Titel: Logo  - Beschreibung: Logo Parlament Österreich

 

 

 

 

Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

174. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Montag, 3. Oktober 2022

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Großer Redoutensaal


Stenographisches Protokoll

174. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                           Montag, 3. Oktober 2022

Dauer der Sitzung

Montag, 3. Oktober 2022: 15.01 – 19.28 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine

2. Punkt: Bericht über den Antrag 2826/A der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über Genehmigungen im Zusammenhang mit Sanktions­maßnahmen in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen ......................................................................................................     38

Ordnungsrufe .........................................................................................  156, 184

Geschäftsbehandlung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 2

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG .............................................................................................................     42

Unterbrechung der Sitzung ....................................................................................  164

Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf betreffend Erteilung von Ordnungsrufen ................................................................................................  187

Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls dieser Sitzung durch Präsident Mag. Wolfgang Sobotka ....................................  190

Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ........................  191

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................     38

Ausschüsse

Zuweisungen ...........................................................................................................     39

Verhandlungen

1. Punkt: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ........................................................................     43

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ............................................................................     43

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler ..........................................................     52

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 GOG ...........     43

Redner:innen:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .............................................................................     60

Dr. Reinhold Lopatka ...............................................................................................     62

Petra Steger .............................................................................................................     67

Sigrid Maurer, BA ....................................................................................................     75

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................     80


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 3

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................     86

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................     89

Lukas Hammer .........................................................................................................     95

MMMag. Dr. Axel Kassegger ...................................................................  99, 167

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher ...............................................................  108

Tanja Graf ................................................................................................................  112

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  115

Michel Reimon, MBA ...............................................................................................  118

Alois Schroll ..............................................................................................................  122

Peter Weidinger .......................................................................................................  129

Lukas Hammer (tatsächliche Berichtigung) ..........................................................  132

Erwin Angerer ..........................................................................................................  133

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................  139

Dr. Helmut Brandstätter .........................................................................................  142

Melanie Erasim, MSc ...............................................................................................  146

Dr. Susanne Fürst ....................................................................................................  149

Dr. Nikolaus Scherak, MA .......................................................................................  153

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................  156

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................  160

August Wöginger .....................................................................................................  162

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips“ – Ablehnung ................................................................................................  71, 169

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Vorbereitung eines nationalen Gaspreisde­ckels bzw. einer Gaspreisbremse“ – Ablehnung ..................................  93, 169

Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Födera­tion“ – Ablehnung .................................................................................  104, 169


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 4

Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation“ – Ablehnung ............................................  126, 169

Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umgehendes Aussetzen des ,Merit-Order-Prin­zips‘ zur Strompreisfestsetzung“ – Ablehnung ..................................  136, 170

2. Punkt: Bericht des Justizausschusses über den Antrag 2826/A der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über Geneh­migungen im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen in Angelegen­heiten des öffentlichen Auftragswesens (1704 d.B.) .........................................  170

Redner:innen:

Mag. Harald Stefan .................................................................................................  170

Mag. Christian Drobits ............................................................................................  173

Andreas Minnich ......................................................................................................  176

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  178

Bundesministerin Dr. Alma Zadić, LL.M. ................................................................  179

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................  181

Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................  185

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  188

Annahme des Gesetzentwurfes in 1704 d.B. .....................................................  190

Eingebracht wurden

Bürgerinitiative .......................................................................................................     39

Bürgerinitiative betreffend „Rettet den Wienerwald!“ (Ordnungsnummer 48)

Regierungsvorlagen ...............................................................................................     39

1677: Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Wien über die vierte und fünfte Ausbauphase der Wiener U-Bahn


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 5

1696: Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schul­unterrichtsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige, Kollegs und Vorbereitungslehrgänge, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden

Berichte ...................................................................................................................     40

III­754: 14. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2022; Bundesregierung

III-755: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Unter­gliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-756: Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „NGO-Forum Soziale Grundrechte“

III-757: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Unter­gliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-758: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Unter­gliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-759: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errich­tung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022;
BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III­760: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundes­gesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für August 2022;
BM f. Arbeit und Wirtschaft


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 6

III-761: Bericht gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die Fi­nanzierung der Arbeitsmarktpolitik (Arbeitsmarktpolitik-Finanzie­rungsgesetz – AMPFG) für Jänner 2020 bis August 2022; BM f. Arbeit
und Wirtschaft

III-762: Bericht gemäß § 5 Abs. 5 Energielenkungsgesetz 2012 bezüglich der Verordnung der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Ener­gie, Mobilität, Innovation und Technologie über die Festsetzung der Höhe der Pflichtnotstandsreserven, die zu bestimmten Zeitpunkten zu halten sind, BGBl. II Nr. 265/2022; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-763: Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzim­mervermietung für August 2022; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Regio­nen und Wasserwirtschaft

III-764: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errich­tung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022; Bundeskanzler

III-765: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errich­tung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022;
BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung

Anträge der Abgeordneten

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereinführung der Studierendenwohnheimförderung“ (2831/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Digitalisierungs­offensive für Alle“ (2832/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umfassende Bil­dungsteilhabe in Schule und Freizeit für alle Kinder (2833/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 7

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Digitale Grund- und Medienkompetenz für alle“ (2834/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bildungsausgaben für Berufsschulen erhöhen“ (2835/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Solidarität mit den Frauenprotesten im Iran (2836/A)(E)

Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Einsatz für Ende der Gewalt und notwendiges Friedensabkom­men zwischen Armenien und Aserbaidschan (2837/A)(E)

Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Härtefallfondsgesetz geändert wird (2838/A)

Karlheinz Kopf, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausfuhrfinanzierungsförderungsge­setz geändert wird (2839/A)

Karlheinz Kopf, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausfuhrförderungsgesetz geändert wird (2840/A)

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Demonstrationen und Einschränkungen der Pressefreiheit am Sams­tag, 10. September 2022 in Wien (12190/J)

Joachim Schnabel, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Folgeanfrage zur Anfragebeantwortung 7665/AB – Ausbauziele Ladeinfra­struktur im angekündigten „Sofortprogramm erneuerbare Energie in der Mobilität“ (12191/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an die Bun­desministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sanierung Bahnhof Steyr (12192/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 8

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tierschutzkontrollen in Schweinemastbetrieben (12193/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sexualdelikte in der polizeilichen Kriminalstatistik (12194/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bun­desminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung des Endes der Vollspaltenböden (12195/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Betretungs- und Annäherungsverbote gegen Polizist_innen (12196/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Will die Regierung ein funktionierendes europäisches Asylsystem? (12197/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend Zukunft der Wiener Zeitung (12198/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend „Angekündigt, aber noch nicht umgesetzt – die Zukunft des ORF Players“ (12199/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Schwechat (12200/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Semmering (12201/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Flughafen (12202/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 9

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Ossiach (12203/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Mariabrunn (12204/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE West (12205/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Korneuburg (12206/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Finkenstein (12207/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Klagenfurt (12208/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Geiselbergstraße (12209/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Hörsching (12210/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Bad Kreuzen (12211/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Fieberbrunn (12212/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Frankenburg (12213/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Steyregg (12214/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 10

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Reichenau (12215/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Wien (12216/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Klingenbach (12217/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Salzkammergut (12218/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Villach (12219/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Ost (12220/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aktuelle Lage in der BBE Mondsee (12221/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend zunehmende Zweifel vonseiten der Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten an der EU-Sanktionspolitik (12222/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Wieder Protest gegen Vergabe des Bundes (12223/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Aktuelle Lage im Asylquartier Bergheim, Land Salzburg (12224/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriegsmaterialtransporte ziviler Firmen durch Österreich (12225/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Folgeanfrage – Auswirkungen der neuen Heeresorganisation auf die Vertreter bzw. Tätigkeit der Dienststellen- und Fachausschüsse (12226/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Folgeanfrage – Auswirkungen der neuen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 11

Heeresorganisation auf die Vertreter bzw. Tätigkeit der Dienststellen- und Fach­ausschüsse (12227/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend die Valorisierung des Kostenersatzes bei Milizsoldaten (12228/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend die Teilnahme von uniformierten Angehö­rigen des Bundesheeres bei LGTB Pride Veranstaltung (12229/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Installierung der Fernkühlung Wien mit einhergehender personeller Verdichtung der Büroräume im BMLV (12230/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministe­rin für Landesverteidigung betreffend Updates der Black Hawk Hubschrau­ber des Bundesheeres (12231/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Notwendigkeit des 4-gleisigen Ausbaus der Südbahn von Meidling bis Mödling“ (12232/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Folgeanfrage Verkauf des Generalsparks an die Stadtgemeinde Allentsteig (12233/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Tausende Laptops fehlen für neues Schulfach (12234/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Errichtung eines Biomasse-Heizwerkes am Truppenübungsplatz Allentsteig (12235/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 12

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Rechtlich gedeckte Entnahme von Wölfen (12236/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend außergerichtlicher Vergleich HETA – BLB 2018 (12237/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Causa „Dr. Ruperta Lichtenecker“ als unendliche Geschichte des grünen Postenscha­chers im Sozial- und Gesundheitsministeriums? (12238/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rechnungshofes betreffend Arzneimittelbeschaffung für ausgewählte Kran­kenanstalten in Salzburg und Tirol; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2022/17 (III-645 d.B.)“ (12239/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rech­nungshofes betreffend Ärzteausbildung – Reihe BUND 2021/42 (III-501 d.B.)“ (12240/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ombudsstelle für Zahlungsprobleme bei Krediten (12241/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI prüft rechtliche Schritte gegen Tarifumstellung bei Wien Energie (12242/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Inhalt des außergerichtlichen Vergleichs zwischen HETA und BLB 2018 (12243/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 13

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Covid-19-Impfung für Schwangere und Stillende (12244/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage zu 10764/AB betreffend Innenrevisionsprüfung der Beschaffungsvorgänge im Zu­sammenhang mit Corona-Maßnahmen und Corona-Förderungen (12245/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rech­nungshofes betreffend Gesundheitsdaten zur Pandemiebewältigung im
ersten Jahr der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2021/43 (III-508 d.B.)“ (12246/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Zwischenfälle in der Flüchtlingsunterkunft Sirius-Halle Klagenfurt (12247/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vor- und Nachteile der Anbindehaltung (12248/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Herdenschutz und Wolfsrisse (12249/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Herdenschutz und Wolfsrisse (12250/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Klimabonus für Häftlinge (12251/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 14

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Pflegeassistenz soll Fachpersonal entlasten. (12252/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pflegeassistenz soll Fachpersonal entlasten (12253/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Bericht des Rechnungshofes betreffend Pandemiemanagement der Gesundheitsbe­hörden im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2022/18 (III-658 d.B.)“ (12254/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vergabe von Schul-PCR-Tests (12255/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Vergabe von Schul-PCR-Tests (12256/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend medienwirksame Inszenierungsreisen nach Dänemark (12257/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend mögliche Sachspende des BMK an die Grünen (12258/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Schulen droht Geld auszugehen (12259/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Bei Gas-Mangel werden wieder die Schulen geschlossen (12260/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 15

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalitätshotspot Keplerplatz in Wien-Favoriten (12261/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Waffenverkäufe der albanischen Mafia im Darknet und der Bedrohung durch kriminelle Organisationen in Österreich (12262/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kriegsmaterialtransporte ziviler Firmen durch Österreich (12263/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BKA (12264/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMEUV (12265/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMF (12266/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMAW (12267/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMEIA (12268/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMFFIM (12269/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschaffung der Le­bensmittel im Verantwortungsbereich des BMSGPK (12270/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 16

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMJ (12271/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMKUEMIT (12272/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Ver­antwortungsbereich des BMBWF (12273/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMKÖS (12274/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMLRTW (12275/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMI (12276/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Beschaffung der Lebensmittel im Verantwortungsbereich des BMLV (12277/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMLV im 3. Quartal 2022 (12278/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMJ im 3. Quartal 2022 (12279/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 17

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMAW im 3. Quartal 2022 (12280/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMLFRW im 3. Quartal 2022 (12281/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im
BMEUV im 3. Quartal 2022 (12282/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMKUEMIT im 3. Quartal 2022 (12283/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMFFIM im 3. Quartal 2022 (12284/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMKÖS im 3. Quartal 2022 (12285/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMSGPK im 3. Quartal 2022 (12286/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMF im 3. Quartal 2022 (12287/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beschäftigung von Menschen mit Be­hinderung im BMBWF im 3. Quartal 2022 (12288/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 18

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BKA im 3. Quartal 2022 (12289/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMEIA im 3. Quartal 2022 (12290/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im BMI im 3. Quartal 2022 (12291/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend umfassende Landesverteidigung (12292/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Totalversagen von Bund, Land und Stadt beim Thema leistbares Wohnen in Tirol. (12293/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Unterstützung des Bundeskanzleramts für den Burschentag in Wels (12294/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sondertransporte (12295/J)

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Umsetzung der Ausstattung von Gebäuden der Polizei mit Photovoltaik-Anlagen (12296/J)

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Umsetzung der Ausstattung von Gebäuden des Bundesheers mit Photovoltaik-Anlagen (12297/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 19

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Infrastrukturprojekte Obersteiermark“ (12298/J)

Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ablehnung von Anträgen auf neurologische Rehabilitation bei Personen mit Multipler Sklerose (12299/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Verantwortungsloser Umgang mit Asylsuchenden (12300/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Hochrisiko-Fußballspiel zwischen den Nationalmannschaften des Irans und Uruguays (12301/J)

Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Hochrisiko-Fuß­ballspiel zwischen den Nationalmannschaften des Irans und Uruguays (12302/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Streikrecht in der EU bald einge­schränkt?“ (12303/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Auszahlung des Klimabonus (12304/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Lage im AHZ Vordernberg bis August 2022 (12305/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend um­fassende Landesverteidigung (12306/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Kosten für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 20

Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMLFRW für das 3. Quartal 2022 (12307/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Überstunden im BMLFRW für das 3. Quartal 2022 (12308/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Folgeanfrage Ausnahmeregelung zur Nutzung von Brachflächen (12309/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Einführung der Heeres-Regionalküche in der Schwarzenbergkaserne (12310/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Kein Arzt! Toter Mann muss 9 Stunden am Esstisch sitzen“ (12311/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strafbarkeit der Ortung von Personen (12312/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen in SPÖ Mieten-Causa (12313/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asyl-Ansturm – Polizei lässt Flüchtlinge einfach ins Land (12314/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Martin Ho und die Corona-Kurzarbeit (12315/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Martin Ho und die Corona-Kurzarbeit (12316/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Martin Ho und die Corona-Kurzarbeit (12317/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 21

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Fehlender Ärztenachwuchs an den Spitälern (12318/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Trotz eklatantem Ärztemangel verliert ein praktizierender Allgemeinmediziner seinen Kassenvertrag (12319/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Aktuelle Lage im Asylquartier Graz-Puntigam (12320/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Inneres betreffend Aktuelle Lage im Asylquartier Graz-Andritz (12321/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Listeriencluster seit 2020 bekannt (12322/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Überstunden im BMI für das 3. Quartal 2022 (12323/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Überstunden im
BMSGPK für das 3. Quartal 2022 (12324/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Überstunden im BMBWF für
das 3. Quartal 2022 (12325/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Überstunden im BMEUV für das 3. Quartal 2022 (12326/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 22

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Überstunden im BMLV für das 3. Quartal 2022 (12327/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Überstunden im BMKUEMIT für das 3. Quartal 2022 (12328/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Überstunden im BMF für das 3. Quartal 2022 (12329/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Überstunden im BMFFIM für das 3. Quartal 2022 (12330/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Überstunden im BMAW für das 3. Quartal 2022 (12331/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Überstunden im BMEIA für das 3. Quartal 2022 (12332/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Überstunden im BMKÖS für das 3. Quartal 2022 (12333/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Überstunden im BMJ für das 3. Quartal 2022 (12334/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Über­stunden im BKA für das 3. Quartal 2022 (12335/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be-treffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMI für das Jahr 3. Quartal 2022 (12336/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BKA für das 3. Quartal 2022 (12337/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 23

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMJ für das 3. Quartal 2022 (12338/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMFFIM für das 3. Quartal 2022 (12339/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMSGPK für das 3. Quartal 2022 (12340/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMF für das 3. Quartal 2022 (12341/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMLV für das 3. Quartal 2022 (12342/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMAW für das 3. Quartal 2022 (12343/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend
Kosten
für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMKUEMIT für das 3. Quartal 2022 (12344/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMBWF für das 3. Quartal 2022 (12345/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 24

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten für Dolmetsch- und Über­setzungsleistungen im BMKÖS für das 3. Quartal 2022 (12346/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMEIA für das 3. Quartal 2022 (12347/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Kosten für Dolmetsch- und Übersetzungsleistungen im BMEUV für das 3. Quartal 2022 (12348/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend umfassende Landesverteidigung (12349/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend umfassende Landesverteidigung (12350/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend umfassende Landesverteidigung (12351/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend umfassende Landesver­teidigung (12352/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend umfassende Landesverteidigung (12353/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend umfassende Lan­desverteidigung (12354/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend umfassende Landesverteidigung (12355/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler be­treffend umfassende Landesverteidigung (12356/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend umfassende Landesverteidigung (12357/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 25

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend umfassende Landesverteidigung (12358/J)

Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend umfassende Landesverteidigung (12359/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend geplanter rechtsterroristischer Anschlag (12360/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Opferschutzorientierte Täterarbeit (12361/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Erfüllung der Vorgaben des Aktionsplans für nachhaltige öffentliche Beschaf­fung der Lebensmittel (12362/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12363/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Ka­binetts Q3 2022 (12364/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12365/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12366/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Personalkosten und Entbü­rokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12367/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12368/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 26

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12369/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Personalkosten und Ent­bürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12370/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12371/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12372/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12373/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Personalkosten und Entbürokratisierung Ihres Kabinetts Q3 2022 (12374/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend weiblicher Genitalverstümmelung – Stärkung von Frauengesundheit und Frauenrechten (12375/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend Sicherstellung von fairen, qualitätsvollen Asylverfahren, vor allem im Umgang mit besonders vulnerablen Gruppen? (12376/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzung der Abortion care guideline (2022) der WHO in Österreich (12377/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 27

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Umsetzung der Abortion care guideline (2022) der WHO in Öster­reich (12378/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend der Situation der Uiguren (12379/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend Sicherheit von Journalisten, insbesondere Jour­nalistinnen (12380/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend der Schaffung einer unabhängigen Beschwerde- und Untersuchungsstelle bei Miss­handlungsvorwürfen gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte? (12381/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Was wurde aus der Entschließung betreffend weiblicher Genitalverstümmelung – Stärkung von Frauengesundheit und Frauenrechten (12382/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend des niedrigen Strafmündigkeitsalters in zahlreichen Staaten außerhalb Europas? (12383/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was wurde aus der Entschließungen betreffend des niedrigen Strafmündigkeitsalters in zahlrei­chen Staaten außerhalb Europas? (12384/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Werden wichtige Chemikalien zur Wasserreinigung knapp? (12385/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 28

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Um­setzung der Patientenverfügungs-Gesetz-Novelle 2018 (12386/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Radikale Klima-Aktivisten kleben sich auf Wiener Ringstraße fest (12387/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Lärmschutzinitiative der Umweltministerin (12388/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Agenturbeauftragung und Kosten der Energiesparkampag­ne Mission11“ (12389/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Verbote, Sanktionen und Strafen bei falschem Energieverbrauch“ (12390/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Werden wichtige Chemikalien zur Wasserreinigung knapp? (12391/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Radikale Klima-Aktivisten kleben sich auf Wiener Ringstraße fest (12392/J)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Vertragskündigung Corona-Testungen“ (12393/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Folgeanfrage: Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm (KIG) 2020 (12394/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 29

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kompetenzstellen gegen Cybercrime bei den Staatsanwaltschaften Wien, Graz und Salzburg (12395/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Breitbandmilliarde und damit verbundene Förderungen (12396/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Fördercall EAG Investitionszuschüsse Photovoltaik (12397/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (12398/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (12399/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Jus­tiz betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesminis­terium für Justiz (12400/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Landesverteidigung (12401/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bun­desministerium für Inneres (12402/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit,
Pflege und Konsumentenschutz (12403/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 30

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (12404/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für europäische und internatio­nale Angelegenheiten (12405/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundeskanzleramt (12406/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bun­desministerium für Arbeit und Wirtschaft (12407/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (12408/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Quartalsbericht der Reisekosten Q3 2022 im Bundes­ministerium für Finanzen (12409/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Inneres Q3 2022 (12410/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Q3 2022 (12411/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend externe Verträge im Bundeskanzleramt Q3 2022 (12412/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 31

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Justiz Q3 2022 (12413/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Q3 2022 (12414/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Q3 2022 (12415/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend externe Verträge im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Q3 2022 (12416/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung Q3 2022 (12417/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Finanzen Q3 2022 (12418/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Landesverteidigung Q3 2022 (12419/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Q3 2022 (12420/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend externe


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 32

Verträge im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Q3 2022 (12421/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Fortschritte bei der Umsetzung der Rohstoffstrategie 2030 (12422/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bearbeitung des Impfschadensgesetzes (12423/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Langzeitermittlungen gegen den Bürgermeister der Stadt Bludenz (12424/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Trauerbeflaggung in Österreich (12425/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Pensionierungen bei den ÖBB 2021 (12426/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Zivildiener im Rettungswesen (12427/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zivildiener im Ret­tungswesen (12428/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Streit Kocher/BWB: Verletzung der Informations­pflicht des Nationalrates! (12429/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Recht auf Bildung für ALLE (12430/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personen, die aufgrund des Verfassungsgerichtshofs-Erkenntnis ihren Personenstand ändern ließen (12431/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 33

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gesetze, Maßnahmen und Pläne gegen die Altersdiskriminierung (12432/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Pflege mit Matura (12433/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pflege mit Matura (12434/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Übergriffe auf Personen, die sich in Pflege befinden (12435/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Suizide von älteren Personen (12436/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Übergriffe auf Pfle­gepersonal (12437/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Förderung und Ver­leihung des Zertifikats „FAIR FÜR ALLE“ (12438/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Änderung des Bun­despflegegeldgesetz (12439/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Präventionsmaßnahmen und spezielle Hilfestellungen für ältere Personen (12440/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gesetze, Maß­nahmen und Pläne gegen die Altersdiskriminierung (12441/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 34

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesmi­nister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Legasthenie, Dyslexie und Dyskalkulie (12442/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Pächter vs. COFAG: Wegen schlampiger Hilfsinstrumente droht Rückzahlungswelle (12443/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ar­beit und Wirtschaft betreffend Arbeiterkammern: Verschleierung von Gewinnen und Rücklagen im großen Stil (12444/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylbetreuungseinrichtungen des Bundes: Welche Empfehlungen des Rechnungshofs wurden umgesetzt? (12445/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylkrise? Nein, wir haben ein Verteilungsproblem? (12446/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Klärung der Untreuevorwürfe gegen Beamte des BMI in Verbindung mit der „Causa AEI“ (12447/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Chaos bei Auszahlung des Klimabonus (12448/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend In Deutschland bereits unterbunden, in Österreich weiterhin geduldet – Versprochene Überprüfung des umstrittenen Sexualkundevereins TeenStar immer noch ausständig (12449/J)

*****

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Rechtsunsicherheit in Folge der Angelobungswillkür des Bundespräsidenten (55/JPR)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 35

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11630/AB zu 11922/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen (11631/AB zu 11954/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11632/AB zu 11932/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (11633/AB zu 11942/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (11634/AB zu 11955/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11635/AB zu 11950/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11636/AB zu 11949/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (11637/AB zu 11957/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (11638/AB zu 11953/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (11639/AB zu 11952/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (11640/AB zu 11956/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11641/AB zu 11960/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11642/AB zu 11959/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11643/AB zu 11961/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 36

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11644/AB zu 11967/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11645/AB zu 11966/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11646/AB zu 11958/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kol­legen (11647/AB zu 11964/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kol­legen (11648/AB zu 11965/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11649/AB zu 11962/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11650/AB zu 11975/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kol­legen (11651/AB zu 11963/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11652/AB zu 11979/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11653/AB zu 11972/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11654/AB zu 11970/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11655/AB zu 11982/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (11656/AB zu 11980/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (11657/AB zu 11981/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11658/AB zu 11971/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11659/AB zu 11977/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 37

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (11660/AB zu 11968/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (11661/AB zu 11969/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11662/AB zu 11974/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Was­serwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11663/AB zu 11973/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kol­legen (11664/AB zu 11983/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (11665/AB zu 11976/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (11666/AB zu 12053/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11667/AB zu 11984/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (11668/AB zu 11985/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (11669/AB zu 11988/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (11670/AB zu 12031/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innova­tion und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (11671/AB zu 12006/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11672/AB zu 11986/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (11673/AB zu 11987/J)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 38

15.01.50Beginn der Sitzung: 15.01 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

15.01.51*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 174. Sitzung des Nationalrates, die aufgrund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 des Geschäftsordnungsgesetzes einberufen wurde.

Die Amtlichen Protokolle der 171., der 172. und der 173. Sitzung vom 21. September 2022 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Mag. Klaus Fürlinger, Mag. Michael Hammer, Ing. Manfred Hofinger, Martina Kaufmann, MMSc BA, Irene Neumann-Hartberger, MMag. Dr. Agnes Totter, BEd, Doris Bures, Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Mag. Karin Greiner, Gabriele Heinisch-Hosek, Kai Jan Krainer, Dr. Christoph Matznetter, Josef Muchitsch, Sabine Schatz, Michael Seemayer, Alois Stöger, diplômé, Mag. Selma Yildirim, Dr. Reinhard Eu­gen Bösch, Mag. Christian Ragger, Christian Ries, Michael Schnedlitz, Mag. Philipp Schrangl, Wolfgang Zanger, Barbara Neßler, Clemens Stamm­lerDipl.-Ing. Olga Voglauer, Douglas Hoyos-Trauttmansdorff und Mag. Julia Seidl.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Ing. Norbert Hofer: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bun­deskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregie­rung folgende Mitteilung gemacht:

Vertreten wird Bundesminister für europäische und internationale Angele­genheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. durch Bundesministerin für EU und Verfassung Mag.a Karoline Edtstadler.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 39

Ferner gebe ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt:

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc durch Staatssekretärin Claudia Pla­kolm, Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. durch Staatsse­kretär Florian Tursky, MBA MSc.

Einlauf und Zuweisungen


Präsident Ing. Norbert Hofer: Hinsichtlich der eingelangten Verhand­lungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 12190/J bis 12449/J

Schriftliche Anfrage an den Präsidenten des Nationalrates: 55/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 11630/AB bis 11673/AB

3. Regierungsvorlage:

Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige, Kollegs und Vorbereitungslehrgänge, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegege­setz geändert werden (1696 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs.4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Bürgerinitiative betreffend "Rettet den Wienerwald!" (48/BI)

Zuweisungen auf Ersuchen des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen an andere Ausschüsse:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 40

Ausschuss für Familie und Jugend:

Petition betreffend "Mental Health Now – stärkt unsere Jugend!", überreicht von den Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Mag. Martina Künsberg Sarre und Fiona Fiedler, BEd (90/PET)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Verkehrsausschuss:

Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Wien über die vierte und fünfte Ausbauphase der Wiener U-Bahn (1677 d.B.)

Volksanwaltschaftsausschuss:

Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend "NGO-Forum Soziale Grundrechte" (III-756 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht gemäß § 13 Abs. 1a des Bundesgesetzes über die Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik (Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz – AMPFG) für Jän­ner 2020 bis August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft
(III-761 d.B.)

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-758 d.B.)

Gleichbehandlungsausschuss:

14. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2022, vorgelegt von der Bundesregierung (III­754 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 41

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-759 d.B.)

Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:

Bericht nach § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds in der Land- und Forstwirtschaft inkl. Privatzimmervermietung für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft (III-763 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-755 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-765 d.B.)

Verfassungsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022, vorgelegt vom Bundeskanzler
(III-764 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2022 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-757 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 42

Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung ei­nes Härtefallfonds für August 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit
und Wirtschaft (III­760 d.B.)

Bericht gemäß § 5 Abs. 5 Energielenkungsgesetz 2012 bezüglich der Verordnung der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über die Festsetzung der Höhe der Pflichtnotstandsreserven, die zu be­stimmten Zeitpunkten zu halten sind, BGBl. II Nr. 265/2022, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie (III-762 d.B.)

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich gebe bekannt, dass die Sitzung von ORF III übertragen wird, später wird die Sitzung gegebenenfalls in der TVthek gesendet.

Redezeitbeschränkung


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 4,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Rede­zeiten ergeben: ÖVP 88, SPÖ 61, FPÖ 50, Grüne 45 sowie NEOS 36 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 18 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte be­schränkt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein dies­bezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 43

15.04.371. Punkt

Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Im Anschluss an diese Erklärungen wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung entsprechend dem vorliegenden, ausreichend unterstützten Verlangen eine Debatte stattfinden.

Ich erteile nun Herrn Vizekanzler zur Abgabe der Erklärung das Wort. – Bitte, Herr Vizekanzler.


15.05.13

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete! Werte Kol­leginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Sicherheitspolitik, Energiepolitik und Wirtschaftspolitik: Das ist in der Tat ein schwieriges Thema in schwierigs­ten Zeiten – ich glaube, bis hierher stimmen wir jedenfalls einmal überein –, aber auch so schwierig, dass wir von der Regierung es gerne auch hier im Hohen Haus, im Plenum debattieren. Ich möchte ausdrücklich das Angebot erneuern, was die Arbeit in den Ausschüssen betrifft. Ich durfte ja das letzte Mal selber im Hauptausschuss sein, und für den nächsten Wirtschaftsausschuss waren ja ver­tiefende Debatten betreffend die Fragen der Energiesicherheit in Österreich über längere Strecken vereinbart. – Nehmen Sie das als ehrliches Angebot!

Ja, schwierige Zeiten – da muss ich mich jetzt nicht weiter verbreitern –, aber wenn es um so etwas wie die Sicherheit insgesamt, die Energiewirtschaft, die Wirtschaftspolitik geht, dann, glaube ich, ist eine Lehre – vor allem seit dem 24.2., vielleicht sogar schon davor aus den Folgen der Pandemie heraus –, dass es wieder mehr Unabhängigkeit braucht und dass auch der ökologische Schlüssel der Nachhaltigkeit zu sehr viel Sicherheit beitragen wird, da näm­lich die Energiesicherheit, um die es dann in meiner Rede auch vor allem gehen wird, in diesen Fragen ein ganz essenzieller Schlüssel ist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 44

Wenn wir da die Energiepolitik in den Mittelpunkt stellen – die notwendige Energiewende, so wie es der Kanzler in den letzten Tagen und auch gestern an­lässlich der Feier im Bundeskanzleramt gesagt hat –, dann ist das, glaube ich,
der richtige Weg, weil dadurch mit einem Instrumentenkoffer mehrere Ziele er­reicht werden. Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit werden also zu mehr Sicherheit insgesamt führen. Das heißt, Energiepolitik ist mittlerweile auch Geo­politik und Sicherheitspolitik. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Nach dem 24.2. ist die Welt, jedenfalls speziell auf europäischem Boden, doch wieder einmal und tragischerweise eine andere, von der wir alle wahrschein­lich geglaubt haben – ich schließe mich da durchaus mit ein –, dass sie so nicht mehr werden könnte. Es ist aber eben dazu gekommen, dass wir auf europäi­schem Boden einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen jede Silbe der UN-Charta und damit gegen die Nachkriegsordnung, die gerade auf europäischem Boden sehr, sehr viel gebracht hat, erleben. Ich kann es auch einfacher ausdrü­cken – und mir ist daran gelegen, ob das jetzt Vizekanzler-like ist oder nicht –: Es ist ein bestialischer Angriffskrieg, es wird massengemordet, es werden Frauen vergewaltigt, es werden Kinder verschleppt, und da kann man nicht neutral an der Seite stehen! Das muss einmal klar sein. (Beifall bei Grünen, ÖVP und NEOS.)

Zurück zum Gesamttext: Es ist natürlich auch ein Angriff auf Europa, teilweise auf die Welt. Wieso? – Er richtet sich gegen die Freiheitsordnung und damit gegen die Friedensordnung, die wir in vielen Ländern innerhalb der Vereinten Nationen als richtig erkannt haben. Es sind also mithin Freiheit und Frieden bedroht, und das ist jetzt gar nicht wunderlich, wenn man in die jüngere Ge­schichte zurückschaut, was Putin und seine Bande da schon einmal vorgezeichnet haben. Es geht eben auch gegen die Sozial-, Wirtschafts- und Le­bensordnung, die wir in vielen europäischen Staaten oder, ich denke, in fast
allen für richtig halten und auch in den meisten Staaten der Welt, wie ja die Be­schlüsse der UN-Vollversammlung mittlerweile und Gott sei Dank zeitigen.

Das war ja am Anfang nicht so, und deshalb ist ja dieser Zusammenhalt auch so wichtig – ich werde darauf noch eingehen – und dass wir in diesem Zusam­menhalt weiter vereint bleiben. Das wird nämlich auch noch entscheidend, es ist


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 45

nämlich auch eine Frage der Zeit. Kanzler Scholz hat nach dem 24.2. bald ein­mal von der Zeitenwende gesprochen. Wir kennen das, aber weil es schon so oft gesagt wurde, werde ich es nicht wiederholen.

Aber apropos Zeit: Es ist nicht nur eine Wende der Zeit, wir brauchen auch einen längeren Atem, denn siehe da, diese Zeitenwende vollzieht sich nicht vom 24. auf den 25.2. oder über Nacht. Das ist da oder dort – und wir haben es ja im Fe­bruar und im März schon gesagt – ein Marathonlauf, das ist nicht leicht. Das wurde von vielen europäischen Staatenlenkerinnen und Staatenlenkern gesagt: Das wird nicht leicht. – Es wird da oder dort – man kann es für viele, die es am meisten brauchen, abfedern – Wohlstandsverluste geben. Man muss aber immer schauen, was die Ursache ist, und darf nicht – möglicherweise sogar absichtlich – Ursache und Wirkung verdrehen. Auch da stimme ich mit dem Bun­deskanzler völlig überein, denn dahinter steht auch – ich sagte es ja des Öfteren – eine Absicht. Wir haben es aber jetzt einmal mit einem Angriff auch auf Demokratie und Menschenrechte zu tun, weil das das Bild ist, das wir
hier, in den meisten Staaten jedenfalls, weiterverfolgen werden.

Ich würde jetzt sogar noch weiter gehen und Anleihe bei Emmanuel Macron nehmen: Es handelt sich mittlerweile um einen hybriden globalisierten
Krieg, weit über Europa hinaus, weil mittlerweile die Energie und auch Lebens­mittel, Getreide, als Waffe eingesetzt werden. Das ist doch völlig klar er­kennbar, Sanktionen hin oder her – dazu sage ich natürlich noch etwas –, das wird ganz bewusst – und wahrscheinlich würde das auch ohne Sanktionen so sein; ich bin mir sogar sehr sicher – als Waffe eingesetzt. Wir haben es also tatsächlich mit einem hybriden und globalisierten Konflikt zu tun, und das ist ein neuer Imperialismus, ein verbrecherischer Imperialismus.

Natürlich haben wir in der Geschichte immer wieder so etwas gehabt, aber wir hätten geglaubt, das überwunden zu haben, und dass das dann ausgerechnet von Moskau ausgeht, ist natürlich jetzt einmal, glaube ich, tragisch zur Kenntnis zu nehmen. Viele in Österreich – ich auch, dass wir uns da richtig verstehen – haben doch lange darauf gesetzt, dass es da besonders gute Beziehungen braucht – zu Recht, denke ich, gerade als Neutraler; alles richtig. Wir haben aber


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 46

auch übersehen, wo vor 15 Jahren und spätestens vor mittlerweile acht Jahren eine falsche Abzweigung genommen wurde. Es hat in Wahrheit in Österreich ganz wenige gegeben, die darauf hingewiesen haben, wo das mit der Annexion der Krim – auch völlig völkerrechtswidrig – hinführt.

Die Konflikte in den Gebieten, wo jetzt Scheinreferenden abgehalten wer­den, hat es mit weiß ich wie viel Zehntausenden Toten ja schon gegeben, das muss man ja jetzt schon sehen; diese wurden organisiert. Das Einsickern,
der Einfall, der Überfall, das war ja damals schon da – da waren wir
noch dabei, um rote Teppiche zu scharwenzeln. Das muss halt auch gesagt werden dürfen. Aber es gibt ein Verständnis dafür aus der Historie heraus. (Abg. Kickl: Da hat ja der Van der Bellen vollkommen versagt!) Das ist, glaube ich,
das, worauf wir dann in Zukunft vermehrt schauen müssen.

Ich habe versucht, es so zu formulieren, dass wir gerade alle noch mitkom­men, denn ich verstehe ja die Gründe und die Ursache, und es ist ja auch viel Wahres dran. Im Übrigen bin ich jedenfalls der Überzeugung – und der Bundeskanzler auch, er hat es ja in Wahrheit gelebt –, dass die Sprechkanäle, der Kontakt immer offen bleiben müssen. Ich glaube aber, dazu werden wir noch etwas im europäischen Rahmen hören. Das muss immer sein, selbst wenn man es mit einem diagnostizierten verbrecherischen Regime zu tun hat. (Abg. Be­lakowitsch: Wer hat die Diagnose gestellt?) Das ist dann kein Widerspruch, sondern man erkennt daran das Bemühen, in dieser ganz, ganz schwierigen Si­tuation etwas vorwärtszubringen, auch von einem kleinen Land oder gerade auch von einem kleinen Land. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Aber ja, Mitschuld, wir sagten es: Schweigen und nichts tun – so sagt es nicht nur Emmanuel Macron, so sagt es ja auch jeder in der befreundeten bun­desdeutschen Regierung –, nichts tun - - (Abg. Amesbauer: Die sind mit euch be­freundet!) – Ja, Sie dürfen sich da ein Privileg herausnehmen und sich andere Freunde suchen; zu dem Freundschaftsvertrag mit den Putin’schen Mör­derbanden können Sie ja später noch einmal selber Stellung nehmen, wir wollen jetzt durch Ihre Zwischenrufe die Regierungserklärung nicht kontaminieren lassen. (Abg. Amesbauer: Ich habe nur gesagt, dass die Deutschen ...!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 47

Aber es ist halt einmal so: Wer hier zuschaut und nichts tut, macht sich mit­schuldig bei – noch einmal! – Massenmord, bei Vergewaltigung und bei Kinderverschleppung. Erklären Sie das halt auf andere Art und Weise, dazu sind wir ja auch hier – ich erkläre das so. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Ab­geordneten der NEOS.) Da kann es keine Neutralität geben!

Wenn diese Friedensbemühungen laufen sollen, dann geht es da ganz klar darum, dass wir am Schluss natürlich die Waffen zum Schweigen bringen müssen. Das ist doch logisch, ja selbstverständlich. (Abg. Wurm: Aha! – Abg. Belakowitsch: Aber erst zum Schluss!) Aber wie geht das? Das ist auch völlig klar, unter welchen Bedingungen – so, wie das jetzt absehbar ist – dort einmal die Waffen ruhen können und man sich dem Frieden annähern kann: Putin muss sich mit seinen Truppen zurückziehen, das ist doch völlig klar. Wenn Putin aufhört, dann ist der Krieg beendet, wenn die Ukraine aufhört, ist die Ukraine ausgelöscht – und das macht den Unterschied, und das sollte man verste­hen. (Beifall bei Grünen, ÖVP und NEOS.)

Also: Klar war, es müssen die Sanktionen kommen, finde ich, weil eine direkte militärische Konfrontation und damit Eskalation niemand wollte; umso be­deutender sind die Sanktionen – darum geht es ja jetzt –, umso bedeutender sind die Sanktionen. (Abg. Wurm: Wirksam!) Und sie sind auch wirksam. Da kommen wir genau zu dem Punkt: Sie sind auch wirksam. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Ich habe Ihnen das extra mitgebracht (mehrere Schriftstücke in die Höhe hal­tend): In der Berechnung aller Wirtschaftsforschungsinstitute von Rang und Na­men, die sich jedenfalls diesbezüglich äußern (Abg. Belakowitsch: Das sind,
glaube ich, die Coronaexperten, oder?),
ist das das Ergebnis – ob Sie jetzt die Euro­päische Bank für Entwicklung nehmen, ob Sie den IWF nehmen, ob Sie die Institute in fast allen europäischen Ländern nehmen. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.– Für Sie habe ich extra eine dickere Studie mitgebracht,
da können wir dann schauen. Aber was ist das Ergebnis? – Selbst die Russen sel­ber, die ja alle Daten verdecken wollen, sagen, dass es 6 Prozent Minus in der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 48

Wirtschaftsleistung sind. (Abg. Belakowitsch: Und bei uns?) Es sind aber in Wahr­heit knapp 10 Prozent in diesem Jahr, und das wird so weitergehen.

Wie muss man sich das vorstellen? Das ist doch völlig logisch (Abg. Kassegger: Und bei uns haben wir 8 Prozent, also sind wir die Sieger! Was ist das für eine Logik?): Wenn wir Hochtechnologieteile – und darum geht es – nicht mehr liefern,
dann haben die im Übrigen von der Rüstungsindustrie abwärts Probleme, diesen Wirtschaftskreislauf aufrechtzuerhalten. Das ist im Übrigen der Grund – das kann man sich ja haptisch vorstellen –, warum die Autoindustrie dort völlig zusammengebrochen ist, da passiert gar nichts mehr. (Abg. Belakowitsch: Bei
uns auch!)
Die haben ihre alte Marke Moskwitsch reaktiviert und bauen jetzt mit den Standards der Siebzigerjahre. Außerdem müssen sie dort auch noch jedes zweite Auto in der Werkstatt stehen lassen, weil sie diese kannibalisieren,
wie das heißt, um dann die Ersatzteile von einem Auto ins andere zu bringen. Bei den Flugzeugen ist es das Gleiche, die Hälfte ist am Boden. Und das
wird so weitergehen. – So kann man sich das vorstellen. Die Rüstungsindustrie ist geschwächt.

Sie können nicht einmal mehr neue Banknoten in Umlauf bringen, weil sie alleine keine Lesegeräte für die Bankomaten zustande bringen. Das Einzige, was die zustande bringen, ist, Bodenschätze, die sie nun einmal zuhauf haben, aus dem Boden herauszuholen. Das ist ihr Schatz. – Und das muss man verstehen.

Wir sind allerdings so abhängig wie vorhin beschrieben, deshalb wird Erdgas ja gar nicht sanktioniert. Das muss man ja einmal verstehen. Und würden wir
das so machen, wie manche vorschlagen, dann hätten wir uns ins Knie geschos­sen. Deshalb ist Österreich in bestimmten Fragen abweichend von anderen europäischen Ländern – darüber können wir gerne diskutieren. Worum es aber auch gehen wird, ist, zu erkennen – durch diese infiltrierte Propaganda auf
allen möglichen sogenannten sozialen Netzwerken: dass das alles nicht wirkt be­ziehungsweise dass da ein unmittelbarer Zusammenhang besteht –, dass da vielleicht ein mittelbarer, aber kein unmittelbarer Zusammenhang besteht, was die Situation in den europäischen Ländern und damit in der österreichischen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 49

Volkswirtschaft betrifft. Das ist es! Da sickert Propaganda ein, gegen die wir uns auch wehren sollten.

Im Übrigen – aktuell, kleines Angebot – kursiert jetzt ganz groß, dass selbst­verständlich nur die USA infrage kommen, die beiden Pipelines in die Luft ge­sprengt zu haben. Das ist doch völlig logisch, versteht sich ja von selbst. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) – Ich sage ja nicht einmal, dass es jemand anderer war, die Russen oder sonst jemand, weil es ja noch nicht erwiesen ist, aber es gibt schon ausreichend viele, die in den sozialen Netzwerken herum­hirschen – wir werden ja sehen, wo die besonders verbreitet sind – und die­sen unbewiesenen Unfug verbreiten. (Abg. Belakowitsch: Wie peinlich ist denn das? – Abg. Kickl: Wir wissen auf jeden Fall, wem es schadet!)

Ich nenne das Beispiel ja nur deshalb, weil wir uns gegen diese Art von Kommu­nikationskrieg wappnen müssen. Das ist mindestens so wichtig wie alles an­dere. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Kickl: Man sollte vielleicht einblenden, dass da ein Grüner redet, ja, weil die Leute glauben das ja gar nicht mehr! Sie sind ja Ver­treter der Partei, gegen die Sie gegründet worden sind! Das wundert mich ja! Das ist ja unglaublich! „Frieden schaffen ohne Waffen“, das waren die Grünen!) – Das hängt davon ab, welchen Grundsätzen man folgt, und wir folgen den Grund­sätzen, dass, wenn im Nachbarhaus gemordet und vergewaltigt wird, man nicht untätig am Zaun stehen kann, wie Sie es bevorzugen. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Abg. Scherak. – Abg. Kickl: Ja, dann werden Sie in der Türkei tätig, in Aserbaidschan und überall!)

Deshalb versuchen wir, im Rahmen der Neutralität zu machen, was zu machen ist. Und deshalb ist es ja so wichtig, dass gerade wir Neutralen da nicht lockerlassen, obwohl die Situation in Österreich schwierig ist. Das ist ja das ganze Thema hier und heute: obwohl es so schwierig ist.

Deshalb gebe ich dem Bundeskanzler recht, der da sagt: Haltung zeigen! – Das ist halt auch etwas in der Situation (Abg. Belakowitsch: Bitte!), auch wenn es schwierig ist. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ja, natürlich ist etwas zu tun – bleiben wir in Österreich; ich glaube, Frau Kollegin Edtstadler wird ohnehin noch darauf eingehen –, wenn Gas so knapp


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 50

ist. Und bitte schön nicht dem Irrglauben aufzusitzen, dass, wenn die Sank­tionen weg wären, Gas nicht als Waffe eingesetzt werden würde! Die einzige Wahrheit, die vom Kreml bis jetzt immer gekommen ist, ist die Falschheit.
Das ist die Konstante, und deshalb wissen wir gar nicht, was nachher ist. Wenn Putin zu Recht mit seiner Armee so in Bedrängnis ist, weil die Ukraine einen Erfolg nach dem anderen erzielt, dann wird er damit auch nicht aufhören. Da sehen wir aber wenig Alternative. Die müssen sich doch, wenn sie schon vergewaltigt werden, wenigstens selber verteidigen können. Das muss doch rein – wenn Sie schon von Grundsätzen reden –: Die müssen sich doch selber verteidigen können! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Putin wird nicht aufhören. Putin wird nur dann irgendwo am Verhandlungstisch teilnehmen, wenn mit der Sprache gesprochen wird, die er versteht (Abg. Ha­fenecker: Aber ihr Pazifisten habt ...!), und wenn er sieht, dass er den Krieg nicht gewinnen kann. Und Putin darf den Krieg nicht gewinnen, denn dann geht es in Moldawien, im Baltikum, an der Nato-Grenze weiter. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Das kann man anders sehen, aber die österreichische Bundesregierung – mit vielen anderen – sieht es so. (Abg. Hafenecker: ... Pazifismus!) Und deshalb
ist natürlich einiges zu tun, um die Folgen der Knappheit der Energie, die unmittelbar zur Teuerung führt – auch da: nicht Ursache mit Wirkung verwech­seln! (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –, abzufedern.

Da kann man aber nicht alles machen. An all jene, die glauben, es nützt etwas, wenn man sagt: Gas darf nur mehr 10 Prozent von dem kosten, was es jetzt kostet! – Das wird dazu führen, dass fast gar keines mehr da ist. Und bei einem Gut, das nicht da ist, brauche ich mir um einen Preisdeckel keine Sorgen mehr
zu machen (Abg. Belakowitsch: Habts ihr euch eh noch nie gemacht!), das ist doch völlig logisch.

Richtig allerdings ist, dass wir, gerade auf europäischer Ebene, anständig eingreifen sollten. (Abg. Belakowitsch: Euch ist es eh wurscht, wenn die Preise ex­plodieren!) Da ist jetzt beim letzten Energieminister:innenrat einiges weiter­gegangen, ja, aber da braucht es noch mehr (Abg. Kickl: ... der Vizekanzler eines


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 51

neutralen Landes!), und genau dahin gehend ist ja die österreichische Bun­desregierung unterwegs, nämlich zu sagen, dass es die Entkopplung der Strom­preise vom Gaspreis geben muss. (Abg. Kickl: ... der Vizekanzler eines neutralen Landes!) Was aber Gaspreisdeckel betrifft, muss man zumindest so vorge­hen, dass wir am Schluss nicht weniger Gas als vorher haben – denn das ist ein knappes Gut (Abg. Kickl: Ja!), und wenn wir dann weniger haben, kostet es noch mehr, aber zwischenzeitlich haben wir es mit Steuergeld subventioniert; der Preis bleibt gleich, und wer kriegt es? – Die angeblich ach so bösen Kon­zerne, die von Ihnen jeden Tag bekämpft werden. Das muss man einmal entsprechend auseinanderhalten und wieder zusammenfügen.

Dann abschließend (Abg. Kickl: Wie lang ist denn da Redezeit?)  danke für den Hinweis! - noch einmal: Aus all dem heraus ist doch völlig klar, dass wir die Energiewende ins Zentrum unserer Bemühungen setzen müssen! Und das passiert auch – im Übrigen mit allen Chancen –, weil es eben zu mehr Sicher­heit führt, und diese Transformation bringt riesige Chancen. Deshalb sagen wir ja an dieser Stelle öfter: Auch wenn es schwierig ist – der Energiebereich be­findet sich halb in einer Kriegswirtschaft –, aber umso mehr müssen wir etwas tun! (Abg. Belakowitsch: Ihr macht ja nix! – Abg. Kickl: Eine halbe Kriegswirt­schaft!) Wir sind da geschwächt, das ist richtig, weil wir uns abhängig ge­macht haben, aber wir können innerhalb von wenigen Jahren diese Schwäche auch zu einer Stärke machen, und das sollten wir tun! Und deshalb: diese Chancen nützen!, und deshalb: alles für diese Transformation! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

All das wird nur gehen, wenn wir beherzigen: Haltung statt Feigheit! Und das braucht Durchhaltevermögen. (Abg. Belakowitsch: Feig sind schon Sie!) Die Zeitenwende ist offensichtlich ein Marathonlauf – nicht so überraschend für diejenigen, die sich länger damit beschäftigt haben.

Was aber die Zukunft betrifft: Besser wir gestalten sie, als wir erleiden sie! (Abg. Kickl: Na Sie sind ja ganz ein großer Player! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Und diese Zukunft ist eben auch zu erarbeiten und zu erkämpfen, am besten ge­meinsam. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Deshalb bin ich schon gespannt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 52

auf die Vorschläge hier, die wir dann ja noch weiter diskutieren können. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Das war eine historische Erklärung! Für das hat es die Sondersitzung gebraucht! Ich glau­be, da sind ein paar Zettel durcheinandergeraten!)

15.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich danke dem Herrn Vizekanzler für seine Aus­führungen und bitte nun Frau Bundesministerin Mag.a Karoline Edtstadler um ihre Ausführungen. – Bitte, Frau Bundesministerin.


15.24.10

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren Ab­geordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie, aber auch zu Hause vor den Endgeräten! (Abg. Belakowitsch: Was sagt Frau von der Leyen?) Hohes Haus! Es ist gut, richtig und vor allem auch wichtig, dass wir uns heute hier über die Herausforderungen der Gegenwart und über die großen Fragestellungen der Zukunft unterhalten; und es ist vor allem wichtig, dass wir es hier tun, hier im Hohen Haus, im Parlament.

Es war in den letzten Tagen viel die Rede davon – auch ich habe darüber ge­sprochen –, was die Rolle des Parlaments in Österreich, in einer Demokratie ist, und ich bin davon überzeugt: Sie – als direkt gewählte Vertreter:innen des Volkes – sind das Herzstück unserer Demokratie, und deshalb muss diese Dis­kussion auch heute, hier und jetzt stattfinden! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Gerade in Krisenzeiten ist dieses Herz unglaublich gefordert. Denken wir ge­meinsam zurück an den Beginn der Pandemie! Denken wir daran zurück, als es hier im Hohen Haus am Wochenende Zusammenkünfte gegeben hat und über alle Parteigrenzen hinweg Beschlüsse gefasst worden sind, um die Pande­mie – gerade am Anfang, in einer so entscheidenden Phase – zu bekämpfen!
Da ist die ganze Kraft der Demokratie auch tatsächlich zum Ausdruck gekommen (Abg. Wurm – erheitert –: Der Irrtum!), und das braucht es auch jetzt in so herausfordernden Zeiten ganz dringend. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 53

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich könnte jetzt darüber sprechen, warum wir in dieser Krise sind, seit wann wir in dieser Krise sind (Abg. Belakowitsch: Ja dann sagen Sie es doch!), ich könnte aufzeigen, vor wie vielen Herausforderungen wir in Österreich und in Europa noch stehen. Ich könn­te spekulieren, wie lang (Abg. Erasim: Hoffentlich nicht ...!) wir noch in diesem Kri­senmodus, auch in der Regierung, arbeiten müssen. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Aber erstens habe ich keine Glaskugel, und zum Zweiten, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, insbesondere von der FPÖ – wenn Sie einmal zuhören und nicht immer reinschreien würden (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Belakowitsch, Deimek und Wurm), dann würden Sie auch hören, was ich zu sagen habe –, sage ich Ihnen, dass die Problembe­trachtung alleine und Pessimismus (Ruf bei der FPÖ: Das ist ja das Problem, dass genau Sie ...!) uns gerade in einer Zeit, wie wir sie jetzt erleben, nirgendwo hinbringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Bela­kowitsch: Das ist ja alles ...! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Lassen Sie mich an dieser Stelle einmal hervorheben, was es an Positivem hervorzuheben gibt: zum Beispiel den Zusammenhalt auf europäischer Ebene, der derzeit größer ist als jemals zuvor (Abg. Belakowitsch: Wahnsinn! ...); die Stärke unseres Landes, die wir über Generationen nicht beweisen mussten, aber jetzt tatsächlich an den Tag legen; die Resilienz unserer Institutionen, ja, auch dieses Hohen Hauses, des Parlaments, die auch Sie jeden Tag demonstrieren und demonstrieren müssen; und das Durchhaltevermögen der Menschen, das auch in den nächsten Wochen und Monaten gefragt ist. (Abg. Wurm: Zähne zusam­menbeißen!) All diese Komponenten sind es, die unsere Demokratie, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ausmachen (Abg. Belakowitsch: Ja, Sie spalten ja eh dauernd!) und uns auch in herausfordernden Zeiten bestehen lassen, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Europa – und auch Österreich – hat schon so vieles gemeistert. Auch wenn man in die Geschichtsbücher blickt, sieht man, dass Österreich schon vie­le Prüfungen bestanden hat, dass Österreich oft auf große Herausforderungen flexibel reagieren musste. Erst gestern wurde mit einem großen Festakt im


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 54

Bundeskanzleramt (Abg. Belakowitsch: Das ist ...!) von Karl Nehammer auch der erste frei gewählte Bundeskanzler der Zweiten Republik, Leopold Figl, gewürdigt – einer, der es wie wohl kaum ein anderer geschafft hat, die Sorgen der Menschen zu adressieren, aber auch Hoffnung zu geben. Und genau da­rauf möchte auch ich den Fokus legen.

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten unglaublich vieles zustande gebracht: Wir haben die Gasabhängigkeit bereits von 80 Prozent auf 50 Prozent reduziert. Wir haben die Energiesicherheit für diesen Winter sichergestellt. Es muss keiner in Österreich Sorge haben, dass er frieren muss oder dass die Kinderzimmer nicht warm genug sind. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Ruhe!)

Die Gasspeicher sind zu 79 Prozent gefüllt (Abg. Belakowitsch: Wissen Sie, wie viele Leute schon in den kalten Wohnungen sitzen, weil sie es sich nicht leisten können?), und erstmals, Frau Abgeordnete von der FPÖ, haben wir auch eine strategische Gasreserve angelegt (Abg. Belakowitsch: Es kann sich aber kei­ner leisten!), die es vorher nicht gegeben hat, und das haben wir gemein­sam zustande gebracht, als Regierung, als Parlament und als Gesellschaft. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich verhehle nicht, dass wir seit Beginn dieser Regierung, also knapp nach unserer Angelobung, mit Krisen konfrontiert sind. (Abg. Hafenecker: Sie sind die Krise!) Wir schaffen das jetzt auch in dieser Situation, weil wir mit Karl Nehammer einen Krisenmanager an der Spitze haben (Abg. Belakowitsch: Wo ist der denn überhaupt?), der das möglich macht, weil wir einen Vizekanzler haben, auch eine Bundesministerin Leonore Gewessler, die täglich für die Energiesi­cherheit sorgt. Ich traue mich ja zu behaupten, Herr Vizekanzler, dass Leonore Gewessler mit ihrem breiten Portfolio wohl nicht gedacht hätte, dass Energie ihr Hauptfokus in diesem Jahr sein würde. (Abg. Belakowitsch: ... Parlament, vor­sätzlich mit der Unwahrheit ...!) Wir haben einen Finanzminister, der sich tagtäglich dafür einsetzt, dass es Erleichterungen für die Menschen gibt (Ruf bei der SPÖ: Gutscheine!) – kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig, mit der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 55

historischen Abschaffung der kalten Progression. Das muss man sich schon ein­mal auch vor Augen halten! Generationen von Regierungen haben es ver­sucht oder wollten es versuchen, wir haben es jetzt tatsächlich erreicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und wir haben natürlich einen Bundesminister Martin Kocher, der mit seinem Team tagtäglich im Einsatz ist, um Arbeitsplätze zu erhalten, um dafür zu sorgen, dass auch die Unternehmen weiter wirtschaften können, um den Wohlstand in Österreich aufrechtzuerhalten.

Ich darf auch meinen Beitrag leisten, und ich versuche auch, auf europäischer Ebene Allianzen dafür zu finden, dass es weitere und bessere Lösungen gibt. Ja, ich weiß, einige wenige in diesem Hohen Haus wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir manches nur schaffen, wenn wir europäisch an einem Strang ziehen, aber genau das wird und muss die Lösung sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Trotz der vielen Krisen, die ja ungeplant auch über diese Regierung hereingebrochen sind, haben wir, das möchte ich festhalten, knapp die Hälfte der im Regierungsabkommen und im -programm vorgeschriebenen Vorha­ben bereits umgesetzt. Wir haben wesentliche Maßnahmen gesetzt, um genau das, was auch im Titel dieser heutigen Regierungserklärung angesprochen ist, nämlich Sicherheit und Wohlstand, aufrechtzuerhalten.

Denken wir zurück: die ökosoziale Steuerreform, eine riesige Entlastung in Mil­liardenhöhe, auch im Sinne des Klimaschutzes und der Umwelt und der nächs­ten Generationen. Wir haben die größte Pflegereform seit Jahrzehnten angesto­ßen, ein Thema, das wohl jeden in dieser Gesellschaft früher oder später betreffen wird. Und wir haben mit dem Klimaticket auch gezeigt, dass Klimabe­wusstsein und Mobilität nicht länger ein Widerspruch sind.

Wir machen das aus Verantwortung für Österreich, und diese Verantwortung, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, tragen Sie gemein­sam mit uns allen mit. Alleine würden wir es nicht schaffen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Wir schultern sie gemeinsam, und es sind keine einfachen Zeiten,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 56

aber wir sollten auch daran denken, dass wir zwar mit Tatkraft, aber auch im gegenseitigen Respekt voreinander diese große Aufgabe wahrzunehmen haben. Dabei kommt es halt dann doch manchmal darauf an, wie der Ton ist – wie man so schön sagt: der Ton macht die Musik –, und da würde ich mir einfach wün­schen, dass wir auch respektvoller miteinander umgehen, alle einbeziehen, die hier sitzen, stehen, reden oder auch Zwischenrufe über sich ergehen lassen müs­sen.

Ich verstehe nämlich jeden, der sich da draußen Sorgen macht, Sorgen, wenn Putin seine Sprache weiter und weiter eskaliert und wenn er mit Atomwaf­fen droht. Ich verstehe jeden, der sich Sorgen macht, weil er nicht weiß, wie er den nächsten Einkauf finanzieren soll oder die Tankfüllung bezahlen soll (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch – Abg. Kickl: Da passt ja die CO2-Steuer perfekt! Die passt ja bestens! – Abg. Belakowitsch: Ist ja unglaublich! – Abg. Kickl: Vollstes Verständnis: CO2-Steuer! Passt!), und ich kenne viele Unternehmerinnen und Un­ternehmer, die aufgrund der gestiegenen Energiekosten wirklich darum kämpfen, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Genau aus diesem Grund tun wir als Bundesregierung alles, um da gegenzusteuern (Abg. Belakowitsch: ..., super!
CO2-Steuer habt ihr eingeführt, genau!),
um dieser Teuerungswelle bestmöglich zu begegnen. (Abg. Kickl: Gerade letztes Wochenende! Alles unternommen! – Abg. Belakowitsch: Am Samstag: CO2-Steuer!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, bei aller Kritik (Abg. Belakowitsch: CO2-Steuer, ...!), die in einer Demokratie immer auch Platz haben muss, ob sie berechtigt ist oder ob sie überzogen ist (Abg. Belakowitsch: Nein, CO2-Steuer ist nicht berechtigt! – Abg. Deimek: CO2-Steuer ist zynisch!), eines kann man die­ser Bundesregierung nicht vorwerfen: Untätigkeit. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich möchte schlaglichtartig auf die Maßnahmen, die bereits gesetzt worden sind, eingehen: Bereits im Jänner dieses Jahres ist das erste Antiteuerungspa­ket verabschiedet worden. (Abg. Belakowitsch: Das hat man gar nicht g’spürt!) Ich möchte darauf hinweisen, dass das vor dem russischen Angriffskrieg auf die Uk­raine war.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 57

Dann folgten zahlreiche Maßnahmen, die kurzfristig auch Wirkung zeigten, zum Beispiel 300 Euro für besonders betroffene Gruppen – Alleinerzieher, Min­destpensionisten –, 500 Euro für jeden und jede – wenn sie noch nicht überall angekommen sind, dann wird das in Bälde der Fall sein (Abg. Kickl: In Häfn ha­ben sie’s schon!) –, 180 Euro Sonderfamilienbeihilfe, die bereits im August ausbezahlt worden sind, wir haben die Erhöhung des Familienbonus vorgezogen, und letztlich die Stromkostenbremse, bezüglich derer auch Ökonomen mittlerweile attestieren, dass diese wohl zu einer Eindämmung der Inflation im ersten Quartal 2023 führen wird.

All dies sind Maßnahmen, die kurzfristig wirken, und darüber hinaus wer­den auch Maßnahmen gesetzt, die langfristig Wirkung zeigen sollen, wie die Abschaffung der kalten Progression – sie wurde von mir schon genannt –, die Valorisierung der Sozialleistungen und auch die Senkung von Lohnneben­kosten. 

Ein umfassendes Paket zur Entlastung der Unternehmer:innen ist erst kürzlich vorgestellt worden – auch das ist so wichtig, damit eben der Wohlstand, den wir alle aufrechterhalten wollen, tatsächlich gewährleistet werden kann. Dieses derzeitige Paket hat ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Bundesregierung lässt nie­manden im Stich (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch), weder Einzelpersonen noch Unternehmerinnen und Unternehmer, und ich kann Ihnen zusichern, dass wir 24 Stunden, sieben Tage die Woche daran arbeiten, dass Sie entlastet wer­den (Abg. Belakowitsch: Bitte nicht solche Floskeln! Das glaubt eh keiner!) und durch diese Krise kommen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Österreich ist Vorreiter, wenn es darum geht, Maßnahmen zu setzen und die Menschen zu entlasten. (Abg. Belakowitsch: CO2-Abgabe, ja, große Entlastung!) Auch das kann man zur Kenntnis nehmen – muss man nicht, wie ich auch sehe, wenn ich in die Reihen der FPÖ schaue –, aber es ist auch klar: Wenn man erwar­tet – und das erwarten die Menschen zu Recht –, dass rasch reagiert und schnelle Hilfe geleistet wird, und gleichzeitig davon ausgeht, dass alles zu 100 Pro­zent korrekt ist, dann hat man das Leben noch nicht erlebt. 100 Prozent gibt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 58

es so gut wie nirgends (Abg. Kickl: Nur bei der Analyse von Ihnen ist alles zu 100 Pro­zent richtig!), und deshalb, glaube ich, sollten wir uns nicht damit aufhalten,
nur die Fehler und die kleinen Missstände zu sehen, sondern tatsächlich unser Augenmerk auf das richten, was funktioniert hat.

Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um diesen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen, und es braucht auch auf europäischer Ebene noch bessere Lösungen – der Herr Vizekanzler hat es ja bereits angesprochen –: Wir brauchen eine Entkoppelung von Strom- und Gaspreis (Ah-Rufe bei der SPÖ – Abg. Leichtfried: Aha? Ah! Nach einem Jahr!), damit der Energiepreis endgültig auch nach unten geht. Wir können es nämlich nicht ohne Eingriff in den Markt
(Rufe bei der SPÖ: Geh? – Abg. Leichtfried: Und warum war die Frau Gewessler im­mer dagegen in Brüssel?) – und das sage ich hier auch im vollen Bewusstsein dessen, dass wir vor einem Jahr, also vor der Zeitenwende, noch dafür plädiert haben, möglichst nicht in den Markt einzugreifen.

Da spreche ich auch für die Position der ÖVP. Allerdings haben wir gesehen, dass der Markt sich derzeit nicht von selbst reguliert. (Ah- und Oh-Rufe bei
der SPÖ.)
Es sind irre Preisentwicklungen, und denen muss begegnet werden. (Abg. Einwallner: Neue Erkenntnis heute!) Ich höre Zustimmungen aus den Reihen der SPÖ. Ja, es gab am vergangenen Freitag auch bereits einen ersten Schritt beim Rat der EU-Energieministerinnen und -minister (Abg. Leicht­fried: Wenn da die ÖVP die Grünen noch überzeugen könnte, wäre gut! Wenn wir die Grünen noch überzeugen könnten!) – es war übrigens ein Sonderrat. Dort wur­den erste Schritte gesetzt: das Abschöpfen von Übergewinnen, eine Solidarabgabe (Ruf bei der SPÖ: Seit März sagen wir das! – Abg. Leichtfried: Seit Februar eigentlich!), auch die Senkung des Stromverbrauchs in Spitzenzei­ten muss in die Kalkulation miteinbezogen werden.

Ich sage Ihnen aber auch: Das ist nur ein erster Schritt. Es müssen weitere Schritte folgen (Abg. Kassegger: Verstehe: Symptombekämpfung für Probleme, die ihr selber geschaffen habt! Ihr dreht euch im Kreis!), denn à la longue muss das
Gas gefördert werden, das zur Stromerzeugung verwendet wird, damit es auch eine nachhaltige Auswirkung auf den Energiemarkt insgesamt hat. (Beifall bei


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 59

der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Ich glaube,
die Grünen sind noch nicht überzeugt! Die klatschen nicht!)

Ich werde mich, auch als Europaministerin, nicht nur dafür einsetzen, sondern ich bin aktuell auch gemeinsam mit Bundeskanzler Karl Nehammer dabei (Abg. Leichtfried: Wo ist denn der überhaupt?), Allianzen in Europa zu finden, damit wir da tatsächlich auch rasche Lösungen herbeiführen können, denn: Wir werden über den Winter kommen, aber es gibt eine Zeit nach dem Winter, es gibt einen nächsten Winter, es kommt auch ein Herbst 2023, und wir wollen gerüstet
sein. (Abg. Leichtfried: Das ist jetzt schon länger als der Herr Kogler! – Ruf: Neuwah­len wären wichtig!)

Ich komme bereits zu meinem Schlussappell (Abg. Belakowitsch: Gott sei Dank!), und der wird Sie vielleicht verwundern – oder auch nicht –: Ich weiß, dass mit all den Maßnahmen, die wir gesetzt haben – und ich sage es Ihnen ganz deutlich: diese Maßnahmen könnten viele Regierungserklärungen füllen, was Sie auch an der zeitlichen Dimension unserer Reden ermessen können (Abg. Kickl: Neh­men Sie sich nur Zeit! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –, dennoch nicht alle Pro­bleme gelöst sind. Ich weiß aber, dass wir alles dafür tun werden, um Wohl­stand und Sicherheit in Österreich auch weiterhin zu garantieren, und ich kann Sie nur auffordern, dass auch Sie als Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Republik Österreich dabei mithelfen, ich kann Sie ein­laden, dass wir gemeinsam, geeint und Hand in Hand die Zukunft Öster­reichs und auch Europas gestalten.

Machen wir nicht den Fehler, dass wir uns auseinanderdividieren lassen, nicht als Gesellschaft (Ruf bei der FPÖ: Sie haben die Gesellschaft auseinanderdividiert!), nicht als Abgeordnete dieses Hauses, nicht als Regierung, nicht als Österreich und auch nicht als Europa! Gehen wir Hand in Hand diese Probleme an! Hören wir
zu und versuchen wir, Lösungen zu finden! Keiner hat bis jetzt die Lösung gefun­den, durch die mit einem Schlag alles gelöst ist, aber ich bin davon überzeugt: Gemeinsam, mit einem starken Herzen in der Demokratie können wir diese Lö­sungen finden! Ich lade Sie dazu ein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

15.39



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 60

Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich danke der Frau Bundesministerin für ihre Ausführungen.

Wir gehen nun in die Debatte über die Erklärungen ein.

Zu Wort gelangt Frau Klubvorsitzende Dr.in Pamela Rendi-Wagner. – Bitte, Frau Abgeordnete.


15.39.58

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vi­zekanzler! Sehr geehrte Bundesregierung! Hohes Haus! In den letzten Wo­chen hat sich die Lage in der Ukraine dramatisch zugespitzt: Die Teilmobilisie­rung in Russland und die eindeutig völkerrechtswidrige Annexion von uk­rainischem Staatsgebiet durch Russland sind ohne Frage eine weitere Eskalation und auf das Schärfste zu verurteilen.

Klar ist: So wie zu Beginn dieses Angriffskrieges muss die Europäische Union auch jetzt weiter geschlossen agieren, sie darf sich nicht auseinanderdividieren lassen, aber gleichzeitig braucht es auch Ehrlichkeit – Ehrlichkeit, wenn es
um die Folgen dieses Krieges geht, um die Folgen der Sanktionen gegen Russ­land, Folgen nicht nur für Russland, sondern auch für Europa. Deswegen braucht es zu diesen Sanktionspaketen, die richtigerweise gemeinsam beschlossen wur­den, auch – und das ist entscheidend – wirksame begleitende Maßnahmen, um die sozialen, um die wirtschaftlichen Folgewirkungen für die Menschen und die Wirtschaft in Europa und in Österreich abzufedern. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Energieversorgung, die Abhängigkeit von russischem Gas und die Frage der Energiekosten sind dabei ganz zentral. Die bisherigen Antworten auf diese sozialen und wirtschaftlichen Probleme reichen aber nicht aus. Die bisherigen Maßnahmen und Antworten kommen reichlich spät und schaffen eines nicht, nämlich die steigenden Energiepreise in den Griff zu bekommen. Das schaffen sie nicht. Kein einziger Preis, nicht an der Tankstelle oder beim
Heizen, ist dadurch niedriger geworden.

Wenn man aber die steigenden Preise, wie sie sich derzeit abzeichnen und in den letzten Monaten zu sehen waren, nicht in den Griff bekommt, dann droht


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 61

diese Energiekrise zu einer sozialen Krise zu werden. (Abg. Kickl: Man sollte den Ludwig ranlassen, der weiß, wie es geht! – Abg. Leichtfried – in Richtung Abg. Kickl –: Solang du nicht zuwekommst, ist alles gut!) Wenn sich nämlich Men­schen, Pensionistinnen und Pensionisten, aber zunehmend auch arbeitende Menschen, und Betriebe Strom und Gas nicht mehr leisten können, dann
ist es eine massive Bedrohung, sehr geehrte Damen und Herren, eine massive Bedrohung für die Wirtschaft in unserem Land und für den sozialen Zusam­menhalt in Europa. (Beifall bei der SPÖ.)

Und wenn es nicht gelingt, auf Ebene der EU einen gemeinsamen präferierten Weg zu gehen, dann ist Ihre Aufgabe, sehr geehrte Bundesregierung, alles zu tun,
um eine soziale Krise in unserem Land in den nächsten Monaten und Jahren zu verhindern.

Schauen wir uns die Beschlüsse, wie Sie es erwähnt haben, des letzten EU-Ministerrates vom letzten Freitag an: Energiesparpläne – ja, sind notwen­dig, keine Frage, auch wir stehen dazu. Auch die beschlossene Abschöpfung der Übergewinne bei Energie- und Ölkonzernen ist richtig, ist wichtig. Wir fordern das im Übrigen seit vielen Monaten, und Sie, meine sehr geehrten Damen
und Herren von der Bundesregierung, haben unsere Forderung zur Abschöpfung dieser Übergewinne immer als populistisch abgetan, als nicht machbar abgetan und als nicht EU-tauglich abgetan. (Beifall bei der SPÖ.) Und jetzt werden Sie diese Abschöpfung umsetzen müssen – gut so.

Die Preise von Gas und Strom werden damit aber wie gesagt um keinen einzigen Cent günstiger, denn etwas Entscheidendes fehlt: eine Regulierung des euro­päischen Energiemarktes, eine Deckelung des Gaspreises. Der Energiemarkt in Eu­ropa funktioniert nicht mehr, denn bei Preissteigerungen von mehr als 1 000 Prozent kann wirklich niemand mehr von einem funktionierenden Strom­markt in Europa sprechen. Nicht nur die Bevölkerung steht zunehmend mas­siv unter Druck, sondern es sind auch viele Unternehmen, kleine und mittlere Un­ternehmen, die immer mehr Schwierigkeiten bekommen, aber auch für die In­dustrie wird es immer schwieriger, diese Energiekosten, die immer größer wer­den, zu stemmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 62

Die gute Nachricht des Tages ist aber, dass es Möglichkeiten gibt, diese Entwicklungen einzubremsen, und wissen Sie, wer es vorzeigt? – Deutschland. Deutschland zeigt es vor. (Abg. Wöginger: Ja genau! – Abg. Stocker: Denn sie wissen nicht, was sie tun!) Dort wurden vor einigen Tagen Preisobergrenzen für Gas und für Strom und eine Mehrwertsteuersenkung auf Gas beschlossen, und es wurde zunehmend die CO2-Steuer ausgesetzt (Abg. Wöginger: Das ist der größte Rohrkrepierer!), sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesregie­rung – und Sie haben sie zeitgleich eingeführt. (Beifall bei der SPÖ.)

In Deutschland werden 200 Milliarden Euro investiert, damit Energie für die Menschen und für die Betriebe, für die Wirtschaft leistbar bleibt. 200 Milliarden Euro, das ist eine enorme Summe, aber dort hat man eines erkannt: dass Nichtstun wirtschaftliche und soziale Schäden bedeutet, dass Nichtstun am Ende viel teurer kommt, als zu investieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Dass Deutschland jetzt reagiert hat, zeigt aber auch eines, nämlich dass es die gemeinsame europäische Lösung zur Deckelung der Energiepreise entweder gar nicht mehr gibt oder sie zu spät kommt oder nicht mit der notwendigen Kon­sequenz.

Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich sollte nicht ewig auf eine euro­päische Lösung warten, sondern so wie Deutschland eine eigene, eine nationale Regelung für die Deckelung der Gaspreise in Österreich umsetzen. (Beifall bei der SPÖ.) Es muss jetzt entscheidend und entschlossen gehandelt werden und in den Energiemarkt regulierend eingegriffen werden, damit Strom und Gas in Österreich wieder leistbar sind, damit Arbeitsplätze und Unternehmen geschützt sind, damit Armut verhindert wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

15.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Dr. Reinhold Lopatka. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.46.28

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eigentlich würde es der Vorsitzenden einer einst staatstra­genden Partei ganz gut anstehen, bei den Fakten zu bleiben. (Beifall bei der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 63

ÖVP. – Abg. Leichtfried: Geh hör auf! Bitte hör auf!) – Ja, es ist schon lange vorbei mit staatstragend, so gesehen hat Kollege Leichtfried recht. (Abg. Leichtfried: Du warst dein Leben noch nie staatstragend und redest davon! Du weißt nicht einmal, wie man das schreibt, wahrscheinlich!)

Was sind die Fakten, Frau Parteivorsitzende? – Faktum ist, dass die österreichi­sche Bundesregierung – und das sind Berechnungen von unabhängigen Instituten – 4 000 Euro pro Kopf ausgegeben hat und Deutschland bis jetzt 2 400 Euro. (Abg. Leichtfried: Ja, deine Gschichterl, ja!) Sie haben das letzte
Paket mit den 200 Milliarden Euro angesprochen. Wir haben in Öster­reich nachweislich 35 Milliarden Euro ausgegeben. Deutschland hat immer das Zehnfache von uns, also: In Deutschland fehlen 150 Milliarden Euro und nicht bei uns hier in Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Noch eine Bitte an Sie, Frau Parteivorsitzende, was für die Menschen ganz wichtig ist: Reden Sie in Wien vor allem mit Bürgermeister Ludwig (Abg. Hörl: Bravo!), dass er nicht weiter die Betriebskosten erhöht und dass er nicht weiter die Tarife in die Höhe treibt! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das wäre viel wichtiger, das wäre konkrete Hilfe für die Menschen! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Erasim und Steger.)

Meine Damen und Herren! In einem gebe ich Ihnen recht: Wir befinden uns in sehr, sehr schwierigen Zeiten. Europa ist von Krisenherden umgeben. (Abg. Leichtfried: Und dann lassen Sie dich reden?! Super!) Sie haben schon die Ukraine angesprochen, und spätestens seit letztem Freitag, seit der Rede von Prä­sidenten Putin, müssten alle hier im Haus, auch Sie, Herr Klubobmann Kickl, wis­sen, dass Putin nicht einen Krieg gegen die Ukraine führt. (Abg. Leichtfried: Sehr ernst kann die ÖVP die Krise nicht nehmen, wenn der Herr Lopatka redet!) Er sieht das als einen Krieg gegen den freien Westen. Er sieht das als einen
Krieg gegen unsere Werte, gegen unsere Wirtschaft und vor allem auch als ei­nen Krieg gegen unsere Energieversorgung. (Abg. Amesbauer: Was sind unse­re Werte?) – Was unsere Werte sind? – Die Freiheit, die wir beide genießen und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 64

die in Russland niemand hat! Das sind unsere Werte! (Beifall bei ÖVP und Grü­nen sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Neben dem Krieg in der Ukraine müssen wir natürlich auch sehen, dass im Schatten dieses Krieges andere versuchen, auch mit Gewalt ihre Interessen durchzusetzen. (Abg. Hafenecker: Ihre Werte sind Korruption und sonst gar nichts!) Aserbaidschan setzt wieder kriegerische Handlungen gegen Armenien. (Abg. Hafenecker: Sind aber eure Freunde!) Die Türkei bombardiert Nordsy­rien. Im Iran haben wir bürgerkriegsähnliche Zustände. Das müssen wir schon sehen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Das hat natürlich schwerwiegende Folgen für die Menschen bei uns, zweifelsohne, das bekommen die Menschen bei uns zu spüren: hohe Inflation, steigende Energiepreise und auch der enorme Migra­tionsdruck, der natürlich auf uns zukommt. (Abg. Hafenecker: Aus Indien!)

Die Europäische Union ist aber aufgewacht, und auch die Nato ist aufgewacht. (Zwischenruf des Abg. Schmiedlechner.) Militärisch und in der Energieversor­gung sind die Weichen neu gestellt worden. Die letzten sieben Monate haben den Kontinent nachhaltig verändert. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

Ein ganz wichtiger Bereich ist die Energieversorgung. Ich bin froh, dass die Präsidentin der Europäischen Kommission die Energieversorgung ins Zentrum ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union gerückt hat und dass es Milliar­deninvestitionen in Wasserstoff und in nachhaltige Energieversorgung ge­ben wird. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Ames­bauer und Hafenecker.)

Die Sanktionen gegen Russland zeigen natürlich auch mehr und mehr ihre Wirkung. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer. – Ruf bei der FPÖ: ... Zielsetzung?) Es darf ja niemand in Russland von einem Krieg sprechen. Gleichzeitig gibt es eine Teilmobilisierung von 300 000 Mann. – Herr Klubobmann Kickl, wie passt denn das zusammen? (Ruf bei der SPÖ: Was fragst denn den Kickl? Der hat ja keine Ahnung!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 65

Noch eines: Es ist ja nicht das erste Mal, dass das, was wir letzte Woche miter­lebt haben, passiert. Bevor die Krim annektiert worden ist, hat es ein Refe­rendum auf der Krim gegeben. Johann Gudenus – kennen Sie noch diesen Na­men, Herr Klubobmann Kickl? (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, die willfährigen Aus­führer, nützliche ...!); natürlich, er hatte Ihre Funktion inne, Sie wissen es – war damals Beobachter dieses Referendums auf der Krim. Mit ihm war ein Mann dort, der für Sie noch im Bundesrat sitzt: Johannes Hübner. Wissen Sie, was sie gesagt haben, als sie zurückgekommen sind? (Abg. Meinl-Reisinger: Alles super!) – Es gab keinen Druck, es gab keine Einschüchterungen, es gab kei­nen Zwang, das Referendum ist korrekt abgelaufen. Hübner hat von einem „freien Bürgerentscheid“ gesprochen. (Abg. Kickl: Waren Sie dort oder er? Ich fra­ge: Wo waren Sie ...?)

Ich frage Sie etwas anderes, Herr Klubobmann Kickl: Haben Sie – so wie der Chef der serbischen Nationalisten in Bosnien, Milorad Dodik, der letzte Woche angeboten hat, Wahlbeobachter zu entsenden – auch dieses Mal wieder Beobachter zu den vier Referenden entsandt? Das ist meine erste Frage. (Abg. Kickl: Also gegen den Abstimmungsmechanismus Ihrer Partei ...!)

Meine zweite Frage an Sie ist: Wie sehen Sie die Referenden der letzten Woche? Ich frage das, weil Sie mich gefragt haben, ob ich auf der Krim war. Ich frage Sie das jetzt hier, und die Österreicher:innen wird das auch interessieren: Sehen Sie die Referenden der letzten Woche auch so, wie Ihr Vorgänger Gudenus das Referendum auf der Krim gesehen hat, nämlich als ohne Druck, ohne Zwang, als freie Entscheidung der Bürger in diesen vier Regionen? Das würde mich in­teressieren.

Noch eine dritte Frage: Sie haben ja auch noch einen anderen Vorgänger, näm­lich als Parteivorsitzenden, Herrn Strache. Nach der Abstimmung auf der Krim hat er damals über den FPÖ-Klub ausgeschickt: „EU und die USA haben Entscheidung auf der Krim zu akzeptieren“. (Ruf bei der FPÖ: Ja!)  Fordern Sie uns jetzt auch auf, die Entscheidungen der letzten Woche anzuerkennen? Ich glaube, Sie sollten uns heute hier sagen, wie Sie das sehen. (Beifall bei ÖVP, Grü­nen und NEOS.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 66

Die entscheidende Frage ist: Sind Sie mit der Europäischen Union solida­risch oder sind Sie nach wie vor mit Putin solidarisch? Das würde uns interessie­ren. (Abg. Wurm: Mit Österreich!) – Ja, Österreich ist Teil der Europäischen Uni­on, Sie haben recht. Österreich ist Teil der Europäischen Union, ein ganz wichtiges Mitglied der Europäischen Union. (Rufe bei der FPÖ: Mit Österreich! – Abg. Amesbauer: ... gemacht? Van der Bellen?) Das würde mich schon interes­sieren.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen, meine Damen und Herren! Ja, die ös­terreichische Bundesregierung mit Bundeskanzler Karl Nehammer ist in diesen Tagen massiv gefordert, keine Frage. Wir anerkennen diese Scheinreferen­den selbstverständlich nicht. Wir anerkennen die Zwangsannexion dieser vier Regionen nicht. (Abg. Belakowitsch: ... stolz drauf sein!) Das ist für uns glasklar ein Völkerrechtsbruch, da brauchen wir gar keine Diskussion mit Ihnen zu füh­ren. (Ruf bei der FPÖ: Warum führen Sie ...? – Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Was uns aber interessiert, ist, wie Sie in dieser Frage stehen, denn das ist für mich ganz entscheidend. Präsident Putin hat schon – das sagen auch wieder sehr anerkannte internationale Beobachter – mindestens 50 000, vielleicht 70 000 junge russische Soldaten in den Tod geschickt – dramatisch! Mich wun­dert es nicht, dass die, die können, jetzt mit den Füßen abstimmen und fluchtartig ihr Land verlassen – fluchtartig, sage ich Ihnen! (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Dass die anderen zwangsweise an die Front geführt werden, muss meines Erachtens rasch ein Ende finden.

Es ist richtig, was vorhin vom Vizekanzler und auch von der Europaministe­rin angesprochen worden ist: Wir müssen die Kanäle offenhalten, auch zu einem System wie jenem von Putin. Diplomatie und der politische Dialog können da auch Erfolge bringen. Es hat einen Gefangenenaustausch gegeben, bei dem Pu­tin jene, die er als Nazis diffamiert hat, die aufopferungsvoll für die Frei­heit der Ukraine gekämpft haben, wieder in die Ukraine hat zurückkehren lassen.

Was für mich entscheidend ist – ich habe vor allem die FPÖ angesprochen, weil die anderen Fraktionen hier im Haus sich im Gegensatz zur FPÖ da nicht abseits stellen –: Putin ist schwer in der Defensive. Die Sanktionen zeigen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 67

es deutlich, sie wirken. Es dauert aber länger, als manche geglaubt haben. (Zwi­schenruf des Abg. Amesbauer.) Nicht wir, nicht die Europäische Union ist in die Defensive gekommen. (Abg. Kickl: Deswegen machen Sie heute Erklärungen, weil alles so gut läuft, weil alles so paletti ...!)

Ich sage Ihnen, auch Sie wären gefordert – immerhin war die FPÖ sowohl mit der SPÖ als auch mit uns hier in Österreich schon Regierungspartei (Zwischenruf des Abg. Kickl) –, gemeinsam, parteiübergreifend und, was in diesen Fragen ganz wichtig ist, auch staatsgrenzenübergreifend zusammenzuarbeiten, wenn es um unsere Freiheit, um unseren Frieden geht. Das sind unsere Werte, für die wir eintreten. (Anhaltender Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS.)

15.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Ste­ger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


15.56.26

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Werter Kollege Lopatka, da Sie gerade so viele Anfragen an uns gestellt haben: Keine Sorge, für diese Poli­tik werden Sie von der österreichischen Bevölkerung noch früh genug abgestraft werden. Dann können Sie aus der Opposition so viele Anfragen an uns sen­den, wie Sie wollen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Und eines noch: Sie können noch so oft versuchen, uns zu diffamieren, Unwahrheiten zu verbreiten und zu sagen, wir seien aufseiten der Russen. Nein, die Einzigen, auf deren Seite wir sind, ist die österreichische Bevölkerung. Wir sind auf der Seite der Österreicherinnen und Österreicher in diesem Land. (Abg. Meinl-Reisinger: Nein, das sind Sie nicht!) Da können Sie sich auch ein­mal eine Scheibe abschneiden. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Manchmal frage ich mich ehrlich gesagt schon, werte Kollegen von der ÖVP, aber auch von den Grünen, ob Sie sich eigentlich selbst noch ganz ernst nehmen – das österreichische Parlament jedenfalls ein­deutig nicht, wie man auch heute wieder einmal sehen kann. Das erkennt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 68

man nicht nur an Ihren Reden, sondern auch daran, dass wir heute hier sind, weil Sie eine Sondersitzung hier beantragt haben, damit Ihre Regierungsmitglieder eine Erklärung zu aktuellen europäischen Fragen abgeben können.

Und dann findet es ausgerechnet jener, der die ganze katastrophale Politik zu verantworten hat, jener, der im Europäischen Rat sitzt und zu allem dort immer Ja und Amen sagt, jener, der Österreich nach Brüssel ausverkauft, der jeder Schuldenerhöhung zustimmt, der für die versorgungsgefährdende Energiepolitik verantwortlich ist, jener, der die ganze Zeit bedingungslos am Sanktionsrockzipfel der EU hängt, Nochbundeskanzler Nehammer, nicht einmal der Mühe wert, zur eigenen Sondersitzung zu kommen und den Abgeordneten und damit auch der Bevölkerung in diesem Land Rede und Antwort zu stehen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Schäm dich!)

Nein, stattdessen musste wieder einmal Bundesministerin Edtstadler ausrücken, die nach dem letzten Mal heute auch schon wieder eine Glanzleistung an irra­tionaler EU-Hörigkeit abgeliefert hat, überboten nur noch von der realitäts­fremden linken Moralpolitik eines grünen Vizekanzlers Kogler. Es ist ja nur noch unglaublich, sehr geehrte Damen und Herren, was Sie hier so von sich geben und wie Ihre Politik zurzeit ausschaut!

Wenn aber Bundeskanzler Nehammer heute schon nach Ungarn fährt, könnte er sich zumindest dort endlich einmal eine Scheibe abschneiden (Abg. Hanger:
Ist das eine Rede oder eine Lesung? – Ruf bei der ÖVP: Das ist eine Kickl-Rede, die hat der Kickl geschrieben!),

und zwar nicht nur in Sachen Asylpolitik, sondern auch in Sachen direkter Demokratie, und endlich einer Volksbefragung zu den Knieschusssanktionen zustimmen, die wir Freiheitliche schon seit Monaten fordern, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wäre ehrlich gesagt das Mindeste und auch das Anständigste, endlich einmal diejenigen zu fragen, die diese ganze Last auch tragen müssen, die das Opfer Ihrer Sanktionspolitik sind: die eigene Bevölkerung. Sie sollten auch zumindest


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 69

einmal so ehrlich sein und der Bevölkerung reinen Wein einschenken, was uns diese Sanktionen noch alles kosten werden. Doch dazu sind Sie natürlich nicht bereit – ganz einfach deswegen, weil Sie genau wissen, dass Ihre Poli­tik schon längst nicht mehr mehrheitsfähig ist und die Mehrheit der Bevölkerung für ein sofortiges Ende der Sanktionen stimmen würde, wie eine Umfrage erst kürzlich gezeigt hat. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Leere Phrasen! – Zwischenruf des Abg. Sieber.)

Sehr geehrte Damen und Herren, anstatt die Neutralität endlich zu leben, was Ihre verfassungsrechtliche Pflicht wäre, Herr Vizekanzler Kogler, anstatt sich für einen Waffenstillstand, für Frieden stark zu machen, anstatt die eigene Bevöl­kerung zu fragen, zertrampeln Sie lieber unsere Neutralität, schwingen die Moralkeule, bezeichnen alles als alternativlos, spielen den Schaden für Öster­reich noch herunter und diffamieren alle, die es wagen, diese Sanktionen infra­ge zu stellen, als Putin-Versteher oder als Ahnungslose, die dem russischen Nar­rativ aufsitzen, wie das Bundesministerin Edtstadler erst gestern wieder ge­tan hat. Dafür sollten Sie sich wirklich schämen, sehr geehrte Damen und Her­ren! (Beifall bei der FPÖ.)

Ihnen ist anscheinend vollkommen egal, dass es viele Menschen in diesem Land gibt, die mittlerweile am Verzweifeln sind, weil sie die extrem hohen Ener­giekosten oder die Inflation von mittlerweile über 10 Prozent nicht mehr stem­men können. Statt echter Entlastung gibt es aber Gewessler-Spartipps, bei denen du dir nur noch auf den Kopf greifen kannst, und eine CO2-Steuer noch obendrauf. – Danke, werte ÖVP, für die Entlastung, von der Sie immer re­den! (Beifall bei der FPÖ.)

Ihnen ist offenbar vollkommen egal, dass Österreich auf die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg zusteuert. Ihnen ist vollkommen egal, dass die russische Wirtschaft bei Weitem nicht so viel Schaden nimmt, wie behauptet wird oder wie wir das gerne hätten, womit wir den Krieg aber trotzdem nicht werden be­enden können. Zudem drehen Sie immer weiter und weiter an der rhetori­schen und faktischen Eskalationsspirale (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger) – in einer Geschwindigkeit, die mittlerweile schon fast Angst macht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 70

Und was macht eigentlich der Bundespräsident? – Der Bundespräsident sagt wie­der einmal kein Wort, der sitzt in der Hofburg und schläft seit Monaten, so wie jedes Mal, wenn es tatsächlich um den Schutz unserer Verfassung geht. (Bei­fall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Hin und wieder raucht er auch!)

Er hat den Begriff Heimat groß plakatiert und sagt kein Wort, wenn die Men­schen in seiner Heimat aus sogenannter Solidarität frieren und hungern müssen, wenn aus Solidarität die gesamte Wirtschaft an die Wand gefahren wird, wenn aus Solidarität bereits das nächste Sanktionspaket kommen soll – und na­türlich wird die ÖVP dem nächsten Sanktionspaket wieder aus Solidarität zustimmen. Ich glaube, sehr geehrte Damen und Herren, langsam hat sich das Wort Solidarität endlich für das Unwort des Jahres qualifiziert – genauso
wie das Wort alternativlos, nur so nebenbei.

Das Beste ist, dass wir das alles in Kauf nehmen müssen, um uns von einem Gas­lieferanten zu lösen, der einen brutalen Angriffskrieg führt, nur um uns an einen anderen Gaslieferanten zu wenden, der ebenfalls einen brutalen Angriffs­krieg führt, nämlich Aserbaidschan, oder an Paradedemokratien wie zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar. (Abg. Kassegger: Saudi-Arabien ...!) – Ich gratuliere Ihnen zu der unglaublichen Doppelmoral. (Beifall bei der FPÖ.)

Anstatt dass man aber endlich einlenkt und sich auf EU-Ebene für Österreich starkmacht, fordert die ÖVP in diesen Zeiten sogar noch die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips und damit die Abschaffung der einzigen Möglichkeit Österreichs, ein Veto einzulegen. Ich gratuliere Ihnen, denn damit haben Sie nicht nur wieder einen Höhepunkt Ihrer EU-Hörigkeit erreicht, sondern auch noch bewiesen, dass man Ihnen kein Wort mehr glauben kann – denn Sie haben in der Vergangenheit nicht nur einmal gesagt, dass für Sie eine Abschaffung nicht infrage kommt.

Aus diesem Grund und um der Bevölkerung auch noch einmal klar und deut­lich zu machen, woran sie bei Ihnen ist, bringe ich noch einmal folgenden Entschließungsantrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 71

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf europäischer Ebene vor-behaltlos für den Erhalt des Einstimmigkeitsprinzips und der Souveränität der Mitgliedstaaten einzusetzen.“

*****

Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Aufgabe, Ihre staatspolitische Ver­antwortung wäre es in erster Linie, die eigene Bevölkerung zu schützen und nicht der EU nach der Nase zu sprechen. (Abg. Meinl-Reisinger: „Nach der
Nase zu sprechen“?)
Es ist endlich an der Zeit, die Interessen Österreichs in den Vordergrund zu rücken und, wenn Sie dazu nicht imstande sind, den Weg für Neuwahlen freizumachen. (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ.)

16.03

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Steger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Aufrechterhaltung des Einstimmigkeitsprinzips

eingebracht in der 174. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 3. Oktober 2022 im Zuge der Debatte zu TOP 1, Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine

Die für Europa massiv schädlichen EU-Sanktionsregime gegen Russland zeigen deut­lich auf, von welch hoher Bedeutung das Einstimmigkeitsprinzip in der Gemein­samen Außen- und Sicherheitspolitik ist. Gebe es dieses nicht, wäre ein Gas-Embargo


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 72

längst beschlossene Sache, auch wenn dadurch ganzen Industrielandschaften die Lichter ausgehen würden.

Auch in anderen Politikbereichen herrscht das Einstimmigkeitsprinzip noch vor, beispielsweise benötigen der Eigenmittelbeschluss zum Haushalt der Europäischen Union sowie der Mehrjährige Finanzrahmen einen einstimmigen Beschluss im
Rat der EU. Die Zustimmung jedes einzelnen Mitgliedstaates ist demnach von essen­zieller Bedeutung für die Entscheidungsfindung in diesen Bereichen auf europäi­scher Ebene.

Doch eben gegen diese tragende Rolle der Mitgliedstaaten laufen EU-Zentralisten seit geraumer Zeit Sturm. Bereits die Konferenz zur Zukunft Europas wurde als schein-partizipatives Instrument der Europäischen Kommission dazu missbraucht, den Na­tionalstaaten immer mehr Kompetenzen entziehen und deren Vetorechte be­schneiden zu wollen – bislang zum Glück ohne Erfolg. Wortwörtlich forderte der Ab­schlussbericht der Konferenz:

„Alle Angelegenheiten, die bislang einstimmig beschlossen werden müssen, soll­ten künftig mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden. Die einzigen Ausnahmen sollten die Aufnahme neuer Mitglieder in die EU und Änderungen an den Grund­prinzipien der EU sein“ (Konferenz zur Zukunft Europas. Bericht über das endgültige Ergebnis 2022: S. 90).

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass trotz gegenteiliger Versprechungen des ÖVP-Kanzlers Karl Nehammer immer mehr führende ÖVP-Minister das Ein­stimmigkeitsprinzip in der EU demolieren wollen. Nehammer selbst betonte noch am 30. Mai 2022 vor dem EU-Hauptausschuss:

„Wir müssen diesen letzten Rest an Einstimmigkeit bewahren, vor allem als kleines Land. […] Ja, es braucht die Einstimmigkeit.“

Aus seiner Sicht könne deswegen die Einstimmigkeit nicht aufgehoben werden. Seine ÖVP-Minister sehen dies offensichtlich ganz anders. So sprachen sich unlängst sowohl EU-Ministerin Mag. Karoline Edtstadler als auch Außenminister Mag. Alexan­der Schallenberg offen für eine Reform und Abschwächung des Einstimmigkeits­prinzips aus.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 73

Wortwörtlich sagte Edtstadler gegenüber der Tiroler Tageszeitung:

„Ich glaube, dass man die Einstimmigkeit in manchen Bereichen der Außen- und Si­cherheitspolitik überdenken muss. In anderen braucht es Einstimmigkeit, um zu zeigen, dass Europa geeint und gestärkt ist. […] Es gibt dazwischen aber viele Berei­che, wo es mehrheitliche Beschlüsse braucht. […] Ich denke, die Zukunft ist, dass sich Staaten zusammentun, die einer Meinung sind. Dann hat man nicht 27 Mei-nungen am Tisch, sondern akkordierte, die man dann mit den anderen rascher zu­sammenführen könnte“ (Tiroler Tageszeitung 08.09.2022: Abstriche bei der Einstim­migkeit).

Nur wenige Tage später führte Schallenberg in einem Interview mit dem Profil aus:

„Ich glaube, dass man sich überlegen kann, auf welche Bereiche man die Abstim­mung mit qualifizierter Mehrheit ausdehnen kann. […] Bei der Steuerpolitik hingegen könnte man vielleicht mit qualifizierter Mehrheit Beschlüsse fassen“ (Profil 11.09.
2022: „Ich sehe bei den Sanktionen keinen Grund für Zweifel“).

Zu diesen flapsig formulierten, aber im Kern brandgefährlichen Ansichten führen­der ÖVP-Minister ist zuallererst anzuführen, dass weitere Kompetenzverschiebungen hin zu den Institutionen der Europäischen Union abzulehnen und keinesfalls zu forcieren sind. Völlig unannehmbar ist jedoch die dahinterliegende Forderung, den Mitgliedstaaten der Europäischen Union ihre Vetorechte in entscheidenden Politikbereichen und damit den letzten Rest ihrer Souveränität zu rauben. Edtstadler geht sogar so weit anzukündigen, dass man jene Meinungen von Mitgliedstaaten, welche nicht dem EU-Mainstream entsprechen, gleich des Tisches – und folgerichtig aus der Diskussion und Debatte – verweisen sollte. Es wäre dann einfacher, an­dersdenkende Regierungen zu umgehen. Um ganz im Sinne der EU-Hörigkeit der schwarz-grünen Bundesregierung zu handeln, schreckt Edtstadler demnach nicht einmal davor zurück, demokratisch gewählte Regierungen und ihre Bevölke­rungen aus Entscheidungen auszuschließen, welche das Leben von hunderten Millionen Menschen betreffen.

Schallenberg ist es offensichtlich ein Anliegen, Österreich und den weiteren Mitgliedstaaten Kompetenzen in steuerpolitischen Angelegenheiten zu entziehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 74

Beide bleiben äußerst vage dahingehend, in welchen konkreten Bereichen
und in welchem Ausmaß sie Abstimmungsverfahren reformieren möchten. Durch diese Unüberlegtheit und Planlosigkeit werden diese Forderungen allerdings umso gefährlicher. Es ist erschreckend, dass die ÖVP selbst bei einer so wichtigen und für die Zukunft unseres Landes entscheidenden Frage dem Pfad der EU-Hörigkeit folgt und sich nicht für unsere Heimat Österreich positionieren kann. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welchen Wert die Versprechungen des Kanzlers haben, wenn zeitgleich seine führenden Minister das Gegenteil fordern.

Eine Abschaffung bzw. Schwächung des Einstimmigkeitsprinzips hätte zur Folge, dass kein einzelner Mitgliedstaat in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, sowie in Angelegenheiten der Sozial-, Steuer- und Haushaltspolitik, nationalstaatliche Interes­sen vor Schnellschüssen der Europäischen Union bewahren könnte. Der Wegfall des Einstimmigkeitsprinzips würde die tatsächlich demokratisch legitimierten Entscheidungsträger in Europa – nämlich die Regierungen der Nationalstaaten – in unverantwortlichem Ausmaß schwächen. Denn die Wahrung der Demokratie in Europa obliegt den Nationalstaaten, deren gewählte Repräsentanten sich vor ihrem Wahlvolk für ihre Entscheidungen – auch im Rahmen der Institutionen der Europäischen Union – zu rechtfertigen haben. Demokratische Wahlen in den Mit­gliedstaaten würden vor diesem Hintergrund ebenfalls entwertet werden. Eine noch weitergehende Aushöhlung der nationalstaatlichen Souveränität muss folge­richtig unterbunden werden.

Das Ende des Einstimmigkeitsprinzips würde der Demokratie in Europa einen herben Schlag versetzen. Jede demokratisch legitimierte Regierung eines EU-Mitglied­staats muss primär den Anliegen und Sorgen ihrer Bürger entsprechen und gegebe­nenfalls dieser Verpflichtung mittels der Nutzung ihres nationalen Vetos auf europäischer Ebene gerecht werden können. Vor allem kleine Mitgliedstaaten wie Österreich wären ohne das Einstimmigkeitsprinzip jedweder Möglichkeit be­raubt, in entscheidenden Politikbereichen im Interesse der eigenen Bevölkerung einen Einspruch zu erheben. Wer ein Ende der Einstimmigkeit fordert, kann nicht die Interessen der Österreicher und Österreicherinnen vertreten, sondern nur jene der EU-Zentralisten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 75

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf europäischer Ebene vorbehaltlos für den Erhalt des Einstimmigkeitsprinzips und der Souveränität der Mitgliedstaaten einzusetzen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Frau Klubvorsitzende Sigrid Maurer. – Bitte, Frau Ab­geordnete.


16.04.10

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! (Ruf bei der FPÖ: Wie war die Wahlparty in Tirol?) Werte Vertreter:innen der Bundes­regierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! (Abg. Rauch: Haben Sie in Tirol auch gefeiert? – Abg. Hafenecker: Haben Sie die SPÖ im Burgenland auch besucht?) Wir debattieren den Krieg in der Ukraine jetzt seit 24. Februar. Ich spreche hier meistens nach Redner:innen der Freiheitli­chen Partei, und es macht mich jedes Mal wieder fassungslos, mit welcher Men­schenverachtung, mit welcher Ignoranz dem Leid der ukrainischen Bevölke­rung von Ihnen begegnet wird. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wir hören während unserer Reden hier permanent Zwischenrufe. Insbeson­dere – besonders viele! – wenn eine Frau spricht (Rufe bei der FPÖ: Moi!), wie bei Kollegin Edtstadler, ist es wesentlich lauter als sonst. Zum Beispiel die Zwi­schenrufe von Herrn Abgeordneten Schrangl (Heiterkeit und Rufe bei der FPÖ: Der ist gar nicht da! – Abg. Zarits: Der ist nie da ... selber zugegeben! – Zwischenrufe bei der FPÖ): Er ruft während der Rede von Herrn Lopatka heraus, um zu beto­nen, dass er eigentlich die Werte nicht teilt. Wir teilen diese Werte nicht,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 76

sagt er. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Leicht­fried.) – Ich möchte Sie schon daran erinnern, Herr Abgeordneter, worauf Sie an­gelobt sind: auf unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, die stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze (Abg. Kickl – erheitert –: Die haben Sie zweieinhalb Jahre lang eisern befolgt!) und aller anderen Gesetze und gewissen­hafte Erfüllung aller Pflichten. – Darauf sind wir alle hier angelobt.

Diese Angelobung bedeutet, dass wir die Demokratie hochhalten, dass wir die demokratische Debatte, selbstverständlich auch die Gesetze, die in diesem Land gelten, und selbstverständlich auch die Werte, die damit verbunden sind, hoch­halten. Das ist hier unsere gemeinsame Basis. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wenn Sie diese Werte, wenn Sie dieses Gelöbnis nicht einhalten wollen, dann packen Sie bitte Ihre Taschen und verlassen Sie dieses Parlament! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Heftiger Widerspruch bei der FPÖ. – Abg. Kickl: Aha, das ist jetzt ein neuer Weg ...!) Es ist einer Demokratie nicht wür­dig, auf die Art und Weise zu argumentieren, wie Sie das tun. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.) Seit dem 24. Februar sind wir wenige Hun­dert Kilometer von hier mit einem Krieg in der Ukraine - - (Anhaltender hef­tiger Widerspruch bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Ruhe!) – Herr Präsident, würden Sie vielleicht - -


Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrte Frau Klubvorsitzende, natürlich ist es so, dass es, wenn man Mandatare auffordert, das Parlament zu verlassen, dann laut werden kann. Ich ersuche trotzdem darum, die Frau Klubvorsitzende im Weiteren aussprechen zu lassen (Abg. Martin Graf: ... was ist mit der los?), aber Sie haben auch ein Mikrofon, Sie werden sich durchsetzen. – Bitte schön.


Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (fortsetzend): Seit dem 24. Februar sind wir we­nige Hundert Kilometer von hier mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert, der unseren Alltag und unsere politische Debatte bestimmt. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Du vertrittst nicht ihre Werte!) Nach wie vor verfolgen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 77

wir alle hier – oder zumindest vier von fünf Parteien – gebannt die neuesten Mel­dungen aus der Ukraine. (Abg. Kassegger: Ein Highlight des Parlamentarismus! – Abg. Belakowitsch: ... wissʼ ma eh!)

Voller Schwere und schmerzlicher Eindrücke erreichen uns die Bilder: Babys, die in Bunkern, die vorher U-Bahn-Stationen waren, geboren werden, Menschen, die fliehen, Menschen, die getötet werden, Frauen, die vergewaltigt werden, Frau­en und Männer, die zur Waffe greifen müssen, um ihr Land zu verteidigen. Da­bei wollen sie einfach in Frieden leben. Es ist unvorstellbar, dass das seit Mo­naten mitten in Europa vor unseren Augen passiert. Kein Mensch soll es erleben müssen – niemand! –, und niemand soll dieses Leid verharmlosen, auch hier die Freiheitliche Partei nicht. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Martin Graf: ... Werte, die Opposition zu verbieten!)

Das ist kein Krieg zwischen zwei Parteien, sondern ein brutaler, völkerrechtswid­riger Angriffskrieg eines Despoten, der sich über alles geltende Recht hinweg­setzt und Leid und Tod von Hunderttausenden Menschen nicht nur hin­nimmt, sondern aktiv zu verantworten hat: Wladimir Putin. (Abg. Hafenecker: Kön­nen Sie nicht frei sprechen? Wer hat Ihnen diesen Blödsinn aufgeschrieben?) Vor diesem Hintergrund stehen wir in Europa und in Österreich vor einer Zeitenwende, wie es Bundeskanzler Scholz ausgedrückt hat. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Es kann und wird kein normales Weiter-wie-bisher geben können. Auch das hat Vizekanzler Kogler mehrmals klargemacht. Wir sind solidarisch mit der Ukraine. Und ein Wort wie Solidarität als Unwort des Jahres zu bezeich­nen, wie Sie das hier tun, Frau Steger, das ist letztklassig. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Steger: Weil es missbraucht wird! – Abg. Hafenecker: Darf sie noch bleiben oder muss sie jetzt gehen? – Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Auf der anderen Seite steht Wladimir Putin, ein Despot, der seine Interessen ohne Rücksicht auf Verluste und Menschenleben verfolgt. Dieser Krieg ist unmenschlich und bestialisch, und er muss aufhören. Putin steht aber nicht al­leine da, denn seit Jahren – und wir haben darauf aufmerksam gemacht und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 78

dagegen angekämpft – hat er seine Vasallen in der Europäischen Union instruiert (Abg. Stefan: Van der Bellen, oder wen meinen Sie? – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), rechte und rechtsextreme Parteien verteilt auf dem ganzen Kontinent. (Rufe bei der FPÖ: Van der Bellen?) Das sind etwa der ehemalige Front National in Frankreich, die Lega in Italien (Abg. Kickl: Der amtierende Bundespräsident! – Abg. Stefan: Van der Bellen, oder wen meinen Sie denn? Van der Bellen 2015, war das ein Putin-Troll?), die AfD und hier in Österreich die Freiheitliche Partei.

Putins Angriffskrieg hat uns unweigerlich vor Augen geführt, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten in eine gefährliche Abhängigkeit begeben haben, und da hat die Freiheitliche Partei ganz aktiv mitgeholfen, mit Ihren Selfies vor dem Kreml – wir erinnern uns! –, mit Ihren Unterwerfungsgesten – die Kollegin hat für Sie Bilder davon zur Auffrischung Ihrer Erinnerung mit. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Der Präsident hat sogar in seinem Buch etwas über Putin geschrieben! – Abg. Stefan: ... Van der Bellen 2015! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Auf der Suche nach immer billigerem Gas haben wir uns in diese Abhängigkeit gebracht – und diese Abhängigkeit muss enden. (Abg. Wurm: Das ist eine armselige Rede, armselige Rede! – Abg. Hafenecker: Ganz schlechte Rede!) Wir ha­ben vom ersten Tag unserer Regierungsbeteiligung an als grünes Ziel fest­gesetzt (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), dass wir aus dieser Abhängigkeit herauskommen müssen, aus der Abhängigkeit von russischem Gas, aber natürlich mittelfristig aus der Abhängigkeit von den Fossilen ganz grundsätzlich. (Abg. Hafenecker: Ich hoffe, Sie haben damals auf Ihrem Foto keinen russischen Champagner getrunken! – Ruf bei der FPÖ: Krimsekt!)

Allen voran Energieministerin Leonore Gewessler ist es zu verdanken, Schritt für Schritt, Speicherstand für Speicherstand, dass wir für diesen Winter einen Teil unserer Freiheit und Unabhängigkeit sichern können. Wir sind selbstverständlich noch lange nicht am Ende dieser Reise angekommen, und es wird noch schwie­rig genug werden (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), aber wir sind auf einem viel­versprechenden Weg.

In dieser Auseinandersetzung müssen wir nicht nur in Österreich geeint daste­hen. Wer sich lieber auf die Seite des Kriegsverbrechers Putin stellt, das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 79

sehen wir jeden Tag: Das ist die Freiheitliche Partei (Abg. Martin Graf: Blödsinn! – Ruf bei der FPÖ: Das ist eine Unterstellung!), die Freiheitliche Partei, die nichts zur Lösung der Krise beiträgt, sondern im Gegenteil, die russische Propaganda weitertreibt (Ruf bei der FPÖ: ... ein Schwachsinn!) und damit auch aktiv die Spaltung betreibt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Und was lösen Sie? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Vor diesem Hintergrund müssen uns auch die Erfolge rechter und rechtsextre­mer Parteien in Europa Sorgen bereiten, denn wir wissen: Wer die europäi­sche Idee angreift, wer Europa angreift, der greift auch den Frieden in unseren Ländern an. Wir brauchen Durchhaltevermögen und keinen Alarmismus (Abg. Belakowitsch: Durchhalteparolen ...!), denn die Sanktionen zeigen Wirkung.
Die Wirtschaft in Russland bricht ein: 6 Prozent Minus, 10 Prozent Minus. (Abg. Belakowitsch: Ja, aber unsere auch!) Die russische Kriegswirtschaft funktio­niert nicht mehr (Abg. Deimek: Und wir sind in der Kriegswirtschaft! Aber das ist Ih­nen zu hoch, da fehlt es am Intellekt! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) so, wie sie es sollte, wenn es nach Putin ginge, weil die technischen Komponenten für die Nachrüstung für diesen Krieg fehlen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Diese Sanktionen haben starke Wirkung, und sie schwächen Russland massiv. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Und uns
mehr!)

Ich darf das deutsche „Handelsblatt“ zitieren: „Das westliche Embargo bedeutet, dass Russland keine Tech-Komponenten kaufen kann. Die Nachrüstung der kriegsgebeutelten Streitkräfte wird damit verhindert, die Kriegsmaschinerie des Kremls nachhaltig geschwächt. Europa steht ein schwieriger Winter bevor, Russland dauerhaftes Siechtum.“

Wer also so wie die Freiheitliche Partei sagt (Abg. Kickl: Toll! Ja, großartig, sehr stabilisierend für Europa!), die Sanktionen bringen nichts, sagt damit keine unangenehme Wahrheit, sondern betreibt ausschließlich die russische Lügen­propaganda. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der Internationale Währungsfonds erwartet für Russland eine tiefe und lange Rezession, in diesem Jahr soll die Wirtschaftsleistung um 6 Prozent schrumpfen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 80

und für 2023 setzt der Fonds ein weiteres Minus an. Ich wiederhole mich: Wer behauptet, die Sanktionen hätten keine Wirkung, der betreibt russische Pro­paganda und betreibt damit auch die Spaltung Europas!

Eines steht fest, für mich, für unsere Partei, für diese Regierung, für vier Parteien in diesem Parlament jedenfalls (Abg. Hafenecker: Das ist nicht fair gegenüber dem Landeshauptmann von Oberösterreich! – Zwischenruf des Abg. Amesbauer): Die Freiheit, die Souveränität und das Lebensrecht der Menschen in der Ukraine dürfen kein Preisschild haben. Daher unterstützen wir sie gemeinsam mit der EU wirtschaftlich und mit sofortiger humanitärer Hilfe. Es ist klar, was zu tun ist: Wir stehen aufseiten der Ukraine, die Sanktionen gegen Wladimir Putin und Russ­land wirken, sie sind der richtige Weg.

Und zum Dritten: Wir müssen raus aus der dreckigen fossilen Energie, um unsere Unabhängigkeit und unsere Freiheit zu sichern. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Dann macht es, bitte! – Abg. Schroll: 639 Tage! – Ruf bei der FPÖ: Noch nie so eine schlechte Rede gehört! – Abg. Schroll: 639 Tage!)

16.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Klubvorsitzende Mag. Beate Meinl-Reisinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


16.13.20

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Werter Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Ich habe zwei Mauerstücke mitgebracht (zwei Mauerstücke zeigend): zwei Mau­erstücke, die seit einiger Zeit bei mir im Büro nebeneinander liegen. Ein Stück (ein Mauerstück zeigend) ist ein Teil der Berliner Mauer – das habe ich heute mitgebracht, weil heute der Tag der Deutschen Einheit ist, den wir durch­aus auch als einen bedeutenden Moment in der europäischen Geschichte zu feiern haben. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der
SPÖ.)

Das andere Stück Mauer (das zweite Mauerstück zeigend) ist aus einem zerbombten Wohnhaus im Kiewer Vorort Irpin, das habe ich dort aufgelesen und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 81

mitgenommen, damit ich mich tagtäglich daran erinnere, was Europa auch sein kann: nicht nur der Fall einer Mauer, sondern auch das Zerbomben von Mau­ern. Und das ist der Grund, warum wir heute hier sind: Genau das soll uns Mahnung sein, was Mauern in Europa bedeuten können und derzeit bedauerli­cherweise auch bedeuten. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen.)

Die Bundesregierung hat die Einberufung dieser Sondersitzung veranlasst und hat den Titel gewählt: Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. – Mit einiger Verwunderung nehme ich zur Kennt­nis, dass weder der Innenminister noch die Verteidigungsministerin heute hier ist und eigentlich überhaupt nichts zum Thema Sicherheitspolitik gesprochen wurde. (Abg. Leichtfried: Dafür ist der Bundeskanzler da!) Das verwundert mich doch schon sehr, weil vom Vorredner Lopatka auch angesprochen wurde, dass die EU aufgewacht ist und auch die Nato aufgewacht ist. Ich würde sagen, dass eigentlich so gut wie alle europäischen Länder aufgewacht sind, wenn es um die Sicherheitspolitik geht, nur nicht Österreich. Österreich befindet sich ganz offensichtlich im Dornröschenschlaf.

Der deutsche Bundeskanzler Scholz hat das, was am 24. Februar passiert ist, als „Zeitenwende“ bezeichnet, und in jedem anderen europäischen Land ist zu Recht eine Debatte gestartet worden, welche Auswirkungen diese Zeitenwende, die eine geopolitische Verschiebung sondergleichen bedeutet, auf die nationalen Si­cherheitspolitiken hat. In Österreich wurde die Debatte ex cathedra vom Bundeskanzler abgewürgt. Dabei ist völlig klar: Der Beitritt Schwedens und Finn­lands, die wirklich jahrzehntelang für das Modell von Paktfreiheit und, wenn Sie so wollen, dann auch Neutralität gestanden sind, zur Nato bedeutet natürlich eine massive Verschiebung auch der Sicherheitsarchitektur und der Vertei­digungsarchitektur Europas – nicht zugunsten der Europäischen Union, wie wir uns das gewünscht hätten, sondern zugunsten der Nato.

Und eine unbequeme Wahrheit, die wir sehen, jedenfalls nach 2014 und je­denfalls nach dem 24. Februar, ist doch, dass man klar sagen muss: In dieser Zeit,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 82

in der Putin einen Krieg gegen den gesamten Westen führt, schützt uns Neu­tralität nicht!

Ich bin doch einigermaßen verwundert, dass an einem Tag, für den die Regie­rung ankündigt, dass über Sicherheitspolitik gesprochen wird, kein einziges Wort über die Frage, was uns Neutralität in der Zukunft zu bedeuten hat, verloren wird.

Schauen Sie bitte in die Schweiz! In der Schweiz wird diese Debatte geführt, und dort wird der Begriff der kooperativen Neutralität benutzt. (Abg. Sieber: Das ist im Ständerat gescheitert!) Das ist etwas sehr Wesentliches, weil er für mich eindeu­tig das beinhaltet, was Vizekanzler Kogler gesagt hat, nämlich: In Sachen massiven Völkerrechtsbruchs – mit diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins wurde jede Vereinbarung, jeder Vertrag gebrochen – kann es keine Neutralität geben! Wir müssen wissen, wo wir zu stehen haben! (Beifall bei den NEOS.)

Wir müssen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Europa auch handlungsfähig und verteidigungsfähig wird. Das hieße zum Beispiel, eine Debatte darüber
zu starten, dass wir in Österreich nicht länger Trittbrettfahrer sein können und sollen, zum Beispiel die irische Klausel ein für alle Mal in die Geschichtsbü­cher zu schreiben und sich in Zukunft voll und umfänglich der Beistandspflicht zu verpflichten. Ich halte das für wesentlich.

Ich war gerade im Deutschen Bundestag und habe die Vorsitzende des deut­schen Verteidigungsausschusses getroffen, habe mich mit ihr auch über die Veränderungen in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik unterhalten (Zwischenruf des Abg. Martin Graf), mit dem Ziel einer strategi­schen Autonomie, die uns nämlich sehr wichtig ist, und Handlungsfähigkeit, die sehr entscheidend ist.

Ich habe sie gefragt, wie da eigentlich auf Österreich geschaut wird, und sie hat gesagt: Na ja, offen gesagt spielt Österreich keine Rolle! – Es gibt – und das habe ich, glaube ich, schon einmal gesagt – den Spruch: Either you sit on the table or you are on the menu. – Also Sie können es sich aussuchen: Entweder Sie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 83

haben einen Platz am Tisch, wenn es um die Zukunft der Verteidigungspolitik geht, oder Sie haben halt einen Platz auf der Menükarte.

Mit Beginn des russischen Angriffskriegs wurde uns allen vor allem auch die Ab­hängigkeit von russischem Gas sehr, sehr schmerzlich bewusst. Ich möchte hier noch einmal betonen, dass diese Abhängigkeit Österreichs, die in Europa wirklich sondergleichen ist, nicht hausgemacht ist, sondern sie wurde in der Ver­gangenheit bewusst von Politikern von ÖVP, SPÖ und FPÖ herbeigeführt. Die­se Politiker haben uns in die Arme Putins getrieben (Abg. Hafenecker: Und Hans Peter Haselsteiner! – Abg. Stefan – in Richtung des Abg. Hafenecker –: Nein, der war im Widerstand immer! – Abg. Hafenecker: Der war nicht im Wider­stand! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), und ich hoffe zumindest – auch wenn uns und den Menschen das jetzt nichts nützt –, dass sie es bereuen. (Abg. Stefan: ... deswegen keine Aufträge bekommen ..., der Arme! Weil er sich immer so gegen das Regime gestellt hat!)

Eines ist auch ganz klar: dass Putin, und zwar schon seit 2021, einen Energie­krieg gegen ganz Europa führt. Er hat das 2021 durch eine Verknappung von Gas getan und damit die Preise schon in die Höhe getrieben, und er tut es weiter. Es sind ihm in diesem Krieg offensichtlich alle Mittel recht. Und ja, wir wissen es nicht, aber die jüngste Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines hat die Gaspreise noch einmal in die Höhe getrieben: Das Gas ist aktuell wahn­witzige 1 300 Prozent teurer als noch vor zwei Jahren.

Wissen Sie, das ist genau der Punkt: Werte Bundesregierung, Sie haben sich ja gerühmt für die Summen, die Sie mit Boni und Gutscheinen ausgeben, denen ja auch eine Mentalität innewohnt, die ich zutiefst ablehne – und der Steuerzah­ler ist ja nicht so dumm, er weiß ganz genau, dass er sich das selber zahlt –, aber damit werden Sie das Problem dieser Preissteigerungen nicht in den Griff bekommen. (Beifall bei den NEOS.)

Wir haben letzte Woche einen Sechspunkteplan präsentiert, und ich gebe zu, wir haben, auch für Liberale, einen weiten Weg genommen. Wir haben gesagt, das Problem muss selbstverständlich an der Wurzel gepackt werden. Die Preise müs­sen runter, und gleichzeitig müssen die Ärmel hochgekrempelt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 84

Was meine ich damit, wenn ich sage, die Ärmel müssen hochgekrempelt wer­den? – Es ist eigentlich ganz simpel. Sie müssen kein Wirtschaftsprofessor sein, um zu erkennen, dass bei zu wenig Angebot und gleichbleibender Nachfrage der Preis unermesslich hoch steigt. Das heißt, Österreich muss alles daransetzen, dass wir diversifizieren, mehr Gas aus eigenen Quellen und aus anderen Quel­len bekommen. Wo ist das Gas aus Norwegen? Und wo ist die Energieministerin, die ich das heute hätte fragen wollen? (Beifall bei den NEOS.)

Darüber hinaus – und das ist natürlich auch schon angesprochen worden, Sie können das gerne mit den Niederlanden vergleichen –: endlich in Freiheits­energien investieren, das heißt, den Ausbau von Erneuerbaren vorantreiben! Das geht aber nicht, indem man die Verfahren ein bisschen beschleunigt. Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass die Party, insbesondere die fossile Party, vorbei ist, dem weiß ich nicht zu helfen. Wir müssen doch jetzt wirklich Leadership zeigen und per Gesetz oder per Notverordnung Projekte durchpeitschen, damit wir diesen Ausbau in einem Tempo vorantreiben, das wir noch nie zuvor in Österreich gesehen haben. (Beifall bei den NEOS.)

Die Entscheidung der EU-Energieminister letzte Woche begrüßen wir. Die Ab­schöpfung der Gewinne von Stromerzeugern auch aus anderen Quellen als
aus Gas, um Kunden, Haushalte, Betriebe zu stützen, begrüßen wir, aber machen wir uns keine Illusionen über die Summen. (Abg. Martin Graf: Warum sagen
Sie das nicht den Menschen?!)
Ich glaube auch, dass ich für viele Menschen spre­che, wenn ich sage, dass das, was die EU-Energieminister am Freitag erreicht haben, dann doch enttäuschend war, weil: Wir brauchen mehr Tempo!

Der nächste große Schritt muss die Entkopplung von Strom- und Gaspreisen sein. Und ja, da gibt es das Modell der Subventionierung der Gaspreise für Gas bei Verstromung, wie das das iberische Modell vorsieht, wie das Spanien gemacht hat – das geht nicht auf nationaler Ebene, wie das der ehemalige Bun­deskanzler Kern gesagt hat, das ist völlig illusorisch und falsch. Sinnhaf­terweise geht das nur auf europäischer Ebene, aber das wäre dringend zu tun.

Genauso dringend wäre es aber, einen verbindlichen Energiesparplan auf den Tisch zu legen, denn in Zeiten von Knappheiten lösen Sie das Problem nicht,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 85

wenn die Nachfrage gleich hoch bleibt. Wo ist der verbindliche Energie­sparplan? – Ich sehe ihn nicht. Ich sehe sinnlose Diskussionen um Heizschwam­merl, die – Entschuldigung! – im Vergleich zu dem, was wirklich hier am Tisch liegt, lächerlich sind, einfach nur lächerlich! (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Schroll.)

Last, but not least: Wir sehen eine enorme Gefahr für die Industrie, es droht eine Deindustrialisierung. Und es erfüllt mich mit großer Sorge, dass Europa mittelfristig nicht wettbewerbsfähig sein wird, weil natürlich die Energiepreise in anderen Teilen der Welt andere sind; in den USA, aber auch im asiatischen Raum. Ich habe gesagt, wir als Liberale sind hier einen weiten Weg gegangen, und ich gehe jetzt sogar noch einen Schritt weiter: Wenn wir unsere Betriebe wett­bewerbsfähig halten wollen, dann können wir nicht zuschauen, wie Deutsch­land eine Gasbremse einführt; auch wenn ich tatsächlich sage, es liegt noch nicht am Tisch, welches konkrete Modell. Bis jetzt ist sozusagen nur einmal die Summe genannt worden, aber nicht, wie sie es genau machen. Sie können kei­nem oberösterreichischen Betrieb erzählen, dass er quasi Gas dann in Deutschland günstiger als in Österreich bekommt. Österreich wird da nachzie­hen müssen, und ich erwarte mir auch da, dass Tempo gemacht wird, dass
wir zu diesen Lösungen rasch kommen, und zwar noch vor dem Winter. (Beifall bei den NEOS.)

Ich habe bisweilen den Eindruck, dass der Regierung die Dimension und die Ernsthaftigkeit der Krise nicht bewusst werden. Das zeigen eben Diskussionen um Boni und Gutscheine und Heizschwammerl, wenn dann sozusagen viel­leicht ein Deal läuft: Ich verbiete dir die Heizschwammerl – das kriegen die Grü­nen –, und dafür kriegen die Bauern bei der ÖVP wieder etwas. – Das ist unerträglicher Klientelismus, unerträglicher Klientelismus! Für dieses Klein-Klein ist es zu spät! (Beifall bei den NEOS. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wenn Sie jetzt nicht verstehen, dass wir an großen Schrauben drehen müssen – jetzt, in der größten Krise der Zweiten Republik –, um tatsächlich gestärkt aus der Krise hervorzugehen, dann weiß ich nicht, und dann weiß ich auch nicht


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 86

mehr, wie ich Ihnen helfen kann. Es findet gerade eine enorme geopolitische Verschiebung statt.

Und ja, die FPÖ: Lassen Sie die FPÖ! Die sind halt Putin-Freunde, die haben einen Freundschaftsvertrag. Das ist natürlich ein Verrat an Österreich, an der Europäischen Union und an unseren Werten, der da begangen wird, aber sie spielen ja Gott sei Dank keine Rolle. (Abg. Stefan: ... der Haselsteiner euch finan­ziert! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Aber Sie (in Richtung ÖVP) sitzen
in der Regierung, Sie spielen eine Rolle. Wie sind denn die Rolle und die Position Österreichs? Wie sind denn die Rolle und die Position Europas zukünftig hin­sichtlich Wettbewerbsfähigkeit oder geostrategischen Handelsfragen? (Zwi­schenruf des Abg. Deimek.) Wie werden wir uns positionieren? Neutral? – Das wage ich zu bezweifeln.

Ich sage das auch deshalb, weil ich mich erinnern kann, gut erinnern kann, wie in diesem Haus von Populismus getrieben wir als einzige Fraktion gesagt haben, wir sollten uns schon überlegen, Freihandel mit unseren Freunden zu führen, zum Beispiel mit Kanada, zum Beispiel mit den USA. – Mit wem wollen Sie denn zukünftig Handel betreiben? Mit China, mit Russland, mit Saudi-Arabien? Das glaube ich nicht, das rettet uns den Wohlstand nicht. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

16.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Dr. Christian Stocker. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


16.25.14

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kolle­gen! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Haus und jene, die die­se Sitzung von zu Hause verfolgen! Inflation und Teuerung, Energiekrise und ein Krieg, der gefühlt immer näher rückt – das sind die Themen, die die Menschen bewegen, und das sind auch die Sorgen, die die Menschen haben. Ich bedan­ke mich bei der Bundesregierung dafür, dass wir hier aufgrund einer Regierungs­erklärung zu diesen Themen auch eine parlamentarische Debatte abhalten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 87

können. Das ist ja das, was sich die Opposition in diesem Haus immer gewünscht hat.

Das zeigt schon eines, und da darf ich meiner Vorrednerin Folgendes mitgeben: Wenn Sie sagen, die Neutralität sei neu zu interpretieren, Schweizer Muster oder Ähnliches, dann müssen Sie mir jetzt eines schon erklären: Ändert sich da­durch an unserer Sicherheitslage etwas? (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, natürlich!) –
Na eben nicht! Wenn Sie die Neutralität aufgeben, ändert sich an der Sicherheits­lage in Österreich einmal grundsätzlich gar nichts. Es ändert sich dann etwas, wenn wir das Bundesheer endlich so ausstatten und auch finanziell so ausstat­ten, dass es die Landesverteidigungsaufgabe erfüllen kann. Das ändert et­was. 
(Beifall bei der ÖVP. –Abg. Meinl-Reisinger: ... die Schweiz ...!)

Außerdem darf ich Ihnen auch noch folgenden Unterschied zur Schweiz ausführen: Die Schweiz ist nicht Teil und Mitglied der Europäischen Union, wir schon, und in diesen Verträgen gibt es eine Beistandsklausel, die jener
der Nato ganz ähnlich ist. Das heißt, wir haben nicht dieselbe Situation wie die Schweiz und keinen Grund, unsere Neutralität - - (Abg. Meinl-Reisinger: Wol­len Sie mich jetzt belehren, oder was ist das für eine Art und Weise? Diskutieren wir endlich über die Neutralität und Beistandsklausel!) 
Ich belehre überhaupt niemanden, aber wenn Sie die Schweiz hier als Beispiel anführen, dann darf ich Ihnen sagen, dass es dort keine Beistandsklausel gibt, bei uns aber schon. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich komme jetzt zu den Sorgen, die die Menschen in diesem Land bewegen und die für viele das Leben alles andere als leicht machen.

Wenn die Regierung hier in dieser Regierungserklärung darlegt, wie viele Hilfen gegeben werden, dann ist das ein Zeichen, dass wir die Menschen in diesen Sorgen nicht im Stich lassen, dass wir verstehen, was sie bedrückt, und dass wir ihnen helfen, und zwar in großem Umfang helfen. 35 Milliarden Euro, das kann sich vielleicht niemand vorstellen, aber dass für eine vierköpfige Familie – Eltern, zwei Kinder – in diesen Monaten insgesamt 1 500 Euro netto für brutto ausbezahlt werden, das kann man sich vorstellen. Und das ist eine Hilfe für diese Menschen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 88

Frau Kollegin Rendi-Wagner, Sie meinen, dass eine Gaspreisbremse notwendig ist. – Niemand hindert Sie, in Wien die Mieten zu senken! Das Mietrecht gibt eine Obergrenze vor, aber keine Untergrenze. Sie können in allen Mietverträgen der Stadt Wien jederzeit die Belastung reduzieren. Niemand hindert Sie, eine Energiepreisbremse bei der Wien Energie einzuführen – ja, vielleicht die schlech­te Geschäftsgebarung, aber die Eigentümerschaft ist in öffentlicher Hand, bei der Stadt Wien. (Abg. Sobotka: Warum macht ihr das nicht?) Niemand hindert Sie. Warum machen Sie das nicht? Sich hierherzustellen und das einzu­fordern und im eigenen Bereich nicht zu machen, das richtet sich auch selbst. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Loacker: ... so verrückt wie die Mikl-Leitner!)

Angesichts der Gräuel dieses Krieges in der Ukraine, die wir tagtäglich erle­ben müssen, dieses unsäglichen Leides, das wir mitansehen müssen, muss ich sagen, ich verstehe Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ, nicht mehr! Wie kann man sich in einer solchen Situation gegen das einzig wirksame Mittel, das zur Verfügung steht, nämlich Sanktionen, aussprechen und in Kauf nehmen, dass dadurch der Weg für einen Diktator frei wird, der in der Uk­raine nicht stehen bleiben wird?! (Abg. Kickl: Wie war das mit der einen Gehirn­hälfte?)

Es hat einmal im vorigen Jahrhundert jemanden gegeben, der heimgekommen ist und gesagt hat: Peace for our time! – Mit Appeasement wird es nicht gehen, und Sie brauchen sich auch nicht für eine Position in der KPdSU zu bewerben, die gibt es nicht mehr, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ. (Beifall bei der ÖVP.)

Zum Abschluss darf ich Ihnen etwas Erfreuliches sagen, das Ihnen vielleicht die Möglichkeit gibt (Abg. Kickl: Es kann doch wirklich nicht der Mahrer der einzige Vernünftige bei Ihnen sein!), hier im Hohen Haus auch Applaus zu spenden. (Zwi­schenruf des Abg. Hafenecker.) Sie haben den Bundeskanzler in dieser Debat­te vermisst. Ich darf Ihnen - - (Abg. Belakowitsch: Ja, nicht wirklich!) – Ja, nicht wirk­lich. Ich glaube eh, dass Sie ihn nicht vermissen. (Abg. Belakowitsch: Er hätte nichts beizutragen gehabt ...!) Ich darf Ihnen eines sagen: Der Bundeskanzler hat heu­te (Ruf bei der FPÖ: Was Wichtigeres zu tun!) sich nicht nur dafür eingesetzt,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 89

sondern auch erreicht, dass in Serbien bis Jahresende Verbesserungen im Visa­recht erfolgen werden. Das ist die gute Nachricht dieses Tages, weil sie zeigt (Abg. Amesbauer: Das fordern wir jetzt seit Monaten! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), dass diese Regierung die Probleme der Menschen löst – Sie beschreiben sie nur. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

16.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Jörg Leichtfried. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Hafenecker: Also wenn ich für eine Visa­verhandlung einen Bundeskanzler brauche, na, dann bin ich gespannt, wie das ...!)


16.30.41

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Geschätzte Herren! (Abg. Hafenecker: Das hätte der Herr Sobot­ka ...!) Geschätzte Damen und Herren, Zuseherinnen und Zuseher! Vor unge­fähr zwei Wochen, wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, sind bei der letzten Nationalratssitzung gegen Ende der Sitzung Vertreter der Regierungsparteien zu mir gekommen und haben gesagt: Wir würden angesichts der immer größeren Katastrophe im Osten Europas eine Sondersitzung machen – angesichts der immer größeren Katastrophe durch diesen Krieg und der zu dieser Zeit, glaube ich, bekannt gegebenen Teilmobilmachung, die eigentlich eine Vollmobilmachung zu sein scheint –, denn der Bundeskanzler möchte und will unbedingt eine Regie­rungserklärung zu diesem Thema abgeben und der Vizekanzler ebenso!

Ich habe mir gedacht, ja, selbstverständlich, da wird es notwendig sein – wie auch Kollege Stocker gemeint hat –, im Parlament mit dem Bundeskanzler und dem Vizekanzler zu diskutieren. Die Frage, die sich mir jetzt aber stellt – Frau Bundesministerin, bitte das nicht falsch zu verstehen, es ist gut, wenn Sie den Herrn Bundeskanzler vertreten, Sie tun das sehr oft und sehr gut, manche in Ihren Kreisen meinen sogar, ab und zu etwas zu gut –: Wenn der Herr Bundeskanzler eine eigene Regierungserklärung abgeben möchte, wo ist er dann? Wo ist er,
der Herr Bundeskanzler, geschätzte Damen und Herren? (Zwischenruf bei der ÖVP.) Warum ist er nicht da (Zwischenruf des Abg. Martin Graf), wenn er selbst eine Regierungserklärung abgeben möchte? (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 90

Das ist schon einmal die Frage, die man stellen muss, und ich glaube, die kann man so oder so beantworten. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Vielleicht hat er keine Erklärung für die ganzen Probleme, die wir derzeit in Österreich haben. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Rauch.) Vielleicht hat er keine Er­klärung, was die Teuerung betrifft. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Vielleicht hat er keine Erklärung, was die Energieversorgung betrifft. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Vielleicht hat er keine Erklärung für die Sorgen der Menschen in diesem Land und ist deshalb lieber bei Herrn Orbán in Ungarn, wo er vielleicht eh nicht so schlecht hinpasst, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich habe ja noch eine These, wieso wir überhaupt da sind und der Bundeskanzler nicht kommt (Abg. Rauch: Die Kathi hat die Sitzung einberufen!): Vielleicht ist die ganze Sitzung nur vorgeschoben, weil die Bundesregierung es seit April nicht zu­stande gebracht hat, ein Gesetz, das notwendig ist und das wir jetzt mit dem nächsten Tagesordnungspunkt beschließen, bei einer regulären Sitzung beschlie­ßen zu lassen, und wir jetzt eine Sondersitzung dafür brauchen. Vielleicht ist das der Grund (Zwischenrufe bei der ÖVP), und das zeigt, in welcher Verfassung diese Bundesregierung ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Das sieht man nicht nur da, das sieht man ja auch bei der Energiepolitik und
bei der Antiteuerungspolitik. Herr Lopatka hat vorgerechnet, wie viele Milliarden Sie schon ausgegeben haben. Ausgeben kann man schnell einmal etwas, Kolle­ge Lopatka, nur, es muss auch dort ankommen, wo man es braucht (Abg. Lopatka: Das wissen die Sozialdemokraten ...!), und das passiert bei den Ausgaben, die Sie tätigen, überhaupt nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Seit Monaten warnen wir vor diesen Preissteigerungen – seit Monaten! Der Herr Vizekanzler hat uns eine Zeit lang als Preishysteriker bezeichnet. Inzwischen sieht er es hoffentlich selber ein, dass das nicht Hysterie war. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.) Seit Monaten wollen wir, dass diese Preise, die ins Un­ermessliche geschossen sind, die nicht mehr handhabbar sind, endlich gedeckelt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 91

Wir haben – da habe ich mich eigentlich gefreut – die Energiesprecherinnen und Energiesprecher zu einem Termin geladen, sie eingeladen, mit uns über ein Modell zu diskutieren, das unseres Erachtens sehr vernünftig ist, nämlich den Gas­preis durch staatliche europäische Investitionen zu deckeln und das Gas dann
zu einem vernünftigen Preis weiterzugeben. Es hat tatsächlich ein erstes Treffen gegeben, aber was wir dann gehört haben, war, muss ich leider sagen: Wir haben keine Zeit! Es geht ja eh nicht! Es ist nicht machbar!

So geht halt auch das, was Sie angesprochen haben, Frau Bundesministerin, die Zusammenarbeit im Parlament, nicht so gut. Es wäre besser gewesen, dieser Termin hätte vielleicht doch stattgefunden und wir hätten weiter über vernünf­tige Maßnahmen diskutieren können, aber immer nur zu hören, dass etwas
nicht geht: Das kann halt nur eine Regierung sagen, die ständig nur beobachtet und nicht handeln will, geschätzte Damen und Herren! Das ist nämlich das Problem, vor dem wir stehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Dann kommt plötzlich eine Regierung daher wie die deutsche und führt diesen Gaspreisdeckel ein (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Das macht ja Sinn,
das zu tun, diesen Gaspreisdeckel einzuführen, weil dann der Gaspreis (Vizekanz­ler Kogler: Ja, die schauen sich unser Modell an!) und der Strompreis runterge­hen werden. Es geht ja nicht darum, wer am Ende recht hat. Es geht - - (Vizekanz­ler Kogler: Die machen ja unser Modell, die haben ja noch gar nichts!) – Was für ein Modell haben Sie, Herr Vizekanzler? Sie haben in Ihrem Leben noch nie eines vorgestellt! (Vizekanzler Kogler: Ja, die Stromkostenbremse!) Und Frau Gewessler fährt ohne Plan nach Brüssel – so schaut es in Wahrheit aus. Also jetzt von Ihrem Modell zu reden, ist meines Erachtens sehr, sehr verwegen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.)

Was es auch sonst in ganz Europa nirgends gibt – was es nirgends gibt! –: Es sind jetzt 10,5 Prozent Inflation, und statt irgendwie zu versuchen, das runterzubringen, heizt ihr das auch noch an. Das ist ja das, was ihr mit der CO2-Steuer macht, die hat ja bei diesen enormen Höhen, die es derzeit gibt, längst keinen Lenkungseffekt mehr. Ihr seid die einzige Regierung in ganz Euro­pa, die auf diese Inflation (Vizekanzler Kogler: Die Deutschen haben ...!) noch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 92

zusätzlich etwas draufsetzt. Das muss man wirklich einmal zusammenbringen, das ist ja unglaublich! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn man schon auf die Sorgen der Menschen, die täglich einkaufen gehen, die tanken müssen, die es sich nicht aussuchen können, ob sie mit dem Auto fah-ren oder nicht, keine Rücksicht nimmt, dann sollte man zumindest wirtschafts­politisch ein bisserl weiter denken als bis zum nächsten Tag. (Zwischenruf des Abg. Egger.) Wenn der Gaspreis in den Vereinigten Staaten ungefähr 20 Euro und bei uns 200 Euro beträgt, wird sich das auf Dauer für unsere Industrie nicht ausgehen, und wenn es sich für unsere Industrie nicht ausgeht, geht es sich für 100 000 und mehr Arbeitsplätze nicht aus. (Zwischenbemerkung von Vize­kanzler Kogler.) Es wird sich nicht nur für unsere Industrie nicht ausgehen, es wird sich für alle nicht ausgehen.

Ich habe vor Kurzem mit einem Wirt in Wien gesprochen. Der hat derzeit 60 000 Euro Energiekosten im Monat – 60 000 Euro! Er sagt, so wie er das sieht, wird er nächstes Jahr 600 000 Euro haben. Das heißt zusperren und 23 Men­schen weniger in Beschäftigung. Das ist die Politik, die ihr zu verantworten habt (Vizekanzler Kogler: Das ist ein Blödsinn!), ganz einfach ist das. (Zwischenruf des Abg. Egger.) Wenn man nichts gegen die hohen Preise tut, sind das die Folgen, und das wollen wir nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir werden deshalb einen Entschließungsantrag einbringen – vielleicht ist es ja doch ein Ansatz, darüber nachzudenken, ob da auch die Regierung mitgehen kann –, der folgendermaßen lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorbereitung eines nationalen Gaspreisdeckels bzw. einer Gaspreisbremse“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird – angesichts der aktuellen Entwicklungen in Deutschland – aufgefordert sofort mit den Vorbereitungshandlungen für einen nationalen Gaspreisdeckel bzw. eine nationale Gaspreisbremse zu begin­nen“ – also ihr könnt wenigstens einmal mit den Vorbereitungen beginnen! – „und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 93

dem österreichischen Nationalrat so schnell wie möglich einen Gesetzesent­wurf zuzuleiten, der geeignet ist die Preise für Strom- und Gas für Haushalte, Wirt­schaft und Industrie erheblich zu senken.“

*****

Geschätzte Damen und Herren von der Bundesregierung, ihr habt lange genug beobachtet. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, dann wird das schlecht ausgehen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

16.38

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Jörg Leichtfried,

Genossinnen und Genossen

Betreffend: Vorbereitung eines nationalen Gaspreisdeckels bzw. einer Gaspreisbremse

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russ­lands auf die Ukraine

Die Bundesrepublik Deutschland hat letzte Woche eine, in der jüngeren Geschichte beispiellose, staatliche Intervention mit Preisobergrenzen für Gas- und Strom angekündigt. Die Deutschen werden 200 Milliarden Euro investieren, um die Preise für Strom- und Gas massiv zu senken und zwar für die Menschen und die Wirt­schaft. Die Summe entspricht 40% des deutschen Bundesbudgets und mehr als 5% des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Es ist ein beispielloser Eingriff des Staates und zeigt, dass bei entschlossenem Eingriff in den Markt die Preise sehr wohl gesenkt werden können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 94

Mit diesem Schritt Deutschlands sollte klar sein: Die von Vielen ersehnte europäische Lösung zur Deckelung der Energiepreise wird es entweder gar nicht, zu spät oder eben nicht mit der nötigen Konsequenz geben.

Die österreichische und die deutsche Wirtschaft sind seit Jahrzehnten eng mit einan­der verwoben. Schon vor der Einführung des Euros haben wir unsere Währung
an die D-Mark geknüpft. 30% der österreichischen Exporte gehen nach Deutschland.

Nach der deutschen Entscheidung ist daher völlig klar: Wir brauchen einen Gas­preisdeckel auch für Österreich. Wenn wir das nicht tun, dann kommt es zu einer bei­spiellosen Abwanderung der österreichischen Industrie und dabei kann niemand mit Verantwortung tatenlos zusehen.

Die SPÖ hat seit Wochen einen solchen, entschlossenen Markteingriff gefordert.

Die Politik von Gutscheinen und Einmalzahlungen zur Bekämpfung der Inflation ist gescheitert. Wenn sich die österreichische Regierung das nicht eingesteht und endlich – wie in Deutschland – einen entschlossenen Eingriff mit Preisobergrenzen für Strom und Gas vornimmt, dann gefährden wir die österreichische Wirtschaft – von der Gas­tronomie, über den Bäcker bis hin zu unseren großen industriellen Leitbetrieben. Damit stehen in Österreich hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Uns allen wäre eine europäische Lösung natürlich lieber, aber selbst Deutschland glaubt nicht mehr daran oder zumindest nicht an eine Lösung, die rechtzeitig kommt, um irreparable Schäden von der deutschen Wirtschaft abzuwenden.

Wir fordern die österreichische Bundesregierung daher auf sofort mit den Vorbereitungsarbeiten für einen nationalen Gaspreisdeckel zu beginnen. Wir können es uns nicht leisten Monate hinter der deutschen Entwicklung hinterherzuhinken. Die SPÖ hat einen Gaspreisdeckel vorgeschlagen, der uns in Österreich 9 Milliarden Euro kosten würde – das deutsche Modell würde inkl. der deutschen Strompreis­bremse umgerechnet auf Österreich etwa 20 Milliarden Euro kosten. Gleichzeitig sol­len Anreize zur Reduktion des Gasverbrauchs erhalten bleiben. Die Bundesrepublik Deutschland steht nicht im Verdacht aus Jux und Tollerei so viel Geld auszugeben. Deutschland hat erkannt, dass es noch viel teurer wäre nichts zu tun. Es gibt für eine Volkswirtschaft nichts Teureres, als hunderttausende Arbeitsplätze zu verspie­len. Aber genau das wird in Österreich passieren, wenn wir nicht sofort handeln.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 95

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird – angesichts der aktuellen Entwicklungen in Deutschland - aufgefordert sofort mit den Vorbereitungshandlungen für einen nationalen Gaspreisdeckel bzw. eine nationale Gaspreisbremse zu beginnen und dem österrei­chischen Nationalrat so schnell wie möglich einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, der geeignet ist die Preise für Strom- und Gas für Haushalte, Wirtschaft und Industrie erheblich zu senken.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


16.38.26

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Regierungsmitglieder! Kollege Leichtfried, von der FPÖ bin ich nichts anderes gewöhnt, aber von Ihrer Seite schmerzt das teilweise schon (Abg. Leichtfried: Das ist gut, wenn es schmerzt!), dass man einfach vollkom­men ignoriert, was alles gemacht wurde (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), so
tut, als ob nichts gemacht würde, gar nichts. (Ruf bei der SPÖ: Falsch! Falsch!) Die Regierung macht gar nichts. (Beifall bei den Grünen.)

Stromkostenbremse für Haushalte: Die Regierung macht nichts! Energiekosten­zuschuss für Unternehmen: Die Regierung macht nichts! (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Drei Entlastungspakete in der Höhe von über 30 Milliarden Euro: Die Regierung macht nichts! (Abg. Schroll: Das waren die Gutscheine,
oder?)
Pass ein bissel besser auf, Jörg! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Leicht­fried: Aber bis jetzt war nichts!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 96

Wir haben ja öfters über österreichische Interessen gesprochen, darüber, was österreichisches Interesse und was europäisches Interesse ist, und da höre
ich immer wieder von der FPÖ, Sie seien Patrioten, es gehe um österreichische Interessen. Ich bezweifle das immer mehr, wenn ich mir Ihre Positionen so anschaue, die Sie einnehmen. Was ist die größte Gefahr für den Kriegstreiber Putin? Was will er? – Er will verhindern, dass wir ein starkes Europa haben,
und da sind Sie die besten Verbündeten (Abg. Kickl: Ich weiß nicht, ob das nicht möglicherweise auch amerikanische ...!), gemeinsam mit Le Pen (Zwischenrufe
bei der FPÖ)
und den italienischen Postfaschisten – da sind Sie drin. (Zwischenruf des Abg. Kasseger.)

Und was ist noch die größte Gefahr für den Diktator Putin? – Dass wir (Abg. Kickl: Der eine ist der Kriegstreiber und der andere ist der Friedenstreiber!
Großartig!)
sein dreckiges russisches Gas nicht mehr kaufen. Davor fürchtet er sich. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Stefan: Ist das jetzt erst dreckig oder war
das immer dreckig?) –
Nein, das war immer schon dreckig (Ruf bei der FPÖ: Ah so! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), aber Ihre Kooperation mit (Abg.
Stefan: Wo ist das saubere Gas her? – Abg. Hafenecker: Saudi-Arabien!)
Russlands Putin gibt es ja auch schon länger.

Und wer bekämpft alle Bemühungen, dass wir vom russischen Gas (Abg. Stefan: Was ist denn sauber?) – und auch vom saudischen Öl, da haben Sie vollkom­men recht – wegkommen (Abg. Stefan: Wo kommt denn das saubere her? – Abg. Kickl: Und von chinesischer Technologie, bitte! Achtung, die Chinesen nicht vergessen!), damit wir auf heimische Erneuerbare umsteigen? Wer bekämpft das seit Jahr und Tag? – Die FPÖ! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Vergessen Sie die Chinesen nicht! Das könnte ja auch dreckig sein, oder? Ist das chinesische Zeug nicht dreckig?)

Herr Kickl, hören Sie einmal zu, ich habe mir das ein bisschen angeschaut! (Abg. Kickl: Ich möchte es nur wissen!) Ökostromgesetz 2012 ist noch ein Begriff.
(Abg. Kickl: Chinesische Technologie ist nicht dreckig?) Es ist das erste Gesetz in diesem Parlament in den letzten zehn Jahren, das wirklich dazu beigetragen
hat, dass Windenergie, Fotovoltaik ausgebaut wurden. Alle Parteien in diesem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 97

Haus waren dafür. Raten Sie einmal, wer die einzige Fraktion in diesem Haus war, die dagegen gestimmt hat! – Richtig, die FPÖ! (Abg. Kickl: Aus guten Grün­den!)

Letztes Jahr, Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, die Ökostrommilliarde bis 2021: Alle Parteien in diesem Haus sind dafür. Wer ist die einzige Partei, die dagegen­gestimmt hat? – Richtig, Sie! (Abg. Kickl: Aus guten Gründen! Aus guten Gründen!) – Ja, aus guten Gründen! Weil Sie nicht wollen, dass wir von Öl und Gas wegkommen. (Abg. Kickl: Aus guten Gründen!) Ich weiß nicht, was Ihnen Putin da­für versprochen hat. (Zwischenruf der Abg. Steger.) Vielleicht, dass er hin und wieder zu Partys kommt, hin und wieder einmal bei einer Hochzeit auf­tanzt. Vielleicht hat er Ihnen versprochen, einmal zu irgendeinem Geburtstags­fest von Ihnen zu kommen. Herr Kickl, ich weiß nicht, was Sie davon haben.
Bei der Lega Nord und bei Marine Le Pen wissen wir es, da geht es um finanzielle Zuwendungen (Zwischenrufe bei der FPÖ), bei Ihnen weiß ich es nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe immer gedacht: heimische Wertschöpfung, heimische erneuerbare Energien, heimische Windenergie, heimische Fotovoltaik (Abg. Kickl: Genau! Das wird ja alles bei uns gebaut!), Biomasse – das müsste ja eigentlich etwas für die FPÖ sein. (Abg. Kickl: Das wird ja alles bei uns produziert!) – Ja, genau! (Abg. Kickl – erheitert –: Ja eh! Ja, natürlich!) Und Sie sind immer dagegen. Die Landesregie­rung - - (Abg. Kickl: Sie sind ein Träumer!) – Genau, das höre ich immer wie­der: „Sie sind ein Träumer!“ (Abg. Kickl: Sie sind ein Träumer!) Der Traum, den früher viele von der Energiewende hatten, ist jetzt die Hoffnung von uns allen, dass wir endlich wegkommen von fossilen Energieträgern. Wenn man sich anschaut, was Sie zum Beispiel in der oberösterreichischen Landesregierung ma­chen (Zwischenruf des Abg. Amesbauer), dass Sie im Regierungsprogramm festgeschrieben haben (Abg. Stefan: Wasserkraft!), dass es keine neuen Wind­energiestandorte gibt (Abg. Hafenecker: Warum sperrt ihr dann Mellach wie­der auf?), dann kann man sich wirklich fragen, was Sie eigentlich für ein Interesse haben. (Abg. Belakowitsch: Mellach? Mellach? ...! – Abg. Deimek: Wer sperrt
Mellach auf? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 98

Sie sagen, Sie sind Patrioten und Sie vertreten die Interessen dieses Landes, aber Sie verraten mit Ihren politischen Entscheidungen die Interessen dieses Lan­des. (Abg. Rauch: Warum sperren Sie Kohlekraftwerke auf? – Abg. Hafenecker: Sie verhindern Wasserkraftwerke und sperren Kohlekraftwerke auf!) Sie tun auch
so – und da sind Sie ja von der SPÖ nicht so weit entfernt –, als ob es die Sank­tionen wären, die die Gaspreise so in die Höhe treiben. (Abg. Erasim: Was soll das? Was soll diese Aussage, Kollege? ... das jemals gesagt?)

Schauen Sie sich das einmal an! Kollege Brandstätter von den NEOS hat vor ein paar Monaten den Vizeenergieminister der Ukraine zu uns ins Parlament eingeladen, und der hat uns erklärt, Russland hat vor der Annexion der Krim ge­nau das Gleiche gemacht wie letztes Jahr. (Abg. Hafenecker: ... Energiepolitik!)
Er hat, bevor er den Krieg angefangen hat, damit begonnen, die Gaslieferungen nach Europa zu drosseln. Das können Sie sich im Nachhinein anschauen. Russland hat im letzten Quartal 2021 24 Prozent weniger Gas nach Europa ge­liefert. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Was ist die Folge? – Die Gasprei­se steigen. Ich kann mich noch an Kollegen Walter Rauch von der FPÖ erinnern: „grüne Inflation“! (Abg. Rauch: Was sonst? Preistreiber! Ihr seid Preistreiber! Das
ist das Ergebnis dieser Politik ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) –
Ja, genau! In Wahrheit war es das knappe Gas, weil Putin in der Kriegsvorbereitung angefan­gen hat, den Gashahn zuzudrehen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Wei­dinger. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Das Problem – wenn ich höre Gaspreisdeckel, was es in Deutschland übrigens nicht gibt (Abg. Belakowitsch: Hat die Energieministerin das gemacht?), die diskutieren so etwas Ähnliches, wie wir es jetzt mit dem Strom gemacht haben, eine Preisbremse – ist, und da müssen wir einfach sehr vorsichtig sein (Abg. Rauch: Ihr tut Kohle abbauen! ... Green Jobs!), Kollegin Meinl-Reisinger hat es ja richtig erwähnt: Die Preise spiegeln einfach eine Knappheit und eine Unsi­cherheit auf den Märkten wider. (Abg. Kickl: Ja, und woher kommt denn die Unsi­cherheit?) Wenn wir in einer Situation, wo Gas am Markt knapp ist, den Verbrauch künstlich subventionieren, dann ist trotzdem das Gas knapp. Was passiert? – Uns wird das Gas irgendwann einmal ausgehen. Deswegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 99

vorsichtig mit (Abg. Rauch: Vorsicht mit den Grünen!) populistischen Ideen oder überhaupt mit Ideen der FPÖ, aber auch mit populistischen Ideen der SPÖ.

Wir sind in einer verdammt schwierigen Situation, in der wir uns hier alle befin­den. (Abg. Belakowitsch: Alles sehr kompliziert, ja! – Abg. Angerer: In die ihr uns gebracht habt!) Ich würde mir in der Diskussion wirklich mehr Sachlichkeit wün­schen. Sie sehen auch, dass dort, wo die Sozialdemokrat:innen auf europäi­scher Ebene in Regierungsverantwortung sind, diese Diskussion sachlicher ge­führt wird. Ich würde mir das auch hier wünschen, denn ich glaube, wir
sind uns einig, dass wir uns in der schwersten Energiekrise seit Ende des Zwei­ten Weltkrieges befinden, und wir müssen diesen Winter gut überstehen.
(Abg. Belakowitsch: Nach dem Winter kommt wieder ein Winter!)

Ein letzter Satz noch, die gute Nachricht zum Schluss: Die Bundesregierung hat versprochen, dass sie alles dafür tun wird, damit die Gasspeicher bis zu Be­ginn des Winters zu 80 Prozent gefüllt sind. Wir sind jetzt bei 79,7 Prozent. Das heißt, dieses Versprechen ist jetzt schon, vor der Zeit eingelöst. (Abg. Kas­segger: Das gehört aber nicht uns! – Abg. Kickl: Und wem gehört das, was da drinnen ist?) Das ist eine gute Nachricht. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


16.45.17

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Ich versuche jetzt, ein biss­chen ruhig zu bleiben, obwohl mir das zugegebenermaßen sehr, sehr
schwerfällt. Wenn man die Diskussion mitverfolgt hat, dann muss man nicht nur den Eindruck gewinnen, sondern es ist Faktum, dass hier auf breiter Front Hektik herrscht, Kopflosigkeit herrscht, dass man da laut wird.

Ich habe mir als Stichwort aufgeschrieben: das übliche Worthülseninferno, eine bestimmte Abgehobenheit, die auf mich hier wirkt. Besonders – unter Anführungszeichen – „gefallen“ hat mir Ihr Satz, Herr Vizekanzler: Ja, da wird es „da oder dort [...] Wohlstandsverluste geben“ – also so flapsig dahingesagt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 100

(Vizekanzler Kogler: Da muss ich ja ehrlich sein!) – Ja, ich glaube aber nicht, dass es für Sie Wohlstandsverluste gibt, denn Sie haben, glaube ich, 20 000 Euro oder was Monatsgehalt.

Ich bin auch nicht derjenige, dessen Aufgabe es ist, Ihre Interessen zu vertreten, sondern die Freiheitliche Partei und ich sind diejenigen, deren Aufgabe es ist,
die Interessen der österreichischen Bevölkerung zu vertreten, und das wird hier in keinster Weise gemacht. (Beifall bei der FPÖ.)

Das sehen wir nicht, und zwar seit Monaten nicht. Wir sehen einen Konflikt, und sprechen wir es doch aus: Das ist schon lange kein Konflikt mehr zwischen der Ukraine und Russland im Donbass, sondern es ist ein geopolitischer Konflikt zwi­schen den USA und Russland. (Vizekanzler Kogler: Ah!) Nach meinem Selbstverständnis einer sinnvollen Außenpolitik – und Außenpolitik ist immer In­teressenpolitik und nichts anderes, vor allem weniger, moralinsauer die Welt
zu bekehren et cetera – geht es darum, im Rahmen der Außenpolitik die Interes­sen Europas, und da bin ich glühender Europäer, und die Interessen der Öster­reicherinnen und Österreicher zu vertreten.

Das findet hier nicht statt: sich aus einer sinnvollen, neutralen Position die­sen Konflikt zwischen den Amerikanern und den Russen anzuschauen, sondern da geht es um geopolitische Interessen, und zu sagen - - (Abg. Meinl-Reisin­ger: Sie können nicht neutral sein, wenn ein Land ein anderes Land überfällt! Wenn einer ein anderes Land überfällt, was stellen Sie sich vor?) – Ja, Sie sind nicht neutral, das ist eh bekannt. Sie holen sich auch die entsprechenden Briefings aus Amerika. Das ist Ihnen ja unbenommen. Wir Freiheitliche sind neutral und vertreten weder die Interessen der Amerikaner in diesem Konflikt noch die In­teressen der Russen (Abg. Schwarz: Die eigenen Interessen!), obwohl Sie uns
das mit irgendwelchen Freundschaftsverträgen, die es schon lange nicht mehr gibt, dauernd unterstellen wollen. Niemand vertritt die Interessen der Europäischen Union. Niemand vertritt die Interessen der Republik Österreich – weder Sie als Bundesregierung noch die Europäische Kommission. (Beifall
bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 101

Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt: Was ich vermehrt feststelle oder
fast ausschließlich – und Herr Prof. Kocher ist ja auch ein Volkswirt­schaftsexperte –, ist das vollkommene Unvermögen, Ursache-Wirkung-Zusam­menhänge zu erkennen und die richtigen Probleme anzugehen. Ich kann
mich doch nicht ernsthaft hierherstellen und sagen: Um Gottes willen, wir haben eine Inflation!, und der Meinung sein, dass das nichts mit einer Coronapolitik
zu tun hat, die wir die letzten drei Jahre gehabt haben. Selbstverständlich hat es etwas damit zu tun – indem Sie Lieferketten unterbrochen haben, indem Sie
die Unternehmen gezwungen haben, zuzusperren, indem Kapazitäten runterge­fahren worden sind. Selbstverständlich hat das etwas damit zu tun.

Jetzt stehen wir da, es ist vorhin schon von Kollegin Meinl-Reisinger vollkommen richtig gesagt worden: Wir haben einen Nachfrageüberschuss und ein Angebotsproblem, weil wir die Lieferketten und die Produktionen zerstört ha­ben. In einer solchen Situation ist es volkswirtschaftlich vollkommen sinn­los, noch weiteres Gießkannengeld in die Wirtschaft zu schütten. Was Sie ma­chen, das ist inflationsbefeuernd.

Selbstverständlich hat die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die wir seit mittlerweile 15 Jahren machen, diese Schuldenpolitik dazu beigetragen. Und ich weise darauf hin, die Freiheitliche Partei war immer dagegen, und nicht
weil wir grundsätzlich dagegen sind, sondern weil wir gute Argumente haben und langfristig nachhaltig denken. Wir waren damals beim ESM schon da­gegen. Wir waren beim Quantitative Easing dagegen. Warum waren wir dage­gen? – Nicht weil wir grundsätzlich dagegen sind, sondern weil das eine vollkommen falsche Geldpolitik ist, deren Rechnung wir jetzt zu zahlen beginnen. Selbstverständlich haben wir eine Inflation, wenn wir die Geldmenge ohne entsprechende wirtschaftliche Entwicklung verachtfachen. (Beifall bei der FPÖ.)

Selbstverständlich haben wir Inflation und ein Schuldenproblem. Im
Übrigen wurden die Stabilitätskriterien der Europäischen Union, mit denen man uns ja auch gelockt hat – das wird ganz stabil bleiben, maximal 3 Prozent Überschuldung und so weiter und so fort –, alle außer Kraft gesetzt. Das zählt alles nicht mehr.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 102

Draghi stellt sich hin: „Whatever it takes” – quantitative easing – und gibt das Signal: Ihr könnt alles Geld der Welt zu 0 Prozent Zinsen haben. Ja, selbst­verständlich greifen dann alle Finanzminister zu, leider auch unserer – in den letzten Jahren jedes Jahr Budgetdefizite von 20 Milliarden Euro. Das sind
ja irrsinnige Summen.

Ich sage Ihnen: Irgendwann wird die Rechnung zu bezahlen sein, und ich sage Ihnen auch: Irgendwer wird dafür die Verantwortung übernehmen 
müssen. – Das sind Sie und Ihre Vorgängerregierungen. (Beifall bei der FPÖ.)

Selbstverständlich hat die Klimapolitik – eine unausgewogene Klimapolitik – Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Europa und Österreich. Wir
waren deshalb dagegen, weil diese Ausgewogenheit bei diesen Gesetzen eben nicht geherrscht hat. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Das freiheitliche Klimapolitikmodell – mir gefällt ja Energiepolitikmodell besser, mir gefällt auch Umweltschutz besser als Klimaschutz – geht eben nicht davon aus, dass es Aufgabe Europas ist, im Rahmen einer CO2-Reduktion die Welt zu retten. Wir emittieren 8 Prozent des CO2 der ganzen Welt. Das geht sich nicht aus.

Ihre vollkommen einseitige Überbetonung dieses Klimazieles gefällt uns nicht, denn was setzen Sie dabei aufs Spiel? – Sie setzen genau das aufs Spiel, was jetzt sichtbar wird: die Versorgungssicherheit, die Wirtschaftlichkeit und Leistbarkeit. Kollege Leichtfried hat es gesagt. (Abg. Schwarz – erheitert –: Das Dreieck!). – Genau, das Dreieck, sehr gut, das energiepolitische Dreieck der Freiheitli­chen Partei.

Wie soll das funktionieren, wenn Gas in den USA 20 Dollar kostet und bei uns 200 Dollar? – Das geht sich nicht aus. Das ist Ihre Unfähigkeit, die Dinge zu Ende zu denken und das ganzheitlich zu sehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Dasselbe passiert bei der Sanktionspolitik. Das ist ja auch wieder dasselbe Thema: Die Dinge werden nicht zu Ende gedacht. Das ist ja erbärmlich, dieses Schauspiel. Wir verhandeln nachher das achte Sanktionspaket, wo die Europäische Union großmundig ankündigt: Wir werden jetzt den bösen Putin in die Knie zwingen. Noch einmal: Wir sind nicht die Verteidiger des bösen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 103

Putin. (Abg. Brandstötter: Ach nein?) Wir sind in dem Fall weder auf der Seite der Amerikaner noch auf der Seite der Russen. Wir sind der Meinung, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet werden muss. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir sind der Meinung, dass das durch Waffenlieferungen und Unterstützungen einer einzigen Seite nicht beschleunigt wird. (Zwischenruf des Abg. Leicht­fried.) Wir sind auch der Meinung, dass manche Forderungen von Herrn Selens­kyj einfach absurd sind, als ob der gar nicht wollte, dass man sich an einen Tisch setzt und Friedensverhandlungen führt.

Also wir drohen mit unserer Sanktionspolitik, wir werden Putin, den bösen, jetzt in die Knie zwingen, aber dann sind wir bei den Sanktionen nicht so genau. Da gilt nämlich: Bei Gas trauen wir uns nicht drüber. – Also wennschon, dennschon! Was ist das für ein erbärmliches Bild? Wir sanktionieren, aber sagen: Das Gas schaltet uns bitte, bitte nicht ab, und bitte, bitte auch Nickel und Palladium nicht und Uran bitte auch nicht! (Abg. Meinl-Reisinger: Wer sagt „bitte, bitte“?)

Was ist das für ein Signal der europäischen Politik, wo Sie alle mithoppeln, die Bundesregierung und auch die Pseudoopposition NEOS und SPÖ, die letzt­lich bei allen wesentlichen Punkten gegen das österreichische Volk ihre Stimme zum Ausdruck bringen? (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Wer sagt
denn „bitte, bitte“?)

Aus diesem Grunde – österreichisches Volk – möchte ich folgenden Ent­schließungsantrag zum wiederholten Mal einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage betreffend einen Antrag auf Durchführung einer bundesweiten Volksbefragung gemäß Art. 49b B-VG über die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 104

sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation zuzuleiten.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

16.53

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Erwin Angerer

und weiterer Abgeordneter

betreffend bundesweite Volksbefragung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Föderation

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russ­lands auf die Ukraine in der 174. Sitzung des Nationalrates am 3. Oktober 2022

Österreich hat eine erfolgreiche und jahrzehntelange Tradition, in schwierigen außen­politischen Lagen zu vermitteln und einen Beitrag zur Konfliktlösung zu leisten.

Der Krieg in der Ukraine darf für unser neutrales Österreich nicht zum Anlass werden, voreingenommen Partei zu ergreifen. Wir sollten uns diesbezüglich als Vermittler anbieten, was voraussetzt, einen gleichen Abstand gegenüber Washington und Mos­kau zu leben. Es muss uns – als Österreicher aber auch als Europäer – klar sein,
dass es für eine Friedenslösung sowohl Moskau als auch Washington braucht.

Die beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland werden nicht nur den mo­mentanen Konflikt keineswegs lösen, sondern vielmehr mit einem Bumerang-Ef­fekt unsere eigene Wirtschaft und Versorgungslage treffen. Die Einschränkungen ins­besondere von Erdgaslieferungen aus Russland nach Europa zeitigen bereits seit


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 105

Monaten am Energiesektor und für die Energieversorgung der österreichischen Bevöl­kerung enorm negative Auswirkungen und exorbitant steigende Energiekosten.

Mittlerweile wurden von Seiten der Europäischen Union und auch mit Zustimmung Österreichs mehrere Sanktionspakete gegen Russland beschlossen, weitere Maß­nahmen sind in Ausarbeitung.

Wie die Vergangenheit gelehrt hat, sind Sanktionen generell ein Schnitt ins eigene Fleisch. Auch der ehemalige Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl fand
zu früheren Russland-Sanktionen in einem Interview mit „Der Standard“ bereits im Dezember 2015 deutliche Worte: „Sanktionen sind Unsinn und sie bewegen
nichts.“ Die Russland-Sanktionen hätten vor allem in Europa immensen Schaden angerichtet.

Einer Schätzung des WIFO vom 6. Oktober 2017 zufolge sind allein durch die damaligen Sanktionen gegen Russland die EU-Exporte nach Russland zwischen 2014 und 2016 um 10,7 Prozent eingebrochen. Das entspricht einem Schaden für
Europa von rund 30 Milliarden Euro. In Österreich sanken die Exporte nach Russland sanktionsbedingt um 9,5 Prozent, das entspricht einem Schaden für die heimi­sche Wirtschaft von rund einer Milliarde Euro.

Welche katastrophalen Auswirkungen die nunmehr seitens der Europäischen Union auf den Weg gebrachten Sanktionen für die heimische Wirtschaft haben können, brachte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts, Gabriel Felbermayr, bereits am Dienstag, 22.02.2022 auf den Punkt, als er feststellte, dass „wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland nicht nur Russland selbst, sondern auch die EU und Ös­terreich treffen würden. Je nach Härtegrad könnten die wirtschaftlichen Ein­schnitte auch hierzulande entsprechend hart zu spüren sein. Sollte es tatsächlich zu einem Krieg kommen und das Gas abgedreht werden, würde das die EU und Ös­terreich in eine tiefe Rezession stürzen."

Auch Arbeitsminister Martin Kocher stellte in einer Pressekonferenz am Dienstag, 22.02.2022 fest, dass „die Sanktionen gegen Russland jedenfalls auch Öster­reichs Wirtschaft treffen werden.“ Dessen ungeachtet stimmte die österreichische Bundesregierung selbstverständlich der Verhängung von Sanktionen gegen Russland zu.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 106

Dass die Russlandsanktionen mit den katastrophalen Auswirkungen, die die Bevöl­kerung tagtäglich in Form von ständig steigenden Preisen insbesondere am Energiesektor zu spüren bekommt, nicht mehr unumstritten sind, zeigt die Tatsache, dass mittlerweile selbst hochrangige ÖVP-Funktionäre umschwenken und mit ih-rer Kritik an den Sanktionen nicht mehr hinter dem Berg halten:

Orf.at/10.07.2022

Mahrer zu Russland-Sanktionen: „Mit einer Gehirnhälfte“ gedacht

Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer (ÖVP) hat seine Kritik wiederholt, dass die Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine offen­bar „nur mit einer Gehirnhälfte“ gedacht wurden. Als Beispiel nennt er im „Kurier“ den Ölhandel. „Das wird in großem Stil von Indien gekauft und landet – mit einem entsprechenden Aufschlag – über Umwege wieder in westlichen Industrieländern“, so Mahrer.

Kritik von Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) an seiner schon zuvor geäußerten Kritik an den Sanktionen wies er zurück. Er sei weder gegen die Sanktionen noch wolle er Russlands Präsidenten Wladimir Putin den roten Teppich ausrollen. „All das ist unterstellend. Wenn der Minister mit unwahren Behauptungen arbeitet, an­statt sich mit den massiven ökonomischen Folgen der Sanktionen zu beschäftigen, dann stiehlt er sich billig aus der Verantwortung“, sagte Mahrer zum „Kurier“ (Sonntag-Ausgabe).

Kurier 18.08.2022

Ukraine: Stelzer stellt Russland-Sanktionen in Frage, Mattle dafür offen

Unterstützung bekommt Oberösterreichs Landeschef von seinem Tiroler Amtskol­legen Anton Mattle (ÖVP). Die Grünen kritisieren Stelzer indes scharf.

Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) stellt die Sank­tionen des Westens gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine infrage. Man müsse diese überdenken, falls es im Herbst zu Energieengpässen kommt, sagt er in der Kleinen Zeitung (Freitagausgabe).


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 107

Stelzer bezeichnet die Sanktionen als grundsätzlich richtig, es sei aber nichts in Stein gemeißelt. "Die Sanktionen müssen immer auf eine Frage hin überprüft werden: Dienen sie hauptsächlich der Friedenserreichung oder schaden sie uns in der Mehr­heit schon selbst. Sanktionen, um den Frieden zu sichern, heißt auch, dass wir
einen Preis zahlen. Das ist nichts klinisch Sauberes, es wirkt auf uns zurück, auf die Industrie, die Arbeitsplätze und die Energiekosten. Wir haben jetzt Sommer, nie­mand muss heizen. Das Thema Energie wird viel spürbarer werden, wenn dann wieder geheizt werden muss. Momentan glaube ich, dass es noch in einer guten Balance ist, aber es sollten bald einmal Fortschritte in Richtung Friedenserreichung gemacht werden", so Stelzer.

Bevor es zu einer Situation komme, in der das Leben in Österreich massiv beschädigt wird, "der soziale Ausgleich ins Wanken kommt, müssen wir natürlich darüber nachdenken, ob diese oder jene derzeit wirksame Sanktion weiterbetrieben wird oder ob die Treffsicherheit noch verbessert werden muss."

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Europäische Union mittlerweile meh­rere Sanktionspakete gegen die Russische Föderation mit dem Ziel verhängte,
die russische Wirtschaft und Kriegsführung zum Erliegen zu bringen. Nach über sechs Monaten Kriegshandlungen kann wohl festgehalten werden, dass Russland trotz
der Sanktionen befähigt ist, den Krieg fortzuführen. Ihren ursprünglichen Zweck erfül­len die verhängten Sanktionspakete demnach nicht.

Dass die Zustimmung in Österreich zu den verhängten Sanktionen bröckelt, und dass die Sinnhaftigkeit der Sanktionen immer stärker in Frage gestellt wird, belegen verschiedene Umfragen der jüngsten Vergangenheit: Einer Trend-Umfrage zufolge sind mittlerweile 55 Prozent der österreichischen Bevölkerung dagegen, die Sanktionen fortzuführen, wenn als Folge die Energiepreise und Lebenshaltungskosten weiter steigen. (Trend, 28.07.2022) 42 Prozent glauben nicht, dass die Sanktio­nen gegen Russland Wirkung zeigen, und zwar „weder jetzt noch in der Zukunft“, so das Ergebnis einer Umfrage von Peter Hajek durchgeführt im Zeitraum
10. bis 18. August 2022. 46 Prozent der Befragten in dieser Umfrage glauben, dass die Sanktionen mehr der EU schaden. (Kurier, 21.08.2022)

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 108

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage betreffend einen Antrag auf Durchführung einer bundesweiten Volksbefragung gemäß Art. 49b B-VG über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Rus­sische Föderation zuzuleiten.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu einer Stellungnahme gelangt nun Herr Bundesminister Dr. Martin Kocher zu Wort. – Bitte, Herr Bundesminister.


16.54.06

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Herr Präsi­dent! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Werte Abgeordnete! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Wir erleben den ersten Angriff auf eine souveräne Re­publik in Europa seit 1945. Das ist 500 Kilometer vor unserer Haustür. (Abg. Kickl: Ach bitte! Da haben Sie aber einiges verschlafen! – Abg. Stefan: Wirklich? Am Balkan? – Abg. Kickl: Und in Belgrad? Das war nichts? – Abg. Belakowitsch: Hat
der Balkan nicht zu Europa gehört?) 
Dann werden wir Gegenbeispiele gerne hö­ren. Es ist tatsächlich der erste seit 1945. Das war ein Krieg innerhalb eines Landes, aber darüber können wir - - (Abg. Kickl: Ach wirklich? Die amerikanischen Bomben auf Belgrad, das war ein Krieg innerhalb eines Landes? – Ruf bei der FPÖ: Die US-Luftwaffe war Teil der kroatischen Armee! – Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Es war ein Angriff auf ein Land, das 1991 mit über 90 Prozent für seine Unab­hängigkeit gestimmt hat – übrigens auch in den Regionen, die jetzt von der Annexion durch Russland bedroht sind. (Abg. Belakowitsch: Da ist aber einiges passiert in der Zwischenzeit!) Ich glaube, das ist eine Zäsur, die wir da erleben, und es wird vieles nicht mehr so werden, wie es vor dem 24.2.2022 der Fall war. (Abg. Belakowitsch: Bei uns auch nicht dank Ihrer ...!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 109

Europa hat auf diesen Angriffskrieg reagiert. Es hat klug reagiert. Es gab ganz klar die europäische Antwort, was rote Linien und die Sanktionen betrifft.
(Abg. Belakowitsch: Wie war das mit den Klein- und Großverdienern? Wollen Sie das einmal erklären? – Ruf bei der ÖVP: Jetzt hören Sie doch zu und schreien Sie nicht immer hinein!) Es war auch klar, dass man sich nicht in einen Krieg hineinziehen lässt, aber es ist auch klar, dass es sowohl wirtschaftliche als auch moralische Voraussetzungen gibt, um auf eine solche Aggression zu reagieren.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Belakowitsch: Bitte reden Sie nicht von Moral!)

Stellen wir uns vielleicht einmal kurz vor, wie wir uns als Österreicherinnen und Österreicher gefühlt hätten, wenn 1956 die Panzer aus Budapest weiter Rich­tung Wien gefahren wären oder 1968 die Panzer aus Prag! Ich glaube, dass eine gewisse Solidarität mit der Ukraine auf jeden Fall für jeden hier angebracht ist. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS. – Abg. Kickl: Sie sind aber nicht gefahren! Und jetzt fragen Sie einmal, warum! – Ruf bei der ÖVP:
Und Sie hören einmal zu! – Abg. Kickl: Sie sind nicht gefahren! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ und ÖVP.)

Wir kommen zu den Sanktionen. Es wurde schon erwähnt, es gibt sieben Sank­tionspakete: sechs und ein halbes siebtes. Was machen diese Sanktionen? –
Sie machen zwei Dinge. Es sind Sanktionen gegen Individuen, die im Umfeld der Elite, der russischen Elite, von diesem Krieg profitieren (Abg. Belakowitsch:
Für Österreich ...!) 
– dagegen kann niemand etwas haben –, und es sind Sanktio­nen, die die Möglichkeit Russlands einschränken, weiter Krieg zu führen: auf Hochtechnologie, auf militärische Güter, auf Dual-Use-Güter. Auch dage­gen kann niemand etwas haben, weil alles, was wir hier nicht tun würden, zu mehr Leid, zu mehr Zerstörung und zu mehr Vernichtung in der Ukraine führen würde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wie wirken sich nun die Sanktionen auf Russland und auf die Europäische Union aus? – Einige haben es schon gesagt: Die russische Wirtschaft wird dieses Jahr um 3 Prozent schrumpfen – das sind die optimistischen russischen Selbstpro­gnosen –, um bis zu 12 Prozent, das sind die Prognosen aus dem Internationalen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 110

Währungsfonds. Es wird also ein Schrumpfen um 3 bis 12 Prozent geben. (Abg. Belakowitsch: Das wünschen Sie sich!)

Ungefähr 1 100 internationale Firmen haben Russland verlassen. Die haben ungefähr 30 Prozent der Beschäftigten von Russland beschäftigt. (Abg. Belakowitsch: Unglaublich!) Es gibt einen Braindrain. Viele junge Leute verlassen Russland. Die Sanktionen treffen Russland wirtschaftlich hart.

Was passiert derzeit in der Europäischen Union? (Abg. Belakowitsch: Auch wirt­schaftlich hart! – Abg. Wurm: Lose-lose nennt man das!) – Ja, es gibt massive Folgen. Allerdings wächst die Wirtschaft in der Europäischen Union dieses Jahr um 2,7 Prozent, und in Österreich wird sie – die neuen Prognosen werden
diese Woche präsentiert – nach den letzten Prognosen um 4 Prozent wachsen. (Abg. Belakowitsch: Wie war das mit ... Prognosen? Wie oft haben Sie die revidie­ren müssen?)

Natürlich führen die Sanktionen auch in Österreich zu Verwerfungen. Deshalb ist es so wichtig, darauf zu reagieren.

Jetzt geht es um die Teuerung, die zum Teil, zu einem kleinen Teil, auf die Sanktionen zurückzuführen ist, zum Großteil auf die schwierige geopolitische Lage. Das hat mit den Sanktionen sehr wenig zu tun. Es wurde schon er­wähnt, dass die Sanktionen nicht auf Erdgas wirken. Trotzdem ist der Erdgas­preis besonders stark gestiegen. Also das ist der Punkt. Drittens hat die Teuerung auch andere Gründe.

Der erste Punkt ist, alles zu tun, um die Energieversorgungssicherheit in Österreich herzustellen. (Abg. Belakowitsch: Ist sie nicht gegeben, wenn Sie sie herstellen müssen?) Wir haben heute einen Speicherstand von 79,77 Pro­zent (Abg. Leichtfried: Haben Sie schon gesagt!), Kollege Hammer hat das schon ge­sagt. Es gibt eine Reihe von anderen Maßnahmen. (Präsident Sobotka über­nimmt den Vorsitz.)

Der zweite Schritt ist, jetzt akut all jenen zu helfen, die besonders betroffen sind. Einige Maßnahmen wurden vom Vizekanzler und von der Europaministerin


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 111

schon angesprochen: die Strompreisbremse, der Antiteuerungsbonus, der Klima­bonus, Einmalzahlungen, ein Absetzbetrag, eine Reihe von weiteren Maß­nahmen, die viele gleichstellen wie vor der Teuerung und einige, die mehr haben, die mehr verdienen, auch nicht gleichstellen können, weil das nicht ganz mög­lich ist.

Auf der Seite der Unternehmen wurde neben der Strompreiskompensation der Energiekostenzuschuss beschlossen. Es gibt eine Erhöhung des Pendler­pauschales. Es gibt die Vervierfachung des Pendlereuros – wir vergessen das so schnell –, die Reduktion der Besteuerung auf Energie und auf Gasleitungen, also eine Reihe von Maßnahmen, die jetzt auch abfedern, natürlich nur abfedern können, aber uns eben jetzt über diese schwierige Phase bringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Energiekostenzuschuss wird auf alle Unternehmen anwendbar sein. (Abg. Kickl: Wie lange wird denn die schwierige Phase dauern?) Wir werden im Rah­men dieses Paketes einen Teil der Mehrkosten für Unternehmen in allen Größen abfedern können. (Abg. Belakowitsch: ... Wettkampf, wer der nächste Kanzler wird! – Abg. Loacker: ... Gießkanne!) Es wird für die ganz Kleinen Speziallösungen geben, es wird auch für diejenigen, die es besonders schwer haben – wir re­den von einer Verfünffachung der Energiekosten! –, die aber vielleicht nicht ganz so energieintensiv arbeiten, trotzdem eine kleine Unterstützung geben. (Zwi­schenruf des Abg. Hafenecker.) Ich glaube, dass angesichts der disruptiven Entwick­lung, die wir erleben, eine Förderung für unsere Unternehmen absolut ge­rechtfertigt ist. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich teile die Befürchtung, die die Frau Klubobfrau der NEOS am Pult auch geäußert hat, dass wir mit diesen hohen Energiekosten auf Dauer die europäi­sche Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Umso wichtiger ist es jetzt, gemein­sam – auch der Herr Vizekanzler hat es gesagt, die Frau Europaministerin hat es gesagt, der Bundeskanzler setzt sich massiv dafür ein – auf europäischer Ebe­ne zu einer Entkoppelung von Strom- und Gaspreis zu kommen, um damit die Preise zu senken (Abg. Leichtfried: Ja, das ist aber neu! Das war Monate ganz an­ders! Da gibt es Protokolle dafür! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), und das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 112

ist nicht das gleiche Modell, das angesprochen wurde. (Ruf bei der ÖVP: ... schrei­en dauernd dazwischen, dann hören sie das nicht! Hören Sie zu!)

Preise durchwegs runter!, das ist zwar eine schöne Forderung, ist aber Wunsch­denken, das sich in einer Marktwirtschaft nicht umsetzen lässt. (Ruf bei der
SPÖ: Ach so, genau! Weil? In anderen Ländern doch ...!)
Wir müssen klug dort ein­greifen, wo eine Preisreduktion möglich ist, nämlich dort, wo die Preise im Moment über die Verstromung von Gas besonders stark nach oben getrieben werden. Das wird auf europäischer Ebene notwendig sein, wir werden uns weiter dafür einsetzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Leichtfried: Wieso wei­ter? Habt ihr ja noch nie! Wieso weiter einsetzen, Herr Bundesminister? Habt ihr
ja noch nie gemacht!)

Ich glaube, dass diese Zeiten, die durchaus für viele schwierig sind, ein Anlass sein sollten, bei diesen Fragen auch gemeinsam an dieser Entkoppelung zu arbeiten. (Abg. Leichtfried: Ja, so wie ... Energiesprecher der Regierungsparteien! Ge­nau!) Ich hoffe sehr, dass wir dafür Partner finden, und genauso natürlich auch dafür, wenn wir daran arbeiten, dass wir die Lage in der Ukraine befrieden. Alle wollen Frieden, alle wünschen sich Frieden. (Zwischenruf der Abg. Belako­witsch.) Das ist natürlich das, was wir alle wollen, aber im Moment müssen wir in Österreich und in Europa die Folgen dieses schrecklichen Angriffskriegs abfe­dern. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Graf. Bitte sehr, bei ihr steht das Wort. (Abg. Leichtfried: Das war von den drei Regierungsmitgliedern nicht die beste Rede!)


17.02.31

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Vizekanzler! Ge­schätzte Ministerin! Geschätzter Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Wenn wir uns jetzt einmal die letzten drei Jahre anschauen, waren wir alle permanent gefordert: die Unternehmer, die Arbeitnehmer, die Fami­lien, aber auch die Politik. In Österreich können wir jetzt noch ein leichtes Plus


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 113

beim Wirtschaftswachstum verzeichnen, allerdings sehen wir, wenn wir nach Deutschland schauen, ganz deutlich, dass dort kein Wachstum mehr vorhanden ist. (Abg. Belakowitsch: Oje!)

Da aber Deutschland ein ganz wichtiger Partner für uns in Österreich ist und wir auch vor der Tatsache stehen, dass sich das stark auf Österreich auswirken könnte, setzen wir alles daran, uns von der Rezession, die für Deutschland pro­gnostiziert wurde, zu entkoppeln. Wir haben alle Anstrengungen unternom­men, um unsere Unternehmen bei der Krisenbewältigung zu unterstützen, wir haben Impulse für das Wachstum gesetzt und wir haben alles daran gesetzt, Arbeitsplätze zu sichern, und das auch mit Erfolg, denn wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren. Darauf können wir wirklich stolz sein: Das ist die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Grünen.)

Wir nehmen unsere Verantwortung sehr wohl wahr, wenn es um die Absiche­rung des Wohlstands, um die Erhaltung unserer Freiheit geht, und haben daher sehr wohl die richtigen Maßnahmen gesetzt und werden sie auch weiterhin setzen.

Ich darf noch einmal einige Punkte nennen, die vielleicht in den letzten Reden etwas untergegangen sind. Zum Thema Gas: Wir haben die Gasabhängigkeit von 80 Prozent auf 50 Prozent reduzieren können. Unsere Gasspeicher sind zu knapp 80 Prozent gefüllt, das ist der Schutz für unsere Haushalte und für unsere Unternehmer. Wir haben das erste Mal in der Republik eine strategische Gasreserve angelegt.

Zum Thema Entlastung: Wir haben die Haushalte mit ihren Familien durch die ökosoziale Steuerreform mit dem Schwerpunkt der Senkung der Steuerstu­fen sehr wohl entlastet. Heute haben wir im Finanzausschuss die Abschaffung der kalten Progression beschlossen. Allein diese Maßnahme bringt eine Ent­lastung für unsere Arbeitnehmer in Österreich von 20 Milliarden Euro bis 2026. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir haben die Stromkostenbremse für die Haushalte installiert und 500 Euro für jeden und jede zur Unterstützung ausbezahlt. Weiters haben wir gerade für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 114

unsere Familien den Familienbonus um 500 Euro – somit auf 2 000 Euro – er­höht. Zusätzlich wurde im August mit der Familienbeihilfe eine Einmalzahlung in der Höhe von 180 Euro ausbezahlt. Und auch für unsere Unternehmen haben wir mit dem Energiekostenzuschuss ein Entlastungspaket in der Höhe von 1,3 Milliarden Euro geschnürt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Die Strompreiskompensation, die schon angesprochen wurde, ist in Ausarbei­tung.

Diese Maßnahmen zeigen ganz deutlich, dass diese Bundesregierung ihre Verantwortung sehr wohl wahrnimmt. Mit unseren Paketen brauchen wir uns in Europa nämlich wirklich nicht zu verstecken, sondern ganz im Gegenteil: Wir sind Spitzenreiter in der Geschwindigkeit und in der Wirkung der Entlastungs­maßnahmen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Es gibt nur ein Land in ganz Eu­ropa, das mehr Unterstützung auszahlt als Österreich, und das ist Luxemburg. Wenn ich mir aber die Berichterstattung im „Kurier“ anschaue, wonach wir in Ös­terreich 4 000 Euro pro Kopf ausgeben – im Vergleich dazu Deutschland nur 2 000 Euro –, brauchen wir uns auch da nicht zu verstecken. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Wir leisten unseren Teil auf nationaler Ebene, können allerdings nicht alle He­rausforderungen alleine stemmen. Es braucht europäische Lösungen. Ein wichtiger Schritt war jetzt die europäische Einigung, dass die Zufallsgewinne der Energieerzeuger einer neuen Widmung zugeführt werden, damit die Verbraucher weiter entlastet werden. Natürlich braucht es noch weitere An­strengungen auf europäischer Ebene, vom Ausbau der Erneuerbaren bis hin zur Entkoppelung der Strom- und Gaspreise, wie wir heute schon gehört haben,
und vor allem braucht es den Ausbau der Stromnetze, denn jede Stromleitung, kann ich Ihnen sagen, ist für uns eine Vorsorge gegen ein Blackout. (Beifall
bei ÖVP und Grünen.)

Unser Bundeskanzler und die Bundesregierung setzen alles daran und sich mit voller Kraft dafür ein, dass die notwendigen Lösungen auf europäischer Ebe­ne zustande kommen. Dazu gehört es auch, Herr Kollege Leichtfried, dass unser Bundeskanzler sich innerhalb von Europa bewegt und auch Kontakte knüpft.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 115

Herr Kollege Leichtfried, noch zu Ihrem vorigen Beitrag, zum Antrag der SPÖ mit dem 50-Euro-Deckel: Wir haben Gespräche geführt, das ist korrekt, wir haben sie auch sehr konstruktiv geführt, nur haben sich aus diesen Gesprächen leider mehr Fragen als Antworten ergeben. Sie haben es heute schon mehrmals gehört: Wir sollten unsere ganze Kraft daran setzen, dass wir auf EU-Ebene eine Lösung finden. Der von Ihnen gebrachte Vorschlag wird uns da leider nicht weiterbringen.

Weil die SPÖ immer Herrn Habeck zitiert: Der hat erst am Freitag klar mitgeteilt, dass die oberen Spitzen mit Sicherheit nicht gedeckelt werden. Das sagte der deutsche Wirtschaftsminister am Freitag im „Deutschlandfunk“. Für die oberen 20 Prozent des normalen Verbrauches wird man mit Sicherheit die volle Rechnung bezahlen müssen. Klar sei zudem auch, dass auch die übrige Menge nicht – und ich wiederhole: nicht! – auf den Tarif von vor dem Ukrainekrieg verbilligt wird. Ich frage mich also schon, wo da das deutsche Modell besser sein sollte als das österreichische, bei dem wir eben die Grundversorgung von 2 900 Kilowattstunden auf einen sehr minimalen Preis heruntergesetzt haben. Unser Vorschlag kann sich da also schon sehen lassen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Vielleicht zum Abschluss ein Appell an die Opposition: Krisen meistert man bekanntlich wirklich gemeinsam besser, daher wäre es für Österreich wichtig, wenn die Opposition ihre ganze Energie in eine positive und konstruktive Richtung lenken könnte. Wir werden das von der Bundesregierung aus machen. – Danke.

17.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte.


17.09.37

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Es fällt mir heute wirklich schwer, anzufangen, weil es so ist, dass hier ganz viele Dinge vermischt werden, ver­schwurbelt werden und dass auch ganz, ganz viel Unsinn gesprochen wird.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 116

Da möchte ich auch heute mit der FPÖ anfangen. Im Interesse der Bürger!, und: langfristiges Nachdenken! – das ist der gesamte Text, den ich heute von Ih­nen gehört habe. – Wo war denn das langfristige Nachdenken, als man sich so stark von Russland abhängig gemacht hat? 80 Prozent Abhängigkeit von russischem Gas: Das ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern da war die FPÖ ganz, ganz vorne mit dabei. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Steger: ... wegen der grünen Energiewende ... gestiegen in den letzten Jahren! – Abg. Kassegger: Wer ist aus Kohle und Atom ausgestiegen? ...!) Ganz vorne waren Sie da mit dabei –
das ist doch alles absurd, was Sie hier sagen –, inklusive der ÖVP, die natürlich auch politisch dafür gesorgt hat, dass alles aus dem Weg geräumt worden
ist, was gegen die Abhängigkeit von Russland gesprochen hätte, und der Wirt­schaftskammer, die das Ganze flankiert hat, und natürlich auch der SPÖ.
Also hier braucht sich im Augenblick wirklich niemand herzustellen und zu sagen: Das ist alles vom Himmel gefallen! Es ist tatsächlich politisch gewollt und von
der Wirtschaftskammer flankiert passiert, dass diese Abhängigkeit von rus­sischem Gas bei über 80 Prozent liegt. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Steger: Grüne Energiewende!)

Da möchte ich auch noch einmal einen Hinweis geben, weil es aus meiner Sicht wirklich knallfalsch ist, zu sagen, es wären jetzt nur 50 Prozent, Kollegin Graf. – Es sind überhaupt nicht 50 Prozent Abhängigkeit von russischem Gas,
es hat sich nichts reduziert, und auch die so sehr gepriesene strategische Reserve ist nach wie vor nicht in Österreich angekommen. Ich hoffe, dass sie
bis November kommt, aber – und das hat die Beantwortung einer Anfrage
von mir ergeben – vor zwei Wochen waren es circa 2 Terawattstunden Einlage­rung der strategischen Gasreserve, die insgesamt 20 Terawattstunden umfas­sen würde. Lesen Sie die Beantwortung meiner Anfrage! Da ist es drinnen gestanden.

Diese 50 Prozent Abhängigkeit von russischem Gas – auch das sei gesagt – wer­den wir nur dann schaffen, wenn endlich die OMV nicht nur Leitungskapa­zitäten verbucht – verdammt noch einmal! –, sondern auch das Gas tatsächlich nach Österreich bringt. Das ist nämlich nicht da. (Beifall bei den NEOS.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 117

Deswegen sind wir durchaus auch in einer Wirtschaftskrise. Wir sind in der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, weil wir tatsächlich eine hausgemachte Abhängigkeit von dieser russischen Gaslieferung haben.

Jetzt muss man sich vorstellen: Was wäre denn eine Lösung? – Na das, was alle Ökonomen sagen, was auch hier alle wieder sagen, die Grünen propagieren es die ganze Zeit: Man müsste doch die Abhängigkeit reduzieren und den Aus­bau der Erneuerbaren nach vorne bringen.

Jetzt gibt es seit 2019 eine grüne Beteiligung an der Bundesregierung und es wurde seit 2019 gerade einmal geschafft - - (Abg. Disoski: 2020! – Vizekanz­ler Kogler: 2020, wennschon!) – Entschuldigung! 2020, Sie haben recht, Herr Vi­zekanzler. Da lasse ich mich gerne korrigieren. Es wurde tatsächlich in den letzten drei Jahren – es sind drei Jahre seit 2019 – nicht geschafft, die Erneu­erbaren um mehr als 2 Terawattstunden auszubauen. Mehr sind es nämlich nicht, da können Sie mich nicht korrigieren, das sind die Fakten.

Was passiert aber tatsächlich in anderen Ländern, wie zum Beispiel in den Niederlanden? – Die haben seit 2019 20 Terawattstunden an Erneuerbaren aus­gebaut, mit einer liberalen Beteiligung – das möchte ich hier nur sagen – an der Regierung. (Abg. Lukas Hammer: Erst das Gesetz, dann die Wirkung!) Also lautet der Vergleich 20 Terawattstunden versus 2 Terawattstunden. Das heißt, da gibt es wirklich einiges zu tun.

Wer blockiert? Wer muss in die Verantwortung genommen werden? – Wieder die großen Parteien und in diesem Sinne wirklich die Fürsten der Finsternis. Damit meine ich natürlich die Landeshauptleute, die blockieren, blockieren, blo­ckieren, obwohl das Wichtigste im Augenblick wäre, gemeinsam zu arbeiten,
wie es Kollegin Graf ja auch gesagt hat. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeord­neten Oberrauner und Lukas Hammer.)

Also ich finde, das sollten Sie wirklich nicht der Opposition ausrichten, sondern ih­ren eigenen Landeshauptmännern und der Landeshauptfrau, denn im Interes­se der Wirtschaft kann es doch nur sein, dass man jetzt beim Ausbau der Erneu­erbaren Vollgas gibt, um diese Abhängigkeit zu reduzieren.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 118

Ich sage es noch einmal: Wenn es im Guten nicht geht, dann muss man aus unserer Sicht neue Maßnahmen treffen. Wir fordern eine Notverordnung von der Bundesregierung, mit der tatsächlich die Bundesländer gezwungen wer­den, wenn es nicht anders geht, endlich ihrer Pflicht nachzukommen, nämlich die Räume darzustellen, wo die Erneuerbaren ausgebaut werden können, damit nicht jede Gemeinde wieder ein Widmungsverfahren braucht, damit nicht jedes Mal wieder eine neue UVP gemacht werden muss. Das ist möglich, und ich bin so weit, dass ich sage: Dann geben Sie denen halt einfach weniger Geld beim Finanzausgleich, wenn sie sich sperren, ihren Verpflichtungen nachzukommen! (Beifall bei den NEOS.)

In diesem Sinne glaube ich wirklich, die Zeit des Klein-Klein ist vorbei. Es geht jetzt einfach nicht mehr so weiter. Es müssen jetzt wirklich – da bin ich ganz bei Ihnen – alle an einem Strang ziehen. Da geht es darum, die Erneuerbaren tatsächlich auszubauen. Weg jetzt mit diesem ganzen politischen Hickhack, da­mit wir nicht in das Desaster des eigentlich Undenkbaren kommen, dass wirk­lich die Industrie abwandert, dass die Wirtschaftsunternehmen zusperren und dass deswegen tatsächlich der Wohlstand in diesem Land langfristig ver­mindert wird! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reimon. – Bitte.


17.15.14

Abgeordneter Michel Reimon, MBA (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eine spannende Diskussion: Es geht in diesem ersten Tagesordnungspunkt um Energie, um Wirt­schaft, darum, wie man den Österreicherinnen und Österreichern hilft – und wir reden die ganze Zeit über Sanktionen und darüber, wie wir dem russischen Autokraten helfen. Seis drum. Probieren wir das einmal und schauen wir, wie man der österreichischen Bevölkerung damit helfen kann!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 119

Ich höre immer wieder das Argument, die Sanktionen wären dann richtig, wenn sie Putin mehr schaden würden als uns. – Ich halte das für vollkommen falsch. Darum geht es nicht. Wir sind ja nicht auf dem Schulhof, wo es dem einen mehr wehtun muss als dem anderen, wenn er etwas gemacht hat. Die Frage ist: Tut es Putin so weh, dass dieser Krieg enden muss? Darum geht es als Allererstes. (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Ste­ger.) Das tut es, weil es eine langfristige Sache ist und nur eine langfristige Sache sein kann. Wir wollen keine militärische Lösung, und die Sanktionen sind eine langfristige. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Steger.)

Es ist völlig zweitrangig, sagen wir einmal, ob die Wirtschaftsleistung um 7, 8, 9 oder 10 Prozent sinkt. Was wichtiger ist, ist, dass die Autoproduktion um 85 Prozent sinkt, dass die Computerproduktion eingebrochen ist, dass die Repa­ratur von Eisenbahnen und Flugzeugen de facto unmöglich ist. Wenn man Nachschub an eine Front bringen will, braucht man all diese Dinge und nicht 2 Prozent Wirtschaftswachstum. Deswegen werden die Sanktionen wirken und tun Putin weh (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), und sie werden immer mehr wirken, je länger sie dauern.

Die umgekehrte Frage ist: Wie sehr tun uns die Sanktionen weh und was haben wir davon? – Ich behaupte, sie tun uns gar nicht weh im Vergleich zu dem, was die Alternative wäre. Wir leben in einem reichen, wohlhabenden Land, dem es grundsätzlich gut geht. Warum? – Weil wir 77 Jahre Frieden haben – das ist der Hauptgrund (Zwischenruf des Abg. Hafenecker) –, um etwas aufzubauen. Das ist der Wohlstand, und das geben wir her, wenn wir uns gegen Putin nicht durchsetzen und das nicht akzeptieren.

Die Besetzung der Krim war die erste militärische Grenzverschiebung in Europa seit 1945. Sie hätte damals nicht akzeptiert werden dürfen, und sie darf jetzt nicht akzeptiert werden. (Beifall bei den Grünen.)

Nach einer Annexion kommt immer die nächste. Das lernen wir aus der Ge­schichte vor 1945. Man hätte es damals nicht akzeptieren dürfen, und man darf jetzt den nächsten Schritt nicht akzeptieren, denn sonst kommt der übernächs­te. Wenn wir das einreißen lassen, wenn wir es bei Putin durchgehen lassen –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 120

es gibt in der gesamten Europäischen Union keine einzige Grenze, wo nicht auf der anderen Seite jemand aus einer anderen Sprachfamilie oder mit einer sonstigen Andersartigkeit lebt –, wenn wir zulassen, dass Grenzen in Europa mi­litärisch verschoben werden, dass man einmarschiert und sich etwas nimmt, dann haben wir wieder Krieg wie seit Jahrhunderten. Wir werden keinen Milli­meter militärischer Grenzverschiebung auf diesem Kontinent akzeptieren, nie wieder! (Beifall bei den Grünen.)

Wenn man als Österreich etwas beitragen möchte, hätte ich einen Vorschlag: Wir haben hier in einem demokratischen Parlament einen Südtirol-Unter­ausschuss. Ein halbes Bundesland liegt in einem anderen EU-Mitgliedstaat, und wie gehen wir damit um? Wie gehen wir damit um, dass die Bevölkerung dort ein Interesse an Österreich hat und Österreicher ein Interesse daran haben? –
Mit einem demokratischen Diskurs. Österreichische Nationalratsabgeordnete fahren nach Südtirol, reden dort, hören sich Probleme an, kommen zurück.
Wie wir das machen, so geht man in einer Demokratie damit um. Das sollte man einmal hochhalten, nicht irgendwelche Fantasievorschläge einer Neutralität,
die nur Putin nützt, so wie Sie sie bringen. Das könnten wir machen: einen de­mokratischen Diskurs. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weidinger.)

Das kommt aber von der FPÖ nicht. Was von der FPÖ kommt, ist das Spiel mit Putins Propagandaapparat, wie immer. Putin hat mehrere Zeitungen, Medien, Onlinemagazine, die er finanziert – wir kennen sie alle: RT, Sputnik et cetera; die FPÖ teilt so etwas, verbreitet so etwas, heizt so etwas an –, hat Trollfarmen,
die auf Websites und im Interesse der FPÖ kommentieren. All das wird von der FPÖ gemacht. Sie nutzen das, und das geht gegen die eigene Bevölkerung. Wenn Sie das in diesem Sinne machen, machen Sie sich zum Agenten einer aus­ländischen Kraft und agieren gegen die österreichische Bevölkerung. (Abg.
Kickl: Ja, bei Ihnen sehe ich schon CIA oben stehen! Ja, ja!)
So schaut es aus. Sie ver­treten mit dieser Politik nicht die Interessen der österreichischen Bevölke­rung (Abg. Kickl: Sie sollten unter dem Sternenbanner auftreten! Das würde gut pas­sen!), kämpfen nicht gegen die Teuerung, sondern Sie machen hier, im österrei­chischen Nationalrat, die Politik einer ausländischen Kraft.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 121

Das machen Sie ja schon die ganze Zeit. (Zwischenruf der Abg. Steger.) Wir haben auf Video gesehen, wie ein freiheitlicher Parteichef bereit ist, österreichische Politik für russisches Geld zu verkaufen. Warum haben wir es gesehen? – Weil es ein Fake war. Was haben wir nicht gesehen? – Das, was wirklich passiert.

Was ist mit einer Außenministerin von Ihnen, die niederkniet vor Putin? Was ist mit denen, wenn sie einen Freundschaftsvertrag am Roten Platz unter­schreiben? (Abg. Kickl: Jeder Auftritt von Ihnen ist ein Niederknien vor Joe Biden!) Was ist mit dem Fall, den Herr Kollege Lopatka erwähnt hat? Sie fahren nach Russland, Sie fahren in Gegenden, wo es Referenden gegeben hat, und bestätigen, dass Putin dort eine Wahl gewonnen hat. Wer hat denn das be­zahlt? (Abg. Kickl: Sie lassen nicht einmal Referenden zu! Das ist ja noch besser!) Le­gen Sie einmal alles offen und zeigen Sie einmal, was es an Geschäften gibt, Herr Kickl! (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Herr Kickl, zeigen Sie das einmal!

Ich sage Ihnen etwas: Sie verkaufen hier Österreichs Bevölkerung. Sie verkaufen Österreichs Bevölkerung an eine ausländische Macht, und Sie als Innenminis­ter haben das ganz besonders gemacht! (Abg. Kickl: Jeder Auftritt von Ihnen ist ein Kniefall vor den amerikanischen Kriegstreibern! – Abg. Steger: Sie verstehen ... neu­tral ...! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Morgen wollen Sie hier eine Sondersitzung abhalten, eine Sondersitzung im Interesse von Wladimir Putin (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch); Sie als angelobter Abgeordneter dieser Republik, angelobt auf diese Republik und aufs Wohl dieser Bevölkerung! Wenn Sie das machen, Herr Kickl, dann machen
Sie sich hier morgen zum Agenten einer ausländischen Kraft (Abg. Kickl: Herr Rei­mon, bei Ihnen fällt das schon unter ...! – Abg. Amesbauer: Sie sind ja nicht zurech­nungsfähig! – Abg. Kickl: Bei Ihnen fällt das schon unter mangelnde Zurechnungsfä­higkeit! – Abg. Amesbauer: Lassen Sie Ihren Geisteszustand untersuchen!), dann
sind Sie rücktrittsreif, Herr Kickl! (Präsident Sobotka gibt erneut das Glockenzei­chen.)

Ich sage Ihnen etwas: Sie haben bis morgen 8 Uhr in der Früh Zeit, hier nicht rus­sische Politik zu machen. Zeigen Sie sich einmal als Patriot! (Abg. Kickl: Ich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 122

mach’ da draußen das, was ich für richtig halte, Sie amerikanischer Söldner! – Abg. Steger: Das ist ja absurd, was Sie da von sich geben!) Ziehen Sie die Sondersit­zung zurück oder treten Sie morgen zurück! (Anhaltender Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Stefan: Großer Patriot Reimon! Bravo! Die ÖVP klatscht!)

17.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schroll. – Bitte.


17.21.19

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Galerie! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause vor
den Bildschirmen! Genau heute vor einem Jahr und zwei Tagen hat unsere Klub­vorsitzende, Dr.in Pamela Rendi-Wagner, hier im Parlament eine Pressekon­ferenz abgehalten. Der Titel war Teuerungsbremse für Menschen in Österreich. Damals, liebe Kolleginnen und Kollegen, lag die Inflation ein bisschen über 3 Prozent. Heute, ein Jahr und zwei Tage später, haben wir eine Inflation von über 10,5 Prozent.

Die exorbitanten Steigerungen bei den Strom- und Gaspreisen sind nicht nur eine enorme Belastung für die teuerungsgeplagte Bevölkerung, sondern mittlerweile ein riesengroßes Problem für alle KMU-Betriebe und für den Indus­triestandort Österreich, und Sie gefährden mit Ihrer Politik den Industriestandort Österreich und viele Arbeitsplätze, liebe Kolleg:innen in der schwarz-grünen Bundesregierung! (Beifall bei der SPÖ.)

Nicht umsonst warnen die Wirtschaftskammer und die Industriellenvereini­gung – und das muss ich dir, liebe Kollegin Tanja Graf, schon sagen, wenn du so tust, als ob alles okay wäre: Die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskam­mer, aber auch die Energiebranchenvertreter fordern Maßnahmen und warnen, dass Österreich mit 300 km/h an die Wand gefahren wird. (Zwischenruf des
Abg. Lukas Hammer.)
Obwohl Frau Bundesministerin Gewessler maximal 100 km/h auf der Autobahn fordert, fahrt ihr mit 300 km/h dieses Land an die Wand, geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 123

Deshalb ist die Forderung, wie bereits ausgeführt, klar und ganz logisch: Wir brauchen einen Preisdeckel bei Gas, der in weiterer Folge natürlich auch
die Stromkosten drückt. Viele Expertinnen und Experten haben das schon ge­sagt! – Herr Bundesminister Kocher, ich muss Ihnen eines sagen. Sie haben
es heute ausgesprochen und angesprochen, auch in Brüssel im Interview: Na ja, jetzt sollten wir doch über einen Gaspreisdeckel diskutieren und reden. –
Sie, genau Sie, waren aber jener, der in Brüssel drei Mal dagegen gestimmt hat! (Beifall bei der SPÖ.)

Unsere Bundesregierung in Österreich hat dagegen gestimmt und gefährdet die KMU-Betriebe, die Industriebetriebe und somit Arbeitsplätze in Österreich. (Vizekanzler Kogler: Das ist doch unglaublich!) Die SPÖ hat in den letzten Wochen und Monaten wirklich keine Gelegenheit ausgelassen, auf die negativen Fol­gen dieser Energieexplosion hinzuweisen. (Vizekanzler Kogler: Wir brauchen ein­mal ein Wörterbuch der Begriffe!) – Ja, Herr Vizekanzler, Sie können auch das sagen. Aber was haben Sie gemacht? (Vizekanzler Kogler: Was für ein Gaspreisde­ckel ist gemeint?) Sie gefährden den Standort Österreich, den Wirtschafts­standort! (Vizekanzler Kogler: Das ist doch unfassbar!) Ich werde noch ein bisschen näher darauf eingehen, dann werden Sie es vielleicht auch einmal verstehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die SPÖ hat einen konzisen Plan vorgestellt. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Wir haben alle Parlamentsparteien zu einem runden Tisch eingeladen. (Abg. Lukas Hammer: ... beantwortet diese Fragen nicht!) Der Kollege hat es schon gesagt: Leider Gottes ist nicht recht viel dabei herausgekommen. Leider bestätigt sich der fatale Eindruck, dass diese Regierung in der Krise einfach versagt und es nicht kann, und dieses Versagen zieht sich wie ein roter Faden durch die Politik
von ÖVP und Grünen! Liebe, geschätzte Kolleginnen und Kollegen von Schwarz-Grün, seht es einfach ein: Diese Einmal- und Gutscheinpolitik ist gescheitert! (Beifall bei der SPÖ.)

Damit seid ihr gescheitert, weil ihr das Problem nicht an der Wurzel packt. Das ist genau das Problem! (Zwischenruf des Abg. Schallmeiner.Vielleicht, lieber Kollege, darf ich dir ein paar Beispiele näherbringen. Mit heutigem Tag haben wir


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 124

seit 639 Tagen kein Energieeffizienzgesetz. Kollege Hammer hat es schon gesagt: 639 Tage kein Klimaschutzgesetz. Du hast es selber gesagt, lieber Kolle­ge Hammer! Das wird sich in dieser Periode mit der ÖVP nicht mehr ausge­hen, aber bei euch geht sich viel nicht mehr aus, denn es gehen sich auch die Energieeffizienzgesetze nicht aus, und auch nicht das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. (Beifall bei der SPÖ.)

Wo sind die Gesetze? Wo ist das, was ihr die ganze Zeit sagt? Ihr stellt euch alle hier heraus und sagt: Wir müssen den Ausbau der Erneuerbaren vorantreiben, damit wir vom Gas unabhängig werden!, aber ihr macht es nicht. Ihr macht
es nicht! Der „Kurier“ hat es gestern geschrieben, über 1 006 Tage habt ihr nichts gemacht, ist keine Marktprämienverordnung da gewesen. Kein einziger Windpark wurde gebaut. Kein einziger Fotovoltaikpark wurde in Österreich gebaut. Nichts ist passiert! Jetzt, nach 1 006 Tagen, wurde die Verord­nung freigegeben. – Danke, Frau Bundesministerin Gewessler, grüne Ener­gieministerin: 1 006 Tage, herzlichen Dank dafür! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte zu einem weiteren Punkt kommen: Am 1. Oktober hat diese Bundesregierung noch eines gemacht, nämlich die CO2-Steuer eingeführt, und ich darf zitieren, was eine der größten Tageszeitungen Österreichs am Frei­tag geschrieben hat: „Regierung als Inflationstreiber“. „Es ist wohl einzigartig in Europa, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine zusätzliche Steuer in Kraft tritt; und dann ausgerechnet auf jene Produkte, deren Preise ohnehin schon massiv gestiegen sind.“

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, nur dass wir wissen, wovon wir reden: Diese CO2-Bepreisung (Abg. Kassegger: Steuer! Sag Steuer dazu!), die seit 1. Oktober durch Ihre Zustimmung in Kraft ist, kostet die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich 150 bis 250 Euro im Monat. Wenn sich dann noch irgendjemand herausstellt und sagt: Wir haben einen Energiegutschein ausge­schickt (Vizekanzler Kogler: Schon wieder falsch!) – ich weiß nicht, ob ihn in Österreich schon jemand gekriegt hat –, wir haben einen Energiekostenzuschuss ausgezahlt, wir haben das ausgezahlt – alles Einmalzahlungen, Gutscheinzahlun­gen –, dann sage ich Ihnen, Frau Bundesministerin Edtstadler, da Sie sagen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 125

dass Sie „24 Stunden, sieben Tage die Woche daran arbeiten“: Wenn ich Be­triebsrat wäre, würde ich Ihnen heute einen Urlaub verordnen, und wenn Sie den Urlaub machen, dann fahren Sie mit mir gemeinsam ins Mostviertel (Abg. Stocker: Na! Das wär kein Urlaub!) – und jetzt hört zu – die Kollegen vom Mostviertel sind gerade nicht da (Abg. Stocker: Das wäre kein Urlaub!) –, Herr Generalsekretär, jetzt sage ich Ihnen etwas: Haubis – vielleicht kennen Sie Haubis, einen der größten Bäcker Österreichs, beliefert ganz Österreich –, hat mich am Mittwoch angerufen: Alois, bitte, hast du Zeit, denn ich habe ein rie­sengroßes Problem? – Über 900 Bedienstete, zahlt bis jetzt 50 000 Euro Strom­rechnung – wir reden noch gar nicht vom Gas –, und ab 1. Oktober 520 000 Euro; und dann sagt die Frau Bundesministerin, ihr arbeitet Tag und Nacht für die Industrie, es ist alles okay. – Gar nichts ist okay! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ. – Vizekanzler Kogler: Deshalb gibt es ja den Energiekosten­zuschuss!) – Ja, Herr Vizekanzler!

Herr Vizekanzler und liebe Österreicherinnen und Österreicher, hört jetzt zu! Der Herr Vizekanzler hat gerade gesagt, deswegen gibt es den 500-Euro-Gutschein. (Vizekanzler Kogler: Energiekostenzuschuss! Entschuldigung! Der ist für die Industrie!) – Energiekostenzuschuss, bitte sehr. Da möchte ich Ihnen eines sagen: Ein Bürger von derselben Gemeinde, nämlich aus Petzenkirchen, hat
mir gestern geschrieben: Lieber Herr Abgeordneter, was soll ich machen? Meine Stromrechnung und Gasrechnung – er hat einen kleinen Gastank – war bis jetzt 3 700 Euro im Jahr. Ich zahle jetzt über 13 500 Euro, umgerechnet rund 1 200 Euro im Monat – ein Pensionist! (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Wisst ihr eigentlich, was das für die Leute da draußen heißt, wenn ihr so eine Politik be­treibt und dann sagt, mit 500 Euro könnt ihr den Leuten helfen?! (Beifall bei
der SPÖ. –
Abg. Stocker: ... Wien-Energie ...! – Zwischenruf des Abg. Sieber.)

Betreffend CO2-Steuer bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 126

betreffend „Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation“

„Die Bundesregierung, insbesondere der Finanzminister wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Gesetzespaket vorzulegen, mit welchem die CO2-Steuer zur Dämpfung der Rekordinflation solange ausgesetzt wird, bis sich
die Energiepreise wieder auf das Vorkrisenniveau normalisiert haben.“

*****

Handeln Sie endlich und tun Sie etwas für die Haushalte in Österreich, für die KMU-Betriebe, für die Industriebetriebe und deren Arbeitsplätze! – Danke. (Lang anhaltender Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

17.29

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Alois Schroll,

Genossinnen und Genossen

betreffend Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russ­lands auf die Ukraine

Begründung

Die ÖVP hat Anfang des Jahres im Zuge der Steuerreform gemeinsam mit den Grünen eine neue Steuer erfunden: die CO2-Steuer wurde mit dem Nationales Emis­sionszertifikatehandelsgesetz 2022 für das Jahr 2022 mit 30€/t CO2 vorgesehen und steigt bis 2025 auf 55 €. Die Regierungsfraktionen haben schon einmal erkannt,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 127

dass es auf Grund der steigenden Energiepreise geboten ist, die Steuer zumindest zu verschieben, weshalb im Juni 2022 der Einführungstermin um ein Quartal von Juli auf Oktober 2022 verschoben wurde, in der Begründung hieß es damals (Auszug aus Antrag 2662/A1):

„Im Rahmen der Beschlussfassung der ökosozialen Steuerreform war ein Start der CO2-Bepreisung des NEHG 2022 mit 1. Juli 2022 vorgesehen. […] Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß des Anstieges der Energiepreise, wie er derzeit zu beobachten ist, noch nicht in vollem Umfang absehbar. Ein Festhalten an den Grund­sätzen der ökosozialen Steuerreform ist unumgänglich, um die Reduktion von energiespezifischen Treibhausgasemissionen sicherzustellen, allerdings müssen dabei auch sozial- und standortpolitische Herausforderungen, die sich durch die Energiepreissituation ergeben, berücksichtigt werden. Aus diesem Grund soll die Be­preisung von CO2 Emissionen für ein Quartal ausgesetzt werden und anstatt mit 1. Juli 2022 mit 1. Oktober 2022 beginnen.“

Die Energiepreissituation und die sozial- und standortpolitischen Herausforderungen bestehen immer noch, schlimmer noch, sie sind durch das Nicht-Handeln der Re­gierung nicht besser geworden. Die Inflationsrate lag im Mai bei 7,7%, ist im Juni wei­ter sprunghaft auf 8,7% gestiegen und liegt mit August bei 9,3%. Für den Sep­tember hat die Statistik Austria einen vorläufigen Wert von 10,5% ermittelt, was die höchste Inflationsrate seit 70 Jahren darstellt. Alle beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung wirken nicht auf die Preise, sondern sollen allenfalls das verfügbare Einkommen durch Einmalzahlungen punktuell erhöhen, das wirkt aber nicht auf Dauer. Die Menschen wissen also nicht, wie sie die für immer um fast
zehn Prozent gestiegenen Preise finanzieren sollen, die Preissteigerungen seit 2021 machen inzwischen 12,5% aus (VPI 2020, Juli 2022). Keine Maßnahme der ÖVP/Grünen hat zu einer Preissenkung geführt, im Gegenteil, das Festhalten an der Einführung der CO2-Steuer wird die Energiepreise für die Konsumenten beim Heizen und Tanken neuerlich anheben. Einerseits erhöht die Regierung die Preise durch Einführung einer neuen Steuer, andererseits versucht sie mit Einmalzahlungen die gestiegenen Energiekosten zu dämpfen. Dabei ist der gestiegene Preis für sich genommen genau jenes „Preissignal“, dass sich die Grünen durch die Einführung einer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 128

CO2-Steuer erhofft hatten, da die Preise inzwischen stärker gestiegen sind als das durch Einführung der Steuer passiert wäre, entsteht tatsächlich ein Anreiz zum Ener­giesparen.

Statt die breite Bevölkerung durch das Festhalten an der CO2-Steuer ab Okto­ber 2022 zur Kasse zu bitten und die allgemeine Rekordinflation noch zusätzlich zu erhöhen, könnte der Finanzminister als Gegenfinanzierungsmaßnahme die geplante Körperschaftsteuersenkung absagen, die exorbitanten Krisengewinne
der Energiekonzerne durch eine Übergewinnsteuer abschöpfen und die Reichsten durch eine Millionärssteuer für Vermögen und Erbschaften ab einer Million Eu­ro sowie die Krisengewinnler endlich an der Finanzierung des Staatshaushaltes und damit der Krisenkosten beteiligen. Damit kann die CO2-Steuer jedenfalls so lange verschoben werden, bis wieder Normalität am Energiemarkt eingekehrt ist, und die Preise auf Vorkrisenniveau gesunken sind. Bei einer Rekordteuerung durch eine
von der ÖVP gemeinsam mit den Grünen erfundenen neuen zusätzlichen Steuer die Preise noch weiter hinaufzutreiben, ist sozial- und wirtschaftspolitisch nicht ein­mal mit dem Hausverstand durchdacht.

Die im Vergleich zu 2021 stark gestiegene Inflation 2022 ist nicht nur für den heurigen Budgetvollzug, sondern auch die Budgeterstellung 2023 eine He­rausforderung, dämpfende Maßnahmen daher dringend geboten.

Während die deutsche Bundesregierung die Preise für Energie durch ein 200 Milliarden Paket massiv senkt, dreht die österreichische Bundesregierung mit der Ein­führung einer CO2-Steuer die Inflation sogar weiter in die Höhe. Sie ist damit die einzige Regierung in Europa die Preise erhöht, statt sie zu senken. Diese Preis­erhöhung soll noch dazu versteckt werden, indem die CO2-Steuer nicht auf den Rechnungen ausgewiesen werden soll.

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

„Die Bundesregierung, insbesondere der Finanzminister wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend ein Gesetzespaket vorzulegen, mit welchem die CO2-Steuer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 129

zur Dämpfung der Rekordinflation solange ausgesetzt wird, bis sich die Energie­preise wieder auf das Vorkrisenniveau normalisiert haben“.

1 https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_02662/index.shtml

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ausreichend un­terstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidinger. – Bitte.


17.30.02

Abgeordneter Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Bundesregierungsmitglieder! Geschätzte Österreicherinnen und Österreicher und alle, die diese Sitzung mit Interesse verfolgen! Zunächst zu Kollegen Schroll (Zwischenruf des Abg. Obernosterer): Ich möchte einige Punkte richtigstellen, weil ich es für wirklich besorgniserregend halte, wenn man in Zeiten wie diesen –
da möchte ich eine FPÖ-Abgeordnete, Frau Steger, zitieren: wir befinden uns in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg – Äpfel mit Birnen vermischt. (Abg. Rauch: Nicht zitieren, wenn es ein Blödsinn ist, was Sie sagen! – Zwischenruf der Abg. Steger.)

Sie haben sehr viele Sachen angesprochen, die stimmen würden, wenn Sie da­zusagen würden, dass Sie von Deutschland sprechen. Die Menschen in Ös­terreich können sich sicher sein, dass hier Pakete beschlossen wurden, die helfen (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP – Zwischenruf bei der FPÖ) – sei es für die Mindestpensionisten, sei es für Menschen mit besonders niedrigen Einkommen. In verschiedenen Studien wurde festgehalten, dass jenen, die am wenigsten verdienen – jenen 20 Prozent, die am wenigsten verdienen –, die Teuerung zu 100 Prozent ausgeglichen wird. Das ist richtig und notwendig.

Bundesminister Martin Kocher hat klar festgehalten, dass die Summen, die hier beschlossen werden, bei den Menschen ankommen (Abg. Belakowitsch: Ach
so, wirklich? – Abg. Leichtfried: Da war gar nichts klar!):
1,3 Milliarden Euro für die Wirtschaft, für energieintensive Unternehmen; für die Haushalte gibt es ein


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 130

klares Modell, damit man Planbarkeit hat, dank der Strompreisbremse kann man sich die Strompreise auch leisten. (Abg. Rauch: Was ist mit der Teuerung?) –
Das ist die Politik dieser Bundesregierung, das ist ein wichtiger Schritt: Ein Dan-ke an den Herr Vizekanzler und das Regierungsteam, das heute anwesend ist,
für diese wichtigen Maßnahmen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen.)

Kollege Kassegger hat vorhin wortreich darzustellen versucht, warum der russische Weg der richtige für Österreich wäre, nur ist er Antworten ganz klar schuldig geblieben. (Abg. Belakowitsch: Sie sind nicht einmal in der Lage zuzu­hören! – Abg. Rauch: Sinnerfassend zuhören! Sinnerfassend zuhören!) – Sie vertrau­en Wladimir Putin – demjenigen, der noch im Februar dieses Jahres gesagt
hat, es handle sich nur um eine Truppenübung; einen Tag später sind dann die Truppen in die Ukraine eingefallen –, der gesagt hat, nein, er werde Energie niemals als Waffe einsetzen. Jetzt erfreut er sich daran, dass die europäischen Strommärkte verrücktspielen. (Abg. Belakowitsch: Schade, dass Sie nicht zu­hören ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Das, was die FPÖ vorschlägt, führt dazu, dass Österreich zu einem Vasallenstaat wird. Damit unterstützen Sie nur innere Konflikte in Österreich. Sie schwächen die Position Österreichs innerhalb Europas. Sie vertreten nicht die österrei­chischen Interessen, sondern Sie verkaufen sie an Wladimir Putin. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Bela­kowitsch und Kassegger.)

Mit dieser Politik spaltet die FPÖ, wohingegen die Bundesregierung den sozialen Frieden sichert. (Abg. Rauch: Das wird ja immer besser!) Wir unterstützen mit­hilfe von Paketen, wir sind für die Menschen da. Wir unterstützen die Haushalte mit der Strompreisbremse. Wir machen das aber auch systematisch, indem wir nämlich mit dem nächsten Jahr die kalte Progression abschaffen. Ich finde es schade, dass die NEOS diesen Weg nicht mit uns mitgegangen sind. Wir schaffen für die Menschen einen strukturellen Vorteil, sie haben dadurch mehr Netto vom Brutto.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 131

Ich möchte auch festhalten, dass es mit uns keinen Beitritt zur Nato geben wird. Wir sind der Europäischen Union beigetreten, Europa ist unsere Heimat. Europa ist der Hort für Menschenrechte und für Demokratie, hier wirtschaf­ten wir, hier arbeiten wir und hier genießen wir die Freiheit. Das wollen wir auch in Zukunft noch haben.

Der Bundeskanzler hat gestern in einer vielbeachteten Rede anlässlich des Festaktes zu Leopold Figls 120. Geburtstag daran erinnert (Abg. Belako­witsch: Wer hat die beachtet?), dass die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges dadurch ausgelöst wurde, dass demokratisch gewählte Parteien in einem solchem Konflikt miteinander waren, dass sie nicht mehr in der Lage waren, gemeinsam Lösungen für die Menschen zusammenzubringen. (Abg. Belakowitsch: Wer hat diese Rede überhaupt beachtet? – Zwischenruf des Abg. Rauch.) Es wurde Misstrauen gesät. Leopold Figl und die Gründergeneration der Zweiten Republik haben das Miteinander, den Austausch und die Partnerschaft zu einem Prinzip erhoben, dank dessen Österreich auf eine Erfolgsspur gekommen ist. (Abg. Bela­kowitsch: Die würden sich im Grab umdrehen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

In diesem Sinne hat der Bundeskanzler gestern ganz klar das Ziel ausgegeben, bis 2030 die Energieunabhängigkeit Österreichs zu erreichen. Das bedeutet für uns nicht nur Unabhängigkeit vom Gas aus Russland, sondern Unabhängigkeit von sämtlichen fossilen Trägern, die, von welchen Staaten der Welt auch immer, zur Verfügung gestellt werden. Wir vertrauen in Österreich: Wir glauben an Österreich, daran, dass wir Wind, Wasser und die Sonne besser nutzen können, und wir unterstützen mit der Politik, die die Bundesregierung, mit dem Herrn Bundeskanzler an der Spitze, macht, die Haushalte und sorgen für Freiheit. (Bei­fall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Wir benötigen alle demokratisch legitimierten Kräfte dieses Hauses, um diesen Weg gemeinsam zu gehen, und daher erneuere ich die Einladung, die Abge­ordneter Lopatka hier ausgesprochen hat. Ich möchte die drei Fragen noch ein­mal stellen, weil sie von der FPÖ nicht beantwortet wurden. (Abg. Belako­witsch: Das ist keine Fragestunde!) Ich beginne mit der ersten Frage: Herr Klub­obmann Kickl, haben auch Sie, wie der Chef der bosnisch-serbischen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 132

Nationalisten Milorad Dodik, Präsident Putin Wahlbeobachter für die Schein­referenden angeboten? (Abg. Hafenecker: Du kannst es ja nicht einmal lesen!
Du weißt ja gar nicht, um was es geht! – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Meine zweite Frage, also die zweite Frage von Kollegen Lopatka: Sehen Sie die Referenden der letzten Woche auch so positiv, wie Ihr Vorgänger Johannes Gudenus jenes auf der Krim gesehen hat? (Abg. Belakowitsch: Wer ist Johannes Gudenus? Den kenne ich nicht!) Laut ihm gab es keinen Druck, keine Ein­schüchterungen und kein Zwang. Entspricht das auch Ihrer Sicht der vier Refe­renden der letzten Woche?

Und die dritte Frage: Ihr Vorgänger als FPÖ-Parteiobmann hat damals die EU und die USA aufgefordert, die Entscheidung betreffend die Krim zu akzeptieren. (Abg. Hafenecker: Das hat der Lopatka schon gesagt, aber in Gescheit!) Sollen wir nun die Entscheidung von Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson und die Annexion durch Russland akzeptieren? – Schön langsam frage ich mich bei der FPÖ, wo sie Verantwortung übernehmen will: in Österreich oder doch in Russland? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.36


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Mittelschule Leonding recht herzlich bei uns im Hohen Haus begrüßen. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordne­ter Hammer. – Bitte.


17.36.48

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! (Abg. Rauch: Musst du jetzt die ÖVP korrigieren? – Abg. Belakowitsch: Korrigierst du die ÖVP?) Kollege Schroll hat vorhin sinngemäß behauptet, dass unter dieser Bundesregierung bei den Erneuerbaren nichts weitergeht und kein Wind- und kein Fotovoltaik­park gebaut wurde, also dass beim Ökostromausbau nichts weitergeht. (Abg. Leichtfried: Herr Präsident, das ist keine tatsächliche Berichtigung! – Zwischen­ruf des Abg. Schroll.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 133

Ich berichtige tatsächlich: Letztes Jahr hatten wir in Österreich einen historischen Rekordausbauwert bei der Fotovoltaik. (Beifall bei den Grünen.) Es sind neue Fotovoltaikanlagen mit insgesamt 740 Megawatt Leistung errich­tet worden. Herr Kollege Schroll, das ist viermal so viel wie im Jahr 2017, als wir das letzte Mal einen sozialdemokratischen Bundeskanzler hatten, und mehr als doppelt so viel als im Jahr 2020. (Abg. Kassegger: Lukas, wie viel ist das denn in Terawattstunden? Null Komma irgendwas! – Ruf bei der SPÖ: Das stimmt ja nicht! – Abg. Schroll: Wann ist die Marktprämienverordnung beschlossen worden? Wann?)

Dieses Jahr erwarten wir noch mehr Fotovoltaikausbau, weil wir ein Rekordbudget von 345 Millionen Euro allein für Investitionsförderung zugesi­chert haben. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Schroll.)

17.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Das war an der Grenze zur tatsächlichen Berichtigung. (Abg. Belakowitsch: Das war nicht an der Grenze, das war gar nichts! – Abg. Leichtfried: Also Herr Präsident, das war keine, bei aller Liebe! Das war das, was wir in der letzten Präsidiale besprochen haben!)

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Angerer. – Bitte.


17.38.05

Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Regierungsmitglieder! Geschätzte Damen und Herren! Wir diskutieren heute in einer Sondersitzung, die die Regierung einberufen hat, eine Regierungserklä­rung zum Thema Sicherheit, Energie und Wirtschaftspolitik.

Erinnern wir uns zurück: Vor zwei Jahren haben uns ÖVP und Grüne erzählt, sie werden das Beste aus beiden Welten liefern. Wenn das Beste aus beiden Welten das ist, was wir heute sehen, dann, muss ich sagen, ist das mehr als be­sorgniserregend. Das heute war keine Regierungserklärung, sondern maxi­mal eine Bankrotterklärung. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 134

Schauen wir es uns an: Was überhaupt ist der Grund für diese Sondersit­zung? – Das Gesetz, die Sie im nächsten Tagesordnungspunkt beschließen müssen, damit Ihnen Ihre eigene Sanktionspolitik nicht um die Ohren fliegt – und auch nicht der österreichischen Wirtschaft. Das ist der Grund für diese Sondersitzung, die Sie für heute einberufen haben. Wir sind auf dem besten Weg in Richtung Wohlstandsverlust und Deindustrialisie­rung in unserem Land, und das haben Sie zu verantworten. Sie wissen
das und Sie tun nichts dagegen (Vizekanzler Kogler: Na ja!), und das ist schlimm! (Abg. Obernosterer: Red net so an Blödsinn!)

Der IV-Präsident hat heute schon gewarnt, er hat gesagt: „‚Die Lage ist dra­matisch und auch unsere Volkswirtschaft ist vor einer De-Industrialisierung nicht gefeit.‘ Die hohen Energiepreise sind ein weitgehend europäisches Phänomen und damit sei die inländische Produktion von einer Verdrängung durch Anbieter aus anderen Weltregionen bedroht. ‚Bleibt die Lage unverändert, droht in Österreich ein dauerhafter Wohlstandsverlust.‘“ – Ein „dauerhafter Wohlstands­verlust“, Herr Vizekanzler! Es ist nicht so, wie Sie gesagt haben: Hie und da wird es einen Wohlstandsverlust geben! – Sie fahren unseren Wohlfahrtsstaat, unseren Sozialstaat, unseren Wirtschaftsstandort mit Vollgas an die Wand! (Beifall bei der FPÖ.)

Jeder vernünftige Politiker würde auf die Bremse steigen, doch ich glaube, bei Ihnen in der Koalition wird Bremsen überbewertet. Wenn Sie jetzt, in einer Phase der explodierenden Energiepreise und einer Rekordinflation, noch eine CO2-Steuer einführen, dann ist das ein absoluter Schwachsinn – ein absolu­ter Schwachsinn, anders kann man das nicht bezeichnen! Wie doppelbödig die ÖVP mit dem umgeht, zeigt auch ein Inserat des ÖVP-Klubobmanns aus Kärnten, Herrn Markus Malle, der am Samstag in der Zeitung schreibt: „Jetzt ist sie also da, die CO2Steuer an der Zapfsäule. Ein absoluter Schwachsinn in der aktuellen Situation unseres Wirtschaftsstandortes.“ – Das schreibt der ÖVP-Klubobmann von Kärnten in der „Kleinen Zeitung“. Da muss ich ihm einmal recht geben, muss ich ehrlich sagen. Da hat er einmal recht. (Zwischenruf des Abg. Rauch. – Abg. Stefan: ... falscher Zusammenhang!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 135

In dieser Situation belügen Sie auch noch die Bevölkerung: Sie erzählen der Bevölkerung, mit ein paar Windrädern und mit ein paar Fotovoltaikpaneelen retten wir unsere Wirtschaft. – Das geht einfach nicht, das geht sich hinten und vorne nicht aus. Wir brauchen 100 Terawatt Gas (Abg. Lukas Hammer: Terawattstunden, wenn schon!) für die Erzeugung von Strom – für unsere Indus­trie, fürs Heizen, Sie wissen es –, und heute erzeugen wir 10 Terawatt, sprich 10 Prozent davon, also 3 Prozent von den gesamten Energiekosten, die wir in Österreich haben, aus Wind und Fotovoltaik – und Sie wollen den Menschen glaubhaft machen, dass es ohne Gas geht. Es geht einfach nicht! Wir brauchen Gas, sonst werden die Menschen im Winter im Dunkeln sitzen und in ihren Häusern frieren, und die österreichische und die europäische Wirtschaft werden uns den Rücken kehren und abwandern. Das ist das Ergebnis. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie müssen endlich einmal ins Agieren kommen, nicht immer nur reagieren. Sie müssen endlich einmal agieren, und deshalb sollten Sie nicht Zufallsgewinne abschöpfen, sondern Zufallsgewinne verhindern. Das wäre die Aufgabe der Poli­tik: Ihr müsst die Zufallsgewinne verhindern, und das kann man, indem man in den Strompreis eingreift.

Deshalb bringe ich wieder einmal den Antrag ein, das Meritorderprinzip sofort abzuschaffen. (Abg. Tanja Graf: Dann fahren Sie mit uns nach Brüssel!) Es kann nicht sein, dass das teuerste Kraftwerk den Preis bestimmt, den Menschen das Geld aus der Tasche gezogen wird und die Wirtschaft, so wie es Herr Schroll vorhin gesagt hat, nicht mehr weiß, wie sie ihre Betriebe erhalten und ihre Stromkosten finanzieren soll – obwohl die SPÖ da auch ein doppeltes Spiel spielt, weil ihr auch immer dabei wart, wenn es hier herinnen um Zweidrittel­mehrheiten gegangen ist, sei es bei den Sanktionen, sei es beim bedingungslosen Ausstieg aus der fossilen Energie hin zur erneuerbaren Energie. Ihr habt immer die Steigbügelhalter für diese Regierung gemacht, also ihr wart auch immer mit dabei. (Beifall bei der FPÖ.)

Deshalb stelle ich folgenden Antrag:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 136

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umgehendes Aussetzen des ‚Merit-Order-Prinzips‘ zur Strompreisfestsetzung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich umgehend und mit Nachdruck auf Europäischer Ebene für ein sofortiges Aussetzen des sogenannten
‚Merit-Order-Prinzips‘ zur Strompreisfestsetzung einzusetzen.“

*****

Jetzt noch ein Wort an die Damen und Herren vor den Bildschirmen: Am Sonn­tag haben Sie die Möglichkeit, die erste Stopptaste zu drücken. Da oben (in Richtung Präsidentschaftskanzlei weisend) sitzt nämlich ein Schutzpatron dieser Bundesregierung, der alles abwinkt, der verfassungswidrige Gesetze durch­lässt und sie unterschreibt. Sie können ihn am Sonntag abwählen. (Abg. Tanja Graf: Wahlwerbung, oder was? Schäm dich!) Wählen Sie Walter Rosenkranz!
Das ist der richtige Bundespräsident für Österreich, und dann hat dieses Leiden ein Ende. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Tanja Graf: Du bist ja peinlich, Er­win! Nein, das ist peinlich! Das ist echt peinlich!)

17.43

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Erwin Angerer, MMMag. Dr. Axel Kassegger

und weiterer Abgeordneter

betreffend umgehendes Aussetzen des „Merit-Order-Prinzips“ zur Strompreisfestsetzung

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1: Erklärungen des Vizekanzlers und der Bundesministerin für EU und Verfassung gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates anlässlich der Maßnahmen in der Sicherheits-, Energie- und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 137

Wirtschaftspolitik in Europa und insbesondere in Österreich nach dem Angriff Russ­lands auf die Ukraine in der 174. Sitzung des Nationalrates am 3. Oktober 2022

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der seit Monaten extrem steigenden Gaspreise auch als Folge der Sanktionspolitik gegenüber Russland stößt das derzeit zur Anwendung kommende Strompreisbildungssystem auf Europäischer Ebene auf zu­nehmendes Unverständnis und massive Kritik.

So führt das sogenannte Merit-Order-Prinzip, wonach jene an der Strombörse anbietenden Kraftwerke, die billigeren Strom produzieren, zuerst zur Deckung der Nachfrage herangezogen werden, letztlich dann aber das teuerste zur Deckung
der Nachfrage benötigte Kraftwerk, sprich: Gaskraftwerke, den Preis bestimmt, in der jetzigen Situation zu einer zusätzlichen Befeuerung der Strompreise.

Somit bestimmt gegenwärtig die letzte erforderliche Kilowattstunde aus einem Gaskraftwerk den Preis, der letztlich vom Kunden zu zahlen ist. Die in Österreich we­sentlich günstigere Stromproduktion, bspw. durch die heimische Wasserkraft oder Windenergie, kommt aufgrund dieser in der jetzigen Situation mehr als absurd anmu­tenden Preisbildungsmethodik nicht beim Konsumenten an.

Dies führt derzeit dazu, dass die Stromproduzenten den Strom, der in Österreichs Haushalten verbraucht wird, derzeit um 4,4 Milliarden Euro über den Herstellungs-kosten verkaufen, wie das österreichische Online-Tarifvergleichsportal durchbli­cker.at kürzlich errechnete.

„2023 werden es nach jetzigem Stand allein im ersten Jahresviertel 2,7 Milliarden Euro sein“, so der Energieexperte von durchblicker.at, Stefan Spiegelhofer. Jähr­lich verbrauchen Österreichs Haushalte gemeinsam rund 18 Terawattstunden (TWh) Strom. Rund 85 Prozent davon stammen aus erneuerbaren Energiequellen.

Die höchsten Zufallsgewinne entstehen im österreichischen Strom-Mix in der Wasser-kraft, in der Windenergie und bei Biomasse. (09.09.2022/ https://help.orf.at/stories/
3215025/)

In Krisenzeiten, wie diesen kann es daher nicht sein, dass günstig hergestellter Strom aus Wasserkraft, Solarenergie oder Wind zum selben Preis verkauft wird, wie der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 138

aufgrund des Gaspreisexplosion viel teurer produzierte Strom. Auch wenn das Merit-Order-Prinzip unter „normalen“ Marktbedingungen funktioniert, so ist es jetzt geeignet, am Rücken der Bevölkerung die Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Während Energieunternehmen dadurch Rekordgewinne schreiben, stürzt die Stromrechnung unzählige Menschen in Existenznot und gefährdet den Wohlstand im Land.

Eine dringende Entkoppelung der Strom- von den Gaspreisen und somit ein Aussetzen des Merit-Order-Prinzips auf unbestimmte Zeit ist daher ein Gebot der Stunde und im Interesse der heimischen Bevölkerung umgehend mit Nachdruck zu verfolgen.

Spät aber doch erfolgt nun auch beim österreichischen Bundeskanzler Nehammer ein Umdenken.

Noch im Mai dieses Jahres wurde von Seiten des Finanzministeriums klargestellt, dass aufgrund der aktuellen Strom-Gaspreis-Kopplung derzeit auch Stromunternehmen von den steigenden Gaspreisen, deren Stromproduktion zu einem überwiegenden An­teil aus Erneuerbarer Energie stammt, profitieren, man die derzeitige Art der Strom­preisbildung nicht in Frage stelle. (06.05.2022/SN)

Wurden bisher somit auch von Seiten der österreichischen Bundesregierung entsprechende Forderungen nach einer Entkoppelung der Strom- und Gaspreise belächelt oder überhaupt abgelehnt, so fordert nun auch Nehammer genau dieses, was angesichts der Untätigkeit der letzten Monate geradezu zynisch in den Ohren derer klingen mag, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Stromrechnungen begleichen sollen.

„Wir müssen diesen Irrsinn, der sich derzeit auf den Energiemärkten abspielt, endlich stoppen“, so Nehammer. „Man muss den Strompreis vom Gaspreis entkoppeln,
und er muss sich wieder an die tatsächlichen Kosten der Erzeugung annähern“, so Ne­hammer weiter.

Die Europäische Kommission hat sich jedoch in diesem Zusammenhang einmal mehr lediglich auf Ankündigungspolitik beschränkt und keine konkreten Initiativen zur dringend erforderlichen Entkopplung der Strom- von den Gaspreisen vorgelegt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 139

Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht und Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise höchste Priorität haben müssen, zeigt sich unter anderem auch im Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2021, demzufolge die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiepreisschocks in Verbindung mit der Inflationsent­wicklung die Konjunkturaussichten für das Jahr 2022 und damit auch die Entwick­lung der öffentlichen Finanzen sehr unsicher machen.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachste­henden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich umgehend und mit Nachdruck auf Europäischer Ebene für ein sofortiges Aussetzen des sogenannten „Merit-Order-Prinzips“ zur Strompreisfestsetzung einzusetzen."

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ord­nungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Disoski. – Bitte.


17.43.52

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherin­nen und Zuseher auf der Galerie! Der 24. Februar 2022 hat die Welt verändert. Seither erschüttert ein brutaler, ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, den Wladimir Putin gegen die Ukraine führt, unseren Kontinent.

Wenn wir heute über diesen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, sprechen, wenn wir heute über die Folgen dieses Krieges sprechen und sie auch in den Mittelpunkt unserer parlamentarischen Debatte rücken, dann reden wir nicht über irgendwelche abstrakten Geschehnisse, dann reden wir nicht über ir­gendwelche abstrakten Berichte. Fakt ist: Seit dem 24. Februar geht es für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 140

die Menschen in der Ukraine um Leben und Tod, und das tagtäglich. Es geht um nichts anderes als um das Überleben ihrer Familien und das Überleben ihrer Heimat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Während vieles, was in der Ukraine passiert, sehr schmerzhafte Erinnerungen an den Jugoslawienkrieg der 1990er-Jahre wachruft, ist eines neu: Wir sind in Echtzeit dabei. Wir können live zusehen. Was früher Radio, Fernsehen und Zei­tungen zeitverzögert übertragen haben, das zeigen heute soziale Medien, Chatgruppen und Liveschaltungen in Echtzeit – schneller, härter und ungefilter­ter. Wir sehen Bilder, die Kriegsverbrechen dokumentieren. Städte werden
dem Erdboden gleichgemacht wie zum Beispiel hier (ein Foto, worauf die Ruine ei­nes zerbombten Wohnhauses und die ukrainische Fahne, die aus dem zerbomb­ten Mauerwerk weht, abgebildet sind, in die Höhe haltend) die Stadt Mariupol. (Abg. Brandstätter: Schrecklich!)
Wir sehen Fotos von Massengräbern in Butscha und
in Isjum (ein Foto, auf dem mehrere Grabhügel, Holzkreuze und Männer in blau­en Schutzanzügen mit Schaufeln abgebildet sind, in die Höhe haltend) wie hier. Das ist nicht abstrakt, das ist ganz real, keine 500 Kilometer von hier entfernt.

Erst vor wenigen Tagen sind die Exhumierungen in Isjum beendet worden. 447 Menschen, fast die Hälfte davon Frauen, viele gefoltert, mit gebundenen Händen. „Einiges aus diesem Folterkatalog möchte ich hier nicht einmal benennen.“ Das schreibt Katja Petrowskaja heute in der „Frankfurter Allgemei­nen Zeitung“. Sie schreibt weiter: „Nur 22 der Opfer waren Soldaten, alle anderen Zivilisten. Auch fünf Kinder fanden sich in diesem Grab. Einige Familien wurden identifiziert, einige Körperteile konnte man nicht einmal ‚zusammensetzen‘.“

Wenn wir heute über Putins Krieg sprechen, dann sprechen wir über Kinder. Wir sprechen über Schwestern, über Mütter, wir sprechen über Brüder, über Väter, über Großeltern, die verhaftet, gefoltert, vergewaltigt, massakriert und brutal hinge­richtet werden, und wir sollten uns daran erinnern: Es könnten auch unsere Kinder, unsere Schwestern, unsere Mütter, unsere Väter, unsere Brüder und unsere Großeltern sein. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 141

Wladimir Putin führt einen rücksichtslosen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wie jedes andere Land auf dieser Welt hat auch die Ukraine ein Recht auf Selbst­verteidigung. Sie, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, stellen sich gegen die­ses Recht auf Selbstverteidigung. Sie lehnen die EU-Sanktionen gegen Russ­land ab. Sie stellen sich auch gegen die militärischen Hilfen für die Ukraine und damit einmal mehr direkt an die Seite von Putin. (Zwischenrufe der Abgeord­neten Fürst und Belakowitsch. – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Quatsch!)

Sie wollen, dass wir die Ukraine wehrlos dem Aggressor überlassen, einem Dik­tator, der Verwüstung, Leid und Tod über dieses Land bringt (Abg. Hafen­ecker: Der hat auf Sie gewartet ...! Genau auf Sie!), einem Despoten, der die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes als Kanonenfutter in den Tod schickt, der nach Scheinreferenden die Annexion ukrainischer Gebiete verkündet und offen mit dem Einsatz von Atomwaffen droht. Sie wollen, dass wir die Ukraine diesem Despoten überlassen. Ich will das nicht. Wir im österreichischen Parlament wol­len das nicht. Europa will das nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: ... Wissenschaftsleugner!)

Das Hohe Haus, das österreichische Parlament und Europa – wir stehen Seite an Seite mit den mutigen Ukrainerinnen und Ukrainern, die ihr Land tagtäglich verteidigen. (Abg. Wurm: Seite an Seite? Nein, Sie sitzen in Österreich!) Wir stehen auf der Seite der couragierten Demonstrantinnen und Demonstranten in Russland (Abg. Belakowitsch: Nein, das macht ihr eben nicht!), die jeden Tag gegen Putins Krieg und für den Frieden auf die Straße gehen. Wir stehen auf der Seite derer, die in einem Krieg von diesem Despoten nicht als Kanonenfutter missbraucht werden und den Tod finden wollen.

All diese Menschen riskieren ihre Freiheit, sie riskieren ihr eigenes Leben. Wir sehen das, wir stehen an ihrer Seite und wir verneigen uns vor ihrer Courage und vor ihrem Mut. Das tun wir heute im Hohen Haus. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS. – Abg. Belakowitsch: Aber Sie sind nicht mu­tig!) – Frau Belakowitsch, wenn Sie etwas zu sagen haben, melden Sie sich gerne zu Wort!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 142

Auf der anderen Seite stehen Tod, Schmerz, Zerstörung, eine drohende globale Hungersnot und ein skrupelloser Diktator, der all das verantwortet. Ich muss
Sie, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, erst gar nicht fragen, auf wel­cher Seite Sie stehen, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ich habe es Ihnen mitgebracht. Wir erinnern uns alle daran (ein Foto, auf dem Karin Kneissl in ihrem Hochzeitskleid, einen Knicks vor Wladimir Putin machend, abgebildet ist, in die Höhe haltend), wie FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl
(Abg. Belako­witsch: Falsch! Auch falsch!) vor Putin auf die Knie gefallen ist. (Ruf bei der FPÖ: Da war der Kurz auch dabei!) Die Freiheitliche Partei liegt dem russischen Diktator wortwörtlich zu Füßen (Ruf bei der FPÖ: Haben Sie jemals einen Tanzkurs ge­macht?) und apportiert brav die Propaganda, die vom Kreml gestreut wird, direkt nach Österreich hinein. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Wer jetzt, so wie die FPÖ, ein Ende der EU-Sanktionen fordert, der bestärkt Putin in seinen Expansionsplänen. Wir müssen genau das Gegenteil davon tun, und wir werden das auch weiterhin machen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

17.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brandstätter. – Bitte.


17.49.23

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und zu Hause! Ich möchte das wirklich ganz ernsthaft beginnen, Kollegin Disoski hat ja auch
die entsprechenden Fotos hier gezeigt: Der Kriegsdiktator hat einen Krieg begonnen, zunächst gegen die Ukraine, aber er droht uns allen mit denselben Dingen, die er da angestellt hat.

Er droht damit, dass auch wir bombardiert werden, er droht seinen Mitar­beiterinnen und Mitarbeitern in den Medien, im Fernsehen – sie sagen es – bis


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 143

hin zu Atomwaffen: Wenn ihr uns nicht folgt, wenn ihr nicht macht, was
wir wollen, dann werden wir euch auch bombardieren. Das können Sie sich alle im russischen Fernsehen ansehen. Das ist Faktum. In dieser Situation, meine sehr geehrten Damen und Herren, in der wir bedroht werden, würde ich eigentlich erwarten, dass das österreichische Parlament, dass die österreichische Politik zusammensteht. (Abg. Hafenecker: Dürfen wir ja nicht!)

Das ist das, was ich mir jetzt wünschen würde. Wir sind in einer Lage, wo
es nicht nur Krieg in Europa gibt, sondern in der wir auch von diesem Krieg auf mannigfaltige Art und Weise bedroht werden – wirtschaftlich, aber auch militärisch. Und ich halte es für höchst bedauerlich, dass wir hier nicht alle in die­sen Fragen zusammenstehen. – Das ist der erste Punkt. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Das Zweite: Herr Vizekanzler, Sie haben gesagt: „Putin und seine Bande“. – Ja. Frau Bundesministerin, Sie haben gestern über Herrn Putin gesagt: Er ist ein Despot. – Ja. Da muss ich Ihnen aber schon sagen: Das wissen wir seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten. Wir wissen es spätestens, seit er sein Amt angetreten hat und – wahrscheinlich von ihm veranlasst – in Moskau die Häuser in die Luft geflogen sind, als er Tschetschenien hat bombardieren lassen, als er Georgien angegriffen hat, als er die Krim überfallen hat und die Ukraine über­fallen hat.

Aber nicht nur das, er hat auch Menschen im Westen vergiften lassen – Skripal! Und was ist passiert? – Viele andere europäische Staaten, fast alle anderen europäischen Staaten haben sofort Sanktionen gegen Russland verhängt, und Österreich hat das nicht gemacht. Wir, nicht wir, die österreichischen Bundesregierungen der letzten Jahre haben sich in diesen vielen Jahren oft zum Kumpanen dieses Despoten mit seiner Bande gemacht. Und dazu muss man heute auch stehen. Da bitte ich Sie wirklich darum, heute dazu zu stehen und auch aufzuklären, wie das geschehen konnte.

Wie konnte es geschehen? – Auf der einen Seite durch wirtschaftliche Interes­sen, die eine große Rolle gespielt haben. Ich nenne nur Herrn Wolf, der zum


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 144

Chef der österreichischen Industrie gemacht wurde, damit er bei der OMV auf­räumen kann, und damit er uns dort in die Abhängigkeit von Russland bringt.
Das war der Job von Herrn Wolf. Und das schadet uns heute noch, das möchte ich aufgeklärt haben. (Beifall bei den NEOS.)

Das Zweite ist das, was die FPÖ gemacht hat: Ich glaube, der Name Kadyrow ist heute schon gefallen – 2012 sind FPÖ-Abgeordnete zu diesem Schlächter, zu diesem Vergewaltiger, der in Österreich wegen Verbrechen gesucht wurde, hin­gefahren und haben mit ihm Freundschaft und Bruderschaft getrunken. Das ist Faktum. Und dann gab es den wunderbaren Vertrag, der in Moskau ab­geschlossen wurde. Also ich kenne mich noch ein bissl aus, wie die Sowjets und die Kommunisten geredet haben (Zwischenrufe der Abgeordneten Hafenecker
und Lausch):
Freude mit Arbeit und Patriotismus und so weiter – also quasi mit der Formulierung von Kommunisten hat man sich dann dem angenähert.

Das Nächste – leider ist Herr Kickl nicht da –: Herr Kickl spielt ja gerne den Intel­lektuellen. Also er hat die großen Ideen und er weiß, wie man was macht. Wissen Sie, was Sie mit Herrn Kickl machen? – Sie plappern das nach, was in den Trollfabriken des Herrn Putin ausgedacht wird. (Der Redner hält ein Buch von Jessikka Aro mit dem Titel „Putins Armee der Trolle · Der Informationskrieg des Kreml gegen die demokratische Welt“ in die Höhe.) Das plappern Sie nach. Ich sage Ihnen ein paar Beispiele: Die Sanktionen schaden der EU mehr; die Russen, die leben in der Ukraine, und die armen Russen – nein, das sind Ukrainer und Ukrainerinnen, die russisch sprechen! –; es gibt keine ukrainische Nation; die Na­to, die USA sind schuld, die haben angegriffen (Zwischenruf der Abg. Belako­witsch); der liberale Westen ist dekadent. – Das lese ich alles bei Ihnen auf Face­book. (Abg. Rauch: Wer schreibt denn das?)

Dann haben Sie 2014 einen gewissen Herrn Dugin eingeladen – Herr Dugin, das ist einer von diesen Denkern halt, Intellektuellen, wie Herr Kickl – (Abg. Hafenecker: Wer hat den eingeladen?), und dieser Herr Dugin – Herr Strache hat mit ihm dann hier Freundschaft getrunken – sagt was? (Neuerlicher Zwischen­ruf des Abg. Hafenecker. Herr Dugin sagt, dass kleine Länder überhaupt keine


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 145

Existenzberechtigung haben. Kleine Länder, und er nennt Ungarn, die Slowa­kei, Österreich, hätten keine Existenzberechtigung. Wissen Sie, was das heißt? – Ihr Freund Dugin, Ihre Freunde sprechen uns in Österreich die Existenzbe­rechtigung ab. Das sind Ihre ideologischen Freunde, und ich erwarte wirklich, dass Sie sich endlich davon verabschieden!

Ihr Herr Stefan, nein, Herr Hübner – Entschuldigung, Herr Kollege Stefan! – sitzt wieder im Bundesrat. Der hat diesen Verbrecher Kadyrow dort gehuldigt und jetzt sitzt er für Sie im Bundesrat. Damit sollten Sie sich bitte schön auch beschäf­tigen! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

Jetzt muss ich zu diesem Buch „Putins Armee der Trolle“ (das vorher beschriebene Buch erneut in die Höhe haltend) noch etwas sagen, das ganz wichtig ist, denn
das ist nämlich der nächste wesentliche Punkt. Das ist von einer finnischen Jour­nalistin, und zwar Jessikka Aro, und sie hat im Jahr 2017 begonnen, über diese Trollfabriken in Petersburg zu recherchieren. (Abg. Hafenecker: Und der Hasel­steiner ...!) Und was ist dann passiert? – Sie hat in Helsinki gelebt. Sie ist mit dem Umbringen bedroht worden, mit Vergewaltigung und so weiter. Sie musste ihr Land verlassen, weil sie sehr, sehr konkret körperlich bedroht wurde. – Das machen Putin und die Despoten und seine Bande. Das tun sie alles. Das heißt, wir alle, die schauen, wen wir möglicherweise da und dort herausho­len können – dass die Eigenen beim Fenster runterfliegen, das ist Pech, okay, da müssen Sie wissen, in welchem Land sie leben –, müssen wissen, dass aber auch Menschen im Westen bedroht werden, körperlich bedroht wie diese Jour­nalistin, diese tapfere Frau (auf das zuvor beschriebene Buch weisend), die die­ses tolle Buch geschrieben hat, in dem Sie vieles nachlesen können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die hybriden Kriege, ja, Thomas Star­linger, Kurzzeit-Verteidigungsminister, hat schon sehr lange davon gespro­chen. Er war auch derjenige, das darf man ja auch nicht vergessen, der das ange­sprochen hat, ob wir heute in der Lage sind, uns zu verteidigen. – Na ja,
wir haben eine Menge FPÖ- und ÖVP-Verteidigungsminister gehabt, die dafür gesorgt haben, dass wir dazu nicht in der Lage sind. (Zwischenruf des Abg.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 146

Hafenecker.) Deswegen ist es auch eine Unwahrheit, zu sagen: Ja, wir werden uns schon irgendwie verteidigen. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können gegen die Ameri­kaner sagen, was Sie wollen, aber seien Sie froh, dass es einen amerikanischen Atomschirm gibt! (Abg. Belakowitsch: Ja, sind wir eh!) Die würden uns im Zwei­fel noch beschützen und sonst niemand – und sonst niemand! (Abg. Ste­fan: ... Atombomben runterfallen! Wir sind das Zielgebiet Nummer eins für diese Atombomben ...! Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Und deswegen müssen wir dafür sorgen, dass wir uns in Europa gemeinsam verteidigen können. Wir in Österreich können es nicht alleine. Das können wir nur gemeinsam. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ja, ist schon gut.

Seien Sie froh, dass wir beschützt werden (Abg. Stefan: Wir sind das Zielgebiet Nummer eins! Das wissen Sie doch ganz genau! Abg. Hafenecker: Wer be­zahlt Sie?), und tun wir alles dafür! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Danke, Herr Präsident.

Denken Sie darüber nach, ob es nicht in dieser sicherheitspolitisch schwierigen und sozial schwierigen Lage gescheit wäre, dass wir gemeinsam für Öster­reich stehen! Wenn Sie nicht mitmachen, bedauere ich das sehr, aber bei allen anderen würde ich mich freuen. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Disoski, Koza und Stögmüller.)

17.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Erasim. – Bitte.


17.56.37

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Re­gierungsmitglieder! Ich möchte noch etwas zu Kollegen Hammer sagen. – Kollege Hammer! Ich finde es schon wirklich beeindruckend, sich hierherzu­stellen und sich selbst abzufeiern, wenn man es geschafft hat, ganze 20 Windräder im ersten Halbjahr zu erbauen, wenn man sich selbst das Ziel ge­setzt hat, 1 300 bis 2030 zu schaffen. Also wirklich ein großer Applaus für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 147

diese Errungenschaft von 20 Windrädern. Das bedarf wirklich eines ordentlichen Lobes. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Hafenecker und Rauch. – Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer.) Das möchte ich an dieser Stelle wirklich sagen.

Es ist ja nicht nur so, dass die Windräder fehlen. Es fehlen ja auch die Gesetze da-zu. Seit 639 Tagen gibt es kein Energieeffizienzgesetz, seit 639 Tagen gibt es kein Klimaschutzgesetz, und es fehlen nicht nur die Windräder und die Gesetze, sondern es fehlt auch die Frau Bundesministerin. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Rauch. – Zwischenruf des Abg. Weratschnig.)

Also wir machen heute eine Sondersitzung, bei der das Thema Energie ist und der Kanzler eine Erklärung abgeben will. Es ist kein Kanzler da, es ist keine Bundesministerin für Energie da, und der Herr Nationalratspräsident war auch nicht da, darum ist die Sitzung auf 15 Uhr verschoben worden. (Zwischenru­fe bei der ÖVP.) Also das ist der Stil, das passiert, wenn die niederösterreichische ÖVP und der Stil der niederösterreichischen ÖVP im Bund (Mei-Rufe bei der ÖVP) um sich greifen. (Abg. Zarits: ... SPÖ Niederösterreich!) – Ja, genau. Danke schön. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Es ist jetzt schon erwähnt worden, dass die heutige Sitzung die eine oder andere Frage aufwirft, warum das Gesetz, das im Nachhinein beschlossen werden
muss, nicht in einer normalen Sitzung beschlossen werden kann, wieso dazu extra eine Sondersitzung einberufen werden musste. Wir als sozialdemokratische Parlamentsfraktion sind aber natürlich der Meinung, dass jede Möglichkeit genutzt werden muss, um über dieses wichtige Thema zu sprechen.

Geschätzte Damen und Herren, mir schaudert davor – mir schaudert davor! –, die Geschicke dieser Republik in Zeiten nicht enden wollender Krisen in Ih­ren Händen zu wissen. (Beifall bei der SPÖ.) Mit Ihrem Handeln gefährden Sie nicht nur den Wirtschafts- und Industriestandort, mit Ihren konsequenten Fehlentscheidungen gefährden Sie mittlerweile den sozialen Frieden in Öster­reich. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Denn allerspätestens, allerallerspä­testens seit dem 1. Oktober, seit dem Inkrafttreten der CO2-Bepreisung weiß


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 148

der letzte Wähler und die letzte Wählerin, dass Sie kein soziales Gewissen haben, dass Sie abgehoben sind und völlig an den Bedürfnissen der Menschen vorbeiregieren.

Die Schlangen bei den Sozialmärkten werden immer länger und die Träger der Vereine wissen nicht mehr, woher sie die Lebensmittel bekommen, und Sie wischen all unsere Vorschläge für einen dringend notwendigen Energiepreisde­ckel vom Tisch. Sie sind nicht nur untätig, Sie schütten noch Benzin ins ohne­hin schon lichterloh brennende Haus.

Geschätzte Zuseher:innen, schauen Sie sich einmal an, wie andere Länder inner­halb Europas dastehen und welche Maßnahmen diese setzen! Das sind alles Länder, die die Sanktionen ebenso mittragen – wie Frankreich oder die Schweiz –, mit einer Inflation, die weit niedriger ist als die, die wir in Österreich zu bekla­gen haben. Alles, aber wirklich alles, was Sie bis jetzt gemacht haben, all diese Al­mosen sind nicht der richtige Weg. Bei einer Inflation von mittlerweile 10,5 Prozent muss in den Markt eingegriffen werden, Wirtschaft und Mensch müssen zusammengedacht und die soziale Frage muss immer in den Vor­dergrund gestellt werden, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Vizekanzler Kogler: Genau!)

Der Energiemarkt ist von Menschen gemacht und er muss von mutigen Politikerinnen und Politikern geändert werden, doch dieser Mut fehlt Ihnen, geschätzter Herr Vizekanzler, geschätzte ÖVP-geführte Regierung! (Abg. Schwarz: ...! Was soll man da noch sagen?)

Sie fahren ohne Pläne, ohne Konzepte nach Brüssel und reden sich dann auf die EU aus, dass nichts passiert ist. Dann lese ich in der Zeitung, dass es im Bur­genland eine Grünen-Obfrau gibt, die die CO2-Steuer als sozusagen Umerzie­hungsmaßnahme sieht und mehr Dankbarkeit von der Bevölkerung fordert. (Vizekanzler Kogler: Sie hat den Klimabonus gemeint!) Also da stockt mir vor Fas­sungslosigkeit der Atem. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Vizekanzler Kogler: Das ist doch unglaublich!) Wen wollen Sie denn umerziehen? Wer soll denn mehr Dankbarkeit entwickeln? – Die Alleinerzieherin, die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 149

nicht weiß, wie sie den Kühlschrank vollkriegen soll, die Eltern, die ihre Kinder vom Mittagessen abmelden, weil kein Geld mehr da ist – ja, Frau Bundesminis­terin (in Richtung Bundesministerin Edtstadler), Sie können ruhig schauen –,
oder die Pensionistin, die Sie zur Bittstellerin machen, oder der Bäcker, der zu­sperren muss, weil er die Kosten nicht mehr stemmen kann? (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)

Auch im Tourismus und in der Gastronomiebranche schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen. Sie diskutieren lieber über Heizschwammerl und spielen Städte gegen Skipisten, gegen Wintertourismus aus, während den Menschen das Geld ausgeht. 60 Prozent aller Betriebe gaben schon im August an, dass die Menschen weniger konsumieren, weil die Regierung sie mit der Teuerung alleine lässt. Österreich kann den Krieg nicht beenden, aber die Teuerung in den Griff bekommen, und das wäre Ihre Aufgabe, geschätzte Bundesregierung. (Abg. Ober­nosterer: Wer hat dir das geschrieben?) Die größte Krise in diesem Land ist mei­nes Erachtens die gescheiterte und untätige Bundesregierung, die einzige Regierung der Welt, die inmitten eines Teuerungstsunamis noch die Inflation erhöht.

Deshalb: Stimmen Sie den vielen Anträgen, den vielen Vorschlägen, die wir alleine diese Woche auf den Tisch gelegt haben, zu! Wenn Sie das nicht können und wenn Sie das nicht wollen (Zwischenruf bei der ÖVP), dann treten Sie zu­rück und lassen Sie es jemanden machen, der es kann und der es will! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.03


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fürst. – Bitte.


18.03.30

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Diskussion über die Wirkung der EU-Sanktionen in Russland und/oder eben bei uns möchte ich folgende Tatsachen vorausschicken, die wir


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 150

gesichert aus der Geschichte der Sanktionen wissen: Sanktionen treffen im­mer die Bevölkerung und nicht die Herrscher und Despoten und ihre Entourage. Das wissen wir aus dem Iran, aus Venezuela, aus Kuba oder aus dem Irak (Vizekanzler Kogler: Die Rüstungsindustrie ist gleich die Bevölkerung, okay!), die zum Teil jahrzehntelang mit Sanktionen belegt waren. Das heißt: Trifft das zu, was
Sie alle hier behaupten, dass Russland gerade wirtschaftlich in den Abgrund fährt, dann trifft das die Bevölkerung.

Ich stehe dazu, dass ich mir das, im Gegensatz zu Klubobfrau Maurer, die sich ein dauerhaftes Siechtum für ganz Russland wünscht, für die einfache russische Bevölkerung nicht wünsche. (Beifall bei der FPÖ.) Das sind 140, 150 Millionen Men­schen, die sich sicher zum Großteil den Krieg nicht wünschen, die sich Frieden wünschen. Ich wünsche mir keine Verarmung, das kann ja auch für die Si­cherheitssituation und für den Wohlstand in Europa nicht gut sein – so weit denken Sie nicht. Es trifft in Russland also wenn, dann die Bevölkerung und nicht Putin und seine Klasse, die zunehmende Proteste unterdrücken wird. – So viel
zu den Sanktionen. Das wissen wir, dennoch beschreiten Sie diesen aus­sichtslosen Weg. Sie sprechen zu Recht nur mehr von den EU-Sanktionen, nicht mehr von den westlichen Sanktionen oder den Sanktionen der ganzen Welt,
wie es am Anfang geheißen hat.

Die USA haben diese Sanktionen der EU zwar diktiert, aber die USA haben in der Geschichte noch nie Sanktionen verhängt, die ihnen selbst geschadet haben, denn sie haben noch ein gesundes nationales Interesse. Den USA schaden auch diese Sanktionen nicht, sie sind natürlich Profiteur. Die EU und insbesondere Deutschland und Österreich treffen diese Sanktionen am härtesten, und
Sie haben bis jetzt noch nicht erklärt, warum wir da dabei sind. Es geht bei den Sanktionen nie um Moral, es geht immer um Geld.

Nun, Frau Verfassungsministerin Edtstadler betreibt seit gestern eine Charme­offensive. Sie sitzt in der „Pressestunde“ und auch heute hier flötet sie: Die Beibehaltung der EU-Sanktionen gegen Russland ist alternativlos! (Vizekanzler Kogler: Eh!) Sie wirken da, wo sie wirken müssen, nämlich in Russland. Und
wer sagt, dass die Sanktionen uns mehr schaden als Russland, der bedient das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 151

russische Narrativ. – Ich fürchte, ich muss mich jetzt auf dieses dünne Eis begeben, obwohl ich keine Putin-Versteherin bin. Ich maße mir nicht an, dass ich einen Mann verstehe, der in den Hinterhöfen von Leningrad aufgewachsen
und im KGB großgeworden ist. Ich maße mir auch nicht an – so wie Sie –, dass ich einen Schauspielerpräsidenten in der Ukraine verstehe. Ich verstehe auch US-Präsident Biden nicht, der als Vizepräsident in der Obama-Regierung für die Ukraine zuständig war, dessen Sohn dort sehr umtriebig war. Ich bin der Meinung, dass wir alle von allen drei Herren einen angemessenen Abstand hal­ten und uns als Österreich neutral verhalten sollten. (Beifall bei der FPÖ.)

Da es von Ihnen beiden, den Regierungsvertretern, hieß: Es ist gesichert, dass die Sanktionen Russland mehr schaden als uns!, machte ich mich auf die Su­che nach Österreichern, die in Russland leben. Es gibt genug, die uns nicht nahe­stehen, die auch hin- und her- - (Abg. Brandstätter: Trollfabrik!) – Ja, jetzt kommt gleich: Trollfabrik! – Ich habe mit einem direkt gesprochen, ich habe es recherchiert und gecheckt. Ich sage Ihnen nur, dass es mit Stand Anfang Oktober in Russland, im Ballungsraum Moskau, so aussieht: Es gibt keine Teuerungs­debatte, weil es keine Teuerung gibt, die Lebensmittelpreise sind nicht gestiegen und es gibt auch alles. Sonstige Waren – interessanterweise auch internationale Waren, die unter die Sanktionen fallen – gibt es in Hülle und Fülle. Das sind wahrscheinlich noch Restbestände, weil Sanktionen ja nie umgangen werden – das lernen wir ja auch aus der Geschichte. Es gibt keine Inflationsdebatte, weil es keine Inflation gibt. Es gibt Strom, Gas, Benzin, Diesel im Überfluss – gut, das wissen wir, dass Russland rohstoffreich ist. Der Strom für den Haushalt kos­tet 10 Cent pro Kilowattstunde, für die Industrie 6 Cent pro Kilowattstun­de, damit die Industrie und die Wirtschaft am Leben gehalten werden. Wenn ich mich recht erinnere, gilt in Wien ab 1.10. ein Kilowattpreis von 40 Cent. – So
viel dazu. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

Bisher war es für die Ausländer, die in Moskau gearbeitet haben, besser, in Euro bezahlt zu werden, jetzt ziehen sie es vor, in Rubel bezahlt zu werden. Warum wohl? Moskau und Russland profitieren auch sehr davon, dass sie die letzten zwei Jahre praktisch keine Coronamaßnahmen gesetzt, keinen Tag Lockdown


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 152

gehabt haben, da hat sich die Wirtschaft sehr erholt. – So sieht es aus. Das sind gesicherte Aussagen von Menschen, die jetzt in Moskau leben.

Da frage ich mich: Sie bleiben bei Ihrer Aussage, dass die Sanktionen in Russland mehr wirken als bei uns, was haben wir aber hier? – Hier haben wir Teuerungs­debatte, Inflationsdebatten, Wirtschaftseinbruch, Rezession – sogar Sie spre­chen davon –, die kritischste Situation seit 1945. Bundeskanzler Nehammer hat gesagt, das sei eine rote Linie bei den Sanktionen: Wenn sie uns oder der EU mehr schaden als Russland, muss man sofort den Schlussstrich ziehen. – Wenn er paktfähig wäre, müsste er das machen. Es ist nicht nur eine rote Linie, sondern es ist ein roter Teppich, der überall liegt und unübersehbar ist.

Nun, das Wording geht darum auch schon in die Richtung, dass die Sanktionen in Russland langfristig wirken. Schauen wir, was sie bei uns noch bewirken!

Die gelindeste Option bei uns: Es werden nur ein paar Betriebe insolvent, es gibt da und dort ein bisschen Wohlstandsverlust – wir wissen, dass die Grünen da­mit kein Problem haben –, ein Teil der Industrie wird ein bisschen abschalten – wird schon alles wieder. Die Fallhöhe ist für Deutschland und Österreich auf jeden Fall am allergrößten.

Wir leiden und es wird die ganze Zeit von Haltung gesprochen. Die Grünen sind so moralisch: Haltung kostet!, hat der Vizekanzler gesagt, Haltung statt Feigheit! – Nur eine Frage: Wie war das damals, vor ungefähr 30 Jahren, mit dem Wehr­dienst – wenn ich so unhöflich sein darf, Ihr Alter zu schätzen –, haben Sie da auch Haltung gezeigt und sich vielleicht gedacht: Na, ich mache schon Wehr­dienst, damit ich einmal meine Heimat verteidigen kann!? – Nein, da war man dann doch lieber Zivi, gell? Im Sommergespräch aber sagen Sie (Abg. Wögin­ger: Was soll das sein? Das ist der Wehrersatzdienst! Was heißt das?): Nein, jetzt wür­den Sie für die Ukraine auch zu den Waffen greifen. Ist eh klar: Die Heimat ver­teidigen, nein, die Ukraine schon! (Beifall bei der FPÖ.)

Nur: Niemand von Ihnen riskiert sein Leben am Schlachtfeld in der Ukraine (Abg. Wöginger: Also was soll denn das?!), obwohl Sie immer sagen, Sie stehen so


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 153

unerschütterlich an der Seite der Ukraine. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wöginger: Na geh, da hört es sich auf! So eine Sauerei!)

18.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Scherak. (Abg. Stefan: Wir sind nämlich dann die Soldaten, und nicht die! – Ruf: Wer? – Zwischenruf des Abg. Hafenecker. – Der Präsident gibt das Glockenzeichen. – Abg. Stefan: Die hetzen ... unsere Kinder! Meine Kinder gehen zum Heer! – Zwischen­ruf des Abg. Strasser. – Ruf bei den Grünen: Hallo! – Abg. Wöginger: ... überhaupt kein Verständnis!)


18.10.35

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Vielen Dank! (Abg. Stefan: ... die Sauerei dabei! – Zwischenruf der Abg. Steger. – Anhaltende Rufe und Gegenrufe zwischen ÖVP und FPÖ.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Darf ich Sie ersuchen, sich wieder zu beruhigen? (Abg. Hafenecker: ... wollen ja unsere Kinder schicken! – Abg. Wöginger: So eine Frechheit! – Abg. Stefan: Nein, das ist eben eine Frechheit von denen! –
Abg. Wöginger: ... in den Pflegeheimen sind!)
Darf ich Sie bitte ersuchen - - (Unruhe im Saal.)

Abgeordneter Scherak wäre am Wort. (Abg. Leichtfried: Er ist sogar am Wort!)
Es wäre schön, wenn Sie alle zuhören würden. – Bitte. (Abg. Wöginger: Jetzt dürfts ihr euch einmal ein wenig zusammenreißen! – in Richtung Abg. Belakowitsch –:
Ja, gerade du! Schreit den ganzen Tag!)


Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (fortsetzend): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Was wir jedenfalls merken, ist, dass die De­batte heute gezeigt hat, dass man Maßnahmen, die wir in der Politik setzen, hinterfragen kann, evaluieren kann und schauen kann, ob sie zielgerichtet sind und die Wirkung entfalten, die wir gerne hätten. Wir können uns das einer­seits in Bezug auf die Sanktionen gegen Russland anschauen, und wir können es uns andererseits in Bezug auf die Hilfe anschauen, die wir den Menschen in Österreich entgegenbringen, den Unternehmerinnen und Unternehmern entge­genbringen, den Menschen, die es dringend notwendig haben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 154

Wenn wir über die Sanktionen reden: Es gibt hier im Haus eine Fraktion, die zutiefst davon überzeugt ist, dass sie nicht wirken, das ist die Freiheitliche Partei. Frau Kollegin Fürst hat es gerade mit einer anekdotischen Erzählung versucht, also: Sie kennt wen, der in Russland lebt. Ich kann das jetzt auch sagen, ich ken­ne vielleicht auch wen, der in Russland lebt. Es ist halt vielleicht ein schönes anekdotisches Halbwissen, vielleicht stimmt es auch, und es gibt ein paar Men­schen, die das großartig finden. Ich verlasse mich da eher auf die Zahlen, die Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforscher zur Verfügung stellen.

Sie haben gesagt, es gibt keine Inflation. – Die Inflation in Russland liegt jetzt bei 15 Prozent, das ist weitaus mehr als bei uns, sie lag am Höhepunkt sogar bei 17 Prozent. Es ist genau so, dass die russische Wirtschaft viel mehr als unsere ein­gebrochen ist. Wenn Sie sich nur die Bilder nach dem Verzweiflungsakt von Wladimir Putin mit dieser Teilmobilmachung anschauen, wenn Sie sich die Bilder anschauen, wie massenhaft junge Männer das Land verlassen, dann können
Sie mir doch nicht erklären, dass Sie wirklich glauben, dass die Sanktionen nicht wirken. – Selbstverständlich wirken sie, auch wenn Sie es nicht glauben! (Bei­fall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Es ist ein Faktum, dass sie wirken, und wir müssen so hart wie nur irgendwie möglich bleiben. Wenn Sie sich fragen, was denn die Alternative dazu ist – das habe ich ja immer noch nicht verstanden. Die FPÖ sagt uns immer: Na ja, uns geht das nichts an, wenn in der Ukraine Krieg ist! – Ich habe auch schon Vorschläge gehört, man soll da in Friedensverhandlungen eintreten und wir sol­len vielleicht vermitteln.

Wenn jemand willkürlich in ein anderes Land einmarschiert, dort massive Völkerrechtsverbrechen und Kriegsverbrechen begeht, wie Frau Kollegin Disoski oder Herr Kollege Brandstätter auch schon hier ausgeführt haben: Ich würde so gerne einmal von Ihnen wissen, wie Sie mit dem über Frieden verhandeln wol­len. Ich würde so gerne verstehen, wie Sie das machen, dass Sie sich dem gegenüber an einen Tisch setzen und sagen: So, und jetzt ignorieren wir alles, was du dem Volk angetan hast! Lass uns doch darüber reden, wie es in Zu­kunft aussieht! – Ich verstehe die Ukraine, dass sie sich selbstverständlich weiter


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 155

verteidigt. (Abg. Wurm: ... hätte es nie Frieden gegeben!) Es ist doch illusorisch,
zu glauben, dass die Ukraine sich nicht verteidigt, dass sie aufhört von heute auf morgen. Herr Kollege Wurm: Die Ukraine will sich verteidigen, die würden sich auch mit Heugabeln verteidigen, weil sie überzeugt davon sind, dass sie ihr Land verteidigen wollen. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Es ist unsere Aufgabe, sie
so gut wie möglich zu unterstützen, damit diese Gräueltaten in Zukunft nicht mehr passieren! (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wenn man sich weiter mit den Fragen, die wir heute diskutiert haben, aus­einandersetzt, kommt man auch zu den Maßnahmen, die die Bundesregierung gesetzt hat, um diese Teuerung, um die explodierenden Energiepreise auch entsprechend abzufedern. Da gibt es aus meiner Sicht etwas, das fehlt – der Herr Finanzminister ist heute nicht da; er ist sonst immer wieder jener, der zumindest mahnt, dass man ein Budget über die nächsten Jahre dann irgend­wann einmal wieder ausgeglichen haben sollte –: dass man auf die nächs­ten Generationen blickt.

Fakt ist, die meisten Antworten der Bundesregierung sind Einmalzahlungen, sind Gutscheine, und das, obwohl es in vielen Bereichen doch viel einfacher wäre, dass man Maßnahmen setzt, nämlich dort, wo die Bundesregierung die Menschen und die Unternehmen direkt belastet. Wieso diskutiert denn niemand ernsthaft darüber, dass man die Mehrwertsteuer auf Energie endlich hal­biert? Wieso diskutiert denn niemand darüber, dass man die Netzgebühren, die massiv hoch sind, endlich senkt? – Mir ist schon klar, damit werden wir nicht das Auslangen finden, das ist selbstverständlich, aber wir müssen doch zu­erst dort ansetzen, wo wir selbst als Staat die Menschen belasten, um sie zu entlasten, und nicht immer nur mit Einmalzahlungen und Gutscheinen agieren. (Beifall bei den NEOS.)

Das Gießkannenprinzip, das die Bundesregierung da anwendet, wird dazu führen, dass die nächsten Generationen, die schon durch die Coronakrise massiv belastet wurden, die schon über Jahrzehnte davor durch niemals wirklich ausgeglichene Finanzen massiv belastet wurden, noch mehr belastet werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 156

Ich bin überzeugt davon, die Bundesregierung sollte zuerst einmal dort ansetzen, wo sie es selbst kann, das heißt bei Steuern, bei Abgaben, und wenn es dann immer noch nicht reicht – und das ist zugegebenermaßen richtig; es wird für ein­zelne Unternehmen immer noch nicht reichen, weil diese Energiepreise nicht fi­nanzierbar sind –, dann helfen wir konkret und zielgerichtet dort, wo es not­wendig ist! (Beifall bei den NEOS sowie Bravoruf der Abg. Doppelbauer.)

18.15

18.15.46*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich habe mir das schriftliche Protokoll bringen lassen. Während der Rede des Abgeordneten Reimon hat Herr Abge­ordneter Amesbauer zwischengerufen: „Sie sind ja nicht zurechnungsfä­hig!“ – Dafür erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

*****

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte.


18.16.09

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Frau Ministerin Edtstadler, ich habe Ihnen vorhin sehr, sehr aufmerksam zugehört, und ich habe mir gedacht, es ist irgendwie so eine Art Abschiedsrede gewesen, die Sie gehalten haben. Sie ha­ben sehr, sehr viel in die Vergangenheit geschaut, Sie haben, glaube ich, auch vieles mit einem verklärten Blick gesehen, und ich habe gar nicht verstan­den, in welchem Universum Sie unterwegs sind, Frau Ministerin, wenn Sie da­von sprechen, dass die Europäische Union viel geschafft hat.

Frau Bundesminister! Was hat die Europäische Union denn so geschafft? Die Finanzkrise, in der man die Europäische Union zu einer Verteilungs- und Umverteilungsunion gemacht hat, womit in Wahrheit die Basis für die heutige Inflation gelegt worden ist? Ist es das, was die Europäische Union geschafft
hat? Oder hat die Europäische Union die Flüchtlingskrise gemeistert, Frau Bundesminister, eine Flüchtlingskrise, die uns noch sehr, sehr viel Geld kosten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 157

wird, und eine Flüchtlingskrise, die in vielen Ländern, vor allem in den unsolidarisch betroffenen Ländern, eigentlich einen gesellschaftlichen Umbau zur Folge hatte? Haben Sie das gemeint, Frau Bundesminister? Oder haben
Sie die Coronakrise gemeint, in der die Europäische Union bis zum heutigen Tag herumdilettiert, dass die Tür nicht zugeht? Haben Sie das gemeint? Also wo ist die Krisenlösungskompetenz der Europäischen Union? – Ich habe sie bis jetzt noch nicht gefunden, vielleicht können Sie sie noch nachliefern! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Und dann habe ich mir gedacht: Um Gottes willen, es geht ja in diesem Ton noch weiter! Dann haben Sie irgendetwas von wegen einer Pflegereform fabuliert. Frau Bundesminister, meine Frau ist selbst in der Branche tätig: Fragen Sie ein­mal nach, was die Leute dort verdienen, und fragen Sie nach, was sie tagtäg­lich leisten müssen!

Wissen Sie, was Ihre Pflegereform ist? – Sie haben eine Sonderarbeitsgenehmi­gung für südamerikanische Krankenschwestern erteilt, die jetzt in unseren Pflegeheimen arbeiten. Das ist Ihre Reform, das ist das, was Ihr Arbeitsminister – er ist bis vor Kurzem noch neben Ihnen gesessen – gemacht hat, aber das ist doch nichts Nachhaltiges, das ist doch nicht die Lösung eines Problems! Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich glaube, das ist nicht gelöst.

Das Klimaticket haben Sie noch als große Lösung angepriesen: Das Klimaticket ist vielleicht interessant (Zwischenruf bei den Grünen) für den NEOS-Wähler, der im 7. Bezirk wohnt und die Straßenbahn vor der Tür hat, aber – ich sage es Ihnen auch ganz klar – der ländlichen Bevölkerung ist damit nicht geholfen,
denn da hat Ihre ÖVP in Niederösterreich zum Beispiel 28 Nebenbahnen wegge­rissen. Die Menschen dort brauchen jetzt das Auto und leiden unter Ihrer CO2-Steuer, die Sie gemeinsam mit Herrn Kogler eingeführt haben. Das ist die Wahrheit, auch da haben Sie versagt! (Beifall der FPÖ.)

Und dann sind Sie so zynisch und gehen her und sprechen davon, dass Sie Wohlstand gesichert hätten. Frau Bundesminister, es tut mir leid, ich möchte gar nicht das wiederholen, weswegen Präsident Sobotka vorhin einen Ordnungs­ruf erteilt hat – das würde ich auch nicht tun –, aber Frau Bundesminister:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 158

Es gibt 10 Prozent Teuerung – 10 Prozent Teuerung in diesem Land! Ist damit der Wohlstand gesichert?

Wenn wir darüber reden, wem die Sanktionen mehr schaden: Der Rubel hat im Vergleich zum Euro 32 Prozent zugelegt. Das sind Fakten, die können Sie nicht hinwegreden.

Noch etwas: Die Zinsen sind angehoben worden. Mich hat heute ein Mail einer besorgten Familie erreicht, die gesagt hat: Wir zahlen ab sofort ein Viertel mehr für unseren Hauskredit! – Frau Bundesminister, damit haben Sie den Wohl­stand gesichert?

Ich sage Ihnen ein paar Zahlen – bitte hören Sie zu, Frau Bundesminister, das ist wichtig für Sie! –: 92 Prozent mehr Insolvenzen im Bereich der Wirtschaft – 92 Prozent im letzten Jahr, und das bevor die Sanktionsspirale losgegangen ist. 92 Prozent plus, Gesamtschaden: 1,4 Milliarden Euro, 10 000 Arbeitsplätze
weg, Frau Bundesminister! Das ist Ihre Sicherung des Wohlstandes in Ös­terreich – da lachen die Hühner! Plus 24 Prozent mehr Privatkonkurse: Das haben Sie gesichert, das ist das Ergebnis Ihrer Politik! (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist nun einmal die Chuzpe, die die ÖVP dauernd bringt. Dann hat der Bundeskanzler noch gesagt: „Glaubt an dieses Österreich“! – Sie wissen aber schon, wie die Rede begonnen hat: „Ich kann Euch zu Weihnachten
nichts geben“!, damit hat die Rede begonnen. – Und ich fürchte, wenn es so weitergeht, werden wir uns dort wiederfinden, das sage ich Ihnen auch
ganz ehrlich. Also wenn Sie schon auf Pathetik setzen, dann lernen Sie den ganzen Text auswendig, und schauen Sie, was da sonst noch drinnen gestanden ist!

Vielleicht auch noch ein Wort zu den Grünen, zu Kollegin Maurer, die sinngemäß gesagt hat: Wer an der Seite der Bevölkerung steht, wer die Sinnhaftigkeit von Sanktionen hinterfragt, wer gegen das Sterben auf beiden Seiten ist und wer ge­gen einen Stellvertreterkrieg ist, der ist sozusagen das Sprachrohr von Pu­tin. – Na hochinteressant! Das heißt also, das sind die Kollaborateure, wie es der Herr Bundespräsident sagen würde. Und auch das ist interessant. Liebe Kolle­gen von Grünen, Herr Reimon vor allem, hören Sie einmal zu:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 159

„Kaum wo wird da die Position vertreten, dass die Annexion der Krim im März 2014 auch eine Vorgeschichte hatte, nämlich verantwortungsloses Gerede von einem Nato-Beitritt der Ukraine, womit Russland vom Schwarzen Meer praktisch abgeschnitten gewesen wäre. Glaubte wirklich jemand, Wladimir Putin würde dem tatenlos zusehen?“

Das ist ein Zitat unseres Herrn Bundespräsidenten in seinem Buch. Und jetzt stelle ich Ihnen schon eine Frage, Kollege Reimon, weil Sie gerade so ange­strengt herschauen. Wenn man Ihren Wertekanon, den Sie da vorhin zelebriert haben – und von dem ich eh nichts halte –, heranzieht und diese Aussage des Herrn Bundespräsidenten gegenüberstellt, dann stelle ich schon die Frage: Warum haben Sie diesen Mann noch einmal kandidieren lassen? Warum haben Sie ihm 1,2 Millionen Euro für den Wahlkampf gegeben? Und an alle Partei­chefs der anderen Parteien hier herinnen – Frau Dr. Rendi-Wagner, Herr Kollege Wöginger; Frau Dr. Meinl-Reisinger ist jetzt gerade nicht da – richte ich auch die Frage: Warum unterstützen Sie jemanden, der ganz offensichtlich Sym­pathien für Putin hegt und das sogar auch noch in einem Buch niedergeschrie­ben hat, und warum sind Sie dafür, dass das der erste Mann im Staat wird? Erklären Sie mir das, bitte, alle Parteien! (Beifall bei der FPÖ.)

Möglicherweise haben Sie alle aufs falsche Pferd gesetzt, oder – was ich glaube – Sie haben den leichtesten Weg genommen, denn Herr Van der Bellen ist derjenige, der Sie alle irgendwie abnicken wird, wenn Sie in welcher Koa­lition auch immer regieren wollen. (Ruf bei der ÖVP: Er hat euch auch abgenickt!)

Genau das ist der Grund, meine sehr geehrten Damen und Herren – und ich komme auch schon zum Schluss –, warum es am kommenden Sonntag nur eine Alternative gibt: Dr. Walter Rosenkranz. (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.) Er ist nämlich nicht der Präsident des Establishments, sondern das wäre der Prä­sident der Österreicher, und genau deswegen werde ich ihn auch wählen. (Bei­fall und Bravorufe bei der FPÖ.)

18.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Ernst-Dziedzic. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 160

18.22.12

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Werte Kollegen und Kolleginnen! Das Wesen einer Demo­kratie ist es, dass jeder hier am Rednerpult sagen und denken darf, was er oder sie möchte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Martin Graf und Amesbauer.) Das wäre, Herr Amesbauer, in Russland nicht denkbar – zu Ihrer Erinnerung.

Nun, keine Polemik und kein Populismus kann aber über gewisse historische Fakten hinwegtäuschen. (Abg. Rauch: Lesen Sie einmal das Buch vom Van der Bellen!) Deswegen möchte ich am Ende dieser Debatte einige von diesen festhalten (Abg. Martin Graf: Europa ist größer als die EU! – Ruf bei der FPÖ: Was sagen Sie zum Van-der-Bellen-Buch?) und vor allem Ihnen in Erinnerung rufen. (Abg. Martin Graf: Europa ist größer als die EU!)

Es gibt keinen Frieden ohne Freiheit. Seit 1989 wissen das die Satellitenstaaten der Sowjetunion bis heute. Und das, was heute passiert, sind nicht Sanktionen der USA oder des Westens, sondern es sind vor allem die osteuropäischen Staa­ten, die sich hier für klare Sanktionen, für eine klare rote Linie gegenüber Russ­land einsetzen (Abg. Kassegger: Ich hab gedacht, alle!), weil sie wissen, was Re­pression, Unterdrückung und diktatorisches Regime bedeuten. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die zweite Wahrheit ist: Die Geschichte wiederholt sich zwar nie eins zu eins, aber in Variationen. Genau vor 84 Jahren erlaubten Großbritannien und Frankreich Hitler, Teile Tschechiens zu annektieren. Man wollte Frieden, man hoffte auf Frieden – wir wissen, wie es ausgegangen ist. Und diese Anne­xion, die jetzt Putin vorgenommen hat, ist – und auch das ist geschichtlich und rechtlich richtig – ein Verstoß gegen jegliche Prinzipien der UN-Charta und ist ein Verstoß gegen das internationale Recht. Darüber wird auch Ihre Pole­mik nicht hinwegtäuschen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist deshalb richtig und wichtig, dass Österreich heute, genauso wie viele andere Staaten, aufgrund dieser völkerrechtswidrigen Annexion den russischen Botschafter einberufen hat. Wieso? – Ein Diktatfriede um jeden Preis ist kein echter Friede. Auch das lehrt uns die Geschichte.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 161

Was wir jetzt sehen, ist, wie schwach Putin eigentlich ist. Er mag unberechenbar sein, aber er ist nicht unbesiegbar. Dass er eskaliert und dass er seine eigene Bevölkerung, die ihm davonrennt, zwangsmobilisiert, ist nur und ausschließlich ein Zeichen der Schwäche. (Beifall bei den Grünen.)

Wissen Sie, es überrascht mich nicht, dass am Ende des Tages die FPÖ auf der Seite der Autokraten steht. (Ruf bei der FPÖ: Von Österreich!) Das ist jetzt nicht weiter überraschend. (Abg. Martin Graf: Aber ein Blödsinn! Ein vollkommener Blödsinn!) Die gute Nachricht ist, auch hier heute im österreichischen Parla­ment: Sie sind in der Minderheit. (Abg. Rauch: Wir sind auf der Seite der Österreicher!) Sie sind in der Minderheit, wenn es darum geht (Zwischenruf der Abg. Steger – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), Russland, einem Diktator in einem Moment des eklatanten Völkerrechtsbruches die klare Kante zu zeigen. Und das ist gut so, dass Sie Minderheit bleiben. (Beifall bei den Grünen)

Wir hingegen werden weiterhin auf der Seite der Mehrheit stehen (Abg. Hafenecker: ... die Mehrheit? Ihr seid ... Mitte der Roten!), auf der Seite des Völker­rechts stehen, auf der Seite der Ukrainer und Ukrainerinnen stehen, hier im österreichischen Parlament genauso wie außerhalb von diesem. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)

Am Ende vielleicht noch etwas Positives: Die Sanktionen wirken nicht nur, das wissen Sie, sondern wir müssen auch weitere Maßnahmen treffen, die ziel­gerichtet sind. Dazu gehört beispielsweise, mit den Sanktionen tatsächlich jene zu treffen, die das System von Putin stützen (Abg. Hafenecker: Sie treffen die Österreicher!), und da gibt es noch Luft nach oben.

Das zweite Wichtige ist, tatsächlich in Österreich die Teuerung abzufedern, damit uns der soziale Frieden nicht abhandenkommt, gerade jetzt (Ruf bei der FPÖ: Hoch gefördert!) in dieser schwierigen Situation.

Und das Dritte ist, in Europa zusammenzuhalten. Auch das lehrt uns nämlich die Geschichte, dass es auch hier eine Mehrheit für nachhaltigen Frieden gibt. (Abg. Martin Graf: Durchhalteparolen!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 162

Insofern: Sie bleiben in der Minderheit, und niemand in Österreich wünscht sich eine Autokratie. Deshalb: Spalten Sie ruhig weiter, aber am Ende gewinnen der Frieden und die Freiheit. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Wir werden das trotz der Grünen überwinden, weil die Österreicher fleißig sind! – Abg. Rauch: Die Österreicher sind fleißig!)

18.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wöginger. – Bitte.


18.26.53

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist doch notwendig, am Schluss dieser Debatte noch einige Worte zu sagen, weil sichtbar wird, wer hier nach wie vor mit Russland liebäugelt (Abg. Martin Graf: Wolfgang Schüssel! – weiterer Ruf bei der FPÖ: Wolfgang Schüssel!), weil sichtbar wird, wer sich da eigentlich (Abg. Stefan: Van der Bellen!) mit Putin seit vielen Jahren (Ruf bei der FPÖ: Thomas Stelzer!) ar­rangiert (Abg. Stefan: Harald Mahrer! – weiterer Ruf bei der FPÖ: Fischer!), und weil sichtbar wird, dass nicht einmal zur Zeit eines brutalen Angriffskriegs, der von Putin gegen die Ukraine geführt wird, die Freiheitliche Partei hergeht und davon Abstand nimmt. Nein, das tun Sie nicht. (Abg. Amesbauer: Das stimmt ja nicht!) Das tun Sie nicht! Sie schlängeln sich durch in Ihrer Argumentation, um ja nicht (Abg. Deimek: Ich glaub, ich muss das dem Landeshauptmann Stelzer sagen, damit er dich einmal in die Schranken weist!) irgendwo anzustreifen, man sagt: Nein, wir wollen ja nicht, dass wir hier als russlandfeindlich dastehen, denn wir haben mit denen ja Verträge gehabt, wir haben von ihnen Geld bekommen und wir stehen zu diesem Russland. (Abg. Martin Graf: Das ist ja ungeheuerlich! Das ist eine Unwahrheit! Das stimmt ja überhaupt nicht!)

Meine Damen und Herren, es ist eigentlich ungeheuerlich – ungeheuerlich! (Abg. Martin Graf: Das stimmt nicht! – weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ) –, dass es in Österreich angesichts der Tatsachen, die alle Menschen sehen (Rufe bei der FPÖ: Lüge! Lüge! Das ist ja unglaublich!), so ein Verhalten von einer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 163

Partei gibt. (Weitere heftige Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt
das Glockenzeichen.)
Es ist unglaublich, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Neuerliche Rufe bei der FPÖ: Lüge! Ist ja unglaublich! Lüge!)

Da wird alles hergenommen, alles, was es hier an Unwahrheiten zu verbreiten gilt (Abg. Martin Graf: Das ist ja unerhört! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), auch über die sozialen Netzwerke, da wird alles verwendet. Warum? (Abg. Martin Graf: Lügner!) – Um den Populismus zur Blüte zu treiben. (Ruf bei der FPÖ: Ja, ja, ja, ja, ja!) Wir kennen das. Wir kennen das, und in den ländlichen Regionen nur zu gut: Entweder es geht um Flüchtlinge, oder es geht gegen Europa. Das
sind die zwei Hauptthemen (Abg. Stefan: Es ist nicht so wie bei der ÖVP!), wo die Freiheitlichen sich immer positioniert haben (Abg. Rauch: Du bist ein Lügner! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) und womit sie natürlich auch durchaus Erfolge bei anschließenden Wahlen gehabt haben.

Nur, ich sage Ihnen eines, meine Damen und Herren von der FPÖ (Abg. Stefan: Ihr gebt den Flüchtlingen noch 500 Euro mit! – Gegenruf bei der ÖVP: Ihr habt ja wohl mitgestimmt?! – Abg. Stefan: Nein, haben wir nicht!): Die Situation jetzt, die ist zu ernst. Die ist zu ernst, und die ist auch viel zu tragisch: Es wird Krieg geführt, es werden Menschen abgeschlachtet, es wird vergewaltigt, es werden Kinder verschleppt. Diese Situation ist zu ernst, um hier auf den Blüten des Populismus politische Propaganda zu betreiben, meine Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Und Frau Kollegin Steger, eines - - (Abg. Martin Graf: Willst du behaupten, dass die FPÖ schuld ist?! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Martin Graf: Willst du behaupten, die FPÖ ist schuld an dem?! – Präsident Sobotka gibt das Glocken­zeichen.)

Könnt ihr einfach einmal zuhören? (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Das habe ich ja überhaupt nicht gesagt! Hört doch zu! (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Wieso schreist du denn so? (Heiterkeit.) Wieso schreist du so? (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Jetzt bist du über 30 Jahre im Parlament und führst dich auf, wie wenn du ein frischer Abgeordneter wärst! (Abg. Amesbauer: Du machst Propaganda!) Das ist ja


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 164

das Problem, das wir haben: dass es hier einen Sektor gibt, der nicht weiß, wie man sich im Hohen Haus benimmt, meine Damen und Herren! Das ist doch die Wahrheit. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Und dann kommt Kollegin Steger – da zerreißt es mich im Inneren – und wirft dem Vizekanzler indirekt Wehrdienstverweigerung vor. (Abg. Rauch: Das ist
ja richtig! – Abg. Hafenecker: Gewissensfrage!)
 – Ja, kommt nur, lasst es heraus! Lasst es heraus, was euch im Innersten eurer Seele eigentlich treibt!

Jetzt sage ich euch einmal etwas: Wir haben eine allgemeine Wehrpflicht. Die Volkspartei hat vor knapp zehn Jahren eine Volksbefragung diesbezüglich durchgeführt, dass diese Wehrpflicht auch weiterhin verankert bleibt, aber es - - (Abg. Rauch: Was heißt „die Volkspartei“? Das Parlament! – Abg. Lausch: Wie
geht es denn dir, sag einmal?! – Weitere
Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir haben diese Volksbefragung - -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich würde Sie bitten - - (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich unterbreche die Sitzung, wenn Sie sich nicht beruhigen!

Die Sitzung ist unterbrochen.

18.31.05*****

(Die Sitzung wird um 18.31 Uhr unterbrochen und um 18.31 Uhr wieder aufgenommen.)

18.31.40*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Sitzung wieder aufnehmen.

Herr Klubobmann, Sie sind am Wort.


18.31.44

Abgeordneter August Wöginger (fortsetzend): Ist es okay, wenn wir uns darauf einigen: Es hat eine Abstimmung gegeben, ob die allgemeine Wehrpflicht in Österreich weiterhin beibehalten wird oder nicht. (Abg. Lausch: Das ist etwas an­deres! Aber nicht die ÖVP!) Können wir uns auf das verständigen? (Abg. Bela­kowitsch: Ja! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Und wir als ÖVP haben


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 165

das unterstützt (Abg. Belakowitsch: Ja, ja, alle!), sowohl in Richtung Wehrdienst als auch in Richtung Wehrersatzdienst.

Der Wehrersatzdienst ist bei uns der Zivildienst. Das sind Zigtausende Men­schen, und da ich selber einer davon war, halte ich die Aussage von Kollegin Ste­ger für völlig entbehrlich. Ich stelle mich mit vielen anderen hier herinnen schützend vor die zigtausend Zivildiener, die in den letzten Jahrzehnten einen unverzichtbaren Dienst für die Gesellschaft geleistet haben! Das sind keine Wehrdienstverweigerer! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Das sind Menschen, die wissen, was sie zu tun haben. Sie leisten einen Dienst für die Gesellschaft, beim Roten Kreuz, in den Pflegeheimen, in den Kran­kenhäusern. Das ist wichtig für unsere Gesellschaft – und das wird hier von ei­ner Abgeordneten der Freiheitlichen Partei so weggeschoben und abfällig bewertet. (Abg. Stefan: Sind das jetzt die, die in der Ukraine kämpfen? – Zwischenruf der Abg. Steger.)

Eines möchte ich noch festhalten. (Abg. Hafenecker: Gib wenigstens selber zu, dass du nicht eingerückt warst! – Heiterkeit bei der FPÖ.) – Du musst ja reden, nicht? Du musst ja reden! (Abg. Hafenecker: Na, warum versteckst du dich hinter der ...?) Ei­ne Urkundenfälschung habe ich nicht anhängen, nur zu deiner Information. Darüber solltest du vielleicht auch einmal nachdenken und nicht immer ganz laut herausrufen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Was ich abschließend hier noch betonen möchte (Abg. Stefan: Das ist eine Vorver­urteilung ...!), ist, dass diese Bundesregierung seit zweieinhalb Jahren alles unternimmt, um sowohl der Pandemie als auch der hohen Teuerung und der In­flation, die wir seit Monaten haben, entgegenzuwirken. Diese Bundesregie­rung unternimmt in diese Richtung alles. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Im „Kurier“ vom Freitag ist festgehalten, dass Österreich rund 4 000 Euro pro Kopf ausgege­ben hat und Deutschland im Vergleich dazu – mit Deutschland vergleichen wir uns gerne – rund 2 400 Euro. Dadurch wird sichtbar (Abg. Schroll: Dass ihr keine 30 Prozent mehr habt!), was diese Bundesregierung und was


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 166

Österreich insgesamt leisten, um dieser Inflation und dieser Teuerung entge­genzuwirken.

Wir machen das mit einer Vielzahl an Maßnahmen, mit einer Vielzahl an Unterstützungen vor allem für jene, die es brauchen, aber auch für jene Men­schen, die auch unter dieser Teuerung und dieser Inflation leiden, und das möchte ich hier festhalten, weil es nicht selbstverständlich ist. Man kann die Maßnahmen kritisieren, man kann sie selbstverständlich kritisieren, man kann sagen: Hättet ihr lieber das getan und nicht das!, aber wir haben sowohl im Familienbereich, auch mit dem Klima- und Antiteuerungsbonus, den die ge­samte Bevölkerung bekommt, als auch im Pensionistinnen- und Pensionistenbe­reich und bei den untersten Einkommen, bei jenen, die am wenigsten haben, eine Vielzahl an Maßnahmen gesetzt. (Abg. Schroll: Gutscheinpolitik!) Wenn eine Mindestpensionistin im 2022er-Jahr zusätzlich 2 000 Euro bekommt, muss man sagen, sucht das seinesgleichen in Europa.

Jetzt werden wir nicht jeden Euro ersetzen können und wir werden nicht alles damit ausgleichen können, aber das, was heute hier gesagt wurde, ist einfach nicht richtig. Diese Bundesregierung tut alles, um den Menschen in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen (Rufe bei der FPÖ: Mit neuen Steuern! Steu­ern einführen! CO2-Steuer!) und sie auch zu unterstützen. Daher ist diese Kritik nicht angebracht, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Und zu guter Letzt: Wir haben heute im Finanzausschuss die Abschaffung der kalten Progression über die Bühne gebracht, die seit 30 oder 40 Jahren diskutiert wird, die Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen und wir senken auch die Lohnnebenkosten – in Zeiten, die wahrlich nicht einfach sind, in Zeiten, die sicherlich herausfordernd sind, auch was das Budget anbelangt. Diese Bun­desregierung investiert und entlastet die Menschen in der Zeit, in der es not­wendig ist. (Abg. Schmiedlechner: Mit einer CO2-Steuer!) Das tun wir seit der Pan­demiebekämpfung, das tun wir auch jetzt in Zeiten einer hohen Inflation, in Zeiten, in denen die Teuerung die Menschen belastet. Diese Maßnahmen kön­nen vielleicht hier herinnen streitbar diskutiert werden, aber ich ersuche um eines: dass man sie wenigstens akzeptiert und anerkennt, dass etwas getan wird.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 167

Wenn man anderer Meinung ist, dann soll man sie sagen. Wir aber tun alles, um den Menschen zu helfen. Diese Bundesregierung setzt Maßnahmen um, die seit drei Jahrzehnten hier diskutiert werden, und das hier zu sagen, ist mir auch wichtig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.36


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kasseg­ger. – Bitte.


18.36.27

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Ich wollte mich ursprünglich zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort melden, habe mich aber jetzt, nachdem Klubobmann Wöginger hier hektisch, laut, teilweise mit Falschbehaup­tungen, teilweise auch beleidigend agiert hat, dazu entschlossen, noch einmal ein paar Dinge klarzustellen.

Sie bestätigen ja genau das, was ich vor einer Stunde schon gesagt habe: Sie sind einfach vollkommen überfordert, sind hektisch, sind laut. Sie sind nicht in der Lage, die wesentlichen Zusammenhänge zu erkennen. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben uns mehrmals erklärt, was Sie alles machen: wieder mit der Gießkanne, nach dem Gießkannenprinzip Geld an die Menschen auszuschütten – Geld, im Übrigen, das wir nicht haben. Wir haben Budgetdefizite in Milliarden­höhe. Damit zeigen Sie ja wieder – das erwarte ich mir aber von Führungskräften und von einer Regierung –, dass Sie nicht in der Lage sind, die großen, gesam­ten Zusammenhänge zu denken.

Sie fahren doch seit Jahren die Wirtschaft an die Wand. (Abg. Angerer: Selbstauf­gabe der ÖVP!) Was Sie da jetzt mit dem Coronaregime produziert haben und was Sie jetzt mit dem Sanktionsregime fortsetzen, ist Planwirtschaft, mit der die freie Wirtschaft an die Wand fährt. Mateschitz hat einmal gesagt: Das ist so, wie wenn man sich ins Knie schießt und dann eine günstige Operation anbietet.

Sie gehen von Hypothesen aus, die nicht stimmen. Sie gehen offensichtlich von der Hypothese aus, dass dieser Krieg militärisch zu gewinnen sei. (Abg. Brand­stätter: Das glaubt der Putin!) Wie ist es sonst zu erklären, dass Sie Waffen liefern, dass Sie Milliarden in die Ukraine reinpumpen und uns dann vorwerfen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 168

wir wären Kriegstreiber? Das ist doch vollkommen absurd! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter: Sie wollen, dass der Putin gewinnt! Deswegen! Das ist das Problem!)

Sie gehen auch davon aus – und das überrascht mich insbesondere bei der ÖVP als Wirtschaftspartei –, dass ein Ausstieg aus oder Verzicht von Öl und Gas kurzfristig möglich sei. Liebe Freunde, das ist unmöglich, das wissen Sie! Also ma­chen Sie auch eine Politik, die diese Wahrheiten zur Kenntnis nimmt! (Beifall
bei der FPÖ.)

Sie sind ja auch der Meinung, dass man Russland mit Sanktionen in die Knie zwingen kann. Da frage ich mich: Wo ist Ihr Interesse für die Menschen, wenn jetzt ein Wettbewerb darin entsteht, welche Bevölkerung – und da reden
wir von Millionen von Menschen – unter den Entbehrungen vorher in die Knie geht? Das kann doch bitte keine Politik sein, aber das machen Sie gerade! (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter: Wir wollen, dass er aufhört, zu morden! Verstehen Sie das nicht? Er soll aufhören, zu morden!)

Sie versuchen, uns ganz selbstverständlich in die Ecke der Putin-Versteher, was auch immer, zu schieben. (Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.) Ich sage es Ihnen noch einmal: Aus unserer Sicht ist das ein geopolitischer Konflikt zwischen
den USA und Russland. (Abg. Brandstätter: Das ist die Propaganda Putins! Das ist traurig, dass Sie so etwas sagen!) – Hören Sie auf! Herr Brandstätter, wenn Sie
es nicht verstehen, dann schauen Sie bei Oskar Lafontaine und bei ver­schiedenen anderen nach! (Abg. Brandstätter: Sehr traurig! – Abg. Maurer hält ein Foto in die Höhe, auf dem Karin Kneissl in ihrem Hochzeitskleid, einen Knicks vor Wladimir Putin machend, zu sehen ist. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Wir als Österreicher sollten auf Grundlage unserer Neutralität europäisch han­deln und die Interessen Europas und seiner Wirtschaft und damit die Ar­beitsplätze und den Wohlstand im Auge haben, anstatt eine Partei über Gebühr zu unterstützen. (Abg. Brandstätter: Opfer! Das ist das Opfer!)

Dauernd ist hier auch von diesen Verträgen die Rede, die, abgesehen davon, nie zum Leben erweckt worden sind, die ausgelaufen sind, die – zum hundertsten Mal – nicht verlängert worden sind!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 169

Und jetzt, Gust (in Richtung Abg. Wöginger), kommt die rote Linie: Was wir uns nicht gefallen lassen, ist, dass du so flapsig in einem Nebensatz sagst: Und Geld kriegt ihr von denen auch noch! – Ich fordere dich auf, das richtigzu­stellen, denn das ist eine Unterstellung, die wirklich nicht in Ordnung ist! (Bei­fall bei der FPÖ. – Abg. Lausch: Eine sehr gute Rede! – Ruf bei der FPÖ: Eine der besten!)

18.40


18.40.20

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Können wir zur Abstimmung kommen? SPÖ, FPÖ, ÖVP? – Ja.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufrechterhaltung des Einstim­migkeitsprinzips“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorbereitung eines nationalen Gaspreis­deckels bzw. einer Gaspreisbremse“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bundesweite Volksbefra­gung über die sofortige Beendigung der Sanktionen gegen die Russische Födera­tion“.

Wer dafür ist, wird um ein Zeichen gebeten. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verschiebung der Einführung der CO2-Steuer zur Bekämpfung der Inflation“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 170

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umgehendes Aussetzen des ‚Merit-Order-Prinzipsʼ zur Strompreisfestsetzung.“

Wer dafür ist, den darf ich um Zustimmung ersuchen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

18.41.492. Punkt

Bericht des Justizausschusses über den Antrag 2826/A der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein Bundesgesetz über Genehmigungen im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens (1704 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 2.

Hinsichtlich dieses Berichtes weise ich darauf hin, dass eine Fristsetzung bis 23. September beschlossen worden ist. Ein Verzicht auf die 24-stündige Aufliegefrist des Ausschussberichtes ist nicht erforderlich. (Unruhe im Saal. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stefan. – Bitte.


18.42.37

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Es geht mit den Sanktionen weiter. Ich werde Sie jetzt wahrscheinlich ein bisschen verwirren, aber das ist
so, weil die Bundesregierung und die Europäische Union so agieren, dass man nur verwirrt sein kann.

Ich werde jetzt nicht allgemein auf die Sanktionen und auf die ganze Polemik eingehen, die da abgelaufen ist, etwa den Hinweis der völlig einseitigen Propaganda. Es gibt ja immer nur von einer Seite Propaganda – das lehrt die Geschichte.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 171

Ich will darauf eingehen, was jetzt hier auf der Tagesordnung steht: eine Verfas­sungsbestimmung. Wir müssen heute die Kompetenzverteilung in Öster­reich – also die Bestimmung, welche Kompetenzen der Bund hat und welche die Länder haben – ändern. Das ist ein extrem heikles Thema, an dem schon viele Minister und viele Regierungen gescheitert sind, aber da wird das natürlich mög­lich.

Worum geht es? Am 8. April dieses Jahres wurde eine weitere Sanktion ver­hängt. Diese Sanktion hat besagt, dass öffentliche Aufträge, öffentliche Vergaben bis zum 10. Oktober, also bis in einer Woche, weitergeführt werden dürfen, auch wenn da Unternehmen beteiligt sind, die mehrheitlich in russi­scher Hand sind. Heute, am 3. Oktober, müssen wir nun eine Verfassungsbe­stimmung beschließen – und ich werde Ihnen jetzt gleich sagen, wie es da weitergeht.

Das heißt, am 9. April wird eine Verordnung erlassen. Wie funktioniert so etwas? Wie wird so eine Verordnung auf europäischer Ebene erlassen? Sie werden wahrscheinlich annehmen, dass der österreichische Staat da eingebunden ist, dass jene Stellen in Österreich, jenes Ministerium, dass das später einmal durchführen soll, mit eingebunden ist. – Nein! Eine solche Verordnung wird ganz heimlich, weil das ja so geheim ist, verhandelt und dann wird sie am 9. April erlassen, und das Bundesministerium für Justiz, das das umsetzen soll, erfährt durch Zufall am 15. April davon. Die sind also nicht einmal eingebunden in
das, was sie durchsetzen sollen, und erfahren am 15. April, was sie tun sollen.

Was sollen sie machen? Sie sollen klären, wer bei diesen öffentlichen Aufträgen einen russischen Hintergrund hat; und wer einen solchen Hintergrund hat, kann dann einen Antrag auf eine Sondergenehmigung stellen, über den die Jus­tizministerin dann entscheiden soll.

Heute ist aber schon der 3. Oktober, und jetzt beschließen wir, dass wir alle Un­ternehmen, die öffentliche Aufträge haben – im Zuge einer öffentlichen Ver­gabe –, selbst prüfen sollen, ob sie vielleicht letztendlich als wirtschaftliche Eigentümer Russen haben. Das klingt jetzt so einfach, aber Sie wissen doch ganz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 172

genau – oder vielleicht wissen es wenigstens manche –, wie schwierig das
sein kann, wenn man in einem Konzern ist, wenn man mit anderen Ge­sellschaften zusammenarbeitet, wenn es Arbeitsgemeinschaften gibt, die gemeinsame Gesellschaften gründen. Dann kann es passieren, dass man
als ausführendes Unternehmen nicht mehr genau weiß, wer letztendlich der wirtschaftliche Eigentümer ist.

Diese Bürde wird jetzt unter der Strafandrohung der Sanktionsverletzung den Unternehmen zugeschanzt. Die müssen das jetzt, und zwar ab 10. Okto­ber – sie haben also ab heute noch immerhin eine Woche Zeit –, prüfen
und müssen dann selbst feststellen, ob sie so einen Hintergrund haben, dies dann melden, und dann kann die Ministerin entscheiden, ob das nun genehmigt wird oder nicht.

Ein unglaublicher Vorgang, wie der Staat hier mit den Bürgern umgeht! Man sieht also nicht nur, dass die Republik massiven Schaden durch die Sanktionen erleidet, sondern man sieht auch, wie damit umgegangen wird, wie das funk­tioniert: Am 9. April wird die Verordnung auf europäischer Ebene erlassen, ohne unsere Einbindung, am 3. Oktober wird extra eine Sondersitzung gemacht, da­mit wir überhaupt einmal diese Sanktion umsetzen, und dann wird das den Unternehmen umgehängt, die dann schauen müssen, wie sie damit umgehen sollen.

Das ist die Art und Weise, wie mit der österreichischen Wirtschaft in Wirk­lichkeit umgegangen wird. Und da steht dann natürlich im Raum, dass die Wirtschaft massiv geschädigt wird. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Was machen diese Unternehmen jetzt? Haben die alle riesige Rechtsabteilungen, die das
jetzt prüfen? Müssen sie jetzt mit der Angst leben, dass sie vielleicht unter eine Strafdrohung fallen und dann Strafe zu bezahlen haben oder dass die Füh­rungsfunktionäre möglicherweise sogar wirkliche strafrechtliche Probleme ha­ben? – So wird mit der Wirtschaft umgegangen. Da versteht man, dass die Industrie Angst vor einer Deindustrialisierung Österreichs hat, denn: Was wird denn passieren? – Die Unternehmen werden dorthin abwandern, wo
sie besser behandelt werden und wo es besser zugeht. Das ist die Tatsache.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 173

Was passiert weiters? – Wir ändern jetzt plötzlich auch die Kompetenzvertei­lung. In Wirklichkeit sind das oft Länderangelegenheiten, wenn es bei der Vergabe um diese Sanktionen geht, im Bauwesen klassischerweise. Mit welcher Argumentation wird das jetzt geändert? – Es wäre zu befürchten, dass das von den Ländern unterschiedlich angewendet wird. Ja, aber das ist ja das Wesen des Föderalismus, dass Länder Dinge eben unterschiedlich anwenden! Des­wegen haben wir das in dieser Republik ja so vereinbart, dass wir sagen: Es gibt Bereiche, wo die Länder es besser machen, und deswegen ist das dann Ländersache.

Jetzt plötzlich schalten wir diese Argumentation aus. Ich weiß nicht, warum die ÖVP, die ja normalerweise großes Interesse an diesem Föderalismus hat, da einfach so mitspielt. Wir schalten das jetzt aus – nur befristet bis Ende 2023, denn ganz sicher ist man sich nicht, ob man da jetzt wirklich das Richtige macht. Wir schalten das jetzt mit einer Argumentation aus, die man immer gegen den Fö­deralismus anwenden könnte, denn es besteht ja immer die Gefahr, dass unter­schiedlich reagiert wird.

Das alles ist Folge dieser Sanktionen. Es gilt bei uns gar nichts mehr. Es gilt, das haben wir schon mitbekommen, zum Teil natürlich die freie Meinungsäuße­rung nicht mehr, aber jetzt wird auch noch die Kompetenzverteilung massiv beschnitten. Es ist erschütternd, wie da vorgegangen wird. Das Vertrauen in die Republik ist für mich wieder einmal schwer beschädigt; und die Angst, dass
die Wirtschaft und die Industrie dadurch noch mehr beschädigt werden, ist sehr groß.

Denken Sie also noch einmal nach, vor allem in der ÖVP! So kann man mit unse­rer Wirtschaft nicht umgehen! (Beifall bei der FPÖ.)

18.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Dro­bits. – Bitte.


18.49.18

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollege Stefan hat


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 174

relativ ausführlich und im Detail erklärt, worum es in diesem Bundesgesetz geht. Mir ist wichtig, zu erklären, warum wir diese Sondersitzung eigentlich brauchen – das ist die Frage, die sich viele stellen. Auch meine Kollegin Nurten Yılmaz hat heute gefragt: Warum brauchen wir die Justizausschusssitzung,
die kurzfristig und hurtig angesetzt worden ist?

Manche meinen, die Koalitionsparteien wollen die morgige Sondersitzung, die ja von der FPÖ verlangt wurde, neutralisieren. Manche meinen, es ist Gefahr in Verzug, weil diese Frist am 10. Oktober abläuft und so die Altverträge, zum Beispiel bezüglich Brennerbasistunnel, zu hinterfragen wären, womit die Wirtschaft gefährdet wäre. (Abg. Deimek: ... möchte wieder einmal von ihren Ver­fahren ablenken!) Ich denke mir und davon bin ich überzeugt, dass wir eine Situation haben, die momentan für die Bundesregierung und für die Bundeskoa­lition sehr peinlich ist. Warum peinlich? – Es gibt seit 8. April, am 9. April in Kraft getreten, eine EU-Verordnung, die nicht umgesetzt worden ist. Es ist ein krasses Nichtstun seitens der Regierung. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf
des Abg. Deimek.)

Frau Bundesministerin, Sie können wahrscheinlich am wenigsten dafür. Sie sind durch einen sehr guten Beamten darauf aufmerksam gemacht worden. Er hat recherchiert – er ist Vergaberechtler – und er hat heute im Justizausschuss auch gesagt, dass er mit einem Beamten aus Deutschland telefoniert hat, der ihn gefragt hat: Was macht ihr eigentlich mit diesem Bundesgesetz? – Er hat dann geantwortet: Ich weiß von nichts! – Da frage ich mich wirklich, Frau Bun­desministerin: Was machen die rechte und die linke Hand dieser Bundesregie­rung? Wieso wissen Sie nichts darüber, dass da eine EU-Verordnung vor der
Tür steht und ein Bundesgesetz geändert werden muss?

Ich weiß auch, weshalb Sie das nicht wissen können: weil es anscheinend geheim ist (Zwischenruf des Abg. Deimek) – geheim gehalten durch den Bundeskanzler, vielleicht auch durch den Außenminister – und im Endeffekt erst sehr spät zu Ihnen gelangt ist. Frau Bundesministerin! Das sind Halbwahrheiten. Die Österreicherinnen und Österreicher haben diese Halbwahrheiten aber nicht verdient. Ich bin davon überzeugt, dass es um Wahrheiten geht. Und die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 175

Österreicherinnen und Österreicher merken mittlerweile, dass Sie mit ihnen spielen. Auch heute spielen Sie mit den Österreicherinnen und Österrei­chern in Bezug auf diese Sondersitzung. Deshalb behaupte ich, und das sage ich auch im Namen meiner Fraktion, wir haben heute eigentlich eine Fakesit­zung – eine Fakesitzung, in der versucht wird, eine Regierungserklärung als Vor­wand zu nehmen, um ein über fünf Monate andauerndes Nichtstun eben endgültig zu legalisieren und noch rechtzeitig die Kurve zu kratzen. Das ist aber nicht das, was sich die Österreicherinnen und Österreicher wünschen.

Das Gleiche machen Sie auch, wenn es um Gaspreisbremsen und Gaspreisdeckel geht. Heute haben wir darüber abgestimmt. Deutschland hat das schon im Sommer erkannt und macht es jetzt. Österreich hinkt nach.

Frau Bundesministerin, bei aller Wertschätzung und bei allem Respekt: Sie ver­schlafen die Situation, Sie beobachten nur. Es gibt einen Kompetenzwirrwarr; der zeichnet sich in allen Bereichen ab. Ich bin wirklich enttäuscht davon, dass von Ihnen im Bereich der Teuerung überhaupt nichts unternommen wird, um endlich diesen Gaspreisdeckel zu machen.

Meiner Meinung nach ist diese Bundesregierung und auch diese Koalition nicht mehr ein verlässlicher Partner, und das wird sich auch zeigen. Im Burgenland sieht das anders aus. Dort wurde am Sonntag gewählt – und dort wurde klar, wel­che Ergebnisse herauskommen, wenn man die Bevölkerung als Koalitionspart­ner sieht und verlässliche Politik macht. Ich möchte stellvertretend meinem Kol­legen Max Köllner für alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, für alle Zugewinnerinnen und Zugewinner, für alle Funktionäre gratulieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich ersuche Sie von den Regierungsparteien wirklich alle: Reißen Sie sich endlich am Riemen, werden Sie munter und machen Sie Politik für die Bevölkerung Ös­terreichs! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.53


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Min­nich. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 176

18.53.50

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­te Frau Bundesminister! Werte Abgeordnetenkollegen im Hohen Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Worum geht es heute? – Meine Vorredner haben es schon gesagt: Es gilt ganz klar eines abzuwägen, nämlich ob wir für Sanktionen gegen Russland sind oder ob wir un­sere freien demokratischen Werte aufgeben wollen. (Abg. Stefan: Bei dem Tagesordnungspunkt jetzt?)

Wir sprechen einmal mehr darüber, was für ein entsetzliches Leid wir durch den Krieg in der Ukraine mitten in Europa haben. (Abg. Deimek: Frau Bundesminis­ter, helfen Sie dem Kollegen von der ÖVP, der redet über irgendwas, übers Frühstück oder so ...!) Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir einmal mehr darüber sprechen, denn dieser Krieg ist mehr als ein Geschehen, dessen Auswirkungen wir spüren. Dieser Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist auch ein An­griffskrieg Russlands auf unsere freien Werte. (Zwischenruf des Abg. Deimek. – Abg. Stefan: Und deswegen brauchen wir das heute!?) – Genau, deswegen brauchen wir das heute.

Nahezu täglich werden neue Massengräber ausgehoben. (Abg. Stefan: Deswe­gen machen wir Sondergenehmigungen?) Die darin gefundenen Menschen können teils nur mehr anhand ihrer Kleidung identifiziert werden. (Abg. Stefan: Wissen
Sie überhaupt, worum es geht?)
Es sind Menschen, die vor wenigen Monaten so wie wir tagtäglich aufgestanden und ihrer Arbeit nachgegangen sind und ihr Leben gemeinsam mit ihren Familien bestritten haben. (Abg. Stefan: Aber wenn wir Kobalt brauchen, werden wir das genehmigen! – Abg. Kassegger: Oder Nickel-Vana­dium!) Es sind diese Menschen, deren Blut in Strömen vergossen wird. Es sind diese Menschen, die aus ihren Familien gerissen werden und ihr Leben lassen müssen.

Es ist tragisch, aber anscheinend normal, dass diese Bilder langsam ihre Wirkung verlieren und uns abstumpfen lassen. Vielleicht ist das auch eine gewisse Schutzhaltung, ein Selbstschutz. Was mich aber fassungslos zurücklässt, ist, wie die Sanktionen und unsere Haltung in diesem Blutvergießen infrage gestellt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 177

werden. Geschätzte Damen und Herren, ich glaube, es ist besonders wichtig, da nichts zu beschönigen. Man kann die Sanktionen sehr kurzfristig betrachten und – ja! – die Sanktionen zeigen Wirkung in Russland. Die Sanktionen entfalten ihre Wirkung in vielen Bereichen in Russland. Dies belegen uns mittlerweile
auch viele Fakten und Studien. So können zum Beispiel keine modernen Raketen oder Waffen mehr in Russland hergestellt werden. (Abg. Stefan: Deswegen machen wir Sondergenehmigungen!)  Genau deswegen brauchen wir eine Son­dergenehmigung. (Abg. Stefan: Für wen jetzt, für unsere Wirtschaft? Damit die­se Sanktionen nicht angewendet werden?)

Geschätzte Damen und Herren, liebe Kollegen! Der Zeitraum ist es, der betrachtet werden muss, nicht nur bei den Sanktionen. Kurzfristig geht es um diesen Winter. Es scheint so, als ob es kurzfristig nur mehr um ein paar Ge­biete in der Ukraine geht. Uns allen muss aber klar sein, dass es mittel- und lang­fristig um viel, viel mehr geht. Europa war seit jeher eines, nämlich ein Frie­densprojekt. Was das bedeutet, ist ganz einfach: Es bedeutet, wie wir unser Le­ben die letzten Jahrzehnte gelebt haben, wie wir gewirtschaftet haben, wie wir den Wohlstand aufgebaut haben (Abg. Martin Graf: Aber Europa ist größer als die EU!) und wie wir das Völkerverbindende nach dem Fall des Eisernen Vor­hangs zu unserer Priorität und Aufgabe gemacht haben. Geschätzte Damen und Herren, das alles ist es, was auf dem Spiel steht. Darum braucht es unsere Entschlossenheit und unseren Zusammenhalt.

Lassen Sie es mich anders sagen: Ich bin nicht dazu bereit, bezüglich dessen, was da auf dem Spiel steht, meinem Sohn oder vielleicht meinen Enkelkindern einmal erklären zu müssen, dass ich (Abg. Stefan: Ausnahmegenehmigungen ge­geben habe! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) unsere europäische Freiheit und unser Lebensmodell aufgegeben habe, weil es einfacher war, nichts zu tun.

Liebe Kollegen – besonders all jene, die am europäischen Vorgehen zweifeln –, die Rechnung, die wir alle zahlen müssen, wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, ist um vieles höher als die aktuellen Auswirkungen von Krieg und Sank­tionen. Neutralität bedeutet nämlich sicher nicht, dass man mit uns machen kann, was man will.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 178

Ich kann mich nur unserer Verfassungs- und Europaministerin anschließen, die gestern in der „Pressestunde“ gesagt hat: Wenn wir in 20, 30, 40 Jahren in die Geschichtsbücher schauen, möchte ich nicht lesen, dass wir zugeschaut haben. – Um es auch mit den Worten von Leopold Figl zu sagen, dessen 120. Geburtstag
wir gestern gedenken durften: Glauben wir an unser Österreich, glauben wir an Europa! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Margreiter. – Bitte.


18.59.24

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Saal! Vor allem aber werte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen und hier auf der Galerie! Es ist ja nicht so, dass uns das Sanktionsthema im Verhältnis zwi­schen der EU und Russland erst jetzt im Zuge des Angriffskrieges seit Februar 2022 beschäftigt, sondern die Sanktionenverordnung, die auch dem jetzigen Gesetzesbeschluss zugrunde liegt, stammt ja bereits aus dem
Jahr 2014, als Putin zum ersten Mal auf fremdes Territorium zugegriffen und die Krim annektiert hat. Damals waren die Sanktionen auch damit begründet, dass ein unbeteiligtes Verkehrsflugzeug auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur von russischen Raketen abgeschossen worden ist.

Das muss man sich alles in Erinnerung rufen, um dann zur Frage zu kommen – das wurde heute schon mehrfach thematisiert –: Sind diese Sanktionen wirklich alternativlos? – Wenn man es im Wortsinn versteht, könnte man sagen: Ja, natürlich, wir hätten auch nichts tun können. Da lade ich Sie, vor allem die ge­schätzten Kolleginnen und Kollegen bei der FPÖ, jetzt aber ein: Machen wir
das Gedankenexperiment: Was wäre passiert, wenn im Gefolge des Angriffskrie­ges ab dem 24. Februar 2022 die Weltgemeinschaft, die Wertegemeinschaft,
die westliche Wertegemeinschaft untätig geblieben wäre, wenn einfach nichts passiert wäre? Wollen wir uns vorstellen, was heute mit der Ukraine los wäre, wenn die westliche Welt, der wir ja mit unseren Werten Rechtsstaat


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 179

und Demokratie verbunden sind, einfach untätig geblieben wäre? – Ich will mir das gar nicht ausmalen.

Ich liebe den Rechtsstaat, und weil der Rechtsstaat das so fordert, haben wir dieses Prozedere jetzt einzuhalten. Das passiert ja nicht so wie in Russland, dass da irgendein autokratischer Herrscher irgendetwas anordnet, sondern – ganz
im Gegenteil – das ist ein aufwendiges Prozedere, bis solche Verordnungen wie die EU-Sanktionen dann rechtskräftig sind.

Im konkreten Fall muss man daran erinnern, dass am 8. April 2022 ja nicht nur diese Änderung der Sanktionenverordnung aus dem Jahr 2014 beschlossen worden ist, sondern es wurde ja am 21. Juli 2022 eine weitere Novelle dieser Verordnung beschlossen, die jetzt eben diese staatliche Umsetzung erfor­dert hat, um eben den Ansprüchen eines Rechtsstaates zu genügen. Das ist kein einfacher Eingriff, den wir da machen. Wir müssen die Verfassung ändern –
das hat bereits ein Vorredner erwähnt –, aber es ist notwendig, damit wir eben genau diese Standards haben, die in der Ukraine so gefährdet sind und die in Russland überhaupt nicht gegeben sind. Die dortige Situation wollen wir
nicht, denn es braucht den Rechtsstaat.

Wir müssen uns bedingungslos zum Rechtsstaat bekennen, damit wir den Wohlstand, den wir haben, erhalten können beziehungsweise, wenn er jetzt in­folge multipler Krisen auf dieser Welt zurückgeht, im Interesse unserer Be­völkerung, im Interesse der Menschen wieder zurückgewinnen können. Daher ist es notwendig, diese Gesetzesänderungen vorzunehmen, damit auch die Sanktionen auf einer rechtsstaatlichen Basis fußen und wir uns darauf berufen können. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

19.03


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Bundesminis­terin. – Bitte sehr.


19.03.33

Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M.: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Im Rahmen des völkerrechts­widrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine hat die Europäische Union


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 180

bekanntermaßen umfassende Sanktionsmaßnahmen ergriffen. Diese Maßnah­menpakete der Europäischen Union sollen klar zum Ausdruck bringen, dass dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg nicht ohne Konsequenzen bleibt. Das geschlossene Auftreten der EU gegenüber dem russischen Aggressor ist von zentraler Bedeutung, und genauso von zentraler Bedeutung ist unsere Un­terstützung der Ukraine und auch die Zusicherung ihrer territorialen Integrität. (Beifall bei den Grünen.)

Es geht um nichts Geringeres als um unsere liberale Demokratie; es geht um nichts Geringeres als um die Frage der Rechtsstaatlichkeit; und es geht um nichts Geringeres als um die Frage, ob wir in Zukunft auch so zusammenleben, wie
wir es gewohnt sind. Genau deswegen sind diese Sanktionen notwendig, und ge­nau deswegen ist es auch jetzt notwendig, dieses Gesetz durchzubringen. (Bei­fall bei den Grünen.)

Ich möchte kurz erläutern, worum es geht: Im Rahmen des 5. EU-Sanktions­pakets wurden dieses Jahr erstmalig auch Sanktionen im Bereich des öffentlichen Auftragswesens beschlossen. Demzufolge durften keine neuen Aufträge und Konzessionen mehr an russische Personen oder Unter­nehmen vergeben werden, und die weitere Abwicklung von zuvor abgeschlos­senen Aufträgen und Konzessionen wurde ab dem Herbst dieses Jahres untersagt. Betroffen von den Sanktionen sind Einzelpersonen, russische Organi­sationen, Unternehmen und sonstige Einrichtungen, die diesen Krieg auch maßgeblich unterstützen.

Um nicht wiedergutzumachenden Schaden in besonders sensiblen Bereichen abzuwehren, ist in diesem Sanktionsregime eine Möglichkeit vorgesehen, in besonderen und bestimmten Situationen Ausnahmegenehmigungen von diesen Verboten erteilen zu können. Das betrifft insbesondere die Beschaffung be­stimmter Rohstoffe wie Nickel und Palladium, aber eben auch die Beschaffung von Erdgas.

Mit diesem nun vorgelegten Bundesgesetz soll sichergestellt werden, dass in Österreich die Ausnahmegenehmigungen zentral von einer Stelle, nämlich vom Justizministerium, erteilt werden können. Damit soll eine schnelle,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 181

unkomplizierte und vor allem aber auch rechtssichere Genehmigungserteilung garantiert werden. Die Schaffung dieser zentralen Zuständigkeit des Bundes
ist auch der Grund, warum eine verfassungsrechtliche Absicherung erforderlich ist.

Seien Sie sich sicher: Natürlich haben wir das mit den Ländern besprochen. Die Länder haben dieser Vorgehensweise nicht nur zugestimmt, sie haben sie auch aktiv unterstützt, weil jedem von uns in diesem Land bewusst ist, dass wir im Vollzug einheitlich vorgehen müssen.

Um das Ganze noch etwas zu vereinfachen, ist überdies eine globale Aus­nahmegenehmigung der Bundesregierung geplant. Diese Verordnung der Bun­desregierung wird im nächsten Ministerrat auch zur Beschlussfassung vorge­legt werden. Damit soll insbesondere eine Sache klargestellt werden: dass allfäl­lig unbedingt notwendige Gaseinkäufe, aber auch Einkäufe von anderen wich­tigen Rohstoffen weiterhin erfolgen können und die Unternehmerinnen und Un­ternehmer auch weiterhin Rechtssicherheit haben.

Ich denke, dass diese Maßnahme im Sinne aller unserer Bürgerinnen und Bürger sinnvoll und notwendig ist, und ersuche Sie und bitte Sie inständig um eine möglichst breite Unterstützung zu diesem Vorhaben. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Wer weiterhin Gas kaufen will von den Russen, ist ein Putin-Versteher!)

19.07


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reifen­berger. – Bitte.


19.08.05

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Was heute kurz vor dieser Sondersitzung durch eine eigens eilig dafür einberufene Justizausschusssitzung durchgepeitscht wurde, ist schon etwas ziemlich Eigen­artiges gewesen. Die Regierungsfraktionen wollen temporär unsere Verfas­sung ändern und das Mitspracherecht der Bundesländer ausschalten. Da fängt man schon ein wenig zum Nachdenken an: Warum machen Sie das? – Die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 182

Erklärung der Ministerin lautet: Damit in der Sanktionspolitik der Vollzug der Län­der einheitlich ist. Das aber würde doch eigentlich bei allen Bundesgesetzen
so sein, die im Vollzug der Länder liegen – oder etwa nicht?

Gibt es eine Staatskrise, in welcher man unser föderalistisches System bis Ende 2023 beschneiden und durch ein Ermächtigungsgesetz ersetzen muss? Weiß unsere Regierung eigentlich, dass Ende 2023 der Ukrainekrieg oder zumindest die EU-Sanktionen vorbei sein werden? Oder fürchtet die Bundes­regierung vielleicht die Länder? Fürchten Sie einen Landeshauptmann Dosko­zil? Fürchten Sie eine vielleicht zukünftige Landeshauptfrau aus Salzburg Marlene Svazek? (Heiterkeit bei ÖVP und Grünen. – Abg. Lukas Hammer: Nein, da­vor fürchten wir uns nicht!) Haben Sie vielleicht die Angst, dass im Bundesrat die Mehrheitsverhältnisse kippen könnten? (Abg. Schwarz: Vor euch fürchten wir uns schon, aber ...!)

Die vorherige Rede des Kollegen Minnich von der ÖVP habe ich überhaupt nicht verstanden. – Ich glaube, Sie waren nicht im Ausschuss oder vielleicht war nur Ihr Mitarbeiter, der die Rede geschrieben hat, im Ausschuss. Sie haben hier auf die Tränendrüse gedrückt und erklärt, warum die EU-Sanktionen so wichtig sind. Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es aber darum, unter welchen Vo­raussetzungen Ausnahmen von den EU-Sanktionen geschaffen werden.
Unsere Haltung zu den Russlandsanktionen ist klar und hinlänglich bekannt: Weg damit, lieber heute als morgen! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn Sie sich dazu nicht durchringen können, dann machen Sie doch zumindest eine Volksbefragung! Auch das werden Sie aber nicht machen, weil diese Bun­desregierung nichts mehr fürchtet als das eigene Wahlvolk.

Sie haben das Vertrauen in der Bevölkerung und die demokratische Mehrheit längst verloren. Sie kleben an Ihren Sesseln bis zum nächsten regulären Wahltermin in zwei Jahren, und bis dahin sind Sie hörige Empfänger der Befehle aus Brüssel und machen sich damit zu willfährigen Handlangern der Nato –
ist gleich der Amerikaner. Die österreichische Neutralität wird dabei mit Füßen getreten, und Aussagen wie: Bei einem Angriffskrieg kann man nicht neutral


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 183

sein!, zeigen, dass unsere Regierungspolitiker Neutralität nicht verstanden haben.

Wenn man vorhin die Wutrede von Werner Kogler gehört hat, dann hat man geglaubt, im Hohen Haus spricht ein im Krieg stehender Stellvertreter Selenskyjs und kein grüner Vizekanzler eines neutralen Landes.

Sie verstehen auch nicht, dass es nicht nur die viel zitierte verfassungsrechtli­che Neutralität gibt, die von unserer Bundesregierung auf eine reine Bünd­nisfreiheit reduziert wird und durch EU-Recht teilweise derogiert wird. Es gibt auch eine völkerrechtliche Neutralität Österreichs, die nicht durch EU-Recht aufgeweicht werden kann und die wesentlich mehr als eine Bündnisfreiheit ist. Diese völkerrechtliche Neutralität ist das, was außenpolitisch das Maßgebli­che ist, und diese völkerrechtliche Neutralität wird durch unsere Staatsspitze, vom Nochbundespräsidenten bis zu unseren Regierungsmitgliedern, igno­riert. (Beifall bei der FPÖ.)

Damit läuft man Gefahr, dass unsere Neutralität international nicht mehr anerkannt und respektiert wird. Russland hat das ja bereits kundgetan. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist ein sehr gefährliches Spiel, was un­sere Regierungspolitiker da treiben.

Was nützt uns die praktisch nicht gelebte und daher international immer weniger anerkannte Neutralität, wenn wir sie selbst nicht verteidigen können? Was nützt es uns, wenn wir zwar von freundlichen Staaten umgeben sind, aber kei­nerlei Schutz vor Angriffen aus der Luft haben? Wir sind zwar gut in der passiven Luftraumüberwachung – unsere Radargeräte sind top –, aber zu einer aktiven Luftraumverteidigung sind wir überhaupt nicht in der Lage, nicht einmal ansatz­weise! Unsere paar, dank Darabos veralteten, Eurofighter befähigen uns vielleicht zum Identifizieren von Fluggeräten, zumindest bei Tag und bei gutem Wetter. Eine Luftraumverteidigung ist damit aber nicht zu machen. Einem Marschflugkörper, ganz egal, wo er herkommt, ob aus Russland oder von irgend­wo anders her, hätten wir nichts, rein gar nichts entgegenzusetzen! Und das ist verantwortungslos, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 184

Wer so schwach ist wie wir – und damit meine ich nicht nur militärisch, sondern damit meine ich auch unsere wirtschaftliche und energiepolitische Abhängig­keit –, der sollte die Füße schön stillhalten und seine Neutralität mit Leben erfül­len und hochhalten. Was macht aber unsere Regierung? – Sie zündelt im euro­päischen Verbund und verschärft somit noch die ohnehin schon angespannte Si­cherheitslage.

Diese Sanktionen werden den Krieg nicht beenden. Die Waffenlieferungen, die auch durch unser Land geführt werden, werden das Leid der Ukrainer nur ver­längern und vergrößern. Unsere Politiker sollten eigentlich auf die eigenen Leute schauen und sie nicht zum sogenannten Zähnezusammenbeißen zwingen. Unsere Bundesregierung hat uns längst ungefragt in einen Wirtschaftskrieg hi­neingezwängt und riskiert damit den Wohlstand in unserem Land, den die Nachkriegsgeneration mühsam aufgebaut hat.

Erklären Sie unseren Bürgern die Rekordinflation! Erklären Sie unseren Mindestpensionisten, dass sie sich Strom und Heizung nicht mehr werden leisten können! Erklären Sie unserer heimischen Wirtschaft und der Industrie die teilweise Verfünfzehnfachung des Strompreises, die viele in den Ruin treiben wird!

Europa wird zu den großen Verlierern dieses Krieges zählen. Sich freuen und wirtschaftspolitisch profitieren werden die Amerikaner. – Danke für nichts! (Beifall bei der FPÖ.)

19.14

19.14.28*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich habe mir das Protokoll vom letzten Tagesordnungspunkt bringen lassen und erteile Herrn Abgeordneten Graf für die Bezeichnung des Abgeordneten Wöginger in einem Zwischenruf als „Lügner“ einen Ordnungsruf.

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 185

19.14.45Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Scharzen­berger. – Bitte. (Abg. Reifenberger: Das war der Schrangl! – Abg. Martin Graf: Nehme das stellvertretend für die Fraktion zur Kenntnis!)


19.14.50

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Der vorliegende Antrag aus dem Justizausschuss behandelt die Kompetenzverteilung bezüglich der staatlichen Sanktionen gegen Russland in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens innerhalb Österreichs.

Warum wir uns erst heute damit beschäftigen, und zwar im Rahmen ei­ner Sondersitzung, hat unsere Frau Bundesministerin heute im Justizausschuss schon versucht zu erklären. Kollege Reifenberger, natürlich geht es um die Sanktionen. Haben Sie nicht zugehört oder haben Sie es nicht verstanden? (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

Eines vorweg: Dass es Sanktionen gegen Russland braucht, steht außer Frage. Wir können, wir dürfen und wir wollen unsere Augen nicht vor Kriegsverbrechen verschließen. Wir können auch nicht weiterhin uneingeschränkt mit Russland in einem wirtschaftlichen Austausch stehen und Russland dabei unterstützen, wie es mit unserem Geld Soldaten und Waffenlieferungen bezahlt.

Die Frage, die sich mir im Rahmen dieser Debatte heute stellt, ist: Was erreichen wir mit einer Debatte über Sanktionen? – Putin will uns spalten, und jede Dis­kussion darüber macht Putin stark.

Die Gegenfrage ist: Wer glaubt denn wirklich, dass Putin zur Vernunft kommt, gäbe es keine Sanktionen mehr? Sie, liebe Freiheitliche Partei? (Abg. Stefan: Kommt der jetzt durch die Sanktionen zur Vernunft? Durch die Sanktionen kommt er zur Vernunft, ach so! Wenn das so ist, ist das gscheit!) Glauben Sie das wirklich? Sie dienen Putin, wenn Sie uns auf nationaler Ebene zu spalten versuchen. (Ruf bei der FPÖ: Der wird sich aber viel sagen lassen!) – Ja, wir sind das von Ihnen schon aus der Zeit der Pandemiebekämpfung gewohnt. Liebe Freiheitliche


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 186

Partei, nehmen Sie endlich Ihre staatspolitische Verantwortung wahr! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Stefan: Der kommt zur Ver­nunft! Ich dachte, der kann nicht mehr vernünftig werden! Durch die Sanktionen wird er vernünftig!) – Ganz ruhig bleiben, nicht die Nerven wegschmeißen!

Genau das braucht es nämlich auch hinsichtlich der Sanktionen. Es ist Ausdauer und eiserne Disziplin gefragt. Die Sanktionen wirken, sie wirken verzögert, und sie wirken mittel- und langfristig. Warum wirken sie verzögert? – Wenn wir uns das Technologieembargo anschauen: Russland tut sich damit schwerer, Dinge zu beschaffen, die den Krieg erleichtern können, Ersatzteile für Flugzeuge oder moderne Drohnen.

Die Sanktionen sind per se kein Sprint, sondern sie sind ein Langstreckenlauf.
Es ist mir klar, dass einem bei den Preisen, die wir haben, die Luft wegbleibt und es theoretisch auch nahe liegend wäre, den Sanktionen dafür die Schuld zu geben. Das ist aber zu kurz gedacht. Schon vor dem Krieg hat uns die Teue­rungswelle erreicht, und sie hat vielerlei Ursachen: Lieferkettenunterbre­chungen, klimatische Veränderungen, das Marktangebot hat mit der geballten Nachfrage nach der Wiederöffnung nicht mehr mithalten können, und auch de­mografische Veränderungen spielen eine Rolle. Ja, natürlich: Es gibt immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter, es gibt mehr Teilzeit im Vergleich zur Vollzeit. Viele Aspekte tragen also in unterschiedlicher Art und Stärke zur Teuerung bei. Das ist in dieser Debatte immer mitzudenken.

Natürlich ist das bei Gas anders, und das zieht auch die Strompreise mit nach oben. Es sei aber schon bemerkt, dass da der Krieg ursächlich ist und nicht die Sanktionen.

Damit uns aber das Durchhalten in der Zeit des Krieges gelingt, setzt unsere Bundesregierung tiefgreifende Entlastungsmaßnahmen: von der ökoso­zialen Steuerreform und der Valorisierung der Sozialleistungen bis zur Abschaf­fung der kalten Progression. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir haben den politischen Auftrag verstanden. Für uns stehen der Wohlstand und die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher an erster Stelle.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 187

Die Sanktionen schützen uns davor, eine Mitverantwortung für den Krieg zu tragen. Sie sind eine Frage unserer Positionierung und ein Signal unserer Haltung. Natürlich müssen sie regelmäßig auf ihre Treffsicherheit überprüft wer­den. Das heißt aber nicht einmal im Ansatz (Ruf bei der FPÖ: Sondern?), dass man an den Sanktionen zweifelt. (Abg. Wurm: Zweifel ist schlecht!) Das unterstreicht – im Gegenteil, Herr Kollege Wurm! – die Notwendigkeit anhalten­der Sanktionen gegen Russland. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Unumgänglich ist jedenfalls eine Einigkeit auf europäischer Ebene, und auf nationaler Ebene hoffen wir auf breite Zustimmung zum vorliegenden Antrag. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

19.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Abgeordneter Graf, zur Geschäftsbehandlung. – Bitte.

*****


19.20.14

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Ich nehme den Ordnungsruf zur Kenntnis und den Ausdruck der Lüge an Herrn Kollegen Wöginger in diesem Fall zurück. (Abg. Maurer: Warum gibt es deswegen eine Geschäftsordnungsmeldung?!) Ich bitte aber auch, nicht nur selektiv vorzugehen, weil Sie sich die Zwischenrufe haben kommen lassen (Zwischenruf bei den Grünen), und mir stellvertretend für alle Zwi­schenrufer der Freiheitlichen Partei einen Ordnungsruf zu dem Wort Lüge zu erteilen – wobei Sie vollkommen recht haben, das ist unangebracht. Das war bloß die Unwahrheit. (Neuerlicher Zwischenruf bei den Grünen.)

Ich möchte an dieser Stelle auch bitten, dass Sie sich die Rede von Herrn Kollegen Wöginger kommen lassen und sich diese ansehen, weil er nämlich einer Fraktion dieses Hauses pauschal unterstellt und vorgeworfen hat, Geld von Putin (Ruf bei den Grünen: Ja!) und von Russland zu nehmen, und uns somit
der Korruption bezichtigt hat. (Ruf bei der ÖVP: Das tun Sie die ganze Zeit!) Das ist ein Verbrechen. (Abg. Ottenschläger: Aber das tut ihr die ganze Zeit bei uns, die Unterstellungen!) Ein Verbrechen pauschal einer gesamten Fraktion vorzuwerfen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 188

verlangt ebenfalls einen Ordnungsruf. (Ruf bei der ÖVP: Scheinmoral!) Ich bitte, dass Sie sich diese Rede anschauen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

19.21

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Abgeordnete Prammer. – Bitte.


19.21.39

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben jetzt schon einiges über den Inhalt dieses Gesetzes gehört. Ich möchte es gar nicht im Detail wiederholen. Ich möchte nur eines als ganz wichtigen Punkt festhalten, und zwar, Herr Kollege Stefan, insbesondere auch in Erwiderung auf das, was Sie gesagt haben.

Es ist nicht so, dass Unternehmen sich jetzt innerhalb kürzester Zeit überlegen müssen, ob sie unter diese Ausnahme fallen oder nicht. Es ist vielmehr so, dass Unternehmen jetzt die Chance haben, Ausnahmegenehmigungen zu erhalten.
Es wären grundsätzlich, würden wir dieses Gesetz heute nicht so beschließen, all diese Verträge ab dem Zeitpunkt 10. Oktober sanktionierbar. (Abg. Stefan: Das wissen alle?) Deshalb ist es notwendig, dieses Gesetz jetzt zu beschließen. (Abg. Stefan: Das wissen die Unternehmen?) – Natürlich. Die Unternehmen wissen das aus dem Grund, weil von Anfang an klar war, welche Geschäfte unter die Sanktio­nen fallen. Ab jetzt gibt es diese Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen zu erhalten. Die einzelnen Geschäfte auf diese Ausnahmegenehmigungen hin oder auf das Hineinfallen unter die Sanktionen zu überprüfen war bisher schon die Aufgabe der Unternehmen. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Um noch einmal ein bisschen weiter zurückzugehen: Ich möchte, dass Sie mir Ihre Logik erklären. Erklären Sie mir Ihre Logik! (Heiterkeit und Zwischenrufe bei Abgeordneten der Grünen.) Sie sind allgemein gegen Sanktionen. (Abg. Stefan:
Sie laufen am 10. Oktober aus und können dann noch einmal erneuert werden ...!)
Sie sagen, Sanktionen würden uns mehr schaden als Russland. (Zwischenruf des


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 189

Abg. Leichtfried.) Das ist doch Ihre Aussage – habe ich das richtig wiedergege­ben? (Abg. Stefan: Da ist der Bundesrat erst dran, vielleicht geht sich das aus!
Läuft das jetzt am 10. Oktober aus?)
Wenn dem so ist, dann möchte ich bitte, dass Sie mir erklären, warum Sie dann gegen die Ausnahmen sind. Warum sind Sie gegen die Ausnahmen, die uns ermöglichen, weiterhin wichtige Rohstoffe
zu beziehen? (Zwischenruf des Abg. Stefan.) Können Sie mir das erklären? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stefan: Dann dürfen die Länder das ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Diese Sanktionen sind das Verteidigungsmittel der freien Welt gegen einen autokratischen Aggressor. (Abg. Stefan: Und deswegen Ausnahmegenehmigungen!) Diese Sanktionen sind ein Verteidigungsmittel. (Abg. Stefan: Und deswegen Aus­nahmegenehmigungen!) Jetzt erklären Sie mir (Abg. Deimek: ... als Landesbeamte! Reden Sie mit dem Herrn Landeshauptmann!), warum ein Verteidigungsmittel nicht benutzt werden soll! (Abg. Stefan: Aber warum jetzt Ausnahmegenehmigungen?)

Wenn wir das nicht machen würden, wenn wir uns nicht mithilfe dieser Sanktionen verteidigen würden (Abg. Stefan: Aber wir machen jetzt Ausnahmege­nehmigungen!), hieße das, aufzugeben (Zwischenruf bei der FPÖ) – das wäre die Alternative. (Abg. Stefan: Wir verteilen jetzt weniger, oder? – Weiterer Zwischen­ruf bei der FPÖ.) Wenn Sie als einziges Verteidigungsmittel (Abg. Stefan: Aber wenn wir jetzt Gas brauchen, dann nicht?) eine Waffe in die Hand bekommen, und diese Waffe hat einen Rückstoß - - Können Sie jetzt bitte einmal zuhören? (Abg. Stefan: Na, ich will es verstehen, Sie sagen das Gegenteil von ...!)

Können Sie auch zuhören? Sie haben jetzt die ganze Zeit - - (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stefan: ... vielleicht ein Fehler, dass ich zuhöre! Na, Sie sagen ja das Gegenteil von dem, was beschlossen wird! – Wei­terer Zwischenruf bei der FPÖ.) – Das, was Sie die ganze Zeit machen, ist reden. Zuhören ist das, wo man den Mund geschlossen und die Ohren offen hat. (Heiterkeit und Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Diese Sanktionen sind das Verteidigungsmittel der freien Welt gegen einen autokratischen Aggressor, und dieses Verteidigungsmittel werden wir benutzen. Genauso wie Sie auch dann, wenn der Verteidigungsfall eintritt und Sie eine


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 190

Waffe haben, die einen Rückstoß hat, diese auch benutzen, in Kauf neh­mend, dass Sie damit vorsichtig und sorgsam umgehen müssen. Genau das ist es, was wir machen, und dafür brauchen wir dieses Gesetz. Wer diesem Gesetzentwurf nicht zustimmt, hat den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

19.25


19.25.48

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Bevor wir zur Abstimmung kommen, darf ich fragen, ob wir das können. – Ja.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Ein­gang in 1704 der Beilagen. Darf ich um Aufmerksamkeit bitten!?

Da der vorliegende Gesetzentwurf Verfassungsbestimmungen enthält, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.

Ich bitte nunmehr jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf zustimmen, um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich ange­nommen.

Ich stelle ausdrücklich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer den Gesetzentwurf auch in dritter Lesung annimmt, den darf ich um ein dementsprechendes Zeichen ersuchen. – Das ist auch in dritter Lesung angenommen.

Ich stelle wiederum ausdrücklich die verfassungsmäßig erforderliche Zwei­drittelmehrheit fest.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

19.27.12Verlesung eines Teiles des Amtlichen Protokolls


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es liegt mir das Verlangen von 20 Abge­ordneten vor, die vorgesehene Fassung des Amtlichen Protokolls hinsichtlich des


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll174. Sitzung, 174. Sitzung des Nationalrats vom 3. Oktober 2022 / Seite 191

Tagesordnungspunkts 2 zu verlesen, damit dieser Teil mit Schluss der Sitzung
als genehmigt gilt.

Ich verlese:

Tagesordnungspunkt 2:

Der Gesetzentwurf wird gemäß dem Ausschussantrag in 1704 der Beilagen – bei Anwesenheit der vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten – in zweiter und dritter Lesung – und zwar mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit – ange­nommen.“

*****

Erheben sich gegen die Fassung oder den Inhalt dieses verlesenen Teils des Amtlichen Protokolls Einwände? – Das ist nicht der Fall.

Dieser Teil des Amtlichen Protokolls gilt daher gemäß § 51 Abs. 6 der Ge­schäftsordnung mit Schluss dieser Sitzung als genehmigt.

Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 2831/A(E) bis 2840/A eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilun­gen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 19.28 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

19.28.23Schluss der Sitzung: 19.28 Uhr

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien