Plenarsitzung
des Nationalrates
181. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
Mittwoch, 2. November 2022
XXVII. Gesetzgebungsperiode
Großer Redoutensaal
Stenographisches Protokoll
181. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXVII. Gesetzgebungsperiode Mittwoch, 2. November 2022
Dauer der Sitzung
Mittwoch, 2. November 2022: 9.03 – 9.07 Uhr
12.01 – 15.32 Uhr
*****
Inhalt
Nationalrat
Mandatsverzicht des Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch ........................ 32
Angelobung des Abgeordneten Thomas Spalt ..................................................... 32
Schweigeminute anlässlich des Terroranschlags in Wien im Jahr 2020 .......... 50
Personalien
Verhinderungen ...................................................................................................... 32
Ordnungsruf ............................................................................................................ 74
Geschäftsbehandlung
Antrag der Abgeordneten Michael
Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen,
dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2733/A
der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein
Bundesgesetz, mit dem die XXVII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates
vorzeitig beendet wird“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG
eine
Frist bis 3. November 2022 zu setzen ................................................................. 38
Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 GOG auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG ............................................................................ 39
Redner:innen:
Michael Schnedlitz ................................................................................................... 149
Dr. Reinhold Lopatka ............................................................................................... 152
Julia Elisabeth Herr .................................................................................................. 156
Mag. Hannes Amesbauer, BA ................................................................................. 158
Sigrid Maurer, BA .................................................................................................... 161
Mag. Gerald Loacker ............................................................................................... 163
Ablehnung des Fristsetzungsantrages ................................................................. 165
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 56/A der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Transparenz innerhalb der Bundesregierung erlassen wird (Bundesregierungs-Transparenz-Gesetz)“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung .... 39, 165
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 58/A der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (Organstreitverfahren Anfragebeantwortungen)“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung ......................... 39, 165
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg
Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur
Berichterstattung über den Antrag 60/A der Abgeordneten
Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein
Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz
geändert wird“,
gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember
2022 zu setzen – Ablehnung ................................................................................................ 39,
165
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg
Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur
Berichterstattung über den Antrag 61/A der Abgeordneten
Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein
Bundesgesetz über den Zugang zu Informationen (Informationsfreiheitsgesetz –
IFG)“,
gemäß § 43 Abs. 1
GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung
................................................................................................ 39,
165
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 743/A der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Sicherung, Aufbewahrung und Nutzung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz) geändert wird“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung ................................................................................. 39, 166
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2133/A(E) der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stärkung der Transparenz, Weiterentwicklung des Parlamentarismus, Liveübertragung der Befragungen von Auskunftspersonen, die im öffentlichen Interesse stehen, in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen; ExpertInnengespräche im Vorfeld einer geplanten Untersuchungsausschussreform“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung .......................................................... 39, 166
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2286/A(E) der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „mehr Transparenz bei Postenbestellungen – verpflichtende öffentliche Hearings der Bewerber*innen für Funktionen, die die Bundesregierung gemäß dem B-VG bestellt“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung .......................................................... 39, 166
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2384/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „die Einführung eines unabhängigen Bundesstaatsanwaltes als Weisungsspitze gegenüber den staatsanwaltlichen Behörden“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung .................................. 39, 166
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2385/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stärkung der Korruptionsbekämpfung durch personelle Aufstockung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen – Ablehnung ......................... 39, 166
Unterbrechung der Sitzung ....................................................................... 39, 49
Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien im Jahr 2020 ................................. 48
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ................................................................................ 33, 40
Ausschüsse
Zuweisungen ........................................................................................................... 33
Dringlicher Antrag
der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ÖVP-Korruption beenden statt aussitzen – Sofortmaßnahmen zur Stärkung von Transparenz, Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg“ (2895/A)(E) ............................................................................... 40
Begründung: Mag. Jörg Leichtfried ....................................................................... 50
Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc ..................................................................... 58
Debatte:
Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ............................................................................. 67
Dr. Christian Stocker ............................................................................................... 69
Mag. Jörg Leichtfried (tatsächliche Berichtigung) ............................................... 74
Herbert Kickl ............................................................................................................ 75
Sigrid Maurer, BA .................................................................................................... 80
Dr. Nikolaus Scherak, MA (tatsächliche Berichtigung) ........................................ 84
Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES .......................................................................... 85
Mag. Selma Yildirim ................................................................................................. 88
Mag. Michaela Steinacker ....................................................................................... 91
Christian Hafenecker, MA ....................................................................................... 94
Mag. Agnes Sirkka Prammer ................................................................................... 104
Dr. Nikolaus Scherak, MA ....................................................................................... 107
Andreas Kollross ...................................................................................................... 111
Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................ 113
Dr. Susanne Fürst .................................................................................................... 116
Mag. Meri Disoski .................................................................................................... 125
Dr. Stephanie Krisper .............................................................................................. 129
Katharina Kucharowits ........................................................................................... 132
Peter Weidinger ....................................................................................................... 134
Lukas Hammer ......................................................................................................... 137
Dr. Johannes Margreiter ......................................................................................... 140
Kai Jan Krainer ......................................................................................................... 144
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschärfung des Korruptionsrechts bei Amtsdelikten für Spitzenpolitiker*innen“ – Ablehnung ..................... 89, 147
Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zur Legalisierung verdeckter Parteienfinanzierung und parteipolitisch motivierten Postenbesetzungen – Ablehnung ............................................................................... 98, 148
Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung ................................................................................ 120, 148
Entschließungsantrag der
Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und
Kollegen betreffend „Korruptionsbekämpfung“ –
Ablehnung .............................................................................................. 143,
148
Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 2895/A(E) ................. 147
Eingebracht wurden
Regierungsvorlagen ............................................................................................... 34
1752: Fachstelle-Normungsbeteiligung-Gesetz – FNBG
1757: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz
über die Beaufsichtigung von Wertpapierfirmen (Wertpapierfirmengesetz –
WPFG) erlassen
wird und das Alternative Investmentfonds Manager-Gesetz, das Bankwesengesetz,
das Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz,
das Finanzkonglomerategesetz, das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz, das
Investmentfondsgesetz 2011, das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz und
das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden
1758: Erklärung der Republik Österreich über die Annahme des Beitritts des Plurinationalen Staats Bolivien und des Beitritts Jamaikas zum Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung
1770: Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird
1771: Bundesgesetz, mit dem das Zivildienstgesetz 1986 geändert wird
1772: Wehrrechtsänderungsgesetz 2023 – WRÄG 2023
Berichte ................................................................................................................... 34
Vorlage 106 BA: Bericht zur Wirkungsorientierung 2021 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 7 Abs. 5 Wirkungscontrollingverordnung; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Vorlage 107 BA: Bericht gemäß
§ 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Genehmigung von
Mittelverwendungsüberschreitungen und gemäß § 60 Abs. 3
BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 3. Quartal
2022; BM f. Finanzen
Vorlage 108 BA: Bericht über die
Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis September 2022, COVID-19
Berichterstattung gemäß § 3
Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und
§ 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz sowie Monitoring von
Verschuldung und Investitionstätigkeit der Gemeinden, aufgrund der
Entschließung des Nationalrates vom 20. Jänner 2021, 133/E
XXVII. GP; BM f. Finanzen
Vorlage 109 BA: Bericht gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Europäischen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im 3. Quartal 2022; BM f. Finanzen
Vorlage 110 BA: Bericht gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz über die im 3. Quartal 2022 ergriffenen Maßnahmen; BM f. Finanzen
Vorlage 111 BA: Beteiligungsbericht 2023 gemäß § 42 Abs. 5 BHG 2013; BM f. Finanzen
III-766: Bericht betreffend Kooperationen des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen und Organisationen – Reihe BUND 2022/28; Rechnungshof
III-767: Bericht betreffend Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds – PRIKRAF – Reihe BUND 2022/29; Rechnungshof
III-775: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für September 2022; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
III-776: Bericht betreffend Förderungen für den Fernwärme- und Fernkälteleitungsbau – Reihe BUND 2022/30; Rechnungshof
III-777: Bericht des Qualitätssicherungsrats für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (Berichtszeitraum 2021); BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung
III-778: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
III-779: Bericht nach § 3 Abs. 5
des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022;
BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung
III-780: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis September 2022; BM f. Arbeit und Wirtschaft
III-781: Bericht betreffend COFAG und Zuschüsse an Unternehmen – Reihe BUND 2022/31; Rechnungshof
III-782: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022; BM f. Justiz
III-784: Bericht gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik (Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz – AMPFG) für Jänner 2020 bis September 2022; BM f. Arbeit und Wirtschaft
III-785: Gleichbehandlungsbericht für die Privatwirtschaft 2020 und 2021; BM f. Frauen, Familie, Integration und Medien
III-786: Bericht nach § 3 Abs. 5
des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines
Härtefallfonds für September 2022;
BM f. Arbeit und Wirtschaft
III-787: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022; Bundeskanzler
III-788: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022 – Unter-gliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-789: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022 – Untergliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-790: Bericht nach § 3 Abs. 5
des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022 – Untergliederung 34
Innovation und Technologie (Forschung);
BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-791: Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für September 2022; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Anträge der Abgeordneten
Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend ÖVP-Korruption beenden statt aussitzen – Sofortmaßnahmen zur Stärkung von Transparenz, Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg (2895/A)(E)
Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die XXVII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates vorzeitig beendet wird (2896/A)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die XXVII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates vorzeitig beendet wird (2897/A)
Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortiger Stopp der Sanktionen gegen russische Sportler (2898/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Verkaufsfrist von Eiern“ bis zum 31. März 2023 (2899/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Verkaufsfrist von Eiern“ bis zum 31. März 2023 (2900/A)(E)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Energiepreisbremse für Menschen mit Behinderungen und besonderen Bedürfnissen jetzt! (2901/A)(E)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Energiepreisbremse für Menschen mit Behinderungen und besonderen Bedürfnissen jetzt! (2902/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich (2903/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich (2904/A)(E)
Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz zur Abwahl des Nationalratspräsidenten, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG), BGBl. Nr. 1/1930 idF BGBl. I Nr. 194/1999, zuletzt geändert mit BGBl. I Nr. 141/2022, geändert wird (2905/A)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Förderung der Übergangspflege (2906/A)(E)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Förderung der Übergangspflege (2907/A)(E)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kennzeichnung von Honig (2908/A)(E)
Anfragen der Abgeordneten
Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Kärnten (12676/J)
Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler
betreffend Mitten in der Teuerung: neuerliche Personalkostenexplosion im Bundeskanzleramt
um weitere 3,15 Millionen Euro pro Jahr (12677/J)
Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ist der Bundeskanzler fotoscheu? (12678/J)
Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Der Bundeskanzler als Herausgeber des Bundesgesetzblattes – legistische Korrekturen bzw. Interpretationen von offensichtlich fehlerbehafteten Gesetzesbeschlüssen des Nationalrates im Rechtsinformationssystems des Bundes (RIS) (12679/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Qualität in der
24-Stunden-Betreuung (12680/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend den Sommerministerrat 2022 (12681/J)
Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Zahlen, Daten und Fakten zur Betriebsaufgabe/ -übergabe (12682/J)
Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Zahlen, Daten und Fakten zur Betriebsaufgabe/ -übergabe (12683/J)
Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Ärzt*innenmangel und medizinische Versorgungssicherheit in der Steiermark“ (12684/J)
Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Ärzt*innenmangel und medizinische Versorgungssicherheit in der Steiermark“ (12685/J)
Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Preisregulierung für Heizpellets (12686/J)
Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Preisregulierung für Heizpellets (12687/J)
Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Preisregulierung für Heizpellets (12688/J)
Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Autobahnauffahrt Hart bei Graz (12689/J)
Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Bedrohung der Medienfreiheit durch heimische Exekutive?“ (12690/J)
Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Wer verdient beim Klimabonus auf Kosten der Österreicher*innen mit? (12691/J)
Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Wer verdient beim Klimabonus auf Kosten der Österreicher*innen mit? (12692/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Energiekostenzuschuss: Kosten & Abwicklungsstand (12693/J)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Masterplan Rohstoffe 2030“ (12694/J)
Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft betreffend Folgeanfrage 10568/AB:
Kocher-Ministerium
immer noch ohne Innenrevision! (12695/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: E-Scooter-Verleiher Superpedestrian („LINK“) gibt Unterlassungserklärung ab (12696/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: Landesgericht für Zivilrechtssachen bestätigt Strafe gegen T-Mobile (12697/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: Datenerfassung für Direktwerbung bei FlixBus unzulässig (12698/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: Vernetzte Autos – OGH erklärt Datenschutzklauseln von AVIS für unzulässig (12699/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Mindestsicherung/Sozialhilfe, AMS-Schulungsteilnehmer und Aufstockungsmodus Ausländer (12700/J)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz betreffend Streichung der
Zahnarzt-Kassenplanstelle in Gurk (12701/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bezeichnung von Honig als „hergestellt in Österreich“ (12702/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Bundespräsidentschaftswahl 2022: Falsche Wahlzeiten und verlorene Briefwahlstimmen (12703/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Klinik Floridsdorf – Skandal in der rot-pink regierten Bundeshauptstadt Wien (12704/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend mRNA und
Lipid-Nanopartikel in der Muttermilch von Geimpften nachgewiesen (12705/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Absonderung und FFP2-Maske für Volkschulkinder
wegen Affenpocken (12706/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Schulleitung ignorierte Elternbeschwerden wegen vermuteten Missbrauchs (12707/J)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend RTR Studien (12708/J)
Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Einsatz stiller SMS, IMSI Catchern und anderer digitaler Fahndungsmethoden (12709/J)
Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Einsatz stiller SMS, IMSI Catchern und anderer digitaler Fahndungsmethoden (12710/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Euro-Bargeld 360 Grad (12711/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tierheime sind voll (12712/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Illegaler Welpenhandel florierte in Pandemie (12713/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verbot des Entfernens oder Kürzens der Vibrissen für Tierfrisöre (12714/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten der Bundesheereinsätze während der WEF-Treffen in Davos (12715/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der Bundesheereinsätze während der WEF-Treffen in Davos (12716/J)
Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend Löschung
eines Urteils aus dem Rechtsinformationssystems des
Bundes (12717/J)
Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Löschung eines Urteils aus dem Rechtsinformationssystems des Bundes (12718/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Status der Novellierung des Militärbefugnisgesetzes (12719/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Wahlfreiheit statt Routerzwang: Was machen der Digitalisierungsminister und sein Staatssekretär dazu? (12720/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Teilnahme an einer europäischen Raketenabwehr (12721/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12722/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12723/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12724/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12725/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz betreffend Kosten für Pressekonferenzen und
Medientermine (12726/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Arbeit und
Wirtschaft betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12727/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12728/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12729/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12730/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für EU und Verfassung betreffend Kosten für Pressekonferenzen und
Medientermine (12731/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend Kosten für Pressekonferenzen und
Medientermine (12732/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12733/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12734/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Kosten für Pressekonferenzen und Medientermine (12735/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (10/2022) (12736/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend § 5a Abs. 1 Bundespräsidentenwahlgesetz (12737/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage 2 Angekündigte Reformen im Glückspielwesen: Stand der Umsetzung (12738/J)
Maximilian Köllner, MA,
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister
für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend einer
österreichweiten Strategie für mehr legale Mountainbike-Strecken
(12739/J)
Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Mehrjahresförderungen Kultur (12740/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzung EU-Trinkwasserrichtlinie (12741/J)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin
für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und
Technologie betreffend österreichische KI-Strategie (12742/J)
David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend NS-Wiederbetätigung und unzureichende Disziplinarstrafen im österreichischen Bundesheer (12743/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Aufträge an
IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12744/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12745/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend
Aufträge
an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12746/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend
Aufträge an IFDD, OGM
und Lazarsfeld-Gesellschaft (12747/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12748/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12749/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12750/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12751/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Finanzen betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft
(12752/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12753/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Arbeit und Wirtschaft betreffend
Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12754/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12755/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für EU
und Verfassung betreffend Aufträge an IFDD, OGM und
Lazarsfeld-Gesellschaft (12756/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Aufträge an IFDD, OGM und Lazarsfeld-Gesellschaft (12757/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vermeintliche Nichtauffindbarkeit von Thomas Schmid (12758/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Vermeintliche Nichtauffindbarkeit von Thomas Schmid (12759/J)
Mag.
Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend Wann folgen auf Beratungen gegen illegale Migration
auch Ergebnisse? (12760/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Zeltlager für illegale Einwanderer – Migrationschaos eskaliert! (12761/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeibewerber im Jahr 2022 (12762/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aufgriffe illegaler Fremder 2022 (12763/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz betreffend Bonus für Verschreibung von Paxlovid
(12764/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Evaluation der Rechtsgrundlagen der Pandemiepolitik (12765/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Fehlerhafte
Gurgeltests (12766/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strafverfahren gegen BMF-Kabinettschef Niedrist (12767/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rechtswidrige Abschiebungen von Kindern (12768/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aktuelle Daten über die Belegung der österreichischen Justizanstalten und die durchschnittlichen Kosten (12769/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Externe Behandlung bei Therapien und Krankenhausaufenthalt von Häftlingen (12770/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der medizinischen Versorgung im Strafvollzug (12771/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin
für
Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12772/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin
für EU und Verfassung betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022
(12773/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister
für Bildung, Wissenschaft
und Forschung betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr
2022 (12774/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12775/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12776/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin
für Landesverteidigung betreffend
erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12777/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12778/J)
Dr.
Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Klimaschutz, Umwelt,
Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend
Dienstleistungen 1. Halbjahr 2022 (12779/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin
für Justiz betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022
(12780/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12781/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12782/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr 2022 (12783/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft betreffend erbrachten Dienstleistungen im 1. Halbjahr
2022 (12784/J)
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Dienstleistungen 1. Halbjahr 2022 (12785/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für
EU und Verfassung betreffend
Asylkrise? Nein, wir haben ein Managementproblem! (12786/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Asylkrise? Nein, wir haben ein Managementproblem! (12787/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylkrise? Nein, wir haben ein Managementproblem! (12788/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Bahnverbindung Prag-Budweis-Linz (12789/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung – Ein Jahr interministerielle Koordinierungsstelle. Status quo? (12790/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Richtlinien für den Fall des Auftretens der afrikanischen Schweinepest in Österreich (12791/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung (12792/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung (12793/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Maßnahmen zur psychosozialen Unterstützung von Landwirt_Innen (12794/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung (12795/J)
Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend faire Verträge für Künstler*innen (12796/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung (12797/J)
Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wieso ignorierte die Polizei Hinweise auf eine akute Gefährdung? (12798/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Ausweisplattform: Zahlen, Kosten und Zeitplan für den Ausbau (12799/J)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Reform der Reform der Lehrpläne (12800/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beraterverträge des BMSGPK (12801/J)
Anfragebeantwortungen
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Andreas Hanger, Kolleginnen und Kollegen (11717/AB zu 12029/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (11718/AB zu 12028/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11719/AB zu 12033/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (11720/AB zu 12034/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (11721/AB zu 12032/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11722/AB zu 12035/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (11723/AB zu 12040/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (11724/AB zu 12043/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11725/AB zu 12039/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11726/AB zu 12092/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (11727/AB zu 12037/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit,
Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage
der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und
Kollegen (11728/AB zu 12046/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (11729/AB zu 12036/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (11730/AB zu 12038/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11731/AB zu 12041/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11732/AB zu 12049/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11733/AB zu 12057/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11734/AB zu 12048/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11735/AB zu 12042/J)
der Bundesministerin für
Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation
und Technologie auf die Anfrage
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen
(11736/AB zu 12058/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (11737/AB zu 12044/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (11738/AB zu 12047/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (11739/AB zu 12045/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11740/AB zu 12056/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (11741/AB zu 12050/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11742/AB zu 12051/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen (11743/AB zu 12055/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11744/AB zu 12060/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (11745/AB zu 12064/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen (11746/AB zu 12054/J)
des Bundesministers für
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen
und Kollegen (11747/AB zu 12075/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (11748/AB zu 12071/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (11749/AB zu 12063/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (11750/AB zu 12065/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (11751/AB zu 12362/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz,
Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation
und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen
und Kollegen (11752/AB zu 12344/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (11753/AB zu 12067/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (11754/AB zu 12068/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (11755/AB zu 12072/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (11756/AB zu 12069/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (11757/AB zu 12076/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (11758/AB zu 12073/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (11759/AB zu 12078/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (11760/AB zu 12258/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (11761/AB zu 12133/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (11762/AB zu 12295/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen (11763/AB zu 12397/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (11764/AB zu 12074/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (11765/AB zu 12061/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (11766/AB zu 12070/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (11767/AB zu 12077/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (11768/AB zu 12066/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (11769/AB zu 12177/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (11770/AB zu 12251/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (11771/AB zu 12166/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (11772/AB zu 12304/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11773/AB zu 12062/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11774/AB zu 12079/J)
*****
des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (52/ABPR zu 54/JPR)
Beginn der Sitzung: 9.03 Uhr
Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, ich darf Sie recht herzlich begrüßen und die 181. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 der Geschäftsordnung einberufen wurde, für eröffnet erklären.
Das Amtliche Protokoll der 178. Sitzung vom 12. Oktober 2022 sowie die Amtlichen Protokolle der 179. und der 180. Sitzung vom 13. Oktober sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Mag. Ernst Gödl, Rebecca Kirchbaumer, Dr. Gudrun Kugler, Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA, Maximilian Lercher, Mag. Verena Nussbaum, Petra Tanzler, Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Mag. Dr. Martin Graf, MMMag. Dr. Axel Kassegger, Ing. Mag. Volker Reifenberger, Christian Ries, Mag. Faika El-Nagashi und Barbara Neßler.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch auf sein Mandat verzichtet hat und an seiner Stelle Herr Thomas Spalt in den Nationalrat berufen wurde.
Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Haus anwesend ist, werde ich sogleich seine Angelobung vornehmen.
Nach der Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird der Abgeordnete seine Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.
Ich darf den Schriftführer, Herrn Abgeordneten Schallmeiner, um die Verlesung der Gelöbnisformel bitten.
Schriftführer Ralph Schallmeiner: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“
*****
(Abg. Thomas Spalt leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich danke, Herr Abgeordneter, wünsche Ihnen viel Erfolg und darf Sie recht herzlich in unserer Mitte begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, folgende Mitteilung gemacht:
Bundesministerin für EU und Verfassung Mag. Karoline Edtstadler wir durch den Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner vertreten.
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen: 12676/J bis 12801/J
2. Anfragebeantwortungen: 11717/AB bis 11774/AB
Anfragebeantwortung (Präsident des Nationalrates):
3. Regierungsvorlagen:
Fachstelle-Normungsbeteiligung-Gesetz – FNBG (1752 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Beaufsichtigung von Wertpapierfirmen (Wertpapierfirmengesetz – WPFG) erlassen wird und das Alternative Investmentfonds Manager-Gesetz, das Bankwesengesetz, das Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz, das Finanzkonglomerategesetz, das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz, das Investmentfondsgesetz 2011, das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz und das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden (1757 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird (1770 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem das Zivildienstgesetz 1986 geändert wird (1771 d.B.)
Wehrrechtsänderungsgesetz 2023 – WRÄG 2023 (1772 d.B.)
B. Zuweisungen:
1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:
Budgetausschuss:
Bericht zur Wirkungsorientierung 2021 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 7 Abs. 5 Wirkungscontrollingverordnung, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (Vorlage 106 BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen
gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Genehmigung von Mittelverwendungsüberschreitungen und
gemäß § 60 Abs. 3
BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 3. Quartal 2022 (Vorlage 107 BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis September 2022, COVID-19 Berichterstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz sowie Monitoring von Verschuldung und Investitionstätigkeit der Gemeinden, aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 20. Jänner 2021, 133/E XXVII. GP (Vorlage 108 BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Europäischen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im 3. Quartal 2022 (Vorlage 109 BA)
Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz über die im 3. Quartal 2022 ergriffenen Maßnahmen (Vorlage 110 BA)
Beteiligungsbericht 2023 gemäß § 42 Abs. 5 BHG 2013, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 111 BA)
2. Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Justizausschuss:
Erklärung der Republik Österreich über die Annahme des Beitritts des Plurinationalen Staats Bolivien und des Beitritts Jamaikas zum Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung (1758 d.B.)
Rechnungshofausschuss:
Bericht des Rechnungshofes betreffend Kooperationen
des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen und
Organisationen – Reihe BUND 2022/28
(III-766 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds – PRIKRAF – Reihe BUND 2022/29 (III-767 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend Förderungen für den Fernwärme- und Fernkälteleitungsbau – Reihe BUND 2022/30 (III-776 d.B.)
Bericht des Rechnungshofes betreffend COFAG und Zuschüsse an Unternehmen – Reihe BUND 2022/31 (III-781 d.B.)
b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Ausschuss für Arbeit und Soziales:
Bericht
nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis September
2022, vorgelegt
vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-780 d.B.)
Bericht
gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die
Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik
(Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz – AMPFG) für
Jänner 2020 bis September 2022,
vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und
Wirtschaft (III-784 d.B.)
Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-790 d.B.)
Gleichbehandlungsausschuss:
Gleichbehandlungsbericht für die Privatwirtschaft 2020 und 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien (III-785 d.B.)
Justizausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III-782 d.B.)
Kulturausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-778 d.B.)
Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:
Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für September 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (III-791 d.B.)
Sportausschuss:
Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für September 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-775 d.B.)
Umweltausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes
über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September
2022 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt,
Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-788 d.B.)
Unterrichtsausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-779 d.B.)
Verfassungsausschuss:
Bericht
nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds
für September 2022, vorgelegt vom Bundeskanzler
(III-787 d.B.)
Verkehrsausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2022 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-789 d.B.)
Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:
Bericht nach § 3 Abs. 5
des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds
und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds
für September 2022, vorgelegt vom Bundesminister für
Arbeit und Wirtschaft (III-786 d.B.)
Wissenschaftsausschuss:
Bericht des Qualitätssicherungsrats für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (Berichtszeitraum 2021), vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-777 d.B.)
*****
Ankündigung eines Dringlichen Antrages
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Die
sozialdemokratische Parlamentsfraktion
hat gemäß § 74a
Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, den
Selbständigen Antrag 2895/A(E) der Abgeordneten Mag. Jörg
Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ÖVP-Korruption
beenden statt aussitzen – Sofortmaßnahmen zur Stärkung
von Transparenz,
Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg“ dringlich
zu behandeln.
Fristsetzungsanträge
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Weiters teile ich mit, dass die Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen beantragt haben, dem
Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2733/A eine Frist bis zum 3. November zu setzen.
Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristsetzungsantrag in der heutigen Sitzung durchzuführen.
Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrages verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden. Die Abstimmung über den Fristsetzungsantrag erfolgt nach Schluss der Debatte.
Weiters darf ich mitteilen, dass Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried beantragt hat, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über die Anträge 56/A, 58/A, 60/A, 61/A, 743/A(E), 2133/A(E) und 2286/A(E) jeweils eine Frist bis zum 12. Dezember zu setzen.
Weiters teile ich mit, dass Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried beantragt hat, dem Justizausschuss zur Berichterstattung die Anträge 2384/A(E) und 2385/A(E) jeweils eine Frist bis zum 12. Dezember 2022 zu setzen.
Die gegenständlichen Anträge werden gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht.
*****
Der Aufruf des Dringlichen Antrages wird um 12 Uhr erfolgen.
*****
Ich darf bekannt geben, dass diese Sitzung von ORF 2 von 12 Uhr bis 13 Uhr, von ORF III von 13 Uhr bis 17 Uhr und anschließend in der TVthek übertragen wird.
Ich darf die Sitzung bis 12 Uhr unterbrechen.
(Die Sitzung wird um 9.07 Uhr unterbrochen und um 12.01 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf die unterbrochene Sitzung wieder aufnehmen.
Ich darf die Damen und Herren auf der Galerie, die Damen und Herren der Journalistik und jene zu Hause vor den Fernsehgeräten recht herzlich begrüßen. Auch darf ich den Herrn Bundeskanzler, den Herrn Vizekanzler und Teile der Regierung recht herzlich bei uns begrüßen.
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, folgende Mitteilung gemacht:
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc wird durch Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher vertreten.
der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ÖVP-Korruption beenden statt aussitzen – Sofortmaßnahmen zur Stärkung von Transparenz, Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg“ (2895/A)(E)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 2895/A(E).
Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführung.
Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:
„So sind wir nicht! So ist Österreich einfach nicht!“, lauteten die Worte des Bundespräsidenten nach IBIZA 2019. Nach fünf Jahren ÖVP-Kanzlerschaft sagt der Bundespräsident „Das, was in den letzten Tagen zum Korruptionsthema wieder öffentlich wurde (…) ist ein massiver Schaden, der an die Substanz unserer Demokratie geht. Wir brauchen eine Generalsanierung!“
Die Kaskade an ÖVP-Korruptionsereignissen erschüttert das Vertrauen in die Demokratie. Demokratie kann nur funktionieren, meinte Bundespräsident Van der Bellen, wenn Menschen darauf vertrauen können, dass die regierenden Personen integer handeln und dass die politisch Verantwortlichen mit dem ihnen geliehenen Vertrauen sorgsam umgehen. Daher kann der Theorie der ÖVP niemals gefolgt werden, wonach die rote Linie des politischen Handelns erst beim Strafrecht beginne. Die Politik muss für sich höhere Ansprüche definieren, um das Vertrauen wiederherzustellen.
Insgesamt ist Österreich schon zu lange mit einer Bundesregierung konfrontiert, die die Krisen durch das Land, statt das Land durch die Krisen führt. Vom Corona-Missmanagement bis zur aktuellen Teuerung zeigt sich: ÖVP und Grüne sind nicht in der Lage, diese Krisen zu bewältigen.
Der gesamte Pandemiezeitraum war eine reine Pannen-, Pech- und Pleitenshow der Regierung. Österreich hat pro Kopf in Europa zwar am meisten Geld zur Krisen“bewältigung“ ausgegeben, aber nur drei Länder sind schlechter als Österreich durch die Krise gekommen. Drei Jahre nach Pandemiebeginn und zahlreiche Krisen später, gibt es bis heute immer noch kein Krisensicherheitsgesetz – trotz ebenfalls drei Jahre alter Ankündigungen.
Auch bei der Bekämpfung der Teuerung versagt die Bundesregierung. Ständig hinkt sie hinterher. Bereits seit Ende letzten Jahres wurde von Seiten der SPÖ vor der Rekordteuerung gewarnt und gefordert preissenkende Maßnahmen zu setzen. Kanzler und Vizekanzler haben das stattdessen als „Hysterie“ abgetan bzw. zu Psychopharmaka geraten.
Die Inflation ist mit 11% auf dem höchsten Niveau seit 70 Jahren und dennoch gibt es in Österreich noch keinen Gaspreisdeckel (auch auf europäischer Ebene nicht). Statt Preise nachhaltig zu senken, verschärft die Bundesregierung mit der Einführung der CO2-Steuer die Teuerung weiter. Allein durch die CO2-Steuer wird sich die Inflation 2023 um einen weiteren Prozentpunkt erhöhen.
Von einer Abschöpfung der Übergewinne von Konzernen, die zu den Krisengewinnern zählen fehlt weiterhin jede Spur. Genauso wie von einem Klimaschutzgesetz und dem Energieeffizienzgesetz.
Dasselbe Bild zeigt sich beim nahezu inexistenten Vorgehen gegen Korruption sowie deren Prävention. Seit Jahren liegen Vorschläge der Opposition am Tisch, Österreich transparenter zu machen sowie die völlig veraltete Amtsverschwiegenheit abzuschaffen und durch den Grundsatz der Informationsfreiheit zu ersetzen. All diese Bemühungen scheitern immer an einer Partei – nämlich an der ÖVP. Es verwundert daher nicht, dass auch in unabhängigen internationalen Rankings, wie dem Demokratieindex, dem Rechtsstaatlichkeitsindex und dem Pressefreiheitsindex, Österreich Jahr für Jahr weiter abrutscht und inzwischen nicht mehr als liberale Demokratie eingestuft wird, sondern zur Wahldemokratie herabgestuft wurde. Also auf eine Form der Demokratie, in der Bürgerinnen und Bürger von aktiver Politikteilnahme mit Ausnahme von Wahlen ausgeschlossen werden.
Diese Einschätzung täuscht nicht: Massive Angriffe von Mitgliedern der Bundesregierung auf die Justiz und ihre Unabhängigkeit haben dem österreichischen Rechtsstaat geschadet. Transparenz, die für eine aktive Korruptionsbekämpfung notwendig ist, wird verweigert, die Amtsverschwiegenheit – ein österreichisches Relikt – aufrechterhalten, die Informationsfreiheit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Medien verweigert. Selbst eine Nachschärfung der Korruptionstatbestände ist nicht umgesetzt, sondern im Korruptionssumpf versenkt worden.
Das ganze Ausmaß der ÖVP-Skandale gerät angesichts der ständigen neuen Enthüllungen und Vorwürfe oft aus dem Blick. Zur Erinnerung: Mittlerweile wird
neben dem ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz auch gegen fünf ehemalige ÖVP-Finanzminister, drei weitere von der ÖVP nominierte Ex-Minister*innen, den Präsidenten des Nationalrates, mehrere ÖVP-Abgeordnete (darunter der Klubobmann), diverse der ÖVP zuzurechnende hochrangige Beamt*innen und die ÖVP-Gönner Wolf und Benko sowie eine Vielzahl ihrer jeweiligen Mitarbeiter*innen u.a. wegen Bestechlichkeit, Amtsmissbrauch und Untreue ermittelt.
Damit aber noch nicht genug, treffen die Vorwürfe die ÖVP auch in den Ländern: der Vorarlberger Landeshauptmann und zwei ÖVP-Landesräte sowie ein nicht-amtsführender Wiener Stadtrat der ÖVP sind ebenfalls im Fokus der Staatsanwaltschaft. Und laufend werden es mehr. Da passt es, dass die ÖVP als Ganzes als beschuldigter Verband geführt wir
d.
Manche Zeitungskommentatoren
sprechen bereits davon, dass die ÖVP von „endemischer
Korruption“ (fortwährend gehäuft auftretende Korruption)
betroffen sei. Während Bundeskanzler Nehammer noch darauf besteht, dass
die ÖVP kein Korruptionsproblem
habe, zeigt sich, dass die ÖVP selbst das Korruptionsproblem Österreichs
ist. Wenn Bundeskanzler Nehammer „volle Aufklärung“ fordert,
aber damit die Justiz meint, während er
es selbst ist, der genau deren Arbeit behindert,
dann will Bundeskanzler Nehammer in Wahrheit nur eines: Aussitzen und
an der Macht bleiben.
Es scheint, als wäre der ständige Abtausch („Sie kennen
das Gschäft, fürs Inserat gibt‘s a
Gegengschäft“ - © Sobotka) anstelle der Politik das wahre
Geschäftsmodell
der ÖVP geworden. Schon lange ist nicht mehr erkennbar, für welche
inhaltliche Vorstellung die ÖVP überhaupt noch steht.
Machterhalt scheint ihre einzige Triebfeder zu sein.
Ob der erforderliche Neubeginn für die Republik mit dieser Regierung
möglich ist, muss daher bezweifelt werden. Neuwahlen
wären eindeutig der bessere Weg, um die drängenden Probleme
– die es neben der Korruption leider zuhauf gibt – endlich
anzupacken.
In der Zwischenzeit nutzt
die ÖVP jedoch weiter ihre Macht aus, um die Ermittlungen zu behindern. Einen vorläufigen
Höhepunkt erreichte die Verdunkelungspolitik der
ÖVP, als sich das Bundeskanzleramt im Herbst verweigerte, eine
Sicherstellungsanordnung der WKStA zu befolgen. Diese verlangte vom Bundeskanzleramt
die Herausgabe umfangreicher Daten von Mitarbeiter*innen der Abteilung für
Öffentlichkeitsarbeit sowie des Kabinetts.
Hintergrund war, dass
Beschuldigte wie etwa Gerald Fleischmann offenbar vor einer Hausdurchsuchung
gewarnt wurden und daher alle ihre E-Mails und Dateien
zuvor erfolgreich gelöscht hatten. Fleischmann hat sogar sein neuwertiges
Handy tauschen lassen, was das Kanzleramt später als Routinevorgang
darstellen wollte. Für die Korruptionsermittler besonders
empörend: Bundeskanzler Nehammer kommt Beschuldigtenstatus zu, da er
Obmann der als ganze Partei beschuldigten ÖVP ist. Er muss sich
somit nicht selbst belasten. Anstatt jedoch seinen Beitrag zu leisten,
setzt er enorme Summen an Steuergeld ein, um zu verhindern, dass die WKStA
an die von ihnen gesuchten Akten kommt.
Die ÖVP hat also immer noch nichts gelernt: In der Zwischenzeit versuchen ihre Vertreter*innen im ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss sogar, Thomas Schmid unter Wahrheitspflicht zu entlocken, wo er sie noch belasten könnte, bevor er
dies bei der Staatsanwaltschaft tut. Sie wollen die Ermittlungen der WKStA offenbar aktiv behindern.
Echte und glaubwürdige Lösungen für die Zukunft vermisst man derweil gleichermaßen schmerzvoll: Zwar wurde der ÖVP die Reform des Parteiengesetzes abgerungen. Dies jedoch erst nach massivem Protest und dem zwischenzeitlichen Versuch, Mechanismen zur ÖVP-Parteienfinanzierung still und heimlich zu legalisieren. Weitere Konsequenzen sucht man vergeblich: Die Verschärfung des Korruptionsstrafrechts, und ein Informationsfreiheitsgesetz, sowie die Einsetzung eines unabhängigen Bundesstaatsanwalts lassen auf sich warten. Postenbesetzungen werden weiterhin unabhängig von Qualifikation politisch gesteuert. Alles so, als wäre nichts gewesen. Die mangelnde Einsichtsfähigkeit der ÖVP zeigt sich am jüngsten Beispiel der längst überfälligen Besetzung der Generaldirektion der Bundeswettbewerbsbehörde. Ein männlicher Vertrauter von EX-ÖVP-Bundeskanzler Schüssel soll der vielseits gelobten und unbestritten fachlich geeigneten weiblichen Interimschefin der Wettbewerbsbehörde vorgezogen werden.
Mit dem Geständnis von
Thomas Schmid wurde nun klar, dass die Vorwürfe niemals nur ein Konstrukt
eines „linken Netzwerks in der Justiz“ oder ähnlich lautender
Verleumdungen waren, die die ÖVP aufgestellt und verbreitet hat. Mit
nunmehr zwei geständigen Mittätern und dem unbedingten Anerkenntnis,
dass die Vorwürfe
der WKStA gegen die ÖVP den Tatsachen entsprechen, flüchtet sich die
ÖVP in eine Parallelwelt, die losgelöst von den Tatsachen zu
existieren scheint.
Das gesamte Ausmaß der ÖVP-Korruption lässt sich gleichzeitig weiterhin nur erahnen. Die ÖVP hat den Missbrauch des Staatsapparates zu eigenen parteipolitischen Zwecken in einem Ausmaß perfektioniert, das selbst viel gewohnte Kommentatoren sprachlos zurücklässt. Die Methoden, die Thomas Schmid gleich zu Beginn seines Geständnisses beschreibt, werden nicht auf das Finanzministerium beschränkt geblieben sein:
Der Griff in die Steuerkasse scheint der ÖVP so selbstverständlich wie der Sonnenuntergang: Neben dem oberösterreichischen Seniorenbund griffen v.a. die Tiroler Jungbauern tief in die Fördertöpfe. Auf Einsicht wartet man da wie dort vergeblich. Die ÖVP bleibt offenbar der Ansicht, ihr gehöre der Staat.
Der Bundespräsident
ermahnte die Regierung zuletzt: „Wir brauchen eine Generalsanierung, eine
Sanierung der Substanz.“ Die Regierung glaubt aber immer noch, mit ein
paar Farbtupfern auszukommen. Sie sollte die Sanierung daher
besser anderen überlassen. Denn: So darf Politik einfach nicht sein. Da
die Bundesregierung in den letzten
Jahren vom Corona Missmanagement bis zum erfolglosen
Kampf gegen die Teuerung ausreichend gezeigt hat, dass sie den aktuellen
Herausforderungen nicht gewachsen ist,
sind selbst in volatilen Zeiten Neuwahlen der einzige richtige
Weg.
Um umgehend erste Maßnahmen für mehr Transparenz, Aufklärung und Anstand zu setzen, stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler, wird aufgefordert, folgende Sofortmaßnahmen zu setzen:
- Der
Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) unverzüglich alle
von ihr begehrten Akten und Unterlagen herauszugeben, um so die Aufklärung
der Vorwürfe gegen die ÖVP umfassend zu unterstützen. Dazu
gehöre auch, sich an der Konsultationsvereinbarung mit der WKStA -
analog zu allen anderen im Parlament vertretenen Fraktionen – bezugnehmend
auf die Befragungen im Untersuchungsausschuss zu beteiligen, um Ermittlungen
der WKStA nicht zu gefährden.
- Die Vernichtung von Akten und die Löschung von Daten im BKA zu stoppen, um mögliche Verdunkelungshandlungen zu verhindern.
- Sich dafür einzusetzen, dass dem Nationalrat ehestmöglich Regierungsvorlagen zugeleitet werden,
• um Mandatskauf und Kandidat*innenbestechung strafbar zu stellen,
• um Korruptionsstrafbestimmungen für Spitzenpolitiker*innen zu verschärfen und damit die Verjährungsfristen für Korruptionsdelikte zu verlängern,
• um endlich die Amtsverschwiegenheit abzuschaffen und die Informationsfreiheit einzuführen,
• um Postenbesetzungen im öffentlichen Bereich transparent und objektiv zu gestalten und
• um rasch die Einrichtung eines weisungsfreien und unabhängigen Bundesstaatsanwaltes zu ermöglichen.“
In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag im Sinne des § 74a Abs. 1 iVm § 93 Abs. 2 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erstantragsteller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.
*****
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Ich erteile Herrn
Abgeordneten Klubobmann Leichtfried als Antragsteller zur Begründung des
Dringlichen Antrages
das Wort. (Abg. Amesbauer: Herr Präsident, zur
Geschäftsordnung! Herr Präsident!)
Gemäß § 74a
Abs. 5 der Geschäftsordnung darf die Redezeit 20 Minuten nicht überschreiten. Herr Klubobmann - - (Ruf bei der FPÖ: Zur Geschäftsordnung!) –
Zur Geschäftsordnung, bitte.
Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Mit einiger Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, dass Präsident Sobotka offenbar nicht
daran gedacht hat, am heutigen Tag eine Gedenkminute – wie das bei
vielen anderen Anlässen der Fall ist – abzuhalten.
Die Gedenkminute würde natürlich dem furchtbaren islamistischen Terroranschlag in Wien gelten, der sich heuer zum zweiten Mal jährt. Es hat im Vorjahr auch eine Veranstaltung unter Einbindung der Parlamentsfraktionen stattgefunden. Heute hat das dem Vernehmen nach nur mit der Regierungsspitze stattgefunden.
Dieser Angriff, ja, dieser islamistische Angriff, der nur wenige 100 Meter von diesem Haus entfernt passiert ist, bei dem aufgrund der falschen Zuwanderungspolitik und des eklatanten Behördenversagens im Vorfeld Menschen zu Tode kamen, Menschen schwer verletzt wurden, hat unsere Aufmerksamkeit verdient. Das war ein Angriff auf uns alle, das war ein Angriff auf unsere Demokratie.
Gerade das Parlament als eine der wichtigsten Säulen der österreichischen Demokratie sollte gedenken und sich diese 1 Minute Zeit nehmen, vor Eingang in die Tagesordnung ein bisschen Stille einkehren zu lassen, um zu gedenken.
Ich erinnere noch einmal daran, dass es hier schon zu den verschiedensten Anlässen Gedenkminuten gegeben hat. Ich schlage vor und fordere auf, wenn Sie das nach meinen Ausführungen nicht machen, in der nächsten Präsidiale über die Gedenkkultur in diesem Haus zu diskutieren. (Beifall bei der FPÖ.)
12.04
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Klubobleute und die Mitglieder des Präsidiums für eine kurze Beratung zu einer Stehung bitten.
Ich unterbreche die Sitzung.
(Die Sitzung wird um 12.04 Uhr unterbrochen und um 12.08 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Sitzung wieder aufnehmen.
Es ist jetzt kurz beratschlagt worden. Wir werden, was das Gedenken
betrifft, das in der Zukunft in der Präsidiale vorberaten. Alle
sind also gebeten, das auch
in der Präsidiale kundzutun. Ich denke, dass dem Ersuchen aufgrund der
Aktualität – da gerade heute der Jahrestag
ist – Rechnung zu tragen ist. Die Bundesregierung hat das
bereits am Vormittag getan.
Schweigeminute anlässlich des Terroranschlags in Wien im Jahr 2020
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Auch wir hier
wollen den Opfern gedenken und ihren hinterbliebenen Angehörigen unsere
Solidarität ausdrücken. Wir
als österreichisches Parlament wollen ein dementsprechendes Zeichen
setzen. In diesem Sinne darf ich Sie bitten, sich von den Sitzen zu erheben. (Die
Anwesenden verharren einige Zeit in stiller Trauer.) – Ich danke
Ihnen. (Die Anwesenden nehmen ihre Sitzplätze wieder ein.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf nun zur Begründung des Antrages Herrn Klubobmann Leichtfried das Wort erteilen. – Bitte sehr.
Abgeordneter
Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ):
Herr Präsident! Geschätzte Damen und
Herren von der Bundesregierung! Herr Bundeskanzler! Geschätzte
Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die sich diese Sitzung
anschauen! Wir sind in Österreich meines Erachtens nach schon viel zu lange mit einer Bundesregierung konfrontiert, die
Krisen eher ins oder durchs Land führt, aber nicht das Land durch
Krisen führt. Das hat man beim schlechten Management der Coronakrise
gemerkt und das setzt sich jetzt bei der
Teuerung leider nahtlos fort.
Sie haben eine zusätzliche
Krise in das Land gebracht, über die wir heute
auch diskutieren werden. Schleichend – man hat es zuerst nicht
gemerkt, es war ganz unbemerkt –
treiben wir, wenn wir so weitermachen wie jetzt, auf eine demokratiepolitische
Krise zu. Ich weiß nicht, Herr Nationalratspräsident, ob Sie sich erinnern können: Sie und einige andere
aus der ÖVP haben vor einigen Jahren sehr emotionell reagiert, als
ich hier heraußen gestanden bin und einfach einen klaren, logischen Satz
gesagt habe. Ich habe gesagt: Es ist wahrscheinlich nicht gut
für eine Demokratie, wenn die Menschen den Eindruck bekommen, dass
Menschen, die reich sind, dass Menschen, die Parteispenden machen, unter Umständen mehr Einfluss auf die
Politik ausüben können als jene, die zu den Wahlurnen gehen.
Das ist ein Problem für die Demokratie, habe ich gesagt, geschätzte Damen und Herren. Sie haben
wüstest bestritten, dass so etwas irgendwo stattfinden kann,
insbesondere im Umkreis der ÖVP.
Das Schlimme ist: Es hat sich
leider als wahr herausgestellt. Es hat sich als wahr herausgestellt, dass es
sich reiche Menschen in unserem Land richten
können, und das ist eine Gefahr für diese Demokratie, geschätzte
Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Das hat auch dazu geführt – und das haben Sie gemeinsam zu verantworten, das haben beide Regierungsparteien zu verantworten –, dass einer der wesentlichsten Krisen, einer Krise, wie wir sie wahrscheinlich in diesem Land noch nie gehabt haben, eine Regierung, die nicht mehr handlungsfähig, nicht mehr handlungsbereit und zerstritten ist, gegenübersteht, und das ist eine Situation, die nicht hinnehmbar ist.
Herr Bundeskanzler, Sie haben auch etwas zu verantworten, und ich muss
das auch ganz klar sagen, was Teil dieser Krise des demokratischen
Systems ist,
die Sie leider mitverursacht haben. Sie haben in einer Fernsehsendung
sinngemäß gesagt: Die Grenze der politischen Verantwortung ist das
Strafrecht. Mich hat es wirklich geschreckt, dass das nicht eine einzelne
Meinung
innerhalb der ÖVP, vielleicht ein Versehen geblieben ist, sondern dass das
jetzt
anscheinend die eigentliche Haltung der ÖVP ist, wie in mehreren Interviews in Fernsehsendungen bekannt gegeben.
Ich möchte Ihnen darauf
eine klare Antwort geben: Meines Erachtens fängt die politische
Verantwortung nicht bei der Strafrechtsgrenze an, sondern sie
fängt bei dem an, was viele Menschen in Österreich, die
überwiegende Mehrheit in Österreich unter Moral und unter Anstand
verstehen. Die meisten Menschen in Österreich haben ganz klare
Vorstellungen davon, was anständig ist und was moralisch in Ordnung ist,
und die sollten Politikerinnen und Politiker, egal welcher Couleur, auf
jeden Fall auch haben, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Ich möchte an dieser Stelle
den Herrn Bundespräsidenten zitieren, der zu diesem Thema gesagt hat:
„So sind wir nicht! So ist Österreich [...] nicht!“ Ich
weiß
aber nicht, ob das für die ÖVP noch gilt, ich sage das ganz offen,
und das macht mir bei einer großen, staatsverantwortlichen, historischen
Partei, wie Sie es
sind, massive Sorgen.
Sie nennen sich
christlich-sozial. Kommen wir zum Thema Soziales: Ich bin mir nicht so sicher, was da noch sozial sein soll.
Wenn ich Herrn Schmid zitiere,
der die ÖVP als „Hure der Reichen“ sieht, wenn man
über das Nichtabschöpfen von
Übergewinnen diskutiert, wenn man über die Bevorzugung von reichen
Menschen diskutiert, wenn man das Verteilen der Cofag-Milliarden heranzieht,
dann müssen Sie einmal erklären, was da an der ÖVP noch sozial
ist.
Kommen wir aber zum Thema christlich: Wenn man darüber spricht,
gibt es meines Erachtens so eine
Leitlinie, und das sind die Zehn Gebote. Wissen Sie, bei wie vielen von diesen Zehn Geboten die
Überschreitung strafbar wäre? –
Bei 2,5 von diesen Zehn Geboten! (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Wenn man die überschreitet, ist es strafbar.
Wenn man das, was Sie jetzt in den letzten Wochen von sich gegeben haben, als
Maßstab nimmt, dann sind Ihnen 7,5 Prozent der Gebote wurscht!
Das ist das, was Sie derzeit vor sich hertragen, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ. – Abg. Michael Hammer:
7,5 Gebote, nicht Prozent! – Abg. Wöginger:
Traust dir das überhaupt sagen?! –
Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Zumindest Herr Schmid hat sich aber an das vierte Gebot gehalten: Du sollst deine Mutter ehren. Vielleicht sollten Sie sich daran ein Beispiel nehmen, geschätzte Damen und Herren. (Abg. Wöginger: Vater und Mutter! Deine Eltern! Ich glaube, du kennst sie ja nicht einmal, die Zehn Gebote! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich möchte uns allen eines
zu bedenken geben: Manche Zeitungskommentatoren sprechen bereits davon,
dass die ÖVP von einer endemischen Korruption betroffen
sei. In dieser Hinsicht: Herr Bundeskanzler, es handelt
sich heute um einen Dringlichen Antrag, aber ich würde Ihnen
trotzdem gerne einige Fragen stellen, und Sie werden ja dann die Gelegenheit
haben, zu antworten.
Die erste Frage ist, Herr
Bundeskanzler: Werden Sie hier aufstehen, nachdem
ich meine Rede beendet habe (Abg. Wöginger: Davon kannst du
ausgehen! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), und klar
sagen, dass Sie als Generalsekretär der
ÖVP in keinerlei Form in die mutmaßlichen Vorgänge, die jetzt
untersucht werden, involviert waren oder in keinerlei Form davon
informiert waren? – Das ist die erste Frage.
Die zweite Frage ist: Sind Sie immer noch der Ansicht, dass die ÖVP kein Korruptionsproblem hat? Sind Sie immer noch dieser Ansicht?
Die dritte Frage in diesem Zusammenhang: Halten Sie den
Nationalratspräsidenten, den Sie ja nominiert haben, angesichts der
ganzen Dinge, die es da jetzt gibt, weiterhin in dieser Funktion
für tragbar, Herr Bundeskanzler? (Abg.
Steinacker: Was heißt nominiert?! Den haben wir gewählt, noch
immer,
oder? Das kann man schon ein bissl unterscheiden zwischen den
verschiedenen Gewalten! – Abg. Wöginger: Hast ihn
du nicht gewählt?!)
Die vierte Frage ist eine besonders interessante – und jetzt hören Sie bitte einmal zu –: Was denken Sie sich eigentlich dabei, dass sich die ÖVP im Korruptions-Untersuchungsausschuss anscheinend weigert, mit der Justiz zu kooperieren? Es war bis jetzt immer so, dass der Untersuchungsausschuss in maßgeblichen Fragen mit der Justiz kooperiert hat, damit keine Ermittlungen gefährdet sind. Sind Sie der Meinung, mit diesem Regime ist jetzt Schluss und die ÖVP wird in Zukunft Ermittlungen durch den Untersuchungsausschuss gefährden? Das wäre nämlich wirklich empörend, geschätzte Damen und Herren. So kann man nicht Politik machen! (Beifall bei der SPÖ.)
Das Sittenbild, das sich hier zeigt, ist eines, das selbst unter den niedrigsten Minimalansprüchen meines Erachtens so nicht weitergelebt werden kann. Es waren weder die Verfassung, noch die Gesetze unserer Republik auf einen derart hohen Grad an Korruptionsenergie vorbereitet. Diese Sitzung soll auch eine Chance bieten. Sie soll die Chance bieten, dass das in Zukunft besser wird, dass Österreich für solche Dinge besser aufgestellt wird.
Wenn ich allen Ihren öffentlichen Aussagen, von der ÖVP und von den Grünen, trauen darf, dann haben Sie heute die Gelegenheit, die Situation zu verbessern. Wenn Sie bei unserem Antikorruptionspaket mitstimmen, dann zeigen Sie einmal, dass Sie eigentlich auf der anderen Seite der Geschichte stehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Das bringt mich zur Cofag. Sie
können sich erinnern: Wir waren von Anfang an dagegen, ein derartiges
Geschöpf zu schaffen, weil es intransparent war,
weil dieses Haus, dieser Nationalrat, dieses Parlament keinerlei Informationen
zur Verfügung gestellt bekommen hat, was da passiert. Am Ende hat der
Rechnungshof festgestellt, dass all das, was wir befürchtet haben,
eingetreten ist. Das haben Sie zu verantworten. Sie haben diese Millionen, die
an die Falschen gegangen sind, zu verantworten. Sie haben diese Millionen, die
an Ihre Freunderl gegangen sind, zu verantworten. Sie haben zu verantworten,
dass unglaublich viel Steuergeld verschwendet wurde, das zukünftige Generationen
zurückzahlen müssen. Das ist auch Ihre Verantwortung bei der
Cofag, und wir werden dafür sorgen, dass das nicht im Dunkeln bleibt, das sage ich Ihnen auch! (Beifall bei der SPÖ.)
Deshalb braucht es die Gründung einer Abwicklungsstelle, wo alles überprüft wird: die nachträgliche Überprüfung, welche Coronahilfen es mit beträchtlichem Überförderungspotenzial gegeben hat, die Überprüfung der Leitung, der Kontrollorgane, das Hinterfragen der Ausschreibung der Geschäftsführung und so weiter und so fort.
Dieser Selbstbedienungsladen für türkise
Günstlinge, geschätzte Damen und Herren,
gehört abgeschafft, und es gehören in Zukunft die ordentlichen
Behörden unseres Landes mit derartigen Aufgaben befasst, denn die
können es besser, die arbeiten
seriöser und die machen es vor allem auch richtig –
nämlich unsere Verwaltung. (Beifall bei der SPÖ
sowie des Abg. Amesbauer.)
Wir werden heute ein Paket einbringen, bei dem Sie mitgehen
können. Es
würde Ihnen kein Zacken aus der Krone fallen, wenn Sie das tun. Es ist ein
Paket, das maßgeblich Sinn macht. Es geht um mehr Transparenz bei
Postenbestellungen, um ein Bundesregierungstransparenzgesetz, um
transparente Auswertung der Regierungsinserate, endlich um die Umsetzung eines Informationsfreiheitsgesetzes –
das Sie schon verzögern, seit Sie in der Regierung sind – und
auch um eine Verschärfung des Korruptionsstrafrechts.
Geschätzte Damen und Herren! Allein aufgrund dessen, worüber ich bis jetzt erzählt und berichtet habe, wäre dieser Neuwahlantrag, den wir einbringen werden, gerechtfertigter als jeder Neuwahlantrag, der hier je eingebracht wurde. Es kommt aber noch etwas dazu, was mir ganz, ganz massiv Sorgen macht: Sie sind nicht in der Lage, mit diesen Krisen, die es gibt, für unser Land sinnvoll umzugehen. Und das macht mir wirklich Sorgen.
Wir haben eine Teuerungswelle,
wie wir sie noch nie erlebt haben. Es gibt jetzt 11 Prozent Inflation!
Ihnen ist es wahrscheinlich wurscht, aber wissen Sie,
was 11 Prozent für Menschen bedeuten, die täglich um das Geld
kämpfen müs-
sen? – Ich habe mit einem Wirt geredet,
einem Wirt aus der Wiener Innenstadt. Dieser hat jetzt Energiekosten
in Höhe von 60 000 Euro. In Zukunft rechnet er mit
600 000 Euro bei 23 Mitarbeiter:innen –
600 000 Euro Energiekosten, verzehnfacht! Ich habe vor Kurzem
auch mit einer jungen Frau gesprochen. Diese verdient 1 250 Euro
netto. Ihre Miete beträgt 600 Euro, die Stromkosten waren bis jetzt
200 Euro. Jetzt betragen die Stromkosten 600 Euro. (Abg. Wöginger: Wien Energie!) Da bleibt am Ende nichts mehr übrig. Was
sagen Sie denen? Sagen Sie mir, was Sie denen sagen! Sie haben leider
keine Idee, wie Sie mit dem umgehen. Das ist auch der Grund, warum es in
diesem Land unbedingt Neuwahlen braucht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger:
Strompreisbremse! Hat der
Katzian gefordert!)
Das Problem ist, Sie merken es
wahrscheinlich selbst, dass Sie nicht mehr in der Lage sind, diese Krisen zu
meistern. Diese Einsicht wird wahrscheinlich der
eine oder andere von Ihnen haben, aber leider ändert das nichts. Sie haben
nur ein Ziel, nämlich: aussitzen, aussitzen, aussitzen, wegducken und
zusammenbleiben wie Pech und Schwefel. – Ja, das ist Ihr
Interesse. Ich sage Ihnen aber eines: Damit ist keinem Menschen in
Österreich geholfen. Keinem Menschen ist
damit geholfen, dass Sie nicht gehen wollen, kein Mensch hat deshalb
mehr Geld zur Verfügung und es bringt die Preise nicht runter.
Das ist das, was wirklich geschieht, und das werfe ich Ihnen vor. Das werfe ich
Ihnen massiv vor. (Beifall bei der
SPÖ.)
Das Fatale dabei ist, und das
verdrängen Sie wahrscheinlich: Es gäbe so viel, so viel dringend zu
tun. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Die Energiewende ist nicht
geschafft, wenn man drei, vier Windräder mehr aufstellt. (Abg. Michael Hammer:
Kraut und Rüben!) Ich frage Sie: Wer kümmert sich um den
gleichzeitigen
Ausbau der Netzkapazitäten? Wer kümmert sich darum? Wer kümmert
sich um die Innovation der Speichertechnologie? Wer kümmert sich darum? (Abg.
Maurer: Ihr habt euch nicht darum gekümmert! Ihr habt euch nicht
darum gekümmert, Herr Infrastrukturminister! – Zwischenruf
der Abg. Voglauer.) Wer kümmert sich um die
10 000 notwendigen Installateur:innen, Ingenieur:innen,
Elektriker:innen? Wer sorgt dafür, dass es die gibt? Sie tun das auf keinen Fall, weil Sie mit anderen Dingen beschäftigt sind, weil Sie mit dem Abwehren der Korruptionsvorwürfe beschäftigt sind. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Das hat aber dich als Infrastrukturminister auch nicht interessiert!)
Was ist mit der uns drohenden Deindustrialisierung, die eine Katastrophe
für Österreich wäre, insbesondere für einige
Bundesländer, die hoch industrialisiert sind,
wie zum Beispiel Oberösterreich, Wien, Vorarlberg und die Steiermark?
(Abg. Wöginger: 10,6 Prozent
Gehaltserhöhung kannst ... vergessen!) Was tun Sie hinsichtlich dieser drohenden
Deindustrialisierung? Wer kümmert sich um vernünftige
Energiepreise für die Industrie? – Niemand tut das. (Abg.
Michael Hammer: Die Sozis nicht!) Wer kümmert sich um
Spitzenforschung? –
Niemand tut das. Wer kümmert sich darum, dass wir nicht nur in einigen Bereichen
unsere Spitzenstellungen wie beispielsweise in der Gleis- und
Eisenbahntechnologie bewahren, sondern andere Spitzen ausbauen? –
Auch um das kümmern Sie sich nicht, weil Sie zu beschäftigt mit dem
Abwehren von Korruptionsvorwürfen sind. Und das ist das nächste
Problem, das wir haben. (Abg. Michael Hammer: Eine irre Rede! –
Abg. Haubner: Na, des gibt’s ja nicht!)
Und was ist mit der
Abhängigkeit in so vielen Gebieten, die wir schmerzlich zur Kenntnis
nehmen mussten (Abg. Maurer: ... haben wir zum Beispiel heute
gerade ein EWG ...!), Medizinprodukte, Hightechprodukte, Energie,
viele andere Produktionen, die in Österreich notwendig wären? Wer
kümmert sich
darum? – Sie kümmern sich nicht darum, denn Sie lassen gerade
das Gegenteil zu. Sie lassen zu, dass die OMV die Düngemittelproduktion
ins Ausland
verkauft. Das ist das, was Sie sich anscheinend unter sicherer Wirtschaftspolitik
vorstellen. Das ist aber genau der falsche Weg, geschätzte Damen
und
Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer:
Für was ist die Dringliche? – Abg. Wöginger:
Ihr seid abgehaust, alle!) – Wissen Sie, Klubobmann
Wöginger – Sie haben das jetzt wahrscheinlich nicht
gehört – hat gesagt:
„Ihr seid abgehaust“. – Das ist eine sehr interessante
Selbstreflexion gewesen. (Abg. Wöginger: Danke, dass du es
wiederholst! Ihr seid abgehaust! Konsum,
mit allem ...!) Danke, Herr Klubobmann! (Beifall bei der SPÖ. –
Zwischenruf des
Abg. Michael Hammer.)
Sie sind nicht mehr in der Lage, mit diesen Problemen wirklich umzugehen. Geben Sie es zu! Sie sind mit dem Kampf gegen die Korruptionsvorwürfe überfordert. (Ruf bei der ÖVP: ... mit der Rede überfordert!) Sie sind zerstritten, Sie wollen eigentlich nichts mehr erreichen, Sie wollen nur mehr zusammenkleben.
Herr Bundeskanzler! Geschätzte Damen und Herren dieser Regierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen! Tun Sie diesem Land einmal einen Gefallen, nur einmal, und machen Sie den Weg frei für Neuwahlen! – Danke schön. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Geh bitte gar schön! Das war es jetzt? Das muss ich mir an meinem Geburtstag anhören! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
12.26
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundeskanzler. – Bitte sehr.
Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc: Sehr geehrte Österreicherinnen und
Österreicher! Liebe Menschen, die in unserem Land leben! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrter Herr Präsident! Vor allem auch ein herzliches Willkommen an alle, die auf der Galerie an dieser Sitzung
teilnehmen! Die
Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben tatsächlich ein schlechtes Bild der Politik und unserer
Institutionen gezeichnet. (Ruf bei der SPÖ: Ah geh! –
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten
Belakowitsch und Kickl.) Trotz multipler Krisen haben wir uns
mit Vorgängen, die Jahre zurückliegen, zu beschäftigen und
beschäftigen wir uns noch damit. Dennoch möchte ich hier in aller
Klarheit und Deutlichkeit sagen: Wenn es diese Vorgänge gegeben hat, dann
verurteile ich sie auf das Schärfste! (Abg.
Schnedlitz: Sie waren Generalsekretär!) Es ist nicht zu
verteidigen, es ist zu verurteilen, wenn mit Steuergeld parteipolitische
Umfragen gekauft werden
oder gar manipuliert werden. (Abg. Amesbauer: Distanzieren Sie sich von Kurz? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es ist unmöglich, wenn der Eindruck entsteht, dass Multimillionäre es sich richten können (Ruf bei der FPÖ: ... Rede vom Leichtfried ...!), wenn sie einfach bei Spitzenbeamten des Finanzministeriums anrufen. (Ruf bei der FPÖ: Das wäre die Rede vom Leichtfried gewesen!)
Unabhängig davon, ob es so
war oder nicht, will ich auch nicht, dass unser Land so ein Bild nach
außen abgibt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das hat sich die
Verwaltung, das haben sich die Beamtinnen und Beamten nicht verdient, und es
haben sich vor allem die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes nicht
verdient. (Ruf bei der FPÖ: Das stimmt ...!) Und eines sei
hier auch klar gesagt: So bin ich nicht und so sind wir nicht! (Anhaltender Beifall
und Bravoruf bei
der ÖVP sowie Beifall der Abgeordneten Maurer und Schwarz. –
Zwischenruf des Abg. Scherak.)
Es gibt mit uns keine
Sonderbehandlungen für Eliten, und wer mit Steuergeldern Schindluder
treibt, der hat bei uns nichts verloren. (Abg. Steger: Treten Sie
zurück!) Korruption hat in Österreich definitiv keinen Platz. (Abg.
Hafenecker: Ja, dann treten Sie zurück!) Ob diese Vorgänge
nun so passiert sind, klären in unserem Land gemäß der
Bundesverfassung einzig und allein unabhängige Gerichte. (Zwischenruf
der Abg. Steger.)
Und die, die Verfehlungen begangen haben, müssen dafür die Konsequenzen tragen. Nur eines auch hier zur Klarstellung: Ich spreche niemanden schuldig. Ich bin kein Richter. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Matznetter: Aber politisch verantwortlich!)
Klubobfraustellvertreter Leichtfried hat tatsächlich
hier ernste Fragen aufgeworfen, und sie machen mich wirklich nachdenklich, denn
die Verfassung sagt in Artikel 1 ja eines ganz klar:
„Österreich ist eine demokratische
Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“ (Ruf bei der SPÖ: Dann
lassen Sie das Volk entscheiden!)
Der demokratische Grundkonsens unserer Wertegemeinschaft ist
es, dass die Gesetze der Maßstab des Zusammenlebens hier in der
Gesellschaft sind.
(Abg. Matznetter: Aber nicht nur!) Die Gesetze werden auf
demokratischem Weg beschlossen, sie gelten als Richtschnur (Ruf bei der
FPÖ: Aber nicht für die
ÖVP!), ob jemand schuldig oder nicht schuldig ist. (Abg. Matznetter:
Aber nicht, wer politisch schuldig ist!)
Wenn wir davon sprechen, dass sich Wertvorstellungen im
Laufe der Jahrzehnte verändern, dann
haben Sie hier im Hohen Haus diesem Umstand auch Rechnung getragen,
und wenn Sie sich ernst nehmen, werden Sie das nur bestätigen können,
denn Veränderungen in der Wertehaltung finden sich auch in der
Gesetzgebung wieder – dann, wenn Gesetze novelliert werden, wenn sie
abgeschafft werden oder wenn sie neu beschlossen werden. Das ist Ausdruck
der Demokratie, des Parlamentarismus, und das gilt es aus meiner Sicht in
Zeiten wie diesen mehr als je zuvor zu verteidigen. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich höre als Bundeskanzler sehr genau hin, wenn hier
aus den Reihen herausgerufen wird, das sei nicht der einzige
Maßstab. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage Ihnen als
Bundeskanzler dieser Republik und als Bürger dieses Landes Folgendes: Ich lehne Vorverurteilungen
zutiefst ab (Beifall bei der
ÖVP), die eine Aushebelung des Rechtsstaates darstellen. (Abg. Amesbauer:
Wie war das bei Ibiza? – Weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ. – Präsident Sobotka
gibt das Glockenzeichen.) Es gibt in Österreich genau eine Instanz, die
schuldig spricht und über Recht
und Unrecht entscheidet: Das sind die unabhängigen Gerichte dieses
Landes. (Abg. Meinl-Reisinger: Es geht doch nicht nur um das Strafrecht!)
Das ist nicht das Parlament, das sind nicht die Medien und das sind nicht wir!
(Beifall bei der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Das ist nur
die ÖVP! Machen Sie nur weiter so! – Abg. Matznetter: Aber
die Ermittlungen der Justiz behindern!
Super!)
Liebe Österreicherinnen
und Österreicher, liebe Menschen, die in Österreich leben! Das Bild,
das hier abgegeben wird, ist tatsächlich ein miserables.
Das ist unbestritten. Während Krieg in Europa herrscht, wird der Umgang
hier im Hohen Haus immer hämischer, verächtlicher und rauer.
Während die Menschen aufgrund der Teuerung, der Inflation, des Krieges,
der Versorgungssicherheit Sorgen haben (Ruf
bei der SPÖ: Schämt euch!), diskutieren wir
heute hier im Parlament Neuwahl- und Misstrauensanträge. (Abg. Schmiedlechner:
Schämt euch!)
Ich möchte mich dafür
bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid, was die Politik derzeit bietet. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg.
Kickl: Das ist ja unglaublich!) Es tut mir leid, dass der Eindruck
entsteht, dass wir die Sorgen der Menschen jetzt nicht ernst nehmen, dass wir
die parteipolitische Auseinandersetzung in den Vordergrund stellen
und die Nöte, Ängste und Sorgen der Menschen nicht sehen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich als Bundeskanzler garantiere Ihnen, dass sowohl ich als auch diese
Bundesregierung Ihre Sorgen ernst nehmen und
wir uns dafür einsetzen, Sie auf diesem schwierigen Weg zu begleiten. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich sage, die Justiz hat jetzt
die Ermittlungen zu führen, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich als Bundeskanzler, wir als Bundeskanzler, ich als Bundeskanzler, wir als
Bundesregierung (Abg. Amesbauer: Sie sind ja
auch Parteichef, oder?) haben ein Land durch die Krise zu führen. (Abg.
Matznetter: Pluralis Majestatis!) Dort, wo Fehler passiert
sind, muss man sie benennen und auch dementsprechend verurteilen.
Dort, wo gegen das Gesetz verstoßen
worden ist, muss Recht gesprochen werden. (Abg. Hafenecker: Ich habe
den Eindruck, der Herr Kogler glaubt
Ihnen nicht!) Gleichzeitig und
gerade jetzt muss aber der Fokus der Regierung auf die Sorgen der
Menschen gerichtet sein.
International herrschen große Sorge und Angst davor,
dass dieser Krieg noch viel größer und bedrohlicher wird, als er
derzeit stattfindet. Im Schatten dieses Unrechtskrieges der Russischen
Föderation gegen die Ukraine bahnt sich eine Migrationswelle ihren Weg
über die Grenzen Europas. Die Pandemie, die
noch nicht überwunden ist, der Krieg in der Ukraine, die Teuerung, die
Energiekrise, die Klimakrise, die Migrationskrise und (Abg. Hafenecker:
Die ÖVP-Krise!) – heute wurde es schon
angesprochen –, ja, auch immer wieder die Gefahr eines
Terroranschlags, wie es ihn vor zwei Jahren in Österreich gegeben hat und
dem wir heute gedacht haben, all das sind Auftrag und Verpflichtung dieser
Bundesregierung, dieser Koalitionsmehrheit in diesem Land, in diesem Parlament, die für eine Legislaturperiode
gewählt wurde und nicht für
so lange, wie es das Gutdünken der Opposition zulässt. (Abg. Amesbauer:
Die haben Kurz gewählt und nicht Sie!) Unsere Aufgabe ist es, die Sorgen und
Ängste ernst zu nehmen und
für die Menschen in diesem Land zu arbeiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Grünen. – Abg. Belakowitsch:
Dann macht es endlich!)
Gesetze können immer ergänzt, verändert oder gar neu geschrieben werden. Das wird diese Bundesregierung leisten. Das ist übrigens auch schon 1 066 Mal passiert, seitdem diese Bundesregierung im Amt ist: 1 066 Gesetze dafür, dass die Pandemie und die Folgen daraus bekämpft werden, dass das durch die Teuerung, die Inflation, die Klimakrise entstandene Leid für die Menschen gemildert wird.
Wir werden uns aber auch nicht davor scheuen, Gesetze zu
verändern oder gar neu zu schreiben,
wenn es um die Korruptionsbekämpfung geht. Korruption
ist ein Gift, das schleichend Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, das
Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staat unterwandert, ja
sogar zerstört. Österreich liegt im Ranking von 180 Staaten auf
Platz 13, wenn es um die Frage geht,
Korruption zu bekämpfen. Die Frage, die wir uns als Bundesregierung
stellen und woran wir arbeiten, ist: Was
machen die vor uns liegenden Länder besser? Was können wir
noch dazu beitragen, auch in der Gesetzwerdung,
um die Korruptionsbekämpfung voranzutreiben?
Wir werden, wie wir das eine tun, aber auch das andere weiterverfolgen, so wie wir es schon getan haben, wenn es darum geht, die Folgen der Teuerung zu bekämpfen, die Menschen auf diesem Weg durch die Krise zu begleiten. Denken
wir nur daran,
dass wir hier in diesem Hohen Haus den Antiteuerungs- und
den Klimabonus beschlossen haben: 500 Euro pro Person, 250 Euro pro
Jugendlichem und Kind in jedem
Haushalt. Ich erinnere nur daran, dass wir mit der ökosozialen
Steuerreform in Verbindung mit der Abschaffung der kalten Progression, der
schleichenden Steuererhöhung, trotz Krise dafür gesorgt
haben, dass tatsächlich mehr Geld bei den Menschen im Geldbörsel
bleibt, gerade jetzt, wenn sie es
besonders brauchen. Jahrzehnte ist darüber diskutiert worden. Trotz
Krise, trotz alledem, was wir vorhin gehört haben, ist diese Bundesregierung dazu in der Lage, dank der
parlamentarischen Mehrheit hier
im Hohen Haus, bestehend aus ÖVP und Grünen, genau solche
wichtigen Beschlüsse zu fassen. (Beifall bei ÖVP und
Grünen.)
Die Krise trifft aber vor allem auch Familien. Alle, die Kinder haben, wissen, wie sehr sich das oft auch in der wirtschaftlichen Verfasstheit von Familien manifestiert. Die Anhebung des Familienbonus von 1 500 auf 2 000 Euro pro Jahr pro Kind, die einmalige doppelte Familienbeihilfe im August dieses Jahres und besonders natürlich auch der Klima- und Antiteuerungsbonus sollen Wirkung zeigen, um Familien speziell zu entlasten.
Diese Regierung hat auch bewiesen, dass sie generationenübergreifend denkt. Auch die Pensionistinnen und Pensionisten sind auf diesem Weg nicht alleingelassen worden. Sie sind der Grundpfeiler dieses Landes, sie haben unendlich viel geleistet, damit dieses Land so ist, wie es ist, und wir tatsächlich in einem guten Land leben können. Oft stellen sich gerade auch Pensionistinnen und Pensionisten in den Dienst der Interessen der Familie, wenn sie Obsorgeaufgaben übernehmen. Für sie gibt es genauso die Entlastung durch den Antiteuerungs- und Klimabonus im Wert von 500 Euro und auch eine Direkthilfe von 500 Euro, aber auch für das nächste Jahr wird es eine Pensionsanpassung geben, die die Folgen der Teuerung lindern soll.
Was tatsächlich auch hier im Hohen Haus gelungen ist,
dieser Bundesregierung, dieser Koalition, ist, diese völlig absurden
Energiepreise, die sich vor allem
in den Stromkosten manifestieren, für die Menschen abzufedern und zu
lindern.
Die Strompreisbremse wird demnächst greifen, und das bedeutet
Entlastung für die Menschen, denn Strom braucht jeder. Die
Entlastungsmaßnahmen – wie Energiekostenzuschuss oder
Strompreiskompensation – gelten für die Haushalte genauso
wie für Industrie und Unternehmen. (Abg. Belakowitsch: Aber
die ... Unternehmen ...!)
Wir arbeiten daran, dass
Österreich auch weiterhin ein interessanter und wesentlicher
Partner ist, dass Investitionen in diesem Land möglich sind, Arbeitsplätze
gesichert oder gar geschaffen werden. Das zeigt, dass wir alles dafür tun, dass Industrie und Wirtschaft in diesem Land
weiter wachsen können. Industrie und Wirtschaft stehen für
Innovation, Forschung und Weiterentwicklung, und wir werden nicht
aufhören, Maßnahmen zu setzen, um genau
diesen Prozess auch wirklich am Laufen zu halten. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Der Krieg in Europa, oftmals keine 500 Kilometer von
unseren Staatsgrenzen entfernt, hat gezeigt, wie wichtig es ist,
tatsächlich auch wieder eine Selbstverteidigungsbereitschaft, eine
Selbstverteidigungsfähigkeit zu erlangen. (Abg. Matznetter: ...
Verteidigung der ÖVP!) Diese Bundesregierung hat dem Rechnung
getragen, indem sie zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik
das Verteidigungsbudget nachhaltig erhöht, damit das neutrale Österreich
(Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger) sich auch tatsächlich
selbst verteidigen kann. (Abg. Schrangl: Weil Sie’s seit
30 Jahren gekürzt haben!) Genauso trägt
diese Bundesregierung ihrer Verantwortung, ihrer – unserer aller – Aufgabe
Rechnung, indem sie auch das Budget für die innere Sicherheit, für
die Polizei erhöht hat, weil der Kampf gegen organisierte
Kriminalität, gegen Terror weiterhin oberste Priorität haben muss. (Beifall bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)
Nicht zuletzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, geht es immer darum, Sicherheit allumfassend zu begreifen. Was heißt das, und wie lebt das diese Koalition? – So notwendig die Investitionen in die innere und äußere Sicherheit, in die militärische Landesverteidigung sowie die Polizei sind, so wichtig sind
Investitionen in die Transformation. Das ist ein sperriges Wort, was aber
steckt dahinter? – Über 5 Milliarden Euro werden den
Unternehmen, der Industrie
zur Verfügung gestellt, um die Unabhängigkeit von fossiler Energie zu
erreichen, die uns auch wieder ein Stück mehr Freiheit bringt. Das ist
verantwortungsvolles Handeln
für die Zukunft dieses Landes, trotz Krise und auch trotz Schlechtrederei. (Beifall
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Belakowitsch: Das hat nichts mit
Schlechtrederei zu tun, 11 Prozent Inflation!)
Ich darf Sie auf eine Zeitreise mitnehmen: Denken Sie zurück an den 24.2.! Da ist der Krieg ausgebrochen, die Russische Föderation hat die Ukraine überfallen. Wie oft wurde hier im Hohen Haus davon gesprochen, dass die Bundesregierung, dass diese Koalition es nicht schaffen werde, die Speicher in Österreich vollzukriegen (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik eine strategische Reserve anzulegen. Heute darf ich Ihnen verkünden: Die strategische Reserve ist eingelagert, unsere Speicher sind zu über 90 Prozent voll (Zwischenrufe bei der FPÖ), dieser Winter ist energieversorgungsmäßig gesichert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)
Sie werden es nachlesen können: Ich habe Sie schon oft dazu aufgefordert, gerade in Zeiten der Krise, der Bedrohung, des Krieges und russischer Kriegspropaganda in Österreich Geschlossenheit und Einigkeit zu zeigen. Nichts lieber sieht der russische Potentat, als wenn Misstrauen und Argwohn sowie vor allem die Angst der Menschen in unserem Land verstärkt werden. (Abg. Kickl: Der nächste Totschläger!) Deswegen fordere ich Sie dazu auf, in Phasen der Krise Geschlossenheit zu zeigen. (Abg. Amesbauer: Aber nicht mit Ihnen!) Für parteipolitische Auseinandersetzung, für parteipolitisches Kleingeld wird noch Zeit genug sein. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Hamann.)
Ich halte es für eine gesellschaftspolitische Aufgabe nicht nur der Bundesregierung, sondern auch dieses Hohen Hauses, den Menschen in unsicheren Zeiten Sicherheit zu geben und sie nicht weiter zu verunsichern. (Abg. Belako-
witsch: Na dann hört auf damit!) Das erwarten sich die Bürgerinnen und Bürger dieses
Landes, und ich sage es ganz offen, das erwarte auch ich mir von jedem
Einzelnen hier im Saal: dass wir gemeinsam redliche Politik machen
und die Krisen erfolgreich bewältigen (Abg. Amesbauer: Dass wir
Sie unterstützen? Ernsthaft?), dass wir – im Gegensatz zu
Schwarzmalern und Angstmachern –
den Menschen Zuversicht und Hoffnung geben,
durch redliche Arbeit für sie (Zwischenruf des Abg. Matznetter),
indem wir den Menschen zeigen, dass sie die Fähigkeit besitzen, aus jeder
Krise stärker hervorzugehen, als sie hineingegangen sind, so wie wir es
auch bei Covid gesehen haben.
Dieses Land, die Menschen, die
hier leben, sind tatsächlich großartig. Diese Menschen sind in der
Lage dazu – obwohl es ihnen oft nicht zugetraut
wird (Zwischenruf des Abg. Amesbauer) –, verheerende
Krisen wie die Pandemie zu durchschreiten
und stärker daraus hervorzugehen, als sie hineingegangen
sind. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Grünen. – Neuerlicher
Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Tatsächlich ist es so, dass Österreich inmitten der Europäischen
Union keine Großmacht ist. Österreich ist aber
ein großartiges Land. Ich lade Sie dazu ein, hier im Parlament gemeinsam
an einem Strang zu ziehen, wenn es
darum geht, die Krise zu überwinden, den Menschen Zuversicht zu
geben und Angst zu nehmen, gemeinsam für unser schönes Österreich. (Lang anhaltender Beifall bei der
ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)
12.46
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf darauf aufmerksam machen, dass gemäß der Geschäftsordnung keine Rednerin und kein Redner länger als 10 Minuten sprechen darf, wobei jedem Klub eine Gesamtredezeit von 25 Minuten zukommt.
Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Rendi-Wagner. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc
(SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Sehr
geehrte Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir
alle erleben eine Vielzahl von Krisen, und das in äußerst kurzer
Zeit. Wir erleben eine Rekordinflation, die den Wohlstand immer mehr bedroht,
tief in die Mittelschicht hinein, die die
Armut Stück für Stück auch in Österreich
vergrößert. Nebenbei haben wir eine der größten
Energiekrisen seit Jahrzehnten, die in Österreich Unternehmen wirtschaftlich
massiv unter Druck setzt, die den Industriestandort immer mehr bedroht. Das
heißt, Lebensmittel und Energie sind für die Menschen und die
Wirtschaft immer schwerer leistbar.
Es braucht also eine erfolgreiche Krisenbewältigung. Eine erfolgreiche Krisenbewältigung erfordert aber Strategie, Plan und Entschlossenheit. Sie erfordert eine Bundesregierung, die handlungsfähig ist, um in dieser Situation größeren Schaden von Österreich abzuwenden, eine Bundesregierung, die vor allem eines hat: das Vertrauen der Bevölkerung.
Meine Damen und Herren von der Bundesregierung! Die letzten Monate haben vor allem eines gezeigt, nämlich dass Sie weder Plan noch Strategie haben. (Beifall bei der SPÖ.) Was ist mit der Entschlossenheit? – Die einzige Entschlossenheit, die man bei Ihnen erkennen kann, ist jene, dass Sie bis zum bitteren Ende auf der Regierungsbank sitzen bleiben wollen. (Beifall bei der SPÖ.) Daher ist es auch kein Wunder, dass Ihnen die österreichische Bevölkerung immer weniger vertraut.
Genauso aber, wie
es in Österreich eine Vielzahl an Krisen gibt, ist die Bevölkerung
auch Zeuge einer noch nie da gewesenen politischen Schamlosigkeit, einer
noch nie da gewesenen politischen Unanständigkeit. Die ÖVP ist seit
Monaten schwersten Korruptionsvorwürfen ausgesetzt, seit Monaten stehen schwere
strafrechtliche Vorwürfe im Raum. Die Folge ist, dass die ÖVP, die
Kanzlerpartei, mehr damit beschäftigt ist, sich selbst zu retten, ihre
eigene
Haut zu retten, als das Land in dieser schwierigen Zeit zu führen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)
Dass eine Partei in diesem Zustand, besser gesagt in diesem Missstand Regierungsverantwortung ausübt, ist mehr als problematisch.
Was aber wirklich untragbar ist, ist, dass in einer Zeit der größten Wirtschaftskrisen, der höchsten Inflation seit 70 Jahren, der größten Energiekrise eine planlose, eine hilflose, eine handlungsunfähige Bundesregierung in Verantwortung ist. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, da kommt die politische Verantwortung ins Spiel, die mit Strafrecht nichts zu tun hat. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Meinl-Reisinger und Krisper.)
Das große Problem ist:
Das Ende dieser Entwicklungen, weder der Krisen noch der politischen
Schamlosigkeit und dieser Korruptionsprobleme, ist leider
nicht in Sicht; und das ist ein Problem!
Wir sind schon längst an
einem Punkt angelangt, an dem die Probleme der ÖVP zu den Problemen
unseres Landes geworden sind, und das – auch das soll
heute hier gesagt werden – mit Duldung der Grünen, weil Sie, sehr
geehrte Damen und Herren von den Grünen, einfach nur zusehen, anstatt
die Reißleine zu ziehen (Beifall
bei der SPÖ – Zwischenruf des Abg. Wurm),
weil Sie, sehr geehrte Damen und Herren von
den Grünen, nicht den Mut haben, diesem politischen Stillstand,
dieser Planlosigkeit, diesem unwürdigen Schauspiel endlich ein Ende zu setzen (Beifall bei der SPÖ), sondern dieser ÖVP
weiter die Mauer machen, während sie in einem noch nie da gewesenen
Korruptionssumpf versinkt. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Sehr geehrte Damen und Herren, die gestrigen Wahlen in Dänemark
zeigen
eines: Sie zeigen, dass man keine Angst vor Wahlen haben muss. Sie zeigen, dass
Demokratie funktioniert – auch in Krisen. Mitten in der Teuerungs-
und Energiekrise gab es in Dänemark gestern Neuwahlen, und das zeigt:
Krise alleine
ist kein Argument, nicht wählen zu können –
ganz im Gegenteil. (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren von der Bundesregierung, klammern
Sie sich –
im Interesse unseres Landes, im Interesse der Menschen unseres
Landes – nicht länger an Ihre Regierungsfunktionen und Posten!
Haben Sie keine Angst
vor den Wählerinnen und Wählern! Machen Sie den Weg frei für
eine Bundesregierung, die das Vertrauen der Bevölkerung hat, eine
Bundesregierung, die auch die Fähigkeit hat, diese Herausforderungen
zu meistern, und lassen Sie die Menschen endlich über die Zukunft unseres
Landes entscheiden! (Anhaltender Beifall
bei der SPÖ sowie Beifall der Abgeordneten Meinl-Reisinger und Krisper.)
12.53
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stocker. – Bitte. (Ruf bei der SPÖ: Kurz gefasst: Go, Karli, go! – Ruf bei der ÖVP: Geh sag endlich, dass wir gewählt sind, darum sind wir da! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker. – Ruf: Korruption ist ...!)
Abgeordneter Dr. Christian Stocker
(ÖVP): Nachdem ich mir die Rede
unseres Bundeskanzlers und die anderen Redebeiträge, die heute in diesem
Haus erfolgt sind, angehört habe, kann ich eines sagen – und
ich glaube, das wird auch für die Rede meines Nachfolgers
gelten –: Der Vergleich macht nicht
nur mich sicher, sondern er macht auch die Menschen in unserem Land sicher. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf
des Abg. Kickl.)
Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! (Abg. Kickl: Oder ... „Nachfolger“ als
Bundeskanzler, oder was hat er gemeint?!) Mitglieder
der Bundesregierung! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren, die
diese Sitzung hier im Saal oder von zu Hause aus verfolgen! (Abg. Leichtfried:
Na,
Zeit is’ worden!) „Moralische Entrüstung ist der
Heiligenschein der Scheinheiligen.“ (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wurm: Ui, der war
gut!) – Das ist ein
Zitat,
das Helmut Qualtinger zugeschrieben wird und
das man im Hinblick auf die politische Entrüstung, die wir hier in
diesem Haus (Abg. Leichtfried: Wie ist
das mit dem Wort: scheinheilig?) und in den letzten Tagen auch in der
Medienlandschaft und in der öffentlichen Wahrnehmung erlebt haben,
abwandeln kann.
Wie groß war diese Entrüstung? – Eine Sondersitzung, ein Neuwahlantrag, ein Misstrauensantrag, und das alles gegründet (Abg. Belakowitsch: Die Demokratie!) auf Emotionen. (Abg. Belakowitsch: Nein!) Fakten werden zunehmend negiert (Ruf: Das ist ein Wahnsinn!) oder wollen gar nicht mehr gehört werden. (Abg. Stöger: Schon was von Thomas Schmid gehört?!) – Ja, was haben wir von Schmid gehört? – Was wir von Schmid gehört haben – in einem Protokoll –, ist viel Altes und sehr wenig Neues. (Abg. Leichtfried: Schon wieder die Selbsterkenntnis, das greift heute um sich!) Und das, was neu war, war falsch. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Die ÖVP ist erfüllt von Selbsterkenntnis heute, das ist gut so! – Ruf: Alles supersauber!)
Was war das Neue, das wir aus diesen Protokollen gehört haben? – Eine Intervention des Präsidenten, die es nie gegeben hat, in einem Steuerverfahren, das es auch nie gegeben hat. (Abg. Stöger: Ach so?!) Das ist der Grund, und das ist die Basis, auf der – in diesem Haus und darüber hinaus – Urteile gegründet werden. (Abg. Leichtfried: Das haben wir in der „Zeit im Bild“ anders gehört!)
Sie haben hier viele Sorgen angesprochen, und auch die Sorge
um die Demokratie, der
Vertrauensverlust in die Demokratie wurde erwähnt und auch
öffentlich diskutiert: Meine geschätzten Damen und Herren, Sie sind
auch in dieser Verantwortung! Das, was bisher, seit diese Protokolle
öffentlich
wurden, passiert ist, ist nichts anderes als die Fortsetzung dessen (Abg. Schatz:
Schande!), was wir, seit diese Vernehmungen öffentlich werden,
erleben: nämlich die Diskreditierung von Menschen, die sich nichts
haben zuschulden kommen lassen. Fakten interessieren Sie nicht, denn bei
Wolfgang Sobotka ist es widerlegt. (Beifall bei der ÖVP.)
Mit welchem Ergebnis? – Die Konsequenz ist: Die Vorverurteilung geht munter weiter, und wenn es gar nicht mehr geht, zieht die Beschuldigungskarawane zum Nächsten, und das Spiel beginnt von vorne. Dafür haben auch Sie die Verantwortung, und auch das untergräbt das Vertrauen in die Demokratie! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich sage Ihnen das in aller Offenheit und in aller Deutlichkeit: Wir stehen hinter diesem Präsidenten des Parlaments, des Nationalrates. Ich frage Sie: Wer wird in Zukunft oder jetzt Unschuldige schützen, damit sie in diese Lage gar nicht kommen? Die Diskreditierung ist unwiderruflich und der Schaden nicht mehr gutzumachen (Abg. Amesbauer: Ja, in Österreich!), und da geht es nicht nur um die Person, sondern auch um die Funktion, vor der Sie immer Respekt einfordern. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Wie man bei so einer Rede so begeistert sein kann!)
Und ich sage Ihnen auch, dass wir hinter unserem Klubobmann stehen, dem
ich zu seinem heutigen Geburtstag sehr herzlich gratulieren darf. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS.) August Wöginger ist
ein Beispiel dafür, dass man sich der Anliegen, die von den Menschen
herangetragen werden, auch annimmt. Jeder von Ihnen, der jemals bei einem
Sprechtag war – und ich hoffe, das sind doch einige von
Ihnen –, weiß, worüber wir reden, und weiß, dass
das, dass man sich der Anliegen der Menschen annimmt, nicht strafbar sein
darf – nicht bei August Wöginger und auch bei keinem anderen
von uns. Dafür sind wir auch gewählt worden: dass wir für die
Menschen da sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich habe bereits mehrfach gesagt, wir werden keine Vernehmungsprotokolle
bewerten und darauf Urteile aufbauen, denn das müssten Sie jede Woche neu
machen. Ich sage Ihnen auch, das ist nicht der Rechtsstaat, den ich mir
wünsche: in dem ein vertrauliches Verfahren dazu führt, dass nicht
nur die Beschuldigung öffentlich wird und der Beschuldigte verurteilt
wird, sondern mit jedem Monat, mit jedem Quartal, in dem das neue Ergebnis
kommt, eine neuerliche Verurteilung erfolgt und das Wort Unschuldsvermutung
schon mit
einem Gesichtsausdruck und in einer Diktion gesagt wird (Abg. Kickl:
Ach, die haben sie jetzt auch für sich entdeckt!), dass es nur mehr die Vollstreckbarkeitsbestätigung
des Vorurteiles ist. (Beifall bei der
ÖVP. – Abg. Tomaselli: ... sich heimlich
aufnehmen!)
Sie haben hier in diesem Haus
verlangt, dass die Justiz in Ruhe ermitteln soll. Das ist jetzt ihre Aufgabe.
Die Justiz soll den Sachverhalt ermitteln, und wenn es
ein Ergebnis gibt, dann ist es zu beurteilen – strafrechtlich und
auch politisch. (Abg. Leichtfried: Und wieso blockiert ihr
das?) Auch diese Beurteilung werden wir vornehmen, wenn die Zeit
gekommen ist, dass wir wissen, auf welche Fakten wir das Urteil
begründen können, und wir sagen - - (Abg. Meinl-Reisinger:
Es geht nicht nur ums Strafrecht, Herrgott noch mal!) – Es geht
nicht nur um Strafrecht (Abg. Meinl-Reisinger: Eben!), aber
auch eine moralische Bewertung braucht eine Grundlage, und auch eine moralische
Beurteilung - - (Abg. Meinl-Reisinger: Na ja, die haben wir
ja im Parlament ...! – Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) –
Ja, aber ein Vernehmungsprotokoll ist auch keine Grundlage für eine
moralische Bewertung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wir werden uns einer besseren Regelung der Antikorruptionsbestimmungen im Strafrecht, im Informationsfreiheitsgesetz und in den anderen Gesetzeswerken nicht verschließen. (Abg. Leichtfried: Das heißt, ihr stimmt ...! Bravo! Danke! Jetzt müssen wir nur noch die Grünen überzeugen!) Eines sage ich aber schon: Veränderung soll Verbesserung bringen, denn sonst ist die Veränderung kein Fortschritt. (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Kollege Leichtfried, weil Sie in Ihrer Rede die Kontrolle durch den Rechnungshof angesprochen haben: Ich kann mich noch erinnern, dass Ihre Partei die Rechnungshofpräsidentin absetzen wollte. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Und der Wirt, von dem Sie hier gesprochen haben, dessen Stromkosten so hoch gestiegen sind, hat die Energierechnung von der Wien Energie gekriegt. Das will ich Ihnen nur mitgeben. (Beifall bei der ÖVP und des Abg. Schwarz. – Abg. Leichtfried: Die wohnt leider in Wiener Neustadt!)
Wir werden uns den Verschärfungen und der Konkretisierung der Bestimmungen nicht verschließen, und wir werden dazu auch initiativ werden. Der Bundeskanzler hat das Beispiel Dänemark schon angesprochen: Dänemark ist auf Platz eins des Korruptionsindex, und wir werden uns ansehen, was wir vielleicht übernehmen und auch besser machen können, damit sich unsere Platzierung wieder verbessert.
Neben all diesen Aufgaben, die wir selbstverständlich
zu erledigen haben, geht es aber auch darum, das zu tun, was sich die Menschen
in diesem Land
erwarten, und die Menschen erwarten sich von dieser Bundesregierung, aber auch
von der Politik allgemein, dass die Krise bewältigt wird. Ich sage Ihnen
eines: Dank dieser Bundesregierung ist keine der Befürchtungen, die es
während der Covid-Krise gegeben hat (Abg.
Belakowitsch: Impfpflicht! Genau!) – nämlich:
es wird eine unendliche Arbeitslosigkeit geben, es wird eine Pleitewelle
geben –, eingetreten. (Abg. Wurm: 100 Milliarden
Euro!) Sie sind deshalb nicht eingetreten,
weil die Hilfen schnell und unbürokratisch waren. (Zwischenruf
der Abg. Belakowitsch.) Sie haben die Menschen ebenso
wie die Wirtschaft gut durch die Krise gebracht. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)
Das ist
dieser Regierung gelungen. (Beifall bei der ÖVP.)
In der aktuellen Situation, in der es vor allem um die
Energieversorgung geht (Abg. Hauser: Aber die Betriebe habt schon ihr
zugesperrt!): Ich kann mich
noch erinnern, zu wie viel Prozent die Gasspeicher im Frühjahr
gefüllt waren – 20 Prozent, weniger. (Abg. Hauser:
Ihr habt die Betriebe zugesperrt!) – Herr Kollege Hauser,
bitte! (Abg. Hauser: Ihr habt die Betriebe zugesperrt! – Abg.
Wöginger: Entwurmungsmittel, oder - -?! –
Zwischenruf des Abg. Stefan. – Präsident Sobotka
gibt das Glockenzeichen.) – Herr Kollege Hauser, dass ich vorher
hören muss, damit ich weiß, was ich rede, ist auch kein Motto
für einen Zwischenruf. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich sage Ihnen noch etwas: Die
Regierung hat die Menschen auch in dieser Energiekrise nicht nur gut begleitet,
sondern sie hat Vorsorge getroffen, sodass die Gasspeicher jetzt gefüllt
sind. Das haben Sie alle nicht erwartet. Gegen
die Teuerung hat es Hilfen gegeben, sowohl für die Wirtschaft als auch für die Menschen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist es, was von der Bundesregierung und von der Politik allgemein erwartet wird.
Die Arbeitslosigkeit ist Stand jetzt so niedrig, wie sie
vor der Krise nicht war. Das ist die Leistung dieser Regierung, und ich sage
Ihnen ganz offen: Dafür ist
diese Regierung gewählt. Sie ist handlungsfähig, sie ist
handlungswillig (Abg. Belakowitsch: Das würde ich eher
nicht mehr so bestätigen!), und dafür stehen der Kanzler,
die Bundesregierung und die Volkspartei. (Anhaltender Beifall bei der
ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)
13.03
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Leichtfried zu Wort gemeldet. – Bitte sehr. (Abg. Stocker: Die Wien Energie hat keinen Strom!)
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Herr Kollege Stocker hat in seiner präpotenten Unwissenheit behauptet (Zwischenrufe bei der ÖVP), die junge Dame beziehe ihre Energie von der Wien Energie.
Ich berichtige tatsächlich: Der Energielieferant ist in diesem Fall die EVN. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
13.04
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Für den
Ausdruck Präpotenz darf ich einen Ordnungsruf erteilen. (Ruf
bei der ÖVP: Na das war jetzt notwendig! Sehr
sachlich! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
*****
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kickl. – Bitte.
Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Werte Regierungsmitglieder! Vor allem aber werte Österreicherinnen und Österreicher! Herr Bundeskanzler, Sie wissen aber schon eines: Heute hätte Ihr Tag sein können. Heute hätte Ihr großer Tag sein können, das hätte vor wenigen Minuten Ihr großer Auftritt sein können. Sie hätten heute die Gelegenheit gehabt, sich ein wenig vom niederösterreichischen Parteisekretär weg in Richtung eines Staatsmannes, der Sie so gerne wären, zu entwickeln. Sie hätten hier heute die Möglichkeit dazu gehabt.
Sie hätten die
Möglichkeit dazu gehabt, indem Sie Verantwortung für den korruptiven
Sumpf der Österreichischen Volkspartei, deren 100-Prozent-Obmann Sie
ja sind, auch zu 100 Prozent übernehmen. Sie hätten diese
Gelegenheit gehabt, wenn Sie erklärt hätten, wie Sie Ihre Volkspartei
an Haupt und Gliedern radikal
erneuern wollen. Sie hätten auch die Gelegenheit gehabt, diesen
Schritt zu setzen, wenn Sie selber derjenige gewesen wären, der den Weg
frei für Neuwahlen gemacht hätte, als Akt der tätigen Reue gegenüber
der Bevölkerung. Das wäre
tausendmal mehr wert als Ihr Süßholzgeraspel, das Sie
heute hier abgegeben haben! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber ich sage Ihnen ganz ehrlich eines – und Sie werden es dann von den eigenen Leuten auch hören –: Sie haben es vergeigt! Nichts davon ist passiert, nicht einmal ansatzweise. Mir zeigt das halt auch wieder, dass das Sprichwort stimmt: Man kann mit Gewalt keinen Bock melken. – Das ist die Geschichte. Sie machen weiter wie bisher: Abschütteln der Verantwortung, Kindesweglegung, Abputzen, Ablenken und eine unglaubliche Wehleidigkeit in Richtung Unschuldsvermutung und Vorverurteilung (Abg. Steinacker: Weil’s ja wahr ist!), die Sie bei Ibiza nicht einmal ansatzweise gemerkt haben! (Beifall bei der FPÖ.)
Sie müssen sich selbst fragen, wie glaubwürdig das ist. Für mich ist das eine Realitätsverweigerung in einer Dimension, die mich an einen gewissen Herrn Ceaușescu in seiner Endphase erinnert. (Rufe bei der ÖVP: Unglaublich!)
Sie haben heute eine Rede
gehalten, die im Grunde genommen dort, wo es um das Thema gegangen ist, einen
Satz wiederholt, den Sie unmittelbar nach
dem Auffliegen dieses ganzen Geständnisses Ihres Intimus, des Mannes aus
dem Inner Circle der Österreichischen Volkspartei, des Thomas Schmid,
schon gesprochen haben, und dieser Satz lautet: Ich habe das Land durch die
Krise zu führen (Ruf bei der ÖVP: Wer sonst?!), und die Justiz
soll die Ermittlungen führen! – Das heißt auf gut
Deutsch: Das geht mich ja alles nichts an, ich bin ja nur Parteiobmann der
Österreichischen Volkspartei, das geht mir am Allerwertesten vorbei,
und ich habe wichtigere Dinge zu tun! – Das ist das, was Sie auch
heute wieder vermittelt haben.
Erstens einmal, Herr
Bundeskanzler, sage ich Ihnen – und das halten wir jetzt ein
für alle Mal fest –: Sie führen dieses Land mit Sicherheit
nicht durch die
Krise, schön wär’s. Das genaue Gegenteil ist der Fall, es ist
ganz genau umgekehrt: Sie führen die Krisen, eine nach der anderen,
durch dieses Land! Das ist ein ganz, ganz wesentlicher Unterschied.
Denken Sie einmal darüber nach! Das bedeutet nämlich, dass
Sie – und mit Ihnen die gesamte Bundesregierung –
die Menschen nicht vor Bedrohungen, vor Schäden und Gefahren
schützen, sondern dass Sie diejenigen sind, die diese Bedrohungen, diese Schäden
und diese Gefahren – dort, wo Sie sie nicht selbst
verursachen – zumindest noch
viel schlimmer machen, als sie sein müssten. (Beifall bei der
FPÖ.)
Das ist ja das Problem! Das war bei Corona so: Die
Coronamaßnahmen
waren ein totalitärer Angriff auf die Grund- und Freiheitsrechte und ein
Milliardengrab obendrein. Das ist dort so, wo Sie uns unverantwortlich in
einen Wirtschaftskrieg hineinziehen, in dem
wir als neutrales Land aber schon gar nichts verloren haben, und das ist
dort so, wo Sie angesichts der neuen Völkerwanderung kläglich
versagen – ich sage nur Rekordzahlen, ich sage nur Zeltlager, und
ich sage nur Straßenschlachten, gerade erst gestern! Das ist
Ihre Erfolgsbilanz, Ihre Stabilität! (Beifall bei der FPÖ.)
Allein dafür verdienen Sie den Misstrauensantrag, den wir heute
einbringen!
Zweitens, Herr Bundeskanzler,
zeigt uns dieser Satz, dass Sie noch etwas überhaupt nicht verstanden
haben: Sie haben nicht verstanden, dass es in der öffentlichen Debatte um
Machtmissbrauch und Korruption und den tiefen
Staat der ÖVP nicht primär um die Frage geht, gegen welche
strafrechtlichen Paragrafen verstoßen wurde oder auch nicht. (Ruf bei
der ÖVP: Verschwörungstheoretiker!) Meine Güte! Ob Herr
Sobotka, Herr Wöginger, Herr Blümel, Herr Kurz, Herr Steiner und wie
sie alle heißen, am Ende gerichtlich bestätigt bekommen,
dass sie Verbrecher sind, das wird sich zeigen, und am Ende wird sich dann auch
zeigen, ob die ÖVP eine kriminelle Organisation ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist aber nicht das Problem, vor dem wir heute stehen. Das Problem,
das Kernproblem, das Sie haben, ist ein ganz anderes: Das ist Ihre
hochgradige moralische Verwahrlosung, dass Sie nicht mehr wissen, was man
tut und was
man nicht tut, was sich gehört und was
sich nicht gehört! (Ruf bei der ÖVP: Da redet der
Richtige!) Darum geht es in dieser Debatte, genau darum! (Beifall
bei der FPÖ.)
Kann man Ihnen überhaupt noch irgendein Wort glauben, nicht nur allgemein, sondern vor allem auch dann, wenn es um Sauberkeit geht? Kann man guten Gewissens einen Funken Vertrauen in diese Österreichische Volkspartei investieren, wenn es darum geht, die Korruption zu bekämpfen? Haben Sie – diese Frage muss man sich in der Zwischenzeit stellen – mit Ihren Spitzenrepräsentanten überhaupt die charakterliche Eignung, Spitzenpositionen der Republik einzunehmen? – Die Antwort ist ganz einfach: Nein, nein und noch einmal nein! – Das ist die Antwort auf diese Kernfragen.
Wissen Sie, wie ich zu diesem
Urteil komme? – Ich sage nur: Verhaltenskodex der Österreichischen Volkspartei. Klingelt es
jetzt bei Ihnen? Klingelt es bei
Ihnen, Herr Bundeskanzler? Das ist ja Ihr Verhaltenskodex! Das ist ja Ihr moralischer
Kompass! Jetzt plötzlich spielt die Moral keine Rolle mehr. Das ist
Ihre moralische Selbstverpflichtung, die Sie sich auferlegt haben, um Ihr politisches Handeln zu bestimmen! Das haben Sie selbst gemacht! Wir erlauben uns nichts anderes, als Sie an diesen eigenen Maßstäben zu messen.
Herr Abgeordneter Stocker, so
viel zum Thema Heiligenschein der Scheinheiligen: Der Verhaltenskodex der
Österreichischen Volkspartei, das ist der Heiligenschein der
Scheinheiligen. (Beifall bei der
FPÖ. – Zwischenruf
des Abg. Stocker.)
Meine Güte, Herr Bundeskanzler, ich habe Ihnen ein Schmankerl
mitgebracht,
weil ich jetzt nicht weiß, was für Sie als Bundeskanzler und als
Parteiobmann gilt. An zentraler Stelle dieses ÖVP-Verhaltenskodex
heißt es – ich darf zitieren –: Politische Moral
und Ethik müssen „über die strikt einzuhaltende Rechtsordnung“
hinausgehen. Ja, das ist das, was für Sie gilt, und heute stellen Sie sich
hierher – und auch Herr Stocker – und sagen, dass das,
was Sie sich selber vorgegeben haben, alles nicht mehr gilt und dass nur mehr
die Rechtsordnung gilt. Ja was jetzt? Ja was jetzt? Was? (Beifall bei der FPÖ.)
Sie nehmen sich ja selber moralisch nicht mehr ernst! Da dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Bevölkerung das genauso macht und wir Sie auch moralisch nicht mehr ernst nehmen! Es ist ja kein Zufall, dass bei Ihnen nur mehr Strafverteidiger ans Pult treten. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.) Das ist alles Lug und Trug und Heuchelei ausgehend von den höchsten Repräsentanten des Staates, und auch dafür sind diejenigen rücktrittsreif, die das in Ihrer Partei offenbar verinnerlicht haben, und diejenigen, die das alles duldend mit ermöglichen!
Noch etwas habe ich Ihnen aus
diesem wunderbaren Machwerk, aus diesem Verhaltenskodex
mitgebracht. Ich darf zitieren: „Wer öffentliche Aufgaben
wahrnimmt, hat eine Vorbildfunktion, er verkörpert die Sichtbarkeit eines
guten politischen Verhaltens und steigert damit das Vertrauen in Staat und
Politik. Daher ist für politische Funktionsträgerinnen und
Funktionsträger ein
strenger Maßstab nicht nur bei der Wahrnehmung der öffentlichen Aufgaben, sondern auch im allgemeinen Verhalten notwendig.“ (Abg. Lopatka: Was ist da schlecht dran? Was stört Sie an dem Kodex?)
Jetzt frage ich Sie als
Parteiobmann und Bundeskanzler: Herr Nehammer, glauben Sie allen Ernstes, dass
der Präsident des Nationalrates hinter mir, der dem ja auch unterliegt,
dem auch nur ansatzweise gerecht wird? Glauben Sie das wirklich? Und wenn Sie
das glauben, dann sage ich Ihnen eines: Dann ist ja wirklich Hopfen und Malz verloren,
dann ist ja überhaupt nichts mehr zu retten! Und wenn Sie es nicht
glauben, ja dann frage ich mich: Warum lassen Sie
dann zu, dass er weiter diese Institution des Nationalratspräsidenten
missbrauchen darf? Ist er vielleicht der heimliche Parteiobmann? Hat er
Sie alle so sehr in Geiselhaft, dass Sie sich nicht befreien
können?
Wöginger August, du wirst dich zu Wort melden, du wirst es uns verraten! Uns hat er jedenfalls nicht in Geiselhaft, das kann ich Ihnen sagen. Wir als Fraktion misstrauen diesem Nationalratspräsidenten schon lange, da hat es das Geständnis des Herrn Schmid gar nicht gebraucht. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir haben aber halt nicht die
Möglichkeit, weil die Rechtsordnung das nicht hergibt, dass wir ihm einen
entsprechenden Misstrauensantrag vor die
Füße knallen oder dass wir einen Antrag auf seine Abwahl stellen.
Das ist nicht vorgesehen. Deswegen möchte ich etwas anderes machen: Ich
möchte ihm dieses Misstrauen auf
symbolische Art und Weise zum Ausdruck bringen.
Herr Nationalratspräsident,
schauen Sie her! Ich habe Ihnen etwas mitgebracht. (Der Redner sowie die
Abgeordneten der FPÖ halten rote Karten in die Höhe.)
Das kommt aus dem Fußball. Das ist die rote Karte für Sie, für
die Art und Weise, wie Sie Politik machen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe nicht nur eine rote Karte für Sie mitgebracht, Herr Nationalratspräsident, sondern auch einen Appell, der ja auch aus den Reihen der Österreichischen Volkspartei kommt, aber die sind nur zu feig - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ihre Redezeit ist zu Ende. Ich darf Sie bitten, zum Schlusssatz zu kommen. (Ruf: 10 Minuten!)
Abgeordneter
Herbert Kickl (fortsetzend): Ermöglichen Sie es bitte, dass der
Umzug des Parlaments ins neue Haus ohne Sie stattfindet! Das wäre Ihre
größte politische Leistung. Sie
könnten Compliancebeauftragter bei Johanna Mikl-
Leitner oder Vorsitzender des
ÖVP-Ethikrates werden. Für den Kronzeugen ist es zu spät, da war Herr Schmid
schneller als Sie. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)
13.14
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Sigrid Maurer. – Bitte.
Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie wie auch vor den Bildschirmen! Die Entwicklungen der letzten Wochen haben ein schauderhaftes Bild der Politik geliefert. (Abg. Rauch hält eine rote Karte in die Höhe.) Zweifelsohne ist klar: Das Vertrauen wurde weiter beschädigt.
Leider ist dieses Bild alles andere als neu. Es weist vielmehr auf ein strukturelles Problem hin. Bundespräsident Alexander Van der Bellen spricht von einem Wasserschaden für die Politik, der an die Substanz unserer Demokratie geht, und ich teile diese Einschätzung. (Abg. Wurm: Wo ist der heute überhaupt, der Kollege? Wo ist denn der Präsident? Sollte er sich anschauen, der Herr Präsident! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Es ist unerträglich, dass sich der Eindruck verfestigt, man könne es sich in Österreich richten. Es ist unerträglich, dass der Eindruck entsteht, wenn man die richtigen Kontakte hat, wenn man nur reich genug ist oder das passende Parteibuch hat, dann kann man im Finanzministerium anrufen und niedrigere
Steuern für sich selber verhandeln. Das schadet immens dem Vertrauen in die Demokratie und die Republik insgesamt. (Beifall bei den Grünen.)
Auch wenn die ÖVP jetzt in ihren eigenen Reihen für Ordnung sorgen muss: Dieses Problem findet in den aktuellen Geschehnissen vielleicht einen Höhepunkt, aber leider nicht seine Ursache. Was den U-Ausschuss und die WKStA seit Monaten beschäftigt, ist überhaupt erst durch eine sogenannte „bsoffene Gschicht“ – unter Anführungszeichen – auf Ibiza und die Ermittlungen um Postenschacher bei den Casinos aufgeflogen. Gegenstand dieser Ermittlungen waren, lieber Herr Kickl, die Freiheitliche Partei, der ehemalige Parteichef der Freiheitlichen. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Ich muss an dieser Stelle schon auch darauf hinweisen: Es gibt einen aktuellen Finanzskandal Ihrer Partei, bei den Freiheitlichen in Graz, der auch gerade die Gerichte beschäftigt und bei dem es um Korruption geht. (Abg. Kickl: Bei uns treten alle zurück oder werden ausgeschlossen! Sagen Sie das der ÖVP!) Genau das haben Sie in der aktuellen Debatte vergessen zu erwähnen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Wöginger.)
Völlig zu Recht fordert der Bundespräsident eine Generalsanierung. (Abg. Kickl: Ist der Herr Chorherr eigentlich noch Mitglied bei Ihnen?) Das ist ein Auftrag an uns alle hier, die in dieser Republik politische Verantwortung tragen, und wir Grüne nehmen diesen Auftrag sehr ernst. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wurm: Ah geh! Seit wann denn?!) Wir machen Ernst: beispielsweise mit einem verschärften Parteiengesetz für gläserne Parteikassen – einem Thema, das vor mehr als zehn Jahren Werner Kogler angestoßen hat. Was die Transparenz von Spenden betrifft, haben wir diese heuer hier bereits beschlossen, in einer extrem strengen Form mit Einsichtsrecht für den Rechnungshof. Das gibt es in dieser Form in keinem anderen Land. Das ist wirklich ein riesiger Meilenstein, was die Transparenz der Parteienfinanzierung betrifft. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Illegale Parteispenden am Rechnungshof vorbeigeschleust auf Vereinskonten sind damit nicht mehr möglich. Ich bin dankbar, dass die Sozialdemokratie
und die NEOS sich konstruktiv eingebracht haben. Ich muss aber auch, liebe Sozialdemokratie, auf die Volte hinweisen, mit der man versucht hat, dieses Gesetz zum Schluss doch noch zu verhindern – nämlich weil man eigentlich nie wollte, dass der Rechnungshof kontrollieren kann –, indem man die Absetzung der amtierenden Rechnungshofpräsidentin gefordert hat. (Abg. Ottenschläger: So ist es!) Die ist zum Glück für Sie nicht gut ausgegangen, und Sie mussten zum Schluss das Gesetz mit beschließen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Fakt ist: Dieses Gesetz wurde aufgrund einer grünen Regierungsbeteiligung in dieser Republik beschlossen. (Beifall bei den Grünen.)
Wir machen auch Ernst mit lückenloser Transparenz bei der öffentlichen Inseratenvergabe. Jeder Cent, der in Inserate der öffentlichen Hand fließt, muss offengelegt werden. Künftig muss das Ziel von Kampagnen genau begründet und ihre Wirkung analysiert werden. Damit schieben wir Scheinumfragen und versteckter Parteienwerbung einen Riegel vor. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Dieser Gesetzentwurf geht demnächst in Begutachtung, und ich lade alle Fraktionen ein, sich auch da konstruktiv einzubringen, um gemeinsam mit alten Missständen Schluss zu machen. Auch da richtet sich mein Spezialappell an die Sozialdemokratie, denn: Wer ist Inseratenkaiser in dieser Republik? – Es ist der Wiener Bürgermeister, der mehr Euro pro Kopf als die Bundesregierung zusammen ausgibt – für Inserate in Boulevardmedien, in undurchsichtigen Ausgaben, Sonderproduktionen und, und, und. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Kickl: ... hat er das mit den Grünen auch schon gemacht!)
An dieser Stelle kann ich auch die NEOS, die in Wien mit der Sozialdemokratie regieren, nicht aus der Verantwortung lassen. Auch da habe ich noch nicht erkannt, wo der Einfluss der NEOS geblieben ist, was die Transparenz betrifft. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Deutlich mehr gekürzt, als ihr das je geschafft habt in zehn Jahren!)
Lassen Sie uns auch endlich das Amtsgeheimnis in Österreich abschaffen! Wir haben vor über einem Jahr den Entwurf zum Informationsfreiheitsgesetz vorgelegt, und die, die blockieren, gehören vor den Vorhang. (Abg. Leichtfried: Wer blockiert, ist am Rednerpult!) Es ist immer so eine Parallelität: Hier fordert die Sozialdemokratie lautstark, was sie unter eigener roter Kanzlerschaft nie zustande gebracht hat, und gleichzeitig blockieren der Wiener Bürgermeister und andere Bundesländer und Gemeinden, die rot regiert werden, weil sie dieses Gesetz in Wahrheit nicht haben wollen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stögmüller: Hört, hört!)
Das mit der Transparenz nimmt die SPÖ nämlich immer nur so
lange ernst, so lange sie in der Opposition ist. In Wien:
1,4 Milliarden Euro am Gemeinderat vorbei, am Landtag vorbei, ohne die Information für irgendwen (Abg.
Leichtfried: Wir können das heute
beschließen!) – das ist das sozialdemokratische
Verständnis von Transparenz. (Abg. Rendi-Wagner: Beschließen
wir es heute! – Abg.
Leichtfried: Beschließen wir das heute, Sigrid!) Ich glaube,
auch Sie brauchen da einen deutlichen Ruck. (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der
ÖVP. –Abg. Leichtfried: Beschließen wir es! Der
Gesetzesvorschlag liegt vor! Beschließen wir das!)
Wir Grünen meinen es auch
ernst mit einem strengeren Korruptionsstrafrecht mit harten Strafen für Gesetzes- und Mandatskauf, das alte
Lücken schließt.
(Abg. Erasim: Legt es
vor!) Es gibt einen fertigen
Entwurf, der liegt beim Koalitionspartner. Machen wir auch hier gemeinsam
Ernst und vor allem Tempo,
Herr Stocker! (Beifall bei den Grünen.)
Noch etwas brauchen wir, um das Vertrauen zurückzugewinnen: vollständige Aufklärung – auch damit meinen es wir Grüne absolut ernst. Das sieht man beispielsweise daran, dass wir im Untersuchungsausschuss die notwendigen Beweisanträge stellen, damit die Akten aus dem Finanzministerium herbeigeschafft werden. Das sieht man aber auch an der Unterstützung durch Justizministerin Alma Zadić, die dafür sorgt, dass die unabhängige Justiz
unbeeinflusst arbeiten kann. (Abg. Kickl: Das ist fast eine Beleidigung für die Beamten!) Und man sieht an nichts so gut, dass das funktioniert, wie daran, dass das Geständnis von Thomas Schmid und die Einvernahmen von Thomas Schmid geheim geblieben sind, obwohl sie seit April laufen. Einen besseren Beweis dafür, dass die Justiz unter dieser Justizministerin gut arbeiten kann, gibt es wohl nicht. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Aber das hat mit dem Justizministerium nichts zu tun!)
Im Übrigen kann ich auch
noch sagen: Wir haben die Situation, dass die ÖVP im
Konsultationsverfahren die gemeinsame Einigung derzeit blockiert. Auch
da setzt die Justizministerin die notwendigen Schritte, um die Ermittlungen zu
schützen, und ruft den Verfassungsgerichtshof an, um diese Frage von
unabhängiger Stelle klären zu lassen, damit beim morgigen Tag im
Untersuchungsausschuss nicht die Gefahr besteht, dass die restlichen
Ermittlungen gefährdet werden. (Beifall bei den Grünen. –
Abg. Leichtfried: Weiß das die ÖVP auch?)
Der Auftrag an uns alle ist klar, meine sehr geehrten Damen
und Herren: Zeigen wir alle gemeinsam, dass
wir es mit dem Aufräumen mit der Korruption und
den alten Missständen ernst meinen. Das erreichen wir nicht mit Neuwahlen,
sondern mit den strukturellen Änderungen, die ich hier alle
angesprochen habe. (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff.)
Was wir dafür tun müssen, liegt auf dem Tisch: Setzen wir diese
dringenden Reformen um, ohne weitere Verzögerungen und Blockaden, im
ehrlichen politischen Diskurs, für beste Lösungen in diesem
Land! – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)
13.23
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Scherak. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Frau Klubobfrau Maurer hat hier gerade behauptet, dass durch die Reform des Parteiengesetzes illegale
Parteienfinanzierung mit Umgehungskonstruktionen über Vereine am Rechnungshof vorbei nicht mehr möglich ist.
Ich berichtige tatsächlich: Illegale Parteienfinanzierung über parteinahe Vereine, die nicht statutarisch mit einer Partei verbunden sind, ist selbstverständlich weiterhin möglich, weil der Rechnungshof dort kein Einsichtsrecht hat. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Wöginger: Dann gehören sie aber auch nicht zur Partei!)
13.23
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES
(NEOS): Was gehört denn eigentlich
nicht zur Partei, Herr Wöginger? Wenn ich der ÖVP so zuhöre,
gehört das ganze Land ja quasi als Wurmfortsatz schon zur ÖVP. (Beifall
bei den
NEOS. – Abg. Leichtfried: Da kennt sich Kollege Wöginger
nicht aus! – Abg. Wöginger: Wie ist das mit dem
Haselsteiner?)
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Bundeskanzler, sehr geehrter Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich sage es Ihnen ganz offen: Ich habe heute überhaupt keine Lust auf diese Sondersitzung und darauf, hier zu reden. – Schon wieder!
Ich habe seit Jahren das Gefühl, ich drehe mich im Kreis und wir
reden immer
das Gleiche – immer das Gleiche! –, weil sich auch nichts
verändert. Es liegt alles auf dem Tisch, aber es bleibt weiterhin gleich.
Es gab in dieser Legislaturperiode 22 Sondersitzungen. Sieben
davon, also ein Drittel, haben sich um die Korruptionsskandale der ÖVP gedreht.
Sieben, ein Drittel davon, haben sich nicht darum gedreht, wie wir die
beste Bildung gewährleisten, wie wir jetzt wirklich Innovationen schaffen
und Unternehmertum beflügeln, um gestärkt aus der
Krise rauszukommen.
Ich habe gehört, dass Sie es als große Leistung
der Bundesregierung oder eigentlich auch des Hohen Hauses erwähnt haben,
dass das Budget des Bundesheers steigt.
Es hat keine einzige Debatte über eine neue Sicherheitsdoktrin gegeben.
Alle anderen Länder rund um Österreich sagen: Na ja, am 24. Februar
ist etwas passiert! – Ich habe als Mitglied des Hohen Hauses hier
keine
Debatte über eine neue Sicherheitsstrategie oder Sicherheitsdoktrin
erlebt, und es wurde auch dem Hohen Haus und damit auch der Bevölkerung
nichts vorgelegt.
Was wir jetzt seit Jahren erleben – es stimmt
schon, dass das den Ausgangspunkt bei der bsoffenen Gschicht in Ibiza genommen
hat –, sind sozusagen Spielarten von Korruption in
verschiedensten Bereichen. Jetzt ist halt mit diesem
500-Seiten-Geständnis des Thomas Schmid eine neue Staffel oder eine
neue Folge da, aber die Serie läuft ja schon sehr lange. Als „House
of
Cards für Alpenländler“ mit verschiedenen Staffeln habe ich das
bezeichnet. Ich würde die erste Staffel Verblendung nennen, die zweite
würde ich dann – irgendwie, ich weiß nicht
wie – Verführung und die dritte vielleicht Aufstieg und Fall
der Wunderwuzzis nennen. Das wäre auf jeden Fall auch eine Staffel
wert gewesen.
Es hat sich aber substanziell nichts geändert. Genau
das, was in Ibiza angesprochen wurde, nämlich wie man am Rechnungshof
vorbei über Vereine letztlich für die Partei Spenden lukrieren kann,
die man dann natürlich
für die Partei nutzt, ist alles weiterhin möglich.
Dreieinhalb Jahre nach Ibiza – damals hat
Alexander van der Bellen gesagt, so sind wir nicht – sagen nicht
wenige Leute in Österreich: So sind die alle! –
Und was Sie, insbesondere von ÖVP und Grünen, heute hier gemacht
haben, ist ja nichts anderes gewesen, als zu
sagen: Na, mah, die Politik gibt ein wirklich schlechtes Bild
ab! – Ich sage Ihnen einmal etwas: Es ist nicht die
Politik, die das schlechte Bild abgibt. Es
sind Ihre Skandale bei der ÖVP, die das schlechte
Bild abgeben, aber in Ihrem
Sturz, in Ihrem Fall reißen Sie alles mit. (Beifall bei
den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)
Das Vertrauen ist im Keller,
und zwar das Vertrauen in jede Institution unserer Republik. Sie gehen durch
den Porzellanladen unserer Republik, hauen
eine Vase nach der anderen runter und sind damit beschäftigt –
in der einen Hand die Schaufel, in der anderen den Besen –, das
zusammenzukehren.
Sie nehmen auch null Rücksicht darauf, dass das Vertrauen in die Politik
im Allgemeinen, in alle Parteien, ins Parlament, in die Regierung, in den
Verfassungsgerichtshof, in die Justiz mittlerweile massiv gesunken ist.
Nein, es sind nicht alle so,
und nein, Herr Bundeskanzler und ÖVP-Obmann – und darum geht es
ja eigentlich heute noch viel mehr –, es geht nicht
ums Strafrecht. Wenn das Strafrecht die allerletzte Linie ist und man sagt,
dass es dann, wenn sie überschritten ist, wirklich nicht in Ordnung ist,
dann,
muss ich sagen, verstehe ich komplett, dass die Bevölkerung sagt: Na gut,
was wollt ihr mit solchen Leuten in der Politik? – Es geht also
nicht ums
Strafrecht.
Was H.-C. Strache auf Ibiza in Aussicht gestellt hat, ist nicht strafbar. Es ist übrigens deshalb nicht strafbar, weil wir dieses Gesetz nicht haben, dass Amtskauf strafbar ist. Er musste richtigerweise trotzdem zurücktreten, weil es in der Politik einfach nicht geht, dass man so ein Bild abgibt. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Es ist auch nicht die alte
ÖVP. Sie sitzen hier mit den 37 Prozent des erkauften Wahlsiegs,
getürkt und erkauft. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten
der SPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.) Wenn Sie sich
jetzt Ihre Umfragewerte anschauen, welches Vertrauen der Bevölkerung
Sie jetzt haben, erkennen
Sie, dass eigentlich gut die Hälfte von Ihnen nicht mehr hier im Haus
sitzen würde und die Mehrheit weg wäre. (Beifall bei den NEOS
und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Steinacker.)
Das ist das Thema. Es ist nämlich nicht nur die Justiz die letzte Instanz, sondern es ist auch das Parlament, das in der Lage ist beziehungsweise hoffentlich –
beispielsweise mit Stimmen der Grünen – in der Lage wäre, einen Schlussstrich zu ziehen und zu sagen: Okay, wir machen jetzt wirklich bessere Gesetze!
Es liegt alles auf dem Tisch.
Wir brauchen nicht die 150. Auflage der nächsten Postenschacherei im
Untersuchungsausschuss zum Gaudium mancher
Leute durchzudiskutieren, denn wir wissen das. Die ÖVP hat ein Korruptionsproblem und ist vielleicht ein Korruptionsproblem.
(Beifall bei den NEOS.)
Was soll man da noch weiter
diskutieren? Wir wissen, welche Gesetze gemacht gehören. Ein
Informationsfreiheitgesetz, schärferes Korruptionsstrafrecht,
zum Beispiel eben auch die Erweiterung um den Amtskauf, zum Beispiel ein unabhängiger Generalbundesstaatsanwalt, zum
Beispiel auch, dass die Vereine
in die Frage der Parteienfinanzierung mit hineingenommen
werden – es liegt alles verdammt noch einmal auf dem Tisch. Wir reden
und drehen uns
aber im Kreis und wollen gerne den Untersuchungsausschuss weiterspielen, damit
wir unsere parteipolitischen Spielchen machen und dieses Hickhack weiterführen
können. (Zwischenruf bei der ÖVP.)
Das Vertrauen ist im Keller. Das Einzige, was jetzt möglich ist, ist, einen Schlussstrich zu ziehen und wirklich zu sagen: Schaffen wir einen Weg für Neuwahlen! – Dann gibt es wirklich eine Regierung, die sagt: Okay, wir haben das wirklich zusammengeräumt, jetzt geht es wieder anders zu, und jetzt haben wir die Hände wieder frei, um für Österreich zu arbeiten! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
13.30
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Yildirim. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Ein gutes, leistbares Leben für alle sollte im Mittelpunkt allen politischen Handels stehen, gerade jetzt, wenn unser Land von einer Krise in die nächste schlittert.
Die Teuerung ist auf einem Rekordhoch, und sehr viele Menschen geraten bei der Finanzierung des tagtäglichen Lebens immer mehr unter Druck. Nicht weniger als 1 700 Unternehmen sind von Januar 2022 bis September 2022 in Konkurs gegangen. Das sind um 51 Prozent mehr Konkursfälle. Herr Abgeordneter Stocker steht aber hier und betreibt Realitätsverweigerung. Wissen Sie warum, sehr geehrten Damen und Herren? – Weil eben diese Bundesregierung damit beschäftigt ist, Korruptionsermittlungen abzuwehren.
Dann stehen Sie hier vorne und sagen, es gibt keine Fakten.
Zur Erinnerung ein paar Fakten: Neben dem ehemaligen Bundeskanzler Sebastian
Kurz wird
gegen fünf ehemalige ÖVP-Finanzminister, drei weitere von der
ÖVP nominierte Ex-Ministerinnen und -minister, den Präsidenten des
Nationalrates, mehrere ÖVP-Abgeordnete,
unter anderen Klubobmann Wöginger, ermittelt. Da ja besonders Herr
Klubobmann Wöginger von Abgeordnetem Stocker hier verteidigt wurde,
erinnere ich Sie daran: Diese Intervention, die passiert ist, ist –
übrigens vom Gericht festgestellt – zulasten einer gut
qualifizierten Frau passiert,
nur weil ein weniger qualifizierter ÖVP-Bürgermeister spitz auf
diesen Posten war. Das ist die ÖVP-Realität!
(Beifall bei der SPÖ
und bei Abgeordneten der
NEOS.)
Es gibt noch diverse – ich könnte noch weiter
aufzählen – hochrangige der
ÖVP nahestehende Beamtinnen und Beamte,
ÖVP-Gönner, Reiche, Millionäre, die alle unter Verdacht der
Bestechung, Bestechlichkeit, Anstiftung zum Amtsmissbrauch stehen. Es ist
erschütternd, dass Sie das einfach negieren. Das soll beispielgebend
für eine mögliche Nachwuchspolitiker:innengeneration
der ÖVP sein? – Ich glaube es nicht.
Daher bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschärfung des Korruptionsrechts bei Amtsdelikten für Spitzenpolitiker*innen“
eingebracht im
Zuge der Debatte über den Dringlichen Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg
Leichtfried an den Bundeskanzler betreffend „ÖVP-Korruption beenden
statt aussitzen – Sofortmaßnahmen zur Stärkung
von Transparenz, Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg“.
„Spitzenpolitiker*innen
tragen durch ihre Vorbildwirkung besondere Verantwortung, sie vertreten in
ihrer Funktion die Republik Österreich und sind dieser im besonderen Maße verpflichtet.
Bedauerlicherweise hat sich aber in letzter
Zeit auch gezeigt, dass nicht alle diesen hohen Ansprüchen gerecht
werden. Es sollen daher in Zukunft bei Amtsdelikten des 22. Abschnittes
des Strafgesetzbuches betreffend die §§ 302ff für die
Spitzenpolitiker*innen höhere Strafdrohungen gelten. Dadurch
verlängert sich auch die Verjährungsfrist.“
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Entschließung
Der Nationalrat hat beschlossen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage noch in diesem Jahr zuzuleiten, mit welcher bei jenen Amtsdelikten des 22. Abschnittes des Strafgesetzbuches betreffend die §§ 302ff, die über einen qualifizierten Tatbestand verfügen, die Strafdrohung des qualifizierten Tatbestandes auch für die Begehung des Grundtatbestandes durch Spitzenpolitiker*innen, wie insbesondere Bundeskanzler*in, anderen Mitglieder der Bundesregierung, Staatssekretär*innen, Präsident*in des Nationalrates, die Klubvorsitzenden, alle anderen Abgeordneten, gilt.“
*****
Es ist offensichtlich notwendig, dass darüber geredet
wird, denn Sie sind kein gutes Beispiel
für die Nachfolgepolitikerinnen und -politiker auch in Ihrer
Fraktion. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn ernsthaft darüber
diskutiert wird und hoffentlich bald Änderungen herbeigeführt
werden. – Danke.
(Beifall bei der SPÖ.)
13.34
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Steinacker. – Bitte sehr.
Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker
(ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung!
Hohes Haus! Geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger! Wenn man
den Oppositionsparteien heute bei ihren Beiträgen
zu dieser Debatte zuhört, könnte man meinen, in Österreich und
hier im Parlament steht nichts anderes zur Diskussion und wir haben nichts
anderes zu tun, als über Korruption zu sprechen; wir haben auch sonst
nichts zu tun (Unruhe im Saal); die Bundesregierung kann angeblich nicht arbeiten
(Abg. Schnedlitz:
Kann sie auch nicht!); und wir selbst sehen die Bedürfnisse der
Menschen nicht und agieren nicht mit Gesetzen und Notwendigkeiten, egal ob es
Covid-
Hilfen sind, egal ob es Hilfen bei der Energiekrise und in Bezug auf die
Inflation sind. – So ist es nicht, meine sehr geehrten Damen und
Herren! Nein, hier
wird gearbeitet. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schnedlitz:
Doch!)
Unsere Verfassung sieht nicht umsonst eine genaue Trennung zwischen Gesetzgebung, die wir hier im Parlament machen, der Vollziehung durch
die Bundesregierung und der Rechtsprechung vor, und zwar arbeiten alle
in einem ausbalancierten System und sich wechselseitig kontrollierend. Wir hier
sind für die Gesetzgebung zuständig, und wir haben uns an die Gesetze
zu halten. (Abg. Schnedlitz: Machen Sie jetzt
Staatsbürgerkunde?) Das ist ja wohl klar:
Keiner steht über den
Gesetzen, und bei Fehlverhalten oder Anzeigen sind
die Staatsanwaltschaften gefordert, zu ermitteln, um festzustellen, ob es entweder
zu einer Anklage kommt oder, wenn sich der Verdacht oder die Tatbestände nicht
erhärten lassen, die Verfahren eingestellt werden. (Abg. Kickl: Hauts
euren Ethikrat ausse!)
Es gilt auch, die verschiedenen Korruptionsvorwürfe, die im Raum
stehen, die Thomas Schmid jetzt auch mit seinem Geständnis wieder
einmal vorgelegt hat, abzuwägen. Betroffen ist in dieser Causa
natürlich auch eine Vielzahl von hochrangigen Politikern, aber meine Damen
und Herren, wir alle, Sie alle,
wie Sie heute hier sind, Sie da oben auf der Galerie, die Damen und Herren, die
uns von zu Hause zuhören: Haben Sie Ihr Urteil schon gefällt? Haben
Sie
sich Ihre Meinung schon gebildet? Ist das, was derzeit in den Medien transportiert
und gesendet wird, denn alles, was der Wertung durch die Staatsanwaltschaften
zu unterziehen ist? Die Staatsanwaltschaften haben die Beweise, die
Geständnisse, verschiedene Dinge zu prüfen, aber genauso auch die
Gegenbeweise zu ermitteln. (Abg. Kickl: Und wie war das bei Ibiza?)
Meine Damen und Herren, tun Sie das bitte nicht! Vorverurteilen Sie die
Menschen nicht! Sie könnten selbst einmal betroffen sein. Kollege Kickl,
du könntest auch einmal Betroffener
sein. (Abg. Kickl: Ich war das bei Ibiza! –
Heiterkeit bei der FPÖ. – Abg. Kassegger: Er
war Betroffener!) Na ja, es kann
ja wieder kommen, aber man versucht ja trotzdem, nicht eine
Vorverurteilung - -. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der
FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Beifall bei der ÖVP. –
Zwischenruf des Abg. Kickl.) Was war
in Ibiza?
Es gibt in
Österreich ein lückenloses Strafrecht für aktive
Amtsträger. Wie Kollegin Meinl-Reisinger auch vorhin gerade gesagt hat,
gibt es das nicht, um für werdende Amtsträger eine entsprechende
Strafbarkeit zu generieren. Ich
darf Ihnen sagen, das ist schwierig genug, denn wir betreten bei den objektiven
Tatbeständen, die wir neu schaffen, Neuland. Es gibt in ganz Europa, auf
der ganzen Welt keine Vorverlegung von Straftatbeständen für den Fall, dass du vielleicht zufällig einmal ein Amt bekommst.
Wir wollen das,
und wir werden auch weiter intensiv verhandeln, aber wir müssen die Dinge
bis zum Ende denken, damit die Staatsanwaltschaften bei den Ermittlungen klar
wissen: Das sind die Tatbestandsmerkmale, diese müssen erfüllt sein. Wir überlassen es nicht
den Gerichten, nach einer Anklage dann eventuell unsere Gesetze,
die wir gemacht haben, zu interpretieren. Wir sorgen
für klare, objektive Tatbestandsmerkmale, damit diese sehr heiklen Themen
auch ordentlich einer strafrechtlichen Beurteilung zugeführt werden
können.
(Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf bei der SPÖ.)
Ich sage ganz
klar: Intensive Verhandlungen wird es auch zu dem Thema
der Schaffung des unabhängigen, weisungsfreien Bundessstaatsanwaltes
geben. Ja, wir stehen zu dieser Idee, wir stehen zur Umsetzung, denn es gilt,
die
oberste Anklagebehörde Österreichs aus der tagespolitischen Debatte
herauszuhalten. Es geht für uns aber jedenfalls auch um die
Sicherstellung der parlamentarischen Kontrolle, und es geht uns darum, dass das
Parlament bei der Bestellung entsprechend mitwirken kann. (Zwischenruf der
Abg. Erasim.) Wenn das so umgesetzt wird, wie ich es vorschlage,
ist die Anklagebehörde demokratisch legitimiert und damit auch
gestärkt. (Beifall bei der ÖVP.)
An unseren Koalitionspartner gerichtet: So, wie es Usus ist, hat uns die Regierung Vorschläge geschickt. Wir arbeiten in der Koordinierung an den Themenstellungen. Ich sage ganz klar Ja zu einer Verschärfung des Korruptionsstrafrechts, aber mit Augenmaß und gerader Linie und objektiven, sauberen Tatbeständen. Ich sage Ja zum Informationsfreiheitsgesetz. Es ist schwierig genug, aber wir werden auch das lösen. Und ich sage Ja zum Bundesstaatsan-walt.
Aber bitte: Einige Punkte sind dermaßen heikel, dass wir sie durchdenken, zu Ende denken müssen. Es kann nicht sein, dass allein die Unterstützung einer Bürgerinitiative eines Kandidaten im Wahlkampf schon zu einer Vorverurteilung
und dann
möglicherweise zu einer Verurteilung führt, wenn jemand dann möglicherweise des Mandatskaufs beschuldigt
wird. Wir denken das zu Ende, dafür stehe ich, dafür steht die
ÖVP, und wir werden gute Gesetze auf den
Tisch legen. (Beifall bei der ÖVP sowie
der Abg. Rössler.)
13.40
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte.
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA
(FPÖ): Herr Präsident! Werte
Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Leider ist der Bundeskanzler nicht mehr bei
uns, er dürfte hinausgegangen sein. Vielleicht hat er etwas Wichtigeres zu
tun, als dem Parlament zuzuhören. (Abg. Hörl: Was Wichtigeres,
als dir zuzuhören!)
Ich möchte aber schon ein
paar Dinge reflektieren, die er vorhin gesagt hat.
Er hat davon gesprochen, dass er so stolz darauf sei, dass die Gasspeicher voll
sind. Ich hätte vom Bundeskanzler gerne eines gehört: Wer hat die Gasspeicher angefüllt,
wem gehört das Gas da drinnen? Und vor allem: Wer hat es bezahlt, Herr
Vizekanzler? Das sollte man einmal grundsätzlich hinterfragen. Dann
schaut die Geschichte schon nicht mehr so toll aus, wie Sie das vorhin
dargestellt haben.
Ich habe Kollegin Steinacker zugehört, und ich muss
ganz ehrlich sagen, dass ich ein bisschen
Mitleid mit der ÖVP verspürt habe. Denn wenn Sie sich hier
herstellen und sagen: Wir lehnen Vorverurteilungen ab!, Frau Kollegin Steinacker,
dann tut mir das bei der ÖVP schon fast ein bisschen leid. Wir können
uns noch ganz genau daran erinnern, wie die ÖVP im Jahr 2019 mit
Vorverurteilungen umgegangen ist, wir können uns daran erinnern, wie
die ÖVP mit dem damaligen Innenminister Herbert Kickl umgegangen ist. Da
waren Ihnen Vorverurteilung komplett wurscht, da haben Sie das bis zum
Gehtnichtmehr zelebriert. Da sieht man ja, mit welch gespaltener
Zunge die ÖVP heute spricht, und das muss man auch einmal ganz klar
herausarbeiten. (Beifall bei der FPÖ.)
Der Herr Bundeskanzler hat vorhin etwas – ich möchte fast sagen – Verräterisches gesagt. Er hat gesagt, er entschuldigt sich bei der österreichischen Bevölkerung. Wissen Sie, das ist das Selbstverständnis der ÖVP: Man bittet eigentlich um Entschuldigung und kann das nicht selbst antizipieren. (Beifall bei der FPÖ.) Vielleicht können Sie dem Herrn Bundeskanzler einmal erklären, wie normale Umgangsformen funktionieren – so, wie das der Bundeskanzler gemacht hat, jedenfalls nicht. (Abg. Zarits: Er muss dich fragen vorher, oder? Kasperl!)
Und wenn der Bundeskanzler, der 100-Prozent-ÖVP-Parteiobmann, davon
spricht, dass er jetzt der Korruption auf den Leib rücken möchte,
dann möchte ich schon einmal die Frage in den Raum stellen: Wie viele
Parteiausschlüsse
hat es denn bei der ÖVP schon gegeben? Ist Thomas Schmid noch
Parteimitglied der ÖVP? Wie schaut das aus? Wo haben Sie Konsequenzen
gezogen? Ich glaube, nicht einmal Ernst Strasser ist aus der ÖVP
hinausgeschmissen worden. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Da können
Sie wirklich von der FPÖ lernen: Wir
sind da sehr, sehr konsequent. Ich frage
wirklich: Was genau hat die ÖVP mit diesen Personen
gemacht? – Meines Erachtens nichts. Da sieht man schon,
wie ernst die ÖVP das, was sie hier sagt, meint.
Fakt ist, dass die ÖVP aufgrund der Skandale, die jetzt
wieder bekannt geworden sind, eigentlich
stehend k.o. ist. Das sieht man auch daran, dass jetzt sozusagen der
grüne Schwanz mit dem schwarzen Hund wedelt: Man muss sich nur anschauen,
welche unglaublichen Gesetze mittlerweile auf den Weg gebracht worden sind,
darunter eine CO2-Steuer mitten in der größten Teuerungskrise nach
dem Zweiten Weltkrieg. Daran, dass Sie sich das von den
Grünen einreden lassen, sieht man schon, wie kaputt und
handlungsunfähig die ÖVP ist und wie dringend es daher notwendig ist,
mit ihr wie mit einem Heftpflaster umzugehen: Das muss man sich halt auf einen
Ratsch herunterreißen, dann ist die Geschichte erledigt, dann ist
die Regierung weg, wir wählen neu und können das Land
wieder in richtige Bahnen lenken. Ich glaube, das wäre dringend
nötig. (Beifall bei der FPÖ.)
Was wir alle nicht verdient haben,
ist, dass Leute wie Frau Maurer und Herr Kogler die ganze Republik in Geiselhaft halten.
Was wir in den letzten beiden Wochen in Echtzeit gesehen haben, ist die Implosion der ÖVP. Ich fühle mich da immer wieder an das Schicksal der Democrazia Cristiana in Italien erinnert: Genau das machen Sie jetzt nach. Sie haben zwar ursprünglich versucht, den Ständestaat 2.0 nachzubauen, einen tiefen Staat, gespannt über Justizministerium, Innenministerium und Finanzministerium, aber jetzt bricht dieses ganze Gebäude zusammen.
Und wenn der Bundespräsident davon spricht, dass es
einen Wasserschaden gibt, möchte ich schon einmal wissen: Frau Kollegin
Maurer, was machen
Sie denn mit dem Wasserschaden? Ich glaube, Sie haben das Wasser noch nicht
einmal abgedreht. Es wäre nämlich die Verantwortung der Grünen,
mit
diesem Regierungspartner nicht mehr
weiterzumachen. Da stelle ich mir die Frage:
Frau Kollegin Maurer – auch wenn Sie jetzt nicht
herschauen –, wo ist denn der Anstand geblieben? Herr
Vizekanzler Kogler, wo ist Ihr Anstand geblieben? Was würde der Anstand
jetzt machen? – Ich sage es Ihnen: Der Anstand würde diese
Bundesregierung sofort verlassen und nicht mehr weiter den Steigbügelhalter
für eine zutiefst korrupte ÖVP spielen – das würde
der Anstand tun! Ich hoffe, Sie erinnern sich irgendwann wieder an Ihre
Ansagen von damals. (Beifall bei der
FPÖ.)
Wir wissen, dass die ÖVP in diesem Land ein zutiefst
korruptes System installiert hat. Wir wissen, dass es Einstiege bei Medien
gegeben hat. Wir wissen, was
Sie mit Herrn Benko gemacht haben: Sie haben sogar danach getrachtet, ihm seinen
Privatjet billiger zu machen, Sie haben ihm dabei geholfen, Steuern zu sparen.
All das sind Dinge, die wir in diesem Staat nicht brauchen. Genau deswegen
braucht es ein Korrektiv, genau deswegen braucht es auch entsprechende Gesetze,
die wir auf den Weg bringen müssen. Wir sind im Gegensatz zu den NEOS auch
multitaskingfähig: Wir können einen Untersuchungsausschuss machen
und Anträge einbringen – das geht bei uns. (Heiterkeit des
Abg. Zarits.)
Genau deswegen, sehr geehrte Damen und Herren, bringe ich am Ende meiner Rede noch einen Antrag ein:
Entschließungsantrag
des Abgeordneten Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen
betreffend „Nein zur Legalisierung verdeckter Parteienfinanzierung und parteipolitisch motivierten Postenbesetzungen“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche insbesondere folgende Punkte enthält:
1. ein Verbot aller
Parteispenden, die unverzügliche Entpolitisierung der Institution
Rechnungshof, einen Rechnungshof-Kontrollautomatismus und eine Stärkung der parlamentarischen Kontrolle im
Sinne der Antragsbegründung.
Auf die Verunmöglichung von Umgehungskonstruktionen, insbesondere
durch Vereinskonstruktionen, ist besonderer Wert zu legen.
2. einen wirksamen Schutz gegen Postenschacher und parteipolitisch motivierte Entscheidungen in Justiz und Verwaltung.
3. ein Verbot von Regierungsinseraten.
Des Weiteren sollen folgende Sofortmaßnahmen gesetzt werden:
- Der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) unverzüglich alle von ihr begehrten Akten und Unterlagen herauszugeben“ – das ist die Aufgabe von Herrn Nehammer, der sich noch dagegen spreizt –, „um so die Aufklärung der Vorwürfe gegen die ÖVP umfassend zu unterstützen, sowie auf die Abgeordneten der ÖVP einzuwirken, damit diese bei der Befragung im Untersuchungsausschuss die Ermittlungen der WKStA nicht gefährden.
- die Vernichtung von Akten und die Löschung von Daten im BKA zu stoppen, um mögliche Verdunkelungshandlungen zu verhindern.“
*****
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe mir den Antrag
der SPÖ von vorhin angeschaut, und
manchmal denke ich mir, dass die SPÖ mittlerweile Anträge für die ÖVP macht, denn
anders kann ich es mir nicht erklären. Frau Kollegin Yildirim,
reflektieren Sie über den Antrag, den Sie vorhin vorgebracht
haben, vielleicht selber noch einmal und stellen Sie sich selbst die Frage, ob
mit diesem Antrag, den Sie eingebracht
haben, das Beinschab-Tool zu verhindern gewesen wäre! Ich kann es
Ihnen vorab sagen: Das wäre nicht der Fall gewesen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme zum Ende
meiner Ausführungen. Liebe ÖVP, ich
weiß nicht, ob Sie es schon verstanden oder schon mitbekommen
haben: Sie sacken in den Umfragen ab, dass es
ärger nicht geht. Sie legen einen Absturz der Sonderklasse hin. Wissen
Sie, was der Grund dafür ist? – Die Bevölkerung ist Ihrer
überdrüssig. Die Bevölkerung möchte sich nicht
mehr mit Ihren korruptiven Geschichten herumschlagen müssen, sie
möchte nicht jeden Tag wieder irgendwelche korrupten Handlungen von
Ihnen wahrnehmen müssen. Liebe ÖVP, treten Sie zurück, ermöglichen
Sie Neuwahlen, nur das kann uns am Ende des Tages retten! (Beifall bei der FPÖ.)
13.47
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
des Abgeordneten Hafenecker
und weiterer Abgeordneter
betreffend Nein zur Legalisierung verdeckter Parteienfinanzierung und parteipolitisch motivierten Postenbesetzungen
eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried und weiterer Abgeordneter betreffend „ÖVP-Korruption beenden statt aussitzen - Sofortmaßnahmen zur Stärkung von Transparenz, Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg“ in der 181. Sitzung des Nationalrates
Bereits im Juli 2022 wurde vom Freiheitlichen Parlamentsklub ein Antrag eingebracht, der wie folgt begründet war:
Durch den
ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss kommen immer mehr Skandale an die
Öffentlichkeit, die sich wie ein schwarzer Faden durch das ganze Land
ziehen: Inseratenkorruption, Steuerhinterziehung, Wahlkampfmanipulation und das
Lukrieren von Steuergeldern durch dubiose Umgehungskonstruktionen sind
nur die jüngsten Vorwürfe, die im Raum stehen.
Der öffentliche Druck
wurde inzwischen sogar so groß, dass auch der Rechnungshof anlässlich der Prüfung des jüngsten
Rechenschaftsberichts der Volkspartei unter
der Verantwortung des damaligen Generalsekretärs Karl Nehammer
erstmals tätig wurde.
Nicht nur die ÖVP als juristische Person und politische Heimat der Rechnungshofpräsidentin, sondern auch der ÖVP-Nationalratspräsident, der Klubobmann der ÖVP und die ÖVP-Justizsprecherin tragen längst Aktenzahlen als Beschuldigte in diversen strafrechtlichen Verfahren. Vor diesem Hintergrund erscheint die Forderung der türkis-grünen Bundesregierung nach Einsichtsrechten in andere Parteien statt wie bisher durch äquidistante Wirtschaftsprüfer nunmehr durch der ÖVP-Rechnungshofpräsidentin weisungsgebunden Beamte, durchaus beachtenswert. Um sich dem zu entziehen, hat die ÖVP mit über 850 nahestehenden Vereinen1 den schwarzen Faden bereits zu einem sicheren Netz gesponnen.
Mit dem neuen Parteiengesetz verspricht die ÖVP Transparenz und einen Schlussstrich unter ihre bisherigen Praktiken. Wer genau hinsieht wird merken, dass genau das Gegenteil der Fall ist:
Neue Finanzierungsmöglichkeiten: Spendenobergrenze fällt
Der jüngst publik gewordene Rechenschaftsbericht der ÖVP zeigt, dass die selbsternannte Wirtschaftspartei auf Millionenschulden sitzt. Kein Wunder, haben FPÖ und SPÖ doch im Sommer 2019 eine Spendenobergrenze von € 750.000 pro Kalenderjahr und € 7.500 pro Spender eingeführt. Mit der Novelle des Parteiengesetzes dürfen nahestehende Organisationen und Personenkomitees zukünftig wieder unbegrenzt an die Partei zahlen. Spenden an Parlamentsklubs und Parteiakademien sollen ebenso verboten werden.
Schwarze Netzwerke sind vorbereitet: Kontrolle wird weiter umgangen
Woher die nahestehenden Organisationen und Personenkomitees ihr Geld beziehen, bleibt dem Rechnungshof weitgehend verborgen. Der unabhängige Parteien-Transparenzsenat, der demnächst über Strafen gegen die ÖVP aufgrund des Rechenschaftsberichts zu entscheiden haben wird, warnt daher ausdrücklich davor, „dass die beabsichtigte ausdrückliche Ausnahme von Zuwendungen nahestehender Organisationen oder Personenkomitees kreative Umwege zur Vermeidung der Anwendung der Spendenregelungen fördern könnte.“
Postenschacher lohnt sich: Parteiarbeit wird staatlich gefördert
Wenn ein Wirt beim Sommerfest einer Ortspartei Biergarnituren zur Verfügung stellt, soll es schon eine illegale Spende sein. Ganz im Gegensatz dazu, darf jeder im öffentlichen Dienst während der Arbeit Parteiarbeit verrichten, ohne dass es verboten oder auch nur transparent zu machen wäre. Postenschacher wird nicht nur begünstigt, sondern nahezu befördert. „Margit Kraker wurde durch einen ÖVP-Postenschacher Präsidentin des Rechnungshofes“,2 stellte die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ in diesem Zusammenhang passend im März 2022 fest.
Die lange Liste der ÖVP-Skandale zeigt eindrucksvoll, dass es überall dort, wo die ÖVP agiert, Scheintransparenz nicht genügen wird. Es braucht die Umsetzung folgender fünf Punkte zur Stärkung unserer Demokratie und gegen käufliche Politik:
1. Verbot aller Parteispenden
Der Gedanke, dass Politik ein Wettstreit der Ideen sein soll, droht durch neu ermöglichte Einflussnahme über Spenden wieder in den Hintergrund zu rücken. Ein generelles Verbot von Spenden an Parteien, Parteiakademien und Parlamentsklubs soll daher verhindern, dass sich Parteien durch Umgehungskonstruktionen in die Abhängigkeit von nahestehenden Organisationen und Personenkomitees begeben, obwohl das staatliche Parteienfinanzierungssystem bereits ausreichend dotiert ist.
2. Entpolitisierung der Institution Rechnungshof
Um die Unabhängigkeit und die demokratische Legitimation des Rechnungshofs zu stärken, sollen Wahl und auch Abwahl des Präsidenten künftig mit Zwei-Drittel-Mehrheit des Nationalrats erfolgen. Derzeit ist eine Abwahl der Präsidentin jederzeit mit der Regierungsmehrheit von ÖVP und Grünen möglich, was tendenziell Abhängigkeiten begünstigt.
3. Rechnungshof-Kontrollautomatismus
Der Rechnungshof soll dem
Nationalrat verpflichtend jährlich einen Wahrnehmungsbericht
über potentielle Personal- und Sachspenden von Ministerien und politischen Kabinetten
an Parteien vorlegen. Somit sollen beispielsweise PR- oder
Social-Media-Aktivitäten der Regierungsbüros für Parteien
präventiv unterbunden werden und sichergestellt werden, dass sich die
Ministerien ihren eigentlichen Aufgaben widmen und die Opposition im
politischen Wettbewerb keinen Nachteil
erleidet.
4. Stärkung der parlamentarischen Kontrolle
Die Möglichkeiten des Parlaments, dem Rechnungshof Prüfaufträge zu geben, müssen ausgeweitet werden: Nach geltendem Recht dürfen nicht mehr als drei Sonderprüfungen gleichzeitig verlangt werden. Diese dauern bis zu 1,5 Jahren, weshalb die Aufarbeitung von Skandalen unnötig lange dauern kann. Zukünftig sollen
20 Abgeordnete ein solches Verlangen pro Jahr stellen dürfen. Parlamentsklubs mit weniger Abgeordneten sollen ebenso jährlich ein Verlangen stellen dürfen.
5. Aus Fehlern lernen
Während wöchentlich neue Skandale bekannt werden, kann es manchen mit einem neuen Parteiengesetz nicht schnell genug gehen. Statt husch-pfusch einen faulen Kompromiss einzugehen, der bereits die Umgehungsmöglichkeiten einpreist, gilt es die den Entwurf von ÖVP und Grünen anhand der aktuellen Erkenntnisse des Rechnungshofes zu messen.“
Mit diesem Antrag sollte die Bundesregierung aufgefordert werden, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche insbesondere folgende Punkte zur Stärkung unserer Demokratie und gegen käufliche Politik zum Inhalt haben sollte:
Ein Verbot aller Parteispenden, die unverzügliche Entpolitisierung der Institution Rechnungshof, ein Rechnungshof-Kontrollautomatismus und eine Stärkung der parlamentarischen Kontrolle im Sinne der Antragsbegründung. Auf die Verunmöglichung von Umgehungskonstruktionen, insbesondere durch Vereinskonstruktionen, ist besonderer Wert zu legen.
Dieser Antrag wurde von ÖVP, Grünen, Neos und SPÖ abgelehnt. Ein Fehler, wie sich nunmehr zeigt.
Die Bundesregierung und allen voran die Kanzlerpartei ÖVP hat dem Ansehen unseres Landes massiv geschadet: Freunderlwirtschaft und der Missbrauch von staatlichen Institutionen und Steuergeld für parteipolitische Zwecke füllen die Schlagzeilen – das korruptive System der Türkisen reicht weit in die Gegenwart der wieder eingeschwärzten Volkspartei hinein und lähmt die Bundesregierung. ÖVP-Bundeskanzler Nehammer, der auch maßgeblicher Teil der Ära Kurz ist, äußert sich nicht, ob er dazu bereit ist, einen Beitrag zur lückenlosen Aufklärung zu leisten, und ob er als Parteichef der ÖVP gedenkt, den Schaden, den seine Partei angerichtet hat, wiedergutzumachen. Die Österreicher haben jedoch ein Recht darauf, das zu erfahren.
Es scheint vielmehr, als
laute das Motto „Weiter wie bisher“. Bundeskanzler Nehammer will an
Wolfgang Sobotka als Nationalratspräsident sowie an August Wöginger als ÖVP-Klubchef trotz der
umfangreichen und schwerwiegenden Vorwürfe
des früheren
Finanzministeriums-Generalsekretärs Thomas Schmid festhalten. „Ich
habe keinen Grund, an den Aussagen der von Ihnen genannten Personen zu zweifeln“, so
Nehammer am Rande eines EU-Gipfels in Brüssel auf eine entsprechende Frage.
Von „tätiger Reue“ wie auch von einem tatsächlichen Krisenmanagement
fehlt jede Spur.
Fragen an den Regierungschef
nach dem Ministerrat zur ÖVP und zum Fortbestand der Koalition mit den
Grünen waren für Journalisten zuletzt nicht möglich.
Nach seinem Amtsantritt im Dezember 2021 hatte ÖVP-Bundesparteiobmann
Bundeskanzler Karl Nehammer noch betont, die ÖVP habe kein
Korruptionsproblem. Jetzt erklärte der ÖVP-Chef in einer dürren
Stellungnahme gegenüber der APA
nur, er fordere „volle Aufklärung“ durch die Justiz. Die
Vorwürfe würden „die Vergangenheit betreffen“, so
Nehammer, der aber in genau dieser Vergangenheit unter
ÖVP-Obmann und Kanzler Sebastian Kurz ÖVP-Generalsekretär war.
Um umgehend erste Maßnahmen für mehr Transparenz, Aufklärung und Anstand zu setzen, stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche insbesondere folgende Punkte enthält:
1. ein Verbot aller
Parteispenden, die unverzügliche Entpolitisierung der Institution Rechnungshof, einen
Rechnungshof-Kontrollautomatismus und eine Stärkung
der parlamentarischen Kontrolle im Sinne der Antragsbegründung. Auf
die Verunmöglichung von Umgehungskonstruktionen, insbesondere durch
Vereinskonstruktionen, ist besonderer Wert zu legen.
2. einen wirksamen Schutz gegen Postenschacher und parteipolitisch motivierte Entscheidungen in Justiz und Verwaltung.
3. ein Verbot von Regierungsinseraten.
Des Weiteren sollen folgende Sofortmaßnahmen gesetzt werden:
• Der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) unverzüglich alle von ihr begehrten Akten und Unterlagen herauszugeben, um so die Aufklärung der Vorwürfe gegen die ÖVP umfassend zu unterstützen, sowie auf die Abgeordneten der ÖVP einzuwirken, damit diese bei der Befragung im Untersuchungsausschuss die Ermittlungen der WKStA nicht gefährden.
• die Vernichtung von Akten und die Löschung von Daten im BKA zu stoppen, um mögliche Verdunkelungshandlungen zu verhindern.“
1 https://
twitter.com/MartinThuer/status/1535972874502168576?cxt=HHw
WglCzlaDM79AgAAAA
2 https://www.zeit.de/2022/10/parteiengesetz-oesterreich-tranzparenz-margit-kraker
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Prammer. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist heute schon oft davon gesprochen worden, dass es im Moment viele Krisen gibt, die zu bewältigen sind, und es wurde daraus abgeleitet, dass jetzt nicht die Zeit sei, über das Thema Korruption zu sprechen. Ich denke, genau das Gegenteil ist der Fall. (Abg. Hafenecker: Treten Sie aus
der
Regierung aus!) Jedes
Gschäfterl, das jemand aus den falschen Gründen bekommt, ist
ein schlechtes Geschäft für die Menschen in diesem Land. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hafenecker:
Der Klimarat zum Beispiel! Wie schaut
es im Klimaministerium aus? – Postenschacher pur!) Jeder
Posten, jeder einzelne Job, der vergeben wird, weil irgendjemand mit
Vitamin B nachgeholfen
hat, bedeutet, dass an dieser Stelle nicht die Person sitzt, die am besten
dafür geeignet ist.
Genau das bedeutet
Korruption – im Kleinen genauso wie im Großen. All das kostet
Geld. Es kostet uns Geld, es kostet uns unser Steuergeld. Deshalb
ist es genau in Zeiten wie diesen wichtig, über diese Missstände zu
sprechen und entschieden gegen diese Missstände vorzugehen. (Beifall bei den Grünen.)
Wir können uns Korruption nicht leisten. Ich bin deshalb extrem neugierig geworden, als ich heute in der Früh gehört habe, dass die SPÖ ein Antikorruptionspaket vorlegen wird. (Abg. Hafenecker: Liegt schon da!) – Ja, es liegt da. (Die Rednerin hält ein Schriftstück in die Höhe.) Wissen Sie, was für ein Paket das ist? – Es kommt mir vor wie diese riesengroßen Pakete, die in allen Einkaufszentren unter dem Christbaum stehen: riesengroß, in Gold eingepackt, mit einer super Schleife drum herum, und wenn man es hochhebt, merkt man, es ist leer, es ist nichts drinnen. Genau das ist es! (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Gahr und Weidinger.)
Was Sie gemacht haben, ist, genau die Projekte, die wir gerade umsetzen, als Schlagworte aufzuzählen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) All das, woran wir gerade arbeiten, haben Sie aufgezählt. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Ruf bei der FPÖ: Na, was jetzt? – Abg. Belakowitsch: Ein leeres Paket? An einem leeren Paket arbeiten Sie? – Abg. Stefan: Interessante Argumentation! Da müssen Sie selbst lachen!)
Wir brauchen natürlich ein Kandidat:innenstrafrecht. Dazu möchte ich nur sagen, dass man sich davor nicht zu fürchten braucht. Es wird immer der berühmte Bürgermeister genannt, der Angst haben muss, dass er das eine oder andere
nicht mehr versprechen darf. Der Bürgermeister ist Amtsträger, er darf das jetzt schon nicht. Was wir machen, ist, dass auch seine Herausforderin als Kandidatin genau dasselbe nicht mehr darf. (Beifall bei den Grünen.)
„Postenbesetzungen [...] transparent und objektiv zu gestalten“: Ja, natürlich wollen wir das. Ich hoffe, wir haben dann, wenn wir über das hier abstimmen werden, auch die Unterstützung der Kings und Queens of Proporz. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weidinger.)
„[...] rasch die Einrichtung eines weisungsfreien und unabhängigen Bundesstaatsanwalts zu ermöglichen“: Natürlich machen wir das gerade. Es gibt einen Endbericht der Arbeitsgruppe, der von Expert:innen aus der Justiz (Zwischenrufe bei der SPÖ) – den Menschen, die tagtäglich mit diesen Bestimmungen arbeiten – gemeinsam mit Verfassungsrechtsexpert:innen erarbeitet wurde. Und man hört aus allen – ich betone: aus allen – Richtungen: Aber so unabhängig haben wir es uns dann doch nicht vorgestellt. Das könnt ihr doch nicht machen, oder?! (Beifall bei den Grünen.)
Das werden wir aber machen, und wir werden es kompromisslos machen. Und wir werden es so machen – wie die Kollegin vorhin schon gesagt hat –, dass wir es gemeinsam bis ins Detail ausverhandeln, uns einigen und Ihnen die Einigung bald hier vorlegen werden.
Ach ja, und was die Abschaffung
des Amtsgeheimnisses betrifft, freue ich mich schon, wenn ab morgen alle rot
regierten Länder voranreiten und sagen:
Wir bekennen uns dazu! Setzen wir das endlich gemeinsam um! (Beifall bei Grünen und
ÖVP. – Abg. Loacker: Das ist halt ein schwacher
Trost, dass die Roten auch eine Bagage sind! – Ruf bei der
SPÖ: Loacker! – Weitere Zwischenrufe bei Grünen und
SPÖ.)
Wir werden und wir müssen all diese Maßnahmen umsetzen, und zwar schnell, denn wir können uns Korruption nicht mehr leisten. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: ... Pflichtordnungsruf! – Abg. Leichtfried: Also wenn man für
„präpotenten Unwissenheit“ einen
Ordnungsruf kriegt, sollte man für „Bagage“
auch einen kriegen, Herr Präsident! Auch wenn du es nicht
hörst! – Vizekanzler Kogler:
Für das Protokoll: Er hat rote Bagage gesagt!)
13.52
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Scherak. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Das Spannende an dieser Debatte ist ja, dass wir hier unter anderem gehört haben - - (Abg. Michael Hammer: Dass gar nichts spannend ist!) – Kollege Hammer findet gar nichts spannend, der wäre offensichtlich lieber woanders als im Parlament.
Das Spannende ist, dass wir die Frage gestellt bekommen haben, welche Grenzen für das Verhalten relevant sind. Der Herr Bundeskanzler hat davon gesprochen, dass Gerichte entscheiden. Das ist grundsätzlich richtig: Über strafrechtlich relevantes Verhalten entscheiden Gerichte. Wir haben auch gehört, und das ist auch meine Meinung, dass für Politikerinnen und Politiker nicht nur das Strafrecht als letzte Grenze gilt, sondern dass es auch moralische Ansprüche geben sollte. Das Wesentliche – dessen sollten wir als Abgeordnete uns immer bewusst sein, Frau Kollegin Steinacker hat es auch angesprochen – ist aber, dass wir der Gesetzgeber sind. Und weil wir der Gesetzgeber sind, sollten wir uns doch auch überlegen, ob wir aus unserer anderen Funktion, der Kontrollfunktion – die insbesondere im Untersuchungsausschuss wahrgenommen wird –, heraus nicht, wenn wir Dinge sehen, einerseits die politische Verantwortung klären und dann aus dieser Aufklärungsarbeit Schlüsse ziehen sollten.
Genau da sehe ich nämlich schon seit Jahrzehnten das wesentliche Problem in Österreich: Es ist die mangelnde Lernfähigkeit. Wir beschäftigen uns in
Untersuchungsausschüssen mit Problemen, wir beschäftigen uns mit dem Verhalten von Regierungen, aber wir lernen nicht daraus und machen die Dinge nicht besser.
Am wenigsten
lernfähig, das muss man ehrlich sagen, ist in diesem Zusammenhang leider
die ÖVP. Sie (in Richtung ÖVP) haben über Jahrzehnte ein
System der Postenkorruption, der Inseratenkorruption, der Freunderlwirtschaft nicht nur mitgestaltet, sondern im
Wesentlichen mitaufgebaut. Da wir jetzt all die Dinge sehen, Herr
Kollege Weidinger, die im Untersuchungsausschuss
rauskommen: Ja, selbstverständlich werden Gerichte aufgrund der
jetzigen Gesetze entscheiden, ob das strafrechtlich relevant war. Es muss
doch aber unser Anspruch sein, dass wir diese Dinge für die Zukunft
insofern ändern, als sie gar nicht mehr möglich sein sollen,
selbst wenn ein Gericht jetzt entscheidet,
dass sie nicht strafrechtlich relevant waren. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Weidinger.)
Die Aufgaben, die
zu erfüllen sind, die wir lösen müssen, liegen schon seit
vielen, vielen Jahren – ich bin jetzt seit knapp zehn Jahren hier im
Parlament – auf
der Hand. Es geht darum, dass wir einen
unabhängigen Bundesstaatsanwalt brauchen, der wirklich
unabhängig ermitteln kann und auf den es keine politische Einflussnahme
gibt. Wir brauchen, wie wir auch schon gehört haben, ein umfassendes
Informationsfreiheitsgesetz, es soll in Zukunft kein Amtsgeheimnis mehr
geben, sodass Behörden sich nicht verstecken und den Bürgerinnen und Bürgern die Informationen, die ihnen
zustehen, verwehren können.
Es muss Schluss
sein mit der Freunderlwirtschaft, es muss Schluss sein mit
der Postenkorruption. Es muss in Bezug darauf, wie Menschen Jobs im
öffentli-chen Dienst bekommen, und in Bezug auf Auftragsvergaben objektive
Verfahren geben, damit es da keinen Missbrauch geben kann.
Es kann doch
nicht sein, dass wir in einem Land leben, in dem es immer
noch hilft, die Telefonnummer vom Generalsekretär des Finanzministeriums
zu haben, um Hilfe im Steuerverfahren zu erhalten. Es muss doch das gleiche
Recht für alle Bürgerinnen und Bürger gelten, und es darf keine Bevorzugung für diejenigen, die diese Telefonnummer haben, geben. (Beifall bei den NEOS.)
Wir brauchen offensichtlich
auch ein schärferes Korruptionsstrafrecht. Wahrscheinlich brauchen wir
sogar das schärfste Korruptionsstrafrecht, weil all die Dinge, die schon
x-mal vorgefallen sind, in den letzten Jahrzehnten
nicht dazu geführt haben, dass die
Politikerinnen und Politiker dazugelernt haben.
Es muss Schluss sein mit Inseratenkorruption. Wir haben eindrücklich gezeigt bekommen, wie man das macht. Das heißt, die Inseratenvolumina müssen massiv verringert werden, und ja, Frau Kollegin Maurer: selbstverständlich auf allen politischen Ebenen. Es muss klar sein, dass in Zukunft nur Inserate geschaltet werden dürfen, wenn es wirklich Informationsbedarf gibt. Es darf keine dieser Nonsensinserate mehr geben, mit denen man den Menschen irgendetwas erklärt, was sie sowieso schon wissen. (Abg. Egger: ... in Wien anfangen!)
Ich bin überzeugt davon, dass dieses neue, dieses korruptionsfreie
Österreich
von allen mitaufgebaut werden muss. Ich schaue jetzt nicht nur in Richtung
ÖVP, sondern ganz ehrlich auch in Richtung Sozialdemokratie und auch in
Richtung Freiheitliche. Sie zu dritt waren es, die dieses System
über Jahrzehnte gemeinsam aufgebaut haben. Und wenn man von
massenhaftem Inserieren redet, dann muss man schon sagen, dass Sebastian
Kurz es perfektioniert hat, aber erfunden hat es damals Werner Faymann.
Das System, an dem Sie (in
Richtung SPÖ) jetzt Kritik üben, ist von Ihnen erfunden worden.
Und genauso hat natürlich auch die FPÖ überall dort, wo sie in
der Verantwortung war, dieses System genutzt. Wir erinnern uns alle
an Jörg Haider, der hat das Inseratensystem in Kärnten genau gleich
genutzt wie später Werner Faymann und dann Sebastian Kurz. (Beifall bei
den NEOS
und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wurm: Na,
na! – Abg. Kickl: Ich erinnere mich noch, wie der Haselsteiner immer gern zu Gast war!) – Herr Kollege Kickl,
ich weiß nicht, wer bei Jörg Haider gerne zu Gast war; ich war es
nicht.
(Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Kickl:
Beinahe täglich! – Abg. Haubner: Beim Haider?!) Fakt
ist: Ihr Vorgänger hat auf Ibiza eindrucksvoll erklärt,
wie man für entsprechende Aufträge oder für Parteispenden
Gegenleistungen bekommen kann.
Der Punkt ist: Wir müssen
jetzt daran arbeiten, dass sich das ändert. Es
bringt sehr wenig, aus der Opposition heraus etwas zu fordern, wenn man es
nachher nicht entsprechend umsetzt. Das Informationsfreiheitsgesetz
hat Sebastian Kurz vor elf Jahren vorgeschlagen. Ich verhandle es für
meine Fraktion, glaube ich, seit knapp neun Jahren. Die ÖVP hat es auch gemeinsam mit
der SPÖ damals nicht zustande gebracht, da etwas zu tun. (Ruf bei der
SPÖ: Nein!) Fakt ist, und das stimmt auch: Die größten
Bremser sind natürlich in den
Bundesländern, in den Städten und in den Gemeinden, und, ganz ehrlich, dort haben federführend die ÖVP
und die SPÖ das Sagen. Also bitte, reden Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, damit wir endlich ein umfassendes
Informationsfreiheitsgesetz bekommen! (Beifall
bei den NEOS.)
Dann noch zur FPÖ, denn
das finde ich besonders spannend – die Freiheitlichen, die hier auch
etwas gegen Korruption tun wollen –: Es ist die Freiheitliche
Partei, die immer gegen einen unabhängigen Bundesstaatsanwalt war. Es ist
die Freiheitliche Partei, die gegen ein Informationsfreiheitsgesetz ist. (Ruf
bei der FPÖ: Wir erklären es euch dann noch einmal!) Und es ist
auch die Freiheitliche Partei, die sich
gegen Änderungen im Korruptionsstrafrecht wehrt. (Abg. Kickl:
Stellen Sie sich vor, Pilnacek wäre unabhängiger Generalstaatsanwalt!
Stellen Sie sich das einmal vor!)
Den Grünen kann man noch vorwerfen, dass sie
offensichtlich bis jetzt
nicht in der Lage waren, sich entsprechend durchzusetzen. Ich bin
überzeugt davon, dass wir diese
Reformen jetzt angehen müssen, nicht irgendwann.
Und ich frage Sie: Wie viele Skandale
wollen Sie noch abwarten, bis wir es endlich schaffen, ein
korruptionsfreies Österreich zu haben? (Beifall
bei den NEOS.)
13.59
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kollross. – Bitte sehr.
Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregierung! Ich finde es übrigens bezeichnend, dass der Herr Bundeskanzler schon seit einer Ewigkeit nicht mehr im Sitzungssaal ist. (Abg. Weidinger: Wo ist die Frau Vorsitzende, Frau Rendi-Wagner?) – Die sitzt da hinten, Herr Kollege, du musst nur schauen. (Abg. Zarits: Und wo ist der Leichtfried?)
Werte Kolleginnen
und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Während die Menschen
Tag für Tag unter der Teuerung leiden, Wirtschaft und
Industrie sich teilweise am Rand ihrer Existenz befinden, Städten und
Gemeinden sowie Vereinen und Blaulichtorganisationen aufgrund der Preisexplosionen das
Geld ausgeht, ist die Regierung wieder einmal mit sich selbst beschäftigt.
Es ist wie bei „Und
täglich grüßt das Murmeltier“: Die Geschichte ist immer
ein wenig anders, aber der Inhalt ist gleich. Es geht um Korruption, es geht
um die ÖVP und ihre Machenschaften, es geht um handelnde Personen, die
teilweise immer noch hier im Hohen Haus oder in Regierungsbüros sitzen. (Präsidentin
Bures übernimmt den Vorsitz.)
Wir erleben auch immer die gleiche Strategie: Ablenkung, Gleichmacherei,
Nebelgranaten – und immer nur genau das zugeben, was man nicht mehr
abstreiten kann. Mit dieser ÖVP ist kein Staat zu machen! (Beifall bei der
SPÖ.) Es braucht deshalb in Österreich Neuwahlen, und es
braucht die ÖVP in Opposition, damit sie sich erneuern kann.
Das System Kurz, von dem wir
immer wieder sprechen, ist ja ein altbekanntes: Das System Kurz ist das System der ÖVP Niederösterreich. (Abg.
Zarits:
Faymann! Faymann!) Wir kennen es seit vielen Jahren und Jahrzehnten: Alles
wird schwarz eingefärbt, jeder Posten im öffentlichen Bereich wird
mit
einem ÖVP-Parteigänger oder einem ÖVP-Parteifunktionär besetzt. (Abg. Zarits: SPÖ Burgenland! Doskozil!)
Es ist also kein Wunder, dass die ÖVP Niederösterreich die
Personalvermittlungsagentur von Kurz war. Viele sitzen heute noch
hier – der Herr Präsident hat sich
jetzt leider verabschiedet, aber vielleicht hört er es
trotzdem –, da gibt
es ja sehr viele, unter anderem eben auch den
Regierungszerstörungsbeauftragten
Wolfgang Sobotka, die in der ÖVP-Parteizentrale in Niederösterreich
ein und aus gegangen sind.
Herr Präsident, wo immer
Sie jetzt gerade sind: Was ist nun mit Ihnen?
Wie ist das jetzt mit dem Alois-Mock-Institut? Wie ist das jetzt mit der Dr.-Erwin-Pröll-Privatstiftung?
Was war da genau Ihre Rolle? Gab es dort eine Steuerprüfung oder gab es
sie nicht? Gab es eine Intervention von Ihnen oder nicht? (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Sieber: ... alles
beantwortet! Wenn er es
nicht versteht ...!)
Ich finde es bezeichnend, dass Sie glauben, immer noch die Funktion des Parlamentspräsidenten innehaben und den Vorsitz im ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss führen zu können! (Ruf bei der ÖVP: Was ist mit Faschingsdienstag vorigen Jahres? Raufhandel!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
geht in dieser Debatte ohne Zweifel auch um die Würde
des Hohen Hauses. Ja, wir alle tragen zu dieser Würde des Hohen Hauses
bei, aber auch da gilt:
Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken, und deshalb ist Herr
Nationalratspräsident Sobotka als Präsident des Hohen Hauses
nicht mehr länger tragbar. Er sollte von sich aus zurücktreten! (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Zarits und
Loacker.)
Johanna Mikl-Leitner, die Landeshauptfrau von Niederösterreich, war eine der größten Förderinnen des Sebastian Kurz, jetzt will sie ihn bekanntlich aber nicht mehr kennen, denn jetzt steht die Republik vor dem Scherbenhaufen des
Systems Kurz und des Systems ÖVP Niederösterreich. (Abg. Steinacker: Entschuldige, das System Niederösterreich heißt Miteinander und nichts anderes! Das könntest doch ... als Niederösterreicher! – Ruf bei der ÖVP: Keine Facebook-Reden!)
Ein Letztes aber noch, Frau Landeshauptfrau: Verantwortung legt man nicht wie ein Ballkleid ab! Seiner Verantwortung hat man sich zu stellen, in guten wie in schlechten Zeiten, und es wird Zeit, dass Sie für die Kurz-Epoche, in der dieses Land im ÖVP-Korruptionssumpf versunken ist, die Verantwortung übernehmen. Sie, Frau Landeshauptfrau, und die ÖVP Niederösterreich sind mitverantwortlich! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
14.03
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Corinna Scharzenberger. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Kollege Leichtfried! Bis auf das Prozentrechnen war Ihre Einstiegsrede ja eine super Wahlkampfauftaktrede – das Traurige ist nur, dass die Menschen gerade andere Sorgen haben. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Frau Präsidentin! Herr
Bundeskanzler! (Ruf bei der SPÖ: Ah, jetzt ist er wieder da!) Geschätzte
Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Worum geht es
denn aktuell? – Schauen wir uns einmal die Ausgangslage an: Es geht
um ein Einvernahmeprotokoll eines – mir immer noch
unbekannten – Herrn Schmid, der sich mit der WKStA einen
Sonderstatus als Kronzeuge ausverhandeln möchte. (Abg. Belakowitsch:
Den kennt sie gar nicht!)
Damit er Kronzeuge werden kann,
muss er erstens einen wesentlichen Beitrag zur
Aufklärung leisten, zweitens muss das Ganze freiwillig geschehen, und
drittens braucht es die innere Umkehr. So will es das Gesetz. (Abg. Loacker:
Sie schaut anders aus als der Stocker, aber
inhaltlich ist es das Gleiche!) Wie
freiwillig das sein kann, wenn das quasi sein einziger
Rettungsweg ist, ist fraglich, und ob man von innerer Umkehr sprechen kann, nur
weil seine Mama
gesagt hat: „Wir haben dich so nicht erzogen“, ist ebenso fraglich. (Abg. Kickl: Beschuldigt er sich eigentlich selbst oder nicht?)
Die strafrechtliche Verantwortung ist aber jedenfalls von den Gerichten
zu
klären, das steht fest. Betrachten wir es bis dahin also als das, was es
ist, nämlich ein Versuch, sich freizureden – von jemandem, der
nicht unter Wahrheitspflicht steht. Wir wissen jedenfalls nicht, was
wahr ist. (Abg. Kickl: Das tut der Sobotka ja auch nicht, der
steht ja auch nicht unter Wahrheitspflicht!) – Ja, Herr Kollege
Kickl, man sieht: Auch die Opposition weiß nichts, aber das sogar besser.
(Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Sie
stehen ja auch alle nicht unter Wahrheitspflicht!)
Die zweite Ebene ist jene der politischen Verantwortung, und die politische Verantwortung klären wir im Untersuchungsausschuss. (Abg. Belakowitsch:
Nein, sie versuchen ... Wortmeldungen zur Geschäftsordnung!) Da
ich bisher noch
keine einzige Stunde in diesem Untersuchungsausschuss gefehlt habe, weiß
ich auch, dass keiner dieser Vorwürfe nachgewiesen werden kann. (Abg. Loacker:
Dann müssten Sie halt nicht nur anwesend sein, sondern auch aufpassen!) Wir
sprechen also immer noch von reinen Vorwürfen, insofern war der Output
dieses Untersuchungsausschusses bescheiden. Wir wissen nämlich immer noch
nicht, was wahr ist. (Abg. Belakowitsch: Dann kritisieren Sie doch
nicht noch die Fragen von ...!) Und wenn wir morgen laut WKStA auch
nur begrenzt dazu fragen dürfen, was wahr ist, wird sich dieser Zustand
auch nicht ändern. Wir standen von
Anfang an für volle Aufklärung, diese will man jetzt offenbar
verhindern.
Wenn man sich
außerdem darüber beschwert, dass morgen auch ÖVP-Abgeordnete
in diesem Untersuchungsausschuss befragen dürfen, obwohl ja die
ÖVP auch Beschuldigte ist, dann muss man zwei Dinge klar
auseinanderhalten: Im Untersuchungsausschuss geht es um die
Vollziehungshandlungen des Bundes, Parteien hingegen sind nicht
Untersuchungsgegenstand.
Die dritte Ebene ist dann noch jene der moralischen Verantwortlichkeit. Man kann die Österreichische Volkspartei nicht auf das Fehlverhalten Einzelner
reduzieren. (Abg. Loacker: Wenn die ÖVP von Moral redet, ist das, wie wenn ein Blinder von der Farbe redet!) Es sind Einzelne, die von sich aus bereits Verantwortung übernommen haben und schon längst zurückgetreten sind. Lassen Sie mich eines aber auch ganz klar festhalten: Wenn sich diese Vorwürfe bewahrheiten, dann verteidigen wir diese Handlungen in keinster Weise! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Na das wäre ja noch das Allerbeste! Das wäre ja das Allerbeste!)
Ja, wir arbeiten unter anderem am Antikorruptionsgesetz mitsamt Bestimmungen betreffend Mandatskauf – etwas, das es im Übrigen in ganz Europa nicht gibt – als auch am Informationsfreiheitsgesetz, und das neue Parteiengesetz ist auch bereits beschlossen worden. Das sind Schritte in der Gesetzgebung, die wir setzen, und die im Übrigen auch nicht die letzten Schritte gewesen sein werden.
Im deutschen Strafrecht gibt es übrigens ein Veröffentlichungsverbot während des Ermittlungsverfahrens. Meines Erachtens wäre das auch für Österreich sinnvoll, damit die Ermittlungsbehörden in Ruhe arbeiten können. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Können wir darüber reden!)
Sie wollen jetzt offenbar Neuwahlen. Eines aber kann ich Ihnen sagen, und dazu muss ich keine Umfrage in Auftrag geben (Heiterkeit der Abg. Krisper): Letztlich treffen der mündige Bürger, die mündige Bürgerin aufgrund ihrer innersten Wertehaltung und Überzeugung ihre Wahlentscheidung, und nicht aufgrund von Umfrageergebnissen – damals übrigens wie auch heute. Degradieren Sie also nicht Ihre eigenen Wählerinnen und Wähler zu Marionetten von Umfragen! (Beifall bei der ÖVP.)
Neuwahlen kosten viel Geld, und es wäre
jetzt der größte Fehler, den Österreich machen könnte, inmitten der Teuerung, des Krieges und aller anderen
Krisen –
und das aufgrund reiner Vorwürfe zu Dingen, die im Übrigen über
fünf Jahre zurückliegen. (Ruf bei der FPÖ: Aber mit dem
Privatjet fliegen! – Zwischenruf der Abg. Steger.)
Was wir wissen: Wir, die Österreichische Volkspartei, lassen uns bei der großen Krisenbewältigung in unserer Konsequenz nicht durch Daueranfeindungen beirren; das nämlich aus Verantwortung für Österreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
14.08
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Susanne Fürst. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf im Namen von Klubobmann Herbert Kickl und weiteren Abgeordneten der Freiheitlichen Partei im Rahmen dieser Sondersitzung einen Misstrauensantrag gegen die gesamte Bundesregierung einbringen.
Ich stelle daher folgenden Antrag:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Bundesregierung und den Staatssekretären wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen versagt.“
*****
Wir haben eine ausführliche Begründung niedergeschrieben, Gründe gibt es mehr als genug. Da ist einerseits natürlich die Lähmung der ÖVP durch die Korruptionsvorwürfe, die jetzt bereits ausführlich diskutiert wurde. Diese ist vor
allem auch deswegen sehr schlimm, weil sie den Grünen zu einem überproportionalen Einfluss auf die Regierungspolitik verhilft, der – ich gratuliere Ihnen zwar dazu, Herr Vizekanzler – für das Land leider sehr schlecht ist.
Wir begründen den Antrag weiters damit, dass von der
Bundesregierung nicht
nur nichts gegen die Kostenexplosion und die Inflation getan wird, sondern
diese im Gegenteil durch ihre Politik noch weiter angefacht werden.
Ein ganz aktuelles Thema ist die überbordende Migrations- und Kriminalitätswelle, die wir derzeit erleben und die natürlich auch nicht im Geringsten bekämpft wird. Dazu werden hier nur Lippenbekenntnisse abgegeben. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Bundeskanzler, Sie haben
vorhin in Ihrer Stellungnahme gesagt, Sie hören genau hin, Sie hören
sich die Nöte und Sorgen der Bevölkerung an und
nehmen „ihre Sorgen ernst“ – dann bitte sehr. Sie
sprechen davon, dass wir ja jetzt schon
„stärker“ aus der Krise, aus der Pandemie gekommen seien. Ich
weiß nicht, wie man auf diese Idee kommen kann. (Zwischenbemerkung
von Bundeskanzler Nehammer.) – Wissen Sie, was die
Fakten sind? – Dass Zigtausende Pensionisten derzeit eine
Vorschreibung für das Gas kriegen, die statt 100 oder 120 Euro über 800 Euro monatlich ausmacht! Das sind
die Fakten! Sie
sagen, Sie tragen nichts zur Kostenexplosion bei. Das sind Fakten, die bei
Ihnen sofort dazu führen müssten, zu sagen: Da muss etwas
geändert werden,
das darf nicht sein, diese Vorschreibungen gehören eingestampft! Das ist
nur ein Faktum. (Beifall bei der FPÖ.)
Nächstes Faktum: Sie sprechen immer vom Krieg, Sie
fühlen sich für alle auf der ganzen Welt zuständig. In
Österreich herrscht seit einigen Tagen offiziell
Krieg! – Das ist nicht meine Diktion, das war das offizielle Motto
von ungefähr 200 randalierenden Jugendlichen in meiner Heimatstadt
Linz, aber leider
auch in vielen anderen Städten. Von
Montag auf Dienstag, in der Nacht auf 1. November, war das
offizielle Motto: Krieg statt Halloween!, und das haben wir
auch erlebt.
Die Jugendlichen haben sich zum Beispiel in der Linzer Innenstadt zusammengerottet. Sie hatten multikulturellen Hintergrund, das konnte nicht einmal der ORF verschweigen: Laut Polizei handelt es ich vor allem „um Jugendliche mit afghanischem und syrischem Migrationshintergrund“, so ungefähr zwischen 13 und 17 Jahren. Die Jugendlichen haben die Passanten und dann auch die einschreitende Polizei mit Steinen, Böllern und Flaschen beworfen. Es bestand dann Lebensgefahr, weil sie auch die Oberleitungen beschossen haben.
170 Einsatzkräfte wurden aufgeboten, um die Situation nach stundenlangen Randalen irgendwie unter Kontrolle zu bringen. (Abg. Ribo: Wie passt das zum Thema, bitte?) – Wie das zum Thema passt? – Wenn so etwas passiert, ist das ein Grund für Misstrauen gegen die gesamte Bundesregierung! (Beifall bei der FPÖ.) Dass die Grünen das nicht einsehen, ist klar!
Die Einsatzleiter haben gesagt, so etwas sei noch nie da
gewesen, wir werden das jetzt wohl öfter erleben. Was sagt der
Innenminister dazu? Ich habe
genau hingehört – das ist ja auch für Sie interessant,
Herr Bundeskanzler, Sie waren einmal Innenminister –: Während
in Sankt Georgen im Attergau
eine Hundestaffel im Einsatz ist und Drohnen im Einsatz sind – gegen
die örtliche Bevölkerung, die genau vor diesen Zuständen,
die wir erlebt haben, gewarnt hat, und weil sie so etwas nicht im Ort haben
will –, haben wir in Linz keine Hunde und keine Drohnen gesehen. Da
musste die Polizei wirklich stundenlang tätig sein.
Karner sagt jetzt, es werde mit
aller Härte vorgegangen: rechtliche Konsequenzen, härtere
Strafen, Aberkennung des Asylstatus der Straftäter – gut, eine jahrelange
Forderung von uns. Ein Sicherheitsgipfel wurde angekündigt, die Situation
müsse analysiert werden. Was muss da noch analysiert werden? Wir haben
alles im Kopf, fragen Sie uns: 130 000 Asylwerber, seit Sie
angetreten sind, heuer über 70 000 Asylwerber, im Schnitt kommen
jede Woche 3 000 dazu, und es sind zu über 90 Prozent junge
Männer. Dazu kommen jetzt
auch noch all die ukrainischen Kriegsflüchtlinge, das sind auch so
ungefähr 70 000, macht in Summe 200 000. Der Winter
kommt aber erst, und
da wir erklärt haben, wir nehmen sie ohne Limit auf, werden es wahrscheinlich noch viel mehr werden, sowohl bei den Asylwerbern als auch bei den Kriegsflüchtlingen – aber wir haben es ja!
So, was machen wir
jetzt? – Einen Sicherheitsgipfel brauchen wir nicht. Es gibt einen Kontrollverlust, der bedingt, dass man ganz
schnell etwas tun sollte (Heiterkeit der Abg. Ribo) –
das ist zum Lachen, gell?! –; man muss ganz schnell etwas tun, um
bei den Migrationsströmen nicht bloß kontrollieren, die
Identität feststellen und verwalten zu können. Es hilft nur eines:
zurückweisen, nicht hereinlassen und gleichzeitig alle sozialstaatlichen
und administrativen Migrationsanreize beseitigen! (Beifall bei der
FPÖ.) Das sind aber alles alte Hüte, die nicht bei einem
Sicherheitsgipfel neu erfunden werden müssen. Es liegt alles auf dem
Tisch.
Zur Aberkennung des Asylstatus
für straffällige Asylwerber: Das sollte selbstverständlich sein,
aber Sie wissen genau, es ist eine leere Floskel. Sie sagen ja auch immer, das
könne natürlich nur im Einklang mit den europäischen Partnern
und im Einklang mit europäischem Recht geschehen: Ja, dann geht es aber
nicht! Sie müssen sich stattdessen mit Brüssel anlegen, denn der
EuGH sagt: Nein, das geht nicht!, und der legt das EU-Recht aus. (Beifall
bei der FPÖ.) Er sagt, eine Aberkennung des Asylstatus ist nur bei
mehrfachen
schweren Verbrechen
möglich – die Randale jetzt in Linz und in den anderen Städten reichen da also nicht aus; es reicht
auch eine Vergewaltigung nicht aus.
Sollte man es nach einem
jahrelangen Asylverfahren schaffen, dass der Asylstatus wirklich aberkannt
wird, was bekommen die Personen dann? –
Den Schutzstatus, weil es in ihrem Herkunftsland ein bisschen unangenehm ist.
Der mutmaßliche 22-jährige Vergewaltiger, den man gerade
festgenommen
hat, ist staatenlos. Wohin wollen Sie ihn abschieben? (Abg. Wurm: Auf
den Mond!) Er ist wegen Körperverletzung polizeibekannt, er wird nicht
abgeschoben.
Im Übrigen handelt es sich jetzt leider wirklich zum Großteil
um Jugendliche,
in diesem Fall zwischen 13 und
17 Jahren, mit einem ganz besonderen Status,
die nicht abgeschoben
werden können – und außerdem haben Sie einen
grünen Koalitionspartner, mit dem es überhaupt keine Abschiebungen
gibt. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)
Das sind also alles leere Worte,
und das nicht nur
beim Migrationsthema, das natürlich für sich allein
ausreichend Begründungen für den vorliegenden Misstrauensantrag
bietet.
Wenn Sie aber heute schon einmal hier sind, und weil ja auch die
Sanktionen
ein maßgeblicher Preistreiber der Inflation und ein Grund der
nicht mehr tragbaren Kosten für die
einheimische Bevölkerung sind: Die Reise nach Abu Dhabi ist genau
dasselbe – nur leere Worte und Floskeln. Wir dürfen russisches Gas
nicht mehr verwenden, weil wir Putin und den Krieg nicht finanzieren wollen. Gut, und jetzt finanzieren
wir – ich meine, die Menge ist eh lächerlich,
diese eine Schiffsladung – eine absolutistische Monarchie mit
Schariagesetzgebung, den Krieg im Jemen, den die VAE mit Saudi-Arabien
gemeinsam führen, und die Unterdrückung von Hunderttausenden
wirklich völlig rechtlosen Arbeitssklaven.
Interessant ist auch, was der Herr Emir – Ihr guter arabischer Freund, wie Sie ihn jetzt bezeichnen – auf die Frage, ob er sich mit seinem Emirat nicht den westlichen Sanktionen gegen Russland anschließen möchte, ob er da nicht solidarisch ist, geantwortet hat: Nein, das tut er nicht, da bleibt er doch lieber neutral, er möchte sich da nicht gegen Russland stellen.
Apropos Neutralität: Die Verletzung dieses
verfassungsrechtlichen Grundsatzes wäre ein weiterer Grund für den
Misstrauensantrag. (Beifall bei der FPÖ. –
Abg. Wurm: Das war eine gute Rede! – Zwischenruf der Abg. Ribo. –
Abg. Belakowitsch: Widerlich sind schon Sie! – Abg. Maurer:
Verwirrt, nicht widerlich! – Zwischenruf des Abg. Wurm.)
14.17
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Misstrauensantrag
Gem. § 55 GOG-NR
der Abgeordneten KO Kickl, Dr. Susanne Fürst
und weiterer Abgeordneter
betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären
eingebracht in der 181. Sitzung des Nationalrates am 2. November 2022 im Zuge der Debatte über den dringlichen Antrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Genossinnen und Genossen an den Bundeskanzler betreffend ÖVP-Korruption beenden statt aussitzen - Sofortmaßnahmen zur Stärkung von Transparenz, Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg
Die Krisen, denen sich die
Bundesregierung gegenüber sieht, sind vielfältig: enorme
Teuerungsraten, größere illegale Einwanderungsströme als 2015,
geschürte Verunsicherung ob des Coronavirus, der Ukraine-Krieg und als
„Begleitmusik“ ständig neue Vorwürfe korrupten Verhaltens
im politischen Nahefeld der Volkspartei.
Die Minister und Staatssekretäre von ÖVP und Grüne sind in ihrer
Untätigkeit gelähmt, mit letzter Kraft arbeitet man nicht
für die Österreicher, sondern klammert man sich an die lieb
gewonnen Posten.
Seit der Angelobung der
Bundesregierung aus ÖVP und Grünen wird diese in immer kürzeren
Abständen von Skandalen eingeholt, die Personalrochaden nötig
machen und Streit verursachen. Insgesamt 14-mal wurden Mitglieder dieser Regierung
ausgewechselt – ein einsamer Rekord in der Geschichte der Zweiten Republik. Was den Menschen als „das
Beste aus beiden Welten“ verkauft wurde, steht schon längst vor einem Trümmerhaufen.
Versierte Beobachter sind sicher: Das
Einzige, was diese Regierung noch zusammenhält, ist die Angst vor
Neuwahlen.
In den letzten knapp
zweieinhalb Jahren hat diese Bundesregierung immer mehr an Vertrauen in der Bevölkerung verloren.
Jüngsten Umfragen zufolge kommen die
beiden Regierungsparteien in der Sonntagsfrage zusammen nicht einmal mehr auf ein Drittel der Stimmen.
Die Liste an Krisen und vertagten Problemen wird indes immer länger:
1. Lähmung durch Korruptionsvorwürfe
Die Bundesregierung und allen voran die Kanzlerpartei ÖVP hat dem
Ansehen unseres Landes massiv geschadet. Freunderlwirtschaft und der
Missbrauch von staatlichen Institutionen und Steuergeld für
parteipolitische Zwecke – das korruptive System der Türkise reicht weit in die Gegenwart der wieder
eingeschwärzten Volkspartei hinein und lähmt die
Bundesregierung. ÖVP-Bundeskanzler Nehammer, der auch maßgeblicher
Teil der Ära Kurz ist, äußert sich nicht, ob er dazu bereit
ist, einen Beitrag zur lückenlosen Aufklärung zu leisten, und ob er
als Parteichef der ÖVP gedenkt, den Schaden, den seine Partei angerichtet
hat, wiedergutzumachen. Die Österreicher haben jedoch ein Recht
darauf, das zu erfahren.
Es scheint vielmehr als
laute das Motto „Weiter wie bisher“. Bundeskanzler Nehammer will an
Wolfgang Sobotka als Nationalratspräsident sowie an August Wöginger
als ÖVP-Klubchef trotz der umfangreichen und schwerwiegenden Vorwürfe
des früheren Finanzministeriums-Generalsekretärs Thomas Schmid
festhalten.
„Ich habe keinen Grund, an den Aussagen der von Ihnen genannten Personen
zu zweifeln“, so Nehammer am
Rande eines EU-Gipfels in Brüssel auf eine entsprechende
Frage. Die Menschen hätten einen Anspruch darauf, dass die Politik sich um
„echte Krisen“ kümmert. – Von „tätiger
Reue“ fehlt wie auch von einem tatsächlichen Krisenmanagement jede
Spur.
Fragen an den Regierungschef
nach dem Ministerrat zur ÖVP und zum Fortbestand der Koalition mit den Grünen waren für Journalisten zuletzt
nicht möglich. Nach
seinem Amtsantritt im Dezember 2021 hatte ÖVP-Bundesparteiobmann Bundeskanzler
Karl Nehammer noch betont, die ÖVP habe kein Korruptionsproblem.
Jetzt erklärte der ÖVP-Chef in einer dürren Stellungnahme
gegenüber der APA nur, er
fordere „volle Aufklärung“ durch die Justiz. Die Vorwürfe würden „die Vergangenheit betreffen“, so Nehammer, der aber unter in genau dieser Vergangenheit unter ÖVP-Obmann und Kanzler Sebastian Kurz ÖVP-Generalsekretär war.
2. Größere Migrationswellen als 2015: Pushbacks statt Zeltstädte
Obwohl sogar der
ÖVP-Innenminister Karner jüngst zugeben musste, dass es
gegenwärtig eine illegale Migrationswelle – überwiegend durch
Menschen aus Ländern ohne Chance
auf Asyl – gibt, weigert er sich, konkrete Maßnahmen zu setzen. Die Bundesregierung
setzt statt echten Abwehrmaßnahmen lieber auf Asyl-PR ohne Aussicht auf Erfolg. Mit Marketing-Kampagnen
wird man keinen illegalen Migranten davon abhalten, nach Österreich
zu kommen. Die einzig wirksamen Mittel sind ein konsequenter Grenzschutz, das
Legalisieren von „Pushbacks“ sowie
das Aussetzen von Asylanträgen auf österreichischem Gebiet.
Österreich ist von sicheren Drittstaaten umgeben. Laut
Dublin-Regelung ist das Asylerfahren dort durchzuführen, wo ein Asylwerber
erstmals sicheren Boden betritt – und das ist in der Regel nicht
Österreich.
Statt auf ein
Maßnahmenbündel wie den 20-Punkte-Plan der FPÖ zur
„De-Attraktivierung“ Österreichs als Zielland für
Migration setzt die Bundesregierung auf Zeltstädte und verschweigt sich ob
der jüngsten Serien sexueller Gewalt gegen Frauen durch Migranten in Wien.
Vor dem Hintergrund dieser Problemlage braucht es dringend ein Dashboard mit
wöchentlich aktualisierten Zahlen der neu angekommenen illegalen
Migranten. Die Monatsstatistiken, auf die Innenminister Karner verweist, sind
bei weitem nicht ausreichend und werden zudem mit
großem zeitlichem Verzug veröffentlicht.
3. Teuerung: Kostenlawine ohne Aussicht auf Entlastung
Mit ihrer Untätigkeit im Kampf gegen die Teuerung hat die schwarz-grüne Bundesregierung eine soziale Krise von ungeahntem Ausmaß angefacht. Die Teuerung hat im September die Grenze von 10 Prozent gesprengt. Derartige Inflationsraten hat Österreich seit rund 40 Jahren nicht mehr gesehen.
Die Inflation schlägt
dabei vor allem bei jenen Gütern zu, die für die Bürger unverzichtbar
sind. Hauptbetroffen sind die Bereiche Verkehr und Wohnen, beide
vor allem getrieben durch explodierende Energiepreise sowohl für
Treibstoff als auch für Strom und Gas. Die Teuerung macht sich jedoch auch
in vielen anderen
Bereichen – etwa bei Nahrungsmitteln – bemerkbar und wird dort
durch die gestiegenen Kosten für Produktion und Transport von
Gütern weiter anwachsen.
Der größte
Profiteur der Teuerung ist der Staat. Durch die Mehrwertsteuer schneidet der Finanzminister bei jeder Preissteigerung
kräftig mit. Der Regierung kommt die Inflation gar nicht ungelegen, hat sie den Staat doch in den letzten
beiden Jahren massiv neu verschuldet, indem sie milliardenschwere
Hilfspakete für die Kosten
völlig unwirksamer Corona-Lockdowns geschnürt hat, anstatt die
Unternehmer und Arbeitnehmer weiter arbeiten zu lassen. Anstatt endlich
gegenzusteuern,
facht die schwarz-grüne Regierung die Teuerung durch die CO2-Steuer weiter
an. Im Oktober wurden Benzin und Diesel um knapp 10 Cent pro Liter teurer.
Trotz
der explodierenden Preise hält die Bundesregierung an diesem Anschlag auf
die Brieftaschen der Österreicher fest. Bereits im Jänner 2023
kommt es zur nächsten
CO2-Steuererhöhung.
Massiv angefacht wird die Teuerung durch den Krieg in der Ukraine. Anstatt alle Kraft für einen Stopp der Kampfhandlungen und eine Verhandlungslösung einzusetzen, heizen die europäischen – und auch die österreichischen – Spitzenpolitiker die Eskalation durch immer härtere Sanktionen gegen Russland weiter an. Sie ignorieren dabei ihre Verantwortung für die eigenen Bürger, die unter den Sanktionen ebenfalls zu leiden haben.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Bundesregierung und den Staatssekretären
wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm
Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des
Nationalrats
das Vertrauen versagt.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Misstrauensantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.
Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Meri Disoski. – Sie sind am Wort.
Abgeordnete Mag. Meri Disoski
(Grüne): Frau Präsidentin!
Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und
Kollegen!
Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Das war eine sehr skurrile Rede, die das
wahre Gesicht der FPÖ offenbart hat: Es geht überhaupt nicht um Antikorruption oder Transparenz, sondern um das,
was ihr am besten könnt, nämlich das Schüren
rassistischer Ressentiments. (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Das zeigt, dass Sie
den Misstrauensantrag nicht gelesen haben, aber das wundert mich ja
nicht! – Zwischenruf der
Abg. Belakowitsch.)
Das Schüren rassistischer Ressentiments
ist das, was die FPÖ am besten kann. Das lässt mich den Kopf
schütteln, aber gut, etwas anderes ist man von
Ihnen nicht gewöhnt. (Abg. Kickl: Was sind Ressentiments? Das
sind Ressentiments, was in Linz stattgefunden hat? – Zwischenruf der
Abg. Belakowitsch.)
Was man auch heute gesehen hat:
Es geht den Oppositionsparteien heute darum, sich hier als Speerspitzen der
Transparenz und Antikorruptionsbewegung zu gerieren, und da kann ich eigentlich
nur entgegnen: Wie populistisch
und unglaubwürdig seid ihr eigentlich? (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Sehr
schwache Rede!)
Das ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten! Bei
der FPÖ weiß man ja gar nicht, wo
man anfangen soll, Ihre Partei ist eine Ansammlung korruptiver
Einzelfälle,
wie auch der aktuelle Blick nach Graz zeigt. Ich glaube, da wird euch gerade unterstellt,
dass ihr 1 Million Euro Steuergeld veruntreut habt –
1 Million
Euro Steuergeld! Ein paar Maxln hat es bei euch gegeben, die da gerne
Aufklärung gehabt hätten. Was haben Sie mit denen
gemacht? – Die haben Sie aus der Partei ausgeschlossen!
Aha! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP. – Abg. Kickl: Es gibt einen großen
Unterschied: Wir kooperieren mit den Ermittlungsbehörden!)
Der Griff in die Kassen ist euch also viel, viel näher
als die vermeintlichen Sorgen der kleinen Leute, für die ihr immer
vorgebt, arbeiten zu wollen. Wenn ihr
dann einmal in Regierungsverantwortung seid,
dann sieht man, was ihr macht, nämlich Sozialabbau im
großen Stil. Ich habe mir die geplanten Vorhaben der damaligen
türkis-blauen Regierung und die tatsächlichen Beschlüsse noch
einmal angeschaut: Abschaffung der Notstandshilfe, Einführung des
12-Stunden-Tages, Kürzung der
Mindestsicherung für Familien mit Kindern, Verschlechterungen
beim Gewaltschutz und Kürzungen beim AMS-Budget. (Beifall bei
den Grünen. – Ruf bei der FPÖ: Erhöhung der
Mindestpension!)
All das habt ihr gemacht, das war kein Problem für die
sogenannte soziale Heimatpartei. Ihr meidet Antikorruption und Transparenz
wie der Teufel das Weihwasser, und die kleinen Leute sind euch so etwas von
wurscht, so schaut es aus! Uns Grünen
sind diese Menschen aber nicht wurscht, und deswegen - -
(Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg.
Wurm: Diese Rede wird nicht besser, Frau Kollegin!) –
Wenn Sie etwas sagen wollen, Herr Kollege, können Sie sich gern
zu Wort melden. Dort, wo ich herkomme, lässt man einander ausreden, ich weiß nicht, wie das bei der FPÖ ist. (Beifall
bei den Grünen. –
Abg. Belakowitsch: Aber es ist ziemlich peinlich, was Sie da abliefern!)
Wir Grüne haben umfassende sozialpolitische Maßnahmen auf den
Weg gebracht, wir haben die Löcher, die ihr in das
Sozialsystem gerissen habt, repariert. Mit langfristig wirkenden strukturellen
Maßnahmen tragen wir dafür Sorge,
dass dieses soziale Netz noch stärker geknüpft wird – mit
Maßnahmen übrigens, die auch die SPÖ immer versprochen, als
Kanzlerpartei aber selbst nie
umgesetzt hat. Wir aber setzen diese um. (Beifall
bei den Grünen. – Abg. Wurm: Langsam, man versteht Sie
kaum!) – Kollege Wurm, ich verstehe Sie nicht.
Ich spreche fünf Sprachen fließend, aber ich verstehe Sie nicht,
wenn Sie mir hier entgegenbrüllen. Bitte melden Sie sich zu Wort, wenn Sie
etwas zu
sagen haben! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wurm: Langsam,
bitte! – Abg. Steinacker: ... eine andere Sprache!)
Ab 1. Jänner 2023 werden wichtige Familien- und Sozialleistungen an die Inflation angepasst. Das heißt, sie steigen künftig automatisch gemeinsam mit den höheren Preisen mit an. Für viele Menschen heißt das, dass sie künftig mit diesem Geld ein besseres Auskommen haben. Insbesondere für Geringverdienende und Alleinerziehende ist das eine große Unterstützung. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Kickl: Wer zahlt denn das alles?) – Das zahlen wir mit unserem Steuergeld, Herr Kollege Kickl.
Wir haben die schon seit
Jahrzehnten versprochene Pflegereform umgesetzt. Menschen, die in Pflegeberufen
arbeiten, fordern das schon seit Jahren,
seit Jahrzehnten: mehr Einkommen, bessere Arbeitsbedingungen, spürbare
Entlastung. Passiert ist nichts. Damit ist jetzt endlich Schluss: Sie bekommen endlich
mehr Lohn, mehr Gehälter und endlich auch bessere Arbeitsbedingungen.
(Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Ach so,
darum haben wir so wenig Pflegepersonal, darum kündigt
einer nach dem anderen!) – Kollegin Belakowitsch, ich weiß
nicht, was Sie mir hier entgegenbrüllen; aber ich
kann mich daran erinnern, dass die FPÖ-Sozialministerin
Hartinger-Klein einst der Meinung war, dass man mit 150 Euro monatlich
auskommt. Die Sozialpolitik der FPÖ ist in diesem Satz, glaube
ich, auf den Punkt gebracht. (Beifall bei den Grünen. –
Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wir haben die Mindestpensionen auf 1 110 Euro erhöht. Österreichweit profitieren davon über 200 000 Personen. Wir sorgen auch dafür (Abg. Hauser: Deswegen hat’s 10 Prozent ...!) – genau, der Kollege von der FPÖ hat es mitbekommen –, dass die niedrigen Pensionen im Jahr 2023 um 10,2 Prozent
erhöht werden. So geht nachhaltige Sozialpolitik. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Rechnen ist auch nicht Ihr Schwerpunkt!)
Zusätzlich zu diesen nachhaltig strukturell wirkenden Maßnahmen haben wir eine Vielzahl von Sofortmaßnahmen gesetzt, um die Folgen dieser fossilgetriebenen Inflation, die uns beschäftigen, abzufedern, zum Beispiel die doppelte Familienbeihilfe, den 300-Euro-Teuerungsausgleich für vulnerable Gruppen oder auch die 500 Euro als Klima- und Antiteuerungsbonus. Wir nennen das nachhaltige Sozialpolitik und Handlungsfähigkeit. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Das ist unrichtig, es gibt keine doppelte Familienbeihilfe! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Auch in anderen Bereichen haben wir viele Maßnahmen umgesetzt, die längst überfällig waren. Vorbei sind die Zeiten, als die Justiz kaputtgespart, Verfahren daschlogn und Förderungen intransparent vergeben worden sind. (Abg. Belakowitsch: Wer hat denn das gemacht? War das der Koalitionspartner?) Wir sorgen jetzt für gläserne Parteikassen und dafür, dass Transparenz und Nachvollziehbarkeit Einzug ins österreichische Förderwesen halten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hauser: Das glaubst selber nicht!)
Wir sorgen dafür, dass die
Korruptions- und Intransparenzoase Österreich nach Jahrzehnten des großkoalitionären Bewässerns endlich
trockengelegt werden.
Das tun wir jetzt, das habt ihr nicht gemacht, das machen wir.
(Beifall bei den Grünen. – Abg. Hauser: Wer hat
dir denn das aufgeschrieben? – Weitere Zwischenrufe bei
der FPÖ.) – Die viele Zwischenschreierei der FPÖ
bewirkt leider,
dass meine Redezeit zu Ende ist. Ich hätte noch sehr vieles zu
sagen – aber auch ich kann mich vielleicht noch ein zweites Mal zu
Wort melden.
Kolleginnen und Kollegen
von der FPÖ! Kollegin Fürst hat es in ihrer Rede,
glaube ich, sehr eindrucksvoll noch einmal unter Beweis gestellt: Euch geht es
überhaupt nicht um Antikorruption, euch geht es überhaupt nicht um
Transparenz. Ihr seid eine Angstpartei, das Schüren von Angst ist euer
Metier.
Hört endlich auf damit! (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der
ÖVP. – Abg. Stefan: ... Corona ...!)
14.23
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Stephanie Krisper. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrter Herr Kanzler! Übrige Regierungsmitglieder! Liebe Zuseherinnen
und Zuseher! Saubere Politik, das ist ein zentrales Anliegen, einer der
Gründe, weshalb wir NEOS uns gegründet haben, und ein Anliegen, das
wir weiterhin überall verfolgen, wo wir können. Auch in den
U-Ausschüssen ist es unser Ziel, Missbrauch von Macht durch die
Regierenden aufzuzeigen, um politische Verantwortung klarzumachen und
Konsequenzen zu sehen. Darunter verstehen
wir nicht Köpferollen – bei einer Hydra bringt das
wenig –, sondern Reformen! (Beifall bei den NEOS.)
So haben wir die Arbeit im
BVT-U-Ausschuss, im Ibiza-U-Ausschuss und im ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss
angelegt. Diese führten zu kleinen Erfolgen, aber nicht zu großen
Reformen, die wir für saubere Politik brauchen. Uns NEOS
war und ist es daher seit dem Ibiza-U-Ausschuss ein zentrales Anliegen gewesen,
dass die Justiz bei dieser grassierenden Korruption in unserem Land effizient
arbeiten kann.
Bei Korruptionsbekämpfung
heißt das – gerade weil es gegen die Mächtigen geht –, dass dennoch ermittelt werden
kann und nicht daschlogn wird, dass
keine Maulwürfe Ermittlungen verraten. Ich freue mich, zu sagen, dass es
vor allem durch die Arbeit von uns Oppositionsparteien – das sind
definitionsgemäß noch immer SPÖ, FPÖ und wir
NEOS – im Ibiza-U-Ausschuss ermöglicht wurde, dass die
WKStA so ermitteln kann, wie sie es nun tut.
Wir sahen in den Akten, wie lange schon Ministerin Zadić von der Not der WKStA wusste und das Problem weglächeln wollte, weil es ja in den
Korruptionsermittlungen gegen den Koalitionspartner geht. Gehandelt hat sie
erst auf den Druck hin, den wir im U-Ausschuss hoch gehalten haben,
nämlich durch Aufzeigen dieser klandestinen Verbindungen im Justizministerium, durch welche die Arbeit der
Korruptionsermittler hintertrieben wurde.
Den Erfolg können wir nun sehen. So konnte monatelang Thomas Schmid
ungestört befragt werden, ohne dass es verraten wurde. Wir freuen uns
über diese Verbesserung bei Korruptionsermittlungen im Land. Wir werden
aber den Druck über Anfragen und Kontrolle hoch halten, damit –
was ausständig ist – endlich die personellen Ressourcen
gegeben werden, die es in diesem Verfahren noch braucht.
Was ist aber noch wichtiger als
effiziente Ermittlungen? – Dass es gar nicht erst zu Korruption
kommt. Da führten viele U-Ausschüsse zu Erkenntnissen,
aber nicht zu den notwendigen Reformen. Ich erinnere an einen Korruptions-
U-Ausschuss im Jahre 2011. Die Konsequenzen davon blieben aus. Man
wurde als Reaktion nur geschickter in der Korruption – und man
begann die
U-Ausschüsse zu zerstören. Mit der Arroganz der Mächtigen
trampelt
die ÖVP auch durch diese wichtige parlamentarische Institution.
(Beifall bei den NEOS.)
Machen wir doch gerade deshalb den nächsten U-Ausschuss
öffentlich! Traut
euch, ÖVP, uns die Öffentlichkeit zuzugestehen! (Abg. Weidinger:
... 5 Prozent ...!) Sie sind die Einzigen, die dagegen sind.
Wir haben Länge mal Breite im
ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss aufgezeigt, mit welchen Methoden sich die Regierungspartei
an der Republik selbst bedient:
Inseratenkorruption: von der SPÖ erfunden, von der ÖVP auf die Spitze getrieben; die Parteifreunde an öffentliche Aufträge kommen lassen; das System der Postenkorruption: ÖVP, SPÖ und FPÖ haben es über Jahrzehnte gepflegt, die türkise Truppe hat es perfektioniert.
So wie Pilnacek den vernetzten Mächtigen in der Justiz beistand,
haben es
sich jene mit den richtigen ÖVP-Freunden im Finanzministerium bei
Steuerverfahren richten können. Man hat als ÖVP sogar die Chuzpe,
während eines laufenden ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschusses
Korruption weiterzuleben.
Ich nenne nur Beispiele:
Während wir die Mechanismen von Inseratenkorruption aufdecken, zeigt der Kanzlersprecher null
Verständnis für das Problem, und
der Innenminister erhöht die
Gelder für den Boulevard. Während der U-Ausschuss zur Aufdeckung der Sideletter führt,
feilscht die Koalition weiter um zentrale Posten im Rechtsstaat, vom
Bundesverwaltungsgericht bis hin zur Bundeswettbewerbsbehörde.
Während wir katastrophale Zustände um parteipolitische
Postenkorruption im Bundesamt für Korruptionsbekämpfung aufdecken,
wird dort ein ÖVP-naher Direktor installiert.
Es reicht! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Steinacker: ... verfassungsmäßig geschütztes Recht!) Schließen wir die Schlupflöcher und Hintertüren! Wir brauchen eine Generalsanierung, kein Flickwerk, keine faulen Kompromisse beim Parteiengesetz; keine halben Lösungen bei Inseraten; keine Halbwahrheiten und Falschinformationen aus dem Finanzministerium, um Litigation-PR für die ÖVP zu machen; keine Konstruktionen wie die Cofag, die von Grund auf nur dafür konzipiert wurde, die Kontrolle zu erschweren.
Überall dort, wo diese
Regierung weitermachen will wie bisher, wird sie in
den nächsten U-Ausschuss rennen, und dann hat sie keine Vorgänger
mehr, auf die sie sich ausreden kann.
Sie, Herr Bundeskanzler, und Ihre ÖVP, aber auch
FPÖ und SPÖ und
auch die Grünen, bei denen der Vizekanzler immerhin für saubere Postenbesetzungen
zuständig wäre, müssen es einsehen und den Weg für wahre
Veränderung frei machen. Tun Sie ihre Arbeit! (Beifall bei den
NEOS.)
14.28
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits. – Bitte.
Abgeordnete Katharina Kucharowits
(SPÖ): Werte Frau Präsidentin!
Werter Herr Bundeskanzler! Werter Herr Vizekanzler! Werte Ministerinnen
und Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und
Zuseher! Schon wieder ist etwas passiert. Es passiert eigentlich am laufenden Tonband.
Thomas Schmid packt aus und die Bundesregierung ist mit sich selbst
beschäftigt. Die ÖVP lähmt die gesamte Republik, und das seit Monaten.
Der Bundespräsident meinte ja eigentlich: „So sind wir nicht.“ – Die ÖVP ist aber anscheinend so: Korruptionsvorwürfe; niveaulose Chats; Umfragetools, die womöglich Wahlen beeinflusst haben; etwaige Einflussnahme bei Steuerprüfungen oder Steuererleichterungen für Superreiche, für die Spender:innen der ÖVP; Angriffe auf die Justiz; die Ausdünnung von Aufklärungsbehörden, und, und, und. Geschätzte Damen und Herren, das ist ein Skandal nach dem anderen, und alle im Zusammenhang mit der ÖVP, nämlich alle im Zusammenhang mit ehemaligen, aber auch aktiven Spitzenrepräsentant:innen der ÖVP.
Die ÖVP macht sich aber weiterhin die Welt, wie sie ihr gefällt. Es gibt keine Entschuldigungen, kein Hauch von ernst gemeinter Aufklärung, nur ziemlich vehemente Dementi – und all das mitten in einer Inflation von mehr als 11 Prozent, während Preise explodieren, während viele nicht mehr wissen, wie sie sich das tägliche Leben leisten beziehungsweise wie sie überleben sollen.
Sie bedienen Ihre Spenderinnen und Spender, während die echten Hilfen ausbleiben. Die Bevölkerung soll aber dankbar sein, werte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und von den Grünen, für Almosen, für Einmalzahlungen, obwohl Milliardär:innen Steuererleichterungen bestellen konnten und Sie diese anscheinend gewährt haben. Das ist unverschämt! Das ist unverschämte Politik! (Beifall bei der SPÖ.)
Das, was die letzten Monate ans
Tageslicht gekommen ist, dieser Stil der Politik, ist abstoßend. Er ist unerträglich und es handelt sich nicht
um einen Einzelfall.
Dafür sind viel zu viele Personen involviert. Eine ganze Partei ist
involviert. Dieser Politikstil hat System und er wurde nicht auf
Bundesebene erfunden.
Das System Kurz, Stichwort Ballhausplatz, wurde gefördert und
befördert durch das System der ÖVP Niederösterreich, durch die
ÖVP Niederösterreich.
Kurz, geschätzte Damen und Herren, wäre niemals Kanzler geworden ohne
Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Sie war
eine der Königsmacher:innen und hat Kurz all ihre Leute zum
Support zur Verfügung gestellt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Deshalb ist es auch nicht
überraschend, wer sonst aller in Führungsfunktionen der ÖVP
beziehungsweise in der Regierung beziehungsweise im Parlament
ist und war: Generalsekretär Stocker:
ein Niederösterreicher; Abgeordneter Hanger: ein
Niederösterreicher; Bundesministerin Tanner: eine Niederösterreicherin (Bundesministerin
Tanner: Und stolz darauf!); Bundesminister Karner: ein
Niederösterreicher; Bundeskanzler Nehammer aus Niederösterreich; und
auch der Nationalratspräsident himself, Wolfgang Sobotka. Niederösterreich
saß und sitzt also an den Hebeln der Macht in der ÖVP und in der
Regierung. Das System der ÖVP ist das System der ÖVP
Niederösterreich. (Beifall bei der
SPÖ. – Abg. Steinacker: Es ist das größte
Bundesland in Österreich! – Zwischenruf der Abg. Baumgartner.)
Was dabei rauskommen kann, sehen wir heute wieder einmal,
nämlich an einem Novum, das eingetreten
ist: Die ÖVP als Kanzlerpartei hält sich nicht an die
Konsultationsvereinbarung, kooperiert nicht mit den
Strafermittlungsbehörden. Sie will morgen Thomas Schmid im
Untersuchungsausschuss alles fragen.
Man pfeift einfach auf Kooperationen mit den Strafermittlungsbehörden, um
möglicherweise für sich selbst einen Vorteil herauszuholen. So etwas
gab es noch nie. Noch nie! Sie machen sich weiterhin die Welt, wie Sie Ihnen
gefällt – und das alles auf Kosten unserer Republik, auf Kosten
der Demokratie und auf Kosten der gesamten Politik.
Das geht so nicht! Die Republik
ist kein Selbstbedienungsladen der ÖVP. Wir alle haben diesen Stil satt
und es ist mehr als an der Zeit, dem endlich ein Ende
zu setzen, werte Kolleg:innen der ÖVP! (Beifall
bei der SPÖ.) Während viele nicht mehr wissen, wie sie
überleben können, blockieren Sie. Machen Sie den
Weg frei!
Werte Kolleginnen und Kollegen der Grünen, folgen Sie
bitte Ihrem Slogan: „Wen würde der Anstand wählen?“, und
sorgen Sie gemeinsam mit uns
für Neuwahlen – jetzt! (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Schmidhofer: Schlechte Rede!)
14.32
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Weidinger. – Bitte.
Abgeordneter Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Hohes Haus! Geschätzter Herr Bundeskanzler! Werte Vertreter der Bundesregierung! Frau Kollegin Kucharowits, Ihre Rede
schreit ja geradezu nach tatsächlichen Berichtigungen, sodass
ich jetzt damit beginnen werde: Es ist ganz neu in der SPÖ, dass Sie
Menschen nach der Herkunft beurteilen. (Ruf
bei der ÖVP: Woher kommt die Kucharowits? Aus Niederösterreich!) Das
ist man normalerweise ja nur von den Freiheitlichen gewohnt, aber jetzt geben
Sie als SPÖ hier auf einmal an, ob jemand für ein Regierungsamt geeignet
sein soll oder nicht. Das ist etwas ganz
Neues. (Beifall
und Bravorufe bei der ÖVP.)
Zweitens: In dem Budget haben wir zusätzliche Planstellen für die Justiz und zusätzliche Gelder vorgesehen. Es ist also genau das Gegenteil von dem, was Sie gesagt haben, der Fall.
Der dritte Punkt, geschätzte Damen und Herren: Kein einziges Gesetzesvorhaben wird in diesem Hohen Haus hier nicht beschlossen, obwohl es eine Anschuldigungspolitik und eine Politik der anonymen Anzeigen gegen die Volkspartei gibt.
Lassen Sie mich aber auch zu den Ausführungen von Frau Kollegin
Krisper kommen, die hier mit Pauschalverurteilungen um sich geworfen
hat! – Frau Abgeordnete Krisper, auch wenn es Ihnen nicht
gefällt, ist es ein verfassungsrechtlich
geschütztes Recht, dass man eine eigene politische Meinung haben und auch Mitglied einer politischen Partei sein
kann und dass einen das nicht
per se von allen Ämtern in dieser Republik ausschließt. Wir
vonseiten der Volkspartei werden immer dafür arbeiten, dass das auch
in Zukunft so bleibt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zur Parteivorsitzenden Rendi-Wagner: Es ist bemerkenswert, heute hier
eine Sondersitzung zum Thema Antikorruption vom Zaun zu brechen und dann
das Wort Transparenz kein einziges Mal in den Mund zu nehmen. Das ist aber
auch nicht verwunderlich. Sie muss ja auch ihrem politischen Chef in Wien, Michael
Ludwig, die Mauer machen, der 1 Milliarde Euro an allen offiziellen
Gremien vorbeischwindelt. Das ist keine sinnvolle, gute Politik, auf der man
aufbauen kann. (Beifall bei der
ÖVP.)
Deswegen zu dem viel Wesentlicheren: Wir haben im Sommer ein Parteiengesetz beschlossen, das jede Anzeige, jedes Inserat und jeden Informationsbeitrag, der von einem politischen Organ oder von der öffentlichen Hand beauftragt wird, vollkommen transparent macht.
Das ist auch die Antwort an Kollegin Meinl-Reisinger, die uns vorhin attestiert hat, dass diese Regierung da nichts macht. Das Gegenteil ist der Fall. Wir schaffen hier klare Regelungen, sodass es in Zukunft zu einer weiteren Verbesserung kommt, für Österreich, und sodass wir im Antikorruptionsindex einen Platz nach dem anderen hinaufklettern werden.
Wie machen wir das? (Abg. Meinl-Reisinger: Als Regierung!) –
Wir gaben dem Rechnungshof direkte Kontrolle und Einblick in die Belege
aller Parteien – also volle Transparenz; wir haben eine eigene
Berichtspflicht zur Erstellung
von Wahlwerbung geschaffen – volle Transparenz; wir lassen nun alle
Einnahmen aus allen Inseraten in den Parteizeitungen lückenlos
ausweisen –
volle Transparenz; wir haben die Minderheitenrechte im Nationalrat betreffend Sonderprüfungen erweitert – also volle Transparenz. Ja selbst Studien, Umfragen und Gutachten aller Verwaltungsebenen müssen hinkünftig veröffentlicht werden. Das nenne ich volle Transparenz. Das ist Politik Marke diese Bundesregierung. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir gehen aber auch den nächsten Schritt. Wir haben die Geldbußen erhöht und die Strafbestimmungen verschärft. Auch haben wir das Parlament aufgewertet, sodass hinkünftig nicht mehr nur eine Regierungsmehrheit im Parlament die Rechnungshofpräsidentin oder den -präsidenten bestimmen kann, sondern das mit Zweidrittelmehrheit erfolgen muss, damit es auf breite Basis gestellt ist.
Das alles, Hohes Haus, machen wir im Sinne des Herrn Bundespräsidenten, nämlich parteiübergreifend. Die Sozialdemokratie hat nämlich diesem Reformvorschlag auch die Zustimmung erteilt. Nur die FPÖ war nicht dabei, aber die hat ja anscheinend mehr damit zu tun, in Graz und in der Steiermark für Ordnung zu sorgen; dort kommt es ja zu haarsträubenden Vorfällen, die man jeden Tag über die Medien verfolgen kann. (Abg. Kickl: Wir unterstützen ...! Wir werden als Geschädigter geführt, Sie als Beschuldigter! – Rufe bei der FPÖ: ... zurückgetreten!)
In diesem Geiste voller Transparenz werden wir, so wie wir schon das Parteiengesetz umgesetzt haben, auch das Informationsfreiheitsgesetz umsetzen, werte Kolleginnen, werte Kollegen.
Gestern war in der „Kleinen Zeitung“ zu lesen, dass Faymann bei den ÖBB großflächige Anzeigen mit seinem Konterfei bestellte, die dann von den Bundesbahnen zu bezahlen waren. Auch deswegen haben wir ein Medientransparenzgesetz – nämlich dank unserer Fachministerin Susanne Raab – auf Schiene gebracht, ein Gesetz, das das Genannte vollkommen ausschließt. Es werden hinkünftig alle entgeltlichen Werbeleistungen der öffentlichen Hand, wirklich alle, aufgelistet und transparent dargestellt. Das betrifft auch Sujets, das betrifft Werbekampagnen, und es umfasst auch Gemeindeverbände und
Sozialversicherungsträger. Das ist ein großer Meilenstein dieser Bundesregierung. (Beifall bei der ÖVP.)
Damit stellen wir sicher, dass
die Öffentlichkeit hinkünftig weiß, von wem
wann und zu welchem Zweck wie viel in Form von Anzeigen ausgegeben wurde, um volle Transparenz zu schaffen. (Präsidentin
Bures gibt das Glockenzeichen.)
Damit wird der Korruption im Umfeld der Parteien klar ein
Riegel vorgeschoben. Österreich kann damit zum Vorzeigeland werden.
Österreich wird damit in
allen Rankings bezüglich Korruptionsvermeidung besser bewertet werden. Das
ist die Arbeit der Bundesregierung, dass ist die Handschrift der ÖVP. (Beifall bei der ÖVP.)
14.38
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Lukas Hammer zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Skandale, über die wir heute diskutiert haben, stammen aus einer Zeit vor dem grünen Regierungseintritt. (Ruf bei der FPÖ: Geh!) Die Personen, um die es hauptsächlich geht, sind mittlerweile eigentlich alle zurückgetreten, und das ist gut so. (Abg. Kickl: Sollen die anderen auch noch zurücktreten? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das waren nicht nur Kolleg:innen aus der ÖVP, sondern auch aus der FPÖ – das sollten wir nicht vergessen, Herr Kollege Kickl.
Viele von denen, die
zurückgetreten sind und um die es heute ging, werden
sich auch vor der Justiz verantworten müssen, die unter
Justizministerin Alma Zadić endlich frei und unbeeinflusst arbeiten
kann – und auch das ist gut
so. (Beifall bei den Grünen.)
Ich glaube, es ist fair, eine
Koalition an ihrer Arbeit und den Ergebnissen
ihrer Arbeit zu messen und sich auch die Frage zu stellen, wie gut es einer Koalition
gelingt, auf Krisen zu antworten und Probleme zu lösen. Die
größte
Krise unserer Zeit, auch wenn das heute noch überhaupt nicht vorgekommen ist, ist die Klimakrise, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen.)
Seit dem Eintritt der Grünen in diese Bundesregierung hat sich die Klimaschutzpolitik in unserem Land fundamental gewandelt. (Abg. Kickl: Da sind Fundamentalisten am Werk, das stimmt!) Es wurden Projekte umgesetzt, über die jahrelang nur geredet wurde, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass in der Klimaschutzpolitik noch nie so viel weitergegangen ist wie unter dieser Koalition. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir haben mit dem EAG ein Gesetz auf den Weg gebracht, durch das wir
bis 2030 100 Prozent Ökostrom erreichen werden.
Wir haben die Förderungen für den Heizungstausch und für die
thermische Sanierung verzehnfacht.
Wir haben eine ökosoziale Steuerreform
mit einem Klimabonus, einem CO2-Preis und – was
oft ignoriert wird – mit einer NoVA-Reform umgesetzt.
Wir haben die Steuer auf Reparaturdienstleistungen gesenkt. Wir
führen ein Pfand auf Dosen und Flaschen ein. Wir
haben das Klimaticket eingeführt, durch das öffentliche
Verkehrsmittel billiger werden, und wir haben gleichzeitig
das größte Bahnausbauprogramm dieser Geschichte beschlossen, damit
auch so viele Menschen wie möglich die öffentlichen Verkehrsmittel
nutzen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP.)
Klimaministerin Leonore Gewessler hat als erstes Regierungsmitglied in
der Geschichte mit der Lobauautobahn ein fossiles
Großprojekt abgesagt und auch bewiesen, dass sie in entscheidenden
Situationen den Mut hat, den es in
dieser historischen Situation braucht. (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Steger: Ganz
toll! – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und SPÖ.)
Heute wurde im
Ministerrat das Erneuerbare-Wärme-Gesetz beschlossen.
(Abg. Schroll: Ohne Einigung!) Es ist eines der umfassendsten und
wichtigsten Gesetze für die Energieunabhängigkeit und den
Klimaschutz überhaupt. Es ist
das Gesetz, mit dem wir in den nächsten nicht einmal 20 Jahren alle fossilen Heizungsanlagen durch klimafreundliche Heizungen ersetzen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Das alles gibt es nur mit Grünen in der Regierung, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen – Abg. Lausch: Korruption! Korruption! Korruption! – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und SPÖ.)
Was die politischen Alternativen sind, zeigen Sie, Kolleg:innen von der SPÖ und von der FPÖ, uns immer wieder. Ihr steht im Klimaschutz immer auf der falschen Seite der Geschichte.
Bei der FPÖ ist es wenigstens ehrlich. – Ihr leugnet den Klimawandel, ihr habt immer gegen alle Klimaschutzmaßnahmen gestimmt. Ihr seid wenigstens konsequent. (Zwischenruf der Abg. Steger.)
Bei der SPÖ darf eine engagierte Abgeordnete ein paar Anträge einbringen und Reden halten, aber wenn es darauf ankommt, wenn es um Entscheidungen geht, dann ist die alte Benzin- und Betonpolitik wieder da. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Na geh! – Abg. Cornelia Ecker: ... Klimaschutz!)
Ja, es ist hart,
und auch mir geht es viel zu langsam. Wir stoßen auf massive Widerstände
von allen, die immer noch glauben, dass wir so weitermachen können wie
bisher. Wir wussten auch, mit wem wir hier in die Regierung gehen. Wir wussten, dass es in dieser Partei Menschen
gibt, mächtige Menschen,
die sich öffentlich damit rühmen, die Abschaffung von fossilen
Subventionen verhindert zu haben.
Wir wussten, dass
es schwer wird, und wir wussten, dass wir auf Widerstand treffen, aber wir sind
in diese Regierung gegangen, weil wir alle einen historischen Auftrag haben, und der lautet: Alles dafür tun, dass
wir nicht in
einer Klimakatastrophe untergehen! (Abg. Lausch: Machterhalt und
Korruption!)
Wir haben gesehen, dass wir Grünen die Einzigen sind, die diesen historischen Auftrag wirklich ernst nehmen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Lausch: Anstand wird abgewählt!)
Genau deshalb werden wir euch
Klimawandelleugnern und Autobahnfetischisten sicher nicht den Gefallen tun,
jetzt aufzuhören. Ich weiß, dass der Wunsch
bei euch da ist, dass wir damit aufhören (Abg. Wurm: Das
passiert von selber!), damit wir zurück in die vergangene,
fossile Politik gehen. Das gibt es bei sehr
vielen hier im Hohen Haus, aber ich kann
euch eines sagen: Wir werden euch diesen Gefallen nicht tun. Wir
werden weitermachen. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)
14.43
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter
(NEOS): Frau Präsidentin!
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und
Zuseher
auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Mir kommt die Aufgabe zu, hier heute den letzten Debattenbeitrag zu diesem
Tagesordnungspunkt zu leisten (Abg. Leichtfried: Wenn
Sie wüssten!), und ich frage mich, werte Zuseherinnen und Zuseher: Wie geht es Ihnen, wenn Sie jetzt circa
3 Stunden lang diese Debatte verfolgt haben? – Mir geht
es nicht gut.
Hier wird versucht, ein
virulentes Problem – und das haben wir leider in diesem
Land –, das Problem der Korruption, in verschiedener Art und Weise zu
framen. Hier wird versucht, die Unschuldsvermutung in Richtung eines Problems zu konstruieren, das mit
Korruptionsbekämpfung zu hat. Hier wird versucht,
in den Raum zu stellen, dass es ja
darum geht, dass niemand vorverurteilt werden darf, während
wir andererseits aber wissen, dass wir ein echtes Korruptionsproblem haben,
denn: Warum hätten wir sonst im Staate Österreich die Notwendigkeit
eines Antikorruptionsvolksbegehrens? Warum wäre
es so, wenn alles so easy wäre, wenn das alles nur Vorverurteilungen oder
eben Verletzungen der Unschuldsvermutung wären? Warum müssten wir uns
dann in einer Sondersitzung über Korruptionsfragen unterhalten? (Abg. Hörl:
Das habt ihr ja selber gemacht!)
Jetzt ist der Herr Bundeskanzler leider gegangen. Ich hätte ihn gerne gefragt, was er damit meint, wenn er ganz großzügig hergeht und sagt: Ja, natürlich, wenn die Strafgerichte verurteilen, dann werden wir das anerkennen. – Na, danke schön, das ist ja sehr generös und großzügig. Es zeigt aber auf der anderen Seite, dass der moralische Kompass bei gewissen Herrschaften hier eigentlich schon vollkommen aus dem Ruder läuft. (Beifall bei den NEOS.)
Wie sieht es bei uns im Staate Österreich mit Anstand, mit
Verlässlichkeit aus? Das sind
die Grundelemente erfolgreicher Politik. Diese sollte sich nicht dauernd
damit beschäftigen müssen, was sich vor Strafgerichten abspielt. Da
geht es um Einzelfälle. Wir hier in diesem Hohen Haus haben uns nicht um
diese Einzelfälle zu kümmern, aber wir haben uns sehr wohl
darum zu kümmern, wenn wir feststellen, dass das von einer mächtigen
politischen Gruppierung ausgeht, die im
Grundsatzprogramm 2015 immer noch drinstehen hat: Unsere Politik
orientiert sich am christlich-humanistischen Menschenbild.
Ja, was ist denn da los bei
euch in der ÖVP? Wo sind denn da noch Spuren
von einem christlich-humanistischen Menschenbild (Ruf bei der ÖVP:
Also!), wenn Sie hergehen, Herr Kollege Stocker, und uns weismachen wollen,
dass es
nur um die Frage geht, ob jemand vom Strafgericht verurteilt wird oder
nicht? – Das ist ja nicht die Frage für erfolgreiche Politik. (Beifall bei den NEOS. –
Abg. Stocker: Da hätten Sie besser zuhören
sollen! – Zwischenruf des Abg. Hörl.)
Einer der schockierendsten innenpolitischen Momente war für mich
wirklich dieses ORF-„Sommergespräch“ mit
dem Bundeskanzler. Es wurde heute schon angesprochen. Wenn der Bundeskanzler,
der 100-Prozent-Obmann einer
sich christlich-humanistisch nennenden Partei, hergeht und sagt: Ja, Moral, ich
weiß eigentlich gar nicht, was das ist, sondern wir orientieren uns da
nur
am Strafrecht!, dann ist etwas ins Rutschen gekommen, meine Damen und Herren, das wir nicht hinnehmen dürfen, denn da geht es um Österreich. (Beifall bei den NEOS.)
Ein Gemeinwesen kann nur mit Anstand und Verlässlichkeit
funktionieren,
und nicht nur mit dem Strafgesetzbuch im Hintergrund. Natürlich
nehmen wir aber die Situation zur Kenntnis und werden auch mitstimmen, wenn es
darum geht, das Strafgesetz zu erweitern. Das
ist die Ultima Ratio, aber es scheint
alternativlos zu sein, dass wir nicht nur Strafdrohungen erhöhen,
sondern dass wir auch neue Tatbestände – Korruptionstatbestände,
Tatbestände der Korruptionsaffinität – in das
Strafgesetzbuch aufnehmen.
Daher bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Korruptionsbekämpfung“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz wird aufgefordert, beim BMJ umgehend ein Task-Force mit dem Auftrag einzurichten, bis längstens Jahresende einen Begutachtungsentwurf zu einer Korruptionsbekämpfungs-Novelle des StGB vorzulegen“, in dem die Tatbestände der Inseratenkorruption, der Wahlkampfkostenüberschreitung, der Vorlage unvollständiger oder unrichtiger Rechenschaftsberichte der Parteien unter Strafsanktion gestellt werden.
*****
Anders geht es anscheinend nicht. Das tut mir zwar sehr leid, aber es ist alternativlos, um aus diesem Korruptionssumpf herauszukommen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
14.48
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Korruptionsbekämpfung
eingebracht im
Zuge der Debatte in der 181. Sitzung des Nationalrats über den Dringlichen
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Genossinnen
und Genossen betreffend ÖVP-Korruption beenden statt aussitzen –
Sofortmaßnahmen zur Stärkung von Transparenz, Aufklärung
und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg
Die
veröffentlichten Protokolle über die Vernehmung des ehemaligen CEO
der ÖBAG sowie des ehemaligen Generalsekretärs im Finanzministerium
Thomas Schmid
durch die WKStA zeigen in einem erschreckenden Ausmaß, wie fest die
Korruption Österreich im Griff hat. In Verbindung mit den Aussagen von
Bundeskanzler
Karl Nehammer im Rahmen des diesjährigen ORF-Sommergesprächs, wonach
Beurteilungsmaßstab dafür,
welches Ausmaß von Korruption zu tolerieren ist, nur das Strafrecht sein könne, ist die
Schlussfolgerung zu ziehen, dass die derzeitigen strafrechtlichen
Bestimmungen offenbar bei weitem nicht ausreichen, die in Österreich
grassierende Korruption nachhaltig zu bekämpfen. Es sind daher in diesem
Bereich dringend Nachschärfungen erforderlich.
Nachdem gesetzgeberische Eingriffe in das
materielle Strafrecht aufgrund ihrer weitreichenden Bedeutung sehr gut
überlegt sein wollen und sehr gut begründet sein müssen, ist es
angezeigt, beim Bundesministerium für Justiz umgehend eine
mit Experten aus der Legistikabteilung des Ministeriums, aus der
Strafrechts-Wissenschaft, aus der Rechtsanwendung und der Politik besetzte
Taskforce einzurichten, welche den Auftrag erhält, bis Ende 2022
einen Begutachtungsentwurf betreffend eine Korruptionsbekämpfungs-Novelle
des StGB auszuarbeiten. Es geht darum, die bestehenden Tatbestände
(z.B. § 153 StGB) nachzuschärfen, Strafdrohungen im gebotenen
Ausmaß zu erhöhen und zusätzliche korruptionsträchtige
Tatbestände zu erfassen, wie z.B. Inseraten-Korruption, Wahlkampfkostenüberschreitungen,
Vorlage unvollständiger oder unrichtiger Rechenschaftsberichte der
Parteien.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere
die Bundesministerin für Justiz wird aufgefordert, beim BMJ umgehend ein Task-Force mit dem Auftrag
einzurichten,
bis längstens Jahresende einen Begutachtungsentwurf zu einer
Korruptionsbekämpfungs-Novelle des StGB vorzulegen.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.
Nächster Redner: Herr Abgeordneter Jan Krainer – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Hanger.)
Abgeordneter
Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau
Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich wollte mich
eigentlich gar nicht zu Wort melden,
weil meine Stimme etwas lädiert ist (Ah-Rufe bei der
ÖVP – Abg. Gahr: Das wäre besser
gewesen! – Ruf bei der ÖVP: Immer derselbe Schmäh!),
aber der Bundeskanzler verleitet einen dann doch dazu, das zu tun.
Diese Idee von Ihnen, Herr Nehammer, lautet, das Strafrecht und nicht die Moral bilde die Grenze des politischen Handels, weil Sie der Meinung sind: Na wer definiert denn Moral?
Sie sollten sich aber schon an Ihre eigenen persönlichen Worte 2019
erinnern,
als Sie nach Ibiza Generalsekretär der ÖVP waren und gesagt
haben: Strache und
Gudenus haben moralisch ein Bild von der Politik gezeichnet
und mussten deswegen zurücktreten, und der damalige Innenminister
Kickl – der nicht in Ibiza war und da gar nicht vorgekommen
ist – muss auch zurücktreten, denn ein Blauer kann nicht
Innenminister sein, wenn gegen blaue damals bereits
Ex-Parteichefs und -Klubobleute ermittelt
wird. (Abg. Kickl: Das ist untergegangen!)
Das waren Ihre Worte
damals – Ihre! Da haben Sie gesagt, die Moral reiche.
Da war nicht die Unschuldsvermutung und da war nicht das Strafrecht relevant.
Sie waren der Meinung: Bei der FPÖ gilt die Moral und nicht das
Strafrecht. Halten wir das fest: 2019! Und heute? – Heute sagen Sie:
Für die ÖVP gilt immer nur das Strafrecht und nicht die Moral.
Das müssen Sie mir einmal
erklären! Das müssen Sie mir einmal erklären (Beifall bei SPÖ und FPÖ), vor allem deswegen, weil Sie gesagt haben: Er,
Herr Kickl,
war Generalsekretär, als das Ibizavideo aufgenommen wurde; und dann
war er Innenminister. (Abg. Lausch: Da hat er recht! Schämt
euch! – Abg. Loacker:
Er bringt es durch Selbstgerechtigkeit durcheinander! – Zwischenruf
des Abg. Zarits.)
Wenn Sie sich einmal kurz zurückerinnern: Als zum Beispiel das Beinschab-Tool aufgekommen ist, waren Sie, während es durchgeführt wurde, Generalsekretär, und als es aufgeflogen ist, Innenminister. Es war dann aber nicht so, dass Sie abberufen wurden, sondern Sie wurden zum Bundeskanzler befördert. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Das ist es also, wie die
ÖVP agiert: Bei anderen politischen Parteien müssen die abberufen
werden, aber Sie sind der Meinung, die Beförderung für Sie ist
in Ordnung. Das, ehrlich gesagt, müssen Sie mir erst einmal erklären!
(Beifall bei SPÖ, FPÖ und
NEOS. – Zwischenruf des Abg. Ofenauer. – Abg. Lausch –
in
Richtung Abg. Ofenauer –: Er hat mit allem recht!)
Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man, dass wir mittlerweile aber ein ganz anderes Problem haben, nämlich, dass hier herinnen vier Parteien den Rechtsstaat vor Ihnen, vor der ÖVP, schützen müssen (Abg. Steinacker: Das ist ja
wirklich ...! – Ruf bei der ÖVP: Stimmt nicht!) – auch vor Ihrem persönlichen Handeln als Bundeskanzler –, denn was machen Sie? Was machen Sie persönlich?
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ordnet an, dass Sie
als Bundeskanzler Daten aus dem Bundeskanzleramt übermitteln
müssen, E-Mails und elektronische Dateien. (Abg. Ofenauer: Alles
korrekt!) Und liefern Sie
diese? – Nein, sie liefern sie nicht, sondern Sie sagen, dass Sie
der Staatsanwaltschaft jene E-Mails und
Dateien, die sie braucht, um aufzuklären, was für ein korruptives
Verhalten es von der ÖVP unter Bundeskanzler Kurz gegeben hat, nicht geben. Da verweigern Sie die
Zusammenarbeit. (Abg. Ofenauer: Stimmt nicht!)
Das Zweite ist, dass die
ÖVP erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik eine
Konsultationsvereinbarung verweigert. Das passiert dann, wenn die
Justiz der Meinung ist: Lieber Untersuchungsausschuss, das, was du machst, könnte meine strafrechtliche Arbeit
gefährden. Kollege Kogler kennt das.
Jeder in einem Untersuchungsausschuss kennt das. Das kommt
in fast jedem Untersuchungsausschuss vor. Dann setzt man sich zusammen, macht
eine Vereinbarung, denn für Untersuchungsausschüsse im Parlament gibt
es an und für sich einen Grundsatz, nämlich: Wir gefährden die
Arbeit der
Justiz nicht.
Was macht die
ÖVP diesbezüglich? – Die ÖVP sagt: Ich will keine Konsultationsvereinbarung,
ich will alles fragen dürfen! Ich nehme sogar in Kauf, dass ich die Arbeit
der Justiz behindere! (Zwischenruf des Abg. Ofenauer.) –
Das ist die ÖVP unter Karl Nehammer, er selber als
Bundeskanzler und seine Fraktion hier im Parlament.
Das führt dazu, dass die
Justizministerin heute etwas macht, was es in
der Zweiten Republik auch noch nie gegeben hat: dass sie nämlich vor den
VfGH geht, weil sie den Rechtsstaat vor der ÖVP schützen muss (Beifall bei der
SPÖ sowie der Abgeordneten Hauser und Lausch – Zwischenruf des Abg. Kopf),
vom Vorsitzenden über den Klubobmann, über den Fraktionsführer
bis zum
Generalsekretär – und das, ehrlich gesagt, bei einer ehemals staatstragenden Partei wie der ÖVP. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)
Der Generalsekretär
beschwert sich nämlich darüber, dass die WKStA so lange ermitteln
muss, und sie wären eh schneller beim Gesetze machen. Er sagt
nicht dazu, dass sein Vorsitzender und seine Kollegen hier die Arbeit der
Justiz behindern und damit das Ganze
langsamer machen. (Abg. Zarits: Geh bitte!)
Das Wesentliche aber ist: Vier Parteien müssen hier
den Rechtsstaat vor
der ÖVP schützen. Vier Parteien tun das, Gott sei Dank. In Wahrheit
sollten Sie einfach zurücktreten, den Weg für Neuwahlen frei machen
und dort landen,
wo Sie hingehören, nämlich die einen auf der Oppositionsbank und die
anderen auf der Anklagebank. –
Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und FPÖ. – Abg. Hanger:
Du hast schon so oft die
Unwahrheit gesagt, das macht auch nichts mehr aus! – Abg. Michael Hammer:
Ein schwacher Abschluss einer schwachen Dringlichen!)
14.54
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.
Ich frage die Fraktionen, ob wir gleich zu den Abstimmungen kommen können. Mir wird Zustimmung signalisiert. Dann gehe ich auch so vor.
Wir kommen gleich zu den Abstimmungen.
Abstimmung über den Selbständigen Antrag 2895/A(E) der
Abgeordneten Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ÖVP-Korruption beenden
statt aussitzen – Sofortmaßnahmen zur Stärkung von
Transparenz,
Aufklärung und Anstand sowie Neuwahlen als einziger Weg“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die sich dafür aussprechen, um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschärfung des Korruptionsrechts bei Amtsdelikten für Spitzenpolitiker*innen“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist nicht die Mehrheit. Der Antrag ist somit abgelehnt.
Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zur Legalisierung verdeckter Parteienfinanzierung und parteipolitisch motivierten Postenbesetzungen“.
Wer spricht sich für diesen Entschließungsantrag aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären“ gemäß Art. 74 Abs. 1, Art. 78 Abs. 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes.
Da zu so einem Beschluss des Nationalrates gemäß Absatz 2 der zitierten Verfassungsbestimmung die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich ist, stelle ich diese auch ausdrücklich fest.
Ich bitte jene Damen und Herren, die sich für den Entschließungsantrag aussprechen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Damit kommen wir zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Korruptionsbekämpfung“.
Wer sich für diesen Entschließungsantrag ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Abg. Wöginger: Und für das macht ihr so ein Theater!)
Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu einer kurzen Debatte.
Diese betrifft den Antrag der Abgeordneten Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2733/A eine Frist bis 3. November zu setzen.
Nach Schluss dieser Debatte wird über den gegenständlichen Fristsetzungsantrag auch abgestimmt werden.
Bevor ich Ihnen, Herr Abgeordneter Schnedlitz, das Wort gebe, muss ich Ihnen noch sagen, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei der Erstredner, also Sie, zur Begründung über eine Redezeit von 10 Minuten verfügt. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung, wenn jemand von ihnen anwesend ist, sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.
Nun gelangen Sie zu Wort, Herr Abg. Schnedlitz. Bitte.
Abgeordneter Michael Schnedlitz
(FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Damen und Herren! Was für ein symbolischer Akt, dass die
Bundesregierung soeben
ihre Plätze bereits geräumt hat!
Das Spiel ist nämlich aus, sehr geehrte Damen und Herren. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Sie sind gescheitert. Sie sind sachpolitisch gescheitert, wie es Klubobmann Kickl bereits treffend formuliert hat, weil Sie das Land nicht durch die Krise führen, wie es sich gehören würde, sondern die Krisen permanent durch das Land führen. Wissen Sie, was? – Sie sind die Krise in diesem Land. Das ist das Problem. (Beifall bei der FPÖ.)
Was noch viel verwerflicher ist, sehr geehrte Damen und Herren: Sie sind moralisch gescheitert. Vom Status der ÖVP als ehemals staatstragender Regierungspartei ist nur noch der Beschuldigtenstatus in einem Strafverfahren übrig geblieben.
Sie haben längst selbst durchschaut, dass Sie für die österreichische Bevölkerung und für die Menschen nicht mehr wählbar sind. Das ist auch der einzige Grund, warum Sie keine Neuwahlen wollen: weil Sie wissen, dass nach Neuwahlen jeder Zweite von Ihnen nicht mehr hier herinnen sitzen wird.
Das ist hart, aber das interessiert die Menschen draußen nicht, sehr geehrte Damen und Herren. Das ist auch nicht nur ein Spruch, sehr geehrte Mandatare der Österreichischen Volkspartei. Sie hatten bei der Nationalratswahl 2019 38 Prozent. Mit Stand von heute liegen Sie genau bei der Hälfte, bei 19 Prozent, und der Trend geht weiter nach unten. Also schauen Sie sich Ihren Sitznachbarn gut an! Einer von Ihnen beiden wird nach der nächsten Nationalratswahl sein Mandat verloren haben, und das völlig zu Recht. (Beifall bei der FPÖ.)
Das kann und darf aber kein Grund dafür sein, dass Sie unser Land
und die Menschen weiterhin ins Chaos stürzen. Sie
haben kein Recht darauf, sehr geehrte Damen und Herren von ÖVP und
Grünen, dass Sie Ihre eigenen Interessen über die Interessen des
Volkes und der Republik stellen. Sie haben kein
Recht darauf, dass Sie Neuwahlen blockieren, nur weil es Ihnen um das Behalten
Ihrer Mandate geht, sehr geehrte Damen und Herren.
Faktum ist
nämlich: Diese Regierung hat nach unzähligen Umstrukturierungen, nach
Chaos und Korruption und nach Versagen auf jeder Ebene nicht
einmal mehr die Zustimmung von einem Drittel der Bevölkerung. Genau
deshalb ist es höchste Zeit, dass diesem Albtraum ein Ende gesetzt und
dieser
Regierung der Stecker gezogen wird, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall
bei der FPÖ.)
Es ist zwar zu
begrüßen – und ich kann Ihnen das nicht ganz
ersparen –, dass nun auch die
Sozialdemokraten endlich der freiheitlichen Forderung nach Neuwahlen
nähertreten, wahrscheinlich tun sie das aber mit dem Wissen, dass die
Zeiten für sie auch nicht besser werden, weil sie wissen, dass die
Menschen immer mehr durchschauen, dass immer, wenn es für die österreichische
Bevölkerung grauslich geworden ist, dann auch die Sozialdemokraten
in einer Art Einheitspartei, bestehend aus Schwarzen, Grünen, Roten und Rosaroten, dabei waren und somit unser Land permanent mit in den Abgrund führen, und weil sie natürlich auch wissen, dass Tag für Tag die Menschen draufkommen, dass es so etwas wie eine fiktive und eine reale Sozialdemokratie gibt.
Sehr geehrte Damen und Herren, die fiktive Sozialdemokratie, das sind die Reden von Rendi-Wagner in diesem Haus, das sind die Forderungen, das ist die Behauptung, man würde die Teuerung bekämpfen, und die reale Sozialdemokratie ist das, was bei den Menschen draußen in der Realität ankommt, wenn die Sozialdemokraten irgendetwas zu sagen haben, wie zum Beispiel in Wien oder bei der Wien Energie. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kollross.)
Um nur einige Beispiele zu nennen: Teuerung, Kostenexplosion,
Spekulation, wirtschaftlicher Untergang bis hin zu einer
Massenzuwanderung, während der ehemaligen Sozialdemokratie und
Arbeiterpartei die Menschen im eigenen
Land längst völlig egal sind. Aber sei’s drum. Wir begrüßen, dass Sie nun
die Notwendigkeit von Neuwahlen erkennen,
denn wir haben mittlerweile in dieser Regierungsperiode den dritten
Bundeskanzler. Zwei von diesen Bundeskanzlern, sehr geehrte Damen und Herren,
wurden von niemandem in Österreich
gewählt. (Abg. Taschner: Keiner ist gewählt!)
Diese
Bundesregierung hat x-mal einen Neustart verkündet, einen
echten Neustart hat es jedoch nie gegeben. Sie haben eher wie
Hütchenspieler die Köpfe derer, die mitten im ÖVP-Sumpf stecken,
ausgetauscht, aber
einen Neustart hat es nie gegeben.
Jetzt haben wir
einen Bundeskanzler – und wir haben es auch soeben
gehört –, der bereits vor Jahren als Generalsekretär
mitten in diesem Sumpf die
Fäden gezogen hat. Nun ist unter seiner Verantwortung als Parteiobmann die
Österreichische Volkspartei
Beschuldigte in einem Strafverfahren. Na, Gratulation! Mit einem
Neustart, sehr geehrte Damen und Herren, hat das nichts zu tun. Wir haben einen Bundeskanzler, der politisch
gescheitert ist, der vom
Wähler niemals legitimiert wurde und der moralisch mit seiner gesamten Partei bankrott ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Genau deshalb
sind Sie für diese Republik nicht mehr tragbar. Es wird Zeit für
einen echten Neustart – und diesen echten Neustart bieten eben nur Neuwahlen –, einen Neustart, bei dem die
Wähler entscheiden können, ob Politiker, die das Land und die Wirtschaft durch Lockdowns und Co gegen
die Wand fahren, gewollt sind und gewählt werden, ob man Politiker
will und wählt, die mit Zwangsimpfungen und Eingriffen in die
körperliche Integrität und Freiheit die Bürger
angreifen, bei dem der Wähler entscheiden kann, ob ein Weg, mit dem das neutrale Österreich durch die Sanktionspolitik
in eine Teuerung und in einen Wirtschaftskrieg gestürzt wird, gewollt
ist und gewählt wird, und die Wähler aber auch auf der moralischen
Ebene entscheiden
können, ob sie Politiker, die es sich in den Hinterzimmern dieser Republik
für sich und ihre Freunderl richten, die abgehoben mit dem Privatjet herumfliegen, während
sich die Menschen das Heizen nicht mehr leisten können, wollen und
wählen, ob sie Korruptionschaos wollen und wählen, sehr geehrte
Damen und Herren.
Sie alle wissen es, wir wissen es, die
Menschen draußen wissen es: Das Spiel
ist vorbei. Zeigen Sie wenigstens in Ihrem
politischen Abgang Größe! Den
Abgang hat ja die Bundesregierung gerade symbolisch vorgezeigt. Räumen Sie
Ihre Posten und geben Sie endlich den Weg für einen Neustart über Neuwahlen frei,
anstatt unsere Republik und die Menschen Tag für Tag weiter in den Abgrund
zu ziehen! (Beifall bei der FPÖ.)
15.05
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Reinhold Lopatka. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wer bis jetzt die Debatte mitverfolgt und gerade
das Gestammel von Abgeordnetem
Schnedlitz gehört hat (Rufe bei der FPÖ: Hallo! – weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ), der hat eines nicht
gehört: nur ein schlagkräftiges Argument, warum
wir jetzt wählen gehen sollten. (Abg.
Kickl: Na, wenn es nach euch ginge, würde es nie passen!)
Meine Damen und Herren, diese
Regierung ist nicht durch Putsch an die Macht gekommen, sondern es war ein
Wählervertrauen für fünf Jahre! (Beifall bei
der ÖVP.) Ich weiß nicht, welches
Demokratieverständnis Sie haben. Diese Regierung ist für
fünf Jahre gewählt, und ich sage Ihnen eines: Sie gehört zu den stabilsten
in Europa. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf
des Abg. Loacker.) – Ja, Sie mögen lachen.
Frau Klubobfrau und Parteichefin der SPÖ, weil Sie Dänemark hervorgehoben haben: In Dänemark hat die Wahl gestern eine Stimme Mehrheit im Parlament für die Regierung ergeben. Ist das die Stabilität, die Sie wollen (Abg. Kickl: Um Gottes willen! ...!): eine Stimme Mehrheit im Parlament? (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Drobits und Rendi-Wagner.) Also ein Erfolg schaut anders aus, aber vielleicht sehen Sie das so.
Was sich die Menschen von der Opposition erwarten (Zwischenruf der Abg. Rendi-Wagner): Lassen Sie Bundeskanzler Karl Nehammer und sein Regierungsteam arbeiten! (Ruf bei der FPÖ: Nein! Nein! – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Schmiedlechner.) – Sie können Nein sagen, doch das Vertrauen der Österreicherinnen und Österreicher wird es nicht zulassen, dass Sie hier eine Mehrheit bekommen (Abg. Kickl: Na, warten Sie es ab!), wenn wir zur Abstimmung kommen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Treten Sie dann zurück, wenn es so ist? Gehen Sie dann?)
Was Sie hier
machen, Herr Klubobmann Kickl, ist das, was Sie in Ihrer Partei ausleben können, nämlich den Großinquisitor,
Ankläger und Richter zugleich zu spielen.
(Abg. Kickl: ...! Na, Sie haben es notwendig! Sie sind der
größte Heuchler
in der Österreichischen Volkspartei!) – Sie,
für „Heuchler“ gibt es einen Ordnungsruf. Ich hoffe, die
Frau Präsidentin hat das gehört. (Zwischenrufe der Abgeordneten
Kickl und Stefan.)
Ich sage Ihnen eines: Sie stellen sich hier als moralinsaurer
Chefankläger und Scharfrichter gegenüber der
ÖVP her, Sie führen Anklage und urteilen zugleich. Den Rechtsstaat
zeichnet das Gegenteil aus: strenge Trennung von Anklage
und Urteil. Das, was Sie machen, sind Vorverurteilungen. Das sind nicht mehr
als Vorverurteilungen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl:
Waren Sie 2019 schon
dabei? Waren Sie 2019 schon dabei?)
In Ihrer Partei können Sie so fuhrwerken. Sie haben gerade noch einen Gemeinderat in Graz. Die Parteichefin in Graz hat einen schweren Fehler gemacht. Sie hat gesagt – mehr als 1 Million Euro an Klubförderung ist dort verschwunden, Sie wissen es –, sie möchte das aufklären. Das war ihr politisches Todesurteil. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) Sofort haben Sie sie ausgeschlossen, abgesetzt. (Abg. Kickl: So ein Blödsinn! So ein Blödsinn!) – Nein, das ist kein Blödsinn (Abg. Kickl: Das ist ein totaler Blödsinn!), das haben Sie gemacht. Sie wissen es. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kickl.)
Sie haben aber in
einem recht: Sie haben den Ausschluss mit Gefahr im Verzug begründet. Es
war tatsächlich Gefahr im Verzug, nämlich Gefahr, dass die
Dinge auf den Tisch kommen. (Abg. Kickl: So ein Schwachsinn! So ein
Schwachsinn!) So gesehen haben Sie wieder einmal richtig gehandelt.
Das ist kein Schwachsinn. (Abg. Kickl: Bei Ihnen ist nicht einmal ein
Einziger zurückgetreten, und rausgeschmissen haben Sie auch niemanden! Sie
zahlen dem Millionärs- - , dem Kurz, dem zahlen Sie
das Verfahren!)
Eines sage ich
Ihnen aber: Heute haben Sie gesagt: Das Spiel ist aus, es ist vorbei!,
aber Gott sei Dank ist von Ihnen kein einziger Vorschlag gekommen, denn Ihre
Partei bewegt sich immer zwischen Peinlichkeit und Gefährlichkeit. Als der tiefe Hofknicks Ihrer Außenministerin
vor Putin erfolgt ist, war das noch peinlich (Zwischenruf des Abg. Stefan),
doch dass Sie auch in Ihrer heutigen Rede wieder begonnen haben, für Putin
die Mauer zu machen, ist nicht mehr
peinlich, sondern das ist gefährlich,
weil Sie Österreich isolieren wollen. Das
ist gefährlich, sage ich Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Dass hier die SPÖ mit Ihnen Hand in Hand geht, überrascht mich
dann doch, aber in einem ist natürlich die SPÖ auch nicht zu
überbieten: Sie ist auf einem
Auge völlig blind, nämlich bei
allem, was die Stadt Wien betrifft. Wenn da 1,4 Milliarden Euro ohne
jede Transparenz verschoben werden, dann sieht die SPÖ
das überhaupt nicht.
Die NEOS haben heute auch ganz schön gebrüllt. In Wien sind sie dann mundtot. Sie messen – und das einigt die Opposition – mit zweierlei Maß. (Abg. Kickl: Na, Sie haben es notwendig! Sie haben es notwendig!) Hier sind Sie Ankläger und Richter, was diese Bundesregierung betrifft, doch in Ihrem eigenen Bereich sehen Sie Ihre Fehler überhaupt nicht. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Es ist für uns ganz wichtig, die Rechtslücken, die es gibt – und natürlich kehren wir auch vor unserer eigenen Tür –, zu schließen. Gleichzeitig aber ist diese Bundesregierung zu unterstützen, weil Österreich zu den stabilsten Demokratien gehört – und das lassen wir uns nicht schlechtreden: Österreich gehört dank dieser Bundesregierung zu den stabilsten Demokratien in der Union und weltweit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kickl: Danke für diese großartige Rede voller ...!)
Präsidentin Doris Bures: Sie müssen nun Ihren Schlusssatz formulieren.
Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (fortsetzend): Daher können wir Ihrem heutigen Fristsetzungsantrag nur die Absage erteilen und sonst nichts. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.
15.11
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Julia Herr zu Wort. – Bitte.
Abgeordnete Julia Elisabeth Herr
(SPÖ): Ich werde jetzt nach dieser Rede aus der Parallelwelt zu etwas Grundsätzlichem zurückkehren, das
eigentlich klar sein sollte, es aber
offenbar nicht ist. Klar sein sollte, dass die Stimme jedes Menschen,
unabhängig davon, ob er hier in diesem Raum sitzt oder ob er sich gerade
zu Hause vor dem Fernseher, im Büro, in der Schule oder wo auch immer aufhält,
gleich viel wert sein muss (Beifall bei der SPÖ), für die
Regierung, die nach Hause gegangen ist, aber natürlich auch für
die Behörden.
Was wir im ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss gesehen haben,
war,
dass das nicht so ist, dass beispielsweise der Milliardär Sigi Wolf, der
die Spenden für die ÖVP im Wahlkampf gesammelt hat, nicht
gleichbehandelt wurde,
dass er, obwohl er jahrelang seine Steuern
nicht gezahlt hat und man dann draufgekommen
ist und sie eingefordert hat, einfach im Finanzministerium angerufen hat
und die Meinung hatte, er will diese Steuern jetzt aber nicht zahlen –
und für die ÖVP-Mitarbeiter dort war das dann ein Auftrag. Es begannen die
Interventionen, die jahrelang stattgefunden haben, dass dieser Milliardär
seine Steuern nicht zahlen muss. 4 Millionen Euro wurden ihm dann de facto
erlassen. Das war eine reine Sonderbehandlung für einen
ÖVP-Unterstützer, die sonst niemand bekommt. Also wo ist da die
Demokratiepolitik, um das auch noch einmal anzusprechen? (Beifall bei der
SPÖ sowie der Abg. Krisper.)
Jede einzelne
Sozialleistung müssen wir hier beinhart erkämpfen, aber für die,
die eh schon mit dem goldenen Löffel essen, regnet es
4 Millionen Euro. Wissen Sie, die bräuchten wir eigentlich alle: Das
wäre ein Jahr lang bezahltes Mittagessen
für 5 000 Kindergartenkinder. Diese 4 Millionen Euro wären
die Auszahlung von Pflegegeld der
Stufe 1 für 2 000 Jahre. Diese 4 Millionen Euro
wären der Selbstkostenbeitrag für Lehrlinge, für
Schüler:innen, was die Freifahrt betrifft, und zwar für
200 000 von ihnen. Dieses Geld hätten wir für alleinerziehende
Mütter investieren können. Wir hätten das Geld für die, die
es wirklich brauchen, investieren können, und stattdessen ging es an
ÖVP-Freunde, an ÖVP-Sponsoren. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich verstehe, dass Sie Angst vor Neuwahlen haben, denn wenn man sich fragt: Für wen sollten wir es investieren?, ist die Antwort, denke ich, klar.
Das ist wichtig, weil wir hier nicht nur von korrupter Politik sprechen, sondern auch von sozial verwerflicher Politik. Das geht Hand in Hand. (Beifall bei der SPÖ.) Beides braucht ein Ende, und deshalb stimmen wir diesem Antrag heute auch zu.
Es braucht Neuwahlen, weil das alles kein Einzelfall ist, weil es mit
Sigi Wolf ja nicht aufhört. Machen wir weiter mit René
Benko, der hat noch mehr Millionen
Euro an Steuergeld quasi geschenkt bekommen. Das können sich die
Österreicher und Österreicherinnen nicht leisten. Die haben
Gasrechnungen, Stromrechnungen, Miete zu zahlen, die haben Lebensmittel zu
zahlen. Die haben andere Sorgen, als das Leben der ÖVP-Sponsoren auch noch
mitzuzahlen.
Wenn wir zusammenrechnen, um wie viel Budget es geht – Geld
für die gefälschten Umfragen, an die wir uns erinnern,
Geld für das Steuergeld, das illegal zur Parteienfinanzierung verwendet
wurde –, dann sehen wir, wir könnten
mit diesen Millionen Euro Tausende Menschen aus der Armut holen, Menschen aus
der Obdachlosigkeit holen. Das wird nicht gemacht.
Das liegt auch überhaupt
nicht in der Vergangenheit. Dazu will ich ein weiteres Thema ansprechen,
nämlich die Coronahilfsgelder. Schauen wir uns einmal
an, wie die verteilt wurden! – Es ist genau dasselbe Spiel: vorbei
am Parlament, abseits der parlamentarischen Kontrolle. Da haben Sie quasi eine
eigene Gesellschaft gegründet, um diese Coronagelder an die Unternehmen zu
verteilen – übrigens die ÖVP und die
Grünen, die da mit dabei waren –, und
der Rechnungshof hat erneut bestätigt, dass viele Hundert Millionen Euro
an Steuergeld da in den Sand gesetzt worden sind. (Beifall bei der SPÖ.)
Es
gab einige große Unternehmen, die überfördert
wurden – wir wissen das –, und einige kleine Unternehmen, vor allem junge, frisch gegründete
Unternehmen,
die zusperren mussten. Es ist immer ein und dasselbe Spiel.
Bei der Inflation ist es genau dasselbe: 11 Prozent Inflation, kein Produkt wird durch Ihre Politik billiger. Ganz im Gegenteil: Die Preise steigen weiter. Die, die
es schon wieder am härtesten trifft, sind die,
die es sich eh nicht richten
können, sondern jetzt auf Hilfe angewiesen wären. Dann stellt sich
die Regierung hierher und sagt: Es ist
doch alles so toll! – Das muss man sich einmal trauen: sich
hierherzustellen und tatsächlich so empathielos zu sprechen.
Noch nie in der Geschichte Österreichs gab es eine Regierung, der so viele Menschen misstraut haben wie Ihnen. Deshalb: Übernehmen Sie Verantwortung! Machen Sie den Weg frei für echte Reformen und für Neuwahlen (Beifall bei der SPÖ), für Reformen gegen die Korruption, gegen die Teuerung, für eine neue Art der Energiepolitik, denn auch mit der Energie braucht niemand Gewinne zu machen, sondern die ist für uns alle ein Grundrecht! Machen Sie den Weg frei! (Beifall bei der SPÖ.)
15.16
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hannes Amesbauer. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren! Liebe Zuseher vor den Fernsehgeräten! Was wir hier am heutigen Tag erleben, ist das verzweifelte Rückzugsgefecht einer gescheiterten Bundesregierung.
Meine Damen und Herren, der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er
bricht, und der Krug dieser
Bundesregierung ist gebrochen. Diese Bundesregierung aus
Österreichischer Volkspartei und Grünen steht am Abgrund, und ihrer
Ignoranz und Verantwortungslosigkeit ist es geschuldet, dass sie
Österreich mit in
den Abgrund reißen will, meine Damen und Herren. So geht es nicht mehr.
Diese Regierung muss weg, besser heute als morgen. (Beifall bei der
FPÖ.) Darum debattieren wir jetzt
die Fristsetzung für den Neuwahlantrag, damit das auch schnell
über die Bühne gehen kann.
Kollege Krainer von der SPÖ hat vorhin ja sehr gut die Doppelmoral dieser Bundesregierung und dieses Bundeskanzlers aufgezeigt, was die Vergangenheit
betrifft, was die
Übernahme von Verantwortung betrifft. Ibiza war kein Ruhmesblatt für
die Proponenten dort, denen kann man wegen dieser peinlichen Nacht auch viel
vorwerfen. Eines kann man ihnen aber nicht vorwerfen:
dass sie die Verantwortung dafür nicht übernommen, die Konsequenzen
daraus nicht gezogen haben und nicht in der Sekunde ihre Ämter
zurückgelegt
haben. Sie haben in der Sekunde die Ämter zurückgelegt. (Abg. Maurer:
Na ja, eine „bsoffene Gschicht“! In der Sekunde? Ich glaube, das
waren ein paar Sekunden!) – Ja, das war eine besoffene
Geschichte, das war ein Lercherl gegen diesen Korruptionssumpf, Frau Kollegin
Maurer, dieser korrupten ÖVP,
der Sie die Stange halten!
Herbert Kickl wurde auch angesprochen: Warum musste er als
Minister gehen, obwohl es strafrechtlich zu keinem Zeitpunkt Vorwürfe
gegeben hat? – So
viel zum Thema Unschuldsvermutung. Sie verstecken sich hinter der Unschuldsvermutung,
wobei die Bevölkerung ja längst schon die Schuldvermutung für Sie ausgesprochen
hat.
Schauen Sie sich Ihre katastrophalen Daten an! Es gibt jetzt
qualifizierte Umfragen, in denen Sie, ÖVP und Grüne gemeinsam, unter
30 Prozent liegen. Das ist ja peinlich, und Sie sagen hier die ganze Zeit,
Sie beziehen Ihre demokratische Legitimität aus dem letzten Wahlergebnis. (Zwischenruf
des Abg. Taschner.) – Ja, eh!, sagt der Herr Professor.
Wie ist denn das letzte Wahlergebnis zustande gekommen? – Mit einem
gewissen Sebastian Kurz, aber Nehammer hat sich nie einer Wahl gestellt, und dann
gab es auch noch
dieses unrühmliche Intermezzo von Herrn Schallenberg, der sich auch nie
einer Wahl gestellt hat. Heute wissen wir, dass Sebastian Kurz sich sogar diesen
Wahlerfolg in Wahrheit erschwindelt hat: mit getürkten Umfragen und
anderen unlauteren Methoden wie falschen Wahlversprechen – zum
Bespiel einer strikten Asylpolitik oder einer geschlossenen Balkanroute. (Zwischenruf des Abg. Ofenauer.)
Die Ergebnisse sehen wir jetzt in Linz, wo Migrantenhorden die Innenstadt verwüsten. Das ist Ihre Politik, das wurde aus den Wahlversprechen des
Sebastian Kurz. Mit diesem erschwindelten Wahlsieg hat Sebastian Kurz es geschafft oder versucht – geschafft hat er es noch nicht vollständig –, mit seinen türkisen Parvenus diesen Staat für sich zu vereinnahmen, diesen Staat auszusaugen.
Die Postenkorruption allein im
Innenministerium ist ja evident, meine Damen und Herren. Das Innenministerium
ist ja das beste Beispiel: Da kann man
gar nicht mehr umfärben, ja nur mehr von schwarz auf schwarz oder
von schwarz auf türkis oder wie auch immer. Das lasse ich mir ja nicht
einreden, dass es in diesem Land im Bereich des Innenministeriums niemand anderen Qualifizierten
als ehemalige ÖVP-Kabinettsmitarbeiter oder Mitarbeiter des
Parlamentsklubs gibt, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Wenn Sie sich die Daten
ansehen, können Sie sehen, dass Ihnen die Menschen nicht mehr vertrauen.
Sie sagen immer: Wir müssen das Land durch die
Krise führen. Herr Nehammer sagt also quasi: Die Korruption geht ja mich
als Bundeskanzler nichts an. Er hat sich auf die Rolle des Bundeskanzlers
zurückgezogen und vergisst, dass er Obmann dieser Partei ist, die im
Korruptionssumpf versinkt.
Sie schaffen es nicht,
nachhaltig irgendetwas gegen die Teuerung zu tun. Sie schaffen es nicht,
das eklatante Versagen in der Asyl- und Migrationspolitik in den Griff zu
bekommen. Sie verhökern unsere Neutralität. Sie spielen
ein gefährliches Spiel, meine Damen und Herren, und das geht so nicht mehr
weiter. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass gerade in schweren
Zeiten saubere und ordentliche Politik in diesem Land herrscht, und das ist mit
der Österreichischen Volkspartei, die im Korruptionssumpf versinkt, und
den Grünen nicht möglich.
Ich weiß ja, warum Sie keine Wahlen wollen: weil Sie dann die Klatscher verlieren. Sie können ja hier noch laut klatschen, aber draußen beim Volk haben Sie keine Klatscher mehr. Dann sind 20, 30 oder sogar 40 von Ihnen weniger hier, und das wird eintreten. Sie können das nur mehr verzögern, verhindern
können Sie es nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)
Karl Nehammer sagt immer, dass wir jetzt zusammenhalten müssen,
dass wir gemeinsam arbeiten müssen. Ja, wir halten zusammen: mit den
Bürgern in Österreich. Wir suchen den Schulterschluss mit dem Volk,
aber wir sind nicht die Kollaborateure dieser unfähigen und korrupten
Bundesregierung! (Beifall bei
der FPÖ.)
15.21
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Klubvorsitzende Sigrid Maurer zu Wort. – Bitte.
Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir befinden uns in einer Kurzdebatte über einen Fristsetzungsantrag zu einem Neuwahlantrag. Die Vorrednerinnen und Vorredner haben wiederholt behauptet, dass diese Bundesregierung nicht handlungsfähig wäre. Diese Bundesregierung legt ein Gesetz nach dem anderen vor, wir beschließen ein Gesetz nach dem anderen in diesem Parlament. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) Wir haben seit Beginn der Regierungsbeteiligung bereits 1 066 Gesetze – ich bin mir nicht sicher, ob es mittlerweile nicht noch mehr sind – beschlossen. Das spricht doch eindeutig für die Produktivität und die Lösungsfähigkeit. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Ich habe es in meiner ersten Rede heute schon gesagt: Das Bild, das sich für uns in den letzten Wochen wieder einmal aus Einvernahmeprotokollen, diesmal jenem von Thomas Schmid, ergeben hat, ist ein schauderliches. Er wird morgen im Untersuchungsausschuss Rede und Antwort stehen, und das ist etwas, wofür wir Grüne auch stehen. Das ist nämlich die Aufklärung. (Beifall bei den Grünen.)
Warum ist es überhaupt möglich, dass da aufgeklärt wird? – Das ist unter anderem möglich, weil wir eine Justizministerin haben, die die unabhängigen
Ermittlungen der Justiz schützt, heute beispielsweise wiederum mit dem
Gang zum Verfassungsgerichtshof, was die Klärung zum
Konsultationsverfahren betrifft, aber selbstverständlich auch mit anderen
Maßnahmen, die wir gesetzt haben,
wie beispielsweise mit der Verlängerung der Kronzeugenregelung, beispielsweise mit der Abschaffung der
Drei-Tages-Berichtspflicht, beispielsweise mit den Gesetzen,
die wir zur Parteienfinanzierung beschlossen haben. Ein Gesetz zur
Medientransparenz wird kommen. (Beifall
bei den Grünen und
bei Abgeordneten der ÖVP.)
Es sind hier an diesem Pult die vielen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, angesprochen worden, und diese Krisen brauchen selbstverständlich Lösungen, Lösungen angefangen bei der Teuerung, wozu wir große Pakete geschnürt haben, um insbesondere jenen Menschen unter die Arme zu greifen, die besonders wenig Einkommen haben. Wir wissen vom Momentum-Institut, vom Wifo und so weiter, dass dadurch der Ausgleich tatsächlich sogar überproportional erfolgt. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Lösung dieser Krisen.
Weitere Krisen, mit denen wir beschäftigt sind, sind beispielsweise die Klimakrise und die Energiesicherheitskrise, zu denen wir heute das Erneuerbare-Wärme-Gesetz im Ministerrat beschlossen haben, über das wir hier im Parlament weiterverhandeln werden, aber beispielsweise auch die Strompreiskompensation für die Industrie. All das sind Dinge, die wir zur Bewältigung der Herausforderungen dringend brauchen. Diese Regierung macht es, und wir werden selbstverständlich nicht müde werden, parallel dazu weiterhin aufzuklären, denn das sind wir den Bürgerinnen und Bürgern – ganz im Sinne der Worte des Bundespräsidenten von der Generalsanierung – schuldig. Wir werden sowohl die Gesetze mit den Antikorruptionsbestimmungen als auch jenes zur Informationsfreiheit liefern, aber wir werden selbstverständlich auch weiterhin an den anderen Problemen arbeiten, denn das haben sich die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes verdient. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
15.25
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Also,
Klubobfrau Maurer, die Anzahl der Gesetze ist wirklich keine
Messgröße für
die Qualität der Regierungsarbeit. (Beifall bei den NEOS.)
Wenn die Gesetze dann solche sind wie jenes zum Klimabonus, das zur
Folge hat, dass 1,2 Millionen RSa-Briefe durch die Republik
verschickt werden, Leute
den Klimabonus zweimal kriegen, die Firma Sodexo eine große Provision
einkassiert und den Postmitarbeitern
Zusatzboni ausgezahlt werden müssen, weil
sie so viel Arbeit mit dem Abwickeln der
Klimabonusgutscheine haben, dann zeigt das: Viele Gesetze ja, aber gute
Gesetze leider wenig.
Ich kann aber die Grünen verstehen, die der ÖVP die Mauer
machen, weil natürlich eine ÖVP, die moralisch, inhaltlich und
personell am Boden liegt, ein bequemer
Koalitionspartner für die Grünen ist. Die können jetzt der
ÖVP
die Hose ausziehen, und Frau Gewessler kann ihre ideologiegetriebenen
Projekte durchziehen und hat keinen Widerstand. Deswegen, geschätzte
Bürgerinnen und Bürger, steht zu befürchten, dass es diese
Regierung noch eine Zeit lang geben wird.
Und dann kommt Kollege Lopatka
heraus ans Rednerpult und erzählt uns etwas von Stabilität. Die
Republik Österreich hat in den letzten Monaten beispielsweise mehr
Regierungschefs als Italien verbraucht. Das Gegenteil von Stabilität ist
der Fall. Die große Regierungspartei liegt wie gesagt inhaltlich
und personell am Boden. Kollege Lopatka hat
auch darauf Bezug genommen, dass die ÖVP das Vertrauen der
Wähler gewonnen hätte. Ja, also sie hat vielleicht versucht, sich bei
der Wahl 2019 das Vertrauen der Wähler zu erkaufen, denn
tatsächlich ist ja in den Steuergeldtopf gegriffen worden, um damit Umfragen
zu kaufen und um damit mediale Berichterstattung über diese
Umfragen zu kaufen, damit Herr Kurz besser dasteht. Mit Steuergeld haben Sie dieses Wählervertrauen erkauft. (Beifall bei den NEOS.)
Man darf mit Recht davon ausgehen, dass von diesem Vertrauen vieles verschwunden ist, dass die Wähler nämlich nicht nur getäuscht worden sind, sondern jetzt auch enttäuscht sind.
Ja, und dann hat heute der Herr
Bundeskanzler gesagt, er möchte sich für das Bild entschuldigen, das
da entsteht, aber es ist eine schlechte und ganz schwache Distanzierung von der
Ära Kurz, die wir da erleben. Es ist ja nicht nur so, dass der Generalsekretär der Kurz-ÖVP heute der
ÖVP-Parteichef und Bundeskanzler
ist. Es ist ja auch so, dass die ÖVP weiterhin den Anwalt des Herrn
Kurz bezahlt. Also von einer Distanzierung sehe ich da nichts. Ich sehe eher
eine enge Verbrüderung, und man schaut halt, dass nicht mehr alle
Brüder gleich weit vorne im Scheinwerferlicht stehen. Aber von einem
Neuanfang und von einem reinen Tisch kann überhaupt keine Rede sein.
Es wäre ja nicht nur ein Neuanfang für die
Regierung, dass man hier einmal neue Köpfe
und eine neue Politik walten lässt, nötig. Eine Neuwahl würde
auch das Dilemma des Herrn Nationalratspräsidenten lösen, der
sich ja in einem ständigen Konflikt
befindet, nämlich dem Konflikt zwischen seiner grenzenlosen Loyalität der
ÖVP gegenüber einerseits und seiner Aufgabe als
Nationalratspräsident mit einer möglichst überparteilichen
Führung dieses Hauses andererseits.
Eine Neuwahl könnte ihn auch aus diesem Konflikt befreien, und damit
würde die ÖVP ihm auch einen
Gefallen tun. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)
15.28
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.
Ich hoffe, wir können gleich zu den Abstimmungen kommen. – Dann gehe ich auch so vor, da mir Zustimmung signalisiert worden ist.
Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2733/A eine Frist bis 3. November 2022 zu setzen.
Wer dem die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 56/A eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist für diesen Fristsetzungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 58/A eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer dem die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 60/A eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den
Antrag 61/A eine Frist
bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 743/A(E) eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2133/A(E) eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist für diese Fristsetzung? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2286/A(E) eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2384/A(E) auch eine Frist bis 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 2385/A(E) eine Frist bis zum 12. Dezember 2022 zu setzen.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Präsidentin Doris Bures: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 2896/A bis 2908/A(E) eingebracht worden sind.
*****
Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 15.32 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.
Diese Sitzung ist geschlossen.
Schluss der Sitzung: 15.32 Uhr
Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien |