Titel: Logo des Parlaments der Republik Österreich

Plenarsitzung
des Nationalrates


Stenographisches Protokoll

 

103. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Montag, 17. Mai 2021

 

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Großer Redoutensaal

 


Stenographisches Protokoll

103. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                            Montag, 17. Mai 2021

Dauer der Sitzung

Montag, 17. Mai 2021: 10.01 – 10.03 Uhr

                                                                                             13.01 – 15.38 Uhr

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 23

Ordnungsrufe ..........................................................................................................  46, 46

Geschäftsbehandlung

Antrag des Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 787/A der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird“, eine Frist bis 10. Juni 2021 zu setzen – Ablehnung       25, 85

Unterbrechung der Sitzung .......................................................................................... 25

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 23

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 23

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­kanzler betreffend „Österreich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfassungsbruch und Unwahrheiten“ (6611/J) ........................................................................................... 25

Begründung: Kai Jan Krainer ....................................................................................... 33

Bundeskanzler Sebastian Kurz .................................................................................. 38

Debatte:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .................................................................................. 42


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 2

Mag. Andreas Hanger .................................................................................................. 43

Herbert Kickl ................................................................................................................. 44

Sigrid Maurer, BA ......................................................................................................... 48

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES .............................................................................. 50

Dr. Christoph Matznetter ............................................................................................. 53

Mag. Klaus Fürlinger .................................................................................................... 54

Christian Hafenecker, MA ............................................................................................ 56

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................... 66

Dr. Nikolaus Scherak, MA ........................................................................................... 67

Eva Maria Holzleitner, BSc .......................................................................................... 69

Mag. Martin Engelberg ................................................................................................. 71

Dr. Susanne Fürst ........................................................................................................ 73

David Stögmüller .......................................................................................................... 77

Dr. Stephanie Krisper .................................................................................................. 79

August Wöginger ......................................................................................................... 81

Kai Jan Krainer (tatsächliche Berichtigung) ................................................................. 83

Mag. Jörg Leichtfried ................................................................................................... 83

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Christian Ha­fenecker, MA, MAg. Jörg Leichtfried, Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung ...............................................................................................................  58, 85

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundeskanzler“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung ......................................................................................................  74, 85

Eingebracht wurden

Petition .......................................................................................................................... 24

Petition betreffend „,Aufhebung der Zucht mit Freigängerkatzen‘ bzw. ,Kastra­tionspflicht verschärfen‘“ (Ordnungsnummer 57) (überreicht von der Abgeordne­ten Mag. Faika El-Nagashi)

Regierungsvorlagen .................................................................................................... 23

848: Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz geändert wird (20. FSG-No­velle)

849: Terror-Bekämpfungs-Gesetz – TeBG

850: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften und das Islamgesetz 2015 geändert werden

851: Bundesgesetz, mit dem das Heeresgebührengesetz 2001 und das Heeres­disziplinargesetz 2014 geändert werden

852: Kündigung des Europäischen Übereinkommens über Gewalttätigkeiten und Fehlverhalten von Zuschauern bei Sportveranstaltungen und insbesondere bei Fußballspielen

853: Übereinkommen des Europarats über einen ganzheitlichen Ansatz für Sicher­heit, Schutz und Dienstleistungen bei Fußballspielen und anderen Sportveranstal­tungen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 3

854: Bundesgesetz, mit dem das Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 und das Sym­bole-Gesetz geändert werden

Berichte ......................................................................................................................... 24

III-224: 44. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2020)

III-301: Bericht betreffend Reformprojekte im Rahmen des Finanzausgleichs – Rei­he BUND 2021/17; Rechnungshof

III-313: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2021; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-314: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für April 2021; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-315: Bericht betreffend Österreichische Kulturforen; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/18; Rechnungshof

III-316: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler für April 2021; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-317: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner bis März 2021; BM f. Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-318: Bericht betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Ge­schäftsjahr 2020 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000; Bundesregie­rung

Anträge der Abgeordneten

Gabriel Obernosterer, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz zur Beschaffung von und Verfügung über SARS-CoV-2-Antigentests zur Eigenanwendung im Rahmen der COVID-19-Öffnungsverordnung (1580/A)

Mag. Jörg Leichtfried, Herbert Kickl, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b B-VG wider den Bun­desminister für Finanzen (1581/A)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend zusätzliche Kostenbelas­tung für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe verhindern – kostenlose Ausbildung zum Nachweis der Eignung für alle bestellten COVID-19-Beauftragten ermöglichen (1582/A)(E)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend touristische Vermietung – Tohuwabohu beenden / nachvollziehbare, praktikable einfache Strukturen schaffen (1583/A)(E)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend einheitliches Bundesgesetz für alle im Bildungsbereich tätigen Pädagoginnen und Pädagogen (1584/A)(E)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klassenteilung in den Kern­fächern, um darüber eine andere Bildungsintensivität zu erreichen (1585/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 4

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend umgehendes Verbot des Farbstoffs Titandioxid E 171 wegen Krebsgefahr (1586/A)(E)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schuldneratlas (1587/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend das neue Familienbild der ÖVP im Steuerrecht (6482/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Reform der Abfertigung, II (6483/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Reform der Abfertigung (6484/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Reform der Abfertigung (6485/J)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Rückstau bei der Bearbeitung von Anträgen der Familienbeihilfe (6486/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisie­rung und Wirtschaftsstandort betreffend „Breitbandförderungsbudget“ (6487/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Bericht Res­sourcennutzung in Österreich 2020“ (6488/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Nationaler Aufbau- und Resilienzplan 2020-2026“ (6489/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend „Bericht Ressourcennutzung in Österreich 2020“ (6490/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend „Breitbandförderungsbudget“ (6491/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend „Nationaler Aufbau- und Resilienzplan 2020-2026“ (6492/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Frauenservicestellen (6493/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Stimmverhalten Österreichs für den Iran als Mitglied der UN-Frauenrechtskommission (6494/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Anschaffung und Einsatz von Body-Worn-Cameras (6495/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Mitwirkung beim Europäischen Integrationsnetzwerk (EIN) (6496/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Schutz von Kontrollbehörden vor parteipolitischem Einfluss der ÖVP – die BWB (6497/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 5

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend „Familienbeihilfe bis zum Alter von 24 Jah­ren“ (6498/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Verschwinden von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung (6499/J)

Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Nominierung des Otto-Wagner-Spitals am Steinhof als UNESCO-Weltkulturerbestätte (6500/J)

Mag. Andreas Hanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit be­treffend AMS Niederösterreich – Projekt „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ (MAGMA) (6501/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Wien 2020 (6502/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Vorarlberg 2020 (6503/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Tirol 2020 (6504/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in der Steiermark 2020 (6505/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Salzburg 2020 (6506/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Oberösterreich 2020 (6507/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Österreich 2020 (6508/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Niederösterreich 2020 (6509/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Kärnten 2020 (6510/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Burgenland 2020 (6511/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Er­möglichung des Zugangs zur Schwerarbeiterregelung für diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger bzw. Pflegeassistenten (6512/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ermöglichung des Zugangs zur Schwer­arbeiterregelung für diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger bzw. Pflegeassisten­ten (6513/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend verbotenes Händedesinfektionsmittel weiterhin an Schulen im Einsatz (6514/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 6

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Einsatz von Budesonid bei Covid-19 (6515/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pandemie-Maßnahmen in NÖ in den letzten 14 Monaten (6516/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend der Zahl von Kassenärzten für Frauenheilkunde in Österreich (6517/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend den Zugang zu Krebsvorsorgeun­tersuchungen ohne Altersbeschränkung (6518/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Schaffung von mehr Rechtssicherheit zum Thema Baumhaftung (6519/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die drohende dritte Klage durch den EGMR in Sachen Maßnahmenvollzug (6520/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Impfstoffe besser nicht mischen (6521/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Abweisung stationärer Behand­lung in Niederösterreichischen Spitälern (6522/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kommission fordert großflächi­ge Abwasserüberwachung (6523/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Grüner Angriff auf die steirische Wirtschaft durch Einstellung der Flugverbindung Graz-Wien (6524/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kontrolle der COVID-Bestimmungen durch Zivilpolizisten (6525/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Datenerfassung in Test­straßen (6526/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die gerichtliche Einforderung ausständiger Kirchenbeiträge (6527/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Unterhaltsvorschüsse und Unterhaltsklagen im Jahr 2020 (6528/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Be­schäftigungsprojekte für arbeitslose Jugend (6529/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 7

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Enthumanisiertes Desaster im SeneCura Pflegeheim im Bezirk Neunkirchen (6530/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Werk- und Dienstleistungsvertrag zwischen der SORA Ogris & Hofinger GmbH und dem BMSGPK (6531/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kooperationsvereinbarung zwi­schen Mag. Gerry Foitik (Rotes Kreuz) mit dem BMSGPK (6532/J)

Dr. Harald Troch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend das Abstimmungsverhalten Österreichs bei der jüngsten Jahrestagung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen über Resolutionen betreffend den Nahostkonflikt (6533/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Tschirgant-Tunnel (6534/J)

Mag. Michaela Steinacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verwendung der zusätzlichen Personalkapazitäten (6535/J)

Mag. Friedrich Ofenauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend offene Strafverfahren gegen Dr. Peter Pilz (6536/J)

Mag. Andreas Hanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Übermittlung von SMS-Nachrichten an den Ibiza-Untersuchungsausschuss am 3. bzw. 5. März 2021 (6537/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Long Covid“-Folgen („Post Co­vid“) (6538/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Transgender-Personen beim Bundesheer (6539/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Prozedere bei Staatsbürgerschaftsaberkennung (6540/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Lärmbelastung in Ös­terreich und Diskrepanzen zu WHO Grenzwerten (6541/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Medialer Auftritt des Bundeskanzlers im Ausland (6542/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ar­chivierungspflicht vs. Vernichtung und Löschen: Was wurde wann vom Kanzler gelöscht und warum? (6543/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Angekündigte Reformen im Glückspielwesen: Stand der Umsetzung (6544/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Magazin für Auslandsösterreiche­r_innen (6545/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 8

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Scheinselbständigkeit in staat­lichen Kulturbetrieben (6546/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kul­tur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Scheinselbständigkeit in staatlichen Kultur­betrieben (6547/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Dialogforum Sterbehilfe (6548/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erfahrungen durch den Einsatz von Body Worn Cameras (BWC) in Österreich im 1. Quartal 2021 (6549/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend steigenden Migration aus Afrika (6550/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vorfälle in Verbindung mit dem Gebrauch von Schreckschusswaffen (6551/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend des geplanten Einsatzes von Corona Spürhunden (6552/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend geplanten Einsatzes von Corona Spürhunden (6553/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pläne des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Herkunftskennzeich­nung (6554/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Pläne des Bundesministers für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Herkunftskennzeichnung (6555/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Ermittlungen gegen Tiroler ÖVP-Landesräte (6556/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kommandant für den Truppenübungsplatz Allentsteig (6557/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Unverhältnismäßiger Polizeieinsatz am 1. Mai im Sigmund-Freud-Park bei der Votivkir­che (6558/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Freunde verwalten statt Verwal­tung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6559/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6560/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernah­men von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6561/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 9

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6562/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernah­men von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6563/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Freunde ver­walten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffent­liche Verwaltung (6564/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Ka­binettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6565/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Ka­binettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6566/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Ka­binettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6567/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6568/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6569/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit be­treffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabi­nettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6570/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Freunde verwalten statt Verwal­tung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6571/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung mo­dern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (6572/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Freunde verwalten statt Verwaltung modern gestalten: Übernahmen von Kabinettsmitar­beit in öffentliche Verwaltung (6573/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Bekenntnis zur Reduktion des Ein­satzes chemischer Pflanzenschutzmittel: Tatendrang oder leere Versprechen? (6574/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 10

Mag. Georg Bürstmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend der Außerlandesschaffung des Angeklagten F.Ö. durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl vor dessen Hauptverhandlung zur Behandlung der Anklage im Verdacht der Ermordung Berîvan Aslans (6575/J)

Mag. Georg Bürstmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeieinsatz bei der „Mayday“ Demo am 1. Mai im Sigmund Freud-Park/Vo­tivpark in Wien (6576/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Auftragsvergabe für PCR-Tests an Lead Horizon (6577/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Auftragsvergabe für PCR-Tests an HG Labtruck (6578/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Megaskandal um PCR-Tests in Tirol 2 (6579/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Fa­milie, Jugend und Integration betreffend der nicht erfolgten Umsetzung des dreistelligen Opfernotrufes (6580/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Fa­milie, Jugend und Integration betreffend der nicht flächendeckenden Beratungsstellen bei sexueller Gewalt (6581/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pläne des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vollspaltenproblema­tik (6582/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirt­schaft, Regionen und Tourismus betreffend Pläne des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vollspaltenproblematik (6583/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend der Möglichkeit des Wechsels von einem Frauenhaus in das eines anderen Bundeslandes (6584/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Fa­milie, Jugend und Integration betreffend versprochener Maßnahmen gegen Gewalt für besonders gefährdete Frauen (6585/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend ASB Graz GmbH droht Insolvenz (6586/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend gesundheitliche Auswir­kungen von Covid-19-Maßnahmen und Reaktion des Gesundheitsministers (6587/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend E-Card wird zur Sicher­heitslücke beim Grünen Pass (6588/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Seepferdchen-Runde“ in der Göttweihergasse (6589/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend möglichen Megaskandal um PCR-Tests in Tirol (6590/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 11

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend versprochener Maßnahmen gegen Gewalt für besonders gefährdete Frauen (6591/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Standortgarantien bei MAN Steyr (6592/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend etwaig erhöhtes Risiko für Schwan­gere nach COVID-19 Impfungen (6593/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Opfer homophober Strafgesetze (6594/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Sonder-Budget für Lawinenschutz in der Steiermark (6595/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Sonder-Budget für Lawinenschutz in der Steiermark (6596/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Mas­sensteuern für die Ärmsten, statt Vermögenssteuern für die Reichsten? (6597/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Massensteuern für die Ärmsten, statt Vermögenssteuern für die Reichsten? (6598/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Vertragsver­letzungsverfahren gegen Österreich (6599/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend zusätzlich abgegoltener Leistungen von PRIKRAF Spitälern (6600/J)

Petra Vorderwinkler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ankündigung zur Ausweitung von Schulpsycho­logInnen (6601/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Sputnik als nicht genutztes Ablenkungsmanöver (Folgeanfrage) (6602/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Fa­milie, Jugend und Integration betreffend Corona Folgeanfrage Familienhärteausgleich (6603/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Fakten zur Abschiebung nach Afghanistan am 30.3.2021 (6604/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend vorzeitige Enthaftung eines Terrorverdächtigen (6605/J)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Standortstrategie 2040 – Folgeanfrage mangels Be­antwortung (6606/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pensionsneuzugänge 2020 und Entwicklungen bei der „abschlagsfreien Frühpension“ (6607/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 12

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Elektronischer Ausweis für Bauarbeiter – das Kaufhaus Österreich der Aus­weise (6608/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit be­treffend Elektronischer Ausweis für Bauarbeiter das Kaufhaus Österreich der Ausweise (6609/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitali­sierung und Wirtschaftsstandort betreffend Elektronischer Ausweis für Bauarbeiter das Kaufhaus Österreich der Ausweise (6610/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Öster­reich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfas­sungsbruch und Unwahrheiten“ (6611/J)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (5595/AB zu 5627/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiter, Kolleginnen und Kollegen (5596/AB zu 5622/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (5597/AB zu 5631/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (5598/AB zu 5629/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5599/AB zu 5635/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (5600/AB zu 5628/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (5601/AB zu 5632/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (5602/AB zu 5639/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfra­ge der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (5603/AB zu 5625/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (5604/AB zu 5638/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (5605/AB zu 5626/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5606/AB zu 5661/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 13

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (5607/AB zu 5643/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (5608/AB zu 5652/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (5609/AB zu 5644/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (5610/AB zu 5645/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolle­ginnen und Kollegen (5611/AB zu 5651/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmans­dorff, Kolleginnen und Kollegen (5612/AB zu 5653/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen (5613/AB zu 5642/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (5614/AB zu 5641/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfra­ge der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (5615/AB zu 5646/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, MA, Kolleginnen und Kollegen (5616/AB zu 5640/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (5617/AB zu 5648/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (5618/AB zu 5647/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (5619/AB zu 5658/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (5620/AB zu 5662/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (5621/AB zu 6125/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5622/AB zu 5655/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5623/AB zu 5657/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5624/AB zu 5659/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafen­ecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (5625/AB zu 5654/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 14

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiter, Kolleginnen und Kollegen (5626/AB zu 5656/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5627/AB zu 5660/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (5628/AB zu 5665/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5629/AB zu 5677/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5630/AB zu 5713/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (5631/AB zu 5670/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5632/AB zu 5733/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5633/AB zu 5726/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5634/AB zu 5729/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5635/AB zu 5730/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5636/AB zu 5724/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5637/AB zu 5696/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5638/AB zu 5728/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (5639/AB zu 5690/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5640/AB zu 5727/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 15

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (5641/AB zu 5692/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5642/AB zu 5711/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5643/AB zu 5695/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (5644/AB zu 5708/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (5645/AB zu 5678/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (5646/AB zu 5666/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5647/AB zu 5723/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5648/AB zu 5725/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5649/AB zu 5693/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5650/AB zu 5714/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (5651/AB zu 5707/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (5652/AB zu 5691/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (5653/AB zu 5675/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5654/AB zu 5719/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5655/AB zu 5721/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5656/AB zu 5722/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (5657/AB zu 5664/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 16

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5658/AB zu 5704/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5659/AB zu 5706/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolle­ginnen und Kollegen (5660/AB zu 5709/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belako­witsch, Kolleginnen und Kollegen (5661/AB zu 5712/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfra­ge der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (5662/AB zu 5698/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (5663/AB zu 5689/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5664/AB zu 5715/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5665/AB zu 5716/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5666/AB zu 5717/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5667/AB zu 5718/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5668/AB zu 5720/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5669/AB zu 5703/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5670/AB zu 5702/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (5671/AB zu 5705/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (5672/AB zu 5669/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5673/AB zu 5694/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (5674/AB zu 5701/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (5675/AB zu 5671/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (5676/AB zu 5667/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 17

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (5677/AB zu 5757/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5678/AB zu 5952/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Sche­rak, MA, Kolleginnen und Kollegen (5679/AB zu 5673/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5680/AB zu 5732/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5681/AB zu 5674/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Ein­wallner, Kolleginnen und Kollegen (5682/AB zu 5663/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (5683/AB zu 5672/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (5684/AB zu 5679/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolle­ginnen und Kollegen (5685/AB zu 5710/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5686/AB zu 5731/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (5687/AB zu 5668/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kollegin­nen und Kollegen (5688/AB zu 5676/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzler­amt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (5689/AB zu 5697/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kol­leginnen und Kollegen (5690/AB zu 5699/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzler­amt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5691/AB zu 5734/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Eva Blimlin­ger, Kolleginnen und Kollegen (5692/AB zu 5735/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafen­ecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (5693/AB zu 5700/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5694/AB zu 5751/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 18

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (5695/AB zu 5755/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (5696/AB zu 5746/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5697/AB zu 5749/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (5698/AB zu 5736/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (5699/AB zu 5743/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (5700/AB zu 5745/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (5701/AB zu 5747/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5702/AB zu 5741/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (5703/AB zu 5740/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5704/AB zu 5742/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (5705/AB zu 5739/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5706/AB zu 5744/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (5707/AB zu 5738/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (5708/AB zu 5737/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5709/AB zu 5748/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafen­ecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (5710/AB zu 5765/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5711/AB zu 5768/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5712/AB zu 5766/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 19

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (5713/AB zu 5762/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (5714/AB zu 5760/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (5715/AB zu 5761/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (5716/AB zu 5769/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (5717/AB zu 5756/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (5718/AB zu 5770/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (5719/AB zu 5754/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (5720/AB zu 5764/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Ames­bauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (5721/AB zu 5759/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (5722/AB zu 5763/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Ames­bauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (5723/AB zu 5758/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5724/AB zu 5753/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5725/AB zu 5750/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen (5726/AB zu 5752/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5727/AB zu 5774/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5728/AB zu 5782/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5729/AB zu 5786/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brand­stötter, Kolleginnen und Kollegen (5730/AB zu 5780/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5731/AB zu 5793/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 20

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5732/AB zu 5789/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5733/AB zu 5775/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5734/AB zu 5787/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5735/AB zu 5811/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5736/AB zu 5767/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (5737/AB zu 5772/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5738/AB zu 5803/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (5739/AB zu 5802/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5740/AB zu 5795/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstöt­ter, Kolleginnen und Kollegen (5741/AB zu 5792/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstöt­ter, Kolleginnen und Kollegen (5742/AB zu 5791/J)

des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstöt­ter, Kolleginnen und Kollegen (5743/AB zu 5783/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5744/AB zu 5788/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstöt­ter, Kolleginnen und Kollegen (5745/AB zu 5778/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (5746/AB zu 6052/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kol­legen (5747/AB zu 5790/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 21

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (5748/AB zu 5773/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5749/AB zu 5779/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5750/AB zu 5781/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (5751/AB zu 5785/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kol­leginnen und Kollegen (5752/AB zu 5776/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kollegin­nen und Kollegen (5753/AB zu 5784/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brand­stötter, Kolleginnen und Kollegen (5754/AB zu 5777/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (5755/AB zu 5771/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (5756/AB zu 5810/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Bela­kowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5757/AB zu 5798/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hau­ser, Kolleginnen und Kollegen (5758/AB zu 5806/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5759/AB zu 5800/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (5760/AB zu 5807/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (5761/AB zu 5812/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kollegin­nen und Kollegen (5762/AB zu 5910/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kol­leginnen und Kollegen (5763/AB zu 6160/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kol­leginnen und Kollegen (5764/AB zu 5796/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (5765/AB zu 5797/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 22

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (5766/AB zu 5801/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5767/AB zu 5799/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5768/AB zu 5850/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5769/AB zu 5863/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5770/AB zu 5842/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5771/AB zu 5826/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (5772/AB zu 5808/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loa­cker, Kolleginnen und Kollegen (5773/AB zu 5825/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (5774/AB zu 5822/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schned­litz, Kolleginnen und Kollegen (5775/AB zu 5805/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (5776/AB zu 5804/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (5777/AB zu 5820/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (5778/AB zu 5819/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (5779/AB zu 5813/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (5780/AB zu 5809/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schned­litz, Kolleginnen und Kollegen (5781/AB zu 5861/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (5782/AB zu 5794/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (5783/AB zu 5855/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dag­mar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (5784/AB zu 5833/J)

*****

der Obfrau des Kulturausschusses auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (34/ABPR zu 34/JPR)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 23

10.01.07Beginn der Sitzung: 10.01 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures.

10.01.08*****


Präsidentin Doris Bures: Einen schönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Ich eröffne die 103. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 der Geschäftsordnung einberufen wurde.

Die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 101. Sitzung sowie das Amtliche Protokoll der 102. Sitzung vom 3. Mai 2021 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Tanja Graf, Claudia Plakolm, Dr. Chris­tian Stocker, Cornelia Ecker, Gabriele Heinisch-Hosek, Klaus Köchl, Maximilian Ler­cher, Mag. Selma Yildirim, Ing. Norbert HoferMag. Christian Ragger, Christian Ries, Michael SchnedlitzMag. Philipp SchranglMag. Harald StefanMag. Georg Bürst­mayr, Michael Bernhard, Mag. Felix Eypeltauer, Fiona Fiedler, BEd und Josef Schell­horn.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsidentin Doris Bures: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:

Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. wird durch den Bundesminister für Inneres Karl Nehammer, MSc vertreten.

Einlauf und Zuweisungen


Präsidentin Doris Bures: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 6482/J bis 6611/J

2. Anfragebeantwortungen: 5595/AB bis 5784/AB

Anfragebeantwortung (Obfrau des Kulturausschusses): 34/ABPR

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz geändert wird (20. FSG-Novelle) (848 d.B.)

Terror-Bekämpfungs-Gesetz – TeBG (849 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften und das Islamgesetz 2015 geändert werden (850 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Heeresgebührengesetz 2001 und das Heeresdisziplinarge­setz 2014 geändert werden (851 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 24

Bundesgesetz, mit dem das Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 und das Symbole-Gesetz geändert werden (854 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 57 betreffend ""Aufhebung der Zucht mit Freigängerkatzen" bzw. "Kastra­tionspflicht verschärfen"", überreicht von der Abgeordneten Mag. Faika El-Nagashi

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Ausschuss für innere Angelegenheiten:

Kündigung des Europäischen Übereinkommens über Gewalttätigkeiten und Fehlverhal­ten von Zuschauern bei Sportveranstaltungen und insbesondere bei Fußballspielen (852 d.B.)

Übereinkommen des Europarats über einen ganzheitlichen Ansatz für Sicherheit, Schutz und Dienstleistungen bei Fußballspielen und anderen Sportveranstaltungen (853 d.B.)

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Reformprojekte im Rahmen des Finanzaus­gleichs – Reihe BUND 2021/17 (III-301 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Österreichische Kulturforen; Follow-up-Über­prüfung – Reihe BUND 2021/18 (III-315 d.B.)

Volksanwaltschaftsausschuss:

44. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2020) (III-224 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Gesundheitsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für Jänner bis März 2021, vorgelegt vom Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-317 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler für April 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-316 d.B.)

Sportausschuss:

Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Orga­nisationen Unterstützungsfonds für April 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-314 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisen­bewältigungsfonds für März 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-313 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 25

Verfassungsausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Geschäftsjahr 2020 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000 (III-318 d.B.)

*****

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage


Präsidentin Doris Bures: Die sozialdemokratische Parlamentsfraktion hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die am Beginn der Sitzung einge­brachte schriftliche Anfrage 6611/J der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Österreich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfassungsbruch und Unwahrheiten“ dringlich zu behandeln.

Fristsetzungsantrag


Präsidentin Doris Bures: Weiters teile ich mit, dass Herr Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA beantragt hat, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 787/A eine Frist bis 10. Juni 2021 zu setzen.

Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.

Der Aufruf der Dringlichen Anfrage wird um 13 Uhr erfolgen.

*****

Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung vom ORF in voller Länge live übertragen wird.

Ich unterbreche nun die Sitzung bis 13 Uhr. – Danke schön.

10.03.52*****

(Die Sitzung wird um 10.03 Uhr unterbrochen und um 13.01 Uhr wieder aufge­nommen.)

13.01.21*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die unterbrochene Sitzung wieder auf­nehmen und Sie, meine Damen und Herren Abgeordneten, und die Damen und Herren auf den Rängen jetzt auch herzlich begrüßen.

Mein besonderer Gruß gilt heute dem Präsidenten des italienischen Parlaments, der Ca­mera dei deputati, der seinen ersten Auslandsbesuch – nach Covid – nach Österreich machte, was für uns eine besondere Auszeichnung ist, da gerade die Beziehungen zwi­schen Italien und Österreich nicht nur im Tourismus, sondern darüber hinaus von großer Bedeutung sind. Lieber Präsident Roberto Fico, herzlich willkommen in unserem Parla­ment! (Allgemeiner Beifall.)

13.02.28Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanz­ler betreffend „Österreich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfassungsbruch und Unwahrheiten“ (6611/J)



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 26

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 6611/J. Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführung.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Es sind schwerwiegende Vorwürfe der unabhängigen Justiz, denen sich Kanzler Kurz und seine engsten Vertrauten wie Gernot Blümel und Thomas Schmid stellen müssen. Sie reichen von möglicher Korruption über Amtsmissbrauch, versuchter Beeinflussung der Justiz und nun auch bis hin zu Falschaussagen vor dem U-Ausschuss. Während der Finanzminister offen die Verfassung, das Parlament, den Verfassungsgerichtshof und den Bundespräsidenten brüskiert, eröffnet die Staatsanwaltschaft ein formelles Ermitt­lungsverfahren gegen den Kanzler und seinen Kabinettschef, da diese den Untersu­chungsausschuss belogen haben sollen. Kanzler Kurz hat die österreichische Politik mit Unterstützung seiner türkisen Truppe an einen moralischen und persönlichen Tiefpunkt geführt und verursacht großen Schaden für Österreich. Österreich bräuchte den vollen Einsatz einer Regierung zur Bewältigung der Pandemie und der wirtschaftlichen und so­zialen Herausforderungen. Stattdessen stürzen der Kanzler und seine türkise Truppe die Regierung und unser Land in eine veritable Krise. Sie sind mit Ermittlungen der unabhän­gigen Justiz konfrontiert. Als Antwort darauf heizt die türkise ÖVP die Stimmung in Öster­reich auf, greift die Justiz an, diffamiert das Parlament und missachtet die Verfassung. Unsere Republik hat sich das „System Kurz“ nicht verdient.

Die Ermittlungen gegen den Kanzler – dem Falschaussage vor dem Ibiza-Untersu­chungsausschuss in vier Punkten zur Last gelegt wird – sowie seinen Kabinettschef aus demselben Grund sind dabei nur der letzte Höhepunkt einer bereits langen Serie an Vorwürfen, die verschiedene Staatsanwaltschaften nach unabhängigen Ermittlungen ge­gen ÖVP-PolitikerInnen und ihr Umfeld erheben und die zu mehreren gerichtlich geneh­migten Hausdurchsuchungen und Zwangsmaßnahmen geführt haben. Zur Erinnerung werden aktuell folgende Personen beschuldigt, Straftaten begangen zu haben:

-             Kurz‘ ehemalige Stellvertreterin als ÖVP-Bundesparteiobmann, Bettina Glatz      Kremsner, wird ebenfalls der Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss beschuldigt. Hier geht es um die Frage, ob die ehemalige ÖVP-Politikerin an der             Bestellung von Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos beteiligt war.

-             Der ehemalige ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger ist gleich in zwei Verfahren    beschuldigt: einerseits im Casinos-Komplex, andererseits in Hinblick auf mögli­ che rechtswidrige Spenden eines Privatspitalbetreibers an die ÖVP.

-             ÖVP-„Familienmitglied“ Thomas Schmid, der nun die ÖBAG als Alleinvorstand   führt und dessen Handy die Quelle der meisten Ermittlungen gegen die türkise         Truppe ist, ist ebenfalls im Casinos-Komplex mehrerer Straftaten beschuldigt.

-             Schmids rechte Hand und ehemaliges JVP-Bundesvorstandsmitglied Melanie     Laure soll im Ibiza-Untersuchungsausschuss über die Vorgänge rund um die Be­        stellung von Schmid zum ÖBAG-Vorstand gelogen haben.

-             Wolfgang Brandstetter, ÖVP-Justizminister a.D., soll vertrauliche Informationen aus Ermittlungen an seine Klienten weitergegeben haben.

-             Ein Kabinettsmitarbeiter von Kanzler Kurz wird als Beschuldigter in der Schred­   der-Causa geführt – er soll kurz nach dem Bekanntwerden des Ibiza-Videos zwei          Festplatten aus Druckern des Bundeskanzleramts vor der Staatsanwaltschaft        versteckt haben.

-             Der ehemalige ÖVP-Parteiobmann Josef Pröll soll als Aufsichtsrat der Casinos   an Straftaten rund um die Bestellung Peter Sidlos mitgewirkt haben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 27

-             Finanzminister Gernot Blümel, Kurz‘ rechte Hand, soll zur Bestechung des Kanz­ lers durch die Novomatic beigetragen haben, als dieser noch Außenminister war.           Es geht um ein „Problem“ der Novomatic in Italien und eine damit in Verbindung stehende Spende an die ÖVP.

Bei dieser langen Liste wird klar, warum die ÖVP ein zunehmendes Problem mit der unabhängigen Justiz und dem Rechtsstaat hat. Denn Staatsanwaltschaften und Gerich­te sind in Österreich unabhängig. Sie sind schon gar kein politisch motivierter Gegner, wie es der Kanzler in Interviews nahelegt. Sie sind die Hüter über die Gesetze, die zum Glück für jeden gleich sind.

Das Sitten- und Charakterbild, das die Chatnachrichten nun offenbaren, besteht darin, dass Staatsinteressen und Gemeinwohl dem individuellen Machtstreben und Opportu­nismus untergeordnet werden. Für die türkise Truppe gibt es offenbar dabei keine recht­lichen oder moralischen Grenzen, sondern der Zweck heiligt für sie die Mittel. Kanzler Kurz und seine türkise Truppe haben keinen Respekt vor den Institutionen unserer Re­publik. Wer sich ihnen in den Weg stellt, wird unter Druck gesetzt, diskreditiert oder sogar offen bedroht. Im aktuellen „Profil“ heißt es, das „System Kurz“ neige dazu, „den Staat mit der eigenen Partei zu verwechseln, das Land für einen Selbstbedienungsladen zu halten und Günstlinge in öffentliche Jobs hieven zu wollen“. Die türkise Truppe – Vertre­ter einer christlichen Partei – schrecken nicht einmal davor zurück, der Kirche „Vollgas“ geben zu wollen, wenn diese zu mehr Menschlichkeit auffordert:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 28

„Wir sind nicht so“ hat der Bundespräsident einst nach Bekanntwerden des Ibiza-Videos gesprochen. Er hat noch immer recht. Daher können die anständigen Kräfte in diesem Land nicht zuschauen, wie durch einige wenige, machtversessene Personen das Bild Österreichs in Europa und der Welt beschmutzt wird. Denn der Schaden, der für Ös­terreichs Ruf in der Welt und unsere Wirtschaft entstanden ist, ist bereits zu groß.

Das türkise Kartenhaus beginnt einzustürzen. Anstand in Österreichs Politik lässt sich jetzt nur durch volle Transparenz und Aufklärung schaffen. Umso gefährlicher ist es, wie die türkise Truppe die wichtige Arbeit des Ibiza-Untersuchungsausschusses schlechtre­det und diskreditieren will. Dabei war es sie selbst, die jegliche Achtung vor parlamen­tarischer Kontrolle vermissen ließ: Von 86 Erinnerungslücken bis hin zur Missachtung verfassungsgerichtlicher Urteile. Denn der Untersuchungsausschuss hat schon eine Vielzahl an Beispielen gesammelt, die zeigt, wie unverfroren und respektlos Kurz und seine türkise Truppe vorgehen:

-             Um sich den Einfluss der türkisen Truppe auf die Casinos Austria zu sichern und             die Stellvertreterin von Kanzler Kurz als ÖVP-Parteiobmann zur Vorstandsdirek­        torin zu bestellen, deutet vieles auf einen Deal mit dem Glücksspielkonzern Novo­    matic hin. Als dieser Konzern Gefälligkeiten von der ÖVP-Regierungsmannschaft              einfordert und dies auch in Verbindung mit Parteispenden bringt, ruft dies die        Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft auf den Plan. Diese führt bei        Kurz‘ engstem Vertrauten, Finanzminister Blümel, eine Hausdurchsuchung durch              und führt ihn seither als Beschuldigten wegen Beihilfe zur Bestechung. Mit ande­    ren Worten: Korruption.

-             Der ehemalige Generalsekretär im türkisen Finanzministerium und Mitglied der   türkisen „Familie“, Thomas Schmid, zimmert sich zunächst seinen eigenen Job,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 29

        um dann die Beteiligungen der Republik und somit aller ÖsterreicherInnen in Hö­   he von 26 Milliarden Euro zu verwalten. Dafür kassiert er mehrere hunderttau­        send Euro im Jahr. Seine Hauptsorgen im Vorfeld seiner Bestellung betreffen die               Büroeinrichtung und den Dienstwagen.

-             Um an die Macht zu kommen, hintergeht die türkise Truppe zunächst die eigene              Parteiführung, stellt öffentlich deren Entscheidungen in Frage und bemüht sich, sämtliche politischen Errungenschaften schlecht zu machen. Sie halten „Spen­            den-Rallyes“ ab, um Geld für den Wahlkampf zu sammeln und überschreiten die         gesetzliche Wahlkampfkostenobergrenze um beinahe das Doppelte. Sie erset­    zen die Abhängigkeit von Bünden und Ländern durch Abhängigkeit von reichen   Spendern.

-             Aus ungeklärten Gründen schreddern Mitarbeiter des Kanzlers kurz nach Veröf­  fentlichung des Ibiza-Videos Festplatten des Bundeskanzleramts. Einer gibt sich             dabei mit falschem Namen aus und vergisst später auch, die Rechnung zu be­     zahlen. Die Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf, stellt diese jedoch auf        Grund der Angaben in einer Amtshilfebeantwortung des Bundeskanzleramts wie­              der ein. Nachdem im U-Ausschuss Akten auftauchen, die die Angaben des Kanz­ leramts in Zweifel ziehen, eröffnet die Staatsanwaltschaft ein neues Ermittlungs­            verfahren wegen Amtsmissbrauch u.a. gegen einen Kabinettsmitarbeiter von Kurz.

-             Bei seiner Befragung im Untersuchungsausschuss im Juni 2020 stellt sich Kanz­ ler Kurz selbst als Statist dar, der maximal informiert wurde, jedoch nie selbst             aktiv Entscheidungen getroffen hat.

Aus den neun Monate später ausgewerteten Chatnachrichten von Thomas Schmid geht jedoch klar hervor, dass der Kanzler nicht nur involviert war. Tatsächlich war er derje­nige, der die Kandidaten für die ÖBAG-Gremien selbst ausgewählt, geprüft und für gut befunden hat. Bereits im Oktober 2018 und somit ein halbes Jahr vor der Umgründung der ÖBIB in die ÖBAG heißt es im Finanzministerium „ÖBIB ist jetzt Chefsache. Also Kurz“:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 30

In zahlreichen weiteren Nachrichten wird belegt, dass Kanzler Kurz der zentrale Ent­scheider in Personalfragen war. Der Grund dafür, dass Kurz – wie die Staatsanwaltschaft mehrfacht feststellt – objektiv unwahre Aussagen getätigt und sich hinter anderen Perso­nen – insbesondere Finanzminister Löger versteckt hat, ist klar: wer nichts entscheidet, kann auch für nichts verantwortlich sein. Erfolge gehören dem Kanzler, Niederlagen und Fehler immer jemand anderem. Dabei wäre es wahre Stärke, zu den eigenen Fehlern auch stehen zu können. So wirkt es wie Feigheit und Schwäche.

-             Historisch einmalig ist, dass Kanzler Kurz und seine türkise Truppe jene Regeln               missachten, die seit 75 Jahren die Säulen unserer Republik ausmachen. Der   Chefredakteur der Kleinen Zeitung nennt dies in seinem gestrigen Kommentar              einen „Zivilisationsbruch“. Erstmals missachtet ein Minister die Verfassung so of­         fenkundig, dass der Verfassungsgerichtshof beim Bundespräsidenten die Exeku­ tion eines seiner Erkenntnisse beantragen muss. Finanzminister Blümel treibt die      Behinderung parlamentarischer Kontrolle und Aufklärung ohne Rücksicht auf    Verluste soweit, dass er am Weg wie nebenbei Verfassungsgerichtshof und Bun­  despräsident verächtlich macht. Einsicht zeigt er nach wie vor keine. Dies hat ihm    eine von allen Oppositionsparteien unterstützte Ministeranklage eingehandelt,    die am heutigen Tag formal eingebracht wird.

-             Der Kanzler selbst hat erst jetzt 16 Monate nach Einsetzung des Untersuchungs­ ausschusses und nach entsprechenden Urteilen des Verfassungsgerichtshofes –      jene Akten vorgelegt, die dem U-Ausschuss für seine Aufklärungsarbeit zuste­       hen. Gleichzeitig teilt er dem Parlament mit, dass er eine Verlängerung der Unter­          suchung für überflüssig hält. Ein weiterer Beleg für die Selbstüberhöhung des     Kanzlers.

Das alles lässt nur einen Schluss zu: Kurz und die türkise Truppe haben Angst vor der Wahrheit. Sie haben so große Angst, weil ihre wahren Handlungen nichts mit dem zu tun haben, was sie weithin von sich selbst erzählen. Der Schein hat nichts mit dem Sein zu tun. Sie predigen einen „neuen Stil“, achten aber weder Verfassung noch Rechtsstaat und nicht einmal die Kirche genießt ihren Respekt. Schaden an den Säulen der Republik nehmen sie schulterzuckend in Kauf. Die Prinzipien unserer Republik, Werte wie An­stand und Moral sind Ihnen gleichgültig. Sollte Kanzler Kurz tatsächlich angeklagt wer­den und nicht umgehend zurücktreten, würde er das eindrucksvoll beweisen.

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehende

Dringliche Anfrage

1.          Warum haben Sie im Ibiza-Untersuchungsausschuss nicht die Wahrheit gesagt?

2.          Aus welchem Grund haben Sie Thomas Schmid angewiesen, der Kirche „Voll­     gas“ zu geben?

3.          Haben Sie selbst VertreterInnen von Kirchen mit der Streichung von Subven­        tionen gedroht?

4.          Wann haben Sie erstmals davon erfahren, dass Thomas Schmid Vorstand der   ÖBAG werden könnte?

5.          Wussten Sie von einer Vereinbarung in der Koalition, wonach die ÖBAG nur ei­   nen Alleinvorstand erhalten soll?

6.          Welche Rolle hatten Sie bei der Auswahl der Aufsichtsräte der ÖBAG?


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 31

7.          Bei der Auswahl welcher der nunmehrigen Aufsichtsratsmitglieder der ÖBAG wa­             ren Sie in irgendeiner Form wann involviert?

8.          Zu wie vielen der nunmehrigen Aufsichtsratsmitglieder der ÖBAG haben Sie oder           Ihr Kabinettschef vor deren Bestellung jeweils Kontakt gehabt?

9.          Wie viele Gespräche haben Sie mit Sigi Wolf über seine mögliche Berufung zum               Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBAG geführt?

10.        Wann haben Sie erstmals mit Sigi Wolf über seine mögliche Bestellung in den    ÖBAG-Aufsichtsrat gesprochen?

11.        Aus welchem Grund haben Sie sich gegen Sigi Wolf entschieden?

12.        Aus welchem Grund haben Sie Karl-Theodor Gutenberg als Aufsichtsratsvorsit­  zenden in Erwägung gezogen?

13.        Wie sind Sie auf Helmut Kern als schlussendlichen Aufsichtsratsvorsitzenden ge­              kommen?

14.        Wann haben Sie Ihren Kabinettschef angewiesen, Helmut Kern erstmals zu kon­ taktieren?

15.        Warum haben Sie behauptet, in Personalentscheidungen bei der ÖBAG nicht     eingebunden gewesen zu sein, obwohl Sie persönlich die Aufsichtsräte ausge­  sucht haben?

16.        Wieso war das Kriterium „steuerbar“ für Sie bei der Auswahl der weiblichen Mit­   glieder des ÖBAG-Aufsichtsrates relevant?

17.        Wurden Ihnen neben Susanne Höllinger noch andere Frauen für Funktionen vor­ geschlagen, denen unterstellt wurde, „steuerbar“ zu sein?

18.        Bestand eine Vereinbarung zwischen ÖVP und FPÖ über die Aufteilung der Pos­              ten in staatsnahen Betrieben (sogenannter Sideletter) und wann wurde diese ab­             geschlossen?

19.        Was war der Inhalt dieser Vereinbarung und war davon auch die Casinos Austria             erfasst?

20.        Bestand eine Vereinbarung (Sideletter) zwischen ÖVP und FPÖ über eine Re­    form des ORF?

21.        Haben Sie den Auftrag erteilt, Dossiers über Abgeordnete der Opposition anle­    gen zu lassen?

22.        Seit wann ist Ihnen bekannt, dass gegen Sie wegen Falschaussage im Untersu­  chungsausschuss ermittelt wird?

23.        Wie wurde Ihnen das bekannt?

24.        Haben Sie im Vorfeld der Hausdurchsuchungen bei Thomas Schmid und Harald              Neumann mit Bettina Glatz-Kremsner über die Ermittlungen der WKStA gespro­ chen?

25.        War Ihnen vor Juni 2018 eine Zusage der Novomatic bekannt, in der Hauptver­   sammlung der CASAG niemals gegen die Republik zu stimmen und wenn ja,      wann wurde Ihnen das wie bekannt?

26.        Hat Gernot Blümel Ihnen gegenüber jemals von seinen Absprachen, Terminen   und Chats mit Novomatic-CEO Harald Neumann berichtet?

27.        Haben Sie mit Bettina Glatz-Kremsner, Josef Pröll oder Walter Rothensteiner vor             ihrer Bestellung als Generaldirektorin der CASAG Gespräche über diese Bestel­            lung geführt?


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 32

28.        Hat Gernot Blümel Ihnen jemals von einem geplanten Treffen mit Harald Neu­     mann am 13.3.2018 im „Schloss“ berichtet und wenn ja, was hat er berichtet?

29.        Hat Gernot Blümel Ihnen jemals von seinem Treffen mit Harald Neumann am     25.4.2018 im Hyatt Wien berichtet und aus welchem Grund er dieses wahrge­  nommen hat, obwohl er für Glücksspiel gar nicht zuständiger Bundesminister war?

30.        Wie oft haben Sie sich mit Novomatic-CEO Neumann getroffen?

31.        Haben Sie mit VertreterInnen der Novomatic wie Harald Neumann oder Bernhard           Krumpel jemals über Spenden an die ÖVP gesprochen?

32.        Wurden Sie in Ihrer Amtszeit jemals von Alexander Schütz oder Harald Neumann           zu einem Abendessen eingeladen, z.B. am 13.3.2018, am 29.11.2018 oder am      9.12.2019?

33.        Haben Sie Thomas Schmid im Juni 2018 ersucht, den Insolvenzantrag von Ki­     ka/Leiner zu verzögern?

34.        Wann haben Sie nach Ihrer Abberufung im Juni 2019 dem Staatsarchiv Ihre Ka­  binettsakten übergeben?

35.        Wann haben Sie jeweils Ihr Mobiltelefon nach Korrespondenz durchsucht, die    dem Untersuchungsausschuss vorzulegen ist?

36.        Welche Schritte haben Sie zur Wiederherstellung gelöschter Mails und gelösch­  ter Chatnachrichten im BKA gesetzt?

37.        Welche Stellen wurden Ihrerseits mit der Frage der Archivierungspflicht Ihres Ka­              lenders befasst?

38.        Aus welchem Grund haben Sie dem Untersuchungsausschuss die E-Mails Ihrer               Stabsstelle „Think Austria“ vorenthalten?

39.        Haben Sie andere ÖVP-Regierungsmitglieder jemals angewiesen, Aufträge an   Unternehmen von Philip Maderthaner, Gregor Schütze oder die Media Contacta        Gmbh zu vergeben?

40.        Welche Aufträge in welcher Höhe wurden während Ihrer Amtszeit als Bundes­     kanzler an solche Unternehmen mit welchem Zweck vergeben?

41.        Warum haben Sie bereits im Frühjahr 2018 mit Post-Chef Pölzl über einen Ver­   kauf von Anteilen am Bundesrechenzentrum gesprochen?

42.        Wie oft hatten Sie mit Thomas Schmid seit er als Beschuldigter geführt wird Kon­ takt?

43.        Wurde Ihnen berichtet, dass Thomas Schmid seine Handychats selbst auswerten           ließ und der ÖVP zur Verfügung gestellt hat?

44.        Hat Ihnen Wolfgang Sobotka über seine Kontakte und Telefonate mit Christian   Pilnacek berichtet?

45.        Welche Sicherheitsvorkehrungen bestehen zur Absicherung der dienstlichen      Kommunikation auf ihrem Mobiltelefon, das Ihnen die ÖVP zur Verfügung stellt?

46.        Worauf beziehen Sie sich, wenn Sie in Interviews behaupten, Sie hätten sich      nicht selbst bereichert?

47.        Mit wem haben Sie Ihre Aussagen im Untersuchungsausschuss vorab abgespro­              chen?

48.        Gab es eine rechtliche Expertise, wonach Kalender nicht zu archivieren sind?


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 33

49.        Wie stellen Sie die Einhaltung der Archivierungs- und Dokumentationspflichten, die Sie als Regierungsmitglied für Ihre gesamte dienstliche Kommunikation tref­          fen, sicher?

50.        Warum halten Sie trotz dessen offenkundiger Überforderung und Weigerung,     sich an die Verfassung zu halten, weiter an Gernot Blümel als Finanzminister fest?

In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erstanfragesteller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf Abgeordnetem Krainer als Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort erteilen. – Herr Abgeordneter, das Wort steht bei Ihnen.


13.03.07

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute vor zwei Jahren ist das Ibizavideo veröffentlicht worden, bekannt ge­worden. Wir erinnern uns alle an das Sittenbild, das wir da gesehen haben: dass der damalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der damalige Klubobmann der FPÖ Johann Gudenus offenbar bereit waren, gegen Geld mehr oder weniger alles zu tun, zu verkaufen – Gesetze, Positionen, öffentliche Aufträge und so weiter.

Wir als Opposition haben uns natürlich die Frage gestellt: War das nur ein Sittenbild, war das nur ein Vorsatz, oder ist es tatsächlich passiert? Wir, die Sozialdemokraten, haben deswegen gemeinsam mit den NEOS bei der ersten Gelegenheit – das war im Dezem­ber 2019 – einen Untersuchungsgegenstand definiert und einen Untersuchungsaus­schuss eingesetzt, weil wir uns die mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesre­gierung ansehen wollten. Ist das in der Praxis tatsächlich umgesetzt worden?

Nach in etwa einem Jahr Befragungen und Arbeit im Untersuchungsausschuss kann man noch nicht Bilanz ziehen, das werden wir im September, spätestens im Dezember machen, wenn der Endbericht vorliegt, aber man kann schon einiges sagen, was der Untersuchungsausschuss gezeigt hat. Ich bringe nur drei Beispiele, weil es hier eine Partei gibt, die der Meinung ist, da kommt ja nichts heraus. (Abg. Wöginger: Ja, ist ja so!) Die anderen vier Parteien haben sehr, sehr viel dazugelernt, die eine Partei eben nicht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich darf drei Beispiele anführen.

Das erste Beispiel ist der Bereich der Privatkliniken; hatten wir gar nicht am Radar, bevor der Untersuchungsausschuss eingesetzt wurde, bevor die Arbeit begonnen wurde. Was sind die Fakten betreffend die Privatkliniken? – Wir wissen heute, es gab einen FPÖ-nahen Betreiber, der an Strache, ich glaube, 10 000 Euro gespendet hat, und wir haben das SMS von Strache an diesen Betreiber: „Welches Gesetz soll ich für dich ändern?“ Auf der anderen Seite haben wir zwei Spenden eines ÖVP-nahen Betreibers aus dem Raiffeisen-Konzern, 50 000 Euro an die Kurz-ÖVP, und wir haben das E-Mail des Ge­schäftsführers dieses Betreibers von Privatkliniken an Strache, in dem er schreibt, bei­liegenden Gesetzestext habe er mit Löger und Blümel abgestimmt.

Faktum ist, dieser Gesetzestext wurde dann hier auch beschlossen, und Faktum ist, der ÖVP-nahe Betreiber hat dadurch aus öffentlichen Mitteln pro Jahr 5 Millionen Euro Ge­winn gemacht – 5 Millionen Euro pro Jahr! (Abg. Wöginger: ... Prikraf gegründet!) Das ist das, was an Fakten auf den Tisch gelegt worden ist. Die unabhängige Justiz ermittelt, es gibt Beschuldigte, teilweise schon Angeklagte, und die, die von der Justiz genau untersucht werden, sind Strache, der FPÖ-nahe Betreiber, aber auch der ehemalige


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 34

Finanzminister Löger und der ÖVP-nahe Betreiber einer Privatklinik aus dem Raiffeisen-Konzern.

Das ist etwas, das ist zum Beispiel neu im Untersuchungsausschuss herausgekommen, das hatten wir vorher alle nicht am Radar: Spende, Gesetz und Vorteil für den, der ge­spendet hat. Ob es strafrechtlich relevant ist, wird die Justiz entscheiden, aber alleine aus politischer Sicht ist die Tatsache, dass es diese Abläufe gibt, etwas, worüber wir alle reden sollten, darüber, wie wir so etwas in Zukunft verhindern können. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

Der zweite Bereich: „Novomatic zahlt alle“. Wir sind in den Untersuchungsausschuss reingegangen, weil wir davon ausgegangen sind, dass es so etwas wie einen Deal zwi­schen der Novomatic und der FPÖ gegeben hat. Auf der einen Seite wird ein FPÖ-naher Manager, Herr Sidlo, bei den Casinos Vorstand, auf der anderen Seite setzt sich die FPÖ für Gesetze ein, für Lizenzen ein, die der Novomatic zuträglich sind. Was wir aber in den Akten und Unterlagen im Untersuchungsausschuss gesehen haben, ist, dass die Verbindungen zwischen der ÖVP und der Novomatic zu jedem Zeitpunkt wesentlich dichter und enger waren als jemals mit der FPÖ. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die No­vomatic und die ÖVP waren schon auf Du und Du, da war die Novomatic mit Herrn Strache noch per Sie.

Das, was wir sehen, das ist nicht nur Herr Sobotka, was die Verbindungen zur Novomatic betrifft, das ist nicht nur Herr Blümel, das ist nicht nur Herr Kurz (Rufe bei der ÖVP: Der Herr Matznetter, oder?), das sind ganz, ganz viele in der ÖVP, die da ganz enge Ver­bindungen haben. Ich weiß, das macht Sie nervös. Ich kann nur sagen, Novomatic-Vor­stand Neumann ist bei Herrn Kurz im Bundeskanzleramt ein und aus gegangen. (Abg. Wöginger: Jaja! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Das, was wir sehen, ist, dass die ÖVP im Finanzministerium hinter dem Rücken der FPÖ – und das war so – ein Glücksspielgesetz vorbereitet hat, das für die Novomatic wie Weihnachten und Ostern gewesen wäre. (Abg. Wöginger: ... der Herr Hoscher!) Da haben wir alle Fakten auf dem Tisch. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Und das Zweite, das wir sehen, ist, dass die Novomatic im Gegenzug die ÖVP-Vertreter Rothensteiner, Pröll und Ihre damalige Stellvertreterin, Herr Bundeskanzler, Frau Glatz-Kremsner, in den Vorstand beziehungsweise in den Aufsichtsrat gewählt hat. Das sind die Fakten, die wir haben. Die Justiz untersucht noch, ob es auch Geldflüsse gab, neben den Geldflüssen zum Sobotka-Verein, ob es auch direkte Spenden oder sonstige Spon­sorings und Zuwendungen direkt an die ÖVP gegeben hat. Da habe ich Vertrauen, dass die Justiz sieht, ob das tatsächlich passiert ist oder nicht. Aber das ist neu, das hatten wir nicht am Radar. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

Und ein dritter Bereich: die Schredderaffäre. (Heiterkeit und Ja-Rufe bei der ÖVP.) – Das freut Sie besonders, ich weiß. Drei Tage nach dem Erscheinen des Ibizavideos kommt der Auftrag, Festplatten zu schreddern (Zwischenrufe der Abgeordneten Hanger und Melchior); und das nicht, wie es normalerweise gemacht wird, sondern unter falschem Namen, ohne die Rechnung zu bezahlen und an den Beamten und Sicherheitsstandards des Bundeskanzleramtes vorbei.

Die Ermittlungen wurden dann eingestellt (Ah-Rufe, Beifall und Bravoruf bei der ÖVP – Abg. Wöginger: So, wie die auch eingestellt werden, nicht?), weil es falsche Angaben von einem ehemaligen Kabinettsmitarbeiter von Herrn Kurz gab (Ruf bei der ÖVP: Ja, genau! – Abg. Wöginger: Jaja!), der nämlich gegenüber der Justiz gesagt hat (Ruf bei der ÖVP: Ersatzrichter!), es wurden nur Druckerfestplatten geschreddert. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Abg. Melchior: Jaja! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 35

Der Untersuchungsausschuss hat in detektivischer Arbeit (Abg. Hanger: Ja, genau! – Heiterkeit bei der ÖVP – Abg. Melchior: Tribunal! – Rufe bei der ÖVP: Oberdetektiv! Columbo!) nachgewiesen, dass nicht fünf, sondern nur drei Druckerfestplatten und zwei Laptopfestplatten geschreddert wurden. Zwei Laptopfestplatten wurden geschreddert – das hat der Untersuchungsausschuss nachgewiesen, und die Justiz hat diese Ermittlun­gen wieder aufgenommen, weil wir zutage gefördert haben, dass das, was die ÖVP ein Jahr lang behauptet hat, nämlich dass das nur Druckerfestplatten waren, unwahr war. (Ruf bei der ÖVP: Das Einzige, was ihr könnt, ist anzeigen!) Das war einfach nicht die Wahrheit! Die Wahrheit ist: Es waren drei Druckerfestplatten und zwei Laptopfestplatten. (Abg. Hanger: Sie nehmen ja nicht einmal zur Kenntnis, was die Staatsanwaltschaft sagt!) Die Frage, die nicht nur ich mir stelle, sondern die ganz Österreich sich stellt, ist: Was war auf den Laptopfestplatten und wo sind die zwei fehlenden Druckerfestplatten? (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Abg. Wöginger: So wirst du nicht Klubobmann!)

Damit komme ich zu Ihnen, Herr Bundeskanzler, denn es geht hier auch um die Frage, wie Sie mit der Wahrheit umgehen. Bei der Schredderaffäre haben Sie persönlich ein Jahr lang immer wieder behauptet, es waren nur Druckerfestplatten. In der Zwischenzeit wissen wir (Abg. Melchior: Kein Mensch weiß das!), das war nicht die Wahrheit, sondern die Wahrheit sieht anders aus, nämlich: Es waren zwei Laptopfestplatten und nur drei Druckerfestplatten. (Rufe bei der ÖVP: Es sind immer Druckerfestplatten! Das ist einfach falsch! ... Lüge!) Ich stelle mir die Frage: Wieso haben Sie einen so schlampigen Um­gang mit der Wahrheit? (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

Ich kann hier jetzt gar nicht die ganze lange Liste an Beispielen für Ihren schlampigen Umgang mit der Wahrheit referieren (Abg. Melchior: Ja, weil dir nichts einfällt!), aber lassen Sie mich noch ein paar Themen herausgreifen. (Abg. Hanger: Sie und schlampi­ger Umgang mit Wahrheit! Wer glaubt ...?)

Das Nächste sind die Wahlkampfkosten. Wir haben ein Gesetz, das festschreibt, wie viel Geld eine Partei für den Wahlkampf ausgeben darf. Wir haben ein erstinstanzliches Ur­teil, in dem steht, die ÖVP hat bewusst und absichtlich doppelt so viel Geld ausgegeben, wie das Gesetz erlaubt. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Abg. Melchior: Das stimmt nicht! Das stimmt ja nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Das ist das Urteil.

Das Zweite, was da drinnen steht, ist: Die ÖVP hat absichtlich die Öffentlichkeit und uns alle darüber getäuscht und hat von Anfang an die Unwahrheit gesagt. Das ist ein erst­instanzliches Gerichtsurteil. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Abg. Melchior: Das stimmt auch nicht! Die nächste Lüge!)

Das dritte Beispiel ist jenes, über das ganz Österreich spricht, nämlich Ihre Aussage vor dem Untersuchungsausschuss. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie haben dort, als es um die Bestellung von Öbag-Vorstand Schmid gegangen ist, ein Bild gezeichnet (Abg. Mel­chior: Ihr zeichnet ein Bild!), als ob Sie aus den Medien oder am Rande informiert ge­wesen wären und Sie ab und zu jemand um Rat gefragt hat.

Seit den Chats, die aufgetaucht sind, wissen wir: Das war Chefsache. (Abg. Melchior: Du weißt gar nichts, null!) Sie hatten die Endentscheidungen und Sie haben am Schluss die Fäden gezogen. (Abg. Melchior: Alles nur eine Lüge!) Das ist mehr als ein schlam­piger Umgang mit der Wahrheit: Das ist einfach unwahr, objektiv unwahr, was Sie im Untersuchungsausschuss gesagt haben! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ob Sie das absichtlich oder unabsichtlich getan haben, wird die Justiz beurteilen, aber ich sage Ihnen heute schon eines: Wenn es zur Anklage kommt, gibt es nur eines, was


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 36

Sie machen können, nämlich dem Konsens Folge zu leisten, den es seit 1945 zwischen allen politischen Parteien gibt (Abg. Wöginger: Ja, genau!), den Sie noch vor Kurzem eingefordert haben, als es Ermittlungen gegen den damaligen SPÖ-Bundeskanzler gab. Da haben Sie als ÖVP gesagt: Bei der Anklage ist die rote Linie, da muss er zurücktreten. Diese rote Linie gilt für uns – für alle, die gilt nicht nur für SPÖ-Bundeskanzler, sondern die gilt für alle Bundeskanzler, für alle Regierungsmitglieder und auch für die Landes­hauptleute. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ, Grünen und NEOS.)

Ich weiß nicht, ob es Abraham Lincoln gesagt hat, aber es gibt ein Zitat: „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht!“ (Abg. Wöginger: Erzählt uns ihr nichts von Charakter! Erzähl uns du nichts von Charakter! – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Das sind zu viele Fachfragen!) Dann sehen wir uns doch an, wie Bundeskanzler Kurz mit dieser Macht umgeht. (Ruf bei der ÖVP: ... Charakter gar nicht kennenlernen!) Wie geht er mit seiner Macht um, wenn er kritisiert wird, wenn es um seinen Umgang mit Kritikern geht? Wir wissen alle, die Kirche hat die Bundesregierung für ihre Asylpolitik kritisiert. (Abg. Wöginger: Weil du schon einmal in der Kirche warst! Da fällt der Herrgott runter! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Was passiert dann? Wie geht der Herr Bundeskanzler damit um?

In seinem Auftrag geht der Herr ÖVP-Generalsekretär im Finanzministerium, Herr Schmid – das ist übrigens derselbe Herr Schmid, der jetzt Vorstand der Öbag geworden ist –, zur Kirche – in seinem Auftrag! – und meldet ihm dann am Tag: Heute ist dieser Termin, und wir werden ihm die volle Packung rüberlegen, wir werden der Kirche vor­rechnen, was wir alles an den Steuergesetzen und an den Förderungen verändern kön­nen, wenn sie unbotmäßig agieren! – Was ist die Antwort des Herrn Bundeskanzlers? Er sagt: „Ja, super. Bitte Vollgas“, schüchte- -, schüchte- - (Heiterkeit bei der ÖVP) – da fehlen einem die Worte, da haben Sie recht –, schüchter meine Kritiker ein! – Das ist die Art und Weise, wie Sie damit umgehen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Melchior: Leg immer was dazu! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Herr Schmid berichtet auch, was war. (Abg. Melchior: ... den Rest dichte dazu!) Er sagt ja dann auch: Den Bischof haben wir genau eingeschüchtert, und am Anfang war er rot, dann blass und dann zittrig. Am Anfang war er rot, dann blass, dann zittrig. (Ruf bei der ÖVP: Na rot war er nicht, weil das gibt’s gar nicht!) Und wie reagiert der Herr Bundes­kanzler? – Er sagt: „Super danke vielmals!!!!“ (Abg. Melchior: Und jetzt wieder irgend­was von dir dazu, komm!) – Das ist Ihr Charakter, wie Sie mit der Macht umgehen, und das ist kein schönes Bild! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Wir können uns ansehen, wie Sie mit dem Parlament, mit der Demokratie umgehen. Das sehen wir in diesem Untersuchungsausschuss: Kaum haben wir den Untersuchungsge­genstand vorgelegt, was hat die ÖVP, damals noch unter Mithilfe der Grünen, die in der Zwischenzeit geläutert sind – zumindest ist das mein Eindruck ihrer Arbeit im Untersu­chungsausschuss (Ruf bei der ÖVP: Ja schau!) –, gemacht? – Sie hat den Untersu­chungsgegenstand zensuriert und mehr oder weniger gesagt: Ihr dürft nur anschauen, was die FPÖ gemacht hat! Was die ÖVP gemacht hat, dürft ihr nicht anschauen, liebe Opposition! (Abg. Hanger: Wir haben einen Kraut-und-Rüben-Untersuchungsausschuss!) Der Verfassungsgerichtshof hat dann entschieden: Nein, es ist auch das Recht der Op­position, anzusehen, was die ÖVP gemacht hat und was unter der Verantwortung von Bundeskanzler Kurz passiert ist.

Das ist Ihr Umgang: Für jeden Akt, jedes E-Mail, jeden Kalendereintrag müssen wir bis zum Verfassungsgerichtshof gehen, damit dieser uns recht gibt und zum Beispiel Fi­nanzminister Blümel verpflichtet, Akten und Unterlagen zu liefern. Und was macht der Finanzminister? – Er druckt sie aus, stellt sie in den Keller und wartet zwei Monate lang, bis Folgendes passiert – der Bundespräsident hat es gesagt, das gab es in Österreich noch nie –: bis der Bundespräsident quasi als Exekutor mit der Polizei vor der Tür steht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 37

(Abg. Wöginger: Ja, genau! Die waren schon auf dem Weg! Du weißt das auch!) Erst dann liefert er die Akten! So nützen Sie Ihre Macht aus im Umgang mit der Demokratie! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Ruf bei der SPÖ: Schäbig ist das!)

Wie ist Ihr Umgang mit dem Rechtsstaat, mit der Justiz? Bereits im Jänner vor einem Jahr haben Sie begonnen, diese Attacken zu reiten – Sie persönlich in einem Hinter­grundgespräch, indem Sie davon gesprochen haben, dass die Justiz und die Staatsan­waltschaft irgendwelche Netzwerke bilden würden, die aus parteipolitischen Gründen gegen Sie agieren würden. Und noch vor wenigen Wochen haben Sie Kollegen Wö­ginger, Frau Ministerin Edtstadler in Eilpostpressekonferenzen ausgeschickt, um die Justiz einzuschüchtern, um die Justiz zu attackieren, weil Sie wissen, dass sie ermittelt und unabhängig ermittelt. (Abg. Melchior: Um aufzuzeigen, wie die Opposition arbeitet! Das war es!) Das ist Ihr Umgang, das ist die Art und Weise, wie Sie mit Ihrer Macht umgehen. Sie haben sogar ein Papier vorgelegt, dass Sie die Staatsanwaltschaft zer­schlagen und unter Kuratel stellen wollen. (Ruf bei der ÖVP: Geh bitte!) So gehen Sie mit Ihrer Macht hier um. Das ist kein gutes Bild. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeord­neten von FPÖ und NEOS. – Ruf bei der ÖVP: Das ist ja unfassbar!)

Weil Sie heute sagen, die Pandemiebekämpfung steht an erster Stelle und die Opposi­tion hat nichts Besseres zu tun, als hier zu kontrollieren, sage ich Ihnen eines (Abg. Melchior: ... schlechtzumachen, die Politik hinzumachen, die Demokratie hinzumachen, das ist das, was die Opposition macht! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP): Kollegin Krisper und ich haben beim ersten Lockdown vorgeschlagen, den Untersuchungsaus­schuss für drei Monate zu unterbrechen. Da war die ÖVP noch dafür. Kollegin Krisper und ich haben beim zweiten Lockdown im Oktober dasselbe vorgeschlagen. Alle Partei­en waren gesprächsbereit, nur eine Partei nicht, nämlich die ÖVP!

Die ÖVP wollte, dass der Untersuchungsausschuss weitergeht, und nicht, dass wir ihn unterbrechen, wie wir das beim ersten Lockdown gemacht haben. (Ruf bei der ÖVP: ... ha­ben ja die anderen Ausschüsse auch nicht!) Aber ich sage Ihnen, das ist auch kein Pro­blem, denn ein Rechtsstaat ist nie lästig, Kontrolle ist nie lästig, und auch die Wahrheit ist in einer Demokratie nie lästig, nie. (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wenn wir uns ansehen, wie Sie mit Macht umgehen, Herr Bundeskanzler, sage ich Ih­nen: Ich sehe bei Ihnen immer zwei Gesichter. (Abg. Wöginger: Ja genau!) Es gibt das eine Gesicht, wenn die Kameras eingeschaltet sind, es gibt das eine Gesicht, wenn die Mikrofone an sind. (Zwischenruf des Abg. Zarits.) Da sind Sie gut frisiert, mit gut aus­gesuchten, vorbereiteten Wörtern, eloquent (Zwischenrufe bei der ÖVP); aber wenn die Kameras ausgeschaltet sind, wenn die Mikrofone ausgeschaltet sind (Ruf: Das habe ich noch nie erlebt!), dann sehe ich ein ganz anderes Bild. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das sehen wir aus den Chats, das sehen wir aus den Befragungen. (Abg. Steinacker: ... Bun­deskanzler gehabt haben!) Und dieses Bild ist ein Bild ohne Anstand, ohne Respekt und ohne Moral. (Ruf bei der ÖVP: Du hast keinen Respekt!) Das ist Ihr Charakter, und das ist das Bild, das wir sehen, wenn die Kameras ausgeschaltet sind. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Herr Bundeskanzler, ich sage Ihnen persönlich: Das ist sicher keine leichte Zeit (Ruf bei der ÖVP: Eine Anmaßung!), wenn man in einem Strafverfahren beschuldigt ist. Ich wün­sche Ihnen persönlich alles Gute (Ruf bei der ÖVP: Unglaublich! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP) – aber ich sage Ihnen auch eines: Ihre Unschuldsbeteuerungen, die Sie jetzt im Fernsehen und in den Interviews machen, die erinnern mich nur an eines, näm­lich an die Unschuldsbeteuerungen von Karl-Heinz Grasser. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS. – Ruf: Na bravo! – Abg. Hafen­ecker: Auch ein großer ÖVPler, dieser Karl-Heinz Grasser!)

13.21



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 38

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundeskanzler. Das Wort steht bei ihm. – Bitte.


13.22.03

Bundeskanzler Sebastian Kurz: Grüß Gott, sehr geehrte Damen und Herren! Herr Prä­sident! Geschätzter Herr Vizekanzler! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Sehr ge­ehrter Herr Parlamentspräsident Fico, ich darf Sie auch ganz herzlich in Österreich be­grüßen! (Zwischenrufe der Abgeordneten Hafenecker und Steger.) Ich habe vielleicht die Möglichkeit, jetzt auf das zu antworten, was Abgeordneter Krainer gerade ausgeführt hat. Geschlossen hat er mit den Worten: „ohne Anstand, ohne Respekt und ohne Moral. Das ist Ihr Charakter“, um mir dann im nächsten Satz persönlich alles Gute zu wünschen. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Ich kann Ihnen nur sagen, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, als Regie­rungsmitglied, insbesondere als Bundeskanzler, gerade in Zeiten einer Pandemie, in Zeiten einer Weltwirtschaftskrise, da trifft man täglich schwierige Entscheidungen. (Moi-Rufe bei der SPÖ.) Man hat täglich die Aufgabe, abzuwiegen: zwischen dem Gesund­heitsschutz auf der einen Seite und dem Recht von Schülerinnen und Schülern, in die Schule zu gehen, auf der anderen Seite. Man hat die Aufgabe, zwischen dem Schutz von Risikogruppen und auf der anderen Seite dem Eingriff in Freiheitsrechte abzuwie­gen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Bei all diesen Entscheidungen wissen wir in der Bundesregierung stets: Egal, wie wir uns entscheiden, es wird Kritik seitens der Opposition geben. Und wissen Sie was, sehr geehrte Damen und Herren? Das ist fordernd – ich gebe das zu –: zu wissen, egal wie man sich entscheidet, man wird kritisiert. Aber es ist auf der anderen Seite auch wichtig, weil der demokratische Diskurs, auch das Fordern einer Regierung, das Kritisieren von Entscheidungen, das ist ganz wesentlich in einer liberalen Demokratie. (Abg. Bösch: Ah! – Abg. Kickl: Das war jetzt aber ...!)

Dass man persönlich attackiert wird, dass man persönlich angegriffen wird (Ruf bei der FPÖ: Das ist neu!), das gehört anscheinend auch dazu. Und ich gebe zu, man muss einiges aushalten, aber ich habe mich in all den Jahren der Spitzenpolitik ganz gut daran gewöhnt. (Abg. Kickl: Na, das glaub ich nicht!) Aber die letzten Tage, Wochen und Mo­nate haben aus meiner Sicht einen neuen Höhepunkt in der Art und Weise der Debatte gebracht, denn es geht überhaupt nicht mehr um den Wettbewerb der besten Ideen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Hafenecker und Belakowitsch. – Abg. Kickl: Das ist jetzt die alte Rede ...!) Es geht nicht einmal mehr darum, die Entscheidungen anderer zu kritisieren, sondern es geht absolut und ausschließlich nur darum, andere zu diffamieren, zu beschädigen und irgendwie zu vernichten. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP. – Moi-Rufe bei SPÖ und FPÖ.)

Die Taktik ist ja eine eindeutige. (Zwischenrufe bei der FPÖ sowie des Abg. Loacker.) Sehr geehrte Damen und Herren, es ist doch offensichtlich, dass so etwas sogar schon manchen Parteiobleuten der Opposition selbst zu schmutzig ist. Es ist nicht einmal mehr die Parteiobfrau Rendi-Wagner, die selbst diese Rede hält (Zwischenruf bei der SPÖ), sondern es werden Personen wie Abgeordneter Krainer ausgewählt, die dann über an­dere sagen: „ohne Anstand, ohne Respekt und ohne Moral. Das ist Ihr Charakter“. (Abg. Kickl: Ich sage es Ihnen ...! – Zwischenruf des Abg. Scherak. – Abg. Belakowitsch: Was geht Sie das an, wer da redet?!) – Eine Art und Weise der Selbsterhöhung der eigenen Person, der eigenen Partei, die nichts mehr mit demokratischem Diskurs zu tun hat. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Rauch.  Abg. Kickl: Kafkaesk!)

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie sich mit den Österreicherinnen und Öster­reichern unterhalten (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), dann werden Sie feststellen, dass die Masse der Menschen sich gerade die Frage stellt: Wie schaffen wir es, die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 39

Pandemie zu überwinden? (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Wie schaffen wir es, gut das wirtschaftliche Comeback zustande zu bringen?, und vor allem: Wie schaffen wir es, Menschen, die ihren Job verloren haben, wieder in Beschäftigung zu bringen? (Zwi­schenruf des Abg. Loacker.)

Trotzdem beschäftigen wir uns hier im Parlament mit dem sogenannten Ibiza-Untersu­chungsausschuss. Obwohl ich zugeben muss, dass mich diese Thematik mittlerweile ein Stück weit emotionalisiert, versuche ich trotzdem, zunächst einmal das anzuspre­chen, was uns verbindet. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Es verbindet uns mei­ner Meinung nach parteiübergreifend ein klares Bekenntnis zum Rechtsstaat und ein klares Bekenntnis zur parlamentarischen Kontrolle. (Abg. Leichtfried: Ach so!) Und ja, U-Ausschüsse können ein wesentlicher Beitrag zur parlamentarischen Kontrolle sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Bösch: Ganz was Neu­es!)

Was uns trennt, sehr geehrte Damen und Herren, ist die Art und Weise, wie der Aus­schuss angelegt wird. (Abg. Kickl: Sie haben es unterschätzt! – Zwischenruf des Abg. Bösch.) Es geht nämlich – und ich war dort selbst als Auskunftsperson geladen – nicht mehr um Wahrheitsfindung, sondern einzig und allein um Diffamierung des politischen Gegners. (Abg. Belakowitsch: Das ist eine Unterstellung, Herr Bundeskanzler!) Ich bin selbstverständlich meiner Pflicht nachgekommen, dort als Auskunftsperson zur Verfü­gung zu stehen. Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet und nach bestem Wissen und Gewissen dort agiert. (Abg. Kassegger: Was ist Ihr Zugang ...?)

Was ich auf der anderen Seite erlebt habe, waren Unterstellungen wie jetzt gerade, ver­bunden mit Suggestivfragen und am Ende des Tages mit dem Versuch, einem das Wort im Mund zu verdrehen, und die entsprechenden Anzeigen wurden selbstverständlich mitgeliefert. (Beifall bei der ÖVP. – Moi-Rufe bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Seien Sie froh, dass Sie jetzt Beschuldigter sind! – Zwischenruf der Abg. Steger. – Abg. Kickl: So ein armes ...! – Abg. Leichtfried: Das würde doch der Präsident nie zulassen!)

Geschätzte Damen und Herren von der Opposition! Es ist Ihre Entscheidung, wie Sie Oppositionspolitik betreiben. Es ist auch Ihre Entscheidung, welchen Stil Sie für passend empfinden. Es ist auch Ihre Entscheidung, wie weit Sie gehen wollen, dabei andere he­rabzuwürdigen und schlechtzureden. Aber Gott sei Dank, sehr geehrte Damen und Her­ren, leben wir in einer Demokratie, und das ist das Gute.

Herr Abgeordneter Krainer, Sie haben von Macht gesprochen. Die Macht in Österreich, die liegt bei den Wählerinnen und Wählern, und dort genügt es Gott sei Dank nicht, an­dere zu diffamieren und schlechtzureden, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)

Nachdem mein Team und ich zweimal bei Wahlen in Österreich gewählt worden sind, möchte ich heute das Versprechen abgeben, dass wir erstens diese Methoden als Volks­partei sicherlich nicht übernehmen werden. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Deimek: Was ist mit den Dossiers?!) Zweitens: Wir werden uns auch sicherlich nicht davon abbringen lassen, daran zu arbeiten, wofür wir gewählt sind, nämlich im Moment die Pandemie zu bekämpfen, das wirtschaftliche Comeback zustande zu bringen (Zwischenrufe bei der FPÖ) und die Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen, die ihren Job verloren ha­ben. (Beifall bei der ÖVP.)

Abschließend, sehr geehrte Damen und Herren, ist mir eines wichtig: Herr Abgeordneter Krainer hat am Ende gesagt, er kann sich vorstellen, dass das nicht ganz angenehm ist, wenn man Beschuldigter ist. Er hat nicht dazugesagt, wer mich angezeigt hat. Er hat dann weiter ausgeführt, dass er mir persönlich alles Gute wünscht. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ob ich ihm das abnehmen kann, das weiß ich nicht, aber mir ist schon wichtig, eines festzuhalten (Abg. Belakowitsch: So weinerlich sind Sie heute!):


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 40

So mühsam und so schwierig die letzten Tage auch waren, so dankbar bin ich für die unzähligen Rückmeldungen, die ich erhalten habe, nicht nur von Wählerinnen und Wäh­lern der Volkspartei, sondern auch von vielen, die eigentlich Ihre Parteien gewählt haben (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ Abg. Belakowitsch: Ja, sicher!) und die mir gesagt haben, dass sie diesen Stil in der Politik weder gutheißen noch unterstützen wol­len, sehr geehrte Damen und Herren. (Anhaltender Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, ich komme jetzt zur Beantwortung der an mich gerichteten Fragen. (Abg. Zanger: Bleiben Sie bei der Wahrheit!)

Zu den Fragen 1 und 47:

Dazu möchte ich festhalten (Abg. Kickl: ... vorsichtig formulieren!), dass bereits Ihre Frage unterstellend ist. Ich habe im Untersuchungsausschuss nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit gesagt. (Abg. Belakowitsch: Was ist da unterstellend?)

Zu den Fragen 2 und 3:

Ich habe dazu schon öffentlich Stellung genommen und auch Gespräche mit den betrof­fenen Personen geführt.

Zu den Fragen 4 und 5:

Seitdem ich politisch tätig bin, hat es immer einen Alleinvorstand in der Beteiligungsver­waltung gegeben, und das ist daher auch nichts Ungewöhnliches. Zudem liegt die Öbag im Verwaltungsbereich des Finanzministeriums. Alles Weitere habe ich bereits im U-Aus­schuss beantwortet und ist im Befragungsprotokoll nachzulesen.

Zu den Fragen 6 bis 17:

Die Bestellung der Aufsichtsräte in der Öbag ist laut Bundesministeriengesetz eine Auf­gabe des Finanzministeriums, und der Finanzminister hat diese Entscheidung auch ge­troffen. Wie im U-Ausschuss bereits ausgeführt, wird man als Bundeskanzler bei Auf­sichtsratsbestellungen von Minister zu Minister unterschiedlich – manchmal mehr, manch­mal weniger – informiert. Grundsätzlich treffen die zuständigen Minister ihre Entschei­dungen. Im Regelfall werde ich danach informiert, manchmal werde ich vorher um meine Meinung gefragt. Wichtig ist, dass die Personen immer qualifiziert sind.

Ich schreibe und erhalte täglich Hunderte Nachrichten und habe mindestens ein Dutzend Termine und führe ebenso viele Telefonate pro Tag. Ich bitte daher um Verständnis, dass viele dieser Themen bereits Jahre zurückliegen und ich mich nicht im Detail an jedes einzelne Gespräch erinnern kann. (Abg. Deimek: ... Wahrnehmungen!)

Zu den Fragen 18 bis 20:

Für die Bestellungen in Unternehmen mit Beteiligung der Republik sind die jeweils zu­ständigen Gremien verantwortlich. Man trifft in einer Regierung täglich Vereinbarungen – jeder Minister, die Regierung als Ganzes. Insbesondere was die Aufsichtsräte betrifft, gab und gibt es ja auch die Idee – jetzt und bereits in der Vergangenheit, in verschie­denen Koalitionen – eines Kontrollrechts mit rund einem Drittel der Aufsichtsräte für den Koalitionspartner, der nicht zuständig ist.

Zur Frage 21:

Nein.

Zu den Fragen 22 und 23:

Es ist mir seit Dienstagabend bekannt, und ich wurde vom Anwalt der Volkspartei in­formiert.

Zu den Fragen 24 bis 29, 33 und 41:

Die Interessen der Republik bei den Casinos Austria werden durch die Österreichische Beteiligungs AG wahrgenommen, und die Entscheidungen über die Vorstandsbestellungen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 41

werden im Aufsichtsrat getroffen. In meiner Tätigkeit als Bundeskanzler führe ich täglich sehr viele verschiedene Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern des wirtschaftli­chen und gesellschaftlichen Lebens in Österreich, in denen auch unterschiedlichste The­men erörtert werden. Die Vorwürfe und Unterstellungen gegen Gernot Blümel, die in diesem Zusammenhang erhoben werden, entbehren jeder Grundlage und sind falsch. Bester Beweis dafür ist, dass es keine Spende der Novomatic an die ÖVP-Bundespartei in meiner Zeit als Bundesparteiobmann gab. Grundlage für die Arbeit in der Bundesre­gierung sind das Bundesministeriengesetz und die dort geregelte Kompetenzverteilung.

Zu den Fragen 30 bis 32:

Ich habe weder mit Herrn Graf noch mit Herrn Neumann noch mit sonst irgendjeman­dem, den ich der Novomatic zuordnen würde, in den letzten Jahren über Spenden ge­sprochen. Ich habe auch als Bundesparteiobmann keine Spenden von der Novomatic angenommen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Zu den Fragen 34 bis 38:

Nach dem Ausscheiden aus dem Bundeskanzleramt wurde entsprechend den Vorgaben des Bundesarchivgesetzes (Zwischenruf des Abg. Deimek) relevantes Schriftgut dem Staatsarchiv zur Aufbewahrung übergeben. Den Anfragen des Untersuchungsausschus­ses wurde im Bundeskanzleramt immer im Rahmen der geltenden Gesetze und der je­weiligen Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes entsprochen.

Zur Frage 39:

Nein, die Vergabe von Aufträgen ist Zuständigkeit der jeweiligen obersten Organe und deren Organisationseinheiten.

Zur Frage 40:

Fragen zu Dienstleistungen, die das BKA vergibt, beantworte ich regelmäßig in parla­mentarischen Anfragen.

Zu den Fragen 42 und 43:

Ich habe mit Thomas Schmid nach wie vor in unregelmäßigen Abständen Kontakt. Er ist nach wie vor Vorstand in der Öbag.

Zur Frage 44:

Ich weiß, dass der Herr Nationalratspräsident mit vielen Menschen täglich in Kontakt ist und zu vielen Spitzenbeamten in dieser Republik ein gutes Verhältnis pflegt.

Zur Frage 45:

Durch das Mobile Device Management ist sichergestellt, dass auf dienstliche Ressour­cen nur von definierten Geräten zugegriffen werden kann. Ich bitte um Verständnis, dass aus Gründen der Sicherheit keine Angaben über Synchronisationsschnittstellen bezie­hungsweise Maßnahmen zur Absicherung der Geräte in öffentlicher Sitzung gemacht werden können. Festgehalten werden kann, dass im Bedarfsfall technische Mittel vom Ressort zur Verfügung gestellt werden.

Zur Frage 46:

Ich habe mich nie bereichert! Das ist ein Faktum und bedarf aus meiner Sicht auch keiner weiteren Erklärung. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Zu den Fragen 48 und 49:

Diesbezüglich darf ich auf die parlamentarische Anfrage Nummer 3099/J verweisen. Wie in der Beantwortung ausgeführt, liegt archivrelevantes Schriftgut in der Regel entweder in entsprechend gekennzeichneter Papierform, elektronisch im Elak oder in für die Archi­vierung aufbereiteten Datenbeständen von Fachanwendungen vor. Folgende Vorschriften


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 42

finden dabei Anwendung: Bundesarchivgesetz, Denkmalschutzgesetz, Bundesarchiv­gutverordnung, Büroordnung 2004, Datenschutz-Grundverordnung und Datenschutzge­setz.

Zur Frage 50:

Auch diese Frage ist eine einzige Unterstellung und zeigt einmal mehr, dass es Ihnen nicht um Objektivität und Sachpolitik geht, sondern nur ums Anpatzen und Skandali­sieren. (Abg. Deimek: Ist Ihnen das nicht peinlich?)

Vielen Dank. (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP.)

13.36


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Rendi-Wagner. – Bitte.


13.37.27

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe ge­hört, Herr Bundeskanzler, Sie haben mich an diesem Rednerpult schon vermisst. (Zwi­schenruf des Abg. Hanger.) Sie wissen, es gibt mehrere Redner und Rednerinnen im Laufe einer Debatte – und hier bin ich. (Abg. Wöginger: Der Wolf vermisst Sie auch, in der ZIB 2! – Ruf bei der ÖVP: Der Doskozil auch, glaube ich! Heiterkeit und weitere Zwischenrufe bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich könnte jetzt Stunden über Ihre mehr als mangelhafte Beantwortung der 50 Fragen dieses Hauses sprechen (Abg. Prinz: Es genügen 10 Minuten!), ich könnte stundenlang über die Entwicklungen der letzten Monate, die sehr besorgniserregend sind, sprechen (Ruf bei der ÖVP: ... Redezeit!), Entwicklungen, die ihre traurigen Höhepunkte in ständi­gen ÖVP-Attacken gegenüber unserer Justiz (Abg. Melchior: Die Anzeigen der SPÖ! Anzeigen der SPÖ!), in mehr als unfassbaren Drohungen und Einschüchterungen ge­genüber der katholischen Kirche, in einer bisher einzigartigen Missachtung des Verfas­sungsgerichtshofes durch Ihren Finanzminister sowie einer permanenten Verhöhnung dieses Hauses, des österreichischen Parlaments, hatten. (Abg. Melchior: Und vielen Anzeigen der SPÖ!) Die letzten Tage, Herr Bundeskanzler, und Ihre Äußerungen in den letzten Stunden und Tagen haben aber leider gezeigt, dass all diese traurigen Beispiele noch nicht das Ende dieser systematischen Missachtung unserer demokratischen Insti­tutionen sind.

Die letzten Tage zwingen mich daher, heute hier in diesem Hohen Haus und von diesem Pult aus, statt über die letzten Monate zu reden, mich auf wenige, aber für unseren Rechtsstaat und für unsere Demokratie fundamentale Grundsätze zu beschränken. Fünf Grundsätze, die wir in einer Demokratie hier eigentlich nicht mehr diskutieren dürften, und dafür brauche ich keine Stunde, dafür brauche ich auch nicht 8 Minuten, dafür reicht 1 Minute. (Ruf bei der ÖVP: Das schaue ich mir an!)

Erstens: Niemand steht über dem Recht, auch Sie nicht, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe der Abgeord­neten Melchior, Ottenschläger und Wöginger.)

Zweitens: Alle sind vor dem Recht gleich! (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie bei Abgeord­neten der Grünen. Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Drittens: Was Recht und Unrecht ist, entscheiden in unserem Land unabhängige Richte­rinnen und Richter. (Beifall bei SPÖ und NEOS. – Abg. Melchior: Entscheidet nicht der Untersuchungsausschuss!)

Viertens: Ob Sie die Wahrheit oder Unwahrheit gesagt haben, Herr Bundeskanzler, und damit eine Straftat begangen haben (Ruf bei der ÖVP: Unerhört!), auch das wird ein unabhängiger Richter entscheiden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 43

Fünftens: Ob Sie angeklagt werden, entscheidet die unabhängige Staatsanwaltschaft, abhängig davon, ob sie dafür ausreichende Gründe sieht und findet – so wie bei jeder anderen Bürgerin, so wie bei jedem anderen Bürger unseres Landes auch. (Beifall bei SPÖ und NEOS. – Zwischenrufe der Abgeordneten Salzmann und Sieber.)

All das entscheidet nicht dieses Haus, entscheidet nicht die Opposition, entscheidet nicht der Bundespräsident, entscheidet auch nicht die Bevölkerung. Wissen Sie, warum nicht? – Weil wir in einem Rechtsstaat leben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Melchior.)

Darauf sind wir stolz, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Und: Recht muss Recht bleiben. – Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ und Beifall bei den NEOS, bei Abgeord­neten der Grünen sowie des Abg. Fuchs. – Zwischenrufe der Abgeordneten Melchior und Loacker.)

13.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hanger. – Bitte.


13.41.45

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­deskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Frau Klubobfrau, ich möchte Ihnen etwas ausrichten: Für mich ist es gar nicht so relevant, ob Sie eine gute oder eine schlechte Rede halten. Aus meiner Sicht war das wieder eine sehr schlechte Rede. (Ruf bei der SPÖ: Geh bitte! – Ruf bei den NEOS: ... persönliche Angriffe, das ist die ÖVP!) Sie haben in Ihrer Partei ja sowieso nichts zu sagen, insofern ist das nicht sonderlich relevant. (Abg. Belakowitsch: Haben Sie was zu sagen? – Zwischenrufe bei der ÖVP. – Ruf: Nur auf der persönlichen, diffa­mierenden Ebene!)

Zu Herrn Kollegen Krainer: Aus meiner Sicht war das wieder eine Märchenstunde, wie wir sie aus dem Untersuchungsausschuss kennen. Recht viel mehr ist es nicht. Ich sage ja seit Wochen, wir haben dort keinen Erkenntnisgewinn. (Abg. Kassegger: Lästig, das Parlament!) Seine Aussagen haben das wieder einmal mehr bewiesen. Wir diskutieren zum 25. Mal die Schredderaffäre. Ich möchte die Schredderaffäre kurz aufgreifen, weil ich damit wirklich sehr gut aufzeigen kann, wie dort mit Auskunftspersonen umgegangen wird. Wir wissen, die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zur Schredderaffäre längst eingestellt. (Abg. Belakowitsch: Wieder aufgenommen!) Was passiert? – Immer die, die nach der unabhängigen Justiz rufen, nämlich Frau Krisper und Herr Krainer, können das natürlich nicht akzeptieren. Sie müssen neuerlich eine Anzeige einbringen. (Abg. Hörl: Aha!)

Dann wird die Auskunftsperson, die angezeigt worden ist, in den Ausschuss geladen und befragt. Die Auskunftsperson entschlägt sich natürlich – das ist ein Grundrecht –, und dann kommen wieder heftige Proteste, dass sich die Auskunftsperson der Aussage entschlägt. (Zwischenruf der Abg. Krisper.)

Wissen Sie, was der Gipfel war? – Das möchte ich an Abgeordneten Krainer richten: Die erste Fragerunde, die erste Befragung hat 2 Stunden gedauert – 2 Stunden! –, da hat nur Herr Kollege Krainer gefragt. Ich erinnere mich noch an sein süffisantes Lächeln nach der Befragung: Ha, ich habe jetzt jemanden 2 Stunden befragen können! (Abg. Deimek: Da waren Sie ja gar nicht dabei!)

Wir haben dabei keinen Erkenntnisgewinn. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es nur um Unterstellungen geht, dass es nur darum geht, jemanden fertigzumachen. (Ruf bei der SPÖ: Eine sehr schlechte Rede!) Ich habe danach mit dieser Auskunftsperson gesprochen. Da ist man drei Tage danach noch in einem Ausnahmezustand, weil es


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 44

ganz einfach ungerecht ist, dass die Auskunftsperson unter strenger Wahrheitspflicht steht. (Abg. Belakowitsch: Dann heben wir sie auf!) Sie muss dort wahnsinnig aufpas­sen, dass sie sich nicht in Widersprüche verheddert. Das ist nämlich das einzige Ziel dieser Befragung. Das muss man in aller Deutlichkeit sagen. (Zwischenruf der Abg. Kris­per.) Und der Herr Abgeordnete Krainer darf dort alles: Er darf dort die Unwahrheit sa­gen, er darf unterstellen, er darf beleidigen. Ich würde mir also schon eine Geschäfts­ordnungsdebatte wünschen, wo wir zumindest ein bisschen einen Gleichstand herstel­len können. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Meinl-Reisinger und Melchior.)

Zur heutigen Sondersitzung: Das finde ich schon bemerkenswert. Die Opposition hat zu einer Sondersitzung geladen – das ist ihr gutes Recht –, aber 14 Abgeordnete der Oppo­sition kommen nicht einmal! (Ruf bei der ÖVP: 15!) – 15, höre ich gerade. Sie reden davon, dass man das Parlament ernst nehmen soll, da würde ich einladen, dass die Abgeordneten auch ins Parlament kommen, wenn Sitzungen sind. Das wird ja wohl das Mindeste sein, das man verlangen darf. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich hätte noch so viele Themen, über die ich gerne berichten würde, wie Frau Krisper und ihr unmögliches Verhalten im Untersuchungsausschuss. (Zwischenruf des Abg. Loacker. – Abg. Belakowitsch: ... Konvolut geschrieben!) Danke noch einmal, dass Sie das Dossier aufgegriffen haben. Das ist ja der beste Beweis dafür, mit welchen Unterstel­lungen, Untergriffen und rhetorischen Fallen hier gearbeitet wird.

Ich möchte mich einem Thema zuwenden, das, glaube ich, die Österreicherinnen und Österreicher wirklich interessiert, nämlich, dass wir Gott sei Dank sehr gut aus der Coro­napandemie kommen. Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass wir beim Testen Welt­meister sind. Die Strategie, die federführend vom Herrn Bundeskanzler angetrieben wor­den ist – testen, testen, testen –, ist ein Erfolgsgarant. Das muss und kann man nicht oft genug sagen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Das ist aber heute nicht das Thema!)

Zum Zweiten, und das ist auch der Initiative des Bundeskanzlers zu verdanken, sind wir beim Impfen ganz vorne dabei. Wir sind unter den top drei beim Impffortschritt in Europa, das ist ein großer Erfolg. Das ermöglicht uns auch, dass wir bald, so wie es eben ange­kündigt wurde, ins normale Leben zurückkehren können. Das ist ein großer Erfolg. (Bei­fall bei der ÖVP. – Abg. Deimek: Aber trotzdem darf man nicht lügen! – Zwischenruf des Abg. Scherak.)

Die Infektionszahlen sind niedrig, auch das ist ein großer Erfolg, und wir können als eines der ersten Länder in Europa endlich Öffnungsschritte setzen.

Zum Abschluss ein Appell: Halten wir doch zusammen in dieser Republik! Wir haben so viele Aufgaben vor uns. Wir müssen den Arbeitsmarkt ankurbeln, wir müssen schauen, dass das Vereinsleben wieder in die Höhe kommt. Und ich möchte bei dieser Gelegen­heit auch wirklich allen danken, die dazu beitragen (Abg. Amesbauer: Danke, Basti!): der Bundesregierung, den Ländern, den Gemeinden, vielen Institutionen. Nur die Oppo­sition macht das halt leider nicht, aber das müssen wir zur Kenntnis nehmen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

13.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kickl. – Bitte.


13.46.33

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Vor allem Herr Bundeskanzler! Ich möchte heute ein paar persönliche Fragen an Sie stellen. Ich tue das nicht nur aus eige­nem Interesse, sondern ich tue das stellvertretend für, glaube ich, ganz, ganz viele Men­schen da draußen, Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, die keine Machtposition


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 45

innehaben (Zwischenrufe der Abgeordneten Melchior und Wöginger), so wie Sie, die nicht jeden Monat ein Spitzengehalt samt Kanzlerprivilegien bekommen, so wie Sie, und die nicht in nationalen und internationalen Netzwerken drinnen hängen, von denen sie protegiert und beschützt werden. (Zwischenrufe der Abgeordneten Ottenschläger und Pfurtscheller. – Ruf bei der ÖVP: Unterstellungen, Unterstellungen!)

Diese Menschen da draußen haben etwas ganz anderes (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Melchior), sie haben ein sehr, sehr gutes Empfinden, ein sehr, sehr gutes Gespür für das, was falsch ist, und für das, was richtig ist. Man könnte auch sagen, sie haben ein sehr, sehr gutes Gespür für das, was gut ist, und für das, was böse ist, für das, was man tut, und für das, was man nicht tut, oder, um es auf gut Deutsch zu sagen: Diese Leute haben ein intaktes Gewissen. Ich glaube, dass man das von weiten Teilen der Volkspartei nicht mehr behaupten kann. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Hallo! – Zwischenrufe der Abgeordneten Melchior und Ottenschläger.)

Jetzt frage ich Sie, Herr Bundeskanzler: Sie waren doch derjenige Regierungschef, der der Bevölkerung – es ist eine Ironie des Schicksals, dass es fast auf den Tag genau zwei Jahre her ist – unmittelbar nach dem Auftauchen des Ibizavideos Folgendes gesagt hat, ich darf zitieren: Mit einem Regierungsmitglied, gegen das ermittelt wird, kann ich nicht länger zusammenarbeiten. – Zitatende.

So, Herr Bundeskanzler?! So?! Und jetzt? Was ist jetzt? Was ist jetzt, wo sich die Ermitt­lungen der Justiz gegen Sie und gegen Ihren Finanzminister – und ich abstrahiere jetzt vom restlichen Who is Who der ehrenwerten ÖVP-Familie –, gegen Sie selbst und gegen Ihre engsten Verbündeten richten? Was ist jetzt? Gilt das alles nicht mehr? Jetzt erklären Sie der Bevölkerung, dass alles ganz anders ist, als es damals gewesen ist, und dass das, was Sie damals gesagt haben, heute keine Gültigkeit mehr hat. Mich fragen viele Leute, und diese Frage gebe ich stellvertretend an Sie weiter (Abg. Melchior: Wer fragt Sie? Wer? Wer? – Zwischenrufe der Abgeordneten Gabriela Schwarz und Wöginger): Schämen Sie sich eigentlich nicht angesichts dieser Wendehalsigkeit und dieser Verdre­hungen, die Sie hier an den Tag legen? (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Da redet der Richtige!)

Ich frage gleich weiter: Haben Sie eigentlich überhaupt keine Skrupel? (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) Haben Sie überhaupt keine Skrupel, die Unwahrheiten, die Sie im U-Ausschuss stundenlang zelebriert haben – das war ja eine Strategie –, jetzt auch au­ßerhalb des Ausschusses weiter fortzuführen, jetzt, wo Sie aufgeflogen sind, wo Sie auf­geklatscht worden sind, wo Sie überführt worden sind, dass Sie falsch ausgesagt ha­ben? – Nicht in einzelnen Worten: Ihre ganze Strategie war darauf angelegt.

Anstatt sich hinzustellen und zu sagen: Ja, ich habe einen schweren Fehler gemacht!, und vielmehr – denn damit allein ist es nicht getan – zuzugestehen, dass dieser schwere Fehler mit dem Amt eines Regierungschefs nicht kompatibel ist, anstatt die Konsequen­zen zu ziehen, um Schaden von der Republik und auch von Ihnen selbst abzuwenden, schlagen Sie wild um sich, Herr Bundeskanzler.

Jeder macht Fehler, das ist unbestritten, aber nicht jeder Fehler ist ein Gesetzesbruch, auf den bis zu drei Jahre Haft stehen, und nicht jeder, der einen solchen Gesetzesbruch begeht, ist Bundeskanzler der Republik. Da müssen Sie sich schon gefallen lassen, dass Sie mit anderen Maßstäben gemessen werden als einfache Bürger dieses Landes.

Wissen Sie, Herr Bundeskanzler, niemand hat Ihnen eine Falle gestellt – kein Lockvogel, keine versteckten Mikrofone, keine versteckten Kameras. (Zwischenruf des Abg. Mel­chior.) Es ist Ihr Familienmitglied, Ihr Spezi Thomas Schmid, gewesen, der Sie mit seinen Chats jetzt ins Straucheln bringt. (Abg. Melchior: Wo sind deine Chats eigent­lich? Wann kriegen wir die mal im Untersuchungsausschuss?) Sie haben beim Schred­dern der Festplatten auf das Handy von Herrn Schmid vergessen. Das hätten Sie auch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 46

dreimal durch die Walzen laufen lassen sollen, so wie die geschredderten Festplatten. (Beifall bei der FPÖ.) Diese Chats spiegeln in einer unglaublichen Offenheit – da haben Sie das Herz auf der Zunge getragen – Ihre Machtbesessenheit wider, Ihre Eitelkeit, Ihre unglaubliche Überheblichkeit. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Da haben Sie sich sicher ge­fühlt, da haben Sie sich wie die großen Checker aufgeführt, als die Sie sich empfinden, die sich die Republik unter den Nagel reißen und auch vor Postenschacher der übelsten Sorte nicht zurückschrecken. (Ruf bei der ÖVP: Unerhört! – Abg. Wöginger: Das musst genau du sagen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Da darf man sich dann doch nicht wundern, dass es Leuten auffällt, dass der Inhalt dieser Chats mit Ihrer Rolle im Untersuchungsausschuss nicht zusammenpasst, wo Sie sich hingestellt haben, als ob der große Checker dann plötzlich der siebente Zwerg hinter dem siebenten Berg gewesen wäre. Da darf man sich doch nicht wundern, dass das den Leuten auffällt und zu einer Anzeige führt. Nein, Herr Bundeskanzler, diese Suppe haben Sie sich selber eingebrockt – und sonst niemand. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist unglaublich, dass Sie es nicht beschämend finden (Abg. Melchior: Du solltest dich schämen!), wo Sie doch eigentlich wissen, dass Sie politisch längst in der Versenkung verschwunden wären, wenn nicht teilweise gekaufte, angefütterte oder wirtschaftlich unter Druck gesetzte Medien (Abg. Steinacker: Unfassbare Unterstellungen!) Ihren – und da meine ich den gesamten türkisen – Feldzug gegen Demokratie, gegen Rechts­staatlichkeit, gegen das Parlament und gegen die Justiz (weitere Zwischenrufe bei der ÖVP) ja schon bis ins Groteske hinein schönreden und in Ceauşescu-Manier die Alterna­tivlosigkeit predigen würden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Rufe bei der ÖVP: Unfassbar! Wahnsinn! Du hast ja überhaupt kein Gespür mehr! – Weitere Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)

13.52.15*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter, für den Ausdruck „Ceauşescu-Manier“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Abg. Melchior: Das ist ja ein Wahnsinn! – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)

*****


13.52.30

Abgeordneter Herbert Kickl (fortsetzend): Ihre Stärke kommt nicht aus inneren Idea­len, das ist ja überhaupt nicht der Fall. Nein, Ihre Stärke verdankt sich einem unterwür­figen Bestelljournalismus, den Sie sich in Österreich hergerichtet haben. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.)

13.52.40*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Auch für den „unterwürfigen Bestelljournalismus“ kriegen Sie einen Ordnungsruf. (Zwischenrufe bei der FPÖ sowie des Abg. Melchior.) Halten Sie sich an den Rand! (Ruf bei der FPÖ: Herr Präsident, ...! – Anhaltende Zwi­schenrufe bei ÖVP und FPÖ.)

*****


13.52.48

Abgeordneter Herbert Kickl (fortsetzend): - - Ihrer Kraft und sonst gar nichts. Und wis­sen Sie was? – Fehlende Sensibilität und mangelndes Problembewusstsein – das sind Ihre beiden Großbaustellen, Herr Bundeskanzler. Klingelt es bei Ihnen, wenn Sie diese zwei Begriffe hören? Klingelt es da bei Ihnen? (Abg. Wöginger: Jaja, genau! Bei dir


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 47

läutet es den ganzen Tag! – Zwischenruf des Abg. Melchior.) Denn fehlende Sensibilität und mangelndes Problembewusstsein waren das, was Sie, Herr Blümel und Herr Ne­hammer mir im Mai des Jahres 2019, unmittelbar nach dem Auftauchen des Ibizavideos, vorgeworfen haben. (Abg. Wöginger: ... die Beleidigtheit ist es! – Zwischenruf des Abg. Melchior.) Dann haben Sie noch dazugesagt, dass ich als Innenminister nicht gegen mich selbst ermitteln kann, obwohl ich in keinem Moment als Verdächtiger oder als Beschuldigter geführt worden bin – ganz im Unterschied zu Ihnen, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Aber das wird noch passieren!°– Abg. Melchior: Schauen wir uns mal die SMS von dir an! Da werden wir die SMS noch sehen, dann schauen wir uns das an!)

Ja, damals müssen Sie einen unglaublichen moralischen Leidensdruck gehabt haben, unglaublich – der war so groß, dass Sie in Windeseile zum Bundespräsidenten geeilt sind und gesagt haben: Also mit so einem kann ich nicht mehr regieren, den müssen wir hinausschmeißen! (Abg. Steinacker: ... Beleidigungen ...!) Gut, ich habe Verständnis, es ist ja nicht um Sie und nicht um Herrn Blümel gegangen, sondern um einen Freiheit­lichen, aber möglicherweise waren auch diese ganze Begründung und dieses morali­sche Gerede, das Sie damals an den Tag gelegt haben, nur eine Unwahrheit mehr in Ihrer inzwischen elendslangen Liste von Unwahrheiten. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Krisper.)

Ich sage Ihnen ganz ehrlich eines: Ich bin stolz auf dieses Entlassungsschreiben des Bundespräsidenten, weil es mir amtlich bescheinigt, dass ich niemals Teil Ihrer Familie gewesen bin – diese Bescheinigung habe ich amtlich. (Beifall bei der FPÖ.)

Jedenfalls ist das auch ein Beispiel dafür, dass die ÖVP permanent mit zweierlei Maß misst: Es gibt gute Hausdurchsuchungen, es gibt gute Enthüllungsleaks, es gibt gute Ermittlungen, Anklagen und Verurteilungen – das sind immer die, die aus Ihrer Sicht gegen die anderen gehen. Und dann gibt es natürlich schlechte Hausdurchsuchungen, schmutzige Anpatzungsleaks, ungerechtfertigte Racheaktionen in Form von Anzeigen, Ermittlungen und Verurteilungen – das ist immer dann, wenn Sie betroffen sind. Dieses Messen mit zweierlei Maß stößt der Bevölkerung zu Recht mehr und mehr auf. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie suchen Ihr Heil in einer Flucht in die Realitätsverweigerung – das haben wir heute erlebt –, in einer Flucht nach vorne, gepaart mit irgendeiner Form von Selbstmitleid. Wissen Sie was? Sie wandeln schön langsam auf den Spuren von H.-C. Strache, das kann ich Ihnen nur sagen – da ist nicht mehr viel Unterschied. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ sowie Heiterkeit der Abg. Gabriela Schwarz.)

Für Sie besteht jedenfalls kein Grund für Selbstmitleid und Wehleidigkeit, denn diese Suppe haben Sie sich selber eingebrockt. (Ruf bei der ÖVP: Selbstmitleid, da redet der Richtige! – Abg. Wöginger: Kindesweglegung! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die missliche Lage, in der Sie sich befinden – Sie und Herr Blümel und alle anderen Prominenten in Ihrer Partei –, ist nicht die Schuld eines bösen Untersuchungsausschus­ses von irgendwelchen geifernden Abgeordneten, über die Sie jetzt Dossiers erstellen lassen. Bitte nicht böse sein: Wenn Sie 4 Stunden Befragung im U-Ausschuss mit einer Vertrauensperson an Ihrer Seite nicht aushalten, dann sollten Sie sich fragen, ob Sie überhaupt die Belastungskapazitäten, die man als Bundeskanzler braucht, haben. (Bei­fall bei der FPÖ. – Abg. Wöginger: Jaja!)

Das ist nicht die Schuld des Ausschusses, der hat nur seine Arbeit gemacht, und es ist auch nicht die Schuld einer angeblich parteilich agierenden Justiz. Das kann schon deshalb nicht stimmen, weil diese Staatsanwälte alle von Ihnen dorthin gebracht worden sind, wo sie jetzt die Ermittlungen führen. Nein, nein, die haben nur ihre Arbeit gemacht, sofern man sie lässt. (Abg. Wöginger: Das ist ein Verfolgungswahn! Das ist, wenn man


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 48

nicht unter die Leute geht, dann wird man so wie du! – Weiterer Zwischenruf bei der ÖVP.) Es ist das logische Resultat von Selbstherrlichkeit, Machtmissbrauch und Skru­pellosigkeit, über das Sie jetzt stolpern, denn das ist das Betriebssystem Ihres tiefen Staates, den Sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten errichtet haben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wöginger: Vom Marathonrennen wirst narrisch!)

Ein letzter Satz: Simon Wiesenthal hat davon gesprochen, dass sein Lebensmotto Ge­rechtigkeit und nicht Rache ist. Sehen Sie: Gerechtigkeit und nicht Rache ist das, was jetzt bei Ihnen schlagend wird.

Ich sage Ihnen einen allerletzten Satz, Herr Bundeskanzler: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht (Abg. Wöginger: Ja, du saufst aber nichts!) – insbesondere dann, wenn er sich selbst für unzerbrechlich hält. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wöginger: Jaja, genau!)

13.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Maurer. – Bitte.


13.57.14

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Werte Regierende auf der Regie­rungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen vor den Bildschirmen! „Unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Ver­fassungsgesetze und aller anderen Gesetze“ – das haben wir 183 Nationalratsabgeord­nete in diesem Saal bei unserer Angelobung geschworen. Die Regierungsmitglieder ha­ben ebenso geschworen, die Verfassungsgesetze getreulich zu beobachten und ihre Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen.

Für uns Abgeordnete in diesem Hohen Haus bedeutet das einerseits, die Gesetze dieses Landes zu beschließen, und es bedeutet andererseits, die Exekutive zu kontrollieren. Diese parlamentarische Aufgabe kommt allen Abgeordneten zu, nicht etwa nur den Ab­geordneten der Opposition. Die Instrumente, die wir dafür in der Hand haben, sind um­fangreich: parlamentarische Anfragen, Dringliche Anfragen, Dringliche Anträge, das Ver­langen nach Prüfung durch den Rechnungshof oder auch das Einsetzen von Untersu­chungsausschüssen.

Diese parlamentarischen Rechte sind keine Selbstverständlichkeit. Sie wurden er­kämpft, und in vielen, vielen anderen Ländern der Welt ist eine saubere Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative noch weit unterentwickelt. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Dementsprechend verantwortungsvoll sollten wir diese Instrumente auch nutzen – unsere Demokratie ist nämlich von enormem Wert.

Manchmal aber gewinnt man den Eindruck, dass wir mit unseren demokratischen Er­rungenschaften schleißig, ja geradezu fahrlässig umgehen, wenn diese Gewaltenteilung nicht respektiert wird, wenn das Parlament und auch der Verfassungsgerichtshof an der Nase herumgeführt werden – so geschehen letztens bei den Aktenlieferungen an den Un­tersuchungsausschuss. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

Es ist hochnotpeinlich, dass der Herr Finanzminister eine Extraaufforderung durch den Bundespräsidenten gebraucht hat, um zu erkennen, dass er sehr wohl dem Parlament und den Gesetzen verpflichtet ist und sehr wohl die Vorgaben des Verfassungsgerichts­hofes erfüllen muss.

Keine Frage, der breite Untersuchungsgegenstand, die Vorgaben zum Datenschutz und zur Verfahrensordnung bergen schon mitunter knifflige Fragen, das kann aber niemals rechtfertigen, dass ein Minister seiner Informationspflicht gegenüber der verfassungsmä­ßigen Kontrolle durch das Parlament nicht nachkommt. (Beifall bei Grünen, SPÖ und NEOS.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 49

Selbstverständlich ist es legitim, den Verfassungsgerichtshof anzurufen, um Klarheit über etwaige Unschärfen zu gewinnen. Es ist aber nicht legitim, durch allerlei Schikanen, wie die pauschale Einstufung von Akten auf Stufe 3, das Parlament zu papierln. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

Ich bin sehr froh, dass der Finanzminister die Kurve gekratzt hat – gerade noch –, jetzt selbstständig eine Neueinstufung vorgenommen hat und eine digitale Lieferung vor­nimmt. Meinen Informationen nach sollen die ersten Akten gerade jetzt hier im Parlament eintreffen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Ja, das Parlament und seine Abgeordneten können nervig und lästig sein und sicher manches Mal auch ungerecht. Nicht jede Anfrage ist gerechtfertigt oder sinnvoll. Ich er­innere mich da beispielsweise an Anfragen zu den gelagerten Klopapierrollen in den Regierungsressorts seitens der Freiheitlichen oder auch an Anfragen, die in einer Tona­lität und mit inhaltlichen Fehlern gespickt gestellt werden, die sicher nicht der Würde des Hauses entsprechen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hafenecker.)

Wenn wir von der Würde des Hauses sprechen, dann muss ich an dieser Stelle auch sagen: Kollege Hanger, ich glaube, es entspricht auch nicht der Würde des Hauses, pauschal Reden anderer Abgeordneten, beispielsweise jene Rede der Klubobfrau Ren­di-Wagner, hier pauschal als schlechte Reden abzukanzeln. Auch das entspricht nicht unseren Vorstellungen einer guten demokratischen Auseinandersetzung hier im Parla­ment. (Beifall bei Grünen, SPÖ und NEOS. – Abg. Martin Graf: Aber objektiv gesehen war die Rede wirklich schlecht! – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

All das, dass das Parlament lästig sein kann, ist keine Entschuldigung dafür, ihm mit Respektlosigkeit zu begegnen. Selbstverständlich müssen alle Anfragen beantwortet werden, seien sie noch so deppert (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), denn nicht die Regierenden bestimmen darüber, was gefragt werden darf und was nicht – das machen wir!

Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass dieses Hohe Haus unser Haus ist. Das ist das Haus der Nationalratsabgeordneten und der Mitglieder des Bundesrates, der gewählten Mandatarinnen und Mandatare, die von der Bevölkerung gewählt wurden. Die Regieren­den sind hier zu Gast. Sie sind hier zu Gast, um Auskunft zu erteilen und zu informieren, um Rede und Antwort zu stehen. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Um auch für die ZuseherInnen vor den Bildschirmen die informellen Regeln im Parla­ment ein bisschen zu erläutern: Dieses Verhältnis zwischen Exekutive und Legislative spiegelt sich auch hier in Usancen wider. Das bedeutet nämlich beispielsweise, dass die Regierenden in diesem Raum ausschließlich auf der Regierungsbank Platz zu nehmen haben. Es bedeutet auch, dass die Regierenden selber nicht klatschen, wenn sie hier zuhören. Es bedeutet auch, dass die Regierenden keine Zwischenrufe zu machen ha­ben, denn sie sind hier, um Rede und Antwort zu stehen, und nicht, um selbst zu kom­mentieren, was einzelne Abgeordnete formulieren (Abg. Hörl: Anständig beantworten sollen sie sie aber schon! – Zwischenruf des Abg. Deimek), und auch nicht, um Beifalls- oder Unmutsbekundungen zu äußern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das alles ist Teil eines Demokratieverständnisses, das für uns Grüne selbstverständlich ist. Mir scheint, dieses Verständnis muss bei der Partei, die an fast jeder Regierung der Zweiten Republik beteiligt war, nämlich bei der ÖVP, neu geschärft werden. Unsere De­mokratie funktioniert, unsere Verfassung funktioniert, wir müssen uns diesbezüglich, was den gesetzlichen Rahmen betrifft, keine Sorgen machen. Der Bundespräsident hat diesen Umstand, dass in der Verfassung für alle denkbaren und undenkbaren Eventuali­täten vorgesorgt ist, als Eleganz der Verfassung bezeichnet.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 50

Wir Grüne versprechen hier im Parlament, ebenso wie auf Regierungsebene, die Verfas­sung in all ihren Teilen nicht nur zu respektieren, sondern zu bestärken. Es ist kein Zufall, dass im Regierungsprogramm an vielen Stellen extra betont wird, was eigentlich selbst­verständlich sein sollte, nämlich dass Gesetze verfassungs- und menschenrechtskon­form zu formulieren sind. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Kassegger und Kickl.)

Wir Grüne haben auch in voller Absicht das Justizressort übernommen, um die unabhän­gige Justiz und ihre wichtige Arbeit zu beschützen und zu bestärken.

Ja, vor dem Gesetz sind alle gleich zu behandeln, auch die Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker des Landes können und dürfen sich der kritischen Prüfung durch die Justiz nicht entziehen. In der Vergangenheit gab es da durchaus fragwürdige Umstände: verratene Hausdurchsuchungen, Verfahren, die derschlagen worden sind, und massive Angriffe auf die agierenden Behörden.

Unter einer grünen Justizministerin ist das Geschichte. Alma Zadić wird auch in einem allfälligen Verfahren gegen den Bundeskanzler dafür sorgen, dass die Justiz in Ruhe ihre Arbeit machen kann – völlig ohne politischen Einfluss, egal von welcher Seite. (Bei­fall bei den Grünen sowie der Abg. Herr.)

Als Politikerinnen und Politiker haben wir die Verantwortung, unsere demokratischen Institutionen zu schützen und zu stärken, jeder und jede Einzelne von uns in diesem Saal, Abgeordnete wie Regierende. Ich erwarte mir, dass wir uns dieser Verantwortung vollumfänglich verpflichten, wie wir es auch bei unseren Angelobungen geschworen ha­ben. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

14.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte.


14.05.58

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Werter Herr Bundeskanzler! Liebe Kollegin­nen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Es ist eh schon angesprochen worden, an diesem Tag vor genau zwei Jahren kam das Ibizavideo an das Licht der Öffentlichkeit. Was wir dort gesehen haben, was von Heinz-Christian Strache gesagt wurde, beschäftigt uns, wie Sie sehen, bis heute.

„Novomatic zahlt alle“, das war der Satz, der Dreh- und Angelpunkt für wahrscheinlich einen der wichtigsten Untersuchungsausschüsse der Zweiten Republik. Es geht um die „mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung“. Um das noch einmal zu verdeutlichen, was da untersucht wird: Es geht darum, zu schauen, ob es möglich war, dass man gegen Spenden Gesetze oder andere Begünstigungen, wie etwa Posten, be­kommen konnte. Es ging darum, nachzuschauen, ob es wahr ist, was man in dem Video gesehen hat, in dem Heinz-Christian Strache noch fabuliert hat, wie er das möglicher­weise machen wird, ob das dann in die Tat umgesetzt worden ist.

Ich habe damals gesagt – und ich bekräftige das heute –: Menschen in Österreich müs­sen darauf vertrauen können, dass die Regierenden, die natürlich Macht haben, diese Macht und ihren Einfluss ausschließlich im Interesse der Menschen in Österreich ein­setzen und nicht im Interesse der Familie, der Freunde oder von Spenderinnen und Spendern. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie des Abg. Rainer Wimmer.)

Was als FPÖ- und damals auch Regierungskrise begonnen hat, ist nun eine veritable ÖVP-Krise und wieder einmal eine Regierungskrise. Es sind mittlerweile hochrangige Mitglieder dieser Bundesregierung, nämlich der Finanzminister und der Bundeskanzler, die als Beschuldigte geführt werden. Es ist der Chef der Beteiligungsgesellschaft, der,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 51

wenn Sie so wollen, das Volksvermögen der Republik zu verwalten hat, als Beschuldig­ter geführt, und es ist Ihr Kabinettschef, neben weiteren ehemaligen ÖVP-Ministern, als Beschuldigter geführt; also hochrangigste ÖVP-Politiker im Verdacht – wie in Ihrem Fall – der falschen Beweisaussage.

Ich weiß, dass Sie das gerne – ich habe in den letzten Tagen zugehört – relativieren: Das Ganze passiert ja nur, weil die böse, böse Opposition Anzeige erstattet hat. (Zwi­schenruf des Abg. Hörl.) Ich weiß schon, dass es bei Ihnen offensichtlich nicht sehr viel zählt, ein Mindestmaß an juristischem Wissen zu haben, aber es handelt sich bei der falschen Beweisaussage, auf die übrigens drei Jahre Strafhaft steht (Abg. Wöginger: Bis zu!) – ja, bis zu drei Jahren –, immer noch um ein Offizialdelikt. Was heißt das? – Dass von Amtswegen zu ermitteln ist.

Das heißt übrigens auch, Herr Vorsitzender Sobotka, dass Sie, wenn Sie als Vorsitzen­der des Untersuchungsausschusses mitbekommen, dass in einer Respektlosigkeit und im Bruch der Gesetze eine Falschaussage getätigt wird, eigentlich verpflichtet wären, das der Staatsanwaltschaft zu melden (Abg. Deimek: Das kann er nicht!), und die Staatsanwaltschaft ist verpflichtet, das weiterzuführen und zu ermitteln. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Außerdem sind wir schon einen Schritt weiter, es geht ja nicht mehr darum, dass Sie verdächtigt sind, sondern Sie sind beschuldigt. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Das heißt, dass die Staatsanwaltschaft immerhin so viel Substrat sieht, dass sie diesbezüg­lich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. (Abg. Gabriela Schwarz: Im „Morgenjour­nal“ die Beschuldigung ... kriminell sei ...!)

Klar ist für uns – und ich denke, das wird für Sie auch der Fall sein –: Die rote Linie ist dann überschritten, wenn Sie, Herr Bundeskanzler, angeklagt sind. Für die Person gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung, aber für das Amt gelten andere Regeln, aus Respekt dem Amt gegenüber. Es geht nämlich um die Handlungsfähigkeit, und es war ein guter und ein wichtiger Konsens in der Zweiten Republik, dass Anklagebank und Regierungsbank nicht zusammenpassen! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich habe das heute auch klar gesagt: Wirklich irritierend habe ich gefunden, dass Sie sogar einen Rücktritt im Fall einer Verurteilung nicht sofort als Selbstverständlichkeit betrachtet haben, das heißt, dass sogar im Raum steht, dass Sie im Falle einer Verur­teilung keinen Grund sehen, aus dem Amt zu weichen. Das ist wirklich hochgradig ir­ritierend, denn wenn man das weiterdenkt und es wirklich zu einer Verurteilung kommt, dann muss man sich die Frage stellen, ob den Menschen in Österreich ein krimineller Bundeskanzler zumutbar ist. Ich denke: Nein! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Das Ganze ist eine schwierige Situation, weil sie so aufgeheizt ist. Da wird sehr viel mit Polarisierung gearbeitet (Ruf bei der ÖVP: Mit Unterstellungen!), man geriert sich als Opfer, macht eine Täter-Opfer-Umkehr. (Abg. Wöginger: Das habt ja ihr angefangen!) Das ist ja geradezu so – wenn von der politischen Kultur gesprochen wird –, wie wenn sich die Brandstifter hinstellen und sagen (Abg. Wöginger: Wer? Wer?): Mah, es ist so arg, es gibt so viele Brände! (Abg. Wöginger: Na ihr zündet ja alles an!) So kommt mir das ein bisschen vor, wenn sich die ÖVP über die politische Kultur beklagt.

Es sind nicht die Mitglieder der Opposition (Nein-Rufe bei der ÖVP – Abg. Melchior: Wer sonst?), die als Beschuldigte geführt werden, sondern es sind Vertreter Ihrer Partei, die von der unabhängigen Justiz als Beschuldigte geführt werden. (Abg. Wöginger: Das sind ja Heilige!) Es sind Sie, die permanent - - (Abg. Hanger: Heute in der Früh war schon wieder eine Entgleisung von Ihnen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 52

Da sehen Sie es ja schon wieder: Wer brüllt die ganze Zeit herein? Wo ist die Nervosität? (Abg. Wöginger: Weil du so einen Blödsinn redest! – Abg. Hanger: Wir sind nicht nervös! Die Entgleisung heute in der Früh spricht für sich! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wo sind denn die Diffamierungen und Sudeldossiers daheim? – Schauen Sie, meine Damen und Herren, in diesen Sektor der ÖVP: Da sehen Sie nur Aggressivität, Aufgeregtheit und sehr viel Nervosität. Und diese Nervosität kann ich auch verstehen! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich kann es verstehen, denn das, was jetzt passiert, ist außerhalb dessen, was Ihr Ein­flussbereich ist, Gott sei Dank! Es geht hier nämlich um die unabhängige Justiz, die Sie versucht haben zu diffamieren, schlechtzureden, zu diskreditieren – von roten Netzwer­ken haben Sie gesprochen –, genauso, wie Sie versucht haben, den Untersuchungsaus­schuss und immer wieder das Parlament schlechtzumachen, zu diskreditieren und auch in der Arbeit zu behindern. Jetzt ist die unabhängige Justiz am Zug, und deren Handeln ist nicht kontrollierbar. (Abg. Hanger: Haben Sie mit der Frau Krisper schon einmal ge­sprochen, dass ...?!) Da geht es nicht darum, sozusagen die Deutungshoheit über ein Geschehen zu erringen, sondern darum, dass jetzt eine unabhängige Ermittlung bei einem unabhängigen Gericht stattfindet. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hanger.)

Herr Hanger, lassen Sie mich bitte einmal ausreden! Sie sind so respektlos dem Parla­ment gegenüber, so respektlos dem Untersuchungsausschuss gegenüber! Es ist wirk­lich, wirklich bemerkenswert! (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ.)

Diese Krise, dieses Chaos, diese Situation, in die Sie uns, die ÖVP, gebracht haben, das ist eine Dramatik, weil es vieles anderes zu tun gäbe. (Abg. Melchior: Ihr seid Erfül­lungsgehilfen vom Kickl!) Die Gesundheitskrise ist noch nicht vorbei, die Wirtschaftskrise ist massiv – und nein, Österreich ist nicht besser als andere Länder durch die Krise ge­kommen! (Abg. Hanger: Sind Sie noch eine wirtschaftsliberale Partei? Nein! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) In der Frage des wirtschaftlichen Aufschwungs liegen genau nur drei Länder hinter uns! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Danke viel­mals, Herr Präsident! – Alle anderen Länder sind vor uns, was den wirtschaftlichen Auf­schwung angeht. Wir stehen schlecht da (Abg. Wöginger: So ein Blödsinn!), und wir bräuchten alles andere als solche Diskussionen am heutigen Tag, um wirklich gut aus der Krise rauszukommen.

Ich würde mich freuen, Herr Hanger, wenn Sie mit so einer Leidenschaft, mit so einer wirklichen Verve auch in sachpolitische Diskussionen einsteigen würden, wenn Sie auf unsere Vorschläge zur Joboffensive replizieren würden, wenn Sie darauf reagieren wür­den, wenn wir Vorschläge machen, wie wir die Eigenkapitalbasis von Unternehmen stär­ken können, wenn Sie Bezug darauf nehmen würden, wie dringend notwendig es ist, das Insolvenzrecht zu reformieren. – Das alles tun Sie aber nicht. Wir begeben uns per­manent auf die Ebene dieser Art von Debatte, weil wir es müssen, weil die ÖVP uns in diese Krise, in diese Unordnung gebracht hat. (Abg. Steinacker: Das stimmt ja nicht!)

Eines sage ich Ihnen: Immer mehr Menschen erkennen dieses Spielchen, das Sie spie­len: auf der einen Seite zu sagen, wir patzen niemanden an, und gleichzeitig die ärgsten Schmuddeldossiers im Parlamentsklub anzulegen und einzelne Abgeordnete gezielt zu diskreditieren. Immer mehr Menschen merken, dass es eine Showpolitik ist, die Sie be­treiben, und eigentlich nichts von wirklich substanziellem Krisenmanagement zu erken­nen ist, wo man die Ärmel hochkrempelt und wirklich für Österreich arbeitet. (Abg. Han­ger: Die Frau Krisper hat offensichtlich die Unwahrheit gesagt!)

Immer mehr Menschen wünschen sich, dass endlich wieder Ruhe, Ordnung, Sicherheit und vor allem auch Anstand in die Politik einkehren, und die Menschen haben das ver­dient. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.14



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 53

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Matznet­ter. – Bitte.


14.15.01

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem all jene Menschen, die der Debatte von außerhalb folgen! Wir haben hier einen Bundes­kanzler erlebt, der sich darüber beschwert hat, dass er angepatzt wird. Damit hat er seine Rede beendet: „Anpatzen“!

Ja, ja, es stimmt schon! Der ORF berichtete am 8., dass die Opposition den Regierungs­chef mit einer Sachverhaltsdarstellung angezeigt hat. Es war aber der 8. April und es war die ÖVP Burgenland. Bei der behaupteten Falschaussage ging es darum, ob der Herr Landeshauptmann, als er von der Sekretärin verbunden wurde, wusste, ob er ange­rufen hat oder ob er angerufen wurde. (Abg. Gabriela Schwarz: Er hat bis heute das Telefonprotokoll nicht offengelegt!) – Das war kein Problem für die ÖVP! Das war kein Anpatzen, das war ein ganz normaler Vorgang! (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) Und hier, im österreichischen Parlament, wo sich ein Untersuchungsausschuss Vorgängen widmet, die ganz besonders am Gefüge dieser Republik rütteln, da ist es Anpatzen, da ist es ein ungerechtfertigtes Beschuldigen – und der Herr Kurz erklärt uns hier, die Falschaussage, das sei alles kein Problem.

Ich möchte an der Stelle, Herr Sebastian Kurz, auf ein paar Dinge hinweisen. Möglicher­weise ist es für den burgenländischen Landeshauptmann kein Problem, zu sagen, ich habe mich da vielleicht geirrt. Warum? – Weil eine Falschaussage ja nur dann strafbar ist, wenn ein Vorsatz oder zumindest bedingter Vorsatz vorliegt und kein Aussagenot­stand.

Gehen wir die Dinge einmal durch: Die Geschichte, nämlich die Frage, ob es eine Falsch­aussage war, haben wir schon abgehandelt; das bestreiten ja nicht einmal mehr die ÖVP oder Sie! (Abg. Wöginger: Wie kommst du auf das?)

Schauen wir uns die anderen zwei Dinge an: Aussagenotstand. (Abg. Wöginger: Wie kommst du auf das?) Der Herr Kurz hat im Fernsehen erklärt, er hat überhaupt kein Problem gehabt, im Ausschuss die Wahrheit zu berichten. Also Aussagenotstand gab es offenbar nicht.

Bleiben wir bei der Frage des Vorsatzes – und da wird es ernst, meine Damen und Her­ren! (Abg. Wöginger: Was reimst du dir da zusammen?) – Da hilft auch kein Schreien, Herr Wöginger, Sie müssen sich in diesem Fall die Wahrheit anhören, tut mir leid für Sie! – Dieser Ausschuss wird seit Beginn behindert! Die Absicht war, es soll nicht hervor­kommen, wie die Verhältnisse waren. Das ging von Anfang an so: von der Verhinde­rungstaktik, indem man die Zulässigkeit des Untersuchungsgegenstandes bestreitet, über das Nicht-Kommen, das Nicht-Beantworten-Können - - (Abg. Gabriela Schwarz: Aber die Strache-Chatprotokolle forderten ...!) – Frau Kollegin, ein Mensch unter 40 Jah­ren, der sich 86 Mal nicht erinnern kann, dient nicht der Aufklärung, will nicht, dass etwas hervorkommt! Es soll ja nicht ermittelt werden, Frau Kollegin!

Herr Finanzminister Blümel bedarf einer Exekutionsanweisung des Verfassungsge­richtshofes beim Herrn Bundespräsidenten. Ja warum? Und dann liefert er in Schachteln Papier! Warum? – Doch nur, um sich bis zum Ende des Untersuchungsausschusses zu retten, damit nicht aufgeklärt werden kann. (Abg. Hanger – sein Smartphone in Richtung Redner haltend: „SPÖ-Matznetter verurteilt“! – Abg. Lausch: Kruzifix!)

Und jetzt bin ich bei der Frage des Vorsatzes, Herr Kurz! (Abg. Gabriela Schwarz: Für dich immer noch der Herr Bundeskanzler!) All das zusammen sind Indizien, dass be­wusst und planmäßig die Arbeit unterminiert werden sollte. (Abg. Kickl – auf Präsident


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 54

Sobotka weisend –: Der gehört auch dazu!) Und dann wird es für Sie unter Umständen wirklich ein Problem werden, trotz der guten Wünsche des Abgeordneten Krainer, denn dann kommen drei Sachen zusammen: erstens die Aussage, die Sie getätigt haben, Sie waren nicht involviert; zweitens: Sie haben keinen Aussagenotstand gehabt; und drittens ein sichtbarer Vorsatz der gesamten ÖVP-Fraktion, deren Bundesparteiobmann Sie sind, die Aufklärung zu verhindern.

Ehrlich gesagt, in der Situation, Herr Kurz, würde ich das ernst nehmen. Und Frau Dr. Ren­di-Wagner hat recht: Die rote Linie muss eingehalten werden! Sie werden nicht gleich­zeitig, so wie es Kollegin Meinl-Reisinger gesagt hat, Anklagebank und Regierungsbank teilen können! Das hat sich das Land nicht verdient, das hat sich die Bevölkerung nicht verdient, das hat sich die Republik nicht verdient – es ist nicht Ihre Republik! –, aber das hat sich vor allem auch die ÖVP nicht verdient! (Abg. Gabriela Schwarz: Mach dir um die ÖVP keine Sorgen!)

Vielleicht findet sie dazu zurück, eine christliche Partei zu sein, bei der nicht der Herr Sprecher der Bischofskonferenz zum Zittern, Rotwerden oder zu sonst etwas gebracht wird – und ich habe bewusst die Bibelzitate ausgelassen (in Richtung Abg. Gabriela Schwarz), Frau Kollegin. Da gäbe es nämlich zum Beispiel das Thema: Wer am Ende - - Lesen Sie nach bei Lukas 18,9, ob es der Zöllner oder der Angehörige einer Gruppe ist, deren Namen ich nicht sagen kann, weil ich einen Ordnungsruf dafür bekäme! Lassen Sie sich das nicht in die Bibel, sondern ins Stammbaum, ins Stammbuch schreiben, Frau Kollegin! (Abg. Gabriela Schwarz: Stammbaum, ja!)

Zuletzt: Wir wollen, dass diese Republik eine ist, für die wir uns nicht schämen müssen. (Abg. Hörl: Sagt wer?) Es mag böse Satiriker wie Böhmermann geben, aber wenn die Satire, die wir dort gesehen haben (Zwischenruf des Abg. Zarits), zur Dokumentation wird, dann wird es für das Land schlimm. Ich will in so einem Land nicht leben, ich möchte nicht, dass meine Kinder darin leben müssen, und ich will daher, dass die Konsequen­zen, wenn es zur Anklage kommt, auch gezogen werden. Treten Sie dann einfach zu­rück, Herr Kurz! – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

14.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Fürlin­ger. – Bitte.


14.21.13

Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mei­ne Damen und Herren Ministerinnen und Minister! Lassen Sie mich vielleicht ein Beispiel nennen: Sie arbeiten in einer Firma mit mehreren Tausend Personen. Sie kommen am Montagmorgen in Ihr Büro, machen Kaffee, fahren den Computer hoch, und zu Beginn der Woche gibt es einen kleinen Chat mit einem Freund in einer anderen Abteilung, der vielleicht weit weg sitzt: Wie war das Wochenende? Wie geht es? Wie geht es den Kin­dern? Was habt ihr gemacht? Was habt ihr für Urlaubspläne? (Abg. Kassegger: Was ist denn das für ein Unternehmen?) – Man plaudert und chattet 10, 15 Minuten, und dann geht es an die Arbeit. Das passiert mehrere Wochen: Montags immer der Montagsauf­taktplausch bis hin zu: Seid ihr alle gesund? (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ist jemand krank? Geht jemand auf Kur? Ihr führt einen persönlichen Kalender – alles Da­ten, die ihr zulässigerweise auf diesem Computer führt.

Plötzlich stehen zwei Leute da und sagen: Gib mir dein Postfach! – Ich würde sagen: Entschuldigung! Da sind meine privaten Daten drauf, die gebe ich natürlich nicht her. – Dann sagen die zwei Leutchen: Ich habe aber einen Gerichtsbeschluss, du musst es mir geben! – Spätestens dann werden Sie zum Betriebsrat, zum Abteilungsleiter oder gar zum obersten Chef gehen und sagen: Bitte, da will jemand meine privaten, persönlichen Daten, meine Urlaubsdaten, meine Krankenstandsdaten, meine Familiendaten; das alles


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 55

will der haben. – Dann wird sich der Betriebsrat, der Abteilungsleiter, aber auch der Chef doch darum bemühen, dass das in dieser Form nicht passiert.

Das und nichts anderes haben Dr. Wolfgang Peschorn und der Finanzminister dieser Republik gemeinsam getan: Sie haben die Daten ihrer Mitarbeiter geschützt. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) In der Privatwirtschaft würden sie dafür gelobt werden, in der Politik möchte man sie dafür anklagen. Das ist schon ein merkwür­diges Maß.

Weshalb und wovor haben sie sie geschützt? – Davor, dass sie in ein Gremium hinein­kommen, in dem sie keine 3 Minuten wären, bevor sie in allen erdenklichen Medien, in sozialen Medien veröffentlicht worden sind, bevor man sich öffentlich über ihre Privatis­sime lustig macht, sie vorführt und durch die Arena zieht. (Beifall bei der ÖVP.) Davor haben sie sie geschützt, meine Damen und Herren, und das ist die ureigentlichste Auf­gabe eines Dienstgebers, niemals aber eine Rechtsverletzung.

Die, die das Recht verletzen, sind die, die die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte in diesem Ausschuss seit Wochen und Monaten mit Füßen treten. Wir kennen es ja, meine Damen und Herren: Die, die hier heraußen den Datenschutz am höchsten halten und am meisten predigen, sind die, die ihn am schärfsten verletzen.

Man kennt das ja auch: Wenn man als Tabellenführer der Bundesliga durch die Lande reist, dann kommt man zu anderen Mannschaften, die vielleicht nicht so einen guten Lauf haben, bei denen nicht alles zusammenpasst, die in der Tabelle weiter hinten ste­hen. Die liefern dann gelegentlich einen fairen, aufrechten Kampf, aber meistens gibt es dann doch ein, zwei Spieler, die halt sagen: Okay, wenn ich den mit normalen Mitteln nicht schlagen kann, dann gibt es die sogenannte Blutgrätsche: von hinten hinein, von der Seite hinein, dass man die Knochen und die Bänder krachen hört. (Abg. Kickl: ... Schieds­richter!) So kriege ich das schon irgendwie hin, dass ich den Kapitän oder den Führungs­spieler, den besonders guten, auf die Tragbahre bringe. Vielleicht gewinne ich das Spiel über diese Bande. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Natürlich ist es bei diesen Foulspielern, die schon zum dritten Mal hineinhüpfen, wenn sie dann erwischt werden und irgendwann doch die gelbe oder gar die rote Karte be­kommen, dann so, dass sie sagen: Oh, ich war es nicht, der andere hat mich gerempelt, ich bin natürlich nicht schuld!

Sie wissen, meine Damen und Herren, worauf ich hinauswill. (Rufe bei der FPÖ: Nein!) Was wollen wir denn? Oder zunächst: Was will der Fußballfan? Möchte er Unterbre­chung oder Spielfluss? Möchte er Foul oder Fairness, ein schlechtes oder ein gutes Spiel? – Ich für meinen Teil möchte ein gutes Spiel mit einem gesunden Spielführer und kann mich durchaus mit (in Richtung Bundeskanzler Kurz) dem Spielführer, der da ne­ben mir sitzt, anfreunden. (Beifall bei der ÖVP.)

Was, meine Damen und Herren, wollen denn die Menschen am Ende des Tages von uns? Wollen sie Streit, wollen sie Verdächtigung, wollen sie Verleumdung oder wollen sie gemeinsame Politik für dieses Land? Wollen sie Streit oder wollen sie ein Comeback nach dieser Gesundheitskrise? – Ich für meinen Teil habe meine Entscheidung getrof­fen. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Ich möchte, dass wir es gemeinsam in diesem Haus schaffen, statt all dieser Auseinandersetzungen Einzelner im Großen und Ganzen das Comeback dieses Landes einzubegleiten, und ich bin der tiefen inneren Überzeu­gung, dass es keiner besser kann als dieser Bundeskanzler der Republik Österreich. (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit des Abg. Amesbauer.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 56

14.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hafen­ecker. – Bitte.


14.26.22

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungs­mitglieder! – Ich bitte, meine Redezeit zu stoppen. – Ja, werte Regierungsmitglieder, ich weiß gar nicht, warum die ÖVP so frenetisch applaudiert (Zwischenrufe bei der ÖVP), denn als ich Herrn Kollegen Fürlinger zugehört habe, habe ich Folgendes gemerkt: Ers­tens hat er gesagt, er traut dem Herrn Bundeskanzler durchaus zu, dass er das macht. Das ist aus meiner Sicht also nicht mehr hundertprozentig überzeugend. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)

Das andere war nach dem Motto: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich!, denn wenn Kollege Fürlinger jetzt gerade hier am Rednerpult davon gesprochen hat, dass man es den Mitarbeitern nicht zumuten kann, dass ihre Urlaubsmails in den Untersuchungsaus­schuss gelangen, dann muss man schon grundsätzlich feststellen: Dienstlaptops sind auch nicht dazu da, um Urlaubsreisen zu buchen, Herr Kollege Fürlinger. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Fürlinger.) Ich glaube, mit diesem Vergleich haben Sie den Finanzminister und sein Ministerium mehr hineingeritten, als Ihnen das vielleicht lieb ist.

Zurück zum Herrn Bundeskanzler: Herr Bundeskanzler, Sie sehen – und ich glaube, Sie werden das von Ihrer Warte aus auch verstehen –, dass Sie hier auf der Regierungsbank immer mehr allein sind. Ich weiß nicht, was Sie mit Herrn Kogler gemacht haben, dass er nicht mit der Gruppe der Grünen mitgegangen ist, aber sonst sehe ich weit und breit keinen Grünen mehr. Der Koalitionspartner setzt sich äußerst kritisch mit Ihnen ausein­ander, und auch sonst fehlen einige aus Ihrer Regierungsriege. Ich glaube zu wissen, warum das so ist, Herr Bundeskanzler: Es ist einfach deswegen so, weil Sie eben mitt­lerweile immer mehr allein dastehen, und vor allem, weil es auch niemand erträgt, dass Sie hier so weinerliche Erklärungen abgeben.

Herr Bundeskanzler, ich sage Ihnen eines: Sie stellen sich ständig selbst als jemand dar, der die Krise zu meistern hat. Sie haben ja sogar selbst Corona besiegt, haben Sie ges­tern in Ihren sozialen Medien geschrieben. Also die Überheblichkeit kennt bei Ihnen keine Grenzen. Sie sagen, Sie sind der Macher, der alles regelt und alles checkt. – Herr Bundeskanzler, jemand, der hier solch weinerliche Erklärungen abgibt und der sich so als Opfer inszeniert, kann die Probleme im Staat nicht lösen! So dünnhäutig kann kein Bundeskanzler sein! (Beifall bei der FPÖ.)

Im Gegenteil, Sie können gar nichts mehr, Herr Bundeskanzler. Sie werden auch nicht Ihrer eigenen Parteifreunde Herr. Da möchte ich auf Herrn Finanzminister Blümel zu meiner Linken zu sprechen kommen, der ja zu Ihrer „Familie“ gehört. Das ist der Finanz­minister, der es zwei Mal zu absolut traurigen Schlagzeilen in der Zweiten Republik gebracht hat. Das sind Negativschlagzeilen, die wir bis dato nicht kannten. Zum einen ist er der erste Minister, der eine Hausdurchsuchung hatte – und da möchte ich gar nicht auf die Details eingehen, dass irgendwelche Laptops im Kinderwagen hinausgeführt worden sind oder sonst etwas –, und zum anderen ist er auch ein Minister, bei dem vom Bundespräsidenten im Auftrag des Verfassungsgerichtshofes bereits hätte exekutiert werden sollen.

Ich meine, lieber Herr Bundeskanzler: Wieso können Sie so etwas zulassen? Warum lassen Sie es zu, dass ein Mitglied Ihrer Regierung Katz und Maus mit dem Parlament spielt und uns nach allen Regeln der Kunst an der Nase herumführt? Herr Bundeskanz­ler, Sie allein hätten schon längst Gernot Blümel zum Abschuss freigeben müssen, Sie hätten ihn aus der Regierung entlassen müssen. Diesen Minister kann man so nicht mehr halten. (Abg. Wöginger: Was heißt denn „zum Abschuss“? Was heißt das: „zum Abschuss“? – Abg. Melchior: Was ist denn das jetzt? – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Was heißt denn „zum Abschuss“? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Sie wissen ganz genau, was ich meine. (Abg. Wöginger: Was heißt das: „zum Abschuss“? Das ist ja kein


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 57

Tier! Hallo?!) Dieser Finanzminister ist absolut rücktrittsreif, und der Herr Bundeskanzler hätte ihn auch entlassen müssen. Geben Sie sich jetzt nicht auch so dünnhäutig, wie sich der Bundeskanzler vorhin hier gegeben hat! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie wissen, was der politische Abschuss ist, Kollege Wöginger. Das haben Sie schon mehrfach von allen möglichen Personen gefordert (Abg. Wöginger: Nein, nein! Das ha­ben wir noch nicht ...! – Ruf bei der FPÖ: ... nicht so wehleidig!), auch von mir, Herr Kol­lege Wöginger. Also seien Sie jetzt bitte nicht so kleinlich! Jeder, der möchte, versteht das auch. (Abg. Wöginger: So reden wir nicht!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was hier passiert, ist, dass wir mit unserer Bundesregierung zu einer Lachnummer verkommen. Herr Bundeskanzler, Sie sind es ja, dem es wichtig ist, im Ausland gut dazustehen, und Sie sind es ja auch, der immer wieder schaut, dass er in Deutschland irgendwelche Medienpreise verliehen bekommt und so weiter – Herr Bundeskanzler, das ist vorbei! Bitte schauen Sie sich den heutigen internationalen Pressespiegel an und lesen Sie, wie man international über die Bundes­regierung, die Sie anführen, urteilt! Ich würde sagen, das ist schon bedenklich.

Es ist natürlich hier im Parlament unsere Pflicht, auch dafür zu sorgen, dass dieser Kurs so nicht weiter fortgesetzt werden kann. Auch Klubobmann Kickl hat es vorhin bereits gesagt: Wenn jemand – so wie Sie, aber auch Minister Blümel – den ganzen Tag nur mehr damit beschäftigt ist, sich zu verteidigen, kann er seine Arbeit in der Bundesregie­rung gar nicht mehr ordentlich machen. Bitte geben Sie also diese zwei Positionen an Leute ab, die mehr Zeit dafür haben, weil sie nicht damit beschäftigt sind, ihre eigene Haut zu retten!

Es ist schon interessant, was da alles geschieht, wie sich die ÖVP immer wieder darüber mokiert – und es tut mir leid, wenn ich vorhin vielleicht eine falsche Wortwahl getroffen habe –, wie man mit ihr umgeht. Wenn sich die ÖVP selbst immer wieder als Opfer dar­stellt, muss man schon genauer herausarbeiten, was sie eigentlich die ganze Zeit tut.

Wenn ich mir allein anschaue, wie Sie mit der Justiz umgehen, weil gegen Sie ermittelt wird: Ihnen ist es komplett egal, wenn gegen irgendjemand anderen in der Republik er­mittelt wird, aber wenn es um die ÖVP geht, da sind Sie wieder dünnhäutig und weiner­lich. Dann müssen wir die WKStA umstrukturieren, dann geht sogar Ministerin Edtstad­ler – die selbst sogar noch den Mascherlposten der stellvertretenden WKStA-Leiterin innehat – an die Medien und fordert auch dort noch einen radikalen Umbau.

Herr Bundeskanzler, wir sehen also: Sie sägen ganz, ganz massiv an den Fundamenten des Staates, und das geht so eben nicht. Diesen Vorwurf müssen Sie sich hier auch gefallen lassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich möchte noch ein Wort zu den Grünen sagen, denn auch die Grünen haben im Wahl­kampf immer wieder von sich gegeben, der Anstand würde grün wählen. Da stelle ich mir die Frage, warum sich Frau Klubobfrau Maurer noch ans Rednerpult stellt und ver­sucht, hier irgendwie noch die Kurve zu kratzen: Wenn der Anstand tatsächlich grün wählte – und Herr Vizekanzler Kogler sitzt ja auch hier –, dann müssten Sie sich spätes­tens letzte Woche aus dieser Koalition zurückgezogen haben. Sie müssten zumindest von Ihrer Seite dafür gesorgt haben, dass diese Bundesregierung so nicht mehr weiterar­beiten kann, weil es sie dann schlicht und ergreifend nicht mehr gibt.

Warum also die Grünen nach wie vor dieses Spiel mitspielen und Beitragstäter der ÖVP sind, verstehe ich genauso wenig wie beim Bundespräsidenten. Dieser hat ja schluss­endlich von seiner Exekutionsmöglichkeit nicht Gebrauch gemacht, sondern hat den Herrn Finanzminister noch einmal davonkommen lassen, und zwar insofern, dass dieser die Akten sogar auch noch mit Stufe 3 klassifizieren konnte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir im Parlament sind hier mit einer Regierung konfrontiert, die wieder einmal – Herr Bundeskanzler, es ist Ihre vierte Regierung, wenn


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 58

man das sagen darf! – nicht handlungsfähig ist. Sie sind schon wieder nur mehr mit sich selbst beschäftigt, Sie sind nur mehr damit beschäftigt, Ihre Pfründe und Ihre Posten zu verteidigen. Sie können sich gar nicht mehr um die Belange dieses Landes kümmern – vor allem nicht auf eine redliche Art und Weise, wenn man sieht, wie Sie mit den Be­sitztümern der Republik umgegangen sind und diese unter Ihresgleichen aufgeteilt ha­ben.

Wer aber immer noch handlungsfähig ist, Herr Bundeskanzler, ist im Gegensatz zu Ihrer Bundesregierung das Parlament, und ich warne Sie davor, wieder mit irgendeinem Win­kelzug dafür zu sorgen, dass wir einmal mehr zu Neuwahlen schreiten müssen. Nein, Herr Bundeskanzler, wir werden Ihnen den vierten und fünften Versuch nicht durchgehen lassen, denn das Parlament ist handlungsfähig!

Ich fordere daher hier vom Rednerpult aus einen Cordon sanitaire, damit wir all das, was Sie in dieser Republik beschädigt haben, ohne Sie in Ruhe wieder aufräumen können. Wir müssen nicht unbedingt neu wählen, wir müssen nur dafür Sorge tragen, dass die ÖVP nicht mehr in dieser Bundesregierung sitzt, und deswegen stellen wir als selbstbe­wusste Oppositionsparteien auch einen entsprechenden Antrag. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Der Herr Bundespräsident schafft es nicht, und Sie schaffen es nicht, deswegen werden wir uns darum kümmern. Wir stellen daher folgenden Antrag:

Misstrauensantrag

§ 55 GOG-NR

der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Mag. Jörg Leichtfried, Dr. Stephanie Kris­per, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage des Abgeordneten Kai Jan Krainer und weiterer Abgeordneter betreffend „Österreich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfassungsbruch und Unwahrheiten“ in der 103. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 17. Mai 2021

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Dem Bundesminister für Finanzen wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“

*****

Genug ist genug! (Beifall bei der FPÖ.)

14.34

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Misstrauensantrag

§ 55 GOG-NR

des Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Mag. Jörg Leichtfried, Dr. Stephanie Krisper

und weiterer Abgeordneter


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 59

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage des Abgeordneten Kai Jan Krainer und weiterer Abgeordneter betreffend „Österreich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfassungsbruch und Unwahrheiten“ in der 103. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 17. Mai 2021

SPÖ, FPÖ und Neos haben heute folgenden Antrag betreffend Ministeranklage wider den Bundesminister für Finanzen Gernot Blümel eingebracht:

Antrag

gemäß § 75 Abs. 1 GOG-NR

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Herbert Kickl, Dr. Nikolaus Scherak und weite­rer Abgeordneter

betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b B-VG wider den Bundesminister für Finanzen

Bundesminister Mag. Gernot Blümel wurde am 7.1.2020 auf Vorschlag von Bundes­kanzler Kurz als Bundesminister für Finanzen angelobt.

Er gelobte und bekräftigte mit Handschlag und seiner Unterschrift:

„Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik getreulich beobach­ten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde.“

Am 22. Jänner 2020 setzte der Nationalrat den Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung (Ibiza-Untersuchungsaus­schuss) ein. Mit grundsätzlichem Beweisbeschluss vom selben Tag wurde der Bundes­minister für Finanzen aufgefordert, dem Untersuchungsausschuss alle seine Akten und Unterlagen im Umfang des Untersuchungsgegenstandes vorzulegen.

Infolge des Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes vom 3. März 2020, UA1/2020, fasste der Geschäftsordnungsausschuss des Nationalrates am 9. März 2020 einen er­gänzenden grundsätzlichen Beweisbeschluss, mit der der Bundesminister für Finanzen erneut zur Vorlage aller seiner Akten und Unterlagen – nunmehr im vollen Umfang des Untersuchungsgegenstandes – verpflichtet wurde.

Art. 53 Abs. 3 B-VG lautet:

„Alle Organe des Bundes, der Länder, der Gemeinden und der Gemeindeverbände so­wie der sonstigen Selbstverwaltungskörper haben einem Untersuchungsausschuss auf Verlangen im Umfang des Gegenstandes der Untersuchung ihre Akten und Unterlagen vorzulegen (…)“

Der Bundesminister für Finanzen legte dem Ibiza-Untersuchungsausschuss zunächst eine Vielzahl von Akten und Unterlagen vor, deren Vollständigkeit vom Untersuchungs­ausschuss jedoch bezweifelt wurde.

So forderte der Untersuchungsausschuss den Bundesminister für Finanzen u.a. am 30. September 2020 sowie am 11. November 2020 mittels ergänzender Beweisanfor­derung auf, ihm weitere Akten und Unterlagen vorzulegen.

Der Bundesminister für Finanzen verweigerte in beiden Fällen die Vorlage.

Am 13. Jänner 2021 setzte der Untersuchungsausschuss dem Bundesminister für Finan­zen eine zweiwöchige Frist, um seinen verfassungsgesetzlichen Verpflichtungen gegen­über dem Untersuchungsausschuss nachzukommen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 60

Auch diese Nachfrist ließ der Bundesminister für Finanzen verstreichen, ohne weitere Akten und Unterlagen vorzulegen.

Am 11. Februar 2021 stellte ein Viertel der Mitglieder des Untersuchungsausschusses beim Verfassungsgerichtshof den Antrag, dass dieser aussprechen möge, dass der Bun­desminister für Finanzen zur Vorlage der vom Untersuchungsausschuss begehrten Ak­ten und Unterlagen verpflichtet ist.

Am selben Tag fand eine von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ange­ordnete und gerichtlich genehmigte Hausdurchsuchung bei Mag. Gernot Blümel statt, da dieser als Beschuldigter im sogenannten Casinos-Verfahren im Verdacht steht, zur Be­stechung von Amtsträgern – im Konkreten des damaligen Bundesministers Kurz – durch Vertreter der Novomatic AG beigetragen zu haben.

Am 3. März 2021 entschied der Verfassungsgerichtshof:

„Der Bundesminister für Finanzen ist verpflichtet, dem Ibiza-Untersuchungsausschuss die E-Mail-Postfächer sowie lokal oder serverseitig gespeicherten Dateien der Bediens­teten der Abteilung I/5 E.G., A.M. und G.B. sowie von Bediensteten des Bundesministe­riums für Finanzen empfangene E-Mails von T.S., E.H.-S., M.K., B.P. und M.L. aus dem Untersuchungszeitraum vorzulegen.“

Der Bundesminister für Finanzen kam diesem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes nicht nach.

Auf Grund der fortgesetzten Weigerung des Bundesministers für Finanzen, dem Unter­suchungsausschuss die ihm zustehenden Akten und Unterlagen vorzulegen, regte ein Viertel der Mitglieder des Untersuchungsausschusses am 22. März 2021 beim Verfas­sungsgerichtshof die Exekution des genannten Erkenntnisses durch den Bundespräsi­denten gemäß Art. 146 Abs. 2 B-VG an.

Am 5. Mai 2021 beantragte der Verfassungsgerichtshof beim Bundespräsidenten schluss­endlich gemäß Art. 146 Abs. 2 B-VG die Exekution seines Erkenntnisses. Dies stellt eine historisch bislang einzigartige Situation dar.

Der Bundesminister für Finanzen hat durch seine fortgesetzte Weigerung, dem Ibiza-Untersuchungsausschuss die ihm zustehenden Akten und Unterlagen vorzulegen, ge­gen seine Verpflichtung gemäß Art. 53 Abs. 3 B-VG in rechtswidriger Weise und schuld­haft verstoßen. Da es sich bei der zitierten Bestimmung um eine Verfassungsbestim­mung handelt, wiegt der Verstoß besonders schwer.

Der Bundesminister für Finanzen wird vom Nationalrat außerdem verdächtigt, seine Be­fugnisse wissentlich missbraucht zu haben, um den Nationalrat in seinem konkreten Recht auf richtige und vollständige Information sowie Nachvollziehbarkeit und Überprüf­barkeit gesetzter Behördenakte zu schädigen. Auf Grund der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes ist die Verletzung dieses Rechts des Nationalrates geeignet, bei Vorliegen auch der sonstigen Voraussetzungen den Straftatbestand des Amtsmiss­brauchs zu erfüllen. Eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung wurde am 26. März 2021 an die Staatsanwaltschaft Wien übermittelt.

Auf Grund der vorliegenden Rechtsverletzungen stellen die unterfertigten Abgeordneten den folgenden

Antrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Nationalrat erhebt gegen Bundesminister Mag. Gernot Blümel Anklage gemäß Art. 142 und 143 B-VG und legt ihm folgendes zur Last:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 61

Bundesminister Mag. Gernot Blümel hat

1)          durch fortgesetzte Verweigerung der Vorlage von Akten und Unterlagen an den Ibiza-Untersuchungsausschuss vorsätzlich gegen seine Verpflichtung gemäß Art. 53 Abs. 3 B-VG iVm § 27 Abs. 1 VO UA zur unverzüglichen Vorlage von        Akten und Unterlagen im Umfang des Untersuchungsgegenstandes an den Ibiza-  Untersuchungsausschuss verstoßen;

2)          als Bundesminister mit dem Vorsatz, den Nationalrat der Republik Österreich in seinem konkreten Recht auf richtige und vollständige Information sowie Nachvoll­     ziehbarkeit und Überprüfbarkeit gesetzter Behördenakte zu schädigen, seine Be­          fugnis, im Namen des Bundes als dessen Organ in Vollziehung der Gesetze    Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht, indem er entweder ande­ re dazu bestimmte, dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes vom 3.3.2021               zu UA1/2021 nicht oder erst zu späterem Zeitpunkt nachzukommen, oder es trotz          seiner Pflichten als oberstes Organ, dem auch die Aufsicht über die Bediensteten          des Bundesministeriums für Finanzen übertragen ist, unterließ, das unverzüg­          liche Zustandekommen der Aktenlieferung an den Ibiza-Untersuchungsausschuss,           zu der er auf Grund des genannten Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes           verpflichtet war, zu bewirken (§ 302 Abs. 1 StGB).

Unter Anwendung des Art 142 Abs. 4 B-VG ist Bundesminister Mag. Gernot Blümel sei­nes Amtes als Bundesminister für Finanzen mit sofortiger Wirkung zu entheben.

Gemäß Art. 143 B-VG wird außerdem beantragt, dass die strafrechtlichen Ermittlungen wegen Verstoßes gegen § 302 Abs. 1 StGB (Amtsmissbrauch) gegen Mag. Gernot Blü­mel auf den Verfassungsgerichtshof übergehen und dieser die Bestimmungen des Ers­ten, Dritten, Vierten und Achten Abschnitts des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbu­ches anwendet.

Folgender Schriftsatz wird beantragt:

„An den

VERFASSUNGSGERICHTSHOF

Freyung 8

1010 Wien

Ankläger:         Nationalrat

                            Dr.-Karl-Renner-Ring 3

                            1017 Wien

vertreten durch: Abg.z.NR Jan Krainer

                            gemäß § 72 Abs. 2 VfGG

Angeklagter:   Mag. Gernot Blümel

                            Bundesminister für Finanzen

                            Johannesgasse 5

                            1010 Wien

wegen:              Verstoß gegen Art. 53 Abs. 3 B-VG iVm § 27 Abs. 1 VO-UA sowie § 302 Abs. 1 StGB

ANKLAGE

gemäß Artikel 142 und 143 B-VG

Schriftsatz und 1 Beilage 2-fach


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 62

Der Nationalrat erhebt gegen Bundesminister Mag. Gernot Blümel

ANKLAGE

gemäß Art. 142 und 143 B-VG und legt ihm folgendes zur Last:

Der Angeklagte hat gegen die Bestimmungen des Art. 53 Abs. 3 B VG iVm § 27 Abs. 1 VO-UA sowie § 302 Abs. 1 StGB rechtswidrig und schuldhaft verstoßen.

Bundesminister Mag. Gernot Blümel hat dadurch schuldhafte Rechtsverletzungen ge­mäß Art. 142 Abs. 1 und Art. 143 B-VG begangen.

Unter Anwendung des Art. 142 Abs. 4 B-VG ist Bundesminister Mag. Gernot Blümel sei­nes Amtes als Bundesminister für Finanzen mit sofortiger Wirkung zu entheben.

Dem beigelegten beglaubigten Protokoll zu entnehmenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art 76 Abs. 2 B-VG wurde die Erhebung der gegenständlichen Anklage gemäß Art. 142 und 143 B-VG beschlossen und der umseits ausgewiesene Vertreter gemäß § 72 Abs. 2 VfGG bestellt.

Es werden sohin folgende

ANTRÄGE

gestellt:

Der Verfassungsgerichtshof möge

1.          gemäß §§ 19 und 75ff VfGG nach Abschluss der Voruntersuchung gemäß § 74 VfGG eine mündliche Verhandlung anordnen;

2.          gemäß Art. 143 B-VG die Bestimmungen des Ersten, Dritten, Vierten und Achten             Abschnitts des Allgemeinen Teils des StGB sowie § 302 StGB für anwendbar             erklären;

3.          gemäß Art. 142 Abs. 1 iVm 4 B-VG und Art. 143 feststellen, dass Mag. Gernot    Blümel gegen die Bestimmungen des Art. 53 Abs. 3 B VG iVm § 27 Abs. 1 VO-        UA sowie § 302 Abs. 1 StGB rechtswidrig und schuldhaft verstoßen hat;

4.          gemäß Art. 142 Abs. 4 B-VG Mag. Gernot Blümel seines Amtes als Bundesminis­             ter für Finanzen mit sofortiger Wirkung entheben;

5.          Mag. Gernot BLÜMEL auf Grund des Verstoßes gegen § 302 Abs. 1 StGB zu     einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis fünf Jahren verurteilen.

Begründung:

I.            Sachverhalt

Auf Grund eines zu UA1/2021 protokollierten Antrags gemäß Art. 138b Abs. 1 Z 4 B VG eines Viertels der Mitglieder des Untersuchungsausschusses betreffend die mutmaß­liche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung (Ibiza-Untersuchungsausschuss) hat der Verfassungsgerichtshof am 3. März 2021 entschieden:

„Der Bundesminister für Finanzen ist verpflichtet, dem Ibiza-Untersuchungsausschuss die E-Mail-Postfächer sowie lokal oder serverseitig gespeicherten Dateien der Bediens­teten der Abteilung I/5 E.G., A.M. und G.B. sowie von Bediensteten des Bundesministe­riums für Finanzen empfangene E-Mails von T.S., E.H.-S., M.K., B.P. und M.L. aus dem Untersuchungszeitraum vorzulegen.“

Das Erkenntnis wurde am 4. März 2021 zugestellt. Der Bundesminister für Finanzen Mag. Gernot Blümel (in weiterer Folge: „Angeklagter“) ist somit verpflichtet, dem Unter­suchungsausschuss über die bereits erfolgten Lieferungen hinaus weitere 2.018 elektro­nische E-Mails und Dateien sowie 5.785 weitere E-Mails vorzulegen. Dabei handelt es


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 63

sich um jene E-Mails und Dateien, die der Angeklagte bereits dem Verfassungsgerichts­hof im Verfahren UA1/2021 zur Überprüfung vorgelegt hat.

Der Angeklagte ist seiner Verpflichtung auf Grund des genannten Erkenntnisses zur Vor­lage der derart genau bezeichneten Akten und Unterlagen bis zum heutigen Tag nicht nachgekommen. Auf mündliche Nachfrage der Parlamentsdirektion eine Woche nach Zustellung des Erkenntnisses wurde durch die zuständige Verbindungsbeamtin im Bun­desministerium für Finanzen angegeben, dass kein Termin für eine Vorlage in Aussicht genommen sei. Gründe für die Verweigerung der Aktenvorlage wurden nicht genannt.

Mit E-Mail vom 19. März 2021 des Präsidenten der Finanzprokuratur, den der Angeklag­te bevollmächtigt hat, an den Verfahrensrichter des Ibiza-Untersuchungsausschusses wurde um einen Gesprächstermin ersucht und mehrere Fragen aufgeworfen bzw. der Untersuchungsausschuss zur Mitwirkung aufgefordert.

Aus dem Schreiben des Präsidenten der Finanzprokuratur ergibt sich, dass der Ange­klagte dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshof nicht unverzüglich und vollständig entsprechen wird. Ansonsten müssten die entsprechenden Akten und Unterlagen nicht erst „aufgefunden“ und die entsprechenden Speichermedien „durchsucht“ werden, ob­wohl der Umfang der erforderlichen Aktenvorlage auf Grund der vom Angeklagten an den Verfassungsgerichtshof überlieferten Akten und Unterlagen bereits feststeht. Die in der E-Mail des Präsidenten der Finanzprokuratur aufgeworfenen Fragen waren zudem bereits im Verfahren UA1/2021 streitgegenständlich; die Frage der (potentiellen) ab­strakten Relevanz der von der Meinungsverschiedenheit erfassten Akten und Unterla­gen ist durch das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes abschließend geklärt. Die fortgesetzte Verweigerung der Aktenvorlage durch den Angeklagten wird durch das
E-Mail somit offenkundig.

Gemäß § 27 Abs. 1 VO-UA haben u.a. Organe des Bundes Beweisbeschlüssen gemäß § 24 leg.cit. und ergänzenden Beweisanforderungen gemäß § 25 leg.cit. unverzüglich zu entsprechen. Der Verfassungsgerichtshof hat gemäß § 56f Abs. 3 VfGG ohne unnöti­gen Aufschub zu entscheiden. Auf Grund der befristeten Tätigkeit eines Untersuchungs­ausschusses (vgl. § 53 VO-UA) haben Aktenvorlagen an den Untersuchungsausschuss in Fällen, in denen eine Nachprüfung der Verweigerung der Aktenvorlage durch ein Or­gan des Bundes bereits durch den Verfassungsgerichtshof erfolgte, gleichermaßen un­verzüglich zu erfolgen. Außerdem trifft alle Organe des Bundes die Pflicht zur unverzüg­lichen Herstellung eines rechtskonformen Zustandes.

Der Angeklagte ist seit 7. Jänner 2020 Bundesminister für Finanzen. Er ist gleichzeitig Beschuldigter im Verfahren der WKStA zu 17 St 5/19d, wo ihm u.a. Handlungen vorge­worfen werden, die in Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand des Ibiza-Untersuchungsausschusses stehen. Bereits bei seiner Vernehmung als Auskunftsper­son im Ibiza-Untersuchungsausschuss zeigte sich der Angeklagte unkooperativ. Er wur­de außerdem wegen möglicher falscher Beweisaussage vor dem Untersuchungsaus­schuss gemäß § 288 StGB angezeigt. Diese Umstände deuten bereits auf den erforder­lichen Vorsatz für den Befugnismissbrauch hin. Schließlich würden zusätzliche Belege über Interventionen Blümels zu Gunsten von ÖVP-SpenderInnen den politischen Druck auf ihn wesentlich erhöhen.

Der OGH hat bereits in 14 Os 125/92 entschieden, dass zu den durch § 302 StGB ge­schützten konkreten öffentlichen Rechten jedenfalls auch das gesamte, dem Nationalrat zur rechtlichen Kontrolle der Vollziehung verfassungsgesetzlich garantierte Maßnah­menspektrum nach Art. 74, 76, 142, 143 B-VG zählt. Dies umfasst laut OGH auch die Kontrollmittel gemäß Art. 52 und 53 B VG, die dem genannten Maßnahmenspektrum vorgelagert sind. Die Unterdrückung von Akten und Unterlagen, die vom Umfang des


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 64

Untersuchungsgegenstandes erfasst sind, schädigt das konkrete, aus Art. 53 B-VG ab­leitbare Interesse des Nationalrates an wahrheitsgetreuer und vollständiger Information im Umfang des Untersuchungsgegenstands.

Der Angeklagte wusste auf Grund der vorangegangenen Auseinandersetzungen rund um die Aktenvorlage an den Untersuchungsausschuss, dass ihn als Organ des Bundes eine Pflicht zur Vorlage aller Akten und Unterlagen trifft, die von (potentiell) abstrakter Relevanz für den Untersuchungsgegenstand sein könnten. Ab der Zustellung des Er­kenntnisses des VfGH konnte er sich nicht mehr auf eine vertretbare, anderslautende Rechtsposition in Hinblick auf die verfahrensrelevanten Akten berufen. Spätestens seit dem Einsetzen der medialen Diskussion über eine mögliche Exekution des VfGH-Er­kenntnisses durch den Bundespräsidenten musste er um seine Verpflichtung zur Her­stellung eines rechtskonformen Zustandes wissen. Anderenfalls hätte der Angeklagte in seiner Funktion als Bundesminister für Finanzen nicht den Präsidenten der Finanzproku­ratur beauftragen können, mit dem Untersuchungsausschuss Kontakt aufzunehmen.

Wie bereits ausgeführt ist aus dem Schreiben des Präsidenten der Finanzprokuratur je­doch ersichtlich, dass der Angeklagte gerade nicht den Auftrag erteilt hat, dem Erkennt­nis des VfGH unverzüglich nachzukommen, obwohl der Umfang der Verpflichtung be­reits durch das vorangegangene Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof abschlie­ßend geklärt war. Im Gegenteil belegt die Beauftragung der Finanzprokuratur, dass dem Untersuchungsausschuss Akten und Unterlagen gänzlich vorenthalten oder zumindest deren Vorlage möglichst verzögert werden sollten.

Im Vorverfahren gemäß § 74 VfGG ist festzustellen, ob der Angeklagte andere dazu bestimmte, wissentlich ihre Pflichten zu verletzen; oder ob er es trotz seiner sich aus seiner Stellung im Bundesministerium für Finanzen ergebenden Garantenstellung für das Zustandekommen der Aktenvorlage unterlassen hat, Bedienstete des Bundesminis­teriums für Finanzen im Wissen um die ihn auf Grund des Erkenntnisses des Verfas­sungsgerichtshofes treffende Verpflichtung anzuweisen, die Aktenvorlage an den Unter­suchungsausschuss unverzüglich vorzunehmen (vgl. schon OGH 13.6.1990, 13 Os 5/90).

II.          Rechtliche Beurteilung

Art. 53 Abs. 3 B-VG verpflichtet u.a. Organe des Bundes, einem Untersuchungsaus­schuss alle ihre Akten und Unterlagen im Umfang des Untersuchungsgegenstandes vorzulegen. § 27 Abs. 1 der Anlage 1 zum Geschäftsordnungsgesetz „Verfahrensord­nung für parlamentarische Untersuchungsausschüsse“ konkretisiert Art. 53 Abs. 3 B-VG dahingehend, dass diese Vorlage unverzüglich zu erfolgen hat.

Die einzigen Ausnahmen von der Vorlagepflicht enthält Art. 53 B-VG selbst. Keiner die­ser Ausnahmegründe ist im vorliegenden Fall einschlägig.

Der Verfassungsgerichtshof hat aus Art. 53 Abs. 3 B-VG iVm den Bestimmungen der VO-UA und des VfGG außerdem eine Behauptungs- und Begründungspflicht des vorla­gepflichtigen Organs bei Verweigerung der Aktenvorlage abgeleitet. Die Verletzung die­ser Begründungspflicht lag dem Erkenntnis des VfGH vom 3. März 2021 zu UA1/2021 zu Grunde, welches vom Angeklagten missachtet wurde.

Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem eine ansonsten strittige Vorlagepflicht durch den Verfassungsgerichtshof entschieden wurde, besteht kein rechtlich zulässiger Grund mehr, dem Untersuchungsausschuss die vom Erkenntnis umfassten Akten und Unterla­gen zu verweigern.

Die fortgesetzte Verweigerung der Aktenvorlage durch den Angeklagten ist somit offen­kundig rechtswidrig.

In Hinblick auf § 302 Abs. 1 StGB ist erforderlich, dass der Angeklagte als Beamter (§ 74 Abs. 1 Z 4 StGB) seine Befugnis, im Namen des Bundes als dessen Organ Amtsgeschäf­te vorzunehmen, wissentlich missbraucht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 65

Im vorliegenden Fall wird der Angeklagte beschuldigt, im März und April 2021 in Wien als vorlagepflichtiges Organ im Sinne des Art. 53 Abs. 3 B VG, sohin als Beamter (§ 74 Abs. 1 Z 4 StGB), mit dem Vorsatz, den Nationalrat der Republik Österreich in seinem konkreten Recht auf richtige und vollständige Information sowie Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit gesetzter Behördenakte zu schädigen, seine Befugnis, im Namen des Bundes als dessen Organ in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wis­sentlich missbrauchte, indem er entweder andere dazu bestimmte, dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes vom 3.3.2021 zu UA1/2021 nicht oder erst zu späterem Zeit­punkt nachzukommen, oder es trotz seiner Pflichten als oberstes Organ, dem auch die Aufsicht über die Bediensteten des Bundesministeriums für Finanzen übertragen ist, un­terließ, das unverzügliche Zustandekommen der Aktenlieferung an den Ibiza-Untersu­chungsausschuss, zu der er auf Grund des genannten Erkenntnisses des Verfassungs­gerichtshofes verpflichtet war, zu bewirken;

III. Zur Zuständigkeit

Gemäß Art 142 Abs. 1 B-VG erkennt der Verfassungsgerichtshof über die Anklage, mit der die Verantwortlichkeit der obersten Bundes- und Landesorgane für die durch ihre Amtstätigkeit erfolgten schuldhaften Rechtsverletzungen geltend gemacht wird.

Gemäß Art. 142 Abs. 2 lit b B-VG kann Anklage gegen die Mitglieder der Bundesregie­rung durch Beschluss des Nationalrates erhoben werden.

Gemäß Art. 142 Abs. 4 B-VG hat das verurteilende Erkenntnis des Verfassungsgerichts­hofes auch den Amtsverlust auszusprechen.

Gemäß Art. 143 kann eine Anklage gegen die in Art. 142 Genannten auch wegen straf­gerichtlich zu verfolgender Handlungen erhoben werden, die mit der Amtstätigkeit des Angeklagten in Verbindung stehen.

Die Zuständigkeitsbereiche der obersten Staatsorgane sind in der Bundesverfassung erschöpfend geregelt (VfSlg. 1454/1932). Bezüglich der Bundesregierung trifft Art. 69 Abs. 1 B-VG die Anordnung, dass mit den obersten Verwaltungsgeschäften des Bundes, soweit diese nicht dem Bundespräsidenten übertragen sind, der Bundeskanzler, der Vi­zekanzler und die übrigen Bundesminister betraut sind. Der den Mitgliedern der Bundes­regierung übertragene Wirkungsbereich umfasst somit ausschließlich Akte der staatli­chen Verwaltung. Unter dem Begriff "Amtstätigkeit" der Mitglieder der Bundesregierung kann daher nur die Besorgung der Geschäfte der obersten Bundesverwaltung verstan­den werden.

Zum Begriff der Geschäfte der obersten Bundesverwaltung, die durch die Mitglieder der Bundesregierung zu besorgen sind, ergibt sich aus § 2 Abs. 3 Bundesministerienge­setz 1986, dass darunter Regierungsakte, Angelegenheiten der behördlichen Verwal­tung oder der Verwaltung des Bundes als Träger von Privatrechten zu verstehen sind.

Demnach zählen zu den Geschäften der obersten Bundesverwaltung sämtliche nicht der Gerichtsbarkeit zuzuzählende Vollzugsakte, die durch die Bundesverfassung oder durch die einfache Gesetzgebung nicht anderen Organen, seien es oberste oder nachgeordne­te, zur Besorgung zugewiesen sind.

Voraussetzung einer Anklage vor dem Verfassungsgerichtshof ist ferner eine schuld­hafte Rechtsverletzung durch den betreffenden Organwalter. Damit wird jede Form der Schuld, also Vorsatz, grobe und auch leichte Fahrlässigkeit, erfasst. Bei Mitgliedern der Bundesregierung und diesen gleichgestellten Organwaltern muss es sich um Gesetzes­verletzungen handeln, die der betreffende Organwalter durch seine Amtstätigkeit began­gen hat.

Die Vorlage von Akten und Unterlagen an einen Untersuchungsausschuss des National­rats gemäß Art. 53 Abs. 3 B-VG stellt zweifellos eine Amtstätigkeit dar.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 66

Dem beigelegten beglaubigten Protokoll zu entnehmenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 76 Abs. 2 B-VG wurde die Erhebung der gegenständlichen Anklage gemäß Art. 142 B-VG beschlossen und der umseits ausgewiesene Vertreter gemäß § 72 Abs. 2 VfGG bestellt.

IV. Zum Verschulden

Der Angeklagte handelte bei der durch seine Amtstätigkeit erfolgten Rechtsverletzungen ohne Zweifel schuldhaft iSd Art. 142 Abs. 1 B-VG. Aus dem Sachverhalt ergibt sich klar, dass der Beschuldigte mehrfach u.a. schriftlich als auch während seiner Befragungen im Ibiza-Untersuchungsausschuss auf seine Verpflichtung zur Vorlage von Akten und Unterlagen gemäß Art. 53 Abs. 3 B-VG hingewiesen wurde. Der Angeklagte musste aus diesem Grund den Eintritt einer Verletzung der Rechte des Nationalrates zumindest ernstlich für möglich halten und hat sich dennoch damit abgefunden („bedingter Vor­satz“).

V. Zur Strafe

Die Sanktion der Enthebung des Amtes ist in Art. 142 B-VG ausdrücklich als Folge eines Schuldspruches vorgesehen.

Der Strafrahmen des § 302 Abs. 1 StGB ist durch diese Bestimmung selbst vorgegeben.“

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Dem Bundesminister für Finanzen wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht und ausreichend unterstützt, er steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Prammer. – Bitte sehr.


14.35.08

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Herr Präsident! Wow, was für eine Rede: Jetzt spricht doch tatsächlich die FPÖ hier von diesem Pult aus von Anstand und Sauberkeit in der Politik – Respekt! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strasser.)

Wenn ich hier mit einem Zitat beginnen würde, dann wäre es wohl am ehesten: „Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Es ist wirklich tragisch, dass sich die Ereignisse in den Er­mittlungsverfahren gegen Regierungsmitglieder schneller überschlagen, als im Parla­ment Sondersitzungen einberufen werden können – ursprünglich war nämlich eine Mi­nisteranklage gegen den Herrn Finanzminister Thema. Ich muss schon sagen, ich bin gespannt darauf, wie dann die Begründung im Detail aussehen wird und wie wir diese diskutieren werden.

Ich möchte aber auf jeden Fall schon jetzt festhalten, dass es dabei um politische Verant­wortlichkeit geht. Es geht darum, wie sich die höchsten Organe des Staates verhalten sollen: Was ist der Maßstab, den sie an ihr Verhalten anlegen? Das gilt im Übrigen für alles, worüber wir heute hier sprechen: Was ist der Maßstab, an dem unsere Spitzenpoli­tikerInnen ihr Verhalten ausrichten sollen? – Aus meiner Sicht kann das nicht jener sein,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 67

das zu tun, was gerade noch erlaubt ist, aus meiner Sicht muss ein gehöriger Sicher­heitsabstand zum Rand des Erlaubten eingehalten werden! (Beifall bei den Grünen so­wie der Abgeordneten Leichtfried und Rendi-Wagner.)

Politische Verantwortlichkeit und politische Verantwortungsübernahme sind das eine, das andere ist die rechtliche, die strafrechtliche Verantwortlichkeit. Bei dieser obliegt es nicht dem eigenen Stil und dem eigenen Amtsverständnis, diese festzulegen, sondern darüber entscheiden Gerichte in einem fairen, rechtsstaatlichen Verfahren. (Beifall bei den Grünen.)

Genau da zeigt es sich, wie wichtig es ist, dass gerade jetzt eine grüne Ministerin im Justizministerium sitzt (Beifall bei den Grünen); eine Ministerin, die sich von Anfang an vor die Justiz gestellt hat, wenn es darum ging, ungerechtfertigte Angriffe abzuwehren, und die sich hinter die Justiz gestellt hat, um die Forderungen nach mehr Budget und nach mehr Personal durchzusetzen. (Beifall bei den Grünen.)

Es reicht nämlich nicht, das Schlagwort unabhängige Justiz wie eine Standarte vor sich herzutragen. Wenn man nämlich gleichzeitig die Erwartungshaltung hat, dass unange­nehme Verfahren gar nicht erst begonnen oder still und heimlich derschlagen werden, und wenn man gleichzeitig auf Ermittlungen persönlich beleidigt reagiert und juristische Verfahren als politische Agitation abtut, dann spricht man der Justiz genau diese Unab­hängigkeit ab.

Genau diese Dinge sind es, die Justizministerin Alma Zadić mit aller Kraft von der Justiz fernzuhalten versucht. Durch viele, viele zielsichere Schritte hat sie von Anfang an die Grundlagen geschaffen, die jetzt gewährleisten, dass die Justiz tatsächlich in Ruhe und unabhängig arbeiten kann, und sie ist auch weiterhin die Garantin dafür, dass die Justiz so arbeiten kann. (Beifall bei den Grünen.)

Nicht zuletzt wird sich das auch darin äußern, dass sie laufende Verfahren nicht kom­mentieren, bewerten oder einschätzen wird. Wenn die Justiz unabhängig ermitteln soll, hat die Justizministerin dafür zu sorgen, dass sie dafür mit ausreichend Mitteln und Per­sonal ausgestattet ist und ohne Zurufe aus der Politik ihre Arbeit machen kann. Darin sehen wir die Umsetzung unseres Auftrags: saubere Umwelt, saubere Politik. (Beifall bei den Grünen.)

Hätten wir gerne einen Regierungspartner, der sich zu 100 Prozent darauf konzentrieren kann, mit uns gemeinsam Lösungen für die aktuellen Krisen zu finden? – Ja, natürlich! Hätten wir gerne einen Regierungspartner, der nicht Korruptionsvorwürfen ausgesetzt ist? – Ja, sicher! Hätten wir gerne einen Regierungspartner, bei dem man sich nicht fra­gen muss, was als Nächstes kommt? – Ja, selbstverständlich.

Die Situation ist jetzt aber so, wie sie ist, und deshalb tun wir das, was unsere Aufgabe ist: Wir konzentrieren uns umso mehr auf die Arbeit an der Sache. Wir arbeiten an der Bewältigung der Gesundheitskrise, der sozialen Krise, der Wirtschaftskrise, der Klima­krise. Wir kümmern uns darum, dass man sich darauf verlassen kann, dass die Justiz in Ruhe und ausreichend ausgestattet arbeiten kann, und wir bewerten die Situation bei jeder Veränderung neu. (Beifall bei den Grünen.)

14.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Scherak. – Bitte.


14.40.16

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundeskanz­ler! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Herr Bundeskanzler, seit Sie die ÖVP als Parteiobmann übernommen haben, glaube ich zu­mindest ein gewisses Muster zu erkennen, nach dem die ÖVP vorgeht: Das wesentliche


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 68

Muster ist, dass es für die ÖVP seit Sebastian Kurz nur Freund oder Feind gibt. Das ist auch der Grund dafür, wieso Sie sich mit neutralen Institutionen meines Erachtens so schwertun: weil die in dieses Schema nicht hineinpassen. Die sind eben nicht schwarz oder weiß, die sind neutral, und deswegen ist das so schwierig.

In der Logik der ÖVP ist nämlich jeder, der ihr nicht loyal gegenübersteht und sie unter­stützt, halt dann eben doch Feind. Die einzig logische Konsequenz ist dann: Den muss man angreifen, da muss man schauen, dass man ihn eventuell unter Kontrolle bringt. Das ist aber genau das, was funktionierende staatliche Institutionen eben nicht sind, denn die funktionieren, die sind neutral, und das ist das, was Sie geflissentlich ignorieren.

Sie haben diese Einstellung ja in den letzten Wochen, Monaten und Jahren wiederholt gezeigt. Sie haben wiederholt gezeigt, was Sie von den demokratischen Institutionen in Österreich halten, wie Sie glauben, dass solche Institutionen funktionieren sollten, und Sie haben sehr oft auch Ihre Missachtung gegenüber diesen Institutionen gezeigt.

Heute beispielsweise haben Sie wieder sehr klar gezeigt, was Sie vom Parlament halten, wenn Sie über ganz, ganz viele Fragen einer Dringlichen Anfrage einfach so drüberge­hen und gar nichts dazu sagen. Sie haben etwa die Fragen 30 bis 32 in einem beant­wortet, nur als Beispiel. Da wurde gefragt, wie oft Sie den Novomatic-CEO Neumann getroffen haben – Ihre Antwort war, Sie träfen immer wieder Menschen, die in Österreich wichtig seien. Das ist keine Antwort auf die Frage, wie oft!

Auf die Frage 31, ob Sie mit jemanden, ob Sie mit Neumann und Krumpel über Spenden gesprochen haben, haben Sie geantwortet, sie hätten mit niemandem aus dem Novo­matic-Universum über Spenden gesprochen.

Die Frage 32 lautete nach Abendessen an ganz bestimmten Kalenderdaten – von Ihrer Seite überhaupt keine Antwort.

Ihre Missachtung gegenüber dem Parlament haben Sie heute also wieder eindeutig ge­zeigt. Sie missachten aber auch ganz andere Institutionen und Regeln, Ihnen ist etwa die österreichische Bundesverfassung nicht so wichtig. Ich erinnere an die Aussagen, das wären ja nur „juristische Spitzfindigkeiten“ und bis der Verfassungsgerichtshof da entscheiden kann, sei das sowieso schon wieder außer Kraft getreten, das sei nicht so wichtig.

Das Gleiche geschieht auch mit der WKStA, auch das haben wir heute schon gehört. Die WKStA hat die Aufgabe, zu ermitteln – das tut sie, sie ermittelt gegen unterschiedli­che Menschen. Wenn sie aber gegen die ÖVP ermittelt, ist das nicht in Ordnung, dann kommen Reformvorschläge, und man überlegt sich auch, wie man die WKStA zerschla­gen kann.

Als letztes Beispiel: der Untersuchungsausschuss; auch über diesen haben wir heute schon intensiv diskutiert. Der Untersuchungsausschuss ist das wesentliche Kontrollgre­mium dieses Parlaments, und es ist neben dem Beschließen von Gesetzen eine der wesentlichen Aufgaben des Parlaments, auch die Arbeit der Regierung zu kontrollieren. Dabei ist die Wahrheitspflicht natürlich essenziell.

Es ist besonders spannend, wenn der Nationalratspräsident, der eigentlich dazu da sein sollte, sich schützend vor das Hohe Haus zu stellen und die Kontrollmechanismen des Hohen Hauses zu unterstützen, sich dann dazu hinreißen lässt, zu sagen: Na ja, also das mit der Wahrheitspflicht im Untersuchungsausschuss ist jetzt irgendwie unange­nehm, wir sollten darüber diskutieren, ob wir die vielleicht doch abschaffen. – Herr Präsi­dent, das ist nicht Ihre Aufgabe als Nationalratspräsident, das ist genau das Gegenteil! (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ.)

Es ist die ÖVP, die in der Öffentlichkeit immer wieder die Kosten des Untersuchungsaus­schusses thematisiert – natürlich, um den Untersuchungsausschuss schlecht dastehen zu lassen. Sie haben erklärt, er diene nur dazu, parteipolitisches Kleingeld zu wechseln.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 69

Herr Bundeskanzler, Sie haben ganz zu Beginn einmal erklärt, Sie kämen total gerne als Gast in den Untersuchungsausschuss. Das verkennt irgendwie die Situation, denn Sie kommen nicht als Gast, weil das von Ihnen so nett ist, sondern Sie wurden als Auskunfts­person geladen!

Vielleicht ist das Problem aber auch das Bild, das Sie in der ÖVP grundsätzlich haben. Ihre Landwirtschaftsministerin hat vor Kurzem erklärt, sie findet, der Untersuchungsaus­schuss wäre so etwas Ähnliches wie die Löwinger-Bühne. – Das ist die Missachtung, die die ÖVP dem Untersuchungsausschuss und dem Parlament entgegenbringt! (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Herr Kollege Fürlinger, es war vorhin ein bisschen skurril, was da von Ihnen als Anwalt zur Frage der Aktenlieferung durch den Finanzminister gekommen ist. Natürlich ist es die Aufgabe des Finanzministers, in diesem Fall Persönlichkeitsrechte zu schützen, selbstverständlich! Das wäre auch seine Aufgabe gewesen, als er ursprünglich die Akten hätte liefern sollen – das Problem ist, dass der Finanzminister die Akten gar nicht gelie­fert hat!

Er selbst hat so lange gewartet, bis der Verfassungsgerichtshof mit der Exekution ge­droht und angeordnet hat, er müsse alle Akten liefern. Selbstverständlich ist Persönlich­keitsschutz relevant und ist der Schutz von Gesundheitsdaten relevant – dass es über­haupt so weit kommen musste, daran ist aber einzig und allein der Finanzminister selbst schuld!

Im Ergebnis ist die Sache natürlich spannend, denn dass eine Exekution angedroht wird – ich meine, so weit hat es nicht einmal Jörg Haider kommen lassen, und Jörg Hai­der war bekanntlich wirklich kein Freund des Verfassungsgerichtshofes. Sie als ÖVP haben es geschafft, den Verfassungsgerichtshof noch mehr zu missachten, als es Jörg Haider getan hat, und schon allein das sollte Ihnen meiner Meinung nach zu denken ge­ben! (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Matznetter. – Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

Herr Bundeskanzler, Sie sind angezeigt worden, Sie sind Beschuldigter in einem Straf­verfahren, und jetzt ist die Frage, was weiter geschehen wird. Ob Anklage erhoben wird oder nicht, das habe nicht ich zu entscheiden, dafür gibt es unabhängige Institutionen, denen ich vertraue. Die Frage ist nur, was Sie machen, wenn Anklage erhoben wird. Jetzt habe ich gehört, Sie hätten kein Interesse, zurückzutreten – das ist aus meiner Sicht schon eine ganz neue Dimension, die wir in Österreich so noch nie hatten! Ihre Landwirtschaftsministerin, die Ihnen da offensichtlich treu ergeben ist, geht sogar noch weiter: Sie ist der Meinung, selbst wenn Sie verurteilt sind, sollen Sie im Amt bleiben – diese Dimension kannten wir so noch gar nicht.

Herr Bundeskanzler, zum Schluss vielleicht noch eines: Sie sagen immer, es wäre eine Auseinandersetzung Opposition gegen Bundeskanzler, die da stattfindet. Das ist so nicht der Fall, die Auseinandersetzung lautet: ÖVP gegen die Institutionen dieses Lan­des. Es ist die ÖVP, die Woche für Woche die demokratischen Institutionen in Österreich lächerlich macht; es ist die ÖVP, die Woche für Woche Institutionen wie den Verfas­sungsgerichtshof und das Parlament diskreditiert; und es ist die ÖVP, die diese Ausein­andersetzung sucht, und nicht die Opposition. (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ.)

14.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordnete Holzleit­ner. – Bitte.


14.46.58

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Werte Bundesregie­rung! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! „Es fehlt an Respekt gegenüber demokratischen und rechtlichen Institutionen“ – Reinhold Mitterlehner, ehe­maliger Vizekanzler dieser Republik.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 70

Ich kann ihm da nur zustimmen, wenn es um die ÖVP geht: Angriffe auf und Schlechtma­chen der Justiz, Aushöhlen und Geringschätzen des Parlamentarismus, Sudeldossiers über Oppositionspolitikerinnen und Oppositionspolitiker, ein Rückfall im Ranking von „Reporter ohne Grenzen“ – all das klingt eigentlich nach einem schlechten Politkrimi, passiert aber in Österreich im Jahr 2021. – Herr Bundeskanzler, Sie und Ihre Truppe sägen wirklich konsequent an den Grundpfeilern unserer Demokratie, und das ist absolut erschreckend! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Brandstätter.)

„Es fehlt an Respekt gegenüber demokratischen und rechtlichen Institutionen“. – Blümel lässt den Laptop spazieren führen, bevor er ihn Ermittlerinnen und Ermittlern übergibt, er wartet mit der Lieferung von Unterlagen so lange, bis der Verfassungsgerichtshof für eine Exekution zum Bundespräsidenten geht. Kurz droht eine mögliche Anklage durch die Justiz, Schmid wurde durch Postenschacherei zum Öbag-Chef, und alle drei sehen sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Das sind nur Auszüge aus dem Repertoire an Fehltritten und Skandalen, mit denen die ÖVP-Riege tagtäglich die Schlagzeilen be­herrscht. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)

Als Politikerinnen und Politiker tragen wir Verantwortung. Wir geloben zu Beginn jeder Gesetzgebungsperiode, die Gesetze einzuhalten und unsere Pflichten gewissenhaft zu erfüllen. Das ist kein Schönwettergelöbnis, das ist kein Spaß – wir alle sind angehalten, das auch wirklich einzuhalten und zu befolgen! Was aktuell passiert, ist aber sehr dra­matisch. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir arbeiten im Untersuchungsausschuss wirklich hart, sowohl in den Vorbereitungen als auch in den Befragungen. Ich glaube, ich kann hier nicht nur für die Oppositionspar­teien, sondern auch für die grünen KollegInnen Tomaselli und Stögmüller sprechen, wenn ich sage, dass es uns ein echtes Anliegen ist: Wir wollen volle Aufklärung, wenn es um Spenden geht, wenn es um möglichen Gesetzeskauf geht. Wir wollen wissen, wer Spenden angeleiert hat, wer sie bekommen hat, welche Dienste die türkis-blaue Bun­desregierung dafür erwiesen hat.

Wir wollen wissen, welche Absprachen es gab, was in Hinterzimmern beschlossen wur­de. Die Causa Privatkliniken – es ist zu Beginn der Sitzung schon angesprochen wor­den – zeigt das sehr deutlich, aber insbesondere da wird die Sabotage deutlich: Werden Auskunftspersonen von OppositionspolitikerInnen befragt, wird es bei der ÖVP so laut wie hier am Beginn der Sitzung. Unterbrechungen durch Geschäftsordnungsdebatten, Äußerungen wie: Was ist denn das für eine blöde Frage?, kommen von der ÖVP. (Ruf bei der ÖVP: ... legitim!) Das entspricht nicht der Würde des Hohen Hauses! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

Getoppt wird das alles leider noch durch eine sehr tendenziöse Vorsitzführung eines Präsidenten, der nach meinem Empfinden nicht das Parlament verteidigt, sondern eben­falls an unserem Image kratzt, wenn er die Wahrheitspflicht abschaffen will, und das auch noch aktiv vorschlägt. Das fällt nicht nur uns als Oppositionspolitikerinnen und Op­positionspolitikern auf, sondern auch den Journalistinnen und Journalisten, die den Un­tersuchungsausschuss tagtäglich mitverfolgen. (Beifall bei der SPÖ.)

„Es fehlt an Respekt gegenüber demokratischen und rechtlichen Institutionen“. – Wir alle wissen, dass der Untersuchungsausschuss nur eine begrenzte Tätigkeitsdauer hat. Das weiß die ÖVP, das weiß Sebastian Kurz, das weiß Gernot Blümel, und deswegen ver­zögern sie Aktenlieferungen, bis der Verfassungsgerichtshof zum Bundespräsidenten geht. Sie schicken tonnenweise Papiermaterial und klassifizieren das in der Sicherheits­stufe so hoch, dass sich Abgeordnete zur Vorbereitung nicht einmal untereinander da­rüber unterhalten dürfen.

Das ist Ihre Strategie: schikanieren, zudecken, verzögern, Parlamentarismus mit Fü­ßen treten, und das, obwohl sich die ÖVP selbst einen Ethikrat verschrieben hat, der vorbildliches Verhalten im Parlament und bei Repräsentation eigentlich voraussetzt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 71

(Zwischenruf bei der ÖVP.) Nicht einmal dem eigenen Ethikrat fühlt man sich verpflichtet, dem Gesetz anscheinend schon gar nicht.

Die Bundesregierung und insbesondere auch Sie, Herr Bundeskanzler, haben auf die Verfassung geschworen. Das eingeleitete Ermittlungsverfahren durch die Justiz, eine mögliche Anklage lassen dieses Gelöbnis ehrlicherweise fast unglaubwürdig erschei­nen, vor allem wenn Sie nicht einmal bei einer Verurteilung zurücktreten wollen. Das wäre eigentlich eine Missachtung dieses Gelöbnisses, das Sie nicht nur ein Mal in dieser Republik abgelegt haben.

Die ÖVP-Spitze macht das wirklich alles bewusst und zieht uns damit alle in den Schmutz. Wir werden uns das aber nicht gefallen lassen und werden mit aller Vehemenz dagegen antreten, wenn Demokratie und Parlamentarismus mit Füßen getreten werden und so an den Säulen unserer Demokratie gesägt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Für mich geht sich eines schon lange nicht mehr in einem Satz aus: Moral und Sebastian Kurz. (Beifall bei der SPÖ.)

14.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Engelberg. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.52.55

Abgeordneter Mag. Martin Engelberg (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Es ist heute wieder einmal ein Tag, an dem ich ohne Redekonzept ans Pult trete und einfach nur meine Eindrücke der letzten Wochen, der heutigen Sitzung wiedergebe.

Was beobachte ich? (Zwischenruf des Abg. Kickl.) – Ich war zweimal vertretungsweise im Untersuchungsausschuss zu Gast. Ich war fassungslos über das Ausmaß an Aggres­sion, an Niedertracht, an blankem Hass, müsste man sagen, der dort geherrscht hat. (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Ich kann nur sagen, es ist in dem Untersuchungsaus­schuss ein Ausmaß an negativer Energie, dass ich wirklich froh war, dass ich, nachdem ich dort sozusagen meine Zeit abgesessen hatte, wieder weggehen konnte. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Angerer: ... doch Redekonzept schreiben sollen!)

Ich beobachte des Weiteren, dass Sebastian Kurz seit dem Tag, an dem er Bundeskanz­ler geworden ist, persönlich angegriffen und diffamiert wurde. Vom ersten Tag an war es nie ein Angriff in der Sache, es war immer ein Angriff auf seine Person. Vom ersten Tag an ging es darum, ihm sein jugendliches Alter, sein Studium, seinen Anzug bis hin zu seiner Physiognomie vorzuwerfen (Abg. Belakowitsch: Welches Studium meinen Sie? – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), und bis zum heutigen Tage gipfelt es in dem Slogan, den die Opposition jetzt verwendet: „Kurz muss weg!“ – als ob das ein Pro­gramm wäre, als ob das ein inhaltliches Statement wäre. (Beifall bei der ÖVP.)

Als Parlamentarier sage ich hier und jetzt gegenüber der Regierung: Hier sitzen ehren­werte Leute auf der Regierungsbank (Beifall bei der ÖVP), die sich in den Dienst der Republik gestellt haben. (Zwischenruf des Abg. Kickl. – Abg. Belakowitsch: Verbren­nen Sie sich nicht!) Es sind Persönlichkeiten, die für Demokratie, für Rechtsstaatlichkeit stehen und sich in unserem Land dafür einsetzen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kickl.) Sie verdienen dafür von uns allen ein Mindestmaß an Respekt, auch wenn wir politisch anders denken. (Beifall bei der ÖVP.)

In der Sache selbst ist mir Folgendes eingefallen: Es gibt die Weisheiten des Rabbiners Hillel, der schon vor über 2 000 Jahren sehr, sehr kluge Sachen gesagt hat, die in unse­rer Familie sehr hochgehalten wurden. Einer der wichtigen Sätze ist: „Al tadin et haverkha ad she-ta’amod bi-mkomo!“ – Richte nicht, urteile nicht über den Nächsten, bevor du nicht an seiner Stelle gestanden bist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 72

Ich sage Ihnen Folgendes: Ich würde mir von jedem von denen, die hier an dieses Pult treten und sich zum Scharfrichter, zum Ankläger machen, wünschen: Liefern Sie jetzt und hier Ihren Laptop ab, liefern Sie Ihr Handy ab, geben wir es dem Untersuchungsaus­schuss, lassen Sie uns ein paar Wochen darin stöbern und stellen Sie sich dann in zwei, drei Wochen einem Tribunal. (Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit bei der FPÖ.)

Lassen Sie sich befragen, mit wem Sie sich wann getroffen haben, was Sie dort bespro­chen haben, wie das mit den Dokumenten übereinstimmt, die wir auf Ihrem Laptop fin­den, mit wem Sie verkehren, wie, in welcher Tonalität, welche Messages Sie austau­schen (Zwischenruf des Abg. Brandstätter), bis hin zu den privatesten Details – auf welche Webseiten Sie zugegriffen haben, was vielleicht sogar Ihre intimen Vorlieben sind –, und dann diskutieren wir das in aller Öffentlichkeit! (Abg. Kickl: Das haben Sie alles auf Ihrem Laptop?)

Ich kann Ihnen nur eines sagen: Wie sollen wir ein Mindestmaß an Respekt und Anstand für uns bewahren, wenn wir solche Wege gehen? (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Das, was ich einfordere, ist: Wir haben in den letzten Monaten oft und zu Recht sehr bewundernd von der Eleganz der österreichischen Bundesverfassung gesprochen. Sie ist im Übrigen sehr unmittelbar mit der Person ihres Verfassers Hans Kelsen, einer groß­artigen politischen Persönlichkeit, verknüpft. Ich wünsche mir eine Eleganz des Parla­ments, und ich sage Ihnen, was ich mir heute in der Diskussion dazu gedacht habe.

Erstens wurde von meinen Vorrednern immer wieder betont: Wir sind die Kontrolleure der Regierung. Sie haben hier zu sitzen und Rede und Antwort zu stehen, Sie haben hier zu schweigen, nicht zu klatschen, Sie sind hier Gäste. (Abg. Rauch: Das war die Maurer! Das war Ihr Koalitionspartner!) Ich würde meinen, man begegnet Gästen mit einer anderen Art von Respekt (Zwischenruf bei der FPÖ), wenn man mit ihnen zusam­menarbeiten möchte. (Beifall bei der ÖVP.)

Zweitens bin ich etwas überrascht: Kein einziger meiner Vorredner hat eigentlich darüber gesprochen, wer wir als Parlament sind, außer: Kontrollorgan! Kontrollorgan! – Das ist richtig, es ist eine unserer Funktionen, dass wir einen Untersuchungsausschuss bilden können, aber haben wir vergessen, was unsere eigentliche Funktion ist? Wir sind die Legislative! (Abg. Belakowitsch: Haben Sie vergessen, was das Thema des heutigen Tages ist?)

Hier hat der politische Diskurs stattzufinden. Machen wir doch einen Wettstreit politischer Inhalte auf einem hohen Niveau! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Geben wir doch ein Beispiel für unser Land, dass wir uns hier um die Anliegen der Menschen kümmern, dass wir uns dafür einsetzen, in einem Wettstreit, in einem Wettstreit der Ideen, aber auf ei­nem hohen Niveau! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Heute geht es um was anderes!)

Wir haben auch immer wieder davon gehört: Wir brauchen eine moralische Instanz, Bun­despräsident, Gerichte, was auch immer. (Zwischenruf des Abg. Rauch.) Nein, wir ha­ben die moralische Instanz zu sein. (Abg. Rauch: Sie haben das Land international be­schädigt!) Wir sind eine der Säulen der Republik. Wir sind die Säule der Legislative. Wir setzen die moralischen Standards. Wir sind die, zu denen die Leute, die Jugend in die­sem Land aufschauen muss: Wie führt man einen geordneten Diskurs? Auf welchem Niveau diskutieren wir miteinander? Wie behandeln wir einander?

Ich kann nur eines sagen: Nehmen wir uns das als Messlatte, seien wir ein Vorbild für dieses Land. (Abg. Rauch: Beginnen Sie bei sich selbst!) – Danke. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 73

14.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fürst. – Bitte sehr.


14.59.45

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hoffe, Herr Kollege Engel­berg, ich erfülle jetzt Ihre Kriterien der Eleganz und des Respekts. Ich habe es fest vor.

Ich habe im U-Ausschuss die Vernehmung des Herrn Bundeskanzlers live mitverfolgt, ich bin 4 Stunden drinnen gesessen. (Abg. Steinacker: Vernehmung! Vernehmung! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Der strahlende Prinz kam herein, freundlich, bereit aufzuklären, Auskunft zu geben. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Sie müssen die Maske abnehmen, ich kann nichts verstehen, Gott sei Dank! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Der vielbeschäftigte Bundeskanzler nahm sich Zeit, er wollte sich erinnern, er konnte sich erinnern; in der Befragung dazwischen gespielte Empörung – gut gemacht –, aller­dings dann ein Stolperer: Es kam der Punkt Bestellung von Thomas Schmid zum Öbag-Vorstand. Jeder weiß, wie es war: Ihr zwei (mit den Zeigefingern nach rechts und links in Richtung Bundeskanzler Kurz und Bundesminister Blümel weisend) habt es euch aus­gemacht.

Es geht um die drei mächtigsten Positionen im Land – Bundeskanzler, Finanzminister, Öbag-Chef, der die staatlichen Beteiligungen, sozusagen den Goldschatz ganz Öster­reichs, innehat –, alle in ÖVP-Hand: Klar, Wahlsieger, bei den Koalitionsverhandlungen gut verhandelt. (Heiterkeit bei der FPÖ.)

Statt dazu zu stehen und zu sagen: Ja, ich kenne Thomas Schmid gut, ich weiß um seine Qualitäten und um seine Qualifikation, daher habe ich es unterstützt!, ein Gerede von: Ich wurde am Rande informiert – ich war eingebunden, heißt das jetzt –, ich habe, ir­gendwo in cc, als Bundeskanzler nichts entschieden. Es wird von einer Ausschreibung erzählt, dem Verfahren, das da eingehalten wurde; der Finanzminister, der Aufsichtsrat haben das bestimmt.

Jedem, bis zu den Journalisten, war klar, dass das so nicht war. Der Finanzminister hat da gar nichts mitzureden gehabt, der Aufsichtsrat auch nicht. Das alles war auch vor diesen Chats – aus denen ich nicht zitiere, weil ich es tatsächlich auch nicht in Ordnung finde, dass die alle in der Öffentlichkeit sind – schon klar.

Das Hearing und die Entscheidung, dass Thomas Schmid Öbag-Chef wird, ist bei Ihnen gefallen. Sie haben es abgenommen und Sie haben sich dafür entschieden. Anstatt dazu zu stehen, ein Herumgerede, und das ist, was Sie übertreiben, was Sie bei all Ihrer glanzvollen Performance etwas übersehen: dieses Zu-dick-Auftragen, dieser weiße Rit­ter, dieser neue Stil ohne alte Seilschaften – dafür mit ganz neuen –, der Turbokanzler, der Weltmeister, der Herr der sieben Meere, es gibt überhaupt keine Steigerung mehr.

Da ist die Fallhöhe dann natürlich groß, das kann man nicht durchhalten, wir sind da ein bisschen bei der Hybris. Und wenn Sie sagen: kein Anpatzen. Sie lassen es halt elegant durch die zweite und dritte Reihe machen. Das finde ich jetzt auch nicht sehr viel besser.

Nach Bekanntwerden der laufenden Ermittlungen in der vergangenen Woche: Offensive, Medien müssen her, das Kleinformat muss her! Wir stehen alle noch im Banne des dreiseitigen Interviews von gestern im Kleinformat. Ich habe mich gefragt: Warum nicht fünf, warum nicht sieben Seiten? Ich meine, bei der Förderung wäre das schon drinnen gewesen.

Sie spielen die emotionale Seite: Ich arbeite fast rund um die Uhr als Hauptverantwortli­cher für die Bewältigung der Krise! – Ich habe schon geglaubt, als Hauptverantwortlicher für die Krise, das würde es eher treffen. Und weiter: Während mein Team und ich die Pandemie besiegen! – Eine bescheidene Aussage. Ich würde sagen, es ist eher der Mai, der da jetzt alles neu macht, der hat es nämlich so an sich, dass da die Infektionskrank­heiten verschwinden. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 74

Und wie immer: Wenn man ein bisschen mit dem Rücken zur Wand steht – das empfehle ich Klienten dann auch gerne –, wird die Mutter ausgepackt, die extrem traurig und be­sorgt sei. Bei allem Respekt, wirklich, aber Sie schicken Hunderttausende Mütter in die extreme Traurigkeit und Besorgnis, mich inklusive, was jetzt Ihre Politik der letzten 15 Mo­nate betrifft.

Im Interview weiter natürlich dann das Selbstbewusstsein, das Gottvertrauen des Un­schuldigen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in einem Land wie Österreich für etwas, was man nicht getan hat, verurteilt wird! – Sie haben überhaupt keine Ahnung Herr Bundeskanzler, für was alles man seit 15 Monaten in Österreich verurteilt wird: fürs Händegeben, für nicht 2 Meter Abstandhalten zum besten Freund, wenn man nicht nach­weist, dass man mit ihm zusammenwohnt, fürs Müllhinaustragen, alles als Gesunder und völlig Unbescholtener, und nicht nur Geldstrafen unbedingt, sondern sogar Haft­strafen.

Das ist Ihre Schuld und die jedes Mitglieds der Bundesregierung, das hier sitzt oder abwesend ist und diese Politik mitträgt. Ich wäre mir nicht so sicher, ob Sie, wenn man neuerdings schon für solche Dinge verurteilt wird, nicht vielleicht doch auch Probleme mit der Justiz bekommen.

Das ist nicht meine Angelegenheit, vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Gottes Hand ist oft schon sehr launisch, aber wenn jetzt der grüne Koalitionspart­ner, von Vizekanzler Kogler abwärts, Ihnen versichert, dass die Grünen die Unabhängig­keit der Justiz garantieren und dass der Staatsanwalt gegen den Kanzler ja überhaupt nur ermitteln kann, weil die Grünen die Justizministerin stellen, dann würde ich fürchten, dass Sie sich nicht nur in Gottes Hand befinden, sondern dass das ein Himmelfahrtskom­mando ist. (Bundeskanzler Kurz nickt mehrmals. – Heiterkeit bei der FPÖ. – Zwischen­ruf bei der SPÖ.) Übrigens, Chorherr lässt grüßen, wann tut sich da etwas bei diesem Riesenkorruptionsfall in Wien?

Ich gratuliere Ihnen auch noch nachträglich zur Partnerwahl bei der Entscheidung En­de 2019 (Heiterkeit der Rednerin), dass Sie sich da die Grünen ins Boot geholt haben. (Heiterkeit auf der Regierungsbank.) Wissen Sie, Manches kommt wie ein Bumerang zurück. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich möchte jetzt noch einen Antrag einbringen:

Misstrauensantrag

der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundeskanzler“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Dem Bundeskanzler wird gemäß Art. 74 B‑VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen versagt.“

*****

Der Misstrauensantrag ist wohlbegründet und nachvollziehbar, meine persönliche rote Linie ist aber eine ganz andere. Sie hat mit der Öbag, mit dem Finanzminister nichts zu tun: Alles würde ich Ihnen verzeihen, nur nicht die Coronapolitik. (Beifall bei der FPÖ.)

15.06

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 75

Misstrauensantrag

Gem. § 26 iVm § 55 GOG-NR

der Abgeordneten KO Herbert Kickl, Dr. Susanne Fürst und weiterer Abgeordneter

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bundeskanzler

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage des Abgeordneten Kai Jan Krainer und weiterer Abgeordneter betreffend „Österreich verdient Ehrlichkeit, Anstand und vollen Einsatz statt Korruptionsverdacht, Verfassungsbruch und Unwahrheiten“ in der 103. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 17. Mai 2021

1.          STAATSPOLITISCHE VERANTWORTUNGSLOSIGKEIT DURCH FESTHALTEN             AM BUNDESMINISTER FÜR FINANZEN GERNOT BLÜMEL

In einer jüngst eingebrachten Ministeranklage der Abgeordneten Mag. Jörg Leicht­fried (SPÖ), Herbert Kickl (FPÖ), Dr. Nikolaus Scherak (NEOS) und weiterer Abgeord­neter wider den Bundesminister für Finanzen, Gernot Blümel (ÖVP), wird ausführlich erklärt, aufgrund welcher Verfehlungen Blümel für sein Amt nicht mehr tragbar ist.

Vor dem Hintergrund der zahlreichen Verfehlungen – gipfelnd in der bis zum Exekutions­antrag getriebenen Weigerung, den Auftrag des Verfassungsgerichtshofs zur umfassen­den Lieferung von Akten an den Ibiza-Untersuchungsausschuss umzusetzen – hätte der Bundeskanzler den Finanzminister dem Bundespräsidenten selbst zur Entlassung vor­schlagen müssen um weiteren Schaden von der Republik abzuwenden.

Die Ungleichbehandlung im Vergleich zur unsachgemäßen Entlassung des damaligen Bundesministers für Inneres, Herbert Kickl, im Jahr 2019 ist augenscheinlich auf das besondere Naheverhältnis von Bundeskanzler Kurz und Finanzminister Blümel zurück­zuführen. Hinzu kommt, dass Kurz sich seit einigen Tagen selbst mit Blümel in einer „Schicksalsgemeinschaft“ zahlreicher strafbarer Handlungen beschuldigter höchster ÖVP-Repräsentanten befindet und daher jede Objektivität bei der Beurteilung des schädlichen Wirkens des Finanzministers auch für die Zukunft ausgeschlossen werden muss.

Es zeigt sich dadurch in Summe ein politisches Sittenbild, in dem staatspolitische Ver­antwortung nichts zählt.

2.          BESCHULDIGTER WEGEN FALSCHAUSSAGEN VOR DEM UNTERSU­              CHUNGSAUSSCHUSS

Die türkis-grüne Bundesregierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz gerät zunehmend in juristische Verstrickungen aufgrund eines fragwürdigen Verhältnisses zu den Institu­tionen des Rechtsstaates und dem korrekten und verfassungsgemäßen Umgang mit diesen. Das Onlinemedium zackzack.at veröffentlichte zuletzt unter der Überschrift „Der Kurz-Akt“ die erdrückende Beweissammlung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsan­waltschaft zu den Falschaussagen des Bundeskanzlers: https://bit.ly/3ybUpfv

In ihrer Beweissammlung wirft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Kanzler Sebastian Kurz vor, vor dem Ibiza-U-Ausschuss die Unwahrheit gesagt zu ha­ben. Gemäß 58-seitigem Verständigungsschreiben an den beschuldigten Kanzler habe er behauptet, in Sachen Bestellung von Thomas Schmid zum Alleinvorstand der ÖBAG „nur informiert, aber nicht darüberhinausgehend eingebunden gewesen“ zu sein.

Ebenso habe er „Wahrnehmungen zur Besetzung des ÖBAG-Aufsichtsrats bestritten", obwohl er die faktische Entscheidung, welche Mitglieder von der ÖVP nominiert werden, tatsächlich selbst getroffen habe. Zudem geht es laut WKStA um eine Vereinbarung zwischen Schmid und einem Dritten zu „ÖIAG neu“ (ÖBAG, Anm.) und Aufsichtsreform.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 76

Kurz bestreitet die Vorwürfe und kritisiert die Befragungsweise der Mandatare an diesem 24. Juni 2020.

Ergebnis der Auswertungen der WKStA

Die Ermittler der WKStA stellen Kur‘ Aussagen im Untersuchungsausschuss den Chats gegenüber, die vor allem aus Thomas Schmids Handy stammen, das bei einer Haus­durchsuchung bzw. freiwilligen Nachschau bei ihm am 12. November 2019 sichergestellt wurde. Viele Daten waren gelöscht, wurden aber von IT-Experten wiederhergestellt.

Laut WKStA-Schreiben hat Kurz Schmid "bereits im Juni 2017 – vor der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 – den Auftrag erteilt, die Themen Digitalisierung und Beteiligungen zu bearbeiten, (...) und ihn dann in den Koalitionsverhandlungen mit den Verhandlungen des Themas Beteiligungen beauftragt".

In einer Unterhaltung Schmids mit Kurz am 16. November 2017 schrieb Schmid laut Chatprotokoll, dass die FPÖ-Vertreter "ÖBIB neu so (wollen, Anm.) wie wir sie wollen (...). Bei AR (Aufsichtsrat, Anm.) und Vorständen haben sie kein Thema, ÖVP rein zu lassen (...). Cooler Deal für ÖVP."

Am 20. November 2017 sandte Schmid Kurz ein Organigramm der ÖBIB/ÖBAG und schrieb:

Lieber Sebastian, das wäre ein von der FPÖ mitgetragener weg wie wir mit Beteiligungen umgehen könnten. Sie hätten noch gerne AWS (Austria Wirtschaftsservice, Anm.) und BIG (Bundesimmobiliengesellschaft, Anm.).

Zwei Tage später schrieb Schmid an Gernot Blümel: ÖIAG Gesetz neu habe ich für Se­bastian fertig. Er will das bis morgen haben. Soll ich das dir geben? Er will es so wie es wir im BMF entworfen haben. (...)

Blümels Antwort: Ja gerne.

Am 15. Dezember bat Schmid Blümel um Hilfe: Du musst mir echt helfen, das neue Beteiligungsgesetz rasch umzusetzen! Das bist du mir echt schuldig!

Ende Juli 2018 sagte Kurz dem damaligen Generalsekretär im Finanzministerium einen persönlichen Termin u. a. zum Thema ÖBIB zu.

Schmid: Lieber Sebastian, könnten wir uns vor dem Herbst 30 min zu zweit, privat unter­halten. Würde gerne mit dir u¨ber ÖBIB (...) mit dir reden. Und vor allem über den Zeit­plan.

Kurz: Lieber Thomas! Natürlich sehr gerne. Ich lasse Termin ausmachen. AL Sebastian

Für 22. August trugen beide einen Termin ein.

Als der Aufsichtsrat bereits konstituiert war (das geschah am 15. Februar 2019), gab es Dank des Kanzlers für Schmid, wie die WKStA schreibt. Kurz am 13. März 2019 an Schmid: Super danke vielmals!!!! Du Aufsichtsratssammler :).

Die Unterhaltung, die sich daraus entsponnen habe und die die WKStA in ihrem Schrei­ben an Kurz – unter vielen anderen – erwähnt, ging dann nach dem Dank an den „Auf­sichtsratssammler“ so weiter: Das ist dort mein Hauptberuf – bitte mach mich nicht zu einem Vorstand ohne Mandate (...)

Kurz mit drei Küsschen: kriegst eh alles was du willst

Schmid: Ich bin so glücklich :-))) Ich liebe meinen Kanzler

Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000126629123/vorwurf-der-falschaussage-was-kurz-aussagte-und-was-in-den?ref=rec


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 77

In Summe ergibt sich aus den von der WKStA gesammelten Beweisen ein Bild, das die Frage, ob Bundeskanzler Sebastian Kurz falsch ausgesagt hat, umfassend mit Ja beant­wortet. Fraglich ist nur noch, ob die Falschaussagen vorsätzlich gemacht wurden. Wenn ja, wäre eine Verurteilung die logische Folge. Wenn nein, dann muss man dem Bundes­kanzler attestieren, von einer Befragung durch Abgeordnete des Nationalrats intellektuell überfordert zu sein, was ihn für die Führung der Geschäfte der Republik in schwierigen Zeiten wie diesen offensichtlich disqualifiziert.

Vor diesem Hintergrund stellen die unterfertigten Abgeordneten den folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Dem Bundeskanzler wird gemäß Art. 74 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen versagt.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht, ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stögmüller. – Bitte.


15.06.39

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frauen Ministerinnen und Herren Minister! Sehr geehrter Herr Fi­nanzminister Blümel! Ich habe mir lange überlegt, was ich heute sagen will, und ich habe gesagt, meine Redezeit werde ich Ihnen widmen.

In aller Offenheit – wir haben ja schon mehrmals hier am Podium miteinander zu tun gehabt –, mein Vertrauen zu Ihnen ist in den letzten Wochen und Monaten immer weiter erschüttert worden: zum einen durch Ihr Verhalten im Untersuchungsausschuss, wo Sie immer wieder Ihre Erinnerungslücken und Stehsätze wiederholt haben, zum anderen natürlich auch durch die Inhalte der SMS und der Nachrichten, die zur Postenbesetzung von Thomas Schmid und der Öbag geführt haben.

Jetzt haben Sie noch eines draufgesetzt: Sie haben sich geweigert, einer Anordnung des Verfassungsgerichtshofes nachzukommen, die Sie verpflichtet hat, dem Untersu­chungsausschuss – uns Abgeordneten, die für die politische Aufklärung in diesem Haus, im österreichischen Parlament, zuständig sind – die nötigen Akten zukommen zu lassen. Sie haben sich einfach geweigert.

Dafür gibt es keine Ausreden. Sobald der Verfassungsgerichtshof entschieden hatte, hätten Sie diese Akten liefern sollen – Punkt. Auch das Bild von den Kisten, die vor dem Parlament, vor der Registratur ausgeladen wurden, wird uns in Erinnerung bleiben. Das ist ein Bild, das hängenbleibt, das auch klar einen Tiefpunkt des Parlamentarismus dar­stellt.

Natürlich kann man froh sein, dass die Bundesverfassung auch für derart außergewöhn­liche Fälle, wie sie sich da dargeboten haben, vorgesorgt hat und sogar mit einer Exe­kution droht. Zum Glück ist es – Klubobfrau Maurer hat das schon gesagt – nicht so weit gekommen. Dafür und für seine mahnenden Worte an die, die sie anscheinend ge­braucht haben, damit sie tätig wurden, sei dem Bundespräsidenten gedankt.

Dieses Verhalten gegenüber dem Parlament und dem Rechtsstaat, ganz ehrlich, Herr Blümel, spricht Bände. Sie dürfen sich daher nicht wundern, dass unser oder mein Ver­trauen Ihnen gegenüber entsprechend tief erschüttert ist. Dies betrifft aber nicht nur das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 78

Vertrauen hier im Haus, sondern auch das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger da draußen. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

Sie versuchen durch dieses Verhalten unsere Arbeit im Untersuchungsausschuss zu erschweren. Ich möchte hier abermals klarstellen, dass dieser Untersuchungsausschuss großartige Arbeit leistet. (Beifall bei Grünen und SPÖ.) Das kann man nicht oft genug erwähnen, denn die Taktik ist schon: Liefert ein Untersuchungsausschuss nicht die Er­gebnisse, die man gerne haben möchte, dann wird er schlechtgemacht; genauso wie die Justiz einfach schlechtgemacht wird.

Sicher gefällt der Untersuchungsausschuss zur mutmaßlichen Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung nicht allen Parteien hier im Parlament, und dementsprechend wird er auch angegriffen. Das ist aber nicht tolerierbar.

Dieser Untersuchungsausschuss hat, sowohl was den türkisen als auch den blauen Teil der ehemaligen Bundesregierung angeht, sehr gute und klare Erkenntnisse geliefert. Ich erinnere Sie – mit einem typischen Beispiel  an das Verfahren des ehemaligen blauen Vizekanzlers H.-C. Strache zum mutmaßlichen Gesetzeskauf rund um den Prikraf. Auch die FPÖ ist Teil dieses Korruptionsnetzes, die will ich jetzt gar nicht außen vor lassen. – Auch wenn Sie sich (in Richtung FPÖ) jetzt als Sauberpartei hinstellen, Sie sind trotzdem ein Teil dieses Netzes. Sie haben halt nicht genug Zeit gehabt, um das auf Touren zu bringen und auch entsprechend Ihre Posten zu besetzen und die Vereine zu installieren, aber Sie sind trotzdem Teil dieses Netzes. Auch dazu ist jetzt die Justiz am Zug. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Sie machen der ÖVP die Mauer!)

Eines ist aber klar: Ein Untersuchungsausschuss ist keine Wohlfühloase, sondern das parlamentarische Gremium, in dem politische Kontrolle passiert und von dem aus eben auch politische Verantwortung eingefordert wird. Klarerweise gibt es dort auch Rei­bungspunkte. Eines muss ich noch erwähnen, weil es ja immer wieder kommt und mich extrem stört: die Stimmung im Untersuchungsausschuss. Gerade Herr Kollege Hanger brüskiert sich immer wieder. – Ich möchte aber schon feststellen, dass Sie und Ihre Frak­tion (in Richtung ÖVP) diese Stimmung zum Großteil selbst zu verantworten und mitzu­verantworten haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Zarits: Na ja!)

Dabei brauchen Sie sich nicht aus der Verantwortung zu stehlen, das möchte ich auch in aller Klarheit sagen. Wir lassen uns hier sicher nicht das Kontrollinstrument und eine der hart erkämpften und wesentlichen Säulen des gelebten Parlamentarismus – by the way: einer, der dafür gekämpft hat, ist Werner Kogler –, nämlich den Untersuchungsaus­schuss, schlechtmachen. Nein, das werden wir nicht!

Er hat gute Erkenntnisse geliefert, ausgeapert und auch effizient gearbeitet. Genau das ist einer der Gründe dafür, warum wir Grüne uns weiter für saubere Politik und den Rechtsstaat einsetzen werden.

Und es gibt noch mehr Gründe, denn ja, der Untersuchungsausschuss ist in Höchstform. Dadurch kommt noch viel mehr ans Tageslicht, das wissen Sie auch. Zum anderen werden wir uns Grüne schützend vor diesen Rechtsstaat stellen, der jetzt von allen Sei­ten angegriffen wird. Die Justiz unter Ministerin Zadić muss unabhängig und weisungs­ungebunden arbeiten können. Das muss garantiert werden und garantiert sein, und das garantieren wir als Grüne auch. (Beifall bei der Grünen.)

Da wird nichts derschlagen, da wird nichts vertuscht, da wird ermittelt und gearbeitet. Es braucht jetzt eine selbstbewusste Justiz, und dafür werden wir uns ebenso wie für saube­re Politik auch einsetzen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 79

15.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Krisper. – Bitte sehr.


15.12.44

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Herr Präsident, ich hätte sogleich an Sie, weil ich bedauere, dass sich der Herr Bundeskanzler schon seit Längerem aus dem Saal entfernt hat, die Bitte, ihn wieder herbeischaffen zu lassen. Ich muss seine Abwesenheit sehr bedauernd zur Kenntnis nehmen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Damen und Herren! Die Justiz begann nach Ibiza mit Ermittlungen gegen FPÖ-Politiker, aber auch gegen ÖVP-Politiker. Das Parlament als Volksvertretung möchte auch aufklären und richtete vor einem Jahr demnach einen Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bun­desregierung ein. Und dann passiert im Land Österreich Seltsames, schlimmer, demo­kratiepolitisch Verstörendes.

Die türkise ÖVP begann vom Kanzler – dem nun abwesenden Kanzler – abwärts vor mehr als einem Jahr die WKStA zu diffamieren, gerade als diese begonnen hat, in ihren Korruptionsermittlungen die ÖVP immer mehr in den Fokus zu nehmen. (Zwischenruf des Abg. Kucher.) Die Beschuldigtenliste ist für meine Redezeit zu lang, dabei sind in jedem Fall mittlerweile aber die engsten Mitglieder der türkisen Familie, noch immer Fi­nanzminister Gernot Blümel, Kanzler Kurz, Thomas Schmid, der noch immer Alleinvor­stand der Öbag ist. Ich hoffe, dadurch ist mittlerweile für fast alle rückblickend völlig durchschaubar, dass es das Ziel der türkisen Familie war, die Korruptionsermittler einzu­schüchtern und zu zermürben, falls sie ihr zu nahe kommen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Und was macht die türkise Familie gegenüber dem parlamentarischen Untersuchungs­ausschuss? Kanzler Kurz – noch immer abwesend – hat zur Sicherheit einmal keine re­levanten Mails und Kalender mehr, alles rechtswidrig gelöscht. Es gibt nämlich eine klare Archivierungspflicht im Bundesarchivgesetz: Alles, was dienstlich ist, ist zu archivieren. Der Untersuchungsausschuss hat aber kein einziges Kanzlermail, keinen Kalender be­kommen. Rechtswidriges Löschen zur Verwischung von Spuren: Ist das der neue Stil? Hat sich der Kanzler, haben Sie sich bemüht, die gelöschten Mails wiederherzustellen? Das fragt sich auch der Verfassungsgerichtshof und meint, wir sollten das nun wieder einmal durch eine Exekution durch den Bundespräsidenten klären. Wir werden das tun, wir kämpfen weiter! (Beifall bei den NEOS.)

Was macht das türkise Familienmitglied Minister Blümel mit dem Untersuchungsaus­schuss? Er wäre seit Tag eins des Untersuchungsausschusses verpflichtet gewesen, die relevanten Unterlagen an uns zu liefern. Das machte er nicht. Er wartete frech, und zwar nicht nur darauf, dass der Verfassungsgerichtshof im März entscheidet, dass dem U-Ausschuss die Unterlagen zustehen, was klar war, sondern er ignorierte auch die Ent­scheidung des Höchstgerichtes einfach so lange, bis der Bundespräsident quasi schon mit Bundesheer oder Polizei vor seiner Tür steht.

Das ist ein unfassbar respektloser Umgang mit den höchsten Institutionen des Landes – Bundespräsident, Verfassungsgerichtshof und parlamentarischem Untersuchungsaus­schuss. Und wenn der Untersuchungsausschuss des Parlaments verhöhnt wird, wird das Parlament selbst und damit das Volk verhöhnt. Denn ob die ÖVP es will oder nicht, die Volksvertretung in Österreich ist und bleibt dieses Haus.

Und so wie sich die türkise Familie außerhalb des Untersuchungsausschusses verhält, werden Sie, liebe Zuseherinnen und Zuseher, wohl nicht glauben, dass sie es im Unter­suchungsausschuss anders macht. Das tut sie nicht! Sie stört die Aufklärungsarbeit, so gut sie kann, in unterschiedlichem Gewande: mit Wolfgang Sobotka als Vorsitzendem, der gegenüber Kollegen Krainer und anderen Oppositionspolitikern herablassend ist, nun mit Kollegen Hanger von der ÖVP, der –mein Highlight vor Kurzem – sich zur Ge­schäftsordnung meldete, um zu meinen, eine Frage sei unterstellend, als noch gar keine


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 80

Frage gestellt gewesen war. Beide leisten sich auf jeden Fall immer dann viele Blutgrät­schen, wenn es inhaltlich interessant und für die ÖVP unangenehm wird. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Wer stört die Aufklärungsarbeit? Die Auskunftspersonen vonseiten der ÖVP. Sie sind hämisch und herablassend. (Ruf bei der ÖVP: Wie war das mit der Verfahrensrichterin?) Der Finanzminister erinnert sich bei anscheinend unangenehmen Fragen vermeintlich unfassbar oft nicht, die engsten Mitarbeiter des Kanzlers belächeln uns von Minute eins bis zum Ende der Befragung und der Kanzler selbst hat uns mit vielen nichtssagenden Ausschweifungen wertvolle Befragungszeit gestohlen, tatkräftig unterstützt vom Vorsit­zenden, der zur Sache rufen könnte, genauso wie hier, im Plenum des Nationalrates. Ihnen, Herr Kanzler, war anscheinend wichtiger, den Schein aufrechtzuerhalten als die Wahrheit, den Schein, dass unter dem neuen Stil der türkisen ÖVP kein Postenschacher betrieben wird, obwohl in Wahrheit der ganz alte Stil gelebt wird. Es ist noch immer wich­tig, wer zur türkisen Familie gehört und wer nicht, und nicht, was Sie vermeintlich vorge­ben: Leistung soll sich wieder lohnen.

Wir haben aufgezeigt, was Sie von der Wahrheit halten, und wir kämpfen mit Anzeigen wegen möglicher Falschaussage für eine starke Kontrolle durch das Parlament und da­mit durch das Volk.

Wodurch ist dieses Vorgehen der ÖVP im Ausschuss eigentlich auch bewiesen? – Sie ist die einzige Partei, die sich gegen die Öffentlichkeit von parlamentarischen Untersu­chungsausschüssen ausspricht. Der ÖVP war es bei den Verhandlungen für das Min­derheitsrecht, dass die Opposition einen Ausschuss einsetzen kann, besonders wichtig, dass es nur Medienöffentlichkeit, also keine echte Öffentlichkeit, durch die sich jeder Bürger, jede Bürgerin ein Bild machen kann, gibt. Warum war das der ÖVP so wichtig? – Damit sie genau dieses Spiel spielen kann, das sie jetzt abzieht, damit sie Aufklärung im U-Ausschuss verhindern kann, ihn schlechtmachen kann und damit auch Konsequenzen verhindern kann. Öffentliche Ausschüsse hätten viel mehr Konsequenzen, man würde das Verhalten der Regierungsmitglieder direkt, gefährlich eindrücklich selbst wahrneh­men und erleben können, und die Öffentlichkeit könnte sich dann in dem Ausmaß empö­ren, das notwendig wäre, und es würde Druck entstehen und Konsequenzen geben.

Das will die ÖVP nicht. Sie will lieber den Untersuchungsausschuss als ganzen und kri­tische Mitglieder diskreditieren und vom Aufklärungsauftrag abhalten. Damit muss Schluss sein, und deswegen haben wir schon im Juli letzten Jahres einen Antrag auf Öffentlichmachen von Ton- und Bildaufnahmen, von Befragungen in U-Ausschüssen ge­stellt, beginnend mit Befragungen von ehemaligen und aktiven Regierungsmitgliedern. Die ÖVP war bis vor Kurzem strikt dagegen und nun will sie aufgrund des Drucks ver­meintlich darüber reden, aber mit einem berühmten türkisen Aber, nämlich nur in einem Gesamtpaket. – Nein, das kann man jetzt und sofort separat umsetzen!

Daher stellen wir heute zu diesem Antrag, der im Geschäftsordnungsausschuss liegt, einen Fristsetzungsantrag, damit Sie, ÖVP, heute Farbe für eine starke parlamentari­sche Kontrolle bekennen können – oder eben nicht. (Beifall bei den NEOS und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

An die ÖVP: Stimmen Sie dem Antrag zu, dann kann sich die Bevölkerung selbst ein Bild davon machen, wie schlimm und vermeintlich grausam es im U-Ausschuss zugeht!

Eines möchte ich Ihnen noch sagen, Herr Kanzler: Wir sind in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, und ich habe wirklich Bauchweh und kein großes Vertrauen, dass alles gut ausgeht, wenn unser Land im Moment in der Hand einer Person ist, die die Nerven wegschmeißt und nicht mehr weiß, was sie spricht, wenn jemand eine Wurst­semmel isst. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

15.20



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 81

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wöginger. – Bitte.


15.20.36

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein­leitend drei kurze Bemerkungen:

Erstens: Wir haben eine Sondersitzung, einberufen von der Opposition. Es fehlen 15 Man­datare von den Oppositionsparteien. Nehmen Sie sich selber und vor allem auch den Parlamentarismus ernst, wenn Sie schon zu Sondersitzungen laden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Zweitens: Ich bin zusammengezuckt, als Matznetter aus der Bibel zitiert hat. Herr Kolle­ge, das ist für einen echten christlich-sozialen Politiker echt ein starkes Stück, wenn man sich so etwas anhören muss. (Abg. Belakowitsch: Sie sind ja nicht christlich-sozial!)

Und zum Dritten: Frau Kollegin Fürst, Sie haben von der glanzvollen Performance des Bundeskanzlers gesprochen. Dem stimmen wir und der Großteil der Wählerinnen und Wähler vollinhaltlich zu. (Beifall bei der ÖVP.)

Zum Untersuchungsausschuss: Genau vor zwei Jahren ist das Ibizavideo ans Tageslicht gekommen – Strache und Gudenus mit der vermeintlichen Oligarchin in der Luxusvilla auf Ibiza. Eine Frage habe ich schon zu stellen: Wo sind die restlichen Chats von Strache und Gudenus, den beiden, die eigentlich diesen Ausschuss hauptsächlich zu verantwor­ten haben? Was haben wir? – Die Chats bekommen wir nicht! Wir reden darüber, was Herr Schmid seiner Assistentin schreibt und wie kalt es in Moskau ist, aber wir bekom­men die Chats von Strache und Gudenus nicht. Meine Damen und Herren, das ist ein­fach unglaublich und unfassbar! Wir fordern auch die Justizministerin höflich, aber be­stimmt auf, diese Chats rasch auswerten zu lassen. (Beifall bei der ÖVP.)

Das Zweite: Wo bleibt eigentlich der ehemalige SPÖ-Nationalrat Dietmar Hoscher, der Mann, der bei den Casinos tätig ist und auch Einkommenskaiser in diesem Bereich ist? Er ist sozusagen der Sozialist mit den genagelten Schuhen. Wo bleibt dieser Dietmar Hoscher? Der könnte uns Auskunft und Einblick in die Verbindungen der SPÖ in die Glücksspielszene geben! Herr Krainer, Frau Rendi-Wagner, wann kommt Ihr ehemaliger Kollege Hoscher in den Untersuchungsausschuss? (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Was soll man sich aber von dieser Sozialdemokratie erwarten? Ich halte es mit Doskozil, der zu Mittag gesagt hat: Mir fehlt jedes Wort. – Mir zu dieser Partei mittlerweile auch! (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Genau!)

Zum Dritten: Was ist wirklich ein schlechter Charakter, meine Damen und Herren? – Das sind wir ja von den Sozialisten immer wieder gewohnt. Dass sich aber Kollege Krainer hierherstellt und dem Bundeskanzler alles Gute wünscht und versteht, dass das jetzt eine schwere Zeit ist: Ich darf das nicht sagen, Herr Präsident, ich weiß es, aber bei uns im Innviertel sagt man: Geh, weißt was, geh hoam! (Heiterkeit bei der ÖVP.) Geh hoam und lass es bleiben! Weißt warum? – Er selber hat ihn gemeinsam mit Krisper angezeigt, und jetzt stellt er sich her und sagt: Na, furchtbar, du armer Bundeskanzler, wie es dir jetzt wohl geht!? – Das kann doch nicht wahr sein, meine Damen und Herren! Das ist doch keine Theaterbühne hier! (Beifall bei der ÖVP.)

Zuerst wird das Haus angezündet, und dann fragt man sich, wo denn die Feuerwehr bleibt. So agiert die SPÖ mit diesem Untersuchungsausschuss. Es geht auch überhaupt nicht um die Wahrheitsfindung. Es geht überhaupt nicht darum, dass die politische Ver­antwortung geklärt wird. Es geht doch nach der alten Manier von Peter Pilz: anpatzen, diffamieren, verunglimpfen! Schütten wir so viel Dreck – ich bin das 19. Jahr in diesem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 82

Haus – auf einen Spitzenpolitiker, irgendein Patzerl wird immer hängen bleiben. (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch.) Und wenn das immer und immer wieder geschieht, bringt das dann natürlich mit sich, dass man hier auch als Per­son, als redlicher Politiker in Mitleidenschaft gezogen wird.

Dieser Hass gegen einen erfolgreichen Bundeskanzler eint die Opposition, angetrieben vom ehemaligen Innenminister Herbert Kickl. Das ist ja heute ganz schön zum Ausdruck gekommen, als er gesagt hat: Mein Gott, vor zwei Jahren ist mir unrecht getan worden, vielleicht wäre ich ja doch noch Innenminister. (Zwischenruf des Abg. Kickl.) Und Hafen­ecker hat ja dann wortwörtlich gesagt, worum es geht. Es geht darum, dass Kurz weg muss. Das ist doch die Doktrin der Oppositionsparteien! (Abg. Amesbauer: Ja, er muss weg!) Es geht doch nicht um Wahrheitsfindung, es geht darum, dass man ihn anschüttet und dass man einen redlichen Bundeskanzler samt der gesamten Bundesregierung dif­famiert und verunglimpft, meine Damen und Herren! Das ist das, was Sie hier tun! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Und dieser Hass, der von den Oppositionsparteien vor allem auch in diesem Ausschuss zum Ausdruck gebracht wird, ist das, meine Damen und Herren, was das politische Kli­ma derart vergiftet.

Ich sage Ihnen aber auch Folgendes: Wenn man am Wochenende unterwegs ist – Kickl rennt Marathon und will Triathlet werden oder ist es eh schon –, trifft man wenige Men­schen, die da mithalten können. Der Großteil der Bevölkerung ist woanders unterwegs. Wir reden aber mit den Leuten. (Abg. Belakowitsch: Seit wann?) Und wenn wir mit ihnen reden, dann sagen sie: Was ist das für eine Allianz gegen einen Bundeskanzler, der sich tagtäglich bemüht, das Beste zu geben, damit wir gut aus dieser Pandemie und aus dieser Wirtschaftskrise herauskommen? Das ist es, ja! Das ist es, worauf es an­kommt, und auf nichts anderes! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Das Manöver, das sich hier abspielt, wird durchschaubar. Mit Wahlen bringt man diesen erfolgreichen Bundeskanzler nicht aus dem Amt. Man bringt ihn nicht weg, er wurde zwei Mal von der Bevölkerung, von den Wählerinnen und Wählern, bestätigt, und das sind eigentlich diejenigen, denen wir verpflichtet sind. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Jetzt versucht man es mit Anzeigen, denn irgendetwas muss doch falsch gelaufen sein. In den Köpfen der SPÖ-Logik ist das so: Das kann doch nicht sein, dass es einen ÖVP-Kanzler gibt. Es hat doch mehr oder weniger immer einen roten Kanzler gegeben. (Zwi­schenruf des Abg. Amesbauer.) Die paar Jahre, in denen es einmal anders war, blendet man aus. Nein, es kann nicht sein in dieser Republik. Es muss wieder ein roter Kanzler her, denn früher gibt man in diesem Land keine Ruhe. Das ist die Realität und das ist das, was sich in diesem Ausschuss abspielt. Es wird so lang angepatzt und diffamiert, bis man nach Ihrer Logik wieder zu einem Kanzler von der SPÖ kommt. Das ist doch die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeord­neten Amesbauer und Kickl.)

Frau Kollegin Meinl-Reisinger, Sie stellen heute im „Morgenjournal“ die Frage: Ist ein krimineller Bundeskanzler in Österreich zumutbar? Dann muss der Moderator sogar sa­gen: Es gilt auch für eine Politikerin oder einen Politiker die Unschuldsvermutung. – Das zeugt auch von einer besonderen Art und Weise, wie die NEOS mit der Wahrheitsfin­dung umgehen. Frau Kollegin Krisper ist die beste Nachfolgerin von Peter Pilz, und diese Partei driftet nach linkslinks ab. Bürgerlich und liberal ist nichts mehr bei den NEOS, das kann man auf alle Fälle auch feststellen. (Beifall bei der ÖVP.)

Abschließend, meine Damen und Herren, noch drei Anmerkungen:

Erstens: Ich rufe vor allem der SPÖ die Abwahl 2019 in Erinnerung. Es wird jetzt immer in den Medien gemunkelt: Na ja, sollten wir ihn nicht doch abwählen, vielleicht kriegen wir eine Mehrheit. Neuwahlspekulationen sind da. Ich habe das Bild noch vor mir, Frau


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 83

Rendi-Wagner (Zwischenruf der Abg. Rendi-Wagner), wie Sie, sich an das Mikrofon klammernd, mit den finsteren Gestalten im Hintergrund vor Ihrem Pavillon am Helden­platz gestanden sind. Wie ist die Wahl ausgegangen? – 21 Prozent zu 37,5 Prozent! Der Wähler und die Wählerin haben eindeutig entschieden. Überlegt euch also gut, was ihr tut!

Zweitens: Die Menschen haben überhaupt kein Verständnis dafür, wie es im Untersu­chungsausschuss zugeht: Wurstsemmel essen, Chips essen, schreien, stundenlange Geschäftsordnungsdebatten. (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist ja lächerlich!) Das ist doch kein Umgang! Das ist nicht lächerlich, das ist die Realität! Setzen Sie sich halt einmal hinein, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, dann würden Sie es auch sehen.

Viele Bürgerinnen und Bürger verstehen auch überhaupt nicht, warum der Bundeskanz­ler angezeigt wird. Sie wollen, dass gearbeitet wird. Die Menschen wollen, dass wir ge­meinsam gut durch diese Krise kommen, und die Menschen haben das Recht, dass wir das auch tun. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Und Österreich kommt gut durch diese Krise, wenn wir zusammenstehen, wenn wir zusammenhalten und wenn wir uns nicht gegenseitig anzeigen und diffamieren. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Ich sage Ihnen ganz zum Schluss noch Folgendes: Was Sie hier tun, stärkt unsere Volks­partei. Ich sage Ihnen das! Das stärkt uns in unserer Gruppe! Wir halten zusammen, wir stehen das auch durch, aber kehren Sie zur täglichen Arbeit zurück und hören Sie mit dem Anpatzen auf! (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

15.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordneter Krainer zu Wort gemeldet. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobot­ka gibt das Glockenzeichen.)


15.29.30

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Klubobmann Wöginger hat soeben behauptet, ich hätte gemeinsam mit Kollegin Krisper Herrn Kurz wegen einer Falschaussage im Untersuchungsausschuss angezeigt. Ich berichtige tatsächlich: Ich habe das nicht ge­tan.

Ich weiß, dass Herr Kurz das die ganze Zeit behauptet, aber Sie sollen nicht alles glau­ben, was der Bundeskanzler sagt. Es ist nämlich nicht immer wahr, was er sagt, so auch da nicht. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

15.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Leicht­fried. – Bitte.


15.30.05

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Damen und Herren der Bundesregierung! Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Klubobmann Wöginger, Sie haben jetzt gesagt, es ist „ein starkes Stück“, wenn man die Bibel zitiert. – Ich sage Ihnen, was ein starkes Stück ist: Das ist, wenn ein Bundeskanzler die katholische Kirche drangsaliert, weil sie anderer Meinung als er ist. Das ist ein starkes Stück, Herr Wöginger! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Das ist aber typisch für die Zeit dieser ÖVP-Krise. Diese ÖVP-Krise ist für die ÖVP schlimm, sie ist aber vor allem für das Land, für Österreich, für die Menschen in Öster­reich schlimm. Das beginnt seit Neuestem mit diesem irrlichternden Herrn Hanger und reicht bis zu Herrn Engelberg, der sich hier herausstellt und sagt, er würde sich wün­schen, dass dieses Parlament zum Forum der inhaltlichen Auseinandersetzung wird. Ich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 84

würde mir das auch wünschen. Warum vertagt ihr dann jeden Antrag, geschätzte Kol­leginnen und Kollegen, im nicht öffentlichen Ausschuss? (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.) Dann nehmt euch zusammen! Habt den Mut, dass alles hier diskutiert wird! Wir täten das gern, und euch würde es auch gut anstehen.

Das sind ja nur die kleinen Spitzen, die man jetzt so miterlebt, aber eine insgesamt so billige und peinliche Performance, wie die ÖVP sie jetzt abliefert, geschätzte Damen und Herren, haben wir wirklich noch nicht erlebt, und an der Spitze steht der Bundeskanzler. Herr Kurz stellt sich hierher und sagt: Ich achte das Parlament, ich achte die parlamen­tarische Demokratie!, und ist sich gleichzeitig nicht zu billig, von 50 Fragen einer parla­mentarischen Anfrage vielleicht eine zu beantworten. Ist das die Achtung vor dem Par­lament, Herr Kurz, von der Sie sprechen? Ist das die Achtung vor dem Rechtsstaat? (Beifall bei der SPÖ.) – Nein, das ist es nicht, sondern das ist Ihr Umgehen damit und vor allem das Umgehen Ihres Systems, Ihrer Clique, Ihrer „Familie“, wenn man es so nennen mag. Sie nennen sich ja selber so. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.) – Nein, das ist eine andere Familie, Gust, eine ganz andere Familie, als du meinst. (Abg. Wö­ginger: ... eine Doskozil-Familie ...!)

Das ist eine Opfer-Täter-Umkehr. Sie versuchen, sich als Opfer dieser Umstände hinzu­stellen, Herr Kurz, dabei sind Sie der Täter: der Täter, der sich gegen den Rechtsstaat richtet, der sich gegen die parlamentarische Demokratie richtet, der sich gegen Moral und Anstand richtet. Das sind Sie, und das ist das Problem, das dieses Land hat, Herr Kurz. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Jetzt kann die ÖVP behaupten, ich behaupte das hier einfach so pauschal, aber man muss sich einmal die Fakten anschauen, und die Fakten sind, was in Österreich in dieser Krise passiert: Statt dass man sich um die Arbeitslosigkeit kümmert, um die Betriebe kümmert, um die Pandemiebekämpfung kümmert, um die Zukunft kümmert, um die Fi­nanzierung der Zukunft kümmert (Ruf bei der ÖVP: Das macht die ÖVP!), wird seitens der Staatsanwaltschaft gegen den Bundeskanzler und den Finanzminister ermittelt.

Der Finanzminister bricht vorsätzlich die Verfassung, bis er vom Bundespräsidenten bei­nahe exekutiert wird. Die ÖVP attackiert die Justiz, statt zu arbeiten, attackiert die Wirt­schafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, versucht, die katholische Kirche einzu­schüchtern und ihr zu drohen (Zwischenruf des Abg. Hörl), missachtet den Untersu­chungsausschuss. Die Frau Landwirtschaftsministerin bezeichnet den Untersuchungs­ausschuss als „Löwinger-Bühne“. Der Nationalratspräsident, auch unterstützt von der Landwirtschaftsministerin, meint, dass es nicht mehr notwendig ist, die Wahrheit zu sagen, und versucht damit eigentlich, Untersuchungsausschüsse obsolet zu machen. Das ist das, was die Fakten bei uns im Land sind, und das haben Sie zu verantworten, das haben Sie von der Österreichischen Volkspartei zu verantworten. (Beifall bei der SPÖ.)

Was da jetzt passiert und was Ihnen so unangenehm ist – und das ist gut so –, ist, dass der Rechtsstaat, die parlamentarische Demokratie sich wehren, weil sie meinen, die In­teressen einer sehr machtbetrunkenen Clique sind weniger wichtig als die Einhaltung von Gesetzen, die Einhaltung von Rechten. Der Rechtsstaat, gegen den Sie angehen, schlägt jetzt zurück, Herr Kurz. Das spüren Sie, und es ist gut, dass Sie das spüren, weil das funktionierende parlamentarische Demokratien auszeichnet. (Beifall bei der SPÖ.)

Was spürt man? – Es wird ermittelt – und das sind wieder Fakten –: Es wird gegen einen Herrn Bonelli ermittelt, Ihren Kabinettschef – Falschaussage –, es wird gegen Thomas Schmid, den Chef der Öbag, ermittelt – Falschaussage –, gegen Melanie Laure – un­wahre Aussage im Zeugenstand –, gegen Bettina Glatz-Kremsner – Falschaussage ‑, gegen Christian Pilnacek – Amtsgeheimnisverletzung (Zwischenruf bei der ÖVP) –, ge­gen Johann Fuchs – Falschaussage –, gegen Hartwig Löger – mögliche rechtswidrige


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 85

Spendenannahme –, gegen Wolfgang Brandstetter – Amtsgeheimnisverletzung –, ge­gen Josef Pröll, gegen Finanzminister Blümel – Beihilfe zur Bestechung, inklusive Haus­durchsuchung –, und jetzt wird gegen Sie ermittelt, Herr Bundeskanzler. Das ist nicht die Opposition, das sind nicht irgendwelche bösen Mächte, sondern das ist unser Rechts­staat, der da ermittelt.

Was da geschehen ist, was Sie zu verantworten haben, Herr Kurz, ist einmalig in der österreichischen Geschichte. Ich sage Ihnen eines: Die österreichische Sozialdemokra­tie wird nicht zulassen, dass die Verfassung weiter gebrochen wird, wird nicht zulassen, dass weiter Rechte verletzt werden, der Rechtsstaat desavouiert wird und die parlamen­tarische Demokratie gefährdet wird. Da haben Sie in uns einen entschiedenen Gegner, Herr Kurz. (Beifall bei der SPÖ.)

15.36


15.36.05

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Bevor wir in den Abstimmungsvorgang eintreten, darf ich fragen, ob wir abstimmen kön­nen. FPÖ? NEOS? Grüne? – Danke. Wir können zur Abstimmung kommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Ha­fenecker, Leichtfried, Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Ver­trauens gegenüber dem Bundesminister für Finanzen“ gemäß Art. 74 Abs. 1 des Bun­des-Verfassungsgesetzes.

Für so einen Beschluss ist nach der Verfassungsbestimmung die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich. Diese ist unzweifelhaft gegeben, und daher bitte ich die Damen und Herren, die für diesen Misstrauensantrag sind, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber dem Bun­deskanzler“ gemäß Art. 74 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes.

Gleiche Vorgangsweise wie zuvor: Es braucht die Hälfte der Abgeordneten. (Unruhe im Saal.) – Darf ich um Ruhe während der Abstimmung ersuchen? – Danke.

Ein Zeichen ist erforderlich für den Misstrauensantrag. – Das ist nicht die Mehrheit, daher abgelehnt.

15.37.33Abstimmung über einen Fristsetzungsantrag


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Scherak, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 787/A eine Frist bis 10. Juni 2021 zu setzen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minder­heit, daher abgelehnt.

15.37.55Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sit­zung die Selbständigen Anträge 1580/A bis 1587/A(E) eingebracht worden sind; leider Gottes nur mündlich. Sie sind erst jetzt in den Schlussminuten gekommen, und wir kön­nen sie Ihnen nur in dieser Form mündlich vortragen.

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll103. Sitzung, 17. Mai 2021 / Seite 86

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 15.38 Uhr ein, das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung.

Diese Sitzung ist geschlossen.

15.38.27Schluss der Sitzung: 15.38 Uhr

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien