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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

211. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Freitag, 12. Mai 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

211. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                                     Freitag, 12. Mai 2023

Dauer der Sitzung

Freitag, 12. Mai 2023:  9.00 –  9.02 Uhr

                                                                                             12.01 –15.45 Uhr

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen ......................................................................................................     37

Ordnungsrufe ..............................................................................  84, 84, 84, 103

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeant­wortung 13943/AB gemäß § 92 Abs. 1 GOG ....................................................     42

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 GOG ......................  174

Redner:innen:

Thomas Spalt ............................................................................................................  174

Staatssekretär Florian Tursky, MBA MSc ..............................................................  179

Christoph Stark ........................................................................................................  181

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................  184


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 2

Peter Schmiedlechner ..............................................................................................  187

Dipl.-Ing. Olga Voglauer ..........................................................................................  189

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................  192

Unterbrechung der Sitzung ....................................................................................     42

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................     37

Ausschüsse

Zuweisungen ...........................................................................................................     38

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“ (3367/A)(E) ...................................................................................     43

Begründung: Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ......................................................     49

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc .....................................................................     56

Debatte:

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................     63

August Wöginger .....................................................................................................     70

Herbert Kickl ............................................................................................................     74

Sigrid Maurer, BA .....................................................................................................     80

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................     85

Rainer Wimmer ........................................................................................................     91

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher ...............................................................     96

Alois Stöger, diplômé (tatsächliche Berichtigung) ................................................  100

Mag. Wolfgang Gerstl ..............................................................................................  100

Peter Wurm ..............................................................................................................  104

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  107


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 3

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  110

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  116

Bundesminister Mag. Norbert Totschnig, MSc ......................................................  122

Carina Reiter ............................................................................................................  125

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  127

Barbara Neßler ........................................................................................................  130

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  133

Julia Elisabeth Herr ..................................................................................................  137

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................  140

Karlheinz Kopf .........................................................................................................  144

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................  148

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  165

Dr. Nikolaus Scherak, MA .......................................................................................  168

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  170

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  171

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung ................................................................................................  67, 172

Entschließungsantrag der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Millionärssteuer für Millionenerben. Weil’s fair ist!“ – Ablehnung ................................................................................................  95, 173

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Lösungen gegen die Teuerung“ – Ablehnung ........................................................................  113, 173

Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bekämpfung von Kinderarmut“ – Ablehnung ..............................................................................................  119, 173


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 4

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung ...  151, 173

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolle­gin­nen und Kollegen betreffend „Sofortentlastung: Nein zu ORF-Zwangssteuer und CO2-Strafsteuer!“ – Ablehnung .........................  160, 174

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 3367/A(E) .................  172

Eingebracht wurden

Berichte ...................................................................................................................     38

Vorlage 124 BA: Bericht gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Europä­i­schen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im 1. Quartal 2023; BM f. Finanzen

Vorlage 125 BA: Bericht gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz über die im 1. Quartal 2023 ergriffenen Maßnahmen; BM f. Finanzen

Vorlage 126 BA: Monatserfolg März 2023 sowie COVID-19 Bericht­erstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz; BM f. Finanzen

Vorlage 127 BA: Bericht gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Geneh­mi­gung von Mittelverwendungsüberschreitungen und gemäß § 60 Abs. 3 BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 1. Quartal 2023; BM f. Finanzen

III-919: Bericht betreffend Bildungskarenz – Reihe BUND 2023/11; Rech­nungshof


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 5

III-931: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023; BM f. Justiz

III-932: Bericht betreffend Filmakademie Wien – Reihe BUND 2023/12; Rechnungshof

III-933: Bericht betreffend COVID-19 – Struktur und Umfang der finanziel­len Hilfsmaßnahmen: Datenaktualisierung 2022 – Reihe BUND 2023/13; Rechnungshof

III-934: Tätigkeitsbericht 2023 der Energie-Control Austria; BM f. Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-935: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023 – Unterglie­de­rung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-936: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023 – Untergliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-937: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023 – Unterglie­de­rung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Um­welt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-938: Bericht über das Österreichische Stabilitätsprogramm für die Jahre 2022 bis 2026; BM f. Finanzen

III-939: Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Österreich 2020-2022; BM f. EU und Verfassung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 6

III-940: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundes­ge­set­zes über die Errichtung eines Härtefallfonds für März 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-943: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für das Kalenderjahr 2023 (Jänner bis Februar 2023); BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumen­tenschutz

III-944: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-945: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023; BM f. Justiz

III-946: Bericht betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Geschäftsjahr 2022 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000; Bundesregierung

Anträge der Abgeordneten

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Total­ver­sagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung! (3367/A)(E)

Mag. Dr. Rudolf Taschner, Mag. Eva Blimlinger, Mag. Andrea Kuntzl, Mag. Dr. Martin Graf, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 5. März 1952 über die Verlei­hung des Doktorates unter den Auspizien des Bundespräsidenten geändert wird (3368/A)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenkatalog zum Stopp der Pensionskürzungen gegenüber den Leistungsberechtigten der Pensionskassen (3369/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 7

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler (3370/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der Bargeld­abschaffung in Österreich und der EU (3371/A)(E)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rechtssicherheit im öffentlichen Dienst – auch nach dem Pensionsantrittsalter (3372/A)(E)

Mag. Andreas Hanger, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdgasabgabegesetz, das Elektri­zi­täts­abgabegesetz und das Bundesgesetzes über den Energiekrisenbeitrag-Strom geändert werden (3373/A)

Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird (3374/A)

Anfragen der Abgeordneten

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend gefährlicher Ärzt*innen-Mangel in ganz Österreich (14871/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend 47 Millionen unbezahlte Überstunden – Rechte von Arbeitnehmer*innen schützen (14872/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend katastrophale Arbeitsbedingungen für Paketbot*innen (14873/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend katastrophale Arbeitsbedingungen für Paketbot*innen (14874/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 8

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Folgeanfrage zu Wohin geht das Waldfonds-Geld? (14875/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Unterstützung von klimafitten Wäldern und Schutzwäldern (14876/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Aufforderungsschreiben nach §8 AHG (14877/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Bestellung eines Vorstandsmitgliedes der Bundespensionskasse AG (14878/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend ausreichende Aufsicht nach dem Alternativfinanzie­rungsgesetz? (14879/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend ausreichende Aufsicht nach dem Alter­nativ­finanzierungsgesetz? (14880/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Delogierungen seit 1.1.2023 (14881/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Liegenschafts-Exekutionen seit dem 01.01.2023 (14882/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Gewerberechtliche Konsequenzen für Scheinfirmen und ihre gewerberechtlichen Geschäftsführer 2023 (14883/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 9

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Milliarden-Grab: EU bestellte um unser Geld neun(!) Corona-Impfungen pro Bürger (14884/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschaffung von Kaliumiodid-Tabletten bei der Firma G.L. Pharma GmbH (14885/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend 900.000 Euro Großspende der Arbeiter­kammer an das neomarxistische Momentum-Institut (14886/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beauftragung der Firma Ing. Martin Kernstock GmbH 2020 bis 2023 (14887/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Haben die Corona-Impfungen negative Auswirkung auf die menschliche Fruchtbarkeit? (14888/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend ORF-Sendung Help: Kaum Zinsen, aber hohe Spesen: Was ein Bankkonto kostet – Folgeanfrage zu 13294/AB (14889/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Energiearmut: Einbindung von Energieversorgern ist wichtig (14890/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Winter- und Sommerzeit 2023 (14891/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 10

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Fahrnis-Exekutionen seit dem 1.1.2023 (14892/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend WKStA: Strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen den grünen Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (14893/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Reaktion Österreichs auf die Causa von der Leyen/Bourla (14894/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Reaktion Österreichs auf die Causa von der Leyen/Bourla (14895/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Reaktion Österreichs auf die Causa von der Leyen/Bourla (14896/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Energiekostenzuschuss für Freie Berufe (14897/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Energiekostenzuschuss für Freie Berufe (14898/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Energiekostenzuschuss für Freie Berufe (14899/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Energiekostenzuschuss für Freie Berufe (14900/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Getreidetransporte aus der Ukraine (14901/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 11

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend „Getreidetransporte aus der Ukraine“ (14902/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Getreidetransporte aus der Ukraine“ (14903/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend „Getreide­transporte aus der Ukraine“ (14904/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Getreidetransporte aus der Ukraine“ (14905/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Lagevrio (Molnupiravir)“ (14906/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „74 Millionen Euro Steuergeld in Form von Corona-Test sind verschwunden“ (14907/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Stand der Ver­handlungen betreffend „WHO-Pandemievertrag“ (14908/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend BAWAG zahlt Sollzinsen für pandemiebedingte Kreditstundungen zurück – Folgeanfrage zu 13403/AB (14909/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Energie­armut: Einbindung von Energieversorgern ist wichtig (14910/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 12

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: GoStudent – Klausel zur Vertragsverlängerung ist unzulässig (14911/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EU droht mit Zwangssanierung: Hausbesitzer müssen Tausende Euro investieren (14912/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Kindberg (14913/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Klimaextremisten kleben sich auf österreichische Straßen – Polizeieinsätze im 1. Quartal 2023 (14914/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verschlechterung bei AMS-Pflegestipendium gegenüber AMS-Fachkräftestipendium (14915/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend ID Austria ein weiterer Baustein zur Altersdiskriminierung in Österreich (14916/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Schwangerschaftsabbrüche – Zahlen und Unterstützung (14917/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verpflichtende Beratungsgespräche für Gefährder (14918/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Freiwilliger Grundwehrdienst für Frauen (14919/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 13

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Dramatischer Gesund­heitszustand bei Pflegeheimbewohnern (14920/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Schwangerschafts­abbrüche – Zahlen und Unterstützung (14921/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zahlen zum Freiwilligen Sozialjahr (14922/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Forderungs­katalog der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (14923/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Neue Notfallpfleger als Troubleshooter (14924/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Baukosten und – beginn der JA Klagenfurt (14925/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mängel im System der Erwachsenenvertretung (14926/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Disziplinarverfahren gegen Covid-kritische Ärzte und Ärztinnen (14927/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Klagen gegen Ärzte auf Grund von Covid-Impfschäden (14928/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 14

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Klagen gegen Ärzte auf Grund von Covid-Impfschäden (14929/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Informationsbericht über die Wiederbelebungsmaßnahmen der umfassenden Landesverteidigung (14930/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Gegen die Ausdünnung der öffentlichen Zugverbindungen und für eine Stärkung der Verkehrsinfrastruktur in der Region Murau und Murtal! (14931/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Arbeitsinspektionsüberprüfung bei Scheinfirmen 2023 (14932/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschaf­fung von Covid-19-Antigenstes bei den Firmen Lifebrain Covid Labor GmbH, Balmung Medical, C-Tex, Neucomed, Star Agro, Mickefett, Dialab, BUN Pharma und Alpstar (14933/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beauftragung der Firma BEKO (14934/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend AMS-Förderungen für Scheinfirmen in Österreich seit 1.1.2023 (14935/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 15

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beauftragung der Wirtschaftsprüfung Mazars Austria GmbH (14936/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beauftragung der PURE Management Group 2022 und 2023 (14937/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Fragen zur dubiosen Entstehung des Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) (14938/J)

Joachim Schnabel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Ausbau der Wasserstoffproduktion und Wasserstoffimporte“ (14939/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Bestellungen und Projektfortschritt IDSA Linz (14940/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage: Illegales Online Glücksspiel – Fiskalische Interessen vs. geltende Rechtslage (14941/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage 3: Angekündigte Reformen im Glücksspiel­wesen: Stand der Umsetzung (14942/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Siebenkapellenareal Innsbruck (Folgeanfrage 10754/J) (14943/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 16

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über die Betriebs­spargemeinschaft der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter des BM f. Arbeit, Gesundheit und Soziales (14944/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über Sparverein SPÖ Sektion 11 (SPÖ Wien) (14945/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über die Betriebsspar­gemeinschaft der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter des BM f. Arbeit, Gesundheit und Soziales (14946/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über die Betriebsspargemeinschaft der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter des BM f. Arbeit, Gesundheit und Soziales (14947/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über Sparverein SPÖ Sektion 11 (SPÖ Wien) (14948/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über die Betriebsspar­gemein­schaft der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter des BM f. Arbeit, Gesundheit und Soziales (14949/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ausländische Staatsangehörige im österreichischen Sozialsystem (14950/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Neue Präsidentin des Bundesverwaltungsgerichtes (14951/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Auswirkungen auf österreichischen Luftraum durch NATO-Übung „Air Defender 23“ (14952/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 17

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Offener Brief der AUF/FEG an Justizministerin Zadic und Vizekanzler Kogler (14953/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gesetz für Maßnahmenvollzug gefährdet Kinder, Frauen und Familien (14954/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Offener Brief der AUF/FEG an Justizministerin Zadic und Vizekanzler Kogler (14955/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Zusammenlegung der beiden Polizeiposten St. Georgen an der Gusen und Mauthausen (14956/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gericht­liche Kuratorenbestellung über die Betriebsspargemeinschaft der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter des BM f. Arbeit, Gesundheit und Soziales (14957/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gelockerter Vollzug und Unterbrechung der Freiheitsstrafe (14958/J)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Mehrwertsteuerberechnung bei der Strompreisbremse (14959/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Portal Digitale Schule (14960/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Flugreisen seit Jänner 2023 (14961/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 18

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gerichtliche Kuratorenbestellung über Sparverein SPÖ Sektion 11 (SPÖ Wien ) (14962/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Grüne bzw. linksradikale Indoktrination an der HTL Wiener Neustadt (14963/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ausgestellte Dokumente im Zuge eines Asylverfahrens (14964/J)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Polizist:innen in Favoriten“ (14965/J)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Initiative Klasse Job – Quereinstieg Lehramt neu“ (14966/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Errichtung eines Abschiebezentrums und menschenrechts­widrigen Gefängnis in Bosnien mit österreichischem Steuergeld (14967/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Loch auf, Loch zu“-Methode – Polizeiposten im Bezirk Liezen sind seit Jahren unterbesetzt! (14968/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Bedrohungspotential durch islamistischen Extremismus und Terrorismus in Österreich (14969/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Lehrkräfte im Home Office (14970/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 19

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ferienbetreuung und Ganztagsschulen (14971/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mangel an Sachverständigen im Gerichtswesen (14972/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bedarfs­erhe­bungen Sozialarbeit (14973/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gestohlene Verkehrsschilder (14974/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ist die Jugendbande in Weiz noch aktiv? (14975/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mängel bei Situation der Erwachsenenvertreter (14976/J)

Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Wirksamkeit bestehender Geldwäschebestimmungen bei der Mitnahme von Barmitteln von über 10.000 EUR (14977/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (04/2023) (14978/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verfahren gegen LOStA Fuchs (14979/J)

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Stand


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 20

Novellierung des Bundesgesetzes zur Förderung von freiwilligem Engagement von 2012 (14980/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Politische Einflussnahme auf Strafverfahren? (14981/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten der USA-Reisen von Staatssekretär Tursky (14982/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der USA-Reisen von Staatssekretärin Plakolm (14983/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten Afrikareise von Bundeskanzler Nehammer (14984/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wahlkampf Erdogans in Österreich (14985/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tätigkeiten der Gesundheitsförderungsfonds (14986/J)

Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gas-Lieferverträge der OMV (14987/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Pädagog*innenbildung NEU (14988/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verlauf von Strafverfahren gegen hohe Justizbeamte wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs und der Falschaussage (14989/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 21

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Externe Qualitätssicherung bei sexueller Bildung (14990/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Teilnahme des Bundeskanzleramts an Treffen zu Asyl und Migration (14991/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Teilnahme des Innenministeriums an Treffen zu Asyl und Migration (14992/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ausmaß der persönlichen Bereicherung während der Kassenfusionen (14993/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Österreichische Pandur im Ukraine-Krieg (14994/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeimisshandlungsvorwürfe zu Einsatz in Simmering (14995/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Haltungskennzeichnung gekochter und verarbeiteter Eier (14996/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Unbesetzte Leitungspositionen im BMJ (14997/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend Prioritätensetzung bei der Auswahl von Teilnahme an und Ausrichten von Veranstaltungen durch den Bundeskanzler (14998/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 22

Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Wehrmachts-Gedenkfeier am 9. April in Klagenfurt/Celovec (14999/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kritische Einzelfallprüfung russischer Mitarbeiter:innen beim Europarat (15000/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Entscheidungen des BFA betreffend russische Regierungs­gegner:innen und politische Aktivist:innen (15001/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Medizinstudium an Privatuniversitäten (15002/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Folgeanfrage Taxilenkerausweise: Wie man sich die Konkurrenz vom Leib hält (15003/J)

*****

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend „Priority Check-In“ für ÖVP-Freunde bei Führungen im Parlament (73/JPR)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13901/AB zu 14365/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 23

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13902/AB zu 14415/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13903/AB zu 14419/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13904/AB zu 14434/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13905/AB zu 14448/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13906/AB zu 14454/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13907/AB zu 14376/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13908/AB zu 14380/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13909/AB zu 14384/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13910/AB zu 14396/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 24

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13911/AB zu 14408/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13912/AB zu 14413/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (13913/AB zu 14373/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (13914/AB zu 14374/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (13915/AB zu 14375/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13916/AB zu 14409/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13917/AB zu 14438/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13918/AB zu 14423/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (13919/AB zu 14459/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13920/AB zu 14455/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (13921/AB zu 14461/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 25

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13922/AB zu 14424/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13923/AB zu 14425/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13924/AB zu 14426/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13925/AB zu 14427/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13926/AB zu 14360/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13927/AB zu 14404/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13928/AB zu 14443/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13929/AB zu 14467/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 26

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (13930/AB zu 14446/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (13931/AB zu 14447/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13932/AB zu 14435/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13933/AB zu 14449/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13934/AB zu 14466/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen (13935/AB zu 14368/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13936/AB zu 14463/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13937/AB zu 14428/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13938/AB zu 14432/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13939/AB zu 14450/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13940/AB zu 14402/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 27

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (13941/AB zu 14362/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13942/AB zu 14411/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13943/AB zu 14414/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (13944/AB zu 14421/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13945/AB zu 14429/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13946/AB zu 14364/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13947/AB zu 14407/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13948/AB zu 14417/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13949/AB zu 14422/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13950/AB zu 14371/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 28

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13951/AB zu 14393/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13952/AB zu 14358/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13953/AB zu 14401/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13954/AB zu 14436/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13955/AB zu 14442/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13956/AB zu 14451/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13957/AB zu 14456/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13958/AB zu 14370/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13959/AB zu 14420/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 29

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13960/AB zu 14372/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13961/AB zu 14431/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13962/AB zu 14441/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13963/AB zu 14359/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13964/AB zu 14453/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13965/AB zu 14356/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen (13966/AB zu 14363/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13967/AB zu 14369/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13968/AB zu 14400/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13969/AB zu 14403/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13970/AB zu 14433/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 30

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13971/AB zu 14444/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13972/AB zu 14445/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13973/AB zu 14452/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (13974/AB zu 14460/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (13975/AB zu 14465/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13976/AB zu 14357/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (13977/AB zu 14361/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13978/AB zu 14437/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13979/AB zu 14640/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (13980/AB zu 14725/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 31

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13981/AB zu 14474/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13982/AB zu 14473/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13983/AB zu 14475/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13984/AB zu 14405/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13985/AB zu 14418/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13986/AB zu 14440/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13987/AB zu 14469/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13988/AB zu 14470/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 32

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13989/AB zu 14471/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13990/AB zu 14472/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13991/AB zu 14477/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13992/AB zu 14479/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13993/AB zu 14481/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13994/AB zu 14478/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13995/AB zu 14480/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (13996/AB zu 14476/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (13997/AB zu 14488/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen (13998/AB zu 14482/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (13999/AB zu 14483/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 33

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (14000/AB zu 14484/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (14001/AB zu 14486/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (14002/AB zu 14485/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14003/AB zu 14487/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen (14004/AB zu 14492/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14005/AB zu 14489/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14006/AB zu 14510/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14007/AB zu 14490/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14008/AB zu 14491/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (14009/AB zu 14494/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 34

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14010/AB zu 14497/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14011/AB zu 14509/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14012/AB zu 14503/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14013/AB zu 14512/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14014/AB zu 14505/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14015/AB zu 14504/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14016/AB zu 14502/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (14017/AB zu 14498/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14018/AB zu 14493/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14019/AB zu 14495/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 35

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14020/AB zu 14499/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14021/AB zu 14506/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14022/AB zu 14500/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14023/AB zu 14511/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14024/AB zu 14501/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14025/AB zu 14507/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14026/AB zu 14508/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14027/AB zu 14516/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (14028/AB zu 14496/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 36

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14029/AB zu 14514/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14030/AB zu 14515/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (14031/AB zu 14520/J)

*****

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (67/ABPR zu 68/JPR)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 37

09.00.16 Beginn der Sitzung: 9 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.00.18*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf die 211. Sitzung des Nationalrates eröffnen und begrüße die Damen und Herren Abgeordneten recht herzlich. Die Nationalratssitzung findet aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 6 des Geschäfts­ordnungsgesetzes statt.

Die Amtlichen Protokolle der 209. Sitzung vom 27. und 28. April 2023 und der 210. Sitzung vom 28. April 2023 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Kira Grünberg, Mag. Johanna Jachs, Martina Kaufmann, MMSc BA, Andreas Minnich, Gabriel Obernosterer, Petra Bayr, MA MLS, Rudolf Silvan, Petra Tanzler, Mag. Selma Yildirim, Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, MMag. DDr. Hubert Fuchs, Dr. Susanne Fürst, Mag. Christian Ragger, Ing. Mag. Volker Reifenberger, Christian Ries, Wolfgang Zanger, Heike Grebien, Michel Reimon, MBA, Dr. Helmut Brandstätter, Fiona Fiedler, BEd, Dr. Stephanie Krisper und Mag. Martina Künsberg Sarre.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, folgende Mitteilungen gemacht:

Vertreten werden die Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner durch die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien MMag. Dr. Susanne Raab,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 38

der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. durch den Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner.

Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 14871/J bis 15003/J

Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates:

73/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 13901/AB bis 14031/AB

Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates):

67/ABPR

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Europäischen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im 1. Quartal 2023 (Vorlage 124 BA)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 39

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisie­rungsgesetz über die im 1. Quartal 2023 ergriffenen Maßnahmen (Vorlage 125 BA)

Monatserfolg März 2023 sowie COVID-19 Berichterstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härte­fall­fonds­gesetz, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 126 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Genehmigung von Mittelverwendungsüberschreitungen und gemäß § 60 Abs. 3 BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 1. Quartal 2023 (Vorlage 127 BA)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Bildungskarenz – Reihe BUND 2023/11 (III-919 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Filmakademie Wien – Reihe BUND 2023/12 (III­932 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend COVID-19 – Struktur und Umfang der finanziellen Hilfsmaßnahmen: Datenaktualisierung 2022 – Reihe BUND 2023/13 (III-933 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen über das Österreichische Stabilitäts­programm für die Jahre 2022 bis 2026 (III-938 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 40

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-937 d.B.)

Gesundheitsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für das Kalenderjahr 2023 (Jänner bis Februar 2023), vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-943 d.B.)

Justizausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III-931 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III­945 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-944 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-935 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 41

Verfassungsausschuss:

Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Österreich 2020-2022, vorgelegt von der Bundesministerin für EU und Verfassung (III-939 d.B.)

Bericht der Bundesregierung betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Geschäftsjahr 2022 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000 (III-946 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-936 d.B.)

Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:

Tätigkeitsbericht 2023 der Energie-Control Austria, vorgelegt von der Bunde­sministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-934 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für März 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III­940 d.B.)

*****

Ankündigung eines Dringlichen Antrages


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen haben gemäß § 74a Abs. 1 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, den Selbständigen Antrag 3367/A(E) der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 42

betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“ dringlich zu behandeln.

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 13943/AB


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Weiters darf ich mitteilen, dass gemäß § 92 der Geschäftsordnung das Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 13943/AB der Anfrage 14414/J der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023“ durch den Bundesminister für Finanzen abzuhalten.

Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrages verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss daran erfolgen.

Der Aufruf des Dringlichen Antrages wird um 12 Uhr erfolgen.

*****

Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung von ORF 2 bis 13 Uhr übertragen wird. ORF III wird diese Sitzung in voller Länge senden.

Ich unterbreche nun die Sitzung bis 12 Uhr.

09.02.44 *****

(Die Sitzung wird um 9.02 Uhr unterbrochen und um 12.01 Uhr wieder aufgenommen.)

***** 12.01.23


Präsident Ing. Norbert Hofer (den Vorsitz übernehmend): Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Sie bitten, die Plätze wieder einzunehmen, und nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 43

Ich begrüße sehr herzlich den Herrn Bundeskanzler, den Herrn Gesundheits­minister, den Herrn Wirtschaftsminister, die Frau Staatssekretärin und den Herrn Staatssekretär bei uns im Parlament.

Ich freue mich sehr, dass wir eine Beamtendelegation der Nationalversammlung der Bundesrepublik Nigeria unter der Leitung des Herrn Generaldirektors Sulaiman hier im Parlament begrüßen dürfen. – Herzlich willkommen! (Allge­meiner Beifall.)

Die Delegation absolviert in dieser Woche einen Studienbesuch im Parlament beziehungsweise hat sie diesen absolviert, und ich hoffe, dass sie viele positive Eindrücke mitgenommen hat.

12.02.25Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“ (3367/A)(E)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 3367/A(E). Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführung.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Die Teuerung in Österreich ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr – und sie steigt weiter. Die Preise explodieren. Immer mehr Menschen arbeiten immer härter und können sich trotzdem das Leben kaum noch leisten. Die Bundesregierung hat im Kampf gegen die Teuerung völlig versagt. Es wäre die Aufgabe dieser Bundesregie­rung, den Wohlstand zu schützen und steigende Armut zu verhindern. Türkis-Grün hat es jedoch im gesamten letzten Jahr nicht verstanden, Maßnahmen zu setzen, um die Rekordteuerung in Österreich zu drücken. Dabei hätte es genügend positive Beispiele in Europa gegeben, wie man Bevölkerung und Wirtschaft in der Krise schützt und unterstützt. Länder wie Frankreich, Spanien, Deutschland oder die Schweiz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 44

haben etwa die exorbitanten Energiepreise nicht ungezügelt auf die Menschen losgelassen. Es gab entschlossene Eingriffe in den Markt. Dabei wurde in vielen Län­dern auf einen Maßnahmen-Mix gesetzt. Mehrwertsteuersenkungen – etwa im Bereich von Gas in Deutschland – wurden mit preisregulatorischen Maßnahmen – deutscher Gas- und Energiepreisdeckel – verbunden. Auch bei einem der Hauptpreis­treiber in Österreich, nämlich den Wohnkosten, hat man in anderen Ländern entschlossen gehandelt. Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wurde in anderen Ländern Europas gesenkt. Nur in Österreich hat die Regierung zugeschaut und absolut nichts gegen den Inflationstsunami getan. Im Ergebnis ist Österreich heute das Land mit der höchsten Inflationsrate –9,6 % im April 2023 - in Westeu­ropa.

Regierung hat Warnung der SPÖ ignoriert und sich nicht an guten Beispielen orientiert

Die SPÖ hat vor dieser Inflationsentwicklung schon vor mehr als einem Jahr gewarnt und immer wieder inflationsdämpfende Maßnahmen vorgeschlagen. ÖVP und Grüne haben diese Warnungen ignoriert, die Anträge der SPÖ wurden vertagt oder abge­lehnt. Stattdessen hat die Bundesregierung auf eine kurzsichtige Politik der Einmal­zahlungen gesetzt. Diese Einmalzahlungen senken keinen einzigen Preis. In Spanien lag die Inflation im April bei 3,8 %, in Frankreich bei 6,9 % und in Deutschland bei 7,6 % - deutlich geringer als in Österreich. Ein wesentlicher Treiber der Inflationsrate – also des Verbraucherpreisindex – sind die Wohnkosten. Dass die gesetzlichen Mieten an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind, ist angesichts der

Ursachen der Teuerung und des Auseinanderklaffens von Zinsen und Inflationsrate eine absolute Fehlkonstruktion, die als Inflationsbeschleuniger wirkt. Aus Sicht der Vermieter*innen sind Mieten ein praktisch risikoloses Kapitaleinkommen und sollten daher auch nicht anders behandelt werden. Sparer bekommen auf der Bank kaum mehr Zinsen für ihre Einlagen, Zinshaus-Besitzer erhalten hingegen eine jährliche Rendite in der Höhe der Inflationsrate (dabei ist die Wertsteigerung der Immobilie noch gar nicht berücksichtigt) – und das auf Kosten von Millionen von Menschen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 45

Andere Regierungen haben dieses Problem längst erkannt und die Mieten vom Ver­braucherpreisindex entkoppelt. In Spanien und Portugal wurden die Mieterhöhungen mit 2 % gedeckelt. In Frankreich gibt es einen eigenen Index für Mieterhöhungen, der allerdings mit 3,5 % gedeckelt ist. In der Schweiz dürfen die Mieten nur um höchstens 40 % der Steigerung des Verbraucherpreisindex valorisiert werden. In Schottland wurden die Mieten temporär eingefroren. Und in Österreich? Bei uns fließen 80 % der gesamten Mieteinnahmen an das oberste Einkommenszehntel. Es ist daher kein Wunder, dass die Teuerung die ohnehin hohe Vermögensungleichheit in unserem Land weiter dramatisch verschärft. Dass hier nicht gesetzlich gegengesteuert wurde, obwohl es ganz leicht möglich gewesen wäre, zeigt, dass die türkis-grüne Regierung am Ende des Tages auf der Seite der Immobilienspekulanten und nicht der Millionen Österreicherinnen und Österreicher steht. Auch auf die exorbitanten Steigerungen bei Lebensmittelpreisen wurde seitens der österreichischen Bundesregierung nicht reagiert, während Portugal, Spanien und Polen die Mehrwertsteuer auf Grundnah­rungs­mittel auf 0 % gesenkt haben. In Österreich steigen die Lebensmittelpreise im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 % (Mikrowarenkorb), während sich die Bundes­regierung einen monatelangen Streit um die parteipolitische Besetzung der Bundes­wettbewerbsbehörde liefert – ein unwürdiges Schauspiel zu Lasten der Brieftaschen in Österreich.

Regierung mit Rekordausgaben, die keinen einzigen Preis senken

Wie schon zu Zeiten von Corona rühmt sich die Regierung damit, im internationalen Vergleich Rekordausgaben „gegen die Teuerung“ zu tätigen. Angesichts der Corona-Bilanz eine etwas kühne Herangehensweise. Denn tatsächlich gab es während der Corona-Pandemie Rekordausgaben, die zu Überförderungen von hunderten Millionen Euro geführt haben, wie sogar der Rechnungshof und die OeNB festgestellt haben. Die Regierung hat zwar das Geld der Menschen in Österreich mit beiden Händen ausgegeben, bei der Entwicklung des BIP in den Corona-Jahren 2020 und 2021 gab es jedoch nur 3 Länder in Europa, die schlechter abgeschnitten hatten als Österreich. Das heißt: die enormen finanziellen Hilfen haben den Zweck völlig verfehlt. Die Krisenkosten wurden falsch verteilt. Auch hier lügen die Zahlen nicht, auch wenn sie


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von ÖVP und Grünen gerne verschwiegen werden. Dass sich eine Regierung an Ankündigungen und nicht an tatsächlichen Verbesserungen messen lassen will, fällt den

Menschen in Österreich nun schon zum zweiten Mal auf den Kopf. Der IWF hat ausgerechnet, dass die österreichische Regierung zwar im europäischen Vergleich tatsächlich sehr viel Geld unter dem Titel „Anti-Teuerung“ ausgibt, aber 3/5 des Geldes nicht zielgerichtet ankommen. Gleichzeitig wurde dabei kaum ein Preis gesenkt. Viel Geld auszugeben, das weder zielgerichtet ankommt noch die Preise senkt, ist mit Sicherheit das Schlechteste aus beiden Welten. Das beste Beispiel für sinnlose Rekordausgaben ist der Energiekostenzuschuss II, der bereits scharf vom Fiskalrat kritisiert wurde. Für viele EPUs und KMUs kommen die Hilfen wieder zu spät oder sind zu klein, weil die Regierung die Energiepreise nicht regulieren wollte. Bei anderen großen Unternehmen wird dieser Zuschuss zu massiven Übergewinnen führen. Dort wo sich die Preissteigerungen ohne große Schwierigkeiten weitergeben lassen, ist es nämlich sehr wahrscheinlich, dass die Energiepreissteigerungen fast 1:1 auf die Preise aufgeschlagen werden. Gleichzeitig werden die verspäteten Hilfszah­lungen 1:1 in die Gewinne der betroffenen Unternehmen fließen. Eine Regierung, die sich auch nur ein bisschen ernst nimmt, dürfte niemals zulassen, dass einzelne Unternehmen die Energiehilfen dafür verwenden, ihre Gewinne zu steigern. Es kann eigentlich nicht sein, dass die Menschen doppelt zahlen, zuerst einen höheren Preis – etwa für Lebensmittel – und dann auch noch die Energiehilfen für Unternehmen über ihre Steuern und Abgaben. 5 bis 8 Milliarden Euro an wertvollen Steuergeldern werden beim Energiekostenzuschuss II größtenteils sinnlos und völlig ohne Wirkung auf die Inflation ausgegeben.

Die Bundesregierung schaut weg –Unzählige Gipfel ohne ein zählbares Ergebnis

Wer Politik für die Menschen macht, schaut genau hin, wo der Schuh drückt – also wo die Teuerung am stärksten zuschlägt. Die größten Treiber der Teuerung sind: Energie, Lebensmittel und Wohnen. Es wäre verantwortungsvolle Politik und ökonomisch schlüssig, sich im Sinne der Menschen zu überlegen, welche Maßnahmen


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gesetzt werden müssen, um bei den größten Treibern der Teuerung den Preis­aufschwung zu stoppen bzw. zumindest zu dämpfen. Der Fiskalrat hat schon im Frühjahr 2022 berechnet, dass rund 35 % der Menschen ihre täglichen Ausgaben nicht (mehr) mit ihrem Einkommen bestreiten können. Der Bundesregierung waren diese Warnungen schon vor dem Sommer 2022 bekannt. Hochrangige Ver­treter*innen aus Wirtschaft und Industrie wurden im letzten Jahr nicht müde zu betonen, dass die Teuerung bei den Energiepreisen die österreichische Wirtschaft und unseren Standort schwächt. Die ersten Vorboten der bevorstehenden Krise hat man bereits im Herbst 2022 gesehen. Ziegelwerke mussten ihre Produktion stilllegen, Bäckereien mussten schließen, Wirtshäuser kämpften ums Überleben. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs leidet enorm. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem auch die Menschen sind stark von der Teuerung betroffen. Die Statistik Austria hat jüngst am 4. Mai 2023 dargelegt, welche Auswirkungen das Nicht-Handeln der Regierung auf den Wohlstand in Österreich hat. Im letzten Jahr haben mehr als 1/3 der Menschen in Österreich einen realen Einkommensverlust hinnehmen müssen. 27 % der Menschen in Österreich rechnen mit Zahlungs­schwierigkeiten bei Mieten und Wohnen. 1,1 Mio. Menschen können sich nicht einmal Kleinigkeiten gönnen, 760.000 Wohnungen im Winter nicht warmhalten, 550.000 haben Schwierigkeiten sich eine warme Mahlzeit zu leisten. Diese Situation ist für ein Land wie Österreich unwürdig und für viele Familien längst untragbar geworden. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr hat sich unter anderem für einen Mietpreis-Stopp ausgesprochen und Eingriffe in den Markt von der Regierung eingemahnt. Die Regierung beobachtet aber nur weiter und lässt einen Gipfel nach dem anderen ohne konkretes Ergebnis verstreichen. Den Gipfel der Ergebnislosigkeit hat die Bundesregierung in einer denkwürdigen aber für die Bevölkerung sehr traurigen zweiten Maiwoche erreicht. Nachdem zu Beginn der Woche ein Lebensmittelgipfel ergebnislos scheiterte, hat die Regierung am 10. Mai 2023 unter großem öffentlichen Druck in einer Panikreaktion im Rahmen einer Show-Pressekonferenz ein Nicht-Maßnahmenpaket angekündigt, das keinen einzigen Preis senken wird. Weder wurden die Mieten reguliert und dadurch billiger, noch hat man in die Lebensmittelpreise eingegriffen. Eine Regierung, die Schulden und Inflation in


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die Höhe treibt, ist mit ihrer Politik gescheitert. Eine Regierung, die dabei zusieht, wie die Armut steigt und die Mittelschicht abrutscht, ist ein Problem für unser Land. Eine Regierung, die mit ihrer verfehlten Politik den Wohlstand des Landes gefährdet, hat völlig versagt.

Österreich braucht eine neue Regierung - eine, die Preise senkt!

Es wäre Aufgabe der österreichischen Bundesregierung, von den Besten zu lernen, verantwortungsvolle Krisenpolitik zu machen und nicht an einer fehlgeleiteten Politik festzuhalten – nur, weil man die eigenen Fehler nicht eingestehen will. Im Sinne der hart arbeitenden Menschen in unserem Land muss in den nächsten Wochen und Monaten ein Politikwechsel eingeleitet werden. Bevölkerung und Wirtschaft brauchen dringend Maßnahmen, die die Teuerung tatsächlich bremsen. Nicht immer ist das gleichbedeutend damit, (noch) mehr Steuergeld auszugeben. Es gibt Sofort-Maßnahmen, die einfach und schnell umzusetzen wären: von einer Deckelung der Mieten, über scharfe Preiskontrollen durch eine schlagkräftige Anti-Teuerungskom­mission, bis hin zu einer Übergewinnsteuer für jene Unternehmen, die etwa Energie­kostenzuschüsse nicht in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergeben. Die SPÖ fordert daher zum wiederholten Male von der Bundesregierung die sofortige Vorlage eines umfassenden Inflationsdämpfungsgesetzes ein. Dieses Gesetz sollte das Ziel verfolgen, die Inflationsrate in Österreich mindestens um zwei bis drei Prozen­tpunkte zu drücken.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen, das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:


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1.         Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.

2.         Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.

3.         Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“

In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag im Sinne des § 74a Abs iVm § 93 Abs. 1 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erst­antragsteller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich erteile nun der Frau Klubvorsitzenden Rendi-Wagner als Antragstellerin zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort.

Gemäß § 74a Abs. 5 der Geschäftsordnung darf die Redezeit – das wissen Sie, Frau Klubobfrau – 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte schön.


12.02.58

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler – nein, der Herr Vizekanzler ist heute nicht da! (Abg. Michael Hammer: Der kommt nicht mehr, den habt ihr beleidigt!) Sehr geehrte Bundesregierung! Die Regierung aus ÖVP und Grünen hat zu Beginn ihrer Amtszeit das „Beste aus beiden Welten“ versprochen. Geworden ist es ein Alb­traum für unser Land. Ihre Regierung, meine Damen und Herren, ist am Ende. Ihre Hilflosigkeit, Ihre Planlosigkeit und Ihre Gleichgültigkeit haben das Land und


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seine Menschen in die Hoffnungslosigkeit getrieben. (Heiterkeit des Abg. Zarits.) Man kann und darf sich von Ihnen einfach nichts mehr erhoffen – Punkt.

Allein die vergangenen zwei Wochen haben das unter Beweis gestellt. Sie haben es geschafft, sogar die Letzten in Österreich, die noch irgendwie an Ihre Arbeitsfähigkeit geglaubt haben, zu enttäuschen. Es ist eine Woche her, da konnte man nämlich Folgendes in den österreichischen Zeitungen lesen – die Überschriften vor einer Woche waren –: „Regierung versagt im Kampf gegen Teuerung“, „In Sachen Teuerung macht Österreich fast alles falsch!“, „1,5 Millionen können Miete nicht stemmen“. – Das sind Schlagzeilen der österreichischen Zeitungen, und sie sind das Ergebnis Ihrer Untätigkeit. Sie sind das Ergebnis Ihrer seit eineinhalb Jahren andauernden Untätigkeit im Kampf gegen diese Teuerung.

Seit eineinhalb Jahren hat die Inflation Österreich fest im Griff. Sie ist bei fast 10 Prozent; sie ist gestiegen, sie ist in Österreich überdurchschnittlich hoch. Andere Länder sind viel besser durch diese Krise gekommen: In Spanien lag die Inflation im April bei 3,8 Prozent (Abg. Hanger: Und die Kaufkraft?), in Frankreich bei 6,9 Prozent (Abg. Ottenschläger: Und wie geht es den Leuten dort?), in Deutschland bei 7,6 Prozent – deutlich geringer, deutlichst geringer als in Österreich. (Beifall bei der SPÖ.)

Das heißt, andere europäische Länder haben es geschafft, die Preise zu senken, andere europäische Länder haben es damit auch geschafft, die Inflation zu senken, andere Länder haben die extrem hohen Energiepreise eben nicht unge­zügelt auf ihre Menschen und die Wirtschaft losgelassen. Wenn die Menschen ihre Rechnungen nämlich nicht mehr bezahlen können, die Mittel­schicht immer mehr abzurutschen droht, wenn die Armut im Land wächst – das tut sie in Österreich –, allerspätestens dann muss der Staat in einen nicht mehr funktio­nie­renden Markt eingreifen. Das ist Aufgabe der Politik. (Beifall bei der SPÖ.)

Das nennt man soziale Marktwirtschaft: dass alle vom Aufschwung profitieren, wenn es dem Land gut geht, und dass, wenn es wie jetzt Probleme gibt, die


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Menschen auch konsequent durch die Regierung geschützt werden. Das heißt politische Verantwortung. Diese Bundesregierung hat es in Österreich aber geschafft, dass die Preise wieder steigen, mit all den traurigen Folgen für die Bevölkerung, mit all den traurigen Konsequenzen für die österreichische Wirtschaft.

Aber zurück zum letzten Freitag: Während die ÖVP von den Schlagzeilen des letzten Freitags wahrscheinlich wie immer sehr unberührt geblieben ist, haben sich die Grünen sichtlich gedacht (Abg. Hafenecker: Wie die Mitgliederabstimmung ...!): Irgendetwas müssen wir machen! – Der Herr Sozialminister hat sich das sicher gedacht, aber die Betonung liegt auf irgendetwas.

Also wurde am Montag eiligst ein Lebensmittelgipfel einberufen, aber sein Zweck war niemandem wirklich klar. Ich weiß auch nicht, ob Sie, Herr Sozial­minister, am Montag mit einem klaren Ziel hineingegangen sind – wenn ja, dann haben Sie es wirklich gut versteckt. Das Ergebnis dieses Gipfels am Montag war nämlich: keines. Aus dem Lebensmittelgipfel wurde, wie es eine österreichische Journalis­tin am Dienstag dann so treffend formulierte, ein Gipfel der Ausreden – ein Gipfel der Ausreden, und ich wiederhole, was ich am Anfang gesagt habe, weil es einfach passt: Gleichgültigkeit, Hilflosigkeit, Planlosigkeit.

Gleichgültigkeit möchte ich Ihnen, meine Damen und Herren der Grünen, aber nicht vorwerfen, denn ich nehme an, dass es Ihnen von den Grünen nicht egal ist, dass so viele Menschen in unserem Land nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen, dass es Ihnen von den Grünen nicht egal ist, dass so viele Menschen nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, ihre Miete stemmen können und wie sie ihren Kindern eine warme Mahlzeit auf den Tisch stellen können. (Zwischenruf der Abg. Niss.) Ich glaube Ihnen: Ich glaube Ihnen, dass Sie sich damit nicht wohlfühlen, aber eines sage ich auch deutlich: Sich unwohl zu fühlen alleine, das ist zu wenig. (Beifall bei der SPÖ.)

Als Regierungspartei wäre es nämlich Ihre Aufgabe, zu handeln, nach eineinhalb Jahren in einer Krise wäre es noch dringlicher, zu handeln. Das bedeutet dann


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auch, zu versuchen, sich gegenüber der ÖVP durchzusetzen, nämlich sich einzusetzen in diesem zentralen, entscheidenden Thema der Teuerung und der Armutsvergrößerung. Ja, es ist nicht immer einfach, sich gegenüber dem größeren Koalitionspartner durchzusetzen, das konnten wir alle in den letzten Jahren ganz genau beobachten (Abg. Wöginger – erheitert –: Ja! Das wissen wir auch!), aber irgendwann, liebe Grüne, muss doch bei aller Flexibilität auch einmal ein Stoppschild gegenüber der ÖVP aufgestellt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Irgendwann ist es genug, und irgendwann ist jetzt. Wenn das so wäre, dann hätten Sie, liebe Grüne, aber den Mut haben müssen, zu sagen: Wenn ihr das nicht wollt, liebe ÖVP, dann beenden wir diese Koalition, diese Koalition der Hilflosigkeit und der Planlosigkeit. – Sie haben es aber nicht getan. (Abg. Wöginger: Wer tritt denn dann an bei euch? Wisst ihr das schon?) Sie haben Angst, und aus Angst halten Sie an dieser Koalition mit der ÖVP fest, und das ist traurig, das ist bitter. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist traurig und das ist bitter. Damit machen Sie sich zu Komplizen. Sie machen sich zu Komplizen der Hilflosigkeit, der Planlosigkeit und Sie machen sich auch zu Komplizen der Gleichgültigkeit.

Aber kommen wir zurück zum Montag, dem Gipfeltag der Ausreden. Die Meinungen und Schlagzeilen nach dem Gipfel waren ganz eindeutig, Herr Sozialminister: „Ein Gipfel ohne Lösung“, schrieben die Zeitungen, „Supermarkt-Gipfel floppt“, „Noch“ immer „kein Plan gegen teure Lebensmittel“.

Dann war es offenbar ein bisschen zu viel für die Strategen in der ÖVP und einige in der ÖVP haben sich dann doch gedacht: Na jetzt müssen wir vielleicht doch irgendetwas machen! – Betonung auf: irgendetwas. Am Dienstagabend, in den Abendausgaben angekündigt, kam also ein Antiteuerungspaket daher. Und als ich persönlich von diesem neuen Antiteuerungspaket Ihrer Bundesregierung gehört habe, habe ich mir gedacht: endlich! Endlich! Unser Druck hat sich ausgezahlt, der Druck der Gewerkschaften, der Opposition, der Menschen, der


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Caritas, der Volkshilfe, der Druck, den wir seit eineinhalb Jahren hier im Hohen Haus und darüber hinaus machen, mit Sachlichem, mit Konkretem, mit Exper­tinnen- und Expertenvorschlägen, wie man die Preise in diesem Land sofort und einfach senken könnte (Abg. Hafenecker: So wie in Wien! – Abg. Belakowitsch: ... Mieten im Gemeindebau!), wie man damit auch die Inflation senken könnte, mit einem echten Gaspreisdeckel, mit einem Mietpreisdeckel, mit einer Mehrwert­steuerstreichung auf Grundnahrungsmittel (Abg. Steinacker: Gebührensenkungen in Wien! Kein Körberlgeld!), einer echten Antiteuerungskommission, die diese Preise dann auch kontrolliert. (Beifall bei der SPÖ.)

Seit mehr als einem Jahr machen wir und machen Experten diese Vorschläge. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Seit mehr als einem Jahr! Wissen Sie, wie viele Anträge hier im Hohen Haus dazu von uns eingebracht wurden, allein von der Sozialdemokratie, die anderen Oppositionsparteien nicht miteingerechnet? – 31 Anträge nur betreffend Teuerung, Mietpreisdeckel, Gaspreisdeckel, Kinder­armut. Und wissen Sie, was Sie mit diesen 31 Anträgen gemacht haben? – Sie haben sie abgelehnt! Sie haben sie vertagt. Vertagt! Das hilft keinem Öster­reicher und keiner Österreicherin, keiner alleinerziehenden Mutter und keinem Pensionisten in diesem Land!

Aber wie gesagt am Dienstagabend habe ich mir gedacht: Na ja, jetzt werden sie vielleicht doch irgendetwas von den vorgeschlagenen Maßnahmen der Experten, etwa Felbermayr, der Opposition, der SPÖ, der Gewerkschaft aufgreifen und jetzt endlich eins zu eins umsetzen. – Falsch gedacht! Falsch gedacht, denn auch jetzt mit Ihrem Paket sinkt kein einziger Preis für die Menschen in Österreich. Kein einziger Preis wird gesenkt und damit auch nicht die Inflation!

Sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesregierung, seit eineinhalb Jahren lassen Sie die Menschen in Österreich im Stich! (Beifall bei der SPÖ.) Seit eineinhalb Jahren ist es Ihnen völlig gleichgültig. Sie lassen die Menschen im Stich, die vielen: die 1,5 Millionen Menschen, die ihre Wohnkosten kaum noch zahlen können, im Rückstand sind, die eine Million Menschen in Österreich, die ihre Haushaltskosten nicht mehr zahlen können, die 500 000 Menschen, die sich


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die tägliche warme Mahlzeit nicht mehr leisten können – in einem Land wie Österreich. Das sind die arbeitenden Menschen, die Sie im Stich lassen. Das sind die Frauen, die Alleinerzieherinnen, die Pensionistinnen und Pensionisten, die Jugend, die Sie im Stich lassen, aber auch die kleinen und mittleren Unternehme­rinnen und Unternehmer, die Sie im Stich lassen. Sie lassen unser Land im Stich! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, Sie hätten eine letzte Chance gehabt, zu zeigen, dass es Ihnen eben nicht egal ist, wie es den Menschen in unserem Land geht, aber Sie haben diese Chance nicht genützt. Und deswegen möchte ich Ihnen etwas vorlesen, auch wenn ich glaube, dass Sie den Text bereits kennen, aber vielleicht kennen ihn nicht alle:

Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! – „Karl Nehammer, haben Sie heute Nacht gut geschlafen? Ja? Es ist ein Privileg, in einem warmen Bett aufzuwachen, in Schuhe ohne Löcher zu schlüpfen, in einen Kühlschrank zu greifen, in dem frisches Obst liegt.

Wenn Sie Albträume plagen, dann bestimmt nicht von Schulden, Mieten, Inkas­sobüros, der Gasrechnung. Haben Sie Hunger, essen Sie etwas. Ganz einfach. Man kann es Ihnen nicht vorwerfen. Sie sind Bundeskanzler der Republik Öster­reich. Bundeskanzler sind keine armen Schlucker.

Aber es gibt Vorwürfe, die Sie sich gefallen lassen müssen. Andere Länder haben die Inflation weitaus besser gemeistert. Das sagt auch WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Diese Länder haben Mehrwertsteuersätze gesenkt, in die Mieten eingegriffen, es gab Preisregulierungen, Deckel. Bei uns nicht. Nach der Strom­kostenbremse war der Ofen aus. Geldgeschenke verpuffen.

Wer in Österreich zu jenen 201.000 Menschen zählt, die unter bitterer Armut leiden, der kann die eigenen Grundbedürfnisse nicht erfüllen. Und die seiner Kinder auch nicht. Drei von vier Betroffenen können sich weder Heizen noch eine Hauptmahlzeit alle zwei Tage leisten. 1,5 Millionen Menschen können die


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stark gestiegenen Wohn- und Energiekosten kaum noch stemmen. In Wien gehen drei Prozent der Bevölkerung nicht mehr zum Arzt, obwohl sie es müssten. Weil kein Geld für ihre Gesundheit da ist.“ (Abg. Belakowitsch: Das ist ein Armutszeugnis für Wien!)

„Karl Nehammer, haben Sie heute Nacht gut geschlafen? Ja? Ich frage mich, wieso.“ (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Diesen offenen Brief schrieb Ihnen ein Journalist, Herr Bundeskanzler, und ich habe diesem Brief nichts hinzuzufügen. (Abg. Loacker: Und die ganzen Gewerkschafter, die fett in den Kassen sitzen?!)

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, ich hätte mir gewünscht, ich hätte erwartet, dass Sie und Ihre Regierung diese dramatische Lage, in der sich Hunderttau­sende Menschen in unserem Land befinden, ernst nehmen. Ich hätte mir gewünscht und erwartet, dass Sie gegensteuern. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie tun es nicht, Sie tun es seit eineinhalb Jahren nicht – ob aus Hilflosigkeit, Planlosigkeit oder aus Gleichgültigkeit –, und ich erwarte mir nichts mehr von Ihnen, ich erwarte mir von dieser Regierung nichts mehr – außer ihren Rück­tritt. – Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ.)

12.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Meine Damen und Herren! Ich darf nun auch die Mitglieder der Bundesregierung Dr.in Zadić und Mag. Karner begrüßen, die auch eingetroffen sind, ebenso die Frau Staatssekretärin Mag.a Mayer. – Herzlich willkommen!

Zu einer Stellungnahme hat sich nun der Herr Bundeskanzler zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundeskanzler.



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12.17.42

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Besucherinnen und Besucher des Parlaments! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Die heutige Sitzung hat tatsächlich einen sehr ernsten Hintergrund: Inflation und Teuerung belasten uns schon geraume Zeit. Und heute vor einem Jahr war die größte Sorge auch hier im Hohen Haus nicht die Inflation, sondern die Frage, ob wir in diesem Land genug Gas haben werden und ob wir für den Winter genug Energie zur Verfügung haben werden.

Daher hatte es sich diese Bundesregierung zur Aufgabe gemacht, dieses Problem anzugehen. Und ja, es ist ihr gelungen, es zu lösen. Die Speicher wurden gefüllt (Abg. Kickl: Aber, Herr Nehammer, mit russischem Gas! Mit russischem Gas! Sagen Sie das bitte dazu! – Ruf bei der FPÖ: 4 Milliarden, und dann wundern Sie sich, dass eine Teuerung ...!), der Winter war sicher, es gab keine Stromversorgungs­engpässe. Und was besonders wichtig ist, weil neben dem Ernst der Themen auch Zuversicht wichtig ist, das ist: Mit einem Füllstand von über 60 Prozent in den österreichischen Speichern ist auch bereits der nächste Winter gut abgesichert. (Beifall bei ÖVP und Grünen. –Abg. Belakowitsch: Es müsste einmal der Sommer kommen! – Abg. Matznetter: Noch besser gefüllt sind die Brieftaschen der ...!)

Die Inflation, die Teuerung hat begonnen, schon am Horizont ihre Schatten vorauszuwerfen, und sie ist dann auch im letzten Jahr ständig gestiegen. Daher hat diese Bundesregierung eine Fülle an Maßnahmen getroffen, damit den Menschen in dieser schwierigen Phase, aber vor allem auch den Unternehme­rinnen und Unternehmern, der Industrie beigestanden wird. Die Strategie gegen Inflation und Teuerung war, dass wir die Kaufkraft in unserem Land weiter hoch halten wollen, dass wir Arbeitslosigkeit vermeiden und dass die Wirtschaft weiter wachsen soll.


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Frau Klubobfrau, wenn man schon davon spricht, redlich zu diskutieren, dann lohnt sich tatsächlich ein Blick in die Zahlen, Daten und Fakten dieses Landes, und diese weisen einen ganz anderen Befund aus, als Sie jetzt gerade gezeichnet haben. (Abg. Stöger: In welchem Land leben Sie?)

Wir hatten letztes Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent, wir haben eine Rekordbeschäftigung, wir haben 200 000 offene Stellen, und – jetzt kommt für mich der wichtigste Punkt – die Republik Österreich hat es geschafft, die Kaufkraft zu erhalten. Das sind keine Äußerungen des Bundeskanzlers, sondern das ist in der Statistik Austria nachzulesen, das ist dokumentiert und zeigt, dass die Maßnahmen dieser Bundesregierung die Strategie zu 100 Prozent erfüllt haben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Kommen wir nun aber zu den viel zitierten Beispielen wie jetzt gerade Spanien. Spanien ist tatsächlich ein dramatischer Fall – Sie haben völlig recht, die Inflation ist niedrig –: Die Arbeitslosigkeit liegt bei 13 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei 30 Prozent, die Kaufkraft der Haushalte in Spanien ist um 6 Prozent gesun­ken. (Abg. Wöginger: Ja, genau, das ist die Realität! – Abg. Steinacker: Das wird ja nie gesagt!) Wenn das das Beispiel ist, an dem wir uns orientieren sollten, dann ist das tatsächlich nicht der Weg, den die Bundesregierung eingeschlagen hat (Beifall bei ÖVP und Grünen), denn unser Ziel bleibt und ist es, dass wir Arbeits­losig­keit so gut es geht vermeiden, dass wir Wirtschaftswachstum weiter ermöglichen und, ja, dass wir auch weiterhin danach trachten, dass die Kaufkraft der Menschen erhalten bleibt. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Es lohnt sich auch da ein Faktencheck, welche Maßnahmen die Bundesregierung dafür gesetzt hat – einfach nur die Fakten, keine Polemik. Schauen wir uns einfach an, was passiert ist: Wir haben letztes Jahr, weil gerade Familien von Armut immer betroffen sind, die zusätzliche Familienbeihilfe eingeführt, und für jene Menschen, die arbeiten – und das zu betonen ist mir jetzt ganz besonders wichtig: die Menschen, die in Österreich arbeiten gehen, Lohnsteuer zahlen, Sozialversicherungsbeiträge leisten, genauso wie die Unternehmerinnen und


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Unternehmer und die Bäuerinnen und Bauern tragen dazu bei, dass der solida­rische Ausgleich in der Gesellschaft überhaupt erst möglich ist! –, haben wir versucht, diese Entlastungsschritte genau so zu setzen: die zusätzliche Familien­beihilfe, den Familienbonus Plus, das heißt 2 000 Euro pro Jahr pro Kind weniger Lohnsteuer. (Abg. Holzleitner: Sehen Sie nicht, wie viele Kinder in Österreich aktuell in Armut leben?!) Das ist das Wichtige (Abg. Holzleitner: Sehen Sie sie nicht?!), um hier genau die Maßnahmen zu setzen, um hier eben genau das zu vermeiden. (Abg. Holzleitner: Wollen Sie sie nicht sehen, Herr Bundeskanzler, die vielen Kinder in Armut in Österreich?! – Abg. Wöginger – in Richtung Abg. Holzleitner –: Kannst du einmal zuhören?! Wir haben auch zugehört! – Abg. Holzleitner: Ja, aber es leben ja Kinder in Armut in Österreich, oder? Ist das nicht Faktum? – Abg. Wöginger: Das tun wir das nächste Mal auch bei der Frau Klubobfrau!) – Und wenn es jetzt - - (Abg. Holzleitner: Ist das nicht Faktum, Herr Klubobmann? Ist das nicht Faktum?)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Meine Damen und Herren! Es ist etwas laut im Saal. (Heiterkeit.) Bitte den Pegel zu senken. (Abg. Michael Hammer – in Richtung SPÖ weisend –: Die dürfen ja Zwischenrufe machen!) – Bitte schön.


Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc (fortsetzend): Ich nehme gern zur Kenntnis, dass das Herz voll ist, aber dennoch ist es gute Gepflogenheit in einer Demo­kratie, einander ausreden zu lassen und auch die Argumente anzuhören. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Zwischenruf ist ein parlamentarisches ...!)

Also neben diesen konkreten Schritten – zusätzliche Familienbeihilfe, Familien­bonus Plus in Höhe von 2 000 Euro pro Jahr pro Kind – haben wir auch noch für dieses Jahr, also 2023, die Valorisierung der Sozialleistungen und der Familien­leistungen beschlossen – zum ersten Mal! –, und wir haben dafür Sorge getra­gen, dass wir durch die Abschaffung der kalten Progression – das ist die schleichende Steuererhöhung, die uns alle trifft – Folgendes ermöglicht haben: zunächst einmal die ökosoziale Steuerreform – Senkung der Einkommenstarif­stufen von 42 auf 40, von 35 auf 30 und von 25 auf 20 Prozent. Das heißt, alle, die Lohnsteuer zahlen, sind davon betroffen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Schroll.)


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Die Sozialpartnerschaft hat hohe Lohnabschlüsse erzielt, und das heißt, die hohen Lohnabschlüsse sind jetzt, 2023, wirksam, und aufgrund des Abschaffens der kalten Progression werden diese nicht aufgefressen. Nur damit man weiß, was das bedeutet: Das bedeutet bis 2026 eine Ersparnis für die Arbeitneh­merinnen und Arbeitnehmer, die unseren Sozialstaat maßgeblich finanzieren, in der Höhe von 20 Milliarden Euro. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und ja, worauf Österreich mit Sicherheit stolz sein kann – und es überrascht mich, dass das hier immer wieder so sehr schlechtgeredet wird –: Wir sind ein sozialer Wohlfahrtsstaat mit einem engmaschigen sozialen Netz, über Jahr­zehnte geknüpft. Und ja, es kann noch immer vorkommen, dass dieses engmaschige Netz ab und an Maschen hat, die zu groß sind und die geschlossen werden müssen. Was hat da die Bundesregierung dazu getan, damit das passiert? (Abg. Krainer: Löcher reingeschnitten!)

Wir haben generell einmal, um für jene Menschen zu sorgen, die Heraus­forderungen haben, sich die Heizkosten zu leisten, den Heizkostenzuschuss und den Wohnkostenzuschuss um 500 Millionen Euro erhöht und damit die Bundesländer in die Lage versetzt (Ruf bei der SPÖ: Das kommt nicht an!), genau diese Hilfe an jene auszuschütten, die es brauchen. Darüber hinaus haben wir den Wohnschirm aufgespannt – mit dem Ziel, Delogierungen zu verhindern, damit eben Menschen, die es besonders schwer haben, nicht delogiert werden.

Und ja – dazu von mir auch ein klares und offenes Wort –, für mich ist Kinder­armut genauso inakzeptabel wie für Sie, und ja, wir werden alles dazu tun, um Kinderarmut in diesem Land zu vermeiden. Dazu braucht es zweierlei (Ruf bei der SPÖ: Zu spät!): Es wird von uns Maßnahmen geben, auch um hier wieder der Kinderarmut entgegenzuwirken; das Zweite – was genauso wichtig ist wie die Maßnahmen des Staates – aber ist: Es braucht die Verantwortung der Eltern, sich um ihre Kinder auch zu kümmern (Ruf bei der SPÖ: Das ist ja unfassbar! – Zwischenruf der Abg. Herr), und diese Eigenverantwortung ist in diesem Maße


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auch einzufordern, das ist genauso wichtig. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Herr. – Abg. Heinisch-Hosek: Das ist eigentlich eine Beleidigung!)

Ausgangspunkt der Kritik vonseiten der Opposition ist auch immer wieder die Frage, wie man gegen die Inflation weiter vorgeht. (Abg. Leichtfried: Was heißt „weiter“? Ihr habt ja noch nichts gemacht!) Zunächst, meine sehr geehrten Damen und Herren: Die Expertinnen und Experten, die immer wieder zitiert werden, haben im Jahresverlauf, im letzten Jahr beginnend bis ins heurige Jahr hinein, immer wieder auch ihre Expertise nachkorrigiert. Es wird Ihnen kein einziger Volkswirtschaftler sagen, dass Inflationsbekämpfung einfach ist, noch dazu, wo wir als Österreich keine Finanzhoheit im klassischen Sinne mehr haben, sondern in der Eurozone sind und die Europäische Zentralbank die Geldpolitik (Abg. Meinl-Reisinger: Aber Sie machen die Fiskalpolitik!) der Eurozone bestimmt. (Abg. Wurm: Leider! Das ist das Problem! – Abg. Hafenecker: Das haben wir schon längst erkannt!) Das ist einmal die erste Voraussetzung, über die man offen sprechen muss. Und die Europäische Zentralbank, das ist nachzulesen, kämpft mit immer mehr Maßnahmen gegen die Inflation, gerade auch im besonderen Maß in der Eurozone.

Und jetzt kommt der Beitrag dazu, den man nationalstaatlich bewirken und erwirken kann. Immer wieder werden Preisdeckel, Gaspreisdeckel und all diese Dinge ins Spiel gebracht, und – erinnern Sie sich! – wir selbst haben letztes Jahr intensiv darüber diskutiert, wie man die Energiepreise drücken kann, wie man die Energiekosten runterbringt, wie man zu neuen Regelungen für den Energiemarkt kommt. Da war rasch erkennbar, dass eine Entkoppelung von Gas- und Strompreis nicht möglich war. Da hat sich zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland massiv dagegen gewehrt, und es gab keine Konsensfindung innerhalb der EU. (Abg. Herr: Österreich hat sich gewehrt!) Österreich liegt völlig anders als die Iberische Halbinsel, Portugal und Spanien, die das tun konnten, weil sie viel weniger Anbindung zu anderen europäischen Ländern haben. Warum ist es wichtig, das zu sagen? – Weil Sie nur dann, wenn Sie tatsächlich


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keine starke Anbindung zu Nachbarländern haben, die billige Energie auch tatsächlich im eigenen Land verwenden können.

Selbst das aber ist auf der Iberischen Halbinsel nicht gelungen. Selbst die geringe Anbindung zwischen Spanien und Frankreich hat dazu geführt, dass der Gasverbrauch gestiegen ist und dass am Ende des Tages die Maßnahmen, die gesetzt worden sind, um auch mit Preisdeckeln im Lebensmittelbereich Preise grundsätzlich niedrig zu halten – und da ist nicht nur Spanien betroffen, sondern da ist zum Beispiel auch Ungarn, unser Nachbar, unmittelbar betroffen –, gar nicht gewirkt haben. Wenn man nach Ungarn schaut, dann zeigt sich: Inflation über 25 Prozent, Verknappung im Benzin- oder Dieselbereich (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) oder, so wie auch jetzt, große Herausforderungen, die Infla­tion von über 25 Prozent überhaupt in den Griff zu bekommen.

Die Analyse zeigt immer wieder, dass alle sich auf eines berufen, wenn sie über die Inflation und vor allem auch über diesen Teufelskreis der Preisweitergabe sprechen, nämlich dass das Problem nach wie vor die Energiekosten sind – was eigentlich nicht sein sollte, denn: Es stimmt, letztes Jahr waren die Energiekosten völlig absurd hoch: 500 Euro pro Megawattstunde, ein völlig irrationaler Preis, aber genau seit diesem Peak ist der Großhandelspreis ständig gesunken. (Abg. Belakowitsch: Schön!) Das Problem ist: Der niedrigere Preis wurde nicht weiter­gegeben. (Abg. Belakowitsch: Tja!) Und genau da gilt es jetzt anzusetzen. Deswegen schlagen wir jetzt diesen Weg ein und werden bei der Übergewinn­steuer ansetzen und alle Energieunternehmen, die den Preis, der schon längst gesunken ist, nicht an die Kunden weitergeben, eben dazu bringen, dass sie dementsprechend die Übergewinnsteuern bezahlen müssen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wie immer gibt es nicht nur einen einzigen Ansatz. Wir glauben, dass die Übergewinnsteuer (Abg. Leichtfried: „Glauben“?) tatsächlich bei den Energie­unternehmen zu einem Umdenkprozess führen sollte. Es sind nicht alle Energieunternehmen in Österreich, aber mehrere, die damit dann genötigt werden: Entweder sie zahlen die Steuer – oder sie geben den niedrigeren


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Preis an die Kundinnen und Kunden weiter, was aus unserer Sicht gerade auch volkswirtschaftlich sinnvoll ist, um auch da die Inflation zu senken.

Die große Frage, wie man Inflation nachhaltig bekämpfen kann, wird immer eine Vielzahl von Antworten brauchen, genauso wie das nicht die einzige Maßnahme ist, die wir setzen. Wir setzen in die Frage der Preistransparenz genauso große Hoffnung, das heißt, dass Stromkunden jetzt auch in der Lage sind, nicht immer nur Jahresabrechnungen zu bekommen, sondern die Tarifanpassung bereits halbjährlich zu bekommen. (Abg. Kickl: Sind die dann auch so klar strukturiert wie die diesjährigen?) Das ist tatsächlich ein wichtiger Schritt. Diejenigen, die das Strommeter schon haben, sind dazu dann sogar monatlich in die Lage versetzt.

Die Fragen der Lebensmittelpreise im Lebensmittelgroßhandel, im Handel selbst sind genau auch unser Thema, aber auch da ist die Wurzel der Preiserhöhung in der Argumentation immer die Frage der Energiekosten. Das heißt, die Maßnahme der Übergewinnbesteuerung ist da jetzt der nächste Schritt im Bekämpfen der Inflation. Ja, Sie haben richtig gehört, es ist ein nächster Schritt. (Abg. Hafenecker: Für den Finanzminister!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Sie uns zuhören und zuschauen, Sie werden heute eine Vielzahl von Lösungsvorschlägen erleben und Sie werden heute auch ganz oft hören, dass es doch so einfach wäre, wenn man dieses tut, damit jenes nicht passiert. Ich kann Sie nur ersuchen, lassen Sie sich damit nicht Sand in die Augen streuen. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Dafür ist die Bundes­regierung zuständig!) Für komplexe Herausforderungen gibt es keine einfachen Lösungen, und einfache Lösungen sind meistens auch falsch. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es braucht redliches Tun, es braucht Maßnahmen, die in die Substanz gehen, und ja, es braucht Augenmaß. Und, Frau Kollegin Rendi-Wagner, selbst wenn der mediale Druck immer größer wird, braucht es trotzdem die Übersicht über das Gesamte (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Rendi-Wagner: Genau!), für den Wirtschaftsstandort, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dieses Landes, für die Familien, für die Pensionistinnen und


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Pensionisten, für die Bäuerinnen und Bauern, für die Gesellschaft im Allgemeinen. (Zwischenruf des Abg Schroll.)

Und wenn diese Bundesregierung etwas bewiesen hat, dann, dass sie eines ist, nämlich widerstandsfähig: widerstandsfähig gegen Druck (Abg. Belakowitsch: Gegen Kritik!), widerstandsfähig gegen Spott und Häme – und, meine Damen und Herren, Sie werden auch heute noch viel Spott und Häme über uns hören. (Abg. Greiner: Widerstandsfähig gegenüber dem sozialen Gewissen!) Das Wichtige aber ist, dass Sie wissen, dass diese Bundesregierung Ihnen dient (Abg. Kucharowits: ... „Spott und Häme“ ..., das ist unglaublich!), um weiterhin gegen Inflation, Teuerung anzukämpfen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Wirtschaftsstandort, der Industriestandort Österreich weiterhin ein attraktiver bleibt (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), denn nur durch Arbeit entsteht Wohlstand, durch Leistung entsteht in der Folge auch solidarische Gerechtigkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Belakowitsch: Zum Glück sitzt der Arbeitsminister neben Ihnen, der ...!)

12.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir gehen nun in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung keine Rednerin und kein Redner länger als 10 Minuten sprechen darf, wobei jedem Klub eine Gesamtredezeit von 25 Minuten zukommt.

Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


12.33.21

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, ich muss mich jetzt fast bei


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Ihnen bedanken, weil ich jetzt gewisse Dinge ein bisschen besser verstehe. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schmuckenschlager: Eine schwere Aufgabe!)

Das war jetzt ein Ausflug in die Parallelwelt, der auch erklärt, warum Sie nicht verstehen (Zwischenruf des Abg. Hörl), und Sie haben das selber gesagt, dass es eine aufgeregte Diskussion über die Inflation gibt. (Bundeskanzler Nehammer: Hab ich nicht gesagt!) – Das haben Sie gesagt, o ja, das haben Sie im Fernsehen gesagt, ich habe es gehört. Und ich sage Ihnen: Mich regt das maßlos auf! Aber jetzt verstehe ich, warum es Sie nicht aufregt: weil Sie das gar nicht mitbe­kommen! Mich regt es maßlos auf. Wenn ich in Bruck an der Mur beim Spar an der Kassa stehe und hinter mir ein älteres Ehepaar sich darüber unterhält, welche Lebensmittel sie sich nicht mehr leisten können, dann regt mich das maßlos auf. Es ist nämlich unerhört, dass so etwas in unserem Land möglich ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben – und ich sage Ihnen, in der Obersteiermark arbeiten viele sehr hart, in der Stahlindustrie –, können sich plötzlich das Essen, das sie brauchen, nicht mehr leisten. (Zwischenruf des Abg. Eßl.) Herr Bundeskanzler, da ist Grund genug für Aufregung und da ist Grund genug, etwas zu unternehmen. Aber was tun Sie? – Sie veranstalten einen Gipfel, der keinen Preis senkt, und Sie veranstalten eine Pressekonferenz, durch die kein Preis gesenkt wird. Das ist Ihre Antwort an diese Familie in der Obersteier­mark, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ.)

Und ich sage Ihnen noch eines: Es regt mich auch maßlos auf – und auch das haben Sie gesagt –, wenn Sie sagen: Ja, die Teuerung ist schlimm, aber die Leute brauchen ja nur arbeiten zu gehen, dann wird das besser! – Nein, es ist nicht so; die Hälfte der Menschen, die unter Armut leiden, arbeiten auch, Herr Bundes­kanzler! Erweisen Sie ihnen doch etwas Respekt! (Beifall bei der SPÖ.)

Seit Oktober 2021 warnen wir vor dieser Inflation. (Abg. Wurm: Nein, nein!) Seit Oktober 2021 warnen wir vor zu hohen Gaspreisen, vor zu hohen Mieten (Abg. Belakowitsch: Echt wahr?), fordern eine wirksame Abschöpfung der Übergewinne


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ein. (Abg. Belakowitsch: Warnen – aber wir haben Anträge gestellt!) Und was haben Sie in dieser Zeit, seit 2021, gemacht? – Sie haben 38 Milliarden Euro ausgege­ben, ohne irgendeinen Preis zu senken, Herr Bundeskanzler. Das ist doch kein Umgang mit dieser Krise! Das ist das Falsche zur falschen Zeit! (Beifall bei der SPÖ.)

Was wir derzeit in Österreich erleben, ist eine sozialpolitische und ist eine wirtschaftspolitische Katastrophe, die hoffentlich nicht in eine gesellschafts­poli­tische Katastrophe übergeht. Die Menschen sind verzweifelt, und wenn Men­schen verzweifelt sind, ist es schwierig, wieder vernünftig miteinander umzuge­hen. Deshalb meine ich, es ist notwendig, unbedingt notwendig, in Ihrer Politik jetzt eine 180-Grad-Wendung zu machen: endlich dafür zu sorgen, dass die Mieten nicht nur nicht erhöht werden, sondern dass die Erhöhung vom April wieder zurückgenommen wird, Herr Bundeskanzler! Sie hätten die gesetzliche Möglichkeit, das zu tun, Sie haben die Mehrheit dafür, diese Mieterhöhung wie­der rückgängig zu machen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kassegger: ... Sanktio­nen ...!)

Es ist auch notwendig, die Lebensmittelpreise zu senken. Da muss endlich die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wegfallen, und man muss natürlich überprüfen, dass das auch weitergegeben wird. Selbstverständlich ist das möglich, wir leben in einem Rechtsstaat, Herr Bundeskanzler, das kann man alles machen. (Beifall bei der SPÖ.) Sie machen es aber nicht, und das ist das Problem, das die Menschen in Österreich haben: Sie machen es nicht.

Wir haben uns das gut überlegt, ich sage das ganz offen, wir gehen nicht einfach und unüberlegt mit diesen Dingen um (Abg. Wöginger: So wie die Abstimmung, ja! – Abg. Greiner: Zuhören, Herr Klubobmann! Zuhören!), aber wir werden jetzt einen Antrag einbringen und dies tue ich hiermit:


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Misstrauensantrag

der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend das „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“

*****

(Abg. Baumgartner: Schämen Sie sich!)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Zuseherinnen und Zuseher, ich wende mich jetzt an Sie! (Abg. Haubner: Es ist besser, du wendest dich mehr an deine Partei!) Wir haben lange Jahre sehr konstruktiv versucht, Oppositionspolitik zu machen (lebhafte Heiterkeit bei der ÖVP – Abg. Haubner: Wende dich an deine Partei! Für welche Gruppe sprichst du?), Schlimmes zu verhindern und Dinge zu verbessern.

So wie diese Regierung jetzt handelt, haben wir endgültig das Vertrauen in sie verloren. (Abg. Eßl: Habts ja einen Spitzenkandidaten!) Wir werden jetzt alle Kraft darauf verwenden, diese Regierung dazu zu bringen (Abg. Steinacker: Zuerst einmal im eigenen Haus Ordnung schaffen!), dass sie endlich Maßnahmen gegen die Teuerung ergreift. (Abg. Haubner: Für welche sozialdemokratische Gruppe sprechen Sie?) Wir werden alle Möglichkeiten, die wir hier im Parlament haben, nutzen und vor allem da, wo die Regierung unsere Stimmen braucht, diese Stimmen nicht mehr zur Verfügung stellen (Abg. Kickl: Dürfen wir auch zustim­men?), weder bei einfachen Mehrheiten noch bei Zweidrittelmehrheiten. – Herz­lichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

12.38

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Misstrauensantrag

gemäß § 55 GOG-NR

der Abgeordneten Dr.in Pamela Rendi-Wagner, Mag. Jörg Leichtfried, Genossinnen und Genossen

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung

eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag der Abgeordneten Dr.in Pamela Rendi-Wagner, Genossinnen und Genossen betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“ in der 211. Sitzung des Nationalrates

Begründung

Die derzeitige Bundesregierung aus ÖVP und Grünen hat in der Vergangenheit bei mehreren Anlässen bewiesen, dass sie nicht gewillt oder fähig ist, Lösungen für die drängenden Probleme und Sorgen der österreichischen Bevölkerung zu finden. Stattdessen begnügen sich ÖVP und Grüne mit Minimalkompromissen, gegenseitiger Blockade und blanker Klientelpolitik.

Drastisch lässt sich dieses Versagen im Umgang der Bundesregierung mit der Rekordteuerung beobachten: Während es Länder wie Frankreich, Spanien, Deutschland oder die Schweiz geschafft haben, die exorbitanten Energiepreise zu zügeln und entschlossene Eingriffe in den Markt vornahmen, sah die öster­reichische Bundesregierung tatenlos zu.

Wie schon zu Zeiten von Corona rühmt sich die Regierung damit, im internationalen Vergleich Rekordausgaben „gegen die Teuerung“ zu tätigen. Angesichts der Corona-Bilanz eine etwas kühne Herangehensweise. Denn tatsächlich gab es während der Corona-Pandemie Rekordausgaben, die zu Überförderungen von hunderten Millionen Euro geführt haben, wie sogar der Rechnungshof und die OeNB festgestellt haben. Die Regierung hat zwar das Geld der Menschen in Österreich mit beiden Händen


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ausgegeben, bei der Entwicklung des BIP in den Corona Jahren 2020 und 2021 gab es jedoch nur drei Länder in Europa, die schlechter abgeschnitten hatten als Österreich. Das heißt: die enormen finanziellen Hilfen haben den Zweck völlig verfehlt. Die Krisenkosten wurden falsch verteilt. Auch hier lügen die Zahlen nicht, auch wenn sie von ÖVP und Grünen gerne verschwiegen werden. Dass sich eine Regierung an Ankündigungen und nicht an tatsächlichen Verbesserungen messen lassen will, fällt den Menschen in Österreich nun schon zum zweiten Mal auf den Kopf. Der IWF hat ausgerechnet, dass die österreichische Regierung zwar im europäischen Vergleich tatsächlich sehr viel Geld unter dem Titel „Anti-Teuerung“ ausgibt, aber 3/5 des Geldes nicht zielgerichtet ankommen. Gleichzeitig wurde dabei kaum ein Preis gesenkt. Viel Geld auszugeben, das weder zielgerichtet ankommt noch die Preise senkt, ist mit Sicherheit das Schlechteste aus beiden Welten. Das beste Beispiel für sinnlose Rekordausgaben ist der Energiekostenzuschuss II, der bereits scharf vom Fiskalrat kritisiert wurde. Für viele EPUs und KMUs kommen die Hilfen mal wieder zu spät oder sind zu klein, weil die Regierung nicht die Energiepreise regulieren wollte. Bei anderen, großen Unternehmen wird dieser Zuschuss zu mas­siven Übergewinnen führen. Dort wo sich die Preissteigerungen ohne große Schwierigkeiten weitergeben lassen, ist es nämlich sehr wahrscheinlich, dass die Energiepreissteigerungen fast 1:1 auf die Preise aufgeschlagen werden. Gleichzeitig werden die verspäteten Hilfszahlungen 1:1 in die Gewinne der betroffenen Unternehmen fließen. Eine Regierung, die sich auch nur ein bisschen ernst nimmt, dürfte niemals zulassen, dass einzelne Unternehmen die Energiehilfen dafür verwenden, ihre Gewinne zu steigern. Es kann eigentlich nicht sein, dass die Men­schen doppelt zahlen – zuerst einen höheren Preis, etwa für Lebensmittel, und dann auch noch die Energiehilfen für Unternehmen über ihre Steuern und Abgaben. 5 bis 8 Milliarden Euro an wertvollen Steuergeldern werden beim Energiekostenzuschuss II größtenteils sinnlos und völlig ohne Wirkung auf die Inflation ausgegeben.

Die Statistik Austria hat jüngst am 4. Mai 2023 dargelegt welche Auswirkungen das Nicht-Handeln der Regierung auf den Wohlstand in Österreich hat. Im letzten Jahr haben mehr als 1/3 der Menschen in Österreich einen realen Einkommensverlust hinnehmen müssen. 27 Prozent der Menschen in Österreich rechnen mit


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Zahlungsschwierigkeiten bei Mieten und Wohnen. 1,1 Mio. Menschen können sich nicht einmal mehr Kleinigkeiten gönnen, und mehr als eine halbe Million Menschen hat Schwierigkeiten, sich eine warme Mahlzeit zu leisten. Diese Situation ist für ein Land wie Österreich unwürdig und für viele Familien längst untragbar geworden. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr hat sich unter anderem für einen Mietpreis-Stopp ausgesprochen und Eingriffe in den Markt von der Regierung eingemahnt. Die Regierung beobachtet aber nur weiter und lässt einen Gipfel nach dem anderen ohne konkretes Ergebnis verstreichen. Den Gipfel der Ergebnislosigkeit hat die Bundes­regierung in einer denkwürdigen aber für die Bevölkerung sehr traurigen zweiten Maiwoche erreicht. Nachdem zu Beginn der Woche ein Lebensmittelgipfel ergebnislos scheiterte, hat die Regierung in einer Panikreaktion im Rahmen einer Show-Pressekonferenz am 10. Mai ein Nicht-Maßnahmenpaket angekündigt, das keinen einzigen Preis senken wird. Weder wurden die Mieten reguliert und dadurch billiger, noch hat man in die Lebensmittelpreise eingegriffen.

Eine Bundesregierung, die Schulden und Inflation in die Höhe treibt, ist gescheitert.

Eine Bundesregierung, die mit ihrer verfehlten Politik, den Wohlstand des Landes gefährdet, hat völlig versagt.

Eine Bundesregierung, die dabei zusieht, wie die Armut steigt und die hart arbeitende Mittelschicht abrutscht, ist ein Problem für unser Land.

Die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen hat bewiesen, dass sie nicht in der Lage ist, die Teuerungskrise im Sinne der Menschen und des Wirtschaftsstandortes erfolgreich zu bekämpfen und die Inflation zu dämpfen. Sie ist nicht in der Lage, ihre Aufgabe und Verantwortung wahrzunehmen. Es ist Zeit, dass Türkis-Grün den Weg frei macht für eine neue Bundesregierung, die tatsächlich die Preise senkt, die Armut bekämpft, die hart arbeitenden Menschen in Österreich unterstützt und den Wirtschaftsstandort schützt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt."

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Klubobmann August Wöginger. – Bitte, Herr Klubobmann.


12.38.48

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Regierungsmitglieder! Herr Kollege Leichtfried, weißt du, wo du diesen Misstrauensantrag einbringen sollst? – Im Wiener Rathaus. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.) Dort sollst du diesen Misstrauensantrag einbringen, weil dort sitzt der Sheriff von Nottingham, Bürgermeister Ludwig, und sein Schatzmeister Wiederkehr. (Abg. Leichtfried: Sind Sie auch schon im blauen Topf tätig?) Die beiden haben nichts anderes im Sinn, als Gebühren zu erhöhen, Preise zu erhöhen. Das Letzte war jetzt, dass sie die Essensgelder für die Kinder und die Kinderbetreuungsgebühren in der Stadt Wien um über 10 Prozent angehoben haben. (Ah-Rufe und Oh-Rufe bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, das bringt viele Menschen an den Rand der Belast­barkeit! Das ist rote Politik, das ist SPÖ Wien. Bringen Sie Ihren Misstrauens­antrag im Wiener Rathaus ein und verschonen Sie diese Regierung mit diesen Punkten! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Vielleicht halten Sie die Rede im Wiener Landtag, da passt sie besser! – Abg. Stöger: Da haben sie ja kein Mandat mehr!)

Frau Kollegin Rendi-Wagner, wenn Sie uns mit Spanien vergleichen: Ich möchte ja nicht wissen, was Sie sagen würden, wenn wir die Datenlage von Spanien hätten – dann wäre der Misstrauensantrag durchaus gerechtfertigt. (Abg.


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Leichtfried: Wie lang haben die eine konservative Regierung gehabt? Zu lang!) Dort gibt es eine Jugendarbeitslosigkeit von 30 Prozent, einen Kaufkraftverlust von 6 Prozent, eine Situation im Lande, in der sich viele Menschen wirklich überhaupt nichts mehr leisten können. Und das nehmen Sie als Beispiel, weil dort die Inflation um zwei Prozentpunkte niedriger ist (Rufe bei der SPÖ: Fünf!), dem schlechte Gehaltsabschlüsse zugrunde liegen?! Ja, wo ist denn die Sozialdemokratie geblieben? – Mit Ihrer Abstimmerei und dem Eiertanz, den Sie um Ihre Führungspersönlichkeiten aufführen, gerät ja bei Ihnen alles aus den Fugen. Die Sozialdemokratie ist hin, wenn sie so weitermacht. Das ist ein Faktum. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Die Zeit der Überheblichkeit wird bald vorbei sein! – Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Meine Damen und Herren! Es ist herausfordernd, in Zeiten wie diesen wirklich die richtigen Maßnahmen zu setzen. Eines kann man dieser Regierung aber nicht vorwerfen: Wir haben die Kaufkraft gestärkt, wir haben eine Vielzahl an Maßnahmen, Unterstützungsmaßnahmen gesetzt. Man kann diskutieren, ob jede Maßnahme zielgerichtet genug ist, ob das auch wirklich in dem Ausmaß bei den Menschen ankommt, wie wir es wollen, aber wir haben als eines der wenigen Länder in Europa die Kaufkraft gestärkt und wir haben die zweitmeisten Unterstützungsmaßnahmen gesetzt. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja eben! Das ist aber ein Problem!) Da wird sogar schon diskutiert, ob es nicht zu viel war, ob alles auch richtig eingesetzt war. Wir haben uns aber wirklich redlich bemüht, allen Bevölkerungsschichten, der Wirtschaft, den Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmern, den Pensionistinnen und Pensionisten, allen, die hier in Österreich sind, unter die Arme zu greifen.

Darüber hinaus haben wir Struktureffekte geschaffen: Wir haben die schleichende Steuererhöhung, die kalte Progression, abgeschafft, Familien- und Sozialleis­tungen valorisiert – drei, vier Jahrzehnte wurde das hier im Hohen Haus disku­tiert; diese Bundesregierung hat diese Maßnahmen gesetzt –, und wir haben die Steuern und Abgaben weiter gesenkt, nämlich auf 20, 30, 40 Prozent, den


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Familienbonus auf 2 000 Euro erhöht. Man kann immer unterschiedlicher Mei­nung sein, aber das sind Maßnahmen, die greifen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und ja, die Inflation ist zu hoch. Deshalb haben wir vergangenen Mittwoch, Frau Kollegin Rendi-Wagner – nicht letzten Freitag, nicht irgendwann zuvor, sondern letzten Mittwoch (Abg. Belakowitsch: Wahnsinn!) –, als Bundesregierung ein Maßnahmenpaket geschnürt, das vor allem eines beinhaltet: dass die Energie­preise nach unten müssen. (Abg. Belakowitsch: Echt? Seid ihr draufgekom­men?)

Was ist das Problem vieler Menschen? – Die kommen ja auch an den Sprechtagen zu uns oder sie sprechen uns bei Veranstaltungen an und sagen: Ich habe früher 200 Euro Stromkosten bezahlt, jetzt bezahle ich 600, 700, 800 Euro, weil ich einen Nachtspeicherofen in meinem Haus habe und mir derzeit keine andere Heizung leisten kann! Und genau darum geht es. Wir haben Strompreise, die zwischen West und Ost in dieser Republik variieren: In Tirol sind es derzeit unter 20 Cent für die Kilowattstunde Strom, und in Wien, aber auch in anderen Ländern – das ist nicht nur gegen die Wien Energie, sondern das ist auch in anderen Ländern so – sind es 30 Cent, 40 Cent und sogar über 50 Cent für die Kilowattstunde Strom. (Ruf bei der ÖVP: Unerhört!) Meine Damen und Herren, es hat im marginalen Bereich immer Unterschiede zwischen West und Ost gegeben, aber das Drei-, Vier- oder sogar Fünffache ist zu viel, und deshalb setzen wir da bei den Energiekonzernen an, weil die Preise nach unten müssen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Verschärfung der Übergewinnsteuer für Energiekonzerne hat den Sinn, dass die Preise weitergegeben werden. Einige machen das jetzt ab 1. Juni, die Salzburg AG zum Beispiel, auch die Energie AG bei uns zu Hause in Oberöster­reich: Die Strompreise werden sukzessive gesenkt, aber das ist noch zu wenig. Was wir vor allem wollen, ist, dass unterjährig aufgerollt wird, weil die Menschen jetzt Monatsvorschreibungen in exorbitanten Höhen bekommen haben und es wichtig ist, dass der Strompreis adaptiert wird und unterjährig einmal aufgerollt


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wird, sodass die monatlichen Vorschreibungen sinken. Das ist das, was wir mit dieser Übergewinnbesteuerung bei den Energiekonzernen bewirken wollen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es geht auch um mehr Preistransparenz. Man muss Preise besser miteinander vergleichen können. Das fordern wir auch beim Lebensmittelhandel ein.

Was auch wichtig ist, ist, dass der Gebührenstopp weiter fortgesetzt wird. Das Geld aus der Übergewinnsteuer, das beim Finanzminister landet, kommt in den Finanzausgleich. Das heißt, es werden auch Länder und Gemeinden, wie es im Finanzausgleich vorgesehen ist, mit diesen Mitteln beteilt, und daher wird es auch den Kommunen und auch den Ländern möglich sein, sehr maßvoll mit dem umzugehen, was Gebührenerhöhungen anlangt. Das, was man unmittelbar vor Ort tun kann und auch tun soll, ist, sicherzustellen, dass die Gebühren einge­froren werden (Abg. Hafenecker: Wichtig ... Gebühren zu senken ...!) – so wie wir das auf Bundesebene machen – oder nur maßvoll angepasst werden, weil es das ist, was die Menschen direkt am meisten belastet. So, wie das in Wien passiert, dass alles um mindestens 10 Prozent angehoben wird, schaffen es die Menschen dann wirklich nicht, und das ist etwas, was zurückgenommen gehört. Das ist auch ein Appell an die Wiener Stadtregierung, da tätig zu werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das heißt, das sind Dinge, die wirklich auch bei den Menschen ankommen werden. (Abg. Hafenecker: ... die Teuerung ...!)

Ein letztes Wort noch einmal zum Misstrauensantrag: Es hat vor sechs Jahren einen Bundeskanzler gegeben, der Christian Kern geheißen hat. (Abg. Belakowitsch: Ihr wart mit ihm in Koalition! – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Weil hier immer die Armutsgefährdung laut EU-Statistik – über die könnten wir separat noch einmal diskutieren – herangezogen wird (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch): Wissen Sie, was Faktum ist? – Unter Christian Kern als Bundeskanzler waren laut dieser Studie 8 000 Menschen mehr in Österreich armutsgefährdet, als es unter Bundeskanzler Nehammer der Fall ist. – Daher:


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Packen Sie Ihren Misstrauensantrag einfach wieder ein und beteiligen Sie sich konstruktiv an der Arbeit für die Menschen und für das Land Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Bevor ich Herrn Klubobmann Herbert Kickl das Wort erteile, darf ich noch ergänzen, dass der von Herrn Mag. Leichtfried eingebrachte Entschließungsantrag ordnungsgemäß eingebracht ist und somit auch mit in Verhandlung steht. – Bitte, Herr Klubobmann. (Abg. Leichtfried: Das ist gut!)


12.45.57

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Liebe Österreicher! Ich muss jetzt ein bisschen ausholen, weil ja in den letzten Wochen in der innenpolitischen Debatte – und zwar sowohl vonseiten der Regierungsparteien als auch von­sei­ten der Sozialdemokratie – eine Sache ganz zentral hervorgehoben und in den Mittelpunkt der politischen Debatte gestellt worden ist. Wissen Sie, was das war, Herr Bundeskanzler, wissen Sie das? Oder Sie, Frau Klubobfrau, wissen Sie das? – Sie schauen ein bisschen ahnungslos.

Ich helfe Ihnen: Es ist die sogenannte Regierungsfähigkeit, das war im Zentrum der politischen Debatte. Bis zum Exzess haben die Österreicher von Ihnen hören müssen, wie ausschließlich und einzig und allein Sie – das heißt diese Vertreter der Regierungsparteien und die, die ihnen immer den Steigbügel halten – exklu­siv regierungsfähig sind und wie das für andere nicht gilt. (Abg. Leichtfried: Jetzt macht ihr den Steigbügelhalter in Niederösterreich! Und in Salzburg werdet ihr auch den Steigbügelhalter machen!)

Meine Damen und Herren, es gibt im Neuen Testament einen wunderschönen Spruch, Matthäus 7 – die Sozialdemokratie kennt das nicht, die liest lieber Marx, das weiß ich auch (Abg. Leichtfried: Oberösterreich: Steigbügelhalter!) –: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Gemessen an diesem Maßstab, an diesen


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Früchten (Abg. Leichtfried: Was ist eigentlich in Graz jetzt?) bedeutet Regierungs­fähigkeit in den Augen dieser Einheitspartei, zu der die ja alle in der Zwischenzeit zusammenverwachsen sind (Abg. Leichtfried: Was war in Graz schnell? Was ist mit dem Herrn Kunasek?), und des Herrn Bundespräsidenten nichts anderes, als dass man offenbar eine Spur der Verwüstung durch dieses Land ziehen muss, um regierungsfähig zu sein. – Das bedeutet es. (Abg. Leichtfried: Wie war das in Graz?)

Es bedeutet, konsequent gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung handeln zu müssen, dann ist man in Ihren Augen regierungsfähig, und es bedeutet, dass man die Landsleute im Stich lässt und das Land den Bach hinuntergehen lässt. Hauptsache, der Stil und die Tonalität stimmen, alles andere ist wurscht, dann ist man regierungsfähig bei Ihnen! (Beifall bei der FPÖ.)

Und die Menschen draußen spüren jetzt die Folgen dieses guten Stils – am eigenen Leib und jeden Tag und an der Supermarktkassa und wenn sie dann die Rechnungen bezahlen müssen. Lauter faule Früchte, die Sie produziert haben: ein ruiniertes Gesundheitssystem und Pflegesystem, lauter Frustrierte überall, aber dafür Milliarden für Pfizer; Österreich, das kleine Österreich, der größte Asylmagnet in der Europäischen Union (Abg. Meinl-Reisinger: Meine Güte! Das brauchen wir ...!), Stichwort Klimabonus für Asylwerber und Analphabeten statt Arbeitskräfte, das ist die nächste faule Frucht; weiters eine Zwangsbeglückung mit neuen Steuern von der CO2-Abgabe bis zur ORF-Haushaltsabgabe, um Ihre jüngste Errungenschaft auch nicht unerwähnt zu lassen, und natürlich Österreich als Nummer eins bei der Geldentwertung unter den Euroländern, was eine Teuerungswelle zur Folge hat, die den Menschen das Leben unleistbar macht und ganz, ganz viele in eine tiefe Verzweiflung stürzt.

Und dann kommen Sie daher und sagen, dass die Kaufkraft in diesem Land gestiegen ist. (Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Nehammer.) – Ja, Herr Bundeskanzler, welcher von Ihren 104 PR-Beratern hat Ihnen das ins Manuskript geschrieben? (Beifall bei der FPÖ.) Schmeißen Sie den hinaus! Das ist ja ein


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Ausdruck von Dummheit, dass es ärger gar nicht geht (Ruf bei der ÖVP: Unglaub­lich!), und noch dümmer ist der, der das in die Öffentlichkeit bringt. (Beifall bei der FPÖ. – He-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Wöginger: ... eine Statistik! – Ruf bei der ÖVP: Eine Statistik als Dummheit zu bezeichnen geht gar nicht!)

Meine Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, nicht Kaufkraftsteigerung, sondern Armut ist der Begriff (Abg. Michael Hammer: Geistige, oder?), der für die gegenwärtigen Zustände in diesem Land passt. Das ist die Wahrheit, und im Gegensatz zu dem, was Sie in Ihren Ausführungen behaupten, hat diese Armut die Menschen, die arbeiten und die Leistung bringen, längst erreicht. Da sind Sie ja schon wieder am falschen Dampfer unterwegs, weil nämlich das Einkommen zum Auskommen nicht mehr reicht, das ist doch der Punkt. Und Armut, Herr Bundeskanzler, gibt es auch bei denjenigen, die ihr Leben lang Leistung gebracht haben: Die heißen Pensionisten, die werden von Ihnen auch im Stich gelassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch da hat es diese Einheitspartei in der Zwischenzeit so weit getrieben, dass man in Österreich am Ende des Erwerbslebens besser dran ist, wenn man einen Asylantrag stellt, als wenn man einen Pensionsantrag stellt. (Ruf bei der SPÖ: Blödsinn!) Schämen Sie sich, meine Damen und Herren! Schämen Sie sich! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Noch mehr kriegt man, wenn man FPÖ-Politiker in Graz ist!)

Inflation heißt nichts anderes, als dass das Geld der Österreicher heute weniger wert ist, als es gestern wert gewesen ist, und dass es morgen weniger wert sein wird, als es das heute ist, und so geht das munter weiter. (Abg. Fischer: Das glaubts ja alles selber nicht!) Für die Damen und Herren zu Hause: Wenn Sie im März des Jahres 2020, in den letzten Tagen vor Corona, 100 Euro gehabt haben, dann entsprechen diese 100 Euro heute einem Wert von 80 Euro, und so geht das munter dahin.

Jetzt fragen wir uns einmal eines – und darum machen Sie alle von der Einheits­partei einen riesigen Bogen –: Ja was ist denn zwischen diesem März 2020 und


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jetzt passiert? Was ist denn da passiert? – Die Antwort gebe ich Ihnen, weil wir die einzige Partei sind, die diese Dinge anspricht, und das heißt, an die Wurzeln zu gehen. Wissen Sie, was passiert ist? – Eine fanatische und falsche Corona­politik, die nicht nur das Land gespalten hat, sondern in einer Lockdownkaskade die Wirtschaftskraft ruiniert und 50 Milliarden Euro und noch mehr verschlun­gen hat. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Das war ein Inflationsturbo! Das ist passiert! Da höre ich überhaupt nichts von Ihnen. Das geht voll auf Ihre Kappe, und wir haben gewarnt.

Was ist noch passiert? – Eine Verteufelung von Kohle, Öl und Gas im Namen der Energiewende, wobei Sie das Kind mit dem Bad ausschütten. Das ist eine politisch gewollte Verteuerung von Strom. Es ist eine gewünschte Wirkung und keine unerwünschte Nebenwirkung, dass das alles teurer wird. (Abg. Schwarz: Die Erneuerbaren sind günstiger als ...!) Das geht auch voll auf Ihre Kappe, und wieder haben wir Freiheitliche als Einzige davor gewarnt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Stögmüller: ... Klimaziele nicht mehr ...!)

Was ist noch passiert? – Die Beteiligung an einem Wirtschaftskrieg der Europäischen Union, der die Energiepreise aber erst so richtig hat explodieren lassen und damit diese Inflation in allen Bereichen richtig angeheizt hat. Da höre ich überhaupt nichts von Ihnen. Das ist passiert, und das geht auch auf Ihre Kappe. Wir haben davor gewarnt und Sie wollten es nicht hören.

All das – diese drei Punkte – kommt oben drauf auf eine verantwortungslose Politik der Europäischen Zentralbank, eine Schuldenpolitik – ich sage es einmal so –, die das Weiterwurschteln von chronischen Pleitestaaten auf Kosten derer, die wirtschaftlich noch leistungsfähig sind, ermöglicht und in Wahrheit uns alle in den Abgrund hinunterreißt – und das im Namen der europäischen Solidarität. Das geht auch auf Ihre Kappe, weil Sie dort überall mit dabei sind, und wir war­nen seit Jahren. (Beifall bei der FPÖ.)

So, das sind die wahren Ursachen der Teuerung. Das alles zusammen, das ist die große Inflation. Wir hören da nichts von Ihnen, weil Sie überall Beitragstäter sind


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und weil Ihnen diese Inflationsbutter in Wahrheit vom Kopf herunterrinnt. Nicht Sie haben diesen Wahnsinn bekämpft, sondern die Freiheitliche Partei, die die Dinge beim Namen nennt, weil wir uns auf die Seite der Bevölkerung stellen. Das ist nämlich für uns Regierungsfähigkeit, und nicht diese Buckelei vor der Europäischen Union, die wir bei Ihnen erleben. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Not ist riesig, aber ich sage Ihnen eines: Sie wollen ja – weil Sie jetzt Ihre Maßnahmen gesetzt haben, ohnehin nur Flickwerk, zu spät, hinterher, abwarten, beobachten; Sie haben Zeit, die Leute haben sie nicht – all diese Riesen in der Lebensmittelbranche gar nicht unter Kontrolle bringen, denn die Wahrheit ist doch, dass Sie selber am allermeisten davon profitieren, wenn es dort hohe Preise gibt, weil Sie sich über die Mehreinnahmen bei der Mehrwertsteuer freuen. Das ist ja das Problem. Wir würden die sofort senken. (Abg. Höfinger: Du Weltmeister machst das!) Heute würden wir sie senken – streichen und darauf achten, dass diese Preissenkung weitergegeben wird. Ja bitte schön, das ist ja keine Raketenwissenschaft, so etwas in Gang zu setzen. (Abg. Wöginger: Das hast eh in Ungarn gesehen und in Deutschland!) Sie wollen es aber nicht. Das ist das Problem. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir würden die Mieterhöhung noch heute aussetzen und die entsprechenden Gebühren, die damit in Zusammenhang stehen, stoppen. Das ist das Gegenteil von dem, was die Sozialdemokratie, die jetzt offenbar unterwegs in Richtung Kommunismus ist, in Wien macht – aber nur in den Worten, denn der real gelebte Sozialismus, liebe Freunde, ist nichts anderes als eine Teuerungswelle, die ihresgleichen sucht. Das ist der Sozialismus dort, wo er zur Anwendung kommt, und das andere ist pseudokommunistisches Geschwafel, Weltverbesse­rungsgeschwafel, mit dem Sie versuchen zu retten, was zu retten ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir würden die CO2-Besteuerung und die NoVA-Erhöhung zurücknehmen. Wir würden versuchen, CO2-Zertifikate zu verbilligen und nicht noch teurer zu machen. Da kostet ja das Produkt – nämlich die Energie – viel, viel weniger als all das, was an Steuern drauf ist. Sie machen das alles und stellen sich her und


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jammern über die hohen Energiepreise, und dann befetzen Sie sich noch gegen­seitig, wer von Ihnen der Dümmere ist. Ja bitte, macht euch das unter­einander aus! Es ist jedenfalls klar, dass er in Ihren Reihen zu finden ist. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Besonders witzig!)

Und ich sagen Ihnen auch: Wenn Sie über die Energieversorger herumlamen­tieren, dann lamentieren Sie über sich selber herum, denn die Energieversorger, das ist niemand anderer als Rote und Schwarze. (Abg. Kassegger: Ja!) Das sind die Energieversorger in Österreich, die sitzen dort in den Entscheidungspositionen und im Management. Das sind die Energieversorger. Dort müssten Sie sich nur selbst einen Ruck geben, aber das tun Sie nicht. (Abg. Michael Hammer: Bei der Energie AG ist der Finanzchef ein Blauer! Nur dass wir es gesagt haben! – Abg. Steinacker: Hat er vergessen!) Stattdessen wollen Sie kompliziert irgendwo hinter­her, hinten herum irgendetwas abschöpfen und dann noch komplizierter irgendwie wieder verteilen. – Nein, Deckel drauf – da passt es. (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) Richten Sie das bitte Frau Gewessler aus! Deckel drauf auf den Preis – das ist das, was wir heute machen würden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Herr Bundeskanzler, ich komme zum Schluss. Eine Maßnahme gibt es natürlich auch noch, die gegen die Inflation sofort und spürbar wirkt – Sie kennen sie –: Treten Sie zurück und nehmen Sie Ihr türkises Restangebot mit, und diese Weltuntergangssekte der Grün:innen gleich mit dazu! (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ.) Dann ist der Souverän am Wort, dann ist der Weg frei für eine Regierung (Abg. Michael Hammer: Wahnsinn, so begeistert von der sensationellen Rede eures Vorsitzenden! Pünktliches Gelächter in der zweiten Reihe!), die die notwendige Nähe zur eigenen Bevölkerung und die notwendige Distanz zu den selbsternannten Eliten und zur Europäischen Union, die uns eine Suppe nach der anderen einbrockt, hat. Dann haben wir es wirklich mit Regierungsverantwortung und mit Regierungsfähigkeit zu tun. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Bravo, großartige Rede!)

12.56



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Klubvorsitzende Sigrid Maurer. – Bitte, Frau Klubvorsitzende.


12.56.28

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehe­rinnen und Zuseher! An Sie möchte ich mich jetzt hier besonders wen­den, ganz besonders an die Wählerinnen und Wähler der Freiheitlichen Partei. Was wir jetzt gerade wieder hier gesehen haben, ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbie­ten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Die Wahrheit! Die reine Wahrheit, Frau Kollegin! Die reine Wahrheit!)

Herr Kickl stellt sich hier heraus und redet – in einer Tonalität, die ich jetzt einmal beiseitelasse und gar nicht kommentiere – über Regierungsfähigkeit, weil er dann ja so gerne regieren würde und das leider in manchen Bundesländern auch tut. (Abg. Kickl: Sie sind ein Paradebeispiel von Regierungsfähigkeit!)

Wenn man die Freiheitliche Partei daran misst, was sie tatsächlich tut (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) – und das richtet sich an die Wählerinnen und Wähler der Freiheitlichen Partei – (Zwischenruf des Abg. Hafenecker): Diese Partei lügt Ihnen ins Gesicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Diese Partei tut so, als hätte sie etwas übrig für die sogenannten kleinen Leute, wie das die Freiheitliche Partei formuliert. (Abg. Kickl: Ich glaube, Sie wissen gar nicht, wer das ist!) Diese Partei behauptet, Sie würde sich für die sozial Schwachen einsetzen. (Abg. Wurm: Genau! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Hafenecker: Sagt die Gucci-Fraktion!) Diese Partei saß schon einmal auf der Regierungsbank, wir erinnern uns. Bei der Freiheitlichen Partei ist es immer dasselbe: Oppositionsbank, Regierungsbank, Anklagebank. Wir erinnern uns an Ibiza. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Wer sitzt auf der Anklagebank? – Abg. Kickl: Freispruch haben Sie vergessen! – Zwischenruf der Abg. Steger.)


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Sie waren Minister, und wenn man Sie an Ihren Taten misst und daran, was Sie für die Menschen tun: Wir hatten da eine Sozialministerin – Sie waren damals Innenminister, Herr Kickl –, die der Meinung war, 150 Euro Mindestsicherung seien genug, das gehe sich aus (Abg. Belakowitsch: Hat sie nicht gesagt! ... Inflationsrate gegeben!) – Hartinger-Klein, Ihre Ministerin.

Sie haben mit dem Sozialhilfe-Grundsatzgesetz riesigen Schaden im österreichi­schen Sozialsystem angerichtet (Abg. Kickl: Erzählen Sie uns was gegen die Teuerung!), das war ein starker Schlag gegen die armutsgefährdeten Menschen in Österreich. (Abg. Kassegger: Wirklich eine argumentativ hochwertige Rede, Frau Kollegin! Ein Argument nach dem anderen!) Das sind Ihre Regierungsentschei­dun­gen gewesen. (Beifall bei den Grünen.)

Es ist absolut heuchlerisch, sich hierherzustellen und so zu tun, als würden Sie die Interessen der armen Menschen vertreten, denn das Gegenteil ist der Fall. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: 1 000 Mal mehr als Sie!) Wenn der Vizekanzler zu Recht erneut die Forderung nach einer Millionärssteuer aufbringt, weil es gerecht ist, wenn die Superreichen in diesem Land ihren fairen Beitrag leisten (Abg. Belakowitsch: ... sagt ..., das zahlen die Reichen!), dann reiten Sie zuallererst aus und sagen, es ist eine Belastung. Sie haben null übrig für die Menschen, denen es wirklich schlecht geht. Das ist Ihr Populismus, Sie wollen Stimmen fangen, aber ihre Interessen vertreten Sie in keiner Sekunde. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Sie werden es noch erleben! Sie werden es noch erleben! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Sie stellen sich hier so als Antisystempartei her und reden über die Einheits­partei, die gegen Sie gerichtet ist (Abg. Belakowitsch: Ist ja so! Ist ja so! – Ruf bei der FPÖ: ... Wortmeldung!), Sie als einer der am längsten dienenden Berufs­politi­ker in diesem Land, Sie, die Sie seit Jahrzehnten Reden schreiben, seit Jahrzehnten in Ihren Reden gegen die österreichische Bevölkerung, gegen die Menschen, die zu uns zuwandern, hetzen (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch – Abg. Hafenecker: Geh bitte! – Zwischenruf der Abg. Steger – Abg. Kickl: ... es brennt der Hut!) – das ist Ihre Politik. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. –


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Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Kassegger.) Es ist absolut heuchlerisch, so zu tun, als hätten Sie ein ernsthaftes Interesse an der Situation der Menschen.

Sie haben es in der Vergangenheit bewiesen: Ihre Sozialpolitik richtet sich nach unten, und Sie können noch so lange behaupten, dass Sie das Gegenteil tun würden – es ist einfach nicht die Wahrheit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Sie werden es erleben! – Abg. Hafenecker: Gehen Sie wieder auf die Galerie und schmeißen Sie Zettel herunter! – Abg. Kickl: Sagen Sie bitte etwas zu den Inflationsursachen!)

So, zu meiner eigentlichen Rede (die Abgeordneten Belakowitsch und Wurm – erheitert –: Ah ja! – Abg. Kassegger: Was war das bisher?): Zu den hohen Preisen haben wir heute eine Sondersitzung – ein sehr ernstes Thema, und es ist richtig und wichtig, dass wir das hier im Parlament, im Nationalrat diskutieren. Mein Wunsch wäre, dass wir das konstruktiv tun und dass wir gemeinsam gute Lösungen finden. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber allein der polemische Titel dieser Sondersitzung zeigt ja schon, dass es hier nicht um Lösungen geht, sondern um Profilierung. (Abg. Kassegger: Das war jetzt eine Beschimpfung!) Das ist natürlich Ihr Recht, aber es ist nicht verantwortungsbewusst und es ist nicht ehrlich den Menschen gegenüber, die Antworten auf ihre Probleme erwarten. (Beifall bei den Grünen.)

Wir Grüne konzentrieren uns seit Beginn dieser Teuerungskrise auf diese Ant­worten. (Abg. Belakowitsch: Was? Seit Beginn?) Seit Ende 2021 haben wir verschiedenste Maßnahmen gesetzt, angefangen bei den Direkthilfen, vor allem für jene, bei denen das Geld schon vor der Teuerung knapp war. Der erhöhte Klimabonus zum Beispiel hat breite Entlastung geschaffen. Diese Maßnahmen wirken, die Menschen haben dadurch mehr Geld im Börserl. (Ruf bei der FPÖ: Glauben Sie das selber?)

Es ist objektiv messbar: Österreich steht bei der Kaufkraft im EU-Vergleich – wir haben es schon gehört – sehr gut da. (Abg. Hafenecker: Was kostet Ihr


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Champagner jetzt?) In Ländern wie Spanien und Portugal, die da jetzt zitiert werden, in denen massiv in die Preise eingegriffen wurde, sinkt die Kaufkraft. Sie haben eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Inflation ist dort niedriger, ja, aber niedrige Preise bringen nichts, wenn die Leute trotzdem nicht das Geld haben, um sich etwas zu kaufen. Es reicht also nicht, nach einfachen Lösungen zu schreien wie: Einfach einen Deckel drauf! – Das ist zu wenig, Frau Rendi-Wagner. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deshalb hat die Bundesregierung die schweren Brocken angepackt und struk­turelle Verbesserungen geschaffen, die die Sozialdemokratie nicht geschaffen hat. Wir haben erstmals alle Sozial- und Familienleistungen an die Inflation angepasst. Das passiert dauerhaft, für rund 1,3 Millionen Menschen in Öster­reich bringt das jeden Monat mehr Geld. Das ist das Gegenteil von Einmalzahlungen, die einfach nur verpuffen. Diese Valorisierung hat die SPÖ immer gefordert und sie hat sie nie durchgesetzt. Das war, wie Sie, Kollege Leichtfried, sagen würden, ein Totalversagen der SPÖ in dieser Frage. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir Grüne wollen, dass gutes Leben für alle leistbar ist, deswegen setzen wir all diese Maßnahmen, mit denen wir die Teuerung dämpfen. Die Stromkosten­bremse beispielsweise, die Elektrizitätsabgabe, die Erdgasabgabe, das sind inflationsdämpfende Maßnahmen. (Abg. Kassegger: Also so etwas zu sagen, dass die Stromkostenbremse inflationsdämpfend ist, zeigt, Sie haben überhaupt keine Ahnung!) Dass die Inflation langsamer sinkt als erwartet, liegt auch an den hausgemachten Problemen der Vergangenheit, und auch dagegen arbeiten wir Grüne gezielt. Das bedingt beispielsweise die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieimporten oder die Konzentration der Marktmacht auf vier große Supermarktketten.

An dieser Stelle muss ich auch noch einmal sagen: Die Chuzpe zu haben, als Vertreter des Handels, der 95 Prozent des Marktes abdeckt, vom Greißler­sterben zu sprechen, das halte ich für total fehl am Platz – ebenso wie die Haltung, zu jeder vorgeschlagenen Maßnahme, egal ob es um Preistransparenz


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oder um ein freiwilliges Einfrieren von Preissteigerungen geht, Nein zu sagen. Das ist ganz sicher der falsche Weg und eine Frechheit des Handels gegenüber den österreichischen Bürger:innen. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist auch der Grund dafür, dass wir dieses Paket geschnürt haben, das wir am Mittwoch präsentiert haben, inklusive eines Transparenzberichtes, was die Preise betrifft, das vom Landwirtschaftsministerium eingebracht werden wird, und ebenso einer Stärkung der Wettbewerbsbehörde. Man muss denen offensichtlich auf die Finger schauen, denn es kann sich niemand erklären, wie das gehen kann und warum diese Preise so extrem hoch sind und weiter steigen. Das kann mir niemand erklären, wenn die Bauern so wenig dafür bekommen. Dass der Preis deswegen so hoch sein muss, das geht sich nicht aus. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Ihre Zeit ist abgelaufen!)

Wir werden über die Maßnahmen heute sicher noch Genaueres hören.

Wir alle hier gemeinsam, wir, alle Abgeordneten, sind politisch verantwortlich dafür, dass wir die Menschen gut durch schwierige Zeiten bringen, mit richtigen Lösungen, mit konstruktiven Ansätzen und Ansätzen, die funktionieren, in der Bundesregierung ebenso wie in den Ländern und Gemeinden. Dafür kämpfen wir Grüne in dieser Regierung gemeinsam mit der ÖVP jeden Tag. Ich rufe auch die Opposition dazu auf, sich konstruktiv zu beteiligen und die Fakenews einzustellen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.04

13.04.54*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrte Frau Klubvorsitzende Maurer, Sie wissen als Mandatarin mit mehrjähriger Erfahrung, dass ich für die Begriffe „Scheinheiligkeit“, „Lüge“ und „Heuchelei“ jeweils einen Ordnungsruf zu erteilen habe – ein Hattrick sozusagen.


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Nächste Rednerin: Frau Klubvorsitzende Meinl-Reisinger, bitte. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Moment, Frau Klubvorsitzende!

Ich habe erwartet, dass das kommen wird. Ich darf Ihnen sagen, warum ich beispielsweise bei der Rede des Kollegen Wöginger, der den Wiener Bürger­meister als „Sheriff von Nottingham“ bezeichnet hat oder der SPÖ einen „Eiertanz“ vorgeworfen hat, oder bei der Formulierung von Herbert Kickl, der gesagt hat, dass eine zur Verfügung gestellte Formulierung durch einen Dritten „ein Ausdruck von Dummheit“ sein könnte, keinen Ordnungsruf erteilt habe: weil ich den Grundsatz vertrete, dass immer dann ein Ordnungsruf zu erteilen ist, wenn hier jemand persönlich unter der Gürtellinie angegriffen wird – erstens. Und zweitens gibt es gewisse Wörter, die automatisch zu einem Ordnungsruf führen, nämlich – Sie wissen es –: Heuchelei, Scheinheiligkeit und so weiter und so fort.

Ich bin grundsätzlich auch ein Freund einer emotionalen Debatte, denn wenn jemand für sein Thema nicht im Inneren brennt, wenn er oder sie hier emotions­los vorträgt, dann ist er oder sie in der Politik eigentlich nicht richtig am Platz. (Beifall bei der FPÖ.)

Bitte, Frau Klubvorsitzende.


13.06.12

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Erlauben Sie mir ganz kurz zu Beginn eine Anmerkung, anschließend an diese kurze Abhand­lung zum Thema Ordnungsruf: Wenn ich Führungen durch das Parlament, durch das Hohe Haus mache und wir dann hier im Plenarsaal sind, dann ist immer eine der drängendsten Fragen der Bürgerinnen und Bürger, wie denn das mit den Ordnungsrufen ist, was die dann eigentlich für Konsequenzen haben. Ich sage


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dann immer allen Bürgerinnen und Bürgern: Schauen Sie bitte selber in der Liste nach, welche Personen hier im Haus die meisten Ordnungsrufe erhalten haben, und ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse.

Besonders interessant für die Bürgerinnen und Bürger ist immer die Liste der Wörter, für die man automatisch einen Ordnungsruf bekommt. Ich glaube, wir werden sie demnächst einmal online stellen, weil manches auch ein bisschen aus der Zeit gefallen ist, Herr Präsident, wie ich meine. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)

Ich komme jetzt zur Sache. Seit Monaten weisen wir darauf hin, dass unser Land nicht gut dasteht, nicht gut durch die Krisen gekommen ist. Das beginnt bei der Coronakrise. Im Gegensatz zu dem, was der Herr Klubobmann von der FPÖ immer von der Einheitspartei schwadroniert, wissen Sie ganz genau, dass wir NEOS immer in Bezug auf dieses Auf und Zu und die vielen Lockdowns sehr kritisch waren (Abg. Belakowitsch: Das stimmt nicht!) und denen nie zugestimmt haben (Abg. Belakowitsch: Das stimmt auch nicht, natürlich haben Sie zugestimmt!), weil wir immer auch die Balance zwischen gesundheitlichen Folgen, wirtschaft­lichen Folgen und sozialen Folgen bis hin zur Frage der psychischen Situation der Kinder und Jugendlichen in der Schule im Auge gehabt haben. (Abg. Ottenschläger: Und in Wien habt ihr am längsten die Sanktionen aufrechterhalten!) Also lassen Sie sich da nichts einreden, das ist einfach falsch, was der Herr Klubobmann hier sagt. (Abg. Kickl: In Wien waren Sie auch nicht dabei?!)

Aber Österreich ist nicht gut durch die Krise gekommen – weshalb es, Herr Bundeskanzler, auch erfreulich, aber nicht überraschend ist, dass letztes Jahr eine Art Aufholjagd in der Wirtschaft stattgefunden hat und letztes Jahr das Wachstum durchaus erfreulich war, weil es eben bei uns im Vergleich zu anderen europäischen Ländern durch diese langen, langen Lockdowns (Abg. Belakowitsch: Wo auch die NEOS dabei waren!) tatsächlich auch überdurch­schnittlich eingebrochen ist.


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Jetzt ist dieses Wachstum, diese Aufholjagd aber letztes Jahr zu einem jähen Ende gekommen. Man muss es an der Stelle sagen: Es ist nicht die Entscheidung Österreichs oder die Entscheidung Europas, Deutschlands, Frankreichs oder von sonst irgendjemandem gewesen, auch nicht die Entscheidung der OMV und schon gar nicht die der Energiekunden, dass Russland einen Überfall auf die Ukraine begonnen und damit einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gestartet hat und schon Monate davor begonnen hat, Gas – Energie allgemein, aber insbesondere Gas – als Waffe einzusetzen, damit Europa in die Knie zu zwingen, sich nur ja nicht auf die Seite der Ukraine zu stellen, und, weil wir erpressbar sind, die Preise in die Höhe getrieben hat. Also das liegt sozusagen außerhalb des Einflussbereichs. Was aber nicht außerhalb des Einflussbereichs liegt, ist die Frage: Wie gehen wir mit dieser Teuerung jetzt um? Und hat die Bundesre­gierung diese Teuerung nicht noch befeuert?

Jetzt komme ich zu dem, was ich auch seit Monaten sage: Es hat in der Corona­zeit angefangen, als vom damaligen Finanzminister Gernot Blümel verkündet wurde – ich kann mich noch an die Überschrift eines Interviews in einem Magazin erinnern –: Euch wird gegeben werden. Also das Füllhorn wurde ausgepackt. „Koste es, was es wolle“, das war die Doktrin der Bundesregierung dafür, sich quasi für die wirtschaftlichen Schäden, die durch die Lockdowns entstanden sind, zu entschuldigen. Es wurde eine derartig expansive Förderungs­politik, eine Gießkanne ausgepackt, von der wir mittlerweile wissen, das ist schwarz auf weiß bestätigt, dass sie zu massiver Überförderung geführt hat.

Was haben Sie gemacht? Was haben Sie als Erkenntnis daraus gemacht? – Sie haben wieder die Gießkanne ausgepackt und in den vergangenen Monaten, als die Inflation in immer lichtere Höhen geklettert ist, die Inflation noch weiter befeuert, indem Sie Geld ausgegeben haben, das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler von heute und das jener von morgen – auf Pump, so, als gäbe es kein Morgen. Das Resultat ist, dass die Inflation in Österreich – auch im europä­ischen Vergleich – durch Ihre fiskalischen Maßnahmen 2 bis 2,5 Prozent höher ist, als sie es sein müsste. (Beifall bei den NEOS.)


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20 Prozent Inflation kumuliert ist über die vergangenen Jahre zustande gekom­men. Das bedeutet natürlich einen enormen Wohlstandsverlust für unser Land, und das ist ein Riesenproblem, gerade für die ökonomisch Schwächsten in unserer Gesellschaft, die sich den täglichen Einkauf tatsächlich nicht mehr leis­ten können. Sie hätten die ökonomisch schwächsten Menschen, die ökono­misch schwächsten Haushalte in Österreich unterstützen müssen, damit diese gut durch die Krise kommen. Sie hätten nicht die Gießkanne auspacken dürfen, was zur Folge hat, dass wir Steuerzahler uns gegenseitig die Strom- und Gasrechnung subventionieren.

Vielleicht an dieser Stelle ein kurzer Einschub: Es sind heute sehr viele Maßnah­men vorgeschlagen worden, von einem Preisdeckel bis hin zu einer Mehr­wertsteuersenkung. Manches klingt wirklich sehr gut. Bei vielen dieser Maßnah­men ist auch die FPÖ dabei. Apropos Einheitspartei: Gerade bei diesem Geldausschütten mit der Gießkanne waren Sie auch immer dabei. (Abg. Steger: Das stimmt ja nicht!) Sie sind auch gerne dabei, wenn es darum geht, nach einem Preisdeckel zu schreien – so wie die Sozialdemokratie.

Ihr großes Vorbild, Herr Kickl, ist ja Viktor Orbán. (Abg. Kickl: Ja, bei einem Asyl­deckel! Da muss man differenzieren, Frau Meinl-Reisinger! Die Kunst liegt im Differenzieren!) Schauen wir uns einmal an, wie die Politik des neuen illiberalen Posterboys Europas funktioniert (Abg. Hafenecker: Was haben die Liberalen in Ungarn gemacht?): Ungarn hat vor der Wahl – aha, aha, warum gerade vor der Wahl?! – den Weg gewählt, Preisdeckel einzuführen. Mit welchem Ergebnis? – Die Inflation in Ungarn liegt bei 25 Prozent. (Abg. Kickl: Aber Sie wissen, warum! Das hat mit dem Preisdeckel nichts zu tun! – Abg. Hafenecker: Die liberale Regierung in Ungarn ...!) Lebensmittel in Ungarn sind in den vergangenen Monaten um bis zu 45 Prozent teurer geworden. (Abg. Kassegger: Was hat denn Ungarn für eine Währung, Frau Meinl-Reisinger?) Das ist also Ihr Beispiel, das ist Ihre wirtschafts­politische Vernunft! Gute Nacht, Österreich! (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen. – Abg. Hafenecker: Das waren noch Zeiten, als der Haselsteiner ...!)


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Wo hätte der Staat tatsächlich eine Verantwortung, eine wirkliche Teuerungs­bremse einzuziehen? – Bei den eigenen Ausgaben und vor allem auch in den Bereichen, in die der Staat selber Einfluss nehmen kann: bei den eigenen Gebühren, bei den eigenen Preisen, wie zum Beispiel bei den ÖBB-Ticket­prei­sen, und natürlich auch – die Blauen sind jetzt in drei Landesregierun­gen (Abg. Hafenecker: Im Gegensatz zu euch!) – bei den Preisen der sich großteils im Staatseigentum befindlichen Landesenergieversorger. (Abg. Kickl: Da, wo Sie rausgeflogen sind! – Abg. Hafenecker: Sie wurden ausgetauscht!)

Schauen wir uns die einmal an: Es wird ja oft über die böse Liberalisierung der Energiemärkte gesprochen, über die privaten Unternehmen, die dort abcashen. Wer sind denn diese privaten Unternehmen? Ich schaue nach Niederösterreich zur EVN oder nach Salzburg zur Salzburg AG oder zu all den anderen Landes­energieversorgern (Abg. Schmidhofer: Wien! Wien!), die teilweise im hundert­prozentigen Eigentum des Landes sind. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hauser.) Das ist ein Körberlgeld für die Landespolitiker, für die Landesregie­rungen (Ruf bei der ÖVP: Aber auch in Wien!), die mit diesen Übergewinnen sehr wohl ihre Budgets sanieren, damit sie dann ihre Untertanen gnädigst mit weiteren Gutscheinen und Boni füttern können. (Ruf: Dann gibt es wieder einen Schnitzelgutschein!)

Wo ist denn da Ihre Politik der Preisbremse? (Abg. Ottenschläger: Nicht böse sein, aber in Wien ist es am ärgsten!) Wo ist da der Druck? Wann nehmen Sie endlich die Landeshauptleute an die kurze Leine und sagen ihnen: So eine Preissetzung wollen wir nicht (Ruf bei der ÖVP: Schauen Sie einmal nach Wien!), in einem Bereich, in dem sie die Preise selber festlegen können? (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kickl: Es kann nur besser gehen als bei Ihnen in Wien!) Das wäre eine Politik, die wirklich allen Menschen in den Ländern zugutekäme. (Abg. Steger: Sie sitzen in Wien in der Landesregierung! – Ruf bei der ÖVP: Also echt! – Abg. Kickl: Wir werden einmal schauen, was die NEOS in Wien machen! – Abg. Ottenschläger: Zeigt halt, wie es besser geht!)


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Der dritte Bereich, der mir auch sehr wichtig ist – das wird auch von Expertinnen und Experten sehr oft angesprochen –, betrifft die sogenannten Zweitrunden­effekte. Die Kaufkraft ist ja Gott sei Dank nicht so stark gesunken, aber das ist natürlich auch eine Folge der Einmalzahlungen. Schauen wir einmal, wie es weitergeht! Wir wollen nicht – und das ist ja wirklich ein Thema –, dass die Österreicherinnen und Österreicher solch enorme Reallohnverluste hinnehmen müssen. In Zeiten steigender Preise sollen die Menschen von ihren Einkommen mehr haben, sie sollen sich mehr leisten können.

Wir haben daher immer betont, dass wir auch wollen, dass es entsprechende Lohnabschlüsse gibt. Diese große Frage stellt sich mit Blick auf die nächste Runde im Herbst. Manche Ökonomen warnen und sagen: Bitte um eine Lohn­zurückhaltung! Ich finde das nicht in Ordnung. Die Menschen haben sich eine Lohnzurückhaltung wirklich nicht verdient. Auch da kann der Staat etwas machen, weil die Kosten bei den Arbeitgebern schlagend werden. Warum unter­stützt man nicht höhere Löhne und Einkommen – nach dem Motto: mit mehr Einkommen besser auskommen! –, indem man das, was die Kosten in die Höhe treibt, nämlich vor allem die Lohnnebenkosten, cuttet, kürzt oder übernimmt? Das ist ein Weg, mit dem den Menschen mehr im Geldbörsel übrig bleiben könnte. Da müsste der Staat bei sich selber sparen und den Gürtel enger schnal­len. (Beifall bei den NEOS.)

Ich bin auch der Meinung, dass die Steuern auf Löhne und Einkommen mit insgesamt 47 Prozent in Österreich viel zu hoch sind. Es ist kein Wunder, wenn am Ende des Monats denen, die hart arbeiten und Leistung zeigen – Sie sagen ja immer: Leistung muss sich lohnen!, aber sie lohnt sich eben nicht –, 47 Euro von 100 Euro, die sie mehr verdienen, einfach abgeknipst werden.

Mein letzter Punkt, da meine Redezeit schon fast vorbei ist (Abg. Hafenecker: Ihre Zeit ist abgelaufen! – Abg. Belakowitsch: Ist schon vorbei!), betrifft die Energie­preise. Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass es aus sicherheitspoliti­schen, aber auch aus wirtschaftspolitischen Gründen notwendig ist, sich endlich von


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russischem Gas, von der russischen Gasleine zu befreien. Es ist auch für die Preise besser, wenn wir diversifizieren und mehr Wettbewerb ermöglichen.

Wie schaut es denn mit der Strategie der Bundesregierung betreffend aktive Diversifizierung, wie das so schön heißt, aus? Ich höre Vorschläge von der Energieministerin, die einen Teil der OMV verstaatlichen will. Was ist mit den Vorschlägen, die schon länger am Tisch liegen, zum Beispiel auch von Ihrer Öbag, eine Gaskoordinierungsstelle einzusetzen, die dafür Sorge trägt, dass mehr Gasquellen erschlossen werden, damit die Wirtschaft langfristig Sicherheit hat (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen), dass die Energieversorgung gedeckt ist und – auch für die Menschen – langfristig die Preise sinken? (Abg. Belakowitsch: Es ist vorbei!)

Sie können sich nicht einigen, und das ist eine Schande. Wir brauchen in so einer Zeit nämlich eine Regierung, die Leadership zeigt und endlich Taten setzt, auch in diesem Bereich. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

13.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rainer Wimmer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.16.42

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir haben es heute schon gehört, Österreich ist Spitzenreiter bei der Teuerung. Wir haben die höchste Inflation in Europa und die Menschen wissen nicht mehr, wie sie über die Runden kommen. So etwas passiert in einem der reichsten Länder der Welt! Das ist zum Schämen, meine sehr geschätzten Damen und Herren der Bundesregierung! (Beifall bei der SPÖ.)

Spanien, Portugal, Deutschland, Griechenland und Italien zeigen uns, wie es geht. Mittlerweile weiß jeder Mensch: Wenn in die Preise nicht eingegriffen wird, dann steigen sie weiter und es steigt die Inflation. Genau das passiert zum


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jetzigen Zeitpunkt. Meine sehr geschätzten Damen und Herren der Bundesregie­rung, Sie machen aber genau das Gegenteil: Sie heizen mit Ihrer Almosenpolitik, mit Ihren Einmalzahlungen die Inflation noch zusätzlich an. Und ich sage Ihnen, Sie machen das mit Absicht. Sie machen das mit Absicht, Sie freuen sich über die Budgeteinnahmen, die ja nur so sprudeln. Sie haben die höchsten Budgeteinnah­men aller Zeiten. Sie haben gar kein Interesse, die Preise runterzudrücken, meine sehr geschätzten Damen und Herren! Wir sagen, wenn in die Preise nicht eingegriffen wird, dann wird auch die Inflation weiterhin steigen. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie schauen einfach zu, wie die Arbeitnehmerinnen, die Arbeitnehmer, die Pensionist:innen, die Arbeitslosen abgezockt werden. Sie haben hier vor ein paar Wochen eine Mieterhöhung beschlossen, obwohl die Wirtschaftsforscher:innen (Abg. Hafenecker: Doppelpunkt!) gebettelt und an Sie appelliert haben, gescheit zu sein und die Erhöhung auf drei Jahre aufzuteilen. (Abg. Schmidhofer: Macht es in Wien! In Wien habt ihr Verantwortung! Macht es dort!) Nichts haben Sie gemacht! Das war ein Kniefall vor der Immobilienwirtschaft, Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)

Zur Einmalzahlung von 200 Euro: Wie soll diese einer Alleinerzieherin, einer Pensionistin, die eine kleine Rente hat, helfen? Diese 200 Euro helfen für ein, zwei Monate. Was aber ist mit den anderen zehn Monaten, liebe Kolleginnen und Kollegen? Das ist nicht die richtige Politik, das ist eine falsche Politik, meine sehr geschätzten Damen und Herren, und sie heizt die Inflation immer mehr an. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu kommen noch die Scheinheiligkeit, die Unverschämtheit und die Gier, die der Handel an den Tag legt. Auch da rühren Sie keinen Finger. Es gibt eine Erhebung der Arbeiterkammer, die deutlich macht, wie stark die Preise mancher Produkte gestiegen sind. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist ja abenteuer­lich, das ist ja unmenschlich!


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Die Menschen wurden hingetrieben, Billigmarken zu kaufen, weil sie kein Geld mehr haben. Der Handel hat sich wahrscheinlich nicht abgesprochen, es wurde wahrscheinlich alles dem Zufall überlassen, als die Preise der Billigmarken, der Eigenmarken enorm erhöht wurden. Ich nenne Ihnen nur ein paar Beispiele: Pizza plus 92 Prozent, Sonnenblumenöl plus 77 Prozent, Mehl plus 60 Prozent, Tomaten plus 58 Prozent, Zucker plus 72 Prozent, Reis plus 53 Prozent, Brot plus 20 Prozent und die geliebten Pommes plus 70 Prozent. Meine Damen und Herren, das, was da abgeht, ist unanständig, das ist schäbig. (Beifall bei der SPÖ.) Die nehmen die Konsumenten aus wie eine Weihnachtsgans, und Sie schauen zu und lassen sie gewähren, meine sehr geschätzten Damen und Herren!

Herr Bundeskanzler, Sie haben vorhin gemeint, das wichtigste Ziel war, „die Kaufkraft zu erhalten“. Zynischer geht es ja nicht mehr, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Von welcher Kaufkraft reden Sie zum Beispiel bei den Arbeits­losen, bei den Mindestsicherungsbeziehern, bei den Sozialhilfeempfängern? Von welcher Kaufkraftsicherung reden Sie bei den Pensionistinnen und Pensio­nis­ten? – Die Erhöhung betrug lächerliche 5,8 Prozent, das bedeutet, die Hälfte der tatsächlichen Inflation wurde abgegolten! Das ist ein Armutszeugnis gegenüber der älteren Generation, das ist unwürdig und in Wirklichkeit ist das eine Provokation. (Beifall bei der SPÖ.)

Was Ihnen offensichtlich auch egal ist, ist, dass die österreichische Wirtschaft langsam Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit bekommt. Ich sage nur einen Punkt: Wir haben in der Metallindustrie eine Lohn- und Gehaltssumme von 10 Milliarden Euro; 1 Prozent sind 100 Millionen Euro. Na ja, es ist ein Unter­schied, ob man einen normalen Abschluss mit 5 Prozent, 4 Prozent macht oder ob es 10 Prozent sind, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Da gibt es diesen tollen Vorschlag eines Wirtschaftsforschers, der sagt, jetzt müssen die Sozialpartner her – immer wenn es brenzlig wird, müssen die Sozialpartner herhalten (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) –, es gehört eine Vereinbarung gemacht, bei der sich die Unternehmen dazu bereit erklären, die Preise einzufrieren, die Gewerkschaften sich aber bereit erklären, die


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Lohnerhöhung geringer ausfallen zu lassen. – Wir leben eh in einem freien Land, und man kann sich denken und man kann auch sagen, was man will, aber wenn irgendwer glaubt, dass jetzt die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Zeche für diese unfähige Politik bezahlen, dann täuschen Sie sich ganz gewaltig, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir werden als Gewerkschaft für die Menschen um jeden Euro kämpfen, aber nicht nur, was die Inflation anbelangt, sondern natürlich auch, um einen Reallohnzuwachs zu erreichen.

Und da Frau Klubobfrau Maurer vorhin gemeint hat – und da hat sie völlig recht –, dass wir eine Millionärssteuer brauchen, darf ich einen Entschließungs­antrag einbringen. Frau Klubobfrau, Sie haben jetzt die Möglichkeit, da mitzugehen und dafür zu stimmen.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Millionärssteuer für Millionenerben. Weil’s fair ist!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen wird ersucht, dem Nationalrat bis 31.12.2023 eine Gesetzesvorlage zuzuleiten, mit der eine Millionärssteuer für Millionenerben umgesetzt wird.“

*****

Danke. (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

13.22

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rainer Wimmer, Julia Elisabeth Herr


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Kolleginnen und Kollegen

betreffend: Millionärssteuer für Millionenerben. Weil’s fair ist!

eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag 3367/A(E) betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“

Begründung

Der Nationalrat spricht sich für eine Millionärssteuer für Millionenerben aus!

Wer sein Leben lang arbeitet, der zahlt für sein Arbeitsleben hunderttausende Euro Steuern und Abgaben.

Aber gleichzeitig zahlen jene, die viele Millionen erben, große Villen, astronomische Aktienpakete oder sonstige riesige Vermögen, genau nichts. Null. Also zahlen diese Millionenerben auch nichts für die öffentlichen Aufgaben, für die sozialen Errun­genschaften und für die Gemeinschaft. Und durch die immer höheren Millionenerb­schaften, werden die Vermögen von Wenigen immer noch größer.

Das ist eine große Ungerechtigkeit.

Die Millionenerben sollen ihren fairen und gerechten Beitrag leisten. Der Nationalrat spricht sich dafür aus, dass dieser Beitrag jenen zugutekommt, die viel leisten, aber wenig verdienen. Zum Beispiel die Menschen, die in der Pflege arbeiten. Oder jene, die in den Kindergärten für unsere Kleinsten ihr Bestes geben.

Schlicht, weil es fair, sozial und gerecht ist!

Die unterfertigten Abgeordneten stellen folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen wird ersucht, dem Nationalrat bis 31.12.2023 eine Gesetzesvorlage zuzuleiten, mit der eine Millionärssteuer für Millionenerben umgesetzt wird.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, er steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Dr. Martin Kocher zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.


13.23.00

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! (Abg. Belakowitsch: Wie war das jetzt mit den Arbeitslosen?!) Liebe Regierungskolleginnen und -kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die heute die Sitzung verfolgen! Ja, es ist tatsächlich so, dass die aktuellen Preisanstiege eine hohe Belastung für die Haushalte und Unternehmen darstellen, aber alle, die so tun, als ob es möglich wäre, diese Inflation mit einfachen Maßnahmen zu bekämpfen, die erweisen dieser Diskus­sion heute einen Bärendienst. (Abg. Belakowitsch: ... Kündigungsfristen!)

Ich versuche jetzt, in sehr kurzen Worten zu erklären, was die richtigen Maßnahmen sind (Zwischenruf des Abg. Martin Graf) und warum die Maßnahmen so gesetzt wurden, wie wir es gemacht haben. (Abg. Hafenecker: Bringen Sie Licht ins Dunkel, Herr Minister!)

Erstens: Letztes Jahr im Herbst, viele können sich vielleicht nicht mehr daran erinnern, gab es eine hohe Unsicherheit. Wirtschaftsforscher haben uns davor gewarnt, dass wir zu wenig Energie zur Verfügung haben könnten, dass die Industrie einbrechen könnte, dass wir in eine Rezession fallen könnten. Zu diesem Zeitpunkt, in dieser ersten Phase, war es ganz entscheidend, dass man Sicherheit gibt, die Kaufkraft stärkt, und zwar mit den Maßnahmen aus den


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Paketen: dem Antiteuerungsbonus, dem Klimabonus, der 13. Familienbeihilfe und einer Reihe anderer Maßnahmen wie zum Beispiel den Steuersenkungen. Das hat die Lage glücklicherweise stabilisiert.

Einige behaupten – die Frau Klubobfrau der NEOS hat es gesagt –, dass das zu einem Inflationsantrieb geführt hat. Wir haben das damals sehr intensiv mit allen Expertinnen und Experten diskutiert, die haben alle gesagt: Die Lage ist unsicher, die Nachfrage kann einbrechen, der Konsum kann einbrechen, die inflations­treibenden Wirkungen von zusätzlichen kaufkraftstabilisierenden Maßnahmen sind gering! (Abg. Meinl-Reisinger: ... ja, ich mein, das stimmt so ...! Treffsicher­heit ...!) Das kann man überall nachlesen. Das war zum damaligen Zeitpunkt. Wir haben die Kaufkraft stabilisiert, auch das ist wichtig.

Was heißt das: die Kaufkraft stabilisiert? Weil Herr Klubobmann Kickl es nicht ganz korrekt wiedergegeben hat: Die Kaufkraft stabilisiert heißt (Abg. Loacker: ... die Nachfrage ...!), dass die Inflation gestiegen ist, aber dass das real verfügbare Einkommen noch stärker gestiegen ist, um 3,4 Prozent real; das sind Daten der OECD für das letzte Jahr, keine österreichischen Daten, und ich glaube, auf die kann man sich auch verlassen. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Belakowitsch: ... Jahr 23, ist auch nicht eingetreten, Herr Minister! Was Sie uns schon alles versprochen haben!)

Jetzt sind wir glücklicherweise gut über diesen Winter gekommen. Es gab keinen massiven Einbruch. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ja, die Wirtschaft hat sich verlangsamt, aber es gab keine Energieversorgungskrise, es gab keine tiefe Rezession. Jetzt geht es darum, dass wir Maßnahmen setzen, dass die Inflation zurückgeht, dass der Preisanstieg weniger stark ist. Der Ministerrat hat am Mittwoch eine Reihe von Maßnahmen beschlossen (Abg. Stöger: Nichts hat er beschlossen! Da steht nichts drinnen!), die genau dort anset­zen, wo es relevant ist.

Erstens im Energiebereich. Warum im Energiebereich? – Wir haben uns auf europäischer Ebene im letzten Jahr – der Herr Bundeskanzler hat es auch


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erwähnt; auch die Frau Energieministerin, die heute nicht da ist (Abg. Belakowitsch: Gott sei Dank, ... ist eh nie da!), hat das gemacht, ich habe es auch gemacht – für eine Entkoppelung des Strom- und Gaspreises eingesetzt. Das hätte den Strompreis in Österreich nach unten gebracht. Das geht nur auf europäischer Ebene, weil sonst billiger österreichischer Strom exportiert worden wäre. Das ist nicht gelungen, wir haben keine Mehrheit dafür bekom­men. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Jetzt setzen wir mit der Zufallsgewinnbesteuerung bei den Energieversorgungs­unternehmen Maßnahmen, damit die Preise sinken. Diese sinkenden Preise werden dann an die Konsumentinnen und Konsumenten, an die Unternehmen weitergegeben, wenn der Wettbewerb funktioniert. Im Paket von Mittwoch sind auch einige Maßnahmen drinnen (Abg. Belakowitsch: Was wäre wenn!), die genau das sicherstellen: dass der Wettbewerb funktioniert – bei der Transparenz, bei den Regeln, die möglich sind, und bei den möglichen Befugnissen der Bundes­wett­bewerbsbehörde. (Abg. Belakowitsch: Und wenn’s nicht funktioniert? Was machen Sie dann?) All das dient dazu, dass jetzt der Rückgang des Anstiegs bei den Erzeugerpreisen, bei den Großmarktpreisen auch wirklich bei den Konsu­mentinnen und Konsumenten landet, und das ist jetzt der entscheidende Faktor. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es gibt eine weitere wichtige Maßnahme. Der Bund geht mit gutem Beispiel voran, er friert die Gebühren ein (Abg. Belakowitsch: ... Passgebühr!) und sagt damit: In diesem Bereich gibt es keine Erhöhungen.  (Abg. Hafenecker: Die Passgebühr und die Friedhofsgebühr werden ...! Abg. Belakowitsch: Ich brauch eh keinen neuen Reisepass!) Der Klubobmann der ÖVP hat es auch erwähnt: Es wird auch über die Einnahmen der Zufallsgewinnsteuer vor allem den Gemeinden eine Möglichkeit gegeben, selbst die Gebühren weniger stark zu erhöhen. Ich hoffe sehr, dass sich dem viele Gemeinden anschließen können, weil das einen direkten Effekt auf die Inflation hat (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) und somit die Inflation in der nächsten Zeit auch dämpft. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Das sind alles zielgerichtete Maßnahmen, die inflationsdämpfend wirken, im Gegensatz zum Vorschlag, die Mehrwertsteuer zu senken. Wir haben diesen Mehrwertsteuersenkungsvorschlag über Monate hinweg intensiv mit allen Expertinnen und Experten immer wieder diskutiert (Abg. Belakowitsch: Abge­blockt!), und alle haben uns gesagt, das wäre eine starke Gießkanne, es gibt bessere Maßnahmen (Abg. Belakowitsch: Na und warum haben Sie die besseren Maßnahmen nicht gesetzt? – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ): Transparenz, Wettbewerb zu stärken und natürlich auch die Preise, die die Regierung und die Gebietskörperschaften beeinflussen können, nicht zu erhöhen – und das machen wir jetzt. (Abg. Belakowitsch: Warum haben Sie die besseren Maßnahmen dann nicht gesetzt?)

Die Bundesregierung hat über die letzten Monate jede Menge Maßnahmen gesetzt, zuerst zur Kaufkraftstabilisierung, dann zur Inflationsabsicherung der Systeme: Abschaffung der kalten Progression (Abg. Leichtfried: ... Körper­schaftsteuer!), die Indexierung der Familien- und Sozialleistungen und jetzt Maßnahmen zur Reduktion der Inflation direkt über den Wettbewerb, über die Energieversorgungsunternehmen (Abg. Leichtfried: Ja, und man merkt, wie es funktioniert!), über die Gebühren. Wir werden weiter konstruktiv diese Maß­nahmen entwickeln, um den Menschen in Österreich zu helfen, die tat­sächlich unter dieser Inflation leiden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Ruf bei der ÖVP: Jetzt habt ihr was gelernt, oder?)

13.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Kollege Alois Stöger zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Ruf bei der ÖVP: Herr Minister außer Dienst!)



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13.29.22

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister Kocher hat in seiner Rede behauptet, dass die Strompreis­senkung nur auf europäischer Ebene möglich ist, weil sonst billiger Strom ins Ausland verkauft wird. (Ruf bei der ÖVP: Das ist richtig!) – Das ist unrichtig. Das geht auch in Österreich. Der Eigentümervertreter – das ist beim Verbund die Bundesregierung – könnte anordnen, keinen billigen Strom ins Ausland zu verkaufen. (Abg. Wurm: Alois, da hast recht ...! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Zweitens hat der Herr Bundesminister behauptet, in der Bundesregierung hat man am Mittwoch eine Gebührensenkung beschlossen. – Dem Nationalrat (Zwischenrufe bei der FPÖ) ist kein Gesetzentwurf zugegangen (Rufe bei der ÖVP: Das stimmt ja nicht, was du sagst! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP), der eine Gebührensenkung beinhaltet. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wurm: Bravo, Alois! – Ruf bei der ÖVP: Besser zuhören! – Abg. Belakowitsch: Der Bundeskanzler ...!)

13.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Michael Hammer: War das jetzt ein Exposé vom diplômé? – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Leichtfried: So geht eine tatsächliche Berichtigung!)


13.30.15

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Eßl: Das war eine bewusste Falschmeldung ...!) Wenn wir heute wegen eines Antrages der SPÖ betreffend Steuererhöhungen, Gebührenerhö­hungen, teures Leben zusammenkommen, dann sollten wir dort hinschauen, wo die SPÖ Verantwortung trägt. (Abg. Leichtfried: Die nächste Landtagsrede kommt!)

Daher war ich gestern in einem Gemeindebau (Abg. Michael Hammer: Oder wer in der SPÖ Verantwortung trägt, könnten wir auch einmal sagen!) im 14. Wiener Gemeindebezirk (Abg. Leichtfried: Ihr wollt alle in den Landtag kommen!) und habe


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dort mit einer Gemeindebaumieterin über die Kosten (Abg. Steger: War das das erste Mal bei Ihnen im Gemeindebau?! – Abg. Leichtfried: Da kann man kandidieren dafür!), die ihr verursacht worden sind, geredet, über die Vorschreibung von der Stadt Wien, von Wiener Wohnen, Jänner 2022 verglichen mit April 2023.

Es handelt sich um einen Gemeindebau, der knapp 60 Jahre alt ist und daher nicht unter die Richtwerte fällt, sondern eine normale Bestandsmiete hat: Erhöhung des Mietzinses um 17,6 Prozent (Oh-Rufe bei der ÖVP), meine Damen und Herren, 17,6 Prozent Mietpreiserhöhung im Wiener Gemeindebau! (Rufe bei der ÖVP: Hört, hört! Unglaublich!) Wer ist der Vermieter? (Abg. Eßl: Wien!) – Die Gemeinde Wien. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Wer stellt die Regierung in Wien? – Die SPÖ, mit NEOS als Steigbügelhalter. Die haben diese Gebührenerhöhung und diese Mietpreiserhöhung zu verantworten (Zwischenrufe bei der ÖVP), meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Können wir jetzt langsam Bundespolitik machen?)

Daher ist es eigentlich wirklich dreist von der SPÖ, eine Sondersitzung zu verlan­gen. Sie reden von den Gewinnern der Krise? Dann reden wir von der Stadt Wien! Das ist ein guter Taschenspielertrick von Ihnen, zu sagen: Schauen wir auf den Bund, was dort passiert, aber in Wien, da wollen wir nicht hinschauen! – wo Raubritter Ludwig mit seinem Knappen Wiederkehr den Menschen das Geld aus der Tasche nimmt. (Abg. Michael Hammer: Und dem Strolz reinschieben!)

Die Entwicklungen seit 2020: Abwasser plus 11,4 Prozent, Müllentsorgung plus 11,5 Prozent, Trinkwasser plus 11,5 Prozent, Parkscheine plus 13,6 Prozent (Abg. Belakowitsch: Schwimmbäder!) – die Tageskarte für die Schwimmbäder, genau, Frau Belakowitsch, 140 Prozent im Vergleich zu 2021 (anhaltende Zwi­schen­rufe bei der ÖVP), die ORF-GIS-Gebühr im Land Wien, die das Land Niederösterreich gerade abschafft (Zwischenruf des Abg. Rauch), plus 7,6 Prozent, meine Damen und Herren! (Rufe bei der ÖVP: Unglaublich! Hört, hört! – Zwischen­ruf der Abg. Steger.) Aber dem nicht genug, sogar das Sterben wird in Wien teurer. (Abg. Belakowitsch: Lebensbedrohlich!) Für ein Erdgrab muss man 15 Pro­zent mehr bezahlen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Und wer jetzt denkt, dass mit 2023 Schluss beim Raubritter Ludwig mit seinem Knappen Wiederkehr wäre, der irrt. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Gerade in dieser Woche, in der die SPÖ diese Sondersitzung beantragt hat, gab es eine Sitzung des Bildungsausschusses in Wien, in der die Erhöhung des Elternbei­trages in den städtischen Horten und des Essensbeitrages in den Schulen und Kindergärten um über 10 Prozent beschlossen wurde. (Abg. Michael Hammer: Na, unglaublich! Mit dem müssen s’ den Strolz zahlen!) Das sind pro Kind Mehrkosten von 270 Euro pro Jahr (Abg. Meinl-Reisinger: Aber für die ärmeren Kinder müssen sie gar nichts mehr zahlen, das ist der große Unterschied! Das nennt man Treff­sicherheit! – Aha-Rufe bei der ÖVP – weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ), meine Damen und Herren! Dazu kommt die Erhöhung des Tagesbetreuungsbeitrages für offene Schulen von 6,40 Euro auf 7,10 Euro pro Tag (anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP) – Mehrkosten von rund 130 Euro pro Kind und Jahr.

Mit diesem Beschluss, meine Damen und Herren, treibt die SPÖ die Inflation weiter in die Höhe. (Ruf bei der ÖVP: Das ist ja unglaublich! – Abg. Belakowitsch: Ja, der Wiederkehr ...!) Das hat schon der Wirtschaftsforscher Felbermayr gesagt: Die öffentlichen Gebühren tragen zu einem wesentlichen Teil zur Inflations­erhöhung bei. (Abg. Stöger: Was habt ihr für einen Antrag eingebracht?)

Was macht daher die Bundesregierung? – Bundesminister Kocher hat es gesagt: Wir stoppen die Gebührenerhöhung für ein weiteres Jahr. (Beifall bei der ÖVP.) Sie müssen für einen Reisepass oder für eine Geburtsurkunde nicht mehr zahlen. – In Wien aber werden Sie abkassiert! Liebe Sozialdemokratie, im Bund klagen und in Wien versagen – das ist Ihre Devise. (Beifall bei der ÖVP.)

Was machen die NEOS? – Die sind eigentlich nur mehr froh, dass sie mitregieren dürfen (Abg. Hafenecker: Kollege Gerstl ist ... türkis!), leise, unterwürfig und intransparent, denn es gibt nicht einmal ein öffentliches Protokoll zu dem, was Sie gerade beschlossen haben.

Meine Damen und Herren, zusammengefasst heißt das, die Bundesregierung hat mit einer Steuerreform, mit der Abschaffung der kalten Progression, mit der


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Erhöhung des Familienbonus und dem Teuerungsausgleich für eine Familie mit zwei Kindern über 2 000 Euro Entlastung gebracht. (Abg. Belakowitsch: Echt wahr?!)

Was macht Raubritter Ludwig mit seinem Knappen Wiederkehr? – Er nimmt die Hälfte davon wieder weg. (Abg. Krainer: Aber hallo!) Und das, meine Damen und Herren, dass die SPÖ diese Entlastungsmaßnahmen, die wir beschlossen haben, wieder wegnimmt, darf nicht sein, nein! Was der Bund gibt, dürfen die Stadt Wien und die SPÖ nicht nehmen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Daher, Frau Rendi-Wagner, Herr Babler, Herr Doskozil, Herr Leichtfried, Herr Katzian (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) - - Es ist schwer, an die Führung der SPÖ zu appellieren. Wer ist es gerade? Sie sind eine verschachtelte Führungs­figur, eine Matrjoschka (eine Matrojschka-Figur in die Höhe haltend), nichts anderes. Wir wissen nicht, was Sie wirklich sind, meine Damen und Herren! Daher mein Appell: Richten Sie Ihren Misstrauensantrag an Bürgermeister Ludwig, dann würden Sie die Menschen in Wien wirklich entlasten! (Beifall bei der ÖVP.)

13.36

13.36.04*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Der „Sheriff von Nottingham“ für den Wiener Bürgermeister war hart an der Grenze, aber beim „Raubritter“ – Sie wissen, das ist ein verarmter Ritter, der vom Straßenraub lebt – habe ich einen Ordnungsruf zu erteilen. (Ruf bei der ÖVP: Herr Präsident, die Formulierung war unglücklich, aber ...!)

*****

Herr Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte schön.



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13.36.20

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Zuschauer hier im Hohen Haus! Nach eineinhalb Stunden intensiver Diskussion ist, glaube ich, klar: Diese Bundesregierung ist im Blindflug unterwegs und bildet maximal Gesprächskreise. – Konkrete Lösungen liegen zumindest uns hier im Parlament nicht vor.

Man sollte vielleicht noch einmal die Ursachen ganz klar und deutlich benennen. Unser Obmann Herbert Kickl hat es eh gemacht, ich wiederhole es noch einmal ganz deutlich. Es gibt meiner Meinung nach drei ganz intensive und konkrete Ursachen für diese Teuerung, Inflation, abgesehen vom Versagen der Bundes­regierung:

Es gibt einmal einerseits die Russlandsanktionen, bei denen wir Ihnen als Freiheit­liche gesagt haben, das wird schiefgehen. Alle anderen vier Parteien – diese ominöse Einheitspartei – haben das unterstützt. Das Ergebnis ist, glaube ich, für jeden mittlerweile klar: Das, was Sie versprochen haben, dass der Krieg beendet wird, ist nicht eingetreten. Und was Sie auch versprochen haben, nämlich dass die Sanktionen Russland schaden und nicht uns, hat sich ja auch ganz klar als falsch herausgestellt. Wieder einmal lagen wir halt richtig – das hilft halt leider derzeit den Österreichern nicht.

Zweite Ursache – auch ganz klar –: Ihre sogenannte Coronamaßnahmen-Bekämpfungsmaschinerie über drei Jahre mit Gesamtkosten von – ich wieder­hole es: mit Gesamtkosten von – 100 Milliarden Euro. Um das für die Zuschauer zu Hause ein bisschen greifbarer zu machen: Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass rund eine Million Österreicher an oder unter der Armutsgrenze lebt, wie es die SPÖ auch immer gerne anführt, dann würde das bei diesen 100 Milliarden Euro bedeuten, man hätte jedem einzelnen dieser einen Million Österreiche­rinnen und Österreicher 100 000 Euro geben können. 100 000 Euro: Das müs­sen Sie zu Hause – die es vielleicht betrifft – sich einmal vorstellen!


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Das heißt, hätte diese Regierung nicht diesen Wahnsinn während Corona aufgeführt, hätte jeder dieser einen Million Österreicher 100 000 Euro bekom­men können. Hätten wir es an alle Österreicher inklusive der Reichen und der Babys, sage ich einmal bunt gemischt, verteilt (Zwischenruf der Abg. Reiter), dann wären es immer noch 11 000 Euro gewesen – einfach um diese Corona­geschichte auch für Sie zu Hause greifbar zu machen.

Die dritte Geschichte – auch eine Wiederholung –, die wir Ihnen seit Jahren predigen, betrifft EZB, Europäische Union und Brüssel: Da wurde und wird seit Jahren und Jahrzehnten nichts anderes gemacht als – ich sage es deutlich – gekaufte Politik für Großkonzerne und Milliardäre, die uns, den einfachen Bür­gern, jetzt diese Rechnung präsentieren. Die EZB hat nicht nur Milliarden ausgeschüttet, sondern die hat Billiarden ausgeschüttet. Die sind aber nicht bei jenen in Österreich angekommen, die es brauchen, sondern genau oben bei den Milliardären. Das ist die Conclusio – die ist relativ offensichtlich –, und – man muss es immer wieder wiederholen – die Sozialdemokratie war immer in Brüssel dabei, auch in Österreich bei allen Beschlüssen, die NEOS sowieso, die Grünen sowieso und natürlich auch die ÖVP.

Ja, die Symptompolitik dieser Regierung: Man muss es sagen. Wir haben mehrere Vorschläge eingebracht. Exemplarisch eines noch einmal – vor einem Jahr habe ich es ganz deutlich gemacht –: Wir hätten alle das Recht auf eine Grundversorgung mit Strom und Gas gehabt. Wir haben alles versucht, Sie, die anderen vier Parteien, haben zugeschaut, und niemand in Österreich hat das Recht auf Grundversorgung bekommen, weil Sie eben Ihre roten und schwarzen Energieversorger und die Milliardenkonzerne schützen wollten. Das ist ein Versagen, und das werden Sie irgendwann einmal auch noch vor den Wählern rechtfertigen müssen.

Auch keine Entschuldigung ist, dass man dieses Meritordersystem nicht abgeschafft hat. Da schieben Sie es auf Brüssel, wir hätten aber sehr wohl auch in Österreich diesen Preisdeckel machen können.


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Das, was Sie immer ansprechen, diese berühmte Strompreisbremse, ist nichts anderes als ein 4-Milliarden-Euro-Förderpaket für die Stromkonzerne in Österreich, das die Steuerzahler wieder selber zahlen.

Wozu ich überhaupt nichts mehr höre, außer von Minister Rauch, dass er dies­bezüglich in Gesprächsrunden ist, ist die Bankensituation. Sie werden es selber merken, wenn Sie einen Kredit haben: Sie zahlen massiv mehr! Haben Sie ein Guthaben, können Sie zu den Banken pilgern, um zumindest vernünftige Zinsen zu bekommen.

Nichts passiert in den Bereichen Lebensmittel und Mieten – haben wir heute ohnehin schon mehrfach gehört, völliges Schweigen –, das ist das, was die Leute täglich brauchen beziehungsweise sie täglich trifft.

Die Wettbewerbsbehörde, die Sie jetzt angeführt haben, Herr Minister Kocher, haben Sie zerstört! Die Wettbewerbsbehörde in Österreich hatte früher durchaus Bedeutung, sie wurde jedoch auf Wunsch der ÖVP unter Mithilfe der Grünen – Sie haben bei mehreren Anträgen mitgestimmt, Frau Kollegin Maurer – zerstört. Wie soll sie jetzt noch die Kraft haben, da aufzupassen?

Die CO2-Steuer ist schon erwähnt worden – man könnte diese Liste unendlich verlängern. Es ist, glaube ich, offensichtlich, es ist klar geworden: Diese Bundesregierung ist am Ende. (Beifall bei der FPÖ.)

Man sieht es auch ein wenig: Früher war das immer sehr nett, da sind immer ein Schwarzer und ein Grüner auf derselben Seite der Regierungsbank gesessen. Wenn Sie heute aufgepasst haben: Sie sehen links von mir die Grünen, rechts die ÖVP – ein Zeichen: Die sind am Ende! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Rauch: Der Rauch will die Ampel! Der Rauch will die Ampel, und es traut sich keiner ...!)



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13.41.58

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Ich glaube, das mit den Plätzen liegt an den Namensschildern, oder?

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Geht es nach der SPÖ, dann sind die Maßnahmen, die die Regierung zur Bekämpfung der Inflation gesetzt hat, entweder alles Einmalzahlungen oder alle nach dem Gießkannenprinzip oder aber sie sind inflationstreibend. Ich meine, das ist auf verschiedenen Ebenen ziemlicher Humbug, und deshalb würde ich das jetzt gerne ein bisschen auseinanderdröseln.

Erstens: Der wichtigste ursächliche Treiber dieser Inflation sind die fossilen Energieimporte. Das heißt, das Wichtigste ist, dass wir diese Abhängigkeit von Öl und Gas reduzieren (Abg. Stöger: Der Strompreis!), und das macht die Bundesregierung mit dem massiven Ausbau – da gibt es überall Rekordniveaus – im Bereich der erneuerbaren Energieträger und auch durch den Industrie-Transformationsfonds, der dafür sorgen soll, dass der Gasverbrauch in der Industrie zurückgeht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Leider waren diese Maßnahmen auch bei der SPÖ in den letzten Jahrzehnten nicht sehr hoch im Kurs. Das hätte dazu beigetragen, dass wir diese Infla­tionskrise gar nicht gehabt hätten.

An dieser Stelle auch ein Wort an die FPÖ und ihren Klubobmann Kickl: Von wegen die Sanktionen oder die grüne Wende hätten die Inflation verursacht (Abg. Wurm: Das ist ja offensichtlich!) – jedes Kind weiß heute, dass die Strompreise hoch sind, weil wir Gaskraftwerke im Strommix haben, und dass die Erneuerbaren so günstig sind, dass wir es uns sogar leisten können, die noch abzuschöpfen und damit diese Maßnahmen zu finanzieren. Also da sind Sie mittlerweile, glaube ich, wirklich schon ziemlich am Kohlenweg (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP) – von wegen die grüne Wende treibe die Inflation.


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Wenn wir uns aber schon einmal in diese Abhängigkeit begeben haben, die fossilen Energieträger teurer werden und wir uns damit weniger von diesen leisten können, dann ist es einfach ein ökonomisches Faktum, dass wir in Summe als Gesellschaft ärmer werden. Und die Frage, die sich die Politik dann stellen muss, ist: Wie verteilen wir dieses Ärmerwerden? Wie stellen wir sicher, dass jene, die es ohnehin schon schwer haben, die ein geringes Einkommen haben, von diesem Ärmerwerden am wenigsten stark betroffen sind? (Abg. Stöger: Ihr macht es ...!) Und das ist im Jahr 2022 – nachgewiesen vom Budgetdienst, von der Agenda Austria, vom Momentum-Institut – auch tatsächlich erfolgreich gelungen. Wir haben im untersten Einkommensbereich die Effekte der Teuerung vollkommen abgefedert und im obersten Einkommensbereich nur ein Drittel davon. Das heißt, dieser Ausgleich ist gelungen. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist über Maßnahmen wie zum Beispiel den Teuerungsausgleich gelungen. Da haben Sie recht, das ist eine Einmalzahlung, aber sehr wirksam in einer Phase, bevor die Löhne steigen, und auch sehr treffsicher, also nicht Gießkanne und auch nicht inflationstreibend.

Umgekehrt könnten strukturelle Maßnahmen wie zum Beispiel die Valorisierung der Sozialleistungen, kann man sagen, einen Beitrag zum Inflationsanstieg leisten, aber nicht Gießkanne und auch nicht Einmalzahlung. Das heißt, es gibt immer diese Abwägung, es kann sein, dass das eine oder das andere Problem existiert, aber dass alle drei gleichzeitig stattfinden, das ist doch bei keiner dieser Maßnahmen der Fall.

Zu diesem Maßnahmenmix, der letzte Punkt sind die Maßnahmen, die wir jetzt im Zusammenhang mit diesem vierten Paket getroffen haben, aber auch insgesamt, nämlich diese preissenkenden Maßnahmen: Aussetzen der Elektri­zitätsabgabe, der Erdgasabgabe, die Strompreisbremse, die Netzkosten­bremse, wir haben da jetzt einen Gebührenstopp mit dabei, Preistransparenz – all das sind Maßnahmen, die die Preise senken, also nicht inflationstreibend, aber da könnte man einwenden, das sind Maßnahmen, die quasi auch den Reicheren


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zugutekommen, also Gießkanne. Das könnte man dann machen, liebe SPÖ, wenn man nicht selber ständig Dinge fordern würde, die genau in diese Richtung gehen, wie zum Beispiel die Mehrwertsteuersenkung.

Das heißt, da muss man einfach eine Abwägungsentscheidung treffen. Und weil das so ist, bin ich der Meinung: Am besten jetzt in dieser Phase auch auf Expertinnen und Experten hören! Und wenn man schaut, was Wifo-Inflations­experte Baumgartner und Wifo-Chef Felbermayr noch am Dienstag in einem „Kommentar der anderen“ gefordert haben (Abg. Rendi-Wagner: Alles schön­reden!): „Maximaler Druck auf Energieversorger“ – das ist im Paket vom Mitt­woch –, „Gebühren einfrieren“ – ein Punkt im Paket vom Mittwoch –, „Echte Preistransparenz schaffen“ – ein Punkt im Paket vom Mittwoch –, Finanzierung nicht über Schulden – auch da haben wir mit der Übergewinnsteuerverschärfung einen Punkt der Gegenfinanzierung. Das heißt: am Dienstag gefordert, am Mittwoch bereits im Ministerrat beschlossen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wirklich letzter Punkt jetzt: Wir sollen – Sie fordern das ja in Ihrem Dringlichen Antrag – diese Erhöhung der Richtzinsmieten zurücknehmen. – Wir haben dafür gekämpft, wir sind auch der Meinung, dass das eine sehr sinnvolle Maßnahme gewesen wäre, wir werden auch dranbleiben, aber: Nur weil die Bundesregie­rung jetzt sozusagen die Möglichkeit schafft, die Mieten zu erhöhen, heißt das nicht automatisch, dass alle Immobilienbesitzer das auch tun müssen. Insbesondere der größte Immobilienbesitzer Österreichs, die SPÖ-regierte Stadt Wien, muss das nicht tun! Sich hierherzustellen und zu sagen: Böse Bundes­regierung, ihr erlaubt uns jetzt, die Mieten zu erhöhen, und deshalb machen wir das auch sofort! (Abg. Rendi-Wagner: Unerträglich!), erfordert schon einen gewissen Mut. (Abg. Rendi-Wagner: Das ist falsch!)

Wie gesagt – das haben ja schon viele Vorredner gesagt –: Wenden Sie sich diesbezüglich bitte eher Richtung Rathaus! – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.47



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 110

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Gerald Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.47.10

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Mitglie­der der Bundesregierung! Hohes Haus! In dieser Sondersitzung zur Inflation möchte ich mit dem Positiven beginnen, und das Positive ist das, was die Regie­rung nicht gemacht hat: Sie hat keine Preisdeckel und keine Preisober­grenzen und keine anderen dieser kruden Dinge beschlossen. Ich betone das deswegen, weil wir in Österreich eine höhere Inflation haben als andere Länder in West­europa. Man kann daher relativ gut ausmessen, woran die Regierung schuld ist, nämlich genau an diesem Anteil, um den bei uns die Inflation höher ist als anderswo, also ungefähr 2 bis 2,5 Prozentpunkte. Sie hätte auch noch viel Schlim­meres machen können, und ich lobe das, was nicht passiert ist.

Diese zusätzliche Inflation, die die Regierung produziert hat, hat sie kreiert, indem sie in den letzten Jahren einfach Geld hinausgeblasen hat, was das Zeug gehalten hat, und jedem alles ersetzt hat, was sich der Einzelne zu verdienen vorgenommen hatte, und oft ein bisschen mehr als das.

500 Euro Klimabonus für jeden, nämlich auch für alle von uns hier herinnen, und aktuell gerade wieder einen Energiekostenzuschuss zwei für die Betriebe, auch weitgehend unabhängig davon, wie viel Energie sie tatsächlich verbrauchen – das sind 7 Milliarden bis 8 Milliarden Euro dafür und 4 Milliarden Euro für den Klimabonus, das heizt natürlich die Inflation an und hält die Nachfrage hoch. Und wenn die Nachfrage hoch ist, dann bleiben auch die Preise hoch. Das hat Minister Kocher bei seinen Schilderungen ein bisschen verkürzt dargestellt.

Was die Regierung machen sollte: Sie sollte dort, wo sie selbst für Preise verantwortlich ist, leisetreten, und dort, wo sie die Menschen entlasten könnte, sollte sie das tun.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 111

Ich bringe dazu folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger‚ MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Lösungen gegen die Teuerung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, Abgaben und Gebühren zu senken und auf Länder und Gemeinden über den Finanzausgleich Druck aufzubauen, diese Belastungen ebenfalls zu senken. Zusätzlich wird die Bundesregierung aufgefordert, die Menschen über niedrigere Steuern zu entlasten und über treffsichere Sozialpolitik Härtefälle abzufedern, anstatt durch ziellose Geldge­schenke und Förder-Gießkanne die Inflation weiter anzuheizen.“

*****

Manche Dinge nämlich, beispielsweise die Strompreisbremse für alle, dienen auch den Menschen, die eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus haben. Die haben jetzt auch die Strompreisbremse im Ferienhaus. Und die Stromerzeuger haben das genützt, um die Preise genau so weit anzuheben, dass sie die Strompreisbremse ausnützen. Das heißt, mit unserem Steuergeld füllen wir die Kassen der Energieversorger. (Abg. Wurm: Sage ich ja!) Und was machen die? – Die schütten das an die Landeshauptleute aus. Die können dann mit ihren Superlandesbudgets wieder ein bisschen Geld verblasen.

Ganz spannend ist: Was ist denn jetzt zum Beispiel die Antwort auf die hohen Preise, wenn Sozialminister Rauch im „Report“ auftritt? – Ja, wir haben zu wenig Wettbewerb im Handel! – Aha! Jetzt erkennen die Linken, dass Wettbewerb die Preise senkt. Das ist eine spannende Erkenntnis. Daran können wir weiter­arbeiten. Jetzt geht es in die richtige Richtung. (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der ÖVP.)


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Wir haben nämlich auf dem Energiemarkt praktisch keinen Wettbewerb, weil die Energieerzeuger ein Kartell gebildet haben (Abg. Leichtfried: Das war das erste Mal!) und einander nicht in die Parade fahren, weil die roten und schwarzen Chefs dort sich das so ausgemacht haben. Da passiert nichts. (Abg. Wurm: Warum, Gerald? – Weil die EU das entschieden hat, weil Brüssel das entschieden hat, Gerald! – Abg. Leichtfried: Geh! Der Schüssel hat gar nichts entschieden! Was soll da der Schüssel entschieden haben?)

Wir haben eine E-Control-Behörde mit 120 Mitarbeitern, die dort arbeiten. Die tun nichts, was die Preise senken würde. (Abg. Belakowitsch: Weil die Wettbe­werbsbehörde ...!) Mehr Wettbewerb wäre gut, aber bei den Stromversorgern hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. (Abg. Belakowitsch: Drei Lebensmit­telanbieter haben ... Prozent Marktanteil! ...!) Da könnte die Regierung natürlich bei den eigenen Landeshauptleuten und bei den eigenen Landesräten einmal anrufen und etwas in Bewegung bringen.

Wettbewerb ist überhaupt nicht die Sache dieser beiden Parteien, aber auch nicht die Sache der SPÖ. Wo ist denn eigentlich der Wettbewerb bei den Taxis? Hm? Da werden die Kandidaten hinausgeprüft, damit es weniger Taxifahrer gibt. Wo ist der Wettbewerb bei den Notaren? Die können frei nach Lust und Laune abcashen. (Abg. Belakowitsch: Das ist eine klassische Neiddebatte! ...!) Wo ist der Wettbewerb bei den Fahrschulen?

Ja, Wettbewerb würde die Preise senken, aber das war in diesem Land leider noch nie das Thema: mit Wettbewerb die Preise zu senken.

Die EU verhandelt Freihandelsabkommen, zum Beispiel das Mercosur-Abkommen, und das wollen die Bauern nicht, weil wir dann ja mehr Wettbewerb hätten (Abg. Belakowitsch: Nein, vielleicht eine schlechtere Qualität! ...!), und dann würden viel­leicht die Preise sinken. Um Gottes willen! (Beifall bei den NEOS.)

Auch für die Gesundheit zahlen die Menschen doppelt. Sie müssen hohe Beiträge in die Kassen zahlen und bekommen keine ärztliche Leistung, weil die


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Gewerkschafter in den Kassen nichts weiterbringen. In anderen Ländern, zum Beispiel in der Schweiz, gibt es Wettbewerb in der Krankenversicherung. Dort ist man Kunde und nicht Zwangsversicherter, und die Versicherung kümmert sich darum, dass man seine Leistung bekommt, weil Wettbewerb dem Kunden dient.

Jetzt möchte ich der SPÖ noch etwas zum Thema Inflation sagen. Wer das nämlich damals, in den Siebzigerjahren, gut verstanden hat, war Bruno Kreisky. Da war Ölpreisschock, die Preise sind hinaufgeschossen, und Kreisky hat erkannt: Jetzt muss ich die Nachfrage senken.

Kreisky hat nicht gesagt: Schüttet Geld aus!, er hat auch nicht gesagt: Machen wir einen Preisdeckel! (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), sondern Kreisky hat gesagt: Machen wir Energieferien, das senkt die Nachfrage, machen wir einen autofreien Tag, das senkt die Nachfrage!, und er hat in seiner lustigen Art gesagt: Na, rasieren Sie sich nass und nicht mit dem Elektrorasierer, weil das weniger Energie verbraucht!

Also Kreisky hat verstanden: Nicht Preisdeckel und Preisbremse und andere marxistische Ideen sind die Antwort, sondern das Spiel von Angebot und Nachfrage. Da muss man die Nachfrage senken.

In diesem Sinne ist es besser, die Regierung tut nichts, als sie tut das, was die SPÖ von ihr gerne hätte. (Beifall bei den NEOS.)

13.53

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger‚ MES, Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Echte Lösungen gegen die Teuerung


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eingebracht im Zuge der Debatte in der 211. Sitzung des Nationalrats über den Dringlichen Antrag der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc., Genossinen und Genossen betreffend "Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung"

Im Kampf gegen die Teuerung setzt die Regierung die auf falsche Maßnahmen. Diese Gießkannenpolitik heizt die Teuerung nur weiter an, und an der Supermarkt-Kasse werden sich viele fragen, warum sich die Anti-Inflations-Maßnahmen nicht so recht auf der Rechnung niederschlagen.

Statt Kanne braucht es Konsequenz, denn die Regierung muss zuallererst selbst auf die Teuerungsbremse steigen:

Über 10% der Preise im Warenkorb sind direkt oder indirekt vom Staat festgelegt. Überall dort, wo der Staat als Anbieter - und meist Monopolist - auftritt, müssen die politisch Verantwortlichen auf die Preisbremse treten (Gebühren, Abgaben, Mieten in Gemeinde- und Landeswohnungen, ÖBB Tickets etc.).

Das gilt vor allem im Energiebereich, wo die Landesregierungen über ihre Landesener­gieversorger die Bürgerinnen und Bürger weiterhin über Gebühren zur Kasse bitten. Die von den politischen Mehrheitseigentümern bis hin zum Aufsichtsratsvorsitz besetzten Gremien der Landesgesellschaften sind gefordert, endlich alles zu tun, um (a) die sinkenden Preise am Energiemarkt unmittelbar an die Kund:innen weiterzugeben; (b) Rechnungen endlich transparent und nachvollziehbar zu gestalten.

ÖVP und Grüne müssen hier endlich die Landeshauptleute in die Pflicht nehmen und an ihre Rolle erinnern: Entweder die als Preistreiber oder die als Teuerungsbremser!

Auch den zweiten großen Bereich im Kampf gegen die Lücke zwischen Einkommen und Auskommen hat die Regierung in der Hand. Nämlich dort, wo der Staat den Bürger:innen ihr sauer verdientes Einkommen gleich wieder über Steuern abnimmt, um es dann umgehend ziellos mit der Gießkanne zu verschütten. Es ist daher notwendig, die Steuer­last zu senken und insbesondere die Lohnabgaben drastisch zu reduzieren.

Drittens gehören endlich klar die Grenzen der Wirtschaftspolitik sowie der Eingriffe in den Markt gezogen und die Verantwortung und Möglichkeiten einer gezielten Sozialpolitik aufgezeigt. Dies könnte sich etwa in einer negativen Ökostrompauschale -


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also einem steuerlichen Guthaben - für Haushalte mit besonders niedrigem Einkommen niederschlagen.

Die Zeit der Ausreden für ÖVP und Grüne ist endgültig vorüber - wer als Regierung die Teuerung ehrlich bekämpfen und dämpfen will, fängt bei sich selber an und nimmt die Landeshauptleute in die Pflicht!

Was ist zu tun:

Kurzfristig wirksam:

Administrierte Preise bremsen; die Ärmsten nicht zurücklassen; steuerlich nachhaltig entlasten, um die Kaufkraft zu stärken!

•              STAAT ALS VORBILD STATT INFLATIONSTREIBER: Der Staat darf Preise nicht mit Inflation erhöhen: 11% der Preise (im HPVI-Warenkorb) sind direkt oder indirekt vom Staat festgelegt oder administriert. Den Anstieg der Gebühren stoppen- aber auch bei den Mieten für Gemeindewohnungen einigen. Das hätte eine unmittelbar preisdämp­fende Wirkung. Netzentgelte sollten entweder gesenkt werden, oder die Gelder sollten tatsächlich für einen massiven Netzausbau herhalten, was die Energiepreise langfristig auch senken würde.

•              GEZIELT UNTERE EINKOMMEN UNTERSTÜTZEN: Härtefälle abfedern: Haushalte, die besonders von Teuerung betroffen sind, müssen weiterhin gezielt unterstützt werden. Eine entsprechende Datengrundlage ist spätestens seit der Covid Krise ausständig.

•              NACHHALTIG ENTLASTEN - RUNTER MIT DEN STEUERN AUF ARBEIT: Der breite Mittelstand muss durch eine Steuersenkung mehr Kaufkraft haben, um sich von der eigenen Leistung auch mehr leisten zu können – dafür braucht es steuerliche Entlastungsmaßnahmen. Weiters müssen Lohnnebenkosten dringend gesenkt werden, um Spielraum für die Tarif- und Lohnverhandlungen im Herbst zu schaffen, um Nettolöhne zu erhöhen und um die Kostenbelastung der Unternehmen zu reduzieren und dadurch die Preisspirale zu dämpfen. Damit es zu keinen Leistungskürzungen kommt, kann durch Kompensationszahlungen aus dem Bundesbudget gegengesteuert werden.


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Mittelfristig wirksam:

Sparanreize setzen, damit die Preise für jene sinken, die nicht sparen können; eine gute Standortpolitik erzeugt Wettbewerb und Wettbewerb senkt Preise.

•              Stärkung des Wettbewerbs und höhere Produktivität - mehr Fokus auf Strukturreformen und liberale Standortpolitik.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, Abgaben und Gebühren zu senken und auf Länder und Gemeinden über den Finanzausgleich Druck aufzubauen, diese Belastungen ebenfalls zu senken. Zusätzlich wird die Bundesregierung aufgefordert, die Menschen über niedrigere Steuern zu entlasten und über treffsichere Sozialpolitik Härtefälle abzufedern, anstatt durch ziellose Geldgeschenke und Förder-Gießkanne die Inflation weiter anzuheizen."

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Bevor ich das Wort erteile, darf ich noch ergänzen, dass der Entschließungsantrag ordnungsgemäß eingebracht ist und somit auch in Verhandlung steht.

Zu Wort gelangt nun Eva Maria Holzleitner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.53.12

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich finde das Thema ehrlich gesagt zu dramatisch, um Scherze darüber zu machen. Wäre der Herr Bundeskanzler noch da (Abg. Belakowitsch: Wo ist er denn eigentlich?), dann würde ich ihn ganz konkret fragen, ob er den Begriff Working Poor kennt. Working Poor ist man, wenn man arbeitet


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und trotzdem arm ist, wenn man hackelt, hackelt, hackelt, aber das Einkommen trotzdem nicht zum Auskommen reicht. Hätte er den Begriff schon einmal gehört, würde er wissen, was Working Poor heißt. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Dann würde er nicht sagen: Arbeit schützt vor Armut! – Das ist vergleichbar mit: Sollen sie doch Kuchen essen! Dann hätte er mehr Gespür für 1,2 Millionen Menschen in Österreich, die ein Einkommen unter der Armuts­grenze haben. (Beifall bei der SPÖ.) Dann hätte er ein Gespür für Frauen, für Alleinerzieherinnen, die es sich oftmals nicht aussuchen können, ob sie mehr arbeiten, weil die Kinderbetreuung fehlt, weil eine Stelle nicht für Vollzeit ausgeschrieben ist, weil einfach hinten und vorne die ÖVP ihren Auftrag als Familienpartei nicht wahrgenommen hat.

Eine Partei der Frauen ist die ÖVP ja schon lange nicht mehr, aber die eigens auferlegte Expertise im Bereich der Familien zu entwickeln hat man wohl auch komplett versäumt.

Eine himmelschreiende Inflation, ausgelöst durch missglückte Unterstützungs­politik dieser Bundesregierung, führt nun dazu, dass die Menschen tagtäglich tiefer in die bereits leeren Taschen greifen müssen, bei jeder Butter, bei jedem Stück Brot, bei Nudeln, bei Obst, bei Gemüse, bei jeder Vorschreibung der Miete. Und ja, wir sind hier auf bundespolitischer Ebene natürlich für ein Mietengesetz, für einen Mietpreisdeckel, für eine Mietpreisbremse zuständig und nicht für regionale Gegebenheiten. (Beifall bei der SPÖ.)

Man hat es verabsäumt, da Deckel und Bremsen auf bundespolitischer Ebene einzusetzen. Man hat verabsäumt, die Preise für die Lebensmittel, für die Güter des täglichen Bedarfs, für das, was die Menschen zum Überleben brauchen, zu senken. Diese Dinge sind so teuer wie noch nie.

Wir müssen den Markt bändigen. Ja, das ist dringend notwendig. Wir müssen eingreifen, einen Deckel draufmachen. (Beifall bei der SPÖ.)


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Neben den Lebensmitteln besteht auch auf Wohnen ein Grundrecht. Es ist unerträglich, wenn Familien, wenn ältere Personen umziehen müssen, den eigenen Lebensmittelpunkt verlassen müssen, weil sie in kleinere, vielleicht eigentlich nicht gut geeignete Wohnungen umziehen müssen, wenn junge Menschen keine Chance darauf haben, die eigenen vier Wände zu mieten, sich aus dem Hotel Mama zu befreien, weil das nicht möglich ist, weil die Mietpreise für junge Menschen zu hoch sind. Wohnen ist beinahe unleistbar. Es muss wieder leistbar gemacht werden, es braucht da eine Mietpreisbremse. (Beifall bei der SPÖ.)

Bei all den Belastungen sprechen wir mittlerweile nicht nur von jenen, die bereits vorher in Armut abgerutscht und von Armut betroffen waren, sondern wir sprechen auch vom breiten Mittelstand, der sich sehr wohl überlegt, was beim Wocheneinkauf im Wagerl landet, was nicht im Wagerl Platz hat, weil es zu teuer ist. Dieser Mittelstand darf aber nicht wegbrechen. Es ist auch ein wesent­licher Teil unseres Wohlfahrtstaates, der dadurch gesichert wird.

Es mutet aber fast an, als würde die Bundesregierung, insbesondere die ÖVP, das sukzessive fordern: einen Abbau des Wohlfahrtsstaates, ein Kaputtschlagen des Wohlfahrtsstaates, eine mutwillige Zerstörung und keine Aufteilung der Steuern auf breite Schultern, auf die Schultern jener, die mehr leisten können, keine gerechte Besteuerung von Millionären, von Milliardären. (Beifall bei der SPÖ.)

All das wäre nun dringend notwendig. Es wäre hoch an der Zeit, den Ausgleich zwischen jenen, die besonders breite Schultern haben, die einen großen Beitrag leisten können, und jenen, die jetzt schon unter der Armut leiden oder kurz davor sind, abzurutschen, zu schaffen.

Wenn jetzt Maßnahmen gegen die Kinderarmut angekündigt werden, dann kann man nur eines sagen: Werte Bundesregierung, streuen Sie den Menschen nicht weiter Sand in die Augen! (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 119

Es liegen viele Beispiele hier im Hohen Haus. Sichern Sie Kinder mit grund­legenden Ansprüchen ab: auf ein warmes Mittagessen, auf einen guten Unterhalt, auf eine gute Bildung. Keine weitere sinnlose Erhöhung des Familien­bonus, der in Österreich noch kein einziges Kind aus der Armut geholt hat! (Beifall bei der SPÖ.) Rechtsansprüche und Absicherung, anstatt Menschen weiterhin zu stigmatisieren, ein Umbau des Systems, weil die Valorisierung der Sozialleistungen allein bisher nicht geholfen hat!

Ich darf nun einen Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bekämpfung von Kinderarmut“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Medien und Integration im Bundeskanzleramt sowie der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Maßnahmenpaket gegen Kinderarmut vorzulegen, welches eine Kindergrundsicherung, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz sowie ein gesundes, warmes Essen am Tag für jedes Kind in allen Bildungseinrichtungen vorsieht.“

*****

(Beifall bei der SPÖ.)

13.58

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Christian Oxonitsch,

Genossinnen und Genossen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 120

betreffend Bekämpfung von Kinderarmut

eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag der Abgeordneten Dr.in Pamela Rendi-Wagner, Genossinnen und Genossen betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“ in der 211. Sitzung des Nationalrates

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit von Armut betroffen als der Rest der Bevölkerung. 17,5 Prozent Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren machten im Jahr 2022 rund ein Viertel (23 Prozent) aller Armutsgefährdeten aus. Mehr als jede 5. armutsgefährdete Person ist unter 18 Jahre alt. Laut EU-SILC-Zahlen waren 2022 353.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, das entspricht einem Ausgrenzungs- oder Armutsgefährdungs­risiko von 22 Prozent. 316.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bzw. 19 Prozent waren 2022 armutsgefährdet.

Eine aktuelle Studie der Gesundheit Österreich GmbH Wien kommt zu erschreckenden Ergebnissen: Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, aufgrund eines Mangels an finanziellen Mitteln ihre Kinder nur eingeschränkt vor Kälte in der Wohnung schützen zu können. 58 Prozent der im Februar und März 2023 interviewten Eltern schildern, dass sie aufgrund der steigenden Heizkosten andere Bedürfnisse ihrer Kinder - wie Freizeitakti­vi­täten, Kleidung und auch Essen - einschränken. Drei von vier Kindern mussten sogar Straßen-Winterkleidung im privaten Haushalt anziehen, um vor Kälte im Wohnraum bewahrt zu werden.

Trotz dieser Entwicklungen bleibt die Bundesregierung untätig. Bereits vor einem Jahr (März 2022) hätte Österreich der EU-Kommission einen Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut vorlegen müssen, doch bislang ist nichts geschehen.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Kinder daheim frieren und am Abend Toastbrot essen müssen. Arm zu sein, heißt für Kinder in Österreich: Öfter krank zu werden, kein Zimmer für sich zu haben, zu wenig Gewand, zu wenig gutes Essen, kein Geld für Sport, Musik, einen Nachmittag mit Freunden zu bekommen. Arme und armutsgefährdete Kinder sind öfter alleine, werden ausgegrenzt und lernen früh Angst und Scham kennen: Können sich meine Eltern die Wohnung noch leisten? Muss ich mit löchrigen Schuhen zum ersten Schultag? Werden meine Freunde lachen, weil ich nicht mit ins Kino kann? Armut macht


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 121

krank, sie raubt Kindern die Chance auf eine gute Ausbildung, auf ein langes Leben, auf Stolz und Zufriedenheit. Schlechte Gesundheit und mangelnde Bildungschancen verursachen zudem nicht nur persönliches Leid, sondern auch gesellschaftliche Kosten. Jedes Kind hat ein Recht auf ein gutes Leben. Und dieses Recht ist nicht von der Geldbörse der Eltern abhängig.

Daher schlagen wir drei Schritte zur Bekämpfung von Kinderarmut vor.

Schritt eins: Eine Kindergrundsicherung.

Expert:innen haben Modelle für eine Kindergrundsicherung einwickelt, wonach jedes Kind einen Grundbetrag, den es zum Leben braucht, erhält. Kinder, die in Haushalten mit geringem Einkommen leben, erhalten zusätzlich einen Betrag. Durch treffsichere Staffe­lung sorgen wir dafür, dass jedes Kind genug zum Leben hat.

Schritt zwei: Ein Kind – ein Bildungsplatz.

Rechtsanspruch auf einen Bildungsplatz bedeutet: Auf jedes Kind wartet in jedem Alter ein Platz, an dem es die Förderung bekommt, die es braucht, um später die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben verwirklichen zu können. Das reicht von altersgerechter Betreuung im Kleinkindalter bis zum Schulabschluss.

Schritt drei: Ein gesundes, warmes Essen am Tag für jedes Kind.

Die gesundheitlichen Folgen von Mangelernährung im Kindesalter lassen sich nie wieder gut machen. Deshalb muss jedes Kind in Österreich ein gutes, ausgewogenes Essen bekommen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Medien und Integration im Bundeskanzleramt sowie der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Maßnahmenpaket gegen Kinderarmut


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 122

vorzulegen, welches eine Kindergrundsicherung, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz sowie ein gesundes, warmes Essen am Tag für jedes Kind in allen Bildungseinrichtungen vorsieht.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, er steht somit auch in Verhandlung.

Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Mag. Norbert Totschnig zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.


13.58.58

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, die Inflation stellt uns in ganz Europa vor enorme Herausforderungen. Es wird immer wieder betont oder behauptet, man habe in den letzten Monaten nichts getan. Ich möchte einfach die Gelegenheit nützen, um aufzuzählen, was allein in diesem Haus in den letzten Monaten beschlossen worden ist.

Ich beginne mit Jänner 2022: Beschluss der ökosozialen Steuerreform, ein Volumen von 18 Milliarden Euro. (Abg. Belakowitsch: War das die CO2-Abgabe?)

Im April 2022: Antiteuerungspaket im Bereich der Energie, 4 Milliarden Euro.

Im Sommer: ein großes Antiteuerungspaket, 22 Milliarden Euro mit Maßnahmen wie der Abschaffung der kalten Progression, die genau jetzt voll wirkt, weil die Inflation, der Verlust, durch eine Anpassung der Steuertarifstufen zurückgegeben wird.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll211. Sitzung, 211. Sitzung des Nationalrats vom 12. Mai 2023 / Seite 123

Weiters: eine Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen, erhöhter Familienbonus, Klimabonus, Antiteuerungsbonus, Sonderfamilienbeihilfe und Sonderzahlung an Pensionistinnen und Pensionisten.

Wenn wir es uns anschauen: Der Ausgleichszulagenrichtsatz plus Einmal­zahlung hat zu einer Erhöhung von 10,1 Prozent geführt. Wir sind damit deutlich über der Inflationsrate im letzten Jahr. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Auch im Bereich meines Ministeriums haben wir Maßnahmen gesetzt, um die Lebensmittelversorgungssicherheit zu stärken. Ein Blick auf die Kosten hat gezeigt: über 1 Milliarde Euro mehr Kostenbelastung. Deswegen war es notwendig, dass wir durch den Stromkostenzuschuss von 120 Millionen Euro und durch das Versorgungssicherungspaket mit einem Volumen von 110 Mil­lionen Euro beziehungsweise 9 Millionen Euro für den geschützten Anbau, sprich für die Glashäuser in Wien, den Bäuerinnen und Bauern helfen, diese Kosten zu stemmen.

Allein an diesem kurzen Abriss kann man erkennen, wie viel an unmittelbar und langfristig wirkenden Maßnahmen von dieser Regierung beschlossen worden ist. Insgesamt wurden direkte preissenkende Maßnahmen im Umfang von 5 Mil­liar­den Euro gesetzt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ja, in den vergangenen Wochen sind vor allem die Lebensmittelpreise und die Inflation bei den Lebensmittelpreisen im medialen Fokus gestanden. Fakt ist – ich möchte es hier auch betonen –: Wenn wir das EU-weit vergleichen, so sehen wir, dass wir bei der Inflationsrate im unteren Drittel liegen. Wenn wir uns die durchschnittlichen Ausgaben für Lebensmittel in Österreich anschauen: Da liegen wir bei 12 Prozent – um das in Relation zu setzen. (Abg. Matznetter: Weil es billiger als in Deutschland ist, oder was?) Klar sehen wir dennoch auch, dass vor allem Menschen im unteren Einkommensbereich mit dem wöchentlichen Einkauf zu kämpfen haben.


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Wenn wir die Situation im Landwirtschaftssektor anschauen: Genauso wie bei den Energiekosten sehen wir dort, dass die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise seit Monaten sinken. Das heißt, sinkende Preise sind für die Bäuerinnen und Bauern eine Realität. Um Klarheit zu bekommen, an welcher Stelle der Lebens­mit­telwertschöpfungskette und warum die Senkungen nicht stattfinden, wird künftig ein Lebensmitteltransparenzbericht Licht ins Dunkel bringen. Genau das wurde am Mittwoch beschlossen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Darüber hinaus sagen wir auch in der Landwirtschaft der Lebensmittelver­schwen­dung weiter den Kampf an und wollen mehr spenden und weniger verschwen­den. Die Basis für langfristig leistbare Lebensmittel ist aber nur dann sichergestellt, wenn ausreichend heimische Lebensmittelproduktion stattfindet, denn jede Verknappung des Angebots trägt dazu bei, dass die Preise weiter unter Druck geraten, weiter steigen. Deshalb gilt es uns als besonders wichtig, dass in der Wertschöpfungskette in allen Bereichen rot-weiß-roter Qualität die Treue gehalten wird. Da danke ich allen, die auch in der Krise zur öster­reichi­schen Produktion, zu österreichischen Produkten stehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren, als Bundesregierung haben wir in den vergangenen Krisenjahren – und die waren alles andere als leicht – gezeigt, dass zahlreiche Maßnahmen gesetzt und beschlossen wurden, die auch wirken.

Wenn wir auf die Lebensmittelinflation schauen: Zum Glück sagen die Progno­sen, dass die Inflation in den nächsten Monaten sinken wird. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Gleichzeitig bleibt es für uns ein Anliegen, dass vor allem die Menschen im unteren Einkommensbereich nicht im Stich gelassen werden. Es werden weiterhin Maßnahmen gesetzt, die nicht nur gut klingen, sondern auch sinnvoll sind und so wirken, wie wir es brauchen, nämlich als Entlastung für die Menschen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.03



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Reiter. – Bitte sehr.


14.04.04

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der heutigen Sondersitzung ist der Kampf gegen die Teuerung. In ganz Europa stellt die Inflation die Menschen, die Unternehmen und die bäuerlichen Familienbetriebe vor große Herausforde­rungen.

Alles wird teurer. Das macht das Leben schwer, und das wissen wir auch. Damit wir aber etwas tun können – wir müssen nämlich etwas tun –, müssen wir Lösungsansätze finden. Das macht die Komplexität der Wirklichkeit nicht immer ganz einfach. Es gibt keine einfache Lösung für komplexe Herausforderungen, es gibt leider nicht die eine Lösung und alles ist wieder gut. Gerade aber weil wir wissen, wie schwer die Teuerung das Leben macht, arbeiten wir kontinuierlich daran, dass wir dementsprechende Maßnahmen setzen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Unsere Wirtschaft ist ein bisschen so wie ein spiralförmiger Prozess. Momentan dreht sich diese Spirale nach unten. Der Ansatz von uns, besonders als Volks­partei, ist aber, dass wir diese Drehung verlangsamen und umkehren, damit sich das Ganze wieder nach oben dreht. (Abg. Belakowitsch: Da wird euch ja schwind­lig!) Dafür braucht es viele verschiedene Maßnahmen, denn die Grundlage für den Wohlstand von uns als Gesellschaft in Österreich ist eine dynamische Markt­wirtschaft und keine Planwirtschaft. (Beifall bei der ÖVP.)

Eine Forderung, die immer wieder kommt, ist zum Beispiel die nach Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittelpreise – und ja, die Lebensmittelpreise sind gestiegen. Wenn man sich die Teuerung im EU-Schnitt anschaut, sieht man: Wir sind in Österreich immer noch im unteren Drittel. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Natürlich spürt jeder Einzelne, dass es einfach teurer wird und


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dass man sich nicht mehr so viel leisten kann, das Gefühl ist einfach da. (Abg. Belakowitsch: Das ist kein Gefühl! Das sind Tatsachen! – Abg. Loacker: Geht es jetzt um Gefühle?) Wir wissen aber auch, dass pauschale Mehrwertsteuersenkungen nicht zum Ziel führen.

Da brauchen wir gar nicht weit, sondern nur über die Grenze nach Deutschland zu schauen und die Spritpreisbremse als Beispiel heranzuziehen. Da sieht man, dass an der Zapfsäule von der Mehrwertsteuersenkung überhaupt nichts spürbar war. Man hat auch das ganze Problem nicht an der Wurzel getroffen, weil das von Treffsicherheit mehr als weit entfernt war. (Abg. Leichtfried: Interessante These!)

Wenn man die Wertschöpfungskette hernimmt und sich das anschaut: Da muss man das Gesamte sehen, und dann sieht man, dass vielfach die Energie der entscheidende Treiber dafür ist, dass die Preise steigen. Darum muss man auch da ansetzen, wo man wirklich treffsicher etwas weiterbringt, und keine pau­schalen Mehrwertsteuersenkungen fordern.

Wir brauchen nämlich möglichst stabile Preise, und zwar für alle Marktteil­nehmer, vom Hof bis zum Tisch. Das schaffen wir mit genau den Maßnahmen, die heute schon mehrmals diskutiert worden sind: dass wir für mehr Transparenz sorgen, dass wir den Wettbewerb stärken, dass wir Bundesge­bühren einfrieren und dass man auch im Bereich der Energie Eingriffe macht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Unsere Verantwortung als Politiker ist, dass wir handeln und dass wir Antworten geben. Diese Verantwortung und vor allem, wie wir damit umgehen, ist exis­tenziell wichtig für unsere gesamte Demokratie.

Wenn ich mir da manche anschaue, die eher als Fähnchen im Wind charakte­risiert werden können und sich je nachdem, wie es halt gerade ausschaut, ihre Meinungen bilden – zum Beispiel die FPÖ, weil Sie mich gerade so aufmerksam anschauen: Klubobmann Kickl war immerhin der Erste, der einen sehr radikalen


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Lockdown gefordert hat; jetzt schaut es schon wieder ganz anders aus (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ) –, dann sehe ich eines, und zwar dass Sie von der FPÖ ein Spiel mit der Hoffnung der Menschen treiben. Das sind scheinbar einfache Antworten, aber auf komplexe Fragen liefern Sie genau keine Antwort. Es ist einfach nur billiger Populismus, was Sie betreiben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Weil ja Klubobmann Kickl heute auch schon von Früchten gesprochen hat – anscheinend hat er da eine Leidenschaft –, kann ich nur sagen, dass mir Ihre Politik ein bisschen wie eine Drachenfrucht vorkommt: Auf den ersten Blick schaut sie ganz nett aus, aber sie schmeckt nach nichts. (Heiterkeit bei Abgeord­neten der ÖVP. – Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Unsere Verantwortung ist, dass wir handeln, und das tun wir auch. Dieses Han­deln ist bei uns von der Arbeit für die Menschen geprägt, im Bewusstsein, dass wir miteinander etwas weiterbringen müssen, und zwar ohne dass man irgendeinen Zinnober macht und die Leute mit populistischen Forderungen total verunsichert. Das bringt uns nicht weiter. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Belakowitsch. – Bitte. (Abg. Hörl: Dagmar, gibst du jetzt zu, dass der Kickl ...?)


14.09.09

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Nach der etwas skurrilen Rede meiner Vorrednerin kommen wir wieder zurück: Wir haben heute hier eine Sondersit­zung – einberufen von der SPÖ – zum Thema Teuerung.

Es wurde ja schon mehrmals, auch von den Vertretern der SPÖ, darauf hingewiesen, dass natürlich alles teurer geworden ist. Sie selber daheim spüren es wahrscheinlich am deutlichsten in Ihrem Geldbörsl, wenn Sie einkaufen


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gehen, wenn Sie sich Ihre Mietabrechnung anschauen, wenn Sie sich die Stromabrechnungen anschauen.

Liebe Damen und Herren von der SPÖ, ich muss Ihnen das schon auch ein bisschen zurückgeben: Natürlich könnte die SPÖ in Wien vorzeigen, wie es tatsächlich geht. Natürlich hätte der größte Hausherr in Europa, die Stadt Wien, die Möglichkeit, zumindest den Mietern in den Gemeindewohnungen die Mieten ein bisschen abzusenken. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Hörl.) Diese Möglichkeit wäre durchaus gegeben gewesen.

Da hat also auch die SPÖ einen Sündenfall, und den kann sie nicht einfach von sich weisen. Man kann nicht immer alles nur auf die Bundesregierung schieben, wiewohl ich jetzt gleich zu Ihnen, meine Damen und Herren von der Bundes­regierung, komme: Sowohl der Bundeskanzler als auch der Arbeitsminister sind ja nicht mehr hier, es interessiert sie ja offensichtlich nicht, sich eine Debatte zur Teuerung bis zum Ende anzuhören, sie sind ja nicht die betroffenen Minister. Stattdessen lässt man dann halt die Staatssekretäre hier sitzen, das ist eh recht nett. Vielen Dank, dass Sie hiergeblieben sind! Und auch der Herr Innenminister hat sich bereit erklärt, uns zuzuhören: Vielen herzlichen Dank dafür! Die zuständigen Minister, nämlich den Wirtschafts- und Arbeitsminister und den Bundeskanzler, interessiert das aber nicht. (Abg. Hörl: Der kümmert sich um die Inflation, Dagmar! Er geht arbeiten!) Und genau so schaut die Politik der Österreichi­schen Volkspartei aus, genau so. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, die Inflation ist ja nichts Neues, sie ist ja nichts, das vom Himmel gefallen ist. Am 14. September 2021 – das ist mehr als eineinhalb Jahre her – haben wir hier den ersten Antrag gestellt und gesagt, dass wir die Energiepreise deckeln müssen, dass wir aufpassen müssen, dass es da einen Stopp geben muss, weil sie der Inflationstreiber Nummer eins sind. Das war noch lange, bevor der Krieg begonnen hat. Was ist passiert? – Gar nichts. Natürlich nicht. Was Sie von der Bundesregierung dann gemacht haben – einer meiner Vorredner hat ja auch noch damit angegeben, was Großartiges passiert ist –, ist die ökosoziale Steuerreform. Wissen Sie, was das bedeutet hat? – Die CO2-


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Abgabe auf Diesel und die CO2-Abgabe auf Sprit. Sie haben die Treibstoffe verteuert und damit die Energiekosten noch einmal in eine Inflation hinein und in die Höhe getrieben. Ohne Not haben Sie den Bürgern noch mehr Geld aus der Tasche gezogen. Das hat die Bundesregierung gemacht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann sind Sie draufgekommen, dass alles teurer wird, und dann hat es im März 2022 einen Ministerratsvortrag gegeben, da hat die Bundesregierung dann eine Expert:innengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflationsentwick­lung eingerichtet. Und daraus ist wieder nichts geworden: Drei Monate später hat es diese Expertengruppe nicht mehr gegeben. Jetzt, mehr als ein Jahr später, stehen wir wieder hier und es gibt wieder einen Ministerratsvortrag. Dieser ist ähnlich skurril wie die Rede meiner Vorrednerin, denn jetzt geht es da um die Unterstützung der gemeinnützigen Lebensmittelweitergabe durch den Handel. Meine Damen und Herren von der Bundesregierung, das macht keinen einzigen Lebensmittelpreis billiger, das macht keine Stromrechnung billiger, das macht das Wohnen nicht billiger. Das hilft den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land überhaupt nicht.

Wenn Sie nicht endlich ins Handeln kommen und nicht endlich willens sind, tat­sächlich Maßnahmen zu setzen, wie wir sie hier seit eineinhalb Jahren fordern, dann wird die Inflation weiter nach oben gehen. Es braucht dringend – und ich sage das jetzt ganz bewusst – Lebensmittelpreisbindungen, und zwar nur auf Grundnahrungsmittel – nicht auf die gesamten Lebensmittel, aber auf die Grund­nahrungsmittel. Und weil der Landwirtschaftsminister hier ist, sage ich: Gestalten Sie es doch so aus, dass das heimische Grundnahrungsmittel sind! Sollen die Preisbindungen eben dort sein, wo tatsächlich in Österreich produziert wurde – das würde nämlich auch der Landwirtschaft in Österreich helfen. (Beifall bei der FPÖ.)

Man kann das alles gestalten, wenn man den politischen Willen hat, den Bürgern tatsächlich zu helfen (Abg. Wurm: Gute Idee!), aber den haben Sie nicht. Das Einzige, was jetzt bleibt, ist: Na ja, also die Energiepreise müssen jetzt endlich


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sinken, und wenn das nicht weitergegeben wird, dann werden die Übergewinne abgeschöpft und dem Finanzminister zur Verfügung gestellt. – Das wird die Strompreise auch nicht senken, meine Damen und Herren. Machen Sie endlich Politik für die Bürger und schauen Sie, dass Sie die Inflation in Österreich in den Griff bekommen! (Beifall bei der FPÖ.)

14.14


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Neßler. – Bitte sehr.


14.14.17

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Ich bin einmal an einem Tisch mit Industriellen gesessen, und wir haben über das Thema Kinderarmut gesprochen. (Abg. Wurm: Was tust du an einem Tisch mit Industriellen, Barbara?) Sie konnten fast nicht glauben, dass es so etwas wie Kinderarmut in Österreich gibt. Warum? – Weil Kinderarmut in Österreich oft versteckt ist. Umso wichtiger ist es, dass wir dieses Thema, das Sie, liebe SPÖ, übrigens mit keinem einzigen Satz in Ihrem Dringlichen Antrag erwähnt haben, ins Zentrum rücken. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Holzleitner und Kucharowits.) – Ich komme noch auf Ihren Antrag zu sprechen.

353 000 Kinder in Österreich sind von Armut betroffen (Zwischenruf der Abg. Holzleitner), und – das müssen Sie sich einmal vorstellen – das sind mehr, als die zweitgrößte Stadt Österreichs, Graz, Einwohner und Einwohnerinnen hat. Herr Bundeskanzler Nehammer meinte im Morgenjournal, dass es unerträglich ist, dass Kinder keine warme Mittagsjause bekommen. (Ruf bei der SPÖ: ... Antrag zustimmen!) Ja, es ist unerträglich – volle Zustimmung.

Doch nicht nur das: Es ist auch unerträglich, dass 10 000 Kinder nicht mit auf Schulausflüge gehen können. Es ist auch unerträglich, dass 40 000 Kinder keine Freunde und Freundinnen zu sich nach Hause einladen können. Und es ist auch


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unerträglich, dass 20 000 Kinder wichtige Anlässe wie den eigenen Geburtstag nicht feiern können. Es ist unerträglich, dass Armut nach wie vor vererbt wird und manche Kinder eben von klein auf nicht die gleichen Chancen haben und auf vieles verzichten müssen, was für andere Kinder selbstverständlich ist.

Ganz ehrlich: Mir wäre es auch lieber, ich müsste hier nicht über dieses Thema sprechen, aber wir müssen über dieses Thema sprechen, weil Kinderarmut kein neues Phänomen ist und in der Vergangenheit zu wenig passiert ist. (Beifall bei den Grünen.)

Wir wissen, dass die Teuerung vor allem jene trifft, die es davor schon nicht einfach hatten. Die soziale Mobilität in Österreich ist sehr gering. Wenn man einmal in der Armutsfalle ist, braucht es durchschnittlich vier Generationen, um wieder herauszukommen. Das heißt, ja, wir müssen die Familien unterstützen, die Kinder unterstützen, damit sie aus diesem Teufelskreis ausbrechen können, denn niemand, wirklich niemand ist freiwillig arm. Armut ist auch kein indivi­duelles Problem, sie ist ein strukturelles Problem, und die Bekämpfung von Armut muss eine wesentliche politische Kernaufgabe bleiben. Jedes armutsge­fährdete Kind ist eines zu viel. Dieser Satz sollte als parteiübergreifender politischer Grundkonsens gelten. (Beifall bei den Grünen.)

Langfristig müssen wir aufhören, Armut zu verwalten, sondern endlich existenzsichernde Strukturen schaffen. Darum ist für mich klar, dass kein Weg an der Kindergrundsicherung vorbeiführt. (Abg. Hörl: Geht’s noch?) Ziel einer Kindergrundsicherung ist die Reduzierung von Armut, und es ist unumstritten, dass das eine riesige Herausforderung ist. In Deutschland wird gerade an der Einführung einer Kindergrundsicherung gearbeitet, aus diesem Grund war ich auch im Bundestag und habe mir diesen Prozess angeschaut. Ich bin überzeugt, dass diese Herausforderung auch bei uns gelingen kann. Wir brauchen dafür zwei Dinge: Das eine sind politische Mehrheiten, und das andere ist der Mut, diese grundlegende Systemänderung auch durchzuziehen.


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Der Punkt ist allerdings: Die Umsetzung der Kindergrundsicherung braucht Zeit, und es ist Zeit, die wir derzeit nicht haben. Wir können nicht länger warten, sondern wir müssen jetzt schnellstmöglich handeln. Daher laufen derzeit intensive Gespräche auf höchster Ebene unter Einbeziehung von Experten und Expertinnen, um ein möglichst treffsicheres Paket im Kampf gegen die Kinder­armut aufzustellen. Während die Opposition hier polemisiert, arbeiten wir intensiv an Lösungen (Zwischenrufe der Abgeordneten Holzleitner und Kucharowits), die wir bald präsentieren und die möglichst schnell bei den Menschen ankom­men werden. (Beifall bei den Grünen. – Neuerlicher Zwischenruf bei der SPÖ.)

Und weil die SPÖ hier lautstark dazwischenruft: Es ist schon spannend, dass Sie von der SPÖ sich hier herausstellen und fordern, was man alles umsetzen soll, aber parallel verhindern Sie beispielsweise in Tirol genau die Vorschläge, die Sie mittels Antrag eingebracht haben. Dort wurde zum Beispiel ein Antrag auf die gesunde Schuljause – da rede ich noch nicht einmal von einem Mittagessen, nur von einer gesunde Schuljause – abgelehnt (Abg. Wurm: Der Schorsch ist ja kein richtiger Sozialist, bitte! – Zwischenruf der Abg. Holzleitner), und das ist traurig angesichts der Tatsache, dass wir wissen, dass viele Kinder hungrig in die Schule gehen. (Ruf bei der FPÖ: Dafür hat der Dornauer jetzt ein größeres Auto!)

In Wien werden nicht nur Maßnahmen blockiert, sondern die Stadtregierung verschärft die Armutsproblematik auch noch. Sie möchte, dass die Kosten für Essen und Betreuungsplätze an Horten und Ganztagsschulen um 10 Prozent, also massiv erhöht werden. Sorry, aber gerade in Zeiten der Teuerung ist das ein katastrophales Signal, und es ist, ganz ehrlich, einfach nur unmoralisch, Familien so im Stich zu lassen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Ja, das stimmt!)

Zur FPÖ muss ich ohnehin nicht mehr viel sagen (Abg. Belakowitsch: Nein, wirklich nicht! Alles gut! Hinsetzen, passt schon! Es wird nimmer besser!), denn ich glaube, niemand erwartet sich überhaupt noch, dass die FPÖ Probleme löst. Sie widmet sich den echten Problemen wie dem Verbot von Jogginghosen. Sie können weiterhin polarisieren, Sie können weiterhin kritisieren, Sie können


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weiterhin auf Stimmenfang gehen. Wir arbeiten an strukturellen Lösungen, an schneller Unterstützung, denn dass jedes armutsgefährdete Kind eines zu viel ist, ist für uns eben kein leerer Slogan. (Beifall bei den Grünen.)

14.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte sehr.


14.20.39

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Werte Mit­glieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich möchte das Thema, das gerade angesprochen wurde und das ein unglaublich wichtiges ist, nicht weiterführen, denn tatsächlich geht es heute um die Teuerung im Gesamten. Wenn man etwas gegen die Inflation tun würde, könnte man wahrscheinlich auch armutsgefähr­deten Kindern wirklich gut helfen, denn die Inflation ist ein Thema, das in Österreich selbstbefeuert ist.

Die 9,6 Prozent, die wir im Augenblick haben und die fast 3 Prozent über dem Schnitt in der EU und noch weiter über dem Schnitt der Länder, mit denen wir uns vergleichen sollten, liegen, sind tatsächlich zu einem großen Teil haus­gemacht. Die anderen Länder, die das nicht haben, hatten nicht mehr Glück oder sonst irgendetwas, sondern sie haben einfach keine Bundesregierung, die mit der Fördergießkanne nach dem Prinzip „Koste es, was es wolle“ über alle Bereiche drübergegangen ist. (Beifall bei den NEOS.)

Ich gehe noch einen Schritt weiter: Diese Länder haben wahrscheinlich auch keine Bundesregierung, die derzeit einen wirtschaftspolitischen Fehler nach dem anderen macht. Denn was tatsächlich interessant ist und hier nicht besprochen wird, ist, dass das Geld schlicht und einfach nicht auf Bäumen wächst und auch nicht im Keller gedruckt wird. Ich glaube, das ist es, was die Bundesregierung im Augenblick nach wie vor glaubt, zumindest handelt sie so. Es muss von Men­schen, von Bürgerinnen und Bürgern, erarbeitet werden. Es muss von Unterneh­merinnen und Unternehmern erarbeitet werden. (Abg. Steinacker: Das wissen


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wir!) Die sind nicht happy, wenn sie sehen, dass sie auf der einen Seite mehr und mehr Steuern, mehr und mehr Abgaben zahlen und die Bundesregierung auf der anderen Seite das alles mit der Gießkanne breitest und vollkommend ineffizient verstreut. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte auch noch einmal auf die Verantwortung der Agierenden eingehen. Denn es ist tatsächlich so, dass, wenn Sie dann alle in der politischen Pension sind, die nächste Generation hier stehen wird (Abg. Hafenecker: Die Letzte Generation!), und die muss dann mit dem Schuldenrucksack und mit dem Wahn­sinn, den Sie hinterlassen, weil Sie im Umgang mit dem Steuergeld so ineffizient und unverantwortlich sind, umgehen. Das sehe ich echt nicht ein. Ich sehe es ehrlich gesagt langsam, aber sicher auch als Steuerzahlerin nicht mehr ein, dass ich mir tagtäglich anschauen muss, wie unfähig mit meinem Geld agiert wird. (Beifall bei den NEOS.)

Reden wir aber noch ein bisschen darüber, warum die Inflation in Österreich so viel höher ist als in anderen Ländern in der EU: Der Grund ist natürlich der Förderaktionismus, auf den ich schon eingegangen bin. Sie haben damit versucht, sich auch bei Ihrem Klientel Popularität zu erkaufen, aber das ist nicht wirklich gelungen, wie man im Augenblick sieht. Ich glaube wirklich, dass Sie derzeit in alle Richtungen versagen. Die Überförderungen, die wir mittlerweile seit mehreren Jahren ansprechen und die Sie ja nach und nach weiterziehen, sind ja nicht das einzige Problem.

Ich verwahre mich auch gegen meine Vorrednerin und dagegen, dass man hier sagt: die Opposition. Ich verwahre mich tatsächlich dagegen, das so undifferen­ziert zu sagen, denn wir sagen seit Jahren, dass ganz, ganz viele Dinge in diesem Land gerade nicht gut funktionieren, beispielsweise eben die Überförderungen. Die Europäische Kommission stimmt uns da inzwischen zu. Es wurde Steuergeld an Freunde verteilt, und das ist einfach nicht in Ordnung. (Beifall bei den NEOS.)


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Jetzt kann man sagen, dass man uns nicht glaubt. Dann lesen Sie aber doch bitte die Berichte der Oesterreichischen Nationalbank! Zwei Drittel der Gelder sind ineffizient und nicht zielgerecht verteilt worden. Da kann ich mich natürlich meiner Vorrednerin wieder anschließen und sagen: Ja, wir wollen etwas gegen Kinderarmut tun, natürlich wollen wir das, aber wenn Sie nicht zwei Drittel der Gelder so ineffizient ausgegeben hätten, dann hätten Sie viel mehr Geld zur Verfügung, um dieses Problem auch tatsächlich anzugehen. Man kann die hohe Inflation einfach nicht mit der Gießkanne bekämpfen. Das ist wichtig, und das müssen Sie sich einfach hinter die Ohren schreiben.

Der Herr Bundeskanzler ist zwar nicht mehr hier, aber ich möchte auch noch auf das Energiethema und auf die Worte, die er vorhin gesagt hat, eingehen. Er hat gesagt, dass es gut war, wie letztes Jahr gearbeitet worden ist, wie die Regierung durch die Krise betreffend das Energiethema gekommen ist, und dass wir nach wie vor genügend Gas haben. Ich möchte es noch einmal sagen: Wenn Russland den Gashahn zugedreht hätte oder wenn auch nur eine Bombe auf einer Pipeline in der Ukraine gelandet wäre, dann hätten wir in Österreich überhaupt kein Gas gehabt. (Abg. Hafenecker: Auf der Nord Stream ist sie eh gelandet!)

Es gibt nach wie vor keinen Plan B in diesem Land. Das ist deswegen so verwerflich, weil Österreich und Ungarn inzwischen die Einzigen sind, die noch von russischem Gas abhängig sind. Und da können Sie ruhig wegschauen, aber es ist eine Tatsache, dass immer noch kein Plan B in der Pipeline ist. Die Frau Bundesministerin für Energie hat zwar schon versucht, etwas zu tun, aber die ÖVP mauert offenbar.

Jetzt noch einmal zum Inflationsthema: Es gäbe ja tatsächlich ein paar Dinge, die man in diesem Land sehr schnell machen könnte. Wir haben von meinen Vorredner:innen, hauptsächlich von jenen aus meiner Fraktion, schon einige gute Vorschläge gehört. Da geht es darum, dass der Staat bei der Inflationsbekämp­fung mit guten Beispielen vorangehen muss. Am Mittwoch haben wir gehört, dass Sie das auch vorhaben, was wir gut finden und auch unterstützen werden.


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Natürlich muss das aber genauso auf Länder- und auf Gemeindeebene gemacht werden.

Dann möchte ich noch einen letzten Punkt bringen, der mich wirklich sehr verwundert hat, und das sage ich jetzt auch noch einmal in Richtung SPÖ: Kollege Leichtfried hat vorhin gesagt, dass Sie keinen Beschlüssen der Bundesregierung mehr zustimmen werden. (Abg. Leichtfried: Wenn sie keine Maßnahmen gegen die Preissteigerung treffen!) Wenn Sie das so durchziehen wollen, ist das vollkommen unverantwortlich, Kollege Leichtfried! Wir warten gerade auf das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (Abg. Leichtfried: ... die FPÖ), wir warten auf das Grüngasgesetz, wir warten auf das Energieeffizienzgesetz. Dafür braucht es Zweidrittelmehrheiten. Sie können sich doch nicht trotzig wie ein kleines Kind hier hinstellen und Ihren Egokampf ausführen, denn es geht darum, wie wir in die Zukunft kommen. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Es geht auch darum, Antiteuerungs­maßnahmen zu treffen!)

Es geht darum, dass hier gearbeitet wird. Da können Sie die Trotzphase, die Sie in Ihrer Partei offenbar gerade haben, nicht durchziehen. Eine ehemals staatstragende Partei wie die SPÖ kann doch nicht der Meinung sein, dass man bei notwendigen Zweidrittelmehrheiten so wichtige Gesetzesvorlagen nicht unterstützt. (Abg. Leichtfried: Da müsst ihr halt schauen, dass ihr stärker seids, dann brauchst du dich nicht aufregen!)

Es war mir noch sehr wichtig, das zu sagen, und ich hoffe, dass Sie da noch einmal in sich gehen und bitte auch auf Kollegen Schroll noch einmal einwirken. (Beifall bei NEOS und Grünen. – Abg. Leichtfried: Es braucht nur Antiteuerungs­maßnahmen seitens der Regierung!)

14.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Herr. – Bitte sehr. (Abg. Hörl: Jetzt steigt die Lautstärke!)



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14.27.15

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrtes Hohes Haus! Werte Vertreter der Bundesregierung! Kollegin Doppelbauer, ich darf vielleicht aufklären: Was Kollege Leichtfried gesagt hat, ist, dass wir keinen Gesetzesvorlagen der Regierung mehr zustimmen werden (Abg. Michael Hammer: Jetzt kommt einmal Babler!), wenn sich nicht endlich etwas bei der Inflations­bekämpfung tut. Ich glaube, diesen Teil haben Sie überhört oder vergessen oder ich weiß nicht. Das ist nämlich dringend notwendig. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scherak: Aber trotzig wie ein Kleinkind ist das auch!)

Mich hat hier im Hohen Haus vor zwei Tagen bei einer Parlamentsführung eine Frau etwas gefragt. Sie hat gesehen, dass es diesen Gipfel gegeben hat, sie hat Nehammer im Fernsehen gesehen (Abg. Steinacker: Den Herrn Bundeskanzler Nehammer!) und wollte wissen, ob bei den Preisen jetzt eigentlich endlich etwas passiert, weil sie sich das Einkaufswagerl nicht mehr leisten kann, wenn es halb voll ist. (Ruf bei der ÖVP: Das soll sie eh im Geschäft lassen! – Rufe bei der SPÖ: Das ist ja ein Wahnsinn! Erbärmlich! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.)

Finden Sie das lustig? Ich musste hier stehen und sagen: Nein, es wird kein einziger Preis gesenkt, es wird bei keinem einzigen Preis eingegriffen. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist die Situation: nach monatelanger Rekordinflation keine einzige Preissenkung, obwohl es diesen groß medial inszenierten Lebensmittelgipfel gab. Der Erfolg: null. Dass es Ihnen selbst nicht zu peinlich war, einen Gipfel abzu­halten, der de facto zu keinem Ergebnis geführt hat! (Ruf bei der ÖVP: Wo ist das Ergebnis der SPÖ-Abstimmung? – Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Das ist ja wirklich etwas – wie nervös die ÖVP hier versucht, abzulenken. (Beifall bei der SPÖ. – Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Hörl: Diese ganze Sitzung ist eine Ablenkung!) Es ist Ihre Leistung, die dazu führt, dass kein einziger Preis niedriger wird. Nichts wird billiger, während einer halben Million Menschen in Österreich das Geld für eine warme Mahlzeit pro Tag fehlt. Wir erfinden diese Zahlen nicht. Das sind die Zahlen des Herrn Sozialministers. Das sind die


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Zahlen, die die Regierungsvertreter sehr gut kennen, und trotzdem werden sie nicht aktiv.

Es ist eine halbe Million Menschen, die im Zahlungsrückstand ist, was die Miet- und Energiekosten betrifft. Auch das sind die Zahlen Ihrer Regierung. Eine halbe Million Menschen muss jetzt Schulden machen, um sich das Alltäglichste leisten zu können, und Sie machen hier irgendwelche Witze! Es ist Zeit, in einem der reichsten Länder der Welt in die Preise einzugreifen! (Beifall bei der SPÖ.)

Währenddessen sehen wir, dass auf der anderen Seite Rekordgewinne eingefahren werden, dass auch die Zahl der Millionär:innen und Milliardär:innen steigt. (Die Abgeordneten Hörl und Zarits: Ja, ja! Oh Gott!) Und der Punkt ist, dass die Umverteilung, die stattfindet, sodass im Geldbörserl der Menschen immer weniger bleibt, ja politisch gewollt ist. Wir haben ein Preisgesetz, das für Krisensituationen vorsieht, dass man in die Preise eingreifen kann und dass auch Informationspflichten zur Anwendung kommen können.

Wir könnten schon längst eine Preiskommission einsetzen, die genau kontrol­liert: Wo ist eine gerechtfertigte Preissteigerung und wo ist keine gerecht­fertigte Preissteigerung? Wo halten Konzerne offensichtlich absichtlich die Preise hoch, damit sie fette Gewinne einfahren können? Wo wird Preiswucher betrieben?

Wir könnten so eine Kommission heute beschließen, die auch befugt wäre, für jene Unternehmen, die sich da bereichern, hohe Strafen zu verhängen. Wo ist da der Beschluss? Wo ist da jetzt der Rausruf? Das könnten wir heute beschließen, aber davor halten Sie sich die Augen zu. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir könnten heute die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen und damit jedes einzelne Lebensmittelprodukt sofort um 9 Prozent billiger machen – vorausgesetzt dass es eben eine Preiskommission gibt, die darauf achtet, dass


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die Mehrwertsteuersenkung wirklich gleich direkt an die Konsument:innen weitergegeben wird.

Selbst konservative Wirtschaftsexpert:innen fordern das doch von Ihnen ein. Was ist mit denen? Halten Sie sich die Ohren zu? Ich weiß es nicht. Die wollen Sie nicht einmal ernst nehmen. Es ist nicht nur die Sozialdemokratie, die das einfordert, sondern sämtliche Experten und Expertinnen sagen, die Lebensmittel sind zu teuer. Reagieren Sie endlich darauf! (Beifall bei der SPÖ.)

Dann erklären Sie uns tatsächlich: Nein, das geht nicht wegen der Greißler! – 95 Prozent des Marktanteils entfallen auf Rewe, Spar, Lidl und Hofer, aber Sie sagen, es geht nicht wegen der Greißler? Ja wer soll Ihnen das denn bitte glauben? Das ist wirklich lächerlich, was Sie hier machen. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu sagen Sie auch nichts. Die Bundesregierung ist wie die berühmten drei Affen, die sich jeweils Augen, Ohren und Mund zuhalten, allerdings alle drei gleichzeitig. Währenddessen bekommen Kinder kein frisches Obst mehr, weil ihre Eltern es sich nicht leisten können. Eltern haben jeden Tag Bauchweh, weil sie sich um die ausgewogene Ernährung ihrer Kinder Sorgen machen müssen. Und Sie halten alles zu, was irgendwie die Realität auf den Punkt bringen würde. (Zwischenruf bei der ÖVP. – Heiterkeit bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Gott sei Dank!)

Ich komme schon zum Schluss: Die Tatsache, dass Sie selbst in dieser schweren sozialen Krise immer noch Klientelpolitik machen, ist erschütternd. Wenn wir über die Energiekonzerne sprechen, dann sprechen wir es doch ehrlich aus: Seit über einem Jahr weigern Sie sich, eine wirklich gescheite Energieabschöpfung auf den Tisch zu legen. Sie haben lediglich irgendeinen lauwarmen Kompromiss beschlossen, der die Energiekonzerne genau gar nicht getroffen hat.

Seit über einem Jahr haben wir zig Anträge eingebracht, mit denen wir uns dafür eingesetzt haben, dass man diese Milliarden nicht liegen lässt, sondern sie zurückholt und den Konsumenten und Konsumentinnen zurückgibt. Daraufhin


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haben Sie immer gesagt: Nein, nein, nein, braucht es nicht! – Jetzt ist die Erkenntnis anscheinend doch da, aber was ist? – Es ist schon wieder nur Schall und Rauch. Wir beschließen heute nicht eine höhere Gewinnabschöpfung, sondern es ist wieder nur eine Ankündigung Ihrerseits, aber kein Beschluss. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Geht’s noch? Dann bringen Sʼ ein! Wir bringen das Gesetz ein! Das ist Demokratie, Frau Kollegin!)

Sollen wir es einbringen? (Abg. Wöginger: Ja, ...!) – Sehr gut. Wir haben gerade das Versprechen bekommen. Wenn wir den Antrag einbringen, dann stimmen Sie mit? (Abg. Wöginger: Wir bringen ihn ein! – Zwischenruf der Abg. Diesner-Wais.) Wieso haben Sie seit über einem Jahr nie zugestimmt? (Abg. Wöginger: ...zu­stim­men!) Wir sagen die ganze Zeit schon, die Übergewinne gehören abgeschöpft. Nichts ist passiert. Milliarden wurden liegen gelassen (Beifall bei der SPÖ – Abg. Wöginger: Geh! Ja, ja! So ist es in Wien!), und jetzt kommen Sie schon wieder mit einer Ankündigung daher. Die Ankündigungen werden nicht länger reichen. Preise müssen runter! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: ... nicht erzählen! In Wien erzähl deinen Schmäh! – Abg. Leichtfried: Geh in den Land­tag! – Abg. Wöginger: Was, ich? – Abg. Leichtfried: Du, und alle anderen, die sich zu Wien gemeldet haben! – Abg. Wöginger: Ja, ja, genau!)

14.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Rauch. – Bitte sehr.

14.33.27


Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Zunächst vielleicht folgende Feststellung: Der Sozialstaat in Österreich, meine Damen und Herren – das würde ich gerne zu Beginn festhalten –, ist eine Errungenschaft (Abg. Hafenecker: Die Sie zerstört haben!), von der wir heute profitieren. Das ist so.


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Der Sozialstaat in der heutigen Ausprägung ist langsam erstritten worden, nämlich von den Gewerkschaften, und ausgebildet worden von der Sozialpartnerschaft, die zu Unrecht oft gescholten wird. Ich möchte festhalten: Wir profitieren davon. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wenn heute der Eindruck erweckt wird, dass wir in Österreich in all diesen Fragen und auch im europäischen Vergleich Schlusslicht sind (Abg. Belakowitsch: Sind wir ja!), dann helfen Zahlen, Daten und Fakten weiter (Abg. Belakowitsch: Die Inflation!), um das einzuordnen.

Jenseits von Zahlen, Daten und Fakten weiß ich (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), dass hinter jeder einzelnen Zahl ein Schicksal steht, ein Mensch steht, eine Familie oder ein Kind steht, das armutsgefährdet aufwächst, und jedes davon ist zu viel. (Abg. Belakowitsch:  ... und jetzt?)

Schauen wir aber uns die entsprechende Grafik von Eurostat an (eine Tafel mit der Überschrift „Armutsgefährdung in der EU“ und einem Säulendiagramm zeigend), schauen wir, wo sich Österreich da befindet! (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist der europäische Schnitt. Das sind die Schlechten, das sind die Guten. Wir sind besser als der europäische Schnitt, wenn es um Armuts­gefährdung geht. (Abg. Hafenecker: Also besser als Bulgarien! Gratulation!) Deutschland ist schlechter, Spanien ist schlechter, Ungarn sowieso. Also da einmal die Einordnung vorzunehmen halte ich für richtig.

Faktum ist auch – Statistik Austria hat das festgestellt (Abg. Belakowitsch: Ach so, na dann!) –: Seit 2018 ist der Anteil der Menschen, die in Armut leben, von 2,8 Prozent auf 2,3 Prozent gesunken. Ich bitte daher, nicht den Eindruck zu erwecken, dass wir da im internationalen Vergleich am Schluss sind. (Abg. Wurm: ... eingebildet, oder was, Herr Minister? Das ist eine Einbildung, oder? – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Abg. Belakowitsch: Alles nur Gefühl! – Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Das ist ja der Punkt: Da wegen Corona und der Teuerung neue und schwierige Situationen aufgetreten sind, hat diese Bundesregierung seit Beginn dieser Krisen 30 Milliarden Euro in die Hand genommen, um jenen Hilfe zu leisten, die sie besonders brauchen. Ich sage Ihnen, es ist etwas frivol, zu sagen, diese Einmalzahlungen sind, wie Kollege Loacker gesagt hat, „hinausgeblasenes“ Geld. Dieses Geld ist nicht hinausgeblasen worden, sondern es ist bei Pensionistinnen und Pensionisten, bei Alleinerzieher:innen, bei Familien, die es dringend brauchen, angekommen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Eine Mindestpensionistin – um es auszuführen, sie hat eine kleine Pension mit Ausgleichszulage – hat im vergangenen Jahr mindestens 1 500 Euro an Entlas­tung bekommen. Das ist kein hinausgeblasenes Geld, sondern es ist zielgerichtet dort angekommen, wo es sein muss. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Eine Allein­erzieherin mit zwei Kindern, mit etwa 1 000 Euro Nettoverdienst hat eine Entlastung von mindestens 2 700 Euro erhalten. Auch das ist nicht hinaus­geblasen. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Schroll: ... Inflation haben wir von 10 Prozent!)

Wir haben die Pensionen angepasst, nämlich bei den niedrigen Pensionen um etwa 10,2 Prozent, zusätzlich ist auch eine Einmalzahlung dazugekommen. Dieses Geld wurde dringend gebraucht. (Abg. Hafenecker: Herr Minister, es ist vorbei! – Abg. Belakowitsch: Es ist ein bisschen peinlich!)

Als Frau Abgeordnete Herr gesprochen hat, ist vor meinem geistigen Auge die ganze Reihe der roten Sozialministerinnen und Sozialminister der letzten zehn, 15, 20 Jahre vorbeigezogen, die vergeblich versucht haben, die Valorisierung aller Familien- und Sozialleistungen zustande zu bekommen. Das ist seit 1. Jänner dieses Jahres gültig, und das haben wir zustande gebracht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hafenecker.)

Wenn es jetzt darum geht, weitere strukturelle Maßnahmen zu treffen, dann passiert genau das jetzt. Der Lebensmittelhandel reagiert aktuell auf das, was


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die Bundesregierung im Ministerrat beschlossen hat (Abg. Belakowitsch: Was?), schon mit Panikattacken (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hafenecker), weil klar wird, dass es Preistransparenz geben muss, dass die Kalkulationen nachvollziehbar sein müssen, dass da hingeschaut wird (Abg. Hafenecker: Steuer habt ihr auch ... zusammengebracht!), dass das Wettbewerbs­recht ein Instrument ist, das wir der Bundeswettbewerbsbehörde in die Hand geben, nämlich mit mehr Personalausstattung, mit einer Schärfung der Instrumente (Abg. Krainer: Ohne Chef! – Abg. Belakowitsch: ... Personal!), mit dem Auftrag, dort hinzuschauen. (Abg. Krainer: Seit Monaten ohne Chef!) – Die Aufgeregtheit kann ich jetzt schon verstehen, denn wir tun da etwas, und das wird wirken, das kann ich Ihnen sagen. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Das sind ganz konkrete Maßnahmen, die dieser Konzentration, die wir im Einzel­handel haben, entgegenwirken werden. Wir nehmen es nicht hin (Abg. Belakowitsch: Seit zwei Jahren nehmt ihr es hin!), dass Preissenkungen bei der Landwirtschaft nicht bis zur Einkaufskasse im Supermarkt weitergegeben werden. Das wird sich ändern, meine Damen und Herren! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Hafenecker: Neuwahlen!)

Übergewinnsteuer verschärft: Auch das ist eine Maßnahme, die die Energie­konzerne dazu bringen wird, in Zukunft anders zu agieren.

Noch ein Satz zu den Energiekonzernen: Ich bin auch Konsumenten­schutz­minister. (Abg. Wurm: Aber selten! – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Das haben wir schon diskutiert. – Der Verein für Konsumenteninformation hat in meinem Auftrag sowohl die Wien Energie als auch den Verbund geklagt, weil dort Praktiken Einzug gehalten haben, die nicht hinnehmbar sind; dass nämlich Kundinnen und Kunden massenhaft aus den Verträgen geschmissen werden (Abg. Belakowitsch: Ihr habt die EVN vergessen!), nur weil es gerade passt und weil man die eigenen Gewinne absichern will, wird nicht gehen. Diese Klagen sind anhängig, sie werden ausgestritten und dazu führen, dass sich die Dinge dort verändern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Angekündigt und im Ministerrat beschlossen sind weitere Maßnahmen (Abg. Belakowitsch: Ja, angekündigt habt ihr es vor zwei Jahren!), jetzt auch im Hinblick auf Kinderarmut. Und nein, es ist nicht hinnehmbar, dass Kinder in Österreich in Armut aufwachsen (Abg. Belakowitsch: ... angekündigt!); nein, es ist nicht hinnehmbar (Abg. Belakowitsch: Sie wissen ja nicht einmal, wovon wir reden!), dass Eltern nicht genug Geld für ein warmes Mittagessen für ihre Kinder haben; nein, es ist nicht hinnehmbar, dass in Österreich Kinder, die sich Nachhilfe am privaten Sektor nicht leisten können, in der Bildung zurückbleiben. (Abg. Belakowitsch: Sie sollten nicht auf die Nachhilfe ...!) All dies ist in Ausarbeitung und wird kommende Woche präsentiert werden. Wir wirken dem entgegen. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Was ist denn das für eine peinliche Rede?! – Rufe bei den Grünen: Eine sehr gute Rede! – Abg. Hafenecker: Eine seiner letzten! – Weitere Rufe und Gegenrufe zwischen FPÖ und Grünen.)

14.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kopf. – Bitte sehr.


14.40.02

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Geschätzte Damen und Herren Zuseherinnen und Zuseher! Wir können uns alle noch schmerzvoll erinnern, wie im letzten Jahr die Energiepreise in kürzester Zeit aus bekannten Gründen in die Höhe geschnellt sind und die Menschen in den Haushalten, aber auch die Unternehmen nicht mehr wussten, wie sie mit diesen enormen Preissteigerungen von mehreren Hundert Prozent umgehen sollen.

Herr Minister Kocher hat das vorhin sehr ausführlich analysiert und auch diese zwei Phasen der Problemlösung sehr anschaulich dargestellt. In der ersten Phase ging es damals darum, als oberstes Ziel rasch Maßnahmen zu setzen, die die Kaufkraft bei den Menschen erhalten, die die hohe Beschäftigung


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aufrechter­halten, weil diese letzten Endes das Auskommen der Menschen bestimmt.

Es war aber auch nötig, ein wachsames Auge auf die Versorgungssicherheit zu haben. Deswegen war es zu diesem Zeitpunkt auch tatsächlich nicht opportun, auch nur in irgendeiner Form an Eingriffe bei der Preisbildung zu denken. Ungarn lässt grüßen. Wir wissen aus anderen Ländern, die das gemacht haben – Kollegin Meinl-Reisinger hat das vorhin sehr anschaulich ausgeführt –, dass es fatal gewesen wäre, ein solches Zeichen zu setzen. Wir hätten mit Sicherheit die Energieversorgung im Land gefährdet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS.)

Es ist mit anderen Maßnahmen gelungen – und zwar mit einem Mix aus preisdämpfenden Maßnahmen auf der einen Seite und einkommensstärkenden Maßnahmen auf der anderen Seite –, die Leistbarkeit von Energie für die Haushalte sicherzustellen.

Wenn ich nur daran erinnern darf: Wir haben damals die Strompreisbremse für die Haushalte eingeführt, wir haben die Erdgas- und Elektrizitätsabgabe gesenkt, wir haben die Ökostrompauschale ausgesetzt – alles Maßnahmen, die natürlich preisdämpfend gewirkt haben – und auf der anderen Seite mit direkten Unter­stützungen – Lohnsteuersenkungen, Energiekostenausgleich, Pendlerpauschale­erhöhung und vielem anderen mehr, bis zum Klimabonus – die Kaufkraft gestärkt.

Natürlich haben auch die hohen kollektivvertraglichen Lohnabschlüsse ihren Teil dazu beigetragen, dass die Kaufkraft – es ist tatsächlich so, allen Expertinnen und Experten folgend – im heurigen Jahr mehr gestiegen ist und steigen wird, als die Preisentwicklung sein wird, sodass sich ein realer Kaufkraftgewinn darstellen wird.

Meine Damen und Herren, eines muss uns aber auch klar sein: Die preistrei­bende Wirkung der Energiekosten können sich einerseits die Unternehmen auf


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Dauer nicht leisten – auch die Haushalte natürlich nicht –, aber es kann sich andererseits auch die öffentliche Hand auf Dauer nicht leisten, diese durch Subventionen abzufedern. (Abg. Wurm: Deshalb Sanktionen beenden! Sanktionen beenden!)

Letzten Endes geht es immer noch darum, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, die staatliche Verschuldung hintanzuhalten, die Nachfrage nicht zusätzlich zu stimulieren und auf der anderen Seite dadurch auch die Inflation hoch zu halten und damit letzten Endes breitflächig Wohlstand zu vernichten.

Das heißt: Wenn es uns in der ersten Phase gelungen ist, die Versorgung sicherzustellen und die Menschen von der direkten Einwirkung der steigenden Energiepreise zu entlasten, dann ist es jetzt völlig richtig, dass sich die Bundesregierung in dieser Phase verstärkt dem Preistreiber am Beginn der ganzen Kette zuwendet.

Nennen wir es beim Namen: Die gestiegenen Energiepreise fressen sich inzwischen durch die gesamte Wertschöpfungskette in diesem Land. Deswegen ist es aber auch nicht fair und nicht richtig (Abg. Wurm: Das haben wir ja gesagt! Das haben wir gesagt!), einzelne Branchen aus dieser gesamten Wertschöpfungs­kette herauszupicken und zum Schuldigen beziehungsweise zum Buhmann oder zur Buhbranche zu machen. (Abg. Belakowitsch: Das müsst ihr dem Bundeskanzler sagen, er macht das ja!)

Die Energiepreise sind – das brauchen wir nicht zu wiederholen, aber ich sage es trotzdem noch einmal, auch an die Adresse der Betroffenen – im Verhältnis zu den gesunkenen Großhandelspreisen längst nicht mehr zu rechtfertigen. Deswe­gen ist es auch notwendig, eine Maßnahme wie die Abschöpfung der Gewinne über einem bestimmten Preis zu setzen, und das wird auch sehr rasch seine Wirkung erzielen.

Wie kann es bei dem ganzen Thema weitergehen? – Wir müssen weitere Maßnahmen erarbeiten. Der Herr Bundeskanzler hat es in seiner Rede erwähnt.


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Das sind erste Maßnahmen, die jetzt auf dem Tisch liegen und auch rasch beschlossen werden. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Die EZB alleine wird es nicht mehr schaffen, die Preisentwicklung in den Griff zu bekommen, da müssten die Zinssprünge in einer Dimension sein, die an anderer Seite große Probleme verursachen würde. Daher muss man neue Maßnahmen der Entlastung setzen. Mit Schulden zu finanzieren ist auch nicht der richtige Weg.

Es braucht also Preistransparenz bei Lebensmitteln und dadurch eine Stimu­lierung des Wettbewerbs, eine Verlängerung der Senkung der Elektrizitäts­abgabe sowie der Erdgasabgabe, und Gebühren müssen eingefroren und am besten noch gesenkt werden, wo immer es geht.

Aber, meine Damen und Herren, und das ist an alle gerichtet: Das Aussetzen oder Senken der Mehrwertsteuer ist kein taugliches Mittel. Im Gegenteil, es hätte Gießkannenwirkung (Zwischenruf des Abg. Wurm) mit enorm hohen Kosten von mehreren Milliarden Euro. (Abg. Belakowitsch: Ja, der Klimabonus ...!) Die Weitergabe ist beileibe nicht gesichert. Und letzten Endes würde es wieder einen Inflationsschub bedeuten, wenn die Maßnahme nämlich dann ausläuft. (Abg. Belakowitsch: Gott sei Dank ...!) Das ist mit Sicherheit falsch.

Dasselbe gilt auch für den Preisdeckel, der immer wieder gefordert wird. Ich habe schon darauf verwiesen, das ist mehrfach erwähnt worden.

Meine Damen und Herren, abschließend: Reden wir doch lieber, nachdem wir dann diese Maßnahmen beschlossen haben, weiter konstruktiv über weitere sinnvolle Maßnahmen! Bleiben wir dabei aber bitte auf der Ebene von Fakten und wirtschaftspolitischer Vernunft! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

14.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte.



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14.47.02

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Wenn man aus der bisherigen Debatte etwas mitnehmen kann, dann eines: dass diese Bundesregierung nicht mehr miteinander kann. Es fällt ja auf, dass die Regierungsmitglieder nicht gemeinsam, sondern je nach Parteizugehörigkeit getrennt voneinander sitzen. (Abg. Leichtfried: Da hat der Hafenecker direkt recht einmal!) Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Sie die Herausforderungen, die jetzt vor uns stehen, nämlich die Teuerung zu bekämp­fen, faktisch nicht bewältigen können.

Eines möchte ich dazu auch sagen: Nachdem wir uns angeschaut haben, was die Minister von sich gegeben haben und wie sie gleichzeitig bewiesen haben, dass sie nichts mit der Problematik anfangen (Ruf bei der ÖVP: Nein!) und sie vor allem nicht lösen können, möchten wir hiermit einen Misstrauensantrag gegen die ganze Regierung einzubringen.

Misstrauensantrag

der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung und den Staatssekretären wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen versagt.“

*****

Meine Damen und Herren, das muss man tun! (Beifall bei der FPÖ.)

Nicht minder interessant war aber, was die Sozialdemokratie heute abgehalten hat. Das ist eine Partei, die hier vorgibt, gegen die Teuerung Lösungen zu finden; es ist aber gleichzeitig auch eine Partei, die bis zum heutigen Tag nicht in der


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Lage ist, sich einig zu werden, wer eigentlich der Parteiobmann ist. (Abg. Schroll: Haben wir, keine Sorge! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Schroll: Wir haben mehr als ihr!) Und wenn Sie nicht gerade in diesem Entscheidungsfin­dungs­prozess wären, dann hätte es auch diese Sitzung nicht gegeben, Frau Kollegin Rendi-Wagner, das müssen Sie auch eingestehen. Das ist eine reine Promotion-Veranstaltung für Sie (Abg. Rendi-Wagner: Ich glaube, Sie täuschen sich!), aber Lösungen haben Sie nicht.

Schauen Sie nach Wien! Schauen Sie, wie Sie in Wien die Teuerung angeheizt haben (Abg. Rendi-Wagner: Beschäftigen Sie sich ruhig mit der FPÖ!), und schauen Sie bitte auch, wie dort alles schiefläuft, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Also Sie können es fix auch nicht, das kann man einmal ganz klar feststellen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Sie könnten aber nach Graz schauen, Herr Hafenecker, was da los ist!)

Ich war ein bisschen amüsiert, als Kollegin Meinl-Reisinger vorhin darüber gesprochen hat, an was allem die Freiheitliche Partei schuld sei. Sie hat unter anderem gesagt, an den höheren Energiekosten in Salzburg sei die Freiheitliche Partei schuld. Schade, dass Kollegin Meinl-Reisinger schon nach Hause gegangen ist – oder ich weiß nicht, wo sie gerade ist (Abg. Weidinger: Wo ist der Kickl?) –, aber ich möchte nur eines mitgeben: Wenn eine unserer beiden Parteien eine Mitverantwortung für die hohen Preise in Salzburg trägt, dann Sie, die NEOS, die Sie gerade erst aus der Landesregierung ausgetauscht worden sind. Der Wähler hat Ihnen gesagt, was er von Ihnen hält. Auch das muss man hier einmal ganz klar festhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

Richtig interessant – ich möchte schon fast sagen, skurril – ist es geworden, als Kollegin Maurer zum Rednerpult getreten ist und dann in irgendeiner hysteri­schen Schreierei alles Mögliche in Richtung FPÖ abgesondert hat. Das habe ich wirklich interessant gefunden. Das war ein einziges FPÖ-Traktat. Sie hat, glaube ich, zwei Drittel ihrer Redezeit dazu verwendet, sich mit der FPÖ auseinander­zusetzen, und hat nur einmal – denken Sie darüber nach, werte Damen und


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Herren von der ÖVP! – ÖVP gesagt. Das zeigt auch ein bisschen, wie zerrüttet Ihre Beziehung mittlerweile ist.

Wissen Sie, gemeinsam mit den Grünen haben Sie eines getan: Sie haben eine ökomarxistische Steuerreform zur Umsetzung gebracht, für die Sie die Wirtschaftskammer heute noch prügelt. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Koza und Schallmeiner.)

Sie haben den Klimabonus für Häfenbrüder und Asylanten zustande gebracht – herzliche Gratulation! Vorhin hat gerade irgendjemand etwas vom Gießkan­nenprinzip gesagt. Also auch das war eine riesengroße Leistung, die Sie zuwege gebracht haben.

Am Ende des Tages sind Sie ganz einfach nicht glaubwürdig, was das betrifft, einfach deswegen, weil jeder noch das Bild von Kollegin Maurer kennt, als sie mit einer eindeutigen Geste mit dem Champagnerglas dagesessen ist und gezeigt hat (Abg. Wurm: Ja! ...!), was sie von der Republik hält. (Beifall bei der FPÖ.) Auch daran erinnern sich die Wähler.

Die ÖVP hat tatkräftig unter Beweis gestellt, dass sie null Lösungsansätze hat, dass das einzige Motto, das sie derzeit verfolgt, jenes ist, am Sessel kleben zu bleiben, auch im Hinblick darauf, dass man sogar mit den Kommunisten weiter­re­giert. Also auch das nehmen Sie in Kauf, und das haben Ihre Wähler bei den letzten Landtagswahlen auch nicht goutiert. Das muss man ganz klar sagen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, leider ist meine Redezeit zu Ende (Ruf bei den Grünen: Oje!), aber eines noch: Wenn Sie Lösungen wollen, dann kriegen Sie Lösungen.

Ich bringe jetzt einen Antrag ein:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofortentlastung: Nein zu ORF-Zwangssteuer“ – die Sie ja auch zu verantworten haben – „und CO2-Strafsteuer!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, von den Plänen zur Einführung einer ORF-Steuer oder ORF-Haushaltsabgabe Abstand zu nehmen. Ferner wird die Bundesregierung aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzu­leiten, mit welcher die CO2-Abgabe durch das Außerkrafttreten des Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetzes 2022 abgeschafft wird.“

*****

Darüber hinaus, meine sehr geehrten Damen und Herren: Bitte treten Sie einfach zurück! (Beifall bei der FPÖ.)

14.51

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Misstrauensantrag

§ 55 GOG-NR

der Abgeordneten KO Herbert Kickl, Christian Hafenecker MA, Dr. Dagmar Belakowitsch, Peter Wurm, Mag. Gerhard Kaniak

und weiterer Abgeordneter

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung

eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag der Abg. Dr. Pamela Rendi-Wagner, Genossinnen und Genossen betreffend Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung! in der


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211. Sitzung des Nationalrats am Freitag, dem 12. Mai 2023.

Die Bundesregierung ist in den letzten Monaten vermehrt vom Versagen durch Handeln zum Versagen durch Unterlassen übergegangen. Hinter der Fassade hektischer Betriebsamkeit, die sich in immer kürzeren Zeitabständen von einem „Gipfel“ bis zum nächsten zeigt, herrscht völlige Lethargie. Vom „Besten aus beiden Welten“ ist nichts übriggeblieben. Schwarz und Grün belauern und misstrauen einander, sodass keine zählbaren Ergebnisse im Kampf gegen die zahlreichen Krisen mehr möglich sind, mit denen sich die Österreicher derzeit herumschlagen müssen. Längst ist in der schwarz-grünen Bundesregierung Multiorganversagen eingetreten. Dieses umfasst insbesondere folgende wichtige Bereiche:

1.Teuerung

Schlug die Inflation im Gefolge der falschen Corona-Politik und der selbstzer­störe­ri­schen Russland-Sanktionen zunächst in fast allen Staaten Europas in ähnlicher Weise und Intensität zu, so zeigt sich mittlerweile, dass Österreichs Regierung sich bei deren Bekämpfung besonders dumm und unfähig anstellt. Zuletzt lag die Teuerung in Österreich im April 2023 bei 9,8 Prozent im Vergleich zu wesentlich niedrigeren 7,0 Prozent im Schnitt der Eurozone.1 Damit ist die Geldentwertung längst in ihr zweites Jahr gegangen, betrug die Inflation doch bereits im April 2022 satte 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ökonomen wie WIFO-Chef Gabriel Felbermayr warnen daher bereits davor, dass Österreich ein ähnliches Schicksal erleiden können wie die EU-Südstaaten nach der Einführung der Euro, was eine massive Schwächung der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit zur Folge hätte.2

Zwar hat die Regierung auf Kosten der Steuerzahler wiederholt Almosen verteilt, jedoch wurden praktisch keine preissenkenden Maßnahmen ergriffen, wie das linke Momentum-Institut analysierte.3 Insbesondere wurde die Chance verpasst, die Preisexplosion bei den Mieten durch einen gesetzlichen Eingriff zu stoppen, woran neben der Opposition auch Felbermayr heftige Kritik übte.4 Bei den größten Preistreibern beschränkt sich die Regierungspolitik auf zahnlose „Beobachtung“. Weder die Spritpreise5 noch die Lebensmittelpreise6 noch die Energiepreise


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vermochte sie durch aktive Maßnahmen zu senken. Beim Strompreis entschied man sich stattdessen gar für eine weitere Subventionierung der explodierenden Unternehmensgewinne unter dem Titel „Strompreisdeckel“.7 Auch die jüngst von Bundeskanzler Nehammer den Energiekonzernen angedrohte Gewinnabschöpfung8 bietet keinerlei Garantie für sinkende Preise, sondern füllt allenfalls die Staatskassa, um erneut Almosen verteilen bzw., wie es der Chef des Fiskalrats, Christoph Badelt, zuletzt formulierte, „das Geld hinauszuwerfen“.9 Inflationssenkend ist diese Maßnahme jedoch keineswegs.

Die Bezieher kleiner Einkommen und in zunehmendem Maße auch der Mittelstand geraten indessen unter immer stärkeren finanziellen Druck. Viele Menschen können sich das Leben nicht mehr leisten und müssen bereits bei Grundbedürfnissen wie Wohnen, Heizen, Essen und Trinken massive Abstriche machen. Um diese Menschen zu schützen und gleichzeitig die Inflation zu bremsen, bedarf es entschlossener Maßnahmen wie der vorübergehenden Streichung oder zumindest signifikanten Herabsetzung von Konsumsteuern wir der Mehrwertsteuer oder der Mineralölsteuer. Gleichzeitig muss mit entsprechend scharfen Werkzeugen sichergestellt werden, dass diese Effekte an die Kunden weitergegeben werden – ebenso wie sämtliche mittlerweile sich einstellenden Preissenkungen bei Energie aber auch im Großhandel von Lebensmitteln und anderen Produkten.

2. Neutralität

Die schwarz-grüne Bundesregierung hat es zuwege gebracht, die im Verfassungsrang stehende und seit Jahrzehnten als außenpolitisches Leitprinzip fungierende Neutralität Österreichs innerhalb weniger Wochen nach dem Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine zu demontieren. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) persönlich diskreditierte die verfassungsrechtlich verankerte immerwährende Neutralität Österreichs als „aufgezwungen von den Sowjetkommunisten“.10 In völliger außenpolitischer Unbeholfenheit versuchte der Kanzler dann die selbst losgetretene Debatte zu beenden, nur um mitanhören zu können, wie sein Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) verkündete: „Neutralität ist keine Option vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs.“11


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Die plumpe und unverantwortliche Missachtung des Neutralitätsgebots durch die schwarz-grüne Bundesregierung hat dazu geführt, dass unsere Heimat Österreich nicht mehr als neutraler Staat wahrgenommen wird. Jede Perspektive, zwischen den Kriegsparteien vermitteln und einen Beitrag zur Konfliktbeilegung leisten zu können, hat sich die schwarz-grüne Bundesregierung damit selbst verbaut. Es wäre nicht nur verfassungsrechtlich geboten, sondern auch aus außenpolitischer Sicht dringlich, auf einseitiges Säbelrasseln zu verzichten und den neutralen Status Österreichs wieder­herzustellen. Nur so kann sich Österreich als glaubwürdiger Vermittler anbieten und einen Beitrag zur Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit im Osten Europas leisten.

Vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung nicht nur der österreichischen Neutra­lität, sondern auch der Souveränität durch die einerseits überbordende EU-Hörigkeit der Bundesregierung und eine andererseits immer übergriffigere Politik der EU-Institutionen gegenüber den Mitgliedstaaten fordert die FPÖ den Ausbau unserer Verfassung zu einer Festung gegen derlei Angriffe. Dies soll durch die Änderung des Artikel 1 B-VG erfolgen, der künfig wie folgt lauten soll:12

Österreich ist eine demokratische, wehrhafte, immerwährend neutrale souveräne Republik. Ihr Recht geht vom österreichischen Bundesvolk aus.

3. Illegale Einwanderung

Nach der völligen Kapitulation der damals rot-schwarzen Bundesregierung vor der illegalen Masseneinwanderung des Jahres 2015 hat Schwarz-Grün im Vorjahr unter Beweis gestellt, nicht das Geringste aus den für viele Bürger traumatisierenden Ereignissen gelernt zu haben. 2022 ließ die Regierung sogar noch mehr Illegale völlig ungehindert ins Land. Mehr als 112.000 Asylanträge wurden in Österreich gestellt. Im einwohnermäßig sogar etwas größeren Ungarn beantragten im gleichen Zeitraum nur 45 Menschen Schutz.13 Das ist der Unterschied zwischen einer stolzen Festung und einem Zuwanderungsmagneten mit aufgespannter sozialer Hängematte – der Unterschied zwischen einem Maulhelden an der Spitze der Bundesregierung namens Karl Nehammer und einem Macher an der Spitze des Staates namens Viktor Orbán.


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Während sich der eine Teil der Regierung kaum verhohlen über die Zuwanderungsflut freut, zumal die Politik der Grünen bereits seit vielen Jahren an den Interessen der Österreicher weit vorbeigeht, schiebt der andere Teil der Versagerkoalition die Schuld auf die Europäische Union. Tatsächlich ist die EU nicht in der Lage, die Grenzen Europas vor diesen Eindringlingen zu schützen. Ganz im Gegenteil: Sie schützt die Eindringlinge davor, wieder in ihre Heimat abgeschoben zu werden, wenn sie – wie die meisten – keinen Grund für Asyl vorweisen können. Dennoch gäbe es in der Verantwortung Österreichs genügend Möglichkeiten, unser Land uns unsere Bürger vor dem illegalen Ansturm zu schützen – beispielsweise durch ein Aussetzen des Asylrechts, durch „Pushbacks“ statt Willkommensbriefen an den Grenzen, mit schärferen Strafen für Schlepper und auch für ihre Kunde, durch einen sofortigen Verfahrensstopp bei Straffälligkeit oder durch die Wiedereinführung von Ausreise­zentren, um nur einige der nötigen Maßnahmen14 zu nennen.

4. Corona-Aufarbeitung

Die schwarz-grüne Bundesregierung hat ihre völlig fehlgeleitete Corona-Politik mit einer Brutalität durchgesetzt, die international ihresgleichen sucht – bis hin zu einem beispiellosen Impfzwang-Gesetz, das nur durch den entschlossenen Widerstand hunderttausender Menschen zu Fall gebracht werden konnte – Menschen, die dabei die gesellschaftliche Ächtung, die berufliche Existenz und damit ihren finanziellen Wohlstand aufs Spiel setzten. Opfer dieser Politik gibt es in allen Alters- und Gesellschaftsschichten – von den Kindern bis zu den Senioren. Es waren alle Bürger Opfer dieser Regierung. Die Kritiker der Maßnahmen wurde als Irre, Rechtsradikale und Aluhut-Träger verunglimpft, aber auch all jene, die den Vorgaben der Regierung gefolgt sind, sind Opfer, weil ihnen Dinge versprochen wurden, die am Ende nicht gehalten haben – wie beispielweise die Aussagen über die vermeintlich hohe Schutzwirkung der Corona-Impfung.

All diese Opfer warten bis heute auf eine Entschädigung und sogar auf eine Ent­schuldigung. Der von der schwarz-grünen Bundesregierung präsentierte Fahrplan für den Corona-Versöhnungsprozess bestätigt auf Neue, dass es der Regierung kein


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echtes Anliegen ist, die letzten drei Jahre gewissenhaft aufzuarbeiten. Mit steuer­geldfinanzierten Studien versucht man lediglich, die Verantwortung für die eigene unverantwortliche Corona-Politik abzuschieben und den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Einer tatsächlichen Aufarbeitung entzieht sich die Regierung nach wie vor. Sie weigert sich, dem Beispiel Niederösterreichs folgend,15 einen Fonds einzurichten, mit dem etwa Beratungsleistungen im Fall individueller Schäden, medizinische Betreuung von Menschen mit Impf-Beeinträchtigungen, Kosten zur Behandlung psychischer Probleme, allfällig erforderliche Therapien, Mehraufwendungen für Heimunterricht, sonstige erforderliche Unterstützungen in erster Linie für Kinder und Jugendliche wie zum Beispiel Gutscheine für Nachhilfe, Freizeitaktivitäten und weitere einschlägige Unterstützungsleistungen finanziert werden.

5. Gesundheitskrise

Der permanenten moralischen Corona-Begleitmusik zum Trotz, die Regierung verhänge all ihre Maßnahmen nur zu dem Zweck, um Leben uns Gesundheit der Menschen vor einem gefährlichen Virus zu schützen, wurde in dieser Zeit dem bereits durch vorangegangenes Systemversagen angeschlagenen österreichischen Gesund­heits­wesen der Todesstoß versetzt. Unser Gesundheitssystem leidet heute unter einem massiven Personalmangel in allen Bereichen von den Ärzten bis hin zu den Pflegern, von den Spitälern bis in den niedergelassenen Bereich. Hinzu tritt aktuell ein massiver Engpass bei der Versorgung mit immer mehr wichtigen Medikamenten. Während die freiheitliche Opposition umfangreiche Maßnahmenpläne sowohl zur Beseitigung der Medikamentenengpässe16 als auch gegen dem Personalmangel17 vorgelegt und beantragt hat, befindet sich die Regierung auch auf diesem Gebiet im Dauerschlaf.

6. Klima-Hysterie

Das einzige Gebiet, dem sich die Regierung – angeführt von ihrem kleineren Partner – mit vollem Elan zu widmen scheint, ist der sogenannte Klimaschutz. Nach dem


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Coronavirus hat Schwarz-Grün im Klimawandel den nächsten Gegner gefunden, zu dessen Bekämpfung sie sich berechtigt fühlt, einschneidenden, umfassende und oftmals sowohl den Grundrechten als auch dem Hausverstand zuwiderlaufende Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig ist gewährleistet, dass sich die Ergebnisse der Bemühungen des kleinen Österreich in diesem globalen Unterfangen niemals quantifizieren lassen werden – angesichts der Unfähigkeit dieser Regierung in allen Bereichen eine besonders wichtige Voraussetzung.

Nach dem Abflauen der Corona-Hysterie tritt der Kampf gegen den Klimawandel als Leitthema dieser schwarz-grünen Regierung wieder auf unangenehme Weise in den Vordergrund. So sehr, dass Schwarz-Grün nicht einmal davor zurückschreckte, die ohnehin explodierenden Preise für Treibstoff und Heizöl durch die Einführung einer neuen Steuer auf CO2 noch weiter anzuheizen. Gleichzeitig wird durch polizeiliche Zurückhaltung eine kleine, aber von mächtigen globalistischen Eliten finanzierte Minderheit toleriert, die mittlerweile beinahe täglich mit Vorsatz ein Verkehrschaos verursacht und dabei bewusst in Kauf nimmt, dass lebenswichtige Rettungseinsätze verhindert werden könnten.

7. ORF und Medienpolitik

Dass sich die schwarz-grüne Regierung trotz ihres oben mit nur einigen Schlaglichtern beleuchteten Multiorganversagens bis heute an der Macht halten kann, ist vor allem einem Umstand geschuldet. Einen der wichtigsten Beiträge zum Machterhalt dieser Versagertruppe leisen die Medien, die durch Bestechung mit Steuerzahler-Milliarden liquid und damit gefügig gehalten werden. Nach den zig Millionen Euro schweren antragslosen Corona-Sonderförderungen folgt nun als besonderes Schurkenstück die ORF-Haushaltsabgabe,18 die den unter fehlender objektiver Berichterstattung ebenso wie unter massivem Zuschauerschwund leidenden Staatsfunk jeder Sparnotwendig­keit enthebt und in der Logik dieser Regierung für entsprechende Dankbarkeit der dortigen Journalisten sorgen muss und wird. Wie sagte zuletzt Verfassungsministerin Karoline Edtstadler im Interview mit der „Kleinen Zeitung“:19


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Wir haben jetzt über ein Jahr Zeit, die Menschen davon zu überzeugen, dass die Regierung gute Arbeit leistet. Das muss auch gut kommuniziert werden, ich nehme die Medien nicht aus.

Anstatt diesen besonders dreisten und völlig durchsichtigen Versuch, die Medien als Propaganda-Maschinerie für den eigenen Machterhalt einzuspannen, empört zurückzuweisen, verhielten sich die beiden Interviewer sofort auftragsgemäß und gaben Edtstadler mit der nächsten Frage eine perfekte Gelegenheit, vor dem freiheitlichen Oppositionsführer Herbert Kickl zu warnen.

Angesichts der geschilderten Multiorganversagens der schwarz-grünen Bundesregie­rung in diesen und vielen weiteren Politikbereichen stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung und den Staatssekretären wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrats das Vertrauen versagt.“

1 https://www.nachrichten.at/wirtschaft/teuerungswelle-in-oesterreich-inflation-springt-im-april-auf-98-prozent;art15,3826570

2 https://www.meinbezirk.at/c-wirtschaft/wifo-chef-warnt-vor-schicksal-der-suedlaender_a6037587

3 https://www.meinbezirk.at/c-wirtschaft/oesterreich-bei-preissenkenden-massnahmen-eu-schlusslicht_a5986787

4 https://kurier.at/politik/inland/wifo-chef-kritisiert-wohnzuschuss-statt-mietpreisbremse/402374850


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5 https://kurier.at/politik/inland/inflation-spritpreise-kocher-teuerung-preiseingriff-ukraine-krieg/402374994

6 https://www.diepresse.com/6285171/lebensmittelgipfel-endet-ohne-ergebnis

7 https://www.vienna.at/strompreisdeckel-regierung-zahlt-tarif-bis-mitte-2024/7620667

8 https://www.krone.at/3003327

9 https://orf.at/stories/3315913/

10 https://www.info-direkt.eu/2022/02/27/nehammer-neutralitaet-wurde-uns-von-sowjetkommunisten-aufgezwungen/

11 https://www.theeuropean.de/oliver-stock/alexander-schallenberg-neutralitaet-ist-keine-option/

12 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/3309/fnameorig_1549066.html

13 https://www.bmi.gv.at/301/Statistiken/files/Jahresstatistiken/Asylstatistik_Jahresstatistik_2022.pdf

14 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/3288/fnameorig_1548367.html

15 https://www.fpoe-noe.at/uploads/tx_bcpageflip/Arbeitsuebereinkommen_Webansicht.pdf

16 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/3351/fnameorig_1555354.html

17 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/3342/fnameorig_1555369.html

18 https://haushaltsabgabe.fail/


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19 https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/6284547/Koalition-mit-Kickl_Karoline-Edtstadler_Fuer-mich-sind

*****

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Hafenecker, MA

und weiterer Abgeordneter

betreffend Sofortentlastung: Nein zu ORF-Zwangssteuer und CO2-Strafsteuer!

eingebracht im Zuge der Debatte zum dringlichen Antrag der Abgeordneten Dr.in Pamela Rendi-Wagner, MSc, Genossinnen und Genossen betreffend Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!

Nein zur ORF-Zwangssteuer

Am 3. Mai 2023, dem internationalen Tag der Pressefreiheit, wandten sich die Verleger der VÖZ-Mitgliedsmedien aus Sorge mit einem offenen Brief1 an die Bundesregierung und die Nationalratsabgeordneten:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Nehammer,

sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung,

sehr geehrte Nationalratsabgeordnete!

Zeitungen und Magazine – gedruckt wie digital – sind ein unverzichtbarer Bestandteil liberaler Demokratien.

Ihre Vielfalt garantiert Meinungsvielfalt.

Diese ermöglicht Österreichs Bürgerinnen und Bürgern den selbstbestimmten Zugang zu geprüften Fakten. Die Integrität und Kompetenz ihrer Redakteurinnen und


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Redakteure helfen, komplexe Sachverhalte auf dem Grund gesicherter, wohl­recherchierter und gewissenhaft überprüfter Tatsachen einzuordnen.

Nur auf diesem Boden ist Meinungsbildung und Teilhabe an der demokratischen Gesellschaft möglich.

Ohne Medienvielfalt gibt es keine Wahlfreiheit. Und ohne Wahlfreiheit keine liberale Demokratie.

Mit der geplanten Novelle zum ORF-Gesetz erhält das größte Medienunternehmen Österreichs, der ORF, zusätzliche öffentliche Geldmittel sowie erheblich mehr Möglichkeiten, seine Aktivitäten und Angebote im digitalen Raum auszuweiten.

Das ist gut für den ORF. Und schlecht für die Medienvielfalt.

Mit mindestens 710 Millionen Euro, die der ORF von den Gebührenzahlerinnen und -zahlern erhält, tritt der ORF nun verstärkt in Konkurrenz zu den privaten journalistischen Medien.

Diesen wird damit jegliche Entwicklungsmöglichkeit in die Zukunft abgeschnitten.

Die österreichische Medienvielfalt ist dadurch existenziell bedroht!

Wir fordern Sie im Interesse aller Medien in unserem Land auf, einem drohenden Meinungsmonopol entgegenzuwirken. Überarbeiten Sie das ORF-Gesetz. Sorgen Sie für einen fairen Interessenausgleich. Und gewährleisten Sie dadurch Medien- und Meinungsvielfalt.

Demokratie braucht Meinungsvielfalt, damit die Seiten nicht weiß bleiben. 3.Mai – Internationaler Tag der Pressefreiheit.

 


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Ein Bild, das Text enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Von der Tageszeitung Österreich bzw. oe24.at wurde zeitgleich eine unabhängige Petition betreffend „Stoppt die ORF Steuer!“ für einen parteifreien ORF und für Medienvielfalt initiiert,2 die innerhalb kürzester Zeit einen Rekordzulauf erfährt:

Das Echo ist überwältigend: Nach nur zwei Tagen knackt die Petition "Stoppt die ORF-Steuer" bereits die 50.000-Unterstützer-Marke! Das heißt: Mehr als 50.000 Österreicherinnen und Österreicher haben die Petition bereits mit vollem Namen und Adresse unterstützt. Der Tenor der ÖSTERREICH- und oe24-Leser, -User und -Seher ist einhellig: "Die unfaire Zwangssteuer muss gestoppt werden!"3

Die Bundesregierung ist nunmehr gefordert, die Anliegen der Bevölkerung ernst zu nehmen. Die Bezieher kleiner Einkommen und in zunehmendem Maße auch der Mittelstand geraten indessen unter immer stärkeren finanziellen Druck. Viele Men­schen können sich das Leben nicht mehr leisten und müssen bereits bei Grund­bedürfnissen wie Wohnen, Heizen, Essen und Trinken massive Abstriche machen. Statt die Menschen zu entlasten, sollen ab 2024 alle Haushalte Monat für Monat netto 15,30 Euro an den ORF überweisen. Außer in Oberösterreich, Vorarlberg und Niederösterreich kommt noch eine Länderabgabe dazu. Insgesamt fallen durch die ORF-Zwangssteuer Kosten von bis zu rund 20 Euro pro Monat an.

Damit müssen künftig rund 525.000 zusätzliche Haushalte für den ORF zahlen. Zudem werden auch rund 100.000 Firmen ab 2024 zur Kasse gebeten. Besonders perfide in dem Zusammenhang ist es, dass auch die oben angeführten Medienhäuser


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zukünftig den ORF als ohnehin schon überdimensionierten Monopolisten derart mitfinanzieren müssen. Der Befund des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) über die Regierungsvorlage4 überrascht vor diesem Hintergrund nicht:

Der Prozess war von Geheimniskrämerei mit spärlichen und selektiven Informations­häppchen gekennzeichnet. Faire und offene Verhandlungen mit den betroffenen Stakeholdern sehen definitiv anders aus.5

Eine saftige Erhöhung kommt auch auf 206.000 Haushalte zu, die bisher zwar GIS, aber nur den deutlich geringeren Radiobeitrag zahlten. Für diese Personen verdoppelt sich nun sogar der Beitrag von 6,31 Euro auf mindestens 15,30 Euro im Monat. In Summe nimmt der ORF damit mindestens rund 60 Millionen Euro mehr im Jahr ein. Laut manchen Schätzungen könnten die Jahreseinnahmen des ORF durch die Haushaltsabgabe sogar auf bis zu 800 Millionen Euro steigen – das wären dann sogar mehr als 100 Millionen Euro mehr als derzeit!

Die notwendige Motivation zu Reformen und Objektivität entsteht beim ORF durch die geplante Haushaltsabgabe an keiner Stelle. Wenn jeder Österreicher ohnehin zwangsweise für den ORF bezahlen muss, hat man in den gut dotierten Chefetagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks keinerlei Grund, für eine faire und vor allem konkurrenzfähige Berichterstattung zu sorgen, die auch der verfassungsmäßig verankerten Unparteilichkeit gerecht wird.

Es braucht daher anstelle eines aufgeblähten Rundfunks einen verschlankten „Grund­funk“, der den grundlegenden Bildungsauftrag wahrnimmt. Gerade weil Millionen Österreicher einer ungewissen Zukunft in Zeiten von Teuerung, Krieg und Inflation entgegenblicken, darf es unter keinen Umständen zu einer weiteren Steuer-Mehr­be­lastung für die Bürger in Form einer ORF-Haushaltsabgabe kommen.

Nein zur CO2-Strafsteuer

Nach dem Coronavirus hat Schwarz-Grün im Klimawandel den nächsten Gegner gefunden, zu dessen Bekämpfung sie sich berechtigt fühlt, einschneidenden, umfassende und oftmals sowohl den Grundrechten als auch dem Hausverstand


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zuwiderlaufende Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig ist gewährleistet, dass sich die Ergebnisse der Bemühungen des kleinen Österreich in diesem globalen Unter­fan­gen niemals quantifizieren lassen werden – angesichts der Unfähigkeit dieser Regierung in allen Bereichen eine besonders wichtige Voraussetzung.

Nach dem Abflauen der Corona-Hysterie tritt der Kampf gegen den Klimawandel als Leitthema dieser schwarz-grünen Regierung wieder auf unangenehme Weise in den Vordergrund. So sehr, dass Schwarz-Grün nicht einmal davor zurückschreckte, die ohnehin explodierenden Preise für Treibstoff und Heizöl durch die Einführung einer neuen Steuer auf CO2 noch weiter anzuheizen. Gleichzeitig wird durch polizeiliche Zurückhaltung eine kleine, aber von mächtigen globalistischen Eliten finanzierte Minderheit toleriert, die mittlerweile beinahe täglich mit Vorsatz ein Verkehrschaos verursacht und dabei bewusst in Kauf nimmt, dass lebenswichtige Rettungseinsätze verhindert werden könnten. Statt in den Markt einzugreifen, um die Menschen zu entlasten, griff man ein, um die Teuerung aus ideologischen Motiven weiter zu befeu­ern:

Die […] CO2-Abgabe in Österreich wird – trotz Klimabonus – die Inflation zusätzlich treiben“, ist WIFO-Chef Felbermayr überzeugt: „Ja, sie wird weitergegeben werden und die Preise nochmal in die Höhe treiben.6

Trotz breiter Kritik wurde diese Strafsteuer, blind einem Automatismus folgend, per 1.1.2023 noch weiter erhöht und wird auch in Zukunft immer teurer. So werden sich die Kosten für das Heizen und die Mobilität weiter massiv erhöhen und in Folge viele Menschen vor enorme finanzielle Probleme stellen. Wohnen, Heizen und Autofahren drohen so nahezu unleistbar zu werden.

Statt die Bevölkerung weiter zu belasten und damit die Inflation in die Höhe zu treiben, braucht es eine Sofortentlastung. Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert, von den Plänen zur Einführung einer ORF-Steuer oder ORF-Haushaltsabgabe Abstand zu nehmen. Ferner wird die Bundesregierung aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit welcher die CO2-Abgabe durch das Außerkrafttreten des Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetzes 2022 abgeschafft wird.“

1 https://voez.at/news/2023/offener-brief-an-die-bundesregierung-und-die-nationalratsabgeordneten/

2 https://www.oe24.at/aktion/forderungen/554222902; https://www.oe24.at/oesterreich/politik/darum-starten-wir-die-orf-petition/554335769

3 https://www.oe24.at/oesterreich/politik/orf/schon-50-000-unterstuetzer-fuer-petition-stoppt-die-orf-steuer/554588382

4 https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/ME/266

5 https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230510_OTS0125/voez-fordert-reduktion-des-orf-auf-oeffentlich-rechtlichen-auftrag-und-entpolitisierung-der-gremien

6  APA0155/17.02.2022

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Anträge sind ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und stehen in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Koza. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


14.51.56

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Minister:innenbank! Sehr geehrte Zuhörer:innen und Zuseher:innen! Das heutige Thema – das Thema Teuerung,


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das Thema Inflation und vor allem auch die Betroffenheit vieler Menschen von diesen Entwicklungen – wäre eigentlich ein sehr ernstes Thema, und es ist ein sehr ernstes Thema. Allerdings: Sowohl angesichts der Reden – teilweise –, die ich mir heute angehört habe, als auch wenn ich mir ansehe, was im Vorfeld der heutigen Sondersitzung passiert ist, muss ich schon sagen, dass es da an Ernsthaftigkeit und Seriosität im Umgang mit dem Thema ganz offensichtlich außerordentlich fehlt.

Jetzt freue ich mich sehr, dass der Herr Sozialminister dazu aufgerufen hat, zu Zahlen, Daten und Fakten zurückzukehren. Eine Zahl hat mich im Vorfeld dieser Sitzung heute doch sehr überrascht. Am Zehnten dieses Monats ist nämlich eine Presseaussendung der SPÖ hinausgegangen, in der interessanterweise gestanden ist, diese Bundesregierung aus ÖVP und Grünen habe 38 Milliarden Euro für Einmalzahlungen ausgegeben – 38 Milliarden Euro für Einmalzahlungen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 38 Milliarden Euro sind ungefähr 9 Prozent des Bruttosozialprodukts in Österreich, das heißt, der gesamten Wirtschaftsleistung. Interessanterweise haben laut der Europäischen Union die Pakete insgesamt 5 Prozent des BIPs ausgemacht. Jetzt frage ich mich, sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie: Wo sind die anderen 4 Prozent geblieben?

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 38 Milliarden Euro für Einmalzah­lun­gen heißt es, obwohl der Budgetdienst davon spricht, dass bis 2022 die Einmalzahlungen circa 5,5 Milliarden Euro betragen haben. (Abg. Leichtfried: Und wo sind die hin?) Da frage ich mich noch einmal, sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie: Wo sind die restlichen angeblichen 32 Milliarden Euro Einmalzahlungen geblieben?

38 Milliarden Euro, meine sehr geehrten Damen und Herren: Das wären tat­säch­lich pro Kopf und Nase in diesem Land 4 200 Euro. Das heißt, jeder und jede hätte 4 200 Euro zusätzlich zu allen anderen Maßnahmen, die wir gesetzt haben, bekommen. (Abg. Leichtfried: Und nichts davon ist angekommen! Das musst du


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einmal zusammenbringen!) Wo sind die geblieben? Nichts ist angekommen, Herr Leichtfried, schlichtweg weil es diese Einmalzahlungen in diesem Ausmaß nicht gegeben hat, weil wir nämlich sinnvolle Maßnahmen gesetzt haben, die unter­schiedlichste Schwerpunkte betroffen haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Einerseits waren das natürlich rasche, dringliche Hilfen in Form von Einmalzah­lungen – der Herr Minister hat es schon erwähnt –, ganz wertvolle, ganz not­wendige Maßnahmen, um rasch zu helfen, die auch gewirkt haben. (Abg. Schroll: Aha! Wo sind denn die angekommen?) Auch das hat der Budgetdienst relativ klar und eindeutig festgehalten: dass die im Jahr 2022 dazu geführt haben (Abg. Schroll: Drei Fünftel ... sind nicht angekommen!), dass die Belastungen der unters­ten Einkommen vollkommen abgefangen worden sind.

Wir haben aber natürlich gewusst, dass die Einmalzahlungen nicht reichen. Genau darum haben wir strukturelle und nachhaltige Maßnahmen gemacht (Abg. Schroll: Drei Fünftel sind nicht angekommen, Herr Kollege!), wie beispielsweise die Valorisierung der Sozialleistungen, der Familienleistungen, die dauerhafte Erhöhung der Pensionen, die Aussetzung der Erstvalorisierung in den Jahren 2024, 2025 wie auch eine aktive Arbeitsmarktpolitik und das Weiterlaufen des Bildungsbonus, wie auch beispielsweise die teilweise Abschaffung der kalten Progression, damit die Arbeitnehmer: innen, wenn sie ihr Einkommen bekom­men, ihre Lohnerhöhungen bekommen, die die Gewerkschaften fantasti­scher­weise mit den anderen Sozialpartnern ausverhandelt haben, damit das auch entsprechend im Geldbörsl ankommt und die Einkommenssituation stabilisiert.

Wir haben auch circa 5 Milliarden Euro für preisdämpfende Maßnahmen ausgegeben, für Maßnahmen im Kampf gegen die Inflation. Das kann man alles nachlesen, das kann man alles sehen. Wer ständig nur sagt: Einmalzahlungen!, der sagt einfach die Unwahrheit.

Ich frage mich schlichtweg schön langsam: Wer schreibt bei euch die Presseaussendungen? Macht das inzwischen auch schon die Social-Media-


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Abteilung bei euch, die in den letzten Tagen etwas verhaltensauffällig ist und besonders aufgefallen ist? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Lasst das lieber die schreiben, die sich tatsächlich auskennen! Lasst es die schreiben, die tatsächlich auch wissen, worum es geht! Ich glaube, das ist gescheiter. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Scherak. – Bitte.


14.56.31

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Kollege Kopf hat vorhin davon gesprochen, dass wir hier konstruktiv diskutieren sollen und müssen, um etwas gegen die immer weiter voranschreitende Teuerung zu machen, und ich glaube, das ist ernsthaft das Gebot der Stunde.

Deswegen war es umso überraschender, als sich die Abgeordneten der SPÖ hergestellt und gesagt haben, sie verweigern in Zukunft die Arbeit und werden bei Zweidrittelmaterien und auch sonst nicht mehr mitstimmen (Abg. Steinacker: Das hat uns auch gewundert! – Abg. Michael Hammer: Das geht ja nicht! ... sind ja selber ein Drittel!), und das zusätzlich an eine Bedingung geknüpft haben. Die Bedingung der SPÖ war, dass die Regierung endlich etwas gegen die Inflation macht.

Diese Bedingung kann man schon stellen. Das ist nur dann besonders skurril, wenn aus den Reihen der SPÖ ausnahmslos Vorschläge kommen, die die Inflation weiter befeuern würden, und Sie eben keinen konstruktiven Vorschlag in diesem Zusammenhang machen. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Ich gebe der SPÖ in der Analyse recht, dass die Bundesregierung vieles verab­säumt hat und Dinge falsch gemacht hat. Wenn man aber den populistischen


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Vorschlägen von SPÖ und FPÖ folgen würde, dann würden wir noch schlechter dastehen, als wir jetzt schon dastehen. Insofern würde ich dringend davon abraten.

Ich bin überzeugt, dass wir gerade in so schwierigen Zeiten mit wirtschafts­politi­scher Vernunft vorgehen müssen. Das bedeutet auch, dass sich die Bundes­re­gierung endgültig davon verabschieden muss, mit dem Füllhorn das Geld hinauszuschmeißen. Sie belasten damit die nächsten Generationen, und Sie machen vor allem eines nicht: Sie machen die Situation nicht besser, sondern Sie machen sie schlechter, weil Sie mit dem Füllhorn, mit der Gießkanne natürlich die Inflation massiv antreiben.

Was wir machen müssten, sind die Hausaufgaben, die wir ja schon längst hätten machen müssen: dort hinschauen und das entsprechend machen, was wir als Staat selbst machen können. Das beginnt natürlich damit, dass wir überall dort, wo der Staat die Preise festlegt – und das sind knapp 10 Prozent im Waren­korb –, etwas tun. Das betrifft alle Ebenen: Das betrifft den Bund, die Länder, die Gemeinden. Überall dort, wo es überhaupt eine Möglichkeit gibt, selbst auf die Preisbremse zu treten, sollten wir das auch entsprechend tun.

Das betrifft insbesondere – und auch das hat Kollege Kopf angesprochen – den Energiebereich. Als Liberaler bin ich zwar grundsätzlich nicht der Meinung, dass Länder überhaupt Unternehmungen in diesem Ausmaß betreiben sollten, aber wann, wenn nicht jetzt, macht es denn Sinn, dass man als landeseigenes Energieunternehmen von den politisch besetzten Aufsichtsräten die Aufgabe bekommt, die Preise entsprechend weiterzugeben? (Beifall bei den NEOS.)

Wir sollten natürlich auch – und das wäre auch etwas, bei dem der Staat ganz einfach anfangen könnte – den Menschen weniger Geld wegnehmen. Wenn wir die Steuerlast, die Steuern auf Lohn und Einkommen, senken würden, wenn wir die Lohnnebenkosten senken würden, dann hätten die Menschen mehr Geld zur Verfügung und könnten sich ihr Leben entsprechend leisten.


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Womit wir insbesondere anfangen müssen, ist, dass wir als Staat mit gutem Beispiel vorangehen: Wir müssen unsere Ausgaben drosseln. Die enormen Staatsausgaben befeuern die Inflation natürlich massiv.

Alles in allem: Man muss nicht in die Märkte eingreifen, man muss nicht in den Preis eingreifen. Es gibt genügend Maßnahmen, die wir selbst als Staat ergreifen können. Sie müssen es halt auch tun. (Beifall bei den NEOS.)

14.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist – Punktlandung – Abgeordneter Matznetter. – Bitte sehr. (Abg. Schmidhofer: Jetzt kommt eine Lösung für Wien!)


14.59.52

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und vor allem geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, es geht uns hier um Ihre Lebensumstände. Ich bedaure sehr, dass sowohl der Bundeskanzler als auch der Herr Wirtschaftsminister das Thema nicht für wichtig genug befunden haben, um bis zum Ende zuzuhören. (Ruf bei der ÖVP: Bitte!)

Ich komme aber zum Kern, von dem – von all den Disputen abgesehen – hier geredet wurde (Abg. Michael Hammer: Der Kern ist im anderen Team! – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Der Bundeskanzler ist schon da, schau!): Wir wollen, dass die Mieterhöhung, die jetzt Sie alle, die Sie in Mietwohnungen wohnen, getroffen hat, unverzüglich – und zwar rückwirkend mit 1. April und 1. Mai – zurückge­nommen wird. (Beifall bei der SPÖ.) Das senkt die Inflation viel mehr als alles andere (Ruf bei der ÖVP: Grüße an den Bürgermeister Ludwig! – Abg. Steinacker: ... weil da die Gebühren nicht so hoch sind!), und zwar für alle, nicht nur für einzelne Mieter , die einen angenehmen Wohnungseigentümer haben.

Wir wollen, dass die Unternehmen entlastet werden. Wir haben inzwischen schon die höchste Konkursrate in Europa. (Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Haben Sie gestern den Bericht der Creditreform gelesen? Das verantworten auch Sie. Die Wirtschaft leidet unter der Bundesregierung, und die Maßnahme, für die Grundnahrungsmittel die Preise zu senken, ist das Vernünftigste, was man tun kann, weil es sozial gerecht ist, denn je ärmer jemand ist, umso mehr muss er für Nahrungsmittel ausgeben.

Die Grünen wissen das und opponieren hier dagegen. Schande über Sie! Und, Herr Sozialminister Rauch, bei dieser Gelegenheit sage ich Ihnen: Bei Ihrer Valorisierung haben Sie ein paar Menschen vergessen, nämlich die Notstands­hilfe­bezieher, die Arbeitslosengeldbezieher. Sich da zu loben finde ich eigentlich auch nicht richtig. (Beifall bei der SPÖ.) Schauen Sie es sich bei allen an und beschließen Sie unsere Anträge, oder lassen Sie es wirklich sein und treten Sie zurück – und die Wählerinnen und Wähler sollen endgültig darüber entscheiden! (Abg. Lukas Hammer: Mit Wahlen kennt ihr euch aus, ja!)

Und Sie, Herr Abgeordneter Wöginger, kommen mit der Kostenerhöhung um 36 Cent in Wien. (Rufe bei der ÖVP: Ja, genau! Jetzt erklärt das einmal!) Das ist ja unglaublich. Die Regierung lässt zu, dass die Nahrungsmittelpreise um 15 Pro­zent gestiegen sind, der Preis für Zucker um 70 Prozent, das haben Sie alles gehört. (Abg. Steinacker: Redezeit ist zu Ende! Wir haben mitgestoppt: Die Redezeit ist aus!) Und dort, wo ein Kostenbeitrag weitergegeben wird, kritisieren die, die schuld daran sind, dass wir diesen Zustand haben, jene, die die Kosten weiter­geben müssen. Auch da: Schande über Sie, Herr Wöginger! – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Genau, ja, ja!)

15.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stocker. – Bitte. (Abg. Leichtfried: 1 Minute!)


15.02.19

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Ich habe nur mehr 1 Minute (Abg. Leichtfried: Auch das ist zu viel!), aber was Herr Kollege Matznetter


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hier gesagt hat, ist völlig unrichtig. Er kommt ja aus Wien, dort werden die Mieten nicht gesenkt. Dort könnte die SPÖ das tun, stopft sich aber die Taschen voll (Abg. Fürlinger: Kapitalisten!) – allerdings nicht beim eigenen Parteilokal, denn in der Löwelstraße sind die Mieten tatsächlich nicht gestiegen beziehungsweise sehr billig, da haben Sie schon recht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Matznetter: ... Polemiker! Lassen Sie es sein, Herr Stocker!) – Regen Sie sich nicht so auf! Und was Polemik ist, wissen Sie am besten.

Und, Herr Kollege, das Zweite, das ich Ihnen sagen will, ist (Abg. Steinacker – in Richtung Abg. Matznetter –: Du brauchst gar nicht schreien! – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Das brauchen Sie eh nicht, weil die Parteizentrale kommt ins Burgenland! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen): Wenn die Mehrwertsteuersenkung, von der Sie immer reden, funktionieren würde, hätten das schon alle gemacht. (Ruf bei der SPÖ: Schlusssatz! – Abg. Rendi-Wagner: Redezeit!) Jene, die das gemacht haben, haben höhere Lebensmittelpreise als die anderen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Grünen. – Ruf bei der SPÖ: Das war die nächste Bewerbungsrede für den Wiener Landtag!)

15.03 15.03.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen, nachdem die Diskussion wieder Fahrt aufgenommen hat, zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 3367/A(E) der Abgeordneten Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Totalversagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Teuerung!“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung“ gemäß Art. 74 Abs. 1 des Bundes-Verfassungs­gesetzes.


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Da zu einem solchen Beschluss des Nationalrates gemäß Absatz 2 der zitierten Verfassungsbestimmung die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich ist, darf ich diese ausdrücklich feststellen.

Ich darf die Damen und Herren, die sich für den gegenständlichen Misstrauens­antrag aussprechen, um ein dementsprechendes Zeichen ersuchen. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Millionärssteuer für Millio­nen­erben. Weil’s fair ist!“. (Abg. Leichtfried – in Richtung FPÖ –: Na, was ist jetzt?)

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt. (Oh-Rufe bei der SPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glocken­zeichen. – Ruf bei der SPÖ: Die Partei des kleinen Mannes!)

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Meinl-Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Lösungen gegen die Teuerung“.

Wer dafür ist, den darf ich um ein dementsprechendes Zeichen bitten. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Holzleitner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bekämpfung von Kinderarmut“.

Wer dafür ist, den darf ich um ein Zeichen bitten. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung“ sowie der Staatssekretärin und dem Staatssekretär gemäß Art. 74 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes.


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Sie kennen die Bestimmung: Gemäß Absatz 2 der zitierten Verfassungs­bestim­mung ist zu einem solchen Beschluss des Nationalrates die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich. Ich stelle diese ausdrücklich fest und darf jene, die dafür sind, um ein dementsprechendes Zeichen bitten. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sofortentlastung: Nein zu ORF-Zwangssteuer und CO2-Strafsteuer!“.

Wer dafür ist, möge bitte ein Zeichen der Zustimmung geben. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.

Ich danke.

15.05.39Kurze Debatte: „Entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023“


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zur Debatte über die Anfragebeantwortung des Bundesministers für Finanzen mit der Ordnungszahl 13943.

Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits verteilt, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Spalt. – Bitte sehr.


15.05.58

Abgeordneter Thomas Spalt (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundes­kanzler! Herr Finanzminister – ich weiß nicht, ob der Herr Finanzminister noch kommt. Auf jeden Fall aber: Geschätzte Abgeordnete! Und vor allem: Geschätzte Zuseher hier im Plenum, aber auch zu Hause vor den Bildschirmen! Ich habe mir


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vorhin die Debatte zur Teuerung angehört und muss sagen, dass mich das fast sprachlos macht.

Herr Finanzminister, ich muss Sie, aber auch alle anderen Mitglieder der schwarz-grünen Regierung wirklich fragen: Wann waren Sie das letzte Mal draußen bei der österreichischen Bevölkerung und haben mit den Leuten geredet? Wann haben Sie das letzte Mal mit unseren Bürgern darüber geredet, wie es ihnen überhaupt geht? Wann haben Sie das letzte Mal mit unseren Bürgern darüber geredet, ob sie sich die Miete leisten können, ob sie die Stromrechnung bezahlen können und wie es mit dem wöchentlichen Lebens­mitteleinkauf ausschaut?

Sie werden mir vermutlich keine Antwort darauf geben können, denn wenn ich mir die Anfragebeantwortungen zu den entstandenen Kosten durch die Teil­nahme der Regierungsmitglieder am Opernball – und insbesondere Ihre Anfra­ge­beantwortung, Herr Finanzminister – anschaue, dann denke ich mir, dass es wirklich schon sehr, sehr lange her sein muss, dass Sie das letzte Mal mit den Bürgern in Österreich geredet haben. (Beifall bei der FPÖ.)

76 000 Euro, geschätzte Damen und Herren – ja, 76 000 Euro! – hat diese eine Ballnacht auf dem Opernball (Ruf bei der FPÖ: 3 Stunden!) allein für Finanz­minist­er Brunner und Arbeitsminister Kocher gekostet. 76 000 Euro an Steuergeld (Abg. Kickl: Wahnsinn!), das halte ich persönlich für eine absolute Verhöhnung der österreichischen Bevölkerung. (Beifall bei der FPÖ.)

Eines vorweg, geschätzte Kollegen: Ja, der Opernball gehört zur österreichischen Kultur, und Sie werden die Kosten für die Teilnahme am Opernball damit begründen, dass er ein Wirtschaftsfaktor ist. – Ja, der Opernball ist ein Wirtschaftsfaktor. Sie werden sie damit begründen, dass der Opernball auch für Repräsentationszwecke da ist. – Ja, das stimmt, und es braucht die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball, aber, Herr Finanzminister, allein für Sie 46 000 Euro in einer Nacht auszugeben, das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein. (Beifall bei der FPÖ.)


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Sie schreiben es auch in Ihrer Anfragebeantwortung, ich zitiere: „Der Opernball diente als Plattform für den intensiven Austausch.“ – Ein Bild davon, wie intensiv dieser Austausch wohl gewesen sein muss, kann sich jeder Österreicher selber machen: So waren es 27 100 Euro für die Rangloge, dazu kamen noch neun Ballkarten für 3 150 Euro. Der VIP-Service vom Flughafen Wien schlug mit knapp 2 500 Euro zu Buche. Dann ging es weiter mit einem feinen Abendessen im Hotel Sacher für 9 500 Euro und am Abend waren es dann noch 3 000 Euro für Getränke. Vor allem diese Getränkekosten, aufgeteilt auf neun Ballkarten, lassen schon ordentlich Spielraum für Interpretationen. (Heiterkeit bei der FPÖ.)

Herr Finanzminister, es war Ihre Bundesregierung, die die österreichische Bevöl­kerung noch vor einem halben Jahr mit halblustigen Energiespar- und Strom­spartipps bereichert hat (Ruf bei der FPÖ: Deckel drauf!) und die Temperatur in den Schulen auf 19 Grad runtergedreht hat. Beim Opernball scheinen die Vorbildwirkung und die Vorbildfunktion aber nichtig zu sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Apropos Vorbildwirkung, Herr Finanzminister: Im Sinne der Sparsamkeit, Zweck­mäßigkeit und Wirtschaftlichkeit hätten gerade Sie als Finanzminister hier eine Vorbildwirkung in Bezug auf den sparsamen Umgang mit unserem Steuer­geld. Ja, 46 000 Euro und dann noch diese knapp 30 000 Euro von Minister Kocher dazu, das macht 76 000 Euro.

Wenn ich mir die Anfragebeantwortungen der anderen Regierungsmitglieder inklusive jener des Herrn Bundeskanzlers anschaue, dann könnte ich fast meinen, die anderen Regierungsmitglieder waren etwas sparsamer auf dem Opernball unterwegs – aber nur fast.

Zumindest haben sich die anderen Regierungsmitglieder keine Loge gegönnt, sondern nutzten die von der Opernballdirektion – und jetzt hören Sie bitte genau hin – kostenlos zur Verfügung gestellte Proszeniumsloge.


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Jetzt erklären Sie mir bitte: Was, wenn nicht die Proszeniumsloge, also die Präsidentenloge, die kostenlos zur Verfügung gestellt wird, würde für Ihre Repräsentationszwecke ausreichen?

Aber auch die anderen Regierungsmitglieder haben es nicht für notwendig gehalten, in den weiteren Anfragebeantwortungen die kompletten Kosten innerhalb der zweimonatigen Beantwortungsfrist offenzulegen.

So wird geantwortet: „Zum Zeitpunkt der Anfrage wurden noch keine Kosten“ – nämlich Bewirtungskosten – „abgerechnet.“ – Na ja, man hätte zwei Monate Zeit gehabt.

Ich weiß nicht, was Sie mit dieser Verzögerungstaktik bewirken wollen oder was Sie sich davon erwarten, aber ich kann Sie beruhigen: Ich werde weiterhin Anfragen stellen, und das so lange, bis Sie alle Kosten, die für die Teilnahme der Regierungsmitglieder am Opernball entstanden sind, wirklich transparent offengelegt haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Da wir schon bei Anfragebeantwortungen sind: Da die grünen Regierungs­mitglieder mit Ausnahme der Staatssekretärin Mayer kollektiv dem Opernball ferngeblieben sind – da braucht es anscheinend keine Repräsentation; ist mir persönlich auch lieber –, muss ich hier auf die Anfrage der Kollegin Seidl verweisen.

Zwei Wochen nach dem Opernball fand im Volkstheater hier in Wien die Ver­anstaltung Forum Kultur 2023 statt. Jetzt halten Sie sich bitte fest: 186 000 Euro hat diese Veranstaltung den Steuerzahler gekostet, 186 000 Euro! (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Allein das Essen bei dieser grünen Kulturveranstaltung hat knapp 53 000 Euro gekostet. Das sind 66 Euro pro Kopf.

Aber wenn ich erfahre, dass man sich auf solchen Veranstaltungen etwa einen – ich zitiere – „Schmusechor“ für 3 500 Euro leistet, dann wundert mich ehrlich gesagt gar nichts mehr. (Beifall bei der FPÖ.)


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Aber kommen wir zurück zum Opernball: 76 000 Euro für diese eine Ballnacht! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung – wobei man in diesem Fall eher von Belastungsregierung sprechen muss, das trifft es hier wohl besser –, ich muss Sie schon fragen: Wissen Sie eigentlich, wie hoch das Durchschnitts­einkommen in Österreich ist? – Wahrscheinlich wissen Sie es nicht, aber es ist ganz einfach, wir haben die Zahl heute schon öfter gehört: 46 000 Euro. Dabei sind 46 000 Euro – wohlgemerkt – das Bruttojahreseinkommen des durch­schnitt­lichen Österreichers, genauso viel Geld, wie diese eine Ballnacht nur das Finanzministerium gekostet hat.

Der brave österreichische Steuerzahler muss aber diese 46 000 Euro dann natürlich auch noch versteuern. Das bedeutet im Groben: Ein Eineinhalbjahres­lohn eines normalen Arbeiters wurde allein durch das Finanzministerium an diesem einen Abend ausgegeben.

Liebe Mitglieder der schwarz-grünen Bundesregierung, und ich spreche jetzt auch Sie an, geschätzte Kollegen Abgeordneten von Schwarz und Grün! Wenn Sie heute nach dieser Sitzung aus dem Parlament hinausgehen, dann kann ich nur bitten: Machen Sie doch wieder einmal das, was zu den ureigensten Aufgaben von uns Politikern gehört: Geht hinaus zu den Leuten und redet einmal mit den Leuten! Fragt die Leute draußen, wie es ihnen geht! Geht vielleicht einmal einkaufen (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), sei es im Supermarkt oder im Diskonter. – Nein, wirklich, da können Sie schon lachen. Gehen Sie einmal einkaufen! (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer. – Abg. Kirchbaumer: Ich bin noch nie einkaufen gegangen!)

Dann redet einmal mit den Leuten und schaut einmal in die Einkaufswagen anderer hinein, wie es dort ausschaut, und dann fragt einmal die Menschen, wie es ihnen dabei geht, ob sie sich das alles so locker, lässig leisten können! Ich bin mir sicher, wenn Sie das machen würden, dann würden auch Sie einsehen, dass es so nicht weitergehen kann und darf. (Beifall bei der FPÖ.)


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Geschätzte Kollegen, der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht, und er ist bereits gebrochen. Hören Sie auf die österreichische Bevölkerung! Es ist höchste Zeit. Ziehen Sie die Notbremse und machen Sie den Weg frei für Neuwahlen! – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

15.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Staatssekretär Tursky. – Bitte sehr.


15.15.11

Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Florian Tursky, MBA MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus und vor den Fernsehbildschirmen! Nach der Coronapause war es wieder so weit, der Höhepunkt der Wiener Ballsaison – der 65. Wiener Opernball – konnte wieder stattfinden.

Ja, der Wiener Opernball – selbst der Anfragende hat das ganz richtig ausge­führt – gehört nun einmal zur Wiener Identität, gehört zur österreichischen Identität und gehört auch zu dem, was Österreich im Ausland ausmacht. 2,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher haben allein dieses Jahr den Opernball verfolgt.

Genauso wie das Neujahrskonzert oder Großsportereignisse ist der Opernball eine Visitenkarte Österreichs im Ausland. Der Opernball wirkt über die österreichischen Grenzen hinweg und findet weltweit hohe Resonanz.

Das führt dazu, dass es gut geübte Praxis ist, dass man diese österreichische Visitenkarte auch nützt, um im Sinne des Auftrags für Österreich zu repräsen­tie­ren, Staatsgäste einzuladen, Allianzen zu schmieden, um Österreich in der Welt besser zu präsentieren und entsprechend für die österreichische Wirtschaft und die österreichische Bevölkerung einen Vorteil daraus zu ziehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Diese Möglichkeit wird traditionell genutzt, von allen Couleurs, von allen ver­schiedenen Parteien, weil es eben schlichtweg eine Möglichkeit ist, mit Staatsgästen ins Gespräch zu kommen und Österreich somit nach außen zu vertreten.

In der schriftlichen parlamentarischen Anfrage wurde Bundesminister Magnus Brunner über die Kosten und die Gründe der Teilnahme befragt und es wurde alles entsprechend beantwortet.

Wenn Sie den Bundesminister fragen, was der Grund ist, warum er nicht über sämtliche Regierungsmitglieder entsprechend Auskunft gegeben hat: Das liegt natürlich an den uns auferlegten Regeln, dass er hierzu aktuell keine Einsicht hat.

Die Anfrage wurde entsprechend detailliert beantwortet. Noch ausführen darf ich, dass es bei diesem Opernball insbesondere darum ging, mit dem deutschen Finanzminister Christian Lindner ins Gespräch zu kommen. Er war bei einem Wirtschaftsgipfel in Wien anwesend. Das wurde genützt, um die österreichisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen eng zu knüpfen und dann am Abend eben gemeinsam auch den Opernball zu besuchen.

Österreich und Deutschland eint gerade in aktuellen europaweiten Diskussionen die klare Herangehensweise, was das europäische Haushaltsdefizit betrifft, um keine neuen Schulden in Europa entstehen zu lassen.

In diesem Sinne wird der Wiener Opernball weiterhin eine Visitenkarte Öster­reichs im Ausland bleiben und hoffentlich auch weiterhin von allen Politike­rinnen und Politikern als Chance genutzt werden, Österreich nach außen zu vertreten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stark. – Bitte.



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15.18.30

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Kollege Spalt hat uns geraten, zu den Menschen zu gehen. Von den Menschen komme ich gerade. Als in einer steirischen Region verwurzelter Bürgermeister bin ich dort sehr oft, höre, was die Menschen sagen und bleibe mit ihnen immer im Gespräch. Das ist auch gut so. Das tun sehr, sehr viele Abgeordnete von uns, das ist auch unser Auftrag.

Jetzt geht es aber um den Opernball, und da lassen Sie mich bitte vorweg einige Fakten zur Oper und zum Opernball festhalten: Es ist seit 1955 Tradition, in diesem ehrwürdigen Haus den Opernball abzuhalten. Es ist der Staatsball, wobei der Veranstalter die Wiener Staatsoper GmbH ist. Es ist ein Unternehmen mit 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit nicht nur Künstlerinnen und Künstlern, sondern auch mit technischem Personal, mit Tischlern, Requisiteuren und so weiter. Es ist ein großes Unternehmen, das auch finanziert werden will.

Seit 1955 ist dieser Ball Tradition und seit damals ist es eben auch Tradition, dass die Bundesregierung mit einem Bekenntnis zum Kunst- und Kulturbetrieb Österreichs dort auftritt. Es sind alle Minister am Opernball, es ist auch der Bundespräsident dort, und es ist letztendlich auch ein USP der Stadt Wien, was man nicht vergessen darf.

Der Opernball ist teuer, das wissen wir alle. Warum? – Weil diese drei Tage einfach einen enormen Aufwand mit sich bringen, denn die Oper per se ist ja keine Eventlocation, sondern eine Oper, und um dieses Haus für den Ball fit zu machen, dazu muss ein enormer Aufwand betrieben werden und es braucht viel an Personalressourcen. Der Opernball ist aber – das hat Staatssekretär Tursky auch schon ausgeführt – ein enormer Wirtschaftsfaktor für insbesondere die Stadt Wien mit ihren in Summe 400 Bällen und dem Opernball an deren Spitze.


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Unabhängig davon bringt der Opernball die zweithöchste Einschaltquote im ORF in Österreich. (Abg. Belakowitsch: Das ist ganz wichtig!) Die Menschen verfolgen diesen Ball, der deutlich mehr bringt, als er kostet, er ist ein großes gesellschaft­liches Ereignis. Der Reingewinn, der übrig bleibt, beträgt sage und schreibe 1 Million Euro, und diese Million Euro fließt eins zu eins in den Spielbetrieb der Oper und finanziert damit auch zumindest eine bis zwei Produktionen voll­ständig – das ist ein hohes Maß an Wertschöpfung. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

Dieser Erlös ist damit auch eins zu eins eine Kulturförderung der Oper, und zwar nicht nur für die Hochkultur, für die Erwachsenen, sondern auch für die Kinder. Meine Damen und Herren, mit dem Erlös des Opernballs kommen jährlich 7 000 Kinder in den Genuss einer Gratisvorstellung der Zauberflöte. Das ist ein enormes Zeichen der Kultur Österreichs in Richtung der Jugend, der Kinder, und das ist auch ein Ergebnis des Opernballs. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Voglauer.)

Nun aber zur politischen Komponente, meine Damen und Herren. Wir alle – und da spreche ich Sie alle an – bekommen jahrein, jahraus Ehrenkarten für diverse Veranstaltungen. Warum ist das so? – Weil Veranstalter darauf Wert legen, dass Vertreter, Vertreterinnen von Gemeinden, dem Land, dem Bund bei ihren Veranstaltungen zu Gast sind. Das ist auch eine große Ehre für uns alle, aber es ist darüber hinaus Teil unseres Jobs. Es ist nicht unbedingt eine Privatgeschichte, es ist auch Teil unseres Jobs.

So ist es auch beim Opernball, denn wie gesagt seit 1955 sind die Vertreter und Vertreterinnen der Bundesregierung am Ball (Abg. Belakowitsch: Ja, aber nicht ...!), um dort den Staat zu vertreten, und das ist eine ganz große Aufgabe. – Übrigens hatte auch Bürgermeister Ludwig eine Loge, die er letztens mit Herrn Wrabetz geteilt hat – ich glaube nicht, dass er das aus seiner Privatschatulle bezahlt hat. Es ist zweifellos im Sinne der Republik Österreich, dort den Staat zu vertreten. (Abg. Wöginger: Da haben sie noch andere Pläne gehabt!)


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Meine Damen und Herren, die FPÖ fragt hier nun nach den Kosten. – Da fällt mir sofort die Geschichte vom Glashaus und den Steinewerfern ein, denn heute prangert die FPÖ etwas an, was sie in der Vergangenheit selbst und selbstver­ständlich gelebt hat, denn von 2000 bis 2005 waren folgende FPÖ-Granden offizielle Staatsgäste, nämlich: Susanne Riess-Passer als Vizekanzlerin, die FPÖ-Minister Grasser, Scheibner, Forstinger und Gorbach – von Herrn Gorbach habe ich sogar ein wunderschönes Foto (ein entsprechendes Foto auf das Redner:innen­pult stellend), wie er als Staatsgast am Opernball tanzt – und natürlich auch die Funktionäre Kabas, Westenthaler und Waneck. (Abg. Disoski: Oho! – Abg. Belakowitsch: 46 000 Euro ...!)

2019, meine Damen und Herren, war es kein Geringerer als (Ruf bei der ÖVP: Strache!) Vizekanzler Strache (ein entsprechendes Foto auf das Redner:innenpult stellend – Oh-Rufe bei der ÖVP), der als Staatsgast am Opernball war (Abg. Steinacker: Die Philippa auch!) und dessen Logenkosten im Übrigen 23 000 Euro betragen haben (Abg. Disoski: Oje!), inflationsbereinigt ungefähr das, was die Loge heute kostet, plus 3 000 Euro Bewirtungskosten. (Abg. Amesbauer: Na ja, das ist aber schon ein Unterschied! – Abg. Belakowitsch: ... 46 000 und 23 000 ist ein ... Unterschied! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, damals war es ein üblicher Vorgang, heute tut die FPÖ das, was sie am liebsten tut, nämlich skandalisieren, und da ist das Ende der Fahnenstange! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Kollegen der FPÖ, kratzen Sie nicht am Image des Opernballs (Abg. Belakowitsch: Vor allem nicht ...!), sondern widmen Sie sich Ihrer eigenen Erinnerung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Disoski: Eine gute Rede! – Abg. Belakowitsch: Das war eher peinlich!)

15.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Greiner. – Bitte, Frau Abgeordnete.



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15.24.25

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher! Der Herr Finanzminister, der die schriftliche Anfrage beantwortet hat, diskutiert jetzt leider nicht mit uns; wir hätten uns gerne mit ihm auseinandergesetzt.

Der Finanzminister der Republik Österreich hat am Opernball 45 785 Euro Steuergeld verbraucht (Abg. Pfurtscheller: Aber nicht er alleine, oder?); über 30 000 Euro für die Rangloge und die Karten, 3 000 Euro für die Bewirtung und – man höre und staune – 10 000 Euro für ein gediegenes Abendessen. Der Finanzminister feiert am Opernball und Österreich befindet sich in einer veritablen Teuerungskrise. Am Opernball wurden keine Probleme gelöst, die die Österreicherinnen und Österreicher jetzt wirklich betreffen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haubner: Und was ist mit Bürgermeister Ludwig?)

Der Finanzminister hat die Teuerung am Opernball offensichtlich nicht gespürt (Abg. Haubner: Was ist mit Bürgermeister Ludwig?), aber die Bevölkerung in Österreich spürt sie täglich stärker. Wir haben es heute in der vorherigen Debatte schon gehört: Wenn man einkaufen geht, ist der Einkaufskorb halb voll, die Preise werden trotzdem immer höher, die Rechnung wird immer größer. Die Butter zum Beispiel, ein Grundnahrungsmittel, ist um 70 Prozent teurer. Wollen Sie (in Richtung ÖVP) behaupten, dass das nicht so ist? – Bewei­sen Sie das Gegenteil! Energie – viel zu teuer; Mieten – ins Unermessliche gestiegen!

Was haben Sie bis jetzt dagegen getan? – Sie haben nichts getan! Seit eineinhalb Jahren bringen wir Anträge ein, diskutieren hier vom Rednerpult aus, dass Sie etwas gegen die Teuerung unternehmen sollen, aber Sie machen nichts. Sie geben zwar Einmalzahlungen und verteilen im Gießkannensystem – das Geld bekommen aber nicht die Richtigen. (Ruf bei der ÖVP: Das stimmt doch nicht!)


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Ich nenne Ihnen ein Beispiel, Kolleginnen und Kollegen der ÖVP, das besonders augenscheinlich und besonders brennend ist. Wir haben heute von der Kinder­armut gehört. Seit eineinhalb Jahren stehen die Fakten fest: Jedes fünfte Kind, mittlerweile sogar jedes vierte Kind ist von existenzieller Armut bedroht. Familien sind überbelastet, Kinder von Armut bedroht.

Was haben Sie bis jetzt dagegen unternommen, gegen diese Kinderarmut (Abg. Steinacker: Familienbeihilfe erhöht, Steuern ... gesenkt, Familienbonus erhöht! – Abg. Pfurtscheller: Einmalzahlungen! – Abg. Steinacker: Einmalzahlungen zur Unter­stützung, ganz besonders für die Alleinerziehenden!), da wir schon eineinhalb Jahre darüber sprechen und Anträge einbringen? Was haben die Kinder davon? Sind es mittlerweile weniger Kinder, die von Armut betroffen und bedroht sind?

Es gibt 500 000 Menschen in Österreich, die nicht einmal ein Mal täglich eine warme Mahlzeit bekommen. Kinder haben kein warmes Essen! – Das ist ja kein Zustand! Demgegenüber stehen 10 000 Euro für ein Abendessen am Opernball. Ja wo ist da die Relation? Finden Sie das in Ordnung? (Beifall bei der SPÖ.)

Seit eineinhalb Jahren steht fest: Die Kinderarmut ist wirklich bedrohlich. Was wird einmal aus diesen Kindern? Wie kommen die da jemals wieder heraus?

Es gibt seit eineinhalb Jahren die Diskussion. Was haben Sie bis dato gemacht? – Wie gesagt bedauerlicherweise nichts. Und gestern am Abend haben wir eine Presseaussendung des Herrn Bundeskanzlers gesehen – ja! Er hat das Problem also offensichtlich wahrgenommen, es gibt eine Presseaussendung.

Dieses Muster, sehr geehrte Damen und Herren, kennen wir seit vielen Jahren: Es besteht ein Problem, das von den Regierungsfraktionen lange nicht gesehen wird, dann wird der Druck erhöht. Der Druck wird zu groß; vorzugs­weise der Bundeskanzler oder ein anderes Regierungsmitglied, für das man sich entschei­det, rückt medial aus und verkündet: Ja, wir gründen jetzt einen


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Arbeitskreis – wenn man nicht mehr weiterweiß, gründet man einen Arbeits­kreis –, befragen Experten, Ökonomen, beauftragen die Ministerien, Maßnahmen auszuarbeiten.

Schon nächste Woche, hören wir vom Herrn Bundeskanzler, der leider nicht mehr hier ist (Ruf bei der ÖVP: Wo ist die Rendi-Wagner? – Abg. Wöginger: Schau einmal deine erste Reihe an! Schau einmal deine erste Reihe an!), wird es Maß­nahmen geben, Experten sollen sie erarbeiten. Nächste Woche - - (Abg. Wöginger: Die erste Reihe: Wo sind denn ... Leute? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Kollege Klubobmann Wöginger, beruhigen Sie sich doch! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Abg. Wöginger: Dann hören Sie einmal auf mit dem!) Was ist mit Ihrer Hand passiert? Bleiben Sie ruhig, hören Sie zu! Sie haben das heute eingefordert. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: ... herbei­holen!) Jetzt leben Sie doch endlich das parlamentarische Zuhören und das Anhören auch einer Meinung, die nicht die eigene ist! Das wäre einmal ein guter Zugang.

Nächste Woche soll es eine Pressekonferenz geben. Was kann man da erwarten? – Eines ist sicher: Wir können Schlagzeilen erwarten. Und dann? (Abg. Michael Hammer: Die macht ihr euch eh selber, die Schlagzeilen!) –Wir wissen noch nicht, was da kommen wird. (Ruf bei der ÖVP: Nächste Woche, eure Woche!)

Was haben die armutsbedrohten Kinder davon? Was haben die belasteten Familien davon? Was hat diese halbe Million Menschen davon, die sich nicht einmal ein warmes Essen am Tag leisten können? Sie sind die Antworten bis jetzt schuldig geblieben. Geben Sie doch Gas! Regen Sie sich nicht auf, wenn Sie das von mir erzählt bekommen, tun Sie einfach etwas! – Danke für die Aufmerk­samkeit. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Wo ist Rendi-Wagner? – Abg. Haubner: Was ist mit der ersten Reihe bei der SPÖ? Wo ist die erste Reihe?)

15.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schmiedlechner. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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15.29.44

Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf gleich auf die Aussagen der Kollegin eingehen, weil sie wieder einmal die Butter angesprochen hat: Also ich glaube, die Butter ist bei der Teuerung das kleinste Problem. Ich darf Sie außerdem vertrösten oder beruhigen, Frau Kollegin: Die Butter ist mittlerweile wieder billiger geworden. Ich merke aber nichts davon, dass die Inflation für die Leute deswegen besser geworden wäre.

Mir fällt auch auf: Die SPÖ-Reihen sind so leer. Wahrscheinlich sind die jetzt alle beim Auszählen der Stimmen von der Mitgliederbefragung. Es ist halt eine Sache, wie ernst man solche Diskussionen nimmt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Während die ÖVP auf dem Opernball tanzt Geld verprasst (Abg. Hörl: Hallo, hallo!) und groß feiert (Abg. Hörl: Wer reprä­sentiert das Land?) – ich sage: groß feiert; da kennt sich Herr Hörl ja aus (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP – Beifall bei der FPÖ) –, wissen die Leute nicht, wie sie sich das Heizen leisten können, wie sie den Einkauf bezahlen sollen, geschweige denn den Treibstoff für ihr Auto zahlen sollen, damit sie dann noch in die Arbeit fahren können. Also da muss man wirklich ein schlechtes Gewissen haben, aber vermutlich hat die ÖVP ja kein Gewissen mehr.

Die Teuerung hat uns alle hart getroffen, aber anstatt das Problem an der Wurzel zu bekämpfen und anzugehen, hat man eineinhalb Jahre lang zugeschaut und gesagt: Na ja, wir bilden Kommissionen, in denen wir den Preis beobachten; wir schauen einmal, irgendetwas wird uns schon einfallen. – Das Problem ist immer größer und größer geworden, aber die ÖVP hat nicht gehandelt. Man hat zugeschaut, man hat die Leute im Regen stehen gelassen, und das ist einfach schäbig. (Beifall bei der FPÖ.)

Im Gegenteil, man hat das Ganze sogar noch befeuert – mit der Sanktionspolitik, der Klimahysterie, der falschen Asylpolitik und der Einführung neuer Steuern, zum Beispiel der CO2-Steuer. Das, was die ÖVP und die Grünen da machen, ist


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ungefähr so – mir hat das draußen bei einem Fest einer von den Leuten erzählt –: Sie zünden das Haus an, warten, bis es ordentlich brennt, und dann schreien Sie: Hilfe, Feuer, da müssen wir löschen! – Das ist einfach eine Katastrophe. Da müsst ihr euch einmal überlegen – und ich glaube, es ist höchste Zeit –, dass ihr ins Handeln kommt und dort wirklich Maßnahmen trefft und wirklich gegen­steuert.

Ja, auch die Lebensmittelpreise plagen die Bevölkerung. Ohne Essen und Trinken kann niemand leben, aber, wie immer, die Regierung handelt nicht. Wenn man dann sieht: Da wird ein Lebensmittelgipfel abgehalten (Abg. Michael Hammer: Was hat das mit dem Opernball zu tun?) – groß angekündigt in den Medien, groß inszeniert –, und was kommt dann raus? – Nichts. Leere Worthülsen! Das kann die ÖVP am besten: leere Worthülsen produzieren (Ruf bei der ÖVP: Falsche Tagesordnung!) – anstatt dass sie endlich hilft und endlich etwas weiterbringt für unsere Österreicher! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Das kannst du der UBV-Versammlung erzählen!)

Ich muss auch eines sagen: Die Landwirtschaft leidet genauso an diesen Preissteigerungen, an diesen hohen Inflationsraten. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Die Kaufkraft ist in der Landwirtschaft schon in den letzten 20 Jahren verloren gegangen, und daran seid ihr schuld. (Abg. Michael Hammer: Um wie viel ist das Einkommen gestiegen letztes Jahr?) Ihr habt ja immer zugeschaut. Ihr stellt seit Ewigkeiten den Landwirtschaftsminister und ihr schaut da zu und lasst unsere Höfe sterben. Wir haben immer weniger Landwirte in Österreich, immer weniger Betriebe! (Ruf bei der ÖVP: Und was hat das mit dem Opernball zu tun?)

Das hat Folgendes mit dem Opernball zu tun – das soll das aufzeigen –: Ihr feiert lieber Feste, ihr verprasst lieber Steuergeld, anstatt dass ihr unseren Leuten helft. (Beifall bei der FPÖ.)

Ihr schaut zu, wie die Konsumenten vom Handel abkassiert werden, ihr schaut zu, wie die Bauern vom Handel niedergedrückt werden. Eines wäre wirklich ratsam: Helft den Menschen, tretet endlich zurück! (Beifall bei der FPÖ.)

15.34



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Voglauer. – Bitte. (Abg. Michael Hammer – in Richtung des sich zu seinem Sitzplatz begebenden Abg. Schmiedlechner –: Kriegst ein Plus vom Kickl! Alle Sätze gesagt, die er dir aufgeschrieben hat! – Der Präsident gibt das Glockenzeichen.)


15.34.48

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrtes Hohes Haus! Spoštovana Visoka Hiša! Kollegen der FPÖ, Sie wollen über Bälle reden? – Dann reden wir über Bälle, gut!

Da gibt es den Opernball, das ist der Ball der Republik, und wir sind stolz darauf. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bravoruf bei der ÖVP.) Und dann gibt es einen Ball, der heißt Akademikerball, der dient der Reputation der Republik nämlich gar nicht – ein Aufmarsch von Neonazis, Antisemiten und Rassisten. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Das ist Ihr Ball, meine Herren der FPÖ, und – lassen Sie mich das festhalten – das ist Ihr Milieu (Abg. Amesbauer: Genau!), das ist Ihre Gesinnung. (Abg. Amesbauer: Jawohl!) Längst – längst! – sollte dieser Ball gar kein Quartier mehr in Österreich erhalten. (Beifall bei Grünen und SPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)

Wenn wir schon dabei sind, Verantwortung zu übernehmen, dann reden wir darüber, was diese Bundesregierung mit solch einer Gesinnung macht: Wir übernehmen Verantwortung. (Abg. Amesbauer: ... in Kärnten! Wie viel habt ihr in Kärnten erreicht bei der Wahl?) Es ist uns in dieser Bundesregierung und uns als Grünen gelungen, dass ein Aufmarsch von Neonazis – bis vor Kurzem alljährlich im Mai in Bleiburg – jetzt nicht mehr stattfindet. So leben wir Verantwortung für die Republik! (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Pfurtscheller.)


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Was wir nämlich leben, ist ein Niemals-wieder, ein Nicht-mit-uns. Dafür stehen wir Grüne. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Amesbauer: Was hat das mit dem Thema Opernball zu tun?)

Die FPÖ hat ja heute hier auch das Steuergeld angesprochen, und meine Vorredner:innen sind auch darauf eingegangen, reden wir also auch über das Steuergeld: Wie schaut denn das aus, wenn die FPÖ Verantwortung für Steuergeld hat? – Also jetzt kurz zurückgedacht: Vor vier Jahren waren wir alle Zuschauer eines Videos, da wurde ganz schön fein versprochen von Ihrem Parteifreund und damals zukünftigen Vizekanzler (Zwischenrufe bei FPÖ und Grünen), wie man dann mit Steuergeld umgehen wird. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.) Ja, man wird nämlich alle Versprechen mit Steuergeld bezahlen, damit man an die Macht kommt.

Schauen wir zurück nach Kärnten, in mein Bundesland (Abg. Amesbauer: Wo Sie nicht in den Landtag gekommen sind! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen): Bei der Hypo merke ich noch heute, wie der Steuerzahler (Abg. Schnedlitz: Das, was ihr in Kärnten geschafft habt, werdet ihr da auch noch schaffen!) und die Steuerzahlerin das zahlen, was Sie an Steuergeld veruntreut haben – nämlich Ihre Parteifreunde, Ihre Funktionäre, die haben das veruntreut, und wir zahlen das, alle, die dort wohnen und die hier in Österreich leben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Aber wir müssen gar nicht nach Kärnten zurückgehen, wir können auch in das benachbarte Bundesland gehen, in die Steiermark, nach Graz. Ja was ist in der Steiermark schon wieder passiert? (Oh- und Oje-Rufe bei den Grünen.) – 1,8 Mil­lio­nen Euro an Steuergeld veruntreut (Abg. Disoski: Das ist ja eine Schande! Unglaublich!); davon schon 700 000 Euro zugegeben von Ihrem Kollegen, Parteifreund, Parteifunktionär Eder: Er hätte 700 000 Euro selbst abge­zweigt.

Und dann bleiben ein paar weitere Hunderttausend Euro übrig, da gibt es auch so einen Parteifreund, einen Funktionär, der heißt Kunasek (Ah-Rufe bei den


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Grünen – Abg. Amesbauer: Jetzt müssen Sie aufpassen! Jetzt müssen Sie aufpassen!), mittlerweile nicht mehr immun. Ja, und dem wird vorgeworfen – Achtung, Achtung! –: In Zeiten, in denen sich Menschen kaum ihr Eigenheim leisten kön­nen – das müssen Sie sich vorstellen: Andere sparen, arbeiten ihr ganzes Leben lang, damit sie sich ihr Eigenheim bauen können, und was wird Herrn Kollegen Kunasek, Ihrem Parteifreund, vorgeworfen? (Abg. Amesbauer: Passen Sie auf, was Sie jetzt sagen, wirklich! ... anzeigen!) –, wird ihm vorgeworfen, er hätte Gelder von der Renovierung der Parteizentrale hergenommen und für die Renovierung seines Eigenheimes verwendet. (Die Abgeordneten Disoski und Lukas Hammer: Wahnsinn! Wahnsinn!) – So schaut es aus, wenn die FPÖ Verantwortung übernimmt! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Amesbauer: Das ist Lüge! Das ist eine Lüge, eine ... Lüge! – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und Grünen.)

Und dann schauen wir weiter. Also es ist ja eigentlich immer so (anhaltende Zwischenrufe – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), es schaut immer gleich aus: Es fängt in der Oppositionsbank an, es geht dann weiter in die Regierungs­bank, so wie in Graz zum Beispiel und vor Kurzem auch noch in Österreich, und wo endet es? – Auf der Anklagebank, und nicht so selten auch mit Verurteilun­gen und Fußfesseln. So schaut es aus, wenn Sie Verantwortung übernehmen und Steuergeld verwalten! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Amesbauer: Sie landen aus dem Parlament draußen, so schaut es aus! – Abg. Kassegger: Aber den Unterschied zwischen Beschuldigten und Angeklagten kennen Sie schon, Frau Kollegin?)

Kollege Spalt, Sie haben uns mitgegeben: Wenn wir heute aus dem Haus raus­gehen, dann mögen wir wieder mit den Menschen reden. Ich sage Ihnen, liebe Kollegen der FPÖ (Zwischenrufe bei der FPÖ – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen): Wenn Sie heute dieses Haus verlassen und hinausgehen (Abg. Amesbauer: Es geht um den Opernball! Kann man nicht einmal einen Ruf zur Sache geben?) – hören Sie auf! (Präsident Sobotka gibt neuerlich das Glockenzeichen) –, dann gebe ich Ihnen eines mit: Spalten Sie nicht, hetzen Sie nicht und greifen Sie nicht die Würde der Menschen an, denn dafür sind Sie nicht gewählt!


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(Zwischenruf der Abg. Steger.) Sie sind Repräsentanten der Republik. Und wenn wir über Kultur reden, dann reden wir auch über die Gesprächskultur, die Wortwahl, und Ihre Kultur, wie Sie mit Menschen sprechen. Nehmen Sie das auf! Wir haben eine gemeinsame und gute Kultur in Österreich entwickelt (Ruf bei der FPÖ: Wie bei den Grünen in Kärnten!), und auch Sie wären gut beraten, an dieser teilzuhaben. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

15.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Seidl. – Bitte.


15.40.01

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staats­sekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn die Inflation so tief wäre wie die Gesprächskultur hier im Haus, dann hätten wir alle kein Problem. (Heiterkeit und Beifall bei den NEOS.) Ich finde es wirklich bedenklich, wie man sich in den letzten 2 Minuten – ich glaube, zwei waren es – hier herinnen ausgetauscht hat. Zwischenrufe sind ein legitimes Mittel, aber wenn sie überhaupt nicht mehr aufhören, dann finde ich wie gesagt, dass die Österreicherinnen und Österreicher zu Recht ein Thema mit dem Vertrauen in die Politikerinnen und Politiker haben. (Beifall bei den NEOS.)

Nun gut. Kollege Spalt hat auf eine Anfragebeantwortung hingewiesen, die von mir ausgegangen ist beziehungsweise die ich erhalten habe, und zwar zum Forum Kultur, das es Anfang des Jahres im Volkstheater gegeben hat. Der Unterschied, wie wir mit diesem Thema umgehen, ist, glaube ich, jener – ich habe vorhin nämlich genau zugehört, auch bei den Zwischenrufen der Kollegin­nen und Kollegen insbesondere der FPÖ –: Da wurde bezüglich der Ausgaben, die am Opernball getätigt wurden, gerufen: Ja, aber als Herr Strache dort war, hatten wir keine Inflation! – Da habe ich mir gedacht: Okay, das ist jetzt interessant!, denn aus meiner Perspektive ist es unsere Aufgabe, immer maßvoll


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mit Steuergeld umzugehen, und nicht nur dann, wenn wir eine hohe Inflation haben. (Beifall bei den NEOS.) Deswegen möchte ich mich von weiten Teilen von solchen Verknüpfungen distanzieren und sage auch dazu: Es geht immer um die Relation. Die Frage ist immer: Welches Ziel hat man mit einer Veranstaltung, welche Wirkung hat sie und welche Beträge gibt man dafür aus?

Um auf meine Anfrage betreffend Forum Kultur zurückzukommen: Da war ich nämlich selber dort. Ich war dort, obwohl ich keine Einladung hatte, wie auch viele Kolleginnen und Kollegen von der Opposition. Manche waren dort, einige nicht, die FPÖ habe ich dort nicht gesehen. Ich war trotzdem dort und kann deswegen, glaube ich, ganz gut beurteilen, wie diese Veranstaltung abgelaufen ist, und das war auch der Hintergrund, vor dem ich diese Anfrage gestellt habe: weil ich an diesem Tag einiges sehr befremdlich beziehungsweise absonderlich fand – abgesehen von den Kosten, die wir jetzt ja kennen: Miete für das Volkstheater: 31 000 Euro, Catering: 53 000 Euro – bei der Zahl der Personen, die anwesend waren, sind es immerhin plus/minus 65 Euro pro Mittagessen (Heiterkeit der Rednerin); das finde ich für ein Catering für eine Kulturveranstal­tung insgesamt, bei dem es nur um eine Mittagsverpflegung geht, ziemlich hoch –, Konzeptvorlagen, Webseiten et cetera, et cetera.

Dem Ziel dieser Veranstaltung möchte ich nichts entgegensetzen. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es eine Kulturveranstaltung gibt, bei der sich Kultur­schaffende aus dem ganzen Land treffen können und miteinander Diskussionen führen können, aber es geht um die Relation, und die Frage der Relation ist einfach: Sind diese Kosten, die dafür angefallen sind, diese 186 000 Euro, in Relation zu diesem Ziel gerechtfertigt? – Ich glaube nicht.

Ich sage Ihnen auch, warum: Wenn nämlich bei dieser Veranstaltung nur grüne Politiker:innen am Podium stehen, abgesehen von den Künstlerinnen und Künstlern, und sonst niemand, und man in einer Anfragebeantwortung schreibt, man möchte in einen breiten Dialog mit allen politischen Parteien treten, was die


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Kulturpolitik in diesem Land betrifft, dann ist das einfach nicht richtig, weil wir alle nicht eingeladen waren. (Beifall bei den NEOS.)

Deswegen, sage ich, sind 186 000 Euro für eine solche Veranstaltung nicht grundsätzlich das Problem, aber es ist ein Problem, wenn es eine grüne Wahlkampfveranstaltung ist, die mit Steuergeld aus dem Kulturbudget finanziert wird – dann ist es ein Problem. Darüber habe ich mich aufgeregt, und dazu habe ich gesagt: Ich hab’ gedacht, mir haut’s des Heu aussa! Denn: Die Reden könne man sich ja anschauen, man hat gesagt, es gebe diese Reden online, man könne das alles nachvollziehen. – Kann man aber leider nicht, es ist nicht online, im Gegensatz zu dem, was die Anfragebeantwortung erzählt.

Insgesamt ist das also eine sehr skurrile Geschichte, und das ist mein Thema: Steht das in Relation (Zwischenruf des Abg. Martin Graf), ja oder nein, angesichts dessen, dass nur grüne Politiker:innen dort Reden halten? – Ich glaube nicht. (Abg. Disoski: Es stimmt halt nicht! ... Beratervertrag für euren Ex-Parteichef, ha?) Für mich war es eine Wahlkampfveranstaltung, und deswegen sage ich: 186 000 Euro für diese Art und Weise der Veranstaltung waren zu viel. (Beifall bei den NEOS.)

15.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

15.44.45Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3367/A(E) bis 3374/A eingebracht worden sind.


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Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilun­gen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 15.45 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

15.45.06Schluss der Sitzung: 15.45 Uhr

 

 

 

 

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