
Plenarsitzung
des Bundesrates
971. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich
Donnerstag, 3. Oktober 2024
Bundesratssaal
Stenographisches Protokoll
971. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich
Donnerstag, 3. Oktober 2024
Dauer der Sitzung
Donnerstag, 3. Oktober 2024: 9.00 – 13.51 Uhr
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Tagesordnung
1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Pensionsgesetz 1965, das Bundestheaterpensionsgesetz und das Bundesbahn-Pensionsgesetz geändert werden
2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz, das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz und die Reisegebührenvorschrift 1955 geändert werden (Progressionsabgeltungsgesetz 2025 – PrAG 2025)
3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrpersonen-Dienstrechtsgesetz, das Landesvertragslehrpersonengesetz 1966, das Land- und forstwirtschaftliche Landesvertragslehrpersonengesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz,
das Ausschreibungsgesetz 1989, das Bundes-Bedienstetenschutzgesetz, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz und das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz geändert werden (Dienstrechts-Novelle 2024)
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Ergänzung der Tagesordnung ....................................................................................... 96
4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Absatz 1 Datenschutzgesetz (17/W und 283/BS sowie 2712 d.B.)
5. Punkt: Antrag der Bundesräte Mag. Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 66 GO-BR zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ (423/A-BR/2024)
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Inhalt
Bundesrat
Schreiben des Steiermärkischen Landtages betreffend Mandatsverzicht des Bundesrates Markus Leinfellner ...................................................................................................................... 74
Angelobung des Bundesrates Arnd Meißl ................................................................. 27
Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG betreffend Erteilung der Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen über soziale Sicherheit
zwischen der Republik Österreich und der Mongolei durch den Bundespräsidenten ............................................................................................................................... 75
Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG betreffend Erteilung der Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein über die Übernahme von Vollziehungsaufgaben im Zusammenhang mit der EU-Tabakprodukte-Richtlinie 2014/40/EU durch den Bundespräsidenten ................................................................................... 79
Schreiben des Bundesministers für Finanzen gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG betreffend Erteilung der Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem Staat Libyen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung und -umgehung durch den Bundespräsidenten ............................................................... 83
Schreiben des Bundeskanzlers Karl Nehammer, MSc gemäß Art. 23c Abs. 5 B-VG betreffend Nominierung von Herrn Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. zum österreichischen Mitglied der Europäischen Kommission für die Amtsperiode 2024 bis 2029 ............................................................................................................................... 88
Schreiben des Bundeskanzlers Karl Nehammer, MSc gemäß Art. 23c Abs. 5 B-VG betreffend Nominierung von Herrn Hon.-Prof. Mag. Dr. Andreas Kumin als österreichischen Richter am Gerichtshof der Europäischen Union für die Funktionsperiode 7. Oktober 2024 bis 6. Oktober 2030 .............................................................................................................................. 92
Antrag der Bundesrät:innen Mag. Harald Himmer, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Markus Schreuder, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 49 Abs. 1 in Verbindung mit § 16 Abs. 4 GO-BR, den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder
des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Datenschutzgesetz (2712 d.B.) ohne Vorberatung durch einen Ausschuss in Verhandlung zu nehmen – Annahme 96, 96
Antrag der Bundesrät:innen Mag. Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 49 Abs. 1 in Verbindung mit § 16 Abs. 3 GO-BR, den Antrag der Bundesrät:innen Mag. Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 66 GO-BR zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ (423/A-BR/2024) ohne Vorberatung durch einen Ausschuss in Verhandlung zu nehmen – Annahme ................................................................ 97, 97
Wortmeldung des Bundesrates Mag. Harald Himmer im Zusammenhang mit einem eingebrachten Entschließungsantrag ..................................................................... 124
Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .......................... 188
Unterbrechung der Sitzung ....................................................................................... 189
Personalien
Verhinderungen ........................................................................................................... 27
Aktuelle Stunde (118.)
Thema: „Hinschauen statt Wegschauen – Gewaltprävention an Schulen“ ............ 28
Redner:innen:
Mag. Christine Schwarz-Fuchs ............................................................................... .... 29
Doris Hahn, MEd MA ............................................................................................... .... 33
Christoph Steiner ..................................................................................................... .... 38
Simone Jagl .............................................................................................................. .... 42
Bundesminister Dr. Martin Polaschek ................................................................. 48, 65
Philipp Kohl .............................................................................................................. .... 52
Mag. Daniela Gruber-Pruner .................................................................................. .... 54
Günter Pröller ........................................................................................................... .... 57
Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................................................ .... 59
Dr. Manuela-Anna Sumah-Vospernik ......................................................................... 62
Bundesregierung
Schreiben des Bundeskanzlers betreffend Amtsenthebung der Bundesregierung gemäß Art. 74 Abs. 3 B-VG sowie der Staatsekretärinnen gemäß Art. 74 Abs. 3 B-VG iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG bei gleichzeitiger Betrauung der scheidenden Mitglieder der Bundesregierung gemäß Art. 71 B-VG iVm Art. 77 Abs. 3 B-VG bis zur Bildung einer neuen Bundesregierung mit der Fortführung der Verwaltung und Betrauung des Herrn Bundeskanzlers als Vorsitzenden der einstweiligen Bundesregierung sowie betreffend Ernennung von Frau Claudia Plakolm zur Staatssekretärin zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung des Bundeskanzlers und von Frau Mag. Susanne Kraus-Winkler zur Staatssekretärin zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft gemäß Art. 70 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG bis zur Bildung der neuen Bundesregierung durch den Bundespräsidenten ............ 73
Nationalrat
Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse ........................................................................ 96
Wahlen in Institutionen
4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Absatz 1 Datenschutzgesetz (17/W und 283/BS sowie 2712 d.B.) ................................ 191
Annahme des vorliegenden Beschlusses des Nationalrates (Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees: Univ.-Prof. Dr. Gerhard Baumgartner, Assoz. Prof. Mag. Dr. Christian Bergauer, Dr. Philipp Grasser, Mag. Dr. Sandra Huber, MA und Prof. Dr. Eva Souhrada-Kirchmayer) ...................................................................................................................................... 191
Ausschüsse
Zuweisungen ................................................................................................................ 66
Verhandlungen
1. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Pensionsgesetz 1965, das Bundestheaterpensionsgesetz und das Bundesbahn-Pensionsgesetz geändert werden (4141/A und 2709 d.B. sowie 11604/BR d.B.) ............................................................................................................................... 98
Berichterstatterin: MMag. Elisabeth Kittl, BA ........................................................... 99
Redner:innen:
Markus Steinmaurer ................................................................................................ .... 99
Ernest Schwindsackl ................................................................................................ .. 103
Dr. Manuela-Anna Sumah-Vospernik ....................................................................... 106
Dr. Manfred Mertel .................................................................................................. .. 109
Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ...................................................................................... .. 114
Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 116
Klara Neurauter ....................................................................................................... .. 119
Horst Schachner ...................................................................................................... .. 122
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inflationsausgleich um 5,5 Prozent für alle Pensionen bis zur ASVG-Höchstpension – Pensionistenpreisindex berücksichtigen jetzt! (Pensionsanpassung 2025)“ – Ablehnung ........................................................................................................ 101, 126
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung des Pensionssystems“ – Ablehnung ........................ 123, 126
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, 1. gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben und 2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 44 Abs. 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen ............................................................................................................................. 125
2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz, das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz und die Reisegebührenvorschrift 1955 geändert werden (Progressionsabgeltungsgesetz 2025 – PrAG 2025) (2710 d.B. sowie 11602/BR d.B. und 11605/BR d.B.) ................... 126
Berichterstatterin: Barbara Prügl ............................................................................. 127
Redner:innen:
Dr. Sascha Obrecht .......................................................................................... 127, 155
Mag. Harald Himmer .................................................................................................. 130
Klemens Kofler .................................................................................................. 132, 146
MMag. Elisabeth Kittl, BA ......................................................................................... 133
Christian Fischer ............................................................................................... 137, 147
Bundesminister Dr. Magnus Brunner, LL.M. ................................................... 141, 154
Andreas Arthur Spanring ........................................................................................ .. 148
Mag. Bettina Lancaster ........................................................................................... .. 149
Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 150
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gemeinden bei der Behebung von Katastrophenschäden unterstützen“ – Ablehnung ........................................................................................................ 140, 156
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 156
3. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrpersonen-Dienstrechtsgesetz, das Landesvertragslehrpersonengesetz 1966, das Land- und forstwirtschaftliche Landesvertragslehrpersonengesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, das Ausschreibungsgesetz 1989, das Bundes-Bedienstetenschutzgesetz, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz und das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz geändert werden (Dienstrechts-Novelle 2024) (2711 d.B. sowie 11603/BR d.B. und 11606/BR d.B.) ..................................................................... 156
Berichterstatterin: MMag. Elisabeth Kittl, BA ........................................................ 157
Redner:innen:
Günter Pröller ........................................................................................................... .. 158
Mag. Bernhard Ruf .................................................................................................. .. 161
Korinna Schumann .................................................................................................. .. 165
Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ...................................................................................... .. 171
Bundesminister Mag. Werner Kogler ..................................................................... .. 173
Heike Eder, BSc MBA ............................................................................................... .. 177
Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .. 179
Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 182
Mag. Harald Himmer ............................................................................................... .. 185
Marco Schreuder ...................................................................................................... .. 187
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einsatzkräfte und Betroffene beim Katastropheneinsatz im Beruf absichern und rasch und unbürokratisch finanzielle Soforthilfe leisten!“ – Ablehnung .. 167, 191
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben (namentliche Abstimmung) .......... 189
Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ............................. 189
5. Punkt: Antrag der Bundesräte Mag. Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 66 GO-BR zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ (423/A-BR/2024) ................................................................ 192
Redner:
Christoph Steiner ........................................................................................................ 192
Annahme des Antrages 423/A-BR/2024 .............................................................. 196
Eingebracht wurden
Antrag der Bundesrät:innen
Mag. Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 66 GO-BR zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ (423/A-BR/2024)
Anfragen der Bundesrät:innen
Andrea Michaela Schartel, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Disziplinarrechtliche Verfahren gegen Grazer KFG-Gemeinderat Michael Winter (4234/J-BR/2024)
Doris Hahn, MEd MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Lehrer:innenmangel und
fehlende Administrative Assistenzen an Österreichs Schulen“ (4235/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Missbrauch von Blaulicht und Einsatzkräften für Medientermin von Gerhard Karner? (4236/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4237/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4238/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4239/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4240/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4241/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4242/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4243/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4244/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4245/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4246/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4247/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4248/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4249/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend aktuelle Geschäfts- und Personaleinteilung (4250/J-BR/2024)
Dr. Manfred Mertel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Zitierverbot durch die Hintertür (4251/J-BR/2024)
Dr. Manfred Mertel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend FPÖ-Finanzskandal in der Steiermark (4252/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm (KIG 2023) von Juni bis September 2024 (4253/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Beteiligungsmanagement (4254/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Beteiligungsmanagement (4255/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Beteiligungsmanagement (4256/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beteiligungsmanagement (4257/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Beteiligungsmanagement (4258/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Beteiligungsmanagement (4259/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Beteiligungsmanagement (4260/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beteiligungsmanagement (4261/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Beteiligungsmanagement (4262/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Beteiligungsmanagement (4263/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beteiligungsmanagement (4264/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Beteiligungsmanagement (4265/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beteiligungsmanagement (4266/J-BR/2024)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Beteiligungsmanagement (4267/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Budgetvollzug und -planung (4268/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Budgetvollzug und -planung (4269/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Budgetvollzug und -planung (4270/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Budgetvollzug und -planung (4271/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Budgetvollzug und -planung (4272/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Budgetvollzug und -planung (4273/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Budgetvollzug und -planung (4274/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Budgetvollzug und -planung (4275/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Budgetvollzug und -planung (4276/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Budgetvollzug und -planung (4277/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Budgetvollzug und -planung (4278/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Budgetvollzug und -planung (4279/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Budgetvollzug und -planung (4280/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Budgetvollzug und -planung (4281/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4282/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4283/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4284/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4285/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4286/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4287/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4288/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4289/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4290/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4291/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4292/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4293/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4294/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 3. Quartal 2024 (4295/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4296/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4297/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4298/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4299/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4300/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4301/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4302/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4303/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4304/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4305/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4306/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4307/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4308/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2024 (4309/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4310/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4311/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4312/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4313/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4314/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4315/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4316/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4317/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4318/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4319/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4320/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4321/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4322/J-BR/2024)
Dr. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (4323/J-BR/2024)
Maria Fischer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Registrierkassenpflicht der Vereine (4324/J-BR/2024)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nebenerwerbsbürgermeister oder Nebenerwerbsdirektor? (3875/AB-BR/2024 zu 4183/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Doris Hahn, MEd MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klasse Job“ – Flop? (3876/AB-BR/2024 zu 4184/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umgang mit Ramadan-Fest in Schulen (3877/AB-BR/2024 zu 4185/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend Will ein Geheimpapier den NATO-Beitritt durch die Hintertür? (3878/AB-BR/2024 zu 4187/J-BR/2024)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend Will ein Geheimpapier den NATO-Beitritt durch die Hintertür? (3879/AB-BR/2024 zu 4186/J-BR/2024)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend steirische Hebammen mit Kassenvertrag (3880/AB-BR/2024 zu 4195/J-BR/2024)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Situation des Sektenwesens in der Steiermark (3881/AB-BR/2024 zu 4194/J-BR/2024)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schulwegsicherung Steiermark (3882/AB-BR/2024 zu 4190/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Michael Bernard,
Kolleginnen und Kollegen betreffend Stillstand bei der Konkretisierung teurer Infrastrukturprojekte! (3883/AB-BR/2024 zu 4192/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kurzsichtigkeit beim Ausbau des Bahnnetzes! (3884/AB-BR/2024 zu 4193/J-BR/2024)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Bundesrät:innen Andrea Michaela Schartel, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bestrebungen zur Errichtung eines „Nationalstadions“ in der Steiermark (3885/AB-BR/2024 zu 4189/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sexualstraftaten (3886/AB-BR/2024 zu 4191/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Daniel Schmid, Kolleginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Verpflichtung von Aufsichtstätigkeiten im Verkehrsträger Eisenbahn (3887/AB-BR/2024 zu 4196/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schüler*innen und Lehrlingsfreifahrt für alle in Ausbildung (3888/AB-BR/2024 zu 4198/J-BR/2024)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schüler*innen und Lehrlingsfreifahrt für alle in Ausbildung (3889/AB-BR/2024 zu 4199/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Schüler*innen und Lehrlingsfreifahrt für alle in Ausbildung (3890/AB-BR/2024 zu 4200/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schüler*innen und Lehrlingsfreifahrt für alle in Ausbildung (3891/AB-BR/2024 zu 4197/J-BR/2024)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Mag. Sascha Obrecht, Kolleginnen und Kollegen betreffend Polizei-Waffenübungen mitten im Wohngebiet Biotope City in Wien (3892/AB-BR/2024 zu 4201/J-BR/2024)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Geschmacklose Informationskampagne für eine Minderheit (3893/AB-BR/2024 zu 4208/J-BR/2024)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Klemens Kofler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bereits auffälliger Asylwerber schlägt abermals zu (3894/AB-BR/2024 zu 4207/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampftaktik auf Kosten der Pendler? (3895/AB-BR/2024 zu 4205/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ASFINAG Mautstelle Schönberg (3896/AB-BR/2024 zu 4206/J-BR/2024)
des Präsidenten des Bundesrates auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Tätigkeitsbericht des Bundesrats (3897/ABPR-BR/2024 zu 4233/JPR-BR/2024)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3898/AB-BR/2024 zu 4218/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ÖVP-Politik treibt Bildungssystem in den Ruin – wir erwarten uns Antworten, Herr Minister! (3899/AB-BR/2024 zu 4215/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Klemens Kofler, Kolleginnen und Kollegen betreffend bereits auffälliger Asylwerber schlägt abermals zu (3900/AB-BR/2024 zu 4211/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nationaler Bildungsbericht, Ergebnisse und aktuelle Daten – Folgeanfrage (3901/AB-BR/2024 zu 4214/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pläne hinsichtlich des angekündigten Bildungscampus in Feldkirchen bei Graz (3902/AB-BR/2024 zu 4212/J-BR/2024)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verweigern Sie die Vollziehung eines Bundesgesetzes, Herr Minister? (3903/AB-BR/2024 zu 4216/J-BR/2024)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufenthaltstitel von Imamen (3904/AB-BR/2024 zu 4213/J-BR/2024)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fairness für die Tiroler Gemüsebauern (3905/AB-BR/2024 zu 4210/J-BR/2024)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3906/AB-BR/2024 zu 4219/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3907/AB-BR/2024 zu 4221/J-BR/2024)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3908/AB-BR/2024 zu 4226/J-BR/2024)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3909/AB-BR/2024 zu 4220/J-BR/2024)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Bundeskanzleramts (3910/AB-BR/2024 zu 4217/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3911/AB-BR/2024 zu 4224/J-BR/2024)
der Bundesministerin für EU und Verfassung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3912/AB-BR/2024 zu 4225/J-BR/2024)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3913/AB-BR/2024 zu 4230/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3914/AB-BR/2024 zu 4227/J-BR/2024)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3915/AB-BR/2024 zu 4222/J-BR/2024)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3916/AB-BR/2024 zu 4229/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Weitere Verschärfung der Energiekrise? (3917/AB-BR/2024 zu 4232/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Michael Bernard,
Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimaticket wird durch Ausbaumissstände im Bahnnetz nutzlos (3918/AB-BR/2024 zu 4231/J-BR/2024)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3919/AB-BR/2024 zu 4228/J-BR/2024)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlkampf-Schützenhilfe durch Mitarbeiter des Ministeriums (3920/AB-BR/2024 zu 4223/J-BR/2024)
Beginn der Sitzung: 9 Uhr
Vorsitzende: Präsident Mag. Franz Ebner, Vizepräsident Dominik Reisinger, Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler.
Präsident Mag. Franz Ebner: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich eröffne die 971. Sitzung des Bundesrates.
Die nicht verlesenen Teile der Amtlichen Protokolle der 969. und der 970. Sitzung des Bundesrates vom 10. und 11. Juli 2024 sind aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
Als verhindert gemeldet sind die Mitglieder des Bundesrates Andreas Babler, MSc (Oh-Rufe bei der ÖVP) und Günter Kovacs.
Präsident Mag. Franz Ebner: Eingelangt ist ein Schreiben des Steiermärkischen Landtages betreffend Mandatsverzicht. (siehe S. 74)
Da Bundesrat Markus Leinfellner auf sein Mandat verzichtet hat, ist sein Ersatzmitglied Arnd Meißl ex lege auf das frei gewordene Mandat nachgerückt.
Das neue Mitglied des Bundesrates ist im Hause anwesend. Ich werde daher sogleich die Angelobung vornehmen.
Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten sein.
Ich ersuche nun die Schriftführung um Verlesung der Gelöbnisformel. – Bitte.
Schriftführerin Mag. Daniela Gruber-Pruner: Schönen guten Morgen! Ich verlese die Gelöbnisformel für Mitglieder des Bundesrates: „Sie werden geloben
unverbrüchliche Treue der Republik, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie die gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“
*****
(Bundesrat Arnd Meißl leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)
*****
Willkommen im Bundesrat!
Präsident Mag. Franz Ebner: Ich begrüße das neue Mitglied des Bundesrates recht herzlich in unserer Mitte und gratuliere auch herzlich zur Angelobung. (Allgemeiner Beifall. – Das neue Mitglied des Bundesrates wird von seinen Kolleg:innen beglückwünscht.)
Präsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde zum Thema
„Hinschauen statt Wegschauen – Gewaltprävention an Schulen“
mit Herrn Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek, den ich herzlich bei uns im Bundesrat willkommen heißen darf. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
In der Präsidialkonferenz wurde Einvernehmen über folgenden Ablauf erzielt: Zunächst kommt je ein Redner beziehungsweise eine Rednerin pro Fraktion zu Wort, dessen beziehungsweise deren Redezeit jeweils 10 Minuten beträgt. Sodann folgt die Stellungnahme des Herrn Bundesministers, die ebenfalls 10 Minuten nicht überschreiten soll. Danach folgt wiederum je eine Rednerin, je ein Redner der Fraktionen sowie anschließend eine Wortmeldung der Bundesrätin ohne Fraktion mit jeweils einer 5-minütigen Redezeit. Zuletzt kann noch eine abschließende Stellungnahme des Herrn Bundesministers erfolgen, die nach Möglichkeit 5 Minuten nicht überschreiten soll.
Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Christine Schwarz-Fuchs. Ich erteile es ihr und mache darauf aufmerksam, dass entsprechend der Vereinbarung in der Präsidialkonferenz die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Bitte.
Bundesrätin Mag. Christine Schwarz-Fuchs (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucher und werte Zuseher via Livestream! Heute sprechen wir über ein Thema, das uns alle betrifft und das für die Entwicklung unserer Gesellschaft von großer Wichtigkeit ist. Es geht um den Schutz unserer Kinder und Jugendlichen vor Gewalt an unseren Schulen. Es hat sich gezeigt, dass es sehr wichtig ist, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um Gewalt zu verhindern und einen sicheren Lernraum für die junge Generation zu schaffen. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat aus diesem Grund das Motto Hinschauen statt Wegschauen als Jahresschwerpunkt für das Schuljahr 2024/25 festgelegt. Der Kinderschutz an Schulen soll auf eine neue Ebene gehoben werden und präventive Ansätze sollen gestärkt werden.
Schulen sollen Orte des Lernens, der Entwicklung und der Sicherheit sein, Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen und entfalten können. Doch leider erleben wir auch in Österreich immer wieder Vorfälle von Gewalt, Mobbing oder Bedrohung an Bildungseinrichtungen. Es muss unser Schwerpunkt sein, Kinder und Jugendliche zu schützen, sie zu stärken und Schulen zu sicheren Orten zu machen.
Ich war am Montagabend auf einer Buchpräsentation. Es wurde das Buch mit dem Titel „Was ist los in unseren Schulen?“(das genannte Buch von Christian Klar in die Höhe haltend) vorgestellt. Ich habe mir das Buch gekauft und begonnen, darin zu lesen. Ich möchte einen kurzen Ausschnitt daraus vorlesen.
Es geht um einen 13-jährigen Jungen, der noch immer in der 1. Klasse Mittelschule ist. Es komme immer öfters vor, dass Kinder die Klasse wiederholen müssen und daher sogenannte überaltrige Kinder in den Klassen sind.
Bei der Buchpräsentation wurde dieser Junge Albert genannt. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.) Daher möchte ich ihn hier auch Albert nennen. Der Name tut auch nichts zur Sache. Nur so viel sei erwähnt: Der Junge hat auch in Wirklichkeit einen österreichischen Namen trotz ausländischer Mutter.
Albert „ist 13 Jahre und geht in die erste Klasse“. Albert „ist schon in der Volksschule verhaltensauffällig und schulisch sehr schwach. Er ist in Österreich geboren, seine Mutter kann kaum Deutsch, seinen Vater kennt er nicht.“ Albert „benötigt sechs Jahre, um die Volksschule abzuschließen. Als er dann in die Mittelschule kommt, wird er der Mutter bereits vom Jugendamt abgenommen. Nun wohnt er in einer Wohngemeinschaft.“
Albert „ist in der Mittelschule von allem überfordert, er kann dem Unterricht nicht folgen, seine Hefte und Bücher hat er wenige Wochen nach Schulbeginn bereits verloren. Da er größer und kräftiger ist als die anderen Kinder in der Klasse, regiert er die Klasse mit Gewalt. Er hat keine Schuljause mit, also muss sie ihm jemand anderer abgeben, wenn er sich etwas kaufen möchte, fordert er Geld. Die Mädchen der Klasse versuchen, Abstand zu halten, seine obszönen Gesten und seine Berührungen stoßen sie ab, verhindern können sie sie nicht.
Zweimal im Laufe des Schuljahres wird“ Albert „suspendiert, als er zurückkommt, benimmt er sich unverändert. Es liegt nicht daran, dass“ Albert „sich nicht bemühen und einfügen möchte“ (Bundesrat Steiner: Nein!), „er kann es nicht.“ Albert „schafft die erste Klasse ein weiteres Mal nicht. Im kommenden Schuljahr wäre er in der vierten Klasse, wird aber noch einmal die erste wiederholen müssen, in seinem achten persönlichen Schuljahr und schulpflichtig.“
Dass manchen Kindern die Jause immer wieder von Klassenkameraden abgenommen wird oder Geld erpresst wird, ist in manchen Klassen an der Tagesordnung. Die Lehrkräfte bekommen das oft sehr lange nicht mit und können daher nicht eingreifen. Auch Schlägereien kommen in manchen Schulen recht häufig vor. Vor allem Schulen in Ballungsräumen, und zwar egal in
welchem Bundesland, von Vorarlberg bis Wien, haben immer mehr mit Gewalt zu kämpfen.
Die Gewaltprävention an Schulen ist daher ein zentraler Aspekt, um die Schulen für unsere Kinder wieder sicherer zu machen. Im Rahmen des Jahresschwerpunkts Hinschauen statt Wegschauen wird ab dem Schuljahr 2024/25 nun jede Schule in Österreich ein eigenes Kinderschutzkonzept entwickeln. Diese Konzepte beinhalten unter anderem eine Risikoanalyse, die es ermöglicht, spezifische Gefährdungspotenziale frühzeitig zu erkennen. Zudem werden Kinderschutzteams an jeder Schule eingerichtet.
Diese Teams in Verbindung mit einem verbindlichen Verhaltenskodex sollen allen am Schulleben beteiligten Personen klare Leitlinien bieten und ein Umfeld schaffen, in dem Sicherheit und Schutz Priorität haben. Parallel dazu wird die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte intensiviert. Besonders im Bereich Gewaltprävention und Deeskalationsmanagement sollen unsere Pädagogen die nötigen Fähigkeiten und Werkzeuge bekommen, um potenzielle Konflikte frühzeitig zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.
Auch spezielle Workshops werden den Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Gerade in Workshops kann gut mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet werden. Programme wie Under 18, bei dem Jugendliche ab 13 Jahren über Themen wie Rechtsbewusstsein, Sucht- und Gewaltprävention informiert werden, sollen großflächig an den Schulen angeboten werden. Es gibt zum Beispiel Workshops, in denen Richter oder Polizisten in Zivil die Schülerinnen und Schüler über Strafmündigkeit beziehungsweise generell über Auswirkungen von Straftaten aus rechtlicher Sicht aufklären und dies mit praxisnahen Ausführungen und Beispielen unterlegen.
Neben der Prävention spielt aber auch die Unterstützung der Schulen eine zentrale Rolle. Jede Bildungsdirektion wird mit einem klaren Prozess ausgestattet, der sicherstellt, dass bei Gewaltfällen schnell und effektiv reagiert wird. Dies umfasst die Bereitstellung mobiler Krisenteams und eine
zentrale Anlaufstelle, die per Hotline erreichbar ist. Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die Zusammenarbeit mit lokalen Sicherheitsbeauftragten gelegt. Diese Ansprechpartner sind in den Polizeidienststellen angesiedelt und stehen Schulen zur Verfügung, um bei auffälligem oder strafrechtlich relevantem Verhalten Präventionsprogramme einzuleiten.
Die Maßnahmen, die im Rahmen dieses Schuljahresschwerpunkts umgesetzt werden, sind nicht nur Reaktionen auf bestehende Herausforderungen, sondern sie setzen ein klares Zeichen. Kinderschutz ist ein Versprechen – ein Versprechen an unsere Schülerinnen und Schüler, dass sie in einer sicheren Umgebung lernen und sich entfalten können.
Ein weiteres bedeutendes Thema ist die Prävention von Extremismus und Antisemitismus. Schulen sind Orte des Lernens, aber auch der gesellschaftlichen Wertevermittlung.
Abschließend lässt sich sagen: Die Sicherheit und das Wohl unserer Kinder stehen im Zentrum unseres Handelns. Mit dem Jahresschwerpunkt Hinschauen statt Wegschauen wird auf nachhaltige Prävention gesetzt, um Schulen zu Orten des Schutzes und der Unterstützung zu machen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder in einer gewaltfreien Umgebung aufwachsen können, und wir dürfen dabei niemals wegschauen.
Es muss aber auch gesagt werden, dass die Schule alleine nicht alles regeln kann. Es sind auch die Eltern in der Pflicht. Die Erziehungsberechtigten müssen ihre Verantwortung wahrnehmen. Gerade die ersten Lebensjahre sind wichtig, um Kinder zu gewaltfreien Menschen zu erziehen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
9.11
Präsident Mag. Franz Ebner: Danke, Frau Bundesrätin.
Als Nächste ist Frau Bundesrätin Doris Hahn zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
9.12
Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA (SPÖ, Niederösterreich): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren, die uns vielleicht auch von zu Hause aus zusehen! Geschätzte Damen und Herren hier im Bundesrat!
Das ist ein wichtiges Thema, ohne Zweifel: Gewalt, Gewaltprävention an Schulen. Ich glaube, wir sind uns einig: Schulen sind ganz besondere Orte für Schülerinnen und Schüler, für Jugendliche, für Kinder. Sie verbringen relativ viel Zeit in den Schulen, daher muss man ganz klar und sachlich feststellen: Schulen sind schon lange nicht mehr reine Orte der Wissensvermittlung, des Lernens, der Bildung, ganz auf das Wissen beschränkt, sondern sie sind schlicht und einfach auch Sozialräume, in denen im sozialen Miteinander voneinander, miteinander viel gelernt wird.
Das heißt, Schulen sind in Wahrheit für die gesamte persönliche Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler von immenser und immanenter Bedeutung. In diesem Sinne braucht es aus meiner Sicht daher ein möglichst förderliches Umfeld in der Schule, damit sich die Schülerinnen und Schüler dort auch bestmöglich entwickeln können.
Gleichzeitig – und ich glaube, da sind wir uns auch einig – müssen wir natürlich darauf achten, dass sie vor Gewalt geschützt werden, egal in welcher Ausprägung diese auftreten kann, ob in psychischer, in körperlicher oder auch in sexualisierter Form. Es geht aber auch darum, möglichen Machtmissbrauch in der Schule hintanzuhalten.
Das heißt jetzt natürlich nicht, und das möchte ich schon betonen, dass Schule ein Ort – wie es vielleicht früher geheißen hat – der Zucht und Ordnung sein muss. Diese Zeiten sind Gott sei Dank längst vorbei. Ich glaube aber, eines sagt alles aus, da müsste man gar nicht mehr weiter interpretieren. Es steht schon im Artikel 14 B-VG, also in unserer Verfassung: „Im partnerschaftlichen Zusammenwirken von Schülern, Eltern und Lehrern ist Kindern und Jugendlichen die
bestmögliche geistige, seelische und körperliche Entwicklung zu ermöglichen, damit sie zu gesunden, selbstbewussten, glücklichen, leistungsorientierten“ und so weiter und so fort „Menschen werden, die befähigt sind, an den sozialen, religiösen und moralischen Werten orientiert Verantwortung für sich selbst, Mitmenschen, Umwelt und nachfolgende Generationen zu übernehmen.“ – Das sagt eigentlich alles aus: der Kern der Schule, das Schulumfeld sozusagen.
Wenn wir über Gewalt und Gewaltprävention sprechen, kann ich Ihnen als Lehrkraft und als Schulleiterin an einer Mittelschule versichern und bestätigen: Da passiert ganz, ganz viel, jeden Tag, das ganze Schuljahr über. Da passiert auch viel intuitiv und sozusagen ganz unbewusst in diese Richtung. Manches muss aber auch ganz bewusst angeregt und angeleitet werden. Das klingt einfacher, als es tatsächlich ist, weil Gewalt eben in den unterschiedlichsten Formen und in den unterschiedlichsten Ausprägungen daherkommen kann. Ich habe es schon gesagt: körperliche, psychische, sexualisierte Gewalt.
Das hat es in irgendeiner Form früher auch schon gegeben, heute sprechen wir aber auch noch ganz konkret von Mobbing, von Cybermobbing. Das hat es vor vielleicht 15, 20 Jahren in dieser Form noch nicht gegeben: Mobbing über Social Media – Tiktok, Snapchat und wie diese Angebote alle heißen. Da wird Hatespeech über Hasspostings verbreitet, um jemandem ganz bewusst zu schaden. Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, wie man die Kommunikation via Social Media missbrauchen kann, um jemandem damit zu schaden – die vermeintliche Anonymität als Freibrief für verbale Entgleisungen in irgendeiner Form.
Nicht zu vergessen – und das hat es vor einigen Jahren in der Form auch noch nicht gegeben – die Challenges auf Tiktok, Blackoutchallenges zum Beispiel – an diese erinnere ich mich noch sehr gut –: Da haben sich Jugendliche gegenseitig bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, weil es in den Social Media quasi als lustig dargestellt wurde.
Dazu kommt dann noch eine gewisse Form der sensationsgeilen Nachrichtensprache in Zeitungen und anderen Medien, wo unter anderem auch Ressentiments gegen Minderheiten und so weiter gefördert und gestreut werden. Da braucht es die Schule ganz besonders, weil es nämlich auch um eine Einordnung all dieser Thematiken, all dieser Problemstellungen geht und um ein Bewusstmachen, ein In-Relation-Setzen dahin gehend, was Gewalt eigentlich bedeutet, und vor allen Dingen, was Gewalt mit den Geschädigten macht, welche Folgen Geschädigte durch Gewalt erleiden, welche körperlichen, psychischen und andere Schäden dadurch entstehen können. Da ist natürlich die Schule eine wichtige Stelle, das anzusprechen, und das müssen wir auch nutzen, das ist gar keine Frage. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
Ich habe es aber schon gesagt, es klingt einfacher, als es ist, denn man muss sich schon auch bewusst machen, dass Gewalt oft ein Ausdruck für ganz andere, weiter hinten liegende Probleme ist, die auf den ersten Blick für die Lehrkräfte als solche nicht erkennbar sind, und das ist oft nicht so einfach. Es passiert auch nicht immer alles direkt vor den Augen der Lehrkräfte. Manches passiert subtil, sodass wir als Lehrerinnen und Lehrer da oft durchaus ein zweites oder drittes Mal hinschauen müssen.
Es wird unter Umständen also schwierig, akut und konkret gegen solche Vorfälle vorzugehen. Da braucht es von den Lehrkräften ganz viel Fingerspitzengefühl und natürlich auch ein gewisses Maß an Training, an Übung, an Sensibilisierung und ganz, ganz, ganz viel Schulung.
Ganz wichtig ist, sich auch bewusst zu machen, wodurch Gewalt entstehen kann. Auf der einen Seite haben wir dieses typische Bild, das, wie wir alle wissen, auch im politischen Kontext immer wieder genutzt wird, wenn etwas Fremdes, Ungewohntes irgendwo als bedrohlich wahrgenommen wird. Das ist zum Beispiel das eine. Das setzt sich dann ganz gerne auch gegen Minderheiten durch und fort. Durch das Zuteilen von Stärkeren und Schwächeren in wir und die anderen beginnt ganz, ganz, ganz viel auf Gewaltebene.
Das Nächste ist das Vorstellen von gewissen Stereotypen, das sich dann in Diskriminierung, in Sexismus, in Rassismus und in vielem anderen mehr äußert. Dazu gehören aber auch Gewalterfahrungen, beispielsweise im häuslichen, im elterlichen, im familiären Umfeld, und dass dadurch unter Umständen auch negative Handlungsmuster eintrainiert werden und vieles andere mehr.
Wie gesagt, die Liste ist sicher keine vollständige. Man kann sich aber nie zu 100 Prozent sicher sein, was tatsächlich dahintersteckt. Aus diesem Gesichtspunkt oder aus diesen Gesichtspunkten heraus ist es aus meiner Sicht ganz essenziell, verschiedene Aspekte in der Gewaltprävention wirklich ganz bewusst anzugehen.
Natürlich, viele Projekte, einzelne Projekte, sind gut, richtig und wichtig, und es ist schön, dass sie umgesetzt werden, aber das muss laufend passieren. Ein einmaliges Projekt, glaube ich, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Es muss laufend die Möglichkeit gegeben werden, soziale Kompetenzen zu fördern, zu trainieren. Das ist, so ehrlich muss man sein, eine wirklich immens schwierige Aufgabe in den Schulen, denn wir dürfen nicht vergessen, wir haben in Wahrheit mittlerweile eine überfrachtete Stundentafel, ebenso dichte Lehrpläne. Das heißt, zwischen digitaler Grundbildung und Entrepreneurship muss ich jetzt irgendwo, wenn Zeit und Raum dafür bleibt, noch die Gewaltprävention einschieben. Das ist wirklich eine ganz, ganz schwierige und nicht zu unterschätzende Problematik.
Aus meiner Erfahrung muss man sich bewusst die Zeit nehmen – auch auf Kosten des normalen Unterrichts, auf Kosten von Pythagoras und irregular verbs, wenn man so möchte. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man in der gelebten gewaltfreien Schulkultur gleichzeitig die Basis und das Ziel sieht. Noch einmal: Gelebte gewaltfreie Schulkultur ist für mich beides gleichzeitig, nämlich die Basis, die Grundlage, um Gewaltprävention umzusetzen, aber auch das Ziel am Ende des Tages. (Beifall bei der SPÖ.)
Dazu gehört entsprechende Kommunikation: Sprache ist ein immens mächtiges Instrument, das unter Umständen auch ganz viel Schaden anrichten kann: Du bist ja eh zu dumm für alles! – Das ist schnell dahingesagt, richtet aber großen Schaden an.
Das nächste Thema ist der Umgang mit Gefühlen: Wie gehe ich mit Angst, mit Ärger, mit Unsicherheit, mit Frust oder mit Versagen um? – Das sind Dinge, die Jugendliche erst lernen müssen. Da brauchen sie Unterstützung und da sind natürlich die Lehrerinnen und Lehrer Ansprechpartner Nummer eins. Da geht es unter anderem auch darum, wie man Konflikte lösen kann; es geht um Konfliktlösungsstrategien. Mir fällt auf, dass viele Kinder und Jugendliche dazu nicht mehr ganz in der Lage sind oder zumindest alleine dazu nicht mehr in der Lage sind und Unterstützung brauchen. Peergroups sind eine ganz essenzielle Thematik, wie auch vieles andere mehr.
Da das Birndl schon zu blinken beginnt, in aller Kürze: Ich könnte jetzt die Aufgaben der Schule im Bereich der Gewaltprävention noch unendlich lange darlegen – ich glaube, darüber könnten wir Stunden referieren –, was es aber auf alle Fälle braucht, sind multiprofessionelle Teams, und zwar an den Standorten, an den Schulen selber. Es hilft relativ wenig, wenn eine Schulsozialarbeiterin 3 Stunden pro Woche am Standort ist. Das ist super, das ist wichtig und richtig, aber viel zu wenig.
Wir brauchen Psychologen in den psychologischen und psychiatrischen Abteilungen, auf die man keine neun Monate warten muss. Wir brauchen die Kinder- und Jugendhilfe im Boot, wir brauchen Beratungslehrkräfte, wir brauchen die Schulärzt:innen im Boot, wir brauchen externe Expertinnen und Experten – wir haben es schon heute gehört; die Polizei ist da ein wichtiger Ansprechpartner – und vieles andere mehr. Dazu fehlen aber leider oftmals die Ressourcen. Gerade externe Expert:innen, die Workshops oder Vorträge halten, kosten viel, viel Geld.
Sie (in Richtung Bundesminister Polaschek) haben in Ihrer Pressekonferenz zu Schulbeginn kritisiert, - -
Präsident Mag. Franz Ebner: Frau Bundesrätin, Ihre Redezeit ist abgelaufen. Bitte kommen Sie zum Schluss!
Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA (fortsetzend): - - dass die Zahl der Suspendierungen so zugenommen hat. Ich muss dazu sagen: Bis es zu einer Suspendierung kommt, braucht es sehr, sehr lange. Da muss schon sehr, sehr viel passiert sein, bis es zu einer Suspendierung kommt. Daher kann ich das in dieser Form nicht stehen lassen. Eine Suspendierung ist immer der letzte Ausweg, sie wird erst dann ausgesprochen, wenn nichts anderes geholfen hat.
Wie gesagt, ohne zusätzliche Ressourcen wird es – bei allem Engagement unserer Lehrkräfte – leider nicht gehen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
9.23
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Christoph Steiner. Ich erteile ihm das Wort.
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Herr Präsident! Herr Minister, seien Sie nicht frech, so ein Thema auszuwählen, muss ich ganz ehrlich sagen! „Hinschauen statt Wegschauen“ – Gewaltprävention an unseren Schulen: Nach ich weiß nicht wie vielen Jahrzehnten von ÖVP- und SPÖ-Bildungsministern so ein Thema auszuwählen, das nenne ich frech. Ich nenne das wirklich frech und abwertend gegenüber allen Lehrerinnen und Lehrern. Jetzt wird ein Thema hochgespielt, das seit Jahrzehnten ein riesiges Problem in Österreich ist. Heute, an seinem letzten Tag im Bundesrat, kommt der Minister drauf, dass es Gewalt an Österreichs Schulen gibt. Herr Minister, das ist frech, nichts anderes! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir haben in unseren Schulen massenhaft Schlägereien, massenhaft Probleme mit Islamisten, die mit Lehrerinnen umspringen, wie man sich das gar nicht vorstellen möchte. Wir haben Schüler, die andauernd sitzen bleiben und dann nur Probleme bereiten. Und die ÖVP liest dann aus einem Buch von einem ÖVP-Bezirksvorsteherstellvertreter vor, der euch das schon seit Jahrzehnten erklärt. Der ist seit 40 Jahren in dieser Brennpunktschule! Ich kenne Christian gut. Er erklärt euch das seit 40 Jahren. Der wird auch Ihnen bekannt sein, oder? (Bundesminister Polaschek nickt.) – Eben. Und jetzt kommt die ÖVP drauf, dass es Probleme an unseren Schulen gibt!
Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes dazu sagen, ich werde aber aus einem „Standard“-Artikel vorlesen. Der links-linksradikale „Standard“ hat also vor Kurzem getitelt: „‚Egal, ich stech Direktor ab‘: Weckruf aus einem Schulsystem über dem Limit“. „Der Islam allgegenwärtig, die Lage immer prekärer: Christian Klar,“ – der, der das Buch geschrieben hat – „Mittelschuldirektor in Wien, schildert schonungslos, was in unseren Schulen los ist. Er tut es unaufgeregt, aber mit klarer Kante“.
„Was so passiert in Wiener Schulen: Ramazan wollte Yusuf umbringen, dem Direktor zuliebe aber ‚erst am Abend‘, schulisch war der Tschetschene gut. ‚Gut ist die Geschichte trotzdem nicht ausgegangen.‘ Knapp vor dem Abschluss der Mittelschule fehlte er plötzlich. Auf Facebook haben ihn andere Kinder gefunden:“ Herr Polaschek, Ramazan kämpft jetzt für den IS in Syrien.
„Habib und Abed haben eine Pistole. Daria fühlt sich überfordert und schafft es in der Früh nicht, aufzustehen. Aysha“ – und jetzt kommt es – „(15)“ – 15! – „hat gute Noten.“ Nach den Sommerferien kam sie verheiratet an die Schule zurück – verheiratet mit 15. „Ihr ‚Ehemann‘ [...] lebe bei seiner Familie in Graz, sie dürfe sogar nach Wien pendeln, um die Schule abzuschließen. Dann will er ihr die Schule doch verbieten und sie abholen lassen. Das Mädchen bittet die Schule um Hilfe, die informiert die Polizei. ‚Die Abholung gelingt nicht [...]‘“.
„Turpal (15) öfter strafrechtlich auffällig, verweigert das Gespräch mit einer Polizistin“, er spricht nur mit dem Polizisten.
Das alles sind „Beispiele dafür, ‚was so passiert‘, wie ein Kapitel im demnächst erscheinenden Buch“ – das schon erschienen ist – „Was ist los an unseren Schulen?“, heißt. Christian Klar „zeichnet eine Entwicklung nach, vor der er erstmals, so schreibt er, im STANDARD gewarnt hat.“ Das war schon vor Jahren – vor Jahren! –, und das hat sogar „Der Standard“ geschrieben – ich betone noch einmal –, ein linkslinkes Blattl in Österreich.
Das Schlimme ist, dass ihr alle zugeschaut habt – alle: SPÖ, ÖVP, Grüne; die Grünen haben das sogar noch befördert. Ganz schlimm ist auch dieser Satz: „Aziza taucht plötzlich vollverschleiert auf. Ihr Vater, vor den Taliban aus Afghanistan geflohen, wusste nichts davon. Als er sie in der Schule wähnte, war sie in der Moschee. Schule und Vater ziehen ein ‚engmaschiges‘ Kontrollnetz um das Mädchen. Bis zum Abschluss erscheint sie nicht mehr in Vollverschleierung. ‚Heute sind Niqab‘“ – oder wie man das sagt – „‚und Abaya für viele Mädchen bereits Standard‘“ – sagt der Direktor, der das Buch geschrieben hat – „‚mit Mühe kann ich dafür sorgen, dass man in der Schule wenigstens das ganze Gesicht sieht‘. Immer wieder sagen Mädchen“ – und das ist das Besorgniserregende –, „sie tragen es ‚zum Schutz‘“ vor islamischen Burschen.
Herr Minister! ÖVP! SPÖ! Grüne! Ihr habt das befeuert. Das, was ich gerade vorgelesen habe, habt ihr zu verantworten. Es ist eure Schuld, dass sich Mädchen mit 13, 14, 15 vollverschleiern müssen, dass sich junge österreichische Kinder, junge österreichische Burschen und Mädchen ängstlich in die Schule begeben müssen, weil ihr die Gewalt aus dem Ausland, von den Asylanten importiert habt! Das habt ihr zu verantworten! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie warnen vor den bösen Rechten, zugleich befeuern Sie aber den Islam in Österreich. Was dabei rauskommt, zeigt ein weiterer Satz aus diesem Buch – ich lese auch die wichtigen Passagen, Frau Kollegin (in Richtung Bundesrätin
Schwarz-Fuchs), nicht nur die harmlosen –: „Zeynep weigert sich, alle fünf Weltreligionen aufzuzählen. Vier nennt sie. Das Judentum nicht.“ Antwort Zeynep: „‚Mein Mund wird schmutzig.‘“
Das habt ihr befeuert. Das habt ihr mit eurer Politik befeuert – in den Schulen, an den Arbeitsplätzen, überall. Ihr seid 2015 mit den Teddybären an den Bahngleisen gestanden, habt diese radikalisierten Typen, junge, kräftige Männer, begrüßt – und das kommt dabei heraus. Schämt euch in Grund und Boden dafür, was ihr mit dieser Republik aufgeführt habt! (Beifall bei der FPÖ.)
Dann den Titel „Hinschauen statt Wegschauen“ zu wählen, Herr Minister, das ist perfide – perfide ist das, und frech! Sie befeuern das über Jahrzehnte und kommen dann drauf: Na, jetzt müssen wir aber hinschauen!
Wenn 70 Prozent in den Klassen schon gar nicht mehr Deutsch sprechen, wie soll denn dann jemals ein österreichisches Kind auf ein ordentliches Lernniveau kommen, wie soll denn ein österreichisches Kind jemals nach Abschluss der Pflichtschule jemals ordentlich lesen, rechnen und schreiben können? – Das ist unmöglich. Es wird dann aus diesem Buch vorgelesen und Kollegin Hahn redet um den heißen Brei herum, aber das sind alles nebensächliche Probleme, ganz nebensächliche Probleme. Das Problem ist der radikalisierte Islam in Österreichs Schulen, aus und fertig, und das gehört radikal beendet – Ende. (Beifall bei der FPÖ.)
Auf Ihre Arbeitsweise – das hätte ich mir eigentlich vorbereitet – kann ich ja jetzt gar nicht mehr so lange eingehen: Wer schriftliche Anfragen so beantwortet, wer sich hier herinnen bei Dringlichen Anfragen eben genau zu solchen Themen – eben genau zu solchen Themen! – von uns so gebärdet – ja, wissen Sie was? –, der ist fehl am Platz. Herr Minister, Sie waren von Anfang an eine Fehlbesetzung. Natürlich hat Sie die ÖVP hochgelobt, haben Sie die Medien hochgelobt: Jetzt kommt der Experte, er kennt sich aus! – Nur: Sich irgendwo auszukennen und etwas umzusetzen sind zwei Paar Schuhe. (Zwischenruf bei der SPÖ.)
Ich weiß es ja nicht: Haben Sie das Problem nicht erkannt oder hat Sie die ÖVP nicht umsetzen lassen? Dazu könnten Sie heute Stellung nehmen, das wäre einmal interessant. Sie würden es, glaube ich, sehr wohl wissen, dass es massive Probleme gibt. Also: Wo war das Problem? Wo hat es gehakt, sodass Sie Ihre Jahre als Minister so verbracht haben, wie Sie sie verbracht haben, nämlich mit nichts? Da war nichts, was diese Probleme nur ansatzweise hätte anpacken können. Wer hat Sie daran gehindert? – War es die ÖVP oder waren es die Grünen? Ich glaube mittlerweile, es waren beide Parteien, denn die ÖVP hat mittlerweile so viel Linkslinke in ihren Reihen, dass man sich mit einer normalen Meinung gar nicht mehr durchsetzt. Der normale Diskurs in Österreich ist aufgrund der Aufgabe der ÖVP so weit nach links gerückt, dass alles, was normal ist, mittlerweile als rechts tituliert wird – und das werden wir ändern, das sage ich euch! (Beifall bei der FPÖ)
Normal ist und bleibt normal, und abnormal ist abnormal – und das in jedem Lebensbereich. Das gehört wieder so hergerichtet, wie es gewesen ist. Deshalb hat der Österreicher – Schlusssatz – am 29. September eine klare Sprache gesprochen. Dafür möchte ich mich bei allen österreichischen Bürgern, die uns die Stimme gegeben haben, sehr herzlich bedanken. Wir werden schauen, dass wir das Land wieder auf die Füße stellen. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)
9.33
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. Ich erteile das Wort.
Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher, Zuseher:innen zu Hause vor den Bildschirmen! Ich finde es interessant, wenn Kollege Steiner
vom normalen Diskurs spricht und gleichzeitig herumschreit wie wahnsinnig. (Bundesrat Steiner: Kriegst ein Wetex!) – Ja, genau.
Sehr geehrter Herr Minister, ich muss gestehen, dass ich mir auch nicht ganz sicher war, was ich von der Auswahl des Themas der heutigen Aktuellen Stunde halten sollte, wobei ich den Schwerpunkt, den Sie damit für das aktuelle Schuljahr gesetzt haben, prinzipiell gut finde. Ich finde gut, dass sich Schulen verstärkt mit dem Thema Gewalt noch bewusster auseinandersetzen können und konkrete Maßnahmen vorgeschlagen beziehungsweise umgesetzt werden. Leider ist es aber so, dass man, wenn man Themen wie diese, die wirklich wichtig sind, anspricht, auf das Konto der Demagogen und Hetzer einzahlt. Das gibt ihnen eine Bühne für ihre Phrasen und Parolen – und ich hatte diesbezüglich mit meinen Bedenken recht, wie Kollege Steiner in seiner Rede mit alter Nichtmanier bewiesen hat. (Bundesrat Steiner: Die Wahrheit ist zumutbar, Frau Kollegin, die Wahrheit ist zumutbar ...!) – Ja, genau, die liegt auch im Auge des Betrachters. (Zwischenrufe der Bundesräte Spanring und Steiner.)
Es ist ein wie gesagt ohne Zweifel wichtiges Thema, aber auch eben ein sehr komplexes Thema. Das wird von euch so eingedampft, reduziert, bis ihr glaubt, die scheinbar Schuldigen herausdestilliert zu haben (Zwischenruf des Bundesrates Steiner); daraus werden dann ein paar eingängige Sager in einfacher Sprache und fertig ist der schäbige Populismus. Ja, nichts anderes ist das. (Beifall bei den Grünen.)
Dabei ist Gewalt unter Jugendlichen und eben auch an Schulen tatsächlich ein Problem – aber nicht erst seit heute, nicht erst seit gestern –, auch wenn es bei Weitem nicht so groß ist, wie es uns die Marktschreier der abendländischen Untergangsprophezeiung glauben lassen wollen. Dennoch ist jede Gewalttat an jungen Menschen innerhalb ihrer Gruppe eine zu viel und wir müssen sie verhindern – sie muss verhindert werden. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)
Schule muss ein Ort sein, an dem sich Kinder und Jugendliche sicher fühlen können, an dem sie sicher sind – und dafür müssen wir sorgen. Dafür gibt es aber keine einfachen Lösungen nach Kochrezept, keine Anleitung – ein paar Zutaten und, zack, fertig ist die absolut gewaltfreie Schule. So funktioniert es halt leider nicht. Das ist aber das, was ihr versucht, den Menschen einzureden: ein paar junge Menschen aus dem Land schmeißen, und schon ist alles gut. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist pauschaler, billiger Populismus auf dem Rücken junger Menschen. (Bundesrat Steiner: ...migration, Frau Kollegin, ist das Zauberwort!) – Ja, genau.
Ausprägungen von Gewalt sind tatsächlich so vielfältig wie die Ursachen. Oft sind sich Kinder und Jugendliche gar nicht bewusst, dass ihr Verhalten gewalttätig ist oder dass sie gewalttätigem Verhalten ausgesetzt sind. Das beginnt beim unguten Gefühl dahin gehend, wie die anderen mit einem sprechen – vielleicht da einmal eine nicht ernst gemeinte Beleidigung, dort eine rassistische Bemerkung, die natürlich auch nicht ernst gemeint ist, dann wird vielleicht einmal eine Freundin geghostet. Aus anfangs harmlosen Rangeleien können binnen kurzer Zeit ausgewachsene Schlägereien werden. Im öffentlichen Raum führt das nicht selten zu lebensgefährlichen Situationen beispielsweise im Straßenverkehr, wenn das am Weg zur Schule oder von der Schule passiert.
Von den psychischen und emotionalen Auswirkungen von Gewalt jeglicher Form haben wir an dieser Stelle schon öfter gesprochen. Auch Kollegin Hahn hat es angesprochen. Zu Gewalt zählt eben nicht nur physische Gewalt, sondern auch psychische, emotionale, sexualisierte Gewalt. Die Ursachen dafür, dass Schülerinnen und Schüler gegeneinander gewalttätig werden, sind bekannt, sind hinlänglich bekannt, wenn auch wie schon gesagt ausgesprochen vielfältig und oft nicht einfach festzumachen. Es können private oder strukturelle oder systemische Auslöser sein. Es gibt familiendynamische Faktoren, wie etwa den sozioökonomischen Hintergrund des Haushalts, aus dem die Kinder kommen. Kinder aus einkommensschwachen Familien versuchen manchmal, aufkom-
mende Minderwertigkeitsgefühle durch besonders hartes Auftreten zu kompensieren. Auch fehlende Regeln und Absprachen im Zuhause können ein Grund für erhöhte Gewaltbereitschaft sein.
Psychodynamische, aber auch gesellschaftsdynamische Faktoren gewinnen zusehends an Bedeutung. Junge Menschen haben mit immer mehr Herausforderungen zu tun. Die Krisen der vergangenen Jahre, die Auswirkungen der Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine sind alles Dinge, die die jungen Menschen wirklich in erheblichem Maß belasten. Oft ist es auch überbordender und oft wirklich viel zu früher ungefilterter Medienkonsum. All das zieht nicht spurlos an Kindern und Jugendlichen vorbei.
Selbst in der Schule können ungünstige Dynamiken Gewaltbereitschaft fördern. Unser Schulsystem ist immer noch viel zu schwächenorientiert. Anstatt Begabungen und Neigungen zu fördern, arbeiten sich Kinder immer noch viel zu sehr an ihren Mängeln und an ihren Schwächen ab – Tag für Tag. (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.) Das frustriert auf Dauer und kann natürlich auch Aggressionen hervorrufen und fördern.
Mangelnde Ressourcen an Schulen und übervolle Klassen führen nicht selten zur Überlastung der Pädagoginnen und Pädagogen, die sich dann oft mit einem Gewaltproblem alleingelassen fühlen und die dann oft tatsächlich alleine sind.
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Pädagoginnen und Pädagogen, die tagtäglich wirklich großartige Arbeit leisten, und das zeitweise unter wirklich nicht einfachen Bedingungen – danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie der Bundesrätinnen Hahn und Sumah-Vospernik.)
Gegenüber Gewalt an Schulen gibt es im Wesentlichen zwei Hebel, bei denen wir ansetzen müssen – Herr Minister, Sie haben es in unserer letzten Bundesratssitzung im Juli ausgeführt –, das ist einerseits die Prävention – das Entstehen von Gewalt muss in allererster Linie von vornherein bestmöglich verhindert
werden –, und andererseits dürfen wir in letzter Konsequenz natürlich auch keine Toleranz gegenüber Gewalt haben, wenn sie passiert. Auf das Einhalten der Grundregeln friedlichen Zusammenlebens müssen wir selbstverständlich bestehen – daran besteht kein Zweifel.
Jetzt klingt Prävention manchmal so ein bisschen unkonkret, dabei sind das aber tatsächlich konkrete Maßnahmen – eine Mischung aus konkreten Maßnahmen und strukturellen Veränderungen. Das Programm Extremismusprävention macht Schule ist ein Angebot an Workshops, das tatsächlich sehr gut angekommen ist. Diese Workshops werden von NGOs abgehalten, mittlerweile nicht nur an Schulen, sondern auch in AMS-Maßnahmen wie der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung, den Orientierungskursen und so weiter. 3 000 derartige Workshops haben in Schulen bereits stattgefunden. Das Programm läuft weiter – das ist also kein einmaliges Programm.
Wie gesagt müssen aber auch strukturell Weichen gestellt werden. Die Integration von Kindern mit nicht deutscher Erstsprache ist tatsächlich essenziell. Kindergärten und Schulen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu. Basis ist – da sind wir uns hoffentlich oder da sind wir uns sicher einig – eine wirklich wirksame Sprach- und Deutschförderung, was aber eben auch eine Förderung der Erstsprache bedeutet, denn nur, wer seine Erstsprache gut beherrscht, kann eine Zweit- und Drittsprache erwerben.
Worin wir uns nicht einig sind, das ist die Methodik, nämlich zum Beispiel hinsichtlich Sinnhaftigkeit der Deutschförderklassen. Integration kann unserer Meinung nach und auch der Meinung zahlreicher Expertinnen und Experten zufolge nur dann gelingen (Zwischenrufe bei der FPÖ), wenn es nicht zur Trennung kommt. Das ist wiederum nur dann möglich, wenn zum Beispiel durch Schülerstromlenkung einzelne Standorte nicht über die Maßen belastet sind.
Kindergärten und Schulen müssen außerdem sozial und ökonomisch durchmischt sein (Bundesrat Steiner: Ja!), damit Kinder und Jugendliche voneinander lernen können und auch die sozialen Herausforderungen an einzelnen
Standorten (Bundesrat Steiner: Wir haben eine super Durchmischung! 70 Prozent ... sind eine gute Durchmischung!) nicht zu groß werden. Da ist wieder die Schülerstromlenkung gefragt.
Ja, wir sind nach wie vor der Meinung, dass für eine gute Integration und für eine Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts eine gemeinsame, verschränkte ganztägige Schulform am geeignetsten ist (Zwischenrufe bei der FPÖ), mit ausreichend Personal und multiprofessionellen Teams am Standort. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)
Im internationalen Vergleich sind Systeme mit einer späteren Trennung sehr erfolgreich. Länder wie Estland, Kanada und Finnland machen es vor.
Ein Systemwandel braucht Zeit. Es braucht neue Methoden. Es braucht in der Schule Differenzierung und Individualisierung wie etwa Begabtenförderung, Nachhilfestunden und Wahlpflichtfächer, um die Talente der Kinder zu entfalten und Defizite auszugleichen – mehr stärkenorientiert und weniger schwächenorientiert. Am Ende profitieren alle von der Vielfalt.
Was wir auch ganz dringend brauchen – ich habe die multiprofessionellen Teams schon angesprochen –, ist tatsächlich noch mehr Unterstützung durch Sozialpädagog:innen und Psycholog:innen an jedem Standort, und das jeden Tag. Dass Schulstandorte mit größeren Herausforderungen mehr Mittel und Personal brauchen, um Nachteile auszugleichen, steht außer Frage.
Ein wichtiger Faktor - -
Präsident Mag. Franz Ebner: Frau Bundesrätin, auch Ihre Redezeit ist aufgebraucht. Bitte kommen Sie zum Schlusssatz!
Bundesrätin Simone Jagl (fortsetzend): Ein wichtiger Faktor ist auch die Elternarbeit: Eltern müssen durch gezielte Elternarbeit wieder stärker eingebunden werden. Das ist mühsam, das ist zeitaufwendig, ressourcenaufwendig – also auch da mehr Ressourcen.
Wie gesagt: Schule muss ein Ort sein, an dem sich Kinder und Jugendliche sicher fühlen können, an dem sie sicher sind. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen der SPÖ sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
9.44
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.
Für eine erste Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ich erteile es ihm. Auch seine Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten.
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Sehr geehrter Herr Präsident! Herzlichen Dank, dass ich die Möglichkeit habe, mit Ihnen heute dieses wichtige Thema zu diskutieren. Schule ist ein Ort des Lehrens und des Lernens. Schule ist ein Ort der Unterstützung und der Förderung. Sie ist ein Ort, an dem Wissen gelehrt und Talente entdeckt werden. Schule ist aber auch ein Ort, an dem das Leben, der Alltag – die sozialen Kontakte der Kinder und Jugendlichen – stattfindet. Deshalb muss Schule auch ein Safe Space sein. Schule muss ein Ort sein, an dem sich die Kinder und Jugendlichen sicher fühlen und wohlfühlen können.
Wie sieht die Situation an unseren Schulen aus? – Durchwachsen, wenn man den Medienberichten glaubt. Ich sehe die Medienberichte zum Teil als überzogen, denn es gibt sehr wohl auch Schulen, an denen es sehr, sehr gut funktioniert. (Bundesrat Spanring: Katholische Privatschulen! Stimmt!) Es gibt bestimmte Problembereiche, und dort müssen wir ansetzen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Gewalt, Mobbing, Suspendierungen, mangelnde Deutschkenntnisse: All diese Herausforderungen haben in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen deutlich zugenommen. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) Gewalt ist kein
spezifisches Integrationsproblem, deshalb müssen wir die Herausforderungen auch breit angehen.
Mit Schönreden ist niemandem geholfen, deshalb diskutieren wir heute hier auch darüber. Mit dem Schönreden tun wir weder den Schülerinnen und Schülern noch den Lehrerinnen und Lehrern etwas Gutes. Wir müssen die Probleme ansprechen und Lösungen anbieten. (Bundesrat Steiner: Lösen, nicht ansprechen!) So habe ich es beim Lehrkräftebedarf getan. (Bundesrat Steiner: Lösen!) Dank der Initiative Klasse Job sind wir in der Lage, auch heuer wieder alle Schulstunden abzuhalten. Das Berufsbild der Lehrerin und des Lehrers ist wieder attraktiv geworden. (Bundesrat Steiner: Lösen, nicht schwafeln!) Das zeigen nicht zuletzt auch die steigenden Studierendenzahlen gerade beim Lehramtsstudium und das zeigt auch die ungebrochene Nachfrage nach einem Quereinstieg ins Schulsystem.
Genau so, wie wir diese Herausforderungen haben meistern können, muss es auch im Bereich des Gewaltschutzes sein. Das Thema Gewaltprävention ist deshalb für dieses Jahr der Schwerpunkt im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Hinschauen statt wegschauen bedeutet: hinschauen bei Gewalt, bei sexuellem Missbrauch, bei Mobbing, bei psychischen Problemen der Kinder und Jugendlichen – herzlichen Dank deshalb auch noch einmal für die Möglichkeit, dies hier heute zu diskutieren.
Gerade dort, wo es besonders große Gewalt gibt, gerade dort, wo auch die Suspendierungszahlen gestiegen sind, müssen wir uns noch mehr Gedanken darüber machen, was wir tun können, um diese Kinder zu unterstützen, um diese Probleme zu bewältigen.
Wir setzen bereits zahlreiche Maßnahmen, um die Lehrerinnen und Lehrer zu entlasten und um die Schülerinnen und Schüler gut zu begleiten. Gemeinsam mit der Gewerkschaft habe ich ein umfassendes Entlastungspaket ausgehandelt und lange für dessen Umsetzung gekämpft. (Bundesrätin Hahn: In einem Jahr! Das
kommt in einem Jahr!) Der Nationalrat konnte diese wichtigen Entlastungsmaßnahmen für die Lehrkräfte und die Schulleitungen im Rahmen der Dienstrechts-Novelle nun endlich beschließen; es freut mich, dass die Novelle nun auch heute bei Ihnen auf der Tagesordnung steht. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Das ist das, wo man versehentlich die Geschlechter abgeschafft hat, oder?! – Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesrät:innen von FPÖ und ÖVP.)
Herzstück des Pakets ist die Schaffung der neuen Funktion einer pädagogisch-administrativen Fachkraft an allen Pflichtschulen. Damit werden sowohl Schulleitungen als auch Lehrkräfte an Pflichtschulen bei vielen pädagogisch-administrativen Aufgaben unterstützt.
Der Jahresschwerpunkt Hinschauen statt Wegschauen soll dazu führen, dass wir gemeinsam gegen Gewalt und Aggression und für eine sichere Schule eintreten. Wir müssen schauen, dass unsere Kinder und Jugendlichen zu resilienten und verantwortungsbewussten Erwachsenen werden, die selbst auch hinschauen statt wegschauen.
Wir müssen aber auch – ja – dafür Sorge tragen, dass wir ausreichend Maßnahmen setzen, um die psychische und physische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, und dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen: Lehrkräfte und Schulleitungen, Eltern und psychosoziale Fachkräfte. Die Ziele, die ich deshalb verfolge, sind insbesondere die Stärkung des Kinderschutzes am Schulstandort, Zero Tolerance, also kein Platz für Gewalt in der Schule, mehr Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und Mobbing und noch mehr Maßnahmen, um die physische und psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu stärken.
Hervorheben möchte ich die Erstellung von Kinderschutzkonzepten am jeweiligen Schulstandort im Laufe dieses Schuljahres. Dafür haben wir in den letzten Monaten entsprechende Handreichungen entwickelt, die diese Woche an die Schulen versendet worden sind. Diese Handreichungen sind Hilfestellungen für die Erstellung und Umsetzung von Kinderschutzkonzepten.
Als zweiten konkreten Punkt möchten wir verstärkt multiprofessionelle Teams an den Schulen einsetzen. Wir haben in den letzten Jahren den Personalstand für die Schulpsychologie um 20 Prozent erhöht, das psychosoziale Unterstützungspersonal verdoppelt. Zukünftig sollen Personen für Schulpsychologie und Sozialarbeit sowie Beratungslehrpersonen oder speziell ausgebildete Lehrpersonen als multiprofessionelle Teams noch besser zusammenarbeiten.
Ja, Frau Bundesrätin Hahn, wir müssen da noch besser werden. Wir müssen uns da noch besser abstimmen. Zu den Suspendierungen, die Sie auch angesprochen haben: Ja, wir müssen da noch besser werden, wir müssen uns da besser abstimmen. (Bundesrätin Hahn: ... viel zu lang!) Die Schulsuspendierungen sind nur eine Ultima Ratio, und ja, Sie haben recht, die Verfahren sind langwierig. Deshalb haben wir jetzt auch ein Pilotprojekt in der Steiermark laufen, um diese Suspendierungen durch eigene Teams aus der Bildungsdirektion besser zu begleiten und zu beschleunigen.
Ja, wir brauchen neue dienstrechtliche Modelle, um besser – und anderes – Personal in die Schulen zu bringen. Deshalb habe ich mich auch bis zuletzt dafür eingesetzt; das ist leider nicht gelungen. Wir werden aber weiter daran arbeiten, weil wir andere Personen mit anderen Kompetenzen brauchen, die wir vermehrt in die Schulen bringen müssen – völlig richtig.
Ein wichtiger Bereich ist auch die Kooperation mit dem Bundesministerium für Inneres. Wir haben die Landespolizeidirektionen entsprechend informiert, wir haben die Bildungsdirektionen entsprechend informiert, um ausreichend Kapazitäten für eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten. Besonders betont sollen dabei auch die Konsequenzen werden, welche die Kinder und Jugendlichen zu gewärtigen haben. Denken Sie an falsche Bombendrohungen: Das sind keine Telefonstreiche. Es geht nicht nur darum, dass man Menschen, viele Menschen in Angst und Schrecken versetzt, sondern es geht auch um die Kosten des Einsatzes. Da kommen, wenn es hart hergeht, auf die Jugendlichen, aber auch auf die Eltern Kostenersätze bis hin in den fünfstelligen Bereich zu.
Unsere bereits sehr etablierten Workshops unter dem Motto Extremismusprävention macht Schule wurden weiter ausgebaut. In den nächsten drei Jahren sollen so 160 000 Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Wir arbeiten gerade im Bereich des Schulklimas gemeinsam mit den Schulpartnern an neuen Broschüren. Wir erarbeiten neue Maßnahmen, etwa auch, indem wir die Gewaltprävention durch sportliche Aktivitäten unterstützen. All diese Maßnahmen werden wir in den nächsten Wochen ausrollen und weitere zusätzliche Schritte vorstellen.
Abschließend möchte ich die Gelegenheit nützen, um mich bei allen in der Bildung Tätigen sehr herzlich zu bedanken: bei den Schulleitungen, bei den Lehrkräften, beim Schulqualitätsmanagement, aber auch beim administrativen Personal, die sich allesamt jeden Tag von Neuem für die Schülerinnen und Schüler engagieren, aber auch bei den Schulpartnern für die gute Zusammenarbeit. Ich darf allen ein gutes und erfolgreiches Schuljahr wünschen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
9.52
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesminister.
Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Aktuellen Stunde nach Beratung in der Präsidialkonferenz 5 Minuten nicht überschreiten darf.
Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Philipp Kohl. Ich erteile dieses.
Bundesrat Philipp Kohl (ÖVP, Burgenland): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Während ich jetzt meine Augen kurz schließe, stelle ich mir vor, nicht im Plenarsaal, sondern draußen in der freien Natur zu stehen, und dort hinten, wo Sie die Marmorvertäfelungen sehen, stelle ich mir einen riesigen Wasserfall vor. An diesem fast schon schönen, lauwarmen Sommertag, an dem
ich vor diesem Wasserfall stehe, höre ich dieses Gemurmel der Kollegen und nehme es als Rauschen des Wassers wahr.
Man könnte fast meinen, das ist eine idyllische Situation, und man möchte da verweilen. Wenn ich aber genauer hinhöre und hinschaue, höre ich auf einmal Schreie und Rufe, und ich sehe, dass Kinder und Jugendliche diesen Wasserfall hinunterspringen, hinunterstürzen. In meiner ersten Reaktion ziehe ich mir die Schuhe aus, werfe mein Sakko weg, springe in das Wasser und versuche, diese Kinder und Jugendlichen zu retten. Ich erwische ein paar und schaffe es mit ihnen ans Ufer, aber ich merke sehr schnell, dass es fast keinen Zweck hat, diese Kinder und Jugendlichen da herauszufischen, weil es immer mehr und mehr werden. Ich stelle mir dann die Frage: Warum eigentlich springen diese Kinder und Jugendlichen dort hinunter? Warum springen sie diesen Wasserfall hinunter? Ginge es nicht vielleicht darum, sie oben aufzuhalten, ihnen zu sagen, dass sie nicht hineinspringen sollen, und dafür zu sorgen, dass sie eben nicht hinunterhüpfen?
Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Geschichte ist eine Metapher, und genau da kommt auch der Bundesminister ins Spiel. In dieser Geschichte erkennt er die Situation und schafft es, die Kinder und Jugendlichen oben davon abzuhalten, ins Wasser zu springen. Das macht er auch beim Thema Gewalt in der Schule mit den entsprechenden Maßnahmen. Er setzt Maßnahmen präventiv und packt damit das Problem an der Wurzel an. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)
Meine Vorredner haben bereits ausführlich darüber gesprochen, ich habe in meiner Geschichte genau hingeschaut und ich habe in der Debatte auch genau hingehört: Ja, viele dieser angesprochenen Probleme sind nicht schönzureden. Sie reichen eben von psychischer Gewalt bis hin zu körperlich gewalttätigen Handlungen. Fakt ist aber, Kinder und Jugendliche müssen in einer gewaltfreien Umgebung aufwachsen. Deswegen halte ich diese Maßnahmen für richtige Schritte in die richtige Richtung.
Wir haben in diesem Haus bereits sehr oft schon über Gewalt in verschiedenen Formen gesprochen. Es ist immer besser, vorher zu agieren als nachher reagieren zu müssen. Das Thema der Aktuellen Stunde, das „Hinschauen statt Wegschauen“, präventive Maßnahmen gegen Gewalt in der Schule, das wird auch der Jahresschwerpunkt für das kommende Schuljahr werden. Es ist gut, dass sich die Schule mit diesem Thema befasst und dieses Thema behandelt, aber wir müssen aufpassen und wir müssen alle mitwirken, damit das funktioniert. Da denke ich mir: Was kann ich dazu beitragen? Was kann ich machen oder was können wir machen, um da mitzuwirken? Da muss man sich selber Gedanken machen: Was kann ich tun? Oder: Was sollte ich nicht tun? Was sprechen wir aus? Und vor allem: Wie vermitteln wir es?
Wir als Bundesrätinnen und Bundesräte sind Meinungsmacher, Meinungsträger, Vorbilder, manchmal sogar Reizfiguren. Deswegen fängt jede Handlung und Tat mit unseren Gedanken an. Gedanken werden oft vielleicht vorschnell, vielleicht unüberlegt ausgesprochen. Wenn wir mit unseren Worten provozieren, Gewalt verharmlosen oder sogar fördern, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn mit Gewaltaktionen geantwortet wird. Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten.
Ich bedanke mich hiermit bei allen Pädagoginnen und Pädagogen für ihre hervorragende Arbeit in der Schule und möchte mit einem Zitat von Mahatma Gandhi enden und gleichzeitig eine Botschaft mitgeben: „Gutes kann niemals aus Lüge und Gewalt entstehen.“ – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
9.57
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Daniela Gruber-Pruner. Ich erteile das Wort.
Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzter Herr Minister! Sehr geehrte
Zuseherinnen und Zuseher! Dass dieser Fokus auf den Kinderschutz an Schulen auch jetzt mit diesem jüngsten Rundschreiben von Ihnen gelegt wird, finde ich absolut gut und wichtig. Im Unterschied zu meinem Vorredner von der FPÖ, der Sie eigentlich dafür geschimpft hat, dass jetzt Kinderschutz an Schulen gemacht wird – was ich nicht nachvollziehen kann –, möchte ich das sehr unterstützen, auch wenn ich finde, dass noch nicht alles ganz zu Ende gedacht ist und noch nicht alle Rahmenbedingungen geschaffen wurden, damit das auch vor Ort wirklich passieren kann. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
Meine Vorredner:innen haben es schon gesagt: Unser – glaube ich – gemeinsames Ziel ist, dass Bildungseinrichtungen ein Ort sind, wo Schüler und Schülerinnen, aber auch das Personal in einer friedlichen und gewaltfreien Atmosphäre arbeiten und miteinander Zeit verbringen können. Ich glaube, das zumindest eint uns alle.
Dass die Kinderschutzkonzepte ein Hebel sind, um das herzustellen – und da ist die Erarbeitung eines Kinderschutzkonzeptes noch wichtiger als das Lesen und das Nachahmen –, davon sind wir ganz fest überzeugt. Sie wissen, ich komme aus der elementaren Bildung, und dort gibt es diese Arbeit mit Kinderschutzkonzepten schon seit vielen Jahren. Wir sind da der Schule, glaube ich, einen Schritt voraus, weil wir die Umsetzung und Etablierung bereits verwirklicht haben. Ich möchte daher ein paar Erfahrungswerte einbringen: Was hat sich in der Kinderschutzarbeit in den Bildungseinrichtungen bewährt?
Wichtig war dieses klare Bekenntnis: Kinderschutz muss gemacht werden, es gibt kein Nichthinschauen – darum finde ich eigentlich auch den Titel gut gewählt –, es muss diese Vorgabe geben. Kinderschutzteams müssen an jedem einzelnen Schulstandort etabliert werden. Das passiert jetzt, und das finde ich als Vorgabe gut und wichtig.
Ich weiß auch, dass Ausbildung und Qualifizierung des Personals ein wesentlicher Hebel sind. Auch das wird jetzt zum Glück – spät, aber doch – mit
Ausbildungsangeboten an den PHs angegangen. Es braucht das gesamte Personal an Schulen, das sensibilisiert ist. Wir sind in der elementaren Bildung – und das wäre auch ein nächster Schritt – dazu übergegangen, jede:n Mitarbeiter:in in den Einrichtungen eine Selbstverpflichtungserklärung unterscheiben zu lassen, mit diesem starken Bekenntnis: Wir kümmern uns um den Kinderschutz, wir schauen nicht weg, wir handeln, wenn es notwendig ist, und wir sind sensibel.
Wir haben darüber hinaus sogar noch Teamverträge etabliert, damit das ganze Team kollegial darauf schaut und man sich auch gegenseitig Rückmeldung gibt, wenn Fehlverhalten, auch beim Personal, beobachtet wird. Ich glaube, auch diese Fehlerkultur und das gemeinsame Draufschauen sind ein Erfolgsrezept, und das möchte ich den Schulen mitgeben. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Allerwichtigste aber – und das ist das, was wir eigentlich von Anfang an kritisiert haben und bei dem wir immer noch finden, dass zu wenig passiert ist – ist unserer Erfahrung nach das Thema der Zeitressourcen. Kinderschutz kann man nicht nebenher machen, Kinderschutz braucht vor allem Zeit, sich ihm zu widmen (Beifall bei der SPÖ) – in der Ausarbeitung dieser Schutzkonzepte, aber vor allem dann, wenn ein Fall auftaucht. Wenn etwas wahrgenommen wird, wenn am Schulstandort etwas passiert, dann muss in dieser Sekunde Zeit sein, sich diesem Fall zu widmen, die entsprechenden Ressourcen dazuzuholen. Das ist nicht passiert, und das ist aus unserer Sicht ein großes Versäumnis.
Apropos Kinderschutz – einen Satz bitte noch –: Gestern gab es in den Landeshauptstädten große Betriebsversammlungen der Elementarpädagog:innen. Viele Tausende Kolleg:innen waren auf der Straße, weil diese prekären Rahmenbedingungen in der Elementarbildung aus meiner Sicht auch eine Frage des Kinderschutzes sind. Diese zu großen Gruppen, das fehlende Personal, die unzureichenden Arbeitsbedingungen – das macht am Schluss auch etwas mit der Qualität der Bildung und der Betreuung der Kinder. Dadurch orte ich auch da ein Kinderschutzthema in der elementaren Bildung.
Das ist schon ein Versäumnis, das ich der vergangenen Regierung und auch Ihnen, Herr Minister, mitgeben muss. Ich muss Sie auch in die Verantwortung dafür nehmen, dass da zu wenig unternommen wurde, um ordentliche, bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards für die Elementarbildung und damit für den Schutz der Kinder auch in diesem Bereich herzustellen. Dass das eine vertane Chance war, muss ich Ihnen leider heute auch mitgeben. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
10.03
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Pröller. Ich erteile ihm das Wort.
Bundesrat Günter Pröller (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Am Sonntag haben die Österreicher eine klare Entscheidung getroffen: An die 30 Prozent der Österreicher haben die FPÖ gewählt. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Wähler wollen endlich Antworten, aber vor allem Taten sehen. All die vielen Herausforderungen und ungelösten Fragen, die vor uns stehen – ob es die Rekordarbeitslosigkeit ist, der Rekord an Firmeninsolvenzen, die Problematik der Migration, die Teuerungswelle, fehlendes Personal im Gesundheitswesen und vieles mehr –: Die Österreicher wollen eine FPÖ-Regierung mit einem Bundeskanzler Herbert Kickl. (Beifall bei der FPÖ.)
Es wurde schon angesprochen: Auch viele Fragen im Bildungssystem sind weiterhin offen und ungelöst. Kollegin Jagl sagt ja immer, das Thema ist komplex. – Komplex ist ein Thema nur, wenn man keine Lösung hat oder wie Sie, vor allem seit 2015, die Probleme einfach ignoriert. (Beifall bei der FPÖ.)
Ja, Bildung sichert eine gute Zukunft und ermöglich größere Chancen für den weiteren Lebensweg unserer Kinder. Leidtragende in diesem nicht funktionierenden Bildungssystem sind aber schlicht und einfach die Kinder, die Jugendlichen und auch die Lehrkräfte. Immer mehr Gewalt, immer mehr Bildungsdefizite: Die Schüler, die Lehrer und auch die Eltern leiden. Die Lehrkräfte werden mit der Gewalt der Schüler in den Schulen alleinegelassen.
Die Gewalt, die Radikalisierung und auch der Vandalismus in den Schulen müssen beendet werden. Es fehlt jedes Konfliktmanagement – Stichwort Sozialarbeit, Schulpsychologie, Unterstützungskraft. Sie haben weggesehen; Sie haben es einfach nur zur Kenntnis genommen, aber Sie haben nicht reagiert. Heute stehen Sie da, um über Gewaltprävention zu reden: „Hinschauen statt Wegschauen“. Es ist einfach lächerlich, so wie die letzten fünf Jahre. (Beifall bei der FPÖ.)
Ja, es ist dringend notwendig und auch wieder aktuell: Vor zwei, drei Tagen gab es in Linz an der Diesterwegschule wieder Vandalismus. Einige Klassenräume sind wieder nicht nutzbar. Schon im Februar dieses Jahres geriet diese Schule in die Schlagzeilen: Fenster und die Fassaden wurden durch Schüsse beschädigt. Die Verantwortlichen, die Lehrkräfte, entschieden sich, den Haupteingang der Schule verstärkt zu sichern, mit einem elektrischen Schiebetor zu versehen und im Bereich des Hortes einen zusätzlichen Zaun zu errichten. Ein Wahnsinn, was da in den Schulen passiert – das ist nur ein Beispiel von vielen.
Wir haben in Österreich vor allem im städtischen Bereich ganze Schulklassen – es wurde schon erwähnt –, in denen kaum noch Kinder sitzen, die Deutsch sprechen können. An vielen Schulen in diesem Land herrschen Zustände, die für die Lehrer mittlerweile genauso unerträglich geworden sind wie für viele Schüler und Eltern. Vor allem mit Ihrem Coronaregime haben Sie alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, zum Leid der Schüler und der Pädagogen. (Beifall bei der FPÖ.)
Das sind nur einige Gründe, warum wir auch einen Rekordlehrermangel an Pflichtschulen, ein Rekordniveau von fehlenden Vollzeitpädagogen an den Mittelschulen haben. Es funktioniert trotz des Verrats der linken Politik an den Pädagogen – sie wurden alleinegelassen –, trotz der großen Herausforderungen und der Bürokratie – auch in der Elementarpädagogik, da gebe ich Ihnen vollkommen recht – und nur dank der Pädagogen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Sie halten ja in Wahrheit unsere Schulen am Laufen, und dafür gibt es ein klares Sehr gut und ein großes Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie, Herr Minister, verlassen jetzt bald diese Regierung. Sie haben ein klares Nicht genügend – Sie brauchen nicht sitzen zu bleiben, sie können ruhig gehen. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit der Bundesrätin Schartel.) Ich wünsche Ihnen für Ihre neue Aufgabe mehr Glück und alles Gute.
Geschätzte Damen und Herren, liebe Österreicher! Was wir jetzt brauchen, ist rasch eine FPÖ-Regierung, einen Bundesminister, dem das Wohl, die Zukunft unserer Kinder auch etwas wert ist, der es besser machen will, der ihnen Perspektive gibt. Arbeiten wir gemeinsam für eine bessere Zukunft, für eine bessere Zukunft für Österreich! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
10.08
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger. Ich erteile ihr das Wort.
Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Vorab möchte ich, weil wir über das Thema Schule reden, vielleicht noch ganz kurz belehrend Kollegen Pröller sagen: Ein Drittel der Wähler:innen sind nicht alle, nämlich 100 Prozent der
Österreicher:innen, um das in Bezug auf Wunschkanzler einmal ganz klarzustellen (Bundesrätin Schartel: Aber 8 Prozent auch nicht! – Bundesrat Spanring: Wir haben eh einen Schulabschluss, im Gegensatz zu ...! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) – also bitte vielleicht noch einmal nachrechnen, wie viel ein Drittel auf ein Ganzes ist! (Bundesrat Steiner: 92 Prozent sind nicht grün ...!)
Ja, tatsächlich freue ich mich immer sehr, wenn Schülerinnen und Schüler unser Parlament hier besuchen. Gestern ist so ein Tag gewesen. Ich hatte Gelegenheit, eine Schüler:innengruppe aus meinem Nachbarort mit ihren Lehrer:innen hier im Parlament zu begrüßen, ihnen das Parlament zu zeigen. Genau hier, im Bundesratssaal, habe ich den Schüler:innen dann erklärt, dass es heute eine Aktuelle Stunde geben wird, dass der Herr Minister hier sein wird und dass zum Thema Gewaltprävention an Schulen diskutiert werden wird.
Dann habe ich sie gebeten – sie sind (auf die Bankreihen vor ihr weisend) hier gesessen, es war eine Gruppe von 16 Schüler:innen –, mir zu sagen, was ihnen spontan zum Thema Gewalt an Schulen einfällt beziehungsweise wo sie Gewalt erleben oder im Schulalltag Angst haben. In Sekundenschnelle – es kam hier aus der ersten Reihe – kam von mehreren Schüler:innen: Mobbing, Cybermobbing. Als ich sie dann gefragt habe, wie sie damit umgehen, kamen verschiedene Antworten. Die erste war: zur Lehrerin gehen; aber auch die Helphotline oder die Polizei wurden genannt. Ganz, ganz schnell hat sich dann eine Diskussion entwickelt, in der – verkürzt gesagt – herauskam, dass es zwar ein Bewusstsein gibt, dass es Kenntnis über die einzelnen Hilfsangebote gibt, dass aber noch mehr in diese Richtung getan werden muss.
In einem späteren Gespräch mit den Lehrer:innen sagten mir diese – wie heute auch schon gesagt worden ist –: Natürlich gibt es Schulsozialarbeit und es wird geholfen, aber tatsächlich gibt es Stundenkürzungen und es fehlt die Handhabe. Die Handhabe ist heute noch nicht angesprochen worden, das Hilfsmittel, das die Lehrer:innen dann hätten, um dagegen vorzugehen; diese ist
vielleicht noch nicht ausreichend ausgebaut, denn es ist eine schwierige Aufgabe, dieser Thematik, diesen Problemen beizukommen.
Da stimme ich Kollegin Hahn zu, das höre ich auch immer wieder aus dem Lehrerkollegium: Es wird sozusagen Fachunterricht – unter Anführungsstrichen – „geopfert“, um eben genau diese Probleme zu besprechen, weil es für die Schülerinnen und Schüler wesentlich wichtiger ist, sich artikulieren zu können, als den Satz des Pythagoras – oder, wie du gesagt hast, irregular verbs – in der Stunde zu lernen. Auch aus der Elternperspektive ist mir berichtet worden, dass im schlimmsten Fall, im Fall von Mobbing, sogar die Schule gewechselt werden muss, als letztes Mittel, um eben das gemobbte Kind vor größerem Schaden zu bewahren. Was ein Schulwechsel für Kinder bedeutet, das ist uns wahrscheinlich allen klar.
Ich habe eine kurze Redezeit, nur 5 Minuten. Meine Vorredner:innen, ausgenommen jene von der FPÖ, haben natürlich schon sehr viel Richtiges gesagt, und ich glaube, es ist tatsächlich auch wichtig, das heute hier noch einmal zu besprechen. Wir brauchen multiprofessionelle Teams in den Schulen, in denen eben Schulsozialarbeiter:innen und Stützkräfte Lehrpersonen unterstützen, damit diese Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden.
Die neuen Kinderschutzkonzepte, die von der letzten Regierung noch auf den Weg gebracht worden sind, helfen eben beim Umgang mit diesen schwierigen Situationen. Wichtig – und das wurde heute schon gesagt – ist aber auch die aktive Elternarbeit und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Vereinen, um auch außerhalb der Schule deeskalierend und präventiv mit Kindern und Jugendlichen arbeiten zu können.
Für die Zukunft brauchen wir auf alle Fälle ein breites Angebot an Fort- und Weiterbildung für Pädagog:innen in diesem Bereich, die Fortführung der digitalen Grundbildung als Pflichtfach, Medienbildung, wo es ganz konkret auch um die Nutzung von digitalen Medien, Cybermobbing und so weiter geht.
Abschließend also: Was ist zu tun? – Hinschauen statt wegschauen, Bildungs- und Präventionsarbeit sind ein gutes Team, aber nur in Zusammenarbeit von Eltern und Lehrer:innen und unter Zuhilfenahme der entsprechenden Angebote können wir helfend und schützend wirksam sein. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ.)
10.13
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Manuela-Anna Sumah-Vospernik. Ich erteile ihr das Wort.
Bundesrätin Dr. Manuela-Anna Sumah-Vospernik (NEOS, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir NEOS haben uns von Anbeginn an mit Leib und Seele dem Thema Bildung verschrieben, und das aus gutem Grund: Bildung ist der Schlüssel zu einem gelungenen, selbstbestimmten Leben, und Bildung ist, wie ich in einer meiner letzten Reden ausgeführt habe, auch eine Frage der Würde.
Was aber bedeutet Bildung heute? – Ich kann jeder und jedem, die oder der diese Frage beantwortet wissen will, nur empfehlen, sich den neuen Kinofilm „Favoriten“ von Ruth Beckermann anzuschauen. Der Film hatte auf der heurigen Berlinale seine Uraufführung, hat die Grazer Diagonale eröffnet und wurde auf verschiedenen internationalen Festivals gespielt. Er begleitet 28 Kinder und ihre engagierte Lehrerin Ilkay Idiskut in den Jahren 2020 bis 2023 von der 2. bis zur 4. Klasse.
Die Klasse besteht ausschließlich aus Kindern mit nicht deutscher Erstsprache, das betrifft auch die Lehrerin. Fast 2 Stunden lang kann man die Kinder beim Spielen, beim Lernen, beim Träumen über Lebensziele, beim Tanzen, beim Turnen beobachten. Es gibt Schulausflüge ins Hallenbad, in die Moschee, in den
Stephansdom, aber es werden auch problematische Werthaltungen gezeigt, die die Lehrerin mit den Kindern intensiv hinterfragt. Der Leistungsdruck, der auf den Kindern und ihren Familien lastet, wenn es um die Frage geht, nach der 4. Klasse Volksschule ins Gymnasium oder in die Mittelschule zu wechseln, macht betroffen.
Der Film zeigt aber auch schonungslos die Abgründe des aktuellen Bildungssystems auf, die in der Pandemie noch verstärkt wurden: fehlende Sozialarbeiter, fehlende Pädagog:innen, nicht stattfindende Deutschkurse in einer Schule, die genau das dringend benötigen würde. Unser Bildungssystem ist bereits weit über seine Belastungsgrenzen hinaus unter Druck. Wir fordern daher 20 000 zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen, damit jedes Kind unabhängig vom Elternhaus den besten Start ins Leben bekommt. Damit das schrittweise über einen Zeitraum von zehn Jahren möglich wird, müssen pädagogische Berufe attraktiver werden. In der Schule braucht es Autonomie statt Bürokratie, mehr psychosoziales und administratives Supportpersonal und einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz. Diese Maßnahmen wären schon eine gute Prävention gegen Gewalt an der Schule.
Der erst seit 2020 amtierende Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr hat mit unzähligen Maßnahmen schon dringend notwendige Verbesserungen im Wiener Bildungssystem eingeläutet. Zuletzt wurde im August ein neues Unterstützungspaket für Pflichtschulen geschnürt, das Kräfte im Bereich der Inklusion und Schulsozialarbeit aufstockt. Im September hat der Wiener Landtag eine umfassende Inklusionsoffensive für Wiener Kindergärten mit einem jährlichen Fördervolumen von 17 Millionen Euro beschlossen, auch die Freifahrt in Wiener Öffis bei Klassenausflügen wurde beschlossen.
Weitere Forderungen wie verpflichtende Deutschkurse im Sommer, ein verpflichtendes Schulfach Leben in einer Demokratie oder auch Sanktionsmöglichkeiten für Eltern bei Gewalt an der Schule konnten mangels der dafür notwendigen Kooperation mit dem Bildungsministerium leider nicht umgesetzt werden –
insofern ist die Auswahl dieses Themas heute wirklich etwas mutig, Herr Minister.
Die neue Bundesregierung muss alles daransetzen, im Bildungssystem längst überfällige, tiefgreifende Reformen durchzuführen, damit wieder alle Kinder und Jugendlichen die beste Bildung und faire Chancen bekommen, denn das ist die wertvollste Investition für unsere Gesellschaft. Welche Partei könnte das besser als die, die das „Neue Österreich“ in ihrem Namen trägt?
Christoph Wiederkehr hat als erster aktiver Bildungspolitiker vor wenigen Wochen sein Buch „Schule schaffen“ veröffentlicht (das Buch „Schule schaffen – Schulangst, Notenfrust, Bürokratie: Wie es gelingt, dass Kinder wieder gerne zur Schule gehen“ in die Höhe haltend) – ich kann es nur jedem dringend ans Herz legen, der sich mit Bildung beschäftigt –; er beschreibt darin nicht nur den aktuellen Stand der österreichischen Bildungspolitik, sondern auch seine Ideen für einen Turnaround an den österreichischen Schulen.
Abschließend möchte ich zum vergangenen Wahlsonntag noch kurz erläutern, dass ausgerechnet in Favoriten, dem ausländerstärksten Bezirk Wiens beziehungsweise ganz Österreichs, die FPÖ nicht auf Platz eins liegt (Bundesrat Steiner: Ja, weil so viele Ausländer sind ...!), wohl aber hat sie in Gemeinden, in denen es gar keine Ausländer gibt, absolute Mehrheiten erzielt. Daran sieht man, um mit Ute Bock zu sprechen: Angst ist ansteckend, Menschlichkeit aber auch. – Vielen Dank. (Beifall bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen. – Bundesrat Steiner: Ist logisch ...! Wer hat Sie jetzt gehindert, was umzusetzen? Erklären Sie das einmal!)
10.18
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Frau Bundesrätin.
Ich begrüße sehr herzlich bei uns im Bundesrat Herrn Bundesminister Johannes Rauch. Herzlich willkommen! (Beifall bei Bundesrät:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen.)
Zur Abgabe einer abschließenden Stellungnahme hat sich nochmals der Herr Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm und darf ihn bitten, die Redezeit von 5 Minuten nach Möglichkeit einzuhalten.
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Sehr geehrter Herr Präsident, mein Beitrag wird nur sehr kurz sein. Ich möchte mich für die größtenteils sehr konstruktive Debatte herzlich bedanken, ich möchte nur eine Sache nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen, weil sie immer wieder herumgeistert. Herr Stadtrat Wiederkehr ist bestimmt ein sehr engagierter Mann, aber es stimmt nicht, dass ihn die Bundesregierung irgendwo nicht unterstützt hat.
Herr Stadtrat Wiederkehr hat mich nie – ich bitte, das genau so zu wiederholen: nie –, nie angesprochen, dass er Unterstützung braucht. Ich habe ihn einmal aktiv angesprochen – (in Richtung Bundesrätin Sumah-Vospernik) Sie brauchen nicht den Kopf zu schütteln, denn ich war dabei, Sie nicht –, ich habe ihn einmal aktiv darauf angesprochen, da hat er mir gesagt, was er an Unterstützung braucht – das haben wir ihm umgehend gegeben. Ab diesem Zeitpunkt hat sich der Herr Stadtrat bei mir nie wieder gemeldet, weder per E-Mail noch persönlich noch telefonisch. Das ist eine Tatsache, und deshalb möchte ich es auch an dieser Stelle nicht so stehen lassen.
Wenn Herr Stadtrat Wiederkehr vom Bund Unterstützung gebraucht hätte und mit dem, was er bekommen hat, nicht zufrieden war, dann hätte er mich jederzeit anrufen können. Das hat er nie gemacht. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)
10.19
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesminister.
Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Mag. Franz Ebner: Hinsichtlich der eingelangten und verteilten Anfragebeantwortungen,
jenes Verhandlungsgegenstandes, der gemäß Art. 42 Abs. 5 Bundes-Verfassungsgesetz nicht dem Mitwirkungsrecht des Bundesrates unterliegt,
eines Schreibens des Bundeskanzlers
betreffend die Amtsenthebung der Bundesregierung mit Entschließung gemäß Art. 74 Abs. 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes sowie der Staatssekretärinnen gemäß Art. 74 Abs. 3 in Verbindung mit Art. 78 Abs. 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes bei gleichzeitiger Betrauung der scheidenden Mitglieder der Bundesregierung gemäß Artikel 71 des Bundes-Verfassungsgesetzes in Verbindung mit Art. 77 Abs. 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes mit der Fortführung der Verwaltung und Betrauung des Herrn Bundeskanzlers als Vorsitzenden der einstweiligen Bundesregierung;
ferner wurden Frau Claudia Plakolm und Frau Mag. Susanne Kraus-Winkler gemäß Art. 70 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 78 Abs. 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes bis zur Bildung der neuen Bundesregierung zu Staatssekretärinnen ernannt und dem Bundeskanzler Frau Claudia Plakolm sowie dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Frau Mag. Susanne Kraus-Winkler zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung beigegeben,
der Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und des Bundesministers für Finanzen gemäß Art. 50 Abs. 5 Bundes-Verfassungsgesetz
und der Unterrichtungen des Bundeskanzlers gemäß Art. 23c Abs. 5 Bundes-Verfassungsgesetz
verweise ich auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.
Ebenso verweise ich hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen im Sinne des § 19 Abs. 1 der Geschäftsordnung auf diese gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung im Sitzungssaal verteilte Mitteilung, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
Eingelangt sind:
1. Anfragebeantwortungen
(Anlage 1) (siehe auch S. 19)
2. Eingelangter Verhandlungsgegenstand, der gemäß Art. 42 Abs. 5 B-VG nicht dem Mitwirkungsrecht des Bundesrates unterliegt
Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz über die Genehmigung des Bundesrechnungsabschlusses für das Jahr 2023 (III-1161 d.B. und 2708 d.B.)
3. Schreiben des Bundeskanzlers
betreffend die Amtsenthebung der Bundesregierung mit Entschließung gemäß Artikel 74 Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes sowie der Staatssekretärinnen gemäß Artikel 74 Absatz 3 in Verbindung mit Artikel 78 Absatz 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes bei gleichzeitiger Betrauung der scheidenden Mitglieder der
Bundesregierung gemäß Artikel 71 des Bundes-Verfassungsgesetzes in Verbindung mit Artikel 77 Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes mit der Fortführung der Verwaltung und Betrauung des Herrn Bundeskanzlers als Vorsitzenden der einstweiligen Bundesregierung.
Ferner wurden Frau Claudia Plakolm und Frau Mag. Susanne Kraus-Winkler gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 78 Absatz 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes bis zur Bildung der neuen Bundesregierung zu Staatssekretärinnen ernannt und dem Bundeskanzler Frau Claudia Plakolm sowie dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Frau Mag. Susanne Kraus-Winkler zur Unterstützung in der Geschäftsführung und zur parlamentarischen Vertretung beigegeben. (Anlage 2)
4. Schreiben des Landtages
Schreiben des Steiermärkischen Landtages betreffend Mandatsverzicht (Anlage 3)
5. Unterrichtungen gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG
Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen über soziale Sicherheit zwischen der Republik Österreich und der Mongolei (Anlage 4)
Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein über die Übernahme von Vollziehungsaufgaben im Zusammenhang mit der EU-Tabakprodukte-Richtlinie 2014/40/EU (Anlage 5)
Schreiben des Bundesministers für Finanzen betreffend Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem
Staat Libyen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung und ‑umgehung (Anlage 6)
6. Unterrichtungen des Bundeskanzlers gemäß Art. 23c Abs. 5 B-VG
Nominierung von Herrn Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. zum österreichischen Mitglied der Europäischen Kommission für die Amtsperiode 2024 bis 2029 (Anlage 7)
Nominierung von Herrn Hon.-Prof. Mag. Dr. Andreas Kumin als österreichischer Richter am Gerichtshof der Europäischen Union für die Funktionsperiode 7. Oktober 2024 bis 6. Oktober 2030 (Anlage 8)
B. Zuweisungen
1. Gesetzesbeschlüsse (Beschlüsse) des Nationalrates
(siehe Tagesordnung)
2. Vorlagen der Bundesregierung oder ihrer Mitglieder
Grüner Bericht 2024, vorgelegt vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (III-861-BR/2024)
zugewiesen dem Ausschuss für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft
Kunst- und Kulturbericht 2023 der Bundesregierung (III-862-BR/2024)
zugewiesen dem Ausschuss für Tourismus, Kunst und Kultur
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Präsident Mag. Franz Ebner: Eingelangt sind und den zuständigen Ausschüssen zugewiesen wurden jene Beschlüsse des Nationalrates, die Gegenstand der heutigen Tagesordnung sind.
Die Ausschüsse haben ihre Vorberatungen abgeschlossen und schriftliche Ausschussberichte erstattet.
Anträge gemäß § 16 Abs. 3 sowie § 16 Abs. 4 GO-BR
Präsident Mag. Franz Ebner: Ich gebe bekannt, dass von den Bundesräten Harald Himmer, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Markus Schreuder, Kolleginnen und Kollegen der Antrag, den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Datenschutzgesetz (2712 d.B.) gemäß § 49 Abs. 1 in Verbindung mit § 16 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Bundesrates ohne Ausschussvorberatung in Verhandlung zu nehmen, eingebracht wurde.
Ich lasse daher über den Antrag der Bundesräte Harald Himmer, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Markus Schreuder, Kolleginnen und Kollegen, den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Datenschutzgesetz (2712 d.B.) gemäß § 16 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Bundesrates ohne Ausschussvorberatung in Verhandlung zu nehmen, abstimmen.
Hiezu ist eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen erforderlich.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag der Bundesräte Harald Himmer, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Markus Schreuder, Kolleginnen und Kollegen ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Das ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag, den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Datenschutzgesetz (2712 d.B.) gemäß § 16 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Bundesrates ohne Vorberatung durch einen
Ausschuss in Verhandlung zu nehmen, ist somit mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.
Ich werde daher die Tagesordnung um den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Datenschutzgesetz (2712 d.B.) als vierten und somit vorletzten Tagesordnungspunkt ergänzen.
Ich gebe weiters bekannt, dass von den Bundesräten Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 66 der Geschäftsordnung des Bundesrates der Antrag auf Abhaltung einer parlamentarischen Enquete zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ eingebracht wurde.
Hiezu wurde gemäß § 49 Abs. 1 in Verbindung mit § 16 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates beantragt, diesen Selbständigen Antrag gemäß § 16 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates ohne Ausschussvorberatung in Verhandlung zu nehmen.
Ich lasse daher über den Antrag der Bundesräte Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen, diesen Selbständigen Antrag auf Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 16 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates ohne Ausschussvorberatung in Verhandlung zu nehmen, abstimmen.
Hiezu ist eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen erforderlich.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem vorliegenden Antrag ihre Zustimmung erteilen, um ein Handzeichen. – Auch das ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag, den Selbständigen Antrag auf Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 16 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates ohne Vorberatung durch einen Ausschuss unmittelbar in Verhandlung zu nehmen, ist somit mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.
Ich werde daher die Tagesordnung um den Selbständigen Antrag auf Abhaltung einer parlamentarischen Enquete zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ ergänzen und als fünften und somit letzten Tagesordnungspunkt in Verhandlung nehmen.
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Ich habe die zuvor genannten Verhandlungsgegenstände und
den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Datenschutzgesetz (2712 d.B.) sowie
den Selbständigen Antrag 423/A-BR/2024 auf Abhaltung einer parlamentarischen Enquete
auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellt.
Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.
Wir gehen in die Tagesordnung ein.
Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Pensionsgesetz 1965, das Bundestheaterpensionsgesetz und das Bundesbahn-Pensionsgesetz geändert werden (4141/A und 2709 d.B. sowie 11604/BR d.B.)
Präsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Elisabeth Kittl. – Ich bitte um den
Bericht.
Berichterstatterin MMag. Elisabeth Kittl, BA: Herr Präsident! Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Allgemeine Pensionsgesetz, das Pensionsgesetz 1965, das Bundestheaterpensionsgesetz und das Bundesbahn-Pensionsgesetz geändert werden.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:
Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 1.10.2024 den Antrag,
1. gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben und
2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 44 Abs. 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen.
Danke.
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank für den Bericht.
Wir gehen in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Markus Steinmaurer. Ich erteile dieses.
Bundesrat Markus Steinmaurer (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Zuseher hier im Bundesratssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Liebe Österreicher! Vorab möchte ich mich bei allen Österreichern bedanken, die ihr Wahlrecht wahrgenommen haben. Besonderer Dank gilt den Wählern der FPÖ, die das Ergebnis von 28,8 Prozent ermöglicht haben. Ein aufrichtiges Dankeschön! (Beifall bei der FPÖ.)
Bei TOP 1 geht es um die Pensionserhöhung für das Jahr 2025. Diese Gesetzesvorlage sieht eine Erhöhung von 4,6 Prozent für das Jahr 2025 vor und wird von uns in dieser Form abgelehnt, weil es keine nachhaltige Lösung ist.
Alle Pensionen über der Höchstbemessungsgrundlage sollen um einen Fixbetrag von 278,76 Euro erhöht werden. Warum wird bei dieser Gesetzesvorlage die Korridorpension nur teilweise berücksichtigt? Das versteht kein Mensch. Unser Zugang ist klar: Wir als FPÖ, wir, die soziale Heimatpartei mit unserem Herbert Kickl, wollen eine Pensionserhöhung von 5,5 Prozent für 2025. (Vizepräsident Reisinger übernimmt den Vorsitz.)
Wir lehnen diesen Gesetzesvorschlag ab, weil wieder nur eine Deckelung – wie auch 2023 und 2024 – mit nur 4,6 Prozent einfach zu wenig ist. Diese 4,6 Prozent sind eine Annahme und haben keinen Bezug zur Realität. Und übrigens: Die Teuerungsrate ist ständig höher als die Inflationsrate. Unsere Pensionisten sind seit der Abschaffung des Pensionistenpreisindex im Jänner 2016 mit der Abschätzung der sie betreffenden Teuerung auf sich alleine gestellt. Der diesbezügliche Vertrag mit der Statistik Austria wurde nach 15 Jahren nicht verlängert. Und warum? Warum wurde und wird dieser Vertrag nicht verlängert, dieser Index nicht mehr erstellt? – Weil dieser Bundesregierung sowie der SPÖ und den NEOS unsere Pensionisten egal sind. (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Vorgehensweise ist für uns nicht nachvollziehbar, und daher lehnen wir diesen Antrag ab. Wir, die FPÖ, stehen zur älteren Generation (Bundesrätin Miesenberger: Dann stimmt zu!), der wir unseren Wohlstand zu verdanken haben. Die Inflation der letzten Jahre hat die Pensionisten auf die Verliererstraße geführt, zu Bittstellern gemacht und in die Armutsfalle getrieben. Das ist für uns die falsche Politik für unsere Pensionisten.
Diesbezüglich bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inflationsausgleich um 5,5 Prozent für alle Pensionen bis zur ASVG-Höchstpension – Pensionistenpreisindex berücksichtigen jetzt! (Pensionsanpassung 2025)“
„Die von der schwarz-grünen Bundesregierung vorgeschlagene Pensionserhöhung für das Jahr 2025 stellt auf das Gesamtpensionseinkommen ab und begrenzt die volle Pensionsanpassung mit 4,6 % (also in der Höhe des Anpassungsfaktors 2025) auf Gesamtpensionseinkommen, die 6 060 € nicht überschreiten (dieser Grenzwert entspricht der monatlichen Höchstbeitragsgrundlage 2024).
Es gibt in Österreich aktuell keine gesetzliche Höchstpension: die näherungsweise Abschätzung einer höchstmöglichen ASVG-Alterspension beträgt 2024 4.054,54 Euro brutto (Richtwert auf Basis der Höchstbemessungsgrundlage).
Seit Jänner 2016 wird in Österreich kein Pensionistenpreisindex mehr ausgewiesen. In einem Beitrag der ,Salzburger Nachrichten‘ hieß es dazu am 25. Februar 2016:
Österreichs Pensionisten sind in Zukunft bei der Abschätzung der sie betreffenden Teuerungen wieder auf sich selbst angewiesen. Die Statistik Austria hat nach 15 Jahren mit Jänner 2016 die Berechnung des Preisindex für Pensionistenhaushalte [...] eingestellt. ,Wir sind damit nicht mehr beauftragt worden, der Vertrag wurde nicht verlängert.‘ [...]
Auftraggeber des im Jahr 2001 eingeführten Preisindex für Pensionistenhaushalte war der Österreichische Seniorenrat, der als Dachverband österreichischer Pensionisten- und Seniorenorganisationen fungiert. Ihm obliegt die gesetzliche lnteressensvertretung der österreichischen Pensionisten.
Die auf Pensionistenhaushalte anzuwendenden Teuerungsraten sind regelmäßig höher als die allgemeinen Inflationsraten ausgefallen. Gesundheitspflege, Lebensmittel, Betriebs- und Heizkosten, Nahrungsmittel und Konsumgüter des täglichen Gebrauchs waren für diesen Pensionistenpreisindex nachhaltige Indikatoren der Inflationsbelastung für die Senioren.
Die Inflationsentwicklung der letzten Jahre hat die heimischen Pensionisten auf die ökonomische Verliererstraße gebracht und sie in die Armutsfalle getrieben. Deshalb braucht es eine Wiedereinführung des Pensionistenpreisindex und ein kräftiges Zeichen bei den Pensionsanpassungen für alle jene, die betragsmäßig unter der ASVG-Höchstpension liegen. Eine Anpassung von 5,5 Prozent ist daher gerechtfertigt und eine Basis für die ältere Generation, um 2025 nicht in die Armutsfalle zu geraten.
Die unterfertigten Bundesräte stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Bundesrat wolle beschließen:
,Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, der eine inflationsbedingte Pensionsanpassung von 5,5 Prozent für alle Pensionisten bis zur Höhe der ASVG-Höchstpension für das Jahr 2025 beinhaltet.‘“
*****
Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
10.35
Vizepräsident Dominik Reisinger: Der von den Bundesräten Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend
„Inflationsausgleich um 5,5 Prozent für alle Pensionen bis zur ASVG-Höchstpension – Pensionistenpreisindex berücksichtigen jetzt! (Pensionsanpassung 2025)“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Ernest Schwindsackl. Ich erteile dieses.
Bundesrat Ernest Schwindsackl (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ohne Vergangenheit keine Zukunft – das betrifft auch das heute und jetzt behandelte, diskutierte Pensionsanpassungsgesetz. Lange Zeit bedeuteten ja Alter und Krankheit den Verlust der Existenzgrundlage. Mit der Zunahme der Lohnarbeit durch die industrielle Revolution wurden Forderungen nach einer gesetzlichen Altersvorsorge für Angestellte und Arbeiter immer lauter.
1906 wurde das erste Pensionsversicherungsgesetz verabschiedet. Das österreichische Pensionssystem hat sich seit dieser Zeit durch viele Reformen erstens einmal weiterentwickelt und auch den demografischen Veränderungen und natürlich auch den finanziellen Herausforderungen angepasst.
Besonders erwähnenswert ist das Jahr 1954 – Waschi Mertel, unser Geburtsjahr –, da wurde die 13. Rente, so wurde sie damals noch benannt, als Sonderzahlung beschlossen. Österreich war damals weltweit das erste Land, das eine zusätzliche Monatspension einführte. (Ruf: Genau!) Die damalige Regierungskonstellation – ich rufe sie in Erinnerung: Bundeskanzler Julius Raab, Vizekanzler Adolf Schärf – ist ja bekannt.
1961 erfolgte die Einführung der 14. Rente – wiederum: Bundeskanzler Raab und damals Vizekanzler Pittermann. Davon konnten und können Pensionistinnen und Pensionisten in anderen europäischen Ländern nur träumen.
Zur Jetztzeit: Es sind rund 2,3 Millionen Pensionistinnen und Pensionisten in der gesetzlichen Pensionsversicherung, die mit der 4,6-prozentigen Erhöhung die Preissteigerungen der letzten zwölf Monate voll abgegolten bekommen.
Die Bundesregierung hat in den letzten drei Jahren die Pensionen um über 20 Prozent angehoben (Beifall bei der ÖVP), weil die Inflation etwas hoch war – übrigens auch in vielen anderen europäischen Ländern, die für die Pensionisten keine Erhöhung vorgenommen haben. 2023 wurden die Pensionen um 5,8 Prozent und 2024 sogar um 9,7 Prozent erhöht. Das öffentliche Pensionssystem sichert die Grundlage für den Großteil der immer älter werdenden Bevölkerung in Österreich.
Unser Pensionssystem, geschätzte Damen und Herren, ist eines der besten der Welt, und das soll es auch bleiben, trotz aller Unkenrufe und sonstiger Bemerkungen. Dazu wird es einerseits notwendig sein, dass wir einen möglichst hohen Beschäftigungsstand mit guten Arbeitsplätzen haben, andererseits aber auch, dass wir das faktische Pensionsantrittsalter näher an das gesetzliche heranführen.
Wir haben, wie schon erwähnt, ein ausgezeichnetes Pensionssystem – man kann es gar nicht oft genug erwähnen. Bei uns können die Pensionistinnen und Pensionisten mit dem, was sie an Pension bekommen, auch ihr Leben gestalten. Es geht darum, dass dieser erarbeitete Wohlstand bei der älteren Generation, die sich diesen ja verdient hat, auch gegeben ist und erhalten bleibt. (Beifall bei der ÖVP.)
Dafür haben wir als Volkspartei, auch innerhalb dieser Bundesregierung, in den letzten Jahren vieles getan und beigetragen, nicht nur bei den Pensionserhöhungen, sondern auch mit den Steuerentlastungen.
Die Abschaffung der kalten Progression wirkt sich auch bei jenen Pensionistinnen und Pensionisten positiv aus, die Steuern zahlen. Bei ihnen wirkt sich natürlich auch die Absenkung des Eingangssteuersatzes aus.
Mit diesem Gesetz wird nicht nur die Pensionsanpassung für das kommende Jahr beschlossen, sondern auch die Schutzklausel für 2025 fortgesetzt. Das heißt, es braucht sich niemand, der im kommenden Jahr in den wohlverdienten Ruhestand geht, Sorgen und Gedanken darüber machen, dass die Pension nicht aufgewertet wird.
Den Seniorinnen und Senioren in Österreich ist ja nicht nur die Sicherheit der Pensionen wichtig, sondern natürlich auch ganz lebensnahe Bereiche wie Gesundheit, Pflege – das ist eine große Herausforderung für den Bund, für die Länder und natürlich auch für die Gemeinden – sowie die Sicherheit und auch das Thema Altersdiskriminierung. Gerade das Thema Altersdiskriminierung, das ja mittlerweile, kurz vor der Wahl, auch von einigen Oppositionspolitikern entdeckt wurde – vorher konnten sie mit dem Begriff nicht viel anfangen –, muss auch im Fokus der Verantwortungsträger stehen, Stichwort analog, digital: Das muss bei diversen Förderansuchen parallel möglich sein.
Die Altersgrenze bei Kreditvergaben für Senioren ist im Vorjahr durch das engagierte Vorgehen unserer Bundesvorsitzenden und auch des Seniorenrates gefallen. Kündigungen von Versicherungen und Führerscheinschikanen ab 70, die vonseiten der EU überlegt werden, muss natürlich entschieden entgegengetreten werden.
Zum Schluss: Seniorinnen und Senioren stehen auch nach ihrer Pensionierung voll im Geschehen: wirtschaftlich und gesellschaftlich. Viele wären auch bereit, ihre beruflichen Expertisen – diese Erfahrungswerte, die ja ältere Menschen haben, um die uns Jüngere natürlich beneiden, denn die Erfahrungen müssen sie selber machen; jedes Kleinkind wird einmal auf die Herdplatte greifen, obwohl man zehnmal sagt: Mach es nicht!, es tut es trotzdem – weiterhin zur Verfügung zu stellen. Daher muss eine Eingliederung in den Arbeitsprozess nach Pensionsantritt auch steuerlich attraktiv gestaltet werden: eine Forderung, die wir auch an die neue Bundesregierung herantragen werden. – Ein steirisches Glückauf! Danke. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)
10.42
Vizepräsident Dominik Reisinger: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Manuela-Anna Sumah-Vospernik. Ich erteile ihr dieses.
Bundesrätin Dr. Manuela-Anna Sumah-Vospernik (NEOS, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Uns NEOS wird ja gerade beim Thema Pensionen immer wieder vorgeworfen, sozial kalt und neoliberal zu sein. Auch im Wahlkampf habe ich immer wieder Menschen getroffen, die gesagt haben, sie würden ja gerne die NEOS wählen, aber beim Thema Pensionen können sie nicht mit, weil die NEOS da zu unsozial sind. (Bundesrätin Miesenberger: Genau!) Wie falsch ist das bitte? Was für ein unfassbares Missverständnis ist das? Damit muss aufgeräumt werden.
NEOS heißt „Das Neue Österreich“. Das neue Österreich wird eben auf Dauer nur funktionieren, wenn man sich den Bereich der Pensionen kritisch ansieht, aber nicht unsozial und kalt, sondern vernünftig und ohne ideologische Scheuklappen.
Mein geschätzter Kollege Gerald Loacker hat in seiner letzten Rede im Nationalrat sehr schön ausgeführt, dass manche Dinge eben unbequem sind, wie zum Beispiel die Schwerkraft (einen Post-it-Block auf das Redner:innenpult fallen lassend): Die Dinge fallen hinunter und eben nicht hinauf. Es ist auch ein simples Rechengesetz, dass das Pensionssystem, so wie es jetzt aufgestellt ist, nicht mehr lange finanzierbar ist. Der Chef der Pensionsversicherungsanstalt, Winfried Pinggera, hat kürzlich bei einer Veranstaltung öffentlich gesagt: Wissen Sie, Ihre Pensionen sind schon gesichert, aber Sie werden mit Ihrem SUV halt auf einer Schotterstraße fahren, weil für was anderes kein Geld mehr da sein wird. Das heißt also, finanzierbar ist es schon, es wird halt für sonst nichts mehr ein Budget da sein. (Bundesrat Spanring: Für Österreich ...!)
Allein im Jahr 2024 entsprechen die Ausgaben für das Pensionssystem beinahe 29 Prozent der Einnahmen des Bundes. Somit fließen 29 von 100 Milliarden
Euro in unser Pensionssystem. Warum ist das so? – Die Österreicherinnen und Österreicher gehen heute im selben Alter in Pension wie in den Siebzigerjahren, aber sie werden – glücklicherweise – durchschnittlich neun Jahre älter. Sie treten noch dazu auch später ins Berufsleben ein, weil sie längere Ausbildungen absolvieren.
Nach einer Berechnung des parlamentarischen Budgetdienstes belasten allein die Pensionsbeschlüsse der Jahre 2017 bis 2023 das Budget bis zum Jahr 2050 mit 1,8 Milliarden Euro mehr. Das ist Geld, das im Budget für Maßnahmen zugunsten der jüngeren Generation fehlen wird. Natürlich sollen Pensionen an die Inflation angepasst werden, das ist klar und das steht auch so im Gesetz. Das steht im Gesetz, während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich ihre Lohnerhöhungen Jahr für Jahr in Kollektivvertragsverhandlungen erstreiten müssen und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber diese Mittel am Markt verdienen müssen.
Damit nicht genug werden immer vor den Wahlen von den Regierenden noch zusätzliche Pensionsgoodies verteilt, die die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Milliardenhöhe belasten. Als außerordentliches Pensionswahlzuckerl wurden in der letzten Nationalratssitzung am 18. September die Schutzklausel und die Aussetzung der Aliquotierung jeweils um ein Jahr verlängert (Ruf bei der SPÖ: Gott sei Dank!), angeblich um Kaufkraftverluste auszugleichen. Aber welche Kaufkraftverluste sollen das sein? – Die wurden ja schon längst alle ausgeglichen. (Ruf bei der SPÖ: Na geh!)
Obwohl das so ist, werden durch die Verlängerung der Schutzklausel noch einmal 4,5 Prozent extra draufgegeben, wenn die Pension angetreten wird. Gemäß einer Budgetdienstanalyse entstehen im Zeitraum 2025 bis inklusive 2028, also innerhalb von nur vier Jahren, aufgrund genau dieser Verlängerung der beiden Maßnahmen um ein weiteres Jahr fiskalische Kosten in Höhe von 381 Millionen Euro. Diese fiskalischen Kosten enden aber auch nicht im Jahr 2028, denn aufgrund des Zinseszinseffektes wird ebendiese Verlängerung der beiden Maßnahmen bis 2050 nachwirken. Dieser Zinseszinseffekt muss
selbstverständlich bei den vorhin erwähnten jährlichen 1,8 Milliarden Euro noch on top gerechnet werden.
Wenn man nicht will, dass der SUV über die Schotterstraße fahren muss, dann muss man schon fragen: Wo soll das Geld herkommen? (Zwischenruf des Bundesrates Schmid.) Von wo nehme ich es weg? Von der Infrastruktur? Von der Bildung? Von den Klimaschutzmaßnahmen? Diese Fragen sind unbeantwortet.
Ein Sozialsystem lebt vom fairen Gleichgewicht. Diese Frage war zu Recht, wie ich meine, auch Thema im vergangenen Wahlkampf. Das Pensionssystem lebt vom fairen Gleichgewicht zwischen der älteren Generation und der jungen Generation, die auch noch einmal Anspruch auf eine Pension erwerben will und die ein Recht darauf hat, dass Investitionen in ihre Zukunft stattfinden – in die Bildung, den Klimaschutz, das Gesundheitssystem, die Infrastruktur – und dass nicht das Budget zum Großteil und immer mehr und mehr darauf verwendet wird, Pensionen zu finanzieren.
Folgende Beschlüsse müssen für Pensionsneuzugänge endlich ein Ende haben: die Aussetzung der Aliquotierung für Pensionsantritte im Jahr 2025, die Schutzklausel für Pensionsantritte im Jahr 2025, die Abschlagsbefreiung beim Sonderruhegeld, der Frühstarterbonus und der Ausgleichszulagen- und Pensionsbonus. (Ruf bei der SPÖ: Das ist aber nicht frauenfreundlich, Frau Kollegin!) Das Pensionssystem in Österreich ist derzeit ein Fass ohne Boden. Das Fass braucht aber wieder einen festen Boden (Ruf bei der SPÖ: Auf Kosten der Frauen!), damit auch die junge Generation noch etwas davon hat und damit dieses Fass nicht die Zukunft unserer Kinder gefährdet. (Bundesrätin Eder: Das ist ja unerhört!)
Wir NEOS stimmen diesem Gesetz daher nicht zu. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Das ist unerhört! Unglaublich!) Die neue Bundesregierung wird sich jedenfalls auch einer tiefgreifenden Reform des Pensionssystems annehmen müssen. Das neue Österreich kann nicht so weiterwurschteln. Es braucht endlich eine
Politik, die auch an übermorgen denkt. – Vielen Dank. (Bundesrat Schreuder: So schaut soziale Kälte aus! So schaut soziale Kälte brutalster Art aus!)
10.47
Vizepräsident Dominik Reisinger: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Manfred Mertel. Ich erteile ihm das Wort. (Bundesrat Himmer: Jetzt kein Wischiwaschi reden! – Ruf bei der SPÖ: Kollege Himmer, der Witz ist alt!)
Bundesrat Dr. Manfred Mertel (SPÖ, Kärnten): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister, zuerst einmal Gratulation zu Ihrem gestrigen Fernsehauftritt! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Damen und Herren zu Hause vor den Empfangsgeräten! Ich habe mir heute eigentlich drei Worte aufgeschrieben, mit denen ich beginnen möchte. Das ist Achtung, das ist Wertschätzung und das ist Respekt. Ich habe mir dann vorgenommen, einen zweiten Satz zu artikulieren und auch auszuführen. Das geht in die Richtung, nicht mit Vorwürfen und Vorhaltungen zu agieren, sondern mit Feststellungen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)
Als Vertreter der älteren Generation – und Kollege Schwindsackl, wir sind beide Jahrgang 1954, ich habe dich jetzt eingeholt, habe im August auch den 70. Geburtstag feiern dürfen (allgemeiner Beifall) – freut es mich aber in erster Linie einmal, allgemeine Dinge zu sagen, weil es sich auch für die ältere Generation gehört, der Jugend Respekt zu zollen. In diesem Zusammenhang darf ich jemanden erwähnen und ich hoffe, dass ich ihm damit nicht schade: Ich möchte meinem Kollegen Sascha Obrecht dazu gratulieren, dass er sein Doktorat bescheinigt bekommen hat, dass er sich jetzt Dr. Obrecht nennen darf. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
Ich möchte ihn deswegen als Vorbild für uns alle beziehungsweise für die junge Generation herausstreichen, weil er sein Berufsleben ausgeübt hat, dabei politisch tätig war und eine Familie gegründet hat. Ich glaube, die letzten Jahre
waren sehr intensiv für dich und dementsprechend sollte man das auch würdigen.
Ich darf weiters sagen, dass es für mich als Mitglied des Bundesrates auch eine besondere Freude ist, dass Finanzminister Brunner EU-Kommissar wird, einer, der ursprünglich aus unserer Mitte, dem Bundesrat, kommt. Ich war leider damals, als er Mitglied dieser Kammer war, noch nicht im Bundesrat. Auch Kollegin Grossmann darf ich erwähnen. Das ist auch ein Zeichen, wovon ich anfangs schon gesprochen habe, nämlich dass wahnsinnig viel Potenzial in diesen Räumlichkeiten vorhanden ist. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)
Ich darf mich aber auch an Kollegen Spanring wenden und sagen: Als Vertreter der älteren Generation möchte ich auch jenen Herren und Damen, die am Sonntag besonders fröhlich waren, Respekt zollen und ihnen als Demokrat auch dafür danken, dass sie sich einbringen. (Beifall bei der FPÖ.)
Jetzt möchte ich aber zum eigentlichen Thema kommen und anmerken – Kollege Schwindsackl hat das sehr dynamisch ausgeführt und dafür danke ich –, dass es wichtig ist, dass wir in Österreich so ein gutes Pensionssystem haben, das wir uns auch leisten können. Der Herr Bundesminister war eigentlich in all seinen Redebeiträgen, bei denen ich im Saal war, immer ein Verfechter des österreichischen Pensionssystems und hat immer darauf hingewiesen, dass es etwas Besonderes ist. Ich selbst bin im Rechnungshofausschuss gesessen, wo man gesagt hat, die Pensionen sind finanzierbar und das österreichische Pensionssystem ist ein besonders gutes in Europa. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)
Dass wir dieses haben, dafür danke ich mit Respekt. Ich glaube, Herr Kollege Schwindsackl, du wirst dich mir anschließen: Ich bedanke mich hier bei meinen Eltern und Großeltern, die dafür gekämpft haben, dass wir heute über ein tolles Pensionssystem verfügen.
Wenn ich kritisch werden darf, Herr Minister, und da teile ich auch die Meinung, die heute schon vertreten wurde: Es ist für die Pensionist:innen in den letzten Jahren nicht leicht gewesen, die Finanzierbarkeit ihres Lebensunterhalts sicherzustellen. Sie waren wirklich mit einer enormen Teuerungswelle konfrontiert. Das betrifft nicht nur die Lebensmittelkosten, wo ja eigentlich die Gesundheit, das heißt die gesunde Ernährung, im Mittelpunkt stehen sollte, nein, gleichzeitig sind auch die Wohnungsmieten in die Höhe geschnellt; aber das ist nur ein Teilbereich.
Aber wenn man weiter in die Tiefe geht und schaut, welche Leistungen die ältere Generation erbringt, möchte ich gleich einmal bei den Banken beginnen. Ich selbst muss Menschen, die nicht mehr gut sehen, zum Bankomaten begleiten, weil sie die Schrift, die Zahlen nicht mehr lesen können. Und wenn sie zum Bankschalter gehen und dort Geld abheben, wird ihnen das extra verrechnet. Das ist auch eine Form der Altersdiskriminierung, die wir aufzeigen müssen und wo wir die Verantwortlichen auch in die Verantwortung nehmen müssen. Es wird sich irgendwann einmal einspielen, aber noch ist es nicht so weit. Wir reden ja hier von zwei Generationen: von Pensionisten von 60 bis 80 und von Pensionisten 80 aufwärts, die durchaus aktiv sind und durchaus noch am Leben teilnehmen, aber sie haben da große Einschränkungen, und das verursacht auch Kosten.
Ich darf auch in diese Richtung (zur FPÖ blickend) sagen, Kollege Steinmaurer, das möchte ich schon auch erwähnen: Es war Ihre Sozialministerin, die uns vor sieben Jahren gesagt hat, dass die Gesundheitskassen 1 Milliarde plus machen werden, und das Gegenteil von einer 1 Milliarde plus ist eingetreten. (Bundesrat Spanring: Einsparungen haben wir gesagt, nicht plus!) – Einsparungen, okay. Ich will da jetzt nicht in eine Diskussion eintreten, aber der Rechnungshof hat uns gesagt, es ist im Endeffekt 1 Milliarde minus dabei herausgekommen. Damit ist auch das Leben der älteren Generation teurer geworden, das muss man klar festhalten und dokumentieren.
Wenn wir heute von einer Pensionsanpassung, einer Erhöhung von 4,6 Prozent reden, so muss man im Rückblick sagen: Die Senioren haben die erhöhten Lebenshaltungskosten vorfinanziert, das Leben ist ein Jahr lang von ihnen vorfinanziert worden, und sie bekommen jetzt eine Rückvergütung. Ich denke schon, dass man hier Überlegungen anstellen kann, ob das ausreichend ist. Die ältere Generation ist aber immer für eine Verantwortung zu haben, und wenn die Staatskassen wirklich so marode sind, dass nicht mehr als 4,6 Prozent drinnen sind, dann wird sich auch die ältere Generation wieder anschließen und wird sagen: Okay, wir werden auch mit den 4,6 Prozent zufrieden sein.
Das, was aber, glaube ich, nicht geht, meine Damen und Herren, ist – und das sage ich aus tiefster Überzeugung, auch aus Sicht der Pensionisten –, über eine Erhöhung des Pensionsalters zu sprechen, dass wir über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten sollen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen der FPÖ.)
Ich glaube, mit 65 Jahren muss Schluss sein, und ich möchte das auch begründen. Ich möchte das begründen, Frau Dr. Sumah-Vospernik. Jede Gesellschaft braucht Erneuerung, braucht wieder frischen Wind und wir brauchen letztendlich junge Kräfte mit Innovationsgeist und Kreativität in den Positionen. Aber worüber wir nachdenken können, ist Folgendes: Wie können wir nach dem 65. Lebensjahr Menschen beschäftigen, die teilweise ihre Talente weiter ausüben wollen, vielleicht zwei Tage in der Woche, vielleicht zwei Tage im Monat arbeiten wollen und denen wir damit eine dementsprechende Wertschätzung entgegenbringen können? Dafür sind wir jederzeit bereit.
Gestatten Sie mir, dass ich wieder mit einem Fußballvergleich komme: Wenn jemand nicht mehr in einer Kampfmannschaft spielen kann, wird er entweder Trainer oder Funktionär. Ich glaube, wir könnten Modelle entwickeln, mit denen ältere Menschen nach dem 65. Lebensjahr wieder im Arbeitsleben Fuß fassen und mit Leidenschaft auch ihre Hobbys ausüben können. Damit wären sie auch der jüngeren Generation dienlich.
Aber trotzdem eine Klarstellung: Über das 65. Lebensjahr hinaus sollte nicht verpflichtend gearbeitet werden müssen. Das ist unsere Position. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP, FPÖ und Grünen.)
Ich darf nun zu den Aliquotierungsbestimmungen kommen. Herr Minister, ich kann mich noch erinnern, Sie haben sich da wirklich sehr engagiert, und ich möchte Ihnen wirklich danken, weil Sie mit Ihrer Eloquenz und mit Ihrer Frische immer Leben in die Bundesregierung gebracht haben und auch Anerkennung, glaube ich, bei der Bevölkerung gefunden haben. Sie haben uns das versprochen, dass die Aliquotierungsregelungen angepasst werden, wenngleich das nach dem Verfassungsgerichtshoferkenntnis nicht zwingend ist. Ein Verfassungsgerichtshof kann zwar sagen, das ist eigentlich nicht verfassungswidrig, ist auch nicht gesetzwidrig, es passt, aber wir müssen – und da bin ich auch wieder bei meinen Kolleg:innen – mehr auf die Menschen hören.
Ich glaube, da geht es in erster Linie um die Frauen, und wenn wir uns anschauen, wie wichtig die Frauen in unserem Wirtschaftsleben sind, wie wichtig die Frauen in unserer Gesellschaft sind und wie viel sie eigentlich einbringen, ist es mir ein Bedürfnis zu sagen, dass wir schon aus diesem Grund, wenn wir unsere Frauen, das weibliche Geschlecht wertschätzen, in diesem Punkt zu Veränderungen kommen müssen. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)
Und was die Schutzklauseln anbelangt – ich glaube, es ist auch angesprochen worden –, eine kritische Anmerkung: Warum das bei jenen, die in die Korridorpension gehen, nicht stattfinden darf, ist wenig nachvollziehbar. Es wird vielleicht Gründe geben, aber die Bevölkerung versteht diese Vorgangsweise nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte zum Schluss kommen und hier jetzt einen Appell an alle richten – ich glaube, Herr Kollege Schwindsackl, ich darf das auch in deinem Namen sagen –: Die ältere Generation wünscht sich mehr Gemeinsamkeit. Die Wahlen sind vorbei, wir müssen die Politik nach der Wahl so fortsetzen, dass sie bei der
nächsten Wahl Erfolg hat. Aus diesem Grund glaube ich, wir müssen den Menschen mehr zuhören, wir müssen ihnen intensiver zuhören, wir müssen weniger Technokraten sein und wir müssen in erster Linie sehr, sehr viel in unser Gesundheitssystem investieren, denn Gesundheit muss ein Grundrecht für jeden sein. Da geht es darum, dass die Menschen eine entsprechende ärztliche Versorgung bekommen, dass sie, wenn notwendig, in eine Spitalsversorgung kommen, Aufnahme in einem Krankenhaus finden, sodass sie wieder bestmöglich in den Arbeitsprozess zurückkehren können. Ich glaube, das sind Aufträge, die wir zu erfüllen haben.
Herr Minister, ich möchte mich aber bei Ihnen abschließend bedanken, persönlich bedanken. Ich bin ja erst eineinhalb Jahre hier im Bundesrat, aber ich habe Sie sehr geschätzt, weil Sie eine klare Sprache sprechen. Sie machen klare Ausführungen, die zwar nicht immer unsere Zustimmung finden, aber letztendlich ist Politik auch dahin gehend zu interpretieren, dass man sich bemüht, einen gemeinsamen Nenner zu finden. In diesem Sinne bedanke ich mich und wünsche Ihnen weiterhin sehr viel Erfolg. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Bundesrät:innen der Grünen. – Bundesrat Mertel schüttelt Bundesminister Rauch die Hand und wünscht ihm alles Gute.)
10.59
Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächste ist Frau Bundesrätin Maria Huber zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr dieses.
Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zusehende! Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es um die Anpassung der Pensionen. Meine Vorredner:innen haben dazu schon sehr, sehr viel gesagt, deshalb in aller Kürze.
Was war für uns Grüne da immer wesentlich? – Für uns war zentral, dafür zu sorgen, dass ältere Menschen in Österreich auch in Zeiten der Teuerung spürbar
mehr Pension bekommen. Weil die Krise aber nicht alle Pensionistinnen und Pensionisten gleich trifft, war für uns auch klar, dass wir vor allem dort helfen, wo es am dringendsten gebraucht wird: bei den kleinen und mittleren Pensionen. (Beifall bei den Grünen.)
Was heißt das konkret? Was beschließen wir heute? – Einerseits beschließen wir eine Deckelung der Pensionserhöhungen für das Jahr 2025. Das heißt, alle Pensionen bis zur Höchstbeitragsgrundlage von 6 060 Euro pro Monat werden entsprechend der Teuerung um 4,6 Prozent erhöht. Für hohe Pensionen über der Höchstbeitragsgrundlage gibt es eine Obergrenze mit einem Fixbetrag von nicht ganz 279 Euro. Sonderpensionen sind davon ebenfalls erfasst. Das hat zur Folge, dass die Pensionssteigerungen bei Spitzenpensionen gedeckelt sind.
Andererseits beschließen wir – gleich wie auch im Vorjahr – die Verlängerung der Schutzklausel. Warum ist das notwendig? – Die Inflationsrate war im letzten Jahr relativ hoch, und würden wir diesen Beschluss nicht fassen, würde die absurde Situation entstehen, dass Menschen, die vorzeitig schon 2024 in Pension gehen, eine höhere Pension bekommen als Menschen, die regulär 2025 in Pension gehen. Es kann nicht die Lösung sein, wenn ich dafür, dass ich länger arbeite und später in Pension gehe, dann weniger Pension bekomme.
Ich bin der Überzeugung, dass es unser gemeinsames Ziel sein sollte, das faktische Pensionsantrittsalter näher an das gesetzliche heranzuführen. Dafür braucht es diese Schutzklausel und dafür braucht es auch die Aussetzung der Aliquotierung für das Jahr 2026 – sehr sinnvolle Maßnahmen und sozialpolitisch in jedem Fall notwendig. Ich bitte um breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
11.02
Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.
Zu einer ersten Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Rauch zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
11.02
Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident des Bundesrates! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Das gibt mir Gelegenheit, jetzt auf ein paar Redebeiträge einzugehen, und ich möchte sie nützen, um ein Plädoyer für das österreichische Gesundheitssystem zu halten.
Das ist ein gutes System, es ist europaweit vorzeigbar, und daran sollte man nicht in unverantwortlicher Weise herumdoktern, indem man, wie es die NEOS möchten, das System komplett aushöhlt und möglicherweise sogar in ein kapitalgedecktes System umgestalten will. Das wäre nicht vertretbar und ich kann das auch nicht mehr nachvollziehen. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
Ich habe mir eigentlich gedacht, dass mit dem Ausscheiden des Kollegen Loacker aus dem Nationalrat der Neoliberalismus ein bisschen Abschied genommen hat, aber er hat offensichtlich eine würdige Nachfolgerin gefunden. Was Sie (in Richtung Bundesrätin Sumah-Vospernik) hier über die Kosten des Systems erzählen, ist schlicht nicht wahr. Es ist einfach nicht wahr, es entbehrt jeglicher Fakten, und ich werde Ihnen das ausführen.
Wenn über die Kosten des Pensionssystems gesprochen wird, und das wird von liberaler Seite her immer wieder getan, werden permanent die Beamtenpensionen und die ASVG-Pensionen in einen Topf geworfen. Das geht per se so nicht – das geht nicht! Das ist auch nicht zulässig.
Die ASVG-Pensionen machen in etwa 14 Milliarden Euro im System aus, und was immer verschwiegen wird, ist, dass ein guter Teil davon auch ins Budget zurückfließt, nämlich über die Abgaben, die Pensionistinnen und Pensionisten leisten. Was auch verschwiegen wird, ist, dass die 2,5 Millionen Pensionist:innen in Österreich über ihre Kaufkraft, auch über andere – indirekte – Steuern, die ins Budget einfließen, einen wesentlichen Beitrag leisten. Auch das wird verschwiegen.
Ich kann Ihnen sagen: Wenn Sie die Langzeitgutachten lesen, sehen Sie: Ja, es ist aktuell eine höhere Belastung im System festzustellen, weil jetzt die Babyboomer in Pension gehen. (Ruf bei der ÖVP: Genau!) Wenn Sie das auf die nächsten 30, 40 Jahre fortschreiben, wird sich diese Kurve wieder nach unten senken. – Ja, das ist evident, denn all diese Leute sind geboren. Sie alle sind geboren, das ist reine Mathematik. Es ist reine Mathematik. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ.)
Ich kann es nicht mehr hören – und das ist mein Appell –, wenn der älteren Generation und auch schon den, ich weiß nicht, zehn Jahre vor der Pension Stehenden weisgemacht wird: Dieses Pensionssystem wird irgendwann kollabieren. – Damit wird Menschen Angst gemacht, und zwar vollkommen unbegründet. Das ist mathematisch einfach nicht korrekt; Sie (in Richtung Bundesrätin Sumah-Vospernik) sollten rechnen! Ich habe schon versucht, das Kollegen Loacker beizubringen.
Aber wissen Sie, was der wahre Hintergrund ist? Sie wollen ja das System von einem beitragsfinanzierten System in ein kapitalgedecktes System umgestalten (Zwischenruf des Bundesrates Schmid) und liefern damit das Pensionssystem den Verwerfungen der Börsen aus. Dann müssen Sie es aber auch dazusagen, dass Sie das wollen! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)
Sie können sich anschauen, was in jenen Ländern, die das gemacht haben, in den letzten Jahren passiert ist und welche Abhängigkeiten damit durch die Volatilität der Börsen geschaffen worden sind. Ich verwahre mich dagegen und würde davor warnen, in Österreich diesen Weg zu beschreiten.
Das Umlageverfahren ist das fairste aller möglichen Pensionssysteme und es zu haben ist ein Fortschritt. Daran sollte man nicht herumdoktern, und ich hoffe sehr, dass, wenn Sie (in Richtung Bundesrätin Sumah-Vospernik weisend) in Regierungsverantwortung kommen, die anderen beiden Parteien, die möglicherweise dabei sein werden, verhindern werden, dass auf diese Art und Weise am
Pensionssystem herumgeschraubt wird. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
Was zu sagen mir auch wichtig ist, ist Folgendes: Wir haben in den letzten beiden Jahren, letzten drei Jahren außergewöhnliche Teuerungssituationen gehabt. Das stimmt, und das war ja der Grund dafür, warum wir bei den Pensionsanpassungen auch entsprechend reagiert haben und über diese Anpassungen hinaus Maßnahmen ergriffen haben, um Aufwendungen, die für Pensionistinnen und Pensionisten angefallen sind, abzugelten. Ich kann Ihnen sagen, dass aufgrund der zusätzlichen Leistungen, die wir auch ausgeschüttet haben, heute eine Mindestpensionistin etwa 200 Euro pro Monat mehr zur Verfügung hat als noch vor zwei Jahren. Das heißt, dort sind die Teuerung und auch die Auswirkungen der Inflation abgegolten worden. Auch die Ausgleichszulage steigt jetzt im selben Ausmaß, wie die Pensionen steigen. Wir verhindern damit schlicht die Nachwehen der hohen Inflation.
Auch die kritisierte – oder von manchen kritisierte – Aussetzung der Aliquotierung und die Schutzklausel für das Pensionskonto werden ja deshalb gemacht, weil wir mit den Nachwirkungen einer hohen Inflation zu kämpfen haben. Es ist nur fair, dort Langzeitwirkungen einfach abzufedern, und ich bin sehr dankbar, dass das jedenfalls im Parlament auch breite Zustimmung gefunden hat.
Letzter Satz an dieser Stelle: Es beneiden uns im Kreis der europäischen Sozial- und Gesundheitsminister sehr, sehr viele Länder um unser Pensionssystem. Wir haben eine gute Absicherung im Alter, wir haben auch eine gute Absicherung im Fall von Krankheit. Ich finde, das ist gerechtfertigt. Ich finde auch, es ist unzulässig, davon zu reden, dass die Entscheidung dann lautet, entweder eine Pension zu bekommen oder mit dem „SUV“ – die Frage ist: warum SUV? – „auf einer Schotterstraße fahren“ zu müssen. Das sind schlicht Schauermärchen, und ich würde Sie sehr bitten, auch in Zukunft – ich verlasse mich darauf – als Bundesrat für dieses österreichische Pensionssystem einzutreten. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)
11.08
Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke für die Stellungnahme.
Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Klara Neurauter. Ich erteile ihr das Wort.
Bundesrätin Klara Neurauter (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuschauer hier im Saal und zu Hause! Ich danke zuerst dem Herrn Bundesminister für diese Klarstellung, die ich mir auch aufgeschrieben habe, aber in seinen Worten klingt das noch besser und hat mehr Gewicht.
Ja, wir haben wirklich ein Pensionssystem, das sich sehen lassen kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.) Die Pensionsanpassung wird so durchgeführt, wie das Gesetz es vorsieht. Die Inflation wird korrekt abgegolten, und das schon seit Jahren.
Wir haben in den letzten drei Jahren notwendigerweise – weil die Inflation hoch war – die Pensionen um über 20 Prozent angehoben (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau!): um 5,8 Prozent im Jahre 2023, um 9,7 Prozent im Jahre 2024, und jetzt liegt die Erhöhung für das kommende Jahr vor. Diese Bundesregierung sichert die Pensionserhöhung 2025 für alle Pensionistinnen und Pensionisten genau mit dem errechneten Wert – mit 4,6 Prozent –, denn es ist wichtig, dass die Kaufkraft auch für die ältere Generation erhalten bleibt.
Wir haben die zweitstärkste Kaufkraft in Europa. Das ist eine Marge, die man wirklich nur mehrfach wiederholen kann: Wir haben die zweitstärkste Kaufkraft. Die Kaufkraft ist gestiegen; die Bundesregierung hat dafür gesorgt, dass sich die Menschen, besonders eben auch jene der älteren Generation, das Leben in unserem Land wirklich leisten können.
Schauen wir uns die Mindestpensionen an: Zu Beginn dieser Legislaturperiode, also vor fünf Jahren, hat die Mindestpension 933 Euro betragen. Ab Jänner 2025 wird sie 1 274 Euro betragen, das ist ein Plus von 340 Euro beziehungsweise eine Erhöhung um fast 28 Prozent. Das ist sockelwirksam,
das bleibt den Pensionistinnen und Pensionisten also im Sockel erhalten. Es ist sehr gut, dass die Preise nun nach unten gehen, das Geld aber bei den Pensionisten bleibt, wobei man sieht, dass 27 Prozent in den letzten Jahren dazugekommen sind.
Ich möchte nun auch einen kurzen Blick nach Deutschland werfen: Deutschland ist das bisherige Wirtschaftswunderland in Europa. So wird es ja seit Jahrzehnten beschrieben. Ich möchte aber mit Deutschland hinsichtlich Pensionsleistungen nicht tauschen. Wir in Österreich haben – ich wiederhole es – ein gutes Pensionssystem. Bei uns können sich die Pensionistinnen und Pensionisten mit ihrer Pension das Leben auch tatsächlich leisten und es auch nach ihren Wünschen gestalten. (Beifall bei der ÖVP.)
Uns geht es darum, dass dieser Wohlstand, der tatsächlich vorhanden ist, auch erhalten bleibt. Wir haben neben den Pensionserhöhungen auch Steuerentlastungen vorgenommen, damit alle auch etwas von den Pensionserhöhungen haben. Die Abschaffung der kalten Progression wirkt sich positiv bei jenen Pensionistinnen und Pensionisten aus, die Steuern zahlen, und natürlich wirkt sich auch die Senkung des Eingangssteuersatzes aus.
Der Herr Minister hat es schon gesagt: Wir haben das Umlageprinzip. Und wir wollen dabei bleiben, denn es hat sich bewährt. Es gibt gestützte Systeme für jene Bereiche, die es schwerer haben, auch im Sozialversicherungssystem. Da haben wir einen solidarischen Ausgleich.
Wichtig ist: Mit diesem Gesetz beschließen wir nicht nur die Pensionsanpassung für das kommende Jahr, sondern wir setzen auch die Schutzklausel fort. Es braucht sich also niemand, der im kommenden Jahr in Pension geht, Gedanken oder Sorgen zu machen, dass die Pension nicht voll aufgewertet wird. Wir setzen die Aliquotierung befristet noch ein weiteres Jahr aus. Das heißt: Alle, die jetzt in Pension gehen, bekommen ab Jänner auch die volle Pensionsanpassung und nicht nur einen Teil davon. Versprochen – gehalten, der Gesetzentwurf liegt vor.
Wir haben ein gutes Pensionssystem. Es geht darum, das Pensionsantrittsalter so schnell wie möglich vom faktischen Pensionsantrittsalter in die Nähe des gesetzlichen heranzuführen. Diesbezüglich müssen wir wirklich mehr tun, damit es in Richtung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters geht. Ich halte aber nichts davon, wenn unser Pensionssystem ständig infrage gestellt, schlechtgeredet und so hingestellt wird, als ob es nicht mehr finanzierbar wäre. Das verunsichert nämlich die ältere Generation. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)
Ich bitte hier wirklich um Sensibilität. Die ältere Generation hat dieses Land aufgebaut. Hunderttausende haben ihr Leben lang gearbeitet, und sie haben ein Recht darauf, dass auch ihnen die Inflation abgegolten wird, überhaupt dass sie in jeder Weise berücksichtigt werden.
Ich möchte es nur mit einem Satz ausdrücken: Die Seniorinnen und Senioren können sich auf uns verlassen. (Beifall bei der ÖVP sowie Bravoruf des Bundesrates Buchmann.)
Meine Damen und Herren, ich möchte nicht schließen, ohne einige wenige Beispiele aufzuzählen, was in der Legislaturperiode neben den Pensionserhöhungen für ältere Menschen noch Positives geschehen ist: Ausbau der Primärversorgungszentren, neue Kassenarztstellen, Communitynurses, kostenfreie Influenzaimpfungen, Ausbau und Attraktivierung des Pflegeberufes, Aufbau der Pflegelehre, Palliativ- und Hospizversorgung auch im ländlichen Raum, Förderung der 24-Stunden-Betreuung, Angehörigenbonus, Strategie gegen Altersdiskriminierung, Stärkung der digitalen Kompetenzen der älteren Generation, Handwerkerbonus, Reparaturbonus, Klimabonus, Wohnbauoffensive, Energiekostenzuschuss. (Bundesrätin Schumann: All das ist super! – Bundesrat Schennach: Nur weiter so!)
Ich möchte nicht alles aufzählen, ich möchte aber denjenigen entgegentreten, die alles herabwürdigen und sagen: Es ist alles zu gering. Alles ist schlecht. Es geht zu langsam. – Ich halte fest: Von dieser Bundesregierung wurden alle Krisen bewältigt. Es wurden Lösungen für alle Herausforderungen gesucht und
gefunden. Solidarität wurde gezeigt, und es wurde niemand zurückgelassen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
11.15
Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke.
Nächster Redner ist Bundesrat Horst Schachner. Ich erteile ihm das Wort.
Bundesrat Horst Schachner (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vieles von dem, was meine Vorrednerin jetzt gesagt hat, mag stimmen. Etwas hat aber sicherlich gestimmt: dass im Hinblick auf die Teuerung viel zu wenig gemacht worden ist. Das trifft ganz sicher zu. (Beifall bei der SPÖ.)
Das merken wir immer wieder, wenn wir mit den Menschen draußen reden, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beziehungsweise auch Pensionistinnen und Pensionisten sind: Das ist ganz einfach zu wenig! Man braucht viel mehr Geld. All die Erhöhungen passen, aber man braucht viel mehr Geld.
Ich komme heute hier heraus und werde einen Entschließungsantrag zur Sicherung des Pensionssystems einbringen. Warum? – Wenn ich nämlich höre, dass man bis 67 arbeiten soll, dann schaudert mir in Wirklichkeit. Ihr müsst euch vorstellen: Wie lange arbeitet dann jemand, wenn er mit 15 Jahren zu lernen anfängt und bis 67 arbeiten muss? Habt ihr schon einmal nachgerechnet? – Er muss dann 52 Jahre arbeiten! Und ich schaue mir an, ob irgendjemand, etwa ein Fliesenleger, ein Maurer oder jemand in der Pflege, das schafft. Das wird keiner schaffen. Das lässt sich einfach nicht machen! (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Schennach: So ist es!)
Ich kann euch sagen: In den 2000er-Jahren sind wir mit den 12,6 Prozent schon abgestraft worden. Wenn einer 45 Jahre lang gearbeitet hat, 62 Jahre alt war und gemäß Hacklerregelung, wie sie ja geheißen hat, in die Korridorpension gehen konnte, verliert er 12,6 Prozent seiner Pension. Wenn er sein ganzes
Leben lang gearbeitet hat, dann sind das ungefähr 300 Euro, die er jetzt schon an Pension verliert, wenn er gehen muss, weil er es, insbesondere auch gesundheitlich, einfach nicht mehr schafft. Diesen Aspekt vergessen viele. Das wurde unter der ÖVP-FPÖ-Regierung in den 2000er-Jahren so beschlossen, wenn ihr euch noch erinnern könnt, und das war nicht gut für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube, 45 Jahre müssen genug sein. Wenn man 45 Jahre lang gearbeitet hat, dann muss man abschlagsfrei in Pension gehen können. Das war immer eine Forderung von uns und wird auch weiterhin eine Forderung bleiben, weil es so einfach nicht geht.
Somit komme ich jetzt zum Entschließungsantrag:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung des Pensionssystems“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Finanzen werden aufgefordert, die gesetzlichen Pensionen zu sichern, indem sie
- die erforderlichen finanziellen Mittel für eine Personaloffensive in den Bereichen Gesundheit, Kinderbildung und Pflege zur Verfügung stellen,
- Maßnahmen umsetzen, damit alle geleisteten Arbeitsstunden erfasst und korrekt entlohnt werden,
- Rahmenbedingungen schaffen, die gesundes Arbeiten bis zum Pensionsantritt ermöglichen,
- endlich geeignete Anreize setzen, um das faktische Pensionsantrittsalter weiter zu erhöhen,
- eine abschlagsfreie Pension mit 45 Arbeitsjahren sicherstellen,
- Maßnahmen umsetzen, um Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen,
- eine verbesserte Anrechnung der Kindererziehungszeiten vorsehen und
- ein klares Bekenntnis gegen eine Erhöhung des derzeitigen gesetzlichen Pensionsantrittsalters abgeben.“
*****
Mit dieser Forderung schließe ich und sage: Glück auf! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
11.19
Vizepräsident Dominik Reisinger: Der von den Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Sicherung des Pensionssystems“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung. (Bundesrat Himmer hebt die Hand.)
Bitte, Herr Bundesrat Himmer, zur Geschäftsbehandlung.
*****
Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Ich möchte nicht kleinlich sein, bitte aber, Folgendes zu überprüfen:
Der Entschließungsantrag, so wie er uns schriftlich vorgelegt worden ist oder wie wir im System gesehen haben, richtet sich an den Nationalrat. Da wir hier eher der Bundesrat sind, würde ich bitten, das zu überprüfen.
Vizepräsident Dominik Reisinger: Ich möchte beruhigen: Der wurde im Original schon geändert. Das ist wahrscheinlich noch die erste Kopie.
Wir gelangen jetzt zur Abstimmung. – Nehmen Sie bitte die Plätze ein.
Dieser Beschluss ist ein Fall des Art. 44 Abs. 2 B-VG und bedarf daher der in Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Mitglieder und mit einer Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen zu erteilenden Zustimmung des Bundesrates.
Ich stelle zunächst die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrates fest.
Wir gelangen zunächst zur Abstimmung, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.
Nun lasse ich über den Antrag abstimmen, dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 44 Abs. 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der gegenständliche Antrag ist somit unter Berücksichtigung der besonderen Beschlusserfordernisse angenommen.
Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.
Es liegt ein Antrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Inflationsausgleich um 5,5 Prozent für alle Pensionen bis zur ASVG-Höchstpension – Pensionistenpreisindex berücksichtigen jetzt! (Pensionsanpassung 2025)“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.
Es liegt ein Antrag der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Sicherung des Pensionssystems“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.
Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz, das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz und die Reisegebührenvorschrift 1955 geändert werden (Progressionsabgeltungsgesetz 2025 – PrAG 2025) (2710 d.B. sowie 11602/BR d.B. und 11605/BR d.B.)
Vizepräsident Dominik Reisinger: Wir gelangen nun zum 2. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Barbara Prügl. – Ich bitte um Ihren Bericht.
Berichterstatterin Barbara Prügl: Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz, das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz und die Reisegebührenvorschrift 1955 geändert werden. Es ist das Progressionsabgeltungsgesetz.
Dabei geht es um das dritte Drittel der kalten Progression und eine Entlastung im Ausmaß von rund 650 Millionen Euro sowie um die Aufstockung des Wohnschirms um 40 Millionen Euro für Hochwasseropfer.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:
Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Vizepräsident Dominik Reisinger: Danke, Frau Bundesrätin, für den Bericht.
Wir gehen in die Debatte ein.
Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Sascha Obrecht. Ich erteile ihm das Wort. – Bitte.
Bundesrat Dr. Sascha Obrecht (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Werte Herren Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vier Tage nach der Wahl zu sprechen ist immer eine gewisse Herausforderung. Der Spannungsbogen ist nicht ganz da, das gebe ich zu. Ich werde dementsprechend vielleicht versuchen, sachlich herauszuarbeiten, warum die Sozialdemokratie
gegen dieses Paket spricht, obwohl Maßnahmen dabei sind, die wir grundsätzlich befürworten.
Warum? Ich erzähle kein Geheimnis: Die Abschaffung der kalten Progression ist eine Maßnahme, die überdurchschnittlich hohe Einkommen entlastet – und nicht niedrige Einkommen. Das ist eh klar, wer mehr verdient, zahlt mehr Steuern und wenn man die Tarifstufen anpasst, dann profitiert vor allem das oberste Einkommenszehntel. In Zahlen gegossen lässt sich sagen: Die 10 Prozent der Österreicher:innen mit den höchsten Einkommen profitieren von der Abgeltung der kalten Progression im Ausmaß von 21 Prozent, also doppelt so stark, wie es ihnen eigentlich zustehen würde. Der unterste 10 Prozent-Anteil der Österreicher und Österreicherinnen profitiert im Ausmaß von 1,5 Prozent von dieser Maßnahme. (Zwischenruf bei der SPÖ. – Bundesrätin Miesenberger: 70 Prozent, nicht 80 Prozent!) Da gibt es also eine Schieflage.
Man kann das natürlich diskutieren. Auch die Sozialdemokratie hat immer wieder Ansätze gehabt, dass wir überlegt haben: Machen wir das, machen wir das nicht? Was braucht es zusätzlich, wenn man schon die kalte Progression abschafft? Es braucht Maßnahmen, die diesen Prozess ausgleichen, und zwar tatsächlich ausgleichen.
Die Bundesregierung hat einen Vorschlag gemacht: Sie hat gesagt, man werde zwei Drittel dieser Abgeltung dafür verwenden, die Tarifstufen anzupassen. Das letzte Drittel werde man dafür verwenden, genau diesen Mechanismus ein wenig anzugleichen. Das ist tatsächlich bis zu einem gewissen Grad gelungen. Das unterste Dezil – die untersten 10 Prozent – profitieren jetzt zu 7 Prozent. Beim obersten Dezil sind es jetzt nicht 21 Prozent, sondern 19 Prozent.
Was bleibt da über? – Na ja, es bleibt immer noch eine Maßnahme, die jenen hilft, die ohnehin schon sehr, sehr viel haben und nicht jenen, die nicht so viel haben.
Die ÖVP macht uns gerne den Vorwurf, dass wir da niemanden unterstützen, der arbeitet. Da geht es aber tatsächlich um Personen, die zwar ein Einkommen haben, das aber gering ausfällt – und die profitieren von dieser Maßnahme selbst mit diesem Ausgleich weniger, als ihnen vom Anteil an der Bevölkerung zustehen würde. Deswegen wollen wir das nicht unterstützen, obwohl es da tatsächlich viele Punkte gibt, die wir gut finden.
Ein Letztes noch, weil es vermutlich die letzte Möglichkeit ist, dass der Finanzminister und ich als Finanzausschuss-Vorsitzender des Bundesrates hier in diesem Doppel anzutreffen sind: Wir haben in den letzten Jahren des Öfteren unterschiedliche Meinungen gehabt. Das ist irgendwie nahe liegend. Sie vertreten andere Personen, als ich das tue. Das gehört in einer Demokratie dazu. Ich will Ihnen dennoch, auch aus eigenem Interesse, sehr viel Erfolg für Ihre Funktion als EU-Kommissar wünschen, weil ich tatsächlich glaube, Sie haben – vielleicht nicht ganz gewünscht (Heiterkeit des Bundesrates Himmer) – ein Ressort bekommen, das über die Zukunft des europäischen Projekts entscheiden wird.
Wir haben es auch in Österreich am Sonntag erlebt: Die Migrationsdebatte quer durch Europa ist eine, die viele Menschen bewegt und die disruptiv wirkt wie vermutlich zuletzt die industrielle Revolution. Das ist zumindest mein Take von der Gesamtsituation. Wir haben eine historische Chance: Es gibt, denke ich, kein europäisches Land, in dem man nicht glaubt, dass man da etwas ändern muss. Diese historische Chance müssen Sie wahrnehmen, und das ist eine furchtbar schwierige Aufgabe. Wenn es Ihnen nicht gelingt, Ordnung in dieses Thema hineinzubringen und ein System zu finden, an dem sich alle europäische Staaten beteiligen und das tatsächlich für eine gerechte Verteilung hinsichtlich Migration sorgt – sei es im Bereich Asyl, aber auch bezüglich genereller Migration in den Arbeitsmarkt –, dann wird dieses europäische Projekt scheitern. Das klingt melodramatisch (Beifall bei der SPÖ), aber ich bin überzeugt davon, dass das tatsächlich ein Scheidepunkt ist. Das ist Ihre Aufgabe, das ist ein Riesenrucksack,
den Sie mitnehmen. Insofern wünsche ich Ihnen tatsächlich auch aus tiefster eigener Motivation viel Erfolg dafür.
Das war nun eine Kontrarede und ausgesprochen versöhnlich. Die Wahl hat auch Auswirkungen auf mich gehabt. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Heiterkeit des Bundesrates Schmid.)
11.28
Vizepräsident Dominik Reisinger: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Harald Himmer. Ich erteile ihm das Wort. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)
Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Minister! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen und all jene, die diese Debatte verfolgen! Ich darf zunächst einmal Bezug nehmend auf den vergangenen Wahlsonntag den Freiheitlichen – herzlich wäre jetzt unehrlich, also sage ich respektvoll – zu dem Ergebnis und zu der Tatsache, dass die Freiheitliche Partei die stärkste Partei geworden ist, gratulieren.
Wir als Volkspartei werden das in unserem demokratischen Verständnis auch dadurch abbilden, dass wir im Nationalrat die Usance beibehalten werden, dass die stärkste Fraktion den Nationalratspräsidenten stellen soll.
Wenn wir sozusagen beim Demokratieverständnis sind: Was ich ein bisschen bedauere, ist, dass es der Vorsitzende der Sozialdemokratie auch heute nicht geschafft hat, im Bundesrat anwesend zu sein. (Bundesrat Schachner: Jo, jo, jo!) Das finde ich tatsächlich bedauerlich. Eigentlich ist er in die Politik gekommen, um als erdiger Traiskirchner Bürgermeister, der sich für nichts zu schade ist, anzutreten, aber beim Bundesrat hat das offensichtlich sein Ende gefunden. Das finde ich einfach ein Stück weit schade. (Bundesrätin Schumann: Nach dem Fehler bei der Geschäftsordnung würde ich mich zurückhalten!)
Zum Thema kalte Progression – wir konnten es hier bereits öfters diskutieren –, Tatsache ist: Dieser schleichende Lohnfraß war über viele Jahre, viele Legislaturperioden ein Thema. Die Abschaffung der kalten Progression ist sicher einer jener Meilensteine, der dieser Regierung gelungen ist, der unser Steuersystem auch nachhaltig verändert hat. Da ist eine große Umstellung gelungen und es ist auch eine gerechte Umstellung. Wir reden von einer Entlastung von etwa 2 Milliarden Euro. Kollege Obrecht hat das ausgeführt: Zwei Drittel gehen direkt in die Steuerstufen und ein weiteres Drittel wird jetzt hier im Zuge der Gesetzgebung beschlossen. Auch da haben wir uns dafür entschieden, die einkommensschwachen Familien zu unterstützen – 250 000 Kinder profitieren –, und wir haben auch Maßnahmen gesetzt, um Kleinstunternehmen zu unterstützen.
Der Ansatz bei der Abschaffung der kalten Progression war und ist natürlich, die arbeitenden Menschen zu entlasten und tatsächlich jenen Menschen, Leistungsträgern eine Entlastung zu geben, die die meisten Steuern zahlen. Insofern ist es dann auch eine Entlastung, die da und dort denen, die besonders viel Steuern zahlen, bei der Abschaffung in absoluten Zahlen natürlich einen größeren Beitrag bringt. Das ist aber auch das, was wir wollen: dass das nicht nur ein Instrument der Umverteilung ist, sondern dass das auch ein Instrument dafür ist, Leistung zu incentivieren und eben nicht durch die Inflation schleichend zu mehr Steuereinnahmen zu kommen, sondern es jenen Menschen zurückzugeben, die die Arbeit dafür geleistet haben. Das ist unsere ganz, ganz ernste Absicht.
Beim zweiten und abschließenden Punkt kann ich mich bereits wieder Kollegen Obrecht anschließen, indem ich unserem sozusagen Altbundesrat Magnus Brunner (Heiterkeit des Redners sowie des Bundesministers Brunner) das Allerbeste für seine sehr, sehr wichtige Aufgabe in Brüssel wünschen darf, auch in unserem Namen, im Namen unserer Fraktion, aber ich denke – da Sascha das ja auch für die Sozialdemokratie gemacht hat –, dass natürlich klar ist, dass das ein Anliegen aller Österreicherinnen und Österreicher ist.
Ich bin davon überzeugt davon, dass du das hervorragend machen wirst, und denke, du wirst dabei aber natürlich auch Unterstützung brauchen. Alleine wird es wohl schwierig sein, diese Probleme zu lösen. Wir sind aber überzeugt davon, dass dieser wichtige Ressortbereich bei dir in guten Händen ist, und dafür das Allerbeste. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesräte Mertel und Schreuder.)
11.34
Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster ist Herr Bundesrat Klemens Kofler zu Wort gemeldet. Ich erteile ihm dieses.
Bundesrat Klemens Kofler (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte und liebe Kollegen im Bundesrat! Liebe Zuseher hier und zu Hause – grüß Gott! Herr Minister, am Anfang will ich Ihnen auch gratulieren. Ich hoffe nur, dass es eine weise Entscheidung war, denn das kommt mir vor wie ein kleines Himmelfahrtskommando da oben (Zwischenbemerkung von Bundesminister Brunner), aber einer muss es machen, er macht die Drecksarbeit. – Gut, danke schön! (Beifall bei der FPÖ.)
Worum geht es da heute? – Ich möchte mich auf die Kinder beziehen. Wir haben im zuständigen Ausschuss ja erfahren müssen, dass 250 000 Kinder von dieser Regelung betroffen sind. Das ist natürlich ein erstes Zeichen, dass diese Regierung versagt hat. Warum sonst sind so viele Kinder von Armut betroffen? Das ist nur eine Notlösung und wieder keine Lösung, die von Dauer ist. Man hat die wirklichen Probleme ja nie bekämpft. Es ist die viel zu hohe Inflation, die die Preise treibt, die nicht im selben Ausmaß ausgeglichen worden sind. Es ist nicht nur die Teuerungsrate, es sind die viel zu hohen Energiekosten, die alle Preise noch einmal treiben. Wir stehen vor der - - (Bundesrätin Prügl: ... sozial!) – Ja, das ist schon sozial, wenn man die Heizrechnung nicht mehr zahlen kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Somit ist es für viele Familien schwierig, überhaupt über die Runden zu kommen, und das alles ist eben nur ein Ausgleich. Einmalzahlungen – oder auch monatlich 60 Euro, die notwendig sind, was die Kinder betrifft – lösen das Problem nicht. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Regierung danebengehaut hat, ein Resultat: Die Regierung hat wieder versagt.
Ich höre aber ganz gerne mit etwas Positivem auf und da kann ich nur sagen: Wir haben Wahlen gehabt und ihr seid abgewählt worden. (Beifall bei der FPÖ.)
11.36
Vizepräsident Dominik Reisinger: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Elisabeth Kittl. Ich erteile ihr das Wort. – Bitte.
Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister – auch von mir und von uns alles Gute für Ihre wichtige Aufgabe in der EU! Sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste hier und vor den Bildschirmen! Ja, es gab bisher, vor der Abschaffung der kalten Progression, immer eine schleichende Steuererhöhung. Das heißt, wenn die Löhne zum Beispiel inflationsbedingt gestiegen sind, sind es die Steuerstufen nicht. Es konnte passieren, dass man trotz gestiegenen Lohns weniger herausbekommen hat. Das wurde schon lange, schon jahrzehntelang stark kritisiert, aber es wurde nie abgeschafft. Es wurde auch nicht von den Parteien abgeschafft, die das heute sehr stark kritisieren – ich schaue nach links zur SPÖ. (Zwischenruf des Bundesrates Schachner.)
Ich bin schon extrem stolz darauf, dass wir, die Grünen, das jetzt in einer Minikoalition – nicht Minikoalition, als Minikoalitionspartner mit der ÖVP – abgeschafft haben; nämlich gleichzeitig mit einem klugen Konzept, das wir heute mit dem Progressionsabgeltungsgesetz beschließen. Dieses Progressionsabgeltungsgesetz, das wir heute beschließen, hat den Fokus, dass es eben genau geringen Einkommensbezieher:innen zugutekommt, aber auch, dass es die ökologische
Mobilität fördert. Das heißt, es ist ein kluges sozioökologisches Konzept, das wir heute beschließen. (Beifall bei den Grünen.)
Ja, Leistung mag belohnt werden, aber auch dabei haben wir darauf geschaut, dass die oberste Einkommensstufe, also die oberste Tarifstufe, von dieser Indexierung ausgenommen ist. Der Fokus auf die geringeren Einkommen ist eine wesentliche Maßnahme. Sie klingt nicht so aufregend, aber sie ist aufregend: Heute wird für jedes Kind jedes Monat ein Kinderzuschlag von zukünftig indexierten 60 Euro pro Monat beschlossen. Das sind 720 Euro im Jahr für ein Kind, 1 440 Euro für zwei Kinder und so weiter. Das ist wichtig, das ist vor allem für Alleinerzieherinnen wichtig – ich verwende bewusst die weibliche Form, denn von den Alleinerziehenden sind 90 Prozent weiblich, und von denen sind leider viel zu viele prekär erwerbstätig. Das heißt, sie arbeiten, verdienen aber viel zu wenig.
Wir haben im Ausschuss gehört: Im Juli 2024 kam dieser Kinderzuschlag 316 000 Kindern zugute, und 181 000 davon sind Kinder von Alleinerziehenden. Das ist schon wichtig. Das ist nämlich in dem Sinn wichtig, dass nicht nur die Grundbedürfnisse der Kinder abgedeckt werden können, sondern, dass diese Kinder vielleicht Kurse besuchen können, dass sie im Sommer auch auf Ferienlager fahren können. Das ist nicht nur entlastend für die Eltern, das ist auch wichtig für die Kinder, nämlich im Sinn von mehr Chancengleichheit.
Ein wichtiger Punkt bei diesem Kinderzuschlag ist auch, dass er ins Dauerrecht überführt wird. Das ist damit eigentlich ein Schritt in Richtung der von uns extrem zu befürwortenden Kindergrundsicherung.
Eine weitere treffsichere Maßnahme ist die Indexierung der negativsteuerfähigen Absetzbeträge sowie des Urlaubs- und Weihnachtsgelds. Auch das hilft Menschen mit geringem Einkommen; leider sind das immer noch Frauen, denen es besonders hilft.
Aus sozioökologischer Hinsicht möchte ich aber besonders die Erhöhung des Kilometergeldes hervorheben, nämlich die Erhöhung des Kilometergeldes auch für Fahrradfahrende oder Zu-Fuß-Gehende, das heißt von ökologischen Fortbewegungsmitteln. (Bundesrat Spanring: Ah, ah!) Diese werden jetzt stärker gefördert und werden gleich wie die geleisteten Autokilometer gefördert, und das ist ein großer Erfolg. (Beifall bei den Grünen.)
Warum sage ich sozioökologisch? – Das ist deswegen, weil es vor allem auch Leute betrifft – und da schaue ich auch in diese Richtung (in Richtung FPÖ blickend) –, die kein Auto wollen, die sich aber vielleicht auch kein Auto leisten können. (Bundesrat Steiner: Wegen eurer Politik! Aufgrund eurer Politik können sie sich kein Auto leisten!) Daher ist es auch sozioökologisch sehr gut. Vor allem ist es gut, weil Auto- und Fahrradkilometer nun gleich behandelt werden.
Besonders gut gelungen ist der Beförderungszuschuss für Öffifahrten während des Dienstes. Damit können nämlich bis zu 2 500 Euro im Jahr steuerlich geltend gemacht werden. Steuerlich geltend gemacht werden bedeutet: Es bleibt mehr Einkommen übrig. Das ist ein wesentlicher Anreiz, vor allem Dienstreisen mit den Öffis zu machen. Das Kilometergeld, aber auch der Beförderungszuschuss sind ein super Anreiz zum Umstieg auf aktive Mobilität oder auf Öffis und beendet endlich die nicht nachvollziehbare und absolut unökologische steuerliche Bevorzugung von Autofahrten. (Beifall bei den Grünen.)
Es ist gerade heute nach diesen schmerzlichen Klimakatastrophen, nach der Klimakatastrophe des Hochwassers, die wir erlebt haben, besonders wichtig, dass man zu dieser gesunden Mobilität, die nicht nur für den Menschen, sondern auch für das Klima gesund ist, hingeht.
Ich möchte noch ganz kurz auf den Entschließungsantrag eingehen: Es wurde von der Bundesregierung extrem schnell Hilfe zur Verfügung gestellt, nämlich Soforthilfe mit der Aufstockung des Katastrophenfonds von 300 Millionen Euro
auf 1 Milliarde. Die EU hat Soforthilfsgelder von 500 Millionen Euro an Österreich freigegeben, wobei die Regierung auch sagte, dass diese besonders an Niederösterreich gehen werden.
Es wurde vom Sozialminister, der leider nicht mehr hier ist, der Wohnschirm um 40 Millionen Euro erhöht. Auch Menschen, die aus ihren Häusern oder Wohnungen ausziehen müssen, auch wenn sie ihnen gehören, sich aber keine Ersatzwohnung leisten können, werden durch den Wohnschirm unterstützt. Die Bundesregierung hat schnell gehandelt.
Ich möchte auch hier noch einmal betonen, dass wir wirklich für die Solidarität und besonders allen helfenden Händen in Österreich danken, die fast jede freie Minute in den betroffenen Gebieten unterstützt haben.
Abschließend möchte ich noch auf einen kleinen Punkt eingehen, nämlich auf die Erhöhung der Kleinunternehmergrenze von 42 000 Euro auf 55 000 Euro. Das heißt, sie müssen keine Umsatzsteuererklärung mehr machen und sie müssen auch keine Umsatzsteuer mehr vorschreiben. Das ist extrem gut und das ist tatsächlich auch etwas, was ihnen hilft und ihnen mehr Einkommen beschert, denn gerade Kleinunternehmer:innen sind es, die ja vor allem mit Endverbraucher:innen arbeiten, die ihre Kund:innen sind; den Endverbraucher:innen ist es total egal, ob da jetzt im Betrag Mehrwertsteuer enthalten ist oder nicht. Sie zahlen dasselbe. Das heißt, es bleibt den Kleinunternehmer:innen meist mehr Einkommen und sie müssen keine Einkommensteuererklärung machen. Auch das ist gut. Laut Finanzministerium – wir werden es wahrscheinlich noch hören – profitieren davon 25 000 Kleinunternehmer:innen.
Die Abschaffung der kalten Progression und das jetzige Progressionsabgeltungsgesetz entlasten die unteren Einkommensdezile und verringern die Armutsgefährdung in Österreich. Genau das war das Ziel und ist das Konzept der sozioökonomischen genauso wie der sozioökologischen Steuerpolitik – und das
ist gut so. Ich freue mich auf Ihre Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
11.45
Vizepräsident Dominik Reisinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Christian Fischer. Ich erteile ihm dieses.
Bundesrat Christian Fischer (SPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzter Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen des Bundesrates! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich stehe heute vor Ihnen, um über eine der größten Herausforderungen zu sprechen, die Niederösterreich in den letzten Jahrzehnten zu bewältigen hatte: das verheerende Jahrhunderthochwasser, das unser Bundesland in ein Katastrophengebiet verwandelt hat. Es hat unermesslichen Schaden angerichtet, Menschen sind gestorben, Menschen sind in Not geraten, Gemeinden sind an den Rand ihrer Belastbarkeit geführt worden.
Mein Bezirk Lilienfeld wurde besonders schwer getroffen. Mit 400 Litern Niederschlag pro Quadratmeter – umgerechnet vier vollgefüllte Badewannen pro Quadratmeter oder die durchschnittliche Niederschlagsmenge eines halben Jahres in nur vier Tagen – zeigte das Hochwasser eine enorme Zerstörungskraft. In meiner Heimatgemeinde St. Veit waren an die 400 private Haushalte betroffen, es gab Schäden an der öffentlichen Infrastruktur in Höhe von 2 Millionen Euro, unsere Schule stand unter Wasser, Straßen und Radwege wurden unterspült, Freizeitanlagen sowie Wasser- und Kanalleitungen sind in Mitleidenschaft gezogen worden.
Eine Gemeindebrücke wurde so stark beschädigt, dass diese für 1,5 Millionen Euro neu errichtet werden muss. Die dadurch notwendige Ausweichstrecke für den Pkw- und Lkw-Verkehr führt über einen stark frequentierten Radweg. Dies beinhaltet ein enormes Gefahrenpotenzial für Radfahrer, Kinder und Anrainer.
Ohne entsprechende Bundes-und Landesförderungen ist die Neuerrichtung unserer beschädigten Brücke leider nicht möglich.
Meine Heimatgemeinde ist kein Einzelfall, so geht es zurzeit vielen anderen Gemeinden in ganz Niederösterreich. Inmitten dieser Katastrophe hat sich jedoch auch wieder gezeigt, was Zusammenhalt und Solidarität bewirken können. Mein größter Dank gilt unseren Blaulichtorganisationen, dem Bundesheer, den Bürgermeisterkollegen samt ihrem Krisenstab und den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)
Es sei mir gestattet, meinen drei freiwilligen Feuerwehren in St. Veit, Wiesenfeld, Rainfeld und St. Veit, der Rettungsstelle und Polizei St. Veit sowie den Firmen Anton Lechner, Daniel Liebhaber, Günther Polder und Josef Beneder meinen Dank auszusprechen. Ein besonderer Dank gilt auch den zahlreichen Landwirten, die uns mit ihren Gerätschaften extrem unterstützt haben. Stellvertretend hierfür bedanke ich mich bei Gerhard Zöchling. Gemeinsam haben wir alles unternommen, um die Schäden so gering wie möglich zu halten und um Menschenleben zu schützen.
Dieses traurige Ereignis hat uns auch gezeigt, wie verletzlich unsere Kommunen sind. Unser Zusammenhalt war stark, aber ohne die notwendige finanzielle Unterstützung von Bund oder Land werden wir den nötigen Wiederaufbau nicht bewältigen können.
Schadenskommissionen sind derzeit in allen betroffenen Gemeinden unterwegs. Ich möchte auch ihnen meinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Natürlich begrüße ich die Aufstockung des Fördersatzes für private Haushalte auf 50 Prozent, jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass andere Bundesländer wie zum Beispiel das Burgenland sogar 100 Prozent der Schäden übernehmen. (Bundesrat Kofler: Aber mit Maximalsumme!)
Die betroffenen Gemeinden, darunter auch meine, haben aber bis dato keine Gewissheit, wie viel Prozent der erlittenen Schäden an der Infrastruktur über die Katastrophenbeihilfe gedeckt werden. Wir fühlen uns im Stich gelassen.
In den kommenden Wochen stehen Voranschlagsberatungen für das Jahr 2025 an, doch wie sollen Gemeinden wie Sankt Veit, die mit 2 Millionen Euro an Wiederaufbaukosten rechnen müssen, einen seriösen Voranschlag erstellen? Unsere Kommunen befinden sich aktuell finanziell in einem luftleeren Raum. (Beifall bei der SPÖ.)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich stehe heute mit einem einfachen und unbürokratischen Lösungsansatz, um die betroffenen Gemeinden rasch finanziell zu unterstützen, vor euch. Neben dem noch nicht feststehenden Fördersatz aus der Katastrophenbeihilfe schlage ich vor, die nicht ausgeschöpften Mittel aus dem Kommunalinvestitionspaket 2023 sowie die für 2025 zugesagten Mittel in den Wiederaufbau der beschädigten Infrastruktur zu investieren.
Ich darf euch folgendes Lösungsbeispiel anhand meiner Heimatgemeinde erklären: In Sankt Veit stehen aktuell noch 200 000 Euro an nicht ausgeschöpften Mitteln aus dem KIP 2023 zur Verfügung. Gleichzeitig sind uns 380 000 Euro an KIP-Mitteln 2025, die für Digitalisierung und Energieeffizienz zweckgebunden sind, zugesagt worden. Das ergibt also eine Summe an KIP-Fördermitteln in Höhe von 580 000 Euro, doch um diese 580 000 Euro aus dem Kommunalinvestitionspaket abholen zu können, wären Vorhaben in der Höhe von 1 160 000 Euro notwendig.
In der aktuellen Lage ist es schlichtweg unmöglich, dem zu entsprechen. Die Behebung der Hochwasserschäden hat höchste Priorität. Da müssen unsere Ressourcen eingesetzt werden. Daher lautet mein dringender Appell an euch, liebe Kolleginnen und Kollegen: Geben wir die bereits veranschlagten KIP-Mittel den betroffenen Gemeinden zum Wiederaufbau der beschädigten Infrastruktur frei! Es ist eine einfache Lösung, die den betroffenen Kommunen enorm helfen würde.
Ich spreche da stellvertretend für alle meine Bürgermeisterkollegen, egal welcher Parteizugehörigkeit, die ebenfalls mit dieser finanziellen Unsicherheit zu kämpfen haben, denn eines hat uns diese Jahrhundertkatastrophe gezeigt: Wenn es darauf ankommt, halten wir zusammen.
Jetzt liegt es an euch, liebe Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat, den betroffenen Gemeinden die Hilfe zu geben, die sie so dringend brauchen.
Ich stelle hiermit folgenden Entschließungsantrag:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gemeinden bei der Behebung von Katastrophenschäden unterstützen“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend mit den betroffenen Gemeinden, den Bundesländern sowie dem Gemeinde- und dem Städtebund in Verhandlungen einzutreten und dem Nationalrat sowie dem Bundesrat ehestmöglich eine Vorlage zuzuleiten, mit der zum einen die Mittel des Kommunalinvestitionspaketes auch vorgezogen für die Beseitigung von Katastrophenschäden eingesetzt werden können und in weiterer Folge vom Bund ersetzt werden. Zum anderen soll ein Investitionspaket zur Behebung der Katastrophenschäden geschaffen werden, dessen Mittel direkt den Gemeinden zugänglich sind.“
*****
Herzlichen Dank. Glück auf! (Beifall bei der SPÖ.)
11.53
Vizepräsident Dominik Reisinger: Der von den Bundesräten Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend
„Gemeinden bei der Behebung von Katastrophenschäden unterstützen“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Als nächster Redner hat sich Herr Bundesminister Brunner für eine Stellungnahme zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Bundesräte! Zuerst darf ich mich der Gratulation an den Wahlsieger vom vergangenen Sonntag anschließen und auch Danke für die guten Wünschen von allen Seiten sagen. Allerdings muss ich das ein bisschen dämpfen, weil ich ja durch ein Hearing im Europäischen Parlament gehen muss, und erst dann, wenn ich das hinter mich gebracht habe (Bundesrat Schreuder: Toi, toi, toi!), würde ich die Glückwünsche gerne annehmen. Danke. (Bundesrat Steiner: Dabei wird Ihnen die Einheitspartei schon helfen, nicht?) –Ja, das kommt darauf an, wer dann aller dafür stimmt. Du könntest bei deinen Parteikollegen auf europäischer Ebene aber vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen. Wir werden sehen. (Bundesrat Steiner: Ah! Keinen Einfluss! Keinen Einfluss! Keinen Einfluss! Keinen Einfluss!) Also so viel dazu.
Zu Herrn Bundesrat Fischer beziehungsweise zum Antrag: Das klingt natürlich auf den ersten Blick interessant. Klar ist, dass das eine dramatische Situation war, dass viel an Investitionen in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren notwendig ist. Da haben wir schon, glaube ich, als Bundesregierung gezeigt, dass wir die Gemeinden nie im Stich gelassen haben. Der Finanzausgleich war das Erste, die Gemeindepakete, die Sie angesprochen haben, waren das andere. Der Katastrophenfonds, der ja durchaus gut dotiert ist und bei dem sich eigentlich in der Vergangenheit immer gezeigt hat, wie unkompliziert die Abwicklung funktioniert, hat sich aber als gutes Instrument bewährt, und wir haben ihn ja jetzt auch entsprechend aufgestockt.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das Vermischen dieser beiden Dinge gescheit ist. Wir haben natürlich auch mit den Bundesländern, auch mit dem
Gemeinde- und Städtebund darüber gesprochen und da ist eine gewisse Zurückhaltung erkennbar gewesen, um diese Dinge nicht zu vermischen. Also zum Beispiel Wien hat jetzt ganz ehrlich gesagt nicht unbedingt eine große Freude mit dieser Idee. Das muss man sich noch im Detail anschauen. Klar ist aber, dass wir die Gemeinden selbstverständlich in dieser schwierigen Situation nicht im Stich lassen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Zur Abschaffung der kalten Progression beziehungsweise zum letzten Drittel vielleicht ein paar Worte, weil es jetzt, sollte es für mich die letzte Bundesratssitzung sein – schauen wir einmal! –, doch so eine Art Abschluss von einer enormen Reform ist, von der größten Reform im steuerlichen Bereich, die wir in den letzten 50 Jahren erlebt haben. Es ist schon etwas Historisches, das uns allen gemeinsam da gelungen ist.
Selbstverständlich, nur zur Klarstellung noch einmal – der Herr Fraktionsobmann hat es gesagt –: Das ist natürlich eine Maßnahme für diejenigen, die Steuern zahlen. Na selbstverständlich! Wir haben andere Maßnahmen, die Valorisierung der Sozialleistungen beispielsweise, die für Nichtsteuerzahlende entsprechend da sind und ihnen zugutekommen.
Da muss ich jetzt ein bisschen Herrn Bundesrat Obrecht widersprechen: Man kann natürlich zwischen relativ und absolut unterscheiden – Harry Himmer hat das richtigerweise erwähnt –, aber relativ gesehen – und darum geht es eigentlich – profitieren vom Progressionsabgeltungsgesetz die unteren Einkommen am meisten. Übrigens hat das ja auch der Budgetdienst des Parlaments so dargestellt. Also da ist schon, glaube ich, noch etwas Spielraum beim Zugang.
Mit dieser Abschaffung der kalten Progression ist das wohl die größte Steuerreform, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, also damit, diese schleichende Steuererhöhung abzuschaffen. Wir geben den Menschen das zurück, was die Inflation genommen hat. Wir geben auch nicht nur einen Teil zurück, wie es fälschlicherweise oft dargestellt wird. Wir geben nämlich 100 Prozent zurück, zwei Drittel automatisch und ein Drittel verpflichtend,
aber eben unter Mitwirkung des Parlaments, unter Mitwirkung des Nationalrates und des Bundesrates.
Dieses Konzept hat sich sehr bewährt, nämlich so sehr, dass andere europäische Staaten uns das nachmachen möchten. Deutschland beispielsweise hat ein noch nicht so ganz durchdachtes System, und auch da ist der Blick auf Österreich durchaus intensiv.
Solche Schwerpunkte zu setzen ist gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie jetzt erlebt haben, gut und wichtig, jene Schwerpunkte zu setzen, die dann nicht budgetrelevant sind. Es ist ja auch das Interessante an diesem Konzept, dass wir Möglichkeiten haben, Schwerpunkte zu setzen, die ohnehin gesetzt werden müssten, aber in diesem Fall nicht zusätzlich das Budget noch weiter belasten.
Die Größenordnung der Entlastung heuer – das haben wir schon gehört – beträgt 3,5 Milliarden Euro insgesamt, im kommenden Jahr 2025 „nur“ – unter Anführungszeichen – 2 Milliarden Euro. Das ist immer noch extrem viel Geld. Ich sage es darum unter Anführungszeichen, weil das Entlastungsvolumen selbstverständlich an die Inflation gekoppelt ist und die Inflation jetzt Gott sei Dank bei 1,8 Prozent liegt. Damit befinden wir uns unter dem europaweit angestrebten Zielwert von 2 Prozent, das sind auch gute Nachrichten. (Vizepräsidentin Eder-Gitschthaler übernimmt den Vorsitz.)
Diese 2 Milliarden Euro sind aber natürlich viel Geld, das ist überhaupt keine Frage. Einige meiner Vorgänger hätten das als die größte Steuerreform aller Zeiten oder – der Vorvorvorvorgänger wahrscheinlich – als die größte Steuerreform der Zweiten Republik erwähnt, und es ist ab jetzt jedes Jahr eine automatische Steuerreform. Das nimmt natürlich einem Finanzminister budgetären Spielraum – so ehrlich muss man sein –, aber es ist, glaube ich, schon ein Akt der Fairness, diese Reform entsprechend umgesetzt zu haben.
Im kommenden Jahr macht die automatische Entlastung 1,34 Milliarden Euro aus. Die verbleibenden 650 Millionen sind – wie bereits vorhin erwähnt – Gegenstand der heutigen Diskussion. Die Inhalte wurden erwähnt.
Was mir schon noch wichtig ist, zu sagen, dass alle Steuerstufen – mit Ausnahme des höchsten Steuerstufensatzes – eben um knapp 4 Prozent angehoben werden beziehungsweise dann auch die Menschen um 4 Prozent entlastet werden. Das ist ein wichtiges Signal an die Mitte der Gesellschaft, an den Mittelstand, an die Leistungsträger in unserem Land. Ich würde mir erlauben, dieses Drittel durchaus auch als Leistungsdrittel bezeichnen zu dürfen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Die Inhalte wurden bereits dargelegt. Wenn man beispielsweise beruflich veranlasst reisen muss, hat sich dabei in den vergangenen Jahren bei den Kosten doch einiges getan: Das Kilometergeld wurde angepasst, Reisepauschalen wurden entsprechend angepasst. Nur als kleines Beispiel dafür, von welcher Größenordnung an Entlastung wir da sprechen: Ein Außendienstmitarbeiter mit einem Bruttogehalt von beispielsweise 4 000 Euro erspart sich im kommenden Jahr durch die Anhebung der Tarifstufen, durch den erhöhten Verkehrsabsetzbetrag, durch Kilometergeld, durch höheres Taggeld insgesamt 900 Euro. Ich denke, das ist doch eine sehr kräftige Entlastung.
Das sind jetzt die Erleichterungen für jeden Steuerzahler und jede Steuerzahlerin, für einzelne Personen, aber es gibt eben, wie wir gehört haben, auch eine Entlastung für die Wirtschaft. Die Kleinunternehmergrenze, die wir auf 55 000 Euro angehoben haben, ist, glaube ich, eine wichtige und von der Wirtschaft lange geforderte Maßnahme.
Wichtig ist auch der Sachbezug für Dienstwohnungen – darüber haben wir noch gar nicht gesprochen – insbesondere im Tourismusbereich. Ich habe in Tirol immer ganz massiv gehört, dass die Anpassung auf 35 Quadratmeter und die Aufteilung der gemeinschaftlichen Räumlichkeiten auf alle Bewohnerinnen und Bewohner einer Dienstwohnung dringend notwendig sind. Das bedeutet am
Ende des Tages mehr Flexibilität und ist aus meiner Sicht entsprechend sinnvoller als die alte Regelung.
Wir haben, das wurde bereits erwähnt, jene Menschen nicht vergessen, die es besonders schwer haben und Steuern zahlen: Alleinerziehende, alleinverdienende Menschen, auch Personen mit geringem Einkommen. Der Kinderzuschlag wird in der Höhe von 60 Euro pro Monat und Kind ins Dauerrecht aufgenommen. Wir hatten das ja schon, aber jetzt wird es ins Dauerrecht aufgenommen. Ich glaube, das ist eine wichtige Maßnahme, es ist mir aber wichtig, dort trotzdem eine Evaluierung zu machen, um zu schauen, welche Auswirkungen diese Maßnahme eventuell theoretisch auf die Erwerbsbeteiligung haben könnte. Also ich glaube, das ist ein sinnvoller Zugang.
Die Abschaffung der kalten Progression ist insgesamt ein unglaublicher Meilenstein, der alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler entlastet. Das ist auch ein Akt der Fairness, den arbeitenden Menschen bleibt dadurch mehr, wesentlich mehr Netto vom Brutto, und damit ist der Staat nicht mehr der Profiteur der Inflation.
Ich möchte heute die Gelegenheit wahrnehmen, mich zu bedanken, denn sollte das Hearing klappen, könnte es vielleicht meine letzte Bundesratssitzung sein. (Bundesrat Schreuder: ... wir haben auch Europastunden!) – Das haben wir auch, und freue ich mich natürlich auch darauf, in entsprechend anderer Rolle hier zu sein. – Ich möchte mich wirklich für die hervorragende Zusammenarbeit bedanken. Zuerst durfte ich hier als Kollege im Bundesrat mit doch einigen von euch schon über viele Jahre arbeiten und dann auch als Kollege, aber in einer anderen Rolle sein. Mir hat es immer sehr viel Freude gemacht. Ich habe mich in den mittlerweile doch schon 15 oder 16 letzten Jahren, in denen ich wie gesagt in den unterschiedlichsten Rollen in diesem Gremium sein durfte, immer sehr wohl gefühlt.
Es gibt für mich auf dem Weg nach Brüssel natürlich viele lachende Augen, hoffentlich, aber ein weinendes Auge ist sicher, dass ich mit dem Bundesrat
weniger zu tun haben werde. Das tut mir sehr leid. Ich wünsche euch allen, Ihnen allen alles Gute. Vertreten Sie die Bundesländer weiterhin mit so einer großen Verve wie bisher! – Vielen Dank. (Anhaltender allgemeiner Beifall.)
12.04
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Vielen Dank, Herr Bundesminister.
Lieber Magnus, wir wünschen dir natürlich alles, alles Gute für das Hearing. Du wirst das sicher gut machen und wirst auch ein hervorragender Kommissar werden. Alles Gute von uns allen! Ja, wir werden dich vermissen, aber es gibt ja, wie Kollege Schreuder schon gesagt hat, auch Europastunden. Wir sind sicher, dass wir dich doch das eine oder andere Mal wieder hier im Bundesrat haben werden.
Somit gehen wir weiter in der Tagesordnung.
Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Bitte, Kollege Kofler.
Bundesrat Klemens Kofler (FPÖ, Niederösterreich): Frau Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Noch einmal bin ich hier heraußen, weil Kollege Fischer vom Hochwasser gesprochen hat: Es ist natürlich richtig, dass man das anspricht, nur wenn man da irgendwelche Fonds kreiert oder anzapft oder etwas umschichtet, dann kommt ein Betroffener in Wahrheit in der Rolle eines Bettlers daher – und das wollen wir nicht. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich habe einen konkreten Fall in Gars, da ist es nämlich so passiert: Die Betroffene hat einen Schaden von 120 000 Euro, die Versicherung sagt Nein, der Fonds zahlt einen gewissen Teil, den Rest kann sie nicht aufbringen. (Bundesrätin Schumann: ... da geht es um die Gemeindefinanzen!) Das ist die
Katastrophe (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn), da müssen wir einen anderen Ansatz wählen.
Wir hätten einen anderen Ansatz gewählt – ihr seid vielleicht eh auch dafür –: Eine Versicherung, die dem Geschädigten einen klaren Rechtsanspruch bringt, sodass der hingehen und sagen kann, das ist kaputt und das muss bezahlt werden. So kann es funktionieren. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Ihr habt dafürgestimmt! – Gegenrufe bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Ich rede von unserem Antrag! – Bundesrätin Schumann: Unpackbar!)
12.06
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Es liegen weitere Wortmeldungen vor.
Kollege Fischer. – Bitte.
Bundesrat Christian Fischer (SPÖ, Niederösterreich): Herr Kollege Kofler, hast du dir das alles durchgelesen, was wir meinen? Betreffend Versicherung und was du jetzt zu uns dazu gesagt hast: Ich rede da jetzt von Gemeindeschäden. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)
Herr Bundesminister, die KIP-Mittel, die gibt es ja, und das ist keine Umschichtung. Ich weiß nicht, was Sie da jetzt vorhin damit gemeint haben, dass wir das vermischen. Ich habe jetzt KIP-Mittel für meine Gemeinde zur Verfügung. Ich werde sie nicht abholen können, weil ich kein Neuvorhaben machen kann (Bundesrat Steiner: Weil du kein Geld hast!), weil ich die Infrastruktur wieder aufbauen muss. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.) Ich weiß nicht, mit wem Sie geredet haben. Vom Gemeindevertreterverband habe ich nur die höchste Zustimmung für unseren Antrag. (Beifall bei der SPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)
Schauen Sie einmal nach Sankt Pölten, die haben vorgestern mit Stimmen der ÖVP einen gleichlautenden Antrag beschlossen. (Ruf: Da schau!) Ich finde, dieser
Antrag ist ein guter Antrag. Was tun wir mit den KIP-Mitteln? Sollen wir jetzt PV-Anlagen – die man nicht braucht – auf die Dächer raufzimmern, wenn wir eine kaputte Brücke haben? Erklären Sie mir das! Erklären Sie mir das wirklich, Herr Minister! Kommen Sie zu mir in eine Gemeinderatssitzung und erklären Sie unserer Bevölkerung, wie wir die Brücke finanzieren sollen! Das geht nicht! Wir haben KIP-Mittel zur Verfügung, die wir nicht abholen. Warum kann man nicht die dafür nehmen? Da spreche ich von keiner Vermischung. Wenn Wien sie nicht braucht, dann sollen die Wiener sie halt nicht nehmen, ich brauche sie in Niederösterreich. (Bundesminister Brunner: Niederösterreich ist ein bissel ...!)
Ich habe mit Bürgermeisterkollegen – nicht SPÖ-Bürgermeister, ÖVP-Bürgermeister! – aus meinem Bezirk gesprochen, die haben gesagt: Ich wünsche dir viel Glück, ich hoffe, dass dieser Antrag durchgeht. Bitte, vielleicht können Sie sich noch einmal dazu äußern.
Ich wünsche Ihnen trotzdem alles Gute in Brüssel. Alles Gute! – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesminister Brunner: Die Brücke ist Landesstraße!)
12.08
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Es liegt (Bundesrat Spanring hebt die Hand) – ja ich habe es schon gesehen – eine weitere Wortmeldung vor. – Kollege Spanring, bitte. (Bundesrat Schreuder: Man muss halt das letzte Wort haben!)
Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich): Frau Vorsitzende! Werte Kollegen! Herr Minister! Ja, es ist uns klar, worum es da gegangen ist, und es ist richtig: Die Gemeinden werden ein massives Problem haben. Ich kenne auch keine Gemeinde, die jetzt 10 Millionen Euro auf der Seite hat, die das verwenden kann, dass man dann zum Beispiel die KIP-Mittel abholt und, und, und.
Nur eines ist klar, und das darf man auch nicht unterschätzen: Warum kann eine Gemeinde Geld nicht abrufen? – Weil sie halt vorher nicht besonders gut gewirtschaftet hat. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das musst dir du als Bürgermeister auch vorwerfen lassen. Natürlich, wenn ihr keine Kohle habt, dann liegt das daran, weil ihr wahrscheinlich schlecht gewirtschaftet habt (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Hahn und Fischer), das ist keine Frage, natürlich. – Schau, da werden sie ganz nervös! – Schau dir deinen Rechnungsabschluss an, dann wirst du sehen, was unterm Strich rauskommt: wie ihr gewirtschaftet habt und wie viele Schulden ihr habt. Das musst du als Bürgermeister von deiner Gemeinde selbst wissen. (Neuerlicher Zwischenruf bei der SPÖ.) Natürlich ist es aber so: Der Staat und die Länder sind in der Verantwortung, den Gemeinden zu helfen – und das wird hoffentlich auch passieren. Da kann ich nur auch noch einmal an den Minister appellieren.
Weil vonseiten der SPÖ wieder Gelächter hinsichtlich dessen gekommen ist, was Kollege Kofler gesagt hat: Frau Kollegin, wir können nichts dafür, wenn du nicht weißt, wo ihr im Nationalrat zustimmt. Dann redet halt vielleicht einmal mit euren Nationalräten! Das, was Kollege Kofler gesagt hat: Da wart ihr Gott sei Dank im Nationalrat dabei. (Bundesrätin Schumann: Wir reden von den Pleiten! Wir reden von den Finanzen der Gemeinden!) Wenn ihr euch das nicht merkt oder wenn ihr mit euren Kollegen nicht redet, dann können wir nichts dafür. (Bundesrätin Schumann: Lesen, lesen!) Ich weiß aber, dass in der SPÖ nicht so gut miteinander kommuniziert wird (Bundesrätin Schumann: Oja!), das ist ein parteiinternes Problem, das hat nichts mit der Politik zu tun. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Schumann: Nein, nein, nein! Geh, hör auf!)
12.10
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Gibt es weitere Wortmeldungen? – Kollegin Lancaster, bitte.
Bundesrätin Mag. Bettina Lancaster (SPÖ, Oberösterreich): Frau Präsidentin! Herr Minister! Ich habe mich zu Wort gemeldet aufgrund der Äußerung, dass die
Gemeinden beziehungsweise speziell die Gemeinde von Herrn Kollegen Fischer schlecht gewirtschaftet hat.
Ich möchte dazu sagen: Seit Jahren stehen wir hier heraußen und argumentieren für die Gemeinden, weil es ihnen wirtschaftlich schlecht geht. Gerade diese Katastrophe unterstreicht noch einmal, dass wir nicht in der Lage sind, uns solchen speziellen Herausforderungen entgegenzustellen. Deshalb finde ich diese Aussage, dass die Gemeinden schlecht wirtschaften, vollkommen deplatziert, und es entspricht einfach nicht den Gegebenheiten. – Danke. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)
12.11
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Es gibt eine weitere Wortmeldung von Kollegen Steiner. – Bitte, Herr Kollege Steiner.
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Schaut her: Kollege Spanring hat ja nicht gesagt, alle Gemeinden wirtschaften schlecht. Es gibt aber auch in Tirol Gemeinden – nur als Beispiel –, die ganz hohe Kommunaleinnahmen haben, und sie erwirtschaften schon seit Jahren nichts.
Matrei am Brenner zum Beispiel, die höchstverschuldete Gemeinde Österreichs: Kein SPÖ-Bürgermeister, sondern ein ehemaliger Bundesratskollege von euch (in Richtung ÖVP), Köll hat er geheißen, und der hat es richtig krachen lassen in Matrei am Brenner. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Entschuldigung, Matrei in Osttirol! Entschuldigung! Bei Matrei habe ich immer das Brennerproblem mit dem Verkehr im Kopf, was ja auch ein brennendes Problem ist, aber jetzt geht es um Matrei in Osttirol, Entschuldigung. Danke für den Hinweis. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)
Es gibt also auch Gemeinden, und genau solche hat Kollege Spanring gemeint, in denen die Einnahmen nur so sprudeln und in denen die Bürgermeister halt dann
oft einmal versuchen, sich Denkmäler zu setzen. Das gibt es schon auch. Er hat jetzt nicht explizit alle Gemeinden gemeint.
Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass es den Gemeinden aufgrund dieser desaströsen Politik – Sie waren ja jetzt nicht durchgehend Finanzminister, es gab ja einen Haufen an Wechsel in der Regierung –, angefangen bei Corona, aufhörend bei der ganzen Kriegstr- - (Zwischenruf der Bundesrätin Göll.) – Sagen Sie nicht: Jetzt haben wir es wieder!, nur weil Sie es nicht hören wollen, Frau Kollegin! Corona habt ihr verschissen, da kann ich nichts dafür! (Beifall bei der FPÖ.)
Dafür, dass ihr die Leute eingesperrt habt, die Gemeinden hingemacht habt, die Wirtschaft kaputt gemacht habt, die Kinder terrorisiert habt und die alten Leute sterben habt lassen, können wir nichts! Das müsst ihr euch halt euer Leben lang vorwerfen lassen, denn: Sie haben überall mitgestimmt. Jetzt wollen Sie es nicht mehr hören, aber Sie gehören auch zu dieser Partie, die alles mitbeschlossen hat, die die Tyrannei in Österreich auf ein Level gehoben hat, das es vorher noch nie gegeben hat. (Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.) Gratuliere dazu, aber du musst es dir halt anlosn, Frau Kollegin! (Beifall bei der FPÖ.)
Natürlich ist diese Regierung zu großen Teilen dafür verantwortlich, dass es den Gemeinden so geht, wie es ihnen jetzt geht – da brauchen wir nicht darüber zu reden, das ist mir schon bewusst –: Da werden solche Kriterien geschaffen, dass man das Geld nicht abrufen kann, weil man das Geld eben in der Gemeinde nicht hat. Aber das ist Ihnen ja bewusst, Herr Minister. Sie wissen das ja nicht seit gestern. Ich weiß nicht, wie oft wir das im Bundesrat schon diskutiert haben. Ich weiß nicht, wie viele Dringliche Anfragen die SPÖ dankenswerterweise eben genau zum Thema Gemeindefinanzen auch im Bundesrat schon gestellt hat. Da waren wir bitte noch drüben im Übergangs- - (Bundesrat Schennach: In der Hofburg!) – in der Hofburg, genau.
Da habt ihr ja schon oft einmal einen Anfang gemacht, und da waren wir noch deckungsgleich. Das Problem gibt es nicht erst seit der Unwetterkatastrophe. Also das Problem muss uns ja schon bewusst gewesen sein, spätestens seit wir von der Opposition es hier immer wieder diskutiert haben.
Dann wird wieder etwas geschaffen, das draußen bei den Leuten gut ankommt, weil man sagt, man hilft den Gemeinden. Dabei weiß man aber genau – und das werfe ich euch als ÖVP schon vor und den Grünen mit dazu –, dass 80 Prozent der Gemeinden oder wahrscheinlich noch weit mehr das nicht abholen können. Das ist Show! Da wird den Leuten Sand in die Augen gestreut, und noch dazu – das hat jetzt noch niemand angesprochen – werden dadurch die Gemeinden untereinander ausgespielt, denn der eine kann es abholen und der andere nicht. Wer ist jetzt der Bessere?
Da draußen redet dann nämlich niemand darüber, dass die eine Gemeinde viele Kommunaleinnahmen hat und die andere Gemeinde, weil dort weniger Betriebe angesiedelt sind oder aufgrund geografischer Problemen, weniger. Darüber redet dann keiner. Gesagt wird nur: Das ist der Gute, das ist der Schlechte. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.)
Ihr habt in Coronazeiten mit der Auseinanderdividiererei angefangen und macht jetzt bei den Gemeinden mit dieser Auseinanderdividiererei weiter. (Bundesrätin Schumann: Spanring-Aussage!) Das ist dieser Regierung bis heute ein Anliegen: nicht nur die Menschen zu spalten, sondern auch noch die Gemeinden auseinanderzutreiben.
Deswegen verstehe ich nicht, warum man solche Erlässe macht und solche Richtlinien erfindet, mit denen es über 80 Prozent der Gemeinden verunmöglicht wird, das Geld abzuholen und speziell im niederösterreichischen Fall jetzt eine Brücke – oder worum es da geht – neu zu bauen. (Bundesrätin Böhmwalder: Aber war das schon budgetiert?) Das ist doch unverantwortlich! Das ist verantwortungslose Politik! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Schumann: Die Brücke ist weggerissen!) Diesen Vorwurf müsst ihr euch halt gefallen lassen.
Ich weiß, die Freiheitliche Partei ist nicht die Bürgermeisterpartei in Österreich, aber darum geht es ja auch gar nicht. Ich verteidige ja nicht einen Bürgermeister hier heraußen, nur weil ich mich für die Gemeinden einsetze. Darum geht es ja auch nicht. Es geht darum, dass in den Gemeinden unsere Bürger wohnen, leben und im besten Falle auch arbeiten können. Wenn es den Gemeinden verunmöglicht wird, Mittel abzuholen, wenn es den Gemeinden verunmöglicht wird, Strukturprojekte zu schaffen, dann werden wir in Zukunft nicht nur über Abwanderung in die Speckgürtel der großen Städte reden, und das, was das heißt. Und das kommt ja noch etwas dazu: Die fangen jetzt an, aus den Städten wieder in die Speckgürtel rauszuwandern. Da brauche ich mir nur anzuschauen, was die Gemeinden rund um Innsbruck für eine Zuwachs an Abwanderung aus Innsbruck raus haben, weil es die Menschen aufgrund der desaströsen Politik in Innsbruck nicht mehr aushalten. Das kommt ja noch dazu! Rund um Wien detto, da gibt es dasselbe Problem.
Also was die Gemeinden betrifft, haben wir so viele massive Probleme, und dann werden solche Kriterien erlassen. Herr Minister, Sie wissen es, denn Sie kommen ja aus einem kleinen Bundesland, und zwar aus der Kommunalpolitik. Deswegen würde mich einmal interessieren, warum man solche Erlässe macht und solche Richtlinien erfindet. Ich glaube nicht, dass Sie das absichtlich machen, dass Sie das wollen. Das will ich Ihnen auch gar nicht vorwerfen. (Bundesrat Schennach: Oja, ...!) Irgendjemand muss ja da sitzen und sagen: Wir machen das jetzt genau so, damit eben genau das eintritt, dass das Geld nicht jeder abholen kann.
Also ich weiß nicht, wer Sie daran hindert. Wer? (Bundesminister Brunner: Gemeindebund und Städtebund!) – Der Gemeindebund und der Städtebund haben das so ausgemacht? (Bundesminister Brunner: ... KIPs verhandelt, ja selbstverständlich!) – Genau so, wie es da drinnen steht? (Bundesminister Brunner: Ja natürlich!) – Gut. Da muss man aber wirklich überlegen, wie sinnvoll Gemeindebund und Städtebund in ihren Funktionen sind, wer dort das Sagen hat. Dann müssen wir darüber einmal reden. Dann sind das nämlich keine Vertreter, wie
man sie sich als Gemeinde das hoffentlich wünscht. Wenn das wirklich das Anliegen von Gemeindebund und Städtebund war (Bundesminister Brunner: 20 Prozent!), dann werden wir uns mit diesen Herrschaften einmal genauer unterhalten müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Also wenn die jetzt ehrlicherweise diejenigen sind, die verhindern, dass die Gemeinden Geld kriegen, dann gibt es nur noch eines: Gute Nacht, Österreich! (Beifall bei der FPÖ.)
12.19
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Zu einer weiteren Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Brunner zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Das ist keine Stellungnahme, sondern nur eine kurze Klarstellung. Damit wir nicht von unterschiedlichen Dingen reden: Was ich gesagt habe, das ist das neue KIP, wo wir die Notwendigkeit der Kofinanzierung von den 50 Prozent auf die 20 Prozent verändert haben, und das ist selbstverständlich mit dem Gemeindebund und dem Städtebund abgestimmt. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Aber die Richtlinien dafür; die Basis sind diese 20 Prozent und die 80 Prozent. Das ist natürlich alles abgestimmt, das macht ja auch Sinn.
Man darf es nur nicht verwechseln. Wir verwechseln jetzt die KIPs, denn der Antrag (in Richtung SPÖ), das verstehe ich schon, ist ein anderer; aber wir dürfen das nicht in einen Topf schmeißen. Wenn wir von den KIPs reden, hat das nicht unmittelbar mit den Hochwasserschäden und dann mit der Unterstützung über den Katastrophenfonds zu tun. Das wollte ich nur klarstellen. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)
Bei den KIPs haben wir darum die Kofinanzierungsverpflichtung von 50 Prozent, die zu viel war, ja, weil die Liquidität der Gemeinden nicht da ist, um das
überhaupt abzuholen, in 80:20 verändert. (Bundesrat Steiner: Aber das ist ja immer noch ...!) – Ja, 20 schon, aber es ist halt die Frage, ob man dann einfach ein KIP mit 100 Prozent macht. Dann ist es aber kein KIP mehr, sondern eine Zuweisung. (Bundesrat Steiner: Ja, und?) – Ja, aber dann reden wir über andere Dinge, nicht über ein Investitionspaket, sondern über ein Mehr an Gemeindezuweisung. Darüber kann man natürlich reden, selbstverständlich. Da müssen wir aber die Länder ins Boot holen (Bundesrat Steiner: Die werden Nein sagen!), weil diese Finanzausgleichsmittel über die Bundesländer laufen.
Also das müssen wir schon ein bisschen genauer trennen. (Bundesrat Steiner: Dann mach’s!) Es wäre halt mein Anliegen, diese Mittel zu trennen: KIP-Mittel – das sind Investitionsförderprogramme –, die Zuweisungen an die Gemeinden und auch die Unterstützung jetzt im Hochwasserfall. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
12.21
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Weitere Wortmeldungen liegen vor. – Bitte, Kollege Obrecht.
Bundesrat Dr. Sascha Obrecht (SPÖ, Wien): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Damen und Herren, liebe Kolleg:innen! Eine Sache ist schon sehr auffällig gewesen: Ich gebe Kollegen Steiner nicht oft recht, aber wobei er recht hat: Man darf die Gemeinden nicht auseinanderdividieren (Bundesminister Brunner: Stimmt!), dieser Meinung bin ich auch.
Der Punkt ist jetzt allerdings, dass genau an dieser Stelle eine herausgegriffen wurde, nämlich die von Kollegen Fischer. Das ist recht spannend, weil wir – Sie vermutlich genauso – jedes Jahr in unser Postfach ein Bonitätsranking der 250 Gemeinden, die eine besonders gute Bonität haben, kriegen. Wissen Sie, welche Gemeinde da hineingekommen ist? – Genau die Gemeinde von Kollegen Fischer. (Beifall bei der SPÖ.)
Genau diese Gemeinde liegt auf Platz 228 von allen Gemeinden in Österreich. Gerade Kollegen Fischer jetzt vorzuwerfen, dass diese Gemeinde nicht gut wirtschaften würde und das die Ursache des Problems sei, dass er jetzt nicht helfen kann, nachdem die Brücke eingebrochen ist, ist nicht fair. Es ist auch unredlich.
In dieser Gemeinde wird gut gehaushaltet, das ist sogar von einem Institut bestätigt worden, das uns nicht nahesteht. Insofern: Da hätten wir es mit der Redlichkeit. Das fände ich wichtig und wollte ich korrekt darstellen, weil dieser Vorwurf einfach überhaupt keine Substanz hat. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Weitere Wortmeldungen liegen dazu jetzt nicht mehr vor. Damit ist die Debatte geschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung. – Sie haben schon Ihre Plätze eingenommen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.
Es liegt ein Antrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Gemeinden bei der Behebung von Katastrophenschäden unterstützen“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag ist somit abgelehnt.
Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz
1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrpersonen-Dienstrechtsgesetz, das Landesvertragslehrpersonengesetz 1966, das Land- und forstwirtschaftliche Landesvertragslehrpersonengesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, das Ausschreibungsgesetz 1989, das Bundes-Bedienstetenschutzgesetz, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz und das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz geändert werden (Dienstrechts-Novelle 2024) (2711 d.B. sowie 11603/BR d.B. und 11606/BR d.B.)
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Wir gelangen nun zum 3. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Mag.a Elisabeth Kittl. – Bitte, Frau Bundesrätin. Ich ersuche um den Bericht.
Ich sehe schon, dass Herr Vizekanzler Werner Kogler (Bundesrat Steiner: Nein, nix mehr Vizekanzler!) – das ist er ja noch; er ist ja beauftragt (Bundesrat Steiner: Nein, nein!) – okay –, Herr Minister Kogler – danke – eingetroffen ist (Bundesminister Kogler: Richtig!) – die Kollegen wissen das; danke für die Information –, und darf ihn herzlich bei uns im Bundesrat begrüßen. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
Nun bitte ich um den Bericht.
Berichterstatterin MMag. Elisabeth Kittl, BA: Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrats vom 18. September 2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrpersonen-Dienstrechtsgesetz, das Landesvertragslehrpersonengesetz 1966, das Land- und
forstwirtschaftliche Landesvertragslehrpersonengesetz, das Land- und Forstarbeiter-Dienstrechtsgesetz, die Reisegebührenvorschrift 1955, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, das Ausschreibungsgesetz 1989, das Bundes-Bedienstetenschutzgesetz, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz und das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz geändert werden.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:
Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 1. Oktober 2024 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Vielen Dank für die Berichterstattung.
Wir gehen in die Debatte ein.
Als erster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Günter Pröller. – Bitte, Herr Bundesrat, ich erteile es Ihnen.
Bundesrat Günter Pröller (FPÖ, Oberösterreich): Frau Präsidentin! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschirmen! Am Ende dieser Periode hat diese Regierung es auf den letzten Drücker noch einmal geschafft, so ein großes Paket, die Dienstrechts-Novelle, zu beschließen. Sie wissen auch, dass dieses Dienstrechtspaket eigentlich gemeinsam mit einer Besoldungsreform beschlossen werden hätte sollen.
Der Nationalrat beschloss mehrheitlich zahlreiche Neuerungen, und die sollen Änderungen, Verbesserungen für den öffentlichen Dienst bringen. Er sieht unter anderem eine geringfügige Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung für Lehrer vor, die den Schuldirektor bei Verwaltungsaufgaben in Zukunft unterstützen
sollen. Oder beispielsweise: Ein Unfall im Rahmen der exekutivdienstlichen Ausbildung oder Fortbildung zählt nun als Dienstunfall. Das war schon lange notwendig – das war auch eine Forderung von uns – und ist für die Bediensteten eine sehr gute Sache. Auch die Dienstfreistellung für die Rehaaufenthalte von Kindern bis zu einem Ausmaß von 14 Tagen ist erwähnenswert und auch, dass die Geldaushilfe oder der Gehaltsvorschuss erhöht werden.
Damit sind wir aber mit dem Lob auch schon fertig. Was wir sehr kritisch sehen, ist vor allem, dass die Novelle – sie steht wieder im großen Rahmen der EU-Vorgaben hinsichtlich des Interessenkonfliktes – auch als Misstrauensbekundung gegenüber allen öffentlich Bediensteten gesehen werden könnte. Durch diese Maßnahme kommt es sogar zu einem Generalverdacht gegenüber allen Beamten, weil man ja immer einen gewissen Interessenkonflikt herbeireden kann. Das schadet wahrscheinlich den Bediensteten, vor allem der in Punkt 43 BDG explizit angesprochene Punkt in Bezug auf den Interessenkonflikt.
Es war aber schon bisher so, dass der Beamte in seiner dienstlichen Tätigkeit auf das Interesse der Wahrnehmung von außen Bedacht zu nehmen gehabt hatte. Ja, das war logisch, das war schon so. Nunmehr wird das verschärft, und das könnte heißen: Wenn der Bedienstete in einer politischen Institution oder auf einer politischen Ebene oder in einer politischen Vorfeldorganisation arbeitet, wenn es im Rahmen einer politischen Tätigkeit ist und wenn der Bedienstete dann auch noch seine kritische Stimme gegen das System äußert, kann es wahrscheinlich für den Bediensteten sehr gefährlich werden.
Sie alle, vor allem die Grünen, reden ja von der freien Meinungsäußerung, gegenseitigem Respekt und Toleranz, aber da werden Meinungs- und Sprechverbote für Beamte eingesetzt. (Beifall bei der FPÖ.)
Viele Beamte und Kollegen von mir sagen: Na, am besten ist es, wir melden uns von den sozialen Medien ab, sagen keine Meinung mehr in der Öffentlichkeit. Ist das wirklich das, was Sie erreichen wollen? Ist das Ihr Verständnis
von Meinungsfreiheit und Demokratie? Von unserer Seite wird es keine Zustimmung geben.
Zweitens, der nächste Punkt, die Änderung im Bundes-Gleichbehandlungsgesetz: In Bezug auf die Definition von Geschlechterrollen geht es aus unserer Sicht in eine komplett falsche Richtung. Da hilft auch kein Kopfschütteln. Es ist so, und das wurde auch am Sonntag klar bestätigt.
Da, wo bei den Geschlechterrollen Mann und Frau klar definiert waren, hält jetzt stattdessen das – unter Anführungszeichen –„sogenannte“ Geschlecht Einzug. Da wird Geschlecht anhand der Geschlechtsidentität – da reden wir von der Identität des betroffenen Bediensteten –, des Geschlechtsausdrucks, was immer das im Detail heißt, und der Geschlechterrolle, die der Bedienstete dann selbst definiert, beschrieben.
Das hinterfrage ich, und das ist nicht das, was wir und vor allem auch ein sehr großer Teil der österreichischen Bevölkerung für notwendig und für sinnvoll halten. (Bundesrat Schreuder: ... das VfGH-...!)
Ich denke, alleine an diesem Ansatz sieht man schon, in welche falsche Richtung es in dieser Frage der Geschlechterrolle auch im Bereich des öffentlichen Dienstes geht. (Bundesrat Schreuder: Da geht’s um VfGH-...! – Ruf: ... „falsche Richtung“?) Und die ÖVP sitzt in der ersten Reihe fußfrei und ist immer dabei.
Dann noch eines als Heeresangehöriger: Herr Minister, einerseits wollen Sie qualifizierte Bedienstete im Gesundheits- und Pflegebereich gewinnen. Sie schaffen ein neues Entlohnungsschema für die Vertragsbediensteten im Gesundheits- und Krankenpflegebereich, in den Justizanstalten und in Heeressanitätszentren. Aber es darf – und das haben Sie vielleicht vergessen – auf jeden Fall keine Benachteiligung für Unteroffiziere des österreichischen Bundesheeres im K-Schema geben und vor allem keine Verschlechterungen finanzieller Art.
Sie haben auch keine Lösungen für die Gehaltsunterschiede im öffentlichen Dienst gefunden. Gerade Offiziere, die ein Studium abgeschlossen haben, werden beim Bundesheer weiterhin wie Maturanten bezahlt. Auch die Geldanpassung für Unteroffiziere wurde nicht eingeführt.
Es hilft halt nicht, wenn Sie die Soldaten immer wieder loben, zu Recht loben, aber dann mit dieser Dienstrechts-Novelle zeigen, wie viel oder wie wenig Ihnen die Soldaten im öffentlichen Dienst tatsächlich wert sind.
Ich möchte mich auch bei allen Blaulichtorganisationen und bei meinen Kameraden beim österreichischen Bundesheer bedanken, aber auch bei den vielen Freiwilligen, nämlich für ihren Einsatz für in Not geratene Menschen etwa, wie wir schon im Vorfeld angesprochen haben, bei der Hochwasserkatastrophe in Österreich.
Wir werden auch den Entschließungsantrag betreffend die finanzielle Soforthilfe unterstützen. – Ich bedanke mich recht herzlich. (Beifall bei der FPÖ.)
12.31
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Als Nächster ist Herr Bundesrat Mag. Bernhard Ruf zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesrat, ich erteile es Ihnen.
Bundesrat Mag. Bernhard Ruf (ÖVP, Oberösterreich): Geschätzter Herr Minister! Wertes Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, ob freiwillig oder unfreiwillig, hier im Saal und vor den Bildschirmen! Zunächst möchte ich mich Kollegen Pröller anschließen und ein ganz, ganz großes Dankeschön aussprechen, nämlich allen im öffentlichen Dienst, den Einsatzkräften, der Polizei, dem österreichischen Bundesheer, der Straßenmeisterei, den Verwaltungen, aber vor allem natürlich den Blaulichtorganisationen, den Einsatzkräften und den vielen ehrenamtlichen und freiwilligen Heferinnen und Helfern, die bei den Katastrophen der letzten
Wochen so vielen Menschen geholfen haben und bewiesen haben, wie stark wir in der Krise auf sie und den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit bauen können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Huber.)
Dann möchte ich als immer bestens motivierter und überzeugter – derzeit für alternative Staatsdienste freigestellter – Bundesbeamter, vulgo Professor, die Wichtigkeit der Attraktivierung dieses Berufsstandes hervorheben. Die öffentliche Verwaltung und ihre Bediensteten sind der Bewegungsapparat des Staates und die Visitenkarte des Landes. Genau dieser öffentliche Dienst steht abseits aktueller und zahlreicher Krisen im Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte. Er muss zahlreiche Pensionsabgänge ersetzen, zusätzliches qualifiziertes Personal in dynamisch wachsenden Bereichen gewinnen und muss sich deshalb verstärkt als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.
Diese Novelle schafft eben genau diese Attraktivierung, eine Verbesserung und eine Flexibilisierung des öffentlichen Dienstes und seiner Rechtsgrundlagen. Es ist zum Beispiel die Dienstfreistellung zur Begleitung von Kindern bei Rehabilitationsaufenthalten enthalten, die ich für ungemein wichtig erachte, weil gerade die Familien, die durch oft chronische Krankheiten ihrer Kinder zusätzliche Herausforderungen zu stemmen haben, dadurch entlastet werden.
Neben den zahlreichen Maßnahmen für die Uniformierten, für die Gerichte, für die Justiz geht es in dieser Novelle aber vor allem um ein massives Entlastungspaket für Lehrerinnen und Lehrer.
Und das fängt in den Direktionen an. Für diese steht zum Beispiel neu in dieser Novelle, ich zitiere: „Um Schulleitungen zu entlasten, soll für die verwaltungsmäßige Unterstützung der Schulleitung im allgemeinbildenden Pflichtschulbereich eine Einrechnung in die Unterrichtsverpflichtung bzw. deren Verringerung für ein bis zwei Lehrpersonen, die diese Tätigkeit übernehmen, im vorgesehenen Ausmaß ermöglicht werden.“ – Zitatende.
Es werden also im Schulbereich Möglichkeiten geschaffen, die notwendige administrative Unterstützung und Entlastung der Schulleitung abzugelten und entlohnungstechnisch darzustellen.
Apropos Leitung: Es wird durch die Novelle auch gewährleistet, dass den Beamten in Leitungsfunktionen eine adäquate Managementausbildung zuteilwird und diese auch sichergestellt wird. Darüber hinaus können sich Institutsleiter:innen vor allem an pädagogischen Hochschulen auf freiwilliger Basis nunmehr Forschungstätigkeiten widmen, um einen laufenden Bezug zur Forschung aufrechtzuerhalten.
Ebenso ermöglicht die vorliegende Novelle, dass die Unterrichtstätigkeit von Lehrerinnen und Lehrern minimal verkürzt werden kann, wenn pädagogisch-administrative Projekte vorbereitet werden, was zum Beispiel Junglehrern, die berufsbegleitend ihren Master machen, sehr zugutekommt.
Für Quereinsteiger wird die Anrechnung der Vordienstzeiten noch attraktiver gestaltet, was die Rekrutierung zusätzlichen Personals leichter macht.
Es braucht nämlich keine Dramatisierungen und Diffamierungen des Lehrberufs, wie sie der verhaltenskreative Kollege Steiner an den Tag gelegt hat, dem ich übrigens besonderen Förderbedarf attestiere, vor allem in den Fächern Respekt und christliche Werte. (Heiterkeit der Bundesrätin Miesenberger.) Es braucht positive Verbesserungen der Bedingungen, ein Kraftpaket für unsere Lehrkräfte wie diese Novelle, um so dringend die zusätzlichen Leute zu gewinnen, die sich dem schönsten und anstrengendsten Beruf widmen, nämlich der Bildung und Erziehung unserer Zukunft, unserer Kinder. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrät:innen Huber und Schreuder.)
Die Novelle ermöglicht daneben auch die Schaffung einer neuen, attraktiven Besoldung für den Bereich des Gesundheits- und Krankenpflegedienstes zur Gewinnung qualifizierter Bediensteter für die belastende Pflege in Bereichen
von Justizanstalten, vor allem im Maßnahmenvollzug, und der Heeressanitätszentren, um den aus dem demografischen Wandel resultierenden Rekrutierungsproblemen entgegenzuwirken.
Es wird auch die EU-Mindestlohnrichtlinie mit dieser Novelle umgesetzt und der Gleichbehandlungs- und Diskriminierungsschutz wird verbessert. Auch im Bereich der Justiz gibt es eine Reihe von Verbesserungen, die wirklich gut sind.
Es ist also ein umfassendes und weitreichendes Paket, das hier geschnürt wurde. Lassen Sie mich dafür eine Metapher anbringen: Unser Staatsapparat erhält letztlich ein neues Vehikel, einen neuen Dienstwagen sozusagen, der endlich mit den Extras aufwarten kann, die up to date sind und das Fortkommen massiv erleichtern. (Bundesrätin Schumann: Na, na, na, das ist zu viel!) Wenn sich jetzt die Festungspartei Österreichs darüber beschwert, dass ein Außenspiegel dabei in Regenbogenfarben schillert, dann sieht man wieder, wie groß die Angst in dem hausgemachten Eck ist.
Ich halte es bei den Geschlechtern mit den alten Lateinern, die neben feminin und maskulin den Begriff Neutrum geprägt haben, der so viel heißt wie keines von beiden (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel), aber ich würde es ergänzen: vieles von beidem. (Bundesrätin Schartel: ... sächlich!) – Neutrum heißt: keines von beiden, ja. Dass damit eine Partei, die noch immer in schwarz-weiß denkt, ihre Probleme hat, ist ihr Problem. (Bundesrätin Schartel: Wir denken natürlich!)
Den Wagen deshalb zurückzuschicken und für viele Monate auf diesen zu verzichten, halte ich für eine äußerst schlechte Option. Es kann sein, dass der besagte metaphorische Außenspiegel beim nächsten Werkstattbesuch des Gesetzes wieder einfärbig lackiert wird, es kann aber auch sein, dass bunt bunt bleibt. (Bundesrat Schreuder: Im Zweifelsfall für bunt!)
Ich gratuliere übrigens den Kollegen hier rechts zu ihrem Wahlsieg, wobei die Zukunft zeigen wird, wie viel Pyrrhus in diesem Sieg steckt. Ich gratuliere allen
Kolleginnen und Kollegen zum geschafften Wechsel in den Nationalrat (Zwischenruf des Bundesrates Steiner) und hoffe auf gute Gesetzesvorlagen.
Zum Schluss als kleine nette Tradition noch ein kurzer Spruch ins Stammbuch der Allein-Brei-Partei am Tag der Deutschen Einheit von den Parteien des Respekts und des Zusammenhalts: Wer Zusammenhalt einfordert, muss zuerst Zusammenhalt leben. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrat Steiner: Genau wegen solchen Leuten wie dir haben wir das Wahlergebnis! Genau wegen solchen Leuten ...! Genau deshalb, weil ihr es immer noch nicht kapiert habt! Ihr habt es noch nicht kapiert!)
12.39
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Korinna Schumann. – Bitte, Frau Bundesrätin, ich erteile es Ihnen.
Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte wegen der Aktualität der Frage noch einmal auf das Thema Hochwasser zu sprechen kommen.
Ich glaube, dass man – und das über alle Fraktionsgrenzen hinweg – die Schäden, die dieses Hochwasser angerichtet hat, das Leid, das dieses Hochwasser vor allen Dingen für die Betroffenen angerichtet hat, gar nicht in Worte fassen kann. Wir haben Todesopfer zu beklagen. Diese Starkwetterlagen waren ja nicht nur in diesem Moment, sondern die waren schon vorher, die werden auch in Zukunft sein, und da gilt es von uns aus, hinzusehen.
Es gilt auch hinzusehen, wenn vielleicht die Kameras nicht mehr da sind, denn jetzt stehen die Leute in ihren Häusern, in ihren Wohnungen, räumen weg, sehen, dass die Böden kaputt sind, sehen, dass ihre Heizung kaputt ist, versuchen,
das irgendwie zu ordnen. Das ist der allerallerschwierigste Teil, und jede Hilfe, die schnell kommt, ist eine ganz, ganz wichtige.
Wir sagen Danke, großen Dank an die Einsatzkräfte, die da gearbeitet haben, vor allen Dingen an die freiwilligen Kräfte. Da waren viele Feuerwehrleute, die geholfen haben, die aber selbst vom Hochwasser betroffen waren. Also in dieser Doppelsituation kann man sich gar nicht genug vor diesen unglaublichen Leistungen verneigen. (Allgemeiner Beifall.)
Uns ist es jetzt wichtig, dass gerade diese Freiwilligen eine Absicherung bekommen. Es ist ja 2019 schon gelungen, dass zumindest die Arbeitgeber für all jene, die Freiwilligentätigkeit leisten, einen Entgeltersatz bekommen. Uns ist das aber zu wenig, wir brauchen einen Rechtsanspruch für die Freistellung jener, die freiwillig helfen. Die müssen die Sicherheit haben, dass sie helfen können. Der Entgeltersatz ist bereits da. – Das wäre der erste Teil.
Der zweite Teil: Wir bräuchten auch ganz dringend einen pauschalen Ersatz für den Einkommensausfall für Selbstständige. Auch das ist ein wichtiger Punkt.
Der dritte Punkt, der uns wichtig ist: Wir brauchen auch die Sicherheit, dass jene Menschen, die jetzt das, was sie halt noch haben, aufräumen, alles wieder einrichten, so gut es halt geht – Sie, die aus den Bundesländern kommen, kennen ja wahrscheinlich auch viele dieser Personen; das sind junge Leute, die vielleicht erst vor drei Jahren ein Haus gebaut haben, das jetzt in einem höchst desolaten Zustand ist; da herrscht wirklich Verzweiflung –, dass diese Menschen nicht auch noch die Angst haben müssen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren, weil sie jetzt eben schauen müssen, wie sie ihr Hab und Gut wieder irgendwie in Ordnung bringen können. Darum wäre es uns wichtig, dass man da Rechtssicherheit schafft, dass diese Personen nicht gekündigt werden können, wenn sie für die Nacharbeit aufgrund der furchtbaren Schäden Zeit brauchen.
Daher stelle ich folgenden Entschließungsantrag:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einsatzkräfte und Betroffene beim Katastropheneinsatz im Beruf absichern und rasch und unbürokratisch finanzielle Soforthilfe leisten!“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Arbeit wird aufgefordert, umgehend dem Nationalrat und dem Bundesrat eine Regierungsvorlage zur Beschlussfassung zu übermitteln, mit der ein Rechtsanspruch auf Freistellung und Entgeltfortzahlung für im Katastrophenschutzeinsatz stehende Einsatzkräfte geschaffen wird. Zugleich ist sicherzustellen, dass für im Einsatz befindliche ehrenamtliche Einsatzkräfte, auch eine pauschale Abgeltung etwaiger Verdienstausfälle aus selbstständiger Tätigkeit erfolgt.
Für von Katastrophen Betroffene soll Rechtssicherheit durch einen Schadensbeseitigungs-Freistellungsanspruch geschaffen werden.
Der Bundeskanzler wird darüber hinaus aufgefordert, in Abstimmung mit den Ländern dafür Sorge zu tragen, dass den von den Katastrophenschäden Betroffenen rasch und unbürokratisch finanzielle Soforthilfe geleistet wird.“
*****
Ich kann nur bitten: Gehen Sie bei diesem Antrag mit!
Jetzt noch einen Satz zum Thema Hochwasser: Ich war schon bestürzt, ganz ehrlich, dass Kollege Spanring sozusagen sagt: Da steht ein Bürgermeister, der sagt: Ich habe ein riesiges Finanzierungsproblem, denn meine Brücke ist eingestürzt, ich kann das jetzt nicht finanzieren und ich weiß nicht, wie ich ein Budget machen soll. Daraufhin stellt sich Kollege Spanring her und sagt: Na ja, hättest halt gescheit gewirtschaftet! – Also das ist schon nicht ohne. Ich verstehe sehr wohl, dass der Fraktionsvorsitzende dann rasch herausgeeilt ist,
um das klarzustellen, denn so geht man miteinander nicht um, und schon gar nicht mit den Sorgen eines Bürgermeisters. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)
Jetzt zur Dienstrechts-Novelle: Natürlich werden wir als Sozialdemokratie dieser Dienstrechts-Novelle zustimmen, das ist ja gar keine Frage, und zwar vollumfassend, denn es sind erstens viele wirkliche Verbesserungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst drinnen – sowohl für die Pädagog:innen als auch für die Justizwachebediensteten als auch für die Polizei oder die Verwaltung. Also da ist ja eh etwas da. Sagen kann man: Spät ist sie halt gekommen und sie wird auch zu spät in Kraft treten, aber es ist etwas da, und dem stimmen wir zu, keine Frage.
Wir als Sozialdemokratie sagen natürlich, da wäre schon ein bisschen mehr gegangen. Wir brauchen für die Pädagoginnen und Pädagogen einfach mehr Unterstützungspersonal, das ist so. Wir brauchen für die Beschäftigten bei der Polizei einfach mehr Polizeikräfte. Wir brauchen für sie eine Nachtzeitgutschrift, unter anderem eine Ausweitung auf 2 Stunden, die Nachtzeit von 19 Uhr bis 7 Uhr und in dieser Zeit auch den Anspruch auf Nachtdienstzulage. Wir brauchen auch bessere Absicherungen und einen besseren Schutz für die jungen Polizisten vor der Definitivstellung. Also da ist noch eine Menge zu machen. Auch in der Verwaltung braucht es besoldungsrechtlich zukünftig eine bessere Angleichung zwischen den Einkommen der Vertragsbediensteten und der Beamten. All das wäre noch zu tun.
Weil es jetzt ja sozusagen den Diskussionspunkt und Aufregungspunkt gab, dass man da ein Verfassungsgerichtshofurteil in der Gleichstellung umsetzt: Also warum es da Aufregung gibt, kann ich wirklich nicht verstehen. Das Geschlecht bleibt gleich, das heißt Frauen und Männer, es geht nur um eine Präzisierung im Schutz vor Diskriminierung. Um nichts anderes geht es da. Ganz ehrlich: Hätten Sie sich wirklich starkgemacht, was die Gleichstellung von Frauen und Männern angeht, hätten Sie sich da mehr bemüht, das wäre notwendig gewesen. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Es gibt einen Einkommensunterschied von 18 Prozent, es gibt ein Ansteigen der Teilzeit auf 52 Prozent, es gibt einen Unterschied bei den Pensionen von 40 Prozent – da muss man hinschauen, da muss man etwas machen, dazu ist man absolut aufgerufen! Diskriminierung ist – das hat ein internationaler Experte in diesem Parlament vor wenigen Tagen gesagt – wie eine Krankheit, eine Krankheit, die bekämpft werden muss. Das ist eindeutig richtig. Wir wollen nicht, dass diskriminiert wird, in diesem Land soll jeder und jede frei leben können.
Es gibt nicht jemanden, der sagt, was normal und was nicht normal ist. Wenn ich nicht jemandem anderen schade, dann ist nicht festzulegen, was normal und was nicht normal ist. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
Gerade eine Partei, die sich die Freiheit auf die Fahnen schreibt (Zwischenruf bei der FPÖ): Da würde ich einmal gut nachdenken, ob man den Freiheitsbegriff nicht etwas zu sehr eingeengt hat. Für uns ist es wichtig, auf die Dinge zu schauen, die problematisch sind. Natürlich, wir haben einen guten Arbeitsmarkt für die 144 000 öffentlich Bediensteten in diesem Land. Die haben gute Bedingungen und haben zum Beispiel im Gegensatz zur Privatwirtschaft eine Einkommensschere von 8,1 Prozent. Also da könnte man schon einmal hinschauen und sagen: Ui, was macht denn da der öffentliche Dienst so richtig? – Durch die Bewertung der reinen Arbeitsplätze haben wir einfach weniger Einkommensunterschied.
Da ist hinzuschauen, da muss man hin, und dafür lohnt es sich, zu kämpfen, denn wir alle wollen nicht, dass Frauen Armut leiden. Wir alle wollen, dass Frauen ein existenzsicherndes gutes Einkommen haben. Das ist Gerechtigkeit und das ist Gleichstellung. So schaut’s aus! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der Grünen. – Bundesrat Schennach: Richtig, jawohl!)
Lassen Sie mich noch einen Punkt sagen: Wir sprechen vom Arbeitsmarkt des öffentlichen Dienstes, aber ganz ehrlich gesagt mache ich mir große, große Sorgen, was den Anstieg der Arbeitslosigkeit angeht. Ganz ehrlich! Das glaube ich jetzt nicht nur in der Frage, welche Parteiwie agiert hat, sondern wir haben
sie jetzt. Wir haben diesen Anstieg der Arbeitslosigkeit, wir haben plus 18 Prozent in der Industrie, wir haben plus 12 Prozent beim Handel und wir haben ein Plus von 13,5 Prozent beim Bau, und das macht wirklich Sorge.
Wir sehen anhand der Zahlen: Es wird sich nicht verbessern, weil die Wirtschaftslage derzeit eine so derartig schwierige ist. Da muss gehandelt werden. Wir wollen nicht, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Das darf auf keinen Fall sein, denn das heißt einfach für die Menschen – das Arbeitslosengeld wurde von dieser Regierung nicht erhöht –: 55 Prozent Nettoersatzrate. Und das heißt, man hat größte Schwierigkeiten, auch weiter das Leben fristen oder alle Rechnungen bezahlen zu können. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)
Nein, es geht jetzt nicht um die Frage des politischen Kleingelds, sondern es geht darum, hinzuschauen und zu sagen: Wir haben ein Problem und wir können uns nicht darüber hinwegschummeln, sondern es muss gehandelt werden, Arbeitslosigkeit muss bekämpft werden.
Wir haben auch einen Anstieg bei den Unternehmen, die keine Lehrlinge mehr ausbilden. Auch das ist ein Problem. Wir müssen in der Lehrlingsausbildung etwas tun, ganz, ganz dringend, um das wieder zu attraktivieren. Wenn wir nach Fachkräften rufen – berechtigt! –, dann müssen wir aber bitte auch ausbilden, sonst kann das nicht funktionieren.
Das heißt, diese kommende Regierung, wie auch immer sie zusammengesetzt ist – und natürlich ist der Wähler:innenwille absolut in Demut und Realität zur Kenntnis zu nehmen; Wählerinnen und Wähler haben immer recht; sie haben gewählt und sie haben gesagt, wie sie ihre Stimme abgeben –, muss die Zukunft gestalten. Die Zukunft wird nicht mit Hass und nicht mit Krawall gestaltet werden. Da sind Herausforderungen, die riesengroß sind, Belastungen, die sehr groß sind – und die müssen ordentlich und gut bewältigt werden, da darf niemand unter die Räder kommen. Das ist die Aufgabe der Politik. Dafür werden wir gewählt und dafür müssen wir arbeiten. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik. – Zwischenruf des Bundesrates
Steiner. – Bundesminister Kogler – in Richtung der sich zu ihrem Sitzplatz begebenden Bundesrätin Schumann –: Danke!)
12.50
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Der von den Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Einsatzkräfte und Betroffene beim Katastropheneinsatz im Beruf absichern und rasch und unbürokratisch finanzielle Soforthilfe leisten!“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber. – Bitte, Frau Bundesrätin, ich erteile es Ihnen.
Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zusehende! Als Unternehmerin weiß ich: Unser Arbeitsmarkt ist im Wandel. Waren es früher die Unternehmen, die sich ihre Arbeitskräfte aussuchen konnten, ist es heute vielfach umgekehrt. Die Rollen sind vertauscht, und das ist auch durchaus gut so. Unternehmen stehen im Wettbewerb um die besten Köpfe. Da geht es nicht nur um gute Bezahlung, es müssen auch die Arbeitsbedingungen wettbewerbsfähig sein, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Personal muss man heute intensiv suchen und umwerben.
Diese Veränderungen spürt natürlich auch der öffentliche Dienst. Auch dort müssen die Bedingungen laufend angepasst und verbessert werden, um in diesem Wettbewerb um Arbeitskräfte bestehen zu können. Aus diesem Grund liegt heute auch eine umfassende Dienstrechts-Novelle auf dem Tisch, die in sehr vielen Bereichen wichtige Verbesserungen bringt.
Meine Vorredner:innen haben schon einige Punkte angesprochen. Auch ich kann in aller Kürze nur einen Teil dieser umfassenden Novelle wiedergeben. Was ist darin enthalten? – Eine Dienstfreistellung zur Begleitung von Kindern bei
Rehabilitationsaufenthalten. Anders als Kollege Pröller das vorher gesagt hat: Richtig ist, bei einem stationären Rehabilitationsaufenthalt sind das sogar bis zu vier Wochen, nicht 14 Tage, Kollege Pröller! (Zwischenruf des Bundesrates Pröller.)
Die Nebentätigkeit von Vertragsbediensteten wird auch erstmals geregelt. Es gibt eine verpflichtende Führungskräfteausbildung. Es gibt Verbesserungen in der Reisegebührenvorschrift. Es gibt eine Vereinheitlichung bei den Voraussetzungen für die Ernennung zu Richter:innen der ordentlichen Gerichtsbarkeit und zu Staatsanwält:innen. Es gibt Klarstellungen und Vereinfachungen im Ausschreibungsrecht, eine bessere Besoldung im Gesundheits- und Krankenpflegedienst und zahlreiche Entlastungsmaßnahmen und Flexibilisierungen für den Schulbereich, wie es Kollege Ruf schon angesprochen hat.
Und ja, Kollege Pröller, im Zuge der neuen Dienstrechts-Novelle gibt es auch Anpassungen im Bundes-Gleichbehandlungsgesetz. Warum ist das erforderlich? – Basierend auf einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes gibt es in Österreich sechs Geschlechter. Das ist geltendes Recht. (Bundesrat Pröller: Ja, aber - -!) Genau das ist jetzt auch in diesem Gesetz nachgezogen und angepasst worden. Es handelt sich einfach um eine verfassungsrechtliche Notwendigkeit, nicht mehr und auch nicht weniger. Das ist mir auch wichtig zu betonen: Es ist nichts abgeschafft worden und es wird auch niemandem irgendetwas weggenommen. (Zwischenruf des Bundesrates Pröller.)
Kurzum: Alles in allem ist es ein umfassendes Paket, das hier vorliegt – mit wichtigen Verbesserungen, um den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen. Ich bitte um breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)
12.54
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Kogler zu Wort gemeldet. – Bitte, ich erteile Ihnen das Wort.
12.54
Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Mag. Werner Kogler: Wieder einmal eine Dienstrechts-Novelle. Ich weiß, sie ist ein bisschen verzögert gekommen – die Umstände dazu sind den meisten wahrscheinlich bekannt. Es ist aber gut, dass wir sie haben. Es wurden viele Punkte darin aufgenommen, und insgesamt ergeben sich dann doch größere Fortschritte. Danke erstens allen, die mitgewirkt haben, und zweitens allen, die das auch anerkannt haben. Es ist ja auch nicht die erste.
Ich wollte nur auf ein paar Punkte eingehen, die darüber hinaus genannt wurden – und das war für mich schon der öffentliche Dienst insgesamt. Ich glaube, die Attraktivierungspakete – die letzten, die wir gemacht haben, waren noch größer – haben viel gebracht. Wir wollen wieder einmal etwas Verbindendes herausstreichen: Als diese Regierung begonnen hat, haben wir von Türkis-Blau übernommen, dass die Zahl der Planstellen bei der Polizei schrittweise angehoben werden soll. In dem Bereich ist uns sehr viel gelungen. Wir haben das gerne aufgenommen und fortgesetzt, wie in einem mehrjährigen Plan. Das heißt aber noch lange nicht, dass die dann wirklich alle besetzt werden – die Zahl der Planstellen ist einmal gestiegen. Es ist auch die Besetzungsdichte gestiegen.
Die Attraktivierung hat zum Beispiel gebracht, dass wir die Einstiegsbedingungen in die Polizeischulen, wie man so salopp sagt, massiv verbessert haben. Da gibt es jetzt auch viel mehr Zulauf. Auch andere Eingangsbeschränkungen wurden aufgehoben. Es hat auch Kampagnen gegeben – einerseits vom Ministerium für öffentlichen Dienst, überhaupt für den öffentlichen Dienst, aber andererseits auch von der Stadt Wien. Da kann ich mich gut an eine Pressekonferenz des Bürgermeisters Ludwig mit Innenminister Karner erinnern. Wir haben dabei auch etwas gemacht – und ganz am Anfang war sogar die freiheitliche Fraktion, damals noch mit Türkis, mit dabei, dort die Weichen zu stellen, dass überhaupt einmal damit begonnen wird, die Zahl der Planstellen zu erhöhen.
Man sieht also, es geht – zumindest im Laufe der Zeit – etwas voran. Ich bin völlig überzeugt davon, dass das der richtige Schritt ist. Außerdem, glaube ich, gehört unser Respekt der Polizei. Es ist schon viel von den Blaulichtorganisationen geredet worden – ich rede jetzt einmal nur von der Polizei, sonst wird es zu lange. Wir haben schon ausführlich Gelegenheit gehabt, uns bei allen in Bezug auf die Einsätze bei der Hochwasserkatastrophe zu bedanken. Jetzt noch einmal zur Polizei: Wir sehen ja in der Stadt Wien, wie schwierig dieser Dienst oft ist. Man kann nur den Hut vor den Personen ziehen, die diesen Dienst lange ausüben.
Dort ist das kleine Quäntchen, dass wir jetzt wieder immer mehr Zulauf haben – der ist massiv, was gut ist: fünf Parteien, Hakerl drunter –, wir haben aber trotzdem noch zwei Themen: Netto holen wir nicht so schnell auf, wie es sein sollte. Erstens kommen die Pensionierungen überall verstärkend dazu, aber zweitens bleiben auch nicht alle – daran sieht man schon, wie schwierig dieser Dienst ist. Da haben wir alle miteinander auch etwas zu tun. Die Weichen sind aber einmal gut gestellt. Um es ein drittes Mal zu wiederholen: Ich habe dieses Beispiel ausgewählt, weil über die Jahre alle Fraktionen in diese Richtung mitgewirkt haben.
Das ist mir schon auch immer ein Anliegen – die Berichte gehen ja meistens ein bisschen unter; Bundesrätin Schumann hat es erwähnt; da kommt sie gerade wieder –: Der öffentliche Dienst hat bessere Voraussetzungen. Ja, aber er schafft es auch. Er hat gute Voraussetzungen, die diversen Gaps zwischen Mann und Frau kleiner zu halten oder zunehmend auch zu schließen – das betrifft das Einkommen, das betrifft aber auch Frauen in Führungspositionen. Das war immer schon besser als im Privatbereich. Das muss ich uns nicht alles auf unsere Fahne heften, da hat es immer schon Entwicklungen gegeben. (In Richtung Bundesrätin Schumann:) Sie wissen das als Sozialdemokratin.
Es geht aber immer noch schrittweise voran, was die Positionierungen betrifft, und das hängt ja mit dem Einkommen unmittelbar zusammen. Das Wichtigste, was man daraus schließen kann, ist: Nirgendwo ist – notgedrungen zum Teil,
aber auch gescheiterweise – die Einkommenstransparenz, die Vergleichsmöglichkeit so groß wie im öffentlichen Dienst. Teilweise braucht man nur ein Gesetzesblatt aufzumachen. Da sieht man den Nutzen dieser Maßnahme, und ich kann nur dafür plädieren, auch im Sinne des Allgemeinen bis hinein in die Privatwirtschaft. – So viel dazu.
Letzter Punkt: Da ist nichts eingebracht worden, gebe ich zu, bis auf ein paar andere Dinge, wie vom Erstredner der freiheitlichen Fraktion moniert wurde. Ich weiß, dass es Themen gibt, bei denen man noch nachdrehen kann. Das gelingt zwischen den Sektionen nicht immer gleich, aber schrittweise. Die Lösungen liegen zum Teil am Tisch. Ich sage nur, was die Offiziere und Unteroffiziere betrifft: Wir haben dann schon das Thema, dass wir wieder in ein Schema eingreifen, was woanders wieder die Kiste aufmacht. Eigentlich wäre es aber gut, wenn wir – aus dem Grund nämlich – nach vielen Jahren wieder zu einer noch größer geordneten Vereinheitlichung kommen würden.
Das führt mich zum allerletzten Punkt: Ähnliches gilt ja für die Besoldung. Da ist die letzte Reform ja auch schon Anfang der Neunzigerjahre passiert. Wir haben eigentlich einen fertigen Entwurf im Haus, wie man so sagt. Wir waren uns über den Sommer dann aber mit der Gewerkschaft, die man da ehrlicherweise (Bundesrätin Schumann: Ja! Oh ja!) mitnehmen muss, nicht überall einig, aber er liegt vor. Ich bin ein großer Verfechter und Fan dieser Besoldungsreformen, die auch den öffentlichen Dienst attraktiver machen – und zwar jedenfalls für die Einstiegsfrage.
Warum? – Sie hören es schon raus, und Sie kennen das schon ewig – die Kollegen, die das auch schon länger verfolgen, nicken –: Weil die Gehälter beim Einstieg durchaus höher sind und ihr Anstieg über den Verlauf dann vielleicht doch flacher ist, sodass insgesamt und in der Summe nichts verloren wird – das ist sowieso eine Voraussetzung – und die Reform dann auch noch so eingeführt wird, dass auch niemand individuell etwas verliert, denn wer früher angefangen hat, bleibt in seinem alten Schema, und die Neuen kriegen das neue. Das ist natürlich in der Praxis sehr, sehr schwierig – die Wissenden nicken –, aber es
kann gehen. Und da sieht man auch: Manche Reformen, die langfristig nützlich sind, würden kurzfristig – man braucht nur die Mathematik spielen zu lassen – sogar zuerst ein bisschen mehr kosten, was ja bei so einem Schema logisch ist, wenn die, die im alten drinnen bleiben, nichts verlieren sollen und die Gehälter der Neuen, die reinkommen, anfangs stärker steigen und der Anstieg erst später flacher wird. Trotzdem finde ich es richtig.
Es liegt ein fixfertiges Konzept vor, und ich bin der Meinung, das sollte jedenfalls aufgegriffen werden, wer auch immer – letzter Punkt – zukünftig regiert, denn ganz klar ist das ja noch nicht, und diese Überlegungen wären dann auch dem Nationalrat und dem Bundesrat zu übermitteln.
Ja, ich weiß ja auch nicht, ob ich in dieser Funktion als – wie jetzt völlig richtig gesagt worden ist – Minister nochmals hier sein werde (Ruf bei der FPÖ: Das bezweifle ich! – Heiterkeit des Bundesrates Schwindsackl); ganz sicher ist das ja nicht. Da darf ich mich bei jenen bedanken, die allen gratuliert haben – gemeint war natürlich: all jenen, die vom Bundesrat in Richtung Nationalrat wechseln, aber ich nehme das einmal quasi fröhlich und überheblich, wie ich nun einmal bin, auch für mich in Anspruch. Außerdem: Man weiß nie, wie solche Verhandlungen ausgehen.
Wichtig ist aber, glaube ich, dass wir die verhältnismäßig konsensuale Stimmung, die ich heute hier feststelle, beibehalten, sowohl drüben im Nationalrat als auch hier im Bundesrat. Darauf sollten wir bauen. – Vielen Dank jedenfalls einmal bis hierher. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
13.02
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Vielen Dank, Herr Bundesminister.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Heike Eder. Ich erteile es ihr.
13.02
Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Frau Präsidentin! Lieber Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher daheim via Livestream! Ich melde mich heute eigentlich nicht zu diesem Tagesordnungspunkt zu Wort, sondern weil es heute meine letzte Rede im Bundesrat sein wird. Es fühlt sich für mich ein bisschen so an, als ob ein Skifahrer sein letztes Weltcuprennen bestreitet: ein bisschen Wehmut und natürlich Vorfreude zugleich.
Vor knapp fünf Jahren bin ich im Bundesrat angelobt worden. Damals mit dabei war mein erst fünf Wochen alter Sohn, backstage mein wahrscheinlich größter Fan; mittlerweile ist noch ein zweiter Fan dazugekommen. Von da an ging es für mich eigentlich immer so den Hang hinunter, natürlich nicht ohne Haarnadeln und auch nicht ohne gefährliche Steilkurven und Sprünge. Die Strecke war nicht immer einfach, wir hatten wirklich gefährliche Passagen zu meistern (Ruf: Eine Buckelpiste!), die Coronakrise beispielsweise – eine Buckelpiste, genau –, wir hatten das schockierende Attentat in Wien, den Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch die Teuerungssituation hat uns sehr gefordert.
Es gab Momente, da wünschte ich mir einen Helm mit dicker Polsterung oder auch eine Absperrung mit doppeltem B-Netz, aber gemeinsam sind wir durch diese Zeit, durch diese schwierige Phase gefahren, immer wieder aufgestanden, wenn wir gestürzt sind; wir haben uns gegenseitig motiviert und neue Herausforderungen auch angenommen. Dabei habe ich immer versucht, mich für die Themen starkzumachen, die mir besonders am Herzen liegen: für Arbeit, für Familien, für Sport, aber auch für Menschen mit Behinderung.
Als jemand, die selber eine Behinderung hat und mit einer Behinderung lebt, war es mir immer ein besonderes Anliegen, Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt zu rücken – nicht als Sonderfall, sondern als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft (allgemeiner Beifall), quasi also als Mitfahrende auf der gleichen Skipiste.
Was mich in diesen fünf Jahren fraktionsübergreifend ganz besonders berührt hat, war und ist, dass ihr mir immer das Gefühl gegeben habt, ein Teil dieses Bundesratsteams zu sein – ohne Sonderstatus, ohne Extraliftpass, sondern einfach eine ganz normale Kollegin –, und dafür sage ich herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätinnen Sumah-Vospernik und Theuermann.)
Ihr wart wie die Bundesratsskifamilie: mit unterschiedlichsten Mannschaften, mit inspirierenden Ideen, vielen Aha-Erlebnissen, hitzigen Diskussionen und ab und zu auch viel Theater, bei dem man – ich sage es einmal so – bei freiem Eintritt und erste Reihe fußfrei gesessen ist.
Ein besonders herzliches Danke möchte ich natürlich meiner Fraktion, meiner ÖVP-Bundesratsfraktion aussprechen. Ihr wart so mein Serviceteam im Zielraum. Ihr habt mir immer die Ausrüstung getragen, wenn ich zum Beispiel kurz zum Stillen wegmusste. Ihr seid bei Ausschüssen eingesprungen. Ihr habt mir meine Handtasche getragen, den Koffer gerollt und habt mir immer den Rücken gestärkt, wenn ich Hilfe brauchte. Herzlichen Dank euch! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
Ich durfte in diesen Jahren viele wirklich großartige Menschen kennenlernen. Die politischen Berg-und-Tal-Fahrten waren oft intensiv, aber sie haben mich geprägt. Und jetzt, wo ich dann den Wechsel in den Nationalrat wage, fühlt es sich so an, als ob ich nun auch die Skipiste wechseln würde. Es wird eine neue Strecke sein, aber eines wird jedenfalls bleiben, nämlich: Der Bundesrat wird immer meine Heimat bleiben. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen.)
Hier habe ich gelernt, Haarnadeln zu passieren und mich auf hohe Sprünge vorzubereiten, und hier habe ich wirklich viele schöne Momente gemeinsam auch mit vielen von euch erleben dürfen.
In diesem Sinne ziehe ich jetzt noch meine letzten Schwünge durch diesen Bundesrat. Es war mir eine Ehre und eine große Freude, einen Teil dieser Reise gemeinsam mit euch zu bestreiten. Jetzt wartet einfach ein neuer Hang auf mich, aber egal, wohin mich meine Skier dann auch tragen: Der Bundesrat wird immer meine Startrampe bleiben. – Danke. (Anhaltender allgemeiner, von den Bundesrät:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen sowie von Bundesrätin Sumah-Vospernik stehend dargebrachter Beifall. – Die Bundesrät:innen Himmer und Schumann reichen der Rednerin die Hand.)
13.07
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Liebe Heike, lass mich nur ganz persönlich sagen: Du bist eine wunderbare Frau und eine großartige Kollegin, und wir sind sehr neidisch, dass wir dich an den Nationalrat verlieren. Wir werden dich vermissen.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte.
Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Werte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werter Vizekanzler, lieber Werner! Bei meiner letzten Rede, zu meinem Abschied jetzt gibt es trotzdem zwei persönliche Premieren: Erstens spreche ich erstmals nicht zum Thema, jedenfalls nicht direkt, und zweitens werde ich – was ich auch noch nie getan habe – erstmals etwas Persönliches erzählen. Und ich merke, dass ich nervös bin – das war ich hier herinnen schon lange nicht mehr. Ich werde dann am Schluss sagen, wieso ich das erzählt habe.
Mein Vater wurde mit seiner Familie im Alter von zwölf Jahren, als Sohn einer Kleinstbauernfamilie, unter Verlust des gesamten Hab und Gutes von italienischen Faschisten aus Südtirol vertrieben. Jahre dauerte es dann, bis wir in Vorarlberg eine alte Bruchbude auf dem Land – damals gab es nicht einmal eine befahrbare Zufahrt – erstehen konnten. Ich bin dann dort aufgewachsen. In dieser Zeit war es für ihn unmöglich, eine Schule zu besuchen, sodass er nicht
einmal die Grundschule abschließen konnte. Dann, im Alter von 16 Jahren – mit 16 Jahren!, es ist so unglaublich –, wurde er von den deutschen Faschisten gezwungen, in den Krieg zu ziehen. Mit diesem Trauma ist er nie ganz fertig geworden. Er hätte dort unter anderem die in die Geschichte als Todesmarsch eingegangenen Evakuierungen von KZ-Insassen in der Kriegsschlussphase überwachen sollen. Allerdings hat er zuvor mitbekommen, was darunter zu verstehen war: Er musste mitansehen, wie wehrlose, ausgehungerte Menschen, die nicht mehr weiterkonnten, einfach abgeknallt wurden.
Für ihn war klar, dass er da nicht mitmachen würde, und er desertierte. Alleine schlug er sich über Wochen nach Hause durch. Dort galt es dann, der Familie zu helfen. Ohne Schulausbildung, die ihm ja gestohlen wurde, verdiente er anfangs jahrelang in einem Steinbruch sein karges Geld.
Meine Mutter wuchs im Bregenzer Wald in ärmsten Verhältnissen auf. Die Familie war teils nicht in der Lage, die Kinder zu versorgen, bis sie erwachsen waren. Für meine Mutter hieß das, dass sie mit 15 ihr Zuhause verlassen musste, um sich auf Bauernhöfen für sogenannte Kost und Logis, also ohne Gehalt, zu verdingen. Zu verdingen muss man leider sehr wörtlich nehmen.
Die Einfachheit und Sparsamkeit ist ihr geblieben. Sie hat sich nie mit unnötigem Zeugs umgeben und niemals hat sie Lebensmittel weggeworfen. Das konnte sie nie verstehen, wie man so etwas tun kann. Ende der Sechzigerjahre – ich war in der Volksschule – entschlossen sich meine Eltern, das alte Haus mit einfachen Bretterwänden, ohne Bad und mit Plumpsklo in der Scheune zumindest teils abzureißen und neu aufzubauen – das war auch dringend notwendig –, aus Geldmangel von den Ausbauarbeiten bis zum Tapezieren alles in Eigenregie. Mein Bruder und ich schleppten Mörtelkübel und Ziegel herum.
Vor allem ab Anfang der Siebzigerjahre ging es aber aufwärts. Die Sozialisten unter Kreisky führten zahlreiche Sozialleistungen ein. Unser Lebensstandard verbesserte sich deutlich, wiewohl er immer noch sehr einfach war. Das waren dann zum Beispiel so mutmaßlich kleine Leistungen wie das Gratisschulbuch –
ohne das hätten meine Eltern die größte Mühe gehabt, die Schulbücher zu bezahlen – oder der offene Zugang zu Universitäten; ohne diesen hätte ich wohl nie studieren können. So war ich der erste Student aus meinem kleinen Bergdorf. Es ist nur logisch, dass mein Vater ein glühender Sozialist war, und ein konsequenter Antifaschist. Er wusste nur zu gut, warum. Mein Bekenntnis hier: Selbstverständlich bin auch ich Sozialist – allerdings ein grüner. (Heiterkeit bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)
Er liebte die Natur, kannte fast jede Blume beim Namen, und er liebte die Menschen. Niemals wäre es meinem Vater eingefallen, Unterschiede zu machen; egal welche Bildung, welche Hautfarbe, welche Religion – egal. Später, als er in einem stahlverarbeitenden Betrieb arbeitete, war er der Einzige, der Hilfsarbeiter aus der Türkei, die man schickte, um in den Kesseln den Dreck zusammenzuschaufeln, zu uns mit nach Hause brachte.
Ja, warum erzähle ich das? – Natürlich hat mich das geprägt und es ist, übertragen auf heute, topaktuell. Es geht um die großen Zukunftsthemen: Es geht um den Schutz unserer Lebensgrundlagen respektive um konsequenten Klimaschutz, um den Erhalt der Biodiversität, die auch mein Vater so liebte. Es geht um eine solidarische Gesellschaft, die keine Unterschiede macht, es geht um ein tragfähiges Sozialsystem, das niemanden zurücklässt, und es geht um einen konsequenten Kampf gegen jedwede faschistoide Tendenzen, ein konsequentes Eintreten gegen Rechtsradikalismus und Demokratiefeindlichkeit.
Das sind auch die Themen, die mich mein bisheriges Leben lang umgetrieben haben, jedenfalls seit der Studienzeit, zuletzt zehn Jahre in der Politik: fünf Jahre als Klubobmann im Landtag und fünf Jahre hier im Bundesrat. Es sind jedenfalls Jahre, die ich nicht missen möchte, auch wenn es extrem fordernd war, wenn auch vieles nicht gelungen ist, vieles aber sehr wohl.
Mein größter Erfolg war sicher, dass wir in Vorarlberg in meiner Zeit als Klubobmann die zweitstärkste Partei geworden sind. Mein Highlight waren sicher die Regierungsverhandlungen mit der großartigen Leonore Gewessler, und mein
Lieblingsprojekt der ganzen Jahre war die Initiierung von Sauber Heizen für Alle, neue Heizungen kostenlos für Leute, die es sich nicht leisten können.
So möchte ich meine politische Karriere mit einem nochmaligen Blick auf die genannten Themen mit einem Appell beenden: Lassen wir nicht zu, dass man unseren schönen Planeten und damit die Zukunft der Kinder dieser Welt zerstört! Lassen wir nicht zu, dass man auf Menschen anderer Herkunft herabschaut! Lassen wir nicht zu, dass sich die Feinde der offenen Gesellschaft bis hin zu ihren parlamentarischen Armen weiter ausbreiten!
Einen besten Dank möchte ich allen Mitarbeiter:innen in diesem Haus aussprechen, einen Dank allen Kolleginnen und Kollegen hier, die sich konstruktiv an demokratischen Vorgängen beteiligen, einen Dank natürlich an meine Fraktion – die Jahre gemeinsam waren sehr schön, sehr freundschaftlich –, einen Dank an meine Frau, das möchte ich auch hier sagen, ich glaube, sie schaut zu – die letzten zehn Jahre war ich ja nicht sehr viel zu Hause.
Ich wünsche allen Demokratinnen und Demokraten alles Gute. (Stehend dargebrachter Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ. – Bundesminister Kogler verabschiedet sich von Bundesrat Gross mit Handschlag und Umarmung.)
13.15
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Lieber Adi, auch dir alles, alles Gute für alles, was jetzt kommt. Du wirst sicher nicht im Ruhestand sein, so wie ich dich kenne, sondern eher mehr im Unruhezustand.
Weitere Wortmeldungen liegen mir jetzt nicht vor. (Bundesrat Steiner hebt die Hand.) – Oh, Kollege Steiner. – Bitte.
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Frau Präsident! Ja, auch das ist Politik: Jemand redet zu seinem Leben. Ich rede jetzt wieder zur Tagesordnung. Der ÖVP ist ja laut Medien und laut eigenen Aussagen vor der Nationalratswahl ein Missgeschick passiert – einer Regierungspartei passiert also ein Missgeschick –:
Man hat noch vor der Nationalratswahl ganz schnell die Geschlechter abgeschafft, also Mann und Frau. Das muss man sich einmal vorstellen: Die christlich- -, sie nennt sich nach wie vor so, die christlich-soziale Partei schafft einmal ganz gach und ganz schnell die Geschlechter ab.
Jetzt war es natürlich blöd, dass das öffentlich geworden ist. Die ÖVP hat dann versucht zurückzurudern und gesagt: Nein, Entschuldigung, uns ist als Regierungspartei ein Fehler passiert! – Im Übrigen ist das nicht der erste in dieser Periode, da sind vorher schon Hunderttausend andere Fehler passiert – ohne jetzt Corona, Teuerung, Kriegstreiberei und was weiß ich alles zu erwähnen –, aber das war noch quasi das Sahnehäubchen von schlechter Politik obendrauf, von A sagen und Z umsetzen: Man schafft die Geschlechter ab. Und dann sagt man, damit man die Wahl jetzt nicht komplett verliert: Wir haben in der konstituierenden Sitzung die erste Möglichkeit, dieses Gesetz wieder zu reparieren, um doch nicht die Geschlechter Mann und Frau abzuschaffen!
So, erstens: In der konstituierenden Sitzung ist es laut Geschäftsordnung – nur zur Information für eine ehemals staatstragende Partei – gar nicht möglich, das zu korrigieren. Die erste Möglichkeit ist einzig und allein heute, wenn es die ÖVP jetzt ernst meint, und das ist die erste Nagelprobe der ÖVP: ob sie es schafft, zurück zu ihren Wurzeln zu kehren, normal zu werden, oder ob sie weitermachen will wie bisher. Die erste Chance, die Abschaffung der beiden Geschlechter Frau und Mann (Bundesrätin Huber: Sie werden nicht abgeschafft! – Bundesrat Schreuder: Nix wird abgeschafft! Das stimmt nicht!) rückgängig zu machen, habt ihr heute hier. Wir bringen einen Antrag auf namentliche Abstimmung ein, also alle stolzen ÖVPler hier, alle stolzen christsozialen Abgeordneten der ÖVP können heute beweisen, ihr Gesicht zeigen und sagen: Nein, wir sind strikt (Zwischenruf der Bundesrätin Schwarz-Fuchs) – nicht hineinschreien! – (Bundesrat Schreuder: Wir wollen es nicht hören, es ist wirklich so, weil es ein Blödsinn ist! – weitere Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen) und wir bleiben - - Zuhören, ganz kurz zuhören! Ich wollte das nur schnell fertig sagen, dann ist es mir ja wieder wurscht; ich mag es ja gerne, wenn hineingeschrien wird. Ich liebe das ja, wie ihr
wisst. Ich habe es immer gerne, wenn etwas hineingeschrien wird, weil ich dann gut replizieren kann, aber ich habe nicht verstanden, was sie hineingeschrien hat. (Zwischenruf der Bundesrätin Schwarz-Fuchs.)
Ich wollte allerdings sagen: Ihr habt jetzt die einmalige Chance, Österreich das erste Mal – zumindest seit ich politisch denken kann – zu beweisen, dass ihr nach der Wahl einhaltet, was ihr vor der Wahl versprecht. Diese Chance habt ihr heute. (Bundesrat Schreuder: Es gibt einen VfGH-Spruch! Hallo? – Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.) Habt ihr wirklich das Rückgrat, das zu tun, was ihr als ÖVP angekündigt habt, nämlich zu sagen: Entschuldigung, es tut uns leid, wir haben Mann und Frau versehentlich abgeschafft!? (Bundesrat Schreuder: Niemand hat Mann und ...! – Zwischenruf der Bundesrätin Kittl.) – Eigentlich ist es verrückt, wenn das einer Regierungspartei versehentlich passiert, aber sei’s drum. Jetzt habt ihr die einmalige Chance, hinter eurem Wahlversprechen zu stehen, namentlich dafürzustimmen, dass wir dieses Gesetz in den Nationalrat zurückschicken und dieser es dann – nicht in der konstituierenden Sitzung, aber nach der konstituierenden Sitzung, so, wie es die Geschäftsordnung auch vorsieht – wieder repariert. Diese Möglichkeit habt ihr heute hier im Bundesrat – genau in 3 oder 4 Minuten, wenn ich mit meinen Ausführungen fertig bin.
Ihr habt aber auch die Chance, die nächsten Jahre ordentliche Politik mit Hausverstand zu machen – Politik, die den Bürger versteht, Politik, die wieder zurückkehrt. Da hat Messner schon eines richtig gesagt. Ihr wisst, der Bergsteiger Messner ist kein Freund der Freiheitlichen Partei, aber was hat er vor Kurzem in einem Interview gesagt? – Die Freiheitlichen verstehen die „Seele des Volkes“. Damit hat er recht, und ihr als ÖVP habt jetzt die einmalige Chance, zu beweisen, dass ihr sie auch wieder verstehen und von den Freiheitlichen in einer Regierungskoalition als kleinere Partei wieder lernen wollt, die Seele des Volkes zu verstehen. Und wir werden es euch lehren, aber dafür braucht es die Bereitschaft der ÖVP.
Nur eines will ich schon noch vorwegnehmen: Wenn die ÖVP jetzt glaubt, sie kann Scheinverhandlungen führen und dann aus irgendwelchen scheinheiligen
Gründen – und ich nenne es absichtlich scheinheilige Gründe – sagen: Nein, das geht nicht, wir hätten es eh so gut ausverhandelt, aber mit dem und dem und dem geht es nicht!, dann ist das uninteressant. Wir werden nicht den Wahlsieger austauschen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn jemand ausgetauscht wird, sind das die Wahlverlierer, das ist ganz, ganz einfach. – Erster Punkt.
Zweiter Punkt: Wenn die ÖVP wirklich glaubt, sie kann wieder zurück zu christlich-sozialen Werten, und dann in eine Regierungskoalition mit Babler, Sozialisten, Kommunisten und eventuell NEOS oder Grün – das bleibt eh völlig wurst – geht, dann wird – und das prophezeie ich euch, ob ihr mich auslacht und ob ihr es mir glaubt oder nicht – diese ÖVP hin. Ihr werdet es mit dem Bauernbund und mit dem Wirtschaftsbund nicht fünf Jahre lang aushalten, wenn ihr so weitermacht wie bisher. Ihr seid dann hin, und das meine ich jetzt nicht schlimm oder schlecht oder abwertend. Ihr müsst euch wieder zum Normalen zurückbesinnen. (Bundesrat Schreuder: ... der Marke Steiner!) Ihr müsst wieder – wie Messner gesagt hat – verstehen, was die Seele des Volkes will; und wenn ihr das nicht versteht, dann werdet ihr auf Dauer kaputt.
Liebe ÖVP, ich werdet euch besinnen müssen, ihr werdet zurück zur Normalität müssen, und das geht nur, wenn euch das die Freiheitliche Partei unter einem ordentlichen Volkskanzler Herbert Kickl wieder von Grund auf lehrt. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Schreuder: Der Wahlkampf ist vorbei!)
13.24
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Es liegt eine weitere Wortmeldung vor. – Bitte, Herr Bundesrat Mag. Himmer.
Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien): Sehr geehrte Präsidentin! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! (Bundesrat Spanring: Er ist nicht Vizekanzler! – Bundesrat Steiner: Er ist nicht mehr Vizekanzler! A. D. musst du dazusagen!) – Er ist schon Vizekanzler. (Bundesrat Steiner: Nein! – Bundesrat Schreuder: Er ist
Bundesminister! – Bundesrat Steiner: Ich habe ..., du kennst dich so gut aus! Er ist nicht mehr Vizekanzler! – Bundesrat Spanring: Minister! – Bundesrat Schreuder: Er ist der Herr Bundesminister! – Bundesrat Steiner: Jetzt wollte er uns etwas erklären und kennt sich nicht aus! Er ist ...! – Bundesrat Schennach: Der Chef der Regierung ist Vorsitzender! – Heiterkeit des Bundesrates Schreuder.) Ich höre mir jetzt halt auch einmal alle Zwischenrufe an.
Auf jeden Fall ist es so, dass der Kollege ein paar Punkte vorgebracht hat. Es ist ja natürlich eine interessante und wichtige Sache, dass man das, was man vor der Wahl sagt, auch nach der Wahl einhält. Da bin ich auch noch sehr neugierig, wie das bei anderen Parteien sein wird. Jedenfalls hat die Österreichische Volkspartei nach diesem Beschluss zu den vorliegenden Gesetzesmaterien im Nationalrat festgehalten, dass wir nach der Wahl im Nationalrat beginnen werden, diesen Gleichbehandlungsgesetzesbeschluss zu korrigieren. Das ist das, was gesagt worden ist. (Bundesrat Steiner: In der konstituierenden!) Das ist das (Bundesrat Steiner: In der konstituierenden!), was die Österreichische Volkspartei vor der Wahl gesagt hat (Bundesrat Steiner: In der konstituierenden!) und was sie auch in der konstituierenden Sitzung - - (Bundesrat Steiner: Und da geht das nicht!) Dabei wird es dann einem Ausschuss zugewiesen, ja. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Ja, richtig. Es kann nicht zur Gänze korrigiert werden, aber der Prozess beginnt in der konstituierenden Sitzung. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Dass zu der konstituierenden Sitzung nicht der Bundespräsident dazukommt und gleich unterschreibt und wir auch gleich einen Beschluss machen, ist schon klar. Wir kennen alle den Gesetzwerdungsprozess, und deswegen wissen wir alle, dass das in einer Sitzung alleine nicht erledigt ist, aber sinninhaltlich ist natürlich damit von der Österreichischen Volkspartei gesagt worden, dass diese Gesetzesmaterie im Sinne all der Punkte, die wir haben wollen, selbstverständlich hier zur Beschlussfassung gebracht wird und wir den Teil des Gleichbehandlungsgesetzes dann eben im Anschluss korrigieren werden. Was vor der
Wahl gegolten hat, gilt bei uns auch nach der Wahl. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Seit wann? – Bundesrat Schreuder hebt die Hand.)
13.27
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Es liegt eine weitere Wortmeldung vor. – Bitte, Bundesrat Mag. Schreuder. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)
Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Magister bin ich nicht, aber ich bin gerne Herr Kollege Schreuder. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Heike und Adi, vielen Dank für eure Arbeit! Das möchte ich hier schon auch noch gesagt haben. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)
Ich möchte hier schon eines einmal klarstellen: Zum einen gab es ein VfGH-Urteil – das kann man ja nicht einfach hier wegdiskutieren (Zwischenruf der Bundesrätin Schartel), so als ob man aus ideologischen Gründen den VfGH einfach overrulen möchte –, in dem eine Festlegung erfolgt ist. Zum anderen hat sich übrigens die Bioethikkommission im Bundeskanzleramt auch dazu geäußert – und seitdem haben wir offiziell sechs Geschlechter in Österreich (neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Schartel), auch Männer und Frauen. Niemand schafft hier Männer und Frauen ab.
Das Einzige, was man tut, indem man sagt, man wolle nur Gleichstellung zwischen diesen beiden, ist, dass man andere schlechterstellen und schlechter behandeln will. Dagegen verwehre ich mich, weil nichts – nichts, nichts! – daran unterstützenswert ist, dass man Transgenderpersonen oder Nonbinarypersonen (Bundesrat Spanring: Wie viele gibt es denn?), die im Bundesgebiet arbeiten, schlechter behandelt. Gleichbehandlung auf einer Ebene, bei der es um Arbeit geht, muss für alle gelten – so einfach ist das. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung.
Ich lasse über den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, abstimmen.
Es ist hiezu eine namentliche Abstimmung verlangt worden.
Da dieses Verlangen von fünf Bundesrät:innen gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.
Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ oder „Nein“. – Ich bitte um klare Äußerung.
Ich ersuche nunmehr die Schriftführung um den Aufruf der Bundesrätinnen und Bundesräte in alphabetischer Reihenfolge.
*****
(Über Namensaufruf durch Schriftführerin Doppler geben die Bundesrät:innen ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)
*****
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Ich mache von meinem Stimmrecht Gebrauch und stimme mit „Ja“.
Die Stimmabgabe ist somit beendet.
Ich unterbreche die Sitzung zur Auszählung der Stimmen.
(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 13.34 Uhr unterbrochen und um 13.35 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsident Mag. Franz Ebner (den Vorsitz übernehmend): Ich nehme somit die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe nunmehr das Abstimmungsergebnis bekannt.
Demnach entfallen auf den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend eine Dienstrechts-Novelle 2024 keinen Einspruch zu erheben, bei 58 abgegebenen Stimmen 47 „Ja“-Stimmen und 11 „Nein“-Stimmen.
Der Antrag ist somit angenommen.
Mit „Ja“ stimmten die Bundesrät:innen:
Arpa;
Böhmwalder, Buchmann;
Ebner, Eder, Eder-Gitschthaler;
Fischer Christian, Fischer Maria;
Geieregger, Gerdenitsch, Gfrerer, Göll, Grimling, Gross, Gruber-Pruner;
Hahn, Hauschildt-Buschberger, Himmer, Huber, Hutter;
Jagl;
Kaltenegger, Kittl, Kohl;
Lancaster, Lassnig, Lindner-Wolff;
Mertel, Miesenberger;
Neurauter;
Obrecht;
Prügl;
Reisinger, Ruf, Ruprecht;
Schachner, Schennach, Schmid, Schreuder, Schumann, Schwarz-Fuchs, Schwindsackl, Stillebacher, Stotter;
Tiefnig;
Wanner;
Zauner.
Mit „Nein“ stimmten die Bundesrät:innen:
Bernard;
Doppler;
Kofler;
Meißl;
Pröller;
Schartel, Spanring, Steiner, Steinmaurer, Sumah-Vospernik;
Theuermann.
*****
Präsident Mag. Franz Ebner: Es liegt ein Antrag der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Einsatzkräfte und Betroffene beim Katastropheneinsatz im Beruf absichern und rasch und unbürokratisch finanzielle Soforthilfe leisten!“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.
Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 betreffend die Wahl der Mitglieder des Parlamentarischen Datenschutzkomitees gemäß § 35b Absatz 1 Datenschutzgesetz (17/W und 283/BS sowie 2712 d.B.)
Präsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.
Wir gehen in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet ist niemand.
Wünscht jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.
Gemäß § 35b Abs. 1 des Datenschutzgesetzes bedürfen die Wahl durch den Nationalrat und die Zustimmung durch den Bundesrat jeweils der Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates und einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen.
Ich stelle zunächst im Sinne des § 35b Abs. 1 des Datenschutzgesetzes die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrates fest. – Das ist der Fall.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates vom 18. September 2024 im Sinne des § 35b Abs. 1 des Datenschutzgesetzes, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Baumgartner, Prof. Mag. Dr. Christian Bergauer, Dr. Philipp Grasser, Mag. Dr. Sandra Huber, MA, Prof. Dr. Eva Souhrada-Kirchmayer zu Mitgliedern des Parlamentarischen Datenschutzkomitees zu wählen, die verfassungsmäßige Zustimmung erteilen, um ein Handzeichen. – Es ist Abstimmung, meine lieben Kolleginnen und Kollegen. Bitte um ein klares Handzeichen! (Bundesrat Schennach: Sie trauen sich einfach nicht mehr!) – Das ist die Stimmeneinhelligkeit. Dem gegenständlichen Beschluss ist somit unter Berücksichtigung der besonderen Beschlusserfordernisse die verfassungsmäßige Zustimmung erteilt.
Antrag der Bundesräte Mag. Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 66 GO-BR zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“ (423/A-BR/2024)
Präsident Mag. Franz Ebner: Wir gelangen nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.
Es liegen dazu keine Wortmeldungen vor.
Wünscht jemand das Wort? – Bitte, Herr Bundesrat Christoph Steiner. Ich erteile Ihnen das Wort.
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Es passt ganz gut: Demokratie und Zukunft. Ich bin 2018 vom Tiroler Landtag in diese Kammer, in dieses Gremium entsendet worden. 2022 wurde ich dann direkt in den Tiroler Landtag gewählt, habe mich aber, weil mein Herz für den Bundesrat und auch ein bisschen für euch (Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ – Bundesrätin Miesenberger: Wie war das mit
dem Kabarett?) – na ja, das kann man mir ja nicht absprechen – schlägt, entschieden, wieder in den Bundesrat zu gehen und auf das Mandat im Tiroler Landtag zu verzichten.
Als ich 2018 hier hereingekommen bin, hat mein Eindruck, den ich vorher gehabt habe, mich nicht ganz getäuscht. Es war so ein bisschen ein fristloses Dasein, ein bisschen ein eingeschlafenes Gremium. (Heiterkeit des Bundesrates Tiefnig.) Ich will niemandem zu nahe treten. Es sind eh nicht mehr viele da, die 2018 auch schon da waren, aber doch einige.
Dann habe ich mir gedacht: Nein, wer Politik macht, muss sie so machen, dass man es draußen auch mitkriegt, dass Politik passiert. Ich finde das ganz essenziell für einen Politiker, für eine Politikerin, auch für alle Parteien. Deshalb habe ich vorhin auch von der „Seele des Volkes“ und zum Volk und hin zum Volk gesprochen. Man muss versuchen – egal in welchem politischen Bereich man arbeitet, sei es in der Gemeindepolitik, in der ich schon seit über 15 Jahren tätig sein darf, sei es in der Landespolitik oder in der Bundespolitik –, die Politik so nahe wie möglich an die Leute heranzubringen, dabei aber eines nicht zu unterschätzen: Man muss Leute für Politik begeistern. Das ist unser aller Ziel gewesen, und es ist noch immer unser aller Ziel und ganz besonders mein Ziel. Wenn man oft hier heraußen redet und sagt, der Bundesrat habe halt so wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, und sich immer über die Geringschätzung des Bundesrates beschwert und sagt, wir müssen etwas tun, dass der Bundesrat wertgeschätzt wird und dass er auch nach außen hin bei der Bevölkerung bemerkbar wird, dann liegt das schon an jedem Einzelnen von uns hier im Saal, was er dazu eben beiträgt oder eben nicht beiträgt.
Ich nehme das jetzt einmal für die freiheitliche Fraktion so zur Kenntnis, dass wir sehr wohl einiges erreicht haben. Ich habe es auch von euch schon oft gehört, wenn wir auf den Gängen oder so geredet haben: Ja, draußen reden sie jetzt schon über den Bundesrat. Das haben SPÖler gesagt, haben ÖVPler gesagt, haben auch Grüne gesagt. Ich glaube, das ist - - (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: Nein, nein!) – Natürlich, natürlich. Du selbst hast zu mir gesagt - -
(Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.) Ja, am Gang draußen, aber es ist wurscht, sie hat es nicht gesagt. Okay. Sei’s drum. (Bundesrätin Miesenberger: ... positiv und negativ!) Das mit dem Windrad, das wir elektrisch antreiben müssen, hat auch niemand gesagt. Aber sei’s drum, so sind eben die Grünen. (Heiterkeit des Bundesrates Schwindsackl.)
Ich glaube, das haben wir geschafft, dass draußen in der Öffentlichkeit bei den Bürgern sehr wohl über den Bundesrat geredet wird. Warum wird geredet? – Weil die Debatten, natürlich auch durch uns, ein bisschen Schwung gekriegt haben. Ihr habt euch dann herausgefordert gefühlt, und dann ist richtig diskutiert worden. Das nehmen wir sehr wohl für uns in Anspruch. (Beifall bei der FPÖ.)
Auf jeden Fall habe ich mich damals, 2022, aus gutem Grund wieder für den Bundesrat entschieden, und ich habe es nicht bereut. Ich habe 2020 – in einer sehr schwierigen Phase, wir waren ja mitten in der Hochkonjunktur oder am Anfang von Corona – in sehr jungen Jahren die Fraktion übernehmen dürfen. Für dieses Vertrauen will ich mich bedanken. Das war eine Sensation, wie dieser Klub zueinandersteht, was wir für ein tolles Team sind – das gehört gesagt –, was wir für tolle Mitarbeiter haben, die mit uns durch schwierige Zeiten gegangen sind, die mit uns jetzt durch hoffentlich bald wunderschöne Zeiten für die Partei, aber vor allen Dingen auch für Österreich schreiten werden. Danke, dass ihr immer auch zu mir gehalten habt. Sensationell!
Jetzt werde ich mich aber nicht mehr gegen das Wählervotum stellen – direkte Demokratie. Ich habe in meinem Heimatbundesland 26 017 Vorzugsstimmen erhalten. Das sind umgerechnet – ich weiß, das geht nicht – zwei Direktmandate im Nationalrat. Bei so einem Wählervotum habe ich eigentlich seit der Veröffentlichung ganz viel mit mir selbst gerungen, weil das erstens mehr als überwältigend für einen selbst ist (um Fassung ringend) und zweitens – ja, ihr seht es – nicht zu fassen ist, dass der eigene Name von 26 017 Personen entweder auf den Wahlzettel geschrieben oder angekreuzt wird. Das ist eine wahnsinnig große Ehre. Ich glaube, wenn ich es geschafft habe, 26 017 Personen den Bundesrat
näherzubringen, dass das ein großes Stück weit gar nicht zu unterschätzen ist. Das meine ich damit, dass man die Politik den Wählern nahebringen muss.
26 017 – Herr Kollege Schreuder, auf einen deiner Zwischenrufe – ich wünsche dir auch einmal, dass dich so viele Leute wählen. Ich brauche mir aber nicht dazwischenschreien zu lassen. Wenn ich mich von 26 017 Personen in Tirol doppelt in den Nationalrat wählen lasse, dann muss ich mir von einer linken Kleinpartei sicher nicht dazwischenrufen lassen.
Ich möchte bei meinem Abschied Danke sagen. Es war nicht einfach. Ich habe mich nicht gestern und auch nicht vorgestern dafür entschieden, das zu machen. Ich habe sehr mit mir gerungen, das will ich nur dazusagen, weil mein Herz wirklich da drüben (in Richtung FPÖ weisend) sitzt – da drüben bei meiner Fraktion, bei meinen Leuten. Es war eine sensationelle Zeit hier drinnen, es waren oft hitzige Debatten, es war oft lustig. Ich habe mit allen halbwegs eine Gesprächsbasis gehabt, mit einem mehr, mit dem anderen weniger – aber das ist so in der Politik. Wenn du in der Politik in anderen Parteien nur Freunde hast, dann machst du etwas falsch. Zumindest haben wir aber – und da darf ich, glaube ich, die Fraktionsvorsitzenden ansprechen – in der Präsidiale immer einen Konsens gefunden, egal, um welches Thema es gegangen ist. Da ist es wirklich immer um die Sache gegangen. Ich glaube, das passt. Das war auch wichtig so.
Was mir noch ganz wichtig ist: Ich möchte mich ganz herzlich bei allen aus der Bundesratskanzlei bedanken. Danke für die ständige Unterstützung! Danke für die Ausschussvorbereitungen, die ihr immer sensationell im Griff habt! Vielen lieben Dank dafür. Ihr habt es auch nicht immer einfach. Ihr habt es wahrscheinlich auch mit unserer Fraktion nicht einfach gehabt. Oft haben wir die Geschäftsordnung ein wenig ausgereizt, aber auch das ist in einer Demokratie möglich. Und danke auch dafür: Ihr habt nie einen Unterschied gemacht, ob es Blaue, Grüne, Rote oder Schwarze sind, ihr wart immer neutral. Ihr habt uns immer Auskunft gegeben, und dafür ein großes Danke. Das war sensationell – und ich hoffe, das bleibt auch so. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ.)
Ihr seht, ich tue mich schwer. Ich freue mich sehr wohl schon auf die neue Aufgabe, aber es ist nicht aller Tage Abend und vielleicht ist der Abschied nicht für immer. Ich hoffe, ihr lasst den Bundesrat nicht wieder einschlafen, und ich hoffe jetzt auf einen ordentlichen Applaus. Wisst ihr, warum? – Nicht, weil ich jetzt so gut geredet habe, sondern weil ihr ja froh seid, dass ihr mich los seid. – Danke (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP) – und euch alles Gute! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ sowie des Bundesrates Christian Fischer.)
Präsident Mag. Franz Ebner: Vielen Dank, Herr Bundesrat Steiner! Ich möchte von dieser Stelle aus zur neuen Aufgabe gratulieren und auch alles Gute dafür wünschen.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: Nein! – Allgemeine Heiterkeit.) – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.
Wir kommen daher zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 423/A-BR/2024 der Bundesräte Franz Ebner, Korinna Schumann, Christoph Steiner, Marco Schreuder, Kolleginnen und Kollegen auf Abhaltung einer parlamentarischen Enquete gemäß § 66 der Geschäftsordnung des Bundesrates zum Thema „Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken“.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag auf Abhaltung der gegenständlichen Enquete ist somit angenommen.
Hinsichtlich des Termins, der Tagesordnung und des Teilnehmerkreises für die soeben beschlossene Enquete darf ich auf den bereits allen Mitgliedern des Bundesrates zugegangenen Selbständigen Antrag 423/A-BR/2024 verweisen.
Die Tagesordnung ist erschöpft.
Einlauf
Präsident Mag. Franz Ebner: Ich gebe noch bekannt, dass seit der letzten beziehungsweise in der heutigen Sitzung insgesamt 91 Anfragen – 4234/J-BR/2024 bis 4324/J-BR/2024 – eingebracht wurden.
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Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Wege erfolgen.
Die Sitzung ist geschlossen. – Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.)
Schluss der Sitzung: 13.51 Uhr
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Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien
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