Stenographisches Protokoll
120.
Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, 21. September 2005
120. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode Mittwoch, 21. September 2005
Dauer der Sitzung
Mittwoch, 21. September 2005: 11.00 – 11.04 Uhr
14.05 – 17.05 Uhr
*****
Inhalt
Nationalrat
Einberufung der ordentlichen Tagung 2005/2006 .......................................................... 19
Mandatsverzicht des Abgeordneten Dr. Dieter Böhmdorfer .................................... 19
Angelobung des Abgeordneten Anton Wattaul .......................................................... 19
Trauerkundgebung anlässlich des Ablebens von Dipl.-Ing. Simon Wiesenthal ...... 23
Würdigung des Verstorbenen seitens der Klubs:
Mag. Wilhelm Molterer ................................................................................................ 24
Dr. Alfred Gusenbauer ................................................................................................ 24
Herbert Scheibner ........................................................................................................ 25
Dr. Alexander Van der Bellen ..................................................................................... 26
Personalien
Verhinderungen .............................................................................................................. 19
Geschäftsbehandlung
Unterbrechung der Sitzung .......................................................................................... 23
Redeordnung nach Festlegung in der Präsidialkonferenz ........................................... 35
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 19
Rechnungshof
Verlangen gemäß § 32e Abs. 2 der Geschäftsordnung betreffend Prüfung der Gebarung der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen hinsichtlich der Wahrnehmung ihrer Aufsichtsrechte und -pflichten in Bezug auf die Versorgung mit Arzneimitteln unter besonderer Berücksichtigung von Arzneimittelkosten, des Umgangs mit der Gewährung von so genannten Naturalrabatten, der Zurver-
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fügungstellung von neuesten, hoch innovativen Arzneimittelspezialitäten für die gesamte Bevölkerung sowie des Vollzuges des Arzneimittelgesetzes durch den Ständigen Unterausschuss des Rechnungshofausschusses .......................................................................................... 22
Verlangen gemäß § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung im Zusammenhang mit dem Antrag 694/A betreffend Gebarungsüberprüfung................................................................................................... 87
Ausschüsse
Zuweisungen .................................................................................................................. 21
Auslieferungsbegehren
gegen die Abgeordnete Mag. Melitta Trunk ................................................................. 21
Dringliche
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Bildungs-Misere (3428/J) ....................... 27
Begründung: Dr. Alexander Van der Bellen ................................................................ 35
Bundesministerin Elisabeth Gehrer .......................................................................... 40
Debatte:
Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................... 45
Werner Amon, MBA ..................................................................................................... 50
Dr. Alfred Gusenbauer ................................................................................................ 53
Mag. Dr. Magda Bleckmann ........................................................................................ 56
Staatssekretär Mag. Karl Schweitzer ......................................................................... 58
Dr. Kurt Grünewald ...................................................................................................... 61
Dr. Gertrude Brinek ..................................................................................................... 62
Josef Broukal ................................................................................................................ 64
Mares Rossmann ......................................................................................................... 65
Bundesministerin Elisabeth Gehrer .......................................................................... 69
Dieter Brosz .................................................................................................................. 71
Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer ............................................................................... 73
Mag. Andrea Kuntzl ..................................................................................................... 74
Dipl.-Ing. Elke Achleitner ............................................................................................. 76
Sabine Mandak ............................................................................................................. 77
Wolfgang Großruck ..................................................................................................... 79
DDr. Erwin Niederwieser ............................................................................................. 83
Dipl.-Ing. Uwe Scheuch ............................................................................................... 84
Dr. Kurt Grünewald
(tatsächliche Berichtigung) ......................................................... 86
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket gegen die Bildungs-Misere – Ablehnung .................. 49, 86
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mares Rossmann, Werner Amon, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend weitere Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen – Annahme (E 133) 67, 86
Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Amon, MBA, Mares Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fortsetzung der bildungspolitischen Initiativen der Bundesregierung – Annahme (E 134) 80, 86
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Eingebracht wurden
Regierungsvorlagen ................................................................................................... 20
1061: Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Islamischen Republik Pakistan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen samt Protokoll
1062: Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption
1063: Bundesgesetz über die Leistung eines österreichischen Beitrages zur 10. allgemeinen Wiederauffüllung der Mittel des Afrikanischen Entwicklungsfonds (ADF X)
1064: Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Schweizerischen Eidgenossenschaft andererseits zur Bekämpfung von Betrug und sonstigen rechtswidrigen Handlungen, die ihre finanziellen Interessen beeinträchtigen samt Schlussakte und Vereinbarter Niederschrift
1065: Bundesgesetz, mit dem ein Hochwasseropferentschädigungs- und Wiederaufbau-Gesetz 2005 – HWG 2005 erlassen wird, das Katastrophenfondsgesetz 1996, das Bundesfinanzgesetz 2005, das Bundesfinanzgesetz 2006, das Umweltförderungsgesetz, das Einkommensteuergesetz 1988, das Gebührengesetz 1957 und das Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz 1955 geändert werden und abgabenrechtliche Sondermaßnahmen für Opfer von Naturkatastrophen vorgesehen werden
1066: Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 und die Reisegebührenvorschrift 1955 geändert werden
1067: Bundesgesetz über die Leistung eines österreichischen Beitrages zur 14. Wiederauffüllung der Mittel der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA 14) und zum Treuhandfonds für hochverschuldete arme Länder (HIPC-Trust Fund)
1068: Bundesgesetz, mit dem das Postgesetz 1997 geändert wird (Postgesetznovelle 2005)
1069: Bundesgesetz, mit dem ein Verwertungsgesellschaftengesetz 2005 erlassen wird und mit dem das Urheberrechtsgesetz und das KommAustria-Gesetz geändert werden (Verwertungsgesellschaftenrechtsänderungsgesetz 2005 – VerwGesRÄG 2005)
1070: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung der Gesellschaft „Familie & Beruf Management GmbH“ erlassen sowie das Familienlastenausgleichsgesetz 1967 geändert wird
1071: Bundesgesetz, mit dem das Bundesimmobiliengesetz geändert wird und die Ermächtigung zur Veräußerung von unbeweglichem Bundesvermögen erteilt wird
1072: Bundesgesetz über die Leistung eines österreichischen Beitrages zum vom Internationalen Währungsfonds verwalteten Treuhandfonds für von Naturkatastrophen betroffene Entwicklungsländer mit Niedrigeinkommen
1073: Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz (8. Führerscheingesetz-Novelle) geändert wird
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1074: Bundesgesetz, mit dem das Forschungs- und Technologieförderungsgesetz geändert wird
1075: Bundesgesetz, mit dem ein Beschäftigungsförderungsgesetz (BeFG) erlassen wird sowie das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Nachtschwerarbeitsgesetz, das Dienstleistungsscheckgesetz, das Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz und das Bundesfinanzgesetz 2006 geändert werden
Berichte ......................................................................................................................... 21
III-163: Tätigkeitsberichte des Verwaltungsgerichtshofes und des Verfassungsgerichtshofes für die Jahre 2003 und 2004; Bundeskanzler
III-164: Bericht über die innere Sicherheit in Österreich (Sicherheitsbericht 2004); Bundesregierung
III-165: Bericht über die öffentlichen Finanzen 2004; BM f. Finanzen
III-166: Tätigkeitsbericht des Bundesvergabeamtes und der Bundes-Vergabekontrollkommission über den Zeitraum Jänner bis Dezember 2004; BM f. Wirtschaft und Arbeit
III-167: Gemeinsamer Bericht über die Vollziehung des Gleichbehandlungsgesetzes gemäß § 10a GlBG für das Jahr 2002; BM f. Gesundheit und Frauen und BM f. Wirtschaft und Arbeit
III-168: Gemeinsamer Bericht über die Vollziehung des Gleichbehandlungsgesetzes gemäß § 10a GlBG (alt) für das Jahr 2003; BM f. Gesundheit und Frauen und BM f. Wirtschaft und Arbeit
III-169: Bericht über Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft im Jahre 2006 gemäß § 9 LWG 1992; Bundesregierung
III-170: Grüner Bericht 2005; Bundesregierung
Anträge
der Abgeordneten
Josef Broukal, Kolleginnen und Kollegen betreffend 300
Millionen Euro Sofortprogramm für die Universitäten und Abschaffung der
Studiengebühren (691/A) (E)
Josef Broukal, Kolleginnen und Kollegen betreffend
einheitliche Aufnahmekriterien an den Universitäten (692/A) (E)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend
sofortige Umsetzung der Verordnung über die Fluggastrechte [VO (EG) Nr. 261/2004]
(693/A) (E)
Dr. Alfred Gusenbauer,
Kolleginnen und Kollegen auf Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof gemäß
§ 99 Abs. 2 GOG betreffend Europpass-Kauf (694/A und Zu 694/A)
Dr. Reinhold Mitterlehner, Dipl.-Ing.
Maximilian Hofmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein
Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994 geändert wird (695/A)
Heidemarie Rest-Hinterseer,
Kolleginnen und Kollegen betreffend österreichische Position zu den
WTO-Verhandlungen im Bereich des Agrarhandels (696/A) (E)
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Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Importverbot für die gentechnisch veränderte Rapssorte GT73
(697/A) (E)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Unterzeichnung und Ratifizierung des Verkehrsprotokolls der
Alpenkonvention durch die Europäische Union (698/A) (E)
Anfragen
der Abgeordneten
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Gerichtsverfahren nach
§§ 137–141 StGB: Wilderei in Österreich“ (3393/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Vollmachtsmissbrauch durch einen
Anwalt“ (3394/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend „Rückrufaktionen – Sicherheit bei Kfz“ (3395/J)
Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Kosten der
Werbekampagne „Die neue Schule“ (3396/J)
Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Ausbau psychosozialer
Betreuung von KrebspatientInnen (3397/J)
Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend barrierefreies
MuseumsQuartier (3398/J)
Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend barrierefreie
Bundesmuseen (3399/J)
Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend barrierefreie Österreichische
Nationalbibliothek (3400/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend illegale
Inverkehrbringung von Pestiziden in Österreich (3401/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend illegale
Inverkehrbringung von Pestiziden in Österreich (3402/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend illegale Inverkehrbringung von Pestiziden in
Österreich (3403/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend
Jodgehalt in Babymilch
(3404/J)
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend geplante Umstrukturierungen im Bundesgestüt Piber (3405/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler
betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3406/J)
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Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für auswärtige Angelegenheiten betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive
des Bundes“ (3407/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend den Erfolg der
„Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3408/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Finanzen betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3409/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Gesundheit und Frauen betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des
Bundes“ (3410/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Inneres betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3411/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Justiz betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3412/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Landesverteidigung betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3413/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend den Erfolg
der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3414/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend den
Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3415/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Verkehr, Innovation und Technologie betreffend den Erfolg der
„Lehrlingsoffensive des Bundes“ (3416/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Wirtschaft und Arbeit betreffend den Erfolg der „Lehrlingsoffensive des Bundes“
(3417/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Übersiedelung
der ÖBB Holding AG, der ÖBB Dienstleistungs GmbH und der ÖBB
Immobilienmanagement GmbH in den Wienerberger Twin Tower (3418/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend
privilegiertes illegales Jagdglück (3419/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Ausbau und Sanierung des BRG 16, Wien Schuhmeierplatz 7,
1160 Wien (3420/J)
Ing. Erwin Kaipel,
Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend missbräuchliche Wahlwerbung der ÖVP in der Martinskaserne in
Eisenstadt (3421/J)
Mag. Ruth Becher,
Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und
Technologie betreffend Fahrverbotskalender 2005 (3422/J)
Bettina Stadlbauer,
Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend
„Namensänderungsgesetz“ (3423/J)
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Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Rechtsstellung der Zweit- und
Drittfrauen von Fremden in Österreich“ (3424/J)
Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Frauenhändlerring“ (3425/J)
Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend „Personenstandsänderung“ (3426/J)
Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend „Frauenhändlerring“ (3427/J)
Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Bildungs-Misere (3428/J)
Anton Gaál, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Finanzen betreffend Aufkündigung des 50:50-Finanzierungsschlüssels für den
Wiener U-Bahn-Ausbau seitens des Bundes (3429/J)
Anton Gaál, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Aufkündigung des
50:50-Finanzierungsschlüssels für den Wiener U-Bahn-Ausbau seitens des Bundes (3430/J)
Karl Dobnigg, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Inneres betreffend fehlende Exekutivplanstellen im Bezirk Leoben (3431/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
„UNI-Studienplatz – skandalöser Umgang mit StudienbewerberInnen in
Innsbruck“ (3432/J)
Beate Schasching, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Raumnot an der
HTL und HAK St. Pölten (3433/J)
Katharina Pfeffer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Landesverteidigung betreffend „20. Suizid eines Assistenzsoldaten“ (3434/J)
Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend „Zugewiesene
Stunden- und Sonderstundenkontingente an die oö. Pflichtschulen –
Auswirkungen auf Raumbedarf“ (3435/J)
Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Gesundheit und Frauen betreffend mangelnde Anfragebeantwortung zur
mangelnden Aufklärungskampagne zu HIV/AIDS (3436/J)
Petra Bayr, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend
„Paris Declaration on Aid Effectiveness“ (3437/J)
Petra Bayr, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Leitlinien
zu Länderpolitiken (3438/J)
DDr. Erwin Niederwieser,
Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und
Kultur betreffend „irreführende Angaben in der bm:bwk-Liste der Schulstandorte
mit ganztägiger Betreuung“ (3439/J)
Dr. Helene Partik-Pablé,
Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Besetzung des
Aufsichtsrates des Österreichischen Filminstituts (3440/J)
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Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend
WTO-Ministerkonferenz in Hongkong (3441/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend
WTO-Ministerkonferenz in Hongkong (3442/J)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft betreffend 6. WTO-Ministerkonferenz in Hongkong –
Agrarbereich (3443/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend
Hubschraubertransport und Gondelabsturz Sölden (3444/J)
Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Inserate für Freiheitliche und Unbekannte (3445/J)
Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Stufenplan zur
Erhöhung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit (3446/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend ÖBB-Leiharbeitskräfte im
Justizressort (3447/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend ÖBB-Leiharbeitskräfte im Justizressort (3448/J)
*****
Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen an den
Präsidenten des Nationalrates betreffend Nicht-Teilnahme von NR-Präsident Andreas Khol
an IPU-Parlamentspräsidenten-Treffen in New York (36/JPR)
Anfragebeantwortungen
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (3127/AB zu 3168/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (3128/AB zu 3172/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3129/AB zu 3180/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3130/AB zu 3196/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Parnigoni, Kolleginnen und Kollegen (3131/AB zu 3261/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3132/AB zu 3229/J)
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der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3133/AB zu 3176/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3134/AB zu 3188/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3135/AB zu 3195/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (3136/AB zu 3361/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3137/AB zu 3177/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3138/AB zu 3211/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen (3139/AB zu 3294/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3140/AB zu 3302/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3141/AB zu 3310/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3142/AB zu 3173/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen (3143/AB zu 3182/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen (3144/AB zu 3183/J)
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der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3145/AB zu 3184/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (3146/AB zu 3308/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3147/AB zu 3178/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen (3148/AB zu 3179/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (3149/AB zu 3186/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Caspar Einem, Kolleginnen und Kollegen (3150/AB zu 3185/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3151/AB zu 3270/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3152/AB zu 3194/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3153/AB zu 3189/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3154/AB zu 3210/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3155/AB zu 3241/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3156/AB zu 3190/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Binder, Kolleginnen und Kollegen (3157/AB zu 3192/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3158/AB zu 3191/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3159/AB zu 3193/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3160/AB zu 3214/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (3161/AB zu 3221/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gertrude Brinek, Kolleginnen und Kollegen (3162/AB zu 3197/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3163/AB zu 3295/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3164/AB zu 3239/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (3165/AB zu 3198/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3166/AB zu 3204/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Edeltraud Lentsch, Kolleginnen und Kollegen (3167/AB zu 3205/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen (3168/AB zu 3199/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Broukal, Kolleginnen und Kollegen (3169/AB zu 3200/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3170/AB zu 3202/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3171/AB zu 3203/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen (3172/AB zu 3225/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3173/AB zu 3246/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 11 |
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (3174/AB zu 3254/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (3175/AB zu 3262/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3176/AB zu 3276/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3177/AB zu 3300/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3178/AB zu 3316/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3179/AB zu 3318/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Broukal, Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (3180/AB zu 3201/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3181/AB zu 3209/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3182/AB zu 3232/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3183/AB zu 3364/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3184/AB zu 3207/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (3185/AB zu 3224/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3186/AB zu 3206/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3187/AB zu 3208/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen (3188/AB zu 3360/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3189/AB zu 3240/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helene Partik-Pablé, Kolleginnen und Kollegen (3190/AB zu 3255/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3191/AB zu 3236/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 12 |
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3192/AB zu 3218/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3193/AB zu 3220/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3194/AB zu 3233/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3195/AB zu 3238/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3196/AB zu 3252/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3197/AB zu 3219/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3198/AB zu 3234/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3199/AB zu 3244/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3200/AB zu 3216/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3201/AB zu 3231/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3202/AB zu 3243/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3203/AB zu 3273/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerhard Steier, Kolleginnen und Kollegen (3204/AB zu 3293/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3205/AB zu 3297/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3206/AB zu 3301/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 13 |
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3207/AB zu 3305/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3208/AB zu 3307/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3209/AB zu 3309/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3210/AB zu 3317/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3211/AB zu 3322/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3212/AB zu 3327/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3213/AB zu 3342/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Binder, Kolleginnen und Kollegen (3214/AB zu 3212/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3215/AB zu 3230/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3216/AB zu 3245/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3217/AB zu 3247/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3218/AB zu 3253/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Rosemarie Schönpass, Kolleginnen und Kollegen (3219/AB zu 3258/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Mag. Roderich Regler, Kolleginnen und Kollegen (3220/AB zu 3260/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3221/AB zu 3242/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3222/AB zu 3272/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen (3223/AB zu 3328/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Jarolim, Kolleginnen und Kollegen (3224/AB zu 3259/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 14 |
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3225/AB zu 3271/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3226/AB zu 3340/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3227/AB zu 3351/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen (3228/AB zu 3227/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3229/AB zu 3274/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3230/AB zu 3296/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (3231/AB zu 3330/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3232/AB zu 3215/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen (3233/AB zu 3226/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3234/AB zu 3235/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen (3235/AB zu 3248/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3236/AB zu 3249/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3237/AB zu 3217/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3238/AB zu 3251/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (3239/AB zu 3222/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3240/AB zu 3223/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3241/AB zu 3237/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3242/AB zu 3250/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 15 |
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (3243/AB zu 3263/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Manfred Lackner, Kolleginnen und Kollegen (3244/AB zu 3257/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3245/AB zu 3326/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (3246/AB zu 3256/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3247/AB zu 3267/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (3248/AB zu 3277/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (3249/AB zu 3278/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3250/AB zu 3288/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3251/AB zu 3266/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3252/AB zu 3304/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (3253/AB zu 3314/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen (3254/AB zu 3315/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3255/AB zu 3346/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3256/AB zu 3265/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3257/AB zu 3289/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3258/AB zu 3303/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen (3259/AB zu 3306/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3260/AB zu 3320/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3261/AB zu 3335/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 16 |
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3262/AB zu 3358/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3263/AB zu 3363/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gertrude Brinek, Kolleginnen und Kollegen (3264/AB zu 3280/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3265/AB zu 3283/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen (3266/AB zu 3312/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3267/AB zu 3319/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3268/AB zu 3333/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3269/AB zu 3355/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3270/AB zu 3343/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3271/AB zu 3269/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3272/AB zu 3282/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (3273/AB zu 3286/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen (3274/AB zu 3290/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Heinz Gradwohl, Kolleginnen und Kollegen (3275/AB zu 3334/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3276/AB zu 3338/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3277/AB zu 3359/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (3278/AB zu 3285/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 17 |
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen (3279/AB zu 3291/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (3280/AB zu 3321/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Melitta Trunk, Kolleginnen und Kollegen (3281/AB zu 3324/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3282/AB zu 3264/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3283/AB zu 3275/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3284/AB zu 3281/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3285/AB zu 3298/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3286/AB zu 3299/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen (3287/AB zu 3311/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3288/AB zu 3313/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (3289/AB zu 3329/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen (3290/AB zu 3331/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3291/AB zu 3292/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen (3292/AB zu 3279/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3293/AB zu 3336/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (3294/AB zu 3350/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (3295/AB zu 3268/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Robert Rada, Kolleginnen und Kollegen (3296/AB zu 3284/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Marizzi, Kolleginnen und Kollegen (3297/AB zu 3287/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 18 |
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen (3298/AB zu 3325/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3299/AB zu 3341/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3300/AB zu 3344/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3301/AB zu 3356/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3302/AB zu 3357/J)
des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (3303/AB zu 3362/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3304/AB zu 3337/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3305/AB zu 3347/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3306/AB zu 3348/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3307/AB zu 3352/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Mandak, Kolleginnen und Kollegen (3308/AB zu 3354/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michaela Sburny, Kolleginnen und Kollegen (3309/AB zu 3365/J)
der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen (3310/AB zu 3349/J)
des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3311/AB zu 3345/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Marianne Hagenhofer, Kolleginnen und Kollegen (3312/AB zu 3339/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (Zu 3052/AB zu 3086/J)
der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen (Zu 3280/AB zu 3321/J)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 19 |
Beginn der Sitzung: 11 Uhr
Vorsitzende: Präsident Dr. Andreas Khol, Zweite Präsidentin Mag. Barbara Prammer.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich eröffne die 120. Sitzung des Nationalrates und darf die Damen und Herren bitten, die Plätze einzunehmen.
Einberufung der ordentlichen
Tagung 2005/2006
Präsident Dr. Andreas Khol: Der Herr Bundespräsident hat mit Entschließung vom 5. September 2005 gemäß Artikel 28 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes den Nationalrat für den 16. September 2005 zur ordentlichen Tagung 2005/2006 der XXII. Gesetzgebungsperiode einberufen.
*****
Das Amtliche Protokoll der 119. Sitzung vom 11. August 2005 ist in der Parlamentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Dr. Fasslabend, Ing. Winkler, Parnigoni und Dr. Wittmann.
Mandatsverzicht und Angelobung
Präsident Dr. Andreas Khol: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass der Abgeordnete Dr. Dieter Böhmdorfer auf sein Mandat verzichtet hat und an seiner Stelle Herr Anton Wattaul in den Nationalrat berufen wurde.
Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Haus anwesend ist, werde ich sogleich seine Angelobung vornehmen.
Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführerin wird der neue Mandatar seine Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.
Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, Frau Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter, um die Verlesung der Gelöbnisformel.
Schriftführerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich begrüße den neuen Abgeordneten – der eigentlich kein neuer Abgeordneter ist, sondern ein „Wiederkommer“ – herzlich in unserer Mitte. (Allgemeiner Beifall.)
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Dr. Andreas Khol: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über Entschließungen des Bundespräsidenten betreffend die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 20 |
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Ursula Plassnik wird durch den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll,
Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter wird durch Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat vertreten.
Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die
schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen: 3393/J bis 3427/J.
Schriftliche Anfrage an den Präsidenten des
Nationalrates: 36/JPR.
2. Anfragebeantwortungen: 3127/AB bis 3312/AB.
Ergänzung
zu den Anfragebeantwortungen: Zu 3052/AB und Zu 3280/AB.
3. Regierungsvorlagen:
Bundesgesetz
über die Leistung eines österreichischen Beitrages zur 10. allgemeinen
Wiederauffüllung der Mittel des Afrikanischen Entwicklungsfonds (ADF X)
(1063 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem ein Hochwasseropferentschädigungs- und Wiederaufbau-Gesetz 2005 – HWG 2005
erlassen wird, das Katastrophenfondsgesetz 1996, das Bundesfinanzgesetz 2005,
das Bundesfinanzgesetz 2006, das Umweltförderungsgesetz, das
Einkommensteuergesetz 1988, das Gebührengesetz 1957 und das
Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz 1955 geändert werden und
abgabenrechtliche Sondermaßnahmen für Opfer von Naturkatastrophen vorgesehen
werden (1065 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 und die Reisegebührenvorschrift 1955
geändert werden (1066 d.B.),
Bundesgesetz
über die Leistung eines österreichischen Beitrages zur 14. Wiederauffüllung
der Mittel der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA 14) und zum
Treuhandfonds für hochverschuldete arme Länder (HIPC-Trust Fund)
(1067 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem das Postgesetz 1997 geändert wird (Postgesetznovelle 2005)
(1068 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem ein Verwertungsgesellschaftengesetz 2005 erlassen wird und mit dem
das Urheberrechtsgesetz und das KommAustria-Gesetz geändert werden
(Verwertungsgesellschaftenrechtsänderungsgesetz 2005 –
VerwGesRÄG 2005) (1069 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung der Gesellschaft „Familie &
Beruf Management GmbH“ erlassen sowie das Familienlastenausgleichsgesetz 1967
geändert wird (1070 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem das Bundesimmobiliengesetz geändert wird und die Ermächtigung zur
Veräußerung von unbeweglichem Bundesvermögen erteilt wird (1071 d.B.),
Bundesgesetz
über die Leistung eines österreichischen Beitrages zum vom Internationalen
Währungsfonds verwalteten Treuhandfonds für von Naturkatastrophen betroffene Entwicklungsländer
mit Niedrigeinkommen (1072 d.B.),
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 21 |
Bundesgesetz,
mit dem das Führerscheingesetz (8. Führerscheingesetz-Novelle) geändert
wird (1073 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem das Forschungs- und Technologieförderungsgesetz geändert wird
(1074 d.B.),
Bundesgesetz,
mit dem ein Beschäftigungsförderungsgesetz (BeFG) erlassen wird sowie das
Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977,
das Arbeitsmarktservicegesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das
Nachtschwerarbeitsgesetz, das Dienstleistungsscheckgesetz, das Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz
und das Bundesfinanzgesetz 2006 geändert werden (1075 d.B.).
B. Zuweisungen:
1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß
§§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und
100c Abs. 1:
Immunitätsausschuss:
Ersuchen
des Landesgerichtes für Strafsachen Wien (093 Hv 44/05d) um
Zustimmung zur behördlichen Verfolgung der Abgeordneten zum Nationalrat
Mag. Melitta Trunk wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung nach § 111
Abs. 1 und 2 StGB.
2. Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Außenpolitischer
Ausschuss:
Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption
(1062 d.B.);
Finanzausschuss:
Abkommen zwischen der Republik Österreich und der
Islamischen Republik Pakistan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem
Gebiete der Steuern vom Einkommen samt Protokoll (1061 d.B.);
Justizausschuss:
Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen der
Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der
Schweizerischen Eidgenossenschaft andererseits zur Bekämpfung von Betrug und
sonstigen rechtswidrigen Handlungen, die ihre finanziellen Interessen
beeinträchtigen samt Schlussakte und Vereinbarter Niederschrift
(1064 d.B.),
Antrag 690/A (E) der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend der Erweiterung der Beweislastumkehr bei Gewährleistungsansprüchen;
b) zur
Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen
Entscheidung des Ausschusses):
Budgetausschuss:
Bericht
des Bundesministers für Finanzen über die öffentlichen Finanzen 2004
(III-165 d.B.);
Gleichbehandlungsausschuss:
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 22 |
Gemeinsamer
Bericht der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen und des Bundesministers
für Wirtschaft und Arbeit über die Vollziehung des Gleichbehandlungsgesetzes
gemäß § 10a GlBG für das Jahr 2002 (III-167 d.B.),
Gemeinsamer
Bericht der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen und des Bundesministers
für Wirtschaft und Arbeit über die Vollziehung des Gleichbehandlungsgesetzes
gemäß § 10a GlBG (alt) für das Jahr 2003 (III-168 d.B.);
Ausschuss für innere Angelegenheiten:
Bericht
der Bundesregierung über die innere Sicherheit in Österreich (Sicherheitsbericht 2004)
(III-164 d.B.);
Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:
Bericht
der Bundesregierung über Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft im
Jahre 2006 gemäß § 9 LWG 1992 (III-169 d.B.),
Grüner
Bericht 2005 der Bundesregierung (III-170 d.B.);
Verfassungsausschuss:
Tätigkeitsberichte
des Verwaltungsgerichtshofes und des Verfassungsgerichtshofes für die
Jahre 2003 und 2004, vorgelegt vom Bundeskanzler (III-163 d.B.);
Wirtschaftsausschuss:
Tätigkeitsbericht
des Bundesvergabeamtes und der Bundes-Vergabekontrollkommission über den
Zeitraum Jänner bis Dezember 2004, vorgelegt vom Bundesminister für
Wirtschaft und Arbeit (III-166 d.B.).
C. Verlangen gemäß § 32e Abs. 2 GOG:
Durchführung des Verlangens der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen auf Prüfung der Gebarung der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen hinsichtlich der Wahrnehmung ihrer Aufsichtsrechte und -pflichten in Bezug auf die Versorgung mit Arzneimitteln unter besonderer Berücksichtigung von Arzneimittelkosten, des Umgangs mit der Gewährung von sogenannten „Naturalrabatten“, der Zurverfügungstellung von neuesten, hoch innovativen Arzneimittelspezialitäten für die gesamte Bevölkerung, sowie des Vollzuges des Arzneimittelgesetzes (Eingelangt am 19. September 2005).
*****
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsident Dr. Andreas Khol: Der Klub der Grünen hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die am Beginn der Sitzung eingebrachte schriftliche Anfrage 3428/J der Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend „Bildungs-Misere“ dringlich zu behandeln.
Gemäß der Geschäftsordnung wird der Aufruf der Dringlichen Anfrage frühestens drei Stunden nach Eingang in die Tagesordnung, also um 14 Uhr, erfolgen.
*****
Wir haben in der Präsidialkonferenz in Form eines Rundlaufbeschlusses Einvernehmen gefunden, dass wir heute Nachmittag um 14.05 Uhr, pünktlich, damit beginnen, dass der Präsident anlässlich des Ablebens von Dipl.-Ing. Simon Wiesenthal dessen Lebenswerk würdigt und im Anschluss daran seitens eines jeden Klubs gleichfalls eine Würdigung des Verstorbenen vorgenommen wird.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 23 |
Ich bitte daher, dass wir uns um 14 Uhr im Sitzungssaal einfinden. Es wird vom Fernsehen live übertragen. Ich glaube, es ist gut, dass wir Simon Wiesenthal auf diese Weise ehren und ihm Rechnung tragen. Leider können wir ja bei der Verabschiedung, die um 15 Uhr auf dem Zentralfriedhof stattfindet, nicht dabei sein, aber ich glaube, auch auf diese Weise erweisen wir ihm Respekt und Anerkennung.
Ich unterbreche die Sitzung bis 14 Uhr.
Die Sitzung ist unterbrochen.
*****
(Die Sitzung wird um 11.04 Uhr unterbrochen und um 14.05 Uhr wieder aufgenommen.)
*****
Präsident Dr.
Andreas Khol: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Ich bitte die Damen und Herren des Hohen Hauses, sich von ihren Sitzen zu erheben. (Alle Anwesenden erheben sich von ihren Plätzen.)
Trauerkundgebung anlässlich des Ablebens von Dipl.-Ing. Simon Wiesenthal
Präsident Dr. Andreas Khol: Meine Damen und Herren! Gestern hat uns die Nachricht vom Tod Simon Wiesenthals erreicht. Ein großer Humanist, ein Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit hat uns verlassen. Je nach dem eigenen Standpunkt erhielt Simon Wiesenthal viele Beinamen: „Gewissen des Holocaust“, „Mann des Friedens“, „Nazi-Jäger“, „Mann der Versöhnung und Gerechtigkeit“, „unermüdlicher Kämpfer gegen das Vergessen“, „Aufklärer und Humanist“.
Heute dokumentieren wir hier im Hohen Haus, dass wir Simon Wiesenthal für sein Lebenswerk dankbar sind. Der ganze Nationalrat zollt ihm Anerkennung und Respekt.
Sein Leben war vom Kampf um Gerechtigkeit und nicht von Hass und Vergeltung geprägt. Stets kämpfte er gegen die These von der Kollektivschuld eines ganzen Volkes für die Verbrechen des Nationalsozialismus. Sein Grundsatz war stets: Es ist der einzelne Mensch, der schuldig ist, das Individuum.
Sein Leiden, sein schweres Schicksal, die Ausrottung seiner ganzen Familie – von 90 Personen –, sein Leidensweg durch zwölf Konzentrationslager des nationalsozialistischen Verbrecherstaates haben ihm seine Humanität und seine Menschlichkeit nicht geraubt.
Heute würdigen und ehren wir ihn alle. Das war nicht immer so. Simon Wiesenthal hat durch sein Wirken schmerzhaft dazu beigetragen, dass wir Österreicherinnen und Österreicher ehrlicher mit unserer Geschichte und unserer Verantwortung umgehen. Dass wir heute zu dieser Verantwortung stehen, meine Damen und Herren, ist auch sein Werk.
Simon Wiesenthal war vom Gedanken der Gerechtigkeit geprägt. Er hat daher Österreich und Österreicher immer wieder vor Pauschalverurteilungen geschützt. Und er hat eine Vereinnahmung von politischen Gruppen oder Interessengruppen, eine Instrumentalisierung nie zugelassen.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 24 |
Wir betrauern heute gemeinsam den Tod von Simon Wiesenthal und erweisen ihm unsere Hochachtung. Wir haben einen großen Österreicher verloren. – Ich danke Ihnen.
Eine Schweigeminute zu seinen Ehren werden wir nach den Reden der Klubobleute, die jetzt folgen werden, einhalten.
Ich bitte Sie,
Platz zu nehmen, und bitte Herrn Klubobmann Mag. Molterer zum Rednerpult.
(Die Anwesenden nehmen ihre Plätze wieder ein.)
14.08
Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Simon Wiesenthal, seine Persönlichkeit, vor allem aber sein Wirken ein ganzes Leben lang sind für uns Mahnung, Auftrag und Maßstab – Mahnung in dem Sinne, die Erinnerung wach zu halten und dieses „Nie Vergessen“ tatsächlich zu leben. Es ist eine Mahnung auch an uns, die wir nicht Zeitzeugen waren, weil wir die „Gnade der späten Geburt“ haben. Es ist daher an uns, die Stafette des Erinnerns und des Wachhaltens zu übernehmen.
Die Person und das Wirken Simon Wiesenthals sind aber auch und vor allem Auftrag – Auftrag an uns, die wir heute Verantwortung tragen, heute und in Zukunft gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht nur aufzutreten, sondern auch anzukämpfen.
Die Person Simon Wiesenthals und sein Wirken sind Maßstab – Maßstab für unsere eigene Arbeit. Dieses „Recht, nicht Rache“ etwa ist ein Maßstab auch für uns, genauso wie sein Bekenntnis zur individuellen Schuld anstatt der kollektiven Schuld, aber auch die sich daraus ergebende Haltung, einerseits Ermordete vor dem Vergessen zu bewahren, andererseits jedoch die Täter der Strafe zuzuführen.
Wir dürfen dabei – auch an einem Tag wie heute – nicht vergessen, dass Simon Wiesenthal lange Zeit ein einsamer Rufer in der Wüste und auch angefeindet war. Er war auch als Person selbst mit ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert. Simon Wiesenthal hat sich aber auf seinem Weg auch dadurch nicht beirren lassen.
Ich denke, dass sein Weg von Marksteinen gekennzeichnet war, der Weg, den er gegangen ist, nämlich in seinem ganzen Leben der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Versöhnung verpflichtet.
14.11
14.11
Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Simon Wiesenthal war ein großer Österreicher. Er war deswegen ein großer Österreicher, weil er in einer Zeit, als die Vergangenheit verklärt, verschwiegen und verdrängt wurde, seine Stimme erhoben hat.
Es gibt ein Schlüsselwerk der österreichischen Literatur von Hans Lebert, „Die Wolfshaut“. In diesem Buch beschreibt er die Nachkriegszeit in einem Dorf namens Schweigen, wo ganz bewusst versucht wird, all das, was davor passiert ist, zu verdrängen, zu verschweigen und nicht zum Gegenstand des privaten oder des öffentlichen Gesprächs zu machen. Und dieses Buch schildert offensichtlich sehr gut, wie weit verbreitet solche Stimmungslagen waren. Simon Wiesenthal war einer der Ersten, der entgegen einer solchen Stimmung, die offensichtlich mehrheitlich in Österreich verbreitet war, seine Stimme erhoben und auf die Verbrechen des Nationalsozialismus hingewiesen hat, sich ganz konkret auch auf die Suche der Täter des National-
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 25 |
sozialismus gemacht hat und dabei nicht von dem Anspruch geleitet war, wie Klubobmann Molterer richtig sagte, Rache zu üben, sondern für Gerechtigkeit zu sorgen.
Und er hat dabei, wie man sich vorstellen kann, wenn man die österreichische Geschichte kennt, nicht immer Zuspruch gefunden, sondern vieles von dem, was er getan hat, hat er gegen den Widerstand öffentlicher Meinung, teilweise gegen den Widerstand veröffentlichter Meinung und auch gegen den Widerstand der Politik getan. Daher war sein Wirken außerordentlich mutig und außerordentlich wichtig, in einer Zeit, als viele das verdrängen wollten.
Vielleicht ist die heutige Bereitschaft, sich offener mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, mit dem Wirken vieler Persönlichkeiten verbunden. Aber ich glaube, dass die Saat des Wirkens von Simon Wiesenthal darin aufgeht, indem wir uns heute offener und aufrichtiger der Vergangenheit stellen.
Es wird Ihnen schon oft in Gesprächen mit Menschen untergekommen sein, dass sie sagen: Wieso hört ihr nicht endlich mit der Vergangenheit auf? Das ist lange her. Sollten wir hier nicht endlich einen Schlussstrich ziehen? – Dahinter liegt offensichtlich das Bedürfnis, die peinigenden Kapitel unserer dunklen Vergangenheit endlich hinter uns zu lassen. Ich meine, die Antwort von Demokraten muss immer sein: Wir können hier keinen Schlussstrich ziehen, denn nur dann, wenn man sich des Grauens und seiner Ursachen erinnert, wird man imstande sein, auch zeitgenössischen Gefahren des Rassismus, des Antisemitismus und anderer Tendenzen entgegenzutreten.
Daher ist es wichtig, dass man einer Persönlichkeit wie Simon Wiesenthal am heutigen Tag gedenkt, dass man in Erinnerung hat, dass der Kampf um die Aufarbeitung der Geschichte nicht etwas ist, was selbstverständlich geschehen ist, sondern was im Wesentlichen das Verdienst solcher Persönlichkeiten wie Simon Wiesenthal war. Wir sind ihm alle zu großem Dank verpflichtet.
14.15
14.15
Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Simon Wiesenthal hat zwölf Konzentrationslager überlebt. Er hat den Holocaust erlebt und überlebt und hat sein restliches Wirken damit verbracht und sich selbst dafür eingesetzt, Kriegsverbrechen aufzuklären, der Kriegsverbrecher habhaft zu werden und auch nachfolgende Generationen über dieses dunkelste Kapitel unserer jüngeren Geschichte zu informieren und aufzuklären.
Er wurde dafür auch kritisiert, zum Teil auch von höchsten Repräsentanten dieses Staates. Wenn man sich mit der Geschichte, auch der Nachkriegsgeschichte Österreichs auseinander setzt – man braucht nur die Ministerratsprotokolle der Nachkriegsjahre nachzulesen, man muss sich nur vergegenwärtigen, welche Karrieren auch hochrangige Nationalsozialisten in dieser Zeit gemacht haben –, dann weiß man, dass diese Zeit damals eine sehr, sehr schwierige Phase der wirklichen, der ehrlichen Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels war.
Zwei Grundsätze sind es, die uns Simon Wiesenthal, aber auch andere, die in diesem Sinne gewirkt haben, weitergegeben haben. Der erste Grundsatz: Wenn man derartige Verbrechen, Diktaturen, Menschenrechtsverletzungen, Massenmord und Völkermord – vor allem auch die Opfer dieser schrecklichen Ereignisse – wirklich aufarbeiten können soll, dann muss man auch zeigen, dass die, die diese Schrecken verursacht haben, auch zur Verantwortung gezogen werden und nicht irgendwo untertauchen oder vielleicht sogar in hohe Positionen kommen können.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 26 |
Der zweite Grundsatz, der für uns von ganz besonderer Bedeutung ist, die wir der jüngeren Generation – Klubobmann Molterer hat gesagt: mit der „Gnade der späten Geburt“ ausgestattet – angehören, ist, dass jede Gesellschaft immer von neuem für die Prinzipien der Demokratie, der Freiheit, der Menschenrechte und des Humanismus kämpfen muss. Das ist nicht selbstverständlich, sondern muss immer wieder von neuem erarbeitet werden. Deshalb ist es auch wichtig, sich zur eigenen Geschichte zu bekennen, zu informieren, denn Geschichte kann sich nur dort wiederholen, wo sie vergessen worden ist.
Das wird unsere Verantwortung auch in Zukunft sein. Wir müssen dafür sorgen, dass sich eine Biographie wie jene von Simon Wiesenthal nicht mehr wiederholen muss und dass es keine Diskussion in einem Land wie Österreich darüber gibt, wie viel Prozent an Antidemokraten oder Antisemiten oder inhumanen Ideen dieses Land aushält, sondern dass es einen Konsens – nicht zu 60, 70 oder 80 Prozent, sondern zu 100 Prozent – zu den Werten und auch zu 100 Prozent zu diesem „Nie wieder“ gibt, zu dem wir uns bekennen müssen.
14.18
14.18
Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Es ist wahr: Ein großer Österreicher ist gestorben – einer, der Recht und Gerechtigkeit vor den Grundsatz der Rache gereiht hat; aber auf dem Recht, auf der Gerechtigkeit hat er gegen härtesten Widerstand teilweise über die Jahrzehnte seiner Arbeit beharrt. Ich glaube, dass die Bedeutung Simon Wiesenthals weit über Österreich, ja weit über Europa hinausgeht und er vielleicht nicht unmaßgeblich an bestimmten Entwicklungen der jüngsten Jahre beteiligt war.
Damit meine ich Folgendes: Simon Wiesenthal hat darauf beharrt, dass es nicht um abstrakte Verbrechen des Nationalsozialismus schlechthin geht, sondern dass es hiebei um Täter, um Menschen geht, die diese Verbrechen begangen haben, um konkrete Verbrecher, von Adolf Eichmann abwärts.
Dieser Grundsatz, dass man eine individuelle Verantwortung für solche Verbrechen hat, ist, so glaube ich, in der Rechtsgeschichte etwas sehr Neues. Ich frage mich, ob ohne Simon Wiesenthal Entwicklungen wie die Etablierung des Internationalen Strafgerichtshofes oder die Kriegsverbrechertribunale in Den Haag ins Leben gerufen hätten werden können. Simon Wiesenthal hat dafür gesorgt, dass sich jeder, der sich solcher Verbrechen schuldig gemacht hat, unabhängig vom Rang der Person, vom Wächter des KZ in Mauthausen bis, um moderne Verhältnisse anzusprechen, zum Diktator und Staatspräsidenten, früher oder später vor einem internationalen Gerichtshof verantworten muss.
Insofern meine ich, Simon Wiesenthal ist unvergesslich in seinem Kampf für die Aufdeckung der Verbrechen des Nationalsozialismus, insbesondere im Rahmen des Holocausts gegen die jüdische Bevölkerung, aber sein Vermächtnis geht darüber weit hinaus. Das, was er geleistet hat, ist präventiv geworden für Verbrechen der Zukunft, die wir auch auf Grund seines Wirkens hoffentlich nicht erleben.
14.21
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich danke den Klubobleuten und bitte nunmehr zum Zeichen der Trauer um eine Schweigeminute. (Die Anwesenden erheben sich von ihren Plätzen und verharren einige Zeit in stummer Trauer.) – Ich danke Ihnen. (Die Anwesenden nehmen ihre Plätze wieder ein.)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 27 |
Dringliche Anfrage
der
Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
Bildungs-Misere (3428/J)
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 3428/J.
Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.
Die Dringliche
Anfrage hat folgenden Wortlaut:
Begründung
Bedrohliche
Anzahl von RisikoschülerInnen und wenige im Spitzenfeld
Wir
haben es in Österreich mit einer bedrohlichen Anzahl von sogenannten RisikoschülerInnen
zu tun. Die PISA-Studie hat ergeben, dass jedeR Fünfte, also 20% der 15jährigen
SchülerInnen derartige Defizite aufweisen, dass sie in ihrer zukünftigen
Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben gefährdet sind. Im
PISA-Siegerland Finnland haben beispielsweise nur 6 % der SchülerInnen
derartige Schwächen. Es ist eine der zentralen Herausforderungen für die
Bildungspolitik, diesen Anteil zu minimieren. Die Bildungsministerin hat bisher
kein Bekenntnis dazu gezeigt. Im Gegenteil: im Bildungsbudget sind keine
zusätzlichen Mittel für ein effizientes Fördersystem vorgesehen. Bei den
FörderlehrerInnen wird weiter gekürzt. Im Jahr 2000 – also vor der
schwarz-blau-orangen Koalition - gab es noch 2.000 LehrerInnen für
Förderunterricht, heute gibt es nicht einmal mehr 1.000.
Im Übrigen
forderte auch die von der Bildungsministerin eingesetzte Zukunftskommission
in ihrem Endbericht, die Anzahl der FörderlehrerInnen aufzustocken. Individuelle
Förderung könne derzeit in den meisten Fällen durch nur eine Lehrperson in der
Klasse nicht geleistet werden. Das von der Regierung beschlossene Schulpaket
wird diesen Herausforderungen nicht gerecht. Es wurde lediglich beschlossen,
dass die gleiche Anzahl an Förderstunden nun geblockt gehalten werden kann.
Alle
Schülerinnen und Schüler müssen gefördert und bestmöglich ausgebildet werden.
Dafür muss die private Nachhilfe endlich durch ein effizientes Fördersystem
ersetzt werden. Die Begabungen aller SchülerInnen müssen gefördert werden. Mit
Schwächen dürfen SchülerInnen und Eltern nicht alleine gelassen werden. Die Zukunft
liegt nicht in der privaten Nachhilfe. Wir brauchen ein Schulsystem, das sich
auch mit den Schwächsten auseinandersetzt und sie nicht einfach liegen lässt.
Es geht hier nicht nur um soziale Gerechtigkeit. Österreich kann es sich nicht
leisten, auf ein Potential von 20 % qualifizierter Personen am Arbeitsmarkt zu
verzichten.
Österreich
schneidet aber nicht nur bei sogenannten RisikoschülerInnen schlecht ab. Auch
die Zahl der 15-jährigen, die bei der PISA-Studie die höchste Kompetenzstufe
erreicht hat, ist wesentlich geringer als in den führenden Ländern. 8 % in
Österreich gegenüber 15 % in Finnland sprechen eine deutliche Sprache. Auch
hier macht sich die mangelnde individuelle Förderung von besonderen Begabungen
negativ bemerkbar.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 28 |
Die Grünen
fordern daher einen massiven Ausbau bei FörderlehrerInnen, muttersprachlichen
LehrerInnen, StützlehrerInnen, IntegrationslehrerInnen, LegasthenielehrerInnen
und PsychagogInnen zur Unterstützung des Unterrichts.
Das
„historische Fenster“ der rückläufigen Zahl an SchulanfängerInnen in den
nächsten 6 Jahren muss genützt werden. Im Pflichtschulbereich geht es, wenn
sich die Schülerprognosen bewahrheiten, zumindest bis zum Schuljahr 2011/2012
nicht um zusätzliche Investitionen, sondern um die Aufrechterhaltung des Budgets.
Schon durch einen Verzicht auf Einsparungen könnte die Qualität des
österreichischen Pflichtschulsystems drastisch angehoben werden.
Vorbild
Finnland
Die
Finnen schaffen es am besten, auch die schwächsten SchülerInnen „nach oben zu
ziehen“. Das Schulsystem setzt sich auch mit diesen auseinander und schiebt sie
nicht ab. Lernprobleme werden sofort gelöst – nicht durch Sitzenbleiben. In
allen Gesamtschulklassen sind durchschnittlich knapp über 20 % der
SchülerInnen in Teilzeitfördermodellen, weitere 6 % sind der „special
need education“, also Sonderpädagogik zugeordnet. In den ersten beiden
Schulstufen beträgt der besonders geförderte Anteil mehr als 30 %! Diese
Förderungen finden zum Teil als Einzelunterricht statt. Schwerstbehinderten
Kindern ist oft eine Betreuungsperson zugewiesen.
Drohende
LehrerInnen-Massenarbeitslosigkeit
Schon bei der
Beschlussfassung der Budgets für die Jahre 2005 und 2006 haben die Grünen
nachdrücklich vor einem weiteren massiven Rückgang bei den Pflichtschullehrerposten
gewarnt. Die Befürchtungen werden auch im Schuljahr 2005/2006 bestätigt.
Alleine in Niederösterreich werden heuer 126 PflichtschullehrerInnen weniger
beschäftigt werden als im letzten Schuljahr. In der Steiermark 184!
Österreichweit werden in diesem Schuljahr etwa 600 Dienstposten gekürzt.
Bildungsministerin Gehrer setzt ihren
Sparkurs unbeirrt fort. Anstatt die Jahre des Schülerrückgangs für eine
Qualitätsverbesserung im Schulsystem zu nutzen, werden fleißig
LehrerInnenposten abgebaut. Der große Knall wird aber erst in den nächsten
Jahren kommen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat der Landesschulrat für
Niederösterreich eine Prognose über die Schülerentwicklung in den nächsten Jahr
erstellt. Diese Prognose ist dramatisch:
Schuljahr |
SchulanfängerInnen |
Veränderung gegenüber dem Vorjahr |
Veränderung gegenüber 2005/2006 |
2005/2006 |
16310 |
|
|
2006/2007 |
15809 |
- 3,1 % |
- 3,1 % |
2007/2008 |
14071 |
- 11 % |
- 13,7 % |
2008/2009 |
13200 |
- 6,2 % |
- 19,1 % |
2009/2010 |
11700 |
- 11,4 % |
- 28,3 % |
2010/2011 |
10200 |
- 12,8 % |
- 37,5 % |
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 29 |
Die Prognose geht von 132.500 SchülerInnen
in den ersten 9 Schulstufen in Niederösterreich im Jahr 2010/2011 aus. Im
Schuljahr 2003/2004 waren es noch 164.500. Wenn diese Prognose eintrifft,
werden innerhalb von nur 7 Jahren durch die gültigen Finanzausgleichsregelungen
etwa 20 % der LehrerInnenposten für SchülerInnen der ersten 9 Schulstufen
gestrichen. Alleine in Niederösterreich würden dadurch bis 2010/2011 fast 3.000
Pflichtschullehrerdienstposten gestrichen. Abgesehen von Wien sind die Prognosen
in den Bundesländern ähnlich wie in Niederösterreich, zum Teil - wie etwa in
Kärnten - noch dramatischer. Wenn man von gleichbleibenden SchülerInnenzahlen
in Wien ausgeht und die niederösterreichische Prognose auf Österreich
hochrechnet, errechnet sich bis 2010/2011 ein Rückgang von 12.500
Pflichtschullehrerdienstposten. Das entspricht der derzeitigen
LehrerInnen-Zahl in den steirischen und burgenländischen Pflichtschulen
insgesamt.
Dies wäre ein
schwerer Rückschlag für die Schule, die Eltern und die Kinder, die anstatt
verstärkter individueller Förderung in der Schule noch mehr dazu gezwungen
würden, horrende Beträge in private Nachhilfe zu stecken. Der
LehrerInnen-Rückgang wäre aber nicht nur ein verheerendes Signal für die
Bildungspolitik - und damit auch den Wirtschaftsstandort Österreich. Er würde
auch die angespannte Situation am Arbeitsmarkt weiter verschärfen. Und das
insbesondere bei jüngeren Menschen, da von den Streichungen vor allem
JunglehrerInnen betroffen sein würden.
Ausgangsbasis
für die dramatische Entwicklung war der im Jahr 2000 von der Regierung
gemeinsam mit der SPÖ beschlossene Finanzausgleich.
SchülerInnen und Eltern haben ein Anrecht zu
erfahren, ob die Bildungsministerin ohne mit der Wimper zu zucken die drohende
LehrerInnen-Massenarbeitslosigkeit zur Kenntnis nehmen will. Die
Bildungsministerin ist eine umgehende Erklärung schuldig, ob, wann und mit
welchen Maßnahmen die Regierung gegen diese katastrophale Entwicklung vorgehen
wird.
Statt der
Kürzungen im Lehrerbereich sollte ein umfassendes Förderlehrersystem aufgebaut
werden. Die Zahl der PflichtschullehrerInnen darf trotz rückgehender SchülerInnenzahlen
nicht gekürzt werden, bis ein Kontingent von 10 % an FörderlehrerInnen
erreicht ist.
Bildungsbudget
Die öffentlichen Bildungsausgaben gemessen
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinken in Österreich weiter. Dies zeigt die am
13. September 2005 präsentierte neue Ausgabe der OECD-Studie "Education at
a Glance" (Bildung auf einen Blick). Wurden 1997 noch 6,0 Prozent des BIP
für Bildung ausgegeben, waren es 2002 (die Studie des Jahres 2005 erfasst die
Entwicklung nur bis zum Jahr 2002) nur mehr 5,4 Prozent. Der Durchschnittswert
betrug in den OECD-Staaten sowohl 1997 als auch 2002 5,1 Prozent des BIP. Damit
liegt Österreich, das über viele Jahre einen Spitzenplatz bei den
Bildungsausgaben innehatte, nur mehr knapp über dem OECD-Schnitt. Berücksichtigt
man, dass die massivsten Einsparungen erst nach dem Jahr 2002 stattgefunden
haben, ist davon auszugehen, dass Österreich im Jahr 2005 im OECD-Vergleich
bereits unterdurchschnittliche Bildungsausgaben aufweist.
In der aktuellen Studie wird die Entwicklung in den Jahren 1995 bis 2002 verglichen. Dabei weist Österreich nach Irland den größten Rückgang bei den Bildungsausgaben
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 30 |
aus. Die OECD stellt dazu fest: „Der
Anstieg der Ausgaben für Bildungseinrichtungen zwischen 1995 und 2002 blieb
tendenziell in ungefähr der Hälfte der 21 OECD-Länder mit verfügbaren Daten
hinter dem Wachstum des Volkseinkommens zurück. Die größten Unterschiede waren in
Irland, Österreich, der Slowakischen Republik, Spanien und der Tschechischen
Republik zu beobachten, wo der für Bildungsausgaben verwendete Anteil des BIP
zwischen 1995 und 2002 um mindestens 0,4 Prozentpunkte sank.“ („Bildung auf
einen Blick 2005“, Seite 196)
Im
Vergleich zu den Gesamtausgaben des Bundes haben sich die Bildungsausgaben von
2000 auf 2006 in wesentlich geringerem Ausmaß erhöht. Insgesamt stiegen die
Bildungsausgaben in diesem Zeitraum um 9 %. Das Gesamtbudget hingegen stieg um
14%.
Jahr |
Gesamtbudget des Bundes in Mio. Euro |
Bildungsbudget des Bundes in Mio. Euro |
2000 |
58,247 |
7,777 |
2006 |
66,161 |
9,093 |
Quelle: Budgetbericht 2006: Bericht der Bundesregierung
Die Ausgaben für das Gesamtbudget steigerten
sich um 5 % mehr als die für Bildung. In absoluten Zahlen beträgt diese
Differenz 350 Mio. Euro. Das macht die Prioritätensetzung der derzeitigen
Bundesregierung deutlich. Ein bildungspolitischer Schwerpunkt ist in den
Budgetzahlen jedenfalls weit und breit nicht zu finden.
Österreich
fehlen Studierende und AkademikerInnen
Die Einführung von Studiengebühren hat einen Rückgang der Studierendenzahlen um 20% auf 194.776 Studierende bewirkt. Auch wenn in der Zwischenzeit die Anzahl der StudienanfängerInnen wieder auf das Niveau vor der Einführung der Studiengebühren gestiegen ist, liegt die Gesamtzahl der Studierenden im Jahr 2005 mehr als 10 % unter dem Niveau von 1999. Zur Zeit sind 211.000 Studierende an österreichischen Unis inskribiert. Österreich ist neben Frankreich das einzige Land, in dem es in dem für die OECD-Studie relevanten Erhebungsjahr weniger Studierende gab als 1995. Österreich hatte mit 241.576 Studierenden im Wintersemester 2000/01 bereits vor Einführung der Studiengebühren deutlich weniger Studierende als die meisten EU- und
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 31 |
OECD-Staaten.
Faktum ist,
dass nicht nur die Anzahl an Studierenden in Österreich, sondern auch die
AkademikerInenquote weit unter dem OECD-Schnitt liegt. In keinem dieser
Bereiche hat sich Österreich innerhalb des für die OECD relevanten
Untersuchungszeitraumes steigern können. Das ist ein bildungspolitisches
Armutszeugnis. Die AkademikerInnenquote in Österreich ist mit 15 % im
internationalen Vergleich unterdurchschnittlich; der OECD-Durchschnitt beträgt
24 %. In den USA, in Japan, Finnland, Schweden und Australien liegt die
AkademikerInnenquote über 30 %, in Kanada sogar bei 44 %.
OECD-Staaten |
AkademikerInnenquote in Prozent |
Kanada |
44 |
USA |
38 |
Japan |
37 |
Finnland |
33 |
Schweden |
33 |
Dänemark |
32 |
Australien |
31 |
Neuseeland |
31 |
Norwegen |
31 |
Belgien |
29 |
Korea |
29 |
Großbritannien |
28 |
Schweiz |
27 |
Irland |
26 |
Island |
26 |
Spanien |
25 |
Niederlande |
24 |
Deutschland |
24 |
Frankreich |
23 |
OECD-Schnitt |
24 |
Griechenland |
18 |
Luxemburg |
15 |
Mexiko |
15 |
Österreich |
15 |
Quelle:
OECD-Kennzahlen 2004
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 32 |
Laut
Weltbank ist Österreich nach der Schweiz, Dänemark, Schweden, USA und
Deutschland das 7. reichste Land der Welt. Verglichen mit diesem Reichtum ist
die AkademikerInnenquote beschämend niedrig - als einziges der sieben reichsten
Länder der Welt liegt Österreichs AkademikerInnenquote unter dem OECD-Schnitt.
Für die zukünftigen Herausforderungen der Globalisierung – Stichwort:
Wissensgesellschaft – ist das eine denkbar schlechte Ausgangslage.
Nachdem sich
die Zahl der Studierenden in den letzten 40 Jahren vervierfachte, die Anzahl
der HochschullehrerInnen jedoch nur um den Faktor 1,9 stieg, hat sich das
Betreuungsverhältnis (Studierende/Lehrende) und damit wohl auch die Qualität
des Unterrichtes verschlechtert. Laut Statistischem Taschenbuch des
Wissenschaftsministeriums kommen in Österreich ca. 20 Studierende auf einen
Lehrenden. Damit liegt Österreich in negativem Sinne deutlich über dem
OECD-Ländermittel von 15 Studierenden pro Lehrkraft. Darunter liegen etwa
Schweden mit 9, Japan mit 11 sowie Finnland und Deutschland mit 12 Studierenden
pro Lehrer/in.
Überdurchschnittlich
an der Bildungspolitik der Regierung ist lediglich, dass es in Österreich (wie
sonst nur noch in Deutschland) eine OECD-weit einzigartige und überproportional
hohe soziale Selektion Studierender gibt: Der OECD-Bildungskoordinator Andreas
Schleicher kritisiert denn auch, dass die soziale Zugehörigkeit hierzulande
stärker über die Teilhabe an höherer Bildung entscheidet als die individuelle
Leistung. Die sogenannte „Kolland-Studie“ des Bildungsministeriums über
„Auswirkungen der Einführung von Studiengebühren auf die Studienbeteiligung und
das Studierverhalten“ belegt diesen Zusammenhang.
Österreich
braucht mehr und nicht weniger Studierende, um den Anschluss an die europäische
Spitze zu finden. Die Grünen treten daher für einen Ausbau der Studienplätze
von 200.000 auf 300.000 ein. Laut OECD betragen die Ausgaben pro Studierender
in Österreich durchschnittlich rund 7.000.- €. Daher würden die Kosten für die
mittelfristige Anhebung der Studienplätze um 100.000 etwa 700 Millionen - €
jährlich betragen.
Bereits im Juni 2001 hat Ministerin
Gehrer in Zusammenhang mit der Einführung eines neuen Dienstrechts an den
Universitäten die Besetzung von 500 „Vorziehprofessuren“ versprochen. Dieses
nach wie vor nicht eingelöste Versprechen harrt dringend einer Umsetzung.
Studienplätze für ÖsterreicherInnen in
Gefahr
Die Regierung
hat Zugangsbeschränkungen an den österreichischen Universitäten eingeführt.
Faktum ist, dass nicht nur die AkademikerInnenquote, sondern auch die Hochschulübertrittsquote,
also die Zahl der Übertritte von MaturantInnen an die Unis, in Österreich weit
unter dem europäischen Schnitt liegen. Dies mit Zugangsbeschränkungen zu
beantworten ist kontraproduktiv. Österreich braucht nicht weniger, sondern mehr
Studierende, um den Anschluss an die europäische Spitze zu finden. Dazu bedarf
es eines klaren politischen Bekenntnisses mit einem entsprechenden Universitäts-Budget.
Die
OECD-Kennzahlen belegen, dass die Hochschulzugangsquote, also die Übertrittsraten
von MaturantInnen in den tertiären Bildungssektor, in Österreich geringer sind
als in vergleichbaren Staaten. So hat Österreich ein Hochschulzugangsquote von
lediglich 35 %, während im OECD-Ländermittel 53 % eines Maturajahrganges an
einer Universität oder FH studieren. In Island, Neuseeland, Schweden, Finnland
und Polen sind es sogar über 70 %. Kurz: In der OECD studiert jeder zweite, in
Österreich nur jeder Dritte.
OECD-Staaten |
Zahl der Übertritte von MaturantInnen an
Universitäten in Prozent |
|||
Island |
83 |
|||
Neuseeland |
81 |
|||
Schweden |
80 |
|||
Finnland |
73 |
|||
Polen |
70 |
|||
Norwegen |
68 |
|||
Australien |
68 |
|||
USA |
63 |
|||
Italien |
54 |
|||
Dänemark |
53 |
|||
OECD-Schnitt |
53 |
|||
Niederlande |
52 |
|||
Korea |
50 |
|||
Großbritannien |
48 |
|||
Spanien |
46 |
|||
Japan |
42 |
|||
Irland |
41 |
|||
Slowakei |
40 |
|||
Frankreich |
39 |
|||
Schweiz |
38 |
|||
Deutschland |
36 |
|||
Österreich |
35 |
|||
Belgien |
34 |
Quelle:
OECD-Kennzahlen 2004
Im
OECD-Ländermittel absolvieren 66 % eines Jahrgangs im typischen Abschlussalter
die Matura (AHS + BHS). Der betreffende Wert liegt in Österreich lediglich bei
36,4 %. Niedrige MaturantInnenquoten und unterdurchschnittliche
Hochschulzugangsquoten verstärken Österreichs schlechte Bildungsposition und
legitimieren die Forderung nach höheren Studierendenzahlen.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 34 |
Maßnahmen zur
Erhöhung der AkademikerInnenquote
Das Prinzip
des offenen Hochschulzugangs darf nicht in Frage gestellt werden. Es müssen
dringend substantielle Gespräche auf europäischer Ebene geführt werden, um
langfristig eine gemeinsame Regelung zur Frage der grenzüberschreitenden Studierendenströme,
insbesondere ihrer Finanzierung zu erreichen. Die Regierung hat hier viel zu
spät und in kaum vorausschauender Form auf das seit langem erwartete und
vorhersehbare EUGH-Urteil reagiert. Die nun von Wissenschaftsministerin Gehrer
geführten Gespräche haben bislang zu keinen nennenswerten Ergebnissen geführt.
Es gibt keine
offiziellen und begründeten Zahlen, wie viel Studierende in einzelnen
Studienrichtungen kapazitätsmäßig bewältigt werden können. Eine genaue Prüfung
und Bedarfserhebung für die einzelnen Studienrichtungen ist daher dringend
erforderlich. Die Forderung nach einer Studienplatzbewirtschaftung, um gewisse
Ausbildungsqualitäten zu garantieren, muss diese Verbesserungen sichtbar
machen. Erst die Offenlegung aller Studienplatzkapazitäten ermöglicht eine
sachgerechte Diskussion. Mobilitätsfördernde Maßnahmen könnten einen
innerösterreichischen Ausgleich zwischen Überbelegung und freien
Studienplätzen schaffen.
Durch
Studieneingangsphasen sollte den Studierenden eine Orientierungshilfe über die
Universität im allgemeinen und ein breiter Überblick über die Studienrichtungen
eines Fachbereichs gegeben werden. Nach dieser Eingangsphase soll die Wahl
jedes beliebigen Studiums möglich sein und nicht als Studienwechsel zählen.
Anrechnungen besuchter Lehrveranstaltungen jeder Richtung sollen in dieser
Phase im Sinne der Interdisziplinarität und Orientierung leicht möglich sein.
Die
Schnittstelle Schule – Universität soll zu einer Nahtstelle werden: Zur
Erleichterung des Übergangs von der Schule zur Universität sollten ab der 7.
Klasse verstärkt Informationstage mit Berufs- und Studienberatung sowie
„Schnupperwochen“ an tertiären Bildungseinrichtungen angeboten werden.
Die unterfertigten
Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1. Die
Bildungsausgaben sind in Österreich in den letzten Jahren im Verhältnis zu den
Gesamtausgaben des Staates gesunken. Wie lange werden Schulen und Universitäten
noch kaputt gespart?
2. In den
nächsten Jahren droht eine LehrerInnen-Massenarbeitslosigkeit im Ausmaß von bis
zu 12.500 Stellen. Wie viele arbeitslose LehrerInnen nehmen Sie in Kauf?
3. Im
PISA-Siegerland Finnland gelten nur 6 Prozent der 15-jährigen als „RisikoschülerInnen“
im Sprachbereich, während es in Österreich 20 Prozent sind. Was werden Sie
unternehmen, um diese Differenz von 14 Prozent auszugleichen?
4. Österreich hat eine AkademikerInnenquote,
die weit unter dem Durchschnitt der OECD-Länder liegt. Wann werden Sie die Zahl
der Studienplätze von 200.000 auf 300.000 anheben, um im internationalen
Vergleich aufzuholen?
5. Während in
Österreich nur 35 Prozent der SchülerInnen nach der Matura zu studieren
beginnen, sind es in Finnland und Schweden über 70 Prozent. Wie soll die niedrige
Anzahl von StudienanfängerInnen erhöht werden, wenn Sie gleichzeitig
Uni-Zugangsbeschränkungen einführen?
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 35 |
In formeller Hinsicht wird die
dringliche Behandlung dieser Anfrage unter Verweis auf § 93 Abs.2 GOG verlangt.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Antragsteller das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass von der Präsidialkonferenz für die Zeit von jetzt bis 17 Uhr, die vom ORF übertragen wird, folgende Redeordnung festgelegt wurde:
Anfragesteller für die Begründung der Dringlichen Anfrage: 20 Minuten, das befragte Regierungsmitglied ebenfalls 20 Minuten, anschließend je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 10 Minuten, sodann eine Wortmeldung eines weiteren Regierungsmitgliedes mit 8 Minuten, ferner je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 5 Minuten, dann eine Wortmeldung eines Regierungsmitgliedes mit 8 Minuten, nun je eine Wortmeldung pro Fraktion mit 5 Minuten und schließlich wieder eine Wortmeldung pro Fraktion mit 5 Minuten.
Vor Beginn der letzten Runde wird die allenfalls verbleibende Redezeit von der Vorsitz führenden Präsidentin auf die Fraktionen in der Weise verteilt, dass noch alle Fraktionen gleichmäßig zu Wort kommen.
Tatsächliche Berichtigungen werden nach 17 Uhr aufgerufen. Auf Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung wird verzichtet.
Ich erteile Herrn Abgeordnetem Dr. Van der Bellen als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage das Wort. – Bitte.
14.23
Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Herr Präsident! Es ist nicht ganz einfach, jetzt in die Mühen des Alltags, die vergleichsweise trivial erscheinen, aber doch wichtig genug sind, zurückzukehren.
Meine Damen und Herren! Ich möchte mit folgender Beobachtung beginnen: In den vergangenen fünf Jahren haben rund 75 000 junge Menschen die österreichischen Pflichtschulen verlassen, und diese 75 000 werden aller Wahrscheinlichkeit nach die größten Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben. Wenn sich in der Bildungs- und Schulpolitik nicht sehr rasch etwas ändert, dann werden wir in den nächsten fünf Jahren weitere rund 75 000 Menschen aus den Pflichtschulen in die Arbeitswelt entlassen, die dieselben höchsten Risiken tragen, nämlich die Risiken, arbeitslos zu werden und im schlimmsten Fall arbeitslos zu bleiben.
Ich hoffe, Sie wissen, dass ich im Allgemeinen eher zu Understatement neige und nicht zu überflüssigen Dramatisierungen, diese Zahlen bedürfen aber keiner besonderen Phantasie; ich berufe mich zum x-ten Mal – ich werde es auch in den kommenden Jahren immer wieder tun – auf die letzte so genannte PISA-Studie, die international vergleichende Studie über Schülerleistungen in Europa und der OECD insgesamt.
Diese PISA-Studie betreffend das Abschneiden der 15- bis 16-Jährigen in Österreich im Jahr 2003 hat gezeigt, dass rund 18 000 Pflichtschüler das Schulwesen verlassen, ohne ausreichende Lesekenntnisse zu haben. Ausreichend heißt, dass diese jungen Menschen rasch, fließend und vor allem sinnverstehend, sinnentnehmend lesen können. Keine ausreichenden Kenntnisse hat also rund ein Fünftel der 15- bis 16-Jährigen jedes Jahres; im Jahr 2003 waren es, wie gesagt, 18 000 Personen.
Ich war, wie Sie sehen, ohnehin etwas großzügig und habe 5 mal 15 000 gerechnet, bin also auf 75 000 gekommen. Wir wissen, dass die Schülerzahlen in nächster Zeit zurückgehen, also habe ich im Schnitt 15 000 Schüler für diese zehnjährige Periode
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 36 |
angenommen, das ergibt in Summe 150 000 Personen, von denen niemand hier im Saal, so behaupte ich, weiß, wie sie den Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes entsprechen sollen, wenn sie nicht imstande sind, sinnverstehend zu lesen. Wie soll so jemand eine Betriebsanleitung, eine Anleitung des Vorarbeiters oder des Meisters und so weiter in einer angemessenen Zeit verstehen?
Der Vorteil dieser internationalen Studien ist, dass sie international vergleichen, sonst wüssten wir jetzt nicht, ob dieses Fünftel aller 15- bis 16-Jährigen viel oder wenig ist, ob das normal ist, et cetera. Und es ist, wie sich zeigt, absolut nicht normal. Ich weigere mich und werde mich auch in Hinkunft weigern, zu glauben, dass beispielsweise die finnischen Schülerinnen und Schüler um ein Vielfaches begabter sind als die österreichischen. Warum sollte das der Fall sein?
Wenn man sich aber diese wirklich lesenswerte – vorausgesetzt, dass man das kann – PISA-Kurzfassung, die dankenswerterweise vom Bildungsministerium über PISA 2003 herausgegeben wurde, anschaut, dann erkennt man, dass in Österreich 20 Prozent in diese Risikogruppe fallen – die OECD selbst bezeichnet das mit Recht als Risikogruppe –, während es in Finnland sage und schreibe nur 6 Prozent sind. Die Differenz von 14 Prozentpunkten, das sind drei Viertel der Betroffenen, muss wohl durch bildungspolitische Maßnahmen abbaubar sein, aber das geht nicht von allein, das geht nicht von selbst, und es geht auch sicher nicht von heute auf morgen. (Beifall bei den Grünen.)
Herr Amon! Was aber anscheinend fast von
heute auf morgen gegangen ist, das ist die Entwicklung in den Jahren 2000 bis
2003. Und das ist besonders bedrückend, denn von 2000 bis 2003 hat sich in
Österreich der Anteil dieser Risikogruppe, die wir nur mit den größten Bedenken
auf den Arbeitsmarkt schicken können, von 14 Prozent auf 20 Prozent
vergrößert. (Zwischenruf des Abg. Amon.) – Entschuldigung,
das ist die bequemste Art, sich aus Problemen zu schwindeln: Man bezweifelt
einfach das Problem. Man fragt: Wo ist das Problem? Die Zahlen werden eben
falsch sein, das wird nicht stimmen. Geh bitte! (Beifall bei den Grünen.)
Ich hoffe, dass das Ergebnis der heutigen Sondersitzung nicht ist, dass die ÖVP sagt, PISA, diese international vergleichende Studie geht uns nichts an, weil die Zahlen von der OECD in Paris mit Sicherheit frei erfunden sind! – Das trauen Sie sich der Öffentlichkeit weiszumachen? Auch Ihnen, Herr Amon, traue ich das ganz ehrlich nicht zu. Da müssen Sie sich schon etwas anderes einfallen lassen.
In diesen Jahren ist offenbar nichts geschehen. Was wird in den nächsten Jahren mit diesem Fünftel geschehen? – Ich habe manchmal den Eindruck, dass manche Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, aber auch manche Personen hier in diesem Raum glauben, das sei irgendwie naturwüchsig, ein Fünftel gehe immer irgendwie verloren, schwierige Verhältnisse und so weiter seien dafür verantwortlich – die eigenen Kinder sind ohnehin nicht betroffen, die fallen mit Sicherheit nicht in diese Risikogruppe.
Für den Fall, dass das jemand von Ihnen glaubt, möchte ich das andere Ende der Skala heranziehen, nämlich die Spitzengruppe der Schüler und Schülerinnen, die anscheinend – jedenfalls zu diesem Zeitpunkt – besonders begabt sind, die Spitzenkompetenz zum Beispiel in Lesekenntnissen aufweisen. In der Mathematik spiegelt sich das Bild fast genau gleich wider. Spitzenkenntnisse im Lesen haben 8 Prozent des Jahrgangs der 15- bis 16-Jährigen in Österreich.
Zunächst habe ich mir gedacht: 8 Prozent Halbgenies, das ist gar nicht so wenig!, bis ich die international vergleichenden Werte gesehen habe. In Finnland sind nicht 8 Prozent, sondern 15 Prozent in der Spitzengruppe. Wieso gibt es in Finnland doppelt so viele Halbgenies wie in Österreich? – Das gibt es doch nicht! Das muss doch auch
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 37 |
am System liegen. Das muss daran liegen, wie es in den Schulen bis zum Alter von 15 oder 16 Jahren zugeht.
Damit möchte ich in keiner Weise – das möchte ich ausdrücklich betonen – die Lehrerinnen und Lehrer angreifen. Ganz im Gegenteil, die sind die Ersten, die das Problem spüren, die sind die Ersten, die überfordert sind von der Situation in den Klassen, die überbelegt sind. Die Schülerzahlen in den Klassen – ich komme auch noch darauf zurück – gehen hinauf statt hinunter. Die Verhaltensauffälligkeiten in der Schule nehmen nicht zuletzt auch auf Grund dieses Umstandes zu. Überall wird gekürzt, bei den Förderstunden, den Legastheniestunden und den Integrationsstunden. Überall wird von dieser Bundesregierung gekürzt.
Meine Damen und Herren! So werden wir eine umfassende, eine stringente, eine nachvollziehbare Wachstumsstrategie, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, für das Land Österreich nicht erreichen. (Beifall bei den Grünen.)
Bildungspolitik ist inzwischen mit der Wirtschafts- und der Wachstumspolitik untrennbar verknüpft. Und abgesehen von der sozialen Frage, was wir mit diesem Fünftel von Schülerinnen und Schülern in diesem Problemkreis machen – das ist eine wichtige soziale Frage, wenn nicht überhaupt eine der wichtigsten, denn diese dürfen nicht fallen gelassen werden –, kann es sich Österreich auf die Dauer auch wirtschaftlich nicht leisten, auf dieses Fünftel von hoffnungsvollen jungen Leuten zu verzichten. Es ist also nicht nur im Interesse der Kinder und auch nicht nur im Interesse der Eltern, dass wir uns um diese Frage kümmern, denn das ist einfach wichtig.
Die gegenwärtige Politik der Bundesregierung scheint darauf hinauszulaufen, das Problem auf die Eltern, auf die Privatebene der Eltern zu verlagern. Anders ist es ja nicht zu erklären, dass die private Nachhilfe für Schüler in den verschiedensten Schulstufen zunimmt und sich mittlerweile – nach groben Schätzungen; klarerweise ist das von der Statistik nirgends erfasst – in einer Größenordnung von 150 Millionen € pro Jahr bewegt. Das ist ja nicht nichts. Das ist eine Privatisierung des Schulrisikos auf Kosten der Eltern. Das wird es wohl auf die Dauer nicht sein können. (Beifall bei den Grünen.)
Meine Damen und Herren! Ich weiß, worauf Frau Ministerin Gehrer hinweisen wird: Sie wird das Gleiche tun wie Herr Finanzminister Grasser im Laufe des vergangenen Jahres, nämlich auf die sinkenden Zahlen der Schülerinnen und Schüler in Österreich verweisen. Das stimmt, und ich werde auf die Konsequenzen gleich zurückkommen. Die Bundesregierung geht folgendermaßen vor – und das betrifft ÖVP, BZÖ und Freiheitliche gleich –: hier Rückgang der Schülerzahlen – da Kürzung des Budgets, Kürzung der Dienstposten für Lehrer und Lehrerinnen, also eine passive Anpassung an diese Entwicklung.
Wenn Österreich Finnland wäre, wenn wir der Klassensieger wären bei diesen Tests, dann würde ich sagen: Das ist ungefähr vertretbar. (Abg. Scheibner: Das würden Sie sicher nicht sagen!) Aber wir befinden uns im unteren Drittel und sagen: Es ist eh alles in Ordnung! – Die Realität sieht anders aus, wie auch alle Insider wissen – reden Sie einmal mit den Lehrerinnen und Lehrern, Herr Kollege Scheibner –, und angesichts dieser Tatsache wird angepasst!
Wissen Sie, was ich entdeckt habe? – Es gibt die Zeitschrift „APS“, herausgegeben von der Bundessektion der Pflichtschullehrer in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst. Ich habe hier die Ausgabe September 2005. – Herr Kollege Neugebauer ist hier. Sie ist von einem Ihrer Parteifreunde, so nehme ich an, ich weiß es nicht, von Herrn Helmut Ertl, Vorsitzender-Stellvertreter, Gewerkschafter. Sie, Herr Neugebauer, werden ausdrücklich in einem Artikel zitiert. Dieser Artikel nimmt – sehr lobenswert –auf die Notwendigkeit der Senkung der Zahl der Schülerinnen und Schüler pro Klasse Bezug, weil
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anders die von uns und auch, so nehme ich an, von der SPÖ angestrebte individuelle Förderung der Kinder in der Schule, in der Klasse gar nicht möglich ist. Das ist sehr lobenswert von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst. Ich könnte praktisch jeden Absatz, der da steht, unterschreiben. (Abg. Scheibner: Da schau her!) „Da schau her!“, sagt Herr Scheibner.
Es wird hier aus einer Rede des Herrn Neugebauer, gehalten im Nationalrat, zitiert – mir ist das, fürchte ich, entgangen, aber es wird schon so sein. Herr Neugebauer hat noch im Juli gesagt: Wir sollten den Rückgang der Schülerzahlen nutzen, den Wünschen der Schulen zu entsprechen. Dieses wichtige Anliegen soll umgesetzt werden, nämlich die Senkung der Zahl der Schüler pro Klasse. Wunderbar! Neugebauer setzt noch fort: Seine Partei, so behauptet er, sei absolut dagegen, bei sinkender Schülerzahl gleichzeitig Einsparungen im Bildungsbudget vorzunehmen. – Herr Neugebauer! Sind Sie nicht in der falschen Partei? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Ich schätze Ihr Engagement sehr, aber ich kann das in dieser Form nicht so stehen lassen. Sie sitzen im ÖVP-Klub! In der Gewerkschaft sagen Sie: Die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl ist ein Gebot der Stunde, ist unbedingt notwendig! Im ÖVP-Klub tragen Sie die Politik der ÖVP mit! Lesen Sie die Prognose ... (Abg. Dr. Fekter: Haben Sie noch nie etwas von der Sozialpartnerschaft gehört? Herr Professor, Kollege Neugebauer ist Sozialpartner!) – Frau Kollegin, ich verlange von Ihnen nicht, dass Sie all das selbst lesen, aber hören Sie mir die paar Minuten, die ich noch habe, zu. Das ist doch nicht zu viel verlangt!
Der Landesschulrat von Niederösterreich – das ist bekanntlich ein Gremium, das nicht von Grünen dominiert wird – hat hochgerechnet, wie die Dienstpostenzahl für Lehrerinnen – im Wesentlichen sind es Frauen – und Lehrer in Niederösterreich zurückgehen wird angesichts der Entwicklung der Schülerzahlen und – das ist wichtig – angesichts der Vereinbarungen beim Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern. Es gibt eine passive Anpassung der Lehrerzahl – Lehrerinnenzahl sollte man sagen – an die SchülerInnenzahl.
Allein in Niederösterreich wird binnen fünf Jahren die Zahl der Pflichtschullehrerdienstposten, Herr Kollege Neubauer, um 3 000 sinken. Wenn man das nur über den Daumen auf Österreich hochrechnet und Wien nicht berücksichtigt, weil in Wien die demographische Situation bei den Kindern anders ist, dann kommt man darauf, dass binnen fünf Jahren in Österreich auf Grund der Politik von ÖVP und FPÖ oder BZÖ, was auch immer, nehmen wir jetzt nur einmal die ÖVP, 12 000, 12 500, 13 000 – in dieser Größenordnung wird es sich abspielen – Dienstposten für Lehrerinnen und Lehrer im Pflichtschulbereich gestrichen werden. – 12 000 Personen! Wissen Sie, wie viel das ist? – Das ist die Gesamtzahl der Lehrer und Lehrerinnen im Pflichtschulbereich, die es derzeit in der Steiermark und im Burgenland gibt.
Das ist Ihre Bildungspolitik? Das ist Ihre Wachstumspolitik? Das ist Ihre Vorsorge für die Zukunft? – Bündnis Zukunft Österreich – gute Nacht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Es betrifft in erster Linie Frauen – Lehrerinnen –, und es betrifft selbstverständlich in erster Linie Junglehrerinnen. Da tut sich ein weiteres Loch auf dem Arbeitsmarkt auf, nicht naturwüchsig, sondern auf Grund Ihrer Politik.
Wir sagen: Da gibt es ein historisches Fenster, nutzen wir es! Wir haben erstens Riesenprobleme im Schulsystem. Wir haben zweitens einen Rückgang der Zahl der Schülerinnen und Schüler. Nutzen wir das! Machen wir bei gleich bleibendem Budget mehr aus dieser Situation! Das ist der Riesenvorteil in den Pflichtschulen im Gegensatz zu den Universitäten.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 39 |
Für die Universitäten brauchen wir tatsächlich mehr Geld, und zwar in den kommenden Jahren eine ganze Menge mehr Geld. Aber Schulen einfach kaputtzusparen, weil dem Finanzminister das so in den Kram passt, das soll Vorsorge für die Zukunft sein? (Abg. Großruck: Unseriös ist das, Herr Professor!) Gehen Sie einmal hinaus, Herr Kollege von der ÖVP, und machen Sie das den Junglehrerinnen und Junglehrern, die seit Jahren auf einen Job warten, klar. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Gehen Sie in eine Volksschule in Wien, von denen es nicht wenige gibt, mit 50, 80, 90 Prozent fremdsprachigen Kindern, ungeachtet der Staatsbürgerschaft (Abg. Scheibner: Warum ist das so?), und machen Sie in denen klar, wie man mit weniger Lehrerposten, rückläufigen Förderstunden, rückläufigem muttersprachlichen Zusatzunterricht und so weiter über die Runden kommen soll. Das ist Ihre „seriöse“ Bildungspolitik, bei der man im Grunde genommen nur nach Luft schnappen kann. (Abg. Großruck: Mehr Seriosität, Herr Professor! – Abg. Neudeck: Das ist besser als reden!)
Und wenn wir schon bei den Universitäten sind: Die Politik dieser Bundesregierung läuft darauf hinaus, über verschiedenartige Zugangsbeschränkungen, die zu erfinden großzügigerweise den Universitäten überlassen worden ist, die Zahl der Studierenden irgendwie im Griff zu behalten, das heißt, konstant zu halten oder zu reduzieren, zumindest in bestimmten Fächern.
Tatsache ist aber, dass in Österreich die
Zahl der Menschen mit akademischem Abschluss, die so genannte
Akademikerquote – scheußliches Wort, aber das ist eben der
Fachausdruck –, extrem niedrig ist. Ich war selbst überrascht darüber.
Österreich ist Schlusslicht in der EU und in der OECD mit 15 Prozent. Im
Schnitt der OECD sind es 24, in Finnland, Schweden und Dänemark 32, 33 Prozent.
Das ist das Doppelte! (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)
Ich weiß, es gibt hier statistische
Unschärfen; das stimmt schon. Bestimmte akademische Berufe gibt es in
Österreich in dieser Form nicht, deswegen auch den entsprechenden Abschluss
nicht. Aber versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, dass Österreich in dieser
Statistik deswegen so schlecht abschneidet, weil für den Beruf der
Kindergärtnerin oder des Volksschullehrers ein so genannter akademischer
Abschluss bisher nicht notwendig war! Diesen Unterschied zwischen 15 und
33 Prozent erklären Sie mir auf diese Weise nicht. (Abg. Dr. Brinek:
Ist aber eine schöne Zahl! Das sind 100 000 Stellen!) Das ist
Ihre Vorsorge für die Zukunft? Das ist Wachstumspolitik? Das ist ein
Ernstnehmen der Lissabon-Ziele der EU, der Bologna-Ziele und wie sie alle
heißen? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Sie sorgen dafür, dass das Dach in der österreichischen Wirtschaft nicht nur leckt, sondern tatsächlich bald einmal reißt. Man muss investieren für die Neugestaltung dieses Daches! Und das betrifft keineswegs nur die AkademikerInnenquote. Um diese Zahl zu erhöhen, müssen wir die Zahl der Studierenden erhöhen, und um die Zahl der Studierenden zu erhöhen – nicht zu reduzieren, wie es die Bundesregierung will, sondern zu erhöhen –, muss natürlich auch die Zahl der Schüler und Schülerinnen in den AHS, in den höheren Schulen und vor allem die Zahl der Übertritte von SchülerInnen mit Matura auf die Universität erhöht werden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Die österreichischen Werte in diesem Bereich sind wirklich beklagenswert. 35 Prozent aller Maturanten wechseln früher oder später an die Universität. Das ist eben der Vorteil einer solch international vergleichenden Studie, dass man sieht, wie es in anderen Ländern ausschaut. In Schweden etwa sind es 80 Prozent! Die Schweden tun etwas für die wirtschaftspolitische Zukunft, was natürlich dann auch Folgen für den
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 40 |
sozialpolitischen Sektor hat. Wir in Österreich drohen diese Entwicklung zur Wissensgesellschaft echt zu verschlafen. (Unruhe in den Reihen der ÖVP-Abgeordneten.) – Die ÖVP hört auch heute nicht zu, aber irgendwann einmal wird auch Ihnen die Rechnung dafür präsentiert werden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Wir brauchen auch an den Universitäten mehr Geld. Es ist so! Wir brauchen einen Investitionsschub, um veraltete Anlagen zu ersetzen. Wir müssen die Klagen der Rektoren endlich ernst nehmen! Als Notprogramm für jetzt rechnen wir mit 170 Millionen € Mehrbedarf. Wie soll denn das weitergehen, wenn Sie in Ihrer Politik nicht endlich einen Wechsel vornehmen, innehalten, überlegen, erkennen, dass das Bisherige falsch war, bereit sind, zu sagen: Wir ändern den Kurs!? Wenn nicht jetzt, wann denn dann?
Es geht um eine Änderung der budgetären Prioritäten, nicht um eine „Plakat“-Wende wie jetzt, wo die „Neue Schule“, die nicht existiert, plakatiert wird, und das um 800 000 €! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Um 800 000 € etwas zu bewerben, das es in der Realität gar nicht gibt. Dafür haben Sie 800 000 €, meine Damen und Herren von der ÖVP, aber für die Schulen, für die Universitäten haben Sie kein Geld. Das ist wirklich traurig! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Scheibner: Wie der Anschober in Oberösterreich!)
Frau Bundesministerin Gehrer! Wir haben
uns bewusst kurz gefasst, und ich hoffe (Präsident Dr. Khol gibt
das Glockenzeichen) – danke, Herr Präsident! –, dass Sie
wenigstens unsere fünf Fragen – sage und schreibe 5, nicht 50! –
heute beantworten werden. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der
SPÖ.)
14.43
Präsident Dr. Andreas Khol: Zur Beantwortung der Anfrage hat sich die Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur gemeldet. Ihre Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Sie sind am Wort.
14.44
Bundesministerin
für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr
Präsident! Hohes Haus! Bildung, Wissenschaft, Forschung sind die wichtigsten
Grundlagen für die Entwicklung einer Gesellschaft. Deswegen legt die
österreichische Bundesregierung ein Hauptaugenmerk auf diese Bereiche. (Abg.
Öllinger: Ja, ja!)
Meine Damen und Herren! Man muss direkt dankbar dafür sein, dass diese Sitzung einberufen worden ist, denn so können wir endlich unsere kontinuierliche Bildungsarbeit, das Wachsen der Budgets und die guten Verhältnisse, die es im Schüler-Lehrer-Bereich und auf den Universitäten gibt, darstellen.
Allerdings – und das sage ich auch gleich zu Beginn – gibt es noch viel zu tun. Es gibt noch viele Herausforderungen, und das ist gut so, denn die österreichische Bundesregierung stellt sich diesen Herausforderungen und wird Bildung, Wissenschaft und Forschung weiterhin als ihren Schwerpunkt betrachten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich habe mir natürlich die Wortmeldungen und die Presseartikel der letzten Tage sehr genau angeschaut. Sehr geehrte Damen und Herren, ich sage Ihnen Folgendes: Die Schulwelt, die Universitätswelt schaut anders aus, als es uns die grün-rote Jammergemeinschaft dauernd weismachen möchte! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Deswegen möchte ich zuerst einen kurzen Einblick in den Schulbereich, in den Universitätsbereich geben und auch zu einigen Bemerkungen des Herrn Klubobmanns Dr. Van der Bellen gleich zu Anfang etwas klarstellen.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 41 |
Er hat beklagt, dass zu wenige in weiterführende Schulen gehen. – Meine Damen und Herren! Wir haben in den letzten zehn Jahren über 30 000 Schüler und Schülerinnen mehr in den weiterführenden Schulen, in den Oberstufen der Gymnasien, in den HTLs. Wir haben dafür Tausende von Lehrern und Lehrerinnen in den Bundesschulbereichen angestellt. Das ist gelebte Bildungspolitik, und das ist Bildungspolitik, die den jungen Menschen etwas bringt! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ihre Berechnung – darauf werde ich bei
Ihrer Frage noch zurückkommen – betreffend zukünftige arbeitslose Lehrer
und Lehrerinnen ist eine Milchmädchenrechnung. Die Zahlen von Niederösterreich
zu nehmen, die allein auf die Geburtenzahlen projiziert sind, und das für
Österreich hochzurechnen (Zwischenrufe bei den Grünen), ist eine sehr
eigenartige Rechnung, meine Damen und Herren. Wir haben dieses Jahr einen
Geburtenjahrgang von etwa 79 000. Wir haben 84 000 Kinder als
Schulanfänger und Schulanfängerinnen in unseren Schulen. Es sind
Zuwandererkinder, Kinder von Menschen, die bei uns arbeiten, die mit ihren
Familien gekommen sind. – Ihre Aussagen machen Angst und sind für die
Lehrer zutiefst verunsichernd! Das, meine ich, sollten wir nicht tun. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Ein kurzer Überblick macht deutlich, dass das Budget für die Schulen innerhalb von zehn Jahren um 24 Prozent gestiegen ist. (Abg. Öllinger: Ja was ist denn das innerhalb von zehn Jahren?!) Das Budget für die Universitäten ist innerhalb von fünf Jahren um 16 Prozent gestiegen. Das Budget für die Forschung ist um 53 Prozent gestiegen. – Meine Damen und Herren! Das sind Leistungen, die man innerhalb eines geordneten Budgets erst einmal nachmachen muss. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Das frisst ja die Inflation schon auf! – Abg. Neudeck: 53 Prozent!)
Und wenn Sie sich die neue OECD-Studie anschauen – „Education at a Glance“ –, dann sehen Sie, dass wir beim Lehrer-Schüler-Verhältnis unter 30 Industriestaaten ganz ausgezeichnet liegen. Im Volksschulbereich kommen auf einen Lehrer 14,5 Schüler (Abg. Öllinger: Aber hören Sie doch auf!), im OECD-Schnitt sind es 16,5. (Abg. Öllinger: Schauen Sie in die Klassen hinein – und nicht auf Ihren Zettel!) Im Bereich der Hauptschule, der Gymnasium-Unterstufe kommen wir in Österreich auf 10 Schüler pro Lehrer, im OECD-Schnitt sind es 14,3. Wir liegen also überall ausgezeichnet. Und die Klassenschülerdurchschnittszahl im Pflichtschulbereich beträgt 20,4.
Durch die
zusätzlichen Dienstposten – die Länder erhalten
1 700 zusätzliche Dienstposten zu den im Finanzausgleich von den
Landeshauptleuten mit dem Herrn Finanzminister ausverhandelten
Dienstposten – ist es möglich, in viele Klassen gerade in Wien zwei Lehrer
und Lehrerinnen zu stellen. In Wien sind durchschnittlich pro Klasse über zwei
Lehrerdienstposten zugeteilt. (Abg. Öllinger: Ach so? – Abg. Brosz:
Und einer davon versteckt sich immer, oder wie?)
Das heißt, es wird mit den Dienstposten das Auslangen gefunden, aber wir wissen auch, dass wir zusätzlich für die schwachen Schüler und Schülerinnen Unterstützungen geben müssen, für die Förderstunden, für die Tagesbetreuung. Und ich habe mit dem Herrn Finanzminister vereinbart: Jeder Cent und jeder Euro, den wir in der Bürokratie weniger brauchen, kommt den Schülern und Schülerinnen zugute! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
So haben wir in den letzten Jahren im Ministerium über 150 Dienstposten nicht nachbesetzt, haben dafür aber 170 Dienstposten für die Tagesbetreuung zur Verfügung gestellt. Ich freue mich, wenn viele die Tagesbetreuung in Anspruch nehmen. Damit werden wir der modernen Arbeitswelt und den Bedürfnissen der Eltern entsprechen.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 42 |
(Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. –
Abg. Öllinger: 170? 2 150 in der Tagesbetreuung!)
Meine Damen und Herren! Heute wurde das zweite Schulpaket vorgestellt. Wir haben sofort nach der Aufhebung der Zweidrittelmehrheit ein erstes großes Schulpaket geschnürt. Wir haben heute ein zweites Schulpaket geschnürt. Und wenn Sie es sich anschauen, dann werden Sie sehen, dass ganz wesentliche Fortschritte darin enthalten sind – ich freue mich, wenn unsere engagierten Lehrer und Lehrerinnen diese Schulpakete umsetzen –: angefangen von der Tagesbetreuung über verpflichtende Lehrerfortbildung, Profilbildung an Schulen bis zur Umwandlung der pädagogischen Akademien in pädagogische Hochschulen. (Abg. Öllinger: Ein neuer Name!) Ein Riesenschritt, meine Damen und Herren, ein Upgrading für unsere gute Pflichtschullehrerausbildung, eine Akademisierung der Pflichtschullehrerausbildung, eine Hinführung zum Bologna-Bereich, eine Hinführung in den tertiären Bereich.
Wir haben mit der Unterrichtsgarantie die verlässliche Schule festgehalten. Wir sagen, die Schule fängt am ersten Montag im Schuljahr an, sie endet am letzten Schultag. Wir verlagern die ganze Planung viel weiter nach vorne. Die Eltern können sich darauf verlassen, dass die Kinder den notwendigen Unterricht erhalten.
Meine Damen und
Herren! Seien wir doch einmal ein kleines bisschen stolz auf die Leistungen,
die in unserem Bildungsbereich erbracht werden! Sagen wir doch einmal, welch
spezielle Leistungen von den Lehrern und Lehrerinnen und von den Schülern und
Schülerinnen erbracht werden! Wir haben bei der Mathematik-Olympiade zwei
Bronzemedaillen gewonnen, bei der Chemie-Olympiade eine Gold-, zwei Silber-,
eine Bronzemedaille. Das kommt nicht von ungefähr! Das kommt von der
engagierten Arbeit unserer Lehrer und Lehrerinnen, wofür ich diesen danke. (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Cap: Ein Happy Day!)
Ich könnte noch weiter aufzählen und auf die Physik-Olympiade hinweisen. Wir haben im EU-Contest Young Scientist Award, einem Forschungswettbewerb auf europäischer Ebene, einen ersten Platz belegt. Wir haben super Schüler und Schülerinnen, die von den Lehrern und Lehrerinnen bestens betreut werden. (Abg. Öllinger: ... den Song Contest auch noch!)
Wussten Sie, dass
wir einer der Ersten waren, die in der ersten Klasse Volksschule mit einer
Fremdsprache anfingen? Wussten Sie, dass wir rund 450 Schulen haben, in
denen es bilingualen Unterricht gibt, in denen unsere guten Lehrer in einer
Fremdsprache unterrichten? Wussten Sie, dass wir in der Erwachsenenbildung
europaweit ganz vorne liegen? Das sind Leistungen, auf die wir stolz sein
dürfen! (Abg. Dr. Cap: Ist das Ihr Text?)
Aber – und ich sage es ganz klar – es gibt noch viel zu tun. Deshalb haben wir auch sofort nach der PISA-Studie „Lesefit“ eingeführt und haben die Leseförderung in den Schulen ganz besonders unterstützt, mit finanziellen Mitteln, mit Ausbildungsmitteln und auch durch geschulte Lehrer und Lehrerinnen.
Genauso ist es an den Universitäten. Wir haben ein neues Universitätsgesetz geschaffen – das Ihnen nicht gefällt, ich weiß es. Denn diejenigen, welche wirklich strukturkonservativ sind, sind ja Sie. Wir sind fortschrittlich. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wir haben den Universitäten einiges zugemutet, und ich danke allen, die mit Mut und Engagement diese Herausforderungen angenommen haben. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen.
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Ich möchte nun zur Beantwortung Ihrer Fragen kommen.
Frage 1:
Die Bildungsausgaben in Österreich habe ich schon erwähnt: plus 24 Prozent im Schulbereich, plus 16 Prozent im Universitätsbereich, plus 53 Prozent im Forschungsbereich. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Die Inflationsrate bitte noch dazu, dann kommt ein Minus heraus!) Schulen und Universitäten werden nicht kaputtgespart, Schulen und Universitäten stehen im Mittelpunkt der Arbeit der österreichischen Bundesregierung.
Schauen Sie sich das doch einmal in der OECD-Studie, die Sie alle haben, an! Volksschulbereich: Ausgaben in Österreich pro Volksschüler 7 015 $, OECD-Schnitt 5 300 $. Hauptschulen, Unterstufe Gymnasium: Österreich 8 880 $, OECD-Schnitt 7 000 $. Tertiärbereich: österreichische Ausgaben 12 400$, OECD-Schnitt 10 600 $. Das ist der Unterschied, und dieser Unterschied macht uns sicher. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Da rechnen Sie die Pensionen der Lehrer dazu!)
Ich stelle also fest, von Kaputtsparen kann keine Rede sein, und wir werden weiterhin Gelder investieren in die Schulen, in die Universitäten, in die Fachhochschulen, wo die Budgets vervielfacht worden sind. Das ist unser Anliegen.
Frage 2 – und diese Frage bedrückt mich, meine Damen und
Herren –: „Wie viele arbeitslose LehrerInnen nehmen Sie in Kauf?“ –
Ich meine, das ist eine Unterstellung. (Abg. Neugebauer: „Hervorragender“
Stil!) Ich nehme keinen einzigen Arbeitslosen in Kauf. (Abg.
Öllinger: Aber! Wir merken es nur!) Deswegen hat die österreichische
Bundesregierung bei ihrer letzten Klausurtagung ein großes Arbeitsmarktpaket geschnürt,
bei dem es um Nachqualifizierungen geht, bei dem es um das Nachholen von
Bildungsangeboten geht, bei dem es um zusätzliche Lehrstellen geht, bei dem es
darum geht, durch Kombi-Löhne und ähnliche Maßnahmen die Menschen mehr zu
qualifizieren, nachzuqualifizieren und umzuqualifizieren. Dafür haben wir
280 Millionen € zur Verfügung gestellt. (Abg. Öllinger:
Für frisch qualifizierte Lehrer eine Nachqualifizierung?)
Ich sage Ihnen Folgendes: Wir werden immer Lehrer und Lehrerinnen brauchen, denn jene unter Ihnen, welche wirklich etwas von der Schule verstehen, wissen, dass die Fluktuation im Lehrerbereich sehr groß ist, dass wir häufige Wechsel haben und dass Lehrer in sehr vielen Berufen sehr gefragt sind.
Ich habe erst gestern eine Buchpräsentation erlebt durch einen Lehrer, der an einer Volksschule, an einem Gymnasium unterrichtet hat und jetzt zum Buchautor geworden ist. Er ist zum Künstler geworden. Er hat seine künstlerischen Fähigkeiten weiterentwickelt. Es gibt in den verschiedensten Berufsbereichen sehr viele Lehrer und Lehrerinnen.
Meine Damen und Herren, Lehrer sein ist eine Berufung. Und ich sage Ihnen: Wer wirklich mit Leib und Seele dieser Berufung folgt, der wird auch einen Platz an einer Schule bekommen, dafür werden wir sorgen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Zur Frage 3, zur PISA-Studie, die wir sehr ernst nehmen:
Ich habe bereits die erste PISA-Studie sehr ernst genommen. Wir haben eine große Leseaktion gestartet (Abg. Öllinger: Ja, Sie haben vorgelesen, vom Blatt gelesen!), und wir haben die Kinder jetzt getestet. Wir haben jene Kinder, die beim Lesen schwächer sind, einer Leseförderung unterzogen, und wir fangen in der Volksschule an, denn die Kulturtechniken Lesen, Rechnen, Schreiben müssen in der Volksschule grundgelegt werden. Und die Kinder müssen dafür Deutsch können. Deswegen haben
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wir die Aktion „frühe Sprachförderung im Kindergarten“ gestartet. Aber: Wir sind gar nicht zuständig für die Kindergärten. Die Gemeinden sind zuständig, die Länder sind zuständig, aber trotzdem fördern wir die Gruppen, in denen die Kinder Deutsch lernen, mit 80 € pro Kind. Das ist eine schöne Förderung für die Gemeinden, für die Kommunen, und diese Frühförderung wird die Basis dafür legen, dass die Kinder auch besser die Kulturtechniken in der Schule lernen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
In unserem Schulpaket II haben wir die Sprachklassen festgelegt, die wir einrichten, wenn Kinder quer hereinkommen, wenn sie nicht Deutsch können. Die Leseförderung ist ein ganz großes Anliegen, und Sie werden sehen, diese Leseförderung greift.
Nur noch eines dazu: Die Frage der Analphabeten ist eine sehr, sehr heikle Frage, welche die gesamte Gesellschaft betrifft. Eine Studie zu machen – ich weiß nicht, wie das gelingen kann. Und Horrorzahlen an die Wand zu malen, das ist der völlig falsche Weg. Den Analphabeten zu helfen gelingt nur, wenn wir im zwischenmenschlichen Bereich sehr aufmerksam sind, wenn jeder Dienstgeber, wenn er etwas merkt, sich dafür interessiert und schaut: Warum schreibt mein Dienstnehmer nichts?, wenn die Lehrer in der Schule darauf schauen, warum die Eltern keine Entschuldigung schreiben oder warum die Eltern sagen, sie haben die Brille nicht dabei, um etwas zu lesen. Und da muss mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögen dafür gesorgt werden, dass man diesen Menschen hilft, denn sie schämen sich. (Abg. Reheis: Einfühlungsvermögen bei 30 Schülern?!) Und niemand geht dort hin, wo „Alphabetisierungskurs“ steht, denn er will nicht, dass seine Schwäche in der Öffentlichkeit bekannt wird.
Und eines sage ich Ihnen auch noch: Aus der Schule kommen keine Analphabeten! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wir haben also zahlreiche Maßnahmen
gesetzt, um allfällige Defizite auszugleichen und aufzuholen. (Abg. Reheis:
Ist eh alles super!)
Frage 4, AkademikerInnenquote:
Man verlangt, die Zahl der Studienplätze von 200 000 auf 300 000 zu erhöhen. Wollen Sie wirklich solch eine Zwangsbewirtschaftung machen, eine Planwirtschaft, wie sie im alten Ostblock üblich war? Die Leute herbeizerren und sagen, sie müssen jetzt die Studienplätze besetzen? Bisher wurden all jene, die studieren wollten und studieren konnten, die die Voraussetzungen hatten, an den Universitäten aufgenommen.
Wir haben jetzt ein Problem, und zwar im medizinischen Bereich. – Wir werden dieses Problem gemeinsam mit der Europäischen Kommission lösen, meine Damen und Herren! Wir sind auf gutem Wege dazu. Ich habe das Einverständnis von Herrn Präsidenten Barroso, dass wir dieses Problem in einer Arbeitsgruppe mit der Kommission behandeln – und diese Arbeitsgruppe ist bereits installiert.
Noch etwas: Die Akademikerquote ist die Zahl der Akademiker, die in Österreich im Berufsleben stehen, Personen, die in Österreich leben. Da werden die Akademiker, die wir ausbilden, die Gott sei Dank die Mobilität wahrnehmen und in andere Länder gehen, die eine hervorragende Ausbildung haben, gar nicht mitgezählt! Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis! (Abg. Öllinger: Weil sie an den Unis so wenig bezahlt bekommen!)
In anderen Ländern ist der Kindergartenberuf ein akademischer Beruf, ist die Krankenschwester ein akademischer Beruf, ist der Röntgenassistent ein akademischer Beruf. (Abg. Dr. Grünewald: Das ist gut so!) Wir haben unsere guten berufsbildenden Schulen, die sehr gut ausgebildete junge Menschen ins Berufsleben bringen, die aber nicht auf akademischem Niveau sind. Meine Damen und Herren, wir werden uns
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darüber unterhalten müssen, ob wir alle Berufe akademisieren wollen. Wir werden uns mit den Gemeinden und mit denen, die dann die Gehälter zu bezahlen haben, darüber unterhalten müssen.
Die Akademikerquote ist aber in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Ich hoffe, das haben Sie auch der Studie entnommen.
Nun komme ich zur Frage 5, meine Damen und Herren, und darin ist eine Unterstellung enthalten, die ich zurückweise: „Wie soll die niedrige Anzahl von StudienanfängerInnen erhöht werden, wenn Sie gleichzeitig Uni-Zugangsbeschränkungen einführen?“
Ich führe keine Uni-Zugangsbeschränkungen ein, meine Damen und Herren! Wir haben mehr Studierende, wir haben mehr Absolventen, wir haben mehr Doktoranden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wer wirklich Uni-Zugangsbeschränkungen einführen möchte, das ist ersichtlich aus einem Artikel in den „Salzburger Nachrichten“, in dem von Herrn Abgeordnetem Broukal verlangt wird, zentral koordinierte, objektivierbare und nachvollziehbare Uni-Aufnahmekriterien einzuführen. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) – Sie wollen also diese Uni-Zugangskriterien einführen!
Die österreichische Bildungspolitik ist eine Bildungspolitik der Zukunft. Wir werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass es weniger Zentralismus und mehr Autonomie gibt. Wir werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Begabten besonders gefördert und die Schwächeren besonders unterstützt werden. Und ich persönlich werde dafür sorgen, dass es in den nächsten Jahren für die Universitäten ein gutes Budget gibt, für die Schulen ein gutes Budget und für die Forschung ein gutes Budget. – Das ist unser Programm. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Bravorufe bei der ÖVP.)
15.02
Präsident Dr. Andreas Khol: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig-Piesczek. Ihre Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte.
15.03
Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Unbeirrbarkeit, mit welcher Selbstgerechtigkeit und mit welcher satten Zufriedenheit Sie, Frau Bundesministerin, immer die bildungspolitische Situation in Österreich in den rosigsten Farben darstellen und so tun, als gäbe es überhaupt keine Probleme. Wenn man das umgangssprachlich formulieren würde, dann würde man sagen, das ist Sturheit und das ist vor allem die Unfähigkeit, die Probleme zu sehen, sie wahrzunehmen und sie zu lösen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Sie stellen sich hin und sagen: Alles ist bestens! Bildungspolitik ist dieser Bundesregierung wichtig, und wir machen weiter so. – Das klingt wie eine gefährliche Drohung, sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Studierenden in Österreich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Sie haben eine eigene Art, die Probleme, die jetzt am Tisch liegen, zu lösen. Als die PISA-Studie in Österreich diskutiert worden ist, kritisch diskutiert worden ist, haben Sie ein paar Monate damit zugebracht, die Ergebnisse zu verleugnen. Dann gab es den Auftrag an eine ExpertInnenkommission, die nachweisen sollte, dass es dieses Problem überhaupt nicht gibt.
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Ich meine, man sollte einmal nachdenken, wozu es überhaupt diese OECD-Studien gibt. Sie sind nicht dafür gedacht, dass wir die Ergebnisse verleugnen oder sagen, das stimmt alles nicht, sondern sie sind eigentlich als Hilfestellung, als Richtgrad, als Wegweiser für ein Land gedacht, damit man sich orientieren kann: Wie läuft es in anderen Ländern? Welche Bildungssysteme haben andere Länder? Wie kann man hier besser werden? – Das ist der Sinn dieser OECD-Vergleiche.
Sie haben das offensichtlich überhaupt nicht verstanden. Sie vergleichen sich ständig mit denen, die schlechter sind, Sie negieren die Zahlen, und Sie bringen im Übrigen immer irgendwelche absoluten Vergleichszahlen, die mit den echten relativen Vergleichszahlen überhaupt nichts zu tun haben.
Damit kommen wir jetzt noch einmal zu den echten relativen Vergleichszahlen, die aussagen, wie hoch die Bildungsausgaben in Österreich tatsächlich sind. Österreich hat neben Irland den größten Rückgang im Bildungsbudget, bei den Bildungsausgaben zu verzeichnen, und das ist erschreckend!
Wenn Sie sich das im Vergleich zu Ihrer Regierungszeit anschauen, dann offenbart sich Ihnen noch einmal ein erschreckendes Bild. Sie sind nun seit 1995 Ministerin für Bildung, also zuständig für die Schülerinnen und Schüler – und seit 2000 für die Studierenden. Während im Jahr 1997 noch 6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Bildung ausgegeben worden sind, waren es im Jahr 2002 nur noch 5,4 Prozent, und mittlerweile liegen wir sogar noch unter diesem Wert und damit unter dem OECD-Schnitt. Das heißt, wir geben im Durchschnitt weniger für Bildung aus als andere OECD-Staaten.
Sie sagen: Bildungspolitik ist uns wichtig, und wir machen weiter so! – Wenn Sie mit diesem Sparkurs weitermachen, diesen Trend nicht umkehren, dann halbieren Sie in den nächsten zehn Jahren weiter das Bildungsbudget. Und ich denke, zu diesem Kurs kann man in Österreich nur nein sagen: nein, danke! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Seit dem Jahre 2000 sind Sie für die Universitäten zuständig. Sie haben es tatsächlich geschafft – und hier zitiere ich einen Kommentar aus der Zeitschrift „profil“ –, aus einem Gratis-Studium für jeden ein Bezahl-Studium für manche zu machen, und das noch dazu ohne irgendein bildungspolitisches Konzept, ohne Plan, und Sie stellen die Entwicklung, die jetzt eingetreten ist, als höhere Gewalt dar.
Bereits beim Beitritt Österreichs zur Europäischen Union war es klar, dass der jetzige freie Hochschulzugang in dieser Form schwer aufrechterhalten werden kann. Die Warnungen sind weitergegangen, ständig überhört worden, es hat das niemand ernst genommen, bis zur Einleitung des tatsächlichen Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof.
Sie haben dann, als das Urteil vorgelegen ist, gesagt: Es wird keinen Ansturm deutscher Studierender in Österreich geben. Jetzt gibt es aber die Situation, dass zwar deutsche Studierende so studieren können wie Österreicher, aber österreichische Studierende nicht so studieren können wie andere Österreicherinnen und Österreicher, und das ist ein unhaltbarer Zustand. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Warum greifen Sie die Idee nicht auf, insgesamt die Zahl der Hochschulplätze zu erweitern und einfach mehr Studienplätze zur Verfügung zu stellen? – Wir haben die österreichischen Kennzahlen schon oft diskutiert. Warum ist das für Sie nicht ein möglicher gangbarer Ausweg, wenn Sie schon sagen: Bildungspolitik ist uns wichtig,
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das hat für uns Priorität!, die Zahl der Studienplätze zu erweitern, damit tatsächlich alle Österreicherinnen und Österreicher, die studieren wollen, auch studieren können? Ich frage Sie: Wo ist hier das Problem?
Ich frage Sie auch vor dem Hintergrund, wie Sie an anderer Stelle im Budget Geld ausgeben. Warum ist es kein Problem, für die so genannte Investitionszuwachsprämie, die der Herr Finanzminister mit einem Steuerausfall von 250 Millionen € bewertet hat, der aber auf einmal 850 Millionen € ausmacht, die entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen, und das zwei Jahre hintereinander? Warum ist das überhaupt kein Problem? Warum ist es dann ein Problem, 170 Millionen € mehr für die Universitäten zur Verfügung zu stellen? – Ich verstehe das nicht! Wo ist da das Problem? Warum kann man nicht Geld in die Hand nehmen, wenn es darum geht, für fast 700 000 Menschen, die in einem Zeitraum von fünf Jahren ihr Studium absolvieren, die Zukunft zu verbessern, ihnen die Zukunft zu erleichtern? Was ist da Ihr Gegenargument? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Was ist ein Gegenargument dafür, jetzt die Gunst der Stunde und dieses historische Fenster – den Rückgang der SchülerInnenzahlen – dafür zu nutzen, dass man mehr Stützlehrerinnen/Stützlehrer, mehr Integrationslehrer, mehr PsychagogInnen, mehr Fachkräfte, die sich um Legasthenie, um Schreib- und Leseschwächen kümmern, einzustellen, Geld in die Hand zu nehmen und mehr Fördermaßnahmen zu setzen? Welches vernünftige Gegenargument gibt es dagegen?
Sie sagen: Analphabeten kommen sicher nicht aus der Schule. – Die Schulpflicht gibt es seit Maria Theresia! Woher kommen sie dann? Woher kommen dann diese 20 Prozent der 15-Jährigen, die nicht Sinn erfassend lesen können? (Bundesministerin Gehrer: Das sind ja keine Analphabeten!) Woher kommen die? Fallen die vom Himmel?
Ich weiß nicht, warum Sie auf diese Probleme keine vernünftige Antwort geben können und warum Sie unsere Vorschläge nicht aufgreifen können, warum Sie diese auch nicht seriös diskutieren können.
Wir wollen ja hier nicht den Bildungsstandort schlechtreden, sondern wir wollen eine Lösung für diese Menge von jungen Menschen, die im Berufsleben, aber auch im kulturellen Leben, in ihrer sozialen Ausprägung eingeschränkt sind. Es gibt nichts Schlimmeres, als nicht lesen und schreiben zu können oder nicht Sinn erfassend lesen zu können! Das behindert diese Menschen nicht nur am Arbeitsmarkt dramatisch, sondern das behindert sie auch an jeglicher Teilnahme am kulturellen und am sozialen Leben. – Dass Sie sich hier herstellen und sagen: Es ist alles in Ordnung, und wir machen weiter so wie bisher, ist tatsächlich eine echte Bedrohung für diese Menschen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Christian Rainer vom „profil“ schreibt in einem Kommentar sehr ironisch: Das macht ja alles nichts, es geht ja nicht nur um die Gegenwart, sondern es geht ja um die Zukunft des Landes.
Dieser ironische Satz beschreibt auch Ihren Zugang. Sie sind seit zehn Jahren im Bildungsbereich tätig, und mein Eindruck – vor allem in den letzten fünf Jahren, seitdem Sie auch für die Universitäten zuständig sind – ist, dass Sie in diesem Bereich maßgeblich blockieren und nicht gestalten, einfach nur blockieren, einen Sparkurs verfolgen, der völlig fehl am Platz ist. An den Universitäten ist man mittlerweile beim Verlosen angelangt. Ich weiß nicht, was das mit einem bildungspolitischen Konzept zu tun hat. (Abg. Dr. Brinek: Das mit dem Verlosen ist der Hirschmann!)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 48 |
Ich möchte noch einmal unsere Vorstellungen präsentieren – sie sind eine echte Alternative – und Sie bitten, Frau Bundesminister, auch die nachfolgenden Debattenredner, ernsthaft auf diese Argumente und auf diese Vorschläge einzugehen und zu sagen, warum Sie das nicht wollen. Ich möchte unseren Entschließungsantrag in seinen wesentlichen Eckpunkten noch einmal darstellen.
Da Sie sagen, Bildungspolitik ist wichtig und soll auch weiter wichtig bleiben, dann frage ich Sie: Warum passen wir nicht auch unser Bildungsbudget an das steigende Bruttoinlandsprodukt an und bleiben bei dem Niveau, das wir im Jahre 2000 hatten? Warum nimmt man nicht wirklich das fehlende Geld in die Hand? Was ist da ein ernsthaftes Gegenargument?
Warum nutzt man nicht dieses historische Fenster und stellt, anstatt einzusparen, mehr Förderlehrerinnen und -lehrer ein? Ist es tatsächlich notwendig, dass Eltern 170 Millionen Schilling für Nachhilfestunden im Jahr ausgeben müssen, weil es im Schulsystem so gravierende Mängel gibt, weil die Kapazitäten fehlen, um zu fördern, um zu helfen, individuell zu unterstützen?
Und warum ist es nicht möglich, gleichzeitig auch ein Paket gegen diese Massenarbeitslosigkeit zu schnüren? Warum kann man nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?
Warum ist es nicht möglich, die Anzahl der Studienplätze zu erhöhen? Was hindert uns daran, hier im internationalen Vergleich nicht weiter abzurutschen, sondern einen Schritt nach vorne zu gehen?
Was hindert Sie daran, die AkademikerInnenquote ernsthaft in Angriff zu nehmen und nicht nur durch rechnerische Tricks wie die Zurechnung der Pädaks oder dergleichen zu „erhöhen“?
Ist es für Sie kein Problem, dass man hinter Ländern wie Mexiko oder hinter Ländern wie Griechenland, ja hinter fast allen EU-15-Ländern im OECD-Schnitt zurückbleibt? (Abg. Dr. Fekter: Sie haben gefordert eine akademische Ausbildung im Volksschulbereich! Jetzt machen wir das, und jetzt ist es wieder nicht recht!) Ich verstehe nicht, dass das für Sie keine Warnsignale sind.
Sie haben schon sehr lange große Versprechungen gemacht, vor allem den Universitäten, zum Beispiel die 500 Vorziehprofessuren. Warum ist es nicht möglich, diese Stellen endlich so aufzuwerten, dass diese Professuren eingerichtet werden können?
Warum ist es nicht möglich, dieses große bildungspolitische Konzept, wonach es einen freien Hochschulzugang gibt, frei zugänglich, ohne Gebühren, also ein Konzept, das in der Gesellschaft auch mehr Gleichheit herstellen kann, mit einem größeren Budget aufrechtzuerhalten und den freien Zugang zu den Universitäten in Österreich durch ein echtes Maßnahmenpaket, das eine Aufstockung auf 300 000 Studienplätze vorsieht, zu gewähren?
Ich warte auf Argumente. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
15.13
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich gebe bekannt, dass der soeben von Frau Abgeordneter Dr. Glawischnig-Piesczek in seinen Kernpunkten erläuterte Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen schriftlich überreicht wurde und genügend unterstützt ist. Er steht mit in Verhandlung und wird gemäß § 53 Abs. 4 der Geschäftsordnung vervielfältigt und verteilt.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 49 |
Der
Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Van der Bellen, Brosz, Grünewald, Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen
und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket gegen die Bildungs-Misere
eingebracht
im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage zur Bildungs-Misere
Begründung:
Die internationalen Vergleichszahlen stellen
Österreich ein negatives Zeugnis in wesentlichen bildungspolitischen Belangen
aus.
Erstens sinken die öffentlichen
Bildungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich
kontinuierlich. Wurden 1997 noch 6,0 Prozent des BIP für Bildung ausgegeben,
waren es 2002 (die Studie des Jahres 2005 erfasst die Entwicklung nur bis zum
Jahr 2002) nur mehr 5,4 Prozent. Der Durchschnittswert betrug in den
OECD-Staaten sowohl 1997 als auch 2002 5,1 Prozent des BIP. Damit liegt
Österreich, das über viele Jahre einen Spitzenplatz bei den Bildungsausgaben
innehatte, nur mehr knapp über dem OECD-Schnitt. Berücksichtigt man, dass die
massivsten Einsparungen erst nach dem Jahr 2002 stattgefunden haben, ist davon
auszugehen, dass Österreich im Jahr 2005 im OECD-Vergleich bereits
unterdurchschnittliche Bildungsausgaben aufweist. Die aktuelle OECD-Studie
zeigt außerdem, dass Österreich von 1995 bis 2002 nach Irland den größten
Rückgang bei den Bildungsausgaben
aufweist.
Zweitens haben wir es in Österreich mit einer
bedrohlichen Anzahl von so genannten RisikoschülerInnen zu tun. Jeder Fünfte,
also 20% der 15jährigen SchülerInnen, weisen derartige Defizite im
Sprachbereich auf, dass sie in ihrer zukünftigen Teilhabe am gesellschaftlichen
und beruflichen Leben gefährdet sind. Im PISA-Siegerland Finnland sind dies
nur 6 Prozent. Trotzdem hat die Bildungsministerin bisher kein Bekenntnis dazu
gezeigt, diese Differenz von 14 Prozent auszugleichen.
Drittens droht in den nächsten Jahren eine
LehrerInnen-Massenarbeitslosigkeit im Ausmaß von bis zu 12.500 Stellen. Das
entspricht der Summe der derzeitigen LehrerInnen-Zahl in der Steiermark und im
Burgenland gemeinsam.
Viertens liegen sowohl die Anzahl der
Studierenden als auch die AkademikerInnenquote in Österreich weit unter dem
OECD-Schnitt. In keinem dieser Bereiche hat sich Österreich innerhalb des für
die OECD relevanten Untersuchungszeitraumes steigern können. Das ist ein
bildungspolitisches Armutszeugnis. Die AkademikerInnenquote in Österreich ist
mit 15 % im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich; der
OECD-Durchschnitt beträgt 24 %. In den USA, in Japan, Finnland, Schweden und
Australien liegt die AkademikerInnenquote über 30 %, in Kanada sogar bei 44 %.
Die OECD-Kennzahlen belegen fünftens, dass die
Hochschulzugangsquote, also die Übertrittsraten von MaturantInnen in den
tertiären Bildungssektor, in Österreich geringer ist als in vergleichbaren
Staaten. So hat Österreich ein Hochschulzugangsquote von lediglich 35 %,
während im OECD-Ländermittel 53 % eines Maturajahrganges an einer Universität
oder FH studieren. In Island, Neuseeland, Schweden, Finnland und Polen sind es
sogar über 70 %. Kurz: In der OECD studiert jeder zweite, in Österreich
nur jeder Dritte.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 50 |
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgenden
Entschließungsantrag:
Der
Nationalrat wolle beschließen:
Die
Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft
und Kultur wird aufgefordert,
endlich
dafür Sorge zu tragen, dass eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung in budgetärer Hinsicht erkennbar wird,
damit Österreich nicht zu einem Nachzügler im internationalen Vergleich wird,
indem die Bildungsausgaben gemessen am Gesamtbudget deutlich angehoben werden,
den
SchülerInnenrückgang in den kommenden Jahren für eine Qualitätsverbesserung im
Schulsystem zu nutzen, anstatt die Anzahl an LehrerInnen - Dienstposten einzusparen,
die
Zahl der PflichtschullehrerInnen trotz rückgehender SchülerInnenzahlen nicht zu
kürzen, bis ein Kontingent von 10 % an FörderlehrerInnen erreicht ist,
dem
Nationalrat ein Maßnahmenpaket gegen die drohende Massenarbeitslosigkeit der
LehrerInnen vorzulegen,
wirksame
Maßnahmen zu setzen, um den im internationalen Vergleich sehr hohen 20%igen
Anteil an so genannten „RisikoschülerInnen“ deutlich zu reduzieren,
den
Anteil der FörderlehrerInnen, muttersprachlicher LehrerInnen, StützlehrerInnen,
IntegrationslehrerInnen, LegastenielehrerInnen und PsychagogInnen massiv auszubauen,
die
Anzahl an Studienplätzen von 200.000 auf 300.000 zu erhöhen und die dafür
erforderlichen Budgetmittel zur Verfügung zu stellen,
Maßnahmen
zu setzen, um die Hochschulübertrittsquote auf OECD-Niveau anzuheben,
Maßnahmen
zu setzen, um die AkademikerInnenquote auf OECD-Niveau anzuheben,
Maßnahmen
zu setzen, um das Betreuungsverhältnis an den Universitäten auf OECD-Niveau
anzuheben,
Maßnahmen
gegen die hohe soziale Selektion Studierender an den Universitäten zu setzen,
die
bereits im Juni 2001 versprochenen 500 „Vorziehprofessuren“ zu besetzen,
dafür
Sorge zu tragen, dass es nicht durch Zulassungsbeschränkungen zu einer Reduktion
der Anzahl österreichischer Studierender kommt.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Amon. Redezeit: 10 Minuten.
15.13
Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wissen Sie, Frau Dr. Glawischnig, was ich schwer nachvollziehen kann, ist, wenn Sie sagen, dass relative Verhältniszahlen eine bessere Aussage treffen als absolute
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 51 |
Zahlen, so nach dem Motto: Drei Haare auf dem Kopf sind relativ wenig, drei Haare in der Suppe sind relativ viel. Das ist eine grüne Logik, die ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Frau Dr. Glawischnig, unterhalten Sie sich einmal mit Lehrerinnen und Lehrern und hören Sie, was sie Ihnen sagen, wenn wir, wie das teilweise durchaus in der internationalen Statistik üblich ist, ausschließlich auf die durchschnittlichen Klassenschülerzahlen abstellen. Das ist nämlich genau die relative Verhältniszahl, die international verglichen wird und wo Österreich im Spitzenfeld liegt, meine Damen und Herren! Das ist die Wahrheit und nichts anderes! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Wenn Sie sich dann aber die absoluten Zahlen anschauen, werden Sie feststellen, dass wir natürlich in den Ballungsräumen Klassen haben, in denen diese Zahl bei weitem überschritten wird. – Also warum eine relative Verhältniszahl eine höhere Aussagekraft haben soll als eine absolute, das ist für mich beim besten Willen nicht nachvollziehbar.
Ein Zweites ist für mich nicht nachvollziehbar, meine Damen und Herren. Herr Professor Van der Bellen, Sie haben gesagt, die ÖVP schläft heute und hört Ihnen nicht zu. Ich möchte diese Aussage insofern zurückgeben, als man manchmal den Eindruck hat, dass Sie die bildungspolitischen Debatten der letzten Jahre überhaupt nicht mitverfolgt haben. (Abg. Dr. Van der Bellen: Realität! Realität, bitte!) Denn es ist schlicht und einfach nicht wahr, Herr Professor Van der Bellen, dass wir uns nicht intensiv mit den Ergebnissen der PISA-Studie auseinander gesetzt haben.
Es ist schlicht und einfach die Wahrheit, Herr Professor Van der Bellen, dass wir bereits zum Zeitpunkt der ersten PISA-Studie, als wir nicht im letzten Drittel waren, sondern relativ gut abgeschnitten haben, die Ergebnisse im ersten Drittel angesiedelt waren, mit einer intensiven Arbeit begonnen haben. (Abg. Öllinger: Nein, nein! Schulterklopfen!) Es war Bundesministerin Elisabeth Gehrer, die zu diesem Zeitpunkt die Zukunftskommission eingesetzt hat, um festzustellen, welche Maßnahmen denn notwendig sind. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Ich habe die Grünen ja lange Zeit für eine konstruktive Kraft gehalten, aber ich verstehe beim besten Willen nicht, wie Kinder und Jugendliche in einer solchen Stimmung, die erfüllt ist davon, dass Sie dauernd sagen, dass sie in den schlechtesten aller Schulen sitzen und von Lehrerinnen und Lehrern ausgebildet werden, die zu wenig an Ausbildung erfahren haben, wie Kinder und Jugendliche bei einer derartigen Beschreibung des österreichischen Bildungssystems erfolgreich und konstruktiv lernen können sollen. (Abg. Dr. Van der Bellen: Das sagen Sie – nicht wir!) Das kann ich nicht nachvollziehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Im Übrigen sehen das die Schülerinnen und Schüler ein wenig anders. Wenn Sie sich zum Beispiel die Studie der Weltgesundheitsorganisation zur Hand nehmen, dann werden Sie feststellen, dass es eine hohe Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler mit der Situation in den österreichischen Schulen gibt.
Und auch wenn Sie
sich die Ergebnisse der letzten Schülervertretungswahlen ansehen, werden Sie
feststellen, dass nicht jene Schülervertreterinnen und Schülervertreter, etwa
der Aktion kritischer SchülerInnen, die Wahlen gewonnen haben, die das ganze
Bildungssystem schlechtgeredet haben, sondern es waren die SchülervertreterInnen
der Schülerunion. Ich gratuliere an dieser Stelle dem neuen Bundesschulsprecher
Istvan Deli sehr herzlich zu seiner Wahl, die in einer deutlichen Art und Weise
ausgefallen ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 52 |
Wenn ich vorhin bei den absoluten Zahlen war, möchte ich schon eines sagen, und auch das geht aus der Studie „Education at a Glance – Bildung auf einen Blick“ sehr eindeutig hervor (der Redner stellt eine Schautafel mit einem Balkendiagramm vor sich auf das Rednerpult): Wenn Sie sich nämlich ansehen, was in Österreich pro Kopf für Bildung ausgegeben wird, und zwar alle Bereiche zusammengenommen, sowohl für die Universitäten als auch für die schulische Ausbildung auf allen Ebenen, dann werden Sie feststellen, dass Österreich mit seinen Bildungsausgaben pro Kopf an fünfter Stelle unter allen OECD-Staaten liegt.
Ja, meine Damen und Herren, in welchem Land leben Sie, wenn Sie ständig davon reden, dass das Bildungssystem kaputtgespart wird?! (Der Redner erläutert seine Ausführungen anhand der Schautafel.) – Hier vorne ist Österreich. Wissen Sie, wo Finnland ist? Hier, weit unter dem OECD-Durchschnitt, liegt Finnland, meine Damen und Herren.
Das heißt, es liegt nicht am Geld, sondern es gibt eine Fülle von Maßnahmen, die zu treffen sind, um das österreichische Bildungssystem in einem positiven Sinn weiterzuentwickeln – und genau das macht Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Wenn Sie fordern, dass man die rückläufigen
Schülerzahlen doch dazu nützen sollte, dem Bildungssystem mehr Geld zur
Verfügung zu stellen, dann sage ich Ihnen: Genau das machen wir, meine Damen
und Herren! Es war Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die nicht nur
sichergestellt hat, dass nicht ausschließlich die Lehrer/Schüler-Verhältniszahl
im Finanzausgleich als Grundlage für das Bildungsbudget herangezogen wird,
sondern auch zusätzliche 12 Millionen € für individuelle Förderung,
für Maßnahmen im Bereich der Integration sichergestellt hat. Und es würde zur
Seriosität dazugehören, das einmal anzuerkennen und auch zu sagen, meine Damen
und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Es ist natürlich auch eine Frage von
Verantwortung, wie man mit diesen zusätzlichen Geldern und Mitteln umgeht.
Waltraud Klasnic beispielsweise, in der Steiermark (der Redner befestigt eine grüne Plakette mit der Aufschrift „ja zur
Steiermark“ auf seinem Revers – Beifall bei der ÖVP – Zwischenrufe
bei der SPÖ), nützt diese zusätzlichen Mittel, um das Modell der
steirischen Tagesschule umzusetzen, wo es auf freiwilliger Basis eine
umfassende individuelle Betreuung für Schülerinnen und Schüler gibt. Das
heißt Verantwortung wahrnehmen – und nicht, das Bildungssystem
krankzujammern! (Beifall bei der ÖVP.)
In Wien sieht das ganz anders aus, meine Damen und Herren. (Abg. Riepl: Besser! Viel besser!) In Wien haben Sie in Wirklichkeit den größten Anteil, die meisten Zusatzmittel zur Verfügung, allein: Sie machen nichts daraus, meine Damen und Herren! In Wien kommen auf jede Klasse mehr als zwei Lehrerinnen und Lehrer – da sind wir wieder bei Verhältniszahlen, Frau Dr. Glawischnig –, und Sie jammern die ganze Zeit, dass Sie in Wien mit den Geldern und mit den Mitteln nicht auskommen.
Ich sage Ihnen eines: Alle anderen Bundesländer zusammen genommen wären froh, wenn sie das zur Verfügung hätten, was Wien ständig zur Verfügung hat! (Beifall bei der ÖVP.)
Und dann noch die Forderung nach Senkung der Klassenschülerhöchstzahl, Herr Professor Van der Bellen: Sie haben die letzte Nationalratssitzung zum Thema Bildung offenbar versäumt. Wir haben bereits einen Entschließungsantrag beschlossen, der einfordert, dass wir uns das sehr genau ansehen (Abg. Sburny: „der einfordert, dass wir uns das ansehen“!), denn so einfach ist das ja nicht. Eine generelle Senkung der Klassenschülerhöchstzahl löst ja nicht alle Probleme, die wir haben, sondern es geht auch darum, dass man sich sehr genau anschaut, wo eine derartige Senkung sinnvoll
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ist. Die Finnen beispielsweise kennen so etwas überhaupt nicht: In Finnland gibt es keine Klassenschülerhöchstzahl, dort gibt es keine Teilungsziffern. Die entscheiden das völlig autonom an den Schulen und haben im Durchschnitt, Frau Dr. Glawischnig, im Übrigen ein schlechteres Lehrer/Schüler-Verhältnis, als wir es in Österreich haben.
Und ein Letztes möchte ich noch sagen, weil ja unter anderem auch jener brutale Vorfall an einer Schule ein wenig Anlass dazu ist, und man sollte das auch nicht außer Acht lassen. Ich glaube aber, dass wir hier alle gemeinsam aufgefordert sind, sicherzustellen, dass derartige Vorfälle nicht passieren. Es reicht nicht, die Lehrerinnen und Lehrer mit dieser Problematik alleine zu lassen, sondern es beginnt im Elternhaus, und das geht dann sehr weit. Ich möchte hier ein Beispiel aufzeigen – ich nenne die Firma nicht, aber ich denke, man sollte es kritisch betrachten –: Ich habe hier einen Katalog, in dem es um Snowboard-Kleidung geht. (Der Redner zeigt einen aufgeschlagenen Katalog.) Es ist eine österreichische Firma, ein österreichisches Unternehmen, das hier Gewaltszenen mit Maschinengewehren darstellt. Es werden Gewaltszenen an Schulen dargestellt, wo das Blut nur so spritzt. – Ich halte das für höchst problematisch, und ich werde persönlich auch mit dieser Firma, mit diesem Unternehmen in Kontakt treten, damit eine derartige Werbung nicht Platz greift.
Was ich sagen will, ist: Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe! Es ist nicht die Aufgabe eines einzelnen Lehrers, eines Schulstandortes (Abg. Scheibner: Schon auch! Auch!) oder der Schulpsychologie im Bildungsministerium. Das ist eine allgemeine gesellschaftliche Verantwortung, meine Damen und Herren, die wir jedenfalls auch wahrnehmen sollen.
Reden wir insgesamt das Bildungssystem nicht schlecht! Ich glaube, wir erweisen dem Bildungssystem, den österreichischen Universitäten, aber auch der guten dualen Berufsausbildung keinen guten Dienst, wenn wir ständig nur von der Akademisierung reden. (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.) – Herr Präsident, ich komme zum Schlusssatz. – Wenn Sie sich nämlich heute jene Länder, die in der PISA-Studie vor uns liegen, wie Finnland, wie Korea, wie Taiwan ansehen, dann werden Sie feststellen, dass diese heute davon reden, ein berufsbildendes Schulwesen einzuführen, weil sie nicht mehr wissen, wohin mit den vielen Akademikern. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner. – Abg. Rädler: Das war die Wahrheit!)
15.24
Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer zu Wort. 10 Minuten Redezeit. – Bitte.
15.24
Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man sich anschaut, wie über das österreichische Bildungssystem in internationalen Studien geurteilt wird, dann gibt es zwei mögliche Zugänge: Man setzt sich mit diesem Status auseinander, egal ob er ein gutes oder ein schlechtes Zeugnis ausstellt, oder man hat den Zugang der selektiven Wahrnehmung, wie ihn die Frau Bundesministerin hat, und nimmt eine internationale Studie immer dann, wenn sie gut für sie ausgeht – und wenn es ein schlechtes Zeugnis gibt, dann ist diese Studie entweder wertlos oder unwissenschaftlich oder nicht legitim.
Genau diese Art der Wahrnehmung führt dazu, dass die Frau Bundesministerin seit geraumer Zeit alle Probleme, die das österreichische Schul- und Bildungssystem aufweist, einfach negiert: denn jeder, der irgendeinen Missstand feststellt – sei es ein Abgeordneter im Hohen Haus, sei es die Zukunftskommission, sei es eine internationale Institution oder seien es die betroffenen LehrerInnen, SchülerInnen oder Eltern –, all die „irren“! Die Zielsetzung von Frau Bundesministerin Gehrer ist nämlich: Niemand, der eine österreichische Schule verlässt, soll klüger sein als sie selbst! – Das
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ist offensichtlich das Primat ihrer Politik! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald. – Abg. Neugebauer: Sehr „höflich“!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, dass wir mit dieser Messlatte die internationalen Herausforderungen nicht bestehen werden (Abg. Neugebauer: Sehr „höflich“!), denn wir müssen daran interessiert sein, dass möglichst ... (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Auch Ihre Lautstärke wird Ihnen nichts helfen. Die löst im Übrigen kein Problem, Herr Kollege. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Letztklassig! – Abg. Neudeck: ...schulung ist ein Freifach!)
Wir müssen, wenn wir die internationalen Herausforderungen bestehen wollen, schauen, dass unsere Kinder und Jugendlichen möglichst gut qualifiziert sind, und das beginnt damit, dass man die Probleme erkennt. Frau Bundesministerin, ich weiß nicht, ob Sie an Universitäten gehen, aber wenn ich Ihnen zuhöre, dann muss ich Ihnen sagen, dass es für viele Studierende in diesem Land unerträglich ist, sich jeden Tag um irgendwelche Übungen oder Lehrveranstaltungen anstellen zu müssen, für Lehrveranstaltungen ausgelost zu werden, bei gewissen Studien keinen Zugang zu haben, in überfüllten Hörsälen zu sitzen, keine geeignete Betreuung an den Universitäten zu haben – und sich dann das anhören zu müssen, was Sie über die österreichischen Universitäten sagen. Das ist eine Verhöhnung der Studierenden in diesem Land, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Und dann zu reden, dass hier „gejammert“ wird! Ich meine, gehen Sie doch in die Schulen und reden Sie mit den LehrerInnen! An jeder Schule, in die man kommt, kommt immer dieselbe Klage: dass erstens bei den Begleit- und Assistenzlehrern gekürzt wurde, dass die Klassenschülerhöchstzahlen jedes Jahr steigen, dass der Unterricht immer schwieriger, immer anspruchsvoller wird und dass die pädagogischen und finanziellen Mittel, die zur Verfügung stehen, immer weniger werden. Aber offensichtlich entschließen Sie sich zur selektiven Taubheit, wenn Sie durch die österreichischen Schulen gehen, dass Sie diese Bestandsaufnahme der Lehrerinnen und Lehrer nicht hören wollen.
Ich sage Ihnen, mit dieser Art, immer herzugehen und zu sagen: Alles wunderbar!, Vorschläge der Zukunftskommission alle erfüllt, bis auf einen!, und: Weltklasse-Universitäten!, und überhaupt: Die Reorganisation der pädagogischen Akademien – weltweit erstklassiges Niveau!, das hat mit der Realität nichts zu tun. Sie reden sich in eine Scheinwelt hinein, die mit der Wirklichkeit der Schülerinnen und Schüler, der Schulen und der Universitäten nichts zu tun hat, und wir müssen Sie im Hohen Haus stellen, damit Sie endlich den Blick für die Realität bekommen, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Sie sagen im Übrigen, es gehe gar nicht um die technischen Fertigkeiten – das war ja heute überhaupt eine ganz besonders interessante Ausdrucksweise –, es gehe um die ganzheitliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen. – Na ja, wie die ganzheitliche Erziehung bei Ihnen gewirkt hat, habe ich heute in der „Kleinen Zeitung“ nachlesen können. Als ein Redakteur Sie mit Missständen im österreichischen Bildungssystem konfrontierte, war Ihre Antwort darauf: „Papperlapapp“! – Also die neue Linie der Frau Bundesministerin ist offensichtlich die „Papperlapapp“-Pädagogik: dass überall dort, wo Kritik geübt wird, „Papperlapapp“ dazu gesagt wird. Eine hoch intellektuelle Auseinandersetzung für eine Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Also wenn sich daran die Schülerinnen und Schüler in unserem Land ein Beispiel nehmen würden, dann würde ich mich wundern, wenn sie bei den vorgesehenen Selektionsmechanismen irgendwann eine Chance haben, an einer höheren Schule überhaupt Platz zu finden.
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Wenn Sie schon sagen, es sei eh alles kein Problem – auch die PISA-Studie, die besagt, dass jedes fünfte Kind im Alter von 15 Jahren zur Risikogruppe gehört: alles nicht wahr! –, dann frage ich Sie: Reden Sie eigentlich in der Bundesregierung ab und zu miteinander? Reden Sie? – Ich lese nur in den „Oberösterreichischen Nachrichten“, dass Ihre Kollegin, die Frau Justizministerin, bei der Eröffnung des Bezirksgerichtes Ried darauf hingewiesen hat, dass von den 250 angebotenen Justiz-Lehrstellen trotz akuten Lehrstellenmangels Dutzende nicht besetzt werden, und sie sagt:
„,Wir würden gerne mehr junge Leute
aufnehmen‘, ... ,Dazu müssen wir an den Schulen aber besser ausbilden, so dass
Lehrstellen-Suchende auch lesen, schreiben und rechnen können‘, so die
Ministerin, ...“ (Heiterkeit bei
Abgeordneten der SPÖ.)
Frau Bundesministerin, ich würde sagen, Sie reden einmal in der Bundesregierung darüber, wie denn so das Niveau der 15-Jährigen, die sich um Lehrstellen im Justizbereich bewerben, ist, denn offensichtlich ist es schon so, dass jedes fünfte Kind, das aus der Schule herauskommt, Probleme hat und es dann enorm schwer hat, einen Lehrplatz zu finden, auch im öffentlichen Dienst. Verschweigen, Kleinreden und Scheinpaketchen zu schnüren, das haben wir von Ihnen jetzt seit zehn Jahren gehört, und ich sage Ihnen: Die LehrerInnen, die Eltern und die SchülerInnen haben genug davon, und das mit Recht! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Daher ist es vollkommen legitim, wenn die Sozialdemokratie, die Grünen, die Zukunftskommission, alle ExpertInnen in diesem Land fordern, dass wir endlich zu einer Veränderung der Bildungspolitik kommen. Und dazu ist dringend Folgendes notwendig:
Erstens: ein größeres ganztägiges Angebot. (Abg. Großruck: Die Ganztagsschule! Die Ganztagsschule möchte er haben!) Ich will gar nicht mit Ihnen darüber streiten, ob es eine Ganztagsschule oder eine ganztägige Betreuung oder was auch immer sein soll, aber die Eltern sagen auf Grund des Bedarfs, 180 000 zusätzliche Plätze in Österreich brauchen wir, damit es sich die Eltern aussuchen können, damit überhaupt die Wahlmöglichkeit besteht.
Was wir auch dringend brauchen, ist, dass es die individuelle Begabungsförderung gibt – und die gibt es nur dann, wenn die Klassen kleiner werden.
Was wir dringend brauchen, ist natürlich mehr Geld für die Universitäten, damit es ein Studium ist und kein Lotteriespiel.
Was wir dringend brauchen, ist eine neue Motivation für die Lehrerinnen und Lehrer, denn Sie können mir doch nicht sagen, dass die alle so glücklich sind, wenn sie die Frühpensionierungsangebote mit 50, 51, 52 oder 53 Jahren wahrnehmen. Die gehen alle deswegen in die Frühpension, weil sie ein Burnout-Syndrom haben und weil sie genug haben von dieser Aushöhlung des Bildungssystems! Und genau an dem ist etwas zu ändern, wenn es um unsere Kinder und Jugendlichen geht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Natürlich ist es richtig, dass man Prävention gegen die steigende Aggression in den Schulen betreiben muss. Da muss man aber auch bereit sein, die Ursachen zu sehen. Dr. Max Friedrich hat gestern darauf hingewiesen, dass die steigende Aggression manchmal mit den fehlenden Perspektiven der Jugendlichen zu tun hat, auch mit der steigenden Jugendarbeitslosigkeit, und dass sie auch mit mangelnder psychologischer Beratung und Betreuung zu tun hat. Ich bin sehr dafür, dass wir das, was Kollege Amon gesagt hat, beschließen, aber nur soll es dann auch gemacht werden, Frau Bundesminister, denn eines sage ich schon: Als es vor acht Jahren bereits den Amoklauf im niederösterreichischen Zöbern gegeben hat, haben Sie versprochen, dass alleine in Niederösterreich fünf zusätzliche Schulpsychologen eingesetzt werden, damit man hier etwas unternimmt. Wissen Sie, wie viele zusätzliche es gegeben hat? –
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Keinen einzigen! Daher hat es keinen Sinn, immer dann, wenn es einen traurigen Anlass gibt, zu sagen, was denn alles getan werden wird – und bis zum nächsten traurigen Anlass wird dann nichts unternommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bildungspolitik ist zu wichtig, um sie dieser Art des Schönredens weiterhin zu unterziehen, wie Sie das machen, Frau Bundesministerin. Zehn Jahre lang haben Sie Zeit gehabt. Seit zehn Jahren hören wir von Ihnen dieselben Aussagen. Ich bin nicht bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass unsere Kinder und Jugendlichen weiter dieser Nichtbildungspolitik von Ihnen ausgesetzt sind! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
15.34
Präsident Dr. Andreas Khol: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Mag. Dr. Bleckmann zu Wort. Ihre Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.
15.34
Abgeordnete
Mag. Dr. Magda Bleckmann (Freiheitliche): Sehr
geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Herr
Dr. Gusenbauer, lassen Sie mich so beginnen: Ich habe Sie bisher
eigentlich als sehr höflichen, intelligenten Sozialdemokraten eingeschätzt (Abg. Großruck:
Wen?) und kennen gelernt. (Abg. Neudeck: Höflich ist er noch immer!)
Na ja, wenn wir
genau zugehört haben (Abg.
Dipl.-Ing. Scheuch: Das ist
ungeheuer!): Nur, weil jemand nicht Akademiker ist, ihm oder ihr
vorzuwerfen, dass er/sie unfähig ist, eine Position in diesem unserem Land
auszuüben (neuerliche Rufe des Abg.
Dipl.-Ing. Scheuch: Ungeheuer!
Ungeheuer!), das ist ungeheuerlich! Das ist das, was Sie gemacht haben, und
das ist verwerflich! Unterste Schublade ist das! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Aber ich verstehe jetzt, warum Sie Ihr Kind auf eine Eliteschule schicken: Damit Ihr Kind vielleicht später einmal fähiger ist als andere (Abg. Mag. Wurm: ... Schottengymnasium! Wo sind denn Sie gegangen?), denen Sie als Sozialdemokrat hier vorwerfen, dass sie gewisse Dinge nicht ausüben können, nur weil sie nicht Akademiker sind. Also ich meine, das ist ... – Ich kann direkt keine Worte finden, weil ich gedacht habe, ich höre nicht richtig, was Sie da gesagt haben. (Abg. Großruck: Da zahlt er sogar Schulgeld dafür! – Abg. Dr. Gusenbauer: Zehn Jahre ...!)
Ja, dann kommen wir auf Ihre „zehn Jahre“, denn niemand hier in diesem Haus – von unserer Seite her – verschließt die Ohren vor der Realität, aber Sie verschließen anscheinend die Augen und die Ohren vor der Vergangenheit. Sie vergessen nämlich anscheinend, dass Sie von diesen zehn Jahren fünf Jahre – wenn nicht auch noch viele Jahre vorher – bei der Bildungspolitik mit dabei waren. Sie vergessen, dass Sie in einer Regierung waren, wo Sie wirklich auch etwas maßgebend ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Gusenbauer.) – Sie als Person nicht, nur Ihre Partei! Sie als Sozialdemokrat nicht, nur Ihre Partei hat von diesen zehn Jahren fünf Jahre maßgeblich mitbestimmt. (Abg. Dr. Gusenbauer: Zu welcher Partei gehören Sie?) Das ist Vergangenheitsweglegung, Kindesweglegung, was Sie da betreiben. (Abg. Dr. Gusenbauer: Zu welcher Partei gehören Sie? Wissen Sie, zu welcher Partei Sie gehören?) Das ist auch nicht richtig, denn Sie sollten sich auch einmal dazu bekennen, dass Sie hier jahrelang Dinge mitgestaltet haben. Aber das vergessen Sie jetzt. Sie wollen zwar die Zukunft gestalten, aber dass Sie in der Vergangenheit das bewirkt haben, was wir heute an Auswirkungen haben, das sollten Sie auch einmal bedenken! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Gusenbauer: Wissen Sie, zu welcher Partei Sie gehören? – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: ... Langzeitgedächtnis!)
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Wir wissen alle, dass es immer Verbesserungsmöglichkeiten im Bildungssystem gibt, aber Nachhilfe hatte ja wohl auch niemand von uns in der Schulzeit in allen Fächern, sondern nur in den Fächern, in denen man schlechter war. Und es gibt eben – das ist nun einmal so – auch Fächer, in denen Österreich gut ist – trotz Ihrer Politik, die Sie vor Jahrzehnten und Jahren auch gemacht haben –, und es ist nun einmal so, dass hier Österreich einiges wirklich gut gemacht hat. Nachholbedarf besteht dort, wo Sie jahrzehntelang nicht in der Lage waren, die Zweidrittelmehrheit fallen zu lassen. Dort besteht der große Nachholbedarf, denn das haben Sie ja bisher verhindert. Jetzt endlich ist es möglich, wirkliche Verbesserungen herbeizuführen, und das werden wir Schritt für Schritt machen, aber man kann eben nicht von einem Tag auf den anderen all das ausbessern und wieder gutmachen, was in Jahrzehnten falscher, verfehlter Politik durchgeführt wurde.
Lassen Sie mich nun auch zum Universitätsgesetz kommen. Das Universitätsgesetz 2002 war auch eine große Errungenschaft: Damit wurde eine der größten Veränderungen im österreichischen Universitätswesen durchgeführt, denn die Universitäten haben jetzt die Autonomie. Es gibt erstmals Eröffnungsbilanzen, es gibt die ersten Rechnungsabschlüsse, die Entwicklungspläne sind fertig gestellt. Da ist viel passiert! Die Universitäten sind wirklich auf dem Weg in die Selbständigkeit und dahin, dass sie auch ein bisschen unternehmerischer denken. Das ist ein guter Kurs und das ist ein richtiger Kurs, der hier eingeschlagen wurde und eingeführt worden ist.
Jetzt kommen wir zu den Zugangsbedingungen beziehungsweise zu dem, was uns die EU eingebrockt hat. Hätten Sie doch 1994, vor dem EU-Beitritt, wo ja Ihre Partei auch maßgeblich mitverhandelt hat, damals schon festgeschrieben, dass die EU Möglichkeiten schafft, damit, wenn es Zuströme aus anderen Ländern gibt, das die anderen Länder zahlen! Das wäre ja auch eine Möglichkeit gewesen, wenn man hier rechtzeitig tätig geworden wäre. Aber das wird auch alles vergessen.
Sogar – wenn wir jetzt die heutige Situation betrachten – die ÖH hat nicht gesehen, was es für einen Massenansturm geben wird, denn die Vertreter der ÖH selbst haben gesagt, es sei nur Kaffeesudleserei, wenn man hier einen Massenansturm befürchtet, es werde nicht mehr als 100, 200 Anwärter geben. Nun, angesichts der jetzigen Situation, herrscht mehr oder weniger Schweigen. Der einzige Ausweg, der hier gesehen wird, ist, dass man sagt: Wir sind bedingungslos für den offenen Hochschulzugang! – Ja, das sind viele, aber er wird halt in dieser Form nicht ganz haltbar sein. Und nur zu kritisieren und zu jammern reicht auch nicht, wenn andererseits keine Lösungsansätze und keine Lösungsvorschläge geboten werden für die Situation, die derzeit für die österreichischen Studierenden sehr schwierig ist. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Jetzt ist echte Lösungskompetenz gefragt! (Die Abgeordneten Broukal und Dr. Niederwieser nicken.) Und es gibt hiefür nun einmal mehrere Möglichkeiten, die alle zu prüfen sind und die wir schnell und rasch und – da ich hier ein zustimmendes Nicken sehe – vielleicht auch gemeinsam prüfen könnten. Aber zuallererst muss sich die EU Gedanken über Lösungsmöglichkeiten machen. Wir haben ja – leider nur die Regierungsfraktionen, obwohl ich weiß, dass Einzelne unter Ihnen ebenfalls dafür sind – bereits in einem Entschließungsantrag beschlossen, dass es Gespräche auf EU-Ebene darüber geben muss, wie es hier zu einer Lösung kommen kann.
Auch Belgien hat ja inzwischen dieses Problem, und Brüssel überlegt, vielleicht zum Beispiel auch nationale Gesetze in diesem Bereich vorzuziehen. Auch eine Art Bildungsfinanzausgleich wäre eine Möglichkeit, sodass die Studenten vom jeweiligen Ursprungsland bezahlt werden. Das ist aber eine Sache, die auf EU-Ebene geregelt werden muss.
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Eine zweite Möglichkeit wäre, wie in Belgien zu probieren, die Zulassung an den Aufenthalt zu koppeln: Wer länger im Land ist, hat dann auch die Möglichkeit, zu studieren. – Belgien probiert es mit fünf Jahren Aufenthalt; bisher war man dort aber nicht sehr erfolgreich. Es ist jedenfalls eine Möglichkeit, die eingehend zu prüfen sein wird.
Gleiches gilt für einen dritten Punkt, nämlich dass ausländische Studierende, die bei uns studieren, zu einer Praxis verpflichtet werden, aber ebenso dazu, bei uns im Land zu bleiben – wenn diese Möglichkeit besteht –, damit es bei uns in Zukunft nicht etwa zu einem Mangel an Ärztenachwuchs kommt und wir kein Defizit in der Krankenversorgung haben. Das ist also ebenfalls eine Möglichkeit, die zu prüfen sein wird.
Und ein vierter Vorschlag – das ist auch der Vorschlag des BZÖ – lautet: einen Uni-Scheck für Maturanten einzuführen. Einerseits sollen dafür die Studiengebühren für alle – somit auch für ausländische Studierende – erhöht werden, und zwar von 380 auf 5 000 €, sodass sich ausländische Studierende ihr Studium sozusagen selbst finanzieren. Andererseits bekommt aber jeder österreichische Maturant nach Absolvierung der Matura den Uni-Scheck zugesandt, den er dann einlösen kann oder auch nicht – wenn er nicht studiert, dann eben nicht, aber wenn er studiert, kann er ihn einlösen. Mit diesem Scheck in der Höhe von 4 620 € muss er dann nur mehr die jetzige Studiengebühr zahlen.
Das ist eine nationale Förderung, die möglich sein muss! Ein Land muss sagen dürfen: Wir fördern unsere Maturanten auf steuertechnischer, auf familientechnischer Ebene, damit wir mehr Akademiker bekommen, denn das ist es ja, was wir alle gemeinsam wollen! Damit stünden wir auch in dieser Statistik besser da, es gäbe eine Förderung für unsere Maturanten, andererseits würden ausländische Studierende abgeschreckt und auch Mehreinnahmen für die Universitäten wären vorhanden. Mit all dem könnten wir es schaffen, unseren Studierenden bessere Studienbedingungen zu gewährleisten und dass sie wirklich die Möglichkeit haben, zu studieren.
Ich halte das für eine Sache, die zu prüfen ist, die wir schnell und rasch prüfen müssen, damit wir unser Bildungssystem für unsere Maturanten, für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Studierenden rasch verbessern. Ich bitte aber auch alle, diese Möglichkeiten mit Maß und Ziel einer guten Prüfung zu unterziehen. Wir sollten möglichst schnell zu einer Lösung kommen, damit wir den Studierenden ein gutes Studium ermöglichen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
15.43
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Staatssekretär Mag. Schweitzer. 8 Minuten Redezeit. – Bitte.
15.43
Staatssekretär
im Bundeskanzleramt Mag. Karl Schweitzer: Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Ich bin Kollegin Bleckmann sehr dankbar dafür, dass sie zur
Sachlichkeit zurückgekehrt ist und auch einige Vorschläge eingebracht hat, wie
man einiges verbessern kann. (Abg. Scheibner: Die Erste eigentlich!)
Mich überrascht es schon sehr, wenn ein Parteivorsitzender wie Herr Kollege Gusenbauer, der sicherlich weiß, was alles in den letzten Jahren passiert und nicht passiert ist, der sich gut zurückerinnern kann an jene Zeit, als seine Partei noch in dieser Bundesregierung gesessen ist, Derartiges von sich gibt.
Herr Kollege Gusenbauer! Ich habe lange darüber nachgedacht, aber mir ist nichts eingefallen (Ruf bei der SPÖ: Gar nichts? – Heiterkeit bei der SPÖ), was als wirklich große Reform aus dieser Zeit übrig geblieben ist. (Abg. Heinzl: Überraschung!) Sie haben damals den Stillstand zum Programm erhoben, insbesondere auch in der
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Bildungspolitik, weil mit der Zweidrittelmehrheit, die damals notwendig war, nichts weitergegangen ist. (Abg. Schieder: Das ist eines Regierungsmitgliedes unwürdig, diese Polemik! – Abg. Scheibner: Das ist keine Polemik!)
Herr Kollege Schieder, diese Bundesregierung hat folgende Erfolge vorzuweisen (Abg. Schieder: ... polemisch! – Abg. Scheibner: Den Scholten darf man wohl noch kritisieren, auch von der Regierung her!): Das Jahrhundertwerk der Universitätsreform, das Jahresarbeitszeitmodell für Pflichtschullehrer, die Abschaffung der Zweidrittelmehrheit (Abg. Schieder: So eine Polemik gehört sich nicht!), Herr Kollege Schieder, und jetzt, vor kurzem das Schulpaket I; nun geht auch das Schulpaket II in die Umsetzungsphase – großartige Reformen, die innerhalb kürzester Zeit von dieser Bundesregierung gemacht wurden, die dringend notwendig waren und unser System qualitätsmäßig sehr verbessert haben. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Klubobmann Van der Bellen! Es reicht nicht, Herr Klubobmann Van der Bellen, wenn man mit dieser Studie unter dem Arm zum Rednerpult tritt und sie dann wieder hineinträgt. Man sollte diese Studie auch (Abg. Dr. Van der Bellen: Liegen lassen?!) lesen, man sollte dann auch die Entwicklungen, die in dieser Studie eindeutig festgehalten sind, darstellen. Ich habe das getan, ich habe mir die zehn wichtigsten Ergebnisse herausgeschrieben. (Abg. Dr. Grünewald: Die zehn Besten!)
Das österreichische Bildungsniveau ist eindeutig eines der höchsten innerhalb dieses OECD-Vergleichs. (Abg. Dr. Van der Bellen: Wie lange noch?) Österreich investiert in die Bildung – und das ist etwas, was Sie immer so bekritteln – sehr viel Geld. Wir liegen in dieser Hinsicht laut dieser Studie auf Platz 5 und haben uns in den letzten Jahren (Abg. Brosz: Verschlechtert!), Kollege Van der Bellen, verbessert.
Sie wissen, dass wir – in dieser Studie ausgewiesen – ein gutes Betreuungssystem und eine sehr gute Betreuungssituation haben. Wir haben ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, das sowohl im Primär- als auch im Sekundärbereich weitaus besser ist als in den übrigen untersuchten OECD-Staaten. Sie wissen, dass Österreichs Schüler viel mehr Unterricht erhalten als die Schüler in anderen in diesem Bericht untersuchten Ländern. Wir haben um 113 Stunden pro Jahr mehr, als der OECD-Schnitt ausweist, Herr Professor Van der Bellen. All das sind Fakten, an denen kommen Sie einfach nicht vorbei!
Es gibt in puncto Teilnahme von Jugendlichen an der Ausbildung insgesamt eine Steigerung um sechs Plätze: 94,4 Prozent der 15- bis 19-Jährigen, Herr Professor Van der Bellen, sind in Österreich in Ausbildung. Das duale Ausbildungssystem ist eines der Besten überhaupt, und es wird auch in diesem Bericht so angeführt.
Österreich liegt auf Platz 1 bei der Weiterbildung: 89 Prozent aller Österreicher nehmen an Weiterbildungsveranstaltungen teil.
Sie haben die Akademikerquote angesprochen, Herr Professor. Auch das hätten Sie, wenn Sie hineingeschaut hätten, nachlesen können. Als noch die SPÖ in Regierungsverantwortung war, nämlich 1999, war es tatsächlich so, dass unsere Akademikerquote bei elf Prozent lag. Inzwischen gibt es, Gott sei Dank, eine andere Regierungskonstellation. Und, Herr Professor, Sie haben vergessen, zu erwähnen, dass innerhalb dieses kurzen Zeitraumes die Akademikerquote auf 15 Prozent gesteigert werden konnte. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Öllinger: Ja, Sie haben ... umbenannt!)
Wollen Sie dieser Bundesregierung, die es innerhalb kürzester Zeit geschafft hat, die Akademikerquote um fast ein Drittel zu erhöhen (Abg. Öllinger: Ja, statistisch!), jetzt
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wirklich vorwerfen, dass sie auch für jene Zeit verantwortlich ist, in der sie noch keine Verantwortung gehabt hat? (Abg. Dr. Gusenbauer verlässt seinen Sitzplatz.) – Da ist wohl Kollege Gusenbauer, der es jetzt vorzieht, von dannen zu ziehen, weil er sieht, dass die Regierungspolitik damals für die Bildung nicht so gut gelaufen ist, angesprochen. Er sollte sich das einmal merken! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist Sache, meine sehr geehrten Damen und Herren: 4-prozentige Steigerung der Akademikerquote innerhalb kürzester Zeit!
Schauen wir uns noch die Absolventenzahlen an den Universitäten an! Sie steigen um 34 Prozent, Herr Professor Van der Bellen. (Abg. Brosz: Von wann bis wann?) Steigerung der Absolventenzahlen um 34 Prozent in vier Jahren: von 17 144 Personen noch im Jahr 1999/2000 auf 23 198 Absolventen im Jahr 2003/2004 an den Universitäten und Fachhochschulen. – Ja, Herr Professor Van der Bellen, das sind doch alles Zahlen, die belegen, dass das, was Sie hier bejammern, nicht stimmt. Ganz im Gegenteil, hier gibt es durchaus positive Entwicklungen! Man braucht nur hineinzulesen. Herumtragen ist zu wenig, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich auch noch zu einem anderen Thema kurz Stellung nehmen, und zwar zum Thema Gewalt an unseren Schulen. Es wurde bereits angesprochen, und ich glaube, es ist wichtig, dass man sich damit beschäftigt. Diesbezüglich ist es tatsächlich so, Frau Bundesministerin, dass wir uns mit diesem Thema in erster Linie in der Analyse beschäftigt haben. Wir haben empirische Analysen von Gewaltphänomenen an den Schulen. Ich glaube jedoch, jetzt geht es darum, dass wir uns um die Erarbeitung von Präventivansätzen bemühen, und ich erlaube mir, hier einen Beitrag dazu zu bringen, weil ich glaube, dass das ein sehr guter Ansatz ist.
Schüler, die ausgegrenzt werden, die wenig Anerkennung bei Mitschülern haben, die unter starker Konkurrenz leiden, kommen in Außenseiterpositionen, und damit werden Gewalthandlungen gefördert; das ist evident. Damit ist auch klar, dass nicht nur das familiäre Umfeld, sondern vor allem auch die Schule ihren Beitrag zur Entwicklung dieses Gewaltphänomens leistet, und daher sind es auch schulische Maßnahmen, die mit großen Erfolgsaussichten verbunden sind, wenn man dieses Phänomen bekämpfen will.
Es ist
wissenschaftlich vielfach nachgewiesen, meine Damen und Herren, dass es sportbezogene
Angebote sind, die oft das einzige Mittel sind, um insbesondere die männliche
Jugend zu erreichen. Deswegen ist es mir wichtig, dass wir gemeinsam überlegen,
dem Sport einen größeren Stellenwert in der Schule zu geben. Aggressionen und
motorischer Betätigungsdrang können durch Sport gesteuert aufgearbeitet werden,
und es wird die Möglichkeit geschaffen, vorhandene körperliche Fähigkeiten
positiv einzusetzen. Durch eine vertraute Betätigung können Schwellenängste
gegenüber dem sonstigen Angebot abgebaut werden, und Jugendliche, die sonst
keine Erfolgserlebnisse haben, können hier zu Erfolgserlebnissen kommen, sie
können miteinander etwas machen! (Beifall
bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich glaube deshalb, dass es notwendig ist, dass wir wirklich ernsthaft darüber nachdenken, ob es nicht wichtig ist, die tägliche Bewegungseinheit in unsere Schulen zu bringen. Viele Probleme, die wir heute haben, könnten in Zukunft der Vergangenheit angehören, wenn wir mehr Bewegung in die Schulen bringen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
15.52
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 61 |
Präsident Dr.
Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grünewald.
5 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg.
Dipl.-Ing. Scheuch: Jetzt wird
es wieder polemisch!)
Abgeordneter
Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr
geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr
Staatssekretär! Hohes Haus! Seien Sie mir nicht böse, Frau Bundesministerin,
wenn ich ein Zitat aus der heutigen „Kleinen Zeitung“ bringe. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das hat schon Gusenbauer gemacht!) Darin werden Sie,
befragt zum Thema Uni-Misere, zitiert mit: „Papperlapapp, Misere gibt es
keine.“ Und Sie würden sich vom Geschrei der Opposition nicht beeindrucken
lassen. (Ruf bei der ÖVP: Da hat sie
Recht!)
Da ist es dann schon schwierig, darüber zu diskutieren, denn erstens wird hier nicht geschrieen und zweitens gibt es nicht nur Blinde an der Universität, die die Wahrheit eben nicht erkennen beziehungsweise nicht sehen wollen. (Abg. Neudeck: Haben Sie die „Kleine Zeitung“ vor oder nach Gusenbauer gelesen?)
Wenn Sie mit uns „Spieglein, Spieglein an der Wand, wir sind die Schönsten im ganzen Land! Wir wissen alles, wir verstehen alles und alle anderen sind blind oder Schreier oder Kläffer!“ spielen wollen, dann können Sie das zumindest nicht auf die OECD ausdehnen, denn das sind internationale Bildungsdaten, die trotz gewisser Unschärfen besten internationalen Vergleiche.
Und wenn Sie den Unis Wettbewerb, Konkurrenz, Evaluierung vorschreiben, dann wäre ich schon dankbar, würden Sie einmal Ihre eigenen Konzepte oder sich selbst einer Evaluierung, zumindest aber einer einfachen, schlichten Reflexion unterziehen: Was ist an der Uni los? Und: Warum nehmen wir innerhalb der OECD diese teilweise beschämende Rangordnung ein?
Der Grund, warum die OECD mit relativen Zahlen und nicht mit absoluten operiert, ist, dass die dort nämlich eben nicht blind sind, dass sie keine Kläffer sind, weil dort WissenschaftlerInnen sitzen!
Und, Herr Kollege Amon, ich mache es jetzt ganz simpel – ich rede nicht über Haare und Suppen, aber nehmen wir das folgende Beispiel her: Ein hoher Bankbeamter verdient 5 000 € und gibt seiner Familie 3 000 €. Er wird befördert, von einer anderen Bank abgeworben, verdient dann 10 000 € und gibt seiner Familie 3100 €. – Sie werden dann sagen: Super, der hat ja seiner Familie 100 € mehr gegeben! Dass er aber das Doppelte verdient und dass das dann prozentuell weniger ausmacht, das vergessen Sie! (Abg. Großruck: Die Frage ist, was seine Familie braucht!)
Aber ich habe nicht gedacht, dass ich hier solche Volksschulbeispiele bringen muss, um klar zu machen, dass der Anteil der Bildungs- und Forschungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt etwas darstellt – so sagt es auch die OECD –, was die Wertschätzung eines Staates und einer Regierung für Universitäten, Schulen und Bildung überhaupt widerspiegelt. Von dieser Wertschätzung merke ich jedoch überhaupt nichts, wenn Sie einfach alles negieren und leugnen.
Sie führen zur
Verteidigung niedriger AkademikerInnenquoten an, dass bei uns etwa für
KindergartenpädagogInnen nicht die Matura der Einstieg ist und sie dann an der
Uni studieren. Wissen Sie nicht, dass da nicht einmal 1000 pro Jahr fertig
werden und dass, selbst wenn diese an der Uni wären, unser Ranking um
statistisch nichts oder kaum etwas besser würde? Und zweitens: Wer hindert Sie
daran, so einen wichtigen Beruf an der Uni zu etablieren und unseren Kindern
besser ausgebildete Leute zur Verfügung zu stellen? – Niemand! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der SPÖ.)
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 62 |
Das betrifft auch das Krankenpflegepersonal, das Sie in diesem Artikel erwähnen. Wissen Sie, dass wir außer Österreich nur ein weiteres EU-Land kennen, in dem Krankenpflegepersonal keine Ausbildung im tertiären Sektor hat? Wer hindert Sie daran, das umzusetzen? – Kein Mensch!
Sie sagen, es gebe keinen Mangel. Wenn
jedoch Ihre Parteifreunde an der Universität Innsbruck eine siebente
Kunstfakultät fordern, gleichzeitig aber innovative, teilweise einzigartige,
interdisziplinäre Fächer wie Komparatistik schlichtweg in den Keller gefahren
werden, wenn auf Grund von Geldmangel im geistes- und kulturwissenschaftlichen
Bereich notgedrungen Bakkalaureatsstudien mehrerer Studienrichtungen sozusagen
einfach in einen Topf geworfen werden, so ist das universitäres Fastfood! Und
das kann nicht gut sein, das können Sie doch nicht wollen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Um nur den Durchschnittswert der OECD zu erreichen, müssten wir 50 Prozent mehr Studierende haben, müsste das Universitätsbudget um 1 Prozent des BIP steigen! – Sie und Grasser werden sagen: Das ist ein Wunsch an das Christkind!
Aber ich frage Sie jetzt ganz ernsthaft, Frau Bundesminister: Muss ich Sie daran erinnern, dass nicht das Christkind, sondern Sie die Verantwortung für Ihr Ressort tragen? Und diese hätten Sie auch wirklich wahrzunehmen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Und an die ÖVP gerichtet: Wissen Sie, dass neben Österreich nur ein Staat in Europa, nämlich Frankreich, im Jahr 2005 weniger Studierende als im Jahr 1999 hat? – Ach, das ist auch Wurscht! Spieglein, Spieglein an der Wand, wir sind die Besten im ganzen Land!
Wenn Sie Kritiker als Blinde und Schreier bezeichnen, dann, muss ich sagen, kann das nur deswegen sein, weil Ihnen das anscheinend leichter über die Lippen geht, als sich ernsthaft mit den Problemen der Uni auseinander zu setzen.
Sie machen aus den Pädagogischen Akademien – und das ist mein Schlusswort – Universitäten, ändern aber nur ein Türschild und sichern sich den kompletten politischen Durchgriff mit Hilfe der fünf Uniräte – drei von Ihnen bestellt, einer vom Landeshauptmann beziehungsweise der Landeshauptfrau; und der Fünfte ist der amtsführende Landeschulratspräsident!
Das nennen Sie
Universität? – Das ist Etikettenschwindel! Das ist eine vertane Chance und
eine Ohrfeige ins Gesicht der Jugend, die gut ausgebildet gehört! Universitär
ist da nichts! – Danke. (Beifall bei
den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
15.57
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Auch sie spricht 5 Minuten zu uns. – Bitte.
15.57
Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! An meine geschätzten Vorredner gewendet: Wir haben heute das Lebenswerk Simon Wiesenthals gewürdigt, der von Michael Fleischhacker als „Anwalt der Differenzierung“ bezeichnet wurde. Ich denke, Differenzierung und die differenzierte Rede gehören nicht nur auf akademischen Boden, sondern auch hier ins Parlament! Und ich fange gleich bei Klubobmann Van der Bellen an.
PISA ist auch ein Kulturvergleich. Ein
Professor aus Finnland hat gesagt: Mehr als 400 Jahre Luther und
schlechtes Fernsehprogramm, eine gut entwickelte Lesekultur und wenige Kinder
mit Migrationshintergrund – all das bedeutet einen Startvorteil für PISA. (Abg. Dr. Grünewald: Ja, sollen wir zum Protestantismus übertreten?)
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Betrachten wir bitte das Ergebnis daher auch differenziert! Betrachten wir es etwa differenziert in Hinblick auf die jeweiligen Ergebnisse der Bundesländer und Städte. Die Nachuntersuchungen zu PISA I haben in Deutschland den großen Einbruch in den großen Städten gezeigt. Das lässt sich auch für PISA-Österreich, zum Beispiel für Wien, sagen.
Wir haben hier eine Auswertung nach Städten
mit 1 Million Einwohner und mehr, da scheidet also alles andere außer Wien
aus. Obwohl es in Wien die höchsten AHS/BHS-Anteile gibt, ist das Niveau in
allen Bereichen – Lesen, Mathematik, Problemlösen – erschreckend
schlecht. (Abg. Broukal: Das sind aber Bundesschulen!) Nein, es sind auch
Hauptschulen dabei, weil es da ja um die 15- bis 16-Jährigen geht. (Abg. Broukal: Sie haben von AHS und BHS geredet!) – Ein hoher
AHS-Anteil! Das heißt, man müsste annehmen, dass es hier keine Kinder mit
ausgeprägten Lese- und Mathematikschwierigkeiten gibt. (Ruf bei der ÖVP: Zuhören, Broukal!)
Also: Da, wo man annehmen müsste, dass bessere Ergebnisse erzielt werden, kommen schlechtere heraus! Dieses differenzierte Denken wäre angemessen. Ein Link, ein Hinweis sind Kinder mit Migrationshintergrund.
Wenn ich im heutigen „Kurier“ lese, dass eine Direktorin einer Hauptschule im 15. Bezirk sagt, 90 Prozent der Kinder sind Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache, frage ich: Wie kamen diese Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache – oder, wie ein Lehrer dann ausführt, dass noch immer Analphabeten in höheren Klassen sitzen – dorthin? Warum hat in der Landesschulbehörde Wien niemand darüber nachgedacht, wie man Kindern, Schulstartern, Taferlklasslern den Einstieg in die Schule erleichtert, damit sie am Ende nicht als schlechte Leser und als untaugliche Problemlöser in der PISA-Studie herauskommen?! (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)
Es ist auch offenkundig – wie Frau Bundesministerin Gehrer ausgeführt hat –, dass Wien über den Finanzausgleich hinaus überdurchschnittlich zusätzliche Planstellen bekommt, nämlich 700 von 1 700 zusätzlichen für die Bewältigung der besonderen Probleme! Wien ist die Antwort schuldig geblieben, was es mit diesen 700 zusätzlichen Planstellen macht, und die Lehrer wissen dann nicht, wie es weitergeht.
Soll ich Ihnen noch ein Wien-Ergebnis nennen? – Wenn Sie die Repetentenzahlen anschauen, oder die Schüler mit Schullaufbahnverlust, wie sie in der Statistik genannt werden: Schullaufbahnverlust in Hauptschulen: Österreich-Schnitt 0,9 Prozent; Wien, überragend über alle Bundesländer, 2,5 Prozent! Warum hat sich in Wien in den Hauptschulen noch niemand Gedanken darüber gemacht, warum es dort die höchste Repetentenquote gibt?
Oder in der AHS-Unterstufe: Österreich-Schnitt 3,4; Wien 4,68 – höchster Wert in ganz Österreich! Warum macht sich keiner Gedanken über die Verhältnisse in den jeweiligen Ländern? – Da würde ich ansetzen, da ist für mich differenziertes Denken gefordert.
Wenn beklagt wird, dass wir nicht genügend Nachmittagsbetreuung in den Ländern finden – ich bin Wienerin, daher interessiert mich Wien ganz besonders –: Bis auf eine Bundesschule haben in Wien alle Schulen Nachmittagsbetreuung, das sind 87 inklusive der Privaten. Bis auf diese eine Schule gibt es Nachmittagsbetreuung, auf Wunsch der Eltern und Lehrer natürlich nicht verschränkt, das heißt am Vormittag Unterricht, Nachmittagsbetreuung mit Freizeit, Lernen, Spaß und so weiter. Bei den Pflichtschulen in Wien, also wofür Wien zuständig ist, haben von 448 Schulen nur 134 Volks- und Hauptschulen eine Nachmittagsbetreuung, und da auch nur zu einem Drittel das nicht verschränkte Modell, also am Vormittag Unterricht und am Nachmittag Freizeit, und Lernen hat Vorrang. Ja, Handlungsbedarf gibt es da, meine Damen und Herren!
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Ich möchte noch hinzufügen und darauf hinweisen, dass nichts von den Vorschlägen meiner Oppositionskollegen Broukal oder anderen zum Thema Uni-Zugang Wunsch der Universitäten ist, nämlich eine zentrale Zugangsregulierung für alle. Das heißt doch, sie wollen Zugangsregulierungen für alle, wobei nicht darauf Rücksicht genommen wird, dass man eine Zugangsregulierung, eine Zugangsfrage in Psychologie anders als im Übungsfach-orientierten Medizinstudium gestalten muss.
Daher bitte ich die Opposition, darüber nachzudenken, inwiefern hier nicht differenziertes Denken, maßvolle Analysen und sorgfältige Lösungsvorschläge angebracht wären, bevor sie in Bausch und Bogen in einer zynischen Art (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen) – das ist jetzt nicht auf Van der Bellen bezogen, sondern vor allem auf Gusenbauer – mit dem Hinweis auf verlangte Qualifikationen und nicht erbrachte Qualifikationen in Richtung Ministerin und Schüler ansetzt. (Präsidentin Mag. Prammer gibt erneut das Glockenzeichen.) Diese Bemerkungen waren also überflüssig. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.03
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Broukal zu Wort. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.
16.03
Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe es, weil es wirklich der „Spruch des Tages“ ist, auch schriftlich mit (der Redner stellt einen Zeitungsartikel mit der entsprechenden Überschrift vor das Rednerpult): „Papperlapapp, Misere gibt es keine“ an den Universitäten. Wer solches spricht ... (Abg. Neudeck: Also beim dritten Mal ist es nicht mehr lustig!) Was heißt beim dritten Mal? – Es war schon beim ersten Mal unlustig, nämlich als es gesagt wurde. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neudeck: Wenn es einer ...!)
Wissen Sie, wo es gesagt wurde? – Es wurde einer Zeitung gesagt, die in Graz herausgegeben wird. Sie wissen, Graz ist jene Stadt (Abg. Neudeck: Ist ja kein Gulasch, das beim Aufwärmen besser wird!), in der heuer 3 000 junge Menschen – sehr viele von ihnen aus Deutschland, die österreichischen MaturantInnen den Studienplatz wegnehmen, weil das Ministerium jahrelang geschlafen hat –, 3 000 junge Studentinnen und Studenten (Abg. Dr. Brinek: Da sagt der Herr Korinek ...!) darum raufen, dass nach einem Jahr einhundert von ihnen übrig bleiben! (Abg. Neudeck: Es flüchten die Studenten vor Rot-Grün!) Würden Sie zu einer Prüfung antreten, von der Sie wissen: egal, wie gut Sie gelernt haben, die Chance, dass Sie durchkommen, ist dreißig zu eins?
In einer solchen Stadt, in der ein Dreißigstel der Leute, die heuer ein Medizinstudium anfangen, nächstes Jahr noch an der Uni sein werden – die anderen werden hinausgeworfen, egal, wie gut sie sind –, da sagt man: „Papperlapapp, Misere ist das keine“? – Ich glaube, diesen Spruch werden Sie noch öfter hören, und zwar völlig zu Recht, weil er unglaublich ist! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
„Papperlapapp, Misere gibt es keine“ – das Zitat geht ja weiter: „Das sieht jeder, der mit offenen Augen durch die Unis läuft.“ (Abg. Dr. Baumgartner-Gabitzer: Der Parteivorsitzende ...!) Ich frage mich daher: Wo läuft die Frau Bundesministerin offenen Auges durch die Unis? – Weder die grünen noch die sozialdemokratischen StudentInnen haben sie dort in letzter Zeit gesehen, es muss zu nachtschlafender Zeit gewesen sein. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Dann kommt die Frau Ministerin natürlich auch am Institut für osteuropäische Geschichte vorbei, das im Augenblick seinen Lektoren eine Gehaltskürzung von 50 Prozent angedeihen lässt – „Papperlapapp, Misere gibt es keine“! Robert Etlinger, Lektor
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für Fachdidaktik Geschichte, schreibt seinem Studienprogrammleiter: Am Inhalt der Lehrveranstaltung hat sich nichts geändert, die Bezahlung wurde aber um mehr als ein Drittel gekürzt, von 1 490 € – brutto natürlich – auf 933 €. Wurde die Bezahlung wirklich in diesem Ausmaß gekürzt?
Antwort des Studienprogrammleiters Friedrich Edelmayer: Ja, das stimmt. Es ist traurig, trifft aber alle Lehrenden der Studienrichtung Geschichte. – Kürzungen der Honorare der Lehrenden um 50 Prozent! „Papperlapapp“, Krise gibt es keine. (Abg. Neudeck: „Misere“!)
Oder nehmen Sie doch den Rektorenchef Badelt. Er sagt am 15. September, das ist noch gar nicht so lange her, in der „Zeit im Bild“ (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek): Wir haben zum Teil einen Personalabbau vornehmen müssen, der von den Betreuungsrelationen nicht zu rechtfertigen ist. – „Papperlapapp“, Krise gibt es keine. (Abg. Neudeck: Da steht „Misere“! Was ist jetzt?)
Christoph Steger aus Tamsweg in Salzburg schickt mir zwei Dokumente: Erstens die offizielle, aus dem Internet genommene Unterlage der Medizinuniversität Innsbruck für die Anmeldung zum Medizinstudium. Dort steht drin: Anmeldefrist 8. Juli bis 24. Juli. Christoph Steger meldet sich am 11. Juli an und erhält schon am 7. September die Antwort: Sie wurden abgelehnt. Grund wie folgt: „Zum Zeitpunkt des Poststempels Ihrer Bewerbung war leider das Studienplatzkontingent erschöpft.“ Er meldet sich am 11. Juli an in einer offenen Anmeldungsfrist bis 25. Juli und bekommt einen Monat später diesen lapidaren Satz! Er hat um einen Bescheid ersucht, weil er das anfechten will; er hat den Bescheid bis heute nicht bekommen. – „Papperlapapp, Misere gibt es keine“.
Dr. Mittermeier aus Bozen schreibt mir: Ich bitte Sie, bei der morgigen Parlamentssitzung auch die Situation der vielen Südtiroler Medizinstudenten in spe zu thematisieren. Sie wissen ja, dass die Medizin-Uni Innsbruck leider nicht imstande ist, zu wissen, wann in Südtirol die Maturazeugnisse herausgegeben werden, sodass alle Südtiroler Maturanten – deutschsprachigen Südtiroler Maturanten –, die immer nach Innsbruck studieren gehen, heuer dort ein „Schmecks, Kropferter!“ gehört haben, weil sie leider zu spät kommen.
Also eine Bevölkerungsgruppe (Rufe bei der SPÖ: Wo ist Khol?), die doch in den letzten Jahrzehnten immer zu Recht unter dem besonderen Schutz Österreichs gestanden ist, weil die Universität Innsbruck die einzige deutschsprachige Universität ist, an der sie studieren können, wird einfach ausgeschlossen!
Ich aber sage Ihnen: „Papperlapapp, Misere gibt es keine“. – Wünsche, wohl zu schlafen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
16.08
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Rossmann zu Wort. Frau Abgeordnete, 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
16.08
Abgeordnete Mares Rossmann (Freiheitliche): Frau Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Kollege Broukal, Sie haben sich hier heraus gestellt, aber außer „Papperlapapp“ habe ich nicht viel von Ihnen gehört. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Und ich kann sagen, außer Demagogie haben Sie keinen einzigen Ansatz zur Lösung dieses Problems erläutert. Sagen Sie uns: Was ist die Lösung der SPÖ? Was ist die Lösung des sozialdemokratischen Wissenschaftssprechers zu diesem Problem an den Universitäten? (Abg. Reheis: Neuwahlen!)
Ich als Mutter bin selbst betroffen: Meine Tochter will Medizin in Graz studieren, und sie steht demnächst vor demselben Problem. Sie will nämlich im nächsten Herbst
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 66 |
Medizin studieren und weiß noch nicht, wie sie das bewerkstelligen soll. (Abg. Mag. Wurm: Aber Sie können sie vielleicht reinbringen! – Abg. Broukal: Und Ihre Lösung? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich sage Ihnen eine Lösung; das sage ich nicht nur Ihnen, sondern das sage ich meinen Kollegen in diesem Hohen Haus, und vor allem sage ich es den Zuschauern vor den Fernsehschirmen: Unser Kärntner Landeshauptmann, der immer ein Vordenker ist (ironische Heiterkeit bei der SPÖ) und immer Lösungen findet, auch wenn sie belächelt werden, wird auch da eine Lösung finden. Denken Sie an das Kindergeld! Er ist der Erfinder des Kindergeldes, auch wenn Sie es nicht hören wollen. (Abg. Brosz: Er sollte vielleicht darüber nachdenken!) Das Kindergeld wurde in Kärnten als Erstes verwirklicht. Sie haben uns belächelt, und auch der Koalitionspartner hat gesagt, das ist nicht umsetzbar, das ist ein „Schüttelscheck“. (Ruf bei der SPÖ: Nehmen Sie Platz!) Wir haben diesen Kinderscheck, wie er genannt wurde und jetzt als Kindergeld verwirklicht worden ist, in Kärnten als Erstes umgesetzt – nehmen Sie das zur Kenntnis! –, und ganz Österreich profitiert davon. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wir werden auch bezüglich Mineralölsteuer Erfolg haben. Wir haben die Pendlerpauschale um 25 Prozent gesenkt: 15 Prozent heuer und 10 Prozent ab 1. Jänner 2006. (Abg. Reheis: ... wer zahlt! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich weiß, das alles wollen Sie nicht hören!
Nun zu den Vorschlägen; auch das haben Sie belächelt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wenn, meine Damen und Herren von der SPÖ,
Verkehrsminister Gorbach die Postbus-Tankstellen aufsperren will, stehen Ihre
roten Gewerkschafter dort und verhindern das! (Beifall bei den
Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Wir sagen das den Menschen
draußen; sie alle sollen hören, dass die Sozialdemokraten Verhinderer sind und
dass die Gewerkschafter nur ihre Gewerkschaft schützen, aber nicht der
Bevölkerung – auch nicht den Gewerkschaftskollegen – günstigeres
Benzin zukommen lassen wollen. Wir von den Koalitionsparteien werden das jedoch
bewerkstelligen – und Ihnen von der SPÖ wird das Lachen vergehen! (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Jetzt komme ich zu dem Vorschlag, den ich bereits kurz angesprochen habe. Der Kärntner Landeshauptmann Dr. Jörg Haider hat eine Lösung für diese tatsächliche Misere an den Universitäten präsentiert, und zwar die, dass für alle Studienanfänger – egal, ob Österreicher oder EU-Bürger – die Studiengebühr für das erste Semester von derzeit 380 € auf sage und schreibe 5 000 € erhöht wird. Damit wäre eine Beschränkung geschaffen, aber ich sage gleich hinzu: Um das auszugleichen, soll es für die österreichischen Studentinnen und Studenten einen Bildungs-, einen Universitätsscheck in Höhe von 4 620 € geben.
Das, meine Damen und Herren, wäre die Lösung, dass eben unsere Studentinnen und Studenten 4 620 € bei Studienbeginn in Form eines Universitätsschecks in die Hand bekommen und somit leichter einen Studienplatz erhalten. Die Einlösung dieses Schecks sollte im Rahmen der Erstinskription erfolgen; das wäre auch bürokratisch leichter zu bewerkstelligen.
Sie von der Opposition behaupten in dieser Bildungsdebatte auch, dass in den letzten Jahren in puncto Schulbildung nichts bewerkstelligt worden sei. – Sie haben, infolge notwendiger Zweidrittelmehrheit, über Jahre hinweg alles blockiert. Jetzt haben wir von FPÖ und ÖVP mit zwei großen Schulpaketen erstmalig einige Möglichkeiten in diesem Sachbereich geschaffen, aber Sie haben nicht mitgestimmt.
Abschließend möchte ich jetzt einen Entschließungsantrag einbringen, der mir sehr am Herzen liegt und den ich gemeinsam mit meinem Kollegen Werner Amon ausgearbeitet habe, und zwar in die Richtung, dass es auch in Zukunft Präventivmaßnahmen geben
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 67 |
soll, um die Gewalt in der Schule noch stärker zu reduzieren, und dass in Zukunft die Möglichkeit verstärkter Mediation und Konfliktbewältigung geschaffen wird, aber dass vor allem eine Ausweitung in Bezug auf Schulpsychologen möglich wird. Deshalb bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird ersucht, das bereits erstellte allgemeine Informations- und Maßnahmenbündel zur Gewaltprävention an Schulen verstärkt bekannt zu machen und zu prüfen, inwieweit weitere Präventivmaßnahmen im Hinblick auf das Mitführen von sicherheitsgefährdenden Gegenständen getroffen werden können. So können Aggression und Bewegungsdrang zum Beispiel durch ein gezieltes Sport- und Bewegungsangebot abgearbeitet beziehungsweise gesteuert werden.
Weiters wird die Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur ersucht, die Schulbehörde I. Instanz aufzufordern,
statistische Angaben zu aggressiven und gewaltorientierten Vorfällen an Schulen zu erheben („Redezeit!“-Rufe bei der SPÖ),
ein Symposium der Schulpartner im Bereich Konfliktbewältigung, Kommunikation und Aggression durchzuführen und
unter Prüfung einer Ausweitung der Möglichkeiten des schulpsychologischen Dienstes den gezielten Einsatz von Schulpsychologinnen und -psychologen sowie speziell auf schulische Gewalt ausgebildete Mediatorinnen und Mediatoren zu verstärken beziehungsweise zu installieren. Ziel einer solchen Ausweitung ist es, dass der schulpsychologische Dienst verstärkt von sich aus seine Dienste den Schulpartnern vor Ort anbietet.“
*****
(Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
16.15
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag wurde ordnungsgemäß eingebracht, ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mares Rossmann, Werner
Amon MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend weitere Maßnahmen zur
Gewaltprävention an Schulen
eingebracht im Zuge der Debatte zur
Dringlichen Anfrage der Abgeordneten Van der Bellen, Brosz, Grünewald,
Freundinnen und Freunde betreffend Bildungs-Misere
Tage nach dem schrecklichen Vorfall an
einer Wiener Polytechnischen Schule, wo ein Schüler im Zuge einer
Pausenrauferei durch Messerstiche getötet wurde, flammt die Diskussion über
Ursachen und Strategien zur Verhinderung von Gewalt an Schulen erneut auf. Die
Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen insgesamt ist zwar statistisch gesehen
nicht gestiegen, Expertinnen und Experten sprechen jedoch von einem hohen
Aggressionspotential, einem Sinken der Hemmschwelle, dem bewussten Eingehen
eines Verletzungsrisikos beim Kontrahenten und der Übernahme von virtuellen
Wertvorstellungen aus gewaltorientierten Computerspielen.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 68 |
Alle, die am
Schulalltag beteiligt sind – Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer,
Eltern – müssen auf Aggression und Gewalt in der Schule besonders vorbereitet
sein, entsprechend reagieren können und dürfen Gewalt keinesfalls akzeptieren,
vertuschen oder gar wegschauen. Es ist wichtig, aktiv einzugreifen und jede
Möglichkeit einer gewaltfreien Lösung auszuschöpfen. Darüber hinaus muss
Lehrerinnen und Lehrern weitestgehende Unterstützung bei der Beaufsichtigung
der ihnen von den Eltern anvertrauten jungen Menschen gewährt werden. Die
Schulordnung regelt Maßnahmen zur Sicherheit der Schülerinnen und Schüler in
der Schule und bei Schulveranstaltungen. Es obliegt dem Landesschulrat, die
Umsetzung solcher Maßnahmen im Sinne der Sicherheit der Schüler im Detail näher
zu regeln.
Aktuell gibt
es bundesweit keine statistischen Aufzeichnungen, die Auskunft über aggressive
Vorfälle an Schulen liefern. Eine Meldung derartiger Vorfälle mit genauer
Beschreibung der Herganges wie zum Beispiel Art und Grad der Verletzung, Ort
und Zeitpunkt des Vorfalles an die Schulbehörde I. Instanz würde es der
Schulbehörde ermöglichen, schnell, konkret und Ziel führend zu reagieren wie
zum Beispiel durch
Aufforderung
zu verstärkten Kontrollen der Schülerinnen/Schüler im Verdachtsfall im Hinblick
auf das Mitführen sicherheitsgefährdender Gegenstände an betroffenen Schulen,
gezielten
Einsatz von Schulpsychologen und -psychologinnen sowie Mediatorinnen und
Mediatoren, Schülerberaterinnen und Schülerberatern, Vertrauenslehrerinnen und
Vertrauenslehrern, Klassenvorstand sowie Beratungslehrerinnen und Beratungslehrern,
verpflichtende
Lehrerfortbildung im Bereich Konfliktbewältigung, Kommunikation und Aggression.
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag:
Der
Nationalrat wolle beschließen:
„Die Frau
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird ersucht, das bereits
erstellte allgemeine Informations- und Maßnahmenbündel zur Gewaltprävention an
Schulen verstärkt bekannt zu machen und zu prüfen, inwieweit weitere Präventivmaßnahmen
im Hinblick auf das Mitführen von sicherheitsgefährdenden Gegenständen
getroffen werden können. So können Aggression und Bewegungsdrang zum Beispiel
durch ein gezieltes Sport- und Bewegungsangebot abgearbeitet beziehungsweise
gesteuert werden.
Weiters wird
die Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur ersucht, die
Schulbehörde I. Instanz aufzufordern,
statistische
Angaben zu aggressiven und gewaltorientierten Vorfällen an Schulen zu erheben,
ein Symposium
der Schulpartner im Bereich Konfliktbewältigung, Kommunikation und Aggression
durchzuführen und
unter Prüfung einer Ausweitung der Möglichkeiten des schulpsychologischen Dienstes den gezielten Einsatz von Schulpsychologinnen und -psychologen sowie speziell auf
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 69 |
schulische Gewalt ausgebildete Mediatorinnen und Mediatoren zu verstärken
beziehungsweise zu installieren. Ziel einer solchen Ausweitung ist es, dass
der schulpsychologische Dienst verstärkt von sich aus seine Dienste den
Schulpartnern vor Ort anbietet.“
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Gehrer. Redezeit: 8 Minuten. – Bitte, Frau Ministerin.
16.15
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich habe bei dieser Debatte sehr genau zugehört. Einige der Redner haben erwähnt, dass ich zehn Jahre im Amt bin – das weiß ich, darüber freue ich mich. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Freiheitlichen.) Ich habe mir einmal eine Liste zusammengestellt, was in diesen zehn Jahren alles geschehen ist. (Abg. Broukal: Über Geburtstage, Urlaube und so? – Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich werde also gerne Herrn Parteivorsitzendem Gusenbauer eine unentgeltliche Nachhilfestunde darüber geben, was alles in diesen zehn Jahren gemacht wurde. Ich werde Ihnen das gerne zur Verfügung stellen.
Fünf Jahre lang habe ich als Bundesministerin mit Ihnen, meine Damen und Herren von der SPÖ, zusammengearbeitet – und Sie waren damals sehr zufrieden. Fünf Jahre waren es in dieser Konstellation, eine Zeit, in der es auch viele Fortschritte gab. Ich glaube, es wäre wichtig, die Bildung, die Kinder, die Universitäten voranzustellen und nicht die jeweilige Situation, egal, ob in Opposition oder Regierung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Jetzt zu drei Dingen, die mich etwas gestört haben: Meiner Überzeugung nach ist klar zum Ausdruck gekommen, dass Sie von der Opposition wieder den alten Zentralismus wollen und eben einfach etwas gegen Autonomie und Selbstständigkeit haben. Sie wollen die alte zentrale Gängelung wieder einführen.
Das Zweite ist Ihre Meinung, alles und jedes müsse die Schule erledigen: Ich gebe um 8 Uhr in der Früh mein Kind ab und hole es um 18 Uhr wieder ab, dann sei es sozusagen präpariert gegen jede Art von Verlockung. (Ruf bei der SPÖ: Das stimmt nicht, das ist eine Unterstellung!) – Meine Damen und Herren, das spielt es doch so nicht! Wir brauchen ein Zusammenwirken von Schule, Eltern und Gesellschaft. Das ist das richtige Umfeld für unsere Kinder! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Etwas, was mich
ganz besonders stört, ist, wenn immer wieder gesagt wird: Besser ausgebildet
sei nur jemand, der an die Universität geht. – Damit tun Sie doch allen
Kindergärtnerinnen Unrecht! Sie tun damit allen Lehrlingen Unrecht, und Sie tun
damit allen Unrecht, die in unsere guten berufsbildenden Schulen gehen! (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Das ist eine Art und Weise der Qualifizierung von Bildungsgängen, die den jungen Menschen nicht gerecht wird. In unserem Schulsystem haben wir eine hundertprozentige Durchlässigkeit. (Abg. Öllinger: Na, na, na!) Jeder hat in unserem Bildungssystem die Chance, nach dem einen Bildungsweg einen weiteren Bildungsweg zu beschreiten. Daher: Zu sagen, nur wer an der Universität gewesen ist, sei gut ausgebildet, das ist, glaube ich, schon eine Art von Überheblichkeit.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 70 |
Etwas möchte ich noch sagen zu diesem Antrag, der von der Fraktion der Grünen vorgelegt wurde, schreiben Sie doch in diesem, dass ich 500 Vorziehprofessuren versprochen hätte. – Das, meine Damen und Herren, wurde nie versprochen!
In Koalitionsverhandlungen haben Sie verlangt, dass 500 Professoren, die Ao.-Professoren sind, auf O.-Professoren umgestellt werden. Das haben wir diskutiert, und wir haben immer davon geredet, dass die Vorziehprofessuren von den Universitäten beantragt werden. 77 Professuren sind genehmigt worden, und es sind 21,8 Millionen € dafür zur Verfügung gestellt worden. Jedoch: Es war nie die Rede von 500 Vorziehprofessuren! Daher nochmals – damit sich solche Behauptungen nicht verfestigen –: Das stimmt einfach nicht!
Meine Damen und Herren! Es ist mir ein großes Anliegen, zu sagen, dass die Universitäten unsere Unterstützung brauchen. Sie brauchen aber auch in der Öffentlichkeit unsere Unterstützung und unsere Wohlmeinung.
Den Universitäten haben wir mit dem neuen Universitätsgesetz eine große Herausforderung gestellt – und: Sie sind auf einem guten Weg. Ich glaube, sie brauchen die Unterstützung aller Fraktionen dieses Hauses – ermuntern Sie nicht diejenigen, die keine Veränderung wollen! Ich danke denen, die in die Zukunft denken, die Veränderungen mittragen und sich den Herausforderungen stellen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Dazu gehört es auch, dass Universitäten in schwierigen Situationen nicht im Stich gelassen werden. Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, haben die Universitäten in der schwierigen Situation nach dem EuGH-Urteil im Stich gelassen. (Abg. Öllinger: Na! – Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Sie haben gegen die Möglichkeit gestimmt, dass die Universitäten auswählen können. (Abg. Broukal: Man sieht ja, was herauskommt bei dieser Autonomie!)
Wir haben tagelang mit Ihnen verhandelt. (Abg. Broukal: Datum des Poststempels ... Bewerbungsschreiben!) – Sie, Herr Abgeordneter Broukal, haben gesagt, Sie würden dann zustimmen, wenn Herr Abgeordneter Grünewald zustimmt. Herr Abgeordneter Grünewald wiederum hat gesagt, er stimmt dann zu, wenn auch die Grünen Studierenden zustimmen. (Abg. Broukal: ... man sieht ja, was dabei herauskommt!)
Man muss sich etwas trauen, und man muss in Krisensituationen diejenigen, die in einer schwierigen Lage sind, unterstützen. – Das haben wir von der Regierung gemacht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Broukal: Was trauen Sie sich denn? Gar nichts!)
Ich kann Ihnen abschließend noch etwas sagen: Wir schauen bei den Universitäten in die Zukunft. Die Universitäten haben sehr gute Organisationspläne gemacht. Da und dort gibt es Diskussionen, das ist richtig, Herr Kollege Broukal. Es freuen sich nicht alle, weil manche Schrebergärten nicht mehr so bewirtschaftet werden können wie früher. (Abg. Broukal: Aber geh!) Es freuen sich nicht alle, aber es gibt Schwerpunktsetzung an den Universitäten. (Abg. Broukal: Badelt ist ein Schrebergärtner? Gantner ist ein Schrebergärtner? Machen Sie sich doch nicht lächerlich! – Abg. Gaál: Was wissen Sie denn von Schrebergärtnern?)
Es gibt eine positive Entwicklung an den Universitäten. Die Universitäten haben sich den Studierenden gegenüber als Partner neu etabliert. Die Universitäten haben zusätzliche Geldmittel für Infrastruktur erhalten. Die Universitäten haben zusätzliche Geldmittel für Vorziehprofessuren erhalten. Die Universitäten erhalten alle Gehaltserhöhungen abgegolten.
Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen noch etwas: Wir haben drei neue Universitäten gegründet. Wissen Sie, was derzeit in Berlin los ist? – In Berlin werden zwei
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 71 |
Medizinuniversitäten in nächster Zeit zusammengelegt, und diese müssen in den nächsten fünf Jahren 40 Prozent des Personals einsparen. Bei uns muss nichts eingespart werden! Es wird Geld dazu gegeben! Derzeit bin ich hinsichtlich der Universitäten dabei, mit dem Finanzministerium die Budgets für 2007, 2008, 2009 zu verhandeln.
Die Universitäten werden mehr Geld im Globalbudget bekommen. Sie werden mehr Geld für Generalsanierungen bekommen. Wir werden die Universitäten in eine gute Zukunft begleiten. – Ich würde Sie wirklich dringend um Ihre Unterstützung bitten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
16.22
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächster Redner kommt Herr Abgeordneter Brosz zu Wort. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.
16.22
Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Bildungsministerin! Die Zuschauer zu Hause werden sich schön langsam fragen, was man mit all den Zahlen, die heute genannt wurden, anfangen kann. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ja, das ist gar nicht so kompliziert.
Es hat in Österreich einmal eine Zeit
gegeben, in der relativ viel Geld für Bildung und zum Beispiel relativ wenig
Geld für das Militär ausgegeben wurde. Das ist noch gar nicht so lange her, da
brauchen wir gar nicht so weit zurückzuschauen, das können wir unbestritten
lassen! (Abg. Murauer: Wer war das?)
Österreich profitiert nach wie vor davon, dass wir im internationalen Vergleich gute Ausgaben hatten. Nur: Wie schaut denn die Entwicklung der letzten Jahre aus? Diese Studie, die Kollege Schweitzer hergezeigt hat, bevor er wieder entschwunden ist, erfasst nur die Zahlen bis zum Jahr 2002. Das, was Sie aber in den letzten drei Jahren gemacht haben, war massivster Bildungsabbau, kommt jedoch darin noch gar nicht vor. Und wenn wir das berücksichtigen, sehen wir den Trend, dass in Österreich die Bildungsausgaben so stark rückläufig sind wie nur in einem einzigen anderen Land, nämlich in Irland. Das ist der Trend, und gegen diesen gilt es anzukämpfen!
Wir haben überhaupt nichts dagegen, weiter dabei zu bleiben und zu sagen: Ja, in Österreich brauchen wir viel Geld für Bildung und ganz wenig Geld für Abfangjäger! Das ist eine wesentlich sinnvollere Position. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Kollege Amon hat nicht über die Abfangjäger gesprochen, sondern über etwas anderes: Er hat über die Klassenschülerzahlen gesprochen und hat gesagt: Wir sind international Spitze. – Da habe ich mir gedacht: Interessant! Komisch, ich habe es anders im Kopf gehabt! – Ich schlage jetzt als einziges Beispiel die Seite 389 auf, da finde ich eine wunderschöne Tabelle, die zeigt, wie viele Länder weniger und mehr Schüler in den Klassen haben als Österreich – Professor Van der Bellen schaut auch gerade nach –: 23 Länder sind in dieser Tabelle aufgeführt, 13 Länder haben durchschnittlich niedrigere Klassenschülerzahlen als Österreich, neun haben höhere. Kollege Amon sagt: Das ist Weltklasse. – Ich sage: Das ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie selektiv hier nachgeschaut wird. (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Kollege Amon, als Sie sich vorne am Rednerpult als Litfasssäule zur Verfügung gestellt und sich dieses Riesending von Anstecker angeheftet haben, habe ich mir schon gedacht: Interessant. Was steht da drauf? Ja zu Klasnic? (Rufe bei der ÖVP: Ja!) – Ja natürlich! Ja zu Klasnic! (Demonstrativer Beifall bei der ÖVP.)
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Daraufhin haben
wir einmal genauer nachgeschaut und festgestellt – jetzt ist
Kollege Zweytick auch noch dazu gekommen; jetzt sind es schon drei, jetzt haben
es also schon mehr gefunden! –, dass von den ganzen ÖVP-Abgeordneten
nur Sie herunten gestanden sind mit „Ja zu Klasnic“. – Also: Wenn
nur Sie ja zu Klasnic sagen, dann werden Sie aber ein ziemliches Problem
aufreißen, diese Wahl in der Steiermark zu gewinnen! (Beifall bei den Grünen
sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
Wenn wir schon von der Steiermark reden, dann reden wir doch einmal darüber, wie es zum Beispiel bei den Alternativschulen in der Steiermark aussieht und wie diese vom Zusperren bedroht sind! Da können Sie nämlich schauen, wo das so genannte Bildungsvorreiterland Steiermark liegt, wenn Reformpädagogik ... (Abg. Steibl überreicht dem Redner einen grünen Ansteckknopf mit der weißen Aufschrift „Ja zur Steiermark“.) – Es ist sehr freundlich, dass Sie das da herlegen! Wissen Sie, was schön daran ist? – Das Grün ist wunderbar! Ja zu Grün! Damit kann man wirklich etwas anfangen! (Beifall bei den Grünen.) Steiermark steht darauf; Klasnic steht gar nicht mehr drauf.
Wenn die Alternativschulen in der Steiermark, die doch so als Reformland gepriesen wurde, vom Zusperren bedroht sind, dann ist es mit der Qualifikation als „Bildungsvorreiterland“ nicht weit her!
Frau
Bildungsministerin, schauen wir uns noch einmal die Klassenschülerzahlen an.
Ihnen sagt wahrscheinlich das Gymnasium Hagenmüllergasse etwas. –
Sie wissen so gut wie ich, dass die Höchstgrenze der Klassenschülerzahlen im
AHS-Bereich bei 30 liegt. Vielleicht können Sie mir im Hinblick darauf
erklären, warum es heuer nach Klassenzusammenlegungen in der Hagenmüllergasse
eine 8. Klasse – also eine Maturaklasse mit Klassenzusammenlegung! –
mit 31 Schülern, eine 7. Klasse mit 33 Schülern und eine
5. Klasse mit 34 Schülern gibt! Das ist gegen das Gesetz, und es
gibt keinen Grund dafür, hier von Abweisungen zu reden. (Abg. Dr. Brinek: Das
ist Ländersache, Herr Brosz!)
Das sind die Realitäten, von denen wir reden! Ich weiß nicht, ob Sie irgendwann einmal hingehen. Im „Kurier“, aus dem irgendjemand von Ihnen zitiert hat, steht wörtlich, dass Sie die Direktorin ersucht, einmal eine Schule beziehungsweise ein Klasse aufzusuchen und sich die Situation vor Ort anzuschauen. – Das könnte helfen, einmal wirklich über die Realitäten nachzudenken und dann auch darüber reden zu können! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
Zur Nachmittagsbetreuung. – Ich nenne Ihnen ein konkretes Beispiel, dann wird es einfacher: Ein guter Bekannter von mir meldet seine Tochter in der ersten Klasse einer Volksschule südlich von Wien an und sagt: Wir brauchen eine Nachmittagsbetreuung. Ich bin berufstätig, meine Frau ist berufstätig. – Die Direktorin sagt ihm: Wenn sich 15 Schüler dafür anmelden, wird es eine Nachmittagsbetreuung geben. Tut uns Leid. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, ob Sie im Herbst eine Nachmittagsbetreuung für Ihre Tochter bekommen werden. – Was ist die Konsequenz? Das Kind geht jetzt nicht in einem kleinen Dorf südlich von Wien zur Schule, sondern im 10. Bezirk in Wien, weil es dort eine Alternative beziehungsweise die Sicherheit für eine Nachmittagsbetreuung gibt. (Abg. Broukal: In Wien gibt es selbstverständlich Nachmittagsbetreuung!)
Und dann sagen Sie, dass Sie die Realität in der Schule verbessern! – Frau Bildungsministerin! Sie leben in einer Welt, die mit der aktuellen Situation in den Schulen leider nichts mehr zu tun hat! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
16.27
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Baumgartner-Gabitzer. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.
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16.27
Abgeordnete Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die heutige Dringliche Anfrage der Grünen hat den Titel „Bildungs-Misere“.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, genau das ist schlicht und einfach eine Themaverfehlung! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Broukal: „Papperlapapp!“, oder wie?) Wenn wir heute eine Bildungsdiskussion führen, dann freuen wir uns darüber, weil ich glaube, dass Bildung eines der ganz wesentlichen Themen der nächsten Zeit sein wird. Nur: In diesem Zusammenhang über eine „Bildungs-Misere“ zu sprechen, bedeutet wahrlich reine Schwarzmalerei! Aber offensichtlich gehört das zum Berufsbild eines Oppositionspolitikers, lediglich im Schwarzen zu denken und nicht in Kategorien von Grauabstufungen.
Wenn wir heute darüber diskutieren, wie sich die Bildungspolitik und die Schulpolitik weiterentwickeln sollen und wie die steigenden Anforderungen im Berufsleben durch die Schule und durch die Bildungseinrichtungen bewältigt werden müssen, dann haben Sie uns als Partner! Wenn Sie sich aber hier herstellen und nur Negativbeispiele bringen, und zwar Beispiele, die teilweise gar nicht stimmen, Herr Kollege Öllinger, dann haben Sie uns hier eindeutig nicht zum Partner. (Zwischenruf des Abg. Öllinger. – Abg. Broukal: Welches Beispiel stimmt nicht?) – All das, was zuletzt gerade Kollege Brosz an Beispielen gebracht hat, ist vereinfacht und in der Sache nicht richtig! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Herr Kollege Van der Bellen hat sich an dieses Rednerpult gestellt – und ich habe ihm mit großem Interesse zugehört; ich habe auch gefunden, dass Ihr Zugang eigentlich ein sehr richtiger war. Sie sagen: Warum Bildung? – Um später, wenn man mit seinem Bildungsweg fertig ist, einen entsprechenden Arbeitsplatz zu finden. (Abg. Dr. Van der Bellen: Aber wie lange noch?) Keine Frage! Das ist, unter anderem, sehr richtig! Das unterschreibe ich sofort!
Allerdings: Sie haben mit Österreich immer Finnland verglichen, ohne den zweiten Teil der Wahrheit mitzuliefern. Wir haben nämlich eine wesentlich niedrigere Arbeitslosenquote als Finnland. (Abg. Broukal: Das würde, wenn Sie weitere vier Jahre in der Regierung wären, anders aussehen!) Und genau darin ist der Erfolg des österreichischen Bildungssystems zu sehen: Wir sind bestrebt, die jungen Menschen unter anderem dahin gehend auszubilden, dass sie einen Arbeitsplatz haben und am Arbeitsplatz das leisten können, wofür sie ausgebildet werden.
Und darin ist Österreich Spitze! Das gehört auch zu den Wahrheiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Was mich an Ihren Ausführungen, Herr Van der Bellen, auch sehr gewundert hat, ist Ihre Argumentation mit der drohenden Lehrerarbeitslosigkeit. – Was machen wir hier denn? Machen wir Standespolitik oder machen wir Bildungspolitik? (Abg. Dr. Van der Bellen: Schülerpolitik, für die Kinder!) Das Schüler-Lehrer-Verhältnis in Österreich ist hervorragend. Es kann in machen Teilen besser sein, vor allem in Wien, aber wir haben im OECD-Schnitt ein besseres Verhältnis. (Zwischenruf des Abg. Broukal.)
Herr Kollege Broukal, ich wünsche Ihnen, dass Sie die Zeit haben mögen, sich die OECD-Studie anschauen zu können! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Broukal: Frau Kollegin! Machen Sie sich um meine Zeit keine Sorgen!) – Ich mache mir keine Sorgen!
Was mich hier hingegen gerade in einer Diskussion über die Bildung besonders erschreckt hat, waren Aussagen des Herrn Kollegen Gusenbauer, der jetzt nicht mehr da ist, der, nachdem er seine Wortmeldung abgegeben hat, leider den Saal verlassen
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hat. Er hat nämlich hier wortwörtlich gemeint, dass es die Zielsetzung der Frau Bundesministerin sei, dass niemand, der eine österreichische Schule verlässt, klüger sein soll als sie selbst. (Abg. Dr. Einem: Da schätzen Sie Ihre Ministerin aber nicht hoch ein!) Das ist Polemik schlichtester Natur, und das tut mir bei einer Diskussion um die Bildungspolitik wirklich weh! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Ich hoffe aber, dass wir Herrn Van der
Bellen als Unterstützer für unsere Forderungen vor allem in Wien haben. Er hat
hier davon gesprochen, dass es notwendig ist, dass es ein größeres
Ganztagsangebot für die Kinder gibt. Das ist eine inhaltliche Forderung, die
wir 100-prozentig unterstützen. (Abg. Broukal: Haben Sie schon einmal das
Wort „Hort“ gehört?)
Ich kann Ihnen zu Wien ein Beispiel bringen: Es gibt 484 Wiener Pflichtschulen, und 134 Standorte sind ganztägig. Das betrifft nicht einmal ein Drittel der Wiener Schülerinnen und Schüler! Die anderen haben keine Möglichkeit, ganztägig betreut zu werden. (Abg. Broukal: Frau Kollegin, Sie polemisieren wider besseres Wissen! Wissen Sie denn nicht, dass es in Wien Hunderte Horte gibt?) Ich spreche jetzt aber von den von Wien zu bezahlenden Schulen, nicht von den Bundesschulen! Die Bundesschulen hingegen haben im Prinzip ein flächendeckendes Betreuungsangebot. Schauen Sie sich das an, Herr Kollege Broukal! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)
Alle mitteleuropäischen Großstädte haben einen Schulentwicklungsplan. Wien hat keinen. Wenn in der Zeitung steht, dass der Putz bröckelt, dann ist das richtig. Das tut mir Leid! Diesbezüglich müssen wir uns allerdings an den Wiener Stadtschulrat wenden und nicht an den Bund, nicht an die Frau Bundesministerin, weil es da nicht um Bundesschulen geht! Aber Wien ist ja anders! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Broukal.) Aber hier haben wir sicherlich die Unterstützung des Herrn Broukal. (Abg. Gaál: Das ist doch Unsinn!)
Wir haben in Wien weiterhin ein veritables Problem, meine Kollegin hat es schon angesprochen, nämlich das große Sprachproblem. Wir haben viele Migrantenkinder, und wir brauchen hier eine entsprechende Sprachförderung. Diesbezüglich hoffen wir auch auf die Unterstützung durch Herrn Gusenbauer in Form von Intervention bei seinen eigenen Parteifreunden. Wir von der ÖVP fordern das letzte Kindergartenjahr gratis, um genau diesen Problemen in den Schulen entgegenzuwirken.
Ich bin überzeugt davon, dass Herr
Gusenbauer, wenn ihm die Bildungspolitik ein Anliegen ist, uns von der ÖVP in
Wien dabei unterstützen wird! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Freiheitlichen. – Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)
16.33
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.
16.33
Abgeordnete
Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Reden wir über
Wien! Reden wir über die Bildungspolitik in Wien, denn wir haben uns in Wien
nicht zu verstecken! Es gibt das österreichweit beste und herzeigbarste
Angebot in Wien, und wir wären froh darüber, wenn es in anderen Bundesländern
ähnlich wäre. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
In Wien, sehr geehrte Damen und Herren, werden bereits die Kinderbetreuungseinrichtungen als Bildungsangebote angesehen. Das wäre vorbildlich für Österreich! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
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In Wien gibt es die meisten Krippen und
Kindergartenplätze in ganz Österreich und auch die meisten
Nachmittagsbetreuungsangebote. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Amon.)
Es gibt in keinem anderen Bundesland derart bedarfsgerechte Öffnungszeiten in den Kindergarteneinrichtungen wie in Wien. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Wiener Schulen waren die ersten Schulen, die Computer- und Internetzugang in allen Pflichtschulklassen eingeführt haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wien hat lange vor allen anderen
Bundesländern Englisch ab der ersten Volksschulklasse eingeführt. Zum Glück
ziehen jetzt die anderen Bundesländer nach! (Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der Grünen.)
Wien hat das größte Angebot an Ganztagsschulplätzen in ganz Österreich. In Wien hat bereits jedes zweite Kind einen Ganztagsschulplatz. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
36 Prozent der Ganztagsschulplätze von ganz
Österreich befinden sich in Wien. Ein Viertel der österreichischen
Fachhochschulplätze ist in Wien. (Abg.
Mag. Molterer: Und wer bezahlt
das alles? Der Bund! Das ist die Wahrheit!)
Eine letzte Zahl, die Sie besonders nachdenklich machen sollte: Nur Wien gibt allein für die Volkshochschulen doppelt so viel aus, wie Sie für die Erwachsenenbildung in ganz Österreich ausgeben. Das ist doch beschämend, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Frau Bundesministerin! Es gibt historische Aussagen, und auch ich kann an Ihrer heutigen Aussage zur Misere an den Universitäten nicht vorbei. „Papperlapapp!“ haben Sie gesagt, „es gibt keine Misere“. Und wie haben Sie die heutige Dringliche auch zum Schulbereich zusammenfassend beantwortet? – „Papperlapapp!“, haben Sie gesagt, „es gibt in Wahrheit keine Probleme an den österreichischen Schulen“.
Frau Bundesministerin, ich sage Ihnen: Viele Eltern sehen das anders! Viele Eltern machen sich große Sorgen. Sie haben vom Wachstum und vom Schwerpunkt der Bildungsbudgets gesprochen. Sie haben gesagt: Wir liegen überall ausgezeichnet. Aber, Frau Bundesministerin, was sind denn die wirklichen Befunde? – Laut PISA-Studie macht Österreich den drittgrößten Abstieg weltweit. Das ist wirklich kein Grund zur Freude! Die OECD sagt: Österreich hat den zweitgrößten Rückgang der Bildungsbudgets. Das ist dramatisch, Frau Bundesministerin! Seit dem Jahr 2000 gibt es eine Halbierung der Förderung für Lehrer. Dazu sagen Sie „Papperlapapp!“, Frau Bundesministerin?
Frau
Bundesministerin, früher hatte ich oft den Eindruck, dass Sie die Probleme leugnen.
Das ist bedrückend genug. Aber ich bekomme zunehmend den Eindruck, Frau
Bundesministerin, dass Sie die Probleme tatsächlich nicht sehen. (Abg. Dr. Jarolim: Sie ist
das Problem!) Und das ist wirklich Besorgnis erregend, Frau
Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Frau Bundesministerin, was sagen Sie denn den Eltern, die sich Sorgen machen, welche die zu großen Klassen sehen, die sehen, dass ihre Kinder Unterstützung brauchen und sie nicht bekommen, die sehen, dass die Lehrer und die Eltern mit den Problemen alleine gelassen sind? Was sagen Sie denen? „Papperlapapp!“ sagen Sie denen, Frau Bundesministerin, und zwar auf Ihre Art. Sie vergessen nämlich zunehmend, dass es nicht um trockene Zahlen geht, sondern viele Tausende kleine Menschen und um deren Startchancen ins Leben, Frau Bundesministerin!
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Früher hat noch der Grundsatz in der Bildungspolitik gegolten: Wir wollen möglichst viele möglichst weit bringen. – Davon haben Sie sich in den letzten Jahren leider sehr effizient verabschiedet! Sie sagen: Wir wissen, dass wir für die Schwachen zusätzliche Förderung brauchen. Aber was machen Sie, Frau Bundesministerin? Sie halbieren das Angebot! Sie halbieren es, obwohl Sie wissen und sagen, dass wir eigentlich viel mehr brauchen. Schade, Frau Bundesministerin, um jedes einzelne Kind, das wir auf diesem Weg verlieren. Schade! Das ist menschlich schade und politisch verantwortungslos, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Nehmen wir das Beispiel Legasthenie: Jetzt soll es in der dritten Klasse Volksschule Legasthenietests geben. Frau Bundesministerin! Warum denn nicht früher, in der ersten Volksschulklasse oder noch früher, schon im Kindergarten? Wir wissen doch, dass wir im Alter von drei bis vier Jahren wirklich helfen können! Die Kinder brauchen mehr Stützung, Frau Bundesministerin, und Ihr Nichtstun und Nichthandeln ist an vielen kleinen und langen Dramen vieler einzelner Kinder schuld! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)
16.38
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dipl.-Ing. Achleitner. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.
16.38
Abgeordnete Dipl.-Ing. Elke Achleitner (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Kollegin Kuntzl, Sie sprechen davon, dass es nicht um Zahlen geht, aber gerade das machen ja Sie und die Kollegen von den Grünen heute: Sie nehmen Zahlen aus dem OECD-Bericht und stellen anhand dieser die ganze Zeit die Uni-Misere und die Uni-Krise dar.
Herr Professor Van der Bellen! Herr Professor Grünewald! Ich unterstelle Ihnen nicht, dass Sie nicht fähig sind, die Zahlen in diesem Bericht und die entsprechenden Zusammenhänge zu erkennen. Aber ich kann mich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass Sie diese Zahlen ganz bewusst falsch interpretieren, um die Österreicherinnen und Österreicher zu verunsichern.
Ich nehme hier nur eine Zahl. Sie schreiben in Ihrem Antrag, dass der Rückgang der Studierenden auf die Studiengebühren zurückzuführen ist. – Ja! Er ist darauf zurückzuführen. Aber nicht so, wie Sie es meinen. Es gibt nicht auf Grund der Einführung der Studiengebühren weniger Studierende, sondern es wurden viele, die nur in Karteien vorhanden waren, nicht mehr in den Karteien dargestellt, und deswegen gibt es weniger Studierende!
Fakt ist, dass wir mehr Studienanfänger haben als je zuvor. Und wenn wir die Fachhochschulen in Betracht ziehen, dann haben sich dort die Studierendenzahlen vom Jahr 2000 bis 2005 verdoppelt. Es ist also nicht so, dass wir weniger Studienplätze hätten, auch nicht an den Universitäten auf Grund der Einführung der Studiengebühren. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ein weiterer Punkt, der in Ihrem Antrag angeführt wurde, ist die heute schon so oft zitierte Akademikerquote. Dabei haben Sie heute schon selbst gesagt, man solle nicht darüber sprechen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal ganz klar darauf hinweisen, dass man schon schauen muss, wie die Vergleiche zustande kommen, statt hier einfach Zahlen in den Raum zu werfen. Man muss genau schauen: Wie setzt sich diese Quote zusammen und was steckt dahinter? Gemeint sind nämlich nicht Universitätsabsolventen, sondern die Akademikerquote umfasst alle Akademiker im Alter von 25 bis 64 Jahren, die in Österreich leben. Das lässt also keinen Rückschluss darauf zu, ob die Qualität der Universitäten derzeit gut oder schlecht ist.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 77 |
Genauso verhält es sich mit der Hochschulzugangsquote, bei der man natürlich schon berücksichtigen muss, welche Ausbildungen als Hochschulstudium, als universitäre Ausbildung geführt werden. In Finnland und in Schweden ist es eben so, dass auch die Pflichtschullehrer und die medizinisch-technischen Fachkräfte an Universitäten ausgebildet werden und daher auch dazugezählt werden. Das kann man also nicht miteinander vergleichen! Wir werden in Zukunft vergleichen können, wenn wir den Ausbau der Pädagogischen Akademien zu Hochschulen vollzogen haben und wenn die Bachelor-Studiengänge weiter ausgebaut sein werden. Erst dadurch kommt es zu wirklich vergleichbaren Zahlen und werden nicht mehr ungleiche Ausbildungssysteme miteinander verglichen.
Von einer Quote haben Sie heute nicht – kein einziger von Ihnen! – gesprochen, denn diese ist sehr positiv für Österreich: die sehr hohe Abschlussquote bei Doktoratsstudien, denn in diesem Vergleich des OECD-Berichts liegt Österreich ganz weit vorne. Das passt natürlich nicht zu Ihrem Versuch, die Unis als schlecht darzustellen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Broukal: Das gehört zu Ihrem Geschäft, das machen ohnehin Sie!)
Sehr geehrte Damen und Herren, das Urteil des Europäischen Gerichtshofes hat leider einen sehr großen Zustrom von Studenten aus der Bundesrepublik Deutschland heraufbeschworen. Eines ist aber auch nicht richtig: Wenn die Opposition nämlich behauptet, dass dadurch alle Universitäten im Chaos versinken würden. Überlegen wir nur, dass es fast 200 Studienrichtungen gibt, während es hiebei im Endeffekt um zwei Studienrichtungen geht – Medizin und die veterinärmedizinische Ausbildung –, für die wir uns wirklich um Lösungen bemühen müssen. Das ist klar, denn die jetzigen Lösungen – und da sind wir uns auch sicher einig – sind nicht die optimalen, und wir werden uns in Zukunft mit neuen Ideen um die Lösung dieser Probleme kümmern müssen.
Ich bin sehr froh, Herr Kollege Broukal, dass Sie der genialen Idee des BZÖ-Obmannes schon beigetreten sind, denn den Uni-Scheck, um Studenten eine Möglichkeit, eine bessere Möglichkeit in Österreich zu bieten, haben ja auch schon Sie angesprochen. Sie würden sich überlegen, ob das nicht unterstützenswert ist. (Abg. Broukal: Jetzt braucht es nur die Frau Minister auch noch zu glauben, dann würde es passen! Da müssen Sie sich aber wohl noch etwas mehr anstrengen innerhalb der Koalition!)
Ich denke, wir müssen verschiedene Möglichkeiten wie beispielsweise die Aufenthaltsdauer überprüfen, um dafür zu sorgen, dass es für Österreicherinnen und Österreicher wieder gute Möglichkeiten gibt, hier zu studieren.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ideen sind gefragt, aber nicht nur Jammern und Miesmachen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
16.43
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren! Wir kommen zur letzten Redner- und Rednerinnenrunde. Ich verteile die Restredezeit auf jeweils 4 Minuten.
Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mandak zu Wort. Redezeit, wie gesagt, 4 Minuten. – Bitte.
16.44
Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Frau Ministerin Gehrer! Sie sitzen auf der Regierungsbank, und ich habe oft den Eindruck, dass Ihnen die Realität nicht mehr bewusst ist: Was heißt Schulalltag, was heißt Studienalltag? Ich möchte das ganz gerne anhand von vier kurzen Beispielen zeigen.
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 78 |
Beispiel eins: Sie sagen, in Wien gebe es durchschnittlich zwei Lehrpersonen pro Klasse. – Ich mache einmal den Schwenk nach Vorarlberg, unser beider politisches Heimatland. Ich lese Ihnen etwas vor, was mir eine Bekannte gemailt hat, die am Poly in Feldkirch tätig ist:
Wir haben an unserer Schule heuer 35 Jugendliche mehr, aber zwei Lehrpersonen weniger. (Abg. Broukal: „Papperlapapp!“) Zwischendurch war einmal ein Kärntner da – also ein Lehrer aus Kärnten –, der plötzlich keine Anstellung in seinem Heimatland bekommen hatte, obwohl er ein Haus gebaut und zwei Kinder hat. Nach zwei Tagen konnte er doch zurück nach Kärnten – das gönne ich ihm! – und wir standen wieder lehrerlos da.
Wir unterrichten mit offenen Türen zwei Klassen gleichzeitig oder supplieren haufenweise, dabei haben wir die Gruppen eh schon auf Höchstzahlen aufgestockt.
Ich habe jetzt wieder genug gejammert, es ist aber wie ein Schockzustand: Du ruderst wie ein Hamster.
Das ist die Ist-Zustandsbeschreibung einer Lehrerin aus einer Schule, an der – das bitte ich Sie, auch noch zu bedenken – ein Viertel der Schülerinnen und Schüler im zehnten Schuljahr ist, weil sie keinen Ausbildungsplatz bekommen, keine Lehrstelle, keinen Arbeitsplatz, also auch künftig keine weitere Ausbildung bekommen werden.
Beispiel zwei: Sie sagen immer wieder – ich zitiere Ihre heutige Aussage –, Zugangsbeschränkungen an den Unis gebe es nicht. – Einer Maturantin aus Bludenz ist es genauso ergangen wie dem Maturanten, den Kollege Broukal vorhin erwähnt hat: Auch sie wollte Medizin studieren, hat lauter Sehr gut im Zeugnis und bekommt keinen Studienplatz in Innsbruck, weil sie um einen Tag zu spät dran war – es war auch der 11. Juli.
So schaut die Realität aus, und, Frau Ministerin, da haben Sie geschlafen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Das können Sie jetzt nicht wegschieben: Sie haben lange genug gewusst, was die Rahmenbedingungen innerhalb der EU sind und wie Zugangsbeschränkungen sein dürfen und wie nicht. Das haben Sie schlichtweg verschlafen! (Abg. Broukal: Genau! „Papperlapapp!“)
Beispiel drei: Sie sprechen von 16 Prozent mehr Budget an den Universitäten. – Einmal angenommen, diese Maturantin hätte Medizin studieren können, so, wie sie es gerne wollte, sie wäre von Lektorinnen und Lektoren unterrichtet worden, die in der Stunde 15 € verdienen. 15 €! (Abg. Broukal: Brutto!) Und wissen Sie, was Sie dann noch zusätzlich unter Berufung auf die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen tun? – Sie stellen diese Lektorinnen und Lektoren dienstfrei, wenn Ferien sind – im Sommer und während der Semesterferien. Die sind dann weder krankenversichert noch pensionsversichert. Die können dann schauen, wie sie sich das finanzieren mit 15 € Stundenlohn, Frau Ministerin. So schaut die Realität aus! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Broukal: „Papperlapapp!“)
Beispiel vier: Aus der Schule kämen keine Analphabetinnen und Analphabeten. – Frau Ministerin! Expertinnen und Experten schätzen: Es sind 300 000 Menschen in Österreich, die nicht lesen und schreiben können. Ein großer Teil ... (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gehrer.) – Oja, Frau Ministerin! Ein großer Teil von ihnen war in der Schule! Sie haben es wieder verlernt.
Stehen Sie also nicht immer da und tun Sie nicht so, als gäbe es die Probleme nicht in Österreich, und werfen Sie uns nicht Jammerei vor! Wir haben Probleme, wir müssen sie sehen! Sie brauchen endlich ein Problembewusstsein in der Bildungspolitik, sonst
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 79 |
geht sie noch weiter den Bach hinunter. Ewig schade drum! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
16.48
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Großruck zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.
16.48
Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Was wir heute erlebt haben, war ein politisches Wiederkäuen von alten Hüten seitens der Opposition, nichts Neues. Das, was wir schon immer hören, haben wir auch heute gehört. (Abg. Mag. Kogler: Ja leider!) Dass dazu eine Sondersitzung notwendig ist, bezweifle ich, denn wir hätten genauso nächste Woche bei der normalen Sitzung in einer Dringlichen Anfrage das Thema behandeln können. Aber wir haben es ja geahnt, dass vor der ersten geplanten Sitzung von Ihnen noch eine Sondersitzung beantragt werden wird. Beim Thema haben Sie sich schwer getan, so haben Sie eben das Bildungsprogramm hergenommen.
Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie können kauen so viel Sie wollen – wir kauen nicht mit, wir machen Nägel mit Köpfen. Für Frau Kollegin Kuntzl, die vorhin hier gesprochen hat, habe ich Verständnis, wenn sie für den Wiener Wahlkampf Stimmung macht und für ihren Bürgermeister. Frau Kollegin Kuntzl! Bei den PC-Zugängen haben Sie sich aber schon etwas geirrt. Sie haben gesagt, dass Wien weit voraus ist. – Ich nenne Ihnen ein paar Zahlen (PC pro 100 Schüler): Hauptschulen Wien: sechs – letzter Platz von allen Bundesländern –, Polytechnische Schulen: 13 – letzter Platz von allen Bundesländern –, allgemein bildende höhere Schulen: acht – letzter Platz –, kaufmännische mittlere und höhere Schulen: 18 – letzter Platz – und wirtschaftsberufliche mittlere und höhere Schulen: 17 – auch letzter Platz. (Abg. Broukal: Ihnen ist aber schon klar, dass Sie da über Bundesschulen sprechen!) Wien scheint nie an erster Stelle im Ranking auf.
Sie von der SPÖ haben eines gemacht: Sie haben Wien und die Bildungspolitik ganz besonders gelobt. – Wenn wir jetzt wissen, dass die anderen Bundesländer zumindest genauso gut sind wie Wien, dann ist ohnehin alles in Ordnung mit unserer Bildungspolitik, dann passt ohnehin alles. Dann danke ich für Ihr Lob. Dazu hätten wir aber die heutige Sitzung nicht gebraucht.
Nein, meine Damen und Herren, der Zugang unserer Frau Bundesministerin ist ein ganz seriöser, sachlicher. Natürlich gibt es Probleme. Natürlich gibt es Probleme, wenn die Zahl der Schüler geringer wird und sich die Frage stellt, was mit der zu großen Zahl an Lehrern passieren soll. Das verneinen wir nicht. Deshalb gibt es Maßnahmen, deshalb gibt es Schulpakete, deshalb gibt es auch eine vorausschauende Schulpolitik, die bei unserer Frau Bundesministerin in besten Händen ist. Gott sei Dank haben wir die Frau Bundesministerin hier und nicht irgendeinen Minister von Seiten der jetzigen Opposition. Dann würde es schlechter ausschauen, was all jene erkennen konnten, die die heutige Debatte hier verfolgt haben. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Ich darf folgenden Antrag einbringen:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Werner Amon MBA, Mares Rossmann, Dr. Gertrude Brinek, Mag. Dr. Bleckmann betreffend Fortsetzung der bildungspolitischen Initiativen der Bundesregierung
Nationalrat, XXII.GP | 120. Sitzung / Seite 80 |
Der Nationalrat wolle beschließen:
Der Nationalrat unterstützt die Bildungspolitik der Bundesregierung und ersucht die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, zur Sicherung und Steigerung der Qualität des österreichischen Bildungssystems den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die begonnenen Initiativen in Bildung, Wissenschaft und Forschung unter Einbindung von Experten und der im Nationalrat vertretenen politischen Parteien fortzuführen, um für diese jungen Menschen beste Bildungschancen zu gewährleisten und dafür Sorge zu tragen, dass österreichischen Studierenden weiterhin mindestens ebenso viele Studienplätze zur Verfügung stehen wie bisher.
Weiters wird die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur ersucht, durch geeignete Maßnahmen das hohe Qualifikationsniveau der österreichischen Bevölkerung weiter auszubauen, den Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsstandort weiter zu stärken und durch eine starke Positionierung Österreichs im vereinten Europa die Zukunftschancen speziell der jungen Menschen weiter zu sichern.
*****
Ich habe deshalb so schnell gesprochen, meine Damen und Herren, damit ich mit meiner Redezeit auskomme, denn zum Schluss kommt mein obligater Vierzeiler, der sich mit dem Wiederkäuen – was ich anfangs gesagt habe – beschäftigt:
Ein Wiederkäuer hat vier Mägen, das ist PISA-mäßig recht gelegen. Jedoch, es gibt auch – ohne Fragen – solche mit nur einem Magen. Sie sitzen alle hier herinnen bei den Roten und den Grünen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.52
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben von Herrn Abgeordnetem Großruck verlesene Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Werner Amon MBA, Mares
Rossmann, Dr. Gertrude Brinek, Mag. Dr. Magda Bleckmann, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Fortsetzung der bildungspolitischen Initiativen der Bundesregierung,
eingebracht im Zuge der Debatte zur Dringlichen Anfrage der Abgeordneten Van
der Bellen, Brosz, Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Bildungs-Misere
Bildung ist die wichtigste Investition
in die Zukunft. Deshalb wurde in den vergangen Jahren eine Reihe von
Initiativen und Reformschritten beschlossen, welche einen guten Unterricht,
moderne Ausbildungsmöglichkeiten an Schulen und Universitäten sowie die
Sicherung der guten Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb zum Ziel
haben.
Gesicherte Rahmenbedingungen sind das
Fundament der „Neuen Schule“.
Das Schulbudget ist in den letzten 10 Jahren um 24% von 4,81 Mrd. Euro auf 5,95 Mrd. Euro gestiegen. Im Rahmen der Schulbauoffensive wurden seit 1995 1,2 Mrd. Euro in die Errichtung von 30.000 neuen Ausbildungsplätzen investier – durchschnittlich werden pro Monat zwei Bauprojekte abgeschlossen. Im Rahmen der Initiative „eFit Austria“ wurden seit dem Jahr 2001“ über 72 Mio. € in die IT-Ausstattung der Schulen und damit in moderne und zukunftsorientierte Ausbildungsmöglichkeiten
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investiert.
Heute sind alle Schulen an das Internet angebunden, und e-Learning, der
Computerführerschein und Notebook-Klassen gehören zum Schulalltag.
Auch internationale Vergleiche wie die
aktuelle OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2005“ stellen Österreich für den
gesamten Bildungsbereich ein gutes Zeugnis aus:
Österreich investiert im Jahr pro
Volksschüler 7.015$ (Platz 9 von 28) und pro Schüler in der Sekundarstufe
8.887$ (Platz 5 von 27). Auch besteht an Österreichs Schulen ein gutes
Betreuungsverhältnis. So stehen an österreichischen Volksschulen für 29 Kinder
2 Lehrer zur Verfügung. Im OECD-Schnitt betreuen 2 Lehrer 33 Kinder. Auch die
durchschnittliche Klassengröße an den österreichischen Volksschulen liegt mit
20 Kindern unter dem OECD-Schnitt (21,4).
Der Trend zur höheren Bildung setzt sich
in Österreich fort. 79,2% der Schüler, die eine weiterführende Schule besuchen,
absolvieren gleichzeitig eine berufliche Ausbildung. Damit liegt Österreich an
zweiter Stelle der OECD-Staaten. 79% haben einen Sekundarabschluss II
vorzuweisen und 94,4% der 15- bis 19-Jährigen sind entweder in Ausbildung oder
in Beschäftigung.
Diese Fakten bestätigen das hohe Niveau
des österreichischen Bildungssystems. Für die Sicherung und Weiterentwicklung
der Qualität des Bildungssystems war der Fall der 2/3-Mehrheit ein wichtiger
Meilenstein. Dadurch wurden 95% aller Schulgesetze in die einfache Mehrheit
entlassen und der Weg für neue Weiterentwicklungen frei.
Reformschritte im Schulbereich
Am 8. Juli 2005 wurde das Schulpaket I
im Parlament beschlossen, das eine Reihe an Maßnahmen zur Weiterentwicklung für
die österreichischen Schulen beinhaltete:
Tagesbetreuung für alle 6- bis
14-Jährigen
Einführung der 5 Tage Woche für alle 6-
bis 14-Jährigen
Verpflichtende Lehrerfortbildung
Profilbildungen der Schulen werden
sichtbar gemacht
1. Leistungsgruppe entspricht AHS-Reife
Neue Qualitätsmaßnahmen bei der
Berufsreifeprüfung
Sprachliche Frühförderung
Initiative „Lesen fördern!“
Starke fordern - Schwache fördern
(bedarfsgerechter Förderunterricht)
Leadership-Academy
Ab dem nächsten Schuljahr soll jedes
Kind, das einen Betreuungsplatz braucht, auch einen bekommen – die Wahlfreiheit
der Eltern bleibt dabei erhalten.. Im Zuge des Ausbaus der Tagesbetreuung wird
einerseits auf die geänderten Arbeits- und Lebensbedingungen der Eltern bzw.
Erziehungsberechtigten reagiert und andererseits die Möglichkeit geschaffen,
zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer anzustellen.
Mit dem Schulpaket II gehen weitere wichtige
Maßnahmen zur verstärkten Individualisierung des Unterrichts, zur
Professionalisierung des Lehrberufs, zur effizienteren Nutzung des Schuljahres
und zu mehr Autonomie in Begutachtung:
Pädagogische Hochschulen
Individualisierung des Unterrichts
Sprachförderkurs
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Begabtenförderung
Verlässliche Schule /
Unterrichtsgarantie
Änderungen und Vorverlegung des
Aufnahmeverfahrens
Notenkonferenz am Freitag der vorletzten
Schulwoche
Beginn des Schuljahres: Der
stundenplanmäßige Unterricht muss spätestens am Mittwoch der ersten Schulwoche
beginnen
Unterrichtsentfall: höchstens 2,5 % der
Unterrichtsstunden dürfen entfallen
Blockung von Unterrichtsstunden
Qualität und Autonomie
Mitbestimmung der Direktoren bei der
Lehrerauswahl
Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation
und Entwicklung des Bildungswesens
Verwaltungsvereinfachung: Erhöhung der
Gestaltungsfreiräume im SCHUG
Viele dieser Maßnahmen beziehen sich auf
Vorschläge der Zukunftskommission.
Schaffung moderner Universitäten
Das neue Universitätsgesetz 2002 stellt
die größte Veränderung des österreichischen Universitätswesens seit 150 Jahren
dar. Es wird von den Universitäten. mit großem Engagement umgesetzt Im
vergangenen Jahr haben die Universitäten erstmals ihre Eröffnungsbilanzen
vorgelegt, 2005 wurden die ersten Rechnungsabschlüsse erarbeitet. Die
Entwicklungspläne der Universitäten sind fertig gestellt, und die Verhandlungen
über das formelgebundene Budget, das im Zuge des Universitätsbudgets 2007-2009
zum Tragen kommen wird, stehen kurz vor ihrem Abschluss. Auch die
Vorbereitungen für die Wissensbilanz der Universitäten, die erstmals bis Ende
April 2006 vorgelegt werden müssen, sind in der Endphase.
Auch die Fachhochschulen in Österreich
zeigen eine erfolgreiche Entwicklung. Seit 2000 haben sich die Studierenden-
und Absolvent/innenzahlen verdoppelt. Das Budget steigt kontinuierlich an und
hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt, der Fachhochschulentwicklungsplan III
über die Weiterentwicklung der Fachhochschulen bis 2010 ist beschlossen.
Seit dem Jahr 2000 ist das Budget der
Universitäten um rund 16% erhöht worden. Mit den jährlichen Ausgaben pro
Studierenden (€ 10.028,20) bzw. mit den über die Verweildauer kumulierten
Ausgaben je Absolvent/in (€ 55.553,90) liegt Österreich laut der OECD-Studie
„Bildung auf einen Blick 2005“ im vorderen Drittel in der OECD.
Seit 2000
wurden 30 Bauvorhaben für Universitäten in Höhe von rund € 200 Mio. fertig
gestellt, z.B. das Hörsaalzentrum Altes AKH der Universität Wien: oder die
Erweiterung des Biozentrums. Mit zusätzlichen Infrastrukturmittel in der Höhe
von € 144 Mio. wurden zudem wichtige Schwerpunkte zur Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten gesetzt.
Das Universitätsbudget 2007-2009 wird
derzeit in einer Arbeitsgruppe unter Federführung des Bildungsministeriums mit
dem Finanzministerium und der Rektorenkonferenz verhandelt.
Ein weiterer
wichtiger Schritt werden die Verhandlungen zu den Leistungsvereinbarungen
2007-2009 mit den Universitäten sein. Bis spätestens Ende April 2006 werden die
Universitäten ihre Entwürfe der Leistungsvereinbarungen für die Jahre 2007-2009
vorlegen.
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Die unterzeichneten Abgeordneten stellen
daher folgenden
Entschließungsantrag:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Nationalrat unterstützt die
Bildungspolitik der Bundesregierung und ersucht die Bundesministerin für
Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Sicherung und Steigerung der Qualität des
österreichischen Bildungssystems den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die
begonnenen Initiativen in Bildung, Wissenschaft und Forschung unter Einbindung
von Experten und der im Nationalrat vertretenen politischen Parteien
fortzuführen, um für die jungen Menschen beste Bildungschancen zu gewährleisten
und dafür Sorge zu tragen, dass österreichischen Studierenden weiterhin
mindestens ebenso viele Studienplätze zur Verfügung stehen wie bisher. Weiters
wird die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur ersucht durch
geeignete Maßnahmen das hohe Qualifikationsniveau der österreichischen
Bevölkerung weiter auszubauen, den Bildungs-, Wissenschafts- und
Forschungsstandort weiter zu stärken und durch eine starke Positionierung
Österreichs im vereinten Europa die Zukunftschancen speziell der jungen
Menschen weiter zu sichern.“
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster kommt Herr Abgeordneter Dr. Niederwieser zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.
16.52
Abgeordneter DDr. Erwin Niederwieser (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Kollege Großruck, ich nehme eher an, Sie haben das deshalb so schnell vorgelesen, weil Sie sich des Inhalts geschämt haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Was steht denn da drinnen? – Es ist ja angesichts der OECD-Zahlen geradezu Zynismus, dass der Nationalrat diese Bildungspolitik unterstützt und die Bundesministerin ersucht, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Ja was ist denn dieser eingeschlagene Weg? Van der Bellen hat es ganz zu Beginn gesagt. Was sind die Fakten im österreichischen Bildungssystem? – Wir sind, wenn wir die Zahlen zu den schulischen Leistungen der 15-Jährigen vergleichen, von der PISA-Studie 2000 bis zur PISA-Studie 2003 drastisch zurückgefallen. Es ist ein dramatischer Wert, wenn nicht nur 15 Prozent – wie vorher –, sondern jetzt auf einmal 20 Prozent der 15-Jährigen keine ausreichenden Kenntnisse in der Sprache und in Mathematik haben.
Ist das der eingeschlagene Weg, den Sie fortsetzen wollen? – Das nächste Mal 25 Prozent, die nicht lesen können? Ist das Ihre Vorstellung, Kollege Großruck? Soll dieser Weg fortgesetzt werden? Das wäre schlechthin eine Katastrophe!
Oder: Wir sind bei der PISA-Studie I auf einem der vorderen Plätze gewesen. Wir waren in der Klasse der sehr guten Länder, und wir sind jetzt ins Mittelfeld zurückgefallen.
Was heißt es denn, Kollege Großruck, wenn wir Ihrem Antrag folgen und diesen eingeschlagenen Weg fortsetzen? – Dann sind wir 2006 am Ende des Mittelfeldes und 2009 dann im Schlussfeld. Diesen Weg darf diese Bundesregierung nicht fortsetzen, sondern sie ist aufgefordert, jetzt echte Reformen zu machen. (Ruf bei der ÖVP: Im Gegensatz zu euch!) Und diese Reformen haben wir auch vorgeschlagen. Wir haben sehr konkrete Maßnahmen vorgeschlagen.
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Natürlich ist es im Sinne dieser Maßnahmen auch notwendig, den eingeschlagenen Weg nicht fortzusetzen und weniger für Bildung auszugeben. Im Jahr 1997 wurden noch 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung ausgegeben; im Jahr 2006 werden es 2,3 Prozent sein. Das ist ein drastischer Rückschritt! Wenn Sie da sagen, setzen wir das fort, dann meine ich, das ist Zynismus, nichts anderes als Zynismus zu Lasten der österreichischen Kinder und Jugendlichen und zu Lasten der Studierenden. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wenn wir das Bildungssystem kritisieren, dann halten Sie das doch auseinander! Sie sagen immer, wir kritisieren hier die Lehrerinnen und Lehrer, wir kritisieren die Schüler. Nein, wir kritisieren die Bildungspolitik dieser Bundesregierung, und wir kritisieren die Bildungspolitik, die die Abgeordneten von BZÖ, FPÖ und Volkspartei hier machen. Das ist die Kritik, nicht die Kritik an den Lehrern. Diese können nichts dafür, dass sie unter solchen Bedingungen arbeiten müssen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Was wir brauchen, ist mehr als Kosmetik: Wir brauchen frühe Förderung, die tatsächlich funktioniert – nicht Briefe, die Sie hinausschicken und die in den Gemeinden dann nicht umgesetzt werden. Wir brauchen einen massiven Ausbau der ganztägigen Schulen; mehr als das, was diese Bundesregierung vorsieht. Wir brauchen eine gemeinsame Lehrerinnen- und Lehrerausbildung. Das ist wesentlich mehr als das, was jetzt mit dem Gesetz für die Pädagogischen Hochschulen vorgesehen ist. Das ist nämlich ein reiner Schildertausch an den Türen der Pädagogischen Akademien. Wir brauchen eine gemeinsame Lehrerausbildung. Wir müssen uns abwenden von der frühen Trennung der Kinder mit dem zehnten Lebensjahr. Das ist eines der Grundübel und einer der Hauptgründe dafür, dass wir ein ungerechtes Bildungssystem haben. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Und wir brauchen Klassenschülerzahlen von 25 und nicht mehr. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Folgen Sie unseren Vorschlägen – und
mit dem österreichische Schulsystem wird es wieder aufwärts gehen! (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
16.56
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch zu Wort. 4 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.
16.57
Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Hohes Haus! (Der Redner stellt eine Tafel vor sich auf das Rednerpult. – Ruf bei der SPÖ: Das kann nur jemand vom BZÖ sein! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) – Die Opposition wird munter, nachdem sie zwei Stunden lang geschlafen hat.
Meine geschätzten Damen und Herren, wir sind einer Meinung: Man kann vieles verbessern in diesem System – gar keine Frage. Die Studenten, die Schüler, sie sind uns alle besonders wichtig. Eines möchte ich Ihnen aber schon sagen, meine lieben Damen und Herren von der linken Jammerecke, die Sie jetzt auf Grund einer kleinen Tafel wieder munter geworden sind: Ich denke, wir sollten endlich damit aufhören, uns hier herzustellen und permanent zu jammern, die Schüler schlechtzureden, die Schulen schlechtzureden, die Studenten schlechtzureden, die Unis schlechtzureden. So schlecht ist es hier in Österreich nicht. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg.
Frau Dr. Glawischnig hat sich zum Beispiel – ich habe heute diese Debatte ziemlich intensiv verfolgt – beschwert und gesagt, wir werden mit der Halbierung unseres Bildungsbudgets fortfahren. – Das ist ein Zitat von Ihnen. – Und dann lese ich Ihren
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Antrag, den Sie selbst eingebracht haben. Im Antrag der Grünen steht wortwörtlich: „Insgesamt stiegen die Bildungsausgaben in diesem Zeitraum um 9 %.“
Also, meine geschätzten Damen und Herren, Sie reden von der Halbierung des Bildungsbudgets; im Antrag Ihrer eigenen Fraktion steht aber drinnen, die Bildungsausgaben seien um 9 Prozent gestiegen. So schlecht kann also die Bildungspolitik nicht sein, ansonsten hätten wir nicht 9 Prozent Steigerung!
Oder: Herr Dr. Gusenbauer, der es anscheinend vorzieht, der Debatte jetzt nicht mehr beizuwohnen, der außer einer zutiefst zu verurteilenden verbalen Entgleisung gegenüber der Frau Bundesminister nichts an Konzepten und Visionen aufzubieten hat, nichts aufzubieten hat, außer sich hier herauszustellen und eine Zweiklassengesellschaft zu provozieren.
Meine geschätzten Damen und Herren! Zum
Niveau der Auseinandersetzung: Sie stellen mit Ihren Zwischenrufen wieder nur
unter Beweis, dass Sie außer Zwischenrufen und irgendwelchen Zwischenmeinungen
nichts anbieten können. Wir von der Bundesregierung – das BZÖ, die
ÖVP – werden weiter an einer guten Politik arbeiten, wo vieles verbesserungsfähig
ist. Und ich denke, wir sind auf dem besten Weg dorthin. (Beifall bei den
Freiheitlichen und der ÖVP.)
Oder: Wir sind alle hier gesessen und haben uns angehört, wie Herr Dr. Gusenbauer aus einem Zeitungsartikel zitiert hat, wonach 15-jährige Schülerinnen und Schüler schlecht oder gar nicht lesen und schreiben können, und das der Bundesregierung vorgeworfen hat. Wenn man jetzt zurückrechnet: Heute 15-Jährige sind genau vor zehn Jahren, Frau Kollegin Wurm – damals noch Kinder –, in die Schule gekommen. (Abg. Schieder: Vor acht Jahren!) – Dann rechnen Sie schlecht. Kinder kommen bei uns mit sechs in die Schule. Herr Kollege Schieder, machen Sie den PISA-Test, wer weiß, ob Sie ihn bestehen werden. Bei uns ist das zehn Jahre her. (Abg. Schieder: Mit fünf Jahren kommt man nicht in die Schule! – Abg. Mag. Wurm: Vor neun Jahren!)
Wenn man sich das jetzt überlegt – und Lesen und Schreiben lernt man sowohl in Kärnten als auch in Wien in der Grundschule –, dann sieht man, dass diese Kinder in einer Zeit in der Schule waren, in der die SPÖ an der Regierung war, in der die SPÖ den Bundeskanzler gestellt hat. Also ich denke, die Fähigkeit dieser Bundesregierung ist nicht außer Zweifel zu stellen.
Es gäbe noch vieles zu sagen. Die Redezeit – die Lampe hier beginnt bereits zu leuchten – gebietet mir die nötige Kürze. Ich glaube, dass wir eine weiter reichende Diskussion führen sollten, dass wir nicht dem Wunsch der Grünen einfach stattgeben sollten, dass wir 50 Prozent Akademiker haben wollen. Ich glaube, der Arbeitsmarkt, Herr Kollege Öllinger, gebietet uns, darüber nachzudenken, dass wir nicht nur Akademiker brauchen. Wir brauchen genauso Meister, wir brauchen Facharbeiter, wir brauchen Selbstständige, wir brauchen Bauern. Mit einer 50-prozentigen Akademikerquote werden wir viele Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht lösen können. Ich glaube, das braucht ganzheitliche Lösungen, über die wir alle diskutieren sollten, ohne dass man dafür Sondersitzungen veranstaltet, die im Endeffekt nur der eigenen Inszenierung dienen.
Frau Präsidentin, ich komme zum Schlusssatz. Wir haben als einzige Partei wirklich eine Idee geboren. Unser Uni-Scheck ist eine gute Idee, darüber sollten wir alle diskutieren. Sie von der Opposition sollten sich dieser Idee nicht verschließen.
Damit die Frau Bundesminister auch darüber nachdenkt, darf ich ihr diesen Scheck mitgeben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch dreht
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sich zur Regierungsbank um und überreicht Bundesministerin Gehrer den genannten Scheck. – Abg. Schieder: Ein Scheck von einer Firma im Ausgleich!)
17.01
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Dr. Grünewald zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, Sie kennen die GO-Bestimmungen: 2 Minuten, zunächst den zu berichtigenden, dann den berichtigten Sachverhalt. – Bitte.
17.01
Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Frau Bundesministerin Gehrer, ich konzentriere mich auf Ihre letzte unrichtige Behauptung, die lautete: 500 Vorziehprofessuren waren „nie zugesagt“. – Wahr ist das Gegenteil!
Ich zitiere eine APA-Meldung vom 22. Juni 2001, die lautet:
„Wer bezahlt die im Zuge der Verhandlungen über das neue Uni-Lehrer-Dienstrecht von Regierungsseite zugesagte vorzeitige Besetzung von 500 Professoren-Posten? Das ist derzeit die Gretchen-Frage für die Universitäten.“
Grasser betont in einem Brief an die Gewerkschaft, dass „,Zusagen nur dahingehend getroffen wurden, dass die in den nächsten Jahren frei werdenden 500 Universitätsprofessorenplanstellen rascher als bisher üblich nachbesetzt werden können. Nicht wurde aber zugesagt, dass bereits zum 1. Oktober 2001 alle 500 Uni-Professorenplanstellen zur Ausschreibung und vorgezogenen Wiederbesetzung freizugeben sein werden’“.
Das war am 1. Oktober 2001. – Sie wurden bis heute nicht alle freigegeben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
17.03
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket gegen die Bildungs-Misere.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist nicht die Mehrheit. Dieser Entschließungsantrag ist damit abgelehnt.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Rossmann, Amon, Kolleginnen und Kollegen betreffend weitere Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen.
Ich bitte jene
Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein entsprechendes
Zeichen. – Dieser Entschließungsantrag ist einstimmig angenommen.
(E 133.)
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Amon, Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fortsetzung der bildungspolitischen Initiativen der Bundesregierung.
Ich bitte auch
hier jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein
entsprechendes Zeichen. – Dieser Entschließungsantrag ist mit Mehrheit
angenommen. (E 134.)
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Einlauf
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 691/A (E) bis 698/A (E) eingebracht wurden.
Ferner sind die Anfragen 3428/J bis 3448/J eingelangt.
Verlangen im Sinne des § 99 (2) GOG
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Weiters gebe ich bekannt, dass im Zusammenhang mit dem Selbständigen Antrag 694/A auf Durchführung eines besonderen Aktes der Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof, und zwar betreffend Europpass-Kauf, ein Verlangen von 20 Abgeordneten im Sinne des § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung gestellt wurde.
Da die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, ist diese Gebarungsüberprüfung auch ohne Beschluss des Nationalrates durchzuführen.
*****
Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 17.05 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.
*****
Diese Sitzung ist geschlossen.
Schluss der Sitzung: 17.05 Uhr
Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien |