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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

217. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Donnerstag, 1. Juni 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

217. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                            Donnerstag, 1. Juni 2023

Dauer der Sitzung

Donnerstag, 1. Juni 2023: 13.01 – 16.54 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bericht über den Antrag 3426/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird

2. Punkt: Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen für Unternehmen in Sektoren, die aufgrund erheblich gestiegener Strompreiskosten besonders belastet sind (Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz 2022, SAG 2022)

3. Punkt: Bericht über den Antrag 3427/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebens­haltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird

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Inhalt

Personalien


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 2

Verhinderungen ......................................................................................................     29

Ordnungsrufe .........................................................................................  186, 186

Wortentziehung ......................................................................................................  190

Geschäftsbehandlung

Wortmeldungen betreffend Vorgehensweise bei der Zuweisung von Gesetzesinitiativen sowie Kritik an der Nichtanwesenheit von Mitgliedern der Bundesregierung:

Dr. Nikolaus Scherak, MA .......................................................................................     33

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................     34

August Wöginger .....................................................................................................     35

Mag. Gerald Loacker ...............................................................................................     36

Sigrid Maurer, BA ....................................................................................................     37

Herbert Kickl ............................................................................................................     38

Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie – Ablehnung ..  39, 40

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 GOG .......................................................................................................     40

Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Proto­kolls dieser Sitzung durch Präsident Ing. Norbert Hofer .....................................  191

Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ........................  192

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................     29

Ausschüsse


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 3

Zuweisungen ...........................................................................................................     30

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3426/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird (2050 d.B.) ...............................     41

2. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über die Regierungsvorlage (1774 d.B.): Bundesgesetz über die be­fristete Gewährung von Förderungen für Unternehmen in Sektoren, die aufgrund erheblich gestiegener Strompreiskosten besonders belas­tet sind (Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz 2022, SAG 2022) (2051 d.B.)         41

Redner:innen:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .............................................................................     41

Sigrid Maurer, BA ....................................................................................................     45

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................     50

August Wöginger .....................................................................................................     55

Alois Schroll ..............................................................................................................     60

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................     70

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................     73

Peter Wurm ..............................................................................................................     77

Lukas Hammer .........................................................................................................     90

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................     93

Tanja Graf ................................................................................................................     94

Walter Rauch ...........................................................................................................     98

Mag. Gerald Loacker ...............................................................................................  104

Bundesminister Dr. Magnus Brunner, LL.M. ..........................................................  106

Mag. Dr. Petra Oberrauner .....................................................................................  108


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 4

Ing. Martin Litschauer .............................................................................................  110

Maximilian Linder ....................................................................................................  113

Joachim Schnabel ....................................................................................................  115

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................  118

Dietmar Keck ...........................................................................................................  120

Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ – Ablehnung .....................................  63, 122

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Energieliefe­ranten in Österreich“ – Ablehnung .......................................................  80, 122

Entschließungsantrag der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden“ – Ablehnung ..............................................  101, 122

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2050 und 2051 d.B. ........................  122

3. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3427/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesge­setz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbe­dingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (2052 d.B.) ............  123

Redner:innen:

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  123

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  126

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................  128

Mag. Philipp Schrangl ..............................................................................................  132

Petra Wimmer ..........................................................................................................  142

Norbert Sieber ..........................................................................................................  147


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 5

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................  151

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  154

Barbara Neßler ........................................................................................................  159

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .........................................................  162

Christian Oxonitsch .................................................................................................  165

Mag. Christian Ragger .............................................................................................  170

Michael Bernhard ....................................................................................................  173

Mag. Johanna Jachs ................................................................................................  176

Maximilian Lercher ..................................................................................................  178

Dr. Astrid Rössler .....................................................................................................  180

Christoph Zarits .......................................................................................................  182

Pia Philippa Strache ................................................................................................  186

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpoli­tik für Vermieter“ – Ablehnung ...........................................................  136, 190

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bekämpfung von Kinderarmut“ – Ablehnung           144, 191

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Den Kindern helfen, die es wirklich brauchen“ – Ablehnung .........................................................  158, 191

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Mietenstopp jetzt“ – Ablehnung ....  168, 191

Annahme des Gesetzentwurfes in 2052 d.B. .....................................................  190

Eingebracht wurden

Regierungsvorlage .................................................................................................     30


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 6

2053: Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittel­gesetz geändert werden

Berichte ...................................................................................................................     31

Vorlage 128 BA: Bericht über die Wirkungsorientierte Folgenabschät­zung 2022 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 6 Wirkungs­controllingverordnung; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

Vorlage 129 BA: Bericht gemäß § 67 Abs. 4 BHG 2013 über die Ergebnisse des Beteiligungs- und Finanzcontrolling zum Stichtag 31. März 2023; BM f. Finanzen

Vorlage 130 BA: Bericht über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis April 2023; BM f. Finanzen

III-952: Bericht betreffend Untersuchungen zur Evaluation von
Lehr(-gruppen-)praxen gemäß § 235 Absatz 8 Ärztegesetz idgF; BM f. So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-953: Frauengesundheitsbericht 2022; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-954: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023 – Unter­gliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-955: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023 – Unter­gliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 7

III-956: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023 – Unter­gliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-957: Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2023; BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung, BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-958: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für April 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

Anträge der Abgeordneten

Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbe­dingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkos­ten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (3430/A)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mietenstopp jetzt (3431/A)(E)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter (3432/A)(E)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Implementierung einer sicherheitsbehördlichen Befugnis im § 39b Unterbringungsgesetz (UbG), um Opfern von Gewalt in der Privatsphäre i.S.d. § 38a SPG bzw. Antragsteller von einstweiligen Verfügungen n.d. §§ 382b, 382c und 382d Exekutions­ordnung im Sinne eines umfassenden Opferschutzes Informationen über den Verbleib des Gefährders zukommen zu lassen, wenn dieser als Patient


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 8

nach § 8 oder § 9UbG in einer geschlossenen Anstalt aufgenommen wurde. (3433/A)(E)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verringerung der Lebens­mittelverschwendung – Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungs­hofes (3434/A)(E)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Personalengpass bei der Polizei – verbessern wir endlich die Arbeitsbedingungen! (3435/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wer darf Verbindungsbeamt:in werden bzw. Österreich in Gremien vertreten? (15166/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Probt das österreichische Gesundheitswesen schon für den Zuwanderer-Bürgerkrieg? (15167/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Probt das österreichische Gesundheitswesen schon für den Zuwanderer-Bürgerkrieg? (15168/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Probt das österreichische Gesundheitswesen schon für den Zuwanderer-Bürgerkrieg? (15169/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Nach dem Covid-Gurgeltest kommt die Klags- und Ermitt­lungswelle (15170/J)


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Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Nach dem Covid-Gurgeltest kommt die Klags- und Ermittlungswelle (15171/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Nach dem Covid-Gurgeltest kommt die Klags- und Er­mittlungswelle (15172/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend wann kommt das Importverbot für Haiprodukte? (15173/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Zukunft des Postsportareals und des Postsport­vereins (15174/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Zukunft des Postsportareals und des Postsportvereins (15175/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Abhaltung und Förderung von mehrtägigen Schulveranstaltungen (15176/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Ver­schwenderische Schönheitsideale bei Obst und Gemüse (15177/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Verschwenderische Schönheitsideale bei Obst und Gemüse (15178/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Mangelnde Datenlage zu Vermietungen (15179/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 10

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mangelnde Datenlage zu Vermietungen (15180/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Grüne Fake News zum Einheitswert bzw. zur Millionärssteuer (15181/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Grüne Fake News zum Einheitswert bzw. zur Millionärssteuer (15182/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Jagdunfallversiche­rung (15183/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Durchsuchung von Menschen mit Geschlecht „divers“, „inter“, „offen“ oder „keine Angabe“ (15184/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Freispruch für den Journalisten Machl vom Vorwurf der üblen Nachrede gegen den Bundespräsidenten (15185/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler be-treffend Medienwirksame Inszenierungsreise nach Dänemark 3.0 (15186/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Dublin In und Out (15187/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schaffung der Gruppe Bundespolizeidirektion in der Sektion II des BMI (15188/J)


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Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Operation FOX (15189/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Medienwirksame Inszenierungsreise nach Dänemark 4.0 (15190/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend automatische Jahresveranlagungen und Steuergutschriften (15191/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Überprü­fung der Einhaltung der Natura 2000-Vorschriften (15192/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Überprüfung der Einhaltung der Natura 2000-Vorschriften (15193/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Corona-Impfungen bei den Zoo-Tieren (15194/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Arbeitssituation bei der österreichischen Polizei (15195/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Corona-Impfungen bei den Zoo-Tieren (15196/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Folgeanfrage Asylbetreuungseinrichtungen des Bun­des: Stand der Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofs (15197/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 12

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Palantir – Künstliche Intelligenz für Überwachung in Österreich? (15198/J)

Sigrid Maurer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Versuche der Einschüchterung und der Einschränkung der Meinungsfreiheit des Grünen Parlamentsklubs durch die iranische Botschaft (15199/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Influenzaimpfstoff-Beschaffung 2023/2024 (15200/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen (14149/AB zu 14624/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14150/AB zu 14630/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14151/AB zu 14649/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14152/AB zu 14650/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14153/AB zu 14656/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 13

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14154/AB zu 14672/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14155/AB zu 14676/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
(14156/AB zu 14701/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14157/AB zu 14651/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14158/AB zu 14637/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14159/AB zu 14697/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (14160/AB zu 14674/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (14161/AB zu 14663/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 14

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (14162/AB zu 14723/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14163/AB zu 14648/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14164/AB zu 14642/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14165/AB zu 14641/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (14166/AB zu 14705/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14167/AB zu 14711/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (14168/AB zu 14639/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14169/AB zu 14660/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14170/AB zu 14677/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14171/AB zu 14670/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (14172/AB zu 14707/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14173/AB zu 14692/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 15

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen
(14174/AB zu 14686/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen
(14175/AB zu 14665/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolle­ginnen und Kollegen (14176/AB zu 14662/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14177/AB zu 14668/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14178/AB zu 14679/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolle­ginnen und Kollegen (14179/AB zu 14689/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14180/AB zu 14667/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14181/AB zu 14657/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14182/AB zu 14678/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Niko­laus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14183/AB zu 14702/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen
(14184/AB zu 14654/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 16

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14185/AB zu 14691/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14186/AB zu 14685/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14187/AB zu 14652/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (14188/AB zu 14683/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14189/AB zu 14750/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kol­legen (14190/AB zu 14752/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14191/AB zu 14772/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14192/AB zu 14687/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 17

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kolle­gen (14193/AB zu 14694/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14194/AB zu 14647/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14195/AB zu 14696/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (14196/AB zu 14708/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14197/AB zu 14669/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14198/AB zu 14653/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14199/AB zu 14699/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14200/AB zu 14673/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14201/AB zu 14658/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (14202/AB zu 14703/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten David Stög­müller, Kolleginnen und Kollegen (14203/AB zu 14626/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 18

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14204/AB zu 14627/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14205/AB zu 14684/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (14206/AB zu 14636/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14207/AB zu 14655/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (14208/AB zu 14671/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14209/AB zu 14682/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (14210/AB zu 14688/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14211/AB zu 14693/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kolle­gen (14212/AB zu 14695/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14213/AB zu 14700/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 19

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (14214/AB zu 14706/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (14215/AB zu 14635/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (14216/AB zu 14634/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kolle­gen (14217/AB zu 14633/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14218/AB zu 14629/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14219/AB zu 14632/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14220/AB zu 14643/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Georg Bürstmayr, Kolleginnen und Kollegen (14221/AB zu 14710/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14222/AB zu 14704/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14223/AB zu 14698/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 20

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14224/AB zu 14681/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14225/AB zu 14664/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14226/AB zu 14661/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14227/AB zu 14638/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14228/AB zu 14631/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14229/AB zu 14628/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (14230/AB zu 14625/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14231/AB zu 14690/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen (14232/AB zu 14712/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolle­ginnen und Kollegen (14233/AB zu 14763/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14234/AB zu 14731/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 21

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14235/AB zu 14788/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (14236/AB zu 14801/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (14237/AB zu 14716/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14238/AB zu 14779/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14239/AB zu 14765/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14240/AB zu 14737/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14241/AB zu 14729/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (14242/AB zu 14733/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14243/AB zu 14800/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14244/AB zu 14784/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 22

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14245/AB zu 14790/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14246/AB zu 14758/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14247/AB zu 14675/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kol­legen (14248/AB zu 14709/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen
(14249/AB zu 14724/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen
(14250/AB zu 14789/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14251/AB zu 14793/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14252/AB zu 14728/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14253/AB zu 14756/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kol­leginnen und Kollegen (14254/AB zu 14736/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 23

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14255/AB zu 14732/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14256/AB zu 14770/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14257/AB zu 14755/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14258/AB zu 14769/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14259/AB zu 14760/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14260/AB zu 14794/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14261/AB zu 14774/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14262/AB zu 14645/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14263/AB zu 14735/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 24

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14264/AB zu 14761/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14265/AB zu 14775/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14266/AB zu 14719/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (14267/AB zu 14720/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bun­deskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14268/AB zu 14721/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kol­leginnen und Kollegen (14269/AB zu 14739/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14270/AB zu 14745/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (14271/AB zu 14746/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kollegin­nen und Kollegen (14272/AB zu 14747/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14273/AB zu 14759/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14274/AB zu 14764/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 25

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14275/AB zu 14767/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14276/AB zu 14773/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14277/AB zu 14778/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14278/AB zu 14781/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14279/AB zu 14782/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen
(14280/AB zu 14785/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14281/AB zu 14792/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14282/AB zu 14722/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (14283/AB zu 14802/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14284/AB zu 14741/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 26

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14285/AB zu 14730/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14286/AB zu 14791/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14287/AB zu 14771/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14288/AB zu 14757/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14289/AB zu 14726/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14290/AB zu 14776/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14291/AB zu 14787/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14292/AB zu 14762/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kol­leginnen und Kollegen (14293/AB zu 14797/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 27

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Chris­tian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (14294/AB zu 14734/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Chris­tian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (14295/AB zu 14718/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14296/AB zu 14727/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14297/AB zu 14738/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14298/AB zu 14780/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14299/AB zu 14749/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14300/AB zu 14799/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14301/AB zu 14740/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (14302/AB zu 14713/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14303/AB zu 14714/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (14304/AB zu 14717/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14305/AB zu 14754/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (14306/AB zu 14743/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 28

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14307/AB zu 14768/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14308/AB zu 14795/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (14309/AB zu 14796/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14310/AB zu 14748/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14311/AB zu 14804/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14312/AB zu 14803/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14313/AB zu 14744/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14314/AB zu 14798/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14315/AB zu 14783/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kolle­gen (14316/AB zu 14766/J)

der Präsidentin des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14317/AB zu 14806/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14318/AB zu 14805/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14319/AB zu 14807/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kol­legen (14320/AB zu 14810/J)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 29

13.01.24Beginn der Sitzung: 13.01 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

13.01.25*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf Sie recht herzlich zur 217. Sitzung des National­rates begrüßen und diese damit für eröffnet erklären.

Ich darf auch die Journalistinnen und Journalisten begrüßen sowie die Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehgeräten.

Die Nationalratssitzung wurde aufgrund eines ausreichend unterstützten Ver­langens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen.

Die Amtlichen Protokolle der 213. und der 214. Sitzung vom 24. Mai 2023 sowie der 215. und der 216. Sitzung vom 25. Mai 2023 sind in der Par­lamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Lukas Brandweiner, Hans Stefan Hintner, Martina Kaufmann, MMSc BA, Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler, Mag. Maria Smodics-Neumann, Maximilian Köllner, MA, Mag. Verena Nussbaum, Rudolf Silvan, Mag. Selma Yildirim, Dr. Dagmar Belakowitsch, Mag. Dr. Martin GrafChristian Hafenecker, MA, Wolfgang Zanger, Hermann Weratschnig, MBA MSc, Süleyman Zorba, Dr. Helmut Brandstätter, Mag. Mar­tina Künsberg Sarre und Mag. Julia Seidl.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 30

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc wird durch Vizekanzler Mag. Werner Kogler,

Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner durch Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner vertreten.

Ferner darf ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, die sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt geben:

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA wird durch Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch vertreten.

Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen darf ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung verweisen.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 15166/J bis 15200/J

2. Anfragebeantwortungen: 14149/AB bis 14320/AB

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden (2053 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs.4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 31

Budgetausschuss:

Bericht über die Wirkungsorientierte Folgenabschätzung 2022 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 6 Wirkungscontrollingverordnung, vorgelegt vom Bundesmi­nister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (Vorlage 128 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 67 Abs. 4 BHG 2013 über die Ergebnisse des Beteiligungs- und Finanzcontrolling zum Stichtag 31. März 2023 (Vorlage 129 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis April 2023 (Vorlage 130 BA)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Ent­scheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-956 d.B.)

Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-957 d.B.)

Gesundheitsausschuss:

Bericht des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Untersuchungen zur Evaluation von Lehr(-gruppen-)praxen ge­mäß § 235 Absatz 8 Ärztegesetz idgF (III-952 d.B.)


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Frauengesundheitsbericht 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz (III-953 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-955 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für April 2023 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Inno­vation und Technologie (III-954 d.B.)

Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für April 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-958 d.B.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Weiters darf ich bekannt geben, dass ORF III diese Sitzung bis 19.15 Uhr übertragen wird, anschließend wird sie in der TVthek übertragen.

Zur Geschäftsbehandlung hat sich Herr Abgeordneter Scherak zu Wort ge­meldet. – Bitte sehr.

13.03.29*****



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 33

13.03.36

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Wir sind heute hier zu einer Sondersitzung zusammengekommen, weil die Bundesregierung es in der Regel – in den letzten Jahren und auch jetzt – nicht schafft, im Rahmen des normalen parlamentarischen Prozederes Ge­setzesinitiativen einzubringen. Jetzt ist heute hier eine Besonderheit, dass wir zu einer Sondersitzung zusammengekommen sind, zu der die Bundesregierung in einer Pressekonferenz etwas präsentiert hat, und wir jetzt hier in Wirklichkeit gar nicht über das reden, was präsentiert wurde, sondern nur über einen Teil des Ganzen, und nicht, wie angekündigt, mehrere Gruppen entsprechend unterstützt werden, sondern nur eine einzige Gruppe.

Das ist jetzt nicht mein Problem, das ist eher das Problem der Bundesregierung, was aber mein Problem ist und was auf Kritik stößt, ist die Art und Weise, wie hier gearbeitet wird. Heute wurden im Wirtschaftsausschuss Gesetzesinitia­tiven verhandelt, die nicht in den Wirtschaftsausschuss gehören. Ich erwarte mir, dass wir endlich wieder zu einem geregelten Arbeiten zurückkommen und dementsprechend die Regierungsvorlagen oder die Gesetzesinitiativen auch den Ausschüssen zugewiesen werden, in die sie gehören.

Es ist so: Allein an einer der heutigen Gesetzesinitiativen kann man anhand der Antragsteller – das waren Kollege Koza und Herr Kollege Sieber, die mei­nes Wissens einerseits, der Kollege von den Grünen, für Soziales und anderer­seits, Kollege Sieber, für Familie zuständig sind – feststellen, dass es offen­sichtlich Initiativen sind, die nicht zwingend im Wirtschaftsausschuss sein sollten.

Jetzt wird heute wieder ein neuer Gesetzentwurf eingebracht, wie ich ge­hört habe, weil man ja nicht alles regeln konnte, und ich kann über eine Meldung zur Geschäftsbehandlung nicht verlangen, dass es dem richtigen Ausschuss zugewiesen wird, aber ich kann darum bitten, dass wir es dieses Mal schaffen, dass der Gesetzentwurf, der heute eingebracht wird, danach auch entsprechend dem Zuweisungsvorschlag der Regierungsparteien dem richtigen


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Ausschuss, nämlich höchstwahrscheinlich dem Sozialausschuss, zuge­wiesen wird und nicht wieder irgendeinem anderen Ausschuss. (Beifall bei den NEOS.)

13.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung: Klubobmann­stellvertreter Leichtfried. – Bitte sehr.


13.05.37

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich der Kritik des Herrn Abgeordneten Scherak nur anschließen. Das, was hier passiert, ist meines Erachtens komplett unprofessionell – komplett unprofessionell! (Abg. Kickl: Na, da seid ihr Experten!) Sie berufen eine Sondersitzung zum Thema Kinderarmut bekämpfen ein (Abg. Maurer: Nein, zum Thema Energieeffi­zienzgesetz!), bekämpft wird in dieser Sondersitzung aber gar nichts. (Ruf bei der SPÖ: 2 Euro am Tag!) – Frau Maurer merkt jetzt gerade an, Sie berufen eine Sitzung zum Thema Energieeffizienz ein. (Abg. Michael Hammer: Das ist aber keine Geschäftsordnung!)

Sie bestimmen den Termin, Sie bestimmen den Zeitpunkt, und die zuständige Ministerin ist nicht hier. Ich meine: Was soll das, bitte? (Beifall bei SPÖ und NEOS. – Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich kann mich gut an die Worte der Frau Ministerin (Oh-Ruf bei der ÖVP) bei der letzten Sitzung erinnern, daran, wie vehement sie dieses Gesetz eingefor­dert hat, wie vehement sie uns auch kritisiert hat. – Und dann suchen Sie einen Termin aus, an dem die Frau Ministerin keine Zeit hat. Das ist wirklich unprofessionell! Ich bin der Meinung, die Frau Minister müsste dieser Debatte beiwohnen, und werde das auch entsprechend beantragen, Herr Präsident. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

13.06


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung: Klubobmann Wö­ginger. – Bitte.



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13.07.04

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Hohes Haus! Warum wir heute diese Sondersitzung abhalten, hat einen Grund: weil die SPÖ vorige Woche beim Energieeffizienzgesetz die Zweidrittelmehrheit verweigert hat. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist ein Gesetz, mit dem wir die Energieeffizienz steigern oder den Energiever­brauch senken wollen, um 18 Prozent bis 2030. 190 Millionen Euro werden dafür in die Hand genommen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter. Abg. Leichtfried: Also du kennst dich aus bei dem Thema!) Das haben Sie zu verant­worten, Herr Kollege Leichtfried, dass Sie da die Zustimmung verweigert haben und wir als Regierungsfraktionen gezwungen waren, in Windeseile einen eigenen Gesetzentwurf einzubringen und auch zu beschließen – sonst würden wir 7 Millionen Euro an Strafzahlungen zu leisten haben. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist die Realität und der Grund, Herr Kollege Leichtfried, warum wir diese Sondersitzung verlangt haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Zum Zweiten, die Zuweisung zum richtigen Ausschuss: Ja, Herr Kollege Scherak, das, was wir hier haben, ist aber wirklich eine Querschnittsmaterie, denn es geht darum, dass es für die Kinder, deren Eltern Bezieherinnen und Be­zieher niedriger Einkommen sind, 60 Euro pro Monat zusätzlich gibt, und das bis zum Ende des Jahres 2024. (Abg. Cornelia Ecker: 2 Euro am Tag! ...! – Weite­re Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist sehr wohl auch eine familienpolitische Maß­nahme, da geht es auch um die Kinder. (Abg. Meinl-Reisinger: ... aber der Wirtschaftsausschuss!) Das ist eine familienpolitische Maßnahme, und nächste Woche findet ja, wie bekannt ist, eine vereinbarte Sitzung des Familien­ausschusses statt, und zwar am 6. Juni, daher ist es aus meiner Sicht legitim, dass dieses Gesetzespaket, bei dem es ausschließlich darum geht, dass für jene Kin­der 60 Euro dazukommen – auch bei den Alleinerziehenden, bis 2 000 Euro brutto (Zwischenruf der Abg. Erasim) –, dieser Gesetzesvorschlag, dieser Initiativ­antrag dem Familienausschuss zugewiesen wird. (Zwischenruf der Abg. Greiner.)

Herr Kollege Leichtfried, wenn Sie schon von Unprofessionalität sprechen, dann drehen Sie sich einfach um und sagen das zu Ihren eigenen Mitgliedern,


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denn das, was Sie in den letzten Wochen aufgeführt haben, hat diese Republik noch nicht gesehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Jetzt seids aber ruhig ...!)

13.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung: Abgeordneter Loacker. – Bitte.


13.09.07

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Also das Parlament hat Regeln, an die sich hoffentlich alle halten, und zwar deswegen hoffentlich alle halten, weil keiner weiß, ob er nicht selber einmal in der Minderheitsposition ist. Und wer in der Minderheit ist, hat auch ein Interesse daran, dass sich die Mehrheit an die Regeln hält.

Jetzt hat die Mehrheit eine Sondersitzung einberufen zum Thema: Wie helfen wir den armen Kindern? Es ist das gute Recht der Mehrheitsparteien, diese Sondersitzung einzuberufen. (Ruf bei der ÖVP: Danke!)

Wir haben heute Früh um 8 Uhr eine außertourliche Ausschusssitzung gehabt, das war ein Wirtschaftsausschuss. Dort sitzen nicht die Leute drinnen, die sich typischerweise mit der Sozialhilfe auskennen. (Ruf bei der ÖVP: Bei uns schon!) Die Sozialhilfe war das Thema, das ist ganz klar eine Frage des Sozialausschusses. Sie haben Ihre Materie nicht vollständig auf die Reihe be­kommen: Das ist eine koalitionsinterne Frage, das müssen Sie unter sich ausmachen.

Eine Materie bleibt offen, nämlich die Frage: Wie bekommen Sie das Geld, das Sie geben wollen, zu den Menschen, die Arbeitslosengeld und Notstands­hilfe beziehen? Das ist eine Frage der Arbeitslosenversicherung, und sie gehört natürlich in den Ausschuss für Arbeit und Soziales und auch nicht in den Familienausschuss. Sie können die Materien nicht dorthin zuweisen, wo es viel­leicht für die Mehrheitsfraktionen gerade bequem ist, weil es gerade einen


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Ausschusstermin gibt oder weil man dort den Vorsitz stellt und den Termin leichter zustande bekommt.

In diesem Haus gibt es Regeln, und zwar klugerweise, denn in den Fachaus­schüssen sitzen die Menschen, die sich fachlich mit dem jeweiligen The­ma auskennen. Da geht es ja auch um die Frage – daher Sozialausschuss –: Was bekommt ein Notstandshilfebezieher, der mit Sozialhilfe aufstockt? Wer ist die Zahlstelle: die Bezirksverwaltungsbehörde oder das AMS? – Das sind Fachfragen, die die Fachabgeordneten beantworten können. Daher soll­ten solche Gesetzentwürfe nicht willkürlich dem falschen Ausschuss zugewiesen werden, nur weil es der Mehrheit von der Terminfrage her gerade zupass­kommt. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

13.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Klubobfrau Maurer zur Geschäftsbe­handlung. – Bitte.


13.11.14

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Um ein bisschen Klarheit zu schaffen: Wir diskutieren heute drei Gesetzentwürfe. Einer davon ist das Energieeffizienzgesetz, das die SPÖ und die Freiheitlichen letzte Woche blockiert haben (Abg. Leichtfried: Wenn wer was blockiert, seid ihr das! – weitere Zwischenrufe bei der SPÖ – Präsident Sobotka gibt das Glo­ckenzeichen) und zu dem wir zur Abwendung von Millionenstrafen an Steuergeld eine einfachgesetzliche Variante eingebracht haben, die selbstverständlich im Wirtschaftsausschuss zu diskutieren ist. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Außerdem beschließen wir heute die Strompreiskompensation. Da haben die Freiheitlichen mitgestimmt, da geht es darum, die Industrie in Österreich gut zu unterstützen.

Und der dritte Punkt auf der Tagesordnung ist jener Teil aus dem Kinder­armutspaket, den die Länder über die Sozialhilfe ausschütten müssen. Da geht es darum, dass das rasch in Angriff genommen werden kann. Das kann die


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Bundesregierung nicht vom Bund aus machen, sondern das müssen die Länder machen. Deshalb beschließen wir diesen Teil des Gesetzentwurfes heute.

Heute bringen wir außerdem einen Initiativantrag mit dem ganzen Rest ein, in dem sowohl die Alleinerzieher:innen als auch die Arbeitslosengeldbezie­her:innen et cetera drinnen sind. (Abg. Leichtfried: Heute schon!) Die Sitzung des Familienausschusses ist bereits terminisiert. Ob Sie diesen Sozialmaßnah­men zustimmen oder nicht: Ich glaube, es muss im Interesse des gesamten Par­laments liegen, dass die Familien so rasch wie möglich an ihr Geld kommen, und deshalb verfahren wir auf diese Art und Weise. Es dient der Unterstützung der Familien und der Kinder in Österreich, und es dient der Abwendung von Millionenstrafen an Steuergeld, die ansonsten Sie, liebe Sozialdemokratie (Abg. Schroll: Weil ihr es verschlafen habt!), und Sie, liebe Freiheitlichen, zu verantworten hätten! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Klubobmann Kickl zur Geschäftsbe­handlung. – Bitte.


13.12.53

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Ich kann es relativ kurz halten: Letzten Endes ist dem zuzustimmen, dass die Materien in je­nen Ausschüssen zu behandeln sind, die in der Regel die entsprechenden Inhalte behandeln. Das wäre eigentlich eine ganz, ganz einfache Übung. Dass das der Regierung nicht gelingt, ist ein Sinnbild der Regierungsarbeit in diesem Land insgesamt. Das muss man einmal festhalten.

Das Zweite ist: Frau Kollegin Maurer von den Grünen und Herr Wöginger, dass es von unserer Seite keine Zustimmung zu Ihrem Energiepfusch gibt, liegt daran, dass es ein Energiepfusch ist. Wenn es etwas Vernünftiges gewesen wä­re, dann hätten wir dem zugestimmt. Sie können also jetzt nicht eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben, wie Sie es gerade eben versucht haben. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schwarz.)


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Und eine letzte Anmerkung – in Richtung der Grünen, aber auch an Ihren ansonsten so kritischen Regierungspartner – zur Frage der Präsenz hier: Letzte Woche hat es ja häufig die Frage gegeben, wo denn der Klubobmann der Freiheitlichen Partei ist.

Das ist eh ganz interessant: Wo ist denn die zuständige Energieministerin, deren Gesetzentwurf heute hier beschlossen wird? (Zwischenrufe bei ÖVP und Grü­nen.) Es ist ein Gesetzentwurf, von dem Sie sagen, dass er so wichtig ist, dass er heute, genau zu diesem Zeitpunkt, hier auf die Tagesordnung muss, dass man deswegen eine Sondersitzung braucht, weil andernfalls nämlich millionen­schwere Schäden für die österreichische Bevölkerung, für den Steuerzah­ler drohen. Wo ist denn Frau Gewessler, wenn die Sache so wichtig ist? (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Maurer: Beim Verkehrsminister:innenrat! – Zwischenruf der Abg. Bures.)

13.14


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 1 und 2 der Tagesordnung zusammenzufassen. (Abg. Leichtfried: Ich hätte noch einen Antrag gestellt gehabt! – Abg. Steinacker: Er hat ihn ja nicht gestellt! Du hast ja keinen gestellt, Entschuldigung! Was ist denn der Antrag? – Abg. Wöginger: Du hast ihn angekündigt, aber nicht eingebracht!)

Abgeordneter Leichtfried mit einem geschäftsordnungsmäßigen Antrag. – Bitte.


13.14.43

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident, ich war der Meinung, ich habe einen Antrag gestellt. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) Wenn Sie diesen nicht in der nötigen Klarheit vernommen haben, stelle ich ihn noch einmal.

Ich stelle den Antrag, die Frau Bundesministerien für Klimaschutz herbeizu­schaffen. – Danke. (Abg. Steinacker: Das hast du nicht gesagt!)

13.15

*****13.15.00



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Abstimmung über diesen Antrag.

Wer diesem Herbeischaffungsantrag zustimmt, den bitte ich um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Zur Geschäftsbehandlung ist jetzt niemand mehr zu Wort gemeldet.

13.15.21Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 1 und 2 der Tagesordnung zusammenzufassen.

Gibt es dagegen einen Einwand? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsidial­konferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt.

Gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung wurde eine Tagesblockzeit von 3 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich die Redezeiten wie folgt ergeben: ÖVP 59, SPÖ 41, FPÖ 33, Grüne 30 sowie die NEOS 24 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die Mitglie­der, die keinem Klub angehören, insgesamt je 12 Minuten und je Debatte 5 Minuten.

Wir kommen gleich zur Abstimmung.

Wer für die eben dargestellten Redezeiten ist, den bitte ich um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist einstimmig. Ich danke sehr.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Ich darf die Minister Brunner und Rauch sowie Frau Staatssekretärin Kraus-Winkler in unserer Mitte recht herzlich begrüßen.


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13.16.301. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3426/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energie­effizienzgesetz geändert wird (2050 d.B.)

2. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über die Regierungsvorlage (1774 d.B.): Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen für Unternehmen in Sektoren, die aufgrund erheblich gestiegener Strompreiskosten besonders belastet sind (Strompreiskosten-Aus­gleichsgesetz 2022, SAG 2022) (2051 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu den Tagesordnungspunk­ten 1 und 2, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Hinsichtlich der Berichte verweise ich darauf, dass die Fristsetzung bis 31. Mai 2023 beschlossen wurde. Ein Verzicht auf die 24-stündige Aufliegefrist der Ausschussberichte ist nicht erforderlich.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Klubobfrau Rendi-Wagner. – Bitte sehr, Frau Klubobfrau. Bei Ihnen steht das Wort.


13.17.26

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr geehrte Da­men und Herren! Klimaschutz und Energiepolitik gehören zweifelsohne zu den wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Es sind Herausforderungen, die wir in der Politik als Chancen begreifen müssen, als Chance für mehr Unabhängigkeit und Sicherheit, was die


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Energieversorgung betrifft, und zwar eine Energieversorgung, die Men­schen nicht an den Rand ihrer Existenz bringt, aber auch als Chance für Nachhaltigkeit, um unseren Kindern, unseren Enkelkindern eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.

Wenn man dieses wichtige Thema konsequent betrachtet, dann zeigt sich, dass Energieeffizienz, die Transformation hin zu erneuerbaren Energien eine der zentralsten und umfassendsten Aufgaben der Politik schlechthin ist – eine Aufgabe, die von der Größenordnung her eigentlich nur mit der Indus­trialisierung des letzten Jahrhunderts vergleichbar ist, aber auch eine Chance für neue, notwendige Arbeitsplätze in unserem Land, eine Chance für Wert­schöpfung. Wesentlich ist, dass sie nicht nur einen kleinen Sektor, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft. Sie betrifft jeden und jede Einzelne in unse­rer Gesellschaft, in unserem Land und deswegen ist sie – und das ist entscheidend – eine wichtige soziale Frage. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ein solch wichtiger Kraftakt vor allem eines braucht, nämlich die Zusammenarbeit aller in unserem Land (Abg. Hörl: Genau! – Abg. Michael Hammer: Vor allem in der eigenen Fraktion! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP): der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Wirtschaft, der Industrie, der Regierung, des Parlaments und somit die Zusammenarbeit aller politischen Parteien unseres Landes. (Beifall des Abg. Hörl.)

Ich bin aber genauso davon überzeugt, dass unser Land auch in Fragen, die die unmittelbare Gegenwart der Menschen betreffen, mehr Zusammenarbeit der politischen Kräfte braucht. Die Bekämpfung der Teuerung zum Beispiel, die viele Menschen in den letzten Monaten vor unlösbare soziale, ökonomi­sche, finanzielle Probleme stellt, braucht genauso diesen wichtigen Kraftakt. Die Menschen in Österreich erwarten sich auch da eine Zusammenarbeit, eine Zusammenarbeit der politischen Parteien; sie erwarten sich zu Recht ein Aufeinanderzugehen von Regierung und Opposition, um diese großen Herausforderungen unserer Zeit überhaupt zu lösen.


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Und es ist möglich, ja, es geht. Dass es möglich ist, haben wir alle zu Beginn der Pandemie vor ein paar Jahren unter Beweis gestellt. Dabei geht es um eine Zusammenarbeit zwischen der Opposition auf der einen Seite und der Regierung auf der anderen Seite. Eine konstruktive Oppositionspolitik setzt aber etwas Wesentliches voraus, nämlich eine konstruktive Regierungspolitik. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es liegt an Ihnen allen hier, diese Fähigkeit zur notwendigen Zusammenarbeit im Sinne unseres Landes, im Sinne der Bür­gerinnen und Bürger wieder unter Beweis zu stellen.

Meine Damen und Herren! Es wird dies meine letzte Rede als Klubobfrau der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion sein, Ende des Monats werde ich aus diesem Parlament ausscheiden. Ich gehöre diesem Haus seit fast sechs Jahren an. Ja, ich weiß, es gibt Abgeordnete hier herinnen, die wesentlich länger Abgeordnete im Hohen Haus sind und hier arbeiten, aber eines müssen wir alle schon sagen: In den letzten fünf bis sechs Jahren ist so viel pas­siert, wie wahrscheinlich viele Politikerinnen und Politiker in zehn, 20, 30 poli­tischen Berufsjahren nicht erlebt haben.

Mein politisches Verständnis in all diesen Jahren, in dieser ereignisreichen Zeit war immer, die Zusammenarbeit zu suchen, trotz politischer Unterschiede, trotz unterschiedlicher politischer Standpunkte ein gemeinsames Ergebnis zu erreichen. Dazu braucht es Bereitschaft, die habe ich mitgebracht, dazu braucht es Respekt voreinander, es braucht Ehrlichkeit und Konsequenz und es braucht Mut zur Verantwortung, Verantwortung für die Menschen und für unser Land. Es braucht aber künftig – und das ist für mich persönlich wesent­lich – auch ein neues Verständnis. Es braucht ein neues Verständnis von politischer Führungsstärke, das sich nicht nur in der Bewunderung männlicher Machtrituale erschöpft, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS.)


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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich bei Ihnen allen hier herinnen für die Zusammenarbeit in dieser nicht einfachen Zeit der letzten Jahre bedanken, bei den Klubobleuten, bei den Ab­geordneten, vor allem aber auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbei­tern des Hohen Hauses und der Parlamentsklubs. Insbesondere möchte ich mich aber auch bei jenen Unterstützerinnen und Unterstützern in meiner eige­nen Fraktion bedanken, die mit mir den nicht einfachen Weg der konstruktiven Oppositionspolitik in vielen Bereichen konsequent, ehrlich, mutig mitge­gangen sind. – Danke dafür. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auf Ihnen allen liegt große Verantwortung für die Menschen, für die Demokratie, für unsere Republik. Sie können dieser Verantwortung gerecht werden, wenn Sie aufeinander zugehen – mit Respekt, mit Anstand und mit Ehrlichkeit.

Für mich ist es bald Zeit, Abschied zu nehmen: von einer großen Aufgabe, einer wunderbaren Aufgabe, von lieben Freundinnen und Freunden, von manch schwierigen, aber dennoch interessanten Kollegen. (Allgemeine Heiterkeit. – Bei­fall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.) – Ja, man lernt immer und von jedem und jeder.

Ihnen allen wünsche ich viel Erfolg für unser Land. Machen Sie es gut! (Lang an­haltender, stehend dargebrachter Beifall bei SPÖ und Grünen, lang anhaltender, teils stehend dargebrachter Beifall bei ÖVP und NEOS sowie anhaltender Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Rendi-Wagner begibt sich zu den Bundesminis­tern Brunner und Rauch sowie zu Staatssekretärin Kraus-Winkler und anschließend zu den Klubobleuten und schüttelt diesen die Hand. – Abg. Leichtfried übergibt Abg. Rendi-Wagner einen Blumenstrauß, bedankt sich bei ihr und wünscht ihr alles Gute. – Ruf bei der FPÖ: Jetzt beklatschen sie die, die sie erschossen haben!)

13.24



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 45

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete, da das Ihre letzte Rede war, aber noch nicht Ihr Abschied aus dem Parlament, weil Sie erst Ende des Monats ausscheiden, darf ich meine Worte an Sie erst am letzten Tag Ihrer Anwesenheit richten.

Wir kennen einander seit Ihrer Rückkehr aus Israel, als Sie wieder in Österreich beruflich tätig wurden. Ich darf das heute erwähnen, dass Ihr Lebensweg und Ihr beruflicher Lebensweg in den letzten Jahren, ja, mehr als einem Jahr­zehnt, letzten Endes auch mich immer wieder Ihnen in einer persönli­chen Beziehung nahegebracht haben. Aber ich darf das dann in einer Rede bei Ihrem Ausscheiden darlegen.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kassegger. (Rufe bei den Grünen: Maurer!) – Entschuldigung! Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Maurer. – Bitte. Das war mein Fehler. (Abg. Maurer – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Wir haben ihn eh korrigiert!)


13.26.35

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte zu Beginn meiner Rede jetzt schon Bezug nehmen auf das, was Pamela Rendi-Wagner hier gesagt hat, und trotz aller Turbulenzen, die wir hier in unseren Plenardebatten erleben, meinen großen Respekt für diese Arbeit in den letzten Jahren aussprechen.

Frau Klubobfrau, liebe Pam, du bist die erste Frau an der Spitze der Sozialde­mokratie, die erste Klubobfrau dieser Fraktion. Wir Klubobfrauen haben hier momentan die Mehrheit, es sind drei von fünf, aber das ist sehr, sehr lange erkämpft worden, und es ist nach wie vor so, dass wir – und insbesondere du in den letzten Monaten, in den letzten Jahren – Untergriffen in einer Art aus­gesetzt sind, mit denen sich kein Mann in der Politik auf diese Weise be­fassen muss. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS. – Abg. Amesbauer: Das waren die eigenen!)


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Wir alle kennen dich als sehr herzliche, sehr freundliche Person. Du bleibst uns noch einen Monat erhalten, wir werden dich vermissen, genau diese deine Art, aber ich möchte mich auch für die Zusammenarbeit in dieser extrem schwie­rigen Gesetzgebungsperiode bedanken. Wir haben gestartet mit Corona, und ich muss schon auch sagen, dass deine Expertise als Medizinerin in diesem Bereich sehr wertvoll war und diese Zusammenarbeit in dieser extrem schwierigen Phase für unser Land ganz, ganz enorm wichtig war. Dafür möchte ich mich von ganzem Herzen auch bedanken. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

Menschlichkeit, Freundlichkeit sind etwas, das in diesem Parlament oft eher wenig Platz hat, weil wir natürlich alle leidenschaftliche Politikerinnen und Politiker sind, weil wir unsere Themen umsetzen wollen, weil wir mit un­seren Argumenten punkten wollen, weil wir brennen für das, was wir tun, aber es soll auch Platz für die freundlichen Worte, für das Bedanken und für den gegenseitigen Respekt geben. – Vielen Dank, Pam, für deine Arbeit hier und alles Gute für das, was auch immer du jetzt vorhast. (Abg. Rendi-Wagner: Danke! – Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

Ich möchte jetzt zurück zum Thema kommen, zum eigentlichen Thema die­ser Sondersitzung. Akute Krisen erfordern rasche und entschiedene Antworten (Abg. Wurm: Ja, eben, das wäre gut gewesen!), und darin ist diese Bundesre­gierung unfreiwilligerweise geübt. Wenn wir von akuten Krisen sprechen, dann meinen wir Grüne selbstverständlich auch die Klimakrise. Sie ist die histo­rische Aufgabe unserer Generation, ja, die soziale Frage des 21. Jahrhunderts; daran zweifelt niemand, der die unübersehbaren Zeichen der Zeit erkannt hat. Das gilt nicht für alle Fraktionen hier im Haus, aber für alle, die sie er­kannt haben, gilt das.

Die letzten Tage haben einmal mehr das rasche Handeln dieser Bundesregierung notwendig gemacht, weil wir ein Energieeffizienzgesetz ausarbeiten mussten, das mit einfachgesetzlicher Mehrheit beschlossen werden kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 47

Warum das? – Weil die Sozialdemokratie leider nicht mehr in konstruktiver Oppositionspolitik, wie das gerade genannt wurde, sondern in großer Destruktivität eine Zweidrittelmehrheit für dieses wichtige Klimaschutzgesetz verweigert hat.

Von der FPÖ erwartet man sich nichts anderes, die Sozialdemokratie jedoch war und ist ein wichtiger Kooperationspartner in diesem Parlament, aber auch die SPÖ hat sich damit einmal mehr für die falsche Seite entschieden. Sie ist wortwörtlich beim Klimaschutz sitzen geblieben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Selbstverständlich sind auch die Freiheitlichen verantwortlich, aber es verwundert hier niemanden (Abg. Wurm: Wir sind die einzig Vernünftigen!), dass Sie, Herr Kickl, und Ihre Partei, die nach wie vor einen aufrechten Freund­schaftsvertrag mit der Putin-Partei hat (Abg. Wurm: Wir sind die einzig Vernünftigen! – Zwischenruf des Abg. Kaniak), ein Gesetz verhindern möchten, das Österreich unabhängiger von Putins Gas macht. (Heiterkeit bei der FPÖ. – Demonstratives Gähnen des Abg. Kickl.)

Ja, darüber können Sie schon lachen. (Abg. Kickl: In dem Fall gähne ich!) Wo ist denn die Kündigung dieses Freundschaftsvertrages? Sie haben uns bis heute nicht vorgelegt, dass dieser Freundschaftsvertrag beendet wurde (Abg. Schnedlitz: Sie können es einfach geistig nicht greifen!), also ist er aufrecht, weil er sich automatisch verlängert – das ist alles nachzulesen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist keine Überraschung, dass Ihre Partei sich nicht um den CO2-Ausstoß kümmert. Es ist keine Überraschung, dass es Ihnen egal ist, ob unsere Kinder in Zukunft saubere Luft zum Atmen haben werden oder nicht. (Abg. Wurm: Da geht es um die Menschheit! – Abg. Kaniak: Das hat mit der katastrophalen Per­formance dieser Bundesregierung zu tun! – Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.) Hauptsache, für Ihren Freund Putin rollt der Rubel weiter – das ist Ihr Fokus, das ist auch Ihre Propaganda hier in diesem Parlament. (Beifall bei der FPÖ. – Abg.


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Schnedlitz: Sie haben ein Glück, dass Sie da draußen immun sind! – Abg. Amesbauer: Glauben Sie, das interessiert irgendjemanden?)

Diese Totalblockade der Freiheitlichen ist nichts Neues. (Abg. Kickl: Sitzt auf ei­nem Speicher voll russischem Gas und macht den Mund auf! – Heiterkeit bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Die parteitaktische Blo­ckade der Sozialdemokratie ist etwas Neues. Es hat einen Grad an Destruktivität in der politischen Zusammenarbeit, den wir nicht kannten – aus reiner Par­teitaktik, ohne Rücksicht auf Verluste; und die drohenden Schäden sind groß. (Abg. Wurm: Sehr inhaltsleer! Eine sehr inhaltsleere Rede! – Abg. Ames­bauer: Wer will schon mit Ihnen zusammenarbeiten?)

Die SPÖ hat unsere Klimaziele aufs Spiel gesetzt. Sie bedroht unsere Unabhängigkeit von teuren und unsicheren Energieimporten, von Putin, von despotischen Regimes. Sie beharrt aus Trotz auf ihrem Nein und ver­weigert jedes Gespräch in dieser Sache. Und sie behauptet wider besseres Wissen, dass diese Regierung nichts gegen die Teuerung tue – das ist falsch! (Abg. Wurm: Ah! Was denn?) Seit dem ersten Tag unterstützt diese Bun­desregierung die Menschen, damit ihr Leben leistbar wird (Zwischenruf des Abg. Deimek), nachgewiesen in Studie um Studie. (Abg. Wurm: Ja, logisch!) Egal ob Budgetdienst, Fiskalrat, Agenda Austria oder Momentum-Institut (Abg. Wurm: Ihr seids super!), alle belegen, dass die Maßnahmen dieser Regierung insbesondere den Menschen mit niedrigen Einkommen die Inflation sogar überkompensiert haben, und auch für das Armutspaket gibt es eine neue Aus­wertung des Budgetdienstes, die genau diese Treffsicherheit unterstreicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Jenseitig! – Abg. Kassegger: Das ist ja richtig zynisch!)

Den zweiten Teil dieses Pakets bringen wir heute als Initiativantrag ein. (Abg. Wurm: Das geht alles super!) Er wird dann in einer Ausschusssitzung be­sprochen und beschlossen werden. Es sind 500 Millionen Euro, die gegen Kinderarmut eingesetzt werden. Ein ganz zentraler Punkt ist: Kein Kind in Österreich soll in Armut aufwachsen.


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Die Expert:innen sagen uns, dass genau diese Maßnahmen sehr zielgerichtet sind. Eben wie gesagt: Der Budgetdienst hat es uns heute bestätigt.

Würde es der SPÖ wirklich um wirksame Lösungen gegen die Teuerung und nicht nur um sich selbst und ihre internen Querelen gehen, dann würde sie nicht die Zusammenarbeit bei zentralen Klimaschutzthemen infrage stellen und verweigern. Die Rechnung über die 7 Millionen Euro, die wir Strafe zahlen müssten, würden wir heute nicht diese einfachgesetzliche Lösung einbrin­gen, müssten die Steuerzahler:innen sonst in die Löwelstraße bringen.

Abgesehen von den Kosten für die Strafzahlungen, die die Steuerzahler:innen übernehmen müssten, gibt es natürlich auch inhaltliche Kosten, denn wenn wir nicht unabhängig von russischem Gas und von Gas generell werden, wenn wir nicht Energie einsparen, dann werden wir die Energiewende, die Klimawende nicht schaffen.

Das ist ein gemeinsamer Auftrag, er betrifft nicht nur etwa Grüne und ÖVP in der Regierung, sondern er betrifft uns alle als Parlament, uns alle als ge­wählte Abgeordnete hier in diesem Parlament. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Baumgartner, Pfurtscheller und Wöginger.)

Dieser heutige Gesetzesbeschluss ist leider ein Energieeffizienzgesetz light, denn wir sind ohne Zweidrittelmehrheit nicht in der Lage, die Länder zu Zielen zu verpflichten. Das ist ein großer Wermutstropfen, weil es selbstverständlich auch die Aufgabe der Bundesländer ist, sich um die Einhaltung der Klimaziele und der Energiesparziele zu kümmern (Abg. Wurm: Das ist auch Ihre letzte Rede, Frau Kollegin!), aber wir bringen diesen Gesetzentwurf heute zur Abstimmung. Wir wehren damit die Strafzahlungen ab, und wir setzen Maßnahmen, damit Österreich auf Kurs bleibt, was die Energieziele betrifft. Wir Grüne sind die Garant:innen dafür, dass das passiert.

Ich appelliere ein weiteres Mal, dass Sie, liebe SPÖ, sich konsolidieren, wieder zurück zu einem konstruktiven Weg finden und die Klimaziele und die


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Klimaschutzgesetze nicht aus reiner Parteitaktik weiter blockieren. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist jetzt Abgeordneter Kassegger. – Bitte.


13.35.08

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Bundesminister! Frau Bundesministerin Gewessler ist heute nicht hier, sie ist, wie wir gehört haben, beim Verkehrsministerrat in Brüssel. Ganz of­fensichtlich ist der Frau Bundesminister – und das sei ihr unbenommen – Brüssel weit wichtiger als der Nationalrat der Republik Österreich – was ist das schon, die Volksvertretung der Österreicher? (Zwischenruf des Abg. Höfinger.Anders kann ich das nicht deuten, und es entspricht auch der grundsätzlichen Linie dieser Regierung, dass Brüssel offensichtlich viel, viel wichtiger ist als Österreich und der Nationalrat der Republik Österreich. (Beifall bei der FPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Höfinger.)

Warum sage ich das? – Weil das Energieeffizienzgesetz, das wir heute beschließen, ja nichts anderes ist als die Umsetzung einer Richtlinie der EU aus Brüssel, weil es sonst Strafen gibt, also eine Umsetzung der Klimapolitik der Europäischen Union, bei der wir relativ wenig mitzureden haben. Das ist doch des Pudels Kern, darin liegt doch das Problem: in der Klimapolitik der Europäischen Union, die im Übrigen etwas anderes ist als 1995, als wir beigetreten sind – es muss zulässig sein, das auch einmal zu sagen.

Ich rede jetzt hier nicht von der EZB-Geldschwemme, ich rede nicht von der vollkommen falschen Coronapolitik (Abg. Meinl-Reisinger: Reden Sie von der Energiepolitik der Europäischen Union!), ich rede nicht von der Migrations­politik, die voll daneben ist, ich rede nicht von einer Erweiterungspolitik (Abg. Meinl-Reisinger: Cicero!), deren letztliches Ziel offensichtlich die Abschaf­fung der Einstimmigkeit und damit des Vetorechts ist. (Abg. Meinl-Reisinger:


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Reden Sie doch endlich von der Energiepolitik! Oder kennen Sie sich nicht aus?) – Ich rede auch nicht von der Abschaffung der Nationalstaaten, Frau Meinl-Reisinger, die Sie und wesentliche Teile der Europäischen Union ja wollen, auch die Grünen; das wollen wir Freiheitliche selbstverständlich nicht! Ich rede jetzt über die EU-Klimapolitik, die sich ja in diese Reihe des Versagens der Euro­päischen Union nahtlos einreiht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Über Energiepolitik wollten Sie reden!)

Da haben wir diese drei Säulen der europäischen Klimapolitik. Ursprünglich war die Europäische Union ja die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl und hat eine vernünftige Energiepolitik gemacht. Seit Ende der Neunzi­gerjahre geht das ganze Vehikel aus Sicht der Freiheitlichen Partei ja lei­der vollkommen in die falsche Richtung. Diese Säulen sind der Umstieg auf Er­neuerbare – ich werde im Detail noch darauf eingehen –, dann die Jagd nach dem bösen CO2 – also der Reduktion der Treibhausgasemissionen –, und die dritte Säule ist die Steigerung der Energieeffizienz, wobei ich nicht sa­gen würde, dass das Säulen sind, sondern insbesondere die zweite und dritte Säule sind eher Torpedos – Torpedos gegen unsere Wirtschaft, Torpedos gegen unsere Freiheit, Torpedos gegen unseren Wohlstand und letztlich auch Torpedos gegen unsere Demokratie. (Beifall bei der FPÖ.)

Erste Säule: Ausbau der Erneuerbaren – überhaupt kein Problem (Abg. Lukas Hammer: Das ist ein Dreieck!), das ist gut so, richtig so, insbesondere die Wasserkraft. Da muss man doch die Stärken der Regionen nutzen: österreichi­sche Wasserkraft – die Stärken Österreichs sind jetzt sozusagen nicht in der Windkraft und in der Fotovoltaikindustrie.

Darüber hinaus sollte man doch auf der Sachebene ein bisschen darüber nachdenken, von welchen Mengen wir da reden. Sie tun immer so, als ob mit Fotovoltaik und Wind Öl und Gas ersetzbar wären. Da sind wir um Zeh­nerpotenzen daneben, das geht sich hinten und vorne nicht aus.


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Wir erlauben uns auch, über die Kosten zu sprechen. Natürlich ist die Produktion da teuer. (Abg. Meinl-Reisinger: So?) Wir erlauben uns auch, darüber zu spre­chen: Hat das eine positive Auswirkung auf das Landschaftsbild? Hat es vielleicht eine negative Auswirkung auf landwirtschaftliche Nutzflächen und damit auf unsere Selbstversorgungsfähigkeit, wenn wir alle Nutzflächen mit Fotovoltaikanlagen vollpflastern? (Beifall bei der FPÖ.)

Wie gesagt, das ist noch eine akzeptable Sache, wenn man sie richtig macht: Ausbau der Wasserkraft, der Geothermie, ähnlicher erneuerbarer Ener­giequellen, mit dem Hauptziel, uns möglichst autark und selbststän­dig zu machen.

Die zweite Säule ist ein richtiger Torpedo: die Jagd nach dem bösen CO2, weil sonst die Welt untergeht. (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger.) Noch ein­mal die Fakten – die Fakten! –, Frau Kollegin Maurer (Abg. Maurer: Na, die lassen wir uns jetzt von Ihnen erklären!): Das ist ein globales Ziel, oder? Darin sind wir uns einig – ein globales Ziel. Wissen Sie, was unser Problem ist? (Abg. Schwarz: Axel, ich nehm’ dich mal mit ...!) – Die Europäer, die 9 Prozent der globalen CO2-Emissionen emittieren (Abg. Schwarz: ... alle Klimaziele ...!), sind da alleine, das interessiert keinen, das interessiert keinen Chinesen, keinen Inder oder sonst jemanden. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Abgeord­neten Schwarz und Maurer.)

Die Chinesen bauen jede Woche zwei riesige Kohlekraftwerke. Sogar die Franzosen bauen jetzt 14 neue Atomkraftwerke. (Abg. Schwarz: Kümmer dich um die eigenen ...!) Nur wir hier in Deutschland und Österreich glauben (Abg. Lukas Hammer: Wir in Deutschland! – Abg. Disoski: Wir in Deutschland?), ohne Atomkraft – okay (Abg. Michael Hammer: Sollen wir Atomkraftwerke bauen?), ohne Kohlekraft und jetzt auch noch ohne Gas und Öl können wir etwas betreiben, was nur annähernd mit einer funktionierenden Wirtschaft zu tun hat. Das ist unmöglich, und Sie wissen das. (Beifall bei der FPÖ.)

Die dritte Säule ist eben die Energieeffizienz, wobei ich immer sage, der Kaufmann ist effizient, denn wenn etwas teuer ist, dann braucht man das dem


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Kaufmann nicht zu erklären; nicht so die Europäische Union. Die Ener­gieeffizienzrichtlinie ist auch wieder eine von oben verordnete Effizienz, die letztlich in einem Bürokratiemonster endet. Wir haben schon von der Lieferantenverpflichtung gesprochen – die ist jetzt weg, weil die ÖVP diese nicht haben wollte. Das hat offensichtlich 190 Millionen Euro gekostet, Herr Finanzminister, wenn ich Ihre Pressemeldung dazu richtig lese. Sie haben sich das abkaufen lassen.

Dann gibt es da so Eigenartigkeiten wie eine Koordinierungsstelle und verschiedene andere Dinge; also ein Bürokratiemonster, das uns keinen Schritt weiterbringt!

Das Hauptziel ist der geringere Verbrauch von Energie, und der Hauptfeind die­ser Regierung ist das individuell genutzte Kraftfahrzeug, also die indi­viduelle, freie Mobilität der Autofahrer. Und damit bin ich jetzt bei den Klima­klebern, und zwar auch was den Punkt der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie betrifft: Das ist ja die Speerspitze dieser Green-Deal-Befürworter wie von der Leyen und so weiter, geduldet von Ihnen, teilweise sogar ge­fördert. Ich möchte nicht wissen, woher das Geld für diese Leute kommt. Sie setzen sich über Recht hinweg, offensichtlich im Dienste der guten Sache. Was ist das für ein totalitärer Zugang? Im Dienste der guten Sache, die man selbst als gut definiert, ist jedes Mittel recht? – Nein, in einem Rechtsstaat ist eben nicht jedes Mittel recht, und wir sind immer noch in einem Rechtsstaat und das ist zu akzeptieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber worum geht es denn den Klimaklebern? Worum geht es ihnen wirklich? – Es geht ja nicht um das Klima, da zitiere ich, sehr empfehlenswert, Chris­tian Ortner, „Die Presse“ vom 19 Mai: „Doch je länger da geklebt und geblockt wird, umso klarer wird, dass hinter dem Kampf gegen den Klimawandel ein Kampf gegen unsere Art zu leben steht“ – und darum geht es: unsere Art zu leben – „zumindest bei nicht unerheblichen Teilen der einschlägigen Be­wegung. Unter dem Vorwand einer ökologisch getriebenen Politik


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soll die Marktwirtschaft gekübelt werden und durch ein autoritäres, planwirt­schaftlich getöntes System ersetzt werden.“

Lassen Sie das einmal sacken! Das ist nicht von mir, das ist von Christian Ortner, „Die Presse“. Lassen wir das einmal sacken! Denken wir darüber nach! Das hat durchaus seine Berechtigung.

Nicht mit uns Freiheitlichen! Wir Freiheitliche wollen ein wohlhabendes Öster­reich, wir wollen ein selbstbestimmtes Österreich, wir wollen ein neutrales Österreich. Wir wollen ein friedliches Österreich, wir wollen ein demokratisches Österreich. Wir wollen ein Österreich der Freiheit und Sicherheit.

Sie können sich auf die Freiheitliche Partei verlassen. Bezüglich aller Tendenzen, die gegen diese Ziele verstoßen, die diese zerstören wollen, werden wir sehr, sehr wachsam sein, eine Stimme des österreichischen Volkes sein und uns gegen diese Tendenzen auflehnen, auch dann, wenn das von Ihnen, Frau Maurer, als nicht konstruktiv angesehen wird. Das ist überhaupt ein eigener Zugang zur Gesprächskultur: Eine abweichende Meinung ist per se nicht konstruktiv. – Auch darüber sollte man vielleicht ein bisschen nachdenken, ob da nicht ein leicht totalitäres Mindset dahintersteckt! (Beifall bei der FPÖ.)

In der Energiepolitik heißt das selbstverständlich, die Freiheitliche Partei ist überall dort dabei, wo es um eine Unterstützung der Haushalte und der Industrie in schwierigen Zeiten geht. Deswegen sind wir selbstverständlich für das Stromkostenzuschussgesetz, das im Übrigen sozusagen auf unsere Initiative zurückgeht. Sie haben noch im Wirtschaftsausschuss verhindert, dass es auf die Tagesordnung kommt, aber offensichtlich hat jetzt hier doch Einsicht, vor allem bei der ÖVP, Platz gegriffen; das finden wir gut.

Selbstverständlich sind wir dafür, da geht es um CO2-Nebenkosten, wobei Sie die österreichische Industrie im Vergleich zum unmittelbaren europäi­schen Wettbewerb im Regen stehen hätten lassen. Das ist jetzt vom Tisch; das ist gut so.


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Selbstverständlich sind wir dabei, wenn es darum geht, die Meritorder abzuschaffen, die Sanktionen abzuschaffen. Alles, was Energie günstiger macht, findet grundsätzlich die Zustimmung der Freiheitlichen Partei, alles, was uns autarker und damit selbstbestimmter macht.

Selbstverständlich wären wir sofort dabei, wenn die CO2-Steuer abgeschafft werden würde, die Umsatzsteuer und temporär zumindest die Mineralöl­steuer wegkämen.

Also sagen Sie uns nicht oder werfen Sie uns nicht vor, dass wir das Thema nicht auch inhaltlich plausibel aufbereiten können (Abg. Meinl-Reisinger: Na, plau­sibel nicht!), dass wir das nicht ernst nehmen!

Das ist unser Angebot, nicht an Sie jetzt, aber an die österreichische Bevöl­kerung. Wir werden schauen, ob die österreichische Bevölkerung das annimmt. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

13.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Klubobmann Wöginger. – Bitte.


13.44.55

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Bevor ich zu den Inhalten komme, Frau Kollegin
Rendi-Wagner, möchte ich mich seitens der Volkspartei ganz herzlich für die doch immer wieder sehr konstruktive Zusammenarbeit, mit dir persön­lich, auch mit der sozialdemokratischen Fraktion, bedanken. Über weite Strecken hat diese ja auch gut funktioniert, vor allem in der wahrscheinlich schwie­rigsten Phase der letzten Jahre, während der Pandemie. Dafür zollen wir auch Respekt und Anerkennung. Wir wünschen dir alles, alles Gute für deine persönliche Zukunft. Und mögen wieder ruhigere Zeiten in der SPÖ einkehren, denn du gehst ja nicht, weil die anderen Fraktionen Druck ausgeübt haben, sondern leider ist der Druck aus deiner eigenen Fraktion gekommen, aber es ist, wie es ist. Jedenfalls auch ein Danke für die Zusammenarbeit während der


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Regierungszeit – du warst ja in den letzten Jahren auch einmal Ministerin. Alles Gute auch seitens der Volkspartei! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

Zur heutigen Sondersitzung: Meine Damen und Herren, herzlich willkommen bei uns auf der Galerie! Warum findet diese Sitzung statt? – Wir haben diese Sitzung seitens der Regierungsfraktionen einberufen, weil wir heute drei wich­tige Gesetzesmaterien abhandeln, die zum einen den Klimaschutz voran­treiben, zum anderen Industriebetriebe, Leitbetriebe bei den hohen Energieaus­gaben unterstützen und zum Dritten jene unterstützen sollen, die die niedrigsten Einkommen in dieser Republik haben, die mit dem wenigsten Geld auskommen müssen.

Es sind aus meiner Sicht drei Themenbereiche, die es absolut wert sind, in einer Sondersitzung behandelt zu werden, ich möchte sie auch der Reihe nach kurz durchgehen.

Das Energieeffizienzgesetz ist eine Materie, die seit Monaten nicht nur im Haus diskutiert wird, sondern auch medial eine starke Präsenz eingenommen hat. Worum geht es da überhaupt? – Im Wesentlichen sind es zwei Punkte: den Klimaschutz voranzutreiben, sodass bis 2030 im Energiebereich 18 Prozent eingespart werden. Dafür nimmt man 190 Millionen Euro in die Hand, um diese Transformation zu unterstützen und voranzutreiben.

Meine Damen und Herren von der SPÖ und auch von der FPÖ! Ich kann nicht verstehen, warum man einem derartigen Gesetz nicht die Zustimmung geben kann. Was bitte ist in dieser Rahmenrichtlinie beinhaltet, das nicht zu­stimmungswürdig ist? Es geht um Klimaschutz, es geht um unsere ge­meinsame Zukunft, es geht darum, dass wir diese Transformation unterstützen. Das ist es, was in diesem Gesetz beinhaltet ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Da haben wir jetzt seit vielen Wochen ein Theater, weil man zum einen nicht zustimmen will, obwohl wir schon über 100 Millionen Euro auch in diesem Paket


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gegen Energiearmut gehabt hätten. Letzte Woche ist ja dieses Paket hier zur Abstimmung vorgelegen. Und allein deshalb, weil es von der EU kommt, weil es eine Rahmenrichtlinie ist, ist nicht alles schlecht, Herr Kollege Kassegger (Abg. Kassegger: Ist eh alles super!), ist nicht alles schlecht, und diese EU-Rahmen­richtlinie, dieses Energieeffizienzgesetz, das kann man als Abgeordneter wirklich mit gutem Gewissen unterstützen.

Es wäre auch wichtig gewesen, die Zweidrittelmehrheit zu bekommen. Warum? – Weil das Ziel natürlich nicht rein auf die Bundesebene beschränkt sein kann, sondern es wichtig wäre, dass auch die Bundesländer ihren Bei­trag leisten. Wir haben sie aber nicht bekommen, wir haben keine Zweidrittelmehrheit in dieser Regierungskonstellation, daher ist es unsere Aufgabe, das Gesetz umzugestalten, es mit einfacher Mehrheit zu beschließen, und das machen wir heute auch. Das ist es, was wir heute hier zur Beschlussfassung vorliegen haben.

Zweitens haben wir ein Gesetz vorliegen, das wir noch in letzter Sekunde ver­abschieden – und darüber bin ich auch sehr froh – : Das ist die Strom­preiskompensation, das Stromkosten-Ausgleichsgesetz für die Leitbetriebe in diesem Land, die Hunderttausende Menschen beschäftigen. Das darf man nicht vergessen. Die Voest mit dem Hauptstandort in Oberösterreich und einem Standort in der Steiermark ist zum Beispiel ein Leitbetrieb, ein ab­soluter Vorzeigebetrieb in der Stahlindustrie. Wir produzieren den grünsten Stahl weltweit mit einem tollen Betrieb, nämlich der Voest.

Ich verstehe nicht, warum man dieser Strompreiskompensation seitens der SPÖ nicht zustimmt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Das ist nämlich kein Steuergeld, das sind Mittel, die über die CO2-Zertifikate in einen Topf kommen und von dort wieder verteilt werden. 75 Prozent dieser über­höhten Energiekosten werden da zurückgegeben. Es sitzen ja auch seitens der Sozialdemokratie mächtige Gewerkschaftschefs und Betriebsratschefs hier im Hause, also ich würde wirklich appellieren und sage das als ehemaliger


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Betriebsratsobmann: Da muss man doch zustimmen! Das ist kein Steuer­geld (Abg. Kassegger: Ja, aber es zahlt am Ende trotzdem der Bürger!) und unter­stützt diese Leitbetriebe maßgeblich auch für die Zukunft. Also geben Sie sich bitte einen Ruck und stimmen Sie wenigstens diesem Gesetz zu! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es geht wie gesagt um diese Leitbetriebe, die auch eine ganz, ganz wichtige Funktion für den gesamten Standort Österreich haben und die Zigtausende, zig Zehntausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen.

Das ist der zweite Punkt, den wir beschließen, diese Strompreiskompensation, wie man sie nennt, für das 22er-Jahr. (Abg. Kickl: Bitte sag uns nur noch, warum die alle so unter Druck sind!) Das muss jetzt beschlossen werden, sonst können diese Anträge bis Ende des Jahres nicht mehr abgewickelt werden.

Der dritte Punkt ist ein sozialpolitischer Punkt. Es geht darum, dass Mindestsi­cherungsbezieher jetzt mit 60 Euro pro Monat zusätzlich unterstützt wer­den; der Antrag wird in diesen Minuten eingebracht, Herr Kollege Leichtfried, weil du ihn medial vermisst hast. Es wird der Antrag eingebracht, ein Initiativantrag, dass diese 60 Euro, die wir in der Koalition vereinbart haben, für alle Kinder, deren Eltern oder Mütter und Väter Mindestsicherungsbezieher sind, Notstandshilfebezieher sind, arbeitslos sind oder alleinerziehende Mütter und Väter sind, deren Bruttoeinkommen den Betrag von 2 000 Euro nicht übersteigen, zur Verfügung gestellt werden.

Warum ist das notwendig? – Weil es diese Eltern, weil es diese Familien am schwersten haben, jetzt durch diese schwierige Zeit zu kommen, weil natürlich die Teuerung und die Inflation dort am meisten spürbar sind. Da­her beschließen wir heute sozusagen den ersten Teil, der schon vorliegt.

Im zweiten Teil, bei dem es um das gesamte Paket geht, darum, auch Kinder aus jenen Familien zu unterstützen, deren Familieneinkommen, deren Eltern­einkommen am untersten Limit angesiedelt sind, also am niedrigsten sind, wollen


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wir als Staat bis Ende 2024 dort mit 60 Euro pro Monat zusätzlich unter­stützen. Warum auch pro Monat? – Weil es sinnvoller ist, das Geld monatlich und nicht in einem Guss zur Verfügung zu stellen, und weil es diese Familien und diese Menschen auch wirklich am notwendigsten brauchen.

Das ist das, was wir heute einbringen und dem Familienausschuss zuweisen, und das kann dann regulär bei der Sitzung am 14. Juni hier im Haus auch verab­schiedet werden. Das ist sozusagen Teil zwei dieses Paketes, das wir zu 100 Pro­zent umsetzen werden. Und, Herr Kollege Leichtfried, die Sozialdemokratie wäre eigentlich gut beraten, auch diesem Gesetz die Zustimmung zu geben, weil es in Wahrheit kein Argument dagegen gibt, dass man für Kinder, deren Eltern Bezieher niedrigster Einkommen sind, diese 60 Euro für eine gewisse Zeit zur Verfügung stellt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das ist eine christlich-soziale Verantwortung, die wir hier auch wahrnehmen, und eigentlich sollten auch die Sozialdemokraten und auch die Freiheitlichen die Zustimmung geben, denn es geht um Menschen, die niedrige Einkommen haben. (Abg. Erasim: Zu Bittstellern macht ihr die Leut’!)

Abschließend, meine Damen und Herren: Das sind drei Gesetzespakete, die wichtig sind, um zum einen zu unterstützen und zum anderen auch den Standort und die Arbeitsplätze für die Zukunft abzusichern.

Wir sind mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg; das zeigt die heutige Inflationsstatistik, die Inflation geht um rund 1 Prozentpunkt – Gott sei Dank, sage ich dazu – zurück. Das heißt, es ist der richtige Weg eingeleitet. Die Inflation sinkt, das ist gut so, das ist genau das, was wir mit unseren Maß­nahmen auch bewirken wollen. Das heißt, die Richtung stimmt, wir sind auf dem richtigen Weg. Also gehen Sie mit und sorgen Sie dafür, dass wir für den Standort, für die Arbeitsplätze und vor allem für die Menschen in diesem Land gemeinsam diese Beschlüsse fassen können. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.53



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schroll. – Bitte sehr.


13.53.24

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Minister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Eigentlich, muss man sagen, müssten uns die Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungs­bank heute ein bisschen leidtun: Sondersitzung, einberufen von dieser Regierungskoalition, der Bundeskanzler fehlt, das Gesetz betreffend Kinderar­mut, dieses groß angekündigte Paket, enthält nur einen von fünf Punkten, der heute beschlossen wird, also 20 Prozent, 80 Prozent fehlen. (Abg. Zarits: Haben Sie vorhin nicht zugehört?) Des Weiteren: zwei große Themen, Energiethemen – die zuständige Energieministerin fehlt. Ihr selber, ihr von den Regierungsparteien, habt den heutigen Termin beschlossen, habt diese Themen festgelegt, und ich glaube, auch zum Verkehrsministerrat wurde sicher schon vor längerer Zeit eingeladen.

Aber bitte zur Sache (Heiterkeit bei der ÖVP): Vielleicht eingangs zu Ihnen, Frau Klubobfrau Maurer! Sie haben davon gesprochen – und Klubobmann Wö­ginger hat in dieselbe Kerbe geschlagen –, dass die SPÖ die Zweidrittelmehrheit verweigert habe (Abg. Hörl: Stimmt ja!), und, und, und. Um ein bisschen Wahr­heit ins Hohe Haus zu bringen (Ruf bei der ÖVP: Wahrheit und SPÖ passt nicht zusammen!), darf ich euch vielleicht ein bisschen auf die Sprünge helfen.

Was das Energieeffizienzgesetz betrifft: Schauen wir uns die Chronologie des Energieeffizienzgesetzes an! – Heute die Oppositionsparteien verant­wortlich zu machen, nichts getan zu haben, und so weiter und so weiter – und ich gehe dann ein bisschen darauf ein –, also das schlägt wirklich alles, was hier herinnen passieren kann! (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen der Regierungsparteien! Wir seitens der SPÖ waren bei vielen Gesetzesinitiativen, bei Zweidrittelmehrheiten da­bei. Wir haben das EAG gemacht, ich darf auf die strategische Gasreserve und


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vieles, vieles mehr aufmerksam machen. Wir, die SPÖ – wir! –, waren es, Gott sei Dank, die unsere Energieministerin daran gehindert haben, um 250 Mil­lionen Euro – Geld aller Steuerzahlerinnen und Steuerzahler – Mellach von einem Gaskraftwerk auf ein Kohlekraftwerk umzubauen. Um Gottes willen! Das war ein Wahnsinn, was da geplant war. (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Unsere Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner hat bei der damals von uns verlangten Sondersitzung einen sehr guten An­trag eingebracht, der sofortiges temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs, eine sofortige Rücknahme der Richt­wertmieterhöhungen, und, und, und beinhaltet hat, schlagkräftige Antiteue­rungsmaßnahmen, die alle von Ihnen abgelehnt wurden. Und Sie stehen heute hier und haben es nicht einmal zustande gebracht, eine Gesetzesvorlage für heute, für Ihre Sondersitzung, so vorzubereiten, dass sie allen Parteien hätte zugehen können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, ich möchte Ihnen eines sagen, weil es auch heißt, wir verhindern eine Zweidrittelmehrheit: Ich glaube, Ihr Bundeskanzler Nehammer – vorigen Freitag war es – hat Ihnen am Servier­teller, am Silberteller präsentiert, er ließe sich nicht mehr länger papierln von Energiekonzernen und -händlern. Ihr hättet die Möglichkeit gehabt, genau bis heute, uns an den Verhandlungstisch einzuladen.

Frau Klubobfrau Maurer, Herr Klubobmann Wöginger, nicht über Monate wurde verhandelt, sondern es wurde genau am 13. März das erste Mal und am 25. März das zweite Mal verhandelt (Abg. Hörl: Zwei Monate!), und beide Male haben Sie gesagt, Lieferantenverpflichtungen kommen nicht infrage. Und wenn uns gesagt und ausgerichtet wird: Wir haben der SPÖ ein An­gebot gemacht, 105 Millionen Euro haben wir euch angeboten für Haushalte, die mit Energiearmut zu kämpfen haben!, dann muss ich euch ganz ehrlich sagen: Das sind 105 Millionen Euro, die die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zahlen sollen, aber die Energielieferanten, die in den letzten Monaten und Jahren Milliarden verdient haben, die sind außen vor, erste Reihe fußfrei, die können


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sich zurücklehnen. – Sicher nicht mit uns! Ein unsoziales Gesetz! (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Schluss kommend möchte ich noch aus einer heutigen Tageszeitung zitieren, damit man auch sieht, wer da wen papierlt, denn als Bürgerin und Bürger kommt man sich da wirklich papierlt vor. Lan­deshauptfrau Johanna Mikl-Leitner stellt heute in einer großen Tageszeitung klar:

„Gewinne bei Energieversorgern sind genau das, was wir derzeit nicht brau­chen.“ (Abg. Meinl-Reisinger: Ha! Aber kassiert!) „Stattdessen erwarte ich mir“ sinkende Preise für alle. – Also diese Aussendung schlägt ja wirklich alles. Wer ist der Eigentümervertreter vom Energieversorger in Niederösterreich?!

Geschätzte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Gesagten und zum Vorgetragenen möchte ich folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen, das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:

1. Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. [...]

2. Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.

3. Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von


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sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“

*****

Ich danke recht schön und ich möchte mich ganz, ganz herzlich bedanken für 1 317 gemeinsame Tage mit unserer Klubobfrau – liebe Pamela, herzlichen Dank dafür und alles Gute. (Beifall bei der SPÖ.)

13.59

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Alois Schroll,

Genossinnen und Genossen

betreffend Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3426/A der Abgeordneten Lukas HammerTanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird (2050 d.B.) (Top 1)

Die Teuerung in Österreich ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr – und sie steigt weiter. Die Preise explodieren. Immer mehr Menschen arbeiten immer härter und können sich trotzdem das Leben kaum noch leisten. Die Bundesregierung hat im Kampf gegen die Teuerung völlig versagt.

Immer mehr Familien können sich aufgrund der Teuerung kein warmes Essen mehr leisten, ihre Kinder nicht mehr gut versorgen und müssen an der Supermarkt­kasse feststellen, dass sie sich mit ihrem Geld immer weniger leisten können. Es wäre


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die Aufgabe dieser Bundesregierung, die steigende Armut zu verhindern und die ausufernde Geldentwertung strukturell zu bekämpfen. Es geht nicht nur darum, einzelnen Gruppen Almosen zukommen zu lassen, sondern die Preise strukturell zu senken. Niemand soll sich an der Supermarktkasse arm fühlen.

Türkis-Grün hat es jedoch im gesamten letzten Jahr nicht verstanden, Maßnahmen zu setzen, um die Rekordteuerung in Österreich zu drücken. Dabei hätte es genü­gend positive Beispiele in Europa gegeben, wie man Bevölkerung und Wirtschaft in der Krise schützt und unterstützt. Länder wie Frankreich, Spanien, Deutschland oder die Schweiz haben etwa die exorbitanten Energiepreise nicht ungezügelt auf die Menschen losgelassen. Es gab entschlossene Eingriffe in den Markt. Dabei wur­de in vielen Ländern auf einen Maßnahmen-Mix gesetzt. Mehrwertsteuersenkungen – etwa im Bereich von Gas in Deutschland – wurden mit preisregulatorischen Maßnahmen – deutscher Gas- und Energiepreisdeckel – verbunden. Auch bei einem der Hauptpreistreiber in Österreich, nämlich den Wohnkosten, hat man in an­deren Ländern entschlossen gehandelt. Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wurde in anderen Ländern Europas gesenkt. Nur in Österreich hat die Regie­rung zugeschaut und absolut nichts gegen den Inflationstsunami getan. Im Ergebnis ist Österreich heute das Land mit der höchsten Inflationsrate – 8,8 % im Mai 2023 - in Westeuropa.

Regierung hat Warnung der SPÖ ignoriert und sich nicht an guten Beispielen orientiert

Die SPÖ hat vor dieser Inflationsentwicklung schon vor mehr als einem Jahr gewarnt und immer wieder inflationsdämpfende Maßnahmen vorgeschlagen. ÖVP und Grüne haben diese Warnungen ignoriert, die Anträge der SPÖ wurden vertagt oder abgelehnt. In Spanien lag die Inflation im Mai bei 3,2 %, in Frankreich bei 6,0 % und in Deutschland bei 6,1 % - deutlich geringer als in Österreich. Ein wesentlicher Treiber der Inflationsrate – also des Verbraucherpreisindex – sind die Wohn­kosten. Dass die gesetzlichen Mieten an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind, ist angesichts der Ursachen der Teuerung und des Auseinanderklaffens von


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Zinsen und Inflationsrate eine absolute Fehlkonstruktion, die als Inflationsbeschleu­niger wirkt. Aus Sicht der Vermieter:innen sind Mieten ein praktisch risiko­loses Kapitaleinkommen und sollten daher auch nicht anders behandelt werden. Sparer bekommen auf der Bank kaum mehr Zinsen für ihre Einlagen, Zinshaus-Besitzer erhalten hingegen eine jährliche Rendite in der Höhe der Inflationsrate (dabei ist die Wertsteigerung der Immobilie noch gar nicht berücksichtigt) – und das auf Kosten von Millionen von Menschen. Andere Regierungen haben dieses Pro­blem längst erkannt und die Mieten vom Verbraucherpreisindex entkoppelt. In Spa­nien und Portugal wurden die Mieterhöhungen mit 2 % gedeckelt. In Frank­reich gibt es einen eigenen Index für Mieterhöhungen, der allerdings mit 3,5 % ge­deckelt ist. In der Schweiz dürfen die Mieten nur um höchstens 40 % der Steigerung des Verbraucherpreisindex valorisiert werden. In Schottland wurden die Mieten temporär eingefroren. Und in Österreich? Bei uns fließen 80 % der ge­samten Mieteinnahmen an das oberste Einkommenszehntel. Es ist daher kein Wun­der, dass die Teuerung die ohnehin hohe Vermögensungleichheit in unserem Land weiter dramatisch verschärft. Dass hier nicht gesetzlich gegengesteuert wurde, obwohl es ganz leicht möglich gewesen wäre, zeigt, dass die türkis-grüne Regie­rung am Ende des Tages auf der Seite der Immobilienspekulanten und nicht der Mil­lionen Österreicherinnen und Österreicher steht. Auch auf die exorbitanten Steigerungen bei Lebensmittelpreisen wurde seitens der österreichischen Bundesre­gierung nicht reagiert, während Portugal, Spanien und Polen die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf 0 % gesenkt haben. Während der Mikrowarenkorb für den täglichen Einkauf – also das, was jede Familie einkaufen muss und schwer vermeiden kann – im April sogar um 13,8 Prozent stieg, liefert sich die Bundesre­gierung einen monatelangen Streit um die parteipolitische Besetzung der Bundeswettbewerbsbehörde - ein unwürdiges Schauspiel zu Lasten der Brieftaschen in Österreich.

Regierung mit Rekordausgaben, die keinen einzigen Preis senken

Wie schon zu Zeiten von Corona rühmt sich die Regierung damit, im internationalen Vergleich Rekordausgaben „gegen die Teuerung“ zu tätigen. Angesichts der


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Corona-Bilanz eine etwas kühne Herangehensweise. Denn tatsächlich gab es wäh­rend der Corona-Pandemie Rekordausgaben, die zu Überförderungen von hun­derten Millionen Euro geführt haben, wie sogar der Rechnungshof und die OeNB festgestellt haben. Die Regierung hat zwar das Geld der Menschen in Ös­terreich mit beiden Händen ausgegeben, bei der Entwicklung des BIP in den Corona-Jahren 2020 und 2021 gab es jedoch nur 3 Länder in Europa, die schlechter abgeschnitten hatten als Österreich. Das heißt: die enormen finanziellen Hilfen haben den Zweck völlig verfehlt. Die Bundesregierung hat auf eine kurzsichtige Politik der Einmalzahlungen gesetzt. Diese Einmalzahlungen senken keinen einzigen Preis und zudem wurden die Krisenkosten auch noch falsch verteilt. Auch hier lügen die Zahlen nicht, auch wenn sie von ÖVP und Grünen gerne verschwiegen werden. Dass sich eine Regierung an Ankündigungen und nicht an tatsäch­lichen Verbesserungen messen lassen will, fällt den Menschen in Österreich nun schon zum zweiten Mal auf den Kopf. Der IWF hat ausgerechnet, dass die österreichische Regierung zwar im europäischen Vergleich tatsächlich sehr viel Geld unter dem Titel „Anti-Teuerung“ ausgibt, aber 3/5 des Geldes nicht zielgerich­tet ankommen. Gleichzeitig wurde dabei kaum ein Preis gesenkt. Viel Geld auszuge­ben, das weder zielgerichtet ankommt noch die Preise senkt, ist mit Sicherheit das Schlechteste aus beiden Welten. Das beste Beispiel für sinnlose Rekordausgaben ist der Energiekostenzuschuss II, der bereits scharf vom Fiskalrat kritisiert wur­de. Für viele EPUs und KMUs kommen die Hilfen wieder zu spät oder sind zu klein, weil die Regierung die Energiepreise nicht regulieren wollte. Bei anderen großen Unternehmen wird dieser Zuschuss zu massiven Übergewinnen führen. Dort wo sich die Preissteigerungen ohne große Schwierigkeiten weitergeben lassen, ist es nämlich sehr wahrscheinlich, dass die Energiepreissteigerungen fast 1:1 auf die Preise aufgeschlagen werden. Gleichzeitig werden die verspäteten Hilfszahlun­gen 1:1 in die Gewinne der betroffenen Unternehmen fließen. Eine Regierung, die sich auch nur ein bisschen ernst nimmt, dürfte niemals zulassen, dass einzelne Unter­nehmen die Energiehilfen dafür verwenden, ihre Gewinne zu steigern. Es kann eigent­lich nicht sein, dass die Menschen doppelt zahlen, zuerst einen höheren Preis – etwa für Lebensmittel – und dann auch noch die Energiehilfen für Unternehmen über


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ihre Steuern und Abgaben. 5 bis 8 Milliarden Euro an wertvollen Steuergeldern werden beim Energiekostenzuschuss II größtenteils sinnlos und völlig ohne Wirkung auf die Inflation ausgegeben.

Die Bundesregierung schaut weg – Unzählige Gipfel ohne ein zählbares Ergebnis

Wer Politik für die Menschen macht, schaut genau hin, wo der Schuh drückt – also wo die Teuerung am stärksten zuschlägt. Die größten Treiber der Teuerung sind: Energie, Lebensmittel und Wohnen. Es wäre verantwortungsvolle Politik und ökonomisch schlüssig, sich im Sinne der Menschen zu überlegen, welche Maßnahmen gesetzt werden müssen, um bei den größten Treibern der Teuerung den Preis­aufschwung zu stoppen bzw. zumindest zu dämpfen. Der Fiskalrat hat schon im Frühjahr 2022 berechnet, dass rund 35 % der Menschen ihre täglichen Aus­gaben nicht (mehr) mit ihrem Einkommen bestreiten können. Der Bundesregierung waren diese Warnungen schon vor dem Sommer 2022 bekannt. Hochrangige Vertreter:innen aus Wirtschaft und Industrie wurden im letzten Jahr nicht müde zu betonen, dass die Teuerung bei den Energiepreisen die österreichische Wirt­schaft und unseren Standort schwächt. Die ersten Vorboten der bevorstehenden Krise hat man bereits im Herbst 2022 gesehen. Ziegelwerke mussten ihre Produktion stilllegen, Bäckereien mussten schließen, Wirtshäuser kämpften ums Überleben. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs leidet enorm. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem auch die Menschen sind stark von der Teuerung betroffen. Die Statistik Austria hat jüngst am 4. Mai 2023 dargelegt, welche Auswirkungen das Nicht-Handeln der Regierung auf

den Wohlstand in Österreich hat. Im letzten Jahr haben mehr als 1/3 der Menschen in Österreich einen realen Einkommensverlust hinnehmen müssen. 27 % der Menschen in Österreich rechnen mit Zahlungsschwierigkeiten bei Mieten und Woh­nen. 1,1 Mio. Menschen können sich nicht einmal Kleinigkeiten gönnen, 760.000 Wohnungen im Winter nicht warmhalten, 550.000 haben Schwierigkeiten sich eine warme Mahlzeit zu leisten. Diese Situation ist für ein Land wie Öster­reich unwürdig und für viele Familien längst untragbar geworden. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr hat sich unter anderem für einen Mietpreis-Stopp ausgesprochen


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und Eingriffe in den Markt von der Regierung eingemahnt: „ […] die Mietpreisbremse muss überlegt werden, ich war ehrlich gesagt enttäuscht, dass sie nicht gekom­men ist.“ Die Regierung beobachtet aber nur weiter und lässt einen Gipfel nach dem anderen ohne konkretes Ergebnis verstreichen. Den Gipfel der Ergebnislosigkeit hat die Bundesregierung in einer denkwürdigen aber für die Bevölkerung sehr trauri­gen zweiten Maiwoche erreicht. Nachdem ein Lebensmittelgipfel am 8. Mai 2023 ergebnislos scheiterte, hat die Regierung am 10. Mai 2023 unter großem öffentlichen Druck in einer Panikreaktion im Rahmen einer Show-Pressekonferenz ein Nicht-Maßnahmenpaket angekündigt, das wieder keinen einzigen Preis senken wird. Weder wurden die Mieten reguliert und dadurch billiger, noch hat man in die Lebensmittelpreise eingegriffen. Dem Wirtschaftsminister fällt nichts Besseres ein, als eine Transparenzdatenbank für Lebensmittel anzukündi­gen. Und selbst dabei bleibt er im vagen Konjunktiv, es gibt weder einen konkre­ten Zeitplan, noch ist klar, was eine solche Datenbank überhaupt abbilden soll und von welchen Institutionen diese Daten erfasst werden sollen. Auch hier findet
WIFO-Chef Felbermayr, dass die Regierung die Lebensmittelkonzerne stärker in die Pflicht hätte nehmen müssen: „Eine Transparenzinitiative, die sich auf wenige Produkte erstreckt, ist recht zahnlos. Der Staat muss ein bisschen mehr Muskeln zeigen!“ So lange sichergestellt ist, dass diese weiter gegeben wird, kann sich mittlerweile auch er - wie von der SPÖ vorgeschlagen – eine Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel vorstellen. Im Interview mit der Krone vom 14. Mai 2023 plädiert auch Felbermayr dafür endlich stärker die Inflation selbst zu bekämpfen und nicht nur ihre Effekte.

Es wäre Aufgabe der österreichischen Bundesregierung, von den Besten zu lernen, verantwortungsvolle Krisenpolitik zu machen und nicht an einer fehlgeleite­ten Politik festzuhalten – nur, weil man die eigenen Fehler nicht eingestehen will. Genau das passiert aber bei dem von der Regierung neuesten vorgestellten Maßnahmenpaket für Familien. Ein weiterer Tag vergeht, ohne dass die Inflation bekämpft wird. Wieder sinkt kein einziger Preis! Die Regierung rückt aktuell jeden zweiten Tag aus um den selbst verursachten Totalschaden mit Pflastern be­helfsmäßig zu kaschieren. Wieder einmal sollen Sonderzahlungen die Fehler


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der Regierungspolitik kompensieren, aber die Inflation wird damit wieder nicht an der Wurzel bekämpft. Mit befristeten Zahlungen werden Menschen nicht nachhaltig aus der Armut geholt.

Gleichzeitig kommt von Bundesministerin Gewessler auch noch die Ankündigung, die Massen-CO2-Steuer für alle auch noch zu verdoppeln. Ein weiteres Regierungs­vorhaben, das die Inflation befeuert, statt reduziert.

Regierung muss endlich Blockadehaltung aufgeben!

Die beschleunigte Inflation ist eine sozial- und wirtschaftspolitische Katastrophe. Die Regierung muss endlich ihre Blockade gegen eine Politik, die die Inflation be­kämpft und daher Preise senkt, beenden. Im Sinne der hart arbeitenden Menschen in unserem Land muss in den nächsten Wochen und Monaten ein Politikwechsel eingeleitet werden. Daher ist es notwendig, dass die SPÖ als stärkste Oppositions­partei alle parlamentarischen Möglichkeiten ausschöpft, um dahingehend Druck auf die Regierungsparteien auszuüben. Bevölkerung und Wirtschaft brauchen dringend Maßnahmen, die die Teuerung tatsächlich bremsen. Nicht immer ist das gleichbedeutend damit, (noch) mehr Steuergeld auszugeben. Es gibt Sofort-Maß­nahmen, die einfach und schnell umzusetzen wären: von einer Deckelung der Mieten, über scharfe Preiskontrollen durch eine schlagkräftige Anti-Teuerungskom­mission, bis hin zu einer Übergewinnsteuer für jene Unternehmen, die etwa Energiekostenzuschüsse nicht in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergeben. Die SPÖ fordert daher zum wiederholten Male von der Bundesregierung die sofortige Vorlage eines umfassenden Inflationsdämpfungsgesetzes ein. Die­ses Gesetz sollte das Ziel verfolgen, die Inflationsrate in Österreich mindestens um zwei bis drei Prozentpunkte zu drücken.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen, das zumin­dest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:

1.    Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.

2.    Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.

3.    Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sin­kenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinken­den Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte sehr.


13.59.40

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Auch ich möchte damit beginnen, mich im Namen meiner Fraktion bei Ihnen, Frau Klubobfrau, ganz, ganz herzlich für all das, was Sie in dieses Haus getragen haben, zu bedanken.

Sie haben sich unseren Respekt verdient. Wir werden Sie sehr vermissen. Tatsächlich möchte ich auch sagen, wenn ich mir das erlauben darf: Ihr zweiter Vorname sollte Resilienz sein. Chapeau! (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)


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Jetzt natürlich zu einem ganz wichtigen Thema, dem Energieeffizienzgesetz. Ich möchte noch einmal ganz einfach erklären, was das eigentlich ist. Es ist nämlich nichts anderes, als Energiesparziele festzulegen – nichts Böses, nichts Kompliziertes; eigentlich sollte man das einfach tun. Nun, letzte Woche ist es sich nicht ausgegangen – wir haben schon gehört, warum; da hat es ein bisschen gebröselt, wie man das so schön nennt. Jetzt musste dann noch hastig ein neuer Ausschuss einberufen werden, ein neues Papierchen vorgelegt werden, und das ist leider tatsächlich eine sehr abgespeckte Version. Gleich vorweg: Wir NEOS werden trotzdem, so wie letzte Woche, auch diesem Antrag zustimmen, weil wir offenbar wirklich die einzige konstruktive Mitte sind, die dieses Haus noch hat. (Beifall bei den NEOS.)

Das Chaos aber, das wir in dieser Verhandlung gesehen haben, ist natürlich schon symptomatisch für die Arbeit der Bundesregierung. Da kann man sie nicht rauslassen, denn dieses Energieeffizienzgesetz, da hat Kollege Schroll na­türlich recht, ist nicht vom Himmel gefallen: 2018 gab es eine EU-Verordnung – 2018! –, 2020 ist das alte Energieeffizienzgesetz ausgelaufen, das ist also drei Jahre her. Wenn sich dann Klubobfrau Maurer hierherstellt und sagt: In akuten Krisen muss man rasch handeln!, dann stelle ich mir schon die Frage, was nach der Definition der Grünen rasch ist. (Beifall bei Abgeord­neten der NEOS.)

Man weiß ja, dass das eine Zweidrittelmaterie ist und dass man vielleicht mit der SPÖ oder mit der FPÖ hätte verhandeln sollen. Also ein bisschen wirkt es so – wenn ich vielleicht ein Beispiel bringen darf –, wie ein Student, der seine Seminararbeit abgegeben hat und dann drei Monate später draufkommt, es wäre – ups! – eine Gruppenarbeit gewesen. (Beifall bei den NEOS und Heiter­keit der Abg. Meinl-Reisinger.)

Sie dilettieren im Bereich der Energiewirtschaft also wirklich herum. Es braucht tatsächlich Gesetzesmaßnahmen. Es geht ja nicht nur um das Energie-


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effizienzgesetz, es fehlt das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, es fehlt das Grüngas­gesetz, das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz . Rasches Han­deln und sozusagen Verantwortung für die Sache sehe ich da nirgends.

Damit komme ich zu einem anderen ganz wichtigen Thema, nämlich zur nächs­ten Herausforderung, die noch drängender vor der Tür steht, als sie es schon seit eineinhalb Jahren tut, das ist die Gasversorgung in diesem Land. Jetzt haben wir gestern gehört – und das ist bestätigt worden –, dass der Gastransit-, also der Liefervertrag, den wir haben, dass das Gas von Russland über die Ukraine nach Österreich kommt, Ende nächsten Jahres ausläuft. Wir drängen seit eineinhalb Jahren darauf, dass sich diese Bundesregierung end­lich auf einen Plan B verständigt, sich endlich vom russischen Gas löst, diversifiziert und Alternativen baut; und immer noch nichts, immer noch nichts! (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Drei Länder in der Europäischen Union haben diese Abhängigkeit von russischem Gas: Österreich (Ruf bei der ÖVP: Deutschland!), die Slowakei und Ungarn – in dieser Reihenfolge wären sie zu nennen. Im März haben wir 79 Prozent des Gases, das in Österreich verbraucht worden ist, aus Russland bekommen. Das ist wirklich beschämend. (Abg. Wöginger: Die Deutschen heizen mit der Kohle, nicht?) Und wir haben noch eineinhalb Jahre Zeit, Sie haben noch eineinhalb Jahre Zeit, diese Gesetze jetzt endlich auf den Weg zu bringen und dafür zu sorgen, dass wir Alternativen haben, denn sonst schaut es ganz schlecht aus für die Wirtschaft und für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land.

Da bin ich jetzt wieder bei der konstruktiven Mitte, denn was hier im Augenblick abgeht, ist, dass die SPÖ sagt, dass sie da nicht mehr mitstimmen kann – okay, das ist das eine –, aber es gäbe ja noch eine andere Fraktion in diesem Haus, die für eine Zweidrittelmehrheit gut wäre. Natürlich ist das die FPÖ, aber die schaut im Augenblick so ein bisschen leicht amüsiert zu, was sich da gerade abspielt, und (Abg. Meinl-Reisinger: Übernimmt keine Verantwor­tung!) weist alle Vernunft von sich. Ich komme aus der Wirtschaft, dort gibt es


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etwas, das Say-do-Ratio heißt – etwas ganz Einfaches: Man sagt etwas, und dann tut man etwas. – Und dann schaue ich mir an, was von der FPÖ kommt. Kollege Kassegger stellt sich her und sagt: Wir wollen ein ver­lässliches Österreich, Freiheit, wir wollen Autarkie für Österreich! – Das Einzige, bei dem wir in Österreich da wirklich einen Hebel in der Hand hätten, ist die Energiematerie. Sie aber wollen kein Windrad – das geht sich nicht aus mit den Freiheitlichen. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Sie wollen keine Fotovoltaikanlagen – das geht sich nicht aus mit den Frei­heitlichen. Was Sie wollen, ist, Gas aus Russland bekommen. Das spielt es nicht mehr in Zukunft. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Ich weiß schon, für die Menschen da draußen ist es nicht total leicht nachvollziehbar, Kollege Kassegger und Herr Kickl, denn das sind komplexe Materien, aber das eine sage ich Ihnen schon: In diesem Haus, in dem wir uns tagtäglich damit beschäftigen, lasse ich mich von Ihnen nicht mehr für blöd verkaufen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kassegger: Wie viel Gas kriegen wir denn von Russland, in Prozent, Frau Kollegin? Wie viel Gas haben wir im März aus Russland gehabt? ... kein Gas aus Russland?)

14.04


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Rauch. – Bitte.


14.04.52

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich bin ja heute in Vertretung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hier – sie nimmt am Verkehrs­minister:innenrat in Luxemburg teil. Dazu vielleicht – weil ja beklagt wird, dass ihr Europa offensichtlich wichtiger sei als dieses Parlament – ein Satz, eine Klarstellung: Wir nehmen an diesen Räten als Bundesregierung sehr be­wusst teil – und nicht unter Missachtung des österreichischen Parla-


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ments (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP) –, weil, und das sei da­zugesagt, auf der europäischen Ebene – und das sei ins Stammbuch der FPÖ geschrieben – Dinge entschieden und besprochen werden, die die Menschen in diesem Land unmittelbar betreffen. Es ist daher wichtig, dort Position zu beziehen, eine europäische Haltung einzunehmen, eine euro­päisch solidarische Haltung einzunehmen, dort mitzureden, mitzuspre­chen, um die Lebensverhältnisse der Menschen in diesem Land gut zu gestalten.

Wenn Sie einen guten Rat annehmen mögen – Sie müssen es nicht tun –, dann können Sie sich gerne mit Nigel Farage in Verbindung setzen, dem Master­mind des Brexit, der mittlerweile erkannt hat, das war die schlechteste Idee, seit es Britannien gibt. Es hat Großbritannien massiv darunter gelitten, und es ist zum Schaden von Großbritannien gewesen. Sie können sich gerne kundig machen. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP. – Abg. Kickl: Fakenews! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Fakenews!)

Ja, ich weiß, Sie mögen das nicht hören, aber es ist halt die Wahrheit. Sie können sich gerne ein Beispiel an Ungarn nehmen – das ist ja Ihr großes Vorbild –, wo die Inflation im Übrigen davongaloppiert (Abg. Kickl: Ja, aber Sie wissen eh, wa­rum?), noch viel schlimmer als anderswo auf der Welt. (Abg. Kickl: Sie wis­sen eh, warum?)

Ja, darüber können wir gerne reden. Sie sind auch derjenige, der Russland den roten Teppich ausrollt (Abg. Kickl: Nein, das tu ich nicht! – Abg. Steger: Nein, das ist Ihr Koalitionspartner!) und glaubt, wenn man die Sanktionen aus­setzt - - (Abg. Kickl: Aber Sie sind der größte Heuchler! Sie schimpfen über die Russen und importieren das russische Gas!) – Sie sind der beste Bannerträger und Fahnenträger Russlands hier in diesem Parlament, Herr Kollege Kickl! Das sind Sie! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Ihre Speicher sind voll mit russischem Gas! Sie Heuchler!)

Fahren Sie doch in die Ukraine, reden Sie mit den Leuten dort! Fahren Sie, wie der Herr Bundeskanzler jetzt soeben, nach Moldawien – der nächste Staat,


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der auf der Speisekarte von Putin steht! (Abg. Kickl: Ja, natürlich! Und dann kommt Vorarlberg dran!) Sie haben es nicht verstanden, was daran hängt: Daran hängt unsere österreichische Freiheit, Herr Kollege Kickl! Das haben Sie nicht begriffen! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Steger. – Abg. Kickl: Nach Moldawien kommt dann Vorarlberg dran!)

In aller Deutlichkeit – wenn es Ihnen niemand sagt, dann muss es in dieser Deutlichkeit ausgesprochen werden –: Das ist ein gesamteuropäisches Projekt. Da geht es um mehr. Da geht es um mehr als um parteipolitische Befind­lichkeiten. Es geht darum, wie wir in Österreich unabhängig und frei leben wer­den. Das ist Europäische Union, das ist europäische Solidarität! (Abg. Kickl: Sie ersetzen nur eine Abhängigkeit durch eine andere! Ist Ihnen das nicht klar?) – Ja, ich weiß, immer dann, wenn es eng wird, werden Sie laut. Ich werde das nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Steger: Sie sind ahnungslos! – Abg. Kickl: Steht vor den Trümmern seines Gesundheitssystems und redet gscheit daher! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Zum Gesetz: Sie wissen, dass letzte Woche ein Energieeffizienz-Reformgesetz vorgelegt wurde. Dieses Gesetz ist für die Umsetzung einer EU-Richtlinie zur Energieeffizienz notwendig, und es braucht eine Zweidrittelmehrheit. Diese ist nicht zustande gekommen. Deshalb hat man sich ja – und da sage ich stellvertretend Danke auch an die Legistik bei der Klimaschutzministerin – in sehr kurzer Zeit der Mühe unterzogen, dem Parlament jetzt ein Ge­setz vorzulegen, das einfachgesetzlich beschlossen werden kann, weil wir uns ansonsten – und das ist der Punkt, um den es geht – massiven Strafzahlungen aussetzen würden.

Ich kann in diesem Fall nur an die SPÖ appellieren – denn in die FPÖ setze ich da keine Hoffnungen –, zu einer konstruktiven Arbeit zurückzukehren, und bitte, zu überdenken, diese Zweidrittelblockade aufzugeben, weil es, und das ist von der Klubvorsitzenden richtig angesprochen worden, zur Bewältigung der großen Herausforderungen, vor denen wir stehen – und die sind nicht zu En-


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de, die fangen gerade erst richtig an –, die Kooperation und die Zusammen­arbeit der vernünftigen Kräfte in diesem Land brauchen wird – und ich zähle Sie zu den vernünftigen Kräften in diesem Land. (Beifall bei den Grünen.)

Deshalb der klare Appell, diese Blockadehaltung zu überdenken, weil es weitere wichtige Zweidrittelmaterien geben wird, die im Parlament behandelt wer­den und bei denen es um ganz wesentliche Fragen geht.

Was die Frage der Energieeinsparung und dieses Gesetz betrifft: Ja, es ist be­dauerlich, dass es jetzt so umgesetzt werden muss, dass es keine Länder­verpflichtung gibt. Es nicht gemacht zu haben, wäre aber ein großer Fehler ge­wesen, auch in der Hinsicht, dass ja Menschen unmittelbar davon profi­tieren, wenn Energieeinsparung stattfindet. Das ist auch eine Frage der Leist­barkeit.

Letzter Satz zur Frage Strom, Energie und Konzerne: Ich bin ja in der glücklichen Situation, auch Konsumentenschutzminister zu sein. In dieser Funktion, als Konsumentenschutzminister, bin ich befasst mit Klagen – über den VKI – ge­gen österreichische Energiekonzerne, unter anderem die EVN, unter ande­rem die Wien Energie.

Das passiert nicht aus Jux und Tollerei, sondern das passiert im Sinne der Konsu­mentinnen und Konsumenten, nämlich genau das von den Energiekonzer­nen einzufordern, was jetzt passieren muss: dass Übergewinne, die gemacht worden sind, an die Konsumentinnen und Konsumenten rückfließen, dass Preistransparenz herrscht, dass in der Preisgestaltung Nachvollziehbarkeit herrscht, denn es kann nicht sein, dass die Erhöhungen am Markt sofort weitergegeben werden und die Preissenkungen nur mit Verzögerung. Das ist inakzeptabel. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: ... bei den Bankzinsen auch genau hinschauen!)

Einen Satz noch zur bekrittelten Einrichtung dieser Kompetenzstelle, die ja ein bisschen lächerlich gemacht worden ist: Diese Kompetenzstelle Energiear­mut ist nicht dazu gedacht, Förderungen auszuzahlen – nein, das tut sie


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nicht, dafür gibt es andere Instrumente –, die ist dazu gedacht, koordinativ, in­formativ tätig zu sein und Menschen eine Handreichung zu geben, sich in den Fördermöglichkeiten zurechtzufinden, und durchaus auch Dinge zu koordi­nieren und auf sie aufmerksam zu machen wie auf den Energieschirm und den Wohnschirm.

Über dieses Instrument der Bundesregierung, das mit 164 Millionen Euro dotiert ist, werden aktuell Menschen unterstützt, die sich entweder die Wohnung nicht leisten können, vor einer Delogierung stehen oder vor der Situation, dass ihnen Gas oder Strom abgedreht wird; ganz konkrete, ganz klare Maß­nahmen gegen Armut. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

14.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte.


14.11.19

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Werte Minister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Bürger da draußen, die heute zuschauen oder zuhören! Wir erleben oder Sie erleben eine neue Runde von Traum­tänzerei der politischen Eliten in diesem Land (Ruf bei den Grünen: Wie lange bist denn du schon im Nationalrat?! – Abg. Disoski: Was bist du als Nationalrat?! – weitere Zwischenrufe bei den Grünen)  wenn man sich das anhört –, mit Unter­stützung der ÖVP, der Grünen, der NEOS, aber leider Gottes über weite Strecken auch der Sozialdemokratie. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Selbstgefällig! Unfassbar!)

Ich habe aber heute die Realität mit (einen Brief in die Höhe haltend), die Realität in Österreich. Das bekommen zurzeit Hunderttausende Tiroler von der Tigas, dem Gasversorger, der der Tiroler Bevölkerung gehört: Preiserhöhung zum 1. Juli 157 Prozent – 157 Prozent! Das ist die Realität für Sie, liebe Bürger. Das, was Sie von diesen vier Parteien hören, ist politische Traumtän­zerei zu Ihrem Schaden, und das sollten Sie nicht vergessen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Es ist zwar mühsam, aber man muss es wiederholen, damit man es auch nicht vergisst, nämlich die Ursachen, warum wir heute zusammensitzen, die Ursache der Problemstellung – noch einmal –: natürlich die verfehlte Politik der Europäischen Union – wir diskutieren heute ein Gesetz –, auch der EZB – die Milliardenschwemme, die Geldschwemme, die jetzt natürlich in In­flation mündet –, die vollkommen falsche Coronapolitik mit 100 Milliar­den Euro Kosten nur in Österreich und dann natürlich die vollkommen falsche Russlandsanktionspolitik, die Sie draußen, liebe Bürger, jetzt jeden Tag bei den Lebensmitteln, bei den Mieten, beim Autofahren und bei der Energie spüren; Sie haben zu zahlen, was da die netten Herren in Europa ausge­schnapst haben.

Obendrüber dann noch der Ökowahnsinn – man muss ihn als Ökowahnsinn bezeichnen, weil er keine reale Basis hat, weder was den Anteil Österreichs noch den der Europäischen Union am Klima oder am CO2-Ausstoß betrifft. Wenn sich jemand mit den Zahlen beschäftigen würde, dann wäre das für jeden vollkommen klar. Dieser Ökowahnsinn geht ja jeden Tag weiter. Wir erleben es hier im Parlament und Sie erleben es vielleicht draußen, wenn Sie irgend­wann Ihre Kinder nicht in die Schule bringen können, weil sich fünf Irre irgendwo auf die Straße geklebt haben und alle zuschauen. (Abg. Pfurtscheller: Hallo!) So, das ist die politische Realität und nicht die Traumtänzerei.

Zum Thema Strom: Es ist ja ganz nett, dass Minister Rauch nicht vergessen hat, dass er Konsumentenschutzminister ist. Das ist auch ganz nett, dass er heute gesagt hat, die große Hoffnung der österreichischen Bevölkerung, der Regierung und auch von ihm ist der VKI. Für die Insider unter Ihnen: Das ist jener Verein, der ganz gezielt von der ÖVP unter Mithilfe der Grünen über Jahre kaputtgemacht wurde, der kurz vor dem Konkurs steht (Ruf bei der ÖVP: Na geh! – Abg. Litschauer: Der hat noch nie so viel Geld gekriegt!), für den es bis heute keine nachhaltige, langfristige Finanzierung gibt. Das, was ich hier sage, sind alles Tatsachen, die Sie gern überprüfen können. Das ist


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die politische Realität. Das sagt der Minister natürlich nicht, da jetzt der VKI der große Retter sein soll.

All das betrifft uns jetzt selber – ich sage es noch einmal –, zum Beispiel das Meritordersystem, von dem alle in ganz Europa wissen: der volle Wahnsinn!; das weiß jeder. Wird es abgeschafft? – Nein, weil die Europäische Union halt sagt, es ist lustig, da verdienen einige ganz gut. Die CO2-Steuer ist auch ein eigenes Thema, die wird jetzt auch noch erhöht – sowieso ein Wahn­sinn in Zeiten wie diesen.

Herr Minister, dann gibt es natürlich noch ein Thema, das wir auch diskutiert ha­ben. Es ist eineinhalb Jahre her, als ich – zur Verblüffung der Ministerin, die heute nicht da ist; die es ja gar nicht gewusst hat, weil sie auch nicht sehr kompetent ist, sage ich einmal ganz deutlich (Abg. Disoski: Geh bitte!) – auf das gesetzlich verbriefte Recht jedes Österreichers, sein Recht auf Grund­versorgung bei Strom und Gas, aufmerksam gemacht habe. Das wurde aufgrund der Liberalisierung des europäischen Energiemarkts vor 20 Jahren eingeführt – wer es nicht weiß; das kann man alles recherchieren.

Das steht im Gesetz drinnen. Das wäre in den letzten eineinhalb Jahren jedem zu­gestanden, und die Energiekonzerne haben es der Bevölkerung verwehrt. Der Minister ist hilflos, und das gibt er in Wahrheit ja auch zu. Da tut sich nichts, gar nichts. Mit dieser Grundversorgung – einige, die es versucht haben, wer­den es wissen – fahren Sie bei allen Energiekonzernen gegen eine Betonwand, und das kann so nicht sein.

Deshalb bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie der Bun­desminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, die zuständigen Behörden zu einer Überprüfung zu veranlassen, ob die seitens der Strom- und Gashändler und sonstigen Lieferanten verlaut­barten Tarife für die Grundversorgung der Höhe nach den Bestimmungen des § 77 ElWOG bzw. des § 124 GWG entsprechen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Das ist gültiges Gesetz in Österreich, das seit eineinhalb Jahren vollkommen negiert wird. Die Bundesregierung und auch Sie, liebe Kollegen von der Sozialdemokratie und von den NEOS, schauen zu.

Ich darf der Bevölkerung draußen – den Bürgern, die vielleicht zuschauen oder zuhören – etwas sagen. Ich erlebe das jeden Tag: Alle jammern über die Preise bei den Lebensmitteln, dem Strom, dem Gas, den Mieten – jeder jammert. Ich sage das auch ganz laut und deutlich: Jammern wird Ihnen nicht hel­fen, weil es eher noch schlimmer werden wird. Sie werden richtig wählen müs­sen. Sie werden am Wahlsonntag auch hingehen müssen, und Sie wer­den Ihr Kreuz hoffentlich dort machen, wo es für Sie vielleicht eine Verbesse­rung gibt, liebe Zuseher, und das kann nur bei einer Partei sein, nämlich bei den Freiheitlichen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.17

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

betreffend Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich


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zu Top 2) Bundesgesetz über die befristete Gewährung von Förderungen für Un­ternehmen in Sektoren, die aufgrund erheblich gestiegener Strompreiskos­ten besonders belastet sind (Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz 2022, SAG 2022) (1774 d.B.) in der 217. Plenarsitzung des Nationalrats am 1. Juni 2023

Die „Grundversorgung“ bei Energielieferanten ist im § 77 Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) 2010 sowie den Bestimmungen in den jeweiligen Landesgesetzen für Strom bzw. im § 124 Gaswirtschaftsgesetz (GWG) 2011 für Gas geregelt. Diese „Grundversorgung“ gibt es auf dem Energiesektor für Strom und Gas, aber etwa nicht für Fernwärme. Sie gilt für Haushalte und Kleinunternehmen (weniger als 50 Mitarbeiter, Jahresverbrauch kleiner als 100.000 kWh Strom bzw. Gas, Jahresbilanzsumme höchstens 10 Mio. EUR). Anwendungstechnisch trifft das Gesetz aber eine wesentliche Unterscheidung zwischen Haushalten und Kleinunternehmen, da für

•     Haushaltskunden der Grundversorgungstarif nicht höher sein darf als jener Tarif, zu dem die größte Anzahl der Kunden versorgt wird und bei

•     Kleinunternehmen der Grundversorgungstarif nicht höher sein darf als der, der gegenüber vergleichbaren Kundengruppen Anwendung findet.

Die „Grundversorgung“ basiert auf einer EU-Gesetzgebung (Strombinnenmarkt­richtlinie bzw. Gasbinnenmarktrichtlinie), wobei die Strombinnenmarkt­richtlinie explizit den Begriff „Grundversorgung“ verwendet (Artikel 27) und die Gasbinnenmarktrichtlinie lediglich hervorhebt, dass die Mitgliedstaaten ge­eignete Maßnahmen zum Schutz der Endkunden ergreifen müssen (Artikel 3 Abs. 3).

Mit der „Grundversorgung“ determiniert der Gesetzgeber somit einen Kontrahie­rungszwang für die jeweiligen Strom- bzw. Gaslieferanten. Es kann sich so­mit jeder Haushalt bzw. Kleinunternehmer an einen beliebigen Versorger, der im zutreffenden Versorgungsgebiet Endverbraucher beliefert, mit dem Ansu­chen um „Grundversorgungsbelieferung“ wenden und die betroffenen Lieferanten müssen dem nachkommen. Alle Energielieferanten bei Strom und Gas haben


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ihren Grundversorgungstarif in geeigneter Weise zu veröffentlichen. Die näheren Bestimmungen über die Belieferung zur Grundversorgung sind auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen jeweils anzuführen.

Auf der Internetseite der E-Control sind umfangreiche Informationen zur „Grund­versorgung“ verfügbar.1

Gesetzliche Grundlagen für die „Grundversorgung“ bei Energielieferanten sind:

Ein wichtiger Grund liegt insbesondere vor, wenn ein Stromhändler oder sonstiger Lieferant bereit ist, einen Liefervertrag außerhalb der Grundversorgung abzu­schließen. Davon unberührt bleibt das Recht des Stromhändlers oder sonstigen Lie­feranten, seine Verpflichtungen aus dem Vertragsverhältnis für den Fall einer nicht bloß geringfügigen und anhaltenden Zuwiderhandlung, wie zB Missachtung mehrmaliger Mahnungen, so lange auszusetzen, als die Zuwiderhandlung andauert.

(8) Bei der Berufung von Verbrauchern im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG und Kleinunternehmen auf die Pflicht zur Grundversorgung sind Netzbetrei­ber, unbeschadet bis zu diesem Zeitpunkt vorhandener Zahlungsrückstände, zur Netzdienstleistung verpflichtet. Verbrauchern darf im Zusammenhang mit dieser Netzdienstleistung keine Sicherheitsleistung oder Vorauszahlung abver­langt werden, welche die Höhe einer Teilbetragszahlung für einen Monat übersteigt. Absatz 2 letzter Satz gilt sinngemäß. Im Falle eines nach Berufung auf die Pflicht zur Grundversorgung erfolgenden erneuten Zahlungsverzugs, sind Netz­betreiber bis zur Bezahlung dieser ausstehenden Beträge zur physischen Trennung der Netzverbindung berechtigt, es sei denn der Kunde verpflichtet sich zur Vorausverrechnung mittels Vorauszahlungszähler für künftige Netznutzung und Lieferung. § 82 Abs. 3 ElWOG 2010 gilt im Falle des erneuten Zahlungsver­zugs sinngemäß. Die Verpflichtung zur Vorauszahlung mittels Vorauszahlungszähler besteht nicht für Kleinunternehmer mit einem Lastprofilzähler.

(9) Ein im Rahmen der Grundversorgung eingerichteter Vorauszahlungszähler ist auf Kundenwunsch zu deaktivieren, wenn der Endverbraucher seine im Rahmen


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der Grundversorgung angefallenen Zahlungsrückstände beim Lieferanten und Netzbetreiber beglichen hat oder wenn ein sonstiges schuldbefreiendes Ereignis eingetreten ist.

Grundversorgung in der EU-Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie

Artikel 27

Grundversorgung

(1) Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass alle Haushaltskunden und, soweit die Mitgliedstaaten es für angezeigt halten, Kleinunternehmen in ihrem Hoheits­gebiet über eine Grundversorgung verfügen, d.h. das Recht auf Versor­gung mit Elektrizität einer bestimmten Qualität zu wettbewerbsfähigen, leicht und eindeutig vergleichbaren, transparenten und diskriminierungsfreien Preisen haben. Zur Gewährleistung der Bereitstellung der Grundversorgung können die Mit­gliedstaaten einen Versorger letzter Instanz benennen. Die Mitgliedstaaten erlegen Verteilernetzbetreibern die Verpflichtung auf, Kunden nach Modalitäten, zu Bedingungen und zu Tarifen an ihr Netz anzuschließen, die nach dem Verfah­ren des Artikels 59 Absatz 7 festgelegt worden sind. Diese Richtlinie hindert die Mit­gliedstaaten nicht daran, die Marktposition der Haushaltskunden und kleine­ren und mittelgroßen Kunden, die nicht Haushaltskunden sind, zu stärken, indem sie die Möglichkeiten des freiwilligen Zusammenschlusses zur Vertretung dieser Kundengruppe fördern.

(2) Absatz 1 wird in transparenter und diskriminierungsfreier Weise umgesetzt, wobei die freie Wahl des Versorgers gemäß Artikel 4 nicht behindert werden darf.

sind verpflichtet, im Landesgebiet, zu ihren geltenden Allgemeinen Geschäfts­bedingungen und zu diesem Tarif, Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG und Kleinunternehmen, die sich ihnen gegenüber auf die Grundversorgung berufen, mit elektrischer Energie zu beliefern (Pflicht zur Grundversorgung).

(2) Der Allgemeine Tarif für die Grundversorgung für Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG darf nicht höher sein als jener Tarif, zu dem die größte An­zahl ihrer Kunden im Landesgebiet, die Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2


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KSchG sind, versorgt werden. Der Allgemeine Tarif der Grundversorgung für Kleinunternehmen im Landesgebiet darf nicht höher sein als jener Tarif, der gegenüber vergleichbaren Kundengruppen Anwendung findet. Stromhänd­ler und sonstige Lieferanten sind im Falle des Abs. 1 berechtigt, die Belieferung von einer Vorauszahlung oder Sicherheitsleistung (Barsicherheit, Bankgarantie, Hinterlegung von nicht vinkulierten Sparbüchern) in angemessener Höhe abhängig zu machen, insoweit nach den Umständen des Einzelfalles zu erwarten ist, dass der Netzbenutzer seinen Zahlungs-verpflichtungen nicht oder nicht zeitgerecht nach­kommt. Dem Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG, der sich auf die Grundversorgung beruft, darf im Zusammenhang mit der Aufnahme der Belieferung keine Sicherheitsleistung oder Voraus-zahlung abverlangt werden, welche die Höhe einer Teilbetragszahlung für einen Monat übersteigt. Gerät der Verbraucher während sechs Monaten nicht in weiteren Zahlungsverzug, so ist ihm die Si­cherheitsleistung rückzuerstatten und von einer Vorauszahlung abzusehen, solange nicht erneut ein Zahlungsverzug eintritt.

(3) Anstelle einer Vorauszahlung oder Sicherheitsleistung kann auch ein Vorauszah­lungszähler zur Verwendung gelangen. Allfällige Mehraufwendungen durch die Verwendung eines solchen Zählers können dem Kunden gesondert in Rechnung gestellt werden, sofern der Zähler auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden ver­wendet wird und der Kunde im Vorhinein über die gesamten Kosten im Zusammen­hang mit der Verwendung eines solchen Zählers schriftlich informiert wurde.

(4) Die Pflicht zur Grundversorgung besteht nicht, sofern einem sich auf die Grund­versorgung berufenden Haushaltskunden

a) aus den im Gesetz genannten Gründen der Netzzugang vom Verteilernetzbetreiber ganz oder teilweise verweigert wird oder

b) die Erbringung von Netzdienstleistungen vom Verteilernetzbetreiber abgelehnt oder eingestellt wurde oder wird, weil der Haushaltskunde seine vertragli­chen oder in den allgemeinen Verteilernetzbedingungen festgelegten Pflichten, insbesondere seine Zahlungsverpflichtungen, verletzt.


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(5) Die Pflicht zur Grundversorgung besteht – abgesehen von den in Abs. 3 ge­nannten Gründen – auch dann nicht, wenn der Haushaltskunde wesentli­che vertragliche Pflichten verletzt; eine wesentliche Vertragsverletzung liegt jedenfalls vor, wenn der Haushaltskunde die vereinbarten Entgelte – trotz Mahnung – nicht bezahlt oder bezahlt hat.

(6) Stromhändler (sonstige Lieferanten) sind verpflichtet, die Bedingungen, zu denen eine Belieferung auf Grund der Grundversorgung erfolgt, zu erstellen und deren Breit-stellung in geeigneter Form (zB im Internet) in den Allgemeinen Geschäfts­bedingungen zu regeln. Auf Anfrage sind diese Bedingungen dem Kunden kostenlos zu über-mitteln.

(7) Stromhändler und sonstige Lieferanten sind berechtigt, das Vertragsverhältnis zur Grundversorgung aus wichtigem Grund durch Kündigung zu beenden.

Gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen in der EU-Gasbinnenmarktrichlinie

Artikel 3

Gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen und Schutz der Kunden

(3) Die Mitgliedstaaten ergreifen geeignete Maßnahmen zum Schutz der Endkunden und tragen insbesondere dafür Sorge, dass für schutzbedürftige Kunden ein angemessener Schutz besteht. In diesem Zusammenhang definiert jeder Mitgliedstaat ein Konzept des „schutzbedürftigen Kunden“, das sich auf Energiearmut sowie unter anderem auf das Verbot beziehen kann, solche Kunden in schwierigen Zeiten von der Versorgung auszuschließen. Die Mitgliedstaaten stellen sicher, dass die Rechte und Verpflichtungen im Zusammenhang mit schutzbedürftigen Kunden eingehalten werden. Insbesondere treffen sie geeignete Maßnahmen zum Schutz von Endkunden in abgelegenen Gebieten, die an das Erdgasnetz angeschlos­sen sind. Sie können für an das Erdgasnetz angeschlossene Kunden einen Ver­sorger letzter Instanz benennen. Sie gewährleisten einen hohen Verbraucherschutz, insbesondere in Bezug auf die Transparenz der Vertragsbedingungen, allge­meine Informationen und Streitbeilegungsverfahren. Die Mitgliedstaaten stellen


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sicher, dass zugelassene Kunden tatsächlich problemlos zu einem neuen Lieferanten wechseln können. Zumindest im Fall der Haushaltskunden schließen solche Maßnahmen die in Anhang I aufgeführten Maßnahmen ein.

Die Wien Energie regelt die Grundversorgung in ihren Allgemeinen Bedingungen wie folgt:

XVII. Grundversorgung

1. Wien Energie Vertrieb wird jene Haushaltskunden und Kleinunternehmen, die sich gegenüber Wien Energie Vertrieb schriftlich auf eine Grundversorgung berufen, zum Tarif für die Grundversorgung und zu diesen Allgemeinen Lieferbedingungen mit elektrischer Energie beliefern.

2. Der allgemeine Tarif der Grundversorgung für Verbraucher im Sinne des § 1 Abs 1 Z 2 KSchG darf nicht höher sein als jener Tarif, zu dem die größte Anzahl ih­rer Kunden im jeweiligen Landesgebiet, die Verbraucher im Sinne des § 1 Abs 1 Z 2 KSchG sind, versorgt werden. Der allgemeine Tarif der Grundversorgung für Kleinunternehmer darf nicht höher sein als jener Tarif, der gegenüber vergleich­baren Kundengruppen im jeweiligen Landesgebiet Anwendung findet. Der Tarif für die Grundversorgung wird dem Haushaltskunden und Kleinunternehmen, der sich auf die Grundversorgung beruft, bekannt gegeben. Überdies ist dieser Tarif auf der Internetseite von Wien Energie Vertrieb veröffentlicht.

3. Wien Energie Vertrieb ist berechtigt, für die Lieferung im Rahmen der Grund­versorgung eine Vorauszahlung oder eine Sicherheitsleistung (insbesondere Barsicherheit, Bankgarantie, Hinterlegung von nicht vinkulierten Sparbüchern) zu verlangen, welche für Haushaltskunden die Höhe einer Teilbetragszahlung für einen Monat nicht übersteigen darf. Wenn ein Haushaltskunde während sechs Monaten nicht in weiteren Zahlungsverzug gerät, wird Wien Energie Vertrieb die Sicherheitsleistung zurückerstatten und von einer Vorauszahlung absehen, so­lange nicht erneut ein Zahlungsverzug eintritt. Anstelle einer Vorauszahlung oder Sicherheitsleistung kann auch ein Zählgerät mit Prepayment-Funktion zur


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Verwendung gelangen; auf Wunsch des Kunden hat Wien Energie Vertrieb – sofern technisch möglich – ein solches Zählgerät mit Prepayment-Funktion anzubieten. Allfällige Mehraufwendungen von Wien Energie Vertrieb

Grundversorgung Gas im Gaswirtschaftsgesetz 2011

§ 124. (1) Erdgashändler und sonstige Versorger, zu deren Tätigkeitsbereich die Versorgung von Verbrauchern im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG zählt, haben ihren Allgemeinen Tarif für die Grundversorgung von Verbrauchern im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG in geeigneter Weise (zB Internet) zu veröffentlichen. Sie sind ver­pflichtet, zu ihren geltenden Allgemeinen Geschäftsbedingungen und zu diesem Tarif Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG, und Kleinunternehmen, die sich ihnen gegenüber auf die Grundversorgung berufen, mit Erdgas zu beliefern (Pflicht zur Grund-versorgung). Die Regulierungsbehörde ist ermächtigt, nähere Bestimmun­gen über die Zumutbarkeit einer Grundversorgung und über die Gestaltung der Tarife für Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG und Kleinunternehmen für die Grundversorgung durch Verordnung festzulegen.

(2) Der Allgemeine Tarif der Grundversorgung für Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG darf nicht höher sein als jener Tarif, zu welchem die größte Anzahl ihrer Kunden, welche Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG sind, versorgt werden. Der Allgemeine Tarif der Grundversorgung für Kleinunternehmen darf nicht höher sein als jener Tarif, welcher gegenüber vergleichbaren Kundengruppen Anwendung findet. Dem Verbraucher im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG, der sich auf die Grundversorgung beruft, darf im Zusammenhang mit der Aufnahme der Belieferung keine Sicherheitsleistung oder Vorauszahlung abverlangt werden, welche die Höhe einer Teilbetragszahlung für einen Monat übersteigt.

(3) Gerät der Verbraucher während sechs Monaten nicht in weiteren Zahlungsverzug, so ist ihm die Sicherheitsleistung rückzuerstatten und von einer Vorauszahlung abzusehen, solange nicht erneut ein Zahlungsverzug eintritt.


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(4) Bei Berufung von Verbrauchern im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 2 KSchG und Klein­unternehmen auf die Pflicht zur Grundversorgung sind Netzbetreiber, unbe­schadet bis zu diesem Zeitpunkt vorhandener Zahlungsrückstände, zur Netzdienst­leistung verpflichtet. Verbrauchern darf im Zusammenhang mit dieser Netz­dienstleistung keine Sicherheitsleistung oder Vorauszahlung abverlangt werden, welche die Höhe einer Teilbetragszahlung für einen Monat übersteigt. Abs. 3 gilt sinngemäß. Im Falle eines nach Berufung auf die Pflicht zur Grundversorgung erfolgenden erneuten Zahlungsverzuges, sind Netzbetreiber bis zur Bezahlung dieser ausstehenden Beträge zur physischen Trennung der Netzverbindung berechtigt, es sei denn der Kunde verpflichtet sich zur Vorausverrechnung mittels Prepayment­zahlung für künftige Netznutzung und Lieferung. Der Netzbetreiber kann die Prepaymentzahlung ausschließlich aus sicherheitstechnischen Gründen ablehnen. § 127 Abs. 3 gilt im Falle des erneuten Zahlungsverzugs sinngemäß. Die Ver­pflichtung zur Prepaymentzahlung besteht nicht für Kleinunternehmen mit einem Lastprofilzähler.

(5) Eine im Rahmen der Grundversorgung eingerichtete Prepaymentfunktion ist auf Kundenwunsch zu deaktivieren, wenn der Endverbraucher seine im Rahmen der Grundversorgung angefallenen Zahlungsrückstände beim Versorger und Netzbe­treiber beglichen hat oder wenn ein sonstiges schuldbefreiendes Ereignis einge­treten ist.

durch die Verwendung eines solchen Zählers können dem Kunden gesondert in Rechnung gestellt werden, sofern der Zähler auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden verwendet wird.

4. Die Pflicht zur Grundversorgung besteht nur soweit, als dies nach dem jeweiligen Landesgesetz vorgesehen ist, jedoch jedenfalls nicht,

a. sofern dem Kunden der Netzzugang vom Verteilernetzbetreiber verweigert wird, oder


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b. soweit und solange Wien Energie Vertrieb an der vertragsgemäßen Lieferung von Elektrizität durch höhere Gewalt oder sonstige Umstände, deren Beseitigung ihr nicht möglich oder zumutbar ist, gehindert ist.

5. Wien Energie Vertrieb ist berechtigt, den Vertrag im Rahmen der Grundversorgung unter Einhaltung der Kündigungsfrist gemäß Punkt XII.2 zu kündigen oder die Aufnahme der Belieferung abzulehnen, sofern ein Stromhändler oder Lieferant bereit ist, einen Stromliefervertrag außerhalb der Grundversorgung mit dem Kunden abzuschließen.

6. Bei Berufung von Verbrauchern im Sinne des § 1 Abs 1 Z 2 KSchG und Klein­unternehmen auf die Pflicht der Grundversorgung sind Netzbetreiber entsprechend deren jeweiligen Allgemeinen Bedingungen zur Netzdienstleistung verpflichtet. Verpflichtet sich der Kunde in der Grundversorgung nach erneutem Zahlungsverzug unter den Voraussetzungen des § 77 ElWOG 2010 zu einer Vorauszahlung mit Prepament-Zahlung für künftige Netznutzung und Energielieferung, um einer Netzabschaltung zu entgehen, wird der Lieferant die für die Einrichtung der Prepayment-Zahlung notwendigen Informationen dem Netzbetreiber zeitgerecht übermitteln. Eine im Rahmen der Grundversorgung eingerichtete Prepayment-Funktion ist auf Kundenwunsch durch den Netzbetreiber zu deaktivieren, wenn der Kunde seine im Rahmen der Grundversorgung angefallenen Zahlungsrückstände bei Liefe­rant und Netzbetreiber beglichen hat oder wenn ein sonstiges schuldbefreien­des Ereignis eingetreten ist.

Von zentraler Bedeutung ist, dass die Tarife der Energiepreise, die die Strom- und Gashändler und sonstigen Lieferanten den Endkunden, d.h. Haushalten und Kleinunternehmern in Rechnung gestellt werden, auch tatsächlich den Bestimmungen des § 77 Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) 2010 (ElWOG) bzw. des § 124 Gaswirtschaftsgesetz (GWG) entsprechen. Deshalb muss die zuständige Behörde überprüfen, ob die seitens der Strom- und Gashändler und sonstigen Lieferanten verlautbarten Tarife für die Grundversorgung der Höhe nach den Bestimmungen des § 77 ElWOG bzw. des § 124 GWG entsprechen


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Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, die zustän­digen Behörden zu einer Überprüfung zu veranlassen, ob die seitens der Strom- und Gashändler und sonstigen Lieferanten verlautbarten Tarife für die Grundversor­gung der Höhe nach den Bestimmungen des § 77 ElWOG bzw. des § 124 GWG entsprechen.“

1          https://www.e-control.at/abschaltung

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungs­gemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hammer. – Bitte sehr.


14.17.39

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es spannend: Die FPÖ, Kollege Kassegger, stellt sich hier raus und sagt: Wir möchten ein Österreich, das selbstbestimmt ist! (Abg. Lausch – in die Hände klat­schend –: Jawohl!) – Wer soll euch das glauben?

Die gesamte österreichische Wirtschaft ist von Energieimporten abhängig, die wir aus dem Ausland beziehen. Zwei Drittel unserer Energie (Zwischenruf des Abg. Lausch) kommen aus Russland, Saudi-Arabien und anderen Ländern. Ihr


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seid die einzige Fraktion (Abg. Kassegger: Weil wir alle Kohlekraftwerke abge­schaltet haben und die Grünen auch keine Wasserkraftwerke haben wol­len, zum Beispiel!), die sich konsequent und mit aller Kraft gegen jede einzelne Maßnahme stemmt, die diese Abhängigkeit verringern und beenden soll. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ihr seid die Fraktion (Abg. Schnedlitz: Preistreiberei!), die nicht will, dass wir selbstbestimmt sind, sondern die will, dass wir weiterhin am Gängel­band von Diktatoren und Autokraten (Zwischenruf der Abg. Steger) wie Wladimir Putin hängen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Krisper.)

Wie wir – Kollegin Doppelbauer hat es angesprochen – zu dieser Unabhängig­keit kommen, ist: Energieeffizienz. Wenn wir auf heimische Erneuerbare umstellen wollen, müssen wir effizienter und sparsamer mit Energie umgehen. Es ist eine Notwendigkeit. Energieeffizienz ist aber auch aus einem anderen Grund wichtig, nämlich weil es, gerade jetzt, ein Kostenfaktor ist, und zwar für Betriebe, aber auch für Haushalte.

Die billigste Kilowattstunde ist diejenige, die nicht verbraucht werden muss. Die meisten Menschen verbrauchen tatsächlich nur so viel Energie, wie sie unbedingt verbrauchen müssen, weil es sehr teuer ist, aber viele Menschen be­finden sich in dieser Energiekostenfalle. Mit diesem Energieeffizienzge­setz machen wir heute einen ersten wichtigen Schritt, um den Menschen da herauszuhelfen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Tanja Graf.)

Bevor ich auf das Energieeffizienzgesetz eingehe, möchte ich ganz kurz darauf eingehen, was wir bisher gemacht haben. Hinsichtlich Energieeffizienz ha­ben wir uns jetzt vor allem Ziele gesetzt. Was haben wir aber bisher gemacht? – Eine der wichtigsten Maßnahmen für die Energieeffizienz ist die thermi­sche Sanierung von Gebäuden. Wir als Koalition haben die Budgetmittel für die thermische Sanierung mehr als verzehnfacht – verzehnfacht! (Beifall bei den Grünen.)


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Für armutsbetroffene Menschen ist der Heizungstausch auf eine saubere, effi­ziente Anlage gratis. Es werden 100 Prozent der neuen Anlage durch das Programm Sauber Heizen für Alle gefördert. Das gab es in Österreich noch nie und ist ein ganz konkretes Angebot für die Menschen. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben auch eine Gratisenergieberatung für von Armut betroffene Menschen und einen Gratistausch von Elektrogroßgeräten eingeführt, das betrifft vor allem zum Beispiel Kühlschränke. Das heißt, armutsbetroffene Menschen kön­nen sich umsonst beraten lassen und bekommen auch das größte und am meisten Energie verbrauchende Gerät umsonst getauscht. Auch das ist eine sehr konkrete Maßnahme.

Der Sozialminister hat auch Folgendes angesprochen: Es gibt einen Wohnschirm, durch den den Menschen ganz konkret geholfen wird, sodass, wenn das al­les nichts hilft, wenn sie die Energiekosten nicht mehr selbst bezahlen können, der Wohnschirm diese Energiekosten übernimmt.

Selbstverständlich brauchen wir aber auch ein Energieeffizienzgesetz; wir brauchen es unter anderem, um eine EU-Richtlinie umzusetzen. Die SPÖ hat unabhängig von inhaltlichen Bedenken angekündigt, keine Zweidrittel­materien mehr mitzubeschließen – das ist sehr bedauerlich. Wir haben letz­tes Mal auch sehr emotional darüber debattiert.

Wir können nach einer großen Kraftanstrengung jetzt ein Gesetz vorlegen, das wir mit einfacher Mehrheit beschließen können. Es ist die zweitbeste Lö­sung, denn Energiepolitik ist gemäß unserer Verfassung vor allem Sache der Länder, das heißt, wir brauchen für jedes energiepolitische Gesetz eine Verfassungsmehrheit. Wir können uns jetzt mithilfe des alten Energieeffizienz­gesetzes eine Krücke bauen, um das heute hier mit einfacher Mehrheit zu beschließen (Abg. Schroll: Vielleicht lernst du daraus!), aber wir können mit einfacher Mehrheit nicht so weit hüpfen, wie wir das mit einem Verfas­sungsgesetz hätten machen können.


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Eine Folge daraus ist, dass wir die Ziele der Bundesländer nicht verfassungs­rechtlich verankern können. Das ist insbesondere deshalb schade, wenn ich an die thermische Sanierung in Wien denke – bei den Gemeindebauten gibt es sehr viel Aufholpotenzial, aber wir können die Bundesländer zu nichts verpflichten –, aber wir haben ein gesetzlich festgelegtes Energiesparziel von 20 Prozent. Das ist extrem viel. Das ist so viel, wie sämtliche Haushalte in Österreich an Energie im Jahr verbrauchen.

Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber wir werden das in einer gemeinsamen Kraftanstrengung – mit diesen Maßnahmen, die wir schon beschlossen haben und mit weiteren Maßnahmen – im Sinne der Energieunabhängigkeit und eines selbstbestimmten Österreichs erreichen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Matznetter. – Bitte.


14.22.35

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Herren Bundesminister! Kolleginnen und Kol­legen! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man hier zuhört, so glaubt man – eben hat Kollege Hammer von den Grünen geredet –, das wäre eine Bot­schaft aus dem Schlaraffenland gewesen. Diejenigen, die nicht so viel Geld ha­ben und uns vor den Fernsehgeräten oder hier zuhören, mögen einmal schauen, wo der neue geschenkte Kühlschrank oder die Wärmepumpe ist. – Die haben andere Probleme, und zwar, weil Sie nicht handeln, Herr Kollege Hammer! Die wissen nicht, wie sie nächstes Monat die Miete zahlen können, die wissen nicht, wie sie die Einkäufe bezahlen können. Wir haben jetzt eine Inflation in Höhe von 8,8 Prozent – dabei, daran möchte ich erinnern, hat Spa­nien eine in Höhe von 3,2 Prozent (Abg. Zarits: Und die Arbeitslosigkeit dort?), Frankreich eine in Höhe von 6 Prozent und Deutschland eine in Höhe von 6,1 Prozent. (Abg. Zarits: Und die Kaufkraft dort?)


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Es geht nichts weiter, Sie sind untätig in diesem Bereich! Und Sie erklären uns, wir seien das Problem, dass uns eine Strafzahlung in Höhe von ein paar Mil­lionen Euro droht? – Sie verdonnern die Österreicherinnen und Österreicher zur wöchentlichen Strafzahlung in Millionenhöhe, weil Sie untätig geblieben sind und Ihnen das völlig wurscht ist! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Lukas Hammer: Du weißt, dass das nicht stimmt!) Es ist Ihnen egal, wie es den Menschen geht, das ist das Furchtbare daran. (Abg. Lukas Hammer: Du bist ungeniert, stellst dich da heraus und erzählst irgendetwas!)

Sie sagen, die Sache sei so dringend, dass wir heute eine Sondersitzung für das Energieeffizienzgesetz brauchen. – Die Richtlinie gibt es seit 2018, ein halbes Jahrzehnt! Kollege Schroll hat laufend Anträge gestellt, dass Sie das Ge­setz beschließen mögen – vor Monaten, vor einem Jahr. Sie haben sie alle vertagt, da war es nicht eilig, und jetzt auf einmal – in letzter Minute – ist es angeblich so dringend? Das alles ist ja nicht mehr ernst zu nehmen.

Sie hätten das mit der Zweidrittelmehrheit lösen können. Hätten Sie einen Mietendeckel eingezogen, dass die Mieten jetzt nicht noch einmal er­höht werden, hätten Sie beim Energiepreis einen Deckel eingezogen, hätten Sie ordnungspolitisch eingegriffen, dann wären die Preise gesunken, wir wä­ren im europäischen Schnitt und hätten zugestimmt. – So schaut es aus, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Rauch – in Richtung Präsi­dent Sobotka –: Herr Präsident, wachen Sie auf!)

14.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich muss noch den Knopf drücken.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Graf. – Bitte.


14.25.05

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Regierungsmitglieder! Liebe Staatssekretärin! Meine sehr geehrten


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Damen und Herren! Unser Klubobmann hat es auf den Punkt gebracht, wo­rum es hier heute eigentlich geht: Es geht um ein Energieeffizienzge­setz, das zwei Sachen bewirken sollte, mit dem wir zwei Sachen unterstützen: Die eine ist, dass wir Energie einsparen, die andere, dass wir unser Klima schützen. Diese Aufgabe hat das Gesetz, und wir wollen es auf den Weg bringen – nicht mehr und nicht weniger.

Tatsache ist schon, dass die SPÖ da blockiert (Abg. Matznetter: Sie blockieren Antiteuerungsmaßnahmen!), und da muss ich schon eines sagen: Wir ha­ben im Februar gute Gespräche geführt, wir haben auch danach gute Gespräche geführt, aber seit das SPÖ-Chaos ausgebrochen ist (Abg. Heinisch-Hosek: Fal­sche Wahrnehmung!), gibt es einfach keine Entscheidungen – das ist so. (Abg. Stöger: Wir haben etwas entschieden! Wir haben etwas entschieden, sehr deutlich!)

Ich weiß nicht: Die Kollegen von der SPÖ – ich habe es gerade auch bei Herrn Matznetter wieder erlebt – bringen an den Haaren herbeigezogene Argu­mente, die mit der Tatsache nichts zu tun haben, dass wir Energie einsparen wol­len und das Klima schützen wollen. Kollege Schroll, die Chronologie, die du eingebracht hast, was hat das bitte mit dem jetzigen Thema zu tun? (Abg. Schroll: Ja, dass ihr das verschlafen habt fünf Jahre lang! Fünf Jahre! – Abg. Heinisch-Hosek: Guten Morgen! – Abg. Schroll: Fünf Jahre!)

Betreffend die Forderung nach einer Lieferantenverpflichtung, meine sehr ge­ehrten Damen und Herren, zur Aufklärung: Was bedeutet eine Lieferan­tenverpflichtung eigentlich? – Man würde einen Dritten damit beauftragen, dass er Energie spart, und die daraus resultierenden Kosten würden Sie, meine lieben Damen und Herren, bezahlen. (Abg. Schroll: Weil ihr das wollt! Weil ihr das wollt!) Das bedeutet eine Lieferantenverpflichtung. Damit auch zum Thema der eingebrachten Anträge der SPÖ: Genau wegen dieser Mehrbelastung lehnen wir diese Anträge natürlich ab. Wir wollen die Bürger nicht belasten. Ich will nicht, dass in dieser Situation, in der wir derzeit sind, die Stromrechnung teurer


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wird. Das ist nicht unser Ziel. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordne­ten Litschauer und Schallmeiner.)

Sie sagen darüber hinaus, dass die Energieversorger Milliarden verdienen. – Tatsache ist, wir haben im November letzten Jahres eine Übergewinnsteuer hier im Haus beschlossen, Tatsache ist, die SPÖ und die FPÖ waren dagegen – wirklich komisch! Also ich muss echt sagen, ich bin ein bisschen irritiert. Ihr be­schließt die Abschöpfung der Übergewinne nicht mit, aber jetzt sollen wir etwas machen. Es ist total irritierend.

Unser Kanzler hat auch angekündigt, dass er das wirklich verschärfen wird, und dann schauen wir einmal, ob ihr da dabei seid. Was war euer Argument dazu? – Ihr bringt Argumente, die einfach irrsinnig sind, das muss ich wirklich sagen. (Die Abgeordneten Heinisch-Hosek und Schroll: Na, na, na, na! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Tatsache ist aber, dass wir mit diesem Gesetz Energie sparen wollen – das soll unser gemeinsames Ziel sein, und da lade ich jeden Bürger und jede Bürgerin ein, gemeinsam mit uns zu sparen. Wir wollen kumuliert bis 2030 650 Peta­joule einsparen. Wie machen wir das? – Wir werden das natürlich in einem Schulterschluss mit den Ländern machen.

Ich bin da sehr zuversichtlich, ich habe mir nämlich in den letzten Tagen die Klima- und Energieziele der Länder angeschaut. Mein Bundesland Salzburg hat bereits eine Klima- und Energiestrategie bis 2050; Niederösterreich hat einen Klima- und Energiefahrplan; Oberösterreich hat das Motto Energie-Leit­region Oberösterreich 2050. Das sind alles Maßnahmen, die uns dabei unterstützen, gemeinsam das Ziel zu erreichen. Hier lade ich wie gesagt alle ein, mitzumachen. Bitte glauben Sie nicht der SPÖ, dass wir gemeinsam nichts voranbringen können! Gemeinsam Energie einsparen: Das soll unser Motto sein. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Lukas Hammer und Litschauer.)

Vielleicht noch dazu, wie wir das machen – Kollege Hammer hat es auch gesagt –: Wir werden eine 3-prozentige Renovierungsquote auferlegen, mit


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der wir sagen, wir möchten die Häuser sanieren. Das ist wichtig: Jedes Haus, das saniert wurde, spart Energie. Wir werden eine sehr gute Koordinierungsstel­le haben. Die hilft Menschen weiter, die eben nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Diese sollen dort beraten werden, sollen die Information bekommen, wo­hin sie gehen können, wo sie etwas einfordern können. Auch die Großbe­triebe werden weiterhin ihre Energieaudits machen. Diese werden abgespeckt innerhalb der Bürokratie – das ist wichtig, weil die Energieaudits sehr büro­kratisch waren –, aber auch das werden wir machen. Wir werden ein Gesetz auf den Weg bringen, das nicht mit Verpflichtungen und Verboten arbeitet, son­dern mit Freiwilligkeit, und das mithilfe der Bürger umgesetzt wird. Spa­ren wir gemeinsam in diesem Bereich! (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Minister Rauch hat es gesagt – ich bin schon gespannt, wie die SPÖ sich ver­hält –: Wir haben letzte Woche in der Sitzung einen Antrag zum ElWOG eingebracht, bei dem es um die Preistransparenz geht. Wir wollen, dass der Kon­sument die Info bekommt, wie hoch der aktuelle Preis ist, wie er gestaltet ist, wo man einen günstigeren Preis bekommen kann.

Ich bin gespannt, wie sich die SPÖ da verhält (Abg. Niss: Ja, ich auch!), wenn es darum geht, Preistransparenz auch an den Konsumenten zu bringen. Da bin ich sehr, sehr gespannt, ob Sie da auch wieder dagegen sind. (Abg. Schroll: Das fordern wir schon seit eineinhalb Jahren!)

Zu Kollegen Wurm, weil er Tirol, die Tiwag angesprochen hat: Man muss eines schon sagen: Die Tiwag war eines der wenigen Unternehmen, das in den letzten Jahren eine Preisgarantie für die Haushalte hatte und jetzt erhöht hat. (Abg. Wurm: Ja, aber 157 Prozent! 157 Prozent! – Abg. Hörl: So ein Blöd­sinn! – Abg. Kirchbaumer: Das stimmt ja gar nicht! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ und ÖVP.) Wenn ich jetzt meinen Brief raussuche, den ich in Salzburg bekommen habe, in dem eben der neue Preis steht, der günstiger ist: Da bitte ich, schon mit Daten und Fakten zu arbeiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Zum zweiten Teil dieses Tagesordnungspunkts, dem Strompreiskosten-Aus­gleichsgesetz, wird meine Kollegin Niss noch auf einige Punkte eingehen. Ich möchte der SPÖ aber eines mitgeben: Da geht es um Wettbewerb und um eine Sicherung der Arbeitsplätze. Ich bin gespannt, ob Kollege Keck bei der Abstimmung den Saal verlassen wird, denn es geht um energieintensive Betriebe, um Leitbetriebe – das hat Klubobmann Gust Wöginger schon gesagt –, um die Voest, und es geht um Geld, das die Firma sich quasi selbst bezahlt hat. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.31


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Walter Rauch zu Wort. – Bitte.


14.31.16

Abgeordneter Walter Rauch (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Herren Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Ja, diese Sondersitzung heute kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem der Frau Bundesmi­nister Gewessler das Jetsetleben gerade in die Quere gekommen ist, denn sie ist nicht da. Auch diese Terminfindung hätte man vielleicht anders gestalten können, aber natürlich sekundiert auch mein Namenskollege, Herr Bundesminister Rauch, Experte für eh alles, sehr, sehr gut in diesem Be­reich. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)

Gleichzeitig sollen aber natürlich die Bürger und die Verbraucher dieses Landes ein solches Jetsetleben nicht in Anspruch nehmen, weder auf Urlaub flie­gen noch sonst irgendwohin, sondern sich sehr, sehr klimaneutral und im eige­nen Haus, zu Hause aufhalten.

Jetzt komme ich zur Mobilität, und zwar generell. Die Bundesregierung insge­samt hat einen Mobilitätsgipfel ins Leben gerufen. Dieser Mobilitätsgipfel hatte das Ziel, den Verbrennungsmotor wieder ins Leben zu bringen, weg von dieser EU-Richtlinie und wieder zurück zur Normalität. Der Bundeskanzler hat diesen Mobilitätsgipfel einberufen, Verbrennungsmotor versus E-Mobilität,


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das war so der Tenor. Diese Geschichte ist natürlich relativ schnell ins Sto­cken geraten, auch inhaltlich und vor allem auch bei den Protagonisten, die dabei waren und die sich sehr, sehr kontroversiell verhalten haben: auf der einen Seite das Verbot der Verbrenner bis 2035, dann kommt der Quer­schuss von Frau Bundesminister Gewessler – deswegen ist es ja schade, dass sie nicht da ist –, das müssen wir schon 2027 vonstatten gehen lassen, 2027 müssen die Verbrenner weg sein.

Wo ist da also die Planungssicherheit – auf der einen Seite für die Automotivin­dustrie und auf der anderen Seite natürlich auch für die Verbraucher und Konsumenten und auch für die Wirtschaft?

Diesbezüglich bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneter Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich vehement gegen das von den Institutionen der Europäischen Union forcierte Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen zu positionieren.

Darüber hinaus wird die Bundesregierung mit Nachdruck aufgefordert, sämtliche Pläne, welche eine Verschärfung des Verbrennungsmotorverbots bedeuten würden, sofort fallenzulassen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Da ja auch der Herr Bundesminister für Finanzen da sitzt: Herr Bundesminister, das würde auch gleichzeitig einen Ausfall der Mineralölsteuer bedeuten,


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und was da noch alles mitschwingt. Das wären ja weniger Einnahmen an Mine­ralölsteuer, wesentlich weniger, das hätte Auswirkungen auf alles, was den Verkehrsbereich, also die Mobilität betrifft. Jetzt meine Frage, Herr Bundes­minister – Sie sind ja einer der nächsten Redner –: Wie wollen Sie das kom­pensieren? Wie wollen Sie diesen Ausfall der Mineralölsteuer in dieser Art und Weise, diese Mindereinnahmen kompensieren?

Das ist wirklich eine Herausforderung, für den Staatshaushalt auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite natürlich hinsichtlich des Ansatzes: Gibt es dann eine neue Pkw-Steuer auf alle E-Fahrzeuge? Gibt es dann vielleicht eine flächendeckende Straßen- oder Kilometermaut für alle Verkehrsteil­nehmer? Sie werden da ja einen Plan haben, wie Sie diesen Ausfall der Mineral­ölsteuer in dieser Art und Weise kompensieren wollen.

Da bin ich gespannt auf Ihre Antworten in diesem Bereich, was den Verbrenner betrifft. Vor allem wird es spannend, Ihre Erklärungen dazu zu hören. Wir sagen ja ganz klipp und klar: Wir sind gegen diese grüne Inflation, für das Aus­setzen – vor allem im Energiebereich – des Meritordersystems, für den Wegfall der CO2-Steuer, was ein wesentlicher Punkt ist, und natürlich, was auch wichtig ist, gegen die Sanktionen gegen Russland.

Eines noch, weil auch Herr Bundesminister Rauch als Konsumentenschutzminis­ter hier ist und das Thema aktuell wieder in den Medien war: Der Punkt be­treffend Bargeld war ja sehr präsent. Jetzt hat der Rewe-Konzern angekündigt, über 100 Bankomaten in den Filialen zu schließen, abzubauen, abzutrans­portieren. So weit weg ist unser Antrag also nicht, dass wir das Bargeld auch in der Verfassung verankert haben wollen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Aber Sie können ja auch eine Verfassungsbestimmung für Bankomaten in Supermärkten ...! Vielleicht eine gute Idee? Verpflichten, eine Verfassungsbe­stimmung! Staatszielbestimmung: In jedem Supermarkt ein Bankomat! – Abg. Kirch­baumer: Da bin ich dafür! – Heiterkeit bei Abgeordneten von NEOS und ÖVP.)

14.36

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 101

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Walter Rauch, MMMag. Dr. Axel Kassegger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden

eingebracht in der 217. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 1. Juni 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 1, Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3426/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird (2050 d.B.)

Jede Politik im Zeichen der sogenannten „grünen Transformation“ fällt durch Verbote und Mehrbelastungen für den Bürger auf. So auch das von der Europäischen Kommission forcierte Fit-for-55-Paket. Die darin zum Ausdruck kommende Klima­politik entbehrt jedes Hausverstandes und gefährdet die europäische Wirt­schaft sowie den Wohlstand der Europäer.

Bestandteil des Fit-for-55-Pakets ist der Verordnungsvorschlag COM(2021) 556 der Europäische Kommission, welcher in Artikel 1 vorsieht, dass ab dem 1. Jän­ner 2035 die durchschnittlichen Emissionen der Flotte neuer Personenkraftwagen einer Verringerung von 100 Prozent(!) zu 2021 zu entsprechen haben.1 Am 15. Mai 2023 trat nach Beschlussfassung der Verordnung (EU) 2023/851 dieses Flottenziel in Kraft.

Die Umsetzung dieses Vorhabens bedeutet demnach ein Verkaufsende für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge in der EU ab 2035. Der Verbrennungsmotor – eine der größten Erfindungen des Menschen im Verlauf der Mobilitätsgeschichte – ist damit de facto verboten.

Zwar regte sich kurz vor der Einigung Widerstand gegen das Verbrennungs­motorverbot in Person des Bundesverkehrsministers der Bundesrepublik Deutschland, Volker Wissing. Doch das Ergebnis dieses Aufbegehrens sicherte lediglich ab,


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dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor nur dann nach 2035 neu zugelassen werden können, wenn sie ausschließlich CO2-neutrale Kraftstoffe tanken.2

Dass die Automobilbranche 7 Prozent des BIP der EU-Mitgliedstaaten erwirtschaftet und 14,6 Millionen Europäern Arbeit verschafft, spielt für die Verbotspolitik der Europäischen Kommission keinerlei Rolle.3 Ebenso wenig das Faktum, dass Millionen Europäer auf ein Auto angewiesen sind.

Nicht nur, dass das planwirtschaftlich geförderte Elektroauto keine leistbare Alter­native für viele Bürger darstellt, es überzeugt auch nicht in klimapolitischen Maßstäben. Weder die Erzeugung noch der Betrieb eines Elektroautos sind emis­sionsarm, schon gar nicht emissionsfrei. Es handelt sich hierbei um reinen Etikettenschwindel.

Der für den Elektroantrieb notwendige Strom ist nicht nur emissionsbelastet und massiven Preissteigerungen unterworfen, sondern er wird zudem aus Atomener­gie gewonnen. Wenn sämtliche Bürger der EU-Mitgliedstaaten dazu gezwun­gen werden, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen, würde dies den Strombedarf massiv erhöhen – der größte Profiteur wäre hierbei wohl die europäische Atomindustrie. Von der mangelhaften Reichweite und dem langwierigen Ladevorgang von Elektroautos ganz zu schweigen.

Offenbar forciert die Europäische Kommission ein Gesellschaftsmodell, in dem sich nicht jeder ein Fahrzeug leisten kann, unabhängig davon, ob man ein solches für den alltäglichen Bedarf benötigt.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) fiel bedauerlicherweise abermals in seiner
EU-Hörigkeit den Interessen der Österreicher in den Rücken. Im Rahmen seiner Rede „Zur Zukunft der Nation – Österreich 2030“ hatte er sich noch gegen Verbote ausgesprochen, um klimapolitische Ziele zu erreichen. „Auch ich werde mich dagegen aussprechen, den Verbrennungsmotor zu verbannen“, so der Kanzler damals. Nehammer verwies zudem darauf, dass Österreich ein „Autoland schlechthin“ sei und hierzulande rund 80.000 Menschen in diesem Bereich arbeiten.4 Von dieser verbalen Gegenwehr blieb jedoch nichts übrig.


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Im Gegenteil: Die seiner Regierung angehörende Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) sprach sich unlängst dafür aus, Neuzulassungen von Verbrennungs­motoren sogar schon im Jahr 2027 zu verbieten!5

Diesem Klimawahnsinn muss schleunigst Einhalt geboten werden. Der Verbren­nungsmotor als Antriebsart für Diesel- und Benzinfahrzeuge muss erhalten bleiben.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich vehement gegen das von den Institu­tionen der Europäischen Union forcierte Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen zu positionieren.

Darüber hinaus wird die Bundesregierung mit Nachdruck aufgefordert, sämtliche Pläne, welche eine Verschärfung des Verbrennungsmotorverbots bedeuten würden, sofort fallenzulassen.“

1          COM(2021) 556 final, S. 21

2          https://www.tagesschau.de/inland/verbrenner-einigung-101.html

3          COM(2021) 556 final, S. 2

4          https://orf.at/stories/3308332/

5          https://www.heute.at/s/gruene-ministerin-gewessler-will-verbrenner-autos-schon-2027-verbi-100273213

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Herr Abgeordneter Gerald Loacker, Sie haben als Nächster das Wort. – Bitte.



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14.36.14

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Liebe Vorarlberger in der Bundesregierung! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Dass wir uns heute hier zu diesem Thema unterhalten, hat zwei Gründe. Ein Grund ist, dass die SPÖ einen Justamentstandpunkt einnimmt. Opposition ist, wenn man es seriös betreibt, ein schwieriges Geschäft, weil man sich jedes einzelne Abstimmungsstück anschauen muss und halt manchmal mit der Regierung mitstimmt und manchmal dagegen. Man macht es sich zu einfach, wenn man grundsätzlich dagegen ist, ohne nachzudenken. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Schroll: Na wenn es schlecht ist? Ein schlechtes Gesetz?)

Der zweite Grund ist, dass dieses Parlament die technischen Möglichkeiten einer elektronischen Abstimmung nicht nützt. Wenn wir eine solche nämlich letzte Woche gehabt hätten, hätten wir die Abstimmung mit Zweidrittelmehr­heit gewonnen und wir könnten uns das heute schenken. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kirchbaumer: Ja, dann wären wir heute nicht da!)

Und warum, werden sich die geschätzten Zuschauerinnen und Zuschauer fragen, haben wir denn keine elektronische Abstimmungsmöglichkeit? – Weil die alten Parteien gerne ihre Abgeordneten kontrollieren wollen, und das kann man besser, wenn sie aufstehen müssen, als wenn sie einen Knopf drücken. (Bei­fall bei den NEOS.)

Warum braucht es dieses Energieeffizienzgesetz? – Wir haben ein Interesse an der Versorgungssicherheit hinsichtlich Energie, und es sind die Unterneh­men, die diese Versorgungssicherheit brauchen, und zwar im Lichte dessen, dass in den USA und in Kanada die Energiepreise ein Viertel dessen betragen, was sie bei uns betragen. Wenn man dann noch sagt, in Amerika, in Kanada ist die Energie billiger, es gibt dort weniger Bürokratie, es herrscht auch kein schlimmerer Arbeitskräftemangel als hier und man zahlt weniger Steuern, dann könnte natürlich ein Unternehmen aus der Metallverarbeitung, aus der


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Stahlindustrie, aus der Chemie, der Pharmawirtschaft oder der Papierproduktion auf die Idee kommen, halt woanders hinzugehen.

Um denen die Sicherheit zu geben, dass sie in Österreich gut aufgehoben sind – dafür brauchen wir dieses Gesetz. Die Strompreiskompensation, die Kol­legin Graf schon angesprochen hat, wird halt rückwirkend für das Jahr 2022 beschlossen. 20 von 27 EU-Mitgliedstaaten haben eine langfristige Lö­sung für den Unterschied der Strompreisniveaus gefunden – wir in Österreich machen nur eine rückwirkende Lösung für ein Jahr. Das Problem ist also aktuell wieder für die Unternehmen vorhanden.

Dieser Antrag zum Energieeffizienzgesetz, der im letzten Plenum keine Zwei­drittelmehrheit gehabt hat, wurde jetzt abgeschlankt, damit er keine Zwei­drittelmehrheit mehr braucht, aber jetzt ist er halt auch nicht viel mehr als eine Willenserklärung, den Energieverbrauch zu reduzieren. Das ist halt sub­stanziell wenig, weil die zwei Drittel nicht vorhanden sind. So kommen auch andere Materien nicht in die Gänge, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das Erneuerbares-Gas-Gesetz und so weiter.

Da fragen Sie sich vielleicht als Zuschauer: Warum wollen jetzt die Liberalen für alles ein Gesetz haben? – Weil die Unternehmen Rechtssicherheit brauchen, damit sie wissen, was denn in ein paar Jahren gilt, unter welchen Voraus­setzungen sie dann arbeiten, produzieren und Arbeitsplätze schaffen. (Beifall bei den NEOS.)

Das betrifft Bauträger, Installateure, Produktionsbetriebe: Die müssen wissen, was für sie gilt, weil Rechtssicherheit ein Standortfaktor ist, und es ist ein bisschen bedauerlich, dass gerade Österreich bei Rechtssicherheit nicht stark aufscheint. Wenn Sie als Bundesregierung wollen, dass diese Industriebe­triebe ihre Prozesse elektrifizieren und von fossilen Brennstoffen wegkommen, dann müssen diese aber auch wissen: Wann kommt meine Stromleitung?


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Sie können es nicht brauchen, dass dann drei Anrainerorganisationen und vier NGOs alles blockieren und ein Bürgermeister auf die Trasse einen Hühner­stall widmet. Unter diesen Voraussetzungen will das Unternehmen viel­leicht doch lieber das billige Gas in Texas haben und wandert ab. Dann haben wir das Unternehmen und auch die Arbeitsplätze nicht mehr.

Wir brauchen Klarheit über die Gesetze und wir brauchen von der Regierung einen glaubhaften Plan, wie den Unternehmen Energie zu konkurrenzfä­higen Preisen zur Verfügung gestellt werden kann. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

14.40


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Finanzminister Magnus Brunner zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.


14.40.39

Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir als Bundesregierung haben umfassende und zahlreiche Maßnahmenpakete gegen die Teuerung geschnürt. (Ruf bei der SPÖ: Die kommen nicht an!) Wir haben versucht, gezielt den Schwächsten in der Gesellschaft zu helfen, vor allem auch den Familien. Ich darf den Budgetdienst des Parlaments zitieren, der klar festhält, dass an Perso­nen in der unteren Einkommenshälfte insgesamt 92 Prozent der Gesamtmittel ausgeschüttet werden. Das ist doch beindruckend. Die untere Einkom­menshälfte erhält knapp 580 Millionen Euro, also 80 Prozent des Gesamtvolu­mens aller Hilfsmaßnahmen. Das ist, glaube ich, gut. Wir versuchen treffsi­cher und zielgerichtet zu sein.

Natürlich ist auch der Standort stark von diesen Teuerungen betroffen. Damit Österreich auch in Zukunft ein wettbewerbsfähiger Standort bleiben kann und Arbeitsplätze erhalten werden können, sind – aufgrund dieser zahlreichen Krisen – weitere Verbesserungen notwendig. Wir haben auch in diesem Be­reich umfassende Maßnahmen auf den Weg gebracht. Ich denke an die Senkung


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der Körperschaftsteuer, ich denke an die steuerfreie Mitarbeiterprämie – ein wichtiger Punkt –, aber auch an die Steuerreform, die wir durchgezogen ha­ben; ganz zu schweigen von der Abschaffung der kalten Progression und an­deren Dingen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich darf mich, weil das Energieeffizienzgesetz schon von unterschiedlichs­ten Rednern und Rednerinnen berührt worden ist, auf die Strompreis­kompensation beziehen. Diese ist für den Standort Österreich ganz entschei­dend. Die Strompreise in Europa sind, vor allem natürlich aufgrund der hohen Zertifikatspreise im europäischen Emissionshandel, aber auch aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, in den letzten Monaten signifikant gestiegen. Deswegen haben insbesondere energieintensive Unter­nehmen – im Stahlbereich, im Papierbereich, natürlich auch die Chemie­industrie – im internationalen Wettbewerb gewisse Nachteile.

Es wurde vorhin erwähnt, dass andere Staaten diesen Weg bereits gegangen sind. Wir gehen diesen Weg jetzt auch, um die Kostenbelastung der Unternehmen zu mindern und die Bedrohung durch Carbonleakage – das Abwandern der energieintensiven Industrie ins Ausland, also in Dritt­länder, aufgrund von niedrigeren CO2- und Energiepreisen dort – entsprechend zu verhindern. Aus diesem Grund haben wir das Stromkosten-Ausgleichsge­setz auf den Weg gebracht. Dafür wurden übrigens 233 Millionen Euro budge­tiert. Das ist ein wichtiger Schritt für den Standort und auch für den Erhalt der Arbeitsplätze.

Kollege Keck ist leider nach draußen gegangen. Ich kann mich da nur an­schließen: Es ist wirklich interessant, dass gegen ein solches Gesetz gestimmt wird, das insbesondere die energieintensive Industrie, für die er sich ja normalerweise intensiv einsetzt, unterstützt.

Auch noch ein paar Sätze zum Standort – weil von Kollegen Matznetter die Inflation angesprochen worden ist –: Die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich ist gerade im europäischen Vergleich eine durchaus positive. Wir


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hatten letztes Jahr ein Wachstum von 5 Prozent. Dieses Jahr liegen wir bei 0,4, 0,5 Prozent. Das ist weit über dem europäischen Schnitt, auch weit über Deutschland. Das ist sicher gut und wichtig. Kollege Matznetter, betref­fend Inflation sollte man, glaube ich, schon etwas faktenbasierter argumentieren. Warum liegen wir höher als beispielsweise Spanien oder Frankreich? – Spa­nien hat eine Reduktion des realen Haushaltseinkommens von 6 Pro­zent verzeichnet, wir verzeichnen eine Steigerung, Frankreich hat ein Minus von 4 Prozent verzeichnet, wir verzeichnen eine Steigerung. Es gibt kein Land auf dieser Welt, das eine niedrige Inflation, ein hohes reales Haushaltseinkom­men, hohe Lohnabschlüsse, ein hohes Wachstum, eine hohe Kaufkraft und vielleicht auch noch ein ausgeglichenes Budget hat. Da sollte man etwas faktenbasierter argumentieren, glaube ich. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

14.44


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Petra Oberrauner zu Wort. – Bitte.


14.45.15

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Minister! Frau Staatssekretärin! Ich darf zuallererst die 4. Klasse der Abtei­lung Gebäudetechnik der HTL Pinkafeld bei uns begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf jetzt zum Energieeffizienzgesetz Stellung nehmen und die Gründe nennen, warum die SPÖ sich so benimmt, wie sie sich benimmt. Viele finden ja, wir machen es uns leicht. Herr Loacker, wir machen es uns nicht leicht, wir machen es uns ganz genau so schwer, wie es die Menschen in diesem Lande schwer haben. Wir versuchen, die Interes­sen unserer Bürgerinnen und Bürger auch in schwierigen Zeiten zu wahren (Abg. Schmuckenschlager: Durch Nichtstun!), dafür wurden wir auch gewählt. Ich komme auch gleich auf Herrn Wöginger zu sprechen.

Was führen wir auf? – Wir schauen uns genau an, ob es auch in diesem Bereich Verteilungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in diesem Lande gibt.


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Herr Wöginger stellt sich her und sagt: Das nehmen wir ja eh aus dem Topf für CO2-Zertifikate! Ich darf Sie informieren: Das ist der Topf für den Emis­sionshandel. Am Ende des Tages wird das, was dort von den Verursachern eingezahlt wird, auf die Preise aufgerechnet, die Bürgerinnen und Bürger zahlen sich das also selber. Was ist das also? – Das sind keine Steuern, aber es sind Gelder, die der Bürger und die Bürgerin gezahlt haben. Warum sollen wir Unterstützungsleistungen in Höhe von 105 Millionen Euro akzeptieren, wenn dies zuvor von der Bevölkerung einbezahlt worden ist?

Wir wollen Geld und wir wollen vor allem strukturelle Maßnahmen, die lang­fristig wirken. (Abg. Schmuckenschlager: Es wären aber Sozialleistungen auch!) – Ehrlich gesagt: Das sind 200 Euro – die man mit dem Computer bean­tragen muss, aber das können alte Menschen nicht machen, weil sie oft gar keinen Computer haben – für einen Monat, aber zwölf Monate zahlt man dafür. Das ist ein Witz, das ist eine Verhöhnung der Bevölkerung! (Bei­fall bei der SPÖ.) Wir alle sind nicht dumm. Für Sie scheint das leider so zu sein.

Wenn Sie uns schon nicht glauben: Reden wir über die EU und über das Ver­tragsverletzungsverfahren! Wie der Name schon sagt, bezeichnet Ver­tragsverletzung die Verletzung eines Vertrages, den man abgeschlossen hat. Sie haben nicht umsonst diese Rute im Fenster und es drohen Strafzahlungen, weil Sie Ihre Aufgaben nicht erfüllen. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist das, was auch wir sagen. Dann kommen Sie daher und sagen: Die SPÖ verhindert das! Wir verhindern nicht, dass das Gesetz beschlossen wird. Wir verhindern, dass Sie die Bevölkerung, die mit ihrem Leben finanziell schon jetzt nicht zu­rechtkommt, links liegen lassen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die EU ist kein Mitglied der SPÖ, ich glaube, da sind wir uns einig. Ich will auch noch einen zweiten Punkt ansprechen: Auch der Rechnungshof hat an Ih­rem  Entwurf beanstandet, dass es keine Regelungen etwa im Hinblick auf eine Gesamtstrategie zur Vermeidung und Verringerung von Energiearmut gibt, oder dass es nicht einmal eine Definition gibt, was Energiearmut ist. Der Rech­nungshof gehört meines Wissens auch nicht zur SPÖ. (Beifall bei der SPÖ.)


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Sie sagen immer, Sie vertreten die Menschen, aber im ersten Ausschuss, als es vonseiten der EU möglich war, die Mehrwertsteuer zu halbieren und För­derungen an die Menschen auszuzahlen, hat Herr Kollege Hammer gefragt, was wir überhaupt glauben, so etwas auf den Tisch zu bringen: Man werde ja nicht die fossilen Verbrenner unterstützen! – Diese „fossilen Verbrenner“ leben in Mietwohnungen, können sich die Miete kaum leisten, die Energie sowie­so nicht mehr. Sie suchen sich die Art der Heizung nicht aus. Folgendes sei Ihnen einmal ins Stammbuch geschrieben: Ihre theoretischen Möglichkeiten, die Sie in Ihren Reden formulieren, bringen den Menschen gar nichts!

Herr Kollege Schroll hat heute im Ausschuss von Frau Tanja Graf zu hören be­kommen, er sei verwirrt. Ich möchte Ihnen nur sagen, seine Haltung ist ein Zeichen höchster Intelligenz. (Beifall bei der SPÖ.)

14.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Martin Litschauer. – Bitte. (Abg. Wöginger: Verwirrtheit hat mit Intelligenz nichts zu tun! – Abg. Greiner: Bissel vorsichtig sein, Kollege da drüben! – Abg. Wöginger: Na ist ja wahr! – Abg. Greiner: Weder Verwirrtheit noch Intelligenz ...! Bissel überlegen, was du gesagt hast! – Abg. Hörl: Was ist denn mit dem Betriebsrat von der Voest, warum redet denn der nicht? – Abg. Keck: Was geht denn dich das an? Küm­mere dich um deine Seilbahnen und gib eine Ruhe da herinnen! Verstehst? – Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Zwischenrufe sind zwar möglich (Abg. Michael Hammer: Dem sind ja nur die Be­triebsräte wichtig und nicht die Mitarbeiter! – neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hörl), aber am Wort ist nun Herr Abgeordneter Litschauer, der dazu noch keine Gelegenheit hatte. Wir geben sie ihm jetzt. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.50.01

Abgeordneter Ing. Martin Litschauer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch ein Danke, dass die HTL für Gebäudetechnik heute da ist! Ich darf vielleicht ein kleines Beispiel


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bringen: Ich habe 2010 ein Haus gekauft, in dem die Vorbesitzer damals einen Stromverbrauch von 9 000 Kilowattstunden hatten. Ich bin Energiebe­rater, habe das optimiert, und nach zwei Jahren lag der Stromverbrauch bei 1 500 Kilowattstunden, bei einem Sechstel des ursprünglichen Verbrauchs – das nennt sich Energieeffizienz. (Beifall bei den Grünen.)

Das kann man relativ leicht erreichen: Energieeffizienz bedeutet, weniger Energie zu verbrauchen, ohne dass man es merkt oder idealerweise nur auf der Stromrechnung bemerkt, wenn diese nämlich niedriger geworden ist.

Deswegen ist dieser Punkt Energieeffizienz ganz wichtig, denn Energieeffizienz trägt dazu bei, dass die Nachfrage nach Energie reduziert wird, und das senkt die Preise. Das ist eigentlich der springende Punkt für dieses Energieeffi­zienzgesetz, und ich kann die Freiheitliche Partei überhaupt nicht verste­hen, wenn Sie sagen: Wir können dem nicht zustimmen, weil das eine Vorgabe der EU ist. – Das ist eigentlich nur sekundär. Energieeffizienz heißt, Ener­gienachfrage zu senken, heißt, Energiepreise zu senken, heißt, den Standort zu sichern. (Abg. Kickl: Aber das ist ja auch nicht die ganze Kausalkette!) Sie wol­len offensichtlich nicht den österreichischen Standort sichern (Beifall bei den Grü­nen), Sie wollen nur sicherstellen, dass weiterhin russisches Gas nach Öster­reich fließt, andere Interessen kann ich leider nicht erkennen. (Abg. Kickl: Ich glaube, Sie sind näher bei Marx als wir!)

Auch an die SPÖ: Ich habe gesagt, wir senken mit Energieeffizienz Energiepreise. Das Energieeffizienzgesetz wurde zwar als Klimaschutzgesetz angesprochen, aber es ist ein maßgebliches Gesetz gegen die Teuerung, gerade beim Energiebe­reich ein maßgebliches Gesetz gegen die Teuerung. Ich kann nicht nach­vollziehen, wieso Sie einem Gesetz, das der Teuerung entgegenwirkt, nicht zu­stimmen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wenn Sie hier sagen, es sei nichts passiert, dann würde ich Ihnen einmal emp­fehlen: Schauen Sie einmal auf die Homepage energie.gv.at, da sehen Sie nämlich, was passiert ist! Die Klimaministerin war sehr wohl aktiv, und das sieht


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man dort: in einem Jahr, von März 2022 bis März 2023, in Österreich minus 7 Prozent beim Stromverbrauch, minus 24,9 Prozent beim Gasverbrauch. (Abg. Schroll: Wegen dem Deckeldraufgeben! Weil sich die Leute das nicht leisten können!) Die Bundesregierung hat da geliefert. Da brauchen Sie nicht zu erklären, es sei nichts passiert. Zeigen Sie mir eine Bundesregierung aus der Vergangenheit, die jemals innerhalb eines Jahres mehr an Strom und Gas eingespart hat! – Diese finden Sie nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Schroll: Weil die Ministerin abdreht daheim!)

Wir müssen jetzt fortsetzen, und die Fortsetzung heißt Energieeffizienzgesetz. Natürlich hätte man die Bundesländer mitverpflichten müssen, aber viel­leicht war genau das Ihr Ansinnen bei der SPÖ und auch bei den Freiheitlichen: Vielleicht wollen Sie in den Bundesländern, in denen Sie mitregieren müs­sen, in denen Sie Verantwortung haben, keine Verantwortung übernehmen und lehnen deshalb diese Zustimmung ab. (Abg. Schroll: Ich würde mich einlesen in das Gesetz!) Das ist bequem, wenn man sich in den Bundesländern zurückleh­nen kann, weil man die Verantwortung nicht tragen will. Stellen Sie sich nicht her und sagen Sie nicht, dass Sie Verantwortung tragen! – Nein, das tun Sie nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Beim Stromkosten-Ausgleichsgesetz unterstützen wir natürlich Energieunter­nehmen, die von diesen Preissteigerungen, auch von den CO2-Kosten, be­troffen sind. (Abg. Schroll: Da unterstützt die ÖVP, weil es schnell gehen muss, für die Industrie!) Da geht es darum, dass wir den Standort sichern, dass wir die Lieferketten in Österreich instand halten und die Transformation mit Ener­gieaudits einleiten, dass wir die Unternehmen mit Energieeffizienz in eine klimaneutrale Zukunft leiten. Das ist unsere Aufgabe, das wollen wir umsetzen – zwei Parteien hier offenbar nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

14.53



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 113

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Abgeordneter Maximilian Lindner. – (Abg. Linder – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Linder!) – Abgeordne­ter Linder, bitte, Sie haben das Wort.


14.54.07

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Kollegen! Kollege Litschau (Ruf: Litschauer!), wenn man eine Zweidrittelmehrheit hat, kann man alleine entscheiden, wenn man sie nicht hat, muss man verhandeln; und ver­handeln heißt nicht, sich herzustellen und anzuschaffen, sondern das heißt, mit dem Koalitionspartner und mit der Opposition darüber zu reden, wel­che Ideen die Koalition hat. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Lindner und Schroll.)

Das funktioniert nur in autoritären Staaten, dass die Regierung anschafft, was das Parlament zu tun hat – mag sein, dass das Ihre Denkweise ist, unsere ist es nicht. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Abg. Kickl.)

Geschätzte Kolleginnen, geschätzte Kollegen, wir haben gehört, dass es mitunter eine Forderung der SPÖ und auch der Arbeiterkammer war, diese Koor­dinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut einzurichten. Als wir mitbe­kommen haben, dass die SPÖ der Zweidrittelmehrheit nicht zustimmt, war es für uns eigentlich klar, dass diese Koordinierungsstelle nicht kommt. Heute im Ausschuss sind wir diesbezüglich aber eines Besseren belehrt worden, der Minister hat heute im Parlament ganz stolz gesagt, dass sie kommt, und Kollege Hammer hat im Ausschuss gesagt, dass sie kommt, dass sie wichtig ist.

Liebe Damen und Herren, was bedeutet diese Koordinierungsstelle? – Das muss man sich einmal ein bisschen auf der Zunge zergehen lassen: Diese Koor­dinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut bedeutet, dass zuerst einmal eine Geschäftsstelle eingerichtet wird – eine Geschäftsstelle, die jährlich 1 Million Euro kostet –, aber nicht, damit Sie Geld verteilen können, nicht, weil Sie irgendjemandem helfen wollen, nein, das braucht der Apparat selbst. Die Verwaltung braucht 1 Million Euro im Jahr.


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Die Aufgaben dieser Koordinierungsstelle sind die Beauftragung und Erstellung von Studien, das Erstellen von periodischen Berichten. Meine Damen und Herren, das ist etwas ganz Wichtiges für jene Menschen, die den Strom nicht mehr zahlen können, die vielleicht in manchen Bereichen nicht mehr in der Lage sind, ihren Haushalt so zu führen, dass es passt. Für diese Menschen ist es ganz wichtig, dass sie periodische Berichte kriegen, dass sie diese anschau­en können, damit sie wissen, was los ist.

Es ist auch ganz wichtig, dass eine Kommission eingerichtet wird – 15 bis 20 Re­gierungsstellen werden in dieser Kommission mitarbeiten. Diese Kommis­sion dieser Koordinierungsstelle hat als Aufgabe die Abgabe von Empfehlungen gegen die Energiearmut.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wisst ihr, womit ich das vergleiche? – Wenn man an einem See jemandem, der ertrinkt, zuschaut und sich dann hinstellt und sagt: Du, es gibt einen Schwimmkurs, die Formulare für den Schwimmkurs kannst du dort drüben herunterladen! Genau damit kann man das verglei­chen. (Beifall bei der FPÖ.) – Nein, die Leute draußen brauchen Hilfe und nicht irgendwelche Berichte und Koordinierungsstellen und periodische Berichte!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, diese Koordinierungsstelle macht eines: Sie produziert Verwaltung, Verwaltung und noch einmal Verwaltung – ich ha­be das schon letztens im Plenum gesagt. Was mich eigentlich ein bissel enttäuscht (Abg. Leichtfried: Ein „bissel“? Wieso nur ein bissel?), das seid ihr, liebe Kollegen von der ÖVP. Wir haben im gemeinsamen Regierungsprogramm im Jahr 2017 als eine der wichtigsten Überschriften gehabt: Abbau von Struktu­ren und Abbau von Verwaltung und ein schlankerer Staat. Meine Damen und Herren, ich glaube, wenn ihr euch auch von diesem Prinzip verabschiedet habt, ist es höchste Zeit für Neuwahlen und Zeit für eine FPÖ-geführte Bundesregierung, damit das Geld wieder bei den Menschen ankommt und nicht in den Strukturen und in der Verwaltung versickert. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schroll: Muss ja nicht gleich so arg sein! – Zwischenruf des Abg. Loacker.)

14.57



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 115

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Joachim Schnabel. – Bitte.


14.57.48

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Her­ren! Kollege Linder von der FPÖ hat gesagt, die Regierungsparteien sollen mit der Opposition sprechen, um auf die Ideen der FPÖ im Klimaschutz zuzu­gehen. Kollege Linder, geschätzte FPÖ-Fraktion, seit fast vier Jahren höre ich Ih­nen zu: Sie haben keine einzige Idee zum Klimaschutz! (Ruf bei der FPÖ: Er ist erst seit drei Wochen wieder da!) Sie sagen immer nur, Klimaschutz sei wichtig, präsentieren aber keine Maßnahme. Man muss wirklich sagen, dass Sie in gewissen Dingen oft etwas daherschwadronieren, was nicht passt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Kollege Kassegger von der FPÖ hat in seiner Erstrede militant von Torpedos gesprochen. Sie haben gesagt, Klimaschutz gefährde die Demokratie. (Abg. Kassegger: So, wie er gemacht wird von der Europäischen Union, ja! Von der Leyen befiehlt, und alle haben zu hupfen!) Es ist umgekehrt: Kein Klima­schutz gefährdet Demokratie, kein Klimaschutz führt dazu, dass die Autokratien stärker werden. Mit Ihrer Art und Weise, wie Sie mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern umgehen, geht das nicht mehr weiter, weil Sie überhaupt nicht akzeptieren – ob das jetzt Corona ist, ob das das Klima betrifft –, was die Wissenschaft sagt. Vor allem im Klimaschutz gibt es über 90 000 Wis­senschafter, die ganz klar sagen: Wir haben eine Erderwärmung und wir müssen diesbezüglich Maßnahmen treffen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Na die 90 000 erklären Sie mir einmal ganz genau!) – Ja, Herr Kollege Kickl.

Und weil immer wieder China als Beispiel genannt wird, muss man schon kurz zusammenfassen: China macht mehr in erneuerbarer Energie als Amerika und die Europäische Union zusammen. (Abg. Wurm: Mehr Geschäft!) 49 Prozent der Windkraftwerke entstehen in China, 44 Prozent der Fotovoltaikanlagen weltweit entstehen in China. (Abg. Rauch: ... totalitäre System!) Also auch da hinkt


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der Vergleich, und Sie liegen leider nicht richtig. Genauso ist es nicht richtig, dass die CO2-Bepreisung nur in Österreich, nur in der EU stattfindet, 50 Staaten weltweit haben mittlerweile ein CO2-Bespreisungssystem. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Rauch.Herr Kollege Rauch, danke, dass Sie sich zu meinem Outfit äußern.

Ich würde Ihnen aber empfehlen, was das Thema Energiewende im Ver­kehrssektor betrifft, sich bei Kollegen Hofer zu erkundigen, weil der am 28. Mai 2018 gesagt hat, das Elektroauto wird in Zukunft in Österreich auch eine ganz wichtige Rolle einnehmen. (Abg. Rauch: Nicht die Hauptrolle! Nicht die Hauptrolle!) Also erkundigen Sie sich selbst einmal klubintern!

Ich sage Ihnen: Wir von der ÖVP betreiben den Klimaschutz so, dass Wert­schöpfung passiert und dass dementsprechend die Natur und das Lebensumfeld für unsere nächsten Generationen da sind. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Rauch: Der Wirtschaftsbund wäre da die ...!)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ! Was ist eine staatstragende Partei? (Ruf bei der SPÖ: Ihr nicht mehr!) Ich habe mich in der letzten Zeit sehr oft gefragt, warum Sie – wirklich aus einer geschichtlichen Dimension he­raus – Ihre Werte verloren haben.

Als die ÖVP unter Kreisky in der Opposition war, hat die ÖVP bei 76 Zweidrittelgesetzen mitgestimmt. (Abg. Matznetter: Weil sie gut waren, diese Gesetze!) Also wir haben immer gewusst, was es heißt, für dieses Land zu arbeiten, und wie wichtig es ist, als staatstragende Partei bei gewissen Gesetzen mitzustimmen. Wir waren immer konstruktiv und haben das Wohl der Bür­gerinnen und Bürger im Auge behalten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Holzleitner.)

Kollegin Herr ist vermutlich in Ihrer Partei eine der wenigen, die sich effektiv für den Klimaschutz einsetzen. (Abg. Schroll: Ja, aber ihr macht Klimaschutzgesetze seit 880 Tagen! Die hat nichts zu tun, die arme Frau!) Es ist wirklich betrüblich, von


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der Abschaffung der CO2-Bepreisung bis zu anderen Dingen, dass Sie nicht mehr mitstimmen und keinen Klimaschutz mehr mitbeschließen. Sie fordern ihn und setzen ihn nicht um. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Eines muss man zum Energieeffizienzgesetz noch sagen, weil es noch nicht angesprochen wurde: Wir haben im vergangenen Jahr, 2022, 376 Terawattstunden Gesamtenergie in Österreich verbraucht (Abg. Wurm: Wie viel?) und schon 5 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 einsparen können, zugegebenermaßen mit viel Aufwand, aber das zeigt auch, dass vieles möglich ist und dass diese 18 Prozent, die wir mit diesem Energieeffizienzgesetz be­schließen, durchaus umsetzbar sind, und vor allem gilt, wie Kollege Hammer von den Grünen gesagt hat, dass eingesparte Energie die beste Energie ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich verstehe vor allem aus Sicht der Bauwirtschaft auch nicht ganz, warum die SPÖ, Baugewerkschafter Muchitsch, da nicht zustimmt. Sie stimmen nicht zu, 190 Millionen Euro in die Bauwirtschaft, vor allem im Bereich der Gebäude­sanierung, zu investieren, die jetzt, nachdem die Baukonjunktur quasi das Hoch erlebt hat, ein wesentlicher Faktor ist, um dementsprechend Arbeitsplätze zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Schroll: Schlecht eingelesen! Schlechte Rede!)

Geschätzte Damen und Herren, wir vonseiten der ÖVP tragen gemeinsam mit dem Koalitionspartner mit dem Beschluss des Energieeffizienzgesetzes und des Stromkosten-Ausgleichsgesetzes Verantwortung für Österreich. Wir ersparen den österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern 7 Mil­lionen Euro an Strafzahlungen (Abg. Schroll: Weil ihr es fünf Jahre ver­schlafen habt!), wir sichern den Standort ab, wir haben Maßnahmen gegen Carbonleakage, wir unterstützen die Industrie. (Abg. Schroll: Fünf Jahre! 2018! Nichts getan!) Vor allem für den Klimaschutz gehen wir mit Verantwortung voran, weil auch Klimaschutz Verantwortung braucht und nur mit Wertschöpfung ge­lingt. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.03



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 118

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maria Theresia Niss. – Bitte.


15.03.49

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Frau Staatssekretärin! Sehr geschätzter Herr Minister! Sehr ge­ehrte Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn ich sie jetzt nicht im Saal sehe, möchte ich trotzdem die Möglichkeit nutzen, mich auch bei Kollegin Rendi-Wagner zu bedanken. Ich habe ihren Einsatz immer sehr geschätzt, auch, wie respektvoll sie mit Kolleginnen und Kollegen umgegangen ist. Ich habe die Standhaftigkeit bewundert, mit der sie mit Querelen in der eigenen Partei um­gegangen ist, und ich möchte ihr wirklich für die Zukunft alles, alles Gute wünschen. (Allgemeiner Beifall.)

Jetzt möchte ich aber zum Thema kommen. Der Tag heute ist ein guter und wichtiger für die Industrie und vor allem für die Leute und für die Arbeiter, die dort, vor allem in der energieintensiven Industrie, arbeiten, denn wir stel­len heute mit dem Stromkosten-Ausgleichsgesetz sicher, dass die Indus­trie wettbewerbsfähig bleibt.

Vielleicht erkläre ich Ihnen auch, was wir hier beschließen, weil das gar nicht so einfach zu verstehen ist. Es ist so, dass die Kosten, die durch den Kauf von Zertifikaten entstehen, die in letzter Zeit natürlich stark gestiegen sind, an die Kunden weitergegeben werden. Das ist natürlich gerade für die energiein­tensive Industrie, die Metallindustrie, die Stahlindustrie, die Chemieindustrie, die Papierindustrie, von der wir ja einen sehr, sehr starken Sektor in Österreich haben, tatsächlich wettbewerbsnachteilig.

Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass viele von diesen Industriebetrieben et cetera abwandern. Diese Gefahr ist real, sie nennt sich Carbonleakage. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe Betriebe und die Industrie schon lange nicht mehr so besorgt wie in letzter Zeit gesehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 119

Das ist aber nicht nur schlecht für den Standort, sondern, meine Damen und Herren, auch für das Klima, und zwar für das Weltklima, denn was pas­siert? – Österreichs Industrie produziert normalerweise sehr, sehr umweltfreundlich. Das ist in der Papierindustrie, in der Stahlindustrie, in der Metallindustrie so, überall. Es ist ja so, dass die Industrie nicht einstellt, sondern dass sie abwandert. Also die Emissionen wandern ab, mit ihnen aber auch die Arbeitsplätze, und ich glaube, das ist nicht im Sinne von Österreich.

Daher hat die EU auch die Möglichkeit eingeräumt, dass diese Ausgleichskosten ausgeglichen werden. Das war 2013 so, und viele der Länder in unserem Um­feld haben das auch schon in Anspruch genommen.

Ich darf Ihnen (eine Karte von Europa in die Höhe haltend) eine Grafik zeigen. Sie sehen, wir sind umgeben von Ländern, die das schon haben. Das sind Deutschland, Frankreich et cetera. Ich glaube, deswegen ist es so wichtig, dass wir das jetzt auch tun, dass wir dieses Stromkosten-Ausgleichsgesetz heu­te beschließen.

Es ist höchste Eisenbahn für das Klima, für den Standort, aber vor allem auch für die Arbeitsplätze, und deswegen möchte ich auch auf die SPÖ zu sprechen kommen. Ich verstehe wirklich nicht, wie ihr dagegenstimmen könnt. Ich meine, ich merke es eh schon, es ist euch ein bisschen unangenehm, weil das nie­mand von euch jetzt im Plenum erwähnt hat. Ihr könnt das nämlich gar nicht verteidigen. Kollege Matznetter hat im Ausschuss schon all sein Pulver verschossen. Ich glaube, er wurde auch widerlegt, deswegen hat er es wahr­scheinlich jetzt auch gar nicht erwähnt.

Herr Kollege Keck, ich verstehe einfach nicht, wie Sie Ihren Kollegen und Kolleginnen erklären können, dass Sie hier heute tatsächlich dagegenstimmen, dass Sie es in Kauf nehmen, dass Arbeitsplätze abwandern. Wie funktio­niert das? Erklären Sie mir das! Wie stehen Sie morgen oder nächste Woche vor Ihren Kollegen und Kolleginnen? Bitte überlegen Sie es sich vielleicht doch noch einmal! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 120

Was man nämlich auch sagen muss: Das, was wir hier beschließen, ist treffsicher, denn wen fördern wir? – Wir fördern nur die Betriebe, die tatsächlich diesen erhöhten Kosten ausgesetzt sind und bei denen es eine tatsächliche Gefahr einer realen Abwanderung gibt. Noch genauer und noch treffsicherer können wir diese Förderung gar nicht machen.

Zweitens: Es ist eine Förderung, die sich die Industrie selbst zahlt. Es werden nämlich 75 Prozent von den Erlösen, die von den CO2-Zertifikaten kom­men, dafür verwendet – der Minister hat es schon erwähnt –, 233 Millionen Euro, die aus der Industrie kommen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, deswegen ist es auch so wichtig, dass wir dieses Gesetz heute auf den Weg bringen. Wir machen es rückwirkend für 2022, und es ist mein dringlicher Appell – und da schaue ich auch zu unserem Koalitionspartner –, dass wir das erweitern.

Ich sage es auch deswegen: Es ist wichtig für das Land. Wir sind ein Industrie­standort, und es ist mir lieber, wir sind ein Industriestandort, als wir sagen irgendwann, die Industrie stand dort.

Es ist im Interesse der Arbeitsplätze, des Wohlstands, des Klimas, und eigentlich dachte ich mir auch immer, es sei im Interesse der SPÖ, aber da werde ich heute leider eines Besseren belehrt. – Danke. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordne­ten der Grünen sowie des Abg. Scherak.)

15.08


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dietmar Keck zu Wort. – Bitte. (Ruf bei der ÖVP: Er traut sich! – Abg. Schroll: Schnell, schau! Jetzt ist er da!)


15.09.06

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Es ist schon eine Freude, wenn sich die ÖVP freut, wenn ein SPÖ-Abgeordneter herausgeht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 121

Zur Thematik, meine Damen und Herren: Das Erste, was ich hier klarstelle: Ich bin kein Abgeordneter der Voestalpine, sondern Abgeordneter (Abg. Mi­chael Hammer: Der Sozialisten, ja!) des Bezirkes Linz und gewählt von den Be­wohnerinnern und Bewohnern meines Wahlkreises, des Bezirkes Linz und des Bezirkes Linz-Land.

Zum Zweiten, meine Damen und Herren: Wieso sind wir denn dagegen? – Das ist auch, glaube ich, sehr klar gebracht worden: Wir sind bei der Strom­preiskompensierung dagegen, weil Sie das nur rückwirkend für 2022 machen. Schauen Sie sich alle anderen Länder in Europa an! Die haben es bis 2030 gemacht, aber dazu sind Sie ja nicht fähig. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Tanja Graf und Niss.)

Wenn Ihnen wirklich etwas an der Industrie liegt, liebe Kollegin Graf, dann bringen Sie jetzt hier einen Entschließungsantrag ein, dass Sie die Strompreiskompensation, wie in allen anderen Ländern auch, bis 2030 machen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Tanja Graf und Niss.) Das wäre fair für die Beschäftigten, das wäre fair für die Bevölkerung, aber nicht das, was Sie hier be­treiben, liebe Frau Kollegin Graf. (Abg. Michael Hammer: So ein Unsinn!)

Zum Energieeffizienzgesetz, liebe Kollegin Graf: Was machen Sie denn mit diesem Gesetz? – Genau diejenigen, die die Gewinne abgeschöpft haben, neh­men Sie aus, genau die stellen Sie frei, und alle anderen, nämlich die Steu­erzahlerinnen und Steuerzahler, genau die kleinen Leute in Österreich lassen Sie das bezahlen. Das ist unfair, das ist ungerecht, daher sind wir dagegen. (Bei­fall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Weil euch die Leute wurscht sind! Partei für Menschen! Diese Argumentation hinkt von vorne bis hinten!)

15.10


15.10.40

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall. (Abg. Michael Hammer: Da trauts euch nach Linz am Wochenende?)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 122

Damit kommen wir jetzt zu den Abstimmungen, die ich über jeden Aus­schussantrag – wie immer – getrennt vornehme.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Energieeffizienzgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2050 der Beilagen.

Wer sich dafür ausspricht, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Damit kommen wir zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich“. (Abg. Wöginger: Das ist der Falsche! – Abg. Wurm: Der ist zu TOP 2!) – Entschuldigung. Wir haben im Croquis die­sen Antrag in dieser Form, Herr Abgeordneter Wurm: Herr Abgeordneter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Recht auf Grundversorgung bei Ener­gielieferanten in Österreich“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir haben jetzt noch einen Entschließungsantrag der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen muss verhindert werden“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 123

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend Stromkosten-Ausgleichsgesetz 2022 samt Titel und Eingang in 2051 der Beilagen.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen. (Rufe bei der ÖVP: Ah! Peinlich für die SPÖ!)

15.13.083. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den An­trag 3427/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Le­benshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (2052 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir kommen nun zum 3. Tagesordnungspunkt.

Hinsichtlich dieses Berichtes weise ich darauf hin, dass eine Fristsetzung bis 31. Mai 2023 beschlossen wurde. Ein Verzicht auf die 24-stündige Auflie­gefrist des Ausschussberichtes ist nicht erforderlich.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Frau Bundesministerin Susanne Raab im Hohen Haus und erteile der ersten Rednerin, Frau Abgeordneter Eva Maria Holzleitner, das Wort. – Bitte schön.


15.14.00

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir sind heute hier zu


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einer Sondersitzung zusammengekommen, weil vor Wochen vollmundig ange­kündigt worden ist – seitens der Regierungsfraktionen und der Bundes­kanzler hat das hier auch selbst verkündet –, dass ein großes Paket gegen die Kinderarmut kommen wird.

Was ist jetzt in diesem Tagesordnungspunkt enthalten? – Na, nicht einmal eine Schmalspurversion, wenn wir ehrlich sind. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Na, so was!) Die von uns vor Wochen verlangte und einberufene Sondersitzung wurde gerade deshalb abgetan, weil die Regierung ja ach so viel gegen die Teuerung und insbesondere die Kinderarmut vorhabe und einen ganz großen Wurf plane – aber dieser große Wurf ist wirklich absolut nicht in dem vorliegenden Gesetzesantrag zu finden!

Versprochen wurden Zahlungen für Kinder aus Familien, die Mindestsicherung, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Notstandshilfe beziehen, oder für Alleiner­zieher:innen, die weniger als 2 000 Euro brutto verdienen. Von Beginn an war aber zum Beispiel unklar, was in die 2 000 Euro brutto auch tatsächlich miteinkalkuliert wird. Werden da andere Beihilfen miteinbezogen? Bezieht sich das rein auf das Gehalt? – Alles unklar.

Heute wird ein Großteil dieser Zielgruppen weiterhin im Regen stehen gelassen, weil sich der vorliegende Antrag ausschließlich auf Bezieher:innen von Min­destsicherung und Sozialhilfe bezieht. Für alle anderen Zielgruppen wird mit dem heutigen Tag genau gar nichts beschlossen, kein einziger Euro. Außerdem: Par­lamentarisch brauchen wir über diesen Murks gar nicht mehr weiter zu dis­kutieren, weil er aus dem Wirtschaftsausschuss und nicht aus den zuständigen Ausschüssen hier im Parlament kommt. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Shetty.)

Es wäre höchst an der Zeit, dass die Regierungsfraktionen und die Regierung tatsächlich auch ins Arbeiten kommen. Halbierung der Armut stand im Regierungsprogramm – maximal ein Jahr haben Sie noch Zeit. Wo ist diese Hal­bierung der Armut? – Wir sehen sie nicht. Die Zahlen geben sie nicht her. Die Armut steigt. Salbungsvolle Worte füllen keine leeren Teller, werte Kollegin­nen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)


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Wenn wir sehen, dass jedes fünfte, beinahe jedes vierte Kind in Österreich von Armut betroffen oder bedroht ist, so heißt das: weniger Bildungschancen, weniger Teilhabe, weniger Freizeitmöglichkeiten, weniger Kreativchancen, nicht am Kindergeburtstag der Schulkolleginnen und Schulkollegen teilnehmen können und vor allem auch kein regelmäßiges gesundes oder warmes Essen.

17,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind armuts- oder ausgren­zungsgefährdet. Das heißt, das Einkommen liegt unter der Armuts­schwelle. Diese Personen sind erheblich materiell depriviert oder leben in einem Haushalt mit geringer Erwerbsintensität, viele davon sind Frauen. Wir müs­sen nach wie vor warten, dass Sie 2 Euro am Tag – 2 Euro am Tag! – Kindern aus diesen Zielgruppen zusprechen. Wir müssen noch immer warten! Es handelt sich um 2 Euro pro Tag, die diese Teuerung nicht abfedern werden, die Kinderarmut nicht abwenden werden, und diese 2 Euro haben Sie nicht auf die Reihe bekommen – seit Wochen nur vollmundige Ankündigungen! (Beifall bei der SPÖ.)

Notwendig wären aber eine gute Absicherung, keine Almosen, eine Unterhalts­garantie, die auch tatsächlich Alleinerzieher:innen und ihre Kinder unter­stützt, eine Kindergrundsicherung, keine Almosen, keine Einmalzahlungen, son­dern tatsächlich ein armutsfestes Sozialnetz, Rechtsansprüche und kein Bittsteller:innentum – insbesondere, weil man Angst vor den nächsten Wahlen hat und um die Gunst so mancher Wählerin und so manchen Wählers
buhlt –, sondern tatsächlich Selbstbestimmung für Kinder, für Alleinerzieher:in­nen, für Frauen, für die Menschen.

Das Beste aus beiden Welten wurde angekündigt – eine Versprechung (Abg. Michael Hammer: Ihr habt selber drei Welten!), wahrscheinlich schon eine Verheißung, würde ich fast meinen. (Abg. Schroll: Und ihr werdet bald nicht mehr recht viele sein, weil alle angeklagt sind!) Statt Halbierung der Armut gibt es wachsende Ungleichheit und noch immer keine wirkliche Beteiligung von Millio­närinnen und Millionären, Milliardären, dass sie auch zur Kasse gebeten werden und ihren Beitrag leisten.


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Ein kurzer Exkurs noch, weil ich wirklich mit viel Bauchweh zu dieser Sonder­sitzung gefahren bin: Gestern gab es eine Veranstaltung in Linz – einige Kolleginnen und Kollegen waren auch dabei –, Jugend im Dialog, mit jungen Menschen, die in Projekten für Arbeitssuchende dabei sind. (Abg. Eßl: Die kommt erst am Samstag! – Ruf bei der ÖVP: Die Veranstaltung mit Bauchweh kommt am Samstag! – Ruf bei der SPÖ: Geh bitte!) Diese jungen Menschen haben berichtet, sie haben kein Geld, und wenn sie Hunger haben, essen sie den ganzen Tag nichts. Wenn sie Einladungen zu Schnuppertagen in einem Be­trieb haben und dieser Betrieb nicht fußläufig erreichbar ist, müssen sie zu Hause bleiben, weil sie sich das Busticket nicht leisten können. Diese jungen Menschen dürfen wir nicht im Stich lassen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

15.19


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Markus Koza zu Wort. – Bitte schön.


15.19.21

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute be­schließen wir ein Gesetz, das aus meiner ganz persönlichen Sicht wahrscheinlich eines der wichtigsten Hilfspakete ist, das wir im Rahmen dieser Teuerungs­maßnahmen beschließen beziehungsweise dann ab morgen beschlossen haben werden. Heute setzen wir tatsächlich Maßnahmen zur Unterstützung von besonders armutsgefährdeten Familien und ganz besonders von armutsgefähr­deten Kindern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieses Thema eignet sich wirklich nicht für Polemik und nicht für Verunsicherungen. Wenn Verunsicherung dort (in Richtung SPÖ weisend) herrscht, soll sie bitte dort bleiben, aber sie soll nicht bei den Betroffenen landen, die diese Hilfe und Unterstützung dringend brau­chen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)


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Wir beschließen heute – das wurde in der letzten Sitzung eingebracht – ein Gesetz, das sicherstellt, dass Menschen, die in Mindestsicherung und Sozialhilfe sind und die Kinder haben, ab 1. Juli bis Ende Dezember nächsten Jahres, also über eineinhalb Jahre, monatlich zusätzlich 60 Euro für jedes Kind, das sie haben, bekommen.

Nicht nur das: Menschen in Mindestsicherung bekommen künftig – auch bis En­de des Jahres – ebenfalls 60 Euro zusätzlich. Und wir beschließen ein Ge­setz, mit dem das Schulstartpaket für Schüler:innen, deren Eltern Mindestsiche­rung und Sozialhilfe bekommen, von 120 Euro auf 150 Euro aufgestockt und nicht nur einmal im Jahr, sondern zweimal im Jahr ausbezahlt wird. (Beifall und Bravoruf bei den Grünen sowie Beifall bei der ÖVP.)

Dann davon zu sprechen, dass das eine Pipifaxmaßnahme wäre, halte ich ehrlich gesagt dem Anlass überhaupt nicht angemessen, weil sie eine Hilfe für Zehn­tausende Menschen, für Zehntausende Kinder und deren Familien ist. Das lasse ich mir nicht schlechtmachen.

Ich bin auch froh darüber, dass wir heute – wie wir es angekündigt haben, wie der Sozialminister es angekündigt hat – auch die anderen Gesetzestexte eingebracht haben, in denen ganz klar geregelt ist, dass auch Kinder, die aus Familien von Alleinerzieher:innen, von Alleinverdiener:innen stammen (Abg. Schroll: Weil ihr es nicht geschafft habt bis heute! – Abg. Wöginger: Eine Woche! Eine Woche haben wir gebraucht! Entschuldigung!), die aus Fami­lien stammen, in denen es Arbeitslosengeldbezieher:innen, Notstandshilfebezie­her:innen, die eine Ausgleichszulage bekommen, gibt, genau die gleiche Leistung bekommen, wie es im Ministerratsvortrag auch drinnen steht. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ich bin wirklich froh, dass die Verunsicherung damit ein für alle Mal ein Ende hat. Klar ist, dass die Menschen, denen man gesagt hat, dass sie die Hilfe bekom­men, diese auch entsprechend bekommen.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, es geht um Hunderttausende Kinder, die von Armut betroffen sind, die armutsgefährdet sind. Da besteht, wie ge­sagt, dringender Handlungsbedarf, da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und diese Regierung geht auch nicht zur Tagesordnung über, sondern sie handelt. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Sie haben das „nicht“ nach „handelt“ vergessen!)

Zuletzt: Eine reiche Gesellschaft wie die österreichische darf Kinderarmut nicht hinnehmen, sie muss sie bekämpfen, weil kein Kind übrig bleiben darf. Ich bin sehr froh, dass zahlreiche NGOs, Sozialinitiativen, die Wirtschaftsforscher und -expert:innen dieses Paket ausdrücklich begrüßen, und ich bin außer­ordentlich froh, dass wir mit diesem Paket (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Das Paket, das heute nicht beschlossen wird!) die finanzielle Situation von ar­mutsgefährdeten Familien verbessern. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wer hier ständig davon spricht, dass Maßnahmen gegen die Teuerung gesetzt werden müssen, muss diesem Paket auch zustimmen. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

15.23


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Klubvorsitzende Beate Meinl-Reisinger. – Bitte.


15.23.25

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrte Frau Prä­sidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Zunächst, liebe Pamela, von Herzen vielen Dank für die Zusammenarbeit in den letzten Jahren! Ich möch­te dir auch persönlich sagen, dass ich diese Zusammenarbeit und auch deine Expertise in so schwierigen Zeiten wie der Pandemie unendlich geschätzt habe. Ich habe dich oft angerufen und gefragt, wie du etwas siehst. Ich möchte im Namen meiner Fraktion auch sagen, dass wir deine Sachlichkeit und


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Integrität sehr geschätzt haben und der Meinung sind, dass die Politik da­von durchaus eine höhere Dosis vertragen könnte. Von Herzen alles Gute für die Zukunft! (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

„Heimat großer Töchter und Söhne“ – so besagt es unsere Bundeshymne und das ist ein großes Versprechen. Aber haben alle Kinder in Österreich die Chance, große Töchter und Söhne zu werden? Wenn 368 000 Kinder und Jugendliche in Österreich armutsgefährdet sind, können wir dann davon sprechen, dass wir wirklich das Versprechen der Chancengerechtigkeit geben?

Es ist das ein Umstand, der für eine angeblich christlich-soziale Volkspartei, die seit 1986 in der Regierung ist, eigentlich ein Armutszeugnis ist: 368 000 Kin­der und Jugendliche sind von Armut betroffen, und sie haben nicht, wie andere Kinder, die Chance, sich zu entfalten, ein eigenständiges Leben zu leben und ihre Talente, Neigungen und Begabungen zur vollen Entfaltung zu bringen.

Jetzt gibt es die Inflation, und das ist natürlich ein Thema, das vor allem die Schwächsten ganz besonders trifft. Wir – wie übrigens auch alle Wirt­schaftsforscher – haben in den vergangenen Monaten massiv kritisiert, dass Sie mit der Gießkanne durchs Land gegangen sind und eigentlich jedes Problem, das Sie gesehen haben, mit Geld beworfen haben. Sie haben damit die Inflation auch noch angefeuert, angefacht, sie ist bei uns höher als in anderen euro­päischen Ländern, das heißt, die Menschen in Österreich leiden noch mehr da­runter. (Abg. Wöginger: Die geht zurück!)

Unser Vorschlag war immer, treffsicher zu helfen, und zwar gerade denen, die es brauchen, und das sind sicher armutsgefährdete Kinder und Jugendliche. Deshalb haben wir es sehr begrüßt, dass Sie die Ankündigung eines großen Pa­kets zur Bekämpfung der Kinderarmut gemacht haben. Und das ist das Pro­blem: Sie machen eine Sondersitzung mit einer großen Ankündigung für ein Pa­ket, betreiben eine Politik der Schlagzeilen und des Versprechens und kom­men heute mit einem mageren Teil, mit einem Fünftel dessen, was Sie eigentlich angekündigt haben. (Zwischenruf des Abg. Sieber.)


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Sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP und den Grünen, das ist eine Verhöhnung, das reicht nicht, also brauchen wir keine Sondersitzung. (Beifall bei den NEOS.)

Ich finde das eigentlich grotesk. Es erinnert mich ein bisschen an den ehemaligen Bundeskanzler Kurz, bei dem ich immer den Eindruck hatte, dass nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht. – Legen Sie ein Paket auf den Tisch, das ordentlich durchdacht ist (Abg. Wöginger: Ist eingebracht, Frau Kollegin! – Abg. Ottenschläger: Aber die Wirklichkeit ist eben nicht überall zu Hause!), dann werden wir dem auch zustimmen! Aber nur Ankündigungen machen – das sollte man gerade auf dem Rücken der Schwächsten in unserer Gesellschaft nicht tun. (Beifall bei den NEOS.)

Es gibt ein anderes Thema, das ich an dieser Stelle auch ansprechen möchte. Al­so, wir hätten das Paket schon mitgetragen, aber heute tragen wir es ein­mal nicht mit, wir warten auf das, was da noch kommt, denn ich finde, was Sie da vorlegen, ist einer Sondersitzung wirklich unwürdig. (Abg. Wöginger: Hallo! Es gibt ja die anderen zwei Punkte auch!)

Aber: Wir müssen das Thema Kinderarmut auch strukturell bekämpfen. Natür­lich ist es richtig, in Zeiten der Teuerung den Schwächsten, den Kindern und Familien, die armutsgefährdet sind, mehr Geld zu geben, aber in Wirklichkeit haben wir in Österreich ein strukturelles Problem mit Chancenungerechtig­keit, mit Kinderarmut. Und ich vermisse eine tatkräftige, zukunftsorien­tierte Bundesregierung, die sagt: So, jetzt krempeln wir einmal die Ärmel hoch und schauen, dass wir das Problem strukturell an der Wurzel packen!

Wir leben in einer Zeit von enormen Umbrüchen, und gerade jetzt muss man doch Weichenstellungen vornehmen, damit man nicht in einem Jahr, in zwei Jahren, in drei Jahren auch wieder nur zu einer Fantasielösung kommt und weiter Geldgeschenke verteilt, und wirklich sagen: Wir schaffen eine gerech­te, freie Chancengesellschaft in Österreich! (Beifall bei den NEOS.)


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Es ist eigentlich ganz simpel, denn der Hebel dafür ist – und das wissen wir – die beste Bildung und Ausbildung für unsere Kinder. Das heißt, der Hebel setzt natürlich in der Frühpädagogik, in der allerbesten Kinderbetreuung an, und wir wissen, dass wir in Österreich da hinterherhinken. Das wäre doch eine strukturelle Maßnahme, und ich erwarte mir übrigens gerade auch von den Grünen in einer Bundesregierung, dass sie sagen: Jetzt kommt der große Masterplan, wie wir das Thema Chancengerechtigkeit und damit auch Kinderar­mut an der Wurzel packen. Bauen wir die Kinderbetreuung wirklich aus, schaffen wir einen Rechtsanspruch und machen wir verdammt noch einmal jede Schule zu einer Ganztagesschule! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Höfinger: Du kannst mir nicht sagen, dass du einen einzigen Bürgermeister in deinen Reihen hast! – Abg. Michael Hammer: Eine Ampelrede! Linke Ampelrede!)

Was machen Sie? – Sie predigen ein reaktionäres Familien- und Frauenbild und zahlen Frauen, wenn sie ihre Kinder nicht in Betreuung geben, zukünftig Herdprämien aus. Das schafft keine Chancengerechtigkeit, das ist auch nicht das Bild einer modernen Familie, einer modernen Frau. Es ist ein Schaden für die Kinder, denen Sie die beste Bildung vorenthalten.

Wissen Sie, was richtig ist? – Es ist das, was unser Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr in Wien macht (Abg. Michael Hammer: Was tut der überhaupt? Was macht der von Beruf? – Abg. Höfinger: Der ist es wert, dass er hier zitiert wird! – Abg. Michael Hammer: Fragen Sie den einmal irgendwas in Wien! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP), der das Problem ganz strukturell an der Wurzel packt. Er baut die Kinderbetreuung massiv aus, er baut die Ganztagesschulen mas­siv aus, er hat ein Paket gegen Kinderarmut auf den Tisch gelegt, durch das armutsgefährdete Familien zunächst einmal in allen Kindergär­ten und Schulen keinen Essensbeitrag, keinen Nachmittagsbeitrag mehr zahlen. Dieses Paket beinhaltet, dass Schulen gerade für die Kinder der Schwächs­ten zukünftig auch kostenlose Schulmaterialien zur Verfügung stellen; das ist übrigens Standard in Finnland, wo bei den Pisa-Tests im Bildungsbereich auch alle besser abschneiden. (Abg. Michael Hammer: Da werden 2 Milliarden


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verschoben, und er wird nicht einmal informiert! – Abg. Höfinger: Das ist verwegen, den hier zu zitieren! Das ist wirklich verwegen! – Abg. Michael Hammer: Er hat den Strolz bezahlt für Beratung, das macht der Wiederkehr! 30 000 Euro für Strolz von Wiederkehr! Abg. Steinacker: Unter Freunden!)

Jetzt legt er noch eines drauf, und das ist eine wirkliche Sensation und eine strukturelle Maßnahme: Zukünftig ist in allen Wiener Pflichtschulen für alle Kinder – und das ist, auch wenn es so einfach klingt, wahrscheinlich der größte Hebel – ein gesundes warmes Mittagessen kostenlos. (Ruf bei der ÖVP: Na genau, das muss der Staat ...!) Nehmen Sie sich das zum Vorbild! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Steinacker: Das Wort Subsidiarität kommt bei den NEOS nicht mehr vor! – Abg. Michael Hammer: Ein wiederkehrender Versager in Wien! – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Das Ludwig-Schnitzel!)

15.29


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Philipp Schrangl. – Bitte. (Abg. Meinl-Reisinger – in Richtung ÖVP : Seids nicht neidig! Ihr könnt ja Geld verteilen, wie Sozialisten es halt so tun! – Abg. Wöginger: Der gute Vize hat gerade um 10 Prozent das Essen erhöht! –Abg. Michael Hammer: Rote Machtzementierer!)


15.30.03

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Ministerin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Diese Bundesregie­rung versagt auch in der Bekämpfung der Auswirkungen dieser Teuerungskrise auf dem Wohnungsmarkt. Die schwarz-grüne Koalition steht wohnpolitisch leider konsequent auf der Seite von Vermietern und Anlegern. So wurde es zum Beispiel im Bereich des sozialen Wohnbaus – ich muss immer wieder da­rauf hinweisen, weil sich leider immer noch nichts geändert hat –, konkret bei der Wohnungsgemeinnützigkeit, Anlegern ermöglicht, gemeinnützige Wohnungen zum Sozialtarif zu kaufen und anschließend frei zu vermieten. Dadurch werden leistbare Sozialwohnungen, die man jetzt so dringend brauchen


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würde, um die Wohnkosten zu dämpfen, in gewinnträchtige Renditeobjekte transformiert.

Man hält leider immer noch an diesen Maßnahmen fest – sowohl gegen jedwede Vernunft wie auch gegen umfassende Expertisen, entgegen den Warnungen der gemeinnützigen Branche selbst, entgegen der Kritik an der mehr als zweifel­haften Legistik durch Verfassungsrichter Michael Holoubek und entgegen den Warnungen der Sozialpartner in Gestalt der Wirtschafts- und der Arbeiter­kammer.

Doch diese von ÖVP-Partikularinteressen gesteuerte Wohnpolitik setzt sich auch im Geltungsbereich des Mietrechtsgesetzes konsequent und syste­matisch fort. Die ungeheuren Lasten dieser Teuerungskrise werden mietrechtlich unmittelbar und faktisch ausschließlich auf die Bewohner überwälzt. Das ist eine gesellschafts- und sozialpolitisch unverantwortliche Politik, die weite Teile der Menschen in unserem Land an den Rand der Armut oder darüber hinaus drängt. Mieten steigen so stark wie noch nie, berichtete „Die Presse“ am 31.5.2023. „Immer mehr Menschen befürchten Zahlungsprobleme beim Woh­nen“, sagt „Der Standard“. (Abg. Wöginger: „Standard“! Seit wann lesen die Blauen den „Standard“?)

Die Statistik Austria weist das nach. Tatsächlich sind seit Beginn der Erhebungen die Mieten nie so stark gestiegen wie gegenwärtig. Ein Ende dieser Entwick­lung in Österreich ist leider nicht in Sicht – im Gegenteil: Die nächsten Mieterhöhungen stehen vor der Tür. Um 5,51 Prozent sollen die Kategoriemie­ten im Juli steigen, nachdem sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, allein im Jahr 2022 bereits dreimal erhöht wurden. Diese vier Miet­sprünge kumulieren sich auf dramatische 24 Prozent, wie etwa die Arbeiter­kammer nachweist. (Abg. Ottenschläger: Sag auch, dass das die billigsten Mieten sind! Maximal 4 Euro!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese katastrophale Entwicklung ist aber alles andere als alternativlos. Es gäbe die Alternative. Ich freue mich,


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dass auch die Katholische Aktion Österreichs, wie ich gerade gelesen habe, die Forderung nach einer Mietpreisbremse unterstützt.

Es gibt auch internationale Vorbilder, die dieses Problem anders regeln. Im Bereich der Eidgenossenschaft Schweiz zum Beispiel – die ist jetzt wirklich nicht für ihre besondere sozialistische oder kommunistische Politik bekannt – dürfen Indexierungen der Miete lediglich 40 Prozent der Inflationsrate ausma­chen, bei einer dortigen Inflationsrate von weniger als 3 Prozent. In Schott­land und Wales – normalerweise auch als besonders neoliberale Musterländer gescholten – wurden die Mieterhöhungen ausgesetzt und ein Mietende­ckel eingezogen. Um nur wenige Beispiele herauszugreifen: Portugal, Spanien – 2 Prozent. Währenddessen werden die Menschen in Österreich mit Almo­sen in Form von Einmalzahlungen vertröstet. (Abg. Ottenschläger: Gratulation zum Vorbild Spanien!)

Was hinter diesem wohnpolitischen Totalversagen steckt, hat die grüne Bautensprecherin Nina Tomaselli hier am Pult schon einmal offenbart. Sie hat gesagt – ich zitiere wörtlich –: „Die ÖVP stellt immer neue Gegenforde­rungen für eine Mietkostenbremse auf. Warum? Die ÖVP möchte ihre wohlha­bende Klientel beschützen, das Schicksal der vielen MieterInnen darf da nicht stören.“ (Abg. Wurm: Ah, die Nina!)

Sehr verehrte Damen und Herren, daher stelle ich folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regierungsvorlage


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zuzuleiten, die einen Mietenstopp und folgende Sofortmaßnahmen für leistbares Wohnen vorsieht:

1. Schaffung einer gesetzlichen Regelung zum Einfrieren der Richtwert- und Kategoriemieten bis inklusive 2026,

2. sowie daran anschließend einer Indexierungsmöglichkeit von maximal zwei Prozent,

3. Ausdehnung des Vollanwendungsbereiches des MRG anhand thermisch-ener­getischer Kriterien,

4. Befristungsverbot für gewerbliche bzw. institutionelle Vermieter im Wohn­bereich,

5. gesetzliche mieterseitige Verlängerungsoption um ein Jahr bei gleichblei­bender Miete für alle Bestandsverträge, die innerhalb“ dieses „Jahres auslaufen,

6. Bundeszuschuss zur Wohnbauförderung im Ausmaß von 0,6 Prozent des BIP für jedenfalls 15 Jahre,

7. Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, wirksame Steuerbegünsti­gungen für Sanierung und Investitionen und“

verbesserte und verschnellerte Abschreibemöglichkeiten für Vermieter:innen und Mieter, wenn sie thermisch-energetisch sanieren.

*****

Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, den letzten Punkt habe ich im Entschließungsantrag nicht, dieser lautet: „wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierung und Investitionen“.



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Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (fortsetzend): Entschuldigung, das ist dop­pelt hineingerutscht. Sie haben recht.

15.35


Präsidentin Doris Bures: Gut.

Bei Punkt 5 heißt es nicht „innerhalb dieses“, sondern „innerhalb eines Jahres auslaufen“. – Nur damit wir das ordnungsgemäß einbringen.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl

und weiterer Angeordneter

betreffend Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter

eingebracht im Zuge der Debatte über den Top 3: Bericht des Ausschusses für Wirt­schaft, Industrie und Energie über den Antrag 3427/A der Abgeordneten Nor­bert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesge­setz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (2052 d.B.)

Die Bundesregierung versagt insbesondere auch in der Bekämpfung der Auswir­kungen der Teuerungskrise auf dem Wohnungsmarkt. Die schwarz-grüne Koalition steht wohnpolitisch konsequent an der Seite von Vermietern und Anlegern. So wurde es etwa im Bereich des sozialen Wohnbaus – konkret der Wohnungsgemein­nützigkeit – Anlegern ermöglicht, gemeinnützige Wohnungen zum Sozialtarif zu kaufen und anschließend frei zu vermieten. Dadurch werden leistbare Sozialwoh­nungen in gewinnträchtige Renditeobjekte transformiert. Man hält an dieser Maßnahme fest – sowohl gegen jedwede Vernunft wie auch gegen umfassende Ex­pertisen: Entgegen den Warnungen der gemeinnützigen Branche,1 entgegen


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der Kritik an der mehr als zweifelhaften Legistik durch Verfassungsrichter Michael Holoubek2 und entgegen den Sozialpartnern in Gestalt der Wirtschafts-3 und Arbeiterkammer.4

Von ÖVP-Partikularinteressen gesteuerte Wohnpolitik setzt sich auch im Geltungsbereich des Mietrechtsgesetzes konsequent und systematisch fort. Die ungeheuren Lasten der Teuerungskrise werden mietrechtlich unmittelbar – und faktisch ausschließlich – auf die Bewohner überwälzt. Eine gesellschafts- und sozialpolitisch unverantwortliche Politik, die weite Teile der Menschen in diesem Land an den Rand der Armut oder darüber hinaus drängt. „Mieten steigen so stark wie noch nie“, berichtete „Die Presse“ am 31.05.2023.5 „Immer mehr Menschen befürchten Zahlungsprobleme beim Wohnen“ berichtet „Der Standard“.6 Die STATISTIK AUSTRIA weist nach: Tatsächlich sind seit Beginn der Erhebungen die Mieten nie so stark gestiegen wie gegenwärtig. Ein Ende dieser Entwicklung ist in Österreich nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die nächsten Mieterhöhungen stehen bereits an. Um 5,51 Prozent sollen die Kategoriemieten im Juli steigen – nachdem sie allein im Jahr 2022 bereits drei Mal erhöht wurden.7 Diese vier Mietsprünge kumu­lieren sich auf dramatische 24 Prozent, wie etwa die Arbeiterkammer nachweist.8

Diese katastrophale Entwicklung ist alles andere als alternativlos. Internationale Vorbilder wie etwa die Schweiz belegen dies: Im Bereich der Eidgenossen­schaft dürfen Indexierungen der Miete lediglich 40 Prozent der Inflationsrate aus­machen,9 in Schottland und Wales wurden Mieterhöhungen ausgesetzt bzw. Mietendeckel eingezogen10 – um nur wenige Beispiele herauszugreifen. Währenddessen werden die Menschen in Österreich mit Almosen in Form von Einmalzahlungen vertröstet. Was hinter diesem wohnpolitischen Totalver­sagen steckt, offenbarte die grüne Bautensprecherin Nina Tomaselli:

„Die ÖVP stellt immer neue Gegenforderungen für eine Mietkostenbremse auf. Warum? Die ÖVP möchte ihre wohlhabende Klientel beschützen, das Schicksal der vielen MieterInnen, darf da nicht stören“11


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Dieser wohnpolitische ÖVP-Klientelismus gegen leistbares Wohnen, gegen die Menschen in Österreich muss gestoppt werden. Leistbares Wohnen als grundlegende Säule leistbaren Lebens ist möglich. Folgende Sofortmaßnahmen sind zunächst zu setzen, um eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt herbeizuführen:

1. Mietenstopp – Keine Erhöhung der Kategorie- und Richtwertmieten

Die Erhöhung der Richtwert- und Kategoriemieten ist bis inklusive 2026 auszusetzen – wie es der Antrag 3090/A der laufenden Gesetzgebungsperiode bereits vorge­sehen hat.12

2. Limitierung der Indexierung aller Mieten

Die Indexierungen sämtlicher Mieten im Wohnbereich werden daraufhin mit zwei Prozent – dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank – limitiert. Diese Maßnahme soll mittelfristig zu einem Absinken der Realmieten führen, um leistbares Wohnen zu befördern und wieder ein Gleichgewicht zwischen Mietern und Vermietern herzustellen.

3. Ausdehnung des Vollanwendungsbereiches des MRG anhand thermisch-energe­tischer Kriterien

Thermisch-energetisch für die jeweilige Gebäudekategorie unterdurchschnittliche Bausubstanz im mehrgeschoßigen Segment soll in den Vollanwendungsbe­reich des Mietrechtsgesetzes integriert werden. So werden erforderliche Sanierungs­anreize gesetzt und gleichzeitig breite Segmente bisher frei vermietbarer Woh­nungen in das regulierte, leistbare Spektrum verschoben. Der Trend des Abschmel­zens preisgebundener Miete wird umgekehrt. Erst wenn ein überdurchschnitt­licher thermisch-energetischer Gebäudestandard erreicht ist, soll für die Dauer typi­scher Förderungsdarlehen (ca. 35 Jahre) wieder freie Mietzinsbildung möglich sein.

4. Befristungsverbot für gewerbliche bzw. institutionelle Immobilieneigentümer

Befristete Mietverhältnisse bei Hauptwohnsitzwohnungen sind zu verbieten, sofern es sich um gewerbliche bzw. institutionelle Vermieter handelt. Es wurde etwa


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durch Erhebungen STATISTIK AUSTRIA nachgewiesen, dass Befristungen zu den we­sentlichen Kostentreibern auf dem Wohnungsmarkt zählen13 – und durch ein weitgehendes Verbot eine wesentliche Entschleunigung der Marktdynamik herbei­geführt würde.

5. Gesetzlich zwingende Verlängerungsoption befristeter Mietverträge

Auslaufende Mietverhältnisse führen gerade in Zeiten sinkender Kaufkraft zu besonderer sozialer Unsicherheit. Nahezu jede zweite Hauptwohnsitzwohnung wird lediglich befristet vermietet.14 Wohnungswechsel sind mit erheblichen Mehr­kosten verbunden, die für breite Teile der Bevölkerung derzeit keinesfalls tragbar sind. Folglich sind befristete Bestandsverhältnisse im Wohnbereich – die innerhalb von drei Jahren auslaufen würden – mit einer gesetzlich zwingenden mieterseitigen Verlängerungsoption bei gleichbleibender Miete auszustatten.

6. Bundeszuschuss zur Wohnbauförderung

Die Ausgaben der Länder für die Wohnbauförderung rangieren derzeit bei lediglich 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Dies entspricht insbesondere unter den derzeitigen Rahmenbedingungen dramatisch gestiegener Baukosten, hoher Bodenpreise und steigender Kapitalmarktzinsen in keiner Weise dem realen Bedarf. Um geförderte Neubauleistung auch mittelfristig gewährleisten zu können, ist hier ein wesentlich stärkerer Mitteleinsatz erforderlich, der durch einen bundesseiti­gen, jedenfalls 15-jährigen Zuschuss im Ausmaß von 0,6 Prozent des BIP ermöglich werden soll. Geförderte Wohnungen sollen bundesweit analog zu § 8 Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz bevorzugt an österreichische Staats­bürger vergeben werden.

7. Wohnbauinvestitionsbank

Die Situation wesentlich höherer Zinsniveaus an den Kapitalmärkten wird sich voraussichtlich weiter verschärfen und strukturell etablieren. Deshalb erneuern wir unsere Forderung nach einer Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, um langfristige, günstige Kredite für den leistbaren Wohnbau sicherstellen zu können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 140

Die entstehenden Wohnungen sollen analog zu § 8 Wohnungsgemein­nützigkeitsgesetz bevorzugt an österreichische Staatsbürger vergeben werden.

8. Wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierungen und Investitionen

Umfassende Wohnpolitik muss auch geeignete Investitionsanreize setzen. Hier wäre die AfA entsprechend zu beschleunigen, um Sanierungen und Investitionen zu attraktiveren.

Vor diesem Hintergrund stellen die unterfertigten Angeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regierungsvorlage zuzulei­ten, die einen Mietenstopp und folgende Sofortmaßnahmen für leistbares Wohnen vorsieht:

1. Schaffung einer gesetzlichen Regelung zum Einfrieren der Richtwert- und Kate­goriemieten bis inklusive 2026,

2. sowie daran anschließend einer Indexierungsmöglichkeit von maximal zwei Prozent,

3. Ausdehnung des Vollanwendungsbereiches des MRG anhand thermisch-energe­tischer Kriterien,

4. Befristungsverbot für gewerbliche bzw. institutionelle Vermieter im Wohnbereich,

5. gesetzliche mieterseitige Verlängerungsoption um ein Jahr bei gleich­bleibender Miete für alle Bestandsverträge, die innerhalb eines Jahres auslaufen,

6. Bundeszuschuss zur Wohnbauförderung im Ausmaß von 0,6 Prozent des BIP für jedenfalls 15 Jahre,


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7. Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierung und Investitionen und

8. wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierung und Investitionen“

1     https://kurier.at/chronik/wien/sozialwohnungen-drohen-in-die-hand-von-investoren-zu-fallen/402250359

2     Holoubek/Hanslik-Schneider in Illedits, Wohnrecht Taschenkommentar (2022) § 7 WGG Rz 4

3     https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230306_OTS0115/pisecky-anlegerwohnungen-im-gemeinnuetzigen-wohnbau-widersprechen-
jeder-sozialen-treffsicherheit

4     https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230405_OTS0094/ak-naechster-anschlag-auf-leistbares-wohnen-droht

5     https://www.diepresse.com/6294344/mieten-stiegen-so-stark-wie-noch-nie

6       https://www.derstandard.at/story/3000000172503/befuerchtungen-zu-zahlungsproblemen-bei-wohn

7     https://www.derstandard.at/story/2000139564796/kategoriemieten-steigen-im-november-schon-wieder

8     https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230529_OTS0013/ak-preiskeule-schlaegt-bei-kategoriemieten-im-juli-kraeftig-zu

9     https://www.mieterverband.ch/mv/mietrecht-beratung/ratgeber-mietrecht/top-themen/mietzinserhoehung.html

10    https://www.derstandard.at/story/2000140983062/die-inflation-treibt-die-mieten-braucht-es-einen-mietendeckel

11    https://kurier.at/politik/inland/mietpreisbremse-gruene-oevp-debatte-wohnkostenzuschuss/402373167


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12    https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/A/3090

13    STATISTIK AUSTRIA, Wohnen 2022 (2023), https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/Wohnen-2022_barrierefrei.pdf, Seite 52

14    STATISTIK AUSTRIA, Wohnen 2022 (2023), https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/Wohnen-2022_barrierefrei.pdf, Seite 37

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist somit ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Petra Wimmer. – Bitte.


15.36.19

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Sehr geehrte Regierungsfraktionen, als Sie nach großem Druck endlich ein Paket für von Armut betroffene Familien angekündigt haben, dachte ich: End­lich, endlich hat die Regierung die Notlage von den vielen Familien in Österreich erkannt, die durch die Teuerungen und durch die anhaltende hohe Inflation kaum über die Runden kommen. Da Sie genau für heute, am Internationalen Kin­dertag, eine Sondersitzung einberufen haben, dachte ich, Sie nutzen die Ge­legenheit, die Bekämpfung von Kinderarmut endlich strukturell und nachhaltig anzugehen. Meine Hoffnung war, dass die Regierung Kinderarmut endlich in den Fokus nimmt und Modelle ausarbeitet oder dass die Regierung zumindest heute den Tag nutzt, um nach 1,5 Jahren Koordinierung endlich, endlich den Na­tionalen Aktionsplan Kindergarantie vorlegt. Das wäre ein notwendiger und längst überfälliger Schritt zur Bekämpfung von Kinderarmut.

Was die Regierung heute vorlegt, ist nichts davon, denn 60 Euro im Monat lösen kein strukturelles Problem. (Beifall bei der SPÖ.)


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Die Familien wissen nicht mehr, wie sie ihre Kosten bezahlen sollen. Da sind 60 Euro im Monat für jemanden, der jeden Euro dreimal umdrehen muss, bevor er ihn ausgibt, keine nachhaltige Unterstützung. Strukturelle Probleme wer­den also dieses Mal nicht gelöst, wieder setzt die Regierung auf Sonderzahlun­gen, die keinen einzigen Preis senken, die kein einziges Kind aus der Armut holen. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese mangelnde Ernsthaftigkeit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen zeigt die Regierung eben auch dadurch, dass sie beim Nationalen Aktionsplan zur Kindergarantie säumig bleibt. Dieser wird seit eineinhalb Jahren von den Regie­rungsfraktionen koordiniert. Auf die mehrmalige Frage, wann er denn nun endlich vorgelegt wird, wann er fertig ist, wann wir zu arbeiten beginnen kön­nen, habe ich immer die gleiche Antwort in verschiedenen Variationen bekommen: bald, demnächst, zeitnah, in der finalen Abstimmung – und das seit Monaten.

Sehr geehrte Damen und Herren, eineinhalb Jahre sind im Leben eines Kindes eine sehr, sehr lange Zeit. Jedes Kind sollte das Potenzial, das es in sich trägt, auch entwickeln können, unabhängig vom Schulabschluss der Eltern oder davon, wie viel sie verdienen. Das wird mit Ihrem Paket nicht möglich sein. Es wird heute lediglich eine befristete Sonderzahlung für Bezieher:innen von So­zialhilfe und ihre Kinder geben. Das ist eine wichtige Unterstützung für die­se Familien, ohne Zweifel, aber nur mit dieser Sonderzahlung kann es eben nicht getan sein, nicht nur weil vier von den angekündigten fünf Gruppen heute gar nichts erhalten, sondern auch weil Sonderzahlungen nicht nachhaltig sind und kein einziges Kind in Österreich aus der Armut holen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wollen keine Einmalzahlungen mehr, wir wollen keine Sonderzahlungen mehr. Wir wollen die Menschen nicht mehr zu Bittstellern machen, wir wollen Kinderarmut in Österreich abschaffen. Daher bringe ich für meine Frak­tion einen Entschließungsantrag ein, mit dem das möglich wäre:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bekämpfung von Kinderarmut“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Medien und Integration im Bundeskanzleramt sowie der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Maßnahmen­paket gegen Kinderarmut vorzulegen, welches eine Kindergrundsicherung, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz sowie ein gesun­des, warmes Essen am Tag für jedes Kind in allen Bildungseinrichtungen vor­sieht.“

*****

Sehr geehrte Mitglieder der Regierungsfraktionen, Sie haben im Koalitions­abkommen versprochen, die Armut in Österreich zu halbieren. Tatsäch­lich passiert ist, dass die Armut unter dieser Regierung zugenommen hat. Das sind vier verlorene Jahre. Es liegen genug Vorschläge auf dem Tisch; es gibt genug Expertinnen und Experten, die da mitarbeiten möchten, mitwirken könnten. Fangen Sie endlich an, Kinderarmut in Österreich nachhaltig zu bekämpfen! (Beifall bei der SPÖ.)

15.40

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Wimmer, Christian Oxonitsch, Eva-Maria Holzleitner, BSc, Genossinnen und Genossen,

betreffend Bekämpfung von Kinderarmut


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eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3427/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshal­tungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-
LWA-G) geändert wird (2052 d.B.) in der 217. Sitzung des Nationalrates am 1. Juni 2023

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit von Armut betroffen als der Rest der Bevölkerung. 17,5 Prozent Kinder und Jugendli­che unter 18 Jahren machten im Jahr 2022 rund ein Viertel (23 Prozent) al­ler Armutsgefährdeten aus. Mehr als jede 5. armutsgefährdete Person ist unter 18 Jahre alt. Laut EU-SILC-Zahlen waren 2022 353.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, das entspricht einem Ausgren­zungs- oder Armutsgefährdungsrisiko von 22 Prozent. 316.000 Kinder und Ju­gendliche unter 18 Jahren bzw. 19 Prozent waren 2022 armutsgefährdet.

Eine aktuelle Studie der Gesundheit Österreich GmbH Wien kommt zu erschre­ckenden Ergebnissen: Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, aufgrund eines Mangels an finanziellen Mitteln ihre Kinder nur eingeschränkt vor Kälte in der Wohnung schützen zu können. 58 Prozent der im Februar und März 2023 interviewten Eltern schildern, dass sie aufgrund der steigenden Heizkosten andere Bedürfnisse ihrer Kinder - wie Freizeitaktivitäten, Kleidung und auch Essen - einschränken. Drei von vier Kindern mussten sogar Straßen-Winterkleidung im pri­vaten Haushalt anziehen, um vor Kälte im Wohnraum bewahrt zu werden.

Trotz dieser Entwicklungen kommt die Bundesregierung ihren Zielen, in dieser Legislaturperiode „den Anteil von armutsgefährdeten Menschen in einem ersten Schritt zu halbieren“ sowie „Kein Kind darf in Österreich zurückgelassen werden“ 1 in keiner Weise näher. Ganz im Gegenteil: Bereits im März 2022 hätte Österreich der EU-Kommission einen Nationalen Aktionsplan gegen Kinder-


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armut vorlegen müssen, doch auch in dieser Hinsicht ist bislang nichts gesche­hen. Das Regierungsversagen bei der Armutsbekämpfung ist einmal mehr offensichtlich.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Kinder daheim frieren und am Abend Toastbrot essen müssen. Arm zu sein, heißt für Kinder in Österreich: Öfter krank zu werden, kein Zimmer für sich zu haben, zu wenig Gewand, zu wenig gutes Essen, kein Geld für Sport, Musik, einen Nachmittag mit Freunden zu bekommen. Arme und armutsge­fährdete Kinder sind öfter alleine, werden ausgegrenzt und lernen früh Angst und Scham kennen: Können sich meine Eltern die Wohnung noch leisten? Muss ich mit löchrigen Schuhen zum ersten Schultag? Werden meine Freunde lachen, weil ich nicht mit ins Kino kann? Armut macht krank, sie raubt Kindern die Chance auf eine gute Ausbildung, auf ein langes Leben, auf Stolz und Zufriedenheit. Schlechte Gesundheit und mangelnde Bildungschancen verursachen zudem nicht nur persönliches Leid, sondern auch gesellschaftliche Kosten. Jedes Kind hat ein Recht auf ein gutes Leben. Und dieses Recht ist nicht von der Geldbörse der Eltern abhängig.

Daher schlagen wir drei Schritte zur Bekämpfung von Kinderarmut vor.

Schritt eins: Eine Kindergrundsicherung.

Expert:innen haben Modelle für eine Kindergrundsicherung einwickelt, wonach jedes Kind einen Grundbetrag, den es zum Leben braucht, erhält. Kinder, die in Haus­halten mit geringem Einkommen leben, erhalten zusätzlich einen Betrag. Durch treff­sichere Staffelung sorgen wir dafür, dass jedes Kind genug zum Leben hat.

Schritt zwei: Ein Kind – ein Bildungsplatz.

Rechtsanspruch auf einen Bildungsplatz bedeutet: Auf jedes Kind wartet in jedem Alter ein Platz, an dem es die Förderung bekommt, die es braucht, um später die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben verwirklichen zu können. Das reicht von altersgerechter Betreuung im Kleinkindalter bis zum Schulabschluss.


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Schritt drei: Ein gesundes, warmes Essen am Tag für jedes Kind.

Die gesundheitlichen Folgen von Mangelernährung im Kindesalter lassen sich nie wieder gut machen. Deshalb muss jedes Kind in Österreich ein gutes, ausgewogenes Essen bekommen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Medien und Integration im Bundeskanzleramt sowie der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Maßnahmenpaket gegen Kinder­armut vorzulegen, welches eine Kindergrundsicherung, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz sowie ein gesundes, warmes Essen am Tag für jedes Kind in allen Bildungseinrichtungen vorsieht.“

1     Regierungsprogramm 2020-2024, Seiten 168, 195

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Norbert Sieber. – Bitte.


15.41.14

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Minister! Herr Minister! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Bedingt durch eine Vielzahl multipler Krisen weltweit und eine dadurch hohe Teuerung wird das Leben teurer und für manche schwerer leistbar. Die gute Nachricht ist: In dieser Situation steht diese Regierung helfend an der Seite der Menschen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Das ist aber nicht erst jetzt der Fall, wie ein Blick auf die vielen Maßnahmen der Bundesregierung zeigt. Auch wenn Sie es nicht mehr hören können: Es hat mit der Erhöhung des Familienbonus auf jährlich bis zu 2 000 Euro pro Kind für Kinder bis 18 Jahre begonnen. Für über 18-Jährige sind es jährlich 650 Euro, für Personen mit geringem Einkommen wurde der Kindermehrbetrag auf 550 Euro pro Kind erhöht. Es gab einen Teuerungsausgleich für vulnerable Gruppen in der Höhe von 300 Euro. Auch der Klima- und Antiteuerungsbonus von 500 Euro pro Erwachsenem und 250 Euro pro Kind hat den Menschen spürbar geholfen. Eine zusätzliche Familienbeihilfe hat den Familien automatisch 180 Euro pro Kind mehr gebracht.

Unser Beschluss, sämtliche Familienleistungen jährlich automatisch zu valorisieren, wirkt bereits und entlastet Menschen, vor allem Familien, die unter dieser Teuerung leiden. Auch die Abschaffung der kalten Progression, die lange diskutiert wurde und von uns nun umgesetzt wird, hilft und entlastet. (Bei­fall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Fischer.)

Als eine Entlastung, wenn auch nicht von der Regierung kommend, sondern von unseren Betrieben erbracht, wirken sich die durchwegs hohen Lohnabschlüs­se aus. Das ist ein wichtiger Hebel zur Bewältigung dieser Krise, und ich danke den Sozialpartnern der Wirtschaft, allen voran unseren Unternehmerin­nen und Unternehmern ausdrücklich, dass damit eine richtige Antwort auf die Herausforderungen der Teuerung gegeben wurde.

Meine Damen und Herren! All diese Maßnahmen bewirken, dass in Österreich die Reallöhne gestiegen sind und die Kaufkraft gestärkt wurde. Das ist ein Riesenerfolg dieser Regierung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Weil nun aber besonders vulnerable Gruppen von der Teuerung in besonderem Ausmaß betroffen sind, wird die Bundesregierung einmal mehr ihrer Ver­antwortung gerecht und hat ein umfassendes Maßnahmenpaket insbesondere gegen die Kinderarmut geschnürt. Der heutige Gesetzesantrag bezieht


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sich auf den Bereich der Sozialhilfe und Mindestsicherung, die im Unterschied zu den anderen Maßnahmen von den Ländern ausbezahlt werden. Den Perso­nen, die dieser vulnerablen Gruppe angehören, wird bis Dezember 2024 60 Euro pro Kind und Monat an Unterstützung gewährt. Einer Familie mit zwei Kin­dern, die Sozialhilfe oder Mindestsicherung bezieht, werden bis Dezember 2024 zusätzlich zu allen anderen Unterstützungsleistungen automatisiert und antragsfrei 2 160 Euro überwiesen. Diese Regierung ist sich ihrer Verantwortung also bewusst; unsere Bevölkerung kann sich auf sie verlassen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Von der Sozialdemokratie wurde in Bezug auf dieses Gesetz wieder einmal ein Sturm im Wasserglas entfacht: Natürlich haben wir die Alleinerziehenden und Arbeitslosen nicht vergessen, sondern es war immer klar und geplant, die Regelungen für diese Gruppe, weil eben diese Leistungen nicht von den Ländern ausbezahlt werden, in einem eigenen Antrag zu tätigen. Der Antrag 3430 liegt Ihnen bereits vor.

Da aber die Kritik von den Sozialdemokraten so besonders laut ist, schauen wir uns doch einmal an, was Sie dort, wo Sie Verantwortung tragen, so ma­chen. Während wir auf Bundesebene ein Gesetz beschlossen haben, dass Fami­lien- und Sozialleistungen automatisch valorisiert, also wertangepasst wer­den, gibt es in Wien ein Valorisierungsgesetz, das die Gebühren anpasst. Diese Bundesregierung entlastet die Menschen, doch die Wiener Sozialdemo­kraten lassen den Menschen dieses Geld nicht. Durch erhöhte Gebühren steckt man es in die eigenen Budgettaschen. (Ruf bei der ÖVP: Ja, ja!)

Meine Damen und Herren! Ein paar Beispiele dazu: Im Zeitraum 2010 bis 2022 betrug die Inflation insgesamt 23 Prozent. Die Mieten im Wiener Gemein­debau wurden aber weit darüber hinaus erhöht, nämlich um 35 Prozent. – Politik der SPÖ! (Abg. Heinisch-Hosek: Du redest so viel Unsinn!) Die Wasserge­bühr wurde nicht um 23 Prozent, sondern um 55 Prozent gesteigert. – Politik der SPÖ! (Abg. Leichtfried: Der nächste Bewerber für den Wiener Landtag!) Und, meine Damen und Herren, sogar das Sterben musste teurer werden, denn


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die Gräbergebühren wurden um satte 88 Prozent erhöht. – Politik der SPÖ! (Rufe bei der ÖVP: Oh! Unglaublich! Unglaublich! Das ist Sozialismus!)

Meine Damen und Herren, nehmen wir aber nicht den Zehnjahresvergleich, nehmen wir allein die Gebührenerhöhungen der Stadt Wien im Jahr 2023. Anstatt die Menschen zu entlasten, wurden die Abwasser-, Müll- und Wassergebühren um 5,2 Prozent erhöht, die Parkgebühren um satte 13,6 Pro­zent, der Besuch der Bäder, der so wichtig für die Gesundheit der Men­schen ist, wurde um 16,7 Prozent und die ORF-Landesabgabe der Stadt Wien wurde auf 69,6 Euro, also um 7,4 Prozent, gesteigert. Andere Länder wie Niederösterreich streichen diese Gebühr oder andere wie Vorarlberg hatten sie gar nie. – Wiederum: Politik der SPÖ!

Meine Damen und Herren! Der Gipfel ist schon – und da möchte ich auch die Ausführungen der Kollegin Meinl-Reisinger ansprechen –, dass Sie hier von einer Forderung der ÖVP reden, die nun von Wiederkehr umgesetzt wird, aber in Wirklichkeit haben Sie das Essen für die Kinder um über 10 Prozent teurer gemacht. Schämen Sie sich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren, nicht dass Sie glauben, nur uns fallen diese Zahlen auf, nein, auch der Rechnungshof kritisiert immer wieder, dass die Stadt Wien mit ihren Gebühren nicht nur die Kosten abdeckt, sondern sich vielmehr auf dem Rücken der Wienerinnen und Wiener die Budgettaschen füllt. Man fragt sich ja wirklich: Wem fällt ein solches die Menschen belastendes Valorisierungsgesetz ein? Es wurde gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und der Grünen von einer SPÖ-Alleinregierung beschlossen. – Also wiederum: Politik der SPÖ!

Wenn Sie nun glauben, dass diese Gebührenüberschüsse, also das Geld, das man den Wienerinnen und Wienern über die Kostenabdeckung hinaus aus der Tasche zieht, nur eine Kleinigkeit sind, dann bitte ich Sie, sich festzuhalten: Im Zeitraum 2012 bis 2021 machten diese Gebührenüberschüsse in Wien


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1,6 Milliarden Euro aus – 1,6 Milliarden Euro! Also dort, wo die SPÖ Verantwor­tung trägt, stopft man sich ungeniert die Budgettaschen voll, und hier, wenn die Bundesregierung Entlastungen für die Menschen beschließt, springt man auf und ruft: Haltet den Dieb! (Abg. Meinl-Reisinger: Das sind doch keine Entlastungen, das ist Geld!) Das geht so nicht, meine Damen und Herren! Das werden die Menschen auch erkennen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren! Wir bleiben auf unserem Weg an der Seite der österreichischen Bevölkerung. Wir entlasten und helfen dort, wo es notwen­dig ist. Diese Regierung ist sich ihrer Verantwortung zu jeder Stunde be­wusst. (Abg. Meinl-Reisinger: Das sind doch keine Entlastungen, das sind Förderun­gen!) Wir laden Sie ein, dem vorliegenden Entlastungspaket aus vollem Herzen zuzustimmen. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeord­neten der Grünen.)

15.48


Präsidentin Doris Bures: Nunmehr hat sich Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister. (Abg. Leichtfried: Die nächste Bewerbung für den Wiener Landtag! Wer da aller hinwill, ist ja unglaublich! Ja, mich wundert das, Herr Bundesminister!)


15.48.56

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Ich nicht, Herr Kollege Leichtfried, ich nicht. Ich bewerbe mich nicht dafür. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Vielleicht zur Einordnung in die Reihe der Pakete, die die Bundesregierung schon beschlossen hat: Es ist ja nicht das erste Paket, wir haben in den vergangenen Jahren als Bundesregierung jedenfalls als Reaktion darauf, dass wir natürlich um die Situation wissen und die Probleme auch wahrnehmen, schon einige Pa­kete beschlossen. Und glauben Sie mir, als Sozialminister weiß ich das sehr genau, weil ich sehr oft erstens mit den Einrichtungen im Gespräch bin, die


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Hilfe, Unterstützung anbieten, auch draußen bin, mit Betroffenen rede, und mir ist klar, dass die Situation, die wir haben, für viele eine ganz, ganz schwierige ist und dass die letzten Jahre der Pandemie natürlich ihre Spuren hinterlas­sen haben, auch dann in Kombination mit Energiekrise und Teuerung, wenn es um den Einkauf geht.

Das war ja der Punkt, warum die Bundesregierung bereits sehr früh damit begonnen hat, Hilfszahlungen auf den Weg zu bringen, die – wie ich meine, zu Unrecht – oft nach dem Motto: zu wenig, zu spät!, als Einmalzahlungen denunziert werden. Wir sind dann dafür kritisiert worden: Das ist Gießkanne, das ist nicht treffsicher! – Ich verwehre mich dagegen, zu sagen, das ist nicht treffsicher, weil davon Menschen profitiert haben, die das Geld drin­gend gebraucht haben. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Eßl.)

Die Mindestpensionistin, der Mindestpensionist und die Alleinerzieherin haben davon profitiert. Sie haben dieses Geld bekommen und es für die Zahlung ihrer Miete, ihres Einkaufs oder der Energiekosten verwenden müssen und kön­nen. Da ist das Geld angekommen. Um beim Vorwurf der fehlenden Treff­sicherheit zu bleiben: Ja, diesbezüglich haben wir gelernt, weil in der Entschei­dungsfindung zwischen schnell sein und treffsicher sein oft ein Spagat zu machen ist. Genau diesen Spagat haben wir beim vorliegenden, heute zu beschließenden Paket hinbekommen. Wir haben mit der Wirtschaftsfor­schung gesprochen und haben uns angeschaut: Ja, wie muss denn das sein, damit es nicht inflationstreibend ist, damit es treffsicher ist und damit es auch rechtzeitig in die Gänge kommt? Deshalb ist nicht über den langen und korrekten parlamentarischen Weg vorgegangen worden, sondern so, wie es sich darstellt. Das wurde von den NEOS zu Recht kritisiert. Das nehme ich auf meine Kappe, das habe ich auch im Ausschuss gesagt, aber das ist dem Bemühen geschuldet, so rasch wie möglich in die Auszahlung dieser Hilfe zu kommen.

Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob ein zweimal – im September und im Februar – ausbezahltes Schulstartpaket sofort erhöht wird und ob die


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60 Euro pro Kind jetzt oder erst im Herbst ausbezahlt werden. Das sind sub­stanzielle Maßnahmen, die Familien helfen, jetzt über die Runden zu kommen. Wer Sorge hat, dass nur ein Teil beschlossen wird, dem sage ich: Das stimmt einfach nicht! Der Initiativantrag für den zweiten Teil ist heute eingebracht worden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwi­schenruf der Abg. Holzleitner.) Er wird den ordnungsgemäßen parlamenta­rischen Weg nehmen. Das ist ja das, was Sie immer einfordern. (Neuerlicher Zwi­schenruf der Abg. Holzleitner.) – Man kann nicht beides haben, liebe Kollegin, man kann nicht Geschwindigkeit verlangen und den parlamentarischen Lauf ein­halten; das ist manchmal so. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Ober­nosterer. – Zwischenruf des Abg. Lercher.) Im Zweifelsfall, sage ich Ihnen, ent­scheiden wir uns für rasche Hilfe. Die ist notwendig, weil davon ganz konkret 300 000 Kinder in Österreich betroffen sind – und zwar in diesem Fall positiv betroffen sind.

Nächster Punkt: Zu den strukturellen Maßnahmen vielleicht ein Satz, das ist mir auch wichtig. Wir als Bundesregierung haben durch die Anhebung oder Va­lorisierung der Sozial- und Familienleistungen etwas zustande gebracht, worum meine Vorgänger als Sozialministerin und Sozialminister jahrzehntelang gekämpft haben – etwas, das sie aber nicht geschafft haben. Das ist eine essen­zielle strukturelle Maßnahme, die hilft, Armut in diesem Land zu verhindern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Geld ausgeben ist keine strukturelle Maßnahme!)

Zu den wichtigen großen strukturellen Maßnahmen, zum Beispiel bei der von Ihnen angesprochenen Bildungspolitik: Ich teile Ihre Einschätzung. Dafür sind dann allerdings Zweidrittelmehrheiten notwendig, die wir im Augenblick nicht haben. Soviel sei auch dazu gesagt. (Abg. Meinl-Reisinger: Dann reden Sie mit uns in der Opposition!) – Ja, aber Sie sind nicht die Garantin dafür, dass die Zweidrittelmehrheit zustande kommt. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber die SPÖ will ja auch gerade über Bildungspolitik reden! – Abg. Wöginger: Reden hilft nichts, man muss zustimmen!)


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Was festzuhalten bleibt – und da habe ich mich sehr über den Redebeitrag der FPÖ gewundert, da bin ich nicht ganz mitgekommen –: Vonseiten der FPÖ wird beklagt, dass die Bundesregierung im sozialen und im gemeinnützigen Wohn­bau die falschen Akzente setzt. Ich habe dunkel in meiner politischen Erin­nerung – ich bin jetzt schon eine Weile dabei –, dass es die FPÖ war, die 60 000 Buwog-Wohnungen zu einem Schleuderpreis verkauft hat (Abg. Leichtfried: Aber das war nicht nur die FPÖ, oder? Da war wer anderer auch noch dabei!) und damit einen Schaden von 1 Milliarde Euro für die Steuerzah­ler:innen verursacht hat. (Beifall bei den Grünen.) – Das war die FPÖ! So viel zum Thema der Kompetenz der FPÖ in Sachen gemeinnütziger Wohnbau! Das ist die Wahrheit – und das ist auch nachzulesen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

15.54


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Yannick Shetty zu Wort. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Bei welcher Partei war denn der Herr Gras­ser gerade, wie das passiert ist? – Abg. Wöginger: Wo gehört denn der Doskozil jetzt hin? – Abg. Meinl-Reisinger: Bitte, ihr könnt euch gegenseitig ... wer noch schlim­mer ist! –Abg. Wöginger: Der Grasser ist im Archiv, aber der andere übernimmt grad deine Partei!)


15.54.29

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle­gen! Werte Zuseherinnen und werte Zuseher! Ich muss ehrlich sagen, ich bin sprachlos, was diese Sondersitzung betrifft. Das ist eine Sondersitzung, die von den Regierungsfraktionen eiligst beantragt wurde. Um Ihnen, werte Zuseherinnen und Zuseher, das auch zu erklären: Das ist eine Sitzung, die außerhalb des Normbetriebes des Parlaments stattfindet, also die ein Sonderinstrument ist, wenn man so möchte.

Diese wurde eiligst einberufen, und der Zweck war – entgegen dem, was wir heute gesagt haben –, ein Paket gegen Kinderarmut vorzulegen. Heute


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findet diese Sitzung statt, und was liegt nicht vor? – Ein Paket zur Bekämpfung von Kinderarmut. Was vorliegt, ist nur ein Bruchteil dessen, was Sie vor­geschlagen haben. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, so etwas wie hier und heute hat es überhaupt noch nie gegeben. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Michael Hammer: Ach, so was?! – Abg. Wöginger: Wie lang bist denn du da? Entschuldigung!)

Jeder Baumeister weiß, dass man, wenn die Schlüsselübergabe ansteht, das gan­ze Haus übergeben muss. Sie haben bei diesem Haus für die Bekämpfung von Kinderarmut nicht einmal die Wände errichtet und veranstalten heute diese Sondersitzung. Unfassbar! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Michael Hammer: So eine Empörung! Künstliche Empörung!) – Nein, Herr Kollege Hammer, das ist keine künstliche Empörung (Abg. Michael Hammer: Na, was denn sonst?!), weil es, auch wenn Sie das offenbar wahnsinnig lustig finden, um etwas sehr Ernstes geht: Bekämpfung von Kinderarmut.

In Ihrer Pressekonferenz (Ruf bei der ÖVP: Ich habe keine gemacht!) haben Sie 500 Millionen Euro zur Bekämpfung von Kinderarmut angekündigt und versprochen (Ruf bei der ÖVP: Der Initiativantrag liegt im Haus, Herr Kollege! Der ist da!) – für Alleinerzieherinnen und für Alleinerzieher, für Bezieherinnen und Bezieher von Notstandshilfe, Arbeitslosengeld, Ausgleichszulage und Sozialhilfe. Wir haben diese Ankündigung gelesen und haben uns gedacht: Gut, dass die Bundesregierung sich endlich dieses Themas annimmt (Abg. Leichtfried: Ja, aber das war auch sehr leichtgläubig!), dass sie erkennt, dass man gegen Kinderarmut etwas tun muss (Abg. Wöginger: ... Antrag erst einmal bringen! Das gibt’s ja nicht!) – und wir schauen uns, wenn dieser Vorschlag kommt, dann konkret an, wie wir uns dazu positionieren.

Jetzt liegt aber nicht einmal ein Vorschlag vor. Es ist ein Rumpfvorschlag (Abg. Zarits: Da ist er! Lesen! Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!), und das ist eine krachende Katastrophe und ein Armutszeugnis, der die unfassbare Unfähigkeit dieser Bundesregierung belegt. Sie helfen nicht jenen, die es brauchen, es gibt keine Treffsicherheit. Sie helfen nicht so, wie Sie sollten, Sie ermöglichen nämlich keine Sachleistungen, sondern Geldleistungen – und Sie halten


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nicht das, was Sie versprochen haben, weil hier heute nur ein Bruchteil dessen zur Beschlussfassung kommt, was Sie angekündigt haben. Statt Kindern in Not zu helfen, statt für die Österreicherinnen und für die Österreicher zu arbeiten, klebt sich diese Bundesregierung, das sieht man in allen mög­lichen Fragen, an die Sessel der Macht. Ich sage Ihnen, wie ich das finde: Ich finde, das ist verwerflich. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenrufe der Abge­ordneten Leichtfried und Wöginger.)

Es ist deswegen eine Katastrophe – Herr Kollege Hammer, weil Sie das zu Beginn so lustig fanden –, weil wahnsinnig viel zu tun ist. Kolleginnen und Kollegen haben das heute schon erwähnt: Über 100 000 Kinder leben in sogenannter manifester Armut. Das heißt, ihre Familien können sich Güter des täglichen Lebens nicht leisten. Ich glaube, gerade viele hier im ÖVP-Sektor können sich nicht vorstellen, was das für 40 000 Kinder, die in Woh­nungen leben, die nicht warm gehalten werden können, und für 80 000 Kinder, deren Familien sich nicht jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine ver­gleichbare vegetarische warme Speise leisten können, bedeutet. 120 000 Kinder leben in Familien, die massiv in Zahlungsrückstand sind. Sie versprechen in einer PK viel, hier im Parlament beschließen Sie wenig und lassen damit die betroffenen Kinder und ihre Familien im Stich. (Abg. Wöginger: Das ist ja ein Wahnsinn!)

Jetzt kommt das Verrückteste (Abg. Wöginger: Ja, das tut’s eh schon!): Man höre Ihrem Kollegen Sieber zu, der übrigens der Redner mit der meisten Rede­zeit in dieser Debatte ist und der nur über Wien redet. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Der besitzt die Dreistigkeit, obwohl Sie nichts zustande bekommen, just jene zu attackieren, die am meisten zur Bekämpfung der Kinderar­mut beitragen. Ich finde das unverschämt! (Beifall bei NEOS und SPÖ. – Abg. Mi­chael Hammer: Der Herr Wiederkehr! Der Hobbystadtrat! Der Hobbystadtrat Wiederkehr, oder was?)


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Ich finde das, was Sie da sagen, unverschämt und total faktenbefreit, weil gerade Christoph Wiederkehr diese Woche eine Initiative vorgestellt hat, die tatsäch­lich Kinderarmut bekämpft. Das kann man doch auch einmal anerkennen. Ich finde es wirklich ein großartiges Projekt für 50 000 Kinder und ihre Familien, dass ein gratis warmes Mittagessen für alle Kinder in Pflichtschulen, die in Ganztagesbetreuung sind, zur Verfügung gestellt wird. Da kann man doch einfach einmal sagen: Das ist großartig und das bringt etwas! (Abg. Stocker: Das ist ja wirklich das Verrückteste!) Ich verstehe das nicht, warum man alles schlechtmachen muss – gerade in dem Punkt, in dem man selber nichts zustande bekommt. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.)

Diese Initiative entlastet übrigens eine Familie mit zwei Kindern in Wien mit 2 000 Euro pro Jahr – und weil dieser Zugang, den wir in Wien wählen, dringend auf Bundesebene notwendig wäre, bringe ich abschließend folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Den Kindern helfen, die es wirklich brauchen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzulegen, die gezielte Sachleistungen für bedürftige Kinder vorsieht.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

15.59

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Den Kindern helfen, die es wirklich brauchen

eingebracht im Zuge der Debatte in der 217. Sitzung des Nationalrats über den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den An­trag 3427/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (2052 d.B.) – TOP 3

Die Regierung hat am 17. Mai ein Maßnahmenpaket im Volumen von € 500 Millio­nen für bedürftige Kinder angekündigt. Die Minister Raab und Rauch erklärten publikumswirksam, dass vier Gruppen geholfen werden solle, nämlich Kindern von

1. Alleinerzieher:innen

2. Notstandshilfebezieher:innen

3. Arbeitslosengeldbezieher: innen

4. Ausgleichszulagenbezieher:innen

5. Sozialhilfebezieher:innen

Der vorliegende Antrag bezieht sich aber nur auf die Gruppe 5, und es fehlen die Gruppen 1 bis 4. Weil in vielen Fällen Bezieher von Notstandshilfe gleichzeitig auch Sozialhilfe beziehen (sogenannte "Aufstocker"), müssen diese Fragen gemeinsam behandelt werden. Der Antrag 3427/A ist daher bestenfalls Stückwerk. Die vollmun­digen Versprechen der Minister Raab und Rauch werden damit nicht ansatzweise eingelöst.

Österreich ist international führend, wenn es um Geldtransfers an Familien geht. Im Bereich der Sachleistungen für Kinder liegen wir allerdings im internationalen


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Vergleich deutlich zurück. Um sicher zu stellen, dass die Steuermittel wirklich treffsi­cher bei den Kindern ankommen, die diese Hilfe unbedingt brauchen, ist daher verstärkt auf Sachleistungen zu setzen. Dazu würde zum Beispiel gehören, den Kin­dern ein warmes, gesundes Mittagessen zur Verfügung zu stellen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzulegen, die gezielte Sachleistungen für bedürftige Kinder vorsieht."

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte. (Abg. Wöginger: Barbara, sachlich bitte wie immer! Das war ein Wahnsinn!)


16.00.04

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Wissen Sie, was die sogenannten Toastbrottage sind? – Das sind jene Tage am Ende des Monats, in denen sich armutsbetroffene Familien keine richtige Mahlzeit mehr leisten können, sondern die Kinder nur mehr Toast­brot essen. Das ist ein Phänomen von vielen, wenn es heißt, dass ein Kind von Armut betroffen ist.

Was bedeutet Kinderarmut noch? – Finanziell schlechtergestellt zu sein heißt nicht einfach nur, weniger Geld zu haben. Es heißt, dass Kinder auch nicht


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mit auf Schulausflüge gehen können, es heißt, dass sie wichtige Anlässe wie den eigenen Geburtstag nicht feiern können. Wenig Geld zu haben bedeutet oft auch soziale Ausgrenzung. Und nicht dazuzugehören ist nicht nur ein unschönes Gefühl, sondern es wirkt sich auch massiv auf die berufliche Laufbahn und Gesundheit unserer Kinder in Österreich aus.

Sie denken vielleicht, das trifft ein paar wenige. Nein, das ist nicht so. Kinder­armut betrifft mehr Menschen, als Graz, die zweitgrößte Stadt Öster­reichs, Einwohner und Einwohnerinnen hat. Und nein, Kinderarmut ist auch kein neues Phänomen und Kinderarmut gibt es auch nicht erst seit der kürzlich hohen Inflation, sondern Kinderarmut ist seit Jahrzehnten traurige Realität, die oft versteckt ist. (Zwischenruf der Abg. Erasim.) – Schön, wenn die Opposi­tion ständig erklärt, was wir machen sollen, obwohl sie es in ihrer eigenen Regie­rungszeit versäumt hat zu tun. Darum müssen wir uns überhaupt mit dem hier beschäftigen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Heinisch-Hosek: Das ist ja auch Unsinn, was Sie da reden! Geh bitte!)

Ja, Lücken aufzuzeigen, das ist wichtig, unbedingt, aber wenn einfach nur faktenwidrig rein zwecks des billigen Populismus über Maßnahmen hergezogen wird, wie über dieses Kinderarmutspaket, obwohl Anträge vorliegen, nur um die Bevölkerung zu verunsichern, dann habe ich kein Verständnis dafür (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), denn das, liebe Kollegen und Kolleginnen der SPÖ, das sind Werkzeuge der FPÖ und das spielt auch nur der FPÖ in die Karten. (Beifall bei den Grünen.)

In der Politik sollte es nicht darum gehen, dass man irgendwelche Maßnahmen von den Regierungsparteien oder von anderen Parteien schlechtredet, son­dern darum, dass wir die besten Ideen finden. Und wir setzen diese Lö­sungen nach intensiven Verhandlungen im Eiltempo um, mit einem zielgerich­teten Paket für Kinder aus finanziell schlechtergestellten Familien mit zu­sätzlich 500 Millionen Euro. Damit geben wir Kindern, Familien, Alleinerziehen­den in dieser schwierigen Zeit finanzielle Sicherheit, und das nicht nur ein­mal, auch nicht mit der Gießkanne, sondern treffsicher und Monat für Monat


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(Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP – Abg. Heinisch-Hosek: Zwei Jahre, nicht einmal! Eineinhalb Jahre!), beginnend mit Juni und bis mindestens Ende 2024, bis wir gemeinsam aus dieser Teuerungskrise rauskommen.

Abgesehen davon wird die kostenlose Nachhilfe mit zusätzlich 10 Millionen Euro ausgebaut, weil Österreich eben nicht die gleichen Bildungschancen für alle bietet, und genauso wird das Schulstartpaket ausgebaut. Das heißt, künf­tig werden über 70 000 Kinder in Österreich 300 Euro im Jahr bekommen. Und dieses Paket loben nicht nur Experten und Expertinnen, auch die Zahlen, die Berechnungen des Budgetdienstes zeigen ganz klar, wie extrem treffsicher unser Paket ist. Es kommt das Geld genau dort an, wo es ankommen muss: bei jenen, die es davor schon nicht einfach hatten. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

Nun noch kurz zu der Partei, die sonst immer am lautesten schreit. Ich fra­ge mich schon, was die FPÖ in den drei Bundesländern macht, in de­nen sie regiert. Wenn man einen Blick nach Salzburg macht: Dort präsentieren Sie eine Herdprämie. Ich habe gedacht, mir haut es den Schütz raus, als ich das gehört habe – eine Herdprämie! (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.) Anstatt dass Sie Frauen die Möglichkeit bieten, arbeiten zu gehen, und endlich dafür sorgen, dass es flächendeckende Kinderbetreuung gibt, speisen Sie Mütter mit einem lächerlichen Taschengeld ab, sodass sie später erst recht in Abhängigkeit und in Altersarmut landen werden. Und dann legen Sie noch eines drauf und erzählen das Märchen von der Wahlfreiheit. Entschuldigen Sie, aber wenn ich keine Kinderbetreuungseinrichtung habe, die so geöffnet hat, dass ich arbeiten gehen kann, dann habe ich bekanntlich keine Wahlfreiheit, dann habe ich diese Wahl nicht! (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

Anstatt zu unterstützen, katapultieren Sie Bundesländer familienpolitisch in die Fünfziger zurück, wo die Frau noch die Erlaubnis vom Mann gebraucht hat, um arbeiten gehen zu dürfen. Ich muss sagen, ich bin es so leid, dass wir ständig lang erkämpfte Frauenrechte und Fortschritte gegenüber konservativen


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und rechten Parteien verteidigen müssen. Wir könnten schon so viel weiter sein. (Beifall bei den Grünen.)

16.05


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Susanne Raab zu Wort gemeldet. – Bitte.


16.05.26

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Wir als Bundesregierung haben in den letzten Jahren Antiteuerungsmaßnahmen im Umfang von 40 Milliarden Euro verabschiedet. Im Zentrum dieser Maßnahmen standen immer die Familien, die Familien als Herzstück unserer Gesellschaft, und die Kinder, die das Schützenswerteste in unserer Gesellschaft sind. Unser Ziel war es, die Kaufkraft der Familien in einer Zeit zu erhalten, in der die Preise hoch sind und die Teuerung die Preise immer mehr in die Höhe treibt. (Abg. Schroll: Da braucht man sich nur die Zahlen anschauen: Die Industrie habt ihr gefördert!) Und, sehr ge­ehrte Damen und Herren, das ist uns gelungen: Die Kaufkraft ist gestiegen, und durch zahlreiche Maßnahmen, die wir gesetzt haben, haben wir sicherge­stellt, dass das Leben auch weiterhin leistbar ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Es gibt viele Dinge, die ich mir auch in diesem Haus nicht von den Abgeordneten kleinreden lasse. Seit vielen Jahrzehnten gibt es Familienleistungen in Öster­reich, gute Familienleistungen: die Familienbeihilfe, das Kinderbetreuungsgeld. Wir haben es als erste Bundesregierung geschafft, all diese Familienleis­tungen an die Inflation anzupassen. Wenn also das Leben teurer wird, steigen auch die Familienleistungen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Nur um einige andere wenige Beispiele zu nennen, die die Familien in schwierigen Zeiten unterstützen: Wir haben auch den Familienbonus von 1 500 auf 2 000 Euro erhöht (Abg. Heinisch-Hosek: Nicht für alle!), den Antiteuerungsbonus um 250 Euro pro Kind erhöht. Wir haben den


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Kindermehrbetrag von 250 auf 550 Euro erhöht – eine Maßnahme, die gerade den Alleinerzieher:innen hilft.

All das hat am Ende des Tages dazu geführt, dass wir insgesamt, auch in Zeiten einer Teuerung, eine gute wirtschaftliche Situation haben. Aber ja, wir se­hen sehr wohl, dass es Familien am untersten Einkommensrand gibt, die in einer finanziell schwierigen Lage sind, die besonders durch die Teuerung, die na­türlich durch zahlreiche Krisen und durch die hohen Energiepreise aus­gelöst wurde, eine schwierige finanzielle Situation vorfinden. Und dort wollen wir jetzt helfen, nämlich treffsicher und genau, nicht mit der Gießkanne. Wir wollen überall dort hinsehen, wo es um die Kinder geht, um diejenigen, die wir schützen müssen und bei denen wir wollen, dass alle in unserem Land die gleichen Chancen haben. Deshalb bringen wir heute auch ein umfassendes Paket, ein Leistungspaket für die Familien mit Kindern ein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Offensichtlich – ich kann es mir nicht anders erklären – wurden gewisse Reden geschrieben, bevor die Anträge eingebracht wurden, und offensichtlich hat man diese Reden nicht mehr abgeändert. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Loacker: Weil Sie sie so spät eingebracht haben! – Abg. Meinl-Reisinger: Das ist eine Son­dersitzung! Das ist eine Verhöhnung des Nationalrates! – Abg. Loacker: Bei welchem Gletscher sind Sie ausgeapert? – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir sehr wichtig, dass hier keine Ver­wirrung bei den Zuseherinnen und Zusehern gestiftet wird: Natürlich werden alle Maßnahmen umgesetzt, die wir als Bundesregierung und ich als Familienministerin angekündigt haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Erstens: die Unterstützung für Familien ohne Einkommen. Ich möchte sie explizit noch einmal erwähnen. Die erste Säule dieses Pakets hat die Unterstützung für Familien mit Kindern bei Bezug von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Sozial­hilfe und Ausgleichszulage zum Ziel: 60 Euro im Monat pro Kind bis


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Ende 2024 mit einer automatischen monatlichen Auszahlung. (Abg. Schroll: 2 Euro pro Tag!)

Die zweite Säule des Pakets stellt die Unterstützung für Familien mit nur ge­ringem Einkommen dar. Bei dieser zweiten Säule, und das ist mir als Frauenministerin so wichtig, geht es um die Unterstützung von Alleinerziehen­den und Alleinverdiener:innen mit geringem Einkommen: 60 Euro im Mo­nat pro Kind bis Ende 2024 mit einer Bezugsgrenze von 2 000 Euro brutto pro Monat. Nur um ein Beispiel zu nennen: Ein:e Alleinerzieher:in mit zwei Kin­dern bekommt also dadurch 120 Euro pro Monat zusätzlich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Weil es Kollege Rauch nicht erwähnt hat, möchte ich explizit noch einmal hin­sichtlich Schulstartpaket, das in seinem Ressort angesiedelt ist, Folgen­des erwähnen: Mit dem Schulstartpaket und der Erhöhung des Schulstartpakets werden wir sowohl am Schulanfang als auch in der Mitte des Schuljahres die Familien noch einmal zusätzlich unterstützen, natürlich besonders dann, wenn es um den Einkauf von Schulmaterialien geht und darum, dass das Kind einfach alles hat, was es braucht, um einen guten Schulstart zu haben. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Eines ist mir grundsätzlich noch wichtig. Wenn wir über nachhaltige Maßnahmen im Bereich der Armutsprävention sprechen, dann muss eines klar sein: Natür­lich, sehr geehrte Damen und Herren, ist der beste Schutz, die beste Prävention von Armut die Erwerbstätigkeit. Es kann und soll auch nicht Sinn und Zweck des Staates und des staatlichen Handelns sein, dass der Staat für alles und jeden vollständig die Verantwortung übernimmt. Natürlich unterstützen wir in besonders schwierigen Situationen, wie es sie derzeit gibt, die Menschen und besonders die Familien, aber langfristig wollen wir, dass die Familien auch selbstbestimmt leben können. Die Grundlage für jede Selbstbestimmung ist die Erwerbstätigkeit. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Schroll.)


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Es ist mir auch wichtig, das vor dem Hintergrund zu erwähnen, dass wir in Österreich ein starkes soziales Netz für alle Menschen haben – das wissen wir alle. Wenn wir dieses starke soziale Netz auch in der Zukunft finanzieren wollen, dann braucht es Menschen, die auch in dieses System einzahlen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: ... Menschen, die das alles zahlen, was ihr ausgebt!)

Es braucht natürlich die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit, die wir vor­genommen haben, auch durch die Abschaffung der kalten Progression. Es braucht den Fokus auf Arbeitsmarktmaßnahmen und es braucht natürlich den Ausbau der Kinderbetreuung, der besonders auch für die Frauen ganz essen­ziell ist. (Abg. Scherak: Das wird super werden mit Salzburg!)

Zu guter Letzt, sehr geehrte Damen und Herren – die schlechten Nachrichten verbreiten sich immer schneller als die guten –: Ich glaube, auch wenn wir in der heutigen Sitzung über die Teuerung sprechen und darüber, was für die Familien wichtig ist, möchte ich schon noch einmal darauf hinweisen, dass es gute Nachrichten gibt, nämlich dass die Inflation um über einen Prozentpunkt gesunken ist. Ich denke, das ist ein Weg, den wir weitergehen werden und den wir weitergehen müssen. (Abg. Loacker: Höher als ..., höher als in Deutschland!) Das sind gute Nachrichten, auch was die Entwicklung für unser Land betrifft. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

16.12


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch zu Wort gemeldet. – Bitte.


16.12.41

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bleiben wir bitte noch einmal bei den Fakten! Die Fakten sind: Wir beschließen dieses Paket heute nicht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir beschließen dieses Paket nicht, obwohl wir uns


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heute zu diesem Thema zu einer Sondersitzung getroffen haben. Ich will jetzt gar keine Ursachenforschung betreiben, aber es ist ein Faktum (Zwischenruf des Abg. Höfinger): Man ist nicht mit einem fertigen Paket an das Parlament herangetreten. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Höfinger.)

Von Abgeordneter Neßler wurde gesagt – bleiben wir auch da bei den Fakten –: Suchen wir gemeinsam nach Lösungen, nach den besten Lösungen! – Was ist das Faktum? – Faktum eins ist: Diese Bundesregierung hat sich vor­genommen – es ist schon mehrmals darauf hingewiesen worden –, die Zahl der armutsgefährdeten Menschen zu halbieren. Tatsache ist, gerade bei den Kindern und Jugendlichen ist seit der Übernahme der Kanzlerschaft durch die ÖVP die Zahl der Armutsgefährdeten von 14 Prozent auf über 19 Pro­zent gestiegen. (Ruf bei der ÖVP: Na klar!) Das als Erfolgserlebnis zu verkaufen – dafür, dass man die besten Lösungen gefunden hat, ist das, glaube ich, ein­deutig kein Beleg, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Dieser heutige Tag reiht sich ja auch insgesamt in eine Erzählung im Bereich der Armutsbekämpfung bei Kindern und Jugendlichen im Speziellen, aber auch im Allgemeinen ein. Ich habe schon das Vorhaben der Regierung und die Realität angesprochen. Wir haben auch die Realität, dass eigentlich seit Monaten angekündigt ist, die Europäische Garantie für Kinder umzusetzen. Im ersten Quartal wurde es uns versprochen – wir haben es bis heute nicht.

Wo liegen die Ursachen dafür? Hat man die beste Lösung gefunden? Es gäbe eine gute Lösung. Man sucht sie anscheinend nicht oder man findet die Lösung zumindest nicht, denn sonst wäre sie uns hier schon vorgelegt wor­den, und man wäre nicht Monate in Verzug und nur mehr eines von fünf Ländern der EU-27, die das nicht zustande gebracht haben. Das als Er­folgserlebnis zu verkaufen, meine sehr verehrten Damen und Her­ren, dazu gehört viel Mut. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

So sieht es jetzt aus: Der Begriff der nachhaltigen Lösungen ist mehrmals angeführt worden. Nachhaltig ist eine Lösung, die in eineinhalb Jahren abläuft,


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auch nicht. Tatsache ist: Diese 60 Euro werden natürlich angesichts der noch vor uns liegenden Teuerung ganz rasch aufgefressen sein. Das wird den Leuten überhaupt nichts bringen.

Nachhaltige Lösungen liegen auf dem Tisch. Sie wurden in mehreren Ent­schließungsanträgen eingebracht. Eine der nachhaltigen Lösungen gäbe es auch im Bereich der Mieten. Wir stehen wieder vor einer Mieterhöhung, und die Regierung hat nichts getan, um tatsächlich etwas zu ändern. (Abg. Wöginger: Das sagt ein Wiener!)

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp jetzt“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, die die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen für einen Mietenstopp enthalten, insbesondere

- die Rücknahme der Indexierungen der Richtwert- und Kategoriemieten vom 1. April 2023

- das Einfrieren sämtlicher Mieten bis Ende 2025

- ab“ 2022 „erfolgt die Indexierung nicht mehr nach VPI, sondern richtet sich am Leitzinssatz der EZB aus, maximal jedoch 2% p.a.“

*****

Ich bitte um Beschluss dieses Antrages.


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Erlauben Sie mir, noch ein paar Sätze zu den diversen Angriffen auf Wien zu sagen. Wir kennen das. Tatsache ist nur – ein Blick in den Gebühren­spiegel genügt, und ich nehme nur die Landeshauptstädte –: Bei den Müllge­bühren hat Wien die drittniedrigsten aller Landeshauptstädte, bei den Kanalgebühren die drittniedrigsten aller Landeshauptstädte, bei den Wasserge­bühren die viertniedrigsten aller Landeshauptstädte. Da habe ich mir noch gar nicht alle Umlandgemeinden um Wien angeschaut. Zeigen Sie mir einen Bürgermeister, der bessere Gebühren als in Wien hat, und dann reden wir weiter, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hofinger.)

16.16

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abg. Christian Oxonitsch, Mag. Ruth Becher

Genossinnen und Genossen

betreffend Mietenstopp jetzt

eingebracht im Zuge Debatte zu TOP 3 Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3427/A der Abgeordneten Norbert SieberMag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (2052 d. B.)

Angesichts der seit Monaten anhaltenden Rekordteuerung, die bereits tief in die Mittelschicht hineinreicht, fordert die SPÖ einen Stopp für jegliche Mieterhöhungen in den nächsten 3 Jahren. Sowohl die gesetzlich vorgesehenen Indexierungen, wie auch jene, die mittels Wertsicherungsklausel an die Inflation angepasst werden, sollen durch ein Sondergesetz bis Ende 2025 eingefroren werden.


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Die Richtwertmieten sind im April 2022 um 5,6% gestiegen, im April 2023 erhöhten sie sich um 8,6%, weil die Regierung die Anträge der SPÖ auf ein Aussetzen der Erhöhung mehrmals abgelehnt hatte. Wenn die Politik nicht eingreift werden sich die Richtwertmieten angesichts der Inflationsprognosen der Wirtschaftsforschungs­institute bis April 2025 um weitere 11% erhöhen, sie wären dann nach den Erhöhungen 2022 (5,6%), 2023 (8,6%) in drei Jahren um mehr als 25% gestiegen sein.

Die Kategoriemieten stiegen in den letzten 15 Monaten um fast 24%, die nächste Erhöhung erfolgt im Juli 2023 um 5,5%.

Rund 2 Mio. Haushalte leben in Österreich in einer Mietwohnung. Jeder 5. Euro (also rund 20%) der Haushaltausgaben wird für die Wohnungsmiete aufgewendet. Haushalte mit kleineren Einkommen geben sogar 30 bis 40% ihres Einkommens für die Miete aus. Viele Menschen kommen durch die anhaltend hohe Inflation in eine prekäre finanzielle Situation, die durch das Nicht-Handeln der Regierung weiter verschärft wird.

Die Mieterhöhungen treiben damit auch die Inflation weiter kräftig nach oben, das ist nicht nur ein Schaden für die betroffenen Mieter, sondern auch für die gesamte Wirtschaft. Immer mehr Experten und Expertinnen, wie etwa WIFO-Chef Gabriel Fel­bermayr, fordern daher seit Monaten eine Mietpreisbremse und einen Ausstieg aus der Indexierungsautomatik. Es braucht aber insgesamt ein neues System. Ein Sys­tem mit klaren Mietobergrenzen sowie einen neuen Index für die Mietpreisent­wicklung, wie etwa die Orientierung am EZB-Leitzinssatz mit einer Decke­lung von 2% p.a.

Im Übrigen haben sie die Mieteinnahmen der Immobilienwirtschaft seit dem Jahr 2008 mehr als verdoppelt – von 1,9 Mrd. € auf 4 Mrd. € im Jahr 2021. Im Jahr 2022 hat die Immobilienwirtschaft zusätzliche Einnahmen von 450 Mio. Euro erwirtschaftet, in diesem Jahr werden es durch die höhere Inflation noch höhere Einnahmen sein - es wird daher Zeit, dem Mietanstiegsautomatismus ein Ende zu setzen und auch die Immobilienwirtschaft ihren Beitrag zur Senkung der hohen Inflation leistet.


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Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen für einen Mieten­stopp enthalten, insbesondere

•     die Rücknahme der Indexierungen der Richtwert- und Kategoriemieten vom 1. April 2023

•     das Einfrieren sämtlicher Mieten bis Ende 2025

•     ab 2026 erfolgt die Indexierung nicht mehr nach VPI, sondern richtet sich am Leitzinssatz der EZB aus, maximal jedoch 2% p.a.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der letzte Punkt des Entschließungsantrages lautet bezüglich des Jahres: „ab 2026 erfolgt die Indexierung nicht mehr nach VPI“. – Danke vielmals, der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht – nur, dass wir es im Protokoll richtig haben – und steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Ragger. – Bitte, Sie gelangen zu Wort.


16.16.58

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzter Herr Minister! Weil man uns ständig sozusagen anpöbelt: Ich darf heute vielleicht einmal ausführen – wir haben dazu bereits eine breite Diskussion im Ausschuss gehabt –, dass – und da möge mir die Präsidentin verzeihen – die Dummheit und Ignoranz dieses Antrages fast nicht mehr zu überbieten sind.


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Ich möchte auch begründen, warum es Dummheit und Ignoranz sind, einerseits einmal in formeller Hinsicht. Das hat es wahrscheinlich in diesem Haus noch nie oder noch nicht sehr oft gegeben, dass man ein Sozialthema dem Wirtschaftsausschuss zugewiesen hat, weil man die Bezuschussung mit 60 Euro pro Monat für Kinder von Sozialhilfeempfängern verabschieden und be­schließen möchte. (Abg. Michael Hammer: Das ist aber den Leuten draußen ziemlich wurscht!)

Das ist einmal erstens, dass das sozusagen in einer Husch-pfusch-Aktion durchgezogen worden ist. Warum? – Bei der formellen Umsetzung der Mindestsicherung – da sind wir in diesem Haus gesessen; deswegen braucht die ÖVP gar nicht so laut schreien – war es ja bis vor ein paar Jahren noch so, dass im Grunde genommen die Länder die Herren der Sozialhilfegesetze ge­wesen sind. Dann sind wir in der Regierung gemeinsam mit der ÖVP hergegangen und haben ein Grundsatzgesetz gemacht, damit die überhaupt einmal gleichgestellt werden, denn es hat ja von Wien bis Vorarlberg unterschiedliche Sozialhilferegelungen gegeben, und keiner hat sich daran ge­halten.

Jetzt machen Sie aber den gleichen Fehler wieder. Sie beschließen heute hier eine gesetzliche Regelung mit 60 Euro Zuschuss für die Ärmsten der Ar­men. Wenn ich jetzt die Zahlen von der Klubobfrau der NEOS oder auch die Zahlen von einzelnen Abgeordneten der SPÖ höre und da bei 350 000 bis 370 000 Kindern stehen bleibe, die in sozialer Armut sind, dann stelle ich fest: Das sind nicht alles Sozialhilfeempfänger. Das ist der denkfalsche Ansatz, liebe Frau Barbara Neßler, den Sie jetzt wählen. (Beifall bei der FPÖ.)

353 000 Sozialhilfeempfänger gibt es nicht. Das müssen Sie einmal richtigstellen! Selbst der Herr Minister hat das jetzt falsch zum Ausdruck gebracht.

Das Einzige, das in diesem Bereich ist, ist immer die Herdprämie – das fällt Ihnen mit Ihrem Bobostil dann alternativ ein: dass die FPÖ halt diese böse Partei ist, die einfach nur den einfachen Gedanken gesponnen hat (Abg. Neßler: Ja,


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genau ...!), was Sie in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit der Sozialdemokra­tie gemacht haben. Sie haben die Familien entzweit. Die Familien haben im Grunde genommen heute nicht mehr die Möglichkeit, ihre eigenen Kinder zu Hause zu versorgen. Das ist eine ideologische Barriere, die wir beide in un­serem gesamten Leben niemals überbrücken werden, weil das eine Kernaufgabe eines Staates ist, die Familie zu schützen (Abg. Heinisch-Hosek: Frauen ... zu Hause!), die Kinder letztendlich zu Hause groß werden zu lassen und sie nicht in sozialistischer Manier nach dem zweiten Lebensjahr in irgendeine Kita zu stecken. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Heinisch-Hosek: Früher! Ab dem ersten Ge­burtstag! – Zwischenrufe bei den Grünen.) Sie brauchen sich gar nicht so aufzuregen, denn im Grunde genommen haben Sie diese Politik selbst verschuldet.

Dann möchte ich Ihnen noch etwas sagen: Die Kitas und die Kindergärten sind Landeskompetenz und sind Gemeindekompetenz, und jeder, der in Kärn­ten, in Vorarlberg oder in Tirol einen Kitaplatz beantragt, kriegt eine Ablehnung, weil das jedes Land restriktiv handhabt, weil Sie keinen Ausgleich zwi­schen den Gemeinden und den Ländern über die Ausgleichszahlung für die Kitas schaffen.

Das haben Sie bis zum heutigen Tag nicht zusammengebracht. Sie loben sich immer, mit dem Bundesfinanzminister über den Finanzausgleich mit den Ländern und mit den Gemeinden zu sprechen. Wenn Sie wirklich schon so ehrlich sein und darüber reden wollen, dass man eine Kita oder eine Versor­gungseinrichtung mit bedarfsorientierter Entwicklung sichern will, dann fangen Sie doch beim Finanzausgleich an und schauen Sie, dass Sie Ihr Geld für die Gemeinden kriegen, und schauen Sie, dass Sie Ihr Geld für Ihre Länder kriegen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Fischer und Götze.)

Wir werden diesen Gesetzentwurf sogar unterstützen, weil wir dafür sind, auch den sozial Schwächsten eine Unterstützung zuteilwerden zu lassen. Das Schlimmste an diesem Gesetz heute jedoch – was Sie aber nicht verstanden ha­ben – ist (Zwischenruf des Abg. Schallmeiner): Sie höhlen den Mittelstand


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tagtäglich aus. Tagtäglich höhlen Sie ihn aus. Sie von den Grünen sind Vorreiter dabei, diesen Mittelstand kaputtzumachen. Sie haben in den letzten drei bis vier Monaten einen Dreck gegen die Energiepreise unternommen; mit dem Sie uns geschützt hätten. Sie haben mit Ihrer Ministerin verschiedene Optionsverträge abgeschlossen. Mit denen sitzen Sie heute auf 2 Milliarden Euro für Gas. Wenn Sie es in Buchwertgeld realisieren, dann haben Sie einen effektiven Verlust.

Sie haben es nicht geschafft, die Lebensmittelpreise herunterzudrücken. Wir sind noch immer auf 8,8 Prozent Inflation, im Gegensatz zur durchschnittli­chen Quote der Lebenshaltungskosten beziehungsweise Inflation von 6,1 Prozent. Sie haben es nicht geschafft, die Benzin- und die Gaspreise herun­terzubringen, wie es andere Bundesländer beziehungsweise andere Länder vorgezeigt haben. (Abg. Neßler: Die FPÖ macht so gute ...!)

Und alles in allem haben Sie letztendlich heute mit diesem Gesetz zwar die sozial Ärmsten unterstützt, aber Sie haben den Mittelstand getötet. – Danke. (Bei­fall bei der FPÖ.)

16.21


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Abgeordneter Michael Bernhard zu Wort. – Bitte sehr.


16.22.02

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Ministerin! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Die Debatte verdeckt einen wesentlichen Punkt, und ich möchte den schon einmal in den Vordergrund stellen: Wir als NEOS sind 2013 in dieses Haus mit dem Versprechen eingezogen, dass wir allen Kindern in diesem Land die Flügel heben wollen. Das ist damals ein bisschen belächelt worden, aber wir haben dort, wo wir Verantwortung übernommen haben – sowohl in Salzburg als jetzt auch in Wien –, tatsächlich dafür gesorgt (Abg. Michael Hammer: ... haben selber abgehoben!), dass sie mit den Flügeln ein Stück weit freier fliegen können,


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als es in der Vergangenheit der Fall war, und darauf bin ich sehr stolz. (Beifall bei den NEOS.)

Wenn die ÖVP da flapsig rauskommt, irgendwelche Gebührenerhöhungen beim Wasser oder bei der Bestattung hervorkramt und dann von der Frau Minis­terin – die ja nur Gast in diesem Haus ist, muss man ehrlicherweise auch sagen; sonst könnte man auch all die Unwahrheiten, die manchmal von Regie­rungsmitgliedern behauptet werden, berichtigen (Zwischenruf des Abg. Zarits) – Behauptungen aufgestellt werden, was man alles in der Kinderbetreuung, in der Steuerlastsenkung, bei der Inflationsbekämpfung machen muss, müsste man ja schon fast sagen: Hoffentlich kommt die ÖVP bald einmal in die Regierung, damit so etwas stattfinden kann. (Beifall bei den NEOS sowie Bravoruf der Abg. Krisper.)

Sie (in Richtung ÖVP) und auch Sie, Frau Ministerin, haben in Ihrer Amtszeit nicht all diese Dinge beseitigen können, nicht einmal im Ansatz beseitigen kön­nen. Die Armutsgefährdung ist bei Kindern, seit wir 2013 eingezogen sind, nicht gesunken, und die ÖVP war die ganze Zeit über in der Regierung; das muss man auch ganz klar sagen. (Beifall bei den NEOS.)

Österreich ist bei Familienleistungen wirklich gut, wenn es darum geht, viel Geld auszuschütten. Österreich ist aber wahnsinnig schlecht darin, dass man dann dafür sorgt, dass das Geld auch wirklich bei den Kindern ankommt. Deswe­gen wollen wir als NEOS österreichweit in allen Kinderbildungseinrichtun­gen und natürlich überall dort, wo es einen Ganztagsbetrieb gibt, ein kostenloses warmes, gesundes Mittagessen haben. Das könnte diese Regierung, wenn Sie wollte, sofort umsetzen – das wäre treffsicher. (Beifall bei den NEOS.)

Was es braucht, damit Menschen – das ist ganz wichtig –, damit Mütter und Vä­ter mit ihrer eigenen Kraft gut für ihre Kinder sorgen können, sind gute Rah­menbedingungen. Das, was die ÖVP in den letzten Jahrzehnten gemacht hat und wobei die Grünen jetzt gerade ein Stück weit mithelfen, ist, Familien in einer Situation gefangen zu halten, aus der sie sich selbst nur schwer befreien können.


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Das ist eine hohe Steuerlast, wegen der sich eine Vollzeittätigkeit nicht so auswirkt, dass man die Kinder gut durchbringen kann. Das ist eine hohe Inflation, die durch die Maßnahmen, die Sie gerade als ganz toll verkündet haben, Frau Ministerin, weiter angefacht wird, wodurch sich das Wohnen weiter ver­teuert, wodurch die Lebensmittel weiter teurer werden, und man hat die Energiekosten nicht im Griff. – Das alles sind Dinge, die diese Regierung leider vollkommen verhaut hat, worunter die Familien jetzt leider leiden.

Unser Bild als NEOS ist ganz klar: Wir wollen Rahmenbedingungen, unter denen man mit einer Vollzeittätigkeit als Familie, als Mutter und Vater wirklich auch all diese Dinge finanzieren kann. – Die ÖVP hat das über Jahrzehnte ver­haut, und die Grünen helfen gerade furchtbar mit, aber mit uns NEOS wird es das nicht geben. (Beifall bei den NEOS.)

16.25


Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, ich werde jetzt in wenigen Minuten den Vorsitz übergeben, und deshalb erlauben Sie mir noch kurz, nämlich auch im Sinne größtmöglicher Transparenz in der Sitzungsführung, Sie darauf hinzuweisen, dass der Einwand des Herrn Abgeordneten Wurm während der Abstimmung zu den Tagesordnungs­punkten 1 und 2, was seinen Entschließungsantrag betrifft, ein berechtigter war.

Irrtümlich wurde der Entschließungsantrag des Abgeordneten Wurm zum Thema „Recht auf Grundversorgung bei Energielieferanten in Österreich“ im Zusammenhang mit dem Tagesordnungspunkt 1 anstelle des Tagesordnungs­punktes 2 zur Abstimmung gebracht. Nach Auskunft der Parlamentsdirektion hat dies jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Gültigkeit des Beschlusses. Mir war es wegen größtmöglicher Transparenz aber wichtig, Sie darauf hinzuweisen und auch zu sagen, dass Abgeordneter Wurm bei seinem Einwand auch recht hatte.

Wir fahren in der Tagesordnung fort. – Frau Abgeordnete Johanna Jachs, Sie gelangen zu Wort.



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16.26.25

Abgeordnete Mag. Johanna Jachs (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Minister! Werte Zuseherin­nen und Zuseher! Liebe Kolleginnen und Kollegen, insbesondere lieber Kollege Shetty, lieber Yannick! Deine Rede war Beweis dafür, dass du während der Sitzung vielleicht ein bisschen zu viel auf Tiktok unterwegs bist. Ich habe dir den Antrag, um den es heute geht (Zwischenruf des Abg. Bernhard), in ausge­druckter Form mitgebracht (ein Schriftstück in die Höhe haltend) – vielleicht brauchst du ihn noch, er hat die Nummer 3430/A; ich möchte ihn dir dann nach meiner Rede überreichen –, damit auch du weißt, worum es heute geht und worüber wir gerade sprechen. (Abg. Meinl-Reisinger: Um den geht’s ja nicht! – Abg. Loacker: Darüber reden wir nicht! – Abg. Meinl-Reisinger: Darüber reden wir eben nicht!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute ist der Internationale Kindertag, und ich bin froh, dass ich bei all den unterschiedlichen Zugängen hier herinnen trotz­dem eines in der Debatte außer Streit stellen kann: Kinder sind unsere Zu­kunft, und wir möchten alle, dass unsere Kinder sorgenfrei aufwachsen können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Fischer und Schwarz.)

Das ist in Zeiten von Krieg, Pandemie, Teuerung natürlich schwierig. Es bedarf unserer tagtäglichen harten Leistung, dem entgegenzuwirken, und wir sind auch wirklich gewillt, diese zu erbringen. Wir können froh sein, dass wir in Öster­reich leben, weil unsere Familienleistungen im europäischen Vergleich top sind. Unser soziales Netz ist ganz dicht, ganz fest gestrickt. Und ja, trotzdem gibt es leider immer noch Menschen, die durch manche Maschen hindurchfallen. Wir alle können es natürlich nicht tolerieren, wenn es gerade Kinder sind, die durch diese Maschen hindurchrutschen. (Präsident Hofer über­nimmt den Vorsitz.)

Deshalb haben wir auch ein neues Maßnahmenpaket präsentiert, das den Schwächsten, den Familien mit ganz geringem Einkommen, unter die


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Arme greifen wird. Die Frau Ministerin und der Herr Minister haben die Maß­nahmen vorgestellt: Familien mit Kindern, die Notstandshilfe, Arbeitslo­sengeld oder Sozialhilfe beziehen, bekommen zukünftig 60 Euro pro Kind. Das gilt auch für Alleinverdiener:innen, alleinerziehende Eltern, wenn sie nicht mehr als 2 000 Euro brutto im Monat beziehen. Auch Sozialhilfebezieher erhal­ten zusätzlich noch einmal 60 Euro pro Monat. Das alles wird automati­siert, also ohne Antrag, ausbezahlt. Das Schulstartpaket wird von 120 auf 150 Euro aufgestockt und zweimal im Jahr ausbezahlt. Das sind auch noch einmal in Summe 180 Euro mehr.

Jetzt weiß ich schon, dass Lob besonders in der Politik kein Kriterium ist, aber für diese Maßnahmen – weil sie eben so zielgerichtet sind – haben wir Lob von Wirtschaftsforschern bekommen, auch von den NGOs und auch vom Rechnungshof. (Beifall bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren, man bemerkt aktuell, dass die FPÖ nicht be­schäftigt ist. Kollege Schrangl kommt seit Monaten immer wieder mit dem­selben vermeintlichen Thema daher, das wirklich kein Thema ist, und die SPÖ ist total mit sich selbst beschäftigt. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Jetzt verste­he ich ja, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, dass ihr euer Chaos gerne zudecken möchtet und heute händeringend versucht, die Aufmerksamkeit von euch wegzulenken, aber das gelingt euch einfach nicht.

Während ihr hier sitzt und die Regierungsarbeit kritisiert, sitzt euer Partei­freund – oder -feind, man weiß ja nicht, wie das wirklich heißt, bei euch heißt das einfach Genosse –, sitzt Genosse Ludwig nämlich ein Haus weiter, und was macht er? – Er erhöht die Gebühren konstant. Er lässt die Wien-Energie machen, was sie will. Er erhöht jetzt auch noch gemeinsam mit dem neo­transparenten Stadtrat Wiederkehr die Kostenbeiträge in den Schu­len um 270 Euro pro Jahr. Das sind 10 Prozent mehr für Essensbeiträge pro Kind – und Sie lehnen hier 60 Euro mehr pro Kind, pro Familie ab, das versteht wirklich niemand. Also ich würde Ihnen empfehlen: Reden Sie in Zukunft


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vielleicht ein bisschen mehr miteinander als immer nur übereinander! (Beifall bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren, uns als Volkspartei war es bei den Anti­teuerungspaketen immer ganz wichtig, dass Familienmaßnahmen im Zentrum stehen. Darum wird es jetzt auch seit 1. Jänner so gehandhabt, dass auch die Familienleistungen indexiert, also an die Inflation angepasst werden, das heißt, wenn die Preise steigen, steigen auch automatisch jährlich die Fa­milienleistungen wie Kinderbetreuungsgeld und Familienbeihilfe.

Abschließend möchte ich schon auch noch eines festhalten: Im Vergleich zu 2018 sehen wir glücklicherweise, dass die Armutsgefährdung insgesamt sinkt, also niedriger ist als 2018, und das ist auch gut so, aber ja, natürlich gibt es immer noch Menschen, denen wir jetzt unter die Arme greifen müssen, und das tun wir.

Deshalb haben wir auch den Antrag eingebracht, denn wer schnell hilft, hilft doppelt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Maximilian Lercher. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Michael Hammer: Dosko, Silberstein! – Abg. Lercher – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Wenn ich deinen Namen wüsste, würde ich replizieren! – Ruf bei der ÖVP: Was hat er gesagt?)


16.31.57

Abgeordneter Maximilian Lercher (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Geschätzte Regierungsmitglieder! Liebe Kollegin, ein Fakt am Beginn: Die Stadt Wien greift überall dort ein (Ruf bei der ÖVP: Wo es um Posten geht!), wo ihr versagt, weil sie ein soziales Gewis­sen hat. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Wo es um Posten für Genossen geht, ja, da greifts ein! – Abg. Ottenschläger: Wo? Ein einziges Beispiel!) Sie macht es dort gut, wo die Bundesregierung nicht bereit ist, zu handeln, und das


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ist ein Fakt, über den können wir diskutieren. (Abg. Michael Hammer: In die Kassa greifen!)

368 000 Kinder und Jugendliche in diesem Land sind armutsgefährdet. Das ist eine Schande für Österreich, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ihr seid aus ideologischen Gründen noch immer nicht bereit, in den Markt einzugreifen – aus ideologischen Gründen! –, obwohl es sich die Mittelschicht, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so dringend wünschen, und es würde diesen auch guttun. Ihr seid aus ideologischen Gründen nicht bereit. Schämen Sie sich, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ottenschläger: Wo greift denn Wien ein? – Weitere Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)

Eure Antwort an die Kinder in diesem Land sind 2 Euro am Tag – 2 Euro am Tag! –, nicht einmal das Brot geht sich damit aus, meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist eure Antwort an die Familien, die armutsgefährdet sind. Schämen Sie sich, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist kein Paket: Zu vier Fünftel ist es eine Ankündigung, kein Paket. Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, und dafür brauchen Sie sich in diesem Haus keinen Dank zu erwarten. Es ist die Pflicht, dass irgendetwas getan wird. Das, was Sie tun, ist zu wenig, Schall und Rauch im wahrsten Sinne des Wortes. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Regierung hat im Programm festgehalten, die Armut und Kinderarmut zu halbieren. Fakt ist: Seit dem Antritt von Sebastian Kurz ist sie um 30 Pro­zent gestiegen. (Rufe bei der ÖVP: Ja, genau! – Abg. Wöginger: Wo hast denn das her?) Das ist keine Bilanz, das ist Versagen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Wo hast denn das her? Was ist denn das für eine Statistik?)


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Bei der Körperschaftsteuer haben wir die Milliarden (Rufe bei der ÖVP: Na bitte!), aber wenn es um die armutsgefährdeten Familien geht, hat man von der ÖVP nichts zu erwarten. (Ruf bei der ÖVP: Ist der jetzt beim Babler? Wo ist der?)

Drei Schritte haben wir vorgeschlagen – erster Schritt: Kindergrundsicherung, zweiter Schritt: Rechtsanspruch auf Kinderbildung und -betreuung, drit­ter Schritt: jeden Tag ein warmes Essen für alle Kinder in diesem Land. Der vierte Schritt – er wurde noch nicht erwähnt, aber ich sage ihn Ihnen –: Die effek­tivste Maßnahme in diesem Land, um der Teuerung entgegenzuwirken und die Inflation zu bekämpfen, wäre, die ÖVP in Opposition zu schicken. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.34


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Astrid Rössler. Ich darf Ihnen nur mitteilen, dass die Restredezeit der Fraktion 4 Minuten beträgt. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Wöginger – in Richtung SPÖ –: Na servas Gaudi! Da habt ihr euch einen rostigen Nagel eingetreten, bist du narrisch! Hoffentlich bleibst du, Jörg!)


16.34.55

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzter Herr Bundesminister! Frau Bundesministerin! Ich darf auch die Zuseherinnen und Zuseher begrüßen und unter anderem eine Gruppe des politischen Lehrgangs der Fachhochschule Campus Wien. Herzlich will­kommen! (Beifall bei den Grünen.)

Ein Punkt im Zusammenhang mit der Unterstützung bei gestiegenen Lebens­haltungskosten ist noch nicht erwähnt worden, und das ist die Unterstützung der gemeinnützigen und kostenlosen Weitergabe von Lebensmitteln.

Es geht da um das Thema, Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Es gibt zwei Ziele dieser Bestimmung: Lebensmittel retten ist ein Anliegen. 800 000 Tonnen Lebensmittel werden jährlich weggeworfen, vermeidbare Lebensmittel­abfälle, und die Frage ist, wie man diese Lebensmittel retten und weiterverwen­den kann.


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Das zweite Ziel – und das ist genau Teil des Tagesordnungspunkts – ist, wie man Familien, Haushalte mit niedrigeren Einkommen genau jetzt auch da unter­stützen kann, indem man genusstaugliche, tadellose Lebensmittel, die sonst im Abfall landen, tatsächlich über die gemeinnützigen Organisationen, Tafeln und Sozialmärkte verfügbar machen kann. (Beifall bei den Grünen so­wie des Abg. Wöginger.)

Dafür werden genau in diesem Paket 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, davon 8 Millionen Euro für die strukturelle Verbesserung der Logistik. Da geht es zum Beispiel um Verbesserungen bei der Annahme, beim Transport, Er­halten der Kühlkette, Kühlzellenzwischenlagerung genau bei diesen Organi­sationen, die dann die Lebensmittel entsprechend weitergeben können. Da geht es also auch ganz einfach um logistische Verbesserungen.

Es geht aber auch um den Ankauf von Lebensmitteln, denn tatsächlich bleiben oft in der Landwirtschaft bestimmte Mengen übrig, es gibt Abnahmelücken und es gibt auch Kommissionswaren, die wieder zurückgehen. Genau da könnte man ansetzen und diese Mengen den Konsumentinnen und Konsumen­ten zur Verfügung stellen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der zweite Punkt sind 2 Millionen Euro, um eine digitale Vermittlungsplattform aufzubauen. Vielfach sind Mengen verfügbar, bei denen nicht bekannt ist, wie man Nachfrage und Angebot entsprechend vernetzen kann. Das heißt, es geht darum – von der Produktion, Landwirtinnen, Landwirte, über den Handel bis hin zu den gemeinnützigen Organisationen –, diese dabei zu unter­stützen, die Mengen schnell und auch entsprechend unter Einhaltung der Haltbarkeitsbedingungen gut verteilen zu können.

Ein wichtiger Teil ist, diese Information verfügbar zu machen, und genau da setzt auch an, was wir letzte Woche beschlossen haben: Kennen wir die Daten über Abfälle zum Beispiel aus dem Handel – Lebensmittel, die noch genusstaug­lich sind und in den Abfall wandern –, kennen wir diese Mengen? – Da ist letzte Woche beschlossen worden, dass diese Daten vom Handel zu melden sind.


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Das heißt, die Datengrundlage zu verbessern ist genau die Schnittstelle, die wir noch brauchen, um diese Mengen entsprechend besser verplanen und über die digitale Plattform verteilen zu können. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Wöginger.)

Das Ziel, Lebensmittel zu retten, bedeutet: 1 500 Kilo, 1,5 Tonnen Lebensmittel, genusstaugliche Lebensmittel, fallen jede Minute in Österreich an, und es lohnt sich doch, diese gut zu verteilen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

16.38


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte, Herr Abgeordneter.


16.38.34

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Für uns ist eines klar: Wir wollen heute hier Maßnahmen setzen mit dem Ziel, die Menschen, die unsere Hilfe brauchen, auch zu unterstützen.

Bei manchen Rednern vor allem der SPÖ kommt mir schon vor, dass sie bei wichtigen Entscheidungen in den letzten Monaten nicht hier waren. Ich bitte vor allem die Abgeordneten der sozialistischen Partei, endlich mit diesen Un­wahrheiten, mit diesen Halbwahrheiten aufzuhören. Ihr versucht, Halbwahrhei­ten zu verbreiten, und hofft darauf, dass die Menschen auch die falsche Hälfte der Wahrheit glauben.

Max Lerchers Rede ist eigentlich nur so zusammenzufassen, dass es nicht heißt, Lügen haben kurze Beine, sondern Lügen haben rote Beine, weil alles, was du heute hier erwähnt hast, schlicht und einfach erlogen ist. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Becher: Treten Sie den Beweis an, wenn Sie so etwas behaupten! Das ist ja unfassbar!)

Wir haben in den letzten Monaten gemeinsam viele Maßnahmen gesetzt, manche auch mit den Stimmen von anderen Parteien, aber das Wichtigste war,


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dass wir in dieser sicherlich nicht einfachen Zeit den Menschen zur Seite gestanden sind, jenen Menschen zur Seite gestanden sind, die unsere Hilfe ge­braucht haben.

Vor allem bei der Opposition (Abg. Leichtfried: Was heißt: „vor allem“? Wer tut denn das noch?) wird ja immer wieder behauptet, dass es in Österreich kein Sozialsystem gebe. Wir haben ein Sozialsystem in Österreich, das über Jahrzehnte entwickelt wurde, ein soziales Netz, das gut ausgebaut ist. (Abg. Greiner: Die Regierung macht leider nichts!) Natürlich gibt es Härtefälle in dieser schwierigen Zeit (Abg. Greiner: Die Regierung schläft seit vier Jah­ren!), und natürlich müssen wir unser Sozialsystem entsprechend adaptieren und an die jetzige Situation anpassen. Das ist doch auch selbstverständlich, meine geschätzten Damen und Herren.

Nur die Maßnahmen, die wir im Jahr 2022 hier im Parlament beschlossen haben und die die Regierung vorgestellt hat: Wir haben den Teuerungsbonus aus­bezahlt: 500 Euro, 250 Euro pro Kind. Wir haben eine zusätzliche Familienbeihil­fe ausbezahlt: 180 Euro auch im September. Wir haben den Familienbonus Plus auf 2 000 Euro erhöht. Wir haben im Jahr 2023 – da möchte ich die NEOS, vor allem Kollegen Bernhard, ansprechen – die kalte Progression, den Feind des Mittelstandes, abgeschafft. Wir haben die Steuertarifsenkung ge­macht: von 25 auf 20 Prozent, von 42 auf 40 Prozent, von 35 auf 30 Prozent. Wir haben so viele Maßnahmen umgesetzt, vor allem jetzt in der Krise, um natürlich auch den Faktor Arbeit zu entlasten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Vor allem haben wir eines gemacht: Wir seitens der Regierungsfraktionen und vor allem auch der Bundesregierung mit Karl Nehammer an der Spitze ha­ben eine Garantie abgegeben, dass wir die Bundesabgaben einfrieren und nicht erhöhen. Das würde ich mir schon auch von manchen Ländern wünschen, vor allem von manchen Ländern, die sozialdemokratisch regiert werden und wo die Sozialdemokratie Hauptverantwortung trägt.


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Es ist Wien heute angesprochen – ja, ich kann euch das nicht ersparen. Die Ab­gaben in Wien werden erhöht. Es wird im Kindergarten der Beitrag für das Essen erhöht. Das geht einfach nicht in der jetzigen Situation. Wir müssen jene Menschen unterstützen, die unsere Hilfe brauchen, und das sind vor allem Familien.

Wir haben heute hier im ersten Teil ein Paket zu beschließen. Das zweite Paket, mit dem wir Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher mit 60 Euro pro Kind bis Ende 2024 unterstützen, wurde eingebracht. Das sind 1 080 Euro pro Kind, die wir garantieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Natürlich müssen wir auch jene Familien unterstützen, bei denen die Eltern arbeitslos sind, Mindestsicherung oder Notstandshilfe bekommen, und das garantieren wir auch, ebenfalls mit 60 Euro pro Kind bis Ende 2024. Wir stehen jenen Familien, jenen Personen zur Seite, die die Hilfe jetzt am dringendsten brauchen. Das garantieren wir.

Das Sozialsystem – und das lasse ich mir nicht schlechtmachen – ist in Österreich gut ausgebaut. Natürlich müssen wir von Zeit zu Zeit an manchen Schrauben drehen. Das tun wir auch: Wir passen das Sozialsystem jetzt natürlich auch an die besonderen Bedingungen und besonderen Ereignisse an, und ich bin davon überzeugt, dass wir da das Richtige tun.

In Wien und im Burgenland wird es ja vorgemacht, dass die Abgaben erhöht werden, vor allem bei uns im Burgenland, wo unser verhaltensauffälliger Landeshauptmann Eigentum besteuert. Also wenn jemand Eigentum besteuert (Abg. Kollross: Das ist ja ein Skandal! Eigentum wird besteuert!), ist das ja nicht mehr sozialistisch, sondern kommunistisch. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Herr Kollege Kollross, du brauchst nicht so zu schreien. Ich habe dich mit Ab­stand am liebsten. (Abg. Matznetter: Früher hat es geheißen: ... verpflichtet!)


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Eines sage ich euch schon: Die Wiener Abgeordneten stellen sich hier heraus und erhöhen die Abgaben, die burgenländischen Abgeordneten besteu­ern Eigentum. Das geht einfach nicht. (Abg. Leichtfried: Jetzt kommt schon wieder eine Landtagsrede! Was ist mit euch?)

Ich bin überzeugt davon, dass wir strukturelle Änderungen brauchen, und die haben wir auch schon umgesetzt. Wir haben im Steuerbereich den Faktor Arbeit entlastet.

Wir brauchen punktuelle Maßnahmen, die wir im Jahr 2022 mit Direktzahlungen auch gesetzt haben. Wir haben auch eine Pensionserhöhung, die höher als in den Jahren zuvor ausgefallen ist, vor allem im unteren Bereich, bei der Ausgleichszulage, mit 10,2 Prozent. (Abg. Loacker: Hör mir auf mit euren Pen­sionserhöhungen! Im Geldverbraten seid ihr stark! Die Inflation ankurbeln!)

Wir setzen die Maßnahmen um, die jetzt wichtig sind, meine geschätzten Damen und Herren. Lassen Sie sich von der Opposition nicht solche Unsinnigkeiten erzählen! Wir arbeiten für die Menschen in diesem Land, wir entlasten die Menschen und stehen jenen Menschen zur Seite, die jetzt unsere Hilfe brau­chen. Das sind die Familien mit Kindern, die Familien mit geringen Ein­kommen. Wir lassen niemanden im Stich. Jeder, der in Österreich Hilfe braucht, bekommt von dieser Bundesregierung die Hilfe, die ihm natürlich auch zusteht.

Meine geschätzten Damen und Herren, danke. Ich war jetzt der letzte Redner. (Rufe: Nein!) Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. – Ach so, ja! Es hat sich wieder jemand eingemeldet. Gut, passt.

Sie sehen, diese Bundesregierung hilft den Menschen in Österreich. Wir stehen zu unserem Wort, dass wir in dieser schwierigen Situation den Menschen zur Seite stehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.44

16.44.37*****



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Zarits, ich habe Ihnen zwei Ordnungsrufe zu erteilen: erstens für die Formulierung „Lügen haben rote Beine“ und zweitens für: Alles, was du hier gesagt hast, ist erlogen! (Abg. Leichtfried: Zwei musst du auch erst einmal zusammenbringen!)

*****

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Pia Philippa Strache. – Bitte, Frau Abgeordnete.


16.45.00

Abgeordnete Pia Philippa Strache (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Lieber Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrter Herr Minister! Das ist erneut eine dringend notwendige Sondersitzung hier im Hohen Haus. Die Debatte war jetzt lange schwierig, das darf sie bei diesem Thema auch sein.

Zweck dieser Sondersitzung – es ist heute schon gesagt worden – ist die Be­kämpfung der Kinderarmut. Das klingt im ersten Moment sehr, sehr viel­versprechend, denn auch diese Krise ist erneut eine Ausnahmesituation für sehr viele Menschen in diesem Land. Viele Menschen sind am Ende ihrer Kräf­te. Besonders hart trifft es diesmal auch jene, die sich nicht selbst helfen können, nämlich Kinder und Jugendliche.

Bei dem Thema Kinderarmut hat auch die hohe Inflation eine zusätzliche schwerwiegende Verstärkung gebracht, und da gilt es gegenzusteuern. Auch die Europäische Union hat das längst erkannt, bloß Österreichs Regierung sieht da eher weniger Handlungsbedarf.

So kommt es, dass Österreich seinen Beitrag zu einem Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut noch immer nicht erbracht hat. Gut, jetzt kann man sa­gen, dass ist ein Zusammenspiel aus drei Ministerien, und die Koalition muss sich auch irgendwie einig werden. Ein bisschen Verzögerung kann da vorkom-


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men, aber nach über einem Jahr gibt es immer noch einfach nichts, jetzt, in die­ser Zeit? – Das ist eine schwache Leistung. Dabei wäre diese EU-Initia­tive gerade jetzt so wichtig. Ich gebe zu, ganz kurz habe ich die Hoffnung gehabt, dass aus Anlass dieser Sondersitzung neben all dem anderen heute zusätz­lich vielleicht noch der Aktionsplan vorgestellt wird oder zumindest neu in Aus­sicht gestellt wird, aber es ist wieder nichts.

Dabei geht es bei diesem Aktionsplan der EU um nichts Geringeres als darum, bedürftigen Kindern und Jugendlichen wirksamen und kostenlosen hochwertigen Zugang zu sechs Dienstleistungsbereichen zu garantieren: früh­kindliche Betreuung, Bildung und Erziehung; Zugang zu Bildungsangebo­ten und schulbezogenen Aktivitäten; mindestens eine gesunde Mahlzeit pro Schultag; bestmögliche Gesundheitsversorgung sowie einen effektiven Zugang von Kindern in Not zu insgesamt gesunder Ernährung und angemesse­nem Wohnraum.

Wir müssen den Kreislauf der Kinderarmut und der sozialen Ausgrenzung gene­rationenübergreifend durchbrechen, heißt es dazu vonseiten der EU.

Ich will das jetzt hier in drei Bereiche aufteilen: Bildung, Gesundheit und Wohnen.

Bildung ist nun einmal der stärkste Hebel gegen Kinderarmut. Bildung be­ginnt aber schon im Elementarbereich, sprich im Kindergarten. Schon da beginnen die Probleme, denn es fehlt an Plätzen. Es ist besonders für alleinerziehende Mütter blanker Hohn und wirklich, wirklich nett, wenn man von niemand Geringerem als der zuständigen Familienministerin diese Stan­dardphrase ins Gesicht geschmissen bekommt – jetzt wieder; sie hat das auch schon in einem Interview gemacht; es ist halt wirklich schon eine Stan­dardphrase, weil es von jedem irgendwann einmal kommt; in diesem Bereich finde ich es halt besonders schmerzlich –: Auf den Faktor Arbeit dürfe man in der Debatte nicht vergessen, „denn das beste Mittel gegen Armut ist und bleibt die Erwerbsarbeit“. – Ja, das ist wirklich ein Schlag ins Gesicht für erwerbstätige Mütter, die halt keine Möglichkeit haben, ihr Kind in Betreuung zu geben und somit in der Teilzeitfalle landen und so weiter.


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Was bedeutet Armut für ein Kind? – Armut bedeutet, früh zu merken, dass man eben nicht mithalten kann, dass man sozial ausgegrenzt wird, dass es keine Feier zum Geburtstag gibt, dass es keine Freizeitaktivität gibt, dass man nicht Mitglied in einem Sportverein werden kann, dass es nicht die Ernährung gibt, die ein Kind eigentlich braucht, dass Kinder sich nicht nur sozial aus­gegrenzt fühlen, sondern es de facto auch sind.

Da fehlt mir der Generalplan Bildung. Wo auch immer die Bildungsmilliarde ver­loren gegangen ist: Auch die müsste jetzt wieder neu belebt werden oder wieder neu verteilt werden (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger), denn die Bildungskapazität ist ausgereizt. Die ist an einem Maximum.

Ein Sidefact: rund 20 Prozent der Kinder in Österreich kommen ohne Frühstück in die Schule. Spätestens seit der Pandemie sollte jeder wissen, dass jedes fünfte Kind in diesem Land sein einziges warmes Essen in der Schule bekommt.

Ebenfalls ein ganz besonders heikles Thema ist das Gesundheitswesen im Bereich der Kinder und Jugendlichen. Auch dazu gibt es sehr viel zu sagen, aber ich möchte mich einmal mehr auf den psychologischen Aspekt konzentrie­ren. Sowohl Kinder als auch Jugendliche geraten immer mehr an ihre psychi­schen Grenzen und können sich keine Hilfe holen, weil sie a) nicht wis­sen, wo, und b) nicht wissen, wie sie die bezahlen sollen. Mütter und Väter werden abgewiesen und müssen mit sehr viel Geduld darauf warten, dass ihrem Kind geholfen werden kann.

Neben der Tatsache, dass Kinder und Jugendliche durchschnittlich fünf Monate auf einen Therapiebeginn warten müssen, müssen 43 Prozent der Einrich­tungen Kinder aus Kapazitätsgründen überhaupt abweisen. Beispielsweise gibt es bei der so wichtigen Versorgung von Kindern mit Autismusstörung War­tezeiten von einem Jahr bis eineinhalb Jahren. Man ist dann auch teilweise dazu gezwungen, Patienten nicht mehr aufzunehmen. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen.)


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Gangbetten in den Spitälern werden regelmäßig kritisiert, aber in vielen Bereichen, die Kinder betreffen, gibt es überhaupt keine Chance auf ein Bett. Da werden Kinder abgewiesen, wenn man als Elternteil nicht die Möglichkeit hat, privat zuzuzahlen. (Präsident Hofer gibt neuerlich das Glockenzeichen. – Beifall der Abg. Meinl-Reisinger. – Abg. Haubner: Schlusssatz!) Die Chance, diesbe­züglich zeitgemäß zu reagieren, wäre gestern gewesen.

Auch der Ausbau der schulpsychologischen Betreu- -


Präsident Ing. Norbert Hofer: Den Schlusssatz bitte!


Abgeordnete Pia Philippa Strache (fortsetzend): Ja. Der Schlüssel ist jetzt: auf 6 100 Kinder kommt ein Psychologe. Das ist der Istzustand, der schlecht ist. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das Thema Wohnen - - (Abg. Haubner: Schlusssatz! Schlusssatz!) – Schlusssatz: Ja, machen wir einen Schlusssatz! Jetzt zu den viel gepriesenen 60 - -


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete, ich habe ganz viel Zeit darüber gegeben – bitte den Schlusssatz!


Abgeordnete Pia Philippa Strache (fortsetzend): Das ist ein Schlusssatz, der ist voll ein ganzer Satz mit Punkt. (Allgemeine Heiterkeit.)

Zu den viel gepriesenen 60 Euro pro Kind (Zwischenrufe bei der ÖVP): Die Teue­rung macht Mehrkosten im Monat von 150 bis 170 Euro. Das heißt - -


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete, ich will wirklich nicht unhöflich sein. (Zwischenruf der Abg. Strache.) – Nein, es tut mir leid (neuerlicher Zwi­schenruf der Abg. Strache), aber das war ja schon der fünfte Schlusssatz. Jetzt noch einen Satz, und dann muss wirklich Schluss sein. Bitte. (Allgemeine Heiterkeit. – Abg. Ragger: Einen habe ich noch, einen habe ich noch!)



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Abgeordnete Pia Philippa Strache (fortsetzend): Ja, dann ist Schluss. Die Mehrkosten machen 150 bis 170 Euro im Monat aus, daher ist es ein Nullsummenspiel. Es ist nicht einmal mehr ein Null- -

16.51


16.51.41

Präsident Ing. Norbert Hofer: Es tut mir leid (allgemeine Heiterkeit), ich muss Ihnen jetzt leider das Wort entziehen, Frau Abgeordnete. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.) Es tut mir leid. (Zwischenruf der Abg. Strache.– Ja, es tut mir leid. (Unruhe im Saal. – Abg. Meinl-Reisinger: Aber es war eine gute Rede! – Abg. Michael Hammer: ... nicht so viel aufschreiben lassen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2052 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit, der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, dieser Antrag ist ab­gelehnt.


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Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bekämpfung von Kin­derarmut“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Den Kindern helfen, die es wirklich brauchen“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mieten­stopp jetzt“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

16.53.38Verlesung eines Teiles des Amtlichen Protokolls


Präsident Ing. Norbert Hofer: Es liegt mir das schriftliche Verlangen von 20 Ab­geordneten vor, die vorgesehene Fassung des Amtlichen Protokolls hin­sichtlich der Tagesordnungspunkte 1 bis 3 zu verlesen, damit diese Teile mit Schluss der Sitzung als genehmigt gelten.

Ich verlese:

„TO-Punkt 1:

Der Gesetzentwurf wird gemäß dem Ausschussantrag in 2050 der Beilagen in zweiter und dritter Lesung [...] angenommen.“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll217. Sitzung, 217. Sitzung des Nationalrats vom 1. Juni 2023 / Seite 192

„TO-Punkt 2:

Der Gesetzentwurf wird gemäß dem Ausschussantrag in 2051 der Beilagen in zweiter und dritter Lesung [...] angenommen.“

„TO-Punkt 3:

Der Gesetzentwurf wird gemäß dem Ausschussantrag in 2052 der Beilagen in zweiter und dritter Lesung [...] angenommen.“

*****

Erheben sich Einwendungen gegen die Fassung oder den Inhalt dieser verlese­nen Teile des Amtlichen Protokolls? – Das ist nicht der Fall.

Diese Teile des Amtlichen Protokolls gelten daher gemäß § 51 Abs. 6 der Ge­schäftsordnung mit Schluss dieser Sitzung als genehmigt.

Einlauf


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3430/A bis 3435/A(E) eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilun­gen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 16.55 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

16.54.59Schluss der Sitzung: 16.54 Uhr

 

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