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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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171. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Freitag, 5. Oktober 2012

 

 


Stenographisches Protokoll

171. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode                  Freitag, 5. Oktober 2012

Dauer der Sitzung

                                               Freitag, 5. Oktober 2012:  8.02 –   8.04 Uhr

                                                                                                  11.03 – 14.57 Uhr

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 10

Ordnungsruf ................................................................................................................... 37

Geschäftsbehandlung

Antrag der Abgeordneten Otto Pendl, Werner Amon, MBA, Kolleginnen und Kollegen, dem Untersuchungsausschuss zur Klärung von Korruptionsvorwürfen zur Berichterstattung gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 16. Oktober 2012 zu setzen ................................ 11

Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 11

Redner/Rednerinnen:

Ing. Norbert Hofer ........................................................................................................ 64

Otto Pendl ..................................................................................................................... 67

Werner Amon, MBA ..................................................................................................... 69

Dr. Walter Rosenkranz ................................................................................................. 70

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 71

Stefan Petzner .............................................................................................................. 73

Annahme des Fristsetzungsantrages (namentliche Abstimmung) ............................... 74

Unterbrechung der Sitzung ...................................................................................  12, 75

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .................................... 74

Rechnungshof

Verlangen gemäß § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung im Zusammenhang mit dem Antrag 2082/A betreffend Gebarungsüberprüfung .................................................................................................. 76

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 10


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 2

Unvereinbarkeitsangelegenheiten

Elfter Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses .......................................................... 11

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: Steuern senken, statt Geld an Banken verschenken! (2080/A)(E) .............................................................................................. 12

Begründung: Josef Bucher ........................................................................................... 15

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................. 20

Debatte:

Gerald Grosz ................................................................................................................. 24

Dr. Josef Cap ................................................................................................................ 26

Karlheinz Kopf .............................................................................................................. 29

Heinz-Christian Strache .............................................................................................. 31

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 34

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 37

Kai Jan Krainer ............................................................................................................. 39

Jakob Auer .................................................................................................................... 41

Bernhard Themessl ..................................................................................................... 43

Mag. Bruno Rossmann ............................................................................................... 45

Ing. Peter Westenthaler ............................................................................................... 47

Wolfgang Katzian ......................................................................................................... 49

Peter Haubner ............................................................................................................... 50

Dr. Martin Strutz ........................................................................................................... 52

Mag. Christiane Brunner ............................................................................................. 53

Martina Schenk ............................................................................................................. 54

Heidrun Silhavy ............................................................................................................ 56

Gabriele Tamandl ......................................................................................................... 57

Mag. Roman Haider ..................................................................................................... 58

Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ...................................................................................... 61

Elisabeth Kaufmann-Bruckberger ............................................................................. 62

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufforderung der Bundesregierung zur Klage beim EuGH wegen Vertragsverletzung der EZB – Ablehnung       60, 63

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 2080/A(E) .............................. 63

Eingebracht wurden

Bürgerinitiative ............................................................................................................ 10

Bürgerinitiative betreffend „Überführung des Pensionsversicherungssystems der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten (Wohlfahrtseinrich­tungen) in das staatliche Pensionsversicherungssystem FSVG“ (Ordnungsnum­mer 49)

Regierungsvorlage ...................................................................................................... 10

1916: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Re­gierung Jerseys über den Informationsaustausch in Steuersachen

Berichte ......................................................................................................................... 10

Vorlage 107 BA: Monatserfolg August 2012; BM f. Finanzen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 3

III-351: Bericht, Reihe Bund 2012/9; Rechnungshof

III-356: 9. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2012; Bundesregierung

III-357: Bericht betreffend Ethik-Unterricht aufgrund der Entschließung des Na­tionalrates vom 19. Jänner 2012, E 221-NR/XXIV. GP; BM f. Unterricht, Kunst und Kultur

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ................................................................. 11

Aufnahme der Verhandlungen über einen Vertrag zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Italienischen Republik über die poli­zeiliche Zusammenarbeit

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen über die Wälder in Europa

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Öster­reich und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den Schutz von In­vestitionen

Aufnahme der Verhandlungen über das Abkommen zwischen der Republik Ös­terreich und dem König Abdullah bin Abdulaziz Zentrum für interreligiösen und in­terkulturellen Dialog über den Amtssitz des König Abdullah bin Abdulaziz Zen­trums für interreligiösen und interkulturellen Dialog

Anträge der Abgeordneten

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: Steuern senken, statt Geld an Banken verschenken! (2080/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz der Bienen im Rahmen des Maisanbaus in Österreich (2081/A)(E)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen auf Gebarungsüberprüfung durch den Rechnungshof gemäß § 99 Abs. 2 GOG hinsichtlich einer Überprüfung des Vereines „Schulungszentrum Fohnsdorf“ (2082/A und Zu 2082/A)

Mathias Venier, Kolleginnen und Kollegen betreffend die computergestützte Verwal­tung der Pädagogischen Hochschulen in Österreich (2083/A)(E)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz, BGBl. Nr. 1/1930, geändert wird (2084/A)

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen gemäß Artikel 49b B-VG auf Durchführung einer Volksbefragung über die Schaffung eines Minderheitenrechtes auf Einsetzung von Untersuchungsausschüssen (2085/A)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Besuchsrecht für Groß­eltern (2086/A)(E)

Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verhängung der Rückzahlsperre gemäß § 14 Abs. 1 des österreichischen Bundesgesetzes über Eigenkapital ersetzen­de Gesellschafterleistungen über die Hypo Alpe-Adria (2087/A)(E)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend rasche Reform der Pendler­pauschale und Umsetzung einer kilometerabhängigen Abrechnung mit Negativsteuer­wirkung zur Entlastung der Pendlerinnen und Pendler (2088/A)(E)

Anton Heinzl, Johannes Schmuckenschlager, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz geändert wird (2089/A)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 4

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Freigänger in Österreich – Rückfälle im Jahr 2011“ (12658/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Vollziehung des Biozid-Pro­dukte-Gesetzes in Österreich im Jahr 2011“ (12659/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Bundesforste: Verkauf und Zukauf von Liegenschaften 2011; Vermögensverhandlungen mit den Bundesländern“ (12660/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend „Ski- und Snowboarddiebstähle in Österreich – Wintersaison 2011/2012“ (12661/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Eisenbahnunfälle und Verbandsverantwortlichkeitsgesetz (12662/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend Vorwürfe gegen Landespolizei-Vizepräsidenten Karl Mahrer (12663/J)

Karl Öllinger, Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für In­neres betreffend Antisemitismus und Polizei (12664/J)

Elmar Podgorschek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Maßnahmen gegen ausländische Verkehrssünder (12665/J)

Dr. Martin Strutz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Videoüberwachung (12666/J)

Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend aktuellen Stand und Erfolg von Videoüberwachung (12667/J)

Mathias Venier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend sogenannte Verwandtenehen und deren Folgekosten (12668/J)

Mathias Venier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Schließung von Zwangsehen in Österreich (12669/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Maßnahmen des Ministers zur Verbesserung des „mega-sinnlosen“ Grundwehrdienstes (12670/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, So­ziales und Konsumentenschutz betreffend „Illegale Beschäftigung und Schattenwirt­schaft in den Jahren 2009, 2010 und 2011 – Entziehung von Gewerbeberechtigungen“ (12671/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Rodel- und Bobunfälle in der Wintersaison 2011/2012“ (12672/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Strafregister: Austausch von Informationen 2011“ (12673/J)

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Überwachungsmaßnahmen gegen Abgeordnete des Nationalrates (12674/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 5

Mag. Sonja Steßl-Mühlbacher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Gerichtssachverständige“ (12675/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Strafverfahren in der Causa Wohlfahrtseinrichtung, Wirtschaftsbund und Co (12676/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Skandal rund um die Wohlfahrtseinrichtung der Tabaktrafikanten (12677/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die zukünftige Ge­fährdung der Lebensmittelversorgung durch Biotreibstoff (12678/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strafverfahren in der Causa Wohlfahrtseinrichtung, Wirtschaftsbund und Co (12679/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Agrardieselvergütung für Ös­terreichische Landwirte 2010 und 2011“ (12680/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen be­treffend „Schikanen“ am Finanzamt (12681/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Feinstaubbelastung in Österreich (12682/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Verhalten der Staatsanwaltschaft Feldkirch in der „Testamentsaffäre“ am Be­zirksgericht Dornbirn (12683/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Gefährdung der Sicherheit im Werkstättenunterricht an der HTL Bregenz (12684/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend FFF (Fellner-Forschungs-Förderung) durch FFG (12685/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Lärmbelastung in Feldkirchen, Seiersberg und Pirka (12686/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Schieß-Geste eines Staatsanwalts (12687/J)

Oswald Klikovits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend fehlende Grundlagen und nicht berücksichtigte Folge­kosten für das vom Bundesminister angestrebte Berufsheer: Zahlen, Daten, Fakten (12688/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Minenaktie Goldfields – Scalping (Marktmanipulation)“ (12689/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Unfälle und Straftaten im Zuge von Krampus- beziehungsweise Perchtenläu­fen“ (12690/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 6

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Internetkriminalität – Strafanzeigen – Gerichtliche Erledigung im Jahr 2011“ (12691/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Internetkriminalität – Strafdelikte durch IT-Medium im Jahr 2011“ (12692/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Quereinstieg bei Zahnmedizin an der Med-Uni Wien (12693/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Quereinstieg bei Human- beziehungsweise Zahnme­dizin an der Med-Uni Graz (12694/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Quereinstieg bei Humanmedizin an der Med-Uni Inns­bruck (12695/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Quereinstieg bei Humanmedizin an der Med-Uni Wien (12696/J)

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Quereinstieg bei Zahnmedizin an der Med-Uni Inns­bruck (12697/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Strafverfahren gegen DI R. und N.N. (12698/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Disziplinlosigkeit im Unterricht (12699/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend „Gratis ins Museum“ – Inserat des BMUKK in „Öster­reich“ vom 25. September 2012 (12700/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Übermittlung von Durchführungsbestimmungen (12701/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend sechsspurigen Ausbau der Autobahn zwischen Salzburg und Rosenheim (12702/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Beschäftigungsprojekte für psychisch kranke Men­schen (12703/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Räumungsverfahren in Bundeswohnungen (12704/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Firmenabwanderung aufgrund einer 380-kV-Trasse (12705/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Fa­milie und Jugend betreffend Blindenleitsysteme für öffentliche Gebäude (12706/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit be­treffend Internetabhängigkeit (12707/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 7

Anton Heinzl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend „Irritierende Aussagen des NÖ-Militärkommandanten bei der Bürgermeisterkonferenz des Verwaltungsbezirkes St. Pölten“ (12708/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend „Künftig automatischer Amtsverlust für Beamte bei Se­xualdelikt und Folter“ (12709/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend die Erhaltungsmaßnahmen von Autobahnen und Schnellstraßen (12710/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Sozia­les und Konsumentenschutz betreffend Wimperntuschen (12711/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Sozia­les und Konsumentenschutz betreffend Energiesparlampen versus Halogenstrahler (12712/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend „Kunst macht Schule“ – Inserat des BMUKK in „Ös­terreich“ am 28. September 2012 (12713/J)

Oswald Klikovits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend Maßnahmen zur Attraktivierung des Grundwehrdienstes in den Jahren 2011 und 2012 (12714/J)

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Massive Kürzungen des Hochwasserschutz-Budgets bis 2016“ (12715/J)

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Kinderbetreuungsgeld für AlleinerzieherInnen (12716/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Nichtbeantwortung von Fragen bei Anfrage zu „Verweigerung von Visa“ (12717/J)

August Wöginger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Sozia­les und Konsumentenschutz betreffend Zahlen, Daten, Fakten zum Zivildienst, zur Freiwilligenarbeit, zum freiwilligen Sozialjahr und zum nunmehr geplanten bezahlten Sozialdienst (12718/J)

August Wöginger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Zahlen, Daten, Fakten zum Zivildienst, zur Freiwilligenarbeit, zum freiwilligen Sozialjahr und zum nunmehr geplanten bezahlten Sozialdienst (12719/J)

Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betref­fend Steuerleistung der Kärntnerinnen und Kärntner (12720/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft, Familie und Jugend betreffend Braunkohle-Geschäfte der VERBUND AG in der Türkei (12721/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft, Familie und Jugend betreffend Kostenfalle fossile Brennstoffimporte (12722/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Irreführung Werbung von staatlichen Un­ternehmen (12723/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 8

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend: AKW-Stresstests offenbaren alarmierende Sicherheitsmängel im AKW Temelίn (12724/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frau­en und öffentlichen Dienst betreffend die Öffentlichkeitsarbeit zum Gehaltsrechner (12725/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frau­en und öffentlichen Dienst betreffend die Nicht-Einhaltung des Frauenfördergebots (12726/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Berücksichtigung der Anliegen von Frauen im ländlichen Raum bei Programmförderungen (12727/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ge­sundheit betreffend Beanstandungen bei Kosmetika (12728/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Schadenersatzzahlungen aufgrund von Verstößen gegen das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz (12729/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aufarbeitung der Gewalt in den Bundeserziehungsanstalten Kaiserebersdorf und Wiener Neudorf (12730/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend mutmaß­liche Schreibverbote für Redakteure der „Wiener Zeitung“ (12731/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit betreffend Sperre der Operationssäle im AKH (12732/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Wissenschaft und Forschung betreffend gesperrte OP-Säle im Wiener Allgemei­nen Krankenhaus (12733/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Hilfe für minderjähriges Vergewalti­gungsopfer (12734/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Erstaufnahmezentrum Thalham (12735/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend laufende Störfälle im AKW 
Temelίn (12736/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Kapitalentnahme aus dem Pensionskassenvermögen (12737/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend die Haltbarkeit von verpacktem Feinkostkäse (12738/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Gen-Soja-Importe aus Argen­tinien (12739/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit betreffend Gefährdung der ärztlichen Versorgung in Wien (12740/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 9

Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend giftige Kabinenluft – Beinahe-Absturz ei­ner Passagiermaschine (12741/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Entzug der Lehrstellenförderung und/oder Lehrbe­rechtigung (12742/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Auflö­sung der Datenschutzkommission (12743/J)

Oswald Klikovits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung und Sport betreffend Kosten der Werbemaßnahmen der Pilotprojekte für ein Berufsheer und der Volksbefragung: Zahlen, Daten, Fakten (12744/J)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend Werbung für das Personenkomitee „Unser Heer“ (12745/J)

Ernest Windholz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend befürchtete Umsatzeinbußen und Schließungen von Trafiken durch die Aus­weitung des Lotto-Toto-Geschäfts auf Tankstellen (12746/J)

Anfragebeantwortung

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (12274/AB zu 12501/J) (Zu 12274/AB zu 12501/J)


 


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 10

08.02.40Beginn der Sitzung: 8.02 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neuge­bauer.

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Präsident Fritz Neugebauer: Guten Morgen, Kolleginnen und Kollegen! Ich eröffne die 171. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Ver­langens gemäß § 46 Abs. 6 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen wurde.

Die Amtlichen Protokolle der 169. und 170. Sitzung vom 19. September dieses Jahres sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Großruck, Hörl, Schittenhelm, Steindl, Neubauer, Mag. Jarmer, Mag. Musiol, Öllinger, Markowitz, Mag. Widmann, Köfer, Mag. Maier, Schönpass, Dr. Matznetter und Dr. Moser.

08.03.16Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Fritz Neugebauer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der GO auf die im Sitzungs­saal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 12658/J bis 12720/J;

2. Anfragebeantwortungen:

Korrektur zur Anfragebeantwortung: Zu 12274/AB.

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg August 2012, vorgelegt von der Bundesministerin für Finanzen (Vorla-
ge 107 BA);

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Bürgerinitiative Nr. 49 betreffend „Überführung des Pensionsversicherungssystems der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten (Wohlfahrtseinrichtungen) in das staatliche Pensionsversicherungssystem FSVG“;

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Finanzausschuss:

Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung Jer­seys über den Informationsaustausch in Steuersachen (1916 d.B.);

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2012/9 (III-351 d.B.);


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 11

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Gleichbehandlungsausschuss:

9. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2012, vorgelegt von der Bundesregierung (III-356 d.B.);

Unterrichtsausschuss:

Bericht der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Ethik-Un­terricht aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 19. Jänner 2012, E 221-NR/XXIV. GP (III-357 d.B.).

C. Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme der Verhandlungen über einen Vertrag zwischen der Regierung der Repu­blik Österreich und der Regierung der Italienischen Republik über die polizeiliche Zu­sammenarbeit,

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen über die Wälder in Europa,

Aufnahme der Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den Schutz von Investitionen,

Aufnahme der Verhandlungen über das Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem König Abdullah bin Abdulaziz Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog über den Amtssitz des König Abdullah bin Abdulaziz Zentrums für interreligiö­sen und interkulturellen Dialog.

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Präsident Fritz Neugebauer: Ich teile weiters mit, dass der Elfte Bericht des Unver­einbarkeitsausschusses an die Mitglieder des Nationalrates verteilt wurde.

Ankündigung eines Dringlichen Antrages

 


Präsident Fritz Neugebauer: Der Parlamentsklub des BZÖ hat gemäß § 74a Abs. 2 der GO das Verlangen gestellt, den Selbständigen Antrag 2080/A(E) der Abgeordneten Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: Steuern senken, statt Geld an Banken verschenken!, dringlich zu behandeln.

Fristsetzungsantrag

 


Präsident Fritz Neugebauer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich weiters mit, dass die Abgeordneten Pendl und Amon beantragt haben, dem Untersuchungsaus­schuss zur Klärung von Korruptionsvorwürfen zur Berichterstattung eine Frist bis zum 16. Oktober zu setzen.

Es liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der GO gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristsetzungsantrag durchzuführen.

Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrages verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden. Die Abstimmung über den Fristsetzungsantrag wird nach Schluss dieser Debatte erfolgen.

Der Aufruf des Dringlichen Antrages wird um 11 Uhr erfolgen.


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Die Sitzung wird auf ORF 2 von 11 bis 13 Uhr und auf ORF III in voller Länge über­tragen.

Ich unterbreche die Sitzung bis 11 Uhr.

Die Sitzung ist unterbrochen.

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(Die Sitzung wird um 8.04 Uhr unterbrochen und um 11.03 Uhr wieder aufge­nommen.)

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren! Ich nehme die un­terbrochene Sitzung wieder auf.

11.03.47Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Finanzen betreffend: Steuern senken, statt Geld an Banken verschen­ken! (2080/A)(E)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 2080/A(E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführerin.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Vor wenigen Tagen haben WIFO und IHS ihre Prognosen für 2013 von 1,3 auf 1,0 Pro­zent bzw. von 1,7 auf 1,3 Prozent nach unten revidiert. Keine Frage: Der Konjunktur­motor stottert! Die Ökonomen begründen das schwächere Wachstum mit der Ver­schlechterung des weltweiten Umfeldes, vor allem wegen der europäischen Schulden­krise.

Das WIFO hat aber auch die Wirkungen einer Steuersenkung errechnet: Jede Milliarde Steuerentlastung führt demnach zu einem Wirtschaftswachstum von 0,25 Prozent und einem Anstieg der Beschäftigung um rund 4 000 Beschäftigte.

Eine Steuersenkung, die den Mittelstand entlastet, ist also das Gebot der Stunde. Dies auch deshalb, weil in Österreich die Reallöhne laut einer Studie der Schweizer Bank UBS in den vergangenen zehn Jahren seit Einführung des Euro nicht nur nicht ge­stiegen, sondern sogar um bis zu 35 Prozent gesunken sind. Viele kommen daher mit ihrem verdienten Geld nicht mehr aus und vor allem Familien laufen Gefahr in die Ar­mut abzusinken.

Vor diesem Hintergrund muss es der Bevölkerung wie ein Hohn vorkommen, wenn sie erfährt, dass diese Bundesregierung scheinbar ohne jedes Limit Geld für marode Ban­ken, die sich auf den internationalen Finanzmärkten verzockt haben, und für jene Staa­ten, die durch ihre budgetäre Disziplinlosigkeit in ernste Zahlungsprobleme geraten sind, aufbringt.

So beläuft sich die Bankenhilfe mittlerweile auf 11,7 Mrd. Euro an Zahlungen und 9,7 Mrd. Euro an Haftungen. Zur Rettung des Euro leistet Österreich 4,5 Mrd. Euro an Barzahlungen und übernimmt Haftungen für weitere 45,3 Mrd. Euro. Schon ein Bruch­teil dieser Mittel würde ausreichen, um eine umfassende Steuerreform in Österreich zu finanzieren.


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Das BZÖ hat mit dem Modell der „Fair Tax“ ein Konzept auf den Tisch gelegt, das den auch von der Finanzministerin immer wieder ins Spiel gebrachten Anforderungen „ein­facher, weniger, leistungsgerechter und familienfreundlicher“ entspricht. Eine Einheits­abgabe von 39 Prozent bei einem Freibetrag von 11 000 Euro im Jahr senkt nicht nur die Abgabenquote, sondern ist auch der Kern einer umfassenden Verwaltungsreform, die ebenfalls überfällig ist.

Die Gründe für eine Steuerreform mit einer „Fair Tax“ im Mittelpunkt liegen auf der Hand: Eine „Fair Tax“ nach dem BZÖ-Modell ist gerecht, einfach in der Einhebung und Berechnung und entlastet die Mittelschicht.

Wer die Mittelschicht und die mittelständische Wirtschaft erhalten will, muss rasch han­deln! Die Bundesministerin kündigt aber bloß an, Pläne im kommenden Jahr vorzule­gen. So verkommt Mittelschichtspolitik zum Wahlkampfgag, während die Betroffenen unter hohen Steuern, hohen Preisen und der überbordenden Bürokratie leiden. Eine Steuerreform darf kein Wahlkampfbluff für die kommende Nationalratswahl werden, sondern die Österreicherinnen und Österreicher haben ein Recht auf eine echte Re­form und Entlastung.

Die Frage der Finanzierung, die häufig als Totschlagargument ins Treffen geführt wird, stellt sich in Anbetracht der längst überfälligen Staats- und Verwaltungsreform und der damit möglichen Einsparungen nicht. Die Reduktion auf nur mehr eine einhebende Stelle für Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträge bedeutet bereits einen zentralen Schritt der Verwaltungsreform und ist gleichzeitig die Einleitung zur Zusam­menlegung der 22 Sozialversicherungsträger zu einer einzigen Sozialversicherung für alle Österreicherinnen und Österreicher.

Der Rechnungshof hat 599 Reformvorschläge auf den Tisch gelegt. Die Spar-Möglich­keiten reichen bis zu unglaublichen 15 Milliarden Euro. „Es liegt nun an der Politik, das Notwendige zu tun“, sagte Rechnungshofpräsident Moser im ORF-Radio.

Kern unseres Vorschlags ist eine „Fair Tax“ – also ein einheitlicher Abgabensatz –, die zusammen mit einem Steuerfreibetrag in Höhe von 11 000 Euro Gerechtigkeit durch eine deutlich niedrigere Gesamtbelastung kleiner und mittlerer Einkommen garantiert. Die Einheitsabgabe im BZÖ-Modell ersetzt Lohn- und Einkommenssteuer sowie die Sozialversicherungsbeiträge. Dem Steuerzahler wird nur ein einziger und einheitlicher Prozentsatz abgezogen. Vom Jahreseinkommen wird zuerst der Steuerfreibetrag von 11 000 Euro subtrahiert. Von der verbleibenden Summe wird die „Fair Tax“ in der ein­heitlichen Gesamthöhe von 39 Prozent abgezogen – für Steuer und Sozialversiche­rung.

Im Bereich von Bruttojahreseinkommen zwischen Geringfügigkeitsgrenze und 14 793,09 Euro gilt dagegen ein einheitlicher Abgabensatz von 10 Prozent, der die jet­zigen Abgaben für die Sozialversicherung ersetzt. Das ergibt im Durchschnitt eine Er­sparnis von 8 Prozent und stellt sicher, dass die Betroffenen sozialversichert sind.

Insgesamt werden durch das „Fair Tax“ Modell nahezu alle Steuerpflichtigen deutlich entlastet.

Im Bereich der Familienförderung wird ein Kinderabsetzbetrag (KAB) von 9 000 Eu­ro/Jahr und Kind eingeführt. Dieser ist frei im Familienverband aufteilbar und kann steuersenkend geltend gemacht werden.

Für den Bereich der Unternehmen sieht das BZÖ-Modell unter anderem eine einheitli­chen Unternehmensbesteuerung – die „Business Tax“ – vor, die die steuerliche Situa­tion des unternehmerischen Mittelstands verbessert. Dafür sollen die bisherigen Ein­kunftsarten (Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, selbständiger Arbeit und Gewer­bebetrieb) im Sinne des Einkommenssteuergesetzes zu einer Einkunftsart für Unter-


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nehmen zusammengefasst werden. Zum anderen soll eine rechtsformneutrale Unter­nehmensbesteuerung erfolgen, indem allen Unternehmen ein Wahlrecht zukommt, sich auch nach den Vorschriften für Körperschaften, d.h. mit einem Steuersatz von 25 Pro­zent, besteuern zu lassen. Weiters sind verschiedene Maßnahmen zur Stärkung von kleinen und mittleren Unternehmen vorgesehen (z.B. Stärkung des Eigenkapitals von KMUs) sowie eine Totalreform der lohnsummenabhängigen Abgaben durch Einführung einer einheitlichen Arbeitgeberabgabe, um den Aufwand und die damit verbundenen Verwaltungskosten zu senken.

Ein weiterer Eckpfeiler des Steuermodells und wesentlicher Ansatz zur Erreichung we­sentlicher Einsparungsmöglichkeiten ist die Vereinfachung im Bereich der Verwaltung durch eine einzige Abgabenbehörde, eine Berufungsinstanz und ein einheitliches So­zialversicherungssystem statt der immer noch bestehenden ständestaatlichen Un­gleichbehandlung. Somit wäre endlich der Weg für die längst fällige Reform der Sozial­versicherungen geebnet. In Kombination mit den im Rahmen der Staats- und Verwal­tungsreform möglichen Ersparnissen wird insoweit die Basis geschaffen, die gegen­über dem Modell der Bundesregierung entstehenden Abgabenausfälle zu finanzieren.

Aus den genannten Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat einen beschlussreifen Gesetzes­entwurf vorzulegen, durch den mittelfristig – spätestens jedoch vor den nächsten Natio­nalratswahlen – das BZÖ-Fair-Tax-Steuermodell mit den folgenden Eckpunkten umge­setzt wird:

Für Bruttojahreseinkommen im Bereich zwischen Geringfügigkeitsgrenze und 14 793,09 Euro besteht grundsätzlich ein einheitlicher Abgabensatz von 10 %, der die jetzigen Abgaben für Sozialversicherung ersetzt.

Ab einem Bruttojahreseinkommen von 14 793,10 Euro ist eine „Fair Tax“-Einheitsab­gabe statt der jetzigen Lohn- und Einkommenssteuer sowie der Sozialversicherungs­beiträge einzuheben, wobei vom Bruttojahreseinkommen zuerst ein Steuerfreibetrag in der Höhe von 11 000 Euro und von der verbleibenden Summe die „Fair Tax“ in der ein­heitlichen Höhe von 39 Prozent abzuziehen sind.

Der Kinderabsetzbetrag (KAB) wird auf 9 000 Euro/Jahr und Kind erhöht.

Im Bereich der Unternehmen erfolgt eine rechtsformneutrale Besteuerung, indem allen Unternehmen ein Wahlrecht zukommt, sich auch nach den Vorschriften für Körper­schaften, d.h. mit einem Steuersatz von 25 Prozent, besteuern zu lassen.

Die drei betrieblichen Einkunftsarten (Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, selb­ständiger Arbeit und Gewerbebetrieb) werden zu einer einheitlichen Einkunftsart für Unternehmen zusammengefasst.

Zur Stärkung von kleinen und mittleren Unternehmen werden weitere Maßnahmen ge­setzt wie beispielsweise die Stärkung des Eigenkapitals von KMUs, Steuergutschriften bei Ablegung von Facharbeiter- oder Meisterprüfungen bzw. vergleichbaren Prüfungen oder Steuerprämien für Neueinstellungen durch Ein-Mann-Unternehmen.

Es erfolgt eine Totalreform der lohnsummenabhängigen Abgaben durch Einführung einer einheitlichen Arbeitgeberabgabe, um den Aufwand und die damit verbundenen Verwaltungskosten zu senken.

Durch Installierung einer einzigen Abgabenbehörde, einer Berufungsinstanz und eines einheitliches Sozialversicherungssystems erfolgt eine dringend erforderliche Vereinfa­chung im Bereich der Verwaltung.“


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In formeller Hinsicht wird die dringliche Behandlung gemäß § 74a iVm § 93 Abs. 2 GOG verlangt.

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bevor ich Herrn Abgeordnetem Klubobmann Bucher als Antragsteller zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort erteile, warte ich, bis die Ministerin kommt.

Mir wurde gerade gesagt, der ESM-Ausschuss hat die Tagung beendet, und die Frau Ministerin ist auf dem Weg hierher. Ich würde aber trotzdem vorschlagen, wir warten auf sie, Ihr Einverständnis vorausgesetzt.

Die Frau Ministerin kommt soeben.

Herr Abgeordneter Klubobmann Bucher, Sie haben das Wort. Sie wissen, dass gemäß der Geschäftsordnung Ihre Redezeit 20 Minuten nicht übersteigen darf. – Bitte.

 


11.06.12

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle­gen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie sehr herzlich zu einer Sondersitzung des BZÖ. (Beifall beim BZÖ. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe.) Zuerst BZÖ und dann auch alle anderen Fraktionen im Hohen Haus, herzlich willkom­men! (Zwischenrufe bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Ich begrüße ganz besonders auch die Frau Bundesministerin. Ich hoffe, dass Ihre rhe­torischen Wunden aus dem chaotischen Ausschuss des ESM mittlerweile verarztet sind und Sie sich jetzt inhaltlich auf unsere steuerpolitischen Vorschläge, nämlich die steuerpolitischen Konzepte des BZÖ konzentrieren können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wollen den politischen Fokus wieder auf ein wesentliches Thema lenken. Das wesentliche Thema, das uns auch in den nächs­ten Monaten noch beschäftigen wird, wird sein: Wie bewältigen wir, gemeinsam mit anderen europäischen Ländern, die Schuldenkrise? Aber auch: Wie gelingt es uns, aus dem Konjunkturtief herauszukommen und wieder Wachstum, Beschäftigung und Wohl­stand in Österreich für die Menschen zu schaffen? (Beifall beim BZÖ.)

Das wird die wesentliche Frage sein und nicht die Frage: Wehrpflicht – Ja oder Nein? Ich hoffe, da auch die SPÖ auf meine Seite ziehen zu können, wenn es darum geht, Beschäftigung und Wachstum zu generieren und nicht nur ausschließlich über Wehr­pflicht zu diskutieren. Denn wenn man die Kommentare einzelner SPÖ-Granden in den Zeitungen verfolgt, entsteht das Bild einer chaotischen Führung einer Partei. Daher kann es, glaube ich, nur im Interesse der SPÖ sein, dass wir uns wieder gemeinsam auf wesentliche politische Themen konzentrieren und uns nicht ablenken lassen, wie Sie das ursprünglich vorgehabt haben.

SPÖ und ÖVP, meine sehr geehrten Damen und Herren, wollen vom großen EU-De­saster ablenken, wollen vom Defizit ihrer Handlungsfähigkeit ablenken und wollen mit uns über Wehrpflicht diskutieren und diese Volksbefragung auf eine simple Frage re­duzieren: Wehrpflicht – Ja oder Nein? (Beifall beim BZÖ.)

Auf der Strecke bleiben die Österreicherinnen und Österreicher, die sich vor allem ei­nes erwarten, meine sehr geehrten Damen und Herren von Rot und Schwarz: dass Sie sich um die Belange und die Probleme der Menschen kümmern.

Und die Menschen haben große Probleme. Jeder, der mit den Bürgerinnen und Bür­gern in Kontakt tritt, bekommt auch zu hören, dass die Menschen mit dem Geld nicht mehr auskommen und dass sie Angst haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, dass sie


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Angst haben, dass wir wirtschaftspolitisch und was den Wirtschaftsstandort Österreich betrifft immer weiter absinken und an Attraktivität verlieren.

Daher ist es notwendig, jetzt konjunkturpolitische Maßnahmen zu setzen, wenn der Wirtschaftsmotor stottert und wir vor allem sehen, dass alle Anstrengungen der letzten Zeit nur einem Sektor genutzt haben: den Banken. Die Banken sind bis jetzt die einzi­gen Profiteure der Krise gewesen, und die Menschen, die Steuerzahler müssen dafür geradestehen und haften! (Beifall beim BZÖ.)

Das ist das politische Gesamtbild der Regierungszeit von Rot und Schwarz bis zum heutigen Tag. Verlierer sind die Steuerzahler, Verlierer sind die Bürger, Verlierer sind aber auch die kleinen und mittelständischen sowie die Ein-Personen-Unternehmen un­seres Landes, die auf der Strecke bleiben, für die nichts geschieht. Aber für die Banken wird Geld zur Verfügung gestellt. Die Banken sind daher auch die großen Gewinner dieser Krise.

Jetzt versucht man, aus dieser Krise heraus ein zentraleuropäisches Konstrukt zu zim­mern, wonach alle Macht nach Brüssel verlagert wird und die nationalen Parlamente beschnitten werden sollen und somit auch die Souveränität zu Grabe getragen werden soll. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, wollen wir vom BZÖ verhindern! Das ist unsere Ansage gegen die rot-schwarze Bundesregierung. (Beifall beim BZÖ.)

Niemand versteht, wenn Rot und Schwarz das heute, das Wort „Solidarität“ in den Vor­dergrund rückend, argumentieren und sagen, wir müssen aus Solidarität den Banken helfen. Das versteht in Wirklichkeit niemand. Deshalb ist es so notwendig, auch darü­ber nachzudenken, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen. Ich weiß schon, da wird jetzt wieder über den Vorwurf Kärnten und Hypo et cetera gesprochen werden. Ich höre das schon, das wird aus den nachfolgenden Reden herausklingen. (Abg. Mag. Lapp: Ja, da geht es um Milliarden!)

Deshalb gebe ich gleich präventiv zu verstehen, wohin die Mittel in der letzten Zeit gegangen sind, wer denn von den Großmitteln tatsächlich profitiert hat. Der Steuerzah­ler hat 11,7 Milliarden € für die Banken zur Verfügung gestellt – richtig, Banken haben das Geld erhalten –, und zusätzlich hat der Steuerzahler 4,5 Milliarden an Haftungen übernommen. Raiffeisen: 1,7 Milliarden, nur zur Erinnerung; Erste Bank: 1 Milliarde €, nur zur Erinnerung; und dann natürlich auch die Hypo Alpe-Adria mit insgesamt 2,1 Milliarden €, das sind nämlich Haftungen und Zahlungen; und dann kommen die Volksbanken mit 3,2 Milliarden €, also die Volksbanken, schwarzer Sektor, 3,2 Milliar­den €. Erste, Volksbank und Raiffeisen, schwarzer Sektor, zusammengerechnet, das ist eine schöne Rechenaufgabe. Und dann kommt die Kommunalkredit, die rote Kom­munalkredit – ein ehemaliges Vorstandsmitglied sitzt heute in der SPÖ-Regierung. Kommunalkredit insgesamt: 9,9 Milliarden €. (Abg. Ing. Westenthaler: Ah, da schau her!) 9,9 Milliarden €, meine sehr geehrten Damen und Herren, nur damit wir die Ver­gleichbarkeit haben und die Relation sehen, wohin die Mittel geflossen sind und wer davon profitiert hat.

Das ist deshalb sehr wichtig, weil in der Debatte immer nur die Hypo herangezogen wird, die im Grunde genommen von dieser Bundesregierung den Bayern abgekauft wurde, nachdem die Bayern die Hypo ausgeraubt haben! Ein solch finanzpolitischer Unsinn muss einem einmal einfallen, wie dem Finanzminister, der Pröll geheißen hat, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei BZÖ und FPÖ. – Abg. Mag. Ik­rath: Sie waren doch dabei beim Verkauf der Hypo an die Bayern!)

Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass jetzt die Täter, die Auslöser dieser Schul­denkrise, die der Steuerzahler auszubaden hat, das Kommando in Europa überneh­men. Die Banken übernehmen das Kommando, sie gewinnen immer mehr an Einfluss. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Ikrath.) Die Banker übernehmen ja ganze Re-


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gierungen, wie wir in Italien und Griechenland sehen. Das, was sich da auf europäi­scher Ebene abzeichnet, ist ja an Maßlosigkeit nicht mehr zu überbieten. Und jetzt soll noch eine Bankenunion kommen und somit dieses europäische Machtkarussell der „Mönche des Geldes“ weiter nach oben schnalzen. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, versteht niemand.

Bankensanierung auf europäisch? Wie sieht die Bankensanierung auf europäisch aus? – Einerseits werden Mittel zur Verfügung gestellt, wie ich es anhand der österrei­chischen Banken jetzt erklärt habe, andererseits sanieren sich die Banken jetzt neuer­lich über den Steuerzahler, indem eine Bank zur Europäischen Zentralbank geht, dort um 1 Prozent Zinsen Geld aufnimmt und dann Staatsanleihen kauft, wofür sie 5 Pro­zent Rendite bekommt. Dafür, dass diese 5 Prozent Rendite an die Banken fließen, haftet der Steuerzahler. Das ist ein garantiertes Geschäft für Banken, die garantiert 4 Prozent Gewinne einstreifen, meine sehr geehrten Damen und Herren – zu Lasten und auf Kosten der Steuerzahler. Das ist Bankensanierung auf europäisch. Das muss man den Menschen auch einmal sagen. (Beifall beim BZÖ.)

All dies geschieht, ohne dass der Steuerzahler ein Anrecht darauf hat, Kontrolle auszu­üben, ohne dass diese Transaktionen auch aktiv transparent gemacht werden, damit man sie kontrollieren kann. Wir haben ja die Mängel des Bankenrettungspakets, was die Aufsicht und die Kontrolle betrifft, vom Rechnungshof präsentiert bekommen. Das ist genau das, was wir immer gesagt haben. Im Zuge des Bankenrettungspakets hat der Rechnungshof festgestellt, dass die Kontrollpflichten von den Banken nicht einge­halten worden sind.

Daher kommen wir zu dem dringenden Schluss, dass wir zuerst klare Spielregeln für die Banken brauchen, und zwar nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene. Daher haben wir schon vor langer Zeit das Trennbankensystem vorgeschla­gen, bei dem es darum geht, keine Konzernbildungen mehr zuzulassen, damit dieses „Too big to fail“ nicht mehr zum Tragen kommt, wonach es heißt, die Banken sind mitt­lerweile so groß, dass man sie nicht zerschlagen kann, weil dadurch große Wirtschafts­krisen ausgelöst werden könnten. Daher brauchen wir wieder eine neue Struktur der Banken, unterteilt in reine Geschäftsbanken, die Kredite vergeben – das ursprüngliche Geschäftsfeld der Banken, wozu sie eigentlich gegründet wurden; Volksbank und Raiff­eisen vor etwa 150 Jahren –, und die sogenannten Spielbanken, die eben ihre Gewin­ne auf andere Art und Weise generieren.

Das ist der dringende Punkt, den wir ansprechen wollen. Wir brauchen eine klare Struktur, eine neue Struktur innerhalb des Bankensektors als Voraussetzung dafür, dass man den Banken neuerlich Geld zur Verfügung stellt.

Derzeit ist es so, dass die Banken nach dem Prinzip arbeiten: Lieber risikolose Staats­papiere kaufen als Betriebsmittelkredite vergeben. Und das kann es nicht sein! Die Wirtschaft braucht ja die Banken als Unterstützer, als Geldgeber, als aktiver Partner, und wenn sich die Banken jetzt zurückziehen, dann führt das zu dieser Kreditklemme, worunter die kleine und mittelständische Wirtschaft leidet, sodass es dann im Zuge ei­ner Konjunkturschwäche auch zu großen Wirtschaftsausfällen kommen kann.

Daher jetzt der dringende Appell auch an den Wirtschaftsminister und an die Frau Fi­nanzministerin, dafür zu sorgen, dass sich die Banken als Partner der Wirtschaft erwei­sen und nicht auf eine unrühmliche Art und Weise Rendite einstreifen, wofür der Steu­erzahler haftet! (Beifall beim BZÖ.)

Während es sich die Banken richten, bluten die Steuerzahler. (Zwischenruf des Abg. Mag. Ikrath.) – Ja, natürlich! Jeder spürt das und jeder bekommt das auch zu hören, ob das jetzt die Treibstoffpreise, die Lebensmittelpreise, die Energiekosten sind, die nach oben gehen, oder beispielsweise die Gebührenwut in den Städten, beispielsweise


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in Graz, wo eine richtige Gebührenorgie abgefeiert wird und der Steuerzahler dafür zahlen muss.

Auch die Bundesregierung ist in die Haftung zu nehmen, wenn es darum geht, die Steuer- und Abgabenquote zu verantworten. Sie haben in Ihrer Schaffensperiode, in dieser Legislaturperiode insgesamt 13 Steuern und Abgaben erhöht. Sie sind damit Preistreiber Nummer eins, meine sehr geehrten Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, weil Sie das alles mitbeschlossen und damit das Leben der Menschen spürbar verteuert haben. (Beifall beim BZÖ.)

Und darum geht es: Die Menschen haben in den letzten zehn Jahren einen realen Ein­kommensverlust zu verzeichnen, und diesen gilt es aufzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass die Menschen wieder mehr Geld in den Geldbörsen haben. Vor allem ist erstmals die Mittelschicht, ist erstmals der Mittelstand aktiv von Armut betroffen. Das sind diese 1,9 Millionen – ich sage dazu immer Systemerhalter –, die wirklich Lohnsteuer und Ein­kommensteuer bezahlen und dafür sorgen, dass die Frau Finanzministerin überhaupt Geld zur Verfügung hat, das sie ausgeben kann.

Wir sagen, es ist entscheidend, dass wir in der jetzigen Phase ein klares konjunktur­politisches Ziel verfolgen, nämlich das Ziel, die Steuern zu senken. Dann geht es mit Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand wieder nach oben. (Beifall beim BZÖ.)

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, wollen wir mit unserem „Fair Tax“-Mo­dell erwirken. Dieses „Fair Tax“-Modell ist nicht mit den Modellen vergleichbar, die jetzt in Osteuropa zur Anwendung kommen und dort als Flat-Tax-Modell gelten. Ich möchte Frau Schratzenstaller vom WIFO, die das in Vergleich gesetzt hat, bitten, sich unser Steuermodell zumindest anzuschauen. Es ist ganz einfach, leicht verständlich, jeder kann in Zukunft das „Fair Tax“-Modell des BZÖ selbst umsetzen.

Das „Fair Tax“-Modell des BZÖ ist so gestaltet, meine Damen und Herren, dass wir die Steuern selbst berechnen können, und zwar auf einem Bierdeckel. (Der Redner hält ein Taferl im Format eines quadratischen Bierdeckels in die Höhe, auf dem ein Re­chenbeispiel steht.)

So einfach soll das gehen: Wenn heute jemand bei einem Monatslohn von 2 000 € einen Jahresbruttolohn von 28 000 € hat, so hat er nach einem 39-prozentigen „Fair Tax“-Abzug unterm Strich eine Ersparnis von zirka 1 300 €. Also derjenige, der 2 000 € im Monat brutto verdient, hat am Jahresende 1 300 € mehr im Geldbörsel. (Beifall beim BZÖ.)

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, in der jetzigen Phase den Menschen zurückzugeben wäre fair und gerecht, denn sie haben sehr viel an Haftungen über­nommen, sehr viel dafür bezahlt.

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die österreichische Einkommensteu­er-Gesetzgebung (ein Konvolut von Schriftstücken in die Höhe haltend), von der nur mehr einer sagt, dass er sie wirklich versteht, und zwar Herr Nolz, der im Finanzminis­terium sitzt und Ende des Jahres in Pension geht.

Frau Bundesministerin, schicken Sie Herrn Nolz nicht in Pension, denn dann ist die ganze Geschichte nicht mehr administrierbar! Das versteht niemand (wiederum das Konvolut von Schriftstücken in die Höhe haltend), viel zu kompliziert, viel zu verwal­tungsaufwendig, viel zu wirtschaftsfeindlich. – Meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP, kommen Sie endlich zur Vernunft und machen Sie etwas dagegen! (Bei­fall beim BZÖ.)

Wenn Sie heute einen Steuerausgleich machen wollen, müssen Sie all diese Formu­lare durchsehen (einen Stoß von Schriftstücken in die Höhe haltend), dann müssen Sie schauen, was auf Sie zutrifft, und diese ausfüllen. Das können ja 99 Prozent der Öster-


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reicherinnen und Österreicher nicht. Und das kostet sie eine Menge Geld, ist ein Rie­senaufwand, beschäftigt ein Heer von Menschen, die ihnen das abnehmen, und braucht eine Unzahl von Beamten, die das administrieren.

5 000 Verwaltungsbeamte sind zu viel, die brauchen wir nicht, Frau Bundesministerin! Mit dem „Fair Tax“-Modell des BZÖ können Sie 5 000 gute Leute des Finanzministe­riums in die Wirtschaft schicken, wo sie gebraucht werden, wenn dort der Wachs­tumsprozess aufgrund des niedrigeren Steuersystems des BZÖ einsetzt. (Beifall beim BZÖ.)

Derzeit haben wir ein höchst kompliziertes, sehr aufwendiges Steuersystem, das noch dazu ungerecht ist. Ich höre ja immer aus Ihren Worten, wenn es um das Steuersystem in Österreich geht, dass wir ein einfaches, ein niedriges Steuersystem brauchen. Ich hoffe, Sie berufen sich auch heute darauf.

Das Steuersystem soll auch sozial gerecht sein. Mit unserem Modell ist garantiert – dies ist an Ihre Adresse, Frau Finanzministerin, und auch an die Adresse der Frau Schratzenstaller gerichtet –: Die großen Gewinner unseres Steuersystems sind die kleinen und mittleren Einkommensbezieher. Das Geld, das ihnen bleibt, geht direkt in den Konsum und geht in Richtung Wirtschaftswachstum, und das sorgt wieder für Auf­trieb. (Beifall beim BZÖ.)

Die Betriebe, die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die dann weniger Steu­ern zahlen, investieren ihren Gewinn in das eigene Unternehmen, weil ja jeder Unter­nehmer an die Zukunft seines Unternehmens glaubt und daher auch Geld investiert, weil er sein Geld dort gut anlegen möchte. Daher ist es eine Konjunkturspritze für Ös­terreich, wenn wir die Steuern senken!

Steuern senken bedeutet 1 Milliarde weniger Steuern zahlen. Das heißt: 0,25 Prozent mehr Wirtschaftswachstum. Das heißt: 4 000 Arbeitsplätze mehr in Österreich. Das ist keine Zahl des BZÖ, sondern sie stammt vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Also pa­cken wir es an und senken wir die Steuern für die Österreicherinnen und Österreicher, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Darüber hinaus sparen wir damit nicht nur an Administration, an überbordender Büro­kratie, Frau Finanzministerin, sondern wir sorgen damit auch für Steuergerechtigkeit – und das braucht es in Österreich! Sie wissen, dass wir in unserer Steuergesetzge­bung, soviel ich weiß, 600 Ausnahmetatbestände oder Möglichkeiten, die Steuer zu op­timieren, haben. Sie wissen, dass die Steuermoral steigt, wenn wir die Steuern senken. Und Sie wissen, dass das auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich steigert.

Wenn ich mir Ihre Äußerungen aus der letzten Zeit vergegenwärtige, so sprechen Sie immer von einer dringenden Steuerreform, die wir bräuchten. Sie sprechen auch da­von, dass es eine Steuerreform-Kommission gibt. Vielleicht beantworten Sie uns heute die Frage, wo diese Steuerreform-Kommission tagt und wer da drinsitzt, welche Perso­nen sich da mit den Steuerfragen der Zukunft beschäftigen.

Ich möchte eines nicht haben: dass wir ein Steuerreform-Modell der ÖVP als Wahl­kampfgag präsentiert bekommen! Ein seriöses, ein ernsthaftes Bemühen um eine wirk­liche Revolution im Bereich des Steuerwesens in Österreich ist angesagt. Das haben sich die Menschen in Österreich längst verdient!

Und wenn Sie sich heute fragen, wie das alles finanziert werden soll – ich höre da auch schon die Finanzierungsfrage –, dann bedenken Sie, wie viele Maßnahmen, wie viele Vorschläge es vom Rechnungshof gibt, nämlich 599 an der Zahl, wo uns der Rech­nungshof alljährlich auffordert, diese endlich umzusetzen, weil dort ein Einsparungspo­tenzial von 17 Milliarden € besteht.


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Ich weiß schon, unerfüllbar: 17 Milliarden €!, aber wenn wir nur die Hälfte davon opti­mieren und einsparen könnten, dann könnten wir den Menschen, den leistungsorien­tierten Menschen in Österreich, den Familien in Österreich endlich einmal das Geld zurückgeben, das sie längst verdient haben! Das fördert wieder mehr das Vertrauen in die Politik. (Beifall beim BZÖ.)

Daher sagen wir: Genug gezahlt, runter mit den Steuern!, dann geht es rauf mit Arbeit, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich! – Danke schön. (Lang anhaltender Beifall beim BZÖ. – Abg. Dr. Jarolim: Das war ein bisschen ein Sepperl-Denken!)

11.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Abgabe einer Stellungnahme hat sich die Frau Bundesministerin für Finanzen Dr. Fekter zu Wort gemeldet. Ihre Redezeit sollte 20 Minuten nicht übersteigen. – Bitte, Frau Bundesministerin.

 


11.26.28

Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Frau Justizministerin Dr. Beatrix Karl! Sehr geehrter Herr Sozialmi­nister Rudolf Hundstorfer! Sehr geehrter Herr Staatssekretär Mag. Schieder! Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind seit mehr als vier Jahren mit der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Depression der zwanziger Jahre konfrontiert. Die­se Phänomene, sie begannen in den Jahren 2007 und 2008, sind damals zweifelsohne von den Banken in den USA ausgegangen und auf Europa übergeschwappt. Wir ha­ben in Österreich unser Problem mit den Banken noch immer.

Es hat sich aber auch gezeigt, dass Österreich besser durch diese Krise gekommen ist als alle unsere Nachbarn: Wir haben keine Arbeitsplätze verloren. Wir haben rasch wieder das Niveau von vor der Krise im Exportbereich erlangt. Wir haben die nied­rigsten Arbeitslosenzahlen in ganz Europa, insbesondere im Bereich der Jugendar­beitslosigkeit. Und wir haben mehr Wachstum als alle anderen Staaten rund um uns. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Österreich verdankt seine starken Fundamentaldaten einer hohen Wettbewerbsfähig­keit, der Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und nicht zu­letzt auch der Reformfähigkeit und dem Reformwillen, den wir mit der Verabschiedung der Schuldenbremse und des Stabilitätspaktes gemeinsam mit den Ländern und Ge­meinden unter Beweis gestellt haben. Dadurch wurde das Vertrauen der Investoren gestärkt, und wir profitieren derzeit von den niedrigen Zinssätzen (Abg. Bucher: Kurz­fristig! Die Kosten kommen erst in drei Jahren!) – die sind so niedrig wie noch nie –, weil man in die österreichische Wirtschaft und in die österreichische Finanzpolitik Ver­trauen hat.

Wir können aber Abwärtstrends, die rund um uns spürbar sind, nicht völlig entziehen. Die Exportnachfrage als eine der tragenden Säulen ist bereits merklich zurückgegan­gen, und bedauerlicherweise haben wir auch auf dem Arbeitsmarkt inzwischen stei­gende Arbeitslosenzahlen, aber immer noch auf europäisch vergleichbar niedrigem Ni­veau. (Abg. Grosz: Wenn Sie den Buckligen mit dem Hatscherten vergleichen!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Erst mit der Stabilisierung der Lage in der Eurozone und dem Wiedererstarken der Auslandsnachfrage in nächster Zeit werden wir in Österreich jenes Wachstum bekommen, das wir brauchen, damit auch Steuern hereinkommen. Mit unseren Steuern finanzieren wir unseren Wohlstand, und wir be­kennen uns dazu, dass wir diesen Wohlstand weiter verstärken und nicht abbauen wol­len! (Beifall bei der ÖVP. – Abgeordnete der FPÖ halten ein Transparent mit der Auf­schrift „Teuro und Inflation fressen Löhne & Pension“, „Einkommen zum Auskommen: FPÖ“ in die Höhe.)


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Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Abgeordnete Bucher hat so einiges er­wähnt, was schlecht recherchiert ist und nicht stimmt. Beispielsweise führt der Wachs­tumseffekt von 1 Milliarde Steuerentlastung, also Steuersenkung, nicht zu 0,25 Prozent Wirtschaftswachstum, sondern wenn man jährlich um 1 Milliarde die Steuern senkt, dann führt das in fünf Jahren zu 0,1 Prozent Wachstum. (Abg. Kickl: Sagen Sie auch etwas zur Inflation?) Also, es gibt einen Effekt, das ist richtig, aber er ist nur in etwa die Hälfte von dem, was Kollege Bucher hier angeführt hat.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, einen Moment bitte! Meine Herren von der FPÖ, ich darf Sie bitten, Ihr Transparent wieder einzurollen.

Frau Bundesministerin, Sie sind am Wort.

 


Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (fortsetzend): Die Steuersenkung hat zur Kaufkraft geführt, die uns besser durch die Krise hat kommen lassen.

Was alles haben wir in dieser Legislaturperiode schon umgesetzt? – Ich möchte daran erinnern, dass noch mein Vorgänger, Sepp Pröll, die größte Steuerreform initiiert hat, die in dieser Legislaturperiode in Kraft getreten ist: 3,1 Milliarden Entlastung bei der Lohn- und Einkommensteuer. Zusätzlich bekamen Klein- und Mittelbetriebe die Sechs­tel-Begünstigung. (Abg. Kickl: Sagen Sie auch etwas zur Inflation?)

Wir haben folgende Maßnahmen in dieser Legislaturperiode auf steuerlichem Sektor durchgeführt:

Senkung des Lohn- und Einkommensteuertarifs um 2,5 Milliarden € inklusive der Er­höhung des Steuerfreibetrages für Niedrigverdiener von 10 000 € auf 11 000 €, Anhe­bung der obersten Steuerklasse von 50 000 auf 60 000 €, Erhöhung des Kinderabsetz­betrages von 610 € auf 700 € pro Jahr und Erhöhung des Unterhaltsabsetzbetrages.

Wir haben den Kinderfreibetrag von 220 € jährlich pro Kind eingeführt. Wir haben die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten bis 2 300 € pro Kind und Jahr für Kinder bis zehn Jahre eingeführt. Wir haben die Steuerfreiheit für Zuschüsse des Arbeitgebers zur Kinderbetreuung bis zu 500 € pro Jahr eingeführt.

Wir haben die Ausweitung des Freibetrages für investierte Gewinne bei gleichzeitiger Anhebung des Freibetrages von 10 auf 13 Prozent und den Entfall des Investitionser­fordernisses für Gewinne unter 30 000 € eingeführt.

Wir haben die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für mildtätige und humanitäre Zwecke sowie für Feuerwehren und Umweltschutz eingeführt.

Wir haben die Anhebung des Maximalbetrages für die steuerliche Absetzbarkeit des Kirchenbeitrages auf 400 € eingeführt.

Wir haben die Anhebung der Forschungsprämie von 8 auf 10 Prozent und die Anhe­bung des Deckels bei der Auftragsforschung auf 1 Million bereits durchgeführt. Das kommt den mittelständischen KMUs und kleinen Betrieben zugute.

Diese Entlastung hat maßgeblich dazu beigetragen, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass wir in der Krise richtig reagiert haben, und daher stehen wir besser da als vergleichbare Industriestaaten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Mein Ziel in der Steuerpolitik, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist es, den Wohlstand der Österreicherinnen und Österreicher in unserem Land zu sichern und zu vermehren. Sie wissen, unser Steuersystem ist, speziell im Einkommen- und Lohnsteu­erbereich, traditionell gewachsen und inzwischen schon sehr, sehr undurchsichtig und komplex. Daher kommt man, wenn man es auf seine Schwächen analysiert, in Exper­tenkreisen unbestritten zu der Auffassung, dass es einfacher werden muss, dass es


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leistungsgerechter werden muss, dass es weniger, speziell beim Einstiegssteuersatz, braucht, mit einer spürbaren Entlastung für die Familien.

Es ist unser System – weil eben schon über solch lange Zeit gewachsen, immer mit neuen Einzelmaßnahmen aufgerüstet – inzwischen leistungsgerecht aus dem Lot ge­raten. Wir haben einen sehr großen Bereich von Einkommensbeziehern, die – und da­zu bekenne ich mich – keine Steuer zahlen. (Abg. Krainer: Falsch! Steuern zahlen auch die!) Aber unser Einstiegssteuersatz ist bereits relativ hoch, nämlich 36,5 Pro­zent – Einkommen- und Lohnsteuer, Herr Kollege Krainer –, und dieser hohe Ein­stiegssteuersatz von 36,5 Prozent ist zu hoch. Er ist leistungsfeindlich für jene, die zu­sätzlich zu dem, was sie bisher tun, verdienen. (Beifall bei der ÖVP.)

Bei Experten unbestritten ist auch, dass wir die Steuerlast überwiegend am Mittelstand abladen und dass der Mittelstand die größte Steuerlast trägt (Abg. Krainer: Falsch!), und daher gehört der Mittelstand entlastet. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.)

Ich bin zuerst einmal die Anwältin der Steuerzahler (ironische Heiterkeit beim BZÖ – Abg. Bucher: Jetzt wird es wieder peinlich!), und, wie eben gesagt, insbesondere des Mittelstandes, der die Hauptlast trägt. Ich bin aber auch die Anwältin der Leistungsträ­ger, und Leistungsträger, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind für mich alle, die für die Gesellschaft eine Leistung erbringen. Das hat nichts mit Besserverdienern zu tun. Leistungsträger sind für mich auch ehrenamtlich Tätige. Auch auf die müssen wir schauen! Daher haben wir auch die Absetzbarkeit bei den Feuerwehren eingeführt und im Bereich der Vereine alles dazu getan. (Beifall bei der ÖVP.)

Das heißt, wir müssen uns genau anschauen, wen wir in seinem Bemühen, für die Ge­sellschaft etwas zu tun, entlasten. Ich bekenne mich aber auch dazu, meine sehr ver­ehrten Damen und Herren, dass die Besserverdienenden einen höheren Beitrag leis­ten, weil sie auch imstande sind, einen höheren Beitrag zu leisten.

In Österreich aber gehören die Besserverdienenden schon alle zum Mittelstand. Das heißt, wir haben – und das ist vielen nicht bewusst! – die deftigste Reichensteuer in ganz Europa! Das heißt, bei uns beginnt der hohe Grenzsteuersatz von 50 Prozent bereits bei 60 000 €. In Deutschland – zum Vergleich – hat man gar keinen so hohen Steuersatz. Dort ist der Grenzsteuersatz 43 Prozent und beginnt bei 250 000 €. (Zwi­schenruf der Abg. Kitzmüller.) Also das, was die Deutschen an Grenzbesteuerung ha­ben, würde ich mir für unseren Mittelstand auch wünschen. (Beifall bei der ÖVP.)

Eine „Flat Rate“, alle 25 Prozent, meine sehr verehrten Damen und Herren – na ja, wünschenswert, aber das würde die Reichsten und Besserverdienenden „mega-entlas­ten“. (Abg. Bucher: Das stimmt ja nicht!)

Herr Kollege Bucher, Sie müssen schon mit bedenken: Die 10 Prozent Besserverdie­nenden in Österreich – 10 Prozent! – bringen mir als Finanzministerin die Hälfte, näm­lich 11 Milliarden, an Einkommen- und Lohnsteuer, weil wir dort den Grenzsteuersatz von 50 Prozent haben. (Abg. Scheibner: Aber den wollen Sie ja selber senken!)

Wenn Sie jetzt eine „Flat Rate“ vorschlagen: 50 Prozent herunter, alle brauchen nur mehr 25 Prozent zu zahlen!, Herr Bucher, dann gehen mir schlagartig Milliarden an Einkommen- und Lohnsteuer ab (Abg. Bucher: Stimmt ja nicht! Das ist ein Unsinn!) und dann weiß ich nicht, ob dann noch der Wohlfahrtsstaat und der Wohlstand in un­serem Land aufrechterhaltbar sind. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Grosz: Wofür verwenden Sie die Steuern? Für Griechenland und für den ESM! Was geht Ihnen da ab?)

Dasselbe gilt, meine sehr verehrten Damen und Herren, bei dem Modell, das Herr Bu­cher vorgeschlagen hat, dem integrierten Tarif. (Abg. Bucher: Sind Sie dafür?) Eine „Flat Rate“ plus Sozialabgaben da einzubauen bringt bürokratisch eine enorme Entlas-


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tung und hat an und für sich einen Charme im Hinblick auf die bürokratische Entlas­tung. Es hat aber in der Umsetzung seine Tücken, man muss nämlich zuerst klären: Wollen wir nur solch eine Gesamt-„Flat Rate“, wie Herr Bucher vorgeschlagen hat, und damit das Versicherungssystem aufgeben? Dann gibt es keine Pensionsversicherung mehr, dann gibt es keine Sozialversicherung mehr, dann gibt es keine Arbeitslosen­versicherung mehr, sondern nur mehr Steuern, und alles müsste aus dem Steuertopf finanziert werden.

Ich bekenne mich aber zum Versicherungssystem, und es gibt einen sehr breiten Kon­sens in dieser Republik, ich glaube, auch beim Sozialminister, dass wir unser Versiche­rungssystem – Sozialversicherung, Pensionsversicherung, Arbeitslosenversicherung, wo wir Prämien bezahlen – nicht aus den Augen verlieren wollen. Und daher hat das Modell da seine Schwächen. Das müsste man vorher klar diskutieren. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Bucher: Eine Sozialversicherung für alle!)

Zur „Flat Rate“: Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben in unserem Steu­ersystem über weite Bereiche einen Steuersatz, den man als „Flat“ bezeichnen kann, weil es ein Prozentsatz ist, egal, wie hoch die Bemessungsgrundlage ist. Sie kennen es alle: 25 Prozent bei der Sparbuchsteuer, egal, wie viel am Sparbuch liegt, 25 Pro­zent bei der Wertpapiersteuer, 25 Prozent bei der Körperschaftsteuer, 25 Prozent bei den Stiftungssteuern. Das heißt, wir kennen in unserem Steuersystem über weite Be­reiche diese 25 Prozent – aber nicht bei den Arbeitseinkommen. Da beginnen wir gleich einmal mit 36,5 Prozent, und zwar für alles, was über 11 000 € ist. Und das, mei­ne sehr verehrten Damen und Herren, halte ich für leistungsfeindlich und ungerecht, und daran müssen wir arbeiten. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Bucher: Warum machen Sie nichts?)

Wir haben in unserem Steuersystem neben diesem hohen Einstiegssteuersatz und ne­ben der Tatsache, dass der Mittelstandsbuckel die meiste Last trägt, noch ein weiteres Manko, das man eigentlich reformatorisch beseitigen sollte – darüber sind sich die Ex­perten auch einig –: Es gibt 560 Ausnahmen in unserem Einkommen- und Lohnsteu­ersystem! Ich nenne das charmant immer so: Das sind die zünftlerischen Privilegien. Das heißt, jede Zunft – und da ist keine ausgenommen – hat ein besonderes Privileg im Steuersystem. Das haben sich die Funktionäre, die Interessenvertreter, die Sozial­partner über die Jahrzehnte verhandelt. Damit wir aber dieses System verändern kön­nen, nämlich diese Privilegien im Steuersystem abbauen können, dieses Dickicht durchforsten können, müssen wir uns genau anschauen: Was davon ist noch gerecht­fertigt, was davon könnte man fallen lassen, wenn man insgesamt den Tarif senkt?

Daher: Es gibt Probleme oder Schwächen in unserem Einkommensteuersystem, und ich bin gerne bereit, gemeinsam daran zu arbeiten. Der Vorschlag vom BZÖ insge­samt, nämlich im Hinblick auf Steuer- und Sozialabgaben, würde in diesen beiden Be­reichen eine Lücke von 20 Milliarden € verursachen. 20 Milliarden € sind natürlich eine schöne Steuerentlastung, aber dann können wir unseren Wohlstand, unseren Wohl­fahrtsstaat, unser Sozialsystem so nicht mehr aufrechterhalten. Auch das muss man der Bevölkerung fairerweise sagen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Man soll den Menschen nicht Sand in die Augen streuen. (Abg. Ing. Westenthaler: Keinesfalls Schotter!) Das heißt, alles, was so toll klingt, ist, wenn es um Entbürokra­tisierung geht, auch mir ein Anliegen, ist, wenn es um Senkung des Spitzensteuer­satzes oder des Einstiegssteuersatzes geht, auch mir ein Anliegen, ist, wenn es darum geht, den Mittelstandsbuckel abzubauen, auch mir ein Anliegen. Wenn es darum geht, die Familien zu entlasten, dann bin auch ich Gesprächspartner, auch ich möchte das haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, ein Modell mit 39 Prozent, das über­wiegend Pensionisten und Lehrlinge in Milliardenhöhe belastet, denn das sind jene, die


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derzeit weniger als 39 Prozent zahlen, und denen würden Sie 39 Prozent aufbürden, ist etwas, wo ich nicht mit kann. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Bucher: Man kann sich blamieren auch von der Regierungsbank!)

Beim integrierten Tarif, den Sie vorgestellt haben, Herr Bucher, müssen Sie den Men­schen auch sagen, dass das begünstigte Weihnachts- und Urlaubsgeld diesbezüglich auch gleich abgeschafft ist. Und dass wir das wollen, glaube ich ja doch nicht. Das heißt, auch das müssen Sie den Menschen sagen, dass Sie mit Ihrem Modell die Sechstelbegünstigung bei Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld so ratzeputz weggetan ha­ben.

Das heißt, einige gute Argumente, Herr Bucher, machen noch kein gutes Modell. Und daher können wir Ihrem Modell in der Form, wie Sie es heute vorgeschlagen haben, nichts abgewinnen. Aber wir sind gerne bereit, Gesprächspartner zu sein, wenn es um weniger, einfacher, leistungsgerechter geht und vor allem darum, die Familien zu ent­lasten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung nun kein Red­ner/keine Rednerin länger als 10 Minuten sprechen darf. Jedem Klub kommt eine Ge­samtredezeit von 25 Minuten zu.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Grosz. – Bitte.

 


11.47.22

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Hohes Haus! Frau Bundesministerin! Bei Ihrem komplizierten Lesevortrag, den Sie uns hier zu Ihrem sogenannten einfachen Steuer­system jetzt 20 Minuten lang gegeben haben, ist mir etappenweise ein Zitat Rudolf Edlingers eingefallen, vor allem bei Ihrem Kommentar: Ich bin die Anwältin der Steuer­zahler. Da kann ich nur mit Rudolf Edlinger antworten: Das ist so, als ob ich den Hund auf die Knackwurst aufpassen lasse. – Das ist der passende Vergleich, auch ge­schäftsordnungskonform, Frau Präsidentin. Dieser Vergleich, leicht zu finden, wurde damals mit keinem Ordnungsruf bestraft, sondern ist schlichtweg die Wahrheit.

Hohes Haus! Wofür zahlen die Österreicherinnen und Österreicher Steuern? Zahlen sie Steuern, um Infrastrukturprojekte in diesem Land zu garantieren? – Nein, zahlen sie nicht! Zahlen sie Steuern für die Aufrechterhaltung und den Ausbau der öffentlichen Sicherheit? – Nein, zahlen sie nicht! Zahlen sie Steuern für eine gerechtere Wirt­schaftspolitik oder eine gerechtere Arbeitsmarktpolitik? – Nein! Wenn wir uns die jüngs­ten Arbeitsmarktdaten anschauen, sehen wir, es steigt die Arbeitslosigkeit in diesem Land, es geht das Wirtschaftswachstum zurück, auch wenn die Frau Bundesministerin den Vergleich mit Europa anstrebt, was ungefähr so ist, als wollte man, volkstümlich gesagt, den Wettbewerb zwischen dem „Bucklerten“ und dem „Hatscherten“ auch in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wirtschaftspolitik anstreben. (Hallo-Rufe bei der ÖVP.)

Zahlen die Österreicherinnen und Österreicher Steuern für eine vernünftige Schulden­tilgung in diesem Land, in Bund, Ländern und Gemeinden? – Nein, zahlen sie nicht. Die Schulden steigen – auf Bundesebene, auf Länderebene und auf Gemeindeebene.

Ich sage Ihnen aber, wofür die Österreicherinnen und Österreicher monatlich ihre hor­renden Steuern zahlen: Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen Steuern – Sie bekennen sich ja zu diesem Versicherungsprinzip, Frau Finanzministerin, haben Sie gerade gesagt – für ein Sozialversicherungssystem, das ich Ihnen hier (ein Papier vor­weisend) aufgeschlüsselt mitgebracht habe, wo für 17 Kassen 700 094 000 € jährlich allein an Verwaltungskosten anfallen. (Beifall beim BZÖ.)


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Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen dafür, dass diese 17 Kassen – 17 Kas­sen in diesem Land, das ist das Versicherungsprinzip! – 39 Hauptstellen, 18 Kunden­center, 118 Bezirksstellen und insgesamt 13 042 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ha­ben. In diesem Land müssen wir uns daran gewöhnen, dass wir mit den Steuerleis­tungen bald mehr Leute in der Verwaltung bezahlen, als wir in der freien Privatwirt­schaft haben, sehr geehrte Frau Finanzminister. (Beifall beim BZÖ.)

Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen Steuern – und das sage ich Ihnen auch – in der Höhe von 1,6 Milliarden € für Griechenland, nicht für eine Abgaben- und Steuersenkung, wie Sie uns weismachen wollen! Gefühlte 60 Jahre sitzt da die Öster­reichische Volkspartei am Sessel des Finanzministers, und ebenso lange begleiten Sie österreichische Bundesregierungen – mit einer Ausnahmeerscheinung der Sozialde­mokratie in den siebziger Jahren –, Sie, die Schuldenmacherpartei ÖVP.

Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen Steuern für Steuerleistungen in den ESM in der Höhe von 2,23 Milliarden € und weitere 19,5 Milliarden €, die bereitgestellt werden, um sie in den europäischen Schuldenturm einzuspeisen. Und die Menschen zahlen Steuern für den EFSF, 21,7 Milliarden Haftungen, und die Menschen zahlen Steuern, wie es Klubobmann Bucher gesagt hat, für die Banken in diesem Land, die ungeniert Monat für Monat die Kreditzinsen für die Österreicherinnen und Österreicher und auch für die Kommunen erhöhen. Ich bringe Ihnen dann genaue Beispiele.

Und genau so, wie Sie auf Bundesebene wirtschaften, wirtschaften deckungsgleich die Gemeinden und die Länder. Der Rechnungshofbericht, zum Jahresabschluss vor zwei Wochen veröffentlicht, ist der fleischgewordene Beweis. Der Rechnungshof schreibt hier auf mehreren hundert Seiten, die Länderbudgets explodieren, und vor allem die Gemeindebudgets, die Schuldenstände sind explodiert.

In der Steiermark, dem Bundesland, aus dem ich komme, wird für das nächste Jahr ein weiteres Sparpaket von 250 Millionen € geschnürt, und keiner weiß, wo dieses Geld überhaupt herkommen soll, denn in der Verwaltung wollen Ihre Reformzwillinge von Rot und Schwarz in der Steiermark nicht sparen.

In einer Stadt wie Graz, aus der ich komme, die 1,26 Milliarden € Schulden hat und die höchste Abgaben- und Gebührenquote österreichweit, steigt der Schuldenstand bald auf 1,3 Milliarden € – bei gleichzeitig höchster Gebühren- und Abgabenquote. Im Übri­gen darf ich Sie erinnern: In Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, ist ein Schwar­zer der Finanzstadtrat und ein Schwarzer auch der Bürgermeister, der für diese unver­antwortliche Schuldenpolitik auch zur Verantwortung gezogen werden sollte. (Beifall beim BZÖ.)

Und wofür wird dieses Geld in solchen Kommunen verwendet? – Dass die Landes-Hy­pothekenbank ihre Kreditzinsen einseitig erhöhen kann, dass die Bank Austria – in die­sem Fall Graz – ihre Kreditzinsen einseitig erhöhen kann, die Bank für Kärnten und Steiermark und die Raiffeisen Landesbank. Dafür zahlen aber die Grazerinnen und Grazer 2,1 Millionen € jährlich an Bauabgabe, an Kanalisationsbeitrag 5,3 Millionen €, an Grundsteuer 22,4 Millionen €, an Kanalbenützungsgebühr 38,5 Millionen €, an Müll­abfuhrgebühr 31,6 Millionen €, und das kann ich jetzt weiter fortsetzen, bis mein Mund so trocken ist, dass ich keine Stimme mehr habe. (Ruf bei der SPÖ: Das wär’ gut!)

Die Grazerinnen und Grazer zahlen dafür Steuern, dass Sie auch im Gemeindebereich Schulden von 1,3 Milliarden € erwirtschaften. Und die Grazerinnen und Grazer zahlen nicht nur diese Abgaben, sondern sie zahlen im Jahr 1,7 Milliarden € – so viel laut einer Anfragebeantwortung von Ihnen selbst, Frau Finanzministerin – an Einkommen- und Vermögenssteuer, an Umsatzsteuer 940 Millionen € und an anderen Abgaben 161 Millionen €.

Und wohin geht das Geld? – Das Geld geht nicht in einen Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zur Entschuldung dieser Gemeinden, nein, das Geld


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geht 1 : 1 in die Banken, in den ESM, nach Griechenland. Und Sie weigern sich gleich­zeitig hier, sich dem Fair-Tax-Modell des BZÖ anzuschließen, um endlich die Steuern und Abgaben zu senken. Und ja, wir könnten es uns leisten, wenn Sie sich dazu durch­ringen, dass Sie das Steuergeld der Österreicherinnen und Österreicher nicht am Altar von Schuldenländern opfern, sondern endlich hergehen und diese Steuerleistung dazu verwenden, dass dieses Land, dass die Gemeinden und der Bund entschuldet werden und dass die Menschen in diesem Land endlich eine Erleichterung hinsichtlich ihrer Steuer- und Abgabenlast erfahren. (Beifall beim BZÖ.)

Dieses Modell der Bierdeckelsteuer, das Josef Bucher heute vorgestellt hat, möchte ich Ihnen geben, damit Sie sich das einmal zu Gemüte führen. Das ist eine einfache Steuer von 39 Prozent, inklusive Sozialversicherungsabgaben, sehr geehrte Damen und Herren, und das hat ja diese Finanzministerin auch nicht verstanden. Und da bin ich dann gleich wieder am Beginn der Rede mit der Knackwurst und dem Hund, denn für einen Finanzminister braucht es auch ein gewisses Grundverständnis in dem Be­reich. Dann werden Sie sehen, dass diese 39 Prozent für Sozialversicherung und für die Steuer – und zwar für eine Sozialversicherung und nicht für 22, Frau Finanzmi­nisterin! – gerechter und entlastender wäre als das, was Sie hier gemeinsam mit der ÖVP und der SPÖ seit Jahren und Jahrzehnten in der österreichischen Bundesre­gierung zum Nachteil der Österreicherinnen und Österreicher vollziehen. (Beifall beim BZÖ.)

11.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Klubobmann Dr. Cap zu Wort. – Bitte.

 


11.55.02

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Zum Dringlichen Antrag, den das BZÖ heute eingebracht hat, muss ich sagen, das ist eine ziemlich mutige Initiative (Abg. Bucher: Ja, euch fehlt der Mut leider!), die Sie da setzen bei der Geschichte – und Sie haben ja immer Kärnten im Blickfeld, Ihre Ambitionen sind ja immer in Richtung Kärnten gerichtet, wie wir seit Sommer wissen – und was da im Rahmen der Hypo Alpe-Adria zu verantworten ist. Das können wir dann nachher aufar­beiten.

Aber in dem Zusammenhang möchte ich jetzt einmal schlicht und einfach argumentativ anschließen an den Steuerteil, den Sie hier eingebracht haben.

Angenommen, Sie wären ein Hotelier: Sie müssen immer Gegenrechnungen anstellen. Sie können nicht sagen: Ich habe da heute eine Malakofftorte, ein Schnitzel, und das um je 3 €, und die Zimmer vermiete ich um 5 €, und wenn es sich ausgeht, ist es gut, und wenn es sich nicht ausgeht – darüber denke ich jetzt nicht nach. So kann man nicht kalkulieren! – Es ist interessant, dass ich Sie da jetzt über kaufmännisches Ver­halten belehren muss, aber so kann man schon gar nicht kalkulieren bezüglich der Steuer. (Abg. Bucher: Wie lange waren Sie in der Wirtschaft, Herr Kollege?)

Aber was uns aufgefallen ist: Dieses Steuermodell des BZÖ ist ein Bucher-Steuerent­lastungsmodell. Nach Ihrem Modell zahlen Sie im Jahr um 17 000 € weniger Steuern. Das ist es, was Sie hier vorschlagen. (Beifall und Oh-Rufe bei der SPÖ.) Und wahr­scheinlich müssen Sie es mit Managern ausbaldowert haben, denn wenn ein Mensch ein Jahresbruttogehalt von 1,3 Millionen € hat, zahlt der 120 000 € weniger Steuern.

Sagen Sie, wie tief war der Bierdunst, als Sie hier auf den Bierdeckel Ihr Steuermodell hingeschrieben haben? Wie trocken war der Mund des Kollegen Grosz und Ihr Mund, als Sie im Gasthaus waren und auf diesen Bierdeckel diese Zahlen draufgeschrieben haben? Wie durchsichtig war der Bierdunst? (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)


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Die Frau Finanzministerin hat ja vorgerechnet, dass das eine Lücke von bis zu 20 Mil­liarden € reißt. Woher soll das eigentlich kommen? Ich schließe bei dem an, was ich am Anfang gesagt habe: Wo ist Ihr Konzept in dem Dringlichen Antrag, wo Sie uns sa­gen: Wir wissen aber, woher die 20 Milliarden € kommen!? (Abg. Bucher: Noch mehr wahrscheinlich!)

Sie stellen sich außerdem her und philosophieren über Leistungsträger. Das ist über­haupt das Allerbeste! Wer viel Steuern zahlt, ist ein Leistungsträger. Das ist Ihre ein­fache Formel. Das müssen Sie wahrscheinlich mit der Frau Flick und mit der Frau Hor­ten in Kärnten – Ihre Ambitionen gehen ja in Richtung Kärnten –, am Wörthersee, aus­diskutiert haben. Das sind natürlich die Super-Leistungsträger – Leistungsträger im Nachdenken, wie ich eine Umfahrungsstraße machen kann, damit mein Grundstück noch mehr wert wird. Das war sogar der Frau Horten zu viel, die gesagt hat: Ach, ach, diese Gier der Frau Flick!, und sie haben dann zum Streiten angefangen. Das können Sie dann einmal regeln, falls Sie die Möglichkeit haben.

Ich sage Ihnen: Für die alle werfen Sie sich da gerade in die Bresche, für sich selbst, für die Hortens, für die Flicks, bei denen wir den Zwischensteuersatz, sollten Gelder in Stiftungen sein – ich kenne mich ja nicht so aus bei den beiden (Abg. Bucher: Sie ken­nen sich überhaupt nicht aus!) –, von 12,5 Prozent verdoppelt haben. Da haben wir nämlich einen Beitrag geleistet.

Wo sind die Leistungsträger der großen Erbschaften? Na ja, ich weiß schon, es ist nicht so einfach: Man muss aufs Amt gehen und schauen, dass man die Erbschaft an­tritt, ein paar Gebühren zahlen. – Das sind Leistungsträger? Ist für Sie eine Frau bei der Billa-Kassa, bei der Spar-Kassa, die dort 13, 14 Stunden arbeitet, keine Leistungs­trägerin? Das ist ja ungeheuerlich! Setzen Sie sich einmal 13, 14 Stunden an die Kas­sa vom Billa oder vom Spar – da möchte ich sehen, wie Sie nachher ausschauen, wenn Sie dort gesessen sind! (Beifall bei der SPÖ.)

Als Sie das heute präsentiert haben, hat das WIFO, die Frau Schratzenstaller, gesagt, das wird die oberen Einkommen entlasten, die unteren belasten – die Frau Finanzmi­nisterin hat das ja vorhin auch angesprochen –, und sie hat dazugesagt: Es wird keine Wachstums- und Beschäftigungseffekte geben. Jetzt gehen schon einmal 20 Milliar­den € verloren bei dem, was Sie da auf den Tisch gelegt haben, plus keine Einnahmen durch höheres Wachstum und durch höhere Beschäftigung: Was ist das für ein Kon­zept? Das ist nicht eine Milchmädchenrechnung, sondern eine „Bierbuberlrechnung“. Es tut mir leid, wenn ich das so bezeichnen muss. (Beifall bei der SPÖ.)

Und weil Sie da drinnen auch eine UBS-Studie zitiert haben, die von Einkommensver­lusten spricht, nur zur Korrektur – ich habe ja nicht mitschreiben dürfen bei Ihrem Dringlichen Antrag, aber das nächste Mal können Sie mich einladen –: Die Realein­kommen sind von 2000 bis 2010 um 12,2 Prozent gewachsen. Also was verbreiten Sie da? Und was mich vor allem interessieren würde in dem Zusammenhang ist – weil Sie ja immer die Banken attackieren –: Was fällt Ihnen eigentlich ein zur Hypo Kärnten? Da sind jetzt mittlerweile 1,55 Milliarden € drinnen.

Sie wissen ja, wie es damals anscheinend gewesen sein muss: Diejenigen, die Ein­fluss auf diese Banken genommen haben oder gehabt haben – ich bin da jetzt vorsich­tig, weil da hängen überall die Gerichte dran, wie die Weintrauben, überall sind die Ge­richte unterwegs, ist die Staatsanwaltschaft unterwegs – (Abg. Bucher: Schmied! Schmied! Kommunalkredit!), die in hoch riskante Geschäfte gegangen sind, Haftungen übernommen haben, haben wahrscheinlich folgende Philosophie gehabt. Die haben gesagt: Na ja, wenn etwas passiert, haftet das Land Kärnten. Na ja, und wenn dem Land Kärnten etwas passiert, haftet der Bund.

Und wer ist der Bund? Übersetzen wir es einmal: die Steuerzahlerinnen und Steuer­zahler in ganz Österreich! (Abg. Bucher: Was ist mit der Kommunalkredit?)


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Sie sagen: Keine Banken retten! Also kommen Sie heraus und sagen Sie, Sie wollen die Landes-Hypo Kärnten den Bach runtergehen lassen! Sie wissen, die Notverstaatli­chung hat unter anderem den Zweck gehabt, dass die 20 Milliarden € nicht schlagend werden. Dann brennt der Steuerzahler Länge mal Breite, wenn das schlagend wird, bis zu 20 Milliarden €! Bis zu 20 Milliarden €! Da fällt Ihnen nichts ein!

Sie hätten eine Dringliche an sich selbst richten können, das wäre das Beste gewesen, und zwar mit dem Thema, wie Sie mit diesem Bankenproblem in Kärnten umgehen und was Ihre Alternativen gewesen wären. Das war nämlich die einzige Möglichkeit, um für die Steuerzahler noch schonend agieren zu können, soweit das überhaupt mög­lich ist aufgrund dieser Unverantwortlichkeit, die damals unter Jörg Haider passiert ist. Das muss man einmal in aller Deutlichkeit hier feststellen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sie sagen dann immer so leichtfertig, das Geld geht dann in den ESM, und so weiter. Ich sage Ihnen, im ESM ist momentan in etwa so viel drinnen wie in der Kärntner Lan­des-Hypo – nur damit die Zuschauerinnen und Zuschauer das wissen. (Abg. Bucher: Das Vierfache der Kommunalkredit!) Wir diskutieren groß ESM, das Riesenpaket, aber das ist in etwa so viel wie bei der Landes-Hypo. Es wird wahrscheinlich eine Eigen­kapitalerhöhung geben müssen. Dann sind wir ungefähr dort, was im ESM drinnen ist. (Zwischenruf des Abg. Strache.) – Nein, es geht um die Dimensionen! Sie können den Jörg Haider nachher verteidigen, wenn Sie am Wort sind, der anscheinend an dem ganzen Landes-Hypo-Desaster nicht unbeteiligt war. Das ist ungefähr so viel wie im ESM – nur damit man die Dimensionen richtig sieht.

Zum ESM fällt Ihnen nichts anderes ein, als aus dem ESM, dem Euro auszutreten, zu redimensionieren und so weiter. Das kostet noch einmal, wenn man die Eurozone ver­kleinern oder austreten will, zig Milliarden Euro! Da haben Sie recht, Frau Finanzmi­nisterin.

Zur gleichen Zeit sind wir bemüht, in Zeiten der Auswirkungen der Finanz- und Wirt­schaftskrise, deren Wurzeln vor allem die Deregulierung der Finanzmärkte und diese Mischbanken sind, die wild herumspekuliert haben, auch mit den Einlagen der Spare­rInnen, in diesen Zeiten also sind wir damit beschäftigt, dass wir unser Gesundheits­system, unser Sozialsystem, unser Wirtschaftssystem, den Mittelstand, die Unterneh­merinnen und Unternehmer genauso wie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Pensionen absichern. (Abg. Grosz: 22 Sozialversicherungen!)

Und Sie stellen sich her und schlagen ein Zerstörungs- und Destruktionsmodell für dieses österreichische Wohlstands- und Wirtschaftsmodell vor. (Abg. Grosz: Das glau­ben Sie ja selber nicht! Passen Sie auf, dass Sie nicht lachen müssen!) Das ist von den Zahlen her beweisbar, und da sage ich Ihnen, das ist ganz schön leichtfertig, was Sie da tun.

Zum Schluss sei Ihnen noch etwas gesagt. Sie wissen, dass in Österreich 1 Prozent der Bevölkerung 27 Prozent des Geldvermögens besitzt, 10 Prozent haben 54 Prozent des Geldvermögens. Bei den Immobilien ist es ähnlich. Da muss ich Ihnen sagen, die müssen natürlich auch zur Kasse gebeten werden. (Abg. Ing. Westenthaler: Aber ihr setzt euch ja nicht durch in der Regierung! Was ihr sagt, kommt ja nicht!) Es kann doch nicht so sein, dass die Reichen und die Superreichen zuschauen, wie der Mittelstand und die mit den kleineren Einkommen und die Pensionistinnen und Pensionisten zah­len – und sie zahlen nichts! Das geht einfach nicht!

In so einer Situation schlagen Sie genau das Gegenteil vor. Sie müssten vorschlagen, wie hier eine sozial gerechte Beteiligung stattfinden und zugleich die Wirtschaft ange­kurbelt werden kann, gerade jetzt, wo ein bisschen eine Konjunkturabflachung ist. (Abg. Bucher: Mit Steuersenkung! Sie erhöhen die Steuern!) Dann gehören Wachs-


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tum, Beschäftigung und unser Sozial- und Gesundheitssystem gestärkt und es muss eine dynamische, konkurrenzfähige Wirtschaft garantiert werden. Das machen Sie al­les nicht! Das machen Sie alles nicht! (Beifall bei der SPÖ.)

Der Einzige, dem das vielleicht gefällt, ist, wie ich gelesen habe, der Gründer Ihrer Partei – Frank –, der hat vielleicht eine Schwäche für das Ganze, der sieht die Welt aber überhaupt ganz einfach. Dass Sie sich entschlossen haben, die Welt auch so ein­fach zu sehen und auf einen Bierdeckel zu verkürzen, das ist etwas, was doch überra­schend war, aber das hilft uns sicher nicht weiter.

Wir jedenfalls werden weiter darum kämpfen, dass hier sozial gerecht vorgegangen wird, und werden weiter unser Sozial- und Gesundheitssystem und unsere Lebenskul­tur verteidigen und ausbauen – ein Modell nicht nur für Österreich, sondern weit über die Grenzen Österreichs hinaus. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Klubobmann Kopf zu Wort. – Bitte. (Abg. Kickl: Wie war das mit den Dieben? – Abg. Ing. Westenthaler: Wie war das mit den sozialdemokratischen Dieben?)

 


12.04.41

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Geschätzte Frau Finanzministerin! Meine Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Der Kollege Bucher hat sich am Beginn seiner Rede, nehme ich an, versprochen, als er von einer Sondersitzung des BZÖ gesprochen hat. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, eine Sondersitzung des BZÖ abzuhalten und diesen Antrag noch einmal zu überdenken und zu überar­beiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Vor allem ist für mich auch nicht erkennbar, worin die Dringlichkeit dieses Antrages liegen soll, wieso das nicht noch 14 Tage hätte warten können bis zur nächsten regulä­ren Sitzung. (Abg. Ing. Westenthaler: Weil die Leute kein Geld mehr haben! So ein­fach ist das!) Aber gut, wenn wir schon da sind und uns diesem Thema widmen, reden wir über Steuern! Reden wir über Steuern!

Ich würde ja die ersten beiden Worte des Titels Ihres Antrages gerne unterstreichen und unterschreiben: „Steuern senken“. – Ja, zur richtigen Zeit, dann, wenn man es sich leisten kann, und nicht zu einem Zeitpunkt, wo es genau die gegenteilige Wirkung für die Menschen in diesem Lande hätte, nämlich das Defizit und die Schulden erhöhen würde.

Aber, jawohl, in unserem Land ist die Steuer- und Abgabenquote zu hoch. Sie ist leis­tungsfeindlich, sie ist ungerecht. Ich habe sogar einmal den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog zitiert, der eine hohe Steuer- und Abgabenquote als moderne Sklaverei bezeichnet hat. Ich wiederhole das gerne: Ich halte es tatsäch­lich für eine perfide Form von Sklaverei. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abgeordneten Dr. Fichtenbauer. – Abg. Strache: Aber wer sind jetzt die Diebe? Dass wir die Skla­ven sind, wissen wir, aber wer sind die Diebe?)

Meine Damen und Herren! Es ist schon gesagt worden, in Österreich zahlen 10 Pro­zent der Steuerpflichtigen 50 Prozent der Lohn- und Einkommensteuer. Wenn wir in diesem Land unseren Wohlstand, unsere soziale Sicherheit aufrechterhalten wollen, dann brauchen wir vor allem eines: Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft mög­lichst vieler! (Beifall bei der ÖVP.)

Leistungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und ein hohes Leistungsniveau, das bekommt man natürlich nicht, wenn man diese Schieflage noch weiter verschärft, sondern man bekommt es in der Regel dann, wenn es sich lohnt, Leistung zu erbringen, und da ist das taugliche Mittel dazu natürlich allemal, Steuern zu senken, und nicht, über neue Steuern nachzudenken. (Beifall bei der ÖVP.)


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Dass es Österreich besser geht als anderen Ländern, das hat auch damit zu tun, dass wir in den letzten Jahren steuerpolitische Entscheidungen getroffen haben, die diesem Land und seiner Wirtschaft und den Arbeitsplätzen gutgetan haben. Nur zur Erinne­rung: Wir haben die Körperschaftssteuer im Jahre 2005, unter der damaligen schwarz-blauen Regierung, von 34 auf 25 Prozent gesenkt. Das Resultat war ein zusätzliches Wachstum, waren zusätzliche Einnahmen und zusätzliche Arbeitsplätze. So macht man Wirtschafts- und Steuerpolitik, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strache: Aber das zeigt, dass Senkungen zu zusätzlichen Einnahmen führen können! Das ist kein Widerspruch!) – Ich komme gleich dazu.

Dazu gehört auch die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer, die wir im Jahre 2009 um 3 Milliarden € vorgenommen haben – die Finanzministerin hat es schon erwähnt. Das hat die Kaufkraft der Haushalte erhöht, weil es vor allem auch Familien entlastet hat. Und genau das ist ein zweites gutes Beispiel, wie man Wirtschafts-, Steuerpolitik in einem Land machen muss, damit es den Menschen in einem Land tatsächlich etwas nützt. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein paar grundsätzliche Bemerkungen in aller Kürze, meine Damen und Herren. Man­che propagieren derzeit massiv das Wort „Gerechtigkeit“. Sie meinen aber eigentlich Gleichheit. Gleichheit ist aber das Gegenteil von Gerechtigkeit. (Beifall bei der ÖVP.) Gleichmacherei missachtet die Ungleichheit der Fähigkeiten und auch der Bedürfnisse der Menschen. Was gleich sein sollte in einem Land, sind also nicht die Menschen, auch nicht deren Einkommen, sondern deren Chancen. Die Chancen der Menschen sollten gleich und gleichwertig sein, aber nicht die Menschen an sich! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Dr. Fichtenbauer und Ing. Hofer.)

Manche, meine Damen und Herren, propagieren Gerechtigkeit und meinen Solidarität. Solidarität ist keine Frage der Gerechtigkeit. Solidarität ist eine Frage der Fairness und der Menschlichkeit. Österreich ist eines der Länder, die am stärksten umverteilen, na­hezu auf der ganzen Welt. Wir gehören zu den Ländern mit den geringsten Einkom­mensunterschieden zwischen dem unteren Einkommensdrittel und dem oberen Ein­kommensdrittel. (Abg. Mag. Kogler: Und mit den größten Vermögensunterschieden!)

Das heißt, meine Damen und Herren, die Besserverdiener oder, wie vielleicht manche von Ihnen sagen, die Reichen leisten in einem Maße Solidarität und damit Fairness mit den Niedrigverdienern wie in kaum einem anderen Land dieser Welt! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Kogler: Legen Sie einmal offen, wie viel Sie von den Superreichen bis jetzt kassiert haben! – Zwischenruf des Abg. Mag. Rossmann.)

Aber, meine Damen und Herren, diese Solidarität hat ihre Grenzen. Sie hat ihre Gren­zen vor allem dort, wo eine hohe Steuerbelastung, die Ausdruck dieser Solidarität ist, die Leistungsbereitschaft und auch die Steuermoral der Zahler beeinträchtigt. Und an diesem Punkt sind wir angelangt!

Das heißt: Verteilungsgerechtigkeit, oder nennen wir es „Solidarität“, setzt zunächst einmal Leistung und Leistungsbereitschaft voraus, und diese dürfen wir durch unsere Steuerpolitik nicht untergraben in diesem Land! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass die Nationalbank ein paar Tage vor einem Parteitag eine Studie veröffentlicht hat über die Vermögensvertei­lung in Österreich. (Staatssekretär Mag. Schieder: Europäische Studie! Europaweite Studie! – Abg. Mag. Rossmann: Was soll denn diese billige Polemik?) Das wenig überraschende Ergebnis dieser Studie ist, dass das Vermögen in Österreich ungleich verteilt sei. (Abg. Mag. Kogler: Zweifeln Sie die Ergebnisse an? – Weitere Zwischen­rufe bei der SPÖ.)

Nur: Ist das ungerecht? Diese Menschen haben ihr Eigentum nicht gestohlen, sie ha­ben es sich in aller Regel wohl erworben. Das heißt, als ungerecht empfindet man eine


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ungleiche Verteilung von Eigentum nur dann, wenn man Gerechtigkeit mit Gleichheit verwechselt. (Beifall bei der ÖVP.)

Noch zwei Sätze zum BZÖ-Modell, meine Damen und Herren. Die Idee eines inte­grierten Tarifes für unser Steuer- und Abgabensystem stammt eigentlich vom Wirt­schaftskammerpräsidenten Christoph Leitl. Aber er hat im Gegensatz zu Ihnen immer davon gesprochen, dass er keinen Einheitstarif will, sondern einen integrierten, aber durchaus progressiven Tarif. Denn wenn Sie hergehen und alle Ausnahmen – die Fi­nanzministerin hat gesagt, man soll es sich genau anschauen –, alle Ausnahmen strei­chen, dann nimmt dieses Steuersystem und -modell auf die unterschiedliche Kosten­belastung der Steuerzahler keinerlei Rücksicht mehr. Das ist übrigens verfassungs­widrig! Vor allem aber würde dieser Tarif, den Sie vorschlagen, die Niedrigverdiener, die Pendler, chronisch Kranke, Pensionisten benachteiligen – und die Besserverdiener begünstigen.

Wollen Sie das? (Abg. Bucher: Nein! Nein! Das ist ja nicht wahr!) Das ist doch alles andere als das, was ein faires Steuersystem liefern muss!

Das heißt, dieser Einheitstarif ist ungerecht, er ist verfassungsrechtlich problematisch. Aber wir können gerne eine seriöse Debatte über einen Tarif, einen progressiv ge­stalteten integrierten Tarif führen. Warum nicht? Aber nicht auf diese Weise, die Sie hier vorgeschlagen haben, weil das würde jetzt sowieso nicht finanzierbar sein, das würde unser Defizit um 10, bis zu 20 Milliarden erhöhen. Und wer wäre dann der Leid­tragende dieser Defiziterhöhung? – Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler draußen, denen Sie jetzt vorgaukeln wollen, Sie würden sie entlasten. Mit diesem Modell würden Sie die Steuerzahler in Zukunft sogar weiter belasten, Herr Bucher! (Beifall bei der ÖVP.)

12.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Klubobmann Strache zu Wort. – Bitte.

 


12.13.55

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehr­ten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind heute in der Situation, dass wir in einem Höchststeuerland leben. Herr Klubobmann Cap, auch wenn Sie das in Abrede stellen: Wir haben die höchste Steu­erbelastung in der Zweiten Republik. Wir haben eine Abgabenquote, die rund 42 Pro­zent beträgt.

Und wenn der Herr Kopf als ÖVP-Klubobmann davon gesprochen hat, dass manche meinen, bei solchen Höchststeuerbelastungen und Steuerquoten muss man fast schon von Sklaverei sprechen, dann frage ich den Herrn Klubobmann: Und wer sind dann die Sklaventreiber? Wo sind dann die Diebe, die dafür verantwortlich sind, dass den Men­schen mit solchen Höchststeuerquoten und -belastungen das Geld aus der Tasche ge­zogen wird? Diese Frage ist zu stellen. (Abg. Mag. Kogler: Wer die Diebe sind, hat er eh gesagt!)

Ich sage, diese Höchststeuerbelastung ist in der Art und Weise nicht aufrechtzuerhal­ten! Genau dort müssen wir ansetzen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir wollen die Belastung reduzieren. Wir bekennen uns zu einer Verringerung der Ab­gabenquote auf maximal 39 Prozent, und wir sind bereit dazu, diese Deckelung im Rahmen einer Verfassungsbestimmung auch abzusichern. Das wäre ein vernünftiger und sicherer Entlastungsschritt.

Wenn man die heute geführte Steuerdebatte hernimmt, dann wird in weiten Teilen am Thema vorbeigeredet, wie etwa daran, dass durch den von der SPÖ unterstützten


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Schuldenkurs auf EU-Ebene, wie richtig angesprochen wurde, zig Milliarden Euro, nämlich im Rahmen von Target-Forderungen – EFSF-Haftungen, ESM-Haftungen et cetera –, geparkt sind. Damit haben ja die österreichischen Steuerzahler bereits über 80 Milliarden € an Haftungen zu tragen, die Sie, Frau Finanzministerin, zu verantwor­ten haben.

Und wenn Sie sich dann herstellen als die Anwältin der Steuerzahler, dann kann ich nur sagen: Das ist ja ein glatter Hohn, was Sie da zum Besten geben! Sie sind heute für diese Höchststeuerbelastung verantwortlich und haben keinen einzigen Antrag der Opposition auf konkrete Steuerentlastung der Leistungsträger in Österreich unterstützt, der Arbeitnehmer, die heute durch Inflation und Inflationsentwicklung aufgefressen werden. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des BZÖ.)

Die Inflationsentwicklung, die wir erleiden müssen, ist die ungerechteste Steuerbelas­tung, die zu den Höchststeuerbelastungen, unter denen wir derzeit zu leiden haben, noch dazukommt. Und diese Inflation, diese ungerechte Steuer, steigt rasant an!

Und wenn Sie sich dann herstellen, Herr Klubobmann Cap, und sagen, die Schweizer Bank UBS hat nicht recht, dann kann ich Ihnen nur sagen: Na selbstverständlich hat sie recht! Wenn Sie eine Studie lesen und auch verstehen können, was ich hoffe, dann lesen Sie aus dieser Studie heraus, dass der reale Lohn- und Einkommensverlust, wenn man alle Bereiche der Inflation und der Preissteigerungen hinzurechnet – und genau das ist redlich, alles andere ist unredlich –, vom Jahr 2000 bis 2012 bereits mi­nus 35 Prozent ausmacht. Alleine die Lebensmittelpreise sind bei uns heute, aufgrund der Monopole in Österreich, um 20 Prozent teurer als bei unseren bayerischen Nach­barn, weil es hier Absprachen gibt.

Und dann stellen Sie sich hier her und reden davon, dass Ihr SPÖ-Steuermodell an­geblich so gerecht ist! Ja, das kennen wir von der BEGAS und vom BEGAS-Vorstand Simandl, der versucht hat, 10 Millionen € schwarz in die Tasche zu stecken. So viel zur aktuellen Ungerechtigkeit eines SPÖ-Mitglieds im Burgenland. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber wenn wir die Geldgeschenke Österreichs an die Europäische Union, an ESM, an EFSF, an Griechenland, an Pleitestaaten, die sich nicht an Vorgaben halten, und einen unbegrenzten Haftungsschirm sehen, dann sind das die sozial ungerechten Instrumen­te, mit denen Sie die Steuerzahler belasten. Und wenn man die Steuerzahler mit zig Milliarden Euro belastet, dann ist es kein Wunder, dass wir keine Steuerentlastung von dieser Regierung erwarten können.

Das ist im Übrigen die gleiche Regierung, die die Familienbeihilfe gekürzt hat, Pflege­gelder gekürzt hat, die bei der Mineralölsteuer ordentlich kassiert. Die Preissteigerun­gen bei Benzin sind ja so drastisch, dass die Autofahrer überhaupt nicht mehr wissen, wenn sie als Pendler das Auto beruflich brauchen, wie sie überleben und mit ihren Löhnen durchkommen sollen. Das sind die Realitäten, von denen die Menschen direkt betroffen sind.

Ich sage daher: Stellen wir daher diese zig Milliarden Euro an Zahlungen und Haf­tungen ein, unsere österreichischen Steuergelder, die heute in Richtung ESM und EFSF und Pleitestaaten gepumpt werden! (Beifall bei der FPÖ.) Verwenden wir dieses Geld hier in Österreich! Das ist notwendig! Ja, zur Rettung österreichischer Banken, das ist legitim. Aber da wurde heute vergessen zu erwähnen, dass mit der Banken­pleite der Kommunalkredit, zur roten Seite zählend, im Ausmaß von 9 Milliarden € dem Land und dem Steuerzahler der größte Schaden zugefügt wurde.

Da ist viel Schaden entstanden auf unterschiedlichen Ebenen – vollkommen zu Recht und richtig angemerkt. (Abg. Krainer: Absurd!) – Ja, da kommt wieder der Zwischen­rufer, der von Absurdität spricht, wenn die Kommunalkredit mit 9 Milliarden den höchs-


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ten Schaden der Republik verursacht hat, wo die Frau Schmied im Vorstand gesessen ist und bis heute von der Staatsanwaltschaft unbehelligt geblieben ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch ein durchaus interessanter Umstand: Obwohl schon vor Jahren diese Ungereimt­heiten zur Anzeige gebracht worden sind, bis heute Untätigkeit der Staatsanwaltschaft gegen den Vorstand und das Vorstandsmitglied Frau Schmied in dieser Angelegenheit! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich würde mir wünschen, dass man hier endlich tätig wird und diese Ungeheuerlichkeiten aufklärt, durch die die Staatsbürger einen Riesenscha­den erlitten haben.

Und bevor die SPÖ-Führung nun für die von Ihnen durch Inflation am laufenden Band ärmer gemachten Österreicher mit einer völlig unausgegorenen weiteren Steuererhö­hung daherkommt und mit Varianten davon hausieren geht, soll sie sich besser darum kümmern, die Inflation endlich einzudämmen. Das wäre notwendig! Die Inflation trifft nämlich vor allem die unteren Einkommensschichten, und es sind die Ärmsten der Armen, die dadurch ihr Leid haben und ein Auffressen ihrer niedrigen Gehälter oder niedrigen Pensionen erleben.

Und wenn jetzt die Metallgewerkschaftsverhandlungen stattfinden, so ist das, bis sie die Löhne und eine halbwegs vernünftige Inflationsanpassung ausverhandelt haben, am Ende eine reine Pseudoverhandlung, denn bis die Löhne dann ausgezahlt werden, sind diese in der Realität schon wieder von der Inflation aufgefressen.

Das sind die Probleme, die die Menschen erleben: Lebenskosten, die steigen, Be­triebskosten, die steigen, Mietkosten, die steigen, Inflation in allen Bereichen, die die Menschen trifft. Und dort muss man gegensteuern.

Und genau das tun Sie nicht, sondern Sie gehen vor mit Gebührenerhöhungen in un­terschiedlichen Bereichen – wie heute in Graz aufgezählt, genauso in Wien –, mit Müll­gebühren-, Wassergebührenerhöhungen, Parkpickerl-Inkasso. Da fahren Sie drüber über die Bevölkerung in Wien, nämlich unter rot-grüner Regierungsverantwortung. Wenn es um eine Volksbefragung geht, für die entsprechend der Stadtverfassung aus­reichend Unterstützungen gesammelt werden konnten, nämlich nicht 57 000, sondern über 100 000 gültige Unterschriften, so erleben dann diese Bürger, die unterschrieben haben, dass sie ihr Recht nicht erhalten sollen, dass man ein Volksbefragungsrecht mit Füßen tritt und einfach über die Menschen drüberwalzt, weil es um eine reine Steuer­einnahmenerhöhung geht, statt um Verkehrslenkungsprozesse. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist die Ungeheuerlichkeit, die die Menschen erleben und erleiden müssen, auf un­terschiedlichsten Ebenen. Die Inflation ist daher in Wahrheit, neben den Gebührener­höhungen, neben den anderen Belastungen, die Sie zu verantworten haben, der größ­te Einkommensraub, der heute zu verzeichnen ist.

Ich sage daher: Bitte hören Sie auf mit dieser bedingungslosen EU-Hörigkeit, mit dem Unvermögen, mit dem Sie da vorgehen und unserem Land und den Menschen Scha­den zufügen und die Menschen auch in unserem Land deutlich ärmer machen. Es bricht seit einiger Zeit – in allen Studien belegt – der Mittelstand leider Gottes im nega­tiven Sinn auf. Der Mittelstand zerbröselt! Es gibt mit 1,2 Millionen immer mehr Men­schen, die heute in Richtung der Armutsgrenze leben. Das zeigt, es ist Gefahr im Ver­zug. Und wenn wir hier etwas ankurbeln wollen, dann – konkreter Vorschlag –: Ge­rechtes Steuermodell – ja. Unterschiedliche Stufen – ja. Aber Eingangssteuersatz auf 25 Prozent hinunter! (Beifall bei der FPÖ.)

Mittlerer Steuersatz hinunter, senken auf zumindest 35 bis 37 Prozent! – Den Höchst­steuersatz kann man belassen. Aber dafür bitte auch die Grenze der 60 000 € Jahres­bruttoeinkommen auf 100 000 € anheben, damit der Mittelstand auch dort entlastet wird und wir wahrlich die wirklich Reichen treffen – nämlich jene, die hier sitzen. Es soll


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kein Steuermodell geben, wo ein Klubobmann mit 170 000 € am Ende derjenige ist, der der Hauptprofiteur ist. Das ist nicht sozial gerecht.

Wir wollen ein gerechtes Steuermodell, wo die Arbeitnehmer und die Leistungsträger, angefangen von den kleinen Einkommensbeziehern bis zum Mittelstand, entlastet wer­den. Und das wäre ein gerechtes Modell: mit der Senkung des Eingangssteuersatzes auf 25 Prozent, des mittleren Steuersatzes auf 35 bis 37 Prozent (Beifall bei der FPÖ) und letztlich auch bei der Höchststeuer einer Anhebung für die Einkommensbezieher auf 100 000 € Jahresgehalt brutto.

Und darüber hinaus: In Zeiten der Krise soll man schon einen entsprechenden Solidari­tätsbeitrag leisten. Da sollen nicht die Bankmanager mit 1 Million oder 2 Millionen € Jahresgage dann eine Entlastung erleben, wie bei Ihrem Modell, Herr Bucher. Das kann nicht das sozial gerechte und ausgewogene Modell sein. Wir wollen Entlastung der Leistungsträger – aber nicht für die, die es sich in dieser Gesellschaft richten.

Genau darum geht es. Und das sollte wirklich ernsthaft debattiert werden, und diese Sachvorschläge sollten wir diskutieren. Ich sage, auf Basis dessen kann sich dann je­der Bürger auch seine gute und richtige Meinung bilden, welche Partei am besten sei­ne Interessen vertritt. (Beifall bei der FPÖ.)

12.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kog­ler. – Bitte.

 


12.24.25

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Jetzt sind wir ja bei einer breiten Palette gelandet: Vermögensverteilung, Steu­ergerechtigkeit, Steuerbetrugsbekämpfung. Und der zweite Teil bezieht sich auf die Bankenhilfe, auf mangelnde Kontrollen. Ich werde dem Ganzen aber dann noch einen Aspekt hinzufügen, der sehr viel mit Steuereinnahmen und vernünftiger Steuergeldver­wendung zu tun hat, nämlich dann, wenn es um die Ausgabenpolitik des Staates geht und wenn es um die Methoden der Mehrheit dieses Hauses geht, jene Abgeordneten, die die Ausgabenpolitik kontrollieren wollen, an der Ausübung ihrer entsprechenden Minderheitsrechte zu hindern.

Die Zuseherinnen und Zuseher vor den Fernsehgeräten wissen vielleicht noch gar nicht, was heute vorgefallen ist, aber die Abgeordneten – die sogenannten Abgeordne­ten – der Regierungsparteien haben es ja tatsächlich gemacht: Es ist ein Antrag auf Fristsetzung im Haus (Abg. Strache: Aber wir, die Freiheitlichen, haben die Debatte erzwungen!), dass der Untersuchungsausschuss, der noch eine Reihe von Korrup­tionsaffären zu beleuchten hätte, nun in Kürze – ich kann es nicht anders sagen – ab­gewürgt werden soll, obwohl maßgebliche – wie es im Jargon heißt – Beweisthemen ja noch nicht annähernd angegangen wurden.

Wir werden uns also vielleicht auch kurz mit der Akquisitionspolitik der Telekom, also mit den Telekom-Ostgeschäften beschäftigen müssen, wo man sich ja fragen muss, wie es sein kann, dass letztendlich der österreichische Steuerzahler – Stichwort: Steu­erpolitik – um Hunderte Millionen € geprellt wurde (Abg. Strache: Über 1 Milliarde! Über 1 Milliarde geprellt!) und bis heute nicht klar ist, wie ein politmafiöses Netzwerk um Martin Schlaff über eine rote Bank unter maßgeblicher Regierungsbeteiligung der ÖVP dieses Werk vollbracht hat. – Aber das wollen wir nicht rechtzeitig und ausrei­chend wissen. Wissen wollen wir nur, dass diese Untersuchung behindert wird oder überhaupt abgedreht wird. (Abg. Mag. Lapp: Der Schlaff ist geladen!) Wir werden uns all diesen Dingen hier kurz zuwenden. (Abg. Strache: Wir vonseiten der FPÖ haben zum Glück eine Debatte erzwungen!)


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Aber zuerst einmal, sozusagen dem Usus folgend und den eigentlich Debattenbeitrag aufnehmend, zur Frage der Vermögensverteilung und der Steuergerechtigkeit. Es ist doch immer das Gleiche, wenn die ÖVP hier herausgeht und dazu etwas sagt. Sie haben es auch noch nicht gelernt. Es hat ja der Kanzler Schüssel die Wahl im Jahr 2006 deshalb verloren, weil er zu Recht die Bezeichnung „sozialer Kühlschrank“ mit sich herumgeschleppt hat, aber jetzt hüpfen uns schon dauernd die Gefriertruhen entgegen. So, wie Sie das angegangen sind, Herr Klubobmann Kopf, diese Schwadro­niererei über Gerechtigkeit und Gleichheit und dann wieder Chancengleichheit – das mag alles in einem begriffsphilosophischen Seminar Platz haben, aber so, wie Sie das angeordnet haben, haben Sie sich hier nur die Verkleidung eines ideologischen Trieb­schwätzers übergezogen (Heiterkeit des Abg. Ing. Westenthaler) – ganz eindeutig.

Schauen Sie, es ist doch vollkommen klar, dass „Gerechtigkeit“ ein Begriff ist, über den man philosophieren und streiten kann. Aber es war doch die Frau Bundesministerin, die hier nach Leistungsgerechtigkeit gerufen hat – und der sehen wir uns auch ver­pflichtet, keine Frage –, und Sie haben die Chancengleichheit moniert. Aber vor dem Hintergrund der diese Woche vorgelegten Studie der Oesterreichischen Nationalbank – im Übrigen im Auftrag einer europäischen Institution und nicht von einem SPÖ-Partei­tag; also das würde ich mir ja auch nicht gefallen lassen an eurer Stelle – ist der Be­fund eindeutig: Zwar ist es so, dass die Einkommensverteilung in Österreich und auch die steuerlichen Eingriffe hier zu ganz passablen Ergebnissen führen – ich würde mich da anschließen, Frau Bundesministerin –; umso dramatischer ist aber das Ungleich­gewicht und damit die Ungleichheit bei den Vermögen.

Jetzt mag man schon sagen, das ist auch alles einmal erwirtschaftet worden und schon versteuert, aber wissen Sie, Herr Kollege Kopf, mit diesem Schmäh müsste ja über­haupt fast jede Steuer abgeschafft werden, außer der Einkommensteuer – jedenfalls auch die Mehrwertsteuer auf Wurstsemmeln, denn in der Regel werden Sie ja wohl Ihr Einkommen, wenn Sie sich dann eine Wurstsemmel kaufen, vorher hoffentlich versteu­ert haben. Und insofern ist das kein Argument gegen Steuern, die auf besonders hohe Vermögen abzielen.

Und ich komme da nur zu einem einzigen Punkt – Stichwort: Chancengleichheit, Stich­wort: Leistungsgerechtigkeit –:

Wie würden Sie das bezeichnen – und ich beziehe mich hier auf ganz hohe Erb­schaften, „Millionenerben“, wie die SPÖ sagt; zumindest plakatieren sie es dann wie­der, rechtzeitig zum Parteitag; und da mag ja auch etwas dran sein, die Frage ist nur, wie ehrlich das gemeint ist –: 5 Millionen – da muss man schon ziemlich viel verdienen, wenn man das sein Leben lang brutto verdienen will. Die meisten erreichen das gar nie. Das sind eigentlich nur mehr 20, 30 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Eine solche Person zahlt an Steuern und Sozialabgaben mindestens 50 Prozent dieses Be­trags. Anders ist es hingegen, wenn jemand 5 Millionen erbt, zu denen er vielleicht we­nig bis gar nichts beigetragen hat – das hätte er ja nur dann, wenn er in einem elterli­chen Betrieb mitgearbeitet hätte, und da würde es für den Fall einer Millionärserb­schaftssteuer, wie das bezeichnet wird, ja andere Ausnahmebestimmungen geben.

Was da jetzt, Kollege Kopf, chancengleich sein soll, wenn jemand, der ein ganzes Le­ben lang arbeitet, in seinem ganzen Leben 5 Millionen verdient und davon 2,5 Millionen Steuern und Abgaben zahlt – und jemand, der durch einen Todesfall 5 Millionen be­kommt, null zahlt –, das erklären Sie jetzt hier vielleicht ein zweites Mal, was das mit Chancengleichheit zu tun hat. Leistungsgerecht ist es genauso wenig. – Und sehen Sie, das ist der Punkt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn wir endlich einmal dazu übergehen würden, uns von diesem ganzen ideologi­schen Paravent zu befreien, nur um einen billigen Punkt zu machen, im Boulevard wie­der einmal – dieses Mal auf dieser Seite –, dann könnten wir uns endlich auch dem zu-


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wenden, dass wir eineinhalb Milliarden – und wenn wir die Stiftungen einbeziehen wür­den, wo ja sehr viel Vermögen konzentriert ist, bis zu 2 Milliarden € – lukrieren können. Jetzt sage ich eh nicht, das Geld soll gleich wieder hinausgeschmissen werden oder sonst was, nein, damit könnten wir – und das ist ja auch die Intention des Antrag­stellers – im Bereich der Lohn- und Einkommensteuer zumindest stufenweise hinunter­gehen. Das wäre gerecht und das hätte etwas mit Chancengleichheit zu tun.

Und irgendwann werden Sie vielleicht auch dort landen, spätestens dann, wenn es noch eine vernünftige ÖVP-Basis gäbe – man darf ja die Hoffnung nicht aufgeben –, die Sie wieder zu christlich-sozialen Werten zurückführen sollte. Sollte! Ich weiß nicht, ob es so kommt, nur: Mit dieser Performance steht die nächste Halbierung Ihrer Stim­men bevor, gerade so, wie es der damalige Kanzler Schüssel auch fast geschafft hat.

Nun denn, das ist ohnedies Ihr Problem. Ich sage nur: Millionenerbschaften und Stif­tungen – wenn wir dort ein Erbschaftssteueräquivalent machen, was man dann ja wohl machen sollte – wären eine gerechte Einnahmequelle, die wir sofort für vernünftige Dinge verwenden könnten.

Ich komme noch in einem kleinen Punkt auf die Steuerbetrugsbekämpfung zu spre­chen, weil das ja kurz aufgeflackert ist, und Kollege Rossmann wird das noch vertiefen.

Wissen Sie, etwas Scheinheiligeres – jawohl, Frau Präsidentin! – gibt es überhaupt nicht als das Verhalten der offiziellen Republik in dieser Frage. Es sind Sie, Frau Bun­desministerin, im Auftrag der Bundesregierung – wenn Sie überhaupt einen haben –, die auf EU-Ebene sämtliche Verhandlungsaufnahmen – der Kommissar beschwert sich! – mit der Schweiz und mit Liechtenstein, damit endlich der Datenaustausch, und zwar über Millionen- und Milliarden-Steuersünder, erfolgen kann, blockiert. Österreich blockiert das. Warum? – Weil Raiffeisen und andere Banken bei uns ein ähnliches Sys­tem fahren und davon auch profitieren. Das ist der Grund!

Also geben Sie diese Blockade auf, damit nicht Folgendes eintritt: Es wird auf europäi­scher Ebene die Zustimmung zu den solidarischen Hilfen, die es da gibt, wo aber im­mer wieder auch die Steuerzahlerhaftung drinnen ist, immer weiter schwinden, wenn der Befund immer klarer wird, dass aus Griechenland Milliarden – Milliarden! – an steu­erhinterzogenem Geld, das mit Sicherheit nicht versteuert, aber umso sicherer in der Schweiz gebunkert ist, einfach auch dort bleiben können und Österreich mit seiner Politik verhindert, dass das zumindest auf mittlere Frist abgestellt wird. Da reden Sie mir nichts mehr von Steuerbetrugsbekämpfung und Steuermoral – denn das ist die Moral, die hier die ÖVP und wieder einmal im Schlepptau die SPÖ an den Tag legen.

Das können Sie sich abschminken! Das hat mit Solidarität nichts zu tun, weder mit eu­ropäischer noch in der Frage der gerechten Verteilung zwischen Arm und Reich. Und es ist nicht einzusehen, warum die griechischen Milliardäre ungeschoren davonkom­men sollen, während dort in den Krankenhäusern Zustände herrschen, die abenteuer­lich sind. Und das haben Sie mit zu verantworten. Und dann reden Sie nicht immer so herum, als ob Sie da besondere Werte vertreten würden.

Aber kommen wir zum angekündigten Beitrag, den Sie heute in parlamentarischen Tieffliegereien liefern.

Sie wollen den Untersuchungsausschuss abdrehen, obwohl dieser gute Arbeit leistet und sinnvollerweise auf die Steuergeldverwendung schaut. Was ist jetzt alles passiert, was ist denn alles noch aufgekommen? – Die Frage der Mittelverwendung zu untersu­chen, etwa bei den ganzen Inseraten, ist ein großer Auftrag, eigentlich sollte man das bis zum Jahr 2000 zurückverfolgen. Ich habe einmal nachgesehen, was die Summen sind: Hunderte Millionen! Es ist unglaublich, was die Ministerien da ausgegeben haben. Wenn ich nur die letzten fünf Jahre des nunmehr zu trauriger Berühmtheit gelangten Landwirtschaftsministers hernehme, sind es auch noch über 13 Millionen – ohne ir­gendeinen Plan; der einzige Plan war: möglichst viele Minister am Foto.


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Das ist alles schon schlimm genug. Aber wenn sich jetzt noch herausstellt, dass das Ganze auch noch in die ÖVP-Kassen mit hineingewirtschaftet worden ist, nämlich weil ÖVP-Parteizeitungen besonders bedient worden sind, dann ist klar, warum Sie das ab­drehen wollen. Und das ist einfach eine Sauerei, und Sie tun sich auch nichts Gutes damit, denn in Wahrheit geht es darum, dass wir jetzt einen – dann aber wirklich mora­lisch-ethischen – Neustart in dieser Republik organisieren müssen, nach all dem, was aufgedeckt worden ist. Und die endgültige Aufklärung ist die Voraussetzung für diesen Neustart. Sie werden es trotzdem nicht schaffen, das zu behindern, denn wir werden Ihnen das auch außerhalb eines Untersuchungsausschusses minutiös nachweisen, was Sie für eine Verschwendung und Misswirtschaft – in Ihre Parteikassen hinein dann, im Übrigen – zum Schaden der Steuerzahler gemacht haben.

Wir werden nicht aufhören, das nachzuweisen. Das wird unser Auftrag sein, und das lassen wir uns auch nicht mehr nehmen! (Beifall bei den Grünen.)

12.35

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Kogler, Sie wissen wohl genau, dass die scharfe Rede dort ihr Ende findet, wo sie beleidigend wird. Und daher erteile ich Ihnen zumindest für den Ausdruck „ideologischer Triebtäter“ einen Ordnungsruf. (Abg. Dr. Pirklhuber und weitere Abgeordnete der Grünen: „Trieb­schwätzer“ – nicht „Triebtäter“!)

*****

Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Scheibner zu Wort. – Bitte.

 


12.35.24

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Klubobmann Kopf hat uns ja schon gefragt, warum wir diese Sondersit­zung heute zu diesem nicht so wichtigen Thema Steuersenkung beantragt haben. (Abg. Kopf: „Wichtig“ und „dringlich“ sind zwei unterschiedliche Dinge!) – Ja, also zu diesem nicht so dringlichen Thema Steuersenkung, Herr Kollege Kopf.

Es ist eigentlich bedauerlich, da haben Sie schon recht – und zwar nicht nur „eigent­lich“, sondern das ist bedauerlich –, dass es einer Oppositionspartei und einer Sonder­sitzung bedarf, dass wir hier im Parlament über diese Frage Steuerentlastung, Wirt­schaftsförderung diskutieren können. (Abg. Krainer: Das diskutieren wir jedes zweite Plenum!) Ich hätte mir eigentlich erwartet, und zwar auch wirklich erwartet, Herr Kol­lege Krainer, dass zumindest in der ersten Sitzung nach der Sommerpause – das ist noch gar nicht so lange her, im September – auch Sie von Ihrer Seite, von Regie­rungsseite, wenn es diese Pläne gibt – und dazu komme ich noch, Frau Finanzminis­terin; so viel Zeit haben Sie ja nicht mehr –, die Steuerentlastung, die Sie angekündigt haben, auch umzusetzen, dieses Thema behandelt hätten, dass Sie in der September-Sitzung einen Bericht abgegeben hätten, wie weit denn Ihre Pläne für diesen Bereich sind. Aber da hat es nur einen Tagesordnungspunkt gegeben, und das war der Wech­sel in der Bundesregierung, die Ernennung des Staatssekretärs Lopatka.

Herr Kollege Kopf, das wäre interessant gewesen, wenn Sie die Initiative ergriffen hät­ten! Das würde man sich von einer Regierungspartei oder von einer Regierung er­warten, aber: Nein, ist nicht der Fall, aus welchen Gründen auch immer. Deshalb ist es aktuell, ist es dringlich, dass die Opposition, in diesem Fall das BZÖ, dafür sorgt, dass wir über diese notwendigen Maßnahmen zur Steuersenkung diskutieren. (Beifall beim BZÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 38

Und deshalb, Frau Bundesministerin, hier meine Frage an Sie – denn ganz so, Herr Kollege Kopf, ist es ja nicht, wie Sie gesagt haben, dass die Frau Finanzminister ge­meint hat: einen integrierten Steuertarif, aber progressiv. Es ist ein Jahr her, dass Sie, Frau Bundesministerin, angekündigt haben, eine große Steuerreform zu präsentieren, und ich zitiere:

„Ziel ist ein integrierter, einheitlicher Steuersatz. Ich drehe da nicht an ein paar Schrau­berln, ich plane wirklich einen großen Wurf. Viel einfacher, auch eine Flat Tax“ – Frau Bundesminister! – „ist denkbar (Abg. Ing. Westenthaler: Ach so? Schau, schau!)

Und Sie detaillieren das Ganze noch: Flat Tax 44 Cent pro Euro; Sozialversicherung wird integriert. (Abg. Bucher: Das ist aber schon ein Jahr her! – Abg. Ing. Westen­thaler: Das ist schon ein Jahr her! Da können wir uns nicht mehr erinnern!)

Also, Herr Kollege Kopf, was hat sich da schon wieder geändert im letzten Jahr? Wenn Sie sagen, Frau Bundesminister, 44 Cent pro Euro für diesen integrierten Tarif – wir schlagen vor, 39 Cent pro Euro für diesen gemeinsamen Tarif, für Sozialversicherung und Steuer ... (Bundesministerin Dr. Fekter: das Modell des Herrn Bruckner!)

Aha. Aber Sie haben es als Ihre Idee vorgestellt. Ich habe Sie nur zitiert: „Fekter plant Radikalkur für die Lohnsteuer“. Sie haben es nicht entgegnet. (Abg. Krainer: Auch die Kollegin Fekter ist nicht davor gefeit, gescheiter zu werden!) Ich kann ja nicht das sa­gen, was Sie in Ihrem stillen Kämmerlein sagen, sondern ich kann nur das sagen, was von Ihnen veröffentlicht worden ist. Und Sie haben eine große Steuerreform angekün­digt!

Jetzt sind wir noch ein Jahr vor dem geplanten – nehme ich an, aber vielleicht wissen wir auch das nicht so genau – Nationalratswahl-Termin. Also wenn Sie noch irgendet­was planen, und vor allem etwas Großes, so wie Sie es angekündigt haben (Abg. Bucher: „Großer Wurf“!), dann sollten wir bald etwas bekommen, denn es dauert ja eine Weile, bis das auch durch die parlamentarischen Gremien geht. (Abg. Bucher: Das ist der große Fall, und nicht der große Wurf!) Und wir würden da gerne mitdisku­tieren, deshalb haben wir auch hier jetzt unsere Vorschläge präsentiert. Oder ist es so, dass Sie vor einem Jahr etwas geplant haben, wo Sie aber jetzt sehen, dass Sie es in der Bundesregierung nicht durchbringen? Dann bitte das auch zu sagen, denn dann wäre es nämlich wirklich gescheit – denn es gibt ja eine ganze Reihe von Projekten, die irgendwo in Arbeitskreisen und Unterausschüssen versickern, die auch nicht wei­terkommen –, zu sagen: Okay, wir bringen nichts mehr zusammen in dieser Regierung, aber es wäre notwendig, dass man jetzt agiert; lassen wir daher die Bevölkerung nicht über die Wehrpflicht entscheiden, sondern über die Zukunft einer neuen Bundesregie­rung! – Das wäre wahrscheinlich der sinnvollere Weg. (Beifall beim BZÖ.)

Und, Herr Kollege Cap, ich freue mich immer, Ihre zwei Varianten von Reden zu hören, und will auf das gar nicht eingehen. Immer reden Sie von der Hypo – und wenn man dann die 9,9 Milliarden für die Kommunalkredit erwähnt, dann ist das nach Ihrer Dar­stellung unseriös.

Das bringt uns ja in der Debatte wirklich nicht weiter. Sie fragen dann, wo die Gegen­rechnung zu diesen Steuersenkungen ist – da könnte man jetzt auch wieder fragen, wo die Gegenrechnung bei den Aufwendungen für ESM, EFSF, also für die europäischen Schulden ist, wo wir ja mittlerweile unbegrenzt Haftungen übernommen haben. Da wird diese Frage nicht gestellt.

Vielleicht eines noch: Bei einer Kassiererin, die 13, 14 Stunden am Arbeitsplatz sitzen muss (die Abgeordneten Bucher und Ing. Westenthaler: Gewerkschaft !), da hätten Sie mit Ihrer Partei und der Gewerkschaft, da hätte der Herr Sozialminister sehr ver­sagt, wenn das heute noch notwendig oder möglich wäre. Ich glaube das nicht, Gott sei Dank. Also verwenden oder missbrauchen Sie nicht diese Leute, die wirklich


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 39

schwer arbeiten, für parteipolitische Polemik hier im Hohen Haus! (Beifall beim BZÖ. Zwischenruf des Abg. Bucher.)

Wir müssen ja jetzt wohl etwas tun. Wir haben ein Wirtschaftswachstum, laut Progno­se, von 0,8 Prozent. Sie wissen ganz genau, dass unter 2,5 Prozent Wirtschaftswachs­tum die Arbeitslosigkeit nicht gesenkt wird, sondern steigen wird. Da müssen wir doch etwas tun! Wir müssen die Wirtschaft ankurbeln! Wir müssen die Kaufkraft steigern! Das ist nicht nur eine nationale Aufgabe, da hätte die Europäische Union sehr viel zu tun, dass sie gemeinsam, auch für uns, die neuen Wachstumsmärkte erschließt und sich gegen Lohn-, Sozial- und Umweltdumping anderer Nationen, etwa Chinas und In­diens, zur Wehr setzt. Das wäre eine Aufgabe der Europäischen Union, die wirklich lohnend wäre, aber wo man bis jetzt sehr wenig hört.

Und auf der nationalen Ebene sollten wir dafür sorgen, dass wir erstens einmal durch Einsparungen  Stichwort: Verwaltungsreform (Abg. Bucher: Reizthema!), auch einer dieser Arbeitskreise, die versandet sind  Spielräume schaffen und durch eine Steuer­senkung, so wie wir das vom BZÖ unter Klubobmann Bucher vorgeschlagen haben, auch die Spielräume schaffen, die Kaufkraft zu steigern.

Durch gesteigerte Kaufkraft wird die Wirtschaft entsprechend gestärkt, werden Arbeits­plätze geschaffen. Wir wollen nicht, dass weniger Leute in Österreich, weil sie keine Beschäftigung haben, mehr Steuern zahlen, sondern wir wollen, dass mehr in Be­schäftigung sind, die dann auch weniger Steuern zahlen können, aber insgesamt das Volumen gleich bleibt. Das ist die Gegenrechnung, Herr Kollege Cap, die Sie von uns verlangt haben und die vorhanden ist. (Beifall beim BZÖ.)

Aber diskutieren wir doch darüber, und tun Sie nicht alles immer so mit der Polemik ab: Ja, die Opposition, das ist nichts, und im Übrigen schauen Sie nach Kärnten.  Wir wollen nach Österreich schauen. Die Bevölkerung ist in Sorge, und es muss doch auch Ihr Interesse sein, und das ist doch ein Angebot  (Zwischenrufe der Abg. Silhavy.– Tun Sie nicht schon wieder polemisch dazwischenrufen! Dann sagen Sie uns, was Ihr Konzept ist! Das geht uns wirklich noch ab, denn irgendwie die Einkommensklassen gegeneinander auszuspielen ist ein bisschen wenig.

Reden wir über die Konzepte, nutzen wir dieses eine Jahr, das möglicherweise noch bleibt in der Regierung, um für die Bevölkerung in dieser schwierigen Phase  denn jetzt läuft die Wirtschaft schlecht und es wird überall eingespart, das heißt, es gibt kei­ne Initiativen der Regierung, so wie 2009, dass man da gegensteuert  etwas zu tun, der Bevölkerung zu helfen, dieses nicht selbstverschuldete Wellental in der Konjunktur positiv zu überstehen! (Beifall beim BZÖ.)

12.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.

 


12.43.33

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir debattieren heute dieses Flat-Tax-Modell und reden im Wesentlichen über die Lohn- und Einkommensteuer und über die Wirkung und Verteilung von ihr, al­so wie viel Prozent Steuern zahlen, et cetera.

Ich glaube, wenn man sich ernsthaft auseinandersetzen will, hat es wenig Sinn, eine einzelne Steuer herauszuziehen, sondern es geht darum, das gesamte Steuersystem und wie es wirkt anzuschauen. Wenn wir uns den Anteil der Einkommensteuer am ge­samten Steueraufkommen anschauen, dann ist das zirka ein Fünftel. Das heißt, von 100 €, die an Steuern bezahlt werden, sind zirka 20 € Lohn- und Einkommensteuer. Al­so wir reden über einen nicht unwichtigen Teil, aber doch über einen kleinen Teil des Gesamtaufkommens.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 40

Wenn wir uns das Steuersystem einmal genau anschauen, wie das wirkt, dann muss man unterschieden, dass es unterschiedliche Einkommensarten gibt, nämlich jene, die durch Arbeit ihr Geld verdienen, und die Situation, wo durch Kapital- oder Vermögens­erträge Einkommen entsteht. Das ist in Österreich relativ einfach nachvollziehbar. Von 100 €, die verdient werden, werden zirka 60 € durch Arbeit verdient, oder bekommen jene, die arbeiten 60 €, und Kapital und Vermögen bekommen zirka 40 €. Die Selb­ständigen sind selbstverständlich bei den 60 Prozent dabei, denn die arbeiten ja auch. Also da geht es um Einkommen, und das muss man dazusagen, weil oft der Vorwurf kommt, die wären nicht dabei.

Wenn wir uns den Kuchen anschauen, dann bekommen die, die für ihr Geld arbeiten gehen, sechs Stück vom Kuchen. Wenn wir uns jetzt anschauen, wie das Steuersys­tem auf diese Personen wirkt, also Arbeitnehmer und Selbständige, dann gibt es eine Studie, die das genau untersucht hat, nämlich die Sozialstaat-Studie vom Wirtschafts­forschungsinstitut, und das ist sehr spannend, was da herauskommt, nämlich dass ziemlich egal, wie hoch das Einkommen derer ist, die für ihr Geld arbeiten, ihre Steu­erleistung fast gleich hoch ist. Es werden nämlich von 100 €, die verdient werden, zwi­schen 37 und 40 € bezahlt.

Die unterste Einkommensgruppe zahlt fast keine oder gar keine Lohn- und Einkom­mensteuer – stimmt. Aber sie zahlen verhältnismäßig viel Umsatzsteuer und verhältnis­mäßig sehr hohe Sozialversicherungsbeiträge. Und die obersten Einkommensbezie­her, ja, die zahlen sehr, sehr hohe Einkommen-, und Lohnsteuern aber verhältnismä­ßig wenig Umsatzsteuer oder Konsumsteuern, verhältnismäßig wenig Sozialversiche­rungsbeiträge.

Aber das ganze System ist proportional, das heißt, jede Gruppe zahlt in etwa gleich viel. Das unterste Zehntel der Einkommenspyramide zahlt 38 € pro 100 € Einkommen, das zweite 37  und das ist dann so 38, 39, 37,38  und das oberste zahlt 40 €. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Studie, die sich das genau angesehen hat. Ich ken­ne keine andere, und es gibt meines Wissens keine andere, die sich genau die Wir­kung des Gesamtsystems anschaut.

Wenn wir jetzt an dieser einen Steuer schrauben würden, wozu würde das führen? Das würde dazu führen, dass zum Beispiel ein Pensionist mit 800, 850 € brutto Mo­natspension das doppelte an Einkommensteuer zahlen muss, und jemand mit einem hohen Einkommen  muss ja nicht ein Klubobmann sein, es gibt ja Leute, die ver­dienen mehr  würde deutlich weniger zahlen. Und deswegen lehnen wir das ab. Wir schauen uns an, wie das gesamte System wirkt, und schauen uns nur einen Teil an.

Es wäre natürlich auch sehr platt, wenn ich jetzt sagen würde, das heißt 10 Prozent der Bevölkerung zahlen 50 Prozent der Einkommensteuer. Ja, es zahlen auch nur 30 Pro­zent der Bevölkerung 100 Prozent der Tabaksteuer. Ist natürlich auch verrückt als Ar­gument, aber wir müssen uns das gesamte System anschauen, wie das funktioniert! Das System macht in Wahrheit gar keine Umverteilung auf der Einnahmenseite, son­dern die Umverteilung erfolgt ausschließlich auf der Ausgabenseite des Staates, durch Förderungen und dergleichen. Aber in das Steuersystem selber zahlt jeder in etwa dasselbe, aber nur, noch einmal, bei der Gruppe, die für ihr Einkommen arbeiten geht, also die, die vom Kuchen sechs Stück bekommen, 60 Prozent bekommen.

Und jetzt schauen wir uns das Gesamtsystem an, das ist nämlich spannend, also wer die Rechnung bezahlt, wer die Steuern insgesamt bezahlt. Diese Gruppe, die sechs von den zehn Stück Kuchen bekommt, zahlt aber fast 90 Prozent der Steuern und Ab­gaben in diesem Land. Das heißt, die, die für ihr Geld arbeiten, bekommen 60 Prozent vom Kuchen, zahlen aber 90 Prozent der Rechnung. Und die, die nicht für ihr Geld arbeiten, sondern über Vermögen oder über Kapitalerträge verfügen, bekommen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 41

40 Prozent vom Einkommen in diesem Land, zahlen aber nur 10 Prozent der Rech­nung, nämlich 10 Prozent der Steuern.

Das ist in Wahrheit der Punkt, wo wir ansetzen müssen, und wo wir auch in den letzten Jahren angesetzt haben. Wenn Sie sich anschauen, was diese Bundesregierung seit 2008 gemacht hat, ist es nämlich genau das: Steuern und Abgaben auf Arbeit zu senken und dafür auf Kapital und Vermögen zu erhöhen. Da waren wichtige Schritte dabei, ob das die Bankenabgabe war, ob das die Wertpapier-KESt ist, ob das die Im­mobilienzuwachssteuer ist, ob das die Stiftungsprivilegienreduzierung war. Da waren wichtige Schritte dabei, zu schauen, dass die, die nicht arbeiten und ein Einkommen haben, mehr zahlen, und dafür, dass die, die für ihr Geld arbeiten, weniger zahlen.

Die Frau Finanzministerin hat das gesagt, die große Senkung der Einkommensteuer und so weiter. Das waren wichtige Schritte, aber sicher nicht genug. Die SPÖ hat näm­lich genau für diese wesentliche Frage der echten Schieflage im System auch die rich­tigen Antworten: dass wir nämlich weiter daran arbeiten müssen, dass jene, die heute keinen gerechten Beitrag leisten, nämlich die über Kapital und Vermögenseinkommen verfügen, einen gerechteren Beitrag leisten als heute, und dass wir bei denen, die für ihr Geld arbeiten gehen, reduzieren können. (Abg. Kopf: Vermögenseinkommen zah­len !)

Das sind, sage ich einmal, ganz einfach die Vorschläge, die es von der SPÖ gibt – ob das die Millionärssteuer ist, ob das eine Erbschaftssteuer für Millionenerbschaften ist. Das sind wichtige Schritte, wichtige Beiträge, wo ich hoffe, dass wir uns hier in diesem Haus darauf einigen, dass wir auch diese weiteren Schritte gehen können.

Zum Abschluss wollte ich noch zum abwesenden Klubobmann Strache sagen  weil er immer vollkommen frei von Fakten spricht (Zwischenruf bei der FPÖ) –: Wenn Sie sa­gen, wir haben die höchste Steuer- und Abgabenbelastungsquote überhaupt, muss ich schon eines richtigstellen: Sie war 2008 auf 42,7 Prozent und ist seitdem jedes Jahr gesunken. Wenn Sie schauen wollen, wo sie niedriger war, dann war das unter Bun­deskanzler Gusenbauer, stimmt, da war sie einmal niedriger, und die höchste hatten wir, als Sie in der Regierung waren, nämlich 2001 mit 44,9 Prozent. (Ruf bei der FPÖ: Falsch! Abg. Kickl: Wann war Strache in der Regierung? Abg. Strache: Ich war nie in der Bundesregierung, aber das haben  Gedächtnis!)

Wir haben jetzt drei Jahre hintereinander eine sinkende Steuer- und Abgabenquote. Aber es wäre durchaus wichtig, dass man eben hier auch faktenbasiert diskutiert und nicht nur polemisiert, wie Sie das machen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.50


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Auer. – Bitte.

 


12.51.01

Abgeordneter Jakob Auer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehr­ten Damen auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! „Steu­ern senken, statt Geld an Banken verschenken“ ist der Titel dieser offensichtlich aus der Sicht des BZÖ dringlich gestellten Anfrage.

Geld an Banken verschenken, ja, das wäre tatsächlich nicht vertretbar. Das stimmt. Aber Geld einzusetzen, um Banken zu stabilisieren, glaube ich, ist notwendig und ar­gumentierbar, denn hätte der amerikanische Staat diese Bank Lehman Brothers stabi­lisiert, wäre das ungeheuer billiger gekommen und ungeheuer besser gewesen, weil uns derartige Probleme, die uns weltweit, nicht nur in Europa, Schwierigkeiten bereitet haben, erspart geblieben wären. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, wir sollten schon einmal Folgendes festhalten, wenn es im­mer heißt „die Banken“: Ja, es gibt einige Banken, auch in Österreich, die Probleme


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 42

hatten und haben, einige, gar keine Frage. Und da wurde viel gemacht. Das war auch notwendig, weil vielleicht der Schaden noch ungleich größer gewesen wäre, auch im eigenen Land. Aber geschenkt wurde noch keiner Bank etwas. Unter dementspre­chenden Auflagen wurden und werden Mittel zur Verfügung gestellt. Und weil schon angesprochen wurde, wer aller Mittel erhalten hätte: Meine Damen und Herren, PartKapital haben manche Banken erhalten. Für dieses PartKapital haben einige Ban­ken, die sind bekannt, auch ausdrücklich wie vereinbart die Zinsen bezahlt, die Abga­ben bezahlt. Manche sollten nicht vergessen, wie hoch sich auch die Bankenabgabe auswirkt in bestimmten Sektoren. (Abg. Bucher: Das ist ein Geschäft für die Steuer­zahler!) Ich sage Ihnen nur, Kollege Bucher: Raiffeisen zahlt mit der Bankenabgabe über 600 Millionen € pro Jahr  damit Sie es wissen, Steuern, Bankenabgabe und so weiter, über 600 Millionen €. (Abg. Bucher: Ihr erspart euch einen Haufen Steuern! Das nennt man Steueroptimierung, was ihr betreibt!)

Steueroptimierung, danke für diesen Hinweis. Steueroptimal war Ihr Konzept heute nicht. Wenn Sie schon von Leistungsträgern gesprochen haben (Abg. Bucher: Ich ha­be von den Banken geredet!): Leistung war dieses Konzept keine, damit das klarge­stellt ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Vielleicht einen kurzen Blick zurück: Der Auslöser dieser Wirtschafts- und Finanzkrise war dieser Flop dieser Lehman Brothers. Und alle sollten wissen, dass ein funktionie­render Bankensektor letztlich der Blutkreislauf der Wirtschaft ist. Dieser Wirtschafts­kreislauf, dieser Blutkreislauf muss funktionieren, weil es notwendig ist, der Wirtschaft auch Kredite und Mittel zur Verfügung zu stellen. Wir sollten doch stolz sein, dass wir in Österreich eine funktionierende Wirtschaft haben, die sich wesentlich besser dar­stellt als das europäische Konzert.

Wenn man schon in anderen Bereichen immer von Benchmark-Vergleichen spricht, schauen wir uns an, wie Österreich dasteht: in der Budgetpolitik, in der Arbeitsmarkt­politik, im Einhalten der Budgetkriterien. Zum Beispiel lag das Budgetdefizit des letzten Jahres mit 2,6 Prozent eindeutig unter den Maastricht-Kriterien. (Abg. Bucher: Das Defizit steigt!) Meine Damen und Herren, das ist eindeutig besser. Österreich gehört zu den besten Ländern Europas, und dann tun wir so, als ob die Welt unterginge. (Beifall bei der ÖVP.)

Man kann auch Positives zu Tode jammern, das kann man auch. Aber fürs Jammern wurde noch nie jemand bezahlt. (Ruf bei der SPÖ: Der Bauernbund! Abg. Bucher: Der Bauernbund wird fürs  bezahlt!) Und wenn Wirtschaft auch eine Frage der Stim­mung ist, dann sollten wir alles tun, um die positive Stimmung für die Wirtschaft und damit auch für die Arbeitsplätze der österreichischen Beschäftigten zu erhalten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Seien wir doch ein wenig stolz darauf, dass Österreichs Arbeitslosigkeit zu den ge­ringsten Europas gehört, dass Österreichs Jugendarbeitslosigkeit zu den geringsten Europas gehört! Seien wir ein bisschen stolz darauf! Seien wir ein wenig stolz auf die Exportleistung der österreichischen Wirtschaft, die damit auch sozusagen die Arbeits­plätze sichert!

Meine Damen und Herren, man kann durchaus manches noch besser machen. Das ist unbestritten. Aber wenn wir uns vergleichen in Europa, gehören wir eindeutig zu den Besten  aber Ihr Konzept nicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. Abg. Bucher: Der Bauernbund schon?!)

12.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Themessl zu Wort. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 43

12.55.46

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren hier im Publikum und vor den Fernsehge­räten! Frau Bundesminister, Ihr Leitspruch war ja schon beim Antritt Ihres Jobs als Fi­nanzministerin in Bezug auf das Steuersystem „weniger, einfacher und leistungsge­rechter“. Das betonen Sie in jeder Rede wieder, und das Interessante ist, Sie haben uns ja eigentlich in einem Großteil Ihrer Rede in unseren Argumentationen recht gege­ben.

Sie sagen: Das momentane Steuersystem ist nicht leistungsgerecht, es ist auch nicht einfach und der Eingangssteuersatz ist zu hoch. Ja, Frau Bundesminister, warum än­dern Sie es dann nicht? Sie sind ja die Frau Finanzminister! Es ist Ihr Ressort, das da­für zuständig wäre, eine Steuerreform auf den Tisch zu legen, die natürlich auch für die Österreicherinnen und Österreicher eine Entlastung bringt. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Ursula Haubner.)

Sie reden immer davon und tun es aber nicht. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entwe­der ist Ihre Überzeugungskraft in der Regierung so gering, dass Sie den sozialistischen Partner in der Regierung nicht davon überzeugen können, und dann machen Sie et­was, was Sie nicht gerne tun. Und es weiß jeder von uns, einen Job, von dem ich nicht überzeugt bin, den kann ich nicht gut machen. Und das beweisen Sie ja im Laufe der letzten Monate immer wieder, dass Sie offensichtlich mit Ihrem Job unzufrieden sind, und deswegen machen Sie ihn auch nicht gut. (Bundesministerin Dr. Fekter: Keine Ahnung!) Also dann beenden Sie doch diese unselige Zusammenarbeit, wenn Sie nicht überzeugt sind von dem, was Sie sagen!

Frau Bundesminister, Sie haben sich sehr viel Zeit genommen und haben die größte Steuerreform in der Zweiten Republik von Josef Pröll, Ihrem Vorgänger, angesprochen. Sie haben sich Zeit genommen, viele, viele Punkte aufzuzählen, warum das alles so gut war und dass Sie 3,5 Milliarden € in die Hand genommen haben, um eine Steuerre­form und Steuerentlastung durchzubringen.

Was Sie aber nicht dazu gesagt haben, ist, dass der Erfolg derjenige war, dass die Abgabenquote genau in dem Zeitraum um über 2 Prozent gestiegen ist, nämlich von 42 auf 44 Prozent. (Abg. Strache: Da hört der Krainer leider nicht zu!) Das heißt, so gut kann ja das nicht gewesen sein. Jetzt kommt noch dazu – ich weiß nicht, woher der Kai Jan Krainer die Statistik hat –, dass die OECD voraussagt, dass Österreich bereits im nächsten Jahr eine Abgabenquote von sage und schreibe 49 Prozent aufweist, und das bei einem OECD-Schnitt von 35 Prozent! Jetzt habe ich leider nicht so viel Zeit, wie Sie gehabt haben, aber ich sage Ihnen auch warum: Weil Sie die letzten Jahre die Österreicherinnen und Österreicher mit zwei Belastungspaketen in der Höhe von 50 Milliarden € bis zum Jahr 2016 belasten. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strache: Das ist es!)

Ich erzähle Ihnen jetzt ein paar Sachen, die Sie vielleicht nicht mehr wissen, weil es für Sie schon zu lange her ist: Sie haben zweimalig die Pensionsversicherungsbeiträge angehoben. Sie haben die Höchstbeitragsgrundlagen angehoben. Sie haben die Nachtschwerarbeitszulage angehoben. Sie haben die Arbeitslosenversicherungsbeiträ­ge für ältere Dienstnehmer angehoben, obwohl Sie da genau das Gegenteil machen wollten. Sie haben die Einführung der Auflösungsabgabe durchgesetzt. Sie haben die Kürzung der Bausparprämie und der Zukunftsvorsorge durchgesetzt. Sie haben vor­weg die Besteuerung der Pensionskassen vorgenommen. Sie haben eine Erhöhung des CO2-Zuschlages auf die NoVA und die Mineralölsteuer und die Tabaksteuererhö­hung gemacht. Sie haben eine gewaltige Kürzung bei den Familienleistungen vorge­nommen, und Sie haben eine Streichung der Energieabgabenrückvergütung vorge­nommen.


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Das sind nur einige wenige Beispiele, die ich Ihnen hier zeigen will, warum die Ab­gabenquote in Österreich von 42 Prozent auf 49 Prozent gestiegen ist. Wir sind ein Höchststeuerland in dieser EU.

Und das geht ja noch weiter: Sie haben ja jetzt den nächsten Anschlag vor. Sie haben jetzt vor, die Eintragungsgebühr im Grundbuch zu erhöhen, und zwar massivst zu er­höhen. (Abg. Strache: Das ist wirklich ein Skandal!) Wir reden da vom Drei- bis zum Siebenfachen. Experten gehen davon aus, dass sich die Eintragungsgebühr vom Drei- bis zum Siebenfachen erhöht, je nach Lage der Immobilie. (Ruf beim BZÖ: Wahn­sinn! Abg. Strache: Unfassbar ist das!) Dann kommt noch dazu, dass Sie als der­jenige, der das abführen muss, auch noch den Verkehrswert selber bestimmen müs­sen. Wenn Sie jetzt aber keine Verkaufs- und keine Einkaufszahlen haben, das heißt, wenn es sich um eine Schenkung oder um eine Erbschaft handelt, dann müssen Sie dazu wahrscheinlich auch noch ein Gutachten einholen, was das Ganze wert ist, sonst machen Sie sich nämlich strafbar, wenn Sie einen falschen Verkehrswert angeben. Das ist nichts anderes als eine versteckte Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer, und ich würde mich schämen dafür, Frau Finanzministerin! (Beifall bei FPÖ und BZÖ. – Abg. Strache: Das ist ein Skandal! Unfassbar! So werden die Leute wieder abgezockt!)

Und jetzt kommen wir noch zu Ihren immer wiederkehrenden Aussagen, von beiden Regierungsparteien, und zwar: Wir sind die Besten in Europa. – Ich habe Ihnen schon öfter erklärt, im geographischen Sinn geht Europa bis zum Uralgebirge. Sie haben noch nicht kapiert, dass Europa nicht die Euro-Staaten sind, die schon gar nicht, und auch nicht die EU. Es gibt auch im westlichen Europa mit der Schweiz und Norwegen Länder, die zu Europa gehören, aber nicht der EU angehören. – So.

Und dann kommen wir zu den Wirtschaftsdaten. Die werden permanent im 14-Tages-Rhythmus nach unten revidiert. Die Arbeitslosenzahlen steigen von Monat zu Monat; wir haben fast schon wieder die Höchstgrenze aus dem Jahr 2009 erreicht.

Dann reden Sie von der Inflation: Wir haben die geringste Inflation. – Wir haben 2,6 Prozent Inflation; beim wöchentlichen Einkauf ist die Inflation bereits bei über 4 Prozent, und sie wird bis Ende des Jahres auf 5 Prozent steigen. Und dann gehen die Seniorenvertreter noch her und verkaufen es als Erfolg, wenn man die Pensionen um 1,8 Prozent erhöht. Das heißt, sie haben von Jahr zu Jahr einen Einkommens­schwund von 3 bis 5 Prozent, und da ist die Frage, wie lange sie das noch aushalten werden.

Wir haben 1 Million Österreicher, die in der Zwischenzeit nicht mehr in der Lage sind, mit dem, was sie im Monat verdienen, 30 oder 31 Tage auszukommen. – Und Sie sprechen davon, wir sind die Besten in Europa?!

Dann sage ich Ihnen noch etwas zur „Erfolgsgeschichte“ des Euro. Wissen Sie, dass die wirtschaftlich fünf besten Länder in Europa nicht den Euro haben? Zwei davon ge­hören nicht einmal zur EU, das sind die Schweiz und Norwegen! Dann haben wir hier noch Schweden, dann haben wir hier noch Dänemark und dann haben wir hier noch Polen, die sehr gute Wirtschaftsdaten haben. Und alle miteinander haben nicht den Euro, den „Erfolgs-Euro“, den Sie hier immer wieder als Friedensprojekt hervorheben. (Abg. Strache: Jetzt redet der die Erfolgsgeschichte schlecht! Na so etwas!)

Noch eines: Die Polen und die Tschechen wollten im nächsten Jahr den Euro einfüh­ren. Ja, was glauben Sie, warum sie das nicht machen? Weil er so erfolgreich ist? – Nein, sie haben das auf unbestimmte Zeit aufgeschoben, weil es eben kein Erfolg ist!

Und ich sage Ihnen eines: Der Euro in der jetzigen Form und so, wie Sie ihn vertei­digen und alles dafür unternehmen und Geld hineinpumpen, um das in Ordnung zu bringen, das ist kein Friedensprojekt und auch keine Erhaltung des Friedensprojekts,


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sondern genau das Gegenteil. Das gefährdet den Frieden in Europa, Sie haben es nur noch nicht verstanden. (Beifall bei der FPÖ.)

13.02


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Ross­mann zu Wort. – Bitte.

 


13.02.44

Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Es war ja schon viel von einem leistungsgerechten Steuersystem die Rede. Dafür bin ich auch. Darauf können wir nicht stolz sein, Herr Kollege Auer, dass wir das nicht haben. Auf vieles andere schon, aber darauf können wir mit Sicherheit nicht stolz sein.

Wir können auch nicht stolz sein darauf, dass Österreich eine der weltweit ungleichsten Vermögensverteilungen hat. Ja, eine der ungleichsten Vermögensverteilungen! Das hemmt die Chancengleichheit in unserem Lande, das hat uns eine Studie der Oester­reichischen Nationalbank gezeigt, die am Montag veröffentlicht worden ist.

Wenn Sie (in Richtung ÖVP) den Kopf schütteln: Ich kann Ihnen das (der Redner hält ein Bündel Unterlagen hoch) gern zur Verfügung stellen, es sind nur ein paar Seiten. Lesen Sie es bitte nach! Es wäre sehr erhellend für Sie – sehr erhellend auch im Hin­blick darauf, dass Sie endlich einmal von der Behauptung abkommen, zu sagen, Ver­mögensteuern würden, wenn sie eingeführt werden würden, den Mittelstand belasten. Wenn man sich die Ergebnisse der Vermögensstudie anschaut, kommt einmal mehr ganz deutlich heraus, dass Vermögen mit der Mittelschicht oder dem Mittelstand nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. (Beifall bei Grünen und SPÖ. – Abg. Mag. Ste­fan: Was wollen Sie dann besteuern?)

Man kann aus dieser Studie, die jüngst präsentiert wurde, herauslesen, herausrech­nen, dass die untersten 50 Prozent der privaten Haushalte in diesem Land über höchs­tens 5 Prozent des gesamten Nettovermögens verfügen – höchstens 5 Prozent des gesamten Nettovermögens! Die obersten 10 Prozent der privaten Haushalte verfügen über mindestens 50 Prozent des gesamten Nettovermögens. Anders formuliert könnte man sagen, die Top 10 Prozent der privaten Haushalte besitzen halb Österreich. So schaut es aus! (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Jetzt ist das keine Studie, die von Linkslinken gemacht wurde, sondern von der Oes­terreichischen Nationalbank, gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank und vielen anderen Staaten, geprüft von der Europäischen Zentralbank, begutachtet von Top­experten aus den USA, der Federal Reserve Bank, den Topvermögensforschern. Da­her kann man nicht sagen, das sind Ergebnisse, die man nicht zur Kenntnis nehmen kann.

Was man aber schon sagen kann, ist, dass die Vermögen dennoch weit unterschätzt werden – und es hat Ursachen, warum die Vermögen unterschätzt werden: Einerseits sind die Stiftungsvermögen nicht enthalten – wir wissen schlicht nichts darüber –, zum anderen verschweigen Milliardäre ihre wahre Einkommenssituation. Wir wissen ja aus der „trend“-Reichstenliste, dass allein die 50 Reichsten in Österreich über 105 Milliar­den € verfügen. Die Studie der OeNB sagt, wir haben in Österreich ein Nettovermögen von ungefähr einer Billion, also entfallen 10 Prozent allein schon auf die 50 Top-Mil­lionäre in diesem Land. (Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Und ein drittes Element, warum das unterschätzt ist, das ist die Steuerflucht. Und was tut Österreich da, was tut unsere Frau Finanzministerin? – Unsere Frau Finanzminis­terin untergräbt mit einem Abkommen zwischen Österreich und der Schweiz den Kampf der EU-Länder gegen die Steuerhinterziehung. Sie verweigert – gemeinsam mit Luxemburg – den automatischen Informationsaustausch im Rahmen der Zinsenbe­steuerungsrichtlinie, und was skandalös ist, ist, dass diesen Steuerhinterziehern auch


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noch eine Steueramnestie gewährt wird! Das muss man auf der Zunge zergehen las­sen! Das ist ja eine Verhöhnung der Steuerehrlichen, und mit leistungsgerechter Be­steuerung, Frau Ministerin, hat das aber rein gar nichts zu tun. (Beifall bei den Grü­nen.)

Mit dieser Vorgangsweise, Frau Ministerin, machen Sie sich zur Schutzpatronin der or­ganisierten Millionensteuerhinterziehung! Das ist die Wahrheit!

Wer mehr Steuergerechtigkeit in diesem Land will, der muss zu einem Steuerpakt stehen: einem Steuerpakt, der zunächst einmal eine Harmonisierung in der Besteue­rung auf der europäischen Ebene, was die Körperschaftsbesteuerung anlangt, was die Kapitalertragsbesteuerung anlangt, beinhaltet, der aber auch einen ehrlichen Kampf gegen die Steueroasen beinhaltet. Diese Steueroasen müssen endlich trockengelegt werden. Er beinhaltet aber auch eine höhere Besteuerung von Vermögen. Da sind wir ja nicht, Frau Ministerin, wie Sie sagen, spitze. Ein Einkommensteuersatz von 50 Pro­zent, der im Übrigen unter Abzug des 13. und 14. Gehaltes bei nur 43 Prozent liegt, hat mit der Besteuerung von Vermögen null zu tun. Da reden wir über Einkommen; ich rede über Vermögen und die Besteuerung von Vermögen. (Abg. Strache: Aber mit dem Einkommen wird ja Vermögen erwirtschaftet! Wollen Sie noch einmal ...?)

Eine der wichtigsten, nämlich die zweitwichtigste, Vermögensquelle – lesen Sie den Bericht, Herr Kollege Strache; auch für Sie sehr sinnvoll! –, also die zweitwichtigste Vermögensquelle für die Schaffung von Vermögen ist das Erben, und daher braucht es die Wiedereinführung einer Erbschaftsbesteuerung. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Ja, haben die das vorher gestohlen? – Zwischenruf des Abg. Kickl.) Dann können wir über einen integrierten Tarif nachdenken, aber nicht mit einer Flat-Tax-For­mel.

Wir haben im Vorjahr einen Tarif gerechnet, der bei 17 Prozent Eingangssteuersatz beginnt, der einen mittleren Steuersatz von 35 hat und bei 50 Prozent endet – kostet 2 Milliarden €. Das könnte man gegenfinanzieren etwa durch Senkung oder Abschaf­fung umweltschädlicher Subventionen und Ähnliches mehr, das würde zu einer durch­schnittlichen Entlastung aller Einkommen von 320 € führen.

Sie sehen, Frau Ministerin, wenn man will und wenn man willens ist, etwas zu tun für die Leistungsgerechtigkeit, dann kann man auch etwas schaffen.

Ein letzter Punkt: Die Banken. – Für die Banken haben wir in Österreich bislang 6 Mil­liarden € in den Sand gesetzt, und einschließlich der Eigenkapitalaufstockung für die Hypo, Herr Kollege Bucher und Herr Kollege Strache, entfallen davon 4 Milliarden € auf eine Bank in Kärnten: die Hypo Alpe-Adria. Hätte die Republik diese Bank nicht aufge­fangen (Abg. Strache: Hätten es die Bayern zahlen müssen!), wäre das Land Kärnten pleitegegangen – und Kärnten mit dazu. (Abg. Strache: Das ist ja die Sauerei, man hat die Bayern aus der Verantwortung gelassen!)

Das heißt aber, wenn wir so weitermachen, werden die Steuerzahlerinnen und Steuer­zahler weiterhin zur Kasse gebeten werden. Was notwendig ist, ist aber, dass wir end­lich unser Bankenwesen restrukturieren – in der EU, aber auch in Österreich. Und in Österreich kann man durchaus Hausaufgaben machen: Ein Bankeninsolvenzrecht wäre dringend notwendig. Wir müssen nicht warten auf die Umsetzung der Richtlinie in der Europäischen Union, Frau Ministerin! Und da wäre es ja gefragt, dass Sie das Ver­sprechen, das Sie uns in den Verhandlungen gegeben haben, auch einlösen. Also her mit einem Bankeninsolvenzrecht, das dafür Sorge trägt, dass auch Gläubiger und Ei­gentümer und nicht weiterhin die Steuerzahler zur Rettung der Banken herangezogen werden! (Abg. Bucher: Spekulationsbanken!)

Wenn das nicht geschaffen wird und wenn die Banken weiterhin wissen, dass sie vom Staat aufgefangen werden – wenn also der Moral Hazard weiter betrieben werden


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kann –, dann wird die Zockerei bei den Banken weitergehen, und dem muss ein Ende gesetzt werden!

Frau Ministerin, werden Sie in diesem Sinne tätig! – Danke sehr. (Beifall bei den Grü­nen. – Abg. Strache: Aber auch eine Staatskonkursordnung! Auch eine Staatskonkurs­ordnung ist wichtig!)

13.10


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Westentha­ler. – Bitte.

 


13.10.38

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Vorredner von den Grünen! Es bleibt ja Ihnen und Ihrer Partei unbenommen, sich gemeinsam mit der Frau Finanzministerin in einen Wettbewerb der Steuererfindungsparteien und -bewegungen einzureihen. Da lobe ich mir aber lieber den Kollegen Bucher und das BZÖ, denn wir denken darüber nach, wie wir die Menschen entlasten können, und nicht, wie wir dauernd neue Steu­ern einführen können, so wie Sie das jetzt gefordert haben. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Rossmann hält ein Bündel Unterlagen hoch.)

Das kommt ja fast so rüber – und ich überspitze jetzt bewusst, Herr Kollege –, als ob Erben aus Ihrer Sicht bald schon etwas Strafbares wäre. Am liebsten würden Sie es nicht nur besteuern, sondern gleich bestrafen, weil es unanständig ist, dass jemand versteuertes Vermögen weitergibt. (Beifall bei BZÖ und FPÖ. – Abg. Mag. Rossmann: Die Erbschaftssteuer ist bezogen auf den Vorgang des Erbens!) Da spielen wir nicht mit. Das ist eine merkwürdige Zugangsweise zur Vermögensverteilung, die wir so nicht teilen.

Aber, Frau Ministerin, was ich bei Ihnen nicht verstehe, ist Folgendes: Jetzt hat es ei­nen Lichtblick gegeben im Juni 2011, wo Sie tatsächlich – Herbert Scheibner hat das schon zitiert; uns allen hat ja der Atem gestockt, als Sie das gesagt haben – gemeint haben, der große Wurf kommt: der große Wurf der Steuersystemänderung und der Steuererleichterung. Und Sie haben im Interview selbst davon gesprochen, dass für Sie die Flat-Tax denkbar ist, und haben auch erklärt, was für Sie dieser sogenannte integrierte einheitliche Steuersatz ist, nämlich die Zusammenführung der Steuersätze im Einkommensbereich mit den Sozialversicherungsabgaben.

Sie haben das ja noch erklärt! Es ist ja nicht so, dass wir das erfunden haben, sondern Sie haben das damals als großen Wurf angekündigt. Und deswegen bekommen Sie heute, mehr als ein Jahr danach, von uns den großen Vorwurf, dass Sie das ein Jahr lang nicht umgesetzt haben und dass Sie damals in den Interviews offenbar es ent­weder nicht so gemeint haben, von irgendetwas ablenken wollten oder einfach die Leu­te für dumm verkauft haben. Das ist unser Vorwurf, den wir heute hier erheben, denn Sie können nicht einerseits das fordern, was wir schon lange fordern, was wir heute auch im Antrag fordern, und dann heute sagen: Na war nicht so gemeint, eigentlich funktioniert das alles nicht! Das ist keine nachhaltige Politik, Frau Ministerin! Das ist schon sehr merkwürdig. (Beifall beim BZÖ.)

Und wissen Sie, was ich auch schon nicht mehr hören kann, Frau Ministerin, und das ist schon sehr zynisch, und so mancher Sozialdemokrat hat das heute ja auch gesagt, aber Sie sagen es dauernd: Ich frage mich nämlich wirklich, von welchem Wohlstand Sie eigentlich sprechen, wenn Sie andauernd von der „Erhaltung des Wohlstandes“ sprechen. Jetzt gebe ich schon zu, dass wahrscheinlich wir hier hierinnen und auch die Regierungsmitglieder und viele Leute im Wohlstand leben, aber das werden immer weniger, Frau Ministerin! Nicht nur, weil wir über eine Million Menschen an der Armuts­grenze haben, sondern die Armut ist mittlerweile im Mittelstand angekommen und greift im Mittelstand immer mehr um sich – und das wissen Sie ganz genau!


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Wenn Sie heute von Wohlstand sprechen, dann ist es für viele Menschen einfach wirk­lich Zynismus bei den hohen Treibstoffpreisen, die Sie zum Beispiel zu verantworten haben aufgrund der Erhöhung der Mineralölsteuer. Sie haben jetzt irgendwelche Goo­dies aufgezählt, die Sie rudimentär zustande gebracht haben, nur was Sie an Belas­tungen und an Kürzungen beim letzten Paket, das Sie voriges Jahr erarbeitet haben, erreicht haben, das haben Sie geflissentlich verschwiegen. Das betrifft die Massen­steuer Mineralölsteuer, die Sie erhöht haben, die für alle die Mobilität verteuert hat, oder das ist die Streichung von Familienbeihilfen. Sie sind ganz tief ins Familienbei­hilfensystem eingedrungen und haben Familienbeihilfen gestrichen, Frau Ministerin, vergessen Sie das nicht! (Beifall beim BZÖ.)

Die Regierung, der Sie angehören, hat Pensionen gekürzt, indem man die Erhöhung im ersten Jahr gestrichen hat, und Sie haben bei den Allerschwächsten, bei den sozial Schwächsten gekürzt, indem Sie das Pflegegeld gekürzt haben, Frau Ministerin. Das haben Sie heute alles nicht gesagt! – Sie haben im Sozialbereich gekürzt und 13 Steu­ern erhöht. Das ist die Bilanz Ihrer Regierung, und die ist nicht lobenswert, und das
ist keine Erfolgsbilanz, Frau Ministerin, denn die Menschen spüren das. (Beifall beim BZÖ.)

Und wenn dann der Kollege Cap herauskommt und versucht, mit irgendwelchen Zah­len und Bilanzen gegen eine andere Bilanz zu argumentieren: Na ja, aber die Real­löhne sind eh nicht gesunken, sondern gestiegen!, dann okay, eine Bilanz jagt die an­dere, aber gehen Sie einmal hinaus – und der Kollege Gewerkschaftschef weiß das – zu den Leuten und fragen Sie einmal die, ob sie eine Reallohnerhöhung gespürt haben in den letzten Jahren! Die werden Sie mit dem nassen Fetzen davonjagen, denn die haben keine Reallohnerhöhung gespürt, sondern die leiden unter Ihrer Politik: unter der Hochsteuerpolitik, unter der Abgabenquote und unter allen Belastungen, die Sie ihnen aufgehalst haben. Die verlieren an Einkommen und haben daher immer weniger zum Leben.

Und daher ist dieses System, das Josef Bucher entwickelt hat, ein richtiges System, mit dem untere Einkommen entlastet werden, mit dem Leistung gefördert wird, mit dem Kaufkraft geschaffen wird. – Ja, wann, wenn nicht jetzt – in Zeiten von Krisen und in Zeiten des sinkenden Wirtschaftswachstums –, müssen wir Kaufkraft durch Steuersen­kung und durch eine einheitliche Steuer ermöglichen? – Jetzt ist es notwendig, daher ist der Zeitpunkt auch völlig richtig, den Josef Bucher hier gewählt hat. (Beifall beim BZÖ.)

Daher sagen wir, es ist dieses Modell bei einem stotternden Wirtschaftsmotor einfach das richtige Modell – die Steuern zu senken, auch für mehr Steuergerechtigkeit zu sor­gen. Sie haben in den letzten Monaten und Jahren eigentlich nur davon gelebt, Banken zu retten – die Bankenrettung war Ihnen wichtig –, den Euro zu retten – das war wich­tig –, aber vielleicht denken Sie jetzt kurz vor einer Wahl wenigstens einmal darüber nach, dass es nach Bankenrettung und Eurorettung einmal etwas Wichtigeres zu tun gäbe, nämlich den Bürger und sein Einkommen und die finanzielle Situation in die-
sem Land zu retten durch ein vernünftiges, faires, gerechtes und vor allem verlässli­ches Steuersystem.

Denn auch das ist es: Es ist verlässlich, es ist nachweisbar, es ist nachvollziehbar, und wir haben gesehen, es passt auf einen Bierdeckel. Es ist ein Steuersystem, das am Ende die Zukunft sein wird – egal, ob Sie das wollen oder nicht –, denn spätestens nach der nächsten Wahl, nach der Sie dezimierter dastehen werden, wird es mögli­cherweise andere Mehrheiten in diesem Haus geben, die dann eine Umsetzung dieses zukunftsorientierten und richtigen Steuermodells von Josef Bucher und dem BZÖ er­möglichen. (Beifall beim BZÖ.)

13.17



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 49

Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Katzian. – Bitte.

 


13.17.04

Abgeordneter Wolfgang Katzian (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich jetzt gar nicht näher und intensiver mit der UBS-Studie beschäftigen, die sowohl im Dringlichen An­trag als auch von einigen Diskutanten heute hier angesprochen wurde. Die ist sowieso sowohl vom Wifo als auch vom IHS entsprechend zerzaust worden, und die Seriosität dieser Studie muss man, gelinde gesagt, sehr in Frage stellen. (Abg. Ing. Westen­thaler: Was ist mit den Reallöhnen? – Abg. Strache: Was einem nicht passt, versucht man, wegzutun!) – Darauf komme ich gleich.

Ich möchte die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Statistik Austria zitieren. Laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung der Statistik Austria stiegen die Löhne und Gehälter zwischen 2000 und 2010 netto um 34 Prozent. Nach Abzug der Inflation – das nennen wir netto real – sind sie um 13 Prozent gestiegen.

Jetzt sage ich einmal: Okay, ich stehe nicht an zu sagen, es hätte mehr sein können, weil das Wachstum in dieser Zeit inflationsbereinigt 16 Prozent war (Abg. Ing. Westen­thaler: Das Bruttoinlandsprodukt!), aber zu behaupten, die Leute haben 35 Prozent minus, und alles so hinzustellen, als würde es den Bach hinuntergehen, ist natürlich ein Kohlrabi, und das weiß jeder, der sich mit diesen Dingen beschäftigt! (Abg. Bu­cher: Kohl ... Kohlrabi! – Ruf: Was haben Sie gegen Kohlrabi?)

Wir haben zurzeit intensive Verhandlungen – gerade zur Stunde – im Metallbereich zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgeberverbänden: eine ganz, ganz schwierige Verhandlungsrunde, wo einige der Meinung sind, sie können die Situation benutzen, um die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu „schnalzen“. Und auch dort werden wir zeigen, dass das, was sie sich vorstellen, so nicht kommen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Die BZÖ-Broschüre zur Flat-Tax vom Sommer 2011 hat noch eine Flat-Tax von 44 Prozent beinhaltet; heute im Dringlichen Antrag wird von der „Fair Tax“ gesprochen, da sind es 39 Prozent. Ich weiß nicht, was der Grund für diese Veränderungen ist (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist eine Weiterentwicklung! – Zwischenruf des Abg. Scheibner), vielleicht will man ein bisschen mitbieten mit anderen Mitbewerbern, die jetzt auch auf den Plan getreten sind – soll sein.

Egal, der Punkt ist: Sowohl in der Broschüre von vor einem Jahr als auch heute wird nicht beziffert – und das ist auch schon gesagt worden –, was die ganze Geschichte kostet, wie die Gegenfinanzierung ausschaut. (Abg. Bucher: Aufkommensneutral!) Aber was spannend ist und was nicht so herausgearbeitet und erwähnt wurde, ist, dass es auch in diesem Flat-Tax-Modell eine sogenannte Business-Tax mit 25 Prozent gibt und dass es eine Festlegung gibt, dass Gewinnausschüttungen steuerfrei sind.

Jetzt kann man sich das als normaler Arbeitnehmer/normale Arbeitnehmerin auf der Zunge zergehen lassen: Die Flat-Tax soll 44 oder 39 Prozent sein, die Business-Tax für Unternehmen 25 Prozent, und Gewinnausschüttungen sind steuerfrei. – Wenn man bei diesem Modell das Wort „fair“ in den Mund nimmt, dann seid mir nicht böse, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber das versteht niemand. (Beifall bei der SPÖ.) Das
ist ein Privilegierungsprogramm für Selbständige und Reiche und sonst gar nichts. (Abg. Bucher: Was haben wir denn jetzt?)

Ich bin der Frau Finanzministerin sehr dankbar dafür, dass sie klar Stellung genommen hat zur beitragsfinanzierten Sozialversicherung und auch keinen Zweifel hat aufkom­men lassen, wie wir dazu stehen. Wenn alle Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversiche­rung und lohnsummenabhängigen Zahlungen um 20 Prozent reduziert werden, wie in


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 50

dem Papier des BZÖ vorgeschlagen, dann sind die Folgen für die Krankenversiche­rung und für die Pensionsversicherung sehr, sehr massiv.

Ich glaube, klar ist – und darüber gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens auch in diesem Haus –, dass die gemeinsame beitragsorientierte Finanzierung in der Pen­sionsversicherung, ergänzt um einen sogenannten Bundeszuschuss, das Sozialversi­cherungsmodell ist, das wir in Österreich haben und auch in Zukunft haben wollen, und dass wir auf keinen Fall Modelle entwickeln wollen, damit sich einige aus der Finan­zierung der Sozialversicherung herausstehlen und das den Arbeitnehmerinnen und Ar­beitnehmern, den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern insgesamt umhängen können.

Fair, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, trifft nicht zu, wenn Umverteilung innerhalb der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stattfinden soll und stattfinden muss, wie das hier vorgeschlagen wird. Den Begriff „fair“ kann man dann verwenden, wenn die Schieflage im Steuersystem konkret angegangen wird, wenn Ar­beit entlastet wird und wenn von den großen Vermögen auch ein entsprechender Bei­trag kommt.

Es ist heute schon auf die Nationalbank-Studie hingewiesen worden. Es ist in den letz­ten Jahren einiges in Richtung mehr Gerechtigkeit gemacht worden, aber es ist zu we­nig. Der Kampf um gerechte Steuern und um Vermögensbesteuerung muss weiterge­hen.

Wenn die ärmsten 10 Prozent unter 1 000 € besitzen, wenn drei Viertel weniger als 250 000 € besitzen und wenn 10 Prozent mindestens 542 000 € auf der nach oben of­fenen Skala besitzen, dann ist das ein Beleg dafür, wie wenige Haushalte in Wirk­lichkeit von der Vermögensteuer betroffen werden. Bei einem Freibetrag von 500 000 wären das 15 Prozent der Haushalte, bei 700 000 wesentlich weniger. Bei einem Frei­betrag von 1 Million wäre das nur mehr eine Handvoll Superreiche. Wer behauptet, Vermögensteuern sind Mittelstandssteuern, der stellt sich in Wirklichkeit als Robin Hood der Superreichen dar, und das werden wir weiterhin demaskieren. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

13.23


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Haubner. – Bitte.

 


13.23.09

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst möchte ich dem Herrn Kollegen Themessl entgegenhalten: Wir haben eine ausgezeichnete Finanzministerin, die weiß, was es bedeutet, Finanzministerin zu sein, und mit dem Geld der Steuerzah­ler äußerst schonend umgeht! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben heute erfreulicherweise schon sehr viel über Steuersenkung gesprochen. In den letzten 10 Minuten hat es einen kleinen Knick in Richtung Steuererhöhungen ge­geben, aber wir haben schon sehr viel über Steuersenkungen gesprochen, und ich denke, das ist der richtige Weg. Grundsätzlich sind auch wir für Steuersenkungen, aber zum richtigen Zeitpunkt, nämlich dann, wenn man sie sich leisten kann.

Zurzeit, das wissen wir alle, befindet sich die Abgabenquote in astronomischer Höhe, und das System bei den Einkommens- und Lohnsteuern ist auch etwas undurchsichtig. Die Frau Ministerin hat es schon erwähnt, bis 11 000 € zahlt man gar nichts, ab 11 000 mit einem Schlag 36,5 Prozent. Da haben wir sicher einen Reformbedarf. Zum Zweiten haben wir eine rasende Progression, die den Mittelstand belastet, weil der Höchststeu­ersatz von 50 Prozent schon bei 60 000 € Einkommen ansetzt. Ich glaube, auch hier haben wir Reformbedarf, das haben wir schon besprochen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Krainer.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 51

Meine Damen und Herren! Wenn wir jetzt einer gewissen Konjunkturabschwächung entgegensehen, dann müssen wir etwas für Wachstum tun, und wir werden auch et­was dafür tun. Wir aus der Wirtschaft wollen motivierte und zufriedene Mitarbeiter. Der Arbeitgeber, Kollege Katzian, will niemanden „schnalzen“ (Beifall bei der ÖVP), das möchte ich schon ganz klar feststellen, sondern es geht darum, dass wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam eine gute Lösung auch bei den diesjäh­rigen Lohnverhandlungen zustande bringen. Daher müssen wir alles versuchen, um die Steuern zu senken, vor allem für den Mittelstand. Es darf niemand, der sich bemüht und etwas leistet, dafür bestraft werden.

Die Körperschaftsteuersenkung im Jahr 2005 hat ja sehr eindrucksvoll gezeigt (Abg. Hagen: 2005 ist schon ein bisschen lange her!): Man kann Steuern senken und da­durch das Steueraufkommen erhöhen. Das ist der richtige Weg, und diesen Weg wer­den wir auch weitergehen.

Wir haben Verantwortung übernommen und einen effizienten Konsolidierungspfad ein­geschlagen, meine Damen und Herren, den wir auch konsequent weiter beschreiten müssen, denn wir sind es den nächsten Generationen schuldig, dass wir keine Schul­denzukunft, sondern eine Chancenzukunft hinterlassen. Das ist ganz wichtig für die nächste Generation.

Wenn wir also von einer Steuerreform sprechen, dann brauchen wir eine Gesamtre­form, eine Gesamtreform, die die Leistung fördert, die einfach und transparent ist, und vor allem eine Steuerreform, die wir uns auch leisten können – und das scheint beim BZÖ-Modell nicht der Fall zu sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Mit einem modernen Steuersystem stärken wir unseren Wirtschaftsstandort, und dieser Wirtschaftsstandort Österreich ist geprägt von innovativen Unternehmern, von dem guten Miteinander mit den fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und von dem gu­ten Miteinander zwischen den großen Industriebetrieben und den klein- und mittelstän­dischen Unternehmen.

Laut Statistik beschäftigen die KMUs erstmals in der Geschichte über 2 Millionen Men­schen. Damit sind die klein- und mittelständischen Unternehmer der größte Arbeitgeber in diesem Land. Ich glaube daher, sie haben Wertschätzung verdient, wir sollten sie nicht mit neuen Belastungen belegen. Es geht um den Standort, und es geht um die Arbeitsplätze in Österreich, und wenn wir über neue Steuern reden, dann ist das Gift für den Standort und für die Arbeitsplätze und verunsichert nur die Investoren.

Meine Damen und Herren! Zu einer starken Wirtschaft gehört sicher auch eine stabile Bankenwirtschaft. Eine erfolgreiche Wirtschaft braucht starke Banken, sonst gibt es keinen Platz für Kredite und Investitionen in die Zukunft. Gerade die Regionalbanken –diejenigen, die aus den Regionen kommen, wissen das – sind starke Partner der Wirt­schaft, sind ganz wichtig für die klein- und mittelständischen Unternehmer in Öster­reich.

Herr Bucher ist jetzt zwar nicht hier, aber ich muss ihn schon daran erinnern, dass wir dieses Bankenpaket im Jahr 2008 einstimmig im Nationalrat beschlossen haben. (Bei­fall bei der ÖVP.) Damals waren alle von der Notwendigkeit dieses Schrittes über­zeugt – diesen Weg jetzt zu verlassen, ist billiger Populismus, meine Damen und Her­ren! (Abg. Hagen: Damals habt ihr uns etwas ganz anderes gesagt, als ihr dann ge­macht habt! Das müsst ihr zugeben!)

Meine Damen und Herren! Wir stehen auch durchaus für eine Vereinfachung des Sys­tems. Unser System heute ist kompliziert und in vielen Dingen – das ist ohnehin schon ausgeführt worden – unleserlich geworden. Österreichs Unternehmer brauchen im Durchschnitt 170 Stunden für eine Steuerangelegenheit, die Schweizer Kollegen brau­chen nur 63 Stunden. Mit einer Vereinfachung in diesem Bereich ist die Frau Minister auf dem richtigen Weg.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 52

Wir brauchen keine neuen Steuern, auch keine neuen Vermögensteuern und keine Erbschaftsteuern (Abg. Mag. Kogler: Nein, niemals!), sondern wir brauchen einfach ein attraktives Angebot für die Unternehmer, dass sie die Arbeitsplätze sichern und wirtschaften können, deshalb brauchen wir Entlastung statt Belastung! (Beifall bei der ÖVP.)

13.28


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Strutz. – Bitte.

 


13.28.17

Abgeordneter Dr. Martin Strutz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Herr Kollege Haubner und auch der Herr Klubobmann von der ÖVP haben davon gesprochen: Wir brauchen eine Entlastung, wir brauchen eine Steuersenkung, wir brauchen eine Steuerreform! – Wer, meine Damen und Herren von der ÖVP, hin­dert Sie daran, die Steuern zu senken? Wer hindert Sie daran, die Österreicher zu ent­lasten? Sie stellen seit Jahrzehnten den Finanzminister beziehungsweise die Frau Fi­nanzminister, und nichts von dem, worüber Sie auch heute wieder hier am Rednerpult gesprochen haben, ist bisher eingetreten!

Deshalb, glaube ich, ist es wichtig, dass wir heute auf Antrag des BZÖ über die ver­schiedenen Modelle der Entlastung der Österreicher sprechen. Ich persönlich be­dauere nur, dass wir das jetzt nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit tun. Die Reihen der Abgeordneten sind schütter besetzt, kein einziger Journalist nimmt an dieser Dis­kussion teil! Als wir den ESM beschlossen haben, als es darum gegangen ist, Belas­tungen für die Österreicher zu beschließen, waren die Aufmerksamkeit und das Mittun seitens SPÖ und ÖVP groß! (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Das, was wir heute zu beschließen haben, steht ja in unmittelbarem Zusammenhang mit dem ESM, denn die österreichischen Steuerzahler müssen jetzt über den ESM
die Niedrigsteuerländer subventionieren, und das sollte man sich einmal genau an­schauen.

Österreich – wir haben es heute schon besprochen – ist mit einer Abgabenquote von 42 Prozent ein Höchststeuerland. Die Dotierung des österreichischen Anteils am ESM erfolgt durch die österreichischen Steuerzahler (Zwischenruf des Abg. Dr. Barten­stein) – na selbstverständlich –, das heißt, wir subventionieren mit unserer Steuerleis­tung in Wirklichkeit jene Länder, die eine viel niedrigere Abgaben- und Steuerquote aufweisen.

Schauen wir uns das an Beispielen an! Griechenland: 31 Prozent, Österreich: 42 Pro­zent, Irland: 28 Prozent, Spanien: 31 Prozent. Das heißt, eigentlich belasten all jene Länder, die den ESM in Anspruch nehmen, ihre Bevölkerung, ihre Unternehmen we­sentlich weniger als Österreich. Das heißt, indirekt finanzieren unsere Steuerzahler je­ne Abgaben, die in diesen hilfesuchenden Ländern wie Griechenland, Irland, Spanien et cetera gemacht werden.

Ich möchte das vielleicht am Beispiel Zypern verdeutlichen. Der Höchststeuersatz aus der Einkommensteuer beträgt 30 Prozent, im Vergleich dazu in Österreich: 50 Prozent. An Mehrwertsteuer werden nur 15 Prozent eingehoben; zum Vergleich: 20 Prozent in Österreich. Zypern erhebt mit 10 Prozent die niedrigste Körperschaftsteuer EU-weit. Gleichzeitig gilt Zypern als einer der nächsten Kandidaten, der die ESM-Gelder in An­spruch nehmen will, also Gelder, die wir mitfinanzieren.

Es kann doch bitte nicht die Aufgabe der Regierung sein, dafür zu sorgen, dass wir in­direkt Steuerparadiese finanzieren, dass wir indirekt auch jene Staaten finanzieren, die nicht mit der gebotenen Härte die Steuern von Unternehmen, von Privatpersonen – wie das beispielsweise in Griechenland der Fall ist – eintreiben! (Beifall bei der FPÖ.) Es


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kann nicht die Aufgabe der Regierung sein, zypriotische Briefkastenfirmen, griechische Steuerhinterziehungen und ähnliche Phänomene durch das Steueraufkommen unserer Bevölkerung zu subventionieren!

Es geht um eine Entlastung der Österreicherinnen und Österreicher, und zwar durch drei Punkte, die ich jetzt auch ansprechen möchte. Das eine ist die Entlastung des Faktors Arbeit, die dringend geboten ist, das Zweite die Entlastung der Familien durch unser Modell des Familiensplittings und das Dritte vor allem das Eindämmen der kalten Progression, die Platz greift.

Wir Freiheitlichen setzen uns vor allem für ein attraktives und familiengerechtes Steu­ersystem ein, weil es in Wirklichkeit die Familien sind, die sich zukünftig das Leben in Österreich nicht mehr werden leisten können. Es geht einfach darum, dass wir uns dazu bekennen, dass wir weg von der Individualbesteuerung, hin zu einem Steuersplit­ting kommen, weil damit in Wirklichkeit die Leistungen der Familien anerkannt werden, zum Teil auch der Alleinerzieher, die ein Kind haben, und ähnlicher Familienverbände, um einer weiteren Diskriminierung der Familie entgegenzuwirken.

Auch eine Entlastung des Faktors Arbeit ist aus meiner Sicht unumgänglich, denn es sind vor allem der Mittelstand und die Arbeitnehmer, die in Wirklichkeit dieses massive Steueraufkommen zu erarbeiten haben. Die Freigrenzen bei der Kommunalsteuer, beim Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleich und auch der Zuschlag zum Dienstgeberfreibetrag müssen deutlich angehoben werden.

Das sind Kernforderungen, die wir Freiheitlichen erheben.

Und natürlich ist der Steuersatz, der sich im Budget negativ niederschlägt – wie das heute auch schon gesagt worden ist –, durch eine dringend notwendige Verwaltungsre­form, durch Einsparungen im öffentlichen Bereich, die uns vom Rechnungshof auch monatlich vorgegeben werden, hereinzubekommen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.34


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Brunner. – Bitte.

 


13.34.50

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Herr Präsident! Frau Finanzministe­rin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist viel über Steuergerechtigkeit ge­sprochen worden. Ich finde, es ist überhaupt unsere Aufgabe als Politikerinnen und Po­litiker, uns für Gerechtigkeit einzusetzen, für Gerechtigkeit zwischen unterschiedlichen Themen, Gruppierungen und Interessen.

In Steuerfragen kann man natürlich darüber reden, welche Steuern für wen gesenkt werden sollen und welche Steuern es auf der anderen Seite auch geben muss und welche vielleicht sogar erhöht werden müssen, und ich sage es gleich vorweg: Unser System – das sollte mittlerweile auch Ihnen bekannt sein – ist das Modell der ökosozia­len Steuerreform, ein umfassendes System, vor allem ein ganzheitliches System, weil wir, wie ich glaube, vor systemischen Problemen stehen, die wir nur ganzheitlich ange­hen können. Einzelne Maßnahmen werden uns nicht helfen. Es hilft nicht, wenn wir da ein Rädchen drehen und dort ein Rädchen drehen, sich am System aber nichts verän­dert. Es hilft nicht, wenn man einzelne Entlastungsmaßnahmen setzt, die kurzfristig wirken, das Problem an sich aber nicht ändern. Es hilft nicht, wenn wir einzelne Steu­ermaßnahmen setzen, denen man vielleicht ein grünes Mäntelchen umhängen könnte, am Gesamtsystem aber nichts geändert wird.

Wir stehen vor großen Herausforderungen in unserem Wirtschaftssystem, im Sozial­system und vor allem auch im Ökosystem, das möchte ich als Grüne auch als Appell verstanden wissen. Ich bin überzeugt davon, dass wir diese Herausforderungen nicht


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werden bewältigen können, wenn wir das eine gegen das andere ausspielen. Das wird nur möglich sein, wenn es ganzheitliche Lösungen gibt. Wenn man mit den Menschen redet, dann kann man, glaube ich, auch sagen, dass sie auch deshalb verunsichert sind, weil die Gesamtheit der Probleme nicht so wirklich angegangen wird. Es ist, glau­be ich, klar, dass das Wirtschaftssystem nicht mehr ganz so toll funktioniert, es ist aber vielen auch bewusst, dass wir unserem Ökosystem diese Ausbeutung, die wir seit Jahrzehnten betreiben, nicht mehr zumuten können. Deswegen ist es den Menschen auch unverständlich, dass da und dort einzelne Maßnahmen gesetzt werden, zumal nicht einmal klar ist, wozu, zu welchem Ziel das führt.

Ich bin der Überzeugung, dass wir die Aufgabe haben, ehrlich zu informieren, auch ehrlich zu sagen, was die Probleme und die Herausforderungen sind, klar unsere Maß­nahmen vorzuschlagen, unsere Konzepte vorzuschlagen, die das Problem ganzheitlich angehen. Dann sind die Bürgerinnen und Bürger, glaube ich, sehr wohl bereit, sie auch mitzutragen.

Wir wollen es, wie gesagt, ganzheitlich angehen. Das bedeutet, Umweltschädigung, Energieverschwendung zu besteuern, dafür Arbeit zu entlasten. Ich glaube nämlich, es ist für die Bürgerin/für den Bürger nicht einzusehen, dass die eigene Arbeitskraft höher besteuert werden soll als zum Beispiel Umweltschädigung oder Energieverschwen­dung oder die Arbeit einer Maschine. Es ist nicht einzusehen, dass die Allgemeinheit für Umweltschäden zahlen soll und nicht die Verursacher. Es ist auch nicht einzuse­hen, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für umweltschädliche Subventionen aufkommen und dann auch wieder die Kosten, die diese Umweltschäden verursachen, über ihre Steuerleistung abdecken sollen.

Ich glaube, das sind alles Gerechtigkeitsfragen, da braucht es viel mehr Gerechtig­keitsaspekte in unserem System.

Es ist jetzt auch schon viel von Gesamtkonzepten die Rede gewesen, aber Öko-Aspekte habe ich eigentlich nirgendwo herausgehört. Dazu braucht es ganz offensicht­lich uns Grüne. Ich möchte daher schon ganz eindeutig festhalten, dass wir, wenn wir über Reformen reden, über Steuerreformen und sonstige Reformen, auch gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise, in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen nicht verges­sen dürfen, dass es auch ein Ökosystem gibt, ein Ökosystem, das die Basis für unser Wirtschaften ist. Wenn wir das Ökosystem kaputtmachen, wird das Wirtschaftssystem nicht funktionieren.

Wir stehen auch im Ökosystem vor großen Herausforderungen wie zum Beispiel Kli­makrise oder Rohstoffknappheit. Daher mein Appell, das schon alles zu berücksichti­gen und auch einmal einen Blick auf unser Konzept der ökologischen Steuerreform zu werfen! Wir stellen es Ihnen gerne zur Verfügung, um das endlich auch anzugehen.

Nicht zuletzt deswegen bin ich der Meinung – und ich glaube, nach den jüngsten Er­gebnissen des U-Ausschusses sind es auch nicht mehr nur Umweltinteressierte, die dieser Meinung sind –: Österreich braucht ein eigenständiges, starkes und unabhängi­ges Umweltministerium! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

13.39


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


13.39.10

Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Steuern senken, statt Geld an Banken verschen­ken. – Das reimt sich nicht nur, sondern das trifft den Nagel auf den Kopf, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Fakt ist, dass nur eine schnellstmögliche Steuersenkung die notwendige Konjunkturbe­lebung sicherstellen kann, meine sehr geehrten Damen und Herren, sonst steuert Ös-


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terreich auf eine Rezession zu. Es gibt immer weniger Arbeitsplätze. Die Bürger haben kein Geld mehr zur Verfügung. Sie verdienen immer weniger.

Frau Ministerin! Sie haben sich heute dafür ausgesprochen, die Anwältin der Leis­tungsträgerInnen in Österreich zu sein. Also diese LeistungsträgerInnen werden sich bei Ihnen bedanken, wenn sie Ihre Politik verfolgen! Ich glaube, sie werden Sie aus der Mandatsverantwortung entlassen, spätestens bei der nächsten Wahl, denn diese Politik, die Sie hier im Steuerbereich machen, ist in keiner Weise familienfreundlich, ist in keiner Weise dazu da, dass die Bürger mehr Geld in der Tasche haben und mehr Geld ausgeben können. (Beifall beim BZÖ.)

Unser BZÖ-Modell „Fair Tax“ mit einem einheitlichen Steuersatz von 39 Prozent und einem Freibetrag von 11 000 € wurde heute schon ausführlich erklärt und erläutert. Dieses Modell ist sozial, fair, gerecht und familienfreundlich. Ich glaube, mit diesen Worten, Frau Ministerin, können Sie konform gehen, die haben Sie in Ihren Reden im­mer wieder von sich gegeben. Sie haben sie auch heute wieder erwähnt. Darum ver­stehe ich nicht, warum Sie sich nicht wirklich direkt und konkret mit diesem unserem Modell auseinandersetzen.

Auch an die Seite der SPÖ gerichtet: Klubobmann Cap spricht hier immer davon, dass von den Oppositionsparteien keine Vorschläge, keine konstruktiven Anregungen kom­men. Hier haben wir heute ein Modell vorgestellt mittels eines Dringlichen Antrages. Was haben Sie seitens Ihrer Fraktion gemacht? – Sie haben flapsige Redebeiträge da­zu abgegeben und sich mehr oder weniger darüber lustig gemacht, meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Schickhofer: Warum soll jeder die gleiche Steuer ...?)

Sie haben sich mehr oder weniger lustig gemacht, und Sie glauben anscheinend nur Studien – wenn ich den Kollegen Katzian ansprechen darf, ich sehe ihn hier jetzt nicht –, die Sie selbst in Auftrag geben und von denen Sie schon vorher wissen, was als Ergebnis feststehen wird. Denn es ist ein Faktum, dass es diese Studie der Schwei­zer UBS-Bank gibt, die eben besagt, dass es in den vergangenen zehn Jahren, seit der Einführung des Euros, nicht nur nicht zu einer Erhöhung der Löhne gekommen ist, die Löhne nicht nur nicht gestiegen sind, sondern die Reallöhne sogar bis zu 35 Prozent gesunken sind!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können das nicht einfach so vom Tisch wischen. Weil Ihnen diese Studie nicht passt, sagen Sie ganz einfach, die kann ja nichts, die ist schon zerfleddert worden, die ist nicht richtig, die passt nicht. – Das geht nicht, und das ist keine ehrliche Politik!

Ich freue mich auch darüber, dass die Damen und Herren, die hier auf den Zuschauer­rängen zwar etwas weniger vertreten sind, aber zu Hause vor den Fernsehschirmen – da bin ich mir sicher – stark vertreten sind, sich heute eine eigene Meinung bilden kön­nen und auch sehen und mitverfolgen können, was die Abgeordneten der Parteien von Rot und Schwarz von sich geben, wenn es um das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler geht, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wenn wir einen kurzen Blick nach Griechenland und nach Spanien werfen: Haben wir bald solche Verhältnisse wie dort? Haben wir auch einen heißen Herbst wie in Madrid, wo 85 000 Menschen auf die Straße gehen, wo jeder Vierte arbeitslos ist, meine sehr geehrten Damen und Herren? – Nein, das ist nicht lustig! Das ist ein Faktum, und das ist ein Problem der Österreicherinnen und Österreicher, das wir hier im Parlament zu lösen haben. Wir müssen für eine Steuerentlastung sorgen, wir müssen die Arbeits­plätze sichern! (Beifall beim BZÖ.)

Der Bankenbereich (Abg. Mag. Schickhofer: Wie hoch ist die Arbeitslosenquote?) wurde heute auch schon angesprochen. – Du kannst dich gerne zu Wort melden, lieber


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Kollege, und dann hier vom Rednerpult aus etwas Gescheites von dir geben, aber nicht so unqualifizierte Zwischenrufe aus der ersten Reihe. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Mag. Schickhofer: Mit der Arbeitslosenrate ...!)

Die Banken haben gut verdient in der Krise. Sie haben gut verdient mit den Geldern, die sie von den Regierungen zugeschanzt bekommen haben. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.) – Ich komme gleich zum Schlusssatz.

Auch mit der EZB wird es immer schwieriger, und mit dem neuen Vorsitzenden Draghi wird sich daran nichts ändern. Dieser kommt ja, wie man weiß, aus dem Goldman-Sachs-Bereich. (Abg. Bucher – in Richtung des den Platz der Abg. Mag. Prammer be­setzenden Abg. Mag. Schickhofer –: Zwischenrufe nur von seinem Rednerplatz!) Wel­che Rolle Goldman Sachs in der Griechenland-Krise gespielt hat, das wäre auch eine eigene Sitzung wert, denn hier ist sehr viel im Dunklen, liegt sehr viel im Argen. Die Banken werden von uns sicher nicht geschützt: Genug gezahlt für korrupte Banken! (Beifall beim BZÖ.)

13.43


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Silhavy. Rest­redezeit: 3 Minuten. – Bitte, Frau Kollegin.

 


13.44.06

Abgeordnete Heidrun Silhavy (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Frau Kollegin Schenk! Ich weiß nicht, ob die Frage, ob Sie wissen, wie hoch die Arbeits­losenquote ist, ein unqualifizierter Zwischenruf ist. Das würde ich einmal bezweifeln! (Zwischenrufe beim BZÖ.)

Aber zugleich muss ich Ihnen sagen, dass Sie sich täuschen, denn dieser Dringliche Antrag, Ihr sogenanntes neues Steuermodell ist nichts anderes als eine ein bisschen modifizierte Flat-Tax, die wir von Ihnen ja schon länger in dem Haus kennen und die bekannt ist. Sie wollen bis 11 000 € einen Abgabensatz von 10 Prozent und alles da­rüber mit 39 Prozent besteuern, beziehungsweise für Unternehmen haben Sie sich so­gar noch einen privilegierten Steuersatz von 25 Prozent ausgedacht. Das heißt, Ein­kommen zwischen 1 500 € und 10 000 € monatlich werden gleich behandelt. Sie soll­ten eigentlich wissen: Wenn man Ungleiches gleich behandelt, wird das Ungleiche nur verstärkt, und das ist unfair, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Eine Pensionistin mit 800 € Pension monatlich würde nach Ihrem Modell heute doppelt so viele Abgaben bezahlen, nämlich 550 € mehr als heute. (Abg. Bucher: Wiederholen Sie nicht den gleichen Blödsinn! – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.) Das brauchen Sie ja nur nachzurechnen! Das wird ja leicht zu rechnen sein: 5 Prozent Krankenversiche­rungsabgabe gegenüber 10 Prozent in Ihrem Modell. Das werden Sie ja wohl hoffent­lich wissen. (Abg. Bucher: So ein Blödsinn! Die zahlt ja gar nichts!)

Dafür würde sich aber ein Spitzenverdiener mit 8 000 € monatlich zirka 5 300 € an Ab­gaben ersparen. Also: Die arme Pensionistin mit 800 €, wie Sie sagen würden, würde 550 € mehr zahlen, aber der Spitzenverdiener mit 8 000 € würde 5 300 € weniger zah­len. (Abg. Bucher: Wo haben Sie das her?) Das nennen wir unfair, und das ist eher ein Andienen an die politischen Absichten des Milliardärs Stronach (Abg. Bucher: Wo ist das her? Welches Modell ist das?), aber nicht eine faire Politik, meine Damen und Herren. Das bekommt von uns eine Absage! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe beim BZÖ.)

Sie vom BZÖ verfolgen die Absicht, Reiche massiv zu entlasten (Abg. Ing. Westentha­ler: Falsch!), obwohl die jüngste Studie der Oesterreichischen Nationalbank beweist, dass es eine gravierende Schieflage der Vermögensverteilung gibt. (Abg. Ing. Westen­thaler: ... unterstützt in der Steiermark? Stronach war das!) Ich rufe in Erinnerung, Herr


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Kollege, wenn Sie schon dauernd dazwischenrufen: 11 Prozent der Haushalte besitzen ein Vermögen von mehr als 500 000 € und damit den Löwenanteil am Privatvermögen!

Ich möchte an dieser Stelle auch die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschie­de nicht unerwähnt lassen, auch wenn es in erster Linie eine Aufgabe der Wirtschaft ist, Frauen bei der Entlohnung nicht zu diskriminieren und mehr Fairness gegenüber den Arbeitnehmerinnen aufkommen zu lassen. Aber ein Steuermodell, das auch noch Reiche zulasten kleiner Einkommen bevorzugt, wird es mit der SPÖ nicht geben!

Wir wollen, im Gegensatz zum BZÖ, den Sozialstaat verbessern mit fairerer Finanzie­rung, wirksamer Bekämpfung von Steuerhinterziehung ebenso wie der Verfolgung von Steuerbetrug und Steuerflucht. Die jüngste Studie belegt die Notwendigkeit einer ech­ten Vermögensteuer, auf die mein Kollege Katzian schon eingegangen ist. Damit wäre der Großteil der Bevölkerung, vor allem der sogenannte Mittelstand, von diesen Steu­ern unberührt, würde aber gleichzeitig von den Leistungen des Sozialstaates, von der Bildung bis zur Pflege, profitieren.

Also: Pensionistinnen mit einem Einkommen von 800 € monatlich zu belasten (Präsi­dent Neugebauer gibt das Glockenzeichen) und Spitzenverdiener mit 8 000 € monat­lich zu entlasten – nein, danke, mit uns nicht! (Beifall bei der SPÖ.)

13.47


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tamandl. – Bitte.

 


13.47.29

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Rossmann hat heute von einer Bankeninsolvenz gesprochen. Es hat auch schon den einen oder an­deren Ausschuss in der letzten Zeit und zu diesem Thema auch immer wieder Wort­meldungen gegeben. Vielleicht sollte der Herr Kollege Rossmann, den ich momentan gerade nicht sehe, einmal den Menschen auch ehrlich die Wahrheit sagen, wer dann die Gläubiger einer solchen Bankeninsolvenz sind. Es sind nämlich in erster Linie die Sparer und dann auch gleichzeitig wieder die Steuerzahler! (Abg. Mag. Stefan: Zuerst einmal die Aktionäre!) Wenn man so etwas fordert, dann muss man sich auch das im­mer wieder vor Augen halten.

Aber auch Herr Kollege Katzian hat heute etwas Bemerkenswertes gesagt über die Vermögensteuer, die er ja immer so anpreist. Ich glaube, dass wir selber, die wir Ar­beitnehmervertreter sind, wissen, dass hier immer wieder andere Freibeträge ins Spiel gebracht werden, einmal 300 000, einmal 750 000, einmal 1 Million €. Ich glaube, man sollte sich da wirklich einmal Gedanken darüber machen, ob wir damit den Menschen nicht Sand in die Augen streuen. Wir sind jedenfalls für Eigentumssteuern nicht zu haben! Für uns ist es nämlich ein Wert, den Kindern und Kindeskindern Eigentum
zu hinterlassen und nicht alles selbst zu verpuffen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Rossmann: Aber eine Erbschaftssteuer ...!)

Dankenswerterweise gibt es jetzt endlich wirklich die Berechnung auf einem Bierde­ckel, die schon Staatssekretär Finz in den Zeiten der schwarz-blauen Regierung bei der Steuerreform 2004/2005 immer wieder propagiert hat. Diesmal gibt es sie wirklich, und ich kann nur sagen: Irgendwie ist man ja geneigt, das in erster Linie gleich einmal gut zu finden. Erstens: Es ist einfach. Zweitens: Man hat eine große Ersparnis pro Jahr bei einem Einkommen von 2 000 €, wo man sagen kann, na ja, das wäre eigentlich schon der Mittelstand.

Ich mache mir nur ehrlich Sorgen um unsere Sozialquote, die wir in Österreich doch bei 30 Prozent haben und wo ich mir nicht vorstellen kann, wie bei diesem System der


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„Fair Tax“ mit 39 Prozent dann auch noch für das Sozialsystem etwas übrig bleibt, oh­ne dass wir uns wieder zusätzlich verschulden. Dann müssen wir natürlich auch sagen, wo wir zusätzlich Gelder hereinbekommen wollen. (Abg. Bucher: Haben wir gesagt!)

Aber zum Antrag selbst möchte ich Ihnen schon einiges sagen, Herr Bucher. Sie sprechen da von einem Kinderabsetzbetrag, den Sie noch wirklich „KAB“ nennen, der mit 9 000 € pro Jahr und pro Kind festgesetzt werden soll. Ich weiß nicht, ob Sie es übersehen haben, aber es gibt den Kinderabsetzbetrag bereits: Er wird mit der Fami­lienbeihilfe ausbezahlt. Das heißt, wenn, dann müsste man sich da schon – zumindest könnten Sie das tun – unserer Forderung anschließen, der Forderung eines steuerfrei­en Existenzminimums pro unversorgtem Familienmitglied.

Ich sage Ihnen, ich kann mich Ihrem System schon deshalb nicht anschließen, weil ich nicht möchte, dass die Menschen mit gleichem Einkommen, aber mit unterschiedlichen Verpflichtungen die gleiche Steuer bezahlen. Wir wollen nämlich, dass Familien mit Kindern weniger Steuern bezahlen. Wir wollen auch nicht ... (Zwischenrufe beim BZÖ.) – Das geht hier nicht hervor. Das geht hier einmal grundsätzlich nicht hervor.

Wir wollen auch nicht, sage ich gleich, dass Menschen, die krank sind, Menschen, die behindert sind, künftig keine außergewöhnliche Belastung mehr steuerlich absetzen können. Wir wollen nicht, dass die Pendlerinnen und Pendler, die ja über Gebühr nicht nur dadurch belastet sind, dass sie weiß Gott wie lang im Auto oder im Zug sitzen, son­dern wo auch die Familien dadurch belastet sind, dass sie so lange Fahrzeiten in Kauf nehmen müssen, finanziell genauso gestellt werden wie solche, die nicht Pendler sind. Das heißt, da werden wir sicher nicht zusammenkommen.

Abschließend noch: Ich glaube, uns Arbeitnehmervertreter unterscheidet das schon manchmal von denen, die ganz gern einen Klassenkampf führen und gerne neue Steu­ern eingeführt haben möchten. Ich bin schon dafür, dass Ein-Personen-Unternehmen, dass Klein- und Mittelbetriebe steuerlich begünstigt werden. Ich bin auch dafür, dass man sich hier etwas einfallen lässt, weil ich will, dass wir Arbeitsplätze schaffen. Aber das, was Sie da fordern, gibt es bereits: die Förderung für Ein-Personen-Unternehmen, gültig bis 31.12.2013; die Lohnnebenkosten im ersten Jahr für den ersten Dienstneh­mer frei. Das gibt es schon, vielleicht lassen Sie sich einmal etwas anderes einfallen.

Sie sehen, wenn wir in der Regierung sind und den Finanzminister stellen, gibt es sehr gute Konzepte. Die Frau Finanzministerin wird ein Gesamtkonzept vorlegen. Wir brau­chen natürlich viel mehr ... Das Einkommensteuergesetz ist aus dem Jahr 1988, jedes Mal haben wir wieder ein Packerl draufgelegt. Es gehört neu konzipiert und das Sys­tem verändert. Ich traue das der Frau Finanzministerin zu, wir werden sie gerne unter­stützen. Unterstützen Sie uns doch dann auch, es würde uns sehr freuen! (Beifall bei der ÖVP.)

13.52


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Haider. Restredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


13.52.27

Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Ho­hes Haus! Das ist ein „beinhartes Geschäft“, ein „beinhartes Geschäft“ für den österrei­chischen Steuerzahler: Im Frühjahr 2009 hat hier an diesem Podium der damalige Vi­zekanzler und Finanzminister von der ÖVP, Josef Pröll, die Bankenrettung mit diesen Worten gepriesen.

„Beinhart“ war wirklich nur die Unverfrorenheit, mit der wir hier über den Tisch gezogen worden sind vom Herrn Ex-Minister, dem nunmehrigen Landesjägermeister von Nie­derösterreich, der beruflich wundersamerweise unter dem Giebelkreuz des Raiffeisen-


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Konzerns untergekommen ist. „Blöd“, „feig“ und „ahnungslos“ sind die Politiker, hat da­raufhin der „Erste“-General Treichl zum Dank ausrichten lassen.

Fast 12 Milliarden an Zahlungen, fast 10 Milliarden an Haftungen hat die Bankenret­tung bisher gekostet. Der Rechnungshof – Sie haben den Bericht wahrscheinlich gele­sen – geht inzwischen von einem voraussichtlichen Verlust von 4,8 Milliarden aus, die Arbeiterkammer gar von 6 Milliarden € Verlust. Vielen Dank für dieses „beinharte Ge­schäft“, Herr Landesjägermeister! (Beifall bei der FPÖ.)

Mit Haftungen, ausgelagerten Schulden, Länderschulden, Gemeindeschulden, EU-Haf­tungen, Banken, ÖBB, ASFINAG – die Liste ist gar nicht vollständig, da bräuchte ich mehr Zeit – betragen unsere Staatsschulden inzwischen schon an die hundert Prozent des Bruttoinlandsprodukts: rund 300 Milliarden €! Die Abgabenquote liegt bei 43 Pro­zent, sie wird auch in den nächsten Jahren steigen.

Also noch einmal zum Mitschreiben: Rot und Schwarz, sie haben es trotz einer Abga­benquote von 43 Prozent geschafft, Schulden in Höhe von 300 Milliarden € zustande zu bringen! Die Tendenz ist weiter steigend, steigend sowohl bei den Steuern als auch bei den Schulden. Damit haben Sie die höchste Staatsverschuldung aller Zeiten bei gleichzeitig höchster Steuerbelastung aller Zeiten. Auch das ist ein „beinhartes Ge­schäft“, das muss man erst einmal zustande bringen! (Beifall bei der FPÖ.)

Gleichzeitig, Frau Kollegin Tamandl, beschließen SPÖ und ÖVP Kürzungen bei der Familienbeihilfendauer, beim Mehrkinderzuschlag, bei der 13. Familienbeihilfe, beim Pflegegeld und erhöhen auf der anderen Seite Mineralölsteuer, Tabaksteuer, NoVA, Flugticketabgabe und dergleichen.

So gesehen, Kollegen vom BZÖ, wäre es wirklich hoch an der Zeit, ein faires Steuer­system zu beschließen. Da haben Sie schon ganz recht. Nur, tut mir leid, wenn man sich Ihr ...

 


Präsident Fritz Neugebauer: Entschuldigung, Herr Kollege: Es ist ein Entschließungs­antrag angekündigt. Sie haben noch knapp eine halbe Minute. – Bitte.

 


Abgeordneter Mag. Roman Haider (fortsetzend): Machen wir es kurz: Wenn man sich Ihr Konzept durchrechnet, dann kommt man drauf, dass da ein gewisser Austro-Kanadier, der angeblich 2 Millionen € an Steuern zahlt, sich eine halbe Million ersparen würde. Das ist es nicht! Wirklich fair wäre etwas ganz anderes: wenn man wirklich ein faires Steuerkonzept machte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die unsägliche, inflationstreibende Politik der EZB wird dazu beitragen, dass die Inflation in Österreich weiter steigt. (Abg. Grosz: Wo ist jetzt der Antrag?) Diese Inflation ist wirklich zulasten der kleinen Leute. (Abg. Silhavy: Die Redezeit!)

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Haider, El­mar Podgorschek, Alois Gradauer und weitere Abgeordneter ein (Abg. Silhavy: Herr Präsident! Redezeit!) betreffend die Aufforderung der Bundesregierung zur Klage beim EuGH, dem Europäischen Gerichtshof, wegen Vertragsverletzung der EZB.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, gegen die Europäische Zentralbank (EZB) beim Europäischen Gerichtshof Klage zu erheben, da sie durch den Erwerb von Staatsanleihen am Sekundärmarkt eine von den Kapitalmärkten unabhängige Finan­zierung der Haushalte der Mitgliedstaaten durchführt, was als Umgehung des Verbotes monetärer Haushaltsfinanzierung zu bewerten ist und eine Finanzierung über die No­tenpresse darstellt. (Abg. Silhavy: Redezeit! Das ist ja ungeheuerlich!) Durch die Be­dingung, Anleihen nur dann zu kaufen, wenn der betreffende Staat die Auflagen des


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ESM akzeptiert und erfüllt, begibt sich die EZB darüber hinaus in direkte Abhängigkeit vom Gouverneursrat des ESM, was Artikel 7 (Unabhängigkeit) des EZB-Statuts ver­letzt.

Die EZB verstößt somit sowohl gegen die Europäischen Verträge (Artikel 123 und 282 AEUV), als auch gegen ihr eigenes Statut (Art. 7).“

*****

Herr Präsident! Ich danke für die Nachsicht. (Beifall bei der FPÖ.)

13.57


Präsident Fritz Neugebauer: Der Antrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Elmar Podgorschek, Alois Gradauer und weite­rer Abgeordneter betreffend Aufforderung der Bundesregierung zur Klage beim EUGH wegen Vertragsverletzung der EZB,

eingebracht im Zuge der Debatte über den dringlichen Antrag der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegen und Kolleginnen betreffend "Steuern senken statt Geld an Banken verschenken“; in der 171. Sitzung des Nationalrates am 5. Oktober 2012.

Mit der Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), im Zuge der Finanzkrise unbeschränkt Anleihenkäufe bei den von der Pleite bedrohten Mitgliedsstaaten zu täti­gen, überschreiten die obersten europäischen Banker eindeutig ihre Kompetenzen. In den Europäischen Verträgen ist klar geregelt, dass der Erwerb von Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt mit dem Ziel, die Haushalte der Mitgliedstaaten zu finanzieren, eine Umgehung des Verbots monetärer Haushaltsfinanzierung darstellt, und somit ver­boten ist. Auch ein unmittelbarer Erwerb von Schuldtiteln der Mitgliedstaaten durch die EZB ist untersagt. So nachzulesen in Artikel 123 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) und aktuell auch im ESM-Urteil des deutschen Bundesverfas­sungsgerichts.

Erlaubt wäre der Erwerb von Anleihen alleine auf Grund geldpolitischer Ziele, wie etwa Gewährleistung der Preisstabilität in der Eurozone, wie in Artikel 127 AEUV festgelegt. Wenn sich EZB-Präsident Draghi auf dieses Ziel beruft, so ist festzuhalten, dass das vertraglich festgesetzte Ziel der EZB, Preisstabilität zu garantieren, sich auf die ge­samte Eurozone, und nicht nur auf ein einzelnes Land oder wenige Länder beziehen darf. Innerhalb der Euro-Zone gab es auch bisher immer unterschiedliche Inflations­raten. Erhebliche Abweichungen der Inflation sind realwirtschaftlich bedingt. Sie zu ver­mindern, kann kein Ziel der Geldpolitik sein. Darüber hinaus wird das Preisniveau in der Eurozone von Geldnachfrage und Geldangebot bestimmt. Die EZB kontrolliert je­doch zumindest das Geldangebot, welches in direktem Zusammenhang mit der Geld­nachfrage steht. Wenn das Preisniveau steigt, müsste die EZB über Hauptrefinanzie­rungsgeschäfte das Geldangebot so weit vermindern, wie die Geldnachfrage zurückge­gangen ist. Damit bliebe das Preisniveau der Euro-Zone stabil. Es wäre daher eher eine restriktive Geldpolitik vonnöten, als durch Anleihenankäufe zusätzliches Geld auf den Markt zu bringen. (siehe: „Die Presse Roland Vaubel am 2. Okt. 2012“)

Es gäbe noch andere geldpolitischen Gründe, die einen solchen unbeschränkten An­kauf von Staatsanleihen rechtfertigen könnten. Wenn z.B. eine Zentralbank den Noten­bankzins auf Null gesenkt hat und die Banken trotzdem nicht so viel Zentralbankgeld


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nachfragen, wie nötig, kann sie Geld durch Anleihenkäufe auf den Markt geben. Dieses „Quantitative Easing“ ist jedoch nur dann verständlich, wenn der Notenbankzins Null ist – die EZB hat ihren Zinssenkungsspielraum jedoch noch nicht ausgeschöpft.

Außerdem dürfte die EZB dabei nicht nur Anleihen einzelner Staaten kaufen, sondern müsste die Ankäufe breiter streuen und repräsentative Marktportefeuilles kaufen. Die EZB kauft nur Papiere mit kurzer Laufzeit und nur dann, wenn der ausgebende Staat die wirtschaftspolitischen Auflagen des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) akzeptiert hat und erfüllt.

Damit macht sich die EZB abhängig vom Gouverneursrat des ESM – also den Fi­nanzministern der EU – und gibt durch diesen Einfluss ihre Unabhängigkeit auf. Die EZB verstößt dabei nicht nur gegen Art. 282 AEUV, sondern auch gegen ihr eigenes Statut (Artikel 7 EZB-Statut).

Nachdem sämtliche geldpolitischen Gründe widerlegbar sind, handelt es sich bei den angekündigten Anleihenankäufen eindeutig um monetäre Staatsfinanzierungen. Und diese sind – wie oben dargelegt – verboten.

Es ist somit die Pflicht der Staaten, gegen das Vorgehen der EZB beim Europäischen Gerichtshof zu klagen.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, gegen die Europäische Zentralbank (EZB) beim Europäischen Gerichtshof Klage zu erheben, da sie durch den Erwerb von Staatsanleihen am Sekundärmarkt eine von den Kapitalmärkten unabhängige Finan­zierung der Haushalte der Mitgliedstaaten durchführt, was als Umgehung des Verbotes monetärer Haushaltsfinanzierung zu bewerten ist und eine Finanzierung über die No­tenpresse darstellt. Durch die Bedingung, Anleihen nur dann zu kaufen, wenn der be­treffende Staat die Auflagen des ESM akzeptiert und erfüllt, begibt sich die EZB da­rüber hinaus in direkte Abhängigkeit vom Gouverneursrat des ESM, was Artikel 7 (Un­abhängigkeit) des EZB-Statuts verletzt.

Die EZB verstößt somit sowohl gegen die Europäischen Verträge (Artikel 123 und 282 AEUV), als auch gegen ihr eigenes Statut (Art. 7).“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll. Restredezeit: 2 Minuten. – Bitte.

 


13.57.11

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesmi­nister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei 2 Minuten Restredezeit kann ich nur eines sagen (Abg. Dr. Graf: Da braucht man den Zettel gar nicht auszupacken!): Ich habe vor dieser Dringlichen Anfrage, vor dieser Sondersitzung eine gewisse Erwar­tungshaltung gehabt, und diese wurde eigentlich voll erfüllt.

Die Erwartungshaltung war differenziert. Einmal habe ich mich sehr gefreut über die Schlagzeile dieser Sondersitzung: Steuern senken statt Banken Geld schenken. Da habe ich mir gedacht: So gut kannst du nirgends den Unterschied zwischen Regie­rungsverantwortung und Oppositionspolitik aufzeigen. Wunderbar, wurde voll erfüllt!

Regieren heißt Verantwortung übernehmen, auch in unangenehmen Situationen! Wenn eine Bank vor der Pleite steht, ist das nicht sehr lustig. Da musst du rasch re­agieren, da musst du Geld in die Hand nehmen. Du willst den Sparer schützen, du


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willst die Wirtschaft schützen, du willst das Vertrauen erhalten. Da musst du rasch han­deln, das heißt Verantwortung übernehmen.

Oppositionspolitik heißt – und das ist pure Demagogie, purer Populismus, lieber Sepp Bucher (Abg. Bucher: ... doch nicht!) –, einfach zu sagen: Den Banken wird Geld ge­schenkt.

Die Banken haben übrigens schon mehrere hundert Millionen an Haftungsentgelten, an Dividenden gezahlt. Also geschenkt ist da gar nichts! Außerdem stehen wir schon da­zu, dass das keine Frage von Entweder-Oder, sondern eine Frage von Sowohl-Als auch ist. Du musst Banken retten, um das Vertrauen zu erhalten und den Finanz­markt zu stabilisieren.

Natürlich müssen wir auch die Steuern senken! Aber nicht so, wie es jetzt gemacht wird. Und das als „Fair Tax“ zu bezeichnen, lieber Freund Bucher: Eine „Fair Tax“ auf Schulden, auf Schuldenmachen? Das heißt, wir haben die Vorteile der Steuersenkung, und unsere Kinder finanzieren es einmal, indem sie Schulden zurückzahlen müssen? – Das ist das Gegenteil einer „Fair Tax“. Das ist eine höchst unfaire „Fair Tax“! (Zwi­schenrufe bei FPÖ und BZÖ.)

Das Finanzierungskonzept: Es wird finanziert, indem die Banken kein Geld bekommen, indem wir die Banken nicht retten. Und die Finanzierungsform: 20 Milliarden zahlt die Frau Finanzministerin – errechnet vom Finanzministerium –, 20 Milliarden auf Knopf­druck durch eine Verwaltungsreform.

Lieber Sepp Bucher! Ehrlich gestanden, da bin ich eigentlich enttäuscht. Da wurde meine Erwartungshaltung nicht erfüllt, denn ich bin schon davon ausgegangen, dass du ein gewisses Mindestmaß an Seriosität besitzt. Ich wurde enttäuscht! (Beifall bei der ÖVP.)

13.59


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Kaufmann-Bruck­berger. – Bitte.

 


13.59.19

Abgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Hohes Haus! (Abg. Dr. Cap: Lieber Frank!) Ich möchte da gleich einmal anschließen bei dem Kollegen Haider, der uns das allen wieder in Erinnerung gerufen hat: Es war nämlich im Frühjahr 2009, als der ehemalige Finanzminister Pröll gemeint hat, es werde nichts verschenkt, sondern das Staatsgeld werde lediglich hergeborgt. Für den Steuerzahler handle es sich um ein „beinhartes Geschäft“.

 Es stehen rund 21 Milliarden € an Bankenhilfen im Raum: 3,5 Milliarden € für direkte Kapitalzuschüsse, 4,1 Milliarden € als stimmlose Anteile, also sozusagen als Partizipa­tionskapital, 14,3 Milliarden € für Haftungen und Bürgschaften, die aber jederzeit schla­gend werden können, und dann natürlich auch noch für Anleihen.

Das heißt also: Das beinharte Geschäft, so wie es der Finanzminister Pröll gemeint hat, ist also doch nicht so lukrativ. Und dass die Bankenhilfe doch noch zum Geschäft werden kann, können wir, glaube ich, mittlerweile schon ausschließen.

Man kann jetzt natürlich sagen, dass es Einnahmen gegeben hat. Natürlich hat es Ein­nahmen gegeben. Das jährliche Haftungsentgelt und das Partizipationskapital haben immerhin 1,8 Milliarden € in die Kassen gebracht. Von den verlorenen Kapitalzuschüs­sen oder den Kreditfinanzierungkosten in Höhe von 4,1 Milliarden € reden wir lieber nicht.


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Das heißt also: Das Finanzgenie von damals ist heute bei der Raiffeisen tätig und hat den Österreichern und Österreicherinnen immerhin einen Verlust von 2,3 Milliarden € hinterlassen. Da kann man nur sagen: Danke, Herr Pröll.

Neben den Inseratenkaisern wie zum Beispiel Bundeskanzler Faymann oder auch Mi­nister Berlakovich, die gerne Steuergelder dafür verwenden, um ihr Ego zu befriedigen, haben wir auch eine Finanzministerin, die, wie ich meine, sich Österreich nicht mehr leisten kann.

Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass es von Frau Bundesministerin Schmied keinen Kommentar gibt auf die Frage, warum sich unter ihrer Tätigkeit die Kreditaus­fallsversicherung auf immerhin 7 Milliarden € verdoppelt hat. Es gibt von ihr auch kei­nen Kommentar zu den 2 Milliarden €, die die Österreicher und Österreicherinnen für die Kommunalkredit bezahlt haben. Es gibt auch keinen Kommentar zu den 6 Milliar­den € Haftungen und wahrscheinlich auch keinen Kommentar zu den hochriskanten Fi­nanzgeschäften, die die KA Finanz mehr oder weniger in den Ruin getrieben haben. – Auch da kann man nur sagen: Danke, Frau Bundesministerin.

Was mir heute noch abgegangen ist, ist die Erwähnung der FIMBAG. Die FIMBAG, die eigentlich für die Verwaltung der Bankenhilfe und für Bankenbeteiligungen zuständig ist, wird mittlerweile auch vom Rechnungshof kritisiert. Da ist zu lesen: „Für die Ban­ken, die Staatshilfe bekommen haben, wurde eine Reihe von Auflagen beschlossen. Diese sollten von der () Fimbag überprüft werden.“

Tatsächlich hat sich aber die FIMBAG bei der Kontrolle der Auflagen auf die Berichte der Nationalbank verlassen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sich die Perso­nalaufwandskosten um 60 Prozent erhöht haben – Gesamtkosten: 730 000 € –, warum die Gehaltszahlungen um 80 Prozent angehoben wurden – Kosten: 316 000 €. Nicht zu vergessen ist auch der rot-schwarze Vorstand, der sich immerhin eine Gehalts­erhöhung von 42 Prozent genehmigt hat – Kosten: 318 000 €. Das heißt also: rund 1,4 Millionen € für eine Nicht-Kontrolle.

Meine Damen und Herren! Das sind nur einige Beispiele, wie man mit dem Geld der Österreicher und Österreicherinnen umgeht – mit dem Geld, das sich die Österreicher hart erarbeitet haben, und mit dem Geld, das Sie den Menschen in diesem Land täg­lich aus der Tasche ziehen. Sie beschließen Belastungspakete, sagen Ja und Amen zum ESM und zum Fiskalpakt. Sie sagen Ja zu einer immer höheren Staatsverschul­dung, Sie sagen Ja zu neuen Steuern und Sie sagen Ja zu höheren Steuern.

Frau Bundesministerin! Wann nehmen Sie Ihren Mut zusammen und denken einmal über eine echte Steuerreform nach? Wann sagen Sie Ja zu einem einfachen Steuer­system? Wann sagen Sie Ja zu gerechten Steuern? Und ganz einfach leicht nachge­fragt: Wann sagen Sie Ja zu Österreich? (Ruf bei der SPÖ: Und der Applaus?)

14.04


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

14.04.20

Wir kommen zur Abstimmung.

Wir kommen zuerst zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 2080/A(E) der Ab­geordneten Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend: Steuern senken, statt Geld an Banken verschenken!

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Der Antrag findet keine Mehrheit, ist abgelehnt.

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Mag. Haider, Kolleginnen und Kollegen, betreffend Aufforderung der Bundesre­gierung zur Klage beim EuGH wegen Vertragsverletzung der EZB.


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Wenn Sie dafür sind, bitte ich um ein Zeichen. – Das findet keine Mehrheit. Der An­trag ist abgelehnt.

14.05.19Kurze Debatte über einen Fristsetzungsantrag

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen nunmehr zur Durchführung einer kurzen Debatte. Sie betrifft den Antrag der Abgeordneten Pendl und Amon, dem Untersu­chungsausschuss zur Klärung von Korruptionsvorwürfen zur Berichterstattung eine Frist bis zum 16. Oktober dieses Jahres zu setzen.

Nach Schluss dieser Debatte wird die Abstimmung über den gegenständlichen Frist­setzungsantrag stattfinden.

Wir gehen in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß unserer Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, Erstredner zur Begründung 10 Minuten. Stellung­nahmen von Mitgliedern der Bundesregierung und von Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.

Zu Wort gelangt zunächst der Unterzeichner des Debattenverlangens, Herr Abgeord­neter Ing. Hofer. – Bitte, Herr Kollege.

 


14.06.06

Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, und viele von Ihnen werden wahrscheinlich diesen Eindruck teilen, dass das Image der Politik in den letzten Jahren, Monaten, doch sehr, sehr ge­litten hat. Wenn man im Rahmen der Bürgerkontakte unterwegs ist, dann merkt man, dass die Stimmung umschlägt in Wut – Wut auf die Politik insgesamt, Wut auf die Bun­desregierung, Enttäuschung.

Es vergeht kein Tag, an dem es nicht irgendeine Enthüllung gibt. Erst vor zwei Tagen ist wieder etwas festgestellt worden, nämlich dass der ehemalige Vorstand der BEGAS 10 Millionen € an Schwarzgeld auf seinen Konten gebunkert hat, 10 Millionen € an Schwarzgeld! (Abg. Dr. Graf: Von welcher Partei?) Zwei Stiftungen in Liechtenstein hat der Sozialdemokrat Simandl erstellen lassen, um dort Gewinne lukrieren zu können, meine Damen und Herren!

Oder wenn man daran denkt, dass es gar nicht so lange her ist, als Bürgermeister Briefwahlkarten gefälscht haben, um Stimmen für die eigenen Parteien zu lukrieren!

Meine Damen und Herren! Ich weiß es nicht, aber ich habe irgendwie den Eindruck, dass es diese Vielzahl an Skandalen vor einigen Jahren noch nicht gegeben hat. Frei­lich, da waren die Skandale um das AKH, um Noricum, „Konsum“, Wohnbau Ost, BAWAG, Bank Burgenland. Auch der jetzige Vorsitzende der SPÖ-Pensionisten, Ble­cha, war nicht ganz frei von Skandalen und ist heute wieder in der Politik.

Das hat es alles gegeben, aber in dieser Dichte, wie wir das heute erleben, ist das eine völlig neue Dimension. Neu ist auch, wie die Politik in diese Skandale verstrickt ist, wie eng das Naheverhältnis ist, wie viel es an Korruption gibt und vor allem an Gier. Die Gier ist das große Problem, das müssten wir heute bekämpfen.

Meine Damen und Herren! „Geiz ist geil“ ist nicht der Spruch, dem wir uns beugen soll­ten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir müssten eben darauf achten, dass Menschen in die Politik gehen, die nicht diese Gier an sich haben, die wirklich noch bereit sind, in die Politik zu gehen, um etwas zu bewegen, Herr Kollege. (Beifall bei der FPÖ.)

Vor diesem Hintergrund, meine Damen und Herren, muss man auch sagen, dass die­ser Untersuchungsausschuss gute Arbeit geleistet hat, nämlich einen Beitrag dazu,


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viele Dinge, die uns heute bewegen, aufzuklären. Es gibt aber viele Punkte, die noch aufgeklärt werden müssten. Deswegen verstehe ich nicht, wie Sie heute hergehen und diesen Untersuchungsausschuss einfach abdrehen können!

Ich muss Ihnen sagen, dass dieses Abdrehen des Untersuchungsausschusses auch eine Schwächung des Parlaments ist und eine Maßnahme, die zwar vor allem diesen beiden Parteien schaden wird, aber nicht nur diesen beiden Parteien, sondern letzt­endlich der Politik und dem Parlament insgesamt. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Petzner.) Vergessen Sie nicht, dass wir Parlamentarier nicht dazu da sind, die Regierungsbank zu unterstützen, sondern auch dazu, dem Parlament den Rücken zu stärken!

Sie können sich noch gut daran erinnern, das ist noch gar nicht so lange her, da hat die Regierung verlangt, das Parlament muss auf 165 Abgeordnete reduziert werden. Ich habe jetzt den Eindruck, dass das nicht kommt, aber viele, auch Vertreter von Re­gierungsparteien, waren verärgert, dass diese Maßnahme einfach, ohne dass man mit den Verantwortlichen im Parlament gesprochen hat, umgesetzt werden sollte.

Jetzt soll eben dieser Untersuchungsausschuss abgewürgt werden, und das ist eine Maßnahme, die der demokratiepolitischen Hygiene überhaupt nicht guttut, meine Da­men und Herren. Dieser Ausschuss muss weiterarbeiten! (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.) Es gibt noch viel zu tun, meine Damen und Herren: Denken Sie an die Telekom-Affäre, an Manipulation von Börsenkursen, an Millionenzahlungen ohne Gegenleistung an Politiker, Lobbyisten und Berater!

Ich habe irgendwie den Eindruck, dass es für Politiker heute Mode geworden ist, nach einer Tätigkeit als Regierungsmitglied dann irgendwo einen Job als Berater anzuneh­men. Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir im Parlament schon einmal darüber gesprochen haben, wie man in Zukunft mit Konkurrenzklauseln umgehen soll, das wird die SPÖ interessieren, weil immer mehr Arbeitnehmer unter Druck gesetzt werden, weil sie Konkurrenzklauseln unterzeichnen müssen.

Wie ist es denn mit dem Herrn Bundesminister oder mit der Frau Bundesminister, die sofort nach ihrer Tätigkeit als Minister oder Ministerin beginnt, eine Beratertätigkeit auf­zunehmen? Ich bin dafür, hier genauso Abkühlphasen und Konkurrenzklauseln sicher­zustellen, damit ein Politiker eben nicht schon wenige Monate nach einer Tätigkeit als Regierungsmitglied beginnen kann, als Berater tätig zu werden. Da müssten wir ge­nauso aktiv werden, meine Damen und Herren!

Was die Telekom und den U-Ausschuss anbelangt, habe ich den Eindruck, dass man immer dann, wenn es um den Herrn Schlaff geht, beginnt, einen Ausschuss abzu­drehen. (Abg. Mag. Kogler: So ist es!) Das ist nicht das erste Mal der Fall. Sobald der Name Schlaff auftaucht, muss der Ausschuss abgedreht werden. Dann ist schon alles besprochen: Der Ausschuss schadet der Reputation der Politik, es ist ein Tribunal, wir wollen das nicht mehr. Das sind immer die gleichen Argumente, meine Damen und Herren, immer wenn der Name Schlaff auftaucht.

Was ist noch aufzuklären?

BUWOG-Skandal. Ein Name: Karl-Heinz Grasser, der als Nachfolger von Wolfgang Schüssel im Gespräch war, der letztendlich auf dem Rücken der Menschen, die in diesen Wohnungen leben, mit seinen Kumpanen gute Geschäfte und gute Kasse ge­macht hat.

Digitaler Behördenfunk: Da ist eine Person involviert, die in dieser Republik eine be­sonders miese Rolle gespielt hat, nämlich der ehemalige Innenminister Strasser. Ein besonders mieser Charakter, ein besonders übler Geselle, der – ich kann mich gut da­ran erinnern – immer darauf geschaut hat, dass seine Leute die Dienstposten bei der Polizei bekommen haben.


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Da war es völlig egal, ob vielleicht ein anderer, ein Familienvater oder eine Mutter von Kindern, einen Dienstposten benötigt, der in der Nähe des Wohnsitzes ist. Nein, es musste ein Parteigänger sein, ein braver „Schwarzer“, den der Herr Strasser dann dort eingesetzt hat. (Beifall bei der FPÖ.) So tickt dieser üble Geselle, dieser, ich sage es noch einmal, miese Charakter. Ich hoffe sehr, dass dieser Herr zu einer möglichst ho­hen Strafe verurteilt wird.

Nächste Baustelle: Lockerung des Glücksspielmonopols. Hier taucht wieder ein Name auf: Karl-Heinz Grasser, der sich sein Leben durch den Einstieg in die Politik wirklich toll und gut gerichtet hat, der keine finanziellen Sorgen hat und in großem Wohlstand lebt. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Das war euer Finanzminister, meine Damen und Herren! Ihr wolltet ihn unbedingt haben, euren Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Den könnt ihr gerne haben, ich schenke ihn euch. (Beifall bei der FPÖ. – Weitere Zwischen­rufe bei der ÖVP. – Abg. Mag. Schönegger deutet in Richtung FPÖ.)

Staatsbürgerschaftsverleihungen. (Zwischenruf des Abg. Klikovits.– Ich pass eh auf, Ossi. Pass du auch auf, gell! – Ich kann mich gut daran erinnern, wie mich vor einigen Tagen ein Unternehmer angerufen und gesagt hat: Du, ich habe da einen Berater, der war einmal für die ÖVP Staatssekretär. Der hat gesagt, er kann mir einen Russen organisieren, der bei mir in der Firma investieren kann. Der will natürlich die Staatsbür­gerschaft haben. Aber der Herr ÖVP-Staatssekretär macht das schon. – So läuft das nämlich ab in der Republik Österreich!

Meine Damen und Herren! Ich bin dafür, auch da für mehr Transparenz zu sorgen. Ma­chen wir doch eine Liste jener Personen, die neue Staatsbürger in Österreich sind. Schreiben wir hin den Namen, in welcher Gemeinde die Person wohnt und unter wel­chem Titel diese Person die neue Staatsbürgerschaft erhalten hat – ob das ein Sportler ist, ein Unternehmer oder jemand, der seit vielen Jahren in Österreich lebt. Machen wir das doch transparent, meine Damen und Herren!

Jetzt kommen wir zur Inseratenaffäre. – Ossi, das ist es. – Ich habe in den letzten Ta­gen im Wahlkampf im Burgenland mit vielen ÖVP-Basisfunktionären gesprochen. Die sind wirklich stinksauer auf den Herrn Spindelegger und auf die Führungsbasis der ÖVP. Die sagen nämlich Folgendes: Ich verstehe das nicht. Da sagt der Herr Fay­mann: Ich will in den Ausschuss kommen. Und der Herr Pendl und die Herrschaften von der ÖVP sagen: Nein, das machen wir nicht. (Abg. Mag. Kogler: Freiheit für Fay­mann! – Heiterkeit der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.) Die ÖVP stärkt damit der SPÖ den Rücken. Die verstehen das nicht!

Wenn die SPÖ sagt: Wenn der Herr Faymann in den Ausschuss kommt, dann gibt es Neuwahlen!, dann sagen die ÖVP-Basisfunktionäre: Dann machen wir eben diese Neuwahlen, dann gehen wir eben vor diesem Hintergrund in Neuwahlen, wenn der Herr Faymann, der Herr Pendl, der Herr Klubobmann Cap und so weiter unbedingt Neuwahlen haben wollen, falls der Herr Faymann im Ausschuss aussagen will! – Also ich verstehe das nicht, ich verstehe euch nicht. Oder vielleicht gibt es noch mehr zu verbergen, und das ist der Grund, warum man diesen Untersuchungsausschuss nicht weiterführen will: Telekom, Schlaff und so weiter. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Es ist ungustiös, wenn der Herr Bundeskanzler sagt, er würde in den Ausschuss kommen, und die SPÖ sagt, sie lässt die Koalition platzen, wenn man ihn lädt. Es wäre daher wirklich wichtig, diesen Ausschuss weiterarbeiten zu lassen. Denn es gibt, ich sage es noch einmal, jeden Tag neue Skandale: BEGAS-Skandal und andere.

Der Herr Berlakovich sagt, seine Homepage ist ein „steuerbarer Informationskanal“. Deswegen kostet diese Homepage gleich ein paar Millionen Euro. Auch ich habe eine Homepage, die hat 1 500 € gekostet. Es gibt natürlich wichtigere Politiker als mich.


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(Abg. Mag. Wurm: Grasser!) Da kostet eine Homepage vielleicht 30 000 € oder 100 000 €. Aber Millionen für eine Homepage? Das ist doch sehr teuer!

Oder die Inserate für die „BauernZeitung“. Das sagt der Herr Berlakovich im Aus­schuss, er wisse gar nicht, wer bei der „BauernZeitung“ der Verantwortliche ist. Dabei steht er selbst mit seiner Partei im Impressum drinnen! Also das ist doch unglaublich, was hier passiert! (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.) Ich glaube, die ÖVP ist des­wegen bereit, gemeinsam mit der SPÖ diesen Untersuchungsausschuss zu Grabe zu tragen (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), damit nur ja nichts mehr passiert in diesen nächsten Tagen.

Meine Damen und Herren! Mein letzter Satz: Wenn Sie abdrehen, schaden Sie sich selbst am meisten; denn eines werden die Wähler nicht wählen: die Vertuscher, die Zu­decker und jene, die sie belügen. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)

14.16


Präsident Fritz Neugebauer: Für alle weiteren Redner gilt jeweils die maximale Re­dezeit von 5 Minuten.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


14.16.50

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! (Alle Abgeordneten der Grünen erheben sich von ihren Plätzen. Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek hält ein Plakat mit der Aufschrift „Josef Cap, SPÖ. Eine Stimme für Vertuschung und gegen Aufklärung. Sagen Sie ihm Ihre Meinung! josef.cap@spoe.at“ in die Höhe. Andere Abgeordnete der Grünen halten ähnliche Pla­kate in die Höhe, mit Namen und E-Mail-Adressen weiterer Abgeordneter von SPÖ und ÖVP, unter anderem des Abg. Amon.)

Lassen Sie mich eingangs eine Feststellung treffen. (Zwischenruf des Abg. Ing. Hofer.) – Ich bin froh, Kollege Hofer, dass wir uns in einem Punkt einig sind: Es ist wahrscheinlich der erfolgreichste Untersuchungsausschuss in der Geschichte. (Zwi­schenrufe bei FPÖ und Grünen.)

Ich würde wenigstens nachlesen (der Redner hält ein Buch in die Höhe), was von den Grünen über alle Fraktionen bis hin zum ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler, der von einem riesigen Erfolg spricht, zu diesem Thema gesagt wurde. Da habt ihr alle davon geredet, wie wir gesetzliche Maßnahmen, die der Ausfluss dieses Untersuchungsausschusses waren, bereits vor dem Sommer beschlossen haben.

Lange der Zeit voraus hat dieses Haus das – den Themen, die der Untersuchungs­ausschuss bearbeitet hat, an den Tag gefördert hat, Rechnung tragend – in die Praxis umgesetzt. (Die Abgeordneten der Grünen nehmen wieder Platz.) Ich glaube, dass die internationalen Experten, Vertreter aller Parteien – ihr könnt eure eigenen Statements nachlesen – hier doch den Nagel auf den Kopf getroffen haben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein bisschen wundere ich mich über die künstliche Aufregung, denn ich erinnere daran, dass wir am 19. des letzten Monats, und zwar die Abgeordneten Pendl, Amon, Rosenkranz, Pilz und Petzner, einen ge­meinsamen Antrag beschlossen haben, wo wir als Zeitperspektive den 16. Oktober und auch eine dazugehörige Ladungsliste beschlossen haben – einstimmig. (Zwi­schenrufe bei den Grünen. – Abg. Mag. Kogler:  Diktat!)

Die ganze Woche – meine Herren, gut zuhören! – konnten wir den Medien entnehmen, wer alles diese Woche nicht kommen wird. Ich sage Ihnen am Freitag dieser Woche, dass alle, die im Laufe dieser Woche geladen worden sind, auch im Untersuchungs­ausschuss waren. Daher ist es, glaube ich, nicht angebracht, sich hier über ein sehr ernstes Thema aus parteipolitischen Gründen künstlich aufzuregen.


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Meine geschätzten Damen und Herren! Ich stehe nicht an, dem Herrn Kollegen Ro­senkranz meinen Respekt für die nicht leichte Vorsitzführung auszudrücken – ich sage das ganz bewusst. (Abg. Dr. Rosenkranz: Es geht schon!)

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich auch eines zum Aus­druck bringen: Wir haben zwei hervorragende Spitzenjuristen Österreichs als Verfah­rensanwälte, und es ist nicht angebracht, Kollege Pilz, mit einem einen Rechtsstreit an­zufangen, wo alle Profis Sie wahrscheinlich alleine stehen lassen werden. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Das haben sich weder die Verfahrensanwälte verdient, die hervorragende Arbeit ge­leistet haben, und schon gar nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben es sich Auskunftspersonen verdient, in einem parlamentarischen Untersuchungsaus­schuss so behandelt zu werden. Ich sage jetzt – Klammer auf –, kein Angeklagter wür­de bei keinem österreichischen Gericht so behandelt werden – Klammer geschlossen. Das sind Auskunftspersonen, und ich glaube, es schadet der Würde des Hauses (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Petzner und Brosz) und daher auch der Einrichtung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, wenn wir so mit Auskunftsperso­nen um­gehen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Das haben wir nicht notwendig. Gerade ich habe Verständnis, wenn bei der Sache dort oder da auch die Emotionen ein bisschen mitspielen, aber es hört sich alles bei einem Punkt auf. Herr Kollege Pilz! Wir haben es alle miteinander nicht notwendig, Parteien zu kriminellen Organisationen hochzustilisieren – also dagegen verwahre ich mich in aller Deutlichkeit. (Beifall bei SPÖ und ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Dagegen verwahre ich mich in aller Deutlichkeit, denn eines, meine Damen und Her­ren, sage ich in aller Klarheit (Zwischenruf bei den Grünen): Wenn ich einen Bruchteil dessen formulieren würde, was Herr Abgeordneter Pilz formuliert hat, dann sind bereits die Republik, der Rechtsstaat und alle Grundrechte abgeschafft – das würdet ihr darauf replizieren. Und das setzt man bei uns voraus: Bleibt ruhig!; ich bin schuldig; wie bei den sizilianischen Bürgern (Zwischenrufe der Abgeordneten Brosz und Mag. Korun), so geht das dann aus, das Spielchen geht ja weiter. – Geh, lassen wir die Kirche im Dorf! (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Dieser Umgang, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist nichts für das Parlament, auch nichts für den österreichischen Parlamentarismus; das ist vielleicht etwas für die Tschauner Bühne, aber nicht für das Hohe Haus (Ruf bei den Grünen: So ein Blöd­sinn! – Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler), ich sage das in aller Deutlichkeit.

Meine Damen und Herren! Eines ist immer ein Problem gewesen, und alle Profis wis­sen es: Bei der Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses pa­rallel zu Ermittlungen der österreichischen Justizbehörden gibt es automatisch die Ver­zahnungen, wo man immer in die Situation kommt, dass ein Beschuldigter – und das darf er, bitte schön, nach der Strafprozessordnung – sich entschlagen kann, wenn er sich selbst belasten würde. (Präsident Neugebauer gibt neuerlich das Glockenzei­chen. – Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Wir müssen zumindest das respektieren, was in Österreich seit Jahrzehnten unser Rechtsstaat ist; daher, glaube ich, muss man es gleich behandeln.

Ich sage abschließend: ein erfolgreicher Untersuchungsausschuss – er hätte sich viel­leicht ein bisschen ein anderes Ende verdient. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Zwischen­rufe bei der FPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Der letzte Satz war hundertprozentig kor­rekt! – Abg. Mag. Kogler: Jetzt kriegst du die goldene Tuchent! – Heiterkeit.)

14.23


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Amon. – Bitte.

 



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14.23.33

Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Da­men und Herren! Es ist ja die Redereihenfolge, die uns die Geschäftsordnung vorgibt, keine – wie soll ich sagen? – im Sinne von Rede und Gegenrede allzu klasse, denn ich wäre ja ganz gern auf die Argumente der Opposition eingegangen (Zwischenruf des Abg. Dr. Graf), aber der Erstredner hat eigentlich kaum Argumente gebracht, auf die man hätte eingehen können (Zwischenruf bei den Grünen), und die anderen Sprecher der Opposition kommen leider erst nach mir. Also muss ich versuchen, die Argumente vorweg zu erahnen und ein wenig darauf einzugehen.

Ich bin aber den Grünen sehr dankbar, dass sie heute wieder ein paar Taferl mit­haben – vielleicht können Sie uns die ja noch einmal zeigen –, denn damit wird deut­lich, worum es den Grünen geht. (Abgeordnete der Grünen halten die zuvor bereits ge­zeigten Tafeln in die Höhe.) Den Grünen geht es um ein Showelement, es geht den Grünen hier darum, ein paar billige Punkte zu machen – darum geht es den Grünen. So war auch ihr Verhalten im Ausschuss, und das ist bedauerlich, das ist unrühmlich, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich kann nur bei meinem Kollegen Pendl anschließen: Es ist schlicht und einfach inak­zeptabel, dass im Ausschuss einzelne Parteien mit mafiosen Organisationen in Süd­italien verglichen werden, Herr Dr. Pilz! Das ist inakzeptabel, ist zurückzuweisen, die­ser Vergleich ist unerhört! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich verstehe ja dieses Lamento der Opposition eigentlich nicht. Jetzt wird seit bald vier Wochen ständig vom abrupten Ende des Ausschusses gesprochen. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Seit vier Wochen wird der Aus­schuss abrupt abgedreht, seit vier Wochen macht uns das die Opposition weis, und da darf ich schon daran erinnern, dass das eigentliche Problem Ende August aufgetaucht ist, als die Frau Vorsitzende einen Vier-Parteien-Antrag zur Abstimmung nicht zugelas­sen hat. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Hätte sie das nicht gemacht, hätte der Ausschuss ein rühmlicheres Ende genommen, als er es jetzt nehmen muss, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf: So ein Unsinn!)

In diesem Zusammenhang möchte ich die Vorsitzführung des Herrn Dr. Rosenkranz ausdrücklich würdigen. (Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es war wirklich erstklassig, was Sie in diesen Ausschusssitzungen als Vorsitzführender ge­macht haben. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Mag. Stefan.) Ich gratuliere Ihnen dazu und bedanke mich ausdrücklich, weil diese Form der Vorsitzführung der Qualität des Untersuchungsausschusses wirklich gutgetan hat. – Danke, Herr Dr. Rosenkranz! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Glawischnig-Pies­czek: Das ist wieder einmal richtig typisch!  Neun Monate hat sie den Ausschuss hervorragend geführt !) – Ja, das finde ich auch ungerecht, Frau Dr. Glawischnig, denn solange der Untersuchungsausschuss tagt, kommt der Herr Dr. Pilz mehr in den Medien vor als Sie; auch das ist ungerecht. Das wird sich jetzt wieder ändern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich halte das Lamento der Oppositionsparteien wirklich für unangebracht, denn es gab vor gar nicht allzu langer Zeit, vor knapp drei Wochen, einen gemeinsamen Antrag – Herr Abgeordneter Pendl hat darauf verwiesen –, wo es ja nicht umsonst heißt, dass es ein Antrag der Abgeordneten Pendl, Amon, Rosenkranz, Pilz und Petzner ist. Das sind ja durchaus Abgeordnete, die man kennt, Abgeordnete, die nicht, jedenfalls nicht alle, den Regierungsparteien angehören, sondern soweit ich das sehe, sind das Abge­ordnete aller Fraktionen hier im Haus. Und in diesem Antrag heißt es:

„Es wird in Aussicht genommen, dem Ausschuss für seine Berichterstattung eine Frist bis zum 16. Oktober () zu setzen.“ (Abg. Petzner:  Aussicht !) „Es wird daher ei-


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ne Geschäftsordnungssitzung zur Beschlussfassung über den Bericht in der Kalender­woche 42 in Aussicht genommen.“ (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Genau das machen wir, meine Damen und Herren (Zwischenrufe der Abgeordneten Dipl.-Ing. Deimek und Bucher), aber Sie haben als Oppositionsparteien bereits in den letzten Tagen gesagt, dass Sie sich an diesen gemeinsamen Antrag nicht halten wol­len. Das ist enttäuschend, denn damit entsteht für die Öffentlichkeit der Eindruck, dass nur die Regierungsparteien der Meinung wären, dass wir jetzt, am 16. Oktober, den Ausschuss beenden (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Ist ja so! Ist ja so! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) und mit 17. Oktober dem Hohen Haus einen Bericht er­statten wollen. Wahr ist, dass alle fünf Fraktionen sich genau auf diesen und keinen anderen Zeitplan geeinigt haben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.)

14.28


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz. – Bitte.

 


14.28.51

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Ich bedanke mich zunächst einmal für die Blumen für den Vorsitz. Ich betrachte das als Wahlempfehlung von SPÖ und ÖVP für die Ge­meinderatswahl in Krems am Sonntag, wo ich ja als Person kandidiere. Ich danke für diese Wahlempfehlung. (Beifall bei der FPÖ.) Und wenn Sie von SPÖ und ÖVP so ge­neigt sind, meine Vorsitzführung zu schätzen, sage ich Ihnen: Ich bin gerne bereit, die­sen Vorsitz auch noch länger zu führen als bis zum 16. Oktober. (Beifall bei der FPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Petzner.)

Ich bin diesbezüglich nicht amtsmüde. Ich bin sehr gern dazu bereit, damit Sie das auch noch weiterhin erleben dürfen, wenn es Ihnen so gut gefällt. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Denn was ist denn passiert im November 2011? – Wir haben ein­stimmig im Parlament einen Beschluss gefasst, dass bestimmte Dinge in dieser Repu­blik aufgeklärt gehören – ein wahrhaft großes Projekt mit sehr vielen Untersuchungsge­genständen, ein langer Ausschuss und bis zum Sommer auch sehr erfolgreich und haarklein. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Bis zum Sommer, dann nicht mehr!)

Wir haben das Programm von der – unter Anführungszeichen – „kleinsten“ Auskunfts­person in einer Hierarchiekette bis hin zu den großen Fischen durchgebracht, und die­se vier Themen – Telekom, BUWOG, Blaulichtfunk/TETRON und Glücksspiel – sind bis zum Sommer tadellos aufgeklärt worden.

Nach der Sommerpause – das gebe ich schon zu – gab es einen schlechten Start, mit Geschäftsordnungsdebatten und ähnlichen Dingen; das macht kein gutes Bild in der Öffentlichkeit. Aber jetzt ist das Werkl Untersuchungsausschuss wie ein Auto wieder langsam in Schwung gekommen, wir nähern uns der erlaubten professionellen Höchst­geschwindigkeit. Und was macht die Regierung? – Sie springt auf die Bremse; eine Notbremsung mit schreckgeweiteten Augen. Ich weiß nicht, auf welche Mauer die Re­gierungsparteien hier losgefahren wären, dass sie diese Notbremse ziehen.

Und dazu bringe ich Ihnen jetzt ein gedankliches Experiment, Kolleginnen und Kolle­gen, die jetzt namentlich abstimmen werden: Sie haben einstimmig eines verlangt: die Aufklärung der Telekom-Ostgeschäfte. Ich kann Ihnen sagen, es sind diesbezüglich noch nicht alle Akten im Haus (Abg. Mag. Kogler: Genau! Wie geht das?), und Sie ha­ben uns, den Oppositionsparteien, eine Auskunftsperson zugestanden.

Wir haben in der letzten Zeit mit den Personen, die auch Beschuldigte in Strafverfahren sind, so unsere Erfahrungen gemacht, nämlich dass sie von dem Grundrecht, dass sie


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sich der Aussage entschlagen können, Gebrauch machen. Dieses Recht will auch nie­mand irgendjemandem streitig machen, und es muss im Interesse des Personenschut­zes auch großzügig ausgelegt werden.

Nur: Wenn man dann am letzten Tag als einzige Person sehenden Auges eine Person wie den Herrn Unternehmer Schlaff lädt, um Auskunft zu erhalten, bei der man sich fragt, ob sie überhaupt kommt,  – Ich gehe davon aus, dass er kommen wird, selbst­verständlich. Er wird seine österreichische Staatsbürgerpflicht erfüllen, ganz sicher, wie im Bankenausschuss – dort war er auch, oder? (Zwischenruf der Abg. Dr. Glawisch­nig-Piesczek) –, und er wird sich dort wahrscheinlich, da er Beschuldigter ist, seiner Aussage großteils entschlagen.

Betrachten Sie das, Kolleginnen und Kollegen, die einstimmig den Auftrag gegeben ha­ben, das alles zu klären! Und da geht es nicht um 500 000 € oder 10 000 € als Druck­kostenbeitrag für irgendeine Parteizeitung. Da geht es um mindestens 1 Milliarde €, wo man nicht weiß, wie dieses Geld überhaupt lukriert werden konnte, wer da mitgespielt haben muss und welche politischen Drahtzieher dahinter waren. Denn: Namen wie Taus, Cordt und Elsner, die alle da drinnen stecken, kennen wir schon von anderen Dingen. Das hätten wir gerne im Rahmen einer politischen Aufklärung und Aufarbei­tung – nicht der strafrechtlichen Aufarbeitung – bei uns geklärt.

Meine Damen und Herren! Wir werden – sofern dieser Antrag durchgehen sollte – bei diesem Bericht, der dem Parlament übermittelt wird, bei diesem Punkt 1.d als Aus­schuss höchstwahrscheinlich mit leeren Händen vor Ihnen stehen. Wie betrachten Sie denn jetzt Ihren Gesinnungswandel: von dem einstimmigen Beschluss, den Sie gefasst haben – und jetzt heißt es mehrheitlich, das interessiert uns nicht mehr?! Was ist denn da in der Zwischenzeit geschehen? Wird es für SPÖ und ÖVP zu eng? Kommen jetzt auf einmal vielleicht die unangenehmen Themen an den Tag? Wollen Sie das nicht mehr hören?

Zur Ausrede, hier werde ja nur kriminalisiert: Bitte, diese Erhebungen, das ist ja bereits Teil von strafrechtlichen Verfahren, was kriminalisiert wird. – Nein, nein, es geht schon um politische Verantwortungen.

Zu dieser Fünf-Parteien-Einigung sage ich Ihnen eines: Die Opposition ist vor der Wahl gestanden, ein paar Tage Untersuchungsausschuss oder gar keinen. Und ich bin froh darüber, dass wir uns dem, was uns die Regierungsparteien in der letzten Plenarsit­zung auf den Tisch gelegt haben, unterworfen haben, dass wir das vollziehen müssen, denn sonst hätten wir nie erfahren (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), welche Weisungen in den Staatsbürgerschaftssachen von ÖVP-Ministern ergangen sind, um Einbürgerungen durchzuführen.

Wir haben auch einen Umwelt-, Lebens- und Landwirtschaftsminister erlebt, der auf die entscheidenden Fragen gesagt hat: Ich weiß nicht, was in meinem Ressort alles ge­schieht. – Aber keine Sorge, das wird uns im Plenum noch beschäftigen! (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.)

Eines stimmt, Kollege Pendl: Dieser Untersuchungsausschuss hat sich ein anderes Ende verdient, aber nicht das, was Sie schreiben. (Beifall bei der FPÖ und bei Abge­ordneten der Grünen.)

14.34


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


14.34.28

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Werte Kolleginnen und Kollegen! Der Untersu­chungsausschuss hat jetzt fast ein Jahr lang gezeigt, was ein Parlament kann; und am heutigen Tag zeigen uns zwei Regierungsparteien, was ein Parlament darf – und das ist der große Unterschied.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 72

Ich weiß nicht, ob den Abgeordneten von SPÖ und ÖVP klar ist, wie viel an Vertrauen in die Politik, wie viel an Vertrauen in dieses Parlament, wie viel an Vertrauen in unsere gemeinsame Arbeit diese Kontroll- und Aufklärungsarbeit bewirkt hat. Und ich weiß nicht, ob den Kolleginnen und Kollegen von SPÖ und ÖVP bewusst ist, wie viel von diesem Vertrauen sie in wenigen Tagen wieder zerstört haben.

Mir ist nur eines wichtig: dass die Menschen wissen und das auch so verstehen, dass nicht das Parlament und nicht der Untersuchungsausschuss Misstrauen verdienen, sondern die beiden Parteien, die ihre Macht und Übermacht in diesem Haus missbrau­chen, um das Parlament an seiner Arbeit zu hindern. (Beifall bei den Grünen.)

Herr Abgeordneter Pendl! Herr Abgeordneter Amon! Eine einzige Frage haben Sie nicht beantwortet: Warum bringen Sie heute einen Fristsetzungsantrag ein? Wir haben alle gewusst: Nächste Woche wird ohnehin abgedreht, Sie sitzen das aus. Wir haben den Mittwoch als Verhandlungs- und Fragetag im Untersuchungsausschuss beschlos­sen, und Sie weigern sich, auch nur eine einzige Auskunftsperson zu laden.

Herr Abgeordneter Pendl! Herr Abgeordneter Amon! Was haben Sie nächsten Mitt­woch im Untersuchungsausschuss vor? Was haben Sie vor? Wollen Sie sich selbst befragen? Und wenn ja: Wenn Pendl Pendl befragt, steht dann Pendl unter Wahrheits­pflicht? (Heiterkeit bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Sie machen den Untersuchungsausschuss zur Farce, und Sie übernehmen damit eine seltsame politische Verantwortung. Wir wissen doch: Es waren nicht nur rote und schwarze Affären, die wir behandelt haben und noch behan­deln wollten; es waren vor allem Affären aus der schwarz-blau-orangen Regierungs­zeit.

Erklären Sie von der SPÖ mir einmal, warum die SPÖ alles tut, um einen Großteil der Verantwortung für die Nichtaufarbeitung von Affären zu übernehmen, für die andere Parteien die Verantwortung tragen? Ist das Werner Faymann wirklich wert? Ist das Jo­sef Ostermayer wirklich wert?

Sind es die paar Inserate in „ÖSTERREICH“ und „Kronen Zeitung“ wirklich wert, den Untersuchungsausschuss abzudrehen und zwei schwer belasteten Parteien – nämlich FPÖ und BZÖ – die Chance zu geben, sich als Sauberkeitsparteien zu präsentieren? Ist es das wirklich wert? (Zwischenrufe bei FPÖ und BZÖ sowie der Abg. Steibl.) Ist es das wirklich wert, ihnen die Chance zu geben, so zu tun, als ob nicht alle, fast alle, die wir befragen und deren Affären wir aufklären wollten – von Grasser bis Meischberger und Scheuch und Haider –, aus dem freiheitlichen und aus dem orangen Bereich kom­men? (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Ich frage mich langsam wirklich, was SPÖ und ÖVP da tun. Natürlich haben sie das Recht, sich politisch ihr eigenes Grab zu schaufeln. (Neuerlicher Zwischenruf bei der FPÖ.) Natürlich haben sie das Recht, sich großkoalitionär bei der Hand zu nehmen und zu sagen: Ab jetzt stehen wir wieder dort, wo wir früher gestanden sind, nämlich auf der Seite der Vertuschung und der Behinderung des Parlaments. Aber warum tun sie das? Es hat ja keinen wirklichen politischen Grund dafür gegeben.

Ich sage Ihnen nur eines: Sie von SPÖ und ÖVP können einen Untersuchungsaus­schuss abdrehen; die Aufklärung der Korruptionsaffären kann niemand von Ihnen mehr verhindern. Sie werden aufgeklärt.

Ich erneuere meine Einladung an FPÖ und BZÖ, zu jedem der verhinderten und nicht aufgeklärten vier Beweisthemen eine eigene Sondersitzung abzuhalten und die Verant­wortung einzufordern. Schauen wir uns gemeinsam die Zweidrittelmaterien an, und kämpfen wir darum, dass dieser Untersuchungsausschuss wieder eingesetzt wird!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 73

Wir brauchen parlamentarische Aufklärung, wir brauchen parlamentarische Kontrolle, und einer der erfolgreichsten Ausschüsse dieses Hauses darf auch für Regierungspar­teien kein Argument bleiben, eine parlamentarische Aufklärung abzudrehen.

Abschließend: Vielleicht gibt es einige in SPÖ und ÖVP – wie zum Beispiel den Abge­ordneten Jarolim, der, solange er Fraktionsführer sein durfte, sich auch an der Aufklä­rung in diesem Ausschuss beteiligt hat –, die wissen, dass es so nicht weitergeht und dass dieses Blockieren und Mauern überhaupt keine Zukunft hat. (Präsident Neuge­bauer gibt das Glockenzeichen.)

Vielleicht wissen Sie das, und vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal, ob Sie nicht einem Untersuchungsausschuss und parlamentarischen Untersuchungen eine zweite Chance geben.

Wir sehen uns jedenfalls wieder: Wir werden diese Affären aufklären!

Zur Rechenschaft werden nicht wir Sie ziehen, sondern die Wählerinnen und Wähler! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.40


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Petzner. – Bitte.

 


14.40.24

Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich sehe den heutigen Fristsetzungsantrag in gewisser Art und Weise auch als Bestäti­gung für die Vorgehensweise der Opposition vor wenigen Tagen, die wir hier erlebt ha­ben, und das möchte ich auch den Kritikern dieses Kompromisses, den wir damals ge­schlossen haben, ausrichten.

Dieser Fristsetzungsantrag war ja schon einmal geplant, und es ist der Opposition gelungen, durch einen Kompromiss, den wir eingegangen sind, zumindest ein paar weitere Untersuchungstage im Untersuchungsausschuss zu ermöglichen und die Auf­klärung von Korruption fortzusetzen.

Hätte es diesen Kompromiss seitens der Oppositionsparteien nicht gegeben, dann hät­ten wir die Inseraten-Affäre gar nicht untersuchen können, dann hätten wir auch nicht herausfinden können, und zwar durch die Befragung des Herrn Ministers Berlakovich, dass es ein ganzes, weit verästeltes System der illegalen Parteienfinanzierung von Berlakovich über den ÖVP-Bauernbund in Richtung Österreichische Volkspartei gibt, und dann hätten wir auch die Inseratentätigkeiten des damaligen Verkehrsministers Faymann und seines Kabinettschefs nicht aufklären können, der Gelder von staatsna­hen Betrieben in Höhe von Hunderttausenden Euro verwendet hat, um eigene Partei­propaganda in diversen Boulevard-Medien zu machen. (Abg. Heinzl: Das ist eine Lü­ge!) Und hätte es diesen Kompromiss nicht gegeben, dann hätten wir auch nicht nach­weisen können, und zwar im Rahmen der Staatsbürgerschafts-Untersuchungen, dass es in Österreich eigene Firmen gibt, die einen organisierten Staatsbürgerschaftshandel betreiben, wo Staatsbürgerschaften um 250 000 € und mehr verkauft werden. – All das wäre nicht aufgeklärt worden, hätte es diesen Kompromiss nicht gegeben. Und das zeigt Ihr Fristsetzungsantrag heute!

Ich kann Ihnen auch gleich prophezeien, dass diese Aufklärung mit diesem Fristset­zungsantrag nicht gestoppt werden kann. Die Aufklärungsarbeit, die Aufklärung von Korruption wird weitergehen. Sie können zwar den Ausschuss abdrehen, aber nicht die Aufklärung abdrehen, weil es andere Möglichkeiten gibt, die Aufklärung von Korruption fortzusetzen, und zwar auf anderen Ebenen, etwa im Rahmen von parlamentarischen Anfragen, von Sitzungen, auch von Sachverhaltsdarstellungen, wie sie das BZÖ zum Beispiel heute gegen den Herrn Minister Berlakovich im Zusammenhang mit der Ver­gabe von Ministeriumsgeldern eingebracht hat, wo konkret der Verdacht der Untreue und der illegalen Parteienfinanzierung besteht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 74

Das werden wir weiter fortsetzen! Die einjährige Tätigkeit dieses Untersuchungsaus­schusses hat so viel Wissen, so viele Erkenntnisse gebracht, dass sich die Österrei­cherinnen und Österreicher sicher sein können – und ich glaube, hier für alle Opposi­tionsparteien sprechen zu können –, dass wir weiterhin daran arbeiten werden, dass Korruption in diesem Land bekämpft wird und jene zur Rechenschaft gezogen werden, die Korruption zu verantworten haben, damit dieses Land ein Stückchen sauberer und besser wird, meine Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

Insofern sehe ich diesen Fristsetzungsantrag natürlich überhaupt nicht mit Begeiste­rung, aber doch mit einer gewissen Gelassenheit, weil diesem Fristsetzungsantrag die fast einjährige, höchst erfolgreiche Arbeit des Ausschusses gegenübersteht. Noch nie war ein Untersuchungsausschuss so umfassend in diesem Land, und noch nie hat er so viele konkrete Ergebnisse zutage gefördert, meine Damen und Herren. Da sind sich auch sämtliche Experten und Kommentatoren einig.

Warum er gerade jetzt abgedreht wird, dürfte den Grund darin haben, dass SPÖ und ÖVP wieder einmal ein sogenanntes „Martin Schlaff-Zeugenschutzprogramm“ starten, weil man mit jeder Methode verhindern will, dass der Herr Schlaff vor dem Untersu­chungsausschuss aussagen muss. Er ist jetzt für den 11. Oktober geladen, für den letzten Ausschusstag, aber ich befürchte, dass schon heute ein ganzer Schwarm von Grippeviren im Anflug auf den Herrn Schlaff ist, aber wir werden ja sehen, ob er am 11. Oktober erscheint oder nicht.

Aber Sie können den Herrn Schlaff so viel schützen, wie Sie wollen, wir werden auch die Malversationen des Herrn Schlaff und die Telekom-Ostgeschäfte weiter untersu­chen, und zwar an anderer Stelle. Und wir werden in der Inseraten-Affäre nicht locker­lassen und den Bundeskanzler zur Verantwortung ziehen. Und wir werden auch in der Causa der Staatsbürgerschaften nicht lockerlassen. Das sind die noch offenen Unter­suchungsgegenstände. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Ja, dieser Fristsetzungsantrag ist zu verurteilen! Die Aufklärung von Korruption kann er aber nicht verhindern. Insofern kann ich Ihnen nur sagen, meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP: Freuen Sie sich nicht zu früh! (Beifall beim BZÖ.)

14.45


Präsident Fritz Neugebauer: Es ist niemand mehr zu Wort gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

14.45.50

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Pendl und Amon, dem Untersuchungsausschuss zur Klärung von Korruptionsvorwürfen zur Be­richterstattung eine Frist bis zum 16. Oktober 2012 zu setzen.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Dieses Verlangen ist geschäftsord­nungskonform. Daher gehen wir so vor.

Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordneten­pulte und tragen den Namen des Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Entsprechend der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Fristsetzungsantrag sind, „Ja“-Stimm­zettel, jene, die dagegen sind, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr die Schriftführerin, Frau Abgeordnete Binder-Maier, mit dem Na­mensaufruf zu beginnen; sie wird von der Abgeordneten Anna Franz abgelöst.

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 75

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerinnen Binder-Maier und Franz werfen die Abgeordneten ihren Stimmzettel in die Urne.)

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführerinnen die Stimmenauszählung vornehmen.

Die Sitzung wird zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.

*****

(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 14.51 Uhr unterbrochen und um 14.55 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Abgegebene Stimmen: 157; davon „Ja“-Stimmen 95, „Nein“-Stimmen 62.

Der Fristsetzungsantrag ist somit angenommen.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Amon, Aubauer, Auer Jakob, Auer Josef;

Bartenstein, Bayr, Becher, Binder-Maier, Buchmayr;

Cap, Cortolezis-Schlager, Csörgits;

Donabauer Karl, Durchschlag;

Einwallner, Eßl;

Fazekas, Franz, Fuhrmann, Fürntrath-Moretti;

Gahr, Gartlehner, Gaßner, Gerstl, Gessl-Ranftl, Glaser, Grillitsch;

Haberzettl, Hakel Elisabeth, Hakl Karin, Hammer, Haubner Peter, Hechtl, Heinzl, Hell, Himmelbauer, Höfinger, Höllerer, Hornek, Huainigg;

Ikrath;

Jarolim;

Kaipel, Katzian, Keck, Kirchgatterer, Klikovits, Königsberger-Ludwig, Kopf, Kößl, Krai­ner, Kräuter, Krist, Kuntzl;

Lapp, Lettenbichler, Lipitsch, Lohfeyer, Lueger Angela;

Marek, Mayer Elmar, Mayer Peter, Muchitsch, Muttonen;

Neugebauer Fritz;

Oberhauser, Obernosterer;

Pack, Pendl, Plessl, Prähauser, Prammer, Praßl, Preiner, Prinz;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 76

Rädler Johann, Riepl, Rudas;

Sacher, Schickhofer, Schmuckenschlager, Schönegger Bernd, Schultes, Silhavy, Sin­ger, Spindelberger, Stauber Peter, Steibl Ridi Maria, Steßl-Mühlbacher, Stummvoll;

Tamandl;

Weninger, Windisch, Wittmann Peter, Wurm;

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Belakowitsch-Jenewein, Brosz Dieter, Brunner Christiane, Bucher Josef;

Deimek, Dolinschek, Doppler;

Gartelgruber, Glawischnig-Piesczek, Gradauer, Graf, Grünewald;

Hackl Heinz-Peter, Hagen, Haider, Haubner Ursula, Herbert Werner, Höbart Christian, Hofer, Huber Gerhard, Hübner Johannes;

Jannach, Jury;

Karlsböck, Kaufmann-Bruckberger, Kickl, Kitzmüller, Kogler, Korun, Kunasek;

Lausch, Linder, List;

Mayerhofer, Mühlberghuber;

Petzner, Pilz, Pirklhuber, Podgorschek;

Riemer, Rosenkranz, Rossmann;

Schatz, Scheibner, Schenk, Spadiut, Stefan, Steinhauser, Strache, Strutz;

Themessl;

Unterreiner;

Venier, Vilimsky, Vock;

Walser, Westenthaler, Windbüchler-Souschill, Windholz, Winter;

Zanger, Zinggl.

*****

Einlauf

 


Präsident Fritz Neugebauer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 2080/A(E) bis 2089/A(E) eingebracht wurden.

Ferner sind die Anfragen 12721/J bis 12746/J eingelangt.

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Verlangen im Sinne des § 99 (2) GOG

 


Präsident Fritz Neugebauer: Weiters gebe ich bekannt, dass im Zusammenhang mit dem Selbständigen Antrag 2082/A auf Durchführung eines besonderen Aktes der Ge­barungsüberprüfung durch den Rechnungshof, und zwar betreffend Verein „Schulungs­zentrum Fohnsdorf“, ein Verlangen von 20 Abgeordneten im Sinne des § 99 Abs. 2 der Geschäftsordnung gestellt wurde.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll171. Sitzung / Seite 77

Da die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, ist die Gebarungsüberprüfung auch ohne Beschluss des Nationalrates durchzuführen.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die für Dienstag, den 16. Oktober, 9 Uhr, in Aussicht genommen ist, wird auf schriftlichem Wege einberufen werden.

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Diese Sitzung ist geschlossen.

14.57.01Schluss der Sitzung: 14.57 Uhr

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien