der eine vom Außenministerium, der andere vom Bundesheer –: Wer hat dieses Schreiben aufgesetzt? Wer hat dieses Schreiben unterschrieben? Warum weiß weder der Nationalrat noch der Bundesrat irgendetwas von so einem Schreiben, davon, dass es das gibt? Darauf kam zuerst einmal eine ein bisschen pampige


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Antwort, so: Na ja, nein!, also die Minister haben es nicht unterschrieben, weil er ja eh schon gesagt hat, das wurde von Experten erarbeitet, somit haben es die Minister nicht unterschrieben. Dann habe ich noch einmal nachgefragt: Ja, aber ich würde gerne wissen, wer es unterschrieben hat. – Der Experte vom Bundesheer, ein Herr Oberst, sagt dann: Na ja, das ist ja nur ein Non-Paper, das hat ja überhaupt keinen Wert und keinen Stellenwert! – Dann sage ich: Ja, schön, aber ich will wissen, wer es unterschrieben hat! – Dann sagt der Experte aus dem Außenministerium: Das haben Mitarbeiter unterschrieben! – Er konnte aber nicht nennen, wer es war, weil es ein militärisch-strategisch geheimes Papier ist. Jetzt kenne ich mich nicht aus: Ist es ein Non-Paper, das völlig wertlos ist, oder ist es ein militärisch-strategisch wichtiges geheimes Papier?

Deshalb habe ich auch vor einigen Tagen dahin gehend eine Anfrage eben an Frau Minister Tanner und Herrn Minister Schallenberg eingebracht, damit das geklärt wird. Von unserer Seite aus muss man sagen, dass dann, wenn so gearbeitet wird, sich niemand zu wundern braucht, dass wir nichts – nichts! – glauben, was von dieser Regierung kommt, und dass wir auch ihren Ministern nicht glauben. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt zum Antrag der SPÖ: Inhaltlich, muss ich sagen, würden wir dem Antrag sehr gerne zustimmen, aber leider habt ihr etwas gemacht: Ihr habt einen Absatz hineingeschrieben (Bundesrätin Schumann: Gefällt er euch nicht?), in dem ihr nichts anderes gemacht habt, als über die FPÖ abgelästert, geschrieben, wo wir falsch sind, dass wir die Neutralität gar nicht so wollen, dass wir Russlandfreunde sind (Bundesrätin Schumann: Genau!) und, und, und. Na ja, so einem Antrag können wir natürlich inhaltlich nicht zustimmen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Liebe SPÖ, wisst ihr aber was? – Wir geben euch eine Chance. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der SPÖ.) Wir haben denselben Antrag eins zu eins ohne diese Passage jetzt noch einmal da. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) Ich werde diesen Antrag jetzt einbringen, und dann werden wir sehen, wie ernst ihr das Thema nehmt. (Bundesrat Steiner: Scheiße gelaufen!)


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Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, keine Schritte in Richtung eines Bei­tritts zur NATO zu setzen, sich klar zur Österreichischen Neutralität zu bekennen und eine aktive Neutralitätspolitik auf EU- und internationaler Ebene zu betreiben.“

*****

Ich hoffe jetzt natürlich, dass die SPÖ unserem Antrag zustimmt. Bei Grünen und ÖVP, das weiß ich, ist Hopfen und Malz verloren, ebenso bei den NEOS. Übrigens haben wir im EU-Ausschuss eurem Antrag zur Neutralität Österreichs auch schon zugestimmt, will ich bei dieser Gelegenheit nur erwähnen.

Jetzt kommen wir zu ein paar anderen Statements, eines davon ist von Herrn Kollegen Arlamovsky, der bald in den Nationalrat wechseln wird. Persönlich, menschlich wünsche ich dir dafür alles Gute. Politisch, muss ich sagen, hoffe ich, dass du damit, was du hier gesagt hast, nicht viel Erfolg hast, weil das wirklich eine Katastrophe für Europa wäre.

Herr Arthur Arlamovsky von den NEOS stellt sich hier heraus und predigt allen Ernstes von den vereinigten Staaten Europas, die es hoffentlich bald geben werde, und davon, dass man so quasi die Nationalstaaten abschaffen wolle. Und das macht er in einem Gremium, das sich aus den Vertretern der einzelnen Landtage zusammensetzt. Noch etwas Föderalismusfeindlicheres wie das gibt es ja gar nicht. (Beifall bei der FPÖ.)


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Aber – und das ist das große Aber; das ist der große Unterschied und deshalb schätze ich Herrn Arlamovsky schon – er stellt sich hierher und sagt das ganz ehrlich. (Bundesrätin Jagl: Im Gegensatz zu euch!) Ich kenne drei andere Parteien, nämlich Schwarz, Rot und Grün, die das auch wollen, nur trauen sie es sich nicht zu sagen. Das ist der große Unterschied. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.)

Weil das Lieferkettengesetz heute ein paar Mal genannt worden ist, besonders von der SPÖ, immer wieder, zuletzt von Frau Kollegin Grossmann: Ja, viele wissen wahrscheinlich gar nicht, worum es da geht. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Na ja, ich hoffe schon, dass es hier herinnen ein paar wissen. (Bundesrätin Schumann: Das glaube ich doch ...!) Alle werden es wirklich nicht wissen, aber draußen in der Bevölkerung wissen die Wenigsten, was das wirklich ist. (Die Bundesrät:innen Schennach und Schumann: Draußen in der Bevölkerung?!)

Die Grundidee hinter dem Lieferkettengesetz ist eine gute, aber Sie schaffen damit in Europa ein Bürokratiemonster (Bundesrat Schennach: Aber geh!) und Sie schaffen damit, dass die Industrie in Europa noch weniger konkurrenzfähig wird, als sie jetzt schon ist. (Bundesrätin Schumann: Die kleinen Kinderhände! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Warum? – Weil jeder einzelne Betrieb in Europa durch dieses Lieferkettengesetz dafür zuständig ist (Bundesrat Schennach: Nein, ab 500!), wenn er zum Beispiel irgendetwas aus China oder irgendetwas aus Afrika kriegt (Bundesrätin Schumann: Da muss man das Gesetz schon lesen können!), dass dort dann genau geschaut wird, dass alle Arbeitsbedingungen menschenrechtlich passen. (Bundesrat Schennach: Ab 500 Mitarbeitern!) Das ist ja nicht realistisch.

Wie, glauben Sie, soll denn das in der Praxis funktionieren? – Eine Firma fährt runter nach China, schaut sich die Arbeitsbedingungen an (Bundesrat Steiner: Die Batterien!), und am nächsten Tag macht dann die Firma das, was sie will, und es geht wieder so weiter. Wehe, es kommt dann irgendeiner drauf, denn dann zahlt die Firma, die in Europa ihren Sitz hat, horrende Strafen dafür, dass da unten irgendjemand Menschen ausbeutet – und somit ist man nicht mehr konkurrenz­fähig. (Bundesrat Schennach: Deshalb bleiben wir bei Kinderarbeit! Kinderarbeit ist


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billiger! – Bundesrätin Schumann: Das sind so kleine Kinderhände! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Also nicht böse sein, das ist die schlechtestmögliche Idee.

Gleichzeitig sagen Sie bei jeder Gelegenheit, wie wichtig die Elektromobilität ist, obwohl wir genau wissen, dass in Afrika die kleinen Kinder in den Kobaltminen herumkriechen müssen (Bundesrätin Jagl: Ja, das wissen wir eh!), um das Kobalt abzubauen. Da sagt keiner etwas. (Bundesrätin Schumann: Lieferkette! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist eine Heuchelei, Heuchelei auf höchstem Niveau, liebe SPÖ. (Beifall bei der FPÖ.)

Ja (Bundesrat Schennach: Das war es!), Frau Kollegin Jagl hat auch einiges vom Stapel gelassen. Ich kann Ihnen dazu nur antworten: Ich habe niemanden so gehasst wie die Grünen. – Das kommt nicht von mir, sondern das kommt von Ihrer grünen Spitzenkandidatin, von Lena Schilling. – Ich höre ein kleines Raunen aus der SPÖ (Bundesrätin Schumann: Nein, da war kein Raunen!), aber ich muss sagen, dieses Zitat geht jetzt in Wahrheit gar nicht gegen die Grünen, sondern wir haben von Anfang an gewusst, dass die ganze Geschichte aus der SPÖ kommt. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Da muss ich jetzt wirklich sagen: Herr Babler ist inzwischen 14 Monate im Bundesrat und hat heute seine vierte Rede gehalten. (Rufe bei der SPÖ: Na und?) Das ist übrigens heute meine vierte Rede, nur so nebenbei (Bundesrätin Schumann: Wow, toll!), aber macht nichts, passt schon. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ja, das ist der Leistungsgedanke. Das sind die 32 Stunden von der SPÖ. Ja, ich weiß, das tut weh, aber ich kann nichts dafür, ihr habt ihn selber gewählt – oder auch nicht. Vielleicht war es wieder ein Excel-Fehler, ich weiß es nicht. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Auf alle Fälle war die Rede von Herrn Babler so entlarvend, weil er am Ende seiner Rede gesagt hat: Hören wir jetzt auf mit Wahlkampf, denn es geht um etwas Wichtiges! Dann ist ein kleiner Zwischenruf aus der ÖVP gekommen, und er musste total zu lachen anfangen. Also da sieht man, wie falsch (Bundesrätin


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Schumann: Was, was, was?! – weitere Zwischenrufe bei der SPÖ) und geheuchelt auch diese Aussagen sind, und, Herr Babler, wir wissen, dass diese Aktion von der SPÖ kommt. Ich weiß nicht, inwiefern Sie involviert sind. Es gibt ja zwei oder drei SPÖs, wie wir wissen. Aber das sind – und das müssen Sie sich gefallen lassen – Silberstein-Methoden, so wie in der Vergangenheit. (Oh-Rufe bei der SPÖ.) Silberstein-Methoden, das traue ich mich zu sagen, ich stehe da heraußen, es ist so. (Zwischenruf des Bundesrates Babler.)

Wir haben es gewusst, und sogar die Medien haben darüber berichtet; bevor der Skandal von Lena Schilling groß wurde, haben die Medien darüber berichtet, dass aus SPÖ-Kreisen gemunkelt wurde: Wartet, da kommt noch etwas! Das ist sogar bis in unseren Klub gegangen. (Oh-Rufe bei der SPÖ sowie des Bundesrates Buchmann.) Wir haben nur darauf gewartet und dann ist es tatsächlich gekommen. Also es kam alles von der SPÖ, das brauchen Sie nicht wegzulegen; also Silberstein-Methoden in der Politik. Sie sind Experten, wie es ausschaut. (Zwischenruf des Bundesrates Babler.)

Herr Babler, eines muss ich aber sagen: Ihre Rede heute war sehr gut. Man merkt, Sie haben Talent als Redenschreiber, aber Sie haben wahrscheinlich lange genug Übung gehabt. (Bundesrat Babler: ... kopieren!) Sie waren ja als Bürger­meister als Ihr eigener Pressereferent angestellt. Das muss man auch einmal schaffen. Da haben Sie das gemacht.

Das Einzige, was ich mir noch wünschen würde: Haben Sie die 32-Stunden-Woche in Traiskirchen schon? (Bundesrat Babler: Ja! Absolut!) Ist das schon? Ja? Alle? (Bundesrat Babler: Ja, ganz genau!) Ist das jetzt echt? (Bundesrat Babler: Na, ich kann nicht echt antworten auf so viel Blödsinn ...! – Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.) – Ach so, die 32-Stunden-Woche ist also ein Blödsinn?! Ja, das sehe ich auch so.

Ja, aber wenn Sie das fordern, warum haben Sie das in Traiskirchen nicht umgesetzt? Das würde ich gerne wissen. (Bundesrätin Schumann: Geh! – Bundes­rat Babler: Weil wir dort anfangen, wo es schwer ist: in der Pflege! Unterstützen Sie


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das? – Bundesrätin Schumann: Ja, da wäre es! Genau! In der Pflege!) – Nein, machen Sie es in Traiskirchen! Haben Sie es schon gemacht? Aha, also nicht, okay. Da sieht man, wie die Politik bei den Roten funktioniert. Da heraußen etwas fordern, was Sie selber in Wahrheit gar nicht umsetzen können: Das ist rote Politik. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt habe ich noch abschließend ein letztes Bild von meiner Seite für heute mitgebracht (Bundesrat Babler: Ein Selfie?), und diesmal hat es nichts mit Putin zu tun. (Der Redner hält ein Bild von der den Mittelfinger zeigenden Sigrid Maurer in die Höhe.) Sie werden es vielleicht erkennen, Sie kennen das Bild. Das ist Frau Sigrid Maurer, das ist eine gute Freundin der Lena Schilling. Wenn man sieht, wie sie da sitzt und Österreich den Stinkefinger zeigt, und wenn man das Bild kennt und weiß, was da dahintersteht, dann braucht man sich über Frau Schilling nicht zu wundern, denn genau das passiert, wenn Linke versuchen, ein Kind zu erziehen. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Tiefnig.)

18.02


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Der von den Bundesräten Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Weitere Wortmeldungen liegen (Bundesrätin Schumann: Doch, doch, doch!) vor. – Bitte, Frau Bundesrätin Schumann, ich erteile Ihnen das Wort. (Zwischenruf bei der FPÖ.)


18.03.25

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Na gut, jetzt haben wir die Dring­liche der FPÖ sozusagen in alle Richtungen durchgehechelt. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Ganz ehrlich gesagt, ich frage mich schon: Was ist denn jetzt der Sinn der ganzen Sache gewesen? (Ruf bei der ÖVP: Youtube ...!) Jetzt haben wir eine Menge von Tagesordnungspunkten gehabt, die sehr dünn waren, und dem hätten sich die Regierungsparteien stellen müssen. Die FPÖ hat es geschafft, aus


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dieser Sitzung jetzt eine richtig fette Sitzung zu machen. (Rufe bei der ÖVP: Jawohl!) Ich gratuliere herzlich! Wenn das die Oppositionsarbeit ist, na ja, also das schaut ein bisschen schlecht aus. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Ganz ehrlich gesagt: Es ist nicht der Sinn der Sache, dass man sich gegenseitig ausrichtet, dass die anderen einfach unmöglich sind, unfähig sind, man Hass hineinstreut, Widersacher und Gegenreden und noch einmal schlechter und noch einmal schlechter, und wenn jemand eine andere Meinung hat, dann gehört er zur Einheitspartei. – Na geh, so kann man doch nicht miteinander umgehen! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

So möchte ich nicht, dass Kinder in einer Schulklasse miteinander umgehen. So möchte ich nicht, dass in einem Betrieb die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter miteinander umgehen. So möchte ich nicht, dass in einem Verein miteinander umgegangen wird. So möchte ich nicht, dass in Religionsgemeinschaften miteinander umgegangen wird. Wir werden verschiedener Meinung sein, natür­lich, das muss die Demokratie aushalten, aber sich gegenseitig runterzu­machen, das ist doch nicht der Sinn der Sache! Das ist doch letztklassig, und das haben die Menschen in diesem Land nicht verdient! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Sich hinzustellen und Stimmenmaximierung zu betreiben unter dem Motto, wir haben die einzige Wahrheit gepachtet – nein, so funktioniert Demokratie nicht! Man muss aufpassen, was man sagt. Ich bin Beamtin und habe einen Eid auf die Republik geleistet, einen Eid darauf, dass ich die Werte der Republik vertrete und dass ich nicht Dinge sage, die rassistisch oder sonst wie abwertend sind. Auch wenn man durch die Immunität geschützt ist, sagt man so etwas nicht. Das tut man nicht, weil man ganz einfach der Sache und dem Land verpflichtet ist! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Es geht um die Menschenrechte, und es geht darum, dass Menschen in diesem Land so leben und so lieben können, wie sie wollen. Was die Regenbogenfahne


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betrifft, so ist es absolut das Recht der Community, dass sie diese hat (Bundesrat Steiner: Der Kinder! – Bundesrat Schreuder: Auch! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) – und die Kinder können genauso einen Regenbogen haben! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es gibt kein Gegeneinander. (Bundesrat Steiner: Den Regenbogen hat man den Kindern gestohlen! – Vizepräsident Ebner gibt das Glockenzeichen.) Und jetzt gehen wir von all dem Geschrei und Geschwurbel wieder weg und kommen zum Kern der Sache!

Die SPÖ hat einen Entschließungsantrag zur Neutralität eingebracht, einen ausgezeichneten Text, ohne Zweifel. Da gefällt der FPÖ ein Teil von dem Text nicht, und es ist nicht so, dass die FPÖ einen eigenen Antrag schreibt, nein, das haben Sie nicht geschafft, sondern Sie nehmen – copy and paste – den Antrag der SPÖ, weil der einfach gut ist. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Da machen Sie es sich billig, da nehmen Sie ein Teilchen heraus, und damit haben Sie es. – Natür­lich werden wir Sozialdemokraten beiden Entschließungstexten, dem Entschließungsantrag zustimmen, den haben wir ja selber geschrieben. (Bundes­rat Spanring: Im EU-Ausschuss haben Sie nicht zugestimmt!)

Die FPÖ bringt es nicht einmal zusammen, dass sie einen eigenen Antrag einbringt. Ich hätte gedacht, der Höhepunkt war, dass die Regierungsparteien im Bundesrat einen Antrag an die eigenen Minister stellen - - (Bundesrat Steiner: Aufpassen auf den Blutdruck, Frau Kollegin!) – Na, ist schon gut. Nein, ich habe kein Problem mit dem Blutdruck. Ich bin gut trainiert, ich bin eine Gewerk­schafterin durch und durch. Das ist gar kein Problem. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Heiterkeit bei der FPÖ.)

Ich habe wirklich geglaubt, das wäre der Höhepunkt, dass Bundesrätinnen und Bundesräte ihre eigenen Minister dazu auffordern, dass sie prüfen, dass sie etwas gescheiter machen. Nein, jetzt hat die FPÖ den Vogel abgeschossen! (Zwischenrufe des Bundesrates Spanring.) Das wird jetzt der Gag auf allen Veranstal­tungen sein: Die FPÖ kann keinen eigenen Antrag einbringen, sondern nimmt den Antrag der SPÖ, nimmt das heraus, was ihr nicht gefällt, und kopiert den Rest einfach. Na peinlicher geht es eh schon nicht mehr, Gratulation! Wenn das


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der Output dieser Dringlichen ist, dann herzliche Gratulation. (Beifall bei der SPÖ. – Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP.) Ja und zur FPÖ: So gehen wir nicht miteinander um. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

18.08


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Danke, Frau Bundesrätin.

Weitere Wortmeldungen liegen vor. Bundesrat Christoph Steiner hat sich zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm dieses.


18.08.32

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Ich habe es gewusst, dass ich den Kuli und einen Zettel noch einmal brauche, es nützt ja nichts. Also ich nehme jetzt mit vom heutigen Tag, Frau Kollegin Schumann: Erstens, dass Sie sich - - (Bun­desrätin Schumann: Dass Sie Anträge kopieren, eins zu eins!) – Zu den Anträgen komme ich noch. – Erstens, dass Sie sich gerade ernsthaft darüber beschwert haben, dass Sie länger da herinnen sitzen müssen, als die Tagesordnung ist. (Bundesrätin Schumann: Nein! Nein, nein, nein, das hab’ ich nicht gesagt!) Sie haben jetzt gerade gesagt, die FPÖ hat es geschafft, eine dünne Tagesordnung zu verlängern. (Bundesrätin Schumann: Sie werten die Sitzung auf! Aufwerten! Aufwer­ten! – Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Das heißt, für das gute Salär, das sie als Beamtin – sie hat ja gesagt, sie ist Beamtin – und dann noch als Frak­tionsvorsitzende kassiert, will sie nicht so viel Zeit für Demokratie aufwenden. (Bundesrätin Schumann: Aufwerten! Richtig zitieren!)

Aber dass die Opposition das Recht hat, Dringliche Anfragen zu stellen, sollten Sie von der Opposition schon kapieren! (Beifall bei der FPÖ.) Mir ist eines klar: Wenn die SPÖ in Zeiten wie diesen in der Opposition nicht in der Lage ist, mit ihrem Babler eine Dringliche Anfrage zu machen, die sich wirklich auszahlt und rechnet, dann seid ihr selber schuld, gute Dame! (Bundesrätin Schumann: Kopieren wir! Kopieren wir einen Antrag!)


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Ich weiß schon, warum ihr keine Dringlichen Anfragen mehr macht, ich weiß es. Eure letzten vier Dringlichen Anfragen waren nämlich regelrechte Rohrkrepierer, und jetzt habt ihr euch halt dafür entschieden (Bundesrätin Schumann: Oh!): Wir lassen das mit den Dringlichen Anfragen und stecken uns lieber einen Button an, denn das ist gleich effektiv. (Oh-Rufe bei der SPÖ. Bundesrätin Schumann zwei Schriftstücke in die Höhe haltend –: Eins zu eins!)

Bei der eigenen Rede – ich wollte eh schon fragen, aber jetzt sitzt er wieder normal da –, bei der Rede von Kollegin Schumann liegt der Babler in seinem Sessel drinnen, als würde er einen Liegestuhl brauchen. (Bundesrätin Schumann: Eins zu eins!) Also so etwas Fläziges und Unflätiges habe ich überhaupt noch nie erlebt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich habe mir schon gedacht, er hat irgend­welche Knieschmerzen, dass er so drinnen liegen muss. Also das ist schon traurig. Die Kamera hat es aber eh oft genug drauf, da können die Österreicher schauen, wie viel Wertschätzung Sie diesem Gremium entgegenbringen. (Bundesrätin Schumann zwei Schriftstücke in die Höhe haltend –: Eins zu eins! Bundesrätin Hahn: ... mit der Wertschätzung ...!) Sie nützen den Bundesrat nur für die Zeit, bis Sie dann im Nationalrat sind, und das ist ganz, ganz traurig und schäbig, Herr Kollege Babler. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Babler: Weniger ..., wenn es geht!) – Ja, mir kann man das nicht vorwerfen.

Jetzt sage ich Ihnen etwas, Herr Kollege Babler: Mir kann man das nicht vorwerfen, dass ich in einem Gremium irgendetwas missbrauche, denn ich bin, glaube ich, der Einzige (Ruf bei der SPÖ: Na, na, na!) – zuhören, Frau Kollegin, denn Sie haben das in Niederösterreich wahrscheinlich noch nie geschafft –, ich bin der Einzige, der 2022 mit den Vorzugsstimmen direkt in den Tiroler Landtag gewählt wurde. Ich habe auf das Mandat verzichtet, um in den Bundesrat zu gehen (Zwischenrufe bei der SPÖ) – ich bin der Einzige! –, weil ich den Bundesrat schätze und weil ich weiß, dass man etwas bewegen kann. Redet also nicht über Bundesrat missbrauchen! Wenn ich wollte, hätte ich auch um weit mehr Gage in den Tiroler Landtag gehen können. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Da lasse ich mir von Babler nicht Bundesratsmissbrauch vorwerfen, sicher nicht von jemandem,


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der ihn nur für seine Zwecke missbraucht, Frau Kollegin, sicher nicht (Beifall bei der FPÖ), denn von so vielen Vorzugsstimmen, wie ich sie hatte, kannst du nur träumen. (Oh-Rufe bei der SPÖ. – Bundesrätin Schumann hält zwei Schriftstücke in die Höhe. Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ja, das ist super, das stimmt, Frau Kollegin. Ich glaube, Sie haben in Ihrer ganzen Lebenszeit zusammengerechnet, seit Sie bei der SPÖ sind, noch nicht so viele Vorzugsstimmen gekriegt, wie ich 2022 gekriegt habe. (Beifall der Bundesrätin Schumann. – Ruf bei der SPÖ: Bravo!) Also ganz, ganz ruhig auf den billigen Plätzen. (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Jetzt zum Antrag, den wir von der SPÖ kopiert haben. Ja, wir haben ihn kopiert. (Bundesrätin Schumann zwei Schriftstücke in die Höhe haltend –: Eins zu eins!) Hat Kollege Spanring etwas anderes behauptet, als er das da begründet hat? – (Bun­desrätin Schumann: Nein!) – Ja eben, warum war dann die Aufregung so groß? (Bundesrätin Schumann: Ein eigener Antrag: Wie wär’s? Ein eigener Antrag!) Wir haben ja den Antrag nur kopiert, und dann stellt sich Frau Kollegin Schumann heraus und sagt (Bundesrätin Schumann: Ein eigener Antrag!), das gegenseitige Anpatzen ist nicht mehr auszuhalten. (Bundesrätin Schumann: Ein eigener Antrag!)

Ihr macht das in eurem ursprünglichen Antrag, in dem ihr eine Oppositionspartei anpatzt (Bundesrätin Schumann: Eigener Antrag!), und dann beschwerst du dich da über das eigene Anpatzen? (Bundesrätin Schumann: Eigener Antrag!) Wir haben ihn jetzt kopiert, um euch einmal auf die Probe zu stellen (Ruf bei der SPÖ: Ach so!), ob ihr auch inhaltlich dabei seid, nicht nur, wenn es ums Anpatzen geht. (Bundesrätin Schumann: Eigener Antrag, Herr Kollege!) Wieso denn? Der Antrag ist nicht schlecht geschrieben (Bundesrätin Schumann: Ja, das weiß ich doch!) – ja eben! –, aber diesem Passus mit der Hetze und mit dem Anpatzen und mit dem Dreckschmeißen, dem können wir nicht zustimmen. Ergo: Wenn es um Öster­reich geht, braucht es keinen Antrag mit Hetze und Anpatzen (Bundesrätin Schumann: Eigener Antrag!), da machen wir einen Sachantrag, wir haben copy and paste vom Antrag der SPÖ gemacht (Bundesrätin Schumann: Eigener Antrag!) und den Passus, in dem es um Dreck und Hetze geht, rausgenommen (Bundesrätin


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Schumann: Eigener Antrag!), und jetzt ist es ein ordentlicher Antrag. Das ist ja nichts Schlimmes. (Bundesrätin Schumann: Eigener Antrag!)

Ja wie oft willst du es noch reinschreien? Es ist kein eigener Antrag, es ist euer Antrag. Ich habe es gesagt und Kollege Spanring hat es auch gesagt. Du musst es nicht noch einmal reinschreien, es ist kein eigener Antrag. Es ist der Antrag, den wir – ich erkläre es dir noch einmal – von euch kopiert haben, aber den Passus mit dem Dreck haben wir rausgenommen, und jetzt ist es ein ordentlicher Antrag. (Bundesrätin Schumann: Ah geh!) Und jetzt schauen wir, wie sich die SPÖ verhält. (Beifall bei der FPÖ. Zwischenrufe bei der SPÖ.)

18.14


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Bundesrat Matthias Zauner meldet sich zu Wort, und ich erteile ihm dieses. (Bundesrat Steiner: Sympathieträger von der ÖVP, total spontan! – Ruf bei der ÖVP: Wie du, ganz spontan!)


18.14.31

Bundesrat Matthias Zauner (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Um die Emotion vielleicht ein bisschen rauszuholen, möchte ich am Beginn meiner Rede, weil mir das auch persönlich wichtig ist, ganz kurz auf eine Persönlichkeit eingehen, das ist Alois Mock.

Alois Mock (Bundesrätin Doppler: Der war schwerst gezeichnet, wie er verhandelt hat!) hätte am Montag in einer Woche seinen 90. Geburtstag. Alois Mock zählt gemeinsam mit Franz Vranitzky wohl zu den Architekten des EU-Beitritts Österreichs. Wenn man sich die Bilder von damals vor Augen führt (Zwischenruf der Bundesrätin Doppler), wie Alois Mock bis zur körperlichen Erschöpfung für diesen Beitritt gekämpft hat, dann wird auch klar, warum die Österreichische Volkspartei die Europapartei ist, warum wir zu Europa stehen und warum wir


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damals gemeinsam mit der Sozialdemokratie alles unternommen haben, dass es zu diesem EU-Beitritt kommt und 66,6 Prozent der Landsleute damals zuge­stimmt haben. (Bundesrat Schennach: ... fehlende Namen ... Ederer!)

Im Vorfeld dieses Beitritts hat es ja schon ein Ereignis gegeben, Kollege Leinfellner, das ganz wesentlich war, und das war nun einmal der Fall des Eisernen Vor­hangs, als Alois Mock gemeinsam mit dem damaligen tschechoslowakischen Außenminister und dem ungarischen Außenminister diesen Vorhang durchtrennt hat und damit, als ganz wesentlichen Schritt, den Fall des Kommunismus in Europa eingeleitet hat. Ein neues Zeitalter hat begonnen.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, mit dem Beitritt Österreichs zur Europä­ischen Union und mit der EU-Osterweiterung ist Österreich ins Zentrum Europas gerückt, und damals wie heute nicht zum Selbstzweck, sondern weil es damals darum gegangen ist und heute darum geht, Frieden und Freiheit zu haben, in Wohlstand zu leben und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Kollegin Doppler, es sind heute die gleichen Ziele wie damals, und es ist aufgegangen, es hat ja funktioniert. Ich habe jetzt die Zahlen von Niederöster­­reich noch einmal da, um hier auch noch einmal die positiven Aspekte dieser Europäischen Union in den Mittelpunkt zu rücken. Für jeden Euro, den wir in Niederösterreich nach Brüssel schicken, bekommen wir drei Euro zurück. Wir sind damit Staatsmeister unter den Bundesländern. In den letzten drei Jahr­zehnten wurden 13 Milliarden Euro an Fördermitteln von Europa in Niederöster­reich investiert, damit leistet Europa einen wesentlichen Beitrag zur Entwick­lung Niederösterreichs. Die Zahl der Beschäftigten hat sich in diesem Zeitraum um ein Drittel erhöht, die Wirtschaftsleistung verdreifacht, die Exporte haben sich vervierfacht und die Investitionen versechsfacht. Das ist die Euro­päische Union, das bringt uns Europa, das ist gut so und das gilt es auch zu erhalten. (Beifall bei der ÖVP.)

Ja, die Europäische Union ist nicht perfekt, deswegen geht es darum, Europa auch besser zu machen. Bei all den Ausführungen des Kollegen Steiner gebe ich


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ihm in einem Satz recht: Dieser Wahlkampf hat sich bislang überhaupt nicht um Inhalte und um Themen gedreht. Im Gegenteil! Es ist nicht um die wichtigen Themen gegangen. Es geht nämlich nicht darum, wie Schilling besser dasteht, sondern darum, wie sich der Euro weiterentwickelt. Es geht auch nicht darum, wie man mehr Geld in einer Sozialunion verpulvert, sondern darum, wie wir unsere Wirtschaft und Landwirtschaft stärken, um Arbeitsplätze zu sichern.

Schon gar nicht geht es darum, dass man sich damit beschäftigt, wie ein Öxit ausschaut, sondern darum, wie Österreich noch mehr von der Europäischen Union profitiert, aber nicht im Sinne der vereinigten Staaten – Kollege Spanring, das wollen wir nicht –, sondern im Sinne eines souveränen Österreichs in einem starken Europa. (Beifall bei der ÖVP.)

Weil Kollege Bernard und, ich glaube, so gut wie alle Redner der Freiheitlichen immer eine Zahl gebracht haben, ist es mir wichtig, diese in Relation zu setzen; das ist dieser Moloch der Europäischen Union, die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da bringe ich einen Vergleichswert: Die Europäische Union hat 448 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Der Beamtenapparat, wie berichtet, besteht aus 60 000 Personen. Die Stadt Wien – Sie können das jetzt mit jeder österreichischen Stadt und Gemeinde hochrechnen – hat zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und 30 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Zahl von 60 000 hört sich alleine betrachtet vielleicht viel an, in der Realität und in Relation ist die Sache eine ganz andere.

Weil wir heute so viel mit Bildern konfrontiert worden sind, darf ich Ihnen auch zwei Bilder (eine Tafel mit zwei Bildern in die Höhe haltend, auf der das linke Bild Harald Vilimsky, Norbert Hofer und Heinz-Christian Strache zeigt, das rechte die vor Wladimir Putin einen Knicks machende Karin Kneissl) mit Herrn Putin zeigen: auf der einen Seite die FPÖ-Außenministerin Kneissl mit dem Knicks vor dem russischen Machthaber und auf der anderen Seite der Spitzenkandidat für die Europawahl, Herr Vilimsky, beim Unterschreiben des Freundschaftsvertrags mit Russland. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)


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Das ist der große Unterschied (Bundesrat Steiner: Das stimmt ja gar nicht!): Minis­terin Edtstadler, Bundespräsident außer Dienst Fischer und Bundes­präsident Van der Bellen haben Putin ja getroffen, weil sie staatspolitische Aufgaben erfüllt haben. Die FPÖ-Vertreter treffen ihn, weil es eine Freunderlpartie ist. Das ist der große Unterschied. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovksy.)

Eines hat Herr Vilimsky auch ganz klar gesagt: Er würde den roten Knopf drücken, sprich den Austritt ermöglichen. Es war vom EU-Wahnsinn die Rede. Es war davon die Rede, gegen die EU aufzutreten. Das heißt, es geht in Wahrheit gegen die EU. Das heißt, es geht gegen Frieden, gegen Sicherheit und gegen Wohlstand in Österreich. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)

Das Spannende ist: Herr Vilimsky und die FPÖ-Vertreter stellen sich immer groß hin und behaupten, was sie nicht alles ändern würden. Unsere EU-Mandatare erzählen uns aber, dass sie im Plenum nie anwesend sind und lieber draußen mit Gleichgesinnten champagnisieren. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) Auch das ist die Wahr­heit über die Europapolitik der Freiheitlichen.

Wenn Kollege Steiner die Hetze, die Diskreditierung, die Schmutzkübel­kampagne und das Dreckwerfen hier kritisiert: Ihr könnt es ganz leicht beenden: Gebt eure Plakate herunter, und damit ist viel geschehen! (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Wieso zitterst du denn so?) Eines ist ja nicht nur im Hinblick auf die Europawahl, sondern auch auf die Nationalratswahl bedenklich: wenn sich die Freiheitlichen hinstellen und sagen, sie sind gegen das System. Wissen Sie, was unser System ist? – Die Demokratie. Wenn die Freiheitlichen gegen die Demokratie sind, spricht das tatsächlich Bände, und ich kann nur alle Österreiche­rinnen und Österreicher und alle wahlberechtigten EU-Bürgerinnen und ‑Bürger darum bitten, am 9. Juni richtig zu wählen (Bundesrat Spanring: FPÖ!), nämlich eine Partei, die proeuropäisch ist, und zwar nicht in dem Sinne, dass man sich die


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Dinge von Europa diktieren lässt, sondern in dem Sinne, dass man die öster­reichischen Positionen auf europäischer Ebene vertritt und sich dafür einsetzt. Die Volkspartei ist so eine Partei. (Beifall bei der ÖVP.)

18.22


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. – Sie liegen doch vor.

Noch einmal zu Wort gemeldet hat sich Bundesrat Andreas Arthur Spanring. Ich erteile das Wort.


18.22.51

Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich): Wo ist denn der Herr Kollege aus der ÖVP? Sie haben gesagt, Sie sind eine Europapartei und wichtig ist, dass Sie proeuropäisch sind. Ich glaube, wir sind auch eine Europa­partei und wir sind auch proeuropäisch. (Bundesrätin Miesenberger: Der EU-Wahnsinn! – Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ. – Heiterkeit der Bundesrätin Schumann.)

Ja, seht ihr, das versteht ihr nicht: Europa ist nicht EU! (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.) Die EU hat mit Europa nicht so viel zu tun, wie ihr glaubt. Europa und Europäische Union (Bundesrätin Miesenberger: Das geht nicht ohneeinander! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP): Europa ist ein Kontinent, wo viele tolle Menschen leben, wo viele tolle Staaten sind, und die Europäische Union ist ein politischer Verein, in dem ihr so wie in Österreich wieder alles ausnützt und euch das Geld zuschiebt. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn der Herr Kollege aus der ÖVP, wie heute auch schon die Grünen und die Roten, unsere Plakate kritisiert, dann kann ich nur sagen: alles richtig gemacht. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.) Wir wollen eh nicht mit Ihnen koalieren. Wir wollen eine Koalition mit der Bevölkerung, nicht mit Ihnen, denn Sie sind in der Koalition mit den Eliten. Ihr seid das System. (Bundesrat Schreuder: Ja, ja! Wer zahlt denn dein Gehalt? Das System, oder?) Wir sind gegen


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das System und für die Bevölkerung. Das ist der Unterschied. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt zu dem lustigen Einsatz der Frau Kollegin Schumann von der SPÖ, die sich heute hier einen abgelacht hat, weil wir denselben Antrag eingebracht haben. Wie witzig. (Bundesrätin Schumann: Genau, das ist es!)

Wissen Sie, was peinlich ist? Ich kann es Ihnen jetzt erklären. (Bundesrätin Schumann: Wenn man einen Antrag kopiert, das ist peinlich!) Ich habe es heute bewusst nicht gesagt, ich habe es bewusst nicht angesprochen, sondern habe nur gesagt, dass die ÖVP und die Grünen gegen einen Antrag für die Neutralität und für weitere Nato-Beiträge waren. Die Wahrheit ist: Ihr wart auch gegen unseren Antrag. Warum? Jetzt kann ich es dir sagen und das zeigt eure Peinlich­keit. Herr Schennach hat es erklärt. (Bundesrätin Schumann: Nicht so aggressiv jetzt!) Unser Antrag hat gelautet:  „Die Bundesregierung wird aufgefordert, von weiteren Schritten hin zu einem NATO-Beitritt Abstand zu nehmen und stattdessen eine aktive Neutralitätspolitik auf EU- und internationaler Ebene umzusetzen.“

Was ist dann von der SPÖ gekommen? – Wir können nicht mitstimmen, weil da steht drinnen: „von weiteren Schritten [...] Abstand zu nehmen“. Darum habt ihr unseren Antrag kopiert und habt den Ausdruck „weitere Schritte“ weggenom­men, und es heißt jetzt: „alle Schritte“. Da sieht man, wer peinlich ist. Selber schuld, hättet ihr nichts darauf gesagt, hätten wir das jetzt nicht vorgebracht. (Bundesrätin Schumann: Einmal kopiert! Einmal kopiert!) Die Einzigen, die peinlich sind, seid ihr. Ihr bringt keine Anträge zusammen. (Beifall bei der FPÖ.)

Natürlich, das war die Probe aufs Exempel, ob ihr mitstimmt (Bundesrätin Schumann: Sicher stimmen wir mit, das ist unser Text!), denn das wäre dann die Krönung gewesen, wenn ihr bei eurem eigenen Antrag nicht mitgestimmt hättet. Aber ihr fallt ja sogar bei jeder Geschichte, wenn es um die ÖVP und die Grünen geht, im Liegen um. Das ist das Schlimme, und das tut euch so weh. (Bundesrätin


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 287

Schumann: Einmal kopiert, noch einmal kopiert!) Im Liegen fallt ihr um, ihr stimmt überall mit.

Und wisst ihr, was euch auch noch wehtut? Dass die Leute draußen nicht vergessen haben, dass bei jeder Sauerei der Regierung in den letzten Jahren die SPÖ der Steigbügelhalter war. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Schumann: Oje!)

18.26 18.26.10


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen. (Bundesrat Steiner: Schade!)

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „eine klare und aktive Neutrali­tätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Es ist dies die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen (Bundesrätin Schumann: Jetzt kommt der idente Text!) auf Fassung einer Entschließung betreffend „eine klare und aktive Neutralitätspolitik – gegen alle Schritte zu einem NATO-Beitritt“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um ein Handzeichen. (Bundesrat Steiner: Ich bitte um Zählung!) Da es sehr eng ist, bitte ich die Schriftführung, mich bei der Feststellung der Mehrheits­verhältnisse zu unterstützen. (Schriftführer Gfrerer nimmt gemeinsam mit Vize­präsident Ebner die Stimmenzählung vor.) – Es ist dies die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist daher abgelehnt.


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 288

18.29.00Einlauf und Zuweisungen


Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Ich gebe bekannt, dass seit der letzten beziehungsweise in der heutigen Sitzung insgesamt 13 Anfragen, 4183/J-BR/2024 bis 4195/J-BR/2024, eingebracht wurden. (Bundesrat Schreuder – in Richtung der den Saal verlassenden Bundesrät:innen der FPÖ –: So sind sie: Da verlängern sie die Sitzung und dann gehen sie alle! – Bundesrätin Schumann – in Richtung FPÖ –: Schönes Wochenende!)

Eingelangt sind der Entschließungsantrag 416/A(E)-BR/2024 der Bundesräte Mag. Bettina Lancaster, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Änderung der Förderrichtlinien für den Breitbandausbau“, der dem Ausschuss für Innovation, Technologie und Zukunft zugewiesen wird (Bundesrat Schreuder: Die Sitzung ist noch nicht aus, Herr Kollege!),

der Entschließungsantrag 417/A(E)-BR/2024 der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „eine europäische Wasser­strategie vorantreiben“, der dem Umweltausschuss zugewiesen wird,

der Entschließungsantrag 418/A(E)-BR/2024 der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Karfreitag als Feiertag für alle Arbeitnehmer:innen“, der dem Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsu­men­tenschutz zugewiesen wird,

der Antrag 419/A-BR/2024 der Bundesräte Andrea Eder-Gitschthaler, Korinna Schumann, Klemens Kofler, Marco Schreuder, Karl-Arthur Arlamovsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend „die Änderung der Geschäftsordnung des Bundesrates“, der dem Geschäftsordnungsausschuss zugewiesen wird, sowie

der Entschließungsantrag 420/A(E)-BR/2024 der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kostenloses Klimaticket für alle bis 25!“, der dem Ausschuss für Verkehr zugewiesen wird.


BundesratStenographisches Protokoll967. Sitzung, 967. Sitzung des Bundesrats vom 29. Mai 2024 / Seite 289

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Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Wege erfolgen. Als Sitzungstermin wird Donnerstag, der 27. Juni 2024, 9 Uhr, in Aussicht genommen.

Für die Tagesordnung dieser Sitzung kommen insbesondere jene Beschlüsse in Betracht, die der Nationalrat bis dahin verabschiedet haben wird, soweit diese dem Einspruchsrecht beziehungsweise dem Zustimmungsrecht des Bundesrates unterliegen.

Die Ausschussvorberatungen sind für Dienstag, den 25. Juni 2024, um 14 Uhr vorgesehen.

Die Sitzung ist geschlossen.

18.31.33Schluss der Sitzung: 18.31 Uhr

 

 

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