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Plenarsitzung
des Nationalrates


Stenographisches Protokoll

 

124. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Dienstag, 12. Oktober 2021

 

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Großer Redoutensaal

 


Stenographisches Protokoll

124. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode               Dienstag, 12. Oktober 2021

Dauer der Sitzung

Dienstag, 12. Oktober 2021: 10.01 – 15.53 Uhr

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Geänderte Tagesordnung

Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Ge­schäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundeskanzlers und der Ernennung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegen­hei­ten

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Inhalt

Nationalrat

Mandatsverzicht des Abgeordneten Karl Schmidhofer .......................................      36

Angelobung des Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger ........................................      36

Personalien

Verhinderungen ........................................................................................................      36

Geschäftsbehandlung

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 GOG ........................................................................................................      40

Unterbrechung der Sitzung .....................................................................................      86

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. betreffend Enthebung von Herrn Sebastian Kurz vom Amt des Bundeskanzlers und von seiner Person vom Amt des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten bei gleichzeitiger Ernennung seiner Person zum Bundeskanzler und von Herrn Dr. Michael Linhart zum Bundesminister für europäische und inter­nationale Angelegenheiten durch den Bundespräsidenten .....................................      36


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 2

Ausschüsse

Zuweisungen .............................................................................................................      36

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Finanzen betreffend „‚System Kurz‘ – Missbrauch von Steuergeld zu persön­lichen Zwecken und schwerwiegende Korruptionsvorwürfe“ (8207/J) ....................    175

Begründung: Kai Jan Krainer ..................................................................................    187

Bundesminister Mag. Gernot Blümel, MBA .........................................................    191

Debatte:

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................    194

Gabriela Schwarz ....................................................................................................    200

Dr. Dagmar Belakowitsch ......................................................................................    201

Sigrid Maurer, BA ...................................................................................................    203

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ..........................................................................    204

Mag. Selma Yildirim ................................................................................................    207

Karlheinz Kopf .........................................................................................................    208

Mag. Christian Ragger ............................................................................................    209

Andreas Ottenschläger (tatsächliche Berichtigung) ..............................................    212

Mag. Nina Tomaselli ...............................................................................................    213

Henrike Brandstötter ..............................................................................................    214

Julia Elisabeth Herr ................................................................................................    218

Gabriel Obernosterer ..............................................................................  220, 237

Julia Elisabeth Herr (tatsächliche Berichtigung) ....................................................    222

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................    222

Mag. Agnes Sirkka Prammer .................................................................................    224

Mag. Dr. Petra Oberrauner (tatsächliche Berichtigung) .........................................    225

Dr. Stephanie Krisper .............................................................................................    225

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................    227

Christian Hafenecker, MA ......................................................................................    229

Mag. Christian Drobits ...........................................................................................    233

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung .................................................................................................  196, 237

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofortiger Stopp der COFAG“ – Ablehnung ....  211, 237

Entschließungsantrag der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inseratenkorruption beenden“ – Ablehnung ....  216, 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Inseratenstopp für das System Türkis“ – Ablehnung ......  231, 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Löschverbot von Handys von Amtsträgern der Re­publik“ – Ablehnung ...................................................................................  234, 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Medienfreiheits- und Transparenzpaket gegen Inseraten­korruption und Message-Control“ – Ablehnung ........................................  235, 238


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 3

Verhandlungen

Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundes­kanzlers und der Ernennung des Bundesministers für europäische und internatio­nale Angelegenheiten ...............................................................................................      40

Bundeskanzler Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. .........................................      40

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ...........................................................................      43

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 GOG ....................      40

RednerInnen:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ............................................................................      47

August Wöginger ....................................................................................................      49

Herbert Kickl ............................................................................................................      52

Alois Stöger, diplômé (tatsächliche Berichtigung) .................................................      56

Sigrid Maurer, BA ...................................................................................................      56

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES .........................................................................      58

Bundesminister Dr. Michael Linhart .....................................................................      60

Dr. Reinhold Lopatka ..............................................................................................      62

Mag. Jörg Leichtfried ................................................................................  64, 171

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ...........................................................................................      67

MMMag. Dr. Axel Kassegger .................................................................................      69

Peter Haubner .........................................................................................................      70

Dr. Nikolaus Scherak, MA ......................................................................................      72

Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................      74

Rainer Wimmer .......................................................................................................      75

Claudia Plakolm ......................................................................................................      77

Christian Hafenecker, MA ......................................................................................      79

Dipl.-Ing. Georg Strasser .......................................................................................      83

Mag. Gerald Loacker ..............................................................................................      84

Eva Maria Holzleitner, BSc ....................................................................................      85

Johannes Schmuckenschlager .............................................................................      87

Michael Schnedlitz ..................................................................................................      87

Mag. Sibylle Hamann ..............................................................................................    165

Dr. Helmut Brandstätter .........................................................................................    168

Dr. Susanne Fürst ...................................................................................................    170

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Korruption im Zentrum der Bundesregierung – dringende Maßnahmen, um weiteren Schaden von der Republik Österreich abzuhalten“ – Ablehnung ...................................................................................................  66, 174

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Sofortmaßnahmen gegen den türkisen ‚Tiefen Staat‘“ – Ablehnung .....................................................................................  81, 174

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären“ gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG – Ablehnung ...........................................................................  89, 174

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Rudolf Taschner, Mag. Sibylle Hamann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bedarfsgerechten Ausbau ganz­tägiger Schulformen zur Ermöglichung der Wahlfreiheit für Eltern“ – Annahme (200/E) .......................................................................................................  167, 174


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 4

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Gerechtigkeit für die Kinder Österreichs“ – Ab­lehnung ......................................................................................................  172, 174

Eingebracht wurden

Petitionen .................................................................................................................      37

Petition betreffend „Klimaschutz mit Hausverstand: Ohne neue Steuern und un­demokratische Bevormundung“ (Ordnungsnummer 71) (überreicht vom Abgeord­neten Christian Ries)

Petition betreffend „Petition für Verbesserungen an der S3-Schnellstraße zwischen Großstelzendorf und Göllersdorf“ (Ordnungsnummer 72) (überreicht vom Abge­ordneten Rudolf Silvan)

Petition betreffend „Corona-Pflegebonus für alle Held*innen der Krise! Beim Virus die Ersten, beim Bonus die Letzten.“ (Ordnungsnummer 73) (überreicht von den Abgeordneten Mario Lindner und Philip Kucher)

Regierungsvorlage .................................................................................................      37

1063: Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zur Änderung der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Niederösterreich über die Errichtung und den Betrieb des Institute of Science and Technology – Austria samt Anhang

Berichte ....................................................................................................................      37

Vorlage Zu 68 BA: Bericht gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz über die im 2. Quartal 2021 ergriffenen Maßnahmen; korrigierter Bericht; BM f. Finan­zen

Vorlage 73 BA: Monatserfolg August 2021 sowie COVID-19 Berichterstattung, gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz; BM f. Finanzen

III-429: Bericht betreffend ELER: Einrichtung und Betrieb von Clustern und Netzwerken; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/32; Rechnungshof

III-430: Bericht betreffend Verkehrsinfrastruktur des Bundes – Strategie, Planung, Finanzierung; Follow-up-Überprüfung und COVID-19-Auswirkungen – Reihe BUND 2021/33; Rechnungshof

III-431: Bericht betreffend Beteiligungen von Universitäten an Unternehmen – Medizinische Universität Wien und Universität Linz; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/34; Rechnungshof

III-432: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für August 2021; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-433: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021; BM f. Kunst, Kultur, öffent­lichen Dienst und Sport


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 5

III-434: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021; BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung

III-435: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis August 2021; BM f. Arbeit

III-436: Bericht gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik (Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz – AMPFG) für das Jahr 2020 sowie Jänner bis August 2021; BM f. Arbeit

III-437: Bericht betreffend Lehre und Betreuungsverhältnisse – Universität Graz und Wirtschaftsuniversität Wien – Reihe BUND 2021/35; Rechnungshof

III-438: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021; Bundeskanzler

III-439: Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für August 2021; BM f. Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

III-440: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021; BM f. Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

III-441: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner bis August 2021; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-442: Sicherheitsbericht 2020 gemäß §19 UUG 2005; BM f. Klimaschutz, Um­welt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-443: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021; BM f. Landesverteidigung

III-444: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-445: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021 – Untergliederung 41 Mobi­lität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie

III-446: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2021 – Untergliederung 34 Inno­vation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobi­lität, Innovation und Technologie

III-447: Bericht über die in den Jahren 2014 bis 2020 erteilten Weisungen nachdem das der Weisung zugrundeliegende Verfahren beendet wurde; BM f. Justiz

III-448: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2021; BM f. Justiz

III-449: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für September 2021; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 6

Anträge der Abgeordneten

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Sicher­stellung der pflegerischen Versorgung der österreichischen Bevölkerung durch aus­reichendes Pflegepersonal (1930/A)(E)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortmaßnahmenpaket für eine ausreichende medizinische Versorgung der österreichischen Bevölkerung (1931/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schaffung echter Strategien und Lösungen zur Behandlung von Long-Covid Patientinnen und Patienten (1932/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend kein Verschenken von Medizinprodukten und Arzneimitteln im Rahmen der Corona-Maßnahmen an das Aus­land (1933/A)(E)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pflegemodell Kärnten als Vorbild für Österreich (1934/A)(E)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend betriebliche Gratistests beibehalten (1935/A)(E)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherheit gewährleisten – betriebliche Gratistests beibehalten (1936/A)(E)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Prüfung einer möglichen Zusammenlegung von Kunstuniversitäten (1937/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gesunde Geschäfte von Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP) mit der Pflegeausbildung“ (1938/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gesunde Geschäfte von Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP) mit der Pflegeausbildung“ (1939/A)(E)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Energiearmut bekämpfen (1940/A)(E)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jänner 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetzbuch – StGB), BGBl. Nr. 60/1974, und das Bundesgesetz über Suchtgifte, psychotrope Stoffe und Drogenausgangsstoffe (Suchtmittelgesetz – SMG), BGBl. I Nr. 112/1997, geändert werden (1941/A)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jänner 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetzbuch – StGB), BGBl. Nr. 60/1974, geändert wird (1942/A)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung eines Gesetzes zum Elternentfremdungssyndrom = Parental Alienation Syndrom (PAS) (1943/A)(E)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot des rituellen Schächtens (1944/A)(E)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pflegemodell Kärnten als Vorbild für Österreich (1945/A)(E)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend zurück zum normalen Universitätsbetrieb – Schluss mit Covid-Zwangsmaßnahmen (1946/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 7

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Löschverbot von Handys von Amtsträgern der Republik (1947/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend psychische Versorgung von Kin­dern und Jugendlichen (7818/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Einsatz von Gesichtserkennungssoftware (7819/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kindeswohl im österreichischen Asylwesen (7820/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage: Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm (KIG) 2020 (7821/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend KESt-Rückerstattungen aus Cum/Ex-Deals für BGH Steuerhinterziehung (7822/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend ÖVP-Konjunkturprogramm für Berater auf Kosten der Unternehmen und der Wirtschaft (7823/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Körperschaftsteuer-Statistik (7824/J)

Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Errichtung von Eventzonen im Augarten (7825/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend mögliche Umgehung von Immunitätsbestimmungen (7826/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Aktion „Sprungbrett“ (7827/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend weltweite Versorgung mit Covid-19 Impfstoffen (7828/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend weltweite Versorgung mit Covid-19 Impfstoffen (7829/J)

Joachim Schnabel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Ausbauziele Lade­infrastruktur im angekündigten „Sofortprogramm erneuerbare Energie in der Mobilität“ (7830/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7831/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7832/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 8

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Anbahnungs­ver­suche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7833/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­ver­teidigung betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7834/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7835/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Anbah­nungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7836/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit be­treffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7837/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7838/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7839/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7840/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7841/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7842/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Land­wirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7843/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7844/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Anbahnungsversuche von Unternehmen aus Marsaleks Umfeld (7845/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Verlängerung des Finanzausgleichs (7846/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7847/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7848/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7849/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 9

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wis­senschaft und Forschung betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahe­stehende Organisationen (7850/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7851/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7852/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7853/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Postenbesetzungen (7854/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend Postenbesetzungen (7855/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Postenbesetzungen (7856/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­ver­teidigung betreffend Postenbesetzungen (7857/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7858/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Orga­nisationen (7859/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahe­ste­hende Organisationen (7860/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­vertei­digung betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7861/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7862/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7863/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahe­stehende Organisationen (7864/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 10

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Postenbesetzungen (7865/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Postenbesetzungen (7866/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Postenbesetzungen (7867/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Postenbesetzungen (7868/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Postenbesetzungen (7869/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung betreffend Postenbesetzungen (7870/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Postenbesetzungen (7871/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Postenbesetzungen (7872/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Postenbesetzungen (7873/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Posten­besetzungen (7874/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend E-Mailpostfächer (7875/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend E-Mailpostfächer (7876/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend E-Mail­postfächer (7877/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend E-Mailpostfächer (7878/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend E-Mailpostfächer (7879/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend E-Mailpostfächer (7880/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend E-Mailpostfächer (7881/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend E-Mailpostfächer (7882/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend E-Mailpostfächer (7883/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend E-Mailpostfächer (7884/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend E-Mailpostfächer (7885/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 11

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­ver­teidigung betreffend E-Mailpostfächer (7886/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend E-Mailpostfächer (7887/J)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend aktualisierte Daten zum Familienbonus (7888/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Videokonferenz mit Tadschikis­tan, Turkmenistan, Usbekistan (7889/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7890/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7891/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7892/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7893/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7894/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7895/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7896/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7897/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7898/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ers­ten Halbjahr 2021 (7899/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7900/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Erbringung von Dienst­leis­tungen im ersten Halbjahr 2021 (7901/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Erbrin­gung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7902/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 12

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7903/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Erbringung von Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2021 (7904/J)

Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidi­gung betreffend Einteilung eines Milizoffiziers als Projektverantwortlichen der AIRPOWER 2022 (7905/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beauftragung von ÖVP-nahem Unter­nehmen „COVID Fighters“ mit Corona-Tests an Schulen (7906/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten Eröffnung Checkpoint MaHü (7907/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Großglockner Live, Andreas Gabalier und die Militär­musik (7908/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Aktenlieferung an den Untersuchungsausschuss (7909/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend E-Mailpostfächer (7910/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Speicherlösungen (7911/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Speicherlösungen (7912/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Speicherlösungen (7913/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Speicherlösungen (7914/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Speicherlösungen (7915/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend Informationssicherheitssysteme (7916/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Informationssicherheitssysteme (7917/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Speicherlösungen (7918/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Speicherlösungen (7919/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfas­sung betreffend Speicherlösungen (7920/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 13

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Speicherlösungen (7921/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Infor­ma­tionssicherheitssysteme (7922/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Informationssicherheitssysteme (7923/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Informationssicherheitssysteme (7924/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Informationssicherheitssysteme (7925/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wis­senschaft und Forschung betreffend Informationssicherheitssysteme (7926/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Informationssicherheitssysteme (7927/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Informationssicherheitssysteme (7928/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Informationssicherheitssysteme (7929/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Informationssicherheitssysteme (7930/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Informationssicherheitssysteme (7931/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Informationssicher­heitssysteme (7932/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Informationssicherheitssysteme (7933/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Informationssicherheitssysteme (7934/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Mobil­telefone und Messenger-Dienste (7935/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7936/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7937/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7938/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7939/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 14

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7940/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7941/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7942/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7943/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7944/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7945/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7946/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7947/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7948/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Mobiltelefone und Messenger-Dienste (7949/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Speicher­lösungen (7950/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Speicherlösungen (7951/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Speicherlösungen (7952/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Speicherlösungen (7953/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung betreffend Speicherlösungen (7954/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Speicherlösungen (7955/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Postenbesetzungen (7956/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Zahlungen von und an die ÖVP und ihr nahestehende Organisationen (7957/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend ein Hakenkreuz auf einer Landstraße in Wilhering (7958/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 15

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend ein Hakenkreuz auf einer Landstraße in Wilhering (7959/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Ausfallbonus 2: Welche Branchen wurden wie gefördert? (7960/J)

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kontrollen der Finanzpolizei in der Landwirtschaft (7961/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit be­treffend Angebliche Liquiditätsprobleme in der Arbeiterkammer Vorarlberg (7962/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7963/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7964/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7965/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7966/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7967/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7968/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7969/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7970/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisie­rung und Wirtschaftsstandort betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7971/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7972/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7973/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7974/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Personalkosten und Entbüro­kratisierung Ihres Kabinetts Q3 2021 (7975/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 16

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Dürftig begründete Hausdurchsuchung bei Ex-Nationalratsabgeordnetem Hans-Jörg Jenewein erweckt Einschüchterungsverdacht (7976/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Leistungsmissbrauchsfälle in der Grundversorgung 2020 und erstes Halbjahr 2021 (7977/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend ÖBB-Haltestelle beim künftigen Leitspital Liezen (7978/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Arbeitseinsatz von Strafgefangenen in Gerichten, Polizeidienststellen und militä­rischen Einrichtungen (7979/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Ver­kehrsunfälle mit Beteiligung von Fahrradfahrern (7980/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Vergabe von Patenten auf Tiere und Pflanzen (7981/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Kampf der Landwirte gegen invasive Pflan­zen (7982/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Schutz der Landwirtinnen und Landwirte vor Stalleinbrüchen und illegaler Videoüberwachung (7983/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Tiroler Gutachten zur Wolfsproblematik (7984/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend geringe Gagen für Orchestermusiker (7985/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Arbeitseinsatz von Strafgefangenen in Gerichten, Polizeidienststellen und militärischen Einrichtungen (7986/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Probleme bei der Um­setzung des CoV-Bonus (7987/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Heimopferrenten Status September 2021 (7988/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folgeanfrage über die Anfragebeantwortung 428/AB (Causa Chorherr) (7989/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Martin Hos Pratersauna als Drogen-Hotspot? (7990/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 17

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend ÖGK will neue Anreize für Kassenärzte schaffen (7991/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Diskriminierung von Gehörlosen bzw. Hörbehinderten im Alltag durch Corona-Maßnahmen (7992/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Streit um Geld für Blutplasma-Spenden (7993/J)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Postenschacher der ÖVP – Diskrimi­nierung aufgrund der Weltanschauung (7994/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gesamtkosten der Corona-Imp­fung 2021 (7995/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Rasche Umsetzung einer lückenlosen Herkunftskennzeichnung notwendig!“ (7996/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Niederösterreich (7997/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Oberösterreich (7998/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Salzburg (7999/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Steiermark (8000/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Tirol (8001/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Vorarlberg (8002/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Wien (8003/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Kärnten (8004/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verstöße gegen Tierschutz im Bundesland Burgenland (8005/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 18

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Österreich Institut GmbH (8006/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vorgehen gegen Journalisten vor Gericht (8007/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Land­wirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Bodenverbrauch in Österreich (8008/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Probleme bei Covid-19-Diagno­sen aus dem Ausland (8009/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Länderliste der Einreiseverord­nung (8010/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenle­gung der Gebarungsvorschaurechnungen (09/2021) (8011/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit be­treffend Unstimmigkeiten in den Rechnungsabschlüssen der Arbeiterkammern (8012/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Abschiebungen nach Afghanistan (8013/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Unbemerkte Häfn-Party in der Justizanstalt Wiener Neustadt bleibt ohne Konsequenzen (8014/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folgeanfrage mangelnder Datenschutz auf oesterreich-testet.at (8015/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Rettung der direkten Demokratie in Vorarlberg (8016/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend die kostenintensive Stilllegung des wertvollen Truppen­übungsplatzes AUALM zum Nachteil des Österreichischen Bundesheeres (8017/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ex-Finanzminister Löger und der Verdacht der Untreue (8018/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bericht des Rechnungshofes betreffend die "Ärztliche Versorgung im niedergelassenen Bereich Reihe Bund 2021/30" (8019/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „tausende PCR-Tests aus Schulen in Nieder­österreich nicht abgeholt“ (8020/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Um­welt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Gasaustritt bei Öster­reichs größtem Industrieunternehmen OMV (8021/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Männerspezifische Ungleichbehandlung bei Unterhalts- und Studien­beihilfesachen (8022/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 19

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Militärflugzeug im Tiefflug löste Eurofighter-Alarm aus (8023/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kritik des Rechnungshofes in Bezug auf die chaotische Corona-Politik (8024/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Totimpfstoffe gegen Covid-19 (8025/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung betreffend Tausende PCR-Tests aus Schulen in Niederösterreich nicht abgeholt (8026/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gurgeltestautomaten an Tankstellen in Nie­derösterreich (8027/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Dritte Corona Impfung beim Bundesheer (8028/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Förderung von Bio Bauern in Österreich (8029/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Subsidiär Schutzberechtigte Afghanen aus Afghanistan-Urlaub ausgeflogen (8030/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Um­welt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Klimaschutz durch Plan­wirtschaft? (8031/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Neue Herausforderungen für Feuerwehren durch Brandgefahr bei E-Fahrzeugen (8032/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend „In den Justizanstalten landen haufenweise Drogen“ (8033/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend der Flüchtlingszuteilung nach St. Egyden (8034/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Airbnb-Geschäfte in Salzburg im Geschäftsjahr 2020 (8035/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Geistig abnorme Rechtsbrecher in steirischen Landespflegeheimen (8036/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Opfer-Täter-Beziehungen bei Mordfällen in Österreich (8037/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Evaluierung der Asyl- und Fremdenrechtsstatistik des BMI (8038/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Systematische Anwendung von illegalen Push-Backs an österreichischer Südgrenze (8039/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 20

Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Vergabe des Rektorenpostens an der PH OÖ (8040/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Unterstützung der Zivilgesell­schaft in Belarus (8041/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Afghanische Botschaft in Wien (8042/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Österreichisches Material im Armenien-Aserbaidschan Konflikt (8043/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­pä­ische und internationale Angelegenheiten betreffend Spenden von Impfdosen (8044/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sonderkommission zur Untersuchung des türkischen Einflusses nach den Ausschreitungen in Favoriten (8045/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Stellenbesetzungen in der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) (8046/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Bestellung des ÖBAG-Vorstands: AktG und andere Bestimmungen einge­halten? (8047/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Recycling von Kaffee­kapseln (8048/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Minderheitsbeteiligungen der ÖBAG (8049/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Koordination der Bundesregierung bei Assistenzeinsatzanfragen für das Bun­desheer (8050/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Das Bundesheer ist keine Hilfspolizei – Nachfolge­anfrage (8051/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Studien zu Nutzungsdauerverlängerungen (8052/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Aufwände für Zusatzpensionen in der Sozialversicherung 2020 (8053/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend In welche Projekte fließt die Gemeindemilliarde? (8054/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 21

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Wien (8055/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Vorarlberg (8056/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Tirol (8057/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Salzburg (8058/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Oberösterreich (8059/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Niederösterreich (8060/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Kärnten (8061/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in der Steiermark (8062/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylunterkünfte in Burgenland (8063/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Uniform-Ausnahmen? (8064/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Airbnb-Geschäfte in Salzburg im Geschäftsjahr 2020 (8065/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend den dienstlichen Zwang zur COVID-19 Impfung – Folgeanfrage (8066/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Arbeitspflicht gemäß § 44 StVG (8067/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Werbeagentur Cayenne (8068/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Überstundenkontingente Justizanstalten, Generaldirektion und Kabinett (8069/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Wolfgang Rosam bekommt den Titel „Professor“ – Wofür? (8070/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Flug oder Zug – gibt es eine einheitliche Linie im Klimaministerium? (8071/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Feuerwehreinsatz Nordmazedonien (8072/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Handeln der Politik in Corona-Fragen nach den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft (8073/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ungleichbehandlung von Ge­impften und Ungeimpften (8074/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 22

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Arbeitsloser vergisst AMS-Hakerl – sofort 600 Euro weg (8075/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Frau stirbt zwei Wochen nach Corona-Impfung (8076/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Investitionskontrolle: Wie Bürokratie den Zufluss von Risikokapital abwürgt (8077/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Fehlentwicklungen in Nationalparks (8078/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Das ÖBH und der Grüne Pass (8079/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8080/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8081/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8082/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­vertei­digung betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8083/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8084/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8085/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8086/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8087/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8088/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8089/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kosten der Minister­büros im 3. Quartal 2021 (8090/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8091/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfas­sung betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8092/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 23

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten der Ministerbüros im 3. Quartal 2021 (8093/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der Kabinette im Bundeskanzleramt im 3. Quartal 2021 (8094/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Entsendung von Cobra-Beamt_innen nach Litauen und weitere Entsendun­gen (8095/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Potenzieller Geheimnisverrat durch Andreas Holzer, dem aktuellen Leiter des Bundeskriminalamts (BKA) (8096/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Studie und Maßnah­men bezüglich kontraproduktive Subventionen (8097/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Studie und Maßnahmen bezüglich kontraproduktive Subventionen (8098/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Dauer der Kurzarbeit: Folgeanfrage (8099/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung betreffend Forschungsprojekt statt Chancenindex (8100/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Sentinel-Schulen und Abwasser­ana­lysen (8101/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wiedereinführung des Rechtsextremismusberichts (8102/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wiedereinführung des Rechtsextremismusberichts (8103/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Hausdurchsuchungen an 15 Standorten im Zusammenhang mit der Causa „Hygiene Austria“ (8104/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Nationaler Aktionsplan Behin­derung 2022-2030 (8105/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend aktueller Stand bezüglich der österreichweiten, flächendeckenden Implementierung der „Frühen Hilfen“ (8106/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend besorgniserregende Ergebnisse einer österreichweiten Umfrage zum österreichischen Pensionskassensystem (8107/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Inanspruchnahme des freiwilligen Gütesiegels für Agenturen die Pflegebedienstete für die 24-Stunden-Betreuung vermit­teln – Folgeanfrage (8108/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 24

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Frauen in der Landwirtschaft gemäß Grü­nem Bericht 2021 (8109/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Einfluss von falsch-positiven Corona-Tests auf die Corona-Statistiken (8110/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Skurrile Pressekonferenz der ÖVP-Vize-Generalsekretärin zu angeb­lich geplanter Hausdurchsuchung (8111/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Skurrile Pressekonferenz der ÖVP-Vize-Generalsekretärin zu angeblich ge­planter Hausdurchsuchung (8112/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Bildungsdirektion Steiermark verlangt pädago­gisches Konzept für Heimunterricht eines Schülers der 1. Klasse Volksschule (8113/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Gesunde Geschäfte von Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP) mit der Pflegeausbildung?“ (8114/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend „Gesunde Geschäfte von Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP) mit der Pflegeausbildung?“ (8115/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Versandhändler locken mit Fake-Haupt­gewinnen (8116/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend WHO empfiehlt Medikament zur Vorbeugung von Covid-19 (8117/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EU-Vertrag: Covid-19-Thera­peutika (8118/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend weiterer Moschee-Bau in Graz (8119/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend SIAK Schulungen für das Amt der niederösterreichischen Landesregierung (8120/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Wien – erstes Halbjahr 2021 (8121/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Vorarlberg – erstes Halbjahr 2021 (8122/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Tirol – erstes Halbjahr 2021 (8123/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 25

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Salzburg – erstes Halbjahr 2021 (8124/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Österreich – aktuelle Zahlen 2021 (8125/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Oberösterreich – erstes Halbjahr 2021 (8126/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Niederösterreich – erstes Halbjahr 2021 (8127/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in Kärnten – erstes Halbjahr 2021 (8128/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität in der Steiermark – erstes Halbjahr 2021 (8129/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalität im Burgenland – erstes Halbjahr 2021 (8130/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Quar­talsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundeskanzleramt (8131/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betref­fend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Arbeit (8132/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (8133/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisie­rung und Wirtschaftsstandort betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (8134/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (8135/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Finanzen (8136/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Inneres (8137/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Justiz (8138/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (8139/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (8140/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Land­wirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (8141/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 26

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Landesverteidigung (8142/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2021 im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz (8143/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend externe Verträge im Bundes­ministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Q3 2021 (8144/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Landesverteidigung Q3 2021 (8145/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Q3 2021 (8146/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie Q3 2021 (8147/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend externe Verträge im Vizekanzleramt und Bun­desministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Q3 2021 (8148/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Justiz Q3 2021 (8149/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Inneres Q3 2021 (8150/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Finanzen Q3 2021 (8151/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend externe Verträge im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Q3 2021 (8152/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisie­rung und Wirtschaftsstandort betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Digi­talisierung und Wirtschaftsstandort Q3 2021 (8153/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung Q3 2021 (8154/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betref­fend externe Verträge im Bundesministerium für Arbeit Q3 2021 (8155/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend exter­ne Verträge im Bundeskanzleramt Q3 2021 (8156/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Zusammen Österreich? IntegrationsbotschafterInnen im Pandemie-Leo (8157/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 27

Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die journalistischen Anfragen an die Neue Österreichische Volkspartei über die Durchführung von Hausdurchsuchungen (8158/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Umsetzung der Forderungen des Klimavolksbegehrens (8159/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend AMS-Projekt „Jobimpuls“ (8160/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Prüfung: AMFG Verstoß der Austrian Business Agency (ABA) (8161/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Finanzierung des Weltbunds der Auslandsösterreicher (8162/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kostenübernahme für Freistel­lung von Schwangeren (8163/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Kostenübernahme für Freistellung von Schwangeren (8164/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ermittlungen gegen die Muslimbruderschaft und gegen Beamt_innen (8165/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sicherheitslücken und eingebaute Zensurfunktionen in chinesischen Mobiltelefonen (8166/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Sicherheitslücken und eingebaute Zensurfunktionen in chinesischen Mobiltelefonen (8167/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Sicherheitslücken und eingebaute Zensurfunktionen in chinesischen Mobiltelefonen (8168/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Sicherheitslücken und eingebaute Zensurfunktionen in chinesischen Mobiltelefonen (8169/J)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die wiederholten Attacken der ÖVP gegen die Justiz, insbesondere Staats­anwaltschaften und ermittelnde Stellen (8170/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erstellung des ÖAAB Sicherheitskonzepts (8171/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Erträge, Aufwände und Vermögen der GIS GmbH (8172/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend ORF-Pensionen (8173/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalstatistik (8174/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 28

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Transparenz bei Studien im Bereich Sport (8175/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend transparenter Sportbonus: Hintergründe und Auszahlungsstand (8176/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8177/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8178/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8179/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Minis­terium (8180/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8181/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8182/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8183/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8184/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministe­rium (8185/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministe­rium (8186/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Insera­tengeschäfte in Ihrem Ministerium (8187/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8188/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Minis­terium (8189/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8190/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 29

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Inseratengeschäfte in Ihrem Ministerium (8191/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8192/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8193/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8194/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8195/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8196/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8197/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8198/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mit Steuergeld finan­zierte Studien vor Parlament versteckt (8199/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8200/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8201/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8202/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8203/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8204/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8205/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Mit Steuergeld finanzierte Studien vor Parlament versteckt (8206/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 30

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend „System Kurz“ – Missbrauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptionsvorwürfe (8207/J)

Zurückgezogen wurden die Anfragen der Abgeordneten

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Zukunft des Fliegerhorst Fiala Fernbrugg (7814/J) (Zu 7814/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Zukunft der Erzherzog-Johann Kaserne (7815/J) (Zu 7815/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Zukunft der Belgier Kaserne (7816/J) (Zu 7816/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Arbeitseinsatz von Strafgefangenen in Gerichten, Polizeidienststellen und militä­rischen Einrichtungen (7979/J) (Zu 7979/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Airbnb-Geschäfte in Salzburg im Geschäftsjahr 2020 (8035/J) (Zu 8035/J)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (7414/AB zu 7555/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (7415/AB zu 7554/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (7416/AB zu 7557/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (7417/AB zu 7553/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (7418/AB zu 7556/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7419/AB zu 7558/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (7420/AB zu 7573/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (7421/AB zu 7566/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (7422/AB zu 7563/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7423/AB zu 7571/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 31

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7424/AB zu 7578/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (7425/AB zu 7567/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (7426/AB zu 7568/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (7427/AB zu 7559/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7428/AB zu 7580/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7429/AB zu 7575/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (7430/AB zu 7560/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (7431/AB zu 7561/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (7432/AB zu 7565/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7433/AB zu 7581/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7434/AB zu 7577/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7435/AB zu 7576/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7436/AB zu 7572/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (7437/AB zu 7562/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (7438/AB zu 7564/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7439/AB zu 7569/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7440/AB zu 7570/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7441/AB zu 7587/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 32

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7442/AB zu 7601/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolle­ginnen und Kollegen (7443/AB zu 7579/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7444/AB zu 7591/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7445/AB zu 7592/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolle­ginnen und Kollegen (7446/AB zu 7599/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7447/AB zu 7598/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7448/AB zu 7596/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7449/AB zu 7584/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7450/AB zu 7589/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7451/AB zu 7588/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7452/AB zu 7595/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7453/AB zu 7590/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7454/AB zu 7593/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7455/AB zu 7583/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7456/AB zu 7586/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7457/AB zu 7597/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7458/AB zu 7585/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7459/AB zu 7582/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 33

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen (7460/AB zu 7600/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7461/AB zu 7605/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (7462/AB zu 7608/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (7463/AB zu 7602/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (7464/AB zu 7603/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7465/AB zu 7604/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (7466/AB zu 7607/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7467/AB zu 7606/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (7468/AB zu 7609/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7469/AB zu 7610/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7470/AB zu 7612/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (7471/AB zu 7611/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7472/AB zu 7613/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7473/AB zu 7614/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (7474/AB zu 7615/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (7475/AB zu 7616/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (7476/AB zu 7627/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (7477/AB zu 7632/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 34

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (7478/AB zu 7626/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (7479/AB zu 7643/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (7480/AB zu 7619/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7481/AB zu 7624/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (7482/AB zu 7631/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (7483/AB zu 7630/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (7484/AB zu 7629/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7485/AB zu 7618/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7486/AB zu 7622/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7487/AB zu 7623/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7488/AB zu 7634/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (7489/AB zu 7633/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (7490/AB zu 7628/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (7491/AB zu 7636/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7492/AB zu 7625/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (7493/AB zu 7621/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (7494/AB zu 7648/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (7495/AB zu 7657/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 35

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (7496/AB zu 7617/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (7497/AB zu 7644/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (7498/AB zu 7620/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (7499/AB zu 7654/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (7500/AB zu 7651/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (7501/AB zu 7649/J)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 36

10.01.31Beginn der Sitzung: 10.01 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

10.01.37*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf die 124. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Ver­lan­gens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen wurde, eröff­nen und Sie recht herzlich begrüßen.

Die Amtlichen Protokolle der 121., der 122. und der 123. Sitzung vom 22. September 2021 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Heute als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Sabine Schatz, Alois Kainz und Michel Reimon, MBA.

10.02.13Mandatsverzicht und Angelobung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass von der Bun­des­wahlbehörde die Mitteilung eingelangt ist, dass Abgeordneter Karl Schmidhofer auf sein Mandat verzichtet hat. Das durch den Verzicht des Abgeordneten Karl Schmidhofer frei­ge­wordene Mandat wurde der Abgeordneten Martina Kaufmann, MMSc BA zugewie­sen. An deren Stelle wurde Herr Mag. (FH) Kurt Egger in den Nationalrat berufen.

Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Hause anwesend ist, darf ich sogleich die Angelobung vornehmen.

Nach der Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführerin, die ich herausbitten darf, haben Sie Ihre Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten.


Schriftführerin Mag. Michaela Steinacker: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten“. – Mag. (FH) Kurt Egger.

*****

(Abg. Mag. (FH) Kurt Egger leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf den Herrn Abgeordneten herzlich in un­serer Mitte begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

10.03.37Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Vom Bundeskanzler ist folgendes Schreiben eingelangt:

„Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 11. Oktober 2021 [...] gemäß Artikel 74 Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes Herrn Sebastian KURZ seinem Wunsch entsprechend vom Amt des Bundeskanzlers


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 37

enthoben hat. Des Weiteren hat er mich auf meinen Wunsch hin von meinem Amt als Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten enthoben.

In der Folge hat er mich gemäß Artikel 70 Absatz 1 Bundes-Verfassungsgesetz zum Bundeskanzler sowie mit Entschließung vom 11. Oktober 2021 [...] Dr. Michael LINHART zum Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten ernannt.“

Ich darf den Herrn Bundeskanzler, den Herrn Außenminister, den Herrn Vizekanzler und sämtliche Regierungsmitglieder recht herzlich bei uns begrüßen. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

*****

Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen ver­weise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 7818/J bis 8207/J

Zurückziehungen: 7814/J bis 7816/J, 7979/J, 8035/J

2. Anfragebeantwortungen: 7414/AB bis 7501/AB

3. Ergänzung oder Änderung von Regierungsvorlagen oder Berichten:

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisie­rungs­gesetz über die im 2. Quartal 2021 ergriffenen Maßnahmen; korrigierter Bericht (Zu 68 BA)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg August 2021 sowie COVID-19 Berichterstattung, gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz, vor­gelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 73 BA)

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 71 betreffend "Klimaschutz mit Hausverstand: Ohne neue Steuern und unde­mokratische Bevormundung", überreicht vom Abgeordneten Christian Ries

Petition Nr. 72 betreffend "Petition für Verbesserungen an der S3-Schnellstraße zwi­schen Großstelzendorf und Göllersdorf", überreicht vom Abgeordneten Rudolf Silvan

Petition Nr. 73 betreffend "Corona-Pflegebonus für alle Held*innen der Krise! Beim Virus die Ersten, beim Bonus die Letzten.", überreicht von den Abgeordneten Mario Lindner und Philip Kucher

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Niederöster­reich zur Änderung der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 38

dem Land Niederösterreich über die Errichtung und den Betrieb des Institute of Science and Technology – Austria samt Anhang (1063 d.B.)

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend ELER: Einrichtung und Betrieb von Clustern und Netzwerken; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/32 (III-429 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Verkehrsinfrastruktur des Bundes – Strategie, Planung, Finanzierung; Follow-up-Überprüfung und COVID-19-Auswirkungen – Reihe BUND 2021/33 (III-430 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Beteiligungen von Universitäten an Unterneh­men – Medizinische Universität Wien und Universität Linz; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/34 (III-431 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Lehre und Betreuungsverhältnisse – Universität Graz und Wirtschaftsuniversität Wien – Reihe BUND 2021/35 (III-437 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Kri­sen­bewältigungsfonds für März 2020 bis August 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit (III-435 d.B.)

Bericht gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die Finanzierung der Arbeits­marktpolitik (Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz – AMPFG) für das Jahr 2020 so­wie Jänner bis August 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit (III-436 d.B.)

Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Kri­sen­bewältigungsfonds für August 2021 – Untergliederung 34 Innovation und Techno­logie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Ener­gie, Mo­bilität, Innovation und Technologie (III-446 d.B.)

Gesundheitsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für Jänner bis August 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-441 d.B.)

Justizausschuss:

Bericht der Bundesministerin für Justiz über die in den Jahren 2014 bis 2020 erteilten Weisungen nachdem das der Weisung zugrundeliegende Verfahren beendet wurde (III-447 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für September 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III-448 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für August 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-433 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 39

Landesverteidigungsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für August 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Landes­verteidigung (III-443 d.B.)

Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:

Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für August 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (III-439 d.B.)

Sportausschuss:

Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Orga­nisationen Unterstützungsfonds für August 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-432 d.B.)

Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Orga­nisationen Unterstützungsfonds für September 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-449 d.B.)

Tourismusausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für August 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus (III-440 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für August 2021 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Inno­vation und Technologie (III-444 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für August 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung (III-434 d.B.)

Verfassungsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für August 2021, vorgelegt vom Bundeskanzler (III-438 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Sicherheitsbericht 2020 gemäß §19 UUG 2005, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-442 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­be­wäl­tigungsfonds für August 2021 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundes­mi­nisterin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Techno­lo­gie (III-445 d.B.)

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Ankündigung einer Dringlichen Anfrage


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen haben das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung ein­gebrachte schriftliche Anfrage 8207/J der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen


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und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „‚System Kurz‘ – Miss­brauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptionsvor­würfe“ dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage nach Erledigung der Tages­ordnung, jedoch spätestens um 15 Uhr, behandelt werden.

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Ich darf bekannt geben, dass diese Sitzung auf ORF 2 bis 17 Uhr übertragen wird, auf ORF III bis 19.15 Uhr und anschließend in der TVthek.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Ge­schäftsordnung wurde eine Tagesblockzeit von 3,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP 68, SPÖ 47, FPÖ 39, Grüne 35 sowie NEOS 28 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung wird die Redezeit von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, in der heutigen Debatte auf 5 Minuten beschränkt.

Wir kommen gleich zur Abstimmung über die dargestellten Redezeiten.

Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

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Wir gehen in die Tagesordnung ein.

10.06.16 1. Punkt

Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundes­kanzlers und der Ernennung des Bundesministers für europäische und inter­na­tionale Angelegenheiten


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zu den Erklärungen des Bundes­kanzlers und des Vizekanzlers.

Im Anschluss an diese Erklärungen wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung entsprechend dem vorliegenden und ausreichend unterstützen Verlangen eine Debatte stattfinden.

Ich darf dem Herrn Bundeskanzler das Wort erteilen. – Herr Bundeskanzler, bitte.


10.06.44

Bundeskanzler Mag. Alexander Schallenberg, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Schwierige Zeiten erfordern manchmal außergewöhnliche Schritte, und ich hätte mir nie gedacht, dass ich eines Tages hier im Hohen Haus als Bundeskanzler zu Ihnen sprechen werde. So überraschend diese neue


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Rolle ist, so entschlossen bin ich, sie mit aller Kraft, aber auch mit allem notwendigen Respekt für die Größe des Amtes wahrzunehmen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Als mich Sebastian Kurz vor wenigen Tagen gefragt hat, ob ich für seine Nachfolge zur Verfügung stünde, war mir klar, dass Zögern in dieser schwierigen Stunde einfach keine Option ist. Zu viel gibt es in unserem Land zu tun, und wir alle haben die Verantwortung, unseren Beitrag dazu zu leisten – im Parlament, in den Ministerien und in der Koalition.

Wenn ich heute eine Botschaft an Sie alle habe, sehr geehrte Damen und Herren, dann ist es jene, dass unsere Hand ausgestreckt ist. Als neue Volkspartei ist unsere Hand in Richtung unseres Koalitionspartners ausgestreckt, um die in den vergangenen Tagen entstandenen Gräben zu überwinden und die inhaltliche, erfolgreiche Arbeit der letzten eineinhalb Jahre fortzusetzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Als Bundesregierung ist unsere Hand aber auch in Richtung der Oppositionsparteien ausgestreckt. Unser Land befindet sich noch in einer sehr volatilen Phase, noch sehen wir die Pandemie nicht im Rückspiegel, und wir müssen den beginnenden Wirtschafts­aufschwung bestmöglich begleiten. Ich hoffe daher sehr, dass gerade in dieser schwie­rigen Phase das politische Taktieren, das Um-sich-Schlagen ein Ende finden kann. Wenn man in der Sache unterschiedlicher Meinung ist und die Argumente durchaus zu­gespitzt formuliert, so ist das demokratiepolitisch völlig normal und legitim, aber mut­willige Aktionen wie heute, indem man zum wiederholten Male einen Misstrauensantrag gegen Finanzminister Gernot Blümel einbringt (Abg. Kickl – demonstrativ Beifall spen­dend –: Jetzt belehrt er das Parlament!), noch dazu jenen Minister, der gerade eine der größten Steuerreformen verhandelt hat (Heiterkeit bei der FPÖ), sind beim besten Willen nicht zu verstehen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir sollten nicht vergessen: Wir alle stehen den Bür­gerinnen und Bürgern gegenüber in der Verantwortung. (Abg. Leichtfried: Da klatscht die ÖVP ziemlich alleine! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Hafenecker: Das ist Ihre ausgestreckte Hand? – Weitere Rufe bei der FPÖ: Unfassbar! So eine Mario­nette! – Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glocken­zeichen.)

Das ist genau das, was ich meine. Wir alle stehen den Bürgerinnen und Bürgern gegen­über in der Verantwortung – in der Verantwortung, die inhaltliche Arbeit so rasch wie möglich wieder aufzunehmen, ohne dabei den konstruktiven demokratischen Diskurs zu verlassen, denn das erwarten sich die Menschen in unserem Land, und das haben sie auch verdient. (Beifall bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Um ein offensichtliches Thema der heutigen Debatte hier im Nationalrat gleich vorwegzunehmen und klar zu beantworten: Selbstverständlich werde ich als Bundeskanzler, der von der neuen Volkspartei gestellt wird, in enger Ab­stimmung mit unserem Bundesparteiobmann Sebastian Kurz vorgehen (Abg. Hafenecker: Was ist da jetzt neu?), genau so wie ich mich selbstverständlich auch mit dem Koalitions­partner eng abstimmen werde (Abg. Deimek: Schämen Sie sich nicht?), denn auch wenn die vergangenen Tage innenpolitisch durchaus turbulent waren (Abg. Herr: Ganz was Neues! Super!), so haben sie doch nicht unsere demokratiepolitischen Grundsätze ausgehebelt. (Abg. Hafenecker: Genießen Sie Ihre paar Wochen im Amt!) In allen Regierungsparteien waren und sind Partei, Klub und Regierung in enger Abstimmung. Das ist einfach eine Gesetzmäßigkeit, ein Grundsatz in unserer repräsentativen Demo­kratie, damit die Regierung funktionsfähig ist. Alles andere wäre demokratiepolitisch absurd (Beifall bei der ÖVP) – und dies, das sage ich jetzt ganz bewusst dazu, auch umso mehr, als es sich um einen Bundesparteiobmann handelt, der mit seinem politi­schen Kurs die letzten beiden Wahlen ganz klar gewonnen hat. (Abg. Steger: Ja, mit was für Mittel?)


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Diese enge Abstimmung ist umso wichtiger, als inhaltlich viele Aufgaben vor uns liegen. Die innenpolitisch sicher wichtigste Priorität, die wir momentan haben, ist weiterhin die Bekämpfung der Coronapandemie. Auch wenn die Situation dank der guten Arbeit der letzten eineinhalb Jahre stabil ist, so gibt es doch noch viel zu tun, vor allem wenn es darum geht, auch weiterhin so viele Menschen wie möglich dazu zu bringen, dass sie sich impfen lassen.

Der Wirtschaftsaufschwung hat in Österreich erfreulicherweise stärker und rascher eingesetzt, als wir uns das erwartet hätten, nämlich mit fast 5 Prozent Wirtschafts­wachs­tum, einer Arbeitslosigkeit, die eigentlich schon auf Vorkrisenniveau liegt, aber wir müs­sen nun sicherstellen, dass dieser Aufschwung auch bei allen Menschen ankommt. Alle Menschen in Österreich, die arbeiten können, sollen auch arbeiten, und alle, die ar­beiten, müssen von ihrer Arbeit auch leben können. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Daher ist es uns als Bundesregierung ein besonderes Anliegen, die ausverhandelte öko­soziale Steuerreform so rasch wie möglich in die Tat umzusetzen. Diese Reform ver­einbart steuerliche Entlastung, ambitionierten Klimaschutz und soziale Verträglichkeit. Sie ist wahrlich eines der Herzstücke dieser Regierungsarbeit. Mit dieser weitreichenden Steuerreform und dem geplanten Beschluss zum neuen Budget beweist diese Koalition jetzt gleich wieder am Beginn, dass sie ihre politische Arbeit gemäß dem Regierungs­programm weiter fortsetzen will.

Wir werden auch unseren Weg der Modernisierung konsequent fortsetzen – durch die im Budget verankerten Investitionen in den Bereichen Bildung, Forschung und Digita­lisierung.

Ebenso werden wir die begonnenen Reformprozesse in den Bereichen Pflege und Arbeitsmarkt mit aller Kraft vorantreiben. Wir wollen in einem Land leben, in dem alle, die dies können, auch wirklich einen Beitrag am Arbeitsmarkt leisten und in dem jeder Mensch in Würde altern kann. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Im Bereich der Migration und Integration werden wir als Österreich unseren Weg ebenso konsequent fortsetzen. Wir werden einerseits in Krisensituationen großzügig vor Ort helfen, aber gleichzeitig illegale Migration nach Österreich entschieden unterbinden. Un­sere wichtigste Aufgabe in diesem Bereich ist es, dass jene Menschen, die seit 2015 zu uns nach Österreich gekommen sind, unsere Sprache lernen, sich integrieren, am Arbeits­markt Fuß fassen, denn nur so kann Integration gelingen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Auch außenpolitisch, und das wird Sie jetzt nicht verwundern, werden wir unseren Kurs unverändert fortsetzen. Meine erste Auslandsreise als Bundeskanzler wird mich noch diese Woche ganz bewusst nach Brüssel führen, wo ich Arbeitsgespräche mit dem Präsidenten des Europäischen Rates Charles Michel und der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen führen werde. Bei allen Themen, die uns momentan unter den Nägeln brennen, sei es die Coronapandemie, die Wettbewerbsfähigkeit, Migration, Außengrenzschutz oder auch Klimaschutz, ist Europa weiterhin unser zentraler Bezugs­rahmen und der entscheidende politische Hebel für uns. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir werden dabei selbstverständlich unsere besondere Verantwortung gegenüber unse­rer Nachbarschaft, aber auch gegenüber den Staaten am Westbalkan wahrnehmen und uns mit aller Kraft für die Realisierung ihrer EU-Perspektive einsetzen.

Ich bin in diesem Zusammenhang sehr glücklich und froh darüber und sehr dankbar dafür, dass wir mit Michael Linhart einen wirklich super erfahrenen außenpolitischen Profi für das Amt des Außenministers gewinnen konnten. Ich kenne und schätze ihn seit vielen Jahren und habe größtes Vertrauen in ihn. Lieber Michael, danke, dass du in die­ser sehr entscheidenden Phase der Republik zur Verfügung stehst. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind als Bundesregierung der Umsetzung des Regierungsprogramms verpflichtet. Ich werde mich gemeinsam mit dem Vizekanzler dafür einsetzen, dass diese Arbeit zügig und verlässlich weitergeht, und ich bitte Sie alle als Abgeordnete des Hohen Hauses, uns bei dieser Arbeit zu begleiten – durchaus kritisch, aber auch konstruktiv. Es wird viele Bereiche geben, in denen wir die Zusam­menarbeit auch über die Parteigrenzen hinweg werden suchen müssen.

Nur so, durch Taten statt Worte, können wir den Menschen in Österreich glaubhaft machen, dass wir als Politikerinnen und Politiker wirklich für sie da sind, dass wir die uns verliehene Verantwortung für die Stabilität unseres Landes, für die Prosperität unseres Landes auch wirklich ernst nehmen. – Ich danke Ihnen. (Anhaltender Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Vizekanzler. Ich darf es ihm erteilen. – Herr Vizekanzler, bitte sehr.


10.16.51

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Geschätzte Abgeordnete! Ja, wir haben die Hände ausgestreckt, wir haben schon am Samstagabend Kontakt aufgenommen. Der damals designierte Bun­des­kanzler Schallenberg und ich haben ein paar knappe Telefonate geführt, wir haben uns am Sonntag getroffen und wir stimmen darin überein, dass die Republik Österreich in dieser Situation Stabilität, Verlässlichkeit und Orientierung braucht.

Lassen Sie mich trotzdem ganz knapp die letzten Tage rekapitulieren! (Ein Bediensteter des Hauses entfernt das Tischrednerpult vom Platz des Bundeskanzlers Schallenberg und geht damit an Vizekanzler Kogler vorbei. – Allgemeine Heiterkeit.) – Also die Zu­sammenarbeit mit dem Parlament werden wir noch verbessern. (Der Bedienstete stellt das Pult auf dem Platz von Vizekanzler Kogler ab.) – Danke schön. (Abg. Kickl: Ich glaube, das war ein Zeichen! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Die Rache des Anstandes!)

Wir stimmen darin überein – noch einmal –, dass wir nicht nur viel vor uns haben, son­dern dass wir jetzt sehr, sehr viel gemeinsam auf den Weg bringen müssen, und zwar durchaus im Sinne des Bundespräsidenten, dass wir das rasch tun, dass wir das verlässlich tun und dass wir vor allem das Richtige tun. Und das Richtige ist unserer Meinung nach all das, was im Regierungsprogramm festgehalten ist. Einiges ist schon gemeinsam angegangen worden, abgearbeitet worden, vieles liegt eben noch vor uns. Dieses Regierungsprogramm hat nicht umsonst den Titel „Aus Verantwortung für Öster­reich“.

Wenn wir uns erinnern: Es haben sich damals – und das hat sich auch nicht geändert – zwei sehr unterschiedliche Parteien zusammengefunden, getroffen, die Regierungs­ver­handlungen aufgenommen und dieses Regierungsübereinkommen abgeschlossen – bei aller Unterschiedlichkeit! –, und ich darf Sie wirklich daran erinnern: Das waren und sind die beiden Wahlsieger! (Ruf bei der SPÖ: Ehemalige!) Das muss man, wie das auch der Bundeskanzler gesagt hat, auch anerkennen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Ja, es sind Nationalratswahlen, nach denen Sie Ihr Mandat erhalten, aber, realverfassungsmäßig, es sind auch immer wieder und immer stärker Persönlichkeitswahlen. Das wollen wir nicht ausblenden.

Wir haben uns diesen Auftrag gegeben und diesen wollen wir jetzt weiter fortsetzen, und das vor dem Hintergrund, dass wir in den letzten Tagen – zugegeben – einige Bewäh­rungsproben hinter uns gebracht haben.


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Es gibt in dieser Zeit mehrere Bewährungsproben, einerseits für die Bundesregierung, andererseits aber auch hier im Parlament für Sie, insbesondere für die Klubobleute, und die Bewährungsproben für die Institutionen dieser Republik, die aus der Verfassung hervorgehen. Lassen Sie mich auf diese paar Punkte eingehen!

Zunächst einmal: Dank und Anerkennung auch oder gerade auch an die Österreichische Volkspartei. Es war sicher nicht leicht, diese Entscheidungen zu treffen, und sie sind dann sehr, sehr rasch getroffen worden, im Interesse der Republik Österreich. – Sie haben sich in Ihren Parteigremien getroffen, Sie haben mit den Landeshauptleuten gesprochen, jedenfalls wurde rasch eine Entscheidung getroffen.

Ausdrücklich möchte ich festhalten, dass ich den Schritt von Sebastian Kurz anerkenne und dass er auch den notwendigen Respekt verdient (Zwischenruf des Abg. Deimek) – das ist sicher auch nicht einfach. Aber auch da gilt das Gleiche wie vorher: Gut, dass es rasch gelungen ist, hier einen neuen Weg zu beschreiten. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Auch nur ein Mindestmaß an Korrektheit erfordert es, anzumerken, dass wir in den letzten mehr als eineinhalb Jahren ganz, ganz viele Entscheidungen gemeinsam ge­troffen haben, oft unter schwierigsten Bedingungen – bei aller Unterschiedlichkeit. Trotz­dem ist aus meiner Sicht – das ist natürlich meine Bewertung – sehr, sehr viel gelungen. Und es wäre völlig falsch, das in dieser Minute nicht zu erwähnen. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, das auszusprechen; damit es da keine Missverständnisse gibt.

Die Bewährungsproben haben aber auch andere erreicht, und sie haben sie bestanden. Ich danke den Klubobleuten ausdrücklich für die Gespräche, die wir am Freitag geführt haben, weil auch da erkennbar war, dass wir eines gemeinsam wollen: dass in einer Situation, in der Instabilität droht, für Stabilität gesorgt werden sollte – auch hier, erst recht hier, bei aller Unterschiedlichkeit der Zugänge.

Aber wenn wahr ist, dass – in diesem Fall ehrliche Meinungsumfragen – Neuwahlen nicht so beliebt sind, dann muss einen das grundsätzlich nicht schrecken, schon gar nicht in einer Demokratie. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Wahlen, ob vorgezogen oder regulär, sind das Wichtigste in der repräsentativen Demokratie, daran gibt es überhaupt nichts zu rütteln!

Aber wir müssen natürlich darauf achten, dass das Vertrauen in die Institutionen, erstens eben der repräsentativen Demokratie, aber auch in das Institut dieser Wahlen, dieser Nationalratswahlen, woher Sie eben Ihr Mandat haben, nicht erodiert. Das wäre das Schlimmste, was passieren kann. Deshalb ist es schon so, dass, da Sie gewählt wurden und den Auftrag hatten, sich die Klubobleute zu Recht getroffen und versucht haben, auszuloten, was passieren kann, wenn eine andere Situation eintritt und diese Koali­tion – sagen wir es einmal so – nur noch unter besonderen Schwierigkeiten weitermachen könnte. Man darf das ja offen aussprechen. Und dafür gilt auch Respekt und Dank, weil hier erkennbar war, dass das Anliegen nicht war, sofort in Neuwahlen zu gehen, sondern auszutarieren, was wenigstens in den nächsten Monaten gemeinsam geschafft werden könnte. Wir werden ja in den nächsten Tagen noch darauf zu sprechen kommen, da geht es ja um ganz viel.

Es ist doch richtig und wichtig, dass wir die Verantwortung übernehmen, dass Sie in diesem Haus ein Budget beschließen können. Morgen wird es eingebracht, so Sie dem Finanzminister nicht das Misstrauen aussprechen – dann werden wir es einbringen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Und dann haben wir die Situation erreicht, dass wir nicht schon ab 1. Jänner des nächsten Jahres auf ein Budgetprovisorium zurückgeworfen sind. – Ja, auch dafür enthält die Verfassung eine Vorkehrung, aber jeder, der sich in der Finanzverfassung auskennt, weiß, dass wir ab März, April, Mai das Problem hätten, in einzelnen Ausgabenbereichen shutdownartige Zustände zu haben. Wer will das? –


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Wir nicht. Und deshalb auch dieser Schritt und deshalb Anerkennung dafür. (Beifall bei den Grünen.)

In den letzten Tagen haben wir sehr viel von diversen Systemen gehört (Zwischenruf bei der FPÖ) – ich will das nicht weiter kommentieren, ich konzentriere mich auf die Sys­teme, die relevant sind, die aus der Verfassung hervorgehen. Die ganze Verfassung ist ein Stabilitätssystem, ja, und sie greift und sie funktioniert, ich bin da ganz der Meinung des Bundespräsidenten.

Apropos die Institution des Bundespräsidenten: Das System, das um ihn gebaut wurde, aus rechtlichen Konstruktionen heraus, aber auch die Art, wie der amtierende Bundes­präsident das Amt anlegt, sind Garantien für Stabilität, für Verlässlichkeit und für Orien­tierung. Vielen Dank dem Bundespräsidenten für die Gespräche, die er geführt hat, auch mit Ihnen und mit mir. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Ich sage Ihnen, ich komme meistens, also fast immer gescheiter heraus, als ich hinein­gehe, weil er nämlich genau das vor Augen hat, worum es geht: um Verlässlichkeit für die Republik Österreich. Das hat er schon mehrmals bewiesen.

Es haben aber auch andere wichtige Institutionen in der Demokratie die Bewährungs­probe bestanden: die Medien. Die allermeisten Medien – die allermeisten – berichten unabhängig. Und das war in dieser Situation, denke ich, auch ganz wichtig, und das sollte bei allen Turbulenzen, die wir in vielen europäischen Ländern schon sehen, nicht unerwähnt bleiben.

Last, but not least – ein schwieriges Thema, ich weiß es –: die Institutionen der Justiz und die Einrichtung der unabhängigen Justiz überhaupt. Ich kann nur sagen: Lassen wir die Justiz arbeiten! (Abg. Belakowitsch: Sagen Sie das bitte dem ...!) Lassen wir sie unabhängig ermitteln! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) – Sie tut es ja und sie lässt sich offensichtlich auch nicht besonders beeinflussen, und das ist gut so.

Jetzt geht es, glaube ich, doch um Folgendes: Es ist nicht so, dass einzelne Handlungen, einzelne Schritte, einzelne Institutionen der Justiz, etwa der Staatsanwaltschaften, nicht auch kritisiert werden dürften – das wäre ein völliges Missverständnis. Ja, das haben fast alle Fraktionen hier schon einmal gemacht; ich habe zurückgeblättert. Das muss in einer Demokratie zulässig sein, wo die Checks und Balances zusammenstimmen. Das ist aber nicht der Punkt.

Es geht darum, dass wir uns zurückhalten oder es unterlassen, generelle Zurufe gerade von den politischen Parteien an die Justiz zu machen, die sie wiederum generell in Frage stellen. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Das ist doch das Problem und das muss man einfach benennen.

Ich verstehe es schon, wenn sich Personen, wenn sich Organisationen ungerecht be­handelt fühlen – das ist völlig verständlich –, aber da muss man im Rechtsstaat das richtige Mittel suchen. Und es gibt eigentlich, so ausbalanciert ist das System, für alles ein Mittel.

Ich spreche es unmittelbar an, damit wir es einmal durch haben: Wenn die Anordnung zu einer Hausdurchsuchung von einem unabhängigen Richter oder einer unabhängigen Richterin genehmigt wurde, dann ist das ja schon einmal nicht nichts. Es ist nicht hilf­reich, wenn man diesen Vorgang als Show bezeichnet – wir haben uns diesbezüglich klar deklariert. Aber es gibt auch da die Möglichkeit, ein Rechtsmittel zu ergreifen, was die weitere Verwertung betrifft. Es ist also nicht so, dass es im Rechtsstaat keine Möglichkeiten gäbe. Und deshalb appelliere ich, sich an den unabhängigen Rechtsstaat zu wenden und ihn nicht zu attackieren. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeordneten der NEOS.)


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Selbstverständlich gilt das auch in die andere Richtung: Bei strafrechtlichen Vorwürfen gilt die Unschuldsvermutung. So ist das. Das ist doch ganz logisch. Und es wäre auch vernünftig, wenn wir öfter auch diesen Boden nicht verlassen würden. Ich weiß, dass das heikel ist, ich war ja lange genug Parlamentarier, aber das traue ich mich auch zu sagen: nicht nur, was die Rechte von Beschuldigten im Strafverfahren, sondern auch die Rechte von Auskunftspersonen in parlamentarischen Untersuchungsgremien betrifft.

Es haben alle Rechte und Pflichten – das ist doch unser System, und ich halte es für ausbalanciert und tragfähig, und auf dieser Basis können wir weiterarbeiten. (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt gibt es genug zu tun, ich habe es erwähnt, die Vorhaben im Budget – das ist ja nicht nichts, was wir da riskiert hätten. In diesem Bundesbudget – es wird morgen eingebracht – finden wir Finanzierungsvorsorgen großer Art, etwa für die Kindergärten, für die Kinderbetreuung, für die Digitalisierung in den Schulen (Zwischenruf bei der SPÖ), für die ersten großen Reformansätze in der Pflege. Sie wissen, das ist höchst notwendig, und es hilft ja nichts, wenn wir das einander dauernd ausrichten, aber wenn es dann endlich losgeht, halten wir die Republik auf – nein, wir gehen das an! (Beifall bei den Grünen.)

Die Ausbildung in der Pflege wird angegangen und mit massiven Mitteln unterstützt, erstmals in dieser Dimension. Dasselbe gilt für ganz viele Ressorts – eigentlich ist für jedes Ressort ein Schwerpunkt enthalten, wir werden es morgen hören, und das sollte uns als Bundesregierung stolz machen.

Ich nehme jetzt ein Kapitel heraus, den Gewaltschutz für Frauen: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, auch da werden so viele Mittel investiert wie nie zuvor. Dass das platzt, wollten wir natürlich aus gutem Grund nicht riskieren.

Ähnliches gilt natürlich für die zahlreichen Vorhaben, was das längst notwendige öko­logische Umsteuern durch all die Klimaschutzprojekte betrifft. Es hat voriges Jahr begon­nen und geht nun mit der Finanzvorschau für die nächsten Jahre weiter: Noch nie sind auch nur annähernd so viele Mittel, nämlich Milliarden – nicht Millionen, Milliarden! – für die Zukunftstechnologien, für Umwelttechnologien, für die Digitalisierung, mithin für die gesamte ökologische Infrastruktur vorgesehen und investiert worden. Das natürlich für Stadt und Land, das ist auch ganz wichtig – egal, ob es das Bussystem oder das Schie­nensystem betrifft oder aber andere Einrichtungen, die gebraucht werden, etwa für die Elektromobilität beim Individualverkehr.

Ich erspare es Ihnen, das aufzuzählen, denn Sie kennen das grüne Programm – und ich habe da sicher eine grüne Brille auf, klar, aber da geht sehr, sehr viel weiter! Ich habe deshalb vorhin ganz bewusst andere Projekte angesprochen, bei denen wir doch alle gleichermaßen dahinter sein sollten – erst recht in der Pandemiebekämpfung! In diesem Budget sind auch die Mittel für die Anschaffung weiterer Coronaimpfdosen festgelegt, das ist richtig und wichtig, und deshalb haben wir so gehandelt, wie wir gehandelt haben, und machen wir auch so weiter.

Es geht doch jetzt insgesamt darum – der Herr Bundeskanzler hat es angesprochen –, dass Österreich ganz, ganz viele Chancen hat. (Abg. Kickl: Stimmt!) Es ist jetzt viel schneller gegangen als erwartet, dass wir aus dieser Krise herauskommen – dazu haben sicherlich alle einen Beitrag geleistet. (Abg. Kickl: Stimmt nicht!)

Was aber noch viel wichtiger ist, was in der ganzen Zeit seit dem vorigen Jahr mit den Vorhaben der Bundesregierung angegangen wurde, ist doch, dass wir aus dieser Krise sogar besser herauskommen, als wir hineingegangen sind! Das betrifft ganz viele Be­reiche, gerade wenn es um die Modernisierung der Wirtschaft geht, und auch, was in so


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schwierigen Zeiten die Absicherung für die Einrichtungen und Transfers des Sozialstaates betrifft. Beides ist gelungen und beides wird fortgesetzt. (Beifall bei den Grünen.)

Darauf können sich die Leute jetzt eben verlassen: Stabilität, Verlässlichkeit, Orientie­rung, genau darum geht es! In diesem Zusammenhang bin ich wirklich dafür, dass wir mit dem Sudern aufhören und wieder ein bisschen mehr das Ruder in die Hand nehmen, und das haben wir jetzt vor. (Abg. Hafenecker: ... Regierungserklärung!)

Es geht um genau jenen großen Umbau, der gerade in vielen Ländern in Europa ange­gangen wird. Der Herr Bundeskanzler hat es ja angesprochen, dass die europäische Dimension in all diesen Bereichen sehr wichtig ist, und wir sind sehr froh über diese proeuropäische Deklaration. Auch da finden wir wahrscheinlich viele Partner hier im Nationalrat – auf jeden Fall aber mit dem Regierungspartner.

Wenn wir all das angehen, können wir uns dem zuwenden, was in dieser Zeit so wichtig ist: Transformation statt Depression! (Zwischenrufe der Abgeordneten Hafenecker und Rauch.)

Österreich hat alle Chancen, und die sollten wir nutzen – es heißt nicht umsonst in unserer Bundeshymne: „zukunftsreich“! Tatsächlich: „zukunftsreich“, und deshalb bitte ich Sie: Lassen Sie uns das Richtige tun, lassen Sie es uns verlässlich tun und lassen Sie es uns rasch tun – aus Verantwortung für Österreich! (Beifall bei den Grünen.)

10.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gehen nunmehr in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner. – Bitte. Bei ihr steht das Wort.


10.34.37

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Bevor ich mit meiner eigentlichen Rede zum heutigen Tag beginne, ist es notwendig – ja, dringend notwendig –, ad hoc auf Ihre Rede einzugehen, Herr Bundeskanzler: Sie wurden gestern als Bundeskanzler der Republik Österreich angelobt, und nicht als Obmann der ÖVP! (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Als Bundeskanzler ist es Ihre klare Verantwortung und Aufgabe, für alle Parteien dieses Parlaments da zu sein und für alle Menschen dieses Landes da zu sein – und nicht nur für die ÖVP! (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Es steht Ihnen in dieser Rolle schon gar nicht zu, parlamentarische Instrumente wie einen Misstrauensantrag infrage zu stellen. (Ruf bei der FPÖ: Showpolitik hat er ...!)

Es steht Ihnen nicht zu, das Parlament zu belehren, sondern Sie haben es mit Respekt zu behandeln, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS sowie des Abg. Stögmüller.)

Wir sind heute hier im Parlament zusammengetreten – und das ist entscheidend –, weil Sebastian Kurz die Regierung in eine schwere Krise geführt hat. Das ist nicht die erste, das ist nicht die zweite, das ist die vierte Regierungserklärung in diesem Haus seit Sebastian Kurz, seit 2017 – die vierte Regierungserklärung!

In diesen vier Jahren hat Kurz zwei Koalitionen gesprengt: 2017 Rot-Schwarz, weil sie für seinen Aufstieg zur Macht hinderlich war (Ruf bei der FPÖ: Weil ihr so schwach wart!); 2019 Türkis-Blau, weil sie ihm nicht mehr nützlich war (Zwischenruf bei der ÖVP) – und eine dritte, Türkis-Grün, die aktuelle Koalition, wurde beinahe von ihm gesprengt. Seit er an der Macht ist, kommt das Land nicht mehr zur Ruhe. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)


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Worum geht es aktuell? – Es geht um strafrechtliche Ermittlungen, es geht um schwerste – schwerste! – Vorwürfe gegen den ÖVP-Obmann und sein engstes Team von Vertrauten. Ihm und seinem innersten Machtzirkel wird vorgeworfen, im Zentrum eines korrupten Systems zu stehen und den Machtkampf seiner Partei mit illegalen Mitteln geführt sowie rechtswidrig Steuergelder missbraucht zu haben, um die eigene, die persönliche politische Karriere zu befördern. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Diese Vorwürfe stehen im Raum und sie wiegen schwer.

Weil nun die Staatsanwälte in den letzten Monaten dem System Kurz auf den Fersen sind, ist die Justiz zum Feindbild geworden. Die türkise ÖVP schreckt nicht davor zurück, die Justiz frontal anzugreifen, zu attackieren und Staatsanwältinnen und Staatsanwälte unseres Landes zu diffamieren.

Die aktuellen Enthüllungen zeigen auch, wie Kurz 2016 und 2017 vorgegangen ist, um an die Macht zu kommen: Der damalige Kanzler Kern und der ÖVP-Vizekanzler Mitterlehner sollten keine Erfolge haben. Mitterlehner musste weg, koste es, was es wolle – dafür war Kurz damals bereit, seiner eigenen Partei zu schaden, aber auch für Österreich wichtige Projekte zu sabotieren. Es war damals nämlich das klare politische Ziel von Kern und Mitterlehner, mehr als 1 Milliarde Euro in den Ausbau der Kinderbetreuung zu inves­tieren – das ist dringend notwendig, bis heute.

Der damalige Außenminister – Außenminister, nicht Kanzler! – Kurz schrieb damals seinem Handlanger im Finanzministerium in einem Chat: Geht gar nicht! Kannst du das auf­halten? Er kündigt weiters an, die Bundesländer gegen dieses Vorhaben, gegen dieses für Österreich wichtige Vorhaben aufzuhetzen. Wofür? – Für den eigenen Vorteil verhin­dert er eine Verbesserung für Hunderttausende Familien, für Kinder und Frauen in Öster­reich. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

In all dem zeigen sich ein Sittenbild der Skrupellosigkeit und ein Bild des Machtmiss­brauchs, es zeigen sich schwerste Verstöße gegen unsere rechtsstaatlichen Regeln. Diese Fakten sind erschütternd und sie sprengen bisher gekannte Maßstäbe.

Sehr geehrte Damen und Herren! Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln hat einmal gesagt: Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen oder das ganze Volk einen Teil der Zeit, aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Die gute Nachricht ist: Diese Weisheit setzt sich in Österreich gerade durch. Immer deut­licher werden diese jahrelangen türkisen Verstöße gegen die politische Kultur unseres Landes, schwerste Verstöße gegen Recht und Rechtsstaat werden sichtbar. Seit dem Wochenende ist klar, dass der Druck auf Kurz zu groß geworden ist und er als Kanzler gehen musste. Aber Kurz bleibt; Kurz bleibt als ÖVP-Parteichef und wird Klubobmann beziehungsweise: Er ist bereits Klubobmann im Parlament, ohne Abgeordneter zu sein – auch ein Novum in der Geschichte der Zweiten Republik (Beifall bei der SPÖ) –, Klub­obmann in diesem Parlament, in diesem Hohen Haus, sehr geehrte Damen und Herren, dem Herzstück unserer Demokratie, dem Parlament, für das er noch nie einen Funken an Respekt gezeigt hat – ganz im Gegenteil!

Diese heutige Regierungsumbildung ist eine Farce, denn es gibt einen, der als Schatten­kanzler weiter die Fäden zieht, Herr Bundeskanzler, und das sind nicht Sie, sondern das ist Sebastian Kurz. Das Kurz-System regiert weiter und damit drohen weiter Chaos, Instabilität, Angriffe auf die Justiz und den Rechtsstaat – all das wird weiter auf der Tagesordnung stehen.

Herr Bundeskanzler Schallenberg, was die Kanzler Österreichs in den 75 Jahren Zweiter Republik – mit Ausnahme Ihres Amtsvorgängers (Zwischenruf der Abg. Salzmann) – alle geeint hat, ist der Respekt vor den Säulen unserer Demokratie und damit auch vor


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dem Rechtsstaat. (Abg. Hörl: Silberstein! – Rufe bei der SPÖ: Hörl!) Jetzt muss ich sagen, Ihre gestrigen Aussagen, dass Sie die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für falsch halten, lassen leider nicht darauf schließen, dass Sie sich Ihrer Verantwortung für Öster­reich, Ihrer Verantwortung für den Rechtsstaat bewusst sind. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

Ich halte Ihre gestrigen Aussagen für Ihren ersten schweren Fehler. Damit haben Sie bereits an Ihrem ersten Tag sehr viel Vertrauen verspielt. Es steht Ihnen nicht zu, die Arbeit der Justiz auf diese Art und Weise einfach vom Tisch zu wischen (Abg. Hörl: Schneller arbeiten kann sie schon!), es steht Ihnen nicht zu, die Feststellungen der Staatsanwaltschaft einfach infrage zu stellen. Das lässt den notwendigen Respekt vor Rechtsstaat und Justiz vermissen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, und das an Ihrem ersten Tag! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Dass Sie gestern betont haben – und es heute wieder tun –, dass Sie weiter sehr eng mit Kurz zusammenarbeiten werden, untermauert Ihren Status: Kanzler von Kurz’ Gnaden.

Herr Bundeskanzler, wollen Sie daran mitwirken, das verlorene Vertrauen in die Regie­rung wiederherzustellen, dann ziehen Sie eine entschiedene Trennlinie zum System Kurz, denn wer blind folgt, kann nicht führen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Wenn Sie Verantwortung ernst nehmen – und davon gehe ich aus –, dann trennen Sie sich von allen – von allen! – unter schwerem Korruptionsverdacht stehenden Mitarbeite­rinnen und Mitarbeitern von Sebastian Kurz! Setzen Sie glaubwürdige Taten, um diese beispiellosen türkisen Skandale aufzuklären! Warten wir ab, was in den nächsten Stunden – wir haben ja gerade wieder etwas Neues gelesen –, warten wir ab, was in den nächsten Tagen und Wochen so kommen wird! Ich verspreche Ihnen: Wir werden genau darauf achten, wie Sie, Herr Bundeskanzler, und Ihre Regierungsmannschaft sich verhalten werden, welche Maßstäbe Sie anwenden werden und wie Sie die lückenlose, notwendige Aufklärung dieser zahllosen Korruptionsvorwürfe um Sebastian Kurz sicher­stellen werden. Wir werden genau darauf schauen und achten, wie Sie mit der Justiz unseres Landes und dem Rechtsstaat umgehen werden.

Ich sage Ihnen schon heute: Sollte es nur den kleinsten Anschein geben, dass Sie das System Kurz fortsetzen, dass Sie Aufklärung sabotieren und den Rechtsstaat wieder diffamieren, müssen Sie mit unserem schärfsten Widerstand rechnen. Österreich hat sich Besseres verdient! – Vielen Dank. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

10.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Klubobmann Wöginger. – Bitte.


10.45.33

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! (In Richtung SPÖ, die noch immer Beifall spendet:) Das hättet ihr beim Parteitag tun sollen! Das hättet ihr beim Parteitag tun und sie auch wählen sollen (Heiterkeit bei der ÖVP) – nicht nur mit 75 Prozent! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglie­der der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Zu Beginn danke ich Alexander Schallenberg für seine große staatspolitische Verant­wor­tung, für die Bereitschaft, das Amt des Bundeskanzlers auszuüben. Er ist der Rich­tige zum richtigen Zeitpunkt, er wird das Land mit Ruhe und Stabilität in die Zukunft füh­ren. Ihm gehört unser Vertrauen und wir wünschen ihm viel Kraft und alles Gute! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)


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Ich begrüße auch den neuen Außenminister Michael Linhart recht herzlich hier auf der Regierungsbank. Wir kennen ihn lange, wir wünschen ihm als Klub der Österreichischen Volkspartei natürlich alles Gute (Ruf bei der SPÖ: Wo ist der Herr Klubobmann?) und wir sichern ihm unsere volle Unterstützung zu. Alles Gute! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ja, Alexander Schallenberg folgt auf Sebastian Kurz. Ich möchte auch die letzten Tage, aber nicht nur die, sondern auch die letzten Jahre Revue passieren lassen. (Ruf bei der SPÖ: Ah so?!) Ich möchte mich an dieser Stelle bei Sebastian Kurz ganz herzlich und aufrichtig für seine Zeit als Bundeskanzler bedanken. Er hat das Land nach vorne gebracht, er hat Reformen eingeleitet, die es vorher nie gab. (Heiterkeit und Zwischen­rufe bei der SPÖ.) Er hat den Familienbonus umgesetzt. Wir haben zweimal ein ausge­glichenes Budget gehabt. Er hat in einer hervorragenden Art und Weise die Pandemie in Österreich bewältigt. (Lebhafte Heiterkeit bei der SPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Zugabe!)

Wir haben die Wirtschaftskrise gut überstanden. Wir haben Rekordbeschäftigung und die ökosoziale Steuerreform ist fertig. Ein großer Staatsmann, meine Damen und Herren, und wir bedanken uns bei ihm! (Beifall bei der ÖVP.)

Er wird natürlich weiterhin als Partei- und als Klubobmann seinen Beitrag für die Republik und für die Menschen in diesem Land leisten. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

In den letzten Tagen sind zahlreiche Vorwürfe gegen Sebastian Kurz erhoben worden, in Bezug auf Dinge, die zum Großteil fünf Jahre zurückliegen. (Rufe bei der SPÖ: Na und?!) Wir sind überzeugt davon, dass sich diese Vorwürfe als falsch herausstellen werden, und Sebastian Kurz wird alles dazu tun, dass diese Vorwürfe rasch aufgeklärt werden. (Zwischenruf des Abg. Hauser.)

Was ich aber wirklich zurückweise, meine Damen und Herren, das ist diese Doppel­moral, mit der die Opposition hier agiert. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Gerade Sie von der SPÖ, ich habe einmal ein bissl in der Geschichte der Sozialdemokratie zurückge­blättert, wo man einen Fall Lucona findet (Heiterkeit und Ah-Rufe bei der SPÖ), wo man eine Noricum-Affäre findet und – auch in der jüngeren Geschichte – wo man Bundes­kanzler Werner Faymann findet (Zwischenrufe bei der SPÖ), der in eine Inseratenaffäre verwickelt war und als Beschuldigter geführt wurde. Ja, das Verfahren wurde eingestellt, aber er wurde als Bundeskanzler als Beschuldigter geführt, genauso wie sein Staats­sekretär Josef Ostermayer. Da hat es sich um den Verdacht der Untreue gehandelt.

Wir haben auch jetzt aktuell beschuldigte Abgeordnete hier im Hohen Haus: Präsident Hofer, Staatssekretär außer Dienst Hubert Fuchs – und für alle gilt die Unschulds­vermu­tung, meine Damen und Herren. Wir leben in einem Rechtsstaat. Und in einem Rechts­staat ist man dann schuldig, wenn man rechtskräftig verurteilt wurde – und nicht vorher, meine Damen und Herren. Daher gilt für diese Menschen auch die Unschulds­vermu­tung – und das gilt auch für Sebastian Kurz! (Beifall bei der ÖVP.)

Landeshauptmann Schützenhöfer hat es mit seinem Zitat aus dem Neuen Testament eigentlich auf den Punkt gebracht: Wer von euch ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein!, denn das, was da in den letzten Tagen passiert ist, das ist schon auch eine kon­zertierte Aktion, auch gegen einen Politiker. Wir sind dafür, dass das rasch aufgeklärt wird, aber hören Sie auf mit dieser Doppelmoral und mit diesen ständigen Untergriffen und Anwürfen! Das hat auch in der Politik nichts verloren, das ist schlechter Stil, und das sollten wir nicht tun. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hauser: Jetzt sagen Sie etwas zur Verhaftung von der Beinschab!)

Ja, meine Damen und Herren, der Beschuldigtenstatus von Sebastian Kurz hat sogar eine innenpolitische Krise hervorgerufen. (Abg. Leichtfried: Da schau her!) Warum wohl? Man könnte sich auch fragen: Warum wohl ist das ausgerechnet bei Sebastian


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Kurz? – Es könnte auch damit zu tun haben, dass er derjenige war, der die letzten Wahlen gewonnen hat (Abg. Leichtfried: Geh!): Nationalratswahlen auf Bundesebene, Europawahlen und auch stark zugelegt bei allen Landtagswahlen, seitdem er der Par­teiobmann der Österreichischen Volkspartei ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das hat sogar so weit geführt, dass eine Pattsituation innerhalb der Regierungsparteien entstan­den ist; in den letzten Tagen hat sich das stark zugespitzt. (Abg. Leichtfried: ... werdet ihr bald anders reden!)

Meine Damen und Herren! Sebastian Kurz hat als Staatsmann seine Verantwortung wahrgenommen (Abg. Belakowitsch: Was bitte? Das habe ich jetzt nicht verstanden!), ist zur Seite getreten und hat damit Chaos und Stillstand für die Republik und für die Menschen in diesem Lande verhindert, und dafür gilt ihm unser Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

Was auch niemand sagt: Dieses Experiment, das da gedroht hätte, eine Vierparteien­koalition auf die Füße zu stellen, ist interessant (Abg. Hörl: Rendi-Wagner als Kanzler!), ging es doch darum, dass vier Parteien vorbei an der stärksten Fraktion eine Koalition bilden wollten. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Wie war das mit Schüssel?) Frau Kolle­gin Rendi-Wagner, der Frust darüber, dass Sie doch nicht Bundeskanzlerin geworden sind, war heute noch spürbar. Was man aus eigener Kraft mit einer Wahl nicht schafft, das versucht man mit einem unheiligen Bündnis doch zustande zu bringen. Das ist demokratiepolitisch zutiefst abzulehnen, meine Damen und Herren, das ist zutiefst abzu­lehnen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Was wirklich noch der Gipfel des Ganzen ist: alles unter Herbert Kickls Gnaden. Rot, Blau, NEOS, Grün, und das alles noch mit Absegnung des Klub- und Parteiobmannes Herbert Kickl, der dann gesagt hätte: Das tun wir, das tun wir nicht! (Abg. Amesbauer: Wie war das bei Kurz I?)

Wissen Sie, was das für ein Bild zeichnet? – Ein katastrophales Bild für die Demokratie in unserem Land, meine Damen und Herren. Diese Vierparteienkoalition, die will nie­mand! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hauser: Was sagen Sie zur Verhaftung von der Beinschab?)

Daher hat sich Sebastian Kurz entschieden, zur Seite zu treten, aber als Partei- und Klubobmann natürlich weiterhin in der Innenpolitik tätig zu sein, weil es um die Menschen im Land geht, weil es uns um die Verantwortung geht (Heiterkeit bei der FPÖ), auch für Österreich. Wir wollen diesen Weg in der Koalition fortsetzen, wir wollen diesen Weg fortsetzen, weil wir in den letzten eineinhalb Jahren viel weitergebracht haben, weil wir gut zusammengearbeitet haben (Ruf bei der FPÖ: Aus, Schluss, vorbei!) und weil wir vor allem noch wichtige Projekte vor uns haben. Das Budget ist fertig, die ökosoziale Steuerreform ist fertig (Ruf bei der FPÖ: Was ist da sozial?), die größte Entlastung seit Jahrzehnten, die alle Bürgerinnen und Bürger positiv treffen wird. Der Familienbonus wird aufgestockt, Steuern werden gesenkt, die Wirtschaft wird entlastet. Dieses Paket ist fertig, und vor allem kommt auch ein ökologisches Rad in Bewegung. Es kommt zu einer Neuaufsetzung in diesem Bereich, wozu wir uns bekennen. Es ist eine große öko­soziale Steuerreform, die diesen Namen auch verdient, und wir wollen das auch um­setzen.

Wir haben auch noch große Fragen im Bereich der Pflege zu bewältigen, die wir drin­gend angehen müssen, auch was Personal anbelangt, sodass ein Altern in Würde für alle Menschen in Österreich möglich ist. Und wir haben auch am Arbeitsmarkt die eine oder andere Herausforderung zu bewältigen, weil wir Hochkonjunktur haben, weil wir einen enormen Wirtschaftsaufschwung haben. Wir haben Rekordbeschäftigung, wir haben Bundesländer, in denen wir mehr offene Stellen als Arbeitsuchende haben. Daher gilt es hier noch anzusetzen, dass wir die Menschen auch mit Anreizen in die Jobs bringen.


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Meine Damen und Herren! Diese Bundesregierung unter der Führung von Bundes­kanzler Alexander Schallenberg hat unsere volle Unterstützung, und wir wollen weiterhin für die Menschen in diesem Lande arbeiten. Wir wollen weiterhin diese Projekte voran­treiben, damit Österreich auch weiterhin ganz vorne steht und damit es den Menschen in diesem Land auch in Zukunft gut geht.

Wir wurden gewählt, um für die Menschen und das Land zu arbeiten, und das tun wir auch. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Klubobmann Kickl. – Bitte.


10.55.24

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Fernsehapparaten! Seit ein paar Tagen, genauer gesagt seit den Razzien in den ehrwürdigen Räumen des österreichischen Bundeskanzleramts und in den weniger ehr­würdigen Räumlichkeiten der Parteizentrale der Österreichischen Volkspartei, seit die­sen paar Tagen weiß ganz Österreich eines ganz genau: Österreich weiß, dass Macht­gier und Machtmissbrauch, dass schwere systematische Korruption, dass Manipulation der eigenen Bevölkerung, dass Respektlosigkeit und Niedertracht und Heuchelei oben­drauf, dass diese Mischkulanz dasjenige ist, was die türkise Welt im Innersten zusam­menhält. (Beifall bei der FPÖ.)

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Wahrheit hinter der türkisen Insze­nierung eines neuen Stils von Politik. Ich weiß, dass Ihnen diese Wahrheit wehtut, aber diese Wahrheit hat auch etwas Befreiendes. Sie hat etwas Befreiendes für die öster­reichische Bevölkerung, weil sie sich auf Basis dieses Wissens von Ihnen frei machen kann, und die Einzigen, die das noch nicht verstanden haben, sind Sie hier in diesem türkisen Sektor. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, der türkise Schein ist aufgeflogen. Aus Ihrer Lichtgestalt ist über Nacht ein gefallener Engel geworden, der es heute vorgezogen hat, sich feige vor dieser Debatte zu drücken. (Abg. Pfurtscheller: Das stimmt ja überhaupt nicht!) Der Ex-Klubobmann der türkisen Fraktion hat behauptet, dass diese ehemalige Lichtgestalt die Pandemie in Österreich bewältigt hätte. Also ich habe eher den Eindruck, dass er die Wahrheit zu Boden gedrückt und mit Füßen getreten hat. Das kann er als Erfolg für sich verbuchen. (Beifall bei der FPÖ.)

Gestern Ihre Antrittsrede, Herr Schallenberg, in allen Medien übertragen: Ich habe genau zugesehen und zugehört, und ich war mir nicht ganz sicher – übrigens ist es mir heute ähnlich gegangen –: Wer spricht denn jetzt da eigentlich zu uns? Ist es vielleicht der Stellvertreter des beurlaubten Medienkoordinators im gefilzten Bundeskanzleramt, der Stellvertreter des Herrn Fleischmann, der ja jetzt in der Parteizentrale der ÖVP Unter­schlupf finden wird? Oder ist es vielleicht der Stellvertreter der stellvertretenden Gene­ralsekretärin der neuen Volkspartei? Oder ist es am Ende gar der neue Bundeskanzler der Republik Österreich, ein Mann, von dem man sagt, dass er intelligent ist, dass er erfahren ist, dass er viel diplomatisches Gespür hat und dass er jemand ist, der einen feinen Sinn für Sprache hat? – Und tatsächlich, es war der Bundeskanzler dieser Republik.

Meine Damen und Herren! Sein Vorgänger ist durch Ermittlungsbehörden – ja, wie soll man es nennen? – als Zentralgestirn, als Gravitationszentrum eines türkisen Korrup­tions- und Machtmissbrauchsuniversums aufgeflogen, wo die Trabanten alle herumkreisen.


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Einer davon sitzt hinter mir und führt den Vorsitz. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist ein politischer Neuanfang not­wendig geworden. Deswegen hat es eine Reinigung vom türkisen Chatset gebraucht, wenn Sie wissen, was ich meine, weil Vertrauen notwendig gewesen ist, weil Stabilität notwendig gewesen wäre und weil Sauberkeit notwendig gewesen wäre. Das ist ja das Anforderungsprofil, das war ja die Aufgabenstellung für alle Beteiligten in diesen Ge­sprächen der letzten Tage.

Was ist herausgekommen? Wir sind ja alle an Ihren Lippen gehangen, gestern und heute. Was ist herausgekommen? – Erstens: Der neue Bundeskanzler arbeitet selbst­ver­ständlich intensiv und vertrauensvoll mit seinem Vorgänger, mit dem geschassten Beschuldigten, zusammen. Und zweitens: Die Anschuldigungen, die ja nicht wir als politische Mitbewerber erheben, sondern die Staatsanwaltschaft, nämlich auf Tausen­den Seiten und in mehr als einem Verfahren, diese Anschuldigungen sind allesamt falsch. Sie haben damit der Justiz in der ersten Wortmeldung Ihrer Bundeskanzlerschaft das Misstrauen ausgesprochen. Na bumm, kann ich da nur sagen. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Aus meiner Sicht, Herr Bundeskanzler, war dieser Anfang dann auch gleich Ihr eigener moralischer Absturz. Das muss man auch einmal zusammenbringen: In der ersten Rede auch gleich das Ende des Neubeginns zu verkündigen. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Das ist ein Begräbnis für die millionenfachen Erwartungshaltungen der österreichischen Bevölkerung, weil die Menschen es satthaben und weil sie sagen: Jetzt muss es doch endlich reichen, so kann es doch nicht weitergehen! – Diese Erwartungs­haltungen haben Sie mit Ihren ersten Wortspenden beerdigt.

Und heute erleben wir es wieder, meine Damen und Herren. Heute geht der Bun­deskanzler, der offenbar nicht weiß, wie Gewaltenteilung in diesem Land funktioniert, her und maßt sich an, das Parlament hier zu belehren, weil es genau das tut, was im Übrigen die Justiz macht, nämlich seiner Arbeit nachzugehen. Ja, das Parlament erdreis­tet sich, einen Misstrauensantrag einzubringen. Fast in alter Adelsmanier: Ja, dürfen’s denn das im Parlament überhaupt? (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.) – Herr Schallenberg, so geht das nicht! Und wir dürfen nicht nur, sondern wir müssen!

Wissen Sie, was es gebraucht hätte? – Es hätte von Ihnen ein Treuegelöbnis gegenüber dieser Republik und ihrer Bevölkerung gebraucht. Das ist übrigens die Bevölkerung – ich sage das nur nebenher –, der Sie sich nie in einer Wahl gestellt haben. Sie haben ja noch nie für irgendetwas kandidiert. Also wir haben jetzt auch einen Bundeskanzler, der von niemandem gewählt worden ist, aber der türkisen ÖVP ist ohnehin schon alles wurscht.

Es hätte Worte des Bedauerns und eine Bitte um Entschuldigung gebraucht, gerichtet an die Menschen, die von Ihrem Vorgänger und von seiner Entourage betrogen und enttäuscht worden sind. Herr Bundeskanzler, Reue, Einsicht, Demut – das sind die Dinge, die es gebraucht hätte! Aber nein, nichts davon, gekommen ist das genaue Ge­genteil. Und warum ist das genaue Gegenteil gekommen? – Ganz einfach deshalb, weil Sie selbst mit diesem türkisen Inner Circle der Neuen Volkspartei zutiefst verhabert sind. Sie sind einer von dieser Partie.

Anstatt das zu tun, was notwendig gewesen wäre, haben Sie etwas anderes gemacht, nämlich ein Treuegelöbnis gegenüber dem tiefen türkisen Staat abgegeben. Das haben Sie gemacht. Zugleich haben Sie die Justiz attackiert. Sie haben es im Ton gemäßigt getan, aber im Inhalt war es das Gleiche, was etwa Kollege Hanger und Kollegin Schwarz machen und was der Bundespräsident bei einer seiner Reden in den letzten Tagen verurteilt hat.


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Statt die Bevölkerung zu bedauern, bedauern Sie jenen jungen Mann, der erst nach Druck aus den eigenen Reihen von den Landeshauptleuten, nach Druck vonseiten der Opposition und auch vonseiten eines grünen Parteiobmanns und Vizekanzlers klein beigegeben hat – etwas anderes war es ja nicht. Und seit dieser Reise ohne Wiederkehr hinaus aus dem Bundeskanzleramt hat dieser junge Mann den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als diesen Akt des Auszugs zu einer heroischen Tat der Selbstauf­opferung zu verklären. Damit geht der Betrug gleich munter weiter. Die Bevölkerung wird durch diese Erzählung weiter hinters Licht geführt.

Es ist ein jämmerliches Schauspiel, das dieser gefallene Kanzler in der Hauptrolle hier abliefert, und wie immer, wenn so etwas passiert, ist es in einer tragenden Nebenrolle August Wöginger, der ehemalige Klubobmann, der diese Farce auch noch darstellerisch unterstützt. Herr Ex-Klubobmann, wo ist er denn, Ihr neuer Lehrling, Ihr neuer Prakti­kant? Wo ist er denn bitte heute? (Heiterkeit bei der SPÖ. Zwischenruf des Abg. Wöginger.)

Wissen Sie, Sie sind ja wirklich schon fast bemitleidenswert hier im türkisen Sektor. Sie werfen sich hier heute ins Zeug für Ihren ehemaligen Helden, und der ist so selbstlos, um nicht zu sagen so selbstvergessen, dass er gleich vergisst, hier zu erscheinen und an der Debatte teilzunehmen. Er ist zu feige dazu. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten von SPÖ, Grünen und NEOS. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Der Held ist zu feige, sich der Debatte zu stellen. Ja, so einen Chef wünscht man sich doch, oder? Der hat doch 100 Prozent Unterstützung verdient, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich weiß ja nicht, was er gerade macht. Vielleicht schaut er zu, vielleicht bastelt er aber auch schon im Hintergrund an seiner Liste Kurz – ein spannendes Projekt, wie man aus seinem Umfeld hört. Sie sollten ein bisschen genauer schauen, womit er sich beschäftigt. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.)

Wir wissen jedenfalls jetzt aus Ihrem Mund, Herr Bundeskanzler, erstens: Das türkise System wuchert weiter in dieser Republik, und zweitens: Der türkise Schandfleck ver­unstaltet weiter Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Und die einzige Agenda, die da abgearbeitet wird, das ist family business as usual, das ist Einflussnahme auf Ermitt­lungen, das ist der Versuch, auf Medien Einfluss zu nehmen, das ist die Ausschaltung jeder Form von Kontrolle. Das ist doch die türkise Arbeitsagenda, die Agenda des türki­sen Systems, aber nicht, Politik für die österreichische Bevölkerung zu machen. Deshalb ist von Stabilität, von Vertrauen und von Neubeginn nicht einmal ansatzweise eine Spur vorhanden. (Beifall bei der FPÖ.)

Schauen Sie her, liebe Zuschauer, da sitzt das türkise System. Da sitzt es aufgefädelt auf der Regierungsbank – gemeinsam mit den grünen Lebensverlängerern, das muss man auch dazusagen (Heiterkeit der Abgeordneten Loacker und Scherak) –, da sitzen die Damen und Herren der neuen türkisen Volkspartei, in der Zwischenzeit durch die Abwesenheit ihres neuen Klubobmanns schon das erste Mal verraten. Das sind im Übrigen die Herrschaften, die noch vor wenigen Tagen unterschrieben haben, dass sie, wenn Kurz nicht mehr da ist, auch mit Sicherheit weg sind. Es geht nur um die Frage der Glaubwürdigkeit. Ich weiß, dass das für Sie unbedeutend ist, aber für die österreichische Bevölkerung ist das immer noch ein hoher Wert. Ich weiß nicht, Ihre Unterschrift zählt offenbar auch nichts mehr, weil es eh wurscht ist, Herr Kollege Wöginger, ganz offenbar. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn man so ein wenig zu den Damen und Herren in die Reihen schaut, dann wird dem interessierten Beobachter auch aufgefallen sein, dass sich alle tunlichst darum bemüht haben, ihre türkisen Modeaccessoires zu verräumen, die sie uns in der Vergangenheit hier immer auf der Regierungsbank präsentiert haben. Das Letzte, das übrig geblieben ist, sind die türkisen Desinfektionsflascherln, aber alles andere, was türkis ist, hat man


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offenbar verräumt. (Heiterkeit, Beifall und Uh-Rufe bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das ist das, was wir sehen. Was man aber nicht sieht, sind die Damen und Herren im Hintergrund, deren Gesichter Sie nicht kennen, deren Namen die Bevölkerung jetzt aber in den Medien gelesen hat. Das sind die sogenannten Prätorianer, das ist das Team Kurz. Das sind die Leute, die im Maschinenraum der Macht diese ganzen skrupellosen Strategien entwickeln, weitertreiben, vorantreiben und bedienen. Die sehen wir nicht, aber die sind nach wie vor vorhanden, bestens bezahlt und in den Regierungsbüros im türkisen Sektor untergebracht: die Stefan Steiners mit einer monatlichen Gage von mehr als 30 000 Euro – das würde sich jemand für ehrliche Arbeit wünschen, möchte ich dazusagen (Heiterkeit bei FPÖ und SPÖ) –, Herr Bernhard Bonelli, die Frischmanns und Fleischmanns und wie sie alle heißen, und da ändert auch eine Beurlaubung nichts. Ich weiß schon, Kollege Wöginger: Fleischi wer, Fleischi wie, diesen Namen hört ich nie!, das ist in der Zwischenzeit die neue Devise Ihres ehemaligen Kapitäns, von Sebastian Kurz, aber das alles ändert nichts an der Situation. Die sitzen also im Hintergrund, nach wie vor, und an der Spitze der neue Chef, der Bundeskanzler, eine Art Megafon seines Vorgängers, möchte ich sagen, ein Ferngesteuerter und nichts mehr.

Herr Bundeskanzler, da Sie gestern im Sinne der neu zu entwickelnden Transparenz so großzügig waren und bei Ihrer Stellungnahme gleich alle Fragen verboten haben, möchte ich Ihnen eine ganz einfache Frage stellen: In welchen anderen Netzwerken außer dem türkisen hängen Sie denn noch so drin? In welchen anderen Netzwerken und Zirkeln in Österreich, in Europa und auf internationaler Ebene sind Sie denn noch veran­kert? Wer hat denn noch einen guten Zugang zu Ihrem Ohr? Das würde mich inter­essieren, und ich glaube, die österreichische Bevölkerung hätte auch ein Anrecht, das zu erfahren. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist insgesamt ein Jammer, und uns als Freiheitlicher Partei bleibt heute ja überhaupt nichts anderes übrig, als Ihnen allen, die Sie hier sitzen, das Misstrauen auszusprechen, ob jetzt als aktive Betreiber des türkisen Systems oder als dessen Lebensverlängerer, einfach weil Sie das nicht getan haben, was der einzige Gamechanger in diesem Spiel wäre, nämlich die Notaustaste für dieses türkise System zu drücken. (Abg. Wöginger: Vizekanzler Kickl!)

Das haben Sie verabsäumt und es wird deswegen heute einen Misstrauensantrag geben. Ich hoffe, dass es noch ein paar nicht nur Anständige gibt – das weiß ich, dass es die in Ihren Reihen gibt (Abg. Wöginger: Ah, schon!) –, sondern dass es vielleicht auch ein paar gibt, bei denen zur Anständigkeit auch noch der Mut dazukommt, um heute diesem Misstrauensantrag zuzustimmen. (Abg. Wöginger: Wie bei den deinigen, die geimpft sind!) Das Gleiche gilt natürlich auch für die Abgeordneten im Grünen-Sektor.

Ich erwarte mir ehrlich gesagt auch nach all dem, was da vorgefallen ist, und im Wissen, dass jetzt schon die erste Festnahme in der gesamten Inseratenaffäre stattgefunden hat (Abg. Wöginger: Mut für die geimpften Freiheitlichen!), dass also die nächste Bombe eingeschlagen hat, natürlich auch von den anderen Oppositionsparteien, dass es eine Zustimmung zu diesem Misstrauensantrag gibt, einfach weil Sie ja alle ganz genau eines wissen: dass das nicht gut geht (Abg. Zarits: Schwache Rede!), dass da von Stabilität keine Rede sein kann. Ich weiß nicht, was Sie dazu führt, weiter zuzuwarten. Muss das Land denn noch mehr Schaden nehmen, muss die Bevölkerung noch mehr unter Ihren Spielereien und Ihren Tricksereien leiden oder ist nicht jetzt endgültig einmal Schluss mit diesem Theater? (Beifall bei der FPÖ.)

Abschließend noch etwas: Er ist heute selbst nicht hier, der gefallene Held, und des­wegen werde ich das Geschenk, das ich für ihn mitgebracht habe, meinem Ex-Kollegen Wöginger mitgeben. Es ist ein Geschenk, es ist ein Stück Weltliteratur, das ich ihm


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mitgebracht habe. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Er hat ja nun viel Zeit zum Lesen – mehr als bisher –, und wenn er die Zeit schon nicht nutzt, um an seinen moralischen Defiziten zu arbeiten, dann vielleicht an dem einen oder anderen, was die Bildungslücken betrifft.

Ich habe an ihn denken müssen, als mir gestern dieses Buch in Erinnerung gekommen ist. Es ist von Oscar Wilde, und der Titel dieses Buches ist: Das Bündnis - -, ah (Rufe bei der ÖVP: Oje! – Abg. Wöginger: Weißt du gar nicht, wie es heißt?! – Abg. Meinl-Reisinger – erheitert –: Das Bündnis des Dorian Gray ...! – Zwischenrufe bei SPÖ und NEOS), „Das Bildnis des Dorian Gray“. (Der Redner hält das genannte Buch in die Höhe.) Ich finde, das passt ganz ausgezeichnet zu Sebastian dem Selbstlosen Kurz. (Beifall bei der FPÖ, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Loacker. – Abg. Kickl legt das genannte Buch auf das Pult vor Abg. Wöginger.)

11.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Stöger zu Wort gemeldet. – Bitte. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)


11.12.44

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Mit­glieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Abgeordneter Klubobmann Wöginger hat behauptet, dass die Vorwürfe gegen den Bundeskanzler und gegen das System Kurz fünf Jahre zurückliegen. Das ist unrichtig. (Abg. Wöginger: Das stimmt nicht! Ich habe gesagt: die meisten davon!)

Ich berichtige tatsächlich: Die Staatsanwaltschaft kann Tathandlungen bis in das Jahr 2018 belegen und hat Verdachtsmomente, dass das System Kurz – der ÖVP – aus Bestechung und Bestechlichkeit noch bis in das heurige Jahr reichen könnte. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger. – Ruf bei der SPÖ: Da schau her! – Zwischenruf bei der ÖVP.)

11.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Maurer. – Bitte.


11.13.38

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrter Herr Außenminister! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Die letzten sechs Tage haben unsere Republik kräftig durchgebeutelt, um nicht zu sagen erschüttert (Abg. Martin Graf: Na, eigentlich die ÖVP und die Grünen! Die Republik war nicht gebeutelt, sondern die ÖVP und die Grünen!) – die vielen Hausdurchsuchungen, die veröffentlichten Chats, eine veritable Regierungskrise (Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –, sechs Tage, die zeigen, wie schnell unsere gewohnte Stabilität ins Wanken geraten kann, und sechs Tage, die zeigen, dass wir als Parlament, dass unser Bundespräsident und dass auch die Mitglieder der Bundesregierung handlungsfähig sind.

Diese Krise ist nun überwunden. Wir debattieren heute anlässlich der Angelobung eines neuen Bundeskanzlers, Alexander Schallenberg. – Das Parlament ist Ihnen nicht neu, aber Ihre Funktion ist es (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Martin Graf), und in dieser neuen Funktion möchte ich Sie hier im Abgeordnetenhaus herzlich willkommen heißen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wir schlagen heute mit dieser Erklärung der Bundesregierung, mit Ihrer Erklärung, Herr Bundeskanzler Schallenberg, ein neues Kapitel in der österreichischen Innenpolitik auf (Zwischenruf des Abg. Martin Graf – Abg. Belakowitsch: Was ist da neu?!), ein Kapitel,


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das mit vielen zentralen Projekten aus dem türkis-grünen Regierungsprogramm gefüllt sein wird, ein Kapitel, das ermöglicht, dass die Regierungsarbeit weitergehen kann und das Land nicht wieder in Neuwahlen stürzt, ein Kapitel, das auch vom Wiederaufbau des Vertrauens geprägt sein muss. (Beifall bei den Grünen.)

Es gilt einerseits, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wiederzugewinnen. Der Vizekanzler hat es gesagt, der Bundespräsident hat es gesagt: Verlässlichkeit, Ehrlich­keit, Stabilität. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) – Ich kann Ihnen versprechen, wir Grüne werden alles daransetzen, um dieses Vertrauen zurückzugewinnen und auch zu stärken. (Beifall bei den Grünen.) Und selbstverständlich gilt es auch, das Vertrauen zwischen den beiden Koalitionspartnern und zwischen den Parteien im Parlament allgemein wie­derherzustellen.

Innenpolitische Debatten sind oft laut und schrill. Ich bin der Überzeugung, dass jetzt eine Phase des Zur-Ruhe-Kommens folgen muss. Stabilität und Aufklärung waren die leitenden Motive für uns Grüne in den letzten Tagen. Wir haben mit Alexander Schallenberg nun einen neuen Bundeskanzler, mit dem die wichtigen Projekte in der Regierungsarbeit fortgesetzt werden können. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Wir haben eine Justiz, die konsequent und unabhängig die im Raum stehenden Vorwürfe aufarbeiten und beurteilen wird, und wir werden einen Untersuchungsausschuss haben, der die politische Verantwortung zu klären hat. Diese Dreiteilung zwischen der Regie­rung – der Exekutive –, dem Parlament und der Justiz zeigt, dass unsere Verfassung die notwendigen Instrumente bereithält. Wir haben die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Stabilität gewährleisten, auch Checks and Balances, die Kontrolle der Macht. (Beifall bei den Grünen.)

Wir können uns darauf verlassen, dass diese demokratischen Institutionen uns weiter Stabilität garantieren werden, gut beobachtet von einem Bundespräsidenten, der seine Verantwortung ebenso ernst nimmt wie wir in Regierungsverantwortung.

Das neue Kapitel, das wir nun aufschlagen, wird viele zentrale Projekte dieser Regierung beinhalten. Morgen wird Finanzminister Blümel eine Budgetrede zu einem Budget halten, das den Rahmen für das nächste Jahr, für die nächsten Jahre steckt. Es beinhal­tet beispielsweise das Gewaltschutzpaket, den weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Übernahme der Kosten für die Pflegeausbildung, den Ausbau der Kinder­betreuung, aber natürlich auch so zentrale Maßnahmen wie die weitere Impfstoff­beschaffung für die Bekämpfung der Pandemie.

Ebenso wird die ökosoziale Steuerreform ein Teil des politischen Herbstes sein, eine Steuerreform, die erstmals in unserer Geschichte einen Preis für das schädliche CO2 festschreibt, eine Steuerreform, die gleichzeitig einen Klimabonus an die Bevölkerung, an alle Menschen in Österreich, vom Baby bis zur Uroma, zurückgibt (Beifall bei den Grünen), ein Klimabonus, mit dem umweltfreundliches Verhalten belohnt wird und der dazu dienen wird, dass wir Österreich insgesamt in eine klimafreundliche Richtung brin­gen können. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Das neue Kapitel, das wir nun aufschlagen, wird hoffentlich auch die endgültige Be­wältigung der Pandemie beinhalten. Sie ist noch nicht vorbei. Wir müssen weiterhin alles dafür tun, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, dass sie sich ihre Gratis­impfung holen. Die vergangenen eineinhalb Jahre waren von vielen Einschränkungen geprägt, die große Spuren hinterlassen haben, in der psychischen Gesundheit unserer Jugendlichen, in der Bildungslaufbahn unserer Kinder, und auch Long Covid wird als eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft als Ge­samtes bleiben. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Dieses neue Kapitel, das wir nun aufschlagen, wird insbesondere der weiteren Bekämp­fung der Klimakrise gewidmet sein. Mit dem Klimaticket, dem Erneuerbaren-Ausbau-


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Gesetz, das uns garantiert, dass 2030 jeder Strom, der aus der Steckdose kommt, aus erneuerbaren Energien kommt (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), und mit der öko­sozialen Steuerreform haben wir schon zentrale Pflöcke eingeschlagen, aber die An­strengungen müssen und werden weitergehen, damit wir unseren Kindern einen funktio­nierenden, einen guten Planeten übergeben können. (Beifall bei den Grünen.)

Teil dieses neuen Kapitels, das wir gemeinsam schreiben werden, werden ebenso die Pflegereform und auch der Ausbau der ersten Bildungseinrichtung für unsere Kleinsten, die Kindergartenplätze für die unter Dreijährigen, sein. Beide Themen sind eine große Herausforderung, denn sie erfordern viel Abstimmung mit den Bundesländern, und auch für diese großen Aufgaben braucht es Stabilität und Vertrauen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei den Klubobleuten aller Parteien für die Gespräche in den letzten Tagen und für die Bereitschaft, in dieser speziellen Situation darüber zu diskutieren und auszuloten, wie Stabilität in unserem Land gesichert werden kann, bedanken. Die Menschen in Österreich, die uns dieses Mandat gegeben haben, erwarten sich von uns Abgeordneten, dass wir alle verantwortungsvoll agieren.

Klubobmann Wöginger, selbstverständlich entspricht es der Demokratie, dass Parteien Mehrheiten im Parlament suchen, die auch unterschiedlich aussehen können. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte mich noch einmal bei Ihnen, Herr Bundeskanzler Schallenberg, für Ihre Bereitschaft bedanken, diese große und schwierige Aufgabe zu übernehmen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

11.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte sehr.


11.21.21

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Prä­sident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bun­desregierung, insbesondere Herr Außenminister, herzlich willkommen bei uns im Hohen Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der neue Kollege ist nicht hier, ich bitte, ihm schöne Grüße auszurichten. (Abg. Wöginger: Er kommt schon! Könnt ihr es gar nicht mehr erwarten? – Abg. Michael Hammer: Es gibt ja Fristenläufe auch!) Liebe Zuschau­erinnen und Zuschauer! Die Regierungskrise ist vorbei. Ist die Regierungskrise vorbei? – Ich glaube, das ist heute die zentrale Frage, der wir nachgehen. Ich teile die Einschät­zung vieler, vieler Vorredner und Analysten der vergangenen Tage, die gemeint haben, dass eigentlich, seit die türkise ÖVP sich aufgeschwungen hat, unser Land zu regieren, ein Chaos auf das nächste Chaos, eine instabile Situation auf die nächste folgt, eine Regierungskrise auf die nächste folgt, und ja, auch eine Hausdurchsuchung auf die nächste folgt.

Ich habe es gestern ganz bewusst getan und möchte das auch heute tun, nämlich Ihnen, Herr Bundeskanzler, zu diesem neuen Amt, zu dieser Verantwortung gratulieren; und auch Ihnen, Herr Außenminister, herzliche Gratulation von unserer Seite und ein ernst gemeintes herzliches Willkommen! Ich habe gestern aber auch gesagt, es braucht diesen Mut für einen Neustart. Ganz offensichtlich ist dieser Mut für einen Neustart nicht gegeben (Oh-Rufe bei der ÖVP), oder zumindest habe ich diesen Eindruck in den vergangenen Stunden bekommen, als ich Ihren Worten hier gelauscht habe.

Es ist schon spannend, Herr Bundeskanzler: Während Sie gesprochen haben, auch hier im Hohen Haus, und sich als Verteidiger der ÖVP, als Vertreter der ÖVP, als jemand, der von der Unschuld des Sebastian Kurz überzeugt ist, präsentiert haben, wurde gleich­zeitig die eine Meinungsforscherin festgenommen. Das lässt doch eigentlich nur einen


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Schluss zu, meine sehr geehrten Damen und Herren, vor allem in Richtung der ÖVP: Es ist vorbei! Es ist einfach vorbei! (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Bravo!)

Herr Bundeskanzler, Sie haben es jetzt in der Hand, ob Sie sich mit Weh und Ach an dieses türkise System klammern und dann mit diesem türkisen System untergehen, das ist Ihre Entscheidung. Eines aber sage ich Ihnen heute hier: Wir als Parlament werden nicht zulassen, dass Sie das Land in den Untergang mitreißen. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abgeordneten Hauser und Lausch.)

Es ist nämlich wirklich ein Sumpf, in dem sich unser Land und ganz besonders die ÖVP befindet. Im Zentrum steht Ex-Kanzler Sebastian Kurz, aber rund um ihn herum (mit der Hand eine Kreisbewegung ausführend) – wir haben es schon gehört – gibt es ein Netz­werk von türkisen Fanboys und -girls, die nichts anderes gemacht haben, als ihre eige­nen Interessen vor die Interessen des Landes zu stellen.

Die Akten, meine sehr geehrten Damen und Herren – und ich habe diese 104 Seiten noch einmal mitgebracht (ein umfangreiches Schriftstück in die Höhe haltend) –, kann ich jedem neuerlich ans Herzen legen: Lesen Sie sich das durch! Herr Bundeskanzler, ich gebe sie Ihnen jetzt einfach einmal. (Die Rednerin legt das genannte Schriftstück vor Bundeskanzler Schallenberg auf die Regierungsbank.) Bitte sehr! (Beifall bei den NEOS.) Die Anordnung zur Hausdurchsuchung, 104 Seiten: Es ist ein Sittenbild des moralischen Verfalls der ÖVP. (Bundeskanzler Schallenberg legt das genannte Schrift­stück hinter sich auf den Boden.) – Werfen Sie es nicht einfach so weg! Das ist die unabhängige Justiz, und die haben Sie auch als Bundeskanzler zu achten und zu ehren! (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abgeordneten Bösch und Schmiedlechner.)

Es ist ein Sittenbild des moralischen Verfalls, ein Sittenbild des Verfalls des Bürgerlichen an sich, wie ich meine. Es gibt sehr handfeste und konkrete Vorwürfe der Korruption, der Bestechung, der Bestechlichkeit und der Untreue. Das ist nicht etwas, das vor Jahren vielleicht einmal ein bisschen passiert ist, sondern das ist etwas, das schon sehr, sehr konkret ist. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.) Sie haben sich eine Partei erkauft und sich innerhalb der Partei an die Macht geputscht. Sie haben sich eine Wahl gekauft. Sie haben versucht, Medien zu kaufen, die öffentliche Meinung zu kaufen, Menschen zu kaufen und zu manipulieren, und das alles mit dem Steuergeld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Alles, was gezählt hat, war Macht, Macht, Macht, Macht. Das ist auch das, was heute so spürbar ist, dieses An-der-Macht-Festklammern, Nicht-Loslassen-Können, denn das ist offensichtlich das Einzige, das Sie noch zusammenhält; die Men­schen waren Ihnen völlig egal.

Ich weiß, es ist in den vergangenen Tagen sehr viel aus den Akten zitiert worden, aber ich sage es hier gerne wieder: Was mich sehr, sehr betroffen gemacht hat, war die Thematik, dass ganz offensichtlich der Ex-Kanzler mit anderen Leuten gemeinsam ver­sucht hat, wirklich gute Projekte vergangener Regierungen zu verhindern, zum Beispiel betreffend das Thema flächendeckende Nachmittagsbetreuung in Kindergärten. Gerade heute steht groß in der Zeitung (eine Ausgabe der „Kronen Zeitung“ in die Höhe haltend), dass es einen Plan für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie gibt, dass es einen Schulterschluss der Sozialpartner gibt, dass es notwendig ist, endlich Kinderbetreuung voranzubringen, wo Sie längst säumig sind. – Das hätten wir schon! Wir hätten eine flächendeckende Nachmittagsbetreuung in allen Kindergärten, wenn, ja wenn nicht die Machtgeilheit einer Person so groß gewesen wäre, dass man lieber Gutes verhindert, als so etwas auf den Weg zu bringen. (Beifall bei den NEOS.)

Das Gleiche hat man bei der kalten Progression, der schleichenden Steuererhöhung, gesehen. Sie schaffen sie jetzt wieder einmal nicht ab. Damit ist auch Ihre Steuerreform,


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die Sie bringen werden, eine zukünftige Belastung der Steuerzahlerinnen und Steuer­zahler. Sie wäre abgeschafft worden, aber das haben die Türkisen verhindert, denn sonst wären die Schwarzen und die Roten an der Macht geblieben. Ihnen geht es nicht um die Menschen, Ihnen sind die Menschen in unserem Land völlig egal, es geht Ihnen nur um Ihre Posten, es geht Ihnen nur um Ihre Macht und es geht Ihnen nur darum, jetzt diese Macht zu erhalten. (Beifall bei den NEOS.)

Da hätte ich mir eine Abgrenzung gewünscht, denn ich glaube, das, was die Menschen sehen, ist, dass es so nicht weitergehen kann, dass wir einen echten Neustart brauchen. Dieser Neustart braucht aber eine Abgrenzung zum Bisherigen. Herr Bundeskanzler, Herr Vizekanzler, ich kann nur appellieren, dass Sie nicht so weitermachen wie bisher, denn dann werden Sie untergehen. Und noch einmal: Wir als Parlament werden aufpas­sen, dass Sie nicht das Land mitreißen!

Es braucht einen Neustart in puncto Integrität. Es braucht einen Neustart in puncto Verlässlichkeit, dass eine Regierung ausschließlich im Interesse der Menschen in Öster­reich arbeitet. Es braucht auch einen Neustart in Sachen Vertrauen. Dafür braucht es schärfere Spielregeln, schärfere Gesetze. Es reicht nicht, einen Spieler auszutauschen, man muss das Spiel ändern und die Spielregeln ändern.

Wir als NEOS reichen einmal mehr die Hand und wollen mit Ihnen gemeinsam kon­struktiv voranschreiten und Ihnen ein Angebot machen. Zeigen wir gemeinsam den Men­schen, dass wir es verstanden haben, dass wir nicht so sind, dass vor allem auch Sie nicht so sind, denn wir sind eh nicht so. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) Schreiten wir voran, beschließen wir gemeinsam schärfere Regeln in Bezug auf Medientransparenz und machen wir Schluss mit der Inseratenkorruption! Das ist möglich (Abg. Ottenschläger: Fangen wir mal in Wien an!), dazu braucht es bessere Gesetze. Wir bringen heute dazu einen Entschließungsantrag ein, und ich lade Sie ein, machen wir da gemeinsam den Schulterschluss, um konstruktiv für Österreich, für die Menschen in Österreich zu arbeiten.

Ich sage Ihnen etwas: Ja, Österreich hat Besseres verdient!, aber vor allem eines: Heben wir unserem Land die Flügel! – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

11.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Linhart. Ich darf ihm das Wort erteilen.


11.29.19

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael Linhart: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Liebe Kolle­ginnen und Kollegen der Bundesregierung! Werte Abgeordnete des Hohen Hauses! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Es ist mir eine große Freude und herzlichen Dank, dass ich heute die Möglichkeit habe, mich im Zuge der Debatte zur Regierungs­erklärung an Sie alle zu wenden.

Als Diplomaten sind wir es ja gewohnt, dass wir uns international, in der Welt, aber auch in Österreich für unser Land, für Österreich, einsetzen, und als ich vorgestern Abend den Anruf bekommen habe, habe ich auch nicht lange überlegt, denn ich sehe das als Chance, dass ich mich für unser Land und für unser Österreich einsetze. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Es ist mir eine Ehre, zum ersten Mal in meiner Funktion als Außenminister im Hohen Haus zu sprechen. Ich trete dieses Amt mit großem Respekt an. Ich werde mich dabei von jenen Werten leiten lassen, die mich auch in den vergangenen Jahren im diplo­matischen Dienst begleitet haben: Dialog und Verbindlichkeit bei klarer inhaltlicher Po­sition im Einsatz für unser Land.


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Einleitend darf ich Ihnen versichern: Österreichs Diplomatie steht nie still, und die Arbeit geht nahtlos weiter, denn auch die außenpolitischen Krisen und Konfliktherde legen keine Atempause ein: Afghanistan entwickelt sich zu einem sicherheitspolitischen schwarzen Loch, das die gesamte Region destabilisieren könnte. In Syrien und im Jemen herrscht die Sprache der Gewalt anstelle des Dialogs. Das Wiener Atom­abkom­men mit dem Iran hängt an einem seidenen Faden. In Belarus, Myanmar und Nicaragua wird den demokratischen Kräften die Luft zum Atmen genommen. Die Grausamkeiten des islamistischen Terrorismus blicken uns auch aus immer mehr afrikanischen Staaten entgegen, von Mali über Somalia bis nach Mosambik.

In wenigen Tagen werde ich zum ersten Mal nach Luxemburg reisen – nächste Woche Montag –, um mich mit meinen EU-Amtskolleginnen und -Amtskollegen zu diesen und weiteren Brandherden zu beraten. Zuvor werde ich mich aber schon auf die erste Auslandsreise als Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten begeben: noch diese Woche nach Sarajevo und damit in die Region des Westbalkans, zu unseren Nachbarn, Freunden und hoffentlich in absehbarer Zeit auch Verbündeten innerhalb der Europäischen Union. Die enge Abstimmung mit den EU-Partnern steht für mich als überzeugter Europäer im Zentrum.

Wir brauchen eine starke EU, eine Wertegemeinschaft, einen Champion für eine auf Regeln basierende Weltordnung, in der die Herrschaft des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren gilt, denn nur in enger Partnerschaft mit unseren europäischen und inter­nationalen Verbündeten können wir die Herausforderungen von heute und morgen be­wältigen: die globale Covid-19-Krise und ihre sozialen und wirtschaftlichen Folgen, die Chancen und Risiken, die der Einsatz neuer Technologien mit sich bringt, und den Klima­wandel als die entscheidende Aufgabe heutiger und künftiger Generationen. Genau aus diesem Grund ist es mir auch ein persönliches Anliegen, die erfolgreiche Zusammen­arbeit im Format der Slavkov-Staaten und der Central Five, also Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, fortzusetzen. Ich freue mich darauf, noch in diesem Monat meine C5-Kolleginnen und -Kollegen nach Wien einzuladen.

Ich versichere Ihnen, dass wir weiterhin unsere Stimme für friedliche Lösungen von Kon­flikten am Verhandlungstisch erheben werden, für die Menschenrechte und Grundfrei­heiten, die für mich ein universelles Gut darstellen, gegen jegliche Form des Antisemitis­mus, für eine starke transatlantische Partnerschaft, die es erlaubt, unser Lebensmodell gegen autoritäre Gegenentwürfe zu verteidigen, und für unsere offene, pluralistische und demokratische Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass dieser Wertekatalog Grundstein unserer Stabilität und unseres Wohlstands ist und dass unser diplomatischer Einsatz dafür ein Mehr an Sicherheit für die Österreicherinnen und Österreicher bringt.

Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr auf die große Herausforderung, die vor mir liegt, und ich möchte mich an dieser Stelle auch für das Vertrauen, das Sie alle in mich setzen, ganz herzlich bedanken, insbesondere aber bei dir, Herr Bundeskanzler, lieber Alexander, und auch beim gestern einstimmig gewählten Klubobmann Sebastian Kurz. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Als Teil des ÖVP-Regierungsteams freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Bundesregierung sowie mit dem Hohen Haus, mit Ihnen, liebe Damen und Herren Abgeordnete. Vor uns liegt eine spannende und in­tensive Zeit, in der es gilt, gemeinsam bestmöglich für die Österreicherinnen und Öster­reicher im In- und im Ausland zu arbeiten. (Ruf: Der sitzt ja auf einem ÖVP-Ticket, logisch! – Abg. Meinl-Reisinger: Ihr solltet die Redenschreiber austauschen! Heiter­keit bei den NEOS.) – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie der Abg. Fürst.)

11.35



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 62

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lopatka. – Bitte.


11.35.20

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Werte Regierungsmitglieder! Schon wohltuend, die Worte des Außenministers nach einem Kickl und einer Meinl-Reisinger, das kann ich Ihnen nur sagen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Das war ein guter ...!) Das macht den Unterschied zwischen einem vermeintlichen und einem wirklichen Staats­mann aus. (Beifall bei der ÖVP. Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wir diskutieren heute eine Regierungsumbildung inmitten der Legislaturperiode, zwei­felsohne etwas Unerwartetes. Nur, auch da hat die Staatsspitze gezeigt, wie schnell gehandelt werden kann, im Interesse der Republik die erfolgreiche Arbeit nahtlos fort­gesetzt werden kann.

Meine Damen und Herren, was Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen, ist das Wahl­ergebnis, das vor zwei Jahren eindeutig gezeigt hat, dass auf der einen Seite wir hier mit dem Vertrauen für 71 Mandatare (Ruf bei der FPÖ: Familie? Abg. Kassegger: Türkise Familie!) ausgestattet worden sind, während Sie, Kollege Kassegger, 30 und gemeinsam mit den 40 der SPÖ 70 Mandatare haben. Sie wollten dieses Ergebnis letztes Wochenende auf den Kopf stellen. Ihre Freude kam zu früh (Zwischenruf des Abg. Amesbauer), Frau SPÖ-Vorsitzende Dr. Pamela Rendi-Wagner. Ich stehe als Bundeskanzlerin zur Verfügung, haben Sie auch heute wieder glücklos und farblos agierend erklärt. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ja, Sie haben sich sehr gefreut.

Das ist auch im Ausland bemerkt worden, meine Damen und Herren! (Ruf: Und, wei­ter? Ruf bei der SPÖ: Im Ausland? ... Deutschland ...!) Das ist auch in Deutschland bemerkt worden, in der meistgelesenen deutschen Zeitung, „Bild“. (Der Redner stellt eine Tafel mit dem Logo der „Bild“, der Schlagzeile „Lässt sich die SPÖ-Chefin von Rechtsextremen zur Ösi-Kanzlerin wählen?“ sowie einem Foto der Abg. Rendi-Wagner auf das Rednerpult. – Abg. Heinisch-Hosek: ... Regierungserklärung ...! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Amesbauer: Das hat der Kurz-Biograf geschrieben!)

Bei Kickl ist vom Vizekanzlertraum das Einstecktuch in der Brusttasche geblieben – das ist aber schon alles, was geblieben ist. Und bei Ihnen, Frau Dr. Rendi-Wagner, hat sich gezeigt, was ich ohnehin schon immer gewusst habe: Sie sind kein Franz Vranitzky, nicht einmal ein Werner Faymann, denn auch dieser hätte nie einen Pakt mit einer Kickl-FPÖ geschlossen. Nie! Er hätte das nie gemacht! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)

Ja, das sorgt für Rumoren in der SPÖ, und ich verstehe den sehr erfolgreichen burgen­ländischen Landeshauptmann Hans Doskozil, wenn er sagt, die SPÖ habe ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Jawohl, Hans Doskozil hat wieder einmal recht! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Die Entscheidung der Grünen, die heute von der SPÖ und von der FPÖ so kritisiert wird, bedeutet nicht mehr, als das Wählervotum von 2019 zu respektieren (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff), denn dass die mit Abstand stimmenstärkste Partei, stär­ker als die vermeintliche SPÖ-FPÖ-Koalition zusammen (die Abgeordneten Bösch und Kassegger: Das war einmal! Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), das Recht hat, einen Bundeskanzler vorzuschlagen, ist ja wohl demokratiepolitisch, glaube ich, sehr eindeutig, auch wenn Sie es nicht zur Kenntnis nehmen wollen! (Ruf: Schüssel? Zwischenruf bei der SPÖ.)

Mit Bundeskanzler Alexander - - (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Sie können sich wieder beruhigen. Der Wähler hat


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entschieden, und das werden Sie zur Kenntnis zu nehmen haben. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Der Wähler ...!) Auch in Zukunft werden Sie Wahlergebnisse zu respektieren haben, wie zuletzt in Oberösterreich. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Mit Alexander Schallenberg und Michael Linhart sind nun zwei ausgewiesene Profis in ganz wichtigen Staatsfunktionen. Sie haben bisher für unsere Heimat, für Österreich vor allem im Ausland gearbeitet und haben nun hier in Wien, im Inland in einer schwierigen Zeit ganz, ganz große Herausforderungen vor sich.

Es ist aber gut, dass unabhängige Medien – sie sind heute schon angesprochen wor­den – das eigentlich sehr klar beurteilen, ob das „Der Standard“ ist, der meint, ein Profi folge einem anderen Profi (Zwischenruf der Abg. Krisper), oder die „Kleine Zeitung“, die heute schreibt, mit Michael Linhart übernehme ein erfahrener Profi – wieder dieses Wort – das Außenamt. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) – Ja, er kann sofort mit der Arbeit beginnen, er ist morgen schon unterwegs. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Der Herr Bundespräsident, der da eine wichtige Rolle hat, konnte sogar auf das Vieraugengespräch verzichten, weil er – jetzt zitiere ich eine andere Tageszeitung, „Die Presse“ (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) –, einen fachlich hoch qualifizierten Karriere­diplomaten als Außenminister angeloben konnte. Ja, das ist es, was wir heute hier präsentieren: Profis in einer herausfordernden Zeit mit riesigen Aufgaben, die auf sie zukommen.

Wir als Parlamentarier wissen aus der Zeit, als Michael Linhart die ADA, die entwick­lungspolitische Agentur des Außenamtes, geleitet hat, wie eng und wie gerne er mit dem Parlament zusammenarbeitet. Er hat das auch gemacht, als er als Botschafter in Paris war. Ende Oktober – und dafür bedanke ich mich – werden alle Fraktionen dabei sein, wenn wir mit dem Europaausschuss der Assemblée nationale mit Jugendlichen aus allen sechs Westbalkanstaaten zusammensitzen werden, um über unsere gemeinsame Zu­kunft – das ist Europa; Schallenberg und Linhart sind ausgewiesene Europäer – zu diskutieren. Unser Botschafter Michael Linhart war sehr hilfreich, als wir das auf die Beine gestellt haben. (Abg. Martin Graf: Warum bist du übergangen worden?) – Ja, Kollege Graf. (Heiterkeit bei der FPÖ.)

Zupackend, umsichtig, souverän, stabil und karrierefit: Diese Eigenschaften sind Michael Linhart heute von anderer Seite zugewiesen worden, und dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Worum ich Sie aber ersuche, ist, dass Sie mit Ihren Vorverurteilungen aufhören – das sage ich Ihnen schon. (Abg. Hauser: Wie ist das mit der Beinschab?) Wir unterstützen aus vollster Überzeugung unseren neuen Bundeskanzler Alexander Schallenberg und genauso unseren Außenminister Michael Linhart. Es würde auch den anderen Frak­tionen gut anstehen, bevor sie ihre Misstrauensanträge einbringen: Lassen Sie sie doch wenigstens einige Monate arbeiten! Das, was Sie heute hier machen, richtet sich nicht gegen die Bundesregierung, sondern das richtet sich voll gegen Sie selbst – das sage ich Ihnen (Beifall bei der ÖVP – Zwischenruf des Abg. Leichtfried) –, auch gegen Sie, Kollege Leichtfried!

Heute hier, wo sich alle einig sind, dass da Profis ans Werk gehen, lassen Sie sie nicht einmal einen Tag arbeiten (Abg. Michael Hammer: Bei der Opposition gibt’s keine Profis!), schon kommen Sie mit einem Misstrauensantrag. – Kollege Kickl, das ist genau­so irre wie Ihre Coronapolitik! (Beifall bei der ÖVP.) So gesehen haben Sie eine klare Linie.

Wir jedenfalls freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Bundeskanzler Alexander Schallenberg und unserem neuen Außenminister Michael Linhart. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Lausch.)

11.43



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 64

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Leichtfried. – Bitte, Herr Abgeordneter.


11.43.50

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren von der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Welch beeindrucken­des Schauspiel wir gerade erlebt haben: Die, die einen Strache zum Vizekanzler und einen Kickl zum Innenminister gemacht haben, machen sich jetzt wichtig. Das ist Fort­setzung der Showpolitik à la ÖVP. – Danke, Kollege Lopatka! (Beifall bei der SPÖ.)

Auch der Herr Bundeskanzler hat es jetzt vorgezogen, diese Nationalratssitzung zu ver­las­sen. Ich möchte ihm trotzdem eines mitgeben, nämlich § 18 Abs. 1 unserer Geschäfts­ordnung, wenn wir von Rechtsstaat und Respekt vor dem Gesetz reden, Herr Bun­deskanzler. Darin ist geregelt, dass die Mitglieder der Bundesregierung hier in diesem Haus als Gäste auftreten können, und das heißt: Es ist nicht Ihre Aufgabe und Ihre Angelegenheit, dem Parlament auszurichten, welche Anträge es stellt, wann es sie stellt und wie es sie stellt. Das geht nur das Parlament etwas an, Herr Schallenberg, merken Sie sich das! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich hätte aber eine Frage – ich mache es einmal anders – an die hier verbliebenen rest­lichen türkisen Ministerinnen und Minister: Was tun Sie eigentlich hier? Was tun Sie hier? (Zwischenruf des Abg. Hörl. – Ruf bei der SPÖ: ... unterschrieben!) Darf ich Ihnen etwas zeigen? (Der Redner hält eine Tafel in die Höhe, auf der unter einem Text mit den Überschriften „Die neue Volkspartei“ und „Gemeinsame Erklärung der ÖVP-Regierungs­mitglieder“ die Namen der Regierungsmitglieder und des Staatssekretärs der ÖVP mit deren Unterschriften zu sehen sind.) Sie haben unterschrieben – ich lese Ihnen das vor –: „Eine ÖVP-Beteiligung in dieser Bundesregierung wird es ausschließlich mit Sebastian Kurz [...] geben“, unterschrieben von Gernot Blümel, Heinz Faßmann, Martin Kocher, Elisabeth Köstinger und noch einigen anderen. Was tun Sie hier? Sagen Sie mir das bitte! Was machen Sie hier? (Beifall bei SPÖ und FPÖ sowie der Abgeordneten Brandstötter und Loacker.)

Es gibt drei Möglichkeiten, die mir jetzt auf die Schnelle einfallen. (Abg. Lopatka: Es gibt mehr!) – Nehmen wir einmal drei: Entweder Sie brechen bewusst Ihr Wort, das Sie den Österreicherinnen und Österreichern gegeben haben – das ist die erste Variante. Die zweite ist: Sie haben ein Gedächtnis wie Herr Blümel (Heiterkeit bei SPÖ und FPÖ) – das ist natürlich auch möglich. Die dritte Variante – die könnte die wahrscheinlichere sein –: Sie glauben auch nicht, dass Herr Schallenberg Bundeskanzler ist, sondern Sie glauben immer noch, dass Herr Kurz das Sagen hat. Und das ist wahrscheinlich die Wahrheit, geschätzte Damen und Herren, und deshalb sitzen Sie hier! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.) Es ist also eine merkwürdige Situation. Wenn Sie wenigstens jetzt aufgestanden wären, als ich Sie darauf aufmerksam gemacht habe – aber gut, das nehmen wir zur Kenntnis.

Wir können einmal resümieren, warum wir heute eigentlich hier sind – jetzt wird es schon ernster als diese Gaukeleien mit Unterschriften (neuerlich die Tafel in die Höhe hal­tend) –: weil gegen Herrn Kurz und sein engstes Umfeld strafrechtlich ermittelt wird, weil Hausdurchsuchungen stattgefunden haben, sogar eine Hausdurchsuchung im Bundes­kanzleramt – zum ersten Mal in dieser Zweiten Republik eine Hausdurchsuchung im Bundeskanzleramt! –, und weil es jetzt schon eine erste Verhaftung gegeben hat. Dieser Verhaftung – davon können Sie ausgehen – werden weitere Verhaftungen folgen. Ich sage Ihnen eines: Das ist zum Schämen! Das ist aber nicht für die Politik, wie das viel­leicht der Bundespräsident gesagt hat, zum Schämen, sondern das ist für die ÖVP und ausschließlich für die ÖVP zum Schämen. Das muss man auch einmal ganz klar sagen!


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(Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Schmiedlechner, Brandstötter und Loacker.)

Zur Erinnerung: Es wird wegen Bestechlichkeit, Bestechung und Untreue ermittelt. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat ja aufgedeckt, dass es ein System von Korruption, Machtmissbrauch, Drohungen gegen Kritikerinnen und Kritiker, Angriffen auf die Justiz und Missbrauch von Steuergeldern gegeben hat. Dem neuen Klubobmann der ÖVP, der jetzt zwar Klubobmann, aber kein Abgeordneter ist – was ein interessanter Moment ist, aber das müsst ihr wissen –, drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Der Ruf Österreichs ist Ihnen egal, der ist Ihnen vollkommen egal, den haben Sie massiv geschädigt. In ganz Europa kommen diese Chatverläufe vor und werden gelesen. Das zeigt, welche Charaktereigenschaften man als Klubobmann in der ÖVP anscheinend noch haben kann. Wissen Sie aber, was das Ärgste ist? – Außer dem Bundes­prä­sidenten, der wahrscheinlich wahrlich nichts dafürkann, hat sich überhaupt niemand von Ihnen und schon gar nicht Herr Kurz für all das entschuldigt, und das ist wirklich zum Schämen, geschätzte Damen und Herren. Das ist charakterlos! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Amesbauer und Hauser.)

Ich hätte mir vom neuen Bundeskanzler auch gewünscht und erwartet, dass er sich vom System Kurz klar distanziert. (Bundeskanzler Schallenberg betritt den Saal.) – Herr Bundeskanzler, jetzt sind Sie wieder da, das ist gut so. Ich hätte mir erwartet, dass Sie sich klar vom System Kurz distanzieren. Das hätte ich mir erwartet und das wäre ange­bracht gewesen. Ich hätte mir erwartet, dass Sie in Ihrer Rede nicht einen Schutzschirm um Herrn Kurz und seine Getreuen spannen, sondern sich für Aufklärung einsetzen – das hätte ich mir gewünscht. Ich hätte mir gewünscht, dass in Österreich in Zukunft wieder anständige und moralisch einwandfreie Politik gemacht wird – das hätte ich mir auch gewünscht.

Wissen Sie, was Sie im Gegensatz zu meinen Wünschen getan haben? – Sie haben sich zum Ersatzstrafverteidiger von Herrn Kurz hochstilisiert, und das ist nicht Ihre Auf­gabe als Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Schallenberg. Das ist inakzeptabel! (Beifall bei der SPÖ.)

Mit diesem System muss Schluss sein. Daher werden wir auch einen Antrag einbringen, Herr Präsident, den ich wie folgt darlegen darf:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Korrup­tion im Zentrum der Bundesregierung – dringende Maßnahmen, um weiteren Schaden von der Republik Österreich abzuhalten“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert,

dem Nationalrat innerhalb eines Monats einen Gesetzesentwurf für ein Antikorruptions­paket zuzuleiten, welcher sich an den Forderungen des Rechtsstaats & Anti-Korrup­tionsvolksbegehrens orientiert,

die dem System ‚Kurz‘ zugehörigen – strafrechtlich beschuldigten – Mitarbeiter, bis zum Abschluss der jeweiligen Strafverfahren vorläufig vom Dienst zu suspendieren bzw. ihr Dienstverhältnis sonst ruhend zu stellen, um weiteren Schaden von der Republik Öster­reich abzuhalten,


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den ebenfalls als Beschuldigten geführten Strategieberater des Bundeskanzlers, Dr. Stefan Steiner, der nach Medienberichten lediglich in einem Auftragsverhältnis zur Österreichi­schen Volkspartei steht [...]“ – aber im Bundeskanzleramt aus und ein geht –, „ab sofort von allen Regierungsangelegenheiten auszuschließen,

die Finanzprokuratur zu beauftragen, die Republik im Zusammenhang mit Schein­rech­nungen für vorgetäuschte Leistungen schadlos zu halten, sowie

die Justiz in ihrer Arbeit nicht zu behindern“ und die Angriffe der Regierungsver­tre­terInnen auf die Justiz einzustellen.

*****

Ich gebe Ihnen heute einen letzten Ratschlag: Lösen Sie sich vom System Kurz oder Sie werden zu Recht mit dem System Kurz untergehen! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Martin Graf: Der Kurz war schon beim Kaiser und hat sich gefragt ...!)

11.51

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried

Genossinnen und Genossen

betreffend Korruption im Zentrum der Bundesregierung - dringende Maßnahmen, um weiteren Schaden von der Republik Österreich abzuhalten

eingebracht im Zuge der Debatte: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vize­kanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundeskanzlers und der Ernennung des Bundesministers für euro­päische und internationale Angelegenheiten

Die Ereignisse und Enthüllungen der vergangenen Tage, die Ergebnisse des Ibiza-Untersuchungsausschusses und die öffentlich bekannten Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft lassen nur einen Schluss zu: Unter Sebastian Kurz hielt ein System Einzug in die Institutionen unserer Republik, das parteipolitische Interessen über jene unserer Republik und ihrer EinwohnerInnen stellt und das den moralischen Anforde­run­gen an hohe Regierungsämter nicht einmal annähernd entspricht.

Mittlerweile werden mit Sebastian Kurz und Gernot Blümel zwei Mitglieder der Bundes­regierung von der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Begehung (mehrerer) strafbarer Handlungen als Beschuldigte geführt. Ebenfalls als Beschuldigte werden meh­rere der engsten Vertrauten von Sebastian Kurz, wie dessen Kabinettschef, Mag. Bern­hard Bonelli,  sowie der Medienbeauftragte des Bundeskanzleramts, Mag. Gerald Fleischmann, sowie sein Pressesprecher, Johannes Frischmann, geführt. Mag. Fleischmann und Johannes Frischmann genießen laut Medienberichten Urlaub, über disziplinäre oder arbeitsrechtliche Schritte ist nichts bekannt. Die drohenden Strafen reichen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.

Es zeigt sich, dass trotz der Zurücklegung seines Amtes jenes System, das Sebastian Kurz geschaffen hat, weiter existiert und auch in Zukunft durch dieses System ein Schaden für unsere Republik droht. Die bisherigen Enthüllungen dürften nur die Spitze eines noch viel größeren Eisbergs sein.

In der Unterstützungsphase befindet sich gegenwärtig das „Rechtsstaat & Anti-Korrup­tions­volksbegehren“, welches wertvolle und dringend umzusetzende Forderungen beinhaltet,


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um korrupte Handlungen insbesondere im Bereich der Politik bereits im Vorfeld zu ver­hindern und in diesem Sinne ebenfalls Schaden von der Republik Österreich abzuhalten.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

Entschließung:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert,

dem Nationalrat innerhalb eines Monats einen Gesetzesentwurf für ein Antikorruptions­paket zuzuleiten, welcher sich an den Forderungen des Rechtsstaats & Anti-Korruptions­volksbegehrens orientiert,

die dem System „Kurz“ zugehörigen - strafrechtlich beschuldigten - Mitarbeiter, bis zum Abschluss der jeweiligen Strafverfahren vorläufig vom Dienst zu suspendieren bzw. ihr Dienstverhältnis sonst ruhend zu stellen, um weiteren Schaden von der Republik Österreich abzuhalten,

den ebenfalls als Beschuldigten geführten Strategieberater des Bundeskanzlers, Dr. Stefan Steiner, der nach Medienberichten lediglich in einem Auftragsverhältnis zur Ös­terreichischen Volkspartei steht, aber permanent zugezogen wird, ab sofort von allen Regierungsangelegenheiten auszuschließen,

die Finanzprokuratur zu beauftragen, die Republik im Zusammenhang mit Schein­rech­nungen für vorgetäuschte Leistungen schadlos zu halten, sowie

die Justiz in ihrer Arbeit nicht zu behindern, insbesondere Pressekonferenzen seitens Regierungsvertreter mit Angriffen auf die Justiz zu unterlassen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht, aus­reichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Dziedzic. – Bitte.


11.51.52

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­deskanzler! Herr Vizekanzler! Herr Außenminister! Werte Regierungsmitglieder! Werte Kollegen und Kolleginnen! Über eines bin ich froh: dass ich heute keinem Misstrau­ensantrag gegen einen Kanzler zustimmen werde, sondern gleich zwei Diplomaten zum neuen Amt gratulieren kann, denn ja, da sind wir uns einig, die österreichische Innen­politik kann jetzt ein wenig Diplomatie gebrauchen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischen­ruf bei der SPÖ.)

Als außenpolitische Sprecherin ist es mir wichtig, dass sich Österreich nicht von der weltpolitischen Bühne verabschiedet und in unserem gemeinsamen Europa zur Isolation neigt. Außen- und Europapolitik werden mit dir, Herr Bundeskanzler, in Österreich an Bedeutung gewinnen. Da bin ich mir sicher, und das ist gut so. (Beifall bei den Grünen.)

Sie, Herr Außenminister, werden maßgeblich mitbestimmen, welche Rolle wir innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft einnehmen werden, und Sie werden diese Rolle, wie ich annehme, mit Ihrer Erfahrung und mit Weitsicht gut ausfüllen. Sie beide


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werden die Aufgabe haben, die Reputation Österreichs nach dem internationalen Auf­sehen der letzten Tage zu verbessern. Dafür wünsche ich Ihnen beiden viel Kraft, die werden Sie brauchen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Haubner und Gabriela Schwarz.)

Wieso es gut ist, dass das Budget noch beschlossen wird: Die Mittel für Äußeres werden um 10,5 Millionen Euro oder 1,9 Prozent auf 560,4 Millionen Euro erhöht. Als unseren gemeinsamen Erfolg werte ich auch die Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds um 2,5 Millionen Euro oder die Vervierfachung des freiwilligen Kernbeitrags für die UNHCR-Flüchtlingshilfe von 0,5 Millionen Euro auf 2,2 Millionen Euro.

Diese viele Arbeit, die daraus folgt, aber auch die Diplomatie, die wir alle heute bemühen, soll den klaren Blick auf das Wesentliche aber nicht verschleiern. Die Fakten, werte Kollegen und Kolleginnen, liegen nämlich auf dem Tisch, und ja, sie sprechen eine klare Sprache: Falschaussagen und Fakenews, Steuergeld für Schlagzeilen, frisierte Umfra­gen auf Staatskosten. Es geht dabei um Straftaten, die nach dem österreichischen Straf­gesetzbuch als Verbrechen bestraft werden. Wegen solcher Straftaten wurden einem früher die bürgerlichen Ehrenrechte, also das Wahlrecht und die Wählbarkeit, entzogen und das nicht von ungefähr. (Abg. Belakowitsch: ... Klubobmann!) Die Manipulation der öffentlichen Meinung stellt nämlich eine Gefährdung des öffentlichen Diskurses dar.

Deshalb können wir natürlich nicht zur Tagesordnung übergehen. Was uns da nämlich – abseits der rechtlichen Komponente – vorliegt, ist tatsächlich eine moralische Bankrott­erklärung, und ich gestehe, dass ich gegenüber der nun erzielten Lösung des Sessel­rückens skeptisch bleibe. Ja, ich verstehe die Bedenken der Bevölkerung, der Oppo­sition und auch der politischen BeobachterInnen, aber bekanntlich trifft der kluge Prophet seine Vorhersagen immer erst im Nachhinein. Sicher ist, dass es die vom Bundes­prä­sidenten erwähnten Argusaugen brauchen wird, denn eines muss uns allen klar sein: Im sogenannten House of Kurz ist Kevin nicht allein zu Haus (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), und natürlich agiert da niemand voneinander getrennt, das hat ein Netz­werk so an sich.

Dass die Volkspartei jetzt einen Klärungsprozess braucht, weiß sie selbst. Auslieferung, Aufklärung, Antikorruptionsmaßnahmen sind ein Muss, und alle Ämter bis zur Aufklärung niederzulegen wäre aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit. Das viel zitierte Vertrauen der Bevölkerung ist nämlich genug erschüttert, deshalb darf es jetzt keine Verharmlosung geben. Im Gegenteil: Wir müssen alles sichtbar machen, wir müssen alles aufklären, denn bekanntlich stirbt die Demokratie im Dunkeln. Ich nehme aber auch an, dass Sie, Herr Bundeskanzler, kein Interesse daran haben, vom Schallen- zum Schattenberg zu werden. Diese Bedenken können aber nur Sie selber durch konkretes Handeln aus dem Weg räumen.

So wie ich in diesem Moment im Interesse des Landes und seiner Bevölkerung meine Bedenken hintanstelle, so appelliere ich an alle hier im Hohen Haus, Ihre Arbeit der Demokratie und dem Rechtsstaat unterzuordnen! Es steht schlicht zu viel auf dem Spiel. Die Frage, die sich jetzt für viele stellt, ist, mit wem hier eigentlich noch ein demokra­tischer Staat zu machen ist, und deshalb ist es das Mindeste, dass die Staats­anwalt­schaft unabhängig von politischer Einflussnahme arbeiten kann und die Vorwürfe aufge­klärt werden.

Man wünscht sich noch ein Letztes im Interesse dieser Demokratie hinsichtlich Rechts­staat und Pressefreiheit: dass diese Vorwürfe nicht zutreffen. Ob aber an den Vorwürfen nichts dran ist, kann allein und wird allein die Justiz klären, und das, meine Herren und meine Damen, müssen wir hier im Hohen Haus garantieren und das, verehrter Bundes­kanzler, müssen Sie garantieren. Gerade bei Ihnen, als Kenner von Staaten, denen die


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Demokratie abhandengekommen ist, gehe ich davon aus, dass Sie als aufrechter Demokrat diesen Weg gehen werden.

Wir, das Parlament, sind und bleiben das Korrektiv, wir alle sind verantwortlich für die Kurskorrektur, die es jetzt braucht. Um es biblisch zu sagen: Aufrichtigkeit ist eine Ge­sinnung, die sich nur in Worten und Taten zeigen lässt. In diesem Sinne: Wir werden hier alle an unseren Taten gemessen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

11.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kassegger. – Bitte.


11.58.58

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Ministerinnen und Minister! Werte Kollegen! Herr Bun­deskanzler! Jetzt hätte ich fast: Sehr geehrter Herr Außenminister!, gesagt, denn wir kennen uns ja schon länger. Als Außenminister sind Sie für mich als außenpolitischer Sprecher meiner Fraktion zuständig gewesen. Sie haben jetzt ein neues Amt übernom­men, nämlich jenes des Bundeskanzlers.

Wir haben heute schon viel über Treue, über bedingungslose Treue gehört. Kollegin Rendi-Wagner hat auch erwähnt, dass man, wenn man es übertreibt, bei der blinden Treue sei, und dann ist es wenig verantwortungsvoll, solche Ämter zu übernehmen. Sie sind natürlich ein begnadeter außenpolitischer Geigenspieler – Sie spielen perfekt Geige, um das einmal anhand eines bildlichen Vergleichs zu erwähnen –, aber das, was Sie spielen, die Stücke, die Sie spielen, gefallen mir und den Freiheitlichen teilweise nicht. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Jetzt wechseln Sie in das Dirigentenamt. Die Frage ist: Sind Sie auch in der Lage, dieses Orchester zu dirigieren? Oder die noch viel spannendere Frage: Sind Sie überhaupt der Dirigent, oder gibt es da jemanden – oder mehrere –, der Sie dirigiert? Nach Ihren ersten Stellungnahmen gestern und heute muss man den Eindruck gewinnen, dass es doch ein System dahinter gibt, das türkise System, das Sie dirigiert, und dass Sie nicht der Dirigent sind. Das ist natürlich traurig. Jeder, der nach diesem Skandal erwartet hat, dass sich vom Zugang her, vom System her irgendetwas ändert, dass das türkise System in sich geht und einmal nachdenkt: Haben wir vielleicht doch etwas falsch gemacht, sollen wir nicht doch den Platz freigeben?, wurde enttäuscht.

Sie erwähnen immer die Wahlerfolge: Die Bürger haben uns gewählt! – Das stimmt schon, aber Sie sollten auch erwähnen, und das kommt ja jetzt immer mehr ans Tages­licht, wie Sie zu diesen Wahlerfolgen gekommen sind, und sich die Frage stellen, ob das alles lauter war. Da spreche ich gar nicht von den massiven Wahlkampfkosten­über­schreitungen. Jetzt sagt man einfach: Na ja, das ist ein Kavaliersdelikt! – Nein, ist es nicht! Das ist ja total unfair den anderen gegenüber. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Jetzt kommt ans Tageslicht, wie Sie Umfragen fälschen und so weiter und so fort. Ich möchte da dem allfälligen Strafverfahren gar nicht zu weit vorgreifen, aber da muss man sich schon die Frage des neuen Stils, der jetzt ans Tageslicht kommt, stellen. Jeder, der einen Stilwechsel erwartet hat, muss bitter enttäuscht sein. Es wird sich gar nichts ändern, das türkise System wird weitertun und wird versuchen, damit durchzukommen.

Jetzt gibt es einen neuen Außenminister, Ihren Nachfolger, auch ein Karrierediplomat mit einer exzellenten diplomatischen Karriere, also durchaus ein Fachmann, der aber Außenpolitik, das haben Sie, der neue Bundeskanzler, schon gesagt – da werden wir unseren Weg weiter fortsetzen! –, so wie bisher, ohne irgendwelche Änderungen, betrei­ben will.


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Da sind wir schon beim Thema Außenpolitik: Das wollen wir Freiheitliche nicht, dass Sie den Weg unverändert fortsetzen, so wie bisher. Wir wollen nicht, dass Sie Dinge in Brüssel beschließen und dann in Österreich genau das Gegenteil davon kommunizieren, was in den letzten Jahren unter der Führung des Altkanzlers, aber auch unter Ihnen als Außenminister gemacht wurde. Sie stimmen in Brüssel der Aufnahme von Schulden in Milliardenhöhe zu, in Österreich erzählen Sie dann, Sie sind gegen eine Schuldenunion. Sie stimmen in Brüssel Migrationspakten zu, in Österreich erzählen Sie dann: Wir werden unsere Grenzen schützen und alles tun, um die europäischen Grenzen zu schützen.

Diese Divergenz zwischen dem, was Sie in Brüssel machen und hier den Österreiche­rinnen und Österreichern erzählen, ist, wenn Sie so weitermachen, nicht unbedingt glaubwürdig. Ich glaube, Sie und der türkise Sektor generell haben nicht nur in der Außenpolitik, sondern auch in vielen anderen Fragen – auch in der Steuer- und Wirt­schaftspolitik und in der Migrationspolitik – ein grundsätzliches Glaubwürdigkeits­prob­lem.

Sie haben natürlich auch ein persönliches Glaubwürdigkeitsproblem – Kollege Leichtfried hat ja die Tafel schon hochgehalten –, und da spreche ich alle Minister an, die hier sitzen: Sie schwören vor zwei Tagen hoch und heilig, nur dann Minister bleiben zu wollen, wenn Sebastian Kurz Bundeskanzler ist – Herr Bundeskanzler Schallenberg schaut jetzt nicht aus wie Sebastian Kurz –, der ist es dann nicht mehr und Sie sagen: Na, macht nichts, wir bleiben aber trotzdem!

Glauben Sie, dass die Menschen großes Vertrauen in Sie haben, wenn Sie derart agieren? Ich glaube das nicht. Also unser Vertrauen in Sie, und zwar in die gesamte Bundesregierung, ist zutiefst erschüttert, deswegen werden wir auch einen entsprechen­den Misstrauensantrag stellen. In Wahrheit wäre das Beste für das Land, wenn die gesamte Bundesregierung diesen Schritt zur Seite macht. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

12.04


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Haubner. – Bitte.


12.04.19

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungs­bank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, was erwarten sich die Österreicherinnen und Österreicher von uns? (Abg. Rauch: Dass der Kurz zurücktritt ...!) – Sie erwarten sich, dass wir arbeiten und etwas weiterbringen. (Beifall bei der ÖVP.)

Gerade nach der Pandemie haben es die Menschen nicht verdient, dass sich die Politik nur mit sich selbst beschäftigt. Deshalb hat Sebastian Kurz trotz unbewiesener Vorwürfe seine Verantwortung wahrgenommen und sein Amt als Bundeskanzler zurückgelegt. Wir haben damit den Weg freigemacht, damit diese Regierung ihre Arbeit für unser Land fortsetzen kann. Das ist nach den erlebten Coronawellen wichtiger denn je. (Abg. Deimek: Ich glaube, am Ende wird Staatssekretär Brunner übernehmen!)

Ich sage Ihnen auch ganz deutlich, meine Damen und Herren: Österreich braucht stabile Verhältnisse und kein Vierparteienexperiment. Alleine diese Vorstellung ist für mich gruselig. Wir haben uns entschieden, dass diese erfolgreiche Koalition weiterarbeiten soll und mit Alexander Schallenberg als neuem Bundeskanzler an der Regierungsspitze das Regierungsprogramm Punkt für Punkt abarbeiten und diese Zusammenarbeit auch entsprechend fortsetzen wird – für unser Land, für die Menschen, die in Österreich leben.

Meine Damen und Herren! Ich komme aus einer Familie, in der meine Eltern mich Wert­schätzung und Respekt gelehrt haben. Ich ersuche um diese Wertschätzung und diesen


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Respekt in diesem Hohen Haus unserem Bundeskanzler und dem neuen Außenminister gegenüber, denn sie sind seit gestern im Amt, und ich denke, sie haben sich Wertschät­zung und Respekt für diese schweren Aufgaben, die sie in dieser Zeit übernehmen, verdient. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Jakob Schwarz.)

Bundeskanzler Schallenberg, ein herzliches Willkommen im Hohen Haus! Ein Danke­schön an ihn, dass er in diesen schwierigen Zeiten das Kommando übernimmt und dieser Bundesregierung die notwendige Stabilität gibt! So können wir die Arbeit für unser Land entsprechend fortsetzen. Bundeskanzler Schallenberg genießt ein hohes Ver­trauen, er hat die notwendige Erfahrung, und er hat auch das notwendige politische Gespür, um den erfolgreichen Weg dieser Bundesregierung fortführen zu können.

Gleichzeitig begrüße ich auch den Herrn Außenminister recht herzlich im Hohen Haus. Man kann sagen, er ist Diplomat und Außenpolitiker vom Scheitel bis zur Sohle, und er ist die erste Wahl, um die Interessen unseres Landes im internationalen Konzert bestens vertreten zu können. – Danke dafür, wir freuen uns auf die Zusammenarbeit! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Jakob Schwarz.)

Meine Damen und Herren, Sie sehen also, wir haben im Sinne Österreichs gehandelt. Was haben Sie von der Opposition gemacht, meine Damen und Herren? Sie von der Opposition haben Ihre parteitaktischen Spielchen gespielt, um an die Macht zu kommen (Abg. Deimek: Das ist der Unterschied zur ÖVP: Die spielt das die ganze Zeit! – Abg. Hauser: Ihr habt noch nichts zur Verhaftung von Beinschab gesagt!), mit einem Vierpar­teienexperiment mit Pamela Rendi-Wagner und Herbert Kickl an der Spitze und einem einzigen Programmpunkt, und dieser einzige Programmpunkt dieser Vierparteienallianz lautet: Kurz muss weg! (Abg. Belakowitsch: Er ist eh schon weg! Oder ist er noch da? – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Das ist für ein Programm in einer Demokratie eigent­lich eine einzige Bankrotterklärung, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wurden Gott sei Dank vor dieser unheiligen Allianz bewahrt, denn das wollte nie­mand in Österreich – außer Frau Rendi-Wagner und Herr Kickl. Ich möchte schon sagen, die SPÖ-Linie ist ja mehr als verwunderlich, weil das eigentlich keine Linie ist, sondern ein respektabler Schleuderkurs. Ein aufrechter Parteibeschluss, nicht mit der FPÖ zu kooperieren, wird von der Parteivorsitzenden einfach über den Haufen geworfen, um an die Macht zu kommen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Meine Damen und Herren, Verantwortung zu übernehmen sieht anders aus. Den SMS-Verkehr Ihrer Parteifreunde von der Basis möchte ich gerne sehen. (Abg. Steger: Euren sieht man die ganze Zeit! – Abg. Loacker: ... greift sich schon auf den Kopf!)

Was sicher kein Beitrag zur Stabilität ist, ist das System des gegenseitigen Anzeigens, des anonymen Anzeigens und des Verleumdens. (Abg. Hauser: Besser Inserate von Finanzministern bezahlen lassen! – Zwischenruf des Abg. Deimek.) Das kann doch nicht unser politisches Handwerkzeug sein. Dieses System des politischen Wettbewerbs der Verleumdung und der Vorverurteilung lehne ich aufgrund meines Politikver­ständ­nisses aus tiefer Überzeugung ab, meine Damen und Herren!

Sie können sicher sein, dass wir einen Beitrag dazu leisten, dass die Vorwürfe möglichst rasch aufgeklärt werden. Ich erwarte mir von den Behörden aufgrund der Brisanz ein rasches Vorgehen. Meine Damen und Herren, darum arbeiten wir für Österreich, denn dafür wurden wir gewählt. Ich kann Ihnen sagen, wir haben in den letzten Jahren viel weitergebracht. Alleine Wifo und IHS haben es gezeigt: Die Prognosen in Österreich stehen mit 4,4 Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf Aufwind. (Abg. Hauser: Waren die Prognosen gekauft, oder ...?) Die Erholung der Wirtschaftsleistung nach dem Lockdown ist eine sehr kräftige gewesen, sagen uns die Experten, und wir spüren das täglich.


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Meine Damen und Herren! Wir wollen Stabilität und Wachstum in unserem Land, denn politische Stabilität bedeutet auch wirtschaftliche Stabilität und damit Sicherung der Arbeitsplätze, und genau das brauchen wir jetzt. Die zukunftsweisende ökologische Steuerreform, die so dringend notwendige Reform des Arbeitsmarktes, um die Men­schen in Beschäftigung zu bringen, den so wichtigen Kampf für den Klimaschutz und auch weiterhin den Kampf gegen die Pandemie, das wollen wir vorantreiben und auch entsprechend finalisieren.

Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen noch eines: Die ÖVP ist in den meisten Gemeinden und in fast allen Ländern in führender Verantwortung, und wir haben Tau­sende freiwillige engagierte Mitarbeiter (Zwischenruf des Abg. Deimek), wir haben Funktionäre, Bürgermeister und Abgeordnete. Diese unterstützen uns und sie tragen Verantwortung. Ich sage Ihnen von dieser Stelle aus auch Folgendes: Wir lassen uns unsere unterstützenden Mitglieder durch Ihre Anschüttungen nicht beleidigen und nicht verunglimpfen! Das haben sie alle nicht verdient, ganz im Gegenteil: Ihnen gebührt unser aufrichtiger Dank für ihre Arbeit und ihren Einsatz im Sinne unserer Gemeinschaft und unserer Gesellschaft – darum ein großes Dankeschön dafür! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich sage Ihnen noch einmal eines ganz deutlich zum Abschluss: Wir übernehmen gerne Verantwortung für unsere Heimat Österreich und werden uns auch weiterhin für die Menschen in unserem Land mit voller Kraft einsetzen. Nach vorne schauen und mit aller Kraft für die Menschen arbeiten – das sind auch die Oppositionsparteien ihren Wählern schuldig. – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Die Begeisterung hält sich in Grenzen!)

12.11


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Nikolaus Scherak zu Wort. – Bitte.


12.11.38

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundes­kanzler! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Vorweg, Herr Bundeskanzler und Herr Außenminister, darf ich Ihnen zu Ihrem neuen Amt gra­tulieren, Ihnen dafür viel Kraft wünschen – ich bin überzeugt davon, Sie werden diese Kraft brauchen –, ich darf Ihnen aber auch eine Sache sagen, Herr Bundeskanzler: Ich habe allgemein jetzt keine sonderlich große Erwartungshaltung, aber was ich mir er­wartet hätte, ist, dass Sie als neuer Bundeskanzler mit einer Sache jedenfalls Schluss machen, nämlich mit dieser tiefen Missachtung Ihres Vorgängers gegenüber dem Parla­ment. Wenn Sie sich heute hier herstellen und dem Parlament ausrichten, dass ein Miss­trauensantrag eine mutwillige Aktion ist, dann kann ich Ihnen nur sagen: Das (Richtung Plenum weisend) sind 183 vom Volk gewählte Abgeordnete, und wenn die einen Miss­trauensantrag stellen, ist das ihr gutes Recht und keine mutwillige Aktion! (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ.)

Ich möchte aber eigentlich gerne auf das zurückkommen, was der Herr Vizekanzler vor ein paar Tagen gesagt hat, nämlich dass wir nicht zur Tagesordnung übergehen dürfen – Herr Vizekanzler, ich gebe Ihnen da vollkommen recht. Sie haben das gesagt, nachdem Sie diese – diese (auf das schräg hinter Bundeskanzler Schallenberg liegende Schrift­stück weisend) – 100 Seiten Hausdurchsuchungsanordnung gelesen hatten, und Sie haben da deswegen vollkommen recht, weil in dieser Anordnung von gefälschten Umfra­gen, von Inseratenkorruption, von Steuergeldverschwendung, von Postenschacher, von Klientelpolitik und von reiner Machtpolitik die Rede ist.

Das Problem ist, dass das, was diese Regierung jetzt macht, ist: Sie gehen zur Tages­ordnung über! Insbesondere die Grünen, die jahrelang plakatiert haben: „Wen würde der


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Anstand wählen?“, Wir sind für eine saubere Politik! (Zwischenruf der Abg. Disoski), Wir sind für Antikorruption!, machen genau das: Sie gehen zur Tagesordnung über. Das türkise System von Sebastian Kurz bleibt genau das gleiche, und es läuft alles weiter wie bisher. (Beifall bei den NEOS.)

Herr Kollege Leichtfried hat schon angesprochen, dass die Ministerinnen und Minister der ÖVP ja dieses Schreiben unterschrieben haben, dass sie nur mit Sebastian Kurz an der Spitze im Amt bleiben, und jetzt gibt es die drei Theorien von Kollegen Leichtfried – meine wäre eigentlich grundsätzlich, Sebastian Kurz ist immer noch an der Spitze der Bundesregierung, wiewohl jetzt nicht im Amt, aber zumindest machttechnisch, und das ist das große Problem: dass genau deswegen dieses System weitergehen wird.

Sebastian Kurz ist in Zukunft Klubobmann, er ist weiterhin Parteiobmann der ÖVP, und er wird das machen, was er die letzten Jahre gemacht hat, nämlich eine Politik des Machterhalts für die türkise Familie – und, Herr Kollege Haubner, ich fand sehr span­nend, was Sie gerade betreffend parteitaktische Politik gesagt haben. Ja das ist doch das Grundprinzip der Politik von Sebastian Kurz in den letzten Jahren gewesen: Partei­wohl, Parteitaktik vor das Wohl der Österreicherinnen und Österreicher zu stellen. (Bei­fall bei den NEOS. – Abg. Hörl: Das stimmt ja nicht!)

Das Problem ist, wenn wir auch die Worte des Herrn Vizekanzlers und von Klubobfrau Maurer hören, in denen sie die Projekte ansprechen, die sie vorhaben, und die Maßnah­men, die sie – jetzt auch im Zusammenhang mit der Steuerreform – ausgemacht haben: Ja, ich höre schon, was Sie sich da an Maßnahmen ausgemacht haben, aber ich frage mich: Wie stellen Sie sich das vor? (Zwischenruf des Abg. Loacker.) – Also Sie machen sich jetzt Klimaschutzmaßnahmen aus, und morgen oder übermorgen schreibt Bundes­parteiobmann Kurz eine SMS und fragt: Welches Land kann man dagegen aufhetzen? – Er will vielleicht diese Klimaschutzmaßnahmen nicht, weil sie ihm eben gerade nicht in den Kram passen, weil sie nicht zu seinem Machtkalkül passen.

Oder was ist denn mit Kinderbetreuungsplätzen? – Sie machen sich vielleicht etwas aus, und der Herr Bundeskanzler – Entschuldigung, nicht Bundeskanzler – der Herr Klubob­mann der ÖVP verschickt eine SMS und schreibt: Nein, ganz schlecht! Wie kann man das aufhalten?

Oder was ist mit einer Reform der Parteienfinanzierung? – Das ist etwas, was ihm sicher nicht zum Vorteil gereicht. Auch da ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dann sagt: Das müssen wir aufhalten!, ziemlich groß, und dann sind all die Maßnahmen, die Sie sich angeblich oder auch wirklich ausgemacht haben, halt nur noch Schall und Rauch.

Das ist nichts, was ich erfunden habe – Sie alle kennen ja das, was in den Akten steht (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch): Sebastian Kurz hat, weil es zu seinem Vorteil war, die Abschaffung der kalten Progression aufgehalten. Deswegen finde ich es so spannend, dass Klubobmann Wöginger und auch Kollege Haubner jetzt gesagt haben, dass sie für die Menschen arbeiten, etwas weiterbringen wollen. – Na ganz im Gegenteil: Sebastian Kurz hat gegen die Menschen gearbeitet! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Zarits: Geh, hör auf!) Es ging ihm einzig und allein um sein Machtkalkül. Er hat verhindert, dass alle Österreicherinnen und Österreicher durch die Abschaffung der kalten Progression entlastet werden.

Was noch viel schlimmer ist – man muss sich das einmal vorstellen –: Mitterlehner und Kern hatten den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung am Nachmittag ausgemacht. Man muss das den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land noch einmal sagen: Ohne Sebastian Kurz gäbe es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung am Nachmittag! Eltern könnten viel leichter einen Job annehmen, weil sie sich sicher wären, dass ihre Kinder in einem Kindergarten gut betreut werden. Sebastian Kurz war das egal.


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Sie müssen sich das vorstellen! Alle Eltern in diesem Land müssen sich vorstellen, sie hätten das Recht auf einen Betreuungsplatz am Nachmittag, und sie haben das des­wegen nicht, weil Sebastian Kurz unbedingt Parteiobmann der ÖVP werden wollte. Sie können sich bei Sebastian Kurz dafür bedanken. Das Einzige, was ihm wichtig war, war sein Aufstieg an die Spitze der ÖVP und ganz sicher nicht ihr Wohl, ganz sicher nicht das Wohl der Kinder und ganz sicher nicht das Wohl Österreichs. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Das Ganze ist wohl nur die Spitze des Eisberges – wir brauchen jetzt ja nur in den Me­dien zu lesen, wie das so weitergeht. Wir werden weiterhin ein türkises System sehen, das nicht für die Menschen arbeitet, das nicht für das Wohl Österreichs arbeitet, sondern einzig und allein für das Wohl von Sebastian Kurz.

Wissen Sie, ich bin überzeugt davon, dass wir einen echten Neustart brauchen würden, einen Neustart mit echter Aufklärung, mit einer Reform der Presseförderung, mit einem Ende der Inseratenkorruption, mit einem Informationsfreiheitsgesetz, mit einer transpa­renten Parteienfinanzierung, einen Neustart, bei dem wir der Korruption, dem Macht­missbrauch, der Freunderlwirtschaft den Kampf ansagen – nur leider bin ich auch über­zeugt davon, dass das türkise System Sebastian Kurz diesen Neustart nicht zulassen wird. (Beifall bei den NEOS.)

12.18


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Blimlinger. – Bitte.


12.18.23

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Bundesregierung! Sehr geehrter Herr neuer Außenminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen vor den Bildschirmen! Damit sind wir, wenn Sie so wollen, auch schon ein bisschen beim Thema, nämlich Medien.

Lassen Sie mich jedoch vorab, bevor ich inhaltlich zu ein paar Punkten komme, sagen, dass ich glaube, dass wir alle uns in der derzeitigen Situation ein bisschen Zeit geben sollten, und vor allen Dingen jenen, die in ihren Funktionen jetzt neu sind, Zeit geben zu lernen, wie und was sie machen müssen, machen sollen – wie auch immer. Ein bisschen Geduld wünsche ich uns allen und auch ein bisschen Geduld hinsichtlich einer Beruhi­gung der Situation. Wir werden weiterarbeiten, aber hinsichtlich des Interagierens wäre es, glaube ich, gut für uns alle, wenn wir uns ein bisschen Zeit geben. (Beifall bei den Grünen.)

In der ganzen Debatte, die auch zu dieser Veränderung geführt hat, war das Thema Medien ein ganz wesentliches, vor allen Dingen auch die Frage der Inserate in den Medien und ihre Bedeutung und ihre Rolle – Sie kennen die Vorwürfe, ich brauche das alles nicht näher auszuführen.

Lassen Sie mich dazu Folgendes sagen: Die NEOS werden einen Entschließungsantrag einbringen. Das meiste von dem, was drinnen steht, ist bereits im Regierungsprogramm verankert. (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist doch wurscht! Umsetzen tut ihr es nicht!) Ich möchte das kurz in Erinnerung rufen: Es sind dies die Prüfung der medienrelevanten Gesetze – das haben wir bereits begonnen (Abg. Meinl-Reisinger: Na super, dass ihr das begonnen habt!) – mit dem Ziel einer Harmonisierung und Vereinfachung – Frau Abgeordnete Meinl-Reisinger, ich habe ein Hörgerät, ich höre Sie nicht, Sie können aufhören zu schreien! –, weiters die Überprüfung der derzeitigen Vergabe- und Förder­kriterien – auch das steht im Regierungsprogramm – und der Inseratenvergabe der öffentlichen Verwaltung und staatsnahen Unternehmen und vor allen Dingen auch eine Prüfung des Medientransparenzgesetzes.


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Lassen Sie mich aber ein bisschen in die Geschichte blicken – ich bin ja von meiner Profession her Historikerin –: Man muss schon sagen, dass es vor allen Dingen die SPÖ war, die den Boulevard in Österreich salonfähig gemacht hat, und das schon in der Ersten Republik, nämlich insbesondere durch die Unterstützung der Boulevardzeitung „Die Stunde“ von Imre Békessy, die dazu geführt hat, dass Karl Kraus sich Tausende Stunden lang damit beschäftigt hat, nachzuweisen, wie das mit Erpressung, Betrügerei und Meineid damals gegangen ist, und schließlich mit der vielen bekannten Formulie­rung „Hinaus [...] mit dem Schuft!“ – gemeint war Imre Békessy – geendet hat.

In der Zweiten Republik ist die Gründung der „Kronen Zeitung“ eng mit dem SPÖ-Abge­ordneten – damals auch Abgeordneten –, auch -Innenminister Franz Olah verbunden, und es hat schließlich ja auch zu einer Verurteilung geführt, wie die Gründung der „Kronen Zeitung“ unter Hans Dichand über Gelder der Gewerkschaft finanziert wurde.

Wenn wir heute von Boulevard sprechen, sollte also dazugesagt werden, dass es immer ein Interesse der Sozialdemokratie war, dass es den Boulevard gibt. Er ist vielleicht auch notwendig – das sollen andere entscheiden; aber so zu tun, als hätte das nichts mit der eigenen Partei zu tun, finde ich dann schon etwas eigenartig.

Ich darf sozusagen mit dieser Perspektive sagen, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten in diesem Bereich weiterarbeiten werden. Das haben wir auch gemacht, was die Medien betrifft. Insbesondere ist uns ein Anliegen, zu überlegen, wie man eine Wirkungsanalyse bei Inseraten und auch bei Presseförderung implementieren kann. Es wird natürlich darum gehen, zu sagen: Wie stellen wir eine ordentliche Presseförderung auf die Beine? Ich gebe nur zu bedenken, dass da vor allen Dingen EU-rechtliche Vor­keh­rungen zu treffen sind, denn es ist nicht so, dass in allen europäischen Ländern eine Presseförderung in diesem Sinne existiert – zum Teil ganz und gar nicht –, und im inter­nationalen Austausch herrscht immer große Verwunderung darüber, wie und in welchem Ausmaß in Österreich der Medienmarkt, sei es durch Förderungen der Medien, sei es aber auch durch Inserate, sozusagen strukturiert wird.

Also: Wir werden das machen. Wir werden das auch im Sinne einer Transparenz gegen­über der österreichischen Bevölkerung machen, damit klar wird, wie diese oft zitierte vierte Macht im Staat mit den anderen dreien korrespondiert.

In diesem Sinne – auch das hat sich nicht geändert, auch diese Kontinuität bleibt, so wie die Kontinuität der Regierung – bin ich im Übrigen nach wie vor der Meinung, dass die Windisch-Kaserne in Richard-Wadani-Konzerne umbenannt werden muss. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

12.23


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Rainer Wimmer zu Wort. – Bitte.


12.24.09

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine sehr geschätzten Damen und Herren der Bundesregierung! Es gibt das Sprichwort: „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“ – Seit Donnerstag vergangener Woche ist nichts mehr so, wie es war. Eine Hausdurchsuchung im Bundeskanzleramt hat zutage gefördert, was lange schon vermutet wurde. Weil der Klubobmann heute das Wort Moral sehr strapaziert hat, möchte ich von dieser Stelle aus schon sagen: Ich wäre da ein bissl vorsichtiger, denn das Wort Moral aus türkisem Munde ist zurzeit nicht besonders oppor­tun, meine sehr geschätzten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Loacker.)

Ex-Kanzler Kurz hat ein System geschaffen, in dem alles seiner Machtgier untergeordnet wurde – das haben wir heute schon einmal gehört –, und gerade die Art und Weise, wie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 76

man mit dem Ex-Vizekanzler umgegangen ist, ist ein Beispiel für einen Fall, in dem er wirklich perfide gespielt hat, und ist wirklich beispielhaft für die Morallosigkeit, meine Damen und Herren. Dieser Umgang mit Ex-Vizekanzler Mitterlehner war niederträchtig, war gemein und war menschenverachtend. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Wer Charakter hat, der macht so etwas nicht, meine sehr geschätzten Damen und Herren!

Kurz hat 2017 die damalige Bundesregierung sabotiert, hat sie in die Luft gesprengt und Neuwahlen provoziert. Das haben wir gewusst, aber seit Donnerstag wissen wir sehr viel mehr: Laut Staatsanwaltschaft geht es darum, manipulierte Umfragen veröffentlicht zu haben, es geht darum, gekaufte Berichterstattung umgesetzt zu haben, und es geht auch um Scheinrechnungen – und das alles mit Steuergeld finanziert, meine sehr ge­schätzten Damen und Herren.

Kurz ist mit ganz schäbigen Methoden an die Macht gekommen. Ihm ging es nie um Österreich und um die Menschen, sondern ihm ging es immer nur um sich selbst. Es ist auch heute schon sehr viel von strafrechtlicher Unschuldsvermutung gesprochen wor­den – jawohl, die gibt es; aber eine moralische Unschuldsvermutung, meine sehr ge­schätzten Damen und Herren, gibt es nicht, und genau um diese geht es in diesem Fall. (Beifall bei der SPÖ.)

Schauen wir uns an: Was sagt denn das europäische Umfeld über uns? Wie sehen das unsere Nachbarn? – Ich kann nur sagen, es ist wirklich erschreckend und verheerend, es ist zum Schämen:

„Nürnberger Nachrichten“: „Das Schmierentheater in Wien sollte als Lehrstück für die Gefährdung von Demokratien in die Annalen eingehen.“

„Berliner Zeitung“: „Die jungen Männer aus der Kurz-Truppe haben im Machtrausch jedes Maß verloren.“

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sind das Gespött Europas, der Schaden für Österreich ist gewaltig – aber Ihnen ist wahr­scheinlich alles egal.

Herr Bundeskanzler, ich habe mich gestern gewundert: In Ihrem ersten Interview, das Sie gegeben haben, haben Sie dem geschiedenen Bundeskanzler einen Persilschein mitgegeben, sozusagen eine Heiligsprechung vorgenommen, indem Sie meinten, die Vorwürfe gegen Kurz stimmen nicht. Ich halte sie für falsch!, haben Sie gesagt.

Schauen wir einmal, Herr Bundeskanzler, wie lange dieser Kadavergehorsam noch bestehen bleibt! Ich glaube aber – und da haben Sie ja recht, Sie haben das auch im Interview wiedergegeben –, Sie werden es nicht leicht haben. Es sind ja all jene, die uns in diese verdammte Situation gebracht haben, noch da, meine sehr geschätzten Damen und Herren, ein paar sitzen heute sogar noch auf der Regierungsbank, und ich möchte Ihnen einen kleinen Tipp geben: Herr Bundeskanzler, passen Sie auf, dass von denen niemand hinter Ihnen steht. Das wäre gefährlich und ist schon einmal schiefgegangen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein paar Anmerkungen zum Regierungsprogramm, zunächst zum Thema Arbeits­markt­politik – damit wir auch ein bissl sachlicher werden –: Was ist mit den 150 000 Men­schen, die langzeitarbeitslos sind? Wo sind die Programme? Welche Perspektiven haben diese Menschen?

Was ist mit der Steuerreform? Was geschieht mit der kalten Progression, meine sehr geschätzten Damen und Herren? Diese Frage wird ja noch um eine Facette reicher, da wir jetzt mitbekommen haben, dass Kurz es war, der damals die Abschaffung der kalten Progression durch Schelling verhindert hat, sodass heute den Menschen aufgrund dieser


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Maßnahme, die Kurz eigennützig gesetzt hat, jährlich 2 000 Euro sozusagen wegge­nom­men werden.

Ich darf sagen, Herr Bundeskanzler: Sie wollen bei den Arbeitnehmern sparen, damit Sie den anderen Geschenke machen können – ich denke da nur an die Steuer­ge­schenke im Ausmaß von 1 Milliarde Euro, die Sie an die Großkonzerne geben werden.

Einen Punkt muss ich hier herinnen erwähnen, sonst zerreißt es mich: Geschätzte Kolleginnen und Kollegen von den Grünen! In Zeiten der CO2-Besteuerung einen Aspekt herauszugreifen und den Bauerndiesel zu verbilligen – also ich muss ehrlich sagen, das habe ich nie verstanden, das geht genau in die falsche Richtung. (Beifall bei der SPÖ.) Es geht gar nicht um die 50 Millionen Euro – auch das ist natürlich viel Geld –, aber es geht bei dem, was man da gemacht hat, um die Idee.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Punkt anführen, weil wir gestern bei den Kollektivvertragsverhandlungen, bei denen ich zurzeit sehr eingespannt bin, von den Arbeitgebern eine Forderung überreicht bekommen haben, zu der wir vor drei Jahren, als Sie, liebe Türkisen, liebe Volkspartei, die Weichen in diese Richtung gestellt haben, schon gesagt haben: Das wird ein riesiges Problem werden! Sie haben damals den 12-Stunden-Tag eingeführt, Sie haben die 60-Stunden-Woche salonfähig gemacht – das ist ja jetzt möglich –, und Sie haben die Sonntagsarbeit wieder eingeführt, viermal.

Wir haben gestern ein Forderungsprogramm überreicht bekommen, in dem die Arbeit­geber genau das jetzt noch einmal ausbreiten: Sie wollen 20 Mal 60 Stunden pro Woche arbeiten, und Sie wollen die Möglichkeit haben, an 52 Sonntagen zu arbeiten. (Abg. Hörl: ... gar nicht arbeiten! – Zwischenruf der Abg. Salzmann.) – Natürlich, liebe Freundinnen und Freunde, werden wir das bekämpfen; es geht einfach darum, dass Sie den Boden dafür aufbereitet haben, dass Menschen wie eine Zitrone ausgepresst wer­den können, Kolleginnen und Kollegen. Das ist die politische Arbeit, die wir vor allen Dingen als Gewerkschafter immer angeprangert haben und die jetzt Realität wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wird nächste Woche Maßnahmen geben, die Arbeit­nehmer können sich auf ihre Betriebsräte und auf die Gewerkschaft verlassen, auch wenn sie von der Regierung im Stich gelassen werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

12.31


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Claudia Plakolm. – Bitte.


12.31.09

Abgeordnete Claudia Plakolm (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Bundeskanzler, lieber Herr Außenminister, ich gratuliere Ihnen beiden herzlich zur neuen Aufgabe und sage gleichzeitig auch vielen herzlichen Dank, dass Sie in Zeiten wie diesen nicht lange überlegen und das tun, wovon andere in diesem Raum nur sprechen, nämlich Verant­wortung zu übernehmen. Sie beide sind Diplomaten durch und durch, und deswegen freue ich mich schon sehr auf die Zusammenarbeit für unsere Republik Österreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Die letzten Tage waren innenpolitisch alles andere als einfach, aber was mich in den letzten Tagen auch massiv gestört hat, ist die moralische Überheblichkeit der Opposition. Ich erinnere an Werner Faymann: Inseratenaffäre, Ermittlungen wegen Amts­missbrauchs und Untreue von 2011 bis 2013 – da war ein Rücktritt als Bundeskanzler offenbar nicht notwendig. (Abg. Hörl: Aha!) Die WKStA ermittelt auch gegen Burgenlands Landes­haupt­mann Doskozil – auch da gilt die Unschuldsvermutung, ein Rücktritt stand nicht einmal zur Diskussion. (Abg. Belakowitsch: ... was genau?) Das Untreueverfahren


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gegen Kärntens Landeshauptmann endete sogar in Diversion – auch da ist nie über einen Rücktritt diskutiert worden. (Abg. Hörl: Hört, hört!) Und die Stadt Wien gibt für Inserate doppelt so viel aus wie alle anderen Bundesländer zusammen – da schaue ich in Richtung NEOS, das rot-pinke Wien –: Wo bleibt da die Transparenz, wo bleibt da die Kontrolle, liebe NEOS? (Beifall bei der ÖVP.)

Das Ganze ist doppelbödig, manche sind eben gleicher als gleich, und die Unschulds­vermutung gilt in Österreich offenbar nur für Sozialdemokraten.

Bedenklich ist sehr vieles, keine Frage, aber besonders auch das Agieren der Oppo­sition – und da schließe ich die grünen Kolleginnen und Kollegen mit ein. Wer ernsthaft eine Vierparteienallianz mit einer Bundeskanzlerin Rendi-Wagner, mit einem Innen­minister Herbert Kickl in Erwägung zieht, hat keine Ahnung, was es heißt, Verantwortung für unser Land zu übernehmen. Ich habe am vergangenen Wochenende versucht, mir vorzustellen (Zwischenruf des Abg. Amesbauer), wie SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS versuchen, die drängendsten Probleme unserer Zeit miteinander zu lösen – Migration, Corona, Klimawandel, Beschäftigung. Ich bin mir sicher: Diese Chaoskoalition wäre bestimmt die beste Allianz aller Zeiten geworden (Abg. Amesbauer: Die Chaoskoalition seid ihr!), genauso wie damals Herbert Kickl offenbar der beste Innenminister aller Zeiten gewesen ist.

Verantwortung und Stabilität für Österreich – ihr hättet das alles leichtfertig aufs Spiel gesetzt, und das lässt mich ehrlich gesagt an der Regierungsfähigkeit aller anderen hier zweifeln. (Beifall bei der ÖVP.)

Ihr seid bereit, ein gutes Regierungsprogramm mit ganz, ganz vielen Meilensteinen – der Senkung der Einkommensteuerstufen, dem Klimaticket, einer ökosozialen Steuer­reform, einem Familienbonus –, dieses gute Regierungsprogramm, von dem vieles auf dem Weg, aber noch gar nicht beschlossen ist, auszutauschen gegen das einzige Pro­gramm, das die Opposition seit Monaten – besser gesagt eigentlich seit Jahren – kennt, nämlich Kurz muss weg. Ich sage es ganz ehrlich: Ich finde Politikerinnen und Politiker, die nicht wissen, wofür sie stehen, und die immer nur gegen die anderen sind, ver­werf­lich. (Beifall bei der ÖVP.)

Ihr wisst nicht, wofür ihr ins Parlament gewählt wurdet (Zwischenrufe bei der SPÖ – Zwischenruf des Abg. Loacker), viele hier herinnen sind destruktive Politiker, die immer nur gegen etwas sind – gegen die ÖVP, gegen Sebastian Kurz –, und wenn alle Stricke reißen, dann stellen wir heute auch noch einen Misstrauensantrag gegen die gesamte Regierung, weil es offenbar eh schon wurscht ist! Die Opposition war noch nie für etwas – manche haben es nicht einmal zusammengebracht, bei ihrem eigenen Parteitag ein inhaltliches Programm zu verabschieden –, und die einzigen Anträge, die von der Opposition inflationär gestellt werden, sind Misstrauensanträge. Ich bin deshalb ge­spannt auf die nächsten Monate, darauf, wie sich diese entwickeln werden, weil das einzige Thema, der einzige Inhalt, für den die Opposition in den letzten Jahren gestan­den ist, mittlerweile weg ist.

Warum tust du dir das an? Warum geht man als junger Mensch in die Politik? Ständig Streit, ständig Vorverurteilungen, ständig Anfeindungen! – Ich glaube, diese Fragen haben einige hier herinnen in den letzten Tagen oft gestellt bekommen. Manche werden jetzt sagen: Na ja, das hat man sich ja ausgesucht, wenn man in die Politik geht, das ist ja das gewisse Berufsrisiko, das man eingeht! – Da sage ich ganz entschieden Nein. Ich bin nicht in die Politik gegangen, um den Kindergarten der vereinten Opposition mitzu­erleben. Ich bin in die Politik gegangen, weil ich etwas für die Menschen machen will, für die Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wollen etwas weiterbringen, wir wollen Österreich für die nächsten Generationen verbessern. Diesen Idealismus spreche ich allen 183 Abgeordneten hier herinnen zu,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 79

aber ich bitte auch ganz dringend darum, dass wir diesen Idealismus, das Für-etwas-Arbeiten, das Miteinander-Arbeiten besonders auch in diesen Tagen und Wochen zeigen. (Abg. Herr: ... mit Kinderbetreuung? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Arbeiten wir bitte zumindest dieses eine Mal gemeinsam daran, dass wir das Vertrauen in die Politik gemeinsam wieder heben können! Unsere Hände sind ausgestreckt. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

12.36


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Christian Hafenecker, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.


12.36.13

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Frau Präsidentin! Werte Regierungs­mitglieder! Hohes Haus! Ich habe mir heute im Zuge der Debatte schon die Frage gestellt, auf welcher Veranstaltung die Abgeordneten und Redner der ÖVP und auch der Grünen gewesen sind, wenn sie davon gesprochen haben, dass eine Regierungskrise beendet sei. – Jeder hier im Raum hat mitbekommen, dass Sie sich in einer Tour gegen­seitig belagert und belauert haben; jeder hat mitbekommen, dass in dieser Koalition nichts mehr gehen kann. Und, Herr Vizekanzler, weil Sie gerade zu mir herschauen: Sie müssen doch selbst wissen, dass Ihre Koalition fetzenhin ist. Die Frage ist jetzt nur mehr: Wer geht mit wem und wann über den Jordan?

Frau Kollegin Maurer grinst gerade in ihre Maske hinein – zumindest schaut es so aus. Kollegin Maurer, ich habe es Ihnen ja mehrfach gesagt, bei fast jeder Rede: Sie werden den Zeitpunkt eher früher als später erleben, an dem Sie mit dieser ganzen türkisen Gruppierung einen Fall erleben werden, der am Ende des Tages zu einer zweiten historischen Höchstleistung wird, nämlich zu jener, dass die Grünen das zweite Mal aus dem Parlament segeln und sich Peter Pilz, der schon in den Startlöchern scharrt, darüber freut.

Aber zurück zum Thema des heutigen Tages, zu einer Regierungserklärung, die mich eigentlich schon erschüttert hat, Herr Bundeskanzler: Der einzige Unterschied, den Sie zu Ihrem Vorgänger irgendwie haben erblicken lassen, war, dass Sie nicht so viel mit dem Handy spielen; das hätte Sebastian Kurz auch machen sollen, dann wäre vielleicht nicht so viel Blödsinn geschrieben worden, der ihm jetzt das Leben schwermacht. An­sonsten hat sich aber nichts verändert, Herr Bundeskanzler, im Gegenteil, Sie haben Ihre diplomatischen Skills abgelegt, Sie haben eigentlich einen Eid gegenüber dem ehe­maligen Bundeskanzler geschworen. Mit dem, was Sie gesagt haben, haben Sie auch geschworen, dass Sie genau dieses System, das so verludert ist, das System, das Öster­reich wirklich in Geiselhaft genommen hat, fortsetzen wollen, Herr Bundeskanzler – und ich hätte von Ihnen nicht gedacht, dass Sie einen Treueeid auf ein mafiöses System dieses Zuschnittes ablegen. (Beifall bei der FPÖ.)

Dieses System hat Österreich hinters Licht geführt, dieses System hat Steuergelder missbraucht, dieses System hat Kirchen unter Druck gesetzt, dieses System hat die Bürger dieses Landes als Pöbel bezeichnet und die Beamten dieses Landes als Tiere. – Herr Bundeskanzler, ich würde mir an Ihrer Stelle noch einmal gut überlegen, ob Sie all das unterschreiben, was in diesem vorhergegangenen System passiert ist, und ob Sie das wirklich fortsetzen wollen.

Im Prinzip hätte Ihre Erklärung noch kürzer sein sollen, als sie es ohnehin schon ge­wesen ist; im Prinzip hätten Sie, Herr Bundeskanzler, hier herausgehen und die Bevöl­kerung dieses Landes für das, was der Vorgängerkanzler angerichtet hat, um Entschul­digung bitten müssen. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 80

Und, Herr Bundeskanzler, noch ein persönliches Wort zu Ihnen: Sie sind gerade dabei, Ihre persönliche Reputation und Ihre Lebensleistung für jemanden aufs Spiel zu setzen, der das umgekehrt ganz, ganz sicher nicht gemacht hätte. Überlegen Sie sich, ob ein Sebastian Kurz und seine Kamarilla es wert sind, dass Sie Ihr Lebenswerk und Ihren Ruf jetzt so wegwerfen! (Beifall bei der FPÖ.)

Das System hat ein Ablaufdatum, die größten Opfer des Systems wollen es nur noch nicht wahrhaben – sie sitzen (in Richtung ÖVP weisend) da drüben. Sie haben sich zwar schon – wie Klubobmann Kickl gesagt hat – einiger türkiser Accessoires sozusagen erleichtert, aber nichtsdestotrotz will man noch nicht wahrhaben, dass das System Kurz am Ende ist. Ich kann Ihnen eines sagen, werte Damen und Herren von der ÖVP: Der Wind of Change im türkisen Bereich weht auch hier im Parlament; nicht nur die Nationalmannschaft hat ihre türkisen Trikots wieder ausgezogen und schwarze angezogen, auch die schwarze ÖVP wird all jene, die es bis heute nicht verstanden haben, demnächst noch einfangen und ihnen erklären, wie die ÖVP in Zukunft aussieht – türkis wird sie nicht mehr sein.

Warum kann ich das behaupten? – Weil ich auch in die ÖVP hineinhöre, weil ich weiß, was mir einzelne Abgeordnete sagen, wenn sie alleine und nicht glatt gebürstet wie hier in Wien mit mir sprechen und mir mitteilen, was sie von dieser Situation jetzt halten und auch was sie von den Machenschaften des ehemaligen Bundeskanzlers halten.

Sie haben uns gesagt, wie es ihnen mit den Kirchenchats, die aufgekommen sind, gegangen ist. Sie haben uns gesagt, was sie von dieser um sich greifenden Hybris gehalten haben, und Sie können sich eines sicher sein: Fragen Sie in Niederösterreich einmal nicht die glatt gebürsteten Kollegen von der türkisen Fraktion, sondern fragen Sie die alten Schwarzen, wie sie sich dort den Ausstieg vorstellen und wie sie ihn auch schon vorbereiten! Sie werden sehen, genau das führt dazu, dass dieses System nicht mehr besonders lange funktionieren kann. (Beifall bei der FPÖ.)

Vielleicht noch ein Tipp, vielleicht für die Letzten, die daran zweifeln: Das System wird auch deswegen zu Bruch gehen, weil es im System von kriminellen Organisationen immer passiert, dass am Ende des Tages, wenn es zu gerichtlicher Verfolgung kommt, das große Umfallen stattfindet. Die Justiz wird jetzt zig Beschuldigte und Verdächtige vernehmen, und Sie können sicher sein: Jetzt wird es losgehen, der Run zur Staatsanwaltschaft, jetzt wird es losgehen, der Run darauf, dass man sich vielleicht noch einen Deal aushandeln möchte. Jetzt werden die Informationen übergeben, und jetzt, kann ich Ihnen sagen, wird es auch sicher so sein, dass Sebastian Kurz und sein System schneller weg sind, als Sie glauben können. Ich weiß gar nicht, ob er den Sessel des Klubobmannes überhaupt noch einnehmen wird, den er heute gar nicht haben wollte. Im Gegenteil: Er ist ja momentan unauffindbar. Ich bin gespannt, ob er den Weg ins Parlament, das er ja früher nicht geachtet hat, noch finden wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, leider läuft mir die Redezeit davon. Ich hätte noch viel zu sagen gehabt – das wird auch in den nächsten Tagen noch möglich sein –, aber eines ist klar: Handlungsunfähig ist in diesem Staat nur die ÖVP unter der Knute von Sebastian Kurz, mit dem Stockholmsyndrom, das Ihnen Sebastian Kurz verliehen hat, und handlungsunfähig ist der ehemalige Bundeskanzler selbst. Das Parlament ist es nicht.

Die Grünen wären gut damit beraten, uns jetzt dabei zu helfen, Transparenz herzustellen, das System aufzubrechen und vor allem auch den tiefen Staat offenzulegen und trockenzulegen. Deswegen möchten wir Ihnen auch von der FPÖ eine Chance geben, das zu tun, denn noch einmal, wie gesagt: Peter Pilz scharrt schon in den Startlöchern.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 81

Ich bringe aus diesem Grunde, um den Staat wieder zum Funktionieren zu bringen, folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „So­fortmaßnahmen gegen den türkisen ,Tiefen Staat‘“

eingebracht im Zuge der Debatte zu den Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vize­kanzlers gemäß § 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundeskanzlers und der Ernennung des Bundesministers für euro­päische und internationale Angelegenheiten, in der 124. Sitzung des Nationalrates, in der XXVII. GP, am 12. Oktober 2021.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„I. Die Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler und der Finanzminister wer­den aufgefordert sicherzustellen, dass all jene Personen, die zusammen mit dem Ex-Kanzler als Beschuldigte geführt werden und in Bundesministerien, insbesondere in Kabinetten tätig sind, umgehend vom Dienst suspendiert beziehungsweise freigestellt werden. Darüber hinaus sind alle Beschuldigten, die in Beraterfunktionen tätig sind, mit einem Betretungsverbot zu belegen, um insbesondere sicherzustellen, dass Beweis­material nicht vernichtet wird.

II. Die Finanzprokuratur ist zu beauftragen, Schadenersatzforderungen gegen alle Be­schul­digten zu prüfen und einzuklagen. Dem Nationalrat möge darüber berichtet werden.

III. Hinsichtlich der Zeichnungsberechtigungen in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Protokoll im BM für Finanzen soll geprüft werden, welche Personen zeichnungsberechtigt waren und Verträge, die mit den aktuellen Ermittlungen in einem sachlichen Zusammenhang stehen, freigegeben haben oder an der Freigabe mitgewirkt haben. Auch diesbezüglich sind Schadenersatzforderungen zu prüfen und ist dem Natio­nalrat zu berichten.

IV. Auflösung des Strategiestabs des Bundeskanzlers ,ThinkAustria‘“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine Suspendierung der beteiligten Beamten ist unabdingbar. Ein Schadenersatz gegenüber der österreichischen Bevölkerung muss geleistet werden, Regressforderungen sind absolut zulässig, und am Ende cutten wir das System Kurz einfach damit, indem wir auch seinen Thinktank cutten, denn dann können wir auch sicherstellen, dass Staatsgeheimnisse in Zukunft nicht mehr in irgend­welche Bereiche rutschen, in die sie nicht gehören. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Oberrauner.)

12.43

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Hafenecker

und weiterer Abgeordneter

betreffend Sofortmaßnahmen gegen den türkisen „Tiefen Staat“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 82

eingebracht im Zuge der Debatte zu den Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vize­kanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundeskanzlers und der Ernennung des Bundesministers für euro­päische und internationale Angelegenheiten, in der 124. Sitzung des Nationalrates, in der XXVII. GP, am 12. Oktober 2021.

Nach Bekanntwerden der Korruptionsaffäre rund um Sebastian Kurz hat der Bundes­kanzler eingelenkt und ist zurückgetreten. Statt ihm übernimmt Außenminister Alexander Schallenberg den Kanzlersessel, Michael Linhart kommt als neuer Außenminister. Die Grünen geben sich damit zufrieden und haben die Regierungskrise damit beendet. Fak­tum ist aber, dass Kurz zwar als Kanzler weg ist, sein korruptes System aber nach wie vor vorhanden ist, weil die neben dem Ex-Kanzler beschuldigten Personen weiterhin zum großen Teil in Amt und Würden sind.

Kabinettchef Bernhard Bonelli – gegen ihn wird wegen Falschaussage im so genann­ten „Ibiza-Untersuchungsausschuss“ ermittelt – dient nun auch dem neuen Kanzler Schallenberg. Die Zukunft des Kanzleramts-Medienbeauftragten Gerald Fleischmann ist ebenso ungewiss wie jene von Ex-Kanzler-Sprecher Johannes Frischmann, der derzeit offenbar beurlaubt ist. Ebenso wartet die Öffentlichkeit darauf, was mit Stefan Steiner, dem engsten Berater von Kurz, in Zukunft beruflich passieren wird. Auch im Finanz­ministerium ist mit Johannes P. der Hauptverantwortliche für den türkisen Korruptions­skandal noch immer im Dienst. Unter seiner Verantwortung als Leiter für die Öffentlich­keitsarbeit des Ministeriums wurden die mutmaßlich gefälschten Umfragen abgerechnet.

Es ist also deutlich sichtbar: Die türkise ÖVP hat ein großes Netzwerk an der Spitze der Republik installiert und verwaltet das Land nach Lust und Laune. Wer hier glaubt, es ändere sich etwas an diesem türkisen System, der gibt sich falschen Hoffnungen hin. Das einzig Logische und Vernünftige wäre, das gesamte türkise System zu beenden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

I.            „Die Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler und der Finanzminister werden aufgefordert sicherzustellen, dass all jene Personen, die zusammen mit dem Ex-Kanzler als Beschuldigte geführt werden und in Bundesministerien, insbesondere in Kabinetten tätig sind, umgehend vom Dienst suspendiert beziehungsweise freigestellt werden. Darüber hinaus sind alle Beschuldigten, die in Beraterfunktionen tätig sind, mit einem Betretungsverbot zu belegen, um insbesondere sicherzustellen, dass Beweis­material nicht vernichtet wird.

II.          Die Finanzprokuratur ist zu beauftragen, Schadenersatzforderungen gegen alle Beschuldigten zu prüfen und einzuklagen. Dem Nationalrat möge darüber berichtet werden.

III.         Hinsichtlich der Zeichnungsberechtigungen in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Protokoll im BM für Finanzen soll geprüft werden, welche Personen zeichnungsberechtigt waren und Verträge, die mit den aktuellen Ermittlungen in einem sachlichen Zusammenhang stehen, freigegeben haben oder an der Freigabe mitgewirkt haben. Auch diesbezüglich sind Schadenersatzforderungen zu prüfen und ist dem Natio­nalrat zu berichten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 83

IV.        Auflösung des Strategiestabs des Bundeskanzlers „ThinkAustria““

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Georg Strasser. – Bitte.


12.44.01

Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Regierungs­mitglieder! Meine Damen und Herren! Ich darf mich zunächst einmal herzlich bei unserem Parteiobmann und Klubobmann Sebastian Kurz bedanken. (Ruf bei der SPÖ: Wo ist er denn? Wo ist er eigentlich? – Abg. Herr: Wo ist er?) Er hat über zehn Jahre mit Herzblut seine Arbeit gemacht, und ich bin davon überzeugt, dass auch in den nächsten Jahren sein Herzblut der österreichischen und der internationalen Politik gilt. Ein großes Dankeschön für alle Entscheidungen, die über das Wochenende von ihm getroffen wurden. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf mich bei Alexander Schallenberg bedanken. Herzlich willkommen im öster­reichi­schen Parlament, auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit! Danke, dass du dieses ver­antwortungsvolle Amt annimmst.

Herzlich willkommen, Herr Bundesminister Michael Linhart! Wir kennen einander schon seit einiger Zeit. Danke, dass du dieses Amt übernimmst, und auch dir alles Gute. Es ist ein wichtiges Zeichen, dass jetzt zwei erfahrene Diplomaten die Geschicke in der österreichischen Regierung mitbestimmen.

Es liegt viel vor uns. Die Coronakrise ist noch zu erledigen, Herr Bundesminister, die Steuerreform ist abzuwickeln. Die Umsetzung des Regierungsprogramms verbindet die Regierung, und das muss die Basis dafür sein, dass in den nächsten Wochen und Mo­naten intensiv an den politischen Projekten, die anstehen, gearbeitet wird.

Ich möchte allen Damen und Herren ein großes Dankeschön aussprechen, die in den letzten Tagen mitgewirkt haben, die Entscheidungen mitzutragen oder mitzudiskutieren, damit die Dinge in Österreich wieder in ruhigere Fahrwasser kommen. (Ruf bei der SPÖ: Ganz sicher!)

Es wird viel über Anstand geredet. Wenn wir über Anstand reden, dann sollten wir über alles reden. Da möchte ich mit Frau Kollegin Krisper über die Verwendung des A-Wortes reden (Ah-Rufe bei der SPÖ), ich möchte mit Kollegin Meinl-Reisinger über das Thema „fetzendeppert“ reden. Wenn, dann reden wir über alles. (Abg. Loacker: Hat von denen jemand ...?) Ich würde gerne die Reden des Herrn Kollegen Kickl einem gewissen Anstandscheck unterziehen (Zwischenrufe der Abgeordneten Hoyos-Trauttmansdorff und Loacker), denn, Herr Kollege Kickl, Ihre Reden strotzen vor Unterstellungen und Beleidigungen, und würde man einen Anstandscheck durchführen, würde nicht recht viel Text übrig bleiben. (Beifall bei der ÖVP.)

Frau Kollegin Rendi-Wagner, auch Sie waren dabei, Ihre Großmutter zu verkaufen, Ihre Werte über Bord zu schmeißen, und das politische Muster ist ganz klar: Wenn man Wahlen verliert, wenn man dem politischen Diskurs nicht standhält (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer), dann wird es persönlich – aber bei diesem Spiel machen wir sicher nicht mit! (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 84

Anders als Kollege Wimmer lehne ich Vorverurteilungen in allen Lebensbereichen ab, und zum Glück wird in Österreich über Schuld und Unschuld von den Gerichten entschie­den und nicht über die öffentliche oder vielleicht sogar veröffentlichte Meinung.

Ich habe in den letzten Tagen mit einigen sehr erfahrenen Juristen geredet, und mir wird gesagt, die Unschuldsvermutung sei ein hohes Gut und es sei legitim, an die Unschuld von Beschuldigten zu glauben. Das ist der Grund für mich, noch einmal zu betonen (Zwi­schenruf des Abg. Loacker), dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass sich die Anschuldigungen in Richtung Sebastian Kurz in Luft auflösen werden. (Beifall bei Abge­ordneten der ÖVP. – Zwischenruf bei der SPÖ.)

Frau Kollegin Ernst-Dziedzic, ja, ich bin dabei: Sie reden von Verharmlosung, die wir nicht brauchen – da bin ich dabei. Ich sehe aber in den letzten Tagen eine ganz starke Dramatisierung, um nicht zu sagen Hetze. Wie soll ein Justizsystem unabhängig arbei­ten, wenn auf der einen Seite, ja, vielleicht verharmlost wird, aber auf der anderen Seite dramatisiert und gehetzt wird? Also wenn, dann reden wir über das ganze Ding, mit dem Blick aufs Ganze. (Beifall bei der ÖVP.)

Abschließend darf ich mich bei einer lieben Kollegin, Irene Neumann-Hartberger, bedan­ken, die morgen ihr Mandat zurückgeben wird. Ich darf mich für die Freundschaft, für die intensive und gute Zusammenarbeit im ÖVP-Klub bedanken. Ich wünsche dir viel Glück, als Bäuerin, als Mutter – du hast eine tolle Familie! – und als Sprecherin der österreichi­schen Bäuerinnen, als unsere Bundesbäuerin. Du bist eine starke Frau, du bist beliebt in ganz Österreich, und ich bin mir sicher, dass es hier im Parlament ein Wiedersehen gibt. Irene, alles, alles Gute! (Beifall bei der ÖVP.)

12.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.


12.49.01

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Kollege Strasser tut sich ein bisschen schwer mit dem, was Strafrecht ist, und mit dem, was vielleicht flapsige Ausdrücke sind. Das kann er nicht unterscheiden, aber er ist Landwirt und nicht Jurist, und das kann man ihm daher nicht verübeln. (Abg. Strasser: He, das ist aber ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

In meinem achten Dienstjahr im Hohen Haus darf ich jetzt vor dem sechsten Bun­deskanzler sprechen. Sie sind ja auch Teil des türkisen Systems, und Sie geben sich ja gar keine Mühe, das zu verbergen. Vielmehr haben Sie Herrn Bonelli gleich in Ihre Dienste übernommen, und dafür sage ich Danke – für diese von Scham befreite Offenheit in Form einer Personalbesetzung. (Beifall bei den NEOS.)

Ich meine, ich finde auch einen Bundeskanzler sehr cool, der sagt: Die Taliban messe ich an ihren Taten, aber den ehemaligen Bundeskanzler spreche ich einmal taxfrei frei von allen Vorwürfen der österreichischen Staatsanwaltschaft. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Herr Bundeskanzler, Sie dürfen das Handy auch niederlegen und zuhören. Ich weiß, es ist unangenehm.

In diesen Tagen arbeitet die Staatsanwaltschaft die Spielchen des türkisen Systems auf, und dabei wird schön sichtbar, wer aller mitspielt, wer welche Spielzüge plant, wer wen ausspielt und welche Spitznamen die schwarzen Figuren in diesem Machtspiel be­kommen. Es kommen da wenig zitierbare Namen vor.

Besonders putzig sind in diesem Reigen immer die ÖVP-Länderchefs, wenn sie auf den Plan treten. Günther Platter ist quasi die geistige Leitfigur der ÖVP-Landeshauptleute.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 85

Er hat sicherheitshalber einmal gar keine Unterlagen gelesen – so muss er sich nicht von Tatsachen abhalten lassen, wenn er irgendetwas verteidigt. Sein steirisches Pen­dant Hermann Schützenhöfer ist sich nicht mehr sicher, ob Herr Fleischmann der Rot­haarige war, gekannt hat er ihn jedenfalls nicht. So schnell kann der Hahn gar nicht krähen, wie die christlichen ÖVP-Leute in diesen Tagen ihre Mitarbeiter verleugnen.

Alle Chefs der Bünde haben ausrücken müssen, um dem türkisen Chefspieler ihre Soli­darität zu erklären. Das ist eigentlich wurscht, denn die Bünde spielen ja seit der Um­färbung von Schwarz auf Türkis eh keine Rolle mehr, und daher konnte man dann auch die Seniorenchefin als Sprecherin der Bünde ausrücken lassen. Diese ist genauso kritisch wie die Junge ÖVP, nämlich gar nicht.

Selbst der neue Außenminister – ihn haben wir ja bisher nicht als türkise Spielfigur auf dem Spielfeld gesehen – bedankt sich für seinen Karriereschritt beim neuen Bundes­kanzler und bei dessen Amtsvorgänger. Unter Vorarlbergern gesagt: A klä meh aneschtoh und a kläle weniger katzbuckla hätt i da scho zugmuatat! (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Bösch. – Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.)

Welches peinliche außenpolitische Bild Österreich in diesen Tagen abgibt, welchen Spott die ausländischen Medien über Österreich ausgießen, welcher Schande unser Land durch die pubertären Spielchen des türkisen Systems ausgesetzt wird, kümmert weder den alten noch den neuen Außenminister. Es wird Jahre dauern, bis Österreich in Brüssel wieder als ernst zu nehmender Partner und nicht mehr als unglaubwürdiger Pokerspieler wahrgenommen wird. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Manche türkise Spielfiguren wechseln jetzt wieder ihre Farbe, zurück auf Schwarz, auch die, die wie Thomas Stelzer betont haben, dass sie bei diesen Positionswechseln jetzt aktiv mitgespielt haben. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Ja, für Franz Hörl ist es auch unangenehm, und dann wird er laut. Gerade der Tiroler Landeshauptmann war ja beson­ders peinlich, denn er richtet ja jetzt Kurz wieder aus, dass die Solidarität endet und dass die Bundesregierung und nicht der ÖVP-Parlamentsklub der Ansprechpartner ist.

Jetzt kommen wir dorthin, dass die Landeshauptleute ja zuerst eigentlich eine Solidari­tätstrumpfkarte ausgespielt haben und alle ihre Loyalität versprochen haben, sich zu 100 Prozent hinter ihre türkise Leitfigur gestellt haben. Jetzt hat inzwischen nicht nur Günther Platter die 104 Seiten gelesen und rudert zurück, sondern ein weiterer Unter­zeichner dieser Landeshauptleuteunterwerfungsschrift, Markus Wallner, droht sogar mit dem Parteiausschluss für den türkisen Chefspieler. So sehr kann man sich auf das türkise Team verlassen. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Und auch dabei hat der Hahn wieder nicht Zeit gehabt, schnell genug zu krähen, bis die Wendehälse alle Bekannten verleugnet haben.

Jetzt komme ich aber zum Punkt: Das türkise Machtspiel ist ja gar kein Spiel! Es geht um die Republik Österreich, es geht um die Menschen, die in diesem Land leben, und die Interessen Ihrer Partei und die Karrieren Ihrer Kollegen, Ihrer Spielkollegen, sind eigentlich uninteressant. Ihre Antrittsreden lassen aber befürchten, dass Sie die Priori­täten anders sehen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)

12.54


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte.


12.54.08

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Jedes Kind ist gleich viel wert. Das ist ein Credo, das eigentlich gerade hier im Hohen Haus oberste Priorität haben


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 86

sollte. Jedes Kind ist gleich viel wert. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Nicht aber für Sebastian Kurz und die neue ÖVP! Wenn 1,2 Milliarden Euro für Nachmit­tagsbetreuung, Bildung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern ausver­handelt werden, dann will er Länder aufhetzen. Wenn 1,2 Milliarden Euro für Ganztages­schulen und Förderung von Kindern und Jugendlichen verhandelt werden, will Sebastian Kurz dieses Projekt verhindern. Wenn 1,2 Milliarden Euro für die Zukunft von Kindern und Jugendlichen in diesem Land ausverhandelt werden, will Sebastian Kurz nur eines, nämlich dieses Projekt sabotieren und boykottieren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der NEOS.)

Das Perfideste daran ist ja wirklich, dass es nicht das Projekt per se ist, das er schlecht gefunden hat; das Perfideste daran ist, dass es nur um die eigene Profilierung ging – die eigene Profilierung von Sebastian Kurz und der neuen ÖVP. Die Vereinbarkeitsmilliarde an sich wäre nicht das Problem gewesen, sondern die Personen, die dieses Projekt aus­verhandelt haben – Mitterlehner und Christian Kern als damaliger Bundeskanzler. Sebastian Kurz hat deswegen die Zukunft von vielen, vielen Kindern und Jugendlichen geopfert, nur um sich selbst zu inszenieren. Ich glaube, das ist wirklich ausschließlich nieder­trächtig und richtig ekelhaft. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Wir diskutieren nämlich von Budget zu Budget darüber, dass gerade die Investitionen in die Bildung so essenziell sind und so dringlich wären, gerade wenn es um die Öffnungs­zeiten von Kindergärten geht, wenn es um ein flächendeckendes Angebot von Elemen­tarbildungseinrichtungen geht, wenn es um den Ausbau von Ganztagesschulen geht. Viele Familien stöhnen unter dem Spagat der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, insbesondere Frauen, die gerne mehr arbeiten möchten, die mehr arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, die mehr arbeiten wollen, um einfach ohne monetäre Abhängigkeit vom Partner selbstständig leben zu können, die sich einfach persönlich absichern wollen. – Persönliche Profilierung geht aber eben vor.

Natürlich kommt eigentlich jede Investition im Bildungsbereich den Kindern und Jugend­lichen selbst zugute. Jedes Kind - - (Die Rednerin kollabiert. – Bundeskanzler Schallenberg, Bundesminister Mückstein und einige Abgeordnete leisten Hilfe.)


Präsidentin Doris Bures: Ich unterbreche die Sitzung. Ich ersuche die Vertreterinnen und Vertreter der Medien, auch den ORF, die Übertragung kurz einzustellen.

12.57.34*****

(Die Sitzung wird um 12.57 Uhr unterbrochen und um 13.02 Uhr wieder aufge­nom­men.)

13.02.55*****


Präsidentin Doris Bures: Ich nehme nun die unterbrochene Sitzung wieder auf. Ich bedanke mich für die Erstversorgung und die Hilfestellung, die stattgefunden haben. Ich bedanke mich auch bei den Vertreterinnen und Vertretern der Medien, die auf die Privat­sphäre Rücksicht genommen und die Aufnahmen eingestellt haben. Vor allem wünschen wir unserer Frau Abgeordneten Holzleitner natürlich baldige Besserung und alles Gute. (Allgemeiner Beifall.)

Ich fahre nun in der RednerInnenliste fort.

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager. – Bitte.



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13.03.52

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Vertreter der Bundesregierung! Auch von unserer Frak­tion gehen an unsere Kollegin die allerbesten Genesungswünsche. Ich glaube, so tra­gisch so ein Vorfall ist, so gut ist das Bild, zu sehen, mit welcher Menschlichkeit wir hier herinnen doch noch aufeinander zugehen können. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.) Ich glaube, dieses Füreinandersorgen ist ein gutes Bild dafür, Verantwortung zu übernehmen, die wir alle als Abgeordnete tragen – was wir gerade in so schwierigen Zeiten unserer Republik auch einmal zeigen können.

Geschätzte Damen und Herren, ich möchte aber auf die Aussagen des Abgeordneten Loacker von den Neos replizieren. Er hat zu Präsident Strasser gesagt, er sei ein Land­wirt und kein Jurist, und hat ihm deshalb auch das politische Urteil über diesen Fall abge­sprochen. Egal ob wir Krankenschwester, Metaller, Arzt, Lehrer oder Landwirt sind – wir sind gewählte Mandatare, das müssen Sie doch bitte zur Kenntnis nehmen! Diesen Respekt müssen wir füreinander einfordern. (Beifall bei der ÖVP.)

Das zeigt einmal mehr, dass es anscheinend im Kern ein Problem gibt (Zwischenruf des Abg. Loacker), gewählte Mandatare, gewählte Mehrheiten zu akzeptieren, und dass deswegen gewisse Ambitionen der letzten Tage auch so stark zum Vorschein gekom­men sind. – Das ist abzulehnen!

Ich wünsche der neuen Bundesregierung unter der Leitung von Alexander Schallenberg alles, alles Gute und viel Erfolg. Wie die Opposition heute zum Teil agiert hat, das gibt uns erst recht Kraft für die Zukunft, die erfolgreiche Arbeit der Regierung fortzusetzen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Maurer.)

13.05


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster: Herr Abgeordneter Michael Schnedlitz. – Bitte.


13.05.41

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Also ich bin nahezu sprachlos, wie man nach so einem Vorfall so einen Rundumschlag anbringen kann, aber jetzt müssen Sie halt das Echo auch aushalten.

Frau Präsident! Werte Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause! Wir sind heute Augenzeugen eines ganz interessanten Schauspiels geworden, und zwar: Hinter dem Kanzler, der heute seinen Amtsantritt hatte, ist über eine Stunde lang die Anordnung der Justiz zur Hausdurchsuchung gelegen. Wissen Sie warum?  Weil der Kanzler sie überheblich auf den Boden geworfen hat, hier im Hohes Haus bei seiner Antrittsrede. Da haben Sie gut gezeigt, was für ein feiner Herr Sie sind, Herr Diplomat. Da muss man Ihnen wirklich gratulieren und gleichzeitig Danke sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Dass Sie hier die Nerven wegwerfen, ist verständlich, aber dass Sie eine Anord­nung der Justiz so überheblich auf den Boden werfen, zeigt das Sittenbild. Ich kann Ihnen allen nur sagen: Schämen Sie sich, dass Sie das hier so machen! (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause, es lohnt sich heute auch ein Blick in die Gesichter hier auf der Regierungsbank: die schmalen Lippen, die bleiche Farbe, die An­spannung, die man sieht, wenn Nachrichten über Festnahmen im Dunstkreis Ihres ge­falle­nen Engels Sebastian Kurz, die während dieser Sitzung anscheinend stattgefunden haben, aufploppen und hier wie Bomben einschlagen. Sehr geehrte Damen und Herren! Für wie dumm, glauben Sie, dass Sie die österreichische Bevölkerung verkaufen kön­nen, wenn Sie hier sagen, es würden da heute zwei Diplomaten angelobt? – Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause, ich sage Ihnen die Wahrheit!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 88

Raten Sie, mit wem der feine Kanzler, der wie ich Ihnen gerade erklärt habe  von der Justiz so viel hält, mehrere Jahre Schreibtisch an Schreibtisch im Außenministerium gesessen ist, als dieses System Kurz gegründet wurde! Mit Thomas Schmid! Er ist ein Günstling des Systems, zwar ein Jurist, aber alles andere als ein Diplomat. Raten Sie, wer bei Sebastian Kurz Generalsekretär war! Es war der heute angelobte, neue Außenminister, der zweite Diplomat. Für wie dumm, glauben Sie mit Ihrem türkisen System, können Sie die Menschen in diesem Land halten, für wie dumm, glauben Sie, können Sie die Menschen in diesem Land verkaufen? (Beifall bei der FPÖ.)

Werte Zuseher zu Hause, sehr geehrte Damen und Herren, nun bin ich schon beim gefallenen Engel. Es ist ja schon fast lächerlich, wenn Sie Ihren gefallenen Engel über­morgen angeloben wollen, falls er nicht in den nächsten 48 Stunden den Weg von Frau Beinschab geht. Sie wollen ihn hier als einen von 183 Abgeordneten angeloben, Sie wollen, dass er einen Eid schwört, ein Gelöbnis auf die Gesetze der Republik Österreich abgibt. Also das entbehrt wirklich nicht einer gewissen Komik, schädigt aber auch die Würde dieses Hauses, sehr geehrte Damen und Herren, und auch die Würde dieser Republik. Um es mit einem ehemaligen Finanzminister zu sagen: Das ist ja fast so, als würde man den Hund auf die Wurst aufpassen lassen. Da fehlt ja wirklich nur noch zur Draufgabe, dass Sie ihn zum Justizsprecher der Österreichischen Volkspartei machen, weil es eh schon wurscht ist, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Jeder Bürger in diesem Land weiß: Das kann sich nicht mehr ausgehen. Viele in der Österreichischen Volkspartei, das hört man hinter den Kulissen, wissen: Das kann sich nicht mehr länger ausgehen. Ich mache mir keine Sorgen um die Österreichische Volks­partei, das ist ihr Problem, sondern ich mache mir Sorgen, dass diese Republik Tag für Tag mehr Schaden nimmt. Ich stelle Ihnen die Frage: Wie lange muss die Welt noch über Österreich lachen? Sie sind schuld daran, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Damit wir diesem traurigen Schauspiel ein Ende setzen, darf ich Ihnen heute den Notausgang präsentieren, den Notausgang in Form unseres Misstrauensantrages.

Misstrauensantrag

der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären“

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung und den Staatssekretären wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen versagt.“

*****

Sehr geehrte Damen und Herren! Es zahlt sich nicht aus, für einen gefallenen Günstling und Prototypen des Selbstbaus der Macht eine Lebensverlängerung herbeizuführen und dadurch eine Lebensverkürzung für die Österreichische Volkspartei! Es zahlt sich auch nicht aus, dass Sie weiter unser Land gegen die Wand fahren!

Ich darf Ihnen allen, den Zusehern zu Hause noch einmal danken und sagen: Wenn wir sehen, was Sie hier für Gesichter ziehen, wissen wir, dass wir uns unsere Reden in Wahrheit sparen könnten! (Beifall bei der FPÖ.)

13.10


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 89

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Misstrauensantrag

Gem. § 26 iVm § 55 GOG-NR

des Abgeordneten KO Herbert Kickl, Michael Schnedlitz

und weiterer Abgeordneter

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staats­sekretären

eingebracht in der 124. Sitzung des Nationalrates am 12. Oktober 2021 im Zuge der Debatte zur Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundes­kanz­lers und der Ernennung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten.

In der Strafsache GZ: 17 St 5/19 d wird Bundeskanzler Sebastian Kurz Bestim­mungs­täterschaft zur Untreue und Bestechlichkeit vorgeworfen.

Die Anordnung der Durchsuchung und Sicherstellung durch die Zentrale Staats­anwalt­schaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption lautet wörtlich wiefolgt:

"I. Die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Kor­ruption ordnet aufgrund gerichtlicher Bewilligung gemäß §§ 117 Z 2, 119 Abs 1, 120 Abs 1 erster Satz StPO die Durchsuchung folgender Örtlichkeiten an: sowie der jeweils dazu­gehörigen Keller, Dachböden, Garagen und sonstigen Nebenräumlichkeiten;

II. Insbesondere folgende Gegenstände sind zu suchen und aus Beweisgründen sicherzustellen (§ 110 Abs 1 Z 1 StPO): E-Mails (ab 1. Jänner 2016 bis laufend), elektronische Daten und Datenträger, Server, Laptops, Handys, Wechseldatenträger (und jeweils diesbezügliche Backups und Sicherungskopien) und sonstige Unterlagen, physische und elektronische Beweisgegenstände, aus denen sich insbesondere Infor­mationen

• zur Vereinbarung (laut Punkt 2.3 und 2.4 des Sachverhaltes),

• zu den Studien ab dem Jahr 2016, ihrer Anbahnung, sowie zur operativen Abwicklung und Genesis der jeweils gestellten Fragen,

• zur Abwicklung der Vereinbarung im Hinblick auf die Veröffentlichungen in Medien der FELLNER-Gruppe ergeben, wobei auch solche Daten umfasst sind, die auf räumlich getrennten Speichermedien gespeichert werden und auf die von den durchsuchten Örtlichkeiten (Cloud-Speicher, Online-E-Mail-Postfächer, externes Hosting, etc.) zuge­griffen werden kann.

Begründung:

1. Tatverdacht

Nach der vorliegenden Verdachtslage haben bzw hat in Wien

A./ UNTREUE

ihre Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, wis­sentlich missbraucht, und dadurch die Republik Österreich in einem noch festzustellenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 90

— jedenfalls 300.000 Euro übersteigenden — Ausmaß am Vermögen geschädigt, näm­lich

I./ Mag. Johannes PASQUALI, indem er als Leiter der Abteilung 1/8 Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation (ab 1. Mai 2017 Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Protokoll) des Bundesministeriums für Finanzen (in der Folge: BMF)

1./ die Kosten für die von ihm beim Einzelunternehmen der [geschwärzte Stelle] MA, MBA in Auftrag gegebenen ausschließlich parteipolitisch motivierten und für das (par­tei)politische Fortkommen von Sebastian KURZ und der Gruppe seiner engsten Vertrau­ten um ihn sowie der ÖVP Bundespartei relevanten Umfragen entsprechend der mit den Mitbeschuldigten getroffenen Vereinbarung (siehe Punkt A./Il./1.) aufgrund von Schein­rechnungen, in denen tatsächlich für die genannten Umfragen angefallene Aufwendun­gen als für vom BMF bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA in Auftrag gegebene Studien erbrachte Leistungen ausgewiesen wurden, zur Zahlung aus den insoweit zweckwidrig verwendeten Förderbeträgen (und somit aus Amtsmitteln des BMF) anwies, und zwar Beträge in noch festzustellender jedenfalls 5.000 Euro deutlich übersteigender Höhe, die über nachangeführte Studien (teilweise unter dem Titel „Onlinebefragung") in wieder­holten Tathandlungen abgerechnet wurden, nämlich

•             im Zeitraum 22. September 2016 bis 31. Jänner 2018 hinsichtlich der Studie „Wirtschafts- und Budgetpolitik" [Förderungsvolumen 76.800 Euro — nachträglich erweitert auf 155.940 Euro];

•             im Zeitraum 4. August 2017 bis 25, September 2017 hinsichtlich der Studie „Betrugsbekämpfung" [Förderungsvolumen 61.740 Euro];

•             im Zeitraum 14, März 2018 bis 21. März 2018 hinsichtlich der Studie „Nulldefizit" [Förderungsvolumen 14.400 Euro].

2./ im Zeitraum ab ca. April 2016 bis zu einem noch festzustellenden Zeitpunkt mit Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER mehrere Inseraten- und Medienkoope­ra­tions­vereinbarungen mit Medien der FELLNER-Gruppe ausschließlich oder überwie­gend aufgrund der in der im Punkt B. genannten Nebenabrede zugesagten Vorteile schloss, wobei die vereinbarten entgeltlichen Veröffentlichungen der Umfrageergeb­nis­se keinem laut § 3a MedKF-TG gebotenen konkreten Informationsbedürfnis der Allge­meinheit dienten und großteils auch keinen Bezug zur Tätigkeit des BMF hatten und die diesbezüglich in den Gesamtkosten der Inserate von 1.116.000 Euro zuzüglich der USt iHv 223.200 Euro enthaltenen anteiligen Kosten für die im redaktionellen Teil der Medien erfolgten Veröffentlichungen der Umfrageergebnisse in einer 300.000 Euro übersteigen­den Höhe zur Zahlung freigeben ließ, wobei die Vereinbarung anlässlich von mehreren Kontakten und Treffen zwischen den Genannten mit MMag. Thomas SCHMID oder MMag. Dr. Sophie KARMASIN in unterschiedlichen Konstellationen konkretisiert und die Kooperationen mehrfach ausgeweitet wurden;

II./ zu den im Punkt A./1./1. und 2. genannten Taten bestimmt, nämlich

1./ MMag. Thomas SCHMID, indem er Mag. PASQUALI als Kabinettschef und als ab dem 1. Mai 2017 weisungsbefugter Generalsekretär des BMF zu den unter A./1./1. und 2. genannten Taten aufforderte bzw nach dem 1. Mai 2017 anwies, nachdem er zuvor mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA und MMag. Dr. Sophie KARMASIN die im Punkt A./1./1. beschriebene Vorgehensweise hinsichtlich der Verrechnung, die Vorgaben der Durchführung der Umfragen sowie die erwünschten Zusatzleistungen, nämlich eine mit ihm, Sebastian KURZ oder der Gruppe seiner engsten Vertrauten zu akkordierende Aus­wahl der Fragestellungen, eine in ihrem Sinne sowie nach Möglichkeit nach ihren Vor­gaben vorzunehmende Aufbereitung und Selektion der Umfrageergebnisse, eine Unter­stützung bei der zwischen ihnen und Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 91

vorzunehmenden Abstimmung der Veröffentlichungen der Umfrageergebnisse und eine für die ÖVP günstige, für den Medienkonsumenten zusätzlich den Eindruck von Objek­tivität durch Ausweisung als eigenen redaktionellen Inhalt erweckende Präsentation in der Tageszeitung ÖSTERREICH sowie im TV-Sender oe24.TV vereinbarte, sowie mit Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER die im Punkt Bi angeführte Ver­einbarung samt Nebenabrede geschlossen hatte;

2./ Sebastian KURZ, indem er MMag. SCHMID mit der Organisation und den Ver­handlungen zu beiden im Punkt A./11./1. sowie im Punkt B./ beschriebenen Vereinba­rungen beauftragte, sich über den Status berichten ließ, durch ein persönliches Ge­spräch MMag. Dr. Sophie KARMASIN zur Teilnahme an den Tathandlungen überredete, in der Folge Umfragen bzw einzelne Fragestellungen in Auftrag gab und auf deren ge­steuerte Veröffentlichung hinwirkte, um die Umfrageergebnisse samt ihrer Veröffent­lichungen für ausschließlich parteipolitische Zwecke zu nutzen;

III./ zu den nachfolgend angeführten Taten beigetragen, und zwar

1./ Sabine BEINSCHAB, MA, MBA und MMag. Dr. Sophie KARMASIN, zu den im Punkt A./I./1. genannten Taten, indem sie die im Punkt A./Il,/1. beschriebene Vereinbarung mit MMag. SCHMID und Mag. PASQUALI eingingen und entsprechend umsetzten und [geschwärzte Stelle] MA, MBA zusätzlich vereinbarungsgemäß Scheinrechnungen ans BMF legte, welche die tatsächlich ausschließlich den Mitbeschuldigten zugute gekom­menen Aufwendungen, tatsachenwidrig als im Rahmen der im Punkt All./1. genannten Studien erbrachte Leistungen auswiesen;

2./ [geschwärzte Stelle] MA, MBA und MMag. Dr. Sophie KARMASIN, zu den im Punkt A./I./2. genannten Taten, indem sie im Wissen um die im Punkt B./ genannte Ver­einbarung die Abwicklung durch wechselseitige Koordinierung und Unterstützung för­derten, MMag. Dr. Sophie KARMASIN konkrete Medienkooperationen in Aussicht stellte und [geschwärzte Stelle] MA, MBA in der ersten Phase der Verrechnung auch Schein­rechnungen an Unternehmen der FELLNER-Gruppe legte;

3./ Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER, zu den im Punkt A./I./2. Ge­nannten Taten, indem sie die Inserate- und Medienkooperationsvereinbarungen auf­grund der im Punkt B./ dargestellten Vereinbarung samt Nebenabrede abschlossen;

4./ Dr. Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN und Johannes FRISCHMANN, MSc zu den im Punkt A./I./1. und 2. angeführten Taten, indem sie in Kenntnis und aufgrund der im Punkt A./Il./1. und Punkt B./ angeführten Vereinbarungen Fragen in Auftrag gaben, die Inhalte und Zeitpunkte der Veröffentlichungen mitbestimmten, die gesamte Abwicklung durch wechselseitige Koordinierung und Unterstützung förderten, um die Umfrageergebnisse samt ihrer Veröffentlichungen für ausschließlich parteipoli­tische Zwecke zu nutzen;

B./ BESTECHUNG:

Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER dem Generalsekretär und Kabinetts­chef des BMF MMag. Thomas SCHMID und dem Leiter der Abteilung 1/8 Öffentlich­keitsarbeit und Kommunikation (ab 1. Mai 2017 Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Protokoll) Mag. Johannes PASQUALI, sohin Amtsträgern für die pflichtwidrige Vor­nahme von Amtsgeschäften, nämlich für den Abschluss der im Punkt A./112 angeführten Inserate- und Medienkooperationsvereinbarungen aus sachfremden und nicht im Inter­esse des BMF gelegenen Gründen, einen Vorteil für einen Dritten und zwar für Sebastian KURZ, die Gruppe um Sebastian KURZ und die ÖVP angeboten und gewährt, indem sie zusagten, dass im Gegenzug für die aufgrund der wiederkehrende Zusage und Vergebe von Inseratenaufträgen durch das BMF geleisteten Zahlungen - zusätzlich zu den für die Verschleierung der Tathandlungen erforderlichen gekennzeichneten Schaltungen - von


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MMag. SCHMID als Mittelsmann vorgegebene redaktionelle Inhalte, nämlich insbeson­dere von [geschwärzte Stelle] MA, MBA zu erhebende

Umfrageergebnisse, aber auch andere aus Sicht der Beschuldigten relevante Berichte, zu vorgegebenen Zeitpunkten in Medien der FELLNER-Gruppe und insbesondere in der Tageszeitung ÖSTERREICH sowie im Onlinemedium oe24.at — teilweise mit einer die Interessen von Sebastian KURZ und der Gruppe seiner Vertrauten fördernden Kom­men­tierung durch Wolfgang FELLNER, [geschwärzte Stelle] MA, MBA oder andere Redak­teure - veröffentlicht werden, und dies auch umsetzten, und zwar

I./ die von BEINSC HAB erstellten Umfragen

1./ am 29. Juni 2016 eine Doppelseite in der Printversion in der Tageszeitung ÖSTERREICH und einem Bericht im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politildschelling-kern-duell-um-unsere-steuern/ 241462693" (ON 1633 S 35 f);

2./ am 8. Dezember 2016 im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/trotz-schlappe-fpoe-klar-auf-platz-1/261584523" und am 9. Dezember 2016 eine Viertel Titelseite und eine Halbseite im Politikteil in der Printversionin der Tageszeitung ÖSTERREICH (ON 1633 S 49 ff) );

3./ am 7. Jänner 2017 im Onlinemedium oe24.at „https://wvvvv.oe24.at/oesterreich/politik/absturz-oevp-im-umfrage-keller/264736058" und am 8. Jänner 2017 eine ganze Seite in der Printversion in der Tageszeitung ÖSTERREICH (ON 1633 S 69 f);

4./ am 12. Mai 2017 zwei Berichte im Onlinemedium oe24.at ,,https://www.oe24.at/oesterreich/politik/sebastian-kurz-neuwahl-richtioer-weg/ 282507864" und „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/53-der-oesterreicher-sind-fuerneuwahlen/282486145" (ON 1633 S 89);

5./ am 18. Mai 2017 zwei Berichte im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/plus-14-prozent-kurz-turbo-fuer-oevp/ 283539609" und „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/mehrheit-will-die-fpoe-in-derregierung/283540928" (ON 1633 S 93);

6./ am 19. Juli 2017 im Onlinemedium oe24.at „httos://www.0e24.atkesterreich/politik/griss-bringt-neos-nur-1-prozent/291688960" und Inder Printversion der Tageszeitung ÖSTERREICH(ON 16338 103 f);

7./ am 3. August 2017 einen Bericht im Onlinemedium oe24.at "https://www.oe24.at/oesterreich/politik/liste-kurz-zieht-allen-davon/293675773", am 4. August 2017 einen weiteren Bericht „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/umfragekurz-in-wien-nummer-1/293811957"; und am 5. August noch einen weiteren Bericht ,,https://www.oe24.at/oesterreich/politik/mit-kurz-haengt-die-oevp-alle-ab/293954926" (ON 1633 S 125 f);

8./ am 23 August 2017 einen Bericht im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/nur-51-wissen-wen-sie-waehlen/296232207" und am 24. August 2017 einen Bericht in der Printversion von ÖSTERREICH (ein Viertel Titelseite und eine ganze Seite) (ON 1633 S 271);

9./ am 23. März 2018 einen Bericht im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/umfrage-72-wollen-nulldefizit/327292620" (ON 1633 S 365)

II./ weitere noch zeitlich näher zu bestimmende Medienberichte in den Jahre 2016 bis zumindest Frühjahr 2018;


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wobei sie die Tat in Bezug auf einen 50.000 Euro übersteigenden Wert des Vorteils begingen;

C./ BESTECHLICHKEIT:

I./ MMag. Thomas SCHMID als Kabinettschef und Generalsekretär des BMF und Mag. Johannes PASQUALI als Leiter der Abteilung 1/8 Öffentlichkeitsarbeit und Kommu­nikation (ab 1. Mai 2017 Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Protokoll), somit als Amtsträger, sich für die pflichtwidrige Vornahme eines Amtsgeschäftes einen Vorteil für Sebastian KURZ, der Gruppe seiner engsten Vertrauten und die ÖVP, versprechen lassen, angenommen und teils gefordert, nämlich für den Abschluss der unter Punkt A./112. angeführten Inserate- und Medienkooperationsvereinbarungen mit einem Volu­men von insgesamt zumindest 1.116.000 Euro zuzüglich der USt iHv 223.200 Euro, in­dem sie die im Punkt B./ genannte Vereinbarung mit Mag. Helmuth FELLNER und Wolf­gang FELLNER abschlossen, Mag. Johannes PASQUALI im Auftrag bzw auf Anweisung von MMag. Thomas SCHMID die im Punkt A./112. angeführten Inserate- und Medien­kooperationsvereinbarungen im Einzelnen beauftragte bzw abrief und MMag. Thomas SCHMID in der Folge die zugesagten Vorteile durch Nutzung der Einflussnahme­möglich­keiten hinsichtlich der Inhalte und Zeitpunkte von Veröffentlichungen im redaktionellen Teil wie in Punkt B./ angeführt in Anspruch nahm;

II./ Sebastian KURZ MMag. Thomas SCHMID zu den im Punkt C./I. genannten Taten bestimmt, und zwar als Außenminister und ab der Angelobung am 18. Dezember 2017 als Bundeskanzler, durch seine im Punkt A./Il./2. genannten Taten;

III./ zu den im Punkt C./I. genannten Taten beigetragen, und zwar

1./ Dr. Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN und Johannes FRISCHMANN, MSc, durch ihre im Punkt A./I11./4. genannten Taten;

2./ MMag. Dr. Sophie KARMASIN und [geschwärzte Stelle] MA, MBA durch ihre im Punkt A./111./2. genannten Taten.

D./ VERANTWORTLICHKEIT nach § 3 Abs 1 Z 1 VbVG:

Verbände, für die von ihren jeweiligen Entscheidungsträgern iSd § 2 Abs 1 VbVG zu ihren Gunsten begangenen Taten, Verantwortlichkeit iSd § 3 Abs 1 Z 1 VbVG, und zwar

1.Die österreichische Volkspartei — Bundespartei für die von Sebastian KURZ ab 14. Mai 2017 zunächst als designierter und ab 1. Juli 2017 als gewählter Bundes­partei­obmann - somit als Entscheidungsträger iSd § 2 Abs 1 VbVG — in den Punkten A./Il./2. und C./Il. beschriebenen zu ihren Gunsten begangenen Taten;

2. Die Mediengruppe "Österreich" GmbH und die oe24 GmbH für die von Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER als Entscheidungsträger iSd § 2 Abs 1 VbVG in den Punkten A./I11./3. und B./ beschriebenen zu ihren Gunsten begangenen Taten.

Nach der Verdachtslage haben hiedurch begangen:

Mag. Johannes PASQUALI: zu A./I./1. und 2. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB; zu C./1./ das Verbrechen der Bestechlichkeit nach § 304 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB;

MMag. Thomas SCHMID: zu A./Il./1. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 zweiter Fall StGB, zu C./I. das Verbrechen der Bestechlichkeit gemäß § 304 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB,

Sebastian KURZ: zu A./1112. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter nach § 12 zweiter Fall StGB und zu C./II. das Verbrechen


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der Bestechlichkeit gemäß § 304 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 zweiter Fall StGB;

Dr. Stefan STEINER: zu A./I11./4. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB; zu C./III./1. das Ver­brechen der Bestechlichkeit nach § 304 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB;

Mag. Gerald FLEISCHMANN: zu A./I11./4. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB; zu C./III./1. das Verbrechen der Bestechlichkeit nach § 304 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB;

Johannes FRISCHMANN, MSc: zu A./III./4. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB; zu C./11111. das Verbrechen der Bestechlichkeit nach § 304 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB;

Wolfgang FELLNER: zu A./III./3. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB und zu B./ das Verbrechen der Bestechung nach § 307 Abs 1 und 2 zweiter Fall StGB;

Mag. Helmuth FELLNER: zu A./III./3. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligter gemäß § 12 dritter Fall StGB und zu B./ das Ver­brechen der Bestechung nach § 307 Abs 1 und 2 zweiter Fall StGB;

[geschwärzte Stelle ] MA, MBA:

zu A./III./1.und 2. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligte gemäß § 12 dritter Fall StGB; zu C111112. das Verbrechen der Bestechung nach § 307 Abs 1 und 2 zweiter Fall StGB als Beteiligte gemäß § 12 dritter Fall StGB;

MMag. Dr. Sophie KARMASIN:

zu A./III./1. und 2. das Verbrechen der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB als Beteiligte gemäß § 12 dritter Fall StGB; zu C111112. das Verbrechen der Bestechung nach § 307 Abs 1 und 2 zweiter Fall StGB als Beteiligte gemäß § 12 dritter Fall StGB;

Die österreichische Volkspartei — Bundespartei:

zu den in den Punkten A./11./2. und C./11. genannten zu ihren Gunsten begangenen Taten, Verantwortlichkeit iSd § 3 Abs 1 Z 1 VbVG;

Die Mediengruppe "Österreich" GmbH und die oe24 GmbH:

zu den in den Punkten A./I11./3. und B./ genannten zu ihren Gunsten begangenen Taten, Verantwortlichkeit iSd § 3 Abs 1 Z 1 VbVG.

2. Sachverhaltsannahmen

Aufgrund des sich aus der bisherigen Auswertung ergebenden Sachverhalts wird von nachstehend beschriebener Verdachtslage ausgegangen:

2.1 Zu den Personen

Sebastian KURZ war von 2011 bis 2013 Staatssekretär für Integration im BMI, von 2013 bis Dezember 2017 Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres. Am 14. Mai 2017 wurde er designierter Parteiobmann der ÖVP; am 1. Juli 2017 wurde KURZ beim Bundesparteitag zum Bundesparteiobmann gewählt. Am 15. Oktober 2017 fanden vor­gezogene Nationalratswahlen statt, bei denen Sebastian KURZ als Spitzenkandidat der ÖVP („Liste Sebastian KURZ — die neue Volkspartei") antrat. Am 18. Dezember 2017 wurde Sebastian KURZ als Bundeskanzler angelobt.


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MMag. Thomas SCHMID war ab 2004 bis 2013 in mehreren Ministerien Pressereferent und Pressesprecher, von 2008 bis 2013 zusätzlich auch für strategische Kommunikation im Außenministerium zuständig, ab 2013 Kabinettschef im BMF, wobei er 2015 die Funk­tion des Generalsekretärs im BMF übernahm. Von April 2019 bis Juni 2021 war er Vor­stand der ÖBAG. MMag. SCHMID war aufgrund seiner Funktion aber auch nachfolgend dargestellter Netzwerke in die Wirtschaft eine wichtige Person für Postenbesetzungen im Einflussbereich der ÖVP. Er verfügte durch seinen beruflichen Werdegang über zahlreiche Kontakte im Bereich Medien und Journalismus, die er für sich selbst und seine jeweils vorgesetzten Minister fruchtbar machte. Er galt für die Journalistinnen durch Informationsgewährung und Hintergrundgespräche als wertvoller Ansprechpartner. Er hat beste Kontakte zu KURZ und Mag. BLÜMEL, MBA: So sprachen MMag. SCHMID und KURZ von „Freundschaft’; Sebastian KURZ weihte MMag. SCHMID auch in politisch äußerst heikle Vorgänge wie etwa die Pläne zur Ablöse von Obmann Dr. MITTERLEHNER ein, die MMag. SCHMID auch aktiv unterstützte.

Im April 2016 wirkte MMag. SCHMID offenbar an einer Erhöhung das Budgets für das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres unter der Führung von KURZ mit, indem er es gemäß dem Chatverlauf zwischen MMag. SCHMID und Mag. BLÜMEL, MBA um über 35% und somit um 160 Mio Euro (tatsächlich lässt sich eine Erhöhung von 29% nachvollziehen) steigerte, wodurch Sebastian KURZ durch eine Aufstockung auch des Repräsentations- und Inseratenbudgets die Möglichkeit gewährt werden sollte, das gemeinsam in Aussicht genommene Projekt als Außenminister durch erhöhtes Eigen­marketing voranzutreiben. An KURZ kommunizierte MMag. SCHMID die Budgeter­hö­hung mit dem Hinweis „das haben wir NUR für dich gemacht" und „Du schuldest mir was : )))!".

Mag. BLÜMEL, MBA wiederum schrieb ihm etwa mit drei Kuss-Emojis verstärkt „Du bist Familie" und betonte, dass er gebraucht werde. MMag. SCHMID übte sehr weitreichen­den Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Bereich der Personalpolitik aus; in jenen Bereichen, bei denen eine Entscheidung von den Spitzen der ÖVP selbst abgesegnet werden musste, konnte er zumindest befürwortende Empfehlungen abgeben.

Mag. Johannes PASQUALI wechselte im Jahr 2004 als damaliger Bezirksrat der FPÖ im Wiener Bezirk Wieden zur ÖVP. Er ist seit 2. Mai 2016 Bezirksparteiobmann der ÖVP Wieden und schon seit 2015 Klubobmann der ÖVP in der Bezirksvertretung Wieden. Er ist seit 2014 Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im BMF. Im Zuge dieser Tätigkeit ist er unter

anderem für die Vereinbarung von Medienkooperationen, Inseratenvereinbarungen und Beraterverträgen sowie der diesbezüglichen Rechnungslegung und Freigaben verant­wortlich.

Mag. PASQUALI war stellvertretender Staatskommissär bei der Volksbank Salzburg eG, Casinos Austria AG und Hypo NÖ Landesbank für Niederösterreich und Wien AG; ab 1. März 2019 wurde er zum Staatskommissär der Raiffeisenbank Region Amstetten eGen bestellt.

Dr. Stefan STEINER arbeitete ab 2011 - zuletzt als Sektionschef im Integrations­staats­sekretariat und danach im BMEIA- eng mit Sebastian KURZ zusammen. Im Juni 2017 (danach war er im BMEIA gemäß § 29b Abs 1 VBG unter Entfall der Bezüge karenziert) wechselte Dr. STEINER in die Bundes-ÖVP, wo er neben Elisabeth KÖSTINGER Ge­neralsekretär war. Anfang 2018 legte Dr. STEINER die Funktion als Generalsekretär zurück, blieb aber - im Rahmen eines Beratungsvertrags mit der Bundes-ÖVP - einer der wichtigsten strategischen Berater von Sebastian KURZ. Neben Sebastian KURZ, Elisabeth KÖSTINGER, Mag. Gernot BLÜMEL, MBA und Mag. Bettina GLATZ-KREMSNER


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gehörte er der Steuerungsgruppe der ÖVP im Zuge der Regierungsbildung nach der Nationalratswahl 2017 an.

Dr. STEINER war in den Projektunterlagen an erster Stelle angeführt und mit den Aufgaben „Leitung, Strategie/Planung, rechtliche Rahmenbedingungen, Wahlkampf­vor­bereitung und Neuaufstellung Partei" beauftragt (ON 1118 S 499).

Mag. Gerald FLEISCHMANN arbeitete ebenso ab 2011 im Integrationsstaatssekretariat und später im BMEIA eng mit Sebastian KURZ zusammen. Ab 2017 war Mag. FLEISCHMANN stellvertretender Kabinettchef von Bundeskanzler Sebastian KURZ und Leiter der neu geschaffenen Stabsstelle für strategische Kommunikationsplanung.

Mag. FLEISCHMANN war in den Projektunterlagen mit den Aufgaben „Presse, Strategie, Wordings, Inseratenmanagement" beauftragt (ON 1118 S 499).

Johannes FRISCHMANN, MSc war von September 2014 bis Juli 2017 Pressesprecher im BMF. Danach wechselte er über Ersuchen von Sebastian KURZ zu ihm als sein Pressesprecher. Diese Funktion übt er bis jetzt aus.

MMag. Dr. Sophie KARMASIN war vom 16. Dezember 2013 bis zum 18. Dezember 2017 (von der ÖVP nominierte) parteilose Bundesministerin für Familien und Jugend. Zuvor war sie von 2006 bis 2013 Geschäftsführerin der KARMASIN MOTIVFORSCHUNG GmbH, die von ihren Eltern Dr. Friedrich KARMASIN und Dr. Helene KARMASIN gegründet und 2011 (vollständig) an sie und ihren Bruder Univ.-Prof. DDr. Matthias KARMASIN übergeben wurde. MMag. Dr. Sophie KARMASIN hielt ab 2011 85 % der Anteile. Die KARMASIN MOTIVFORSCHUNG GmbH war bis 2014 alleinige Gesell­schafterin des Marktforschungsinstituts „GALLUP-INSTITUT GmbH", das jahrelange Umfragen und Marktforschung für die FELLNER-Gruppe durchführte.

MMag. Dr. Sophie KARMASIN schied Ende 2017 als Ministerin aus und gründete im Juni 2018 die KARMASIN RESEARCH&IDENTITY GmbH. Praktisch mit Beginn der Geschäftstätigkeit des neuen Unternehmens arbeitete MMag. Dr. KARMASIN wieder mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA zusammen und präsentierte seither als Analystin in der Sendung „Fellner! Live" Wahlumfragen von RESEARCH AFFAIRS.

Alle bisher genannten Personen sind in der im Tenor angeführten Gruppe der engsten Vertrauten um Sebastian KURZ enthalten. Diese Gruppe umfasst auch noch weitere enge Mitarbeiter, die aber mangels strafrechtlicher Relevanz hier nicht genannt werden.

[geschwärzte Stelle] MA, MBA arbeitete von 2007 bis 2015 als Research Mana­gerin/Assistenz der Geschäftsführung der KARMASIN MOTIVFORSCHUNG GmbH und machte sich 2015 selbstständig. Seit 2015 war sie als nicht protokollierte Einzelunter­nehmerin im Bereich der Marktforschung mit der Marke „RESEARCH AFFAIRS" tätig. Auch nach ihrem Ausscheiden bei der KARMASIN MOTIVFORSCHUNG GmbH im Jahr 2015 war und ist sie weiterhin — laut eigener Homepage — als empirische Partnerin von Dr.[geschwärzte Stelle] („KARMASIN Behavioural Insights"), der Mutter von MMag. Dr. Sophie KARMASIN, tätig.

Wolfgang FELLNER ist Gründer und Herausgeber des Mediums OSTERREICH. Sein Bruder Mag. Helmuth FELLNER ist laut einer Medienrecherche bei Mediengründungen für kaufmännische Angelegenheiten zuständig. Am Projekt der Tageszeitung ÖSTERREICH ist Mag. FELLNER etwa ab Mitte der 2000er Jahre nicht mehr beteiligt; er bringt sich aber weiterhin operativ in das Geschäft der FELLNER Gruppe ein, hat wesentlichen Einfluss und erbringt diese Leistungen als Geschäftsführer und Alleingesellschafter der HF Beratungs GmbH & Co KG. MMag. SCHMID kennt sowohl Wolfgang FELLNER als auch Mag. Helmut FELLNER insbesondere aufgrund seiner Tätigkeit als Pressesprecher und später als Kabinettschef im Finanzministerium.


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2.2 politische Ausgangslage und Vorgeschichte

Die seit 2008 regierende „große Koalition" aus SPÖ und ÖVP verlor in Umfragen zu­nehmend an Zustimmung. In der ÖVP konnten die Bundesparteiobmänner und Vize­kanzler Dl PRÖLL und Dr. SPINDELEGGER, der Sebastian KURZ im Jahr 2011 als Staatssekretär für Integration im Bundesministerium für Inneres in die Spitzenpolitik holte, nicht den gewünschten politischen Erfolg verbuchen. Nachdem Sebastian KURZ im Nationalratswahlkampf 2013 die meisten Vorzugsstimmen aller Kandidat*innen er­reichte, wurde er medial als „Zukunftshoffnung" - als auch Dr. MITTERLEHNER als Bun­desparteiobmann nicht den erhofften (anhaltenden) Erfolg für die ÖVP erzielen konnte - sogar als möglicher „Retter" der ÖVP dargestellt.

Ab 2014 leitete Mag. Gernot BLÜMEL, M BA zunächst unter dem Titel „Evolution Volkspartei" — intern auch „Projekt Ballhausplatz" bezeichnet — einen Erneuerungs­prozess der Volkspartei ein, der 2015 in einem eigenen Bundesparteitag mit Statuten­änderung mündete (ON 1252 S 10 f). Ziel war es, die ÖVP mit Sebastian KURZ zur Kanzlerpartei zu machen. So entwickelte der damalige Außenminister Sebastian KURZ mit einer Gruppe seiner engsten Vertrauten, wie dem Parteiobmann der Landesgruppe Wien Mag. BLÜMEL, MBA, den engsten strategischen Beratern Dr. Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN, Axel MELCHIOR, MMag. SCHMID und wenigen weiteren Mitarbeitern, Pläne und Strategien mit dem vorrangigen Ziel, zunächst als designierter und dann als gewählter Parteiobmann die Führung der ÖVP zu übernehmen — in den Projektunterlagen als „Tag der Übernahme" bezeichnet (ON 1118 S 491) — um danach als Bundesparteiobmann die ÖVP wieder aus einem damaligen Umfragetief und in einen Wahlkampf zur Erlangung der Kanzlerschaft zu führen. Diese Pläne und Strategien manifestierten sich in den von dieser Gruppe erarbeiteten Strategiepapieren, die teil­weise mit Titeln wie „Projekt BPO" (BP() für Bundesparteiobmann) oder „Projekt Ball­hausplatz" (Die Adresse des Bundeskanzleramts als Symbol für das Ziel der Kanzler­schaft) versehen waren und eine finanzielle und thematische Neuausrichtung der Bun­despartei ÖVP und eine Vorbereitung eines Wahlkampfes beinhalteten. Um dieses Ziel zu erreichen war es aus Sicht dieser Gruppe ua erforderlich, regelmäßige und the­matisch spezifische Umfrageergebnisse zur Einschätzung der aktuellen politischen Lage als Entscheidungsgrundlage für ihre Strategie zu erhalten (vgl Punkt 5. „BuPa Neu planen" mit den Aufgaben „Zielgruppenanalyse, Botschaften abtesten, Fokusgruppen", ON 1118 S 488), wobei die jeweiligen Umfrageergebnisse durch gezielte Veröffent­lichungen auch zum Lenken der öffentlichen aber auch innerparteilichen Meinung benutzt werden sollten.

Anfang 2016 zeichnete sich in Umfragen zur Bundespräsidentschaftswahl ab, dass die von der SPÖ und der ÖVP nominierten Kandidaten sehr schlecht abschneiden würden. Der damalige Bundeskanzler Werner FAYMANN wurde parteiintern zunehmend mehr in Frage gestellt und es war absehbar, dass er zurücktreten und ihm jemand mit mehr öffentlicher Zustimmung nachfolgen könnte. Sebastian KURZ betrachtete diese Möglich­keit eines neuen „unverbrauchten Bundeskanzlers" als große Gefahr für seinen politi­schen Plan, Bundesparteiobmann und nach Neuwahlen Bundeskanzler zu werden, und beschloss mit seinen politischen Vertrauten spätestens im März 2016 den Plan aktiv umzusetzen. Im März 2016 wurde zur Beurteilung der Lage eine Umfrage beim Mei­nungsforscher Dr. Franz SOMMER beauftragt, um die Chancen von KURZ für eine all­fällige Nationalratswahl auszuloten. Das Ergebnis war, dass die ÖVP mit KURZ um 15% besser abschneiden würde als unter der Führung von Dr. MITTERLEHNER. KURZ versuchte mit Hinweis auf das Umfrageergebnis die Partei-Spitzenfunktionäre von einer Neuwahl unter seiner Führung zu überzeugen. Diese Aktivitäten von KURZ und seinem Team wurden parteiintern von Parteiobmann Dr. MITTERLEHNER und einigen Landes­hauptleuten kritisch gesehen. Beim Parteivorstand am 10. Mai 2016 stellte ihn Dr.


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MITTERLEHNER (nach seiner Darstellung im Buch „Haltung") zur Rede; dabei habe KURZ sein Ziel, die Koalition zu sprengen, offengelegt.

In Anbetracht der parteiinternen Zurückhaltung musste Sebastian KURZ sein Vorhaben daher verdeckt weiterbetreiben. Eine zusätzliche Hürde bestand in den mangelnden finanziellen Möglichkeiten, weil er (noch) keinen Zugang zu den Geldern der Partei hatte. Die hier inkriminierten Tathandlungen sind daher vor dem Hintergrund dieser beiden Umstände zu sehen: Um nicht weitere parteiinterne Unruhe zu erzeugen, durfte die Be­auftragung der für erforderlich erachteten Umfragen daher nicht erkennbar sein. Die für sein Vorhaben essentielle Beeinflussung der öffentlichen und innerparteilichen Meinung - dies auch durch gezielte Veröffentlichungen von Umfragen - würde ebenso wie die Umfragen selbst erhebliche Kosten verursachen, sodass zusätzlich eine verdeckten Fi­nan­zierung des Projektes unumgänglich war.

Die Lösung wurde schließlich in der Entwicklung des sogenannten [geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" gefunden:

Die Umfragen wollte man verdeckt mit Hilfe der ihnen vertrauten und von Dr. MITTERLEHNER enttäuschten MMag. Dr. KARMASIN erhalten. Diese war vor ihrer politischen Karriere als Familienministerin (2014 bis Ende 2017) ua. alleinige Ge­sellschafterin des Marktforschungsinstituts „GALLUP-INSTITUT GmbH", das jahrelang Umfragen und Marktforschung für die FELLNER-Gruppe durchführte. Sie hatte daher sowohl reichliche Erfahrung mit Meinungsumfragen als auch beste Kontakte zu Wolf­gang und Mag. Helmuth FELLNER. Die beabsichtigten Veröffentlichungen in Medien sollten insbesondere im Wege der FELLNER-Gruppe durch zeitlich parallel erfolgende Inseratenschaltungen „finanziert" und somit sichergestellt werden, Dieser Zusammen­hang findet sich auch in den genannten Strategiepapieren, wobei sowohl im Dokument mit dem Titel „Projekt Ballhausplatz" als auch in einem Dokument beinhaltend 61 Punkte zur „Vorbereitung", „Übernahme" (der Bundespartei) und zeitlich festgelegter Meilen­steine bis zum Ziel einer Regierungsbildung („1 Woche",,1 Monat’, „3 Monate", „6 Mo­nate" und „1 Jahr) die Aufgaben „Umfragen" und „Inserate" jeweils unmittelbar aufei­nanderfolgend - in einer Unterlage als Unterpunkt - festgeschrieben waren:

Unterlage „Projekt Ballhausplatz" (ON 1118 S 479):

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MMag. SCHMID hatte als Generalsekretär des BMF ebenfalls gute Kontakte zu den Brüdern FELLNER und konnte zusätzlich über die finanziellen Mittel des BMF verfügen. Da er als enger Vertrauter von Sebastian KURZ diesem auch seine uneingeschränkte Loyalität zugesichert hatte (siehe etwa die später verfasste Nachricht „Ich bin einer deiner Prätorianer der keine Probleme macht sondern löst."), wurde er von Sebastian


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KURZ bereits im März 2016 mit der Umsetzung dieses Vorhabens beauftragt. MMag. SCHMID nahm daher in laufender Abstimmung mit KURZ mit MMag. Dr. KARMASIN und den Brüdern Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER Kontakt auf und begann, an der Detailplanung und Umsetzung des „[geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" zu arbeiten.

2.3 Die Vereinbarungen des, [geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" Das von den Beschuldigten so genannte „Beinschab ÖSTERREICH Tool’ bestand aus zwei mitei­nan­der zusammenhängenden nach vorheriger Absprache mit Sebastian KURZ getroffenen Vereinbarungen:

Einerseits wurde zwischen MMag. SCHMID und Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER unter Einbindung von MMag. Dr. KARMASIN und (teilweise auch) [geschwärzte Stelle] MA, MBA sowie Mag. Johannes PASQUALI und Johannes FRISCHMANN, MSc verein­bart, dass im Gegenzug für die aufgrund einer wiederkehrenden Zusage und Vergabe von Inseratenaufträgen durch das BMF geleisteten Zahlungen - zusätzlich zu den für die Verschleierung der Tathandlungen erforderlichen gekennzeichneten Schaltungen im An­zeigenteil der Medien - von MMag. SCHMID als Mittelsmann vorgegebene redaktionelle Inhalte, nämlich insbesondere von [geschwärzte Stelle] MA, MBA zu erhebende Umfra­ge­ergebnisse, aber auch andere aus Sicht der Beschuldigten relevante Berichte, zu vorgegebenen Zeitpunkten - somit einer entgeltlichen Veröffentlichung iS § Abs 1 Z 2 MedKF-TG gleichkommend - in Medien der FELLNER-Gruppe und insbesondere in der Tageszeitung ÖSTERREICH sowie im Onlinemedium oe24.at — teilweise mit einer die Interessen von Sebastian KURZ und der Gruppe seiner Vertrauten fördernden Kom­mentierung durch Wolfgang FELLNER, Sabine BEINSCHAB, MA, MBA oder andere Redakteure - veröffentlicht werden sollen. Die inhaltlichen Vorgaben an den Mittelsmann MMag. SCHMID sollten von Sebastian KURZ, Dr. Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN und Johannes FRISCHMANN, MSc kommen.

Andererseits vereinbarten MMag. SCHMID, MMag. Dr. KARMASIN und [geschwärzte Stelle] MA, MBA unter Einbindung von Mag. Johannes PASQUALI und Johannes FRISCHMANN, MSc, dass bestimmte für die Beschuldigten relevante Umfragen - wiederum nach inhaltlichen Vorgaben von Sebastian KURZ, Dr. Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN und Johannes FRISCHMANN, MSc - mit ausschließlich (partei-)politischen Inhalten bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA beauftragt werden. Die dafür entstehenden Kosten sollten zuerst verdeckt über die Mediengruppe ÖSTERREICH, danach mittels Scheinrechnungen in zeitlich parallel beim Einzelunternehmen der [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA in Auftrag gegebenen für das BMF zu erbringenden Studien abgerechnet werden.

Die später detailliert dargestellten Aufträge zu konkreten Umfragen liefen im Wesent­lichen mit den Phasen und Fortschritten des „Projektes Ballhausplatz" parallel und betrafen ausschließlich parteipolitische Interessen von Sebastian KURZ und der ÖVP:

• So wurden zunächst in der ersten Phase bis zur Wahl von Sebastian KURZ zum Parteiobmann insbesondere Umfragen beauftragt, aus denen ersichtlich werden sollte, wie schlecht die ÖVP unter dem Bundesparteiobmann Dr. MITTERLEHNER abschnei­det, während vergleichend aufgezeigt wurde, um wie viel besser die Ergebnisse unter einem Vorsitzenden Sebastian KURZ ausfallen würden. Das dahinterstehende Ziel war, die Akzeptanz der Parteifunktionäre hinsichtlich der „Übernahme" der Parteiführung durch KURZ zu seinen Vorstellungen zu erhöhen (FRISCHMANN, MSc an MMag. SCHMID am 6. Jänner 2017 „Wir zündeln [...]"). Weiters wurde die öffentliche Meinung zu mög-


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lichen Neuwahlen (vgl Welle vom 2. Februar 2017 „möglicher Koalitionsbruch") abge­fragt, wobei die diesbezüglich strategische Vorgabe darin bestand, dass eine Neuwahl­entscheidung nicht der ÖVP und vor allem nicht Sebastian KURZ zugerechnet werden dürfte. Zusätzlich wurden auch Umfragen zu bestimmten aktuellen Themen (etwa zu einer Kampagnenaktion von Bundeskanzler Mag. KERN: „Kern als Pizzabote") einge­holt.

• In der zweiten Phase des beginnenden Wahlkampfes wurden Umfragen beauftragt, die die beste Themensetzung ermöglichen sollten („Fragen zur kalten Progression") sowie mögliche Mitbewerber betrafen („Kriterienkatalog SPÖ", „Fragen zur Reformpartner­schaft, Bewertung Sebastian Kurz, Christian Kern") und zu entsprechenden Veröffent­lichungen führten: Beispielsweise wurde kurz nach der Anfang Juli 2017 erfolgten Bekanntgabe der Nominierung von Dr. Irmgard GRISS durch die NEOS eine Umfrage beauftragt, die zu gewünschten ÖSTERREICHBerichten (zB mit der Schlagzeile „1. UMFRAGE: Griss bringt NEOS nur 1 Prozent - Sensation: Ex-Hofburg-Kandidatin Irm­gard Griss dürfte den Neos kaum Vorteile bringen.") führte. Ähnlich reagierte Mag. FLEISCHMANN auf das am 25. Juli 2017 von Dr. Peter PILZ verlautbarte Antreten mit der „Liste Peter Pilz", indem er bereits am 26. Juli 2017 einen Vorschlag für eine Umfrage mit Fragen wie „Wem kostet Pilz?" unterbreitete und sogleich die von ihm gewünschte Ergebnisse mit übermittelte „Grobe [gemeint Grüne — sichtlich automatische Recht­schreibkorrektur] stark, Sozis Mittel, bisst neos, blau kaum, VP so gut wie nichts".

• In der dritten Phase wurden Umfragen erstellt, um die Anzahl der Unentschlossenen und deren Wünsche zu erheben, wobei Veröffentlichungen der gezielten Mobilisierung der eigenen Funktionäre dienen sollten („Bist du mit dem Österreich Aufmacher heute zufrieden für die Mobilisierung der eigenen"). Teilweise wurden auch die Erfolge bei TV-Konfrontationen abgefragt und mit dem eindeutigen Sieger Sebastian KURZ veröf­fentlicht, wobei (in zumindest einem Fall) sogar das gewünschte Ergebnis vorab be­sprochen wurde.

• In der vierten Phase nach der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 wurden im Auftrag von Sebastian KURZ Fragen zu Koalitionsvarianten und der möglichen Bildung eines Expertenkabinetts sowie etwas später im März 2018 zur Akzeptanz der Budgetrede und vorgesehenen Einsparungen gestellt.

Auch auf Art und Weise der Veröffentlichungen der Umfrageergebnisse nahmen die Beschuldigten auf Grundlage der Vereinbarung Einfluss. So wurden die Ergebnisse in der Regel zunächst von [geschwärzte Stelle] MA, MBA an MMag. SCHMID geschickt. Dieser entschied - teils nach Rücksprache mit Dr. STEINER -, dass als ungünstig für die ÖVP beurteilte Umfrageergebnisse (so zB betreffend eine allfällige Neuwahl am 28. Jänner 2017 oder Ergebnisse betreffend TV-Konfrontationen oder das ohnehin eintre­tende Brechen von Wahlversprechen am 21. August 2017) nicht veröffentlicht und an­dere, die zum Beispiel die eigenen Funktionäre der ÖVP zu weiteren Anstrengungen im Wahlkampf motivieren sollten, jedenfalls veröffentlicht werden sollten. Erst nachdem [geschwärzte Stelle] MA, MBA das Einverständnis von MMag. SCHMID für die genauen Vorgaben der Veröffentlichung der Umfrageergebnisse erhalten hatte, schickte sie die Ergebnisse an Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER. Festzuhalten ist außerdem, dass [geschwärzte Stelle] MA, MBA (zumindest in einem Fall) die Umfrageergebnisse im Auftrag der Beschuldigten innerhalb der Schwankungsbreiten zugunsten der ÖVP beein­flusste („frisierte")

2.4 Zur konkreten Planung und Vereinbarung


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Am 6. März 2016 informierte MMag. SCHMID KURZ, dass er nächste Woche MMag. Dr. KARMASIN „wegen Umfragen" treffen werde. Dieser Ankündigung entsprechend findet sich im Kalender von MMag. SCHMID ein Termin mit MMag. Dr. KARMASIN und dem Kabinettsmitarbeiter Mag. [geschwärzte Stelle] BSc für 9. März 2016 eingetragen.

Am 8. März 2016 berichtete MMag. SCHMID KURZ auch darüber, dass man mit dem Herausgeber und Chefredakteur der Tageszeitung DIE PRESSE, Rainer NOWAK, Umfragen (vermutlich bezog sich dies auf die bei Dr. SOMMER beauftragte Studie) rund um den Parteitag der ÖVP Wien, bei dem Mag. BLÜMEL, MBA zum Parteichef der ÖVP Wen gewählt wurde, "spielen" werde. KURZ bedankte sich mit den Worten „Großartig!!! Du bist super!".

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Am 10. März 2016 — einem Tag nach dem Abendtermin zwischen MMag. SCHMID, MMag. Dr. KARMASIN und dem Kabinettsmitarbeiter Mag. [geschwärzte Stelle] BSc — informierte MMag. Dr, KARMASIN MMag. SCHMID über die Organisation eines Termins mit FELLNER, der am 15. März 2016 stattfand. Unmittelbar vor dem Termin fand eine Vorbesprechung zwischen MMag. SCHMID und MMag. Dr. KARMASIN statt.

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Im Anschluss an den Termin schrieb MMag. SCHMID an KURZ: „Gute News bei der Umfrage Front. Sophie weiß ich nicht ob ich überreden konnte. Sie ist noch voll auf ..... ". Sebastian KURZ erkundigte sich daraufhin, ob er mit MMag. Dr. KARMASIN reden könne, was MMag. SCHMID befürwortete und eine mögliche Strategie zum Überreden aufzeigte; KURZ sagte schließlich ein Gespräch zu.

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Danach organisierte MMag. Dr. KARMASIN Mitte April einen gerneinsamen Abend­termin mit Mag. Helmuth FELLNER und MMag. SCHMID für den 2. Mai 2016, bei dem die weitere Vorgehensweise abgestimmt und besprochen wurde. Gleichzeitig sendete MMag. Dr. KARMASIN die Kontaktdaten von Mag. Helmuth FELLNER an MMag. SCHMID, da dieser Mag. FELLNER offenbar noch nicht persönlich kannte. Eine Woche später, am 22. April 2016 sendete auch [geschwärzte Stelle] MA, MBA ihre Kontaktdaten an MMag. SCHMID.

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Auf schon damals zwischen MMag. SCHMID und Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER geschlossene Vereinbarungen deuten bereits Chatnachrichten aus April 2016 hin, wobei im Gegenzug für den „erledigt(en) Teil der Vereinbarung" eine Erwartungshaltung mit zeitnaher Berichterstattung „Ich bin gespannt wie das Schelling Budget morgen bei euch berichtet wird" verbunden war.

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Am 2. Mai 2016, am Tag des gemeinsamen Abendessens mit Mag. Helmuth FELLNER und MMag. Dr. KARMASIN, findet sich wenige Stunden zuvor auch ein Termin mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA und FRISCHMANN, MSc im Kalender von MMag. SCHMID eingetragen.

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Offenbar während des Abendessens mit Mag. FELLNER und MMag. Dr. KARMASIN am 2. Mai 2016 sendete MMag. SCHMID an FRISCHMANN, MSc eine Nachricht, dass er „Von morgen auf übermorgen - Bauern Hilfen mit Österreich spielen" solle und eine


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weitere an Mag. PASQUALI, damit sich dieser einen Termin mit MMag. SCHMID für den Montag, 9. Mai 2016 um 16:00 Uhr einträgt.

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Für den 12. Mai 2016 findet sich im Terminkalender von MMag. SCHMID ein Termin mit Mag. FELLNER, Oliver VOIGT (damaliger Geschäftsführer der Mediengruppe ÖSTERREICH),

Mag. PASQUALI und FRISCHMANN, MSc, bei dem mögliche Medienkooperationen mit der FELLNER-Gruppe besprochen und tatplangemäß in Aussicht genommen wurden.

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Im April oder Mai 2016 vereinbarten schließlich nach vorheriger Absprache mit Se­bastian KURZ MMag. SCHMID und Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER unter Ein­bindung von MMag. Dr. KARMASIN und (teilweise auch) Sabine BEINSCHAB, MA, MBA sowie Mag. Johannes PASQUALI und Johannes FRISCHMANN, MSG, dass im Gegen­zug für die aufgrund einer wiederkehrenden Zusage und Vergabe von Inseraten­auf­trägen durch das BMF geleisteten Zahlungen - zusätzlich zu den für die Verschleierung der Tathandlungen erforderlichen gekennzeichneten Schaltungen im Anzeigenteil der Medien - von MMag. SCHMID als Mittelsmann vorgegebene redaktionelle Inhalte, näm­lich insbesondere von BEINSCHAB, MA, MBA zu erhebende Umfrageergebnisse, aber auch andere aus Sicht der Beschuldigten relevante Berichte, zu vorgegebenen Zeit­punkten - somit einer entgeltlichen Veröffentlichung iS §Abs 1 Z 2 MedKF-TG gleichkom­mend - in Medien der FELLNER-Gruppe und insbesondere in der Tageszeitung ÖSTERREICH sowie im Onlinemedium oe24.at — teilweise mit einer die Interessen von Sebastian KURZ und der Gruppe seiner Vertrauten fördernden Kommentierung durch Wolfgang FELLNER, Sabine BEINSCHAB, MA, MBA oder andere Redakteure – veröf­fentlicht werden sollen. Die inhaltlichen Vorgaben an den Mittelsmann MMag. SCHMID sollten von Sebastian KURZ, Dr. Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN und Johannes FRISCHMANN, MSc kommen.

Die ersten mit dieser Vereinbarung verbundenen Inseratenaufträge wurden bereits anlässlich des Termins am 12. Mai 2016 vereinbart.

Bereits in der Anfangsphase dieser Vereinbarung kam es zu einem Konflikt („Fellner hat sich an keine Abmachung gehalten"), weil anstatt der vereinbarten Inhalte betreffend diverse Ergebnisse von Umfragen iZm den Themen Brexit, Maschinensteuer, Wirt­schaftskompetenz und Standort, Schuldenabbau und Einsatz von Steuergeld auch noch


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eine nicht gewünschte „private Story" über einen Immobilienkauf von Dr. SCHELLING in der Tageszeitung ÖSTERREICH erschienen war. Die Inhalte sollten ersichtlich eine Themensetzung iZm einem für 30. Juni 2016 mit Sebastian KURZ und Minister Dr. SCHELLING anberaumten Pressegespräch bewirken.

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MMag. SCHMID wurde am 27. Juni 2016 von FRISCHMANN, MSc über die Missachtung der Vereinbarung informiert. Im Anschluss kritisierte MMag. SCHMID dies sowohl ge­gen­über den Brüdern FELLNER als auch gegenüber MMag. Dr. KARMASIN sehr deut­lich und sprach von einem „Vertrauensbruch".

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MMag. Dr. KARMASIN verlangte — ebenso wie MMag. SCHMID — eine Erklärung der Brüder FELLNER, welche sich daraufhin einsichtig zeigten und zusagten, die verein­barten Inhalte nun auf einer Doppelseite, die Wolfgang FELLNER persönlich mache, zu veröffentlichen. Wolfgang FELLNER versicherte weiters, die offenkundig bereits eben­falls zugesagte und später erfolgte Umstellung der Meinungsforschung auf das Einzel­unternehmen von BEINSCHAB, MA, MBA einzuhalten (,,alles gut auch mit Wechsel Sonntagsfrage jederzeit").

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Am 29. Juni 2016 frühmorgens schickte FRISCHMANN, MSc an MMag. SCHMID Screen­shots der ePaper Ausgabe von ÖSTERREICH vom gleichen Tag zur Information, dass FELLNER nun doch die vereinbarte Veröffentlichung vornahm:

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Um 10:03 Uhr schrieb Mag. Helmuth FELLNER an MMag. Thomas SCHMID, dass nun eine „umfragedoppelseite" erschienen sei und erkundigt sich nach den nächsten Schritten.

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Wenige Tage später berichtete FRISCHMANN, MSc die Schaltung einer Doppelseite mit Reise/Zollinfos für Ende Juli und 15. August 2016. Insgesamt würden die Inserate


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116.000 Euro netto kosten. FRISCHMANN, MSc schloss die Chatnachricht mit dem Hinweis: „gleich wie die ersten zwei Wellen".

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In Umsetzung der Vereinbarung erschien somit am 29. Juni 2016 unter dem Titel „Schelling & Kern: Duell um unsere Steuern"eine Doppelseite in der Printversion in der Tageszeitung ÖSTERREICH und ein Bericht im Onlinemedium oe24.at ,,https://www.oe24.atioesferreich/politik/schelling-kern-duell-um-unsere-steuern/241462693" (ON 1633 S 35 f), in dem Ergebnisse aus einer Umfrage von RESEARCH AFFAIRS veröffentlicht und von [geschwärzte Stelle] MA, MBA kom­men­tiert wurden. Thematisch behandeln sie „Reformwünsche an die Regierung" und „Siche­rung des Wirtschaftsstandortes" sowie die Meinung der Befragten, welchem Spit­zenpolitiker man jeweils „Wirtschaftskompelenz", „die Überprüfung von Förderungen", „Weniger Gesetze für Firmen", „Reduzierung der Staatsschulden" und „Richtiger Einsatz von Steuern" zutraue.

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Zusätzlich wurden Umfrageergebnisse zum Thema Maschinensteuer und EU-Austritt, somit genau die ursprünglich vereinbarten Themen präsentiert. Beauftragt wurde die Studie laut der Quellenangabe von der Tageszeitung ÖSTERREICH.

2.5 Ausbau der Vereinbarung:

Trotz dieses anfänglichen Problems („Vertrauensbruch") hielten die an der Vereinbarung Beteiligten an dieser fest und beschlossen diese auszubauen:

MMag. SCHMID, Mag. PASQUALI, MMag. Dr. KARMASIN, [geschwärzte Stelle] MA, MBA und Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER vereinbarten im Sommer/Herbst 2016, dass die Zeitung ÖSTERREICH im Zuge und Erweiterung der oben genannten Ver­einbarung mit den Brüdern FELLNER ab Anfang 2017 regelmäßig politische Umfragen beim Einzelunternehmen von [geschwärzte Stelle] MA, MBA RESEARCH AFFAIRS beauftragen werden. Diese sollten mit MMag. SCHMID und mehreren mit Medienthemen befassten Personen der ÖVP (KURZ, Dr. STEINER, FRISCHMANN, MSc und Mag. FLEISCHMANN) insofern abgestimmt werden, dass diese auch für ihre Strategien (Wahl


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zum Parteiobmann bzw später Wahlkampf) relevante Fragestellungen „anhängen" können. Die Ergebnisse sollten unter Berücksichtigung der Wünsche der Beschuldigten veröffentlicht und dabei von [geschwärzte Stelle] MA, MBA als scheinbar unabhängige Expertin im Sinne der ÖVP präsentiert werden. Die Bezahlung der von MMag. SCHMID beauftragten Fragestellungen sollte zunächst „Österreich" • - dh Unternehmen der FELLNER-Gruppe - und nach der Umstellung der Meinungsumfragen der FELLNER-Gruppe auf das Einzelunternehmen von [geschwärzte Stelle] MA, MBA das BMF übernehmen. Die dabei auflaufenden Kosten sollten in ebenfalls bei Sabine BEINSCHAB, MA, MBA durch das BMF beauftragte Studien mittels Scheinrechnungen (inhaltlich unrichtige Zuordnung der für die Umfragen gelegten Stundenabrechnungen zur Studie) eingerechnet und dadurch verschleiert werden. MMag. SCHMID versprach Im Zuge der späteren Umsetzung MA, MBA in weiterer Folge auch eine Tätigkeit beim oder für den ORF („ Wenn kurz gewinnt werden wir dich dort positionieren").

Bereits im Juni 2016 war dieser Teil der Vereinbarung mit dem „Wechsel Sonntagsfrage" fertig konzipiert und sollte — wie nachfolgend dargestellt werden wird — noch 2016 effektuiert werden:

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Am 31. August 2016 schrieb Mag. Helmuth FELLNER nach einem gemeinsamen Termin „unter 4 Augen", bei dem der Vereinbarung entsprechende Medienkooperationen mit der FELLNER-Gruppe zugesagt wurden, an MMag. SCHMID: „Gemeinsam sind wir richtig gut!!!".

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In Umsetzung dieser Vereinbarung veranlassten die Brüder FELLNER, dass ab Ende 2016 das Einzelunternehmen von [geschwärzte Stelle] MA, MBA mit der gesamten Politikforschung für ÖSTERREICH — diese beinhaltete regelmäßige Meinungsumfragen zur Sonntagsfrage und anderen aktuellen politischen Themen sowie deren Analyse und Kommentierung — beauftragt wird. Nach Entscheidung dieses für den Tatplan we­sentlichen Schrittes informierte MMag. SCHMID am 6. September 2016 KURZ, dass die „gesamte Politikforschung im Österreich [...] nun zur Beinschab wandern" werde und man „Umfragen und Co im besprochenen Sinne :-))" habe.

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Nur eine Woche später fand laut Terminkalender von MMag. SCHMID am 13. Sep­tember 2016 ein Termin mit [geschwärzte Stelle] MA MBA, statt, an dem ua. die in Aus­sicht genommene Auftragserteilung durch das BMF mit einer Studie Thema war.


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Wenig später nämlich am 22. September 2016 beauftragte das BMF in Umsetzung des oben genannten Tatplans [geschwärzte Stelle] MA, MBA mit der Studie ,,Wirtschafts- und Budgetpolitik" mit einem Förderbetrag von 76.800 Euro. Das Startdatum der Studie wurde mit 22. September 2016 und das Enddatum mit 31. Jänner 2018 angegeben.

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Für den 12. November 2016 findet sich im Terminkalender von MMag. SCHMID ein Termin für ein Frühstück mit MMag. Dr. KARMASIN „Frühstück BM Karmasin (Befra­gungstool)".

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2.6 Die Beauftragung von Umfragen in vier Phasen:

In der ersten Phase wurden insbesondere Umfragen beauftragt, die darstellen sollten wie schlecht die ÖVP unter dem Bundesparteiobmann Dr. MITTERLEHNER abschnei­det, während vergleichend aufgezeigt wird, um wie viel besser die Ergebnisse unter einem Vorsitzenden Sebastian KURZ ausfallen würden. Dies stellte eine exakte Umsetzung der im Dokument mit dem Titel „Projekt Ballhausplatz" angeführten Passage (ON 1118 S 479) dar:

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Beispiel „Warten auf einen neuen Chef konkret auf Sebastian Kurz":

Bereits Anfang Dezember 2016 beauftragte MMag. SCHMID bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA eine Wahlumfrage, wobei er die Ergebnisse an Sebastian KURZ zur Infor­mation und Abstimmung, an Mag. Helmuth FELLNER zur Veröffentlichung weiterleitete, der diese am nächsten Tag vereinbarungsgemäß vornahm und rückmeldete („Sogar Titelseite!"). So erschien die gewünschte Veröffentlichung am 8. Dezember im Online­medium oe24.at "https.11www.oe24.aVoesterreich/polllikArotz-schlappe-fpoe-klar-auf-platz-1/261584523" und am 9. Dezember 2016 auf einer Viertel Titelseite und einer Halbseite im Politikteil in der Printversion in der Tageszeitung ÖSTERREICH (ON 1633 S 49 ff).


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Am Tag dieser Veröffentlichung meldete auch MMag. Dr. KARMASIN an MMag. SCHMID, dass alles gut geklappt habe und sendete MMag. SCHMID zwei Bilder der Zeitung ÖSTERREICH, auf denen die Umfrage erschienen war. Gleichzeitig informierte MMag. SCHMID darüber, dass er am Vortag mit beiden, offenbar gemeint die Brüder FELLNER, telefoniert habe und sie zur Umstellung - damit war die mit Anfang des Jahres erfolgende Beauftragung der [geschwärzte Stelle] MA, MBA mit Umfragen (auch) im Auftrag von ÖSTERREICH gemeint - stehen und demnächst eine „SCHELLING Story" bringen würden.

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Im Sinne der obigen dargestellten Vereinbarung wurde das schlechte Umfrageergebnis der ÖVP im Bericht wie folgt erklärt. „Die ÖVP hat es schwer: Im Frühjahr ist sie unter 20 % gefallen; diesmal kommt sie auf nur 18 %. Die Gespaltenheit in der Hofburg-Frage und das Warten auf einen neuen Chef— konkret auf Sebastian Kurz — lassen keine Höhenflüge zu."

Am 8. Dezember 2016 und damit zeitgleich mit der Fertigstellung der dargestellten Um­frage thematisierte [geschwärzte Stelle] MA, MBA erstmals (in den Chats) die Abrech­nung für die „Erhebung" bei MMag. SCHMID, der ihr — dem Tatplan entsprechend — die verdeckte Abrechnung iZm der beauftragten Studie bestätigte.

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Ab Anfang 2017 wurden nun regelmäßig Umfragen durch MMag. SCHMID beauftragt:

Die zu stellenden Fragen und die mit diesen zu erwirkenden Zielrichtungen wurden ua von KURZ und seinen Vertrauten inhaltlich vorgegeben und nachdem sie unter Mithilfe von MMag. Dr. KARMASIN und FRISCHMANN, MSc (ebenfalls zB am 27. Jänner 2017 und 10. April 2017) abgestimmt worden waren, in den Medien der FELLNER-Gruppe veröffentlicht.

Diese Umfragen wurden teilweise von [geschwärzte Stelle] MA, MBA in Interviews oder Kom­mentaren in den Medien der FELLNER-Gruppe präsentiert, wobei ihr auch dies­bezüglich inhaltliche Vorgaben zB von FRISCHMANN, MSc gemacht wurden: „Der Beinschab hab ich gestern noch angesagt was sie im Interview sagen soll."

Die Zeitpunkte der Veröffentlichungen einzelner Umfrageergebnisse wurden zwischen den Beteiligten auf Seite der ÖVP sowie Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER sowie seinem Chefredakteur Werner SCHIMA abgestimmt („Er und Schima haben die Ergebnisse. Veröffentlichung ist für Sonntag vorgesehen."; „Hast du mit Fellners wegen Abfolge Umfragen gesprochen?").

MMag. SCHMID berichtete Sebastian KURZ über sämtliche Entwicklungen und Fort­schritte regelmäßig („Umfrage am Sonntag müsste alles passen.") und schickte ihm auch aktuelle Umfrageergebnisse.

Beispiel Vorbereitung des ÖVP-Parteitages am 8. Jänner 2017 - „VP würde von Kurz-Wechsel profitieren"

Am 3. Jänner 2017 erkundigte sich MMag. Dr. KARMASIN bei MMag. SCHMID, ob sie mit ihm oder FRISCHMANN, MSc den Fragebogen abstimmen solle. MMag. SCHMID verwies auf FRISCHMANN, MSc. Nur einige Stunden später leitete FRISCHMANN, MSc eine Anfrage von [geschwärzte Stelle] MA, MBA an MMag. SCHMID weiter. Er erkun­digte sich nach der Abstimmung mit der Tageszeitung ÖSTERREICH und „WF" (offen­bar gemeint Wolfgang FELLNER). MMag. SCHMID antwortete, dass er diesmal den Fragebogen nicht vorab, sondern erst wenn die Ergebnisse vorliegen würden, an FELLNER schicken würde. Am 6. Jänner 2017 schickte FRISCHMANN, MSc die Ergebnisse der aktuellen Umfrage per Mail an MMag. SCHMID, der sogleich rückfragte, ob diese eh so seien wie „wir" wollen „ÖVP bei 18". Er wies FRISCHMANN, MSc an,


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dafür zu sorgen, dass [geschwärzte Stelle] MA, MBA die Ergebnisse direkt an Wolfgang FELLNER schicken solle. Kurz danach informierte MMag. SCHMID Sebastian KURZ: „Umfrage am Sonntag müsste alles passen.".

Nach Veröffentlichung dieser Umfrage — nämlich am 7. Jänner 2017 im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politikfabsturz-oevp-im-umfrage-keller/2647360588" und am 8. Jänner 2017 eine ganze Seite in der Printversion in der Tageszeitung ÖSTERREICH (ON 1633 S 69 f) - sendete FRISCHMANN, MSc an MMag. SCHMID ein Foto von der Umfrage und dem Interview von [geschwärzte Stelle] MA, MBA in der Tageszeitung ÖSTERREICH. Er berichtete, dass er [geschwärzte Stelle] MA, MBA sogar angesagt habe, was sie im Interview sagen solle. MMag. SCHMID erwiderte daraufhin „So weit wie wir bin ich echt noch nie gegangen. Geniales Investment. Und Fellner ist ein Kapitalist. Wer zahlt schafft an. Ich liebe das." Sogar Sebastian KURZ bedankte sich am Abend bei MMag. SCHMID „Danke für Österreich heute!", wodurch er zeigt, dass er in die Vereinbarungen eingebunden war und MMag. SCHMID in seinem Auftrag handelte.

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Bei dieser Umfrage samt Veröffentlichung ging es den Beschuldigten insbesondere da­rum eine interne Führungsdiskussion zu entfachen („Super dann müssten sie ja beim Parteivorstand ein Thema haben" - „Wir zündeln [...]"), wobei dies nicht auf die einzelnen Personen (keinesfalls auf Sebastian KURZ) zurückführbar sein sollte.

Deshalb bedankte sich KURZ nur intern für die Veröffentlichung der Umfrage mit dem von FRISCHMANN, MSc „vorgegebenen" Analysetext (vgl die Schlagzeile „VP würde von Kurz-Wechsel profitieren"). In einem offiziellen Medienstatement am Parteitag des 8. Jänner 2017 bestritt er aber im Widerspruch zu seinen wahren Ambitionen - derartige Pläne zu haben („Ich verstehe diese Debatte nicht. Derzeit stehen keine Wahlen bevor, und ich bin als OSZE-Vorsitzender und Außenminister mehr als ausgelastet").

Beispiel Neuwahlentscheidung

Bereits Ende Jänner 2017 beauftragte Dr. Stefan STEINER bei MMag. SCHMID Fragen für eine weitere Umfrage, nämlich ob es einen Wunsch nach Neuwahlen gäbe und ob solche der SPÖ nutzen würden. MMag. SCHMID leitete diesen Auftrag an FRISCHMANN, MSc weiter, der einen konkreten Vorschlag unterbreitete.

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FRISCHMANN, MSc kümmerte sich uni die Abwicklung und vereinbarte mit MMag. SCHMID, dass wenn die Ergebnisse passen würden, sie diese auch über Rainer NOWAK in der Tageszeitung DIE PRESSE („Zwecks in mehr Zeitungen sein..") und in Abstimmung mit diesem in diversen Bundesländerzeitungen veröffentlichen werden. Laut FRISCHMANN, MSc wurden zumindest einmal vor Veröffentlichung die Daten im Rahmen der Schwankungsbreite „frisiert", weil diese nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatten („Wir schneiden schlechter ab als SPÖ — Da habe ich umgedreht).

Um die weitreichende Entscheidung von Neuwahlen und einer Kandidatur abzusichern, lotete MMag. SCHMID für Sebastian KURZ anlässlich von Treffen mit Wolfgang und Mag. Helmuth FELLNER auch deren politische Meinung aus. Darüber berichtete er im Anschluss an KURZ.

Anfang Mai 2017 berichtete er KURZ über die Vorstellungen von Wolfgang FELLNER:


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Unmittelbar nach diesem Treffen kontaktierte MMag. SCHMID auch Mag. BLÜMEL, MBA und erkundigte sich ob er „mit Österreich zufrieden" sei oder es „besser werden kann" und ob er „einmal eine Umfrage brauchen" würde.

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Am 10. Mai 2017 trat Dr. MITTERLEHNER als Parteiobmann und Vizekanzler zurück und begründete dies in einer „persönlichen Erklärung" ua damit, dass er nicht als Spit­zenkandidat antreten werde, was „die Spitzen der Partei und auch der präsumtive Nach­folger schon monatelang wissen" würden: es sei ihm „unmöglich, einerseits Regie­rungsarbeit zu leisten und gleichzeitig die eigene Opposition zu sein". Die ÖVP brauche jetzt einen „Entscheider" und keine „Doppelfunktionen oder gar versteckte Strukturen".

Nachdem Sebastian KURZ am 12. Mai 2017 in einem Medienstatement „vorzeitige Nationalratswahlen als richtigen Weg’’ bezeichnete und verlautbarte, als Parteiobmann zur Verfügung zu stehen, übermittelte ihm MMag. SCHMID am Nachmittag neue Umfragedaten („Daten von uns"). So sendete er die Information an KURZ, wonach be­reits 53% Neuwahlen wollen, 55% einen Pakt (mit der SPÖ) ablehnen und seine Werte überall steigen würden.


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Die Vorgehensweise setzte sich im Laufe des Jahres 2017 insbesondere nach der Neuwahlentscheidung in der zweiten Phase fort: Die Umfrage wurde vereinbarungs­ge­mäß veröffentlicht, nämlich am 12. Mai 2017 in zwei Berichten im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.at/oesterreich/politik/sebastian-kurz-neuwahl-richtber-weg/282507864" und „https://www.oe24.atioesterreich/politild53-der-oesterreicher-sind-fuer-neuwahlen/282486145" (ON 1633 S 89).

Am 18. Mai 2017 erschienen vereinbarungsgemäß zwei Artikel in ÖSTERREICH mit Ergebnissen einer von 16. bis 18. Mai 2017 durchgeführten Umfrage von RESEARCH AFFAIRS mit den Titeln „Plus 14 Prozent: Kurz-Turbo für ÖVP" und „Mehrheit will die FPÖ in der Regierung". Inhaltlich wird etwa darauf Bezug genommen, dass KURZ die Umfragewerte der ÖVP um 14 % steigern konnte, der FPÖ das Wasser in ihren Kernthemen „abgrabe", die Umfrage ein Desaster für Mag. KERN sei und eine große (relative) Mehrheit eine Koalition aus ÖVP und FPÖ bevorzuge (https://www.oe24.at/oesterreich/politik/plus-14-prozent-kurzturbo-fuer-oevp/283539609 ; https://www.oe24.at/oesterreich/politik/mehrheit-will-die-fpoe-inder-regierung/283540928,. ON 1633 S 93)

Diese zweite Phase der Umfragen setzte mit Beginn des Wahlkampfes ein und sollte die beste Themensetzung ermöglichen sowie mögliche Mitbewerber betreffen und zu ent­sprechenden Veröffentlichungen führen.

Die Fragestellungen wurden regelmäßig mit den Strategieberatern Dr. STEINER, Mag. FLEISCHMANN (26. Juli 2017: „Vorschlag - wenn für Stefan ok: Wem kostet Pilz? Grobe stark, Sozis Mittel, bissl neos, blau kaum und VP so gut wie nichts. Und: wofür steht Liste Pilz? Linke Politik: stark, rechte Politik: 0") und FRISCHMANN, MSc abgestimmt und betrafen jeweils für den Wahlkampf relevante Fragestellungen für zielgerichtete The­menschwerpunktsetzung (Steuerhinterziehung, Silberstein, Wahlkampfkosten, Kampf gegen Sozialmissbrauch, etc).

Beispiel „Griss bringt praktisch 0"

Mag. FLEISCHMANN (der Teilnehmer mit der Rufnummer[geschwärzte Stelle] ist auf­grund des gesamten Chatverlaufs - „Ig Gerald" und fast sämtliche Nachrichten Me­dienauftritte betreffend

- eindeutig Mag. FLEISCHMANN zuzuordnen) schickte am 17. Juli 2017 in der Früh eine Erinnerung an MMag. SCHMID bezüglich einer Umfrage zum Thema NEOS mit der Vorgabe „Griss bringt praktisch 0".

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Wenig später informierte MMag. Dr. KARMASIN - offenbar nach einem zwischenzeitigen telefonischen Kontakt - MMag. SCHMID, dass sie die Fragen (gemeint wohl mit Mag. FLEISCHMANN) besprochen habe. Nachdem FRISCHMANN, MSc auf Wunsch und Betreiben von Sebastian KURZ als dessen Pressesprecher ins BMEIA gewechselt war, diskutierten beide, wer sich nun um die Abstimmung der Fragen kümmern sollte. Im Zuge dieser Diskussion meinte MMag. SCHMID, dass sie nach der Abstimmung beide dann „wegen Fellner" reden würden, woraufhin MMag. Dr. KARMASIN antwortete, dass MMag. SCHMID mit FELLNER reden solle, weil sie „nix zu vergeben" habe. Auf ihre Nachfrage, ob anderenfalls auch sie Zusagen an FELLNER geben könnte, bejahte dies MMag. SCHMID mit dem Zusatz, dass sie nur darauf achten müssten, dass „Fellner das dann bringt". Nach einem diesbezüglichen zwischen MMag. Dr. KARMASIN und einem der Brüder FELLNER geführten Gespräch, versicherte sie gegenüber MMag. SCHMID, dass „alles läuft" und am Donnerstag „groß kommen" werde. Darüber informierte MMag. SCHMID umgehend Dr. STEINER.

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Wie von MMag. Dr. KARMASIN angekündigt, erschien die gewünschte Veröffentlichung am 19. Juli 2017 im Onlinemedium oe24.at „https://www.oe24.atioesterreich/politik/griss-bringtneos-nur-1-prozent/291688960" und in der Printversion der Tageszeitung ÖSTERREICH (ON 1633 S 103 f) mit der Schlagzeile „Griss bringt NEOS nur 1 Prozent".

Beispiel Antreten der Liste Peter Pilz:


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Auch auf das von Dr. Peter PILZ am 25. Juli 2017 verlautbarte Antreten der „Liste Peter Pilz" reagiert Mag. FLEISCHMANN nach Rückfrage von MMag. SCHMID, indem er einen Vorschlag für eine Umfrage mit Fragen wie „Wem kostet Pilz?" unterbreitete und sogleich die von ihm gewünschte Ergebnisse übermittelte „Grobe [gemeint Grüne] stark, Sozis Mittel, bissl neos, blau kaum, VP so gut wie nichts". Dr. STEINER stimmte diesem Vor­schlag zu. MMag. SCHMID schickte am 31. Juli 2017 auf Nachfrage von BEINSCHAB, MA, MBA genau die vorab vereinbarten Fragen.

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Unmittelbar nach dem Chat schickte [geschwärzte Stelle] MA, MBA das im Chat angekündigte Mail auf die ÖVP-E-Mail-Adresse von MMag. SCHMID mit den Fragen:

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Zwei Tage später, am 2. August 2017 sendete [geschwärzte Stelle] MA, MBA die Aus­wertung an MMag. SCHMID und bat um Bekanntgabe, ob sie die Ergebnisse an ÖSTERREICH weiterleiten solle. Am Folgetag gab MMag. SCHMID dafür seine Zustimmung. [geschwärzte Stelle] MA, MBA informierte sodann, dass sie die Ergebnisse an WF (offenbar gemeint Wolfgang FELLNER) gesendet habe und bat MMag. SCHMID, FELLNER zusätzlich anzurufen, damit er die Studie „eh veröffentlicht".

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Am 3. und 4. August 2017 erschienen vereinbarungsgemäß Berichte im Onlinemedium oe24.at "httbs://www.oe24.atioesterreich/politik/liste-kurz-zieht-allen-davon/293675773" „https://www.oe24.atioesterreich/nolitik/unnfrage-kurz-in-wien-nummer-1/29381195711; am 5. August folgte ein weiterer Bericht „httbs://www.oe24.atioesterreichipolitikimit-kurz-haengt-dieoevp-alle-ab/293954926" (ON 1633 S 125 f).

Zeitgleich ersuchte MMag. SCHMID Mag. LAURE für Montag, 7. August 2017 einen Termin mit Mag. Helmuth FELLNER einzutragen, um bei dieser Gelegenheit weitere Medienkooperationen zu vereinbaren und dadurch die Fortsetzung der gewünschten Veröffentlichungen sicherzustellen.


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Weitere Umfragen zu konkreten Wahlkampfthemen:

Im Zuge weiterer „Wellen" von Abfragen haben die Beschuldigten, nämlich MMag. SCHMID in Abstimmung mit Dr. STEINER und FRISCHMANN, MSc im August 2017 Fragen zu Themen wie „Steuerreform Wirtschaft Kampf gegen Sozialmissbrauch", zu einem Slogan von Mag. Christian KERN („Holen sie sich was ihnen zustehen - was die Leute davon halten wäre interessant") oder zum Berater der SPÖ, Tal Silberstein, beauftragt und nach Erhalt der Ergebnisse von [geschwärzte Stelle] MA, MBA an FELLNER zur Veröffentlichung übermittelt. Die internen Rohdaten der Umfrage bzgl der Kompetenz der jeweiligen Spitzenkandidaten zu bestimmten Themen und die „Hoch­schätzung mit Spitzenkandidaten" leitete MMag. SCHMID an KURZ weiter. Im Chat mit KURZ erklärte MMag. SCHMID, dass er mit dem „Rechnen aufpassen" müsse, „sonst wird es unglaubwürdig", somit offensichtlich noch das Ergebnis verändert werden sollte. Gleichzeitig übermittelte er auch an Dr. STEINER diese Ergebnisse.

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Aufgrund der hohen Anzahl an unentschlossenen Wählern startete im August die dritte Phase der Umfragen, die deren Wünsche erheben und deren Ergebnis­veröffent­lichungen der gezielten Mobilisierung dienen sollten („Wir wollen damit ja Botschaft an Funktionäre schicken dass noch nicht alles entschieden. Und sie nochmal laufen müssen").

Beispiel: „Mobilisierung der Eigenen"

So gab MMag. SCHMID — nach Rückfrage bei Dr. STEINER und Einholung seiner Frei­gabe - eine weitere Umfrage in Auftrag um die Wählerwünsche von Unent­schlos­senen zu ergründen.


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Nachdem [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 21. August 2017 erste Ergebnisse einer umfangreichen Umfrage per Screenshot an MMag. SCHMID übermittelt hatte, bat er sie, diese an Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER zu schicken und inhaltliche Anpas­sungen vorzunehmen. Mag. Helmuth FELLNER habe er schon erreicht und er warte auf die Umfrage. Zeitgleich sendete MMag. SCHMID die Ergebnisse der Umfrage auch an Dr. STEINER und informierte ihn über die weitere Vorgehensweise.

MMag. SCHMID selektierte hinsichtlich der Veröffentlichung die Umfrageergebnisse da­hingehend, welche Ergebnisse für das angestrebte Ziel vorteilhaft erschienen. Daher wurde das Umfrageergebnis, wonach ein Großteil der Wähler noch unentschlossen sei, besonders betont, um dadurch eine Mobilisierung der eigenen Wähler zu begünstigen.

Am 23 August 2017 erschien zunächst ein Bericht im Onlinemedium oe24.at „https://www.ce24.atioesterreich/politikinur-51-wissen-wen-sie-waehlen/296232207" und am 24. August 2017 ein weiterer Bericht in der Printversion von ÖSTERREICH (ein Viertel Titelseite und eine ganze Seite) (ON 1633 S 271).

Ebenfalls am 24. August 2017 sendete Mag. FELLNER nach Umsetzung der beauf­tragten Veröffentlichung an MMag. SCHMID die Titelseite samt Bericht über die Wahl und zeichnete das Bild mit „Bis Montag, IG Helmuth". MMag. SCHMID leitete diese Nachricht an Dr. STEINER weiter und erkundigte sich „Bist du mit dem Österreich Auf­macher heute zu­frieden für die Mobilisierung der eigenen". Dr. STEINER war offen­kundig zufrieden: „[...]"

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BEINSCHAB, MA, MBA erkundigte sich vor der geplanten Präsentation von Umfrage­ergebnissen auf oe24.tv bei MMag. SCHMID, ob es diesbezügliche Vorgaben oder Wünsche an sie gäbe.

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Neben der Mobilisierung der unentschlossenen Wähler wurde in dieser dritten Phase auch abgefragt, welche Themen bisher im Wahlkampf am wichtigsten waren oder Fra­gen zur Bewertung von Sommergesprächen gestellt. So leitete [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 6. September 2017 beispielsweise Umfrageergebnisse zu den Sommerge­sprächen und der Maschinensteuer an MMag. SCHMID weiter, wobei sich beide einig waren, dass die Ergebnisse zu den Sommergesprächen nicht veröffentlicht werden soll­ten. Dies nachdem MMag. SCHMID zuvor von KURZ eine diesbezügliche Rückfrage be­kam („berichtet er aber nicht, oder?"). Im Zuge dieses Chatverlaufs informierte [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA MMag. SCHMID, dass sie eine Anfrage von Nikolaus FELLNER, für die Bewertung der TV Duelle hätte. MMag. SCHMID antwortete darauf, dass dies zum „Üben" für den ORF sei, denn wenn „KURZ gewinnt werden wir dich dort positionieren".

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Nach der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 startete die vierte Phase der Umfragen, welche vor allem Fragen zu Koalitionsvarianten, Expertenkabinett und der Akzeptanz der Budgetrede zum Inhalt hatten.

Beispiel „Koalitionsvarianten und Expertenkabinett"

Am 17. Oktober 2017, zwei Tage nach der Nationalratswahl, beauftragte MMag. SCHMID - nach einem von Sebastian KURZ direkt an MMag. Dr. KARMASIN erteilten Auftrag - bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA Umfragen zu Koalitionsvarianten und einem Expertenkabinett.


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Im Anschluss verständigte MMag. SCHMID FRISCHMANN, MSc von der Frage nach den Koalitionsvarianten und meint „Sebastian hat das heute Sophie gesagt die kann nur keine Aufträge geben". Am Abend erkundigte sich MMag. Dr. KARMASIN bei MMag. SCHMID ob er schon die Umfrage abgesprochen habe. MMag. SCHMID bejaht das: „Ja schon alles erledig t".

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Drei Tage später, am 20. Oktober 2017 präsentierte BEINSCHAB, MA, MBA die Ergeb­nisse der Umfrage und zeigte MMag. SCHMID auch jene Ergebnisse, die „F" (offenbar


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gemeint FELLNER) in Auftrag gegeben hat. MMag. SCHMID wollte nicht, dass seine Fragen an FELLNER weitergegeben werden, worauf [geschwärzte Stelle] MA, MBA meinte, dass sie die Koalitionsfrage aber weitergeben müsse, da diese auch von FELLNER beauftragt wurde. MMag. SCHMID erwiderte, dass er diese dann auch zah­len solle. Nur die Fragen zum Expertenkabinett könne [geschwärzte Stelle] MA, MBA zurückbehalten. Die Ergebnisse der Umfrage sendete MMag. SCHMID auch an Dr. STEINER.

Nachdem Anfang 2018 Jim LEFEBRE, BSc als neuer Pressesprecher im BMF zu arbeiten begann, erklärte ihm MMag. SCHMID warum er mit den Mitbeschuldigten das „Beinschab ÖSTERREICH Tool" entwickelt hat:

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Beispiel „Budgetrede"

MMag. SCHMID informierte am 18. März 2018 Dr. SCHUSTER, MBA und LEFEBRE, BSc, dass sie für das nächste Wochenende Umfragen zum Budget brauchen würden. LEFEBRE, BSc solle von FRISCHMANN, MSc Fragen einfordern und sich mit „unserer Umfragedame" treffen. Die Umfrage sollte er für nächste Woche Sonntag in ÖSTER­REICH einhängen.

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Drei Tage später schlug [geschwärzte Stelle] MA, MBA. MMag. SCHMID eine Umfrage zur „Akzeptanz budgetrede" vor. MMag. SCHMID nahm den Vorschlag an und wies sie an, sich bezüglich der Fragen mit FRISCHMANN, MSc abzustimmen.

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Am 23. März 2018 übermittelte FRISCHMANN, MSc an MMag. SCHMID das Dokument „Doppelbudget_2018 03 23.pdf" mit den Umfrageergebnissen. Am selben Tag erschien im Onlinemedium oe24.at der gewünschte Bericht „https://www.oe24.atioesterreich/politikiumfrage-72-wollen-nulldefizit/327292620" (ON 1633 S 365), in dem die Ergebnisse aus der Umfrage von RESEARCH AFFAIRS zum dem von LÖGER in seiner Budgetrede angekündigten Nulldefizit (samt einer Kanzler- und Sonntagsfrage) veröffentlicht wurden.

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2.7 Zur Verrechnung der beauftragten Umfragen:


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Die Verrechnung der bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA beauftragten Umfragen erfolgte nach derzeitigem Kenntnisstand in zwei Abschnitten:

In der ersten Phase der Umsetzung des Tatplans zwischen Mitte 2016 bis Dezember 2016 wurden die von den Beschuldigten bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA in Auftrag gegebenen Umfragen mit Kosten in Höhe von 69.700 Euro samt 13.940 Euro USt (Gesamt 83.640 Euro) noch „über Österreich" abgerechnet. [geschwärzte Stelle] MA, MBA legte daher Scheinrechnungen an Unternehmen der FELLNER-Gruppe. In der Folge wurden die von diesen vorläufig übernommenen Kosten zwischen den Beschul­digten über Inseratenschaltungen „ausgeglichen".

Die zweite Phase der Verrechnung nämlich die direkte Bezahlung aus Amtsgeldern des BMF begann rund zwei Wochen nach der Mitteilung im September 2016 an Sebastian KURZ, wonach man bald „Umfragen und Co im besprochenen Sinne" haben werde. Die Verrechnung des Aufwandes der Umfragen sollte ab diesem Zeitpunkt verdeckt über das BMF erfolgen: Erstens indem zunächst parallel zu den Aufträgen der Umfragen auch durch das BMF geförderte Studien an das Einzelunternehmen von [geschwärzte Stelle] MA, MBA vergeben werden. Zweitens sollte der für die Umfragen entstandene Aufwand dann in einem weiteren Schritt nach Legung von Scheinrechnungen durch [geschwärzte Stelle] MA, MBA, die den Aufwand tatsachenwidrig als für eine der Studien erbrachten auswiesen, in die Abrechnungen der jeweiligen Studie - (so in den Chats bezeichnet) - „dazugerechnet", „reingerechnet", „abgerechnet" und „hineingepackt" werden. Die Rech­nungen wies letztlich jeweils Mag. PASQUALI aus Amtsgeldern des BMF an.

Konkret wurden durch das BMF ab 22. September 2016 folgende Studien bei [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA in Auftrag gegeben, in denen jedenfalls sachfremd Aufwen­dungen für ausschließlich parteipolitisch motivierte Umfragen zugunsten der ÖVP hinein­gerechnet wurden:

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Am 22. September 2016 startete die erste Studie im Auftrag des BMF, nämlich die Studie „Wirtschafts- und Budgetpolitik", die auf Aufforderung von MMag. SCHMID durch Mag. PASQUALI als Abteilungsleiter der Abt, 1/8 in Auftrag gegeben und eine diesbezügliche Förderungszusage gegeben wurde.

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Am 8. Dezember 2016 fragte [geschwärzte Stelle] MA, MBA, ob sie den „Betrag für die Erhebung bei der qualitativen Studie dazurechnen" könne.


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Die ab Dezember 2016 bis Mitte 2017 beauftragten, parteipolitisch genutzten Umfragen wurden daher in dieser Studie abgerechnet. Das Fördervolumen wurde weiters aus nicht nachvollziehbaren Gründen von ursprünglich 76.800 Euro auf 155.940 Euro erhöht und ausbezahlt. Diesbezüglich wird im Ermittlungsverfahren zu klären sein, ob diese Erhö­hung durch den erhöhten Finanzierungsbedarf für weitere Umfragen motiviert war.

In Folge einer Kommunikation über die Abrechnung übermittelte [geschwärzte Stelle] MA, MBA an MMag. SCHMID auf dessen (ÖVP-E-Mail-Adresse eine Liste „mit den Um­sätzen und Inhalten")

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In der übermittelten Liste mit dem Titel „Studien" sind die bis dahin beauftragten Um­frage­inhalte sowie die Zeitpunkte und Bezeichnungen der Rechnungslegung dargestellt. Aus ihr ist ersichtlich, dass abzüglich der ursprünglich „über Österreich" abgerechneten Kosten zwischen 16. Dezember 2016 bis zum 21. Juli 2017 insgesamt 114.000 Euro zuzüglich der USt iHv 22.800 Euro (Gesamt 136.800 Euro) über das BMF teils unter dem Titel „Onlinebefragung", teils unter „Studie" verrechnet wurden. Sämtliche ausge­wie­senen Rechnungen - mit Ausnahme jener mit einer „Abrechnung über Ö" wurden vom BMF gezahlt.

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Am 29. Juli 2017 schrieb [geschwärzte Stelle] MA, MBA ein E-Mail an MMag. Thomas SCHMID — an die Adresse thomas.schmidaoevp.at — und übermittelte darin ein an die „Abteilung 1/8 Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation" zugleich aber „z. Hd. Herrn MMag. SCHMID" adressiertes Angebot für die Studie „Betrugsbekämpfung". MMag. SCHMID leitete dieses EMail an das Kabinettsmitglied Mag. (FH) [geschwärzte Stelle] weiter, der die Umfrage befürwortete, aber zu bedenken gab, dass die Ergebnisse bis Ende August (2017) vorliegen müssten, um sie auch noch „für den Wahlkampf" ver­wenden zu können. Am 4. August 2017 wurde daraufhin im Auftrag von MMag. SCHMID durch den Abteilungsleiter der Abt. 1/8 Mag. PASQUALI ebenfalls bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA die Studie mit dem Titel „Betrugsbekämpfung" mit einem Förder­volu­men von 61.740 Euro beauftragt. Laut Angebot hatten auch die „offiziellen" Fragestel­lungen einen starken parteipolitischen Einschlag. Die im Angebot genannte Aufgaben­stellung der Studie bestand in der Prüfung, welche Relevanz das Thema Betrugs­be­kämpfung in der Bevölkerung bzw für Unternehmer habe und welche Maßnahmen dazu wahrgenommen werden: An sich sachliche Fragen (z.B. Zustimmungswerte zu höherer Besteuerung von internationalen Konzernen) wurden zur Ableitung für Handlungs­emp­fehlungen für den Wahlkampf der ÖVP im Rahmen der Nationalratswahl 2017 gestellt (z.B. Titel für einen Fragenblock: „Abtestung von Inhalten/Maßnahmen für den Wahl­kampf zu diesem Thema"). Weitere Fragenblöcke waren offenkundig direkt und aus­schließlich an der Relevanz für die konkreten Nationalratswahlkampf orientiert: So wurde gefragt, welche Partei oder welcher Politiker sich mit dem Thema beschäftigt, wie wichtig das Thema Betrugsbekämpfung im Wahlkampf für die Nationalratswahl ist oder welche Maßnahmen man sich wünschen würde. Die im Angebot auch vorgesehene Leistung, nämlich die gewünschte Ableitung von Empfehlungen für den Umgang mit diesem The­ma im Zuge des Wahlkampfes, legt die Annahme nahe, dass die Motivation für den Stu­dienauftrag zumindest ganz überwiegend im parteipolitische Interesse der Beschul­digten und nicht in der Aufbereitung des Themas Betrugsbekämpfung lag. Neben diesen schon im offiziellen Studienteil gestellten parteipolitisch relevanten Fragen wurden pa­rallel dazu — der schon länger geübten Praxis entsprechend — vom Thema Betrugs­bekämpfung losgelöste Fragestellungen, etwa zu „Steuerreform Wirtschaft Kampf gegen Sozialmissbrauch", einem Slogan von Mag. Christian KERN „Holen Sie sich was ihnen


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zusteht - was die Leute davon halten" oder hinsichtlich des Beraters der SPÖ Tal Silberstein, beauftragt und in der Studie abgerechnet.

Nur rund zwei Wochen nach Beginn der Studie erkundigte sich [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 17. August 2017 ob sie die letzten beiden Wellen abrechnen könne. MMag. SCHMID bejahte das und gab ihr die Anweisung zur Legung einer weiteren Schein­rechnung: „Die Kosten für die offenen packst du dann in die Studie zur Betrugs­bekämp­fung rein".

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Diese Form der verschleierten Abrechnung bekräftigte MMag. SCHMID bei einer weite­ren Kommunikation mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 5. September 2017 ( "Ich möchte alles über die Studie abrechnen"), wobei er sie kurz danach auch aufforderte, bei der Abrechnung einen Firmennamen zu verwenden, der „nicht Karmasin" oder den Namen von [geschwärzte Stelle] MA, MBA enthält, weil dies für die Angaben bei parla­mentarischen Anfragen hilfreich wäre (Chat vom 14. September 2017).

Am 13. Oktober 2017 - somit bereits nach Ende der Studie „Betrugsbekämpfung" - trafen sich [geschwärzte Stelle] MA, MBA und Mag. PASQUALI, der Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im BMF, und besprachen wie man die Kosten für Umfragen in die Rechnungen für die Studien einfließen lassen und die Summen konkret verteilen könne.


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Diese Praxis der Verrechnung von Umfragen in zeitgleich bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA beauftragen Studien setzte sich auch nach der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 fort, als sich etwa [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 2. Jänner 2018 wegen einer Rechnung zu Umfragen an MMag. SCHMID wandte (zur Erklärung des Chats wird an­gemerkt, dass [geschwärzte Stelle] MA, MBA auch Umfragen regelmäßig als Studien bezeichnete).

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Auch in die dritte durch Mag. PASQUALI nach Auftrag von MMag. SCHMID bei [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA beauftragte Studie, nämlich die am 14. März 2018 gestartete Studie mit dem Titel „Nulldefizit" (Fördervolumen 14.400 Euro), wurden nach der Ver­dachtslage Umfragekosten in Absprache mit MMag. SCHMID und FRISCHMANN, MSc eingerechnet.

Bemerkenswerterweise deckt sich die angegebene Studiendauer der Studie „Nulldefizit" (14. März 2018 bis 21. März 2018) genau mit der Dauer der Befragung der in ÖSTER­REICH veröffentlichten Umfrage:

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Wie sich aus der oben dargestellten Liste ableiten lässt, wurden neben der Abrechnung über die genannten Studien Aufwendungen iZm den inkriminierten Umfragen ebenfalls über das BMF unter den Titel „Onlinebefragungen" verrechnet.

Demnach verrechnete [geschwärzte Stelle] MA, MBA dem BMF im Zeitraum Dezember 2016 bis März 2018 für tatsächlich nicht im Zusammenhang mit den Studien stehende Leistungen Kosten von mindestens 144.000 Euro:

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Hinzu werden aller Voraussicht nach noch weitere Beträge für zumindest „drei Wellen" (die laut den Chats in der Studie „Betrugsbekämpfung" abgerechnet wurden), Kosten in noch festzustellender Höhe, die in der dritten Studie „Nulldefizit" abgerechnet wurden so­wie nach der Verdachtslage zusätzlich verrechnete „Beratungsstunden" von [geschwärzte Stelle] MA, MBA kommen.

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Insgesamt wurden - soweit dies derzeit ersichtlich ist - mindestens 26 „Wellen" durch­geführt, wobei aus der Aufstellung von [geschwärzte Stelle] MA, MBA erkennbar ist, dass allein eine (bloße) Online-Befragung zumindest 6.000 Euro netto kostete. Eine genaue


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Berechnung der Schadenssumme kann erst im Rahmen der weiteren Ermittlungen nach Sicherstellung und Auswertung der Dokumentation der Geschäftsbeziehung stattfinden.

Festzuhalten ist weiter, dass das BMF auch nach März 2018 weitere Studien bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA beauftragte, für die insgesamt über eine halbe Million Euro gezahlt wurden.

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2.8 Inserate und Medienkooperationen im Zusammenhang mit der Vereinbarung

In Umsetzung der im Punkt 2.4 und 2.5 dargestellten Vereinbarung beauftragte Mag. Johannes PASQUALI als Leiter der zuständigen Abteilung 1/8 des BMF jeweils aufgrund von Aufforderungen durch MMag. SCHMID ab Mitte 2016 eine Vielzahl an Inseraten und Medienkooperationen mit Medien der FELLNER-Gruppe, nämlich insbesondere mit den Tageszeitungen oe24 inkl. „ÖSTERREICH" (Mediengruppe „Österreich" GmbH) und Sonntag Österreich (Sonntag-"Österreich" Zeitungs GmbH; auf Basis des Verschmel­zungsvertrages vom 22. Dezember 2017 wurde diese Gesellschaft als übertragende


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Gesellschaft mit der Mediengruppe „Österreich" GmbH als übernehmende Gesellschaft verschmolzen), sowie dem Onlinemedium „www.oe24.at" (oe24 GmbH) - (zu diesen siehe Analysebericht ON 1634 S 24 f).

Das (Mindest-)Volumen ist aus den auf Grundlage des § 2 des Medienkooperations- und förderungs-Transparenzgesetz (kurz: MedKF-TG) an die Kommunikationsbehörde Austria -

Regulierungsbehörde für Rundfunk- und Online-Medien in Österreich (KommAustria) gemeldeten Nettoentgelten abzuleiten.

Gab es im BMF zunächst zwischen Anfang 2014 bis Ende 2015 bis auf zwei Quartale gar keine gemeldeten Medienkooperationen mit der FELLNER-Gruppe, zeigte sich - parallel zur gegen Ende des ersten Halbjahres geschlossenen Vereinbarung - ein plötzlicher und sprunghafter Anstieg der Ausgaben für Inserate.

Im dritten Quartal 2016, in dem nach der Verdachtslage die ersten aufgrund der Vereinbarung zugesagten Inserate geschaltet wurden, stieg das Volumen von relativen Kleinbeträgen auf 201.000 Euro an und verblieb in der Folge auf hohem Niveau. Eine weitere mit dem vorliegenden Sachverhalt korrelierende Spitze erreichten die Aufwen­dungen im dritten Quartal 2017, in dem aufgrund der entscheidenden Phase im Wahl­kampf besonderes Augenmerk auf wunschgemäße Veröffentlichungen gelegt wurde.

Addiert ergibt sich somit im Tatzeitraum (zumindest Mitte 2016 bis zum ersten Quartal 2018) ein aufgrund der tatbestandsmäßigen Vereinbarung verursachter Aufwand für Inserate in Höhe von 1.116.000 Euro. Da es sich bei diesen Beträgen um Nettoentgelte handelt ist die verrechnete USt iHv 20%, somit 223.200 Euro, hinzuzurechnen.

Da nach dem Parteiwillen die inkriminierten Veröffentlichungen im redaktionellen Teil im vertraglichen Synallagma (Austauschverhältnis) enthalten waren - nach derzeitiger Verdachtslage wird von einem zumindest 50%-igen Anteil ausgegangen -, übersteigt der diesbezügliche Anteil der Gesamtkosten jedenfalls 300.000 Euro.


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2.9 Subjektive Tatseite

In subjektiver Hinsicht, kam es den an der Vereinbarung beteiligten Beschuldigten beim Abschluss der Inseratenaufträge darauf an, dass die von den Vertragspartnern Wolfgang und Mag. Helmuth FELLNER ihnen gegenüber zugesagten Einflussmöglichkeiten auf die Inhalte und Zeitpunkte von Veröffentlichungen der Umfragen und Themen in den Medien der FELLNER-Gruppe und die grundsätzlich für die Auftraggeber (letztlich Se­bastian KURZ und die ÖVP) wohlwollende Berichterstattung als die tatsächlich gewollte und im Austauschverhältnis stehende Gegenleistung gewährt werden. Die Inserate selbst dienten aus der Sicht der Auftraggeber demgegenüber keinen konkreten Informa­tionsinteressen der Bevölkerung sondern im wesentlichen - als „Zahlungsmittel" für die Einflussmöglichkeit der auf die Berichterstattung - nur politisch-strategischen Interessen von (zunächst) Sebastian KURZ und später - nach dem 14. Mai 2017 - im beginnenden Nationalratswahlkampf auch der ÖVP.

Wolfgang und Mag. Helmuth FELLNER kam es bei Abschluss der Vereinbarung und ihren Zusagen darauf an, dadurch möglichst hohe Beträge für in den Medien der FELLNER-Gruppe geschaltete Inserate zu lukrieren. Alle Beteiligten wussten, dass die aufgrund ihrer gesetzlichen Vollmacht agierenden Organe, nämlich MMag. SCHMID und Mag. PASQUALI durch die Vorgehensweise ihre Befugnisse missbrauchten und wegen des fehlenden Nutzens für die Vollmachtgeberin, letztlich die Republik Österreich, in


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Höhe der nur im Interesse von Sebastian KURZ aufgewendeten Kosten am Vermögen schädigten. Ebenso wussten alle an der Vereinbarung und darauf folgenden Abwicklung im Zusammenhang mit den beauftragten und verdeckt zu Lasten des BMF abgerech­neten Umfragen beteiligten Personen, dass die aufgrund ihrer gesetzlichen Vollmacht agierenden Organe, nämlich MMag. SCHMID und Mag. PASQUALI, durch die Vorge­hens­weise rechtsgrundlose Zahlungen aus Amtsgeldern leisteten, damit ihre Befugnisse missbrauchten und wegen des fehlenden Nutzens für die Republik Österreich diese in Höhe der Zahlungen am Vermögen schädigten.

3. Beweiswürdigung:

Zum Tatplan: Der Tatplan und die oben beschriebene Vereinbarung erschließt sich aus der Zusammenschau der Chatnachrichten im Jahr 2016 zwischen MMag. SCHMID, KURZ, MMag. Dr. KARMASIN, Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER und den nach­folgend objektivierbaren Umsetzungshandlungen. Der zeitliche Zusammenhang zwi­schen dem ersten Studienauftrag an [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 22. September 2016 und der vorangehenden (6. September 2016) Mitteilung an KURZ über die unmit­telbar bevorstehenden „Umfragen im besprochenen Sinn", die erkennbar mit der „nun" zu [geschwärzte Stelle] MA, MBA „wandernden" „Politikforschung im Österreich" in Zu­sam­menhang steht, legt den Verdacht nahe, dass die Motivation für den Studienauftrag in der erst dadurch eröffneten Möglichkeit einer Verschleierung der Zahlungen für Partei­umfragen lag. Weiters zeigt sich daraus deutlich, dass KURZ in die Planung von Anfang an eingebunden war, dieses für seine politischen Ambitionen so wichtige Projekt auch aktiv förderte (KURZ war vom „Projektbeginn" im März 2016 an eingebunden, regel­mäßig informiert und brachte sich auch aktiv selbst ein, indem er auf die noch zögernde MMag. Dr. KARMASIN einwirkte) und auch ihm klar war, dass diese Konstruktion des­halb erforderlich war, um einerseits - durch die „offizielle" Beauftragung von Umfragen bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA durch ÖSTERREICH - die Beauftragung der einen Wahlkampf vorbereitenden Umfragen vorerst innerparteilich verheimlichen zu können und andererseits auch um die Kosten im BMF verschleiern zu können. Beides war neben der Vermeidung von Strafverfolgung auch deshalb wesentlich, weil KURZ vor der Erlan­gung der Stellung als Bundesparteiobmann nicht über die dafür notwendigen Mittel aus der Partei verfügen konnte und er sich innerparteilich noch nicht mit seinem politischen „Projekt" durchsetzen konnte. So erlangte der damalige Bundesparteiobmann und Vize­kanzler Dr. MITTERLEHNER Kenntnis von einer anderen von KURZ beim Mei­nungs­forscher Dr. [geschwärzte Stelle] im März 2016 in Auftrag gegebenen Umfrage und zeigte sich nicht bereit, - wie von KURZ gewünscht - die Koalition zu „sprengen" und Neuwahlen zu suchen. Auch die Landeshauptleute, mit denen KURZ gesprochen hatte, rieten ihm von Neuwahlen ab, die jedoch grundsätzliches Erfordernis für die Verwirk­lichung des „Projekt Ballhausplatz" waren. Die Wichtigkeit der parallelen Beauftragung von[geschwärzte Stelle] MA, MBA durch „Österreich" zeigt sich auch daran, dass MMag. SCHMID am 2. Dezember 2016 Wolfgang FELLNER um einen Rückruf und Erklärung ersuchte, da die Umfragen „noch nicht umgestellt" seien.

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Alle Personen, die in der von Ende 2016 bis zumindest März 2018 dauernden Umset­zung der Vorgehensweise beteiligt waren, wussten, dass die in der Regel über MMag. SCHMID laufende Koordination zu [geschwärzte Stelle] MA, MBA deshalb nötig war, weil er als offizieller Auftraggeber für das BMF auftrat. Daraus folgt auch ihr Wissen über missbräuchliche Zahlungen aus Amtsgeldern, wobei dies auch unabhängig von einem


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Detailwissen um den konkreten Modus der Abrechnung in bestimmten Studien gilt. Denn in Anbetracht der eindeutig ausschließlich parteipolitischen Interessen dienenden Auf­träge, musste die Abrechnung aus Amtsgeldern - unabhängig unter welchen konkreten Titel - über eine die wahren Verhältnisse verschleiernde Konstruktion erfolgen und inhaltlich missbräuchlich sein. Andere Finanzierungsquellen kamen aus Sicht der Be­schul­digten auch nicht in Betracht. Die Annahme, dass bereits spätestens ab April 2016 KURZ, Mag. BLÜMEL, MBA, MMag. SCHMID und deren jeweils engste Mitarbeiter, darauf abzielten, KURZ als Parteiobmann zu positionieren und mit ihm als Spitzen­kandidat bei nachfolgenden Wahlen anzutreten, lässt sich beispielsweise aus dem Chat von Mitte April 2016 zwischen MMag. SCHMID und Mag. BLÜMEL, MBA erkennen, wonach Dr. MITTERLEHNER keine Rolle mehr spiele. Auch die in diesem Zusam­menhang geäußerte Bitte von MMag. SCHMID „Aber den Schelling lässt ihr Leben. Der ist ok!" zeigt, dass ein Umbruch angestrebt war und dieser ua durch diese Budget­erhöhung vorbereitet wurde. Weiters zeigen eine Vielzahl an Kommunikationen, dass die in den diversen Projektunterlagen vorgezeichneten Strategien - und dabei insbeson­dere die in der Sachverhaltsschilderung dargestellte Verknüpfung von Umfragen und Inseraten - inder Folge in den wesentlichen Punkten konkret umgesetzt wurden. An deren Authentizität besteht daher kein Zweifel.

Dass es sich bei den offiziellen Inseratenaufträgen um Scheingeschäfte handelt und im tatsächlich gewollten verdeckten Geschäft (auch) die redaktionellen Veröffentlichungen im Austauschverhältnis stehen, zeigt sich zunächst dadurch, dass mehrere Chats deut­lich darauf hinweisen, dass nach dem Parteiwillen für die wunschgemäßen Veröffent­lichungen insbesondere der Umfrageergebnisse im redaktionellen Teil Entgelte zu leis­ten sind („Was kann ich ihm Zusagen? Package?", „geniales Investment" etc) und die redaktionellen Veröffentlichungen auch im Falle mangelnder „Geldzusagen" unter­bleiben. Demgegenüber findet sich in der bisher bekannten internen Kommunikation kein Hinweis, dass die Motivation zum Abschluss der Inseratenaufträgen tatsächlich in einem Informationsbedürfnis der Allgemeinheit liegt, sondern gegenteilig deren Ab­schluss im unmittelbaren Zusammenhang mit den Vorteilszusagen steht.

In welchem Verhältnis die Bewertung der zugesagten Leistungen zueinander durch die Vertragspartner steht, kann derzeit nicht präzise festgemacht werden. Mit Blick auf das jedenfalls für die Inseratenaufträge ausschlaggebende besonders auf die eigenen Zwecke gerichtete Interesse der Beschuldigten auf Seiten der ÖVP, und auch in Anbetracht der Vielzahl an gewünschten Veröffentlichungen und des in Geld gar nicht vollständig bezifferbaren Mehrwertes von scheinbar redaktionellen Berichten, kann jedenfalls von einem 50% Anteil dieser Leistungen im Entgeltverhältnis ausgegangen werden.

Motivation der Umfragen und ihrer Veröffentlichungen:

Die ausschließlich parteipolitische Motivation der Umfragen sowie ihrer Veröffentlichun­gen zeigt sich daran, dass diese einerseits zur internen Information und Anpassung der Strategie ("Was erwarten sich die Wähler"), andererseits mehrfach zur bewussten Steuerung der öffentlichen Meinung wie etwa zur Mobilisierung der Wähler bzw zur parteiinternen Beeinflussung benutzt wurden. Dies zeigt sich etwa Anfang 2017, als MMag. SCHMID hinsichtlich einer Umfrage bei FRISCHMANN, MSc nachfragte, ob die Umfrageergebnisse eh so seien „wie wir wollen", er dann ua mit ihm den Veröffent­lichungszeitpunkt besprach („Veröffentlichung ist für Sonntag vorgesehen") und daran von MMag. SCHMID eine bestimmte Erwartungshaltung geknüpft war („Super dann müssten sie ja beim Parteivorstand ein Thema haben"), was FRISCHMANN, MSc be­stätigte („Wir zündeln [...]"). Die Veröffentlichungen waren dabei zur Meinungslenkung unverzichtbarer Bestandteil der Strategie. Um die beabsichtigte Wirkung erzielen zu können, mussten die Umfragen und deren Kommentierungen im redaktionellen Teil eines Mediums erscheinen, weil nur so der notwendige Anschein von unabhängig recherchierten


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Daten gegeben war. Dass eine anderen Form der Veröffentlichung aus Sicht der Beschuldigten nicht in Frage kam - etwa durch ein „Inserat" oder eine andere die eigene Auftragserteilung offenlegende Weise - zeigt nachfolgender Nachrichtenverlauf:

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Zur verdeckten Verrechnung:

Die Verrechnungsmodalitäten wurden in diversen Chats untereinander in einer Form abgestimmt, die das bei den Beteiligten vorliegende Unrechtsbewusstsein und somit die subjektive Tatseite zeigt:

So stellte [geschwärzte Stelle] MA, MBA nicht einfach Rechnungen für ihre Leistungen, sondern die Rechnungslegung musste von MMag. SCHMID „persönlich erklärt" werden bzw. „persönlich beredet" werden. Dies inkludierte die Abstimmung zwischen FRISCHMANN, MSc und MMag. SCHMID zur Frage „wie die letzten Studien bezahlt wurden" und welche ,,arbeitsbelege bei uns liegen" sowie das „finale OK" von MMag. SCHMID bezüglich „Verteilung Summen" nach einer Besprechung zwischen [geschwärzte Stelle] MA MBA und dem Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im BMF Mag. PASQUALI.

Studieninhalte sollten nicht an die „offizielle Adresse" (im BMF), sondern an die ÖVP-E-Mail Adresse von MMag. SCHMID oder gar nicht per Mail geschickt werden. Als MMag. SCHMID die Abstimmung der „Verteilung Summen" mit Mag. PASQUALI koordinierte meinte er: „aber bitte schick mir nix [...I bitte".

MMag. SCHMID wollte, dass der Name von MA, MBA und MMag. Dr. KARMASIN nicht auf Rechnungen „auftaucht’, damit dieser in Antworten auf parlamentarische Anfragen nicht angeführt werden müsste. Im Analysebericht (ON 1634) werden die Verrech­nungs­modalitäten und weitere Hinweise auf die konkrete Vorgangsweise bei der verdeckten Verrechnung, insbesondere anhand der Studie Betrugsbekämpfung, im Detail darge­stellt.

Zur Rolle von Sebastian KURZ:

Sebastian KURZ ist die zentrale Person: sämtliche Tathandlungen werden primär in seinem Interesse begangen. Das schon lange geplante „Projekt Ballhausplatz" war auf seine Person maßgeschneidert und alle an der Planung und Umsetzung beteiligten Personen mussten sich dem übergeordneten Ziel - ihn zur Position des Parteiobmanns


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und in weiterer Folge des Bundeskanzlers zu führen und diese danach abzusichern - unterordnen. Aus der Vielzahl an ausgewerteten Chatnachrichten ist ersichtlich, dass er in allen wichtigen Belangen die Grundsatzentscheidungen trifft und diese Entschei­dun­gen von seinem engsten Beraterkreis umgesetzt werden. Wenn es aus seiner Sicht sei­nes eigenen Eingreifens bedarf oder ein Problem dringend gelöst werden muss (zB durch Überreden der zögernden MMag. Dr. KARMASIN), bringt er sich unmittelbar — sogar in scheinbar unbedeutende Angelegenheiten (zB - eine Nachfrage ob bestimmte Umfragedaten nicht veröffentlicht werden) selbst ein.

Sebastian KURZ war von Beginn an in die Planung involviert und ließ sich von der Umsetzung des sogenannten [geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" regelmäßig berichten (6. März 2016: „Sophie treffe ich nächste Woche wegen Umfragen") und brachte sich soweit es erforderlich war auch selbst ein (MMag. SCHMID: „Gute News bei der Umfrage Front. Sophie weiß ich nicht ob ich überreden konnte. Sie ist noch voll auf..."; KURZ: „kann ich mit ihr reden?").

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Die Art und Weise der Berichterstattung von MMag. SCHMID an Sebastian KURZ ist starkes Indiz einer bereits erfolgten Vorbesprechung und Planung zwischen den beiden, weil sonst für den Adressaten KURZ die Nachrichten von MMag. SCHMID nicht ver­ständlich wären und er nicht wissen könnte, was mit der „Umfrage Front" gemeint sein und wofür es überhaupt einer Überredung bedürfen könnte.

Er wurde von MMag. SCHMID am 6. September 2016 informiert, dass die „gesamte Politforschung im Österreich (...] nun zur [geschwärzte Stelle] wandern" werde und man „Umfragen und Co im besprochenen Sinne :-))" habe, nachdem MMag. Dr. KARMASIN bereits im Juni 2016 ankündigt hatte, dass der „Wechsel Sonntagsfrage" jederzeit möglich sei, woraus seine Kenntnis des Tatplans deutlich ableitbar ist.

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Auch über die Umfrageergebnisse sowie die Zeitpunkte der Veröffentlichungen einzelner Umfrageergebnisse wurde Sebastian KURZ regelmäßig informiert („Umfrage am Sonn­tag müsste alles passen"; „Neue Werte! Call me Mr Umfrage :-))") was deren subjektive Bedeutung für ihn unterstreicht. Dies zeigt sich weiters daran, dass „der Prätorianer" MMag. SCHMID, der seinen Angaben nach „immer zu D(s)einen Diensten" steht, ganz überwiegend für KURZ wichtige Umstände oder Erfolge berichtet, um diesem seine Loyalität — der für seine weitere Karriereentwicklung innerhalb des Netzwerks höchste Bedeutung zukam — stetig zu beweisen.

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KURZ besprach sich mit MMag. SCHMID hinsichtlich der Veröffentlichung einzelner Umfrageergebnisse („berichtet er aber nicht, oder?"). Ebenso bedankte sich KURZ bei MMag. SCHMID für die Umfrage und das Interview von [geschwärzte Stelle] MA, MBA, das von FRISCHMANN, MSc inhaltlich vorgegeben wurde. Diese Kommunikation ist ein weiterer Beleg dafür, dass Sebastian KURZ Ober die zwischen den Beschuldigten getroffene Vereinbarung Bescheid wusste.

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Sein besonderes Eigeninteresse an diesen Tathandlungen ergibt sich schon aus der Zielrichtung der Tathandlungen, nämlich sein Fortkommen als Politiker derartig zu för­dern, dass die Ziele, Parteiobmann und Bundeskanzler, in naher Zukunft erreichbar wur­den. Aus der Zusammenschau der einzelnen Umstände, insbesondere in Anbetracht des besonderen Eigeninteresses, der regelmäßigen informellen Berichterstattung an ihn


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von Beginn der Planungen an aber auch im Zuge der Abwicklung über alle wesentlichen Vorgänge, der intensiv dokumentierten operativen Abwicklung durch seine engsten poli­ti­schen Vertrauten und der teilweise erkennbaren „direkten" Beauftragung („Sebastian hat das heute Sophie gesagt"), ist die zentrale Rolle von Sebastian KURZ an den Tat­handlungen deutlich ersichtlich. Dass bei der deutlich ersichtlichen streng hierarchischen Struktur der Gruppe ein derart komplexer Tatplan von den Mitbeschuldigten ohne Wis­sen und Wollen des Begünstigten KURZ ausgearbeitet und umgesetzt wurde, kann hin­gegen ausgeschlossen werden.

Zur Rolle von MMag. Thomas SCHMID:

MMag. Thomas SCHMID war als Generalsekretär im BMF die Schlüsselperson zur Ver­wirklichung der Tathandlungen, weil er sowohl im Wege des BMF Inseratenaufträge erteilen als auch über die geförderten Studien verdeckt verrechnen konnte. Er kannte seit vielen Jahren die „Praktiken" von Wolfgang FELLNER und besprach diese intern auch völlig offen. MMag. SCHMID war damit die wesentliche Drehscheibe für die Pla­nung, Umsetzung und Koordinierung zwischen den Beschuldigten und berichtete regel­mäßig an seinen Auftraggeber Sebastian KURZ. Das zu diesem ein besonderes Ver­trauensverhältnis bestand ist evident: Sie sind nach ihren eigenen Angaben nach befreu­ndet, haben eine gemeinsame politische und berufliche Vergangenheit, weih(t)en einan­der wechselseitig in höchst brisante Angelegenheiten ein und zeigten mehrfach ihre uneingeschränkte Bereitschaft einander gegenseitig zu unterstützen. Bezeichnend ist sein eigener Ausspruch („Ich bin einer deiner Prätorianer der keine Probleme macht sondern löst."), aus dem die bedingungslose Loyalität von MMag. SCHMID zu Sebastian KURZ und seine Bereitschaft für ihn „Probleme zu lösen" ersichtlich wird.

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Dieses besondere Vertrauensverhältnis zwischen KURZ und MMag. SCHMID war die Basis für ihre Zusammenarbeit und hier die Tätigkeit von MMag. SCHMID im Auftrag und zu Gunsten von KURZ im Bereich des sog. [geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" und der Medienund Inseratenkooperationsvereinbarungen mit der FELLNER-Gruppe.

Wie seiner Ansicht nach positive Medienberichterstattung und Inserate zusammen­hängen, zeigte MMag. SCHMID in einem Chat vom 3. Februar 2018: Er merkte gegen­über LEFEBRE, BSc an, dass die Note für LÖGER in der Tageszeitung ÖSTERREICH mit 2+ sehr gut sei. LEFEBRE, BSc zeigte sich ebenfalls beeindruckt und fragte „wie schafft er das bloß?". MMag. SCHMID antwortete, dass das Finanzministerium größter Sponsor der Tageszeitung ÖSTERREICH nach der Gemeinde Wien sei. Auf die Rück­frage von LEFEBRE, BSc „Du meinst das könnte nicht gänzlich objektiv sein... [...] du erschütterst meine Welt [...]" antwortete MMag. SCHMID „Objektivität gibt es nicht im Journalismus".


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In diesem Kontext ist auch die Nachricht des MMag. SCHMID vom 11. Oktober 2017 zu interpretieren, als er FRISCHMANN, MSc, der berichtete gerade Fellner zu schauen, antwortete "Propaganda" - „Genial ;-))" - „Unsere!!".

Dass diese Einsicht aber auch unter den anderen Proponenten im politischen Umfeld in eben solcher Klarheit vorlag, zeigt etwa eine Nachricht des (nicht beschuldigten) Kabinettsmitarbeiters MMag. Dr. Daniel VARRO, LL.M. (Kabinett von Mag. BLÜMEL, MBA) an LÖGER, in der er denselben Zusammenhang herausstreichend ausführt, dass derzeit „über das sehr üppige Medienbudget (weit mehr als die Medienförderung) des BMF viel Wohlwollen für persönliche Zwecke gesichert" werde. Ähnlich zeigt ein Chat zwischen Mag. BONELLI, MBA und MMag. SCHMID vom 30. April 2019 anhand des Beispiels von der Beschlussfassung und Berichterstattung der geplanten Steuerreform, dass der Kabinettschef von KURZ Timing und Inhalt der erwarteten Berichterstattung mit „den Millionen, die ihr in den letzten Monaten in die Medien gepumpt habt, auch kein Wunder" in Verbindung bringt.

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Dass MMag. SCHMID die Entscheidungskompetenz hinsichtlich der vom BMF geschal­teten Inserate wahrnahm, zeigt sich etwa aus der Kommunikation aus April 2018, wo­nach Mag. Helmuth FELLNER sich hinsichtlich einer von MMag. SCHMID an Mag. PASQUALI zu erteilenden Freigabe erkundigte.

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Zur Rolle von [geschwärzte Stelle] MA, MBA:

[geschwärzte Stelle] MA, MBA war als langjährige Vertraute der MMag. Dr. KARMASIN ideal für die Umsetzung des Tatplans geeignet, weil diese mit einem neu gegründeten Einzelunternehmen für die offizielle Nachfolge bei OSTERREICH für deren Umfragen und gleichzeitige Studienaufträge vom BMF in Frage kam. Beide Beauftragungen wur­den über die bereits bestehenden Kontakte zwischen MMag. SCHMID, MMag. Dr. KARMASIN und Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER vermittelt, sodass [geschwärzte Stelle] diesenPersonen gegenüber loyal und dankbar sein musste. Dass [geschwärzte Stelle] MA, MBA für die Beschuldigten wohl in diesem Kontext relevante Vorteile („Service") gewährte, zeigt sich etwa an einer Konversation, in welcher MMag. SCHMID und FRISCHMANN, MSc besprachen, wie man eine Umfrage — sofern die Zahlen den Erwartungen entsprechen — auch an andere Medien verbreiten könnte und FRISCHMANN, MSc betonte, dass dies [geschwärzte Stelle] MA, MBA als Service an Medien schicken und die Umfrageergebnisse als „Eigenumfrage" darstellen sollte. Wiederum wird die Motivation und der Hintergrund dieser Vorteile deutlich erkennbar, nämlich die dadurch eröffnete Möglichkeit, die öffentliche Meinung zu lenken ohne damit in Zusammenhang gebracht werden zu können („So sind wir komplett aus der Ziehung."). Ein weiterer Hinweis für ein über eine normale vertragliche Beziehung hinausgehendes Verhältnis zu ihren Auftraggebern, liegt in der von [geschwärzte Stelle] MA, MBA jede Grenze der erwartbaren Objektivität vernachlässigenden Nachfrage, was man von ihr bei der Prä­sentation der Ergebnisse erwarte („erwartet ihr eher, dass ich Ergebnisse erzähle oder auch Empfehlungen/handlungsableitungen[sic] ?").

Dass ihr die missbräuchliche Auszahlung aus Amtsgeldern bewusst war, zeigt sich deutlich aus den entsprechenden Fragen und Anweisungen des MMag. SCHMID betref­fend das „hineinpacken" bzw „reinrechnen" der diesbezüglich aufgelaufenen Kosten und ihrer dokumentierten Bereitschaft, daran durch das Legen von Scheinrechnungen oder durch Mithilfe bei „der Verteilung der Summen" mitzuwirken.

Die Verknüpfung der von [geschwärzte Stelle] MA, MBA angebotenen Vorteile in Form von über die Umfragen hinausgehenden Leistungen wie inhaltliche Abstimmung der Er­gebnisse, insbesondere das „Frisieren" der Ergebnisse innerhalb der Schwankungs­breite zugunsten der Auftraggeber, deren Übermittlung an die Brüder FELLNER, die wunschgemäß erfolgende „Analyse" und das Anbot einer Verrechnung über Schein­rechnungen mit den an sie ergangenen Studienaufträgen ist ua daran erkennbar, dass sich MMag. SCHMID und FRISCHMANN, MSc im Zuge zweier Konversationen über Umfragen beinhaltende Medienberichte über eine Beteiligung an ihrem Unternehmen unterhielten und in diesem Zusammenhang davon sprachen, dass [geschwärzte Stelle] MA, MBA derzeit „wegen uns ihr Geschäft des Lebens" mache. Verstärkt wird diese Annahme, weil FRISCHMANN, MSc wenige Tage nach obiger Kommunikation den Plan sich an ihrem Unternehmen zu beteiligen bekräftigte und MMag. SCHMID dies ebenfalls bestätigte „Klar!" und meinte: „Die wird alles zurückzahlen :-))"


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Zur Rolle von MMag. Dr. KARMASIN:

Die Bedeutung von MMag. Dr. KARMASIN für die Umsetzung des Tatplanes wurde bereits im Kapitel 2.2 beschrieben. Sie war - von MMag. SCHMID angesprochen und später von Sebastian KURZ überredet - bereits in die erste Planung des sog.  „[ge­schwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" involviert und koordinierte diesbezüglich zwi­schen MMag. SCHMID und den Brüdern FELLNER. Dies setzte sich auch fort, als [geschwärzte Stelle] MA, MBA bereits direkt mit MMag. SCHMID, FRISCHMANN, MSc und den FELLNERs kommunizierte. Dies verdeutlicht der Chat vom 17. Juli 2017: MMag. Dr. KARMASIN kontaktierte MMag. SCHMID und erkundigte sich wie folgt: „Fragen haben wir besprochen, wem zur Abstimmung schicken?". Sie schlug vor, dass sie selbst die Abstimmung machen könne.

MMag. SCHMID war damit einverstanden und schrieb, dass sie dann noch wegen FELLNER reden werden. MMag. Dr. KARMASIN antwortete, dass MMag. SCHMID FELLNER über­nehmen müsse, da sie „nix zu vergeben habe" außer sie könne etwas zusagen. Auf die Frage von MMag. Dr. KARMASIN was sie FELLNER zusagen könne „Was kann ich ihm Zusagen [sic]? Package?" antwortete MMag. SCHMID „Ja!". Wenig später infor­mierte MMag. Dr. KARMASIN MMag. SCHMID „Alles läuft, es sollte groß Do kommen und er wird Dich anrufen".

Aus dieser Kommunikation ist daher sowohl ihre aktive Unterstützungshandlung durch die angebotene „Abstimmung" der Fragen aber auch ihre Bereitschaft als eine in den Plan und die Abwicklung eingeweihte auch als „Vertreterin" von MMag. SCHMID, Zusagen — gemeint Zusagen von Medienkooperationen als Gegenleistung für die daraufhin dann zugesagte und erfolgende Gegenleistung in Form der wunschgemäßen Veröffentlichung ("sollte groß kommen").


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Am 19. Juli 2017 — nach Erscheinen eines Artikels über Umfragen von RESEARCH AFFAIRS in ÖSTERREICH schrieb MMag. Dr. KARMASIN, dass die Geschichte gut und schnell funktioniert habe, woraus auch ihr Wissen über die Verknüpfung von Umfragen, deren Veröffentlichungen in ÖSTERREICH und vorangehende Zahlungszusagen an die FELLNERs („Was kann ich ihm Zusagen [sic]? Package?") deutlich ersichtlich wird.

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Zur Rolle von Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER sowie von ÖSTERREICH: Dass es Vereinbarungen zwischen MMag. SCHMID und Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER über die Inhalte vorzunehmender Veröffentlichungen und deren Zeitpunkten gab, zeigt sich anhand mehrerer Chatnachrichten, wie jener vom 27. Juni 2016 („Liebe Fellners, ausgemacht war: DO: BREXIT. Sa: Maschinensteuer. So: wirtschsfts­kompe­tenz [sic] und Standort, schuldenabbau [sic] und Einsatz von Steuergeld."), vom 9. Dezember 2016 („Heute die Umfrage - Am Samstag dann die Schelling Story"), vom 13. Jänner 2017 („Hast du mit Fellners wegen Abfolge der Umfragen gesprochen?"), der Nachricht vom 17. Juli 2017 („Alles läuft, es sollte groß Do kommen und er wird Dich anrufen") und der nicht deutlicher formulierbaren Nachricht vom 8. Jänner 2017 („Geniales investment - Und Fellner ist ein Kapitalist - Wer zahlt schafft an"). Aus all diesen Nachrichten ist in Zusammenschau ableitbar, dass für die Möglichkeit zur Einflussnahme auf Inhalt und Zeitpunkt von Veröffentlichungen bezahlt werden musste (Arg: „Investment" oder „Was kann ich ihm Zusagen [sic]? Package?" und diese Zahlung auch ursächlich für diese „Leistungen" waren (Arg: „Wer zahlt schafft an"). Die Geschäftspraxis der FELLNERs war augenscheinlich sogar unter erfahrenen Medien­sprechern, die nicht direkt in die Tathandlungen involviert waren, kein Geheimnis, was sich etwa daran zeigt, dass Mag. Michaela BERGER nach einem für KURZ nicht


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ausschließlich positiven Kommentar schreibt: „Fellner will ja von allen Inserate. Wäre ja dumm wenn er jetzt schon nur mehr pro kurz und Anti Kern und anti Strache schreibt", was MMag. SCHMID mit einem knappen „Kenn mich aus :-))" quittierte.

Aus den neuen Mediensprecher im BMF Jim LEFEBRE, BSc in die Praxis der Be­richterstattung von ÖSTERREICH einweisenden Nachrichten von MMag. SCHMID, wird die Rollenverteilung von Mag. Helmuth FELLNER und Wolfgang FELLNER augen­scheinlich, wonach ungeachtet ihrer formaler Organstellungen der Erstgenannte für finanzielle Belange, Zweitgenannter für die redaktionellen Inhalte verantwortlich ist. Darüber hinausgehend wird aber auch die Bedingung von Zahlungszusagen als erforderliche Gegenleistung für gewünschte Vornahmen von redaktionellen Bericht­erstattungen deutlich („Das liegt daran dass wir denen keine Geld Zusagen gemacht haben").

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Zur Rolle von Dr. STEINER:

Dr. STEINER ist der wichtigste strategische Berater von Sebastian KURZ (ON 1634 S 171 f) und damit wohl eine Schlüsselfigur in der Ausarbeitung des Tatplans. Laut dem Buch „Inside Türkis: Die neuen Netzwerke der Macht" von Klaus KNITTELFELDER, sei Dr. STEINER federführend In der Formulierungen der Fragen an den Meinungsforscher [geschwärzte Stelle] sodass in Zusammenschau mit der aus den Chats ersichtlichen Involvierung von einer strategisch führenden Rolle auch im gegenständlichen Fall auszugehen ist (ON 1634 S 173 f).

Jedenfalls ab Jänner 2017 war Dr. STEINER in die Beauftragung der Umfragen derart eingebunden, dass er die politisch gewünschten Fragestellungen zur Vorbereitung auf den Wahlkampf an MMag. SCHMID sandte und dieser sie entweder direkt an [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA oder über FRISCHMANN, MSc in Auftrag gab.

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In der Wahlkampfphase wurden die Fragen an BEINSCHAB, MA, MBA regelmäßig in einer Chatgruppe zwischen MMag. SCHMID, FRISCHMANN, MSc, Dr. STEINER und Mag. FLEISCHMANN abgestimmt.

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Dr. STEINER hat die Veröffentlichung der Umfrageergebnisse derart gesteuert, dass die inhaltliche Leitlinie der zu platzierenden Ergebnisse von ihm vorgegeben wurde. Seine strategischen Vorgaben und Einschätzungen (siehe etwa seine Begründung, wieso das Ergebnis „Großer Profiteur FPÖ" gut ist) werden innerhalb der Gruppe ohne weitere Diskussion weitergegeben.


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Aus dem Chat vom 16. September 2017 betreffend die Umfrageergebnisse, wer Ge­winner der Dreierkonfrontation gewesen sei, zeigt sich die hinter der Beauftragung von [geschwärzte Stelle] MA, MBA stehende Vereinbarung und die Involvierung von Dr. STEINER. Die in diesem Kontext erfolgte Bemerkung „Hat sie gut gemacht", zeigt, dass beide wissen, dass [geschwärzte Stelle] MA, MBA tatplangemäß auch auf die Umfrage­ergebnisse Einfluss nehmen kann und dies auch tut.

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Zur Rolle von FRISCHMANN, MSc:

Dass FRISCHMANN, MSc von Beginn an in die Planung und Umsetzung der Ver­einbarung mit den Brüdern FELLNER involviert war, zeigt sich daran, dass FRISCHMANN, MSc schon an den ersten Terminen am 2. Mai 2016 mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA und am 12. Mai 2016 mit Mag. FELLNER, VOIGT, MMag. SCHMID und Mag. PASQUALI teilnahm. Auch die Konversationen zwischen MMag. SCHMID und FRISCHMANN, MSc zwischen 28. und 31. Dezember 2016 über ihre Beteiligung an dem Unternehmen von [geschwärzte Stelle] MA, MBA und die in diesem Zusammenhang gemachte Äußerung, „das mit der Beinschab machen wir" zeigt, dass FRISCHMANN, MSc den Tatplan um das „[geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tool" von Beginn an kannte.

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Dementsprechend unterstützte FRISCHMANN, MSc MMag. SCHMID bei der Beauf­tragung, Abstimmung und Veröffentlichung von Umfragen und wurde auch von [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA als kompetenter Ansprechpartner hinsichtlich der Umfragen


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angesehen. So erkundigte sich etwa [geschwärzte Stelle] MA, MBA am 3. Jänner 2017 nach der geplanten Abstimmung mit FELLNER und ob sie diese mit FRISCHMANN, MSc machen solle.

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Bemerkenswert ist besonders die Konversation, wonach sich MMag. SCHMID nach Erscheinen einer Umfrage in der Tageszeitung ÖSTERREICH auch bei FRISCHMANN, MSc für die gute Arbeit bedankte, dieser seinerseits berichtete, dass er [geschwärzte Stelle] MA, MBA noch angesagt habe, was sie im Interview sagen solle und schließlich der Kern der Tathandlungen in unverblümter Weise ausgesprochen wird: „Wer zahlt schafft an". Aus dem oben beschriebenen Vorgang zu Beginn der Vereinbarung (Chats vom 29. Juni 2016), zeigt sich auch der Kern der Gegenleistung für die Mediengruppe ÖSTERREICH, nämlich die Inserate iHv 116.000 Euro.

Die auch bei FRISCHMANN, Msc vorliegende Loyalität zeigt sich in einer Kommu­ni­kation mit MMag. SCHMID:

Ende Mai 2017 - im Zusammenhang mit dem über Betreiben von KURZ erfolgten Wechsel von FRISCHMANN, Msc als Pressesprecher von KURZ in die Bundespartei und dann ins BKA - ließ MMag. SCHMID eine Prämie an FRISCHMANN, Msc auszahlen („Und ein noch größerer Dank für die Prämie! Meine Augen haben heute gestrahlt als der Lohnzettel gekommen ist. DANKE!") und erklärte dies mit dessen Loyalität („Ich honoriere Loyalität nur das zählt.") FRISCHMANN, Msc bekräftigte das postwendend („Ich bleibe loyal. Ich zähle zum kleinen Orchester auf der Titanic, das bis kurz vor dem Untergang gespielt hat.").

Zur Rolle von Mag. FLEISCHMANN:

Mag. FLEISCHMANN war besonders in der Wahlkampfphase gemeinsam mit Dr. STEINER zentral in die Beauftragung der Fragestellungen und der Steuerung der entsprechenden Veröffentlichungen in Medien eingebunden und gab auch teilweise die gewünschten Ergebnisse vor, sodass diese als Leitlinie bei der Umfrageerstellung bzw späteren Aufbereitung herangezogen werden konnten.

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Seine Rolle als wichtigster für Medien zuständiger Mitarbeiter von Sebastian KURZ zeigt sich nicht nur an den oben angeführten Einteilungen in den Projektunterlagen sondern auch aus Chatnachrichten, wie etwa jener vom 4. September 2017 „Dichand, Fellner und Co macht eh alles Geri nehme ich an".

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Zur Rolle von Mag. PASQUALI:

Mag. PASQUALI war als Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit unter anderem für die Vereinbarung von Medienkooperationen, Inseratenvereinbarungen und Berater­ver­trägen sowie der diesbezüglichen Rechnungslegung und Freigaben verantwortlich.

Aus dem nachstehenden - älteren - Chatverlauf ist zum einen ersichtlich, dass es offen­bar üblich war, das Anzeigenvolumen pro Monat anhand eines Geldbetrages zu ver­einbaren und zum anderen, dass Mag. PASQUALI von Seiten des BMF als zuständiger Ansprechpartner für Anzeigen galt.

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Mag. PASQUALI war, wie auch FRISCHMANN, MSc bereits in die Abstimmungstermine mit Mag. FELLNER im Mai 2016 eingebunden. So war er am 12. Mai 2016 bei einem Termin mit Mag. FELLNER, VOIGT, MMag. SCHMID, FRISCHMANN, MSc, am 22. Mai 2017 bei einem Termin zwischen Mag. FELLNER und MMag. SCHMID und eine Woche später bei einem Termin mit MMag. SCHMID und FRISCHMANN, MSc anwesend.

Die Bezahlung der von MMag. SCHMID bei [geschwärzte Stelle] MA, MBA beauftragten Umfragen erfolgte über das BMF, wobei die Kosten in die durch das BMF beauftragte Studien eingerechnet wurden und von Mag. PASQUALI freigegeben wurden. So findet sich im Terminkalender vom MMag. SCHMID ein Termin mit Mag. PASQUALI und [ge­schwärzte Stelle] MA, MBA, wobei Mag. PASQUALI einige Stunden nach diesem Termin von [geschwärzte Stelle] MA, MBA eine E-Mail mit der Aufstellung ihrer Bera­tungs­stunden von Jänner bis Juni 2017 erhielt.


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Am 13. Oktober 2017 - somit bereits nach Ende der Studie „Betrugsbekämpfung" - trafen sich [geschwärzte Stelle] MA, MBA und Mag. PASQUALI und besprachen, wie man die Kosten für Umfragen in die Rechnungen für die Studien einfließen lassen und die Sum­men konkret verteilen könnte.


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Mag. PASQUALI wurden in der Folge der dargestellten Tathandlungen mit 1. Jänner 2018 von Bundeskanzler KURZ als vom Finanzministerium entsendetes Mitglied der Presseförderungskommission bestellt; diese Kommission berät die KommAustria in Fragen, die das Presseförderungsgesetz betreffen.

Zum Schaden:

Untreueschaden iZm den parteipolitisch motivierten Umfragen

Die Annahme eines 5.000 Euro erheblich übersteigenden Schadens bezüglich dieser Tathandlungen gründet auf die oben dargestellte von [geschwärzte Stelle] MA, MBA übermittelte Übersicht der beauftragten Umfragen, den Umstand, dass regelmäßig einzelne „Wellen" — insgesamt nach der Verdachtslage 26 - abgerechnet wurden, und teilweise in den Nachrichten angesprochene Rechnungen. Die nicht plausibel nachvoll­ziehbare annähernde Verdoppelung des Förderbetrages zur ersten Studie weist eben­falls "auf hohe zweckwidrig bezahlte Aufwendungen hin, weil ein sachlicher Grund dafür derzeit nicht ersichtlich ist. In Anbetracht des Umstandes, dass die Motivation für die Auftragserteilungen der Studien augenscheinlich allein oder ganz überwiegend in der dadurch eröffneten Möglichkeit von verdeckten Zahlungen lag, wird im weiteren Ver­fahren zu prüfen sein, ob der gesamte Förderbetrag als Untreueschaden anzusehen ist, weil die genannten Umfragen — selbst bei der nicht auszuschließenden Annahme teilweise


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nicht rein parteipolitisch begründeter Leistungen — bei Kenntnis der wahren Sachlage als nicht förderungswürdig beurteilt und die Förderungen nicht ausbezahlt worden wären.

Untreueschaden iZm den Inseratenaufträgen

Die Analyse der an die KommAustria gemeldeten Zahlen der vom BMF bezahlten Me­dienkooperationen und Inserate gem. § 2 MedKF-TG zeigt, dass nach einer längeren Phase zwischen 2014 bis Mitte 2016 ohne betragsmäßige wesentliche Medien­koope­rationen mit der FELLNER-Gruppe - in Übereinstimmung mit den im Sachverhalt be­schriebenen Vereinbarungen am Ende des zweiten Quartals 2016 - im insoweit relevanten dritten Quartal die Auftragssummen mit einem Volumen von 201.000 Euro deutlich erhöht wurden. Ab diesem Zeitpunkt werden laufend im Vergleich zur Zeit vor den ersichtlichen Vereinbarungen erhebliche Beträge für Medienkooperationen aufge­wendet, wobei die Aufwendungen in der intensivsten Phase des Wahlkampfes, in der auch zahlreiche „Wellen" an Umfragen veröffentlicht wurden, nämlich insbesondere im dritten Quartal 2017 auf ein Allzeithoch anstiegen und danach bis auf einen kurzen Einbruch am Beginn des Jahres 2018 („Das liegt daran dass wir denen keine Geld Zusagen gemacht haben — Die stehen noch auf null") auf annähernd gleichem hohen Niveau blieben. Im relevanten Tatzeitraum beliefen sich die diesbezüglich ausbezahlten Gesamtkosten auf zumindest 1.116.000 Euro zuzüglich der USt iHv 223.200 Euro, weshalb derzeit von einem jedenfalls 300.000 Euro übersteigenden Schaden aufgrund der als Gegenleistung vereinbarten Inseratenaufträge auszugehen ist.

4. Rechtliche Beurteilung:

4.1 Zu den Korruptionstatbeständen iSd §§ 304, 307 StGB im Zusammenhang mit Inseratenaufträgen:

MMag. SCHMID als Generalsekretär des BMF und Mag. PASQUALI als Abteilungsleiter der Abteilung 1/8 waren Amtsträger iSd § 74 Abs 1 Z 4a StGB, weil sie als Organe des Bundes Aufgaben der Verwaltung wahrnahmen.

Zum Amtsgeschäft:

Amtsgeschäfte sind alle Verrichtungen, die zur unmittelbaren Erfüllung der Vollzie­hungsaufgaben eines Rechtsträgers dienen, also zum eigentlichen Gegenstand des jeweiligen Amtsbetriebes gehören und für die Erreichung der amtsspezifischen Vollzie­hungsziele sachbezogen relevant sind. Der Begriff deckt sich daher insoweit mit dem des Amtsgeschäfts iSd § 302 StGB. § 304 StGB stellt jedoch nicht auf Amtsgeschäfte in Vollziehung der Gesetze ab, sondern auf alle Amtsgeschäfte, mithin auch auf jene im Bereich der Privatwirtschaftsverwaltung. Für die Anwendung des § 304 StGB macht es daher keinen Unterschied, ob der Täter in der Hoheitsverwaltung oder in der Privatwirt­schaftsverwaltung tätig ist. Als Amtsgeschäfte kommen nicht nur Rechtshandlungen in Betracht, sondern auch alle Verrichtungen tatsächlicher Art, die der Amtsträger oder Schiedsrichter amtsspezifisch vorzunehmen hat (Leukauf/Steininger, StGB Update 2020 § 304 Rz 5).

Nach § 2 Abs 1 Z 1 lit a Bundesministeriengesetz 1986 (BMG) umfasst der Wirkungs­bereich der Bundesministerien ua die Geschäfte, die im Teil 1 der Anlage bezeichnet sind. Laut der Z 10 dieser Anlage, sind Angelegenheiten der Information über den Res­sortbereich einschließlich des Verkehrs mit der Presse, dem Hörfunk und dem Fern­sehen umfasst, sodass grundsätzlich zur diesbezüglichen Aufgabenerfüllung auch Me­dien­kooperationen und Inseratenaufträge in den Aufgabenbereich der Amtsträger des BMF fallen.

Zum Vorteilsbegriff:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 155

"Vorteile" iSd der Bestimmung sind materielle und immaterielle Leistungen, die geeignet sind, eine Verbesserung der wirtschaftlichen, rechtlichen, gesellschaftlichen oder beruf­lichen Stellung des Amtsträgers (oder des Dritten) herbeizuführen. Immaterielle Vorteile können in gesellschaftlichen oder beruflichen Besserstellungen, also etwa in der Förde­rung einer Karriere, Unterstützung eines Bewerbungsgesuchs oder - wie im vorliegen­den Fall - eines Wahlkampfs bestehen. Voraussetzung ist, dass der immaterielle Vorteil einen objektiv messbaren Inhalt haben und es sich um eine tatsächliche (nicht bloß mögliche) Besserstellung handeln muss (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 304 Rz 34 und 38; Marek/Jerabek, Korruption und Amtsmissbrauch11 §§ 304 bis 306 Rz 21). §§ 304 ff StGB erfassen nicht nur eigene Vorteile des Amtsträgers, sondern uneingeschränkt auch Drittvorteile, wobei sich der Dritte am Sonderdelikt als Beteiligter strafbar machen kann. Voraussetzung der Strafbarkeit ist neben dem gebotenen Motivationszusam­men­hang auch die Kenntnis und das Einverständnis des Amtsträgers (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 304 Rz 50; Marek/Jerabek, Korruption und Amtsmissbrauch11 §§ 304 bis 306 Rz 22). Ein korruptionsrelevanter Vorteil kann(auch bei einem zivilrechtlichen Vertrag) dann vorliegen, wenn die Zuwendung nach dem Parteiwillen gar nicht im Austausch­verhältnis zu der in der Vereinbarung genannten Leistung steht (wie bei Schein- und Umgehungsgeschäften), sondern nach dem wahren Willen der Vertragspartner (recht­lich unzulässig) mit einer anderen Leistung verknüpft ist (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 304 Rz 41 ff).

Dies ist hier insofern der Fall, als die nach außen hin sichtbaren Aufträge zu konkreten Inseraten bzw Medienkooperationen als Scheingeschäfte bloß der Verschleierung der tatsächlich (auch) im Austauschverhältnis stehenden Leistungen dienten. Das tatsäch­lich gewollte verdeckte Geschäft bestand nach dem Parteiwillen nämlich darin, dass im Gegenzug für die aufgrund der jeweiligen Inseratenaufträge erfolgenden Zahlungen nicht (nur) eine Schaltung des Zahlers (BMF) im Anzeigenteil des Mediums verknüpft ist, sondern verdeckt eine weitere — sofern es die inkriminierten Umfragen betrifft einem Inserat gleichkommende — Schaltung im Interesse des Beschuldigten Sebastian KURZ und der Gruppe seiner Vertrauten im redaktionellen Teil des Mediums erfolgt. Hinzu kommt als nicht in Geld bewertbare und ebenfalls mit den Zahlungen verknüpfte weitere Gegenleistung die für die Ziele der Beschuldigten gewogene Kommentierung der Um­frageergebnisse durch Wolfgang FELLNER, [geschwärzte Stelle] MA, MBA oder andere Redakteure der Medien der FELLNER-Gruppe aber auch allgemein eine die Interessen der Beschuldigten fördernde „Blattlinie".

Der Vorteil muss weiters mit einem bestimmten oder zumindest bestimmbaren Amts­geschäft verknüpft sein. Die Konkretisierung muss ein Ausmaß erreicht haben, dass der Amtsträger im Einzelfall weiß, welche Art von pflichtwidriger Amtsausübung als Gegen­leistung erwartet wird (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 304 Rz 60 mwN). Das im Aus­tauschverhältnis stehende Amtsgeschäft muss zumindest der Art nach im Rahmen der Kompetenzen des Amtsträgers liegen. Kann aber der Vorteilsempfänger (etwa als Vor­ge­setzter) Einfluss auf das Amtsgeschäft nehmen, ist der persönliche Zusammenhang zu bejahen (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 304 Rz 61 mwN). Auch diese Kriterien sind im vorliegenden Fall erfüllt, weil die Beteiligten wussten, dass im Gegenzug für die Vor­teilszuwendungen Inseratevereinbarungen eingegangen werden müssen, um auf diese Weise die Zahlungen an die Beschuldigten Mag. Helmut und Wolfgang FELLNER nach außen hin zu legitimieren.

Zur Zulässigkeit von Medienkooperationen und Inseraten der öffentlichen Hand:

Aufgrund einer immer wieder (auch medial) geführten Diskussion über Sinn und mög­lichen Missbrauch von „Regierungsinseraten" hat der Gesetzgeber auch im Kontext des damals geführten Verfahrens ua. gegen Bundeskanzler Werner Faymann (sog. Insera­tenaffäre) Regeln betreffend die Zulässigkeit von solchen „Medienkooperationen" bestimmter


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Rechtsträger mit Medienunternehmen erlassen. Voranzustellen ist die im § 1 MedKF-TG normierte Zielsetzung der „Förderung der Transparenz", die einerseits durch Bekanntgabepflichten (§ 2 MedKF-TG), andererseits durch die Festlegung „inhaltlicher Anforderungen" (§ 3a MedKF-TG) erreicht werden soll.

Bekanntzumachen — nämlich durch eine Meldung an die KommAustria - sind demnach insbesondere entgeltliche Veröffentlichungen gemäß § 26 MedienG an Medieninhaber eines periodischen Druckwerks oder sonst an Medieninhaber eines periodischen elek­tronischen Mediums. Nach § 26 MedienG sind wohl ebenfalls aus Transparenzgründen „Beiträge und Berichte, für deren Veröffentlichung ein Entgelt geleistet wird" im Medien als „Anzeige", „entgeltliche Einschaltung’ oder „Werbung" zu kennzeichnen.

Unter entgeltlichen Veröffentlichungen sind Ankündigungen, Empfehlungen sowie sons­tige Beiträge und Berichte, für deren Veröffentlichung ein Entgelt geleistet wird, zu ver­stehen. Der Begriff der Entgeltlichkeit ist dabei weit zu verstehen. Als Entgelt gilt jede Gegenleistung, die in Geld bewertet werden kann. Auch wenn ein Rechtsträger daher einen Druckkosten- oder Produktionskostenzuschuss erteilt oder wenn er sonstige Leis­tungen für den Medieninhaber erbringt (Kompensationsgeschäfte), liegt Entgeltlichkeit vor (https://www.rtr.at/medien/service/orientierungshilfe_medien/medientransparenz/FAQ_Medientransparenz.pdf).

Hinsichtlich der inhaltlichen Anforderungen an Medienkooperationen legt § 3a MedKF-TG fest, dass die entgeltlichen Veröffentlichungen „ausschließlich der Deckung eines konkreten Informationsbedürfnisses der Allgemeinheit zu dienen haben. Zur näheren Festlegung wurden in Umsetzung der Ermächtigung nach § 3a Abs 2 MedKF-TG „Richt­linien über Ausgestaltung und Inhalt entgeltlicher Veröffentlichungen von Rechtsträgern des Bundes" erlassen (BGBI II Nr, 222/2012). In diesen werden Vorgaben zur Sicher­stellung der „Unterscheidbarkeit" gemacht und grundsätzlich normiert, das Veröffent­lichun­gen gemäß § 2 Abs. 1 Z 2 MedKF-TG so zu gestalten sind, dass eine Ver­wechslung mit dem redaktionellen Teil des Mediums ausgeschlossen ist. Weiters wird in Konkretisierung der Bestimmung des § 3a MedKF-TG der Begriff des „konkreten Infor­mationsbedürfnisses der Allgemeinheit" präzisiert. Demnach dürfen ausschließlich Sach­­informationen veröffentlicht werden, während eine „Vermarktung" des Rechtsträgers un­tersagt ist.

Die „offiziell" geschalteten Inserate entsprechen diesen Kriterien zumindest teilweise: Sie sind als „Anzeige" gekennzeichnet, und enthalten bei vordergründiger Betrachtung offenbar Sachinformationen, wie etwa die im Chat vom 1. Juli 2016 avisierten „Reise und Zollinformationen", die auch einen inhaltlichen Bezug zur Tätigkeit des beauftragenden Rechtsträgers (BMF) aufweisen. Ob diesbezüglich - und hinsichtlich der noch nicht vorliegenden Inserate - ein konkretes Informationsbedürfnis iSd § 3a MedKF-TG zugrun­delag, wird im weiteren Verfahren zu prüfen sein. Bei der Auslegung dieser Bestimmung ist nämlich mit Blick auf die Regelung der Gebarung von Verwaltungsorganen und die dafür maßgeblichen Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßig­keit ein enges Verständnis anzunehmen. Es ist stets im Einzelfall zu prüfen, ob ein nach­vollziehbares Bedürfnis der Adressaten nach Information besteht, was aber zB dann zu verneinen ist, wenn die betreffenden Informationen bereits über andere allgemein verfügbare Quellen zugänglich sind und der Durchschnittsadressat bzw der durch­schnittliche Vertreter der spezifisch angesprochenen Adressatengruppe zu diesen Quellen idR Zugang hat. Ein konkretes Informationsbedürfnis fehlt also auch dann, wenn die Information bereits ausreichend bekannt ist (siehe Andreas Kulka, in ÖBI 2020/2, MedKF-TG: "Konkretes Informationsbedürfnis" und mögliche Sanktionen). Hinsichtlich des bisher bekannten Inseratenauftrags über Zollinformationen zur Reisezeit ist ein Infor­mationsbedürfnis in Anbetracht der ohnehin auf vielen Internetseiten sofort ersichtlichen


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und auch verständlich aufbereiteten Informationen (vgl etwa auf: bmf.gv.at, österreich.gv.at, viennaairport.com etc) zu bezweifeln.

Die verdeckt vorgenommenen Schaltungen der Umfrageergebnisse erfüllen genauso wie die „offiziellen" Inserate die Kriterien einer meldepflichtigen „entgeltlichen Veröffent­lichung" iSd § 2 Abs 2 Z 2 MedKF-TG: Sie beinhalten nämlich vom Auftraggeber vorgegebene Beiträge oder Berichte hinsichtlich der Umfrageergebnisse, die mit dem vom Rechtsträger BMF gezahlten Entgelt (mit-)finanziert werden. Diese entsprechen jedoch nicht den Zulässigkeitsvorgaben, weil sie keinem konkreten öffentlichen — son­dern tatsächlich vorrangig eigenem parteipolitische — Interesse dienen, ganz über­wie­gend auch keinen hinreichenden Bezug zur Tätigkeit des BMF aufweisen und durch die nicht gekennzeichnete Veröffentlichung im redaktionellen Teil die nach § 2 der Richt­linien zum MedKF-TG geforderte Unterscheidbarkeit — sogar tatplangemäß — verlet­zen.

Zur „Pflichtwidrigkeit":

Die Verknüpfung mit einem "pflichtwidrigen" Amtsgeschäft ist indiziert, weil die jeweiligen Inseratenaufträge durch Mag. PASQUALI nur aus sachfremden Motiven somit parteilich vergeben wurden, nämlich um die gewünschten und im Sinne der Beschuldigten vorzu­nehmenden Veröffentlichungen der Umfrageergebnisse aber auch sonstiger für diese wohlwollender Berichte zu erwirken.

Nach der Rsp ist — insbesondere bei Ermessensentscheidungen — auch die parteiliche Vornahme (oder Unterlassung) eines Amtsgeschäfts pflichtwidrig. Denn es gehört zu den Geboten pflichtgemäßer Amtsführung, sich bei der Besorgung der Amtsgeschäfte ausschließlich von sachlichen Gründen, nicht aber von Rücksichten des Wohlwollens oder der Ungunst gegenüber einer Partei leiten zu lassen. Es könne daher auch bei einer Ermessensentscheidung pflichtwidrig vorgegangen werden, und zwar nicht bloß durch Missbrauch (willkürlichem Gebrauch oder Überschreitung des Ermessensrahmens), sondern auch, indem der Amtsträger dem Vorteil einen Einfluss auf seine — gleichwohl innerhalb des Ermessensrahmens getroffene — Entscheidung einräume. Außerhalb von Hoheitsverwaltung oder Gerichtsbarkeit — die Inseratenaufträge werden zweifellos im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung erteilt — werden Amtsgeschäfte ohne strikte Gesetzesbindung iSd Legalitätsprinzips vorgenommen. Amtsträgern kommt in diesem Bereich daher größerer Entscheidungsspielraum zu, ohne dass ihnen das Gesetz einen solchen ausdrücklich in Form des Ermessens („im technischen Sinn" [vgl Art 130 Abs 3 und 133 Abs 3 13-VG]) einräumt. Gerade bei solchen Amtsgeschäften kommt partei­licher Vornahme (oder Unterlassung) iSd stRsp Bedeutung zu und liegt Pflichtwidrigkeit vor, wenn der Vorteil (nach Vorstellung des Amtsträgers) einen maßgeblichen Einfluss iS einer Kausalbeziehung auf das Amtsgeschäft hat, maW sachliche Gründe überlagert, die ein anderes Ergebnis nahelegen (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 304 Rz 30 mwN; Marek/Jerabek, Korruption und Amtsmissbrauch11 §§ 304 bis 306 Rz 34 f). Diese Kau­salbeziehung liegt im vorliegenden Fall aufgrund der klar ersichtlichen auf die Vorteile gerichtete Motivation der Beschuldigten vor. Die Inseratenverträge wären ohne der damit verbundenen Vorteilsgewährung gar nicht oder in deutlich geringerem Ausmaß abge­schlossen worden.

Zum Fordern, Sich-Versprechen-Lassen und Annehmen:

Fordern unterscheidet sich von den anderen Begehungsweisen zunächst durch die vom Amtsträger ergriffene Initiative. Es besteht im einseitigen Verlangen des Vorteils, das dem potenziellen Geber oder seinem Mittelsmann zur Kenntnis gebracht werden muss.

Der Amtsträger lässt sich einen Vorteil versprechen, wenn er das Angebot eines Vorteils für sich oder einen Dritten akzeptiert. Der Tatbestand ist verwirklicht, wenn eine Willens­übereinkunft vorliegt.


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Annehmen bedeutet tatsächliches (physisches) Entgegennehmen des Vorteils. Dieses besteht bei körperlichen Vorteilen (zB Bargeld) in der Begründung von Gewahrsam, bei unkörperlichen Vorteilen (zB Dienstleistungen) in deren Nutzung oder Verfügung darüber.

Die Beschuldigten MMag. SCHMID sowie die auf seiner Seite der Vereinbarung Betei­ligten, nämlich Sebastian KURZ, Dr, Stefan STEINER, Mag. Gerald FLEISCHMANN, Johannes FRISCHMANN, MSc und Mag. Johannes PASQUALI ergriffen in der ersten Phase der Umsetzung ihres Tatplans die Initiative und forderten von den Brüdern FELLNER die letztlich vereinbarten immateriellen Vorteile. Bei der weiteren Fortsetzung der wiederkehrenden Inseratenauftragserteilungen ließen sie sich die Vorteile teilweise auch versprechen; jedenfalls wurden die zugesagten Vorteile jedoch auch tatsächlich angenommen, indem die zugesagten Einflussnahmemöglichkeiten in vielfältiger Art und Weise insbesondere durch gezielt beauftragte Veröffentlichungen oder vereinbarte (zeitliche) Abfolgen von Veröffentlichungen genutzt wurden.

Da die Begehungsweisen des Forderns, Annehmens oder Sich-Versprechen-Lassens aber ohnehin rechtlich gleichwertig sind und im konkreten Fall regelmäßig in zeitlicher Abfolge zuvor erfolgten Zusagen spätere Umsetzungshandlungen (IS eines Anneh­mens) nachfolgten, ist eine jeweilige konkrete Einordnung der einzelnen Handlungen nicht erforderlich.

Verknüpfung von Vorteil und Amtsgeschäft:

Das Korruptionsunrecht wird im Kern durch die Verknüpfung von Vorteil und Amts­geschäft verwirklicht. Für die Tatbestandserfüllung spielt es keine Rolle, ob die Tat­hand­lung vor, während oder nach dem (verknüpften) Amtsgeschäft gesetzt wird. Der Vorteil muss nur mit einem bestimmten oder zumindest bestimmbaren Amtsgeschäft verknüpft sein. Diese Verknüpfung ist im vorliegenden Fall zweifelsfrei erkennbar, werden doch von den Beteiligten in Chatnachrichten die Vereinbarungen konkret benannt („Für Sa/So war ausgemacht Daten aus Umfrage zu bringen.") und diese auch mehrfach mit Zah­lungen in Zusammenhang gebracht, was sich am Nachrichtenverlauf zwischen MMag. SCHMID und MMag. Dr. KARMASIN vom 17. Juli 2017 besonders eindrücklich zeigt, wonach der Wunsch („müssen schauen dass der Fellner das dann bringt") mit Zusagen von einem „Package" verknüpft wird, und nur wenige Stunden nach der Freigabe einer derartigen Zusage durch MMag. SCHMID „Ja!" bereits die Rückmeldung kommt „Alles läuft, es sollte groß am Do kommen".

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An anderer Stelle wird diese Verknüpfung auch in negativer Hinsicht deutlich, wonach nämlich gewünschte Veröffentlichungen ohne vorherige Zahlungszusagen unterbleiben: („Zur Info. Österreich hat Löger in Brüssel nicht ein Mal gebracht... heute nur einmal klein. Trotz umfassender vorab Ankündigung und ausführlicher Info" - „Das liegt daran dass wir denen keine Geld Zusagen gemacht haben. Die stehen noch auf null. Und du hast ja den Helmuth Fellner auch noch nicht getroffen.").


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§ 307 StGB ist ein Allgemeindelikt (Nordmeyer/Stricker in WK2 § 307 Rz 9 und 35), sodass eine Beteiligung nach den allgemeinen Regeln des § 12 StGB möglich ist. Zur Bestimmung einer vorsatzlos handelnden Person siehe Fabrizy in WK2 § 12 Rz 44 mwN. Im Übrigen kann dazu auf die (spiegelbildlichen) Ausführungen zu § 304 StGB verwiesen werden.

Zum Wert des Vorteils:

Im vorliegenden Fall werden durch die Tathandlungen sowohl materielle als auch im­materielle Vorteile gewährt. Die oben beschriebenen verdeckt vorgenommenen Schal­tungen des Zahlers (BMF) sind, soweit sie die inkriminierten Umfragen betreffen, Inse­raten gleichzuhalten und somit auch zumindest näherungsweise - etwa anhand von Ver­gleichswerten bei offiziellen Veröffentlichungen ähnlicher Größe und Positionierung – quantifizierbar. Im vorliegenden Fall ist mit Blick auf die zahlreichen bereits jetzt zu­ordenbaren Veröffentlichungen und deren Größe („Doppelseite", „Titelseite") sowie im Vergleich mit dem Gesamtinseratenvolumen des BMF und vorliegenden Angebotssum­men der FELLNER-Gruppe an das BMF (siehe Analysebericht; Konvolut in Beilage 115) von einem 50.000 Euro übersteigenden Wert dieses Vorteils auszugehen. Der zu offizi­ellen Inseraten hinzukommende Mehrwert, der bei redaktionell vorgenommenen Veröf­fentlichungen im Anschein der Objektivität der (vermeintlich) recherchierten Inhalte liegt, wird ebenso wie die weitere Gegenleistung, nämlich die für die Ziele der Beschuldigten gewogene Kommentierung der Umfrageergebnisse, als nicht in Geld bewertbare im­materielle Vorteile hinzukommen.

4. 2. Zur Untreue nach § 153 StGB:

Gemäß § 153 StGB ist strafbar, wer seine Befugnis über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten wissentlich missbraucht und dadurch den anderen am Vermögen schädigt. Seine Befugnis missbraucht, wer in unvertretbarer Weise gegen solche Regeln verstößt, die dem Vermögensschutz des wirtschaftlich Berechtigten die­nen.

Nimmt der Amtsträger auf Grund eines geforderten Vorteils das Amtsgeschäft pflicht­widrig vor, stellt sich bei Hoheitsakten die Frage der Konkurrenz zu § 302 StGB, bei Akten der Privatwirtschaftsverwaltung zu § 153 StGB, wenn der Täter dabei seine Befug­nis, über fremdes Vermögen zu verfügen, wissentlich missbraucht. Da die Untreue nicht bereits mit dem Fordern des Vorteils, sondern erst bei Durchführung des Amtsgeschäfts erfüllt sein kann (L/St/Aichinger, StGB4 §309 Rz 12; Kienapfel/Schmoller, BT II2 § 153 -Rz 73), liegt hier regelmäßig Realkonkurrenz vor. Auf Grund des divergenten Rechts­güterschutzes der beiden Tatbestände (Kienapfel/Schmoller, StudB BT II2 § 153 Rz 146) ist hier regelmäßig von echter Konkurrenz auszugehen.

Zur Befugnis:

Mag. Johannes PASQUALI hatte als Abteilungsleiter der 1/8 die Befugnis, Medien­ko­operationen und Inseratenaufträge zu vereinbaren und im Zuge ihrer Abwicklung die entsprechenden Zahlungen freizugeben, Er [sic] konnte auch Förderungen für Studien freigeben.

MMag. Thomas SCHMID war ab 2015 Generalsekretär iSd § 7 Abs 11 Bundes­minis­teriengesetz idF BGBl. I Nr 35/2012 und Kabinettchef im Bundesministerium für Finan­zen und somit von Gesetzes wegen mit der zusammenfassenden Behandlung aller zum Wirkungsbereich des Bundesministeriums gehörenden Geschäfte betraut. Ab 1. Mai 2017 wurde durch Erlass des Finanzministers (siehe Seite 11 der Geschäfts- und Per­sonalabteilungdes BMF) verfügt, dass die Abteilung 1/8 „Öffentlichkeitsarbeit und Kom­munikation", die von Mag. Johannes PASQUALI geleitet wurde, (zusätzlich um die Kom­petenz „Protokoll" ausgeweitet) direkt dem Generalsekretär unterstellt ist.


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MMag, SCHMID war gegenüber dieser Abteilung somit weisungsbefugt. Er war somit auch (abstrakt) befugt, Medienkooperationen und Inseratenaufträge zu vereinbaren bzw darauf gerichtete Weisungen zu erteilen. Ab 8. Jänner 2018 war MMag. SCHMID als Generalsekretär grundsätzlich allen dem Bundesminister für Finanzen nachgeordneten Beamten gegenüber weisungsbefugt. Nach dem Forschungsorganisationsgesetz (FOG) kann jedes Bundesministerium in seinem Zuständigkeitsbereich (vgl § 39 Z 6 FOG) zur Förderung von Wissenschaft und Forschung Forschungsförderungen und Forschungs­aufträge vergeben. Förderungen nach § 10 FOG sind Zuwendungen des Bundes insbe­sondere Zuschüsse aus Bundesmitteln an einen vom Bund verschiedenen Rechtsträger für eine förderungswürdige, bereits erbrachte oder beabsichtigte Leistung im Bereich der Wissenschaft und Forschung, ohne dass damit unmittelbar dem Bund gegenüber eine angemessene geldwerte Gegenleistung zu erbringen ist. Die Förderungswürdigkeit ist anhand der im § 1 FOG genannten Grundsätze für die Förderung und den im Abs 2 leg cit angeführten Zielen zu beurteilen. Ziele solcher Förderungen sind insbesondere

•             die Erweiterung und Vertiefung der wissenschaftlichen Erkenntnisse,

•             zur Lösung sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Problem­stellungen verantwortlich beizutragen, vor allem zur Sicherung und Hebung der allge­meinen Lebensqualität und der wirtschaftlichen Entwicklung,

•             die rasche Verbreitung sowie die Verwertung der Ergebnisse von Wissenschaft und Forschung und

•             die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, insbesondere die Erhö­hung des Frauenanteils im Bereich des universitären und außeruniversitären wissen­schaftlichen Nachwuchses

MMag. SCHMID war daher weiters ab Mai 2017 von Gesetzes wegen befugt, Förde­rungen nach dem Forschungsorganisationsgesetz zu gewähren. Ob die zwischen dem BMF und [geschwärzte Stelle] MA, MBA abgewickelten Förderungen iZm Studien bei Kenntnis der wahren Sachlage tatsächlich förderungswürdig waren und ihnen eine über die eröffnete Möglichkeit der verdeckten Abrechnung eigenständiger nachvollziehbare Berechtigung zukam ist zweifelhaft und wird - besonders mit Blick auf die zeitlichen Korrelationen zwischen der

Planung des Tools und des erstmaligen Studienauftrages - im Zuge der Ermittlungen zu prüfen sein.

Zum Missbrauch:

Missbrauch liegt vor, wenn sich der Täter nach außen im Rahmen der Befugnis handelnd über Begrenzungen im Innenverhältnis hinwegsetzt und solcherart in unvertretbarer Weise gegen solche Regeln verstößt, die dem Vermögensschutz des wirtschaftlich Be­rechtigten dienen. Maßstab für die Zulässigkeit der Befugnisausübung ist die Ausge­staltung des Innenverhältnisses. Insoweit ist, wie aus §§ 1009, 1013 ABGB hervorgeht, jeder Machthaber grundsätzlich verpflichtet, seinem Machtgeber den größtmöglichen Nutzen zu verschaffen (SSt 56/88). Machthaber juristischer Personen des öffentlichen Rechts müssen im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung wie redliche und verantwor­tungsbewusste Kaufleute agieren und die gesamte Geschäftstätigkeit so ausüben, dass sie den größten Nutzen für die von ihnen vertretene Gebietskörperschaft hervorbringt (Kirchbacher/Sadoghi in Höpfel/Ratz, WK2 StGB § 153 Rz 28 ff). Diese allgemeinen Grundsätze werden für entgeltliche Veröffentlichungen iSd MedKF-TG durch dessen Zulässigkeitsvorschriften konkretisiert.

Da im vorliegenden Fall MMag. SCHMID und Mag. PASQUALI die inkriminierten Amts­geschäfte der Inseratenaufträge aufgrund der ihnen zugesagten Vorteile vornahmen, war ersichtlich nicht der Nutzen für die von ihnen vertretene Gebietskörperschaft, sondern


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der Nutzen für die Gruppe um Sebastian KURZ ursächlich für die Vermögensabflüsse. Die abfließenden Gelder sollten dabei primär der Finanzierung von für das BMF nutz­losen Veröffentlichungen der von den Beschuldigten gewünschten Inhalte dienen. Die bei den Tathandlungen verletzten Zulässigkeitsbestimmungen des MedKF-TG sind Re­geln iSd § 153 Abs 2 StGB, die dem Vermögensschutz des wirtschaftlich Berechtigten - hier des öffentlichen Vermögens - dienen, weil durch sie ja nicht grundsätzlich „Image­kampagnen" von Politikern verboten werden, sondern lediglich deren Finanzierung aus öffentlichen Geldern verhindert werden soll. Ob ein bei den offiziellen Schaltungen gegebener objektiver Nutzen der Allgemeinheit vorlag und die dafür verwendeten Teile der Gelder daher allenfalls vom Schadensbetrag abzuziehen sind, wird im weiteren Verfahren zu prüfen sein.

Ebenso verhält es sich mit der Zahlungsfreigabe betreffend die nicht mit den geförderten Studien in Zusammenhang stehenden Kosten für die rein parteipolitisch motivierten Um­fragen. Dass diese keinen Nutzen für das BMF oder den Bund bewirken konnten ist, ist in Anbetracht der abgefragten nur parteipolitisch relevanten Inhalte evident.

Zum Vermögensschaden:

Der zugefügte Vermögensschaden (bis zum StRAG 2015 „Vermögensnachteil") kann aus Verminderung der Aktiven, Vermehrung der Passiven oder aus Gewinnentgang bestehen. Das Delikt ist erst mit Eintritt des tätergewollten Schadens vollendet (ebda Rz 36).

Bei Prüfung der Frage, ob durch den Befugnismissbrauch dem Machtgeber ein Ver­mögensschaden zugefügt wurde, ist eine Gegenleistung nur dann zu berücksichtigen, wenn sie (ausschließlich) im wohlverstandenen wirtschaftlichen Interesse des Macht­gebers lag.

Im vorliegenden Fall hatte der Machtgeber, die Republik Österreich, jedenfalls hinsicht­lich der nach den Bestimmungen des MedKF-TG unzulässigen Schaltungen kein nach­voll­ziehbares Interesse an den aus sachfremden Gründen beauftragten Inseraten, so­dass sodass der diesbezüglich quantifizierbare Teil den vertretenen Rechtsträger am Vermögen schädigt, und deren allfälliger objektiver Wert keine in Abzug zu bringende Gegenleistung darstellt.

Gleiches gilt für die aus rein parteipolitischen Motiven beauftragten Umfragen, welche im Rahmen der Studienförderungen abgerechnet wurden.

Im Tatzeitraum Mitte 2016 bis zum ersten Quartal 2018 betrugen die mit der Tathandlung im Zusammenhang stehenden addierten Gesamtkosten der Inserate insgesamt zumin­dest 1.116.000 Euro (samt USt iHv 223.200 Euro). Sofern allenfalls einige wenige Schaltungen auch unabhängig von der inkriminierten Vereinbarung erfolgt sein sollten, sind diese in Abzug zu bringen, wobei in Anbetracht der mit 10% veranschlagten „Dun­kelziffer" von aufgrund von Ausnahmebestimmungen des MedKF-TG nicht an die KommAustria gemeldeten Schaltungen diese Abzüge keinen entscheidenden Einfluss auf die Schadenssumme haben dürften (vgl ON 1635 S 15) In Anbetracht der jedenfalls inkriminierten 50% der aufgrund der Vereinbarung geleisteten Zahlungen ist derzeit davon auszugehen, dass die Wertgrenze von 300.000 Euro überschritten ist.

Hinzu kommen weiters die 5.000 Euro deutlich übersteigenden Kosten für die im Rah­men der Studien missbräuchlich abgerechneten Kosten iHv zumindest 144.000 Euro für die ausschließlich parteipolitisch motivierten und somit für den Vollmachtgeber nutzlosen Umfragen, wobei dieser Betrag etliche der abgerechneten Wellen (insbesondere die nach Juli 2017 und nicht in der Liste enthaltenen) noch gar nicht enthält.

4.3 Zur Verantwortlichkeit nach dem VbVG


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 162

Zu § 3 VbVG ist darauf zu verweisen, dass die Tat auch dann zugunsten des Verbandes begangen wurde, wenn der Verband einen wirtschaftlichen Vorteil, wie etwa auch die Verbesserung der Wettbewerbsposition (zB durch Bestechung), dadurch erlangt hat oder erlangen hätte sollen (Hilf/Zeder in WK2 VbVG § 3 Rz 8 f mwN). Im vorliegende [sic] Fall erlangte die ÖVP einerseits den immateriellen Vorteil eines erheblichen Wett­bewerbsvorteils durch die ihr eröffnete Möglichkeit auf die mediale Berichterstattung in ihrem Sinne Einfluss zu nehmen; andererseits ersparte sie sich durch die Verwendung von öffentlichen Mitteln die Bezahlung der mit ihren Umfrageaufträgen entstandenen Kosten und ist durch die ohne Gegenleistung in Anspruch genommenen Leistungen auch bereichert. Auch mit Blick auf die erwartbaren höheren Strafzahlungen für die Bun­despartei im Zusammenhang mit der einer(noch) höheren Überschreitung der Wahl­kampfkostenobergrenze nach § 4 ParteienG — hätte man vergleichbare legale Wer­bungskosten (§ 4 Abs 2 Z 4 ParteienG) im Wahlkampf zu tragen gehabt — ersparte sich die Bundespartei erhebliche Mittel durch Verwendung von öffentlichen Geldern.

Ebenso haben die Verbände, mit denen im Zuge der im Punkt A./I./2 und B./ beschrie­benen Tathandlungen Inseratenverträge abgeschlossen wurden und denen somit die diesbezüglichen Geldmittel zugeflossen sind, wirtschaftliche Vorteile erlangt. Es sind daher auch diese Taten zugunsten des jeweiligen Medienunternehmens begangen wor­den. Wolfgang FELLNER ist Geschäftsführer in den betroffenen Unternehmen, nämlich der Mediengruppe "Österreich" GmbH und der oe24 GmbH. In der Sonntag-"Österreich" Zeitungs GmbH hatte zwar keiner der Brüder FELLNER eine Organstellung. Da jedoch sämtliche Medienkooperationen (betrifft insbesondere die Medienkooperationen im Zeit­raum Mitte 2016 bis Mitte 2017, vgl Tabelle 9 in ON 1635) entweder mit Mag. Helmuth FELLNER oder mit Wolfgang FELLNER vereinbart wurden, ist davon auszugehen, dass ihnen auch in diesem Unternehmen ein maßgeblicher Einfluss iSd § 2 Abs 1 Z 3 VbVG zukam. Aufgrund der Verschmelzung der Sonntag-"Österreich" Zeitungs.GmbH mit der Mediengruppe "Österreich" GmbH als aufnehmende Gesellschaft sind die vorerst zugunsten der Sonntag-"Österreich" Zeitungs GmbH begangenen Taten wegen Ge­samt­rechtsnachfolge (vgl § 10 Abs 1 VbVG) auch der Rechtsnachfolgerin — somit der Mediengruppe "Österreich" GmbH — zuzurechnen.

5. Zur angeordneten Maßnahme

Die angeordnete Durchsuchung ist erforderlich, weil nur auf diese Weise die im Spruch angeführten Beweismittel, somit Gegenstände, die auszuwerten und zu Beweiszwecken sicherzustellen sind (§ 119 Abs 1 StPO; § 110 Abs 1 Z 1 StPO), vollständig gesichert werden können und auf andere Weise die abschließende Aufklärung des Tatverdachtes nicht möglich ist. Es ist insbesondere zu erwarten, dass durch die nur im Wege einer Durchsuchung sicherstellbaren elektronischen Geräte und physischen Unterlagen auch bei Dr. Stefan STEINER in dessen Büro in der Bundesparteizentrale der ÖVP und die

Sicherung der E-Mail-Accounts des Beschuldigten (stefan.steinereoevp.at, stefan@steiner-strategie.at) eine Klärung der genauen Abläufe bezüglich des ,[geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tools" und der Inseraten- und Medienkooperationsvereinbarungen mit der FELLNER-Gruppe auf Seiten der Beschuldigten möglich sein wird. Daher sind jene Daten (analog in Form von Schriftstücken oder digital in Form von Dateien) sicher­zustellen, aus denen sich auch die Einflussnahmen von Dr. Stefan STEINER, der zum engsten beruflichen Umfeld von Sebastian KURZ gehört, einerseits auf die inkriminierten Umfragen und andererseits auf die Kooperation des BMF mit der ÖSTERREICH Medien­gruppe von Wolfgang und Mag. Helmuth FELLNER vollständig erhellen.

Zur Erwartbarkeit von Beweisergebnissen:

Die bisherigen Erfahrungen im IBIZA-CASAG-Verfahrenskomplex, insbesondere die Datenauswertung der Datenträger von MMag. SCHMID und Heinz-Christian STRACHE


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 163

aber auch die allgemeine Lebenserfahrung betreffend das durch die Smartphones geän­derte Kommunikationsverhalten der Menschen haben gezeigt, dass Unrechtsverein­ba­rungen (relevante Nebenabreden) sehr oft nicht in offiziellen Akten Eingang finden und somit aus diesen extrahiert werden können, sondern zwischen den Beteiligten informell über Chat- oder Handynachrichten oder über sogenannte Internetmessengerdienste oder private E-Mailaccounts getroffen werden. Somit sind — neben allfällig vorhandenen Ausdrucken - die entscheidenden Beweismittel die Mobiltelefone, Laptops und sonstige Speichermedien sowie deren Backups, die von den Beschuldigten verwendet wurden oder werden. Diese können vollumfänglich (die Nutzung mehrerer Mobiltelefone wenn auch zeitlich aufeinanderfolgend und deren Aufbewahrung zuhause auch im Falle der nicht mehr aktuellen Nutzung — Stichwort: alte Handys und Speichermedien in den Laden — ist notorisch weit verbreitet) nur durch unangekündigte und überraschend durchgeführte Hausdurchsuchungen sowohl in den Privaträumlichkeiten der Beschul­digten als auch an deren Dienstadressen sichergestellt werden. Die letzte Annahme bestärkend zeigt etwa der Umstand, dass erst vor kurzem ältere Mobilgeräte von Mag. NEUMANN entsperrt werden konnten, die (auch) Daten aus bereits länger zurückliegen­den Zeiträumen enthalten und nicht vorher gelöscht wurden (ON 1641).

Aus den bisherigen Datenauswertungen geht hervor, dass Beschuldigte im politischen Umfeld über wichtige Sachverhalte sehr häufig mittels Mobiltelefon (Chats) oder per E-Mail (auch über private Accounts) kommunizieren. Deshalb ist die Auffindung und Sicher­­stellung der Kommunikationsmittel, auf denen derartige Daten in aller Regel gespeichert sind, somit die im Spruch naturgemäß nur demonstrativ darstellbaren Kommunikations­mittel und Speichermedien zur Aufklärung geeignet und mangels anderer in Betracht kommender erfolgversprechender Ermittlungsmaßnahmen alternativlos und damit erfor­derlich im Sinne des Gesetzes. Wie sich in diesem Verfahren bei ’der Sicherstellung der Daten, insbesondere jenen von MMag. SCHMID, zeigte, können selbst bei einer bereits vorgenommenen Zurücksetzung von Mobiltelefonen oder beim (teilweise erfolgten) Löschen von Inhalten, durch IT-forensische Maßnahmen bereits gelöschte Daten wie­derhergestellt werden. Weiters können elektronische Geräte und Datenbestände Hin­weise auf vorhandene weitere (insbesondere Cloud-)Speicher liefern, deren Existenz ohne eine Sicherstellung und Auswertung nicht eruierbar ist.

Die begründete Annahme, die gesuchten Gegenstände mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Wohnadressen des Beschuldigten und seiner Büroadresse in der ÖVPBun­des­parteizentrale finden zu können, ergibt sich schon aus der notorischen Tatsache, dass in der Regel jedermann das Mobiltelefon beinahe ständig im unmittelbaren Verfügungs­bereich verwahrt und auch Laptops und Tablets im persönlichen Lebensbereich benutzt werden. Außerdem ist — ebenfalls aus den bisherigen Erfahrungen im Ibiza-CasagVer­fahrenskomplex — abzuleiten (siehe „timecapsule" bei MMag. SCHMID, Sicherung älterer Chats und E-Mails auf - angeblich nicht von ihm verwendeten - MacBook des Mag. NEUMANN), dass Beschuldigte über ihre Kommunikationsvorgänge ein „Backup" (digital oder auch auf Hardware) zur eigenen Verfügung aufbewahren. Ein solches Backup kann ebenso wie andere allenfalls vorhandene Speichermedien nur durch Haus­durchsuchungen in den höchstpersönlichen Privat-, Geschäfts- und Amtsräumlichkeiten der Beschuldigten gefunden werden.

Zum Beratungsunternehmen von Dr. STEINER:

Aufgrund einer angestellten Analyse öffentlicher Quellen, sichergestellter Daten und eines IT-OSINT-Berichts der IT-Experten der Justiz ist davon auszugehen, dass Dr. STEINER ein Büro in der Parteizentrale der ÖVP benutzt und seine IT-Infrastruktur durch die AlphaMedien Service Ges.m.b.H administriert wird, die auch die IT-Infrastruktur der ÖVP betreibt (vgl ON 1643).

Zum Zeitraum:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 164

MMag. SCHMID schrieb bereits am 15. März 2016 via iMessage an Sebastian KURZ, dass es „gute News bei der Umfrage Front." gebe. Daher ist davon auszugehen, dass es vor dieser Nachricht bereits Kommunikation zwischen allen Beteiligten gab, um die Vereinbarung vorzubereiten, weshalb es zur Aufklärung notwendig ist, die gesamte Mailund Chatkommunikation aller Beteiligten, soweit sie - wie bei MMag. SCHMID - noch nicht vorliegt ab 1. Jänner 2016 zu sichern.

Insbesondere Mag. Gerald FLEISCHMANN und Dr. Stefan STEINER waren im Zeitraum der mutmaßlichen Tathandlungen mit die engsten Berater von Sebastian KURZ und sind es immer noch. Auch aus den Strategiepapieren („Projekt Ballhausplatz" und „Meilen­steine") ergeben sich die Zuständigkeiten im „inner cercle" [sic] von [geschwärzte Stelle] KURZ und seinen Vertrauten (siehe ON 1118 S 507).

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Nach der Verdachtslage war auch Dr. Stefan STEINER von Beginn an in die Ver­einbarungen von MMag. SCHMID mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA, Mag. Helmuth und Wolfgang FELLNER eingebunden, weshalb durch die Maßnahme besonders seine Kommunikationsinhalte mit den genannten aber auch mit anderen Beschuldigten gesichert werden sollen.

Es ist angesichts der aus den Chats bekannten Dauer der Kooperation von MMag. SCHMID und anderen mit [geschwärzte Stelle] MA, MBA, von ca. zwei Jahren (Frühjahr 2016 bis März 2018 ist aus den Chats ersichtlich) wahrscheinlich, dass sowohl das  [geschwärzte Stelle] ÖSTERREICH Tool als auch die inkriminierten Medien- und Insera­tenkooperationen auch nach dem Frühjahr 2018 angewendet wurden (wenngleich sich MMag. SCHMID offenbar mehr und mehr davon distanzierte, siehe Chat vom 21. März 2018, in dem er BEINSCHAB aufforderte, die Fragen mit ‚frisch!" zu klären). Daher ist auch die Kommunikation zwischen den Beteiligten nach dem Frühjahr 2018 bis zum Zeitpunkt der Sicherstellung für die Beweisthemen relevant, weil nur so geklärt werden kann, wie lange die bereits längere Zeit hindurch fortgesetzten Tathandlungen dies­bezüglich andauerten.

Wie aus den bisherigen Auswertungen im IBIZA-CASAG-Komplex mehrfach ersichtlich ist, wurde zwischen Beschuldigten auch deutlich nach den mutmaßlichen Tathand­lungen über die für die Ermittlungen relevanten Sachverhalte kommuniziert (siehe bei­spielsweise die wiederhergestellten Kommunikationen zwischen Mag. NEUMANN, MMag. SCHMID und Mag. GLATZ-KREMSNER), weshalb auch davon auszugehen ist, dass die - nach wie vor an den Schnittstellen zwischen Politik und Medien tätigen - Beschuldigten aufgrund der Veröffentlichung von Chats des MMag. SCHMID im Zu­sammenhang mit dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss miteinander in Kontakt standen und stehen, um die weitere Vorgangsweise zu besprechen, sodass allenfalls nach dem Frühjahr 2018 und auch aktuell erfolgte Kommunikation zur umfas­senden Aufklärung des Sachverhalts sichergestellt werden soll.

Zur Erforderlichkeit im weiteren Sinne und Verhältnismäßigkeit:

Der Zweck der Maßnahme ist durch gelindere Mittel nicht zu erreichen, weil zu befürchten ist (wie bisher mehrfach geschehen siehe die Löschung des Mobiltelefones durch MMag. SCHMID oder die Angaben von LÖGER, wonach er — von wem wollte er nicht nennen - aufgefordert wurde, das Handy zu „verlieren"), dass die Beschuldigten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 165

bei Kenntnis des sie betreffenden Tatverdachtes (und somit beispielsweise einer Verständigung über die Einleitung von Ermittlungsverfahren nach § 50 StPO, die nach § 50 Abs 1 letzter Satz StPO vorliegend daher nicht erfolgen kann) die im Spruch dar­gestellten beweisrelevanten Gegenstände und Daten vernichten bzw aus dem Zugriffs­bereich der Strafverfolgungsbehörden verbringen würden.

Die Durchsuchungsanordnung steht im Lichte des nach der Verdachtslage gravierenden Tatverdachts der Bestechung bzw Bestechlichkeit höchster Amtsträger des Landes sowie der Untreue iZm der Verwaltung von öffentlichen Vermögen mit einer zum Nachteil der Republik Österreich gereichenden Schädigung in erheblichem Ausmaß und des Umstandes, dass auf andere Art keine vollständige Klärung des Sachverhalts möglich ist — somit aufgrund der objektiven und fallspezifischen Schwere der vom Tatverdacht umfassten strafbaren Handlungen und deren Strafdrohung von bis zu zehn Jahren (es handelt sich um Delikte, die gemäß § 31 Abs 3 Z 1 StPO in die Zuständigkeit des Schöffengerichtes fallen) — zur Bedeutung der Sache nicht außer Verhältnis, auch wenn von der Maßnahme einer der wichtigsten Berater des Bundeskanzlers, der allerdings kein öffentliches Amt ausübt, betroffen ist.

Zu berücksichtigen ist hier auch die besonders problematische und das Herzstück einer Demokratie — nämlich freie und unbeeinflusste Wahlentscheidungen — missachtende Motivation der Tathandlungen: Es werden nämlich einerseits strafrechtswidrig öffentliche Gelder zur Erlangung eines unlauteren Wettbewerbsvorteils bei Wahlen (Umfragen, die keine Kosten der Partei verursachen) zweckentfremdet. Andererseits wird das Unrecht der Kostenersparnis und damit einer Bereicherung durch den ersparten Aufwand da­durch deutlich verschärft, dass zusätzlich die für Wahlentscheidungen relevante öffent­liche Meinung - teilweise durch „frisierte" und somit verfälschte Inhalte - zur Manipulation eines besonders großen Adressatenkreises verwendet wird. Besonders durch diese korruptive Verstrickung der politischen Akteure mit einem Medienherausgeber wird die - nach außen hin durch viele Rechtsvorschriften geschützte Pressefreiheit - ad absurdum geführt, weil die wesentliche Funktion der Presse als public watchdog und ihre Fähigkeit, genaue und verlässliche Informationen zu liefern, völlig untergraben wird.

[...]"

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung und den Staatssekretären wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen ver­sagt.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Misstrauensantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Sibylle Hamann. – Bitte.


13.10.59

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Frau Präsidentin! Liebe alte und neue Regierungsmitglieder – beim neuen hoffe ich auf gute Zusammenarbeit –, liebe Kolle­ginnen und Kollegen hier im Haus! Insbesondere liebe Kollegin Elisabeth Holzleitner, ich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 166

hoffe, es geht dir gut! (Rufe bei der SPÖ: Eva Maria!) – Bitte? (Rufe bei der SPÖ: Eva Maria!)

Danke auch für den Antrag. Ich vermute, den wird noch jemand einbringen – das hoffe ich doch, denn das Thema ist extrem wichtig. Ich möchte heute auch speziell an die Situation der Elementarpädagogen und -pädagoginnen erinnern, die heute in der Stadt für bessere Arbeitsbedingungen, aber auch generell für mehr Anerkennung ihres Berufs protestieren: Sie haben recht! Warum haben sie recht? – Weil gute, ganztägig offene Kindergärten und gute, ganztägig offene Schulen einfach für unsere gesamte Gesellschaft existenziell wichtig sind. (Beifall bei den Grünen.)

Da etwas weiterzubringen ist eines der wichtigsten Vorhaben dieser Regierung – egal was in irgendwelchen Chats stand. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe der Abge­ordneten Belakowitsch und Wurm.)

Gute Elementarpädagogik und gute ganztägige Schulformen sind wichtig für Kinder – warum, ist eh klar –, sie sind aber auch wichtig für Eltern, weil Eltern wissen müssen, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind, weil sie sich dann keine Sorgen machen müssen und weniger Stress haben. Sie sind auch wichtig für Unternehmen, weil Unternehmen dann nicht auf die Qualitäten ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verzichten müssen, sobald diese Eltern werden. Für sie ist es nämlich gut, wenn sie entspannte und leistungsfähige Leute haben, die für sie arbeiten.

Es ist auch wichtig für Gemeinden, weil ein Ort mit guten Kindergärten und guten ganz­tägigen Schulen speziell für Familien ein attraktiver Ort zum Leben ist. Das haben mittlerweile eigentlich alle verstanden (Ruf bei der SPÖ: Der Kurz nicht!), es gibt eine gemeinsame Erklärung der Sozialpartner, und das haben mittlerweile auch so gut wie alle Parteien verstanden. Manche mögen zwar versucht haben, das kurzfristig aufzu­halten, aber das ist nicht gelungen, weil es eine langfristig vernünftige Sache für dieses Land ist. (Beifall bei den Grünen.)

In die Elementarpädagogik und in ganztägige Schulen wurde bereits einiges investiert, und es wird mit dieser Koalitionsregierung noch viel mehr investiert werden, dafür wer­den wir in konstruktiver Art und Weise sorgen. Deswegen bringe ich folgenden Ent­schließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Rudolf Taschner, Mag. Sibylle Hamann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bedarfsgerechten Ausbau ganztägiger Schulformen zur Ermög­lichung der Wahlfreiheit für Eltern“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird ersucht, den im Regierungsprogramm 2020–2024 vorgesehenen be­darfs­gerechten Ausbau ganztägiger Schulformen zur Ermöglichung der Wahlfreiheit für Eltern fortzusetzen und ein trag- wie zukunftsfähiges Modell zur Finanzierung der ganz­tägigen Schulformen auszuarbeiten sowie im Bereich der Elementaren Bildung im Rah­men der neuen 15a B-VG Vereinbarung in Zusammenarbeit mit Ländern die Verbesse­rung des Angebots an Plätzen und Öffnungszeiten, die frühe sprachliche Förderung sowie die Qualität voranzutreiben.“

*****

Ich danke herzlich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.14


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 167

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Rudolf Taschner, Mag. Sibylle Hamann,

Kolleginnen und Kollegen

betreffend bedarfsgerechten Ausbau ganztägiger Schulformen zur Ermöglichung der Wahlfreiheit für Eltern

eingebracht im Zuge der Debatte in der 124. Sitzung des Nationalrats über Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich des Amtsantrittes des Bundeskanzlers und der Ernennung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten

Der qualitätsvolle und bedarfsorientierte Ausbau der ganztägigen schulischen und ele­mentarpädagogischen Tagesbetreuungsangebote wurde in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Ländern und Gemeinden weiter vorangetrieben.

Darüberhinaus sieht das Regierungsprogramm 2020–2024 den Ausbau ganztägiger Schulen bzw. elementarpädagogischen Einrichtungen, insbesondere den bedarfs­ge­rechten Ausbau ganztägiger Schulformen zur Ermöglichung der Wahlfreiheit für Eltern vor. Dazu wurden bisher bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt:

•             Anspruch auf einen GTS-Platz gemäß § 8d SchOG (jedenfalls ab 15 Anmel­dungen)

•             Art 15a B-VG Vereinbarung über den weiteren Ausbau ganztägiger Schulformen

•             Art 15a B-VG Vereinbarungen zur Elementarpädagogik

•             Bildungsinvestitionsgesetz

•             Bereitstellung von Lehrkräften im Rahmen der gegenstandsbezogenen und individuellen Lernzeit

•             Ausbau des Angebots an BAfEP Plätzen

Budgetär wurden dazu seit 2017 bereits über 1,6 Mrd Euro bereitgestellt bzw. aufge­wendet.

Im Bereich der elementaren Bildungseinrichtungen ist im Sinne des Regierungs­pro­gramms bereits die Neuverhandlung der Art 15a B-VG Vereinbarung über die Elemen­tarpädagogik im Ministerrat beschlossen worden, wobei neben einer inhaltlichen Weiter­entwicklung die wesentliche Erhöhung der Mittel angestrebt wird.

Hinsichtlich der ganztägigen Schulformen hat sich gezeigt, dass die nachhaltige Finan­zierung der Plätze ein Schlüsselelement für den qualitätsvollen bedarfsorientieren Ausbau ist. Die langfristige Planbarkeit und eine einheitliche effiziente Bewirtschaftung sind bekannte Erfolgsfaktoren. Insbesondere sollen die bestehenden Strukturen und Personalkategorien einer genauen Analyse unterzogen werden, sodass ein trag- wie zukunftsfähiges Modell etabliert werden kann.

Der inhaltliche Zusammenhang dieses unselbständigen Antrages mit dem obenste­hen­den Tagesordnungspunkt ergibt sich daraus, dass die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers unter anderem die weitere Umsetzung des Regierungsprogramms 2020–2024 zum Gegenstand haben, welches den bedarfsgerechten Ausbau ganz­tägiger Schulformen zum zentralen Inhalt hat.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 168

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird ersucht, den im Regierungsprogramm 2020–2024 vorgesehenen be­darfsgerechten Ausbau ganztägiger Schulformen zur Ermöglichung der Wahlfreiheit für Eltern fortzusetzen und ein trag- wie zukunftsfähiges Modell zur Finanzierung der ganztägigen Schulformen auszuarbeiten sowie im Bereich der Elementaren Bildung im Rahmen der neuen 15a B-VG Vereinbarung in Zusammenarbeit mit Ländern die Verbes­serung des Angebots an Plätzen und Öffnungszeiten, die frühe sprachliche Förderung sowie die Qualität voranzutreiben.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und ausreichend unterstützt, er steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Helmut Brandstätter. – Bitte.


13.14.55

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Ich hätte gern auch den Herrn Außenminister begrüßt, aber er ist jetzt gerade nicht hier. Liebe Zuseherinnen und liebe Zuseher! Ich habe der Rede des Außenministers durchaus applaudiert, denn bis auf eine Kleinigkeit, die mir nicht gefallen hat, hat er schon die wesentlichen Punkte angesprochen.

Ich möchte sehr deutlich sagen: Es geht um die Sicherheit Österreichs, und da ist es gut, wenn wir gemeinsam daran arbeiten – aber, und das werde ich ihm dann gerne auch noch einmal persönlich sagen, er soll diese gemeinsame Arbeit im Außen­minis­terium dann auch nach außen so verkaufen, wie er es für richtig hält, nicht wie die Pressestelle im Bundeskanzleramt meint. Dort trifft man nämlich auf wenig Bildung und viel Brutalität – im Außenministerium hingegen findet man gut ausgebildete Diplo­matinnen und Diplomaten, die das viel besser können. Da erhoffe ich mir also eine deutliche Verbesserung.

Ich glaube auch, dass die Außenpolitik in vielen Punkten etwas deutlicher werden muss. Herr Kickl bringt jetzt schon Bücher mit – ich habe heute einen Bericht mitgebracht, und zwar die „Sicherheitspolitische Jahresvorschau 2021“. (Der Redner hält das Buch „Sicher. Und morgen? – Sicherheitspolitische Jahresvorschau 2021“, herausgegeben von Direktion für Sicherheitspolitik sowie Institut für Friedenssicherung und Konflikt­management, in die Höhe.)

Ich kann Ihnen allen und auch den Zuseherinnen und Zusehern dieses Werk nur emp­fehlen, das ist ein sehr, sehr gescheites Buch – danke, Frau Bundesministerin Tanner! Da haben sehr gute Frauen und Männer die Lage beschrieben, in der wir uns befinden, und es ist keine einfache: Unsere Sicherheit, und das steht sehr deutlich drinnen, ist nämlich vor allem im Umfeld der EU durchaus gefährdet.

Die Analyse zeigt aber auch, dass diese Sicherheit eben nur durch eine gemeinsame Sicherheitspolitik der Europäischen Union wirklich gewährleistet werden kann.

Da geht es dann auch nicht – der Herr Finanzminister ist nicht mehr hier –, dass man die EU immer wieder zum Sündenbock macht. Man kann halt nicht sagen: Wir dürfen keine Unterstützungen auszahlen und schuld daran ist die EU!, wenn man selber nicht weiß, wie man die Formulare ausfüllt. Es ist einfach wirklich nicht in Ordnung, das immer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 169

wieder zu tun; auch der frühere Herr Bundeskanzler hat immer wieder gegen die EU geredet. Das ist nicht der richtige Weg, nein – „in enger Partnerschaft“ mit unseren europäischen Verbündeten müssen wir handeln, der Herr Außenminister hat es gesagt, und ich möchte doch hoffen, dass wir das alle miteinander tun.

Der nächste Punkt: Wenn wir von Kooperation sprechen, und das haben heute mehrere getan, würde ich darum bitten, dass wir dann doch künftig auch in den Ausschüssen ein bisschen anders miteinander umgehen. Wenn wir einen Antrag einbringen, wie wir es gemacht haben, dass wir uns dafür einsetzen, dass es innerhalb der EU Mehrheits­ab­stimmungen in der Außenpolitik gibt, dann wäre es doch schön, wenn alle mitstimmten – aber nein: Obwohl das im Regierungsprogramm steht, stimmen Grüne und ÖVP dage­gen, weil man der Opposition nie recht geben darf! Es tut mir leid, aber das ist nicht in Ordnung.

Wenn wir dann im Außenministerium anfragen, wie es denn mit den Karrieren dort ist, weil es doch Postenbesetzungen gegeben hat, die nicht in Ordnung waren, dann ant­wortet man uns: Das geht euch nichts an! – Dann bekommt man anonym Informationen zugeschickt, wie im Außenministerium wirklich besetzt wird. (Der Redner hält ein Schriftstück mit dem Titel „Der höhere auswärtige Dienst im BMEIA“ in die Höhe.) Das ist ja gar nicht so schlimm, aber warum kann denn eine Regierung mit dem Parlament nicht anders zusammenarbeiten?

Ich möchte Ihnen auch noch eines sagen, Herr Bundeskanzler – es haben ja mehrere heute schon gesagt, dass sie enttäuscht sind, dass Sie sich am Parteiobmann der ÖVP orientieren –: Das müssen Sie als Bundeskanzler nicht!

Jetzt lese ich Ihnen etwas aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor, der Artikel ist aus dem Jahr 2018, die Überschrift: „Justiz in Gefahr – Die Partei hat immer recht“:

„Während“ der Parteiobmann „versucht, die Regierung von der Parteizentrale aus zu lenken, haben die Bemühungen der von ihm eingesetzten“ Regierungschefs, „sich we­nigstens etwas frei zu schwimmen, in beiden Fällen rasch zu erkennbaren Spannungen geführt. Das gilt umso mehr, als es eine undankbare Aufgabe ist, für einen Mann die Geschäfte zu führen, der vor allem ein Ziel hat: die Schwächung der Justiz, um an­gesichts mehrerer gegen ihn laufender Verfahren die eigene Haut zu retten.“

Da wurde nicht über Österreich berichtet – da wurde über ein Land berichtet, über das Herr Kurz einmal gesagt hat, dass es im System „kaputt“ sei: Es geht um Rumänien, wo der dortige Parteichef Liviu Dragnea wegen Korruption verurteilt wurde, weil er staatliche Angestellte für die Partei eingesetzt hat – das hätte er nicht machen dürfen.

Herr Kurz hat viel mehr getan, er hat im Wahlkampf das Doppelte des Erlaubten ausge­geben, und die Vorwürfe, die wir jeden Tag aufs Neue bestätigt bekommen, sind ein Vielfaches von dem, was man Herrn Dragnea vorwirft. Ich gebe zu, der einzige Unter­schied ist: Herr Dragnea ist inzwischen verurteilt und auch schon im Gefängnis ge­sessen, wir hingegen – ja, es gilt die Unschuldsvermutung – schauen uns die Vorwürfe in Ruhe an. Hören Sie aber bitte auf, auf die Justiz loszugehen!

Weil wir heute gemerkt haben, dass möglicherweise wieder eine Hausdurchsuchung verraten wurde: Das waren nicht die angeblichen linken Zellen in der Staatsanwaltschaft, sondern offensichtlich gibt es in der ÖVP seit dem Februar 2020, seit sie weiß, dass ermittelt wird, das Interesse, gegen die Justiz zu agitieren. Herr Bundeskanzler, bitte setzen Sie sich dafür ein, dass das nicht passiert! Tun Sie es nicht und sorgen Sie dafür, dass es die anderen auch nicht tun! Lassen wir unsere Justiz in Ruhe arbeiten!

Wie gesagt: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Außenministerium. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

13.20



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 170

Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Susanne Fürst zu Wort. – Bitte.


13.20.16

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bun­deskanzler! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Mir obliegt es jetzt, ein Resümee über die Vorstellung der neuen Bundesregierung zu ziehen. Ich muss sagen, ich bin sehr zuversichtlich und guten Mutes, dass wir jetzt eine verlässliche und stabile Regierungskoalition haben – mit Mitgliedern, die wirklich alle von Staatsräson erfüllt sind und die wirklich alle ihr Land über die eigene Person und natürlich auch über die eigene Funktion stellen.

Wir haben einen neuen Bundeskanzler, der bei jeder Gelegenheit, die sich bisher ge­boten hat, betont hat, dass er selbstverständlich ganz eng mit seinem Vorgänger Se­bastian Kurz zusammenarbeiten wird. – Irgendwann erzählen Sie (in Richtung Bundes­kanzler Schallenberg) uns einmal, was er gegen Sie in der Hand hat, dass Sie das immer sagen!

Dass man aber dann auch noch immer betont: Er hat ja schließlich zwei Wahlen erfolgreich geschlagen! – Ja natürlich, das ist parteiintern für die ÖVP äußerst wichtig, das ist ja völlig klar, aber dass man das nach außen kommuniziert, ist doch etwas ver­wunderlich, weil dieser Umstand ihn ja nicht dazu legitimiert, sich über das Gesetz zu stellen, einen Meinungskauf zu betreiben oder den Staat einfach als formbare Masse zu behandeln, die sich rund um das Epizentrum Sebastian Kurz zu schlingen hat. Dazu hat er nicht das Recht. (Beifall bei der FPÖ.)

Ganz nebenbei: Sie haben übersehen, dass Epizentren zwar interessant und faszinie­rend sind, aber irgendwann einmal in die Luft gehen und dann Wüste zurücklassen. Dann muss man halt rennen, so schnell es geht.

Sie meinen auch, dass die Vorwürfe gegen Sebastian Kurz falsch sind. – Mit Verlaub, Sie sind zum Bundeskanzler von Österreich bestellt worden, nicht zum Kaiser. Was da strafrechtlich dran ist, ob die Vorwürfe falsch oder richtig sind, haben die Gerichte zu bestimmen. Sie können sagen, was Sie davon halten, aber dass sie falsch sind, ist doch sehr weit vorgewagt.

Dass Sie Misstrauensanträge und dieses parlamentarische Getöse hier lästig finden, kann ich verstehen – in Brüssel ist es bei den Sektempfängen natürlich lustiger –, aber dem werden Sie sich jetzt zunehmend stellen müssen.

Was ich besonders bemerkenswert finde: Die Unschuldsvermutung gilt, das betrifft die Strafrechtsdelikte, die im Raum stehen – Untreue, Bestechung, Bestechlichkeit –, dazu haben wir uns nicht zu äußern. Übrigens finde ich auch skandalös, dass die Akten hier herumfliegen, aber fragen Sie die Justizministerin, die dafür verantwortlich ist, die kommt gar nicht mehr. Es geht da aber um die politische Verantwortung, die längst gegriffen haben muss, die politische Verantwortung nicht für den Umgangston in Ihrer Partei – das ist vollkommen egal –, sondern für den ungenierten, offenen Dialog über Umfrage- und Studienkauf zwecks Wähler- und Wahlbeeinflussung zum ausschließlichen Vorteil von Sebastian Kurz und der türkisen Truppe. Darum geht es: um Manipulation der öffent­lichen Meinung, und dazu haben Sie und auch all die Abgeordneten der ÖVP kein Wort verloren – ein trauriger Umstand! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir haben nicht nur einen neuen Bundeskanzler, wir haben eine türkise Ministerriege, auf die vollkommen Verlass ist, deren Wort also wirklich steht und hält. Zuerst betonen und gleich in die sozialen Medien mit Unterschrift hinausschießen: Eine ÖVP-Beteiligung in dieser Bundesregierung wird es ausschließlich mit Sebastian Kurz an der Spitze geben. – Stunden später – genauso geschlossen, genauso zu 100 Prozent –: Wir danken


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 171

ihm alle für seinen Rücktritt, er hat dem Land wirklich einen Dienst getan! – Was hat sich genau geändert? Was weiß man? – Das sind also wirklich Leute, auf die Verlass ist. Die werden auch sicher in Brüssel immer ihren Mann stehen, immer das, was sie in Österreich sagen, auch in Brüssel machen – also da ist wirklich Verlass. Sie sind zwar nicht von unserer Partei, aber auf das Wort kann man wirklich vertrauen.

Das Gleiche gilt für die Landeshauptmänner, die sich ja auch alle geschlossen hinter Sebastian Kurz gestellt haben, bei denen es jetzt schon schön bröckelt, aber, wie gesagt, es ist eben ein Epizentrum in die Luft gegangen. Da muss man schauen, dass man wegkommt.

Der Bundespräsident hat die Staatskrise abgesagt. – Leider nein: Die drei Staats­gewal­ten Legislative – also Gesetzgebung, Parlament –, Regierung und Justiz sind nach diesen eineinhalb Jahren völlig durcheinandergebracht. Es sind viel zu viele Kompe­tenzen vom Parlament zur Regierung gewandert. Die Justiz ist eine Baustelle – sie wäre ein kontrollierendes Organ –, und die Medien – der Witz des Tages kam heute vom Herrn Vizekanzler, der gemeint hat, die Medien funktionieren (Beifall bei der FPÖ) –, die ja eigentlich in Äquidistanz zu allen Parteien kontrollierend agieren sollen, sind ange­schüttet, sicher auch zum Teil zu Unrecht, aber seit das alles aufgetaucht ist, frage ich mich: War das im Mai dieses Jahres wirklich ein Satireprojekt, als unsere deutschen Brüder Sebastian Kurz in Anerkennung seines Charakters und seines Leaderships in Österreich den Freiheitspreis der Medien verliehen haben?

Dieser Preis ist etwas wirklich Elitäres, den kriegen nur Personen, die sich in besonderer Weise für die Pressefreiheit, für die Meinungsfreiheit, für das gesellschaftliche Miteinan­der und für die Demokratie einsetzen. Das alles, diese Komponenten, ist zerrüttet. Meinungsfreiheit gibt es nicht mehr. Andere Meinungen werden diskreditiert, lächerlich gemacht – Verschwörungstheoretiker! Die Pressefreiheit: Medien werden mit ungeheu­er­lichen Geldflüssen – wie sie noch nie da waren; es hat sie immer schon gegeben, aber so noch nie – auf Linie gebracht. Die Anrufe aus dem Bundeskanzleramt sind, glaube ich, legendär. Herausgeber werden entfernt, wenn sie nicht die Regierungslinie vertre­ten.

Ohne Meinungs- und Pressefreiheit, das muss ich schon feststellen, gibt es auch die Komponente Demokratie nicht mehr, und zum gesellschaftlichen Miteinander kann ich nur sagen: 3G ist gesellschaftliches Gegeneinander.

Weil Klubobmann Wöginger auch immer betont, dass das alles – diese Chats – fünf Jahre her ist, ist hier auch anzuführen: Diese Umfragen, die alle der Coronapolitik dieser Regierung huldigen, sind auch noch zu betrachten, denn die eine oder andere – sehr viele – haben die Quelle Karmasin. (Beifall bei der FPÖ.)

Hochmut kommt vor dem Fall. – Das werden Sie jetzt, die letzten Wochen und dieses Wochenende, schon öfter gehört haben. Dass man aber auch im Fall noch so viel Hochmut beweist, ist eine neue Facette. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.27


Präsidentin Doris Bures: Ein zweites Mal zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Jörg Leichtfried. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.27.17

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Ich stehe jetzt hier stellvertretend für Abgeordnete Holzleitner, und ich glaube, ich darf in unser aller Namen sagen: Liebe Evi, gute Besserung! (Allgemeiner Beifall.)

Ich habe aber noch eine Aufgabe zu übernehmen, welche Evi jetzt nicht mehr durch­führen konnte, nämlich einen Entschließungsantrag einzubringen, und ich möchte noch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 172

einmal darauf hinweisen, worum es da geht. (Ruf bei der ÖVP: Das kannst aus dem Stegreif!)

Es geht darum, dass es in der damaligen Koalition eine Vereinbarung zwischen Kern und Mitterlehner gab, mit Rechtsanspruch Nachmittagsbetreuung für Kinder zur Ver­fügung zu stellen und dafür 1,2 Milliarden Euro zu budgetieren und zu investieren. (Abgeordnete der SPÖ zeigen Tafeln mit der Aufschrift „Her mit den 1,2 Milliarden für Kinderbetreuung!“ – Ruf bei der ÖVP: Frau Präsidentin, man könnte es wieder einmal runtertun!)

Das ist ein Projekt, das, denke ich, eigentlich niemand nicht haben möchte und hinter dem man geschlossen – unabhängig von politischen Überzeugungen – stehen kann. Die Reaktion von Herrn Kurz darauf sieht man aus den Chats, er sagt: „Gar nicht gut!!! Wie kannst du das aufhalten?“, „Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“ – Herr Schmid sagt: „Das Programm ist nämlich echt geil“, „Aber das muss einer von unseren machen!!!!“ – Geschätzte Damen und Herren! Dem ist inhaltlich nichts hinzuzufügen. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gerechtigkeit für die Kinder Österreichs“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert umgehend im Bundesfinanzrahmen zusätzliche 1,2 Milliarden Euro für den Ausbau für Kinderbetreuung sowie den Ausbau von Nach­mittagsbetreuung und ganztägigen Schulformen bereitzustellen, um so rasch einen Rechtsanspruch auf ganztägige, kostenfreie Kinderbildungseinrichtungen ab dem ersten Geburtstag umzusetzen.“

*****

(Rufe bei der ÖVP: Frau Präsidentin, sind Sie noch da? – Die Genossen können ihre Tafeln nicht mehr halten ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Irgendjemand hat heute einmal davon gesprochen, dass wir hier unsere Pflicht tun sollen. Geschätzte Damen und Herren, tun wir hier unsere Pflicht, und kümmern wir uns um die Betreuung unserer Kinder! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

13.29

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr.in Pamela Rendi-Wagner, Eva Maria Holzleitner, BSc,

Genossinnen und Genossen

betreffend Gerechtigkeit für die Kinder Österreichs

eingebracht im Zuge der Debatte zur Erklärung des Bundeskanzlers und des Vize­kanzlers gemäß § 19 Abs. 2 GOG-NR anlässlich des Amtsantritts des neuen Bundes­kanzlers und des neuen Bundesministers für europäische und internationale Angelegen­heiten samt Debatte (TOP 1)


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Wie aus den Chat-Verläufen zwischen Sebastian Kurz und Thomas Schmid nun bekannt wurde, wollte die Bundesregierung unter Kanzler Christian Kern und Vizekanzler Mitterlehner im Juni 2016 1,2 Milliarden Euro in Schulen und Kinderbetreuung investieren. Mitterlehner und die ÖVP – die sich politisch selbst immer als Familienpartei darstellt und insziniert - schien einverstanden. Damit sollte in ganz Österreich die kostenlose Nachmittagsbetreuung an Schulen eingeführt, der Ausbau ganztägiger Schulformen und die Kinderbetreuung vorangetrieben werden – inklusive Rechtsanspruch für jedes Kind. Die Chatverläufe dokumentieren, wie die türkise Familie um Sebastian Kurz und er selbst aus Machtgier, eiskaltem Kalkül und blankem Egoismus, Errungenschaften für Kinder, Eltern und insbesondere Frauen verhinderten, um selbst an die Macht zu kommen. Es ging immer nur um Sebastian Kurz, nie um Österreich. Das Vorhaben, das für Sebastian Kurz‘ Karrierepläne geopfert wurde, ein besseres Bildungsangebot für alle Kinder und ein besseres Betreuungsangebot für alle Eltern und damit besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bleibt wichtig. Selbst Thomas Schmid bezeichnete dies als „geiles Programm“. Rund 1,2 Millionen Kinder, SchülerInnen und deren Familien dürfen nicht länger an den Machtphantasien von Sebastian Kurz und seiner eigenen „türkisen Familie“ leiden.Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachste­hen­den

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert umgehend im Bundesfinanzrahmen zusätzliche 1,2 Milliarden Euro für den Ausbau für Kinderbetreuung sowie den Ausbau von Nach­mittagsbetreuung und ganztägigen Schulformen bereitzustellen, um so rasch einen


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Rechtsanspruch auf ganztägige, kostenfreie Kinderbildungseinrichtungen ab dem ersten Geburtstag umzusetzen.“

*****

13.29.38


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, frage ich die Fraktionen, ob wir auch gleich damit beginnen können. – Gut, dann gehe ich auch so vor.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Korruption im Zentrum der Bundesregierung – dringende Maßnahmen, um weiteren Schaden von der Republik Österreich abzuhalten“.

Wer sich für diesen Entschließungsantrag ausspricht, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofortmaßnahmen gegen den türkisen ‚Tiefen Staat‘“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Damit gelangen wir nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretären“ gemäß Art. 74 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes.

Da für einen solchen Beschluss des Nationalrates gemäß Absatz 2 der zitierten Ver­fassungsbestimmung die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich ist, stelle ich diese ausdrücklich fest.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Misstrauensantrag die Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Rudolf Taschner, Sibylle Hamann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bedarfsge­rech­ten Ausbau ganztägiger Schulformen zur Ermöglichung der Wahlfreiheit für Eltern“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Dieser Entschließungsantrag hat die Mehrheit und ist damit angenommen. (200/E)

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Pamela Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gerechtigkeit für die Kinder Österreichs“.

Wer sich für diesen Entschließungsantrag ausspricht, den bitte ich um Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


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Damit ist die Tagesordnung erledigt.

13.32.29Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Finanzen betreffend „‚System Kurz‘ – Missbrauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptionsvorwürfe“ (8207/J)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 8207/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich die Verlesung durch die Schriftführung.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Die gerichtlich bewilligten Hausdurchsuchungen im Bundeskanzleramt, im Finanzminis­terium und in der ÖVP-Parteizentrale brachten schwerwiegende Verdachtsmomente ans Licht der Öffentlichkeit. Die Staatsanwaltschaft belegt auf hunderten Seiten mit sicher­gestellten Nachrichtenverläufen und Analysen minutiös die Vorwürfe der Untreue, Be­stechung und Bestechlichkeit. Sebastian Kurz soll dabei die zentrale Rolle zugekommen sein. Er soll beauftragt haben, dass manipulierte Umfrageergebnisse in der Tages­zeitung „Österreich“ – zum alleinigen Vorteil seiner Person – veröffentlicht werden. Das besonders Verwerfliche daran: Finanziert wurden die Umfragen wie auch indirekt die Berichterstattung durch das Finanzministerium mit Steuergeld in Höhe von 1,3 Mio. Euro. Daher werden nun Sebastian Kurz und neun weitere seiner Vertrauten sowie die gesamte ÖVP-Bundespartei als Beschuldigte geführt. Sebastian Kurz werden somit nun­mehr Verstöße gegen vier unterschiedliche Straftatbestände vorgeworfen. Ihm drohen im Fall einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.

Neben der strafrechtlichen Relevanz offenbaren die ausgewerteten Nachrichten auch ein desaströses Sittenbild der türkisen Truppe rund um Sebastian Kurz. Dieser hat ein System aufgebaut, das Machterhalt als einziges Ziel kennt. Die ÖVP, die selbst als Partei Beschuldigte im Verfahren ist, stattete Kurz 2017 mit umfangreichen Vollmachten aus, die er auch nutzte. So konnte er sich seine Regierungsmitglieder freihändig aussuchen. Alle türkisen MinisterInnen sind so Regierungsmitglieder von Kurz‘ Gnaden, sind nur ihm verpflichtet und loyal. Das System Kurz besteht so auch trotz des „Seitentritts“ des ÖVP-Chefs unverändert weiter und alle ÖsterreicherInnen tragen das Risiko.

Die moralischen Abgründe der geschriebenen Nachrichten der türkisen Truppe offen­baren sich beim Lesen der Auswertungen der WKStA rasch und unverblümt. So wird in einem Nachrichtenwechsel zwischen Kurz und Thomas Schmid der ehemalige Vize­kanzler Mitterlehner vom Kanzler als „Arsch“ bezeichnet:


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In einer anderen Korrespondenz ist Sebastian Kurz bereit, zu seinem eigenen per­sönlichen Nutzen die Verbesserung der Kinderbetreuung in Österreich mit einem Inves­titionspaket von 1,2 Mrd. Euro zu torpedieren, weil er Christian Kern und Reinhold Mitterlehner keinen Erfolg gönnen will. „Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“ fragt der nunmehrige Kanzler seinen Freund Schmid.


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Kurz, Blümel und ihr Umfeld beschäftigen die Justiz mittlerweile umfassend. Mittlerweile wird eine Vielzahl an Verfahren geführt. Beschuldigte sind u.a.:

-             Sebastian Kurz wegen vier unterschiedlichen Tatbeständen

-             Gernot Blümel

-             Thomas Schmid

-             Josef Pröll

-             Bettina Glatz-Kremsner (Kurz‘ ehemalige Stellvertreterin als Parteivorsitzende)

-             Kurz‘ und nunmehr Schallenbergs Kabinettschef Bernhard Bonelli

-             Kurz‘ Sprecher Johannes Frischmann

-             Kurz‘ Medienbeauftragter Gerald Fleischmann

-             Die ÖVP Bundespartei

Folgende Grafik zeigt das Ausmaß der Vorwürfe:


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Im Akt der WKStA lautet der zentrale Vorwurf, „dass zwischen den Jahren 2016 und zumindest 2018 budgetäre Mittel des Finanzministeriums zur Finanzierung von aus­schließlich parteipolitisch motivierten, mitunter manipulierten Umfragen eines Meinungs­forschungsunternehmens im Interesse einer politischen Partei und deren Spitzen­funk­tionär(en) verwendet wurden“1. Die Anordnung der Durchsuchung und Sicherstellung2 enthält zahlreiche Beweismittel, die zeigen, wie das BMF plötzlich und ohne erkennbaren anderen Grund die Inseratezahlungen an die Tageszeitung „Österreich“ massiv gestei­gert hat. Die mutmaßliche Gegenleistung: Der Inhalt der Umfrageergebnisse wurde vor Veröffentlichung in Medien der Verlagsgruppe Österreich von der ÖVP selbst angeleitet und bestimmt – zugunsten von Sebastian Kurz.


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Das „Beinschab Österreich Tool“ – ein Finanzierungsdreieck aus vermutlichen Schein­rechnungen – im Überblick:


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Die WKStA erhob für den Zeitraum seit 2016 Zahlungen des BMF für Studien von „research affairs“ in Höhe von 587.400 Euro:


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Durch die Beweiserhebungen des Ibiza-Untersuchungsausschusses (Aussagen mehre­rer Auskunftspersonen wie insbesondere des früheren Vizekanzlers Reinhold Mitterlehner sowie aus den dem Untersuchungsausschuss vorgelegten Akten in Hinblick auf das „Projekt Ballhausplatz“ [vgl. AB 1040 BlgNR XXVII.GP, 475ff]) wurde bereits klar, dass im Umfeld des nunmehrigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz bereits im Jahr 2016 be­gonnen wurde, generalstabsmäßig, zentral koordiniert und mutmaßlich ohne Rücksicht auf bestehende gesetzliche Verpflichtungen vorzugehen und dafür auch auf staatliche Ressourcen zurückgegriffen wurde.3 Die beteiligten Personen schlossen sich gerade zum Zwecke der parteipolitischen Machterlangung zusammen, ohne aber noch konkret jene Handlungen zu kennen, die zur Zielerreichung zu setzen sein werden.

So auch die WKStA in ihrer Anordnung (S. 66):


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Die WKStA stellt außerdem fest (S. 16 der Anordnung), dass sich die Phasen der Inserate- und Medienkooperationsvereinbarung zwischen der ÖVP und den Gebrüdern Fellner auf Plänen des Projekt Ballhausplatzes basierte und nach dessen Phasen gegliedert war:

Zentraler Bestandteil der Bemühungen des Projekts Ballhausplatz war es außerdem, finanzielle Mittel für einen Wahlkampf einzuwerben. Entsprechende Dokumente waren dem Ibiza-Untersuchungsausschuss auf Grund einer von der Wirtschafts- und Korrup­tionsstaatsanwaltschaft übermittelten Sachverhaltsdarstellung bekannt. In den Unter­lagen ist etwa festgehalten: „Unternehmen animieren einzuzahlen“ und „Erstellung einer Sektionsleiterliste fürs BKA und mögliche Szenarien“. Als Zuständigkeiten werden u.a. „Inseratemanagement“, „Ablauf Wechsel Vizekanzler“ und „BMEIA managen“ sowie „BKA Reform“ angeführt. Außerdem sind mehrere Einrichtungen und Unternehmen


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genannt, die unterstützend tätig werden sollen. So insbesondere die Blink Werbeagentur und das Campaigning Bureau, außerdem das Alois-Mock-Institut und die Julius-Raab-Stiftung. Die Dokumente enthalten darüber hinaus umfassende Listen an potentiellen SpenderInnen, teils gekennzeichnet mit „€“-Zeichen, und deren jeweiligen politischen Interessenlagen.

Aus den Akten des Ibiza-Untersuchungsausschusses ergab sich außerdem, dass meh­rere weitere Personen in diese Vorbereitungen eingebunden waren. So belegen Akten der Staatsanwaltschaft zu Korrespondenz zwischen Gernot Blümel und Thomas Schmid, dass letzterer dafür sorgte, dass dem BMEIA und somit Sebastian Kurz durch das BMF zusätzliche budgetäre Mittel zukommen, obwohl dies keine politische Zustimmung des damaligen Vizekanzlers gefunden hätte. Schmid schrieb – Zitat – „Kurz kann jetzt Geld scheißen“ sowie später an Kurz selbst: „Du schuldest mir was“. Die genaue Verwendung dieser zusätzlichen Mittel ist unklar, jedoch ergibt sich auf Grund eines Berichts des Rechnungshofs eindeutig eine beinahe Verdoppelung der Inserateausgaben des BMEIA zwischen 2016 und 2017, wofür offensichtlich keine sachliche Rechtfertigung besteht, sondern vielmehr in Erwartung einer Wahlauseinandersetzung erhöht wurde. Wiederum aus der Anordnung der WKStA (S. 11):

Die Konversation zwischen Gernot Blümel und Thomas Schmid lautete im Wortlaut und zeigt die umfassende Einbindung des nunmehrigen Finanzministers in die Machtüber­nahmepläne der türkisen Truppe:


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Es gibt laut Staatsanwaltschaft Hinweise, dass die Vorgangsweise, manipulierte Um­fragen in der Tageszeitung „Österreich“ veröffentlichen zu lassen, ab 2018 im Bundes­kanzleramt durch Johannes Frischmann weitergeführt wurde: Schmid forderte laut seinen Nachrichten noch im März 2018 die Meinungsforscherin Sabine Beinschab auf, Fragen mit dem nunmehrigen Kurz-Pressesprecher Johannes Frischmann („Frischi“) abzuklären, der bis Mitte 2017 im Finanzministerium tätig gewesen war. In den Nach­richtenverläufen finden sich auch keinerlei Hinweise auf ein geplantes Ende des „Tools“.

Über den Kenntnisstand von Gernot Blümel geben die Auswertungen der WKStA ebenfalls interessante Aufschlüsse. Schmid fragte bei Blümel bereits im Mai 2017 nach, ob er „einmal eine Umfrage brauche“ und „mit ÖSTERREICH zufrieden“ sei:


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Auch aus weiteren Korrespondenzauswertungen ergibt sich eine enge Einbindung von Gernot Blümel in die Beauftragung und Verwertung von Umfragen. Das Resümee der WKStA:

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehende

Anfrage

1.          Wann haben Sie erfahren, dass gefälschte Umfragen und beschönigende Be­richterstattungen mittels mutmaßlicher Scheinrechnungen durch Steuergeld aus dem Finanzministerium erkauft wurden?

2.          Von wem haben Sie dies erfahren?

3.          Haben Sie mit dem ehemaligen Bundeskanzler Kurz über den Themenbereich Umfragen und Inserate an „Österreich“ gesprochen? Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?

4.          Wurden Sie bei Ihrem Amtsantritt als Bundesminister für Finanzen über die Umfrageaufträge und Inseratevergabe des BMF unterrichtet bzw. haben Sie sich über diese beiden Themenbereiche informieren lassen?

5.          Wurden Sie von Bediensteten des Ressorts auf mögliche Ungereimtheiten bei der Vergabe von Umfragen an „research affairs“ bzw. der Inseratevergabe an „Öster­reich“ hingewiesen?

6.          Haben Sie selbst Fragen für Umfragen vorgeschlagen?

7.          War das „Österreich Beinschab Tool“ Ihre Idee?

8.          Wie oft wurden Sie von Thomas Schmid, Johannes Frischmann oder einer anderen Person über Ergebnisse von Umfragen von Research Affairs informiert?

9.          Haben Sie Wolfgang oder Helmuth Fellner jemals Inserate zugesagt und wenn ja, wann und in welchem Umfang?

10.        Wann wurden Sie erstmals über die Manipulation der Umfragen informiert?

11.        Haben Sie die Manipulation von Umfrageergebnissen jemals beauftragt?

12.        Thomas Schmid schrieb Ihnen am 3. Mai 2017, ob Sie sich auch mal eine Umfrage wünschen. Haben Sie sich jemals bei Schmid oder Frischmann eine Umfrage gewünscht?

13.        Welche Gegenleistungen für Inserate des BMF wurden mit der Tageszeitung „Österreich“ vereinbart bzw. besprochen?

14.        Wie viele Studien, Umfragen oder sonstige Aufträge wurden in den Jahren 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020 und im laufenden Jahr jeweils an „research affairs“ vergeben, mit welchem Ziel und welche Kosten entstanden dadurch?


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 186

15.        Welches Werk wurde dem BMF als Ergebnis der „research affairs“-Studien je­weils präsentiert? Welchen Umfang hatte die Unterlage jeweils? Wie wurden diese Studien intern verwendet?

16.        Wann erfolgten die jeweiligen Aufträge und wann wurden die Studienergebnisse dem BMF vorgelegt?

17.        Wie viele Seiten hatten die jeweiligen Studien, als sie dem BMF übermittelt wurden und wurden die Studien jemals veröffentlicht?

18.        Wie hoch sind die zur Bewerbung der aktuell geplanten Steuerreform mittels Inseraten geplanten Mittel?

19.        Welches Ergebnis hatte die Prüfung der Vereinbarkeit dieser Inserate mit § 3a Abs. 1 MedKF-TG?

20.        Wie erfolgte die Kontrolle über die Angemessenheit der Leistungserbringung durch „research affairs“?

21.        Haben Sie Johannes Pasquali bereits suspendiert oder andere Disziplinarmaß­nahmen eingeleitet? Wenn nein: warum nicht?

22.        Wann haben Sie die interne Revision mit der Überprüfung der Vorwürfe be­auftragt?

23.        Wer beauftragte die Umfragen bei Research Affairs in den Jahren 2017 und 2018 konkret? Thomas Schmid, Johannes Pasquali oder eine andere Person?

24.        Welche Aufträge mit welchem Zweck und welchen Kosten vergab das BMF seit 2017 an Unternehmen von Sophie Karmasin?

25.        Welche anderen Meinungsforschungsinstitute wurden vom BMF seit 1.1.2017 zu welchem Zweck und welchen Kosten beauftragt?

26.        Welches Volumen hatten die Inserateschaltungen des BMF in der Tageszeitung „Österreich“ in den Jahren 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020 und im laufenden Jahr jeweils?

27.        Wer hat diese Schaltungen konkret innerhalb des BMF beauftragt?

28.        Wann haben Sie von der geplanten Hausdurchsuchung im Bundeskanzleramt, im BMF oder bei der ÖVP erfahren?

29.        Von wem haben Sie von den geplanten Hausdurchsuchungen erfahren?

30.        Wie regelmäßig löschen Sie Ihre Kalendereinträge, SMS und E-Mails?

31.        Welche und wie viele Gegenstände wurden vor der Hausdurchsuchung zur Vernichtung übergeben?

32.        Verwenden Sie verschlüsselte Kommunikationsdienste?

33.        Trifft es zu, dass Eduard Müller im Sommer/Herbst 2017 Einschau in Steuerakten der SPÖ oder ihrer Geschäftspartner genommen hat bzw. Abfragen in dienstlichen Datenbanken tätigte und wenn ja, zu welchem Zweck, auf wessen Anweisung und auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgte dies?

34.        Wurden in der Woche vor der Hausdurchsuchung im BMF Akten oder elektro­nische Daten des Kabinetts oder des Generalsekretariats vernichtet? Wenn ja, welche von wem?

35.        Wurden seit der Hausdurchsuchung Akten vernichtet oder elektronische Daten des Kabinetts oder Generalsekretariats gelöscht? Wenn ja, welche von wem?


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36.        Nach welchem Zeitraum werden elektronische Daten des Ministerkabinetts ge­löscht?

37.        Wann wurde der Löschzeitraum zuletzt verändert?

38.        Wann haben Sie die Finanzprokuratur zur Prüfung von Schadenersatz­an­sprüchen beauftragt?

39.        Wurde die Finanzprokuratur in den Jahren 2016 bis 2020 mit Fragen der Auf­tragsvergabe an Umfrageinstitute bzw. zu Fragen in Zusammenhang mit Inserate­vergaben befasst? Wenn ja, aus welchem Grund und mit welchem Ergebnis?

40.        Ist es korrekt, dass der damalige Bundesminister Schelling im Jahr 2016 die Inserateschaltungen in der Zeitung „Österreich“ stoppen wollte?

41.        Gibt es Nachweise, dass Bundesminister Schelling schlussendlich doch die Inse­rate an die Tageszeitung „Österreich“ genehmigte bzw. dieser unter Druck gesetzt wur­de, dies zu tun?

42.        Wie viel haben Sie in den Jahren 2018, 2019, 2020 und 2021 bislang an Geldern für Inserate ausgegeben?

43.        Welchen Medien flossen diese in welcher Höhe zu?

44.        Welche konkreten Pläne hatte die Bundesregierung unter Bundeskanzler Kern und Vizekanzler Mitterlehner im Juni 2016 um 1,2 Milliarden in Schulen und Kinder­betreuung zu investieren bzw. woran scheiterten diese Pläne?

45.        Welche konkreten Pläne hatte die Bundesregierung unter Bundeskanzler Kern und Vizekanzler Mitterlehner zur Abschaffung der „kalten Progression“ und woran scheiterten diese Pläne?

46.        Hat Sebastian Kurz Reinhold Mitterlehner auch ihnen gegenüber als „Arsch“ bezeichnet?

1 https://www.justiz.gv.at/wksta/wirtschafts--und-korruptionsstaatsanwaltschaft/medienstelle/pressemitteilungen/pressemitteilung-der-wksta-zu-den-am-6102021-durchgefuehrten-hausdurchsuchungen~aaf.de.html

2 https://www.profil.at/oesterreich/die-komplette-anordnung-zur-oevp-hausdurchsuchung-das-sind-die-vorwuerfe/401760906

3 https://www.falter.at/zeitung/20170919/projekt-ballhausplatz

*****


Präsidentin Doris Bures: Ich erteile dem ersten Redner zu dieser Debatte, nämlich Herrn Abgeordneten Kai Jan Krainer, das Wort zur Begründung. Sie haben 20 Minuten Redezeit, Herr Abgeordneter, das wissen Sie aber ohnedies. Bitte.


13.33.03

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt eine kurze Umbaupause auf der Regierungsbank, und wir wollen natürlich dem Finanzminister schon die Möglichkeit geben, dieser Dringlichen Anfrage an ihn auch zuzuhören, weil er sie ja auch beantworten muss. Ich bin mir sicher, dass der Bundeskanzler gleich Platz macht, damit er sich hinsetzen kann. (Zwischenrufe bei Abgeordneten der SPÖ.)


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Wir erinnern uns alle daran, als vor etwas mehr als zwei Jahren an einem Freitag im Mai 6 Minuten aus dem sogenannten Ibizavideo veröffentlicht wurden. Jeder weiß noch ziemlich genau, wo er damals war und wann er das gesehen hat.

Es gab zwei unfreiwillige Hauptdarsteller, nämlich einen gewissen Vizekanzler Strache und einen Klubobmann Gudenus, die gezeigt haben, dass sie zumindest in der Theorie Spenden am Rechnungshof vorbei sammeln, dass sie bereit sind, öffentliche Aufträge zu einem Überpreis zu vergeben, und sie haben gezeigt, dass sie auch bereit sind, Medien zu manipulieren. Das waren die drei Hauptvorwürfe aufgrund dieses Ibizavideos, wobei man sagen muss, das war alles Theorie. Das war ja Monate vor der Natio­nal­ratswahl 2017. Sie waren beide Oppositionspolitiker, aber sie haben theoretisiert, was sie machen könnten, wenn sie in der Regierung wären.

Was ist damals passiert? Gab es das Thema Unschuldsvermutung? – Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand das Wort Unschuldsvermutung in den Mund genom­men hat. Ich will jetzt gar nicht sagen, was die damalige Opposition gesagt hat, sondern was der damalige Koalitionspartner, die damalige Regierungspartei ÖVP mit dem da­maligen Bundeskanzler Kurz, gesagt hat. Die haben gesagt: Es muss sofort Rücktritte geben! Sie haben nicht gesagt: Es gilt die Unschuldsvermutung, lassen wir die Justiz arbeiten! Nein, sie haben gesagt: Das moralische Bild, das die zwei gezeigt haben, gebietet nur eines, nämlich Rücktritt. Sie haben gesagt: Der – damalige – Innenminister, Kickl, muss zurücktreten, weil Ermittlungen gegen die beiden geführt werden, und es kann ja nicht der Parteifreund Innenminister sein, während seine Polizisten gegen seine ehemaligen oder damals noch Parteifreunde Strache und Gudenus ermitteln! Das hat die ÖVP gesagt – das waren ihre moralischen Grundsätze –, und sie hat gesagt: Das Allerwichtigste ist, dass diese Ermittlungen stattfinden, dass die Justiz und die Polizei unbeeinflusst arbeiten können! Deswegen muss zum Beispiel der – damalige – Innen­minister, Kickl, zurücktreten! Das waren die drei Sachen: Rücktritte, Kickl muss gehen, und Justiz und Polizei müssen unbeeinflusst arbeiten können.

Was haben wir als Sozialdemokraten gemeinsam mit den NEOS gemacht? – Wir haben zum ehestmöglichen Zeitpunkt, nämlich unmittelbar nach der Wahl, gesagt, wir setzen einen Untersuchungsausschuss ein, weil wir wissen wollen: War das nur Theorie, was da auf Ibiza gesprochen wurde, oder war das die Praxis? Wurde das tatsächlich umge­setzt?

Jetzt, nicht einmal zwei Jahre später, kann man fragen: Was wissen wir? Inwiefern hat sich die Welt verändert? – Heute wissen wir: Es war nicht Theorie, sondern es war Praxis. Es war auch Praxis von Strache und Gudenus – aber gar nicht so sehr –, vor allem aber von Kurz, Blümel und mehr oder weniger der gesamten türkisen Riege auf der Regierungsbank, von der türkisen Truppe. Das war die Praxis, nämlich Spenden am Rechnungshof vorbei zu beziehen, indem sie verschoben, gestückelt und verschleiert wurden.

Der Ibiza-Untersuchungsausschuss hat sehr schön dargestellt, wie auf 49 000 Euro gestückelt wurde, damit es der Rechnungshof nicht sofort erfährt, wie die Spenden auf einen Zeitpunkt nach der Wahl verschoben wurden, damit man nicht sieht, dass der Raiffeisenkonzern, nämlich die Premiqamed, also die Privatklinikbetreiber von Raiffeisen, sich mutmaßlich – das wird ein Gericht feststellen – ein Gesetz kaufen. Das wurde extra auf einen Zeitpunkt nach der Wahl verschoben und gestückelt, damit die Öffentlichkeit das nicht erfährt.

In der Zwischenzeit wissen wir, dass nicht nur darüber fabuliert wurde, öffentliche Aufträge mit Überpreis zu vergeben, sondern wir können zusehen, wie Studien, die vollkommen irrelevant sind, die keiner kennt, die nie veröffentlicht wurden, verwendet wurden, und dann gibt es die Chats, in denen steht: Verrechne mir doch diese getürkten


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Umfragen in diese Studie hinein! Das heißt, wir sehen: Das, was Strache und Gudenus in der Theorie besprochen haben, wurde von Kurz, von Blümel, von Schmid und wie sie alle heißen in die Praxis umgesetzt.

Was wir auch sehen, ist ein Umgang mit Medien, nicht theoretisch, sondern praktisch: wie mit Steuergeld Umfragen finanziert wurden, frisiert wurden, manipuliert wurden und dann veröffentlicht wurden, und das für den rein persönlichen Vorteil von ebendiesen genannten Personen: Kurz, Blümel und Schmid. Das ist das, was wir heute sehen, und das ist das, was wir alle wissen. (Beifall bei der SPÖ.)

Was ist jetzt die Reaktion der ÖVP? – Wir erinnern uns an die Reaktion beim Ibizavideo: Rücktritte wurden damals verlangt, nicht nur der handelnden Personen, sondern aller, die in der Regierung irgendetwas mit den Ermittlungen zu tun haben, und die Justiz müsse unabhängig arbeiten können. Das war damals, bei Ibiza, die Reaktion.

Wie ist heute die Reaktion? – Heute ist die Reaktion: Unschuldsvermutung! Die Un­schuldsvermutung gilt für Herrn Grasser auch noch. Vielleicht sind Sie der Meinung, Herr Grasser könnte auch noch auf der Regierungsbank sitzen, denn das ist ja Ihr moralischer Maßstab für die Eigenen. (Ruf bei der ÖVP: Was war beim Faymann?!) Dieser moralische Maßstab, den Sie anderen gegenüber – nachweislich, in Bild und Ton für alle sichtbar – angelegt haben, müssen Sie bei sich selber auch anlegen – und ich sage Ihnen, dann sind die Konsequenzen ganz andere. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abge­ordneten Hauser und Krisper.)

Haben wir eine Entschuldigung gehört von Kurz? Haben wir eine Entschuldigung gehört von Blümel? Haben wir eine Entschuldigung gehört von Schmid? – Nein, haben wir nicht gehört. Wehleidigkeit haben wir gehört.

Haben wir einen Rücktritt gesehen von Kurz? Haben wir einen Rücktritt gesehen von Blümel? – Nein, haben wir nicht gesehen. Da gibt es keine Rücktritte, sondern da gibt es plötzlich die Unschuldsvermutung.

Haben wir Rücktritte gesehen von Nehammer, von Blümel, von denjenigen, die jetzt die Ermittlungen leiten sollen, jenen Ministern, die jetzt zuständig sind, aufzuklären, was passiert ist? Sind die alle im Amt oder mussten sie zurücktreten? – Sie sind alle im Amt und sollen auch im Amt bleiben, wenn es nach der ÖVP geht, denn über die Latten, die Sie in Bezug auf Moral anderen gegenüber anlegen, kommen Sie in 100 Jahren nicht drüber. Wenn es um die Eigenen geht, wenn es um die eigene Korruption geht – nicht um die theoretische, sondern um die praktische –, machen Sie alle hier einstimmig die Mauer. Einstimmig machen Sie jenen die Mauer, obwohl jeder in Österreich weiß, dass die moralisch, politisch in jeder öffentlichen Funktion untragbar sind. Sie machen denen hier einstimmig die Mauer. Eigentlich sollten sich nicht nur Kurz und Blümel schämen und zurücktreten, sondern die gesamte ÖVP-Fraktion, weil sie ihnen hier derartig die Mauer macht. Es ist wirklich zum Schämen; Ihr Umgang mit diesem Skandal ist zum Schämen! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der NEOS sowie des Abg. Hafenecker. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Zu all dem, was wir in all diesen Vorgängen sehen, habe ich vor ein paar Monaten während der Behandlung einer Dringlichen Anfrage gesagt, dass diese Chats, diese Kirchenchats, ohne Anstand, ohne Moral und ohne Respekt sind. Die ÖVP hat sich wahnsinnig darüber aufgeregt, dass ich so etwas sagen kann. (Zwischenruf des Abg. Haubner.) In der Zwischenzeit sagen die eigenen Landeshauptleute, dass es der Spitze der ÖVP an Anstand, an Moral und an Respekt mangelt.

Der heutige Bundeskanzler hat gezeigt, dass er von Respekt auch keine Ahnung hat, denn sein Auftritt hier im Nationalrat war respektlos. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich


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traut, bei einer Antrittsrede als Bundeskanzler vor dem Parlament derart respektlos aufzutreten und hier am ersten Tag seine Respektlosigkeit zu zeigen.

Das besonders Verwerfliche, was wir hier sehen, ist: Es geht und ging Kurz, Blümel und den anderen niemals um Inhalte – niemals. Es gab zwischen Kern und Mitterlehner – das ist ja alles dokumentiert, das kann jeder nachlesen – eine Einigung, die Kinder­betreuung in Österreich massiv auszubauen und jedem Elternteil, jedem Kind einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz zu geben. Es würde vielen, vor allem Frauen, aber auch Männern, das Leben wahnsinnig erleichtern, wenn sie diesen Rechts­anspruch hätten – und es gab diese Einigung.

Was aber macht Herr Kurz? – Herr Kurz sagt: Das müssen wir verhindern! Kann ich irgendein Bundesland aufhetzen, kann ich jemanden dagegen aufhetzen, hinter den Kulissen aufhetzen, damit es nicht zu dieser Verbesserung kommt? – Ist das etwas, wozu Sie einstimmig sagen: Super gemacht!? Ist das etwas, wozu Sie einstimmig sagen: Das ist in dieser Art und Weise in Ordnung!, nur weil Sie dann danach vielleicht eine Wahl gewinnen? Reicht das? Darf man so in der Politik agieren, nur um eine Wahl zu gewinnen? Ist Ihr Maßstab für Moral und Anstand in der Politik, dass der persönliche Vorteil mehr als die Bedürfnisse der Menschen in unserem Land zählt? Sie sollten sich für das, was Sie hier machen, schämen! (Beifall bei der SPÖ.)

Was sagt Kurz, wenn es darum geht, die kalte Progression – also eine schleichende Steuererhöhung, die nur Menschen zahlen, die arbeiten gehen, für ihr Land – abzu­schaffen? – Er will keine Lösung, er will keinen Kompromiss, und wenn Schelling da mitmacht und diesen Kompromiss nicht verhindert, ist er draußen. Da hat er wenigstens Wort gehalten: Schelling war draußen, Schelling war nicht mehr Teil des Teams, weil ihm Fortschritte für die Österreicherinnen und Österreicher anscheinend wichtiger als persönliche Machtinteressen von Kurz und Blümel waren. Er musste raus aus dem Team und raus aus der Politik, weil er nämlich Österreich vor die persönlichen Macht­interessen von Kurz und Blümel gestellt hat. Und Sie sagen heute: Schelling hat das falsch gemacht, weil die persönlichen Machtinteressen von Kurz und Blümel wichtiger als die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher sind! – Auch dafür sollten Sie sich schämen. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Kalkül dahinter war relativ einfach: Es gab ja einen Plan, persönlich die Macht zu übernehmen, und für diesen Plan war es ganz entscheidend, dass es in Österreich einen Stillstand gibt. Diesen Stillstand geplant, orchestriert und durchgesetzt haben Kurz und Blümel mit der Hilfe von Sobotka und manchen anderen. Die haben für den Stillstand gesorgt, für dessen Beseitigung sie sich nachher feiern lassen wollten. Ganz ehrlich, wenn Sie da einstimmig sagen: Das unterstützen wir, das ist in Ordnung, so darf Politik agieren!, dann erweisen Sie der Politik keinen guten Dienst. Sie sollten sich auch dafür schämen, dass Sie eine derartige Vorgangsweise hier legitimieren und ihr die Mauer machen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage noch immer: Wir alle kennen die Bilder von Kurz und Blümel, wenn die Kameras eingeschaltet sind. Die Frisur sitzt, es sind wohlvorbereitete Worte, die Stimme funktioniert, schöne Sätze werden gesagt. Wenn die Kameras und die Mikrofone aber ausgeschaltet sind, sehen wir ein ganz anderes Bild: Da sehen wir nämlich das wahre Bild von Kurz, Blümel und Schmid, und dieses Bild ist ein Bild ohne Moral, ohne Anstand und ohne Respekt, eines, bei dem es ausschließlich um die eigene, persönliche Macht geht. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Ja, es gibt keine Rücktritte, es gibt einen Seitentritt – das ist ja auch interessant, wenn man zur Seite tritt –, Blümel und Nehammer bleiben also im Amt, sollen jetzt die Er­mittlungen leiten und politisch für die Ermittlungen gegen Kurz und gegen sich selbst verantwortlich sein. Wir erleben seit eineinhalb Jahren wüste Attacken – wüste Attacken! –


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der ÖVP auf die Justiz, auf Staatsanwälte, auf Richter, auf die unabhängige Justiz. Diese wüsten Attacken sind etwas, was es in diesem Land noch nicht gegeben hat. Auch der neue Bundeskanzler tritt an und – es ist das Erste, was er macht – richtet der Justiz aus, wer in diesem Land schuldig und wer unschuldig ist. Er macht also dort weiter, wo Hanger vor wenigen Tagen aufgehört hat.

Es ist keinerlei Besserung in Sicht, sondern – das ist der Eindruck, den wir haben – das System dieser korrupten ÖVP soll fortgesetzt werden, und jene Personen, gegen die ermittelt wird, die Nutznießer dieses Systems waren, sind diejenigen, die jetzt die Er­mittlungen leiten und für Aufklärung sorgen sollen. Ich habe wenig Vertrauen, dahin gehend, dass sie es machen.

Finanzminister Blümel ist ja bisher eher dadurch aufgefallen, dass er Sachen vergisst, dass er Sachen verschleiert und dass er Sachen versteckt – auch dass die ÖVP ein erotisches Verhältnis zum Schreddern hat, ist mittlerweile in ganz Österreich bekannt –; er ist derjenige, der Akten vor dem Untersuchungsausschuss quasi versteckt, versucht, nicht zu liefern. Selbst dann, wenn der Bundespräsident bereits mit der Exekution droht, hat er die Akten noch immer nicht rechtskonform herausgerückt, noch immer Sachen im Keller oder irgendwo versteckt und bis zum Schluss nicht mit dem Untersuchungs­aus­schuss kooperiert. Er soll jetzt die Ermittlungen innerhalb des Finanzministeriums leiten, politisch verantwortlich sein, um aufzuklären, wie viel Geld die ÖVP tatsächlich verun­treut hat, indem sie das Steuergeld genommen und für die parteipolitischen Interessen von Kurz und Blümel ausgegeben hat.

Ich würde sagen: Machen wir heute einen Anfang! Wir haben eine Dringliche Anfrage an Sie gerichtet, in der wir zig Fragen gestellt haben. Jetzt können Sie beweisen, ob Sie auf der Seite der Aufklärung stehen oder ob Sie weiterhin vergessen, verschleiern und schreddern wollen. Ich habe ehrlich gesagt wenig Vertrauen, dass Sie den bisherigen Weg verlassen und jetzt plötzlich an Aufklärung interessiert sind, ich lasse mich aber gerne überraschen.

Ich sage aber auch gleich: Wenn Sie diesen Weg, den Sie in letzter Zeit gegangen sind, nämlich den der Nichtaufklärung, weitergehen, wird Ihnen das nichts nützen, denn dann werden die Oppositionsparteien in diesem Haus den nächsten Untersuchungs­aus­schuss einsetzen (Abg. Michael Hammer: So eine Überraschung!), um genau diese Punkte – genau diese Punkte! – öffentlich zu machen und aufzuklären, damit ganz Österreich sieht, was für ein korruptes System die ÖVP in Österreich etabliert hat. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

13.51


Präsidentin Doris Bures: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn Finanzminister Gernot Blümel das Wort. – Herr Minister, Ihre Redezeit soll 20 Mi­nuten nicht überschreiten. Bitte.


13.51.28

Bundesminister für Finanzen Mag. Gernot Blümel, MBA: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher vor den Fernsehschirmen und auf der Galerie! Ich darf heute die siebente Dring­liche Anfrage an mich in dieser Legislaturperiode hier im Nationalrat beantworten (Zwi­schenrufe bei der SPÖ) und ich bin voraussichtlich mit dem zehnten Misstrauensantrag konfrontiert – sieben gegen meine Person und drei gegen die gesamte Regierung. Das ist natürlich in einer Demokratie das gute Recht der Opposition im Parlament und daher: so weit, so wenig überraschend.

Die Rede des Herrn Abgeordneten Krainer hat mich aber an ein Zitat des österreichi­schen Philosophen Rudolf Burger erinnert, das etwa so lautet: In Zeiten moralischer


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Nötigung gewinnt Zynismus an sittlicher Qualität. – Denken Sie einmal darüber nach, Herr Abgeordneter! (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist wenig überraschend, dass Oppositionspolitiker versuchen, schwierige Phasen für Regierungen für ihre Zwecke zu nutzen, und Rücktritte fordern; das ist wenig über­raschend.

Es ist aber in diesem Fall vor allem deswegen nicht überraschend, weil die reine Anzahl der Misstrauensanträge ja schon zeigt, wie wenig sie wirklich von Tatsachen abhängen. Das zeigt sich auch daran, dass ich auch heute wieder einmal viele Fragen beantworten darf, die weder meine Person noch meine Amtszeit betreffen. Ich glaube eigentlich generell, dass sich der Umgang miteinander in der Politik wieder ein wenig ändern sollte, denn wir befinden uns in einer sehr herausfordernden Zeit, vor allem für all jene, die Tag und Nacht weiter im Einsatz in der Bekämpfung der Pandemie sind und die die Krise überwinden und für Aufschwung sorgen wollen.

Gerade jetzt bräuchte es aus meiner Sicht Stabilität und Verantwortung, und gerade jetzt braucht es Optimismus und einen Blick in die Zukunft, um mit positiver Stimmung den Aufschwung in Österreich zu unterstützen. Das ist das, was sich unser Land aus meiner Sicht verdient hat; das ist das, was sich alle Österreicherinnen und Österreicher verdient hätten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich hoffe – und da denke ich wieder an meinen Vorredner –, dass sich auch die Oppo­sition wieder bewusst wird, dass Verantwortung für Österreich auch anders geht als bewusst pauschale Vorverurteilung. Ich hoffe, dass die gesamte Politik in Österreich auch wieder das Land über die Person zu stellen lernt, wie es Sebastian Kurz am Wochenende gemacht hat (Heiterkeit bei der SPÖ), meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Uns allen ist es wichtig, aktiv an der Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe mitzuarbeiten (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), daher habe ich in Absprache mit der Finanzprokuratur die interne Revision des Finanzministeriums beauftragt (Zwischenruf des Abg. Amesbauer), alle Vergaben von Inseraten und Studien der Kommunikations­abteilung ab 2015 sowie deren ordnungsgemäße Abwicklung zu untersuchen.

Damit komme ich nun zur Beantwortung Ihrer Fragen.

Zu den Fragen 1 und 2:

Ich habe von einem Mitarbeiter erfahren, dass es in Teilen des Finanzministeriums eine Hausdurchsuchung gegeben hat.

Zu den Fragen 3, 4, 6, 8, 9, 12 und 13:

Selbstverständlich tauscht man sich im Zuge einer politischen Tätigkeit auch immer wieder ganz generell über diverse Umfragen und natürlich auch über das Thema Öffent­lichkeitsarbeit aus.

Auch in meiner Zeit als Finanzminister wurden öffentliche Informationen in Form von Zeitungsinseraten vorgenommen und auch immer wieder Studien beauftragt, vor allem um aktuelle Maßnahmen zu bewerten, internationale Vergleichbarkeit zu erzielen und Handlungsnotwendigkeiten abzuleiten. Alle Studien in meiner Amtszeit sind übrigens öffentlich einsehbar.

Das Inseratenvolumen bestimmt sich nach dem Kommunikationsbedarf unterschied­licher Maßnahmen, Änderungen oder sonstiger wesentlicher Informationen für die Bür­gerinnen und Bürger.

Gemäß Medientransparenzgesetz werden Inseratenschaltungen quartalsweise einge­mel­det und durch die RTR veröffentlicht. Die Medienplanung für das BMF wird über eine


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externe, selbstständige Medienexpertin entsprechend unterschiedlichen Parametern wie etwa Auflage und Reichweite vorgenommen.

Zu den Fragen 5 und 7:

Nein.

Zu den Fragen 10 und 11:

Ich habe dergleichen weder beauftragt noch wurde ich über Derartiges informiert.

Zu den Fragen 14 bis 18, 20 und 23 bis 25:

In der Kürze der Zeit ist eine erneute Recherche nicht möglich gewesen. Ich darf daher dazu auf die Beantwortung der diesbezüglichen parlamentarischen Anfragen verweisen.

Darüber hinaus darf ich wiederholen, dass alle Studien, die in meiner Amtszeit beauftragt wurden, auch öffentlich einsehbar sind.

Mündlich wurde der Auftrag an die interne Revision unmittelbar am Tag nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe erteilt. Die schriftliche Beauftragung erfolgte in Absprache mit der Finanzprokuratur am 8. Oktober.

Zur Frage 19:

Generell wird von der Fachabteilung die Vereinbarkeit von Inseraten gemäß § 3a Abs. 1 MedKF-TG bestätigt.

Zur Frage 21:

Der genannte Mitarbeiter hat selbst gebeten, für die Dauer der Untersuchung der inter­nen Revision Urlaub nehmen zu dürfen. Damit soll jeder Anschein einer möglichen Be­fangenheit ausgeschlossen werden. Für die Dauer der Abwesenheit übernehmen die gemäß Geschäftseinteilung vorgesehenen Stellvertreter dessen Aufgaben.

Zu den Fragen 22 und 38:

Mündlich wurde der Auftrag an die interne Revision unmittelbar am Tag nach dem Be­kanntwerden der Vorwürfe erteilt. Die schriftliche Beauftragung erfolgte in Absprache mit der Finanzprokuratur am 8. Oktober.

Zu den Fragen 26, 42 und 43:

Gemäß Medientransparenzgesetz werden Inseratenschaltungen quartalsweise einge­meldet und durch die RTR veröffentlicht.

Zur Frage 27:

Die Kommunikationsabteilung des Finanzministeriums.

Zu den Fragen 28 und 29:

Ich habe davon aus den Medien erfahren.

Zur Frage 30:

Da ich mein Handy auch privat nutze, bezahle ich die Diensthandyrechnung auch privat. Um meine Privatsphäre zu schützen, lösche ich in regelmäßigen Abständen seit ge­raumer Zeit meine Textnachrichten.

Zu den Fragen 31, 33 bis 35:

Ich habe diesbezüglich keine konkreten Informationen.

Zur Frage 32:

Ich verwende verschiedene Kommunikationskanäle wie etwa Whatsapp und Signal.


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Zur Frage 36:

Mit dem Ausscheiden aus dem Finanzministerium werden alle elektronischen Daten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter generell gelöscht.

Zur Frage 37:

Während meiner Amtszeit hat es keine Veränderungen der internen Vorgaben gegeben.

Zur Frage 39:

Die Finanzprokuratur wurde im Jahr 2018 mit einem Gutachten zur technischen Aus­schließlichkeit im Sinne des Bundesvergabegesetzes 2018 beauftragt. Das Ergebnis diente als Grundlage für die Vergabe der Inseratenschaltungen im Finanzministerium.

Zu den Fragen 40, 41, 44 und 45:

Dazu habe ich keine konkreten Informationen.

Zur Frage 46:

Diese Frage ist nicht Gegenstand der Vollziehung.

Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.59


Präsidentin Doris Bures: Damit gehen wir in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass kein Redner/keine Rednerin länger als 10 Minuten sprechen darf.

Ich erteile als Erstem Herrn Abgeordneten Christoph Matznetter das Wort. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Vertreter der Mottenkiste!)


13.59.29

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher, Zuhörerinnen und Zuhörer! Sie haben eben ein Meister­beispiel gesehen, wie man auf sehr kritische Fragen keine Antwort geben kann. Das ist eigentlich auch eine Verletzung der Würde dieses Hauses nach der Methode: Schmeck’s, mei Herzerl! (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Was wäre Ihre Aufgabe gewesen, Herr Bundesminister für Finanzen, am Tag, an dem Sie Kenntnis darüber erlangt haben, dass in dem von Ihnen verwalteten Bundes­minis­terium der gravierende Verdacht besteht, dass Steuergeld veruntreut wurde, dass im Interesse dritter Personen Inserate geschaltet und Studien beauftragt worden sind? Sie hätten nicht nur mit dem Präsidenten der Finanzprokuratur die interne Revision nach­schauen lassen müssen  vielleicht gehen welche auf Urlaub , sondern den klaren Auftrag zu erteilen gehabt, das Geld zu beschaffen, das veruntreut wird, sprich: sich dem Verfahren gegen die Beschuldigten anzuschließen, selbst dann, wenn die Gefahr be­steht, dass Sie selbst in diesen Bereich verwickelt sind!

Ich komme jetzt gleich zu Ihrer persönlichen Verantwortung. Es ist ja kein Zufall, dass der Autor Klaus Knittelfelder in seinem Buch „Inside Türkis“ Gernot Blümel als des Kanzlers „ersten Offizier“ bezeichnet. Überall taucht Gernot Blümel auf – und er sitzt weiter an der entscheidenden Schaltstelle der Macht. Der Schattenkanzler von dort (in Richtung ÖVP weisend) kann jederzeit diktieren, was jedes einzelne Regierungsmitglied zu tun hat, weil der Zugriff aufs Budget entscheidend ist. Warum die ÖVP das macht, ist mir rätselhaft. Einen politischen Selbstmord mit Salamitaktik zu machen ist schmerzhaft und wird für Sie länger dauern, wird aber dem Land schaden.


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Was mich aber besonders interessiert – und jetzt schaue ich ganz vertrauensvoll die Frau Klubobfrau der Grünen an –: Sie brüsteten sich an diesem Wochenende, dass Sie es geschafft haben, dass Herr Sebastian Kurz zurücktritt, weil ein Mitglied der Regierung untadelig sein müsse. Jetzt erklären Sie mir, Frau Klubobfrau Maurer: Was ist an dem derzeit amtierenden Finanzminister untadeliger? – Weil die Hausdurchsuchung zu Hause war? Weil der Laptop, den die Staatsanwaltschaft gesucht hat, im Kinderwagen war? Weil er sich nicht erinnern kann? Weil er bis zur Exekution des Bundespräsidenten keine Belege für den Ibiza-Untersuchungsausschuss geliefert hat? Ist das untadelig, Frau Kollegin? Deshalb bleiben Sie bei der Abstimmung über den Misstrauensantrag, den ich hiermit einbringe, sitzen?

Das müssen Sie uns erklären: Was ist da der Unterschied? Was ist da untadelig? Lap­tops vor der Beschlagnahme davontransportieren zu lassen? – Vielleicht ist Ihnen auf­gefallen, dass Frau Beinschab heute wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft genommen werden musste. Sie hat nämlich die Festplatte gelöscht, die für die Auf­klärung dieses Kriminalfalls entscheidend ist.

Frau Präsidentin, ich möchte daher folgenden Misstrauensantrag einbringen, der - - (Abg. Leichtfried: Herr Präsident! – Heiterkeit bei der SPÖ.) Nach dem Wechsel mache ich es auch beim Herrn Präsidenten. – Der Antrag lautet wie folgt:

Misstrauensantrag

der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ver­sagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Dem Bundesminister für Finanzen wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“

*****

Wenn es irgendeine Leitlinie von Anstand und Moral gibt und wenn sich unsere grünen Freunde nicht schuldig machen wollen (Zwischenruf bei den Grünen), dann müssen Sie da eigentlich mitgehen, denn: Welche Rechtfertigung gibt es, dass die Prätorianer­garde – sie haben sich selbst so bezeichnet – des Herrn Kurz bestimmend für die Innenpolitik bleibt? Diese Frage werden Sie uns beantworten müssen, und Sie werden uns hier sagen müssen, dass Sie von der Untadeligkeit von Personen ausgehen, die sich nicht erinnern können, die dem Untersuchungsausschuss das Aushändigen aller Unterlagen verweigert haben, die selbst Betroffene und Beschuldigte sind und die selbst Hausdurchsuchungen bei sich zu Hause hatten.

Auf diese Erklärung warte ich, Frau Klubobfrau, denn Ihre Vorgangsweise ist nur dann nachzuvollziehen, wenn Sie uns den Unterschied erklären.

Letzter Punkt, und ich glaube, da sind wir bei der entscheidenden Frage: Warum macht diese Gruppe weiter? Sie haben die Macht in diesem Land errungen und sie wollen sie nicht aus der Hand geben. Die Frage ist nur: Warum machen Sie (in Richtung ÖVP) keinen klaren Schnitt, räumen aus und machen es so, wie es manche Landeshauptleute gesagt haben: die ÖVP „besenrein übergeben“? Wenn Sie nämlich so weitermachen, diskreditieren Sie sich selber auf lange Zeit als mögliche Regierungspartei. Im anderen Fall könnten Sie nach dem Besenrein-Machen durchaus weitermachen, und dann hätte die grüne Fraktion Grund genug, mit Ihnen weiterzumachen, und auch jede andere Fraktion.


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Ich würde es mir für das Land wünschen. Parteipolitisch gesehen ist diese Salami­taktik­suizidmethode natürlich für uns von Vorteil, das gebe ich zu, aber es kommt nicht auf uns an, sondern auf das Land. – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

14.05

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Misstrauensantrag

der Abgeordneten Matznetter, GenossInnen

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage der Abgeordneten Krainer, GenossInnen, an den Bundesminister für Finanzen betreffend „System Kurz“ – Miss­brauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptions­vor­würfe Angelegenheiten in der 124. Sitzung des Nationalrates.

Bundesminister Mag. Gernot Blümel gelobte anlässlich seiner Angelobung durch den Bundes-präsidenten und bekräftigte mit Handschlag und seiner Unterschrift:

„Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik getreulich beob­achten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde.“

Am 22. Jänner 2020 setzte der Nationalrat den Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung (Ibiza-Untersuchungsaus­schuss) ein. Mit grundsätzlichem Beweisbeschluss vom selben Tag wurde der Bundes­minister für Finanzen aufgefordert, dem Untersuchungsausschuss alle seine Akten und Unterlagen im Umfang des Untersuchungsgegenstandes vorzulegen.

Infolge des Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes vom 3. März 2020, UA1/2020, fasste der Geschäftsordnungsausschuss des Nationalrates am 9. März 2020 einen ergänzenden grundsätzlichen Beweisbeschluss, mit der der Bundesminister für Finan­zen erneut zur Vorlage aller seiner Akten und Unterlagen – nunmehr im vollen Umfang des Untersuchungsgegenstandes – verpflichtet wurde.

Art. 53 Abs. 3 B-VG lautet:

„Alle Organe des Bundes, der Länder, der Gemeinden und der Gemeindeverbände sowie der sonstigen Selbstverwaltungskörper haben einem Untersuchungsausschuss auf Verlangen im Umfang des Gegenstandes der Untersuchung ihre Akten und Unter­lagen vorzulegen (…)“

Der Bundesminister für Finanzen legte dem Ibiza-Untersuchungsausschuss zunächst eine Vielzahl von Akten und Unterlagen vor, deren Vollständigkeit vom Untersuchungs­ausschuss jedoch bezweifelt wurde.

So forderte der Untersuchungsausschuss den Bundesminister für Finanzen u.a. am 30. September 2020 sowie am 11. November 2020 mittels ergänzender Beweisanforderung auf, ihm weitere Akten und Unterlagen vorzulegen.

Der Bundesminister für Finanzen verweigerte in beiden Fällen die Vorlage.


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Am 13. Jänner 2021 setzte der Untersuchungsausschuss dem Bundesminister für Finan­zen eine zweiwöchige Frist, um seinen verfassungsgesetzlichen Verpflichtungen gegen­über dem Untersuchungsausschuss nachzukommen.

Auch diese Nachfrist ließ der Bundesminister für Finanzen verstreichen, ohne weitere Akten und Unterlagen vorzulegen.

Am 11. Februar 2021 stellte ein Viertel der Mitglieder des Untersuchungsausschusses beim Verfassungsgerichtshof den Antrag, dass dieser aussprechen möge, dass der Bun­desminister für Finanzen zur Vorlage der vom Untersuchungsausschuss begehrten Akten und Unterlagen verpflichtet ist.

Am selben Tag fand eine von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ange­ordnete und gerichtlich genehmigte Hausdurchsuchung bei Mag. Gernot Blümel statt, da dieser als Beschuldigter im sogenannten Casinos-Verfahren im Verdacht steht, zur Bestechung von Amtsträgern – im Konkreten des damaligen Bundesministers Kurz – durch Vertreter der Novomatic AG beigetragen zu haben.

Am 3. März 2021 entschied der Verfassungsgerichtshof:

„Der Bundesminister für Finanzen ist verpflichtet, dem Ibiza-Untersuchungsausschuss die E-Mail-Postfächer sowie lokal oder serverseitig gespeicherten Dateien der Be­diensteten der Abteilung I/5 E.G., A.M. und G.B. sowie von Bediensteten des Bundes­ministeriums für Finanzen empfangene E-Mails von T.S., E.H.-S., M.K., B.P. und M.L. aus dem Untersuchungszeitraum vorzulegen.“

Der Bundesminister für Finanzen kam diesem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes nicht nach.

Auf Grund der fortgesetzten Weigerung des Bundesministers für Finanzen, dem Unter­suchungsausschuss die ihm zustehenden Akten und Unterlagen vorzulegen, regte ein Viertel der Mitglieder des Untersuchungsausschusses am 22. März 2021 beim Verfas­sungs­gerichtshof die Exekution des genannten Erkenntnisses durch den Bundesprä­sidenten gemäß Art. 146 Abs. 2 B-VG an.

Am 5. Mai 2021 beantragte der Verfassungsgerichtshof beim Bundespräsidenten schlussendlich gemäß Art. 146 Abs. 2 B-VG die Exekution seines Erkenntnisses. Dies stellt einen historisch bislang einzigartigen Fall dar.

Als Reaktion auf diesen Antrag und eine entsprechende Ankündigung des Bundes­präsidenten legte der Bundesminister für Finanzen dem Untersuchungsausschuss wei­tere Akten und Unterlagen vor. Diese waren im Finanzministerium bereits in Kartons bereitgehalten worden und pauschal als „Geheim“ eingestuft.

Auf Grund der massiven Kritik an dieser Vorgangsweise legte der Bundesminister für Finanzen dem Untersuchungsausschuss diese Akten und Unterlagen wenige Tage später nochmals – nunmehr jedoch in niedrigerer Geheimhaltungsstufe – vor.

Nach Durchsicht der gelieferten Akten und Unterlagen wandten sich SPÖ, FPÖ und NEOS an den Bundespräsidenten und stellten fest, dass die Aktenlieferung weiterhin nicht vollständig war.

Am 23. Juni 2021 gab der Bundespräsident bekannt, die Exekution des VfGH-Erkennt­nisses nunmehr tatsächlich anzuordnen, was am folgenden Tag auch geschah. Der


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Bundespräsident beauftragte das Landesgericht für Strafsachen mit der Sicherstellung der geschuldeten Akten.

Bereits am 9. Juli 2021 übergab das Landesgericht für Strafsachen als Ergebnis der Sicherstellung umfangreiche Aktenbestände. Bereits bei erster Durchsicht ließ sich feststellen, dass diese deutlich über die bislang dem Untersuchungsausschuss vorlie­gen­den Akten hinausgehen. Dieser Befund bestätigte sich in weiterer Folge: so wurden zB bislang nicht bekannte Unterlagen zu mehreren Gesetzgebungsprojekten, Privatisie­rungsplänen und Absprachen mit der Novomatic im Finanzministerium sichergestellt, die dem Untersuchungsausschuss bislang vorenthalten wurden.

Eine derartige, historisch einmalige Missachtung der Verfassung bei gleichzeitiger Brüskierung des Parlaments, des Verfassungsgerichtshofes und des Bundespräsi­den­ten zu Zwecken der Vertuschung des eigenen Fehlverhaltens kann nicht folgenlos blei­ben. Denn wenn sich die obersten Organe der Republik nicht mehr durch die Verfassung gebunden fühlen, ist die Verfassung als Ganzes in Gefahr.

Doch damit nicht genug: Chats zwischen Gernot Blümel und Thomas Schmid belegen, dass letzterer dafür sorgte, dass dem BMEIA und somit Sebastian Kurz durch das BMF zusätzliche budgetäre Mittel zukommen, obwohl dies keine politische Zustimmung des damaligen Vizekanzlers gefunden hätte. Schmid schrieb – Zitat – „Kurz kann jetzt Geld scheißen“ sowie später an Kurz selbst: „Du schuldest mir was“. Die genaue Verwendung dieser zusätzlichen Mittel ist unklar, jedoch ergibt sich auf Grund eines Berichts des Rechnungshofs eindeutig eine beinahe Verdoppelung der Inserateausgaben des BMEIA zwischen 2016 und 2017, wofür offensichtlich keine sachliche Rechtfertigung besteht, sondern vielmehr in Erwartung einer Wahlauseinandersetzung erhöht wurde. In der Hausdurchsuchungs-Anordnung der WKStA lautet dies wie folgt (S. 11):

Der Chat zwischen Gernot Blümel und Thomas Schmid lautete im Wortlaut wie folgt und zeigt die umfassende Einbindung des nunmehrigen Finanzministers in die Macht­übernahmepläne der türkisen Truppe:


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Es gibt laut Staatsanwaltschaft Hinweise, dass die Vorgangsweise, manipulierte Um­fragen in der Tageszeitung „Österreich“ veröffentlichen zu lassen, ab 2018 im Bundes­kanz­leramt weitergeführt wurde und das Finanzministerium weiterhin wesentliche Fi­nanzmittel dafür zur Verfügung stellte:

Über den Kenntnisstand von Gernot Blümel geben die Auswertungen der WKStA ebenfalls interessante Aufschlüsse. Schmid fragte bei Blümel bereits im Mai 2017 nach, ob er „einmal eine Umfrage brauche“ und „mit ÖSTERREICH zufrieden“ sei:

Auch aus weiteren Chats ergibt sich eine enge Einbindung von Gernot Blümel in die Beauftragung und Verwertung von Umfragen. Das Resümee der WKStA:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 200

Gernot Blümel ist somit ein wesentlicher Teil des „Systems Kurz“. Die Mitglieder des Systems Kurz sind ganz offensichtlich dazu bereit, Steuermittel für parteipolitische Zwecke zu missbrauchen. Personen mit einer solchen Gesinnung können nicht das Vertrauen des Nationalrats genießen, der alle ÖsterreicherInnen repräsentiert.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Antrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Dem Bundesminister für Finanzen wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Misstrauensantrag ist ausreichend unterstützt, ord­nungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Gabriela Schwarz. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.05.39

Abgeordnete Gabriela Schwarz (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Mitglieder der Bundesregierung, vor allem Herr Finanzminister! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Herr Kollege Matznetter, während Sie darauf warten, dass Ihnen Frau Klubobfrau Sigrid Maurer antwortet, kann ich Ihnen antworten, nämlich was wir tun: Wir tun das, was heute schon mehrmals erwähnt worden ist: Wir arbeiten, wir arbeiten unser Regierungs­pro­gramm ab. Ein Zeichen dafür, dass wir das ernst nehmen, ist, dass morgen Finanz­minister Gernot Blümel ein Budget präsentieren wird, das genau das abbildet, nämlich eine ökosoziale Steuerreform, die dafür sorgt, dass jedem und jeder mehr zum Leben bleibt, dass wir die ersten wichtigen Ökologisierungsschritte in die Wege leiten können, dass der Arbeits- und Wirtschaftsstandort Österreich gesichert wird, dass Familien entlastet werden, dass Menschen, die weniger verdienen, entlastet werden. Dafür bürgt dieses Budget.

Wenn die SPÖ heute einen Misstrauensantrag stellt, dann ist das schlicht und ergreifend absurd und ist so, als würde man sagen: Na man probiert es halt einmal. Man weiß zwar, es kommt nichts dabei heraus, aber man probiert es halt.

Was wir stattdessen machen, ist ernsthaft arbeiten, und das Finanzministerium legt dafür Zeugnis ab, nämlich genau mit diesem Budget, das wir morgen einbringen werden. Und wenn die SPÖ heute einen Misstrauensantrag stellt, was hieße das dann in der Konse­quenz? – Das hieße, dass es dieses Budget nicht gibt. (Abg. Meinl-Reisinger: Geh bitte!) Die Folgen wären ganz klar: Es gäbe keine weiteren Pläne für Langzeitarbeitslose, man könnte den Wirtschaftsstandort nicht weiter stärken, die Coronahilfen würden eingestellt werden, und die Ökologisierung könnte nicht fortgesetzt werden. (Abg. Meinl-Reisinger: Mein Gott!) Deshalb ersuche ich Sie wirklich darum, das zu tun, worum es


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uns allen geht, so wie vorhin – ich hoffe, Kollegin Holzleitner geht es mittlerweile besser –, als alle zugepackt haben. Und das erwarte ich mir von uns allen, nämlich Hilfe von allen Seiten, ein gemeinsames Miteinander, um Österreich weiter gut durch diese Pandemie zu bringen. Das ist uns ja bis jetzt gut gelungen, auch aufgrund der Tatsache, dass im Finanzministerium ernsthaft und konsequent gearbeitet wurde.

Worum geht es uns? – Es geht uns darum, die Pandemie weiter gut zu durchleben, besser als viele andere Staaten in Europa und weltweit, und es geht uns darum, das Leben der Menschen zu verbessern. (Ruf: Alles gelogen!) Da habe ich zum Beispiel als Gesundheitssprecherin im Finanzministerium offene Ohren vorgefunden. Da gibt es nämlich 13 Millionen Euro zusätzlich, zusätzlich zu den 15 Millionen Euro der ÖGK, für die psychische Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher; 13 Millionen Euro explizit für Kinder und Jugendliche, die besonders unter Covid gelitten haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Dafür bedanke ich mich. Ich bedanke mich beim Finanzminister und für die offenen Ohren in seinem Kabinett. Jetzt wird daran gearbeitet, nämlich das, was ich gesagt habe, konsequent umzusetzen. Die Berufsverbände der PsychologInnen und Psychothera­peutInnen arbeiten gemeinsam im Gesundheitsministerium diese Hilfen aus.

Ein weiteres Beispiel: Die ÖGK hat gestern einen neuen Rahmenvertrag mit den Physio­therapeutinnen und Physiotherapeuten in Österreich abgeschlossen. Das be­deutet 590 neue Planstellen, und das bedeutet insgesamt 50 Millionen Euro für Physio­therapie, kassenfinanziert und wohnortnah in Österreich. Das alles, meine Damen und Herren, sind Dinge, die wir für die Menschen, die in Österreich leben, tun, und das haben wir auch weiterhin vor. Das geht mit diesem Finanzminister, dem wir selbstverständlich das Vertrauen aussprechen, und darum ersuche ich Sie, in großem Ausmaß, denn dieses Vertrauen hat er sich verdient. Wir alle warten auf seine morgige Budgetrede, die große Zustimmung finden wird. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

14.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Dr.in Dagmar Belakowitsch. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.09.25

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Fernseh­geräten! Frau Kollegin Schwarz, auf Sie muss ich schon ganz kurz replizieren. Diese Rede, die Sie jetzt gerade gehalten haben, war in etwa so schräg wie Ihre Pressekon­ferenz vor zwei Wochen, bei der Sie erklärt haben, es brauche in der ÖVP-Zentrale keine HD mehr, es sei eh schon alles geschreddert und vernichtet. Also ganz ehrlich, Frau Kollegin!

Es geht heute tatsächlich um einen Misstrauensantrag gegen den Kollegen Blümel. Es geht auch darum: Was wusste Blümel eigentlich von all diesen Macheloikes, die da stattgefunden haben? Was wusste Finanzminister Blümel denn eigentlich darüber, was seit 2016 in dieser Österreichischen Volkspartei passiert ist? Ich weiß, ich gestehe Ihnen zu: Sie haben davon keine Ahnung! Ich glaube nicht, dass Sie Familie sind, aber viel­leicht kann der Herr Finanzminister seinen Familienbegriff einmal genauer erläutern. Sie sind es wahrscheinlich nicht, so viel haben wir mitbekommen, sonst wären Sie ein bisschen besser informiert und müssten jetzt hier nicht irgendetwas über Psychotherapie erzählen, das hat nämlich mit dem Gegenstand überhaupt nichts zu tun. (Zwischenruf der Abg. Gabriela Schwarz.)


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Herr Finanzminister, Sie sind ja aber heute sozusagen der Mittelpunkt dieser Debatte. Sie sind jetzt Finanzminister, Sie hatten aber zwischen 2017 und 2019 eine ganz entscheidende Rolle: Da waren Sie nämlich Medienminister, und die Aufgabe eines Medienministers ist es nun einmal, Kontakt mit Medienhäusern zu halten.

Das tun Sie ja auch jetzt noch. Es gibt ja von mir eine parlamentarische Anfrage: Während Sie die Leute im Lockdown eingesperrt haben, ist der jetzige Finanzminister, der frühere Medienminister, von einem Medienhaus eingeladen worden, um die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen. Da hat man dann viel Spaß gehabt und da hat man auch noch Videos gepostet. Das mag alles sein, das gehört aber nicht mehr zu Ihren Aufgaben als Finanzminister, da haben Sie wahrscheinlich den Wechsel nicht ganz geschafft.

Wenn Sie aber nach wie vor so viel Kontakt haben: Ja, was wussten Sie denn eigentlich, Herr Blümel? Was haben Sie denn aus dem Ganzen gelernt? Sie können mir doch nicht erklären, dass Sie als Finanzminister nichts mitbekommen haben – noch dazu, wo wir wissen, wie eng Sie waren, wie eng Sie mit Thomas Schmid verbunden sind. Das ist ja auch Ihr Chatpartner, mit dem Sie die Bussi-Bussi hin und her schicken, mit dem Sie alles Mögliche ausgemacht haben, von dem Sie auch, schon bevor Sie Finanzminister waren, erfahren haben, wie viel Geld er dem Außenminister zukommen lässt und was dieser mit diesem Geld machen könnte. – Das werde ich jetzt nicht wiederholen, sonst kriege ich einen Ordnungsruf.

Das sind Ihre flapsigen Wortmeldungen. Das sei Ihnen unbenommen, aber was haben Sie gewusst? Was wussten Sie? – Das haben Sie nicht beantwortet. Sie beantworten eigentlich gar nichts. Sie haben heute im Rahmen der Dringlichen Anfrage die Frage 35 so beantwortet – und ich möchte sie für die Zuseher wiederholen, denn es weiß ja kei­ner, was da steht; da steht die Frage: „Wurden seit der Hausdurchsuchung“, seit der Hausdurchsuchung letzte Woche am Donnerstag, „Akten vernichtet oder elektronische Daten des Kabinetts oder Generalsekretariats gelöscht? Wenn ja, welche von wem?“ –, Sie sagen: Dazu wissen Sie nichts, da können Sie nichts sagen, Sie haben keine Wahrnehmung. – Ja, Entschuldigung, was sind Sie für ein Finanzminister, wenn Sie nicht einmal wissen, was in ihrem eigenen Kabinett abläuft? Das ist ja ein Offen­barungseid!

Noch viel spannender ist die Frage 46. Herr Minister, ich frage mich schon, warum können Sie nicht einfach Nein sagen? Also ganz offensichtlich haben Sie diese Aus­drücke für Reinhold Mitterlehner auch verwendet.

Wissen Sie, das sind genau die wesentlichen Dinge. Das ist das, was den Österreichern jetzt eigentlich wirklich bis da oben steht: Sie setzen sich hier hin, aalglatt, als könnten Sie kein Wässerchen trüben. Sie erklären den Leuten, Sie haben von nichts eine Ahnung, Sie wissen von nichts. Sie sind ein Unschuldslamm, ein Opfer falscher Vor­würfe. Alle in der Österreichischen Volkspartei sind immer Opfer falscher Vorwürfe. Die Schlinge aber, Herr Finanzminister, die sich um diese Volkspartei zieht, wird enger, denn nicht nur Sie sind Beschuldigter in einem Verfahren oder der ehemalige Bundeskanzler und ein irrsinnig großer Stab an Mitarbeitern, nein, die gesamte Volkspartei wird als Beschuldigte geführt. Das darf man nicht vergessen!

Die gesamte Volkspartei wird als Beschuldigte geführt, meine Damen und Herren, und das hat schon auch einen Grund! Da gibt es viele in den Reihen der Volkspartei, die damit eigentlich nichts zu tun haben wollen, für die Sie zur Belastung geworden sind. Das würde ich mir gut überlegen, Herr Finanzminister, dass sich dann die stell­vertre­tende Generalsekretärin vom beschuldigten Generalsekretär hierherstellt und sagt: Wir stehen hinter unserem Finanzminister! Vor 60 Stunden sind Sie auch noch hinter dem ehemaligen Bundeskanzler gestanden, und 48 Stunden später war auch das vorbei. Ich glaube, da sollten Sie sich vorsehen.


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Vielleicht machen Sie es einmal Herrn Sebastian Kurz nach. Sie können ja auch Ihr Mandat wieder annehmen, Sie können ja auch in die Immunität flüchten, Herr Bun­desminister Blümel, denn vielleicht haben Sie es nicht mitbekommen: Während der neue Bundeskanzler hier gesprochen hat, gab es bereits die erste Festnahme wegen Ver­dunkelungsgefahr. Ich wäre mir an Ihrer Stelle nicht so sicher, wer denn als Nächster festgenommen wird. Denken Sie darüber nach, Herr Bundesminister! Hören Sie auf mit Ihrer Überheblichkeit, seien Sie stattdessen endlich einmal kooperativ! Stellen Sie sich einmal dem Parlament, den Fragen, geben Sie ehrliche Antworten und nicht immer dieses: Habe keine Wahrnehmung, kann mich nicht erinnern! – Das glaubt Ihnen ohne­hin kein Mensch mehr, Herr Finanzminister.

Sie sind jedenfalls rücktrittsreif, schon seit Langem. Dass die Grünen Ihnen immer noch die Stange halten, das kann in dieser Republik kein Mensch mehr verstehen. Das müs­sen die Grünen aber mit ihren Wählerinnen und Wählern ausmachen. Es wäre jetzt für die Grünen die Gelegenheit gewesen, Sie auch gleich mit zu entsorgen, nämlich raus aus dieser Regierungstruppe, weil Sie dieser Regierung und dem Ansehen Österreichs tatsächlich genauso schaden wie der ehemalige Bundeskanzler. (Beifall bei der FPÖ.)

14.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Klubobfrau Sigrid Maurer.

Zuvor darf ich noch darauf hinweisen, dass ein Entschließungsantrag nicht eingebracht wurde.

Bitte, Frau Klubvorsitzende.


14.15.33

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglie­der der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen! Ich habe es heute früh schon gesagt: In den letzten sechs Tagen wurde diese Republik durchgebeutelt, um nicht zu sagen erschüttert, und zwar aufgrund der Haus­durch­suchungen, die stattgefunden haben, und auch aufgrund dieser 104 Seiten, die ein Sit­tenbild dokumentieren, wie da gearbeitet wurde.

Wir hatten eine veritable Regierungskrise, die wir mit dem heutigen Tag oder eigentlich mit gestern, mit der Angelobung des neuen Bundeskanzlers Schallenberg, beendet haben. Ursprünglich war ein Teil dieser ganzen Debatte auch die für heute anberaumte Sondersitzung. Diese Sondersitzung hatte genau diese Hausdurchsuchungen, genau diese Chats und einen Misstrauensantrag gegen Sebastian Kurz, unseren ehemaligen Bundeskanzler, zum Inhalt.

Wir Grüne haben am Donnerstag, nachdem wir die Protokolle gelesen hatten, sehr klar gesagt, dass sich das nicht ausgehen kann, dass jemand, der mit solchen Vorwürfen konfrontiert ist, amtsfähig ist. Wir reden da von nichts Geringerem als Korruption. Die Vorwürfe, die im Raum stehen, sind sehr schwerwiegend. Es geht um den potenziellen Missbrauch von 1,3 Millionen Euro Steuergeld. Es geht darum, dass manipulierte Um­fragen an eine Zeitung, an „Österreich“, an Wolfgang Fellner vermittelt wurden und dafür aus dem Finanzministerium Geld geflossen sein soll. Diese Vorwürfe wiegen extrem schwer und sie haben uns dazu bewogen, zu sagen, jemand, der mit solchen Vorwürfen konfrontiert ist, ist nicht mehr handlungs- und auch nicht mehr amtsfähig.

Sebastian Kurz hat die Konsequenzen gezogen und ist zurückgetreten, und damit hat sich diese Sondersitzung beziehungsweise der ursprüngliche Grund für diese Sonder­sitzung heute gewissermaßen erledigt. Ich verstehe natürlich: Sie ist anberaumt, jetzt muss man sie abhalten. Ich teile sehr vieles von dem, was gesagt wurde, was die Inhalte betrifft, zum Beispiel darüber, den eigenen Machtanspruch über eine sachliche Einigung


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zu stellen, beispielsweise bei der Kinderbetreuung. Es ist ein, wie Vizekanzler Kogler gesagt hat, schauderliches Sittenbild, das sich da gezeigt hat.

Ich muss aber auch sagen, Finanzminister Blümel kommt in diesen Akten nur ein einziges Mal vor. Er wird in diesem Fall nicht als Beschuldigter geführt und dement­sprechend kann ich nicht ganz erkennen, warum sich der Misstrauensantrag jetzt gegen ihn richtet. Wir haben schon sehr viele Misstrauensanträge gehabt und wir haben zu diesen Misstrauensanträgen auch ausführlich Stellung genommen.

Ich glaube, ich habe auch sehr deutliche Worte gefunden, was beispielsweise die Frage der Aktenlieferungen an das Parlament betrifft, und habe auch klar gesagt, dass, sollte es in einem anderen Verfahren, in dem Minister Blümel sehr wohl als Beschuldigter geführt wird, zu einer Anklage kommen, dann der Rücktritt fällig wäre.

Für heute kann ich aber sagen: Das, was wir hier vorliegen haben, das, was wir als Parlament insgesamt zu bearbeiten haben, ist die Frage der Aufklärung. Wir haben in den letzten Tagen sehr klar gesagt, es geht um zwei Punkte: Es geht um Aufklärung und es geht um Stabilität. Stabilität konnte dadurch gesichert werden, dass Sebastian Kurz den Rücktritt gesetzt hat und wir heute hier einen neuen Bundeskanzler empfangen konnten; und das Thema der Aufklärung wird einerseits von einer unabhängigen Justiz zu lösen sein, die unbeeinflusst von politischen Zurufen und von Diffamierungen ihre Arbeit tun wird, konsequent und so, wie es sich in einem Rechtsstaat gehört, auch mit allen Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren, mit rechtsstaatlichen Mitteln – man kann Rechtsmittel einlegen. All das ist in unserem Rechtsstaat möglich und selbstverständlich gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.

Für den zweiten Teil der Aufklärung werden die Oppositionsparteien, wie ich höre, sor­gen. Es wird einen Untersuchungsausschuss geben, der sich mit dieser Causa, mög­licherweise auch noch mit anderen Causen, beschäftigen wird. Wir als Grüne werden uns selbstverständlich auch an diesem Untersuchungsausschuss mit der gewohnten Seriosität und der gewohnten Qualität und Professionalität der parlamentarischen Arbeit beteiligen. (Zwischenruf des Abg. Gerstl.)

Das sind die Schritte, die wir zu setzen haben: Stabilität und Aufklärung. Unsere Wäh­lerinnen und Wähler und die Republik haben ein Interesse daran, dass diese Regierung stabil weiterregiert. Es gibt morgen eine Budgetrede, es gibt eine Steuerreform, die wir gemeinsam verhandelt haben und die wir beschließen werden. Wir sind seit eineinhalb Jahren in dieser Regierung. Wir haben eine Pandemie, eine Wirtschaftskrise bewältigt. Wir werden auch diese Regierungskrise gut bewältigen. Die Menschen erwarten sich zu Recht von uns, dass wir weiterarbeiten, das Budget und die Steuerreform beschließen und diese Regierung weiterführen.

Ich habe volles Vertrauen in die Arbeit der Justiz. Ich habe auch volles Vertrauen in die Arbeit dieses Parlaments und denke, wir sollten nun zur Ruhe kommen, die Justiz und das Parlament und auch diese Bundesregierung arbeiten lassen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

14.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.21.03

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Herr Präsident! Herr Bun­deskanzler! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Liebe Frau Klubobfrau Sigi Maurer, du hast hier gerade gesagt, du verstehst nicht ganz, warum diese Sondersitzung stattfinden muss, weil sich das ja alles erledigt hat. – Mitnichten! Wenn wir uns das anschauen – und da müssen wir uns nur die Personen auf der


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Regierungsbank rechts und links von mir anschauen –, dann hat sich nichts verändert, außer dass sich der Kanzler auf die Seite gesetzt hat, dann in Zukunft dort irgendwo (in Richtung der vorderen Plätze der ÖVP-Fraktion weisend) sitzen wird und von dort aus das türkise System weiterführen wird. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich finde das schon ein bisschen traurig, dass die Grünen da einfach so zuschauen, dass die Grünen zuschauen, wenn hier der neue Bundeskanzler sitzt und die WKStA mit­nichten ernst nimmt – er schmeißt die vorliegenden Unterlagen einfach auf den Boden. Und was macht der Vizekanzler daneben? – Er schaut zu! Er sagt gar nichts, er schaut einfach zu, und genau das haben wir über die letzten Monate von diesen Grünen immer wieder erlebt. (Beifall bei den NEOS.)

Was machte der Vizekanzler, als das Erste, was der Bundeskanzler in seiner Rede gestern gemacht hat, war, zu sagen, na ja, eigentlich bleibt alles wie es ist, er will ja weiterhin sehr eng mit Sebastian Kurz zusammenarbeiten und dieses System weiter stützen? – Der Vizekanzler macht nichts! Er sagt, es wird eine tolle Zusammenarbeit geben.

Was machen die Grünen, die immer hier herinnen gesessen sind und ein Plädoyer für Parlamentarismus gehalten haben, wenn der neue Bundeskanzler im vierten Satz seiner Rede hier als Erstes einmal dem Parlament ausrichtet, was das Parlament zu tun und was es nicht zu tun hat? – Die Grünen machen nichts, und das ist das, was wir in dieser Regierung seit Jahren erleben.

Wir sind heute hier, weil der Finanzminister natürlich in diesem System Kurz eine ganz entscheidende Rolle gespielt hat. Dass gerade er jetzt Finanzminister ist und damit das Budget in Händen hält – das ist ja etwas, was uns diese Woche noch beschäftigen wird –, ist ja, wenn man sich die Akten der letzten Tage anschaut, etwas ganz Besonderes, dass nämlich einer der engsten Vertrauten – und dazu werde ich gleich kommen – von Sebastian Kurz und einer der zentralen Spieler in diesem türkisen Spiel der Finanz­minister geworden ist, in diesem Ministerium, in dem mit Steuergeld 2017 eine Wahl gekauft wurde – nichts anderes ist passiert: Es wurde eine Wahl gekauft! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.) Dass dieses Finanzministerium jetzt ein zen­traler Punkt im System Kurz ist, ist eigentlich ganz logisch, weil es darum dann auch in Zukunft geht.

Das ist eine Sache, die ich hier schon anmerken möchte – ich habe heute mehrfach in Debatten vonseiten der ÖVP gehört: Ja, Sebastian Kurz hat Wahlen gewonnen! –: Für die 2017er-Wahl ist ziemlich nachgewiesen, wenn man sich den Sukkus dieser Unterlagen durchliest, dass er sie sich mit Steuergeld aus dem Finanzministerium ge­kauft hat (Rufe bei der ÖVP: So ein Blödsinn!), und das kann man nicht einfach als Wahlsieg durchgehen lassen. (Beifall bei den NEOS.)

Darüber hinaus ist der Finanzminister aber auch Beschuldigter. Auch das darf man nicht unter den Tisch kehren, auch wenn es hier vonseiten der Grünen immer heißt: Na ja, er ist Beschuldigter (Zwischenruf der Abg. Maurer), und wenn er dann vielleicht einmal verurteilt wird, dann machen wir etwas dagegen! – Diese Leier hören wir mittlerweile seit Jahren, seit einem knappen Jahr, seitdem ihr in der Regierung seid – immer dasselbe. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Maurer.)

Das System Kurz – das muss man sich, glaube ich, schon ein bisschen vor Augen führen, und es gibt ja wie schon angesprochen diverse Bücher, in denen das genau erläutert wird – hat ein zentrales Ziel: Macht, Macht und noch mehr Macht. Genau das haben wir auch heute hier in einem grandiosen Schauspiel gesehen. Es geht allen Beteiligten darum, nur an der Macht zu bleiben. Es geht nicht darum, in Österreich etwas zu verändern, wie heute mehrfach gesagt wurde. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)


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Kollegin Schwarz hat ausnahmsweise nicht vor einer Hausdurchsuchung gewarnt, son­dern hat nur darüber gesprochen, was alles Großartiges umgesetzt wurde. Ich erzähle Ihnen, was alles nicht umgesetzt wurde, damit man an die Macht kommt: Es wurde die kalte Progression, die schleichende Steuererhöhung, die hier über Jahre ein Thema war, zu der wir zig Anträge eingebracht haben und die uns übrigens in der 2019er-Wahl von allen Spitzenkandidaten versprochen wurde, einfach abgedreht. Sie wurde abgedreht, damit die alte Regierung, damit die Vorgänger von Sebastian Kurz keine Möglichkeit hatten, Erfolge zu haben.

Wenn wir über das Thema Kinderbetreuung reden: Sie haben großartig davon ge­sprochen, was Sie in diesem Bereich alles machen, Nachmittagsbetreuung und so weiter. Das Allerwichtigste: Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung wurde abgedreht, indem man Bundesländer aufgehetzt hat, indem man gesagt hat: Na, lieber Herr Landeshauptmann, liebe Frau Landeshauptfrau, bitte tut etwas dagegen, weil sonst Reinhold Mitterlehner und Christian Kern einen Erfolg haben! – Diesen Erfolg wollten ihnen die Türkisen niemals gönnen, rein um an die Macht zu kommen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das ist das System Kurz. Das ist das türkise System und das ist das System ÖVP, seit Jahren und Jahrzehnten, seitdem es euch nur darum geht, an die Macht zu kommen.

Wie gesagt, der Finanzminister ist darin zentraler Player, auch wenn das heute so dar­gestellt wurde, als ob er in den aktuellen Chats oder in den aktuellen Akten relativ wenig vorkommt. Na, natürlich kommt er vor! Natürlich gibt es zahlreiche Chatverläufe zwi­schen Ihnen, Herr Finanzminister, und Herrn Schmid, in denen es darum geht, dass Mitterlehner weg ist. Sie haben das selber geschrieben, Sie haben geschrieben: „Mitterlehner spielt keine Rolle mehr“.

Sie waren es auch, der das Geld-Scheißen-Zitat – Entschuldigung, ich muss das zitieren, Herr Präsident! – bekommen hat. Das ist von Herrn Schmid an Sie gekommen, dass Sebastian Kurz „jetzt“ – und da sind wir nämlich wieder im Finanzministerium – „Geld scheissen“ kann. – Entschuldigung Sie, Herr Präsident, ich nehme es sofort zurück, mir fällt nur leider keine andere Begrifflichkeit dafür ein. (Heiterkeit der Abg. Tomaselli. – Abg. Hörl: Die Fäkalsprache können Sie sich sparen!)

Und da sind wir. Die türkise Familie hat das Finanzministerium 2017 missbraucht, um an die Macht zu kommen, und seitdem sitzt das System Kurz ganz tief in diesem Ministerium drinnen. Es ist auch ganz wichtig für dieses System Kurz, um an der Macht zu bleiben (Zwischenruf bei der FPÖ), dort die Fäden in der Hand zu halten. Da spielen Sie die Hauptrolle, Herr Bundesminister Blümel, und genau deswegen ist es auch so wichtig, darüber zu diskutieren, welche Rolle Sie in diesem Spiel spielen: von Anfang an einer der Hauptplayer im türkisen System und heute einer der wichtigsten. Es ist auch sehr bezeichnend, dass Sie sich gleich auf den Sessel des Bundeskanzlers hinüber­gesetzt haben, auch das zeigt Ihre Rolle in diesem System vielleicht ganz gut. (Zwi­schen­bemerkung von Bundesminister Blümel.)

Wenn die Frage heute ist, ob ich Vertrauen in Sie habe, dann kann ich diese ganz einfach mit Nein beantworten. Ich habe kein Vertrauen in Sie. Ich habe kein Vertrauen in dieses türkise System. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich sage Ihnen eines: Wir müssen beginnen, diese Sümpfe endlich trockenzulegen. Ich habe Hoffnung gehabt, dass es jetzt eine Bereitschaft vonseiten der ÖVP gibt. Die gibt es nicht, weil es nur um eines geht, und das ist Macht. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

14.28



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 207

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Selma Yildirim. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.28.10

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Regie­rungsmitglieder! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Zunächst, bevor ich meine Rede beginne, möchte ich einfach aufgrund der Aktualität Sie, Herr Finanz­minister, zumindest davon informieren, dass Frau Beinschab heute wegen Verdunke­lungsgefahr verhaftet wurde. Ich sage das deswegen, weil Sie in einer Ihrer Anfrage­beantwortungen gesagt haben, Sie löschen regelmäßig Ihre Chats und SMS – juristisch werden Sie aber, denke ich, top betreut sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, vor vielen Monaten habe ich hier im Hohen Haus gesagt: „Schuld sind immer die anderen!“ – In welchem Zusammenhang ich das gesagt habe? – Es war eine Rede zum Thema Sebastian Kurz. Bereits damals war Herr Kurz immer recht schnell damit, Schuld von sich zu weisen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. In einer seiner jüngsten Aussagen waren zwei Mitarbeiter des Finanzministeriums schuld und Herr Kurz konnte sich nicht erklären, wieso man ihm schon wieder etwas unterstellen würde.

Sehr geehrte Anwesende! Sehr geehrte Zuseher und Zuhörerinnen! Untreue, Bestechung, Bestechlichkeit stehen im Raum, und zwar so schwerwiegend, dass richterlich ange­ordnete Hausdurchsuchungen im Bundeskanzleramt, im Finanzministerium und in der Parteizentrale der ÖVP stattgefunden haben. So etwas hat es in der Zweiten Republik noch nie gegeben! (Abg. Hörl: Bei der ÖVP nicht!)

Manipulierte Umfragen sollen die Wählerinnen und Wähler getäuscht haben, und bezahlt haben sollen das wir alle von unserem Steuergeld. Die ÖVP hat wenige Tage vor den Hausdurchsuchungen in einer durch Abgeordnete Schwarz in ihrer Parteifunktion eilig einberufenen Pressekonferenz den Ermittlerinnen und Ermittlern noch extra mitgeteilt, dass nichts Belastendes mehr zu finden sein wird. – Nichts mehr? War davor also doch noch etwas da?

Es liegt jedoch nicht an mir, ein strafrechtliches Urteil über diese Vorgänge zu fällen, und natürlich gilt die Unschuldsvermutung, es werden aber schon wieder nur die anderen schuld sein; zumindest wird versucht werden, das so zu verkaufen. Das Spielen der Opferrolle wurde ja jahrelang und lange genug geübt.

In Österreich brennt der Hut! – Mit diesen Worten hat kürzlich Verfassungsexperte Heinz Mayer bei einer Veranstaltung zum Antikorruptionsvolksbegehren in Innsbruck die Lage beschrieben. Liest man die Protokolle der Chatnachrichten, kann man ihm, auch ohne das Strafrecht zu bemühen, nicht widersprechen. Gute Maßnahmen für die Bevölkerung wurden ganz offensichtlich verhindert, nur, um unter anderem sogar einem Parteifreund keinen politischen Erfolg zu ermöglichen.

Meine Damen und Herren, verstehen Sie, warum ich manchmal, wenn die Bereiche Familienpolitik, Familienförderung, Kinder, Bildung oder Frauenpolitik zum Thema wer­den, so extrem emotional und fast zornig hier stehe und rede? Verstehen Sie, warum ich sage, dass es mit dieser ÖVP Familien und Frauen in diesem Land nur schlechter gehen kann? (Beifall bei der SPÖ.) Ist es eine Vorgangsweise, wenn man an Österreich denkt und nicht ausschließlich an sich selbst? – Das Ergebnis ist, dass nach wie vor viele Menschen auf eine flächendeckende Kinderbetreuung oder auf die Abschaffung der kal­ten Progression warten.

Herr Kurz ist nun – wohl ziemlich sicher unfreiwillig – wieder vorzeitig nicht mehr Bun­deskanzler. Drei seiner engsten Vertrauten stehen – wohl ebenso unfreiwillig – nicht mehr


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im Dienst. Reicht das, um einen besseren Weg für Österreich zu ebnen? Reicht das, um uns vor dem System Kurz zu schützen? – Wir werden es sehen.

Wie wurden die, ich glaube, es waren die Landeshauptleute, in den Chats bezeichnet? – Ich weiß nicht mehr, wie sie genau bezeichnet wurden, aber auch diese Landes­haupt­männer schauen nach wie vor zu.

Ob Misswirtschaft oder Druck auf die Justiz, Druck auf Medien  Korruption betrifft uns tagtäglich und sie geht uns alle an. Sie kostet Milliarden und benachteiligt Familien, Frauen, Kinder, einfach die gesamte Bevölkerung. Wir brauchen volle Aufklärung, und zwar so schnell wie möglich.

Als SPÖ werden wir alle Schritte dahin gehend einleiten beziehungsweise unterstützen. Die Justiz muss in Ruhe und ohne ständige politische Einmischungen und ohne Ansa­gen arbeiten können – darüber werden wir mit Argusaugen wachen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Karlheinz Kopf. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.33.37

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher vor den diversen Empfangsgeräten! Finanzminister Gernot Blümel hat in dieser nun schon sehr lange andauernden Covid-19-Krise mit klug ge­stalteten Wirtschaftshilfen großen gesamtwirtschaftlichen Schaden und einen gesamt­wirt­schaftlichen Kollaps in diesem Land verhindert. Er hat mit diesen klug gestalteten Wirtschaftshilfen unternehmerische Existenzen gerettet, er hat – natürlich mit unserer Unterstützung hier im Hohen Haus – Hunderttausende Jobs in diesem Land gerettet, und er hat mit diesen klug gestalteten Wirtschaftshilfen auch die Grundlage für den der­zeit stattfindenden Wirtschaftsaufschwung gelegt. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Jakob Schwarz.)

Finanzminister Blümel wird morgen diesem Hohen Haus ein sehr zukunftsfähiges und zukunftsgestaltendes Budget mit herausragenden Schwerpunkten vorlegen – Klimaschutz, soziale Sicherheit, aktive Arbeitsmarktpolitik, Mittel für die innere und äußere Sicherheit, Mittel für einen starken Wirtschaftsstandort und für eine Unterstützung des Wirtschafts­auf­schwungs. Und Finanzminister Blümel wird in Kürze (Ruf bei der FPÖ: Zurücktreten!) ein Konzept für eine ökosoziale Steuerreform in Begutachtung schicken, die eine Entlastung sowohl für die vielen fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch für die vielen tüchtigen Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich, für die Unter­nehmen bringen und damit letzten Endes auch wieder für die Sicherung der Jobs sorgen wird. Es wird auch eine Grundlage für eine Änderung des Steuersystems zur Unter­stützung der Bekämpfung des Klimawandels gelegt. Alles in allem macht dieser Finanz­minister sehr, sehr zukunftsfähige Konzepte mit weitreichenden positiven Wirkungen für dieses Land! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Prammer und Jakob Schwarz.)

Meine Damen und Herren von der Opposition! Der Grund, warum Sie diese Sonder­sitzung beantragt haben, ist Ihnen mit dem Rücktritt von Sebastian Kurz abhanden­gekommen (Ruf bei der SPÖ: Warum ist er denn eigentlich zurückgetreten?), und dann ist Ihnen nichts Besseres eingefallen als herzugehen und sich, statt auf diese Sitzung oder vor allem auf diese Dringliche Anfrage zu verzichten (Ruf bei der SPÖ: Ist ja nichts passiert! Ist ja alles in Ordnung! – weitere Zwischenrufe bei der SPÖ), den Finanzminister


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als Adressaten auszusuchen und hier eine Dringliche Anfrage einzubringen, die Ihnen eigentlich mit ihrem Inhalt schlichtweg peinlich sein sollte.

Sie bauen diese Anfrage auf einer Anordnung der Wirtschafts- und Korruptionsstaats­anwaltschaft auf, deren Substanz letzten Endes die Justiz dann einmal zu bewerten haben wird; das ist Gegenstand rechtsstaatlicher Vorgänge. Es steckt da aber schon eine gewagte Portion Interpretation eines Chatverkehrs von Mitarbeitern des Finanz­ministeriums drinnen. Gewagt ist vor allem der Brückenschlag zum ehemaligen Bundes­kanzler Kurz, noch gewagter aber ist der Brückenschlag – der versuchte – zu Finanz­minister Blümel. Dieser war zu diesem Zeitpunkt 2016/2017, falls Sie das nicht wissen sollten, gar nicht Finanzminister! Das dürfte Ihnen aber irgendwie in der Hitze des Ge­fechts und in der Eile der Umfunktionierung dieser heutigen Sitzung entgangen sein, oder Sie dürften es übersehen haben. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Kollege Krainer ist vorhin sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Er hat im Zusam­menhang mit diesen Chats des ehemaligen Mitarbeiters Schmid betreffend die Finan­zierung, die Vergabe von Umfragen immer wieder die Namensfolge Schmid und Kurz und Blümel verwendet – als ob das je überhaupt eine Substanz hätte. Wenn man es aber oft genug sagt, so glauben Sie, wird es dann auch wahr oder geht es dann auch hinein.

Kollegin Belakowitsch hat in ihrem Redebeitrag noch ein bisschen weniger Substanz gehabt. Sie hat immer wieder die Frage: Was wusste Blümel?, aufgeworfen. – Reicht die Frage: Was wusste Blümel?, für einen Misstrauensantrag? Vorhin war es ja noch etwas skurriler, als ich gehört habe, dass es schon ausreicht, dass der neue Bundes­kanzler Schallenberg mit Thomas Schmid ein Büro im Außenministerium geteilt hat, um einen neuen Bundeskanzler einfach einmal in einem Satz so ein bissel flapsig anzu­patzen – als ob das irgendeine Substanz hätte und irgendetwas über den neuen Bun­deskanzler Schallenberg aussagen würde! Wo sind wir denn da eigentlich? (Beifall bei der ÖVP.)

Selbstverständlich müssen vorliegende Vorwürfe, vor allem strafrechtlicher Natur, von der Justiz lückenlos und sauber untersucht werden, da gibt es überhaupt kein Wenn und Aber! Da aber mit verdrehten Sätzen Verbindungen zu anderen Personen wie Finanz­minister Blümel zu schaffen oder herzuleiten, die, wie Kollegin Maurer vorhin gesagt hat, in diesen Akten gar nicht vorkommen, das geht schlicht und einfach zu weit, meine Damen und Herren! Der Misstrauensantrag ist das schärfste Mittel der parlamen­tari­schen Kontrolle, und mit einem solchen Mittel muss man sehr, sehr sorgsam umgehen. Damit – mit Worten und mit Vorwürfen – darf man nicht einfach um sich werfen. Das geht einfach nicht!

Deswegen, meine Damen und Herren von der Opposition, hätten Sie gut daran getan, die Justiz nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz ihre Arbeit machen zu lassen, auf diese Sitzung zu verzichten, auf diese peinliche Dringliche Anfrage zu verzichten, den Herrn Finanzminister nicht damit zu behelligen und ihn seine Arbeit machen zu lassen, für dieses Land! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Mag. Christian Ragger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.41.10

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Ministerinnen! Geschätzte Minister! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Ich war lange im Kärntner Landtag, und dort prangt ein lateinischer Spruch an der Decke, den auch Herr Altklubobmann Andreas Khol sehr oft verwendet hat. Da steht: „Veritas temporis


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 210

filia.“ – Die Tochter ist eine Wahrheit der Zeit. (Abg. Kopf: Na, umgekehrt!) – Umgekehrt: Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.

Andreas Khol hat es aber nie vollständig zitiert, denn die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit, geht noch weiter: non auctoritatis – nicht der Autorität. Ich möchte Sie heute ein­laden, einen kleinen, kurzen Streifzug durch diese Zeit zu unternehmen, nämlich wahr­zunehmen, was in den Jahren 2015, 2016, 2017 so passiert ist.

Wir können uns erinnern, wie sehr die Medien, die heute alle vollzählig versammelt sind, über Herrn Strache und über alle anderen hergefallen sind und wie sie über die unflä­tigen kriminellen Handlungen auf Ibiza geschimpft haben, während im Finanzministerium eine kleine Gruppe mit ihren Verbündeten aus Tirol gesessen ist und sich eine Zeitung gekauft hat, die sie dann in weiterer Folge auch dementsprechend benützt hat. Von dieser hört man heute noch nichts, weil das etwas ist, was in den nächsten Ordnern drinstehen wird, nämlich dass es nicht nur die Zeitungen „Österreich“ und „Heute“ waren, sondern auch andere Medien, die letztendlich gefüttert worden sind, um ein häppchen­gerechtes Aufarbeiten der Politik der ÖVP zu ermöglichen.

Das ist jetzt keine Erfindung meinerseits, sondern ich zitiere aus dem Bericht des Finanz­ministeriums, was die einzelnen Medien bekommen haben, nämlich (in eine Unterlage blickend): Im dritten Quartal 2019 hat die „Kronen Zeitung“ 3,1 Millionen Euro bekom­men, und auf einmal, nach einem Jahr in schwerster Krise, in dem die Republik Öster­reich 22 Milliarden Euro Minus macht, bekommt die „Kronen Zeitung“ 5,4 Millionen Euro pro Quartal, 20 Millionen Euro Unterstützung, während die Österreicherinnen und Öster­reicher über die nächsten zehn Jahre ein Minus von 22 Milliarden Euro ausbaden dürfen. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)

Das geht aber weiter, denn derjenige, den wir alltäglich im Vorabendprogramm mit seinem Gourmetmagazin wiederfinden, schießt überhaupt den Vogel ab. Es wird dann nämlich gesteigert: Von lächerlichen 50 000 Euro, die er im Jahre 2019 pro Quartal be­kommt, wird der „Falstaff“, das Magazin, um 438 Prozent stärker gefördert – interes­santer­weise immer wieder von denselben Personen. Und jetzt müssen Sie mir sagen, ob das nicht irgendwann schon in die Nähe des § 278 rückt oder sogar des § 278a, nämlich nicht nur einer kriminellen Organisation, sondern wir sprechen in Ansätzen schon von einer mafiösen Organisation. (Beifall bei der FPÖ.) 

Wir sind aber in dieser Zeit noch nicht fertig, denn der Höhepunkt kommt erst. Der Höhe­punkt passiert – und das ist der Vorwurf, lieber Herr Finanzminister – in Ihrer Zeit: dass Sie eine Gesellschaft gründen, die Abbag, und dann hergehen und 15 Milliarden Euro der Cofag weitergeben, ohne dass es in diesem Land eine parlamentarische Kontrolle gibt. Besetzt von Grün, besetzt von Schwarz werden dort Gelder letztendlich ohne irgend­welche Grundlagen, ohne irgendwelche Ansätze ausbezahlt. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Daher ist es auch für uns so wichtig, dass wir dazu einen entsprechenden Entschließungs­­antrag einbringen.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofor­tiger Stopp der COFAG“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, die sicherstellt, dass einerseits die COVID-19 Finanzierungsagentur


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 211

des Bundes GmbH (COFAG) umgehend aufgelöst und andererseits das Bundes­minis­terium für Finanzen mit den derzeit der COFAG übertragenen Kompetenzen betraut wird.“

*****

Geschätzte Damen und Herren, der Kongo liegt nicht in Afrika. Der Kongo ist hier! (Beifall bei der FPÖ.)

14.45

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Christian Ragger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Sofortiger Stopp der COFAG

eingebracht im Zuge der Debatte zur Dringlichen Anfrage des Abgeordneten Jan Krainer, Genossinnen und Genossen betreffend „System Kurz“ – Missbrauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptionsvorwürfe in der 124. Sitzung des Nationalrates, am 12.10.2021

Im März 2020 wurden der österreichischen Wirtschaft 38 Milliarden Euro zur Unter­stützung in der Corona-Krise zugesichert. 15 Milliarden Euro davon, die Mittel aus dem sogenannten Corona-Hilfsfonds, werden seither von der COFAG verwaltet.

Die COFAG (COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH) wurde extra zur Vergabe dieser 15 Mrd. Euro gegründet. Angesiedelt ist die COFAG bei der ABBAG - als deren Tochtergesellschaft; ausgestattet mit einem türkisen und einem grünen Ge­schäftsführer. Parlamentarische Kontrolle ist für die COFAG keine vorgesehen.

Aufgabe und Zielsetzung der COFAG ist es laut ihrer Homepage, „rasch und effizient, transparent und nachvollziehbar finanzielle Maßnahmen zur Erhaltung der Zahlungs­fähigkeit und zur Überbrückung von Liquiditätsschwierigkeiten der österreichischen Unternehmen während der Corona-Krise zu ergreifen.“

Die COFAG stellt für heimische Unternehmen Garantien, Fixkostenzuschüsse, den Verlustersatz, den Ausfallsbonus sowie den Lockdown-Umsatzersatz bereit. In Summe stehen dafür 15 Milliarden Euro im Rahmen des Corona-Hilfsfonds zur Verfügung.

„Rasch und effizient, transparent und nachvollziehbar“ – Vorgaben, die seitens der COFAG jedoch in keinster Weise eingehalten werden. Die Kritik an der Bearbeitung von Anträgen der Unternehmer reißt nicht ab. Vorwürfe gibt es viele: Bei vielen EPU und Kleinunternehmen komme das Geld von Umsatzersatz und Fixkostenzuschuss nicht oder nur sehr schleppend an. Antragsteller berichten von massiven Verzögerungen bei der Antragsstellung, unverständlichen Absagen, zu gering berechneten Beträgen und Hürden bei der Kommunikation mit der staatlichen Finanzierungsagentur COFAG. Eine Möglichkeit, gegen eine Entscheidung der COFAG offiziell Beschwerde einzulegen bzw. eine Entscheidung zu bekämpfen, gibt es für die Antragsteller nicht.

Berechtigte Kritik gibt es ferner aufgrund der seitens der Bundesregierung beschlos­senen legistischen Konstruktion der COFAG – Transparenz und parlamentarische Kontrolle in diesem Zusammenhang fehlen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 212

Aufgrund der Unklarheit bezüglich der Verfassungskonformität der Konstruktion der COFAG haben im Juli 2021 85 Nationalratsabgeordnete beim Verfassungsgerichtshof einen Gesetzesprüfungsantrag zur COFAG eingebracht.

Dabei soll u.a. die Ausgestaltung der Vergabe der COVID-19-Unterstützungen und de­ren Kontrolle geprüft werden. Aus Sicht der 85 Nationalratsabgeordneten ist die Kon­struktion der COFAG an sich bereits eine Umgehungskonstruktion, um sich der parla­mentarischen Kontrolle zu entziehen. Hoheitliche und privatwirtschaftliche Handlungs­formen werden vermischt, die gesetzlichen Grundlagen für die erlassenen Verordnun­gen sind nicht ausreichend determiniert.

Aus all diesen Gründen ist daher aus Sicht der unterfertigten Abgeordneten die COFAG sofort aufzulösen und sind die entsprechenden Kompetenzen unmittelbar dem Bundes­ministerium für Finanzen zu übertragen, welches über das notwendige Know-How, die Daten etc. verfügt, um so den Unternehmen endlich eine rasche und unbürokratische Hilfe zukommen zu lassen. Eine solche Vorgangsweise würde den Einsatz von Steuer­geldern verbessern und damit positive Auswirkungen auf die kommenden Bundesrech­nungsabschlüsse haben.

Daher stellen die unterfertigen Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, die sicherstellt, dass einerseits die COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG) umgehend aufgelöst und andererseits das Bundes­minis­terium für Finanzen mit den derzeit der COFAG übertragenen Kompetenzen betraut wird.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nun hat sich Kollege Ottenschläger zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort ge­meldet – bitte, Herr Kollege! –, danach ist Frau Kollegin Tomaselli zu Wort gemeldet. – Besten Dank.


14.46.07

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Verzeihung, Frau Kollegin! Ich möchte mich nur zum Vorredner zu Wort melden und eine tatsächliche Berichtigung formulieren.

Herr Abgeordneter Ragger hat hier behauptet, die Cofag unterliege nicht der parla­mentarischen Kontrolle. Ich berichtige tatsächlich: Es gibt erstens die Möglichkeit – und Sie wurden dazu eingeladen –, dass alle Fraktionen entsprechend im Beirat vertreten sind. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Zweitens – und ich glaube, da sind wir uns alle einig – ist ein wesentliches Kontroll­instrument für uns hier im Parlament der Rechnungshof, der die Cofag auch ständig prüft und begleitet. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Das ist schon keine Berichtigung mehr! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

14.46



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 213

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun ist Frau Kollegin Mag. Nina Tomaselli zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.46.54

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! „Und [...] für dich: zahlen sind in schwan­kungsbreite frisiert“, „Geniales investment“, „Und Fellner ist ein Kapitalist“, „Wer zahlt schafft an“, „Ich liebe das“, „Mitterlehner ist ein Linksdilettant und ein riesen oasch!! Ich hasse ihn Bussi Thomas“. – Ich finde, an einem Tag wie dem heutigen muss man mit diesen Chats anfangen. (Abg. Pfurtscheller: Was hat das jetzt mit dem Thema zu tun?)

Ich habe mir im Laufe des Tages auch ganz oft gedacht, eigentlich müssten wir auch eine Lesestunde machen, denn ich nehme an, dass sich einige Personen bis heute geweigert haben, die 104 Seiten der richterlich genehmigten Anordnung zur Haus­durchsuchung zu lesen – anders sind die Zweifel nicht erklärbar.

Was diese Chats belegen, ist, wie ich finde, ganz klar, nämlich mit welcher Machtlust das eigene Fortkommen über das Wohl des Landes gestellt worden ist. Wenn Sie mir nicht glauben – ich würde sagen, es ist versucht worden, die Österreicherinnen und Österreicher zu manipulieren, die Medien, aber auch (erheitert) die eigene Partei –, möchte ich die Worte von Landeshauptmann Schützenhöfer heranziehen. Er hat nämlich gesagt: „Die Härte der Vorwürfe ist unfassbar. Sie hat eine Dimension erreicht, die an die Grenzen des Möglichen heranreicht.“

Was wir in den Chats aber sehen, ist, dass das tatsächlich möglich ist, denn es sind Dokumente aus der Realität, und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist ehrlich gesagt beschämend. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Eigentlich könnte man sich als Politikerin einer nicht betroffenen Partei jetzt zurück­lehnen und sagen: Ja, die ÖVP ist schuld!, oder, wie es die NEOS gemacht haben, noch ein bisschen absurder: Die Grünen sind schuld! Und in einer einfachen Welt könnten wir uns vielleicht darauf verlassen, dass alle Beteiligten, die dieses System unterstützt haben und beschützt haben, eh jeden Tag die Rechnung präsentiert bekommen. Wissen Sie aber, was die Wahrheit ist? – Wir sind eben nicht in einer einfachen Welt. Sie ziehen uns alle mit hinunter! Diese persönlichen Worte möchte ich jetzt sagen, weil es mich wirklich bestürzt: Die Machenschaften, die wir in diesen Chats sehen, zerstören nach­haltig das Vertrauen in die Politik, und das müssen wir uns alle zusammen mühsam wieder erarbeiten. Nur zwei Jahre nach Ibiza, nach einem so einschneidenden Ereignis in der Innenpolitik, muss das Parlament, muss ein nächster U-Ausschuss schon wieder hinter der Selbstbesessenheit, hinter den blinden Allmachtsfantasien Einzelner hinter­herräumen. Ich finde, damit muss endlich Schluss sein. (Beifall bei den Grünen.)

Wieso sage ich das? – Es ist mir ein tiefes Anliegen, denn ich möchte nicht, dass wir als Politik der Bevölkerung ein Bild vermitteln – auch den vielen Kindern und Jugendlichen, die jetzt zusehen –, dass es normal ist, dass man sich Steuergeld nehmen kann, das einem gar nicht gehört, dass man damit den Boulevard schmieren kann, dass alles irgendwie eine Frage des Preises ist und dass sich diejenigen durchsetzen, die frech genug sind, weil sie die anderen mit dem Ellenbogen wegräumen. Ich finde auch nicht, dass es sein kann, dass die Unschuldsvermutung ein zentrales Kriterium wird. Nein, das Strafrecht ist keine politische Kategorie, und das Strafrecht kann auch nicht als einziges Kriterium für die Würde eines politischen Amts herangezogen werden. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Krisper.)

Ich finde, es geht vielmehr um Vertrauen, es geht um Glaubwürdigkeit: um die Glaub­würdigkeit, die man vermittelt, dass man alles, was in der eigenen Macht steht, für das Land tut. Es geht um Integrität. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen integre


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 214

Menschen, die für die Republik arbeiten bei den vielen Herausforderungen, die vor uns stehen – sei es Klimakrise, Pandemie, Armutsbetroffenheit, Gleichberechtigung. Ich hoffe, dass hier im Hohen Haus möglichst viele mitziehen, damit wir gemeinsam diese Herausforderungen meistern können.

Abschließend möchte ich sagen: Bei dem, was in den letzten Tagen passiert ist, geht es nicht um eine einzelne Partei, sondern da geht es um Vorkommnisse, die das Gefüge der ganzen Republik ins Wanken gebracht haben. Heute ist so viel von Systemen die Rede – System hier, System da. Ich komme im Gegensatz zu meinen Vorrednern zu einer anderen Conclusio, denn die ganzen Chats, die wir in den vergangenen Monaten gesehen haben, dieses Sittenbild, das – man kann es als widerlich bezeichnen – sie zutage gefördert haben, die Entrüstung darüber und das Wissen, dass noch mehr Chats kommen werden, sehr geehrte Damen und Herren, machen mich sicher: system over­load, game over. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Brandstätter und Shetty.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.52.32

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrte Damen und Herren! Mitglie­der der Bundesregierung! Kolleginnen und Kollegen! Es steht nicht gut um die Medien­freiheit in Österreich.

Wir haben in den letzten Jahren im türkisen System einen rotzfrechen Umgang erlebt, der erschütternd ist: Da gab es Pressekonferenzen, die eine einzige Farce waren; da wurde in Mannstärke exakt gar nichts gesagt; da wurde Journalistinnen ihre Intelligenz abgesprochen, weil sie ja kein Hirn haben; da wurden Redaktionen angerufen – häufig angerufen, sehr viel angerufen –, entweder um Journalistinnen und Journalisten zu bedrohen oder um gefälschte Umfragen zu platzieren und dann auch noch mit richtig viel Steuergeld zu garnieren. Da haben die Drähte geglüht, da wurde auch in jenseitigen Chats sehr skrupellos und säckeweise unser Steuergeld verteilt, um sich Meinung zu kaufen, untertänige Berichterstattung zu kaufen, Unterwerfung zu kaufen – weil man im türkisen System eine Hülle ist, weil man eine Sloganmaschine ist, weil man am Fließ­band catchy Marketingslogans produziert, die übertünchen sollen, dass man schlichtweg keine Haltung hat.

Apropos Marketing (eine Tafel mit einem Inserat des Finanzministeriums mit dem Slogan „Entlastungspaket“ in die Höhe haltend): Kaum als Drehscheibe für Inseratenkorruption enttarnt, schaltet das Finanzministerium auch schon wieder wirre Inserate und bewirbt eine Steuerreform, die noch gar nicht gesetzlich beschlossen worden ist. (Beifall bei den NEOS.)

Dieses türkise System hat gefälscht, krumme Gegengeschäfte eingefädelt und Schein­rechnungen gelegt. Dieses türkise System zeigt eine Hybris, und wir dürfen deshalb auch nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern es ist jetzt an der Zeit, diesem türkisen System ein Ende zu setzen. Wir brauchen eine freie und unabhängige Medienlandschaft, das ist für eine Demokratie essenziell. Diese freie und unabhängige Medienlandschaft ist in Österreich derzeit nicht gewährleistet, und zwar aufgrund der Medienpolitik und der Inseratenpolitik der Regierungen der letzten Jahrzehnte. (Beifall bei den NEOS.)

Das Funktionieren einer Demokratie setzt voraus, dass die Bürgerinnen und Bürger über genau jene Informationen verfügen, die sie brauchen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Kritischer und unabhängiger Journalismus spielt dabei eine essenzielle Rolle und darf auch nicht finanziell von der Politik abhängig sein. Deshalb bringen wir heute ein


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 215

sehr umfassendes Medientransparenzpaket ein. Ziel dieses Paketes ist es, diese Inse­ratenkorruption ein für alle Mal zu beenden. Jetzt ist es an der Zeit, gemeinsam für eine Politik der sauberen Hände zu sorgen.

Aufmerksamen Abgeordneten wird auffallen, dass die meisten dieser Forderungen gar nicht rasend neu sind. Sie sind deshalb nicht rasend neu, weil die Probleme ja auch nicht erst seit gestern bekannt sind. Neu sind nur diese unflätige Art und die Dimension, dieses eiskalte Taktieren – aber dass wir seit Jahren ein wachsendes Problem haben, ist nicht neu.

Ich erinnere an dieser Stelle an meine Recherchen zu den 59 PR-Mitarbeitern im Bun­deskanzleramt. Jede Redaktion würde sich wünschen, auch nur annähernd diese Zahl an Journalistinnen und Journalisten in ihrer Redaktion haben zu können. Ich erinnere an dieses völlig aus dem Ruder gelaufene Werbebudget: 210 Millionen Euro hat man allein dieses Jahr fixiert, um sich in den nächsten vier Jahren Propaganda zu gönnen, um 1 Million Euro pro Woche (Zwischenruf des Abg. Haubner) – und die Grünen waren da übrigens auch ganz vorne mit dabei. Dem gegenüber stehen 9 Millionen Euro an Presse­förderung. Für nichts – nicht für Inserate und Werbung, nicht für Presseförderung, nicht für eine Privatrundfunkförderung – gibt es auch nur annähernd sinnvolle Kriterien. (Neu­erlicher Zwischenruf des Abg. Haubner.)

Da kommt es auch zu einem völlig falschen Bild dessen, was Medien zu leisten haben und wie die Finanzierung auszusehen hat. Deshalb sei auch Präsident Sobotka an dieser Stelle gesagt: Bezahlte Inserate sind etwas anderes als Gegengeschäfte. Die Gegenleistung für Inserate besteht auch nicht aus Berichterstattung, auch wenn das Kollegen Kurz nicht ganz klar ist.

Wir brauchen Transparenz, wir brauchen klare Kriterien und wir brauchen definitiv eine Deckelung der Ausgaben für Werbung. Wer heute herausfinden möchte, wer wann wo um wie viel Steuergeld inseriert hat, findet erstens ein Drittel der Inserate gar nicht vor, weil sie unter die Bagatellgrenze fallen oder Sonderformate darstellen, und bei einem zweiten Drittel herrscht reinstes Chaos: Die Meldungen sind nicht standardisiert, wer sich einen Überblick verschaffen will, muss Tausende Zeilen in Excel-Tabellen händisch mit Stricherllisten durcharbeiten, und es braucht eigene Forschungsprojekte, um heraus­zufinden, wo eigentlich unser Steuergeld landet.

Deshalb bringe ich jetzt unser Medientransparenzpaket in Form eines Entschließungs­antrages ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „lnseraten­korruption beenden“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat ehestmöglich einen Gesetzes­entwurf zuzuleiten, der die gegenwärtige Praxis der Inseratenvergabe durch staatliche Stellen im Zusammenspiel mit einer zu niedrigen Presseförderung beendet. Auf folgende Aspekte sollte dabei im Besonderen geachtet werden:

- Eine Ausgabengrenze für Inserate von öffentlichen Stellen muss die gegenwärtigen Volumina drastisch reduzieren. Zusätzlich werden Inserate im Sinne der Sparsamkeit und Effizienz basierend auf ministerienübergreifenden Schalt- und Kommunikations­plänen von einer zentralen Stelle geschalten.


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- Im Gegenzug soll die Presseförderung erhöht und nach transparenten und nachvoll­ziehbaren Kriterien vergeben werden. Kriterien sind insbesondere die Qualität der Quel­lennachweise, die Recherchebeschreibung, die Anerkennung des Presserates, die Un­abhängigkeit und die Faktentreue. Medien sollen nach Qualitätskritieren, aber plattform­unabhängig gefördert werden.

- Inserate von staatlichen Stellen müssen in einer transparenten Datenbank öffentlich, nachvollziehbar und dauerhaft einsehbar sein. Das aktuelle Gesetz [...] ist derart zu ändern, dass Informationen über die Inserate nicht nach zwei Jahren gelöscht werden.“

*****

An anderer Stelle erzähle ich Ihnen das gerne noch einmal langsam. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Yildirim. – Heiterkeit der Abg. Krisper.)

14.58

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Inseratenkorruption beenden

eingebracht im Zuge der Debatte in der 124. Sitzung des Nationalrats über die dringliche Anfrage betreffend "System Kurz" - Missbrauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptionsvorwürfe

Die Existenz einer freien und unabhängigen Medienlandschaft ist für eine Demokratie essentiell. In Österreich ist eine freie und unabhängige Medienlandschaft aufgrund der Medien- bzw. Inseratenpolitik der letzten Regierungen seit Jahrzehnten nicht gewähr­leistet. Die Presseförderung ist zu gering, die willkürliche Vergabe von Regierungsinse­raten viel zu hoch.

Die Medienwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert: Private Radio- und Fernsehstationen, Online-Medien (Recherche-Plattformen, Blogger, etc.), Tageszeitungen mit Online-Portalen, Medienportale (YouTube, Facebook, etc.), Streaminganbieter. Die einzige Konstante wird auch in den nächsten Jahren die Verän­derung sein. Die momentane Medienpolitik trägt diesen Entwicklungen leider in keiner Weise Rechnung. Die etablierten und alten Geschäftsmodelle der traditionellen Medien sind stark herausgefordert. Doch das Medienverständnis der österreichischen Regie­rung ist im 20 Jh. steckengeblieben. Momentan gibt es im Fördersystem einen starken Fokus auf gedruckte Zeitungen und Vertriebsförderungen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Länder wie Schweden zeigen, dass eine Reform der Presseförderung für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts unerlässlich ist. 2018 wurde die Presseförderung in Schweden von einer Printförderung zu einer plattformunabhängigen Medienförderung reformiert. Dazu wurde im Vorfeld eine wissenschaftliche Studie durchgeführt, die den Bedarf der Branche und der liberal-demokratischen Gesellschaft erhoben hat. Vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk bis zu Podcasts wurde alles untersucht. Daraufhin wurde der Förderbetrag von 59,5 auf 76,8 Millionen Euro erhöht. Für die Förderung kommen alle Medien infrage, deren Inhalte zu 60% redaktionell eigenproduziert sind. Die För­derung wird von einer neuen Medienkommission vergeben, die mehrheitlich aus Branchen­vertretern besteht.

Der Medienwandel beendet nicht nur historische Geschäftsmodelle, sondern öffnet auch die Teilnahme an der Gestaltung von Öffentlichkeit. Social Media und Smartphones


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 217

haben für alle Menschen die Barriere deutlich gesenkt, ihr Wissen zu teilen und ihre Meinung hörbar zu artikulieren. Aktive Meinungsfreiheit ist eine Chance. Gleichzeitig gibt es Bedrohungen dieser Meinungsfreiheit, die paradoxerweise durch den Gebrauch derselben ausgelöst wurde. Auch weil ihre Grenzen von den Teilnehmer_innen selbst ausgelotet, überschritten und neu ausgehandelt werden. Meinungsfreiheit bedeutet manchmal nämlich auch Faktenfreiheit. Radikalisierung und bewusste Fehlinformation werden dazu benützt, Botschaften zu verkürzen. Ist das neu? Nein. Aber die verstärkte Sichtbarkeit erfordert die Forcierung eines qualitativ hochwertigen Journalismus, der nachhaltig gesicherte und recherchierte Inhalte liefert, die wiederum die Grundlage für den demokratischen Diskurs bilden.

Unser Ziel ist vielfältiger, kritischer Journalismus, der die Grundlage für eine vielfältige, kritische Meinungsbildung innerhalb der Bevölkerung ist. Darum braucht es die jour­nalistische Aufarbeitung von Positionen und Inhalten, die nicht an sich mehrheitsfähig sind und daher auch nicht zwangsläufig von marktwirtschaftlich agierenden Medien­unter­nehmen erarbeitet werden müssen. Aus diesem Grund sind diese ganz besonders auf staatliche Förderung angewiesen, die sie jetzt jedoch nicht erhalten. Momentan ist man zum Beispiel bei Förderungen immer noch an eine gedruckte periodische Ausgabe gebunden.

Als zentrale Säule unserer liberalen Demokratie ist es unsere politische Pflicht, Medien nach Qualitätskriterien, plattformunabhängig zu fördern. Eine gut ausfinanzierte Presse­förderung kostet weniger als Korruption und Freunderlwirtschaft. Aus diesem Grund benötigen wir dringend eine Reform der Presseförderung: Professioneller, kritischer Journalismus muss gefördert werden, und zwar kanalunabhängig, durch transparente Entscheidungsprozesse (Abwicklung durch Expert_innenjurys) und die Treffsicherheit der Maßnahmen muss durch den Rechnungshof kontrolliert werden. Über­kreuz­beteili­gungen in der Medienbranche müssen bekämpft und politiknahe Eigentümer_innen vermieden werden. Die Förderkriterien sollen vor allem den Qualitätsjournalismus fördern, und zwar anhand mehrerer nachvollziehbarer Kriterien, wie zum Beispiel:

•             Redaktionsstatut mit Mindestkriterien

•             Selbstkontrolle, wie Anerkennung des Presserates und verpflichtende Ver­öffentlichung

•             Trennungsgrundsatz von Nachricht und Kommentar; von Anzeige und redaktio­nellem Inhalt

•             Quellennachweis

•             Recherchebeschreibung

•             Unabhängigkeit

Presseförderung ist eine wichtige Investition in eine der Grundsäulen unserer offenen, liberalen Demokratie und wichtige Grundlage für unsere Meinungsfreiheit.

Der zu geringen Presseförderung steht im aktuellen System eine gewaltige Summe an steuergeldfinanzierten Regierungsinseraten gegenüber, die nahezu willkürlich an Medien vergeben werden können. Die Anordnung zur Hausdurchsuchung im Korrup­tionsfall Kurz zeigt auf erschreckender Weise, wie mit Steuergeld Berichterstattung über den Weg von Inseraten gekauft werden kann. Inserate sind jedoch keine Presse­för­derung. Eine aufschlussreiche Studie des Medienhauses Wien kommt zu folgendem, ernstzunehmenden Schluss: „Die Inseraten- und Förderpolitik von Österreichs Bundes­regie­rung im Tageszeitungsmarkt ist in den vergangenen Jahren ideell und konzeptuell aus dem Ruder gelaufen. Aus Forschungssicht müssen wegen der sehr intransparenten, willkürlichen Inseratenvergabe der Bundesregierung „Bedenken hinsichtlich einer möglichen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 218

politischen Einflussnahme´, wie sie von der EU-Kommission in ihrem ´Rechtsstaat­lich­keitsbericht´ zu Österreich formuliert wurden, geteilt werden.“

Es gilt daher, das System der Presseförderung und Inseratenvergabe grundlegend zu ändern: Presseförderung erhöhen und Inseratenvergabe massiv verringern.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat ehestmöglich einen Gesetzes­entwurf zuzuleiten, der die gegenwärtige Praxis der Inseratenvergabe durch staatliche Stellen im Zusammenspiel mit einer zu niedrigen Presseförderung beendet. Auf folgende Aspekte sollte dabei im Besonderen geachtet werden:

•             Eine Ausgabengrenze für Inserate von öffentlichen Stellen muss die gegen­wärtigen Volumina drastisch reduzieren. Zusätzlich werden Inserate im Sinne der Spar­samkeit und Effizienz basierend auf ministerienübergreifenden Schalt- und Kommuni­kationsplänen von einer zentralen Stelle geschalten.

•             Im Gegenzug soll die Presseförderung erhöht und nach transparenten und nachvollziehbaren Kriterien vergeben werden. Kriterien sind insbesondere die Qualität der Quellennachweise, die Recherchebeschreibung, die Anerkennung des Presserates, die Unabhängigkeit und die Faktentreue. Medien sollen nach Qualitätskritieren, aber plattformunabhängig gefördert werden.

•             Inserate von staatlichen Stellen müssen in einer transparenten Datenbank öffentlich, nachvollziehbar und dauerhaft einsehbar sein. Das aktuelle Gesetz (§ 3 Abs 6 MedKF-TG) ist derart zu ändern, dass Informationen über die Inserate nicht nach zwei Jahren gelöscht werden."

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, er ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Julia Elisabeth Herr. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.58.56

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Man sollte ja eigentlich meinen, dass alle hier im Haus den Anspruch haben, für die breite Mehrheit der Bevölkerung und nicht für sich selbst Politik zu machen. Die Politik von Sebastian Kurz und dem System Kurz, das in der ÖVP um sich greift, hat mir aber schon vor einigen Jahren gezeigt, dass diese Vorstellung leider nicht stimmt.

Unter Sebastian Kurz ist die ÖVP mehr denn je eine Partei geworden, in der man sich gegen Spenden Politik kaufen kann. (Abg. Strasser: Kleine und mittlere Einkommen!) Wir lesen das sehr direkt in den Chats: „Wer zahlt, schafft an“ und „Ich liebe das“, steht dort geschrieben.

Politik, mit der sich die Reichen in diesem Land einen 12-Stunden-Tag bestellen konn­ten, mit der Millionäre, Millionärinnen auf der einen Seite millionenschwere Staatshilfen aus Steuergeld in Anspruch genommen haben, während sie auf der anderen Seite die Beschäftigten hinausgeworfen haben, oder – jetzt ganz neu, morgen werden Sie das, denke ich, präsentieren, Herr Finanzminister – mit der den größten Unternehmen und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 219

Konzernen im Land ein Steuergeschenk gemacht wird, sodass ihre Gewinne noch größer werden: Alles ist anscheinend möglich, wenn sich die ÖVP gemeinsam mit den reichsten Menschen in diesem Land, also den Sponsoren und den Sponsorinnen, also der „Familie“, wie Sie das nennen, etwas zum Ziel setzt. Da werden im Machtrausch schnell auch einmal Umfragen gekauft und gefälscht, da werden mit Inseraten schnell einmal ein paar Zeitungen, ein paar JournalistInnen eingekauft. Da werden selbst Wahlen gekauft, wenn man einfach ein doppelt so hohes Budget für den Wahlkampf ausgibt, als erlaubt ist, und zwar vorsätzlich, auch das muss man einmal sagen. Das ist der ÖVP alles egal. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abgeordneten Eypeltauer.)

Es hat geheißen: „Sparen im System“. Das haben Sie versprochen, auch Sie, Herr Minister, und nichts davon ist passiert! Das Inseratenbudget von Türkis und auch Grün im Übrigen – das muss man auch dazusagen – wurde so stark aufgeblasen wie noch nie zuvor. Im Sinne der Bevölkerung? Wohl kaum! (Abg. Haubner: Was ist mit der Wiener SPÖ? Ihr seid ja so scheinheilig!) Wir können ja nun nachlesen, worum es da gegangen ist. Aus den großspurigen Versprechen wurden mutmaßliche Verbrechen. Das ist das, was jetzt übrig ist. (Abg. Haubner: So was Scheinheiliges!)

Das Ärgste ist ja: Wer hat diese gefälschten Umfragen bezahlt? Der Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass wir das waren, auch Sie zu Hause vor den Bildschirmen, liebe Zuschauer und Zuschauerinnen, Sie sind gemeint, die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen! Wir haben uns die Fakenews, die uns vorgesetzt wurden, auch noch selbst bezahlt. Das System Kurz hat uns für die eigene Volksverblödung zahlen lassen. (Beifall bei der SPÖ.)

Gut, jetzt könnten wir sagen: Das ist ja eh alles nicht neu!, was aber die Chats der Buberlpartie des Sebastian Kurz tatsächlich neu und ungeschminkt ans Tageslicht ge­bracht haben, das hätte nicht einmal ich mir in dieser Dimension vorgestellt (Zwischen­rufe bei der ÖVP), nämlich wie schamlos man wirklich bereit war, nicht nur für sich selbst, sondern gegen die Mehrheit der Bevölkerung Politik zu machen. Auch das muss man klar benennen! – „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht“, sagt ein bekanntes Zitat. (Ruf bei der ÖVP: Ihr seid nicht gewählt worden! Nimm das zur Kenntnis!)

Wie Sebastian Kurz und auch Sie und viele andere in der ÖVP mit dieser Macht umgegangen sind, können wir nachlesen: Ein 1,2 Milliarden Euro schweres Paket für die Nachmittagsbetreuung war unter Kern und Mitterlehner, Kanzler und Vizekanzler, bereits ausverhandelt, mit Rechtsanspruch für alle Familien in diesem Land. (Zwischen­ruf des Abg. Hörl.) Das Geld wäre dazu da gewesen, endlich ganztägige Betreuungs­angebote auszubauen; das wäre vor allem zum Vorteil für die Frauen in diesem Land gewesen, die noch immer so stark für die Kindererziehung verantwortlich gemacht werden. Und was macht Sebastian Kurz? Er schreibt: „Wie kannst du das aufhalten?“ (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hörl.) Er will ein Bundesland aufhetzen. Heute kennen wir das Ergebnis: Er war erfolgreich. Er hat den Familien im Land vor fünf Jahren den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung gestohlen, und dann, als wir die zweite Chance gesehen, den zweiten Anlauf genommen haben und einen Antrag dazu einge­bracht haben, wurde dieses Vorhaben erneut niedergestimmt. Das gibt es doch nicht! (Beifall bei der SPÖ.) Dafür haben Sie kein Geld, Herr Finanzminister, für die Steuer­geschenke haben Sie es aber schon?!

Szenenwechsel: Schauen wir uns die Aktion 20 000 an, eine Initiative für 20 000 Lang­zeit­arbeitslose in diesem Land. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Lesen wir, was dazu geschrieben wird: Bitte endlich weg mit der Aktion 20 000, bei uns stapeln sich die Anträge!, schreibt da der persönliche Leibwächter von Sebastian Kurz. Ja, wenn das Projekt gut anläuft, dann muss es beseitigt werden, und so ist es geschehen, und zwar


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eiskalt – da wurde Politik gegen die eigene Bevölkerung gemacht. (Neuerlicher Zwi­schenruf des Abg. Hörl.)

Ich komme schon zum Schluss: Die Grünen haben sich am Samstag anscheinend dafür entschieden, das System Kurz mit einem Ersatzkanzler an der Spitze vorläufig weiter zu unterstützen. Dieser Ersatzkanzler hat sich ja bereits in seinem allerersten Statement schon mit Kritik an die ermittelnden Justizbehörden gewendet, hat die Ermittlungen kriti­siert – super, das ist ein Neustart, super! – und hat sich auch Sebastian Kurz unterwor­fen.

Ich sage es ganz ehrlich: Wer glaubt, mit einem Schattenkanzler Kurz eine stabile Regierung bilden zu können, der täuscht sich und der täuscht die Öffentlichkeit. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Amesbauer und Eypeltauer.  Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Diese Krise ist nicht zu Ende, das System Kurz ist nämlich die Krise. Das muss man sagen. Sie wird erst enden, wenn dieses System aufgebrochen wird, wenn nicht gegen die Menschen, sondern für die Menschen Politik gemacht wird, wenn Politik nicht mehr von jenen mit dem meisten Geld käuflich ist, wenn nicht mehr Stimmungsmache durch gekaufte Inserate und Umfragen gekauft wird, erst dann wird sich etwas ändern. (Abg. Wurm: ... FPÖ wählen!)

Um es zusammenfassend zu sagen: Sie können noch so viele Unterlagen schreddern, die politische Verantwortung werden Sie nicht los. Sie werden sie auch nicht los, wenn Sebastian Kurz hier von diesem Sessel (in Richtung Regierungsbank weisend) auf diesen Sessel (in Richtung ÖVP-Reihen weisend) rückt – ich weiß nicht, wie viele Meter es sind, etwa 5 Meter rückt er weiter. Er wird weiterhin versuchen, die Aufdeckung, die Aufklärung zu unterbinden, aber der nächste Untersuchungsausschuss wird kommen. Die Aufdeckungsarbeit wird kommen und das System Sebastian Kurz wird und muss enden. Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Abgeordneter Gabriel Obernosterer ist zu Wort gemel­det. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.06.12

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus und liebe Zuseher zu Hause vor den Fernsehschirmen! Also der heutige Tag – ich bin seit 15 Jahren hier in diesem Hohen Haus (Zwischenrufe bei der SPÖ Zwischenrufe und Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ – Abg. Wurm: ... Amen!) und würde mir wünschen, dass solche Tage hier im Parlament nicht stattfinden würden. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Zu diesen Redebeiträgen der Oppositionsparteien, die von Hass, von Unwahrheit und von Unterstellungen (anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ) hier von diesem Rednerpult aus unter dem Schutz der Immunität losgetreten worden sind, muss ich schon fragen: Meine lieben Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen von den Oppositionsparteien – zum Teil seid ihr genauso lange wie ich in der Politik –: Glaubt ihr wirklich, das wird von der Bevölkerung honoriert? Glaubt ihr wirklich, ihr habt irgendetwas davon? (Abg. Brandstötter: Das ist ja nicht der Punkt! Zwi­schenruf bei der SPÖ.)

Euch ist es wichtig, diejenigen, die regieren, die die Wahlen gewonnen haben, so lang anzuschütten – so lang anzuschütten! –, bis irgendwo etwas drauf ist, und ihr glaubt, ihr profitiert davon. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wartet die nächste Wahl ab, die Bevöl­kerung wird entscheiden, wer die nächste Regierung stellt! (Beifall bei der ÖVP. Neuer­liche Zwischenrufe bei der SPÖ.) Und diese Unterstellungen hier heraußen, ich will das


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alles nicht wiederholen: korrupte Partie, Buberlpartei (Abg. Belakowitsch: Ja, was denn sonst?!), diese Regierung schaut nur auf sich, die ÖVP schaut nur auf sich et cetera et cetera. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS. – Rufe bei SPÖ und FPÖ: Bravo! Ruf: Mes­serscharf erkannt!)

Soll ich euch etwas sagen? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ihr könnt höhnisch sein, so viel ihr wollt, aber als vor guten zwei Jahren die Regierung angelobt wurde und kurz darauf die Pandemie gekommen ist, wisst ihr, was diese Regierung gemacht hat? (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ sowie der Abg. Brandstötter.) Auch das wollt ihr ignorieren. – Der österreichische Staat und die österreichische Bevölkerung sind besser durch die Pandemie gekommen als im internationalen Vergleich die gesamte EU. (Zwi­schenruf des Abg. Amesbauer.) Wir gehören zu den drei Staaten, die diese Coronakrise am besten bewältigt haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Diese Regierungsmitglieder – damals noch unter Kanzler Kurz und Vizekanzler Kogler, mit allen Ministern (Zwischenrufe bei der SPÖ) – haben Tag und Nacht gearbeitet, damit wir gut durch die Pandemie kommen. Tag und Nacht haben sie gearbeitet!

Jetzt komme ich noch zu eurer moralischen Geschichte: Schützenhöfer hat gesagt: Wer frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Wisst ihr, was ich euch sage? – Gebt alle eure Handys ab, lasst sie von der Staatsanwaltschaft auswerten (Abgeordnete der SPÖ halten demonstrativ ihre Handys in die Höhe), und dann geben wir diese ins Schau­fenster! (Zwischenrufe bei der SPÖ.  Ruf: Macht ihr das auch?) Ich bin gespannt, wer dann noch mit einem geraden Kopf hier hereinkommt. Ihr wisst selber, was geschrieben wird. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ sowie Zwischenruf der Abg. Brandstötter. Abg. Schnedlitz: Das ist jetzt aber eine traurige Selbsterkennt­nis, wenn es bei euch so ausschaut!)

Dass diese Chats nicht in Ordnung waren, das wissen wir, dafür hat sich Sebastian Kurz auch entschuldigt. (Ruf bei der SPÖ: Nein, der hat sich nicht entschuldigt! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das andere wird die Staatsanwaltschaft klären. Einen Satz sage ich jetzt auch noch zur Staatsanwaltschaft: Es ist heute hier schon gesagt worden, wer als Beschuldigter geführt wird, und da werde ich euch jetzt etwas vorlesen, und ich bin ich gespannt, ob ihr wisst, wer das gesagt hat: „das Vorgehen der Justiz weckt, gelinde gesagt, nicht gerade das Vertrauen in den Rechtsstaat.“

Wisst ihr, wer das gesagt hat? (Ruf bei der SPÖ: Die Mama von Sebastian Kurz!) – Landeshauptmann Kaiser, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt hat. Da war die Justiz natürlich nicht mehr glaubwürdig. (Zwischenrufe der Abgeordneten Kollross und Kucher.) Nur in diesem Fall ist sie glaubwürdig, das ist klar! (Ruf bei der SPÖ: Ist er angeklagt worden? Wahnsinn!)

Was auch noch interessant ist: Nach sechs Jahren hat Landeshauptmann Kaiser die Diversion bekommen. Er selbst hat eine Strafe gezahlt, die Partei musste Wiedergut­machung leisten, so hat die Diversion ausgesehen. (Ruf bei der SPÖ: Bleib bei der Wahrheit!) Wisst ihr, wer der Rechtsanwalt von Landeshauptmann Kaiser in diesem Streit war? Dieser Rechtsanwalt ist zufällig Rechtsbeistand bei der Korruptionsstaats­anwaltschaft. – Hinterfragt einmal solche Sachen, bevor ihr da nur anschüttet! (Ruf bei der SPÖ: Das ist ja unglaublich! – Zwischenrufe der Abgeordneten Kucher, Lercher und Yildirim.)

Als es in Kärnten Koalitionsverhandlungen mit Landeshauptmann Kaiser gegeben hat, ist gegen ihn wegen Untreue und Amtsmissbrauch ermittelt worden. Meine lieben Kol­leginnen und Kollegen von den Grünen, das hat damals für euch keine Rolle gespielt, weil ihr einen Landesrat bekommen habt. Ihr seid in diese Koalition eingetreten. Macht ein mea culpa, das andere wird die Staatsanwaltschaft machen. Die Unschulds­vermu­tung – das hat auch unser Bundespräsident gesagt – gilt für jeden. Es kann nicht sei,


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dass einer, nur weil er da vorne auf der Regierungsbank sitzt, Freiwild ist. Er hat das gleiche Recht wie jeder von uns und jeder andere Österreicher auch. (Beifall bei der ÖVP.)

15.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Julia Elisabeth Herr zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


15.11.41

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Abgeordneter Obernosterer hat soeben be­hauptet, Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz hätte sich für sein Verhalten entschuldigt. – Das ist nicht der Fall.

Ich berichtige tatsächlich: Er hat es nicht einmal geschafft, sich für den Schaden, den er über unsere Republik gebracht hat, zu entschuldigen. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS.)

15.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.12.17

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Minister! Hohes Haus! Die Wahrheit tut unglaublich weh, das sieht man bei den Redebeiträgen der ÖVP, von Redebeitrag zu Redebeitrag.

Aber jetzt schön der Reihe nach: Frau Kollegin Tomaselli, Ihre Rede war inhaltlich sehr gut und vor allem war die Schlussmessage sehr gut. Sie als Grüne haben gesagt: game over! Ich frage Sie vom Rednerpult aus: Wieso machen Sie das nicht? Wieso verlängern Sie das Leiden dieser türkis-grünen Regierung, wenn Sie hier vom Rednerpult aus feststellen: game over!? (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Auch ich darf in dieser heutigen Sondersitzung aus den Chatprotokollen von Thomas Schmid und Gernot Blümel zitieren, weil immer wieder in den Raum gestellt wird, diese Sondersitzung sei so unsinnig, sie sei so unnotwendig, sie sei an den Haaren her­beigezogen. Was hat denn der Herr Finanzminister überhaupt mit dieser Sondersitzung zu tun? – Ich zitiere aus dem Chatprotokoll, Thomas Schmid an Finanzminister Blümel: „Ich habe Sebastians Budget um 35 Prozent erhöht“, „Scheisse mich jetzt an“, „Mitterlehner wird flippen“, „Kurz kann jetzt Geld scheissen“. Replik von Blümel: „Mitterlehner spiel keine Rolle mehr...“. – Aus den Chatprotokollen. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Finanzminister Blümel ist heute und hier für das Finanzministerium zuständig. Jetzt frage ich Sie, geschätzte Kolleginnen und Kollegen: Was würden Sie sagen, wenn in dieser Situation ein freiheitlicher Minister hier sitzen würde? Was würde die grüne Fraktion aufführen, wenn hier ein freiheitlicher Minister, von dem solche Aussagen stammen, mit solchen Verstrickungen, sitzen würde? (Zwischenruf des Abg. Wurm.) Was würden Sie sagen?

Frau Beinschab, die heute verhaftet worden ist, war die erste Profiteurin dieses – Herr Präsident, ich zitiere nur – Geldscheißens. Man hat sich über Inserate die Macht dieses Systems erkauft. Hier und heute wird diese Sondersitzung infrage gestellt – das kann es doch überhaupt nicht sein! Wir als Parlament haben doch die Verpflichtung, aufzuklären. Das machen wir, das ist unsere Aufgabe und das erledigen wir heute und hier. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Erasim.)

Kollege Kopf, du sprichst von gut gestalteten Wirtschaftshilfen, du bist der Ge­neral­sekretär der Wirtschaftskammer. Schauen wir uns das inhaltlich ein bisschen an! Du weißt, ich bin ein bescheidener Vertreter der kleinen Betriebe. Ich habe mich hier jahrelang


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für die kleinen privaten Vermieter eingesetzt. Ich habe mich für all jene Gewerbe­treibenden mit mehr als zehn Betten eingesetzt, die nach einem legalen Paragrafen des Einkommensteuergesetzes, nämlich § 28, Vermietung und Verpachtung, abrechnen. – Das wisst ihr.

Wie schaut die Situation wirklich aus? – Mein Handy quillt täglich nahezu über vor Inter­ventionen von Personen, die sagen: Wir haben für die Betriebsschließungen ab Mitte März 2020, vor mehr als eineinhalb Jahren, immer noch keine Entschädigungen gemäß Epidemiegesetz bekommen!

Ich habe eine Anfrage an den Herrn Gesundheitsminister gerichtet (eine Tafel mit einer Tabelle und der Aufschrift „Aktueller Stand der Entschädigungen nach dem Epidemie­gesetz“ auf das Rednerpult stellend), das sind die letzten, die aktuellen Zahlen. Ich habe mich bereits beim Herrn Gesundheitsminister für diese klare Anfragebeantwortung be­dankt und zitiere nun aus dieser Anfragebeantwortung. Schauen Sie sich das an – eineinhalb Jahre ist es her –: Nehmen wir ein paar Bundesländer heraus; ich nehme das „schlechteste Bundesland“ – unter Anführungszeichen – heraus. Im Burgenland wurden 11 448 Anträge eingebracht, nach eineinhalb Jahren sind immer noch 10 743 Anträge in Bearbeitung, erledigt wurden lediglich 2,6 Prozent – 2,6 Prozent nach eineinhalb Jahren! (Zwischenruf des Abg. Haubner.)

Stellen Sie es sich umgekehrt vor: Ein Unternehmer, der seine Vorsteuerschuld nicht rechtzeitig abliefert, mit dem Argument: Na ja, ich hatte keine Zeit, ich bin nicht dazu­gekommen, es ist halt nicht gegangen! – Bitte, das geht nicht! Herr Karlheinz Kopf, wo bist du, wo ist die Wirtschaftskammer als Vertreter dieser Unternehmer? – Du kannst den Kopf schütteln, wie du willst, schau sie dir an, auch das ist leider – leider! – eine Wahrheit, das ist aus der Anfragebeantwortung des Herrn Gesundheitsministers. Aus meiner Sicht ist es untragbar, dass man Unternehmer so lange auf das Geld warten lässt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Haubner.)

Oder ein anderes Beispiel (eine Tafel mit einer Tabelle und der Aufschrift „Ausfallsbonus Übersicht: Bis zum 31. August wurden rund 50.000 Anträge für den Ausfallsbonus ge­stellt. Davon fallen 78% auf die touristische Vermietung.“ auf das Rednerpult stellend) betreffend die §-28-Betriebe, das sind Gewerbebetriebe mit mehr als zehn Betten. Kol­lege Haubner, für diese Betriebe habt ihr genau null getan! Wir haben im Parlament x Anläufe mittels freiheitlicher Anträge starten müssen, damit diese Unternehmer, die ihr nicht vertretet, überhaupt einen Entschädigungsanspruch erhalten haben. Wir haben bis Ende April dieses Jahres – 2021! – kämpfen müssen, dass die Richtlinie zur Entschä­digung der §-28-Betriebe – noch einmal: das sind kleine Betriebe mit mehr als zehn Betten, die nach dem legalen § 28 abrechnen – überhaupt kommt. Schaut euch das an!

Ich habe hier ganz aktuelle Zahlen vom August dieses Jahres. Wie schaut es im Touris­mus aus? – Anträge eingelangt: insgesamt 39 354; bisher bewilligt: 14 403, 36 Prozent; in Bearbeitung: 23 759, das sind 60 Prozent.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Wirtschaftspartei ÖVP! Diese Unter­nehmer sind total frustriert, diese Unternehmer bitten und betteln um rasche Abarbeitung ihrer Entschädigung gemäß Ausfallsbonus, der ab 1. November 2020 in Höhe von 25 Prozent genehmigt wird; für den Zeitraum Mitte März bis 1. November 2020 bekom­men sie gar keine Entschädigung.

Das sind nur zwei Baustellen, wo die ÖVP als Wirtschaftspartei wenig bis nichts getan hat; sie hat diese Unternehmen im Regen stehen lassen. Gott sei Dank gibt es das österreichische Parlament und Gott sei Dank hat es neben jener der Freiheitlichen Partei auch weitere Initiativen gegeben, die erreicht haben, dass diese Unternehmer zumindest einen Entschädigungsanspruch haben und mittlerweile tröpfelnd das Geld bekommen.


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Wir werden uns weiterhin für diese kleinen Unternehmer in Österreich einsetzen. – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Agnes Sirkka Prammer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


15.19.44

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mit­glieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich hoffe, Sie sind nicht allzu sehr irritiert, aber ich habe vor, jetzt tatsächlich zum Thema zu sprechen. (Beifall bei den Grünen.)

Die Sondersitzung war schon beantragt, also ist klar: Jetzt muss auch ein Misstrauens­antrag gestellt werden. Warum es nun gerade wieder der ist, ist mir nicht hundert­pro­zentig klar. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Zugegeben, in der Zwischenzeit hat sich sehr viel getan: Es hat sich in zahlreichen Akten viel getan, es hat sich in der Politik sehr viel getan, aber eines hat sich in der Zwischenzeit nicht verändert: Es gibt immer noch keine Entscheidung darüber, ob gegen Herrn Finanzminister Blümel Anklage erhoben wird oder ob das Verfahren eingestellt wird. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Es sind auch keine neuen Zwischenergebnisse herausgekommen und auch keine Hinweise auf irgendwelche neuen Aspekte in diesem Verfahren – und wir haben bereits deutlich gesagt, dass für uns entscheidend ist: Lassen wir die Justiz arbeiten! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Ofenauer.)

Wir haben deutlich gemacht, dass wir darin unsere Aufgabe sehen: Justizministerin Alma Zadić dadurch, dass sie Schutz und optimale Arbeitsbedingungen für ihre Behörden ge­währleistet, und wir hier herinnen allesamt dadurch, dass wir unangemessene Zwischen­rufe und Kommentare unterlassen.

Ich habe am vergangenen Wochenende sehr viel gelesen, und zwar so ziemlich alles, was in dieser Angelegenheit öffentlich zugänglich war, und ich würde überhaupt allen empfehlen, diese Dokumente zu lesen. Ich verstehe sogar manche Menschen, die sagen: Das ist doch gar nicht so schlimm!, aber nur, solange sie das nicht gelesen haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Vielleicht sollten wir uns deshalb auch in diesem Zusammenhang einmal genauer anschauen, was eigentlich gemeint ist, wenn wir sagen: Lassen wir die Justiz arbeiten! – Da sitzen Menschen in den Staatsanwaltschaften, die stapelweise ausgedruckte Chats durchlesen, und da steht dann immer: Datum, Uhrzeit, X schreibt an Y das und das; nächste Zeile: Datum, Uhrzeit, Y schreibt an X dieses und jenes. – Vieles davon ist fad, ist belanglos, ist ermüdend, aber sie müssen das aufmerksam lesen, damit sie genau diese zwei Zeilen sehen, in denen dann tatsächlich ein Hinweis auf eine strafbare Hand­lung enthalten ist.

Dann geht man diesem Hinweis nach: Dann schaut man nach, was zu dieser Zeit, als die zwei das geschrieben haben, noch passiert ist, wo sie waren, welche Termine sie sonst noch gehabt haben, mit wem sie sich getroffen haben, welche Unterlagen es sonst noch gibt. – So wird aus einer Idee, aus einem Verdacht ein begründeter Verdacht, und dieser begründete Verdacht wird dann in so etwas wie einem Antrag auf Hausdurch­suchungen, in Anträgen auf Festnahmen formuliert – ausformulierte Anträge, die dann einem Gericht vorgelegt werden. Dieses Gericht entscheidet dann darüber, ob das, was schon da ist, das, was sich aus Akten, die es schon gibt, die der Staatsanwaltschaft schon vorliegen, ergibt, schlüssig ist und ob das begründet ist.

Genau da stehen wir jetzt: bei einem begründeten Tatverdacht, begründet auf Basis von Tausenden Seiten Beweismaterial, die bereits vorliegen, und deshalb kann man hier


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auch nicht von irgendwelchen unbegründeten Anschuldigungen sprechen. Man kann nicht irgendetwas wegreden oder kleinreden, man muss die Entscheidungen der Ge­richte abwarten, ob sich daraus strafbares Verhalten, Urteile oder Anklagen begründen lassen, aber man kann nicht wegreden, was bereits vorliegt.

Genau das ist die Arbeit der Staatsanwaltschaften und Ermittlungsteams, und das machen sie gerade. Das machen sie, damit die österreichische Bevölkerung sich darauf verlas­sen kann, dass die Gesetze für alle Menschen in diesem Land gleich gelten. (Beifall bei den Grünen.) Dafür gebührt ihnen Respekt, Dank und Anerkennung.

Um aber zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Was mir bei dieser Wochenendlektüre nicht untergekommen ist, sind Punkte, die in irgendeiner Form etwas mit diesen Vor­würfen gegen Finanzminister Blümel zu tun gehabt hätten. Da hat sich nichts geändert und deshalb kann sich auch an unserer Einschätzung darüber, ob Finanzminister Blümel weiter im Amt bleiben soll oder nicht, nichts ändern.

Daran hat sich nichts geändert, und alles, was wir hier jetzt besprochen haben, was hier jetzt hervorgekommen ist, betrifft ein anderes Verfahren. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.24


Präsident Ing. Norbert Hofer: Mag.Dr.in Petra Oberrauner hat sich zu einer tatsäch­lichen Berichtigung zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


15.24.47

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Abgeordneter Obernosterer hat in einem verzweifelten Rundumschlag behauptet, dass der Landes­hauptmann von Kärnten Dr. Peter Kaiser eine Diversion bekommen hätte. – Das ist falsch.

Ich berichtige tatsächlich: Es wurden alle Anschuldigungen in der Topteam-Causa nie­dergelegt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Irrtum ...!)

15.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun gelangt Frau Dr.in Stephanie Krisper zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.


15.25.17

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Regierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Was machen die Anpatzer? Auf Ibiza waren doch nur Gudenus und Strache! – Das konnten wir uns sehr oft anhören, wenn wir als SPÖ, als NEOS, als Grüne im Ibiza-Unter­suchungs­ausschuss identifizierten, dass es sehr oft primär die ÖVP war, die unter Türkis-Blau ihre Macht missbrauchte.

Und es war so – das zog sich quer durch alle Beweisthemen –: Die FPÖ hat oft noch geträumt, während die türkise ÖVP längst schon gehandelt hatte, und das nicht im Interesse der Menschen in diesem Land, nicht einmal im Interesse der Volkspartei, sondern allein im Interesse der türkisen Familie – who is: Sebastian Kurz und sein enges Umfeld. Deren Machtmissbrauch hatte und hat eine ganz andere Qualität als alles bisher in Österreich Gesehene – und das, obwohl wir leider schon einiges gewohnt sind.

Was war das neue Verstörende? – Die türkise Familie ist bereit, die Säulen der Demo­kratie zu attackieren, um sich zu schützen. Wann begann das? – Recht plump und offensichtlich kurz nach der ersten Zwangsmaßnahme bei Thomas Schmid, dem „Prä­torianer“ von Sebastian Kurz. Kurz danach gab es eben vom damaligen Kanzler Kurz


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ein Hintergrundgespräch, in dem er begann, die Wirtschafts- und Korruptions­staats­an­waltschaft zu diffamieren, also argumentfrei anzupatzen.

Es folgten mittlerweile unzählige Attacken bis zuletzt, besonders plump und offensicht­lich wenige Tage vor den Hausdurchsuchungen im Bundeskanzleramt, im Finanzminis­terium und in der ÖVP-Parteizentrale. Diese Attacken vonseiten der ÖVP wurden mittler­weile auch von der Europäischen Kommission kritisiert – eben dergestalt, dass es hier ein politisches Störfeuer gegen Korruptionsermittler in unserem Land und auch per­sönlich gegen Staatsanwälte zu konstatieren gibt. Frau Kollegin Prammer, da Sie die Justizministerin so gerne und so oft loben: Diese hat hier meistens dazu geschwiegen – und jedes Mal war einmal zu viel.

Auch konkrete Einflussnahme auf Ermittlungen gegen die ÖVP haben wir im U-Aus­schuss identifiziert. Wir konnten durch das Aktenstudium herausarbeiten, dass es ein System Pilnacek gibt, das die ÖVP begünstigte seit Tag eins der Ermittlungen.

Der U-Ausschuss ermöglichte auch, dass wir die geschassten StaatsanwältInnen wie Frau Jilek anhörten, die meinte: „Mein Anspruch war es von Anfang an, das Ibiza­ver­fahren zügig, ergebnisoffen und frei von politischer Einmischung zu führen. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass das [..] nicht geht. Die vollständige und unabhängige Auf­klärung des Sachverhalts innerhalb einer vertretbaren Verfahrensdauer ist nicht möglich. Es gibt einfach zu viele Störfeuer.“ – Wir mussten derartige Aussagen der Korruptions­ermittler lange hören und den Druck im Ausschuss mit vielen Argumenten aufrechter­hal­ten, bis die Justizministerin endlich einmal reagierte – und das meistens auch nur halb­herzig, Kollegin Prammer.

Der Druck aus dem U-Ausschuss heraus war also sehr wichtig, um die Störung der Ermittlungen gegen die ÖVP durch die ÖVP zu mildern, damit gegen alle in diesem Land effizient ermittelt werden kann, wenn ein ausreichender Tatverdacht besteht – und den gibt es gegen die ÖVP auch als Partei. Daher kam es zu Hausdurchsuchungen – ge­richtlich bewilligten! Nun wissen wir, warum die ÖVP bereit war, bei ihren Attacken gegen die Justiz so weit zu gehen, wie es noch nie eine Partei in Österreich in der Zweiten Republik getan hat: Sie wollte verhindern, dass öffentlich wird, dass sie schon längst getan hatte, wovon Strache auf Ibiza träumte, nämlich Einfluss auf die Medien zu nehmen.

„Zack, zack, zack“, sollte es laut den Träumen von Strache gehen, sobald die vermeint­liche Oligarchennichte die „Krone“ übernimmt. Was Strache nicht wissen konnte, war, wie weit das türkise System damals schon in der Umsetzung war. Über Scheinrech­nungen soll das BMF Umfragen bezahlt haben und mit Inseraten soll Einfluss auf die Berichterstattung genommen worden sein; das heißt, die Rolle der Oligarchennichte hat im türkisen System der Steuerzahler, die Steuerzahlerin, also wir, schon längst über­nommen – unwissend, unfreiwillig, getäuscht und betrogen.

In Wahrheit geht es aber nicht um das Strafrecht! Ist die türkise ÖVP nicht angetreten, um vermeintlich einen neuen Stil in die Politik zu bringen, in dem die Politiker Standards einhalten müssen, die über das Strafrecht hinausgehen, in dem man hochanständig agiert? (Beifall bei den NEOS.)

Um den Bruch dieses Versprechens geht es doch. Die 104 Seiten der HD-Anordnung zeichnen ein Sittenbild des moralischen Verfalls auf. Es wurde ein Charakter offenbar, der ein Bundesland aufhetzen will, weil er Mitterlehner keinen Erfolg gönnen kann und lieber mehr Geld für Kinderbetreuung begräbt. Wo ist der neue Stil?

Das Bild ist vielmehr das: Sebastian Kurz hat sich erst mit Steuergeld die Macht in der ÖVP gekauft und dann eine Wahl. Das ist kein österreichischer Filz zwischen Politik und Medien, das ist Demokratieverrat durch ein mächtiges System. Ein System besteht nicht


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aus einem Pilnacek oder einem Kurz, ein System besteht nicht nur aus einer Person, und es gehört weiter untersucht und durchleuchtet – so auch das türkise System, dessen machtgetriebenes Tun restlos aufgeklärt gehört und gegen das auch effizient ermittelt werden können muss – ohne Störfeuer –, auch wenn es die ÖVP ist. Das wird der Fokus des neuen Untersuchungsausschusses sein, denn dann wissen die Menschen in unse­rem Land, womit sie es bei dieser neuen Volkspartei zu tun haben.

Österreich braucht einen Neustart und hat ihn verdient – für ein neues, sauberes Öster­reich. (Beifall bei den NEOS.)

15.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Yannick Shetty. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.31.23

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bun­deskanzler! Sehr geehrte Minister und Ministerinnen! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Lukas ist heute 16 Jahre alt, er ist Erstwähler. Lukas ist Sohn einer allein­erziehenden Mutter. Im Jahr 2016/17 war er – rechnen Sie mit mir gemeinsam zurück – 11 Jahre alt, er ging in eine Neue Mittelschule. Seine Mutter arbeitet ganztägig.

In diesem Jahr 2016 wird nach Jahren des Stillstands in der damaligen rot-schwarzen Koalition eine echte Megareform verhandelt: mehr als 1 Milliarde Euro mehr für Nachmit­tagsbetreuung mit Rechtsanspruch. Lukas, seine Mutter, seine Familie hätten davon profitiert, real, im echten Leben. Dann kommt 2016 ein 29-jähriger ÖVP-Politiker, der bereit ist, alles zu zerschießen, was seinem Erfolg im Weg steht. Weil der Ausbau der Nachmittagsbetreuung dem Vorgänger von Kurz, Reinhold Mitterlehner, Aufwind gege­ben hätte, aber Kurz und seine Prätorianergarde, wie Thomas Schmid sie beschreibt – also die Gefolgschaft von Kurz, die Leibwächter sozusagen –, zu allem bereit waren, was Mitterlehner schadet und damit Kurz nützt, haben sie den Kompromiss zur Nach­mittagsbetreuung zerschossen.

Wir haben es heute schon oft diskutiert, ich möchte Ihnen das noch einmal zeigen, um es vor allem Ihnen, liebe Zuseherinnen und Zuseher, sichtbar zu machen. (Der Redner hält ein Plakat, auf dem Chats zwischen Thomas Schmid und Sebastian Kurz vergrößert abgebildet sind, in die Höhe.)

Thomas Schmid schreibt dabei im Jahr 2016 an Sebastian Kurz: Einigung bei der Nachmittagsbetreuung: 1,2 Milliarden Euro. – Der damalige Noch-nicht-ÖVP-Parteichef antwortet: „Gar nicht gut!!!“ – Drei Rufzeichen! „Wie kannst du das aufhalten?“ (Abg. Ofenauer: Lesen Sie vollständig vor, das war nicht alles!) Ich frage Sie, und ich weiß, dass auch in der Volkspartei sehr viele vernünftige Menschen sind: Was, glauben Sie, macht das mit Lukas und was macht das mit seiner Mutter, wenn die heute lesen müssen, dass damals Politiker am Werk waren, die nicht das Beste für Österreich im Sinn hatten, sondern nur die eigene Macht? – Fragen Sie sich das einmal! (Beifall bei den NEOS.)

Sie haben die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger geschädigt, um sich und ihre Partei mit Macht und mit Posten zu bereichern. 2017 haben wir alle miterlebt, wie eine junge und scheinbar frische Gruppe mit türkis gefärbten Versprechungen geworben hat. Gespielter Aufbruch wurde kombiniert mit der Rede von einem neuen Stil. Auch viele junge Wählerinnen und Wähler haben diese Erzählung geglaubt, sie haben den Türkisen das Vertrauen geschenkt. Vermutlich waren viele dieser heldenhaft dargestellten Per­sonen auf den Plakaten ein Vorbild für viele junge Menschen. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, welches Bild Sie bei einer ganzen Generation junger Menschen verursacht haben, welches Bild Sie von der Politik zeichnen, welchen immensen Schaden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 228

Sie nachhaltig verursacht haben? Haben Sie darüber einmal nachgedacht? (Beifall bei den NEOS.)

Unabhängig vom vermutlich größten Korruptionsskandal der Zweiten Republik waren die letzten Monate für alle jungen Menschen, die der türkisen Volkspartei ihr Vertrauen geschenkt haben, eine ganz, ganz bittere Pille. Sie wurden getäuscht und sie wurden für blöd verkauft. Erstens: Im Zuge der Pandemiebekämpfung wurden die jungen Menschen über ein Jahr lang nicht gehört. Konkretes Beispiel: Nennen Sie mir die Sofortmaß­nah­men für die psychische Gesundheit von jungen Menschen! Zweitens: Sie mussten sich vom Kanzler, Ex-Kanzler, anhören, dass Klimaschutz als Weg in die Steinzeit verstan­den wird. Auch da passiert nichts. Das als ökologische Steuerreform zu bezeichnen ist, gelinde gesagt, ein Witz. Sie mussten generell zusehen, wie echte Lösungen stets Inszenierung und Kurzsichtigkeit geopfert wurden, zum Beispiel: Statt einer echten, vernünftigen Integrationspolitik gab es Showpolitik wie die Islamlandkarte.

Mir ist es wichtig, zu sagen, dass diese Tiefpunkte nicht auf eine Person zurückgehen. Wir machen es uns nicht so einfach, zu sagen, Kurz muss weg und damit ist es erledigt. Personen sind austauschbar, aber dieser politische Stil geht auf ein System zurück, auf ein türkises System. Blümel, Köstinger, Nehammer, Raab, Schramböck: Das sind ja keine Politikerinnen und Politiker mit eigenständigem Handlungsspielraum, sie sind Exe­ku­toren eines türkisen Systems. Sie sind, wie Thomas Schmid es nennt, die Prätorianer, also die Leibgarde des Kaisers, ihres Parteichefs.

Wir haben heute schon glasklar gesagt, solange das System Kurz, solange das türkise System in der Regierung bleibt, wird es keinen echten Neustart in Österreich geben. Diese unglaubliche Skrupellosigkeit macht einen sprachlos und wütend. Das Versagen dieser Männer, wenn es darum geht, als Vorbild für junge Menschen zu agieren und für sie zu arbeiten, ist verheerend. Ihre Arroganz, ihre Überheblichkeit, ihre Machtgeilheit sind ein Schlag ins Gesicht vor allem der jungen Menschen in Österreich. (Beifall bei den NEOS.)

Deswegen werden wir als Opposition – ich kann jetzt einmal für uns NEOS sprechen – nicht zur Tagesordnung übergehen und Ihnen das so durchgehen lassen. Wir werden Stück für Stück daran arbeiten, dass dieses türkise System ein Ende finden wird. Ich möchte abschließend vor allem an die jungen Wählerinnen und Wähler, die jungen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die nun enttäuscht zurückbleiben, vielleicht auch einmal das Kreuz bei Sebastian Kurz gemacht haben, appellieren und sie darauf hin­weisen, dass es auch Alternativen dazu gibt, nicht nur bei uns NEOS. Es gibt in jeder Partei anständige Menschen (Zwischenruf bei der ÖVP), es gibt anständige Parteien und anständige Politikerinnen und Politiker in jeder Partei, davon bin ich überzeugt. Also ich will an Sie appellieren und Ihnen sagen: Bleiben Sie nicht enttäuscht zurück! Viel­leicht nehmen Sie das ja auch als Anlass, sich politisch zu engagieren und etwas in diesem Land zu verändern? (Beifall bei den NEOS.)

Um es mit den Worten des Bundespräsidenten zu sagen: „So sind wir nicht!“ Wir sind zumindest nicht alle so. (Abg. Michael Hammer: So wie ihr wollen wir eh nicht sein!)

Abschließend möchte ich Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen hier im Parlament, aber auch Sie, Herr Finanzminister, daran erinnern, worauf wir Abgeordnete und Sie als Bun­desminister vereidigt sind. Wir haben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung unserer Pflichten gelobt. Das sollten Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen, bei aller Parteitreue niemals vergessen. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

15.38



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 229

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Christian Hafenecker. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.38.05

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungs­mitglieder! Hohes Haus! Ich möchte am Beginn meiner Rede ganz kurz auf Kollegen Obernosterer replizieren, der ja immer wieder die Unschuldsvermutung explizit heraus­gestrichen hat. Herr Kollege Obernosterer! Legen Sie doch bitte trotzdem Ihre eigene Messlatte an und überlegen Sie, dass Ihr ehemaliger Regierungschef nach Ibiza gesagt hat, er möchte nicht mit Regierungsmitgliedern regieren, gegen die ermittelt wird!

Schauen wir uns jetzt einmal an, wer da auf den Regierungsbänken herumsitzt, und wiederholen Sie dann noch einmal die Latte, die Sie gelegt haben! Herr Kollege Obernosterer, richten Sie es sich nicht immer, wie Sie es brauchen! Kommen Sie uns jetzt nicht immer mit der Unschuldsvermutung, sondern gehen Sie endlich einmal davon aus, dass Sie in Ihrer türkisen Partie eine massive moralische Schuld in sich tragen! Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis und agieren Sie auch dementsprechend! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es stellt sich aber trotzdem die Frage, warum die Regierung – ich habe es heute schon einmal gesagt, die Regierung ist auf Fetzen hin – noch weiterwurschtelt. Ich kann Ihnen sagen, warum das passiert: Ganz einfach deshalb, weil es zwei Interessenlagen gibt: Zum einen ist die Interessenlage der ÖVP da, die die nächsten Tage und Wochen noch dazu nutzen möchte, Beweismittel zu unterdrücken, die die Zeit dazu nützen möchte, die Schredderanlagen anzuwerfen. Eines sage ich Ihnen: Wenn wir hier im Hohen Haus, im Parlament, und auch sonst in Wien immer wieder Lichtschwankungen haben, so ist der Zeitpunkt, wenn es flackert, immer jener, zu dem wieder irgendein Ministerium der ÖVP den Schredder anwirft. Das ist es, was wir gerade miterleben, und das ist der Grund dafür, dass Sie überhaupt noch weitertun. (Beifall bei der FPÖ. Heiterkeit der Abg. Belakowitsch.)

Auf der anderen Seite steht der ehemalige Anstand, zumindest hatten Sie diesen auf Ihren Wahlplakaten stehen. Na, was machen die Grünen in dieser Phase? – Bis vor Kurzem saß Ministerin Gewessler da, die macht nach dem Motto weiter, mit dem sie begonnen hat: Sie färbt noch schnell das Ministerium auf Grün um und schaut, dass man noch den einen oder anderen Grünen, den man noch unterbringen muss, irgendwo mit einem Job entsprechend versorgen kann. Das ist der einzige Grund, meine sehr geehrten Damen und Herren, warum Sie beide überhaupt noch miteinander herum­wurschteln. Sie applaudieren sich wechselseitig nicht einmal mehr. (Zwischenruf des Abg. Zarits.) Es ist wirklich ganz kurz vor dem Nullpunkt bei Ihnen, und jetzt folgt einfach nur jeder seinen Interessenlagen nach. Das ist die Wahrheit.

Jetzt aber auch zu Herrn Finanzminister Kurz – zu Herrn Finanzminister Blümel; Ver­zeihung, man weiß ja gar nicht, welche Positionen Herr Kurz momentan wieder innehat. Klubobmann soll er irgendwann werden, und ich gehe davon aus, dass er im nächsten Untersuchungsausschuss wahrscheinlich auch noch Kollegen Hanger als Fraktionsfüh­rer beerben wird. Das sei jetzt einmal aber nur so nebenbei gesagt.

Herr Minister Blümel: Er repräsentiert dieses System Kurz schon sehr, sehr lange, und er ist auch einer, der ganz eng mit ihm verbunden ist. Auch wenn er hin und wieder 86 Erinnerungslücken hat, ist eines klar: Er war von Anfang an dabei. Genau deswegen, Herr Kollege Kopf, rechtfertigt sich dieser Misstrauensantrag seitens der SPÖ ganz klar, weil Herr Minister Blümel eines immer gemacht hat: Er hat versucht, das Parlament zu hintertreiben, er hat versucht, Aufklärungsarbeit zu behindern. Das hat er im Unter­suchungsausschuss gemacht.


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Er hat noch einiges gemacht: Er hat dafür gesorgt, dass die potenziellen Spender von Novomatic die richtigen Kontakte in der ÖVP bekommen haben – Stichwort Italienprob­lem, Stichwort Parteispende –, und das, obwohl die ÖVP von Glücksspielunternehmen, Waffenproduzenten oder aus der Tabaklobby natürlich keine Spenden annimmt. Es ist interessant, welche Rolle er da gespielt hat.

Es hat seitens der Grünen auch geheißen, es müsse ein Bundeskanzler sein, „der unta­delig ist“. – Also wo ist das Untadeligsein bei Herrn Minister Blümel, sehr geehrte Damen und Herren von den Grünen? Auf der einen Seite stellen Sie sich heraus und erklären, was Herr Bundesminister Blümel alles gemacht hat, auf der anderen Seite werden Sie ihn jetzt gleich noch einmal, zum 174. Mal, im Amt belassen und stützen. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist Doppelmoral. Herr Vizekanzler Kogler! Auch wenn man jemandem die Räuberleiter macht, ist man am Ende des Tages jemand, der bei einer Unredlichkeit mitgeholfen hat, und man ist vor allem eines: Man ist mitschuldig.

Es ist also so, dass wir, glaube ich, Tausende Gründe dafür haben, warum Herr Bun­desminister Blümel sein Amt verlassen muss. Vielleicht noch eines: Sein Umgang mit dem Parlament ist so ähnlich wie der seines ehemaligen Regierungschefs. Das sieht man, wenn man sich überlegt, wie uns Herr Minister Blümel im Untersuchungsausschuss mit Aktenlieferungen der Stufe 3 hinters Licht zu führen versucht hat, wenn man weiß, wie er das Parlament dadurch verhöhnt hat, dass er Akten angeliefert hat, die an Gewicht so schwer gewesen sind, dass es statische Probleme in der Registratur des Parlaments gegeben hat.

Herr Finanzminister! Sie haben uns mit Papier zugemüllt, von dem Sie ganz genau gewusst haben, das liefern Sie in Stufe 3, damit es nur in Papierform kommen kann. Das Parlament musste umgebaut werden, es haben eigene Träger eingezogen werden müssen, damit wir den Müll von Finanzminister Blümel (Abg. Gerstl: Das ist unglaub­lich!) im Parlament lagern konnten. Das wird eine Frage sein, Herr Minister, wie hohe Kosten Sie dadurch verursacht haben, nur weil Sie den Untersuchungsausschuss sabo­tie­ren wollten. Noch einmal, Herr Kollege Kopf: Das sind die Gründe, warum ein Miss­trauensantrag mehr als nur gerechtfertigt ist. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Am Ende steht eben eine handlungsunfähige Regierung, aber ein handlungsfähiges Parlament. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist auch der Grund, warum wir einen Entschließungsantrag einbringen, der wiederum einen Teil dieses Systems Kurz beenden soll, das ist der Grund, warum ich den Antrag der Abgeordneten Kickl, Belakowitsch und weiterer Kollegen zum Thema „Inseratenstopp für das System Türkis“ einbringe. Genau diese Inserate gehören gestoppt, genau diese Grundlage des Arbei­tens gehört abgedreht.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inseratenstopp für das System Türkis“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche Regierungsausgaben für Werbung und Inserate durch folgende Maß­nahmen stark begrenzt:

- Kostendeckel: Regierungsinserate dürfen die Höhe der staatlichen Presseförderung nicht überschreiten.


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- Transparenz: Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Vergabe mit dem Ziel, dass jedes die Grundvoraussetzungen erfüllende Medium das Anrecht hat – anteilig an seiner Reichweite – Inserate zu schalten.

- Kontrolle: Die Bundesregierung hat dem Nationalrat jährlich einen Evaluierungsbericht zuzuleiten, der offenlegt, inwieweit durch die Informationspolitik eine größtmögliche Zahl der Bürger erreicht wurde.“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Grüne! Das wäre wiederum ein Schritt, um die von Ihnen vielzitierte Transparenz und um den oftmals schon viel zu stark be­mühten Anstand hier zur Schau zu stellen und zu beweisen, dass Sie es ehrlich meinen. Wenn Sie das wiederum nicht machen und wenn Sie nicht auch diesen Minister mit aus dem Amt entfernen, der ein massiver Teil des Systems von Sebastian Kurz ist, der einer der Miterfinder dieses Systems ist, für das sich Österreich jetzt international genieren muss, dann, liebe Grüne, muss man sich maximal für Sie genieren. Machen Sie Nägel mit Köpfen und zeigen Sie einmal Mut! (Beifall bei der FPÖ.)

15.44

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten KO Kickl, Dr. Dagmar Belakowitsch

und weiterer Abgeordneter

betreffend Inseratenstopp für das System Türkis

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage betreffend „„System Kurz“ – Missbrauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korrup­tions­vorwürfe“ in der 124. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 12. Oktober 2021

Bereits 2020 sorgten die immens hohen Ausgaben der Regierung für Inserate und Werbung für Aufsehen. Die Bundesregierung warb um rund 47,3 Millionen Euro, wie von der RTR ausgewiesenen Medientransparenzdaten zeigen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 232

Bildquelle: derstandard.at1

Gegenüber 2019 bedeutete das mehr als eine Verdreifachung der Werbeausgaben. Die Inserate und Kampagnen der Regierung übersteigen damit die staatliche Presseför­de­rung (rund 8,9 Millionen Euro/Jahr) um ein Vielfaches – allein das Bundeskanzleramt gab nur im ersten Quartal 2021 bereits mehr als 8,9 Millionen Euro aus:

Bildquelle: medien-transparenz.at2

Um die Stellung als größter Werbekunde des Landes zu sichern, schloss die türkis-grüne Bundesregierung zudem 2021 über die Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) Rahmenverträge über 180 Millionen Euro3 für vier Jahre für Mediaagenturleistungen sowie 30 Millionen4 für vier Jahre Kreativagenturleistungen ab.5

Eine Studie des Medienhauses Wien6 nahm vorweg, was durch die Hausdurch­suchungs­­anordnung7 betreffend das persönliche Umfeld von Sebastian Kurz offenkundig wurde: „Aus Forschungssicht müssen wegen der sehr intransparenten, willkürlichen Insera­ten­vergabe der Bundesregierung „Bedenken hinsichtlich einer möglichen politischen Ein­fluss­nahme“, wie sie von der EU-Kommission in ihrem „Rechtsstaatlichkeitsbericht“ zu Österreich formuliert wurden, geteilt werden.“

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzu­leiten, welche Regierungsausgaben für Werbung und Inserate durch folgende Maßnah­men stark begrenzt:

•             Kostendeckel: Regierungsinserate dürfen die Höhe der staatlichen Presseförde­rung nicht überschreiten.

•             Transparenz: Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Vergabe mit dem Ziel, dass jedes die Grundvoraussetzungen erfüllende Medium das Anrecht hat – anteilig an seiner Reichweite – Inserate zu schalten.

•             Kontrolle: Die Bundesregierung hat dem Nationalrat jährlich einen Evaluie­rungs­bericht zuzuleiten, der offenlegt, inwieweit durch die Informationspolitik eine größtmög­liche Zahl der Bürger erreicht wurde.“

1 https://www.derstandard.at/story/2000122529737/ausgaben-fuer-regierungswerbung-auf-rekordhoch

2 https://www.medien-transparenz.at/flows

3 https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/91628

4 https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/88789


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5 https://www.unzensuriert.at/content/117009-mitten-in-der-corona-krise-regierung-will-kuenftig-180-millionen-euro-fuer-inserate-und-werbung-ausgeben/

6 http://mhw.at/cgi-bin/file.pl?id=535

7 https://www.tagesstimme.com/2021/10/06/dokumentiert-das-ist-der-hausdurchsuchungsbefehl-gegen-kurz-und-oevp

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Mag. Christian Drobits. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.45.07

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Bundesminister! Hohes Haus! Herr Bundesminister Blümel! Sie haben in Ihrer Anfragebeantwortung gesagt: Ich lösche regelmäßig die Daten, die auf meinem Diensthandy sind! Sie haben gleichfalls gesagt, dieses Diensthandy ver­wenden Sie auch privat, und Sie haben das auch begründet: Ich zahle ja auch das Handyentgelt!

Ich denke mir, es entspricht nicht dem Verständnis, das wir alle haben, dass das ver­mischt wird und nicht transparent wird. Das Verständnis muss sein, dass dienstliche Kommunikation ausschließlich über dienstliche Handys erfolgen muss. Diese Verpflich­tung sollte an Amtsträger gerichtet sein. Es muss auch ein klares Verständnis dafür geben, dass es ein Bundesarchivgesetz gibt, in dem derzeit die modernen Kommuni­ka­tionsmittel nicht inkludiert sind. Seit einem Jahr läuft dieser gesetzesändernde Antrag und wird immer wieder mit dem Hinweis vertagt: Wir ändern bald etwas! – Das ist nicht das, was wir wollen, wenn es um Transparenz geht. Das ist nicht das, was wir wollen, wenn es um Informationsfreiheit geht. Auch das Informationsfreiheitsgesetz steht lange schon vor einer Erledigung, doch es wird immer gesagt: Bitte warten! Bitte warten!

In dem Sinne, dass mehr Transparenz passiert – was passiert ist, haben wir auch in den letzten Wochen gesehen –, dass Licht ins Dunkel kommt, stellen wir folgende Ent­schließungsanträge, die ich verlesen darf:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Lösch­verbot von Handys von Amtsträgern der Republik“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Bundesminister, insbesondere die Bundesministerin für EU und Ver­fassung und die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, werden aufgefordert, umgehend spätestens innerhalb eines Monats eine Regierungsvorlage dem Nationalrat zuzuleiten,

die eine Verpflichtung für Amtsträger beinhaltet, ihre dienstliche Kommunikation nur über Diensthandys und gewisse Dienste zu führen,

die ein strafrechtlich relevantes Verbot der Löschung von Daten dieser Diensthandys vorsieht und


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die eine Modernisierung des Archivgesetzes vorsieht, wonach auch die elektronischen Kommunikationsformen als archivpflichtig gelten.“

*****

Der weitere Entschließungsantrag ist:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Medien­freiheits- und Transparenzpaket gegen Inseratenkorruption und Message-Control“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzu­leiten, die sowohl die Inseratenvergabe als auch das System der Medienförderung auf eine neue transparente Basis stellt:

Insbesondere braucht es:

- transparente, gesetzlichen Vorgaben und eine wirksame Kontrolle bei der Insera­ten­vergabe

- eine Neuorientierung der Medienförderung, die plattformunabhängig auf Medienfreiheit und Medienvielfalt ausgerichtet ist

- eine Reform des Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetzes

- einen raschen Beschluss des Informationsfreiheitsgesetzes

Zusätzlich wird die Bundesregierung aufgefordert, einen Konvent zur Medienfreiheit in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und Expert*innen einzuberufen, um auf breiter Basis Maßnahmen zur Sicherung der Pressefreiheit, Medienvielfalt und Transparenz so­wie zeitgemäße Vorgaben für eine transparente Vergabe von Inseraten und eine modu­lare Presseförderung zu diskutieren. Ziel muss ein Gesamtpaket sein, das demokrati­sche Kraft der Medien stärkt und Medienvielfalt und Unabhängigkeit garantiert.“

*****

Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

15.48

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christian Drobits

Genossinnen und Genossen

betreffend Löschverbot von Handys von Amtsträgern der Republik

eingebracht im Zuge der Debatte über die dringliche Anfrage "System Kurz" – Miss­brauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korruptions­vor­würfe

Das Forum Informationsfreiheit hat heute eine begrüßenswerte Initiative der Öffent­lich­keit präsentiert. Mit einem neuen Dokumentationsgesetz sollen Amtsträger der Republik zu beruflichen Kommunikationsgeräten verpflichtet und das Löschen von Nachrichten auf diesen Geräten unter Strafe gestellt werden. Mathias Huter, Obmann des Forum


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Informationsfreiheit, führte dazu aus: „Wenn eine solche Affäre erst 5 Jahre später bekannt wird, und dann nur durch einen Zufallsfund, zeigt das, wie sehr es Reformen braucht, um Machtmissbrauch effektiv zu verhindern.“

In diesem Zusammenhang sei auf die Gesetzesinitiative 743/A (Antrag der Abge­ord­neten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesge­setz, mit dem das Bundesgesetz über die Sicherung, Aufbewahrung und Nutzung von Archiv­gut des Bundes (Bundesarchivgesetz) geändert wird) verwiesen, mit welcher wir das Archivgesetz modernisieren und auf elektronische Kommunikation ausdehnen woll­ten, welche aber am Widerstand der ÖVP scheiterte. Die Kombination beider Maßnah­men, also einerseits die Erweiterung des Archivgesetzes auf elektronische Kommuni­kation und andererseits die Verpflichtung, die dienstliche Kommunikation von Amtsträ­gern nur über Diensthandys zu führen, samt einem damit verbundenen Verbot der Löschung, ist daher eine taugliche Maßnahme, um in Zukunft Schaden von der Republik Österreich durch Korruption abzuhalten bzw. diese in Folge strafrechtlich zu verfolgen.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen

Entschließung:

Die zuständigen Bundesminister, insbesondere die Bundesministerin für EU und Verfas­sung und die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, werden auf­gefordert, umgehend spätestens innerhalb eines Monats eine Regierungsvorlage dem Nationalrat zuzuleiten,

die eine Verpflichtung für Amtsträger beinhaltet, ihre dienstliche Kommunikation nur über Diensthandys und gewisse Dienste zu führen,

die ein strafrechtlich relevantes Verbot der Löschung von Daten dieser Diensthandys vorsieht und

die eine Modernisierung des Archivgesetzes vorsieht, wonach auch die elektronischen Kommunikationsformen als archivpflichtig gelten.

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Jörg Leichtfried, Christian Drobits,

Genossinnen und Genossen

betreffend Medienfreiheits- und Transparenzpaket gegen Inseratenkorruption und Message-Control

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage betreffend „System Kurz“ - Missbrauch von Steuergeld zu persönlichen Zwecken und schwerwiegende Korrup­tionsvorwürfe“ in der 124. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 12. Oktober 2021

Die Hausdurchsuchungen im Umkreis des Bundeskanzlers haben ein Sittenbild zutage gefördert, wie Sebastian Kurz Inserate und Medienkontakte dazu benutzt hat, um an die Macht zu kommen. Es braucht daher eine völlige Neuordnung der Inseratenvergabe auf Basis von Transparenz, klarer Vorgaben und Kontrolle. Dringenden Handlungsbedarf gibt es auch bei der Medienförderung, die weiterentwickelt und an die digitalen Entwick-


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lungen angepasst werden muss. Das derzeitige System stammt noch aus dem Analog­zeitalter. Die einzuschlagende Richtung ist dabei klar: Das Inseratenvolumen muss redu­ziert und die Medienförderung nach qualitativen Kriterien höher dotiert werden.

Zentrale Zielrichtung bei der Medienförderung muss die Unabhängigkeit der Medien, die Sicherung der Pressefreiheit und die Medienvielfalt in Österreich sein. Die Titel- und Medienvielfalt muss ausgebaut, publizistische Qualität, unabhängiger Journalismus und Meinungspluralismus unterstützt werden. Letztlich geht es um auch um Schaffung und Erhalt guter journalistischer Arbeitsplätze und die Sicherung des Medienstandortes. Dafür braucht es einen Fokus auf Innovation, förderungswürdig soll die journalistische Leistung sein, egal, ob ein Artikel digital oder analog erscheint. Eine zeitgemäße Medien­förderung braucht einen modularen Aufbau und klare Kriterien, wie beispielsweise die Anzahl der beschäftigten Journalist*innen, faire Arbeitsbedingungen inkl. Einhaltung Kol­lektivvertrag, Mitgliedschaft im Presserat, keine Medienförderung für demokratiefeind­liche Medien und Konsequenzen für gerichtliche Verurteilungen.

Bisher war die Regierung trotz Ankündigungen nicht imstande, Vorschläge für eine zeit­gemäße Medienförderung und eine transparente Inseratenvergabe auf den Tisch zu legen. Durch die Hausdurchsuchungen und die in der Anordnung dazu ausgeführten Miss­stände wurde der Bundesregierung nun das Heft aus der Hand genommen. Die bishe­rige lnseratenpraxis ist angesichts des Missbrauchs für persönliche politische Machtinteres­sen in keiner Weise mehr darstellbar. Das, was Andy Kaltenbrunner in seiner Studie „Scheinbar transparent II“ als Fazit angeführt hat, muss dringend behoben werden.

„Fazit: Die Inseraten- und Förderpolitik von Österreichs Bundesregierung im Tages­zei­tungsmarkt ist in den vergangenen Jahren ideell und konzeptuell aus dem Ruder ge­laufen. Aus Forschungssicht müssen wegen der sehr intransparenten, willkürlichen Jnseraten­vergabe der Bundesregierung „ Bedenken hinsichtlich einer möglichen politischen Einflussnahme“, wie sie von der EU-Kommission in ihrem „Rechtsstaatlich­keitsbericht“ zu Österreich formuliert wurden, geteilt werden.“ (Andy Kaltenbrunner 2021)1

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzu­leiten, die sowohl die Inseratenvergabe als auch das System der Medienförderung auf eine neue transparente Basis stellt:

Insbesondere braucht es:

- transparente, gesetzlichen Vorgaben und eine wirksame Kontrolle bei der Inseraten­vergabe

- eine Neuorientierung der Medienförderung, die plattformunabhängig auf Medienfreiheit und Medienvielfalt ausgerichtet ist

- eine Reform des Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetzes

- einen raschen Beschluss des Informationsfreiheitsgesetzes

Zusätzlich wird die Bundesregierung aufgefordert, einen Konvent zur Medienfreiheit in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und Expert* innen einzuberufen, um auf breiter Basis Maßnahmen zur Sicherung der Pressefreiheit, Medienvielfalt und Transparenz sowie zeitgemäße Vorgaben für eine transparente Vergabe von Inseraten und eine modulare Presseförderung zu diskutieren. Ziel muss ein Gesamtpaket sein, das demo­kratische Kraft der Medien stärkt und Medienvielfalt und Unabhängigkeit garantiert.“


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1 Kaltenbrunner, Andy (2021): Scheinbar transparent II. Eine Analyse der Inserate der Bundesregierung in Österreichs Tageszeitungen und der Presse- und Rundfunk­förde­rung im Pandemiejahr 2020, Studie Medienhaus Wien.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Beide Entschließungsanträge sind ausreichend unter­stützt, ordnungsgemäß eingebracht und stehen in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Gabriel Obernosterer. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Leichtfried: Vielleicht geht es diesmal mit weniger tatsächlichen Berichtigungen!)


15.49.01

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen! Ich habe vorhin in meinem Redebeitrag sehr emotional agiert und habe auch gesagt, es ist eigentlich unvorstellbar, wenn gewisse Abgeordnete hier unter dem Schutz der Immu­nität einfach Unwahrheiten sagen.

Nach meiner Rede kommt Frau Oberrauner von der SPÖ ans Rednerpult, macht eine tatsächliche Berichtigung (Abg. Loacker: In Kärnten darfst nicht so streng sein!) und sagt, ich habe nicht die Wahrheit gesagt, dieses Verfahren gegen Landeshauptmann Kaiser wurde niedergelegt, er hat keine Strafe bekommen und keine Diversion.

Die Behördensprecherin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (Zwischen­ruf des Abg. Matznetter) – hört zu! – hat im April 2018 bestätigt, dass ein Untreue­ver­fahren gegen Landeshauptmann Kaiser mit einer Diversion und einer Geldstrafe in der Höhe von 5 300 Euro und einer Wiedergutmachung des Schadens geendet hat.

Landeshauptmann Kaiser – das ist auch nachzulesen – hat dann diese Diversion ange­nommen und gesagt: Die Strafe bezahle ich selbst, die Wiedergutmachung hat die Partei zu zahlen, weil auch das Inserat von der Partei war! – Schämen Sie sich! (Beifall bei der ÖVP.)

15.50

15.50.58


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist ge­schlossen.

Bevor wir in den Abstimmungsvorgang eingehen, frage ich die Klubs, ob eine Sitzungs­unterbrechung gewünscht ist. – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG.

Da zu einem solchen Beschluss des Nationalrates gemäß Abs. 2 der zitierten Ver­fas­sungsbestimmung die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich ist, stelle ich diese ausdrücklich fest.

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich für den gegenständlichen Misstrauensantrag aus­sprechen, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofortiger Stopp der COFAG“.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll124. Sitzung, 12. Oktober 2021 / Seite 238

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inseratenkorruption beenden“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inseratenstopp für das System Türkis“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Löschverbot von Handys von Amtsträgern der Republik“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Medienfreiheits- und Transparenzpaket gegen Inseratenkorruption und Message-Control“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

15.53.28Einlauf


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selb­ständigen Anträge1930/A(E) bis 1947/A(E) eingebracht worden sind.

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Die nächste Sitzung des Nationalrates berufe ich für Mittwoch, den 13. Oktober 2021, um 10 Uhr ein.

Die Tagesordnung ist auf schriftlichem Wege ergangen.

Diese Sitzung ist geschlossen.

15.53.51Schluss der Sitzung: 15.53 Uhr

 

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