Stenographisches Protokoll
127.
Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, 16. November 2005
127. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXII. Gesetzgebungsperiode Mittwoch, 16. November 2005
Dauer der Sitzung
Mittwoch, 16. November
2005: 9.02 – 22.19 Uhr
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Tagesordnung
1. Punkt: Bericht über den Antrag 670/A der Abgeordneten Dr. Andreas Khol, Mag. Barbara Prammer, Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn, Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Entschädigungsfondsgesetz geändert wird
2. Punkt: Bericht über den Antrag 725/A der Abgeordneten Peter Haubner, Markus Fauland, Dr. Peter Wittmann, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen über ein Bundesgesetz betreffend die Förderung des Sports aus Bundesmitteln (Bundes-Sportförderungsgesetz 2005 – BSFG) und Bundesgesetz, mit dem das Glücksspielgesetz geändert wird, sowie über den
Antrag 157/A (E) der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend unabhängige Kontrolle der Mittelverwendung aus der „besonderen Bundes-Sportförderung“
3. Punkt: Bericht über den Antrag 718/A (E) der Abgeordneten Peter Haubner, Mag. Johann Maier, Markus Fauland, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014
4. Punkt: Bericht über den Antrag 719/A (E) der Abgeordneten Peter Haubner, Mag. Johann Maier, Markus Fauland, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der Durchführung der Rad-WM 2006 in Salzburg
5. Punkt: Bericht über den Antrag 720/A (E) der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Klaus Wittauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die weitere Vorgangsweise Österreichs zum Entsorgungsnachweis hinsichtlich der Endlagerung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle in der Schweiz
6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Personenkraftwagen-Verbraucherinformationsgesetz, das Abfallwirtschaftsgesetz 2002, das Emissionszertifikategesetz und das Immissionsschutzgesetz-Luft geändert werden (Umweltrechtsanpassungsgesetz 2005)
7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Artenhandelsgesetz geändert wird
8. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Grundsatzgesetz 1951 über die Behandlung der Wald- und Weidenutzungsrechte sowie besonderer Felddienstbarkeiten geändert wird
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 2 |
9. Punkt: Bericht über den Antrag 696/A (E) der Abgeordneten Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Österreichische Position zu den WTO-Verhandlungen im Bereich des Agrarhandels
10. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesimmobiliengesetz geändert wird und die Ermächtigung zur Veräußerung von unbeweglichem Bundesvermögen erteilt wird
11. Punkt: Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Slowenien über die wechselseitige Vertretung beider Staaten durch deren Vertretungsbehörden hinsichtlich der Erteilung von Visa für den Flughafentransit (Visum A), zur Durchreise (Visum B) und zum kurzfristigen Aufenthalt (Visum C)
12. Punkt: Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption
13. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird (674/A)
14. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gebührengesetz in der Fassung BGBl I 128/2004 geändert wird (656/A)
15. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz – BGStG) erlassen wird und das Behinderteneinstellungsgesetz, das Bundesbehindertengesetz, das Bundessozialamtsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Bundesgesetz über die Gleichbehandlungskommission und die Gleichbehandlungsanwaltschaft sowie das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz geändert werden (662/A)
16. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung – StVO geändert wird (672/A)
17. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch geändert wird (715/A)
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Inhalt
Nationalrat
Mandatsverzicht des Abgeordneten Werner Miedl .................................................... 19
Angelobung des Abgeordneten Dr. Karl-Heinz Dernoscheg .................................... 19
Personalien
Verhinderungen .............................................................................................................. 19
Ordnungsruf (siehe auch 129. NR vom 6. und 7. Dezember 2005) ............................. 52
Geschäftsbehandlung
Antrag der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses hinsichtlich des illegalen Handels mit Sichtvermerken gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................................ 244
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 3 |
Bekanntgabe ................................................................................................................... 40
Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 40
Antrag der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend illegalen Handel mit Sichtvermerken gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................................ 247
Bekanntgabe ................................................................................................................. 194
Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG ........................................................................................................ 194
Gemeinsame Debatte über diese beiden Anträge auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses:
Redner:
Dr. Josef Cap .............................................................................................................. 249
Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................. 252
Dipl.-Ing. Hannes Missethon ..................................................................................... 255
Mag. Walter Posch ..................................................................................................... 256
Herbert Scheibner ...................................................................................................... 257
Karl Öllinger ................................................................................................................ 259
Ablehnung der beiden Anträge auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses .................... 260
Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 40
Aktuelle
Stunde (30.)
Thema: „Frankreich zeigt: Jugend braucht Bildung, Beschäftigung und Chancen“ 20
Redner/Rednerinnen:
Dr. Alfred Gusenbauer ................................................................................................ 20
Bundesminister Dr. Martin Bartenstein .................................................................... 22
Werner Amon, MBA ..................................................................................................... 25
Mag. Elisabeth Grossmann ........................................................................................ 26
Herbert Scheibner ........................................................................................................ 27
Karl Öllinger .................................................................................................................. 29
Silvia Fuhrmann ........................................................................................................... 30
DDr. Erwin Niederwieser ............................................................................................. 32
Dr. Helene Partik-Pablé ............................................................................................... 34
Sabine Mandak ............................................................................................................. 35
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 19
Ausschüsse
Zuweisungen ......................................................................... 37, 232, 235, 239, 241, 244
Unvereinbarkeitsangelegenheiten
Zwölfter Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses ...................................................... 39
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 4 |
Dringliche
Anfrage
der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Fünf Jahre schwarz-blau/orange: Fünf Jahre ohne Frauenpolitik“ (3611/J) ....................................................................................................................................... 127
Begründung: Gabriele Heinisch-Hosek ..................................................................... 135
Bundesministerin Maria Rauch-Kallat .................................................................... 141
Debatte:
Renate Csörgits .......................................................................................................... 148
Christine Marek .......................................................................................................... 149
Dipl.-Ing. Elke Achleitner ........................................................................................... 151
Bettina Stadlbauer
(tatsächliche Berichtigung) ......................................................... 153
Mag. Brigid Weinzinger ............................................................................................. 154
Hermann Krist ............................................................................................................ 156
Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ................................................................................ 158
Mag. Dr. Magda Bleckmann ...................................................................................... 159
Karl Öllinger ................................................................................................................ 161
Gabriele Binder-Maier ............................................................................................... 163
Ridi Steibl .................................................................................................................... 165
Sabine
Mandak ........................................................................................................... 166
Mag. Christine Muttonen ........................................................................................... 168
Dr. Gertrude Brinek ................................................................................................... 169
Bettina
Stadlbauer ..................................................................................................... 170
Otto
Pendl ................................................................................................................... 172
Verhandlungen
1. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 670/A der Abgeordneten Dr. Andreas Khol, Mag. Barbara Prammer, Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn, Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Entschädigungsfondsgesetz geändert wird (1101 d.B.) ............................................................................................................................... 40
Redner/Rednerinnen:
Mag. Terezija Stoisits ............................................................................................ 40, 54
Dr. Andreas Khol .......................................................................................................... 44
Mag.
Barbara Prammer ............................................................................................... 46
Dr. Helene Partik-Pablé ............................................................................................... 47
Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel ..................................................................... 48
Dr. Gertrude Brinek ..................................................................................................... 50
Peter Schieder .............................................................................................................. 51
Herbert Scheibner ........................................................................................................ 52
Mag. Elisabeth Grossmann ........................................................................................ 53
Mag. Walter Posch ....................................................................................................... 53
Dr. Ulrike
Baumgartner-Gabitzer ............................................................................... 55
Mag. Walter Posch
(tatsächliche Berichtigung) ........................................................... 55
Annahme des Gesetzentwurfes ..................................................................................... 56
2. Punkt: Bericht des Ausschusses für Sportangelegenheiten über den Antrag 725/A der Abgeordneten Peter Haubner, Markus Fauland, Dr. Peter Wittmann, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen über ein Bundesgesetz betreffend die Förderung des Sports aus Bundesmitteln (Bundes-Sportförderungsgesetz 2005 – BSFG) und Bundesgesetz, mit dem das Glücksspielgesetz geändert wird, sowie über den
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 5 |
Antrag 157/A (E) der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend unabhängige Kontrolle der Mittelverwendung aus der „besonderen Bundes-Sportförderung“ (1172 d.B.) ........ 56
Redner/Rednerinnen:
Peter Haubner ............................................................................................................... 57
Beate Schasching ........................................................................................................ 58
Markus Fauland ............................................................................................................ 59
Dieter Brosz .................................................................................................................. 60
Astrid Stadler ................................................................................................................ 61
Katharina Pfeffer .......................................................................................................... 62
Marialuise Mittermüller ............................................................................................... 63
Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................... 64
Staatssekretär Mag. Karl Schweitzer ......................................................................... 65
Notburga Schiefermair ................................................................................................ 67
Hermann Krist .............................................................................................................. 67
Herta Mikesch ............................................................................................................... 68
Gerhard Reheis ............................................................................................................ 68
Dr. Peter Sonnberger ................................................................................................... 69
Dietmar Keck ................................................................................................................ 70
Silvia Fuhrmann ........................................................................................................... 70
Christian Faul ............................................................................................................... 71
Gerhard Steier .............................................................................................................. 72
Erwin Spindelberger .................................................................................................... 73
Annahme des Gesetzentwurfes ..................................................................................... 73
3. Punkt: Bericht des Ausschusses für Sportangelegenheiten über den Antrag 718/A (E) der Abgeordneten Peter Haubner, Mag. Johann Maier, Markus Fauland, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014 (1173 d.B.) 74
Redner/Rednerinnen:
Dieter Brosz .................................................................................................................. 74
Ingrid Turkovic-Wendl ................................................................................................. 75
Mag. Johann Maier ....................................................................................................... 76
Markus Fauland ............................................................................................................ 77
Staatssekretär Mag. Karl Schweitzer ......................................................................... 78
Mag. Hans Langreiter .................................................................................................. 78
Marialuise Mittermüller ............................................................................................... 79
Johannes Zweytick ...................................................................................................... 80
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1173 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend Unterstützung der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014 (E 152) ............................................................................................................................... 81
4. Punkt: Bericht des Ausschusses für Sportangelegenheiten über den Antrag 719/A (E) der Abgeordneten Peter Haubner, Mag. Johann Maier, Markus Fauland, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der Durchführung der Rad-WM 2006 in Salzburg (1174 d.B.) ............... 81
Redner/Rednerinnen:
Peter Haubner ............................................................................................................... 81
Stefan Prähauser .......................................................................................................... 82
Markus Fauland ............................................................................................................ 83
Dieter Brosz .................................................................................................................. 83
Jochen Pack .................................................................................................................. 84
Barbara Riener ............................................................................................................. 85
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 6 |
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1174 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend Unterstützung der Durchführung der Rad-WM 2006 in Salzburg (E 153) ..................... 85
5. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 720/A (E) der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Klaus Wittauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die weitere Vorgangsweise Österreichs zum Entsorgungsnachweis hinsichtlich der Endlagerung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle in der Schweiz (1175 d.B.) ................................................................................................. 85
Redner/Rednerinnen:
Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................... 86
Karlheinz Kopf .............................................................................................................. 92
Kai Jan Krainer ............................................................................................................. 93
Klaus Wittauer .............................................................................................................. 94
Bundesminister Dipl.-Ing. Josef Pröll ........................................................................ 94
Norbert Sieber .............................................................................................................. 96
Dkfm. Dr. Hannes Bauer ............................................................................................. 96
Sabine Mandak ............................................................................................................. 97
Walter Schopf ............................................................................................................... 98
Karl Dobnigg ................................................................................................................. 99
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend klares Nein des Umweltministers zu Schweizer Endlager für Atommüll – Ablehnung 88, 100
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Offensive von Bundeskanzler und Umweltminister gegen Atomausbaupläne an Österreichs Grenze – Ablehnung .............................................................................................. 89, 100
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1175 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend die weitere Vorgangsweise Österreichs zum Entsorgungsnachweis hinsichtlich der Endlagerung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle in der Schweiz (E 154) ................................. 100
6. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über die Regierungsvorlage (1147 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Personenkraftwagen-Verbraucherinformationsgesetz, das Abfallwirtschaftsgesetz 2002, das Emissionszertifikategesetz und das Immissionsschutzgesetz-Luft geändert werden (Umweltrechtsanpassungsgesetz 2005) (1176 d.B.) .................................................................................... 100
Redner/Rednerinnen:
Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 100
Karlheinz Kopf ............................................................................................................ 102
Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................. 103
Bundesminister Dipl.-Ing. Josef Pröll ...................................................................... 105
Kai Jan Krainer (tatsächliche Berichtigungen) .................................................. 107, 123
Klaus Wittauer ............................................................................................................ 107
Gerhard Steier ............................................................................................................ 109
Matthias
Ellmauer ...................................................................................................... 110
Dr. Gabriela Moser ............................................................................................ 110, 123
Dipl.-Ing. Elke
Achleitner ........................................................................................... 112
Dr. Gabriela Moser (tatsächliche
Berichtigung) ......................................................... 113
Erika Scharer .............................................................................................................. 114
Helga Machne ............................................................................................................. 114
Heidemarie Rest-Hinterseer ..................................................................................... 115
Johann Rädler ............................................................................................................ 117
Anita Fleckl ................................................................................................................. 118
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 7 |
Christoph Kainz .......................................................................................................... 118
Mag. Melitta Trunk ..................................................................................................... 119
Erwin Hornek .............................................................................................................. 120
Anton Heinzl ............................................................................................................... 120
Konrad Steindl ............................................................................................................ 121
Gerhard Reheis .......................................................................................................... 122
Franz Eßl ..................................................................................................................... 122
Dieter Brosz ................................................................................................................ 123
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reparatur des rückschrittlichen Feinstaubgesetzes und für eine deutliche Reduktion der Gesundheitsgefahr Feinstaub – Ablehnung ........................................................ 116, 124
Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 124
7. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über die Regierungsvorlage (1115 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Artenhandelsgesetz geändert wird (1177 d.B.) ..................................................... 124
Redner/Rednerinnen:
Ing. Josef Winkler ....................................................................................................... 124
Georg Oberhaidinger ................................................................................................. 125
Klaus Wittauer ............................................................................................................ 126
Mag. Brigid Weinzinger ............................................................................................. 127
Katharina Pfeffer ........................................................................................................ 173
Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 174
8. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über die Regierungsvorlage (1146 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Grundsatzgesetz 1951 über die Behandlung der Wald- und Weidenutzungsrechte sowie besonderer Felddienstbarkeiten geändert wird (1179 d.B.) 174
Redner/Rednerinnen:
Rainer Wimmer .......................................................................................................... 174
Franz Eßl ..................................................................................................................... 176
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 176
Dipl.-Ing. Uwe Scheuch ............................................................................................. 178
Georg Keuschnigg ..................................................................................................... 179
Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 179
9. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Antrag 696/A (E) der Abgeordneten Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Österreichische Position zu den WTO-Verhandlungen im Bereich des Agrarhandels (1178 d.B.) ......................... 180
Redner/Rednerinnen:
Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 180
Dipl.-Ing. Werner Kummerer ..................................................................................... 181
Dipl.-Ing. Uwe Scheuch ............................................................................................. 182
Heidemarie Rest-Hinterseer ..................................................................................... 184
Bundesminister Dipl.-Ing. Josef Pröll ...................................................................... 185
Jakob Auer .................................................................................................................. 187
Heidrun Walther ......................................................................................................... 188
Klaus Wittauer ............................................................................................................ 189
Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................... 190
Karl Freund ................................................................................................................. 191
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 8 |
Christian Faul ............................................................................................................. 192
Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann ................................................................................. 193
Herta Mikesch ............................................................................................................. 194
Heinz Gradwohl .......................................................................................................... 195
Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 196
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes ................................................................... 197
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1178 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend österreichische Position zu den WTO-Verhandlungen im Bereich des Agrarhandels (E 155) 197
10. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über die Regierungsvorlage (1071 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesimmobiliengesetz geändert wird und die Ermächtigung zur Veräußerung von unbeweglichem Bundesvermögen erteilt wird (1165 d.B.) ..................................................................... 198
Redner/Rednerinnen:
Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 198
Wolfgang Großruck ................................................................................................... 199
Mag. Ruth Becher ...................................................................................................... 200
Detlev Neudeck ........................................................................................................... 201
Anton Doppler ............................................................................................................ 202
Dipl.-Ing. Werner Kummerer ..................................................................................... 203
Dipl.-Ing. Mag. Roderich Regler ............................................................................... 203
Peter Marizzi ............................................................................................................... 204
Johann Kurzbauer ...................................................................................................... 205
Dr.
Robert Rada .......................................................................................................... 205
Matthias
Ellmauer ...................................................................................................... 206
Heidrun Walther ......................................................................................................... 207
Bundesminister Dr. Martin Bartenstein .................................................................. 208
Dipl.-Ing. Günther Hütl ............................................................................................... 209
Gerhard Steier ............................................................................................................ 209
Dr. Peter Sonnberger ................................................................................................. 211
Walter Schopf ............................................................................................................. 211
Entschließungsantrag der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gebäudeerhaltung und -sanierung durch die Bundesimmobiliengesellschaft – Ablehnung 207, 212
Entschließungsantrag der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen betreffend Energieeffizienzverbesserung bei Bundesgebäuden durch die Bundesimmobiliengesellschaft – Ablehnung 210, 213
Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 212
Gemeinsame Beratung über
11. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvorlage (982 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Slowenien über die wechselseitige Vertretung beider Staaten durch deren Vertretungsbehörden hinsichtlich der Erteilung von Visa für den Flughafentransit (Visum A), zur Durchreise (Visum B) und zum kurzfristigen Aufenthalt (Visum C) (1180 d.B.) 213
12. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvorlage (1062 d.B.): Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption (1181 d.B.) ...................... 213
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 9 |
Redner/Rednerinnen:
Dr. Michael Spindelegger .......................................................................................... 213
Peter Schieder ............................................................................................................ 214
Herbert Scheibner ...................................................................................................... 215
Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................. 216
Mag. Karin Hakl .......................................................................................................... 219
Mag. Walter Posch ..................................................................................................... 220
Staatssekretär Dr. Hans Winkler .............................................................................. 220
Dr. Reinhard Eugen Bösch ....................................................................................... 222
Wolfgang Großruck ................................................................................................... 223
Anton Heinzl ............................................................................................................... 224
Carina Felzmann ........................................................................................................ 225
Karl Donabauer .......................................................................................................... 226
Mag. Dr. Alfred Brader .............................................................................................. 226
Walter Murauer ........................................................................................................... 227
Johann Ledolter ......................................................................................................... 228
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen betreffend lückenlose Kooperation der Dienststellen des Außenministeriums mit der Justiz betreffend Akten zu Visa-Erteilungen an Botschaften wie Belgrad, Budapest, Bukarest – Ablehnung ...... 218, 229
Genehmigung der beiden Staatsverträge in 1180 und 1181 d.B. ................................ 229
Beschlussfassung
im Sinne des Artikels 50 Abs. 2 B-VG hinsichtlich 1181 d.B. ....... 229
Beschlussfassung
im Sinne des Artikels 49 Abs. 2 B-VG hinsichtlich 1181 d.B. ....... 229
13. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird (674/A) 229
Redner/Rednerinnen:
Heidrun Silhavy .......................................................................................................... 230
Edeltraud Lentsch ...................................................................................................... 231
Maximilian Walch ....................................................................................................... 231
Karl Öllinger ................................................................................................................ 231
Zuweisung des Antrages 674/A an den Ausschuss für Arbeit und Soziales ............... 232
14. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gebührengesetz in der Fassung BGBl I 128/2004 geändert wird (656/A) ............................................................................................................................. 232
Redner/Rednerinnen:
Mag. Johann Maier ..................................................................................................... 232
Gabriele Tamandl ....................................................................................................... 233
Detlev Neudeck ........................................................................................................... 233
Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 234
Zuweisung des Antrages 656/A an den Justizausschuss ........................................... 235
15. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz – BGStG) erlassen wird und das Behinderteneinstellungsgesetz, das Bundesbehindertengesetz, das Bundessozialamtsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Bundesgesetz über die Gleichbehandlungskom-
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 10 |
mission und die Gleichbehandlungsanwaltschaft sowie das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz geändert werden (662/A) ..................................... 235
Redner/Rednerinnen:
Theresia Haidlmayr .................................................................................................... 235
Dr. Franz-Joseph Huainigg ....................................................................................... 237
Mag. Christine Lapp ................................................................................................... 237
Dr. Helene Partik-Pablé ............................................................................................. 238
Zuweisung des Antrages 662/A an den Verfassungsausschuss ................................ 239
16. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung – StVO geändert wird (672/A) 239
Redner/Rednerinnen:
Erika Scharer .............................................................................................................. 239
Martin Preineder ......................................................................................................... 240
Klaus Wittauer ............................................................................................................ 240
Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 241
Zuweisung des Antrages 672/A an den Verkehrsausschuss ...................................... 241
17. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch geändert wird (715/A) 241
Redner/Rednerinnen:
Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................. 241
Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ................................................................................ 243
Mag. Ruth Becher ...................................................................................................... 243
Herbert Scheibner ...................................................................................................... 244
Zuweisung des Antrages 715/A an den Justizausschuss ........................................... 244
Eingebracht wurden
Petition .......................................................................................................................... 38
Petition betreffend „Bestmögliche universitäre Aus- und Weiterbildung aller PädagogInnen“ (Ordnungsnummer 75) (überreicht vom Abgeordneten Dr. Robert Rada)
Bürgerinitiative ............................................................................................................ 38
Bürgerinitiative betreffend „Gehörlose und Schwerhörige fordern gleichwertiges Service vom ORF – Wer 100 % Gebühren bezahlt, muss 100 % Service bekommen“ (Ordnungsnummer 28)
Regierungsvorlagen ................................................................................................... 37
1158: Schiedsrechts-Änderungsgesetz 2006 – SchiedsRÄG 2006
1159: Bundesgesetz, mit dem das Güterbeförderungsgesetz 1995 – GütbefG geändert wird
1160: Bundesgesetz, mit dem das Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996 – GelverkG geändert wird
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 11 |
1161: Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Immunität der Staaten und ihres Vermögens von der Gerichtsbarkeit
1162: Übereinkommen über den Beitritt der Tschechischen Republik, der Republik Estland, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, der Republik Ungarn, der Republik Malta, der Republik Polen, der Republik Slowenien und der Slowakischen Republik zu dem am 19. Juni 1980 in Rom zur Unterzeichnung aufgelegten Übereinkommen über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht sowie zu dem Ersten und dem Zweiten Protokoll über die Auslegung des Übereinkommens durch den Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften
1163: Internationales Übereinkommen zur Bekämpfung nuklearterroristischer Handlungen
1166: 2. Schulrechtspaket 2005
1167: Hochschulgesetz 2005
1168: Gerichtsgebühren- und Insolvenzrechts-Novelle 2006 – GIN 2006
1169: Berufsrechts-Änderungsgesetz für Notare, Rechtsanwälte und Ziviltechniker 2006 – BRÄG 2006
1170: Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrliniengesetz geändert wird
1171: Bundesvergabegesetz 2006 – BVergG 2006
1182: Energieausweis-Vorlage-Gesetz – EAVG
1183: Wohnrechtsnovelle 2006 – WRN 2006
1184: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzgesetz 2005 geändert wird (4. BFG-Novelle 2005)
1185: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzgesetz 2006 geändert wird (4. BFG-Novelle 2006)
1186: Budgetüberschreitungsgesetz 2005 – BÜG 2005
1187: Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das EU-Quellensteuergesetz, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Bodenschätzungsgesetz 1970, das Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz 1955, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Elektrizitätsabgabegesetz, die Bundesabgabenordnung, die Abgabenexekutionsordnung, das Finanzstrafgesetz, das Alkoholsteuergesetz, das Tabakmonopolgesetz 1996, das Zollrechts-Durchführungsgesetz und das Bundesgesetz über die Neuordnung der Rechtsverhältnisse der Österreichischen Industrieholding Aktiengesellschaft und der Post und Telekombeteiligungsverwaltungsgesellschaft (ÖIAG-Gesetz 2000) geändert werden – Abgabenänderungsgesetz 2005 (AbgÄG 2005)
1188: Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz geändert wird (SPG-Novelle 2006)
1189: Staatsbürgerschaftsrechts-Novelle 2005
1190: 2. Dienstrechts-Novelle 2005
1191: Bundesgesetz, mit dem das Luftfahrtgesetz geändert wird
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 12 |
1192: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Errichtung einer „Brenner Basistunnel Aktiengesellschaft“, das Bundesgesetz zur Errichtung einer „Brenner Eisenbahn GmbH“, das Eisenbahngesetz 1957 und das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz geändert werden
1193: Bundesgesetz über die Durchführung von Volks-, Arbeitsstätten-, Gebäude- und Wohnungszählungen und Bundesgesetz, mit dem das Postgesetz 1997, das Meldegesetz 1991 und das Bildungsdokumentationsgesetz geändert werden
1194: Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen Republik über den Grenzübertritt auf touristischen Wegen und über den Grenzübertritt in besonderen Fällen
Berichte ......................................................................................................................... 38
Vorlage 39 BA: Bericht über die Genehmigung von überplanmäßigen Ausgaben im 3. Quartal 2005; BM f. Finanzen
Vorlage 40 BA: Bericht über die Genehmigung von Vorbelastungen für das 3. Quartal 2005; BM f. Finanzen
III-174: Bericht, Reihe Bund 2005/10; Rechnungshof
III-175: Bericht des Fachhochschulrates gemäß § 6 Abs. 2 Z 7 FHStG über die Tätigkeit des Fachhochschulrates im Jahre 2004; BM f. Bildung, Wissenschaft und Kultur
III-176: Bericht des Akkreditierungsrates gemäß § 4 Abs. 9 UniAkkG, BGBl. I Nr. 168/1999 i.d.g.F. über die Tätigkeit des Akkreditierungsrates im Jahre 2004; BM f. Bildung, Wissenschaft und Kultur
III-177: Außenpolitischer Bericht 2004; Bundesregierung
III-178: Universitätsbericht 2005; BM f. Bildung, Wissenschaft und Kultur
III-180: Tätigkeitsbericht der Bundeswettbewerbsbehörde für den Zeitraum 1. Mai 2004 bis 30. Juni 2005; BM f. Wirtschaft und Arbeit
Einspruch des Bundesrates ....................................................................................... 39
1164: Einspruch des Bundesrates vom 4. November 2005 gegen den Beschluss des Nationalrates vom 20. Oktober 2005 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Errichtung eines Zukunftsfonds der Republik Österreich (Zukunftsfonds-Gesetz) und ein Bundesgesetz über die Errichtung einer Stipendienstiftung der Republik Österreich (Stipendienstiftungs-Gesetz) erlassen werden
Anträge
der Abgeordneten
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen betreffend 800 zusätzliche LehrerInnen-Dienstposten für Integrationsunterricht (727/A) (E)
Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen betreffend
„permanent zu wenig PolizistInnen in touristischen Regionen“ (728/A) (E)
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Errichtung von Pädagogischen Hochschulen (729/A)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 13 |
Dr. Reinhold Mitterlehner, Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann,
Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das
Preisauszeichnungsgesetz 1992 geändert wird (730/A)
Fritz Grillitsch, Heinz Gradwohl, Dipl.-Ing. Uwe Scheuch, Dipl.-Ing. Dr.
Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend die
Zukunft der Spanischen Hofreitschule und die Standortsicherung des
Bundesgestütes Piber (731/A) (E)
Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Einleitung eines Verfahrens gemäß Art. 142 Abs. 1 lit. e B-VG
gegen den LH von Kärnten, Dr. Jörg Haider (732/A) (E)
Sabine Mandak, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Berufsausbildungsfonds (733/A) (E)
Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend
gesetzliche Verankerung von Auskunftspflichten ausgegliederter Universitäten an
das Parlament (734/A) (E)
Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Aufhebung der Benachteiligung der gewerblichen MasseurIn im MMHmG (735/A) (E)
Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Rücknahme der ungerechtfertigten, zehntausende
Kleinbetriebe in Tourismus und Gastgewerbe benachteiligenden
Mindestumsatzschwelle beim Zugang zu Mitteln der TOP-Tourismus-Förderung (736/A) (E)
Dieter Brosz, DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und
Kollegen betreffend demokratische SchülerInnenvertretung (737/A) (E)
Dieter Brosz, DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Umsetzung der Forderungen des zweiten Kinderkongresses des
Vereins „COOLE SCHULE“ 2005 in Wien (738/A) (E)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Schulsponsoring: SchülerInnen im Visier von Unternehmen und der Werbung (739/A) (E)
Matthias Ellmauer, Mag. Walter
Posch, Dipl.-Ing. Elke Achleitner, Mag. Ulrike Lunacek,
Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen Folter und unmenschliche
Behandlung (740/A) (E)
Detlev Neudeck, Wolfgang Großruck, Kolleginnen und
Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das
Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz geändert wird (741/A)
Anfragen
der Abgeordneten
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Hausbrieffachanlagen
(§ 14 Postgesetz) – Errichtung bzw. Umrüstung“ (3562/J)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 14 |
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Strafrechtliches Entschädigungsgesetz
(StEG) III“ (3563/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend „Kontrollen nach dem Pyrotechnikgesetz“
(3564/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend „Kontrolle der Ein- und Ausfuhr von
Feuerwerkskörpern (Pyrotechnikmaterialien)“ (3565/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Feuerwerkskörper und
Gesundheitsschäden“ (3566/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend „Herstellung, Lagerung und
Handel mit pyrotechnischen Artikeln“ (3567/J)
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Mittel für
Universitätsbauten (3568/J)
Karl Dobnigg, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Auflösung der Polizeimusikkapelle
Leoben (3569/J)
Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Schrottparade (3570/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend „Kühlschrank-Pickerl“ (3571/J)
Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Ummelder Grasser (3572/J)
Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Ummelder Grasser (3573/J)
Anita Fleckl, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Schließung
von Standorten der ÖBB-Technische Service GmbH (3574/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend „Wohnbauforschungsprojekt
Neumarkt II/C, F519 – Missprojekt Solaranlage – Ausbuchung des
offenen Darlehens?“ (3575/J)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 15 |
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend Erhöhung der Behindertenplanstellen im Zuge der
EU-Präsidentschaft (3576/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Erhöhung der
Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3577/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Erhöhung der
Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3578/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Erhöhung der Behindertenplanstellen im
Zuge der EU-Präsidentschaft (3579/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Erhöhung der
Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3580/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Erhöhung der Behindertenplanstellen im
Zuge der EU-Präsidentschaft (3581/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend Erhöhung der Behindertenplanstellen im
Zuge der EU-Präsidentschaft (3582/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Erhöhung der
Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3583/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend Erhöhung der Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3584/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Erhöhung der Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3585/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Erhöhung der
Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3586/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Erhöhung der
Behindertenplanstellen im Zuge der EU-Präsidentschaft (3587/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend „FPÖ-naher Makler Ernst Plech wieder
dick im Geschäft“ (3588/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Umstrukturierung des Finanzamtes
Wien 21/22 (3589/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend „Schleichwerbung im Fernsehen – Ist dies die
Zukunft?“ (3590/J)
Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Hungerstreik-Merkblatt (3591/J)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 16 |
Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend „Operation Spring“ (3592/J)
Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Wert von
Versprechen (3593/J)
Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Finanzierung des
TV-Spots der Österreichischen Lebensbewegung“ (3594/J)
Mag. Melitta Trunk, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend
Eisenbahn-Hochleistungsstrecke im Raum Klagenfurt (3595/J)
Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend
Auftragsvergaben durch die ÖBB (3596/J)
Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Finanzen betreffend dessen Kritik an den Lohnabschlüssen der Metaller (3597/J)
Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend US-Gefangenenlager
in Guantánamo und EU-Initiative gegen geheime Gefangenenlager (3598/J)
Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend mangelnde
UN-Erdbebenopferhilfe für Pakistan (3599/J)
Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Auslieferungen auf
Basis diplomatischer Zusicherungen und Überwachung deren Einhaltung (3600/J)
Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend „Operation Spring“ (3601/J)
Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Novelle des
Bundesimmobiliengesetzes (3602/J)
Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Justiz betreffend BZÖ-Inserate (3603/J)
Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend den
Fortschrittsbericht 2005 für die Türkei (3604/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Steuergerechtigkeit für
Bürgerlisten-MandatarInnen (Fall Josef Buchner) (3605/J)
Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Ausbau
Summerauer/Pyhrnbahn (3606/J)
Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
arbeitsrechtliche Situation und sanierungsbedürftige Universitätsgebäude (3607/J)
Dr. Helene Partik-Pablé, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend missbräuchliche
Ausstellung von Visa (3608/J)
Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
Nebenbeschäftigungen der Lehrbeauftragten der Universität Wien, der
Lehrbeauftragten der Wirtschaftsuniversität Wien, der Lehrbeauftragten der medizinischen
Universität Wien und Mitglied der Geschäftsführung des Hauptverbandes der
Österreichischen Sozialversicherungsträger, Mag. Beate Hartinger (3609/J)
Heidrun Silhavy, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Nebenbeschäftigungen der
Lehrbeauftragten der Universität Wien, der Lehrbeauftragten der
Wirtschaftsuniversität Wien, der Lehrbeauftragten der medizinischen Universität
Wien und Mitglied der Geschäftsführung des Hauptverbandes der Österreichischen
Sozialversicherungsträger, Mag. Beate Hartinger (3610/J)
Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Fünf Jahre
schwarz-blau/orange: Fünf Jahre ohne Frauenpolitik“ (3611/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Karamel E-150
(Lebensmittelzusatzstoff) – ein Risiko für Menschen?“ (3612/J)
Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend gesundheitspolitische
Schwerpunkte während der EU-Ratspräsidentschaft durch Österreich (3613/J)
Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
Aktivitäten-/Leistungsmappe (3614/J)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 17 |
Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Verbot der
Wildtierhaltung in Zirkussen (3615/J)
Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Elefantenhaltung im
Tiergarten Schönbrunn (3616/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Integrative
Berufsausbildung für behinderte Jugendliche (3617/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Ausgleichstaxfonds (3618/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspensionen (3619/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend Sicherheit im Wiener Bezirk Simmering (3620/J)
Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Ausgleich für Integrative Betriebe (3621/J)
Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „neue Frauenkampagne:
Mann glaubt es kaum. Frau braucht Zeit und Raum“ (3622/J)
Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Inneres betreffend tatsächliche Personalstände in der
Polizei, Stand 1. November 2005 (3623/J)
Ulrike Königsberger-Ludwig, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend die Sicherheit der Reisenden in übervollen Zügen (3624/J)
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundeskanzler betreffend seine Aussagen beim „Europa-Tag“ im Parlament am
29.9.2005 (3625/J)
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend „Aktionsplan
Brenner 2005“ (3626/J)
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend „Wege zur
Chancengleichheit“ (3627/J)
Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Förderung des
Tierschutzes (3628/J)
Gerhard Steier, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Schüler- und Lehrlingsfreifahrten – Auswirkungen der
Veränderung der Zählregel bei der Beförderung (3629/J)
Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Landesverteidigung betreffend angebliche Pläne zum Abzug
der Tragtierstaffel des JgB 26 aus Spittal/Drau (3630/J)
Mag. Kurt Gaßner, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Umsiedlung der Linzer Finanz- und
Zolldienststellen (3631/J)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 18 |
Hermann Krist, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Buchhaltungsagentur des Bundes (3632/J)
Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend „Pflanzenschutzmittel: Amtliche Kontrolltätigkeiten –
Anwendungskontrolle“ (3633/J)
DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an den
Bundesminister für Finanzen betreffend Überprüfung des Handelns der
Finanzmarktaufsicht und des zuständigen Bundesministeriums in der Causa „AMIS“
(3634/J)
Anfragebeantwortungen
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (3341/AB zu 3484/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (3342/AB zu 3411/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (3343/AB zu 3413/J)
des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Erwin Kaipel, Kolleginnen und Kollegen (3344/AB zu 3421/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (3345/AB zu 3438/J)
der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Heidemarie Rest-Hinterseer, Kolleginnen und Kollegen (3346/AB zu 3442/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (3347/AB zu 3485/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Dobnigg, Kolleginnen und Kollegen (3348/AB zu 3431/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (3349/AB zu 3404/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Franz Riepl, Kolleginnen und Kollegen (3350/AB zu 3410/J)
der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (3351/AB zu 3436/J)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 19 |
Beginn der Sitzung: 9.02 Uhr
Vorsitzende: Präsident Dr. Andreas Khol, Zweite Präsidentin Mag. Barbara Prammer,
Dritter Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Die Sitzung ist eröffnet. Ich darf die Damen und Herren bitten, Platz zu nehmen.
Die Amtlichen Protokolle der 125. Sitzung vom 19. und 20. Oktober 2005 sowie der 126. Sitzung vom 20. Oktober 2005 lagen in der Parlamentsdirektion auf und blieben unbeanstandet.
Als verhindert gemeldet sind
die Abgeordneten Mag. Scheucher-Pichler, Dr. Wittmann, Parnigoni,
Lackner und Broukal. (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Khol gibt
das Glockenzeichen.)
Mandatsverzicht und Angelobung
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir kommen zu einer Angelobung, und ich darf bitten, die Plätze einzunehmen und die allgemeine Unterhaltung einzustellen.
Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass Herr Abgeordneter Werner Miedl auf sein Mandat verzichtet hat und an seiner Stelle Herr Dr. Karl-Heinz Dernoscheg in den Nationalrat berufen wurde.
Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Haus anwesend ist, werde ich sogleich seine Angelobung vornehmen.
Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführerin wird der neue Mandatar seine Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.
Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, Frau Abgeordnete Gabriele Binder-Maier, um die Verlesung der Gelöbnisformel.
Schriftführerin Gabriele Binder-Maier: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“
Abgeordneter Dr. Karl-Heinz Dernoscheg (ÖVP): Ich gelobe.
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich begrüße den neuen Abgeordneten herzlich in unserer Mitte. (Allgemeiner Beifall.)
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Dr. Andreas Khol: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Entschließung des Bundespräsidenten betreffend die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:
Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser wird durch den Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Dr. Alfred Finz vertreten.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 20 |
Aktuelle Stunde
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen nunmehr – um 9.04 Uhr – zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:
„Frankreich zeigt: Jugend braucht Bildung, Beschäftigung und Chancen“
Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer. Ich erteile es ihm und mache darauf aufmerksam, dass seine gesetzliche Redezeit 10 Minuten beträgt. – Bitte, Herr Kollege.
9.04
Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit mehreren Wochen brennen nun Teile der Pariser Vorstädte, nicht nur der Pariser Vorstädte, sondern auch Teile von anderen Städten in Frankreich und von Städten in anderen Staaten Europas. Es stellt sich die Frage: Was bewegt diese Menschen dort, vor allem Jugendliche, dass es zu derartigen Gewaltausschreitungen kommt?
Man kann dazu unterschiedliche Interpretationen lesen, ich glaube aber, dass man im Wesentlichen diese Ausschreitungen auf drei Ursachen zurückführen kann.
Erstens: Glaubt irgendjemand von Ihnen, dass es diese gewaltsamen Ausschreitungen gäbe, wenn die jungen Menschen dort eine Arbeit hätten?
Zweitens: Glaubt irgendjemand, dass es diese Ausschreitungen gäbe, wenn die jungen Menschen dort über eine geeignete Bildung und damit eine Perspektive im Leben verfügen würden?
Drittens: Glauben Sie, dass es diese Ausschreitungen gäbe, wenn es sich dabei nicht um Ghettos handeln würde, wo Menschen unterschiedlicher sozialer Problemlagen zusammenleben?
Ich glaube, dass jenseits jeglicher Debatte über die Konfrontation von Kulturen der wesentliche Grund für Ausschreitungen und Auseinandersetzungen eine tiefe soziale Krise ist, die vielen jungen Menschen keine Chance und keine Perspektive mehr bietet. Die geeignete Antwort der Politik muss daher sein, diese soziale Krise zu erfassen und eine Politik zu machen, welche die Wirtschafts- und Sozialpolitik in Europa ändert, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Sie haben gemeint, das sei auf Frankreich beschränkt. Ich würde sagen, zum Glück – zum Glück! – für Europa ist dies erst an einzelnen Stellen Europas aufgebrochen, zu glauben aber, dass andere Teile Europas immun dagegen wären, hielte ich für einen schweren Irrtum. Ich bin der Meinung, wenn dieselben Ursachen auch in anderen Teilen Europas in dem Ausmaß schlagend werden, dann kann das leider überall passieren. Daher ist es unsere Aufgabe als österreichische Politikerinnen und Politiker, zu verhindern, dass es in Österreich zu einer solchen sozialen Krise kommt, die zu denselben Ausschreitungen führt, wie sie derzeit in Paris stattfinden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Es stellt sich daher folgende Frage: Gibt es nicht auch bei uns einzelne Gefahrenmomente, die wir ernst nehmen müssen, einzelne Gefahrenmomente, die man heute vielleicht noch bewältigen kann, die aber, wenn nichts geschieht, dasselbe Bedrohungspotenzial in sich tragen?
Wenn wir heute feststellen, dass es 62 000 junge Menschen in Österreich gibt – 62 000 junge Menschen! –, die keine Arbeit haben, die Arbeit suchen, und wenn dies
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um 25 000 mehr sind als noch vor fünf Jahren, dann müssen wir sagen: Es schlummert in diesem Potenzial der Jugendarbeitslosigkeit eine soziale Bombe.
Meine Damen und Herren! Wenn man die PISA-Studie ernst nimmt, wenn man sie genau analysiert, dann stellt man fest, dass ein Fünftel der 15-Jährigen in Österreich nicht ordentlich lesen kann und damit deren Chance auf eine Lehrausbildung oder auf eine Weiterbildung in der Schule außerordentlich gering ist. Das heißt, es gibt auch bei uns erste Anzeichen dafür, dass der soziale Aufzug nicht mehr funktioniert, dass die soziale Durchlässigkeit eingeschränkt worden ist. Unsere Aufgabe muss es daher sein, wenn wir den sozialen Frieden und die Demokratie in unserem Lande halten wollen, die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft zu 100 Prozent herzustellen, und das heißt in erster Linie: Chancen und Bildung für die Jugendlichen in unserem Land, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Das wahrscheinlich Beklemmendste ist, dass das österreichische Schulsystem die Herkunftsunterschiede, nämlich die sozialen Herkunftsunterschiede, in einem hohen Ausmaß fortpflanzt. Ein Ergebnis der PISA-Studie ist es, dass ein Mädchen, das in der Stadt wohnt, dessen Eltern Akademiker sind, eine 83-prozentige Chance auf einen akademischen Abschluss hat. Ein Bub, der auf dem Land lebt, dessen Eltern Arbeiter sind, hat eine 7-prozentige Chance auf einen akademischen Abschluss.
Das ist ein Zeichen dafür, dass unser Schulsystem derzeit nicht zu einer Angleichung von Chancen führt, sondern dass ganz im Gegenteil durch unser Schulsystem die sozial ungerechte Chancenverteilung weiter fortgesetzt wird.
Jetzt werden Sie sich die Frage stellen:
Was hat das zu tun zum Beispiel mit der Situation der Zuwanderer oder
derjenigen, die sich am unteren Ende der sozialen Skala befinden? – Das
kann ich Ihnen sagen: Es gibt immer mehr Menschen, die nur die Qualifikation
für wenig nachgefragte und wenig qualifizierte Tätigkeiten haben, aber es gibt
zu wenig Arbeit für sie. Daher ist es die größte Herausforderung an eine Gesellschaft,
dafür zu sorgen, dass möglichst viele Kinder und Jugendlichen zu einer möglichst
hohen Bildung kommen. Das ist das einzige Mittel,
mit dem man langfristig die Gesellschaft durchlässig gestalten kann! (Beifall
bei der SPÖ und den Grünen.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! In
diesem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage der politischen
Verantwortung. Wenn man sieht, dass es da Probleme gibt, glauben Sie dann,
dass es der richtige Weg ist, die Plätze der Begleitlehrer an den Schulen zu
streichen, die dafür verantwortlich sind, dass alle Kinder auch die deutsche
Sprache ordentlich lernen und damit bessere Bildungschancen haben?! Halten Sie
es für richtig, in einer solchen Situation 5 500 Pflichtschullehrerplätze
in Österreich zu streichen? (Abg. Dr. Brinek: Sagen Sie das
Häupl!)
Ich sage Ihnen: Mit jedem Lehrerplatz, den
Sie hier streichen, reduzieren Sie die Chancen der Kinder und Jugendlichen in
unserem Land. Das ist der falsche Weg, meine Damen
und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Ich halte die Forderung der Landeshauptleute für völlig richtig, wenn sie sagen, wir bräuchten in Österreich mindestens 800 Begleitlehrer, damit die Kinder in den Schulen ordentlich Deutsch lernen und damit eine bessere Chance haben, an unserem Bildungssystem teilzunehmen. (Abg. Dr. Brinek: Was hat Stadtrat Rieder gemacht?) Ich würde sagen, wenn man ohnehin darüber jammert, dass es in Österreich zu viele Lehrer gibt, weil es zu wenig Kinder gibt, dann sollten wir das doch als Chance begreifen, mit mehr Lehrern mehr für die Kinder zu tun und daher für eine bessere Bildung zu sorgen. Das würde für Gerechtigkeit sorgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
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Ich finde es eigentlich erschreckend (Abg. Großruck: Was Sie finden, ist nicht relevant!), dass aus dem Ergebnis der PISA-Studie und aus den Warnzeichen, die es in einzelnen Teilen Europas gibt, nicht die richtigen Schlüsse gezogen werden, sondern uns statt dessen ein Schulpaket I und ein Schulpaket II vorgelegt werden, die an keinem dieser Missstände irgendetwas ändern, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist eine Überlebensfrage – wirtschaftlich wie sozial – für Österreich, dass das österreichische Schulsystem durchlässiger wird, dass es sozial integrativer wird und dass mehr Kinder mehr Chancen in unserem Land haben.
Ich sage es erneut: Das finnische
Schulsystem hat bewiesen, dass es besser ist. Es ist besser, den finnischen Weg
als den Gehrer-Weg zu gehen. (Abg. Mag. Hakl: 20 Prozent
Arbeitslose in Finnland!) Das würde den Kindern in unserem Land mehr
Chancen bieten, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Großruck.)
Vernünftige Politik geht an die Wurzeln der
Probleme. Jetzt dazusitzen und zu polemisieren, wie es die Abgeordneten von
den Regierungsparteien tun, endet meistens damit, dass man dann nur mehr mit
polizeilichen Maßnahmen imstande ist, Probleme einzudämmen. Das
ist der falsche Weg, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Abg.
Schöls: Von welchem Land reden Sie?)
Gehen Sie einen Weg, bei welchem die Probleme an den Wurzeln gepackt werden. Wir müssen die soziale Krise an den Wurzeln packen, da nützt Ihre Polemik überhaupt nichts. Geben Sie den Kindern und Jugendlichen mehr Bildungschancen, mehr Arbeitsplätze, dann werden wir in Zukunft keine Gewalt, sondern sozialen Aufstieg haben! Das ist der viel vernünftigere Weg für Österreich und seine Bewohner, meine Damen und Herren! (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
9.15
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu einer einleitenden Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Bartenstein. Ich erteile ihm das Wort. Seine Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Minister.
9.15
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein: Herr Präsident! Hohes Haus! Mit Ihren einleitenden Anmerkungen, Herr Dr. Gusenbauer, konnte ich noch einverstanden sein, als Sie als wahrscheinliche Ursachen der Problematik in Frankreich Arbeitslosigkeit, Bildungsprobleme und Ghettobildung angeführt haben, wobei ich sagen würde, es beginnt wahrscheinlich mit zu geringen Bildungschancen, und die Folge davon sind dann zu geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Wenn Sie dann des Weiteren ausgeführt
haben – und ich bin nicht der Bildungsminister, Ministerin Gehrer ist
heute leider verhindert (Abg. Öllinger: Die sollte auch da sein!) –,
dass es in Österreich ein eklatantes Ungleichgewicht der Chancen im öffentlichen
Schulsystem gäbe, dann sage ich Ihnen als Vater von fünf Kindern, die in den
letzten Jahren durch Volksschule und Gymnasium in diesem Land gegangen sind,
und zwar durch öffentliche Gymnasien – das halten andere mit ihren Kindern
anders, wie man hört, Herr Dr. Gusenbauer –, dass ich festgestellt
habe, dass in Österreich Kinder aus allen Regionen, aus allen sozialen
Schichten in unserem Schulsystem völlig identische und sehr gute Chancen
bekommen. (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Ministerin Gehrer unternimmt außerordentliche Anstrengungen, gerade Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache zu fördern, aber sie trifft dabei nicht immer auf volle Kooperation und faire Partnerschaft bei den Verantwortlichen in den Ländern und auch
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in der
Bundeshauptstadt. Das zeigen folgende Zahlen: Es gibt in Österreich nicht weniger
als 2 305 Lehrerposten zur Förderung von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache.
Das kostet fast 100 Millionen € im Jahr. 1 300 dieser Posten,
Herr Dr. Gusenbauer, sind in Wien vergeben. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben schon Recht, wenn Sie sagen, auch Österreich sei gegen derartige Dinge wie in Frankreich nicht immun. – Wir müssen da ein wachsames Auge haben, und wir müssen permanent daran arbeiten, dass es bei uns keine No-future-Kinder oder No-Future-Jugendliche gibt. Mein Eindruck ist, dass es wenige Themen wie dieses in unserem Land gibt, die ein derartig hohes Maß an Gemeinsamkeit in der Sozialpartnerschaft, aber auch hier im Parlament haben, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen rechtzeitig dagegen zu ergreifen. Das war unter Bundeskanzler Schüssel seit dem Jahr 2000 so, und das war meiner Erinnerung nach auch unter Bundeskanzler Klima so.
Die Situation in Frankreich und die Situation in Österreich sind aber durchaus substanziell unterschiedlich – abgesehen vom kolonialen Hintergrund Frankreichs. Allein im Jahr 1999 wurden noch 4,3 Millionen Einwanderer offiziell gezählt. Das sind zweite und dritte Generationen der No-future-kids, also das ist in gar keiner Weise mit Österreich vergleichbar.
Aber auch die Zahlen aus dem reinen Arbeitsmarkt zeigen, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich mit 5,3 Prozent eine der niedrigsten Arbeitslosenraten in Europa ist. Sie liegt in Frankreich – und das, Herr Klubobmann Gusenbauer, wissen Sie – bei knapp 10 Prozent. Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit hat Österreich mit 10,6 Prozent eine der niedrigsten Quoten in ganz Europa. In Frankreich sind es 21,7 Prozent.
No-future-kids – das darf es nicht geben, und wir müssen dagegen rechtzeitig Maßnahmen ergreifen!
Vor einigen Wochen erst haben wir Maßnahmen ergriffen, die in die richtige Richtung gehen. Alle Fraktionen, Herr Dr. Gusenbauer, auch die Sozialdemokratie, haben dem in Wahrheit größten Qualifikationspaket, das nach Auskunft der Kommission in diesen Jahren in Europa beschlossen worden ist, nämlich unserem Qualifizierungs- und Beschäftigungspaket mit einem Volumen von 285 Millionen € zugestimmt. 61 500 Österreicher kommen dadurch zusätzlich in Qualifizierungsmaßnahmen.
Heute kann ich Ihnen sagen: Alleine 160 Millionen €, also weit mehr als die Hälfte dieser Finanzmittel, fließen in Richtung junger Menschen und deren Qualifikation. Dass sich das auch auf dem Arbeitsmarkt auswirkt, zeigt die Tatsache, dass wir in Österreich – und das hätten wir auch so erwartet – unter ausländischen Bürgern eine um 50 Prozent höhere Arbeitslosigkeit haben als unter Inländern, dass die Arbeitslosenquote der ausländischen Arbeitnehmer um etwa die Hälfte höher ist, während sie unter jugendlichen ausländischen Arbeitnehmern, meine sehr verehrten Damen und Herren, aber lediglich um 30 Prozent, also unterproportional höher ist. Das soll keine Beruhigungspille sein, aber es geht zumindest nicht in die andere Richtung. Das AMS leistet da ganz ausgezeichnete Arbeit, im Übrigen auch in Zusammenarbeit und Kooperation mit den Schulen.
Ich bin froh darüber, dass das AMS im Bezug
auf arbeitslose Jugendliche überproportional viel auch finanziell für
ausländische arbeitslose Jugendliche tut. Das ist zwar nur leicht
überproportional, Herr Professor Van der Bellen, aber immerhin
überproportional und geht in die richtige Richtung. Statt „No future“, sagen wir in Österreich „Jobs for You(th)“. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Freiheitlichen.)
Aus dem 160 Millionen €-Paket für junge arbeitssuchende und arbeitslose Menschen sind – und das wird Sie sicher interessieren – insgesamt zusätzlich 20 000 Plätze im
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nächsten Jahr im Programm „Jobs for
You(th)“ reserviert. Also aus 10 000 Plätzen heuer machen wir im
nächsten Jahr, Herr Präsident Verzetnitsch, über 30 000 Plätze. Das
ist de facto eine mehr als Verdreifachung. Die Sozialpartner sind ja auch mit
an Bord. Das AMS wird das verantwortungsvoll umsetzen.
Dass dieses
bewährte Programm wirkt, ersieht man daraus, dass AMS-Analysen ergeben, dass
immerhin zwei Drittel der jungen Menschen nach sechs Monaten einen Job haben,
einen nicht geförderten Job. Das halte ich für befriedigend, zumal ich weiß,
welche jungen Menschen in diese Programme aufgenommen werden. Das sind junge
Menschen ohne Hauptschulabschluss, junge Menschen ohne Lehrabschluss, die dann
später mit 20, 22, 24 Jahren ihren Lehrabschluss nachholen müssen, die
andere Berufsabschlüsse nachholen müssen, also durchwegs junge Menschen, die
aufs erste Hinschauen auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen hätten. Auf diese Art
und Weise bekommen sie eine zweite, eine dritte Chance – was auch im Sinne
des Titels der Aktuellen Stunde „Jugend braucht auch Chancen“ ist, meine sehr
verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Freiheitlichen.)
Überraschend
positiv entwickelt sich die Lehrlingssituation, und zwar letztlich auch auf
Grund der Initiativen des, wie ich meine, allseits geschätzten Kommerzialrates
Blum, unseres Jugendbeschäftigungsbeauftragten. Der so genannte Blum-Bonus
hat – Grasser und ich haben geschätzt, dass es vorerst einmal 3 000
Anmeldungen geben wird – bisher zu 8 500 Anmeldungen geführt.
Das ist ziemlich oder sogar sehr erfolgreich. Es sind allein bis Ende Oktober
im Jahresvergleich 3,7 Prozent mehr Lehrverträge für Lehrlinge im ersten
Lehrjahr eingereicht worden, und zwar plus 1 757. Das ist hochsignifikant!
Wir werden nach Jahren abnehmender Zahlen, nach einem Jahr der Stagnation,
nämlich dem Jahr 2004, nun im Jahr 2005 eine deutliche Steigerung
haben. Wir haben jetzt auch um nicht weniger als 82 Prozent mehr offene
Lehrstellen, also fast eine Verdoppelung der offenen Lehrstellen und damit
auch – und das, Frau Abgeordnete Silhavy, haben sie unlängst falsch
ausgedrückt – eine Reduktion der Lehrstellenlücke um nicht weniger als
ein Drittel. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Österreich, meine
sehr verehrten Damen und Herren, zieht in Sachen Bildungschancen, in Sachen
Qualifikation der jungen Menschen, in Sachen Arbeitsmarkt absolut an einem
Strang. Wenn es dort nicht funktioniert, dann muss man auch Marktkräfte außer
Kraft setzen und muss sagen: Junge Menschen brauchen auf alle Fälle die Chance,
in den Arbeitsmarkt einzusteigen!
Mein Eindruck
ist, dass in diesem Bereich alle in diesem Land an einem Strang ziehen. Mein
Eindruck ist, dass wir – gemeinsam mit den Deutschen und den
Schweizern –, ein unglaubliches Asset, einen unglaublichen Vorteil haben,
nämlich die duale Berufsausbildung. Das scheint mir das allerbeste Bollwerk
gegen Jugendarbeitslosigkeit zu sein. Mein Eindruck ist, dass wir in den
nächsten Jahren noch außerordentliche Maßnahmen brauchen werden, um
geburtenstarke Jahrgänge in die Berufsausbildung zu bekommen. Nach drei, vier
Jahren wird das dann kippen und in die Gegenrichtung losgehen, in die Gegenrichtung
zeigen.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Was wir in unserem Land noch brauchen – wir
arbeiten daran – ist, nicht nur zu analysieren: Wie schaut es mit
arbeitslosen Jugendliche aus dem Inland und mit arbeitslosen Jugendlichen aus
dem Ausland aus?, sondern auch zu schauen: Wie schaut es bei den arbeitslosen
ausländischen Jugendlichen mit der Sprach- und sonstigen Qualifikation aus?
und auch bei den inländischen österreichischen Jugendlichen zu schauen: Wie
viele gibt es da, die einen Migrationshintergrund haben und auch deswegen
Sprachproblem haben? Also wir brauchen eine differenzierte Analyse des Bildes
der jungen Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt Probleme haben.
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Österreicher
zeigt, meine sehr verehrten Damen und Herren – und damit möchte ich meine
Ausführungen schließen –, dass die Jugend Bildung hat, dass sie deswegen
Beschäftigung hat und dass sie deswegen alle Chancen hat, im Leben und auf dem
Arbeitsmarkt gut unterzukommen, und dass wir uns deswegen Gott sei Dank mit
Frankreich nicht vergleichen müssen. (Beifall bei der ÖVP und bei
Abgeordneten der Freiheitlichen.)
9.24
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit aller weiteren Teilnehmer an der Aktuellen Stunde 5 Minuten nicht übersteigen darf.
Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Amon, MBA. Seine Redezeit beträgt 5 Minuten. – Herr Kollege, bitte.
9.25
Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Thema der Aktuellen Stunde lautet „Frankreich zeigt: Jugend braucht Bildung, Beschäftigung und Chancen“.
Ich tue mich schon mit dieser Formulierung ein wenig schwer, denn eigentlich ist Beschäftigung durch entsprechende Bildung das, was den jungen Menschen Chancen eröffnet. (Abg. Öllinger: Das ist noch nicht alles!) Wenn Sie darin einen Gegensatz sehen, dann haben Sie offenbar einiges nicht begriffen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Wir sind uns darin einig, dass die
Arbeitslosigkeit ein europäisches Phänomen ist, dass es daher zweifelsohne auch
europäischer Anstrengungen bedarf, um dagegen vorzugehen. Gerade deshalb, weil
Arbeitslosigkeit ein europäisches Phänomen ist, ist auch der internationale
Vergleich zulässig. Alle internationalen Vergleiche zeigen, dass die
österreichische Bundesregierung im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit,
insbesondere im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit, höchst erfolgreich ist,
meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)
Internationale Vergleiche helfen nichts dem Einzelnen, der sich in der Situation der Arbeitslosigkeit befindet, und deshalb ist es vor allem das Anliegen des Wirtschafts- und Arbeitsministers, gemeinsam mit den Sozialpartnern folgendes Ziel zu erreichen – und dazu, Herr Präsident Verzetnitsch, haben Sie sich ja auch bekannt –: sicherzustellen, dass kein Jugendlicher ohne Lehrplatz oder ohne Ausbildungsplatz dasteht.
Deshalb sind die Maßnahmen, die diese Bundesregierung in vielfältiger Weise gesetzt hat, und zwar nicht nur die Standardprogramme des Arbeitsmarktservices, sondern vor allem auch der Blum-Bonus, ein ganz hervorragendes Mittel, gegen die Arbeitslosigkeit junger Menschen vorzugehen. Das kann man nicht nur daran sehen, dass es bisher schon zirka 8 000 Anfragen betreffend die Förderung gegeben hat, sondern auch daran, dass es mittlerweile 1 757 zusätzliche abgeschlossene Lehrverträge gibt.
Meine Damen und Herren! Wir kämpfen für
jeden der Jugendlichen, damit er/sie einen Arbeitsplatz bekommt. (Beifall
bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)
Da sollte man kein politisches Kleingeld schlagen wollen, Herr Dr. Gusenbauer, denn das ist eigentlich Gegenstand dieser Debatte. Wenn Sie hier davon reden, wie erfolgreich andere Bildungssysteme sind, wie etwa das finnische (Abg. Dr. Gusenbauer: Das stimmt ja!), dann beantworten Sie mir die Frage, warum die Finnen eine doppelt so hohe Jugendarbeitslosigkeit haben wie wir. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) – Also so gut kann dieses Bildungssystem denn doch nicht sein, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie!
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Wenn Sie dann noch in Betracht ziehen, Herr
Dr. Gusenbauer, dass es in Finnland bei den Jugendlichen einen
Migrationshintergrund von nur 1,4 Prozent gibt und es bei uns in
Österreich bei den Kindern und Jugendlichen einen solchen von 14 Prozent
gibt, dann können Sie schon daran sehen, dass die österreichische
Bildungspolitik um ein Vielfaches erfolgreicher ist als das, was Sie uns hier
vorgeschlagen haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Freiheitlichen.)
Weiters sprachen Sie davon, Herr Dr. Gusenbauer, dass wir bei den Lehrerposten im Bereich der Migrationsunterstützung, im Bereich der Sprachförderung und bei Ähnlichem Kürzungen vorgenommen hätten. Dazu darf ich Ihnen sagen: Wir haben in Österreich 2 305 Lehrerinnen und Lehrer, die ausdrücklich dafür eingesetzt werden, sich in diesem Bereich zu engagieren und sich Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache zu widmen. Von diesen 2 305 Lehrerinnen und Lehrern sind alleine 1 300 in Wien. Also mehr als die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer, die in diesem Bereich eingesetzt sind, sind in Wien. Andere Bundesländer wären froh, würden sie auch so viele haben. Aber wer 700 Lehrerposten in diesem Bereich gestrichen hat, das war Ihr Wiener Stadtschulrat. Es war Ihre Stadtgemeinde in Wien, die diese Lehrerposten gestrichen hat (Oh-Rufe bei der ÖVP), und nicht das Bildungsministerium. – Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)
Wir haben in diesem Bereich nicht nichts gemacht – Sie haben offensichtlich das Schulpaket II nicht gelesen, denn sonst wüssten Sie das –, sondern wir schaffen mit dem Schulpaket II zusätzlich 400 Lehrerstellen und Lehrerinnenstellen für die sprachliche Integration. – So sieht eine erfolgreiche Bildungspolitik aus, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Ich gebe Ihnen Recht, Herr Dr. Gusenbauer, wenn Sie sagen, dass es in Frankreich einerseits mangelnde Bildung und andererseits ein Mangel an Jobs sind, die zu den unerwünschten Situationen geführt haben. Zum Dritten wurden aber diese Randale auch durch eine politische Debatte ausgelöst. Das sollte man auch bedenken, wenn man eine solche Diskussion führt! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
9.30
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Mag. Grossmann. Ihre Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte, Frau Kollegin.
9.30
Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gewalt lässt sich durch nichts und niemanden rechtfertigen, sehr wohl aber erklären und vorbeugen. Diejenigen, die heute als Täter dieser schrecklichen Gewalttaten verfolgt werden, sind in Wahrheit die Opfer. (Abg. Freund: Sehr gewagt! – Weitere anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie sind die Opfer einer so genannten Leistungsgesellschaft, die eine ganz wichtige Voraussetzung nicht erfüllt, nämlich Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit.
Wenn Kinder die Unterrichtssprache nicht verstehen (neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP) – meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP, da sollten Sie genau hinhören! –, wenn Kinder keinerlei Förderung erfahren, weder in der Schule noch zu Hause, wenn sie niemand versteht, und zwar nicht nur sprachlich, sondern auch emotional, wenn sich niemand mit ihren Problemen auseinander setzt, dann sind menschliches Leid und soziales Elend vorprogrammiert. (Beifall bei der SPÖ.)
In Frankreich hat sich über die Jahre ein Klassensystem etabliert: Jene, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder in Privatschulen (ironische Heiterkeit und Zwi-
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schenrufe bei der ÖVP – Abg. Mag. Molterer – in Richtung des Abg. Dr. Gusenbauer zeigend –: Du bist gemeint!), und das Auffangbecken für den Rest sind die l’école publique. Die Kinder werden so in völlig verschiedene Welten, in Bereiche mit völlig verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten aufgeteilt. – Das ist das System, das auch Ihnen vorschwebt, meine Damen und Herren von der ÖVP! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber diejenigen, die von den Chancen des Lebens abgeschnitten werden, haben nichts zu verlieren. Zorn, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit suchen sich ein Ventil. Soziale Kälte wird dann eben, so wie in Frankreich, mit brennenden Autos und brennenden Häusern beantwortet. Spätestens jetzt müssten jene, für die soziale Gerechtigkeit kein Wert an sich ist, kapieren, dass soziale Gerechtigkeit dann wenigstens eine Investition in die eigene Sicherheit ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Herr Minister! In Österreich hat wirklich niemand einen Grund, mit dem Finger auf Frankreich zu zeigen und zu sagen: Das sind die Bösen, und wir sind die Guten!, denn dass es sich in Österreich noch nicht so zugespitzt hat, ist zum einen darauf zurückzuführen, dass wir keine ehemalige Kolonialmacht mit entsprechenden Einwanderungsströmen sind, und zum anderen darauf, dass trotz ihrer Politik in den letzten fünf Jahren nach wie vor die Bildungsoffensive der siebziger Jahre nachwirkt (ironische Heiterkeit bei der ÖVP), die das Bildungssystem für alle Bevölkerungsschichten geöffnet hat, sodass es auch Arbeiterkindern, wie ich es bin, möglich wurde, zu einem Hochschulabschluss zu kommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Seit dem Amtsantritt dieser unheilvollen Bundesregierung verliert Österreich nahezu alles, was uns im internationalen Vergleich ausgezeichnet hat und was uns – und das ist noch wichtiger – den sozialen Frieden gebracht hat.
Im Jahr 2000 war Österreich noch das EU-Land mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit. (Abg. Großruck: Haben Sie diese Rede beim Heurigen geschrieben?) Seither hat sich die Jugendarbeitslosigkeit verdoppelt. Die Lehrstellenlücke wird immer größer. In der Bildungspolitik hat es einen Kahlschlag gegeben, und immer mehr jungen Menschen sagt man: Für euch haben wir keine Verwendung! Was das für einen jungen Menschen bedeutet, der voll Tatendrang, voll Energie ist, was es für ihn bedeutet, dass es in der Gesellschaft keinen Platz für ihn gibt, liegt auf der Hand. Genau das müssen wir jetzt in Frankreich beobachten beziehungsweise wird uns dort dramatisch vor Augen geführt: Dieser junge Mensch wendet sich gegen die Gesellschaft und ihre Gesetze.
Meine Damen und Herren, lernen wir daraus.! Machen Sie endlich den Weg frei für eine sozial ausgewogene Politik in diesem Land! (Beifall bei der SPÖ.)
9.34
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. Auch seine Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.
9.34
Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich bin nicht sehr verwundert, dass die SPÖ die Krawalle in Paris zum Anlass nimmt, hier wieder ihre innenpolitischen Propagandatiraden herunterzubeten. Das kennen wir schon: Es ist Ihnen nichts traurig genug, um es nicht auf österreichische Verhältnisse umzulegen zu versuchen.
Nun zu dem, was Sie, Frau Kollegin Grossmann, hier soeben ausgeführt haben, wo Sie einen Rückgriff in die Broda’sche Justizlehre gemacht haben. Bei Ihnen sind nämlich nicht die Täter die Täter, sondern die Täter sind die Opfer. Die Frage ist nur: Was sind dann die wirklichen Opfer? Die Opfer sind bei Ihnen offensichtlich die Täter, weil sie schuld daran sind, dass die Täter die Opfer sind.
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Frau Kollegin Grossmann! Wir sollten – wir alle, auch Sie! – diese Justizromantik und diese Sozialromantik überwunden haben, weil wir ganz genau wissen, dass das ins Abseits führt und völlig falsch ist.
Selbstverständlich ist es richtig, dass man
auch nach den Ursachen derartiger Perspektivenlosigkeit, die dann auch zu
solchen Krawallen und Straftaten führt, forschen muss, aber zu sagen, dass die
Täter Opfer sind – und auch bei der Berichterstattung in Österreich hat
man manchmal den Eindruck, dass diese Sozialromantik durchschlägt, wenn diese
Krawallmacher als eine Art Robin-Hood-Figuren gesehen werden –, dass diese
Krawallmacher Opfer sind und nicht Straftäter, das ist doch wohl der falsche
Weg. Das sollten gerade Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, erkennen,
zumal die Autos, die dort angezündet werden, genau der unterprivilegierten
Schicht gehören, die Sie eigentlich vertreten sollten, egal, ob in Paris oder
sonstwo in Europa. (Beifall bei den
Freiheitlichen und der ÖVP.)
Wenn Sie dann hergehen und Vergleiche mit Österreich ziehen, dann muss ich Ihnen sagen: Man kann höchstens einen Vergleich ziehen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, nämlich den, dass Ihre Zuwanderungspolitik der achtziger und neunziger Jahre genauso von irgendwelchen theoretischen Zirkeln ausgearbeitet worden ist und völlig an der Praxis vorbeigegangen ist. (Abg. Krainer: Absolut lächerlich!) Genau diese Art der Politik ist mit eine Ursache für solche Zustände, wie es sie derzeit in Frankreich gibt. Man wollte ganz einfach die Probleme nicht erkennen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Krainer.) Ja, das ist schon richtig, allerdings von einer anderen Richtung, Herr Kollege. Das gilt auch für Wien.
Die Franzosen sagen: Jeder, der in Frankreich ist, ist ein Franzose! Deshalb wird jeder gleich behandelt, und deshalb wird auf unterschiedliche Voraussetzungen auch nicht eingegangen. Das ist Assimilierung. – Das wollen wir nicht! Das funktioniert auch nicht, wie man sieht.
Ihre romantischen Ideen in den achtziger und neunziger Jahren waren die der multikulturellen Gesellschaft. Sie sagten: Österreich ist ein offenes Land!, Wien ist eine offene Stadt!, aber Sie haben sich um die Integrationsrahmenbedingungen, darum, ob man genug Schulplätze hat, darum, ob man genug Wohnungen hat, darum, ob man genug Arbeitsplätze hat, überhaupt nicht gekümmert. Sie gingen das von der anderen Seite an. Das ist ein völlig falscher Zugang. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Krainer – den Kopf schüttelnd –: Lächerlich!)
Sie können ruhig den Kopf schütteln, Herr
Kollege Krainer. Ich kann sagen: Gott sei Dank haben wir nicht solche Zustände
wie in Frankreich. Ein Grund dafür ist auch die geringere Zahl an Immigranten.
Aber es darf nicht übersehen werden, dass es in Wien in manchen Bezirken
Schulklassen gibt, in welchen der Anteil der Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache 70 bis 90 und noch mehr Prozent beträgt. Da erhebt sich schon die
Frage: Wo wird denn da Integration betrieben? Wie soll es denn da
funktionieren, diese Kinder in unsere Gesellschaft einzubinden und
einzugliedern? Da bildet sich dann eine Parallelgesellschaft aus. Das mussten
jetzt auch die Sozialromantiker in Deutschland, in Berlin zur Kenntnis nehmen.
Jetzt müssen sie erkennen, dass das der völlig falsche Weg ist. (Beifall bei den Freiheitlichen und der
ÖVP.)
Wir haben uns immer zu dem Weg bekannt: Integration bei der Zuwanderungspolitik! Das heißt: Zuwanderung nur in dem Ausmaß, in welchem man die Zugewanderten auch integrieren kann. Hätten Sie diese Kriterien schon vor 15 Jahren, so wie wir es verlangt haben, angewandt, dann hätten wir so manche Probleme, die wir heute sehr aktiv angehen, nicht im jetzigen Ausmaß.
Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen und nicht jetzt Vergleiche zwischen Frankreich und Österreich anstellen!
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Wir haben jetzt weitere Maßnahmen in diesem Bereich gesetzt, meine Damen und Herren. So werden beispielsweise im Staatsbürgerschaftsrecht die Kriterien verschärft. (Abg. Öllinger: So schaut es aus!) Im Asylrecht soll der Missbrauch verhindert werden, indem unterschieden wird zwischen jenen, die nach Österreich kommen und berechtigterweise Unterstützung haben wollen, weil sie verfolgt werden, und jenen, die nur aus rein wirtschaftlichen Gründen zu uns kommen.
Es soll aber auch zu einer Reduzierung bei der Zuwanderung kommen. Das Saisonniermodell, dass diese Bundesregierung eingeführt hat, ist die richtige Antwort auf den Bedarf auf dem Arbeitsmarkt einerseits und auf den Umstand, dass man keine Möglichkeit der Integration hat, andererseits.
Des Weiteren haben wir mit drei Konjunkturpaketen, einem Lehrlingspaket und einem Beschäftigungsprogramm der problematischen Situation auf dem Arbeitsmarkt gegengesteuert. 60 000 zusätzliche Beschäftigte gibt es allein auf Grund des letzten Beschäftigungspakets der Bundesregierung. Das ist die richtige Antwort – nicht die propagandistische Projektion furchtbarer Zustände in Frankreich auf Österreich! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Krainer: Völlig vorbei an der Realität!)
9.39
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Öllinger. Auch seine Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.
9.39
Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister! Herr Klubobmann, das Einzige, das ich an Ihren beiden Wortspenden unterstützen beziehungsweise teilen kann, sind die Worte „Gott sei Dank“.
Gott sei Dank haben wir nicht die Zustände wie in Frankreich! – Ja, das unterstütze ich. Im Hinblick auf den Rest Ihrer Rede, Herr Klubobmann, auch im Hinblick darauf, was der Herr Bundesminister gesagt hat, muss ich sagen: Die Regierungsparteien haben offensichtlich ein Brett vor dem Kopf. Sie wollen die Realität dieser Jugendlichen nicht zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Herr Bundesminister, es ist doch
unglaublich, wenn Sie sich hier herstellen und sagen, dass ausländische
Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt gar nicht so schlecht dastehen. Wissen Sie,
was Sie da sagen? „Ausländische Jugendliche“ – beachten Sie das Wort! Wir
reden hier von den Jugendlichen zweiter und dritter Generation, die schon
längst die österreichische Staatsbürgerschaft haben. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der SPÖ.)
„Ausländische Jugendliche“ können nur Jugendliche aus dem EU-Ausland sein, weil Jugendliche in der Regel als Neuzugänger auf dem Arbeitsmarkt überhaupt keine Beschäftigungsbewilligung erhalten.
Sie wissen, wenn Sie – egal in welchem Bundesland! – mit Jugendlichen der zweiten und dritten Generation, die schon in Österreich aufgewachsen sind, reden, dann wissen Sie, welche Hoffnungen diese Jugendlichen tatsächlich haben, eine anständige Arbeit zu bekommen, nämlich: fast keine! (Abg. Dr. Fekter: Das ist doch nicht wahr!) Es wird Ihnen klar werden, wenn Sie mit ihnen reden, wie sehr diese Jugendlichen benachteiligt sind auf dem Arbeitsmarkt, wie oft nach Vorstellungen in Unternehmen nach wie vor danach entschieden wird, ob die Hautfarbe etwas dunkler oder etwas heller ist, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Wenn Sie, Herr Klubobmann Scheibner, ausgerechnet das Staatsbürgerschaftsrecht als Beleg dafür anführen, welch positive Maßnahmen Sie setzen, so ist das doch ein unglaublicher Zynismus. Man will den Jugendlichen, die sie noch nicht haben, wegen angeblich mangelnder Deutschkenntnisse – so war der Entwurf – die Staatsbürger-
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schaft
vorenthalten, während auf der anderen Seite Sie, nämlich Ihre Parteien, beim
muttersprachlichen Unterricht für diese Jugendlichen Kürzungen, und zwar
radikale Kürzungen vornehmen. Das ist eine Realität! (Zwischenruf des Abg. Scheibner.)
Sagen Sie nicht, das stimmt nicht! Hier die Zahlen für Kärnten: Elf muttersprachliche Lehrer waren es, jetzt sind es sechs. – Keine Kürzung? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist doch ganz was anderes! Das kann man doch nicht vergleichen!) Ich könnte Ihnen für jedes Bundesland Zahlen nennen, wie sehr Sie beim muttersprachlichen Unterricht, beim Stützunterricht für lernschwache Jugendliche kürzen. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Themaverfehlung!) Was regt Sie dabei so auf, Frau Abgeordnete Partik-Pablé? Sie wollen das ja! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Sie wollen das, Sie stehen hinter diesem
Konzept, wonach Sie mehrere Klassen von Jugendlichen schaffen wollen; ganz
abgesehen davon, dass die Zukunftschancen auch für die österreichischen
Jugendlichen schon einmal besser waren als jetzt, wenn man sich etwa die
Zustände an den Universitäten beziehungsweise auf dem Arbeitsmarkt ansieht. (Abg. Wattaul:
Absoluter Blödsinn! – Abg. Dr. Partik-Pablé:
Sie verwechseln Äpfel mit Birnen!)
Reden wir noch einmal über den Arbeitsmarkt! Die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen insgesamt, nicht von ausländischen Jugendlichen, hat sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Trotzdem stellt sich der Herr Arbeitsminister hin und sagt: Wir sind erfolgreich! – Das ist doch absurd, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist tatsächlich Zynismus, ein Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen von Realitäten. Ganz besonders schlimm ist es natürlich für Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Aber ich möchte jenseits von Bildung und
Arbeitsmarkt noch einen Punkt anführen, den ich für besonders wichtig halte:
Wie schaut es aus mit gelebter Integration, meine sehr geehrten Damen und Herren? –
Nehmen Sie sich an der Nase! Wo gibt es denn beispielsweise die schwarzen
Sanitäter, die türkischen Polizisten? Wo gibt es die serbischen
AMS-Angestellten? Wo gibt es die Politiker mit Migrationshintergrund? Wo gibt
es die hohen Funktionäre mit Migrationshintergrund in der Wirtschaftskammer
oder auch im ÖGB? (Abg. Dr. Brinek: O ja!) Wo gibt es
sie? – Es gibt sie nicht! (Abg.
Dr. Brinek: O ja! Auf der Liste
der Wirtschaftskammer!)
Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist kein Beispiel für gelebte Integration, für ein Zusammenleben, für ein Aufeinander-Zugehen, für ein Einander-Zuhören und ein Einander-Verstehen. Diese Menschen brauchen auch eine entsprechende Vertretung, eine entsprechende Stimme in der Öffentlichkeit, aber das verwehren Sie ihnen ebenso wie die Chancen im Bildungsbereich und bei der Beschäftigung. Wenn Sie daran nichts ändern, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann verspielen Sie tatsächlich die Zukunft dieser Jugendlichen und setzen etwas aufs Spiel, wofür dieses Land immer gestanden ist, nämlich den sozialen Zusammenhalt! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
9.45
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Fuhrmann. Ihre Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte.
9.45
Abgeordnete Silvia Fuhrmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Kollege Öllinger! Das, was ich mit Ihnen teile, ist: Die Situation in Frankreich, das, was dort passiert ist, ist tatsächlich erschütternd. Man muss aber auch festhalten, dass die Unruhen in Frankreich aus einer Fehlentwicklung resultieren, die eben Frankreich betrifft, wo sozial Schwache an den Stadtrand gedrängt worden sind, wo
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man es nicht geschafft hat, für Jugendliche der zweiten und dritten Einwanderergeneration Lebensumstände zu schaffen, die angemessen sind.
Man muss auch wissen, dass in Frankreich die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch ist wie in Österreich. (Abg. Öllinger: Und bei uns steigt sie!) Auch die Jugendarbeitslosigkeit dort ist doppelt so hoch wie in Österreich. Die Zahl derer, die sich über ein Jahr in Arbeitslosigkeit befinden, ist ebenfalls zweimal zu viel. – Das muss man zur Kenntnis nehmen.
Die Krawalle in Frankreich sind sicherlich ein Ausdruck des Zorns und der Hoffnungslosigkeit junger Menschen, die den Glauben an ein gutes Leben verloren haben. Wenn Sie sich jetzt hier herstellen und den jungen Menschen in Österreich diesen Glauben an ein gutes Leben nehmen wollen, dann finde ich das ebenso erschütternd. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) All jene, die sich hier herstellen – das möchte ich auch für unsere Zuseher sagen – und Horrorszenarien von Frankreich zu uns nach Österreich reden möchten (Abg. Großruck: Der ist ein Nestbeschmutzer!), haben nicht darüber nachgedacht, was sie damit anrichten. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Junge Menschen erwarten von Verantwortungsträgern dieses Landes (Abg. Öllinger: Tun Sie jetzt predigen, oder reden Sie?), dass sie Rahmenbedingungen schaffen für ein lebenswertes Land und Leben und Rahmenbedingungen, die Chancen bieten. Österreichische Jugendliche wollen nicht bemitleidet werden, denn wir haben das Mitleid nicht verdient. Vielmehr gilt es, die Ärmel aufzukrempeln und zu handeln, und das ist das, was wir auch getan haben.
Natürlich ist es eine große
Herausforderung, bei einer schwachen Konjunktur die Leistungsfähigkeit des
Sozialstaates aufrechtzuerhalten. Aber das abzusichern und diese Balance zu
sichern, daran arbeiten wir. Die Sozialausgaben des Bundes sind heute so hoch
wie noch nie zuvor. Wenn man sich anschaut, was wir für Sozialleistungen ausgeben,
stellt man fest, das sind um 9 Millionen € mehr als noch im
Jahr 1999. (Abg. Mag. Molterer: Milliarden!) Das müssen
Sie auch zur Kenntnis nehmen. Im EU-Vergleich liegen wir damit an vierter Stelle.
(Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Vielleicht kann man den
Unterschied zwischen Millionen und Milliarden klären!)
Herr Dr. Gusenbauer, Sie waren Erstredner in dieser Aktuellen Stunde, ich frage Sie: Was bieten Sie denn für junge Menschen an? (Abg. Dr. Gusenbauer: Nennen Sie den Unterschied zwischen Millionen und Milliarden!) Ist es Ihr Konzept der solidarischen Hochleistungsgesellschaft, mit dem Sie jungen Arbeitslosen helfen möchten? Ist es Ihr Konzept, die jungen Menschen von der Früh bis zum Abend in die Schule zu stecken oder kleine Schulen zuzusperren? Oder ist es vielleicht noch die Freigabe von Drogen, womit Sie sicherlich keinem einzigen jungen Menschen helfen? (Abg. Dr. Gusenbauer: Wissen Sie, wovon Sie sprechen?) Das sind Ihre Konzepte, und das gehört hier auch gesagt. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Mit diesen Ihren Vorstellungen sind Sie wirklich weit weg von einer positiven Zukunft.
Natürlich haben wir in Österreich – und das nehmen wir auch ernst – eine Arbeitslosenrate, mit der man sich beschäftigen muss, gerade im Jugendbereich. Deshalb haben wir Qualifizierungsmaßnahmen für 60 000 Menschen geschaffen und das Budget für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik verdoppelt. Aber das wollen Sie ja nicht zur Kenntnis nehmen, denn wir haben gehandelt – und das ist Ihnen nicht recht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Man merkt, das ist das Ergebnis der Wurstsemmelperspektive!)
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Wir haben viel für Lehrlinge getan: den Unternehmen 1 000 € Lehrlingsprämie als Anreiz geboten, um Lehrlinge auszubilden, den Extra-Bonus, den es jetzt für jedes Lehrjahr gibt. Das hat auch schon gefruchtet, denn es gibt heute um 3,7 Prozent mehr Lehrverträge als noch vor einem Jahr. Der Extra-Bonus hat dafür gesorgt, dass es schon 8 600 Anträge gibt. Das heißt, unsere Maßnahmen tragen Früchte.
Das Gleiche gilt für den Bildungsbereich.
Wenn Sie, Herr Dr. Gusenbauer, sich darüber beschweren, dass es in Wien zu
wenig Begleitlehrer gibt, die für Integration in den Schulklassen sorgen, dann
müssen Sie mit Bürgermeister Häupl verhandeln, denn der hat bei den
Finanzausgleichsverhandlungen zugestimmt und gemeint, das reicht.
Was Sie in Wien nicht wahrnehmen wollen – Sie verabsäumen es, dagegen anzugehen –, ist, dass 40 Prozent der neu eintretenden Schüler Deutsch nicht als Muttersprache haben. Das Konzept, das bewirkt, dass es in Finnland so gut funktioniert, ist, einmal zu evaluieren, ob denn die Maßnahmen – Sprachförderungen oder was auch immer – wirklich treffsicher sind. Das haben Sie in Wien verabsäumt. Jetzt suchen Sie nach Ausreden, aber das wird Ihnen nicht gelingen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Ich möchte abschließend noch Caritas-Präsidenten Franz Küberl zitieren, der in der „Kleinen Zeitung“ gemeint hat: „Wir wissen, dass sicher 80 Prozent in Österreich in einer Situation leben, die gut bis sehr gut ist.“ (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Und die anderen 20 Prozent?)
9.50
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter DDr. Niederwieser. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Sie sind am Wort.
9.51
Abgeordneter
DDr. Erwin Niederwieser (SPÖ): Herr
Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Wenn ich mir das so angehört habe,
dann habe ich den Eindruck, die Drogen sind schon freigegeben, denn zu
solchen Äußerungen ... (Beifall bei
der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner:
Erklären Sie uns das! Was meinen Sie damit? – Weitere Zwischenrufe bei der
ÖVP und den Freiheitlichen.) – Beruhigen Sie sich ein wenig!
Was Kollegin Fuhrmann am Ende ihrer Ausführungen gesagt hat, trifft den Nagel auf den Kopf. Sie hat Caritas-Präsidenten Küberl zitiert, wonach es 80 Prozent ziemlich gut geht in Österreich. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Der Herr Niederwieser hat den Eindruck, die Drogen sind freigegeben! Das kann man sich doch nicht gefallen lassen!) Ich frage Sie, Frau Kollegin Fuhrmann: Was ist mit den übrigen 20 Prozent? Was ist mit diesen 20 Prozent? Ist das eine solidarische Gesellschaft, für die wir verantwortlich sind? (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Bartenstein.) Was ist mit der Pisa-Studie? (Neuerliche Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Bartenstein.) – Herr Bundesminister, beruhigen Sie sich! Sie können sich noch einmal zu Wort melden, aber hören Sie auf, dauernd von da hinten hereinzuschreien! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Das ist ja ungeheuerlich, Herr Präsident, er hört überhaupt nicht auf, zu reden. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Oder führen Sie Selbstgespräche, Herr Minister?
Präsident Dr. Andreas Khol (das Glockenzeichen gebend): Am Wort ist der Redner!
Herr Abgeordneter Niederwieser, Sie haben vorhin gesagt, man habe den Eindruck, die Drogen seien schon freigegeben. Darf ich Sie um eine Klarstellung bitten, dass Sie damit nicht gemeint haben, dass irgendjemand hier unter Drogeneinfluss spricht! Diese Klarstellung würde ich gerne von Ihnen haben. – Am Wort ist der Redner!
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Abgeordneter DDr.
Erwin Niederwieser (fortsetzend): Selbstverständlich habe ich das nicht gemeint! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
20 Prozent der österreichischen Jugendlichen (Ruf bei der ÖVP: Zur Sache!), 20 Prozent der 15-Jährigen in Österreich haben ungenügende Kenntnisse im Lesen (Abg. Mag. Molterer: Was ist mit der Klarstellung? – Abg. Mag. Hakl: Also das ist jetzt sehr niveaulos! – Abg. Dr. Fekter: Setz dich nieder, Niederwieser!), haben ungenügende Kenntnisse in Mathematik, haben ungenügende Kenntnisse für das, was sie fürs Leben brauchen.
Wir sind von 15 auf 20 Prozent
zurückgefallen, die Zahl der Jugendarbeitslosen ist von 35 000 auf
60 000 gestiegen, jetzt frage ich Sie: Ist das eine erfolgreiche Politik?
Ist das eine erfolgreiche Politik im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit, so wie
Sie das hier darstellen? Oder ist das ein Beispiel dafür, wie Sie sagen, Herr
Bundesminister, dass Österreich zeigt, dass die Jugend Bildung hat? Ja, viele
haben diese Bildung, eben 80 Prozent (Ruf
bei der ÖVP: Sie haben sie nicht!), aber 20 Prozent haben sie nicht,
und dafür trägt diese Regierung die Verantwortung. (Beifall bei der SPÖ und
den Grünen.)
Wenn Sie beim Thema Sprachförderung im Kindergarten, beim Thema Begleitunterricht immer wieder darauf hinweisen, dass die Stadt Wien in diesen Bereichen zu wenig unternehmen würde – das ist ja ein beliebtes Spiel, das wir hier herinnen sehr oft präsentiert bekommen (Abg. Lentsch: Das stimmt auch!) –, dann lassen Sie mich Folgendes feststellen: Nach der österreichischen Bundesverfassung erlässt das Bundesministerium für Bildung die Stellenpläne für die Lehrer in ganz Österreich. – Das heißt, was hier wie verteilt wird, entscheidet zunächst einmal das Bildungsministerium unter Bildungsministerin Gehrer. (Abg. Mag. Molterer: Den Finanzausgleich kennen Sie nicht!) Dass hier vieles nicht funktioniert, das hat mit Wien überhaupt nichts zu tun.
Kollege Molterer! „Rauch rüffelt Mitterer“, lese ich hier. Viele werden mit diesen Namen nichts anfangen können; Rauch, ÖVP, ist Gemeindeverbandspräsident in Tirol, Mitterer der zuständige Bildungslandesrat in Tirol, auch ÖVP. Worüber streiten die beiden? Sie streiten über das Modell der Frühförderung, das die Frau Bildungsministerin den Gemeinden und Ländern so mir nichts, dir nichts auf den Tisch geknallt hat, weil es so nicht funktionieren kann. Dieses Modell aber wird groß plakatiert, Sie zählen auf, was Sie alles gemacht haben – in Wirklichkeit aber funktionieren diese Dinge nicht!
Ähnlich verhält es sich mit dem Hochschulbudget, mit dieser einen Hochschul-Milliarde. Sie plakatieren bereits im großen Rahmen, was damit alles passiert, was die Regierung alles macht – kommen wird diese Hochschul-Milliarde allerdings frühestens im Jahr 2007! Hauptsache, es ist schon alles plakatiert.
Zu den Chancen für unsere Jugend lassen Sie mich noch einige ganz konkrete Vorschläge machen.
Wir möchten, dass die Berufsschulen für die Jugendlichen, die keine Lehrstelle haben, geöffnet werden. Dadurch haben wir die Möglichkeit, Lehrstellen zu schaffen, und zwar sofort und viel mehr als diese 1 700, von denen Sie gesprochen haben, Kollege Amon. Das wäre etwas, das sofort umgesetzt werden könnte.
Wir fordern, dass jene 20 000 Jugendlichen, die im nächsten Sommer wieder ohne ausreichende Sprachkenntnisse von den Schulen abgehen werden, sofort Begleitunterricht bekommen, sofort Förderunterricht bekommen. Dafür müssen Lehrer eingesetzt werden. Wir werden einen Antrag einbringen, der die Forderung der Landeshauptleutekonferenz unterstützt und diesen die Möglichkeit gibt, 700 bis 800 zusätzliche Begleitlehrer in den Schulen einzusetzen.
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Wir werden diesen Antrag einbringen, und Sie können dann beweisen, was Sie von der Forderung Ihrer Landeshauptleute halten. Unterstützen Sie diese Vorschläge, wenn sie auch von der Opposition kommen! Paris, Frankreich ist zwar weit, aber doch nahe genug, um uns eine Warnung zu sein. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
9.56
Präsident Dr.
Andreas Khol: Herr Abgeordneter Niederwieser, da Sie die Klarstellung, um die
ich Sie gebeten habe, nicht vorgenommen haben, werde ich das Protokoll
herbeiholen lassen und mir vorbehalten, einen Ordnungsruf zu erteilen. Ich
warte auf das Protokoll. (Abg. Dr. Gusenbauer: Dann muss man sich die
Fuhrmann-Rede auch anschauen! Diese Wurstsemmel-Rede!)
Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. – Bitte.
9.57
Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich finde es eigentlich sehr traurig, dass die SPÖ diese dramatischen Vorfälle in Frankreich zum Anlass nimmt, hier politisches Kleingeld zu machen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: Das sagen ausgerechnet Sie!)
Herr Abgeordneter Gusenbauer, es ist richtig, dass diese Krawalle grundsätzlich darauf zurückzuführen sind, dass in Frankreich die Situation auf dem Arbeitsmarkt katastrophal ist, dass die Wohnsituation völlig verfahren ist, dass die Bildungssituation katastrophal ist, aber eine soziale Krise deshalb in Österreich herbeizureden, das ist völlig falsch. Das ist eine Polemik, die angesichts der momentanen Situation in Frankreich ganz einfach nicht angebracht ist. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Frau Abgeordnete Grossmann, trotz der katastrophalen Situation der französischen Jugendlichen bleiben diese Menschen, die Autos anzünden, die Menschen verletzen, Täter und sind nicht Kriminelle, die man als Opfer bezeichnen kann. Diese Wahrheit muss man schon auch sehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Sorgen sind natürlich berechtigt und betreffen auch ganz Europa. Es ist klar, dass es Probleme gibt, und sowohl dieses Parlament als auch diese Bundesregierung haben diese Problematik immer gesehen. Wir haben pausenlos, permanent darüber diskutiert, wie man die Arbeitslosigkeit bekämpfen kann (Abg. Dr. Gusenbauer: Erfolglos!), wie man trotz der problematischen Wirtschaftslage in ganz Europa die Zahl der Arbeitsplätze erhöhen kann. Ich bin überzeugt davon, dass es in Österreich eine derartige Situation wie in Frankreich nicht geben wird (Abg. Öllinger: Wo in Österreich?), weil wir immer eine vorausschauende Politik gemacht haben. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Die Zuwanderung ist heute schon etliche Male angesprochen worden. Wir haben in Österreich zwar zeitweise eine für unsere Begriffe überhöhte Zuwanderung gehabt, nie aber eine unkontrollierte Zuwanderung. Darauf haben wir immer geachtet. Wir haben immer gesagt: Die Integration muss Vorrang haben, eine Zuwanderung darf nur in einem Rahmen geschehen, in dem auch eine Integration möglich ist. – Das hat man in Frankreich übersehen.
Wir haben auch immer darauf geachtet, dass es keine Ghettos gibt, in denen Ausländer unter katastrophalen Umständen wohnen.
Es gibt in Österreich keine Viertel, wo die Exekutive sich nicht hintraut. Das gibt es ganz einfach nicht! Die Exekutive ist überall dort, wo Gefahren drohen. In Paris hat die Exekutive es bereits aufgegeben, in manche Viertel zu fahren, weil sie sich selbst davor fürchtet.
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Bei uns in Österreich funktioniert der
Sozialstaat. Wir haben soziale Wärme und nicht die soziale Kälte (Abg. Öllinger:
Was, Wärme haben wir?!), die
Sie immer an die Wand malen wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Wir haben immer die Anliegen der
Jugendlichen ernst genommen. Es gibt in Österreich für die Jugendlichen, aber
auch für alle anderen Arbeitslosen eine Perspektive. (Abg. Öllinger: Aber nur
teilweise!)
Wir haben die Integration ernst genommen, und wir haben die Problematik auf dem Arbeitsmarkt ernst genommen. Wir haben gesagt, dass die Zuwanderung akzeptierbar sein muss. Das heißt, wir haben die Grundlagen dafür geschaffen, dass es solche Krawalle nicht geben wird.
Dass die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ein äußerst wichtiges Thema für dieses Parlament und für die Bundesregierung ist, zeigt sich unter anderem auch daran, dass im September dieses Jahres ein Beschäftigungsprogramm beschlossen wurde, das eine Mittelaufstockung vorsieht, von der vor allem die Frauen und die Jugendlichen profitieren sollen. 61 000 Personen sollen daraus einen Vorteil ziehen.
Besonders gefallen hat mir, dass das
Arbeitsmarktservice für vermeintlich hoffnungslose Jugendliche, die schon
jahrelang keine Arbeit auf dem Arbeitsmarkt finden, ein extra Programm
gestartet hat. Dabei gehen Arbeitsmarktvermittler zu den Jugendlichen, versuchen,
mit ihnen zu reden, sie zu Vorstellungsgesprächen zu bringen. All das sind
Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, Missstände, wie sie in Paris aufgetreten
sind, zu verhindern. (Abg. Öllinger: Da könnte ich Ihnen lange
Geschichten erzählen dazu, was Sie noch vor drei Jahren dazu gesagt hätten!)
Es gibt hoch dotierte Qualifizierungsmaßnahmen, es gibt Förderungen zum Nachholen des Hauptschulabschlusses und so weiter. Es wird immens viel Geld für diesen Bereich ausgegeben und auch sehr viel soziales Verständnis aufgebracht, damit die Jugendlichen Perspektiven haben. Und die Jugendlichen in Österreich haben Perspektiven. Das ist auch wichtig so, und so müssen wir weiter arbeiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht
umsonst (Präsident Dr. Khol
gibt das Glockenzeichen) haben 60 Prozent der Österreicher keine
Angst, dass solche Krawalle auch in Österreich ausbrechen könnten – weil
daran gearbeitet wird, ein soziales Umfeld zu schaffen, das das verhindert! (Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
10.02
Präsident Dr. Andreas Khol: Letzte Rednerin dazu ist Frau Abgeordnete Mandak. 5 Minuten Redezeit. – Frau Kollegin, Sie sind am Wort.
10.02
Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte versuchen, die Debatte differenzierter zu führen. Es ist schade, dass bei diesem Thema – und es ist dies ein zentrales Thema – heute sehr stark pauschaliert worden ist.
Es tut mir auch sehr Leid, dass Sie, Herr Minister Bartenstein, der einzige Minister sind, der heute bei diesem Thema hier anwesend ist. Es fehlen Ministerin Gehrer und Ministerin Prokop (Beifall bei den Grünen), die beide sehr essentiell bei diesen Fragen von Bildung, Beschäftigung und Chancen mitzusprechen hätten. (Abg. Scheibner: Die können nicht sprechen, denn dann würden Sie keine Redezeit mehr haben!) Es ist sehr schade.
Ich erinnere mich an ein „Morgenjournal“, kurz, nachdem die Unruhen in Frankreich begonnen haben, in dem Ministerin Prokop ganz klar gesagt hat: In Österreich kann so etwas nicht passieren.
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Ich stimme mit Ihnen darin überein, dass wir nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie in Frankreich (Zwischenruf des Abg. Neudeck), ich sehe aber sehr wohl Punkte, auf die wir genau achten müssen, damit es eben nicht so weit kommt.
Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich vermisse bei Ihnen dieses Problembewusstsein. Ich vermisse bei Ihnen, dass Sie sich auch hier heraus stellen und sagen: Ja, wir haben derzeit in Österreich 42 580 arbeitslose Jugendliche. – Warum fällt Ihnen das so schwer? Diese jungen Menschen, die keine Arbeit haben, gibt es, und sie haben momentan keine Perspektive. Das muss man auch sehen, und da kann man nicht einfach sagen, dass wir diese Probleme überhaupt nicht haben. (Beifall bei den Grünen.)
Das heißt: Damit genau das, was in Frankreich derzeit läuft, nicht passiert, brauchen wir in Österreich ein Problembewusstsein.
Das andere, das in Frankreich passiert ist, ist, dass ein Minister Sarkozy mit ganz massiven Verbalattacken noch einmal Öl ins Feuer gegossen hat. Er trägt meiner Meinung nach einen erheblichen Anteil an dem, was passiert ist, indem er einfach von „Gesindel“ gesprochen hat.
Ich höre einen Herrn Strache in Wien, der sehr ähnliche Aussagen macht, und – das finde ich besonders bedenklich – ich höre auch einen Abgeordneten Scheuch, der – ich zitiere jetzt die „Salzburger Nachrichten“ vom 11. November 2005 – gesagt hat: „SPÖ und Grüne rücken weit nach links, die freuen sich schon, wenn auch bei uns die ersten Autos brennen.“
Herr Kollege Scheuch (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch:
Ja, bitte?), ich fordere
Sie auf, sich von diesen Aussagen hier in diesem Hohen Haus zu distanzieren!
Genau das ist doch der Boden, auf dem auch – nicht nur, aber auch –
solche Unruhen entstehen. Und Sie sollten da nicht Öl hineingießen! (Beifall
bei den Grünen und der SPÖ.)
Minister Bartenstein hat gesagt: Die Jugend hat alle Chancen. Kollegin Fuhrmann hat gesagt: Wir wollen den jungen Menschen den Glauben an Österreich nicht nehmen. – Es gibt viele Jugendliche, denen Sie den Glauben an Österreich nicht zu nehmen brauchen, Frau Kollegin Fuhrmann, denn die haben diesen Glauben nicht! (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)
Und wenn Sie sagen, 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gehe es gut, so geht es 20 Prozent schlecht. Und unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker ist es, auf diese 20 Prozent zu schauen, nicht nur auf jene Menschen in Österreich, denen es gut geht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja, dann tun Sie es auch, bitte. (Beifall bei den Grünen.)
Sie werden mir doch nicht widersprechen, dass der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit nicht deutscher Muttersprache – ich meine jetzt nicht jene, die Terezija Stoisits angesprochen hat, die trotzdem perfekt Deutsch sprechen, sondern jene, die wirklich Schwierigkeiten haben mit der deutschen Sprache – in allgemeinen Sonderschulen und in pädagogischen Förderzentren zu hoch ist. Viele dieser Schüler haben dort nichts verloren, sie sitzen nur deshalb dort, weil sie nicht entsprechenden Deutschunterricht bekommen haben. Sie bekommen ihn nicht im Kindergarten, nicht in der Volksschule und auch später nicht in weiterführenden Schulen.
Und Ihre Antwort auf diese Probleme ist mit dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht, wie Sie es vorsehen, noch einmal eine Ausgrenzung. Sie sagen: Wenn ihr in Deutsch nicht positiv seid, dann bekommt ihr keine Staatsbürgerschaft!
Ich weiß nicht, welche Leute Sie kennen. Ich kenne Menschen in Österreich, die hoch qualifizierte Fachleute sind, Akademiker – ich spreche jetzt in der männlichen Form, weil es Männer sind, an die ich dabei denke –, die, wenn sie einen Aufsatz schreiben
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müssten, darauf einen Fünfer bekämen, weil sie grammatikalisch nach wie vor
Schwächen haben. (Zwischenruf des Abg. Großruck.) Die kommen aus Afrika,
die tun sich schwer. Sie sind eine Bereicherung für Österreich, für unser Land.
Bitte, denken Sie da um, klicken Sie um, da brauchen wir ganz andere
Voraussetzungen! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
10.07
Präsident Dr. Andreas Khol: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat
folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte
Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen: 3562/J bis 3610/J;
2. Anfragebeantwortungen: 3341/AB bis 3351/AB;
3. Regierungsvorlagen:
Schiedsrechts-Änderungsgesetz 2006 –
SchiedsRÄG 2006 (1158 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das
Güterbeförderungsgesetz 1995 – GütbefG geändert wird (1159 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das
Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996 – GelverkG geändert wird
(1160 d.B.),
2. Schulrechtspaket 2005
(1166 d.B.),
Hochschulgesetz 2005 (1167 d.B.),
Gerichtsgebühren- und Insolvenzrechts-Novelle 2006 – GIN 2006 (1168 d.B.),
Berufsrechts-Änderungsgesetz für Notare, Rechtsanwälte und Ziviltechniker 2006 – BRÄG 2006 (1169 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrliniengesetz geändert wird (1170 d.B.),
Bundesvergabegesetz 2006 – BVergG 2006 (1171 d.B.),
Energieausweis-Vorlage-Gesetz – EAVG (1182 d.B.),
Wohnrechtsnovelle 2006 – WRN 2006 (1183 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das
Bundesfinanzgesetz 2005 geändert wird (4. BFG-Novelle 2005) (1184 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das
Bundesfinanzgesetz 2006 geändert wird (4. BFG-Novelle 2006) (1185 d.B.),
Budgetüberschreitungsgesetz 2005 –
BÜG 2005 (1186 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das EU-Quellensteuergesetz, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Bodenschätzungsgesetz 1970, das Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz 1955, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Elektrizitätsabgabegesetz, die Bundesabgabenordnung, die Abgabenexekutionsordnung, das Finanzstrafgesetz, das Alkoholsteuer-
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 38 |
gesetz, das Tabakmonopolgesetz 1996, das Zollrechts-Durchführungsgesetz und das Bundesgesetz über die Neuordnung der Rechtsverhältnisse der Österreichischen Industrieholding Aktiengesellschaft und der Post und Telekombeteiligungsverwaltungsgesellschaft (ÖIAG-Gesetz 2000) geändert werden – Abgabenänderungsgesetz 2005 (AbgÄG 2005) (1187 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das
Sicherheitspolizeigesetz geändert wird (SPG-Novelle 2006)
(1188 d.B.),
Staatsbürgerschaftsrechts-Novelle 2005 (1189 d.B.),
2. Dienstrechts-Novelle 2005 (1190 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Luftfahrtgesetz geändert wird (1191 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Errichtung einer „Brenner Basistunnel Aktiengesellschaft“, das Bundesgesetz zur Errichtung einer „Brenner Eisenbahn GmbH“, das Eisenbahngesetz 1957 und das Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesetz geändert werden (1192 d.B.),
Bundesgesetz über die Durchführung von
Volks-, Arbeitsstätten-, Gebäude- und Wohnungszählungen und Bundesgesetz, mit
dem das Postgesetz 1997, das Meldegesetz 1991 und das
Bildungsdokumentationsgesetz geändert werden (1193 d.B.).
B. Zuweisungen:
1.
Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80
Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:
Budgetausschuss:
Bericht des Bundesministers für Finanzen
über die Genehmigung von überplanmäßigen Ausgaben im 3. Quartal 2005
(Vorlage 39 BA),
Bericht des Bundesministers für Finanzen
über die Genehmigung von Vorbelastungen für das 3. Quartal 2005
(Vorlage 40 BA);
Ausschuss für Petitionen und
Bürgerinitiativen:
Petition Nr. 75 betreffend „Bestmögliche universitäre Aus- und Weiterbildung aller PädagogInnen“, überreicht vom Abgeordneten Dr. Robert Rada,
Bürgerinitiative Nr. 28 betreffend
„Gehörlose und Schwerhörige fordern gleichwertiges Service vom ORF – Wer
100 % Gebühren bezahlt, muss 100 % Service bekommen“;
2. Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Außenpolitischer Ausschuss:
Übereinkommen der Vereinten Nationen
über die Immunität der Staaten und ihres Vermögens von der Gerichtsbarkeit
(1161 d.B.);
Ausschuss für innere Angelegenheiten:
Vertrag zwischen der Republik Österreich
und der Tschechischen Republik über den Grenzübertritt auf touristischen Wegen
und über den Grenzübertritt in besonderen Fällen (1194 d.B.);
Justizausschuss:
Übereinkommen über den Beitritt der Tschechischen Republik, der Republik Estland, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, der Republik Ungarn, der Republik Malta, der Republik Polen, der Republik Slowenien und der
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 39 |
Slowakischen Republik zu dem am 19. Juni 1980 in Rom zur
Unterzeichnung aufgelegten Übereinkommen über das auf vertragliche
Schuldverhältnisse anzuwendende Recht sowie zu dem Ersten und dem Zweiten
Protokoll über die Auslegung des Übereinkommens durch den Gerichtshof der
Europäischen Gemeinschaften (1162 d.B.),
Internationales
Übereinkommen zur Bekämpfung nuklearterroristischer Handlungen (1163 d.B.);
Rechnungshofausschuss:
Bericht des Rechungshofes, Reihe Bund
2005/10 (III-174 d.B.);
Verfassungsausschuss:
Einspruch des Bundesrates vom 4. November 2005 gegen den Beschluss des Nationalrates vom 20. Oktober 2005 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Errichtung eines Zukunftsfonds der Republik Österreich (Zukunftsfonds-Gesetz) und ein Bundesgesetz über die Errichtung einer Stipendienstiftung der Republik Österreich (Stipendienstiftungs-Gesetz) erlassen werden (1164 d.B.);
b)
zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der
endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Außenpolitischer Ausschuss:
Außenpolitischer Bericht 2004 der
Bundesregierung (III-177 d.B.);
Wirtschaftsausschuss:
Tätigkeitsbericht der
Bundeswettbewerbsbehörde für den Zeitraum 1. Mai 2004 bis
30. Juni 2005, vorgelegt vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
(III-180 d.B.);
Ausschuss für Wissenschaft und
Forschung:
Bericht des Fachhochschulrates gemäß
§ 6 Abs. 2 Z 7 FHStG über die Tätigkeit des Fachhochschulrates
im Jahre 2004, vorgelegt von der Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur (III-175 d.B.),
Bericht des Akkreditierungsrates gemäß
§ 4 Abs. 9 UniAkkG, BGBl. I Nr. 168/1999 i.d.g.F. über die
Tätigkeit des Akkreditierungsrates im Jahre 2004, vorgelegt von der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur (III-176 d.B.),
Universitätsbericht 2005 der
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur (III-178 d.B.).
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Weiters gebe ich bekannt, dass der Zwölfte Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses an alle Mitglieder des Nationalrates verteilt wurde.
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsident Dr. Andreas Khol: Die Abgeordneten Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen haben das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftliche Anfrage 3611/J der Abgeordneten Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend „Fünf Jahre schwarz-blau/orange: Fünf Jahre ohne Frauenpolitik“ dringlich zu behandeln.
Entsprechend unserer Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage um 15 Uhr aufgerufen und behandelt werden.
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Ankündigung eines Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
Präsident Dr. Andreas Khol: Weiters gebe ich bekannt, dass die Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt haben, einen Untersuchungsausschuss hinsichtlich des illegalen Handels mit Sichtvermerken einzusetzen.
Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vor, eine Debatte über diesen Antrag durchzuführen.
Gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung finden Debatte und Abstimmung nach Erledigung der Tagesordnung statt.
Behandlung der Tagesordnung
Präsident Dr. Andreas Khol: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 11 und 12 der Tagesordnung zusammenzufassen.
Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Das ist nicht der Fall.
Wir gehen daher in die Tagesordnung ein.
Redezeitbeschränkung
Präsident Dr. Andreas Khol: In der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten der Tagesordnung erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 8 „Wiener Stunden“ vereinbart, woraus sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP und SPÖ je 140 Minuten, Freiheitliche 96 Minuten sowie Grüne 104 Minuten.
Weiters sollen die Redebeiträge der Abgeordneten zum Tagesordnungspunkt 1 nicht länger als eine Stunde dauern und pro Fraktion 15 Minuten nicht überschreiten.
Über diese Redeordnung entscheidet das Hohe Haus.
Wir kommen daher sogleich zur Abstimmung,
und ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein
entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.
Bericht des Verfassungsausschusses über
den Antrag 670/A der Abgeordneten Dr. Andreas Khol, Mag. Barbara Prammer, Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn, Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen
und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Entschädigungsfondsgesetz
geändert wird (1101 d.B.)
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Ich bitte Herrn Präsidenten Prinzhorn, den Vorsitz zu übernehmen, da ich an dieser Debatte als Debattenredner teilnehmen werde.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Erste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 12 Minuten. – Bitte.
10.10
Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Dobro jutro, poštovane dame i gospodo! Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Meine Herren Präsi-
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denten! Geschätzte Damen und Herren! Im
Jänner 2001 unterzeichneten die Republik Österreich und die USA das so
genannte Washingtoner Abkommen. Sie alle erinnern sich sicherlich
daran, da ja in der Folge auch die gesetzlichen Grundlagen hiefür hier im
Nationalrat geschaffen wurden. (Präsident
Dipl.-Ing. Prinzhorn übernimmt
den Vorsitz.)
Kernstück des so genannten Washingtoner Abkommens war die Gründung des Allgemeinen Entschädigungsfonds, der damals mit 210 Millionen US-Dollar dotiert wurde. Aus diesem Fonds sollen all jene Schäden für Opfer des Nationalsozialismus abgedeckt werden, die entweder bis jetzt noch nie entschädigt wurden oder wo die Entscheidungen bei der seinerzeitigen Rückstellung und Entschädigung heute als „extrem ungerecht“, wie es der Gesetzgeber bezeichnet, bewertet werden.
Sowohl die Einzahlung dieser 210 Millionen US-Dollar in den Entschädigungsfonds als auch die Auszahlung aus dem Entschädigungsfonds an die Opfer ist an die inzwischen sehr oft und immer wieder zitierte Rechtssicherheit gebunden. Rechtssicherheit bedeutet in diesem Zusammenhang die Zurückziehung beziehungsweise die Abweisung all jener Klagen durch das Gericht, die bis zum 17. Jänner 2001 bei US-Gerichten eingebracht wurden, sodass es also die so genannten Sammelklagen nicht mehr gibt.
Heute gibt es immer noch eine Sammelklage, die nach wie vor aufrecht ist, und zwar die so genannte Whiteman-Klage. Whiteman deshalb, weil die Erste der SammelklägerInnen Dorit Whiteman heißt.
Im Mai 2003, also ungefähr zwei Jahre, nachdem der Allgemeine Entschädigungsfonds eingerichtet wurde, war das Ende der Antragsfrist für diesen Allgemeinen Entschädigungsfonds. Insgesamt sind über 19 000 Anträge, exakt 19 125 Anträge, an den Allgemeinen Entschädigungsfonds, der sozusagen in Verwaltungsunion vom Nationalfonds verwaltet wird, eingebracht worden. Von diesen 19 125 Anträgen sind rund zwei Drittel von Überlebenden gestellt worden; die restlichen wurden – das wurde im Gesetz und im Washingtoner Abkommen so festgelegt – von Erben von Opfern des Nationalsozialismus eingereicht.
Es geht da also um 19 125 Anträge, aber insgesamt sind es 200 000 Einzelclaims, das heißt Forderungen, und ein paar tausend sind mittlerweile bearbeitet beziehungsweise abgeschlossen, aber ein Ende dieser mühsamen und wirklich sehr, sehr aufwendigen Arbeit ist noch immer nicht in Sicht. Mühsam und aufwendig ist diese Arbeit deshalb, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Allgemeinen Entschädigungsfonds – ihnen gebührt wirklich allergrößter Dank – mit Akribie, geradezu mit Inbrunst und mit einem richtigen Forschergeist, würde ich jetzt sagen, den AntragstellerInnen beziehungsweise den Erben zur Seite stehen.
Meine Damen und Herren! Sie müssen sich vorstellen, da geht es um Ansprüche, die in der Regel 60 Jahre oder noch länger zurückliegen, und heute einen Nachweis für Ansprüche zu erbringen – aus den diversen österreichischen Archiven beziehungsweise wo immer diese Unterlagen lagern –, das ist wirklich keine einfache Sache.
Seit Mai 2003, als die Fristen abgelaufen sind – mit einer Nachfrist –, warten jetzt die Antragstellerinnen und Antragsteller darauf, dass sie auch einmal Geld sehen. Und sofern Sie inzwischen nicht verstorben sind, warten sie bis heute.
Deshalb wurde im Kuratorium des Nationalfonds, dem ich angehöre und dem die jeweiligen Präsidenten des Nationalrates vorstehen – seit dem Jahr 2002 ist das Präsident Khol –, die Idee geboren beziehungsweise wurde damals nach Ende der Antragsfrist auch von mir angeregt, darüber nachzudenken, ob es nicht Vorauszahlungen für die AntragstellerInnen aus diesen Claims geben könnte. Vorauszahlungen deshalb, weil damals schon absehbar war, dass die Bearbeitung von mehr als 200 000 Einzel-
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claims eine sehr mühsame und aufwendige Arbeit sein würde. Diese damalige Einschätzung hat sich in den letzten zwei Jahren bewahrheitet.
Der Grund dafür, dass es auch in jenen Fällen, wo es nichts mehr zu arbeiten gibt, wo alles geklärt ist, keine Restitution und keinen Geldfluss gibt, liegt an einem Wort im Allgemeinen Entschädigungsfondsgesetz, nämlich an dem Wort „Rechtssicherheit“. So warten beispielsweise die Erben des inzwischen zu Berühmtheit gelangten Palais in der Weihburggasse, das noch immer dem Bund gehört, auf Restitution. In diesem Palais war früher einmal das AMS untergebracht. Diese Erben warten also immer noch – und, obwohl in diesem Falle alles klar ist, wurde das bisher den Erben noch nicht zurückgegeben, weil es eben noch keine Rechtssicherheit gibt.
Meiner Ansicht nach – das ist auch die Meinung, die sehr, sehr viele der Antragstellerinnen und Antragsteller vertreten; ich kann jetzt nicht sagen „alle“, denn das ist eine geradezu unüberblickbare Zahl – ist heute der Moment gekommen, dass der Nationalrat die Entscheidung treffen kann, zu sagen: Die Einschätzung aus dem Jahr 2003, Vorauszahlungen für diese 210 Millionen US-Dollar zu geben, ist richtig; wir stehen dazu. Ein solcher Antrag wurde auch im Juli dieses Jahres eingebracht, und zwar ein Antrag, den alle vier Fraktionen mitgetragen haben und der von den vier Mitgliedern des Komitees des Nationalfonds und des Allgemeinen Entschädigungsfonds eingebracht wurde, nämlich von Präsident Khol, Präsidentin Prammer, Präsident Prinzhorn und Klubobmann Van der Bellen, die Mitglieder des Komitees sind. Dieser Antrag wurde auch im Nationalrat eingebracht, damals geknüpft an die Hoffnung, dass das, was im Mai 2005 in der Öffentlichkeit bekannt wurde, dass nämlich die Rechtssicherheit unmittelbar vor der Tür stehe, tatsächlich stimmt.
Inzwischen sind einige Monate vergangen, und die Rechtssicherheit, die die Voraussetzung für die Auszahlung und Vorauszahlung darstellt – bei der Vorauszahlung geht es um 10 Prozent der Quote insgesamt –, steht sozusagen nach wie vor vor der Tür. Jedenfalls wissen wir nicht, wie lange es noch dauern wird, bis diese Rechtssicherheit tatsächlich eintreten wird.
Der Umstand, der heute von Relevanz ist, nämlich die Tatsache, dass die Israelitische Kultusgemeinde Österreichs, vertreten durch Präsident Muzicant, den – ich sage jetzt diesen Terminus technicus – Support als Amicus Curiae für diese Klagen inzwischen bei den Gerichten in den USA zurückgezogen hat, wird von ganz entscheidender Bedeutung dafür sein, dass überhaupt Rechtssicherheit eintritt, denn ohne diese Rechtssicherheit ist der Allgemeine Entschädigungsfonds ein Abkommen zwischen zwei Staaten und ein Gesetz, das hier eingebracht wurde.
Deshalb, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Herr Präsident, Frau Präsidentin und Herr Klubobmann Scheibner, appelliere ich heute – übrigens genauso wie damals im Ausschuss, als wir dieses Gesetz dort beraten haben; das war bereits im September, also schon wieder zwei Monate zurück – intensiv an Sie, das zu tun, was von Seiten des Gesetzgebers und von Seiten der Republik Österreich heute angebracht wäre, nämlich die Frage der Vorauszahlungen für die betagten Opfer, die Claims-Anträge eingebracht haben, von der Frage der Rechtssicherheit zu entkoppeln.
Die Frage der Rechtssicherheit in diesem Fall lässt es in Zukunft nicht zu, dass Menschen auch nur einen Cent von diesen Ansprüchen, die sie haben, aus diesem Fonds von 210 Millionen Dollar bekommen werden.
Wenn mir jetzt entgegengehalten wird, dass im Washingtoner Abkommen, das ja ein völkerrechtlicher Vertrag ist, so festgelegt sei, dass, wenn Rechtssicherheit eintritt, sich die Rechtswirkungen dieses Washingtoner Abkommens entwickeln, dann sage ich: Ja, das ist ein Vertrag, allerdings steht in diesem Vertrag nirgends, dass die Grundidee dieses Konstruktes, dieses völkerrechtlichen Vertrages, Opfern Entschädigungsleistun-
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gen zukommen zu lassen, dem entgegensteht, dass man von jener Seite, die verpflichtet ist, nämlich Österreich, den Betroffenen ein kleines Teilsegment, wahrscheinlich etwa eine 10-Prozent-Quote jenes Teils, den man letztendlich bekommen kann, schon vorher zukommen lassen kann. (Beifall bei den Grünen.)
Meine Damen und Herren! Nicht die Wirtschaft oder irgendjemand, der weit weg ist von dieser moralischen und politischen Verantwortung, ist es, der dafür geradestehen wird müssen, sondern es ist der Bund, denn der Bund ist mit einer Summe von rund 66 Millionen € verpflichtet, diesen Fonds zu speisen. Und diese 66 Millionen € sind noch lange nicht jener Betrag, der voraussichtlich als Vorauszahlungsbetrag überhaupt in Frage kommt.
Deshalb bitte ich Sie, jenen Abänderungsantrag, den wir im Ausschuss bereits eingebracht haben und auch heute einbringen werden, zu unterstützen. Ich möchte diesen Abänderungsantrag verlesen:
In Z 1 entfällt im § 11a Abs. 2 die Wortfolge „nur unter der Voraussetzung der Erfüllung von § 44 Abs. 1“.
Meine Damen und Herren! Wenn diese Wortfolge aus diesem Gesetz wegfällt, dann können Ihnen Präsident Khol als Vorsitzender des Fonds, Präsidentin Prammer als Mitglied des Kuratoriums, Klubobmann Van der Bellen als Mitglied des Komitees und die Vertreter, die im Kuratorium als namentlich benannte Mitglieder die Verantwortung tragen, dann können wir gemeinsam Ihnen garantieren, dass es tatsächlich so, wie es unser gemeinsamer Wunsch ist, in den nächsten Monaten zu Auszahlungen aus diesem allgemeinen Entschädigungsfonds kommt. Wenn diese Passage nicht wegfällt, wird das passieren, was schon einmal passiert ist, und dafür möchte ich nicht die Verantwortung tragen. Davon distanziere ich mich mit aller Entschiedenheit. Dann wird es irgendwann einmal heißen, auch wir haben die Sache in die Länge gezogen, und ich will nichts in die Länge ziehen. Ich will endlich, dass die Menschen Genugtuung bekommen, denen so viel Unrecht geschehen ist, und das ist unsere Verantwortung.
Deshalb bitte ich Sie: Unterstützen Sie den Abänderungsantrag! Beschließen wir heute dieses Gesetz und beginnen wir mit den Vorauszahlungen zum Entschädigungsfonds! Glauben Sie mir: Die Herzen von alten Menschen, die damals aus Österreich vertrieben wurden und das Glück hatten zu überleben, die Herzen dieser Menschen werden Ihnen zufliegen. – Vielleicht bedeutet Ihnen das etwas. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
10.23
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Der soeben verlesene Abänderungsantrag der Abgeordneten Mag. Stoisits, Kolleginnen und Kollegen ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Abänderungsantrag
der Abgeordneten Mag.a Terezija
Stoisits, Freundinnen und Freunde zum Bericht des Verfassungsausschusses über
den Antrag 670/A der Abgeordneten Dr. Andreas Khol, Mag. Barbara Prammer, Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn, Dr. Alexander Van der Bellen und Kolleginnen
und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Entschädigungsfondsgesetz
geändert wird
Der Nationalrat wolle beschließen:
Der Antrag 670/A der Abgeordneten Dr. Andreas Khol, Mag. Barbara Prammer, Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn, Dr. Alexander Van der Bellen und Kolleginnen und Kollegen
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betreffend ein
Bundesgesetz, mit dem das Entschädigungsfondsgesetz geändert wird, in der
Fassung des Berichtes des Verfassungsausschusses 1101 d.B.
wird wie folgt geändert:
In
Z. 1 entfällt in § 11a Abs. 2 die Wortfolge „nur unter der
Voraussetzung der Erfüllung von § 44 Abs. 1 und“.
Begründung
Es
bestehen keine sachlichen Gründe, am Erfordernis der Rechtssicherheit für die
Vorauszahlungen aus dem Entschädigungsfonds festzuhalten.
Menschlich
betrachtet ist es ein Skandal, dass den Betroffenen nunmehr seit Jahren auf
diversen mehr oder minder medial wirksam ausgestalteten Veranstaltungen verkündet
wird, dass sie endlich zu ihren Entschädigungen kommen würden. Nachdem jedoch
die Rechtssicherheit über allen „schwebt“, werden die Opfer des
Nationalsozialismus bzw. ihre Erben auch im Gedenkjahr 2005 und darüber hinaus
weiter hingehalten.
Rechtlich
betrachtet gibt es keine Garantie für die Zukunft: Selbst wenn alle
Sammelklagen gegen die Republik Österreich oder österreichische Unternehmen,
die in den USA am 30.6.2001 anhängig waren, abgewiesen/zurückgezogen/auf andere
Weise erledigt werden und anschließend der Entschädigungsfonds endlich
Vorauszahlungen leistet, stellt diese „Rechtssicherheit“ kein Hindernis für
zukünftige Klagen dar.
Und
schließlich drängt sich die Frage auf: Wenn die Rechtssicherheit ohnehin „vor
der Tür steht“, wozu wird dann noch am Erfordernis im Gesetz auf derart
verbissene Weise festgehalten?
*****
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Khol. – Bitte.
10.24
Abgeordneter Dr. Andreas Khol (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren! Vor fast fünf Jahren hat Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als Vertreter der österreichischen Bundesregierung mit Undersecretary Stuart Eizenstat als Vertreter der Regierung der Vereinigten Staaten das so genannte Washingtoner Abkommen abgeschlossen – als eine Art Krönung umfangreicher Maßnahmen und Gesetze zur Gestenleistung an Opfer des nationalsozialistischen Terrors, an Wiedergutmachungs-, Rückstellungs- und ähnlichen Gesetzen.
Stuart Eizenstat, der Undersecretary of State, hat dieses Washingtoner Abkommen auch hier im Hohen Haus am 14. Jänner bei unserer Gedenkveranstaltung gewürdigt, und ich werde auch auf seine Worte noch zurückkommen.
Es war das nicht das erste Gesetz, das wir für Opfer des Nationalsozialismus beschlossen haben. Ich darf daran erinnern: Wir haben seit 1945 sieben Rückstellungsgesetze beschlossen, vier Rückstellungsdurchführungsgesetze, drei Rückgabegesetze, das Opferfürsorgegesetz, das Hilfsfondsgesetz, das Versöhnungsfondsgesetz für die Sklaven- und Zwangsarbeiter, das Nationalfondsgesetz, wo wir jetzt an die 6 Milliarden Schilling – ich drücke es noch in Schilling aus – verwendet haben, und nunmehr auch das Entschädigungs-Fondsgesetz, das auf Grund dieses Abkommens zwischen Wolfgang Schüssel und Stuart Eizenstat eine Krönung darstellen soll in der
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Form, dass alle diejenigen, die bisher nichts bekommen haben oder unzureichend bedacht wurden, oder Menschen, bei denen es grobes Unrecht in der Rückstellung gab, entschädigt werden.
210 Millionen US-Dollar, die von der österreichischen Wirtschaft aufgebracht werden, 210 Millionen US-Dollar, die nicht der Steuerzahler bezahlt, sondern wo der Bundeskanzler mit dem Hut in der Hand durch das Land gegangen ist und die Wirtschaft eingeladen hat, dieses Geld aufzubringen – und die Wirtschaft war auch dazu bereit.
Das Geld steht erst zur Verfügung, wenn Rechtssicherheit besteht. Was heißt das? – 27 Kläger haben in den Vereinigten Staaten die Republik Österreich auf Entschädigung geklagt. Alle 27 sind auch Antragsteller nach dem Entschädigungsfondsgesetz. Natürlich sagt die österreichische Wirtschaft: Ich bezahle die 210 Millionen Dollar, wenn ich die Sicherheit habe, dass ich nicht in Österreich bezahle und dann in den Vereinigten Staaten noch einmal geklagt werde. Das ist die Rechtssicherheit.
Die Israelitische Kultusgemeinde, die diese Klagen in den Vereinigten Staaten zuerst unterstützt hat, hat ihre Meinung geändert, nachdem dieser Entschädigungsfonds eingerichtet wurde und nachdem es ein Abkommen zwischen der Regierung und der Kultusgemeinde über ein Bündel von Maßnahmen gegeben hat. Und die Kultusgemeinde hat Wort gehalten. Sie hat sich aus diesen Verfahren zurückgezogen, hat in New York beim Appellationsgericht beantragt, dass die Klage abgewiesen wird, übereinstimmend mit der österreichischen Bundesregierung, und die Kultusgemeinde hat noch mehr getan: 26 der 27 Kläger haben mittlerweile ihre Klage zurückgezogen. Es ist nur mehr ein einziger Kläger offen, ein Cafetier – Cafe Schindler –, der seinerzeit in Innsbruck gelebt hat.
Die Rechtssicherheit ist etwas, was unmittelbar bevorsteht, denn das war ein entscheidender Schritt der Kultusgemeinde. Ich danke der Kultusgemeinde dafür, und ich empfehle dem Hohen Haus, beim ursprünglichen Gesetzesantrag, der im Konsens aller vier Parteien, des Präsidiums des Nationalrates und des Klubobmannes Van der Bellen erarbeitet wurde, zu bleiben. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Warum? – Erstens ist es ein völkerrechtlicher Vertrag, und die Vereinigten Staaten haben in allen vergleichbaren Verträgen immer die Rechtssicherheit als einen entscheidenden Faktor betrachtet.
Zweitens: Das Geld steht noch nicht zur Verfügung. Wir haben nicht das Geld, dass wir ohne Rechtssicherheit Vorauszahlungen leisten könnten, denn die Wirtschaft zahlt erst 30 Tage nach Rechtssicherheit ein.
Drittens wäre es eine Desavouierung der 26 Kläger, die ihre Klagen zurückgezogen haben, im Vertrauen auf die österreichischen Behörden, auf die österreichische Bundesregierung und auf dieses Hohe Haus, das für den allgemeinen Entschädigungsfonds verantwortlich zeichnet. Und es ist dieses Hohe Haus, das mit seinen Exponenten Barbara Prammer, Kollege Prinzhorn, Klubobmann Van der Bellen und unter meinem Vorsitz im Komitee die notwendigen Entscheidungen vorbereitet, und wir bitten das Hohe Haus heute, dass wir – unabhängig von der endgültigen Prüfung dieser Anträge und unabhängig davon, ob wir schon die Schadenssumme insgesamt kennen – den alten Menschen, die darauf warten, eine Vorauszahlung geben. Auch das ist mehr als das, wozu wir uns verpflichtet haben, und ich bitte das Hohe Haus, dieser Gesetzesvorlage einstimmig zuzustimmen.
Wir haben im Fonds alles getan, um die 19 000 Anträge, die vorliegen, prüfen zu lassen. Als ich die Verantwortung dort übernommen habe, hatten wir 20 Mitarbeiter – inzwischen haben wir über 160. Der Finanzminister hat das Geld ohne Probleme zur Verfügung gestellt, damit wir schnell prüfen können. Wir haben 6 000 der 18 000 An-
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träge geprüft. Es geht um 200 000 Einzelansprüche – eine unglaublich aufwendige und schwierige Prüfung, und ich danke allen, die diese Prüfung machen: dem völkerrechtlichen Antragskomitee – das ist keine österreichische Behörde; das ist ein völkerrechtliches Gericht unter englischem Vorsitz –, den 160 Mitarbeitern des Fonds und allen Mitgliedern des Kuratoriums und des Komitees und vor allem der Bundesregierung, die alles getan haben, Frau Kollegin Stoisits, damit wir unseren früheren Mitbürgern und Mitbürgerinnen, an die wir alle denken, diese verhältnismäßig geringen Leistungen möglichst schnell bezahlen können. Wir wollen das alle. Wir wollen alle das Gleiche, und ich hoffe, dass wir diesen Konsens auch ausdrücken.
Zum Schluss möchte ich noch das sagen, was Stuart Eizenstat im historischen Sitzungssaal, im Reichsratssaal bei unserer Gedenkveranstaltung am Beginn des Gedankenjahrs gesagt hat. Wir haben mit diesen Fragen das Gedankenjahr begonnen: mit den Entschädigungen, mit der Erinnerung an den nationalsozialistischen Terror, mit den Gesten der Wiedergutmachung haben wir das Jahr begonnen, und ich wäre froh, wenn wir dieses Jahr damit beschließen könnten, dass wir den ersten 6 000 oder 7 000 Opfern diese Vorauszahlung leisten könnten.
Stuart Eizenstat hat damals gesagt: Was wir zusammen mit Österreich angestrebt haben, war Gerechtigkeit für die Opfer. Dies war abhängig von der Kenntnisnahme harter Wahrheiten und der Verbreitung von Wissen und Information. Österreich schafft heute Gerechtigkeit. Österreich schafft Wahrheit und verbreitet Wissen und Information. Österreich ist weitergekommen und hat schneller bei der Bewältigung der Vergangenheit gehandelt als irgendein anderes Land. – Dem ist nichts hinzuzufügen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
10.33
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Prammer. – Bitte.
10.33
Abgeordnete Mag. Barbara Prammer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Erst vor wenigen Tagen wurde Altbundeskanzler Franz Vranitzky von B’nai B’rith ausgezeichnet; Sie haben es alle in den Zeitungen gelesen. Und es ist hier in diesem Hohen Haus, vor diesem Plenum, gewesen, als Franz Vranitzky im Jahr 1991 zum ersten Mal in Österreich erklärt hat, dass Österreich die moralische Mitverantwortung zu tragen hat. Er hat dadurch mit der Debatte um die Opferrolle aufgehört und erstmals die Mitschuld Österreichs an der Shoa öffentlich einbekannt. – Zitat Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, anlässlich der Verleihung dieser Goldmedaille an Altbundeskanzler Franz Vranitzky.
Ich erwähne das deswegen zu Beginn meiner Ausführungen, weil damit auch im Jahr 1991 begonnen wurde, die Sichtweise zu ändern. Und ich sage es auch dazu, weil auch der internationale Druck nicht geringer geworden ist. Wir vergessen das heute manchmal, aber auch das müssen wir mit in Erwägung ziehen. Im Jahr 1995 wurde das Nationalfondsgesetz beschlossen, im Jahr 2001 das Entschädigungsfondsgesetz. Für mich ist es heute schon eine schöne Fügung, dass wir wenige Tage nach dieser Auszeichnung an Altbundeskanzler Vranitzky das Entschädigungsfondsgesetz in einigen, wie mir scheint, sehr wesentlichen und wichtigen Punkten ändern wollen.
Worum geht es? – Es ist ja einiges schon gesagt worden. Es geht darum, dass das Entschädigungsfondsgesetz bis heute ohne jegliche Folgen geblieben ist. Einerseits wurde darauf gewartet – und darum dreht sich auch die Debatte –, dass Rechtssicherheit hergestellt wird.
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Lassen Sie mich zur Rechtssicherheit einige Bemerkungen machen. Im Laufe dieses Jahres 2005 wurde von der Kultusgemeinde sehr intensiv versucht, diese Rechtssicherheit herzustellen; Präsident Khol hat darauf hingewiesen. Ich gehe heute hier davon aus, dass diese Rechtssicherheit in wenigen Tagen so gut wie hergestellt sein wird, und daher glaube ich, dass wir zunächst einmal auch mit dieser Gesetzesvorlage, wie wir sie jetzt haben, leben können. Aber ich sage auch dazu: Würde sich in irgendeiner Weise eine Verzögerung ergeben, würden sich Veränderungen ergeben, dann haben wir auch in den Fragen der Rechtssicherheit dringendsten Handlungsbedarf.
Meine Damen und Herren, es geht darum,
diese fast 20 000 Anträge so rasch wie möglich zu bearbeiten. Es geht
darum, jenen Menschen, die noch am Leben sind, die Entschädigungsleistungen zu
geben. Ich erinnere nur an einen kleinen Teil oder einen kleinen Bereich, was
diese Überlebenden dieses NS-Terrors erleben mussten: Nicht nur, dass ihnen
Häuser entzogen wurden, nicht nur, dass sie ums Vermögen gebracht wurden –
sie konnten keine Ausbildung machen, sie haben dadurch berufliche Schwierigkeiten
gehabt. Das alles gehört entschädigt, und das so rasch als möglich. (Präsident
Dr. Khol übernimmt den Vorsitz.)
Meine Damen und Herren! Auch ich möchte mich sehr herzlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fonds, aber auch beim Antragskomitee bedanken. Die größte Arbeit liegt noch vor uns. Und an dieser Stelle möchte ich betonen: Ich erwarte mir, dass wir alle personellen und auch finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen, damit mit Hochdruck gearbeitet werden kann, so rasch wie möglich auch die Anträge bearbeitet werden können, damit den noch überlebenden Menschen noch die Möglichkeit gegeben wird, zu erleben, dass Österreich nach mehr als 60 Jahren die Einsicht gewonnen hat, es geht ohnedies nur um einen Teil einer Wiedergutmachung, was nicht wiedergutzumachen ist, ihnen Entschädigung anzugedeihen zu lassen, worauf sie so lange gewartet haben.
Diese 60 Jahre sind 22 000 Tage. Warten wir nicht einen Tag länger, sondern beginnen wir mit dieser Arbeit! Ich gehe von dieser Rechtssicherheit aus und erwarte so wie Präsident Khol, dass noch in diesem wichtigen Jahr 2005 die ersten Anweisungen, die ersten Überweisungen erfolgen können. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP und der Freiheitlichen.)
10.38
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.
10.38
Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Über den Inhalt des Gesetzes und über die Ursache ist heute schon mehrmals gesprochen worden. Mit diesem Gesetz hat sich Österreich zu seiner Vergangenheit bekannt und sich mit seiner schrecklichen Vergangenheit auseinander gesetzt. Das Entschädigungsfondsgesetz ist ein Versuch, das damals geschehene Unrecht anzuerkennen. Ich kann gar nicht sagen: wiedergutzumachen, weil es nicht wiedergutzumachen ist, sondern es ist ein Schritt, eine Entschädigung zu leisten.
Es ist unbestritten, dass sich Österreich im Washingtoner Abkommen verpflichtet hat, dass es seine Verpflichtungen erfüllen wird. Das Geld wird teils durch den Bund, teils durch Industrie und Wirtschaft aufgebracht, und ich möchte an dieser Stelle auch der Wirtschaft danken und ihr Anerkennung für ihre Bereitschaft aussprechen, diese doch bedeutenden finanziellen Mittel aufzubringen. Das ist ja keine Kleinigkeit. Das ist, wie schon gesagt, zustande gekommen, weil der Bundeskanzler mit dem Hut in der Hand durchs Land gezogen ist und für diese Entschädigung geworben hat.
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Es ist – auch das wurde heute schon mehrmals erwähnt – im Abkommen festgehalten, dass vor der Auszahlung alle Klagen, die am 30. Juni 2001 anhängig waren, zurückgezogen sein müssen, also die bekannte Rechtssicherheit gegeben sein muss.
Österreich will zahlen – ich denke, ich kann das so allgemein sagen –, will seiner Verpflichtung nachkommen, aber selbstverständlich muss dafür Sorge getragen werden, dass Österreich nicht mehrmals in Anspruch genommen wird. Gerade uns Parlamentariern muss es doch eine Verpflichtung sein, dafür Sorge zu tragen, dass es nicht zu einer doppelten Inanspruchnahme kommt, sondern, dass mit dieser Zahlung, die nicht unbeträchtlich ist, der Entschädigungsschritt ein für alle Mal gesetzt worden ist.
Frau Abgeordnete Stoisits, Sie tun so, als ob sich Österreich mutwillig der Verpflichtung entziehen würde oder nicht die Vorauszahlungen leisten möchte. Tatsächlich aber geht es um die auch von Ihnen anerkannte Rechtssicherheit.
Frau Abgeordnete Prammer, Frau Präsidentin, Sie haben gerade gesagt, Sie gehen von der Rechtssicherheit aus, die kommen wird. Na, wir warten jetzt schon Tage, Monate, Jahre auf die Rechtssicherheit und sie ist ganz einfach nicht eingetreten. Woher Sie jetzt diesen Optimismus nehmen, dass heute oder morgen die Bestätigung des amerikanischen Gerichtes kommen wird, das weiß ich nicht. Wir als Parlamentarier jedenfalls müssen darauf bestehen, dass die Verpflichtungen, die wir seinerzeit im Washingtoner Abkommen abgeschlossen haben, eingehalten werden. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Frau Abgeordnete Stoisits hat gemeint, man solle die Zahlungen von der Bestimmung der Rechtssicherheit abkoppeln. – Das geht nicht, weil die Besorgnis besteht, dass trotzdem geklagt wird, wenn die anderen Klagen nicht zurückgezogen worden sind.
Selbstverständlich vertreten auch wir die Ansicht, dass möglichst viele Menschen in den Genuss der Zahlungen kommen sollen und müssen. Auf der anderen Seite gibt es diese Vereinbarung, die abgeschlossen worden ist, weil wir befürchtet haben, dass wir einer Klagesflut ausgesetzt sein könnten, trotzdem gezahlt worden ist. Es liegt nun am amerikanischen Gericht, die Sammelklagen abzuweisen, und 26 Kläger sind auch dafür, dass die Klagen zurückgezogen oder abgewiesen werden. Bisher hat sich das amerikanische Gericht aber noch nicht dazu entschließen können. Wir müssen so lange warten, bis diese so genannte Rechtssicherheit da ist. Wir stimmen dem Antrag, so wie er eingebracht worden ist, der die Rechtssicherheit als Grundlage hat, zu. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
10.42
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr der Herr Bundeskanzler. – Bitte.
10.42
Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Herr Präsident! Hohes Haus! Herzlichen Dank für die Worterteilung. Ich darf ebenfalls einige Worte zu dieser Novelle des Entschädigungsfondsgesetzes und vielleicht auch angesichts von Herbert Pichler sagen, der damals mit uns gemeinsam versucht hat, die Geldmittel von Seiten der Wirtschaft, der Banken und der Versicherungen aufzutreiben.
Wir haben, so denke ich, vor fünf Jahren ein sehr wichtiges Werk begonnen, nämlich dass wir nicht auf Abwarten setzen, sondern zügig die notwendigen, noch offenen Schritte zu einer Restitution beziehungsweise zu einer materiellen Entschädigung leisten. Es sind internationale Verträge, die zwischen den Vereinigten Staaten und uns abgeschlossen, vom Nationalrat und den anderen entsprechenden Institutionen ratifiziert worden sind und daher auch nicht einseitig abgeändert werden können. Die Ver-
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träge sehen vor, dass ein Teil national gestaltet werden kann und ein Teil international verbindlich ist.
Das muss man einfach dazu sagen, weil sonst Außenstehende nicht verstehen, worum es dabei eigentlich geht und wieso das Geld nicht ausgezahlt wird, wenn es vorhanden ist. Die Probleme sind, so denke ich, etwas komplizierter. Wir haben sehr viel dafür getan, dass wir immer flexibel reagieren können, wenn jemandem aufgefallen ist, dass irgendwo eine Lücke entsteht.
Wenn man zusammenfasst: Die Leistungen an die Sklaven- und Zwangsarbeiter sind bereits zur Gänze bezahlt. Der Versöhnungsfonds wird mit Jahresende aufgelöst und die verbleibenden Mittel werden in sehr schlanken Strukturen zukunftsgerichtet verwendet werden.
Zweitens haben wir für die arisierten Mietobjekte – ohne dass die Rechtssicherheit gegeben oder notwendig war – eine Entschädigung ausbezahlt. Es ist wichtig, das zu erwähnen. Die Mietobjekte waren ein spezielles Kapitel und sind ausbezahlt.
Drittens: Wir hatten für den Allgemeinen Entschädigungsfonds eine ganze Reihe von Recherchearbeiten vorzunehmen, weil die Gesamtsumme, die mit 210 Millionen US-Dollar fixiert ist, aliquot auf die Ansprüche aufgeteilt wird. Dafür sind enorme Recherchearbeiten notwendig. Wir können nicht eine x-beliebige Summe auszahlen, wenn wir nicht von vornherein wissen können, wie hoch die Gesamtanträge sein werden, die dann aliquot auf Grund der Gesamtsumme abgehandelt werden müssen.
Ich bin sehr dankbar, dass sich die Präsidenten des Hohen Hauses die Mühe gemacht haben, sich persönlich darum zu kümmern, dass alles dafür getan wird. Und auch der Herr Finanzminister hat voll mitgearbeitet, dass alle Ressourcen eingesetzt worden sind.
Wir haben weiters die Laufzeiten für die Anträge zum Teil extrem verlängert, damit wir die Möglichkeit haben, auch jene, die vergessenen wurden oder die Informationen noch nicht erhalten haben, einzubeziehen, und jedem etwas gegeben werden kann.
Wir haben vor eineinhalb Jahren, so denke ich, einen sehr wichtigen Schritt gesetzt, indem wir die im Washingtoner Abkommen vorgesehenen zusätzlichen Sozialleistungen, die Rentenregelungen und so weiter, von der Rechtssicherheit gelöst haben. Das war möglich, weil dieser Teil ausschließlich national zu regeln gewesen ist. Wir haben auch die Antragsfrist für den Allgemeinen Entschädigungsfonds verlängert, wo dies im Sinne der Opfer zweckmäßig war. Damit haben wir große Schritte geleistet.
Der Kern des Problems, das hier offensichtlich angesprochen wurde, liegt natürlich in der Konstruktion. Und die Konstruktion, meine Damen und Herren des Hohen Hauses – das will ich schon dazusagen –, ist von unseren Verhandlungspartnern ausdrücklich gewünscht worden. Sie wurde nicht von uns erfunden, damit irgendetwas auf die lange Bank geschoben wird. Diese Konstruktion, die ja auch mit anderen Ländern – etwa mit Deutschland und mit der Schweiz – gesucht wurde, ist eine international bewährte Konstruktion und besagt, dass die Zahlungen in ganz bestimmten Kategorien nach Eintritt der Rechtssicherheit ausgezahlt werden sollen. Das ist doch eine sehr vernünftige Sache, die auch gar nicht einseitig von uns abgeändert werden kann.
Hinzugefügt werden muss – wie Präsident Khol zu Recht erwähnt hat –, dass die Gelder der Wirtschaft 30 Tage nach Eintritt der Rechtssicherheit zur Verfügung stehen. Es hat überhaupt keinen Sinn, davon abzugehen – ganz abgesehen davon, dass wir es juristisch gar nicht können, weil es ein bilateraler Vertrag ist –, weil das Geld nicht zur Verfügung steht. Das heißt, mit Verlaub gesagt: Ich denke, dass wir bei dem bewährten Weg, den wir immer gemeinsam gesucht haben, bleiben sollen, dass wir so rasch wie möglich die Rechtssicherheit herbeiführen.
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Ich habe gestern selbst mit Präsident Muzicant – am Rande der Islam-Konferenz habe ich einen Empfang für alle Anwesenden gegeben – gesprochen. Ich kann wirklich mit großer Freude bestätigen, dass wir wenige Zentimeter vor dem Ziel sind. Freuen werden wir uns erst dann, wenn diese Rechtssicherheit auch wirklich erreicht ist. Dann ergeht die Bitte an die Wirtschaft, umgehend alles auf Punkt und Beistrich zu erfüllen.
Ich würde mich daher sehr freuen, wenn die Initiative – wie Initiativanträge –, die hier vom Hohen Haus gesetzt wurde, wiederum gemeinsam getragen wird. So verständlich es ist, dass dies dem einen vielleicht noch zu weitgehend oder zu wenig weitgehend ist und er meint, dass es noch schneller gehen müsse: Glauben Sie mir, wir haben jedes Interesse daran, dieses Kapitel möglichst bald zu einem positiven Abschluss zu bringen! Arbeiten Sie mit, dass heute wieder das Signal kommt: Wir stehen gemeinsam hinter diesem so wichtigen Anliegen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
10.48
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Brinek. 4 Minuten Redezeit; Restredezeit der Fraktion: 6 Minuten. – Bitte.
10.48
Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Eine meiner Vorrednerinnen hat mit den Worten Vranitzkys an die heutige Entschließung erinnert. Das waren wichtige Worte, die im Jahr 1994 gesprochen wurden. Aber wie sagte einst Mahatma Gandhi? – Ohne Taten ist jeder Gedanke blass. – Es war diese Regierung, dieser Bundeskanzler mit der damaligen Vizekanzlerin Riess-Passer, die im Jahr 2000 mit den Taten begonnen hat.
Es wurden schon einige Anmerkungen zu den weiteren entscheidenden Taten gemacht, die ein Beleg dafür sind, dass wir mit unserer Geschichte ernsthaft – man könnten sagen – aufgeräumt oder uns besonnen haben. Auf Grund anderer Erfahrungen muss zu den Geschehnissen einige Zeit verstreichen und vielleicht die nächste Generation ans Werk treten, um Taten zu setzen. So ist es im Jahr 2000 beziehungsweise 2001 geschehen.
Ich muss die Grundlagen nicht wiederholen, sie sind schon angeführt worden: das Washingtoner Abkommen, ein völkerrechtliches Abkommen, und die Rechtssicherheit dieses Entschädigungsfonds als Kern dieses Gesetzeswerkes, dem wir heute noch einmal eine Beschleunigung der Auszahlung hinzufügen.
Diese Rechtssicherheit ist wichtig. Die Rechtssicherheit ist unabdingbar für unsere Fraktion und – so denke ich – für die Mehrheit des Hohen Hauses. Ich hoffe, dass es dazu keine weitere Diskussion geben wird.
Ich meine auch, dass an der Herstellung der Rechtssicherheit – das heißt, an der Rückziehung der letzten, der 27. Klage – gearbeitet wird. Ich bin schon mehrere Jahre Mitglied des Kuratoriums des Entschädigungsfonds, und ich weiß, auf welchen Ebenen, mit welcher Anstrengung und welch diskretem Engagement, auch unterstützt durch die Israelitische Kultusgemeinde und Präsident Muzicant, an der Herstellung der Rechtssicherheit gearbeitet wird.
Oft ist es wichtig, diese diskrete Ambition nicht zu zerstören und nicht durch ein öffentliches Drängen zu stören, dass offen gelegt werden soll, wie weit denn die Verhandlungen gediehen sind, sondern abzuwarten und die Kultur dieser diskreten Verhandlung weiter zu pflegen.
Ich meine, dass wir mit dieser Philosophie und mit dieser Kultur sehr weit gekommen sind. In den letzten Wochen des Gedenk- und Erinnerungsjahres in der ersten Hälfte des ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert stehen wir mit einer – man könnte in An-
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lehnung an eine Ausstellung im Belvedere sagen – veränderten Physiognomie unserer Nation da. Veränderte Physiognomie heißt, sie ist klarer geworden und steht zu sich selbst; es ist ein reifes Gesicht. Es ist eines, das zu den Taten steht: zu den Taten der Vergangenheit und zu den Taten der Jetztzeit.
Neben dem Versöhnungsfonds, dem Entschädigungsfonds und anderen wichtigen Zeichen und Taten, die diese Regierung gesetzt hat, denke ich und jeder, der bei der Eröffnung des Palais Epstein die glänzenden und freudigen Augen von Professor Leon Zelman gesehen hat und mit ihm ins Gespräch kommen durfte: Auch dieses Stück ist am Ende dieses Gedankenjahres geleistet; das Palais Epstein ist zu einem wichtigen Haus des Parlaments, des Hauses des Volkes, geworden, aber auch zu einem Haus der Geschichte.
So können wir mit dieser veränderten Physiognomie rückblickend auf Worte und Taten sagen: Die beschleunigte Auszahlung ist wieder ein Stückchen weitergekommen, Rechtssicherheit soll bleiben. Mit dem diskreten und mit dem offenkundigen Einsatz und dem Engagement auf der politischen Bühne, auf der Ebene der Regierung, des Parlaments, aber auch durch engagiertes Lobbying – wie das heute so heißt – werden wir diese Auszahlung unmittelbar erleben können und sie wird vor uns stehen: hoffentlich noch in diesem Jahr, wenn nicht, spätestens am Beginn des Jahres 2006.
Ich bitte Sie alle um Zustimmung zum vorliegenden Antrag. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
10.52
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schieder. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. Restredezeit der Fraktion: 9 Minuten. – Bitte.
10.52
Abgeordneter Peter Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, es ist ein wichtiger Schritt, es ist ein zutiefst menschlicher Schritt, der in rechtlich einwandfreier Weise erfolgt.
Erste Bemerkung: Die vorläufigen Leistungen sind notwendig. Wir befinden uns, wie zu Recht gesagt wurde, in einem Wettlauf mit der Zeit, der für viele Betroffene damit auch ein Wettlauf mit dem Tod ist. Wir helfen den Betroffenen, aber wir helfen auch uns selbst, dem Ansehen unserer Republik und unserem Gewissen.
Zweite Bemerkung: Es ist hier zu Recht jenen in- und ausländischen Stellen Dank ausgesprochen worden, die sich darum bemüht haben. Es ist zu Recht der Israelitischen Kultusgemeinde für die Begleitung und ihre wichtigen Schritte auch in den Vereinigten Staaten gedankt worden.
Es ist zu Recht allen gedankt worden, die das unterstützen, und ich denke, es ist auch zu Recht jenen Organisationen und Vertretern von Opfern zu danken, die unablässig bei uns vorgesprochen haben und uns damit nicht auf die Nerven, sondern ans Herz gegangen sind.
Einer ist aber in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach einer besonders hervorzuheben, einer, der verstorben ist: Botschafter Ernst Sucharipa, der der Verfasser dieses großen und differenzierten Konstruktes ist. Ernst Sucharipa hat damit der Republik einen großen Dienst erwiesen. (Allgemeiner Beifall.)
Dritte Bemerkung: Ich denke, die heutige Vorlage ist ein Beispiel dafür, dass es sich für alle Seiten in diesem Haus auszahlt, um Lösungen bemüht zu sein, dass für entsprechende Früchte diese Bereitschaft notwendig ist, und dass es für beide Seiten – Regierung und Opposition – gescheit ist, aufeinander einzugehen. Gemeinsamen Lösungen ist in vielen Materien der Vorzug vor dem „killenden Speed“ zu geben. Vielleicht sollte
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man daran denken, wenn in Kürze die Behandlung des Zukunftsfonds wieder ins Haus kommt. (Beifall bei der SPÖ.)
10.55
Präsident Dr.
Andreas Khol: Bevor ich dem nächsten Redner, Herrn Abgeordnetem Scheibner, das
Wort erteile, erteile ich Herrn Abgeordnetem DDr. Erwin Niederwieser einen
Ordnungsruf für die Behauptung: „Hohes Haus! Wenn ich mir das so
angehört habe, dann habe ich den Eindruck, die Drogen sind schon freigegeben,
denn zu solchen Äußerungen ...“ und so weiter. (Zurückgenommen in
129. NR vom 6. und 7. Dezember 2005.)
Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Scheibner. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
10.56
Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Staatssekretär Meine Damen und Herren! Herr Kollege Schieder, das von Ihnen zuletzt Gesagte unterstreiche ich insofern, als wir alle die Hoffnung haben, dass wir derartig sensible Materien, wie wir sie heute hier auf der Tagesordnung haben, und die auch die Materien des Zukunftsfonds und der Stipendienstiftung betreffen, in einem Konsens gemeinsam nicht nur debattieren, sondern auch beschließen können. Es waren nicht die Regierungsparteien, Herr Kollege Schieder, die dafür gesorgt haben, dass diese Gesetzesmaterie noch nicht beschlossen werden konnte, sondern ... (Abg. Schieder: Auf keinen unserer drei Punkte sind Sie eingegangen!) – Herr Kollege Schieder, es ist ein Einspruch im Bundesrat verabschiedet worden, wodurch es zu einer weiteren Verzögerung kommt.
Wir haben im Ausschuss ja eindeutig und sehr intensiv darüber diskutiert, welche Punkte es gewesen sind, die Ihnen nicht gepasst haben, wo wir aber einen Konsens hätten finden können. Es ist mir bis jetzt noch schleierhaft, warum Sie hier derartige Widerstände zeigen. Ich will jetzt nicht noch einmal auf die wirklich ungeheuerlichen Vorwürfe und Interpretationen, die Ihr Kollege Wittmann vor allem in Richtung meiner Fraktion gebracht hat, verweisen. Das ist nicht der Stil und nicht die Art und Weise, die wir alle, auch Sie – das weiß ich –, hier in diesem Hohen Haus bei der Behandlung solcher Materien unterstützen wollen. Ich hoffe, dass man dazulernt und dass wir die Stipendienstiftung und den Zukunftsfonds doch noch gemeinsam hier im Hohen Haus als Vier-Parteien-Beschluss verabschieden können.
Frau Kollegin Stoisits, Sie haben sich als Kontra-Rednerin zu Wort gemeldet: Ich hoffe doch, dass wir zumindest in dieser Materie bei der Abstimmung Konsens haben. Es wurde schon angesprochen, dass die Rechtssicherheit ganz einfach vertraglich als Notwendigkeit für die Auszahlung vereinbart ist, und dass die Gelder erst dann fließen werden.
In dem Zusammenhang möchte ich – und das ist, denke ich, hier noch nicht so deutlich betont worden – vor allem auch der Wirtschaft und der Industrie danken, denn ein Großteil der Mittel wird durch die österreichische Industrie und die österreichische Wirtschaft aufgebracht. Es ist ein erklecklicher Betrag von 210 Millionen US-Dollar, der hier für die Entschädigung der Opfer des Nationalsozialismus zur Verfügung gestellt worden ist.
Wir alle hoffen, dass diese Rechtssicherheit so rasch wie möglich gewährleistet werden kann, sodass diese Entschädigung sehr spät, 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, an die Opfer dieser Gräueltaten überwiesen werden kann. Deshalb ist es auch sinnvoll, dass es dann, wenn diese Rechtssicherheit gegeben ist, die Vorauszahlungen geben kann, so wie wir das heute beschließen werden.
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Frau Kollegin Stoisits, ich hoffe, Sie haben jetzt gesehen, dass es gar nicht möglich ist, Ihren Antrag hier zu beschließen, dass wir aber diese wichtige Vorlage trotzdem in einem Vier-Parteien-Konsens verabschieden können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
10.59
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Grossmann. Redezeit: 3 Minuten; Restredezeit ihrer Fraktion: 7 Minuten. – Bitte.
10.59
Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Scheibner, der Widerstand von unserer Seite wurde wohl von Ihrer Seite provoziert, nachdem Sie von einer ursprünglich konsensualen Formulierung eigenmächtig abgegangen sind. Also spielen Sie bitte nicht den Beleidigten! (Abg. Scheibner: Wir sind überhaupt nicht beleidigt! Das waren unflätige Aussagen von Ihrem Abgeordneten Wittmann! Eine Frechheit!) Es hat gute Gründe, warum wir hier Widerstand leisten. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Leid, das Menschen durch Österreicher, seltener auch durch Österreicherinnen in der Zeit des Nationalsozialismus angetan wurde, kann wirklich durch nichts wieder gutgemacht werden. Auch wenn niemand von uns persönlich für nationalsozialistische Verbrechen verantwortlich gemacht werden kann, so haben wir Österreicherinnen und Österreicher alle eine historische Schuld zu tragen.
Es hat lange gebraucht, bis begonnen wurde, diese Vergangenheit auch politisch aufzuarbeiten. Das Entschädigungsfondsgesetz ist ein ganz wesentlicher Schritt in diese Richtung, in Richtung Aufarbeitung, aber vor allem in Richtung symbolhafter Gerechtigkeit.
Die Antragstellerinnen und Antragsteller sind naturgemäß sehr alt und haben Schreckliches erlebt, das ihr Leben einschneidend geprägt hat. Mit jedem Tag sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese symbolhafte Geste der Versöhnung – als mehr kann es wohl nicht gesehen werden – auch selbst entgegennehmen können. Deshalb muss eine möglichst schnelle Auszahlung absolute Priorität haben. Der Rechtssicherheitsgedanke darf gerade in diesem Fall nicht überstrapaziert werden – da gehe ich mit Kollegin Stoisits völlig konform –, es kann aber auch nicht gänzlich darauf verzichtet werden. Die Vorschüsse müssen rasch und unbürokratisch ausbezahlt werden, denn es ist ohnehin Bedingung, dass die Klagen gegen die Republik oder einzelne Unternehmen zurückgezogen werden. Ich denke, dieser Umstand dürfte es vielleicht so manchem erleichtert haben, dieses Gesetz zu befürworten und vielleicht auch so manche Spende lockerzumachen, vor allem jenen, die weniger von historischer Verantwortung, sondern mehr vom Prozessrisiko motiviert werden.
Wie auch immer: Entscheidend ist, dass wir
die Voraussetzung für eine rasche Auszahlung schaffen, und entscheidend ist
auch, dass die Geschichte unseres Landes und unserer Parteien während der Zeit
des Nationalsozialismus und Austrofaschismus konsequent aufgearbeitet wird
beziehungsweise dass mit dieser Aufarbeitung endlich begonnen wird. –
Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
11.02
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Posch. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
11.02
Abgeordneter Mag. Walter Posch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Hohes Haus! Herr Präsident Khol hat – mit nicht geringem Pathos – gesagt, dass Österreich
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mit diesem Gesetz Gerechtigkeit schaffe, Wahrheit schaffe. Das ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. In der Sache selbst, muss ich sagen, hat er Recht, weil bei den Vorauszahlungen, die erst nach Rechtssicherheit eintreten, wie überhaupt die Auszahlungen aus dem Entschädigungsfonds erst nach Rechtssicherheit eintreten, in Wirklichkeit keine andere Möglichkeit war und das Interesse der Republik in diesem Fall gegen das humanitäre Anliegen gestanden ist, nämlich das Interesse der Republik, sich dem Druck von Sammelklagen nicht auszusetzen. Andererseits ist es aber Realität, dass über 4 000 betagte Menschen die Auszahlung nicht erlebt haben. Das ist ein Faktum.
Ich glaube dennoch, dass es geboten scheint, diesem Gesetz die Zustimmung zu geben, nachdem 26 der 27 Kläger die Klage inzwischen zurückgezogen haben und es nur mehr eine Frage der Zeit ist, bis Rechtssicherheit eingekehrt ist und sowohl die Vorauszahlungen als auch die effektiven Zahlungen aus dem Entschädigungsfonds beginnen können. Angesichts vieler konsensualer und auch versöhnender Gesten – und vielleicht können sich auch die Grünen dieser Linie anschließen – gilt es einerseits den Damen und Herren im Entschädigungsfonds für die geleistete Arbeit Dank zu sagen. Sie haben Großartiges geleistet. Es ist andererseits der Beginn einer neuen Phase der Aufarbeitung, der Beginn einer geistigen Auseinandersetzung mit unserem politischen Erbe.
Wenn man diese 200 Millionen US-Dollar, um die es da geht, in Relation setzt zur Dimension des größten Raubzuges der Geschichte, den die Nazis in diesem Land durchgeführt haben, dann wird man erkennen, wie bescheiden dieser Betrag ist. Es waren nämlich damals rund 200 Milliarden Schilling, die geraubt wurden. Und es steht auch in keinem Verhältnis zu dem, was die Leute in den Konzentrationslagern oder bei Sklavenarbeit mitgemacht haben.
Österreich hat sich damit einer materiellen und rechtlichen Pflicht entledigt. Die ethische und moralische Dimension des Mordes an Juden ist gesetzlich und materiell auch nicht gutzumachen, weil sie sich jeglicher Kategorie des Denkens entzieht. Jahrelang hat diese umfassende moralische, gesellschaftliche und kulturelle Rehabilitierung der Juden und anderer politischer Verfolgter, darunter zahlreicher Wissenschafter, Philosophen und Intellektueller, nicht stattgefunden. Diese Auseinandersetzung muss nach Abschluss dieses Gesetzes erst beginnen. In diesem Sinn, glaube ich, ist der heutige Schritt ein erster Schritt in eine neue Zeit. (Beifall bei der SPÖ.)
11.06
Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. Die Restredezeit ihrer Fraktion beträgt 2 Minuten. – Bitte.
11.06
Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es stimmt, die österreichische Wirtschaft, österreichische Wirtschaftstreibende, Industriebetriebe werden einen guten Teil dieser 200 Millionen US-Dollar dem Entschädigungsfonds zur Verfügung stellen. Allerdings kommen 66,86 Millionen € aus dem österreichischen Budget, vom österreichischen Steuerzahler, von der österreichischen Steuerzahlerin. Diese 66,86 Millionen € hat die Republik Österreich im Jahr 2001 bereitgestellt, allerdings mangels Fälligkeit, weil es ja keine Rechtssicherheit gegeben hat und weil die Fristen damals zu laufen begonnen haben, als Rücklage zurückgestellt, wie es so schön heißt.
Herr Bundeskanzler! Herr Präsident Khol hat hier in seiner Rede gesagt, Sie seien damals, 2001, mit dem Hut in der Hand zu den österreichischen Wirtschaftstreibenden gegangen, um diese Summe aufzubringen. Ich weiß nicht, ob Sie jemand mit dem Hut in der Hand gesehen hat. Herr Dr. Pichler ist tatsächlich nicht mit dem Hut in der Hand,
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sondern mit Argumentation im Kopf zu den Wirtschaftstreibenden gegangen und hat diese Summe aufgebracht.
Ich appelliere hier ein letztes Mal an
Sie, meine Damen und Herren. Wenn Sie wollen, dass es einen
kleinen Teilbetrag, eine kleine Vorauszahlung an die betagten Opfer, die
Anträge gestellt haben, bereits in den nächsten Monaten gibt, dann müssen wir
dies von der Rechtssicherheit entkoppeln, denn wir sind in der Hand der
amerikanischen Gerichte. Und die amerikanischen Gerichte werden – da habe
ich mich kundig gemacht, wie sicherlich auch Präsident Khol – diese Causa
sicher nicht im nächsten halben Jahr abschließen, obwohl die Kultusgemeinde
alles tut, was möglich ist. Entkoppeln wir es im Sinne des Abänderungsantrages
in der zweiten Lesung, und stimmen wir dann alle zu, damit all das eintritt,
was sich alle hier so wünschen! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
11.08
Präsident Dr. Andreas Khol: Letzte Rednerin hiezu: Frau Abgeordnete Dr. Baumgartner-Gabitzer. Restredezeit: ebenfalls 2 Minuten. – Bitte.
11.08
Abgeordnete Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben die ursprünglichen Gesetze in traditioneller Vier-Parteien-Einigung zustande gebracht, und ich, ja wir alle haben das immer als sehr großen Erfolg bejubelt. Leider verabschieden sich die Grünen von diesem gemeinsamen Konsens, und das bedauere ich außerordentlich.
Frau Kollegin Stoisits, Sie haben sich hier hergestellt und gemeint, dass Sie den Vier-Parteien-Antrag nicht mittragen, sondern dass Sie eine Änderung wollen und somit diese gute Tradition verlassen. Sie verlassen diese Tradition! Ich halte das für ganz schlecht, gerade in dieser Causa.
Zum anderen möchte ich schon bemerken, dass
Herr Dr. Pichler unbenommen sehr viel dazu beigetragen. Aber trotz allem
war es diese Bundesregierung, die auch das Geld dafür hergegeben hat, der Herr
Bundeskanzler höchstpersönlich, der dieses Gesetz hier eingebracht und hier
auch verhandelt hat. Ich will niemanden schmälern, aber man muss schon alles
beachten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Noch ein Wort zum Thema Rechtssicherheit. Es klingt sehr sympathisch, wenn Sie hier sagen, gehen wir doch davon ab, und zeitgleich auf die armen betagten Menschen verweisen.
Wir würden das auch gerne tun. Allerdings ist eine der Grundfesten hier in diesem Haus, auch in dieser Republik, dass man Rechtssicherheit beachtet. Und das ist etwas, was man in Wirklichkeit grundsätzlich nicht aufgeben kann. Das bedeutet für alle anderen Verlässlichkeit. Und dazu stehen wir, dass man sich im Prinzip auf das, was wir hier gesetzlich vereinbaren, was in den Verträgen vereinbart wird, auch verlassen kann. Und das wollen wir auch in Zukunft so halten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
11.10
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Mag. Posch zu Wort gemeldet. Sie kennen die Geschäftsordnung. 2 Minuten. – Bitte.
11.10
Abgeordneter Mag. Walter Posch (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Abgeordnete Baumgartner-Gabitzer hat wahrheitswidrig behauptet, dass in dieser Causa die Grünen erstmals den Weg des Konsenses, den gemeinsamen Weg des Konsenses
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verlassen hätten. – Diese Tatsache ist unrichtig! (Abg. Hornek: Das ist ein Nonsens!) Wahr ist vielmehr, dass die Regierungskoalition in der Frage des Zukunftsfondsgesetzes und Stipendienstiftungsgesetzes, das wir letztes Mal beschlossen ...
11.11
Präsident Dr.
Andreas Khol: Das ist keine tatsächliche Berichtigung! (Abg.
Mag. Stoisits: Was ist das sonst, Herr Präsident? – Weitere
Zwischenrufe.)
Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die
Debatte ist geschlossen. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen. –
Abg. Mag. Posch bleibt beim Rednerpult stehen.)
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 1101 der Beilagen.
Hiezu haben die Abgeordneten Mag. Stoisits, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht.
Ich werde zunächst über die vom erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.
Die Abgeordneten Mag. Stoisits, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abänderungsantrag eingebracht, der sich auf Ziffer 1 § 11a bezieht, und ich ersuche jene Damen und Herren, die sich für diesen Abänderungsantrag aussprechen, um ein Zeichen. – Der Antrag findet nicht die Mehrheit und ist daher abgelehnt. (Abg. Mag. Posch verharrt weiter am Rednerpult und spricht mit dem auf der Regierungsbank sitzenden Bundeskanzler Dr. Schüssel.) – Herr Kollege Posch, wir sind mitten in einer Abstimmung!
Wir kommen nun zur Abstimmung über diesen Teil des Gesetzentwurfes in der Fassung des Ausschussberichtes, und ich bitte jene Mitglieder des Hohen Hauses, die hiefür eintreten, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit und daher angenommen.
Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes, und ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür ihre Zustimmung erteilen, um ein bejahendes Zeichen. – Das Zeichen wird einstimmig erteilt.
Wir kommen sogleich zu dritten Lesung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Gesetzentwurf wird auch in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Bericht des Ausschusses für
Sportangelegenheiten über den Antrag 725/A der Abgeordneten Peter Haubner,
Markus Fauland, Dr. Peter Wittmann, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen
über ein Bundesgesetz betreffend die Förderung des Sports aus Bundesmitteln
(Bundes-Sportförderungsgesetz 2005 – BSFG) und Bundesgesetz, mit dem das
Glücksspielgesetz geändert wird, sowie über den
Antrag 157/A (E) der
Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend unabhängige
Kontrolle der Mittelverwendung aus der „besonderen Bundes-Sportförderung“
(1172 d.B.)
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zum 2. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
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Die Debatte wird von Herrn Abgeordnetem Haubner eröffnet. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte.
11.14
Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren! Heute ist ein guter Tag für den Sport in Österreich. Mit dem Beschluss des Bundes-Sportförderungsgesetzes machen wir einen Quantensprung. Seit mehr als Jahrzehnten eine Vision wird die Schilling-Sportmilliarde heute Realität. Alleine die Mittel aus der Besonderen Bundessportförderung werden 2006 54 Millionen € betragen. Erfreulich ist die Tatsache, dass alle vier Parteien der neuen Mittelverteilung im Sport zustimmen.
Es gibt beim neuen Sportgesetz nur Sieger.
Und so hat auch die BSO in ihrer Präsidiumssitzung einstimmig diese neue
Mittelverteilung gutgeheißen. Im Sport zählt der Teamgeist, und alle Akteure
haben bewiesen, dass es ihnen in erster Linie um den Sport geht und dass wir
alle etwas für den Sport tun wollen. (Präsidentin Mag. Prammer
übernimmt den Vorsitz.)
Wir haben mit diesem neuen Gesetz die Basisfinanzierung für unsere Dach- und Fachverbände gesichert, was eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Arbeit unserer hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist.
Österreich ist zweifelsohne ein Sport- und Veranstaltungsland, und die beiden folgenden Anträge zeigen dies auch. 2,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher betreiben Sport in einem Sportverein. 350 000 ehrenamtliche Funktionäre und Trainer unterstützen sie dabei. Sie investieren Tausende Stunden für ihre Mitglieder und sind für ihre Mitglieder im Einsatz. Besonders für das Engagement von ehrenamtlich Tätigen, den vielen Funktionärinnen und Funktionären, Trainerinnen und Trainern ein aufrichtiges Dankeschön von dieser Stelle aus. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Mit ihrer Arbeit und ihrem Einsatz vergolden sie die Mittel der Sportförderung und garantieren die effektive Mittelverwendung. Die goldene Formel lautet: Optimale Sportförderung und tolles Engagement ergeben ein gesünderes und sportlicheres Österreich. Und damit können wir beim Sportjargon bleiben: Der österreichischen Sportförderung können wir die Goldmedaille verleihen, und die Sieger des neuen Sportförderungsgesetzes sind die Sportlerinnen und Sportler und die Verbände.
Die Spitzensportförderung und damit die Professionalisierung der Verbände, die Trainerförderung sind weitere Schwerpunkte der neuen Bundessportförderung. Durch die finanzielle Ausstattung ist es möglich, neue Trainingsmethoden, neue Trainingszentren zu fördern, und die neuen Sieger für Österreich werden von diesen Mitteln profitieren. Damit wir auch morgen Benny Raichs, Gerhard Totschnigs, Marlies Schilds und Thomas Geierspichlers zujubeln können, dafür schaffen die Sportler mit ihrem Einsatz und ihrem Willen die Voraussetzung. Die Politik hat die Rahmenbedingungen wesentlich verbessert.
Es gibt noch vieles im österreichischen Sport zu verbessern. Geld alleine macht da nicht alles, aber es hilft den meisten Verbänden auf dem Weg zu neuen Erfolgen und zur Professionalisierung. Wir wissen auch, dass 60 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher keinen Sport betreiben. Da wird es mit neuen Gesundheits- und Bewegungsprojekten der Dachverbände und vor allem der Aktion „Fit für Österreich“ des Staatssekretärs weg von der Gießkanne hin zu einer effektiven Projektförderung und zu neuen Impulsen im Sport kommen.
Bei der Generalversammlung der Bundes-Sportorganisation am vergangenen Wochenende waren alle mit dem Ergebnis dieser neuen Förderung hoch zufrieden. Freuen wir
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uns auf viele Aktivitäten 2006! Sieger sind der Sport und das Gesundheitssystem. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Zum Abschluss bringe ich noch folgenden Antrag ein:
Abänderungsantrag
der Abgeordneten Peter Haubner, Markus Fauland, Beate Schasching, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen
zum Antrag 725/A betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Sportförderungsgesetz 2005 erlassen und das Glücksspielgesetz geändert wird, in der Fassung des Ausschussberichtes 1172 der Beilagen
Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:
Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:
In Artikel 2, Änderung des Glücksspielgesetzes, lautet Ziffer 1a:
„1a. § 17 Abs. 2 entfällt.“
Begründung:
Dieser Antrag dient lediglich der Korrektur eines Redaktionsversehens.
*****
(Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
11.18
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben von Herrn Abgeordnetem Haubner eingebrachte Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.
Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Schasching. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
11.19
Abgeordnete Beate Schasching (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Werte Damen und Herren! Sport an prominenter Stelle auf der Tagesordnung ist immerhin auch eine Motivation, Grundsätzliches zum Thema Sport und die Bedeutung des Sports für unsere Gesellschaft anzumerken.
Sport als wichtigste Säule der gesunden Lebensführung hilft enorm, im Gesundheitssystem zu sparen. Durch seinen integrativen Charakter wirkt Sport bei der Sozialisierung von Jugendlichen und trägt vor allem zur Gewaltprävention und zur Überwindung von sprachlichen Barrieren bei. Und was wir niemals vergessen sollten: 50 Prozent unserer jungen Menschen werden immer noch über den Sportverein sozialisiert. Die integrative Wirkung des Sports hat sich offensichtlich auch auf Politiker positiv ausgewirkt, daher haben wir heute hier einen Vier-Parteien-Antrag zur Beschlussfassung vorliegen. Das soll auch ein wenig beispielgebend sein, denn ausverhandelt wurden all diese Punkte, die wir heute beschließen, in bester sozialpartnerschaftlicher Manier, in einem wunderbaren Gesprächsklima mit allen Verbänden, allen für den Sport verantwortlichen Organisationen. Ich meine, das sei auch beispielgebend für viele andere Politikfelder in Österreich, um dort ein besseres Klima und eine bessere Zusammenarbeit zu schaffen.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 59 |
Weiters sei die wirtschaftliche Bedeutung des Sports erwähnt, vor allem auch für das Tourismusland Österreich. Wir haben heute noch zwei Tagesordnungspunkte, bei denen es um Salzburg geht und wo auch noch darauf hingewiesen werden wird.
Sehr geehrte Damen und Herren! 18 Millionen € mehr aus Umsatzerlösen der Österreichischen Lotterien ab 2006 – mehr Mittel großteils für Projekte im Breitensport, die durchgeführt und organisiert werden von den wichtigsten Stützen des österreichischen Sports, nämlich von unseren ehrenamtlich Tätigen. Da heißt es aber auch, wachsam zu sein bei der Vertragserrichtung zwischen BSO und BKA, dass diese Gelder auch für kleine Verbände und Vereine abholbar werden. Da heißt es, wachsam zu sein, dass nicht die Administration einen Löwenanteil auffrisst oder Abrechnungsmodalitäten der Gelder an der Realität vorbeigehen. Da sind wir alle gefordert.
Zuletzt eine Anmerkung, die ich mir als Dachverbandspräsidentin, die bereits Erfahrung mit Schulkooperationen und Schulsportinitiativen hat, zu machen erlaube: Herr Staatssekretär! Der organisierte Vereinssport ist gerne professioneller Partner zur Schaffung qualifizierter Bewegungseinheiten für Schulkinder. Wir können und wollen aber nicht Ersatz für die tägliche Sportstunde in der Schule sein. Das sei hier angemerkt. Dafür ist immer noch Bundesministerin Gehrer zuständig. Sie soll den Kindern ihre tägliche Turnstunde geben, und sie soll ihnen vor allem die verloren gegangenen Turnstunden der letzten Jahre wieder zurückgeben. Das soll eine wichtige gemeinsame Forderung sein. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Die Dachverbände stellen Notfallmaßnahmen gerne zur Verfügung, den Unterricht jedoch muss die Ministerin sicherstellen.
Insgesamt, sehr verehrte Damen und Herren, ein guter Tag für den österreichischen Sport, ein guter Tag für den organisierten Vereinssport in Österreich! – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Fauland.)
11.22
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Fauland zu Wort. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.
11.22
Abgeordneter Markus Fauland (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Galerie! Mit dem nunmehr vorliegenden Sportförderungsgesetz neu ist es – das soll man wirklich mit Verlaub sagen – Herrn Staatssekretär Schweitzer gelungen, einen Meilenstein in der österreichischen Sportförderung endlich einmal zu realisieren. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Es freut auch mich, dass wir in der Lage waren, hier einen politischen Konsens über die gesamte Parteienlandschaft hinweg zu schaffen, wobei wohl angemerkt sei, dass natürlich die Verwurzelung der Dachverbände auch hier im Haus, wie wir ja gerade gehört haben, vorhanden ist und dass es nach den positiven Verhandlungen mit den Dachverbänden auch zu erwarten war, dass wir auch hier im Nationalrat einen positiven Abschluss zu diesem Gesetz zusammenbringen werden. Aber nichtsdestotrotz: Ein guter Tag für den österreichischen Sport!
Das bis dato gültige Gesetz stammte aus dem Jahr 1969 – gültig seit 1970 – und wurde trotz der oftmaligen, oft mit nicht besonders viel Liebe gemachten Novellierungen den Anforderungen, die wir vor allem an die Dachverbände zur Bewältigung der neuen Herausforderungen, was den österreichischen Sport betrifft, stellen müssen, nicht gerecht.
Einer der wesentlichen Faktoren war die finanzielle Absicherung der Dachverbände. Diese ist nunmehr mit diesem neuen Gesetz gegeben. Eines ist besonders anzu-
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merken: Durch den Wegfall des Deckelungsbetrages bei den Finanzierungen durch Erträge aus dem Bereich des Glücksspielmonopols kommt es allein – von der Gesamtsumme hat Kollege Haubner schon gesprochen – im Vergleich der Jahre 2005 und 2006 zu Mehreinnahmen in Höhe von zirka 6 Millionen €. Es ist, und das muss man auch hier einmal festhalten, Staatssekretär Schweitzer zu verdanken, dass, nachdem jahrzehntelang in Österreich, auch zu Zeiten einer großen Koalition, von der so genannten Sportmilliarde gesprochen wurde, er sie nunmehr realisiert hat. Dazu meine Gratulation! (Abg. Mag. Gaßner – in Richtung der wenigen im Saal anwesenden freiheitlichen Abgeordneten und der ÖVP –: Da müsst ihr klatschen!) – Meine Kollegen sind gerade nicht im Saal, aber damit kann ich leben.
Neben der Berücksichtigung der alpinen Vereine, die man auch erwähnen soll, beinhaltet das Gesetz auch ein weiteres Novum, nämlich die Beendigung des so genannten Gießkannenprinzips: Die Mittel werden jetzt leistungsbezogen ausbezahlt, sie sind projektorientiert, und es wird nicht mehr nach Gutdünken und nach Paritätsgrundlagen verteilt. Im Vordergrund bei der Ausschüttung dieser neuen Mittel stehen die Schwerpunkte im Bereich des Nachwuchses und im Trainerbereich sowie im Bereich der Professionalisierung der Verbände, die sich auch erst auf die neuen Gegebenheiten einstellen werden müssen.
Meiner Überzeugung nach ganz wesentlich ist – Kollegin Schasching hat das schon angesprochen – die finanzielle Bedeckung des Sports als Dienstleister im Gesundheitssystem. Die gesundheitsfördernden Maßnahmen – sei es im Bereich der Kindergartenbetreuung, sei es im Bereich der Volksschule – sind ein wesentlicher Pfeiler für die Verbesserung der Volksgesundheit im Gesamten. Es kann aber – und da gebe ich auch Kollegin Schasching Recht – nicht so sein, dass das die normalen Schulsportaktivitäten ersetzt, sondern es kann nur eine Bereicherung und eine Erweiterung des Angebotes von professioneller Seite am Nachmittag sein. Das kann sogar so weit gehen, dass man das dann auch im Rahmen der Nachmittagsbetreuung, der Ganztagsbetreuung einfließen lässt.
Weiters ist auch die Initiative „Fit für Österreich“ nunmehr finanziell bedeckt. Diese Initiative, wiederum eine Initiative unseres Sportstaatssekretärs – man sieht, er arbeitet den ganzen Tag nur für den Sport –, spannt einen Bogen vom Kindesalter bis zu den Senioren und umfasst ein Angebot, das sich von Bewegungseinheiten für Kinder über – und das ist ein ganz wesentlicher Teil – eine Animation für Firmen, Sporteinheiten im Rahmen der Betreuung der Mitarbeiter anzubieten, bis hin zu geförderten Bewegungseinheiten in Seniorenheimen erstreckt. Das alles zusammen ist ein großer und sehr wesentlicher Fortschritt für unsere Volksgesundheit! – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.26
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Brosz zu Wort. Wunschredezeit: 5 Minuten. – Bitte.
11.26
Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Es liegt uns heute ein Vier-Parteien-Antrag zur Änderung des Bundes-Sportförderungsgesetzes vor. Ich möchte schon ein bisschen auch darauf eingehen, warum wir diesem Antrag zustimmen und warum wir ihn gemeinsam einbringen, und in diese allgemeine positive Darstellung der Sportförderung der letzten Jahre schon auch ein paar, wie ich meine, realistischere Aspekte einbringen.
Der Punkt ist nämlich, dass wir in Österreich zwar eine Sportförderung hatten, nur: Wenn es um die Frage geht, wie zielgenau diese in den letzten Jahren war, dann muss man sagen, dass man da in gewissen Bereichen schon ordentlich darauf schauen
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musste. Das, was in diesem Gesetz wirklich eine Neuregelung darstellt, ist, dass diese zusätzlichen Beträge, die jetzt über erhöhte Einnahmen aus den so genannten Lottogeldern kommen, eben nicht mehr nur mit der Gießkanne verteilt werden, sondern auch dort verteilt werden können, wo neue Strukturen entstehen, wo innovative Projekte entstehen und wo es einfach mehr Möglichkeit gibt, auch steuernd einzugreifen.
Ich möchte zumindest aus der Sicht von uns Grünen sagen, dass die dem Gießkannenprinzip folgende Förderung in den letzten Jahrzehnten und Jahren in Österreich auch im internationalen Vergleich durchaus zu wünschen übrig gelassen hat. Man kann sich da verschiedene Sportarten anschauen. Man kann sich auch zum Beispiel im Spitzensport anschauen, wo es in Österreich Erfolge gegeben hat. Da wird man schon ein paar Verbände sehen, die da relativ viel weitergebracht haben. Dazu fallen mir zum Beispiel jene im Bereich Segeln ein, die auch bislang schon ganz gut und offenbar erfolgreich gearbeitet haben, in den letzten Jahren auch Tischtennis und Schwimmen, wo etwas weitergegangen ist. Es gibt aber auch viele Bereiche, wo Österreich einfach auf Grund der Tatsache, wie dieses Land konstruiert ist, auf Grund der Größe durchaus bessere Erfolge hätte bringen können.
Der Erfolg dieses Gesetzes ist, dass es möglich sein sollte, auch Schwerpunkte zu setzen. Das halten wir für notwendig, vor allem auch deshalb, weil Spitzensport und Breitensport sehr stark zusammenhängen. Wir wissen alle, dass Erfolge, die im Spitzensport von Spitzensportlern erbracht werden, eine Auswirkung, einen Einfluss auf den Breitensport haben, indem dann bei Jugendlichen der Wunsch besteht, auch Sport ausüben zu können.
Ich persönlich habe in meiner vormaligen Tätigkeit als Tennislehrer zum Höhepunkt des Thomas-Muster-Booms miterlebt, dass Österreich diese Möglichkeit überhaupt nicht genutzt hat: Auf einmal sind viele Jugendliche gekommen und wollten Tennis spielen lernen, die Strukturen waren aber überhaupt nicht so, dass man daraus etwas gemacht hätte. Wo Österreich jetzt im Tennis steht, ist etwa dort, wo es vor Muster gestanden ist. Es gibt jetzt auch andere Beispiele dafür: Schwimmen, Tischtennis – die Sportarten, die jetzt erfolgreich sind.
Abgesehen von der Förderung des Spitzensports ist es daher aus unserer Sicht ganz wichtig, auch für Jugendliche die Möglichkeit zu bieten, dort einzusteigen, wo jetzt ihr Interesse liegt. Das sollte nunmehr in einem höheren Ausmaß möglich sein. (Beifall bei den Grünen.)
Ein zweiter Punkt, den ich noch ansprechen möchte – er hat ein bisschen mit dem ersten zu tun –, ist die Frage der Kontrolle. Bei allem Bekenntnis zur Förderung der Dachverbände: Wenn es aber so ist, dass man ein Kontrollgremium bildet, in das die zu kontrollierenden Organisationen jeweils eine Person entsenden, also die kontrollierenden und geförderten Organisationen die gleichen sind, dann hat das mit Kontrolle relativ wenig zu tun. Auch da ist es in diesem Gesetz jetzt gelungen, eine unabhängige Kontrolle festzulegen, durch die es möglich sein sollte, auch wirklich objektiv zu bewerten, ob die Gelder sinnvoll und bestmöglich eingesetzt werden.
In diesem Sinn werden wir dem Gesetz zustimmen. (Beifall bei den Grünen.)
11.30
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Stadler zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
11.30
Abgeordnete Astrid Stadler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren im Hohen Haus! Im Rahmen des vorliegenden Antrages betreffend die Neuregelung des Bundes-Sportförderungsgesetzes wird,
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neben anderen Punkten, auch eine gesetzliche Grundlage für die alpinen Vereine geschaffen.
Wir haben in Österreich über 50 000 Kilometer Wanderwege, über 500 Hütten, die gemeinsam 1,1 Millionen Nächtigungen verzeichnen und über 900 000 Wanderer jährlich beherbergen. Die alpinen Vereine leisten mit ihren Tausenden Mitgliedern, ihren ehrenamtlichen Mitgliedern einen ganz entscheidenden Beitrag zur Verbesserung und Erhaltung des Wegenetzes und vor allem auch zur Sanierung und Standardverbesserung der Schutzhütten.
Wenn man weiß, dass über 2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher wandern, vom Kleinkind bis zum Senior, wenn man weiß, dass der Wandersport – der für Familien sehr kostengünstig ist und auch über die Generationen hinweg betrieben werden kann – immer mehr Zulauf hat, wenn man weiß, dass der Klettersport die Jugend immer mehr begeistert und das Wandern ganz entscheidend zur Volksgesundheit beiträgt, und wenn man weiß, dass 2 310 Beschäftigte allein bei den alpinen Vereinen tätig sind, dann weiß man auch, dass die Verdoppelung der Mittel in dieser Bundes-Sportförderung für die alpinen Vereine eine sehr gewinnbringende Investition in die Zukunft ist. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mittermüller.)
Nicht umsonst wird dieser Entwurf von allen alpinen Vereinen, auch von den Naturfreunden, sehr gelobt, und alle sagen unisono, dass diese Bundesregierung mit Bundeskanzler Schüssel ein Garant dafür ist, dass für den Wandersport etwas getan wird, dass die Wanderwege und die Schutzhütten weiterhin erhalten und verbessert werden. Dafür bedanke ich mich bei allen Beteiligten, beim Bundeskanzler, beim Staatssekretär und bei allen Abgeordneten, die zum Gelingen dieses Antrages beigetragen haben.
Mit der heutigen Beschlussfassung der neuen Bundes-Sportförderung ist ein ganz entscheidender Schritt gelungen, die Mittel zur Verbesserung des Breitensportes sind gesichert. Von Projekten für junge Menschen bis hin zu Seniorenaktivitäten – alles, was Menschen für Bewegung begeistern kann, soll Möglichkeit zur Förderung erhalten. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Betrieben sollen für Bewegung begeistert werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute beschließen wir gemeinsam die notwendigen Mittel. Gleichzeitig aber werden die Verantwortlichen der Sportorganisationen, inklusive Kollegin Schasching, und alle, die mit Sport in Österreich zu tun haben, eingeladen, innovativ zu sein, kreativ zu sein, neue Wege zu beschreiten, um den Menschen in Österreich die Freude, die Lust, den Spaß an der Bewegung zu vermitteln. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Mittermüller.)
11.33
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Pfeffer zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
11.33
Abgeordnete Katharina Pfeffer (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Durch die Änderung im Bundes-Sportförderungsgesetz wird die Sportförderung des Bundes neu geordnet und auch vereinsfreundlicher gestaltet.
Worum geht es hiebei, meine Damen und Herren? – Erfreulicherweise werden alle vier Parteien dieser Änderung zustimmen, das wurde heute schon mehrmals erwähnt. Die finanzielle Basis der drei Dachverbände ASVÖ, ASKÖ und UNION sowie des Österreichischen Fußballbundes und des Österreichischen Olympischen Comités wird sichergestellt. Künftig werden diese Institutionen mehr Geld aus dem Titel der Besonderen Sportförderung erhalten, und diese wird aus den Einnahmen des Glücksspielgesetzes gespeist und bereits ab dem Jahre 2006 ausgeschüttet werden. In der Folge sind na-
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türlich auch die vielen Vereine mit ihren Mitgliedern und Funktionären sowie den Sportlerinnen und Sportlern Nutznießer dieser finanziellen Aufstockung.
Besonders aber freut es mich, dass durch diese Besondere Sportförderung der Frauensport und der Breitensport besonders gefördert werden. Und, was sehr wichtig ist: Präventive gesundheitsfördernde Maßnahmen werden bereits im Kindergarten und im Volksschulalter gesetzt werden.
Da diese Sportförderung von den jeweiligen eingereichten Projekten abhängig ist, sind natürlich die Dachverbände gefordert, hier den Vereinen bei der Umsetzung Hilfestellung zu leisten. Überlegungen dahin gehend werden schon angestellt, und mein Dachverband, der ASVÖ, wird unter anderem auch die Koordinatoren für den Gesundheitssport – so nennen wir dies – in jedem Bundesland einstellen. Die Vorbereitungsarbeiten dafür laufen schon.
Ich verspreche mir davon sehr viel, meine Damen und Herren, und finde es auch notwendig und sinnvoll, durch die Bundesländer-Informationstour aufzuzeigen, was diese neue Gesetzesänderung bringt. Natürlich ersetzen diese Maßnahmen nicht die Turnstunden in den Schulen, diese fordern wir nach wie vor. Aber auch wir Sportfunktionäre sind gefordert, hier mitzuarbeiten und Informationsarbeit zu leisten.
Ich freue mich, dass dieser wichtige Schritt im Bereich des Sportes getätigt wurde, und wünsche mir, dass diese finanzielle Aufwärtsentwicklung in Sinne des Sportes weitergeht, wünsche mir aber auch, dass bei vielen anderen Gesetzesänderungen solche Gemeinsamkeiten herrschen mögen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.36
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Mittermüller zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
11.36
Abgeordnete Marialuise Mittermüller (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Das neue Bundes-Sportförderungsgesetz ist ein Gewinn für den Spitzensport und den Breitensport. Gewinner gibt es also auf allen Ebenen.
Die ungedeckelten 3 Prozent aus den Lotterieumsätzen lassen für 2006 eine Erhöhung der besonderen Sportfördermittel um zirka 7 Millionen € erwarten – das ist mit Sicherheit eine sehr erfreuliche Tatsache.
Staatssekretär Karl Schweitzer präsentierte
uns im Ausschuss ein
ausgezeichnetes neues Gesetz: weg von der Gießkanne hin zum gezielten Einsatz
der Mittel mit Lenkungseffekt! Der Spitzensport ist unter anderen Gewinner
durch mehr Mittel für die Trainer- und Nachwuchsarbeit, und dadurch erhalten
die Vereine weitere notwendige finanzielle Unterstützung.
Breitensport als
Gesundheitsvorsorge ist ein absolut aktuelles Thema geworden. Nicht zuletzt
durch erschreckende statistische Zahlen sind die gesundheitlichen Defizite
nachweisbar. So gibt es zum Beispiel an den Wiener Volksschulen durch Bewegungsarmut
mehr als 50 Prozent Schulkinder mit Haltungsschäden – das sind allein
in Wien immerhin 32 000 Kinder. Der persönliche und der
volkswirtschaftliche Schaden dieser Erkrankung im bereits jugendlichen Alter
ist ganz sicherlich ein enormer. Daher ist es sehr erfreulich, dass die
Breitensportinitiative unseres Staatssekretärs Karl Schweitzer „Fit für
Österreich“ durch die neue Mittelaufteilung finanziell gesichert ist. (Beifall
bei den Freiheitlichen.)
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So werden
Kooperationsprojekte zwischen Sportvereinen, Kindergärten, Schulen und
Betrieben zur wichtigen Verbesserung unserer Volksgesundheit ermöglicht.
Gewinner des neuen Bundes-Sportförderungsgesetzes sind also die Sportler und
die Gesundheit unserer Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen.
Daher erhält
dieses Gesetz erfreulicherweise das Lob und die Zustimmung aller Parteien und
ist sicherlich ein Meilenstein dieser Regierung für den Sport! (Beifall bei
den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.39
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Mag. Lunacek zu Wort. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte.
11.39
Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Ich kann mich meinen Vorrednerinnen und -rednern nur anschließen: Auch ich freue mich, dass es möglich war – und auch Ihnen gelungen ist, Herr Staatssekretär –, doch einige Änderungen in dieses Gesetz hineinzubringen, Regelungen, die in der Vergangenheit nicht drinnen gestanden sind und die den aktuellen Anforderungen der modernen Sportwelt, sowohl im Spitzensport als auch im Breitensport, endlich Rechnung tragen.
Das eine ist, dass nicht mehr automatisch nach dem Gießkannenprinzip an die großen Verbände verteilt wird, sondern dass tatsächlich ein hoher Prozentsatz an Geldmitteln für so genannte neue Sportarten oder wenigstens Sportarten, die neu „in“ sind, vergeben werden kann, ebenso für innovative Projekte.
Mein Kollege Dieter Brosz hat schon erwähnt: Sowohl Tischtennis als auch Schwimmen sind keine neuen Sportarten, aber es sind die, in denen es in letzter Zeit große Erfolge gegeben hat, gerade beim Schwimmen. Ich erwähne nur Markus Rogan und Mirna Jukic. Dadurch haben sich auch junge Leute angesprochen gefühlt und gesagt: Ich will mehr schwimmen gehen, vielleicht sogar in einem Verein, und nicht nur im Becken plantschen. Deswegen ist es sehr wichtig, hier entsprechende Geldmittel zur Verfügung zu haben, damit eben nicht das passiert, was Dieter Brosz schon im Zusammenhang mit Tennis angesprochen hat: Der Tennis-Boom rund um Thomas Muster damals war nicht wirklich nachhaltig. Es konnte im Breiten- wie im Spitzensport nicht in dem Ausmaß gefördert werden, dass es tatsächlich auch eine nachhaltige Wirkung gehabt hätte.
Beim Schwimmen ist es derzeit so, dass in den Vereinen mehr, vor allem Kinder und Jugendliche, trainieren gehen wollen, und da gibt es dann oft Probleme insofern, als zu wenig Trainingsbahnen für die Vereine zur Verfügung stehen. Da heißt es immer verhandeln zwischen den Vereinen und den jeweiligen Gemeinden, die öffentliche Bäder haben. Ich glaube, es wäre notwendig, hier Initiativen zu setzen, damit es mehr Möglichkeiten für das Training gibt, und auch – das habe ich im Ausschuss schon angesprochen – dazu beizutragen, dass in Westösterreich ein Hallenbad oder mehrere mit einer 50-Meter-Bahn entstehen. Bei den Olympiaden und bei den Weltmeisterschaften, bei den Langbahnweltmeisterschaften, wird auf diesen langen Bahnen geschwommen, und das muss man natürlich auch trainieren können, und zwar nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter, wenn man nicht im Freibad trainieren kann. Also hier ist es notwendig zu investieren, damit diese Möglichkeiten geschaffen werden. (Beifall bei den Grünen.)
Ein positiver Beitrag, der mit dem Gesetz geleistet wird, ist, dass die Trainer und Trainerinnen besser bezahlt werden können, denn diese machen das zu einem Großteil
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ehrenamtlich und mit sehr viel Engagement. Diese Leute besser zu bezahlen ist eine gute Investition in den Sport.
Ein weiterer positiver Aspekt ist mir aufgefallen, nämlich dass die Frauen- und Mädchenförderung spezifisch mit Geldmitteln ausgestattet wird. Ich war sehr erfreut, Herr Staatssekretär, als Sie im Ausschuss erwähnt haben, dass eine eigene Studie in Auftrag gegeben wurde, um die Motivation von Mädchen, jungen Frauen zu erforschen, um zu sehen, wie sie gefördert werden können, damit sie beim Sport bleiben. Es ist ja oft so, dass in der Zeit der Pubertät das Interesse sinkt, und deshalb ist es wichtig, herauszubekommen, wie wir es schaffen, dass Mädchen und junge Frauen dabeibleiben, sich weiter für den Sport interessieren, mitmachen und nicht aufhören – und wir uns dann nicht wundern müssen, warum weniger Frauen Sport betreiben als Männer.
Also insgesamt ein positiver Punkt – wie
auch jener, dass die Kontrolle verbessert wurde, was Dieter Brosz auch schon
angesprochen hat. Es ist wirklich einer der seltenen Fälle, wo es von grüner
Seite Zustimmung gibt, auch eine zustimmende Meinung zum Sportstaatssekretär
Schweitzer vom BZÖ. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)
11.43
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster hat sich zu Wort gemeldet Herr Staatssekretär Mag. Schweitzer. – Herr Staatssekretär, bitte.
11.43
Staatssekretär im Bundeskanzleramt Mag. Karl Schweitzer: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich zum Beginn allen danken, die dazu beigetragen haben, dass wir heute ein neues Bundes-Sportförderungsgesetz beschließen können; es freut mich sehr, dass es auf ungeteilte Zustimmung stößt.
Ich möchte mich bedanken bei allen Vertretern des organisierten Sports, die in langen Verhandlungen dazu beigetragen haben, dass das Ergebnis von allen mitgetragen wird und zum Teil auch mit Begeisterung mitgetragen wird.
Ich möchte mich bedanken bei den Beamten, die dieses Gesetz auch so formuliert haben, dass es einem wirklich modernen Gesetz entspricht. Allen rechtlichen, förderpolitischen und sportpolitischen Kriterien wurde hier Rechnung getragen.
Dieses neue Bundes-Sportförderungsgesetz ist übersichtlich, und es wird vor allem eines damit beendet: das Fördern mit der Gießkanne. Es wird nur mehr ein Sockelbetrag nach einem bestimmten Schlüssel ausgezahlt, und der Rest muss projektorientiert eingesetzt werden.
Zurückzuführen ist das Ganze auf eine Evaluierung der Ergebnisse der Olympischen Spiele in Athen. Wir haben uns mit dem organisierten Sport getroffen und gemeinsam darüber diskutiert, welche Schwerpunkte es zu setzen gilt. Und wir waren uns relativ rasch einig darüber, dass es im Nachwuchsbereich sehr, sehr viel zu tun gibt und hier ein Schwerpunkt zu setzen ist, und das kann mit diesem neuen Gesetz auch passieren.
Wir waren uns einig darüber, dass in der Trainerausbildung, -fortbildung und auch in der Bezahlung ein Schwerpunkt zu setzen ist, und das ist mit diesem Gesetz nun auch möglich.
Und zu guter Letzt geht es auch um die Professionalisierung der Verbände. Die BSO hat mit der Sportmanagerausbildung eine sehr gute Einrichtung geschaffen, die jetzt auch finanziell entsprechend ausgestattet werden kann und wo es den Verbänden ermöglicht wird, diese ausgebildeten Sportmanager auch entsprechend zu beschäftigen.
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Was mir besonders wichtig ist, ist die Tatsache, dass für die Fachverbände jetzt die Möglichkeit besteht, ihrem Breitensportauftrag auch tatsächlich nachzukommen und im Bereich der Prävention wirklich viel zu tun. Wir haben mit rund 9 Prozent aus der Besonderen Sportförderung auch entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier kann sich der Sport als Dienstleister im Gesundheitssystem etablieren, und ich glaube, das ist wesentlich und verdient auch Unterstützung. Wenn wir heute sehr häufig darüber klagen, dass unser „Krankheitssystem“ an die Grenzen der Finanzierbarkeit gestoßen ist, und die Lösungsansätze, um das in den Griff zu bekommen, nur mehr darin bestehen, dass man an Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen denkt, so, glaube ich, ist es notwendig, einmal darüber nachzudenken, was der Sport als Dienstleister im Gesundheitssystem im Rahmen der Prävention tun kann.
Und der Sport kann sehr viel tun! Unsere Projekte zeigen, insbesondere in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge, dass hier sehr, sehr viel möglich ist. Professor Felderer hat uns errechnet, dass bei einer flächendeckenden Umsetzung der Prävention in Österreich, von den Kindergärten bis zu den Senioren, ein Einsparpotenzial von 1,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erschlossen werden kann; das sind rund 3,6 Milliarden €.
In Zusammenarbeit mit den Dachverbänden
gelingt es uns, dieses flächendeckende Angebot zu machen. Mit „Fit für
Österreich“ können wir in die Kindergärten, in die Schulen, in die Betriebe und
auch zu den Senioren gelangen. Wir haben die Vereine der Dachverbände ersucht,
sich zu qualifizieren, und sie haben es getan. Mit dem Qualitätssiegel „Fit
für Österreich“ sind all jene Vereine gekennzeichnet, die dieses Angebot
machen können. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie bei Abgeordneten von
ÖVP und SPÖ.)
Ich glaube, es ist auch bemerkenswert, dass wir im neuen Gesundheitspass die Möglichkeit haben, dass der Arzt auch Bewegungsprogramme verschreiben kann. Das ist für mich ein wesentlicher Schritt, der bis jetzt meines Erachtens noch viel zu wenig Beachtung gefunden hat. (Abg. Neudeck: Freiwillig!) – Natürlich freiwillig! Aber ich hoffe doch, dass immer mehr Österreicher und Österreicherinnen die Bewegung vorziehen und das Pulverlschlucken hintanstellen, denn das ist sicherlich der richtige Weg. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Ich bin auch überzeugt davon, dass der Vorstoß, den wir gemeinsam mit der Krankenkasse der gewerblichen Wirtschaft gemacht haben, nämlich den „Fit-Hunderter“ zu installieren, Nachahmer finden wird. Erste Gespräche mit der Wiener Gebietskrankenkasse sind sehr erfolgversprechend verlaufen. Auch hier weiß man, dass man mit der Prävention unter Umständen die Finanzierungslücke schließen kann.
Ich verspreche mir vom Sport als Dienstleister im Gesundheitssystem, der mit diesem Bundes-Sportförderungsgesetz jetzt die Möglichkeiten hat, auch dementsprechend aufzutreten, dass wir unser „Krankheitssystem“ umgestalten können zu einem Gesundheitssystem, dass wir den Weg schaffen von den kranken zu den gesunden Kassen.
Ich bedanke mich bei den Dachverbänden,
dass sie da wirklich tatkräftige Unterstützung leisten, weiß aber auch, dass
das die Überlebensaufgabe für die Dachverbände ist und eine wunderbare
Kooperation für die Zukunft bedeuten wird. – Danke schön. (Beifall bei den
Freiheitlichen sowie bei Abgeordneten der ÖVP, der SPÖ und der Grünen.)
11.49
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Schiefermair. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 67 |
11.49
Abgeordnete Notburga Schiefermair (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heinz Prüller kommentierte bei einem Schirennen vor einigen Jahren: „Der Rückenwind kommt heute nicht nur von hinten, sondern auch von links und rechts!“– So könnte er auch heute diesen Vier-Parteien-Antrag kommentieren.
Mit diesem Gesetz wird nicht nur die finanzielle Sicherung der Bundesdachverbände, des Österreichischen Fußballbundes und des Österreichischen Olympischen Comités hergestellt, sondern auch die gesetzliche Grundlage für die mir so wichtige Bewegungsinitiative „Fit für Österreich“ geschaffen.
Mit dem kooperativen Projekt ergreifen diese Regierung und die BSO die Initiative und bringen den Sport unter dem Motto „Für eine lebenslange Sportbetätigung“ und „Sport als Dienstleister im Gesundheitssystem“ unter die Bevölkerung. Es werden damit drei wichtige Ziele verfolgt: Gesundheit durch Bewegung als präventive Maßnahme, Förderung der lokalen Sportvereine, Bewegungsangebot für die ganze Familie, vom Vorschulalter bis hin zum Sport in der zweiten Lebenshälfte.
Mit dem heutigen Beschluss stehen 12,3 Millionen € zusätzlich für den Spitzen-, Breiten- und Gesundheitssport zur Verfügung. Davon werden 9 Prozent für die Initiative „Fit für Österreich“ aus der Besonderen Sportförderung verwendet, also rund 1,1 Millionen €. Dazu kommen die Mittel aus der Allgemeinen Sportförderung. Das macht dann insgesamt 1,1 Millionen € aus, die uns nächstes Jahr für diesen Bereich zur Verfügung stehen.
Unter dem Motto „mehr Menschen zum Sport“ eint uns ein Ziel, und wir gehen gemeinsam diesen Weg. Danke dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
11.51
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Krist. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
11.51
Abgeordneter Hermann Krist (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Das Bundes-Sportförderungsgesetz bringt in vielen Bereichen erfreuliche Klarstellungen, schafft bisher nicht vorhandene gesetzliche Grundlagen und sichert künftig die finanzielle Basis für die drei Bundesdachverbände, den ÖFB und das ÖOC. Das ist sehr erfreulich, das ist sehr zu begrüßen und macht Hoffnung auf eine sehr positive weitere Entwicklung des österreichischen Sports, des Breiten- und des Schulsports im Besonderen.
Das Bundeskanzleramt und die BSO haben gezeigt, dass mit partnerschaftlichem Verhandeln große Erfolge erzielt werden können. Eine projektbezogene Sportförderung ist zu begrüßen, ebenso die bessere Übersicht im Bereich der Bundes-Sportförderungen und ganz besonders die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Förderung des Verbandes alpiner Vereine Österreichs.
Nach dem äußerst bedenklichen Schulsportkürzungsprogramm der Unterrichtsministerin bieten nun dieses Gesetz und die damit zur Verfügung gestellten Mittel die Möglichkeit, zum Beispiel mit Schulkooperationsprojekten und neuen Bewegungsprogrammen verlorenes Terrain wieder zurückzugewinnen. Es ist zu begrüßen, dass künftig Vereine wertvolle Unterstützung für den Sportunterricht geben, Randsportarten so auch die Chance für mehr Öffentlichkeit bekommen, aber sie können kein Ersatz für den ursprünglichen Sportunterricht sein, der an den Schulen so richtig und wichtig ist. Eine wichtige Ergänzung sind sie allemal.
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Wichtig ist auch, dass mit diesem Gesetz eine gesetzliche Grundlage für die Bedeckung des zusätzlichen Finanzbedarfs zur Beschickung Olympischer Spiele geschaffen wird – und ganz besonders wichtig und nicht zu vergessen sind auch die zu erwartenden positiven Beschäftigungseffekte am Arbeitsmarkt im Sportbereich.
Zusammengefasst, meine Damen und Herren: Ein gutes Gesetz mit vielen positiven Effekten, das Nachhaltigkeit garantiert und dem wir gerne unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.54
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mikesch. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
11.54
Abgeordnete Herta Mikesch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als ehemalige Spitzensportlerin weiß ich, dass bei allem Wettbewerb im Sport immer das Miteinander zählt. Man leidet mit Kolleginnen und man freut sich mit Kolleginnen. Umso mehr freut es mich, dass heute ein gemeinsamer Beschluss aller Parlamentsfraktionen zustande kommt und damit der Sport aus dem tagespolitischen Geschäft herausgenommen wird.
Meine Damen und Herren! Es war diese Bundesregierung, die in das Bundes-Sportförderungsgesetz die Behindertensportverbände als fixen Bestandteil ins Fördergeschehen aufgenommen hat, und es war diese Bundesregierung, die die Besondere Sportförderung mit einem Mindestbetrag von 40 Millionen € auf eine noch nie da gewesene Höhe festgelegt hat. Ich bedanke mich dafür sehr, sehr herzlich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Mit den Änderungen des Bundes-Sportförderungsgesetzes werden aber auch die Mittel für Strukturmaßnahmen und Sonderprojekte neu verteilt. Es gibt nun einen fixen Schlüssel, von dem vor allem die Bundesorganisationen der Dachverbände und des ÖFB profitieren. Da im Sport immer das Miteinander im Vordergrund steht, gehe ich auch davon aus, dass dieses Mehr an Geld sich auch auf die Landesorganisationen positiv auswirken wird. Es sind die Länder und Vereine, die im direkten Kontakt mit den Tausenden Sportlerinnen und Sportlern stehen und die mit den zahlreichen FunktionärInnen täglich in Kontakt stehen und mit ihnen ihre Projekte umsetzen, denn, meine Damen und Herren, Sport passiert vor Ort.
Ich darf Ihnen einige Zahlen in diesem Zusammenhang nennen: Die Ehrenamtlichen leisten bei uns in Österreich ein wöchentliches Arbeitsvolumen von zirka 1 465 000 Stunden. Diese vielen Stunden bedeuten aber auch ein enormes Sparpotential im Gesundheitsbereich, dies bedeutet geringere Heilungskosten und weniger Krankenstände. Ohne Freiwillige wäre Sport in dieser breiten Form, wie er bei uns in Österreich ausgeübt wird, nicht finanzierbar. Ein herzliches Dankeschön an alle ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionäre, die täglich für den Sport unterwegs sind, und ich wünsche ihnen allen, die sie so engagiert für den Sport eintreten, auch weiterhin viele Erfolge! (Beifall bei der ÖVP.)
11.56
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Reheis. Wunschredezeit: ebenfalls 2 Minuten. – Bitte.
11.56
Abgeordneter Gerhard Reheis (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich glaube, man muss an dieser Stelle einmal festhalten und zu Recht festhalten: Österreich ist ein Sportland mit hervorragenden Sportlern und sehr vielen
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Sportvereinen – und vor allem muss man hier und heute die einheitliche Meinung im Hohen Haus betonen: Sport steht außer Streit!
Es gibt eine gute Gesprächsbasis, eine sozialpartnerschaftliche Arbeitsweise im Sportausschuss, und der Erfolg, glaube ich, kann sich sehen lassen: Es ist gut, dass es mit diesem Vier-Parteien-Antrag nunmehr gelungen ist, die für die Besondere Bundessportförderung zur Verfügung stehenden Mittel einer neuen und zeitgemäßen Verteilung zuzuführen.
Dass Bewegung wichtig ist, steht außer Streit, deshalb möchte ich auch hier den Wermutstropfen nicht verschweigen: das ist leider die mangelnde Bewegung unserer Schülerinnen und Schüler. Da muss ich Frau Ministerin Gehrer auf jeden Fall darauf hinweisen, dass Bewegung in den Schulen sehr wichtig ist, und ich fordere sie auf, diesen Tatbestand auch ernst zu nehmen.
Ich darf mich an dieser Stelle bei der BSO und den Dachverbänden, denen es mit zu verdanken ist, dass die Sportförderung hiermit eine positive weitere Entwicklung erfährt, recht herzlich bedanken.
Für mich als Tiroler ist es ganz besonders erfreulich, dass die alpinen Vereine wie der Alpenverein oder die Naturfreunde nunmehr einen fixen Anteil von 1,4 Millionen € jährlich vom Förderkuchen erhalten. Bislang war es so, dass die Vereine betreffend Erhaltung von Schutzhütten, Klettersteigen auf eine Querfinanzierung angewiesen waren, aber mit dieser neuen Regelung sind sie weg von dieser Querfinanzierung und haben einen sicheren Anteil, womit ein lang gehegter Wunsch der alpinen Vereine in Erfüllung geht.
Ich darf mich bei allen, die hier mitverhandelt haben, recht herzlich bedanken, denn mit dem neuen Bundes-Sportförderungsgesetz wird es Gott sei Dank zu einer faireren Verteilung der Mittel und insgesamt zu einer längst notwendigen Aufwertung des Sports, der Verbände und der SportlerInnen kommen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
11.59
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort kommt Herr Abgeordneter Dr. Sonnberger. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
11.59
Abgeordneter Dr. Peter Sonnberger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Erfreulich ist der einstimmige Beschluss des Bundes-Sportförderungsgesetzes, das mehr Mittel für den Sport sichert, auch Mittel mit der Zweckwidmung für den Nachwuchsbereich des ÖFB, dessen Schwerpunkte Breitenfußball, Talenteförderung und qualitative Aus- und Fortbildung von Fußballtrainern sind.
In 29 Landesausbildungszentren in Österreich werden jeweils bis zu 18 12- bis 14-Jährige betreut, wobei hier die individuelle Förderung im Vordergrund steht. Auch eine LAZ-Vorstufe für 10- bis 11-Jährige wird österreichweit installiert.
Die nächste Stufe sind die BNZs und Fußballakademien. Hier gefällt mir besonders der oberösterreichische und Vorarlberger Weg mit Windtner und Kopf, wo die Landesfußballverbände Träger – in Oberösterreich mit LASK und Pasching – sind. Diese Lösung unterstützt und motiviert auch die kleineren Vereine, die viel Zeit und Engagement in Nachwuchsarbeit investieren. Dieser Weg bietet Kontinuität und entkoppelt die Nachwuchsarbeit von eventuellen Abstiegen der Profi-Vereine. Wichtig ist auch, gemeinsame Schul- und Berufsmodelle für unsere Jugendlichen weiterzuentwickeln.
Bestens ausgebildete Trainer für den Nachwuchs, die Konzeption eines Volksschul-Cups und Funcourt- Projekte sind geeignete Maßnahmen, Akzente für den Breiten-
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sport zu setzen. Eine Mädchen-Schülerliga und die Förderung des Frauenfußballs sind weitere Initiativen – wie auch der Ausbau und die Verbesserung der Infrastruktur.
Dieser Weg muss nun konsequent fort- und umgesetzt werden, dann werden sich auch wieder Erfolge bei der Nationalmannschaft einstellen. Im U17- und U19-Bereich gibt es bereits internationale Erfolge. Die Talente müssen verstärkt auch in der Red Zac-Erste Liga und T-Mobile Bundesliga zum Einsatz kommen. Sie müssen mehr Chancen erhalten.
Dieser Weg braucht Geduld und Zeit. Die Organisationsstruktur und das Fundament dafür sind geschaffen. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Erfolge einstellen werden. In den Sport zu investieren ist auch sozialpolitisch eine sehr begrüßenswerte Maßnahme und rechnet sich somit auch gesellschaftspolitisch.
Herzlichen Dank den zigtausenden Funktionärinnen und Funktionären! Es lebe der Sport! (Beifall bei der ÖVP, den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
12.01
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Keck. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.01
Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsident! Herr Staatssekretär! Die Sportförderung des Bundes wird auf neue Beine gestellt. Ziel des neuen Bundes-Sportförderungsgesetzes ist es, die finanzielle Basis der drei Bundesdachverbände – ASKÖ, ASVÖ und UNION –, des Österreichischen Fußballbundes und des Österreichischen Olympischen Comités sicherzustellen. Die Sportdachverbände, der ÖFB und das ÖOC erhalten künftig mehr Geld aus dem Titel der Besonderen Sportförderung. Zudem können Mittel aus diesem Topf in Hinkunft auch für die Finanzierung bundesweiter Bewegungsinitiativen sowie für die Förderung des Verbandes alpiner Vereine Österreichs verwendet werden.
Konkret wird die Besondere Sportförderung, die aus Einnahmen nach dem Glücksspielgesetz finanziert wird, ab dem Jahr 2006 folgendermaßen aufgeteilt: 1,4 Prozent erhält der Österreichische Behindertensportverband, je 0,1 Prozent das Österreichische Paralympische Committee und Special Olympics Österreich, 1,5 Prozent die Österreichische Bundes-Sportorganisation, 2,6 Prozent der Verband alpiner Vereine Österreichs, 1,3 Prozent das ÖOC zur Beschickung von Olympischen Spielen, und 3 Prozent – das ist besonders wichtig – sind für innovative Sportprojekte, für die Förderung von Frauensport sowie für gesundheitsfördernde Bewegungsmaßnahmen im Kindergarten- und Vorschulalter vorgesehen.
Herr Staatssekretär! Wichtig wäre es, im Zuge dieser Sportförderung auch zu schauen, dass das Bundesmonopolgesetz erhalten bleibt, denn daraus erhalten wir auch die Gelder für die Sportförderung. Wir müssen besonders darauf achten, dass im Zuge der Dienstleistungsrichtlinien-Diskussion das Bundesmonopolgesetz erhalten bleibt, damit der Sport weiter finanziert werden kann und damit wir auch weiterhin diese Sportfördermittel, wie wir sie jetzt beschlossen haben, positiv für die österreichischen Sportlerinnen und Sportler ausgeben können. (Beifall bei der SPÖ.)
12.03
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fuhrmann. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.03
Abgeordnete Silvia Fuhrmann (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Herr Staatssekretär! Wir haben es heute schon mehrere Male gehört – auch ich möchte es noch ein-
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mal bekräftigen –: Österreich ist das Sportland Nummer eins! Das neue Bundes-Sportförderungsgesetz wird diesen Umstand noch mehr fördern und unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)
Mit der Neuregelung, die mit 1. Jänner 2006 in Kraft treten wird, ist die notwendige finanzielle Ausstattung für eine professionelle und erfolgreiche Arbeit gesichert.
Gesundheitsthemen und damit auch das Thema Sport haben Gott sei Dank auch in der Bevölkerung Wirkung gezeigt. Das Bewusstsein für Gesundheit und Fitness ist gestiegen. Es ist Aufgabe der Politik, dafür auch Rahmenbedingungen zu schaffen.
Ich möchte hier vor allem erwähnen, dass gerade im Jugendbereich, im Jugendsport zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden – ein Umstand, den ich hervorheben möchte. Im Besonderen möchte ich sagen, dass im Jugendsport im Mittelpunkt steht, dass 14 Prozent dem ÖFB für Strukturreformen und Nachwuchsförderung zugewiesen sind, 22 Prozent gehen an Bewegungsprogramme und Schulkooperationen.
Ich glaube, das ist wirklich eine tolle Sache. Es liegt nun an der Politik, diese breite Zustimmung aller Sportverbände zu nützen, auch die breite Zustimmung hier im Hohen Haus, und dafür zu sorgen, dass die neue Sportförderung entsprechend auf die Beine gestellt, flexibler gestaltet und Österreich vielleicht noch ein wenig fitter wird. (Beifall bei der ÖVP.)
12.04
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Faul. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.04
Abgeordneter
Christian Faul (SPÖ): Frau Präsidentin!
Herr Staatssekretär! Lieber Herr Staatssekretär, ich freue mich über deine
lobenden Worte bezüglich der Dachverbände. Wenn ich mich einige Jahre
zurückerinnere, muss ich sagen: Da hat es eine Amtsvorgängerin gegeben, Frau
Kollegin Riess-Passer, die immer sehr vehement gegen die Dachverbände
vorgegangen ist und die Dachverbände abschaffen wollte. Gott sei Dank sind die
ÖVP und Karlheinz Kopf rechtzeitig draufgekommen und haben dagegengehalten.
Stell dir vor: Wir hätten heute keine Dachverbände, wir haben aber auch keine
Frau Riess-Passer, vielleicht gibt es auch die Freiheitlichen nicht mehr –
also: ein Chaos! Ich glaube, es war richtig, dass wir das so gemacht haben. (Abg.
Neudeck: Aber heute bist du gar nicht faul! – Heiterkeit bei
Abgeordneten der SPÖ.)
Ich glaube, dass es wichtig war, dass sich die Dachverbände ohne Politik selbst organisiert haben. Das halte ich für einen sehr wesentlichen Schritt. Es ist auch wichtig, dass man einmal sagt, was die Dachverbände leisten. Kollege Haubner hat heute von 60 Prozent geredet. Ich meine, dass wir 50 Prozent der ÖsterreicherInnen sportlich bedienen. Immerhin sind in den Dachverbänden 4,5 Millionen Leute organisiert. Wir haben 12 000 Vereine.
Lieber Herr Staatssekretär Schweitzer, du hast gesagt: gut organisiert. – Ich denke, wir waren immer gleich gut organisiert. Ich bin Präsident eines Dachverbandes und kenne keine wesentlichen Dinge, die wir verbessert haben, denn sie waren einfach immer gut. Wir haben mit 100 Leuten 4,5 Millionen Mitglieder organisiert. Das soll uns einmal jemand in Österreich nachmachen.
Es ist auch wichtig, dass die Dachverbände dieses Geld bekommen. Wir haben bauliche Maßnahmen zu setzen, es ist einiges nachzurüsten. Wir haben nie eine Inflationsabgeltung von euch erhalten. Es sind auch viele Agenden nachzurüsten, die von Kollegin Schasching oder von Kollegem Reheis angesprochen worden sind. Dabei handelt es sich um Dinge, für die bis jetzt die Gemeinden eingestanden sind. Ich glaube, die
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Gemeinden müsste man in dieser Frage auch einmal entlasten. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) – Ein Dankeschön an die Bürgermeister.
Wenn die Frau Unterrichtsministerin in ihren „tollen“ Erhebungen davon redet, wie fettleibig die Kinder sind, wie wenig Bewegung sie machen, dann ist es zwar schön, wenn man das auflistet, aber in Wirklichkeit hat sie keine Maßnahmen dagegen gesetzt. Ich bin froh darüber, dass wir in Zusammenarbeit mit den Dachverbänden und den Gemeinden, die uns weiterhin unterstützen, der Jugend die Chance bieten, gesünder zu werden.
Eine allerletzte Bemerkung, Herr
Staatssekretär: Nur 10 Prozent der Krankheiten können medikamentös
geheilt werden, 90 Prozent gehen auf die ungesunde Lebensführung zurück.
Daher sei der Sport im Vordergrund! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der
SPÖ.)
12.07
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Steier. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.07
Abgeordneter Gerhard Steier (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Meine geschätzten Damen und Herren! Die Bedeutung der Neuordnung der Bundes-Sportförderung haben meine VorrednerInnen bereits ausführlich dargelegt. Besonders hervorzuheben – dazu stehen wir gemeinsam – ist die neue rechtliche Basis für die Förderungen von Bewegungsprogrammen und bundesweiten Bewegungsinitiativen.
Fest steht, dass zusätzliche finanzielle Mittel vor allem dem Jugendsport und dem Gesundheitssport zugute kommen sollen. Diese Absicht ist – darin sind wir uns einig – ausdrücklich zu begrüßen, vor allem angesichts der zunehmenden Bewegungsarmut von Kindern und Jugendlichen mit all ihren gesundheitlichen Problemen.
Meine geschätzten Damen und Herren! Die steigende Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher, das stagnierende Sportangebot in den Schulen und immer weniger körperliche Aktivitäten in der Freizeit sollten Alarmzeichen für Jugend-, Schul- und Gesundheitspolitiker sein. Daher wäre es wünschenswert, dass bestehende Projekte für mehr Bewegung in Kindergärten, Horten und Schulen möglichst flächendeckend Nachahmung und Finanzierung finden.
Fraglich ist, wie punktgenau die zusätzlichen Sportangebote die jeweilige Zielgruppe erreichen. Laut der Studie „Klug & Fit“ hat vor allem die Gruppe der männlichen Lehrlinge im Alter von 15 bis 18 Jahren mit 11 Prozent den höchsten Anteil an therapiebedürftigem Übergewicht. Also sollte man annehmen, dass für diese Zielgruppe spezielle Programme erstellt wurden. Und was führt die entsprechende Angebotsliste zum Beispiel im Burgenland dafür an? – Immerhin sechs Seiten Sport mit Qualitätssiegel, aber betitelt mit: Hopsi Hopper, Seniorengymnastik, Showdance und Aerobic.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Glauben Sie wirklich, dass diese Programmangebote die männlichen Lehrlinge zu Bewegung motivieren? – Nein, mit Sicherheit nicht! Daher: Mehr Geld für den Breitensport ist gut, aber der Erfolg von Breitensportprojekten wird an den einzelnen Maßnahmen zu messen sein. Es sind deshalb sowohl die Sportorganisationen, aber im Speziellen auch der Herr Sportstaatssekretär aufgefordert, Initiativen zu erarbeiten, die innovativ und cool genug sind, um vom Zielpublikum auch angenommen zu werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
12.09
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Spindelberger. Ebenfalls 2 Minuten Wunschredezeit. – Bitte.
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12.10
Abgeordneter Erwin Spindelberger (SPÖ): Frau Präsident! Herr Staatssekretär! Auch für mich ist heute ein freudiger Tag, da wir einstimmig ein Gesetz verabschieden, von dem Abertausende sportbegeisterte Österreicherinnen und Österreicher in Zukunft profitieren werden. Aber leider ist es nicht immer so hier im Hohen Haus. Sie fahren oft über Anträge der Opposition drüber, auch wenn die Anliegen noch so wichtig sind.
Aber nun zum gegenständlichen Tagesordnungspunkt. Wie wir alle wissen, wäre die finanzielle Basis der Bundesdachverbände, des ÖFB, aber auch des ÖOC auf Grund umfangreicherer Aufgabenstellungen nicht mehr gewährleistet gewesen. Daher war es auch gesellschaftspolitisch von enormer Wichtigkeit, die Sportförderung auf neue Beine zu stellen.
Da Kollege Haubner heute gesagt hat, die Sieger seien der Sport und das Gesundheitswesen, möchte ich Folgendes dazu sagen: Wir wissen, dass 80 Prozent unserer Kinder an Haltungsschäden leiden, aber von der Politik bisher nichts dagegen getan wurde. Im Gegenteil! In den Schulen wurden der Sportunterricht, der Turnunterricht gekürzt. Ich glaube, dass es wichtig wäre, die täglichen qualifizierten Bewegungseinheiten wieder verpflichtend in den Stundenplan aufzunehmen und der Volkskrankheit Nummer eins, nämlich des Stütz- und Bewegungsapparates, endlich einmal offensiv den Kampf anzusagen.
Herr Staatssekretär Schweitzer, so wichtig dieses Bundes-Sportförderungsgesetz insgesamt ist – es handelt sich um einen Quantensprung, da es um die Aufteilung der Besonderen Bundes-Sportförderungsmittel geht, wovon künftig ein beträchtlicher Teil auch in Schulkooperationsprojekte fließen soll –, kann es nur als Notfallprogramm zum verpflichtenden Sportunterricht in den Schulen angesehen werden. (Beifall bei der SPÖ.)
12.12
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. – Ich ersuche die Damen und Herren, ihre Plätze einzunehmen.
Die Debatte ist geschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung, und zwar gelangen wir zur Abstimmung über den Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Sportförderungsgesetz 2005 erlassen und das Glücksspielgesetz geändert wird, in 1172 der Beilagen.
Hiezu haben die Abgeordneten Haubner, Fauland, Schasching, Brosz, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht, der sich auf Artikel 2 Ziffer 1a bezieht.
Da nur dieser eine Antrag vorliegt, lasse ich sogleich über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes unter Berücksichtigung des Abänderungsantrages der Abgeordneten Haubner, Fauland, Schasching, Brosz, Kolleginnen und Kollegen abstimmen.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die hiefür ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.
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3. Punkt
Bericht des Ausschusses für Sportangelegenheiten über den Antrag 718/A (E) der Abgeordneten Peter Haubner, Mag. Johann Maier, Markus Fauland, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014 (1173 d.B.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 3. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Als erster Debattenredner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Brosz. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte.
12.14
Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Dem Antrag auf Unterstützung der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014 werden die Grünen nicht zustimmen.
Ich möchte zunächst betonen, dass es nicht um die Frage geht, ob Grüne sportliche Großereignisse in Österreich abgehalten sehen wollen. Wir haben die Bewerbung für die Fußball-Europameisterschaft sehr positiv betrachtet. Wir werden heute auch noch einen Antrag zur Unterstützung der Durchführung der Rad-WM 2006 beschließen, auch da werden die Grünen mitstimmen.
Wir haben im Übrigen bei der letzten Bewerbung für Olympische Winterspiele, nämlich vor vier Jahren, einen eigenen Antrag auf Unterstützung dieser Bewerbung eingebracht, in dem wir vor allem festgehalten haben wollten, dass die ökologischen Kriterien eine besondere Bedeutung spielen sollen. Darauf werde ich noch zurückkommen. Das ist einer der Gründe dafür, warum wir jetzt sagen: Da damals die Zusagen eigentlich nicht eingehalten wurden, unterstützen wir diesen Antrag jetzt nicht.
Aber zunächst zum ganz wesentlichen Punkt. Es hat in Salzburg eine Volksbefragung über die Frage gegeben, ob sich die Stadt Salzburg und das Land Salzburg gemeinsam für diese Olympischen Spiele bewerben sollen. Der zentrale Austragungsort ist Salzburg Stadt. In der Stadt Salzburg sprachen sich bei dieser Volksbefragung 60 Prozent der Bevölkerung gegen eine Bewerbung aus. Über das ganze Land gesehen hat es eine Mehrheit gegeben. Allerdings glauben wir, wenn ein solch hoher Bevölkerungsanteil bei der Frage Bewerbung für ein Großereignis, nämlich dort, wo die Hauptsportstätten sein werden, dagegen ist, dann ist das keine gute Ausgangsbasis, um sich für die Olympischen Spiele zu bewerben. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Fauland: Parteipolitische Agitation!)
Was ist da „Agitation“? Stimmt es, dass 60 Prozent in der Stadt Salzburg dagegen waren? Ja oder nein, Kollege Fauland? Das ist eine simple Frage. Offenbar meinen Sie ernsthaft, dass Österreich diesen Zuschlag bekommen wird. Schauen Sie sich einmal die Entscheidungen der Vergangenheit an! Es gab noch nie einen Zuschlag für die Austragung Olympischer Spiele, wenn in der Bewerberststadt massiver Widerstand der Bevölkerung und eine Ablehnung von 60 Prozent gegeben waren. Und wenn Sie ernsthaft glauben, dass Österreich eine reelle Chance hat, den Zuschlag zu erhalten, dann meinen wir, dass das eine nicht auf Tatsachen beruhende Erwartungshaltung ist. Wir denken, dass es auch kaum eine Chance geben wird, diesen Zuschlag zu bekommen.
Der zweite Punkt ist das finanzielle Risiko. Auch diese Frage ist nicht wirklich beantwortet. Wenn die Einnahmen bezüglich Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2010 mit 672 Millionen € angenommen wurden und es vier Jahre später eine Summe von 1,25 Milliarden € ist, also fast das Doppelte, dann muss man sich schon
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fragen, ob diese Größenordnung wirklich reell ist. Jetzt kann man die Erlöse aus den Fernsehübertragungsrechten höher ansetzen, aber die doppelten Einnahmen innerhalb von vier Jahren zu budgetieren, das ist ein relativ mutiger Schritt.
Der dritte Punkt, der für uns ganz wesentlich ist, ist die ökologische Umsetzung. Wir haben das letzte Mal gesagt: Ja, wir machen einen eigenen Antrag mit grünen Spielen. Das Verkehrskonzept war zunächst äußerst ambitioniert. Es hätte eine neue Nahverkehrslösung geben sollen. Aber im Rahmen der Bewerbung sind diese ambitionierten Ziele herausgefallen und übrig geblieben ist ein Dieselbuskonzept dafür, wie die Zuschauer zu den Sportstätten gebracht werden sollen. Das ist nicht innovative Verkehrspolitik, das ist auch nicht das Ausnützen von Chancen, die solch eine Bewerbung bietet.
Auch auf Grund der damaligen Enttäuschung, nämlich dass das Versprechen, ökologisch vorzugehen, nicht wirklich eingehalten wurde, wegen der mangelnden Unterstützung der Bevölkerung in Salzburg und des finanziellen Risikos stimmen wir Grüne diesem Antrag nicht zu. (Beifall bei den Grünen.)
12.17
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Turkovic-Wendl zu Wort gemeldet. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.
12.18
Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Und auch eine Begrüßung an die sehr gefüllte Besuchergalerie! Der Sport ist ein schönes Thema – das haben wir schon beim vorigen Tagesordnungspunkt direkt fühlen können. Bei mancher Skepsis, die dem Sport heute entgegengebracht wird, bin ich natürlich eine Verfechterin von sportlichen Aktivitäten.
Folgende Frage sei gestattet: Ist Österreich eine Sportnation? – Wenn man den Gesundheitsexperten glauben darf, so sind wir nicht gerade aktive Sportler. Aber wir schauen besonders gerne zu, und wir verehren und bewundern unsere Sportidole. Und davon haben wir in Österreich wahrlich genug. Franz Klammer, der Abfahrtsolympiasieger 1976 von Innsbruck, wird nach wie vor Jahr für Jahr zum beliebtesten Österreicher gewählt. Das hat sicher Gründe.
Wenn es am „Tag des Sports“ erfolgreiche Sportler des Olympiateams von Athen zu sehen, zu bewundern gibt, dann sind Zigtausende Österreicher unterwegs und tun das. Diese Identifikation mit unseren Sportidolen, mit Supersportlern ist sehr groß und hat auch manchen schon dazu bewogen, sich in Bewegung zu setzen.
Österreich als Veranstalterland hat sich
mit den Olympischen Winterspielen 1964 und 1976 in Innsbruck bestens
bewährt. Wenn ich jetzt noch die Erfolge unserer alpinen Wintersportler
hinzufüge, die schon jahrzehntelang errungen werden, dann, muss ich sagen, ist
die Bewerbung von Salzburg für 2014 ein Gebot der Stunde. So sehe ich das
wirklich, und ich hoffe, Sie tun das auch. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht nicht nur darum, dass wir unserer Winterspiele-Bilanz von 42 Goldmedaillen, 57 Silbermedaillen und 63 Bronzemedaillen einige weitere Medaillen hinzufügen wollen, sondern auch darum, dass Sport und Sportveranstaltungen eine ungeheure Wirkung in den unterschiedlichsten Bereichen haben. Österreich als Tourismusland: Laut einer Studie werden 1,5 Millionen Besucher erwartet. Die mediale Großberichterstattung wirbt nachhaltig für die Region Salzburg. Dass Handel und Industrie davon profitieren, wissen wir.
Aber lassen Sie mich vor allem auf ein Thema kommen, das uns heute immer wieder beschäftigt: Es ist dies die Arbeit der zigtausend Menschen. Im Zusammenhang mit
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den Olympischen Winterspielen 2014 ist die Schaffung von 13 200 Jahres-Beschäftigungsplätzen sowie weiteren mehr als 5 000 indirekten und induzierten Arbeitsplätzen vorgesehen. Der Großteil davon findet in der Region Salzburg statt.
Nicht zuletzt ist ein solch großes Sportfest mit einer ungeheuren Vorbildwirkung verbunden. Wenn ich da noch persönlich werden darf: Ich habe bei Olympischen Winterspielen einmal als aktive Sportlerin mittun dürfen (Abg. Mag. Molterer: Erfolgreich!), da ist man mit dem Ganzen so sehr beschäftigt, aber dann bei sieben weiteren Winterspielen als Kommentatorin. Was kommt da noch hinzu? – Bei unserer ganzen Event-Kultur sind solche Sportfeste, bei denen die Jugend zeigen kann, was sie schon geleistet hat – sie musste ja dafür trainieren –, eine ganz einmalige und einzigartige Gelegenheit. Wenn ich Lillehammer 1994 ansprechen darf: Dort konnte man auch die Besucher aus dem Austragungsland, die Norweger, für ihre Fairness bewundern, mit der sie bis zum allerletzten Langläufer an der Piste gestanden sind und auch den Letzten so gefeiert haben wie den Sieger. Diese Möglichkeit hätten wir auch, wenn Salzburg zum Zug käme.
Daher bitte ich Sie und uns alle, dass wir diesen Gedanken mit aller Energie mittragen. Ich bitte natürlich auch die Bundesregierung, alle Mittel auszuschöpfen – nicht nur die finanziellen –, dass es wirklich zu einem Erfolg dieser Bewerbung und auch der Austragung kommt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
12.22
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Maier. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte. (Abg. Neudeck – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Mag. Johann Maier –: Als Salzburger oder als Sportler? – Abg. Fauland – in Richtung des Abg. Mag. Johann Maier –: Dass wir einmal einer Meinung sind, Jacky!)
12.22
Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Salzburg ist ein schönes Land. (Abg. Neudeck: Aber nicht erst seit der letzten Wahl!) Die Stadt Salzburg gehört zu den schönsten Städten der Welt. (Abg. Scheibner: Jetzt auf einmal!) Ich glaube, dass unsere Region prädestiniert ist für die Ausrichtung großer Events (Abg. Scheibner: Was ein Landeshauptmannwechsel alles ausmacht!) und auch prädestiniert ist für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2014.
Die Stadt, das Land Salzburg und der Bund haben die entsprechenden Vereinbarungen bereits getroffen. Der Salzburger Gemeinderat hat sich im Juni mehrheitlich dafür ausgesprochen. Die Geschäftsführung für die Olympia-Bewerbung wurde bestellt. Nun kommt die Knochenarbeit.
Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wartet noch viel Arbeit auf uns. Wir sehen die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2014 als Chance und Herausforderung, sowohl für die Region als auch für den Sport, für die österreichische Jugend, aber auch was die Arbeitsplätze und die Infrastruktur betrifft. Zwei Drittel der Salzburger erwarten sich beispielsweise, dass es in der Stadt Salzburg endlich zu einer Regional-Stadtbahn kommt; das hat die letzte Umfrage ergeben. Ich meine, dass mit Olympia im Infrastrukturbereich Chancen verbunden sind, Chancen, dass wir zu einem verbesserten, innovativen Verkehrskonzept kommen.
Es geht nicht nur um die Regionalbahn in Salzburg-Stadt, sondern es geht auch um den zweigleisigen Ausbau Bischofshofen–Selzthal als Teil eines TEN-Südosteuropa-Korridors mit einem neuen Schnellzughalt Olympiabahnhof Enns-Pongau. Wir können
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dort den Nahverkehr verstärken, meine sehr verehrten Damen und Herren. Das kommt der Region zugute, und es kommt dem Tourismus zugute. (Beifall bei der SPÖ.)
Hohes Haus! Olympia hat, wie der Sport insgesamt, aber auch noch eine andere Bedeutung. Wir sollten die olympische Idee auch dafür nützen, zum Frieden in dieser Welt beizutragen. Die olympische Idee ist eine Friedensidee, und wir sollten darauf einwirken, dass jedes Mal mit Olympischen Spielen die Welt sicherer wird und dass in den Teilen der Welt, in denen Krieg herrscht, Frieden geschaffen wird!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir Salzburger werden uns bemühen, eine perfekte Bewerbung abzugeben. Wir wissen ganz genau, dass wir die Bevölkerung in der Stadt Salzburg noch überzeugen müssen. Wenn wir sie überzeugt haben, dann werden wir, glaube ich, diese Bewerbung erfolgreich bestreiten können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP und der Freiheitlichen.)
12.26
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Fauland. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
12.26
Abgeordneter Markus Fauland (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Die Zeit für eine Motivationsforschung, warum es in Salzburg, vor allem in der Stadt, nicht zu einem optimalen Entscheid im Rahmen der Volksbefragung gekommen ist, sollte man sich kurz nehmen. Es ist dies eine Nachwehe der Bewerbung für das Jahr 2006, wofür die Erwartungshaltung innerhalb der Bevölkerung in Salzburg eine äußerst hohe war. Es waren alle davon überzeugt, dass die Olympischen Spiele 2006 nach Salzburg kommen werden, und es war dann ein Fall ins Bodenlose, ein Fall von einer sehr hohen Erwartungshaltung hinunter in eine Frustration.
Aus dieser Frustration heraus ist auch verständlich, dass gerade in der Stadt – in der es vor allem, sage ich jetzt einmal, wegen der Rahmenbedingungen rund um die damalige Gesellschaft zu einem politischen Hickhack im Rahmen des Stadtsenates gekommen ist – die Bevölkerung noch nicht ganz überzeugt davon war, dass dieses Projekt 2014 wirklich ein Projekt ist, dem man nahe treten sollte. Auf landesspezifischer Ebene war das Ergebnis ein ganz anderes: Das Landesergebnis brachte eine massive Befürwortung dieses Projektes. Deswegen liegt es vor allem an uns, an der Politik, Überzeugungsarbeit zu machen, dass auch die Stadtbewohner wieder davon überzeugt werden, dass dies ein sehr sinnvolles Projekt ist.
Ich kann dem Kollegen Brosz nicht folgen, wenn er sagt: Auf Grund der Tatsache, dass in der Bevölkerung möglicherweise die Zustimmung nicht gegeben wird, trage ich dieses Projekt jetzt schon zu Grabe. Das ist der falsche Ansatz. (Abg. Brosz: Wofür war dann die Befragung? Fürs Krenreiben, oder was?)
Was die Finanzierung betrifft, hat es am 27. Juni eine Vereinbarung zwischen dem Bund, dem Land und der Stadt gegeben. Nur ein Zitat des Bürgermeisters von Salzburg: Durch die nunmehr getroffenen, sehr fairen Regelungen über Haftungen können wir die Sorgen der Bevölkerung nachhaltig zerstreuen. Das Risiko ist jetzt für die Stadt Salzburg überschaubar, die Chancen hingegen sind unübersehbar.
Genau darum geht es! Eine Olympiade in Österreich ist eine enorme Chance, einerseits für das Tourismusgebiet in Salzburg, aber auch für ganz Österreich. Deswegen hätten wir uns gewünscht, dass es zu einem nationalen Schulterschluss kommt. Denn es geht hier nicht um politisches Hickhack in einer Stadt, sondern es geht um die Reputation, um die sportliche Reputation Salzburgs und Österreichs in der ganzen Welt. Drei Milliarden Menschen sehen im Durchschnitt Olympische Spiele, und darüber, welche Auswirkungen drei Milliarden Zuseher auf den Tourismus und auf die Entwick-
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lung in Salzburg haben, kann sich jeder selbst seine Gedanken machen. – Danke. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen und der ÖVP.)
12.29
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es hat sich Herr Staatssekretär Mag. Schweitzer zu Wort gemeldet. – Bitte.
12.29
Staatssekretär im Bundeskanzleramt Mag. Karl Schweitzer: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Bundesregierung hat in ihrem Programm auch den Punkt „Bewerbung und Durchführung von internationalen sportlichen Großveranstaltungen“ enthalten. Die Olympischen Winterspiele sind internationale Großveranstaltungen, und ich glaube, ein Großteil der österreichischen Bevölkerung wäre restlos begeistert, könnten wir diese Bewerbung positiv abschließen und wären im Jahr 2014 die Olympischen Winterspiele in Salzburg.
Herr Kollege Brosz, es geht vor allem darum, diesen wenigen in der Stadt Salzburg, die sich gegen die Abhaltung der Winterspiele in der Stadt ausgesprochen haben, die Vorteile näher zu bringen, konstruktiv näher zu bringen. Es stimmt ja nicht, dass der Großteil der Veranstaltungen in der Stadt Salzburg abgehalten wird – genau das Gegenteil ist der Fall! Der Großteil der Veranstaltungen wird in den ländlichen Regionen des Bundeslandes Salzburg stattfinden, in erster Linie im Pongau die gesamten alpinen Bewerbe, und die nordischen Bewerbe werden ebenfalls nicht in der Stadt Salzburg stattfinden. Einzig und allein die Eisbewerbe werden in der Stadt Salzburg stattfinden, und das ist nicht wirklich ein großes Problem, weder von der Organisation noch von den Problemen her, die rund um diese Großveranstaltung entstehen können.
Ich glaube, dass es jetzt darum ginge, die wenigen zu überzeugen. Ich sage das ganz bewusst, weil auch die Wahlbeteiligung Berücksichtigung finden muss, wenn es um die Beurteilung dieses Ergebnisses geht. Wir beide wissen, dass die Wahlbeteiligung eine sehr geringe war und dass, umgelegt auf die Gesamteinwohnerzahl, die Zahl der Nein-Stimmen relativ gering ist. (Zwischenruf des Abg. Brosz.)
Es geht darum, diese wenigen von den vielen Vorteilen zu überzeugen, die aus dieser Großveranstaltung resultieren. Das Land Salzburg ist ja ein Land, das insbesondere vom Tourismus lebt, und wir wissen, dass große Sportveranstaltungen die Nachfrage im Tourismus besonders stark beeinflussen, vor allem positiv beeinflussen.
Deshalb ist es, glaube ich, für Salzburg von besonderer Bedeutung, über die Olympischen Spiele einen Impuls für einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor in Salzburg zu schaffen, und deswegen stehen wir vom Bund konsequent und zu 100 Prozent hinter dieser Bewerbung. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen und der ÖVP sowie des Abg. Mag. Johann Maier.)
12.31
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Langreiter. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.31
Abgeordneter Mag. Hans Langreiter (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Staatssekretär! (Abg. Neudeck – unter Hinweis auf die Broschüre „Salzburg 2014“, die der Redner aufs Rednerpult gestellt hat –: Ist das die Olympiamarke?) Meine Vorredner haben den grundsätzlichen Succus schon betont: Salzburg. Das sind heute Salzburger Festspiele; der nächste Tagesordnungspunkt zeigt dasselbe. Wichtig sind dabei mehrere Dinge: das wirtschaftspolitische, das arbeitsmarktpolitische, das mediale Interesse und alles, was mit dem Tourismus zusammenhängt.
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Herr Kollege Brosz, sollen wir uns wirklich in zwei oder drei Jahren den Vorwurf gefallen lassen, wir hätten uns für ein solch großes Ereignis nicht beworben, obwohl wir grundsätzlich die Voraussetzungen erfüllen? Sollen wir uns wirklich diesem Vorwurf aussetzen? – Das ist, glaube ich, nicht unsere Aufgabe, sondern ganz im Gegenteil, wir sollten entsprechend anpacken. Hürden bis dorthin haben wir genug zu meistern, das ist keine Frage. Es gilt auch, die direkte Demokratie zu respektieren, aber es gilt darüber hinaus, Überzeugungsarbeit zu leisten – das ist Aufgabe der Politik –, nämlich die Menschen davon zu überzeugen, dass es ein großartiges Projekt wird.
Wie Herr Staatssekretär Schweitzer schon betont hat, ist nicht nur die Host-City Salzburg der Austragungsort, sondern vor allem auch der ländliche Raum, und das ist auch entscheidend. Man merkt wiederum an Ihren (in Richtung der Grünen) Äußerungen, dass Sie für den ländlichen Raum nichts übrig haben! Wir haben heute in der Aktuellen Stunde darüber diskutiert, wo die Jugend eine Chance findet. Sie findet bei solch einem Großereignis nicht nur emotional, sondern auch arbeitsmarktpolitisch eine großartige Chance, nicht nur in Salzburg, sondern vor allem darüber hinaus! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Nun gilt es, nicht nur die Politik – die Lokalpolitiker, die Stadtpolitiker oder die Regierungspolitiker – zu unterstützen, sondern auch jenen Vertretern der Wirtschaft und jenen Funktionären den Rücken zu stärken, die sich um dieses Großereignis entsprechend bemühen. Auch denen sollten wir mit einem entsprechenden Votum den Rücken stärken. So kommen wir dann auch zur Austragung dieser Olympischen Winterspiele.
Herr Kollege Brosz, Sie geben keine Perspektive vor, Sie eröffnen keine Chance, Sie stellen sich absolut gegen den ländlichen Raum! Somit sind Sie auch nicht wählbar! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
12.34
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mittermüller. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
12.34
Abgeordnete Marialuise Mittermüller (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren des Hohen Hauses! 38 Jahre nach der letzten Olympiade in Innsbruck soll es im Jahr 2014 wieder Olympische Winterspiele in Österreich geben. Das hätte sich Österreich, und in diesem Fall Salzburg als Bewerber, absolut verdient.
Die Gegebenheiten zur Ausrichtung in Salzburg sind ausgezeichnet. Die meisten der benötigten Anlagen sind bereits vorhanden, wie zum Beispiel jene für die Alpinbewerbe, die Skisprunganlage, die Bob- und Rodelbahn et cetera. Die acht Orte, die als geplante Spielstätten vorgesehen sind, sind also bestens gerüstet. Darüber hinaus ist der Image- und Werbewert einer Olympiade für ein Wintertourismusland wie Österreich unbezahlbar und unverzichtbar.
Den wenigen Kritikern darf man eine ökonomische Rechnung entgegenhalten, und die Zahlen sprechen für sich. Immerhin werden – das ist heute schon gesagt worden – 13 000 langfristig abgesicherte Jahresarbeitsplätze und damit Einkommen und Kaufkraft geschaffen und laut einer AK-Studie sogar 1 800 neue Arbeitsplätze. 1,3 Milliarden € an direkten und indirekten Wertschöpfungseffekten sind ebenfalls mit der Ausrichtung dieser Winterolympiade verbunden, Effekte, die unsere Wirtschaft dringend brauchen kann. Daher kann man den Antrag auf Unterstützung der Salzburger für ihre Bewerbung um die Winterolympiade nur die einhellige Zustimmung dieses Hauses wünschen. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen und der ÖVP.)
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Geschätzte Damen und Herren! Während andere EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich – wir hörten es heute schon in diesem Hohen Haus – ihre großen Probleme im Bereich der Wirtschaft und der inneren Sicherheit kaum bewältigen können, arbeitet diese österreichische Regierung am Wirtschafts- und Friedensprojekt Olympische Winterspiele 2014, nach dem Motto dieser Broschüre (die Rednerin hält die Broschüre „Salzburg 2014“ in die Höhe): „Österreich für Salzburg und Salzburg für Österreich“. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen, der ÖVP und der SPÖ.)
12.36
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Zweytick. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.36
Abgeordneter Johannes Zweytick (ÖVP): Frau Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Nachdem ich als einer aus dem Nachbar-Bundesland Steiermark schon das Vergnügen hatte, seinerzeit mutig eine Bewerbung für 2006 mit zu beantragen – man braucht aber auch das notwendige Glück, und das hat damals nicht dafür gereicht, in der Steiermark und in Salzburg eine Winterolympiade durchzuführen –, ist es erfreulich, dass es nun einen neuerlichen Anlauf gibt, und zwar für das Jahr 2014.
Ich möchte mich in diesem Sinne vor allem einmal bei unserem Sportminister und unserem Staatssekretär für dieses Engagement des Bundes recht herzlich bedanken. Es ist einfach ein Zeichen der Solidarität mit diesem Land und der Hochschätzung des Sports, aber auch für den großen, bedeutenden wirtschaftlichen Nutzen Österreichs in Europa und der Welt.
Wenn man sich alle Bewerber anschaut, die es da gibt, dann weiß man, dass es sich heute nur wenige in Europa, im westlichen Europa, Mitteleuropa, mit diesen hohen sozialen Standards weltweit leisten können, solch eine Bewerbung mitzumachen. Österreich kann es tun, durch mutige Schritte und verantwortungsvolle Politik! Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass man hier mitmachen kann, mitmachen darf und mitmachen soll.
Manche machen es sich hier schon sehr leicht. Wenn man eine Umfrage in der Bevölkerung macht, wer dafür oder wer dagegen ist, dann muss man es fairerweise auch dazusagen, wenn sich nur 19 Prozent daran beteiligt haben und von den 19 Prozent dieser Umfrage 60 Prozent dagegengehalten haben. Das heißt, nicht einmal 10 Prozent der gesamten Bevölkerung sind dagegen. Es ist, glaube ich, nicht das Recht der Grünen (Abg. Brosz: Wie viele haben dafür gestimmt? Wie viel Prozent?), die wegen dieser Befragung dagegen sind (Abg. Brosz: 15 Prozent haben dafür gestimmt!), auch hier bei dieser so wichtigen Entscheidung, nämlich über Salzburg hinaus für Österreich, für die Bevölkerung und auch für den Sport so wichtigen Entscheidung, dagegen zu sein. Es ist sehr schade darum, weil dies eine großartige und einmalige Chance ist. Wir können nur hoffen, dass wir diesmal mehr Glück haben und im Juni 2007 vielleicht den Zuschlag bekommen.
Von Seiten der Regierung und einer Oppositionspartei wird heute ein entscheidender Schritt dafür getan. Und ich kann nur an Sie, die Grünen, appellieren, bei dieser wichtigen Entscheidung für die Zukunft auch unseres Landes doch mitzutun, und appelliere noch einmal an Sie im Sinne des olympischen Gedankens: Dabei sein ist alles! – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Freiheitlichen und der SPÖ.)
12.39
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
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Der Herr Berichterstatter wünscht kein Schlusswort.
Wir gelangen damit zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 1173 der Beilagen angeschlossene Entschließung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen. (E 152.)
Bericht des Ausschusses für
Sportangelegenheiten über den Antrag 719/A (E) der Abgeordneten Peter
Haubner, Mag. Johann Maier, Markus Fauland, Dieter Brosz, Kolleginnen und
Kollegen betreffend Unterstützung der Durchführung der Rad-WM 2006 in
Salzburg (1174 d.B.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Herr Abgeordneter Haubner gelangt als Erster zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
12.40
Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren! Österreich wird 2006 zum Land der sportlichen Großveranstaltungen. Die Schiflug-WM am Kulm, die Segel-WM auf dem Neusiedler See und vor allem die Rad-WM in Salzburg stehen dabei im Mittelpunkt. Die Rad-WM in Salzburg wird das größte Sportereignis in Österreich sein. Inzwischen ist die Rad-WM die fünftgrößte Sportveranstaltung der Welt, und wenn man bedenkt, dass 350 000 Zuschauer erwartet und 5 000 Akkreditierungen ausgesprochen werden, dann spricht das für die Größe der Veranstaltung.
Es ist ein neuer Impuls. Jeder tut es, fast jede tut es – Radfahren ist ein Trend geworden. Wir hinken den großen Radfahrnationen Italien, Frankreich und Spanien noch ein wenig nach, aber wir befinden uns kräftig auf der Überholspur. Gerade das heurige Jahr hat ja für die Radsportler große Erfolge gebracht. Alle männlichen Sportler des Jahres sind Radfahrer. Bei den Menschen mit Behinderungen ist es Wolfgang Eibeck, der Jugendsportpreis wurde vom Juniorenweltmeister im Cross Country, Robert Gehbauer, gewonnen, und Sportler des Jahres wurde Georg Totschnig. – Wer erinnert sich nicht an seinen unvergesslichen Etappensieg bei der Tour de France! – Mit diesem Dreierturbo im Rücken hat die WM den richtigen sportlichen Drive, wie unser Radsportpräsident, Otto Flum, erst kürzlich festgestellt hat.
Salzburg wird sich auf einen Ansturm rüsten müssen. Der 22 Kilometer lange Rundkurs durch die Stadt nach Hallwang ist eine anspruchsvolle Strecke, wie Rocco Cattaneo, der Präsident des Supervising Committees der UCI, vor kurzem festgestellt hat. Wolfgang Weiss mit seinem Team wird in Salzburg für professionelle Rahmenbedingungen sorgen, doch es gilt noch einige große logistische Herausforderungen in puncto Verkehrssicherheit, Unterbringung und allgemeine Sicherheit zu bewältigen. Hiebei wird – und deshalb auch dieser Antrag – die Bundesunterstützung besonders notwendig sein.
Neben der finanziellen Unterstützung werden unsere Sicherheitskräfte einen wesentlichen Beitrag zu einer guten Veranstaltung und zu einer unvergesslichen Rad-WM in Salzburg leisten. Die Rad-WM ist ein wichtiger sportlicher Impuls, und es freut mich, dass mit dem Jugendprojekt „Bike for Gold“ von der Sporthilfe, dem Organisationsko-
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mitee der
Rad-Weltmeisterschaft und dem Österreichischen Radverband gemeinsam ein neues
Projekt gestartet worden ist. Es gibt wieder schöne Bänder in Regenbogenfarben.
Hunderttausend liegen auf. Bitte unterstützen Sie diese Organisation! Sie kommt
dem Radsport, der Jugend und vor allem Salzburg und der Rad-WM zugute. Die
beste Werbung für Olympische Winterspiele in Salzburg sind ausgezeichnete
Rad-Weltmeisterschaften. In diesem Sinne freut es mich: Bike for Gold –
Come to Salzburg! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Haubner überreicht dem auf der
Regierungsbank sitzenden Staatssekretär Mag. Schweitzer ein Armband.)
12.43
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Prähauser zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.
12.43
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn die Gesellschaft, die Politik an einem Strang ziehen, so ist man in der Lage, scheinbar Unmögliches zu erreichen. Daher tut es mir ein bisschen Leid, wenn man bei den Grünen glaubt, Herr Kollege Brosz, dass man sich nur bewerben soll, wenn man schon vorher weiß, dass man auch den Zuschlag bekommt. (Abg. Brosz: Da haben Sie nicht richtig zugehört!) Das kann aber niemand voraussagen. Wir hätten uns sonst nämlich auch nicht um die Salzburger Rad-WM bewerben dürfen. Gewusst haben wir das vorher nicht. Wir hatten auch einen ganz wichtigen Mitbewerber – Luzern in der Schweiz, Sie wissen das! Warum Salzburg den Zuschlag bekommen hat? – Auf Grund des besseren wirtschaftlichen Konzeptes, der transparenteren Finanzierung. Das sagt schon auch einiges und ist ein Zeichen dafür, dass die Zusammenarbeit stimmt.
Wenn sich Salzburg im Wissen, eine solche Veranstaltung ausrichten zu können, das Leben selber schwer macht, etwa mit der Diskussion, wo der Start denn stattfinden sollte – auf der Staatsbrücke, auf dem Mirabellplatz oder in der Schwarzstraße –, so versteht das eigentlich niemand wirklich. Salzburg ist auch in der hintersten Ecke noch wunderschön und jedes Fernsehbild davon ein Genuss.
Meine Damen und Herren! Wir sind stolz darauf, diesen Event ausrichten zu dürfen. Kollege Haubner hat bereits die technischen Daten, die wirtschaftlichen Aussichten angeführt, und wir sind in dem Punkt wirklich einer Meinung, dass Salzburg ungemein davon profitieren wird. Salzburg wird ein Vorreiter dafür sein, dass wir auch den Vorschusslorbeeren, die Österreich beim Ausrichten der Fußball-Europameisterschaft bekommen hat, gerecht werden. Wir werden unsere Erfahrungen dort mit einbringen und unseren Teil der Aufgaben entsprechend umsetzen.
Die Olympiabewerbung, das war das Thema vorhin und da ist das bereits gesagt worden, denn es dreht sich ja auch hier um das Gleiche, nämlich um Salzburg. Salzburg wird davon profitieren können, wenn es gelingt, gemeinsam diese Weltmeisterschaft so zu veranstalten, dass sie nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Wenn man zudem weiß, dass an Spitzentagen bis zu 250 000 Zuseher die Radstrecken säumen werden, dann darf man schon sehr stolz darauf sein, was da auf uns zukommt. Viel mehr noch darf man dann darauf stolz sein, was die Welt dann über Salzburg denken wird. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)
12.46
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Fauland zu Wort. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
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12.46
Abgeordneter Markus Fauland (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Salzburg ist wirklich schön! Dies auch auf die Gefahr hin, dass man jetzt schön langsam meinen könnte, wir hören da einen Vortrag der Salzburger Tourismus GmbH. Salzburg ist es wert, es sich einmal anzusehen. In Salzburg kann man sich die Durchführung des Starts für die Rad-WM grundsätzlich an jedem Ort vorstellen. Die Rad-WM in Salzburg ist überhaupt erst die zweite in Österreich. 1987 hatten wir die erste. Es ist eine zukunftsweisende Veranstaltung – ich habe das bereits im Ausschuss gesagt. Der Radsport, vor allem der Hochleistungsbereich wird in Österreich medial immer noch etwas stiefmütterlich behandelt, was Fernsehübertragungen betrifft.
In anderen Ländern haben wir da ganz andere Verhältnisse: Denken Sie an Italien oder Frankreich. Was Salzburg an medialem Interesse begegnen wird, sind mindestens 55 internationale TV-Stationen. 1 800 Journalisten werden aus Salzburg berichten. Die Reichweite wird zirka 400 bis 600 Millionen Zuseher und Zuhörer vor den Fernsehschirmen und an den Radios betragen.
Es wird dabei natürlich nicht nur über die Rad-WM berichtet, es wird ganz Salzburg als touristisches Zentrum dargestellt werden. Deswegen erwarte auch ich mir positivste Impulse für das Bundesland. Salzburg wird sich präsentieren als das Bundesland mit dem am besten ausgebauten Radwegenetz österreichweit. Salzburg wird sich als das Radland in Österreich präsentieren. Salzburg wird auch der Salzburger Bevölkerung beweisen, wie befruchtend eine Rad-Weltmeisterschaft sein kann.
Wir hoffen, dass sich der positive
„Punch“, der dadurch entstehen wird, dann auch in einer endgültig positiven
Entscheidung für die Olympia-Bewerbung 2014 niederschlagen wird. –
Danke. (Beifall bei der SPÖ, der ÖVP
und den Freiheitlichen.)
12.48
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Brosz zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte. (Abg. Neudeck – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Brosz –: Auch Radfahren wollen sie nicht, die Grünen!)
12.48
Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Neudeck muss offenbar wieder zwischenrufen, obwohl er gar nicht weiß, was gesagt wird. Der Antrag zur Unterstützung der Rad-WM ist ein Vier-Parteien-Antrag! Das ist Ihnen wahrscheinlich nicht aufgefallen. Natürlich werden wir ihn unterstützen! (Abg. Neudeck: Sie können auch gegen einen Vier-Parteien-Antrag reden! Das hat es auch schon gegeben! – Heiterkeit bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Der Punkt ist: Für die Rad-WM ist momentan in Österreich wahrscheinlich ein sehr guter Zeitpunkt. Erstmals ist ein Radsportler zum Sportler des Jahres gewählt worden. Georg Totschnig hat heuer eine Etappe der Tour de France gewonnen. Auch von daher ist also zu erwarten, dass das auf entsprechendes Interesse des Publikums stoßen wird. Das sollte man auch nützen, um die Infrastruktur des Radsports in Österreich, Radwege generell auszubauen und da einen Schwerpunkt zu setzen.
Ich wollte noch einen Rückgriff machen: Da Kollege Prähauser wieder in die vorige Debatte eingestiegen ist und man jetzt offenbar ohnehin über alle Themen des heutigen Tages gleichzeitig reden kann, möchte ich noch auf ein Argument aus der vorigen Debatte eingehen.
Kollege Zweytick – ich weiß nicht, ob er jetzt da ist –, wenn man argumentiert, dass 40 Prozent Ablehnung und 60 Prozent Zustimmung in Salzburg, weil es nur so eine
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geringe Beteiligung gegeben hat, ohnehin nur bedeuten, dass nur 10 Prozent der Salzburger gegen die Olympia-Bewerbung sind, dann ist rechnerisch relativ einfach nachzuweisen, dass auch nur 15 Prozent dafür waren, weil eben die Wahlbeteiligung so gering war. Sie argumentieren, dass man, weil 10 Prozent dagegen waren, nicht dagegen sein könne, man aber blendend dafür sein könne, weil ganze 15 Prozent dafür waren. Da wird es dann mathematisch etwas kompliziert. (Beifall bei den Grünen. – Staatssekretär Mag. Schweitzer: Das hat er bei Kreisky gelernt!) – Hat er das bei Kreisky gelernt? Davon weiß ich nichts.
Also noch einmal zurück: Wir werden sportliche Großereignisse unterstützen, wenn wir glauben, dass sie gut aufgebaut sind, und wo es sinnvoll ist.
Im Übrigen zu Olympia vielleicht noch ein Wort: Wenn man Sie reden hört, dann könnte man auch den Eindruck gewinnen, es ginge mittlerweile in erster Linie um die Bewerbung und es sei touristisch besonders wirksam, in diesem Bewerbungsprozess drinnen zu sein.
Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass es eine besonders gute Wirkung hat, wenn man bei solchen Bewerbungen mehrfach hintereinander scheitert. Unsere Argumentation war nicht, dass man es nicht vorher wissen könne, sondern dass die Chance, den Zuschlag zu bekommen, wenn man mit einer negativen Bevölkerungsentscheidung hineingeht, relativ gering ist.
Herr Prähauser hat in dieser Debatte das Argument angeführt, dass wir den Zuschlag für die Rad-WM bekommen haben, weil wir das beste Konzept hatten. Das ist im Zusammenhang mit Olympia ein bisschen zweischneidig, denn das würde wohl heißen, dass wir Olympia letztes Mal deshalb nicht bekommen haben, weil andere Konzepte vermutlich besser waren. Das jetzige Olympia-Konzept unterscheidet sich von dem vor vier Jahren aber nicht wirklich. Davon ausgehend müsste man also zumindest sauber argumentieren.
Noch einmal: Unterstützung für die Rad-WM und keine Unterstützung für die Olympia-Bewerbung, aber dort, wo es Großereignisse verdienen, sind wir auch dabei. (Beifall bei den Grünen.)
12.51
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Pack zu Wort. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.51
Abgeordneter Jochen Pack (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Ja, die Rad-WM 2006 in Salzburg, vom 19. September bis zum 24. September – das sollte man auch erwähnen, denn das hat bis jetzt noch keiner der Redner gesagt –, ist nach 1987 die zweite Rad-WM in Österreich. Wir haben im Sommer dieses Jahres bereits eine Rad-WM der Junioren gehabt, und zwar im Burgenland, in den Bezirken Oberwart und Bad Tatzmannsdorf, die bereits gute Vorzeichen für Salzburg gegeben hat, was Zuschauer und Stimmung betrifft.
Jeder, der am Wochenende unterwegs ist, erlebt ja selbst, dass der Radsport in Österreich seit längerem wieder ein Hoch hat, auf den Straßen sehr viele Vereine und Klubs unterwegs sind, die Rennen und Veranstaltungen organisieren und durchführen. Das erlebt man mit. Jeder im Saal kennt wahrscheinlich den einen oder anderen Jugendradmeister beziehungsweise jemanden, der in den Senioren-, in den Mastersbewerben aktiv ist. Das Wichtigste ist, dass wir durch die Rad-WM ein nachhaltiges Interesse für den Radsport in Österreich schaffen.
Viele Punkte sind bereits erwähnt worden. Dass Georg Totschnig Sportler des Jahres geworden ist, war ein weiterer Meilenstein auf das Ziel hin, in Österreich nachhaltigen
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Radsport zu erreichen. Eine erfolgreiche Radweltmeisterschaft in Salzburg wird ein weiterer Meilenstein auf dem Weg sein, sodass viele Österreicher den Radsport als Breitensport anerkennen und eine große Anhängerlobby Spitzensport in Österreich entsteht. Wir sehen also einer erfolgreichen Radweltmeisterschaft in Salzburg in knapp einem Jahr entgegen. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Bravo!)
12.53
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Riener zu Wort. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.
12.53
Abgeordnete Barbara Riener (ÖVP): Werte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Jedes Jahr fiebern viele Österreicher und mittlerweile auch Österreicherinnen bei der Tour de France mit. Georg Totschnig hat heuer, wie bereits erwähnt, sensationellerweise eine Touretappe gewonnen. Zehn Tage später befindet sich Graz alljährlich mit dem Altstadtkriterium der „Kleinen Zeitung“ im Mittelpunkt der Radsportwelt. Sportler mit so klingenden Namen wie Lance Armstrong, Jan Ullrich, Mario Cipollini, Peter Luttenberger, Gerit Klomser oder der junge Steirer Peter Wrolich nehmen daran teil. (Abg. Mag. Trunk: Finkenstein, bitte erwähnen Sie auch Finkenstein!) – Ihr Einwurf ist im Protokoll notiert.
Diese Veranstaltung ist jedes Jahr Publikumsmagnet und findet internationale Aufmerksamkeit. Die Sportler bescheinigen, dass das Altstadtkriterium topp organisiert und die Atmosphäre toll ist und dass sie immer wieder gerne kommen. Für Graz, wo es ein gut ausgebautes Radwegenetz gibt, hat dieses Altstadtkriterium auch eine immense Bedeutung im Sinne der Umwegrentabilität. Wenn nun in Salzburg bei der Rad-WM 2006 56 Nationen mit rund 1 000 Athletinnen und Athleten teilnehmen, wenn 50 Fernsehstationen anwesend sind und die Bilder für 500 Millionen Zuschauer senden, so werden Bilder und vor allem Eindrücke von Salzburg und somit von Österreich in alle Welt übertragen. Österreich ist bekannt für seine perfekte Organisation, für seine Gastfreundlichkeit und für seine Sicherheitsmaßnahmen auf höchstem Niveau.
Deshalb bin ich davon überzeugt, dass alle mit der Rad-WM befassten Bundesminister, allen voran unser Bundeskanzler Schüssel dem Entschließungsantrag Rechnung tragen und diese Veranstaltung bestmöglich unterstützen werden und alle Welt von einer gelungenen Rad-WM 2006 reden wird. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
12.55
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Ich ersuche die Damen und Herren Abgeordneten, ihre Plätze einzunehmen, da wir zur Abstimmung kommen.
Der Herr Berichterstatter wünscht kein Schlusswort.
Wir gelangen daher zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 1174 der Beilagen angeschlossene Entschließung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen. (E 153.)
Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 720/A (E) der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Klaus Wittauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die weitere
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Vorgangsweise Österreichs zum
Entsorgungsnachweis hinsichtlich der Endlagerung abgebrannter Brennelemente
und radioaktiver Abfälle in der Schweiz (1175 d.B.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig-Piesczek. Wunschredezeit: 5 Minuten. – Bitte.
12.57
Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Anlass, dass die Problematik des schweizerischen Atomendlagers ins österreichische Parlament kommt, ist ein Antrag der Regierungsfraktionen, der im Umweltausschuss sehr kontrovers diskutiert worden ist. Ich kann berichten, dass heute auch im Vorarlberger Landtag ein Antrag bezüglich dieses Endlagers diskutiert und abgestimmt wird, der von allen Fraktionen des Vorarlberger Landtages einheitlich unterstützt wird, der sich allerdings in den Kernpunkten vom Regierungsantrag fundamental unterscheidet. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Stimmt nicht!)
Das ist für uns auch der Grund, dem Regierungsantrag nicht zuzustimmen und den Vorarlberger Antrag, der sehr viel stärker ist, der sehr viel deutlicher ist, der sehr viel klarere Worte findet, wortidentisch auch hier einzubringen. (Beifall bei den Grünen.)
Die Schweiz plant die Errichtung eines Endlagers für radioaktive Abfälle. Es gibt dafür mehrere Standorte. Einer davon ist in der Nähe von Schaffhausen, und das ist nahe der Grenze zum Bundesland Vorarlberg. Es gibt schon seit langem eine sehr intensive Diskussion, vor allem in Vorarlberg, und die Position der Vorarlberger Bürgerinnen und Bürger ist eigentlich klar.
Rund um Österreich gibt es einige neue nukleare Ausbaupläne, ob das jetzt Mochovce ist, 3 und 4, wofür bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden ist und unter Umständen 2008 mit dem Bau von zwei neuen Blöcken begonnen wird, ob das ein zusätzlicher Block bei Temelín ist oder auch die Laufzeitverlängerung des ungarischen Kraftwerks Paks, die bis zum Jahr 2037 verlängert werden soll. Paks hatte vor zwei Jahren einen sehr, sehr schweren Unfall. Das war der schwerste Unfall seit Tschernobyl. Die Folgen sind bis zum heutigen Tag immer noch nicht aufgearbeitet, das Kraftwerk ist seit diesem Unfall noch immer nicht voll in Betrieb.
Wie jetzt mit diesem Vorarlberger Problem, mit diesem Endlager in der Schweiz umgegangen wird, ist symptomatisch für die gesamte Antiatompolitik, insbesondere eines Ministers, der außer Briefe zu schreiben uns nur sagt, es sei nie irgendwo eine endgültige Entscheidung gefallen, der also zu diesem Thema eigentlich nichts beizutragen hat. (Beifall bei den Grünen. – Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Stimmt ja nicht!)
Das, was Sie heute in Ihrem Antrag beschließen wollen, ist im Grunde eine Beruhigungstablette, hat überhaupt keine inhaltliche Schärfe. Das Wichtigste fehlt, nämlich ein klares Nein zu einem Endlager in der Schweiz in Grenznähe. Ich denke, das ist doch das Mindeste, was sich die Vorarlberger Bevölkerung von uns erwarten kann, dass wir sagen, dass wir zumindest in Grenznähe kein Endlager wollen, denn wie kommt die Vorarlberger Bevölkerung dazu, diesem Risiko ausgesetzt zu sein. (Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn übernimmt den Vorsitz.)
Es fehlt auch ein zweiter sehr wichtiger Punkt: Die einzige Alternative zu dieser Problematik Endlager, nuklearer Abfall, Sicherheitsrisiko ist mittelfristig der Ausstieg aus der
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Atomenergie, und das kommt in Ihrem Regierungsantrag auch überhaupt nicht vor. (Beifall bei den Grünen.) Das Einzige, was Sie heute beschließen werden, ist, dass die Bundesregierung darum ersucht wird, sich dafür einzusetzen, dass Österreich im Verfahren eingebunden ist. Ich finde, das ist weitaus zu wenig.
Ich finde, es gibt auch Erklärungsbedarf, warum Sie gegen inhaltliche Positionen Ihrer eigenen Fraktionen im Vorarlberger Landtag stimmen. Das betrifft sowohl den Freiheitlichen Klub als auch die ÖVP. Diese haben ganz andere, sehr konkrete Vorstellungen, was wir beschließen sollten, was wir der Bundesregierung vorgeben sollten. Es gibt außerdem kein inhaltliches Argument, warum der österreichische Nationalrat nicht nein zu einem Endlager in Grenznähe sagen sollte.
Ich bitte um eine Erklärung dafür, warum dieser Antrag so windelweich ist. Ich hoffe nicht, dass es das ist, was ich mir denke: dass man zwar die Fahne der Antiatompolitik im eigenen Land hoch hält, dass man aber dann, wenn es um tatsächliche konkrete Arbeit, um tatsächliche klare Positionierungen gegenüber einem Nachbarland geht, schwach und angepasst agiert, um ja keine Konflikte, Auseinandersetzungen oder was auch immer zu provozieren.
Ich möchte daher den Antrag einbringen, den heute die Vorarlberger ÖVP, die Vorarlberger SPÖ, die Freiheitlichen Vorarlbergs und die Grünen gemeinsam beschließen werden.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Freundinnen und Freunde betreffend Klares Nein des Umweltministers zu Schweizer Endlager für Atommüll
Der Nationalrat möge beschließen:
Die Bundesregierung und insbesondere der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft werden dringend aufgefordert,
sich dafür einzusetzen, dass Österreich und insbesondere Vorarlberg im Begutachtungsverfahren über das geplante Endlager für radioaktive Abfälle in Benken/Schaffhausen tatsächlich volle Parteistellung erhält;
bei den Schweizer Regierungsstellen für ein klares Nein zu einem – nur 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt gelegenen – atomaren Endlager einzutreten, für das es keine generelle Sicherheitsgarantie geben kann und in diesem Zusammenhang die Anti-Atom-Position Österreichs hervorzuheben, um damit deutlich zu machen, dass der Ausstieg aus der Kernenergie der einzig gangbare Weg ist.
*****
Wenn Sie gegen diesen Antrag stimmen, dann frage ich mich wirklich, was Ihre Anti-Atom-Position ist. Was tut da wirklich weh? Volle Parteistellung, ein klares Nein zu einem grenznahen Endlager und klarzumachen, dass der Ausstieg aus der Atomenergie der einzig gangbare Weg ist. Erklären Sie mir einmal, warum Sie das heute ablehnen. Diese Erklärung würde mich wirklich freuen. (Beifall bei den Grünen.)
Wir haben für diese Gelegenheit auch noch einen zweiten Antrag vorbereitet. Es geht um eine Anti-Atom-Offensive in unseren Nachbarstaaten, wo ich den Umweltminister gerne ein bisschen zu Aktivität verführen möchte (Heiterkeit bei der ÖVP – Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Oh! – Abg. Hornek: Oho!), nämlich dass er insbesondere den mittel- und osteuropäischen Nachbarstaaten, die jetzt konkrete Ausbaupläne haben, in irgendeiner Form deutlich macht, dass es Alternativen geben muss, und das nicht
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durch simples Briefeschreiben einfach unter den Teppich kehrt. – Danke sehr. (Beifall bei den Grünen.)
13.02
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Der von Frau Abgeordneter Glawischnig verlesene Entschließungsantrag der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klares Nein des Umweltministers zu Schweizer Endlager für Atommüll ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.
Der
Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klares
Nein des Umweltministers zu Schweizer Endlager für Atommüll
eingebracht
im Zuge der Debatte über den Bericht des Umweltausschusses über den Antrag
720/A(E) der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Klaus Wittauer, Kolleginnen und
Kollegen betreffend die weitere Vorgangsweise Österreichs zum
Entsorgungsnachweis hinsichtlich der Endlagerung abgebrannter Brennelemente und
radioaktiver Abfälle in der Schweiz (1175 d.B.)
Die
Schweiz plant die Errichtung eines Endlagers für radioaktive Abfälle. Neben dem
Erbringen eines vom schweizerischen Bundesrat geforderten Entsorgungsnachweises
(Nachweis, dass die langfristige und sichere Beseitigung dieser Abfälle in der
Schweiz möglich ist) hat auch die Suche einem Standort für den Atommüll
begonnen. Ein möglicher Ort für das atomares Endlager ist Benken in
unmittelbarer Nähe von Schaffhausen und somit nicht weit von Vorarlberg
entfernt. In Benken wurde bereits eine Sondierbohrung vorgenommen. Das
gelagerte Material müsste mindestens 100 000 Jahre sicher lagern. Es
liegt auf der Hand, dass es für die Endlagerung radioaktiver Abfälle keine
generelle Sicherheitsgarantie geben kann. Der Ausstieg aus der Kernenergie ist
aus deshalb der einzig gangbare
Weg. Trotzdem bringen Bundesregierung und Umweltminister kein klares Nein zum
geplanten Atomlager über die Lippen. Sie ignorieren damit auch die Position der
Vorarlberger ÖVP, die gemeinsam mit den anderen Fraktionen im Vorarlberger
Landtag per Resolutionsantrag Anfang Dezember ein klares Nein zum
Atommüll-Lager beschließen werden, wie dies auch in diesem Antrag formuliert
ist.
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der
Nationalrat wolle beschließen:
Die
Bundesregierung und insbesondere der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft werden dringend aufgefordert
sich
dafür einzusetzen, dass Österreich und insbesondere Vorarlberg im Begutachtungsverfahren
über das geplante Endlager für radioaktive Abfälle in Benken/Schaffhausen
tatsächlich volle Parteistellung analog zu den schweizerischen und deutschen
Behörden erhält;
bei den Schweizer Regierungsstellen für ein klares Nein zu einem – nur 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt gelegenen – atomaren Endlager einzutreten, für das es keine generelle Sicherheitsgarantie geben kann und in diesem Zusammen-
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hang die Anti-Atom-Position Österreichs
hervorzuheben, um damit deutlich zu machen, dass der Ausstieg aus der
Kernenergie der einzig gangbare Weg ist.
*****
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Der Entschließungsantrag der Abgeordneten Glawischnig betreffend Offensive von Bundeskanzler und Umweltminister gegen Atomausbaupläne an Österreichs Grenze wurde gemäß § 53 Abs. 4 der Geschäftsordnung an die Abgeordneten verteilt, ist ausreichend erläutert, unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.
Der
Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Offensive
von Bundeskanzler und Umweltminister gegen Atomausbaupläne an Österreichs Grenze
eingebracht
im Zuge der Debatte über den Bericht des Umweltausschusses über den Antrag
720/A(E) der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Klaus Wittauer, Kolleginnen und
Kollegen betreffend die weitere Vorgangsweise Österreichs zum
Entsorgungsnachweis hinsichtlich der Endlagerung abgebrannter Brennelemente und
radioaktiver Abfälle in der Schweiz (1175 d.B.)
Europa
steht vor einer Renaissance der Atomkraft. In zahlreichen Staaten der EU-25
wird der Neu- und Fertigbau von AKW überlegt bzw. die Laufzeitverlängerungen bestehenden
AKW geplant. In Finnland wurde vor wenigen Wochen mit dem Bau eines neuen AKW
begonnen und in Österreichs
Nachbarländern gibt es zahlreiche Pläne für den Neubau, die Fertigstellung oder
die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Es handelt sich um Projekte in
Ungarn (AKW Paks), Slowakei (AKW Mochovce), Slowenien (AKW Krško), Tschechien (AKW Temelín) sowie Bulgarien
und Rumänien.
Die
Bundesregierung übt sich in Beschwichtigungen, anstatt durch eine offensive
Anti-Atom-Politik rechtzeitig zu reagieren. Bundeskanzler und Umweltminister
müssen frühzeitig und das heißt ab sofort Initiativen setzen und Tschechien,
der Slowakei, Ungarn und Slowenien Unterstützung für Alternativen zur Atomkraft
anbieten. Auf die Ausbauoffensive in den neunziger Jahren (Temelín, Mochovce)
wurde viel zu spät reagiert. Dieser Fehler droht nun ein zweites Mal.
Bezeichnend für das mangelnde anti-atom-politische Engagement von
Bundesregierung und Umweltminister ist auch, dass im aktuellen Weißbuch der
Bundesregierung zur österreichischen EU-Präsidentschaft 2006 die
Anti-Atompolitik schlicht nicht vorkommt.
Folgenden
konkreten Atom-Projekte drohen in den kommenden Jahren:
Finnland:
Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wird in Westeuropa wieder ein Atomkraftwerk
gebaut. In der Atomanlage Olkiluoto im Osten Finnlands wurde im September 2005
der Grundstein für den weltweit ersten Reaktor des neuen Druckwassertyps EPR
gelegt. Der mit deutscher Beteiligung errichtete Meiler Olkiluoto 3 soll
drei Milliarden Euro kosten und im Jahr 2009 ans Netz gehen. Der
französische Atomkonzern Areva, der den Europäischen Druckwasserreaktor in
einem Konsortium mit Siemens errichtet, hofft auf Folgeaufträge aus den USA,
China, Finnland und Frankreich. Ein zweiter EPR soll ab 2007 im französischen
Flamanville in der Normandie entstehen. Der EPR gilt als Modell für die
Erneuerung des großen französischen AKW-Parks aus 58 Reaktoren.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 90 |
Ungarn:
Die Laufzeit des ungarischen AKW Paks (180 km östlich der österreichischen
Grenze) soll um 20 Jahre verlängert werden und bis 2037 in Betrieb
bleiben. Die vier bestehenden Blöcke wurden 1983-1987 in Betrieb genommen.
Derzeit läuft für die Laufzeitverlängerung eine Umweltverträglichkeitsprüfung
(UVP). Das AKW Paks hat grobe Sicherheitsmängel. Paks ist ein sowjetischer
Druckwasserreaktor mit einer Reihe von Konstruktionsmängeln. Es fehlt ein
Volldruck-Containment, das bei einem Unfall den Austritt von Radioaktivität
verhindern soll. Im April 2003 kam es in Paks zu einem schweren Störfall.
Während eines Reinigungsvorganges kam es zur Beschädigung von
30 Brennelementen, radioaktives Gas wurde freigesetzt. Es war dies der
schwerste Atom-Unfall in Osteuropa seit Tschernobyl. Die Ursachen für den
Störfall sind bis heute ungeklärt.
Tschechien:
Die schweren Sicherheitsmängel in Temelín (100 km nördlich von Linz) sind
bis heute nicht behoben, trotzdem wird am Standort Temelín der Bau zweier weiterer
AKW überlegt. Konkretere Angaben zu neuen Atomplänen soll es bis Ende 2005
geben. Neue atomare Kapazitäten sieht auch die Konzeption der tschechischen
Energiepolitik bis 2030 vor, welche die Prager Regierung im vergangenen Jahr
gebilligt hatte. Das AKW Temelín ist das wohl deutlichste Symbols des Versagens
der Anti-Atompolitik der Bundesregierung. Keines der zahlreichen Versprechen,
die der Bundeskanzler im Jahr 2001 ganzseitig in österreichischen
Tageszeitungen inserieren ließ wurde eingehalten. Die im so genannten
Melker-Prozess in Form eines Staatsvertrages zwischen Österreich und
Tschechien vereinbarte Behebung der Sicherheitsmängel ist bis heute nicht
erfolgt. Trotzdem hat Temelín im Herbst 2004 bereits den kommerziellen
Betrieb aufgenommen – auch das ein Bruch des Melker Abkommens. Schließlich
gelang es BK Schüssel – entgegen seinen Ankündigungen – nicht, das
Melker Abkommen in den EU-Beitrittsvertrag Tschechiens zu verankern, die
Einhaltung des Abkommens ist daher nicht vor dem EuGH einklagbar. Obwohl BM
Pröll seit Jänner 2004 per Nationalratsbeschluss zu Stilllegungsverhandlungen
mit Tschechien beauftragt ist, hat er bis heute keine Verhandlungsinitiative
gesetzt.
Slowenien:
In Slowenien haben die Betreiber des AKW Krško (70 km südlich der österreichischen Grenze) angesichts des
steigenden Stromverbrauchs vor kurzem dem Bau eines zweiten AKW das Wort
geredet. Der slowenische Stromverbrauch werde ab 2014 nicht mehr durch
alternative Energiequellen zu decken sein, weswegen die Laufzeit von Krško verlängert und mit den Planungen für ein
weiteres AKW begonnen werden müsse. Krško wurde Anfang der 1980er Jahre in Betrieb genommen und gilt als
erdbebengefährdet. Bei einem Gespräch von Eva Glawischnig mit dem slowenischen
Botschafter Ende September in Wien wurde versichert, es sei bisher keine
Entscheidung gefallen. Durch den steigenden Stromverbrauch werde Slowenien aber
ab. 2014 „ein Problem“ haben. Es müsste über den Bau neuer Kraftwerke
nachgedacht werden. Dies könnte Wasserkraft, Gaskraftwerke oder Atomkraftwerke
sein. Eine österreichische Unterstützung bei der Suche nach Alternativen sei
wünschenswert.
Slowakei:
Am Standort Mochovce sind seit 1999 zwei AKW-Blöcke in Betrieb, 150 km
östlich von Wien. Die AKW vom Typ „WWER-440/213“ haben keine Schutzhülle und
gelten als extrem unsicher. Die ursprünglich geplanten und zum Teil bereits
errichteten Blöcke 3 und 4 wurden aus Geldmangel nicht fertig gestellt.
Mit der Übernahme des slowakischen Energiekonzerns SE durch die italienische
ENEL sollen sie nun fertig gebaut werden. Eine Machbarkeitsstudie soll bis
Ende 2006 vorliegen, mit dem Fertigbau soll ab 2008 begonnen werden. Die
ursprüngliche Baubewilligung stammt aus den Achtziger Jahren. Die Slowakei
steht daher auf dem Standpunkt, dass es für den Fertigbau keines
UVP-Verfahrens bedürfe.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 91 |
Bulgarien,
Rumänien: Drei neue AKW In Bulgarien sollen am Standort Belene zwei neue
Reaktoren (Typ WWR 1000; selber Typ wie Temelín) errichtet werden. In Rumänien
ist am Standort Cernavoda ein drittes AKW in Planung.
Deutschland:
Das unsichere bayrische AKW Isar 1 stellt eine unmittelbare Bedrohung für
Österreich dar. Es gegen Flugzeugabstürze nicht gesichert und liegt in der Nähe
zum Flughafen München. Derzeit ist eine dritte Landebahn beim Flughafen München
in Planung, die das Risiko weiter erhöhen würde. Die Bundesregierung sollte
deshalb um eine grenzüberschreitende UVP einfordern. Isar 1 weist die
typischen Mängel eines Siedewasserreaktors auf. Dazu kommen mangelnde Sicherung
gegen Flugzeugabstürze, ein sehr kleiner Sicherheitsbehälter und
Materialermüdung. Von Anfang an galt Isar 1 als "atomare
Dreckschleuder". Im ersten Jahr gab es 20 Abschaltungen, und auch bei
späteren Störfällen wurde radioaktiver Dampf freigesetzt. Obwohl BM Pröll
bereits im Jänner 2004 per Nationalratsbeschluss dazu aufgefordert wurde, sich
für die Schließung jener AKW einzusetzen, für die keine ausreichende Sicherheit
gegenüber Terroranschlägen mit Flugzeugen gegeben ist, hat er dies bis heute
verabsäumt.
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der
Nationalrat wolle beschließen:
Die
Bundesregierung und insbesondere der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft werden dringend aufgefordert,
eine
außenpolitische Anti-Atom-Offensive zu starten und rasch Gipfeltreffen mit den
zuständigen Regierungsmitgliedern Ungarns, Sloweniens, Tschechiens, der
Slowakei und Deutschlands abzuhalten, um die Verwirklichung der drohenden
Atomprojekte zu verhindern und den europäischen Atomausstieg voranzutreiben;
betreffend
das ungarische AKW Paks gegenüber der ungarischen Regierung ein klares Nein zur
geplanten Laufzeitverlängerungen zu deponieren sowie die volle Berücksichtigung
der österreichischen Sicherheitsbedenken im laufenden UVP-Verfahren vehement
einzufordern;
betreffend
das slowenische AKW Krško rasch
mit dem slowenischen Energieminister zusammenzutreffen und seitens Österreich
volle Unterstützung bei der Entwicklung von Energiealternativen zur Atomkraft
anzubieten;
betreffend
das tschechische AKW Temelín umgehend und unter Einbindung der EU-Kommission
von der tschechischen Regierung die Behebung aller offenen Sicherheitsmängel
zu verlangen und endlich in Stilllegungsverhandlungen mit der tschechischen
Regierung einzutreten;
betreffend
das slowakische AKW Mochovce gegenüber der slowakischen Regierung klar gegen
den Fertigbau der Blöcke 3 und 4 aufzutreten und zu deponieren, dass für
den Fertigbau jedenfalls eine UVP notwendig ist;
betreffend
das deutsche AKW Isar 1 und die geplante dritte Landepiste am Flughafen
München bei der deutschen Regierung ein grenzüberschreitendes UVP-Verfahren einzufordern
und sich vehement für die Schließung des völlig unzureichend gegen Flugzeugabstürze
gesicherten AKW einzusetzen;
während
der österreichischen EU-Präsidentschaft für eine Reform des Euratom-Vertrages
und das Beenden der öffentlichen EU-Förderung der Atomindustrie voranzutreiben.
*****
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 92 |
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kopf.
13.03
Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Die Vorarlberger Bevölkerung ist zu Recht besorgt, weil als Folge der Schweizer Energiepolitik mit Atomkraftwerken, die dort betrieben werden, die Schweiz intensiv – um nicht zu sagen verzweifelt – auf der Suche nach einem Endlager für ihre Brennstäbe ist und auf die Idee gekommen ist, unter anderem einen Standort in Grenznähe zu Vorarlberg zu untersuchen, nämlich bei Schaffhausen, was die Bevölkerung natürlich mit großer Sorge erfüllt.
Die Vorarlberger Landespolitik ist geschlossen auf der Seite der Bevölkerung, diskutiert diesen Punkt auch und beschließt heute den von Frau Kollegin Glawischnig schon angesprochenen Antrag.
Wir, die Abgeordneten von ÖVP und FPÖ, haben diese Besorgnis der Vorarlberger Bevölkerung und der Politiker aufgenommen und in einen Antrag gegossen, der – wie auch der Vorarlberger Antrag – im Wesentlichen darauf abzielt, sowohl für die Bevölkerung als auch für die Regierung via Bundesregierung bei den Schweizern ein Parteistellungsrecht und damit eine offizielle Teilnahme am noch nicht einmal eröffneten Verfahren einzufordern, um verhindern zu können, dass für die Bevölkerung in Vorarlberg Schaden entsteht.
Ich danke auch den Kolleginnen und Kollegen
von der Sozialdemokratie. Sie haben unseren Antrag im Ausschuss unterstützt und
mit beschlossen. Es war einzig den Grünen vorbehalten, dieser Initiative der
beiden Regierungsparteien ihre Zustimmung zu versagen. Da erklären Sie mir
bitte einmal, warum Sie das getan haben. (Abg.
Dr. Glawischnig-Piesczek: Ja,
das habe ich gerade gemacht!)
Nur weil Sie es versäumt haben – ganz besonders du, liebe Frau Kollegin Mandak, die du dich hier offenbar nicht einmal ans Rednerpult wagst bei diesem Thema, weil du weißt, dass ihr Butter am Kopf habt; ihr habt dieses Thema schlicht und einfach verschlafen, der Vorarlberger Bevölkerung helfen zu wollen (Abg. Mandak: Ihr habt das doch verschlafen!) –, kommen Sie hinterher daher und wollen uns mit einem Antrag treiben, der sich ein bisschen vom anderen unterscheidet, und jetzt der Vorarlberger Bevölkerung weismachen, dass wir nicht alles tun würden zu ihrem Schutz. (Abg. Mandak: Ihr habt es verschlafen! – Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Der Vorarlberger Antrag lautet anders!) Das ist nichts anderes als billige Parteipolemik auf dem Rücken der Vorarlberger Bevölkerung. Das lehnen wir entschieden ab. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Wenn es Ihnen ernst gewesen wäre mit diesem Anliegen, dann hätten Sie vor dem Ausschuss – der Antrag war wochenlang vor dem Ausschuss bekannt – Kontakt mit uns aufnehmen und, wenn Ihnen etwas gefehlt hätte, mit uns über den Inhalt diskutieren können. Wir wären diskussionsbereit gewesen.
Nichts von dem haben Sie getan. Sie haben, für mich völlig überraschend und ohne Vorwarnung, im Ausschuss den Antrag als einzige Fraktion dieses Hauses abgelehnt, und jetzt kommen Sie mit einem anderen Antrag daher (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das ist der Vorarlberger Antrag!) und wollen der Vorarlberger Bevölkerung weismachen, das, was Sie hier tun, sei besser als das, was drei Parteien in diesem Haus für die Bevölkerung schon getan haben, nämlich ein deutliches Signal an die Schweizer zu senden: Liebe Schweizer, so nicht! (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Aber das steht nicht drinnen im Antrag!)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 93 |
Das, was jetzt entsteht, ist genau das Gegenteil davon. Jetzt wird das Bild der Uneinigkeit dieses Hauses in die Schweiz transportiert. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Sie können unserem Antrag zustimmen!) Und daran ist niemand anderer schuld als Sie. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wattaul: Billige Polemik!)
13.07
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Krainer. Ich erteile es ihm.
13.07
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir stimmen dem vorliegenden Antrag zu, auch wenn wir uns deutlichere Worte wünschen könnten. Wir haben aber auch kein Problem, gemeinsam mit den Grünen, den Freiheitlichen und der ÖVP einen weitergehenden Antrag hier zu beschließen. Ich kann das jetzt noch nicht sagen, weil ich ihn noch nicht habe, denn er wird erst verteilt, aber ich habe prinzipiell überhaupt kein Problem damit.
Ich muss allerdings auch gleich sagen, dass wir leider die Erfahrung gemacht haben, wie die ÖVP in der Praxis mit der Atompolitik umgeht, nämlich dass sie – so ist mein Erleben – immer nur aus parteitaktischen oder populistischen Gründen gegen die Atomkraft auftritt, aber zum Beispiel im Europäischen Parlament die Abgeordneten der ÖVP immer wieder für die Interessen der Atomlobby stimmen.
Ein besonders trauriges Beispiel für das Doppelspiel der ÖVP, was die Atomkraft betrifft, ist Temelín. (Abg. Kopf: Was du jetzt machst, ist ein Doppelspiel!) Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben gleich gesagt, dass wir das Melker Protokoll nicht für das Papier wert halten, auf dem es geschrieben ist, sondern nur für ein Placebo halten. Sie, Herr Minister, haben gesagt: Erstens: Temelín wird dadurch sicherer. Zweitens: Der Melker Vertrag wird Teil des Beitrittsvertrages mit Tschechien. Drittens: Der Vertrag und damit die Verbesserungen bei der Sicherheit werden einklagbar sein. Und viertens: Temelín wird erst dann in einen Dauerbetrieb gehen, wenn alle Sicherheitsbedenken ausgeräumt sind.
Was ist davon übrig geblieben? – Erstens: Es ist nicht Teil des Beitrittsvertrages. Zweitens: Es ist damit auch nicht einklagbar vor dem Europäischen Gerichtshof. Drittens: Temelín ist um keinen Deut sicherer geworden. Viertens: Temelín ist in Dauerbetrieb gegangen (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Es ist noch nicht im Dauerbetrieb!), obwohl es keinerlei Verbesserung bei der Sicherheit gegeben hat. Es ist in Wahrheit nichts übrig geblieben von Ihrer Ankündigungspolitik.
Jetzt liegt mir ganz aktuell ein Bericht vom gestrigen bilateralen Nuklearexpertentreffen mit Tschechien vor, aus dem hervorgeht, dass trotz des Ersuchens der Vertreter von Oberösterreich und Burgenland keinerlei Aufforderung an die tschechische Seite ergangen ist, die nach wie vor vorhandenen Sicherheitsdefizite zu beheben – hört, hört! –, der österreichische Endbericht zum Melker Prozess der tschechischen Seite lediglich formlos überreicht wurde und das Fortbestehen der schwer wiegenden Sicherheitsmängel, wie im Rahmen des Berichtes eindeutig belegt, nicht angesprochen wurde und sich darüber hinaus die österreichische Delegationsleitung mehrmals deutlich von den Stellungnahmen der beiden Bundesländervertreter distanziert hat. – Also so schaut dann in der Realität hinter verschlossenen Türen der Umgang der ÖVP und der Vertreter der ÖVP mit der Atomkraft aus.
Sie haben auf Grund des Melker Vertrages die Möglichkeit, hier klarer zu protestieren und auch zu handeln und dagegen Einspruch zu erheben, dass es einen Dauerbetrieb
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 94 |
gibt. Sie behaupten ja, es wäre noch nicht im Dauerbetrieb. Sie haben die Möglichkeit, und wir erwarten uns, dass Sie hier handeln. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
13.09
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wittauer. – Bitte.
13.10
Abgeordneter
Klaus Wittauer (Freiheitliche): Herr
Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Abgeordneter Krainer kann es einfach
nicht lassen. Es ist bei den Ausschüssen so: Hundertmal wird eine Erklärung abgegeben, und dann zitiert
er aus irgendwelchen Berichten oder sonst irgendwelche Dinge, die
wahrscheinlich sogar aus dem Zusammenhang gerissen worden sind.
Minister Pröll
hat im Ausschuss ganz klar Antworten gegeben, aber Sie wollen sie nicht hören,
Sie wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen (Bundesminister
Dipl.-Ing. Pröll: Er hört nicht zu!), sondern Sie machen da Parteipolitik, die auf dem Rücken
der Österreicher ausgetragen wird. (Abg.
Dr. Glawischnig-Piesczek: Es
geht um ein Endlager!)
Frau Abgeordnete
Glawischnig! Da Sie die Frage der Sicherheit ansprechen: Erstens einmal hat es
immer Parteienkonsens gegeben in der Antiatompolitik. Den haben Sie verlassen.
Und wenn ich die Sicherheit für Österreich hernehme, dann muss ich sagen, in
dem Entschließungsantrag steht drinnen: „auf Basis des Expertengutachten alle
erforderlichen Schritte zu unternehmen, um allfällige Gefahren für Österreich
abzuwenden“. Das ist weiter reichend als Ihre 100 Kilometer. Unter
Umständen kommen unsere Experten zu dem Ergebnis, dass 100 Kilometer gar
nicht reichen.
Und jetzt kommt
noch etwas erschwerend dazu, das haben Sie vergessen. Beim Ausschuss ist eine
Abgeordnete von Ihnen sogar so weit gegangen, der österreichischen
Bundesregierung zu unterstellen, dass wir ein Schweizer Endlager wegen
Seibersdorf unterstützen, damit wir den eigenen radioaktiven Müll entsorgen
können. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ja, sicher! Das
ist es doch!) Wissen Sie was? Ich schäme mich hin und wieder dafür, dass
Sie da heraußen Antiatompolitik mit großem Fragezeichen betreiben und nicht diese
Bundesregierung in ihren Bemühungen unterstützen, für die Sicherheit
Österreichs zu sorgen.
Und wenn ich die
vielen Zuhörer da anschaue, hoffe ich, sie bilden sich eine Meinung darüber,
wie Sie Politik für die Zukunft verstehen. Wir machen Politik für die Zukunft,
Frau Abgeordnete. (Beifall bei den
Freiheitlichen. – Abg.
Dr. Glawischnig-Piesczek: Sagen
Sie mir inhaltlich, warum Sie kein klares Nein zum Atomendlager sagen!)
13.12
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Von der Regierungsbank aus zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll. – Bitte.
13.12
Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Hohes Haus! Ich bin sehr froh darüber, dass wir heute mit
diesem Antrag die Möglichkeit haben, einmal mehr über die Frage des
Antiatomkurses der österreichischen Bundesregierung und auch dieses Hauses zu
diskutieren.
Wir haben in der
Vergangenheit – und wir werden das auch in Zukunft tun – in dieser
Frage der Bewertung der Atomkraft als Energiequelle für die Zukunft einen
klaren Standpunkt eingenommen. Egal, wer wo in Europa auf Atomkraft setzt,
findet nicht unsere Unterstützung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 95 |
In allen
Ratsformationen in der Europäischen Union, auch dort, wo ich Verantwortung
trage, im Umweltministerrat, sind wir jenes Land, das einen klaren Standpunkt
einnimmt, während andere Vertreter von Nachbarländern auch in den letzten
Jahren diesen Standpunkt oftmals nicht eingenommen haben, obwohl sie auf Grund
ihrer Ausrichtung eigentlich dazu prädestiniert gewesen wären, meine sehr
geehrten Damen und Herren.
Jetzt zurück zu
dem Thema, das auch Frau Abgeordnete Glawischnig angesprochen hat. Ja, wir sind
gegen grenznahe Atomkraftwerke, wir sind gegen die Renaissance der Atomkraft in
Europa. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Was machen Sie
dagegen? Das ist geheim!) Aber, Frau Abgeordnete Glawischnig, Sie wissen
auch ganz genau, dass wir beim Beitritt zur Europäischen Union 1995 sehr
beharrlich darauf gedrängt haben, dass die Energiebewirtschaftung nationale
Verantwortung bleibt. Und warum? – Weil wir nicht wollten und auch in
Zukunft nicht wollen, dass jemand anderer in Europa über Energiestandorte und
Energiequellen in Österreich entscheiden kann. Wenn das aber so ist – und
das ist ein großer Erfolg; wir können damit über unsere Energieversorgung
selbst entscheiden –, dann müssen wir auch akzeptieren, dass andere Nationalstaaten
über ihre Energiequellen ebenfalls selbst entscheiden.
Es ist richtig
und wichtig – das ist es, was wir tun können, und das ist auch die Verantwortung
der Bundesregierung –, klarzumachen, dass wir uns bei Laufzeitverlängerungen,
dass wir uns in der Frage der Neuplanung und Neuerrichtung mit allen
bilateralen und multilateralen Verträgen dafür einsetzen werden, dass solche
Projekte in Europa nicht verwirklicht werden können, meine sehr
geehrten Damen und Herren.
Jetzt zu dem
eigentlichen Thema, zur Frage eines Endlagers oder einer Vorauswahl für ein
Endlager hinsichtlich radioaktiver Abfälle in der Schweiz. Die Schweiz hat in
der Vergangenheit auf Atomkraft gesetzt und muss jetzt auch ihren gesetzlichen
Vorgaben entsprechend – und die Behörden tun das derzeit –
hinsichtlich der Entsorgung, der Endlagerung einen Entsorgungsnachweis führen.
Das heißt, sie muss alle möglichen Standorte austesten, wo denn überhaupt in
der Schweiz ein Endlager für radioaktive Abfälle möglich wäre.
Da Sie, sehr
geehrte Frau Abgeordnete Glawischnig, gemeint haben, die Regierung hätte in
dieser Frage geschlafen und nichts getan: Lange bevor Sie wach geworden sind zu
diesem Thema, nämlich am 7. Juli, habe ich schon mit dem Umweltminister
aus der Schweiz, mit Moritz Leuenberger, sehr, sehr intensiv darüber
diskutiert, wie wir im bilateralen Verhältnis unsere Stimme möglichst gut
abgesichert einbringen können. Er hat mir damals zugesichert, dass wir
natürlich im ganzen Auswahlverfahren mit eingebunden sein werden. Und so läuft
zwischen 13. September und 12. Dezember dieses Jahres nun ein
Bürgerbeteiligungsverfahren. Wir – Österreich und das Land
Vorarlberg – haben in den letzten Monaten und Jahren mit dem
Nuklearinformationsabkommen als Basis mit sehr vielen Experten schon mit der
Schweiz diskutiert und werden uns natürlich mit unseren Bedenken, mit unserer
Position der Ablehnung der Atomkraft und auch von Endlagern einbringen. Aber
das muss wissenschaftlich gestützt sein, und wir werden mit einem
Fachgutachten des Umweltbundesamtes Anfang Dezember die Pläne in der Schweiz
klar bewerten und unsere Pläne und unsere Argumente vorbringen.
Das ist
vorsorgende, zielgerichtete Antiatompolitik, wie wir sie verstehen. Populismus
hat dort nichts verloren. Populismus führt dazu, dass die Schweiz alles tun
wird, um uns draußen zu halten. Gespräche und Verhandlungen – auch wenn
Sie so oft sagen, es würden nur Briefe hin und her geschrieben –, das ist
der richtige Weg in Europa, um gemeinsam voranzukommen.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 96 |
Unsere Position ist
klar: Wir wollen keine Atomkraft, keine neuen Kraftwerke, keine
Laufzeitverlängerung, und wir sind auch sehr kritisch, was Pläne hinsichtlich
der grenznahen Deponierung radioaktiver Abfälle betrifft.
Das ist unsere
Position. Wir werden, wissenschaftlich untermauert, diese Position auch
gegenüber der Schweiz klar und deutlich beziehen. (Beifall bei der ÖVP und
den Freiheitlichen.)
13.17
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Sieber. – Bitte.
13.17
Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister!
Hohes Haus! Wir haben bei diesem Thema seit jenem unseligen Bau von Zwentendorf
und dem darauf folgenden negativen Volksentscheid in diesem Haus immer Einigkeit
gezeigt. Unzählige Entschließungsanträge, unzählige einstimmige Ausschussfeststellungen zeugen von der
klaren Haltung, die dieses Haus zum Thema Atompolitik immer eingenommen hat.
Deshalb, meine
Damen und Herren, vor allem von den Grünen, verstehe ich nicht, warum Sie bei
dieser Frage des Endlagers in Schaffhausen nun anscheinend diesen Weg der
Einstimmigkeit verlassen wollen. Ich bedaure das zutiefst. Man hat hier die
Vermutung, dass Sie offenbar über eigenes Versagen, eigenes Versäumen hinwegtäuschen
wollen. (Abg. Kopf: Das könnte wohl so sein!)
Denn was ist
Faktum? – Unser Minister hat schon festgestellt, dass er bereits am
7. Juli Gespräche geführt hat. Es wurde am 17. September eine
offizielle Veranstaltung der Schweizer Behörden abgehalten, und bereits am
6. Oktober hat die Vorarlberger ÖVP einen Antrag im Landtag eingebracht,
der dann wohl von den Grünen mitgetragen wurde, aber er wurde von der
Vorarlberger ÖVP eingebracht. Und auf Bundesebene wurde am 19. Oktober,
wiederum von der Volkspartei, ein Antrag eingebracht.
Wo waren die
Initiativen der Grünen? – Am heutigen Tag bemühen Sie sich, dazu auch
einen Antrag einzubringen, der gleichlautend mit jenem der Vorarlberger
Landesregierung ist, aber man kann doch mit gutem Recht behaupten, dass Sie
die Entwicklungen hier wirklich verschlafen haben. Vielleicht ist das damit zu
erklären, dass Sie in der jüngeren Vergangenheit einen Bundesparteitag
abgeführt haben, bei dem – und dazu möchte ich Ihnen schon
gratulieren – Sie etwas wirklich Großartiges gemacht haben, indem Sie die
Vorarlberger Grün-Abgeordnete auf den dritten Platz nominiert haben. Ich möchte
über die Parteigrenzen hinweg der Kollegin Mandak zu dieser Entscheidung
gratulieren, und ich möchte auch der Klubführung wirklich gratulieren, dass sie
eine Vorarlbergerin so gut platziert hat.
Ich möchte Sie aber ganz eindringlich
bitten, dass Sie unseren Antrag einstimmig mittragen, damit wir gegenüber der
Schweiz mit einer deutlichen Stimme sprechen. Bitte, gehen Sie in sich und
nehmen Sie die Interessen der Vorarlberger Bevölkerung, der österreichischen
Bevölkerung wahr! (Beifall bei der ÖVP.)
13.20
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Bauer. – Bitte.
13.20
Abgeordneter Dkfm. Dr. Hannes Bauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass die Frage der Atomenergie, das Schweizer Endlager, nicht nur die aktuelle Diskussion
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 97 |
bestimmt, sondern in Wirklichkeit in einem größeren Rahmen zu sehen ist. Auf Grund des steigenden Energiebedarfs, auf Grund notwendiger Schließungen ist tatsächlich eine Renaissance der Atomenergie in Europa feststellbar. Wir reden von etwa 600 000 Megawatt, die in Europa bis zum Jahr 2020 gebraucht werden; davon in Österreich etwa 3 000 Megawatt. Das bedeutet, dass wir – wenn etwa 1 000 Megawatt pro Kraftwerk gerechnet werden – 600 Kraftwerke brauchen.
Während viele Länder große Ausbaupläne haben, setzt sich Österreich ganz vehement gegen die Atomenergie ein – und das aus gutem Grund. Jeder von uns hat schon seine Position bei vielen Veranstaltungen dargelegt. Meiner Meinung nach wäre es sehr wichtig, dass man eine Energiepolitik an den Tag legt, die beweist und schlüssig nachvollziehbar macht, dass auch ohne Atomenergie eine volle Energieversorgung möglich ist. Und solange dieser Beweis nicht geliefert wird oder dieser Ansatz nicht gewählt wird und solange man mit vielen Atomstromimporten – auch in Österreich – konfrontiert ist, wird es keine Glaubwürdigkeit über die Grenzen hinweg geben.
Daher ist es für mich das Allerwichtigste, ein Energieszenario zu entwickeln, in dem auf Grund vieler Energiekombinationen eine Versorgung für die Zukunft gesichert ist. Geschieht dies nicht, wird man immer den einfacheren Weg gehen, nämlich die Laufzeit eines Atomkraftwerkes zu verlängern oder eines zu errichten. Es gibt diesbezüglich viele Pläne in Europa, und selbst die Schweiz möchte die Anzahl der Atomkraftwerke von fünf auf zehn erhöhen, was also einer Verdoppelung ihres Kraftwerksbestandes gleichkommt. Und das, geschätzte Damen und Herren, ist ein bedrohliches Szenario. Wir müssen überzeugender werden.
Der Auftrag an den Herrn Bundesminister
lautet daher, in diesem Europa dafür zu werben, dass auf Grund von
Kombinationen unterschiedlicher Energieträger ein Ausstieg aus der Atomenergie
möglich erscheint. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ.)
13.23
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mandak. – Bitte.
13.23
Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Lieber Kollege Karlheinz Kopf, du hast diese Wortmeldung mit deinen Aussagen provoziert. Du hast von billiger Parteipolemik gesprochen, was es absolut nicht ist. Man kann mir vorwerfen, dass ich bei Themen geschlafen habe, aber bei diesem sicher nicht.
Minister Pröll hat davon gesprochen, dass
er am 7. Juli ein Gespräch mit dem Schweizer Minister gehabt hat. Daher
möchte ich in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass ich am
22. November 2001 – 2001! – eine Pressekonferenz mit Raimund
Kamm, einem Anti-AKW-Experten aus Deutschland, gemacht habe, bei der wir die
Problematik der Zwischenlager in Deutschland und das Endlager in Benken thematisiert
haben. (Abg. Mag. Molterer: Der Erfolg war durchschlagend!) Das
war auch schon im Jahr 2001 Thema. Das haben wir alle gewusst. (Beifall
bei den Grünen.)
Genau in diese Richtung geht unsere Kritik,
dass in dieser Zeit geschlafen worden ist. Ich habe Telefonate geführt. (Zwischenbemerkung
von Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll.) – Selbstverständlich,
Herr Minister. Dann haben Sie es nicht ernst genug genommen, seien Sie mir
nicht böse. Ich habe damals mit Wien, mit dem Ministerium telefoniert. Da hat es
geheißen, man wisse schon, dass das im Laufen ist, aber das sei nicht so
gravierend und man habe alles im Griff. (Abg. Neudeck: Mit wem
telefonieren Sie im Schlaf?)
Es geht doch in dieser Frage nicht nur darum, wie differenziert man Stellung bezieht, sondern es geht um ein ganz klares Nein zu einem Atomendlager in der Schweiz und
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 98 |
an der österreichischen Grenze. Und dieses ganz klare Nein ist in der Vehemenz nie gekommen. Wir haben es eingefordert, aber Sie haben es leider nicht gegeben.
Zu Ihrem Antrag: Ich finde es eigenartig,
dass Sie, so wie Sie es angekündigt haben, dem Antrag nicht zustimmen werden,
den all Ihre Kolleginnen und Kollegen in Vorarlberg unterstützen. (Zwischenruf
des Abg. Kopf.) Das ist für mich nicht nachvollziehbar und, ich
denke mir, für die Leute in Österreich auch nicht.
Wenn Sie einen Antrag einbringen, in dem
steht – ich zitiere aus dem Entschließungsantrag –, „dass Österreich
sich von Beginn an aktiv und in vollem Umfang“ in die Diskussion um die
Schweizer Absichten eingebracht hat, dann kann ich diesem Antrag nicht
zustimmen, weil das nicht stimmt. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.)
Weiters schreiben Sie in diesem Antrag: Die
Bundesregierung soll „weiterhin mit Nachdruck alle zu Gebote stehenden Mittel
einsetzen, um die österreichischen Interessen zum Schutz der Umwelt und der
Bevölkerung zu vertreten“. Da kann ich leider auch nicht mitstimmen, weil Sie
es nicht tun, sonst wären Sie Grüne, wenn Sie das täten. (Abg. Kopf: Hätten
Sie mir das nicht vor dem Ausschuss sagen können, dann hätten wir
gemeinsam ...? Das ist Parteipolemik!) Das ist doch klar, ihr seid
doch Profis und wisst genau, wenn solche Texte in einem Entschließungsantrag
stehen, ist es der Opposition unmöglich, so einem Antrag zuzustimmen. (Abg.
Dr. Rasinger: Billige Polemik!)
Kollegem Sieber danke ich sehr herzlich
für die Gratulation zum dritten Platz. – Danke. (Beifall bei den
Grünen.)
13.26
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schopf. – Bitte.
13.26
Abgeordneter Walter Schopf (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einige Vorredner haben bereits bei der Frage der Atomenergie erwähnt, dass die Schweiz im Endausbau insgesamt zehn Atomkraftwerke haben wird, obwohl – und das ist auch schon erwähnt worden – noch immer kein sicheres atomares Endlager vorhanden ist.
Die Schweizer Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle hat sich somit vor etlichen Jahren auf die Suche gemacht, und anscheinend – das wissen wir alle – sind sie fündig geworden. Es gibt die notwendigen Untersuchungen, die notwendigen Vorbereitungen dafür, dass dieses Endlager nahe der österreichischen Grenze errichtet wird.
Herr Minister, Sie haben gesagt, es wird – und das ist richtig – in wenigen Tagen, konkret am 12. Dezember dieses Jahres, ein Bürgerbeteiligungsverfahren, jedoch der Schweizer Bürgerinnen und Bürger, geben. Es ist noch immer nicht klar, in welcher Form sich die Bürger von Österreich und vor allem von Vorarlberg daran beteiligen werden können
Ich erinnere Sie daran, Herr Minister Pröll, dass es ein Nuklearinformationsabkommen zwischen der Republik Österreich und der Schweiz gibt, das letztendlich besagt, dass die österreichische Bevölkerung bei derartigen Maßnahmen, bei derartigen Initiativen eine Mitwirkungsmöglichkeit hat. Der Schweizer Energieminister, Herr Leuenberger, hat sich noch nicht ganz konkret geäußert, wie diese Mitwirkung ausschauen wird.
Meine Damen und Herren, ich als Mühlviertler Abgeordneter verstehe die Ängste der Vorarlbergerinnen und der Vorarlberger. Ich verstehe die Ängste aus dem Grund, weil wir im Mühlviertel ähnliche Befürchtungen haben. Herr Minister, ich fordere Sie auf, die
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Anliegen und Interessen der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger nicht mit derselben Laxheit zu vertreten wie die Anliegen und Interessen der Mühlviertlerinnen und Mühlviertler in den letzten Jahren. Zeigen Sie, bitte, mehr Engagement im Kampf gegen die gefährlichen Atomprojekte an unserer Grenze!
Ich ersuche Sie:
Nützen Sie auch die Präsidentschaft, um international endlich etwas im Sinne
der Österreicherinnen und Österreicher zu erreichen. – Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
13.29
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dobnigg. – Bitte.
13.29
Abgeordneter Karl Dobnigg (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es erfüllt mich – genau so wie viele meiner Vorrednerinnen und Vorredner – ebenfalls mit großer Sorge, dass es in Europa angesichts der steigenden Erdölpreise zu einer neuen Atomstromoffensive kommt. In Bulgarien, Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, in der Schweiz, in Finnland und neuerdings auch in Italien wird daran gedacht, den Betrieb bestehender und zum Teil überalterter Atomkraftwerke zu verlängern beziehungsweise überhaupt neue Atomkraftwerke zu errichten.
Besonders was die Atomkraftwerke im Grenzgebiet zu Österreich betrifft, ist die österreichische Bundesregierung seit Jahren leider nicht besonders aktiv; und ich stehe voll hinter der Vorarlberger Bevölkerung und für deren Schutz. Als steirischer Abgeordneter fordere ich auch verstärkte Aktivitäten insbesondere im Fall des an die Steiermark angrenzenden Slowenien, denn dort wird überlegt, neben dem AKW Krško noch ein zweites zu errichten.
Der Brief der slowenischen Regierung, in dem festgestellt wird, dass noch keine Entscheidung über die Verlängerung von Krško oder den Bau eines neuen AKW getroffen wurde, beweist, dass Slowenien nach wie vor nicht bereit ist, eine klare Nein-Entscheidung zu treffen, sowohl was die Verlängerung von Krško als auch den Bau eines neuen AKW betrifft. Darüber hinaus steht dieses Atomkraftwerk in Krško sogar auf einem Erdbeben gefährdeten Gebiet.
Ebenso bemüht sich Slowenien um ein radioaktives Zwischenlager. Acht slowenische Gemeinden sind als Standort im Gespräch, darunter auch eine Gemeinde sehr nahe an der steirischen Grenze. Die endgültige Entscheidung für diesen Standort soll bereits im Jahre 2007 fallen, wie für die Schweiz als Endlager im Jahr 2010. Es ist nicht mehr viel Zeit, Herr Bundesminister, zu handeln. Agieren müssen Sie vor den endgültigen Entscheidungen, danach ist es auf jeden Fall zu spät!
Ich vermisse auch den vehementen Einsatz der Bundesregierung und des Umweltministers beim Euratom-Vertrag. Die EU will nämlich in den kommenden fünf Jahren die Mittel für das Euratom-Programm um unglaubliche 130 Prozent von derzeit 1,35 auf 3,1 Milliarden € erhöhen. Passiert dies, so würde dies einen entscheidenden Impuls für den Ausbau der Atomkraft in Europa bedeuten. Damit dies nicht eintritt, muss von Seiten unserer Regierung alles unternommen werden. Dieses Vorhaben muss verhindert werden.
Werte Kolleginnen und Kollegen! Die SPÖ wird auch den beiden von den Grünen eingebrachten Anträgen zustimmen! Tschernobyl soll uns allen eine besondere Lehre und Mahnung sein. (Beifall bei der SPÖ.)
13.32
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 100 |
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. – Ich bitte die Damen und Herren Abgeordneten, Platz zu nehmen!
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 1175 der Beilagen angeschlossene Entschließung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit und damit angenommen. (E 154.)
Wir gelangen weiters zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klares Nein des Umweltministers zu Schweizer Endlager für Atommüll.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Es ist dies die Minderheit und damit abgelehnt. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das ist eine Schande! – Abg. Kopf: Es ist eine Schande, wie Sie sich aufführen!)
Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Offensive von Bundeskanzler und Umweltminister gegen Atomausbaupläne an Österreichs Grenze.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein entsprechendes Zeichen. – Es ist dies die Minderheit und damit abgelehnt.
Bericht des Umweltausschusses über die Regierungsvorlage (1147 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Personenkraftwagen-Verbraucherinformationsgesetz, das Abfallwirtschaftsgesetz 2002, das Emissionszertifikategesetz und das Immissionsschutzgesetz-Luft geändert werden (Umweltrechtsanpassungsgesetz 2005) (1176 d.B.)
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen zum 6. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Erster Debattenredner ist Herr Abgeordneter Krainer mit wunschgemäß 4 Minuten Redezeit. – Bitte.
13.34
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Umweltminister! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Feinstaubthema schafft es wieder in das Hohe Haus. Es gibt bereits eine Reihe von Studien, von Arbeiten, unter anderem auch vom Umweltbundesamt, das Ihnen untersteht, Herr Umweltminister, die sich mit der Feinstaubproblematik befasst haben und zwei wesentliche Dinge feststellen:
Erstens: Sie stellen fest, dass Feinstaub nicht nur ein lokales Problem ist, sondern ein überregionales Problem. Das Zweite betrifft die Feststellung, wo Feinstaub emittiert wird, nämlich an erster Stelle der Emission liegt die Industrie, an zweiter Stelle der Verkehr, wobei man da zwischen Lkw und Pkw unterscheiden muss, und an dritter Stelle der so genannten Off-road-Bereich, das heißt Baumaschinen, Traktoren und landwirtschaftliche Nutzmaschinen.
Was machen jetzt die Bundesländer? – Bis jetzt setzen sie im Rahmen des IG-L, wenn sie Maßnahmenpläne erarbeiten, dort an, wo der Feinstaub entsteht. Was macht nun
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die ÖVP mit dieser Novelle? – Sie betreibt reine Klientelpolitik. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Geh hör auf!) Da sagt zuerst der Umweltsprecher der ÖVP, der in seinem Zivilberuf Generalsekretär des Wirtschaftsbundes ist: Die Industrie muss raus aus dem Gesetz (Abg. Großruck: Was sind Sie im Zivilberuf?), Baumaschinen müssen raus aus dem Gesetz, Spediteure, der Lkw-Bereich müssen auch aus dem Gesetz. Dann sagt der Umweltminister, der im Zivilberuf Landwirtschaftsminister ist: Die Landwirtschaft muss raus aus dem Gesetz. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Landwirtschaftsminister ist ein Zivilberuf?) – Sie kommen auch noch dran!
Dann kommt Herr Gorbach und merkt, dass alles herausgestrichen wird und möchte auch ein bisschen etwas haben. Jetzt ist das BZÖ nur der sehr kleine Juniorpartner dieser Koalition und darf deswegen nicht viel, sondern nur ein bisschen machen. Er bekommt ein Vetorecht für Verkehrsmaßnahmen nach drei Monaten. (Abg. Wittauer: Das ist kein Vetorecht, sondern in drei Monaten muss eine Übereinstimmung herrschen!) Das ist die Klientelpolitik der ÖVP mit dem Anhängsel BZÖ – und dazu ein klares Nein von meiner Fraktion. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: Der einzige Posch hat es verstanden!)
Aber es kommt nicht nur ein klares Nein von den Sozialdemokraten dazu, sondern auch ein klares Nein der Länder, und zwar unabhängig davon, wer dort den Landeshauptmann stellt. Alle Umweltreferenten, quer durch alle Parteien, haben klar gesagt, dieses Gesetz fesselt uns, dieses Gesetz hindert uns daran, effektiv gegen den Feinstaub etwas zu machen. Die Länder wollen gemeinsam mit dem Bund und auch auf internationaler Ebene das Feinstaubproblem angehen und echte Lösungsvorschläge bringen. Und das, was Sie als Bundesminister machen, ist, dass Sie in Wirklichkeit die Länder fesseln, und das sehen wir auch so.
Sie behaupten immer und tun es wieder, Sie würden den Bundesländern neue und mehr Kompetenzen geben, damit sie gegen den Feinstaub etwas machen können. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Endlich verstanden, Herr Abgeordneter!) – Ja, ich habe es nicht nur verstanden, sondern ich habe es auch gelesen. Sie können Ihre eigene Regierungsvorlage anscheinend nicht lesen. Auf der Seite 8 steht dazu nämlich:
„Überdies setzt das IG-L einen relativ engen Rahmen, da nur rechtsgestaltende Maßnahmen im Rahmen der §§ 13 bis 16 aufgrund der bestehenden Bundeskompetenzen in einem Maßnahmenkatalog enthalten sein können; andere Bereiche von Maßnahmen werden von den Ländern und auch vom Bund zwar genützt, können aber im Rahmen des geltenden IG-L nicht dargestellt werden.“
Das steht in Ihrer Regierungsvorlage. Das Einzige, was Sie machen, ist, dass Sie Maßnahmen, die die Länder ohnehin setzen können und auch tun, wie Sie selbst schreiben, in die Verordnung für das IG-L schreiben. Das ist die einzige Erweiterung, die Sie sehen. Ich sage Ihnen eines: Die Menschen interessiert nicht, was in der Verordnung steht und ob in der Verordnung steht, was sonst auch gemacht werden würde, sondern die Menschen interessiert, dass die Politik – egal auf welcher Ebene – vernünftige Maßnahmen gegen den Feinstaub setzt, und die setzen Sie mit dieser Novelle überhaupt nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Sie tragen nicht die Verantwortung dafür, dass Feinstaub in Österreich entsteht, diese Verantwortung kann kein Einzelner tragen, aber Sie tragen die Verantwortung dafür, dass die Bundesländer in Zukunft nicht mehr effektiv gegen den Feinstaub vorgehen (Abg. Wittauer: Das ist ein Blödsinn!) und keine Maßnahmen mehr setzen können, die effektiv das Feinstaubproblem lösen. Sie tragen politisch dafür die Verantwortung, dass das in Zukunft nicht mehr geht, und zwar unabhängig davon, in welchem Bundesland,
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das gilt für alle neun Bundesländer. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Großruck: Er erzählt wieder Märchen!)
13.38
Präsident Dipl.-Ing.
Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter
Kopf. – Bitte. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll – in
Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Kopf –: Mach es
besser!)
13.38
Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Man kann natürlich als Oppositionspartei, so wie es Herr Kollege Krainer als Sprecher der Sozialdemokratischen Partei getan hat, seine Rolle so definieren, dass man nahezu in jedem Fall, bei jedem Gesetz und bei jedem Thema, das man hier diskutiert, die Oppositionsrolle einnimmt und alles für schlecht, alles für nichtig, alles für nicht zielführend erklärt und dazu auch noch den Regierenden mangelnden Willen oder sogar noch böse Absicht unterstellt. (Zwischenruf des Abg. Krainer.) So kann man seine Rolle selbstverständlich definieren.
Es bleibt Ihnen unbenommen, in dieser Rolle
zu verharren, statt sich mit den Dingen substantiell und differenziert
auseinander zu setzen. Wir tun lieber Letzteres: Wir setzen uns damit
auseinander und versuchen, sachgerechte Lösungen für tatsächlich vorhandene
Probleme – und das Feinstaubproblem ist leider ein tatsächlich vorhandenes –
zu finden. Das unterscheidet uns von Ihnen, das wird uns immer von Ihnen unterscheiden.
Gott sei Dank tut es das! Die Wählerinnen und Wähler werden sich auch ein Bild
davon machen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren, ich greife nur ein Beispiel aus diesem Gesetz heraus. So haben nun die Landeshauptleute die Möglichkeit, bei entsprechender Überschreitung von Grenzwerten den Verkehr derart einzudämmen, dass sie Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Straßen, für die eigentlich der Bund zuständig wäre, sprich: für Autobahnen und Schnellstraßen, einzuführen. Ich finde es richtig, dass der Landeshauptmann vor Ort sozusagen die Notfallkompetenz hat, dass er die Möglichkeit hat, in solch einem Fall raschest eine Maßnahme zu ergreifen.
Aber der Verkehrsminister hat eine übergeordnete Verantwortung für den Verkehr, der ja nicht an den Grenzen eines Bundeslandes und nicht an den Grenzen des Staatsgebietes Halt macht, wahrzunehmen. Er trägt natürlich beim Verkehr die Gesamtverantwortung. Es kann nämlich durchaus sein, dass es durch solch eine, in einem Bundesland erlassene Maßnahme unter Umständen zu Staus kommt oder zu ähnlichen Auswirkungen auf den Verkehr, die dann vielleicht sogar mehr Emissionen, etwa ein paar Kilometer über der Landesgrenze, verursachen, als durch die Maßnahme verhindert werden.
Da macht es sehr viel Sinn, dass sich in einem Zeitrahmen von drei Monaten der Verkehrsminister, nachdem der Landeshauptmann Notmaßnahmen ergriffen hat, ins Spiel bringt und mit dem Landeshauptmann diese Dinge diskutiert und im Zweifelsfall sogar die Entscheidung trifft, dass diese Maßnahmen, sollten sie solche Auswirkungen in einem anderen Gebiet haben, zurückzunehmen sind.
Nichts anderes ist in diesem Gesetz vorgesehen. Die Behauptung, dass der Verkehrsminister etwas anderes dabei verfolgen würde, und die geäußerte Unterstellung, dass ihm der Schutz der Bevölkerung nicht wichtig genug wäre (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Genau! Das ist die Wahrheit!), sind aus der Luft gegriffen, sind frei erfunden. Das hat der Verkehrsminister nicht verdient. Das hat diese Bundesregierung nicht verdient. Und das hat vor allem die Bevölkerung nicht verdient. Denn: Es geschieht mit diesem
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Gesetz genau das,
wozu es geschaffen ist, nämlich die Bevölkerung zu schützen. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek:
Genau das Gegenteil!)
Aber selbstverständlich stellen wir nicht das Leben in Österreich ein, weder das wirtschaftliche Leben noch die Mobilität der Menschen in diesem Land. Das kann man natürlich nicht tun, und da ist so manche dieser Maßnahmen einer Abwägung unterworfen zwischen dem, was an Einschränkung notwendig ist, und dem, was an Einschränkung möglich ist.
Wir finden diese Balance – Sie wollen sie gar nicht finden, weil Sie Totalopposition machen wollen. Bleiben Sie dabei! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Krainer: Kein Wort ...! – Abg. Kopf – darauf replizierend –: Auf Ihr Urteil kann ich verzichten!)
13.42
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig-Piesczek. – Bitte. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen. – Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn gibt das Glockenzeichen.)
13.43
Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Herr Präsident! Herr Umweltminister! Hohes Haus! Dieses Gesetz ist das Gegenteil von Balance. Diese Novelle ist das Gegenteil von einem ausgewogenen Schutz der Bevölkerung – ausdrücklich!
Herr Kollege Kopf, führen Sie sich einmal vor Augen, was in diesem abgelaufenen Jahr passiert ist: Wir hatten bereits im März und im April Grenzwertüberschreitungen beim Feinstaub. Wir haben jetzt zu Beginn der Heizsaison wieder Grenzwertüberschreitungen beim Feinstaub, und zwar mittlerweile in Städten wie Graz 90 Tage lang, was eine Gesundheitsgefährdung durch drei Monate hindurch bedeutet. Hier liegt keine Beeinträchtigung, sondern eine Gefährdung der Gesundheit von Menschen vor, und zwar vor allem von Kindern.
Aber was tun Sie? – Sie legen jetzt eine Novelle vor, die eine Erleichterung und freie Fahrt für Tempo 160 km/h, und zwar auch in belasteten Gebieten, bedeutet. (Abg. Kopf: Solch ein Unsinn!) Sie bedeutet darüber hinaus Genehmigung von Anlagen selbst in schwer belasteten Gebieten. Sie ist obendrein EU-widrig, weil der wichtigste Punkt, nämlich vorbeugender Gesundheitsschutz, also die Verpflichtung, schon im Vorfeld gegen Gesundheitsgefährdung etwas zu unternehmen, nicht verwirklicht wird. – Das ist ein Armutszeugnis für jede Umweltpolitik!
Sie haben verzweifelt versucht, das Argument zu verteidigen, warum man bei einem Tempolimit, das nachweislich wirkt ... (Abg. Kopf: Verzweifelte Menschen ...!) Auf der Tauern Autobahn gibt es abschnittsweise ein Tempolimit von 100 km/h auf belastetem Gebiet, und dieses Tempolimit greift und bedeutet eine Reduktion der Umweltbelastung.
Ich verstehe überhaupt nicht, warum Ihnen
die Gesundheit von Menschen, insbesondere von 60 000 Kindern in
Österreich, wurscht ist und Sie eine Novelle vorlegen, die genau das bedeutet:
mehr Belastung, mehr Schadstoffe, mehr Gesundheitsgefährdung, nicht
Gesundheitsbelastung! (Von Abgeordneten
der Grünen wird ein Transparent mit der Aufschrift „Ist das die Zukunft
unserer Kinder, Herr Minister?“ in die Höhe gehalten.)
Herr Umweltminister, wie Sie sich vor dem Hintergrund der Bilanz dieses Jahres, die eine verheerende ist, hier herstellen und diese Novelle verteidigen können, das verstehe ich nicht. (Abg. Kopf – auf das oben erwähnte Transparent zeigend –: Herr Präsident! Können Sie das nicht abstellen?) Sie haben sich aus unserer Sicht das Prädikat „Umweltverschmutzungsminister“ mit dieser Novelle absolut verdient. (Beifall bei den
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Grünen. – Abg. Steibl: Herr Präsident! Würden Sie bitte
dafür sorgen, dass das Transparent weggeräumt wird!)
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Frau Abgeordnete, darf ich bitten, das Transparent wegzugeben! Der Herr Minister hat es schon lesen können, es ist groß genug; Sie können es wieder wegräumen. (Das Transparent wird eingerollt.) Danke sehr.
Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (fortsetzend): Herr Umweltminister, ich frage Sie wirklich: Ist das die Zukunft der Kinder, die Sie ihnen empfehlen? Von Balance keine Spur, sondern Filter! Ist das das Einzige, was Ihnen dazu einfällt? Wenn das nicht der Fall ist, dann hätten Sie eine andere Novelle vorlegen müssen.
Ich möchte die Details noch einmal erklären. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Machen Sie keine Zwischenrufe, sondern hören Sie mir jetzt kurz zu!
Was soll es für einen Sinn machen, Maßnahmen der Länder, etwa die Verhängung von Temporeduktionen in belasteten Gebieten aus gutem Grund, mit einem Vetorecht des Verkehrsministers auszustatten, das dieser nach drei Monaten wahrnehmen kann?
Ich spreche von einem Verkehrsminister, der sich entgegen allen Meinungen von Experten und Expertinnen Tempo 160 in den Kopf gesetzt hat (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Gut so! Jawohl! Und auch umsetzen!), was ein völliger Unsinn ist, was zusätzliche Tote bedeutet. Jeder, der das unterstützt, nimmt in Kauf, dass es mehr Verkehrstote in Österreich gibt. Das ist erwiesen! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wieso denn? In Deutschland gibt es weniger Verkehrstote!)
Das Verkehrsministerium macht gerade eine große Kampagne (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das Innenministerium!), wo Sie genau die Bilder jener toten jungen Menschen, von denen ich spreche, anschauen können, wo darunter steht: Überhöhte Geschwindigkeit war die Unfallursache! Wenn Sie so etwas unterstützen (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ich unterstütze Tempo 160!), dann gehören Sie wirklich nicht in dieses Haus. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ob ich hier sitze oder nicht, das beurteilt der Wähler, nicht Sie!) Dass Sie solche Maßnahmen, durch die es künftig mehr Tote auf den Straßen gibt, unterstützen, ist mir völlig unverständlich.
130 km/h sind absolut genug! Tempo 160 bedeutet mehr Tote, bedeutet mehr Schadstoffe, bedeutet mehr Lärm. Was daran vernünftig sein soll, ist mir ein absolutes Rätsel. (Beifall bei den Grünen.)
Sie glauben doch nicht, dass die Landeshauptleute aus Jux und Tollerei Tempolimits verhängen! Das sind begründete Verordnungen. Dieses Immissionsschutzgesetz-Luft ist das einzige Instrument, das man zur Bekämpfung von Luftschadstoffen hat. Warum jetzt auf einmal der Verkehrsminister da hineinregieren soll, verstehe ich nicht. Das sind ja keine Willkürentscheidungen. Sie unterstellen den Ländern, dass sie aus Jux und Tollerei Geschwindigkeitsbeschränkungen machen. Das Gegenteil ist wahr!
Überlegen Sie einmal, was es kostet, Straßen neu zu beschildern! Das kostet Millionen von Euro. Welches Land macht das, wenn es sicher sein kann, dass der „Tempo-160-Minister“ drei Monate später das wieder abmontieren lassen will? Welches Land macht das dann noch weiterhin? Es haben sich alle neun Bundesländer ausnahmslos gegen diese Novelle ausgesprochen. Auch die ÖVP-Bundesländer sind mit dabei. Sie alle sagen: Das beschränkt uns bei unserer Arbeit, zur Feinstaubreduktion beizutragen. Alle Bundesländer sagen das, sogar Vorarlberg. Auch die Umweltlandesreferenten von Niederösterreich teilen diese Meinung, und die kommen nicht von der SPÖ oder von den Grünen. Ihre eigenen Leute sagen: Das ist ein ganz schlechtes Gesetz, es behindert uns bei unserer Arbeit! Sie aber beschließen es trotzdem. Das ist völlig unverständlich!
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Zweiter Punkt: Großprojekte. – Da geht es nicht um eine Balance, es geht dabei nicht darum, dass jegliches Wirtschaftsleben nicht mehr möglich sein soll, sondern es gibt da eine sehr feine Unterscheidung zwischen Gesundheitsbeeinträchtigungen. Diese müssen die Menschen in der Regel in Österreich hinnehmen, so traurig es ist. Aber Gesundheitsgefährdungen dürfen nicht genehmigt werden. Aber wenn in Gebieten Gesundheitsgefährdungen zu befürchten sind – und das war zum Beispiel in der Region Spielberg der Fall und ausschlaggebend für das Nein –, wenn Gesundheitsgefährdungen auf dem Spiel stehen, dann muss es eine absolute Grenze geben, doch diese Grenze durchlöchern Sie. Sie sind für Großprojekte auch dort, wo es Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung gibt.
Das müssen Sie einmal den Menschen erklären, den Eltern von Kindern erklären, die jedes Jahr ins Krankenhaus gehen müssen und sich mit einem Lungeninkubator et cetera die Atemluft schaffen müssen. Das ist doch wahr! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Rasinger: Rauchen!)
Dritter Punkt – ein Punkt, mit dem Sie immer sehr lässig und leger umgehen –: die Frage: Was gibt die Europäische Union vor, was müssen alle anderen europäischen Länder einhalten, und was macht Österreich?
Österreich macht es sich immer sehr leicht, vor allem bei Umweltgesetzen. Das ist wiederum ein Gesetz, das EU-widrig ist, und zwar in einem Kernpunkt, und der Kernpunkt bedeutet, dass selbst bei Gefahr der Gesundheitsbeeinträchtigung bereits Maßnahmen gesetzt werden müssen, also dass vorbeugender Gesundheitsschutz gemacht werden muss.
Ich denke, das ist das Wichtigste, was man Eltern, was man Kindern in dieser Situation anbieten kann: bereits im Vorfeld Maßnahmen zu setzen. Man soll nicht zuerst krank werden, und dann erst wird etwas unternommen. Das fehlt im österreichischen Gesetz, die EU-Richtlinie schreibt es aber vor.
Wir haben nun eine Beschwerde an die EU-Kommission gerichtet. Unsere Einschätzung und auch die Einschätzung der Universität Graz – und die ist keine Grünen-Fach- oder -Teilorganisation – ist, dass dieses Gesetz EU-widrig ist. Wenn Sie es unbedingt haben wollen, dann wird uns halt der Europäische Gerichtshof verurteilen – auf Grund von fehlendem vorbeugendem Gesundheitsschutz. Und das erklären Sie einmal den betroffenen Eltern! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
13.49
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Von der Regierungsbank aus zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll. – Bitte.
13.49
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen von der Opposition und speziell jene von den Grünen, ich „gratuliere“ Ihnen dazu, wie Sie jetzt Bilder produziert haben von Kindern, symbolisch mit Puppen und mit Gasmasken. Daran sieht man, wie Sie mit dem Ganzen umgehen, indem Sie symbolisch Puppen in Plastiksäcke stecken und Sie wegräumen.
Sie setzen auf Populismus, um solche Bilder zu bekommen – wir setzen uns dafür ein, dass die Gesundheit der Kinder und der Menschen in diesem Land künftig nicht leiden muss. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Das ist der Unterschied, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Krainer: Leere Worte!)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 106 |
Wenn wir das symbolisch fortführen, dann haben Sie offensichtlich auf Grund mangelnder Kompetenz im Umweltbereich heute Kindesweglegung betrieben. Ich hingegen kann Ihnen sagen, dass wir mit dieser Novelle künftig die Gasmasken von den Kindern wegnehmen können. Das ist eine kluge Umweltpolitik für die Zukunft: nicht Bilder zu produzieren, sondern Gesetze zum Wohle der Menschen zu produzieren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was
wir heute hier beschließen, ist entgegen vielen Behauptungen eine tatsächliche
Verbesserung in der Frage der Bekämpfung von Feinstaubbelastungen, nämlich
richtige Antworten gemeinsam mit den Bundesländern zu finden und auf diesem
Weg die Feinstaubproblematik in den nächsten Jahren in den Griff zu bekommen.
Das geht nicht im Alleingang, und das geht auch nicht durch gegenseitige
Schuldzuweisungen, sondern das geht nur mit klugen Konzepten. (Abg. Krainer: Das stimmt ja gar
nicht!)
Wir haben in einer ganz starken Abstimmung zwischen Bund und Ländern diese Novelle vorbereitet. Wir werden uns am 25. November auch in der Landesumweltreferentenkonferenz gemeinsam mit dem Maßnahmenpaket beschäftigen.
Wohlweislich vergessen Sie in dieser Debatte ständig, anzuführen, was denn alles in dieser Novelle enthalten ist. Im Unterschied zu dem, was Sie sagen, gibt es tatsächliche Verbesserungen weit darüber hinaus. Zum Beispiel führen wir mit dieser Novelle – ein Thema, das völlig unter den Tisch gekehrt wird – für Schwermetalle wie Arsen, Cadmium, Nickel, und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe zwei Jahre früher als die Europäische Union Grenzwerte ein. Zwei Jahre früher! Das wird von Ihnen völlig unter den Tisch gekehrt. Das stellt eine massive Verbesserung für die Umwelt und für die Gesundheitsqualität in diesem Land dar. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei den Grünen.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erreichen mit dieser Novelle mehr Bürgernähe im Bereich der Luftreinhaltung. Auch das vergessen Sie, zu erwähnen. Bürgernähe wird von Ihnen doch immer großgeschrieben! In dieser Debatte wurde das von Ihnen kein einziges Mal erwähnt. Wir setzen mit der SUP-Richtlinie, Strategische Umweltprüfung, einen ganz klaren Akzent in der Frage der Bürgernähe und der Bürgerbeteiligung. (Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erweitern für die Landeshauptleute – auch das ist immer ein Wunsch der Länder gewesen – das Maßnahmenportfolio. Es wird den Ländern in Zukunft mit den Maßnahmenprogrammen, die wir heute hier definieren, möglich sein, weit über das bis jetzt mögliche Portfolio hinaus zu agieren, nämlich mit strukturellen Maßnahmen, mit Maßnahmen der Privatwirtschaft im Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Das gibt es Förderprogramme und Bewusstseinsbildung. Die Palette ist da massiv erweitert worden. Das ist immer Wunsch der Länder gewesen. Ich frage Sie: Wo ist das Problem, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Warum glauben Ihnen das die Länder nicht?)
Sie können davon ausgehen, dass wir vom Bund nach dieser Einigung heute hier beim IG-Luft mit den Bundesländern in den nächsten Tagen und Wochen bis zur Landesumweltreferentenkonferenz auch darüber hinaus noch Maßnahmen vereinbaren werden.
Ich kann Ihnen auch sagen: Über
7 Millionen € werden bis Ende 2006 eingesetzt. Auch das blieb
von Ihnen unerwähnt. Das greift bereits. Wir haben die ersten Projekte im
Bereich der Umweltförderung mit diesem neuen Instrument im Laufen. Da treten
Firmen an uns heran und nehmen diese Förderung in Anspruch, um ein Investment
in die Gesundheit und in die Umweltqualität zu setzen. Das ist doch vorsorgende
Politik! Deswegen ist dieses Gesetz eine kluge, richtige Novelle. (Abg. Krainer: Schauspielerei ist
das!)
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 107 |
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Populismus, das Produzieren von Bildern für die Medien hilft vielleicht im kurzfristigen politischen Diskussionsprozess, hilft aber nicht den Menschen. Das ist ein wesentlicher Unterschied! Deswegen wäre ich froh darüber, wenn wir heute eine Mehrheit für diese Novelle finden würden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
13.54
Präsident Dipl.-Ing.
Thomas Prinzhorn: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr
Abgeordneter Krainer zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Grillitsch: Wir werden schauen, ob das eine tatsächliche
Berichtigung ist!)
13.54
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Sie können genau aufpassen. – Das ist relativ einfach.
Zuerst der zu berichtigende Sachverhalt:
Der Minister hat soeben gemeint, diese Novelle wäre in enger Abstimmung mit
den Ländern erarbeitet worden.
Ich berichtige tatsächlich: Das stimmt
nicht! Es gab keine Verhandlungen mit den Ländern. Die dafür vorgesehene
gemeinsame Sitzung mit den Umweltreferenten der Länder im September 2005
wurde wenige Tage vorher vom Minister abgesagt (Abg. Grillitsch: Das ist schon keine tatsächliche Berichtigung!
Das ist eine politische Bewertung!) und findet erst jetzt nach der
Beschlussfassung statt. (Bundesminister
Dipl.-Ing. Pröll: Euretwegen musste ich her!)
Im Übrigen freut es mich, dass die ÖVP zur Klientelpolitik nichts sagen kann. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Grillitsch: Das war keine tatsächliche Berichtigung!)
13.54
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wittauer. – Bitte.
13.54
Abgeordneter Klaus Wittauer (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Minister! Herr Abgeordneter Krainer, in Ihrer ersten Rede haben Sie die Landwirtschaft angesprochen und gesagt, dass wir wieder einmal die Landwirtschaft heraushalten. Dazu darf ich Ihnen sagen: Das ist ein weiteres typisches Beispiel dafür, wie man gute Umweltpolitik macht. Wir haben über 80 Prozent aller Landwirte in Umweltprogrammen eingebunden. Das bedeutet, dass die Landwirte Umweltverbesserer sind, dass sie diejenigen sind, die tatsächlich ihre Arbeit in diese Programme mit einbringen, und das finde ich gut. Man sollte das loben und nicht den Eindruck erwecken, als wäre die Landwirtschaft die Dreckschleuder Nummer eins in Österreich. Das stimmt nicht! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Das IG-Luft ist ein Meilenstein. Die Grünen haben sich von der Umweltpolitik verabschiedet. Umweltpolitik macht diese Regierung. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Nein! Die Freiheitlichen haben sich verabschiedet von der Politik!) Umweltpolitik machen wir, indem wir das IG-Luft beschließen.
Nun komme ich zum Thema „Tempo 160“. – Sie wissen ganz genau, dass Hubert Gorbach als Verkehrsminister die Sicherheit an die erste Stelle gestellt hat. Das ist ein ehrgeiziges Ziel. Vieles davon ist schon erreicht worden, weil wir schon über 100 Tote weniger haben. Hubert Gorbach als Verkehrsminister wird nie zulassen, dass die Verkehrssicherheit beeinträchtigt wird oder dass Menschen zu Schaden kommen. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ja, ja!) Merken Sie sich das!
Weil Sie immer wieder Tempo 160 ansprechen: Hubert Gorbach sagt, Tempo 160 soll es nur auf dreispurigen Straßen geben, nur dort, wo es die besten Voraussetzungen
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 108 |
dafür gibt. Nur dort ist es zulässig, sagt er. Ich kann Ihnen sagen: Dort fahren die Leute schon längst mit Tempo 160. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Das stimmt ja nicht!)
Frau Abgeordnete! Die Grünen in Deutschland – ich sage das nur deshalb, weil Sie so scheinheilig hier heraußen immer etwas behaupten, was nicht stimmt – sind schon lange an der Regierung, aber in Deutschland kann ich noch immer mit Tempo 200 fahren. Haben sie es abgeschafft? Nein. Interessanterweise ist es so, dass Deutschland im Schnitt weniger Verkehrstote hat als Österreich. Also lässt sich das verbinden? (Abg. Dr. Gabriela Moser: Es wird mehr kontrolliert!) Ich will es hier einmal gesagt haben, damit die Leute, die hier zuhören, auch wissen, worum es geht.
Nun zum IG-Luft. – Die Landeshauptleute beziehungsweise die Landesregierungen können da von sich aus keine Maßnahmen treffen. Der Verkehrsminister Hubert Gorbach hat vorgeschlagen, dass die Verkehrsberuhigungsanlagen – die kennen Sie; 35 Millionen € pro Stück – an die Emissionsmessstellen angeschlossen werden können. Was bedeutet das? Das heißt, dass automatisch die Geschwindigkeit reduziert werden würde. Es stimmt nicht, was Frau Abgeordnete Glawischnig gesagt hat, dass nämlich dort Millionen an Euro für Verkehrstafeln ausgegeben werden. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Na sicher!) Verkehrsberuhigungsanlage heißt, dass automatisch eine Verkehrsreduktion angezeigt wird.
Nächster Punkt: Warum glauben Sie, dass das
den Landeshauptleuten nicht gefällt? (Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek.)
Weil alle davon getroffen werden. Das heißt, es gibt eine
Geschwindigkeitsreduktion, und irgendwann, wenn die Schwellenwerte
überschritten werden, ist Stopp. Das ist das Ziel! Wenn ich die Bevölkerung
schützen will, dann muss ich dann, wenn die Schwellenwerte überschritten
werden, auch bei uns – genauso wie in Bologna – die Maßnahme treffen,
dass der Verkehr gestoppt wird. Doch das wollen Sie nicht! (Abg. Mag. Kogler: Sie wollen
Tempo 160 fahren – und dann stoppen!?)
In diesem Zusammenhang darf ich Sie fragen: Macht Ihr Herr Anschober in Oberösterreich irgendetwas in diese Richtung? Hat er diesbezüglich irgendwelche Maßnahmen gesetzt? Ich habe noch nichts davon gehört. (Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek.) Das IG-Luft kann da eingesetzt werden.
Minister Hubert Gorbach wird nie etwas gegen die Bevölkerung tun. (No-Rufe bei den Grünen.) Wenn er nach drei Monaten eine Maßnahme des Landes, die sich auf ein hochrangiges Straßennetz bezieht, überprüfen lässt und eine Entscheidung trifft, wo Einstimmigkeit herrschen muss, dann finde ich das gut. Ich frage Sie: Weshalb soll der Verkehrsminister das nicht tun dürfen? Soll es so sein, dass der Verkehrsminister auf seinen Straßen (Abg. Mag. Kogler: „Seinen Straßen“?! – Abg. Öllinger: Die Straßen gehören nicht ihm!), auf den Straßen, wo er Maßnahmen setzt, um den Verkehr so schnell wie möglich von A nach B zu bringen, kein Recht mehr hat, mitzubestimmen? Ist es nicht so, dass die Bevölkerung will, dass der Verkehrsminister für das hochrangige Verkehrsnetz verantwortlich ist? Oder soll es auf einmal der Landeshauptmann sein? (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Es geht hier um Luftschadstoffe! Da ist Minister Pröll zuständig!)
Sie haben vorhin über etwas ganz anderes geredet, und ich gebe Ihnen nur die Antwort auf das, was Sie gefragt haben. Sie hören im Ausschuss nicht zu. Sie hören auch dem Minister nicht zu.
Ich sage Ihnen noch einmal: Diese Regierung macht – zusammen mit dem Landwirtschafts- und Umweltminister – Umweltpolitik. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ihr macht gar nichts!) Sie jedoch haben sich, wie Sie es schon bei der Atompolitik bewiesen haben, von der Umweltpolitik verabschiedet. Wir setzen unsere Umweltpolitik
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fort, und das werden die Menschen auch mit dem IG-Luft, wo es eine Neuausrichtung gibt, erleben. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
13.59
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Steier. – Bitte.
13.59
Abgeordneter Gerhard Steier (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Das Umweltrechtsanpassungsgesetz 2005 ist am besten folgendermaßen zu qualifizieren: als Fundgrube für zahlreiche Verwässerungen im Umweltbereich. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
In 29 Seiten Gesetzestext wurden zahlreiche Bestimmungen hineingepackt, die zum Teil heftige Kritik – entgegen Ihren Darstellungen – ausgelöst haben. Hervorheben möchte ich zwei Aspekte: erstens den diskutierten IG-Luft-Bereich und zweitens den Bereich Abfallwirtschaft.
Zum IG-Luft-Bereich hat Kollege Krainer ausführlich Stellung genommen. Ich darf daher nur anschließen und kurz anmerken, dass diese Novelle die effektive Bekämpfung der Feinstaubproblematik eher verhindert als forciert.
Meine geschätzten Damen und Herren! Die zweite Änderung und die problematische, auf die ich näher eingehen möchte, betrifft den Bereich der Abfallwirtschaft.
Zuerst die Fakten: Das Abfallwirtschaftsgesetz sieht seit dem Jahr 2002 für haushaltsnahe Sammel- und Verwertungssysteme eine Missbrauchsaufsicht vor. Dieser unterliegt auch das ARA-System als De-facto-Monopolist in der Sammlung und Entsorgung von Haushaltsabfällen.
Jetzt zur Gegenwart: Mit dem Umweltrechtsanpassungsgesetz ist eine deutliche Verwässerung dieser Missbrauchsaufsicht im Abfallwirtschaftsgesetz enthalten, konkret durch längere Berichtszeiträume und Intervalle und eine Verschärfung der Antragstellung für eine Überprüfung. Künftig soll nämlich nur alle vier statt alle drei Jahre ein Gutachten erstellt werden müssen. Das automatische Gutachten nach Tarifänderungen entfällt. Konnte ein derartiges Gutachten bisher von einer Person beantragt werden, müssen künftig drei Beiratsmitglieder zustimmen.
Durch diese Änderung wird es in Zukunft noch weniger Transparenz als bisher geben, was weder im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten noch der Gemeinden und auch nicht im Sinne der Wirtschaft ist.
Ich darf daran erinnern, dass im Rahmen dieser Missbrauchsaufsicht erst vor kurzem ein Gutachten über das ARA-System für das Jahr 2003 fertig gestellt wurde. Dieses Gutachten hat sage und schreibe 600 000 € gekostet, enthält dem Vernehmen nach eine ganze Reihe von Kritikpunkten und wird wohlweislich unter Verschluss gehalten. Der interessierten Öffentlichkeit, aber auch dem Parlament wird vorenthalten, was die Experten zur Anhäufung von zweistelligen Millionenüberschüssen im ARA-System oder zur Effizienz des Systems oder zu möglichen Quersubventionierungen zu sagen haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unklar ist, welche Schlüsse Umweltminister Pröll aus diesen Resultaten ziehen wird. Herr Bundesminister! Wir wollen doch nicht davon ausgehen müssen, dass die zusätzliche Erschwerung der Missbrauchsaufsicht eine Konsequenz des ARA-System-Gutachtens ist?!
Meine geschätzten Damen und Herren! Angesichts der Vielzahl an Kritikpunkten fordern wir seitens der Sozialdemokratie mehr Transparenz statt weniger, eine Publika-
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tion dieses ARA-System-Gutachtens und eine Sonderuntersuchung des ARA-Systems seit dessen Bestehen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
14.03
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ellmauer. – Bitte.
14.03
Abgeordneter Matthias Ellmauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Dieses Umweltrechtsanpassungsgesetz 2005 beinhaltet zahlreiche Verbesserungen im Abfallwirtschaftsgesetz, Emissionszertifikategesetz sowie im Immissionsschutzgesetz-Luft.
Mit diesem Gesetz wird auch dem technischen Fortschritt, unter anderem beim PKW und bei der Abfallentsorgung, Rechnung getragen. Im Pkw-Verbraucherinformationsgesetz wird neben der herkömmlichen Art der Verbraucherinformation über Kraftstoffverbrauch und CO2 auch die Verwendung von elektronischen Anzeigen ermöglicht.
Die in den geltenden abfallwirtschaftlichen Vorschriften enthaltenen Fremdbeurteilungen werden zusammengefasst, eine Registrierung der Fachpersonen und Fachanstalten, die Abfallprobennahmen und Untersuchungen vor der Deponierung durchführen, wird vorgesehen. Dies dient zum einen der Qualitätssteigerung, zum anderen erhalten Deponiebetreiber eine wesentliche Hilfestellung bei der Auswahl der Auftragnehmer. Auf der Vollzugsebene wurden konkrete Vorgaben für Deponieinhaber zur finanziellen Sicherstellung für die Erfüllung der Auflagen und Verpflichtungen während des Betriebes sowie während der Nachsorgephase erarbeitet.
Mit der vorgesehenen Novelle zum IG-L werden neben Lösungen zur Feinstaubproblematik Klarstellungen im Verkehrsbereich bezüglich der Möglichkeiten der Landeshauptleute zur Erlassung von Beschränkungen getroffen, welche insgesamt den Wünschen der Länder entsprechen.
Die Änderung des Emissionszertifikategesetzes dient in erster Linie der EU-Linking-Richtlinie. Mit der Novellierung des EZG wird ermöglicht, dass österreichische Unternehmen, die am Emissionshandel teilnehmen, im Ausland getätigte so genannte grüne Investitionen für ihr nationales Emissionskonto gutgeschrieben bekommen.
Zum einen ist das wirtschaftlich klug, für Unternehmungen werden kostengünstigere Treibhausgasreduktionen ermöglicht, zum anderen ist es aus der Sicht des globalen Klimaschutzes eine sinnvolle Maßnahme zur Erreichung der Kyoto-Ziele.
Es sind weiters Regelungen für den Emissionshandel, ein wichtiges Instrument des Klimaschutzes, für den zweiten Zuteilungsplan für die Kyoto-Zielperiode 2008 bis 2012 und die damit verbundenen Verpflichtungen enthalten.
Kurzum: Viele Verbesserungen – ich ersuche Sie daher, diesem Gesetz zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
14.05
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.
14.05
Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Umweltminister! Meine Damen und Herren auf der Galerie! Kollegen und Kolleginnen! Herr Kollege Ellmauer! Wenn ich Zeit hätte, dann könnte ich Ihre Aussagen Punkt für Punkt widerlegen. Ich möchte mich aber auf das Wesentliche konzentrieren, und das Wesentliche, Herr Kollege Ellmauer, ist doch die Gesundheit – die Gesundheit
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unserer Kinder, die Gesundheit auch der alten Menschen und vielleicht auch Ihre eigene Gesundheit. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Ellmauer: Die Gesundheit der Gesamtbevölkerung!)
Herr Minister! Weshalb sind Sie uns eigentlich nicht dankbar dafür, dass wir, die Grünen, darauf dringen, dass mehr getan wird (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Weil wir Sie dazu nicht brauchen!), dass mehr für den Umweltschutz getan wird, dass mehr für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung getan wird, dass vorbeugend agiert wird? Die EU gibt uns eine Richtlinie, welche die Vorbeugung fordert. Und was machen Sie, Herr Minister? Was machen Ihre Beamten? Was macht Ihre Arbeitsgruppe? – Sie setzen Maßnahmen, die sogar länger dauern als früher.
Bezug nehmend auf Ihr eigenes Gesetz, das heute so angepriesen wird, darf ich sagen: Bei der jetzt gültigen Regelung kann es 21 Monate dauern, bis nach einem Auftreten von Grenzwertüberschreitungen durch Feinstaubbelastung ein Maßnahmenkatalog verordnet wird; soweit der derzeitige Stand. Heute soll hier beschlossen werden – und das ist Ihr persönlicher Vorschlag –, dass es nicht 21 Monate dauert, bis agiert wird, sondern 24 Monate. Und da sagen Sie mir, das sei ein Fortschritt, Herr Minister?! Herr Kollege Ellmauer, da sagen Sie mir, das sei ein Fortschritt?!
Sie verlängern den ohnehin schon langen
Zeitraum zwischen dem Auftreten der Belastung, der Gesundheitsgefährdung, und
dem Setzen von Maßnahmen dagegen auf 24 Monate. Stellen Sie sich vor:
Jemand hat zu Hause einen Herzanfall, man wartet ab, vielleicht fünf Stunden,
und dann wird der Notarzt gerufen. Genauso handeln Sie bei einer
Feinstaubbelastung. Sie lassen messen, Sie lassen Grenzwertüberschreitungen
feststellen – und dann, 24 Monate später,
gibt es einen Maßnahmenkatalog! Ich meine, das ist Abdanken. Das ist Abdanken
als Umweltminister, das ist Kapitulieren vor der Industrie! (Beifall bei den
Grünen und der SPÖ.)
Das, Herr Umweltminister, ist auch Abdanken und Kapitulieren vor einer falschen Verkehrspolitik, womit ich jetzt noch auf einen zweiten Aspekt zu sprechen komme. Weshalb lassen Sie zu, dass genau jener Verkehrsminister, der wiederholt – wiederholt! – Tempo 160 fordert, jetzt die Letztentscheidung bei Tempolimits in den einzelnen Bundesländern hat (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Hat er ja nicht!), zumal bis jetzt die einzelnen Länder die Tempolimits für sich, autonom und entsprechend der Gefährdung, entsprechend der Belastung regeln können? Weshalb lassen Sie zu, dass diese Kompetenz zentral einem Verkehrsminister zukommt, der eine Mentalität an den Tag legt, die mehr Schadstoffbelastung, mehr Tote, mehr Verletzte fordert? – Das ist das zweite Abdanken, das Sie heute hier praktizieren! (Beifall bei den Grünen.)
Dann, Herr Minister, reden Sie – und entschuldigen Sie, aber jetzt werde ich wirklich ziemlich wütend – vom Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Gleichzeitig gibt es beim Herrn Verkehrsminister eine Gesetzesvorlage, die vorsieht, dass die Bundesländer für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Zukunft höchstwahrscheinlich weniger Mittel zur Verfügung haben werden als jetzt, weil nämlich die Anpassung an das Schieneninfrastruktur-Benützungsentgelt von 7 Prozent – das steigt jedes Jahr – nicht in diesem Gesetz vorgesehen ist. Es gibt also eine Gesetzesvorlage, wonach der öffentliche Verkehr verländert werden soll, die Länder aber erhalten viel zu wenig Geld, um wirklich eine offensive, eine alternative Verkehrspolitik zu betreiben.
Sie sprechen hier über den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Bitte, sorgen Sie dafür, dass Finanzminister Grasser mehr Geld hergibt, damit endlich ein attraktives öffentliches Verkehrsnetz angeboten wird und die Leute aufs Auto verzichten können! Das ist unsere Forderung, der Sie sich eigentlich anschließen sollten. (Beifall bei den Grünen.)
Abschließend: Sie wissen auch, Herr Umweltminister, dass alle Bundesländer Ihren Vorschlag, und zwar ausnahmslos, abgelehnt haben. Heute aber stellen Sie sich hier-
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her und sagen, die Bundesländer werden dann die entsprechenden Maßnahmen ergreifen und diese umsetzen. Weiters sagten Sie, die Bundesländer seien da einer Meinung mit Ihnen und so weiter und so fort. – Das stimmt doch nicht, Herr Bundesminister!
Das Gegenteil ist der Fall: Mit diesem
Gesetzesvorschlag verhindern Sie, dass die Bundesländer effektive Instrumente
erhalten, um etwas zum Schutz der Gesundheit der Kinder, zum Schutz der
Gesundheit der Erwachsenen und zum Schutz der Gesundheit der alten Menschen
tun zu können. Das ist Ihnen aber offensichtlich egal, Herr Bundesminister! Wir
jedenfalls sind massiv gegen dieses Gesetz, das eine wirkliche
Verschlechterung darstellt. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
14.11
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dipl.-Ing. Achleitner. – Bitte.
14.11
Abgeordnete Dipl.-Ing. Elke Achleitner (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Frau Kollegin Moser, ich darf, glaube ich, namens aller Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsparteien feststellen, dass uns die Gesundheit ein ganz großes Anliegen ist und auch in Zukunft sein wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Gabriela Moser: Dann tun Sie was!)
Was Ihre Aussage in Bezug auf den Zeitraum, den man braucht, um irgendwelche Gegenmaßnahmen zu ergreifen, anlangt, Frau Kollegin Moser, kann ich nur sagen, Sie sollten sich dieses Gesetz doch einmal genauer durchlesen. Es ist schon ein Unterschied, ob gewisse Perioden und Zeiten angegeben werden, um Dokumentationen zu erstellen – oder um Maßnahmen für den Akutfall zu ergreifen. Hundertprozentig sicher ist, dass einerseits vom Bund und andererseits auch von den Landeshauptleuten aus sehr schnell reagiert wird, wenn es akute Probleme, insbesondere auch in Bezug auf die Feinstaubbelastung, geben sollte.
Sehr geehrte Damen und Herren! Unbestritten ist, dass gerade der Verkehr eine große Belastung für die Umwelt, für die Luft darstellt und dass es daher umso wichtiger ist, Maßnahmen zu treffen, die sich nicht kontraproduktiv auswirken, sondern die effektiv sind, die keine Abkassierfallen darstellen, an die sich, wenn es nur irgendwie möglich ist, ohnehin niemand hält. Es geht also um nachvollziehbare Maßnahmen, denn nur solche werden von der Bevölkerung als solche akzeptiert.
Ich finde es ganz einfach ungeheuerlich, wenn Sie, Frau Kollegin Moser, Verkehrsminister Gorbach unterstellen, er würde in erster Linie auf „Raserei“ setzen (Abg. Dr. Gabriela Moser: Was ist Tempo 160?) und keinesfalls die Umwelt berücksichtigen! Weiters haben Sie behauptet, dass die Umwelt dem Vizekanzler im Grunde genommen egal sei.
In Ihrer Ausschussfeststellung schreiben
Sie von den Grünen von einer „Lex Gorbach“; Frau Kollegin Glawischnig hat auch
vom „Tempo-160-Minister“ gesprochen. (Abg.
Öllinger: Na sicher!)
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, Sie müssen sich einmal vor Augen halten, worum es dabei geht, wenn es gilt, den Schutz der Umwelt, den Lärmschutz und die Verkehrssicherheit zu optimieren! Flexible Geschwindigkeitseinrichtungen, die durch moderne technische Möglichkeiten, die durch Verkehrsbeeinflussungsanlagen möglich sind – explizit wird das in dieser Novelle des IG-Luft angeführt –, stellen einen wichtigen Beitrag zur Umweltverbesserung, insbesondere zur Verbesserung der Luftqualität, dar.
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Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie können sicher sein, dass es für jeden Autofahrer viel nachvollziehbarer und daher auch akzeptierbarer ist, wenn die Geschwindigkeit abhängig ist von der Umweltmessung ... (Zwischenruf des Abg. Öllinger.) – Passen Sie doch auf, Herr Kollege Öllinger!
Umweltmessungen werden unter Zuhilfenahme von Verkehrsbeeinflussungsanlagen durchgeführt. Es werden dabei die Geschwindigkeitshöhen ganz spezifisch eingestellt. Auch die Beschaffenheit des Straßenbelages wird berücksichtigt, ebenso die Witterung sowie eine eventuelle Verkehrsbelastung. Wichtig ist selbstverständlich, dass Umweltbelastungen vermieden werden, indem eben auf einen gewissen Verkehrsfluss geachtet und Stau vermieden wird.
Darum verstehe ich Ihre Aufregung nicht, wenn Sie von der Opposition Kritik daran üben, dass im Akutfall für die ersten drei Monate der jeweilige Landeshauptmann/die jeweilige Landeshauptfrau Handlungen setzen kann und danach, in Absprache mit dem Verkehrsminister, versucht wird, gute Regelungen auf Dauer zu finden; so zum Beispiel die Einrichtung von Verkehrsbeeinflussungsanlagen, sodass sichergestellt ist, dass jeweils ganz spezifische und den äußeren Umständen angepasste Maßnahmen ergriffen werden können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Diese Gesetzesvorlage beinhaltet in Wirklichkeit noch viel mehr Neuerungen, viel an Positivem auch im Bereich Reduktion von Feinstaubbelastung, wobei jetzt nicht mehr nur 10-Mycrometer-Partikel, sondern sogar viel kleinere gemessen werden, sind es doch gerade diese, die die Gesundheit oft noch viel mehr beeinträchtigen. Auch das ist in dieser Gesetzesvorlage nachzulesen. Das haben Sie von den Oppositionsparteien aber nicht gesagt, denn über Gutes in Gesetzesvorlagen wollen Sie ganz offensichtlich hier nicht reden.
Positive Aspekte können auch in Bezug auf die Abfallwirtschaft angeführt werden, und was die so genannten Lärmkarten für die Erstellung von Aktionsplänen anlangt, so müssen künftig Daten von IPPC-Industrieanlagen weitergegeben werden, um auch im Bereich Lärmbekämpfung in Zukunft effektiver und effizienter arbeiten zu können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich hat einen hohen Standard an Umweltschutz, und diese Novellierung geht sicherlich in die richtige Richtung, um unsere gute Umwelt zu erhalten, aber auch um den Umweltschutz in Zukunft noch stärker forcieren zu können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
14.16
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Dr. Moser zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
14.17
Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Umweltminister! Frau Abgeordnete Achleitner hat behauptet, ich hätte gesagt, dass Minister Gorbach lediglich auf Raserei setze.
Ich stelle fest und berichtige tatsächlich: Ich habe gesagt, dass Herr Bundesminister Gorbach für Tempo 160 ist. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
14.17
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Scharer. – Bitte.
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14.17
Abgeordnete
Erika Scharer (SPÖ): Herr Präsident!
Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Herr Minister Pröll, wenn Sie es
auch nicht hören wollen, möchte ich dennoch wiederholen (Abg. Wittauer: Das macht
ihn müde!), dass es bedauerlich ist, dass Sie dieses Gesetz nicht mit den
Ländern akkordiert haben. Seitens der Länder kann man ja gerade in betroffenen
Gebieten schnell reagieren. Das wird aber jetzt durch dieses Gesetz
schwieriger, wenn nicht gar unmöglich gemacht. (Abg. Wittauer: Wo? Wo?)
Natürlich werden Sie von den
Regierungsfraktionen diese Gesetzesvorlage beschließen – und Sie werden
das erst dann mit den Ländern abstimmen. Ob das gut ist, sei dahingestellt. (Zwischenruf
bei den Freiheitlichen.)
Auch wenn Sie es nicht hören wollen: Es ist bedenklich, dass laut dieser Gesetzesvorlage bei Tempobeschränkungen durch die Landeshauptleute dem Verkehrsminister eine Art Vetorecht eingeräumt wird (Abg. Wittauer: Erst ab drei Monaten!) – das steht da drinnen, Herr Kollege –, indem ein von den Ländern verordnetes Tempolimit auf Autobahnen und Schnellstraßen lediglich für drei Monate gilt; darüber hinaus entscheidet dann das Verkehrsministerium.
Nehmen Sie zur Kenntnis: Wir sind der Meinung, dass damit Minister Gorbach sein Vorhaben Tempo 160 verwirklichen kann. Sie wissen genau, was die Folgen daraus sind.
Herr Umweltminister, nehmen Sie diese Umgehungsmöglichkeit im Gesetz zurück! (Abg. Wittauer: Wenn, dann nimmt das Parlament ein Gesetz zurück, aber nicht der Minister!) Tempolimits stellen Kernmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Anrainer dar, und wir sind gegen erhöhte Schadstoff- sowie Lärmbelastungen. Beispiel: Die Anfang April eingeführte Geschwindigkeitsbeschränkung auf einem Teilstück der Tauern Autobahn brachte gegenüber dem Jahre 2004 bei den Stickstoffoxiden eine Reduktion um 8 Prozent. Tempo 160 bedeutet jedoch 27 Prozent mehr Treibstoffverbrauch, jährlich zusätzlich 30 000 Tonnen Kohlendioxidbelastung und vor allem: eine Verdoppelung des Risikos von tödlichen Verkehrsunfällen.
Das Kyoto-Ziel, dessen Erreichung sich Österreich bis zum Jahr 2010 vorgenommen hat, wird nicht erreicht werden. Herr Minister Pröll, behindern Sie diese Zielerreichung nicht noch durch zusätzliche Beschränkungen für die Länder! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
14.19
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Machne. – Bitte.
14.20
Abgeordnete Helga Machne (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich möchte wieder zum IG-Luft und zur Sachlichkeit zurückkehren. (Abg. Krainer: Sie sind in der falschen Partei, wenn Sie zur Sache zurückkehren wollen!) Das IG-Luft wurde 1997 nach EG-Richtlinien vom Parlament beschlossen. Mit der nunmehrigen Novellierung wird auch eine EU-Richtlinie umgesetzt, die Anwendung des IG-Luft wesentlich verbessert, wie auch der Herr Bundesminister ausgeführt hat, und mehr Rechtssicherheit geschaffen. Außerdem wird der Maßnahmenkatalog für die Länder ausgeweitet.
Mit der Einführung der Grenzwerte für Feinstaub wurden in den letzten Jahren entsprechende Maßnahmenkataloge der Landeshauptleute erlassen. In Zukunft wird es eine duale Zuständigkeit der Landeshauptleute und des Bundesministers geben, allerdings nur für Autobahnen und Schnellstraßen.
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Gerade in Tirol und leider auch in Lienz liegt die Feinstaubbelastung oftmals über den Grenzwerten. Ich denke, die wirksamste Methode, der Luftverschmutzung, die durch den Verkehr verursacht wird – und das ist ja nicht alles – entgegenzuwirken, wird die Inbetriebnahme des Brenner-Basistunnels sein.
Gestern hat der Ministerrat den Brenner-Basistunnel beschlossen. 2008 soll der Baubeginn sein. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Und wer zahlt ihn?) Auch Österreich (Abg. Dr. Gabriela Moser: Und welche Entlastung bringt er?), Tirol, die Europäische Union und Italien.
Die Verkehrsminister Italiens und Österreichs haben diesen Brenner-Basistunnel beschlossen. Ich denke, das ist ein Freudentag nicht nur für Tirol, sondern auch für Europa. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Aber nur, wenn der LKW-Verkehr ...!) Das wird ein guter Beitrag für die Gesundheit sein, wenn die Wegekostenrichtlinie – da gebe ich Ihnen Recht – auch beschlossen wird.
Ich bedanke mich jedenfalls bei unserem Bundesminister Pröll, aber auch bei Herrn Minister Gorbach für das Engagement und die Verbesserung unserer Lebensqualität.
Der Novelle stimmen wir zu. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Krainer: Sie wollten sachlich sein, das war jetzt total unsachlich!)
14.22
Präsident Dipl.-Ing.
Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu
Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rest-Hinterseer. Ich erteile es ihr.
14.22
Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Mitglieder des Hohen Hauses! Die Freude der Frau Kollegin Machne kann ich nicht ganz nachvollziehen (Abg. Öllinger: Niemand! – Abg. Großruck: Freude zu haben ist individuell!), nachdem sich der Herr Minister jetzt offensichtlich in die lange Reihe der Minister einreihen möchte, die Gesetzesvorhaben wieder zurücknehmen müssen, weil sie gesetzwidrig sind. Das ist ja auch der Grund dafür, dass wir so vehement dagegen auftreten.
Herr Minister Pröll, Sie sind jetzt überrascht. Haben Sie im Ausschuss nicht aufgepasst? Wir haben ja im Ausschuss schon angekündigt, dass zum einen, was „Tempo 160“, was die „Lex Gorbach“ betrifft, eine Willkür der Länder wohl nicht erkennbar ist, wie Herr Minister Gorbach das genannt hat, und dass zum anderen Rechtskonformität, was Schnellstraßen betrifft, nicht gegeben ist. Hier wird die Geschwindigkeit auf Autobahnen und Schnellstraßen geregelt, wozu der Herr Minister ja eigentlich gar nicht berechtigt ist. (Abg. Wittauer: Für die Autobahnen ist er nicht zuständig?) Das ist das eine Thema: Lex „Tempo 160“.
Das andere Thema ist: „Lex Spielberg“ – wir haben das schon oft genug ausgeführt. Mit dieser neuen, sehr viel schlechteren IG-Luft wäre eine Lex Spielberg nicht mehr möglich, das heißt, dieses Projekt wäre verwirklicht worden – mit all seinen haarsträubenden Auswirkungen auf die dortige Umwelt. Wir wissen ja, dass es in Spielberg ohnehin schon eine enorme Belastung der Bevölkerung gibt.
Der dritte Teil, was die Rechtswidrigkeit betrifft, ist, dass kein vorbeugender Gesundheitsschutz vorgesehen ist. Damit haben wir hier einen klaren Verstoß gegen die EU-Richtlinie. Im Fall der Gefahr der Überschreitung der Grenzwerte müssen Maßnahmen überhaupt erst nach 24 Monaten ergriffen werden. Das ist doch ein Hohn für die betroffene Bevölkerung, insbesondere für die betroffenen Kinder!
Das heißt, wir haben bei „Tempo 160“ eine Überschreitung der Möglichkeiten, die der Minister überhaupt hat. (Abg. Wittauer: Das kann er heute schon machen per Verord-
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 116 |
nung!) Wir haben bei der Lex Spielberg eine absolut industriefreundliche und anrainerfeindliche Neuregelung, und wir haben im Bereich des vorbeugenden Gesundheitsschutzes einen Verstoß gegen die EU-Richtlinie. Wir haben dagegen Beschwerde bei der EU-Kommission erhoben – das ist in unserer abweichenden Stellungnahme auch angeführt. Und wir finden, dass die Reinhaltung der Luft immer ein höherwertigeres Rechtsgut sein muss als die Fahrgeschwindigkeit auf Autobahnen und Schnellstraßen.
Dieser Minister, nämlich Umweltminister
Pröll, unternimmt allerdings nichts, im Gegenteil, er gibt sich dafür
her – das erstaunt uns in diesem Fall besonders –, dem BZÖ-Minister
und Vizekanzler eine bessere Startbasis zu ermöglichen, damit dieser womöglich
wieder mit der ÖVP eine Koalition gründen kann, was sich aber zum Glück
wahrscheinlich schon allein zahlenmäßig nicht mehr ausgehen wird. (Beifall
bei den Grünen.)
Ich bringe noch folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reparatur des rückschrittlichen Feinstaubgesetzes und für eine deutliche Reduktion der Gesundheitsgefahr Feinstaub
Der Nationalrat wolle beschließen:
Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft wird dringend aufgefordert, das neue, rückschrittliche Feinstaubgesetz so abzuändern, dass es zu einer deutlichen Reduktion der insbesondere für Kinder gravierenden Gesundheitsbelastung kommt.
*****
(Beifall
bei den Grünen.)
14.26
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Der soeben verlesene Entschließungsantrag der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.
Der
Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reparatur
des rückschrittlichen Feinstaubgesetzes und für eine deutliche Reduktion der
Gesundheitsgefahr Feinstaub, eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht
des Umweltausschusses über die Regierungsvorlage (1147 d.B.):
Bundesgesetz, mit dem das Personenkraftwagen-Verbraucherinformationsgesetz, das
Abfallwirtschaftsgesetz 2002, das Emissionszertifikategesetz und das
Immissionsschutzgesetz-Luft geändert werden
(Umweltrechtsanpassungsgesetz 2005) (1176 d.B.)
Das
neue von „Umweltminister“ Josef Pröll zu verantwortende Feinstaubgesetz bringt
massive Verschlechterungen für die leidgeplagte Bevölkerung und die
Bundesländer und wird keine Reduktion sondern einen weiteren Anstieg der
gesundheitsbelastenden Feinstaubbelastung bewirken:
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Tempolimits
der Länder in belasteten Gebieten können nach drei Monaten vom Verkehrsminister
wieder aufgehoben werden.
Das
Gesetz ignoriert den vorbeugenden Gesundheitsschutz und ist damit glatt EU-widrig.
Künftig
müssen erst 24 (!) Monate nach Auftreten von Grenzwertüberschreiungen Gegenmaßnahmen
verordnet werden.
Projekte
wie etwa das Motorsportzentrum Spielberg in bereits hoch belasteten Gebieten
dürfen nun genehmigt werden.
Die
Gesetzesnovelle bedeutet eine klare Verschlechterung zur geltenden Rechtslage
und ist angesichts der heurigen hohen Feinstaubbelastung ein Affront gegenüber
jenen Menschen und vor allem den zehntausenden Kindern, die an den
gesundheitlichen Folgen der Feinstaubbelastung leiden.
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der
Nationalrat wolle beschließen:
Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft wird dringend aufgefordert, das neue, rückschrittliche Feinstaubgesetz so abzuändern, dass es zu einer deutlichen Reduktion der insbesondere für Kinder gravierenden Gesundheitsbelastung kommt.
*****
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Rädler. – Bitte.
14.26
Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Mit der Beschlussfassung über das Umweltrechtsanpassungsgesetz schreiben wir die österreichische Umweltpolitik in einer sehr positiven Form fort. Es wurde hier vielfach angesprochen, und ich zitiere die heutige SPÖ-Aussendung, den SPÖ-Pressedienst, Herrn Abgeordneten Krainer, der meint, dass die österreichische Bundesregierung mit ihrer Umweltpolitik in den Abgrund fährt (Zwischenruf bei der SPÖ) – oder in die Hölle, wie Sie es bezeichnen –, dass sie keine Maßnahmen gegen den erhöhten Ausstoß der CO2-Emissionen in den Ländern ergreift.
Ich darf Ihnen sagen – das soll einmal deutlich festgehalten werden; ich weiß nicht, welche Länder Sie hier vergleichen –: Die österreichische Umweltpolitik ist eine Erfolgsstory. Ich denke beispielsweise nur daran, dass etwa 315 österreichische Unternehmen in diesem Investitionsbereich tätig sind. Auch die heutige Beschlussfassung trägt dazu bei, dass wir zum Beispiel beim Emissionszertifikatshandel nunmehr eine Möglichkeit haben, hier auch Investitionen anzurechnen, die im Ausland getätigt werden, oder Anlagen, die knapp vor der Genehmigung stehen.
Niederösterreich und seine Umweltpolitik seien Ihnen ein Beispiel dafür. Niederösterreichs CO2-Ausstoß der letzten Jahre ist gegenüber dem Vergleichszeitraum, den ich Ihnen dann gleich nennen werde, neutral geblieben, und das trotz eines doppelt so hohen Wirtschaftswachstums wie in der Eurozone, trotz der Tatsache, dass wir die größte Raffinerie auf niederösterreichischem Boden stehen haben, und trotz des Bevölkerungszuwachses. Wenn Sie im Vergleich dazu die Stadt beziehungsweise das Land
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Wien heranziehen, können Sie nachlesen, dass das Umweltbundesamt im
Berichtszeitraum von 1999 bis 2003 einen CO2-Ausstoß von plus 15 Prozent verzeichnet
hat. Da sollten wir bei der Wahrheit bleiben!
Abschließend: Es ist ein umfassendes Thema, das hier angesprochen wird, und es kann nicht Aufgabe des Bundes allein sein, es ist auch Aufgabe der Länder, der Gemeinden; wir müssen hier auf drei Ebenen handeln. Unsere Vorreiterrolle in Niederösterreich möge für Sie ein Beispiel dafür sein – und nicht die Polemik, die Sie hier vorgebracht haben. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
14.29
Präsident Dipl.-Ing.
Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu
Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fleckl. – Bitte.
14.29
Abgeordnete Anita Fleckl (SPÖ): Herr Bundesminister! Hohes Haus! Immissionsschutzgesetz-Luft – Herr Kollege Rädler, ich gebe Ihnen schon Recht, dass dieses Gesetz schützt, aber es schützt wieder einmal nur jene, die ohnehin umweltbelastend in Österreich gewirkt haben und noch immer wirken, und nicht jene, die betroffen sind, nämlich die Bevölkerung, die Kinder, vor allem nicht all jene, die umweltschützend wirksam sind. Der Schutz ist wieder nur für eine Klientel, und alle anderen werden damit stärker belastet.
Herr Bundesminister, dieses Gesetz, das Sie dem Nationalrat vorgelegt haben, ist nicht nur eine Zumutung, sondern es ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die unter Feinstaubbelastung oder anderen Luftbelastungen leiden. Ich weiß nicht, ob Sie einmal in Graz waren, aber Sie sollten einmal mit den Kindern, mit den Menschen in Graz darüber reden, wie belastend es in dieser Stadt für die Menschen ist – dann könnten Sie solch ein Gesetz nicht vorlegen.
In der Steiermark hat Anfang des Jahres eine Förderaktion für die Nachrüstung von Partikelfilter-Katalysatoren ihren Anfang genommen, eine sehr sinnvolle und begrüßenswerte Maßnahme. Mit Ihrem Ausnahmenkatalog, Herr Bundesminister, wird den Menschen aber der Anreiz genommen, umzurüsten, und jene, die es bereits gemacht haben, werden sich wahrscheinlich fragen: Wozu überhaupt das Ganze? – Mit Ihrem Gesetz geht der Lenkungseffekt leider in die gegenteilige, nämlich in eine negative Richtung.
Die Förderung der Bundesbahnen ist auch noch ein Punkt. Und wenn ich an Ihren Koalitionspartner denke, Herrn Vizekanzler Gorbach, der ein Verfechter der 160-km/h-Hochgeschwindigkeitsstrecke ist, muss ich sagen, Sie sollten sich eher für unsere Bundesbahnen und deren Hochleistungsstrecken einsetzen (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll), denn das wäre für die Gesundheit der Bevölkerung in Österreich viel, viel besser als das, was Sie da vorgelegt haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Zusammenfassend sei zum Gesetz gesagt: zu viele Ausnahmen – zu viele Ausnahmen für erwiesene Luftbelaster! Ich sage Ihnen: Wer ein umweltpolitisches Gewissen hat, wird diesem Gesetz nicht zustimmen. – Wir haben dieses Gewissen und werden mit Sicherheit diesem Gesetz nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
14.31
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kainz. – Bitte.
14.31
Abgeordneter Christoph Kainz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Abgeordnete Fleckl, wenn Sie sagen, diese Bundesregierung solle sich
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 119 |
für die ÖBB einsetzen, so dürften Sie die letzten drei Jahre verschlafen haben! (Abg. Krainer: Zerschlagung der ÖBB!) Diese Bundesregierung hat sich für die Österreichischen Bundesbahnen eingesetzt, hat sie auf eine moderne Schiene gestellt und hat in den letzten Jahren so viel in das öffentliche Schienennetz investiert wie noch nie zuvor! Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! (Beifall bei der ÖVP.)
Aber nun zum Thema des Bundesgesetzes, das wir heute hier diskutieren, zum Immissionsschutzgesetz-Luft. Die Feinstaubproblematik ist ein sehr ernst zu nehmendes Thema. Und gerade deshalb, weil das ein Thema ist, das die Bundesregierung, die Länder, die Gemeinden und auch die Bürger beschäftigt, ergreifen wir mit dieser Regierungsvorlage die richtigen Maßnahmen und setzen die richtigen Schritte.
Weil hier gesagt wurde, dass nicht nur der
Bund, sondern auch die Länder Maßnahmen setzen: Ja, das stimmt, aber es ist
kein Kirchturmdenken angesagt! Wenn ich die Wiener Stadtpolitik hernehme, die
ein Fahrverbot für LKWs älter als 1992 erlassen hat, sodass alle LKWs, die von
Süden nach Norden fahren, nicht durch Wien fahren können, sondern über
Niederösterreich fahren müssen, so muss ich sagen, das ist auch nicht richtig. (Abg. Krainer:
Das ist ja weiterhin erlaubt!)
Ich denke, dass dieses Bundesgesetz die richtige Maßnahme ist und dass sich die Umweltlandesräte auch in dieser Frage gut koordinieren werden. Dies wird ein Beispiel dafür sein, wo Bund und Länder gemeinsam zum Wohle der Bevölkerung und auch zum Wohle der Kinder (Abg. Krainer: Lesen Sie doch das Gesetz, das ist ja weiterhin möglich!) – wo die Grünen zwar mit einem polemischen Beispiel heute hier agiert haben, aber auch zum Wohle der Kinder! – die richtigen Maßnahmen setzen und weiterhin erfolgreiche Umweltpolitik garantieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Krainer: Das ist ja theoretisch weiterhin möglich!)
14.33
Präsident Dipl.-Ing.
Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Trunk. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
14.33
Abgeordnete Mag. Melitta Trunk (SPÖ): Hätte ich nicht nur 2 Minuten, geschätzter Jan Krainer, könnte ich es tun, so aber kann ich meine Ausführungen nur darauf reduzieren, was hier Sache ist.
Herr Umweltminister, Sie haben von Verhandlungen mit Umweltreferenten gesprochen, Verhandlungen, die allerdings erst am 25. November stattfinden werden. Ich denke, es würde Ihnen gut anstehen, hier nicht von einer Zustimmung der Länder zu sprechen, denn es gibt zu 100 Prozent – zu 100 Prozent! – Ablehnung und Einsprüche der Länder zu Ihrer Verordnung. (Abg. Wittauer: Einsprüche gibt es nicht!) Das ist die Wahrheit, die Sie auch nicht bestreiten können.
Herr Bundesminister! Würden Sie mit den Umweltreferenten/Umweltreferentinnen, Stadträtinnen und Stadträten sprechen, die sich wirklich seit Jahren in der Frage der Feinstaubreduzierung bemühen (Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch) – etwa dem Kärntner Umweltlandesrat Reinhart Rohr, etwa der Klagenfurter Stadträtin Maria-Luise Mathiaschitz, würden Sie nicht über sie reden, sondern mit ihnen reden –, dann würden Sie wissen, welche Maßnahmen zu setzen sind. Denn etwa in der Krisen- und Problemregion Klagenfurt – demnächst kommt auch Wolfsberg bei den Maßnahmen dazu – bemühen sich die lokalen und regionalen Politiker und Politikerinnen auf Grund der EU-Richtlinie mit Hilfe der EU sehr, allerdings mit Behinderung und ohne Mittel des Bundes.
Ihre Maßnahmen, die Sie setzen, bedeuten etwa für Kärnten ein Mehr an Budgetbedarf von 1,3 Millionen € – 1,3 Millionen €! Diese Maßnahmen sollen gesetzt werden. Herr
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Minister! Sagen Sie den Ländern und den Kommunen, woher sie das Geld dafür nehmen
sollen! – Das wäre ein offensiver und hilfreicher Bundesbeitrag zur
Feinstaubreduzierung. (Abg. Wittauer: Woher soll der Bund das Geld
nehmen?)
Im Übrigen zu den Kollegen von BZÖ/FPÖ und dazu, dass sie dafür sind, dass die Landeshauptmänner in Wirklichkeit entmündigt werden in dieser Frage (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Die Landeshauptfrauen auch!): Da spricht Sigmund Freud aus Ihnen, das ist unbestritten. Tatsache ist aber, dass Landeshauptleute und Landeshauptfrauen eingeschränkt werden, und zwar dort, wo der Bund andere Interessen hat. Das bedauere ich im Sinne jener Menschen, die Opfer dieser weder gesundheitspolitischen noch umweltpolitischen Maßnahmen sein werden. (Beifall bei der SPÖ.)
14.36
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hornek. – Bitte.
14.36
Abgeordneter
Erwin Hornek (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die Grünen, die nicht mehr anwesend sind (Abg. Dr. Gabriela Moser:
Doch! – weitere Zwischenrufe bei den Grünen), haben heute in sehr
aktionistischer ... (Abg. Krainer: Vier sind es!)
Die letzten beiden Damen der Grünen haben heute in sehr aktionistischer Art und Weise, wie wir es gewohnt sind, mit Plastikpuppen in den Händen gefragt: Ist das die Zukunft unserer Kinder, Herr Minister? (Abg. Krainer: Der Koalitionspartner ist noch schlechter vertreten, Herr Kollege Hornek!) – Nein, das ist nicht die Zukunft unserer Kinder, meine sehr geehrten Damen und Herren, und zwar deshalb nicht, weil die Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder nicht in den Händen der Grünen liegt! Die Verantwortung für die Zukunftspolitik im Umweltbereich liegt in starken Händen, in den starken Händen eines verantwortungsbewussten Vaters, unseres Ministers Dipl.-Ing. Josef Pröll!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eines ist bei den Grünen und ihrem Aktionismus schon interessant – Sie sollten Ihre Vorgehensweise schärfen! –: Sie haben Plastikkinder, wiegen sie in den Armen, stecken sie nach Gebrauch in ein Plastiksackerl und schieben sie wie ein Problem unter den Tisch. – So werden Sie nie Probleme lösen, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Grünen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Wittauer.)
Halten Sie sich an eine Vorgangsweise, die Sinn macht! Setzen Sie sich mit der Gesetzesthematik auseinander, und Sie werden sehen, dass es sich hier um eine Gesetzesvorlage handelt, die eine umfassende Änderung in jenen Bereichen darstellt, die für die Zukunft im Umweltbereich notwendig sind, die Augenmaß mit sich bringt und die die ideale Vorgangsweise in diesem Zusammenhang bedeutet. – Ich danke für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
14.38
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Heinzl. – Bitte.
14.38
Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Der vorliegende Sammelsurium-Gesetzentwurf, auch Umweltrechtsanpassungsgesetz genannt, hat einige durchaus akzeptable, aber auch einige absolut inakzeptable Teile.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 121 |
Obwohl einige dieser Novellierungen unsere Zustimmung gefunden hätten, können wir beispielsweise die absolut abzulehnende Novellierung des IG-Luft nicht mittragen. Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist eine Tatsache – auch wenn Sie das nicht hören wollen –: Der Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtbelastung der Luft liegt bei etwa 21 Prozent, jene des LKW-Verkehrs etwa bei 14 Prozent, und der gesamte Agrar- und Frächterbereich bleiben durch die vorliegende Regierungsvorlage völlig verschont.
Der Feinstaub in der Luft hat auch schon viel Staub hier im Parlament aufgewirbelt, und diese IG-Luft-Novelle weist schwere Mängel hinsichtlich der Feinstaubbekämpfung auf und wird auch – das kann nicht oft genug betont werden, Herr Minister – von den Ländern abgelehnt. Ich frage mich, warum das auch die ÖVP-Länder ablehnen, wenn das Gesetz ja ohnehin so toll ist, wie Sie uns hier verkaufen wollen. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister, ich möchte Sie doch fragen: Was wollen Sie in der Zukunft wirklich tun, um die Feinstaubbelastung zu bekämpfen, um die Feinstaubbelastung zu senken? – Ich frage: Was wollen Sie tun, und wann tun Sie wirklich etwas? – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Krainer: Zuschauen tut er!)
14.40
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Steindl. – Bitte.
14.40
Abgeordneter Konrad Steindl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Sehr verehrte Damen und Herren der Opposition! Mit Polemik ist eigentlich niemandem gedient. Deshalb versuche ich mit einigen Fakten und Daten zur Versachlichung der Debatte zum Immissionsschutzgesetz beizutragen.
Wie zahlreiche Studien gezeigt haben, sind die Hauptverursacher von PM10 – also von Feinstaub – Verkehr, Hausbrand und Industrie. Aus einer aktuellen Studie der Technischen Universität Wien geht hervor, dass an nur 10 Prozent der Partikelemissionen Diesel-Pkw beteiligt sind. Zwei Drittel der Gesamtmenge der Partikelemissionen gehen auf das Konto von Industrie und Hausbrand.
Von den rund 29 Tonnen an Partikeln, die jährlich in die Luft geblasen werden, entfallen 6 000 Tonnen auf den Straßenverkehr. Für diese 6 000 Tonnen zeichnen jeweils zur Hälfte Pkw und Lkw verantwortlich. Für eine signifikante Verringerung der Feinstaubbelastung müssen daher die Emissionen der Verursacher verringert werden.
Mit dem Umweltrechtsanpassungsgesetz werden deswegen die Landeshauptleute ermächtigt, im Akutfall – wie auch dort und da schon geschehen – Maßnahmen gegen die Feinstaubbelastung zu setzen. Allerdings müssen etwa Einschränkungen im Verkehr nach drei Monaten vom zuständigen Minister genehmigt werden, der mit einer Gesetzesänderung und mit dem Umweltrechtsanpassungsgesetz auch die Zielwerte für Schwermetalle – wie vom Herrn Minister bereits ausgeführt – zwei Jahre früher, als die EU das vorsieht, festschreiben lässt.
Abschließend: Als Kfz-Unternehmer bin ich sehr froh über die Aussage der Kollegin Moser, dass sie Tempo 160 noch keinesfalls als Raserei bezeichnet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
14.42
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Reheis. – Bitte.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 122 |
14.42
Abgeordneter Gerhard Reheis (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Kollege Wittauer hat heute schon betont, dass IG-Luft ein Meilenstein sei. Und der Herr Bundesminister hat gemeint, dass zukünftig den Kindern wieder die Gasmasken weggenommen werden können.
Aber andererseits, denke ich, passt genau diese Debatte zum heutigen Tag (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Die passt zu jedem Tag!), nachdem der Europäische Gerichtshof das sektorale Fahrverbot auf der Inntalautobahn in Tirol für rechtswidrig erklärt hat, aber andererseits auch erkannt hat, dass Fahrverbote aus Umweltgründen grundsätzlich gerechtfertigt seien.
Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Das ist doch bitte eine schizophrene Politik sowohl in diesem Haus als auch im Rahmen der EU. Einerseits sagt man sehr wohl, dass das IG-Luft dem Schutz der Umwelt gerecht werden soll, aber andererseits lehnt man Maßnahmen, die ein Land trifft, ab, und zwar, so der Europäische Gerichtshof, wegen Unverhältnismäßigkeit in der Durchführung von Österreich.
Meine Damen und Herren! Was tun Sie beziehungsweise was tun Sie in der EU gegen die unverhältnismäßig steigende Belastung durch Staub und Lärm und gegen die Umweltbelastung überhaupt? Was tun Sie gegen die unverhältnismäßig steigende Feinstaubbelastung? Was tun Sie gegen die täglich wachsende Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung?
Meine Damen und Herren! Der Transit nimmt täglich zu, ganz besonders durch Tirol. Und jetzt, da die Schweiz sich anschickt, ihre Schwerverkehrsabgaben wieder zu erhöhen – im Jahr 2003 waren es 205 Schweizer Franken, ab dem Jahr 2005 sind es 290 Schweizer Franken, ab dem Jahr 2008 werden es 325 Schweizer Franken sein. Was glauben Sie, wohin sich der europäische Transit verlagert? – Er fließt durch Österreich, er fließt durch Tirol und belastet damit auch die Tiroler Bevölkerung.
Hier wäre etwas zu tun, um das nächste Transitdebakel von vornherein zu verhindern und die Bevölkerung vor dieser gesundheitlichen Belastung zu schützen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
14.44
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Eßl. – Bitte.
14.45
Abgeordneter Franz Eßl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine geschätzten Damen und Herren! Wir diskutieren heute hier das Umweltrechtsanpassungsgesetz, und es ist dies tatsächlich eine sehr interessante Diskussion. Mein Kollege Steindl hat es schon angesprochen, und weil ich gerade in die Reihen der Grünen schaue: Da kommt die Frau Abgeordnete Moser, nachdem vorher fest gegen Tempo 160 gewettert worden ist, doch tatsächlich hier heraus und sagt in einer tatsächlichen Berichtigung wörtlich: Ich habe nicht gesagt, dass Bundesminister Gorbach für Raserei ist. Ich habe nur gesagt, dass Bundesminister Gorbach für Tempo 160 ist. – Das heißt doch auf Deutsch: Tempo 160 ist keine Raserei. Das ist sehr bemerkenswert (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), vor allem, weil diese Aussage aus dem Mund einer Grünen kommt.
Im Übrigen wird heute sehr viel über die Feinstaubproblematik diskutiert. Da muss ich schon mit aller Entschiedenheit zurückweisen, dass die Landwirtschaft der Hauptverursacher sei. Vor allem aus den Reihen der Sozialisten, Herr Abgeordneter Krainer, kommt diese Aussage ja sehr oft. Wir alle wünschen eine vernünftige Regelung, was
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den Feinstaub betrifft, aber ich stelle fest: Die Bauern gehen verantwortungsvoll mit der Natur um und sind sicherlich nicht die Hauptverursacher.
Mich freut es auch, dass es gelungen ist, in einer Ausschussfeststellung darzulegen, dass neben der Verhältnismäßigkeit der zu treffenden Maßnahmen insbesondere zu beachten ist, ob und in welchem Ausmaß diese Tätigkeit zur Überschreitung der Grenzwerte beigetragen hat, dass das Schwenden auf Almen und die Verwertung durch Verbrennen eine ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bewirtschaftung gemäß Bundesluftreinhaltegesetz darstellen und so weiter. Dabei sind unter anderem die Bestimmungen der Cross Compliance zu beachten.
Ich glaube, dass dieses Gesetz, das wir heute diskutieren, ein gutes Gesetz ist und es so beschlossen werden sollte. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
14.47
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Brosz. – Bitte.
14.47
Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Bundesminister! Mein Vorredner hat jetzt eine ganz besondere Chuzpe an den Tag gelegt. Sie sitzen mit einer Partei in der Bundesregierung, die seit Jahren für Tempo 160 in Österreich vorprescht, der die Gesundheit der Kinder völlig egal ist (Zwischenruf des Abg. Scheibner), die offenbar meint, dass Tempo 160 auf Autobahnen super ist und die Gefährdungslage völlig ignoriert. Sie wissen, dass wir, die Grünen, seit Jahren massiv dagegen opponieren, dass diese Maßnahme umgesetzt wird. Sie sollten vor Ihrer eigenen Tür kehren, bevor Sie da heruntergehen und ein Bild erzeugen, dass völlig jenseitig ist. Das ist ja unglaublich! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
14.48
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Krainer zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Kollege, berichtigen Sie tatsächlich.
14.48
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Kollege Franz Eßl hat soeben gemeint, die sozialistische ..., also die sozialdemokratische Fraktion würde behaupten (Abg. Dr. Fekter: „Sozialistische“ passt schon! – Heiterkeit bei der ÖVP), dass die Landwirtschaft in Österreich der größte Verursacher von Feinstaub wäre. – Das ist unwahr! Das haben wir nie gesagt!
Wir haben nur gesagt, dass die Landwirtschaft zu den fünf wesentlichen Emittenten gehört, aber bei weitem nicht Hauptverursacher ist. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das ist eine tatsächliche Haarspalterei!)
14.48
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.
14.48
Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Da ein Kollege aus den Reihen der ÖVP hier wieder Behauptungen aufstellt, die nicht stimmen, halte ich noch einmal fest: Frau Kollegin Achleitner hat mir eine Bemerkung unterstellt (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Nein, das hat sie nicht!) – Ja, sicher! Lesen Sie das Protokoll nach, Herr
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 124 |
Kollege! Das ist so. Lesen Sie das nach! Und ich habe diese Behauptung richtig gestellt.
Ich persönlich vertrete die Meinung, wenn
ich auf der Autobahn 160 km/h fahre, dann rase ich. (Abg.
Dipl.-Ing. Scheuch: Dass Sie 160 fahren! Das dürfen Sie ja
gar nicht!) Nur sage ich nicht, dass der Herr Minister Gorbach ein Raser
sei oder eben diese Raserei bewusst massiv provoziert. (Abg. Neudeck:
Kollegin, mit dem Fahrradl ohne Airbag – ein Wahnsinn!)
Herr Kollege Scheuch! Sie müssen das genau im Protokoll nachlesen. Ich verwehre mich auf das Entschiedenste gegen diese Unterstellung, die von Seiten der ÖVP kommt, und halte noch einmal fest: Ich persönlich bezeichne Tempo 160 als Raserei und sonst nichts! (Beifall bei den Grünen.)
14.50
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Es ist hiezu niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin wünscht kein
Schlusswort. (Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn gibt das
Glockenzeichen.)
Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1176 der Beilagen.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für
diesen Gesetzentwurf sind, um
ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit und damit angenommen.
Wir kommen
sogleich zur dritten Lesung.
Ich bitte jene
Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung
ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist ebenfalls
die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.
Wir gelangen
nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten
Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reparatur des
rückschrittlichen Feinstaubgesetzes und für eine deutliche Reduktion der
Gesundheitsgefahr Feinstaub.
Ich bitte jene Damen
und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der
Zustimmung. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt.
Bericht des Umweltausschusses über die Regierungsvorlage (1115 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Artenhandelsgesetz geändert wird (1177 d.B.)
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen nunmehr zum 7. Punkt der
Tagesordnung.
Erster
Debattenredner ist Herr Abgeordneter Ing. Winkler. – Bitte.
14.51
Abgeordneter Ing. Josef Winkler (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! In einer globalisierten Welt werden natürlich nicht nur Waren aller Art gehandelt beziehungsweise verschickt, sondern auch gefährdete und wild lebende Tiere und Pflanzen in alle Länder transportiert beziehungsweise auch verkauft.
Um einen Schutz von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten zu erreichen, wurde bereits 1973 das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten zur
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 125 |
Unterzeichnung aufgelegt. Dieses Übereinkommen wird seit 1984 in der Europäischen Union nach einheitlichen Regelungen umgesetzt.
1997 hat die Europäische Union strenge Handelsbestimmungen zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten erlassen. Konkrete sieht der Artikel 8 der Verordnung 338/1997 vor, dass Kauf, Angebot zum Kauf, Erwerb zu kommerziellen Zwecken, Zurschaustellung und Verwendung zu kommerziellen Zwecken sowie Verkauf, Vorrätighalten, Anbieten oder Befördern zu Verkaufszwecken von bestimmten Tieren und Pflanzen verboten sind. Die vorliegende Novelle dient der Umsetzung dieser entsprechenden Verordnung.
Hohes Haus! Ich halte daher diese Novelle für äußerst wichtig, da damit die Bedingungen für Transport und Handel gefährdeter Arten klarer und strenger als bisher geregelt werden.
Darüber hinaus gibt es den positiven Nebeneffekt der Unterbindung einer allfälligen Krankheits- und Seuchenübertragung, wie zum Beispiel der zuletzt viel diskutierten Vogelgrippe.
Ich erinnere aber auch beispielsweise daran, dass schon öfters gefährliche Krankheiten durch Viren verschiedener in Zentralafrika ansässiger Affenarten übertragen wurden.
Die Novelle sieht exakte Kennzeichnungsmethoden vor, die im Verordnungsweg festzulegen sind. Bei den Kennzeichnungsmethoden ist auf den neuesten Stand der biologischen und veterinärmedizinischen Forschung Bedacht zu nehmen und auch darauf zu achten, dass die Kennzeichnung den geringst möglichen Eingriff in das Wohlbefinden der Art darstellt.
Die bestmögliche medizinische Betreuung wird auch dadurch sichergestellt, dass die Kennzeichnung durch einen Tierarzt beziehungsweise eine mit Bescheid besonders ermächtigte Person erfolgt. Im Kennzeichnungsprotokoll ist auch die Nachvollziehbarkeit einer ordnungsgemäßen Durchführung der Kennzeichnung vorzusehen. Die Daten des Kennzeichnungsprotokolls sind im Falle eines Antrages auf Erteilung einer Genehmigung in das zentrale Register aufzunehmen, sodass man für den Fall, dass bei einem Tier eine Krankheit festgestellt wurde, man auch die Reiseroute nachvollziehen kann und somit Rückschlüsse auf allfällige Krankheiten oder Seuchen im Herkunftsland ziehen und auch entsprechende Schritte einleiten kann.
Besonders wichtig erscheint mir aber der Absatz 5 des § 12 dieser Novelle, der die Vollzugskompetenz der Zollorgane und Zollbehörden erweitert. Damit wird auch den Zollorganen künftig nicht nur die Kontrolle der Ein- und Ausfuhr dieser exotischen Arten übertragen, sondern auch die Überwachung des Handelsverbotes gemäß Artikel 9 der EU-Verordnung. Das Wissen gerade dieser kompetenten Personen und ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet können so genutzt werden.
Geschätzte Damen und Herren! Diese Novelle bedeutet mehr Schutz für gefährdete Tiere, aber indirekt auch für Menschen. Ich freue mich daher, dass dieses Gesetz die Zustimmung aller Fraktionen erhalten wird. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
14.55
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Oberhaidinger. – Bitte.
14.55
Abgeordneter Georg Oberhaidinger (SPÖ): Herr Präsident! Herr Landwirtschaftsminister! Meine Damen und Herren! Es wurde mit dem vorhin mehrheitlich beschlosse-
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 126 |
nem Gesetz wieder einmal mehr unter Beweis gestellt, dass Landwirtschaftsminister Pröll wirklich für die Landwirtschaft arbeitet und die Umwelt leider Gottes immer wieder aus den Augen verliert.
Zum vorliegenden Entwurf, zum Artenhandelsgesetz, ein paar Worte: Es geht dabei um eine flankierende Maßnahme zu einer Verordnung der Europäischen Union. Es versteht sich von selbst, dass EU-Verordnungen einzuhalten sind, aber nicht nur einzuhalten sind, sondern auch entsprechend überwacht werden müssen.
Mit dieser Verordnung sollte das Washingtoner Artenschutzübereinkommen umgesetzt werden, auf Grund dessen durch sehr strenge Bestimmungen wild lebende Tier- und Pflanzenarten wirksam geschützt werden.
Diesem Übereinkommen sind mittlerweile rund 150 Staaten beigetreten. Es sind 8 000 Tierarten und etwa 40 000 Pflanzenarten aufgelistet, die damit geschützt werden sollten und, so hoffe ich, auch wirksam geschützt werden. Diese Liste wird alle zwei Jahre von den Vertragsstaaten entsprechend aktualisiert, also auf den letzten Stand gebracht.
Für die Überwachung ist – das hat mein Vorredner bereits angesprochen – der Bund zuständig. Auch wir glauben, dass es sinnvoll ist, dass damit die Zollbehörden betraut werden. Bei den Zollkontrollen stellt sich sehr häufig die Frage der erlaubten Vermarktung, und es macht daher unserer Meinung nach Sinn, dass die Zollbehörden mit der Überwachung und dem Vollzug betraut werden. Das stellt auch keine Einschränkung der Zuständigkeit der Bezirksverwaltungsbehörden dar.
Wie im Ausschuss, meine Damen und Herren, werden wir auch im Plenum dieser Vorlage zustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
14.57
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wittauer. – Bitte.
14.57
Abgeordneter Klaus Wittauer (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Es ist selbstverständlich, dass wir wild lebende Tier- und Pflanzenarten schützen. Es ist selbstverständlich, dass wir die härtesten Bestimmungen nicht nur auf gesetzlicher Ebene umsetzen, sondern auch, dass wir alle Mittel einsetzen, um diese Überwachung auch zu ermöglichen.
Ich möchte aber trotz allem auf Folgendes hinweisen: Letzte Woche hat wieder der Walfang begonnen, und jeder weiß, dass sich Staaten wie Japan, Island und Norwegen nicht an die Richtlinien halten. Ich glaube, dass es auch unsere Aufgabe ist, nicht nur Gesetze zu beschließen, sondern die Staaten, die gegen die Regel verstoßen, und zwar mit „Methoden“, die man schwer akzeptieren kann, aufmerksam zu machen.
Ich bitte auch das Parlament, dass wir weiterhin dort, wo es uns
möglich ist, darauf aufmerksam machen, dass dort ganz klar gegen das
Artenschutzabkommen verstoßen wird, sonst wird dieses Abkommen aufgeweicht. Im
Übrigen bin ich froh, dass wir eine Vier-Parteien-Regelung haben und diese
heute auch umsetzen.
Ich hoffe, dass
wir, wenn wieder weitere Bestimmungen kommen, sofort und schnell
handeln. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
14.59
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Weinzinger. Ich erteile es ihr.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 127 |
14.59
Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Ich stimme meinem Vorredner zu, dass es wichtig ist, Artenschutzabkommen wie dieses nicht nur zu beschließen, sondern vor allem auch zu kontrollieren, und dass es wichtig ist, sich nicht nur auf die gesetzlichen Beschlüsse zu beschränken, sondern auch im internationalen Kontext zum Beispiel Staaten, die den Walfang betreiben, aufzufordern, das zu unterlassen.
Ich glaube aber auch, dass es wichtig ist, vor der eigenen Haustüre nicht die Augen zu verschließen, wenn sich im Zusammenhang mit gefährdeten Tierarten fragwürdige Dinge ereignen. Ich spiele jetzt auf die Elefantenhaltung in Schönbrunn an. Ich glaube, wir können relativ gesichert einer Meinung sein, dass Schönbrunn im Rahmen seiner schwierigen räumlichen Gegebenheiten sehr vieles verbessert und so gut wie nur möglich gestaltet hat. Trotzdem muss man sich fragen, ob bestimmte Tierarten ausreichend Platz und entsprechend geeignete Haltungsbedingungen in einem räumlich beengten Zoo wie in Schönbrunn vorfinden können, insbesondere Großtiere mit großem Raumbedarf wie die Elefanten.
Man muss sich auch fragen, ob die dort gehandhabten Methoden des Umgangs mit diesen Tieren noch zeitgemäß sind. Vorige Woche wurde ein Video bekannt, in dem zu sehen ist, wie ein Babyelefant in Schönbrunn – unter Anführungszeichen – „dressiert“ wird, nämlich mit sehr harten Methoden, mit ungerechtfertigter Härte, mit in keinem didaktischen Zusammenhang stehenden Schlägen auf den Kopf, und man fragt sich wirklich, aus welchem Jahrhundert diese Ausbildungsmethode ist. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)
Man fragt sich, warum nicht auch in Österreich im Zoo Schönbrunn Wege gegangen werden, wie sie in anderen Zoos gegangen werden: dass man nicht mehr im direkten Kontakt mit den Elefanten arbeitet, sondern in einem geschützten Kontakt oder überhaupt ohne die direkte Interaktion.
Was man aber
keinesfalls zulassen darf, ist, dass unter dem Deckmantel des Artenschutzes
und der notwendigen Dressur in einem Zoo Tierquälerei betrieben wird. Im
Hinblick darauf ersuche ich alle in diesem Haus, ihre Kontakte zu nutzen, um
sicherzustellen, dass wir in Schönbrunn moderne Haltungs- und
Ausbildungsmethoden anwenden und mittelfristig aus der Elefantenhaltung in
Zoos aussteigen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
15.01
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich unterbreche nun die Verhandlung über den Punkt 7 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.
der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek,
Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Fünf Jahre schwarz-blau/orange: Fünf Jahre ohne Frauenpolitik“
(3611/J)
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 3611/J.
Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich deren Verlesung durch den Schriftführer.
Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:
In den vergangenen fünf Jahren haben
sich die Lebensbedingungen für Frauen in allen Lebensbereichen verschlechtert.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 128 |
Monat für Monat steigt die Zahl der
arbeitslosen Frauen. Die schwarz-blaue/orange Bundesregierung quittiert das mit
einem Achselzucken.
Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich
wird immer größer. Immer mehr Frauen leben unter der Armutsgrenze oder sind
eklatant armutsgefährdet.
Alt sein bedeutet für Frauen ein
unkalkulierbares Lebensrisiko.
Beschäftigung
Auf dem Arbeitsmarkt sind in erster
Linie die Frauen die Verliererinnen. 115.550 arbeitslose Frauen, um 6,9 % mehr
als im Vorjahr, plus 27.793 arbeitslose Frauen in Schulungen, das ist ein
Anstieg von 9,3% gegenüber dem Vorjahr – somit insgesamt 143.343 Arbeit suchend
gemeldete Frauen im Oktober 2005. Arbeitsmarktpolitische Untätigkeit der
Regierung gepaart mit frauen- und familienpolitischen Fehlentscheidungen haben
zu einer für viele Frauen prekären Situation geführt. Laut der jüngsten Studie
des Synthesis-Instituts schafft nur mehr jede zweite Frau den Wiedereinstieg.
Die Benachteiligung von Frauen auf dem
österreichischen Arbeitsmarkt in mehreren Dimensionen (Zugang zu
existenzsichernder Beschäftigung, Aufstiegschancen, Einkommensunterschiede
zwischen den Geschlechtern, Vereinbarkeit von Familienarbeit und Beruf) gehört
zu den massivsten Strukturproblemen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt.
Frauen haben es besonders schwer, ihr
Interesse an eigenständiger Existenzsicherung durch unselbstständige
Erwerbstätigkeit auf dem österreichischen Arbeitsmarkt umzusetzen. Obwohl auf
den ersten Blick auch die bereinigte Beschäftigungsstatistik einen Zuwachs an
Beschäftigung suggeriert, zeigt sich bei genauerer Analyse, dass der Zuwachs an
registrierter Beschäftigung nur durch eine deutliche Ausweitung der Teilzeitarbeit
zulasten von Vollzeitarbeitsplätzen erreicht wurde.
Im Wesentlichen wird das auf dem
österreichischen Arbeitsmarkt vorhandene und in den letzten Jahren
zurückgehende Arbeitsvolumen auf immer mehr ArbeitnehmerInnen verteilt, anstatt
dass es durch geeignete Maßnahmen ausgebaut würde.
Folgerichtig ist die Teilzeitarbeit in
Österreich schnell angestiegen und liegt die Teilzeitquote in Österreich mit
knapp 23% (2004) deutlich über dem EU-Durchschnitt. Teilzeitarbeit ist aber höchst
ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Während die Teilzeitquote bei
den Männern noch deutlich unter 10% liegt, wird sie in absehbarer Zeit bei den
Frauen die 50%-Marke erreichen. Generell haben es daher immer mehr erwerbsinteressierte
Personen immer schwerer, durch Beschäftigung eine eigenständige
Existenzsicherung zu erreichen. Vor allem für Frauen wird dies zu einem immer
öfter nicht mehr realisierbaren Ziel.
Diese Entwicklung wird bereits in der
Sozialhilfestatistik der Länder sichtbar, so sind z.B. bereits rund 15% der
Sozialhilfe-EmpfängerInnen in Wien unselbstständig erwerbstätig. Gleichzeitig
zeigen die Arbeitsmarktdaten, dass die Beschäftigung in Niedriglohn-Branchen
wie Reinigung, Tourismus, Handel, persönliche Dienstleistungen überwiegend
weiblich ist.
Vor diesem Hintergrund hat nun die
Regierung auch noch den Kombilohn eingeführt. Dabei handelt es sich um die
Subventionierung von schlecht bezahlten Tätigkeiten, nach denen am freien Markt
wenig Nachfrage besteht. ArbeitgeberInnen werden durch diese Vorgangsweise in
ihrem Festhalten an unterdurchschnittlicher Bezahlung bestärkt. Die Situation
von Frauen am Arbeitsmarkt wird dadurch nicht gerade besser werden, denn es
sind meist Frauen, die gehäuft in Beschäftigungsverhältnissen im Niedriglohnsektor
tätig sind und von einer solchen Verfestigung vermehrt betroffen sein werden.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 129 |
Einkommen
Statt gleichem Gehalt für gleichwertige
Arbeit ist die Einkommensschere in den letzten Jahren immer größer geworden.
Der jüngste Beschäftigungsbericht der EU-Kommission hat Österreich eine Rüge
wegen „unzureichenden politischen Anstrengungen“ zur Verkleinerung der
Einkommensschere eingebracht. Die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen
betragen mehr als 30 Prozent. Österreich nimmt damit innerhalb der EU
Schlusslichtposition ein. Während konkrete Maßnahmen zur Verringerung der
Einkommensbenachteiligung von Frauen fehlen, wird mit 1.1.2006 der Kombi-Lohn
eingeführt. Da etwa ein Drittel aller beschäftigten Frauen ein Bruttoeinkommen
von unter € 1000,- monatlich beziehen (im Vergleich dazu nur 10 % der Männer)
ist das Risiko groß, dass die Dominanz von Frauen im Niedriglohnbereich noch
verstärkt wird.
Einkommensunterschiede: Mittleres
Bruttojahreseinkommen 2003
Die Folge dieser niedrigen Einkommen sind
letztlich auch niedrige Sozialtransfers. Damit wird die weibliche Armut noch
verschärft.
Auswirkung Einkommensunterschiede: niedrige Sozialtransfers
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 130 |
Aus dem aktuellen österreichischen
Sozialbericht 2003-2004 geht eindeutig hervor, dass in den letzten fünf Jahren
die Armut in Österreich dramatisch gestiegen ist.
Die Regierungspolitik seit dem Jahr 2000
ist dafür verantwortlich, dass um 170.000 mehr Menschen akut arm und 114.000
mehr armutsgefährdet sind als noch vor fünf Jahren. Somit leidet jeder achte
unter Armut.
Wenn man sich nun den Bericht durch die
„Geschlechterbrille“ anschaut, wird eines ganz klar deutlich: Frauen sind von
Armut viel stärker betroffen als Männer. Dies lässt sich durch Zahlen eindeutig
belegen:
571.000 Frauen sind armutsgefährdet, das
sind 55% aller armutsgefährdeten Menschen, das heißt jede 7. Frau in
Österreich muss mit weniger als 785 Euro im Monat auskommen. Frauen haben mit
14% auch ein deutlich höheres Armutsrisiko als Männer mit 12,3%.
In der Unterscheidung nach Haupteinkommensquelle
wird in diesem Bericht eindeutig ersichtlich, dass Frauen nicht nur bei den
Pensionen weniger abgesichert sind als Männer, auch bei einer Gliederung nach
hauptsächlichem Erwerbseinkommen oder hauptsächlichen Sozialleistungen ist das
Risiko bei Frauen immer höher als bei Männern.
Der Bericht beweist auch einen klaren
Zusammenhang zwischen mangelnder externer Kinderbetreuung und Armut: Die
geringe Einbindung von Müttern mit kleinen Kindern in den Arbeitsmarkt spiegelt
sich in einer überdurchschnittlichen Armutsgefährdung wieder.
Besonders dramatisch ist die Situation für
Alleinerzieherinnen. Denn auch mit Erwerbstätigkeit sind 28% der
Alleinerzieherinnen armutsgefährdet. Bestehende Einkommensunterschiede
zwischen Frauen und Männern haben demnach einen besonderen Nachteil für allein
erziehende erwerbstätige Frauen.
Alleinerziehende, eine zunehmende
Lebensform, bedürfen im besonderen Maße flexibler Kinderbetreuung und
familienadäquater Arbeitszeiten.
Durch die „Armutsfalle“ Pensionsreform
sind 230.000 PensionistInnen auf eine Ausgleichszulage angewiesen. 104.000
Frauen müssen mit einer Pension in Höhe des Ausgleichszulagenrichtsatzes
auskommen, der unter der Armutsschwelle liegt, das entspricht einer
Armutsgefährdung von 26%.
Pensionen
Bei den Pensionen schreibt die
Bundesregierung ihr konservatives Weltbild fest und wirbt in Inseraten mit dem
Slogan "Hausfrauen und Mütter sind die Gewinnerinnen". Die Mehrheit
der berufstätigen Frauen verliert aber auch hier. Die Bewertung der Kindererziehungszeiten
macht die Pensionsverluste bei weitem nicht wett. Der längere
Durchrechnungszeitraum bringt massive Verluste. Weil die gesamte
Lebensarbeitszeit für die Pension herangezogen wird und nicht mehr nur die
"besten 15 Jahre", verlieren Frauen massiv. Teilzeiten und alle
sonstigen "Karrierenachteile" werden bei der Berechnung voll
erfasst. Expertinnen und Experten sprechen bereits von beträchtlichen Kürzungen
im künftigen Pensionskonto bei Frauenpensionen.
Weitere Nachteile:
Frauen sind von der Korridorpension noch
lange ausgeschlossen
die Bewertung der Kindererziehungszeiten
ist nicht ausreichend
die Schwerarbeiterregelung sperrt Frauen
faktisch aus
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 131 |
Steuern
Mit dem Familienpaket der Steuerreform
wurde ein Kinderzuschlag für Alleinverdienerabsetzbeträge eingeführt. Dieser
Zuschlag wird an alle ausgezahlt ungeachtet der sozialen Situation. Damit wird
in erster Linie das „Alleinverdiener-Konzept“ gefördert.
Dem Staat kostet dies pro Jahr 200
Millionen Euro. Dieser Betrag inklusive jener 30 Millionen Euro, die durch
die Anhebung der Zuverdienstgrenze zum Alleinverdienerabsetzbetrag ausgezahlt
werden, könnte aber beispielsweise die Lücke in der Kinderbetreuung füllen.
Die heuer in Kraft getretene
Steuerreform verschärft die bestehende Einkommensschere zwischen Männer und
Frauen noch zusätzlich. 1,5 Millionen Frauen gehen leer aus. Sie wurden bei der
Steuerreform einfach übergangen.
Die Regierung behauptete in einem
Werbespruch, die Steuerreform bringe jedem was. Das stimmt aber nicht. 47 Prozent
der unselbstständigen Frauen, 63 Prozent der Pensionistinnen und 53 Prozent
der selbstständigen Frauen haben keinen Vorteil von der Entlastung. Dies ergibt
sich aus dem Einkommensbericht des Rechnungshofes. Die durchschnittliche
Entlastung von 1.000 Euro, wie von der Regierung vorgegaukelt, hat für einen
Großteil der Frauen nicht stattgefunden, sie haben aber andererseits alle
Gebührenerhöhung voll mittragen müssen.
Männer haben durchschnittlich weitaus
höher von den Steuerentlastungen profitiert.
"Nur" 26 Prozent der
männlichen Arbeitnehmer und 32 Prozent der Pensionisten haben nichts von der
Steuerreform.
Familie
Noch immer gibt es nicht genügend Kinderbetreuungseinrichtungen, die sich mit der Arbeitszeit der Eltern vereinbaren lassen und die den Kindern bestmögliche Förderung bieten. Das trifft ganz massiv die Handelsangestellten. Fast drei Viertel der Handelsangestellten sind Frauen. Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten ist ohne gleichzeitige Ausweitung der Kinderbetreuungseinrichtungen erfolgt. Von der Liberalisierung der
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 132 |
Ladenöffnungszeiten sind Frauen deshalb stark betroffen. Damit wird auch
diese Maßnahme auf dem Rücken der Frauen ausgetragen und steht im krassen
Widerspruch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die EU-Kommission hat in einem am 20.
Februar diesen Jahres veröffentlichten Bericht über die Gleichstellung von
Mann und Frau festgestellt, dass Frauen in Europa immer noch deutlich weniger
verdienen als Männer. Nachdrückliche Empfehlungen aus Brüssel gab es auch an Österreich:
Die niedrige Frauenbeschäftigungsquote in Österreich müsse durch mehr
Kinderbetreuungsplätze erhöht werden!
25.000 Frauen mit Kindern könnten wieder
in der Arbeitswelt Fuß fassen, wenn es ausreichend Kinderbetreuungsplätze
gäbe. Das belegt eine Studie des Forschungsinstitutes Synthesis im Auftrag der
AK Wien. Fast jede fünfte Frau im Haupterwerbsalter kann aus familiären Gründen
nicht am Berufsleben teilhaben.
In der Mikrozensuserhebung 2002 hat die
Statistik Austria den Bedarf an außerhäuslicher Kinderbetreuung erhoben.
Demnach wird für rund 90.000 Kinder in Österreich zusätzliche Betreuung
gewünscht: für 47.700 Kinder fehlt ein Kinderbetreuungsplatz, für 41.700 ist
die vorhandene Kinderbetreuung unzureichend. Umgerechnet betrifft der Mangel an
Kinderbetreuungseinrichtungen 56.000 Mütter.
Diese Fakten lassen sich auch nicht
durch beschwichtigende Pressekonferenzen von BM Rauch-Kallat und BM Haubner, in
welcher der Bedarf gering angesetzt wird, beseitigen.
Fast jede
fünfte Frau in Österreich kann aus familiären Gründen nicht am Arbeitsleben
teilhaben. In den skandinavischen Ländern, wo die öffentlichen
Kinderbetreuungseinrichtungen viel besser ausgebaut sind, ist der Anteil jener
Frauen, die aus familiären Gründen nicht arbeiten gehen können, geringer als in
Österreich: In Schweden, Finnland und Dänemark gehen nur zwischen 1,8 und 6,8
Prozent der Frauen aus familiären Gründen nicht arbeiten. In Österreich sind
17,6 Prozent der Frauen aus diesen Gründen nicht erwerbstätig.
Kinderbetreuung und Frauenerwerbstätigkeit |
||
|
Kinderbetreuungsquoten |
Wegen familiären Gründen
nicht-erwerbstätige Frauen |
Österreich (2002) |
8,80% (9,8 %) |
17,6% |
Deutschland (2000) |
10% |
13,8% |
Frankreich (1998) |
29% |
15,5% |
Dänemark (1998) |
64% |
3,4% |
Schweden (1998) |
48% |
1,8% |
Finnland (1998) |
22 % |
6,8% |
Daten zu inaktiven Frauen: Eurostat
Pressemitteilung vom 15.07.2003
Die AK hat das Forschungsinstitut Synthesis damit beauftragt, herauszufinden, wie viele Arbeitsplätze die Abdeckung des Defizits an Kinderbetreuungsplätzen bringen würde. Dabei geht es darum, einerseits neue Kinderbetreuungsplätze zu errichten, an-
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dererseits auch
darum, die Öffnungszeiten stärker den Bedürfnissen der Eltern anzupassen.
Bei Vollausbau der fehlenden
Kinderbetreuungsplätze hätten 2.600 Frauen mit Kindern im Kinderkrippenalter (0
bis 2 Jahre) eine Vollzeitbeschäftigung gefunden, 3.400 Frauen eine
Teilzeitbeschäftigung. Bei den Frauen mit Kindern im Kindergartenalter hätte es
2.900 neue Vollzeitbeschäftigungen und 2.200 neue Teilzeitbeschäftigungen gegeben.
Und schließlich wären 6.200 Frauen mit Kindern im Pflichtschulalter mit einer
Vollzeitbeschäftigung und 6.900 mit einer Teilzeitbeschäftigung neu auf den
Arbeitsmarkt hinzugekommen. Rund 1.000 Frauen würde es vorerst nicht gelingen, am
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Für rund 25.000 Frauen hätte also der
Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen die notwendige Voraussetzung für die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschaffen.
Diese Zahlen repräsentieren nur die kurzfristigen Beschäftigungswirkungen.
Tatsächlich ist die Bereitstellung von zusätzlichen Betreuungsplätzen eine
Investition in die Zukunft: Sobald die demographische Entwicklung wieder zu
verstärkter Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt führt, würde das dann ausreichende
Angebot an Kinderbetreuungsplätzen ein noch weit höheres Ausmaß an
zusätzlicher Frauenbeschäftigung ermöglichen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in
den letzten fünf Jahren die gesamte Lebenssituation für Frauen schlechter
geworden ist. Diese Tatsache ist der schwarz-blau/orangen Regierung gerade
einmal 80 Cent pro Frau und Jahr an Förderung wert (Frauenförderbudget für
2005) und deshalb stellen die unterfertigten Abgeordneten an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen nachstehende
Anfrage
1. Als eine der Maßnahmen gegen
Frauenarbeitslosigkeit präsentierten Sie am 29. Juni 2005 ein
5-Punkte-Programm zur Frauenbeschäftigung. Bis dato wurden keine Maßnahmen zur
Umsetzung bekannt. Gibt es bereits AMS-Außenstellen mit mindestens drei
frauenspezifisch ausgebildeten BeraterInnen?
2. Wurde mit der Einrichtung der
„Frauenschalter“ bereits begonnen?
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 134 |
3. Gibt es bereits Anweisungen Ihres
Ministeriums an das AMS, bestehende frauenspezifische Angebote weiter
auszubauen und welche sind das?
4. Was werden Sie konkret fordern, um
die Kurse, die Arbeitslosen Frauen zur Verhinderung eines Übertritts in die
Langzeitarbeitslosigkeit angeboten werden, individueller und
bedürfnisorientierter zu gestalten?
5. Wie konkret wird Gender Mainstreaming
in Ihrem Ministerium als Top-Down-Strategie umgesetzt?
6. Welche konkreten Bemühungen haben Sie
vorgesehen, um vor allem Frauen zum Nachholen des Hauptschulabschlusses zu
motivieren?
7. Wie sieht Ihr Programm zu den
verstärkten Sprach- und Integrationskursen für Migrantinnen aus, was verstehen
Sie unter Integrationskursen und welche Budgetmittel sind dafür vorgesehen?
8. Das jetzt gewährte Zusatzbudget im
Rahmen des Beschäftigungsförderungsgesetzes für Qualifizierungsmaßnahmen von
Frauen ist zeitlich auf 2006 und 2007 befristet. Was passiert danach?
9. Welche Maßnahmen planen Sie, um zu
verhindern, dass über Kombi-Lohn Frauen noch stärker in den Niedriglohnbereich
gedrängt werden?
10. Derzeit wird beim AMS die Höhe der
Kombilohnbeihilfe an Arbeitslose in einer Richtlinie ausgestaltet. Was gedenken
Sie zu tun, dass die Beihilfe zum Einkommen nicht zu einer weiteren
geschlechtsspezifischen Benachteiligung von Frauen führt ?
11. Planen Sie Maßnahmen gegen die
Verringerung der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede im allgemeinen?
Und wenn ja, welche?
12. Die Berechnung der Notstandshilfe
führt zu einer geschlechtsspezifischen Benachteiligung von Frauen. Im Jahr
2004 wurde in 12.990 Fällen Frauen die Notstandshilfe abgelehnt bzw
eingestellt, bei Männern waren es 2.351 Fälle. Das heißt zu 85 % waren Frauen
vom Wegfall der Notstandshilfe betroffen. Gibt es von Ihrer Seite Aktivitäten,
um diese Ungleichbehandlung von Frauen zu beseitigen ? Wenn nein, warum nicht ?
13. Soll die steuerliche Geltendmachung
für Kinderbetreuungsleistungen für alle Kinderbetreuungsangebote gelten?
14. Wie werden Sie Ihre Forderung nach
bedarfsgerechten Öffnungszeiten in Kinderbetreuungseinrichtungen umsetzen?
15. Nachmittags- und Ferienbetreuung
sind geeignete Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie
wollen Sie diese Ihre Forderung flächendeckend umsetzen?
16. Was halten sie von dem Vorschlag von
Industriellenvereinigung und Arbeiterkammer, das Kinderbetreuungsgeld
flexibler zu gestalten, indem eine kürzere Bezugsdauer mit einem höheren Bezug
ermöglicht wird und werden Sie Schritte in diese Richtung setzen?
17. Was halten sie von dem Vorschlag von
IV und AK, den Zuverdienst zum Kinderbetreuungsgeld flexibler zu gestalten,
indem zwischen einer Geldgrenze und einer Zeitgrenze gewählt werden kann?
18. Was halten Sie von dem Vorschlag,
die Zuverdienstgrenze zum KBG aufzuheben und wie hoch beziffern Sie die Kosten
einer solchen Maßnahme?
19. Teilen Sie die Befürchtungen, dass bei Wegfall der Zuverdienstgrenze zwar mehr Männer Kinderbetreuungsgeld ohne Änderung ihres Erwerbsverhaltens beziehen wür-
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 135 |
den, aber die Betreuungsarbeit
weiterhin von Frauen geleistet wird und damit Anreize zu noch längeren
Berufsunterbrechungen von Frauen entstehen, denn in der Regel wird auf das
meist höhere Männereinkommen in der Familie nicht verzichtet werden (können)?
20. Sie haben sich anlässlich des
Internationalen Frauentages 2005 für die Einführung eines Vaterschutzmonats
ausgesprochen. Welche konkreten Schritte wurden bisher von Ihrer Seite
unternommen, um den Vaterschutzmonat zu realisieren?
21. Wie beurteilen Sie die Tatsache,
dass 1,5 Millionen Frauen keinen Nutzen aus der letzten Steuerreform haben und
werden Sie für eine Korrektur zumindest in diesem Punkt eintreten?
22. Warum haben Sie sich nicht für eine
geschlechtergerechte Steuerreform eingesetzt?
23. Warum schließen Sie nach wie vor
durch die auf eine bestimmte Beschäftigtenanzahl im Betrieb eingeschränkte
Regelung viele Eltern vom Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit aus?
24. In Österreich gibt es 9
Interventionsstellen, die Gewaltopfern helfen, allerdings leiden diese stark
unter Personalmangel. Warum haben Sie bisher nichts getan, um diesen
Interventionsstellen eine bessere Bewältigung des enorm gestiegenen Betreuungsaufwandes
durch ein höheres Budget und mehr Personal zu ermöglichen?
25. Der zehnjährige Frauenbericht sollte
laut einer schriftlichen Anfragebeantwortung ihres Ressorts bis spätestens Ende
dieses Jahres vorliegen. Wird dieser Bericht rechtzeitig dem Nationalrat
zugeleitet oder haben Sie im Gegensatz zu Ihren Vorgängerinnen kein Interesse
daran, ein wissenschaftlich fundiertes Werk über die Veränderung der
Lebenssituationen von Frauen als Grundlage für frauenpolitische Maßnahmen vorzulegen?
26. Welche Aktivitäten und Schwerpunkte
zur Frauenpolitik sind für die EU-Präsidentschaft Österreichs im nächsten Jahr
geplant und was werden diese kosten?
In formeller Hinsicht wird verlangt,
diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG dringlich zu behandeln.
*****
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich erteile Frau Abgeordneter Heinisch-Hosek als Fragestellerin
zur Begründung der Dringlichen Anfrage das Wort. Redezeit:
20 Minuten. – Bitte, Frau Kollegin. (Unruhe im Saal.)
15.02
Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Eigentlich wollte ich ....
Präsident Dr. Andreas Khol: Ich darf die Kollegen und Kolleginnen bitten, das Gemurmel
einzustellen und der Rednerin zuzuhören! Das gilt auch für da oben am freiheitlichen
Eck.
Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek ist am Wort.
Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (fortsetzend): Eigentlich wollten wir von den Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten diese Dringliche Anfrage schon letztes Mal stellen. Wir sind der Auffassung, dass Dringliche Anträge und Dringliche Anfragen wirklich nur dann gerechtfertigt sind, wenn Feuer am Dach bei einem Thema ist. Außerdem sind sie eher ein Mittel der Opposition. Voriges Mal haben Sie sich selber
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 136 |
zu Ihrer – nicht
sehr erfolgreichen – Wirtschaftspolitik befragt und haben somit verhindert, dass wir
dringlich über Frauenpolitik reden. (Abg. Scheibner: Heute wären aber wir dran,
Frau Kollegin!)
Heute können wir dies aber tun und die Frau Ministerin befragen, warum sie seit fünf Jahren keine Frauenpolitik macht. Sie ist zwar erst seit 2002 Frauenministerin, aber trotzdem ... (Bundesministerin Rauch-Kallat: Seit 2003!) Seit 2003, Frau Bundesministerin. Aber trotzdem: In der Politik sind Sie ja schon viel länger.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Frauenpolitik Querschnittspolitik sein muss und ist. Das heißt – und das wissen Sie genauso gut wie ich –, dass jede politische Frage zugleich auch eine frauenpolitische Frage ist und dass jede politische Maßnahme zugleich eine Maßnahme ist, von der Frauen auch betroffen sind. Frauen stellen immerhin 52 Prozent der Bevölkerung, und all die betroffenen Bereiche, Frau Bundesministerin, gehen auch Sie – und gerade Sie als Frauenministerin! – etwas an.
Ich denke mir, es ist Aufgabe einer Frauenministerin, aufzuzeigen, wie sich Rollenklischees in dieser Gesellschaft darstellen, es ist Aufgabe der Frauenministerin aufzuzeigen, wie Diskriminierungen von Frauen bewusst gemacht werden können, und es ist vor allem Aufgabe der Frauenministerin, dafür zu sorgen, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Frauen ermöglichen, dass sie sich unabhängig von irgendwelchen Rollenzuteilungen frei entfalten können und ihr Leben so gestalten können, wie sie es wollen.
Nun wird seit fünf Jahren in diesem Land keine Frauenpolitik betrieben. 2000 wurde das Frauenministerium abgeschafft. Das war eine der allerersten Maßnahmen. Wir hatten dann einen männlichen Frauenminister, der eine Männerabteilung eingerichtet hat, und nach seiner glücklosen Zeit als Frauenminister wurde er von Ihnen, Frau Bundesministerin, abgelöst.
Diese Tatsache, dass er abgelöst wurde, hat nicht dazu geführt, dass sich die Lebenssituation von Frauen verbessert hat. Im Gegenteil: Die Lebenssituation von Frauen hat sich verändert, und zwar zum Schlechten verändert, und ich werde gleich darauf zu sprechen kommen.
Obwohl uns Statistiken und Untersuchungen vorliegen und es Rügen von der EU-Kommission und andere Aufforderungen – WEF und so weiter – gibt, erfolgte keine Reaktion der Frauenministerin.
Im Hinblick darauf stellt sich die Frage, Frau Bundesministerin: Warum machen Sie keine Frauenpolitik? Interessieren Sie die Anliegen der Frauen nicht? (Abg. Dr. Fekter: Jede politische Maßnahme ist auch frauenrelevant!) Interessieren Sie die Lebensumstände der Frauen nicht? Könnte es sein, dass Sie die Wünsche und Bedürfnisse der Frauen überfordern, Frau Frauenministerin? Nehmen Sie überhaupt wahr, in welchen verschiedenen Lebenswelten Frauen leben und zu leben haben und womit Frauen auskommen müssen? Sind Sie oft draußen bei den Frauen, Frau Frauenministerin? Wissen Sie, unter welchen Umständen Frauen ihr Leben meistern? (Abg. Dr. Fekter: Bei den Menschen!) Ich meine: Draußen bei den Menschen, und zwar nicht abgehoben irgendwo bei Festen und Feiern, sondern draußen vor Ort in Frauenberatungsstellen, in Kindergärten und überall dort, wo Frauen ihr Leben fristen, in Betrieben beispielsweise. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich weiß nicht beziehungsweise kann mich zumindest nicht erinnern, ob Sie heuer im Gedenkjahr, das sich ja dem Ende zuneigt, eine Veranstaltung oder irgendeine Aussage dahin gehend gemacht haben, wie Sie beispielsweise den Wiederaufbau dieses Landes, den hauptsächlich die Frauen geleistet haben, würdigen. (Zwischenruf der
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 137 |
Abg. Dr. Fekter.) Ich kann mich an nichts erinnern! Ich erinnere mich aber sehr wohl an Ihren Trümmerfrauenantrag, der leider in einer nicht geeigneten Form Gesetz geworden ist.
Liebe Kolleginnen! Frau Frauenministerin!
In diesem Zusammenhang haben Sie sich nicht dafür eingesetzt, dass auch Frauen
beachtet werden, die in dieser so schweren Zeit keine Kinder geboren hatten,
denn es gab in dieser Zeit auch Frauen, die keine Kinder bekommen konnten, die
selber sehr, sehr junge Frauen waren und die sich beispielsweise um ihre
Geschwister kümmern mussten. Uns ist es gelungen, ein Buch herauszugeben.
Daraus können Sie lernen, Frau Kollegin, da können Sie sich etwas mitnehmen,
dass auch wir – im Gegensatz zu Ihnen – für den Wiederaufbau unseren
Beitrag geleistet haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der
Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das war nur
ein kleines Beispiel.
Natürlich. Sie haben es mir zugerufen: Sich für Frauen einzusetzen, das heißt, sich einzumischen. – Ja! Das bedeutet, sich in alle möglichen Querschnittsmaterien einzumischen, in alle möglichen Bereiche. Aber: Sie mischen sich nicht ein! Wir merken überhaupt nichts davon, sonst hätte sich ja die Situation der Frauen verbessert! Das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Diese Einmischung muss jedenfalls stattfinden, und die Frau Frauenministerin soll uns, bitte, sagen, welche Gesetze und welche Maßnahmen dazu geführt haben, dass sich die Situation von Frauen in diesem Lande in den letzten fünf Jahren verbessert hat! Oder ist das Gegenteil der Fall? – Ich behaupte, und wir wissen: Das Gegenteil ist der Fall.
Schauen wir ein bisschen auf die einzelnen Bereiche, schauen wir zunächst auf einen essenziell wichtigen Bereich, nämlich auf den Bildungsbereich!
Bildung beginnt bei den Kleinsten, Bildung beginnt im vorschulischen Bereich, keine Frage. Kein Kindergarten ist eine Aufbewahrungsstätte, jede Betreuungseinrichtung für die Kleinen ist eine Bildungseinrichtung.
Geschlechtssensible Pädagogik: Ich habe dazu nie eine Aussage von der Frau Frauenministerin gehört, und ich weiss nicht, wie sehr sie im Gespräch mit der Bildungsministerin ist. Sie preisen sich selber immer als die sechs Ministerinnen in der Riege der Regierungsmitglieder. Das ist nicht die Hälfte der Regierung, sondern nur ein Drittel, denn wir müssen die Herren Staatssekretäre natürlich auch dazurechnen. Wie oft reden Sie mit Ihren Ministerinnen-Kolleginnen? Wie oft mischen Sie sich ein, wenn es um die vorschulische Erziehung der Kleinsten geht? Was ist mit dem Scheck, den die Kinder oder – besser gesagt – die Eltern in die Hand gedrückt bekommen, den man nicht einlösen kann? – Meine Kollegin Binder-Maier wird darauf noch eingehen.
Was ist denn bei den Schulpaketen? Wo haben Sie sich eingemischt, Frau Bundesministerin? Jetzt haben wir das Schulpaket II unmittelbar vor Beschlusslage. Wo haben Sie denn die mädchenrelevanten Dinge hineinreklamiert? Ich habe in den Vorbesprechungen überhaupt nichts davon gehört! Bildung hört ja mit dem Ende der Schulpflicht nicht auf, das ist ja nicht wahr! Aber es ist eine Maßnahme nach der anderen gesetzt worden, dass für Frauen beispielsweise Weiterbildung immer schwieriger und unmöglicher wird.
Bildungskarenz haben Sie abgeschafft. Ihr Kollege Bartenstein, auf den ich dann noch zu sprechen komme, hat diese Bildungskarenz nach der Karenzzeit abgeschafft. Bildung heißt in Wahrheit lebenslanges Lernen, Weiterbildung zu ermöglichen, das ist aber nicht Ihr Anliegen. Es geht ja nicht nur um PISA und um die Ergebnisse all dieser diesbezüglichen Studien. Es gab bereits zwei Untersuchungen, die Sie als Frauenministerin eigentlich hätten hellhörig lassen sollen.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 138 |
Auch der Bereich der dualen Berufsausbildung fällt in Ihren Kompetenzbereich. Mädchen müssen doch Möglichkeiten bekommen, sich auch in anderen Bereichen zu etablieren! – Was tun Sie dafür, dass Mädchen in technische Berufe einsteigen können? Wie referieren Sie das in der Öffentlichkeit, und wie arbeiten Sie mit der Bildungsministerin zusammen?
Auf die Misere der Universitäten wird Kollegin Muttonen noch zu sprechen kommen, zunächst sei nur gesagt: Die Zahlen betreffend weibliche Lehrende an den Universitäten sind wirklich nicht berauschend. Ich spreche jetzt gar nicht von der sehr, sehr schwierigen Situation der weiblichen Studierenden, wenn sie nebenbei noch arbeiten – und das tun fast alle Studentinnen und Studenten – und wenn sie vielleicht auch noch Kinder erziehen. Sie haben es nicht leicht, weil sie vielleicht ganze Semester verlieren, wenn sie einen Platz in einem Seminar verloren haben. Das ist Ihnen offenbar kein Anliegen!
Wenn Frauen schließlich einen Arbeitsplatz haben, dann ist noch lange nicht gesagt, dass sie davon auch leben können. Der Armutsbericht Ihrer Kollegin Haubner belegt, dass in den Jahren 2003 und 2004 die Armut gestiegen ist, vor allem aber Armut bei Frauen. – Es ist eine Schande für dieses Land, dass eine halbe Million Frauen an der Armutsgrenze lebt! Die Situation für Frauen, die arbeiten und trotzdem an der Armutsgrenze leben, ist wirklich schwierig.
Ich weiß nicht, ob Sie sich da eingemischt haben. Haben Sie mit dem Arbeitsminister gesprochen? Wo ist die Querschnittspolitik der Frauenministerin? Haben Sie Maßnahmen eingefordert?
Mir liegt hier das Fünf-Punkte-Programm zur Frauenbeschäftigung vor. Sie waren, glaube ich, am 1. Mai beim Beschäftigungsgipfel nicht dabei. Es gab dann noch einen eigenen Frauenbeschäftigungsgipfel, das heißt, Sie haben Frauenbeschäftigung wohl zu Ihrem Thema gemacht und haben dann auch ein Papier herausgeben, aber zuerst ein Pressepapier herausgeben und nachher etwas tun oder nicht, das sind allerdings zwei Paar Schuhe!
Was ist in diesen fünf Punkten enthalten? – Sie wollen frauenrelevante Maßnahmen im Arbeitsmarktservice forcieren. Sie wollen bei der Berufswahl von jungen Frauen – ich habe es vorhin erwähnt – Bewusstseinsbildung schaffen. Sie wollen Qualifizierungsmaßnahmen für gefährdete Gruppen thematisieren. Sie wollen die Gesundheitsberufe forcieren. Der letzte Punkt besagt, dass eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leben können, der ist, dass die Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden, und Sie sagen, dass Sie das tun wollen. Vom Papier bis zur Umsetzung ist es allerdings ein langer Weg, der Sie, glaube ich, eher nicht interessiert.
Wir haben dazu aber heute Fragen gestellt, und ich glaube nicht, dass es gut wäre, Frau Bundesministerin, dass Sie sich, wie Sie in der schriftlichen Anfragebeantwortung mir gegenüber ausgeführt haben, für die Fragen 1 bis 9 eigentlich nicht zuständig fühlen. Eine Frauenministerin sollte sich – ich zitiere Ihre Worte „Frauenpolitik ist Querschnittspolitik“ – für alle Bereiche interessieren, und daher wünsche ich mir, dass Sie heute genau auf diese wichtigen Fragen der Arbeitsmarktpolitik Antworten geben und uns keine Antworten schuldig bleiben.
Nächster Bereich: Die Voraussetzung dafür, dass Frauen auch von dem leben können, was sie verdienen, ist, dass sie Vollzeitarbeitsplätze bekommen. Es nützt nichts, wenn Herr Bundesminister Bartenstein sagt, dass die Frauenerwerbsquote gestiegen ist, wenn sie deswegen gestiegen ist, weil Frauen in atypischen und prekären Arbeitsverhältnissen und vor allem in Teilzeitarbeitsverhältnissen beschäftigt sind, in welchen sie wenig verdienen, und wenn es nur einige wenige Branchen gibt, wo man solche Jobs
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 139 |
bekommt. (Beifall des Abg. Dr. Grünewald.) Sie wissen das, Kollege: Im Dienstleistungsbereich, im Tourismusbereich und im Gastgewerbe machen es die Öffnungszeiten beziehungsweise Arbeitszeiten für Frauen zum Teil unmöglich, dass sie ihre Kinder auch irgendwo unterbringen.
Ich meine, es ist von großer Bedeutung, wenn sich zwei Männer jetzt zusammensetzen und sich damit beschäftigen. Wir haben wirklich oft gesagt – das wissen Sie genau –, dass wir für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und für Frauen, die Kinder geboren haben und wieder in das Berufsleben einsteigen wollen, gute Rahmenbedingungen brauchen. Uns wurde nicht zugehört. Jetzt setzen sich der Arbeiterkammerpräsident und der Präsident der Industriellenvereinigung zusammen, alle Zeitungen sind voll davon, und fordern genau das Kindergeld-plus-Modell der SPÖ-Frauen. Sie fordern genau die Begleitumstände ein, die Frauen brauchen, damit sie Kinder und Beruf vereinbaren können.
Ich weiß nicht, Frau Bundesministerin, wie Sie diese Rahmenbedingungen schaffen und wie Sie sich einmischen und mit Kollegin Haubner darüber reden, wie man mehr Kinderbetreuungsplätze schaffen kann. Auch die beiden genannten Herren haben festgestellt, dass es 100 000 und nicht 18 000 sind, wie Sie einmal gesagt haben. (Abg. Steibl: Das stimmt nicht!) Da haben Sie nämlich Bezirksdurchschnitte hergenommen und ganz wilde Berechnungen angestellt, die wirklich nicht seriös waren.
Kommen wir zu einem ganz großen Bereich, der Frauen armutsgefährdet macht: Es war die Pensionsreform 2003 – da waren Sie schon Frauenministerin –, und es war die Pensionsharmonisierung 2004, die bei weitem nicht wettmacht, was Frauen durch die 40-jährige Durchrechnung verlieren. Auch die Anhebung der anrechenbaren Kindererziehungszeiten und auch die Verbesserungen bei den pensionsbegründenden Zeiten für Frauen machen das bei weitem nicht wett, denn wenn Frauen beispielsweise drei Jahre Teilzeit arbeiten, dann haben sie das aufgebraucht. Das wissen Sie auch. Sie wissen aber auch genauso gut, dass Frauen meist nicht drei Jahre in Teilzeit arbeiten, sondern in diesen schlecht bezahlten, minder qualifizierten Jobs zehn Jahre, 12 Jahre oder 15 Jahre hängen bleiben. Da erhebt sich schon die Frage: Wie soll eine Frau zu einer existenzsichernden Pension kommen, wenn sie nicht mehr die besten 15 Jahre zusammenzählen kann?
Auch wir stehen zur Durchrechnung, aber die SPÖ hat immer gesagt: Wir müssen danach trachten und darauf schauen, dass wir eine eigenständige Alterssicherung für Frauen forcieren und dass wir die Kindererziehungszeiten so bewerten, dass Frauen auch zu einer „anständigen“ Pension, von der sie leben können, kommen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ihr eigener Bereich ist der Gesundheitsbereich, und ich sage Ihnen, Frau Bundesministerin: Der Gesundheitsbereich wird schlecht verwaltet. Sie haben in diesem Bereich einfach wenig zusammengebracht! Sie forcieren die Themen „Frauen“ und „Gesundheit“, und ich frage mich im Zusammenhang mit der bevorstehenden EU-Präsidentschaft, wie Sie das während unserer Präsidentschaft entsprechend thematisieren werden. Ich erkenne an, dass es wichtig ist, über Zwangsheirat, über Ehrenmorde, über Genitalverstümmelung, über Menschen-, Frauen- und Kinderhandel zu sprechen. Das ist wichtig. Aber vergessen wir die Frauen in Österreich nicht!
Frau Bundesministerin! Was werden Sie in diesem halben Jahr zum Beispiel tun, um dafür zu sorgen – wozu uns auch Kommissar Špidla aufgefordert hat –, dass die Einkommensschere, die in Österreich besonders weit geöffnet ist, etwas mehr geschlossen werden kann? Špidla erwartet sich von der EU-Präsidentschaft – er hat das in einem Presseinterview artikuliert –, dass Maßnahmen, speziell von der Frauenministerin, getroffen werden, dass diese Einkommensschere etwas mehr geschlossen wird
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beziehungsweise etwas weniger auseinander klafft. Wir sind diesbezüglich Vorletzte in der EU, und wir sind da weltweit ganz weit hinten, und ich denke mir, dass das eigentlich einer Frauenpolitik in diesem Land nicht würdig ist.
Auch denke ich mir, dass Ihre Beratungsstelle beziehungsweise Ihre Einrichtung für Migrantinnen in Ihrem eigenen Ministerium längst ihre Arbeit hätte aufnehmen können – wir warten darauf –, um beispielsweise auch für die EU-Präsidentschaft zu wirken. Außerdem wissen wir, dass zusehends mehr Frauen mit migrantischem Hintergrund Hilfe suchen und brauchen würden, aber keine Hilfe bekommen, weil nicht gesichert ist, dass es genug Frauenberatungsstellen gibt. Sie haben einige schließen lassen, Frau Bundesministerin, und einige kämpfen mit dem Überleben.
Wann haben Sie sich eingemischt, Frau Bundesministerin, als das Asylgesetz und das Fremdenrechtspaket beschlossen wurden? – Wir haben versucht, auch frauenrelevante Themen hineinzuverhandeln. Es ist leider nicht gelungen, weil Sie das verhindert haben. Warum haben Sie sich nicht dafür eingesetzt, dass Frauen sofort einen eigenen Aufenthaltstitel bekommen, dass Frauen eine Arbeitsbewilligung bekommen und dass Frauen die Möglichkeit haben, sich von ihren oft gewalttätigen Männern zu trennen und selbst auf eigenen Beinen zu stehen? – Zum Gewaltbereich: Es gibt zwar neun Interventionsstellen, es gibt aber 37 000 Wegweisungen, seit es das Gewaltschutzgesetz gibt. Es gibt nämlich kaum mehr Personal, die dieses Gesetz auch umsetzen können!
Ich nenne abschließend einen Ministerratsvortrag von Ihnen, Frau Bundesministerin, zum Thema „Gender Mainstreaming“. Sie bekennen sich in einem Ministerratsvortrag zur Gleichstellungspolitik, Sie bekennen sich dazu, dass sich alle Ministerien, alle Ressorts verpflichten, danach auch zu handeln. Das heißt, erstens geschlechtergerecht zu formulieren und zweitens Projekte anzudenken, durchzusetzen und umzusetzen, die Männern und Frauen gleichermaßen zugute kommen. Wir wissen aus der Gruppe im Finanzministerium, dass Finanzpolitik und Steuerpolitik Frauen definitiv benachteiligen. Das gibt es schwarz auf weiß.
Wann haben Sie sich beim Herrn Finanzminister Grasser dafür eingesetzt, wann werden Sie mit ihm darüber reden, warum 1,6 Millionen Frauen nicht von dieser Steuerreform profitieren, warum nur einige Großkonzerne davon profitieren und warum besonders selbständige Frauen, die wirklich nicht viel verdienen – jedes dritte Unternehmen in Österreich wird immerhin von einer Frau gegründet –, da nicht bedacht werden. Dass für Frauen wenigstens die Negativsteuer verdoppelt wird, wäre eine wichtige Forderung, damit Frauen mit dieser kleinen Steuergutschrift ihre Lebenssituation etwas verbessern könnten.
Wenn wir Ihr eigenes Ressort anschauen, Frau Bundesministerin, dann müssen wir Sie immer wieder an Ihre Pflichten erinnern. Es gab den Käthe Leichter-Preis. Wir haben Sie wirklich jahrelang erinnert! Sie haben ihn heuer wieder verliehen, aber Sie haben ihn einige Jahre einfach nicht wichtig genommen.
Es gab in den Jahren 1975, 1985 und 1995 einen zehnjährigen Frauenbericht (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), ein wichtiges wissenschaftliches Dokument. Wir haben jetzt November, und wir haben überhaupt noch nichts davon gehört, dass Sie heuer noch einen Frauenbericht geben werden. Ich glaube, Sie nehmen Frauenpolitik einfach nicht wichtig genug, und ich hoffe, dass Sie im Sinne der Frauen Österreichs unsere Fragen heute beantworten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
15.22
Präsident Dr. Andreas Khol: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Frau Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat zu Wort gemeldet. Ihre Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Ministerin.
Nationalrat, XXII.GP | 127. Sitzung / Seite 141 |
15.23
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat: Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek, wenn ich Ihre jetzigen Ausführungen Revue passieren lasse und die Begründung Ihrer Dringlichen Anfrage lese, dann frage ich mich schon: In welcher Lebenswelt und in welchem Land leben Sie eigentlich? (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Fekter: Sie lebt in Wien!) Ich würde meinen, es war eine Fortsetzung des Jammerns, statt zu handeln, denn das, was wir im Jahr 2000 übernommen haben, waren 30 Jahre sozialdemokratischer Frauenpolitik beziehungsweise das Ergebnis von 30 Jahren sozialdemokratischer Frauenpolitik. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich werde Ihnen gerne die Antworten auf Ihre Fragen geben, für den Fall, dass Sie mich antworten lassen, aber Sie wissen: Ich habe auch nur 20 Minuten Redezeit, und daher muss ich mich beeilen, sie Ihnen zu geben.
Ich gehe „hinaus“, wie Sie das nennen. Ich fühle mich nicht drinnen, sondern ich lebe in Österreich, ich lebe in dieser Welt, und ich spreche mit sehr vielen Frauen in Österreich, sei es in Frauenberatungsstellen und in Frauenservicestellen, sei es in den Betrieben, sei es in den Schulen und in den Kindergärten oder auch bei vielen Veranstaltungen, und zwar nicht nur bei solchen, die wir vom Ministerium her durchführen, sondern auch bei sehr vielen Veranstaltungen, die andere Frauenorganisationen halten, und ich bin laufend im Gespräch mit den Frauen.
Ich erlebe immer wieder, dass ich mich
frage, wenn Sie sagen, Sie hätten nichts gehört, ob Sie – es steht mir
nicht zu, über das Hörvermögen zu urteilen – nicht hören wollen
oder nicht sehen wollen und ob Sie nicht bewusst überhören. Es gibt nämlich
vieles, was wir in diesen letzten drei Jahren gemacht haben, was wesentlich
dazu beigetragen hat, dass sich auch die Situation von Frauen in diesem Land
verbessert hat. Wenn Sie beklagen, wir hätten nichts für die „Trümmerfrauen“ in
diesem Jahr gemacht, dann sage ich Ihnen: Wir haben eine große Veranstaltung am
1. Oktober gemacht, und ich war erst am Samstag wieder bei einer
diesbezüglichen Veranstaltung, und wir haben vor allem eine Geldleistung für
„Trümmerfrauen“ geschaffen, die mehr war, als je eine sozialdemokratische
Regierung geleistet hat. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wenn Sie sich beklagen, Emanzipation und Gleichstellung tatsächlich ernst nehmen und den Frauen, die in dieser Zeit nicht Kinder großgezogen haben, diese Geldleistungen auch geben wollen, dann müssten Sie sie auch den Männe