Plenarsitzung
des Nationalrates
174. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
Montag, 3. Oktober 2022
XXVII. Gesetzgebungsperiode
Großer Redoutensaal
Stenographisches Protokoll
174. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXVII. Gesetzgebungsperiode Montag, 3. Oktober 2022
Dauer der Sitzung
Montag, 3. Oktober 2022: 15.01 – 19.28 Uhr
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Tagesordnung
1. Punkt: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine
2. Punkt: Bericht über den Antrag 2826/A der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über Genehmigungen im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens
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Inhalt
Personalien
Verhinderungen ...................................................................................................... 38
Ordnungsrufe ......................................................................................... 156, 184
Geschäftsbehandlung
Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG ............................................................................................................. 42
Unterbrechung der Sitzung .................................................................................... 164
Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf betreffend Erteilung von Ordnungsrufen ................................................................................................ 187
Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls dieser Sitzung durch Präsident Mag. Wolfgang Sobotka .................................... 190
Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ........................ 191
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ............................................................................................ 38
Ausschüsse
Zuweisungen ........................................................................................................... 39
Verhandlungen
1. Punkt: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ........................................................................ 43
Vizekanzler Mag. Werner Kogler ............................................................................ 43
Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler .......................................................... 52
Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 GOG ........... 43
Redner:innen:
Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ............................................................................. 60
Dr. Reinhold Lopatka ............................................................................................... 62
Petra Steger ............................................................................................................. 67
Sigrid Maurer, BA .................................................................................................... 75
Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES .......................................................................... 80
Dr. Christian Stocker ............................................................................................... 86
Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................... 89
Lukas Hammer ......................................................................................................... 95
MMMag. Dr. Axel Kassegger ................................................................... 99, 167
Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher ............................................................... 108
Tanja Graf ................................................................................................................ 112
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer .................................................................................. 115
Michel Reimon, MBA ............................................................................................... 118
Alois Schroll .............................................................................................................. 122
Peter Weidinger ....................................................................................................... 129
Lukas Hammer (tatsächliche Berichtigung) .......................................................... 132
Erwin Angerer .......................................................................................................... 133
Mag. Meri Disoski .................................................................................................... 139
Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... 142
Melanie Erasim, MSc ............................................................................................... 146
Dr. Susanne Fürst .................................................................................................... 149
Dr. Nikolaus Scherak, MA ....................................................................................... 153
Christian Hafenecker, MA ....................................................................................... 156
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ 160
August Wöginger ..................................................................................................... 162
Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips“ – Ablehnung ................................................................................................ 71, 169
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorbereitung eines nationalen Gaspreisdeckels bzw. einer Gaspreisbremse“ – Ablehnung .................................. 93, 169
Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation“ – Ablehnung ................................................................................. 104, 169
Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation“ – Ablehnung ............................................ 126, 169
Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umgehendes Aussetzen des ,Merit-Order-Prinzips‘ zur Strompreisfestsetzung“ – Ablehnung .................................. 136, 170
2. Punkt: Bericht des Justizausschusses über den Antrag 2826/A der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über Genehmigungen im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens (1704 d.B.) ......................................... 170
Redner:innen:
Mag. Harald Stefan ................................................................................................. 170
Mag. Christian Drobits ............................................................................................ 173
Andreas Minnich ...................................................................................................... 176
Dr. Johannes Margreiter ......................................................................................... 178
Bundesministerin Dr. Alma Zadić, LL.M. ................................................................ 179
Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................ 181
Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................ 185
Mag. Agnes Sirkka Prammer ................................................................................... 188
Annahme des Gesetzentwurfes in 1704 d.B. ..................................................... 190
Eingebracht wurden
Bürgerinitiative ....................................................................................................... 39
Bürgerinitiative betreffend „Rettet den Wienerwald!“ (Ordnungsnummer 48)
Regierungsvorlagen ............................................................................................... 39
1677: Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Wien über die vierte und fünfte Ausbauphase der Wiener U-Bahn
1696: Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige, Kollegs und Vorbereitungslehrgänge, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden
Berichte ................................................................................................................... 40
III754: 14. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2022; Bundesregierung
III-755: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-756: Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „NGO-Forum Soziale Grundrechte“
III-757: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-758: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-759: Bericht
nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022;
BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
III760:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die
Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1
Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines
Härtefallfonds für August 2022;
BM f. Arbeit und Wirtschaft
III-761: Bericht
gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die
Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik (Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz –
AMPFG) für Jänner 2020 bis August 2022; BM f. Arbeit
und Wirtschaft
III-762: Bericht gemäß § 5 Abs. 5 Energielenkungsgesetz 2012 bezüglich der Verordnung der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über die Festsetzung der Höhe der Pflichtnotstandsreserven, die zu bestimmten Zeitpunkten zu halten sind, BGBl. II Nr. 265/2022; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-763: Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für August 2022; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
III-764: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022; Bundeskanzler
III-765: Bericht
nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022;
BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung
Anträge der Abgeordneten
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereinführung der Studierendenwohnheimförderung“ (2831/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Digitalisierungsoffensive für Alle“ (2832/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umfassende Bildungsteilhabe in Schule und Freizeit für alle Kinder (2833/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Digitale Grund- und Medienkompetenz für alle“ (2834/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bildungsausgaben für Berufsschulen erhöhen“ (2835/A)(E)
Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Solidarität mit den Frauenprotesten im Iran (2836/A)(E)
Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einsatz für Ende der Gewalt und notwendiges Friedensabkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan (2837/A)(E)
Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Härtefallfondsgesetz geändert wird (2838/A)
Karlheinz Kopf, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz geändert wird (2839/A)
Karlheinz Kopf, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausfuhrförderungsgesetz geändert wird (2840/A)
Anfragen der Abgeordneten
Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Demonstrationen und Einschränkungen der Pressefreiheit am Samstag, 10. September 2022 in Wien (12190/J)
Joachim Schnabel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Folgeanfrage zur Anfragebeantwortung 7665/AB – Ausbauziele Ladeinfrastruktur im angekündigten „Sofortprogramm erneuerbare Energie in der Mobilität“ (12191/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sanierung Bahnhof Steyr (12192/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tierschutzkontrollen in Schweinemastbetrieben (12193/J)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sexualdelikte in der polizeilichen Kriminalstatistik (12194/J)
MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung des Endes der Vollspaltenböden (12195/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Betretungs- und Annäherungsverbote gegen Polizist_innen (12196/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Will die Regierung ein funktionierendes europäisches Asylsystem? (12197/J)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Zukunft der Wiener Zeitung (12198/J)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend „Angekündigt, aber noch nicht umgesetzt – die Zukunft des ORF Players“ (12199/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Schwechat (12200/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Semmering (12201/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Flughafen (12202/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Ossiach (12203/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Mariabrunn (12204/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE West (12205/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Korneuburg (12206/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Finkenstein (12207/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Klagenfurt (12208/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Geiselbergstraße (12209/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Hörsching (12210/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Bad Kreuzen (12211/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Fieberbrunn (12212/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Frankenburg (12213/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Steyregg (12214/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Reichenau (12215/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Wien (12216/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Klingenbach (12217/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Salzkammergut (12218/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Villach (12219/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Ost (12220/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Mondsee (12221/J)
MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend zunehmende Zweifel vonseiten der Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten an der EU-Sanktionspolitik (12222/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Wieder Protest gegen Vergabe des Bundes (12223/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage im Asylquartier Bergheim, Land Salzburg (12224/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriegsmaterialtransporte ziviler Firmen durch Österreich (12225/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Folgeanfrage – Auswirkungen der neuen Heeresorganisation auf die Vertreter bzw. Tätigkeit der Dienststellen- und Fachausschüsse (12226/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Folgeanfrage – Auswirkungen der neuen
Heeresorganisation auf die Vertreter bzw. Tätigkeit der Dienststellen- und Fachausschüsse (12227/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend die Valorisierung des Kostenersatzes bei Milizsoldaten (12228/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend die Teilnahme von uniformierten Angehörigen des Bundesheeres bei LGTB Pride Veranstaltung (12229/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Installierung der Fernkühlung Wien mit einhergehender personeller Verdichtung der Büroräume im BMLV (12230/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Updates der Black Hawk Hubschrauber des Bundesheeres (12231/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Notwendigkeit des 4-gleisigen Ausbaus der Südbahn von Meidling bis Mödling“ (12232/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Folgeanfrage Verkauf des Generalsparks an die Stadtgemeinde Allentsteig (12233/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Tausende Laptops fehlen für neues Schulfach (12234/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Errichtung eines Biomasse-Heizwerkes am Truppenübungsplatz Allentsteig (12235/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Rechtlich gedeckte Entnahme von Wölfen (12236/J)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend außergerichtlicher Vergleich HETA – BLB 2018 (12237/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Causa „Dr. Ruperta Lichtenecker“ als unendliche Geschichte des grünen Postenschachers im Sozial- und Gesundheitsministeriums? (12238/J)
Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rechnungshofes betreffend Arzneimittelbeschaffung für ausgewählte Krankenanstalten in Salzburg und Tirol; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2022/17 (III-645 d.B.)“ (12239/J)
Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rechnungshofes betreffend Ärzteausbildung – Reihe BUND 2021/42 (III-501 d.B.)“ (12240/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ombudsstelle für Zahlungsprobleme bei Krediten (12241/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI prüft rechtliche Schritte gegen Tarifumstellung bei Wien Energie (12242/J)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Inhalt des außergerichtlichen Vergleichs zwischen HETA und BLB 2018 (12243/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Covid-19-Impfung für Schwangere und Stillende (12244/J)
Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage zu 10764/AB betreffend Innenrevisionsprüfung der Beschaffungsvorgänge im Zusammenhang mit Corona-Maßnahmen und Corona-Förderungen (12245/J)
Wolfgang
Zanger, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rechnungshofes betreffend
Gesundheitsdaten zur Pandemiebewältigung im
ersten Jahr der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2021/43 (III-508 d.B.)“
(12246/J)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Zwischenfälle in der Flüchtlingsunterkunft Sirius-Halle Klagenfurt (12247/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vor- und Nachteile der Anbindehaltung (12248/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Herdenschutz und Wolfsrisse (12249/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Herdenschutz und Wolfsrisse (12250/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Klimabonus für Häftlinge (12251/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Pflegeassistenz soll Fachpersonal entlasten. (12252/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pflegeassistenz soll Fachpersonal entlasten (12253/J)
Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rechnungshofes betreffend Pandemiemanagement der Gesundheitsbehörden im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2022/18 (III-658 d.B.)“ (12254/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vergabe von Schul-PCR-Tests (12255/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Vergabe von Schul-PCR-Tests (12256/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend medienwirksame Inszenierungsreisen nach Dänemark (12257/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend mögliche Sachspende des BMK an die Grünen (12258/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Schulen droht Geld auszugehen (12259/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Bei Gas-Mangel werden wieder die Schulen geschlossen (12260/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalitätshotspot Keplerplatz in Wien-Favoriten (12261/J)
Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Waffenverkäufe der albanischen Mafia im Darknet und der Bedrohung durch kriminelle Organisationen in Österreich (12262/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kriegsmaterialtransporte ziviler Firmen durch Österreich (12263/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BKA (12264/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMEUV (12265/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMF (12266/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMAW (12267/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMEIA (12268/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMFFIM (12269/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMSGPK (12270/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMJ (12271/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMKUEMIT (12272/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMBWF (12273/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMKÖS (12274/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMLRTW (12275/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMI (12276/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMLV (12277/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMLV im 3. Quartal 2022 (12278/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMJ im 3. Quartal 2022 (12279/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMAW im 3. Quartal 2022 (12280/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMLFRW im 3. Quartal 2022 (12281/J)
Alois
Kainz, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend
Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im
BMEUV im 3. Quartal 2022 (12282/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMKUEMIT im 3. Quartal 2022 (12283/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMFFIM im 3. Quartal 2022 (12284/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMKÖS im 3. Quartal 2022 (12285/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMSGPK im 3. Quartal 2022 (12286/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMF im 3. Quartal 2022 (12287/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMBWF im 3. Quartal 2022 (12288/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BKA im 3. Quartal 2022 (12289/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMEIA im 3. Quartal 2022 (12290/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMI im 3. Quartal 2022 (12291/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend umfassende Landesverteidigung (12292/J)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Totalversagen von Bund, Land und Stadt beim Thema leistbares Wohnen in Tirol. (12293/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Unterstützung des Bundeskanzleramts für den Burschentag in Wels (12294/J)
Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sondertransporte (12295/J)
Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Umsetzung der Ausstattung von Gebäuden der Polizei mit Photovoltaik-Anlagen (12296/J)
Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Umsetzung der Ausstattung von Gebäuden des Bundesheers mit Photovoltaik-Anlagen (12297/J)
Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Infrastrukturprojekte Obersteiermark“ (12298/J)
Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ablehnung von Anträgen auf neurologische Rehabilitation bei Personen mit Multipler Sklerose (12299/J)
Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verantwortungsloser Umgang mit Asylsuchenden (12300/J)
Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Hochrisiko-Fußballspiel zwischen den Nationalmannschaften des Irans und Uruguays (12301/J)
Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Hochrisiko-Fußballspiel zwischen den Nationalmannschaften des Irans und Uruguays (12302/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Streikrecht in der EU bald eingeschränkt?“ (12303/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Auszahlung des Klimabonus (12304/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Lage im AHZ Vordernberg bis August 2022 (12305/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend umfassende Landesverteidigung (12306/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Kosten für
Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMLFRW für das 3. Quartal 2022 (12307/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Überstunden im BMLFRW für das 3. Quartal 2022 (12308/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Folgeanfrage Ausnahmeregelung zur Nutzung von Brachflächen (12309/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Einführung der Heeres-Regionalküche in der Schwarzenbergkaserne (12310/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Kein Arzt! Toter Mann muss 9 Stunden am Esstisch sitzen“ (12311/J)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strafbarkeit der Ortung von Personen (12312/J)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen in SPÖ Mieten-Causa (12313/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asyl-Ansturm – Polizei lässt Flüchtlinge einfach ins Land (12314/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Martin Ho und die Corona-Kurzarbeit (12315/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Martin Ho und die Corona-Kurzarbeit (12316/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Martin Ho und die Corona-Kurzarbeit (12317/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Fehlender Ärztenachwuchs an den Spitälern (12318/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Trotz eklatantem Ärztemangel verliert ein praktizierender Allgemeinmediziner seinen Kassenvertrag (12319/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage im Asylquartier Graz-Puntigam (12320/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage im Asylquartier Graz-Andritz (12321/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Listeriencluster seit 2020 bekannt (12322/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Überstunden im BMI für das 3. Quartal 2022 (12323/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Überstunden im
BMSGPK für das 3. Quartal 2022 (12324/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend
Überstunden im BMBWF für
das 3. Quartal 2022 (12325/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Überstunden im BMEUV für das 3. Quartal 2022 (12326/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Überstunden im BMLV für das 3. Quartal 2022 (12327/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Überstunden im BMKUEMIT für das 3. Quartal 2022 (12328/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Überstunden im BMF für das 3. Quartal 2022 (12329/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Überstunden im BMFFIM für das 3. Quartal 2022 (12330/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Überstunden im BMAW für das 3. Quartal 2022 (12331/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Überstunden im BMEIA für das 3. Quartal 2022 (12332/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Überstunden im BMKÖS für das 3. Quartal 2022 (12333/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Überstunden im BMJ für das 3. Quartal 2022 (12334/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Überstunden im BKA für das 3. Quartal 2022 (12335/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be-treffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMI für das Jahr 3. Quartal 2022 (12336/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BKA für das 3. Quartal 2022 (12337/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMJ für das 3. Quartal 2022 (12338/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMFFIM für das 3. Quartal 2022 (12339/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMSGPK für das 3. Quartal 2022 (12340/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMF für das 3. Quartal 2022 (12341/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMLV für das 3. Quartal 2022 (12342/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMAW für das 3. Quartal 2022 (12343/J)
Alois
Kainz, Kolleginnen und
Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie,
Mobilität, Innovation und Technologie betreffend
Kosten für Dolmetsch-
und Übersetzungsleistungen im BMKUEMIT für das 3. Quartal 2022
(12344/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMBWF für das 3. Quartal 2022 (12345/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMKÖS für das 3. Quartal 2022 (12346/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMEIA für das 3. Quartal 2022 (12347/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMEUV für das 3. Quartal 2022 (12348/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend umfassende Landesverteidigung (12349/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend umfassende Landesverteidigung (12350/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend umfassende Landesverteidigung (12351/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend umfassende Landesverteidigung (12352/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend umfassende Landesverteidigung (12353/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend umfassende Landesverteidigung (12354/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend umfassende Landesverteidigung (12355/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend umfassende Landesverteidigung (12356/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend umfassende Landesverteidigung (12357/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend umfassende Landesverteidigung (12358/J)
Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend umfassende Landesverteidigung (12359/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend geplanter rechtsterroristischer Anschlag (12360/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Opferschutzorientierte Täterarbeit (12361/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Erfüllung der Vorgaben des Aktionsplans für nachhaltige öffentliche Beschaffung der Lebensmittel (12362/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12363/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12364/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12365/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12366/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12367/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12368/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12369/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12370/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12371/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12372/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12373/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12374/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend weiblicher Genitalverstümmelung – Stärkung von Frauengesundheit und Frauenrechten (12375/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend Sicherstellung von fairen, qualitätsvollen Asylverfahren, vor allem im Umgang mit besonders vulnerablen Gruppen? (12376/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzung der Abortion care guideline (2022) der WHO in Österreich (12377/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Umsetzung der Abortion care guideline (2022) der WHO in Österreich (12378/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend der Situation der Uiguren (12379/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend Sicherheit von Journalisten, insbesondere Journalistinnen (12380/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend der Schaffung einer unabhängigen Beschwerde- und Untersuchungsstelle bei Misshandlungsvorwürfen gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte? (12381/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend weiblicher Genitalverstümmelung – Stärkung von Frauengesundheit und Frauenrechten (12382/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend des niedrigen Strafmündigkeitsalters in zahlreichen Staaten außerhalb Europas? (12383/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend des niedrigen Strafmündigkeitsalters in zahlreichen Staaten außerhalb Europas? (12384/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Werden wichtige Chemikalien zur Wasserreinigung knapp? (12385/J)
Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Umsetzung der Patientenverfügungs-Gesetz-Novelle 2018 (12386/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Radikale Klima-Aktivisten kleben sich auf Wiener Ringstraße fest (12387/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Lärmschutzinitiative der Umweltministerin (12388/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Agenturbeauftragung und Kosten der Energiesparkampagne Mission11“ (12389/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Verbote, Sanktionen und Strafen bei falschem Energieverbrauch“ (12390/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Werden wichtige Chemikalien zur Wasserreinigung knapp? (12391/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Radikale Klima-Aktivisten kleben sich auf Wiener Ringstraße fest (12392/J)
Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Vertragskündigung Corona-Testungen“ (12393/J)
Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage: Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm (KIG) 2020 (12394/J)
Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kompetenzstellen gegen Cybercrime bei den Staatsanwaltschaften Wien, Graz und Salzburg (12395/J)
Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Breitbandmilliarde und damit verbundene Förderungen (12396/J)
Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Fördercall EAG Investitionszuschüsse Photovoltaik (12397/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (12398/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (12399/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Justiz (12400/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Landesverteidigung (12401/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Inneres (12402/J)
Michael
Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit,
Pflege und Konsumentenschutz (12403/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (12404/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (12405/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundeskanzleramt (12406/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (12407/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (12408/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Finanzen (12409/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Inneres Q3 2022 (12410/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Q3 2022 (12411/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend externe Verträge im Bundeskanzleramt Q3 2022 (12412/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Justiz Q3 2022 (12413/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Q3 2022 (12414/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Q3 2022 (12415/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend externe Verträge im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Q3 2022 (12416/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung Q3 2022 (12417/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Finanzen Q3 2022 (12418/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Landesverteidigung Q3 2022 (12419/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Q3 2022 (12420/J)
Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend externe
Verträge im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Q3 2022 (12421/J)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Fortschritte bei der Umsetzung der Rohstoffstrategie 2030 (12422/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bearbeitung des Impfschadensgesetzes (12423/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Langzeitermittlungen gegen den Bürgermeister der Stadt Bludenz (12424/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Trauerbeflaggung in Österreich (12425/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Pensionierungen bei den ÖBB 2021 (12426/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Zivildiener im Rettungswesen (12427/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zivildiener im Rettungswesen (12428/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Streit Kocher/BWB: Verletzung der Informationspflicht des Nationalrates! (12429/J)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Recht auf Bildung für ALLE (12430/J)
Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personen, die aufgrund des Verfassungsgerichtshofs-Erkenntnis ihren Personenstand ändern ließen (12431/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gesetze, Maßnahmen und Pläne gegen die Altersdiskriminierung (12432/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Pflege mit Matura (12433/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pflege mit Matura (12434/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Übergriffe auf Personen, die sich in Pflege befinden (12435/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Suizide von älteren Personen (12436/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Übergriffe auf Pflegepersonal (12437/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Förderung und Verleihung des Zertifikats „FAIR FÜR ALLE“ (12438/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Änderung des Bundespflegegeldgesetz (12439/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Präventionsmaßnahmen und spezielle Hilfestellungen für ältere Personen (12440/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gesetze, Maßnahmen und Pläne gegen die Altersdiskriminierung (12441/J)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Legasthenie, Dyslexie und Dyskalkulie (12442/J)
Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Pächter vs. COFAG: Wegen schlampiger Hilfsinstrumente droht Rückzahlungswelle (12443/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Arbeiterkammern: Verschleierung von Gewinnen und Rücklagen im großen Stil (12444/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylbetreuungseinrichtungen des Bundes: Welche Empfehlungen des Rechnungshofs wurden umgesetzt? (12445/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylkrise? Nein, wir haben ein Verteilungsproblem? (12446/J)
David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Klärung der Untreuevorwürfe gegen Beamte des BMI in Verbindung mit der „Causa AEI“ (12447/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Chaos bei Auszahlung des Klimabonus (12448/J)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend In Deutschland bereits unterbunden, in Österreich weiterhin geduldet – Versprochene Überprüfung des umstrittenen Sexualkundevereins TeenStar immer noch ausständig (12449/J)
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Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Rechtsunsicherheit in Folge der Angelobungswillkür des Bundespräsidenten (55/JPR)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11630/AB zu 11922/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen (11631/AB zu 11954/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11632/AB zu 11932/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (11633/AB zu 11942/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (11634/AB zu 11955/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11635/AB zu 11950/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11636/AB zu 11949/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (11637/AB zu 11957/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (11638/AB zu 11953/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (11639/AB zu 11952/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (11640/AB zu 11956/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11641/AB zu 11960/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11642/AB zu 11959/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11643/AB zu 11961/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11644/AB zu 11967/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11645/AB zu 11966/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11646/AB zu 11958/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11647/AB zu 11964/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11648/AB zu 11965/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11649/AB zu 11962/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11650/AB zu 11975/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11651/AB zu 11963/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11652/AB zu 11979/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11653/AB zu 11972/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11654/AB zu 11970/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11655/AB zu 11982/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11656/AB zu 11980/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (11657/AB zu 11981/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11658/AB zu 11971/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11659/AB zu 11977/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (11660/AB zu 11968/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (11661/AB zu 11969/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11662/AB zu 11974/J)
des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11663/AB zu 11973/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11664/AB zu 11983/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11665/AB zu 11976/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11666/AB zu 12053/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11667/AB zu 11984/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11668/AB zu 11985/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (11669/AB zu 11988/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (11670/AB zu 12031/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (11671/AB zu 12006/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11672/AB zu 11986/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11673/AB zu 11987/J)
Beginn der Sitzung: 15.01 Uhr
Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.
Präsident Ing. Norbert Hofer: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 174. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen wurde.
Die Amtlichen Protokolle der 171., der 172. und der 173. Sitzung vom 21. September 2022 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Mag. Klaus Fürlinger, Mag. Michael Hammer, Ing. Manfred Hofinger, Martina Kaufmann, MMSc BA, Irene Neumann-Hartberger, MMag. Dr. Agnes Totter, BEd, Doris Bures, Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Mag. Karin Greiner, Gabriele Heinisch-Hosek, Kai Jan Krainer, Dr. Christoph Matznetter, Josef Muchitsch, Sabine Schatz, Michael Seemayer, Alois Stöger, diplômé, Mag. Selma Yildirim, Dr. Reinhard Eugen Bösch, Mag. Christian Ragger, Christian Ries, Michael Schnedlitz, Mag. Philipp Schrangl, Wolfgang Zanger, Barbara Neßler, Clemens Stammler, Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Douglas Hoyos-Trauttmansdorff und Mag. Julia Seidl.
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Ing. Norbert Hofer: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:
Vertreten wird Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. durch Bundesministerin für EU und Verfassung Mag.a Karoline Edtstadler.
Ferner gebe ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt:
Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc durch Staatssekretärin Claudia Plakolm, Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. durch Staatssekretär Florian Tursky, MBA MSc.
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Ing. Norbert Hofer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen: 12190/J bis 12449/J
Schriftliche Anfrage an den Präsidenten des Nationalrates: 55/JPR
2. Anfragebeantwortungen: 11630/AB bis 11673/AB
3. Regierungsvorlage:
Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige, Kollegs und Vorbereitungslehrgänge, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden (1696 d.B.)
B. Zuweisungen:
1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs.4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:
Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:
Bürgerinitiative betreffend "Rettet den Wienerwald!" (48/BI)
Zuweisungen auf Ersuchen des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen an andere Ausschüsse:
Ausschuss für Familie und Jugend:
Petition betreffend "Mental Health Now – stärkt unsere Jugend!", überreicht von den Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Mag. Martina Künsberg Sarre und Fiona Fiedler, BEd (90/PET)
2. Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Verkehrsausschuss:
Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Wien über die vierte und fünfte Ausbauphase der Wiener U-Bahn (1677 d.B.)
Volksanwaltschaftsausschuss:
Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend "NGO-Forum Soziale Grundrechte" (III-756 d.B.)
b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Ausschuss für Arbeit und Soziales:
Bericht gemäß § 13 Abs. 1a des
Bundesgesetzes über die Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik
(Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz – AMPFG) für Jänner 2020
bis August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft
(III-761 d.B.)
Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-758 d.B.)
Gleichbehandlungsausschuss:
14. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2022, vorgelegt von der Bundesregierung (III754 d.B.)
Kulturausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-759 d.B.)
Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:
Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (III-763 d.B.)
Umweltausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-755 d.B.)
Unterrichtsausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-765 d.B.)
Verfassungsausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes
über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für
August 2022, vorgelegt vom Bundeskanzler
(III-764 d.B.)
Verkehrsausschuss:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-757 d.B.)
Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über
die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5
des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds
für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit
und Wirtschaft (III760 d.B.)
Bericht gemäß § 5 Abs. 5 Energielenkungsgesetz 2012 bezüglich der Verordnung der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über die Festsetzung der Höhe der Pflichtnotstandsreserven, die zu bestimmten Zeitpunkten zu halten sind, BGBl. II Nr. 265/2022, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-762 d.B.)
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich gebe bekannt, dass die Sitzung von ORF III übertragen wird, später wird die Sitzung gegebenenfalls in der TVthek gesendet.
Redezeitbeschränkung
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 4,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP 88, SPÖ 61, FPÖ 50, Grüne 45 sowie NEOS 36 Minuten.
Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 18 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.
Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.
Wir gehen in die Tagesordnung ein.
1. Punkt
Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine
Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Im Anschluss an diese Erklärungen wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung entsprechend dem vorliegenden, ausreichend unterstützten Verlangen eine Debatte stattfinden.
Ich erteile nun Herrn Vizekanzler zur Abgabe der Erklärung das Wort. – Bitte, Herr Vizekanzler.
Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete! Werte Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Sicherheitspolitik, Energiepolitik und Wirtschaftspolitik: Das ist in der Tat ein schwieriges Thema in schwierigsten Zeiten – ich glaube, bis hierher stimmen wir jedenfalls einmal überein –, aber auch so schwierig, dass wir von der Regierung es gerne auch hier im Hohen Haus, im Plenum debattieren. Ich möchte ausdrücklich das Angebot erneuern, was die Arbeit in den Ausschüssen betrifft. Ich durfte ja das letzte Mal selber im Hauptausschuss sein, und für den nächsten Wirtschaftsausschuss waren ja vertiefende Debatten betreffend die Fragen der Energiesicherheit in Österreich über längere Strecken vereinbart. – Nehmen Sie das als ehrliches Angebot!
Ja, schwierige Zeiten – da muss ich mich jetzt nicht weiter verbreitern –, aber wenn es um so etwas wie die Sicherheit insgesamt, die Energiewirtschaft, die Wirtschaftspolitik geht, dann, glaube ich, ist eine Lehre – vor allem seit dem 24.2., vielleicht sogar schon davor aus den Folgen der Pandemie heraus –, dass es wieder mehr Unabhängigkeit braucht und dass auch der ökologische Schlüssel der Nachhaltigkeit zu sehr viel Sicherheit beitragen wird, da nämlich die Energiesicherheit, um die es dann in meiner Rede auch vor allem gehen wird, in diesen Fragen ein ganz essenzieller Schlüssel ist.
Wenn wir da die Energiepolitik in den Mittelpunkt
stellen – die notwendige Energiewende, so wie es der Kanzler in den
letzten Tagen und auch gestern anlässlich der Feier im
Bundeskanzleramt gesagt hat –, dann ist das, glaube ich,
der richtige Weg, weil dadurch mit einem Instrumentenkoffer mehrere
Ziele erreicht werden. Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit werden also
zu mehr Sicherheit insgesamt führen. Das heißt, Energiepolitik ist
mittlerweile auch Geopolitik und Sicherheitspolitik. (Beifall bei
Grünen und ÖVP.)
Nach dem 24.2. ist die Welt, jedenfalls speziell auf europäischem Boden, doch wieder einmal und tragischerweise eine andere, von der wir alle wahrscheinlich geglaubt haben – ich schließe mich da durchaus mit ein –, dass sie so nicht mehr werden könnte. Es ist aber eben dazu gekommen, dass wir auf europäischem Boden einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen jede Silbe der UN-Charta und damit gegen die Nachkriegsordnung, die gerade auf europäischem Boden sehr, sehr viel gebracht hat, erleben. Ich kann es auch einfacher ausdrücken – und mir ist daran gelegen, ob das jetzt Vizekanzler-like ist oder nicht –: Es ist ein bestialischer Angriffskrieg, es wird massengemordet, es werden Frauen vergewaltigt, es werden Kinder verschleppt, und da kann man nicht neutral an der Seite stehen! Das muss einmal klar sein. (Beifall bei Grünen, ÖVP und NEOS.)
Zurück zum Gesamttext: Es ist natürlich auch ein
Angriff auf Europa, teilweise auf die Welt. Wieso? – Er richtet sich
gegen die Freiheitsordnung und damit gegen die Friedensordnung, die wir in
vielen Ländern innerhalb der Vereinten Nationen
als richtig erkannt haben. Es sind also mithin Freiheit und Frieden
bedroht, und das ist jetzt gar nicht wunderlich, wenn man in die jüngere
Geschichte zurückschaut, was Putin und seine Bande da schon einmal
vorgezeichnet haben. Es geht eben auch gegen die Sozial-, Wirtschafts- und Lebensordnung,
die wir in vielen europäischen Staaten oder, ich denke, in fast
allen für richtig halten und auch in den meisten Staaten der Welt, wie ja
die Beschlüsse der UN-Vollversammlung mittlerweile und Gott sei Dank
zeitigen.
Das war ja am Anfang nicht so, und deshalb ist ja dieser Zusammenhalt auch so wichtig – ich werde darauf noch eingehen – und dass wir in diesem Zusammenhalt weiter vereint bleiben. Das wird nämlich auch noch entscheidend, es ist
nämlich auch eine Frage der Zeit. Kanzler Scholz hat nach dem 24.2. bald einmal von der Zeitenwende gesprochen. Wir kennen das, aber weil es schon so oft gesagt wurde, werde ich es nicht wiederholen.
Aber apropos Zeit: Es ist nicht nur eine Wende der Zeit, wir
brauchen auch einen längeren Atem, denn siehe da, diese Zeitenwende
vollzieht sich nicht vom 24. auf den 25.2. oder über Nacht. Das ist da
oder dort – und wir haben es ja im Februar und im März
schon gesagt – ein Marathonlauf, das ist nicht leicht. Das wurde von
vielen europäischen Staatenlenkerinnen und Staatenlenkern gesagt: Das wird
nicht leicht. – Es wird da oder dort – man kann es
für viele, die es am meisten brauchen, abfedern –
Wohlstandsverluste geben. Man muss aber immer schauen, was die Ursache ist, und
darf nicht – möglicherweise sogar absichtlich –
Ursache und Wirkung verdrehen. Auch da stimme ich mit dem Bundeskanzler
völlig überein, denn dahinter steht auch – ich sagte es ja
des Öfteren – eine Absicht. Wir haben es aber jetzt einmal mit
einem Angriff auch auf Demokratie und Menschenrechte zu tun, weil das das Bild
ist, das wir
hier, in den meisten Staaten jedenfalls, weiterverfolgen werden.
Ich würde jetzt sogar noch weiter gehen und Anleihe bei
Emmanuel Macron nehmen: Es handelt sich mittlerweile um einen hybriden
globalisierten
Krieg, weit über Europa hinaus, weil mittlerweile die Energie und auch
Lebensmittel, Getreide, als Waffe eingesetzt werden. Das ist doch
völlig klar erkennbar, Sanktionen hin oder her – dazu
sage ich natürlich noch etwas –, das wird ganz
bewusst – und wahrscheinlich würde das auch ohne Sanktionen so sein;
ich bin mir sogar sehr sicher – als Waffe eingesetzt. Wir haben es
also tatsächlich mit einem hybriden und globalisierten Konflikt zu tun,
und das ist ein neuer Imperialismus, ein verbrecherischer Imperialismus.
Natürlich haben wir in der Geschichte immer wieder so etwas gehabt, aber wir hätten geglaubt, das überwunden zu haben, und dass das dann ausgerechnet von Moskau ausgeht, ist natürlich jetzt einmal, glaube ich, tragisch zur Kenntnis zu nehmen. Viele in Österreich – ich auch, dass wir uns da richtig verstehen – haben doch lange darauf gesetzt, dass es da besonders gute Beziehungen braucht – zu Recht, denke ich, gerade als Neutraler; alles richtig. Wir haben aber
auch übersehen, wo vor 15 Jahren und spätestens vor mittlerweile acht Jahren eine falsche Abzweigung genommen wurde. Es hat in Wahrheit in Österreich ganz wenige gegeben, die darauf hingewiesen haben, wo das mit der Annexion der Krim – auch völlig völkerrechtswidrig – hinführt.
Die Konflikte in den Gebieten, wo jetzt Scheinreferenden
abgehalten werden, hat es mit weiß ich wie viel Zehntausenden
Toten ja schon gegeben, das muss man ja jetzt schon sehen; diese wurden organisiert.
Das Einsickern,
der Einfall, der Überfall, das war ja damals schon da – da
waren wir
noch dabei, um rote Teppiche zu scharwenzeln. Das muss halt auch gesagt werden
dürfen. Aber es gibt ein Verständnis dafür aus der Historie
heraus. (Abg. Kickl: Da hat ja der Van der Bellen vollkommen
versagt!) Das ist, glaube ich,
das, worauf wir dann in Zukunft vermehrt schauen müssen.
Ich habe versucht, es so zu formulieren, dass wir gerade alle noch mitkommen, denn ich verstehe ja die Gründe und die Ursache, und es ist ja auch viel Wahres dran. Im Übrigen bin ich jedenfalls der Überzeugung – und der Bundeskanzler auch, er hat es ja in Wahrheit gelebt –, dass die Sprechkanäle, der Kontakt immer offen bleiben müssen. Ich glaube aber, dazu werden wir noch etwas im europäischen Rahmen hören. Das muss immer sein, selbst wenn man es mit einem diagnostizierten verbrecherischen Regime zu tun hat. (Abg. Belakowitsch: Wer hat die Diagnose gestellt?) Das ist dann kein Widerspruch, sondern man erkennt daran das Bemühen, in dieser ganz, ganz schwierigen Situation etwas vorwärtszubringen, auch von einem kleinen Land oder gerade auch von einem kleinen Land. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Aber ja, Mitschuld, wir sagten es: Schweigen und nichts tun – so sagt es nicht nur Emmanuel Macron, so sagt es ja auch jeder in der befreundeten bundesdeutschen Regierung –, nichts tun - - (Abg. Amesbauer: Die sind mit euch befreundet!) – Ja, Sie dürfen sich da ein Privileg herausnehmen und sich andere Freunde suchen; zu dem Freundschaftsvertrag mit den Putin’schen Mörderbanden können Sie ja später noch einmal selber Stellung nehmen, wir wollen jetzt durch Ihre Zwischenrufe die Regierungserklärung nicht kontaminieren lassen. (Abg. Amesbauer: Ich habe nur gesagt, dass die Deutschen ...!)
Aber es ist halt einmal so: Wer hier zuschaut und nichts tut, macht sich mitschuldig bei – noch einmal! – Massenmord, bei Vergewaltigung und bei Kinderverschleppung. Erklären Sie das halt auf andere Art und Weise, dazu sind wir ja auch hier – ich erkläre das so. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS.) Da kann es keine Neutralität geben!
Wenn diese Friedensbemühungen laufen sollen, dann geht es da ganz klar darum, dass wir am Schluss natürlich die Waffen zum Schweigen bringen müssen. Das ist doch logisch, ja selbstverständlich. (Abg. Wurm: Aha! – Abg. Belakowitsch: Aber erst zum Schluss!) Aber wie geht das? Das ist auch völlig klar, unter welchen Bedingungen – so, wie das jetzt absehbar ist – dort einmal die Waffen ruhen können und man sich dem Frieden annähern kann: Putin muss sich mit seinen Truppen zurückziehen, das ist doch völlig klar. Wenn Putin aufhört, dann ist der Krieg beendet, wenn die Ukraine aufhört, ist die Ukraine ausgelöscht – und das macht den Unterschied, und das sollte man verstehen. (Beifall bei Grünen, ÖVP und NEOS.)
Also: Klar war, es müssen die Sanktionen kommen, finde ich, weil eine direkte militärische Konfrontation und damit Eskalation niemand wollte; umso bedeutender sind die Sanktionen – darum geht es ja jetzt –, umso bedeutender sind die Sanktionen. (Abg. Wurm: Wirksam!) Und sie sind auch wirksam. Da kommen wir genau zu dem Punkt: Sie sind auch wirksam. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Ich habe Ihnen das extra
mitgebracht (mehrere Schriftstücke in die Höhe haltend): In
der Berechnung aller Wirtschaftsforschungsinstitute von Rang und Namen,
die sich jedenfalls diesbezüglich äußern (Abg. Belakowitsch:
Das sind,
glaube ich, die Coronaexperten, oder?), ist das das Ergebnis –
ob Sie jetzt die Europäische Bank für Entwicklung nehmen, ob Sie
den IWF nehmen, ob Sie die Institute in fast allen europäischen
Ländern nehmen. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) –
Für Sie habe ich extra eine dickere Studie mitgebracht,
da können wir dann schauen. Aber was ist das Ergebnis? – Selbst
die Russen selber, die ja alle Daten verdecken wollen, sagen, dass es
6 Prozent Minus in der
Wirtschaftsleistung sind. (Abg. Belakowitsch: Und bei uns?) Es sind aber in Wahrheit knapp 10 Prozent in diesem Jahr, und das wird so weitergehen.
Wie muss man sich das vorstellen? Das ist doch
völlig logisch (Abg. Kassegger: Und bei uns haben wir
8 Prozent, also sind wir die Sieger! Was ist das für eine Logik?):
Wenn wir Hochtechnologieteile – und darum geht es – nicht
mehr liefern,
dann haben die im Übrigen von der Rüstungsindustrie abwärts
Probleme, diesen Wirtschaftskreislauf aufrechtzuerhalten. Das ist im
Übrigen der Grund – das kann man sich ja haptisch
vorstellen –, warum die Autoindustrie dort völlig
zusammengebrochen ist, da passiert gar nichts mehr. (Abg. Belakowitsch:
Bei
uns auch!) Die haben ihre alte Marke Moskwitsch reaktiviert und bauen jetzt
mit den Standards der Siebzigerjahre. Außerdem müssen sie dort auch
noch jedes zweite Auto in der Werkstatt stehen lassen, weil sie diese
kannibalisieren,
wie das heißt, um dann die Ersatzteile von einem Auto ins andere zu
bringen. Bei den Flugzeugen ist es das Gleiche, die Hälfte ist am Boden.
Und das
wird so weitergehen. – So kann man sich das vorstellen. Die
Rüstungsindustrie ist geschwächt.
Sie können nicht einmal mehr neue Banknoten in Umlauf bringen, weil sie alleine keine Lesegeräte für die Bankomaten zustande bringen. Das Einzige, was die zustande bringen, ist, Bodenschätze, die sie nun einmal zuhauf haben, aus dem Boden herauszuholen. Das ist ihr Schatz. – Und das muss man verstehen.
Wir sind allerdings so abhängig wie vorhin beschrieben,
deshalb wird Erdgas ja gar nicht sanktioniert. Das muss man ja einmal
verstehen. Und würden wir
das so machen, wie manche vorschlagen, dann hätten wir uns ins Knie
geschossen. Deshalb ist Österreich in bestimmten Fragen abweichend
von anderen europäischen Ländern – darüber
können wir gerne diskutieren. Worum es aber auch gehen wird, ist, zu
erkennen – durch diese infiltrierte Propaganda auf
allen möglichen sogenannten sozialen Netzwerken: dass das alles nicht
wirkt beziehungsweise dass da ein unmittelbarer Zusammenhang
besteht –, dass da vielleicht ein mittelbarer, aber kein
unmittelbarer Zusammenhang besteht, was die Situation in den europäischen
Ländern und damit in der österreichischen
Volkswirtschaft betrifft. Das ist es! Da sickert Propaganda ein, gegen die wir uns auch wehren sollten.
Im Übrigen – aktuell, kleines Angebot – kursiert jetzt ganz groß, dass selbstverständlich nur die USA infrage kommen, die beiden Pipelines in die Luft gesprengt zu haben. Das ist doch völlig logisch, versteht sich ja von selbst. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) – Ich sage ja nicht einmal, dass es jemand anderer war, die Russen oder sonst jemand, weil es ja noch nicht erwiesen ist, aber es gibt schon ausreichend viele, die in den sozialen Netzwerken herumhirschen – wir werden ja sehen, wo die besonders verbreitet sind – und diesen unbewiesenen Unfug verbreiten. (Abg. Belakowitsch: Wie peinlich ist denn das? – Abg. Kickl: Wir wissen auf jeden Fall, wem es schadet!)
Ich nenne das Beispiel ja nur deshalb, weil wir uns gegen diese Art von Kommunikationskrieg wappnen müssen. Das ist mindestens so wichtig wie alles andere. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Kickl: Man sollte vielleicht einblenden, dass da ein Grüner redet, ja, weil die Leute glauben das ja gar nicht mehr! Sie sind ja Vertreter der Partei, gegen die Sie gegründet worden sind! Das wundert mich ja! Das ist ja unglaublich! „Frieden schaffen ohne Waffen“, das waren die Grünen!) – Das hängt davon ab, welchen Grundsätzen man folgt, und wir folgen den Grundsätzen, dass, wenn im Nachbarhaus gemordet und vergewaltigt wird, man nicht untätig am Zaun stehen kann, wie Sie es bevorzugen. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Abg. Scherak. – Abg. Kickl: Ja, dann werden Sie in der Türkei tätig, in Aserbaidschan und überall!)
Deshalb versuchen wir, im Rahmen der Neutralität zu machen, was zu machen ist. Und deshalb ist es ja so wichtig, dass gerade wir Neutralen da nicht lockerlassen, obwohl die Situation in Österreich schwierig ist. Das ist ja das ganze Thema hier und heute: obwohl es so schwierig ist.
Deshalb gebe ich dem Bundeskanzler recht, der da sagt: Haltung zeigen! – Das ist halt auch etwas in der Situation (Abg. Belakowitsch: Bitte!), auch wenn es schwierig ist. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Ja, natürlich ist etwas zu tun – bleiben wir in Österreich; ich glaube, Frau Kollegin Edtstadler wird ohnehin noch darauf eingehen –, wenn Gas so knapp
ist. Und bitte schön nicht dem Irrglauben aufzusitzen, dass, wenn die Sanktionen weg
wären, Gas nicht als Waffe eingesetzt werden würde! Die einzige
Wahrheit, die vom Kreml bis jetzt immer gekommen ist, ist die Falschheit.
Das ist die Konstante, und deshalb wissen wir gar nicht, was nachher ist. Wenn
Putin zu Recht mit seiner Armee so in Bedrängnis ist, weil die Ukraine
einen Erfolg nach dem anderen erzielt, dann wird er damit auch nicht
aufhören. Da sehen wir aber wenig Alternative. Die müssen sich doch,
wenn sie schon vergewaltigt werden, wenigstens selber verteidigen können.
Das muss doch rein – wenn Sie schon von Grundsätzen
reden –: Die müssen sich doch selber verteidigen
können! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Putin wird nicht aufhören. Putin wird nur dann irgendwo am Verhandlungstisch teilnehmen, wenn mit der Sprache gesprochen wird, die er versteht (Abg. Hafenecker: Aber ihr Pazifisten habt ...!), und wenn er sieht, dass er den Krieg nicht gewinnen kann. Und Putin darf den Krieg nicht gewinnen, denn dann geht es in Moldawien, im Baltikum, an der Nato-Grenze weiter. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Das kann man anders sehen, aber die
österreichische Bundesregierung – mit vielen
anderen – sieht es so. (Abg. Hafenecker: ...
Pazifismus!) Und deshalb
ist natürlich einiges zu tun, um die Folgen der Knappheit der Energie, die
unmittelbar zur Teuerung führt – auch da: nicht Ursache mit
Wirkung verwechseln! (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –,
abzufedern.
Da kann man aber nicht alles machen. An all
jene, die glauben, es nützt etwas, wenn man sagt: Gas darf nur mehr
10 Prozent von dem kosten, was es jetzt kostet! – Das wird dazu
führen, dass fast gar keines mehr da ist. Und bei einem Gut, das nicht da
ist, brauche ich mir um einen Preisdeckel keine Sorgen mehr
zu machen (Abg. Belakowitsch: Habts ihr euch eh noch nie gemacht!), das
ist doch völlig logisch.
Richtig allerdings ist, dass wir, gerade auf europäischer Ebene, anständig eingreifen sollten. (Abg. Belakowitsch: Euch ist es eh wurscht, wenn die Preise explodieren!) Da ist jetzt beim letzten Energieminister:innenrat einiges weitergegangen, ja, aber da braucht es noch mehr (Abg. Kickl: ... der Vizekanzler eines
neutralen Landes!), und genau dahin gehend ist ja die österreichische Bundesregierung unterwegs, nämlich zu sagen, dass es die Entkopplung der Strompreise vom Gaspreis geben muss. (Abg. Kickl: ... der Vizekanzler eines neutralen Landes!) Was aber Gaspreisdeckel betrifft, muss man zumindest so vorgehen, dass wir am Schluss nicht weniger Gas als vorher haben – denn das ist ein knappes Gut (Abg. Kickl: Ja!), und wenn wir dann weniger haben, kostet es noch mehr, aber zwischenzeitlich haben wir es mit Steuergeld subventioniert; der Preis bleibt gleich, und wer kriegt es? – Die angeblich ach so bösen Konzerne, die von Ihnen jeden Tag bekämpft werden. Das muss man einmal entsprechend auseinanderhalten und wieder zusammenfügen.
Dann abschließend (Abg. Kickl: Wie lang ist denn da Redezeit?) – danke für den Hinweis! - noch einmal: Aus all dem heraus ist doch völlig klar, dass wir die Energiewende ins Zentrum unserer Bemühungen setzen müssen! Und das passiert auch – im Übrigen mit allen Chancen –, weil es eben zu mehr Sicherheit führt, und diese Transformation bringt riesige Chancen. Deshalb sagen wir ja an dieser Stelle öfter: Auch wenn es schwierig ist – der Energiebereich befindet sich halb in einer Kriegswirtschaft –, aber umso mehr müssen wir etwas tun! (Abg. Belakowitsch: Ihr macht ja nix! – Abg. Kickl: Eine halbe Kriegswirtschaft!) Wir sind da geschwächt, das ist richtig, weil wir uns abhängig gemacht haben, aber wir können innerhalb von wenigen Jahren diese Schwäche auch zu einer Stärke machen, und das sollten wir tun! Und deshalb: diese Chancen nützen!, und deshalb: alles für diese Transformation! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
All das wird nur gehen, wenn wir beherzigen: Haltung statt Feigheit! Und das braucht Durchhaltevermögen. (Abg. Belakowitsch: Feig sind schon Sie!) Die Zeitenwende ist offensichtlich ein Marathonlauf – nicht so überraschend für diejenigen, die sich länger damit beschäftigt haben.
Was aber die Zukunft betrifft: Besser wir gestalten sie, als wir erleiden sie! (Abg. Kickl: Na Sie sind ja ganz ein großer Player! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Und diese Zukunft ist eben auch zu erarbeiten und zu erkämpfen, am besten gemeinsam. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Deshalb bin ich schon gespannt
auf die Vorschläge hier, die wir dann ja noch weiter diskutieren können. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Das war eine historische Erklärung! Für das hat es die Sondersitzung gebraucht! Ich glaube, da sind ein paar Zettel durcheinandergeraten!)
15.23
Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich danke dem Herrn Vizekanzler für seine Ausführungen und bitte nun Frau Bundesministerin Mag.a Karoline Edtstadler um ihre Ausführungen. – Bitte, Frau Bundesministerin.
Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren Abgeordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie, aber auch zu Hause vor den Endgeräten! (Abg. Belakowitsch: Was sagt Frau von der Leyen?) Hohes Haus! Es ist gut, richtig und vor allem auch wichtig, dass wir uns heute hier über die Herausforderungen der Gegenwart und über die großen Fragestellungen der Zukunft unterhalten; und es ist vor allem wichtig, dass wir es hier tun, hier im Hohen Haus, im Parlament.
Es war in den letzten Tagen viel die Rede davon – auch ich habe darüber gesprochen –, was die Rolle des Parlaments in Österreich, in einer Demokratie ist, und ich bin davon überzeugt: Sie – als direkt gewählte Vertreter:innen des Volkes – sind das Herzstück unserer Demokratie, und deshalb muss diese Diskussion auch heute, hier und jetzt stattfinden! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Gerade in Krisenzeiten ist dieses Herz unglaublich
gefordert. Denken wir gemeinsam zurück an den Beginn der Pandemie!
Denken wir daran zurück, als es hier im Hohen Haus am Wochenende
Zusammenkünfte gegeben hat und über alle Parteigrenzen hinweg
Beschlüsse gefasst worden sind, um die Pandemie – gerade
am Anfang, in einer so entscheidenden Phase – zu bekämpfen!
Da ist die ganze Kraft der Demokratie auch
tatsächlich zum Ausdruck gekommen (Abg. Wurm –
erheitert –: Der Irrtum!), und das braucht es auch jetzt in so
herausfordernden Zeiten ganz dringend. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich könnte jetzt darüber sprechen, warum wir in dieser Krise sind, seit wann wir in dieser Krise sind (Abg. Belakowitsch: Ja dann sagen Sie es doch!), ich könnte aufzeigen, vor wie vielen Herausforderungen wir in Österreich und in Europa noch stehen. Ich könnte spekulieren, wie lang (Abg. Erasim: Hoffentlich nicht ...!) wir noch in diesem Krisenmodus, auch in der Regierung, arbeiten müssen. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Aber erstens habe ich keine Glaskugel, und zum Zweiten, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, insbesondere von der FPÖ – wenn Sie einmal zuhören und nicht immer reinschreien würden (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch, Deimek und Wurm), dann würden Sie auch hören, was ich zu sagen habe –, sage ich Ihnen, dass die Problembetrachtung alleine und Pessimismus (Ruf bei der FPÖ: Das ist ja das Problem, dass genau Sie ...!) uns gerade in einer Zeit, wie wir sie jetzt erleben, nirgendwo hinbringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Belakowitsch: Das ist ja alles ...! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)
Lassen Sie mich an dieser Stelle einmal hervorheben, was es an Positivem hervorzuheben gibt: zum Beispiel den Zusammenhalt auf europäischer Ebene, der derzeit größer ist als jemals zuvor (Abg. Belakowitsch: Wahnsinn! ...); die Stärke unseres Landes, die wir über Generationen nicht beweisen mussten, aber jetzt tatsächlich an den Tag legen; die Resilienz unserer Institutionen, ja, auch dieses Hohen Hauses, des Parlaments, die auch Sie jeden Tag demonstrieren und demonstrieren müssen; und das Durchhaltevermögen der Menschen, das auch in den nächsten Wochen und Monaten gefragt ist. (Abg. Wurm: Zähne zusammenbeißen!) All diese Komponenten sind es, die unsere Demokratie, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ausmachen (Abg. Belakowitsch: Ja, Sie spalten ja eh dauernd!) und uns auch in herausfordernden Zeiten bestehen lassen, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Europa – und auch Österreich – hat schon so vieles gemeistert. Auch wenn man in die Geschichtsbücher blickt, sieht man, dass Österreich schon viele Prüfungen bestanden hat, dass Österreich oft auf große Herausforderungen flexibel reagieren musste. Erst gestern wurde mit einem großen Festakt im
Bundeskanzleramt (Abg. Belakowitsch: Das ist ...!) von Karl Nehammer auch der erste frei gewählte Bundeskanzler der Zweiten Republik, Leopold Figl, gewürdigt – einer, der es wie wohl kaum ein anderer geschafft hat, die Sorgen der Menschen zu adressieren, aber auch Hoffnung zu geben. Und genau darauf möchte auch ich den Fokus legen.
Wir haben in den letzten Wochen und Monaten unglaublich vieles zustande gebracht: Wir haben die Gasabhängigkeit bereits von 80 Prozent auf 50 Prozent reduziert. Wir haben die Energiesicherheit für diesen Winter sichergestellt. Es muss keiner in Österreich Sorge haben, dass er frieren muss oder dass die Kinderzimmer nicht warm genug sind. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Ruhe!)
Die Gasspeicher sind zu 79 Prozent gefüllt (Abg. Belakowitsch: Wissen Sie, wie viele Leute schon in den kalten Wohnungen sitzen, weil sie es sich nicht leisten können?), und erstmals, Frau Abgeordnete von der FPÖ, haben wir auch eine strategische Gasreserve angelegt (Abg. Belakowitsch: Es kann sich aber keiner leisten!), die es vorher nicht gegeben hat, und das haben wir gemeinsam zustande gebracht, als Regierung, als Parlament und als Gesellschaft. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich verhehle nicht, dass wir seit Beginn dieser Regierung, also knapp nach unserer Angelobung, mit Krisen konfrontiert sind. (Abg. Hafenecker: Sie sind die Krise!) Wir schaffen das jetzt auch in dieser Situation, weil wir mit Karl Nehammer einen Krisenmanager an der Spitze haben (Abg. Belakowitsch: Wo ist der denn überhaupt?), der das möglich macht, weil wir einen Vizekanzler haben, auch eine Bundesministerin Leonore Gewessler, die täglich für die Energiesicherheit sorgt. Ich traue mich ja zu behaupten, Herr Vizekanzler, dass Leonore Gewessler mit ihrem breiten Portfolio wohl nicht gedacht hätte, dass Energie ihr Hauptfokus in diesem Jahr sein würde. (Abg. Belakowitsch: ... Parlament, vorsätzlich mit der Unwahrheit ...!) Wir haben einen Finanzminister, der sich tagtäglich dafür einsetzt, dass es Erleichterungen für die Menschen gibt (Ruf bei der SPÖ: Gutscheine!) – kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig, mit der
historischen Abschaffung der kalten Progression. Das muss man sich schon einmal auch vor Augen halten! Generationen von Regierungen haben es versucht oder wollten es versuchen, wir haben es jetzt tatsächlich erreicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Und wir haben natürlich einen Bundesminister Martin Kocher, der mit seinem Team tagtäglich im Einsatz ist, um Arbeitsplätze zu erhalten, um dafür zu sorgen, dass auch die Unternehmen weiter wirtschaften können, um den Wohlstand in Österreich aufrechtzuerhalten.
Ich darf auch meinen Beitrag leisten, und ich versuche auch, auf europäischer Ebene Allianzen dafür zu finden, dass es weitere und bessere Lösungen gibt. Ja, ich weiß, einige wenige in diesem Hohen Haus wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir manches nur schaffen, wenn wir europäisch an einem Strang ziehen, aber genau das wird und muss die Lösung sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Trotz der vielen Krisen, die ja ungeplant auch über diese Regierung hereingebrochen sind, haben wir, das möchte ich festhalten, knapp die Hälfte der im Regierungsabkommen und im -programm vorgeschriebenen Vorhaben bereits umgesetzt. Wir haben wesentliche Maßnahmen gesetzt, um genau das, was auch im Titel dieser heutigen Regierungserklärung angesprochen ist, nämlich Sicherheit und Wohlstand, aufrechtzuerhalten.
Denken wir zurück: die ökosoziale Steuerreform, eine riesige Entlastung in Milliardenhöhe, auch im Sinne des Klimaschutzes und der Umwelt und der nächsten Generationen. Wir haben die größte Pflegereform seit Jahrzehnten angestoßen, ein Thema, das wohl jeden in dieser Gesellschaft früher oder später betreffen wird. Und wir haben mit dem Klimaticket auch gezeigt, dass Klimabewusstsein und Mobilität nicht länger ein Widerspruch sind.
Wir machen das aus Verantwortung für Österreich, und diese Verantwortung, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, tragen Sie gemeinsam mit uns allen mit. Alleine würden wir es nicht schaffen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Wir schultern sie gemeinsam, und es sind keine einfachen Zeiten,
aber wir sollten auch daran denken, dass wir zwar mit Tatkraft, aber auch im gegenseitigen Respekt voreinander diese große Aufgabe wahrzunehmen haben. Dabei kommt es halt dann doch manchmal darauf an, wie der Ton ist – wie man so schön sagt: der Ton macht die Musik –, und da würde ich mir einfach wünschen, dass wir auch respektvoller miteinander umgehen, alle einbeziehen, die hier sitzen, stehen, reden oder auch Zwischenrufe über sich ergehen lassen müssen.
Ich verstehe nämlich jeden, der sich da
draußen Sorgen macht, Sorgen, wenn Putin seine Sprache weiter und weiter
eskaliert und wenn er mit Atomwaffen droht. Ich verstehe jeden, der
sich Sorgen macht, weil er nicht weiß, wie er den nächsten Einkauf
finanzieren soll oder die Tankfüllung bezahlen soll (Zwischenruf der
Abg. Belakowitsch – Abg. Kickl: Da passt ja die CO2-Steuer
perfekt! Die passt ja bestens! – Abg. Belakowitsch: Ist ja
unglaublich! – Abg. Kickl: Vollstes Verständnis: CO2-Steuer!
Passt!), und ich kenne viele Unternehmerinnen und Unternehmer,
die aufgrund der gestiegenen Energiekosten wirklich darum kämpfen, ihren
Betrieb aufrechtzuerhalten. Genau aus diesem Grund tun wir als Bundesregierung alles,
um da gegenzusteuern (Abg. Belakowitsch: ..., super!
CO2-Steuer habt ihr eingeführt, genau!), um dieser
Teuerungswelle bestmöglich zu begegnen. (Abg. Kickl: Gerade
letztes Wochenende! Alles unternommen! – Abg. Belakowitsch: Am
Samstag: CO2-Steuer!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, bei aller Kritik (Abg. Belakowitsch: CO2-Steuer, ...!), die in einer Demokratie immer auch Platz haben muss, ob sie berechtigt ist oder ob sie überzogen ist (Abg. Belakowitsch: Nein, CO2-Steuer ist nicht berechtigt! – Abg. Deimek: CO2-Steuer ist zynisch!), eines kann man dieser Bundesregierung nicht vorwerfen: Untätigkeit. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Ich möchte schlaglichtartig auf die Maßnahmen, die bereits gesetzt worden sind, eingehen: Bereits im Jänner dieses Jahres ist das erste Antiteuerungspaket verabschiedet worden. (Abg. Belakowitsch: Das hat man gar nicht g’spürt!) Ich möchte darauf hinweisen, dass das vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine war.
Dann folgten zahlreiche Maßnahmen, die kurzfristig auch Wirkung zeigten, zum Beispiel 300 Euro für besonders betroffene Gruppen – Alleinerzieher, Mindestpensionisten –, 500 Euro für jeden und jede – wenn sie noch nicht überall angekommen sind, dann wird das in Bälde der Fall sein (Abg. Kickl: In Häfn haben sie’s schon!) –, 180 Euro Sonderfamilienbeihilfe, die bereits im August ausbezahlt worden sind, wir haben die Erhöhung des Familienbonus vorgezogen, und letztlich die Stromkostenbremse, bezüglich derer auch Ökonomen mittlerweile attestieren, dass diese wohl zu einer Eindämmung der Inflation im ersten Quartal 2023 führen wird.
All dies sind Maßnahmen, die kurzfristig wirken, und darüber hinaus werden auch Maßnahmen gesetzt, die langfristig Wirkung zeigen sollen, wie die Abschaffung der kalten Progression – sie wurde von mir schon genannt –, die Valorisierung der Sozialleistungen und auch die Senkung von Lohnnebenkosten.
Ein umfassendes Paket zur Entlastung der Unternehmer:innen ist erst kürzlich vorgestellt worden – auch das ist so wichtig, damit eben der Wohlstand, den wir alle aufrechterhalten wollen, tatsächlich gewährleistet werden kann. Dieses derzeitige Paket hat ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Bundesregierung lässt niemanden im Stich (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch), weder Einzelpersonen noch Unternehmerinnen und Unternehmer, und ich kann Ihnen zusichern, dass wir 24 Stunden, sieben Tage die Woche daran arbeiten, dass Sie entlastet werden (Abg. Belakowitsch: Bitte nicht solche Floskeln! Das glaubt eh keiner!) und durch diese Krise kommen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Österreich ist Vorreiter, wenn es darum
geht, Maßnahmen zu setzen und die Menschen zu entlasten. (Abg. Belakowitsch:
CO2-Abgabe, ja, große Entlastung!) Auch das kann man zur
Kenntnis nehmen – muss man nicht, wie ich auch sehe, wenn ich in die Reihen der FPÖ
schaue –, aber es ist auch klar: Wenn man erwartet –
und das erwarten die Menschen zu Recht –, dass rasch reagiert und schnelle Hilfe geleistet wird, und gleichzeitig
davon ausgeht, dass alles zu 100 Prozent korrekt ist, dann hat
man das Leben noch nicht erlebt. 100 Prozent gibt
es so gut wie nirgends (Abg. Kickl:
Nur bei der Analyse von Ihnen ist alles zu 100 Prozent
richtig!), und deshalb, glaube ich, sollten wir uns nicht damit aufhalten,
nur die Fehler und die kleinen Missstände zu sehen, sondern tatsächlich
unser Augenmerk auf das richten, was funktioniert hat.
Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um diesen
Herausforderungen gemeinsam zu begegnen, und es braucht auch auf
europäischer Ebene noch bessere Lösungen – der Herr Vizekanzler hat es ja bereits angesprochen –: Wir brauchen
eine Entkoppelung von Strom- und Gaspreis (Ah-Rufe bei der
SPÖ – Abg. Leichtfried: Aha? Ah! Nach einem Jahr!),
damit der Energiepreis endgültig auch nach unten geht. Wir können es
nämlich nicht ohne Eingriff in den Markt
(Rufe bei der SPÖ: Geh? – Abg. Leichtfried: Und warum
war die Frau Gewessler immer dagegen in Brüssel?) –
und das sage ich hier auch im vollen Bewusstsein dessen, dass wir vor einem
Jahr, also vor der Zeitenwende, noch dafür plädiert haben,
möglichst nicht in den Markt einzugreifen.
Da spreche ich auch für die Position der
ÖVP. Allerdings haben wir gesehen, dass der Markt sich derzeit nicht von
selbst reguliert. (Ah- und Oh-Rufe bei
der SPÖ.) Es sind irre Preisentwicklungen, und denen muss begegnet
werden. (Abg. Einwallner: Neue Erkenntnis heute!) Ich höre
Zustimmungen aus den Reihen der SPÖ. Ja, es gab am vergangenen
Freitag auch bereits einen ersten Schritt beim Rat der EU-Energieministerinnen
und -minister (Abg. Leichtfried: Wenn da die ÖVP die
Grünen noch überzeugen könnte, wäre gut! Wenn wir die
Grünen noch überzeugen könnten!) – es war
übrigens ein Sonderrat. Dort wurden erste Schritte gesetzt: das
Abschöpfen von Übergewinnen, eine Solidarabgabe (Ruf bei der
SPÖ: Seit März sagen wir das! – Abg. Leichtfried: Seit
Februar eigentlich!), auch die Senkung des Stromverbrauchs in Spitzenzeiten muss
in die Kalkulation miteinbezogen werden.
Ich sage Ihnen aber auch: Das ist nur ein
erster Schritt. Es müssen weitere Schritte folgen (Abg. Kassegger:
Verstehe: Symptombekämpfung für Probleme, die ihr selber geschaffen
habt! Ihr dreht euch im Kreis!), denn à la longue muss das
Gas gefördert werden, das zur Stromerzeugung verwendet wird, damit es auch
eine nachhaltige Auswirkung auf den Energiemarkt insgesamt hat. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried:
Ich glaube,
die Grünen sind noch nicht überzeugt! Die klatschen nicht!)
Ich werde mich, auch als Europaministerin, nicht
nur dafür einsetzen, sondern ich bin aktuell auch gemeinsam mit Bundeskanzler
Karl Nehammer dabei (Abg. Leichtfried: Wo ist denn der
überhaupt?), Allianzen in Europa zu finden, damit wir da tatsächlich
auch rasche Lösungen herbeiführen können, denn: Wir werden
über den Winter kommen, aber es gibt eine Zeit nach dem Winter, es gibt
einen nächsten Winter, es kommt auch ein Herbst 2023, und wir wollen
gerüstet
sein. (Abg. Leichtfried: Das ist jetzt schon länger als der Herr
Kogler! – Ruf: Neuwahlen wären wichtig!)
Ich komme bereits zu meinem Schlussappell (Abg. Belakowitsch: Gott sei Dank!), und der wird Sie vielleicht verwundern – oder auch nicht –: Ich weiß, dass mit all den Maßnahmen, die wir gesetzt haben – und ich sage es Ihnen ganz deutlich: diese Maßnahmen könnten viele Regierungserklärungen füllen, was Sie auch an der zeitlichen Dimension unserer Reden ermessen können (Abg. Kickl: Nehmen Sie sich nur Zeit! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –, dennoch nicht alle Probleme gelöst sind. Ich weiß aber, dass wir alles dafür tun werden, um Wohlstand und Sicherheit in Österreich auch weiterhin zu garantieren, und ich kann Sie nur auffordern, dass auch Sie als Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Republik Österreich dabei mithelfen, ich kann Sie einladen, dass wir gemeinsam, geeint und Hand in Hand die Zukunft Österreichs und auch Europas gestalten.
Machen wir nicht den Fehler, dass wir uns
auseinanderdividieren lassen, nicht als Gesellschaft (Ruf bei der FPÖ: Sie
haben die Gesellschaft auseinanderdividiert!), nicht als Abgeordnete dieses Hauses, nicht als Regierung, nicht als
Österreich und auch nicht als Europa! Gehen wir Hand in Hand diese
Probleme an! Hören wir
zu und versuchen wir, Lösungen zu finden! Keiner hat bis jetzt die
Lösung gefunden, durch die mit einem Schlag alles gelöst ist, aber
ich bin davon überzeugt: Gemeinsam, mit einem starken Herzen in der
Demokratie können wir diese Lösungen finden! Ich lade Sie dazu
ein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
15.39
Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich danke der Frau Bundesministerin für ihre Ausführungen.
Wir gehen nun in die Debatte über die Erklärungen ein.
Zu Wort gelangt Frau Klubvorsitzende Dr.in Pamela Rendi-Wagner. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Bundesregierung! Hohes Haus! In den letzten Wochen hat sich die Lage in der Ukraine dramatisch zugespitzt: Die Teilmobilisierung in Russland und die eindeutig völkerrechtswidrige Annexion von ukrainischem Staatsgebiet durch Russland sind ohne Frage eine weitere Eskalation und auf das Schärfste zu verurteilen.
Klar ist: So wie zu Beginn dieses Angriffskrieges muss die
Europäische Union auch jetzt weiter geschlossen agieren, sie darf sich
nicht auseinanderdividieren lassen, aber gleichzeitig braucht es auch
Ehrlichkeit – Ehrlichkeit, wenn es
um die Folgen dieses Krieges geht, um die Folgen der Sanktionen gegen Russland,
Folgen nicht nur für Russland, sondern auch für Europa. Deswegen
braucht es zu diesen Sanktionspaketen, die richtigerweise gemeinsam beschlossen
wurden, auch – und das ist entscheidend – wirksame
begleitende Maßnahmen, um die sozialen, um die wirtschaftlichen
Folgewirkungen für die Menschen und die Wirtschaft in Europa und in
Österreich abzufedern. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Energieversorgung, die Abhängigkeit von russischem
Gas und die Frage der Energiekosten sind dabei ganz zentral. Die bisherigen Antworten
auf diese sozialen und wirtschaftlichen Probleme reichen aber nicht aus. Die
bisherigen Maßnahmen und Antworten kommen reichlich spät und
schaffen eines nicht, nämlich die steigenden Energiepreise in den
Griff zu bekommen. Das schaffen sie nicht. Kein einziger Preis, nicht an der
Tankstelle oder beim
Heizen, ist dadurch niedriger geworden.
Wenn man aber die steigenden Preise, wie sie sich derzeit abzeichnen und in den letzten Monaten zu sehen waren, nicht in den Griff bekommt, dann droht
diese Energiekrise zu einer
sozialen Krise zu werden. (Abg. Kickl: Man sollte den Ludwig
ranlassen, der weiß, wie es geht! – Abg. Leichtfried –
in Richtung Abg. Kickl –: Solang du nicht zuwekommst, ist alles
gut!) Wenn sich nämlich Menschen, Pensionistinnen und Pensionisten,
aber zunehmend auch arbeitende Menschen, und Betriebe Strom und Gas nicht mehr
leisten können, dann
ist es eine massive Bedrohung, sehr geehrte Damen und Herren, eine massive
Bedrohung für die Wirtschaft in unserem Land und für den sozialen Zusammenhalt
in Europa. (Beifall bei der SPÖ.)
Und wenn es nicht
gelingt, auf Ebene der EU einen gemeinsamen präferierten Weg zu gehen, dann ist Ihre Aufgabe, sehr geehrte Bundesregierung, alles
zu tun,
um eine soziale Krise in unserem Land in den nächsten Monaten und Jahren
zu verhindern.
Schauen wir uns die Beschlüsse, wie Sie es
erwähnt haben, des letzten EU-Ministerrates vom letzten Freitag an:
Energiesparpläne – ja, sind notwendig, keine Frage,
auch wir stehen dazu. Auch die beschlossene Abschöpfung der
Übergewinne bei Energie- und Ölkonzernen ist richtig, ist wichtig.
Wir fordern das im Übrigen seit vielen Monaten, und Sie, meine sehr
geehrten Damen
und Herren von der Bundesregierung, haben unsere Forderung zur Abschöpfung
dieser Übergewinne immer als populistisch abgetan, als nicht machbar
abgetan und als nicht EU-tauglich abgetan. (Beifall bei der SPÖ.) Und
jetzt werden Sie diese Abschöpfung umsetzen müssen – gut
so.
Die Preise von Gas und Strom werden damit aber wie gesagt um keinen einzigen Cent günstiger, denn etwas Entscheidendes fehlt: eine Regulierung des europäischen Energiemarktes, eine Deckelung des Gaspreises. Der Energiemarkt in Europa funktioniert nicht mehr, denn bei Preissteigerungen von mehr als 1 000 Prozent kann wirklich niemand mehr von einem funktionierenden Strommarkt in Europa sprechen. Nicht nur die Bevölkerung steht zunehmend massiv unter Druck, sondern es sind auch viele Unternehmen, kleine und mittlere Unternehmen, die immer mehr Schwierigkeiten bekommen, aber auch für die Industrie wird es immer schwieriger, diese Energiekosten, die immer größer werden, zu stemmen.
Die gute Nachricht des Tages ist aber, dass es Möglichkeiten gibt, diese Entwicklungen einzubremsen, und wissen Sie, wer es vorzeigt? – Deutschland. Deutschland zeigt es vor. (Abg. Wöginger: Ja genau! – Abg. Stocker: Denn sie wissen nicht, was sie tun!) Dort wurden vor einigen Tagen Preisobergrenzen für Gas und für Strom und eine Mehrwertsteuersenkung auf Gas beschlossen, und es wurde zunehmend die CO2-Steuer ausgesetzt (Abg. Wöginger: Das ist der größte Rohrkrepierer!), sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesregierung – und Sie haben sie zeitgleich eingeführt. (Beifall bei der SPÖ.)
In Deutschland werden 200 Milliarden Euro investiert, damit Energie für die Menschen und für die Betriebe, für die Wirtschaft leistbar bleibt. 200 Milliarden Euro, das ist eine enorme Summe, aber dort hat man eines erkannt: dass Nichtstun wirtschaftliche und soziale Schäden bedeutet, dass Nichtstun am Ende viel teurer kommt, als zu investieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Dass Deutschland jetzt reagiert hat, zeigt aber auch eines, nämlich dass es die gemeinsame europäische Lösung zur Deckelung der Energiepreise entweder gar nicht mehr gibt oder sie zu spät kommt oder nicht mit der notwendigen Konsequenz.
Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich sollte nicht ewig auf eine europäische Lösung warten, sondern so wie Deutschland eine eigene, eine nationale Regelung für die Deckelung der Gaspreise in Österreich umsetzen. (Beifall bei der SPÖ.) Es muss jetzt entscheidend und entschlossen gehandelt werden und in den Energiemarkt regulierend eingegriffen werden, damit Strom und Gas in Österreich wieder leistbar sind, damit Arbeitsplätze und Unternehmen geschützt sind, damit Armut verhindert wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
15.46
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Dr. Reinhold Lopatka. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eigentlich würde es der Vorsitzenden einer einst staatstragenden Partei ganz gut anstehen, bei den Fakten zu bleiben. (Beifall bei der
ÖVP. – Abg. Leichtfried: Geh hör auf! Bitte hör auf!) – Ja, es ist schon lange vorbei mit staatstragend, so gesehen hat Kollege Leichtfried recht. (Abg. Leichtfried: Du warst dein Leben noch nie staatstragend und redest davon! Du weißt nicht einmal, wie man das schreibt, wahrscheinlich!)
Was sind die Fakten, Frau
Parteivorsitzende? – Faktum ist, dass die österreichische
Bundesregierung – und das sind Berechnungen von unabhängigen
Instituten – 4 000 Euro pro Kopf ausgegeben hat und
Deutschland bis jetzt 2 400 Euro. (Abg. Leichtfried: Ja,
deine Gschichterl, ja!) Sie haben das letzte
Paket mit den 200 Milliarden Euro angesprochen. Wir haben in Österreich nachweislich
35 Milliarden Euro ausgegeben. Deutschland hat immer das Zehnfache
von uns, also: In Deutschland fehlen 150 Milliarden Euro und nicht
bei uns hier in Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei
Abgeordneten der Grünen.)
Noch eine Bitte an Sie, Frau Parteivorsitzende, was für die Menschen ganz wichtig ist: Reden Sie in Wien vor allem mit Bürgermeister Ludwig (Abg. Hörl: Bravo!), dass er nicht weiter die Betriebskosten erhöht und dass er nicht weiter die Tarife in die Höhe treibt! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das wäre viel wichtiger, das wäre konkrete Hilfe für die Menschen! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Erasim und Steger.)
Meine Damen und Herren! In einem gebe ich
Ihnen recht: Wir befinden uns in sehr, sehr schwierigen Zeiten. Europa ist von
Krisenherden umgeben. (Abg. Leichtfried: Und dann lassen Sie dich
reden?! Super!) Sie haben schon die Ukraine angesprochen, und
spätestens seit letztem Freitag, seit der Rede von Präsidenten
Putin, müssten alle hier im Haus, auch Sie, Herr Klubobmann Kickl, wissen,
dass Putin nicht einen Krieg gegen die Ukraine führt. (Abg. Leichtfried:
Sehr ernst kann die ÖVP die Krise nicht nehmen, wenn der Herr Lopatka
redet!) Er sieht das als einen Krieg gegen den freien Westen. Er sieht das
als einen
Krieg gegen unsere Werte, gegen unsere Wirtschaft und vor allem auch als einen
Krieg gegen unsere Energieversorgung. (Abg. Amesbauer: Was sind unsere Werte?) –
Was unsere Werte sind? – Die Freiheit, die wir beide genießen
und
die in Russland niemand hat! Das sind unsere Werte! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Zwischenruf des Abg. Lausch.)
Neben dem Krieg in der Ukraine müssen wir natürlich auch sehen, dass im Schatten dieses Krieges andere versuchen, auch mit Gewalt ihre Interessen durchzusetzen. (Abg. Hafenecker: Ihre Werte sind Korruption und sonst gar nichts!) Aserbaidschan setzt wieder kriegerische Handlungen gegen Armenien. (Abg. Hafenecker: Sind aber eure Freunde!) Die Türkei bombardiert Nordsyrien. Im Iran haben wir bürgerkriegsähnliche Zustände. Das müssen wir schon sehen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Das hat natürlich schwerwiegende Folgen für die Menschen bei uns, zweifelsohne, das bekommen die Menschen bei uns zu spüren: hohe Inflation, steigende Energiepreise und auch der enorme Migrationsdruck, der natürlich auf uns zukommt. (Abg. Hafenecker: Aus Indien!)
Die Europäische Union ist aber aufgewacht, und auch die Nato ist aufgewacht. (Zwischenruf des Abg. Schmiedlechner.) Militärisch und in der Energieversorgung sind die Weichen neu gestellt worden. Die letzten sieben Monate haben den Kontinent nachhaltig verändert. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)
Ein ganz wichtiger Bereich ist die Energieversorgung. Ich bin froh, dass die Präsidentin der Europäischen Kommission die Energieversorgung ins Zentrum ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union gerückt hat und dass es Milliardeninvestitionen in Wasserstoff und in nachhaltige Energieversorgung geben wird. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Hafenecker.)
Die Sanktionen gegen Russland zeigen natürlich auch mehr und mehr ihre Wirkung. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer. – Ruf bei der FPÖ: ... Zielsetzung?) Es darf ja niemand in Russland von einem Krieg sprechen. Gleichzeitig gibt es eine Teilmobilisierung von 300 000 Mann. – Herr Klubobmann Kickl, wie passt denn das zusammen? (Ruf bei der SPÖ: Was fragst denn den Kickl? Der hat ja keine Ahnung!)
Noch eines: Es ist ja nicht das erste Mal, dass das, was wir letzte Woche miterlebt haben, passiert. Bevor die Krim annektiert worden ist, hat es ein Referendum auf der Krim gegeben. Johann Gudenus – kennen Sie noch diesen Namen, Herr Klubobmann Kickl? (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, die willfährigen Ausführer, nützliche ...!); natürlich, er hatte Ihre Funktion inne, Sie wissen es – war damals Beobachter dieses Referendums auf der Krim. Mit ihm war ein Mann dort, der für Sie noch im Bundesrat sitzt: Johannes Hübner. Wissen Sie, was sie gesagt haben, als sie zurückgekommen sind? (Abg. Meinl-Reisinger: Alles super!) – Es gab keinen Druck, es gab keine Einschüchterungen, es gab keinen Zwang, das Referendum ist korrekt abgelaufen. Hübner hat von einem „freien Bürgerentscheid“ gesprochen. (Abg. Kickl: Waren Sie dort oder er? Ich frage: Wo waren Sie ...?)
Ich frage Sie etwas anderes, Herr Klubobmann Kickl: Haben Sie – so wie der Chef der serbischen Nationalisten in Bosnien, Milorad Dodik, der letzte Woche angeboten hat, Wahlbeobachter zu entsenden – auch dieses Mal wieder Beobachter zu den vier Referenden entsandt? Das ist meine erste Frage. (Abg. Kickl: Also gegen den Abstimmungsmechanismus Ihrer Partei ...!)
Meine zweite Frage an Sie ist: Wie sehen Sie die Referenden der letzten Woche? Ich frage das, weil Sie mich gefragt haben, ob ich auf der Krim war. Ich frage Sie das jetzt hier, und die Österreicher:innen wird das auch interessieren: Sehen Sie die Referenden der letzten Woche auch so, wie Ihr Vorgänger Gudenus das Referendum auf der Krim gesehen hat, nämlich als ohne Druck, ohne Zwang, als freie Entscheidung der Bürger in diesen vier Regionen? Das würde mich interessieren.
Noch eine dritte Frage: Sie haben ja auch noch einen anderen Vorgänger, nämlich als Parteivorsitzenden, Herrn Strache. Nach der Abstimmung auf der Krim hat er damals über den FPÖ-Klub ausgeschickt: „EU und die USA haben Entscheidung auf der Krim zu akzeptieren“. (Ruf bei der FPÖ: Ja!) – Fordern Sie uns jetzt auch auf, die Entscheidungen der letzten Woche anzuerkennen? Ich glaube, Sie sollten uns heute hier sagen, wie Sie das sehen. (Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS.)
Die entscheidende Frage ist: Sind Sie mit der Europäischen Union solidarisch oder sind Sie nach wie vor mit Putin solidarisch? Das würde uns interessieren. (Abg. Wurm: Mit Österreich!) – Ja, Österreich ist Teil der Europäischen Union, Sie haben recht. Österreich ist Teil der Europäischen Union, ein ganz wichtiges Mitglied der Europäischen Union. (Rufe bei der FPÖ: Mit Österreich! – Abg. Amesbauer: ... gemacht? Van der Bellen?) Das würde mich schon interessieren.
Lassen Sie mich zum Schluss kommen, meine Damen und Herren! Ja, die österreichische Bundesregierung mit Bundeskanzler Karl Nehammer ist in diesen Tagen massiv gefordert, keine Frage. Wir anerkennen diese Scheinreferenden selbstverständlich nicht. Wir anerkennen die Zwangsannexion dieser vier Regionen nicht. (Abg. Belakowitsch: ... stolz drauf sein!) Das ist für uns glasklar ein Völkerrechtsbruch, da brauchen wir gar keine Diskussion mit Ihnen zu führen. (Ruf bei der FPÖ: Warum führen Sie ...? – Zwischenruf des Abg. Wurm.)
Was uns aber interessiert, ist, wie Sie in dieser Frage stehen, denn das ist für mich ganz entscheidend. Präsident Putin hat schon – das sagen auch wieder sehr anerkannte internationale Beobachter – mindestens 50 000, vielleicht 70 000 junge russische Soldaten in den Tod geschickt – dramatisch! Mich wundert es nicht, dass die, die können, jetzt mit den Füßen abstimmen und fluchtartig ihr Land verlassen – fluchtartig, sage ich Ihnen! (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Dass die anderen zwangsweise an die Front geführt werden, muss meines Erachtens rasch ein Ende finden.
Es ist richtig, was vorhin vom Vizekanzler und auch von der Europaministerin angesprochen worden ist: Wir müssen die Kanäle offenhalten, auch zu einem System wie jenem von Putin. Diplomatie und der politische Dialog können da auch Erfolge bringen. Es hat einen Gefangenenaustausch gegeben, bei dem Putin jene, die er als Nazis diffamiert hat, die aufopferungsvoll für die Freiheit der Ukraine gekämpft haben, wieder in die Ukraine hat zurückkehren lassen.
Was für mich entscheidend ist – ich habe vor allem die FPÖ angesprochen, weil die anderen Fraktionen hier im Haus sich im Gegensatz zur FPÖ da nicht abseits stellen –: Putin ist schwer in der Defensive. Die Sanktionen zeigen
es deutlich, sie wirken. Es dauert aber länger, als manche geglaubt haben. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) Nicht wir, nicht die Europäische Union ist in die Defensive gekommen. (Abg. Kickl: Deswegen machen Sie heute Erklärungen, weil alles so gut läuft, weil alles so paletti ...!)
Ich sage Ihnen, auch Sie wären gefordert – immerhin war die FPÖ sowohl mit der SPÖ als auch mit uns hier in Österreich schon Regierungspartei (Zwischenruf des Abg. Kickl) –, gemeinsam, parteiübergreifend und, was in diesen Fragen ganz wichtig ist, auch staatsgrenzenübergreifend zusammenzuarbeiten, wenn es um unsere Freiheit, um unseren Frieden geht. Das sind unsere Werte, für die wir eintreten. (Anhaltender Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS.)
15.56
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Werter Kollege Lopatka, da Sie gerade so viele Anfragen an uns gestellt haben: Keine Sorge, für diese Politik werden Sie von der österreichischen Bevölkerung noch früh genug abgestraft werden. Dann können Sie aus der Opposition so viele Anfragen an uns senden, wie Sie wollen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)
Und eines noch: Sie können noch so oft versuchen, uns zu diffamieren, Unwahrheiten zu verbreiten und zu sagen, wir seien aufseiten der Russen. Nein, die Einzigen, auf deren Seite wir sind, ist die österreichische Bevölkerung. Wir sind auf der Seite der Österreicherinnen und Österreicher in diesem Land. (Abg. Meinl-Reisinger: Nein, das sind Sie nicht!) Da können Sie sich auch einmal eine Scheibe abschneiden. (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Manchmal frage ich mich ehrlich gesagt schon, werte Kollegen von der ÖVP, aber auch von den Grünen, ob Sie sich eigentlich selbst noch ganz ernst nehmen – das österreichische Parlament jedenfalls eindeutig nicht, wie man auch heute wieder einmal sehen kann. Das erkennt
man nicht nur an Ihren Reden, sondern auch daran, dass wir heute hier sind, weil Sie eine Sondersitzung hier beantragt haben, damit Ihre Regierungsmitglieder eine Erklärung zu aktuellen europäischen Fragen abgeben können.
Und dann findet es ausgerechnet jener, der die ganze katastrophale Politik zu verantworten hat, jener, der im Europäischen Rat sitzt und zu allem dort immer Ja und Amen sagt, jener, der Österreich nach Brüssel ausverkauft, der jeder Schuldenerhöhung zustimmt, der für die versorgungsgefährdende Energiepolitik verantwortlich ist, jener, der die ganze Zeit bedingungslos am Sanktionsrockzipfel der EU hängt, Nochbundeskanzler Nehammer, nicht einmal der Mühe wert, zur eigenen Sondersitzung zu kommen und den Abgeordneten und damit auch der Bevölkerung in diesem Land Rede und Antwort zu stehen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Schäm dich!)
Nein, stattdessen musste wieder einmal Bundesministerin Edtstadler ausrücken, die nach dem letzten Mal heute auch schon wieder eine Glanzleistung an irrationaler EU-Hörigkeit abgeliefert hat, überboten nur noch von der realitätsfremden linken Moralpolitik eines grünen Vizekanzlers Kogler. Es ist ja nur noch unglaublich, sehr geehrte Damen und Herren, was Sie hier so von sich geben und wie Ihre Politik zurzeit ausschaut!
Wenn aber Bundeskanzler Nehammer heute schon nach Ungarn
fährt, könnte er sich zumindest dort endlich einmal eine Scheibe
abschneiden (Abg. Hanger:
Ist das eine Rede oder eine Lesung? – Ruf bei der ÖVP: Das ist
eine Kickl-Rede, die hat der Kickl geschrieben!),
und zwar nicht nur in Sachen Asylpolitik, sondern auch in Sachen direkter Demokratie, und endlich einer Volksbefragung zu den Knieschusssanktionen zustimmen, die wir Freiheitliche schon seit Monaten fordern, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Es wäre ehrlich gesagt das Mindeste und auch das Anständigste, endlich einmal diejenigen zu fragen, die diese ganze Last auch tragen müssen, die das Opfer Ihrer Sanktionspolitik sind: die eigene Bevölkerung. Sie sollten auch zumindest
einmal so ehrlich sein und der Bevölkerung reinen Wein einschenken, was uns diese Sanktionen noch alles kosten werden. Doch dazu sind Sie natürlich nicht bereit – ganz einfach deswegen, weil Sie genau wissen, dass Ihre Politik schon längst nicht mehr mehrheitsfähig ist und die Mehrheit der Bevölkerung für ein sofortiges Ende der Sanktionen stimmen würde, wie eine Umfrage erst kürzlich gezeigt hat. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Leere Phrasen! – Zwischenruf des Abg. Sieber.)
Sehr geehrte Damen und Herren, anstatt die Neutralität endlich zu leben, was Ihre verfassungsrechtliche Pflicht wäre, Herr Vizekanzler Kogler, anstatt sich für einen Waffenstillstand, für Frieden stark zu machen, anstatt die eigene Bevölkerung zu fragen, zertrampeln Sie lieber unsere Neutralität, schwingen die Moralkeule, bezeichnen alles als alternativlos, spielen den Schaden für Österreich noch herunter und diffamieren alle, die es wagen, diese Sanktionen infrage zu stellen, als Putin-Versteher oder als Ahnungslose, die dem russischen Narrativ aufsitzen, wie das Bundesministerin Edtstadler erst gestern wieder getan hat. Dafür sollten Sie sich wirklich schämen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Ihnen ist anscheinend vollkommen egal, dass es viele Menschen in diesem Land gibt, die mittlerweile am Verzweifeln sind, weil sie die extrem hohen Energiekosten oder die Inflation von mittlerweile über 10 Prozent nicht mehr stemmen können. Statt echter Entlastung gibt es aber Gewessler-Spartipps, bei denen du dir nur noch auf den Kopf greifen kannst, und eine CO2-Steuer noch obendrauf. – Danke, werte ÖVP, für die Entlastung, von der Sie immer reden! (Beifall bei der FPÖ.)
Ihnen ist offenbar vollkommen egal, dass Österreich auf die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg zusteuert. Ihnen ist vollkommen egal, dass die russische Wirtschaft bei Weitem nicht so viel Schaden nimmt, wie behauptet wird oder wie wir das gerne hätten, womit wir den Krieg aber trotzdem nicht werden beenden können. Zudem drehen Sie immer weiter und weiter an der rhetorischen und faktischen Eskalationsspirale (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger) – in einer Geschwindigkeit, die mittlerweile schon fast Angst macht.
Und was macht eigentlich der Bundespräsident? – Der Bundespräsident sagt wieder einmal kein Wort, der sitzt in der Hofburg und schläft seit Monaten, so wie jedes Mal, wenn es tatsächlich um den Schutz unserer Verfassung geht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Hin und wieder raucht er auch!)
Er hat den Begriff Heimat groß plakatiert und sagt kein
Wort, wenn die Menschen in seiner Heimat aus sogenannter Solidarität
frieren und hungern müssen, wenn aus Solidarität die gesamte
Wirtschaft an die Wand gefahren wird, wenn aus Solidarität bereits
das nächste Sanktionspaket kommen soll – und natürlich
wird die ÖVP dem nächsten Sanktionspaket wieder aus Solidarität
zustimmen. Ich glaube, sehr geehrte Damen und Herren, langsam hat sich das Wort
Solidarität endlich für das Unwort des Jahres
qualifiziert – genauso
wie das Wort alternativlos, nur so nebenbei.
Das Beste ist, dass wir das alles in Kauf nehmen müssen, um uns von einem Gaslieferanten zu lösen, der einen brutalen Angriffskrieg führt, nur um uns an einen anderen Gaslieferanten zu wenden, der ebenfalls einen brutalen Angriffskrieg führt, nämlich Aserbaidschan, oder an Paradedemokratien wie zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar. (Abg. Kassegger: Saudi-Arabien ...!) – Ich gratuliere Ihnen zu der unglaublichen Doppelmoral. (Beifall bei der FPÖ.)
Anstatt dass man aber endlich einlenkt und sich auf EU-Ebene für Österreich starkmacht, fordert die ÖVP in diesen Zeiten sogar noch die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips und damit die Abschaffung der einzigen Möglichkeit Österreichs, ein Veto einzulegen. Ich gratuliere Ihnen, denn damit haben Sie nicht nur wieder einen Höhepunkt Ihrer EU-Hörigkeit erreicht, sondern auch noch bewiesen, dass man Ihnen kein Wort mehr glauben kann – denn Sie haben in der Vergangenheit nicht nur einmal gesagt, dass für Sie eine Abschaffung nicht infrage kommt.
Aus diesem Grund und um der Bevölkerung auch noch einmal klar und deutlich zu machen, woran sie bei Ihnen ist, bringe ich noch einmal folgenden Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf europäischer Ebene vor-behaltlos für den Erhalt des Einstimmigkeitsprinzips und der Souveränität der Mitgliedstaaten einzusetzen.“
*****
Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Aufgabe, Ihre
staatspolitische Verantwortung wäre es in erster Linie, die eigene
Bevölkerung zu schützen und nicht der EU nach der Nase zu sprechen. (Abg.
Meinl-Reisinger: „Nach der
Nase zu sprechen“?) Es ist endlich an der Zeit, die Interessen
Österreichs in den Vordergrund zu rücken und, wenn Sie dazu nicht
imstande sind, den Weg für Neuwahlen freizumachen. (Beifall und
Bravoruf bei der FPÖ.)
16.03
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Petra Steger
und weiterer Abgeordneter
betreffend Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips
eingebracht in der 174. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 3. Oktober 2022 im Zuge der Debatte zu TOP 1, Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine
Die für Europa massiv schädlichen EU-Sanktionsregime gegen Russland zeigen deutlich auf, von welch hoher Bedeutung das Einstimmigkeitsprinzip in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik ist. Gebe es dieses nicht, wäre ein Gas-Embargo
längst beschlossene Sache, auch wenn dadurch ganzen Industrielandschaften die Lichter ausgehen würden.
Auch in anderen Politikbereichen herrscht das
Einstimmigkeitsprinzip noch vor, beispielsweise benötigen der
Eigenmittelbeschluss zum Haushalt der Europäischen Union sowie der
Mehrjährige Finanzrahmen einen einstimmigen Beschluss im
Rat der EU. Die Zustimmung jedes einzelnen Mitgliedstaates ist demnach von
essenzieller Bedeutung für die Entscheidungsfindung in diesen
Bereichen auf europäischer Ebene.
Doch eben gegen diese tragende Rolle der Mitgliedstaaten laufen EU-Zentralisten seit geraumer Zeit Sturm. Bereits die Konferenz zur Zukunft Europas wurde als schein-partizipatives Instrument der Europäischen Kommission dazu missbraucht, den Nationalstaaten immer mehr Kompetenzen entziehen und deren Vetorechte beschneiden zu wollen – bislang zum Glück ohne Erfolg. Wortwörtlich forderte der Abschlussbericht der Konferenz:
„Alle Angelegenheiten, die bislang einstimmig beschlossen werden müssen, sollten künftig mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden. Die einzigen Ausnahmen sollten die Aufnahme neuer Mitglieder in die EU und Änderungen an den Grundprinzipien der EU sein“ (Konferenz zur Zukunft Europas. Bericht über das endgültige Ergebnis 2022: S. 90).
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass trotz gegenteiliger Versprechungen des ÖVP-Kanzlers Karl Nehammer immer mehr führende ÖVP-Minister das Einstimmigkeitsprinzip in der EU demolieren wollen. Nehammer selbst betonte noch am 30. Mai 2022 vor dem EU-Hauptausschuss:
„Wir müssen diesen letzten Rest an Einstimmigkeit bewahren, vor allem als kleines Land. […] Ja, es braucht die Einstimmigkeit.“
Aus seiner Sicht könne deswegen die Einstimmigkeit nicht aufgehoben werden. Seine ÖVP-Minister sehen dies offensichtlich ganz anders. So sprachen sich unlängst sowohl EU-Ministerin Mag. Karoline Edtstadler als auch Außenminister Mag. Alexander Schallenberg offen für eine Reform und Abschwächung des Einstimmigkeitsprinzips aus.
Wortwörtlich sagte Edtstadler gegenüber der Tiroler Tageszeitung:
„Ich glaube, dass man die Einstimmigkeit in manchen Bereichen der Außen- und Sicherheitspolitik überdenken muss. In anderen braucht es Einstimmigkeit, um zu zeigen, dass Europa geeint und gestärkt ist. […] Es gibt dazwischen aber viele Bereiche, wo es mehrheitliche Beschlüsse braucht. […] Ich denke, die Zukunft ist, dass sich Staaten zusammentun, die einer Meinung sind. Dann hat man nicht 27 Mei-nungen am Tisch, sondern akkordierte, die man dann mit den anderen rascher zusammenführen könnte“ (Tiroler Tageszeitung 08.09.2022: Abstriche bei der Einstimmigkeit).
Nur wenige Tage später führte Schallenberg in einem Interview mit dem Profil aus:
„Ich glaube, dass man sich überlegen kann, auf
welche Bereiche man die Abstimmung mit qualifizierter Mehrheit
ausdehnen kann. […] Bei der Steuerpolitik hingegen könnte man
vielleicht mit qualifizierter Mehrheit Beschlüsse fassen“ (Profil
11.09.
2022: „Ich sehe bei den Sanktionen keinen Grund für Zweifel“).
Zu diesen flapsig formulierten, aber im Kern brandgefährlichen Ansichten führender ÖVP-Minister ist zuallererst anzuführen, dass weitere Kompetenzverschiebungen hin zu den Institutionen der Europäischen Union abzulehnen und keinesfalls zu forcieren sind. Völlig unannehmbar ist jedoch die dahinterliegende Forderung, den Mitgliedstaaten der Europäischen Union ihre Vetorechte in entscheidenden Politikbereichen und damit den letzten Rest ihrer Souveränität zu rauben. Edtstadler geht sogar so weit anzukündigen, dass man jene Meinungen von Mitgliedstaaten, welche nicht dem EU-Mainstream entsprechen, gleich des Tisches – und folgerichtig aus der Diskussion und Debatte – verweisen sollte. Es wäre dann einfacher, andersdenkende Regierungen zu umgehen. Um ganz im Sinne der EU-Hörigkeit der schwarz-grünen Bundesregierung zu handeln, schreckt Edtstadler demnach nicht einmal davor zurück, demokratisch gewählte Regierungen und ihre Bevölkerungen aus Entscheidungen auszuschließen, welche das Leben von hunderten Millionen Menschen betreffen.
Schallenberg ist es offensichtlich ein Anliegen, Österreich und den weiteren Mitgliedstaaten Kompetenzen in steuerpolitischen Angelegenheiten zu entziehen.
Beide bleiben
äußerst vage dahingehend, in welchen konkreten Bereichen
und in welchem Ausmaß sie Abstimmungsverfahren reformieren möchten.
Durch diese Unüberlegtheit und Planlosigkeit werden diese Forderungen
allerdings umso gefährlicher. Es ist erschreckend, dass die ÖVP
selbst bei einer so wichtigen und für die Zukunft unseres Landes
entscheidenden Frage dem Pfad der EU-Hörigkeit folgt und sich nicht
für unsere Heimat Österreich positionieren kann. Darüber hinaus
stellt sich die Frage, welchen Wert die Versprechungen des Kanzlers haben, wenn
zeitgleich seine führenden Minister das Gegenteil fordern.
Eine Abschaffung bzw. Schwächung des Einstimmigkeitsprinzips hätte zur Folge, dass kein einzelner Mitgliedstaat in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, sowie in Angelegenheiten der Sozial-, Steuer- und Haushaltspolitik, nationalstaatliche Interessen vor Schnellschüssen der Europäischen Union bewahren könnte. Der Wegfall des Einstimmigkeitsprinzips würde die tatsächlich demokratisch legitimierten Entscheidungsträger in Europa – nämlich die Regierungen der Nationalstaaten – in unverantwortlichem Ausmaß schwächen. Denn die Wahrung der Demokratie in Europa obliegt den Nationalstaaten, deren gewählte Repräsentanten sich vor ihrem Wahlvolk für ihre Entscheidungen – auch im Rahmen der Institutionen der Europäischen Union – zu rechtfertigen haben. Demokratische Wahlen in den Mitgliedstaaten würden vor diesem Hintergrund ebenfalls entwertet werden. Eine noch weitergehende Aushöhlung der nationalstaatlichen Souveränität muss folgerichtig unterbunden werden.
Das Ende des Einstimmigkeitsprinzips würde der Demokratie in Europa einen herben Schlag versetzen. Jede demokratisch legitimierte Regierung eines EU-Mitgliedstaats muss primär den Anliegen und Sorgen ihrer Bürger entsprechen und gegebenenfalls dieser Verpflichtung mittels der Nutzung ihres nationalen Vetos auf europäischer Ebene gerecht werden können. Vor allem kleine Mitgliedstaaten wie Österreich wären ohne das Einstimmigkeitsprinzip jedweder Möglichkeit beraubt, in entscheidenden Politikbereichen im Interesse der eigenen Bevölkerung einen Einspruch zu erheben. Wer ein Ende der Einstimmigkeit fordert, kann nicht die Interessen der Österreicher und Österreicherinnen vertreten, sondern nur jene der EU-Zentralisten.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf europäischer Ebene vorbehaltlos für den Erhalt des Einstimmigkeitsprinzips und der Souveränität der Mitgliedstaaten einzusetzen.“
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Klubvorsitzende Sigrid Maurer. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! (Ruf bei der FPÖ: Wie war die Wahlparty in Tirol?) Werte Vertreter:innen der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! (Abg. Rauch: Haben Sie in Tirol auch gefeiert? – Abg. Hafenecker: Haben Sie die SPÖ im Burgenland auch besucht?) Wir debattieren den Krieg in der Ukraine jetzt seit 24. Februar. Ich spreche hier meistens nach Redner:innen der Freiheitlichen Partei, und es macht mich jedes Mal wieder fassungslos, mit welcher Menschenverachtung, mit welcher Ignoranz dem Leid der ukrainischen Bevölkerung von Ihnen begegnet wird. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Wir hören während unserer Reden hier permanent
Zwischenrufe. Insbesondere – besonders viele! – wenn
eine Frau spricht (Rufe bei der FPÖ: Moi!), wie bei Kollegin
Edtstadler, ist es wesentlich lauter als sonst. Zum Beispiel die Zwischenrufe
von Herrn Abgeordneten Schrangl (Heiterkeit und Rufe bei der FPÖ: Der
ist gar nicht da! – Abg. Zarits: Der ist nie da ...
selber zugegeben! – Zwischenrufe bei der FPÖ): Er ruft
während der Rede von Herrn Lopatka heraus, um zu betonen, dass
er eigentlich die Werte nicht teilt. Wir teilen diese Werte nicht,
sagt er. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) – Ich möchte Sie schon daran erinnern, Herr Abgeordneter, worauf Sie angelobt sind: auf unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, die stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze (Abg. Kickl – erheitert –: Die haben Sie zweieinhalb Jahre lang eisern befolgt!) und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung aller Pflichten. – Darauf sind wir alle hier angelobt.
Diese Angelobung bedeutet, dass wir die Demokratie hochhalten, dass wir die demokratische Debatte, selbstverständlich auch die Gesetze, die in diesem Land gelten, und selbstverständlich auch die Werte, die damit verbunden sind, hochhalten. Das ist hier unsere gemeinsame Basis. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wenn Sie diese Werte, wenn Sie dieses Gelöbnis nicht einhalten wollen, dann packen Sie bitte Ihre Taschen und verlassen Sie dieses Parlament! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Heftiger Widerspruch bei der FPÖ. – Abg. Kickl: Aha, das ist jetzt ein neuer Weg ...!) Es ist einer Demokratie nicht würdig, auf die Art und Weise zu argumentieren, wie Sie das tun. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.) Seit dem 24. Februar sind wir wenige Hundert Kilometer von hier mit einem Krieg in der Ukraine - - (Anhaltender heftiger Widerspruch bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Ruhe!) – Herr Präsident, würden Sie vielleicht - -
Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrte Frau Klubvorsitzende, natürlich ist es so, dass es, wenn man Mandatare auffordert, das Parlament zu verlassen, dann laut werden kann. Ich ersuche trotzdem darum, die Frau Klubvorsitzende im Weiteren aussprechen zu lassen (Abg. Martin Graf: ... was ist mit der los?), aber Sie haben auch ein Mikrofon, Sie werden sich durchsetzen. – Bitte schön.
Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (fortsetzend): Seit dem 24. Februar sind wir wenige Hundert Kilometer von hier mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert, der unseren Alltag und unsere politische Debatte bestimmt. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Du vertrittst nicht ihre Werte!) Nach wie vor verfolgen
wir alle hier – oder zumindest vier von fünf Parteien – gebannt die neuesten Meldungen aus der Ukraine. (Abg. Kassegger: Ein Highlight des Parlamentarismus! – Abg. Belakowitsch: ... wissʼ ma eh!)
Voller Schwere und schmerzlicher Eindrücke erreichen uns die Bilder: Babys, die in Bunkern, die vorher U-Bahn-Stationen waren, geboren werden, Menschen, die fliehen, Menschen, die getötet werden, Frauen, die vergewaltigt werden, Frauen und Männer, die zur Waffe greifen müssen, um ihr Land zu verteidigen. Dabei wollen sie einfach in Frieden leben. Es ist unvorstellbar, dass das seit Monaten mitten in Europa vor unseren Augen passiert. Kein Mensch soll es erleben müssen – niemand! –, und niemand soll dieses Leid verharmlosen, auch hier die Freiheitliche Partei nicht. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Martin Graf: ... Werte, die Opposition zu verbieten!)
Das ist kein Krieg zwischen zwei Parteien, sondern ein brutaler, völkerrechtswidriger Angriffskrieg eines Despoten, der sich über alles geltende Recht hinwegsetzt und Leid und Tod von Hunderttausenden Menschen nicht nur hinnimmt, sondern aktiv zu verantworten hat: Wladimir Putin. (Abg. Hafenecker: Können Sie nicht frei sprechen? Wer hat Ihnen diesen Blödsinn aufgeschrieben?) Vor diesem Hintergrund stehen wir in Europa und in Österreich vor einer Zeitenwende, wie es Bundeskanzler Scholz ausgedrückt hat. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Es kann und wird kein normales Weiter-wie-bisher geben können. Auch das hat Vizekanzler Kogler mehrmals klargemacht. Wir sind solidarisch mit der Ukraine. Und ein Wort wie Solidarität als Unwort des Jahres zu bezeichnen, wie Sie das hier tun, Frau Steger, das ist letztklassig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Steger: Weil es missbraucht wird! – Abg. Hafenecker: Darf sie noch bleiben oder muss sie jetzt gehen? – Zwischenruf des Abg. Loacker.)
Auf der anderen Seite steht Wladimir Putin, ein Despot, der seine Interessen ohne Rücksicht auf Verluste und Menschenleben verfolgt. Dieser Krieg ist unmenschlich und bestialisch, und er muss aufhören. Putin steht aber nicht alleine da, denn seit Jahren – und wir haben darauf aufmerksam gemacht und
dagegen angekämpft – hat er seine Vasallen in der Europäischen Union instruiert (Abg. Stefan: Van der Bellen, oder wen meinen Sie? – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), rechte und rechtsextreme Parteien verteilt auf dem ganzen Kontinent. (Rufe bei der FPÖ: Van der Bellen?) Das sind etwa der ehemalige Front National in Frankreich, die Lega in Italien (Abg. Kickl: Der amtierende Bundespräsident! – Abg. Stefan: Van der Bellen, oder wen meinen Sie denn? Van der Bellen 2015, war das ein Putin-Troll?), die AfD und hier in Österreich die Freiheitliche Partei.
Putins Angriffskrieg hat uns unweigerlich vor Augen geführt, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten in eine gefährliche Abhängigkeit begeben haben, und da hat die Freiheitliche Partei ganz aktiv mitgeholfen, mit Ihren Selfies vor dem Kreml – wir erinnern uns! –, mit Ihren Unterwerfungsgesten – die Kollegin hat für Sie Bilder davon zur Auffrischung Ihrer Erinnerung mit. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Der Präsident hat sogar in seinem Buch etwas über Putin geschrieben! – Abg. Stefan: ... Van der Bellen 2015! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Auf der Suche nach immer billigerem Gas haben wir uns in diese Abhängigkeit gebracht – und diese Abhängigkeit muss enden. (Abg. Wurm: Das ist eine armselige Rede, armselige Rede! – Abg. Hafenecker: Ganz schlechte Rede!) Wir haben vom ersten Tag unserer Regierungsbeteiligung an als grünes Ziel festgesetzt (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), dass wir aus dieser Abhängigkeit herauskommen müssen, aus der Abhängigkeit von russischem Gas, aber natürlich mittelfristig aus der Abhängigkeit von den Fossilen ganz grundsätzlich. (Abg. Hafenecker: Ich hoffe, Sie haben damals auf Ihrem Foto keinen russischen Champagner getrunken! – Ruf bei der FPÖ: Krimsekt!)
Allen voran Energieministerin Leonore Gewessler ist es zu verdanken, Schritt für Schritt, Speicherstand für Speicherstand, dass wir für diesen Winter einen Teil unserer Freiheit und Unabhängigkeit sichern können. Wir sind selbstverständlich noch lange nicht am Ende dieser Reise angekommen, und es wird noch schwierig genug werden (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), aber wir sind auf einem vielversprechenden Weg.
In dieser Auseinandersetzung müssen wir nicht nur in Österreich geeint dastehen. Wer sich lieber auf die Seite des Kriegsverbrechers Putin stellt, das
sehen wir jeden Tag: Das ist die Freiheitliche Partei (Abg. Martin Graf: Blödsinn! – Ruf bei der FPÖ: Das ist eine Unterstellung!), die Freiheitliche Partei, die nichts zur Lösung der Krise beiträgt, sondern im Gegenteil, die russische Propaganda weitertreibt (Ruf bei der FPÖ: ... ein Schwachsinn!) und damit auch aktiv die Spaltung betreibt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Und was lösen Sie? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Vor diesem Hintergrund müssen uns auch die Erfolge
rechter und rechtsextremer Parteien in Europa Sorgen bereiten, denn wir
wissen: Wer die europäische Idee angreift, wer Europa angreift,
der greift auch den Frieden in unseren Ländern an. Wir brauchen
Durchhaltevermögen und keinen Alarmismus (Abg. Belakowitsch: Durchhalteparolen ...!),
denn die Sanktionen zeigen Wirkung.
Die Wirtschaft in Russland bricht ein: 6 Prozent Minus, 10 Prozent
Minus. (Abg. Belakowitsch: Ja, aber unsere auch!) Die russische
Kriegswirtschaft funktioniert nicht mehr (Abg. Deimek: Und
wir sind in der Kriegswirtschaft! Aber das ist Ihnen zu hoch, da fehlt es
am Intellekt! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) so, wie sie es sollte, wenn es nach Putin ginge, weil
die technischen Komponenten für die Nachrüstung für
diesen Krieg fehlen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Diese
Sanktionen haben starke Wirkung, und sie schwächen Russland massiv. (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Und uns
mehr!)
Ich darf das deutsche „Handelsblatt“ zitieren: „Das westliche Embargo bedeutet, dass Russland keine Tech-Komponenten kaufen kann. Die Nachrüstung der kriegsgebeutelten Streitkräfte wird damit verhindert, die Kriegsmaschinerie des Kremls nachhaltig geschwächt. Europa steht ein schwieriger Winter bevor, Russland dauerhaftes Siechtum.“
Wer also so wie die Freiheitliche Partei sagt (Abg. Kickl: Toll! Ja, großartig, sehr stabilisierend für Europa!), die Sanktionen bringen nichts, sagt damit keine unangenehme Wahrheit, sondern betreibt ausschließlich die russische Lügenpropaganda. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Der Internationale Währungsfonds erwartet für Russland eine tiefe und lange Rezession, in diesem Jahr soll die Wirtschaftsleistung um 6 Prozent schrumpfen,
und für 2023 setzt der Fonds ein weiteres Minus an. Ich wiederhole mich: Wer behauptet, die Sanktionen hätten keine Wirkung, der betreibt russische Propaganda und betreibt damit auch die Spaltung Europas!
Eines steht fest, für mich, für unsere Partei, für diese Regierung, für vier Parteien in diesem Parlament jedenfalls (Abg. Hafenecker: Das ist nicht fair gegenüber dem Landeshauptmann von Oberösterreich! – Zwischenruf des Abg. Amesbauer): Die Freiheit, die Souveränität und das Lebensrecht der Menschen in der Ukraine dürfen kein Preisschild haben. Daher unterstützen wir sie gemeinsam mit der EU wirtschaftlich und mit sofortiger humanitärer Hilfe. Es ist klar, was zu tun ist: Wir stehen aufseiten der Ukraine, die Sanktionen gegen Wladimir Putin und Russland wirken, sie sind der richtige Weg.
Und zum Dritten: Wir müssen raus aus der dreckigen fossilen Energie, um unsere Unabhängigkeit und unsere Freiheit zu sichern. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Dann macht es, bitte! – Abg. Schroll: 639 Tage! – Ruf bei der FPÖ: Noch nie so eine schlechte Rede gehört! – Abg. Schroll: 639 Tage!)
16.13
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Klubvorsitzende Mag. Beate Meinl-Reisinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES
(NEOS): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werter Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung!
Ich habe zwei Mauerstücke mitgebracht (zwei Mauerstücke zeigend):
zwei Mauerstücke, die seit einiger Zeit bei mir im Büro
nebeneinander liegen. Ein Stück (ein Mauerstück zeigend) ist
ein Teil der Berliner Mauer – das habe ich heute mitgebracht, weil
heute der Tag der Deutschen Einheit ist, den wir durchaus auch als
einen bedeutenden Moment in der europäischen Geschichte zu feiern haben. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der
SPÖ.)
Das andere Stück Mauer (das zweite Mauerstück zeigend) ist aus einem zerbombten Wohnhaus im Kiewer Vorort Irpin, das habe ich dort aufgelesen und
mitgenommen, damit ich mich tagtäglich daran erinnere, was Europa auch sein kann: nicht nur der Fall einer Mauer, sondern auch das Zerbomben von Mauern. Und das ist der Grund, warum wir heute hier sind: Genau das soll uns Mahnung sein, was Mauern in Europa bedeuten können und derzeit bedauerlicherweise auch bedeuten. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen.)
Die Bundesregierung hat die Einberufung dieser Sondersitzung veranlasst und hat den Titel gewählt: Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. – Mit einiger Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, dass weder der Innenminister noch die Verteidigungsministerin heute hier ist und eigentlich überhaupt nichts zum Thema Sicherheitspolitik gesprochen wurde. (Abg. Leichtfried: Dafür ist der Bundeskanzler da!) Das verwundert mich doch schon sehr, weil vom Vorredner Lopatka auch angesprochen wurde, dass die EU aufgewacht ist und auch die Nato aufgewacht ist. Ich würde sagen, dass eigentlich so gut wie alle europäischen Länder aufgewacht sind, wenn es um die Sicherheitspolitik geht, nur nicht Österreich. Österreich befindet sich ganz offensichtlich im Dornröschenschlaf.
Der deutsche Bundeskanzler Scholz hat das, was am 24. Februar passiert ist, als „Zeitenwende“ bezeichnet, und in jedem anderen europäischen Land ist zu Recht eine Debatte gestartet worden, welche Auswirkungen diese Zeitenwende, die eine geopolitische Verschiebung sondergleichen bedeutet, auf die nationalen Sicherheitspolitiken hat. In Österreich wurde die Debatte ex cathedra vom Bundeskanzler abgewürgt. Dabei ist völlig klar: Der Beitritt Schwedens und Finnlands, die wirklich jahrzehntelang für das Modell von Paktfreiheit und, wenn Sie so wollen, dann auch Neutralität gestanden sind, zur Nato bedeutet natürlich eine massive Verschiebung auch der Sicherheitsarchitektur und der Verteidigungsarchitektur Europas – nicht zugunsten der Europäischen Union, wie wir uns das gewünscht hätten, sondern zugunsten der Nato.
Und eine unbequeme Wahrheit, die wir sehen, jedenfalls nach 2014 und jedenfalls nach dem 24. Februar, ist doch, dass man klar sagen muss: In dieser Zeit,
in der Putin einen Krieg gegen den gesamten Westen führt, schützt uns Neutralität nicht!
Ich bin doch einigermaßen verwundert, dass an einem Tag, für den die Regierung ankündigt, dass über Sicherheitspolitik gesprochen wird, kein einziges Wort über die Frage, was uns Neutralität in der Zukunft zu bedeuten hat, verloren wird.
Schauen Sie bitte in die Schweiz! In der Schweiz wird diese Debatte geführt, und dort wird der Begriff der kooperativen Neutralität benutzt. (Abg. Sieber: Das ist im Ständerat gescheitert!) Das ist etwas sehr Wesentliches, weil er für mich eindeutig das beinhaltet, was Vizekanzler Kogler gesagt hat, nämlich: In Sachen massiven Völkerrechtsbruchs – mit diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins wurde jede Vereinbarung, jeder Vertrag gebrochen – kann es keine Neutralität geben! Wir müssen wissen, wo wir zu stehen haben! (Beifall bei den NEOS.)
Wir müssen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Europa
auch handlungsfähig und verteidigungsfähig wird. Das hieße zum
Beispiel, eine Debatte darüber
zu starten, dass wir in Österreich nicht länger Trittbrettfahrer sein
können und sollen, zum Beispiel die irische Klausel ein für alle Mal
in die Geschichtsbücher zu schreiben und sich in Zukunft
voll und umfänglich der Beistandspflicht zu verpflichten. Ich halte das
für wesentlich.
Ich war gerade im Deutschen Bundestag und habe die Vorsitzende des deutschen Verteidigungsausschusses getroffen, habe mich mit ihr auch über die Veränderungen in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik unterhalten (Zwischenruf des Abg. Martin Graf), mit dem Ziel einer strategischen Autonomie, die uns nämlich sehr wichtig ist, und Handlungsfähigkeit, die sehr entscheidend ist.
Ich habe sie gefragt, wie da eigentlich auf Österreich geschaut wird, und sie hat gesagt: Na ja, offen gesagt spielt Österreich keine Rolle! – Es gibt – und das habe ich, glaube ich, schon einmal gesagt – den Spruch: Either you sit on the table or you are on the menu. – Also Sie können es sich aussuchen: Entweder Sie
haben einen Platz am Tisch, wenn es um die Zukunft der Verteidigungspolitik geht, oder Sie haben halt einen Platz auf der Menükarte.
Mit Beginn des russischen Angriffskriegs wurde uns allen vor allem auch die Abhängigkeit von russischem Gas sehr, sehr schmerzlich bewusst. Ich möchte hier noch einmal betonen, dass diese Abhängigkeit Österreichs, die in Europa wirklich sondergleichen ist, nicht hausgemacht ist, sondern sie wurde in der Vergangenheit bewusst von Politikern von ÖVP, SPÖ und FPÖ herbeigeführt. Diese Politiker haben uns in die Arme Putins getrieben (Abg. Hafenecker: Und Hans Peter Haselsteiner! – Abg. Stefan – in Richtung des Abg. Hafenecker –: Nein, der war im Widerstand immer! – Abg. Hafenecker: Der war nicht im Widerstand! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), und ich hoffe zumindest – auch wenn uns und den Menschen das jetzt nichts nützt –, dass sie es bereuen. (Abg. Stefan: ... deswegen keine Aufträge bekommen ..., der Arme! Weil er sich immer so gegen das Regime gestellt hat!)
Eines ist auch ganz klar: dass Putin, und zwar schon seit 2021, einen Energiekrieg gegen ganz Europa führt. Er hat das 2021 durch eine Verknappung von Gas getan und damit die Preise schon in die Höhe getrieben, und er tut es weiter. Es sind ihm in diesem Krieg offensichtlich alle Mittel recht. Und ja, wir wissen es nicht, aber die jüngste Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines hat die Gaspreise noch einmal in die Höhe getrieben: Das Gas ist aktuell wahnwitzige 1 300 Prozent teurer als noch vor zwei Jahren.
Wissen Sie, das ist genau der Punkt: Werte Bundesregierung, Sie haben sich ja gerühmt für die Summen, die Sie mit Boni und Gutscheinen ausgeben, denen ja auch eine Mentalität innewohnt, die ich zutiefst ablehne – und der Steuerzahler ist ja nicht so dumm, er weiß ganz genau, dass er sich das selber zahlt –, aber damit werden Sie das Problem dieser Preissteigerungen nicht in den Griff bekommen. (Beifall bei den NEOS.)
Wir haben letzte Woche einen Sechspunkteplan präsentiert, und ich gebe zu, wir haben, auch für Liberale, einen weiten Weg genommen. Wir haben gesagt, das Problem muss selbstverständlich an der Wurzel gepackt werden. Die Preise müssen runter, und gleichzeitig müssen die Ärmel hochgekrempelt werden.
Was meine ich damit, wenn ich sage, die Ärmel müssen hochgekrempelt werden? – Es ist eigentlich ganz simpel. Sie müssen kein Wirtschaftsprofessor sein, um zu erkennen, dass bei zu wenig Angebot und gleichbleibender Nachfrage der Preis unermesslich hoch steigt. Das heißt, Österreich muss alles daransetzen, dass wir diversifizieren, mehr Gas aus eigenen Quellen und aus anderen Quellen bekommen. Wo ist das Gas aus Norwegen? Und wo ist die Energieministerin, die ich das heute hätte fragen wollen? (Beifall bei den NEOS.)
Darüber hinaus – und das ist natürlich auch schon angesprochen worden, Sie können das gerne mit den Niederlanden vergleichen –: endlich in Freiheitsenergien investieren, das heißt, den Ausbau von Erneuerbaren vorantreiben! Das geht aber nicht, indem man die Verfahren ein bisschen beschleunigt. Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass die Party, insbesondere die fossile Party, vorbei ist, dem weiß ich nicht zu helfen. Wir müssen doch jetzt wirklich Leadership zeigen und per Gesetz oder per Notverordnung Projekte durchpeitschen, damit wir diesen Ausbau in einem Tempo vorantreiben, das wir noch nie zuvor in Österreich gesehen haben. (Beifall bei den NEOS.)
Die Entscheidung der EU-Energieminister letzte Woche
begrüßen wir. Die Abschöpfung der Gewinne von
Stromerzeugern auch aus anderen Quellen als
aus Gas, um Kunden, Haushalte, Betriebe zu stützen, begrüßen
wir, aber machen wir uns keine Illusionen über die Summen. (Abg. Martin
Graf: Warum sagen
Sie das nicht den Menschen?!) Ich glaube auch, dass ich für viele
Menschen spreche, wenn ich sage, dass das, was die EU-Energieminister am
Freitag erreicht haben, dann doch enttäuschend war, weil: Wir brauchen
mehr Tempo!
Der nächste große Schritt muss die Entkopplung von Strom- und Gaspreisen sein. Und ja, da gibt es das Modell der Subventionierung der Gaspreise für Gas bei Verstromung, wie das das iberische Modell vorsieht, wie das Spanien gemacht hat – das geht nicht auf nationaler Ebene, wie das der ehemalige Bundeskanzler Kern gesagt hat, das ist völlig illusorisch und falsch. Sinnhafterweise geht das nur auf europäischer Ebene, aber das wäre dringend zu tun.
Genauso dringend wäre es aber, einen verbindlichen Energiesparplan auf den Tisch zu legen, denn in Zeiten von Knappheiten lösen Sie das Problem nicht,
wenn die Nachfrage gleich hoch bleibt. Wo ist der verbindliche Energiesparplan? – Ich sehe ihn nicht. Ich sehe sinnlose Diskussionen um Heizschwammerl, die – Entschuldigung! – im Vergleich zu dem, was wirklich hier am Tisch liegt, lächerlich sind, einfach nur lächerlich! (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Schroll.)
Last, but not least: Wir sehen eine enorme Gefahr
für die Industrie, es droht eine Deindustrialisierung. Und es erfüllt
mich mit großer Sorge, dass Europa mittelfristig nicht
wettbewerbsfähig sein wird, weil natürlich die Energiepreise in
anderen Teilen der Welt andere sind; in den USA, aber auch im asiatischen Raum. Ich habe gesagt, wir als Liberale sind hier
einen weiten Weg gegangen, und ich gehe jetzt sogar noch einen Schritt
weiter: Wenn wir unsere Betriebe wettbewerbsfähig halten wollen, dann
können wir nicht zuschauen, wie Deutschland eine Gasbremse
einführt; auch wenn ich tatsächlich sage, es liegt noch nicht am
Tisch, welches konkrete Modell. Bis jetzt ist sozusagen nur einmal die Summe
genannt worden, aber nicht, wie sie es genau machen. Sie können keinem
oberösterreichischen Betrieb erzählen, dass er quasi Gas dann in
Deutschland günstiger als in Österreich bekommt. Österreich wird
da nachziehen müssen, und ich erwarte mir auch da, dass Tempo gemacht
wird, dass
wir zu diesen Lösungen rasch kommen, und zwar noch vor dem Winter. (Beifall bei den NEOS.)
Ich habe bisweilen den Eindruck, dass der Regierung die Dimension und die Ernsthaftigkeit der Krise nicht bewusst werden. Das zeigen eben Diskussionen um Boni und Gutscheine und Heizschwammerl, wenn dann sozusagen vielleicht ein Deal läuft: Ich verbiete dir die Heizschwammerl – das kriegen die Grünen –, und dafür kriegen die Bauern bei der ÖVP wieder etwas. – Das ist unerträglicher Klientelismus, unerträglicher Klientelismus! Für dieses Klein-Klein ist es zu spät! (Beifall bei den NEOS. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wenn Sie jetzt nicht verstehen, dass wir an großen Schrauben drehen müssen – jetzt, in der größten Krise der Zweiten Republik –, um tatsächlich gestärkt aus der Krise hervorzugehen, dann weiß ich nicht, und dann weiß ich auch nicht
mehr, wie ich Ihnen helfen kann. Es findet gerade eine enorme geopolitische Verschiebung statt.
Und ja, die FPÖ: Lassen Sie die FPÖ! Die sind halt
Putin-Freunde, die haben einen Freundschaftsvertrag. Das ist natürlich ein
Verrat an Österreich, an der Europäischen Union und an unseren
Werten, der da begangen wird, aber sie spielen ja Gott sei Dank keine Rolle. (Abg.
Stefan: ... der Haselsteiner euch finanziert! –
Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber Sie (in Richtung ÖVP)
sitzen
in der Regierung, Sie spielen eine Rolle. Wie sind denn die Rolle und die
Position Österreichs? Wie sind denn die Rolle und die Position Europas
zukünftig hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit oder
geostrategischen Handelsfragen? (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Wie
werden wir uns positionieren? Neutral? – Das wage ich zu
bezweifeln.
Ich sage das auch deshalb, weil ich mich erinnern kann, gut erinnern kann, wie in diesem Haus von Populismus getrieben wir als einzige Fraktion gesagt haben, wir sollten uns schon überlegen, Freihandel mit unseren Freunden zu führen, zum Beispiel mit Kanada, zum Beispiel mit den USA. – Mit wem wollen Sie denn zukünftig Handel betreiben? Mit China, mit Russland, mit Saudi-Arabien? Das glaube ich nicht, das rettet uns den Wohlstand nicht. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)
16.25
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Dr. Christian Stocker. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Haus und jene, die diese Sitzung von zu Hause verfolgen! Inflation und Teuerung, Energiekrise und ein Krieg, der gefühlt immer näher rückt – das sind die Themen, die die Menschen bewegen, und das sind auch die Sorgen, die die Menschen haben. Ich bedanke mich bei der Bundesregierung dafür, dass wir hier aufgrund einer Regierungserklärung zu diesen Themen auch eine parlamentarische Debatte abhalten
können. Das ist ja das, was sich die Opposition in diesem Haus immer gewünscht hat.
Das zeigt schon eines, und da darf ich meiner Vorrednerin
Folgendes mitgeben: Wenn Sie sagen, die Neutralität sei neu zu
interpretieren, Schweizer Muster oder Ähnliches, dann müssen Sie mir
jetzt eines schon erklären: Ändert sich dadurch an unserer
Sicherheitslage etwas? (Abg. Meinl-Reisinger: Ja,
natürlich!) –
Na eben nicht! Wenn Sie die Neutralität
aufgeben, ändert sich an der Sicherheitslage in
Österreich einmal grundsätzlich gar nichts. Es ändert sich dann
etwas, wenn wir das Bundesheer endlich so ausstatten und auch finanziell so
ausstatten, dass es die Landesverteidigungsaufgabe erfüllen kann. Das
ändert etwas. (Beifall bei der ÖVP. –Abg.
Meinl-Reisinger: ... die Schweiz ...!)
Außerdem darf ich Ihnen auch noch
folgenden Unterschied zur Schweiz ausführen: Die Schweiz ist nicht Teil
und Mitglied der Europäischen Union, wir schon, und in diesen
Verträgen gibt es eine Beistandsklausel, die jener
der Nato ganz ähnlich ist. Das heißt, wir haben nicht dieselbe
Situation wie die Schweiz und keinen Grund, unsere
Neutralität - - (Abg. Meinl-Reisinger: Wollen Sie
mich jetzt belehren, oder was ist das für eine Art und Weise? Diskutieren
wir endlich über die Neutralität und Beistandsklausel!) –
Ich belehre überhaupt niemanden, aber wenn Sie die Schweiz
hier als Beispiel anführen, dann darf ich Ihnen sagen, dass es dort keine
Beistandsklausel gibt, bei uns aber schon. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich komme jetzt zu den Sorgen, die die Menschen in diesem Land bewegen und die für viele das Leben alles andere als leicht machen.
Wenn die Regierung hier in dieser Regierungserklärung darlegt, wie viele Hilfen gegeben werden, dann ist das ein Zeichen, dass wir die Menschen in diesen Sorgen nicht im Stich lassen, dass wir verstehen, was sie bedrückt, und dass wir ihnen helfen, und zwar in großem Umfang helfen. 35 Milliarden Euro, das kann sich vielleicht niemand vorstellen, aber dass für eine vierköpfige Familie – Eltern, zwei Kinder – in diesen Monaten insgesamt 1 500 Euro netto für brutto ausbezahlt werden, das kann man sich vorstellen. Und das ist eine Hilfe für diese Menschen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Frau Kollegin Rendi-Wagner, Sie meinen, dass eine Gaspreisbremse notwendig ist. – Niemand hindert Sie, in Wien die Mieten zu senken! Das Mietrecht gibt eine Obergrenze vor, aber keine Untergrenze. Sie können in allen Mietverträgen der Stadt Wien jederzeit die Belastung reduzieren. Niemand hindert Sie, eine Energiepreisbremse bei der Wien Energie einzuführen – ja, vielleicht die schlechte Geschäftsgebarung, aber die Eigentümerschaft ist in öffentlicher Hand, bei der Stadt Wien. (Abg. Sobotka: Warum macht ihr das nicht?) Niemand hindert Sie. Warum machen Sie das nicht? Sich hierherzustellen und das einzufordern und im eigenen Bereich nicht zu machen, das richtet sich auch selbst. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Loacker: ... so verrückt wie die Mikl-Leitner!)
Angesichts der Gräuel dieses Krieges in der Ukraine, die wir tagtäglich erleben müssen, dieses unsäglichen Leides, das wir mitansehen müssen, muss ich sagen, ich verstehe Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ, nicht mehr! Wie kann man sich in einer solchen Situation gegen das einzig wirksame Mittel, das zur Verfügung steht, nämlich Sanktionen, aussprechen und in Kauf nehmen, dass dadurch der Weg für einen Diktator frei wird, der in der Ukraine nicht stehen bleiben wird?! (Abg. Kickl: Wie war das mit der einen Gehirnhälfte?)
Es hat einmal im vorigen Jahrhundert jemanden gegeben, der heimgekommen ist und gesagt hat: Peace for our time! – Mit Appeasement wird es nicht gehen, und Sie brauchen sich auch nicht für eine Position in der KPdSU zu bewerben, die gibt es nicht mehr, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum Abschluss darf ich Ihnen etwas Erfreuliches sagen, das Ihnen vielleicht die Möglichkeit gibt (Abg. Kickl: Es kann doch wirklich nicht der Mahrer der einzige Vernünftige bei Ihnen sein!), hier im Hohen Haus auch Applaus zu spenden. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Sie haben den Bundeskanzler in dieser Debatte vermisst. Ich darf Ihnen - - (Abg. Belakowitsch: Ja, nicht wirklich!) – Ja, nicht wirklich. Ich glaube eh, dass Sie ihn nicht vermissen. (Abg. Belakowitsch: Er hätte nichts beizutragen gehabt ...!) Ich darf Ihnen eines sagen: Der Bundeskanzler hat heute (Ruf bei der FPÖ: Was Wichtigeres zu tun!) sich nicht nur dafür eingesetzt,
sondern auch erreicht, dass in Serbien bis Jahresende Verbesserungen im Visarecht erfolgen werden. Das ist die gute Nachricht dieses Tages, weil sie zeigt (Abg. Amesbauer: Das fordern wir jetzt seit Monaten! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), dass diese Regierung die Probleme der Menschen löst – Sie beschreiben sie nur. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
16.30
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Jörg Leichtfried. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Hafenecker: Also wenn ich für eine Visaverhandlung einen Bundeskanzler brauche, na, dann bin ich gespannt, wie das ...!)
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Herren! (Abg. Hafenecker: Das hätte der Herr Sobotka ...!) Geschätzte Damen und Herren, Zuseherinnen und Zuseher! Vor ungefähr zwei Wochen, wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, sind bei der letzten Nationalratssitzung gegen Ende der Sitzung Vertreter der Regierungsparteien zu mir gekommen und haben gesagt: Wir würden angesichts der immer größeren Katastrophe im Osten Europas eine Sondersitzung machen – angesichts der immer größeren Katastrophe durch diesen Krieg und der zu dieser Zeit, glaube ich, bekannt gegebenen Teilmobilmachung, die eigentlich eine Vollmobilmachung zu sein scheint –, denn der Bundeskanzler möchte und will unbedingt eine Regierungserklärung zu diesem Thema abgeben und der Vizekanzler ebenso!
Ich habe mir gedacht, ja,
selbstverständlich, da wird es
notwendig sein – wie auch Kollege
Stocker gemeint hat –, im Parlament mit dem Bundeskanzler und
dem Vizekanzler zu diskutieren. Die
Frage, die sich mir jetzt aber stellt – Frau Bundesministerin, bitte das nicht falsch zu verstehen, es ist gut, wenn
Sie den Herrn Bundeskanzler vertreten, Sie tun das sehr oft und sehr
gut, manche in Ihren Kreisen meinen sogar, ab und zu etwas zu gut –:
Wenn der Herr Bundeskanzler eine eigene Regierungserklärung abgeben
möchte, wo ist er dann? Wo ist er,
der Herr Bundeskanzler, geschätzte Damen und Herren? (Zwischenruf
bei der ÖVP.) Warum ist er nicht da (Zwischenruf
des Abg. Martin Graf), wenn er selbst eine Regierungserklärung
abgeben möchte? (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist schon einmal die Frage, die man stellen muss, und ich glaube, die kann man so oder so beantworten. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Vielleicht hat er keine Erklärung für die ganzen Probleme, die wir derzeit in Österreich haben. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Rauch.) Vielleicht hat er keine Erklärung, was die Teuerung betrifft. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Vielleicht hat er keine Erklärung, was die Energieversorgung betrifft. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Vielleicht hat er keine Erklärung für die Sorgen der Menschen in diesem Land und ist deshalb lieber bei Herrn Orbán in Ungarn, wo er vielleicht eh nicht so schlecht hinpasst, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich habe ja noch eine These, wieso wir überhaupt da sind und der Bundeskanzler nicht kommt (Abg. Rauch: Die Kathi hat die Sitzung einberufen!): Vielleicht ist die ganze Sitzung nur vorgeschoben, weil die Bundesregierung es seit April nicht zustande gebracht hat, ein Gesetz, das notwendig ist und das wir jetzt mit dem nächsten Tagesordnungspunkt beschließen, bei einer regulären Sitzung beschließen zu lassen, und wir jetzt eine Sondersitzung dafür brauchen. Vielleicht ist das der Grund (Zwischenrufe bei der ÖVP), und das zeigt, in welcher Verfassung diese Bundesregierung ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Das sieht man nicht nur da, das sieht man
ja auch bei der Energiepolitik und
bei der Antiteuerungspolitik. Herr Lopatka hat vorgerechnet, wie viele Milliarden
Sie schon ausgegeben haben. Ausgeben kann man schnell einmal etwas, Kollege Lopatka,
nur, es muss auch dort ankommen, wo man es braucht (Abg. Lopatka: Das
wissen die Sozialdemokraten ...!), und das passiert bei den Ausgaben,
die Sie tätigen, überhaupt nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Seit Monaten warnen wir vor diesen Preissteigerungen – seit Monaten! Der Herr Vizekanzler hat uns eine Zeit lang als Preishysteriker bezeichnet. Inzwischen sieht er es hoffentlich selber ein, dass das nicht Hysterie war. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.) Seit Monaten wollen wir, dass diese Preise, die ins Unermessliche geschossen sind, die nicht mehr handhabbar sind, endlich gedeckelt werden.
Wir haben – da habe ich mich
eigentlich gefreut – die Energiesprecherinnen und Energiesprecher zu
einem Termin geladen, sie eingeladen, mit uns über ein Modell zu diskutieren, das unseres Erachtens sehr
vernünftig ist, nämlich den Gaspreis durch staatliche
europäische Investitionen zu deckeln und das Gas dann
zu einem vernünftigen Preis weiterzugeben. Es hat tatsächlich ein
erstes Treffen gegeben, aber was wir dann gehört haben, war, muss ich
leider sagen: Wir haben keine Zeit! Es geht ja eh nicht! Es ist nicht machbar!
So geht halt auch das, was Sie angesprochen
haben, Frau Bundesministerin, die Zusammenarbeit im Parlament, nicht so gut. Es
wäre besser gewesen, dieser Termin hätte vielleicht doch
stattgefunden und wir hätten weiter über vernünftige
Maßnahmen diskutieren können, aber immer nur zu hören, dass
etwas
nicht geht: Das kann halt nur eine Regierung sagen, die ständig nur
beobachtet und nicht handeln will, geschätzte Damen und Herren! Das ist
nämlich das Problem, vor dem wir stehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Dann kommt plötzlich eine Regierung
daher wie die deutsche und führt diesen Gaspreisdeckel ein (Zwischenruf
der Abg. Meinl-Reisinger.) Das macht ja Sinn,
das zu tun, diesen Gaspreisdeckel einzuführen, weil dann der Gaspreis (Vizekanzler
Kogler: Ja, die schauen sich unser Modell an!) und der Strompreis
runtergehen werden. Es geht ja nicht darum, wer am Ende recht hat. Es
geht - - (Vizekanzler Kogler: Die machen ja unser
Modell, die haben ja noch gar nichts!) – Was für ein Modell
haben Sie, Herr Vizekanzler? Sie haben in Ihrem Leben noch nie
eines vorgestellt! (Vizekanzler Kogler: Ja, die Stromkostenbremse!) Und
Frau Gewessler fährt ohne Plan nach Brüssel – so schaut es
in Wahrheit aus. Also jetzt von Ihrem Modell zu reden, ist meines Erachtens
sehr, sehr verwegen. (Beifall bei der SPÖ. –
Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.)
Was es auch sonst in ganz Europa nirgends gibt – was es nirgends gibt! –: Es sind jetzt 10,5 Prozent Inflation, und statt irgendwie zu versuchen, das runterzubringen, heizt ihr das auch noch an. Das ist ja das, was ihr mit der CO2-Steuer macht, die hat ja bei diesen enormen Höhen, die es derzeit gibt, längst keinen Lenkungseffekt mehr. Ihr seid die einzige Regierung in ganz Europa, die auf diese Inflation (Vizekanzler Kogler: Die Deutschen haben ...!) noch
zusätzlich etwas draufsetzt. Das muss man wirklich einmal zusammenbringen, das ist ja unglaublich! (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn man schon auf die Sorgen der Menschen, die täglich einkaufen gehen, die tanken müssen, die es sich nicht aussuchen können, ob sie mit dem Auto fah-ren oder nicht, keine Rücksicht nimmt, dann sollte man zumindest wirtschaftspolitisch ein bisserl weiter denken als bis zum nächsten Tag. (Zwischenruf des Abg. Egger.) Wenn der Gaspreis in den Vereinigten Staaten ungefähr 20 Euro und bei uns 200 Euro beträgt, wird sich das auf Dauer für unsere Industrie nicht ausgehen, und wenn es sich für unsere Industrie nicht ausgeht, geht es sich für 100 000 und mehr Arbeitsplätze nicht aus. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.) Es wird sich nicht nur für unsere Industrie nicht ausgehen, es wird sich für alle nicht ausgehen.
Ich habe vor Kurzem mit einem Wirt in Wien gesprochen. Der hat derzeit 60 000 Euro Energiekosten im Monat – 60 000 Euro! Er sagt, so wie er das sieht, wird er nächstes Jahr 600 000 Euro haben. Das heißt zusperren und 23 Menschen weniger in Beschäftigung. Das ist die Politik, die ihr zu verantworten habt (Vizekanzler Kogler: Das ist ein Blödsinn!), ganz einfach ist das. (Zwischenruf des Abg. Egger.) Wenn man nichts gegen die hohen Preise tut, sind das die Folgen, und das wollen wir nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden deshalb einen Entschließungsantrag einbringen – vielleicht ist es ja doch ein Ansatz, darüber nachzudenken, ob da auch die Regierung mitgehen kann –, der folgendermaßen lautet:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorbereitung eines nationalen Gaspreisdeckels bzw. einer Gaspreisbremse“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird – angesichts der aktuellen Entwicklungen in Deutschland – aufgefordert sofort mit den Vorbereitungshandlungen für einen nationalen Gaspreisdeckel bzw. eine nationale Gaspreisbremse zu beginnen“ – also ihr könnt wenigstens einmal mit den Vorbereitungen beginnen! – „und
dem österreichischen Nationalrat so schnell wie möglich einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, der geeignet ist die Preise für Strom- und Gas für Haushalte, Wirtschaft und Industrie erheblich zu senken.“
*****
Geschätzte Damen und Herren von der Bundesregierung, ihr habt lange genug beobachtet. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, dann wird das schlecht ausgehen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
16.38
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Jörg Leichtfried,
Genossinnen und Genossen
Betreffend: Vorbereitung eines nationalen Gaspreisdeckels bzw. einer Gaspreisbremse
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine
Die Bundesrepublik Deutschland hat letzte Woche eine, in der jüngeren Geschichte beispiellose, staatliche Intervention mit Preisobergrenzen für Gas- und Strom angekündigt. Die Deutschen werden 200 Milliarden Euro investieren, um die Preise für Strom- und Gas massiv zu senken und zwar für die Menschen und die Wirtschaft. Die Summe entspricht 40% des deutschen Bundesbudgets und mehr als 5% des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Es ist ein beispielloser Eingriff des Staates und zeigt, dass bei entschlossenem Eingriff in den Markt die Preise sehr wohl gesenkt werden können.
Mit diesem Schritt Deutschlands sollte klar sein: Die von Vielen ersehnte europäische Lösung zur Deckelung der Energiepreise wird es entweder gar nicht, zu spät oder eben nicht mit der nötigen Konsequenz geben.
Die österreichische und die deutsche
Wirtschaft sind seit Jahrzehnten eng mit einander verwoben. Schon vor der
Einführung des Euros haben wir unsere Währung
an die D-Mark geknüpft. 30% der österreichischen Exporte gehen nach
Deutschland.
Nach der deutschen Entscheidung ist daher völlig klar: Wir brauchen einen Gaspreisdeckel auch für Österreich. Wenn wir das nicht tun, dann kommt es zu einer beispiellosen Abwanderung der österreichischen Industrie und dabei kann niemand mit Verantwortung tatenlos zusehen.
Die SPÖ hat seit Wochen einen solchen, entschlossenen Markteingriff gefordert.
Die Politik von Gutscheinen und Einmalzahlungen zur Bekämpfung der Inflation ist gescheitert. Wenn sich die österreichische Regierung das nicht eingesteht und endlich – wie in Deutschland – einen entschlossenen Eingriff mit Preisobergrenzen für Strom und Gas vornimmt, dann gefährden wir die österreichische Wirtschaft – von der Gastronomie, über den Bäcker bis hin zu unseren großen industriellen Leitbetrieben. Damit stehen in Österreich hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Uns allen wäre eine europäische Lösung natürlich lieber, aber selbst Deutschland glaubt nicht mehr daran oder zumindest nicht an eine Lösung, die rechtzeitig kommt, um irreparable Schäden von der deutschen Wirtschaft abzuwenden.
Wir fordern die österreichische Bundesregierung daher auf sofort mit den Vorbereitungsarbeiten für einen nationalen Gaspreisdeckel zu beginnen. Wir können es uns nicht leisten Monate hinter der deutschen Entwicklung hinterherzuhinken. Die SPÖ hat einen Gaspreisdeckel vorgeschlagen, der uns in Österreich 9 Milliarden Euro kosten würde – das deutsche Modell würde inkl. der deutschen Strompreisbremse umgerechnet auf Österreich etwa 20 Milliarden Euro kosten. Gleichzeitig sollen Anreize zur Reduktion des Gasverbrauchs erhalten bleiben. Die Bundesrepublik Deutschland steht nicht im Verdacht aus Jux und Tollerei so viel Geld auszugeben. Deutschland hat erkannt, dass es noch viel teurer wäre nichts zu tun. Es gibt für eine Volkswirtschaft nichts Teureres, als hunderttausende Arbeitsplätze zu verspielen. Aber genau das wird in Österreich passieren, wenn wir nicht sofort handeln.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird – angesichts der aktuellen Entwicklungen in Deutschland - aufgefordert sofort mit den Vorbereitungshandlungen für einen nationalen Gaspreisdeckel bzw. eine nationale Gaspreisbremse zu beginnen und dem österreichischen Nationalrat so schnell wie möglich einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, der geeignet ist die Preise für Strom- und Gas für Haushalte, Wirtschaft und Industrie erheblich zu senken.“
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter
Lukas Hammer (Grüne): Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr
geehrte Regierungsmitglieder! Kollege Leichtfried, von der FPÖ bin ich
nichts anderes gewöhnt, aber von Ihrer Seite schmerzt das teilweise schon (Abg.
Leichtfried: Das ist gut, wenn es schmerzt!), dass man einfach
vollkommen ignoriert, was alles gemacht wurde (Zwischenruf des Abg. Hafenecker),
so
tut, als ob nichts gemacht würde, gar nichts. (Ruf
bei der SPÖ: Falsch! Falsch!) Die Regierung macht
gar nichts. (Beifall bei den Grünen.)
Stromkostenbremse für Haushalte: Die
Regierung macht nichts! Energiekostenzuschuss für Unternehmen: Die
Regierung macht nichts! (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)
Drei Entlastungspakete in der Höhe von über 30 Milliarden Euro:
Die Regierung macht nichts! (Abg. Schroll: Das waren die Gutscheine,
oder?) Pass ein bissel besser auf, Jörg! (Beifall bei Grünen
und ÖVP. – Abg. Leichtfried: Aber bis jetzt war
nichts!)
Wir haben ja öfters über
österreichische Interessen gesprochen, darüber, was
österreichisches Interesse und was europäisches Interesse ist, und da
höre
ich immer wieder von der FPÖ, Sie seien Patrioten, es gehe um
österreichische Interessen. Ich bezweifle das immer mehr, wenn ich mir
Ihre Positionen so anschaue, die Sie einnehmen. Was ist die größte
Gefahr für den Kriegstreiber Putin? Was will er? – Er will
verhindern, dass wir ein starkes Europa haben,
und da sind Sie die besten Verbündeten (Abg. Kickl: Ich
weiß nicht, ob das nicht möglicherweise auch
amerikanische ...!), gemeinsam mit Le Pen (Zwischenrufe
bei der FPÖ) und den italienischen Postfaschisten – da sind
Sie drin. (Zwischenruf des Abg. Kasseger.)
Und was ist noch die größte Gefahr für den
Diktator Putin? – Dass wir (Abg. Kickl: Der eine ist der
Kriegstreiber und der andere ist der Friedenstreiber!
Großartig!) sein dreckiges russisches Gas nicht mehr kaufen. Davor
fürchtet er sich. (Beifall bei den
Grünen. – Abg. Stefan: Ist das jetzt erst dreckig oder
war
das immer dreckig?) – Nein, das war immer
schon dreckig (Ruf bei der FPÖ: Ah so! – weitere
Zwischenrufe bei der FPÖ), aber Ihre Kooperation mit (Abg.
Stefan: Wo ist das saubere Gas her? – Abg. Hafenecker:
Saudi-Arabien!) Russlands Putin gibt es ja auch schon länger.
Und wer bekämpft alle Bemühungen, dass wir vom russischen Gas (Abg. Stefan: Was ist denn sauber?) – und auch vom saudischen Öl, da haben Sie vollkommen recht – wegkommen (Abg. Stefan: Wo kommt denn das saubere her? – Abg. Kickl: Und von chinesischer Technologie, bitte! Achtung, die Chinesen nicht vergessen!), damit wir auf heimische Erneuerbare umsteigen? Wer bekämpft das seit Jahr und Tag? – Die FPÖ! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Vergessen Sie die Chinesen nicht! Das könnte ja auch dreckig sein, oder? Ist das chinesische Zeug nicht dreckig?)
Herr Kickl,
hören Sie einmal zu, ich habe mir das ein bisschen angeschaut! (Abg. Kickl:
Ich möchte es nur wissen!) Ökostromgesetz 2012 ist noch ein
Begriff.
(Abg. Kickl: Chinesische Technologie ist nicht dreckig?) Es ist
das erste Gesetz in diesem Parlament in den letzten zehn Jahren, das wirklich
dazu beigetragen
hat, dass Windenergie, Fotovoltaik ausgebaut wurden. Alle Parteien in diesem
Haus waren dafür. Raten Sie einmal, wer die einzige Fraktion in diesem Haus war, die dagegen gestimmt hat! – Richtig, die FPÖ! (Abg. Kickl: Aus guten Gründen!)
Letztes Jahr, Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, die
Ökostrommilliarde bis 2021: Alle Parteien in diesem Haus sind dafür.
Wer ist die einzige Partei, die dagegengestimmt hat? – Richtig,
Sie! (Abg. Kickl: Aus guten Gründen! Aus guten
Gründen!) – Ja, aus guten Gründen! Weil Sie nicht
wollen, dass wir von Öl und Gas wegkommen. (Abg. Kickl: Aus
guten Gründen!) Ich weiß nicht, was Ihnen Putin dafür
versprochen hat. (Zwischenruf der Abg. Steger.) Vielleicht, dass
er hin und wieder zu Partys kommt, hin und wieder einmal bei einer Hochzeit auftanzt. Vielleicht
hat er Ihnen versprochen, einmal zu irgendeinem Geburtstagsfest von Ihnen
zu kommen. Herr Kickl, ich weiß nicht, was Sie davon haben.
Bei der Lega Nord und bei Marine Le Pen wissen wir es, da geht es um
finanzielle Zuwendungen (Zwischenrufe bei der FPÖ), bei Ihnen
weiß ich es nicht. (Beifall bei den Grünen.)
Ich habe immer gedacht: heimische
Wertschöpfung, heimische erneuerbare Energien, heimische Windenergie,
heimische Fotovoltaik (Abg. Kickl: Genau! Das wird ja alles bei uns
gebaut!), Biomasse – das müsste ja eigentlich etwas
für die FPÖ sein. (Abg. Kickl: Das wird ja alles bei uns
produziert!) – Ja, genau! (Abg. Kickl –
erheitert –: Ja eh! Ja, natürlich!) Und Sie sind immer
dagegen. Die Landesregierung - - (Abg. Kickl: Sie sind
ein Träumer!) – Genau, das höre ich immer wieder: „Sie
sind ein Träumer!“ (Abg. Kickl: Sie sind ein
Träumer!) Der Traum, den früher viele von der Energiewende
hatten, ist jetzt die Hoffnung von uns allen, dass wir endlich wegkommen von
fossilen Energieträgern. Wenn man sich anschaut, was Sie zum Beispiel in
der oberösterreichischen Landesregierung machen (Zwischenruf des
Abg. Amesbauer), dass Sie im Regierungsprogramm festgeschrieben
haben (Abg. Stefan: Wasserkraft!), dass es keine neuen Windenergiestandorte
gibt (Abg. Hafenecker: Warum sperrt ihr dann Mellach wieder auf?),
dann kann man sich wirklich fragen, was Sie eigentlich für ein Interesse
haben. (Abg. Belakowitsch: Mellach? Mellach? ...! – Abg.
Deimek: Wer sperrt
Mellach auf? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Sie sagen, Sie sind Patrioten und Sie vertreten
die Interessen dieses Landes, aber Sie verraten mit Ihren politischen
Entscheidungen die Interessen dieses Landes. (Abg. Rauch: Warum
sperren Sie Kohlekraftwerke auf? – Abg. Hafenecker: Sie
verhindern Wasserkraftwerke und sperren Kohlekraftwerke auf!) Sie tun auch
so – und da sind Sie ja von der SPÖ nicht so weit
entfernt –, als ob es die Sanktionen wären, die die
Gaspreise so in die Höhe treiben. (Abg. Erasim: Was soll das?
Was soll diese Aussage, Kollege? ... das jemals gesagt?)
Schauen Sie sich das einmal an! Kollege
Brandstätter von den NEOS hat vor ein paar Monaten den Vizeenergieminister
der Ukraine zu uns ins Parlament eingeladen, und der hat uns erklärt,
Russland hat vor der Annexion der Krim genau das Gleiche gemacht wie
letztes Jahr. (Abg. Hafenecker: ... Energiepolitik!)
Er hat, bevor er den Krieg angefangen hat, damit begonnen, die
Gaslieferungen nach Europa zu drosseln. Das können Sie sich im Nachhinein
anschauen. Russland hat im letzten Quartal 2021 24 Prozent weniger
Gas nach Europa geliefert. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Was ist die Folge? – Die Gaspreise steigen. Ich kann mich
noch an Kollegen Walter Rauch von der FPÖ erinnern: „grüne
Inflation“! (Abg. Rauch: Was sonst? Preistreiber! Ihr seid
Preistreiber! Das
ist das Ergebnis dieser Politik ...! – Weitere Zwischenrufe bei
der FPÖ.) – Ja, genau! In Wahrheit war es das knappe Gas,
weil Putin in der Kriegsvorbereitung angefangen hat, den Gashahn
zuzudrehen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weidinger. –
Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Das Problem – wenn ich höre
Gaspreisdeckel, was es in Deutschland übrigens nicht gibt (Abg. Belakowitsch:
Hat die Energieministerin das gemacht?), die diskutieren so etwas
Ähnliches, wie wir es jetzt mit dem Strom gemacht haben, eine
Preisbremse – ist, und da müssen wir einfach sehr vorsichtig
sein (Abg. Rauch: Ihr tut Kohle abbauen! ... Green Jobs!), Kollegin
Meinl-Reisinger hat es ja richtig erwähnt: Die Preise spiegeln einfach
eine Knappheit und eine Unsicherheit auf den Märkten wider. (Abg. Kickl:
Ja, und woher kommt denn die Unsicherheit?) Wenn wir in einer
Situation, wo Gas am Markt knapp ist, den Verbrauch künstlich
subventionieren, dann ist trotzdem das Gas knapp. Was passiert? –
Uns wird das Gas irgendwann einmal ausgehen. Deswegen
vorsichtig mit (Abg. Rauch: Vorsicht mit den Grünen!) populistischen Ideen oder überhaupt mit Ideen der FPÖ, aber auch mit populistischen Ideen der SPÖ.
Wir sind in einer verdammt schwierigen
Situation, in der wir uns hier alle befinden. (Abg. Belakowitsch:
Alles sehr kompliziert, ja! – Abg. Angerer: In die ihr uns
gebracht habt!) Ich würde mir in der Diskussion wirklich mehr
Sachlichkeit wünschen. Sie sehen auch, dass dort, wo die
Sozialdemokrat:innen auf europäischer Ebene in
Regierungsverantwortung sind, diese Diskussion sachlicher geführt wird.
Ich würde mir das auch hier wünschen, denn ich glaube, wir
sind uns einig, dass wir uns in der schwersten Energiekrise seit Ende des Zweiten Weltkrieges
befinden, und wir müssen diesen Winter gut überstehen.
(Abg. Belakowitsch: Nach dem Winter kommt wieder ein Winter!)
Ein letzter Satz noch, die gute Nachricht zum Schluss: Die Bundesregierung hat versprochen, dass sie alles dafür tun wird, damit die Gasspeicher bis zu Beginn des Winters zu 80 Prozent gefüllt sind. Wir sind jetzt bei 79,7 Prozent. Das heißt, dieses Versprechen ist jetzt schon, vor der Zeit eingelöst. (Abg. Kassegger: Das gehört aber nicht uns! – Abg. Kickl: Und wem gehört das, was da drinnen ist?) Das ist eine gute Nachricht. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
16.45
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter
MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ):
Ich versuche jetzt, ein bisschen ruhig zu bleiben, obwohl mir das
zugegebenermaßen sehr, sehr
schwerfällt. Wenn man die Diskussion mitverfolgt hat, dann muss man nicht
nur den Eindruck gewinnen, sondern es ist Faktum, dass hier auf breiter Front
Hektik herrscht, Kopflosigkeit herrscht, dass man da laut wird.
Ich habe mir als Stichwort aufgeschrieben: das übliche Worthülseninferno, eine bestimmte Abgehobenheit, die auf mich hier wirkt. Besonders – unter Anführungszeichen – „gefallen“ hat mir Ihr Satz, Herr Vizekanzler: Ja, da wird es „da oder dort [...] Wohlstandsverluste geben“ – also so flapsig dahingesagt.
(Vizekanzler Kogler: Da muss ich ja ehrlich sein!) – Ja, ich glaube aber nicht, dass es für Sie Wohlstandsverluste gibt, denn Sie haben, glaube ich, 20 000 Euro oder was Monatsgehalt.
Ich bin auch nicht derjenige, dessen Aufgabe es ist,
Ihre Interessen zu vertreten, sondern die Freiheitliche Partei und ich sind
diejenigen, deren Aufgabe es ist,
die Interessen der österreichischen Bevölkerung zu vertreten, und das
wird hier in keinster Weise gemacht. (Beifall bei der
FPÖ.)
Das sehen wir nicht, und zwar seit
Monaten nicht. Wir sehen einen Konflikt, und sprechen wir es doch aus: Das ist
schon lange kein Konflikt mehr zwischen der Ukraine und Russland im Donbass,
sondern es ist ein geopolitischer Konflikt zwischen den USA und Russland. (Vizekanzler
Kogler: Ah!) Nach meinem Selbstverständnis einer sinnvollen
Außenpolitik – und Außenpolitik ist immer Interessenpolitik
und nichts anderes, vor allem weniger, moralinsauer die Welt
zu bekehren et cetera – geht es darum, im Rahmen der
Außenpolitik die Interessen Europas, und da bin ich glühender
Europäer, und die Interessen der Österreicherinnen und
Österreicher zu vertreten.
Das findet hier nicht statt: sich aus
einer sinnvollen, neutralen Position diesen Konflikt zwischen den
Amerikanern und den Russen anzuschauen, sondern da geht es um geopolitische
Interessen, und zu sagen - - (Abg. Meinl-Reisinger: Sie können
nicht neutral sein, wenn ein Land ein anderes Land überfällt! Wenn
einer ein anderes Land überfällt, was stellen Sie sich
vor?) – Ja, Sie sind nicht neutral, das ist eh bekannt. Sie
holen sich auch die entsprechenden Briefings aus Amerika. Das ist Ihnen ja
unbenommen. Wir Freiheitliche sind neutral und vertreten weder die Interessen
der Amerikaner in diesem Konflikt noch die Interessen der Russen (Abg. Schwarz:
Die eigenen Interessen!), obwohl Sie uns
das mit irgendwelchen Freundschaftsverträgen, die es schon lange nicht
mehr gibt, dauernd unterstellen wollen. Niemand vertritt die Interessen der
Europäischen Union. Niemand vertritt die Interessen der Republik
Österreich – weder Sie als Bundesregierung noch die
Europäische Kommission. (Beifall
bei der FPÖ.)
Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt: Was
ich vermehrt feststelle oder
fast ausschließlich – und Herr Prof. Kocher ist ja auch
ein Volkswirtschaftsexperte –, ist das vollkommene
Unvermögen, Ursache-Wirkung-Zusammenhänge zu erkennen und die
richtigen Probleme anzugehen. Ich kann
mich doch nicht ernsthaft hierherstellen und sagen: Um Gottes willen, wir haben
eine Inflation!, und der Meinung sein, dass das nichts mit einer Coronapolitik
zu tun hat, die wir die letzten drei Jahre gehabt haben.
Selbstverständlich hat es etwas damit zu tun – indem Sie
Lieferketten unterbrochen haben, indem Sie
die Unternehmen gezwungen haben, zuzusperren, indem Kapazitäten runtergefahren
worden sind. Selbstverständlich hat das etwas damit zu tun.
Jetzt stehen wir da, es ist vorhin schon von Kollegin Meinl-Reisinger vollkommen richtig gesagt worden: Wir haben einen Nachfrageüberschuss und ein Angebotsproblem, weil wir die Lieferketten und die Produktionen zerstört haben. In einer solchen Situation ist es volkswirtschaftlich vollkommen sinnlos, noch weiteres Gießkannengeld in die Wirtschaft zu schütten. Was Sie machen, das ist inflationsbefeuernd.
Selbstverständlich hat die Geldpolitik der
Europäischen Zentralbank, die wir seit mittlerweile 15 Jahren
machen, diese Schuldenpolitik dazu beigetragen. Und ich weise darauf hin, die
Freiheitliche Partei war immer dagegen, und nicht
weil wir grundsätzlich dagegen sind, sondern weil wir gute Argumente haben
und langfristig nachhaltig denken. Wir waren damals beim ESM schon dagegen. Wir
waren beim Quantitative Easing dagegen. Warum waren wir dagegen? –
Nicht weil wir grundsätzlich dagegen sind, sondern weil das eine
vollkommen falsche Geldpolitik ist, deren Rechnung wir jetzt zu zahlen
beginnen. Selbstverständlich haben wir eine Inflation, wenn wir die Geldmenge
ohne entsprechende wirtschaftliche Entwicklung verachtfachen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Selbstverständlich haben wir Inflation und
ein Schuldenproblem. Im
Übrigen wurden die Stabilitätskriterien der Europäischen Union,
mit denen man uns ja auch gelockt hat – das wird ganz stabil
bleiben, maximal 3 Prozent Überschuldung und so weiter und so
fort –, alle außer Kraft gesetzt. Das zählt alles nicht
mehr.
Draghi stellt sich hin: „Whatever it
takes” – quantitative easing – und gibt das Signal:
Ihr könnt alles Geld der Welt zu 0 Prozent Zinsen haben. Ja, selbstverständlich
greifen dann alle Finanzminister zu, leider auch unserer – in den
letzten Jahren jedes Jahr Budgetdefizite von 20 Milliarden Euro. Das sind
ja irrsinnige Summen.
Ich sage Ihnen: Irgendwann wird die Rechnung zu bezahlen sein,
und ich sage Ihnen auch: Irgendwer wird dafür die Verantwortung
übernehmen
müssen. – Das sind Sie und Ihre Vorgängerregierungen. (Beifall bei der FPÖ.)
Selbstverständlich hat die Klimapolitik – eine
unausgewogene Klimapolitik – Auswirkungen auf den
Wirtschaftsstandort Europa und Österreich. Wir
waren deshalb dagegen, weil diese Ausgewogenheit bei diesen Gesetzen eben nicht
geherrscht hat. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Das freiheitliche
Klimapolitikmodell – mir gefällt ja Energiepolitikmodell
besser, mir gefällt auch Umweltschutz besser als Klimaschutz –
geht eben nicht davon aus, dass es Aufgabe Europas ist, im Rahmen einer CO2-Reduktion
die Welt zu retten. Wir emittieren 8 Prozent des CO2 der ganzen
Welt. Das geht sich nicht aus.
Ihre vollkommen einseitige Überbetonung dieses Klimazieles gefällt uns nicht, denn was setzen Sie dabei aufs Spiel? – Sie setzen genau das aufs Spiel, was jetzt sichtbar wird: die Versorgungssicherheit, die Wirtschaftlichkeit und Leistbarkeit. Kollege Leichtfried hat es gesagt. (Abg. Schwarz – erheitert –: Das Dreieck!). – Genau, das Dreieck, sehr gut, das energiepolitische Dreieck der Freiheitlichen Partei.
Wie soll das funktionieren, wenn Gas in den USA 20 Dollar kostet und bei uns 200 Dollar? – Das geht sich nicht aus. Das ist Ihre Unfähigkeit, die Dinge zu Ende zu denken und das ganzheitlich zu sehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Dasselbe passiert bei der Sanktionspolitik. Das ist ja auch
wieder dasselbe Thema: Die Dinge werden nicht zu Ende gedacht. Das ist ja
erbärmlich, dieses Schauspiel. Wir verhandeln nachher das achte
Sanktionspaket, wo die Europäische Union großmundig ankündigt:
Wir werden jetzt den bösen Putin in die Knie zwingen. Noch einmal: Wir
sind nicht die Verteidiger des bösen
Putin. (Abg. Brandstötter: Ach nein?) Wir sind in dem Fall weder auf der Seite der Amerikaner noch auf der Seite der Russen. Wir sind der Meinung, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet werden muss. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir sind der Meinung, dass das durch Waffenlieferungen und Unterstützungen einer einzigen Seite nicht beschleunigt wird. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Wir sind auch der Meinung, dass manche Forderungen von Herrn Selenskyj einfach absurd sind, als ob der gar nicht wollte, dass man sich an einen Tisch setzt und Friedensverhandlungen führt.
Also wir drohen mit unserer Sanktionspolitik, wir werden Putin, den bösen, jetzt in die Knie zwingen, aber dann sind wir bei den Sanktionen nicht so genau. Da gilt nämlich: Bei Gas trauen wir uns nicht drüber. – Also wennschon, dennschon! Was ist das für ein erbärmliches Bild? Wir sanktionieren, aber sagen: Das Gas schaltet uns bitte, bitte nicht ab, und bitte, bitte auch Nickel und Palladium nicht und Uran bitte auch nicht! (Abg. Meinl-Reisinger: Wer sagt „bitte, bitte“?)
Was ist das für ein Signal der europäischen
Politik, wo Sie alle mithoppeln, die Bundesregierung und auch die
Pseudoopposition NEOS und SPÖ, die letztlich bei allen
wesentlichen Punkten gegen das österreichische Volk
ihre Stimme zum Ausdruck bringen? (Beifall
bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Wer sagt
denn „bitte, bitte“?)
Aus diesem Grunde – österreichisches Volk – möchte ich folgenden Entschließungsantrag zum wiederholten Mal einbringen:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert,
dem Nationalrat eine Regierungsvorlage betreffend einen Antrag auf
Durchführung einer bundesweiten Volksbefragung gemäß
Art. 49b B-VG über die
sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation zuzuleiten.“
*****
(Beifall bei der FPÖ.)
16.53
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Erwin Angerer
und weiterer Abgeordneter
betreffend bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in der 174. Sitzung des Nationalrates am 3. Oktober 2022
Österreich hat eine erfolgreiche und jahrzehntelange Tradition, in schwierigen außenpolitischen Lagen zu vermitteln und einen Beitrag zur Konfliktlösung zu leisten.
Der Krieg in der Ukraine darf für unser neutrales
Österreich nicht zum Anlass werden, voreingenommen Partei zu ergreifen.
Wir sollten uns diesbezüglich als Vermittler anbieten, was voraussetzt,
einen gleichen Abstand gegenüber Washington und Moskau zu leben. Es
muss uns – als Österreicher aber auch als Europäer – klar
sein,
dass es für eine Friedenslösung sowohl Moskau als auch Washington
braucht.
Die beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland werden nicht nur den momentanen Konflikt keineswegs lösen, sondern vielmehr mit einem Bumerang-Effekt unsere eigene Wirtschaft und Versorgungslage treffen. Die Einschränkungen insbesondere von Erdgaslieferungen aus Russland nach Europa zeitigen bereits seit
Monaten am Energiesektor und für die Energieversorgung der österreichischen Bevölkerung enorm negative Auswirkungen und exorbitant steigende Energiekosten.
Mittlerweile wurden von Seiten der Europäischen Union und auch mit Zustimmung Österreichs mehrere Sanktionspakete gegen Russland beschlossen, weitere Maßnahmen sind in Ausarbeitung.
Wie die Vergangenheit gelehrt hat, sind Sanktionen generell
ein Schnitt ins eigene Fleisch. Auch der ehemalige
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl fand
zu früheren Russland-Sanktionen in einem Interview mit „Der
Standard“ bereits im Dezember 2015 deutliche Worte: „Sanktionen
sind Unsinn und sie bewegen
nichts.“ Die Russland-Sanktionen hätten vor allem in Europa immensen
Schaden angerichtet.
Einer Schätzung des WIFO vom 6. Oktober 2017 zufolge
sind allein durch die damaligen Sanktionen gegen Russland die EU-Exporte nach
Russland zwischen 2014 und 2016 um 10,7 Prozent eingebrochen. Das entspricht
einem Schaden für
Europa von rund 30 Milliarden Euro. In Österreich sanken die Exporte nach
Russland sanktionsbedingt um 9,5 Prozent, das entspricht einem Schaden für
die heimische Wirtschaft von rund einer Milliarde Euro.
Welche katastrophalen Auswirkungen die nunmehr seitens der Europäischen Union auf den Weg gebrachten Sanktionen für die heimische Wirtschaft haben können, brachte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts, Gabriel Felbermayr, bereits am Dienstag, 22.02.2022 auf den Punkt, als er feststellte, dass „wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland nicht nur Russland selbst, sondern auch die EU und Österreich treffen würden. Je nach Härtegrad könnten die wirtschaftlichen Einschnitte auch hierzulande entsprechend hart zu spüren sein. Sollte es tatsächlich zu einem Krieg kommen und das Gas abgedreht werden, würde das die EU und Österreich in eine tiefe Rezession stürzen."
Auch Arbeitsminister Martin Kocher stellte in einer Pressekonferenz am Dienstag, 22.02.2022 fest, dass „die Sanktionen gegen Russland jedenfalls auch Österreichs Wirtschaft treffen werden.“ Dessen ungeachtet stimmte die österreichische Bundesregierung selbstverständlich der Verhängung von Sanktionen gegen Russland zu.
Dass die Russlandsanktionen mit den katastrophalen Auswirkungen, die die Bevölkerung tagtäglich in Form von ständig steigenden Preisen insbesondere am Energiesektor zu spüren bekommt, nicht mehr unumstritten sind, zeigt die Tatsache, dass mittlerweile selbst hochrangige ÖVP-Funktionäre umschwenken und mit ih-rer Kritik an den Sanktionen nicht mehr hinter dem Berg halten:
Orf.at/10.07.2022
Mahrer zu Russland-Sanktionen: „Mit einer Gehirnhälfte“ gedacht
Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer (ÖVP) hat seine Kritik wiederholt, dass die Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine offenbar „nur mit einer Gehirnhälfte“ gedacht wurden. Als Beispiel nennt er im „Kurier“ den Ölhandel. „Das wird in großem Stil von Indien gekauft und landet – mit einem entsprechenden Aufschlag – über Umwege wieder in westlichen Industrieländern“, so Mahrer.
Kritik von Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) an seiner schon zuvor geäußerten Kritik an den Sanktionen wies er zurück. Er sei weder gegen die Sanktionen noch wolle er Russlands Präsidenten Wladimir Putin den roten Teppich ausrollen. „All das ist unterstellend. Wenn der Minister mit unwahren Behauptungen arbeitet, anstatt sich mit den massiven ökonomischen Folgen der Sanktionen zu beschäftigen, dann stiehlt er sich billig aus der Verantwortung“, sagte Mahrer zum „Kurier“ (Sonntag-Ausgabe).
Kurier 18.08.2022
Ukraine: Stelzer stellt Russland-Sanktionen in Frage, Mattle dafür offen
Unterstützung bekommt Oberösterreichs Landeschef von seinem Tiroler Amtskollegen Anton Mattle (ÖVP). Die Grünen kritisieren Stelzer indes scharf.
Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) stellt die Sanktionen des Westens gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine infrage. Man müsse diese überdenken, falls es im Herbst zu Energieengpässen kommt, sagt er in der Kleinen Zeitung (Freitagausgabe).
Stelzer bezeichnet die Sanktionen als grundsätzlich
richtig, es sei aber nichts in Stein gemeißelt. "Die Sanktionen
müssen immer auf eine Frage hin überprüft werden: Dienen sie
hauptsächlich der Friedenserreichung oder schaden sie uns in der Mehrheit
schon selbst. Sanktionen, um den Frieden zu sichern, heißt auch, dass wir
einen Preis zahlen. Das ist nichts klinisch Sauberes, es wirkt auf uns
zurück, auf die Industrie, die Arbeitsplätze und die Energiekosten.
Wir haben jetzt Sommer, niemand muss heizen. Das Thema Energie wird
viel spürbarer werden, wenn dann wieder geheizt werden muss. Momentan
glaube ich, dass es noch in einer guten Balance ist, aber es sollten bald
einmal Fortschritte in Richtung Friedenserreichung gemacht werden", so
Stelzer.
Bevor es zu einer Situation komme, in der das Leben in Österreich massiv beschädigt wird, "der soziale Ausgleich ins Wanken kommt, müssen wir natürlich darüber nachdenken, ob diese oder jene derzeit wirksame Sanktion weiterbetrieben wird oder ob die Treffsicherheit noch verbessert werden muss."
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die
Europäische Union mittlerweile mehrere Sanktionspakete gegen die
Russische Föderation mit dem Ziel verhängte,
die russische Wirtschaft und Kriegsführung zum Erliegen zu bringen. Nach
über sechs Monaten Kriegshandlungen kann wohl festgehalten werden, dass
Russland trotz
der Sanktionen befähigt ist, den Krieg fortzuführen. Ihren
ursprünglichen Zweck erfüllen die verhängten
Sanktionspakete demnach nicht.
Dass die Zustimmung in Österreich zu den
verhängten Sanktionen bröckelt, und dass die Sinnhaftigkeit der
Sanktionen immer stärker in Frage gestellt wird, belegen verschiedene
Umfragen der jüngsten Vergangenheit: Einer Trend-Umfrage zufolge sind
mittlerweile 55 Prozent der österreichischen Bevölkerung dagegen, die
Sanktionen fortzuführen, wenn als Folge die Energiepreise und
Lebenshaltungskosten weiter steigen. (Trend, 28.07.2022) 42 Prozent glauben
nicht, dass die Sanktionen gegen Russland Wirkung zeigen, und zwar
„weder jetzt noch in der Zukunft“, so das Ergebnis einer Umfrage
von Peter Hajek durchgeführt im Zeitraum
10. bis 18. August 2022. 46 Prozent der Befragten in dieser Umfrage glauben,
dass die Sanktionen mehr der EU schaden. (Kurier, 21.08.2022)
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage betreffend einen Antrag auf Durchführung einer bundesweiten Volksbefragung gemäß Art. 49b B-VG über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation zuzuleiten.“
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Zu einer Stellungnahme gelangt nun Herr Bundesminister Dr. Martin Kocher zu Wort. – Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Herr Präsident! Herr Vizekanzler!
Frau Bundesministerin! Werte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen
und Herren! Wir erleben den ersten Angriff auf eine souveräne Republik
in Europa seit 1945. Das ist 500 Kilometer vor unserer Haustür. (Abg.
Kickl: Ach bitte! Da haben Sie aber einiges verschlafen! – Abg.
Stefan: Wirklich? Am Balkan? – Abg. Kickl: Und in
Belgrad? Das war nichts? – Abg. Belakowitsch: Hat
der Balkan nicht zu Europa gehört?) – Dann
werden wir Gegenbeispiele gerne hören. Es ist tatsächlich der
erste seit 1945. Das war ein Krieg innerhalb eines Landes, aber darüber
können wir - - (Abg. Kickl: Ach wirklich? Die
amerikanischen Bomben auf Belgrad, das war ein Krieg innerhalb eines
Landes? – Ruf bei der FPÖ: Die US-Luftwaffe war Teil der
kroatischen Armee! – Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Es war ein Angriff auf ein Land, das 1991 mit über 90 Prozent für seine Unabhängigkeit gestimmt hat – übrigens auch in den Regionen, die jetzt von der Annexion durch Russland bedroht sind. (Abg. Belakowitsch: Da ist aber einiges passiert in der Zwischenzeit!) Ich glaube, das ist eine Zäsur, die wir da erleben, und es wird vieles nicht mehr so werden, wie es vor dem 24.2.2022 der Fall war. (Abg. Belakowitsch: Bei uns auch nicht dank Ihrer ...!)
Europa hat auf diesen Angriffskrieg reagiert. Es
hat klug reagiert. Es gab ganz klar die europäische Antwort, was rote
Linien und die Sanktionen betrifft.
(Abg. Belakowitsch: Wie war das mit den Klein- und
Großverdienern? Wollen Sie das einmal erklären? – Ruf bei
der ÖVP: Jetzt hören Sie doch zu und schreien Sie nicht immer
hinein!) Es war auch klar, dass man sich nicht in einen Krieg hineinziehen
lässt, aber es ist auch klar, dass es sowohl wirtschaftliche als auch
moralische Voraussetzungen gibt, um auf eine solche Aggression zu reagieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen. – Abg. Belakowitsch: Bitte reden Sie nicht
von Moral!)
Stellen wir uns vielleicht einmal kurz vor, wie
wir uns als Österreicherinnen und Österreicher gefühlt
hätten, wenn 1956 die Panzer aus Budapest weiter Richtung Wien
gefahren wären oder 1968 die Panzer aus Prag! Ich glaube, dass eine
gewisse Solidarität mit der Ukraine auf jeden Fall für jeden hier
angebracht ist. (Beifall bei der
ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS. – Abg. Kickl: Sie sind aber nicht gefahren! Und jetzt fragen Sie
einmal, warum! – Ruf bei der ÖVP:
Und Sie hören einmal zu! – Abg. Kickl: Sie sind nicht
gefahren! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ
und ÖVP.)
Wir kommen zu den Sanktionen. Es wurde schon erwähnt, es
gibt sieben Sanktionspakete: sechs und ein halbes siebtes. Was machen
diese Sanktionen? –
Sie machen zwei Dinge. Es sind Sanktionen gegen Individuen, die im Umfeld der
Elite, der russischen Elite, von diesem Krieg profitieren (Abg. Belakowitsch:
Für Österreich ...!) – dagegen kann niemand etwas
haben –, und es sind Sanktionen, die die Möglichkeit
Russlands einschränken, weiter Krieg zu führen: auf Hochtechnologie,
auf militärische Güter, auf Dual-Use-Güter. Auch dagegen kann
niemand etwas haben, weil alles, was wir hier nicht tun würden, zu mehr
Leid, zu mehr Zerstörung und zu mehr Vernichtung in der Ukraine
führen würde. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wie wirken sich nun die Sanktionen auf Russland und auf die Europäische Union aus? – Einige haben es schon gesagt: Die russische Wirtschaft wird dieses Jahr um 3 Prozent schrumpfen – das sind die optimistischen russischen Selbstprognosen –, um bis zu 12 Prozent, das sind die Prognosen aus dem Internationalen
Währungsfonds. Es wird also ein Schrumpfen um 3 bis 12 Prozent geben. (Abg. Belakowitsch: Das wünschen Sie sich!)
Ungefähr 1 100 internationale Firmen haben Russland verlassen. Die haben ungefähr 30 Prozent der Beschäftigten von Russland beschäftigt. (Abg. Belakowitsch: Unglaublich!) Es gibt einen Braindrain. Viele junge Leute verlassen Russland. Die Sanktionen treffen Russland wirtschaftlich hart.
Was passiert derzeit in der Europäischen Union? (Abg. Belakowitsch:
Auch wirtschaftlich hart! – Abg. Wurm: Lose-lose nennt
man das!) – Ja, es gibt massive Folgen. Allerdings wächst
die Wirtschaft in der Europäischen Union dieses Jahr um 2,7 Prozent,
und in Österreich wird sie – die neuen Prognosen werden
diese Woche präsentiert – nach den letzten Prognosen um
4 Prozent wachsen. (Abg. Belakowitsch: Wie war das mit ...
Prognosen? Wie oft haben Sie die revidieren müssen?)
Natürlich führen die Sanktionen auch in Österreich zu Verwerfungen. Deshalb ist es so wichtig, darauf zu reagieren.
Jetzt geht es um die Teuerung, die zum Teil, zu einem kleinen Teil, auf die Sanktionen zurückzuführen ist, zum Großteil auf die schwierige geopolitische Lage. Das hat mit den Sanktionen sehr wenig zu tun. Es wurde schon erwähnt, dass die Sanktionen nicht auf Erdgas wirken. Trotzdem ist der Erdgaspreis besonders stark gestiegen. Also das ist der Punkt. Drittens hat die Teuerung auch andere Gründe.
Der erste Punkt ist, alles zu tun, um die Energieversorgungssicherheit in Österreich herzustellen. (Abg. Belakowitsch: Ist sie nicht gegeben, wenn Sie sie herstellen müssen?) Wir haben heute einen Speicherstand von 79,77 Prozent (Abg. Leichtfried: Haben Sie schon gesagt!), Kollege Hammer hat das schon gesagt. Es gibt eine Reihe von anderen Maßnahmen. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)
Der zweite Schritt ist, jetzt akut all jenen zu helfen, die besonders betroffen sind. Einige Maßnahmen wurden vom Vizekanzler und von der Europaministerin
schon angesprochen: die Strompreisbremse, der Antiteuerungsbonus, der Klimabonus, Einmalzahlungen, ein Absetzbetrag, eine Reihe von weiteren Maßnahmen, die viele gleichstellen wie vor der Teuerung und einige, die mehr haben, die mehr verdienen, auch nicht gleichstellen können, weil das nicht ganz möglich ist.
Auf der Seite der Unternehmen wurde neben der Strompreiskompensation der Energiekostenzuschuss beschlossen. Es gibt eine Erhöhung des Pendlerpauschales. Es gibt die Vervierfachung des Pendlereuros – wir vergessen das so schnell –, die Reduktion der Besteuerung auf Energie und auf Gasleitungen, also eine Reihe von Maßnahmen, die jetzt auch abfedern, natürlich nur abfedern können, aber uns eben jetzt über diese schwierige Phase bringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Der Energiekostenzuschuss wird auf alle Unternehmen anwendbar sein. (Abg. Kickl: Wie lange wird denn die schwierige Phase dauern?) Wir werden im Rahmen dieses Paketes einen Teil der Mehrkosten für Unternehmen in allen Größen abfedern können. (Abg. Belakowitsch: ... Wettkampf, wer der nächste Kanzler wird! – Abg. Loacker: ... Gießkanne!) Es wird für die ganz Kleinen Speziallösungen geben, es wird auch für diejenigen, die es besonders schwer haben – wir reden von einer Verfünffachung der Energiekosten! –, die aber vielleicht nicht ganz so energieintensiv arbeiten, trotzdem eine kleine Unterstützung geben. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Ich glaube, dass angesichts der disruptiven Entwicklung, die wir erleben, eine Förderung für unsere Unternehmen absolut gerechtfertigt ist. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Ich teile die Befürchtung, die die Frau Klubobfrau der
NEOS am Pult auch geäußert hat, dass wir mit diesen hohen
Energiekosten auf Dauer die europäische Wettbewerbsfähigkeit
gefährden. Umso wichtiger ist es jetzt, gemeinsam – auch
der Herr Vizekanzler hat es gesagt, die Frau Europaministerin hat es gesagt,
der Bundeskanzler setzt sich massiv dafür ein – auf
europäischer Ebene zu einer Entkoppelung von Strom- und Gaspreis
zu kommen, um damit die Preise zu
senken (Abg. Leichtfried: Ja, das ist aber neu! Das war Monate ganz
anders! Da gibt es Protokolle dafür! –
Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), und das
ist nicht das gleiche Modell, das angesprochen wurde. (Ruf bei der ÖVP: ... schreien dauernd dazwischen, dann hören sie das nicht! Hören Sie zu!)
Preise durchwegs runter!, das ist zwar eine schöne
Forderung, ist aber Wunschdenken, das sich in einer Marktwirtschaft nicht
umsetzen lässt. (Ruf bei der
SPÖ: Ach so, genau! Weil? In anderen Ländern doch ...!) Wir
müssen klug dort eingreifen, wo eine Preisreduktion möglich ist,
nämlich dort, wo die Preise im Moment über die Verstromung von Gas
besonders stark nach oben getrieben werden. Das wird auf europäischer
Ebene notwendig sein, wir werden uns weiter dafür einsetzen. (Beifall
bei ÖVP und Grünen. – Abg. Leichtfried: Wieso weiter?
Habt ihr ja noch nie! Wieso weiter einsetzen, Herr Bundesminister? Habt ihr
ja noch nie gemacht!)
Ich glaube, dass diese Zeiten, die durchaus für viele schwierig sind, ein Anlass sein sollten, bei diesen Fragen auch gemeinsam an dieser Entkoppelung zu arbeiten. (Abg. Leichtfried: Ja, so wie ... Energiesprecher der Regierungsparteien! Genau!) Ich hoffe sehr, dass wir dafür Partner finden, und genauso natürlich auch dafür, wenn wir daran arbeiten, dass wir die Lage in der Ukraine befrieden. Alle wollen Frieden, alle wünschen sich Frieden. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist natürlich das, was wir alle wollen, aber im Moment müssen wir in Österreich und in Europa die Folgen dieses schrecklichen Angriffskriegs abfedern. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
17.02
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Graf. Bitte sehr, bei ihr steht das Wort. (Abg. Leichtfried: Das war von den drei Regierungsmitgliedern nicht die beste Rede!)
Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Vizekanzler! Geschätzte Ministerin! Geschätzter Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Wenn wir uns jetzt einmal die letzten drei Jahre anschauen, waren wir alle permanent gefordert: die Unternehmer, die Arbeitnehmer, die Familien, aber auch die Politik. In Österreich können wir jetzt noch ein leichtes Plus
beim Wirtschaftswachstum verzeichnen, allerdings sehen wir, wenn wir nach Deutschland schauen, ganz deutlich, dass dort kein Wachstum mehr vorhanden ist. (Abg. Belakowitsch: Oje!)
Da aber Deutschland ein ganz wichtiger Partner für uns in Österreich ist und wir auch vor der Tatsache stehen, dass sich das stark auf Österreich auswirken könnte, setzen wir alles daran, uns von der Rezession, die für Deutschland prognostiziert wurde, zu entkoppeln. Wir haben alle Anstrengungen unternommen, um unsere Unternehmen bei der Krisenbewältigung zu unterstützen, wir haben Impulse für das Wachstum gesetzt und wir haben alles daran gesetzt, Arbeitsplätze zu sichern, und das auch mit Erfolg, denn wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren. Darauf können wir wirklich stolz sein: Das ist die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir nehmen unsere Verantwortung sehr wohl wahr, wenn es um die Absicherung des Wohlstands, um die Erhaltung unserer Freiheit geht, und haben daher sehr wohl die richtigen Maßnahmen gesetzt und werden sie auch weiterhin setzen.
Ich darf noch einmal einige Punkte nennen, die vielleicht in den letzten Reden etwas untergegangen sind. Zum Thema Gas: Wir haben die Gasabhängigkeit von 80 Prozent auf 50 Prozent reduzieren können. Unsere Gasspeicher sind zu knapp 80 Prozent gefüllt, das ist der Schutz für unsere Haushalte und für unsere Unternehmer. Wir haben das erste Mal in der Republik eine strategische Gasreserve angelegt.
Zum Thema Entlastung: Wir haben die Haushalte mit ihren Familien durch die ökosoziale Steuerreform mit dem Schwerpunkt der Senkung der Steuerstufen sehr wohl entlastet. Heute haben wir im Finanzausschuss die Abschaffung der kalten Progression beschlossen. Allein diese Maßnahme bringt eine Entlastung für unsere Arbeitnehmer in Österreich von 20 Milliarden Euro bis 2026. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Wir haben die Stromkostenbremse für die Haushalte installiert und 500 Euro für jeden und jede zur Unterstützung ausbezahlt. Weiters haben wir gerade für
unsere Familien den Familienbonus um 500 Euro – somit auf 2 000 Euro – erhöht. Zusätzlich wurde im August mit der Familienbeihilfe eine Einmalzahlung in der Höhe von 180 Euro ausbezahlt. Und auch für unsere Unternehmen haben wir mit dem Energiekostenzuschuss ein Entlastungspaket in der Höhe von 1,3 Milliarden Euro geschnürt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Die Strompreiskompensation, die schon angesprochen wurde, ist in Ausarbeitung.
Diese Maßnahmen zeigen ganz deutlich, dass diese Bundesregierung ihre Verantwortung sehr wohl wahrnimmt. Mit unseren Paketen brauchen wir uns in Europa nämlich wirklich nicht zu verstecken, sondern ganz im Gegenteil: Wir sind Spitzenreiter in der Geschwindigkeit und in der Wirkung der Entlastungsmaßnahmen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Es gibt nur ein Land in ganz Europa, das mehr Unterstützung auszahlt als Österreich, und das ist Luxemburg. Wenn ich mir aber die Berichterstattung im „Kurier“ anschaue, wonach wir in Österreich 4 000 Euro pro Kopf ausgeben – im Vergleich dazu Deutschland nur 2 000 Euro –, brauchen wir uns auch da nicht zu verstecken. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Wir leisten unseren Teil auf nationaler Ebene, können
allerdings nicht alle Herausforderungen alleine stemmen. Es braucht
europäische Lösungen. Ein wichtiger Schritt war jetzt die
europäische Einigung, dass die Zufallsgewinne der Energieerzeuger einer
neuen Widmung zugeführt werden, damit die Verbraucher weiter entlastet
werden. Natürlich braucht es noch weitere Anstrengungen auf
europäischer Ebene, vom Ausbau der Erneuerbaren bis hin zur Entkoppelung der
Strom- und Gaspreise, wie wir heute schon gehört haben,
und vor allem braucht es den Ausbau der Stromnetze, denn jede Stromleitung,
kann ich Ihnen sagen, ist für uns eine Vorsorge gegen ein Blackout. (Beifall
bei ÖVP und Grünen.)
Unser Bundeskanzler und die Bundesregierung setzen alles daran und sich mit voller Kraft dafür ein, dass die notwendigen Lösungen auf europäischer Ebene zustande kommen. Dazu gehört es auch, Herr Kollege Leichtfried, dass unser Bundeskanzler sich innerhalb von Europa bewegt und auch Kontakte knüpft.
Herr Kollege Leichtfried, noch zu Ihrem vorigen Beitrag, zum Antrag der SPÖ mit dem 50-Euro-Deckel: Wir haben Gespräche geführt, das ist korrekt, wir haben sie auch sehr konstruktiv geführt, nur haben sich aus diesen Gesprächen leider mehr Fragen als Antworten ergeben. Sie haben es heute schon mehrmals gehört: Wir sollten unsere ganze Kraft daran setzen, dass wir auf EU-Ebene eine Lösung finden. Der von Ihnen gebrachte Vorschlag wird uns da leider nicht weiterbringen.
Weil die SPÖ immer Herrn Habeck zitiert: Der hat erst am Freitag klar mitgeteilt, dass die oberen Spitzen mit Sicherheit nicht gedeckelt werden. Das sagte der deutsche Wirtschaftsminister am Freitag im „Deutschlandfunk“. Für die oberen 20 Prozent des normalen Verbrauches wird man mit Sicherheit die volle Rechnung bezahlen müssen. Klar sei zudem auch, dass auch die übrige Menge nicht – und ich wiederhole: nicht! – auf den Tarif von vor dem Ukrainekrieg verbilligt wird. Ich frage mich also schon, wo da das deutsche Modell besser sein sollte als das österreichische, bei dem wir eben die Grundversorgung von 2 900 Kilowattstunden auf einen sehr minimalen Preis heruntergesetzt haben. Unser Vorschlag kann sich da also schon sehen lassen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Vielleicht zum Abschluss ein Appell an die Opposition: Krisen meistert man bekanntlich wirklich gemeinsam besser, daher wäre es für Österreich wichtig, wenn die Opposition ihre ganze Energie in eine positive und konstruktive Richtung lenken könnte. Wir werden das von der Bundesregierung aus machen. – Danke.
17.09
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte.
Abgeordnete
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS):
Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Es
fällt mir heute wirklich schwer, anzufangen, weil es so ist, dass hier
ganz viele Dinge vermischt werden, verschwurbelt werden und dass auch
ganz, ganz viel Unsinn gesprochen wird.
Da möchte ich auch heute mit der FPÖ anfangen. Im Interesse der
Bürger!, und: langfristiges Nachdenken! – das ist der gesamte
Text, den ich heute von Ihnen gehört habe. – Wo war
denn das langfristige Nachdenken, als man sich so stark von Russland
abhängig gemacht hat? 80 Prozent Abhängigkeit von russischem Gas:
Das ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern da war die FPÖ ganz, ganz
vorne mit dabei. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Steger: ...
wegen der grünen Energiewende ... gestiegen in den letzten
Jahren! – Abg. Kassegger: Wer ist aus Kohle und Atom ausgestiegen? ...!)
Ganz vorne waren Sie da mit dabei –
das ist doch alles absurd, was Sie hier sagen –, inklusive der
ÖVP, die natürlich auch politisch dafür gesorgt hat, dass alles
aus dem Weg geräumt worden
ist, was gegen die Abhängigkeit von Russland gesprochen hätte, und
der Wirtschaftskammer, die das Ganze flankiert hat, und natürlich
auch der SPÖ.
Also hier braucht sich im Augenblick wirklich niemand herzustellen und zu
sagen: Das ist alles vom Himmel gefallen! Es ist tatsächlich politisch
gewollt und von
der Wirtschaftskammer flankiert passiert, dass diese Abhängigkeit von russischem
Gas bei über 80 Prozent liegt. (Beifall bei den NEOS. –
Abg. Steger: Grüne Energiewende!)
Da möchte ich auch noch einmal einen Hinweis geben, weil
es aus meiner Sicht wirklich knallfalsch ist, zu sagen, es wären jetzt nur
50 Prozent, Kollegin Graf. – Es sind überhaupt nicht
50 Prozent Abhängigkeit von russischem Gas,
es hat sich nichts reduziert, und auch die so sehr gepriesene strategische
Reserve ist nach wie vor nicht in Österreich angekommen. Ich hoffe,
dass sie
bis November kommt, aber – und das hat die Beantwortung einer
Anfrage
von mir ergeben – vor zwei Wochen waren es circa
2 Terawattstunden Einlagerung der strategischen Gasreserve, die
insgesamt 20 Terawattstunden umfassen würde. Lesen Sie die
Beantwortung meiner Anfrage! Da ist es drinnen gestanden.
Diese 50 Prozent Abhängigkeit von russischem Gas – auch das sei gesagt – werden wir nur dann schaffen, wenn endlich die OMV nicht nur Leitungskapazitäten verbucht – verdammt noch einmal! –, sondern auch das Gas tatsächlich nach Österreich bringt. Das ist nämlich nicht da. (Beifall bei den NEOS.)
Deswegen sind wir durchaus auch in einer Wirtschaftskrise. Wir sind in der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, weil wir tatsächlich eine hausgemachte Abhängigkeit von dieser russischen Gaslieferung haben.
Jetzt muss man sich vorstellen: Was wäre denn eine Lösung? – Na das, was alle Ökonomen sagen, was auch hier alle wieder sagen, die Grünen propagieren es die ganze Zeit: Man müsste doch die Abhängigkeit reduzieren und den Ausbau der Erneuerbaren nach vorne bringen.
Jetzt gibt es seit 2019 eine grüne Beteiligung an der Bundesregierung und es wurde seit 2019 gerade einmal geschafft - - (Abg. Disoski: 2020! – Vizekanzler Kogler: 2020, wennschon!) – Entschuldigung! 2020, Sie haben recht, Herr Vizekanzler. Da lasse ich mich gerne korrigieren. Es wurde tatsächlich in den letzten drei Jahren – es sind drei Jahre seit 2019 – nicht geschafft, die Erneuerbaren um mehr als 2 Terawattstunden auszubauen. Mehr sind es nämlich nicht, da können Sie mich nicht korrigieren, das sind die Fakten.
Was passiert aber tatsächlich in anderen Ländern, wie zum Beispiel in den Niederlanden? – Die haben seit 2019 20 Terawattstunden an Erneuerbaren ausgebaut, mit einer liberalen Beteiligung – das möchte ich hier nur sagen – an der Regierung. (Abg. Lukas Hammer: Erst das Gesetz, dann die Wirkung!) Also lautet der Vergleich 20 Terawattstunden versus 2 Terawattstunden. Das heißt, da gibt es wirklich einiges zu tun.
Wer blockiert? Wer muss in die Verantwortung genommen
werden? – Wieder die großen Parteien und in diesem Sinne
wirklich die Fürsten der Finsternis. Damit meine ich natürlich die
Landeshauptleute, die blockieren, blockieren, blockieren, obwohl das
Wichtigste im Augenblick wäre, gemeinsam zu arbeiten,
wie es Kollegin Graf ja auch gesagt hat. (Beifall bei den NEOS sowie der
Abgeordneten Oberrauner und Lukas Hammer.)
Also ich finde, das sollten Sie wirklich nicht der Opposition ausrichten, sondern ihren eigenen Landeshauptmännern und der Landeshauptfrau, denn im Interesse der Wirtschaft kann es doch nur sein, dass man jetzt beim Ausbau der Erneuerbaren Vollgas gibt, um diese Abhängigkeit zu reduzieren.
Ich sage es noch einmal: Wenn es im Guten nicht geht, dann muss man aus unserer Sicht neue Maßnahmen treffen. Wir fordern eine Notverordnung von der Bundesregierung, mit der tatsächlich die Bundesländer gezwungen werden, wenn es nicht anders geht, endlich ihrer Pflicht nachzukommen, nämlich die Räume darzustellen, wo die Erneuerbaren ausgebaut werden können, damit nicht jede Gemeinde wieder ein Widmungsverfahren braucht, damit nicht jedes Mal wieder eine neue UVP gemacht werden muss. Das ist möglich, und ich bin so weit, dass ich sage: Dann geben Sie denen halt einfach weniger Geld beim Finanzausgleich, wenn sie sich sperren, ihren Verpflichtungen nachzukommen! (Beifall bei den NEOS.)
In diesem Sinne glaube ich wirklich, die Zeit des Klein-Klein ist vorbei. Es geht jetzt einfach nicht mehr so weiter. Es müssen jetzt wirklich – da bin ich ganz bei Ihnen – alle an einem Strang ziehen. Da geht es darum, die Erneuerbaren tatsächlich auszubauen. Weg jetzt mit diesem ganzen politischen Hickhack, damit wir nicht in das Desaster des eigentlich Undenkbaren kommen, dass wirklich die Industrie abwandert, dass die Wirtschaftsunternehmen zusperren und dass deswegen tatsächlich der Wohlstand in diesem Land langfristig vermindert wird! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)
17.15
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reimon. – Bitte.
Abgeordneter Michel Reimon, MBA (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eine spannende Diskussion: Es geht in diesem ersten Tagesordnungspunkt um Energie, um Wirtschaft, darum, wie man den Österreicherinnen und Österreichern hilft – und wir reden die ganze Zeit über Sanktionen und darüber, wie wir dem russischen Autokraten helfen. Sei’s drum. Probieren wir das einmal und schauen wir, wie man der österreichischen Bevölkerung damit helfen kann!
Ich höre immer wieder das Argument, die Sanktionen wären dann richtig, wenn sie Putin mehr schaden würden als uns. – Ich halte das für vollkommen falsch. Darum geht es nicht. Wir sind ja nicht auf dem Schulhof, wo es dem einen mehr wehtun muss als dem anderen, wenn er etwas gemacht hat. Die Frage ist: Tut es Putin so weh, dass dieser Krieg enden muss? Darum geht es als Allererstes. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Steger.) Das tut es, weil es eine langfristige Sache ist und nur eine langfristige Sache sein kann. Wir wollen keine militärische Lösung, und die Sanktionen sind eine langfristige. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Steger.)
Es ist völlig zweitrangig, sagen wir einmal, ob die Wirtschaftsleistung um 7, 8, 9 oder 10 Prozent sinkt. Was wichtiger ist, ist, dass die Autoproduktion um 85 Prozent sinkt, dass die Computerproduktion eingebrochen ist, dass die Reparatur von Eisenbahnen und Flugzeugen de facto unmöglich ist. Wenn man Nachschub an eine Front bringen will, braucht man all diese Dinge und nicht 2 Prozent Wirtschaftswachstum. Deswegen werden die Sanktionen wirken und tun Putin weh (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), und sie werden immer mehr wirken, je länger sie dauern.
Die umgekehrte Frage ist: Wie sehr tun uns die Sanktionen weh und was haben wir davon? – Ich behaupte, sie tun uns gar nicht weh im Vergleich zu dem, was die Alternative wäre. Wir leben in einem reichen, wohlhabenden Land, dem es grundsätzlich gut geht. Warum? – Weil wir 77 Jahre Frieden haben – das ist der Hauptgrund (Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –, um etwas aufzubauen. Das ist der Wohlstand, und das geben wir her, wenn wir uns gegen Putin nicht durchsetzen und das nicht akzeptieren.
Die Besetzung der Krim war die erste militärische Grenzverschiebung in Europa seit 1945. Sie hätte damals nicht akzeptiert werden dürfen, und sie darf jetzt nicht akzeptiert werden. (Beifall bei den Grünen.)
Nach einer Annexion kommt immer die
nächste. Das lernen wir aus der Geschichte vor 1945. Man hätte
es damals nicht akzeptieren dürfen, und man darf jetzt den nächsten
Schritt nicht akzeptieren, denn sonst kommt der übernächste. Wenn
wir das einreißen lassen, wenn wir es bei Putin durchgehen
lassen –
es gibt in der gesamten Europäischen Union keine einzige Grenze, wo nicht auf der anderen Seite jemand aus einer anderen Sprachfamilie oder mit einer sonstigen Andersartigkeit lebt –, wenn wir zulassen, dass Grenzen in Europa militärisch verschoben werden, dass man einmarschiert und sich etwas nimmt, dann haben wir wieder Krieg wie seit Jahrhunderten. Wir werden keinen Millimeter militärischer Grenzverschiebung auf diesem Kontinent akzeptieren, nie wieder! (Beifall bei den Grünen.)
Wenn man als Österreich etwas beitragen möchte,
hätte ich einen Vorschlag: Wir haben hier in einem demokratischen
Parlament einen Südtirol-Unterausschuss. Ein halbes Bundesland liegt
in einem anderen EU-Mitgliedstaat, und wie
gehen wir damit um? Wie gehen wir damit um, dass die Bevölkerung dort ein
Interesse an Österreich hat und Österreicher ein Interesse daran
haben? –
Mit einem demokratischen Diskurs. Österreichische Nationalratsabgeordnete
fahren nach Südtirol, reden dort, hören sich Probleme an, kommen
zurück.
Wie wir das machen, so geht man in einer Demokratie damit um. Das sollte man
einmal hochhalten, nicht irgendwelche Fantasievorschläge einer
Neutralität,
die nur Putin nützt, so wie Sie sie bringen. Das könnten wir machen:
einen demokratischen Diskurs. (Beifall bei den Grünen sowie des
Abg. Weidinger.)
Das kommt aber von der FPÖ nicht. Was von der FPÖ
kommt, ist das Spiel mit Putins Propagandaapparat, wie immer. Putin hat mehrere
Zeitungen, Medien, Onlinemagazine, die er finanziert – wir kennen
sie alle: RT, Sputnik et cetera; die FPÖ teilt so etwas, verbreitet so
etwas, heizt so etwas an –, hat Trollfarmen,
die auf Websites und im Interesse der FPÖ kommentieren. All das wird von
der FPÖ gemacht. Sie nutzen das, und das geht gegen die eigene
Bevölkerung. Wenn Sie das in diesem Sinne machen, machen Sie sich zum
Agenten einer ausländischen Kraft und agieren gegen die
österreichische Bevölkerung. (Abg.
Kickl: Ja, bei Ihnen sehe ich schon CIA oben stehen! Ja, ja!) So
schaut es aus. Sie vertreten mit dieser Politik nicht die Interessen der
österreichischen Bevölkerung (Abg. Kickl: Sie
sollten unter dem Sternenbanner auftreten! Das würde gut passen!),
kämpfen nicht gegen die Teuerung, sondern Sie machen hier, im
österreichischen Nationalrat, die Politik einer ausländischen
Kraft.
Das machen Sie ja schon die ganze Zeit. (Zwischenruf der Abg. Steger.) Wir haben auf Video gesehen, wie ein freiheitlicher Parteichef bereit ist, österreichische Politik für russisches Geld zu verkaufen. Warum haben wir es gesehen? – Weil es ein Fake war. Was haben wir nicht gesehen? – Das, was wirklich passiert.
Was ist mit einer Außenministerin von Ihnen, die niederkniet vor Putin? Was ist mit denen, wenn sie einen Freundschaftsvertrag am Roten Platz unterschreiben? (Abg. Kickl: Jeder Auftritt von Ihnen ist ein Niederknien vor Joe Biden!) Was ist mit dem Fall, den Herr Kollege Lopatka erwähnt hat? Sie fahren nach Russland, Sie fahren in Gegenden, wo es Referenden gegeben hat, und bestätigen, dass Putin dort eine Wahl gewonnen hat. Wer hat denn das bezahlt? (Abg. Kickl: Sie lassen nicht einmal Referenden zu! Das ist ja noch besser!) Legen Sie einmal alles offen und zeigen Sie einmal, was es an Geschäften gibt, Herr Kickl! (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Herr Kickl, zeigen Sie das einmal!
Ich sage Ihnen etwas: Sie verkaufen hier Österreichs Bevölkerung. Sie verkaufen Österreichs Bevölkerung an eine ausländische Macht, und Sie als Innenminister haben das ganz besonders gemacht! (Abg. Kickl: Jeder Auftritt von Ihnen ist ein Kniefall vor den amerikanischen Kriegstreibern! – Abg. Steger: Sie verstehen ... neutral ...! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Morgen wollen Sie hier eine Sondersitzung
abhalten, eine Sondersitzung im Interesse von Wladimir Putin (Zwischenruf
der Abg. Belakowitsch); Sie als angelobter Abgeordneter dieser
Republik, angelobt auf diese Republik und aufs Wohl dieser Bevölkerung!
Wenn Sie das machen, Herr Kickl, dann machen
Sie sich hier morgen zum Agenten einer ausländischen Kraft (Abg. Kickl:
Herr Reimon, bei Ihnen fällt das schon unter ...! – Abg.
Amesbauer: Sie sind ja nicht zurechnungsfähig! – Abg.
Kickl: Bei Ihnen fällt das schon unter mangelnde Zurechnungsfähigkeit! –
Abg. Amesbauer: Lassen Sie Ihren Geisteszustand untersuchen!), dann
sind Sie rücktrittsreif, Herr Kickl! (Präsident Sobotka
gibt erneut das Glockenzeichen.)
Ich sage Ihnen etwas: Sie haben bis morgen 8 Uhr in der Früh Zeit, hier nicht russische Politik zu machen. Zeigen Sie sich einmal als Patriot! (Abg. Kickl: Ich
mach’ da draußen das, was ich für richtig halte, Sie amerikanischer Söldner! – Abg. Steger: Das ist ja absurd, was Sie da von sich geben!) Ziehen Sie die Sondersitzung zurück oder treten Sie morgen zurück! (Anhaltender Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Stefan: Großer Patriot Reimon! Bravo! Die ÖVP klatscht!)
17.21
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schroll. – Bitte.
Abgeordneter
Alois Schroll (SPÖ): Herr
Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes
Haus! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Galerie! Geschätzte
Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause vor
den Bildschirmen! Genau heute vor einem Jahr und zwei Tagen hat unsere Klubvorsitzende,
Dr.in Pamela Rendi-Wagner, hier im Parlament eine Pressekonferenz abgehalten.
Der Titel war Teuerungsbremse für Menschen in Österreich. Damals,
liebe Kolleginnen und Kollegen, lag die Inflation ein bisschen über
3 Prozent. Heute, ein Jahr und zwei Tage später, haben wir eine
Inflation von über 10,5 Prozent.
Die exorbitanten Steigerungen bei den Strom- und Gaspreisen sind nicht nur eine enorme Belastung für die teuerungsgeplagte Bevölkerung, sondern mittlerweile ein riesengroßes Problem für alle KMU-Betriebe und für den Industriestandort Österreich, und Sie gefährden mit Ihrer Politik den Industriestandort Österreich und viele Arbeitsplätze, liebe Kolleg:innen in der schwarz-grünen Bundesregierung! (Beifall bei der SPÖ.)
Nicht umsonst warnen die Wirtschaftskammer und die
Industriellenvereinigung – und das muss ich dir, liebe Kollegin
Tanja Graf, schon sagen, wenn du so tust, als ob alles okay wäre: Die
Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer, aber auch die
Energiebranchenvertreter fordern Maßnahmen und warnen, dass
Österreich mit 300 km/h an die Wand gefahren wird. (Zwischenruf
des
Abg. Lukas Hammer.) Obwohl Frau Bundesministerin Gewessler maximal
100 km/h auf der Autobahn fordert, fahrt ihr mit 300 km/h dieses Land
an die Wand, geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Deshalb ist die Forderung, wie bereits ausgeführt, klar
und ganz logisch: Wir brauchen einen Preisdeckel bei Gas, der in weiterer Folge
natürlich auch
die Stromkosten drückt. Viele Expertinnen und Experten haben das schon gesagt! –
Herr Bundesminister Kocher, ich muss Ihnen eines sagen. Sie haben
es heute ausgesprochen und angesprochen, auch in Brüssel im Interview: Na
ja, jetzt sollten wir doch über einen Gaspreisdeckel diskutieren und
reden. –
Sie, genau Sie, waren aber jener, der in Brüssel drei Mal dagegen gestimmt
hat! (Beifall bei der SPÖ.)
Unsere Bundesregierung in Österreich hat dagegen gestimmt und gefährdet die KMU-Betriebe, die Industriebetriebe und somit Arbeitsplätze in Österreich. (Vizekanzler Kogler: Das ist doch unglaublich!) Die SPÖ hat in den letzten Wochen und Monaten wirklich keine Gelegenheit ausgelassen, auf die negativen Folgen dieser Energieexplosion hinzuweisen. (Vizekanzler Kogler: Wir brauchen einmal ein Wörterbuch der Begriffe!) – Ja, Herr Vizekanzler, Sie können auch das sagen. Aber was haben Sie gemacht? (Vizekanzler Kogler: Was für ein Gaspreisdeckel ist gemeint?) Sie gefährden den Standort Österreich, den Wirtschaftsstandort! (Vizekanzler Kogler: Das ist doch unfassbar!) Ich werde noch ein bisschen näher darauf eingehen, dann werden Sie es vielleicht auch einmal verstehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die SPÖ hat einen konzisen Plan vorgestellt. (Zwischenruf
des Abg. Scherak.) Wir haben alle Parlamentsparteien zu einem runden
Tisch eingeladen. (Abg. Lukas Hammer: ... beantwortet diese Fragen nicht!) Der Kollege hat es schon gesagt: Leider
Gottes ist nicht recht viel dabei herausgekommen. Leider bestätigt sich
der fatale Eindruck, dass diese Regierung in der Krise einfach versagt und es
nicht kann, und dieses Versagen zieht sich wie ein roter Faden durch die
Politik
von ÖVP und Grünen! Liebe, geschätzte Kolleginnen und Kollegen
von Schwarz-Grün, seht es einfach ein: Diese Einmal- und Gutscheinpolitik
ist gescheitert! (Beifall bei der SPÖ.)
Damit seid ihr gescheitert, weil ihr das Problem nicht an der Wurzel packt. Das ist genau das Problem! (Zwischenruf des Abg. Schallmeiner.) – Vielleicht, lieber Kollege, darf ich dir ein paar Beispiele näherbringen. Mit heutigem Tag haben wir
seit 639 Tagen kein Energieeffizienzgesetz. Kollege Hammer hat es schon gesagt: 639 Tage kein Klimaschutzgesetz. Du hast es selber gesagt, lieber Kollege Hammer! Das wird sich in dieser Periode mit der ÖVP nicht mehr ausgehen, aber bei euch geht sich viel nicht mehr aus, denn es gehen sich auch die Energieeffizienzgesetze nicht aus, und auch nicht das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. (Beifall bei der SPÖ.)
Wo sind die Gesetze? Wo ist das, was ihr die
ganze Zeit sagt? Ihr stellt euch alle hier heraus und sagt: Wir müssen den
Ausbau der Erneuerbaren vorantreiben, damit wir vom Gas unabhängig
werden!, aber ihr macht es nicht. Ihr macht
es nicht! Der „Kurier“ hat es
gestern geschrieben, über 1 006 Tage habt ihr nichts
gemacht, ist keine Marktprämienverordnung da gewesen. Kein einziger
Windpark wurde gebaut. Kein einziger Fotovoltaikpark wurde in Österreich
gebaut. Nichts ist passiert! Jetzt, nach 1 006 Tagen, wurde die
Verordnung freigegeben. – Danke, Frau Bundesministerin
Gewessler, grüne Energieministerin: 1 006 Tage, herzlichen
Dank dafür! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte zu einem weiteren Punkt kommen: Am 1. Oktober hat diese Bundesregierung noch eines gemacht, nämlich die CO2-Steuer eingeführt, und ich darf zitieren, was eine der größten Tageszeitungen Österreichs am Freitag geschrieben hat: „Regierung als Inflationstreiber“. „Es ist wohl einzigartig in Europa, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine zusätzliche Steuer in Kraft tritt; und dann ausgerechnet auf jene Produkte, deren Preise ohnehin schon massiv gestiegen sind.“
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, nur dass wir wissen, wovon wir reden: Diese CO2-Bepreisung (Abg. Kassegger: Steuer! Sag Steuer dazu!), die seit 1. Oktober durch Ihre Zustimmung in Kraft ist, kostet die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich 150 bis 250 Euro im Monat. Wenn sich dann noch irgendjemand herausstellt und sagt: Wir haben einen Energiegutschein ausgeschickt (Vizekanzler Kogler: Schon wieder falsch!) – ich weiß nicht, ob ihn in Österreich schon jemand gekriegt hat –, wir haben einen Energiekostenzuschuss ausgezahlt, wir haben das ausgezahlt – alles Einmalzahlungen, Gutscheinzahlungen –, dann sage ich Ihnen, Frau Bundesministerin Edtstadler, da Sie sagen,
dass Sie „24 Stunden, sieben Tage die Woche daran arbeiten“: Wenn ich Betriebsrat wäre, würde ich Ihnen heute einen Urlaub verordnen, und wenn Sie den Urlaub machen, dann fahren Sie mit mir gemeinsam ins Mostviertel (Abg. Stocker: Na! Das wär kein Urlaub!) – und jetzt hört zu – die Kollegen vom Mostviertel sind gerade nicht da (Abg. Stocker: Das wäre kein Urlaub!) –, Herr Generalsekretär, jetzt sage ich Ihnen etwas: Haubis – vielleicht kennen Sie Haubis, einen der größten Bäcker Österreichs, beliefert ganz Österreich –, hat mich am Mittwoch angerufen: Alois, bitte, hast du Zeit, denn ich habe ein riesengroßes Problem? – Über 900 Bedienstete, zahlt bis jetzt 50 000 Euro Stromrechnung – wir reden noch gar nicht vom Gas –, und ab 1. Oktober 520 000 Euro; und dann sagt die Frau Bundesministerin, ihr arbeitet Tag und Nacht für die Industrie, es ist alles okay. – Gar nichts ist okay! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ. – Vizekanzler Kogler: Deshalb gibt es ja den Energiekostenzuschuss!) – Ja, Herr Vizekanzler!
Herr Vizekanzler und liebe
Österreicherinnen und Österreicher, hört jetzt zu! Der Herr
Vizekanzler hat gerade gesagt, deswegen gibt es den 500-Euro-Gutschein. (Vizekanzler
Kogler: Energiekostenzuschuss! Entschuldigung! Der ist für die
Industrie!) – Energiekostenzuschuss, bitte sehr. Da möchte
ich Ihnen eines sagen: Ein Bürger von derselben Gemeinde, nämlich aus
Petzenkirchen, hat
mir gestern geschrieben: Lieber Herr Abgeordneter, was soll ich machen? Meine
Stromrechnung und Gasrechnung – er hat einen kleinen
Gastank – war bis jetzt 3 700 Euro im Jahr. Ich zahle
jetzt über 13 500 Euro, umgerechnet rund 1 200 Euro im
Monat – ein Pensionist! (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Wisst
ihr eigentlich, was das für die Leute da draußen heißt, wenn
ihr so eine Politik betreibt und dann sagt, mit 500 Euro könnt
ihr den Leuten helfen?! (Beifall bei
der SPÖ. – Abg. Stocker: ... Wien-Energie ...! –
Zwischenruf des Abg. Sieber.)
Betreffend CO2-Steuer bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen
betreffend „Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation“
„Die Bundesregierung, insbesondere der
Finanzminister wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Gesetzespaket
vorzulegen, mit welchem die CO2-Steuer zur Dämpfung der Rekordinflation
solange ausgesetzt wird, bis sich
die Energiepreise wieder auf das Vorkrisenniveau normalisiert haben.“
*****
Handeln Sie endlich und tun Sie etwas für die Haushalte in Österreich, für die KMU-Betriebe, für die Industriebetriebe und deren Arbeitsplätze! – Danke. (Lang anhaltender Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)
17.29
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Alois Schroll,
Genossinnen und Genossen
betreffend Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine
Begründung
Die ÖVP hat Anfang des Jahres im Zuge der Steuerreform gemeinsam mit den Grünen eine neue Steuer erfunden: die CO2-Steuer wurde mit dem Nationales Emissionszertifikatehandelsgesetz 2022 für das Jahr 2022 mit 30€/t CO2 vorgesehen und steigt bis 2025 auf 55 €. Die Regierungsfraktionen haben schon einmal erkannt,
dass es auf Grund der steigenden Energiepreise geboten ist, die Steuer zumindest zu verschieben, weshalb im Juni 2022 der Einführungstermin um ein Quartal von Juli auf Oktober 2022 verschoben wurde, in der Begründung hieß es damals (Auszug aus Antrag 2662/A1):
„Im Rahmen der Beschlussfassung der ökosozialen Steuerreform war ein Start der CO2-Bepreisung des NEHG 2022 mit 1. Juli 2022 vorgesehen. […] Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß des Anstieges der Energiepreise, wie er derzeit zu beobachten ist, noch nicht in vollem Umfang absehbar. Ein Festhalten an den Grundsätzen der ökosozialen Steuerreform ist unumgänglich, um die Reduktion von energiespezifischen Treibhausgasemissionen sicherzustellen, allerdings müssen dabei auch sozial- und standortpolitische Herausforderungen, die sich durch die Energiepreissituation ergeben, berücksichtigt werden. Aus diesem Grund soll die Bepreisung von CO2 Emissionen für ein Quartal ausgesetzt werden und anstatt mit 1. Juli 2022 mit 1. Oktober 2022 beginnen.“
Die
Energiepreissituation und die sozial- und standortpolitischen Herausforderungen
bestehen immer noch, schlimmer noch, sie sind durch das Nicht-Handeln der Regierung
nicht besser geworden. Die Inflationsrate lag im Mai bei 7,7%, ist im Juni weiter
sprunghaft auf 8,7% gestiegen und liegt mit August bei 9,3%. Für den September hat
die Statistik Austria einen vorläufigen Wert von 10,5% ermittelt, was die
höchste Inflationsrate seit 70 Jahren darstellt. Alle beschlossenen
Maßnahmen der Bundesregierung wirken nicht auf die Preise, sondern
sollen allenfalls das verfügbare Einkommen durch Einmalzahlungen punktuell
erhöhen, das wirkt aber nicht auf Dauer. Die Menschen wissen also nicht,
wie sie die für immer um fast
zehn Prozent gestiegenen Preise finanzieren sollen, die Preissteigerungen seit
2021 machen inzwischen 12,5% aus (VPI 2020, Juli 2022). Keine Maßnahme
der ÖVP/Grünen hat zu einer Preissenkung geführt, im Gegenteil,
das Festhalten an der Einführung der CO2-Steuer wird die Energiepreise
für die Konsumenten beim Heizen und Tanken neuerlich anheben.
Einerseits erhöht die Regierung die Preise durch Einführung einer
neuen Steuer, andererseits versucht sie mit Einmalzahlungen die gestiegenen
Energiekosten zu dämpfen. Dabei ist der gestiegene Preis für sich
genommen genau jenes „Preissignal“, dass sich die Grünen durch
die Einführung einer
CO2-Steuer erhofft hatten, da die Preise inzwischen stärker gestiegen sind als das durch Einführung der Steuer passiert wäre, entsteht tatsächlich ein Anreiz zum Energiesparen.
Statt die breite Bevölkerung durch das
Festhalten an der CO2-Steuer ab Oktober 2022 zur Kasse zu bitten und
die allgemeine Rekordinflation noch zusätzlich zu erhöhen, könnte der Finanzminister als
Gegenfinanzierungsmaßnahme die geplante Körperschaftsteuersenkung
absagen, die exorbitanten Krisengewinne
der Energiekonzerne durch eine Übergewinnsteuer abschöpfen und die
Reichsten durch eine Millionärssteuer für Vermögen und
Erbschaften ab einer Million Euro sowie die Krisengewinnler endlich
an der Finanzierung des Staatshaushaltes und damit der Krisenkosten beteiligen.
Damit kann die CO2-Steuer jedenfalls so lange verschoben werden, bis wieder
Normalität am Energiemarkt eingekehrt ist, und die Preise auf
Vorkrisenniveau gesunken sind. Bei einer Rekordteuerung durch eine
von der ÖVP gemeinsam mit den Grünen erfundenen neuen
zusätzlichen Steuer die Preise noch weiter hinaufzutreiben, ist sozial-
und wirtschaftspolitisch nicht einmal mit dem Hausverstand
durchdacht.
Die im Vergleich zu 2021 stark gestiegene Inflation 2022 ist nicht nur für den heurigen Budgetvollzug, sondern auch die Budgeterstellung 2023 eine Herausforderung, dämpfende Maßnahmen daher dringend geboten.
Während die deutsche Bundesregierung die Preise für Energie durch ein 200 Milliarden Paket massiv senkt, dreht die österreichische Bundesregierung mit der Einführung einer CO2-Steuer die Inflation sogar weiter in die Höhe. Sie ist damit die einzige Regierung in Europa die Preise erhöht, statt sie zu senken. Diese Preiserhöhung soll noch dazu versteckt werden, indem die CO2-Steuer nicht auf den Rechnungen ausgewiesen werden soll.
Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
„Die Bundesregierung, insbesondere der Finanzminister wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Gesetzespaket vorzulegen, mit welchem die CO2-Steuer
zur Dämpfung der Rekordinflation solange ausgesetzt wird, bis sich die Energiepreise wieder auf das Vorkrisenniveau normalisiert haben“.
1 https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_02662/index.shtml
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit mit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidinger. – Bitte.
Abgeordneter
Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Bundesregierungsmitglieder! Geschätzte Österreicherinnen und
Österreicher und alle, die diese Sitzung mit Interesse verfolgen!
Zunächst zu Kollegen Schroll (Zwischenruf des Abg. Obernosterer):
Ich möchte einige Punkte richtigstellen, weil ich es für wirklich
besorgniserregend halte, wenn man in Zeiten wie diesen –
da möchte ich eine FPÖ-Abgeordnete, Frau Steger, zitieren: wir
befinden uns in der größten Krise seit dem Zweiten
Weltkrieg – Äpfel mit Birnen vermischt. (Abg. Rauch: Nicht
zitieren, wenn es ein Blödsinn ist, was Sie sagen! –
Zwischenruf der Abg. Steger.)
Sie haben sehr viele Sachen angesprochen, die stimmen würden, wenn Sie dazusagen würden, dass Sie von Deutschland sprechen. Die Menschen in Österreich können sich sicher sein, dass hier Pakete beschlossen wurden, die helfen (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP – Zwischenruf bei der FPÖ) – sei es für die Mindestpensionisten, sei es für Menschen mit besonders niedrigen Einkommen. In verschiedenen Studien wurde festgehalten, dass jenen, die am wenigsten verdienen – jenen 20 Prozent, die am wenigsten verdienen –, die Teuerung zu 100 Prozent ausgeglichen wird. Das ist richtig und notwendig.
Bundesminister Martin
Kocher hat klar festgehalten, dass die Summen, die hier beschlossen werden, bei
den Menschen ankommen (Abg. Belakowitsch: Ach
so, wirklich? – Abg. Leichtfried: Da war gar nichts klar!):
1,3 Milliarden Euro für die Wirtschaft, für energieintensive
Unternehmen; für die Haushalte gibt es ein
klares Modell, damit man
Planbarkeit hat, dank der Strompreisbremse kann man sich die Strompreise auch
leisten. (Abg. Rauch: Was ist mit der Teuerung?) –
Das ist die Politik dieser Bundesregierung, das ist ein wichtiger Schritt: Ein
Dan-ke an den Herr Vizekanzler und das Regierungsteam, das heute anwesend ist,
für diese wichtigen Maßnahmen! (Beifall bei der ÖVP und bei
Abgeordneten
der Grünen.)
Kollege Kassegger hat vorhin wortreich
darzustellen versucht, warum der russische Weg der richtige für Österreich
wäre, nur ist er Antworten ganz klar schuldig geblieben. (Abg. Belakowitsch:
Sie sind nicht einmal in der Lage zuzuhören! – Abg. Rauch:
Sinnerfassend zuhören! Sinnerfassend zuhören!) – Sie
vertrauen Wladimir Putin – demjenigen, der noch im Februar
dieses Jahres gesagt
hat, es handle sich nur um eine Truppenübung; einen Tag später sind
dann die Truppen in die Ukraine eingefallen –, der gesagt hat, nein,
er werde Energie niemals als Waffe einsetzen. Jetzt erfreut er sich daran, dass
die europäischen Strommärkte verrücktspielen. (Abg. Belakowitsch:
Schade, dass Sie nicht zuhören ...! – Weitere
Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Das, was die FPÖ vorschlägt, führt dazu, dass Österreich zu einem Vasallenstaat wird. Damit unterstützen Sie nur innere Konflikte in Österreich. Sie schwächen die Position Österreichs innerhalb Europas. Sie vertreten nicht die österreichischen Interessen, sondern Sie verkaufen sie an Wladimir Putin. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Kassegger.)
Mit dieser Politik spaltet die FPÖ, wohingegen die Bundesregierung den sozialen Frieden sichert. (Abg. Rauch: Das wird ja immer besser!) Wir unterstützen mithilfe von Paketen, wir sind für die Menschen da. Wir unterstützen die Haushalte mit der Strompreisbremse. Wir machen das aber auch systematisch, indem wir nämlich mit dem nächsten Jahr die kalte Progression abschaffen. Ich finde es schade, dass die NEOS diesen Weg nicht mit uns mitgegangen sind. Wir schaffen für die Menschen einen strukturellen Vorteil, sie haben dadurch mehr Netto vom Brutto.
Ich möchte auch festhalten, dass es mit uns keinen Beitritt zur Nato geben wird. Wir sind der Europäischen Union beigetreten, Europa ist unsere Heimat. Europa ist der Hort für Menschenrechte und für Demokratie, hier wirtschaften wir, hier arbeiten wir und hier genießen wir die Freiheit. Das wollen wir auch in Zukunft noch haben.
Der Bundeskanzler hat gestern in einer vielbeachteten Rede anlässlich des Festaktes zu Leopold Figls 120. Geburtstag daran erinnert (Abg. Belakowitsch: Wer hat die beachtet?), dass die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges dadurch ausgelöst wurde, dass demokratisch gewählte Parteien in einem solchem Konflikt miteinander waren, dass sie nicht mehr in der Lage waren, gemeinsam Lösungen für die Menschen zusammenzubringen. (Abg. Belakowitsch: Wer hat diese Rede überhaupt beachtet? – Zwischenruf des Abg. Rauch.) Es wurde Misstrauen gesät. Leopold Figl und die Gründergeneration der Zweiten Republik haben das Miteinander, den Austausch und die Partnerschaft zu einem Prinzip erhoben, dank dessen Österreich auf eine Erfolgsspur gekommen ist. (Abg. Belakowitsch: Die würden sich im Grab umdrehen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
In diesem Sinne hat der Bundeskanzler gestern ganz klar das Ziel ausgegeben, bis 2030 die Energieunabhängigkeit Österreichs zu erreichen. Das bedeutet für uns nicht nur Unabhängigkeit vom Gas aus Russland, sondern Unabhängigkeit von sämtlichen fossilen Trägern, die, von welchen Staaten der Welt auch immer, zur Verfügung gestellt werden. Wir vertrauen in Österreich: Wir glauben an Österreich, daran, dass wir Wind, Wasser und die Sonne besser nutzen können, und wir unterstützen mit der Politik, die die Bundesregierung, mit dem Herrn Bundeskanzler an der Spitze, macht, die Haushalte und sorgen für Freiheit. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)
Wir benötigen alle demokratisch legitimierten Kräfte dieses Hauses, um diesen Weg gemeinsam zu gehen, und daher erneuere ich die Einladung, die Abgeordneter Lopatka hier ausgesprochen hat. Ich möchte die drei Fragen noch einmal stellen, weil sie von der FPÖ nicht beantwortet wurden. (Abg. Belakowitsch: Das ist keine Fragestunde!) Ich beginne mit der ersten Frage: Herr Klubobmann Kickl, haben auch Sie, wie der Chef der bosnisch-serbischen
Nationalisten
Milorad Dodik, Präsident Putin Wahlbeobachter für die Scheinreferenden
angeboten? (Abg. Hafenecker: Du kannst es ja nicht einmal lesen!
Du weißt ja gar nicht, um was es geht! – Zwischenruf des
Abg. Kassegger.)
Meine zweite Frage, also die zweite Frage von Kollegen Lopatka: Sehen Sie die Referenden der letzten Woche auch so positiv, wie Ihr Vorgänger Johannes Gudenus jenes auf der Krim gesehen hat? (Abg. Belakowitsch: Wer ist Johannes Gudenus? Den kenne ich nicht!) Laut ihm gab es keinen Druck, keine Einschüchterungen und kein Zwang. Entspricht das auch Ihrer Sicht der vier Referenden der letzten Woche?
Und die dritte Frage: Ihr Vorgänger als FPÖ-Parteiobmann hat damals die EU und die USA aufgefordert, die Entscheidung betreffend die Krim zu akzeptieren. (Abg. Hafenecker: Das hat der Lopatka schon gesagt, aber in Gescheit!) Sollen wir nun die Entscheidung von Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson und die Annexion durch Russland akzeptieren? – Schön langsam frage ich mich bei der FPÖ, wo sie Verantwortung übernehmen will: in Österreich oder doch in Russland? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
17.36
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Mittelschule Leonding recht herzlich bei uns im Hohen Haus begrüßen. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)
Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Hammer. – Bitte.
Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! (Abg. Rauch: Musst du jetzt die ÖVP korrigieren? – Abg. Belakowitsch: Korrigierst du die ÖVP?) Kollege Schroll hat vorhin sinngemäß behauptet, dass unter dieser Bundesregierung bei den Erneuerbaren nichts weitergeht und kein Wind- und kein Fotovoltaikpark gebaut wurde, also dass beim Ökostromausbau nichts weitergeht. (Abg. Leichtfried: Herr Präsident, das ist keine tatsächliche Berichtigung! – Zwischenruf des Abg. Schroll.)
Ich berichtige tatsächlich: Letztes Jahr hatten wir in Österreich einen historischen Rekordausbauwert bei der Fotovoltaik. (Beifall bei den Grünen.) Es sind neue Fotovoltaikanlagen mit insgesamt 740 Megawatt Leistung errichtet worden. Herr Kollege Schroll, das ist viermal so viel wie im Jahr 2017, als wir das letzte Mal einen sozialdemokratischen Bundeskanzler hatten, und mehr als doppelt so viel als im Jahr 2020. (Abg. Kassegger: Lukas, wie viel ist das denn in Terawattstunden? Null Komma irgendwas! – Ruf bei der SPÖ: Das stimmt ja nicht! – Abg. Schroll: Wann ist die Marktprämienverordnung beschlossen worden? Wann?)
Dieses Jahr erwarten wir noch mehr Fotovoltaikausbau, weil wir ein Rekordbudget von 345 Millionen Euro allein für Investitionsförderung zugesichert haben. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Schroll.)
17.37
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Das war an der Grenze zur tatsächlichen Berichtigung. (Abg. Belakowitsch: Das war nicht an der Grenze, das war gar nichts! – Abg. Leichtfried: Also Herr Präsident, das war keine, bei aller Liebe! Das war das, was wir in der letzten Präsidiale besprochen haben!)
Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Angerer. – Bitte.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Regierungsmitglieder! Geschätzte Damen und Herren! Wir diskutieren heute in einer Sondersitzung, die die Regierung einberufen hat, eine Regierungserklärung zum Thema Sicherheit, Energie und Wirtschaftspolitik.
Erinnern wir uns zurück: Vor zwei Jahren haben uns ÖVP und Grüne erzählt, sie werden das Beste aus beiden Welten liefern. Wenn das Beste aus beiden Welten das ist, was wir heute sehen, dann, muss ich sagen, ist das mehr als besorgniserregend. Das heute war keine Regierungserklärung, sondern maximal eine Bankrotterklärung. (Beifall bei der FPÖ.)
Schauen wir es uns
an: Was überhaupt ist der Grund für diese Sondersitzung? – Das Gesetz, die Sie im nächsten Tagesordnungspunkt
beschließen müssen, damit Ihnen Ihre eigene Sanktionspolitik nicht
um die Ohren fliegt – und auch nicht der
österreichischen Wirtschaft. Das ist der Grund für diese
Sondersitzung, die Sie für heute einberufen haben. Wir sind auf dem besten
Weg in Richtung Wohlstandsverlust und Deindustrialisierung in unserem
Land, und das haben Sie zu verantworten. Sie wissen
das und Sie tun nichts dagegen (Vizekanzler Kogler: Na ja!), und
das ist schlimm! (Abg. Obernosterer: Red net so an Blödsinn!)
Der IV-Präsident hat heute schon gewarnt, er hat gesagt: „‚Die Lage ist dramatisch und auch unsere Volkswirtschaft ist vor einer De-Industrialisierung nicht gefeit.‘ Die hohen Energiepreise sind ein weitgehend europäisches Phänomen und damit sei die inländische Produktion von einer Verdrängung durch Anbieter aus anderen Weltregionen bedroht. ‚Bleibt die Lage unverändert, droht in Österreich ein dauerhafter Wohlstandsverlust.‘“ – Ein „dauerhafter Wohlstandsverlust“, Herr Vizekanzler! Es ist nicht so, wie Sie gesagt haben: Hie und da wird es einen Wohlstandsverlust geben! – Sie fahren unseren Wohlfahrtsstaat, unseren Sozialstaat, unseren Wirtschaftsstandort mit Vollgas an die Wand! (Beifall bei der FPÖ.)
Jeder vernünftige Politiker würde auf die Bremse steigen, doch ich glaube, bei Ihnen in der Koalition wird Bremsen überbewertet. Wenn Sie jetzt, in einer Phase der explodierenden Energiepreise und einer Rekordinflation, noch eine CO2-Steuer einführen, dann ist das ein absoluter Schwachsinn – ein absoluter Schwachsinn, anders kann man das nicht bezeichnen! Wie doppelbödig die ÖVP mit dem umgeht, zeigt auch ein Inserat des ÖVP-Klubobmanns aus Kärnten, Herrn Markus Malle, der am Samstag in der Zeitung schreibt: „Jetzt ist sie also da, die CO2Steuer an der Zapfsäule. Ein absoluter Schwachsinn in der aktuellen Situation unseres Wirtschaftsstandortes.“ – Das schreibt der ÖVP-Klubobmann von Kärnten in der „Kleinen Zeitung“. Da muss ich ihm einmal recht geben, muss ich ehrlich sagen. Da hat er einmal recht. (Zwischenruf des Abg. Rauch. – Abg. Stefan: ... falscher Zusammenhang!)
In dieser Situation belügen Sie auch noch die Bevölkerung: Sie erzählen der Bevölkerung, mit ein paar Windrädern und mit ein paar Fotovoltaikpaneelen retten wir unsere Wirtschaft. – Das geht einfach nicht, das geht sich hinten und vorne nicht aus. Wir brauchen 100 Terawatt Gas (Abg. Lukas Hammer: Terawattstunden, wenn schon!) für die Erzeugung von Strom – für unsere Industrie, fürs Heizen, Sie wissen es –, und heute erzeugen wir 10 Terawatt, sprich 10 Prozent davon, also 3 Prozent von den gesamten Energiekosten, die wir in Österreich haben, aus Wind und Fotovoltaik – und Sie wollen den Menschen glaubhaft machen, dass es ohne Gas geht. Es geht einfach nicht! Wir brauchen Gas, sonst werden die Menschen im Winter im Dunkeln sitzen und in ihren Häusern frieren, und die österreichische und die europäische Wirtschaft werden uns den Rücken kehren und abwandern. Das ist das Ergebnis. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie müssen endlich einmal ins Agieren kommen, nicht immer nur reagieren. Sie müssen endlich einmal agieren, und deshalb sollten Sie nicht Zufallsgewinne abschöpfen, sondern Zufallsgewinne verhindern. Das wäre die Aufgabe der Politik: Ihr müsst die Zufallsgewinne verhindern, und das kann man, indem man in den Strompreis eingreift.
Deshalb bringe ich wieder einmal den Antrag ein, das Meritorderprinzip sofort abzuschaffen. (Abg. Tanja Graf: Dann fahren Sie mit uns nach Brüssel!) Es kann nicht sein, dass das teuerste Kraftwerk den Preis bestimmt, den Menschen das Geld aus der Tasche gezogen wird und die Wirtschaft, so wie es Herr Schroll vorhin gesagt hat, nicht mehr weiß, wie sie ihre Betriebe erhalten und ihre Stromkosten finanzieren soll – obwohl die SPÖ da auch ein doppeltes Spiel spielt, weil ihr auch immer dabei wart, wenn es hier herinnen um Zweidrittelmehrheiten gegangen ist, sei es bei den Sanktionen, sei es beim bedingungslosen Ausstieg aus der fossilen Energie hin zur erneuerbaren Energie. Ihr habt immer die Steigbügelhalter für diese Regierung gemacht, also ihr wart auch immer mit dabei. (Beifall bei der FPÖ.)
Deshalb stelle ich folgenden Antrag:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umgehendes Aussetzen des ‚Merit-Order-Prinzips‘ zur Strompreisfestsetzung“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert,
sich umgehend und mit Nachdruck auf Europäischer Ebene für ein
sofortiges Aussetzen des sogenannten
‚Merit-Order-Prinzips‘ zur Strompreisfestsetzung
einzusetzen.“
*****
Jetzt noch ein Wort an die Damen und Herren
vor den Bildschirmen: Am Sonntag haben Sie die Möglichkeit, die erste
Stopptaste zu drücken. Da oben (in Richtung
Präsidentschaftskanzlei weisend) sitzt nämlich ein Schutzpatron
dieser Bundesregierung, der alles abwinkt, der verfassungswidrige Gesetze durchlässt und
sie unterschreibt. Sie können ihn am Sonntag abwählen. (Abg. Tanja
Graf: Wahlwerbung, oder was? Schäm dich!) Wählen Sie
Walter Rosenkranz!
Das ist der richtige Bundespräsident für Österreich, und dann
hat dieses Leiden ein Ende. – Danke. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg. Tanja Graf: Du bist ja peinlich, Erwin! Nein,
das ist peinlich! Das ist echt peinlich!)
17.43
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Erwin Angerer, MMMag. Dr. Axel Kassegger
und weiterer Abgeordneter
betreffend umgehendes Aussetzen des „Merit-Order-Prinzips“ zur Strompreisfestsetzung
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und
Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in der 174. Sitzung des Nationalrates am 3. Oktober 2022
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der seit Monaten extrem steigenden Gaspreise auch als Folge der Sanktionspolitik gegenüber Russland stößt das derzeit zur Anwendung kommende Strompreisbildungssystem auf Europäischer Ebene auf zunehmendes Unverständnis und massive Kritik.
So führt das sogenannte
Merit-Order-Prinzip, wonach jene an der Strombörse anbietenden Kraftwerke,
die billigeren Strom produzieren, zuerst zur Deckung der Nachfrage herangezogen
werden, letztlich dann aber das teuerste zur Deckung
der Nachfrage benötigte Kraftwerk, sprich: Gaskraftwerke, den Preis
bestimmt, in der jetzigen Situation zu einer zusätzlichen Befeuerung der
Strompreise.
Somit bestimmt gegenwärtig die letzte erforderliche Kilowattstunde aus einem Gaskraftwerk den Preis, der letztlich vom Kunden zu zahlen ist. Die in Österreich wesentlich günstigere Stromproduktion, bspw. durch die heimische Wasserkraft oder Windenergie, kommt aufgrund dieser in der jetzigen Situation mehr als absurd anmutenden Preisbildungsmethodik nicht beim Konsumenten an.
Dies führt derzeit dazu, dass die Stromproduzenten den Strom, der in Österreichs Haushalten verbraucht wird, derzeit um 4,4 Milliarden Euro über den Herstellungs-kosten verkaufen, wie das österreichische Online-Tarifvergleichsportal durchblicker.at kürzlich errechnete.
„2023 werden es nach jetzigem Stand allein im ersten Jahresviertel 2,7 Milliarden Euro sein“, so der Energieexperte von durchblicker.at, Stefan Spiegelhofer. Jährlich verbrauchen Österreichs Haushalte gemeinsam rund 18 Terawattstunden (TWh) Strom. Rund 85 Prozent davon stammen aus erneuerbaren Energiequellen.
Die höchsten Zufallsgewinne entstehen im
österreichischen Strom-Mix in der Wasser-kraft, in der Windenergie und bei
Biomasse. (09.09.2022/ https://help.orf.at/stories/
3215025/)
In Krisenzeiten, wie diesen kann es daher nicht sein, dass günstig hergestellter Strom aus Wasserkraft, Solarenergie oder Wind zum selben Preis verkauft wird, wie der
aufgrund des Gaspreisexplosion viel teurer produzierte Strom. Auch wenn das Merit-Order-Prinzip unter „normalen“ Marktbedingungen funktioniert, so ist es jetzt geeignet, am Rücken der Bevölkerung die Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Während Energieunternehmen dadurch Rekordgewinne schreiben, stürzt die Stromrechnung unzählige Menschen in Existenznot und gefährdet den Wohlstand im Land.
Eine dringende Entkoppelung der Strom- von den Gaspreisen und somit ein Aussetzen des Merit-Order-Prinzips auf unbestimmte Zeit ist daher ein Gebot der Stunde und im Interesse der heimischen Bevölkerung umgehend mit Nachdruck zu verfolgen.
Spät aber doch erfolgt nun auch beim österreichischen Bundeskanzler Nehammer ein Umdenken.
Noch im Mai dieses Jahres wurde von Seiten des Finanzministeriums klargestellt, dass aufgrund der aktuellen Strom-Gaspreis-Kopplung derzeit auch Stromunternehmen von den steigenden Gaspreisen, deren Stromproduktion zu einem überwiegenden Anteil aus Erneuerbarer Energie stammt, profitieren, man die derzeitige Art der Strompreisbildung nicht in Frage stelle. (06.05.2022/SN)
Wurden bisher somit auch von Seiten der österreichischen Bundesregierung entsprechende Forderungen nach einer Entkoppelung der Strom- und Gaspreise belächelt oder überhaupt abgelehnt, so fordert nun auch Nehammer genau dieses, was angesichts der Untätigkeit der letzten Monate geradezu zynisch in den Ohren derer klingen mag, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Stromrechnungen begleichen sollen.
„Wir müssen diesen Irrsinn,
der sich derzeit auf den Energiemärkten abspielt, endlich stoppen“,
so Nehammer. „Man muss den Strompreis vom Gaspreis entkoppeln,
und er muss sich wieder an die tatsächlichen Kosten der Erzeugung
annähern“, so Nehammer weiter.
Die Europäische Kommission hat sich jedoch in diesem Zusammenhang einmal mehr lediglich auf Ankündigungspolitik beschränkt und keine konkreten Initiativen zur dringend erforderlichen Entkopplung der Strom- von den Gaspreisen vorgelegt.
Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht und Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise höchste Priorität haben müssen, zeigt sich unter anderem auch im Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2021, demzufolge die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiepreisschocks in Verbindung mit der Inflationsentwicklung die Konjunkturaussichten für das Jahr 2022 und damit auch die Entwicklung der öffentlichen Finanzen sehr unsicher machen.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich umgehend und mit Nachdruck auf Europäischer Ebene für ein sofortiges Aussetzen des sogenannten „Merit-Order-Prinzips“ zur Strompreisfestsetzung einzusetzen."
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Disoski. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Der 24. Februar 2022 hat die Welt verändert. Seither erschüttert ein brutaler, ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, den Wladimir Putin gegen die Ukraine führt, unseren Kontinent.
Wenn wir heute über diesen Krieg, den Putin gegen die
Ukraine führt, sprechen, wenn wir heute über die Folgen dieses
Krieges sprechen und sie auch in den Mittelpunkt unserer parlamentarischen
Debatte rücken, dann reden wir nicht über irgendwelche abstrakten
Geschehnisse, dann reden wir nicht über irgendwelche abstrakten
Berichte. Fakt ist: Seit dem 24. Februar geht es für
die Menschen in der Ukraine um Leben und Tod, und das tagtäglich. Es geht um nichts anderes als um das Überleben ihrer Familien und das Überleben ihrer Heimat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Während vieles, was in der Ukraine
passiert, sehr schmerzhafte Erinnerungen an den Jugoslawienkrieg der
1990er-Jahre wachruft, ist eines neu: Wir sind in Echtzeit dabei. Wir
können live zusehen. Was früher Radio, Fernsehen und Zeitungen
zeitverzögert übertragen haben, das zeigen heute soziale Medien,
Chatgruppen und Liveschaltungen in Echtzeit – schneller, härter
und ungefilterter. Wir sehen Bilder, die Kriegsverbrechen dokumentieren.
Städte werden
dem Erdboden gleichgemacht wie zum Beispiel hier (ein Foto, worauf die Ruine
eines zerbombten Wohnhauses und die ukrainische Fahne, die aus dem zerbombten Mauerwerk
weht, abgebildet sind, in die Höhe haltend) die Stadt Mariupol. (Abg.
Brandstätter: Schrecklich!) Wir sehen Fotos von
Massengräbern in Butscha und
in Isjum (ein Foto, auf dem mehrere Grabhügel, Holzkreuze
und Männer in blauen Schutzanzügen mit Schaufeln abgebildet
sind, in die Höhe haltend) wie hier. Das ist nicht abstrakt, das
ist ganz real, keine 500 Kilometer von hier entfernt.
Erst vor wenigen Tagen sind die Exhumierungen in Isjum beendet worden. 447 Menschen, fast die Hälfte davon Frauen, viele gefoltert, mit gebundenen Händen. „Einiges aus diesem Folterkatalog möchte ich hier nicht einmal benennen.“ Das schreibt Katja Petrowskaja heute in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie schreibt weiter: „Nur 22 der Opfer waren Soldaten, alle anderen Zivilisten. Auch fünf Kinder fanden sich in diesem Grab. Einige Familien wurden identifiziert, einige Körperteile konnte man nicht einmal ‚zusammensetzen‘.“
Wenn wir heute über Putins Krieg sprechen, dann sprechen wir über Kinder. Wir sprechen über Schwestern, über Mütter, wir sprechen über Brüder, über Väter, über Großeltern, die verhaftet, gefoltert, vergewaltigt, massakriert und brutal hingerichtet werden, und wir sollten uns daran erinnern: Es könnten auch unsere Kinder, unsere Schwestern, unsere Mütter, unsere Väter, unsere Brüder und unsere Großeltern sein. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS.)
Wladimir Putin führt einen rücksichtslosen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wie jedes andere Land auf dieser Welt hat auch die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung. Sie, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, stellen sich gegen dieses Recht auf Selbstverteidigung. Sie lehnen die EU-Sanktionen gegen Russland ab. Sie stellen sich auch gegen die militärischen Hilfen für die Ukraine und damit einmal mehr direkt an die Seite von Putin. (Zwischenrufe der Abgeordneten Fürst und Belakowitsch. – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Quatsch!)
Sie wollen, dass wir die Ukraine wehrlos dem Aggressor überlassen, einem Diktator, der Verwüstung, Leid und Tod über dieses Land bringt (Abg. Hafenecker: Der hat auf Sie gewartet ...! Genau auf Sie!), einem Despoten, der die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes als Kanonenfutter in den Tod schickt, der nach Scheinreferenden die Annexion ukrainischer Gebiete verkündet und offen mit dem Einsatz von Atomwaffen droht. Sie wollen, dass wir die Ukraine diesem Despoten überlassen. Ich will das nicht. Wir im österreichischen Parlament wollen das nicht. Europa will das nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: ... Wissenschaftsleugner!)
Das Hohe Haus, das österreichische Parlament und Europa – wir stehen Seite an Seite mit den mutigen Ukrainerinnen und Ukrainern, die ihr Land tagtäglich verteidigen. (Abg. Wurm: Seite an Seite? Nein, Sie sitzen in Österreich!) Wir stehen auf der Seite der couragierten Demonstrantinnen und Demonstranten in Russland (Abg. Belakowitsch: Nein, das macht ihr eben nicht!), die jeden Tag gegen Putins Krieg und für den Frieden auf die Straße gehen. Wir stehen auf der Seite derer, die in einem Krieg von diesem Despoten nicht als Kanonenfutter missbraucht werden und den Tod finden wollen.
All diese Menschen riskieren ihre Freiheit, sie riskieren ihr eigenes Leben. Wir sehen das, wir stehen an ihrer Seite und wir verneigen uns vor ihrer Courage und vor ihrem Mut. Das tun wir heute im Hohen Haus. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS. – Abg. Belakowitsch: Aber Sie sind nicht mutig!) – Frau Belakowitsch, wenn Sie etwas zu sagen haben, melden Sie sich gerne zu Wort!
Auf der anderen
Seite stehen Tod, Schmerz, Zerstörung, eine drohende globale Hungersnot
und ein skrupelloser Diktator, der all das verantwortet. Ich muss
Sie, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, erst gar nicht fragen, auf welcher Seite
Sie stehen, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ich habe es Ihnen
mitgebracht. Wir erinnern uns alle daran (ein Foto, auf dem Karin Kneissl in
ihrem Hochzeitskleid, einen Knicks vor Wladimir Putin machend, abgebildet ist,
in die Höhe haltend), wie FPÖ-Außenministerin Karin
Kneissl (Abg. Belakowitsch: Falsch! Auch falsch!) vor Putin auf die Knie gefallen ist. (Ruf bei der FPÖ: Da war
der Kurz auch dabei!) Die Freiheitliche Partei liegt dem russischen
Diktator wortwörtlich zu Füßen (Ruf bei der FPÖ: Haben
Sie jemals einen Tanzkurs gemacht?) und apportiert brav die
Propaganda, die vom Kreml gestreut wird, direkt nach Österreich hinein. (Beifall
bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Wer jetzt, so wie die FPÖ, ein Ende der EU-Sanktionen fordert, der bestärkt Putin in seinen Expansionsplänen. Wir müssen genau das Gegenteil davon tun, und wir werden das auch weiterhin machen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
17.49
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brandstätter. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter
(NEOS): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau
Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und
Zuseher hier und zu Hause! Ich möchte das wirklich ganz ernsthaft
beginnen, Kollegin Disoski hat ja auch
die entsprechenden Fotos hier gezeigt: Der Kriegsdiktator hat einen Krieg
begonnen, zunächst gegen die Ukraine, aber er droht uns allen mit
denselben Dingen, die er da angestellt hat.
Er droht damit, dass auch wir bombardiert werden, er droht seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Medien, im Fernsehen – sie sagen es – bis
hin zu
Atomwaffen: Wenn ihr uns nicht folgt, wenn ihr nicht macht, was
wir wollen, dann werden wir euch auch bombardieren. Das können Sie sich
alle im russischen Fernsehen ansehen. Das ist Faktum. In dieser Situation,
meine sehr geehrten Damen und Herren, in der wir bedroht werden, würde ich
eigentlich erwarten, dass das österreichische Parlament, dass die
österreichische Politik zusammensteht. (Abg. Hafenecker: Dürfen
wir ja nicht!)
Das ist das, was ich mir jetzt wünschen würde. Wir
sind in einer Lage, wo
es nicht nur Krieg in Europa gibt, sondern in der wir auch von diesem Krieg auf
mannigfaltige Art und Weise bedroht werden – wirtschaftlich, aber
auch militärisch. Und ich halte es für höchst bedauerlich, dass
wir hier nicht alle in diesen Fragen zusammenstehen. – Das ist
der erste Punkt. (Beifall bei NEOS
und Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
Das Zweite: Herr Vizekanzler, Sie haben gesagt: „Putin und seine Bande“. – Ja. Frau Bundesministerin, Sie haben gestern über Herrn Putin gesagt: Er ist ein Despot. – Ja. Da muss ich Ihnen aber schon sagen: Das wissen wir seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten. Wir wissen es spätestens, seit er sein Amt angetreten hat und – wahrscheinlich von ihm veranlasst – in Moskau die Häuser in die Luft geflogen sind, als er Tschetschenien hat bombardieren lassen, als er Georgien angegriffen hat, als er die Krim überfallen hat und die Ukraine überfallen hat.
Aber nicht nur das, er hat auch Menschen im Westen vergiften lassen – Skripal! Und was ist passiert? – Viele andere europäische Staaten, fast alle anderen europäischen Staaten haben sofort Sanktionen gegen Russland verhängt, und Österreich hat das nicht gemacht. Wir, nicht wir, die österreichischen Bundesregierungen der letzten Jahre haben sich in diesen vielen Jahren oft zum Kumpanen dieses Despoten mit seiner Bande gemacht. Und dazu muss man heute auch stehen. Da bitte ich Sie wirklich darum, heute dazu zu stehen und auch aufzuklären, wie das geschehen konnte.
Wie konnte es geschehen? – Auf der einen Seite durch wirtschaftliche Interessen, die eine große Rolle gespielt haben. Ich nenne nur Herrn Wolf, der zum
Chef der österreichischen Industrie gemacht wurde,
damit er bei der OMV aufräumen kann, und damit er uns dort in die
Abhängigkeit von Russland bringt.
Das war der Job von Herrn Wolf. Und das schadet uns heute noch, das möchte
ich aufgeklärt haben. (Beifall bei den NEOS.)
Das Zweite ist das, was die FPÖ gemacht hat: Ich
glaube, der Name Kadyrow ist heute schon gefallen – 2012 sind
FPÖ-Abgeordnete zu diesem Schlächter, zu diesem Vergewaltiger, der in
Österreich wegen Verbrechen gesucht wurde, hingefahren und haben mit
ihm Freundschaft und Bruderschaft getrunken. Das ist Faktum. Und dann gab
es den wunderbaren Vertrag, der in Moskau abgeschlossen wurde. Also ich
kenne mich noch ein bissl aus, wie die Sowjets und die Kommunisten geredet
haben (Zwischenrufe der Abgeordneten Hafenecker
und Lausch): Freude mit Arbeit und Patriotismus und so
weiter – also quasi mit der Formulierung von Kommunisten hat man
sich dann dem angenähert.
Das Nächste – leider ist Herr Kickl nicht da –: Herr Kickl spielt ja gerne den Intellektuellen. Also er hat die großen Ideen und er weiß, wie man was macht. Wissen Sie, was Sie mit Herrn Kickl machen? – Sie plappern das nach, was in den Trollfabriken des Herrn Putin ausgedacht wird. (Der Redner hält ein Buch von Jessikka Aro mit dem Titel „Putins Armee der Trolle · Der Informationskrieg des Kreml gegen die demokratische Welt“ in die Höhe.) Das plappern Sie nach. Ich sage Ihnen ein paar Beispiele: Die Sanktionen schaden der EU mehr; die Russen, die leben in der Ukraine, und die armen Russen – nein, das sind Ukrainer und Ukrainerinnen, die russisch sprechen! –; es gibt keine ukrainische Nation; die Nato, die USA sind schuld, die haben angegriffen (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch); der liberale Westen ist dekadent. – Das lese ich alles bei Ihnen auf Facebook. (Abg. Rauch: Wer schreibt denn das?)
Dann haben Sie 2014 einen gewissen Herrn Dugin eingeladen – Herr Dugin, das ist einer von diesen Denkern halt, Intellektuellen, wie Herr Kickl – (Abg. Hafenecker: Wer hat den eingeladen?), und dieser Herr Dugin – Herr Strache hat mit ihm dann hier Freundschaft getrunken – sagt was? (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) – Herr Dugin sagt, dass kleine Länder überhaupt keine
Existenzberechtigung haben. Kleine Länder, und er nennt Ungarn, die Slowakei, Österreich, hätten keine Existenzberechtigung. Wissen Sie, was das heißt? – Ihr Freund Dugin, Ihre Freunde sprechen uns in Österreich die Existenzberechtigung ab. Das sind Ihre ideologischen Freunde, und ich erwarte wirklich, dass Sie sich endlich davon verabschieden!
Ihr Herr Stefan, nein, Herr Hübner – Entschuldigung, Herr Kollege Stefan! – sitzt wieder im Bundesrat. Der hat diesen Verbrecher Kadyrow dort gehuldigt und jetzt sitzt er für Sie im Bundesrat. Damit sollten Sie sich bitte schön auch beschäftigen! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)
Jetzt muss ich zu diesem Buch „Putins Armee der
Trolle“ (das vorher beschriebene Buch erneut in die Höhe haltend)
noch etwas sagen, das ganz wichtig ist, denn
das ist nämlich der nächste wesentliche Punkt. Das ist von einer
finnischen Journalistin, und zwar Jessikka Aro, und sie hat im
Jahr 2017 begonnen, über diese Trollfabriken in Petersburg zu
recherchieren. (Abg. Hafenecker: Und der Haselsteiner ...!)
Und was ist dann passiert? – Sie hat in Helsinki gelebt. Sie ist
mit dem Umbringen bedroht worden, mit Vergewaltigung und so weiter. Sie musste
ihr Land verlassen, weil sie sehr, sehr konkret körperlich bedroht
wurde. – Das machen Putin und die Despoten und seine Bande. Das
tun sie alles. Das heißt, wir alle, die schauen, wen
wir möglicherweise da und dort herausholen können –
dass die Eigenen beim Fenster runterfliegen, das ist Pech, okay, da müssen
Sie wissen, in welchem Land sie leben –, müssen wissen, dass
aber auch Menschen im Westen bedroht werden, körperlich bedroht wie
diese Journalistin, diese tapfere Frau (auf das zuvor beschriebene Buch
weisend), die dieses tolle Buch geschrieben hat, in dem Sie
vieles nachlesen können.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, die hybriden Kriege, ja, Thomas Starlinger, Kurzzeit-Verteidigungsminister,
hat schon sehr lange davon gesprochen. Er war auch derjenige, das
darf man ja auch nicht vergessen, der das angesprochen hat, ob wir heute
in der Lage sind, uns zu verteidigen. – Na ja,
wir haben eine Menge FPÖ- und ÖVP-Verteidigungsminister gehabt, die
dafür gesorgt haben, dass wir dazu nicht in der Lage sind. (Zwischenruf
des Abg.
Hafenecker.) Deswegen ist es auch eine Unwahrheit, zu sagen: Ja, wir werden uns schon irgendwie verteidigen. (Zwischenruf bei der FPÖ.)
Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können gegen die Amerikaner sagen, was Sie wollen, aber seien Sie froh, dass es einen amerikanischen Atomschirm gibt! (Abg. Belakowitsch: Ja, sind wir eh!) Die würden uns im Zweifel noch beschützen und sonst niemand – und sonst niemand! (Abg. Stefan: ... Atombomben runterfallen! Wir sind das Zielgebiet Nummer eins für diese Atombomben ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Und deswegen müssen wir dafür sorgen, dass wir uns in Europa gemeinsam verteidigen können. Wir in Österreich können es nicht alleine. Das können wir nur gemeinsam. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ja, ist schon gut.
Seien Sie froh, dass wir beschützt werden (Abg. Stefan: Wir sind das Zielgebiet Nummer eins! Das wissen Sie doch ganz genau! – Abg. Hafenecker: Wer bezahlt Sie?), und tun wir alles dafür! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Danke, Herr Präsident.
Denken Sie darüber nach, ob es nicht in dieser sicherheitspolitisch schwierigen und sozial schwierigen Lage gescheit wäre, dass wir gemeinsam für Österreich stehen! Wenn Sie nicht mitmachen, bedauere ich das sehr, aber bei allen anderen würde ich mich freuen. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Disoski, Koza und Stögmüller.)
17.56
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Erasim. – Bitte.
Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Regierungsmitglieder! Ich möchte noch etwas zu Kollegen Hammer sagen. – Kollege Hammer! Ich finde es schon wirklich beeindruckend, sich hierherzustellen und sich selbst abzufeiern, wenn man es geschafft hat, ganze 20 Windräder im ersten Halbjahr zu erbauen, wenn man sich selbst das Ziel gesetzt hat, 1 300 bis 2030 zu schaffen. Also wirklich ein großer Applaus für
diese Errungenschaft von 20 Windrädern. Das bedarf wirklich eines ordentlichen Lobes. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Hafenecker und Rauch. – Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer.) Das möchte ich an dieser Stelle wirklich sagen.
Es ist ja nicht nur so, dass die Windräder fehlen. Es fehlen ja auch die Gesetze da-zu. Seit 639 Tagen gibt es kein Energieeffizienzgesetz, seit 639 Tagen gibt es kein Klimaschutzgesetz, und es fehlen nicht nur die Windräder und die Gesetze, sondern es fehlt auch die Frau Bundesministerin. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Rauch. – Zwischenruf des Abg. Weratschnig.)
Also wir machen heute eine Sondersitzung, bei der das Thema Energie ist und der Kanzler eine Erklärung abgeben will. Es ist kein Kanzler da, es ist keine Bundesministerin für Energie da, und der Herr Nationalratspräsident war auch nicht da, darum ist die Sitzung auf 15 Uhr verschoben worden. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Also das ist der Stil, das passiert, wenn die niederösterreichische ÖVP und der Stil der niederösterreichischen ÖVP im Bund (Mei-Rufe bei der ÖVP) um sich greifen. (Abg. Zarits: ... SPÖ Niederösterreich!) – Ja, genau. Danke schön. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Es ist jetzt schon erwähnt worden, dass die heutige
Sitzung die eine oder andere Frage aufwirft, warum das Gesetz, das im
Nachhinein beschlossen werden
muss, nicht in einer normalen Sitzung beschlossen werden kann, wieso dazu extra eine Sondersitzung einberufen werden musste.
Wir als sozialdemokratische Parlamentsfraktion sind aber natürlich
der Meinung, dass jede Möglichkeit genutzt werden muss, um über
dieses wichtige Thema zu sprechen.
Geschätzte Damen und Herren, mir schaudert davor – mir schaudert davor! –, die Geschicke dieser Republik in Zeiten nicht enden wollender Krisen in Ihren Händen zu wissen. (Beifall bei der SPÖ.) Mit Ihrem Handeln gefährden Sie nicht nur den Wirtschafts- und Industriestandort, mit Ihren konsequenten Fehlentscheidungen gefährden Sie mittlerweile den sozialen Frieden in Österreich. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Denn allerspätestens, allerallerspätestens seit dem 1. Oktober, seit dem Inkrafttreten der CO2-Bepreisung weiß
der letzte Wähler und die letzte Wählerin, dass Sie kein soziales Gewissen haben, dass Sie abgehoben sind und völlig an den Bedürfnissen der Menschen vorbeiregieren.
Die Schlangen bei den Sozialmärkten werden immer länger und die Träger der Vereine wissen nicht mehr, woher sie die Lebensmittel bekommen, und Sie wischen all unsere Vorschläge für einen dringend notwendigen Energiepreisdeckel vom Tisch. Sie sind nicht nur untätig, Sie schütten noch Benzin ins ohnehin schon lichterloh brennende Haus.
Geschätzte Zuseher:innen, schauen Sie sich einmal an, wie andere Länder innerhalb Europas dastehen und welche Maßnahmen diese setzen! Das sind alles Länder, die die Sanktionen ebenso mittragen – wie Frankreich oder die Schweiz –, mit einer Inflation, die weit niedriger ist als die, die wir in Österreich zu beklagen haben. Alles, aber wirklich alles, was Sie bis jetzt gemacht haben, all diese Almosen sind nicht der richtige Weg. Bei einer Inflation von mittlerweile 10,5 Prozent muss in den Markt eingegriffen werden, Wirtschaft und Mensch müssen zusammengedacht und die soziale Frage muss immer in den Vordergrund gestellt werden, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Vizekanzler Kogler: Genau!)
Der Energiemarkt ist von Menschen gemacht und er muss von mutigen Politikerinnen und Politikern geändert werden, doch dieser Mut fehlt Ihnen, geschätzter Herr Vizekanzler, geschätzte ÖVP-geführte Regierung! (Abg. Schwarz: ...! Was soll man da noch sagen?)
Sie fahren ohne Pläne, ohne Konzepte nach Brüssel und reden sich dann auf die EU aus, dass nichts passiert ist. Dann lese ich in der Zeitung, dass es im Burgenland eine Grünen-Obfrau gibt, die die CO2-Steuer als sozusagen Umerziehungsmaßnahme sieht und mehr Dankbarkeit von der Bevölkerung fordert. (Vizekanzler Kogler: Sie hat den Klimabonus gemeint!) Also da stockt mir vor Fassungslosigkeit der Atem. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Vizekanzler Kogler: Das ist doch unglaublich!) Wen wollen Sie denn umerziehen? Wer soll denn mehr Dankbarkeit entwickeln? – Die Alleinerzieherin, die
nicht weiß, wie
sie den Kühlschrank vollkriegen soll, die Eltern, die ihre Kinder vom
Mittagessen abmelden, weil kein Geld mehr da ist – ja, Frau
Bundesministerin (in Richtung Bundesministerin Edtstadler), Sie
können ruhig schauen –,
oder die Pensionistin, die Sie zur Bittstellerin machen, oder der Bäcker,
der zusperren muss, weil er die Kosten nicht mehr stemmen kann? (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Auch im Tourismus und in der Gastronomiebranche schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen. Sie diskutieren lieber über Heizschwammerl und spielen Städte gegen Skipisten, gegen Wintertourismus aus, während den Menschen das Geld ausgeht. 60 Prozent aller Betriebe gaben schon im August an, dass die Menschen weniger konsumieren, weil die Regierung sie mit der Teuerung alleine lässt. Österreich kann den Krieg nicht beenden, aber die Teuerung in den Griff bekommen, und das wäre Ihre Aufgabe, geschätzte Bundesregierung. (Abg. Obernosterer: Wer hat dir das geschrieben?) Die größte Krise in diesem Land ist meines Erachtens die gescheiterte und untätige Bundesregierung, die einzige Regierung der Welt, die inmitten eines Teuerungstsunamis noch die Inflation erhöht.
Deshalb: Stimmen Sie den vielen Anträgen, den vielen Vorschlägen, die wir alleine diese Woche auf den Tisch gelegt haben, zu! Wenn Sie das nicht können und wenn Sie das nicht wollen (Zwischenruf bei der ÖVP), dann treten Sie zurück und lassen Sie es jemanden machen, der es kann und der es will! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
18.03
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fürst. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Diskussion über die Wirkung der EU-Sanktionen in Russland und/oder eben bei uns möchte ich folgende Tatsachen vorausschicken, die wir
gesichert aus der Geschichte der Sanktionen
wissen: Sanktionen treffen immer die Bevölkerung und nicht die
Herrscher und Despoten und ihre Entourage. Das wissen wir aus dem Iran, aus
Venezuela, aus Kuba oder aus dem Irak (Vizekanzler Kogler: Die
Rüstungsindustrie ist gleich die Bevölkerung, okay!), die zum
Teil jahrzehntelang mit Sanktionen belegt waren. Das heißt: Trifft das
zu, was
Sie alle hier behaupten, dass Russland
gerade wirtschaftlich in den Abgrund fährt, dann trifft das
die Bevölkerung.
Ich stehe dazu, dass ich mir das, im Gegensatz zu Klubobfrau
Maurer, die sich ein dauerhaftes Siechtum für ganz Russland wünscht,
für die einfache russische Bevölkerung
nicht wünsche. (Beifall bei der FPÖ.) Das sind 140,
150 Millionen Menschen, die sich sicher zum Großteil den
Krieg nicht wünschen, die sich Frieden wünschen. Ich wünsche mir
keine Verarmung, das kann ja auch für die Sicherheitssituation und
für den Wohlstand in Europa nicht gut sein – so weit denken Sie
nicht. Es trifft in Russland also wenn, dann die Bevölkerung und nicht
Putin und seine Klasse, die zunehmende Proteste unterdrücken wird. –
So viel
zu den Sanktionen. Das wissen wir, dennoch beschreiten Sie diesen aussichtslosen
Weg. Sie sprechen zu Recht nur mehr von den EU-Sanktionen, nicht mehr von den
westlichen Sanktionen oder den Sanktionen der ganzen Welt,
wie es am Anfang geheißen hat.
Die USA haben diese Sanktionen der EU zwar diktiert, aber die
USA haben in der Geschichte noch nie Sanktionen verhängt, die ihnen selbst
geschadet haben, denn sie haben noch ein gesundes nationales Interesse. Den USA
schaden auch diese Sanktionen nicht, sie sind natürlich Profiteur. Die EU
und insbesondere Deutschland und Österreich treffen diese Sanktionen am
härtesten, und
Sie haben bis jetzt noch nicht erklärt, warum wir da dabei sind. Es geht
bei den Sanktionen nie um Moral, es geht immer um Geld.
Nun, Frau Verfassungsministerin Edtstadler betreibt seit
gestern eine Charmeoffensive. Sie sitzt in der „Pressestunde“
und auch heute hier flötet sie: Die Beibehaltung der EU-Sanktionen gegen
Russland ist alternativlos! (Vizekanzler Kogler: Eh!) Sie wirken
da, wo sie wirken müssen, nämlich in Russland. Und
wer sagt, dass die Sanktionen uns mehr schaden als Russland, der bedient das
russische Narrativ. – Ich fürchte, ich muss mich jetzt auf
dieses dünne Eis begeben, obwohl ich keine Putin-Versteherin bin. Ich
maße mir nicht an, dass ich einen Mann verstehe, der in den
Hinterhöfen von Leningrad aufgewachsen
und im KGB großgeworden ist. Ich maße mir auch nicht
an – so wie Sie –, dass ich einen
Schauspielerpräsidenten in der Ukraine verstehe. Ich verstehe auch
US-Präsident Biden nicht, der als Vizepräsident in der
Obama-Regierung für die Ukraine zuständig war, dessen Sohn dort sehr
umtriebig war. Ich bin der Meinung, dass wir alle von allen drei Herren einen
angemessenen Abstand halten und uns als Österreich neutral verhalten
sollten. (Beifall bei der FPÖ.)
Da es von Ihnen beiden, den Regierungsvertretern, hieß:
Es ist gesichert, dass die Sanktionen Russland mehr schaden als uns!, machte
ich mich auf die Suche nach Österreichern, die in Russland
leben. Es gibt genug, die uns nicht nahestehen, die auch hin- und
her- - (Abg. Brandstätter: Trollfabrik!) –
Ja, jetzt kommt gleich: Trollfabrik! – Ich habe mit einem
direkt gesprochen, ich habe es recherchiert und gecheckt. Ich sage Ihnen nur,
dass es mit Stand Anfang Oktober in Russland, im Ballungsraum Moskau, so
aussieht: Es gibt keine Teuerungsdebatte, weil es keine Teuerung gibt, die
Lebensmittelpreise sind nicht gestiegen und es gibt auch alles. Sonstige
Waren – interessanterweise auch internationale Waren, die unter die
Sanktionen fallen – gibt es in Hülle und Fülle. Das sind
wahrscheinlich noch Restbestände, weil Sanktionen ja nie umgangen werden –
das lernen wir ja auch aus der Geschichte. Es gibt keine Inflationsdebatte,
weil es keine Inflation gibt. Es gibt Strom, Gas, Benzin, Diesel im
Überfluss – gut, das wissen wir, dass Russland rohstoffreich
ist. Der Strom für den Haushalt kostet 10 Cent pro
Kilowattstunde, für die Industrie 6 Cent pro Kilowattstunde, damit
die Industrie und die Wirtschaft am Leben gehalten werden. Wenn ich mich recht
erinnere, gilt in Wien ab 1.10. ein Kilowattpreis von
40 Cent. – So
viel dazu. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)
Bisher war es für die Ausländer, die in Moskau gearbeitet haben, besser, in Euro bezahlt zu werden, jetzt ziehen sie es vor, in Rubel bezahlt zu werden. Warum wohl? Moskau und Russland profitieren auch sehr davon, dass sie die letzten zwei Jahre praktisch keine Coronamaßnahmen gesetzt, keinen Tag Lockdown
gehabt haben, da hat sich die Wirtschaft sehr erholt. – So sieht es aus. Das sind gesicherte Aussagen von Menschen, die jetzt in Moskau leben.
Da frage ich mich: Sie bleiben bei Ihrer Aussage, dass die Sanktionen in Russland mehr wirken als bei uns, was haben wir aber hier? – Hier haben wir Teuerungsdebatte, Inflationsdebatten, Wirtschaftseinbruch, Rezession – sogar Sie sprechen davon –, die kritischste Situation seit 1945. Bundeskanzler Nehammer hat gesagt, das sei eine rote Linie bei den Sanktionen: Wenn sie uns oder der EU mehr schaden als Russland, muss man sofort den Schlussstrich ziehen. – Wenn er paktfähig wäre, müsste er das machen. Es ist nicht nur eine rote Linie, sondern es ist ein roter Teppich, der überall liegt und unübersehbar ist.
Nun, das Wording geht darum auch schon in die Richtung, dass die Sanktionen in Russland langfristig wirken. Schauen wir, was sie bei uns noch bewirken!
Die gelindeste Option bei uns: Es werden nur ein paar Betriebe insolvent, es gibt da und dort ein bisschen Wohlstandsverlust – wir wissen, dass die Grünen damit kein Problem haben –, ein Teil der Industrie wird ein bisschen abschalten – wird schon alles wieder. Die Fallhöhe ist für Deutschland und Österreich auf jeden Fall am allergrößten.
Wir leiden und es wird die ganze Zeit von Haltung gesprochen. Die Grünen sind so moralisch: Haltung kostet!, hat der Vizekanzler gesagt, Haltung statt Feigheit! – Nur eine Frage: Wie war das damals, vor ungefähr 30 Jahren, mit dem Wehrdienst – wenn ich so unhöflich sein darf, Ihr Alter zu schätzen –, haben Sie da auch Haltung gezeigt und sich vielleicht gedacht: Na, ich mache schon Wehrdienst, damit ich einmal meine Heimat verteidigen kann!? – Nein, da war man dann doch lieber Zivi, gell? Im Sommergespräch aber sagen Sie (Abg. Wöginger: Was soll das sein? Das ist der Wehrersatzdienst! Was heißt das?): Nein, jetzt würden Sie für die Ukraine auch zu den Waffen greifen. Ist eh klar: Die Heimat verteidigen, nein, die Ukraine schon! (Beifall bei der FPÖ.)
Nur: Niemand von Ihnen riskiert sein Leben am Schlachtfeld in der Ukraine (Abg. Wöginger: Also was soll denn das?!), obwohl Sie immer sagen, Sie stehen so
unerschütterlich an der Seite der Ukraine. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wöginger: Na geh, da hört es sich auf! So eine Sauerei!)
18.10
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Scherak. (Abg. Stefan: Wir sind nämlich dann die Soldaten, und nicht die! – Ruf: Wer? – Zwischenruf des Abg. Hafenecker. – Der Präsident gibt das Glockenzeichen. – Abg. Stefan: Die hetzen ... unsere Kinder! Meine Kinder gehen zum Heer! – Zwischenruf des Abg. Strasser. – Ruf bei den Grünen: Hallo! – Abg. Wöginger: ... überhaupt kein Verständnis!)
Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Vielen Dank! (Abg. Stefan: ... die Sauerei dabei! – Zwischenruf der Abg. Steger. – Anhaltende Rufe und Gegenrufe zwischen ÖVP und FPÖ.)
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Darf ich Sie
ersuchen, sich wieder zu beruhigen? (Abg. Hafenecker: ... wollen
ja unsere Kinder schicken! – Abg. Wöginger: So eine
Frechheit! – Abg. Stefan: Nein, das ist eben eine Frechheit
von denen! –
Abg. Wöginger: ... in den Pflegeheimen sind!) Darf ich Sie
bitte ersuchen - - (Unruhe im Saal.)
Abgeordneter Scherak wäre am Wort. (Abg. Leichtfried:
Er ist sogar am Wort!)
Es wäre schön, wenn Sie alle
zuhören würden. – Bitte. (Abg. Wöginger:
Jetzt dürfts ihr euch einmal ein wenig
zusammenreißen! – in Richtung Abg. Belakowitsch –:
Ja, gerade du! Schreit den ganzen Tag!)
Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (fortsetzend): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Was wir jedenfalls merken, ist, dass die Debatte heute gezeigt hat, dass man Maßnahmen, die wir in der Politik setzen, hinterfragen kann, evaluieren kann und schauen kann, ob sie zielgerichtet sind und die Wirkung entfalten, die wir gerne hätten. Wir können uns das einerseits in Bezug auf die Sanktionen gegen Russland anschauen, und wir können es uns andererseits in Bezug auf die Hilfe anschauen, die wir den Menschen in Österreich entgegenbringen, den Unternehmerinnen und Unternehmern entgegenbringen, den Menschen, die es dringend notwendig haben.
Wenn wir über die Sanktionen reden: Es gibt hier im Haus eine Fraktion, die zutiefst davon überzeugt ist, dass sie nicht wirken, das ist die Freiheitliche Partei. Frau Kollegin Fürst hat es gerade mit einer anekdotischen Erzählung versucht, also: Sie kennt wen, der in Russland lebt. Ich kann das jetzt auch sagen, ich kenne vielleicht auch wen, der in Russland lebt. Es ist halt vielleicht ein schönes anekdotisches Halbwissen, vielleicht stimmt es auch, und es gibt ein paar Menschen, die das großartig finden. Ich verlasse mich da eher auf die Zahlen, die Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforscher zur Verfügung stellen.
Sie haben gesagt, es gibt keine Inflation. – Die
Inflation in Russland liegt jetzt bei 15 Prozent, das ist weitaus mehr als
bei uns, sie lag am Höhepunkt sogar bei 17 Prozent.
Es ist genau so, dass die russische Wirtschaft viel mehr als unsere eingebrochen
ist. Wenn Sie sich nur die Bilder nach dem Verzweiflungsakt von Wladimir Putin
mit dieser Teilmobilmachung anschauen, wenn Sie sich die Bilder anschauen, wie
massenhaft junge Männer das Land verlassen, dann können
Sie mir doch nicht erklären, dass Sie wirklich glauben, dass die
Sanktionen nicht wirken. – Selbstverständlich wirken sie, auch
wenn Sie es nicht glauben! (Beifall bei den NEOS sowie bei
Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)
Es ist ein Faktum, dass sie wirken, und wir müssen so hart wie nur irgendwie möglich bleiben. Wenn Sie sich fragen, was denn die Alternative dazu ist – das habe ich ja immer noch nicht verstanden. Die FPÖ sagt uns immer: Na ja, uns geht das nichts an, wenn in der Ukraine Krieg ist! – Ich habe auch schon Vorschläge gehört, man soll da in Friedensverhandlungen eintreten und wir sollen vielleicht vermitteln.
Wenn jemand willkürlich in ein anderes Land einmarschiert, dort massive Völkerrechtsverbrechen und Kriegsverbrechen begeht, wie Frau Kollegin Disoski oder Herr Kollege Brandstätter auch schon hier ausgeführt haben: Ich würde so gerne einmal von Ihnen wissen, wie Sie mit dem über Frieden verhandeln wollen. Ich würde so gerne verstehen, wie Sie das machen, dass Sie sich dem gegenüber an einen Tisch setzen und sagen: So, und jetzt ignorieren wir alles, was du dem Volk angetan hast! Lass uns doch darüber reden, wie es in Zukunft aussieht! – Ich verstehe die Ukraine, dass sie sich selbstverständlich weiter
verteidigt. (Abg. Wurm: ... hätte es nie Frieden gegeben!) Es
ist doch illusorisch,
zu glauben, dass die Ukraine sich nicht verteidigt, dass sie aufhört von
heute auf morgen. Herr Kollege Wurm: Die Ukraine will sich verteidigen, die
würden sich auch mit Heugabeln verteidigen, weil sie überzeugt davon
sind, dass sie ihr Land verteidigen wollen. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.)
Es ist unsere Aufgabe, sie
so gut wie möglich zu unterstützen, damit diese Gräueltaten in
Zukunft nicht mehr passieren! (Beifall bei NEOS und Grünen sowie
bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wenn man sich weiter mit den Fragen, die wir heute diskutiert haben, auseinandersetzt, kommt man auch zu den Maßnahmen, die die Bundesregierung gesetzt hat, um diese Teuerung, um die explodierenden Energiepreise auch entsprechend abzufedern. Da gibt es aus meiner Sicht etwas, das fehlt – der Herr Finanzminister ist heute nicht da; er ist sonst immer wieder jener, der zumindest mahnt, dass man ein Budget über die nächsten Jahre dann irgendwann einmal wieder ausgeglichen haben sollte –: dass man auf die nächsten Generationen blickt.
Fakt ist, die meisten Antworten der Bundesregierung sind Einmalzahlungen, sind Gutscheine, und das, obwohl es in vielen Bereichen doch viel einfacher wäre, dass man Maßnahmen setzt, nämlich dort, wo die Bundesregierung die Menschen und die Unternehmen direkt belastet. Wieso diskutiert denn niemand ernsthaft darüber, dass man die Mehrwertsteuer auf Energie endlich halbiert? Wieso diskutiert denn niemand darüber, dass man die Netzgebühren, die massiv hoch sind, endlich senkt? – Mir ist schon klar, damit werden wir nicht das Auslangen finden, das ist selbstverständlich, aber wir müssen doch zuerst dort ansetzen, wo wir selbst als Staat die Menschen belasten, um sie zu entlasten, und nicht immer nur mit Einmalzahlungen und Gutscheinen agieren. (Beifall bei den NEOS.)
Das Gießkannenprinzip, das die Bundesregierung da anwendet, wird dazu führen, dass die nächsten Generationen, die schon durch die Coronakrise massiv belastet wurden, die schon über Jahrzehnte davor durch niemals wirklich ausgeglichene Finanzen massiv belastet wurden, noch mehr belastet werden.
Ich bin überzeugt davon, die Bundesregierung sollte zuerst einmal dort ansetzen, wo sie es selbst kann, das heißt bei Steuern, bei Abgaben, und wenn es dann immer noch nicht reicht – und das ist zugegebenermaßen richtig; es wird für einzelne Unternehmen immer noch nicht reichen, weil diese Energiepreise nicht finanzierbar sind –, dann helfen wir konkret und zielgerichtet dort, wo es notwendig ist! (Beifall bei den NEOS sowie Bravoruf der Abg. Doppelbauer.)
18.15
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich habe mir das schriftliche Protokoll bringen lassen. Während der Rede des Abgeordneten Reimon hat Herr Abgeordneter Amesbauer zwischengerufen: „Sie sind ja nicht zurechnungsfähig!“ – Dafür erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
*****
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte.
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Frau Ministerin Edtstadler, ich habe Ihnen vorhin sehr, sehr aufmerksam zugehört, und ich habe mir gedacht, es ist irgendwie so eine Art Abschiedsrede gewesen, die Sie gehalten haben. Sie haben sehr, sehr viel in die Vergangenheit geschaut, Sie haben, glaube ich, auch vieles mit einem verklärten Blick gesehen, und ich habe gar nicht verstanden, in welchem Universum Sie unterwegs sind, Frau Ministerin, wenn Sie davon sprechen, dass die Europäische Union viel geschafft hat.
Frau Bundesminister! Was hat die Europäische Union denn
so geschafft? Die Finanzkrise, in der man die Europäische Union zu einer
Verteilungs- und Umverteilungsunion gemacht hat, womit in Wahrheit die Basis
für die heutige Inflation gelegt worden ist? Ist es das, was die Europäische
Union geschafft
hat? Oder hat die Europäische Union die Flüchtlingskrise gemeistert,
Frau Bundesminister, eine Flüchtlingskrise, die uns noch sehr, sehr viel
Geld kosten
wird, und eine Flüchtlingskrise, die in vielen Ländern,
vor allem in den unsolidarisch betroffenen Ländern, eigentlich einen
gesellschaftlichen Umbau zur Folge hatte? Haben Sie das gemeint, Frau
Bundesminister? Oder haben
Sie die Coronakrise gemeint, in der die Europäische Union bis zum heutigen
Tag herumdilettiert, dass die Tür nicht zugeht? Haben Sie das gemeint?
Also wo ist die Krisenlösungskompetenz der Europäischen
Union? – Ich habe sie bis jetzt noch
nicht gefunden, vielleicht können Sie sie noch nachliefern! (Beifall
bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Und dann habe ich mir gedacht: Um Gottes willen, es geht ja in diesem Ton noch weiter! Dann haben Sie irgendetwas von wegen einer Pflegereform fabuliert. Frau Bundesminister, meine Frau ist selbst in der Branche tätig: Fragen Sie einmal nach, was die Leute dort verdienen, und fragen Sie nach, was sie tagtäglich leisten müssen!
Wissen Sie, was Ihre Pflegereform ist? – Sie haben eine Sonderarbeitsgenehmigung für südamerikanische Krankenschwestern erteilt, die jetzt in unseren Pflegeheimen arbeiten. Das ist Ihre Reform, das ist das, was Ihr Arbeitsminister – er ist bis vor Kurzem noch neben Ihnen gesessen – gemacht hat, aber das ist doch nichts Nachhaltiges, das ist doch nicht die Lösung eines Problems! Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich glaube, das ist nicht gelöst.
Das Klimaticket haben Sie noch als große Lösung
angepriesen: Das Klimaticket ist vielleicht interessant (Zwischenruf bei den
Grünen) für den NEOS-Wähler, der im 7. Bezirk
wohnt und die Straßenbahn vor der Tür hat, aber – ich
sage es Ihnen auch ganz klar – der ländlichen Bevölkerung
ist damit nicht geholfen,
denn da hat Ihre ÖVP in Niederösterreich zum Beispiel
28 Nebenbahnen weggerissen. Die Menschen dort brauchen jetzt das Auto
und leiden unter Ihrer CO2-Steuer, die Sie gemeinsam mit Herrn
Kogler eingeführt haben. Das ist die Wahrheit, auch da haben Sie versagt! (Beifall
der FPÖ.)
Und dann sind Sie so zynisch und gehen her und sprechen davon,
dass Sie Wohlstand gesichert hätten. Frau Bundesminister, es tut mir leid,
ich möchte gar nicht das wiederholen, weswegen Präsident Sobotka
vorhin einen Ordnungsruf erteilt hat – das würde ich
auch nicht tun –, aber Frau Bundesminister:
Es gibt 10 Prozent Teuerung – 10 Prozent Teuerung in diesem Land! Ist damit der Wohlstand gesichert?
Wenn wir darüber reden, wem die Sanktionen mehr schaden: Der Rubel hat im Vergleich zum Euro 32 Prozent zugelegt. Das sind Fakten, die können Sie nicht hinwegreden.
Noch etwas: Die Zinsen sind angehoben worden. Mich hat heute ein Mail einer besorgten Familie erreicht, die gesagt hat: Wir zahlen ab sofort ein Viertel mehr für unseren Hauskredit! – Frau Bundesminister, damit haben Sie den Wohlstand gesichert?
Ich sage Ihnen ein paar Zahlen – bitte hören
Sie zu, Frau Bundesminister, das ist wichtig für Sie! –:
92 Prozent mehr Insolvenzen im Bereich der Wirtschaft –
92 Prozent im letzten Jahr, und das bevor die Sanktionsspirale losgegangen
ist. 92 Prozent plus, Gesamtschaden: 1,4 Milliarden Euro, 10 000
Arbeitsplätze
weg, Frau Bundesminister! Das ist Ihre Sicherung des Wohlstandes in Österreich –
da lachen die Hühner! Plus 24 Prozent mehr Privatkonkurse: Das haben
Sie gesichert, das ist das Ergebnis Ihrer Politik! (Beifall bei der
FPÖ.)
Das ist nun einmal die Chuzpe, die die ÖVP dauernd
bringt. Dann hat der Bundeskanzler noch gesagt: „Glaubt an dieses
Österreich“! – Sie wissen aber schon, wie die Rede
begonnen hat: „Ich kann Euch zu Weihnachten
nichts geben“!, damit hat die Rede begonnen. – Und ich
fürchte, wenn es so weitergeht, werden wir uns dort wiederfinden, das sage
ich Ihnen auch
ganz ehrlich. Also wenn Sie schon auf Pathetik setzen, dann lernen Sie den
ganzen Text auswendig, und schauen Sie, was da sonst noch drinnen gestanden
ist!
Vielleicht auch noch ein Wort zu den Grünen, zu Kollegin Maurer, die sinngemäß gesagt hat: Wer an der Seite der Bevölkerung steht, wer die Sinnhaftigkeit von Sanktionen hinterfragt, wer gegen das Sterben auf beiden Seiten ist und wer gegen einen Stellvertreterkrieg ist, der ist sozusagen das Sprachrohr von Putin. – Na hochinteressant! Das heißt also, das sind die Kollaborateure, wie es der Herr Bundespräsident sagen würde. Und auch das ist interessant. Liebe Kollegen von Grünen, Herr Reimon vor allem, hören Sie einmal zu:
„Kaum wo wird da die Position vertreten, dass die Annexion der Krim im März 2014 auch eine Vorgeschichte hatte, nämlich verantwortungsloses Gerede von einem Nato-Beitritt der Ukraine, womit Russland vom Schwarzen Meer praktisch abgeschnitten gewesen wäre. Glaubte wirklich jemand, Wladimir Putin würde dem tatenlos zusehen?“
Das ist ein Zitat unseres Herrn Bundespräsidenten in seinem Buch. Und jetzt stelle ich Ihnen schon eine Frage, Kollege Reimon, weil Sie gerade so angestrengt herschauen. Wenn man Ihren Wertekanon, den Sie da vorhin zelebriert haben – und von dem ich eh nichts halte –, heranzieht und diese Aussage des Herrn Bundespräsidenten gegenüberstellt, dann stelle ich schon die Frage: Warum haben Sie diesen Mann noch einmal kandidieren lassen? Warum haben Sie ihm 1,2 Millionen Euro für den Wahlkampf gegeben? Und an alle Parteichefs der anderen Parteien hier herinnen – Frau Dr. Rendi-Wagner, Herr Kollege Wöginger; Frau Dr. Meinl-Reisinger ist jetzt gerade nicht da – richte ich auch die Frage: Warum unterstützen Sie jemanden, der ganz offensichtlich Sympathien für Putin hegt und das sogar auch noch in einem Buch niedergeschrieben hat, und warum sind Sie dafür, dass das der erste Mann im Staat wird? Erklären Sie mir das, bitte, alle Parteien! (Beifall bei der FPÖ.)
Möglicherweise haben Sie alle aufs falsche Pferd gesetzt, oder – was ich glaube – Sie haben den leichtesten Weg genommen, denn Herr Van der Bellen ist derjenige, der Sie alle irgendwie abnicken wird, wenn Sie in welcher Koalition auch immer regieren wollen. (Ruf bei der ÖVP: Er hat euch auch abgenickt!)
Genau das ist der Grund, meine sehr geehrten Damen und Herren – und ich komme auch schon zum Schluss –, warum es am kommenden Sonntag nur eine Alternative gibt: Dr. Walter Rosenkranz. (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.) Er ist nämlich nicht der Präsident des Establishments, sondern das wäre der Präsident der Österreicher, und genau deswegen werde ich ihn auch wählen. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)
18.22
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Ernst-Dziedzic. – Bitte.
18.22
Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Werte Kollegen und Kolleginnen! Das Wesen einer Demokratie ist es, dass jeder hier am Rednerpult sagen und denken darf, was er oder sie möchte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Martin Graf und Amesbauer.) Das wäre, Herr Amesbauer, in Russland nicht denkbar – zu Ihrer Erinnerung.
Nun, keine Polemik und kein Populismus kann aber über gewisse historische Fakten hinwegtäuschen. (Abg. Rauch: Lesen Sie einmal das Buch vom Van der Bellen!) Deswegen möchte ich am Ende dieser Debatte einige von diesen festhalten (Abg. Martin Graf: Europa ist größer als die EU! – Ruf bei der FPÖ: Was sagen Sie zum Van-der-Bellen-Buch?) und vor allem Ihnen in Erinnerung rufen. (Abg. Martin Graf: Europa ist größer als die EU!)
Es gibt keinen Frieden ohne Freiheit. Seit 1989 wissen das die Satellitenstaaten der Sowjetunion bis heute. Und das, was heute passiert, sind nicht Sanktionen der USA oder des Westens, sondern es sind vor allem die osteuropäischen Staaten, die sich hier für klare Sanktionen, für eine klare rote Linie gegenüber Russland einsetzen (Abg. Kassegger: Ich hab gedacht, alle!), weil sie wissen, was Repression, Unterdrückung und diktatorisches Regime bedeuten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Die zweite Wahrheit ist: Die Geschichte wiederholt sich zwar nie eins zu eins, aber in Variationen. Genau vor 84 Jahren erlaubten Großbritannien und Frankreich Hitler, Teile Tschechiens zu annektieren. Man wollte Frieden, man hoffte auf Frieden – wir wissen, wie es ausgegangen ist. Und diese Annexion, die jetzt Putin vorgenommen hat, ist – und auch das ist geschichtlich und rechtlich richtig – ein Verstoß gegen jegliche Prinzipien der UN-Charta und ist ein Verstoß gegen das internationale Recht. Darüber wird auch Ihre Polemik nicht hinwegtäuschen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Es ist deshalb richtig und wichtig, dass Österreich heute, genauso wie viele andere Staaten, aufgrund dieser völkerrechtswidrigen Annexion den russischen Botschafter einberufen hat. Wieso? – Ein Diktatfriede um jeden Preis ist kein echter Friede. Auch das lehrt uns die Geschichte.
Was wir jetzt sehen, ist, wie schwach Putin eigentlich ist. Er mag unberechenbar sein, aber er ist nicht unbesiegbar. Dass er eskaliert und dass er seine eigene Bevölkerung, die ihm davonrennt, zwangsmobilisiert, ist nur und ausschließlich ein Zeichen der Schwäche. (Beifall bei den Grünen.)
Wissen Sie, es überrascht mich nicht, dass am Ende des Tages die FPÖ auf der Seite der Autokraten steht. (Ruf bei der FPÖ: Von Österreich!) Das ist jetzt nicht weiter überraschend. (Abg. Martin Graf: Aber ein Blödsinn! Ein vollkommener Blödsinn!) Die gute Nachricht ist, auch hier heute im österreichischen Parlament: Sie sind in der Minderheit. (Abg. Rauch: Wir sind auf der Seite der Österreicher!) Sie sind in der Minderheit, wenn es darum geht (Zwischenruf der Abg. Steger – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), Russland, einem Diktator in einem Moment des eklatanten Völkerrechtsbruches die klare Kante zu zeigen. Und das ist gut so, dass Sie Minderheit bleiben. (Beifall bei den Grünen)
Wir hingegen werden weiterhin auf der Seite der Mehrheit stehen (Abg. Hafenecker: ... die Mehrheit? Ihr seid ... Mitte der Roten!), auf der Seite des Völkerrechts stehen, auf der Seite der Ukrainer und Ukrainerinnen stehen, hier im österreichischen Parlament genauso wie außerhalb von diesem. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)
Am Ende vielleicht noch etwas Positives: Die Sanktionen wirken nicht nur, das wissen Sie, sondern wir müssen auch weitere Maßnahmen treffen, die zielgerichtet sind. Dazu gehört beispielsweise, mit den Sanktionen tatsächlich jene zu treffen, die das System von Putin stützen (Abg. Hafenecker: Sie treffen die Österreicher!), und da gibt es noch Luft nach oben.
Das zweite Wichtige ist, tatsächlich in Österreich die Teuerung abzufedern, damit uns der soziale Frieden nicht abhandenkommt, gerade jetzt (Ruf bei der FPÖ: Hoch gefördert!) in dieser schwierigen Situation.
Und das Dritte ist, in Europa zusammenzuhalten. Auch das lehrt uns nämlich die Geschichte, dass es auch hier eine Mehrheit für nachhaltigen Frieden gibt. (Abg. Martin Graf: Durchhalteparolen!)
Insofern: Sie bleiben in der Minderheit, und niemand in Österreich wünscht sich eine Autokratie. Deshalb: Spalten Sie ruhig weiter, aber am Ende gewinnen der Frieden und die Freiheit. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Wir werden das trotz der Grünen überwinden, weil die Österreicher fleißig sind! – Abg. Rauch: Die Österreicher sind fleißig!)
18.26
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wöginger. – Bitte.
Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist doch notwendig, am Schluss dieser Debatte noch einige Worte zu sagen, weil sichtbar wird, wer hier nach wie vor mit Russland liebäugelt (Abg. Martin Graf: Wolfgang Schüssel! – weiterer Ruf bei der FPÖ: Wolfgang Schüssel!), weil sichtbar wird, wer sich da eigentlich (Abg. Stefan: Van der Bellen!) mit Putin seit vielen Jahren (Ruf bei der FPÖ: Thomas Stelzer!) arrangiert (Abg. Stefan: Harald Mahrer! – weiterer Ruf bei der FPÖ: Fischer!), und weil sichtbar wird, dass nicht einmal zur Zeit eines brutalen Angriffskriegs, der von Putin gegen die Ukraine geführt wird, die Freiheitliche Partei hergeht und davon Abstand nimmt. Nein, das tun Sie nicht. (Abg. Amesbauer: Das stimmt ja nicht!) Das tun Sie nicht! Sie schlängeln sich durch in Ihrer Argumentation, um ja nicht (Abg. Deimek: Ich glaub, ich muss das dem Landeshauptmann Stelzer sagen, damit er dich einmal in die Schranken weist!) irgendwo anzustreifen, man sagt: Nein, wir wollen ja nicht, dass wir hier als russlandfeindlich dastehen, denn wir haben mit denen ja Verträge gehabt, wir haben von ihnen Geld bekommen und wir stehen zu diesem Russland. (Abg. Martin Graf: Das ist ja ungeheuerlich! Das ist eine Unwahrheit! Das stimmt ja überhaupt nicht!)
Meine Damen und Herren, es ist eigentlich ungeheuerlich – ungeheuerlich! (Abg. Martin Graf: Das stimmt nicht! – weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ) –, dass es in Österreich angesichts der Tatsachen, die alle Menschen sehen (Rufe bei der FPÖ: Lüge! Lüge! Das ist ja unglaublich!), so ein Verhalten von einer
Partei gibt. (Weitere heftige Zwischenrufe bei der
FPÖ. – Präsident Sobotka gibt
das Glockenzeichen.) Es ist unglaublich, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Neuerliche Rufe bei
der FPÖ: Lüge! Ist ja unglaublich! Lüge!)
Da wird alles hergenommen, alles, was es hier an
Unwahrheiten zu verbreiten gilt (Abg. Martin Graf: Das ist ja unerhört! –
weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), auch über die sozialen
Netzwerke, da wird alles verwendet. Warum? (Abg. Martin Graf: Lügner!) –
Um den Populismus zur Blüte zu treiben. (Ruf bei der FPÖ: Ja, ja,
ja, ja, ja!) Wir kennen das. Wir kennen das, und in den ländlichen
Regionen nur zu gut: Entweder es geht um Flüchtlinge, oder es geht
gegen Europa. Das
sind die zwei Hauptthemen (Abg. Stefan: Es ist nicht so wie bei der
ÖVP!), wo die Freiheitlichen sich immer positioniert haben (Abg. Rauch:
Du bist ein Lügner! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) und
womit sie natürlich auch durchaus Erfolge bei anschließenden Wahlen
gehabt haben.
Nur, ich sage Ihnen eines, meine Damen und Herren von der FPÖ (Abg. Stefan: Ihr gebt den Flüchtlingen noch 500 Euro mit! – Gegenruf bei der ÖVP: Ihr habt ja wohl mitgestimmt?! – Abg. Stefan: Nein, haben wir nicht!): Die Situation jetzt, die ist zu ernst. Die ist zu ernst, und die ist auch viel zu tragisch: Es wird Krieg geführt, es werden Menschen abgeschlachtet, es wird vergewaltigt, es werden Kinder verschleppt. Diese Situation ist zu ernst, um hier auf den Blüten des Populismus politische Propaganda zu betreiben, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)
Und Frau Kollegin Steger, eines - - (Abg. Martin Graf: Willst du behaupten, dass die FPÖ schuld ist?! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Martin Graf: Willst du behaupten, die FPÖ ist schuld an dem?! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Könnt ihr einfach einmal zuhören? (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Das habe ich ja überhaupt nicht gesagt! Hört doch zu! (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Wieso schreist du denn so? (Heiterkeit.) Wieso schreist du so? (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)
Jetzt bist du über 30 Jahre im Parlament und führst dich auf, wie wenn du ein frischer Abgeordneter wärst! (Abg. Amesbauer: Du machst Propaganda!) Das ist ja
das Problem, das wir haben: dass es hier einen Sektor gibt, der nicht weiß, wie man sich im Hohen Haus benimmt, meine Damen und Herren! Das ist doch die Wahrheit. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Und dann kommt Kollegin Steger – da
zerreißt es mich im Inneren – und wirft dem Vizekanzler
indirekt Wehrdienstverweigerung vor. (Abg. Rauch: Das ist
ja richtig! – Abg. Hafenecker: Gewissensfrage!) –
Ja, kommt nur, lasst es heraus! Lasst es heraus, was euch im Innersten eurer
Seele eigentlich treibt!
Jetzt sage ich euch einmal etwas: Wir haben
eine allgemeine Wehrpflicht. Die Volkspartei hat vor knapp zehn Jahren eine
Volksbefragung diesbezüglich durchgeführt, dass diese Wehrpflicht
auch weiterhin verankert bleibt, aber es - - (Abg. Rauch: Was
heißt „die Volkspartei“? Das Parlament! – Abg. Lausch:
Wie
geht es denn dir, sag einmal?! – Weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ.) Wir haben diese Volksbefragung - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich würde Sie bitten - - (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich unterbreche die Sitzung, wenn Sie sich nicht beruhigen!
Die Sitzung ist unterbrochen.
(Die Sitzung wird um 18.31 Uhr unterbrochen und um 18.31 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Sitzung wieder aufnehmen.
Herr Klubobmann, Sie sind am Wort.
Abgeordneter August Wöginger (fortsetzend): Ist es okay, wenn wir uns darauf einigen: Es hat eine Abstimmung gegeben, ob die allgemeine Wehrpflicht in Österreich weiterhin beibehalten wird oder nicht. (Abg. Lausch: Das ist etwas anderes! Aber nicht die ÖVP!) Können wir uns auf das verständigen? (Abg. Belakowitsch: Ja! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Und wir als ÖVP haben
das unterstützt (Abg. Belakowitsch: Ja, ja, alle!), sowohl in Richtung Wehrdienst als auch in Richtung Wehrersatzdienst.
Der Wehrersatzdienst ist bei uns der Zivildienst. Das sind Zigtausende Menschen, und da ich selber einer davon war, halte ich die Aussage von Kollegin Steger für völlig entbehrlich. Ich stelle mich mit vielen anderen hier herinnen schützend vor die zigtausend Zivildiener, die in den letzten Jahrzehnten einen unverzichtbaren Dienst für die Gesellschaft geleistet haben! Das sind keine Wehrdienstverweigerer! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Das sind Menschen, die wissen, was sie zu tun haben. Sie leisten einen Dienst für die Gesellschaft, beim Roten Kreuz, in den Pflegeheimen, in den Krankenhäusern. Das ist wichtig für unsere Gesellschaft – und das wird hier von einer Abgeordneten der Freiheitlichen Partei so weggeschoben und abfällig bewertet. (Abg. Stefan: Sind das jetzt die, die in der Ukraine kämpfen? – Zwischenruf der Abg. Steger.)
Eines möchte ich noch festhalten. (Abg. Hafenecker: Gib wenigstens selber zu, dass du nicht eingerückt warst! – Heiterkeit bei der FPÖ.) – Du musst ja reden, nicht? Du musst ja reden! (Abg. Hafenecker: Na, warum versteckst du dich hinter der ...?) Eine Urkundenfälschung habe ich nicht anhängen, nur zu deiner Information. Darüber solltest du vielleicht auch einmal nachdenken und nicht immer ganz laut herausrufen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Was ich abschließend hier noch betonen möchte (Abg. Stefan: Das ist eine Vorverurteilung ...!), ist, dass diese Bundesregierung seit zweieinhalb Jahren alles unternimmt, um sowohl der Pandemie als auch der hohen Teuerung und der Inflation, die wir seit Monaten haben, entgegenzuwirken. Diese Bundesregierung unternimmt in diese Richtung alles. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Im „Kurier“ vom Freitag ist festgehalten, dass Österreich rund 4 000 Euro pro Kopf ausgegeben hat und Deutschland im Vergleich dazu – mit Deutschland vergleichen wir uns gerne – rund 2 400 Euro. Dadurch wird sichtbar (Abg. Schroll: Dass ihr keine 30 Prozent mehr habt!), was diese Bundesregierung und was
Österreich insgesamt leisten, um dieser Inflation und dieser Teuerung entgegenzuwirken.
Wir machen das mit einer Vielzahl an Maßnahmen, mit einer Vielzahl an Unterstützungen vor allem für jene, die es brauchen, aber auch für jene Menschen, die auch unter dieser Teuerung und dieser Inflation leiden, und das möchte ich hier festhalten, weil es nicht selbstverständlich ist. Man kann die Maßnahmen kritisieren, man kann sie selbstverständlich kritisieren, man kann sagen: Hättet ihr lieber das getan und nicht das!, aber wir haben sowohl im Familienbereich, auch mit dem Klima- und Antiteuerungsbonus, den die gesamte Bevölkerung bekommt, als auch im Pensionistinnen- und Pensionistenbereich und bei den untersten Einkommen, bei jenen, die am wenigsten haben, eine Vielzahl an Maßnahmen gesetzt. (Abg. Schroll: Gutscheinpolitik!) Wenn eine Mindestpensionistin im 2022er-Jahr zusätzlich 2 000 Euro bekommt, muss man sagen, sucht das seinesgleichen in Europa.
Jetzt werden wir nicht jeden Euro ersetzen können und wir werden nicht alles damit ausgleichen können, aber das, was heute hier gesagt wurde, ist einfach nicht richtig. Diese Bundesregierung tut alles, um den Menschen in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen (Rufe bei der FPÖ: Mit neuen Steuern! Steuern einführen! CO2-Steuer!) und sie auch zu unterstützen. Daher ist diese Kritik nicht angebracht, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Und zu guter Letzt: Wir haben heute im Finanzausschuss die Abschaffung der kalten Progression über die Bühne gebracht, die seit 30 oder 40 Jahren diskutiert wird, die Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen und wir senken auch die Lohnnebenkosten – in Zeiten, die wahrlich nicht einfach sind, in Zeiten, die sicherlich herausfordernd sind, auch was das Budget anbelangt. Diese Bundesregierung investiert und entlastet die Menschen in der Zeit, in der es notwendig ist. (Abg. Schmiedlechner: Mit einer CO2-Steuer!) Das tun wir seit der Pandemiebekämpfung, das tun wir auch jetzt in Zeiten einer hohen Inflation, in Zeiten, in denen die Teuerung die Menschen belastet. Diese Maßnahmen können vielleicht hier herinnen streitbar diskutiert werden, aber ich ersuche um eines: dass man sie wenigstens akzeptiert und anerkennt, dass etwas getan wird.
Wenn man anderer Meinung ist, dann soll man sie sagen. Wir aber tun alles, um den Menschen zu helfen. Diese Bundesregierung setzt Maßnahmen um, die seit drei Jahrzehnten hier diskutiert werden, und das hier zu sagen, ist mir auch wichtig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
18.36
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kassegger. – Bitte.
Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Ich wollte mich ursprünglich zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort melden, habe mich aber jetzt, nachdem Klubobmann Wöginger hier hektisch, laut, teilweise mit Falschbehauptungen, teilweise auch beleidigend agiert hat, dazu entschlossen, noch einmal ein paar Dinge klarzustellen.
Sie bestätigen ja genau das, was ich vor einer Stunde schon gesagt habe: Sie sind einfach vollkommen überfordert, sind hektisch, sind laut. Sie sind nicht in der Lage, die wesentlichen Zusammenhänge zu erkennen. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie haben uns mehrmals erklärt, was Sie alles machen: wieder mit der Gießkanne, nach dem Gießkannenprinzip Geld an die Menschen auszuschütten – Geld, im Übrigen, das wir nicht haben. Wir haben Budgetdefizite in Milliardenhöhe. Damit zeigen Sie ja wieder – das erwarte ich mir aber von Führungskräften und von einer Regierung –, dass Sie nicht in der Lage sind, die großen, gesamten Zusammenhänge zu denken.
Sie fahren doch seit Jahren die Wirtschaft an die Wand. (Abg. Angerer: Selbstaufgabe der ÖVP!) Was Sie da jetzt mit dem Coronaregime produziert haben und was Sie jetzt mit dem Sanktionsregime fortsetzen, ist Planwirtschaft, mit der die freie Wirtschaft an die Wand fährt. Mateschitz hat einmal gesagt: Das ist so, wie wenn man sich ins Knie schießt und dann eine günstige Operation anbietet.
Sie gehen von Hypothesen aus, die nicht stimmen. Sie gehen offensichtlich von der Hypothese aus, dass dieser Krieg militärisch zu gewinnen sei. (Abg. Brandstätter: Das glaubt der Putin!) Wie ist es sonst zu erklären, dass Sie Waffen liefern, dass Sie Milliarden in die Ukraine reinpumpen und uns dann vorwerfen,
wir wären Kriegstreiber? Das ist doch vollkommen absurd! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter: Sie wollen, dass der Putin gewinnt! Deswegen! Das ist das Problem!)
Sie gehen auch davon aus – und das
überrascht mich insbesondere bei der ÖVP als
Wirtschaftspartei –, dass ein Ausstieg aus oder Verzicht von Öl
und Gas kurzfristig möglich sei. Liebe
Freunde, das ist unmöglich, das wissen Sie! Also machen Sie
auch eine Politik, die diese Wahrheiten zur Kenntnis nimmt! (Beifall
bei der FPÖ.)
Sie sind ja auch der Meinung, dass man Russland
mit Sanktionen in die Knie zwingen kann. Da frage ich mich: Wo ist Ihr
Interesse für die Menschen, wenn jetzt ein Wettbewerb darin entsteht,
welche Bevölkerung – und da reden
wir von Millionen von Menschen – unter den Entbehrungen vorher in
die Knie geht? Das kann doch bitte keine Politik sein, aber das machen Sie
gerade! (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter:
Wir wollen, dass er aufhört, zu morden! Verstehen Sie das nicht? Er soll
aufhören, zu morden!)
Sie versuchen, uns ganz selbstverständlich
in die Ecke der Putin-Versteher, was auch immer, zu schieben. (Zwischenrufe
bei ÖVP und Grünen.) Ich sage es Ihnen noch einmal: Aus unserer
Sicht ist das ein geopolitischer Konflikt zwischen
den USA und Russland. (Abg. Brandstätter: Das ist die Propaganda
Putins! Das ist traurig, dass Sie so etwas sagen!) – Hören
Sie auf! Herr Brandstätter, wenn Sie
es nicht verstehen, dann schauen Sie bei Oskar Lafontaine und bei verschiedenen
anderen nach! (Abg. Brandstätter: Sehr traurig! –
Abg. Maurer hält ein Foto in die Höhe, auf dem Karin Kneissl
in ihrem Hochzeitskleid, einen Knicks vor Wladimir Putin machend, zu sehen
ist. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Wir als Österreicher sollten auf Grundlage unserer Neutralität europäisch handeln und die Interessen Europas und seiner Wirtschaft und damit die Arbeitsplätze und den Wohlstand im Auge haben, anstatt eine Partei über Gebühr zu unterstützen. (Abg. Brandstätter: Opfer! Das ist das Opfer!)
Dauernd ist hier auch von diesen Verträgen die Rede, die, abgesehen davon, nie zum Leben erweckt worden sind, die ausgelaufen sind, die – zum hundertsten Mal – nicht verlängert worden sind!
Und jetzt, Gust (in Richtung Abg. Wöginger), kommt die rote Linie: Was wir uns nicht gefallen lassen, ist, dass du so flapsig in einem Nebensatz sagst: Und Geld kriegt ihr von denen auch noch! – Ich fordere dich auf, das richtigzustellen, denn das ist eine Unterstellung, die wirklich nicht in Ordnung ist! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lausch: Eine sehr gute Rede! – Ruf bei der FPÖ: Eine der besten!)
18.40
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.
Können wir zur Abstimmung kommen? SPÖ, FPÖ, ÖVP? – Ja.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips“.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorbereitung eines nationalen Gaspreisdeckels bzw. einer Gaspreisbremse“.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation“.
Wer dafür ist, wird um ein Zeichen gebeten. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation“.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umgehendes Aussetzen des ‚Merit-Order-Prinzipsʼ zur Strompreisfestsetzung.“
Wer dafür ist, den darf ich um Zustimmung ersuchen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Bericht des Justizausschusses über den Antrag 2826/A der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über Genehmigungen im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens (1704 d.B.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 2.
Hinsichtlich dieses Berichtes weise ich darauf hin, dass eine Fristsetzung bis 23. September beschlossen worden ist. Ein Verzicht auf die 24-stündige Aufliegefrist des Ausschussberichtes ist nicht erforderlich. (Unruhe im Saal. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stefan. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Harald Stefan
(FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Es geht
mit den Sanktionen weiter. Ich werde Sie jetzt wahrscheinlich ein bisschen
verwirren, aber das ist
so, weil die Bundesregierung und die Europäische Union so agieren, dass
man nur verwirrt sein kann.
Ich werde jetzt nicht allgemein auf die Sanktionen und auf die ganze Polemik eingehen, die da abgelaufen ist, etwa den Hinweis der völlig einseitigen Propaganda. Es gibt ja immer nur von einer Seite Propaganda – das lehrt die Geschichte.
Ich will darauf eingehen, was jetzt hier auf der Tagesordnung steht: eine Verfassungsbestimmung. Wir müssen heute die Kompetenzverteilung in Österreich – also die Bestimmung, welche Kompetenzen der Bund hat und welche die Länder haben – ändern. Das ist ein extrem heikles Thema, an dem schon viele Minister und viele Regierungen gescheitert sind, aber da wird das natürlich möglich.
Worum geht es? Am 8. April dieses Jahres wurde eine weitere Sanktion verhängt. Diese Sanktion hat besagt, dass öffentliche Aufträge, öffentliche Vergaben bis zum 10. Oktober, also bis in einer Woche, weitergeführt werden dürfen, auch wenn da Unternehmen beteiligt sind, die mehrheitlich in russischer Hand sind. Heute, am 3. Oktober, müssen wir nun eine Verfassungsbestimmung beschließen – und ich werde Ihnen jetzt gleich sagen, wie es da weitergeht.
Das heißt, am 9. April wird eine Verordnung
erlassen. Wie funktioniert so etwas? Wie wird so eine Verordnung auf
europäischer Ebene erlassen? Sie werden wahrscheinlich annehmen, dass der
österreichische Staat da eingebunden ist, dass jene Stellen in
Österreich, jenes Ministerium, dass das später einmal
durchführen soll, mit eingebunden ist. – Nein! Eine solche
Verordnung wird ganz heimlich, weil das ja so geheim ist, verhandelt und dann
wird sie am 9. April erlassen, und das Bundesministerium für Justiz,
das das umsetzen soll, erfährt durch Zufall am 15. April davon. Die
sind also nicht einmal eingebunden in
das, was sie durchsetzen sollen, und erfahren am 15. April, was sie tun
sollen.
Was sollen sie machen? Sie sollen klären, wer bei diesen öffentlichen Aufträgen einen russischen Hintergrund hat; und wer einen solchen Hintergrund hat, kann dann einen Antrag auf eine Sondergenehmigung stellen, über den die Justizministerin dann entscheiden soll.
Heute ist aber schon der 3. Oktober, und jetzt beschließen wir, dass wir alle Unternehmen, die öffentliche Aufträge haben – im Zuge einer öffentlichen Vergabe –, selbst prüfen sollen, ob sie vielleicht letztendlich als wirtschaftliche Eigentümer Russen haben. Das klingt jetzt so einfach, aber Sie wissen doch ganz
genau – oder vielleicht wissen es wenigstens
manche –, wie schwierig das
sein kann, wenn man in einem Konzern ist, wenn man mit anderen Gesellschaften
zusammenarbeitet, wenn es Arbeitsgemeinschaften gibt, die gemeinsame
Gesellschaften gründen. Dann kann es passieren, dass man
als ausführendes Unternehmen nicht mehr genau weiß, wer letztendlich
der wirtschaftliche Eigentümer ist.
Diese Bürde wird jetzt unter der Strafandrohung der
Sanktionsverletzung den Unternehmen zugeschanzt. Die müssen das
jetzt, und zwar ab 10. Oktober – sie haben also ab heute
noch immerhin eine Woche Zeit –, prüfen
und müssen dann selbst feststellen, ob sie so einen Hintergrund haben,
dies dann melden, und dann kann die Ministerin entscheiden, ob das nun
genehmigt wird oder nicht.
Ein unglaublicher Vorgang, wie der Staat hier mit den Bürgern umgeht! Man sieht also nicht nur, dass die Republik massiven Schaden durch die Sanktionen erleidet, sondern man sieht auch, wie damit umgegangen wird, wie das funktioniert: Am 9. April wird die Verordnung auf europäischer Ebene erlassen, ohne unsere Einbindung, am 3. Oktober wird extra eine Sondersitzung gemacht, damit wir überhaupt einmal diese Sanktion umsetzen, und dann wird das den Unternehmen umgehängt, die dann schauen müssen, wie sie damit umgehen sollen.
Das ist die Art und Weise, wie mit der österreichischen
Wirtschaft in Wirklichkeit umgegangen wird. Und da steht dann
natürlich im Raum, dass die Wirtschaft massiv geschädigt wird. (Zwischenruf
des Abg. Schwarz.) Was machen diese Unternehmen jetzt? Haben die
alle riesige Rechtsabteilungen, die das
jetzt prüfen? Müssen sie jetzt mit der Angst leben, dass sie
vielleicht unter eine Strafdrohung fallen und dann Strafe zu bezahlen haben
oder dass die Führungsfunktionäre möglicherweise sogar
wirkliche strafrechtliche Probleme haben? – So wird mit der
Wirtschaft umgegangen. Da versteht man, dass die Industrie Angst vor einer
Deindustrialisierung Österreichs hat, denn: Was wird denn
passieren? – Die Unternehmen werden dorthin abwandern, wo
sie besser behandelt werden und wo es besser zugeht. Das ist die Tatsache.
Was passiert weiters? – Wir ändern jetzt plötzlich auch die Kompetenzverteilung. In Wirklichkeit sind das oft Länderangelegenheiten, wenn es bei der Vergabe um diese Sanktionen geht, im Bauwesen klassischerweise. Mit welcher Argumentation wird das jetzt geändert? – Es wäre zu befürchten, dass das von den Ländern unterschiedlich angewendet wird. Ja, aber das ist ja das Wesen des Föderalismus, dass Länder Dinge eben unterschiedlich anwenden! Deswegen haben wir das in dieser Republik ja so vereinbart, dass wir sagen: Es gibt Bereiche, wo die Länder es besser machen, und deswegen ist das dann Ländersache.
Jetzt plötzlich schalten wir diese Argumentation aus. Ich weiß nicht, warum die ÖVP, die ja normalerweise großes Interesse an diesem Föderalismus hat, da einfach so mitspielt. Wir schalten das jetzt aus – nur befristet bis Ende 2023, denn ganz sicher ist man sich nicht, ob man da jetzt wirklich das Richtige macht. Wir schalten das jetzt mit einer Argumentation aus, die man immer gegen den Föderalismus anwenden könnte, denn es besteht ja immer die Gefahr, dass unterschiedlich reagiert wird.
Das alles ist Folge dieser Sanktionen. Es gilt bei uns gar
nichts mehr. Es gilt, das haben wir schon mitbekommen, zum Teil
natürlich die freie Meinungsäußerung nicht mehr, aber
jetzt wird auch noch die Kompetenzverteilung massiv beschnitten. Es ist
erschütternd, wie da vorgegangen wird. Das Vertrauen in die Republik ist
für mich wieder einmal schwer beschädigt; und die Angst, dass
die Wirtschaft und die Industrie dadurch noch mehr beschädigt werden, ist
sehr groß.
Denken Sie also noch einmal nach, vor allem in der ÖVP! So kann man mit unserer Wirtschaft nicht umgehen! (Beifall bei der FPÖ.)
18.49
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Drobits. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollege Stefan hat
relativ ausführlich und im
Detail erklärt, worum es in diesem Bundesgesetz geht. Mir ist wichtig, zu
erklären, warum wir diese Sondersitzung eigentlich brauchen –
das ist die Frage, die sich viele stellen. Auch meine Kollegin Nurten
Yılmaz hat heute gefragt: Warum brauchen wir die Justizausschusssitzung,
die kurzfristig und hurtig angesetzt worden ist?
Manche meinen, die Koalitionsparteien wollen die morgige
Sondersitzung, die ja von der FPÖ verlangt wurde, neutralisieren. Manche
meinen, es ist Gefahr in Verzug, weil diese Frist am 10. Oktober
abläuft und so die Altverträge, zum Beispiel bezüglich Brennerbasistunnel,
zu hinterfragen wären, womit die Wirtschaft gefährdet wäre. (Abg.
Deimek: ... möchte wieder einmal von ihren Verfahren
ablenken!) Ich denke mir und davon bin ich überzeugt, dass wir eine
Situation haben, die momentan für die Bundesregierung und für die
Bundeskoalition sehr peinlich ist. Warum peinlich? – Es gibt
seit 8. April, am 9. April in Kraft getreten, eine
EU-Verordnung, die nicht umgesetzt worden ist. Es ist ein krasses Nichtstun
seitens der Regierung. (Beifall bei
der SPÖ. – Zwischenruf
des Abg. Deimek.)
Frau Bundesministerin, Sie können wahrscheinlich am
wenigsten dafür. Sie sind durch einen sehr guten Beamten darauf aufmerksam
gemacht worden. Er hat recherchiert – er ist
Vergaberechtler – und er hat heute im Justizausschuss auch gesagt,
dass er mit einem Beamten aus Deutschland telefoniert hat, der ihn gefragt hat:
Was macht ihr eigentlich mit diesem Bundesgesetz? – Er hat dann
geantwortet: Ich weiß von nichts! – Da frage ich mich wirklich,
Frau Bundesministerin: Was machen die rechte und die linke Hand dieser
Bundesregierung? Wieso wissen Sie nichts darüber, dass da eine
EU-Verordnung vor der
Tür steht und ein Bundesgesetz geändert werden muss?
Ich weiß auch, weshalb Sie das nicht wissen können: weil es anscheinend geheim ist (Zwischenruf des Abg. Deimek) – geheim gehalten durch den Bundeskanzler, vielleicht auch durch den Außenminister – und im Endeffekt erst sehr spät zu Ihnen gelangt ist. Frau Bundesministerin! Das sind Halbwahrheiten. Die Österreicherinnen und Österreicher haben diese Halbwahrheiten aber nicht verdient. Ich bin davon überzeugt, dass es um Wahrheiten geht. Und die
Österreicherinnen und Österreicher merken mittlerweile, dass Sie mit ihnen spielen. Auch heute spielen Sie mit den Österreicherinnen und Österreichern in Bezug auf diese Sondersitzung. Deshalb behaupte ich, und das sage ich auch im Namen meiner Fraktion, wir haben heute eigentlich eine Fakesitzung – eine Fakesitzung, in der versucht wird, eine Regierungserklärung als Vorwand zu nehmen, um ein über fünf Monate andauerndes Nichtstun eben endgültig zu legalisieren und noch rechtzeitig die Kurve zu kratzen. Das ist aber nicht das, was sich die Österreicherinnen und Österreicher wünschen.
Das Gleiche machen Sie auch, wenn es um Gaspreisbremsen und Gaspreisdeckel geht. Heute haben wir darüber abgestimmt. Deutschland hat das schon im Sommer erkannt und macht es jetzt. Österreich hinkt nach.
Frau Bundesministerin, bei aller Wertschätzung und bei allem Respekt: Sie verschlafen die Situation, Sie beobachten nur. Es gibt einen Kompetenzwirrwarr; der zeichnet sich in allen Bereichen ab. Ich bin wirklich enttäuscht davon, dass von Ihnen im Bereich der Teuerung überhaupt nichts unternommen wird, um endlich diesen Gaspreisdeckel zu machen.
Meiner Meinung nach ist diese Bundesregierung und auch diese Koalition nicht mehr ein verlässlicher Partner, und das wird sich auch zeigen. Im Burgenland sieht das anders aus. Dort wurde am Sonntag gewählt – und dort wurde klar, welche Ergebnisse herauskommen, wenn man die Bevölkerung als Koalitionspartner sieht und verlässliche Politik macht. Ich möchte stellvertretend meinem Kollegen Max Köllner für alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, für alle Zugewinnerinnen und Zugewinner, für alle Funktionäre gratulieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich ersuche Sie von den Regierungsparteien wirklich alle: Reißen Sie sich endlich am Riemen, werden Sie munter und machen Sie Politik für die Bevölkerung Österreichs! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
18.53
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Minnich. – Bitte.
18.53
Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesminister! Werte Abgeordnetenkollegen im Hohen Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Worum geht es heute? – Meine Vorredner haben es schon gesagt: Es gilt ganz klar eines abzuwägen, nämlich ob wir für Sanktionen gegen Russland sind oder ob wir unsere freien demokratischen Werte aufgeben wollen. (Abg. Stefan: Bei dem Tagesordnungspunkt jetzt?)
Wir sprechen einmal mehr darüber, was für ein entsetzliches Leid wir durch den Krieg in der Ukraine mitten in Europa haben. (Abg. Deimek: Frau Bundesminister, helfen Sie dem Kollegen von der ÖVP, der redet über irgendwas, übers Frühstück oder so ...!) Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir einmal mehr darüber sprechen, denn dieser Krieg ist mehr als ein Geschehen, dessen Auswirkungen wir spüren. Dieser Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist auch ein Angriffskrieg Russlands auf unsere freien Werte. (Zwischenruf des Abg. Deimek. – Abg. Stefan: Und deswegen brauchen wir das heute!?) – Genau, deswegen brauchen wir das heute.
Nahezu täglich werden neue Massengräber
ausgehoben. (Abg. Stefan: Deswegen machen wir
Sondergenehmigungen?) Die darin gefundenen Menschen können teils nur
mehr anhand ihrer Kleidung identifiziert werden. (Abg. Stefan: Wissen
Sie überhaupt, worum es geht?) Es sind Menschen, die vor wenigen Monaten so wie
wir tagtäglich aufgestanden und ihrer Arbeit nachgegangen sind und ihr
Leben gemeinsam mit ihren Familien bestritten haben. (Abg. Stefan: Aber
wenn wir Kobalt brauchen, werden wir das genehmigen! – Abg. Kassegger:
Oder Nickel-Vanadium!) Es sind diese Menschen, deren Blut in
Strömen vergossen wird. Es sind diese Menschen, die aus ihren
Familien gerissen werden und ihr Leben lassen müssen.
Es ist tragisch, aber anscheinend normal, dass diese Bilder langsam ihre Wirkung verlieren und uns abstumpfen lassen. Vielleicht ist das auch eine gewisse Schutzhaltung, ein Selbstschutz. Was mich aber fassungslos zurücklässt, ist, wie die Sanktionen und unsere Haltung in diesem Blutvergießen infrage gestellt
werden. Geschätzte Damen und Herren, ich glaube, es ist besonders wichtig, da
nichts zu beschönigen. Man kann die Sanktionen sehr kurzfristig betrachten
und – ja! – die Sanktionen zeigen Wirkung in Russland.
Die Sanktionen entfalten ihre Wirkung in vielen Bereichen in Russland. Dies
belegen uns mittlerweile
auch viele Fakten und Studien. So können zum Beispiel keine modernen
Raketen oder Waffen mehr in Russland hergestellt werden. (Abg. Stefan:
Deswegen machen wir Sondergenehmigungen!) – Genau
deswegen brauchen wir eine Sondergenehmigung. (Abg. Stefan: Für
wen jetzt, für unsere Wirtschaft? Damit diese Sanktionen nicht
angewendet werden?)
Geschätzte Damen und Herren, liebe Kollegen! Der Zeitraum ist es, der betrachtet werden muss, nicht nur bei den Sanktionen. Kurzfristig geht es um diesen Winter. Es scheint so, als ob es kurzfristig nur mehr um ein paar Gebiete in der Ukraine geht. Uns allen muss aber klar sein, dass es mittel- und langfristig um viel, viel mehr geht. Europa war seit jeher eines, nämlich ein Friedensprojekt. Was das bedeutet, ist ganz einfach: Es bedeutet, wie wir unser Leben die letzten Jahrzehnte gelebt haben, wie wir gewirtschaftet haben, wie wir den Wohlstand aufgebaut haben (Abg. Martin Graf: Aber Europa ist größer als die EU!) und wie wir das Völkerverbindende nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu unserer Priorität und Aufgabe gemacht haben. Geschätzte Damen und Herren, das alles ist es, was auf dem Spiel steht. Darum braucht es unsere Entschlossenheit und unseren Zusammenhalt.
Lassen Sie es mich anders sagen: Ich bin nicht dazu bereit, bezüglich dessen, was da auf dem Spiel steht, meinem Sohn oder vielleicht meinen Enkelkindern einmal erklären zu müssen, dass ich (Abg. Stefan: Ausnahmegenehmigungen gegeben habe! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) unsere europäische Freiheit und unser Lebensmodell aufgegeben habe, weil es einfacher war, nichts zu tun.
Liebe Kollegen – besonders all jene, die am europäischen Vorgehen zweifeln –, die Rechnung, die wir alle zahlen müssen, wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, ist um vieles höher als die aktuellen Auswirkungen von Krieg und Sanktionen. Neutralität bedeutet nämlich sicher nicht, dass man mit uns machen kann, was man will.
Ich kann mich nur unserer Verfassungs- und Europaministerin
anschließen, die gestern in der
„Pressestunde“ gesagt hat: Wenn wir in 20, 30, 40 Jahren in die
Geschichtsbücher schauen, möchte ich nicht lesen, dass wir zugeschaut
haben. – Um es auch mit den Worten von Leopold Figl zu
sagen, dessen 120. Geburtstag
wir gestern gedenken durften: Glauben wir an unser Österreich, glauben wir
an Europa! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
18.59
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Margreiter. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter
(NEOS): Herr Präsident!
Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen
und Kollegen im Saal! Vor allem aber werte
Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen und hier auf der
Galerie! Es ist ja nicht so, dass uns das Sanktionsthema im Verhältnis zwischen der
EU und Russland erst jetzt im Zuge des Angriffskrieges seit Februar 2022
beschäftigt, sondern die Sanktionenverordnung, die auch dem jetzigen
Gesetzesbeschluss zugrunde liegt, stammt ja bereits aus dem
Jahr 2014, als Putin zum ersten Mal auf fremdes Territorium zugegriffen
und die Krim annektiert hat. Damals waren die Sanktionen auch damit
begründet, dass ein unbeteiligtes Verkehrsflugzeug auf dem Flug von
Amsterdam nach Kuala Lumpur von russischen Raketen abgeschossen worden
ist.
Das muss man sich alles in Erinnerung rufen, um dann zur Frage
zu kommen – das wurde heute schon mehrfach
thematisiert –: Sind diese Sanktionen wirklich
alternativlos? – Wenn man es im Wortsinn versteht, könnte man sagen:
Ja, natürlich, wir hätten auch nichts tun können. Da lade ich
Sie, vor allem die geschätzten Kolleginnen und Kollegen bei der
FPÖ, jetzt aber ein: Machen wir
das Gedankenexperiment: Was wäre passiert, wenn im Gefolge des
Angriffskrieges ab dem 24. Februar 2022 die Weltgemeinschaft, die
Wertegemeinschaft,
die westliche Wertegemeinschaft untätig geblieben wäre, wenn einfach
nichts passiert wäre? Wollen wir uns vorstellen, was heute mit der
Ukraine los wäre, wenn die westliche Welt, der wir ja mit unseren Werten
Rechtsstaat
und Demokratie verbunden sind, einfach untätig geblieben wäre? – Ich will mir das gar nicht ausmalen.
Ich liebe den Rechtsstaat, und weil der Rechtsstaat das so
fordert, haben wir dieses Prozedere jetzt einzuhalten. Das passiert ja nicht so
wie in Russland, dass da irgendein autokratischer Herrscher irgendetwas
anordnet, sondern – ganz
im Gegenteil – das ist ein aufwendiges Prozedere, bis solche
Verordnungen wie die EU-Sanktionen dann rechtskräftig sind.
Im konkreten Fall muss man daran erinnern, dass am
8. April 2022 ja nicht nur diese Änderung der Sanktionenverordnung
aus dem Jahr 2014 beschlossen worden ist, sondern es wurde ja am
21. Juli 2022 eine weitere Novelle dieser Verordnung beschlossen, die
jetzt eben diese staatliche Umsetzung erfordert hat, um eben den
Ansprüchen eines Rechtsstaates zu genügen. Das ist kein einfacher
Eingriff, den wir da machen. Wir müssen die Verfassung
ändern –
das hat bereits ein Vorredner erwähnt –, aber es ist notwendig,
damit wir eben genau diese Standards haben, die in der Ukraine so
gefährdet sind und die in Russland überhaupt nicht gegeben sind. Die
dortige Situation wollen wir
nicht, denn es braucht den Rechtsstaat.
Wir müssen uns bedingungslos zum Rechtsstaat bekennen, damit wir den Wohlstand, den wir haben, erhalten können beziehungsweise, wenn er jetzt infolge multipler Krisen auf dieser Welt zurückgeht, im Interesse unserer Bevölkerung, im Interesse der Menschen wieder zurückgewinnen können. Daher ist es notwendig, diese Gesetzesänderungen vorzunehmen, damit auch die Sanktionen auf einer rechtsstaatlichen Basis fußen und wir uns darauf berufen können. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
19.03
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Bundesministerin. – Bitte sehr.
Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M.: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Im Rahmen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine hat die Europäische Union
bekanntermaßen umfassende Sanktionsmaßnahmen ergriffen. Diese Maßnahmenpakete der Europäischen Union sollen klar zum Ausdruck bringen, dass dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg nicht ohne Konsequenzen bleibt. Das geschlossene Auftreten der EU gegenüber dem russischen Aggressor ist von zentraler Bedeutung, und genauso von zentraler Bedeutung ist unsere Unterstützung der Ukraine und auch die Zusicherung ihrer territorialen Integrität. (Beifall bei den Grünen.)
Es geht um nichts Geringeres als um unsere liberale
Demokratie; es geht um nichts Geringeres als um die Frage der
Rechtsstaatlichkeit; und es geht um nichts Geringeres als um die Frage, ob wir
in Zukunft auch so zusammenleben, wie
wir es gewohnt sind. Genau deswegen sind diese Sanktionen notwendig, und genau
deswegen ist es auch jetzt notwendig, dieses Gesetz durchzubringen. (Beifall bei
den Grünen.)
Ich möchte kurz erläutern, worum es geht: Im Rahmen des 5. EU-Sanktionspakets wurden dieses Jahr erstmalig auch Sanktionen im Bereich des öffentlichen Auftragswesens beschlossen. Demzufolge durften keine neuen Aufträge und Konzessionen mehr an russische Personen oder Unternehmen vergeben werden, und die weitere Abwicklung von zuvor abgeschlossenen Aufträgen und Konzessionen wurde ab dem Herbst dieses Jahres untersagt. Betroffen von den Sanktionen sind Einzelpersonen, russische Organisationen, Unternehmen und sonstige Einrichtungen, die diesen Krieg auch maßgeblich unterstützen.
Um nicht wiedergutzumachenden Schaden in besonders sensiblen Bereichen abzuwehren, ist in diesem Sanktionsregime eine Möglichkeit vorgesehen, in besonderen und bestimmten Situationen Ausnahmegenehmigungen von diesen Verboten erteilen zu können. Das betrifft insbesondere die Beschaffung bestimmter Rohstoffe wie Nickel und Palladium, aber eben auch die Beschaffung von Erdgas.
Mit diesem nun vorgelegten Bundesgesetz soll sichergestellt werden, dass in Österreich die Ausnahmegenehmigungen zentral von einer Stelle, nämlich vom Justizministerium, erteilt werden können. Damit soll eine schnelle,
unkomplizierte und vor
allem aber auch rechtssichere Genehmigungserteilung garantiert werden. Die
Schaffung dieser zentralen Zuständigkeit des Bundes
ist auch der Grund, warum eine verfassungsrechtliche Absicherung erforderlich
ist.
Seien Sie sich sicher: Natürlich haben wir das mit den Ländern besprochen. Die Länder haben dieser Vorgehensweise nicht nur zugestimmt, sie haben sie auch aktiv unterstützt, weil jedem von uns in diesem Land bewusst ist, dass wir im Vollzug einheitlich vorgehen müssen.
Um das Ganze noch etwas zu vereinfachen, ist überdies eine globale Ausnahmegenehmigung der Bundesregierung geplant. Diese Verordnung der Bundesregierung wird im nächsten Ministerrat auch zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Damit soll insbesondere eine Sache klargestellt werden: dass allfällig unbedingt notwendige Gaseinkäufe, aber auch Einkäufe von anderen wichtigen Rohstoffen weiterhin erfolgen können und die Unternehmerinnen und Unternehmer auch weiterhin Rechtssicherheit haben.
Ich denke, dass diese Maßnahme im Sinne aller unserer Bürgerinnen und Bürger sinnvoll und notwendig ist, und ersuche Sie und bitte Sie inständig um eine möglichst breite Unterstützung zu diesem Vorhaben. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Wer weiterhin Gas kaufen will von den Russen, ist ein Putin-Versteher!)
19.07
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reifenberger. – Bitte.
Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Was heute kurz vor dieser Sondersitzung durch eine eigens eilig dafür einberufene Justizausschusssitzung durchgepeitscht wurde, ist schon etwas ziemlich Eigenartiges gewesen. Die Regierungsfraktionen wollen temporär unsere Verfassung ändern und das Mitspracherecht der Bundesländer ausschalten. Da fängt man schon ein wenig zum Nachdenken an: Warum machen Sie das? – Die
Erklärung der Ministerin lautet: Damit in der
Sanktionspolitik der Vollzug der Länder einheitlich ist. Das
aber würde doch eigentlich bei allen Bundesgesetzen
so sein, die im Vollzug der Länder liegen – oder etwa nicht?
Gibt es eine Staatskrise, in welcher man unser föderalistisches System bis Ende 2023 beschneiden und durch ein Ermächtigungsgesetz ersetzen muss? Weiß unsere Regierung eigentlich, dass Ende 2023 der Ukrainekrieg oder zumindest die EU-Sanktionen vorbei sein werden? Oder fürchtet die Bundesregierung vielleicht die Länder? Fürchten Sie einen Landeshauptmann Doskozil? Fürchten Sie eine vielleicht zukünftige Landeshauptfrau aus Salzburg Marlene Svazek? (Heiterkeit bei ÖVP und Grünen. – Abg. Lukas Hammer: Nein, davor fürchten wir uns nicht!) Haben Sie vielleicht die Angst, dass im Bundesrat die Mehrheitsverhältnisse kippen könnten? (Abg. Schwarz: Vor euch fürchten wir uns schon, aber ...!)
Die vorherige Rede des Kollegen Minnich von der ÖVP habe
ich überhaupt nicht verstanden. – Ich glaube, Sie waren nicht
im Ausschuss oder vielleicht war nur Ihr Mitarbeiter, der die Rede geschrieben
hat, im Ausschuss. Sie haben hier auf die Tränendrüse gedrückt
und erklärt, warum die EU-Sanktionen so wichtig sind. Bei diesem
Tagesordnungspunkt geht es aber darum, unter welchen Voraussetzungen Ausnahmen
von den EU-Sanktionen geschaffen werden.
Unsere Haltung zu den Russlandsanktionen ist klar und hinlänglich bekannt:
Weg damit, lieber heute als morgen! (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Sie sich dazu nicht durchringen können, dann machen Sie doch zumindest eine Volksbefragung! Auch das werden Sie aber nicht machen, weil diese Bundesregierung nichts mehr fürchtet als das eigene Wahlvolk.
Sie haben das Vertrauen in der Bevölkerung und die
demokratische Mehrheit längst verloren. Sie kleben an Ihren Sesseln bis
zum nächsten regulären Wahltermin in zwei Jahren, und bis dahin sind
Sie hörige Empfänger der Befehle aus Brüssel und machen sich
damit zu willfährigen Handlangern der Nato –
ist gleich der Amerikaner. Die österreichische Neutralität wird dabei
mit Füßen getreten, und Aussagen wie: Bei einem Angriffskrieg kann
man nicht neutral
sein!, zeigen, dass unsere Regierungspolitiker Neutralität nicht verstanden haben.
Wenn man vorhin die Wutrede von Werner Kogler gehört hat, dann hat man geglaubt, im Hohen Haus spricht ein im Krieg stehender Stellvertreter Selenskyjs und kein grüner Vizekanzler eines neutralen Landes.
Sie verstehen auch nicht, dass es nicht nur die viel zitierte verfassungsrechtliche Neutralität gibt, die von unserer Bundesregierung auf eine reine Bündnisfreiheit reduziert wird und durch EU-Recht teilweise derogiert wird. Es gibt auch eine völkerrechtliche Neutralität Österreichs, die nicht durch EU-Recht aufgeweicht werden kann und die wesentlich mehr als eine Bündnisfreiheit ist. Diese völkerrechtliche Neutralität ist das, was außenpolitisch das Maßgebliche ist, und diese völkerrechtliche Neutralität wird durch unsere Staatsspitze, vom Nochbundespräsidenten bis zu unseren Regierungsmitgliedern, ignoriert. (Beifall bei der FPÖ.)
Damit läuft man Gefahr, dass unsere Neutralität international nicht mehr anerkannt und respektiert wird. Russland hat das ja bereits kundgetan. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist ein sehr gefährliches Spiel, was unsere Regierungspolitiker da treiben.
Was nützt uns die praktisch nicht gelebte und daher international immer weniger anerkannte Neutralität, wenn wir sie selbst nicht verteidigen können? Was nützt es uns, wenn wir zwar von freundlichen Staaten umgeben sind, aber keinerlei Schutz vor Angriffen aus der Luft haben? Wir sind zwar gut in der passiven Luftraumüberwachung – unsere Radargeräte sind top –, aber zu einer aktiven Luftraumverteidigung sind wir überhaupt nicht in der Lage, nicht einmal ansatzweise! Unsere paar, dank Darabos veralteten, Eurofighter befähigen uns vielleicht zum Identifizieren von Fluggeräten, zumindest bei Tag und bei gutem Wetter. Eine Luftraumverteidigung ist damit aber nicht zu machen. Einem Marschflugkörper, ganz egal, wo er herkommt, ob aus Russland oder von irgendwo anders her, hätten wir nichts, rein gar nichts entgegenzusetzen! Und das ist verantwortungslos, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Wer so schwach ist wie wir – und damit meine ich nicht nur militärisch, sondern damit meine ich auch unsere wirtschaftliche und energiepolitische Abhängigkeit –, der sollte die Füße schön stillhalten und seine Neutralität mit Leben erfüllen und hochhalten. Was macht aber unsere Regierung? – Sie zündelt im europäischen Verbund und verschärft somit noch die ohnehin schon angespannte Sicherheitslage.
Diese Sanktionen werden den Krieg nicht beenden. Die Waffenlieferungen, die auch durch unser Land geführt werden, werden das Leid der Ukrainer nur verlängern und vergrößern. Unsere Politiker sollten eigentlich auf die eigenen Leute schauen und sie nicht zum sogenannten Zähnezusammenbeißen zwingen. Unsere Bundesregierung hat uns längst ungefragt in einen Wirtschaftskrieg hineingezwängt und riskiert damit den Wohlstand in unserem Land, den die Nachkriegsgeneration mühsam aufgebaut hat.
Erklären Sie unseren Bürgern die Rekordinflation! Erklären Sie unseren Mindestpensionisten, dass sie sich Strom und Heizung nicht mehr werden leisten können! Erklären Sie unserer heimischen Wirtschaft und der Industrie die teilweise Verfünfzehnfachung des Strompreises, die viele in den Ruin treiben wird!
Europa wird zu den großen Verlierern dieses Krieges zählen. Sich freuen und wirtschaftspolitisch profitieren werden die Amerikaner. – Danke für nichts! (Beifall bei der FPÖ.)
19.14
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich habe mir das Protokoll vom letzten Tagesordnungspunkt bringen lassen und erteile Herrn Abgeordneten Graf für die Bezeichnung des Abgeordneten Wöginger in einem Zwischenruf als „Lügner“ einen Ordnungsruf.
*****
Fortsetzung der Tagesordnung
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Scharzenberger. – Bitte. (Abg. Reifenberger: Das war der Schrangl! – Abg. Martin Graf: Nehme das stellvertretend für die Fraktion zur Kenntnis!)
Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Der vorliegende Antrag aus dem Justizausschuss behandelt die Kompetenzverteilung bezüglich der staatlichen Sanktionen gegen Russland in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens innerhalb Österreichs.
Warum wir uns erst heute damit beschäftigen, und zwar im Rahmen einer Sondersitzung, hat unsere Frau Bundesministerin heute im Justizausschuss schon versucht zu erklären. Kollege Reifenberger, natürlich geht es um die Sanktionen. Haben Sie nicht zugehört oder haben Sie es nicht verstanden? (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)
Eines vorweg: Dass es Sanktionen gegen Russland braucht, steht außer Frage. Wir können, wir dürfen und wir wollen unsere Augen nicht vor Kriegsverbrechen verschließen. Wir können auch nicht weiterhin uneingeschränkt mit Russland in einem wirtschaftlichen Austausch stehen und Russland dabei unterstützen, wie es mit unserem Geld Soldaten und Waffenlieferungen bezahlt.
Die Frage, die sich mir im Rahmen dieser Debatte heute stellt, ist: Was erreichen wir mit einer Debatte über Sanktionen? – Putin will uns spalten, und jede Diskussion darüber macht Putin stark.
Die Gegenfrage ist: Wer glaubt denn wirklich, dass Putin zur Vernunft kommt, gäbe es keine Sanktionen mehr? Sie, liebe Freiheitliche Partei? (Abg. Stefan: Kommt der jetzt durch die Sanktionen zur Vernunft? Durch die Sanktionen kommt er zur Vernunft, ach so! Wenn das so ist, ist das gscheit!) Glauben Sie das wirklich? Sie dienen Putin, wenn Sie uns auf nationaler Ebene zu spalten versuchen. (Ruf bei der FPÖ: Der wird sich aber viel sagen lassen!) – Ja, wir sind das von Ihnen schon aus der Zeit der Pandemiebekämpfung gewohnt. Liebe Freiheitliche
Partei, nehmen Sie endlich Ihre staatspolitische Verantwortung wahr! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Stefan: Der kommt zur Vernunft! Ich dachte, der kann nicht mehr vernünftig werden! Durch die Sanktionen wird er vernünftig!) – Ganz ruhig bleiben, nicht die Nerven wegschmeißen!
Genau das braucht es nämlich auch hinsichtlich der Sanktionen. Es ist Ausdauer und eiserne Disziplin gefragt. Die Sanktionen wirken, sie wirken verzögert, und sie wirken mittel- und langfristig. Warum wirken sie verzögert? – Wenn wir uns das Technologieembargo anschauen: Russland tut sich damit schwerer, Dinge zu beschaffen, die den Krieg erleichtern können, Ersatzteile für Flugzeuge oder moderne Drohnen.
Die Sanktionen sind per se kein Sprint, sondern
sie sind ein Langstreckenlauf.
Es ist mir klar, dass einem bei den Preisen, die wir haben, die Luft wegbleibt
und es theoretisch auch nahe liegend wäre, den Sanktionen dafür die
Schuld zu geben. Das ist aber zu kurz gedacht. Schon vor dem Krieg hat uns die
Teuerungswelle erreicht, und sie hat vielerlei Ursachen:
Lieferkettenunterbrechungen, klimatische Veränderungen, das
Marktangebot hat mit der geballten Nachfrage nach der Wiederöffnung nicht
mehr mithalten können, und auch demografische Veränderungen
spielen eine Rolle. Ja, natürlich: Es gibt immer weniger Menschen im
arbeitsfähigen Alter, es gibt mehr Teilzeit im Vergleich zur Vollzeit.
Viele Aspekte tragen also in unterschiedlicher Art und Stärke zur Teuerung
bei. Das ist in dieser Debatte immer mitzudenken.
Natürlich ist das bei Gas anders, und das zieht auch die Strompreise mit nach oben. Es sei aber schon bemerkt, dass da der Krieg ursächlich ist und nicht die Sanktionen.
Damit uns aber das Durchhalten in der Zeit des Krieges gelingt, setzt unsere Bundesregierung tiefgreifende Entlastungsmaßnahmen: von der ökosozialen Steuerreform und der Valorisierung der Sozialleistungen bis zur Abschaffung der kalten Progression. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Wir haben den politischen Auftrag verstanden. Für uns stehen der Wohlstand und die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher an erster Stelle.
Die Sanktionen schützen uns davor, eine Mitverantwortung für den Krieg zu tragen. Sie sind eine Frage unserer Positionierung und ein Signal unserer Haltung. Natürlich müssen sie regelmäßig auf ihre Treffsicherheit überprüft werden. Das heißt aber nicht einmal im Ansatz (Ruf bei der FPÖ: Sondern?), dass man an den Sanktionen zweifelt. (Abg. Wurm: Zweifel ist schlecht!) Das unterstreicht – im Gegenteil, Herr Kollege Wurm! – die Notwendigkeit anhaltender Sanktionen gegen Russland. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Unumgänglich ist jedenfalls eine Einigkeit auf europäischer Ebene, und auf nationaler Ebene hoffen wir auf breite Zustimmung zum vorliegenden Antrag. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
19.20
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Abgeordneter Graf, zur Geschäftsbehandlung. – Bitte.
*****
Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrter Herr Präsident! Ich nehme den Ordnungsruf zur Kenntnis und den Ausdruck der Lüge an Herrn Kollegen Wöginger in diesem Fall zurück. (Abg. Maurer: Warum gibt es deswegen eine Geschäftsordnungsmeldung?!) Ich bitte aber auch, nicht nur selektiv vorzugehen, weil Sie sich die Zwischenrufe haben kommen lassen (Zwischenruf bei den Grünen), und mir stellvertretend für alle Zwischenrufer der Freiheitlichen Partei einen Ordnungsruf zu dem Wort Lüge zu erteilen – wobei Sie vollkommen recht haben, das ist unangebracht. Das war bloß die Unwahrheit. (Neuerlicher Zwischenruf bei den Grünen.)
Ich möchte an dieser Stelle
auch bitten, dass Sie sich die Rede von Herrn Kollegen Wöginger kommen
lassen und sich diese ansehen, weil er nämlich einer Fraktion dieses
Hauses pauschal unterstellt und vorgeworfen hat, Geld von Putin (Ruf bei den
Grünen: Ja!) und von Russland zu nehmen, und uns somit
der Korruption bezichtigt hat. (Ruf bei der ÖVP: Das tun Sie die ganze
Zeit!) Das ist ein Verbrechen. (Abg. Ottenschläger: Aber das
tut ihr die ganze Zeit bei uns, die Unterstellungen!) Ein Verbrechen
pauschal einer gesamten Fraktion vorzuwerfen,
verlangt ebenfalls einen Ordnungsruf. (Ruf bei der ÖVP: Scheinmoral!) Ich bitte, dass Sie sich diese Rede anschauen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
19.21
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Abgeordnete Prammer. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben jetzt schon einiges über den Inhalt dieses Gesetzes gehört. Ich möchte es gar nicht im Detail wiederholen. Ich möchte nur eines als ganz wichtigen Punkt festhalten, und zwar, Herr Kollege Stefan, insbesondere auch in Erwiderung auf das, was Sie gesagt haben.
Es ist nicht so, dass
Unternehmen sich jetzt innerhalb kürzester Zeit überlegen müssen, ob sie unter diese Ausnahme fallen
oder nicht. Es ist vielmehr so, dass Unternehmen jetzt die Chance haben,
Ausnahmegenehmigungen zu erhalten.
Es wären grundsätzlich, würden wir dieses Gesetz heute nicht so
beschließen, all diese Verträge ab dem Zeitpunkt 10. Oktober
sanktionierbar. (Abg. Stefan: Das wissen
alle?) Deshalb ist es notwendig,
dieses Gesetz jetzt zu beschließen. (Abg. Stefan: Das wissen die Unternehmen?) – Natürlich. Die Unternehmen wissen das
aus dem Grund, weil von Anfang an klar war,
welche Geschäfte unter die Sanktionen fallen. Ab jetzt gibt es
diese Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen zu erhalten. Die einzelnen
Geschäfte auf diese Ausnahmegenehmigungen hin oder auf das Hineinfallen unter die Sanktionen zu überprüfen war
bisher schon die Aufgabe der Unternehmen. (Zwischenruf bei der
FPÖ.)
Um noch einmal ein bisschen weiter zurückzugehen: Ich
möchte, dass Sie mir Ihre Logik erklären. Erklären Sie mir Ihre
Logik! (Heiterkeit und Zwischenrufe bei Abgeordneten der
Grünen.) Sie sind allgemein gegen Sanktionen. (Abg. Stefan:
Sie laufen am 10. Oktober aus und können dann noch einmal erneuert
werden ...!) Sie sagen, Sanktionen würden uns mehr schaden als
Russland. (Zwischenruf des
Abg. Leichtfried.) Das ist doch Ihre Aussage – habe ich
das richtig wiedergegeben? (Abg. Stefan: Da ist der Bundesrat
erst dran, vielleicht geht sich das aus!
Läuft das jetzt am 10. Oktober aus?) Wenn dem so ist, dann
möchte ich bitte, dass Sie mir erklären, warum Sie dann gegen die
Ausnahmen sind. Warum sind Sie gegen die Ausnahmen, die uns ermöglichen,
weiterhin wichtige Rohstoffe
zu beziehen? (Zwischenruf des Abg. Stefan.) Können Sie mir
das erklären? (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stefan: Dann dürfen
die Länder das ...! – Weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Diese Sanktionen sind das Verteidigungsmittel der freien Welt gegen einen autokratischen Aggressor. (Abg. Stefan: Und deswegen Ausnahmegenehmigungen!) Diese Sanktionen sind ein Verteidigungsmittel. (Abg. Stefan: Und deswegen Ausnahmegenehmigungen!) Jetzt erklären Sie mir (Abg. Deimek: ... als Landesbeamte! Reden Sie mit dem Herrn Landeshauptmann!), warum ein Verteidigungsmittel nicht benutzt werden soll! (Abg. Stefan: Aber warum jetzt Ausnahmegenehmigungen?)
Wenn wir das nicht machen würden, wenn wir uns nicht mithilfe dieser Sanktionen verteidigen würden (Abg. Stefan: Aber wir machen jetzt Ausnahmegenehmigungen!), hieße das, aufzugeben (Zwischenruf bei der FPÖ) – das wäre die Alternative. (Abg. Stefan: Wir verteilen jetzt weniger, oder? – Weiterer Zwischenruf bei der FPÖ.) Wenn Sie als einziges Verteidigungsmittel (Abg. Stefan: Aber wenn wir jetzt Gas brauchen, dann nicht?) eine Waffe in die Hand bekommen, und diese Waffe hat einen Rückstoß - - Können Sie jetzt bitte einmal zuhören? (Abg. Stefan: Na, ich will es verstehen, Sie sagen das Gegenteil von ...!)
Können Sie auch zuhören? Sie haben jetzt die ganze Zeit - - (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stefan: ... vielleicht ein Fehler, dass ich zuhöre! Na, Sie sagen ja das Gegenteil von dem, was beschlossen wird! – Weiterer Zwischenruf bei der FPÖ.) – Das, was Sie die ganze Zeit machen, ist reden. Zuhören ist das, wo man den Mund geschlossen und die Ohren offen hat. (Heiterkeit und Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Diese Sanktionen sind das Verteidigungsmittel der freien Welt gegen einen autokratischen Aggressor, und dieses Verteidigungsmittel werden wir benutzen. Genauso wie Sie auch dann, wenn der Verteidigungsfall eintritt und Sie eine
Waffe haben, die einen Rückstoß hat, diese auch benutzen, in Kauf nehmend, dass Sie damit vorsichtig und sorgsam umgehen müssen. Genau das ist es, was wir machen, und dafür brauchen wir dieses Gesetz. Wer diesem Gesetzentwurf nicht zustimmt, hat den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)
19.25
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Bevor wir zur Abstimmung kommen, darf ich fragen, ob wir das können. – Ja.
Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1704 der Beilagen. Darf ich um Aufmerksamkeit bitten!?
Da der vorliegende Gesetzentwurf Verfassungsbestimmungen enthält, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.
Ich bitte nunmehr jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf zustimmen, um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.
Ich stelle ausdrücklich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Wer den Gesetzentwurf auch in dritter Lesung annimmt, den darf ich um ein dementsprechendes Zeichen ersuchen. – Das ist auch in dritter Lesung angenommen.
Ich stelle wiederum ausdrücklich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.
Die Tagesordnung ist erschöpft.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es liegt mir das Verlangen von 20 Abgeordneten vor, die vorgesehene Fassung des Amtlichen Protokolls hinsichtlich des
Tagesordnungspunkts 2 zu verlesen, damit dieser Teil mit
Schluss der Sitzung
als genehmigt gilt.
Ich verlese:
„Tagesordnungspunkt 2:
Der Gesetzentwurf wird gemäß dem Ausschussantrag in 1704 der Beilagen – bei Anwesenheit der vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten – in zweiter und dritter Lesung – und zwar mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit – angenommen.“
*****
Erheben sich gegen die Fassung oder den Inhalt dieses verlesenen Teils des Amtlichen Protokolls Einwände? – Das ist nicht der Fall.
Dieser Teil des Amtlichen Protokolls gilt daher gemäß § 51 Abs. 6 der Geschäftsordnung mit Schluss dieser Sitzung als genehmigt.
Einlauf
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 2831/A(E) bis 2840/A eingebracht worden sind.
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Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 19.28 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.
Diese Sitzung ist geschlossen.
Schluss der Sitzung: 19.28 Uhr
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