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Plenarsitzung

des Bundesrates

Stenographisches Protokoll

 

954. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Mittwoch, 7. Juni 2023

 

 

 

 

Bundesratssaal


Stenographisches Protokoll

954. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Mittwoch, 7. Juni 2023

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 7. Juni 2023: 9.00 – 16.17 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungsgesetz und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden

2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verordnung (EU) 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger-Technologie basierende Marktinfrastrukturen und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 600/2014 und (EU) Nr. 909/2014 sowie der Richtlinie 2014/65/EU (DLT-Verordnung-Vollzugsgesetz – DLT-VVG) erlassen wird sowie das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz und das Wertpapieraufsichts­gesetz 2018 geändert werden


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5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Erdgasabgabegesetz, das Elektrizitäts­abgabegesetz und das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom geändert werden

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz geändert wird

7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird

8. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird

9. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird

10. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird

11. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird

12. Punkt: Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen zum Ausgleich des Anstiegs der Strompreise infolge der Einbeziehung der Kosten von Treibhausgasemissionen aus dem europäischen Emissionshandel (Stromkosten-Ausgleichsgesetz 2022 – SAG 2022)

13. Punkt: Entschließungsantrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamenten­engpässe (377/A(E)-BR/2023)

*****

Inhalt

Bundesrat


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Wortmeldung des Bundesrates Andreas Arthur Spanring mit Bezug auf § 54 Abs. 3 GO-BR           ............................................................................................................................. 221

Unterbrechung der Sitzung .............................................................................  222, 223

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .......................... 222

Aktuelle Stunde (106.)

Thema: „Unterstützung der Lieferkettenforschung für einen starken, resilienten Standort“        ............................................................................................................................... 13

Redner:innen:

Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA .......................................................................... .... 14

Korinna Schumann .................................................................................................. .... 18

Andrea Michaela Schartel ....................................................................................... .... 23

Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ...................................................................................... .... 27

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher .............................................................  31, 49

Mag. Christian Buchmann ........................................................................................... 35

Andrea Michaela Schartel (tatsächliche Berichtigung) ............................................ 37

Korinna Schumann (tatsächliche Berichtigung) ........................................................ 38

Mag. Sandra Gerdenitsch ........................................................................................ .... 39

Marlies Doppler ........................................................................................................ .... 42

Marco Schreuder ...................................................................................................... .... 44

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .... 48

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzleramtes betreffend Aufenthalt von Mitgliedern der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union ........................  54, 55, 56

Nationalrat

Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse ........................................................................ 57


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Ausschüsse

Zuweisungen ......................................................................................................  50, 225

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungsgesetz und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden (2031 d.B. und 2038 d.B. sowie 11241/BR d.B.) .................................................... 57

Berichterstatterin: Mag. Christine Schwarz-Fuchs ................................................... 58

2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird (3318/A und 2039 d.B. sowie 11242/BR d.B.)     ............................................................................................................................... 58

Berichterstatterin: Mag. Christine Schwarz-Fuchs ................................................... 58

Redner:innen:

Andrea Michaela Schartel ............................................................................................ 59

Alexandra Platzer, MBA ............................................................................................... 60

Mag. Claudia Arpa ........................................................................................................ 62

Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ........................................................................................... 64

Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 1, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ..................................................... 66

Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 2, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ..................................................... 67

3. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz und das Gesundheits-


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und Krankenpflegegesetz geändert werden (2030 d.B. und 2037 d.B. sowie 11236/BR d.B.) ................................................... 67

Berichterstatterin: Ing. Isabella Kaltenegger ............................................................. 67

Redner:innen:

Günter Kovacs .......................................................................................................... .... 68

Dr. Karlheinz Kornhäusl .......................................................................................... .... 72

Korinna Schumann .................................................................................................. .... 77

Markus Steinmaurer ................................................................................................ .... 80

Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................................................ .... 84

Ernest Schwindsackl ................................................................................................ .... 88

Mag. Isabella Theuermann ...................................................................................... .... 91

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher ............................................................... .... 94

Christoph Steiner ..................................................................................................... .... 97

Horst Schachner ...................................................................................................... .. 101

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Günter Kovacs, Kolleginnen und Kollegen betreffend „endlich wirksame Maßnahmen gegen den Pflege­personalmangel setzen“ – Ablehnung  71, 103

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zweiten Bildungsweg für Pflegekräfte auch finanziell absichern“ – Ablehnung           83, 103

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Mag. Isabella Theuermann, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Leistungsorientierte Lehrlingsent­schädi­gung für Absolventen der Pflegelehre“ – Ablehnung ...........................................................................................................  93, 104

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 103

4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der


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Verordnung (EU) 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger-Technologie basierende Marktinfrastrukturen und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 600/2014 und (EU) Nr. 909/2014 sowie der Richtlinie 2014/65/EU (DLT-Verordnung-Vollzugsgesetz – DLT-VVG) erlassen wird sowie das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz und das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden (2029 d.B. und 2033 d.B. sowie 11239/BR d.B.) ................................... 104

Berichterstatterin: Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA ............................................ 104

Redner:innen:

Stefan Schennach .................................................................................................... .. 105

Christoph Stillebacher ............................................................................................. .. 107

Günter Pröller ........................................................................................................... .. 109

MMag. Elisabeth Kittl, BA ....................................................................................... .. 111

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 113

5. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdgasabgabegesetz, das Elektrizitätsabgabe­gesetz und das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom geändert werden (3373/A sowie 11240/BR d.B.)                       113

Berichterstatterin: Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA ............................................ 113

Redner:innen:

Dominik Reisinger .................................................................................................... .. 114

Viktoria Hutter ......................................................................................................... .. 117

Markus Steinmaurer ................................................................................................ .. 119

Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .. 121


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Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Dominik Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „echte Übergewinnsteuer statt permanenter Regierungspfusch“ – Ablehnung              116, 124

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 124

6. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz geändert wird (3237/A und 2040 d.B. sowie 11243/BR d.B.)          ............................................................................................................................. 125

Berichterstatterin: Simone Jagl ................................................................................ 125

Redner:innen:

Christian Fischer ...................................................................................................... .. 126

Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................................................ .. 128

Sandra Böhmwalder ................................................................................................ .. 130

Marlies Doppler ........................................................................................................ .. 132

Dr. Andrea Eder-Gitschthaler ................................................................................. .. 134

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 136

7. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflations­bedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (3427/A und 2052 d.B. sowie 11244/BR d.B.) ..................................................... 137

Berichterstatterin: Simone Jagl ................................................................................ 137

Redner:innen:

Mag. Daniela Gruber-Pruner .................................................................................. .. 138

Simone Jagl .............................................................................................................. .. 142

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .. 146


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Heike Eder, BSc MBA ............................................................................................... .. 148

Klemens Kofler ......................................................................................................... .. 150

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 152

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 153

Gemeinsame Beratung über

8. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird (3229/A und 2021 d.B. sowie 11231/BR d.B. und 11233/BR d.B.) ....................................................................... 153

Berichterstatter: Markus Stotter, BA ....................................................................... 154

9. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird (3230/A und 2023 d.B. sowie 11232/BR d.B. und 11234/BR d.B.) .................................................................................................. 154

Berichterstatter: Markus Stotter, BA ....................................................................... 154

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 8, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 155

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 9, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 155

10. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird (3374/A sowie 11230/BR d.B. und 11235/BR d.B.) .......................................................................................................... 155

Berichterstatter: Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ................................................................. 156

Redner:innen:

Christian Fischer ...................................................................................................... .. 156

Simone Jagl .............................................................................................................. .. 159


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 9

Michael Bernard ....................................................................................................... .. 162

Silvester Gfrerer ....................................................................................................... .. 167

David Egger-Kranzinger .......................................................................................... .. 171

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. .. 172

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwen­dung von Lebensmitteln im Handel!“ – Ablehnung .....................................................................................  158, 174

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verringerung der Lebensmittelverschwendung – Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes“ – Ablehnung .....................................................................  165, 175

Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 174

Gemeinsame Beratung über

11. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird (3426/A und 2050 d.B. sowie 11237/BR d.B.) ...................................................................................................................................... 175

Berichterstatterin: Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ........................................................ 175

12. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen zum Aus­gleich des Anstiegs der Strompreise infolge der Einbeziehung der Kosten von Treibhausgasemissionen aus dem europäischen Emissionshandel (Strom­kosten-Ausgleichsgesetz 2022 – SAG 2022) (1774 d.B. und 2051 d.B. sowie 11238/BR d.B.) ............................................................................................... 175

Berichterstatterin: Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber ........................................................ 175

Redner:innen:

Stefan Schennach .............................................................................................  176, 193


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 10

Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .. 178

Michael Bernard ....................................................................................................... .. 182

Ing. Isabella Kaltenegger ......................................................................................... .. 191

MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .. 195

Dr. Johannes Hübner ............................................................................................... .. 197

Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 202

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden“ – Ablehnung  189, 205

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Energielieferan­ten in Österreich“ – Ablehnung         190, 206

Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ – Ablehnung .................................................................................  193, 205

Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 11, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ................................................... 205

Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 12, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ................................................... 205

13. Punkt: Entschließungsantrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamentenengpässe (377/A(E)-BR/2023 sowie 11245/BR d.B.) ............................................................................................... 206

Berichterstatter: Christoph Steiner .......................................................................... 206

Redner:innen:

Andrea Michaela Schartel ....................................................................................... .. 207

Mag. Franz Ebner ..................................................................................................... .. 208

Stefan Schennach .................................................................................................... .. 211


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 11

Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................................................ .. 213

Marco Schreuder ...................................................................................................... .. 214

Dr. Karlheinz Kornhäusl .......................................................................................... .. 215

Elisabeth Grimling .................................................................................................... .. 216

Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 217

Annahme des Antrages des Berichterstatters, dem gegenständlichen Ent­schließungsantrag keine Zustimmung zu erteilen (namentliche Abstim­mung) ................................. 222

Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ............................. 224

Eingebracht wurden

Anträge der Bundesrät:innen

Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter (379/A(E)-BR/2023)

Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen! (380/A(E)-BR/2023)

Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen! (381/A(E)-BR/2023)

Dr. Manfred Mertel, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld (382/A(E)-BR/2023)

Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verhinderung von Ambulanzgebühren (383/A(E)-BR/2023)

Anfragebeantwortungen


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des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimastreik als schulbezogene Veranstaltung? (3790/AB-BR/2023 zu 4090/J-BR/2023)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Versorgungslage psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher seit 2020 (3791/AB-BR/2023 zu 4091/J-BR/2023)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lebensmittelverschwendung - Quo vadis? (3792/AB-BR/2023 zu 4094/J-BR/2023)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lebensmittelverschwendung - Quo vadis? (3793/AB-BR/2023 zu 4092/J-BR/2023)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Bundes­rät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lebensmittelverschwendung - Quo vadis? (3794/AB-BR/2023 zu 4093/J-BR/2023)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lebensmittelverschwendung - Quo vadis? (3795/AB-BR/2023 zu 4095/J-BR/2023)


 


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09.00.34Beginn der Sitzung: 9 Uhr

Vorsitzende: Präsident Günter Kovacs, Vizepräsident Mag. Harald Himmer, Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA.

09.00.35*****


Präsident Günter Kovacs: Einen wunderschönen guten Morgen! Ich eröffne die 954. Sitzung des Bundesrates.

Das Amtliche Protokoll der 953. Sitzung des Bundesrates vom 11. Mai 2023 ist aufgelegen und wurde nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet ist heute niemand.

09.00.52Aktuelle Stunde


Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema

„Unterstützung der Lieferkettenforschung für einen starken, resilienten Standort“

mit Herrn Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher, den ich herzlich willkommen heißen darf. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Auch bei uns im Haus: Herr Präsident außer Dienst Karl Bader. – Herzlich willkommen, Karl! (Allgemeiner Beifall.)

Zunächst kommt je ein:e Redner:in pro Fraktion zu Wort, dessen beziehungs­weise deren Redezeit jeweils 10 Minuten beträgt. Sodann folgt die Stellung­nahme des Herrn Bundesministers, die ebenfalls 10 Minuten nicht überschreiten soll. Danach folgt wiederum je ein:e Redner:in pro Fraktion sowie anschließend eine Wortmeldung des Bundesrates ohne Fraktion mit jeweils einer Redezeit


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von 5 Minuten. Abschließend kann noch eine Stellungnahme des Herrn Bundesministers erfolgen, die nach Möglichkeit 5 Minuten bitte nicht überschreiten soll.

Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Marlene Zeidler-Beck. Ich erteile es ihr und mache darauf aufmerksam, dass entsprechend der Vereinbarung in der Präsidialkonferenz die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Danke.


9.02.08

Bundesrätin Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Haben Sie heute in der Früh vielleicht am Tisch eines schwedischen Möbelherstellers gefrühstückt (allgemeine Heiterkeit – Rufe: Nein! Ja!), ein Kleidungsstück eines internationalen Textil­unternehmens angezogen (Rufe: Nein!), sind Sie in ein Paar Sneakers geschlüpft, mit dem Rad oder mit dem Auto zur Arbeit (Bundesrat Schreuder: Fahrrad! – Ruf bei der ÖVP: Zug!) gefahren und haben Sie dort vielleicht Ihren Laptop aufgeklappt oder den Computer hochgefahren? Dann sind Sie ziemlich sicher mit einem Produkt in Kontakt gewesen, wie sie an Bord der Ever Given geladen waren.

Sie erinnern sich vielleicht: Die Ever Given war jenes Schiff, das am 23. März 2021 weltweit berühmt geworden ist, als es auf dem Suezkanal auf Grund gelaufen ist und in weiterer Folge den Kanal für ganze sechs Tage blockiert hat; eines der weltweit größten Containerschiffe mit einer Länge von unglaublichen 400 Metern und einer Breite von 60 Metern, vom Volumen her so groß, dass das österreichische Parlament als gesamtes Gebäude doppelt hineinpassen würde. An Bord waren fast 20 000 Container mit Gütern des alltäglichen Lebens und des täglichen Gebrauchs geladen, nämlich von Motoren und Fahr­rädern über Kleidung bis hin zu Solarmodulen.


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Die Havarie der Ever Given hat dazu geführt, dass mit dem Suezkanal eine der wichtigsten Seerouten des Welthandels gesperrt war, nämlich jene Route, über die jährlich nicht weniger als 12 Prozent des gesamten Welthandels abgewickelt werden. Es hat zu Staus von Hunderten Schiffen vor den Einfahrten geführt und in weiterer Folge dann auch zu Kapazitätsproblemen in den Häfen, weil nämlich zuerst nichts gekommen ist und es dann einen großen Rück­stau zu bewältigen gab.

Auch in Österreich waren Konsumentinnen und Konsumenten betroffen, und es waren auch die Unternehmen in ganz unterschiedlicher Form gefordert. Ich erinnere mich, mit Blick in meinen Heimatbezirk, daran, dass es da Unternehmen gab, die direkt betroffen waren, beispielsweise in der Metallindustrie, weil sie das Material nicht bekommen haben, nicht liefern konnten und Pönalzahlungen fällig wurden, oder auch ein Mechatronikunternehmen, das auf Chips aus China gewartet hat, nicht weiterproduzieren konnte und seine Mitarbeiter:innen dann in Kurzarbeit schicken musste.

Es waren aber Unternehmer auch indirekt betroffen wie beispielsweise ein Unternehmen bei uns, das an die deutsche Automobilindustrie liefert. Dort waren zwar Personal und ausreichend Materialien zur Verfügung, aber der Absatz ist eingebrochen. Deutschland hat nichts mehr abgenommen, und damit sind auch sie ins Stocken geraten.

Der „Economist“ hat die Havarie der Ever Given als ein gigantisches Ausrufe­zeichen beschrieben, das uns an die Brüchigkeit unserer Lieferketten gemahnt hat – eine Brüchigkeit, die wir zuvor auch schon in der Pandemie und bei den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bemerkt haben.

Wenn ich in den letzten Jahren in Betrieben unterwegs war, habe ich immer wieder gehört: Na ja, unsere Auftragsbücher sind voll, aber wir können teilweise nicht leisten. Uns fehlen einerseits die Arbeitskräfte, und uns fehlt andererseits auch schlicht das Material, um erfüllen zu können. Vielleicht hat das der eine oder andere von Ihnen auch gemerkt: Wenn man ein privates Projekt umsetzen


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wollte, wie etwa eine neue Fotovoltaikanlage installieren, hat es geheißen, die Module sind einfach nicht lieferbar.

Das hat sich auch statistisch im Wifo-Konjunkturtest niedergeschlagen: Für den Zeitraum von 2021 bis 2022 haben bis zu 40 Prozent der heimischen Unter­nehmen gemeldet, dass der Mangel an Material oder Kapazität hinderlich in der Sachgütererzeugung ist.

All das, meine sehr geehrten Damen und Herren, zeigt, glaube ich, nicht nur, wie aktuell das Thema der Lieferketten ist, sondern auch, wie dringend es ist, dass wir dem Thema sprichwörtlich auf den Grund gehen und auch in der Liefer­ketten­forschung ansetzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Eines zeigt sich nämlich: Während das Lieferkettenmanagement aus Sicht der Betriebe zunehmend komplexer wird, ist es auch aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive oft schwierig, Lieferketten zu analysieren, weil Datenmaterialien fehlen oder oft nur für einzelne Bereiche Daten vorhanden sind, sodass man keine gesamten Rückschlüsse ziehen kann.

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, genau da setzt die Bundes­regierung gemeinsam mit dem Land Oberösterreich mit dem Supply Chain Intelligence Institute Austria, also dem Institut für Lieferkettenforschung, an. In einer Zeit, in der die Produktion immer kleinteiliger wird, in der das Fehlen eines einzelnen Teils oft zum Ausfall eines ganzen Produkts führen kann, soll das Institut mithelfen, Risiken und auch Gefahren frühzeitig zu identifizieren, und einen wichtigen Beitrag, glaube ich, leisten, um in Krisensituationen einfach rascher reagieren und auch datenbasiert entscheiden zu können.

Das Institut soll mit einem umfassenden Monitoring dazu beitragen, dass wir Abhängigkeiten einerseits aufzeigen, andererseits aber auch minimieren und etwa in Fragen der Beschaffung oder auch der Produktion diversifizieren. Erin­nern Sie sich, wie wesentlich das in der Pandemie war, gerade im Bereich der Gesundheit und der Biowissenschaften, als wir, glaube ich, alle gesehen haben,


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wie sehr diese Abhängigkeit oder Unabhängigkeit von strategischer Bedeutung für einen Standort sein kann. Letztlich soll das Institut auch durch umfassende Datensammlung und Analyse mithelfen, Entscheidungen zu treffen, auch wenn es um Fragen der Lagerhaltung vor Ort, um den Abschluss internationaler Liefer­verträge oder etwa um die Wahl des Produktionsstandortes geht.

In den kommenden fünf Jahren werden dafür vom Bund und dem Land Ober­österreich gemeinsam 10 Millionen Euro in das Institut für Lieferkettenfor­schung investiert. Ich bin davon überzeugt, dass damit sozusagen eine Lücke in der Forschung geschlossen und ein weiterer Beitrag geleistet wird, damit der Standort Österreich in Zukunft noch resilienter, noch krisen­fähiger wird.

Zusammenfassend muss man, glaube ich, schon eines klarstellen: So sehr Lieferketten derzeit im Fokus stehen, so sehr wir gerade jetzt auch sehen, immer wieder drastisch vor Augen geführt bekommen, wie anfällig sie für externe Einflüsse sind, so sind es gerade in einer kleinen, exportorientierten Volkswirt­schaft wie Österreich auch 6 von 10 Euro, die wir im Außenhandel erwirt­schaften. Das heißt, der internationale Handel wird auch in Zukunft unverzicht­bare Vorteile für uns und für unseren Standort bieten. Ich glaube aber, es ist wichtig, dass wir in Zeiten multipler Krisen wie auch bei konkreten Vorfällen wie der Havarie der Ever Given Konsequenzen ziehen und Maßnahmen setzen – und das tun wir.

Das tun wir mit dem Institut für Lieferkettenforschung, indem wir uns in gewisser Weise einen Kompass in die Hand geben, um auch auf unruhiger See gut zu navigieren. Das tun viele heimische Unternehmen, die sich gerade jetzt ganz bewusst an Innovationen machen, die ihre Geschäftsmodelle anpassen, die ihre Betriebe anpassen und umrüsten. Da sind wir, glaube ich, auch gefordert, bestmögliche Rahmenbedingungen für die Unternehmerinnen und Unter­nehmer zu schaffen.


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Letztlich, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, können wir alle auch einen Beitrag leisten, indem wir nämlich auf regionale Produkte und auch verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen, indem wir mithelfen, Lieferwege zu verkür­zen, und damit sozusagen dann sprichwörtlich dafür sorgen, dass in Zukunft vielleicht der eine oder andere Container weniger an Bord eines riesigen Containerschiffes wie der Ever Given landet. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.10


Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Fraktionsvorsitzende Bundesrätin Korinna Schumann. – Bitte sehr.


9.10.41

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Zuhörer:innen und Zuseher:innen! Das Thema der Lieferketten wurde nun sehr umfassend in Bezug auf eine globali­sierte Wirtschaft, in Bezug auf Abhängigkeiten von Liefersträngen und natürlich auch in Bezug auf die Produktion, die jetzt sehr stark auf eine Just-in-Time-Produktion umgestiegen ist – das heißt, es gibt keine großen Lagerkapazitäten mehr, sondern es wird just in time produziert und man ist auf eine rasche Liefer­struktur angewiesen –, dargelegt. Das ist alles richtig, darüber ist nachzu­denken.

Von dieser Bundesregierung wurde auch versprochen, dass man sich sehr umfassend darum bemühen möchte, die Produktion wieder in den heimischen Raum oder zumindest in den europäischen Raum zu holen. Gerade in Bezug auf die erwähnten Fotovoltaikanlagen ist man ja in großer Abhängigkeit von der chinesischen Produktion, ebenso auch in Bezug auf Batterien und so weiter.


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Das Thema der Lieferketten aber nur in der Frage: Wie geht es denn mit den Verläufen, wie kann man die Abläufe für die Wirtschaft besser gestalten?, zu beforschen ist einfach zu kurz gegriffen, und zwar eindeutig zu kurz gegriffen. Das Thema nicht auch auf jener Seite anzusehen, die jetzt gerade so wahnsinnig aktuell ist, weil das Europäische Parlament ein Lieferkettengesetz beschlossen hat, das richtungsweisend ist, ist wirklich zu kurz gegriffen.

Wir wissen, dass dieses Lieferkettengesetz ein ganz wichtiges ist – aus der Geschichte heraus. Wir wissen um die Geschichte des Produktionsbetriebs Rana-Plaza in Bangladesch; ein achtstöckiges Betongebäude, das Risse hatte. Die Behörde hat gesagt, niemand soll dort mehr hineingehen und arbeiten – es waren vor allem Näherinnen, die dort gearbeitet haben –, und die Vorgesetzten haben gesagt: Denkt nicht einmal daran, nicht arbeiten zu gehen, ihr müsst arbeiten gehen! – Sie sind arbeiten gegangen. 3 000 Menschen waren in diesem Gebäude, als das Gebäude eingestürzt ist. 1 100 Personen sind verstorben. Das war der Beginn der Diskussion über die Frage der Verant­wort­lichkeit auch der Wirtschaft für die Produktion.

Es ist mehr als wichtig, dort hinzuschauen. Es geht darum, zu sagen: Wir wollen nicht, dass durch Kinderarbeit Produkte für uns hergestellt werden! Wir wollen nicht, dass Menschenrechte bei der Produktion verletzt werden! Wir wollen, dass faire Löhne bezahlt werden! Wir wollen, dass Umweltstandards eingehalten werden! Wir wollen, dass die Arbeitsbedingungen so geregelt sind, dass es nicht tatsächlich zu Schäden durch die Arbeit in einem Betrieb kommt! – Da gilt es, hinzuschauen, und da gilt es, zu sagen: Da sind die Unternehmen in Verant­wortung! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir alle – und selbst die Industrie hat das ja auch in einer Stellungnahme dazu gesagt – wollen natürlich nicht, dass unfair produziert wird, natürlich nicht. Aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten haben ein Recht darauf, dass die Waren, die sie kaufen, unter fairen Bedingungen entstanden sind. Darum ist dieses Gesetz, das die EU jetzt im Parlament beschlossen hat, so ein wichtiges und so ein richtiges und so ein richtungsweisendes.


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Es ist ganz, ganz wichtig, zu sagen: Wir brauchen faire Arbeit, faire Produktion und faire Löhne! Die Unternehmen sind in Verantwortung zu bringen, weil es nicht sein kann, dass Gewinne auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in anderen Ländern gemacht werden. Das geht auf keinen Fall. (Beifall bei der SPÖ.)

Es gibt in Österreich ein starkes Arbeitsrecht, gefestigte Arbeitsbedin­gungen und einen starken Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutz – immer noch ausbaufähig und eher gefährdet, durch diese Regierung zurückgebaut zu werden. Das besteht, weil es eine große, starke Tradition der Sozialdemo­kratie gibt, die sich ganz stark dafür eingesetzt hat, Arbeitneh­mer:innenrechte und Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu stärken.

Wir haben das, aber in anderen Ländern ist das nicht der Fall. Wenn man ein T-Shirt um 2 Euro kaufen kann, dann ist schon die Frage: Wie kann so etwas produziert werden? – Da gilt es, hinzuschauen, und darum ist dieses Gesetz so wichtig! Österreich muss sich da ganz klar positionieren und sagen: Wir wollen keine schlechten Arbeitsbedingungen für die Menschen, wir wollen versuchen, dass wir auch als Industrie Verantwortung übernehmen, dass wir keine Produktionsteile in den Lieferketten drinnen haben, die durch Kinderarbeit entstehen, bei deren Herstellung Menschenrechte verletzt werden oder es schlechte Arbeitsbedingungen gibt. Das darf auf keinen Fall sein. Ich glaube, es würde uns allen gut anstehen, da ganz stark zu argumentieren, weil gerade Österreich ja für seine ausnehmend gute Situation für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekannt ist.

Eines ist auch da wichtig: Wir können sagen, in schwierigen Krisenzeiten – sei es die Finanzkrise, sei es Corona, sei es der brutale Angriffskrieg Russlands – geben wir der Wirtschaft jegliche Unterstützung, die nur irgendwie möglich ist. Das war wichtig, denn wir mussten Arbeitsplätze erhalten, mit Kurzarbeit und vielen anderen Maßnahmen die Wirtschaft unterstützen. Die Wirtschaft und die Unternehmen können aber nicht auf der einen Seite Unterstützung fordern,


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damit sie durch die Krisen kommen, und auf der anderen Seite sagen, die Verantwortung für das, was produziert wird, wollen sie nicht tragen. Das geht nicht zusammen, das kann man nur strikt ablehnen. Jetzt gilt es auch für die Wirtschaft, für ein besseres Leben der Menschen Verantwortung zu tragen.

Das hängt auch damit zusammen, wie Migration zukünftig sein wird. Wenn in einem Land ganz schlechte Arbeitsbedingungen vorherrschen – keine gute Bezahlung, keine fairen Löhne, keine Arbeitsbedingungen, die menschenwürdig sind –, sind die Menschen natürlich immer mehr versucht, ihre Situation zu verändern und sich auf den Weg zu machen. Das hängt alles ganz, ganz stark zusammen.

In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal für Österreich gesagt – ich habe gesagt, es gibt ein starkes Arbeitsrecht, in vielem sehr gute Arbeits­bedingungen, aber es ist noch vieles zu tun; Herr Bundesminister, ich habe es in meiner letzten Rede schon gesagt und ich darf es Ihnen jetzt bitte noch einmal ans Herz legen –: Die ILO-Richtlinie 190 gegen Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ganz dringend zu unterschreiben und umzuset­zen. (Beifall bei der SPÖ.)

Deutschland hat es bereits. Deutschland hat den ganzen Prozess, diese ILO-Richtlinie – diese Richtlinie der Internationalen Arbeitsorganisation, die weltweit ratifiziert werden soll, um Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeits­platz oder am Weg zur Arbeit oder von der Arbeit wieder nach Hause hintanzuhalten – erledigt. Deutschland ist durch diesen Prozess durch und hat diese Richtlinie bereits im Bundesrat beschlossen, das heißt, sie ist ratifi­ziert. Ich glaube, wir sollten uns Deutschland da wirklich als Beispiel nehmen, das wie viele andere europäische Staaten diesen Weg gegangen ist. Das ist mehr als notwendig.

Es gibt den gemeinsamen Brief der Sozialpartner, die gesagt haben: Bitte, unterzeichnen Sie dieses Abkommen für bessere Bedingungen für die Menschen auch bei uns!


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Das Thema der Gewalt am Arbeitsplatz ist bei uns ein starkes Thema. Fragen Sie die Gewerkschaften, fragen Sie die Arbeiterkammer! Das Thema der sexuellen Belästigung ist ein großes Thema ganz besonders für Frauen, aber auch für Männer – das ist ein Thema –, und das darf am Arbeitsplatz nicht vorkommen, weil es dann ganz einfach kein gutes Arbeiten gibt, und das wollen wir nicht. Wir wollen ein gutes Arbeiten und einen guten Arbeitsplatz, auf dem man auch gesund älter werden kann. Das ist ganz wichtig.

Zur Teuerung sei noch gesagt: Herr Bundesminister, die Inflation beträgt 8,8 Prozent. Die Inflation ist also ein bisschen zurückgegangen, deswegen sind aber die Preise nicht zurückgegangen. Sie haben gesagt, es werde eine Preis­transparenzdatenbank geben. Das war halt wieder eine dieser vielen Ankündi­gungen im Zuge der Problematik, dass die Inflation zu hoch ist, dass die Preise nicht runtergehen und dass Sie einfach nicht die richtigen Maßnahmen setzen, damit die Menschen, die schon wirklich nicht mehr können, jetzt endlich entlastet werden. Diese Datenbank gibt es bis heute nicht!

Ich frage mich: Ist alles immer nur Ankündigung? Jetzt wären Maßnahmen zu setzen: runter mit der Mehrwertsteuer, Energiepreise heruntersetzen und – ganz, ganz dringend! – Mieterhöhungen aussetzen, denn mit Juli kommt die nächste Mieterhöhung, und das ist unerträglich! (Beifall bei der SPÖ.)

Eines sei noch (Bundesrat Steiner: Da braucht’s Excel-Tabellen!) zu dieser großen Entlassung bei dem Möbelproduktions- und Möbelverkaufsgeschäft Kika/Leiner gesagt: 23 Filialen werden geschlossen, 1 900 Menschen verlieren ihre Arbeit. (Bundesrat Spanring: Der beste Freund von Sebastian Kurz!) – „Der beste Freund von Sebastian Kurz“, das ist völlig richtig. (Bundesrat Himmer: Mein Gott! Wie sinnlos! Wie sinnlos sind diese Einwendungen! Wie sinnlos!) Natürlich, es ist nicht sinnlos, es sind 1 900 Leute! Ist das Leben von 1 900 Leuten, die - - (Bundesrat Himmer: Bla, bla, bla! Lächerlich! Letztklassig! – Bundesrätin Hahn – in Richtung Bundesrat Himmer –: Da hängen 1 900 Familien dran!) – Bla, bla, gut, wenn es bla, bla ist, dass 1 900 Leute ihre Arbeit verlieren. (Beifall bei der SPÖ.)


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Der Herr Bundesminister scheint es genauso als bla zu sehen, dass 1 900 Leute ihre Arbeit verlieren, er hat kein Wort dazu gesagt. (Bundesrat Kornhäusl – in Richtung Bundesminister Kocher –: Was heißt, kein Wort dazu? – Bundesminister Kocher: Ja, was?) Das ist unerträglich! So kann man das nicht machen. So kann man mit Menschen nicht umgehen. Bei der Sozialdemokratie gibt es das nicht. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Himmer: Niveaulos ist diese Argumentation!)

9.20


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Andrea Michaela Schartel. – Bitte sehr.


9.21.05

Bundesrätin Andrea Michaela Schartel (FPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Wenn man bedenkt, dass ein Vizepräsident dieses Hauses jetzt gerade einen solch unqualifizierten Zwischenruf gemacht hat und die Arbeitslosigkeit von 1 900 Menschen als bla, bla, bla bezeichnet, dann, finde ich, sind Sie rücktrittsreif. (Beifall bei FPÖ und SPÖ. – Bundesrat Kornhäusl: Da sind die Blauen auch keine Ministranten!)

Wir haben schon für ganz andere Dinge Ordnungsrufe erhalten, meiner Meinung nach wäre da einer ganz dringend geboten gewesen. (Zwischenruf der Bundes­rätin Miesenberger.)

Nun aber zum Thema: Als ich das Thema der Aktuellen Stunde erfahren habe, habe ich mir zuerst gedacht, okay, Österreich, ich lebe doch auf einer Insel der Seligen, es geht uns so traumhaft gut, es gibt keine Probleme, es läuft alles, es funktioniert, es ist alles wunderschön, weil wir die Aktuelle Stunde zu einem wahrscheinlich schon nicht unwichtigen Thema, aber in der jetzigen Zeit meiner Meinung nach zu einem Randthema haben. (Bundesrat Schreuder: Was? Wie bitte?) – Sie müssen mir eines erklären, lieber Herr Kollege Schreuder: Wenn


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man Daten erfasst, um Lieferkettenengpässe rechtzeitig zu erkennen, und im Suezkanal steht ein Schiff quer, was hilft einem das, wenn man die Daten hat und das drei Wochen vorher weiß, aber das Produkt trotzdem im Suezkanal steckt? Wir haben in Europa leider nicht die Produktionsstätten. (Beifall bei der FPÖ.)

Wie gesagt, wenn die ÖVP neue Projekte hat, dann ist es immer sehr empfeh­lens­wert, noch einmal genauer nachzuschauen und zu recherchieren. Dieses Institut Supply Chain Intelligence Institute Austria, kurz Ascii genannt, wurde eigens dafür gegründet, um diese Liefernetzwerke und -risiken sichtbarer zu machen und früher zu erkennen. Spannend ist aber, dass der Direktor dieses neu gegründeten Institutes der Komplexitätsforscher Peter Klimek ist. Falls es die Menschen vergessen haben: Das ist jener Herr, der in der Coronapandemie federführend die Regierung beraten hat, und dadurch wurden viele Fehlent­schei­dungen getroffen (Beifall bei der FPÖ), Menschen sind weggesperrt worden, Menschen sind eingesperrt worden, unsere Kinder leiden heute wesentlich darun­ter, dass man ihnen die sozialen Kontakte genommen hat. Jener Herr Klimek soll jetzt dafür sorgen, dass der Wirtschaftsstandort Österreich für die Zukunft gesichert wird.

Das wird jetzt vom Wirtschaftsministerium mit 7,5 Millionen Euro gefördert. Dies zwar auf fünf Jahre verteilt, aber eigentlich, Herr Minister, denke ich, könnten wir das Geld beim Fenster hinausschmeißen, dann hätten wenigstens ein paar Österreicher, die vorbeigehen und zufällig Geld aufheben könnten, etwas davon.

Ich finde, gerade in der jetzigen Zeit müsste man eine Aktuelle Stunde zu viel, viel wichtigeren Themen machen, aber bedauerlicherweise werden – und das haben wir alle befürchtet, als Sie die Wirtschaftsagenden dazubekamen – halt leider die Agenden für die arbeitenden Menschen, die meiner Meinung sehr wichtig und gleich wichtig sind, eigentlich sehr hintangestellt.


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Es gäbe diesbezüglich so viele Dinge: Erstens einmal gibt es neue Herausfor­derungen am Arbeitsmarkt. Wie begegnen wir diesen? Was machen wir mit der Digitalisierung? Wie gehen wir mit diesen Dingen um? Auch das von heute: Ich meine, wenn man bedenkt, dass Herr Benko vom österreichischen Staat in Zeiten der Coronapandemie 7,7 Millionen Euro Steuergeld bekommen hat, insge­samt 12 Millionen Euro – in Deutschland hat er 680 Millionen Euro genommen, und Kaufhof Galeria ist jetzt auch vernichtet und zerschlagen worden –, dann haben wir mit österreichischem Steuergeld jemandem geholfen, der mit dem Verkauf von Immobilien einfach einen guten Reibach macht. Es gehört auch einmal überdacht, dass man diesen Förderungsdschungel dahin gehend endlich einmal überprüft. (Beifall bei der FPÖ sowie der Bundesrätinnen Grimling und Schumann.)

Das wäre doch so wichtig: Es gab im letzten halben Jahr sogar auf Anregung unseres Bundesratspräsidenten eine Pflegeenquete, und wir wissen, dass es vor allem die Rahmenbedingungen sind, die momentan diesen Beruf sehr erschweren. Warum kann man sich nicht dafür zusammensetzen? Es gäbe dazu so viele wichtige Dinge: Wir müssten schauen, dass man endlich die Rahmen­bedingungen schafft, dass das in die Schwerarbeit hineingerechnet wird, damit die Menschen abschlagsfrei vorzeitig in Pension gehen können. Ein Pflege­beruf – und ich habe nur kurz gepflegt, ein ganzes Jahr – ist körperlich schwerste, geistig schwerste, emotional schwerste Arbeit. Diese Menschen können nicht bis 65 Jahre arbeiten, das geht nicht! (Beifall bei FPÖ und SPÖ.)

Das ist wirklich ein Beruf, bei dem man sagt: Da muss zwingend gesetzlich die Viertagewoche verordnet werden. Das ist ein Beruf, bei dem eine gute Arbeitszeitverkürzung gemacht gehört.

Oder nehmen wir das Berufsausbildungsgesetz: Seit xx Jahren – weil Sie in diesem Fall als Wirtschaftsminister angesprochen werden – kommen die Betriebe und sagen: Bitte, bitte, wir müssen das Berufsausbildungsgesetz endlich einmal evaluieren und an die neuen, tatsächlichen Gegebenheiten anpassen! – Da


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passiert gar nichts. Wir haben noch immer für bestimmte traditionelle handwerk­liche Lehrberufe die uralten Ausbildungsbestimmungen, die wir vor 40 Jahren auch schon gehabt haben. Die Dinge verändern sich. Es wird zwar dort oder da ein bisschen gedreht, aber das große Ganze ist nach wie vor noch nicht in Ordnung.

Was ich ganz spannend finde, ist, wenn ein Unternehmer sich entschließt, erstmalig Lehrlinge auszubilden. Dann durchläuft das ein sogenanntes Feststel­lungsverfahren. Das heißt, es kommt die Wirtschaftskammer, es kommt die Arbeiterkammer, und sie überprüfen, ob die Rahmenbedingungen im Unterneh­men würdig sind, einen Lehrling auszubilden. Ein Kriterium dabei ist, dass ein Lehrherr, der nicht zwei WCs anbieten kann, sprich ein Damen-WC und ein Herren-WC, nicht die Bewilligung dafür, Lehrlinge auszubilden, bekommt.

Wir freuen uns aber momentan sehr, dass man im öffentlichen Raum, auf den Universitäten – das haben Sie mitbeschlossen – Unisextoiletten hat; wenn jemand nicht weiß, ob er ein Manderl oder Weiberl ist, geht er einmal aufs Frauenklo und einmal auf das Männerklo. Man hindert aber Betriebe daran, dass sie einen Lehrberuf anbieten. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich finde, momentan wird von der Regierung viel Zeit investiert und viel Geld ausgegeben für meiner Meinung nach eher Nebensächlichkeiten. Für die tatsächlich wichtigen Dinge aber – wie sie auch Frau Kollegin Schumann erwähnt hat, nämlich dass es Menschen gibt, die nicht wissen: Wie soll ich jetzt meine Miete zahlen?, Wie kann ich etwas einkaufen?, Wie kann ich meine Kinder an so wichtigen Schulveranstaltungen teilhaben lassen? – gibt es dann solche Alibiaktionen, die halt ein bisschen Geld bringen. Oder es ist sehr kompliziert, dass man irgendwie zu einer Förderung kommt. Bedauerlicherweise, das muss man wirklich sagen, fallen bei uns in Österreich jene Menschen, die jeden Tag arbeiten gehen, aber das Pech haben, in einem Beruf zu arbeiten, der leider im Niedriglohnsektor liegt, komplett durch den Rost.


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Deshalb würde ich sagen, es ist höchste Zeit für eine Aktuelle Stunde mit dem Thema: Die Regierung Österreichs hat ihre Unfähigkeit eingesehen und wird, um weiteren Schaden von Österreich abzuwenden, sofort zurücktreten. (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ.)

9.28


Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dipl.-Ing.in Dr.in Maria Huber. – Bitte sehr.


9.29.09

Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehende! Liebe Frau Kollegin Schartel, ich muss schon ganz ehrlich sagen, beim Thema Lieferketten von einem Randthema zu reden, das ist schon wirklich ein starkes Stück. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf der Bundesrätin Schartel.) Vielleicht ist es Ihnen nicht aufgefallen, aber die Globalisierung der Wirtschafts­kreisläufe (Bundesrat Steiner: Sie hätten müssen zuhören! Zuhören!) hat dazu geführt, dass inzwischen rund 80 Prozent des Welthandels auf globalen Wert­schöpfungsketten beruhen.

Wir wissen es – Kollegin Schumann hat das vorhin schon angesprochen –: Die Globalisierung hat selbstverständlich leider auch Schattenseiten. Viele der Rohstoffe und viele der Produkte, die unser Leben erleichtern, werden unter untragbaren Arbeits- und Umweltbedingungen, für Hungerlöhne oder sogar mit ausbeuterischer Kinderarbeit abgebaut oder hergestellt. Die Zahlen sind wirklich erschreckend: 79 Millionen Kinder arbeiten weltweit unter ausbeuterischen Bedingungen in Textilfabriken, Steinbrüchen oder auf Kaffee­plantagen, auch für unsere Produkte. (Bundesrat Steiner: Auch für die Elektroautobatterien! Für deine Elektroautobatterien! Gratuliere! Heuchlerin! – Zwischenruf des Bundesrates Schreuder.)


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Unser Wohlstand und die wirtschaftlichen Chancen der Entwicklungs- und Schwellenländer sind durch Lieferketten eng miteinander verbunden. Was heißt das für uns? – Das bedeutet genau das, was Frau Kollegin Schumann gesagt hat: dass wir Verantwortung tragen, denn am Anfang jeder Lieferkette steht ein Mensch.

Am 1. Juni hat sich das EU-Parlament auf eine Position für die Verhandlung zur Lieferkettenrichtlinie geeinigt. (Bundesrat Spanring: ... überall auf der Welt! Ihr seid gewählt worden in Österreich! Kümmerts euch mal um die Österreicher!) Die Richtlinie soll Unternehmen dazu verpflichten, ihre Lieferketten im Hinblick auf Kinderarbeit, Sklaverei, Ausbeutung von Arbeitskräften, Umweltverschmutzung und den Verlust der Artenvielfalt zu kontrollieren. Auch das ist aus meiner Sicht wirklich ein großer Schritt vorwärts auf dem Weg zu fairen Produktionsbe­dingungen und mehr Transparenz entlang der Lieferketten. Das zeigt, dass wir uns in Europa einig sind, dass Unternehmen Verantwortung für die Risiken entlang ihrer gesamten Lieferketten tragen. Die Menschenrechte müssen gewahrt sein, vom Rohstoff bis zum Endprodukt. (Beifall bei den Grünen und bei Bundes­rät:innen der SPÖ.) Missstände wie Kinderarbeit oder Umweltzerstörung können wir nicht hinnehmen.

Weil alle Unternehmen in Europa gleichermaßen an diese Sorgfaltspflicht gebunden sind, schafft diese Regelung auch faire Wettbewerbsbedingungen innerhalb der gesamten EU.

Für Unternehmen in Österreich und den Wirtschaftsstandort ist aber selbstver­ständlich auch das Thema der Resilienz der Lieferketten von enormer Bedeutung. Ich bin im Gegensatz zu Frau Kollegin Schartel sehr froh, dass der Herr Minister dieses Thema gewählt hat, denn selten zuvor standen die globalen Lieferketten so unter Stress wie in den vergangenen Jahren.

Hierbei geht es ganz klar stark um das Thema Sicherheit, nämlich um das Thema Versorgungssicherheit. Das hat insbesondere durch den völker­rechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine noch einmal deutlich mehr


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an Bedeutung gewonnen und wird auch in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Es geht nicht nur um Energiesicherheit, sondern es geht auch um Rohstoffsicherheit.

Die Coronapandemie hat uns schmerzlich bewusst gemacht, wie systemrelevant beispielsweise auch die Halbleiterindustrie für uns ist – nicht nur für die Automobilindustrie, sondern selbstverständlich für den gesamten Bereich der Prozessindustrie und der Anlagenautomatisierung, aber auch für die IT, für die Unterhaltungselektronik bis hin zu den Haushaltsgeräten. Fast nichts in unserem vernetzten Alltag läuft mehr ohne die Elektronikgrundbausteine. Ihre Funktion basiert ja vor allem auf den Eigenschaften der Elemente Silizium und Germanium, ganz einfach deshalb, weil Silizium und Germanium anders als starke Leiter die punktgenaue Steuerung schwacher Ströme zulassen, und das ist ja das Grundprinzip für integrierte Schaltungen, quasi das Herzstück aller elektronischen Systeme.

Wenn man sich die Liste der kritischen Rohstoffe anschaut, dann sieht man, dass da mittlerweile schon das halbe Periodensystem vorkommt: von Kobalt, Nickel, Kupfer, Tantal und Wolfram bis hin zu seltenen Erden wie beispielsweise Yttrium.

Welche Lösungsansätze gibt es jetzt, um Abhilfe zu schaffen? – Es gibt natürlich die Diversifizierung von Rohstoffquellen, etwa durch verstärkte Handels­abkom­men, um einseitige strategische Abhängigkeiten zu vermeiden, einen spar­samen Einsatz der Rohstoffe durch Nutzung effizienter Fertigungspro­zesse und Technologien – eine Domäne, in der gerade wir in Europa sehr stark sind – und natürlich auch das sehr wichtige Thema Recycling.

Als Weststeirerin fällt mir dabei die Firma Wolfram Bergbau und Hütten AG ein, ein wichtiger Arbeitgeber bei uns in der Region. Die Firma Wolfram betreibt schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich das Recycling von Wolframschrott. Da geht es um Wendeplatten, um Bohrer, um Walzringe. Wolfram wird ja überall dort eingesetzt, wo Teile besonders hart und hitzebeständig sein müssen. In


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einem innovativen hydrometallurgischen Prozess wird dieser Schrott mit einer sehr hohen Ausbeute zu einer hochreinen Wolframatlösung aufgeschlossen, die wieder unmittelbar in der Produktion als Rohstoff eingesetzt werden kann. Das spart Energie. Das macht das Unternehmen unabhängiger von Preisschwankun­gen und Lieferschwierigkeiten am Rohstoffmarkt. Auch besonders interessant ist, dass der CO2-Footprint von recyceltem Wolfram ungefähr ein Viertel dessen ausmacht, was anfallen würde, wenn man das Produkt aus frischem Erz gewinnen würde. Wolfram im Kreislauf zu halten spart also beides: Geld und CO2.

Wolfram ist nur ein Beispiel; persönlich sehe ich im Recycling von Rohstoffen noch sehr viel Potenzial für Innovation, für die Entwicklung neuer Prozesse und Technologien, auch wenn wir an die Aufarbeitung von Batterien – ja, natürlich – oder auch an die Aufarbeitung von Elektronikschrott – selbstverständlich – denken.

Die Stadt als Rohstoffquelle der Zukunft, das sogenannte Urban Mining, ist ein Thema, das mir schon sehr lange am Herzen liegt und zu dem es auch großartige Projekte beispielsweise von der Montanuni in Leoben gibt.

Kollegin Zeidler-Beck hat das vorhin auch schon sehr gut ausgeführt: Liefer­ketten sind oft vernetzt. Sie sind sehr komplex. Um diese Lieferketten­sys­tema­tiken durch Forschung und durch das Sammeln und Erfassen von Daten besser verstehen und auch besser managen zu können, wurde das Institut für Lieferketten und Produktionsnetzwerke ins Leben gerufen. Letztlich geht es am Ende des Tages ja darum, auf Basis dieser Erkenntnisse aktuelle und künftige Entwicklungen rasch zu erkennen und daraus Handlungsemp­feh­lungen auf wirtschaftspolitischer Ebene abzuleiten, um in Krisensituationen besser und schneller reagieren zu können.

Noch ein Punkt, Frau Kollegin Schartel, weil es mich wirklich geärgert hat, dass Sie sich hierherstellen und das als Randthema abtun (Bundesrätin Schartel: Dann habe ich alles richtig gemacht!): Gerade in der Steiermark, in unserem


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Heimatbundesland, Sie wissen es, sind wir vom Export extrem abhängig. Da hängen wirklich extrem viele Arbeitsplätze dran. (Bundesrat Spanring: ... keine Ahnung vom Leben! Ihr seid so was von ...!) Bitte informieren Sie sich! – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

9.36


Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.

Bei uns ist eine Gruppe aus dem Burgenland eingetroffen. Ein herzliches Willkommen an die Pensionistengruppe aus Hornstein, Loretto und Stotzing – herzlich willkommen im Bundesratssitzungssaal! (Allgemeiner Beifall.)

Für eine erste Stellungnahme hat sich der Herr Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm und mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit 10 Minuten nicht überschreiten soll. – Bitte sehr.


9.37.19

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder des Bundesrates! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Besucherinnen und Besucher! Ich danke für die Auswahl des Themas dieser Aktuellen Stunde, weil ich glaube, dass das Thema Lieferketten – Resilienz der Lieferketten und auch Verletzlichkeit von Lieferketten – ein ganz wichtiges ist.

Erster Punkt aus meiner Sicht: Wir haben eine globalisierte Welt, und diese Welt wird globalisiert bleiben. Das hat große Vorteile. Wir haben aber in den letzten Jahren auch sehr stark etwas anderes gesehen, nämlich durch die ver­schie­denen Ereignisse – die Coronapandemie, die Schließung von Häfen in China, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, die Engpässe bei Rohstoffen in einer Erholung nach den ersten Phasen der Pandemie –, die dazu geführt haben, dass in vielen Bereichen massive Lieferschwierigkeiten entstanden sind.


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Natürlich ist die Resilienz von Lieferketten auch und zuerst eine Aufgabe von Unternehmen, aber es gibt natürlich auch Abhängigkeiten, strategische Abhän­gig­keiten, die den ganzen Staat, die öffentliche Hand, Europa betreffen. Deshalb ist es aus meiner Sicht so wichtig, dass es eine gute Datengrundlage und Forschungsergebnisse auf Basis seriöser Wissenschaft gibt, um dann die richtigen politischen Schlussfolgerungen ziehen zu können. Das betrifft Öster­reich und auch die Europäische Union.

Es gibt ja auch auf Ebene der Europäischen Union eine sehr, sehr intensive Dis­kussion über verschiedene Aspekte in ganz spezifischen Industrien, für die diese Lieferketten eine große Rolle spielen. Wir sprechen zum Beispiel über den European Chips Act, der vor Kurzem beschlossen wurde, bei dem es darum geht, sicherzustellen, dass Europa eine gewisse strategische Autonomie in der Pro­duktion von Mikroelektronikbestandteilen hat, nicht weil die Mikroelektronik an sich so interessant und wichtig ist – sie ist auch wichtig –, sondern weil das eben in vielen strategisch wichtigen Produkten drinnen ist.

Man darf auch nicht vergessen, dass das auch eine ganz wichtige Voraussetzung für die große Transformation in Richtung mehr Klimaneutralität, die wir in der Wirtschaft vor uns haben, ist. Da sind Mikroelektronikbestandteile ganz, ganz entscheidend, nämlich sparsame Chips, die zum Großteil und zum Gutteil auch in Österreich produziert werden. Das ist nur ein Beispiel. Es gibt aber auch andere Bereiche.

Im Automobilsektor haben wir in der letzten Zeit so starke Lieferengpässe erlebt, dass man als Konsument oder als Konsumentin oft ein halbes Jahr oder ein Jahr auf die Lieferung von Automobilen warten musste. Das ist nicht nur wegen der Wartezeit unangenehm, sondern es führt auch dazu, dass höhere Preise durchsetzbar sind. Das heißt, eine kluge Steuerung von Lieferketten und das Wissen über mögliche Schwierigkeiten führen dazu, dass auch die Konsu­mentinnen und Konsumenten letztendlich weniger für Produkte bezahlen müs­sen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)


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Es geht natürlich auch um kritische Rohstoffe. In der EU wird gerade eine Ver­ordnung diskutiert, der sogenannte Critical Raw Materials Act, in der es darum geht, sicherzustellen, dass die Europäische Union bei den kritischen Rohstof­fen – Mineralien, Seltenen Erden, die ganz entscheidend für die grüne Transfor­mation, für die digitale Transformation sind – eine gewisse strategische Autonomie bekommt. Es geht nicht darum, alles nach Europa zu holen – das ist unmöglich –, aber es geht darum, zu diversifizieren, eigene Möglichkeiten zu nutzen und sich gegen mögliche Unsicherheiten, die existieren – die geopolitisch immer wieder existieren werden und die uns durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine schmerzlichst vor Augen geführt werden –, besser abzusichern.

Was wir hier in Österreich tun können, ist erstens, die Maßnahmen der EU zu unterstützen. Wir können Maßnahmen für Österreich treffen, um strategisch unabhängiger zu werden, wo immer das möglich ist. Was wir auch tun können, ist, die Forschung zu bevorrangen. Es gibt in ganz Europa kein Institut wie dieses, das wir jetzt gegründet haben: das Supply Chain Intelligence Institute Austria. (Bundesrat Buchmann: Bravo! – Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)

Ich halte das tatsächlich für eine Fortentwicklung, die aus zwei Gründen sehr interessant und gut ist: nicht nur inhaltlich, sondern auch aufgrund der Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen. Die Komplexitäts­forschung, die Logistikforschung, die Volkswirtschaftslehre und mehrere andere Disziplinen arbeiten zusammen. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)

Zweitens: Ich halte es auch für ein gutes Zeichen, dass das Institut nicht nur durch den Bund unterstützt und getragen wird. Oberösterreich beteiligt sich sehr stark daran. Ich bin froh über diese Beteiligung eines Landes. Ich glaube, das ist auch ein Vorbild für andere Institute. Warum? – Weil Oberösterreich an der Forschung sehr stark beteiligt sein wird, und zwar über die FH Oberösterreich – den Campus Steyr –, die das Logistikum betreibt, gemeinsam mit dem Wifo und dem Complexity Science Hub in Wien.


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Was macht das Institut? – Es beschäftigt sich mit Datenbeschaffung, mit Datenanalyse, und gibt klare Empfehlungen ab: wie wir Abhängigkeiten reduzieren können, wo möglicherweise auf gesamtwirtschaftlicher Ebene Schwierigkeiten auftauchen können, um für Entscheidungen, die hier und im Nationalrat getroffen werden, und für Entscheidungen über Gesetze auf europäischer Ebene die richtige Grundlage zu haben. Es geht auch darum, Unternehmen eine Grundlage zu bieten, um noch besser zu sehen, wo – über Unternehmen hinweg – Abhängigkeiten existieren.

Wenn zum Beispiel ein österreichisches Unternehmen in der Produktion von Pharmazieprodukten von Wirkstoffen eines Produzenten in China abhängig ist, ist das vielleicht für Europa noch kein Problem. Wenn aber alle, die das gleiche Produkt produzieren, von einer Produktionsstätte in China, die Wirkstoffe produziert, abhängig sind, dann ist das ein Problem. Deshalb ist es so wichtig, diese übergeordnete Beobachtungsebene zu haben, und deshalb bin ich froh, dass wir dieses Institut gegründet haben. Es gibt auch schon erste Ergebnisse. Es wird Analysen für spezifische Sektoren geben, es wird Analysen für spezifische Märkte und für spezifische Regionen geben, um auf einer sehr, sehr guten wissenschaftlichen Grundlage Entscheidungen treffen zu können – auch hier im Nationalrat, im Bundesrat –, um Österreich strategisch autonomer und resilien­ter zu machen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.44


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesminister.

Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Teilnehmer:innen an der Aktuellen Stunde nach Beratung in der Präsidialkonferenz 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Mag. Christian Buchmann. – Bitte, Herr Bundesrat.



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9.44.27

Bundesrat Mag. Christian Buchmann (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei Sicherheit zu entscheiden ist relativ einfach, bei Unsicherheit zu entscheiden birgt gewisse Risiken. Um unter Risiko entscheiden zu können, ist es wichtig, zumindest die Eintrittswahr­scheinlichkeiten zu kennen. So gesehen ist die heutige Aktuelle Stunde, dank der wir uns mit Lieferkettenforschung auseinandersetzen, durchaus von Relevanz: für die Österreicherinnen und Österreicher, aber auch für die Steirerinnen und Steirer.

Liebe Kollegin Schartel, mich hat sehr betroffen gemacht, was du heute hier von dir gegeben hast: Zu sagen, dass das Thema Lieferketten keine Relevanz (Bundesrätin Doppler: Die Forschung der Lieferketten!) für den Wirtschaftsstand­ort - - (Bundesrätin Schartel: Es geht um die Forschung!) – Schau, die am lautesten dargebotene Meinung zeugt meistens nicht vom größten Durchblick, also hör mir wenigstens zu! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.) Hör mir wenigstens zu, damit die Steirerinnen und Steirer wissen, dass das schon von Relevanz für den Wirtschaftsstandort Steiermark – wir sind eine Länderkammer – ist!

Ich denke daran, dass wir den seinerzeitigen Automotivecluster zu einem Mobilitätscluster weiterentwickelt haben. Die Zulieferbetriebe und die Liefer­ketten, in Summe also die gesamten Wertschöpfungsketten, haben für mehr als 40 000 Beschäftigte in der Steiermark Relevanz – und das nicht nur im Auto­motivesektor, sondern auch in der Bahn- und Schienensystemtechnik und in der Luftfahrttechnik.

Kollege Schachner – weil ich ihn gerade sehe – weiß, dass wir in unserem Bundesland auch in anderen Clusterbereichen sehr viele Beschäftigte haben. Ich denke an den Green Tech Valley Cluster, da spielen der grüne Wandel und der Green Deal eine wichtige Rolle, damit sind auch zukünftige Arbeitsplätze


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verbunden. Auch da sieht man, dass die Lieferketten natürlich eine Rolle spielen.

Sie tun so, als ob die Halbleiterindustrie in Österreich – aber insbesondere in der Steiermark – keine Relevanz hätte: Ich denke an Leitbetriebe wie AT&S, wie Infineon – im Übrigen auch in unserem Nachbarbundesland Kärnten ein ganz wesentlicher Player – oder an Ams, NXP und viele weitere. Da sieht man, dass sie eine große Relevanz hat.

Die Beforschung der Lieferketten ist aus meiner Sicht ganz, ganz wichtig, und ich bedanke mich beim Herrn Bundesminister für diese Initiative im Zusammen­wirken mit dem Bundesland Oberösterreich. Das wird uns helfen, zu validen Daten zu kommen, und es wird uns in der Entscheidungsfindung helfen, um möglichst frühzeitig entscheiden zu können – nicht erst bei Unsicherheit. Wir werden dann zumindest unter der Einbeziehung von Risikobedingungen Eintrittswahr­scheinlichkeiten evaluieren können, um damit zu einer möglichst zielgerechten Entscheidung zu kommen.

Die Fragilität unserer Lieferketten hat nicht nur für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze eine Signifikanz, sondern sie hat auch Auswirkungen auf uns als Konsumenten, etwa in Bezug auf die Lebensmittelversorgung. Auch das ist ein wesentliches Thema: Unsere heimische Landwirtschaft kann nicht alles für uns erledigen. Wir alle sind hin und wieder auch Patienten: Die Liefer­ketten im Pharmabereich spielen auch eine große Rolle. Wer aktuell in die Apotheke geht und nach bestimmten Medikamenten fragt, wird wissen, dass manches nicht verfügbar ist. Das hat viele Gründe, hängt aber auch damit zusammen, dass wir bei den Lieferketten auf europäischer Ebene im Hinblick auf eine globalisierte Wirtschaft möglicherweise manches zu kurz gedacht haben.

Es wurde angesprochen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass auch Europa sich mit Lieferketten auseinandersetzt. Es ist eine eigene Direktive – also eine Richtlinie – in Diskussion, die sich Corporate Sustainability Due Diligence nennt. Auf europäischer Ebene gibt es diesbezüglich heftige Diskussionen. Ich


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werbe sehr dafür, dass wir ernst nehmen, was wir uns gemeinsam vorgenommen haben: den Wirtschaftsstandort Europa resilienter zu machen und eine Reindus­trialisierung Europas vorzunehmen.

Wenn wir das wollen, spielen dabei auch die kleinen und mittelständischen Unternehmungen eine ganz große Rolle. Wenn wir die Sorgfaltspflichten in der Corporate-Sustainability-Due-Diligence-Direktive so intensivieren, dass sie überschießend sind und nicht gehandhabt werden können, dann werden wir unseren klein- und mittelständischen Unternehmungen keinen Dienst tun.

Ich möchte noch etwas Zweites sagen, was diese Richtlinie betrifft: Ja, Liefer­ketten sind wichtig. Der erweiterte Begriff der Wertschöpfungskette beinhaltet die vorgelagerten Bereiche und die nachgelagerten Bereiche. Wenn wir unseren Unternehmungen Sorgfaltspflichten auferlegen wollen, vor allem auch im Bereich der nachgelagerten Bereiche wie Verkauf, Vertrieb, Transport, Lagerung und auch Abfallentsorgung, werden wir insbesondere die klein- und mittelstän­dische Wirtschaft und die kleinere Industrie überfordern.

Das wird überschießend sein und jene negativen Effekte nach sich ziehen, die wir alle nicht wollen, nämlich dass diese Sektoren aus Europa abwandern und wir damit Arbeitsplätze und somit Wohlstand verlieren. Das kann nicht Sinn und Zweck einer solchen Richtlinie sein. (Beifall bei der ÖVP.)

9.50


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Andrea Michaela Schartel zu Wort gemeldet. – Frau Bundesrätin, bitte sehr.


9.50.27

Bundesrätin Andrea Michaela Schartel (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Herr Kollege Buchmann hat auch jetzt wieder behauptet, ich würde die Liefer­ketten­problematik als nebensächlich und nicht so relevant abtun.


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Ich berichtige tatsächlich: Das Thema der Forschung zu diesen Lieferketten und das heutige Thema der Aktuellen Stunde empfinde ich als nicht so relevant und brisant. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Kornhäusl: Jetzt haben wir das auch gehört!)

9.50


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Es folgt eine tatsächliche Berichtigung von Fraktionsvorsitzender Korinna Schumann. – Bitte sehr, Frau Bundesrätin.


09.51.02

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Herr Bundesrat Buchmann, Sie haben behauptet, dass diese Richtlinie die Klein- und Mittelbetriebe in Österreich betreffe.

Das kann ich mir kaum vorstellen, denn das Lieferkettengesetz spricht von Unternehmen mit mehr als 500 Arbeitnehmer:innen und einem weltweiten Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro, es spricht von Unternehmen mit mehr als 250 Arbeitnehmer:innen und 40 Millionen Euro Umsatz – die Umsätze jeweils netto –, wovon mindestens 20 Millionen Euro in einem Risikosektor erwirtschaftet werden, und von Unternehmen aus Drittstaaten, die mindestens 40 Millionen Euro Umsatz in der EU machen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da von Klein- und Mittelbetrieben in Österreich sprechen kann. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

9.51


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich auch Herr Mag. Buchmann - - (Ruf bei der FPÖ: Man kann keine tatsächliche Berichtigung tatsächlich berichtigen! – Eine Mitarbeiterin der Parlamentsdirektion macht darauf aufmerksam, dass auf den eigenen Redebeitrag keine tatsächliche Berichtigung erfolgen kann.)


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Ja, das ist schwierig, leider. (Weitere Rufe bei der FPÖ: Das geht nicht! Zur Geschäftsordnung! Herr Präsident, kennen Sie die Geschäftsordnung nicht? Lesen Sie die Geschäftsordnung!) Es tut mir leid, ja, passt schon. Herzlichen Dank.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Sandra Steiner. – Bitte, Frau Bundesrätin. (Bundesrätin Gerdenitsch – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Gerdenitsch!) – Entschuldigung, Gerdenitsch.


09.52.29

Bundesrätin Mag. Sandra Gerdenitsch (SPÖ, Burgenland): Guten Morgen! Hinsichtlich der Namensverwechslung: Kein Problem, Herr Präsident! Ich habe nicht geheiratet, ich habe es auch nicht vor. An dieser Stelle aber herzliche Gratulation an all unsere Bräute und Bräutigame – es waren doch einige! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)

Nun zu unserer Aktuellen Stunde: Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleg:innen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Ich bin schon ein bisschen erstaunt, denn das Thema der Aktuellen Stunde haben doch Sie festgelegt, Herr Minister, und sicher nicht wir. Aktuell gäbe es nämlich andere Dinge, die jetzt viel brisanter wären, die wir jetzt angehen müssten – so viel dazu.

Wir haben nun schon einiges zum Thema Lieferketten, Lieferkettenforschung gehört. (Unruhe im Saal.) Ich möchte dieses Thema - - Herr Kollege Steiner (Bundesrat Steiner: Bitte!), wenn wir uns jetzt wieder konzentrieren könnten – danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Beifall und Bravorufe bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Ersatzwahlkommissionskandidatin!) – Ja, passt schon.

Ich möchte mich jetzt auf die menschliche Seite konzentrieren. Das T-Shirt, der Kaffee: Das sind alles Produkte, die wir tagtäglich in Verwendung haben, die wir tagtäglich konsumieren. Bis dieses T-Shirt und dieser Kaffee bei uns ankommen, haben diese Dinge meist Tausende Kilometer zurückgelegt. Auch 2023 basiert die Herstellung dieser Dinge immer noch auf ausbeuterischen


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Arbeitsverhältnissen entlang der globalen Lieferkette. Freiwillig schützen Konzerne Menschenrechte und Umweltstandards nämlich nicht.

Ja, Lieferketten müssen eindeutig menschlicher werden, das ist ganz klar unser Kaffee, und auch die Ausbeutung unserer Umwelt muss gestoppt wer­den. Das EU-Parlament hat am 1. Juni seine Position zum Lieferkettengesetz festgelegt und in seiner Plenarsitzung für ein EU-weites Lieferkettengesetz gestimmt. Dieses stellt einen großen Meilenstein dar und läutet einen Paradig­menwechsel ein, der dringend notwendig ist, denn Konsumenten und Konsumentinnen können nur selten nachvollziehen, unter welchen Umständen ein Produkt hergestellt wurde, Unternehmen wissen das aber sehr wohl, und daher verlangen wir von ihnen vollständige Transparenz.

Sie müssen uns künftig garantieren, dass entlang ihrer gesamten Wertschöp­fungskette bei jedem einzelnen Schritt vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt Arbeits- und Menschenrechte genauso wie Umweltschutzvorschriften eingehalten werden. Somit können sie sich nicht weiter hinter Subunter­nehmen oder Briefkastenfirmen verstecken.

Umso entsetzter bin ich eigentlich, dass die Europäische Volkspartei dieses Geset­zesvorhaben beinahe zu Fall gebracht hätte. Als Burgenländerin bin ich erschüttert, nicht weil ich Burgenländerin bin - - (Rufe bei der FPÖ: Das auch noch! Das glaub’ ich! – Bundesrat Kornhäusl: Das kann ich mir vorstellen!) – Also wenn ich einer Partei angehören würde, in der ein medizinisch nicht versierter Vorsitzen­der ein Pferdeentwurmungsmittel gegen Corona empfiehlt (Rufe bei der FPÖ: Ja, ja!), dann würde ich meinen Mund halten. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Spanring: Dass eine Bundesrätin sich hierherstellt und so einen Blödsinn redet, das ist unter aller Kritik!)

Als Burgenländerin, als Österreicherin, als Europäerin bin ich erschüttert, dass die ÖVP und der burgenländische Parteichef und EU-Abgeordnete Christian Sagartz die Interessen der Wirtschaft über jene von Kindern stellen (Bundesrat Spanring: So wenig Ahnung vom Leben! So wenig Ahnung!), denn die ÖVP hat sich


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mit Ausnahme von Othmar Karas – und man muss ihm hoch anrechnen, dass er sich der Stimme enthalten hat und somit zumindest ein Zeichen innerhalb seiner Fraktion gesetzt hat – gegen dieses Lieferkettengesetz ausgesprochen.

Wer sich gegen das Lieferkettengesetz ausspricht, nimmt Kinderarbeit weiterhin wissentlich in Kauf. Die ÖVP stellt die Interessen der Wirtschaft über jene von Kindern. Wie können Sie immer wieder so menschenfeindlich handeln? Ich werde das wirklich nicht verstehen.

Wir setzen bei der nächsten Sitzung im burgenländischen Landtag ein Zeichen. (Bundesrat Buchmann: Ist der Doskozil wieder da?) Der Antrag „Kinderarbeit stoppen: Lieferkettengesetz jetzt!“ wird am 29. Juni debattiert werden.

Ein nationales Lieferkettengesetz wäre ein wichtiger Schritt, um Kinderarbeit aus österreichischen und allen anderen Warenregalen zu verbannen. Ein besonderes Augenmerk muss vor allem auf Kinder und ihre Rechte gelegt werden. Diese Kinder sind in globalen Lieferketten unsichtbar. Das kann es nicht sein.

Sie, Herr Minister Kocher, haben sich bei der Abstimmung über die allgemeine Ausrichtung der EU-Richtlinie am 1. Dezember 2022 der Stimme enthalten. Meine Botschaft an Sie: Schluss mit der Ausbeutung von Mensch und Umwelt!

Herr Kollege Buchmann: Schauen Sie bitte auf unsere Kleinst-, Klein- und Mittel­unternehmen! – Die vergisst die ÖVP leider immer wieder. Diese kämpfen tag­täglich ums Überleben. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Buchmann: Sie hat ja gerade gesagt, die Kollegin, die sind nicht betroffen!)

9.57


Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Marlies Doppler. – Bitte sehr.



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09.57.31

Bundesrätin Marlies Doppler (FPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde lautet ja „Unterstützung der Lieferkettenforschung für einen starken, resilienten Standort“. Das ist aus meiner Sicht ein bisschen ein schwulstiger Titel, den man sicherlich vereinfachter hätte darstellen können, aber ich gehe einmal davon aus, dass Minister Kocher mit dem Begriff Forschung eine Optimierung der Lieferketten gemeint hat. Unter dem Begriff Forschung würde ich nämlich eine wissenschaftliche Abhandlung, wissenschaftliche Arbeiten, neue wissenschaftliche Erkenntnisse verstehen, und die Erarbeitung derselben könnte unter Umständen Jahre dauern.

Daher verstehe ich es ja überhaupt nicht, warum Sie da ein eigenes Lieferkettenforschungsinstitut ins Leben gerufen haben. (Ruf bei der FPÖ: Weil ... Freunde ...!) Wahrscheinlich kommt man, wenn man nachdenkt, drauf: Mit der Leitung desselben wurde doch Herr Peter Klimek betraut. War das eine Belohnung dafür, dass er als Komplexitätsforscher während der Coronazeit unendlich viele Fehleinschätzungen getätigt hat? (Beifall bei der FPÖ.)

Was kommt denn jetzt bei einem Lieferkettenforschungsinstitut heraus? – Sie haben es ja selber gesagt: Es werden Daten erfasst, es wird eine Datenanalyse gemacht. – Ja, wir wissen schon, dass wir in diesem Land Probleme haben. (Heiterkeit bei Bundesminister Kocher.) Dass wir jetzt noch jahrelang erforschen müssen, dass wir Probleme haben: Also da machen Sie beide Augen, das linke und das rechte, zu.

Die Probleme sind also hinlänglich bekannt, und darum brauchen wir keine Problemanalyse. Wir wissen ja, woran es hapert. Wir brauchen Lösungen, und das rasch. Wenn Sie schon sagen, Sie möchten in die Forschung investieren: Jawohl, Forschung ist wichtig und Österreich hat einen guten Nährboden für die Forschung, aber es ist ein Trauerspiel, wenn wir jetzt zum Beispiel merken, dass wir einen Medikamentenengpass haben und dass es nur ein einziges


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Unternehmen in ganz Österreich gibt, nämlich in Kundl, welches Medikamente erzeugen darf. Da wäre es doch wesentlich gescheiter, wenn Sie da Ihre Kraft reinstecken würden, statt dass wieder ein paar Zettel erzeugt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage es noch einmal, Sie haben gesagt: Datenerfassung und Datenanalyse – nein, das brauchen wir nicht. Das alles könnten wir übrigens auch über das Ministerium abwickeln, aber ganz wichtig wäre in diesem Zusammenhang, um Lieferengpässe zu vermeiden, dass man vielleicht die Regionalität noch einmal besser fördert und Produkte fördert.

Gerade jetzt spüren wir die Abhängigkeit vom Ausland und wie uns das alles auf den Kopf fällt, also dass wir uns vom Ausland abhängig gemacht haben. – Das muss nicht sein, und das ist ein hausgemachtes Problem. Infolge der Coronapande­mie und des Ukrainekrieges ist die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Ver­packungsmaterial und eben, wie ich gerade gesagt habe, von Medikamenten zurückgegangen. Die wirtschaftlichen Folgeschäden spüren wir mittlerweile auch schon, und das Angebot in den Supermärkten ist auch schon geringer geworden. All das wäre nicht notwendig.

Auf der anderen Seite aber hungern wir unsere Bauern und die Landwirtschaft aus, und zwar mit immer strengeren Maßnahmen, sodass viele Bauern gezwungen sind, w. o. zu geben und die Betriebe aufzulösen, andererseits machen wir uns vom Ausland abhängig. Ich verstehe es nicht! Wir kaufen gentechnisch verändertes Getreide aus der Ukraine, wir kaufen Flüssigeier aus der Ukraine – übrigens aus Käfighaltung der Hühner, was bei uns verboten ist –, wir kaufen Schweine aus Chile, wir kaufen Soja aus Argentinien, könnten aber das alles selbst in Österreich produzieren! (Beifall bei der FPÖ.)

Was mich in diesem Zusammenhang wirklich maßlos ärgert: Ich war mit Kollegin Schartel in einem Supermarkt hinter dem Parlament einkaufen, und wir haben dort (den Ausdruck eines Fotos zeigend) österreichische Tomaten um 17,45 Euro


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pro Kilo gefunden – österreichische Tomaten! –, und daneben liegen marok­kanische Tomaten um 4,58 Euro. Wir haben gefunden (den Ausdruck eines weiteren Fotos zeigend): österreichische Tomaten um 14,95 Euro und italienische Tomaten um 4,32 Euro. – Na, das sind ja ganz kurze Lieferketten, die uns da geboten werden, anstatt die Bauern, die die Tomaten ums Eck gepflanzt haben, zu fördern. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Steiner.)

Wir könnten in Österreich mit unseren Produkten autark leben. Unsere Bauern produzieren genug Lebensmittel, unsere Unternehmen sind stark genug, und würde man die fleißigen Arbeitnehmer noch dazuzählen, wäre Österreich unschlagbar.

Aber ganz ehrlich: Es ist zum Beispiel absolut nicht notwendig, dass man ganzjährig jegliche Obstsorte kaufen kann, wie zum Beispiel importierte Erdbeeren im Winter – das ist ja nicht notwendig. (Bundesrat Buchmann: Wer kauft so etwas?) Unsere eingelagerten Äpfel und Birnen und Kraut schmecken doch genauso gut, wenn nicht vielleicht sogar besser. (Beifall bei der FPÖ.)

Daher muss die Devise lauten: Regionalität stärken, Bauern unterstützen und die Sanktionen gegen Russland einstellen!, dann wird in Österreich vieles wieder leichter werden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Steiner.)

10.03


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Marco Schreuder. – Bitte, Marco.


10.03.27

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher! Im Grunde genommen war ich in der Früh eh sehr gespannt, wie die Debatte zu diesem Thema sein wird, weil ja grundsätzlich die Lieferkettenproblematik und die Diskussionen, die wir diesbezüglich auf der


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politischen Ebene geführt haben, uns alle betreffen und eigentlich auch alle Parteien da immer recht konstruktiv zusammengearbeitet haben, muss ich sagen.

Aus irgendeinem Grund scheint allerdings immer dann, wenn das Wort Wissen­schaft auf einem Institut steht, eine Fraktion gleich ein bisserl allergisch zu werden. Ich glaube aber, dass sich das Supply Chain Intelligence Institute Austria, egal wer in Zukunft in Österreich regieren wird – weil gerade ein bisserl Bewegung in der Innenpolitik ist, das sehen wir ja auch jeden Tag (Bundesrätin Schumann: Aber!) –, in Zukunft lohnen wird, das ist eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnen wird, auch für die Zukunft, auch für andere Regierungen, denn wirklich Daten zu erfassen, um zu wissen: Wo gibt es die nächsten Engpässe?, Welche Produkte fehlen uns?, Welche Rohstoffe werden knapp?, Wo gibt es einen Krieg, der uns in Bezug auf Lieferketten beeinflussen könnte?, also das vorab zu wissen und wissenschaftlich zu erforschen, das ist ja eine irrsinnig kluge Idee. Deswegen kann ich auch nicht ganz verstehen, warum man da sagt, dass man das nicht haben möchte. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)

Die europäischen Grünen haben ja nicht nur ganz klar für das europäische Lieferkettengesetz gestimmt, sondern sie haben es auch maßgeblich verhandelt – das war ja auch eine ganz starke Handschrift der europäischen Grünen –, und deswegen möchte ich hier schon auch sagen, wie wichtig es ist, dass wir europaweite Standards für Menschenrechte und für die Umwelt festlegen, wenn es um die Lieferketten geht.

Die Lieferketten von Produkten auf dem europäischen Markt, und nicht nur auf diesem, sondern auch auf dem globalen Markt, sind, wie wir wissen, wahnsinnig komplex. Sie laufen über eine Vielzahl von Regionen, Ländern, Firmen, Tochterfirmen, Branchen und so weiter. Von menschenunwürdigen Arbeitsbe­dingungen entlang dieser Lieferketten hören wir immer wieder. Da stehen auch manchmal österreichische Betriebe, europäische Betriebe in der Kritik. Wir denken – Kollegin Schumann hat es schon gesagt – an die Textilfabrik in Bangla­desch, wir können aber auch an die Platinminen in Südafrika denken. Bisher


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sind die Lieferketten solcher Produkte intransparent, und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten waren bis jetzt in der EU noch nicht verbindlich. Und da jetzt eine Verbindlichkeit zu schaffen ist auch deswegen so wichtig – man darf das, glaube ich, nie vergessen, man muss das immer wieder betonen; manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Leute das vergessen –, weil der europäische Binnenmarkt der größte Binnenmarkt der Welt ist. Und wenn der europäische Binnenmarkt Regeln aufstellt, hat das absolut globale Auswirkungen.

Ich darf ein Beispiel nennen, auch wenn es gerne gescholten wird: die Daten­schutz-Grundverordnung. Die Datenschutz-Grundverordnung hat nicht nur dazu geführt, dass wir Standards in Europa – in Österreich auch –, in der Europäi­schen Union haben, sondern der Markt ist so wichtig, dass die Produkte an diese Datenschutz-Grundverordnung angepasst werden, was dann globale Auswirkungen hat, weil das global wirkt.

Ich denke, dass dieses Lieferkettengesetz eine ähnliche Bedeutung haben wird, wenn nicht sogar eine viel größere. Das Lieferkettengesetz wird für viele, viele Branchen relevant werden, eine möchte ich herausgreifen: Der Abbau von Rohstoffen wie Kobalt ist oft mit Umweltzerstörung verbunden, mit Menschen­rechtsverletzungen verbunden. NGOs und Wissenschaftler:innen sagen uns das ja schon lange immer wieder und warnen vor den Zuständigen, zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo. Aber nicht nur für Kobalt, sondern auch für Rohstoffe wie Aluminium, wie Stahl, Kupfer gibt es sehr wenig Transparenz über ihre Herkunft.

Kleine Nebenbemerkung: Frau Kollegin Doppler – jetzt habe ich kurz nachden­ken müssen, Frau Kollegin Doppler, wie Ihr Name jetzt lautet –, wie Österreich bei diesen Produkten autark sein möchte, das müssen Sie mir einmal erklären.

Die Richtlinie bezieht sich auf die gesamte Wertschöpfungskette. (Bundesrat Steiner: ... für Lebensmittel!) Anders als die Lieferkette beinhaltet diese alle vor-


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und nachgelagerten Akteure, die von der Herstellung bis zum Verkauf eines Produkts notwendig sind.

Es ist mir schon auch wichtig zu betonen, weil da auch von Unternehmensver­bänden immer wieder auch ein bisschen missverständliche Informationen gebracht werden: Unternehmen sind nur bei fahrlässigen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht haftbar. Sie sind es nicht bei jeglichem Auftreten. – Ich finde, es ist wichtig, das zu sagen, weil diesbezüglich tatsächlich Falsches gesagt wird.

Auch die umweltbezogenen Sorgfaltspflichten möchte das Europäische Parla­ment mit diesem Gesetz stärken. Unternehmen müssen sicherstellen, dass es in ihren Lieferketten keine Umweltverbrechen gibt. Da werden Verpflich­tungen für Unternehmen aus verschiedenen internationalen Abkommen abge­leitet, unter anderem übrigens auch vom Pariser Klimaabkommen, denn die Klimakrise ist jetzt schon ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und bedroht Natur und Menschen.

Ich war in der Tourismusschule Bad Ischl, und in den Achtzigerjahren hat mein Marketingprofessor, dem ich für diesen einen Satz ewig dankbar sein werde, richtigerweise immer gesagt: Ökologie ist Langzeitökonomie.

Die Zerstörung von Ressourcen wird die Wirtschaft mehr vernichten, als ihr manchmal bewusst sein will, was manche Branchen betrifft auf jeden Fall. Die meisten Unternehmen haben aber längst begriffen, dass da nachjustiert werden muss. Und wenn man die Betriebe besucht, dann sagen sie einem auch, dass sie ganz klare Regelungen brauchen.

Wir sind der größte Binnenmarkt in der Welt. Nützen wir diese Chance! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

10.09


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Mag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte, Herr Bundesrat.



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10.10.01

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister, es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Sie das Thema Lieferkettenforschung als Thema der Aktuellen Stunde ausgesucht haben.

Überraschend wurde ja bei einer Pressekonferenz am 6. März die Gründung des Vereins Supply Chain Intelligence Institute Austria verkündet, Akronym Ascii, ein gewisser Insiderschmäh für Informatiker. (Heiterkeit des Bundesrates Schreuder.)

Dieser Verein zur Erforschung und Nutzbarmachung von Lieferkettendaten wird vom Complexity Science Hub Vienna, dem Logistikum der Fachhochschule Oberösterreich, dem Verein Netzwerk Logistik und dem Wirtschaftsforschungs­institut getragen. Ihr Bundesministerium stellt 7,5 Millionen Euro, das Land Oberösterreich stellt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, für fünf Jahre, insgesamt sind das also 10 Millionen Euro. Anhand dieser Millionenbeträge, die in den kommenden Jahren von Bund und Land Oberösterreich an dieses Institut fließen, stellen sich viele Fragen. Es wurden diesbezüglich parlamentarische Anfragen eingebracht, eine von uns, eine von der SPÖ.

Eine wichtige Frage einmal auszugsweise – Sie müssen das eh demnächst beant­worten –: Da das Institut nicht etabliert ist, kann es sich ja nicht an euro­päischen Ausschreibungen beteiligen. Diese müssten dann aber über eine gelis­tete Einrichtung wie zum Beispiel das Wifo oder das IHS erfolgen. Daher stellt sich die Frage: Welche Gründe sprachen dafür, ein neu geschaffenes Institut zu fördern, anstatt das Forschungsprojekt samt Ausschreibung zu vergeben?

Trotz des an sich legitimen Ziels wirkt es nicht im Sinne von bestehenden Förder- und Vergabegesetzen, wenn die öffentliche Hand hinter den Kulissen eine Vereinskonstruktion bastelt, um diese an Vergaberegeln vorbei zur Erfüllung von Regierungsprojekten zu fördern. (Beifall bei der SPÖ.)


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Mit einer solchen intransparenten Vorgangsweise unterbindet die öffentliche Hand den Wettbewerb innerhalb der Forschung um solche Aufträge und bringt die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler um die Vorteile von Ausschreibungs­verfahren, nämlich ein Angebot mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Stattdessen werden in Hinterzimmern Günstlinge und die Höhe von Förderun­gen nach unbekannten Parametern bestimmt. In diesem Fall durfte noch ein Bundesland, nach Parteizugehörigkeit ausgewählt, mit ins Boot – und fertig war das neue Projekt.

Die Entscheidung zur Förderung dieses Vereins war völlig intransparent und ohne öffentliche Ausschreibung nach einer geeigneten Forschungsgruppe für dieses Projekt.

Durch diese Vorgangsweise versuchen sich der Bund und das Bundesland Oberösterreich kritischen Fragen zu entziehen. Schließlich kommt dazu, dass bei Förderungen kein Leistungsvertrag abgeschlossen wird und somit auch im Fall fehlender Ergebnisse keine Konsequenzen gezogen werden können. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.13


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Zur Abgabe einer abschließenden Stellungnahme hat sich nochmals der Herr Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm und darf ihn bitten, die Redezeit von 5 Minuten nach Möglichkeit einzuhalten. – Danke schön.


10.13.15

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Ich möchte nicht wiederholen, was ich schon gesagt habe, möchte aber noch einen Satz ergänzen, weil in einer der Reden erwähnt wurde, dass wir in Österreich nur einen Produktionsstandort für Medikamente haben.


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Ich nutze die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass das natürlich nicht stimmt. Die österreichische Life-Science-Branche macht einen Umsatz von 25 Milliarden Euro für Österreich. Es sind 60 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Das Werk in Kundl, das demnächst, soweit ich weiß, zwei Inhaber haben wird, ist natürlich ein wichtiges Werk, aber es gibt auch in Wien Produktionsstätten, in vielen anderen Bundesländern Produktionsstätten, die gerade alle auch weiter investieren und die Medikamentenproduktion sowie die Produktion von Wirk­stoffen, von Grundlagen für Medikamente, intensivieren.

Wir sind in Österreich eines jener Länder, die die stärkste Industrie in diesem Bereich haben, und zwar nicht nur in der Produktion, sondern – ganz, ganz wichtig – auch in der Forschung. In Wien, in der Seestadt Aspern, wird gerade von einem Unternehmen ein neuer Forschungscampus gebaut, der hoffentlich auch bald in Betrieb gehen kann. Das ist also eine sehr, sehr aktive Industrie, die sowohl hoch qualifizierte Arbeitsplätze schafft als natürlich auch – ganz wich­tig – eine gewisse strategische Autonomie für Österreich im Bereich Medikamente schafft. Es ist, glaube ich, wichtig, darauf hinzuweisen, damit das nicht unwider­sprochen bleibt. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.14


Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesminister.

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

10.14.54Einlauf und Zuweisungen


Präsident Günter Kovacs: Hinsichtlich der eingelangten und verteilten Anfragebeantwortungen,

der Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt des Bundeskanzlers und von Mitgliedern der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union,


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jener Verhandlungsgegenstände, die gemäß Art. 42 Abs. 5 Bundes-Verfassungs­gesetz nicht dem Mitwirkungsrecht des Bundesrates unterliegen,

verweise ich auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.

Ebenso verweise ich hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegen­stände und deren Zuweisungen im Sinne des § 19 Abs. 1 der Geschäftsordnung auf diese gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung im Sitzungssaal verteilte Mitteilung, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangt sind:

1. Anfragebeantwortungen

(Anlage 1) (siehe auch S. 11)

2. Aufenthalt eines Mitgliedes der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union

Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt von Herrn Bundes­minister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. von 7. bis 11. Juni 2023 in Frankreich, wobei seine Angelegenheiten im Bundesrat Herr Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher wahrnehmen wird (Anlage 2)

Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt von Herrn Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner am 7. (nachmittags) und 8. Juni 2023 in Luxemburg, wobei seine Angelegenheiten im Bundesrat Frau Bundes­ministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner wahrnehmen wird (Anlage 3)


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Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt von Herrn Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc von 7. (nach dem Ministerrat) bis 11. Juni 2023 in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union, wobei seine Angelegen­heiten im Bundesrat Frau Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm wahrnehmen wird (Anlage 4)

3. Eingelangte Verhandlungsgegenstände, die gemäß Art. 42 Abs. 5 B-VG nicht dem Mitwirkungsrecht des Bundesrates unterliegen

Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3231/A und 2020 d.B.)

Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3232/A und 2022 d.B.)

B. Zuweisungen

1. Gesetzesbeschlüsse (Beschlüsse) des Nationalrates

(siehe Tagesordnung)

2. Vorlagen der Bundesregierung oder ihrer Mitglieder

Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-821-BR/2023)

zugewiesen dem Ausschuss für Wissenschaft und Forschung

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Präsident Günter Kovacs: Eingelangt sind und den zuständigen Ausschüssen zugewiesen wurden jene Beschlüsse des Nationalrates, die Gegenstand der heutigen Tagesordnung sind.

Die Ausschüsse haben ihre Vorberatungen abgeschlossen und schriftliche Ausschussberichte erstattet.

Ich habe die zuvor genannten Verhandlungsgegenstände sowie den Ent­schließungsantrag 377/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamentenengpässe“ auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellt.

Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Günter Kovacs: Aufgrund eines mir zugekommenen Vorschlages beabsichtige ich, die Debatte über die Tagesordnungspunkte 1 und 2, 8 und 9 sowie 11 und 12 jeweils unter einem zu verhandeln.

Erhebt sich dagegen ein Einwand? – Das ist nicht der Fall.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

10.16.281. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungsgesetz und das Arbeits- und Sozialgerichts­gesetz geändert werden (2031 d.B. und 2038 d.B. sowie 11241/BR d.B.)


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2. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird (3318/A und 2039 d.B. sowie 11242/BR d.B.)


Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen nun zu den Tagesordnungspunkten 1 und 2, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Berichterstatterin zu den Punkten 1 und 2 ist Frau Bundesrätin Mag.a Christine Schwarz-Fuchs. – Ich bitte um die Berichte.


10.17.06

Berichterstatterin Mag. Christine Schwarz-Fuchs: Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich bringe den Bericht des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungs­gesetz und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

Ich bringe weiters den Bericht des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher wiederum gleich zur Antragstellung.


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Der Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz stellt nach Beratung der Vorlage einstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Andrea Michaela Schartel. – Bitte sehr.


10.18.36

Bundesrätin Andrea Michaela Schartel (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Herr Minister! Bevor ich auf die Tagesordnungspunkte 1 und 2 eingehe, möchte ich gerne noch etwas zu Frau Kollegin Huber sagen, die natürlich als Steirerin – verstehe ich – das Thema Lieferketten – wir wissen, die Steiermark ist ein Autocluster – sehr verteidigt. Sie hat aber ganz vergessen, dass es genau die jungen steirischen Grünen und die Vorläufer der Letzten Generation waren, die im Vorjahr das Hauptwerk Magna Steyr durch Blockaden der Lkw-Ein- und Zufahrten einen halben Tag lang blockiert haben, was dem Unternehmen meh­rere 100 000 Euro Schaden gebracht hat. – So viel also zu Ihrer Zwei­­glei­sigkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir verhandeln jetzt zwei Tagesordnungspunkte, wobei zuerst auch die Adaptierung des Gesetzes bezüglich Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten bei den Kündigungsfristen dabei gewesen wäre – das ist jetzt zurückgezogen.

Ich muss wirklich sagen: Ich finde, das Gesetz war ein gutes und es war richtig und wichtig, aber ich kann Ihnen nur aus der Praxis sagen, Herr Bundesminister, dass es mittlerweile leider schon sehr, sehr viele Kollektivverträge gibt, die Unternehmen mit irgendwelchen speziellen Zusatzdingen dann wieder als Saiso­nalbetriebe behandeln und dadurch eh von dieser Gleichstellung ganz weit weg sind.


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Beim zweiten Gesetz geht es eigentlich um die Adaptierung der bestehenden Kurzarbeit, dass man sagt, die Coronakurzarbeit als solche ist jetzt ausgelaufen und man geht wieder zu den ursprünglich neuen Bedingungen zurück und verkürzt praktisch die Beobachtungszeit von fünf auf vier Monate. Bezüglich der Kündigungsfristen wäre es aber vielleicht doch vernünftig, diese wieder so herzustellen, wie es ursprünglich im Gesetz 2017 angedacht war. (Beifall bei der FPÖ.)

10.20


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Nun ist Frau Bundesrätin Alexandra Platzer zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Bundesrätin.


10.20.39

Bundesrätin Alexandra Platzer, MBA (ÖVP, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseher! Ich darf mich jetzt kurz zu Tagesordnungspunkt 2 äußern. Da geht es um das Thema Kurzarbeit. Während der Pandemie haben wir ja die Kurzarbeitsregelung ausgeweitet; gerade am Höhepunkt der Pandemie war das für uns alle sehr wichtig. Da war auch die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ausgesprochen gut. Wir konnten durch die großzügige Kurzarbeitsregelung die Jobs von mehr als 1,3 Millionen Menschen in 116 600 Betrieben retten.

Jetzt ist es an der Zeit, diese Ausweitung in eine Regelkurzarbeit umzuwandeln und wieder zum Normalzustand zurückzukommen – wobei zu sagen ist, dass Kurzarbeit im Allgemeinen ja für kein Unternehmen ein Normalzustand ist, sondern einfach eine Notwendigkeit, aus welchen Gründen auch immer, die mit Sicherheit nicht leichtfertig getroffen wird. Diese Arbeitsplätze müssen natürlich auch weiterhin in solchen Situationen abgesichert werden.

Damit die Umstellung nicht von heute auf morgen passiert, werden wir die dazugehörigen Regelungen und Richtlinien, die eigentlich bis Juni 2023 gültig


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sind, nun mit Ende September 2023 beenden, damit wir mit 1. Oktober wieder zum Regelzustand zurückkommen können. Derzeit befinden sich noch circa 382 Mitarbeiter in Burgenland und zum Beispiel zwölf Mitarbeiter in Vorarlberg in Kurzarbeit.

Ein wesentlicher Eckpunkt der Änderung ab 1. Oktober ist zum Beispiel, dass die Berechnung der Kurzarbeit von einem Differenzmodell auf ein Pauschalmodell umgestellt wird. Für dieses Pauschalmodell gilt, dass erstens zur Berechnung der Kurzarbeit ein fiktiver Arbeitslosenstundensatz zuzüglich der Sozialversiche­rungskosten pro Ausfallsstunde herangezogen wird, zweitens die zusätzlichen Dienstgeberförderungen zur besonderen Sozialversicherungsbeitragsgrundlage zukünftig erst ab dem vierten Monat gewährt werden und drittens auch noch der Ersatz an die Unternehmen, der sich auf die Krankenstandstage bezogen hat, nicht mehr als Ausfallszeit anerkannt wird.

Ein wesentlicher Punkt, der für unsere Unternehmer und auch für die Mitar­bei­ter sehr wichtig ist, ist natürlich, dass Schulungsmöglichkeiten während der Kurzarbeit gefördert werden. Für die Mitarbeiter ist es wichtig, dass sie sich weiter qualifizieren und die Zeit somit auch optimal nützen können. Wie schon gesagt, Kurzarbeit wird ja ohnehin nicht leichtfertig eingesetzt, aber durch die Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen entsteht eine Win-win-Situation, das heißt, der Mitarbeiter verliert seinen Job nicht, kann sich darüber hinaus noch weiter qualifizieren, kann die Chancen für mehr Qualifikationen nutzen und somit vielleicht aufsteigen und der Unternehmer verliert keinen guten Mitar­beiter, also das Wissen und die Expertise bleiben im Unternehmen. Daher ist dies eine Win-win-Situation für alle. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen. – Bundesrätin Schumann: ... Sozialpartner!)

10.24


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.Claudia Arpa. – Bitte sehr, Frau Bundesrätin.



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10.24.16

Bundesrätin Mag. Claudia Arpa (SPÖ, Kärnten): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Bundesräte! Werte Zuhörende hier im Saal und auch zu Hause! Geschätzter Herr Minister! Auch ich spreche zu beiden Tagesordnungspunkten.

Ich beginne mit dem Gesetzesvorschlag zur Umsetzung der EU-Richtlinie. Darin werden ja die Vorschriften über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Fall grenzüberschreitender Umwandlungen, Verschmelzungen und Spaltungen von Kapitalgesellschaften im Arbeitsverfassungsgesetz nachvollzogen. Warum wurde denn das notwendig? – Wir haben es ja heute auch schon in der Aktuellen Stunde im Zusammenhang mit den verschiedenen Lieferketten gehört: Die zuneh­mende internationale Verflechtung der Wirtschaft, aber auch grenzüber­schreitende Fusionen erfordern eine Entwicklung multinationaler Gesetze, damit auch die Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit dieser Entwicklung Schritt halten.

Dabei spielen insbesondere unsere Betriebsrätinnen und Betriebsräte eine große Rolle – ich bedanke mich an dieser Stelle auf das Herzlichste, denn das ist wichtig: Danke schön! (Beifall bei der SPÖ.) Mit ihrer Beteiligung tragen sie näm­lich ganz wesentlich zur Arbeitsplatzsicherheit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei, auf der anderen Seite sind sie aber auch ein wichtiger Faktor bei Umstrukturierungen und Fusionen. Sie verhandeln den Schutz der Arbeitsplätze, sorgen für Stabilität und Sicherheit, und dies vor allem in sehr bewegten Zeiten, wie wir alle wissen.

Geschätzte Damen und Herren! Eine integrative Entscheidungsfindung, bei der die Stimmen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehört werden, fördert natürlich auch eine Kultur der Innovation und der Produktivität in multinatio­nalen Unternehmen, denn zum einen liefern Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­mer wertvolle Inputs und Ideen, weil sie unterschiedliche Sichtweisen der


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Belegschaft vertreten, und zum anderen entwickeln sich durch diese Einbezie­hungen auch neue Geschäftsstrategien für die Unternehmen – diese Win-win-Situation wurde vorhin ja angesprochen.

Uns Sozialdemokrat:innen ist natürlich die Harmonisierung der Arbeitneh­mer:in­nenrechte wichtig – immer zum Wohle der Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmer –, denn nur solche multinationalen Gesetze fördern eine gerechtere und einheitlichere Behandlung der Arbeitnehmer:innen in dieser heutigen sehr globalisierten Geschäftswelt. Gerade die EU-Rechtsvorschriften über Arbeitneh­mer:innenrechte, insbesondere über die Mitbestimmung von Betriebsräten in multinationalen Unternehmen, wie das Recht auf Mitwirkung im Aufsichtsrat und bei der Festlegung des Schwellenwerts bei Unternehmer:innen, wirken sich in diesem Zusammenhang einfach positiv aus.

Somit spielt dieses Mitspracherecht und dieses Miteinander mit den Arbeit­nehmer:innen bei Entscheidungsprozessen einfach eine wichtige Rolle und fördert ein innovatives und demokratischeres Arbeitsumfeld. Dieser Schritt war einfach dringend notwendig und diesen befürworten wir auch. (Vizepräsident Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Noch zu TOP 2 betreffend das Thema Kurzarbeit – da hat die Kollegin vorhin ja schon einiges sehr gut und intensiv ausgeführt –: Ich möchte hier noch einmal unterstreichen, dass diese Kurzarbeit ein Akt der sozialpartnerschaft­lichen Mitbestimmung war. Das ist wirklich etwas, bei dem ich darauf hinweise, dass das ein guter Schritt ist, weil es einfach wichtig ist, wirksame Lösungen für die Herausforderungen zu finden, die Unternehmen und auch der Arbeitsmarkt in diesen stark bewegten Zeiten hatten. Das war in der Pandemie wirklich eine Notwendigkeit.

Die Kurzarbeitsregelung hat in Österreich erfolgreich dazu beigetragen, das Einkommen der Menschen zu erhalten und sicherzustellen. Ich weiß auch nicht, wie es Ihnen gegangen ist, aber manche Menschen waren ja von einem Tag auf


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den anderen in der Situation, plötzlich vor dem Nichts zu stehen, möglicherweise ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

Die Sache ist natürlich die: Alles, was es an Zahlungen gab, was auch immer da auf die Menschen zugekommen ist, war wirklich ein großer Brocken, und deswegen bedanke ich mich dafür, dass es gute Lösungen gegeben hat, denn es kann ja niemand etwas dafür, wenn plötzlich unverschuldet weniger Einkommen da ist. Es gibt immer Herausforderungen, wo wir in der Politik einfach gute Lösungen anbieten müssen. Dafür sage ich noch einmal herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.) – Danke schön.

Wir haben es ja vorhin schon gehört: Wir werden das Arbeitsmarktservicegesetz dahin gehend ändern, dass der Kurzarbeitszuschuss bis September 2023 verlängert wird, um so den Übergang zur ursprünglichen Regelung bis Okto­ber 2023 zu ermöglichen.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass es in Österreich – das sage ich jetzt wirklich aus Sicht einer Mutter von drei Kindern und für viele Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer oder für die Menschen hier im Lande – eine massive Teuerung gibt. Ich appelliere wirklich an die Regierung: Bitte nehmen Sie unsere Vorschläge auf und schauen Sie, dass wir die Inflation in den Griff bekommen und dass wir die Maßnahmen zur Deckelung der Mieten und der Energiepreise endlich umsetzen! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.29


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste gelangt Frau Bundesrätin Dipl.-Ing. Maria Huber zu Wort. – Bitte, Frau Kollegin.


10.29.40

Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben von meinen Vorrednerinnen schon ausführlich gehört,


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worum es bei den ersten beiden Tagesordnungspunkten heute geht, darum möchte ich mich kurz halten.

Zum ersten Tagesordnungspunkt, den Bestimmungen zur Umsetzung von EU-Richtlinien im Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Umwandlung, Verschmelzung und Spaltung von Kapitalgesellschaften: Es geht darin – ganz richtig – um das Mitbestimmungsrecht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­mer in den betroffenen Unternehmen. Es geht darum, diese zu sichern, wenn es grenzüberschreitend zu Umwandlungen, Verschmelzungen und Spaltungen von Kapitalgesellschaften kommt, und ganz einfach auch darum, dass Arbeitneh­mer:innen auch weiterhin in den Aufsichtsräten der Unternehmen vertreten sind, wenn beispielsweise durch eine Verschmelzung ein neues Unternehmen entstanden ist.

Dazu beschließen wir heute Änderungen im Bereich des Arbeitsverfassungs- und des Arbeits- und Sozialgerichtsgesetzes. Es geht dabei natürlich auch darum, dass festgelegt wird, wo der Gerichtsstand ist, nämlich am Sitz des durch einen Verschmelzungsprozess neu entstandenen Unternehmens.

Unter dem zweiten Tagesordnungspunkt – das hat Kollegin Platzer auch schon sehr schön ausgeführt – beschließen wir heute das Auslaufen der Corona­kurzarbeit mit September 2023. Als Unternehmerin, muss ich sagen, kann ich mich noch sehr gut an den März 2020 erinnern. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir unsere gesamte Belegschaft in unserer Fertigungshalle versammelt haben, um ihnen mitzuteilen, dass wir als Erstmaßnahme den Betrieb für zwei Wochen stilllegen möchten, um zu schauen, wie sich die Situation in Österreich weiter entwickelt. Das ist ein kleines Familienunterneh­men, und ich kann Ihnen versichern, das war keine leichte Entscheidung für uns, weil zu diesem Zeitpunkt ja auch niemand wusste, wie sich das Pandemie­geschehen weiter entwickeln würde, und trotzdem hatten wir ja auch Aufträge abzuwickeln, Liefertermine einzuhalten, und wir wollten selbstverständlich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehungsweise deren Angehörige in keiner Form gefährden.


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Die rasche Einführung der Coronakurzarbeit war für mich deshalb auch wirk­lich ein Beispiel dafür – und auch dafür möchte ich mich an dieser Stelle bedanken –, wie gut die Sozialpartnerschaft in Österreich funktioniert. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Das war für viele Unternehmen in Österreich während der Pandemie eine enorme Erleichterung, alleine zu wissen, dass man, falls es zu unvorhergesehe­nen Schwierigkeiten im Zuge der Pandemie oder der weltweit strauchelnden Lieferketten – wir haben das heute schon mehr als ausführlich gehört – kommt, jederzeit rasch auf dieses Instrument zurückgreifen kann, weil es im Gegensatz zu anderen Kurzarbeitsmodellen davor ja auch möglich war, rückwirkend eine Antragstellung zu machen.

Die bisherige Coronakurzarbeitsregelung, die sich in der Krise bestens bewährt hat, läuft mit Ende September aus, ab Anfang Oktober gelten wieder die Kurzarbeitsregelungen aus der Zeit von vor Corona. Ich bitte um Ihre Zustim­mung. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

10.33 10.33.10


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen dazu liegen mir nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Ich sehe, das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen somit zur Abstimmung, wobei die Tagesordnungspunkte getrennt abgestimmt werden.

Wir kommen zunächst zum Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungsgesetz und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu


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erheben, um ein Handzeichen. – Ich stelle die Stimmenmehrheit fest. Der Antrag ist somit angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarkt­servicegesetz geändert wird.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Ich stelle die Stimmenmehrheit fest. Der Antrag ist somit angenommen.

10.34.153. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz und das Gesundheits- und Kranken­pflegegesetz geändert werden (2030 d.B. und 2037 d.B. sowie 11236/BR d.B.)


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen nun zum 3. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Isabella Kaltenegger. – Ich bitte um die Berichterstattung.


10.34.34

Berichterstatterin Ing. Isabella Kaltenegger: Ich bringe den Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Wirtschaftsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben. – Danke schön.



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Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke für die Berichterstattung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Präsident Günter Kovacs. – Bitte, Herr Kollege.


10.35.10

Bundesrat Günter Kovacs (SPÖ, Burgenland): Wir verhandeln jetzt TOP 3, den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai, wie wir gerade gehört haben. Die vorliegende Sammelgesetznovelle BAG und GuKG schafft die rechtliche Grund­lage für die Einführung von Lehrberufen in den Pflegeassistenzberufen: eine dreijährige Ausbildung zur Pflegeassistenz und eine vierjährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz.

Wir lehnen die Ausbildung zu den Pflegeassistenzberufen als Lehrberuf ab, weil es ausreichende Alternativen gibt. Ein weiteres Ausbildungsmodell für Pflegeassistenzberufe ist nicht sinnvoll, da die bestehenden Strukturen schon ausreichende Alternativen vorsehen. Es gibt bereits jetzt für die Zielgruppe Pflege ab 14 die Möglichkeit, nach Abschluss der allgemeinen Schulpflicht Fachschulen mit Schwerpunkt Gesundheit oder Soziales zu besuchen, um die Zeit bis zur klassischen Pflegeassistenz- oder Pflegefachassistenzausbildung zu überbrücken, wobei die erworbenen Kenntnisse auf eine weitere Ausbildung angerechnet werden.

Der zweite Punkt: Es gibt keine Durchlässigkeit. Bei der vorliegenden Pflege­lehre sind keine Modalitäten der Durchlässigkeit und der Anrechnung vorgesehen (Bundesrat Kornhäusl: Das stimmt nicht! Das ist nicht wahr!), um einen Umstieg zwischen dieser Ausbildungsform zu ermöglichen. Das heißt, wer die Ausbildung zur Pflegefachassistenz nicht schafft, kann nicht auf Pflegeassistenz umsteigen. Das Ziel muss aber eindeutig sein, Ausbildungsabbrüche zu verhin­dern.

Immer wieder wird das Schweizer Modell als Vorbild genannt, immer wieder wird diese Pflegeausbildung der Schweiz als Vorbild herangezogen: Dieses seit


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2004 bestehende Ausbildungsmodell unterscheidet zwischen einer dreijährigen Lehre zur:zum Fachfrau:Fachmann Gesundheit und einer zweijährigen Alter­native der Ausbildung zum Assistenten Gesundheit und Soziales. Dabei können die Jugendlichen bereits im Alter von 15 Jahren mit der Ausbildung starten. Andere Startwege in der Pflege sind im Unterschied zu Österreich nicht möglich. Ihr Abschluss ermöglicht einen verkürzten Zugang zur Diplomausbildung. Diesem Modell wird eine hohe Drop-out-Rate zugeschrieben, so soll drei Jahre nach dem Lehrabschluss nur noch ein Drittel der Ausgebildeten in diesem Beruf auch tätig sein.

Zum Punkt billige Arbeitskräfte: Der Mehrwert der vorgeschlagenen Lehrberufe ist nicht ersichtlich, dauern diese noch jeweils zwei Jahre länger als die klas­sischen Ausbildungen: zwei Jahre bei der Pflegeassistenz und zwei Jahre bei der -fachassistenz. Die Vermutung liegt nahe, dass junge Menschen als billige Arbeitskräfte über einen längeren Zeitraum ins System gebracht werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein wesentlicher Punkt ist auch die Ökonomisierung der Pflege. Problematisch bei der Schaffung der Pflegelehrausbildung ist auch, dass Lehrberufe in der Regel von Vertretungsorganen der Wirtschaft strukturiert und organisiert werden, und gerade in Zeiten einer zunehmenden Ökonomisierung der Gesund­heits- und Pflegeversorgung ist das ein falsches Signal. Diese unbedingt zu kritisierende Ökonomisierung kommt beispielsweise darin zum Ausdruck, dass nur zwei Mitglieder der Prüfungskommission für die Lehrabschlussprüfungen über eine entsprechende pflegerische Expertise verfügen müssen. Diese Nichtberücksichtigung beziehungsweise Außerachtlassung der notwendigen Fachexpertise in der Prüfungskommission steht im Widerspruch zu den hohen Anforderungen an das Berufsbild.

Zum Standard in den Berufsschulen: Wenn Berufsschulen Pflegeassistenz­ausbildungen anbieten, müssen sie ganz klar auch die Standards der Gesundheits- und Krankenpflegeschulen erfüllen. Das ist auch nicht erkennbar. Im vorliegenden Entwurf findet sich kein Lehrplan der Berufsschulen. Dies


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müsste jedoch genau geprüft werden, insbesondere ist zu prüfen, ob alle Inhalte erfüllt werden.

Personalmangel für die Ausbildung: Mit der Einführung der Lehrberufe für die Assistenzberufe kann eine qualitativ hochwertige Betreuung von Lehrlingen im laufenden Betrieb in mehrfacher Hinsicht nicht sichergestellt werden. Es ist nicht möglich, eine zusätzliche Gruppe an Auszubildenden im Akutbereich praktisch anzuleiten, durch den Ausbau an Ausbildungsplätzen und der Koope­ration im Rahmen der HBLA-Schulen sind die Praktikumskapazitäten erschöpft. Die Qualität der praktischen Anleitung ist sehr wichtig, und daher kann die Zahl der Praktikant:innen in den einzelnen Bereichen nicht einfach erhöht werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich komme zum Personalaufwand: Der Personalaufwand im Rahmen der Anleitung von Auszubildenden ist sehr groß und wird neben der Patienten­ver­sorgung hauptsächlich durch den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege durchgeführt. Es ist den Mitarbeiter:innen in den bestehenden Strukturen nicht zumutbar, eine weitere Gruppe Auszubildender mit unter­schiedlichen Anforderungen anzuleiten. (Bundesrat Kornhäusl: Das ist von vorn­herein alles schlecht, oder!?)

Ein zentrales Element jeder erfolgreichen Lehre ist ein geeigneter Ausbildner mit facheinschlägiger Ausbildung. Neben der fachlichen Qualifikation erfordert die Tätigkeit als Lehrausbildner auch eine pädagogische Expertise. Aufgrund des generellen Personalmangels stehen im Pflegebereich nicht die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, um Personal entsprechend den Anforderungen an Lehrlingsausbildner:innen auch qualifizieren zu können.

Weiters zur besonderen Fürsorgepflicht: Der Lehrbetrieb hat allen Lehrlingen gegenüber einer besonderen Fürsorgepflicht nachzukommen. Lehrlinge fallen unter anderem aufgrund ihres Alters unter die besonders schutzwürdigen Berufsgruppen. Die erhöhte Fürsorgepflicht steht aber im Widerspruch zu diver­sen Gefahrensituationen, in die ein Lehrling – vorrangig Minderjährige – durch


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die praktische Ausübung von Tätigkeiten in der Pflege unverschuldet gelangen kann.

Lehrlinge unterliegen darüber hinaus, solange sie minderjährig sind, einer stren­gen Arbeitszeitregelung. Auch da kann die Einhaltung der gesetzlich vorge­schriebenen Arbeitszeitregelung zum Beispiel beim Einsatz in der mobilen Haus­krankenpflege nicht garantiert werden.

Dann: fehlende Ausbildungsvorschriften. Ein weiterer Faktor sind das sehr vage gehaltene Berufsbild beziehungsweise die fehlenden Ausbildungsvor­schriften. Es ist nicht erkennbar, welche Kompetenzbereiche zu welchem Zeit­punkt innerhalb der Lehrlingsausbildung absolviert sein müssen und wie sich das mit Beschränkungen hinsichtlich Minderjährigkeit oder Arbeitszeitregelung vereinbaren lässt.

Ich darf aber seitens unserer Fraktion noch folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Günter Kovacs, Kolleginnen und Kollegen betreffend „endlich wirksame Maßnahmen gegen den Pflegepersonalmangel setzen“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Finanzen werden aufgefordert, umgehend Maß­nahmen zur Verbesserung der Personalsituation im Pflegebereich zu ergreifen. Insbesondere muss eine echte Ausbildungsreform angegangen werden, indem die Ausbildung zu einem Pflegeberuf, ähnlich anderen Ausbildungen (z. B. Polizei), durch echte Entlohnung attraktiviert und eine Arbeitsplatzgarantie nach der Ausbildung geschaffen wird. Die Ausbildungsplätze müssen aufgestockt und kostenfrei gestellt werden. Zusätzlich müssen weitere finanzielle Mittel für


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höhere Entlohnung und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal zur Verfügung gestellt werden.“

*****

Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

10.42


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Der Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dr. Kornhäusl. – Bitte, Herr Kollege.


10.42.27

Bundesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl (ÖVP, Steiermark): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Gäste hier im Hohen Haus! Sehr geehrte Damen und Herren via Livestream! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident, lieber Günter, ich muss sagen, ich kann die Gedanken, die ich mir gemacht habe, eigentlich wegwerfen, weil ich jetzt auf jeden einzelnen deiner Punkte eingehen kann und werde. Bei allem Verständnis, dass die letzten Stun­den und Tage speziell für dich und die burgenländische Sozialdemokratie und große Teile der Sozialdemokratie verstörend, paralysierend waren (Bundesrätin Hahn: 37 Sekunden hast du gebraucht!), aber hier so eine Rede abzuliefern, Günter, in der alles kurz und klein gehämmert wird und alles schlechtgeredet wird, das verstehe ich wirklich nicht (Bundesrätin Schumann: Wir sind halt nicht für die Pflegelehre! Das ist halt so!) – bei allem Verständnis für eure Ausnahmesituation. (Beifall bei der ÖVP.)

Kollege Babler ist jetzt nicht hier – dafür habe ich irgendwo auch Verständnis, der hat jetzt andere Aufgaben. Ich kann nur hoffen, dass es in eurer Partei endlich wieder zur Ruhe kommt (Zwischenruf der Bundesrätin Gerdenitsch), denn ich muss ganz ehrlich sagen: Das, was da jetzt präsentiert worden ist, kann


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man so nicht stehen lassen. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Arbeitet selber in einem Spital! Fragt einmal die Pflegekräfte, was sie zur Lehre sagen!)

Das kann man vor allem so nicht stehen lassen, denn, liebe SPÖ, über zehn Jahre, von 2007 bis 2017, habt ihr den Gesundheitsminister gestellt, habt ihr den Sozialminister gestellt. Und ja, da haben wir auch gute Sachen zustande gebracht – ich denke da an den Pflegefonds –, aber sich heute hierherzustellen und zu sagen: Das ist schlecht, das ist schlecht, das ist schlecht!, obwohl man über zehn Jahre – und insgesamt waren es noch viel mehr – in dieser Position Verantwortung getragen hat (Bundesrätin Hahn: Auf die Patientenmilliarde warten wir heute noch!), das ist ein bisschen wenig, liebe SPÖ. Das ist ein bisschen wenig! (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Hahn: Wo ist denn die Patientenmilliarde, die ihr uns versprochen habt?)

Da fällt mir auch spontan der von mir wirklich hoch geschätzte ehemalige Bundes­minister – Gott hab ihn selig! – Rudolf Hundstorfer ein, den ich in der Zusam­menarbeit wirklich geschätzt habe – damals noch in der Ärztekammer und er als Sozialminister (Bundesrätin Grimling: Nein, nein, nicht ... Hundstorfer reden!) –, der damals schon die Pflegeberufe auf die Mangelliste hat setzen lassen. Damals war das schon bekannt! Heute so zu tun, als hättet ihr das nicht gewusst – da, das muss ich ganz ehrlich sagen, würde ich mich schämen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwi­schenrufe der Bundesrätinnen Hahn und Grimling.)

Gehen wir die einzelnen Punkte aber durch, denn es ist mir schon wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen, dass auch unsere Gäste hier und die Menschen vor dem Livestream die Wahrheit erfahren: Du hast von der Durch­lässigkeit gesprochen, lieber Günter. Es mag sein, dass es für dich im Geset­zestext zu wenig herauskommt, aber bitte wir schreiben gerade an der Ausbildungsordnung, und darin wird ganz klar festgelegt – und ich darf jetzt unseren Bundesminister anschauen, der das dann nämlich auch noch bestätigen wird (Bundesminister Kocher nickt zustimmend) –, dass es natürlich eine Durchlässigkeit nach oben und nach unten gibt, wenn ich draufkomme, die vierjährige Ausbildung ist nichts für mich, ich würde lieber die dreijährige


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machen. Es stimmt einfach nicht, dass die Durchlässigkeit nicht gegeben ist! Das ist ein Schnellschuss, einmal so hinausgeblasen, ohne dass ihr überhaupt die Ausbildungsordnung kennt. – Punkt eins. (Beifall bei der ÖVP.)

Punkt zwei, weil die hohe Drop-out-Rate in der Schweiz angesprochen wurde: Liebe Freunde von der SPÖ, ihr müsst die Dinge zu Ende lesen. So, wie ihr zu Ende rechnen solltet (Heiterkeit und Beifall bei Bundesrät:innen der ÖVP – Ah-Rufe bei der SPÖ), müsst ihr auch zu Ende lesen. Warum? – 4 500 Lehrlinge im Jahr schließen in der Schweiz die Pflegelehre ab. 80 Prozent bleiben im Beruf. Und was hat es mit dieser Drop-out-Rate auf sich? – Die kommt dadurch zustande, dass sich junge Menschen aufschulen lassen; insgesamt bleiben aber 80 Prozent im Beruf! Da also von einer hohen Drop-out-Rate zu reden ist einfach ein Zeichen eines mangelnden Zahlenverständnisses. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Oh Gott! – Bundesrätin Schumann: Noch einmal, ...!)

Quod erat demonstrandum!, muss ich in diesem Zusammenhang sagen. (Bundesrätin Schumann: Ja, quod erat – jetzt sind wir Lateiner geworden! – Ruf bei der SPÖ: Jetzt muss er das große ... raushängen! Quod licet Iovi, non licet bovi!)

Seit 2006 gibt es in der Schweiz diesen Beruf, und er ist mittlerweile der drittbeliebteste Lehrberuf in der Schweiz – was mich zum Thema Lehrberufe führt.

Weil der Kritikpunkt, fast schon die Anschuldigung kam, da gehe es um billige Arbeitskräfte: Liebe Sozialdemokratie, glaubt ihr und vertraut ihr nicht mehr der Sozialpartnerschaft? (Bundesrätin Schumann: Was?! – ..., das ist zu viel!) Sich als SPÖ hierherzustellen und zu sagen, dass ein Lehrling eine billige Arbeitskraft ist (Bundesrätin Schumann: Schauen wir einmal in die Gastronomie!) und sonst gar nichts – da muss ich sagen, das ist enttäuschend. (Beifall bei der ÖVP. – Bundes­rätin Schumann: Schauen wir einmal in die Gastronomie!)

Fast noch trauriger finde ich es, muss ich ganz ehrlich sagen, lieber Herr Präsident, Günter, dass du da gleich auflistest, warum diese Ausbildung so


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schlecht ist, bevor es noch die Ausbildungsordnung gibt, bevor sie überhaupt noch in den Pilotregionen gestartet ist und bevor, und das ist ein wesentlicher Punkt, es überhaupt eine wissenschaftliche Evaluierung gibt – denn es wird eine wissenschaftliche Evaluierung geben, und dann wird man sehen, wo man nach­schärfen kann und wo die Dinge gut laufen.

So viel jetzt zum Thema. Ich habe ja mit dem Sezieren der Ausführungen (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP) des Herrn Kovacs meine Redezeit fast verbraucht. (Bundesrätin Schumann: Dann hättest es lassen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben natürlich große Herausforderungen in der Pflege, und ja, wir haben große Personalengpässe in vielen Bereichen der Pflege. Die Gesundheit Österreich GmbH hat das in der Pflegepersonal­bedarfs­­prognose auch beziffert: Bis 2030 fehlen uns über 75 000 Pflegekräfte. Eines möchte ich in dem Zusammenhang schon auch sagen: Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass das aller Weisheit letzter Schluss ist (Bundesrätin Schumann: Na endlich!), natürlich ist das nicht alles, was wir brauchen, aber es ist ein wesentlicher Bestandteil, es ist ein Mosaikstein zu den vielen Maßnahmen, die schon gesetzt worden sind, und wir werden heute noch weitere Teile eines Pflegepakets verabschieden.

Wir haben auch in der Vergangenheit Pflegepakete verabschiedet. 570 Millionen Euro, liebe Kolleginnen und Kollegen, fließen allein in die Grundgehälter! Ich habe nie verstanden, warum unsere Gewerkschaft und eure Gewerkschaft – ich bin selbst Gewerkschaftsmitglied – das so zerrissen haben. (Bundesrätin Schumann: Weil ihr nicht alle Gruppen hineingenommen habt! – Bundesrätin Grimling: Herr Doktor, wo arbeiten Sie?) 570 Millionen Euro, das sind 285 Millionen Euro pro Jahr, sind 175 Euro pro Monat. Das ist eine Vorrückungsstufe. (Bundesrätin Grimling: Aber nicht für die Leute in der Küche!) Jetzt warten wir einmal den Finanz­ausgleich ab, da wird man natürlich schauen, dass man das in die Regel­finan­zierung überführt. (Zwischenruf des Bundesrates Schachner.)


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Horst Schachner, jetzt schaue ich bei aller Wertschätzung auch bewusst dich an: Wir – und in der Steiermark gibt es eine äußerst gut funktionierende Zusam­men­arbeit zwischen der ÖVP und der Sozialdemokratie – verhandeln gerade das S-II-Schema in der Pflege. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass es uns in der Steiermark gelingen wird (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling), ein modernes, schlagkräftiges und am Ende des Tages gut dotiertes Dienstschema zustande zu bringen. (Zwischenruf des Bundesrates Schachner.) Ich habe nicht verstanden, warum das so zerrissen worden ist.

Wir verabschieden heute die Pflegelehre, es ist schon gesagt worden, worum es geht; auch mein Kollege Ernest Schwindsackl wird noch einiges dazu sagen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist eine Maßnahme – es ist eine Maßnahme von vielen. Worum geht es denn am Ende des Tages? – Wir müssen junge Menschen wieder für die Pflege begeistern und dafür, in die Pflege einzutreten. Wir haben sie – das muss man leider Gottes sagen – durch die Akademi­sierung teilweise verloren, weil eben ein 17-Jähriger, 18-Jähriger bereits einen anderen Beruf ergriffen hatte und es schwierig war, ihn zurückzuholen. Diese Lücke zwischen dem 15. und 17., 18. Lebensjahr versuchen wir jetzt damit zu schließen.

Alles, was ich gerne hätte, ist, dass man sagt: Versuchen wir es! – Es ist eine Maßnahme, und es wird – auch das wird der Herr Bundesminister dann noch bestätigen – wissenschaftlich evaluiert, wie das bei vielen Lehrberufen der Fall ist. Wir haben über 200 Lehrberufe in Österreich. Österreich ist ein Vorzei­geland – wir waren erst im April auf einer Delegationsreise in Madrid –, auch was das anbelangt: das duale Bildungssystem, unsere Lehrberufe. Ganz Europa schaut neidvoll auf unser Österreich. (Bundesrätin Grimling: Aber nicht in der Pflegelehre! – Bundesrat Reisinger: Das soll so bleiben! Deshalb ...! – Bundesrat Spanring: Neidvoll ...!)

Am Ende des Tages – unsere Meinungen mögen da vielleicht etwas auseinander­liegen, das ist auch gut so, das ist einem jeden unbenommen –, worum geht


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es? – Punkt eins: junge Menschen für die Pflegeberufe zu begeistern. (Bundes­rätin Grimling: Aber nicht mit Lehrausbildung!)

Punkt zwei: Es geht um die Menschen in diesem Land, die Pflege benötigen, und um Entlastung von pflegenden Angehörigen. Das sollte unser aller Anspruch sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Daher freue ich mich auch auf Zustimmung vonseiten der Oppositionsparteien. (Bundesrätin Grimling: Ja, natürlich! Danke!) Ich würde mir wünschen, dass man da auch noch zusammenfindet.

Ich wünsche an dieser Stelle – ich weiß nicht, jetzt ist er, glaube ich, gerade nicht da – Kollegen Egger alles erdenklich Gute im Salzburger Landtag. Es ist heute sein letzter Auftritt hier im Bundesrat. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann. – Bundesrätin Grimling: Der wird schon noch reden! Das macht er selber! Das machen wir selber!)

Ich wünsche, auch wenn er nicht hier ist, Kollegen Babler alles Gute für seine neue Aufgabe. (Bundesrätin Schumann: Gut, da applaudieren wir! – Beifall der Bundesrätin Schumann.) Es ist eine Aufwertung für den Bundesrat, hätte ich gesagt, einen amtierenden Bundesparteivorsitzenden da zu haben (Bundesrat Spanring: Er ist ja nicht da! – Zwischenrufe bei der SPÖ) – soll uns nichts Schlech­teres passieren und soll euch nichts Schlechteres passieren, als dass in den Reihen der Sozialdemokratie wieder Ruhe einkehrt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Grimling: Das wird es, danke! – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Spanring.)

10.53


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Frau Fraktionsobfrau Korinna Schumann. – Bitte.


10.53.35

Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Fraktions­vorsitzender Kornhäusl! Sich am Thema der Pflegelehre abzuarbeiten war keine


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gute Idee, ich sage es ganz ehrlich. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Deine Meinung!)

Jene Argumente, die jetzt gebracht wurden, die unser Bundesrat Günter Kovacs gebracht hat, sind die Argumente der Gewerkschaft, sind die Argumente der Arbeiterkammer, und die wissen sehr wohl, wovon sie reden. (Bundesrat Kornhäusl: Deswegen müssen sie ja nicht richtig sein!)

Die Ablehnung der Pflegelehre geht über alle Fraktionen im gewerkschaftlichen Bereich. Das ist keine Frage der Sozialdemokratie oder der FCG, das ist es nicht, sondern alle in der Pflege sagen mit den verschiedensten Argumenten: Die Pflegelehre in dieser Form ist einfach keine gute Idee. (Bundesrat Kornhäusl: Breiter Konsens!)

Die Argumente wurden bereits genannt, aber ganz ehrlich: Ich will gar nicht Ihren Beruf ansprechen, aber Sie arbeiten in einem Spital. Ich habe ganz viel Kontakt mit Leuten, die im Spital arbeiten. (Bundesrat Kornhäusl: Ich auch! – Heiterkeit bei der ÖVP.) Haben Sie mit den Kranken- und Gesundheitsschwestern geredet? (Bundesrat Kornhäusl: Ja!) – Die sagen: Super, jetzt können wir auch noch Lehrlinge ausbilden, das ist das, was wir wollen! – Das glauben Sie doch nicht wirklich! (Bundesrat Kornhäusl: Die bilden gern aus!) – Das sagen sie nicht, die können nicht mehr, die sind am Limit, die haben keine Kraft mehr dafür. (Bundesrat Gfrerer: Einen besseren Vorschlag! – Bundesrat Kornhäusl: Dann bitte einen besseren Vorschlag! Es gibt noch nicht einmal eine Ausbildungsordnung!) Das geht gar nicht, das ist unmöglich, sie können nicht mehr! Fragen Sie Ihre Beschäftigten! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Natürlich geht es bei der Lehre auch um die Frage der billigen Arbeitskräfte. (Bundesrat Kornhäusl: Ein Lehrling ist ja keine billige Arbeitskraft! – Bundesrätin Miesenberger: ... Wertschätzung! – Bundesrat Kornhäusl: Das ist doch keine billige Arbeitskraft! – Bundesrätin Hahn: Ihr macht sie dazu!) Ganz ehrlich, so naiv kann man nicht sein, dass man nicht weiß, was in Lehrverhältnissen passiert. Ich lade


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Sie ganz herzlich ein: Reden Sie mit der Gewerkschaftsjugend! Reden Sie mit der Arbeiterkammer in der Beratung! Da gibt es x Fälle in verschiedensten Branchen.

Es gibt super Ausbildungsbetriebe, denen gehört unser Herz volle Länge, die bilden gute junge Leute aus, aber es gibt viele Betriebe, die nicht ganz verstan­den haben, worum es sich da handelt – besonders im Bereich der Gastronomie; es ist leider traurige Wahrheit. Da ist es so, dass Lehrlinge als billige Arbeits­kräfte gebraucht werden, und als Gewerkschaft hat man da immer ein bisschen Angst, das ist völlig verständlich.

Ganz ehrlich, Sie hebeln das duale Ausbildungsmodell aus, jenes, von dem Sie gerade gesprochen haben und von dem Sie gesagt haben, dass es so toll ist und sie uns überall so bewundern, weil das duale Ausbildungssystem auf die praktische Arbeit und gleichzeitig die Berufsschularbeit fokussiert ist. (Bundesrat Kornhäusl: Ja! – Zwischenruf der Bundesrätin Doppler.) So ist es, aber das ist in diesem Fall nicht gegeben, weil man in den zwei Jahren nicht am Patienten arbeiten kann. Sie hebeln das System damit aus.

Es ist halt Ihre Entscheidung. Sie können sagen, es ist super. (Bundesrat Kornhäusl: Es gibt noch nicht mal eine Ausbildungsordnung!) – Aber bitte, warum gibt es denn keine Ausbildungsordnung, wenn wir es jetzt schon beschließen? (Bundesrat Kornhäusl: Die ist gerade im Entstehen!) Sie geben mir ja selber das Argument. Wir als Sozialdemokratie sagen: Nein, das ist nicht der richtige Weg! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.)

Und zu sagen, dass wir als Sozialdemokratie in der Pflege nichts getan hätten, ist ja wohl das Allerärgste. (Bundesrat Kornhäusl: Habe ich eh gesagt: Pflegefonds! Habe ich erwähnt!) Der Pflegefonds, dass es überhaupt ein Pflegegeld gibt, dass es die Pflegekarenz gibt, dass es die Pflegeteilzeit gibt, das hat alles die Sozial­de­mokratie eingeführt. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ich meine, man kann sich die Leistungen anderer nicht ans Fähnchen heften, das ist ja lächerlich. (Bundesrätin Miesenberger: Ihr redet es schlecht!) Ganz ehrlich, so kann man in der Argumentation nicht vorgehen.

Einig können wir uns darin sein: Wir brauchen Menschen für die Pflege. Es muss ein besserer Arbeitsplatz werden, und in Spitälern ist auch das ganz wichtig: Wenn man einen Pflegebonus gibt, muss man halt alle miteinbeziehen. (Bundesrat Schachner: Genau!) Man kann nicht sagen: Ihr, die ihr in der Coronazeit in der Küche gestanden seid und wirklich gehackelt habt, dass die Türe nicht zugeht, bekommt jetzt keinen Bonus, und jene in der Reinigung, die für das Spital so wichtig sind, bekommen keinen Bonus! – Ihr habt es halt einfach nicht gut gemacht, so einfach ist das. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Spanring.)

Wir brauchen gute Leute in der Pflege. Abschließend – und ich glaube, darauf können wir uns, alle Fraktionen, einigen – sagen wir vielen Dank all jenen, die in der Pflege arbeiten und dort große Leistungen erbringen, über all unsere Debatten hinweg. Da wird Gutes geleistet. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie Bravoruf des Bundesrates Reisinger. – Bundesrat Schachner: So ist es!)

10.57


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Markus Steinmaurer. – Bitte, Herr Kollege.


10.58.01

Bundesrat Markus Steinmaurer (FPÖ, Oberösterreich): Herr Minister! Herr Vizepräsident! Liebe Kollegen im Bundesrat! Geschätzte Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Wie wir jetzt gehört haben, ist es gut, dass es zwei Meinungen gibt. Wir haben aber auch kein Problem damit, einmal einen vernünftigen Vorschlag zu unterstützen, und das werden wir bei diesem Tagesordnungspunkt machen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)


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Ich war selber Lehrling, habe die duale Berufsausbildung genossen und finde das sehr sinnvoll. Ich finde es auch sinnvoll, wenn man das jetzt in der Pflege startet.

Mit der Einführung einer dualen Berufsausbildung sollen die Möglichkeiten zum Erwerb eines Abschlusses für die Pflegeassistenz nach Erfüllung der Schulpflicht strukturell und inhaltlich erweitert werden. Es sollen attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden.

In der Schweiz wurde 2013 ein ähnliches System eingeführt. Im Hinblick auf die Anforderungen an das Berufsausbildungsgesetz für Lehrberufe sollen weiters das Schulorganisationsgesetz und das Pflichtschulerhaltungsgesetz novelliert werden.

Ein sehr positiver Punkt für mich ist, dass bereits erfolgte Ausbildungen wie zum Beispiel die Sanitäterausbildung beim Roten Kreuz in der Pflegeausbildung angerechnet werden können.

Unserer sehr langen Forderung nach Einführung der Pflegelehre wird endlich nachgekommen. Im Regierungsprogramm 2017 lautet dies (Bundesrätin Grimling: Hättets ja machen können!): „Etablierung von neuen Lehrberufen“ im Bereich der „Pflege [...] mit dem Ziel, Fachkräfte bedarfsorientiert und berufs­praktisch auf hohem Niveau auszubilden“. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein paar wesentliche Standpunkte von uns: Die schwarz-grüne Pflegereform wird dem eigenen Namen nicht gerecht. Die Menschen in Österreich wollen, dass für die Pflegekräfte, egal ob Altenfachbetreuer oder diplomierter Krankenpfleger, eine faire Bezahlung sichergestellt ist. Bei einem nicht durch­dachten Schnellschuss der zuständigen Damen und Herren wurden die Altenfachbetreuer beim Bonus vergessen.

Weiters gehört die Pflege daheim mehr wertgeschätzt und unterstützt.

Dritter Punkt: Es muss die Pflegelehre nach Schweizer Vorbild umgesetzt werden. (Beifall bei der FPÖ.)


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Durchaus bekannt ist uns allen die nötige Anzahl von 75 000 Fachkräften bis 2030, daher ist statt Bonuszahlungen eine echte Entgelterhöhung zwingend umzusetzen. Um heimisches Pflegepersonal zu gewinnen, müssen alle Register gezogen werden. Es müssen Anreize geschaffen werden, damit unser Pflege­personal eine 39-Stunden-Woche körperlich und psychisch bewältigen kann. Zurzeit gibt es keinen Anreiz, 39 Stunden zu arbeiten, wenn der Verdienst für 35 Stunden um rund 100 Euro weniger ausmacht, als wenn 39 Stunden gearbeitet wird. Wer von uns arbeitet 16 Stunden mehr für 100 Euro netto im Monat?

Dass teure und dringend benötigte Betten in den Krankenhäusern leer stehen und das mit Personalmangel begründet wird, das darf nicht sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein Aspekt sind die ständig geforderten Mehrleistungen im Pflegebereich, egal ob im Altersheim oder im Krankenhaus. Das ist ein wesentlicher Grund, warum immer öfter Bedienstete das Handtuch werfen. Dem muss entgegengewirkt werden. Darum muss auch das Ausbildungsbild geändert werden. Ein ganz wesentlicher Punkt ist für mich die unnötige Akademisierung der Pflegeaus­bildung. In der Pflege brauchen wir Menschen, die gerne, verständnisvoll und zielorientiert mit den Betroffenen den täglichen Ablauf organisieren und abwickeln. Dazu braucht es sicher keine Matura.

80 Prozent der Pflege geschieht zu Hause, das betrifft circa 950 000 Personen. Leider profitieren nur rund 24 000 Menschen ab der vierten Pflegestufe von dem derzeitigen Bonus von rund 1 500 Euro.

Die Schweiz hat erfolgreich bewiesen, dass eine Pflegelehre für junge Menschen und auch Quereinsteiger interessant gemacht werden kann, um den Pflege­notstand effektiv zu bekämpfen.

Eine jahrelange Forderung der FPÖ Oberösterreich war und ist die Einführung der Pflegelehre. Diese Forderung wurde im Oberösterreichischen Landtag des


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Öfteren diskutiert und auch von der ÖVP unterstützt. Daher reagiert auch unser freiheitlicher Klubobmann in Oberösterreich, Herwig Mahr, sehr erfreut auf diese positive Meldung der Einführung der Pflegelehre – wörtlich –: „Wir begrüßen es, dass unsere langjährige Forderung umgesetzt wird und die Pflegelehre nun endlich Einzug in Österreich hält.“

Die Pflegelehre ist sicher keine Patentlösung, aber die Schaffung einer weiteren Möglichkeit, den Pflegeberuf zu ergreifen. Ein diesbezüglicher Versuch der Einführung der Pflegelehre startet im Herbst 2023 in Oberösterreich.

Uns ist klar, dass eine Evaluierung sicher erforderlich sein wird, ganz wesentlich werden aber auch die Arbeitsbedingungen sowie die Bezahlung sein. Eine wertschätzende Bezahlung in der Höhe von mindestens 2 000 Euro ist zwingend nötig.

Somit ist für mich festzuhalten, dass die Einführung der Pflegelehre ein wichtiger und richtiger Schritt für die Pflegeversorgung in Österreich ist. (Ruf bei der SPÖ: Aber!)

Dazu bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zweiten Bildungsweg für Pflegekräfte auch finanziell absichern“

Die unterfertigten Bundesräte stellen daher folgenden Entschließungsantrag:

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Eckpunkte umfasst:


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- Die gesetzliche Festlegung eines Pflegefachausbildungsstipendium im ersten Lehrjahr für Berufsumsteiger von 2.000 Euro brutto analog zur Abgeltung in der Polizeifachausbildung

- Die Berücksichtigung der Berufsumsteiger in die Pflegefachausbildung bei zukünftigen Pflegeprämien des Bundes und der Länder“

*****

Die FPÖ-Bundesratsfraktion wird wie gesagt diesem Tagesordnungspunkt zustimmen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

11.05


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Der von Bundesrat Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Zweiten Bildungsweg für Pflegekräfte auch finanziell absichern“ ist genügend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger. – Bitte, Frau Kollegin.


11.05.46

Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Gäste! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist jetzt tatsächlich schon einige Zeit her, dass sich meine älteste Tochter dazu entschlossen hat, im Sommer in einem Alten- und Pflegeheim zu arbeiten. Sie war damals 16 Jahre alt und wollte das unbedingt machen. Natürlich hat sie nur Hilfstätigkeiten ausgeführt, aber sie hat dadurch einen guten Einblick in den Alltag in einer Pflegeeinrichtung erhalten.

Sie hat auch die zwei darauffolgenden Sommer im Altenheim gearbeitet und ist auch später immer wieder ins Heim gegangen, auch heute noch hilft sie dort ehrenamtlich aus. Aus dieser Erfahrung heraus, die sie ab dem 16. Lebensjahr


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gemacht hat, hat sie sich dann nach der Matura zu einem Medizinstudium entschlossen. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ, des Bundesrates Arlamovsky sowie Bravoruf des Bundesrates Kornhäusl.)

Ich habe noch eine weitere Tochter, und auch die hat, wahrscheinlich auch angeregt durch Gespräche mit ihrer Schwester, drei Sommer lang im Alten- und Pflegeheim im Nachbarort gearbeitet, und auch sie arbeitet heute ehren­amtlich beim Roten Kreuz. (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky. – Bundesrat Körnhäusl: Super!)

Rückblickend kann ich aus heutiger Perspektive sagen, dass es wirklich gut und wichtig für die beiden war, diese Erfahrung zu machen, und sie selber sagen es auch.

Fakt ist, und da komme ich zu unserem heutigen Gesetzesbeschluss, wir haben – und das wurde auch von meinen Vorredner:innen schon gesagt – ein bekanntes Personalproblem in der Pflege. Es gibt zu wenige Menschen, insbesondere nämlich junge Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, und das hat verschiedenste Gründe.

Ein Grund ist sicherlich auch, dass viele Schulabsolvent:innen sich für einen Lehrberuf entscheiden und das bis jetzt in der Pflege nicht möglich war. Eine Lehre zu machen ist gerade am Land eine sehr naheliegende Entschei­dung, und das ist auch gut so. Wir haben in den letzten Jahren die Lehre aufge­wertet, und mit der Einführung einer Pflegelehre machen wir jetzt etwas ganz Naheliegendes: Wir bieten jungen Menschen den sofortigen Einstieg in den Pflegeberuf – derzeit, es wurde schon angesprochen, in einem Pilotprojekt und unter strengen Kriterien.

Die Ausbildung in den Pflegeassistenzberufen wird in Österreich bisher nur in schulischer Form mit Praxisanteilen in Pflegeeinrichtungen angeboten.

Ich möchte das jetzt ein bisschen erklären: Die bestehenden Bildungsmöglich­keiten werden jetzt um berufspraktische Ausbildungsformen der Lehre mit den


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Lernorten Betrieb – eben Pflegeeinrichtung – und Berufsschule ergänzt. Interessierte junge Menschen sollen die Qualifikation zukünftig auch unmittelbar in den Pflegeeinrichtungen nach aktuellen Qualitätsstandards erwerben können. Betrieb und Berufsschule ergänzen einander und vermitteln aufeinan­der abgestimmte Ausbildungsinhalte.

Nach dem Lehrabschluss bietet die Lehre den neuen Fachkräften einen unmittelbaren Berufseinstieg in den auszubildenden Betrieben. Es ist nämlich auch ganz wichtig, dass die Menschen, die in den Altenheimen, in den Pflegeheimen, in den Krankenanstalten schon tätig gewesen sind, genau dort ihre berufliche Tätigkeit fortführen können.

Die Lehrausbildung zur Pflegeassistenz wird drei Jahre dauern, die Lehr­ausbildung zur Pflegefachassistenz vier Jahre, und zwar – wir haben es heute auch schon gehört – mit allen Möglichkeiten der Durchlässigkeit.

Die Ausbildungsvorschriften werden so aufeinander abgestimmt, dass in den ersten drei Lehrjahren dieselben Inhalte vermittelt werden und diese für beide Berufsbilder in den ersten drei Jahren wechselseitig zur Gänze anrechenbar sind. Es ist daher zum Beispiel möglich, mit der Lehre zur Pflegeassistenz zu beginnen und bei Interesse später die Lehre zur Pflegefachassistenz zu machen, also umzusteigen.

Die Lehre bietet jungen Menschen direkt nach Erfüllung der gesetzlichen Schul­pflicht mit Beginn der zehnten Schulstufe die Möglichkeit, mit einer Berufs­ausbildung zu beginnen. Während der Lehrausbildung zur Pflegeassistenz und zur Pflegefachassistenz werden die Auszubildenden altersadäquat, stufenweise und nach einem strukturierten Ausbildungsplan an die Qualifikation herange­führt. Die beiden Lehrausbildungen in den Pflegeassistenzberufen schließen mit der jeweiligen Lehrabschlussprüfung ab, die auch den Berufszugang zu den entsprechenden Pflegeberufen umfasst.


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Weiterbildungsinteressierte Fachkräfte können in weiterer Folge zum Beispiel auch berufsbegleitend an der Fachhochschule die Qualifikation der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege erwerben.

Ich denke und bin zutiefst davon überzeugt, wir sollten unseren jungen Men­schen etwas zutrauen und sie selber über ihre berufliche Zukunft entscheiden lassen, und dazu gehört für mich auch, ihnen die Möglichkeit zu geben, eine Pflegelehre zu machen. Wenn sich die jungen Menschen nach der Schule für einen anderen Berufsweg entscheiden, finden sie nämlich spät oder gar nicht in den Lehrberuf.

Ich habe erst vor Kurzem, drei Tage vor dem heutigen Plenum, mit einer Pflege­fachkraft gesprochen, die erst weit nach 30 aus ihrem ursprünglich erlernten Beruf rausgegangen ist, und sie hat zu mir gesagt: Ich habe so viel investiert in diesen Beruf, ich konnte mich einfach, obwohl ich schon gemerkt habe, das ist gar nicht meines, nicht spontan umentscheiden, das ist erst viel später ent­schieden worden. Wir haben nämlich über die Pflegelehre gesprochen, und sie hat gesagt: Hätte ich direkt nach der Schule diese Möglichkeit gehabt, dann hätte ich mir zehn müßige Jahre in einem anderen Beruf erspart.

Wir schaffen gute Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf. Der Pflegeberuf ist in seiner Sache sinnstiftend, ein guter und ein wichtiger Beruf, der von uns die notwendige Wertschätzung bekommt.

Ich möchte an dieser Stelle auch Danke allen Menschen sagen, die sich dafür entscheiden, und ich hoffe, dass es in Zukunft durch die Einführung der Pflegelehre noch mehr sein werden. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.12


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Ernest Schwindsackl. – Bitte, Herr Kollege.



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11.12.18

Bundesrat Ernest Schwindsackl (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Lassen Sie mich mit einem Auszug aus einem Zukunfts- beziehungsweise Realitätsmonolog in einem Pflegeheim beginnen:

Hallo Sabrina! Ich bin Ken, dein Pflegeroboter. Ich stehe dir 24 Stunden zur Verfügung. Ich bringe dir das Essen, Trinken, Medikamente, lese dir aus der Zeitung vor und hebe dich aus dem Bett. Ich bin für dich da! Dein program­mierter Pfleger. Ich kenne deine Daten, deine Beschwerden, deine Befindlich­keiten. Jetzt bekommst du deinen Einlauf. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren, das ist keine Utopie, kein Hirngespinst. In Japan und auch schon in einigen anderen Ländern, in denen das notwendige Pflegepersonal nicht mehr verfügbar ist, weil politische Verantwortungsträger ihre Zeit in der Pendeluhr verbracht und den Hightechleuten die Arbeit überlassen haben, ist das in einigen Pflegeheimen bereits gelebte Realität, wie bereits gesagt.

Wir wollen unsere pflegebedürftigen Menschen nicht Robotern ausliefern. Bei uns steht der Mensch im Vordergrund und im Mittelpunkt, und das ist auch der ideologische Unterschied zur Sozialdemokratie. (Bundesrätin Hahn: Das glaube ich! Das ist Realitätsverweigerung!) Wir brauchen keine Roboter, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die auch Ihnen bekannten Produktionsfaktoren Materialien, Maschinen, Tech­nologien können und dürfen nicht Ersatz für vom Menschen ausgeführte Hilfs- und Pflegeleistungen sein. Sie können als Ergänzung dienen, dürfen aber niemals über den Menschen bestimmen und ihn schon gar nicht ersetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Manche Wiederholung tut sehr, sehr gut, daher auch diese: Ein Jahrzehnt, 2007 bis 2017, hat die Sozialdemokratie in unserer Republik den Gesundheits- und


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den Sozialminister gestellt. Was wurde unternommen – einiges haben wir ja gehört –, um das Pflegepersonal ausreichend zu entlohnen und vor allem wertzuschätzen? Die Abwanderung aus diesem Bereich wurde nicht wahrge­nommen, geschweige denn gestoppt – ein Versagen auf allen Ebenen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die jetzige Bundesregierung hat viele Maßnahmen beschlossen und gesetzt (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen), um zum einen den in der Pflege tätigen und beschäftigten Personen ihre sehr wertvolle Zeit, ihre tat­sächliche Arbeitszeit und ihre Wertschöpfung zu honorieren und zum anderen auch mehr Menschen für diesen Ausbildungsweg und Berufszweig Pflege zu begeistern.

Wir setzen bei der Jugend an – und das sagt der Sprecher für Senioren. Die Berufswahl ist mit Sicherheit eine der wichtigsten Lebensentscheidungen. Wir wissen, dass sich im Laufe der Zeit natürlich das eine oder andere auch im beruflichen Bereich verändert, durch Innovationen, persönliche Veränderungen et cetera. Eine ganz neue Möglichkeit wird nunmehr die Pflegelehre sein, und ich freue mich, dass ab Herbst dieses Jahres in den Bundesländern Vorarl­berg, Oberösterreich und Niederösterreich die Modellversuche gestartet werden.

Die Berufsschule vermittelt die theoretischen Details sehr berufsnah, und die betriebliche Ausbildung zeigt den Beruf in seiner gesamten Vielfalt – eben Learning by Doing. Das so sehr geschätzte duale Bildungssystem, das wir in der Lehre haben, ist ja wirklich ein Erfolgsmodell. (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.) Und da kann man nicht einfach so sagen, ja, das ist halt so – nein, dass es ein Erfolgsmodell geworden ist, dafür haben auch die Sozialpartner so wunderbar gesorgt, sie haben das mit der gelebten tagtäglichen Arbeit in den Lehrbetrieben geschafft. Die Lehre hat Zukunft, und die Lehre ist ein ganz wesentlicher Punkt. Das kann man doch nicht einfach so beiseitewischen, indem man sagt: Na ja, die halt nicht allzu viel zusammenbringen, sollen halt einen Beruf lernen!


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Die Lehre im Pflegebereich ist eine ganz wesentliche, denn da gehört ja nicht nur irgendetwas dazu, da gehören Hirn, Herz und Hand dazu. Dafür muss ja jemand auch eine Begabung haben. Und diesen begabten jungen Menschen einfach die Chance zu nehmen, das ist eigentlich schon eine ziemliche Wegnahme von Möglichkeiten, die diesen jungen Leuten dadurch verbaut werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

Wir geben diesen Leuten eine Chance, den jungen Leuten eine Zukunftschance, Perspektiven, um die zu pflegenden Personen eben nicht Robotern oder – unter Anführungszeichen – „dekorierten“ Robotern, als Personen getarnt, auszuliefern, sondern sie von Menschen betreuen zu lassen, die mit besonderer Sorgfalt ans Werk gehen. Es ist ein wichtiger und unglaublich sinnstiftender Dienst am Mitmenschen, der da geleistet und angeboten wird.

Aber auch das, was nicht angesprochen wurde, nämlich das neue umfangreiche vorbildhafte Pflegepaket, umfasst ja auch wesentliche Verbesserungen bei der 24-Stunden-Betreuung. Wesentliche Verbesserungen werden damit umgesetzt: Selbstständige 24-Stunden-Betreuer:innen dürfen bis zu drei Personen in einem privaten Haushalt betreuen, ohne dass diese miteinander verwandt sein müssen. Der Fördersatz für die selbstständige 24-Stunden-Betreuung wird von derzeit 640 auf 800 Euro angehoben. Das muss man alles erwähnen, sonst geht das unter all den vielen Dingen unter.

Die Bundesländer, auch die Steiermark, suchen in Kolumbien, auf den Philip­pinen oder im afrikanischen Raum nach Pflegekräften. Das ist auch gelebte Tatsache. Um dieser Entwicklung entsprechend entgegenzuwirken, ist eben die Pflegelehre mit einer dreijährigen Ausbildung zur Pflegeassistenz und einer vierjährigen Ausbildung zur Pflegefachassistenz ein ganz wesentlicher Schritt. Verbauen wir nicht den jungen Menschen einen Zukunftsweg und vor allem unseren betreuungsbedürftigen Menschen nicht die Wärme, die sie eigentlich bekommen sollten! Der Roboter Ken soll bei uns in Österreich keine Chance haben. – Glück auf! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)


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11.19


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Mag. Isabella Theuermann. – Bitte, Frau Kollegin.


11.19.34

Bundesrätin Mag. Isabella Theuermann (FPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Damen und Herren! Viele Menschen kennen die Situation, dass ein geliebtes Fami­lien­mitglied aus gesundheitlichen Gründen plötzlich den Bedarf nach verstärkter Unterstützung im täglichen Leben und folglich auch nach Pflege hat. Natürlich versucht man als Familie, wenn es einem selbst möglich ist, alles zu tun, um die Pflege im gewohnten Umfeld daheim im eigenen Haus zu ermöglichen. Irgendwann stößt man aber im familiären Umfeld an die eigenen Grenzen und muss auf externe Pflegeleistungen zurückgreifen. Irgendwann muss oftmals auch die schwierige Entscheidung getroffen werden, dass die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist, und dann beginnt die Suche nach einem Pflegeheim.

Eine solche Situation ist an sich für alle Beteiligten schon belastend genug. Die Suche selbst vervielfacht aber diesen Stress in vielen Fällen noch einmal deutlich, denn die Plätze in Pflegeheimen sind ein rares Gut. Daher muss es unser gemeinsames Ziel sein, zu bewirken, dass man als Angehöriger in einer solchen Ausnahmesituation nicht noch als Draufgabe zu hören bekommt: Na ja, der Platz wäre zwar vorhanden, wir haben aber nicht ausreichend Personal. – Das darf es in Zukunft nicht mehr geben! (Beifall bei der FPÖ.)

Genau aus diesem Grund ist es höchste Zeit, dass nun eine jahrelange Forderung der FPÖ zur Umsetzung kommt. Es freut mich, dass ein großer Schritt in Richtung Etablierung der Pflegelehre gemacht werden kann. Wie allseits bekannt ist, steigt der Bedarf; bis 2030 benötigen wir 75 000 zusätzliche Pflegestellen. Die Einführung der Pflegelehre ist ein wichtiger Baustein für die notwendige Versorgungssicherheit.


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Dass das funktionieren kann, führt uns die Schweiz eindrucksvoll vor. Dort ist die Pflegelehre bereits der drittstärkste Lehrberuf. Die Pflegelehre hat in der Schweiz innerhalb weniger Jahre eine Verdoppelung der Ausbildungsabschlüsse im Pflegebereich bewirkt. Allerdings wird die vermeintlich hohe Drop-out-Rate immer wieder als Gegenargument angesprochen; es wird von zwei Dritteln Drop-outs gesprochen. Unerwähnt bleibt aber gerne: 80 Prozent der Absolven­ten bleiben in Gesundheitsberufen tätig. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Die Pflegelehre als Grundberuf öffnet den Absolventen also auch viele Möglichkeiten. Auch diese Flexibilität ist ein wichtiger Faktor in der heutigen Zeit. Die Schweizer Pflegelehre ist somit ein Erfolgsmodell der Ausbildung, an dem wir uns getrost orientieren können. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Bundesrätin Hahn: Ist das schon eine Vorbereitung auf Schwarz-Blau?)

Einige Parteien in diesem Haus sind aber eher nach dem Motto unterwegs: Wer braucht schon gut ausgebildetes Pflegepersonal?! – Jenen wäre es wohl lieber, dass wir einfach Pflegekräfte, die anhand von Youtube-Tutorials gelernt haben, in die Welt des medizinischen Improvisationstheaters entlassen, während das Pflegesystem fröhlich vor sich hin kollabiert. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Bundesrat Steiner: Bravo!)

Bleiben wir aber lösungsorientiert: Wir stehen zur Pflegelehre. Als Kärntner Bundesrätin darf ich erwähnen, dass die FPÖ auch im Kärntner Landtag bereits einen Antrag eingebracht hat, dass auch Kärnten als weitere Modell­region für die Pflegelehre herangezogen wird. Wir wollen nämlich nicht aus vorsichtiger Entfernung abwarten und zuschauen, sondern wir wollen gerne auch ab der ersten Minute an diesem Erfolgsmodell beteiligt sein und somit auch ab der ersten Minute mit der Pflegelehre dem Personalnotstand in der Pflege entgegentreten.


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Die Pflegelehre gibt nicht nur unserer älteren Generation mehr Sicherheit, sondern auch vielen Jugendlichen eine Perspektive, und genau diese Perspektive müssen wir verstärken, indem wir etwas aufzeigen, und zwar: Pflege ist viel mehr und Pflege kann viel mehr. Pflegerinnen und Pfleger ermöglichen es den Menschen, die unser Land aufgebaut haben, in Würde zu altern. Im Hinblick darauf sollten wir wieder dahin kommen, dass sich die Pfleger auch die Geschichte der Betreuten anhören können, dass sie Zeit für die Menschen haben, dass Pflege keine Fließbandarbeit ist, sodass jeder wieder das Gefühl hat, dass Pflege eine sinnstiftende Lebensaufgabe ist. Für mich ist Pflege nämlich nicht nur körperliche Pflege, sondern auch psychische Pflege. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Diese herausfordernde Aufgabe muss endlich ein besseres Image bekommen, und es muss natürlich auch eine ordentliche Bezahlung geben. Daher darf ich folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Mag. Isabella Theuermann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Leistungsorientierte Lehrlingsentschädigung für Absolventen der Pflegelehre“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Eckpunkte umfasst:

- Die gesetzliche Festlegung einer Mindestlehrlingsentschädigung im Ausmaß von 900 Euro brutto im ersten und 2.000 Euro brutto im letzten Lehrjahr für Absolventen der Pflegelehre

- Die Berücksichtigung der Absolventen der Pflegelehre bei zukünftigen Pflegeprämien des Bundes und der Länder


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- Die Gewährleistung der berufsrechtlichen Durchlässigkeit des Ausbil­dungsmoduls der Pflegelehre zur Pflegeassistenz beziehungsweise Pflegefachassistenz im Gesamtaufbau der Pflegeausbildung bei den einzelnen Qualifikationen“

*****

Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

11.25


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Der soeben von Kollegin Theuermann eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Leistungsorientierte Lehr­lingsentschädigung für Absolventen der Pflegelehre“ ist genügend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Dr. Kocher. – Bitte, Herr Minister.


11.26.25

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Herr Präsident! Werte Mitglieder des Bundesrates! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Rednerinnen und Redner waren sich einig, und ich glaube, es ist mittlerweile ganz evident, dass es im Bereich der Pflege und auch im Gesundheitsbereich einen extrem großen Bedarf an Fachkräften gibt. Es gibt Studien von der Gesundheit Österreich GmbH, die uns das für die nächsten Jahre bis 2030 zeigen. Es gibt aber auch ganz aktuelle Zahlen, die das noch einmal verdeut­lichen. Ende Mai 2023 hatten wir 7 800 offene Stellen im Pflege- und Gesundheitsbereich, das war ein Anstieg um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als die Gesamtzahl der offenen Stellen aufgrund der schwächeren Konjunktur um 15 Prozent zurückgegangen ist.

Das ist also eine ganz klare Entwicklung. Die Demografie zeigt uns, dass die Notwendigkeiten der Pflege zu offenen Stellen führen, und das obwohl – und es ist wichtig, auch das dazuzusagen – die Gesamtzahl der Beschäftigten in


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diesem Bereich mit 308 000 um 1,8 Prozent im gleichen Zeitraum gestiegen ist. Das heißt, glücklicherweise entscheiden sich viele Menschen – und auch viele junge Menschen –, in diesem Bereich zu arbeiten.

Es sind aber immer noch nicht genug im Hinblick auf die Welle an Pensionie­rungen aufgrund der Demografie sowie im Hinblick auf eine stärkere Nachfrage nach Pflegeleistungen beziehungsweise Gesundheitsleistungen ebenso im Zusammenhang mit der Demografie. Umso wichtiger ist es, dass wir überall, bei allen Möglichkeiten, ansetzen, um Menschen für die Pflege zu qualifizieren und um Menschen für die Pflege und die Gesundheitsberufe zu faszinieren. Die Pflegelehre ist natürlich nur ein Mosaiksteinchen in diesem Vorhaben, aber aus meiner Sicht ein wichtiges Mosaiksteinchen.

Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren, seitdem ich Arbeitsminister bin, einige Maßnahmen gesetzt. Eine wichtige Maßnahme war die Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt im Bereich der Pflege für Menschen aus Drittstaaten. Wir haben die Rot-Weiß-Rot-Karte reformiert, da gibt es spezielle Erleichte­rungen für die Pflegekräfte. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) Wir haben die Voraussetzungskriterien im Ausländerbeschäftigungsgesetz vereinfacht, um Menschen nach Österreich in die Pflege zu bringen.

Noch wichtiger für mich: Wir haben das Pflegestipendium eingeführt – 1 400 Euro für jeden Menschen, der aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Pflegeausbildung macht. Das führt dazu, dass wir gerade Alleinerziehende absichern, um ihnen längerfristige Ausbildungen in der Pflege zu ermöglichen und zu erleichtern, und damit Menschen aus der Arbeitslosigkeit in die Pflege bringen, die dafür die Voraussetzungen mitbringen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Natürlich wurden auch außerhalb meines Ressorts im Bereich der Pflegeschulen die Plätze aufgestockt. Der Gesundheitsminister hat in diesem Zusammenhang eine Reihe von Maßnahmen auch in seinem Ressort umgesetzt, damit die Pflege attraktiver wird, und die Bundesländer machen das auch. Es gibt also jede


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Menge an Maßnahmen, mit welchen alles versucht wird, um in diesem Bereich Verbesserungen zustande zu bringen.

Nun zur Pflegelehre: Dazu wurde schon sehr viel gesagt. Ich möchte noch auf einige Punkte eingehen, die noch nicht erwähnt wurden. Für mich ist wichtig, dass die Pflegelehre ein Instrument ist, durch das die Lehrlinge vom ersten Tag an ein Lehrlingseinkommen bekommen. Das ist, glaube ich, wichtig im Ver­gleich zu den Pflegeschulen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich bitte auch um Vorsicht, wenn wir über die Lehrlinge im Zusammenhang mit billigen Arbeitskräften diskutieren. Ich glaube, es ist gute Tradition in Österreich, dass wir die duale Ausbildung und das System der Lehre generell als zukunfts­weisend betrachten. Es gibt gute Instrumente und Absicherungen in der Sozialpart­nerschaft, die die schwarzen Schafe, die es vielleicht gibt – das will ich gar nicht kleinreden –, auch benennt und auch ausschließt, dass diese weiter eine Lehr­ausbildung machen können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)

Ich bitte aber wirklich darum, dass wir die jungen Menschen nicht abschrecken. Es gibt viele junge Menschen – wir wissen das aus Studien –, die schon im Alter von 15 Jahren eine große Emotionalität in diesem Bereich entwickeln und sehr gern in dem Bereich arbeiten wollen. (Bundesrätin Schumann: Wie werden sie getestet? – Bundesrätin Grimling: Wer macht das Beratungsgespräch?) Ich kann nur auf Umfragen verweisen, die sagen, dass wir ein Interesse im Gesundheits- und Sozialbereich haben, das bis zu 20 oder 25 Prozent der jungen Menschen umfasst.

Dieses Interesse wollen wir weiter wecken und die Möglichkeit bieten, dass sie eine Pflegelehre absolvieren – natürlich nicht als einzige Maßnahme und natür­lich auch unter strengen Schutzvorkehrungen. (Beifall bei der ÖVP. – Bun­desrätin Grimling: Wer macht die Gespräche? – Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Die Schutzbestimmungen werden natürlich im GuKG eingehalten. Auch das ist sichergestellt.


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Für die Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, gibt es natürlich auch einen Vorteil. Die bekommen die betriebliche Lehrstellenförderung genauso wie jeder andere Betrieb auch, um eben bessere Möglichkeiten zu haben, Lehrlinge auszu­bilden.

Als Letztes möchte ich mich bei den Bundesländern für die Zusammenarbeit bedanken. Wir haben im Rahmen der Vorbereitung dieses Gesetzespakets und jetzt auch der Ausbildungsordnungen, die demnächst in Begutachtung kommen, einen intensiven Dialog geführt. Bisher haben sich vier Bundesländer bereit­erklärt, schon im Herbst mit ersten Berufsschulklassen zu starten. Das werden Vorarlberg, Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol sein. Ich freue mich über mehr Interesse daran. Es wird am Anfang natürlich eine überschaubare Anzahl von Lehrlingen sein. Wir hoffen aber, dass die Zahl der Lehrlinge steigt.

In den Reden zuvor wurde auch schon gesagt, dass natürlich eine wissenschaft­liche Evaluierung erfolgen wird, um uns alle Folgen dieses Gesetzes genau anzusehen und nachzubessern, wo es Nachbesserungsbedarf gibt. Ich freue mich, wenn sich wie gesagt junge Menschen für diese Möglichkeit entscheiden und wir damit eine weitere Möglichkeit schaffen, im Pflege- und Gesund­heitsbereich tätig zu werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. –Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.)

11.32


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen mir dazu nicht vor – oder doch? (Bundesrat Steiner hebt die Hand.) – Bitte, Herr Kollege Steiner.


11.33.01

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Herr Vizepräsident! Ich will da jetzt nicht das Paket für die ÖVP gegen die SPÖ verteidigen, aber ich glaube, euch ist das Problem, vor dem wir stehen, noch nicht ganz bewusst.


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Nur zur Veranschaulichung: In Tirol werden gerade jetzt ein paar neue Pflege­heime eröffnet, eines unter anderem in meiner Region. Dieses Pflegeheim hat drei Stockwerke, neu gebaut auf höchstem Standard, und wird im Herbst eröffnet. Was glauben Sie, wie viele Stockwerke aufgemacht werden können? (Die Bundesrät:innen Eder-Gitschthaler und Kornhäusl: Eines!) – Ein Einziges, aber nicht, weil die Betten fehlen, nicht, weil die Infrastruktur fehlt, nicht, weil es etwa daran mangelt, dass wir zu wenig Bedarf hätten, sondern aus dem einzigen Grund: weil es keine Pflegekräfte gibt.

Sich dann hinzustellen und zu behaupten, eine Pflegelehre ist aufgrund von psychischem Druck oder weil die 15-Jährigen zu jung sind, nicht umsetzbar oder machbar: Liebe SPÖ, ihr kennt hoffentlich das Jugendrotkreuz. Im Jugendrot­kreuz werden Jugendliche ausgebildet, um dann im Sanitätsdienst als Rettungs­fahrer, als Notfallsanitäter oder als NKIs mit der Notfallkompetenz Beatmung und Intubation zu arbeiten. Da kommen richtig gute Kräfte heraus. Die sind neben ihrem Beruf als Tischler oder als Bauarbeiter dann richtig gute Fachexper­ten in diesem Bereich in der Rettungsdienstversorgung. Warum können die das? – Weil sie in jungen Jahren dafür ausgebildet wurden. Warum haben wir denn so ein tolles Handwerkersystem und solche tollen Experten in den Berufen? – Weil sie in jungen Jahren speziell für ein Handwerk ausgebildet worden sind.

Deshalb ist es so wichtig: Wenn wir schon die halben Infrastrukturen nicht öffnen können, weil wir zu wenige Fachkräfte in diesem Bereich haben, dann sind wir doch verdammt noch einmal dazu verpflichtet, diese in jungen Jahren auch auszubilden, damit wir eigene Experten in diesem Bereich haben. (Beifall bei der FPÖ sowie der Bundesrät:innen Kornhäusl, Schwarz-Fuchs, Hirczy und Neurauter.)

Jetzt braucht mir keiner zu erzählen, liebe Sozialisten, dass jemand, der eine Zimmererlehre oder eine Kochlehre gemacht hat, dann mit 20 Jahren umschult – die wird es vereinzelt geben – und dann noch einmal eine Lehre macht, bei der er weit weniger verdient. (Beifall bei der FPÖ.) Dieser Mensch hat nämlich mit 20


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oder 21 Jahren ganz andere Lebensumstände, der hat ganz andere Ausgaben, der hat vielleicht schon eine Familie. Wie will er das denn mit dem Gehalt eines Lehrlings im ersten Lehrjahr überhaupt stemmen können? Liebe Sozialisten, das ist eine Träumerei. Das geht sich nicht aus. Das wird nicht möglich sein.

Deshalb müssen wir früh ansetzen und früh ausbilden, damit wir dann wahre Experten in diesem Bereich haben. Ihr wisst, ich komme aus diesem Bereich. Ich bin als Therapeut nämlich ganz, ganz viel zur Mobilisierung von bettlägerigen Personen unterwegs, die Gott sei Dank oft noch zu Hause gepflegt werden. Dann können wir uns ersparen, dass die zu Pflegenden zu Hause, die eventuell von ausländischen Pflegekräften gepflegt werden, zu weinen beginnen, wenn dann der einheimische Therapeut kommt, weil sie sich mit der Pflegekraft einfach nicht ausdeutschen können.

Die Angehörigen, die die Pflegekraft holen müssen, wollen das selber gar nicht einmal. Die wollen ja selber pflegen. Nur geht sich das mit dem Einkommen hinten und vorne nicht aus. Denn wenn einer oft einmal zu Hause bleibt, dann können sie sich ihr Eigenheim nicht mehr leisten. Das ist das Problem. Deswegen müssen wir ausbilden, damit wir einheimische österreichische Pflegekräfte haben, die sich dann mit dem zu Pflegenden auch ausdeutschen können. Das ist für eine würdevolle Pflege bitte Grundbedingung: dass ich mich ausdeutschen kann. Da kann mir jeder erzählen, was er will. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn der Herr Bundeskanzler dann ins Ausland fliegt, nach Marokko und überall hin, und uns dann erklären will, von dort kommen jetzt die Fachexperten, die Pflegekräfte, daher, dann schaut euch das einmal vor Ort an! Geht einmal irgendwo hin, wo eine ausländische Pflegekraft pflegt, die, wie es die Kollegin schon gesagt hat, vielleicht einen Youtube-Kurs gemacht hat! In diesen Haushalten spielen sich Dramen ab, ich sage euch das.

Wenn ich dann nach der Mobilisierung hinausgehe, die quasi nebenher eigent­lich oft einmal noch eine Therapiestunde ist, damit der zu Pflegende einmal seine ganze Last ablegen kann, dann wird mir oft schlecht. Ich bin auch oft wirklich


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traurig und mitgenommen, weil ich genau weiß: Die nächsten Stunden ist er wieder allein mit der ausländischen Pflegekraft, die sich mit ihm nicht ausdeutschen kann.

Das, bitte gar schön, dürfen und wollen wir unserer alten Generation, der wir alle, die wir da sitzen, diesen Wohlstand verdanken, nicht antun. Diesen Wohlstand, den wir jetzt genießen können, hat uns diese Generation aufgebaut. Dann haben wir verdammt noch einmal für eine würdevolle und ordentliche Pflege zu sorgen. Das ist unsere Verpflichtung dieser Generation gegenüber, eindeutig und klar. (Beifall bei der FPÖ sowie der Bundesrät:innen Miesenberger und Tiefnig.)

Jetzt habt ihr (in Richtung SPÖ) ja einen neuen Chef, nicht? Er hat gesagt, er ist ein Träumer. Gott sei Dank ist er jetzt um halb zwölf gekommen. Ich weiß ja nicht, was er, der neue Sozialistenchef Babler, jetzt bis halb zwölf gemacht hat. – Ich will nur anmerken: Bezahlt werden Sie, Herr Babler, als Bundesrat dieser Republik und nicht als Vorsitzender der SPÖ. Die Sitzungen beginnen bei uns um 9 Uhr Morgen. Guten Morgen, Herr Babler! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Babler: Guten Morgen!)

11.39


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen dazu liegen mir nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? (Bundesrat Schachner hebt die Hand.) – Bitte, Herr Kollege. (Bundesrat Spanring – erheitert –: Horstl, jetzt kannst ihn nicht verteidigen! Du hast den Doskozil gewählt! – Bundesrat Schachner – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Das habe ich müssen! Ich habe mich jetzt melden müssen! – Bundesrat Steiner: Du hast den Doskozil gewählt! – Heiterkeit der Bundesräte Leinfellner und Spanring.)



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11.40.03

Bundesrat Horst Schachner (SPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ich muss euch ganz ehrlich sagen: Die Diskussion, die hier jetzt gelaufen ist, läuft völlig verkehrt. Ich sage euch auch, warum, und der Herr Minister weiß das ganz sicher: Wir finden keine Leute für die Pflege mehr. Es will keiner mehr in der Pflege arbeiten, weil die Gehälter nicht passen, weil die Stunden, die sie dort arbeiten, nicht passen. (Ruf bei der FPÖ: Stimmt!) Dort muss man ansetzen, dort muss man etwas ändern! (Beifall bei SPÖ und FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Da muss man ganz einfach an den Rahmenbedingungen schrauben. Man muss dort die Arbeitszeit verkürzen. (Ah-Rufe und weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich glaube, nicht einmal mit einer Viertagewoche werdet ihr noch Leute kriegen. Glaubt mir das, ich bin tagtäglich draußen, ich rede tagtäglich mit Leuten, die in der Pflege sind. Du kannst es sicher auch sagen, Kollege Kornhäusl. Du kannst mir glauben, es ist einfach so. Die Leute wollen dort einfach nicht mehr arbeiten, weil sie einfach ausgeschröpft und mit der Kraft am Ende sind.

Jetzt herzugehen und zu sagen, 15-Jährige sollen sich dafür bewerben, und wir wissen noch nicht einmal, wie die Rahmenbedingungen ausschauen: Ja, Freunde, das wird einfach nicht funktionieren. Ich glaube, da seid ihr auf einem Holzweg. Das wird nicht gehen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Bundes­rätin Eder-Gitschthaler.)

Wer sich damit beschäftigt hat, wird wissen, dass diese Menschen dort so ein dickes Schild vorne runter brauchen, denn wenn man sich gerade ein, zwei, drei Monate befreundet hat, kann es passieren, dass diejenige oder derjenige wieder gegangen ist. Ich sage euch, damit muss man einmal fertig werden. Das sind Schwerstarbeiter, die dort arbeiten.

Wenn Sie jetzt gesagt haben, Herr Bundesminister, dass es jetzt eh mehr waren, kann ich Ihnen ganz genau sagen, warum: weil alle von der Gastronomie in die


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Pflege weggegangen sind, weil sie geglaubt haben, dort wird es ein bissel besser. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage es euch aber noch einmal: Rahmenbedingungen ändern, damit die Leute gerne in diesem Bereich arbeiten! Die Löhne in die Höhe schrauben! Und da brauchen wir nicht von 1 700 oder 2 000 Euro zu reden, das wollen die Menschen netto haben, damit sie auch überleben können. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Ist ja eh schon!) Das wisst ihr alle miteinander. Das muss man machen, anders geht es nicht!

Kollege Steiner, ich weiß, dass man versucht, heute immer wieder so leicht auf die Sozialdemokratie rüberzuhacken. Eines sage ich euch auch: Wir haben vielleicht jetzt intern einen Fehler gemacht, das stimmt. (Bundesrat Steiner: Nicht einen Fehler, mehrere!) Es war nicht einfach, da brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Da muss man aber auch ganz ehrlich sagen: Ich möchte nicht hier herinnen sitzen und den ersten Stein werfen, wenn ich weiß, wir haben den Fall Ibiza gehabt. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte nicht hier sitzen, wenn ich genau weiß, wir haben die ÖGK gegründet und den Menschen gesagt: Ihr kriegt eure Funktionärsmilliarde wieder zurück, denn die Gewerkschafter, die dort drinnen sitzen, kosten ja so viel! (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Heute sitzen ganz andere Leute drinnen, heute haben wir dort auf einmal 1 Milliarde Euro Schulden und nicht mehr 1 Milliarde Euro plus oder sonst irgendetwas. (Zwischenruf der Bun­desrätin Schumann.) So schaut die Wahrheit aus! Ihr habt die Leute alle angelo­gen und gesagt, ihr werdet das zum Besseren verändern. Das ist aber nicht eingetroffen, muss ich dir ganz ehrlich sagen. Da würde ich also eher ein bissel ruhig sein.

Und bei der ÖVP ist es dasselbe. (Bundesrat Schreuder: Mich brauchst du da nicht anschauen!) Wir haben nur intern ein Problem. Das haben wir, das brauchen wir gar nicht schönzureden, das darf nicht passieren. (Bundesrat Steiner: Euer Problem ...!) Dazu stehe ich auch. (Beifall bei der SPÖ.) Generell würde ich aber,


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wenn es eine Karmasin gibt, wenn man Steuergelder hernimmt und mit Steuer­geldern Leute beschäftigt und das dann vor das Gericht kommt und verurteilt wird, hier heraußen den Mund halten. (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Das, was ihr aufgeführt habt, das dersaufen wir in Ibiza gar nicht! – Bundesrätin Schumann: Prost! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

11.43 11.43.46


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Ich stelle die Stimmenmehrheit fest. Der Antrag ist somit angenommen.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Günter Kovacs, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „endlich wirksame Maßnahmen gegen den Pflegepersonalmangel setzen“ vor.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Ich ersuche die Schriftführung um Unterstützung bei der Feststellung des Abstimmungsergebnisses. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Ent­schließung ist somit abgelehnt.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Markus Steinmaurer, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Zweiten Bildungsweg für Pflegekräfte auch finanziell absichern“ vor. Ich lasse nun über diesen Ent­schließungsantrag abstimmen.


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Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Ich stelle ebenfalls die Stimmenminderheit fest. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Mag. Isabella Theuermann, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Leistungsorientierte Lehrlingsentschädigung für Absolventen der Pflegelehre“ vor. Ich lasse nun über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Ich stelle die Stimmenminderheit fest. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

11.45.54 4. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verordnung (EU) 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger-Technologie basierende Marktinfrastrukturen und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 600/2014 und (EU) Nr. 909/2014 sowie der Richtlinie 2014/65/EU (DLT-Verordnung-Vollzugsgesetz – DLT-VVG) erlassen wird sowie das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz und das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden (2029 d.B. und 2033 d.B. sowie 11239/BR d.B.)


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Mag. Marlene Zeidler-Beck. – Ich bitte um die Bericht­erstattung.


11.46.18

Berichterstatterin Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA: Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023


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betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksam­werden der Verordnung (EU) 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger-Technologie basierende Marktinfrastrukturen und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 600/2014 und (EU) Nr. 909/2014 sowie der Richtlinie 2014/65/EU erlassen wird sowie das Finanzmarktauf­sichtsbehördengesetz und das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden.

Der Bericht liegt in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke für die Berichterstattung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Stefan Schennach. – Bitte, Herr Kollege.


11.47.22

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ich hoffe, meine Stimme wird mich nicht verlassen.

Eigentlich haben wir eine interessante Sachlage. Da wird ein Mangel von nichts erzeugt, das überhaupt nicht vorhanden ist. Deshalb wird der Mangel hergestellt. Das ist eigentlich eine grandiose Idee: Ein paar Private erfinden eine Währung, hinter der eigentlich nichts steht, das absolute Nichts, außer die Spekulation. Man kann auch sagen – wenn man eine Definition nimmt –, wir reden über ein Luftprojekt, nur hat dieses Luftprojekt seine Folgen, nämlich dass Menschen, die ihm vertrauen, enorme Gelder verlieren und andererseits andere gewinnen. Wir sind mitten im rechtsfreien Raum des Finanzdienstleistungssektors.


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Es liegen zwei Verordnungen und eine Richtlinie der EU vor, denen man natürlich nachkommen kann, nur: Wir haben hier Schürfer und Miner. Ihr müsst euch einmal vorstellen, die Bitcointechnologie verbraucht mehr Energie als der gesamte Staat Argentinien. Das Ganze hat sowohl international als auch national einfach die Schranken gesprengt. Nicht umsonst hat die US-Börsenaufsicht den Handel mit Bitcoins kurzfristig komplett ausgesetzt.

Wir vollziehen hier ein Pilotprojekt im Bereich Distributed-Ledger-Technologie nach, aber meiner Meinung nach ist das zu wenig. Hätte die EU hier wirklich etwas tun wollen, dann hätte sie in den digitalen Euro einsteigen müssen, denn dann steht eine Volkswirtschaft dahinter, dann steht ein Wirtschaftsraum dahinter und nicht nur ein Luftprojekt. So haben wir es derzeit, und ich kenne keine Initiative der Bundesregierung, das zu ändern.

An all diesen Tagen habe ich mir schon gedacht, nach mir wird ja irgendwann meine geschätzte Frau Kollegin Kittl sprechen, die ja immer alles schönredet, und ich habe mir gedacht: Wie wird sie diese unglaubliche Verschwendung und diesen unglaublichen Weg, durch Kryptowährungen, durch Bitcoins, Riesenge­winne abzuschöpfen und andere auszubluten, schönzureden haben?

Wenn wir den Staat El Salvador hernehmen, der 2021 die Bitcoinwährung eingeführt hat: Der ist genau ein Jahr später damit schwer ins Wanken geraten.

Das Ganze ist ein Luftschloss, das volkswirtschaftlich nichts mit einer realen Wirtschaft, mit realen Arbeitsplätzen zu tun hat.

Ich kann nur eines sagen: Wir werden dem in dieser Mangelausführung nicht zustimmen, obwohl wir verstehen, dass da EU-Verordnungen und -Richtlinien umzusetzen sind. Das ist aber viel, viel zu wenig, gemessen an dem tatsächlichen Problem. Deshalb werden wir das ablehnen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

11.51


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundes­rat Christoph Stillebacher. – Bitte, Herr Kollege.



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11.51.30

Bundesrat Christoph Stillebacher (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und liebe Zuseher! Zu Tagesordnungspunkt 4: Dabei geht es um die nationale Umsetzung der EU-Verordnung zur Ein­führung der sogenannten DLT, der Distributed-Ledger-Technology. Das ist ein sperriger Begriff, mit dem wahrscheinlich nur ausgewiesene Fachleute etwas anfangen können. Ich werde daher versuchen, in aller Kürze darzulegen, worum es bei dieser Verordnung eigentlich geht und wieso sie gut ist.

Die Digitalisierung findet, wie wir ständig erleben, auf allen Ebenen statt und lässt sich nicht aufhalten, so auch in der Finanzwelt mit ihren Bitcoins, Kryptowährungen, Blockchains und was es eben sonst noch alles in der Onlinefinanzwelt gibt.

In dieser EU-Verordnung geht es grundsätzlich um den Versuch einer Regulie­rung des Onlinefinanzhandels. (Bundesrat Schennach: Versuch!) – Versuch, ja. Es geht um ein „Pilotprojekt“, wie Sie schon erwähnt haben. Zu diesem Zweck soll eine Marktinfrastruktur geschaffen werden, die auf dieser neuen Technologie basiert. Es handelt sich demnach um zwei Dinge: zum einen um einen Marktplatz und zum anderen um eine Technologie, mit der auf diesem Marktplatz gehandelt werden kann. Beides soll geregelt und beaufsichtigt werden.

DLT bedeutet übersetzt in etwa Technologie des verteilten Kontobuches. Das ist so etwas wie ein öffentliches, dezentral geführtes Konto. Mit dieser Technologie können Transaktionen im Onlinefinanzbereich dokumentiert und gespeichert werden. Das bringt mehr Kontrolle, mehr Transparenz und – so die Idee – auch mehr Sicherheit für Konsumentinnen und Konsumenten.

Die FMA, die Finanzmarktaufsicht, wird die zuständige Behörde in Österreich für die Erstellung dieser Marktinfrastruktur sein und damit auch die Aufsicht übernehmen.


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Wie schon erwähnt: Es handelt sich dabei um eine Pilotregelung, die vor­läufig bis 2026 gilt und dann evaluiert wird. Diese Pilotphase ist sicherlich wichtig. Es gilt dann zu evaluieren, ob die Verordnung auch das gewünschte Maß an Anlegerschutz und Marktstabilität bringt, ob zum Beispiel die Konsumentin­nen und Konsumenten ausreichend Auskunft und Einsicht erhalten, ob die Technologie auch ausreichend Schutz vor Cyberbetrug bietet und keinesfalls etwaige Risiken auf Konsumentinnen und Konsumenten übertragen werden oder ob zum Beispiel die Kostenvorteile, die die neue Technologie den Finanzdienstleistungsunternehmen bringt, auch den Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es liegt jetzt nicht an mir und es ist auch nicht Thema dieses Tagesordnungspunkts, die Mysterien der Onlinefinanzwelt mit ihren Bitcoins, Kryptowährungen und Blockchains generell zu beurteilen. Tatsache ist, dass es österreichische Konsumenten und Konsumentinnen gibt, die darin investieren und damit handeln.

Laut einer Studie des Handelsverbands waren bereits 18 Prozent Opfer von Betrug bei Onlinetransaktionen. Jede und jeder Zehnte erlebt zudem digitale Erpressung, und von 9 Prozent der Befragten wurden digitale Identitäten gestohlen. Der Handelsverband zeigt sich darüber alarmiert, dass die Betroffen­heit bei allen Formen von Cyberkriminalität, teils deutlich, angestiegen ist. Es ist also gut, dass sich die Politik bemüht, Regelwerke und Aufsichtsorgane für den Onlinefinanzbereich einzuführen. Die EU-Verordnung bildet da einen ersten wichtigen Schritt.

Alles in allem kann zusammengefasst werden: Erhöhung von Effizienz, Trans­parenz und Wettbewerb bei Handels- und Abwicklungstätigkeiten in der digitalen Finanzwelt.

Ziel dieser Verordnung ist es, die Chancen der Digitalisierung auch in der Finanzwelt bestmöglich zu nutzen und die Risiken weitgehend einzuschränken. Wir sind heute da, um den Beschluss zu fassen, um diese EU-Verordnung in


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Österreich umzusetzen. Ich darf dementsprechend um Ihre Zustimmung bitten. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

11.55


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Pröller. – Bitte, Herr Kollege.


11.55.38

Bundesrat Günter Pröller (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kollegen und Kolleginnen! Geschätzte Zuschauer hier im Saal und vor den Bildschirmen! Wir haben also jetzt bereits von meinem Vorredner, von Kollegen Stillebacher, gehört: Es geht um eine Technologie, mit der Transaktionen im Finanzbereich dokumentiert und auch in Echtzeit sichtbar gemacht werden.

Es ist vielleicht eine spannende Technologie, aber es ist auf jeden Fall wieder einmal eine EU-Verordnung, die umgesetzt werden muss. Es ist nichts anderes.

Grundsätzlich sehe ich jede EU-Verordnung oder alles, was von der EU kommt, sehr kritisch, und das muss auch so gesehen werden. Geschätzte Damen und Herren, im Zuge der Umsetzung der EU-Verordnung darf auch eine Frage gestellt werden: Warum sehen auch so viele Österreicher die EU so kritisch? Immer mehr haben nicht nur das Vertrauen in die österreichische Bundesregie­rung verloren, sondern auch das Vertrauen in die Institution der EU.

Es heißt: Wir müssen die Werte verteidigen! Wer die Werte der EU nicht einhält, bekommt kein Geld! Zeitgleich gibt es Korruptionsvorwürfe im Europäischen Parlament oder in der Kommission.

Auf die drei Jahre Coronapolitik zurückblickend: Es gab keine Entschuldigung, kein Wort dazu, dass auch die Freiheitsrechte, die Grundrechte ein großer Wert sind und sie nicht eingehalten worden sind. (Beifall bei der FPÖ.) Was bleibt über von der Coronazeit? – Undurchsichtige Pfizer-Verträge, Millionen


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Impfdosen müssen vernichtet werden und Millionenkosten lasten auf den Mitgliedstaaten. Der Aufklärungswille der EU und auch der Bundesregierung ist nicht vorhanden.

Weiters: Gefordert wird das Aus für den Verbrennermotor, immer früher, immer radikaler. Gerade die Leistbarkeit der Autos für jeden war ein großes Stück Freiheit für jeden Einzelnen. Das soll jetzt beseitigt werden. Die Vision lautet: Jeder soll ein Elektroauto haben, geladen mit Atomstrom (Bundesrat Egger-Kranzinger: Wasserkraft!) und mit Dauerüberwachung. Das ist die Botschaft aus Brüssel. Mit uns sicher nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Da braucht man sich nicht zu wundern, dass so ein großes Misstrauen vorhan­den ist, gar nicht zu reden vom Green Deal oder von den Russlandsank­tionen.

Kollege Babler hat es ja erwähnt: Die EU sei das „aggressivste außenpolitische militärische Bündnis, das es je gegeben hat“, die Union sei in der Doktrin „schlimmer als die Nato“. (Bundesrätin Schumann: Aber ihr seid wirtschaftsliberal und neoliberal! ...!)

Das alles hat Schuld daran, dass wir jetzt Rekordinflation haben, eine Teuerungswelle haben und der Wohlstand von uns allen eingeschränkt wird oder bedroht ist.

Geschätzte Damen und Herren, die Europäische Union hat ihr Gewicht nicht genutzt, um das alles zu entschärfen, sondern sie vertritt Verschärfungen der Sanktionen, sie ist für mehr Panzer, mehr Waffen, es wird an der Eskalations­spirale gedreht. (Beifall bei der FPÖ.) Wir alle sollten daran interessiert sein, den Weg der Deeskalation zu gehen, Frieden zu schaffen. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Daher komme ich zum Schluss. Die Menschen tragen all diese Nachteile und leiden an den Auswirkungen der Politik von Brüssel und der österreichischen Regierung. Haben Sie die Menschen schon einmal gefragt, ob sie das wollen? Die


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Menschen wollen wieder Politik mit Herz, mit Hausverstand, vollen Einsatz für ein gerechtes, friedliches, selbstbestimmtes und leistbares Wohnen. Fragen Sie die Menschen, was sie wollen! Dafür wäre eine Wahl notwendig und sinnvoll.

Bei dieser EU-Verordnung – es ist angesprochen worden – gibt es eine Pilot­regelung, sodass man sich das bis 2026 anschaut und es evaluiert, beaufsichtigt von der Finanzmarktaufsichtsbehörde. Das macht Sinn. Deshalb stimmen wir dieser Verordnung zu. (Beifall bei der FPÖ.)

11.59


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundes­rätin Elisabeth Kittl. – Bitte.


11.59.49

Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen vor den Bildschirmen!

Ich komme jetzt wieder zum Thema zurück: Es geht um eine ähnliche Technologie wie beim Bitcoinhandel, nämlich um Blockchaintechnologie, die aber da erweitert wird, um einen faireren und stabileren Handel, mehr Rechtssicherheit und dadurch im Endeffekt auch einen besseren Anleger:innen­schutz zu gewährleisten. (Vizepräsidentin Hahn übernimmt den Vorsitz.)

Eine EU-Verordnung erlaubt nun den Betrieb eines multilateralen Handels- und Abwicklungssystems, mit dem registrierte Wertpapiere gehandelt werden. Dieses DLT ist, wie wir bei diesem Gesetz sehen, eine elektronische Datenverar­beitung und Speicherung und nimmt eben nur Anleihen bei der Blockchaintechnologie.

Was ist das genau? – Kontostände und Finanztransaktionen werden in einer Transaktionshistorie aufgezeichnet, die unveränderbar sein muss, damit die Transaktionen abgeschlossen sind und überprüft werden können, genauso wie


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die daran Teilnehmenden verifiziert werden müssen. Das ist eben wichtig, um Transaktionen nachvollziehbar zu machen.

Damit soll auch der Wertpapierhandel unkomplizierter werden. Er soll schneller und günstiger, aber eben auch sicherer werden, was vor allem im Kleinanle­ger:innenbereich wichtig ist.

Das Besondere, wir haben es heute schon kurz gehört, ist, dass diese Verordnung eine Sandkastenregelung – so nennt man das in der EU – ist. Das heißt, sie wird laufend von der Europäischen Wertpapier- und Marktauf­sichtsbehörde evaluiert, und das drei Jahre lang, in denen sie sich mit Marktteilnehmer:innen und nationalen Aufsichtsbehörden austauschen muss. Erst nach diesen drei Jahren wird die Esma eine Empfehlung abgeben, ob sich diese neue Regelung bewährt hat oder welcher Änderungen es bedarf.

Für die Umsetzung dieser befristeten EU-Verordnung wird in Österreich die Finanzmarktaufsicht zuständig sein, die auch die Aufgabe hat, diese Betriebe, die die DLT-Marktinfrastruktur verwenden, zu beaufsichtigen. Das Wichtige ist, dass die Finanzmarktaufsicht auch in diesen internationalen evaluierenden Austausch, vor allem mit der Esma, gehen wird.

Diese Methodik finde ich eigentlich sehr spannend, da sie sozusagen per­manent die Regelung evaluiert. Ich finde, das ist sehr zu begrüßen, um gerade in diesem digitalen Bereich eine kluge und sichere Regelung für die digitale Infrastruktur im Finanzhandel zu schaffen. Da es ein kleiner Schritt in Richtung Digitalisierung des Wertpapierhandels ist, sollte eigentlich gerade diesem permanent evaluierenden Schritt zugestimmt werden, um da zu Verbesserungen und zu mehr Sicherheit zu kommen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

12.02 12.03.01


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 113

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte die Plätze einzunehmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Dies ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.

12.03.30 5. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdgasabgabegesetz, das Elektrizitätsabgabegesetz und das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom geändert werden (3373/A sowie 11240/BR d.B.)


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Mag.Marlene Zeidler-Beck. – Ich bitte um den Bericht.


12.03.52

Berichterstatterin Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA: Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdgasabgabegesetz, das Elektrizitäts­abgabegesetz und das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom (3373/A sowie 11240/BR d.B.) geändert werden.

Angesichts der nach wie vor hohen Inflation in Österreich soll die Senkung der Elektrizitäts- und Erdgasabgabe auf das in der Europäischen Union zulässige Mindestbesteuerungsniveau um ein halbes Jahr verlängert werden, und aufgrund der gesunkenen Großhandelspreise soll zusätzlich beim Energiekrisen­beitrag-Strom die Obergrenze für Markterlöse von 140 Euro auf 120 Euro abgesenkt werden.


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Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:

Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Vielen Dank für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dominik Reisinger. – Bitte, Herr Bundesrat.


12.04.52

Bundesrat Dominik Reisinger (SPÖ, Oberösterreich): Geschätzte Frau Präsi­dentin! Werter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor allem auch liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich darf vorwegschicken, dass die SPÖ-Fraktion hier im Bundesrat diesem Tagesordnungspunkt die Zustimmung nicht erteilen wird. Dabei muss ich aber festhalten, dass wir die unter­schiedlichen Gesetzesänderungen sehr wohl differenziert bewerten.

Grundsätzlich ist die Verlängerung der verringerten Erdgas- und Elektrizi­täts­abgabe bis Ende 2023 okay, das – das muss man auch feststellen – wirkt sicher­lich inflationsdämpfend. Dann bin ich aber schon fertig mit meinem positiven Befund, der Rest ist nämlich schlichtweg zum Vergessen. Zum Verges­sen des­halb, weil es die Bundesregierung abermals verabsäumt, endlich in die Bildung der Energiepreise, und zwar steuernd, einzugreifen. (Beifall bei der SPÖ.)

Damit manifestiert sich das Scheitern in der Teuerungsbekämpfung einmal mehr, und das ist natürlich für die Menschen in unserem Land eine Katastrophe. Viele Menschen, vor allem auch Familien, können sich den Lebensunterhalt, die Mieten oder die Energiekosten nicht mehr leisten – und Sie, sehr geehrte Vertre-


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ter der Bundesregierung, speisen sie mit Einmalzahlungen ab, während Energie­konzerne und Energielieferanten Milliardengewinne, und zwar durch Zufalls­gewinne, machen. (Beifall bei der SPÖ.)

Da hilft es auch nichts, wenn Sie jetzt mit diesem Gesetzesantrag die Schwellen­werte bei der Abschöpfung der Übergewinne senken. Das ist aus unserer Sicht reine Kosmetik, weil die Konzerne weiterhin durch null Mehrleistung Milliarden und Abermilliarden scheffeln werden, und die Menschen bleiben dabei auf der Strecke. Genau das ist der Grund, warum wir diesen Gesetzesan­trag ablehnen.

Energiekonzerne leisten leider keinen Beitrag zur Bekämpfung der herrschenden Energiearmut. Im Gegenteil, ich habe es schon erwähnt, sie verdienen dabei fürstlich. Gerade unlängst hat der Verbund seine Gewinnprognose für das Jahr 2023 auf unglaubliche 2,4 Milliarden Euro angehoben. Genau diese Beispiele zeigen: Ihre vermeintliche Gewinnbesteuerung ist wirkungslos. Vielmehr müssten Sie dafür sorgen, dass dieses Geld, das die Menschen ja einzahlen, das die Menschen bei den Energiekonzernen investieren, eigentlich wieder zurückgegeben werden müsste. Sie machen es aber nicht, und das ist erstens ökonomisch unklug und zweitens unmoralisch und auch unanständig. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Tatenlosigkeit der Regierung – man kann es auf den Punkt bringen – ist bei der Teuerungsbekämpfung nicht mehr tragbar. Es sind sogar Ihre Experten, die vor den tragischen Folgen der hohen Inflation warnen, zuletzt zum Beispiel Wifo-Chef Felbermayr, der Eingriffe in die Preispolitik forderte, also das, was ich gerade ausgeführt habe, und auch mehr Druck auf die E-Wirtschaft. Sogar das liberale und Ihnen nahestehende Institut Agenda Austria spricht davon, dass die hohe Inflation teilweise hausgemacht sei.

Ich habe mir auch die Ausführungen des Herrn Finanzministers im Nationalrat sehr genau angehört. Bundesminister Brunner relativierte die schlechte Performance Österreichs bei der Inflation damit, dass es auch noch EU-Länder


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mit einer höheren Inflation gäbe. Aber bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen, wo sind wir eigentlich hingekommen? Ist es wirklich unser Anspruch und wollen wir uns an den schlechteren oder doch lieber an den erfolgreicheren Ländern in Europa orientieren? Ich glaube, wir sollten Zweiteres tun, wir müssen die Spitze anstreben und nicht das Schlusslicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Österreich liegt mit einer Inflation – sie wurde vor wenigen Tagen geschätzt – von 8,8 Prozent weit über dem Durchschnitt des Euroraumes. Die Regierung ist bis dato nicht gewillt, endlich steuernd einzu­greifen, während sich 1,5 Millionen Menschen – da gibt es glaubhafte statis­ti­sche Zahlen – die Miete nicht mehr leisten können und rund eine halbe Million Menschen Mietschulden hat. Das ist ganz einfach nicht mehr länger hinzuneh­men, das ist für Österreich in Wahrheit eine Schande. (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb bringe ich abschließend folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Dominik Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „echte Übergewinnsteuer statt permanenter Regierungspfusch“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat sowie dem Bundesrat umgehend ein Maßnahmenpaket zuzuleiten, welches die Übergewinne von Energiekonzernen – auf Basis eines Gewinnvergleichs mit den Vorjahren – in Österreich tatsächlich abschöpft. Die Steuereinnahmen sind hierbei für die Finanzierung von Anti-Teuerungsmaßnahmen – wie der Etablierung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission – zweckzuwidmen.“


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*****

Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Tiefnig: ... Wien Energie: 180 Prozent!)

12.11


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Der von den Bundesräten Dominik Reisinger, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „echte Übergewinnsteuer statt permanenter Regierungspfusch“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Viktoria Hutter. – Bitte schön.


12.11.35

Bundesrätin Viktoria Hutter (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Zuseher:innen hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Teuerung ist ein Thema, das uns schon richtig lange beschäftigt und leider auch nach wie vor stark beschäftigt. Es ist, glaube ich, eines der aktuell meistdiskutierten Themen. Ich glaube, nur der Krimi – oder soll ich besser sagen: das Drama? – um den Parteivorsitz, um die SPÖ-Spitze wird aktuell mehr diskutiert. (Beifall bei der ÖVP. – Ah-Rufe bei der SPÖ. – Heiterkeit der Bundesrätin Schumann.)

Wenn man mit den Leuten zu Hause spricht, ist gerade die Teuerungsdebatte – gerade im Energiebereich – eines der brennendsten Themen für die österreichische Bevölkerung. Strom- und Gaspreise haben sich vervielfacht, und das macht unseren Leuten einfach schwer zu schaffen. Da ist es ganz egal, ob ich jetzt mit einzelnen Personen im privaten Haushaltsbereich oder mit dem Nahversorger bei uns in der Region spreche – jeder hat wirklich schwer damit zu kämpfen.


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Darum hat es auch schon im letzten Jahr vielen Menschen geholfen, mit dem Beschluss der Bundesregierung die spezifischen Energieabgaben auf Erdgas und Elektrizität um 90 Prozent zu senken, und zwar waren das, wenn man die Zahlen nennt, knapp 900 Millionen Euro, um die wir die Menschen – die Österreiche­rinnen und Österreicher – durch diese Maßnahmen entlasten konnten.

Leider – muss man sagen – hat sich der Energiemarkt noch nicht so erholt, wie er sollte, und darum ist es wichtig, diese Senkung und Entlastung zu ver­längern. Für das nächste halbe Jahr soll es fortgesetzt werden, die Abgaben auf Erdgas und Elektrizität auf das EU-zulässige Mindestniveau zu senken. Das ist eine echte Entlastung und obendrein, wie schon von meinem Vorredner erwähnt, eine inflationsdämpfende Maßnahme, die ja so oft gefordert wird. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Huber.)

Die Menschen in unserem Land werden dadurch also im nächsten halben Jahr noch einmal um 400 Millionen Euro entlastet. Unser Strommarkt – das wissen wir alle miteinander – funktioniert aktuell immer noch nicht so, wie er es sollte. Das hat mehrere Gründe: Ein Punkt ist natürlich auch die Tarifstruk­tur, die bei uns vorherrscht. Wir wissen, in sicheren und stabilen Märkten hat sich diese bewährt, aber aktuell haben wir einfach eine Situation, in der die Märkte volatil und unsicher sind. Da hat das System gewisse Schwächen, das wissen wir. In erster Linie können natürlich aufgrund von langfristigen Lieferver­trägen die Großhandelspreise nicht so schnell weitergegeben werden, wie sie sollten.

Genau da setzt der zweite Teil dieses Beschlusses an: das Gesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom. Im letzten Jahr wurde schon beschlossen, die Gewinnabschöpfung für die Energieunternehmen mit 140 Euro pro Megawatt­stunde zu begrenzen. Heute sehen wir, wir müssen einfach nachschärfen. Wir setzen die Grenze noch einmal nach unten: auf 120 Euro je Megawatt­stunde Strom, und das schon ab 1. Juni 2023. Es sind also zwei bewährte und wichtige Maßnahmen, die heute verlängert und verschärft werden sollen – eine echte Entlastung für die Menschen in unserem Land.


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Ich bitte Sie also, da wirklich mitzustimmen und die Menschen in unserem Land zu entlasten. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

12.15


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Steinmaurer. – Bitte, Herr Bundesrat.


12.15.14

Bundesrat Markus Steinmaurer (FPÖ, Oberösterreich): Werte Frau Vizeprä­si­dentin! Liebe Kollegen! Werte Gäste! Die Inflation in Österreich ist nach wie vor hoch. Im März gab es einen Rückgang um 2 Prozent. Im April lag die Inflation bei 9,8 Prozent. Heute soll über das Erdgasabgabegesetz, das Elektrizitäts­abgabe­gesetz und das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom abge­stimmt werden. Ob diese drei Punkte zielführend sind, um die Inflation einzudämmen, ist fraglich.

Zu Punkt drei – sollen Stromerzeuger einen höheren Energiekrisenbeitrag zahlen? – ist Folgendes festzuhalten: Wie im Nationalrat diskutiert, soll der Überschuss­erlös zu 90 Prozent an den Staat abgeführt werden. Da ist mein Zugang: Der Einzige, der da mit der hohen Inflation gewinnt, ist der Finanzminister. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Stromversorgung ist in Österreich großteils mit regionalen Versorgern so aufgebaut, dass Stromerzeugung und Netzbetrieb in einer Hand liegen – groß­teils auch in der Verantwortung der Bundesländer. Investitionen der Netz­betreiber in erneuerbare Energie können steuertechnisch geltend gemacht werden. In Österreich ist der Stromnetzausbau jahrelang vernachlässigt worden, und jetzt bekommen wir die Rechnung präsentiert. Die landeseigenen Ener­gieversorger haben den Auftrag, gewinnorientiert zu wirtschaften, und daher ist der Netzausbau vernachlässigt worden.

Wir fördern den Fotovoltaikausbau, und dieser kommt gerade ins Stocken, denn das Stromnetz im ländlichen Raum ist nicht für die Einspeisung ausgelegt –


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eine begrenzte Einspeisung und damit eine aufgezwungene Einspeisungs­begren­zung von maximal 5 kW ist die Folge. Das Bundesministerium und die Bundes­länder fördern die Errichtung von Fotovoltaikanlagen, obwohl in den Versorgungs­netzen keine entsprechenden Leitungen vorhanden sind. Aus Sicht der FPÖ ist der medial dargebotene Plan des Klimaschutzministeriums, die CO2-Steuer auf 240 Euro pro Tonne bis zum Jahr 2030 zu erhöhen, abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Verlängerung von Fristen und die Aussetzung von Abgaben kann nur ein Teil sein, denn das sind Kleinigkeiten und das ist nicht zielführend. Die Übergewinn­besteuerung ist nur ein Nebeneffekt, da die Einnahmen überschaubar sind. Besser wäre es, die Übergewinne in den Netzausbau zu investieren. Diese geplante und zu beschließende Regelung soll bis Ende 2023 gelten. Die Bundesregierung erkennt die Probleme nicht, sie reagiert nur, anstatt zu agieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Bei dieser Inflation beziehungsweise Teuerungswelle ist ein Handeln erfor­der­lich, das nur treffsicher ist, wenn die Unterstützung auch bei den Leuten ankommt, die sie brauchen. Diese Bundesregierung verteilt nach wie vor mit der Gießkanne, und das ist nicht treffsicher.

Die Förderung von E-Autos ist eine Verhöhnung jedes in Österreich arbeitenden Beschäftigten. Die E-Auto-Förderungen erhalten wiederum Personen, die keine Unterstützung brauchen. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Genau!) Ein Beispiel: Wer kann sich ein E-Auto leisten, wenn die Einstiegssumme bei über 40 000 Euro liegt? – Ein Geschäftsführer, ein führender Angestellter braucht keine Unterstützung.

Der Energiemarkt funktioniert nicht immer perfekt, das ist jedem klar, daher muss die Bundesregierung endlich zielorientiert handeln. Wir werden den Gesetzen dieses Tagesordnungspunktes zustimmen, wenngleich diese Maßnah­men nur der Beginn sein können. (Beifall bei der FPÖ.)

12.19



BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 121

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte schön.


12.19.50

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Letztes Jahr haben wir, um die Haushalte zu ent­lasten, die Energieabgaben auf Strom und Gas massiv gesenkt, nämlich wirklich massiv: um 93 Prozent bei Strom und um 82 Prozent bei Gas, und diese Maßnahme wird jetzt bis Ende 2023 verlängert. Allein das – Kollegen von der SPÖ, Sie dürfen zuhören – ist ein Entlastungsvolumen von 400 Millionen Euro. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist Kollegen Reisinger nur einen Nebensatz wert. Er fährt einfach drüber, als ob das nichts wäre. Dabei ist das inflationsdämpfend, da diese Abgaben von vornherein nicht verrechnet werden.

Auch ist es, und das sagen Sie bewusst auch nicht, eine sozialpolitisch wirklich wichtige Maßnahme, da Haushalte mit geringem Einkommen im Verhältnis höhere Energiekosten haben als solche mit hohem Einkommen. Diese Maß­nahme wirkt also gerade dort stärker, wo sie stärker wirken soll. (Beifall bei den Grünen.)

Dass Sie dieser Reduktion der Energieabgaben um fast 100 Prozent jetzt nicht zustimmen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, das erklären Sie einmal Ihren Wählern. Das ist einfach unfassbar! (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Bundesrates Reisinger.)

Sie stimmen einer Senkung der Energieabgaben um 90 Prozent – die inflations­dämpfend wirkt, das geben Sie ja zu – nicht zu! (Rufe bei der SPÖ: Was? Was?) Das muss man zehnmal wiederholen, damit man es begreifen kann. (Bundesrat Schreuder: Sie haben es noch immer nicht verstanden! Wiederhole es noch einmal!) Sie stimmen einer Energieabgabensenkung um 90 Prozent, die inflationssenkend wirkt und 400 Millionen Euro ausmacht, nicht zu! (Ruf bei der ÖVP: Bravo!) Soll


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ich es noch einmal wiederholen? (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Bundesrat Reisinger: Und was ist mit der Gewinnabschöpfung? – Bundes­rat Tiefnig: ... Excel-Tabelle! – Bundesrätin Grimling: ... Gewinnabschöpfung! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Und das in einer Situation, in der sich abzeichnet, dass die Energiekosten zurückgehen! Sie sind immer noch hoch im Vergleich zum Zustand vor der Krise, aber deutlich geringer – und das ist gut so – als zum Beispiel vor einem Jahr. Schauen Sie auf den Tarifrechner der E-Control. Da erfährt man, dass man Strom jetzt um etwa 11 Cent pro Kilowattstunde neu beziehen kann und Gas um etwa 5 Cent.

Kollege Reisinger, Sie lenken – und das macht die SPÖ jetzt seit einigen Wochen permanent – einfach nur ab. Herr Kollege, auch das ist Ihnen entgangen: Es gibt ein Energiekrisenbeitragsgesetz, und das verlängern wir heute. Selbstverständ­lich haben die Profiteure der Krise ihren Beitrag zu leisten. (Bundesrätin Grimling: Selbstverständlich!) Wer hätte noch vor eineinhalb Jahren gedacht, dass diese Bundesregierung dermaßen in den Markt eingreifen würde! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Geh, geh! In-den-Markt-Eingreifen vonseiten der Regierung! Das ist aber eine mutige Aussage!)

Es werden und wurden nämlich Rekordgewinne gemacht, ohne dass dafür etwas Besonderes geleistet wurde. Diese Gewinne würden an Aktionäre ausge­schüt­tet, die ebenso nichts zu ihrem Zusatzgeld beigetragen haben. Das geht nicht, und das ist mehr als Symbolpolitik.

Mit der vorliegenden Novelle – wirksam ab Juni 2023 – werden Energiepreise für Strom über 12 Cent hinausgehend zu 90 Prozent abgeschöpft, und das ist gut so. Es gibt Ausnahmen für Technologien, die teurer sind, was auch gut ist. (Bundesrätin Grimling: ... Energiekonzerne!) Auch da verstehe ich nicht, wieso Sie einen Antrag zu einer Sache einbringen, die es schon gibt. Daraus kann ich nur schließen, dass Sie offenbar einfach nur einen Vorwand suchen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)


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Das Geld, das eingenommen wird, geht zum Beispiel in folgende Sachen – ich möchte daran erinnern, denn das wird gerne bewusst vergessen –: Es gibt zum Beispiel die Strompreisbremse, die nach wie vor und noch länger in Kraft ist, die ein Grundkontingent für Strom (Bundesrätin Grimling: Genau, da haben die ...!) über 2 900 Kilowattstunden – das ist mehr, als die meisten Haushalte brauchen, also ich zum Beispiel brauche zu Hause 1 500 Kilowattstunden pro Jahr, das geht, wenn man einspart – um 10 Cent pro Kilowattstunde garantiert. (Bundes­rätin Gerdenitsch: ... Konzerne ...! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Also wenn das nicht steuernd ist, verstehe ich die Welt auch nicht mehr, denn das wird auch vorab abgezogen, und das sind Milliarden. (Bundesrätin Schumann: Milliar­den!)

Ebenfalls zur Auffrischung: Im Februar haben wir einen Stromkostenzuschuss für große Haushalte beschlossen. Ab der vierten Person werden 105 Euro pro Jahr dazu gewährt, und das betrifft immerhin 700 000 Haushalte. Und wie Sie wissen, sind Haushalte mit mehreren Kindern nicht unbedingt die mit dem meisten Geld. Das kommt also richtig an. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Wir haben einen Netzkostenzuschuss von 200 Euro pro Haushalt eingeführt. Der ist sowieso sozial differenziert, weil ihn Haushalte bekommen, die gemäß Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz von den Förderbeträgen befreit sind, also GIS-befreite Haushalte zum Beispiel; das sind 600 000 Haushalte. (Bundesrätin Schumann: Wir haben eine extrem hohe Inflation!)

Es gibt noch Weiteres: Energiekostenzuschuss, Teuerungsbonus, Klimabonus. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen: Wir haben 500 Euro pro Person ausgeschüttet! (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.) Der Budgetdienst des Parlaments hat sich das angeschaut – gut so – und hat dargestellt, dass der Klimabonus überproportional bei Haushalten mit geringem Einkommen ankommt. Wir haben dann den Heizkostenzuschuss der Länder verdoppelt. Wenn man das nur statistisch ausrechnet, wären es 330 Euro pro Haushalt. Das sind übrigens


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450 Millionen Euro. Auch haben wir angesichts der steigenden Energiekosten den Wohnschirm aufgespannt.

Ich sage daher ganz offen, vor allem in Richtung SPÖ, weil ich Sie eigentlich für die konstruktive Kraft halte – bei der FPÖ wundert mich nichts –: Ihr Lamento, es geschehe nichts, ist ermüdend und unredlich, ganz ehrlich. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrätin Schumann: 8,8 Prozent Inflation!)

Wir reden über Energie, wenn ich daran erinnern darf. Im ganzen Energie­be­reich – einem der größten Inflationstreiber, das stimmt – sind die Mehrkosten über­kompensiert. (Bundesrätin Schumann: ... aber die armen Leute ...! – Bundesrätin Grimling: ... die armen Leute ...!) Jetzt können Sie nicht einfach herausgehen und sagen, es würde da nichts geschehen. Es ist einfach das Gegenteil der Fall, bitte nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Ja, genau, ... Sie zur Kenntnis nehmen!)

12.26 12.26.50


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen somit zur Abstimmung.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Dominik Reisinger, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „echte Übergewinnsteuer statt permanenter Regierungspfusch“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.


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Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

12.27.406. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz geändert wird (3237/A und 2040 d.B. sowie 11243/BR d.B.)


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen nun zum 6. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Ich bitte um den Bericht.


12.28.05

Berichterstatterin Simone Jagl: Frau Vorsitzende! Ich bringe den Bericht des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz über den Beschluss des Nationalrates vom 25. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz geändert wird.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz stellt nach Beratung der Vorlage am 5. Juni 2023 mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Vielen Dank für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Bundesrat Christian Fischer. – Bitte, Herr Bundesrat.



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12.28.56

Bundesrat Christian Fischer (SPÖ, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Keine Frage, es ist zu begrüßen, dass der gemeinsame Haushalt als Voraussetzung für den Anspruch auf den Angehörigenbonus bei Pflege eines nahen Angehörigen gestrichen wurde.

Natürlich ist das eine notwendige Maßnahme gewesen. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es nicht nur am Land sehr oft vorkommt, dass zwei Generationen in einem Haus wohnen, im Erdgeschoss und im Obergeschoss, meistens aber nicht im gemeinsamen Haushalt.

Auch die vorgenommene legistische Klarstellung, dass auch diplomierte Pflege­kräfte und nicht nur Ärzte in den Einstufungsprozess einbezogen werden können, sehe ich positiv. Zu hoffen bleibt nur, dass die ansuchenden Personen schneller den Bescheid über die Pflegegeldstufe erhalten. Eine durch­schnittliche Wartezeit von acht Wochen ist schlicht und einfach inakzeptabel. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Veränderungen im Bundespflegegeldgesetz wiegen aber nicht auf, dass die Regierung mit diesem Angehörigenbonus leider nicht die Probleme der betroffenen Personen lösen wird. Pflegestufe 4 ist die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt für den Erhalt dieses Bonus in der Höhe von 4,10 Euro am Tag anspruchsberechtigt ist. Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben richtig gehört: 4,10 Euro. Zum Vergleich – als Denkanstoß –: Die Kosten für die Miete eines elektronischen Pflegebettes im ersten Monat betragen zurzeit laut Auskunft des Roten Kreuzes in Lilienfeld 3,70 Euro. Darin sind aber die täglichen Stromkosten nicht beinhaltet. Um 4 Euro bekommt man bei Billa gerade ein Jausensackerl mit einer Extrawurstsemmel, einer Kabanossi und einer Cola-PET-Flasche – ja, das war früher auch billiger, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Gerade die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen sind von der derzeitigen Teuerung besonders stark betroffen. Die Pflege an sich kostet schon sehr, sehr


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viel. Die Valorisierung des Pflegegeldes ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Medizinische Hilfsmittel, Medikamente und Heilbehelfe machen oft einen sehr großen Teil der monatlichen Ausgaben für die Betroffenen aus. Für viele Betroffene führt die exorbitante Teuerung von Wohnen, Energie und Lebens­mitteln jetzt schon dazu, dass sie bei den Ausgaben für ihre Gesundheit und die Gesundheit ihrer Angehörigen sparen müssen. In einem reichen Land wie Österreich sollte es so etwas nicht geben, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meiner Meinung nach ist es notwendig, dass man die mobilen Dienste und die Tageszentren, aber auch die Betreuungseinrichtungen für stationäre Kurz­zeitpflege ausbaut. Das wären die notwendigen Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige, denn sie sind tagtäglich körperlichen, aber auch psychischen Anstrengungen ausgeliefert. Leider können sich die meisten der Betroffenen aber keine Auszeit oder einen wohlverdienten Erholungsurlaub leisten, da es kein entsprechendes Angebot der Kurzzeitpflege gibt – oder nur nach monatelanger Wartezeit.

Im Bezirk Lilienfeld gibt es aktuell vier Betten für Kurzzeitpflege und in der Landeshauptstadt Sankt Pölten leider auch nicht viel mehr. Es gibt viel zu wenig Personal, keinen adäquaten Betreuungsschlüssel und leider vieles mehr. Da spreche ich jetzt gar nicht die Wartezeit für einen Langzeitpflegeplatz an.

Für den Volkshilfe-Sozialbarometer führt Sora mehrmals jährlich eine reprä­sentative Befragung zu aktuellen sozialpolitischen Themen durch. Im März wurden die Menschen zu ihren Einstellungen zu aktuellen Pflegethemen befragt. Derzeit sehen fünf von zehn Menschen in Österreich der eigenen Zukunft und der ihrer Angehörigen in Bezug auf die Pflege eher mit Sorge entgegen. Mit zunehmendem Alter steigt die Sorge und sinkt die Zuversicht in Bezug auf die eigene Pflege und jene der Angehörigen. Bei jenen Personen, die aufgrund ihres Alters mit der aktuellen Pflegesituation konfrontiert sind beziehungsweise diese im Alltag erleben, ist die Sorge am stärksten ausgeprägt. Von den älteren


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Menschen ab 75 Jahren blicken 63 Prozent mit Sorge in die Pflegezukunft. Darüber hinaus blicken auch Menschen mit geringerem Einkommen mit größerer Sorge und geringerer Zuversicht in die Zukunft der Pflege.

Im Moment vergeht kaum ein Tag ohne Schreckensmeldung aus dem Gesund­heitswesen. Überfüllte Spitalsambulanzen, überfordertes Gesundheitspersonal und gesperrte Stationen gehören mittlerweile zum Alltag.

50 Prozent der Bevölkerung haben einen negativen Blick auf die Attraktivität von Pflege- und Betreuungsberufen. Auch dem gehört entgegengewirkt. Eine einheitliche Bezahlung für die Ausbildung, ähnlich wie bei der Polizei, ist ein sicherer Weg, um mehr Menschen für die Pflege- und Betreuungsberufe zu interessieren. Auch für Umsteigerinnen und Umsteiger würde das Angebot die Entscheidung erleichtern. Die Pflegeberufe müssen einen Zugang zur Schwer­arbeiterpension erhalten und die Ausbildungszeiten zu Pflegeberufen sollen auch als Versicherungszeiten anerkannt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Da gehört der Hebel angesetzt. Dort müssen unbedingt Verbesserungen ange­dacht werden, liebe türkis-grüne Regierung, anstatt Ausschüttungen nach dem Gießkannenprinzip zu beschließen, bei denen man bestenfalls von einer symbolischen Geste des Dankes sprechen kann. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.35


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger. – Bitte, Frau Bundesrätin.


12.35.26

Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Werte Kolleginnen und Kollegen und alle, die via Livestream dabei sind! Sie merken es, in der heutigen Plenarsitzung beschäftigen wir uns wieder inten­siv mit dem Thema Pflege. Das ist der zweite Tagesordnungspunkt zu diesem Thema, und das ist gut und richtig. Es zeigt uns einmal mehr, wie viel diese Regie­rung hinsichtlich Pflege tut und dass da wirklich etwas passiert. Das passiert


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natürlich nicht von heute auf morgen oder: schnips, und alle Verbesserungen sind da! – Das ist ein Prozess, und wir treiben diesen Prozess mit großer Ernst­haf­tigkeit voran.

Ich habe in Vorbereitung auf diesen Tagesordnungspunkt noch einmal ganz kurz geschaut, was in der Pflege in den letzten Jahren passiert ist, welche Maßnah­men seitens der Regierung ergriffen wurden. Es sind zwei Teile der Pflegere­form, bei denen schon viel passiert ist, und es sind 38 Maßnahmen, die wir ergriffen haben. Ich glaube, es ist schon so viel, dass viele Details, die für die Betroffenen ganz wichtig sind, oft gar nicht mehr erwähnt werden. Ich empfehle jedem, insbesondere den Kritikern, einmal nachzulesen, was in Wirklichkeit schon passiert ist: Es gibt eine Nostrifizierungserleichterung. Wir reden heute über den Angehörigenbonus. Es gibt eine Familienhospizkarenz für Selbstständige. Es gibt einen Rechtsanspruch auf Begleitung bei der Kinder-Reha. – Wir haben da also wirklich ganz viel gemacht und es passiert auch weiter ganz viel.

Natürlich – und das ist eine Sache, die man auch erwähnen muss – kommt es, wenn man etwas tut, auch zu Unschärfen und so weiter, und so ist es zum Beispiel auch beim Angehörigenbonus. Mein Vorredner hat es schon gesagt, der Angehörigenbonus war bis jetzt auf im gleichen Haushalt Wohnende beschränkt. Das verändern wir heute. Das gibt es natürlich auch; es ist tatsächlich auf dem Land oft so, dass Menschen, die gepflegt werden, nicht in einem gemeinsamen Haushalt mit ihren pflegenden Angehörigen leben, sondern vielleicht im Nachbar­haus oder eben in der Wohnung drüber. Das verändern wir heute, damit auch Menschen, die nicht im selben Haushalt leben, den Pflegebonus für Angehörige in Anspruch nehmen können. Das ist gut und richtig.

Und es geht weiter. Wir sind jetzt bei 38 und es wird sicher noch vieles folgen. Wie gesagt, das geht nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt, auch heute mit diesem Tagesordnungspunkt. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

12.38



BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 130

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste ist Frau Bundesrätin Sandra Böhmwalder zu Wort gemeldet. – Bitte schön.


12.38.16

Bundesrätin Sandra Böhmwalder (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich melde mich heute das erste Mal hier im Hohen Haus zu Wort, weil mir das Thema Pflege wirklich ein Herzensanliegen ist. Aufgrund eines laufenden Projektes für pflegende Angehörige und Pflegebedürf­tige in meiner Heimatgemeinde Hainfeld im Bezirk Lilienfeld ist es mir gelungen, mit engagierten Menschen aus meiner Gemeinde einen ersten weite­ren Akzent in unserer Gemeinde für die Betreuung zu Hause zu setzen.

In den unzähligen Gesprächen mit den Betroffenen wurde sehr deutlich, wie viel unsere Familien leisten, wenn das Kind, der Ehepartner, der Vater oder die Mutter, Menschen aus unserem familiären Umfeld plötzlich und uner­wartet auf fremde Hilfe angewiesen sind. Größtenteils wird die Pflege und Betreuung des zu Pflegenden im Familienverband geregelt. Die Pflege und Betreuung von Familienmitgliedern und Angehörigen ist nicht nur mit großem persönlichen Einsatz verbunden, sie ist zugleich ein wertvoller sozial- und gesellschaftspoliti­scher Beitrag – ein unverzichtbarer Beitrag. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)  

Die Regierung hat versprochen, einen großen Schwerpunkt auf das Thema Pflege zu legen, und sie hat eine Pflegereform in Gang gesetzt. An diesem Ver­sprechen wird laufend gearbeitet und dieses Versprechen wird Maßnahme für Maßnahme umgesetzt. Es zielt auf mehrere Säulen der Pflege ab, wobei jede einzelne Säule wichtig ist, da jede Pflege- und Betreuungssituation individuell ist.


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Im Vorjahr wurde bereits eine Pflegemilliarde beschlossen, das erste große Reformpaket mit 20 Maßnahmen. Dieses Reformpaket deckt drei große Bereiche ab: Verbesserungen für diejenigen, die in der Pflege arbeiten, eine Verbesserung der Ausbildung, um neue Pflegekräfte zu rekrutieren, und natürlich Unterstützung für Pflegebedürftige und deren Angehörige.

Mit dem zweiten Pflegepaket werden für die Pflege zu Hause weitere Hürden abgebaut und es wird mehr Unterstützung und Hilfe für die Familien, die ihre Familienmitglieder zu Hause pflegen und betreuen, gewährleistet. Dieses Paket stellt unter anderem erhöhte Förderbeträge für 24-Stunden-Betreuung sicher und verleiht diplomiertem Pflegepersonal mehr Kompetenzen.

Derzeit haben pflegende Angehörige, die im gemeinsamen Haushalt mit der pflegebedürftigen Person wohnen, Anspruch auf einen Angehörigenbonus in Höhe von 750 Euro im heurigen Jahr beziehungsweise 1 500 Euro für 2024. In Zukunft ist kein gemeinsamer Haushalt mehr erforderlich. Wie wir schon gehört haben, betrifft das speziell Familien im ländlichen Bereich, wo Kinder und Eltern oft nahe beieinander wohnen. Diese werden in Zukunft von der Änderung, die wir heute beschließen, profitieren. Insgesamt werden in Österreich etwa 80 000 Menschen davon profitieren. Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Saal, wir stimmen heute darüber ab und setzen einen weiteren Schritt und eine weitere Maßnahme zur Entlastung für die Pflege zu Hause.

Wir wissen, 80 Prozent von jenen, die Pflegegeld beziehen – das sind etwa 470 000 Menschen –, möchten so lange es geht zu Hause, in den eigenen vier Wänden, betreut und gepflegt werden. Dazu leisten unsere Bundesländer einen großen Beitrag – sie leisten viel –, so auch mein Heimatbundesland Nieder­österreich. In Niederösterreich wird der Großteil der pflegebedürftigen Menschen von Angehörigen zu Hause betreut, deshalb hat das Land Nieder­öster­reich einen niederösterreichischen Pflege- und Betreuungsscheck mit einem Wert von 1 000 Euro auf den Weg gebracht.


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Die Pflege ist eines der wichtigsten Anliegen der Österreicherinnen und Österreicher und somit eine unserer wichtigsten Aufgaben und Herausforde­rungen. Wir haben noch einige Herausforderungen im Bereich der Pflege vor uns. Familienstrukturen verändern sich, die demografische Entwicklung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Der Bedarf an Pflege wird steigen, und ja, es wird eine große Herausforderung sein, in Zukunft genug Personal zu finden.

Ich wiederhole es, weil es mir am Herzen liegt: Die Regierung hat versprochen, einen großen Schwerpunkt auf das Thema Pflege zu legen. (Beifall bei Bundes­rät:innen von ÖVP und Grünen.) Sie hat bereits eine Pflegereform in Gang gesetzt. An diesem Versprechen wird laufend gearbeitet, dieses Versprechen wird Maßnahme für Maßnahme umgesetzt. Es zielt auf mehrere Säulen in der Pflege ab. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

Ich bin sehr dankbar, und die Betroffenen sind es sicher auch, dass die Regierung wichtige Schritte setzt, damit auch in Zukunft die bestmögliche Pflege und ein Altern in Würde möglich sind. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:in­nen der Grünen.)

12.43


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Marlies Doppler. – Bitte schön.


12.43.57

Bundesrätin Marlies Doppler (FPÖ, Salzburg): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister! Ja, es ist Aufgabe der Politik, sich um eine qualitativ hochwertige Pflege zu kümmern. Das ist sowohl im Sinne der zu Pflegenden als auch der pflegenden Angehörigen. Wir haben heute schon sehr viel dazu gehört.

Das Thema liegt uns allen wirklich am Herzen, wir haben aber durchaus verschiedene Ansätze. Das Thema Pflege gehört einfach zu den dringendsten Aufgaben, die im Sozialbereich anstehen. Es ist egal, ob das die häusliche


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Pflege betrifft, es ist egal, ob das die mobile Pflege betrifft, und es ist egal, ob das die stationäre Pflege betrifft: In all diesen Bereichen gibt es wirklich ekla­tante Defizite. (Beifall bei Bundesrät:innen der FPÖ.)

Die Aufgabe, ein Familienmitglied zu pflegen, verlangt den Angehörigen viel ab, und jeder, der schon einmal gepflegt hat, der das schon einmal miterlebt hat – ich habe meine Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt –, hat noch viel mehr Verständ­nis dafür, was es heißt, einen Menschen zu pflegen. Pflegende Angehörige leisten wirklich Übermenschliches. Es kümmern sich sehr, sehr viele Angehörige liebevoll um ihre Eltern, Großeltern, Schwiegereltern, um ihnen ein Altern in Würde und vor allem ein Altern in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

Pflegende Angehörige sind ein ganz, ganz wichtiger Teil in unserem Pflege­system, denn sie halten unser Pflegesystem nämlich mit aufrecht. (Bundesrätin Schumann: Zu 80 Prozent!) Die pflegenden Angehörigen sind fixer Bestandteil des Systems. Derzeit gibt es aber leider sehr wenig Unterstützung und noch weniger Wertschätzung für pflegende Angehörige (Beifall bei der FPÖ), obwohl sie einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Umso wichtiger ist es, dass der Angehörigenbonus in Zukunft noch mehr Menschen zur Verfügung steht. Dank der Aufhebung des Erfordernisses des gemeinsamen Haushaltes profitieren in Zukunft circa 23 000 Menschen mehr von diesem Bonus, und das ist richtig, wichtig und gerecht.

Die Pflegemisere hat sich in den letzten drei Jahren leider eklatant verschärft. Auch oder gerade wegen der Coronamaßnahmen der schwarz-grünen Bun­desregierung haben sehr, sehr viele Menschen ihren Pflegeberuf an den Nagel gehängt, sie haben ihn aufgegeben. Jegliche Hilferufe aus dem Pflege­bereich sind auf taube Ohren gestoßen. Das ist ein Schaden, der nie mehr wiedergut­zumachen ist.

In genau dieser Situation, in der viele Pfleger aus dem Pflegeberuf ausge­schieden sind, viele Pfleger weggefallen sind, sind Angehörige eingesprungen und haben die Pflege übernommen. Wenn diese in dieser Situation


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getrennte Haushalte gehabt haben, haben sie nicht einmal zu ihren Angehörigen gedurft. Das war absolut menschenunwürdig, das war so bitter. Es war men­schenunwürdig und menschenverachtend, das kann ich nicht oft genug sagen, und das werden wir nie vergessen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Heuer gibt es 750 Euro Pflegebonus, nächstes Jahr wird auf 1 500 Euro aufgestockt – ab Pflegestufe 4. Warum der Pflegebonus erst ab Pflegestufe 4 ausbezahlt wird, gehört auch hinterfragt. Man kann auch für Menschen mit Pflegestufe 1 gute, wertvolle Pflege leisten, auch da kann Unterstützung schon notwendig sein. Wenn man es umrechnet, sind das genau 4,10 Euro pro Tag. Das ist eine symbolische, nette Geste; wir Freiheitliche tragen diesen Beschluss selbstverständlich mit, aber das darf nicht das Ende der Fahnenstange sein. Das muss ein kleiner, weiterer Schritt sein, sagen wir. Man muss sich wirklich in die Richtung bewegen, dass den pflegenden Angehörigen eine entsprechende Wertschätzung entgegengebracht wird und den zu Pflegenden qualitativ hoch­wertige Pflege zugutekommt. Wie gesagt, das darf nicht das Ende der Fahnenstange sein, sondern lediglich ein weiterer Stein im Mosaik. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

12.48


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dr.in Andrea Eder-Gitschthaler. – Bitte.


12.48.52

Bundesrätin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP, Salzburg): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, von wo immer Sie uns zusehen und zuhören! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher! Wir beschäftigen uns heute schon zum zweiten Mal mit einem sehr, sehr wichtigen Thema. Ich kann meinen Vorrednerinnen Claudia Hauschildt-Buschberger, Marlies Doppler und auch Sandra Böhmwalder nur recht geben: Das Thema Pflege ist ein Zukunfts­thema.


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Diese Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern schon sehr, sehr viel auf den Weg gebracht. Liebe Claudia, du hast das sehr eindrucksvoll erwähnt. Man vergisst wirklich, was schon alles passiert ist. Auch ich habe mir in Vorbereitung auf diese Rede einiges angehört und angesehen, und das ist gut und richtig. Vor genau einem Jahr haben wir hier die Pflegemilliarde beschlossen, und seitdem ist sehr viel weitergegangen: Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Pfle­gende, Verbesserungen der Ausbildungsbedingungen und natürlich auch Verbes­serun­gen für die Angehörigen – das behandeln wir unter diesem Tages­ord­nungs­punkt.

Da möchte ich schon einmal kurz in die Runde fragen: Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer von Ihnen, von euch hat sich schon einmal überlegt, wie er mit 70, 80 leben will, leben kann? (Bundesrat Steiner: Das weiß man ja noch nicht! – Bundesrat Kornhäusl: Ja, aber überlegen! – Bundesrat Steiner: Das weiß ich ja noch nicht!), denn da sind wir alle gefordert. Das kann man nicht nur dem großen Ganzen, der Gemeinde, dem Staat überlassen, sondern da geht es auch um eine gewisse Eigeninitiative, darum, dass man schaut: Wie sind die Rahmenbedin­gungen in meinen eigenen vier Wänden?, denn wir wissen ja: Wenn wir die Leute fragen, sagen alle, sie wollen zu Hause bleiben, alle wollen möglichst lange zu Hause bleiben. Das entlastet ja auch unser Sozialsystem, und darum möchte ich hier schon auch eine Lanze für eine gewisse Eigeninitiative brechen. (Beifall bei der ÖVP.)

Mein Mann und ich haben das auch schon überlegt und wir haben entsprechende Maßnahmen gesetzt, aber das Thema ist halt nicht sexy, das erfahre ich immer wieder, denn alle wollen alt werden, aber keiner will sich mit dem Altsein aus­einan­dersetzen und will dann alt sein. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) – Das jetzt zu diesem Thema.

Wir wissen, dass zumindest diese rund 80 Prozent der Damen und Herren in Österreich, die Pflegegeld beziehen, das sind 470 000 Personen, diesen Wunsch haben, zu Hause zu bleiben. Daher haben wir sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene Geld zur Verfügung gestellt – wir in Salzburg haben


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seit 2016 durch zwei Pflegeplattformen 220 Millionen Euro auf den Weg gebracht, um diese Milliarde des Bundes zusätzlich zu unterstützen und Maßnah­men zu setzen. Wir wollen diese Menschen unterstützen, sodass sie zu Hause bleiben können, und darum ist dieser heutige Beschluss so wichtig.

Ja, Kollegin Doppler, da gebe ich dir recht: Wir können darüber diskutieren, ob man diesen Zuschuss nicht schon ab Pflegestufe 3 bekommen soll, natürlich – auch wir im Seniorenbund sind dafür, dass wir das noch verbessern, da sind wir, glaube ich, im selben Boot –, jetzt aber haben wir einen ersten wichtigen Schritt gesetzt. Diese Verbesserung, dass man nicht mehr im gemeinsamen Haus­halt sein muss, ist notwendig und wichtig und auch praxisnahe, denn es leben halt viele nebenan. Es ist so, dass die Kinder ein Haus daneben gebaut haben oder halt woanders sind und sich trotzdem um die Eltern kümmern, Gott sei Dank. Darum ist es gut und wichtig, dass wir heute diesen Beschluss fassen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)

Ich kann dir und euch allen versichern: Auch wir im Seniorenbund werden uns ständig für Verbesserungen in diesem Bereich einsetzen, für Verbesserungen für die in der Pflege Tätigen, aber natürlich auch für die Menschen, die Pflege brauchen, und für deren Angehörige, denn das ist uns wichtig und das ist notwendig. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

12.53 12.53.11


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu


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erheben, um ein Handzeichen. – Dies ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.

12.53.407. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebens­haltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (3427/A und 2052 d.B. sowie 11244/BR d.B.)


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen somit zum 7. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin hierzu ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Ich bitte um den Bericht.


12.54.04

Berichterstatterin Simone Jagl: Ich bringe den Bericht des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz über den Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten geändert wird.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz stellt nach Beratung der Vorlage am 5. Juni 2023 mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben. – Danke.


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Ich danke für den Bericht.

Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Daniela Gruber-Pruner. – Bitte, Frau Bundesrätin.

 



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12.54.58

Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseher:innen hier, zu Hause oder via Livestream! Sie werden sich denken, jetzt kommt wieder die Daniela Gruber-Pruner und redet über Kinderarmut (Bundesrat Kornhäusl: Das würden wir nie!), aber ich kann Ihnen versichern, ich würde mich auch gerne einem anderen Thema widmen.

Tatsache ist, Kinderarmut ist im Steigen begriffen. Das ist eine traurige Tatsache. Wir wissen, dass jedes fünfte Kind in Österreich von Kinderarmut betroffen ist. Das sind fünf Kinder pro Schulklasse oder fünf Kinder pro Kindergartengruppe. Das ist schon eine bedeutende Anzahl, die man nicht ignorieren kann.

Kollege Gross, du hast vorhin gemeint, wir müssen zur Kenntnis nehmen, was die Regierung alles an Maßnahmen setzt. (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) – Ja, das tun wir, aber man muss auch zur Kenntnis nehmen: Armut existiert und Kinderarmut existiert (Beifall bei der SPÖ), und solange das der Fall ist, werden wir Sozialdemokrat:innen uns an die Seite dieser Menschen, dieser Kinder stellen (Bundesrat Schennach: Jawohl!), müssen wir auf dieses Thema aufmerksam machen. (Bundesrat Schennach: So ist es!) Das liegt in unserer DNA und daher habe ich mich heute dazu zu Wort gemeldet.

Wir haben vor einer Woche – ich glaube, es war vor einer Woche – mit viel Aufmerksamkeit und auch ein bisschen Vorfreude die Sondersitzung im Natio­nalrat mitverfolgt, für die ein Paket gegen die Kinderarmut angekündigt wurde und in der es auch vorgelegt wurde. Wir waren wirklich neugierig und hatten gehofft, dass da ein großer Wurf kommt, aber leider wurden wir enttäuscht.

Es wurde ein erstes Maßnahmenpaket vorgestellt, das wiederum, erneut mit Sonderzahlungen arbeitet, die zeitlich begrenzt sind, und das wiederum keine nachhaltige strukturelle Lösung für Familien, die von Armut betroffen sind, bedeutet.


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Wir wissen, dass man sich mit Einmalzahlungen nicht dauerhaft auf ein anderes Leben vorbereiten kann, weil diese Einmalzahlungen irgendwann wieder auslaufen werden, und es handelt sich um Zuwendungen von sage und schreibe 2 Euro pro Tag. Ihr alle wisst, Sie alle, meine Damen und Herren, wissen, was man sich um 2 Euro pro Tag in Zeiten der Teuerung wirklich kaufen kann, wirklich leisten kann. Das sind keine nachhaltigen Veränderungen, die sich für die Kinder positiv auswirken werden.

Bei der Frage, wer denn diese Sonderzahlungen überhaupt bekommen wird, wurde bei der Nationalratssitzung tatsächlich auch nur eine Bezieher:innen­gruppe genannt. Zum Glück, muss ich sagen – und wir anerkennen das –, wurde das dann gestern im Familienausschuss ausgeweitet, und tatsächlich sind jetzt mehrere Bezugsgruppen genannt, nämlich Bezieher:innen von Mindestsicherung und Sozialhilfe, auch die Bezieher:innen von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Mindestpensionist:innen, Alleinerzieher:innen, Alleinverdiener:innen. Ich möchte also positiv anmerken, dass das gestern dann noch ausgeglichen und repariert wurde.

Allerdings gibt es auch da einen Wermutstropfen: Das Schulstartgeld, das auch in diesem Paket beinhaltet ist, gilt wiederum nicht für alle Bezieher:innen­gruppen. Mir fehlt das Verständnis dafür, dass man nicht für alle Bezugsgruppen beides, diese Einmalzahlungen und dieses Schulstartgeld, aufmachen konnte. (Beifall bei der SPÖ.)

Was wir natürlich weiterhin zu Recht kritisieren werden, weil es ganz unmittel­bar im Zusammenhang mit der Kinderarmut steht, ist, dass vonseiten der Regierung kaum Maßnahmen gesetzt werden, die aktiv eingreifen, um Preise zu senken. Wir haben derzeit eine Inflation, die bei 8,8 Prozent liegt. Irgendwann wird diese Inflation hoffentlich sinken, aber wir gehen davon aus, dass die Preise in dieser Höhe bestehen bleiben, und dementsprechend muss eingegriffen werden, damit es zu einem Sinken der Preise kommt.


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Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wären gute Partner, wenn es darum geht, gute Lebensbedingungen für alle Kinder zu schaffen. (Bundesrat Schennach: Richtig!) Wir arbeiten da mit Expert:innen wie beispielsweise der Volkshilfe zusammen, die dazu forscht, die weiß, wie sich Kinderarmut in Fami­lien auswirkt, aber auch, wie es sich auswirkt, wenn man diese Armut dauer­haft aus Familien herausnimmt (Zwischenruf des Bundesrates Schennach), was es nämlich bei den Eltern selber, aber auch bei den Kindern bewirkt, wie Stress reduziert wird und wie Kindern damit Türen geöffnet werden.

Wir als Sozialdemokratie haben auch ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das darauf abzielt, die Kinderarmut dauerhaft zu bekämpfen. Da geht es einerseits darum, endlich die Unterhaltsgarantie einzuführen und damit Eineltern­haushalte abzusichern. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht in einem zweiten Punkt darum, endlich eine Kindergrundsicherung einzuführen, ein nachhaltiges Modell zur Armutsbekämpfung, weg von Einmalzahlungen hin zu Maßnahmen, die tatsächlich dauerhaft das Familien­system entspannen und Perspektiven eröffnen; und es geht um einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Lebensjahr, weil wir wissen, dass elementare Bildung, wenn sie gut gemacht ist, wenn sie qualitativ hochwertig ist, ein Armutsbekämpfungsinstrument sein kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir fordern eine vierte Maßnahme, wir fordern ein warmes Mittagessen für jedes Kind in Österreich, wie es in Finnland seit, glaube ich, mittlerweile 15 Jahren gang und gäbe ist und wie es nun auch das Bundesland Wien durchzuführen beschlossen hat.

Außerdem hat Wien heute im Bildungsausschuss noch weitere Maßnahmen beschlossen, nämlich die Neubemessung für Förderungen von Essens- und Betreuungsbeitragssenkungen. Davon profitieren ganz viele Familien in Wien jetzt noch mehr; und es wurde beschlossen, dass die Winter- und Sommer­sportwochen, Projektwochen besser gefördert werden, dass auch da Kinder


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nicht ausgeschlossen werden, denn genau an diesen Punkten zeigt sich, wer arm ist und wer nicht, wer dort mitmachen kann und wer nicht. Auch da ist Wien Vorreiterin. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich würde gern dem Herrn Sozialminister noch einen Punkt mitgeben, auf den ich auch schon mehrfach hingewiesen habe, bei dem aber einfach nichts weiter­geht: Das ist die Europäische Kindergarantie, die nämlich genau darauf abzielt, Kinderarmut in Europa zu beseitigen. Sie fordert jeden Nationalstaat auf, dazu einen Nationalen Aktionsplan vorzulegen.

Österreich bleibt es seit Frühjahr vergangenen Jahres, seit Frühjahr 2022, schuldig, diesen Nationalen Aktionsplan abzuliefern. Wir sind mittlerweile – seit einer Woche – eines von drei Ländern in Europa, die diesen Plan noch nicht abgeliefert haben! (Bundesrat Schennach: Buh!) Kürzlich haben Polen und Ungarn abgeliefert, wir sind deutliches Schlusslicht, und das ist eigentlich schon traurig und beschämend. (Bundesrat Schennach: Unglaublich!)

Ich habe auch den Verdacht oder ich weiß aus Quellen, dass es nicht am Sozial­minister und nicht an den Grünen liegt, sondern dass es da schon einen Plan gibt. Er liegt im Familienressort und die Familienministerin blockiert, dass endlich dieser Nationale Aktionsplan beschlossen werden kann. (Zwischenruf des Bundes­rates Schennach.) Es ist traurig, wenn man bei der Bekämpfung der Kinderarmut spart. – ÖVP, bitte fasst euch ein Herz und lasst diesen Nationalen Aktionsplan endlich zu! Es wäre an der Zeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Noch ein Thema möchte ich an der Stelle einbringen, weil es so aktuell ist und weil es wieder im Bereich der Bildung von Kindern anfängt, Qualität zu senken. Es ist diese Idee aus dem Bildungsministerium, Assistenzpädagog:innen einzuführen. Ich weiß, wir haben einen Pädagog:innenmangel, ich weiß, die Not, wie man diese Stellen besetzen kann, ist groß, und jetzt wird aus einer Not heraus ein neues Berufsbild geschaffen, das in anderen Bereichen Pädagog:innen abzieht und Lehrer:innen zweiter Klasse einführt.


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Das wird diesem Bildungssystem nicht guttun, weil wir Lehrer:innen haben werden, die nach einem Schnellsiedekurs unterrichten dürfen. Das kommt unseren Kindern nicht zugute. Und es wird bewirken, dass Freizeitpäda­gog:in­nen, dass Aktionen wie zum Beispiel die Summer City Camps in Wien, aber auch schulische Nachmittagsbetreuung in allen Bundesländern zurückgefahren werden – und wer bleibt wieder über? – Unsere Kinder und Jugendlichen.

Das können wir nicht zulassen, darum stellen wir als SPÖ uns ganz klar auf die Seite der Freizeitpädagog:innen und zeigen uns auch solidarisch mit den Streiks nächste Woche. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Minister, im Regierungsprogramm Ihrer Bundesregierung steht, die Kinder­armut solle in dieser Regierungsperiode halbiert werden! Das, was jetzt am Tisch liegt, wird nicht reichen. Die Kinderarmut ist im Steigen statt im Fallen. So wird das nichts werden. Wir müssen Kinderarmut nachhaltig bekämpfen, damit Tau­sen­den Kindern eine unbeschwerte und glückliche Kindheit nicht ver­wehrt wird. – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)

13.05


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Bitte, Frau Bundesrätin.


13.05.37

Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Frau Vorsitzende! Werter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher hier im Haus und Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Meine sehr geschätzte Kollegin Gruber-Pruner hat erwähnt, die Volkshilfe zum Beispiel wisse, wie Kinderarmut ausschaut. In diesem Zusam­men­hang stelle ich eine Frage hier in den Raum: Wer von Ihnen, wer von den Anwe­senden kennt die sogenannten Kartoffeltage?

Ich kann Ihnen erklären, was Kartoffeltage sind, ich kenne sie aus eigener Erfahrung aus meiner Kindheit: Das sind solche Tage, an denen manche Familien


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nur noch so wenig Geld für Lebensmittel zur Verfügung haben, dass sie sich nur noch billige Lebensmittel leisten können, wie eben Kartoffeln oder Nudeln.

Wir sind uns, glaube ich, alle einig, dass kein Kind in Österreich diese Kartoffel­tage aus eigener Erfahrung kennen sollte und dass auch kein Kind ausgren­zungsgefährdet sein sollte, weil ihm seine Eltern eine Teilhabe am sozialen Leben nicht ermöglichen können.

Kinder aus sozial schwachen Familien, aus finanziell schwachen Familien haben nicht nur geringere Chancen auf eine ihren Stärken entsprechende Bil­dung, sie sind auch sozial massiv benachteiligt. Armut ist nämlich relativ und misst sich immer am sozialen Umfeld. Das heißt nicht, dass es Kindern, nur weil sie ein Dach über dem Kopf haben und nicht hungern oder frieren müssen, unweigerlich gut geht.

Finanzielle Not in Familien führt immer zur Ausgrenzung von Kindern. Das erlebe ich als Elternvereinsvorsitzende, als Elternvereinsobfrau regelmäßig, nämlich dass Kinder aus finanziellen Gründen von sozialer Teilhabe ausgeschlossen werden. Wenn es sich Eltern nicht leisten können, ihre Kinder zum Beispiel auf Schulausflüge mitzuschicken oder an Sportwochen teilnehmen zu lassen, dann macht das etwas ganz Gravierendes mit der Würde dieser Kinder. Und wenn sich Eltern das trotz der Unterstützung zum Beispiel von Elternvereinen nicht leisten können – das haben wir heuer ganz, ganz zahlreich; die Unterstützungen haben sich teilweise verdoppelt und trotzdem gibt es Sportwochen, die abgesagt werden mussten, weil zu wenige Schüler:innen teilnehmen konnten –, dann sind wir uns, hoffe ich, einig, dass wir dringend Maßnahmen setzen müssen, um Kinderarmut zu verringern.

Wie auch schon erwähnt sind in Österreich immerhin über 350 000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. Das ist mehr, als Graz Einwohner:innen hat, und, wie auch meine Kollegin vorhin schon gesagt hat, jedes fünfte Kind. Das muss man sich einmal vorstellen! So viele Kinder in jeder Klasse – in jeder Klasse, in


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die man hineinschaut, sind potenziell Kinder drinnen, die zum Beispiel nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit haben.

Jetzt haben wir natürlich von meiner Vorrednerin schon gehört, was die Regie­rung alles nicht umsetzt. Ich werde heute darüber sprechen, welche Maßnahmen wir mit dem Paket, um das es heute geht, umsetzen, um zumindest teilweise dazu beizutragen, Kinderarmut zu bekämpfen.

Wir wissen, dass Kinder von Mindestsicherungs- und Sozialhilfebezieher:innen am stärksten armutsgefährdet sind und dass Personen dieser Gruppe am meisten unter der derzeitigen Teuerung, der hohen Inflation leiden. Genau diese Gruppe erreichen wir mit den Maßnahmen gezielt, nämlich die Sozialhilfe­be­zieher:innen, die bis Ende 2023 pro Haushalt und Monat 60 Euro mehr bekommen. Für jedes Kind erhalten Mindestsicherungs- und Sozialhilfebezieher:innen noch einmal 60 Euro pro Monat mehr, und das bis Ende 2024.

Für uns Grüne ist ganz klar: Wer zusätzliche Unterstützung braucht, der soll sie so lange wie notwendig bekommen, und bis zum Ende der Legislaturperiode konnten wir das jetzt jedenfalls fixieren.

Diese Zahlungen gibt es zusätzlich zu der Inflationsanpassung der Sozial­leistungen, die wir Ende letzten Jahres beschlossen haben und die seit Anfang des Jahres, also seit heuer, gilt.

Also da muss ich ein bisschen widersprechen, weil ich das auch in den Reden in den Nationalratssitzungen und auch hier wieder gehört habe, in denen immer von den 2 Euro geredet wird und dass das ja viel zu wenig sei. – Ich rechne gerne einmal vor, wie viel diese Familien durch unsere Maßnahmen – auch diese Inflationsanpassung – jetzt wirklich mehr bekommen.

Da gibt es für Kinder von drei bis neun Jahren zum Beispiel die Familienbeihilfe: Die hat sich von 2022 auf 2024 von rund 180 Euro auf rund 270 Euro erhöht, das heißt, das sind 90 Euro im Monat mehr. Da kommen jetzt noch die 60 Euro dazu. – Ich muss schon sagen, ich kann mich nicht daran erinnern,


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dass ihr, liebe SPÖ, eine derart massive Erhöhung, also Entlastung und Erleichterung für armutsgefährdete Familien, in den vergangenen Perioden, in denen ihr in der Regierung wart, in ähnlicher Weise zusammengebracht habt. Das muss ich jetzt leider schon so deutlich sagen.

Es ist auch immer wieder von Einmalzahlungen die Rede – meine Kollegin hat ja vorhin eh schon gesagt: Sonderzahlungen, aber dann ist sie wieder auf Ein­malzahlungen umgeschwenkt –: Das sind keine Einmalzahlungen! Das ist genau das Gegenteil von Einmalzahlungen, und es ist ein bisschen schwierig zu verstehen, warum gerade ihr als Sozialdemokratie den Unterschied zwischen Einmalzahlungen und dem gesetzlichen Anspruch auf automatische monat­liche Sonderzahlungen nicht kennt. (Beifall bei den Grünen und bei Bun­desrät:innen der ÖVP.)

Außerdem wird der Förderbetrag des Projekts Schulstartklar von 120 Euro auf 150 Euro erhöht und das dann auch noch einmal durch die zusätzliche Aus­zah­lung vor dem Sommersemester verdoppelt. Es handelt sich hierbei um Gutscheine, und in diesem Entwurf ist jetzt auch neu, dass diese Gutscheine zum Beispiel auch für Kleidung, Schuhe und Hygieneartikel verwendet werden können.

Wie bereits auch von meiner Kollegin angeschnitten – ich möchte das auch noch einmal betonen –, wurde gestern im Familienausschuss der zweite Teil des Pakets beschlossen und weitere armutsgefährdete Haushalte miteinbezogen, nämlich Bezieher:innen von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe, Mindestpen­sionist:innen, Alleinerziehende, Alleinverdienende mit einem monatlichen Einkommen von unter 2 000 Euro brutto.

Zur Treffsicherheit: Der Budgetdienst hat die Aufteilung des Entlastungs­volumens dieses Pakets nach Einkommen errechnet – also die Treffsicherheit des Pakets gegen Kinderarmut –, und die Zahlen sind relativ eindeutig: Das Antiteuerungspaket für Familien kommt bei der untersten Einkommensdezile, das heißt den 10 Prozent der Familien, die das geringste Einkommen haben, zu


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41 Prozent an, bei der zweiten Dezile sind es noch 25 Prozent – und so wei­ter –, und die 50 Prozent der bestverdienenden Haushalte profitieren im Verhältnis nur noch sehr, sehr wenig. – Also treffsicherer geht es, glaube ich, gar nicht.

Die Zahlen des Budgetdienstes zeigen, weil dieser auch andere Zahlen erhebt, auch besonders gut den Nachteil preissenkender Maßnahmen, weil diese preissenkenden Maßnahmen genau dieses Gießkannenprinzip darstellen, das ihr immer kritisiert.

Alles in allem kommen wir mit den heute zur Debatte stehenden Maßnahmen auf über 500 Millionen Euro, die wir Kinderarmut entgegenstellen – ich meine, in einer guten Mischung aus Finanzleistungen und Sachleistungen, und, ganz ehrlich, wer wirklich etwas gegen Kinderarmut in Österreich tun möchte, der kann diesem Gesetz nur zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.13


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Inzwischen bei uns im Bundesrat einge­troffen ist Herr Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsu­mentenschutz Johannes Rauch, den ich an dieser Stelle recht herzlich bei uns begrüßen darf. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte schön.


13.14.05

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Als die Regierung vor drei Wochen ein Maßnahmenpaket für bedürftige Kinder angekün­digt hat, haben wir dem durchaus mit positiver Erwartung entgegengesehen, weil es sich ausnahmsweise einmal um zielgerichtete Maßnahmen handeln sollte, die keine Gießkanne darstellen. Sie, Herr Bundesminister, haben gemeinsam mit Frau Bundesministerin Raab erklärt, dass fünf Gruppen geholfen werden sollte,


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nämlich Kindern von Alleinerzieherinnen und Alleinerziehern sowie von Bezieherinnen und Beziehern von Notstandshilfe, Arbeitslosengeld, Ausgleichszulage und Sozialhilfe.

Der Antrag beziehungsweise der Gesetzesbeschluss, über den wir heute befinden, bezieht sich aber nur auf die fünfte dieser fünf Gruppen, die anderen vier Gruppen werden nachgeliefert – diese werden voraussichtlich in der nächsten Sitzung des Nationalrats behandelt. Da Bezieherinnen und Bezieher von Notstandshilfe in vielen Fällen gleichzeitig auch Sozialhilfe beziehen – die sogenannten Aufstocker –, wäre es aber notwendig gewesen, diese Fragen gemeinsam zu behandeln und nicht als Stückwerk.

Österreich ist international zwar führend, wenn es um Geldtransfers an Familien geht, im Bereich der Sachleistungen für Kinder liegen wir allerdings im inter­nationalen Vergleich deutlich zurück. Um sicherzustellen, dass die Steuermittel bei den Kindern, die diese Hilfe unbedingt brauchen, ankommen, wäre daher verstärkt auf Sachleistungen zu setzen. Dazu würde zum Beispiel gehören, den Kindern ein warmes gesundes Mittagessen zur Verfügung zu stellen.

In der Wiener Fortschrittskoalition mit Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr ist unlängst eine solche Maßnahme vorgestellt worden. (Bundesrat Buchmann: Sehr mutig, ...! Mutig! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Zusätzlich zu den 26 500 Kindern, die schon bisher in den verschränkten Ganztagsschulen ein kostenloses Mittagessen zur Verfügung gestellt bekommen haben, werden jetzt 23 500 Kinder in den Ganztagsschulen, in denen der Unterricht nicht verschränkt ist, sondern am Nachmittag eine Freizeitbetreuung stattfindet, mit einem warmen Mittagessen versorgt. (Beifall bei der SPÖ.) Heuer werden 38 Millionen Euro dafür ausgegeben und nächstes Jahr 44 Millionen Euro.

Was aber fehlt – last, but not least – wäre ein weiterer wichtiger Beitrag, dass alle Kinder die gleichen Chancen bekommen, und das wäre der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

13.16



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Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächste ist Frau Bundesrätin Heike Eder zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Bundesrätin.


13.16.54

Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Frau Vizepräsidentin! Lieber Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucher hier im Plenarsaal und Zuseher daheim! Ja, es ist schon spannend. Bei diesem Tages­ordnungspunkt, den wir heute beschließen, geht es ja um einen sehr sozialen Beschluss: Es geht um die Schwächsten der Schwachen, es geht um die Gering­verdiener und es geht vor allem um Kinder. – Da würde man doch eigentlich meinen, das ist ein Thema, bei dem die SPÖ jedenfalls zustimmt. (Bundesrätin Schumann: Senken Sie die Preise, ganz einfach! Senken Sie die Preise! Ganz einfach: Senken Sie die Preise!) Was macht die SPÖ aber, liebe Kolleginnen und Kolle­gen? – Sie stimmt nicht zu. (Bundesrat Kornhäusl: Wahnsinn!) Sie stimmt nicht zu, und es scheint, die SPÖ hat nicht nur ein Auswertungsproblem, sondern nach wie vor auch ein gewisses Werteproblem. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Nein, haben wir nicht! Aber wirklich nicht!)

Jetzt aber zu behaupten, die SPÖ setze keine Maßnahmen, das wäre auch unfair, denn sie setzt durchaus Maßnahmen. (Ruf bei der SPÖ: Ja, ja!) Die Wiener SPÖ beispielsweise erhöht ab kommendem Herbst die Essenskosten in Kindergärten um satte 10,5 Prozent. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann. – Bundesrat Spanring: Das ist ein Fehler auf den Excel-Listen! – Bundesrat Kornhäusl: Es hätte weniger werden sollen!)

Jetzt weiß ich natürlich nicht, ob das auch so beabsichtigt ist oder ob Sie vielleicht eine Reduktion mit einer Erhöhung vertauscht haben (Bundesrätin Schumann: Aber geh, geh, geh!), das weiß ich nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Fairerweise muss man schon auch sagen, dass die niedrigsten Einkommen keine Essenskosten zahlen müssen (Bundesrätin Schumann: Na endlich!) – das wurde nach wie vor so genehmigt, das stimmt auch –, aber Familien zwischen einem Einkommen von 1 864 Euro und diesen


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2 000 Euro können nun diese 60 Euro, die wir heute an Unterstüt­zungs­maß­nahmen beschließen, direkt an die Stadt weiterleiten. (Bundesrätin Schumann: Was?)

Noch ein paar Worte zu deiner Kritik, lieber Kollege Arlamovsky. (Bundesrätin Schumann: ... zahlen nur nichts für Kindergarten in Österreich, gelt? Schon einmal daran gedacht?) Das Paket wurde von Experten und dem Budgetdienst durchaus gelobt und auch als treffsicher bezeichnet – meine Vorrednerin Jagl hat das auch bereits angesprochen.

Gestern passierte das zweite Paket den Familienausschuss, und somit werden wir nun wie besprochen rechtzeitig vor dem Sommer die automatisierten Unterstützungsleistungen auch für arbeitslose Menschen, für Alleinverdiener und Alleinerzieher beschließen. Im Nationalrat haben deine Kollegen nicht zugestimmt. Sie waren etwas erbost, dass nur ein Teil in der Sondersitzung beschlossen wird – heute wissen wir aber mehr: Wir wissen, das zweite Paket kommt wie besprochen und wie versprochen vor dem Sommer. (Bundesrätin Schumann: Ihr müsst die Preise senken! Preise senken!) Vielleicht kannst du dir noch einen Ruck geben und doch noch zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 17,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Über ein Fünftel aller Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten sind Kinder. 52 Prozent der Kinder, die nur mit einem Elternteil leben, sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet, und Familien mit mindestens drei Kindern sind überdurchschnittlich, also zu 30 Prozent, armuts­gefährdet.

Wer ist also am meisten von Armut betroffen? – Es sind Kinder. Es sind Kinder von Arbeitslosen, es sind Kinder von Alleinerziehenden und es sind Kinder von Sozialhilfebeziehern. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung Familien immer schon – während Corona und jetzt in der anhaltenden Teuerungssituation auch – tatkräftig unterstützt. Da gibt es ein paar gute Beispiele: mit der Erhö-


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hung des Familienbonus auf jährlich 2 000 Euro pro Kind beispielsweise (Bundes­rätin Schumann: Das hilft nur den Besserverdienenden!); für Personen mit geringem Einkommen wurde der Kindermehrbetrag auf 550 Euro pro Kind erhöht; es gab einen Teuerungsausgleich für vulnerable Gruppen von 300 Euro; es gab einen Klima- und Antiteuerungsbonus von 500 Euro beziehungsweise 250 Euro für Kinder; es gab eine Sonderfamilienbeihilfe von 180 Euro; und – es wurde schon angesprochen – wir haben die Familienleistungen jährlich indexiert, das heißt an die Inflation angepasst.

Da aber natürlich gerade die unterste Einkommensgruppe von der Teuerung im besonderen Maße betroffen ist, hat die Bundesregierung nun ein umfassendes Maßnahmenpaket zum Wohle unserer bedürftigen Kinder geschnürt. Denn eines ist klar, und ich glaube, das eint uns auch über alle Parteigrenzen hinweg: Jedes Kind sollte sorgenfrei aufwachsen und bestmögliche Chancen genießen. Das ist unser Anspruch, daran müssen wir arbeiten, und heute beschließen wir einen wichtigen Schritt in diese Richtung. – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

13.22


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Ich darf an dieser Stelle die Frau Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie bei uns begrüßen. – Frau Bundesministerin Leonore Gewessler, herzlich willkommen im Bundesrat! (Beifall bei Grünen und ÖVP, bei Bundesrät:in­nen der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Klemens Kofler. – Bitte schön.


13.22.41

Bundesrat Klemens Kofler (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Ministra und Minister! Sehr geehrte Kollegen aus dem Bundesrat! Liebe Freunde! Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz: Das ist ein echt trauriges Gesetz und wieder einmal der berühmte Tropfen auf den heißen


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Stein. Das, was wir bräuchten, wären tiefgreifende und wirksame Reformen und nicht Einmalzahlungen, die sehr schnell verpuffen. Essen und Wohnen sind Grundbedürfnisse und haben mit Luxus nichts zu tun, doch durch jahrelange schlechte Regierungsarbeit ist es zu dieser Katastrophe gekommen. Eine wahn­witzige Coronapolitik, gravierende Fehler in der Energiepolitik ließen die Preise explodieren.

Die Energieversorger befinden sich zum größten Teil in Staatsbesitz, also muss auch dieser einschreiten, um die Preise zu normalisieren. Die Energieversorger gehören nämlich uns und nicht Ihnen und nicht der Regierung. Es kann doch nicht sein, dass Milliardengewinne erwirtschaftet werden, sogenannte Überge­winne, und sich die Leute den Strom nicht mehr leisten können. Das ist ja eine absolute Katastrophe. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir brauchen auch keine Politiker, die zuerst die Katastrophe verursachen und dann in der Gönnerrolle Almosen zurückgeben. Laut einem Bericht der Caritas haben die zu hohen Wohnkosten bereits längst den Mittelstand erreicht. Dieser wird aber durch dieses Gesetz nicht berücksichtigt, denn man müsste Sozialhilfe- oder Mindestsicherungsbezieher oder Alleinerzieher sein, um davon zu profitieren. Das ist besonders auch hinsichtlich der Kinder wieder ein Thema, weil nicht alle armutsgefährdeten Kinder in Familien leben, die eben Sozialhilfe empfangen.

Etwas, das ganz brutal ist, und deswegen habe ich jetzt fast schon ein bissel inne­halten müssen, ist: kostenlose Lebensmittelweitergabe. Das heißt, da gibt es – in einem der reichsten Länder der Welt! – Menschen, die nicht einmal bis zu den vorhin erwähnten Kartoffeltagen kommen. Das ist Österreich wirklich nicht würdig. Deswegen sage ich: Dieses Gesetz ist furchtbar und dieses Gesetz ist Ihr Armuts­zeugnis. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

13.25


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Zu einer Stellungnahme zu Wort gemel­det hat sich Herr Bundesminister Rauch. – Bitte schön.



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13.25.15

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! (Bundesrätin Schumann: Die FPÖ ist ja pro!) – Ja, ich habe das jetzt auch nicht wirklich verstanden. Was aber jetzt heute beschlossen wird, und ich möchte hier jedenfalls auf die im Nationalrat geäußerte Kritik eingehen, das ist nur ein Teilpaket. Spätestens seit dem Familienausschuss ist klar, dass der zweite Teil auch noch vor dem Sommer beschlossen werden wird. Diese Kritik ist damit, finde ich, ausgeräumt.

Wir haben versucht, etwas zu machen, wozu uns Wirtschaftsforscher, auch Teile der Opposition gesagt haben, dass das sein sollte: nämlich Treffsicherheit und nicht inflationssteigernde Maßnahmen. Das tun wir, und das wird auch so anerkannt und gesehen: 60 Euro monatlich für Kinder in Armut, für Bezieher:in­nen von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Sozialhilfe und Ausgleichszulage bis Ende 2024, und das zusätzlich zu den Maßnahmen, die wir schon gesetzt haben. Die Valorisierung aller Sozial- und Familienleistungen seit 1. Jänner dieses Jahres ist ja ein ganz wesentlicher Schritt, auch um das soziale Netz zu stärken. Für Alleinverdiener:innen mit Kindern gibt es diese 60 Euro pro Kind und Monat ebenfalls, wenn sie keine dieser Leistungen erhalten, eben mit der zitierten Ein­kom­mensgrenze von 2 000 Euro brutto pro Monat. Allein für diese beiden Maßnahmen sind 410 Millionen Euro budgetiert. Das ist viel Geld, das treffsicher dort ankommt, wo es hingehört, nämlich bei denen, die es wirklich am dringend­sten brauchen.

Bei der Aktion Schulstartklar wird deutlich – und da bedanke ich mich auch für die Abwicklung bei den Organisationen, die uns da helfen –, dass das sehr stark in Anspruch genommen wird. Im letzten Jahr wurde diese Maßnahme von 90 Prozent der Berechtigten in Anspruch genommen. Heuer wird das nicht nur zweimal ausbezahlt – nämlich zu Beginn des Schuljahres im September und für das zweite Semester dann im Februar –, sondern es wird auch von 120 Euro auf


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zweimal 150 Euro aufgestockt; davon profitieren ganz konkret 70 000 Schulkinder.

Es wird eine zusätzliche Förderung von Nachhilfestunden geben – 10 Millionen Euro zusätzlich –, auch das ist ein wichtiger Schritt, weil das insbesondere Kindern zugutekommt, die ohnehin in nicht so gut situierten Verhältnissen aufwachsen.

Insgesamt, meine ich, machen wir da einen Schritt, um tatsächlich in puncto Zielgerichtetheit und Raschheit auch voranzukommen, und zwar neben den Maßnahmen, die auch schon zustande gebracht und auf den Weg gebracht worden sind. Ich darf Sie daher bitten, in möglichst großer Breite dem auch zuzustimmen. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.28 13.28.17


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Vielen Dank, Herr Minister.

Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit, der Antrag ist somit angenommen.

13.28.448. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird (3229/A und 2021 d.B. sowie 11231/BR d.B. und 11233/BR d.B.)


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9. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird (3230/A und 2023 d.B. sowie 11232/BR d.B. und 11234/BR d.B.)


Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen nun zu den Tagesord­nungspunkten 8 und 9, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Berichterstatter zu den Punkten 8 und 9 ist Herr Bundesrat Markus Stotter. – Ich bitte um die Berichte.


13.29.22

Berichterstatter Markus Stotter, BA: Ich darf Ihnen den Bericht des Geschäfts­ordnungsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 28. April 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird, zur Kenntnis bringen. (Präsident Kovacs übernimmt den Vorsitz.)

Der Bericht liegt Ihnen vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Geschäftsordnungsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage einstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

Weiters darf ich Ihnen auch noch den Bericht des Geschäftsordnungs­aus­schus­ses über den Beschluss des Nationalrates vom 28. April 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird, zur Kenntnis bringen.

Auch dieser Bericht liegt Ihnen schriftlich vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Ausschuss stellt nach Beratung der Vorlage einstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben. 13.30.15



BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 155

Präsident Günter Kovacs: Danke für die Berichte.

Wortmeldungen liegen dazu nicht vor. Die Debatte ist somit geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung, die über die gegenständlichen Tagesord­nungspunkte getrennt erfolgt. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßig­keits­prüfungs-Gesetz geändert wird.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist somit angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungs­gesetz 1985 geändert wird.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist somit angenommen.

13.31.1210. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird (3374/A sowie 11230/BR d.B. und 11235/BR d.B.)


Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen nun zum 10. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte um Ihren Bericht, Herr Bundesrat.


13.31.28


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 156

Berichterstatter Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross: Ich bringe den Bericht des Umweltausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 24. Mai 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird, zur Kenntnis.

Der Bericht liegt Ihnen wie immer in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Umweltausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 5. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Christian Fischer. – Bitte, Herr Bundesrat.


13.32.08

Bundesrat Christian Fischer (SPÖ, Niederösterreich): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir erleben seit mehr als einem Jahr eine enorme Teuerungswelle. In Österreich liegt die Inflation seit Monaten deutlich über dem europäischen Schnitt. Auch im Vergleich mit Deutschland steigen die Preise hierzulande deutlich stärker an. Das macht sich auch bei den Lebensmittelpreisen bemerkbar. Laut einem Preismonitor der Arbeiterkammer sind vergleichbare Markenartikel in Österreich brutto im Schnitt um 18 Prozent teurer als in Deutschland; netto, also ohne die unterschiedliche Mehrwertsteuer, waren es 15 Prozent. Viele Menschen können sich dadurch ihren täglichen Einkauf nicht mehr leisten – und gleichzeitig befindet sich unsere Bundesregierung im Dornröschenschlaf. (Beifall bei der SPÖ.)

Anstatt wirkliche Maßnahmen zu setzen, damit die Preise im Lebensmittel­be­reich endlich wieder sinken, sodass das Leben für viele wieder ein Stück leistbarer wird, inszeniert unsere Regierung den x-ten Teuerungsgipfel. Mit


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welchem Ergebnis? – Die Lebensmittel werden um keinen Cent billiger, aber das Abfallwirtschaftsgesetz wird geändert. Da ist euch ein Riesenwurf gelungen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierung – Gratulation! –: Der Lebensmittelhandel soll künftig berichten, wie viele Lebensmittel entsorgt sowie unentgeltlich weitergegeben wurden. Damit soll die Verwendung von Lebensmitteln transparenter gemacht werden. Die Regelung zielt auf größere Unternehmen im Einzel- und Großhandel ab. Mikrounternehmen und Lebensmittelproduzentinnen und -produzenten wie Landwirtinnen und Land­wirte, die Lebensmittel im Direktabsatz vertreiben, sollen von der Regelung ausgenommen werden. Ab dem vierten Kalenderquartal 2023 sollen die Daten erfasst und erstmals bis 10. Februar 2024 gemeldet werden.

Sosehr an sich bessere Daten und höhere Transparenz im Hinblick auch auf die Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln zu begrüßen wären, muss diese Maßnahme vor allem vor dem politischen Hintergrund ihrer Entstehung betrachtet werden: Weil trotz anhaltender Teuerung bei den Lebensmitteln beim Lebensmittelgipfel der Regierung rein gar nichts herausgekommen ist und der politische Druck zu groß geworden ist, hat die Regierung wenige Tage später bei einem Antiteuerungspaket alle Maßnahmen zusammengewürfelt. Die verschärften Dokumentationspflichten bei den Lebensmittelabfällen will man den Bürgerinnen und Bürgern nun als Antiteuerungsmaßnahme verkaufen; dies auch, weil die bisher lediglich freiwilligen Vereinbarungen mit dem Lebens­mittelhandel offenbar nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie diese Maßnahmen aber jetzt gegen die Überteuerung der Lebensmittel wirken sollen, bleibt völlig offen, denn die Daten werden erstmals im vierten Quartal 2023 erfasst und dann erst im Februar 2024 gemeldet. Was hier gerade passiert, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist nichts anderes als die Umetiket­tie­rung einer Maßnahme zur Abfallvermeidung zu einem Antiteuerungspaket.

Und nur zur Klarstellung: Natürlich ist es richtig, gegen die Lebensmittel­ver­schwendung weitere Maßnahmen zu setzen. Hier wären vor allem verbindliche


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Vorgaben notwendig. Jahr für Jahr fallen in Österreich 800 000 bis 1 Million Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen an. Dabei handelt es sich nicht nur um Lebensmittelverschwendung, sondern auch um den Verlust großer Mengen an Ressourcen und Energie, die für die Produktion, Verarbeitung, den Transport sowie die Entsorgung der Lebensmittel aufgewendet werden.

Mit den vorliegenden Maßnahmen wird aber das Kilo Brot oder der Liter Milch auch nicht billiger, daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und der Bundesminister für Finanzen, werden aufgefordert, zur Vermeidung der Lebensmittelver­schwen­dung und zur Linderung der Teuerung bei den Lebensmitteln dem Nationalrat sowie dem Bundesrat einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der

- ein Antidiskriminierungsgesetz bei Obst und Gemüse samt Abnahmepflicht des Handels,

- nach französischem Vorbild ein Konzept für die verpflichtende Abgabe von nicht mehr benötigten oder verkaufbaren Lebensmitteln an soziale Einrich­tungen durch den Handel,

- sowie ein sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebens­mittel des täglichen Bedarfs beinhaltet.“


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*****

Liebe Regierungsparteien, macht endlich eure Hausaufgaben! Dieses Gesetz ist ein Stückwerk und nicht mehr. Dieses Gesetz macht kein einziges Produkt billiger. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

13.37


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Der von den Bundesräten Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Bitte schön.


13.37.49

Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Besucherinnen und Besucher hier im Saal und Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bild­schir­men! Wir beschließen heute eine Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz. Abfallwirtschaft betrifft uns alle täglich, einerseits weil gutes Abfallmanagement die Voraussetzung für ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft und damit essenziell für Umwelt- und Klimaschutz ist, andererseits weil wir alle als Konsument:innen durch unser Konsumverhalten im Übermaß Abfall produzieren und wir alle es in der Hand haben, das zu ändern.

Ein besonders prekärer Bereich sind Lebensmittelabfälle. Alle Lebensmittel, die bis Mitte März produziert werden, werden für den Müll produziert, denn in Österreich wird entlang der gesamten Produktions- und Vermarktungskette etwa ein Fünftel aller Lebensmittel – das sind knapp 1 Million Tonnen jährlich –, zum Großteil genussfähige Lebensmittel, einfach weggeworfen. So eine Vergeudung ist gerade in Zeiten wie diesen, der hohen Inflation alleine


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deswegen schon inakzeptabel, von der Vergeudung wertvoller Ressourcen und unnötigem Tierleid ganz zu schweigen.

Österreich hat sich mit der Unterzeichnung der UN-Nachhaltigkeitsagenda unter anderem dazu verpflichtet, vermeidbare Lebensmittelvergeudung bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Das ist ein ambitioniertes Ziel, das durchaus mit Herausforderungen verbunden ist. In den vergangenen Jahren gab es schon zahlreiche Maßnahmen, die wir gesetzt haben, beispielsweise die Aktion United Against Waste, die sich der Lebensmittelvergeudung in der Gastronomie annimmt.

Auch bezüglich der Vergeudung in privaten Haushalten wurden Initiativen und Kampagnen gestartet, und die zeigen auch Wirkung. Viele von uns ver­wenden möglicherweise die Plattform Too Good To Go, über die man gegen Geschäfts­schluss noch gute Lebensmittel günstiger kaufen kann, damit sie nicht entsorgt werden müssen. Gerade diese Plattform zeigt auch, dass der Handel einen wesentlichen Anteil an der überbordenden Entsorgung genussfähiger Lebensmittel hat. Im Bereich des Handels wurde auch schon einiges getan, bei­spielsweise mit der freiwilligen Vereinbarung zur Vermeidung von Lebensmit­telabfällen. Diese hat nämlich zu einer Verdreifachung der vom Handel weiterge­gebenen Menge an Lebensmitteln geführt, unter anderem auch über die Plattform Too Good To Go.

Gleichzeitig fehlt uns noch die Transparenz. Uns fehlen die Zahlen dazu, wie viele Lebensmittel vom Handel tatsächlich gespendet werden und wie viele, aus welchen Gründen auch immer, noch entsorgt werden.

Worum geht es in der vorliegenden Novelle? – Wir verpflichten Betriebe ab einer bestimmten Größe, nämlich ab 400 Quadratmetern Verkaufsfläche oder fünf Verkaufsstellen, bekannt zu geben, welche Mengen sie tatsächlich spenden und welche Mengen sie entsorgen. Kleine Betriebe – die Greißler und die Direktvermarkter – sind davon ausgenommen, die sind natürlich nicht betroffen.


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Gerade in letzter Zeit gab es verstärkt Klagen von Betreibern von Sozial­märk­ten – ich bin öfter in Kontakt mit ihnen – und auch die Tafeln klagen in letzter Zeit massiv oder vermehrt darüber, dass sie zu wenig Sachspenden für die steigende Anzahl der Menschen, die ihr Angebot in Anspruch nehmen müssen, bekommen. Die bessere Transparenz durch diese Novelle liefert uns einerseits diese Zahlen, Daten und Fakten, die wir für weitere Maßnahmen benötigen. Wir werden sehen, wie viel der Handel spendet, wie viel er spenden könnte und warum er möglicherweise zu wenig spendet: Gibt es ein Problem mit dem Min­dest­haltbarkeitsdatum? Gibt es Lebensmittel, die länger haltbar sein könnten? Diese bessere Transparenz soll andererseits auch ein Anreiz für Betriebe sein, mehr zu spenden.

Wir haben den Entschließungsantrag der SPÖ gehört, über den wir jetzt auch debattieren. Darin ist wieder einmal die Forderung nach einem Aussetzen der Mehrwertsteuer enthalten. Auch ich weise auf die Probleme hin, die mit preissenkenden Maßnahmen einhergehen, denn es sind immer Lösungen, die als einfach propagiert werden, aber keine einfachen Lösungen sind. (Bundesrätin Schumann: Wir haben derzeit 10 Prozent rollierende Inflation!) Das belegen auch internationale Beispiele, bei denen solche Versuche genau zum Gegenteil geführt haben. (Bundesrätin Schumann: Ihr werdet bei den Kollektivvertrags­ver­hand­lungen ein Wunder erleben! Wir haben eine rollierende Inflation von 10 Prozent!)

Auf ein Problem habe ich schon in meinem vorigen Redebeitrag hingewiesen – da können Sie noch so viel reinreden, Frau Kollegin, es wird nicht wahrer (Bundesrätin Schumann: Es ist aber so!) –, nämlich auf die schlechte Treffsicher­heit solcher preissenkender Maßnahmen. Das ist ein Gießkannenprinzip – genau das, was ihr in anderen Bereichen immer so massiv kritisiert –, das Gießkan­nensystem par excellence, über alle drüber. (Beifall bei den Grünen und bei Bun­des­rät:innen der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: 10 Prozent rollierende Inflation!)


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Wo ist die Sicherheit, dass der Handel diese Preisreduktion weitergibt? Da können wir uns einfach nicht sicher sein. (Bundesrat Schachner: Da setze ich Kontrollen ein in Österreich! Ist ganz einfach!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lebensmittel sind wertvoll – ich glaube, da sind wir uns alle einig. Sie binden entlang der gesamten Produktions- und Vermark­tungskette wertvollste Ressourcen und sollten nicht für den Müll produziert werden. Die vorliegende Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz ist ein weiterer Schritt und sicher nicht der letzte zur Reduzierung von Lebensmittelvergeu­dung. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

13.43


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Michael Bernard. – Bitte.


13.44.03

Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Frau Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Ich denke, dass wir alle hier im Saal, über alle Parteigrenzen hinweg, prinzipiell Lebensmittelverschwendung ablehnen. Mit dem Antrag der Regierungsparteien wird aber kein einziges Gramm Lebensmittel weniger verschwendet. Der sogenannte Lebensmittelgipfel der schwarz-grünen Bundesregierung ist kläglich gescheitert, und die hier präsentierte Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir Freiheitlichen haben schon öfters gefordert und mehrere Anträge dazu eingebracht, die Mehrwertsteuer auf die Grundnahrungsmittel zu senken oder auszusetzen. Weil immer wieder vonseiten der grünen Fraktion das Gießkan­nenprinzip erwähnt wird: Ich sehe – ich komme noch öfters dazu – fast tagtäg­lich bei den Sozialmärkten, dass die Schlangen immer länger werden. Ihr Gießkannensystem funktioniert also überhaupt nicht, und leider werden die


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Personen, die sich den Einkauf von Lebensmitteln für das tägliche Leben leisten können, tagtäglich weniger.

Das ist natürlich eine grundlegende Maßnahme. Dazu bedarf es auch eines tiefergehenden Dialogs mit den Lebensmittelketten. Die Lebensmittelpreise sind in Österreich durch falsch gesetzte Maßnahmen der türkis-schwarz-grünen Bundesregierung der letzten drei Jahre zusätzlich signifikant gestiegen. Die sich daraus ergebende besondere Belastung ist für die österreichische Bevölkerung nicht mehr tragbar.

Wer bei der zur Beschlussfassung vorgelegten Änderung des Abfallwirt­schafts­gesetzes meint, dass man ausschließlich durch Transparenz, sprich zusätzlichen Aufwand für Lebensmitteleinzelhändler mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 Quadratmetern – ich weiß nicht, was das für einen Sinn hat – oder min­destens fünf Verkaufsstellen, und durch Übermittlung von Daten zur Masse der Lebensmittel, die unentgeltlich zum menschlichen Verzehr weitergegeben wurden, und zur Masse der Lebensmittel, die als Abfall weitergegeben wurden, noch extra untergliedert – sofern möglich – in Warengruppen, jetzt die Preise für die Bevölkerung reduzieren kann, irrt sich meiner Meinung nach gewaltig. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Expertin im Ausschuss hat auf meine Fragen mit verschiedensten Prozent­reduktionen geantwortet. Die nochmalige Frage, von welchem Gewicht sie in den verschiedenen Kategorien jeweils ausgeht, konnte sie leider nicht beantwor­ten. Die Ankündigung der Nachreichung der Daten und Fakten bis zum heutigen Plenum war leider – wie so oft – wieder nur eine leere Ankündigungshülse.

Auch auf meine Anfrage, wie die Leitlinien aussehen sollten, gab es seitens der Experten keine Antwort außer jener, dass sie erst einmal ausgearbeitet werden müssen.

Durch diese Meldung, wie viele Lebensmittel die Lebensmittelhändler an die Sozialmärkte verschenken, anstatt in der jetzigen Situation zum Beispiel die


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Mehrwertsteuer auszusetzen, erreichen Sie, dass noch größere Teile der Bevölkerung, die anständig sind, ihrer Arbeit nachgehen und für ihre Familie sorgen, die Schmach ertragen müssen, nicht im normalen Supermarkt einkaufen zu können, sondern in den Sozialmarkt einkaufen gehen zu müssen. Sie können mir glauben, mir haben viele leitende Personen der Sozialmärkte persönlich berichtet, dass dies einen immer größeren Teil der Bevölkerung massiv betrifft.

Natürlich kann ich meine Aussagen diesbezüglich noch mit vielen Beispielen untermauern. Auch die älteren Bundesratskollegen können sich wahrscheinlich noch daran erinnern, mit den unterschiedlichsten Behältnissen zum Fleischhauer oder zum Bauern gegangen zu sein, um Fleisch, Wurst und Milch einzukaufen. Wir haben es alle überlebt, ohne Aufdruck von Mindesthaltbarkeitsdatum und ohne Plastikverpackung. (Bundesrat Gfrerer: Geht auch jetzt noch!)

Mit dem Beitritt zur EU, in der sich findige Personen zum Beispiel bemüßigt fühlen, sich über den Krümmungsradius einer sogenannten ordnungsgemäßen Gurke Gedanken zu machen und Richtlinien dafür auszuarbeiten, fing ein Zeitalter an, das für den heutigen Zustand massiv verantwortlich ist. (Bundesrat Schennach: Beim Gfrerer kannst ...!) Zwei Drittel der Fleischhauer und Landwirte mussten aufgrund unnötiger Richtlinien, Auflagen und Hürden ihre Betriebe zusperren. (Beifall bei der FPÖ.)

Sogar die Supermarktketten, von denen sich einige mittlerweile vom Markt verabschiedet haben, mussten zum Beispiel ihren Vor-Ort-Fleischzubereitungs­service in den Filialen größtenteils beenden. Jetzt wird es zentral in Plastik vakuumverpackt, mit Haltbarkeitsdatum versehen und in die Filialen ausgeliefert.

Beim Impfstoff hat Herr Minister Rauch das Haltbarkeitsdatum um ein paar Monate verlängert. Der Lebensmittelhändler muss zum Beispiel das mit Mindesthaltbarkeitsdatum versehene Fleischprodukt aus dem Verkaufsregal nehmen. Oder soll er es nach Ihrem Gesetz jetzt gratis an den Sozialmarkt übergeben? Da stellt sich die Frage: Darf dann der Sozialmarkt das abgelaufene


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Fleisch und die Wurstprodukte verkaufen, oder wäre es nicht zum Beispiel besser, ein Produkt mit einem Mindest- und einem im Voraus nicht bindenden Maximalhaltbarkeitsdatum zu beschriften? – So könnte man zum Beispiel die Lebensmittelverschwendung reduzieren.

Kollegen im Bundesrat, als einer, der täglich mit der Müllentsorgung zu tun hat, kann ich eines sagen: Mit Ihrem zum Beschluss vorliegenden Gesetz wird – wie bereits am Anfang meiner Rede erwähnt – maximal der Entsorgungsort ver­schoben. (Beifall bei der FPÖ.)

Das, was mir zusätzlich auf der Zunge brennt, sind die Verpackungen der verschiedensten Wurstsorten. Vor Corona und vor der von der Schwarz-Türkis-Grün verursachten Teuerungswelle waren die Verpackungseinheiten durch­schnittlich 200 Gramm. Jetzt ist entweder der Packungspreis gleich, aber der Inhalt auf 100 Gramm reduziert, oder er ist wesentlich teurer.

Frau Minister, Ihr Ministerkollege Rauch sollte sich Deutschland einmal zum Vorbild nehmen. Die Preise von 300 Lebensmitteln wurden verglichen und unglaubliche 287 sind in Deutschland wesentlich günstiger als in Österreich.

Zusammengefasst: ein klares Nein zur Lebensmittelverschwendung, ein Nein aber auch zu Ihrer Änderung des Abfallwirtschaftsgesetz, da Sie – wie von mir ausführlich beschrieben – das Ziel verfehlen.

Aufgrund dessen bringen wir hiermit folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verringerung der Lebensmittelverschwendung – Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes“

Der Bundesrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz, die Bundesministerin für Landwirtschaft, Tourismus und Regionen sowie die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird ersucht, folgende vier zentrale Empfehlungen des Rechnungshof-Berichts zur Verringerung der Lebens­mittelverschwendung umzusetzen:

- In regelmäßigen Abständen sollen Daten zu den vermeidbaren Lebensmittel­abfällen entlang der gesamten Lebensmittelkette erhoben werden.

- Im Falle der Erarbeitung einer gesetzlichen Verpflichtung der Lebensmit­telunternehmen, Lebensmittel an soziale Einrichtungen zu spenden, wären auch die notwendigen infrastrukturellen, logistischen und finanziellen Rahmenbe­dingungen mitzubedenken.

- Die Einrichtung einer nationalen Koordinierungsstelle für die Umsetzung des Unterziels verringerte Lebensmittelverschwendung sollte evaluiert werden.

- In Abstimmung mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus sowie dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wäre eine Strategie zur Reduzierung der Lebens­mittel­ver­schwendung zu erarbeiten; dabei wären alle Sektoren der Lebensmittel­kette einzubeziehen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

13.53


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Der von den Bundesräten Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen einge­brachte Entschließungsantrag betreffend „Verringerung der Lebensmittel­ver­schwendung – Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 167

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Silvester Gfrerer. – Bitte sehr.


13.53.36

Bundesrat Silvester Gfrerer (ÖVP, Salzburg): Herr Präsident! Liebe Frau Bundes­minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren hier und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich muss ehrlich sagen, ich habe ein bisschen ein ungutes Gefühl bei diesem Tagesordnungspunkt, bei dem wir Ände­rungen im Abfallwirtschaftsgesetz beschließen werden, und ich sage euch auch, warum: weil es mir ehrlich gesagt ein bisschen schwerfällt, wenn wir über Lebensmittel reden, die zum großen Teil noch unverdorben und genießbar sind, diese dann im Abfallwirtschaftsgesetz zu behandeln.

Das heißt, wir sprechen bei hochwertigen Lebensmitteln von Abfall, von Müll, und das ist auch eine ethische und moralische Frage für mich. (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

Da sträubt sich so ein bisschen etwas in mir, aber es ist halt nun einmal so, und das ist mir auch wichtig, zu sagen.

Mir geht es auch darum, dass das Wegwerfen von Lebensmitteln zum einen dem Klimaschutz widerspricht, es bedeutet eine enorme Verschwendung von Res­sourcen, es verursacht zusätzliche Energiekosten für Produktion und für Kühlung, für die vielen Transporte, für die Verpackung und so weiter und so fort, und es verursacht zum anderen auch hohe Kosten, die wir alle gemeinsam bezahlen, weil ja Produktion Geld kostet. Es schadet der Nachhaltigkeit und dem Klima und ist mit Blick auf die Teuerung und die Inflation nicht zu akzeptieren.

Eines steht fest, wir müssen uns stärker darauf besinnen: Lebensmittel sind kost­bar, Lebensmittel sind wertvoll, Lebensmittel sind Mittel fürs Leben und verdienen mehr Wertschätzung! Dieses Bewusstsein, glaube ich, ist in unserer Wohlstandsgesellschaft in den letzten zehn, 20 Jahren doch etwas abhandenge­kommen. (Bundesrat Kornhäusl: Da hast du recht!)


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 168

Ich bedanke mich wirklich bei allen Bäuerinnen und Bauern, die tagtäglich mit Fleiß und Engagement in ganz Österreich hochwertigste Lebensmittel produzieren und so die Versorgungssicherheit gewährleisten – auch das ist nicht selbstverständlich. (Allgemeiner Beifall.)

Jetzt ein paar Fakten zur Gesetzesänderung: Welche Maßnahmen werden getrof­fen? Welche Ziele will man erreichen? – Es sind ja im Vorfeld schon viele Maßnahmen getroffen worden, aber bei dieser Änderung des Abfallwirtschafts­gesetzes geht es darum, dass der Lebensmitteleinzelhandel und der Lebens­mittelgroßhandel in Zukunft verpflichtet werden, die Mengen der an soziale Einrichtungen gespendeten Lebensmittel und die Mengen der Lebensmittel, die weggeworfen, entsorgt werden, zu melden.

Wir brauchen mehr Transparenz. Wir wollen wissen, was mit den Lebensmitteln, die nicht verkauft werden, passiert, und die Lebensmittelverschwendung muss stark reduziert werden. Ausgenommen von der Meldeverpflichtung sind Geschäfte unter 400 Quadratmeter Verkaufsfläche oder kleine Greißler und die Direktvermarkter, Bauernhof und so weiter. Diese Meldungen müssen vier­teljährlich erfasst werden, erstmals im vierten Quartal 2023, und dann auch veröffentlicht werden.

Wenn wir im Parlament über Lebensmittelproduktion und Versorgungssicherheit diskutieren, so müssen wir auch darüber nachdenken: Wie können wir das Bewusstsein für den richtigen, wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln fördern?

Da sind wir wirklich alle gefordert. Ich behaupte auch, wir haben alle mehr Möglichkeiten, als wir selber glauben – zum einen als Konsumentin und Konsu­ment beim täglichen Einkauf, zum anderen aber gegenüber dem Handel und der Lebensmittelindustrie auch bei den vielen Aktionsangeboten, die dazu verleiten, Produkte aufgrund der Verpackung in zu großer Menge zu kaufen, die kleine Haushalte mit zwei, drei Personen nicht brauchen können, weil es zu viel ist.


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 169

Woher kommen die Lebensmittel überhaupt, die zum Teil im Überfluss in unseren Regalen zu finden sind? – Es ist leider festzustellen, dass immer mehr Menschen nicht wissen, wie Lebensmittel produziert werden und woher sie kommen. Ein Beispiel, das wirklich sehr viel aussagt, ist, wenn in einer Diskussion gesagt wird – und das habe ich selber miterlebt –: Ich trinke nur Heumilch, weil die nicht von der Kuh kommt! (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP.) – Das ist Tatsache, und da muss man sich vorstellen, wie sich das allge­mein entwickelt. (Bundesrat Steiner: Das Bildungssystem ist ...!)

Wir haben in Österreich die strengsten Produktionsauflagen in Europa, was Tierschutz, Tiertransport, Umweltschutz betrifft, und trotzdem machen 90 Prozent der Betriebe freiwillig beim österreichischen Umweltprogramm mit. Das ist sehr positiv, weil sich die bäuerlichen Familienbetriebe zu einer nachhaltigen Produktion bekennen. Es ist aber auch schade, dass sich leider speziell in Salzburg, dem Bioland Nummer eins, 15 Prozent der Biobetriebe von der biologischen Wirtschaftsweise verabschiedet haben – nicht weil sie nicht mehr wollen, nein, sondern weil die Auflagen, Verordnungen und Richtlinien, die Umsetzung in der Praxis es nicht mehr möglich machen, biologisch zu wirtschaften.

Ich finde diese Entwicklung wirklich sehr, sehr schade. Liebe Frau Bundes­minister, dieser Weideerlass ist ein Punkt, bei dem wir uns wirklich sehr schwertun; es kommen aber die Auflagen natürlich auch von der Europäischen Union.

Ich möchte hier auch den Appell an alle richten, bewusst und regional einzukaufen. Es muss nicht teurer sein, da gilt das Motto: Weniger ist mehr.

Eines sollten wir uns aber auch bewusst sein: Lebensmittel, die nicht verzehrt werden und als Abfall weggeworfen werden, verursachen Kosten und müssen bezahlt werden – von uns allen. Es werden 30 Prozent der Lebensmittel vernichtet oder verworfen, dabei muss man wissen, von diesen 30 Prozent kommen 60 Prozent aus dem privaten Haushalt.


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 170

Geschätzte Damen und Herren, ich frage mich auch oft: Warum kann es sein, dass in Österreich 1 Million Tonnen Lebensmittel im Müll landet, einfach entsorgt wird wie irgendein Müll, zum Teil originalverpackt, zum Teil das Min­desthaltbarkeitsdatum noch nicht erreicht, zum Teil noch genießbar und zu einem Teil natürlich auch verdorben und nicht mehr genießbar? Wo bleibt die Wertschätzung für die Mittel fürs Leben, sprich Lebensmittel? Was sind Lebensmittel überhaupt wert und wie wertschätzend geht man mit Lebensmit­teln um?

Eines ist auch klar: Die Handelsketten stellen das Produkt ins Regal, das sich gut verkauft, und das ist der Punkt: Wir als Kunden des Handels entscheiden mit jedem Griff in die Regale, was angeboten wird oder auch nicht. Produkte, die schwer verkaufbar sind, das unterschätzt man, verschwinden schneller aus den Regalen, als man glaubt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung: Wenn Produkte nicht gut laufen und die Kunden sie nicht kaufen, dann verschwinden diese aus den Regalen.

Da können wir alle etwas Positives beitragen – und das unterschätzen wir –, wir können beitragen zum Klimaschutz, zur Nachhaltigkeit, zur Biodiversität, zur Erhaltung der Kulturlandschaft, die auch ein Produkt der Bauern ist. Sie schaffen durch Bewirtschaftung Kulturlandschaft, die wir alle so lieben und die so viele Menschen in Österreich und Gäste aus dem Ausland gerne als Erholungsraum vorfinden und auch brauchen. Dies kann nur durch eine nachhaltige Kreislauf­wirt­schaft, die wir seit Generationen betreiben, durch weniger Abhängigkeit und durch Herabsetzung des strengen Schutzstatus für Großraubtiere durch die Europäische Kommission sichergestellt werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

14.03


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Zu Wort ist nun Bundesrat David Egger-Kranzinger gemeldet. – Bitte, David.



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14.03.28

Bundesrat David Egger-Kranzinger (SPÖ, Salzburg): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher:innen vor den Bildschirmen und auch hier im Saal! Inhaltlich ist von Kollegen Fischer schon alles gesagt worden. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich bei Ihnen zu verabschieden.

Nach drei Jahren als stolzes Mitglied im Bundesrat hat es mich sehr gefreut (Bundesrat Kornhäusl: So lang warst du da?), mit Ihnen meist konstruktive Gespräche und konstruktive Debatten zu führen und hin und wieder auch eine ordentliche inhaltliche Streitkultur in der zweiten Kammer des Hohen Hauses gelebt zu haben. Ich möchte diese Chance auch nutzen, um die Wichtigkeit und die Bedeutung des österreichischen Bundesrates hier noch einmal zu unterstreichen und hervorzuheben, sehr geehrte Damen und Herren. (Allge­meiner Beifall.)

Neue Herausforderungen warten auf mich. Ich freue mich schon auf mein neues Amt als Klubvorsitzender der SPÖ-Fraktion im Salzburger Landtag. An der Stelle möchte ich mich abschließend bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier im Parlament, der Bundesratskanzlei, ohne die dieser perfekte Ablauf nicht möglich wäre, herzlich bedanken. (Allgemeiner Beifall.)

Andererseits möchte ich mich natürlich bei meiner Fraktion, bei den Mitarbeite­rin­nen und Mitarbeitern herzlich bedanken, die mich so herzlich, liebevoll aufgenommen, mich am Anfang an die Hand genommen haben. So habe ich wirklich meine ersten Schritte auf dem großen österreichischen Politik­parkett gehen dürfen, und die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, darf ich jetzt im Salzburger Landtag einbringen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute, viele konstruktive Debatten – hoch lebe der österreichische Bundesrat! – Vielen Dank. (Lang anhaltender allgemeiner, von den Bundesrät:innen der SPÖ stehend dargebrachter Beifall. – Der Redner begibt sich zu


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Präsident Kovacs, Bundesministerin Gewessler und anschließend zu den Fraktions­vorsitzenden und schüttelt diesen die Hand.)

14.05


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Zu Wort ist nun Frau Bundesministerin Leonore Gewessler gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.


14.05.56

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Bundesrät:innen! Ich wollte die Debatte jetzt abrunden, aber nun beginne ich auch, wenn ich darf, mit einem (in Richtung Bundesrat Egger-Kranzinger): Alles Gute für den weiteren politischen Weg!

Ich möchte aber nun trotzdem wieder zum eigentlichen Diskussionspunkt zurückkommen, den wir heute hier haben, nämlich dem Beschluss einer Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes. Das Gesetz hat ein Ziel, und es gibt auch nicht vor, ein anderes Ziel zu erreichen, es hat ein sehr konzises Ziel, nämlich einen Anreiz zu schaffen, dass mehr Lebensmittel gespendet und weniger Lebensmittel im Einzelhandel weggeworfen werden.

Warum ist das wichtig? – Frau Bundesrätin Jagl hat es vorhin schon ausgeführt, auch Bundesrat Gfrerer hat darauf hingewiesen: Gerade in Zeiten der Teuerung ist das Wegwerfen von Lebensmitteln nicht nur ein Klimaschutzproblem, es ist eine moralische und eine ethische Aufgabe, die wir hier haben, nämlich sicher­zustellen, dass möglichst viele Lebensmittel nicht weggeworfen werden, sondern in tatsächliche Verwendung kommen, besonders dann, wenn es Menschen in unserem Land gibt, die sie brauchen, besonders dann, wenn wir wie jetzt in einer Zeit leben, in der sich die Tafeln, die Sozialmärkte darüber beklagen, dass sie zu wenige Sachspenden bekommen, und dem will dieses Gesetz entgegenwirken. Es soll durch mehr Transparenz ein Anreiz geschaffen werden, dass tatsächlich


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mehr Lebensmittel gespendet werden und nicht im Müll landen. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Warum ist gerade das jetzt ein wichtiger Puzzlestein in der großen Architektur unserer Arbeit gegen die Lebensmittelverschwendung? Wir haben einerseits – auch das ist schon erwähnt worden – mit der freiwilligen Vereinbarung zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen zu einer deutlichen Steigerung der Weitergabe aus dem Lebensmitteleinzelhandel beitragen können, das ist gut. Wir haben aber einen blinden Fleck in dieser Rechnung: Wir wissen, dass wir sehr viel mehr Spenden bekommen, aber wir wissen nicht, welchen Anteil diese am Gesamtvolumen haben, das der Lebensmitteleinzelhandel nicht verkauft, sondern eben entweder spendet oder wegwirft. Deswegen ist es wichtig, in diesem Bereich Transparenz herzustellen, deswegen ist es wichtig, über diese Transparenz auch einen Anreiz zu schaffen, mehr zu spenden.

Natürlich ist das nicht die einzige Maßnahme im Bereich Lebensmittelver­schwendung, auch nicht die einzige Maßnahme in diesem Paket. Sie wissen, wir haben auch bereits sehr viel Arbeit in die Zusammenarbeit mit den Tafeln, mit den Sozialmärkten gesteckt, dass wir eine gute Logistik für die Weitergabe entwickeln, denn auch darum geht es. Die Lebensmittel sollen ja tatsächlich dann verteilt und verwendet werden können, das braucht eine gute Logistik. Des­wegen haben wir hier Initiativen gesetzt und deswegen wollen wir zusätzlich jetzt noch eine Drehscheibe Lebensmittel aufbauen, eine Onlineplattform, auf der Produzenten, Handel und Landwirtschaft Mengen anführen können, die dann von sozialen Einrichtungen abgeholt und verteilt werden können. Und, das freut mich auch besonders und ist ein langjähriger Wunsch der Sozialmärkte und der Tafeln: Auch die Logistik der sozialen Einrichtungen wollen wir mit Förde­rungen verstärkt unterstützen, damit das auch tatsächlich gelingt.

Dieser Initiativantrag ist ein wichtiger Schritt, ich möchte mich wirklich sehr herzlich bei zwei Abgeordneten aus dem Nationalrat, Johannes Schmuckenschlager und Astrid Rössler, bedanken, dass sie diese AWG-Novelle mit einem Initia-


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tivantrag eingebracht haben. Sie betrifft ganz bewusst die größeren Abgabe­stellen mit relevanten Mengen und nicht jeden einzelnen selbstständigen Greißler im Ort. Sie betrifft auch ganz bewusst nicht diejenigen, die im Direkt­absatz vermarkten, aber dort, wo die relevanten Mengen anfallen und wo die Möglichkeiten vorhanden sind, soll auch die Transparenz walten; Meldungen sind das erste Mal für das vierte Quartal 2023 durchzuführen.

Da das tatsächlich Transparenz und auch einen wirklichen Anreiz zur Verhaltensänderung schafft, darf ich Sie um eine breite Unterstützung dieser Novelle in – wie hat es Herr Bundesrat Egger so schön formuliert? – dieser wichtigen und relevanten Kammer des österreichischen Parlaments ersuchen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

14.10 14.10.10


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Minister.

Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner. – Bundesrat Kornhäusl: Hat dich der Gfrerer ...? Der Vestl hat dich überzeugt!) Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenom­men. (Bundesrat Steiner: Nicht, dass wir so werden wie die SPÖ! – Zwischenruf des Bundesrates Buchmann.)

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.


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Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Verringerung der Lebensmittel­verschwendung – Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

14.11.3111. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird (3426/A und 2050 d.B. sowie 11237/BR d.B.)

12. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen zum Ausgleich des Anstiegs der Strompreise infolge der Einbeziehung der Kosten von Treibhausgas­emis­sionen aus dem europäischen Emissionshandel (Stromkosten-Ausgleichsgesetz 2022 – SAG 2022) (1774 d.B. und 2051 d.B. sowie 11238/BR d.B.)


Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen zu den Tagesordnungspunkten 11 und 12, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Berichterstatterin zu den Punkten 11 und 12 ist Frau Bundesrätin Dipl.-Ing.in Dr.in Maria Huber. – Ich bitte um die Berichte.


14.11.55

Berichterstatterin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber: Herr Präsident! Ich bringe den Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom


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1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffi­zienzgesetz geändert wird.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung:

Der Wirtschaftsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 5. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

Ebenfalls bringe ich den Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen für Unternehmen in Sektoren, die aufgrund erheblich gestiegener Strompreiskosten besonders belastet sind.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Wirtschaftsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 5. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


Präsident Günter Kovacs: Danke sehr.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Prof. Stefan Schennach. – Bitte.


14.13.04

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Wir kommen jetzt zur etwas abgespeckten Form des Energieeffizienzgesetzes. Es wäre anders möglich gewesen, wenn die ÖVP hier nicht die ganze Zeit blockiert hätte. (Bundesrat Buchmann: Jö! Wer hat denn nicht zugestimmt?! – Bundesrat Kornhäusl: Das ist jetzt ein Treppenwitz! – Bundesrat Buchmann: Ihr habt ja nicht zugestimmt!)


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Lieber Kollege Buchmann, es ist immer sehr lustig, wenn man laut redet. Wir können einmal auf die Geschichte eingehen: Der Vorläufer kommt aus dem Jahr 2018, da hat Österreich den Vorsitz gehabt und dieses Energieeffizienz­gesetz ist 2020 ausgelaufen. Seit 2020 hätten wir eine ganze Reihe von Möglich­keiten gehabt, hier in permanenten Verhandlungen auch etwas zu erreichen. Die Frau Bundesministerin wird bestätigen können, dass die SPÖ zu jeder Zeit verhandlungsbereit und auch zustimmungsbereit war. Nur, wenn man alles blockiert, lieber Kollege Buchmann, was vonseiten der SPÖ kommt, und dann nur blökt: Stimmt zu, stimmt zu!, dann geht das so nicht. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Schreuder: ... da pfeift man auf den Klimaschutz, wurscht ...! – Zwischen­ruf des Bundesrates Buchmann.)

Man blockiert eine Mietpreisobergrenze, man blockiert einen Energiepreis­deckel, und so weiter, man blockiert alles und erwartet dann immer, dass eine staats­tragende Partei wie die SPÖ dann parat steht, um eine Zweidrittelmehrheit zu liefern. Wir hätten sie geliefert. Wir haben mehrfach das Angebot gemacht, weil wir uns natürlich voll und ganz hinter ein effizientes Energieeffizienzgesetz stellen und das richtig ist.

Wenn wir in der Geschichte der letzten Jahre zurückgehen, haben wir bei einer ganzen Reihe von Maßnahmen hier zur Zweidrittelmehrheit beigetragen (Bundesrat Steiner: Speziell in Coronazeiten!) – in konstruktiven Gesprächen, Kollege Steiner. Ihr habt das nicht getan, auch nicht zu diesem Gesetz. Wir haben das zu diesem Gesetz immer und immer wieder gesagt, aber die Zeit ist durch Blockadepolitik der ÖVP verstrichen. Wenn ich mir heute die Eröffnung dieser Sitzung anschaue, kann ich mich erinnern, dass wir hier einmal eine Diskussion mit der Frau Justizministerin hatten. Schon damals ging es um die Lieferketten und ich habe damals am Rednerpult gesagt: Liebe Frau Bundes­minis­terin, das werden noch harte Bretter, die Sie zu bohren haben, wenn Sie wirklich glauben, mit Ihrem Koalitionspartner ein EU-Lieferkettengesetz durchzubringen. – Ich kann nur sagen: Wir haben das auch einmal probiert. Wir haben das einmal als grüne Karte im EU-Ausschuss probiert und gesagt: Starten


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wir doch dieses Lieferkettengesetz als einen Vorschlag gegenüber der Kommission! (Zwischenruf bei der FPÖ.) Da sind wir gescheitert. Einige Teile der ÖVP waren damals dafür, es zu tun, aber dann kam wieder einmal die berühmte Blockade.

Dass wir jetzt eine Lieferkettenforschung bekommen, ist so irgendwie das Unnötigste vom Unnötigen. Das ist ja nichts anderes als: Wir wollen diese Gesetze nicht, wir zögern das hinaus. Gott sei Dank gibt es hier irgendwann die Ebene der EU, sodass nachgezogen werden muss.

So, nun haben wir hier ein Energieeffizienzgesetz, das nicht den Wirkungs­bereich der Länder regelt. Das ist extrem schade. (Heiterkeit der Bundesministerin Gewessler.) – Frau Bundesminister, es tut mir leid, dass meine Stimme leider im Keller ist, aber ich freue mich trotzdem, dass ich Sie erheitern konnte. (Bundesrat Schreuder: Die Zweidrittelhand hätte gereicht!) Tatsache ist allerdings, dass man nicht immer einseitig agieren kann, sondern dass es in bestimmten Bereichen ein Geben und Nehmen braucht. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Schreuder.)

In diesem Fall haben wir ein Gesetz für den Wirkungsbereich des Bundes, irgendwann werden wir wahrscheinlich auch eines für die Länder haben, aber dazu sind noch ein paar Schritte notwendig. Wir werden dem heute nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Buchmann: ... war das besondere Chuzpe!)

14.18


Präsident Günter Kovacs: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte, Herr Bundesrat.


14.18.54

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin! Es geht um ein wirklich sehr wichtiges Gesetz, das eigentlich eine Zweidrittelmehrheit benötigt. Herr Kollege


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Schennach, umgekehrt wird ein Schuh draus. Eure generelle Blockadepolitik ist wirklich absolut unverständlich und gegenüber der Bevölkerung in Österreich durch nichts zu rechtfertigen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Sie hören ja nicht einmal zu, so ernst nehmen Sie offenbar Ihre eigene Strategie! Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPÖ, ich hätte es ja noch verstanden, wenn Sie gesagt hätten: Wir blockieren alles, was den Haushalten nicht hilft, Kosten zu senken oder Kosten bezahlen zu können, oder was nicht zukunfts­sichernd wirkt! Sie haben nun aber de facto sowohl eine sozialpolitische als vor allem auch eine klimapolitische Blockade gesetzt. Sie blockieren schlicht und einfach die sozialökologische Wende. (Beifall bei den Grünen und bei Bundes­rät:in­nen der ÖVP.)

Und das tut richtig weh – das gebe ich zu –, nicht nur, weil jahrelange harte Arbeit an den noch anstehenden Gesetzen wie eben dem Energieeffizienzgesetz vernichtet wird. (Bundesrätin Schumann: Na geh!) Es geht da um viel mehr, es geht da um wirklich wichtige Rahmenbedingungen für die nächsten Dekaden. Und der Schaden ist riesig! (Bundesrätin Schumann: Jetzt habt ihr acht Jahre Zeit gehabt!)

Und ganz ehrlich: Das lässt mich wirklich ratlos zurück. (Zwischenruf des Bundesrates Reisinger.) Wissen Sie, wem Sie damit helfen? – Sie helfen damit allen Blockierern eines progressiven Sozialstaates, Sie helfen damit allen Blockierern der Energiewende. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Na, dann macht ein gescheites Gesetz! – Bundesrätin Schumann: Hallo, hallo, hallo!)

Ich habe die Namen – zuhören, auch wenn es für Sie schmerzhaft ist, denn für die Sache ist es schlimm genug – hier am Redner:innenpult oft genug erwähnt. Eben die reiben sich jetzt die Hände, denn Sie, Kolleginnen und Kollegen der SPÖ, betreiben jetzt deren Geschäft. Genau diese Akteure lehnen sich jetzt genüsslich zurück, denn sie bekommen es ja mit, dass ihre Arbeit da jetzt jemand anderer übernommen hat. Man kann da jetzt ganz einfach auf die SPÖ zeigen.


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Das haben Sie sich damit eingebrockt; und ich verstehe wirklich nicht, Kolle­ginnen und Kollegen von der SPÖ, wie man sich strategisch nur dermaßen verrennen kann. Und ich spreche bewusst Sie an, weil von der FPÖ in dieser Sache nur wenig überraschend sowieso nichts zu erwarten ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Es geht nicht nur ums Energieeffizienzgesetz, sondern zum Beispiel – ganz besonders wichtig – auch um das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. Da wären wir jetzt nach drei Jahren Verhandlungen vor ein paar Wochen endlich so weit gewesen. Das war ein extrem aufwendiger, aber guter Prozess mit den Ländern über Jahre hinweg in Dutzenden vielstündigen Sitzungen. Am Schluss haben es alle mitgetragen, gerade auch die Stadt Wien. Wien braucht dieses Gesetz ganz dringend. Wien braucht vor allem für den Ausstieg aus Gasheizungen einen guten Rechtsrahmen. Dazu sind wir übrigens seit Langem in wirklich gutem Kontakt mit der Stadt, mit Führungskräften der Wien-Energie. Die Wien-Energie will das sehr glaubwürdig. Aber Sie verhindern jetzt das, was die Wien-Energie wie einen Bissen Brot braucht. Die eigenen Leute verhindern das! (Bundesrätin Schumann: Geh!) Aber vielleicht gelingt ja jetzt mit einer neuen Führung ein Einlenken. – Herr Babler ist ja schon wieder weg. – Wenigstens eine etwas differenziertere Haltung wäre gut, und zwar nicht, um uns damit einen Gefallen zu tun, sondern um der Sache willen. Das wäre ein wichtiger Dienst für eine funktionierende Demokratie und einen funktionierenden Parlamentarismus. Liebe Korinna, setz dich dafür ein! (Beifall bei den Grünen. – Bundesrätin Schumann: Sind wir jetzt per Du?)

Jetzt noch kurz ganz konkret zum Energieeffizienzgesetz: Es ist ein energiepoli­tisch wichtiges Gesetz, aber vor allem auch sozialpolitisch, weil es Kosten reduziert, weil es die Verpflichtung dazu hätte geben sollen, man sich darum hätte kümmern müssen. Jetzt wird es weitgehend nur unverbindlich sein.

Das meiste ist nun einmal Länderkompetenz. Energieeffizienz ist eine unver­zichtbare Voraussetzung für den Ausstieg aus Gas und Öl generell. Ohne


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Senkung des Energieverbrauchs geht sich das einfach nicht aus. Da brauchen wir einen Rechtsrahmen.

Ich sage es noch einmal ganz offen und mache aus meinem Herz keine Mörder­grube: Schon vor dem Beginn von Verhandlungen mit der SPÖ war das Energieeffizienzgesetz aufgrund von Widerständen in der Koalition nicht mehr so, wie es sein hätte müssen, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen – (Bundesrat Spanring: Oh mein Gott! – Oh-Rufe bei SPÖ und FPÖ) nicht zu vergessen der Gasausstieg, der jetzt mit dem drohenden Lieferstopp nächstes Jahr dringender wird denn je.

Die SPÖ hat nun die letzten, aber sehr wichtigen Zähne gezogen. Für die Wirksamkeit wäre es wirklich selbstverständlich und notwendig gewesen, eine Verbindlichkeit einzuführen.

In Sisyphusarbeit ist trotzdem einiges gelungen. Nur ein paar, ganz wenige Beispiele: Wir haben für 2030 mit minus 18 Prozent einen verpflichtenden Zielwert gesetzt – minus 18 Prozent Energieverbrauch.

Sehr erfreulich ist, dass wir einen Energieeffizienzfonds mit jährlich 190 Millio­nen Euro geschaffen haben, und zwar als Zusatz. Damit darf also kein ausbleibendes Geld für Umweltförderung kompensiert werden. Es geht also um zusätzliche Energieeffizienzmaßnahmen. 34 Prozent der Mittel zum Setzen von Energieeffizienzmaßnahmen müssen in die Haushalte fließen. Das ist schon einmal etwas, jedenfalls beim Mitteleinsatz.

Der Bund übernimmt mit 3 Prozent Sanierungsrate pro Jahr eine Vorbildfunk­tion; das ist die Herausforderung. Wir sind in Österreich derzeit noch nicht einmal bei der Hälfte davon. Dazu kommt noch der verpflichtende Fernwärme­anschluss.

Und ganz wichtig: Wir haben im Gesetz eine Koordinierungsstelle für Energie­armut verankert. Darum verstehe ich auch die Nichtzustimmung der SPÖ schon gar nicht. Wie soll jetzt zielgerichtet Energiearmut bekämpft werden, die


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Vernetzung der insgesamt involvierten Akteure erfolgen und diese Arbeit immer wieder von Neuem stattfinden? Das müssen ganz, ganz viele zusammen tun, damit wir Energiearmut verhindern können. Also vielleicht überlegen Sie es sich ja noch einmal, vor allem auch in Zukunft differenzierter mit Ihrer Blockade­haltung umzugehen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.25


Präsident Günter Kovacs: Zu Wort dazu ist nunmehr Herr Bundesrat Michael Bernard gemeldet. – Bitte, Herr Bundesrat.


14.25.48

Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Kollegen des Bundesrates! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Das habe ich auch schon beim vorigen Tagesordnungspunkt gesagt: Ich denke, dass wir alle hier im Saal prinzipiell und über alle Parteigrenzen hinweg gegen Energieverschwendung sind und für Energieeffizienz. Nur die Herangehensweise ist bei uns Freiheitlichen, die für Energiepolitik mit Hausverstand eintreten, eine grundsätzlich andere.

Frau Minister, da Sie anscheinend auf den Geschmack von PR-Videos gekom­men sind, die unter anderem auch das Thema des heutigen Tagesordnungs­punkts betreffen, möchte ich dazu meinerseits auch ein paar Worte darüber verlieren.

Anfangen möchte ich da mit Ihrer sogenannten Mission 11. Sie erklären darin, wie man 11 Prozent Energie einsparen kann. Es gibt natürlich auch Maßnahmen, die viele Teile der Bevölkerung, die nicht entmündigt sind und mit Hausverstand ihr Leben meistern, seit Langem umsetzen. Sonst hätten sie die letzten Jahre unter dieser schwarz-grünen Belastungsregierung wirtschaftlich nicht überlebt. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn Sie aber den Familien, die seit Beginn Ihrer Amtszeit unter den Einsperr­eskapaden à la Corona in Verbindung mit Belastungseskapaden gegen die


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Autofahrer à la NoVA, Mineralölsteuererhöhung, CO2-bezogene Preiserhö­hungen und mit allen anderen Energiebelastungseskapaden – ausgelöst durch Fehlentscheidungen Ihrerseits – gelitten haben, gemeinsam mit Ihren Regie­rungskollegen Folgendes ausrichten – und ich zitiere, denn das steht wortwörtlich so drinnen –: „In einem leeren Kühlschrank wird Luft gekühlt, welche beim Öffnen entweicht. Das verbraucht viel Energie. Ein gut gefüllter Kühlschrank bzw. ein Kühlschrank in einer angemessenen Größe für den Haushalt spart daher Energie.“, so zeigt das nur, wie abgehoben Sie agieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Familien müssen jeden Tag entscheiden, ob sie ihr hart verdientes Geld für Lebensmittel, für die Fahrt zum Arbeitsplatz oder für ihre Kinder, für Schulland-, Kennenlern- und Skikurswochen oder anderes ausgeben.

Ihr neuestes Video, in dem Sie unser Heimatland Österreich als „nicht ganz dicht“ bezeichnen, ist provozierend. Wenn Sie in diesem Video aber auch noch all jenen, die sich kein neues Dach, keine neuen Fenster oder keine Vollisolie­rung ihres Hauses leisten können, die Förderung beträgt nämlich nur maximal 50 Prozent und ist gedeckelt, ausrichten, dass sie „einen Vogel“ haben, so geht dies entschieden zu weit. Ich fordere Sie auf, dieses äußerst diskriminierende Video sofort vom Netz zu nehmen. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)

Das Energieeffizienzgesetz, das heute zur Beschlussfassung vorliegt, soll eine von drei Säulen sein. Da geht es auf der einen Seite um den Umstieg auf Erneuerbare – ich werde im Detail noch darauf eingehen –, dann um die Jagd nach dem bösen CO2, also um die Reduktion der Treibhausgasemissionen, und die Steigerung der Energieeffizienz als dritte Säule. Insbesondere die zweite und dritte Säule sind meiner Meinung nach eher Torpedos, Torpedos gegen unsere Wirtschaft, Torpedos gegen unsere Freiheit, Torpedos gegen unseren Wohl­stand und letztlich auch Torpedos gegen unsere Demokratie.

Zur ersten Säule: Ich selbst sage Ja zum Ausbau von erneuerbaren Energien. Ich verstehe darunter eine ausgewogene Energiemixproduktion, besonders die


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Wasserkraft, Biogas, Biomasse und Wasserstofferzeugungsanlagen, sprich Energien, die grundlastfähig sind.

Bei unserem gestrigen Besuch im Rahmen von Bundesrat im Bundesland im Windpark in Weiden am See wurde die von uns geforderte Energiepolitik mit Hausverstand zu 100 Prozent bestätigt. Alle, die dabei waren, besichtigten einen Windpark, der aufgrund von Windflaute stillstand. (Heiterkeit des Bundesrates Tiefnig.)

Der sehr gut erklärende Windparkbetreiber erläuterte und bestätigte auch, dass dieser Windpark trotz aller elektronischen Helfer – wie zum Beispiel, dass sich die Windradflügel ab einer gemessenen Windgeschwindigkeit von 2,5 Meter pro Sekunde in die Windrichtung drehen, um die Windräder zum Laufen zu brin­gen – im Durchschnitt circa 2 000 Stunden Energie pro Jahr produziert.

Für Personen der grünen Fraktion oder für all jene, die meinen, dass 2 000 Stunden viel sind, und für all die, die ein Problem mit Mathematik haben oder auf dem Sicherheitsauge blind oder farblich grün geblendet sind: Die Rechenfolge lautet, wir brauchen in einem Nichtschaltjahr 365 mal 24, sprich ganze 8 760 Stunden. (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: Das ist nicht richtig!)

Wenn dann noch von der gleichen Personengruppe, die auf uns immer so belehrend einwirken will wie auch gerade vorhin Kollege Gross, die sogenannte Frage kommt, ob man die Windräder nicht mit Strom antreiben kann, damit sie sich drehen, dann erklärt das vieles ihrer Ansichten. (Lebhafte Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)

Darum möchte ich anregen, ein bisschen darüber nachzudenken, von welchen Mengen wir da reden, die ganzjährig gleichmäßig für die Grundlast dienen und produziert werden können, und welche Mengen fehlen, wenn wir uns wie Ihrerseits gefordert in die reine Abhängigkeit von Fotovoltaik und Wind bege­ben. Nach derzeitigem Status – für die, die rechnen können – sind es


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Zehnerpotenzen, die uns fehlen. Das geht sich hinten und vorne nicht aus. (Beifall bei der FPÖ.)

Wie gesagt ist es aber noch eine akzeptable Sache, wenn man sie richtig macht: der Ausbau von Wasserkraft – damit hat ja die grüne Fraktion auch ein Prob­lem –, Geothermie und ähnliche erneuerbare Energiequellen mit dem Hauptziel, uns möglich autark und selbstständig zu machen. Das hört sich gut an. Das ist freiheitliche Politik mit Hausverstand. (Beifall bei der FPÖ.)

Die zweite Säule ist der richtige Torpedo, die Jagd nach dem sogenannten bösen CO2, weil sonst die ganze Welt untergeht. Die Europäer, die 9 Prozent der globalen CO2-Emission verursachen, sind da alleine. Das interessiert keinen – keinen Chinesen, keinen Inder oder sonst irgendjemanden; die Chinesen bauen jede Woche zwei riesige Kohlekraftwerke. Sogar die Franzosen bauen jetzt 14 neue Atomkraftwerke. Nur Sie, Frau Minister, glauben, dass wir in Österreich mit unserem Betrag von 0,2 Prozent des weltweiten CO2-Austoßes – der Verkehr beträgt sowieso nur 0,08 Prozent – ohne Gas und Öl auskommen und damit die Welt retten. Mit Ihrer Handlungsweise können Sie aber nichts betreiben, was nur annährend mit einer funktionierenden Wirtschaft zu tun hat.

Die dritte Säule ist eben – wie auch schon vorhin erwähnt – die Energieeffizienz. Das Hauptziel ist der Verbrauch von weniger Energie, und der Hauptfeind dieser Regierung und von Ihnen, Frau Minister, ist das individuell genutzte Kraftfahr­zeug, also alle, die die freie Mobilität der Autofahrer lieben. Damit bin ich jetzt bei den Klimaklebern, und zwar auch, was den Punkt der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie betrifft. Es ist eine Speerspitze der Green-Deal-Befürworter, angefangen von Frau von der Leyen und so weiter, aber auch von Ihnen gedul­det, Frau Minister, und teilweise sogar gefördert.

Ich möchte nicht wissen, woher das Geld für diese Leute kommt. Sie setzen sich aber über das Recht hinweg. Was ist das für ein totalitärer Zugang? Ist im Dienste der angeblich guten Sache, die man selbst als gut definiert, jedes Mittel recht? – Nein, in einem Rechtsstaat ist eben nicht jedes Mittel recht, und wir


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sind immer noch in einem Rechtsstaat. Das ist auch so zu akzeptieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Worum geht es den Klimaklebern? Worum geht es ihnen wirklich? – Es geht ihnen ja nicht ums Klima. Da zitiere ich – sehr empfehlenswert – Herrn Christian Ortner in der „Presse“ vom 19. Mai: „Doch je länger da geklebt und geblockt wird, umso klarer wird, dass hinter dem Kampf gegen den Klimawandel ein Kampf gegen unsere Art zu leben steht“ – darum geht es: um unsere Art zu leben – „,zumindest bei nicht unerheblichen Teilen der einschlägigen Bewegung. Unter dem Vorwand einer ökologisch getriebenen Politik soll die Marktwirt­schaft gekübelt werden und durch ein autoritäres, planwirtschaftlich getöntes System ersetzt werden.“ – Lassen Sie das einmal sacken! (Beifall bei der FPÖ.)

Unsere Polizisten, vor denen ich und auch unsere Fraktion Hochachtung haben, werden dafür missbraucht, für diese Klimaterroristen den Verkehr anzuhalten, damit diese sich ungestört auf die Fahrbahn kleben können. Nach einem Zeitraum von 30 bis 35 Minuten dürfen sie dann noch behilflich sein, die ver­klebten Handflächen von der Fahrbahn zu lösen, und dann sind sie noch aufgefordert – unglaublich! –, ihnen eine Handcreme reichen zu müssen. (Bundesrat Steiner: Na! Wahnsinn! Skandal!) Anschließend setzen sich die Klima­kleber dann ins Flugzeug und fliegen in den Urlaub, unterstützt durch das Nichteinschreiten dieser Bundesregierung und auch durch die Unterstützung Ihrerseits, Frau Bundesminister.

Was bleibt? – Ein Schaden für die Wirtschaft und für die Wirtschaftstreibenden, aber auch ein großer Schaden für die arbeitende Bevölkerung, die zu spät zum Arbeitsplatz kommt und so weiter und so fort. Aufgrund dessen haben wir Freiheitlichen zu einer Sammelklage gegen den Verein der Letzten Generation aufgerufen. Wir werden einmal schauen, was da herauskommt. Denn wir Freiheitlichen wollen ein wohlhabendes Österreich. Wir wollen ein selbstbe­stimmtes Österreich. Wir wollen ein neutrales Österreich. Wir wollen ein friedliches Österreich. Wir wollen ein demokratisches Österreich. Wir wollen ein


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Österreich der Freiheit und der Sicherheit. Sie können sich auf die Freiheitliche Partei verlassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Bezüglich aller Tendenzen, die gegen diese Ziele verstoßen und diese zerstören wollen, werden wir sehr wachsam und eine Stimme des österreichischen Volkes sein und uns gegen die Tendenzen auflehnen, auch dann, wenn das zum Beispiel von Ihnen, Frau Minister, als nicht konstruktiv gesehen wird.

In der Energiepolitik heißt es selbstverständlich: Die Freiheitliche Partei ist überall dort dabei, wo es um eine Unterstützung der Haushalte und der Industrie in schwierigen Zeiten geht. (Bundesrat Schreuder: Redezeit!) Deswegen sind wir selbstverständlich für das Stromkostenzuschussgesetz, das im Übrigen sozusagen auf die freiheitliche Initiative im Wirtschaftsausschuss des National­rates zurückgeht. Zuerst wurde noch verhindert, dass es auf die Tagesordnung kommt, aber offensichtlich hat es da jetzt doch eine Einsicht gegeben, vor allem vonseiten der ÖVP. Es hat Platz gegriffen, und das finden wir gut.

Selbstverständlich sind wir dafür. Da geht es um CO2-Nebenkosten, wobei Sie die österreichische Industrie im Vergleich zum unmittelbaren europäischen Wettbewerb im Regen stehen lassen. (Bundesrat Buchmann: Ist es noch lang? – Heiterkeit des Bundesrates Kornhäusl. – Bundesrat Buchmann – in Richtung Bundesrat Kornhäusl –: Er kann sich ja ein zweites Mal zu Wort melden!) Das ist jetzt vom Tisch, aber das ist auch gut so.

Selbstverständlich sind wir dabei, wenn es darum geht, die Meritorder und die Sanktionen abzuschaffen. Alles, was Energie günstiger macht, alles, was uns autarker und damit selbstbestimmter macht, findet grundsätzlich die Zustimmung der Freiheitlichen Partei. Selbstverständlich wären wir sofort dabei, wenn die CO2-Steuer abgeschafft werden würde und wenn die Umsatzsteuer und zumindest temporär die Mineralölsteuer wegkämen. (Beifall bei der FPÖ.)

Bestandteil des Fit-for-55-Pakets ist der Verordnungsvorschlag, der in Artikel 1 vorsieht, dass ab dem 1. Jänner 2035 die durchschnittlichen Emissionen der


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Flotte neuer Personenkraftwagen einer Verringerung von 100 Prozent gegenüber jenen von 2021 zu entsprechen haben.

Am 15. Mai 2023 trat nach Beschlussfassung der Verordnung, auch durch Ihre Unterstützung, Frau Minister, dieses Flottenziel in Kraft. Die Umsetzung dieses Vorhabens bedeutet demnach ein Verkaufsende für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge in der EU ab 2035. Der Verbrennungsmotor, eine der größten Erfindungen des Menschen im Verlauf der Mobilitätsgeschichte, ist damit de facto gestorben. (Bundesrat Kornhäusl: Herr Präsident! – Bundesrat Schreuder: Jetzt haben wir es dann!)

Dass die Automobilbranche 7 Prozent des BIP der EU-Mitgliedstaaten erwirt­schaftet und 14,6 Millionen Europäern Arbeit verschafft, spielt für die Verkehrspolitik, die Verbotspolitik der Europäischen Kommission keinerlei Rolle, ebenso wenig das Faktum, dass Millionen Europäer auf ein Auto angewiesen sind. Nicht nur, dass das planwirtschaftlich geförderte Elektroauto für viele Bürger keine leistbare Alternative darstellt, überzeugt es auch nicht in klimapolitischen Maßstäben. Weder die Erzeugung noch der Betrieb eines Elektroautos ist emissionsarm, schon gar nicht emissionsfrei. (Bundesrat Schreuder: Redezeit! – Bundesrat Spanring: Herr Präsident, das ist ja kein ...!) Es handelt sich hierbei um einen reinen Etikettenschwindel. Der für den Elektroantrieb notwendige Strom ist nicht nur emissionsbelastet und massiven Preissteigerungen unterworfen, sondern er wird zudem auch teilweise aus Atomenergie gewonnen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn sämtliche Bürger der EU-Mitgliedstaaten dazu gezwungen werden, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen, dann würde dies den Strombedarf massiv erhöhen – von der mangelhaften Reichweite und dem langwierigen Ladevorgang von Elektroautos ganz zu schweigen –, der größte Profiteur wäre hierbei wohl die europäische Atomindustrie. Offenbar forciert die Europäische Kommission ein Gesellschaftsmodell, in dem sich nicht jeder ein Fahrzeug leisten kann, unabhängig davon, ob man ein solches für den alltäglichen Bedarf benötigt.


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Sie, Frau Minister, haben sich in Ihrer Pressekonferenz am vorigen Sonntag dafür ausgesprochen, Neuzulassungen von Verbrennungsmotoren sogar schon ab dem Jahr 2027, spätestens 2030 zu verbieten. Diesem Klimawahnsinn muss schleunigst Einhalt geboten werden. Der Verbrennungsmotor als Antriebsart für Diesel- und Benzinfahrzeuge muss erhalten bleiben. (Beifall bei der FPÖ.)

In diesem Zusammenhang bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich vehement gegen das von den Institutionen der Europäischen Union forcierte Verbot von Benzin- und Diesel­fahrzeugen zu positionieren. Darüber hinaus wird die Bundesregierung mit Nachdruck aufgefordert, sämtliche Pläne, welche eine Verschärfung des Verbren­nungsmotorverbots bedeuten würden, sofort fallenzulassen.“

*****

Uns Freiheitlichen ist auch das Recht auf Grundversorgung bei Energielieferan­ten in Österreich von zentraler Bedeutung und dass die Tarife der Energiepreise, die die Strom- und Gashändler und sonstige Lieferanten dem Endkunden, das heißt, Haushalten und Kleinunternehmen, in Rechnung stellen, auch tatsächlich den Bestimmungen des § 77 Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) beziehungsweise § 124 Gaswirtschaftsgesetz entsprechen.

Meine Redezeit ist bereits weit fortgeschritten. (Heiterkeit bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Bundesrat Buchmann: Es war aber kurzweilig!) Der ausführlich beschriebene Entschließungsantrag ist ja in voller Länge im Plenum an jeden


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verteilt worden und liegt auf. Auch unsere Forderung ist, glaube ich, ausführlich begründet.

Damit bringe ich gleich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich“

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie der Bundes­minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, die zuständigen Behörden zu einer Überprüfung zu veranlassen, ob die seitens der Strom- und Gashändler und sonstigen Lieferanten verlautbarten Tarife für die Grundversorgung der Höhe nach den Bestimmungen des § 77 ElWOG bzw. des § 124 GWG entsprechen.“

*****

Danke. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Kornhäusl: Ich habe selten so eine fesselnde Rede gehört!)

14.44


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Der von den Bundesräten Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen einge­brachte Entschließungsantrag betreffend „Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Auch der von den Bundesräten Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Recht auf Grundversorgung bei


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Energielieferanten in Österreich“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesrätin Ing.in Isabella Kaltenegger. – Bitte sehr.


14.45.38

Bundesrätin Ing. Isabella Kaltenegger (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuse­herinnen und Zuseher! Vor zwei Jahren ist unser Energieeffizienzgesetz sozusagen ausgelaufen, weil es neue EU-Richtlinien mit neuen Einsparungszielen im Energiebereich gab. Im letzten Jahr war es besonders wichtig, ausreichend Gas zu besorgen und die Gasspeicher zu befüllen sowie auch die Umstellung auf die Erneuerbaren zu forcieren.

Jetzt geht es um einen Energiesparplan für Österreich, nämlich darum, Energie einzusparen, und zwar mindestens 650 Petajoule pro Jahr. Was kann man sich darunter vorstellen? – Die Steiermark braucht 230 Petajoule pro Jahr und die Stadt Graz 7 Petajoule.

Gemessen an dem gesamten österreichischen Energieverbrauch macht der Stromverbrauch nur ein gutes Fünftel aus.

Für die notwendigen Sanierungen und Verbesserungen, die auch den Haushalten zugutekommen, werden von der Bundesregierung 190 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden bis zum Jahr 2030 105 Millionen Euro zur Bekämpfung der Energiearmut zur Verfügung gestellt. Mit diesem Paket können armutsgefährdete Menschen bestmöglich unterstützt werden.

Dazu kommt noch, dass wir bei einer Nichtumsetzung mit einer Klage und mit Strafzahlungen zu rechnen hätten, was unverantwortlich wäre, denn dies wäre in einem Ausmaß von 10 Millionen Euro. Genau das hätten die lieben Mitglieder von FPÖ und SPÖ mit der Blockade im Nationalrat in Kauf genommen. Die einzige Lösung war daher ein Initiativantrag, der die Auswirkungen auf die Bundesländer


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herausnimmt und daher keine Zweidrittelmehrheit braucht. Nur so können die negativen Auswirkungen auf die Menschen verhindert werden.

Jetzt zu Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ-Fraktion: Diese sinnlose Blockade einer vernünftigen Maßnahme – besonders von euch – versteht niemand. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrätin Schumann: Das ist euer Problem!)

Schön langsam gewöhnt man sich aber daran, dass euch niemand versteht, und ich meine nicht das interne Chaos (Bundesrätin Hahn: Ist der Plattenspieler hängengeblieben?), sondern – das hat schon die letzte Sitzung gezeigt – eurer stundenlanges Vorlesen von uralten Artikeln aus der „Wiener Zeitung“ und die Krokodilstränen, die ihr dabei vergossen habt. (Bundesrätin Schumann: Ihr habt die „Wiener Zeitung“ zerstört! So einfach ist das! Ganz einfach!) – Lernen Sie Geschichte, hat euer ehemaliger Parteichef Bruno Kreisky einmal gesagt. Erinnern Sie sich an die Tageszeitung „Neue Zeit“? – Eingestellt von der SPÖ! Erinnern Sie sich an die „Arbeiter-Zeitung“? – Eingestellt von der SPÖ! 100 Jahre - - (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Und die „Wiener Zeitung“?) Da haben Sie keine Lesestunde im Hohen Haus veranstaltet, und eure Vorlesestunde bei unserer letzten Sitzung war genauso unglaubwürdig wie der Grund für die Ablehnung eines wichtigen und sinnvollen Gesetzes. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Und ihr stellt die „Wiener Zeitung“ ein! Bravo! Unpackbar, unpackbar! Ihr sprecht aus Erfahrung, was ihr ...!)

Es ist aber schade, dass Sie den Weg einer eigentlich – vermeintlich – staatstra­gen­den Partei durch solche sinnlosen Aktionen immer wieder verlassen. (Bundesrätin Schumann: Fährt bei euch schon wieder wer mit dem Laptop spazieren? I love my Chats!) Unter anderem lehnen Sie heute auch – das ist der Tagesord­nungspunkt 12 – die Förderung von Unternehmen ab, die unter den explodie­ren­den Energiekosten am meisten leiden. (Bundesrätin Schumann: Genau, genau!) Damit schwächen Sie unsere Unternehmen, damit schwächen Sie die Konkurrenzfähigkeit und damit gefährden Sie die Arbeitsplätze. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Alles im Nachhinein, ohne Bedingungen! Genau!)


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Ich hoffe, dass Sie mit Ihrem neuen Parteichef – (in Richtung Bundesrat Babler:) herzliche Gratulation, Herr Kollege! – einen besseren Weg der konstruktiven Zusammenarbeit finden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Das ist klar! ... Mach ma uns die Tür auf! – Ruf bei der SPÖ: Die ÖVP steht im Eck ohne Ende! – Bundesrätin Hahn: Sie müssen sich wirklich fürchten vor ihm! – Ruf bei der SPÖ: Ja, die fürchten sich auch wirklich!)

14.49


Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Prof. Stefan Schennach. – Bitte, Herr Bundesrat.


14.49.49

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Die Redebeiträge von Herrn Gross und Frau Kaltenegger machen es notwendig, zur Erinnerung einen Entschließungs­antrag einzubringen, damit ihr wisst, was eigentlich die Blockadepolitik eurerseits ist und nicht unsererseits. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Kornhäusl: Den hast du jetzt schnell geschrieben, oder?) – Ja, lieber Kollege Kornhäusl, wir sind ein bisschen flotter als ihr. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Ich bringe den Entschließungsantrag der - - (Bundesrat Kornhäusl: Du, es ist wurscht, ob vergessen oder Plus und Minus verwechseln, das kann passieren!) – Dich als Arzt dürfte ich bitten, mich ganz kurz ein bisschen zu Wort kommen zu lassen.

Entschließungsantrag

der Bundesrät:innen Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“

Der Bundesrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat sowie dem Bundesrat ein umfassendes Inflationsdämpfungs­gesetz vorzulegen, das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:

1. Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.

2. Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.

3. Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“

*****

Das ist der Entschließungsantrag, der notwendig ist, weil weder Herr Gross noch die sehr geschätzte Frau Kaltenegger verstanden haben, warum wir hier nicht mitgehen können – wegen einer Blockade, die wir Sie Woche für Woche und Monat für Monat bitten, endlich aufzugeben.

Jetzt noch ein Wort zur Blockade, Kollege Bernard: Demonstrationen sind nichts Ungesetzliches, vor allem nicht, wenn sie angemeldet sind. (Bundesrat Spanring: Richtig, aber das ist was anderes! Vollkommen richtig!)

Man muss diese Form, dieses Mittel der Demonstration nicht - - (Bundesrat Spanring: Jetzt widersprechen Sie sich selbst! Sie haben gerade gesagt: „wenn sie angemeldet sind“!) – nein, Moment! – Man muss das Verständnis für das Mittel nicht teilen, ich möchte aber, weil Herr Bernard gesagt hat: die armen Polizisten!, nur an die unkontrollierten Coronademonstrationen erinnern, die


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den gesamten 1. Bezirk und seine Geschäfte lahmgelegt haben (Beifall bei der SPÖ – Bundesrat Spanring: Hunderttausend ...!) und Tausende Polizisten und Polizistinnen gebunden haben. Da haben Sie keine Tränen um die Arbeitszeit der Polizisten und Polizistinnen geweint, und da haben Sie nicht gesagt, wie groß der Schaden für die Wiener Innenstadt durch solche Zusammenrottungen war. (Zwischenruf des Bundesrates Spanring.) Außerdem gab es damals eine teilbe­dingte Ausgangssperre, das sollten Sie auch nicht ganz vergessen.

In diesem Sinne: Jungen Menschen steht es frei, zu demonstrieren. Wir sollten das respektieren. Eine liberale, offene Gesellschaft muss unterschiedliche Formen des Protests aushalten. Ich sage das, auch wenn ich selbst schon wegen solcher Klebeaktionen im Stau gestanden bin. Trotzdem muss man nachher sagen: Okay, es ist eine Form der Demonstration. Es ist nicht alles kriminell, was unbequem ist! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.54


Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.

Der von den Bundesräten Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen einge­brachte Entschließungsantrag betreffend „Regierung muss endlich Blocka­dehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte, Herr Bundesrat.


14.55.11

Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben hier zwei Gesetzesbeschlüsse in einer Debatte. Ich möchte sie wieder umdrehen.

Also zu Top 12, zum Stromkosten-Ausgleichsgesetz, möchte ich kurz festhalten: Wir halten das Gesetz für hilfreich, um den Unternehmen Planungssicherheit im


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Sinne stabiler Energiekosten zu geben. Diese Sicherheit ist ein wichtiger Standortfaktor. Wir stimmen daher zu, weil das auch eine langjährige Forderung von uns ist. Als Verbesserungsvorschlag hätten wir aber, dass man das nicht immer nur portionenweise für einzelne Jahre beschließt, sondern vielleicht gleich langfristig abschaffen könnte.

Jetzt zum komplexeren Tagesordnungspunkt 11, zum Bundes-Energieeffizienz­gesetz: Da gab es die natürlich legistisch sehr, sehr heikle Vorgangsweise, dass der Antrag im Nationalrat sehr kurzfristig eingebracht wurde. 46 neue Paragrafen werden da geschaffen, nur acht Paragrafen vom ursprünglichen Gesetz bleiben.

Da gibt es verfassungsrechtlich das große Problem: Energie ist eine zwischen Bund und Ländern zersplitterte Materie, was Gesetzgebung und Vollziehung betrifft, manches machen sie auch gemeinsam. Es gab daher schon in der bisherigen Version des Bundes-Energieeffizienzgesetzes die Verfassungsbestim­mung in § 1, mit der die Gesetzgebung und Vollziehung für alles, was jetzt in der weiteren Folge des Gesetzes normiert wird, dem Bund zugeschrieben wird.

Jetzt wird aber mit dieser Novelle so ziemlich alles verändert, ausgetauscht, was bisher in diesem Gesetz gestanden ist, und daher ist die Frage, wie sehr das verfassungsrechtlich dann halten kann.

Wir stimmen trotzdem zu, weil wir die Zielrichtung des Gesetzes teilen. Die Sachen, die drinnen sind, sind wichtig. Es ist aber leider eher unklar, wie das Ziel genau erreicht werden soll. Es fehlen Länderziele, Sektorziele. Uns fehlt das Commitment der Regierungsparteien, jetzt genau zu definieren, wo wie viel eingespart werden soll.

Es ist leider auch nur ein kleiner Teil hinsichtlich Energiewende, der da beschlossen werden soll. Er ist notwendig, er ist quasi das Mindeste, was getan werden muss, um dem Vertragsverletzungsverfahren zu begegnen. Was aber leider bei der Energiewende noch fehlt, sind die viel wesentlicheren Materien,


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bei denen sehr viel mehr zu holen wäre, nämlich das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das Erneuerbares-Gas-Gesetz, das Klimaschutzgesetz und das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Da muss die Regierung noch liefern. – Vielen Dank.

14.57


Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.

Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor. Doch, Herr Dr. Hübner. – Bitte, Herr Bundesrat.


14.58.03

Bundesrat Dr. Johannes Hübner (FPÖ, Wien): Ich habe bei der bisherigen Diskussion ein bisschen mitgeschrieben und konnte mich daher nicht zurückhalten, mich noch einmal zu melden.

Zuerst fange ich vielleicht mit Kollegen Schennach an – der jetzt nicht im Saal ist –, weil er von liberaler Haltung und liberaler Politik gesprochen hat. – Ja, das, was er unter Liberalität versteht, ist nicht das, was wir darunter verstehen und was der durchschnittliche Bürger und durchschnittliche Verwender des Begriffs in den letzten 2 000 Jahren darunter verstanden hat.

Klimablockaden oder Klimaterrorismus, Nötigung von Bürgern zur Durchset­zung irgendwelcher vermeintlicher Klimarettungsziele, das alles, meint er, sei okay und rechtsstaatlich. Unangemeldete Demonstrationen von fünf, sechs, sieben Leuten, die keinen anderen Zweck haben, als die Leute stundenlang oder für halbe Stunden oder 2 Stunden lang im Stau festzuhalten, daran zu hindern, Termine einzuhalten, Verwandte zu besuchen, seien in Ordnung. Da brauche man nichts anzumelden. Das sei alles rechtsstaatlich und liberal.

Es sei aber absolut illiberal und mit unseren Gesetzen, mit unseren Werten offenbar nicht im Einklang, wenn sich 10 000, 20 000, 30 000 Leute bei einer schon Wochen vorher angemeldeten Demonstration auf der Ringstraße gegen die Impfpflicht aussprechen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Das sind wirkliche Fundamente der Demokratie. Das sind Fundamente eines Mitwirkens der Bevölkerung an der Willensbildung, an der politischen Gestaltung unserer Republik. (Vizepräsident Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Ja, lieber Herr Kollege (in Richtung des den Sitzungssaal betretenden Bundesrates Schennach), ich habe mich gerade ein bisschen mit dir beschäftigt, nicht persönlich, aber ich habe mich ein bisschen mit deinem Liberalismusbegriff auseinandergesetzt. – Ich will jetzt aber keine Liberalismus- und Grundsatz­diskussion anzetteln, nur weil der Kollege gekommen ist.

Ich würde erwarten, wenn von liberal geredet wird, dass man gegen die Pläne der Europäischen Union, ein Wahrheitsministerium zu schaffen – unter Anführungszeichen –, das entscheidet, welche Informationen wahr und falsch sind und welche verbreitet und welche zensuriert werden dürfen, energisch eintritt, und dass nicht die sozialistischen oder sozialdemokratischen – oder wie immer sie sich nennen – Abgeordneten auf europäischer Ebene die Speer­spitze für diese Zensurmaßnahmen sind (Beifall bei der FPÖ), die Speerspitze für die Unterbindung eines offenen, demokratischen und freien Flusses von Meinungen, Informationen und Fakten, was immer man auch als faktisch feststellt und für sich beansprucht.

Fakten haben leider – Kollege, das wird Ihnen jeder, der sich ein bisschen mit der Sache beschäftigt, bestätigen – die Eigenschaft, dass sie nicht für alle Fakten sind, sondern Fakten haben immer einen sehr, sehr subjektiven Gehalt, weil es davon abhängt, welche Grundlagen ich bei der Feststellung von sogenannten Fakten heranziehe. Und diese unterschiedlichen Grundlagen bei der Heranzie­hung von Fakten machen die freiheitliche, die demokratische, die offene, die plura­listische Gesellschaft aus.

So, jetzt aber zurück zum Energieeffizienzgesetz: Die Frau Ministerin ist leider schon weg (Bundesrätin Grimling: Sie steht eh da, Sie brauchen sich nur umschauen!) – Entschuldigen Sie, ja, ich will Sie nicht stören, aber wollte nur schauen, ob Sie noch da sind. – Nun aber zurück zum Energieeffizienzgesetz:


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Hier wird wechselseitig von Blockadehaltung gesprochen und werden Vorwürfe gemacht, ich will nur erklären, warum wir dieses Gesetz – unter Anführungs­zeichen – „blockieren“ und warum wir da nicht zustimmen werden. Kollege Bernard hat schon sehr viel gesagt, ich will noch etwas hinzufügen, und zwar dazu, was man hier unter Effizienz und effizienter Gesetzesgestaltung versteht.

Wir haben ja beim ersten Punkt der heutigen Debatte, bei der Diskussion über die Lieferketten schon gehört, dass wir Gott sei Dank eine neue Agentur geschaffen haben, die natürlich einen englischen Namen hat, diese Supply Chain Security Agency Austria oder wie sie heißt. (Bundesrat Buchmann: Sustain­ability!) – Sustainability habe ich vergessen, das wichtigste Wort: Sustainability. – Wir haben die Supply Chain Sustainability Austria Agency gemacht, und da ja hier kein Mensch Deutsch versteht, weder im Bundesrat noch in Österreich, muss die natürlich einen englischen Namen haben; und die Touristen haben ja sonst auch keinen Zugang in Österreich, wenn diese Agentur nicht englisch benannt ist.

Man ist also diesem guten Beispiel gefolgt, neue Agencies einzurichten, Büro­kratien, Vorstandsposten zu schaffen, Evaluierungen zu machen und hat auch hier bei der Energieeffizienz eine neue Behörde geschaffen. Erstaunlicher­weise hat man hiebei die Fähigkeit nicht verloren, die deutsche Sprache zu ver­wenden und nicht so sehr auf die Touristen oder wen auch immer Rücksicht zu nehmen. Wie heißt diese jetzt? – Koordinationsstelle gegen Energiearmut, so heißt diese Agentur. Das ist ja der Klassiker in der derzeitigen Vorgangsweise gegen Armut, gegen Probleme: dass man Agenturen, Büros und so weiter einrich­tet.

Was macht diese Stelle? – Liebe Frau Minister, das werden Sie ja wissen, wenn Sie bei der Gesetzgebung dabei waren: Sie macht – das ist nicht schwer zu erraten – „die Beauftragung und Veröffentlichung einschlägiger Studien oder Gutachten“. Ja, das ist ganz wichtig, das ist ja bekannt: Das Effizienteste, das es gibt, wenn man ein Problem hat, ist, man beauftragt und veröffentlicht Studien und Gutachten.


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Das Zweite ist auch interessant: die Erstellung periodischer Berichte über den aktuellen Stand der Energiearmut inklusive eines allgemeinen Monitorings. – Das ist auch etwas, was den Leuten ungeheuer hilft: wenn jemand die Energie­armut beobachtet. Ich weiß nicht, ob ich jetzt energiearm bin oder nicht, aber ich schaue, ob es jemand beobachtet. Dieser Beobachter macht Monitoring und über diese Monitoring-Beobachtungen gibt es natürlich periodische Berichte.

Aber dem nicht genug muss diese sogenannte Koordinationsstelle gegen Energiearmut zusätzlich auch eine Kommission haben. Das ist eine Kommission mit mindestens elf Vertretern, und weil es eine österreichische Kom­mission ist, sind diese elf Vertreter natürlich von den – ich möchte einmal sagen – üblichen Verdächtigen. Das sind einmal sämtliche Kammern, es sind – was uns freut als Vertreter der Länder – die Bundesländer, die Gemeinden, aber unter anderem auch die Armutskonferenz. Die gibt es nämlich auch. Das weiß man nicht, aber es ist auch eine Einrichtung, die nennt sich Armuts­kon­ferenz, und wichtig ist, dass ein Vertreter der Armutskonferenz in der Kommission gegen Energiearmut vertreten ist. Die werden also dann alle diskutieren und werden zu Ergebnissen kommen und werden sicher gegen die Armut vorgehen.

Nicht zu vergessen ist natürlich, dass die Einschränkung der bürgerlichen Rechte auch vorangetrieben werden muss und dazu müssen die Befugnisse der E-Control ausgeweitet werden. Ist ja ganz klar. Die E-Control wird jetzt so eine Art Geheimpolizei der Energieeffizienz, und die E-Control kann jetzt unter anderem Gebäude und Liegenschaften betreten, um sich dort über den Energiezustand zu informieren. Sie kann keine Hausdurchsuchungen im eigentlichen Sinne durch­führen, aber sie kann in Fabriken, Betriebsanlagen, Lagern, Häusern anklop­fen und sagen: So, ich überprüfe jetzt Ihre Energieeffizienz! – Das ist ein weiterer schwerer Eingriff – den auch die Rechtanwaltskammer zu Recht und sehr genau gerügt hat – in die Grundrechte, und kein Mensch weiß, wozu das alles sein muss.


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Mir ist aber etwas aufgefallen – eine Sache, die vielleicht für die Frau Ministerin positiv ist, aber ob es für die Allgemeinheit nützlich und positiv ist, weiß ich nicht –: Ich habe erstmals gesehen, dass man auch den Energielieferanten gendern kann, denn in diesem Gesetzentwurf wird von Energielieferanten und Energielieferantinnen gesprochen, es wird sogar umgekehrt: Energielieferantin­nen und Energielieferanten. Die EVN, die Wien-Energie und so weiter werden sich alle freuen, dass sie jetzt gegendert sind und dass wir uns überlegen können, ob die EVN ein Energielieferant oder eine Energielieferantin ist. Das ist also ein hochkomplexes Thema und die Frau Ministerin wird uns sicher erklären können, welcher der Erzeuger „innen“ sind und welche nicht. (Heiterkeit bei der FPÖ.)

Ich will aber jetzt meine Zeit nicht überbeanspruchen und will auch noch ein paar Worte zu einem anderen Thema sagen. Das ist, Sie werden es ohnehin gehört haben, dass das zwölfte Bundesratsmandat der Stadt Wien aufgrund der Ergeb­nisse der Bürger:innenhauptfeststellung, der Wahlberechtigtenfeststellung erlischt. Und dieses zwölfte Mandat - - (Bundesrat Obrecht: Das elfte!) – Entschul­dige! –, das elfte Mandat ist das Mandat, das von mir wahrgenommen wird, und mit dem Erlöschen, das in nächster Zeit irgendwann passieren wird, erlischt auch mein Bundesratsmandat. Das ist möglicherweise oder wahrscheinlich bereits vor der nächsten Sitzung der Fall, weshalb ich mich auch jetzt schon formal von allen, auch von allen Mitarbeitern hier im Bundesrat, verabschiede und mich bei allen für die vielen, teilweise kontroversiellen Diskussionen, die wir gehabt haben, für die vielen Beiträge bedanke.

Ja, ob Sie meine Beiträge vermissen oder nicht, das bleibt dahingestellt. Die einen werden sie mehr vermissen, die anderen weniger, das ist halt so. Das ist ja bei mir auch so. In diesem Sinne wünsche ich dem Bundesrat (Bundesrat Schreuder: Ich werde dich vermissen, ehrlich!) – ja, ist bei mir auch so –und allen Kollegen, künftigen Ex-Kollegen, alles Gute und offene, spannende, pluralistische und wirklich liberale Diskussionen. – Vielen Dank. (Anhaltender, stehend


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dargebrachter Beifall bei der FPÖ, Beifall bei ÖVP und Grünen, bei Bundesrät:innen der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

15.08


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Vielen Dank, Herr Kollege Hübner. Ich bin mir sicher, ich bin auf der richtigen Seite, wenn ich sage, dass ich dir im Namen des gesamten Bundesrates und auch persönlich das Allerbeste für deine Zukunft wünschen darf. Und was das Politische betrifft: Von denen, denen du abgehst oder nicht abgehst, gehöre ich zu jenen, denen die Beiträge eher abgehen. Du gehörst zu den wenigen Rednern, bei denen ich es persönlich auch genieße, wenn man der gegenteiligen Meinung ist. Ich habe dir immer gerne zugehört. Vielen Dank für deine Beiträge im Bundesrat in Österreich. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen.)

Weitere Wortmeldungen dazu liegen mir nicht vor. (Bundesrat Steiner hebt die Hand.) – Doch, bitte, Herr Kollege Steiner.


15.10.02

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Frau Ministerin, ich habe nur ein paar Fragen. Das ist ja für Sie ein so wichtiges Gesetz. Herr Gross von Ihrer Fraktion, von den Grünen, hat uns gerade erklärt, Sie haben jahrelange Arbeit in dieses Gesetz gesteckt, und jetzt verhindert die SPÖ dieses wahnsinnig tolle Energieeffizienzgesetz. Die SPÖ wäre schuld, und das ist ein Skandal, und da steckt so viel Herzblut der Ministerin drinnen. Na, Frau Ministerin, so viel Herzblut kann es nicht sein. Ihnen ist dieses Gesetz hier im Bundesrat nicht einmal einen Redebeitrag wert, Sie haben sich nämlich vor einer halben Stunde von der Rednerliste streichen lassen. – So viel also zu Ihrem Herzblut. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich finde das einen Skandal, Frau Ministerin! ich finde das gegenüber der zweiten Kammer, in der Ihr Herzensprojekt verabschiedet werden soll und muss, eine bodenlose Frechheit. Ich finde es eine Ignoranz gegenüber der zweiten Kammer dieser Republik, dass eine Ministerin, die immer über die Energieeffizienz redet –


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alle müssen sparen!, alle müssen Energie sparen! –, so ein Gesetz vorlegt, das eh keiner haben will, das eh die Teuerung noch massiv befeuert, und es dann nicht der Mühe wert findet, hier bei uns Rede und Antwort zu stehen.

Es waren genug Debattenbeiträge aus allen Fraktionen, die weitestgehend sehr viele Fragen aufgeworfen haben. Ich denke nur an den Debattenbeitrag von unserem Kollegen Bernard, der ja einiges aufgezeigt hat. Es war Ihnen nicht eine Sekunde wert, darauf zu reagieren oder eine Antwort zu geben. Das war Ihnen egal, aber wir sehen ja die grüne Ideologie: Wenn erzählt wird, dass gestern Teile des Bundesrates im Burgenland in einem Windpark waren, und die Windräder sind still gestanden, weil kein Wind war, und dann fragt eine Grüne von Ihnen, ob man die Windräder nicht elektrisch antreiben könnte! (Bundesrätin Kittl: ... eine Lüge ...!) – So viel also zu den tollen Geistesblitzen Ihrer Kollegen hier in der Fraktion. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich hoffe für Sie, Frau Ministerin – jetzt kommt der Sommer –, dass dann im Burgenland wieder der Wind geht, dass diese Windräder sich dann wieder drehen, damit Ihnen dann im Ministerium nicht zu heiß wird, damit Sie dann die Klimaanlage für satte 140 000 Euro auch einschalten können, dass Ihnen dann der Strom nicht ausgeht, weil ich hoffe, dass Ihre klimaneutrale Klimaanlage im Ministerium für 140 000 Euro Steuergeld natürlich mit Windkraft angetrieben wird. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der FPÖ.) Hoffen wir es einmal!

Dann frage ich mich sowieso, wie eine Ministerin wie Sie sich hinstellen und dann verkünden kann, dass sie auf das und auf das und auf ein Dienstauto verzichtet, aber sich dann andauernd nicht zu blöd ist, in einen Privatjet einzu­steigen, durch die ganze Welt zu tingeln, mit dem Flugzeug retour zu fliegen, da hinzufliegen, öffentlich vielleicht einmal in einen Zug einzusteigen – und dann gibt es die parlamentarischen Anfragen, wie viele Tausende Kilometer diese gute Dame mit dem Flugzeug zurücklegt. Anscheinend sind die Zugverbindungen zu schlecht. Vielleicht ist die Garnitur zu schlecht, vielleicht sitzt man nicht gut im Zug durch die ganze Welt. Das kann ja sein, aber dann müssen Sie auch ehrlich sein und nicht unseren Österreichern dieses und jenes und dies und das


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verbieten, und Sie selber machen genau das Gegenteil. Frau Ministerin, das grenzt an Heuchelei hoch zehn. (Beifall bei der FPÖ.)

Sich dann hier hereinzusetzen und so zu tun, als würde Sie das alles nichts angehen! Einen Redebeitrag ist Ihnen der Bundesrat eh nicht wert; keine Fragen zu beantworten – nichts! Grün und Schwarz wird schon aufzeigen, wird das Gesetz schon irgendwie durchbringen – ohne eine Erklärung der Ministerin. Sie kann sich ja auf ihre Abstimmungsmaschinen hier herinnen verlassen. Da brauchen wir auf keinen einzigen Debattenbeitrag einzugehen, da brauchen wir auf keine Frage einzugehen.

Frau Ministerin, das ist kein Umgang – weder im Bundesrat noch im Nationalrat, nirgendwo in Österreich, nirgendwo! Das haben Sie vielleicht bei Ihren Grünen, in der Partei, oder bei Global 2000, als Sie sich damals beim Parlament auf die Baustellenkräne gehängt haben, machen können. Da ist das vielleicht gegangen, ohne Rechenschaft abzulegen, aber verdammt noch einmal, hier sind wir in einer Demokratie, und da hat sich die Ministerin, die ein solches Gesetz vorlegt, das eh vor Fehlern strotzt, gefälligst hier herinnen zu erklären! Das erwarte ich mir jetzt von Ihnen, und wenn Sie das nicht machen, dann frage ich mich wirklich, was Sie für ein Verständnis von Regierungspolitik und Demokratie hier in Österreich haben. – Traurig, aber wahr! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)

15.15 15.15.33


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Ich sehe, das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung, die über die gegenständlichen Tagesordnungspunkte getrennt erfolgt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)


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Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieef­fi­zienzgesetz geändert wird. (Bundesrat Steiner – in Richtung der sich erhebenden Bundesminis­terin Gewessler –: Ja, die Abstimmung wirst wohl noch abwarten, oder? – Zwischen­ruf der Bundesrätin Doppler.)

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Das ist die Stim­menmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Verbot von Benzin- und Diesel­fahrzeugen muss verhindert werden“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungs­antrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt. (Bundesrat Spanring: Die ÖVP ist für Verbot von ... Benzin!)

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Stefan Schennach, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ vor. Ich lasse nun über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 1. Juni 2023 betreffend ein Stromkosten-Ausgleichsgesetz 2022.


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Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.

Es liegt ein Antrag der Bundesräte Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bunderäte, die diesem Entschließungs­antrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.

15.18.0713. Punkt

Entschließungsantrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamenten­engpässe (377/A(E)-BR/2023 sowie 11245/BR d.B.)


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen zum 13. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatter ist Herr Bundesrat Christoph Steiner. – Ich bitte um die Bericht­erstattung. (Bundesrat Steiner – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Das ist mir jetzt zu schnell gegangen, einen Moment! – Heiterkeit bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Ah ja, ich hab’s schon! – Bundesrat Buchmann: Sollen wir unterbrechen? – Bundesrat Steiner: Ich bin ja das Berichterstatten nicht mehr gewohnt, weißt eh! Schon lange her! – Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Ja, dann ist das eh gut, wenn du das wieder einmal machst!)


15.18.22

Berichterstatter Christoph Steiner: Herr Vizepräsident! Ich bringe den Bericht des Gesundheitsausschusses über den Entschließungsantrag der Bundesräte


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Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamentenengpässe.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.

Der Gesundheitsausschuss stellt nach Beratung mit Stimmengleichheit den Antrag, dem Entschließungsantrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamentenengpässe keine Zustimmung zu erteilen.

Das ist auch interessant, wenn ich da vorlesen muss, dass man meinem Antrag nicht zustimmen soll.


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke für die Berichterstattung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Andrea Michaela Schartel. – Bitte, Frau Kollegin.


15.19.42

Bundesrätin Andrea Michaela Schartel (FPÖ, Steiermark): Herr Vizepräsident! Wie gesagt, mein Kollege Steiner hat ja schon kurz berichtet, aber ich denke, die treuen Zuseher unserer Bundesratssitzungen via Livestream werden sich wahr­scheinlich sehr wundern, was da jetzt passiert ist, dass auf einmal ein Antrag der Opposition im Plenum behandelt wird.

Die Ursache liegt darin, dass die ÖVP, entweder weil sie schon so regierungs­müde ist oder weil sie die eigene Geschäftsordnung nicht mehr kennt, es verabsäumt hat, ein Mitglied im Ausschuss rechtzeitig umzumelden, das dadurch nicht stimmberechtigt war, und dadurch der so übliche Vertagungsantrag, wie man mit Oppositionsanträgen halt umgeht, diesmal nicht durchgegangen ist. (Beifall bei der FPÖ sowie des Bundesrates Schmid.)


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Wir alle haben in den letzten Wochen und Monaten immer wieder den Aufschrei der Kinderärzte mitbekommen, dass es ganz schwierig ist, flüssige Antibiotika, diese so wichtigen Medikamente, die vor allem für die Behandlung von Kleinkin­dern von größter Bedeutung sind, zu bekommen. Da ist ein derartiger Engpass, dass man zu Alternativmedikamenten greifen muss, die bedauerlicher­weise nicht immer den gleichen Effekt erzielen.

In meinem Bekanntenkreis ist ein sehr kleines Mädchen an Mittelohrentzündung erkrankt, und das ist dann ganz, ganz schlimm. Wir alle wissen, dass Mittel­ohrentzündungen furchtbar schmerzhaft sind. Kleine Kinder leiden sehr darunter. Dann ist es ganz, ganz traurig, wenn man als Mutter miterleben muss, dass das Medikament, das dir der Arzt momentan geben muss, weil nichts anderes zur Verfügung steht, nicht hilft und das Kind immer mehr Schmerzen hat.

Deswegen ist einer der wichtigsten Punkte in diesem Antrag, dass man doch in der Gesetzgebung wieder dazu übergeht, dass auch die Apotheker im Sinne ihrer Ausbildung, im Sinne ihrer Erfahrung selbst wieder Medikamente in Österreich erzeugen dürfen.

Deswegen würde ich jetzt hier im Plenum darum ersuchen, dass wir im Interesse der vielen, vielen Betroffenen gemeinsam diesen Antrag annehmen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.21


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster gelangt Bundesrat Franz Ebner zu Wort. – Bitte, Herr Kollege.


15.22.04

Bundesrat Mag. Franz Ebner (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es um den erwähnten Entschließungsantrag zum Thema Medikamentenversorgung, Medikamenten­engpässe.


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Da sind natürlich durchaus Lösungsansätze enthalten, die positiv sind, die teilweise auch in Umsetzung oder schon umgesetzt sind. Andere wiederum sind weniger erfolgversprechend und wenig konkret. Einige Punkte davon möchte ich jetzt herausgreifen.

Erstens: Die Einführung einer sogenannten Wirkstoffverschreibung, also die Ausgabe eines gleichwertigen Medikaments, eines gleichwertigen Arzneimittels, wenn das verschriebene Medikament nicht verfügbar ist, scheint auf den ersten Blick, eine Verbesserung zu sein. Für Arzt und Apotheker ist es das wahr­schein­lich auch, für den einzelnen Patienten aber nicht zwingend. (Ruf bei der FPÖ: Warum?) Unter diesem Punkt ist mir der Schutz der Patientinnen und Patienten besonders wichtig. Ich erkläre auch, warum, und gebe ein Beispiel dazu. (Bundesrat Steiner: Dann haben sie besser gar kein Medikament?)

Herr Kollege Steiner! Insbesondere viele ältere, hochbetagte Menschen (Bundesrat Steiner: ... gar keines oder was?) nehmen regelmäßig Medikamente, zum Beispiel aufgrund von chronischen Krankheiten. Sie sind daher gewöhnt an die Marke, an die Menge, an die Farbe der Tablette und an das Einnahme­intervall. (Bundesrat Steiner: Aber dann ist gar kein ...!)

Wenn es da bei Ersatzprodukten zu Änderungen kommt, dann gibt es Unsicher­heit bei den Patientinnen und Patienten. Das kann die Therapie beein­trächtigen oder sogar gefährden. Da ist der nochmalige Weg zum Arzt, zur Konsultation sicher der richtigere, um bei der Therapie eine entsprechende Sicherheit zu geben. Die Patientensicherheit darf auf keinen Fall leiden, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrat Steiner: ... besser gar kein Medikament! ... gar kein Medikament verschreiben! Das gibt’s ja nicht!) Ich hinterfrage auch kritisch: Wie kann eine Maximierung der Gewinnspanne bei dieser Lösung ausgeschlossen werden?

Eine Belieferungspflicht – damit komme ich zum zweiten Punkt – der Pharma­industrie an den Großhandel geht an der Realität vorbei, denn auf den relativ kleinen österreichischen Markt sind diese Unternehmen schlichtweg nicht


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angewiesen. Verpflichtungen werden daher faktisch ins Leere gehen oder das Gegenteil bewirken.

Was brauchen wir hier konkret? Wir brauchen Anreize, um die Versorgung zu verbessern und um vor allem auch die Abhängigkeit zu verringern. Da gibt es ein positives Beispiel. Erst vorgestern hat der japanische Pharmakonzern Takeda angekündigt, am Standort Linz 100 Millionen Euro zu investieren. Da geht es um Patientensicherheit, da geht es aber auch um 700 Arbeitsplätze, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Drittens, die automatische Aufhebung des Höchstpreises: Das scheint ebenfalls schwer umsetzbar, denn Österreich hat zum Schutz der Patienten ein komplexes System der Erstattung von Arzneimitteln. Dieses berücksichtigt zum Beispiel die Neuheit und den Behandlungserfolg von Arzneimitteln und bezieht sich auf die Dauer der Verfügbarkeit in der Beurteilung. Von diesen vielen Faktoren und vom restlichen Marktgeschehen hängt es eben ab, ob und zu welchem Preis ein Arzneimittel in Österreich verfügbar ist.

Da für einzelne Produkte Höchstpreise, die es in dieser Form eigentlich gar nicht gibt, auszusetzen, würde die gesamte Preisgestaltung im Bereich des Erstat­tungskodex infrage stellen und damit vor allem die Versorgung mit Arzneimitteln in einem hohen Ausmaß gefährden.

Viertens wird im Antrag generell gefordert, dass die Verordnung zur Sicherstel­lung der Arzneimittelversorgung geändert werden soll. Es ist aber nicht angeführt, was konkret geändert werden soll.

Abschließend: Was ist mir persönlich im Bereich der Medikamentenversorgung besonders wichtig? – Da geht es um entsprechende Vorbestellungen bei der Industrie und darum, dass ausreichend konkurrenzfähige Preise zu zahlen sind. Dann können genügend Arzneimittel geliefert werden. Da sind natürlich das Gesundheitsministerium und die Sozialversicherung gefordert. Ich bin aber über­zeugt, dass hier die richtigen Schritte gesetzt wurden und werden.


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Abschließend ist es mir noch wichtig, festzuhalten: Ja, wir müssen das österreichi­sche Gesundheitssystem ständig weiterentwickeln, fit für die Zukunft machen, insbesondere auch für die alternde Gesellschaft. Vor allem müssen wir es weg von einem Reparatursystem hin zu einem Vorsorgesystem entwickeln.

Ja, es gibt immer wieder Baustellen, Probleme, die gelöst werden müssen, nämlich aktuell bei der Versorgung im niedergelassenen Bereich, regional unterschiedlich, im Bereich der Patientensteuerung oder im Personalbereich. Aber ich möchte festhalten: Wir haben in Österreich immer noch eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, vor allem weil es viele engagierte Men­schen gibt, die mit Herzblut für die Gesundheit anderer arbeiten. Ein herzliches Danke dafür! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

15.28


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Stefan Schennach zu Wort. – Bitte.


15.28.30

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Ich glaube, die Lieferengpässe im Bereich der Medikamente sind nicht nur ein österreichisches Problem, sondern es ist mittlerweile ein wirklich ausgewachsenes europäisches Problem.

Seit Monaten diskutiert zum Beispiel die deutsche Bundesregierung, wie man angesichts dieser extremen Medikamenten- beziehungsweise Lieferengpässe die Lage in den Griff bekommt. Deutschland hat da ein bisschen mehr Geld für Gegenmaßnahmen.

Wie ich im Ausschuss schon erwähnt habe, verdanken wir der Pandemie, dass in Kundl noch Europas einziges Werk besteht, das Antibiotika in Europa erzeugt. Eigentlich wäre diese Fabrik der Firma Sandoz in Kundl zu schließen gewesen, so war es der Wunsch in Österreich. Dann kam die Pandemie. Dann sah man die gesamten Probleme mit den Lieferengpässen, worauf die Kommission Österreich


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angewiesen hat, alles zu tun, um die Sandoz-Fabrik in Kundl offen zu halten und, ich hoffe, auch auszubauen.

Das heißt, die Herstellung von Medikamenten in Europa muss gestärkt werden. Wir haben in Österreich ja nicht nur die Sandoz-Fabrik in Kundl. Wir haben zum Beispiel die Lannacher Firma des früheren Wirtschaftsministers Bartenstein. (Bundesrat Buchmann: Ja, das stimmt!) – Bitte? (Bundesrat Buchmann: Ich wollte Sie nur bestätigen!) – Ja, es ist so. Es gibt Dinge, die sind unverrück­bar, und deshalb ist es ja auch so wichtig, dass man das tut. Und deshalb wird Europa mehr denn je überlegen müssen, dass man diversifizieren muss, dass man Produktionen wieder zurückholen muss.

Derzeit liegen die Preise für Medikamente bei etwa 1 Euro. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! Die Einkaufspreise in Indien und China liegen unter 1 Euro. Da können weder die Lannacher Firma noch die Sandoz-Fabrik in Kundl selbst bei den größten Subventionen mithalten.

Mein Kollege hat es vorhin schon gesagt: Wir müssen von der Markenpro­duktion zur Wirkstoffproduktion übergehen. Wo fehlt es derzeit? – Schmerz­mittel, Diabetes und Bluthochdruck. Besonders bitter ist es aber im gesamten Bereich der Kinderversorgung. Medizin für Kinder ist offensichtlich für die pharmazeutische Industrie uninteressant, da es da offensichtlich zu wenig Umsatz gibt.

Da müssen wir also rein, da muss die Europäische Union hinein. Dabei muss Österreich ein aktiver Partner sein. Es kann nicht sein, dass wir in Europa, in einem starken Land mit starker medizinischer Infrastruktur einfach nicht mehr die entsprechenden Medikamente liefern können und dass die Kinder am meisten darunter zu leiden haben. Das kann es nicht sein! Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir zu europäischen Lösungen kommen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.32



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Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste gelangt Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger zu Wort. – Bitte, Frau Kollegin.


15.32.27

Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise immer nur genau zu dem Tagesordnungspunkt rede, der in Verhandlung steht. Da ich gestern mit meinen drei Bundesratskolleg:innen von der grünen Fraktion im Burgenland gewesen bin und keine weitere grüne Frau dort gewesen ist, möchte ich jetzt an dieser Stelle schon ganz ausdrücklich und vehement sagen – und im Prinzip braucht es da jetzt eine Entschuldigung, Herr Steiner –: Keine von uns Frauen – und wir können uns erinnern vom Vortag auf den heutigen Tag – hat jemals gesagt oder gefragt, ob ein Windrad eventuell mit Strom angetrieben sein sollte. Sie waren gestern nicht dabei. (Bundesrat Steiner: Das habe ich auch gesagt!) Deshalb finde ich es ja nochmals viel ambitionierter, dass Sie sich hier­herstellen und offensichtlich nicht mit der Wahrheit vertraut sind. Das muss man sagen. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

Was ich an dieser Stelle aber noch sagen möchte: Erstens einmal herzlichen Dank an Herrn Präsidenten Kovacs und auch an die Kollegin Gerdenitsch für die Exkursion ins Burgenland gestern. Es ist ja schon interessant: Auch wenn ein Windrad im Jahr nur für 2 000 Stunden Wind zur Verfügung hat, ist es trotzdem in der Lage, ein ganzes Bundesland stromautark zu machen. (Bundesrat Spanring: Da muss man schon genau schauen!) Vielleicht sollte man das auch einmal sagen.

Ein allerletzter Satz dazu! (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich offenbare Ihnen jetzt ein Geheimnis, ein ganz großes Geheimnis: PV-Anlagen funktionieren in der Nacht auch nicht. Da ist es nämlich dunkel. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Um jetzt zum Punkt zu kommen: Arzneimittelknappheit beschäftigt uns tatsäch­lich, und sie ist ein wichtiges und wesentliches Problem. Gerade in der aktuellen Situation, in der wir eben durch ein erhöhtes Infektionsgeschehen auch im


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letzten Winter Lieferengpässe erlebt haben, ist es wichtig und wesentlich, die Arzneimittelproduktion in Europa zu behalten. Es ist ein ganz großes Anliegen dieser Regierung, Arzneimittelsicherheit in Österreich zu garantieren. Das ist auch ein Anliegen der Europäischen Union, und daran wird gearbeitet, nämlich wirklich gearbeitet, und es wurden in dem Zusammenhang schon zahlreiche Maßnahmen getroffen. Kollege Ebner hat das bereits ausgeführt. Deswegen kann ich mich an dieser Stelle kurz halten. Da schon so viel gemacht wird und auch in Zukunft getan werden wird, würde ich jetzt einfach einmal meinen, dass wir diesem Antrag heute nicht zustimmen müssen. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

15.35


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Marco Schreuder zu Wort. – Bitte, Herr Kollege.


15.35.37

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich nutze jetzt den Anlass – da sich zwei Personen aus dem Bundesrat verabschieden –: Es ist ja doch auch eine gute Tradition, dass man dazu ein paar Worte verliert. Ich finde es bei allen Kämpfen – es sind manchmal wirklich Kämpfe, das muss man schon sagen –, die früher auch, wie ich finde, ein bisschen besser gelaufen sind und in der Rhetorik ein bisschen redlicher – sagen wir es einmal so –, trotzdem wichtig, dass man sich verabschie­det.

Kollege David Egger kann ja jetzt nicht da sein. Ich verstehe das auch. Es tagt ein Präsidium, soweit ich das weiß, aber ich hoffe, dass er danach vielleicht das Video noch sieht. Ich möchte mich ganz, ganz herzlich für seine Arbeit im Bun­des­rat bedanken und wünsche ihm für die durchaus herausfordernde Aufgabe, die er jetzt in Salzburg zu bewältigen hat, alles Gute.

Ich möchte mich natürlich auch von Kollegen Johannes Hübner verabschieden. Herr Hübner, wir sind einander immer wieder begegnet, oft auch in der


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Demokratiewerkstatt, in der wir gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern diskutiert haben. Erlauben Sie mir eine Anmerkung, die müssen Sie mir zugestehen: Würde die FPÖ in Wien den Migrantinnen und Migranten der Stadt ein bisschen mehr sagen, wir begleiten euch gerne einen Teil des Weges, wir machen Integrationsmaßnahmen und wir wollen auch, dass das Staatsbür­ger­schaftsrecht leicht und gut vermittelbar ist, dann wäre das nicht passiert. Dann hätten wir das elfte Mandat noch. (Allgemeine Heiterkeit.)

Ich habe es Ihnen auch schon einmal privat gesagt. Ich möchte mich bei Ihnen vor allem für eines bedanken. Ich finde, das ist in der Politik außergewöhnlich und das ist wirklich eine Gabe, die Sie haben, die mich wirklich beeindruckt, das möchte ich sagen. Mir gehen in der Politik gewisse Stehsätze auch schon ein bisschen auf den Nerv (Zwischenruf) – Stehsätze, die Phrasendreschmaschine, sage ich einmal –, und Sie haben immer auf eine sehr erfrischende Art und Weise selbst die geeignete Sprache gefunden. Ich habe auch immer verstanden, was Sie vermitteln wollten. Ich finde, das ist in der Politik selten genug. Ich möchte mich dafür herzlich bedanken. Ich fand auch die Diskussionen, die wir in der Demokratiewerkstatt geführt haben, immer sehr interessant und ich bedanke mich für Ihre Arbeit. (Allgemeiner Beifall.)

15.38


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Herr Fraktionsobmann Karlheinz Kornhäusl. – Bitte.


15.38.27

Bundesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl (ÖVP, Steiermark): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte die Gelegenheit noch einmal nutzen – bei David Egger habe ich es schon so halb im Zuge meines Redebeitrags getan –, mich zu bedanken, weil das tatsächlich eine schöne Tradition ist, wie Kollege Schreuder das bereits dargelegt hat.

Zu David Egger – ja, das verstehe ich, der ist jetzt gerade anderweitig beschäf­tigt – möchte ich nur sagen: Er war ein Kollege, mit dem ich mich auch außerhalb


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dieser Räumlichkeiten immer hervorragend unterhalten habe, mit dem man sich gut austauschen konnte. Das hat jetzt mit der Zusammenarbeit in Salzburg leider nicht so geklappt, aber okay, er wird dort sicherlich einen guten Job machen. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus alles, alles Gute und darf dich, liebe Frau Kollegin Grimling, vielleicht bitten, dass du ihm diese Wünsche auch noch einmal übermittelst.

Zu Kollegen Hübner: Du hast das vorhin fast humoristisch gesagt: Vielleicht werde ich auch einmal mehr und einmal weniger abgehen. Da möchte ich eigentlich ins gleiche Horn stoßen. Ohne jetzt selber Jurist zu sein, habe ich deine juristischen Vorlesungen immer durchaus – mal mehr, mal weniger – genossen; ich formuliere es einmal so. Man muss bei Weitem nicht immer einer Meinung sein, aber du hast mit deinen Redebeiträgen sicherlich den Bun­desrat das eine oder andere Mal bereichert. Ich wünsche dir jedenfalls alles, alles Gute.

Man sieht sich immer zweimal im Leben. Wer weiß, vielleicht kriegen wir das 61. Mandat im Zuge der nächsten Auszählung?! –Nein, Spaß beiseite, ich wünsche dir jedenfalls alles, alles Gute auf deinem weiteren Weg, politisch wie privat. – Danke. (Allgemeiner Beifall.)

15.40


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Kollegin Elisabeth Grimling. – Bitte.


15.40.31

Bundesrätin Elisabeth Grimling (SPÖ, Wien): Auch ich darf im Namen unserer Fraktion und im Namen unserer Fraktionsvorsitzenden beiden alles, alles Gute wünschen. Bei David Egger haben wir das schon persönlich in der Fraktion gemacht, das wird man einsehen. Für Herrn Dr. Hübner die besten Wünsche, alles, alles Gute! Wir sind in Wien zu Hause, wir werden uns sicher begegnen. Alles, alles Gute! – Danke schön. (Allgemeiner Beifall. – Zwischenruf bei der SPÖ.)

15.41



BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 217

Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Bitte, Herr Kollege Steiner. (Bundesrat Kornhäusl: Jetzt zerstörst die gute Stimmung! – Bundesrat Steiner: Das bin ich gewohnt! – Ruf bei der ÖVP: Geh, das ist ja nicht gut!)


15.41.21

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Wir befinden uns ja immer noch bei meinem Antrag. Ich wollte ja zum Antrag nichts mehr sagen, aber Kollege Ebner hat mich herausgefordert. Er stellt sich hierher und sagt, wenn irgendwelche Medikamente nicht mehr verfügbar sind, dann sei es besser, gar kein Medika­ment zu haben, als ein Generikum zu verwenden. Habe ich das richtig verstanden? (Ruf bei der ÖVP: Na, das hat er nicht gemeint!) – Was hast du dann gemeint? (Ruf bei der ÖVP: Ja, hättest zugehört! – Bundesrat Ebner: Ich habe gemeint, Wirkstoffver­schrei­bung, dass das der Apotheker macht, also dass der ...!) – Na, der Apotheker verschreibt nichts. (Bundesrat Ebner: Dass der ein anderes Medikament ...! – Bun­desrat Reisinger: Treffts euch im Wirtshaus!) – Du kannst es jetzt nicht erklären, das ist genau das, das hat dir jemand falsch aufgeschrieben. (Zwischen­ruf der Bundesrätin Kittl.)

Das ist natürlich ein Wahnsinn, wenn ein Medikament nicht verfügbar ist – und da wird mir Herr Kornhäusl recht geben (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: ... Ersatzmedikament verordnen!) –, zum Beispiel ein Blutdruckmedikament. Natürlich braucht es dann ein Ersatzmedikament! (Neuerliche Zwischenrufe der Bundesrätinnen Kittl und Hauschildt-Buschberger.) Man kann ja den Patienten nicht nach Hause schicken und sagen: Mach jetzt mit deinem Bluthochdruck, was du willst, ja nichts anderes verordnen! Natürlich muss der Arzt das verordnen, ja klar, wer soll es denn sonst machen?! Soll der Patient hingehen und sagen, jetzt verordne ich mir das selbst? Also bitte, seid mir nicht böse, liebe ÖVP und liebe Grüne, das ist wohl eine schwachsinnige Erklärung, um den Antrag abzulehnen.

Sei’s drum, wichtig wäre bei dem Antrag gewesen – und das wissen hoffentlich alle: Es geht vor allen Dingen um Medikamente für Kinder. Das ist ein Problem,


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 218

Kollege Schennach hat es angesprochen. Anscheinend sind die Kinder für die Pharmaindustrie nicht so wichtig (Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger), weil wahrscheinlich nicht so viel Kohle reinkommt, aber es ist ein Problem, wenn Kinder keine flüssigen Medikamente bekommen. Wie soll denn ein Kind eine dicke Antibiotikatablette runterschlucken? – Das funktioniert nicht. Und es gibt massive Probleme. Allein in meiner Heimatregion ist es oft im ganzen Bezirk nicht möglich, ein bestimmtes Medikament herzukriegen. Da können Sie jetzt schnaufen, Frau Hauschildt-Buschberger, wie Sie wollen (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: Nein ... Kinder, da brauchen wir nicht drüber reden!), das ist mir völlig wurscht, aber das sind die Tatsachen, Frau Hauschildt-Buschberger! (Beifall bei der FPÖ.)

Das hätte ich mir angeschaut, wenn der Coronaimpfstoff ausgegangen wäre, als Sie Ihr Impfzelt aufgebaut haben und dafür geworben haben, dass es so toll ist, wie Sie dann in Ihrem Impfzelt in Ihrer Heimatgemeinde geschrien hätten. (Zwi­schenruf des Bundesrates Kornhäusl.) Das ist aber alles wurscht.

Wenn ich schon bei Frau Hauschildt-Buschberger bin: Dann stellt sie sich hierher und sagt – wir können es dann im Protokoll nachlesen, sie wiederholt es zweimal –: Ein Windrad kann Strom für ein ganzes Bundesland erzeugen. (Bun­desrätin Hauschildt-Buschberger: Das habe ich nicht gesagt ...!) Ja was ist das für ein Schwachsinn? – Ein Windrad, das werden wir im Protokoll nachlesen. Das ist so ein Schwachsinn, Frau Kollegin! (Bundesrätin Hauschildt-Buschberger: Das habe ich auch nicht gesagt ...!) Es kommt aber dauerhaft nur Schmarrn von den Grünen, deswegen will ich da gar nicht länger darauf eingehen.

Und zu der Verabschiedungsriege: Natürlich werde ich mich da auch noch einreihen. Was man aber schon dazusagen muss: dass sich jetzt einige freuen. Ich habe schon gehört: Haha, der Hübner verliert jetzt sein Mandat, weil Wien ein Bundesratsmandat weniger hat! Das muss uns doch zu denken geben, das verliert ja nicht der Hübner als FPÖ, sondern dieses Mandat verliert ja die Stadt Wien (Bundesrat Schreuder: Ja, sehe ich auch so!) aufgrund der demografischen


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 219

Entwicklung in Wien. Das heißt: Wien hat so viele Einwohner wie noch nie, aber so wenige Wähler wie noch nie.

Was heißt denn das? – So wenige österreichische Staatsbürger hat Wien mittlerweile, aber so viele Millionen Einwohner (Zwischenrufe der Bundesrätinnen Gruber-Pruner und Hahn), deshalb wird Wien immer mehr an Gewicht und an politischem Einfluss verlieren (Beifall bei der FPÖ), logischerweise aufgrund Ihrer verfehlten Migrationspolitik. (Bundesrätin Hahn: Was hat das mit dem Staats...?) Ja, das muss man ehrlicherweise einmal so sagen. Das ist die beinharte Realität in Österreich. Ja, da könnt ihr von den Sozialisten schon reinschreien, das ist die Zählung. (Bundesrätin Hahn: Dann sprich endlich einmal die Wahrheit!) – Das ist so, das ist die Wahrheit. Was ist sonst die Wahrheit? Es gibt so viele Einwohner in Wien wie noch nie – oder? (Bundesrätin Grimling: Aber es liegt an euch, dass ihr ... Schwarz-Blau!) –, aber so wenige Wähler wie noch nie. Nun trägt laut SPÖ die FPÖ die Schuld, dass in Wien ein Bundesratsmandat verloren geht. (Bundesrätin Hahn: ... gespaltene Persönlichkeit oder so?) Ach so, ich habe nicht gewusst, dass die FPÖ Wien regiert, aber es wäre gut für Wien, wenn die FPÖ endlich einmal den Bürgermeister stellen würde (Bundesrätin Hahn: ... gespaltene Persönlichkeit ...!), denn dann würde das nicht passieren, Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Bundesrätinnen Gruber-Pruner und Hahn.)

Nun darf ich mich noch bei unserem lieben Johannes Hübner bedanken, sollte es jetzt wirklich schon schlagend werden, dass er beim nächsten Mal nicht mehr dabei ist. Johannes war, glaube ich, einer der wenigen hier im Saal, deren Aus­füh­rungen von so viel Wissen und Belesenheit gezeugt haben. (Bundesrätin Hahn: Klumpert! – Zwischenruf der Bundesrätin Gruber-Pruner.) – Übrigens spricht Johannes nicht nur eine oder zwei, sondern viele Sprachen fließend; wer irgend­etwas wissen will, braucht ihn nur zu fragen. Wir haben immer gesagt: Johannes ist unser wandelndes Lexikon – und ihr hier im Saal habt das oft auch mitbe­kommen. Das ist ein Mensch, der versiert ist, der Bescheid weiß, der außenpo­litisch unglaublich bewandert ist. Es gibt keinen hier im Bundesrat – ohne


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jemanden geringzuschätzen –, der außenpolitisch so viel weiß wie unser Johannes Hübner, und da werden mir alle recht geben müssen. (Bundesrätin Miesenberger: ... Wertschätzung ...! – Bundesrat Buchmann: In Russland!) Wir werden mit dir nicht nur einen Menschen verlieren, der wahnsinnig gut in unsere Fraktion gepasst hat, sondern der Bundesrat verliert mit dir ganz, ganz viel an Wissen – nicht nur unsere Fraktion, sondern der gesamte Bundesrat. (Beifall bei der FPÖ.)

Johannes, ich möchte dir für deine Kollegialität und für unsere Freundschaft, die alle in unserer Fraktion pflegen, danken. Das war sensationell, du bist gekom­men, und es hat sofort gepasst, wir haben sofort in medias res gehen können. Eines sage ich euch auch, es ist in schwierigen Situationen ein Glück – und das wird mir jeder Fraktionsvorsitzende bestätigen –, wenn man jemanden in den Reihen hat, zu dem man sagen kann: Jetzt musst noch einmal raus, ohne dich vorzubereiten! Das ist das Angenehmste für einen Fraktionschef, wenn man solche Leute in den Reihen hat. Gott sei Dank haben wir genug – aber Johannes, du wirst uns abgehen! Ich wünsche dir alles, alles Gute; und ich weiß, du kommst irgendwann wieder zurück, da bin ich mir sicher. (Beifall bei der FPÖ.)

Nun verlässt uns ja noch David Egger. Ich habe David als eher lockeren, lässigen, umgänglichen Typen kennengelernt – ein ganz normaler, bodenständiger Bursch. Ich wünsche ihm alles, alles Gute! Richtet es ihm bitte aus, er sitzt ja jetzt im Präsidium. Ich wünsche ihm wirklich alles Gute, er wird seinen Job in Salzburg machen, er ist kein Ungustl. David Egger, der passt schon.

Was ich aber noch sagen will, und das ist mir schon ein Anliegen: Ich verstehe das alles, gelt? Man hat jetzt in der SPÖ massive Probleme, man will das jetzt in den Griff kriegen. Der neue Chef sitzt allerdings im Bundesrat und weiß genau – nicht seit heute, sondern seit Monaten –, dass heute eine Bundesratssitzung ist. In der Früh kommt er einmal überhaupt nicht, erst um halb zwölf, dann setzt er sich für ein, zwei Stunden herein, und jetzt ist er wieder weg, weil er Präsidiums­sitzung hat. Er nimmt aber noch gleich drei, vier von den Bundesräten mit: Schumann, die Fraktionsvorsitzende, hat sich verabschiedet, Egger sitzt im Präsidium – und hier sind die Reihen halb leer. (Bundesrätin Hahn: Das nächste


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Mal werden wir bei dir ...! – Bundesrätin Grimling: ... werden wir schon ...!) Ich würde mir einmal wünschen, zu erleben, was los wäre, wenn eine andere Partei als die SPÖ ihre Parteigremien einberuft, während der Nationalrat oder der Bundesrat tagt (Bundesrätin Hahn: Du bist ja ...!), dann würde ich mir eure Wortspenden einmal anhören. Das macht man nicht, das ist eine Unart, die Parteigremien kön­nen auch noch in einer halben Stunde tagen. (Beifall bei der FPÖ.) Jetzt tagt der Bundesrat – und das ist unmöglich, das ist eine mangelnde Wertschätzung (Bundesrätin Hahn: Weil du mit Wertschätzung was am Hut hast!) des Bundesrates und des Mandats, das Kollege Babler momentan innehat. (Beifall bei der FPÖ.) Ich weiß, dass Kollege Babler spitz auf den Kanzlerposten ist, dass ihm die Öster­reicher diesen Wunsch erfüllen, glaube ich nicht.

Solange er aber nicht andere Weihen in dieser Republik innehat, ist er Bun­des­rat, und dann hat er – verdammt noch einmal! – hier herinnen zu sitzen (Zwi­schenruf der Bundesrätin Grimling), bis die Sitzung aus ist, und nicht in irgend­welchen Parteigremien zu versauern. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.50


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. – Ah! Bitte, zur Geschäftsordnung, Herr Kollege Spanring.

*****


15.50.34

Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich) (zur Geschäftsbe­hand­lung): Herr Präsident, ich fordere in meinem Namen, im Namen der Bundesrät:innen Steiner, Leinfellner, Hübner, Doppler und Bernard eine namentliche Abstimmung nach § 54 Abs. 3. – Danke.

*****


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Okay. Ich unterbreche kurz die Sitzung.


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15.51.02*****

(Die Sitzung wird um 15.51 Uhr unterbrochen und um 16.08 Uhr wieder aufgenommen.)

16.08.08*****


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf. Ich bitte, die Plätze einzunehmen.

Es liegen mir nun nach der Wortmeldung zur Geschäftsordnung keine weiteren Wortmeldungen mehr vor.

Wünscht noch jemand das Wort? (Zwischenruf des Bundesrates Bernard. – Ruf bei der FPÖ: Ja!) – Bitte, Herr Kollege. (Bundesrat Bernard: Zur Geschäftsordnung oder als Wortmeldung?) – Wir waren an sich am Ende der Debatte. Dann kam am Ende der Debatte eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung. Ich wollte nur klar­machen – ich hatte es noch nicht gesagt –, dass die Debatte geschlossen ist, und damit ist nun die Debatte geschlossen.

Somit gelangen wir zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Bundesräte Christoph Steiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnah­menpaket zur Beseitigung der Medikamentenengpässe.

Der Gesundheitsausschuss des Bundesrates hat mit Stimmenmehrheit beschlos­sen, dem Entschließungsantrag keine Zustimmung zu erteilen.

Es ist dazu eine namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von fünf Bundesrät:innen gestellt worden ist, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mit Ja oder Nein.


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Da der Ausschuss mit Stimmenmehrheit beschlossen hat, dem Entschließungs­antrag keine Zustimmung zu erteilen, ist nun keine Zustimmung mit „Ja“ und Zustimmung mit „Nein“ zu beantworten. Ich bitte nun um deutliche Wort­meldun­gen.

Ich ersuche nun die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabetischer Reihenfolge.

*****

(Über Namensaufruf durch Schriftführer Schachner geben die Bundesrät:innen ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich mache von meinem Stimmrecht Gebrauch und stimme mit „Ja“.

Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche nun kurz die Sitzung für die Auszählung.

16.14.12*****

(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 16.14 Uhr unterbrochen und um 16.15 Uhr wieder aufgenommen.)

16.15.39*****


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe nunmehr das Abstimmungsergebnis bekannt.

Demnach entfallen auf den Antrag, dem Entschließungsantrag 377/A(E) keine Zustimmung zu erteilen, bei 61 abgegebenen Stimmen 49 „Ja“-Stimmen und 12 „Nein“-Stimmen.


BundesratStenographisches Protokoll954. Sitzung, 954. Sitzung des Bundesrats vom 7. Juni 2023 / Seite 224

Der Antrag, dem Entschließungsantrag 377/A(E)-BR/2023 keine Zustimmung zu erteilen, ist somit angenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrät:innen:

Arpa;

Babler, Böhmwalder, Buchmann;

Ebner, Eder, Eder-Gitschthaler, Egger-Kranzinger;

Fischer;

Gerdenitsch, Gfrerer, Göll, Grimling, Gross, Grossmann, Gruber-Pruner;

Hahn, Hauschildt-Buschberger, Himmer, Hirczy, Huber, Hutter;

Jagl;

Kaltenegger, Kittl, Kornhäusl, Kovacs;

Lancaster, Lassnig;

Mertel, Miesenberger;

Neurauter;

Obrecht;

Platzer, Prügl;

Reisinger;


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Schachner, Schennach, Schmid, Schreuder, Schumann, Schwarz-Fuchs, Schwindsackl, Stillebacher, Stotter;

Tiefnig;

Wolff;

Zauner, Zeidler-Beck.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrät:innen:

Arlamovsky;

Bernard;

Doppler;

Hübner;

Kofler;

Leinfellner;

Pröller;

Schartel, Spanring, Steiner, Steinmaurer;

Theuermann.

*****


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Die Tagesordnung ist erschöpft.

16.16.13Einlauf und Zuweisungen


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich gebe noch Folgendes bekannt:


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Eingelangt sind

der Entschließungsantrag 379/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Andreas Arthur Spanring, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter“, der dem Justizausschuss zugewiesen wird,

der Entschließungsantrag 380/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen!“, der dem Unter­richtsausschuss zugewiesen wird,

der Entschließungsantrag 381/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen!“, der dem Justizausschuss zugewiesen wird,

der Entschließungsantrag 382/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Dr. Manfred Mertel, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld“, der dem Finanzausschuss zugewiesen wird, sowie

der Entschließungsantrag 383/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verhinderung von Ambulanzgebühren“, der dem Gesundheitsausschuss zugewiesen wird.

*****

Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Wege erfolgen. Als Sitzungstermin ist Donnerstag, der 29. Juni 2023, 9 Uhr in Aussicht genommen.

Für die Tagesordnung kommen wie immer jene Beschlüsse in Betracht, die der Nationalrat bis dahin verabschiedet haben wird und die dem Einspruchsrecht beziehungsweise dem Zustimmungsrecht des Bundesrates unterliegen.


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Die Ausschussvorberatungen sind, wie Sie wahrscheinlich wissen, für den 27. Juni vorgesehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Sitzung ist geschlossen.

16.17.56Schluss der Sitzung: 16.17 Uhr

 

 

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