Plenarsitzung
des Nationalrates
213. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
Mittwoch, 24. Mai 2023
XXVII. Gesetzgebungsperiode
Nationalratssaal
Stenographisches Protokoll
213. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXVII. Gesetzgebungsperiode Mittwoch, 24. Mai 2023
Dauer der Sitzung
Mittwoch, 24. Mai 2023: 9.05 – 19.40 Uhr
*****
Tagesordnung
1. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG“
2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundes-Energieeffizienzgesetz 2023 erlassen wird und das Energie-Control-Gesetz geändert wird (Energieeffizienz-Reformgesetz 2023 – EEff-RefG 2023)
3. Punkt: Antrag der Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager,
Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein
Bundesgesetz, mit dem
das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird (3374/A)
4. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Generalsekretariate in den Bundesministerien – Reihe BUND 2021/12
5. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Dienstrechtliche und technische Umsetzung von Telearbeit in ausgewählten Bundesministerien – Reihe BUND 2022/27
6. Punkt: Bericht über den Tätigkeitsbericht 2022 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2022/44
7. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend FACULTAS DOM Buchhandels GmbH – Reihe BUND 2022/22
8. Punkt: Bericht über den Antrag 3365/A(E) der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortige Einstellung der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan
9. Punkt: Bericht über den Antrag 3366/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend die aktuelle Lage in Tunesien
10. Punkt: Dritte Lesung: Bericht über den Antrag 3231/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird
11. Punkt: Dritte Lesung: Bericht über den Antrag 3229/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird
12. Punkt: Dritte Lesung: Bericht
über den Antrag 3232/A der Abgeordneten
Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp
Schrangl, Mag. Agnes
Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak,
MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend
ein Bundesgesetz, mit dem das
Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird
13. Punkt: Dritte Lesung: Bericht über den Antrag 3230/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang
Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp
Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer,
Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen
und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird
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Inhalt
Personalien
Verhinderungen ...................................................................................................... 35
Ordnungsruf ............................................................................................................ 224
Geschäftsbehandlung
Ersuchen des Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger um Sitzungsunterbrechung .......................................................................................... 38
Unterbrechung der Sitzung ............................................................. 38, 277, 278
Wortmeldung des Abgeordneten August Wöginger betreffend Missachtung des Parlaments ........................................................................................................ 44
Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 13835/AB gemäß § 92 Abs. 1 GOG .................................................... 147
Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 GOG ...................... 248
Redner:innen:
Kai Jan Krainer ......................................................................................................... 250
Staatssekretär Florian Tursky, MBA MSc .............................................................. 253
Mag. Andreas Hanger .............................................................................................. 255
Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................ 258
Christian Ries ........................................................................................................... 261
Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................ 263
Dr. Stephanie Krisper .............................................................................................. 265
Antrag des Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter auf Nichtkenntnisnahme der Anfragebeantwortung 13835/AB – Ablehnung ............ 260, 267
Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG ............................................................................................................. 147
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit des Bundesministers für Finanzen – Ablehnung 248, 249
Hinweis des Abgeordneten August Wöginger auf Anwesenheit des Staatssekretärs im Bundesministerium für Finanzen ................................................... 249
Verlangen des Abgeordneten Mag. Gerald Loacker gemäß § 66 Abs. 3 der Geschäftsordnung, bei der Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2 die Zahl der Für- und Gegenstimmen bekannt zu geben .................................. 273
Wortmeldungen betreffend Verhalten während eines Abstimmungsvorganges:
August Wöginger .................................................................................... 274, 276
Mag. Jörg Leichtfried .............................................................................. 274, 277
Mag. Gerald Loacker ............................................................................................... 275
Mag. Hannes Amesbauer, BA ................................................................................. 275
Anordnung einer namentlichen Abstimmung durch Präsident Mag. Wolfgang Sobotka ..................................................................................................................... 276
Aktuelle Stunde (47.)
Thema: „Preisstopp – Steuerstopp – Sanktionsstopp! Wann setzt die Regierung endlich echte Maßnahmen gegen die Kostenlawine?“ ...................... 36
Redner:innen:
Dr. Dagmar Belakowitsch ........................................................................... 36, 38
Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc ..................................................................... 45
Dr. Christian Stocker ............................................................................................... 52
Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................... 54
Peter Wurm .............................................................................................................. 57
Barbara Neßler ........................................................................................................ 60
Mag. Gerald Loacker ............................................................................................... 63
Christoph Zarits ....................................................................................................... 66
Kai Jan Krainer ......................................................................................................... 69
Christian Hafenecker, MA ....................................................................................... 72
Dipl.-Ing. Olga Voglauer .......................................................................................... 75
Mag. Julia Seidl ........................................................................................................ 78
Pia Philippa Strache ................................................................................................ 81
Aktuelle Stunde – Aktuelle Europastunde (48.)
Thema: „Auf in die Vereinigten Staaten von Europa. Europa jetzt Entscheidungs-, Zukunfts-, und vor allem Verteidigungsfähig machen!“ ..................... 85
Redner:innen:
Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES .......................................................................... 85
Staatssekretärin Claudia Plakolm .......................................................................... 91
Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................ 94
Eva Maria Holzleitner, BSc ...................................................................................... 98
Petra Steger ............................................................................................................. 101
Michel Reimon, MBA ............................................................................................... 104
MEP Claudia Gamon, MSc (WU) ............................................................................. 108
Mag. Bettina Rausch ............................................................................................... 111
MEP Theresa Bielowski, BA MA ............................................................................. 115
MEP Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG ................................................................. 118
MEP Thomas Waitz ................................................................................................. 121
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................ 124
Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler .......................................................... 127
MEP Mag. Lukas Mandl ........................................................................................... 131
Robert Laimer .......................................................................................................... 133
MMMag. Dr. Axel Kassegger .................................................................................. 136
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ 139
Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... 142
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ............................................................................................ 35
Ausschüsse
Zuweisungen ........................................................................................................... 145
Verhandlungen
1. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über das Volksbegehren (1794 d.B.) „FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG“ (2032 d.B.) ................... 148
Redner:innen:
Peter Haubner .......................................................................................................... 148
Kai Jan Krainer ......................................................................................................... 150
MMag. DDr. Hubert Fuchs ...................................................................................... 160
Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................ 163
Mag. Gerald Loacker ............................................................................................... 165
Angela Baumgartner ............................................................................................... 170
MMag. DDr. Hubert Fuchs (tatsächliche Berichtigung) ...................................... 168
Ing. Reinhold Einwallner .......................................................................................... 169
Peter Wurm .............................................................................................................. 180
Mag. Ulrike Fischer .................................................................................................. 187
Franz Leonhard Eßl .................................................................................................. 189
Mag. Selma Yildirim ................................................................................................. 190
Mag. Hannes Amesbauer, BA ................................................................................. 192
Gabriel Obernosterer ............................................................................................... 195
Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................ 197
Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld“ – Ablehnung ........................................... 157, 199
Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ – Ablehnung ... 172, 200
Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der Bargeldabschaffung in Österreich und der EU“ – Ablehnung .......................... 184, 200
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2032 d.B. .......................................... 199
2. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft,
Industrie und Energie über die Regierungsvorlage (1929 d.B.):
Bundesgesetz, mit dem ein Bundes-Energieeffizienzgesetz 2023 erlassen wird
und das
Energie-Control-Gesetz geändert wird (Energieeffizienz-Reformgesetz 2023 –
EEff-RefG 2023) (2036 d.B.) ........................................................... 200
Redner:innen:
Alois Schroll .............................................................................................................. 200
Tanja Graf ................................................................................................................ 212
MMMag. Dr. Axel Kassegger .................................................................................. 215
Alois Stöger, diplômé (tatsächliche Berichtigung) ................................................ 219
Lukas Hammer ......................................................................................................... 219
Mag. Dr. Petra Oberrauner ..................................................................................... 222
Alois Schroll (tatsächliche Berichtigung) .............................................................. 225
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer .................................................................................. 226
Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. 231
Walter Rauch ........................................................................................................... 238
Christoph Stark ........................................................................................................ 241
Maximilian Linder .............................. 246, Fehler! Textmarke nicht definiert.
Johann Höfinger ...................................................................................................... 269
Klaus Köchl ............................................................................................................... 270
Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ – Ablehnung ...................... 204, 281
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Endlich Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz vorlegen“ – Ablehnung ............................... 229, 281
keine Beschlussfassung im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 GOG hinsichtlich des Gesetzentwurfes in 2036 d.B. in zweiter Lesung/dritte Lesung entfällt (namentliche Abstimmung) ............................................................................ 273
Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ........................... 279
3. Punkt: Antrag der Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird (3374/A) .............. 281
Redner:innen:
Andreas Kollross ...................................................................................................... 282
Johannes Schmuckenschlager ................................................................................ 287
Walter Rauch ........................................................................................................... 290
Dr. Astrid Rössler ..................................................................................................... 292
Michael Bernhard .................................................................................................... 295
Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. 297
Joachim Schnabel .................................................................................................... 300
Mag. Ulrike Fischer .................................................................................................. 303
MMag. Katharina Werner, Bakk. ........................................................................... 305
Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich .............................................................................. 306
Peter Wurm .............................................................................................................. 309
Clemens Stammler ................................................................................................... 311
Entschließungsantrag der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!“ – Ablehnung .......................... 285, 314
Annahme des im Antrag 3374/A enthaltenen Gesetzentwurfes .................... 313
Gemeinsame Beratung über
4. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Generalsekretariate in den Bundesministerien – Reihe BUND 2021/12 (III-276/2043 d.B.) .................... 314
5. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über
den Bericht des Rechnungshofes betreffend Dienstrechtliche und technische Umsetzung von
Telearbeit in ausgewählten Bundesministerien –
Reihe BUND 2022/27 (III-739/2044 d.B.) ......................................................... 314
Redner:innen:
Johann Singer ........................................................................................................... 314
Mag. Karin Greiner .................................................................................................. 317
Wolfgang Zanger ..................................................................................................... 320
Mag. Agnes Sirkka Prammer ................................................................................... 322
Mag. Gerald Loacker ............................................................................................... 323
Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker ........................................................ 326
Andreas Kühberger .................................................................................................. 331
Philip Kucher ............................................................................................................ 333
Christian Lausch ...................................................................................................... 336
Dr. Christoph Matznetter (tatsächliche Berichtigung) ........................................ 338
Michael Seemayer ................................................................................................... 338
Andreas Kollross ...................................................................................................... 340
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „transparente, zweckmäßige und sparsame Postenvergabe“ – Ablehnung .............................................................. 319, 342
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Weg mit den neuen Generalsekretären in den Bundesministerien – Wiederherstellung des Rechtszustandes von 2017“ – Ablehnung ................................................................ 325, 342
Kenntnisnahme der beiden Berichte III-276 und III-739 d.B. .......................... 341
Gemeinsame Beratung über
6. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Tätigkeitsbericht 2022 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2022/44 (III-828/2042 d.B.) 342
7. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend FACULTAS DOM Buchhandels GmbH – Reihe BUND 2022/22 (III-691/2045 d.B.) .................................................................... 342
Redner:innen:
Hermann Gahr ......................................................................................................... 343
Mag. Ruth Becher .................................................................................................... 345
Christian Lausch ...................................................................................................... 346
David Stögmüller ..................................................................................................... 348
Mag. Yannick Shetty ............................................................................................... 350
Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker ........................................................ 352
Hans Stefan Hintner ................................................................................................ 357
Maria Großbauer ..................................................................................................... 359
Kenntnisnahme der beiden Berichte III-828 und III-691 d.B. .......................... 361
Gemeinsame Beratung über
8. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 3365/A(E) der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortige Einstellung der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan (2034 d.B.) ........................... 361
9. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 3366/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend die aktuelle Lage in Tunesien (2035 d.B.) .............................................................................................. 361
Redner:innen:
Eva Maria Holzleitner, BSc ...................................................................................... 362
Nico Marchetti ......................................................................................................... 366
Mag. Dr. Martin Graf ............................................................................................... 368
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ 374
Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... 376
Mag. Martin Engelberg ............................................................................................ 380
Mag. Dr. Petra Oberrauner ..................................................................................... 383
Mag. Bettina Rausch ............................................................................................... 384
Henrike Brandstötter .............................................................................................. 387
Alexander Melchior ................................................................................................. 389
Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dauerhafter Waffenstillstand und Waffenembargo Sudan“ – Ablehnung ................................................ 364, 391
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2034 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „sofortige Einstellung der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan“ (323/E) ..................................................................... 391
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2035 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „die aktuelle Lage in Tunesien“ (324/E) ................. 392
Gemeinsame Beratung über
10. Punkt: Dritte Lesung: Bericht des
Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3231/A der
Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl,
Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes
Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975
geändert wird (2020 d.B.) ............................................................................................................... 392
11. Punkt: Dritte Lesung: Bericht des
Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A der
Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl,
Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes
Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das
Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird
(2021 d.B.) ...................................................................................................... 392
12. Punkt: Dritte Lesung: Bericht des
Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3232/A der
Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl,
Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes
Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975
geändert wird (2022 d.B.) ............................................................................................................... 392
13. Punkt: Dritte Lesung: Bericht des
Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A der
Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl,
Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes
Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen
betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985
geändert wird (2023 d.B.) ............................................................................................................... 393
Annahme der vier Gesetzentwürfe in 2020, 2021, 2022 und 2023 d.B. in dritter Lesung .......................................................................................................... 393
Eingebracht wurden
Petitionen ................................................................................................................ 146
Petition betreffend „höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können“ (Ordnungsnummer 121) (überreicht von den Abgeordneten Petra Wimmer und Andreas Kollross)
Petition betreffend „Schluss! mit weiteren Einschränkungen der Verpackung, der Bezeichnung oder anderer Angaben von Fisch-, Fleisch- und Milchalternativprodukten“ (Ordnungsnummer 122) (überreicht von den Abgeordneten Mag. Ulrike Fischer und Mag. Faika El-Nagashi)
Bürgerinitiative ....................................................................................................... 146
Bürgerinitiative betreffend „Aufnahme der SanitäterInnen/Notfallsani-täterInnen der Rettungsorganisationen in das NSchG analog der Ausnahmebestimmung für Feuerwehren!“ (Ordnungsnummer 58)
Regierungsvorlage ................................................................................................. 145
2046: Bundesgesetz, mit dem ein Barrierefreiheitsgesetz erlassen sowie das Sozialministeriumservicegesetz geändert wird
Berichte ................................................................................................................... 146
III-947: Bericht des Anwalts für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen über die Tätigkeit im Jahr 2022; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege, und Konsumentenschutz
III-948: Bericht
nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des
COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis April 2023;
BM f. Arbeit und Wirtschaft
III-949: Bericht gem. § 2 Abs. 2 FEG über die Vollziehung der Bestimmungen des Flughafenentgeltegesetzes im Jahr 2022; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Anträge der Abgeordneten
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbau von Hürden im Zuge von Kinderbetreuungsgeldanträgen (3375/A)(E)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zweiten Bildungsweg für Pflegekräfte auch finanziell absichern (3376/A)(E)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zweiten Bildungsweg für Pflegekräfte auch finanziell absichern (3377/A)(E)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leistungsorientierte Lehrlingsentschädigung für Absolventen der Pflegelehre (3378/A)(E)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leistungsorientierte Lehrlingsentschädigung für Absolventen der Pflegelehre (3379/A)(E)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend MTD-Gesetz-
Novelle 2023 (3380/A)(E)
MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Förderung von sogenannten „Balkon-PV-Anlagen“ durch vollständige Umsatzsteuerbefreiung (3381/A)(E)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz geändert wird (3382/A)
Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Immunität der Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte (3383/A)(E)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Startup-Paket endlich abliefern statt leere Versprechen und Scheinmaßnahmen (3384/A)(E)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer integrierten, länderübergreifenden Infrastrukturplanung (3385/A)(E)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz vorlegen (3386/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung des internationalen Zentrums für die Verfolgung von Verbrechen der Aggression gegen die Ukraine (ICPA) (3387/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung des internationalen Zentrums für die Verfolgung von Verbrechen der Aggression gegen die Ukraine (ICPA) (3388/A)(E)
Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Betriebsübergabe erleichtern: Endlich Maßnahmenpaket vorlegen! (3389/A)(E)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich echte Entpolitisierung des ORF (3390/A)(E)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Corona-Aufarbeitung: Wo bleiben die Frauen? (3391/A)(E)
Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Integration ab Tag 1 für Asylwerber:innen – Chancen bieten, Leistung fördern (3392/A)(E)
Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ORF-Landesabgabe endlich abschaffen (3393/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinderrechte-Monitoring (3394/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine Ermittlungs- und Beschwerdestelle für Misshandlungsvorwürfe gegen Polizist:innen im Innenministerium! (3395/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gleiches Recht für alle statt Sonderpflanz Post-Betriebsverfassungsgesetz (3396/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mehr Mitteleffizienz bei Bildungskarenz (3397/A)(E)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bedarfsorientierte Deutschförderung und altersgerechte Sprachstandsfeststellung (3398/A)(E)
Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket gegen Zwangsheirat (3399/A)(E)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzierung Schulen autochthoner Volksgruppen (3400/A)(E)
Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Begleitende Maßnahmen für die aus dem Maßnahmenvollzug zu Entlassenden (3401/A)(E)
Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bundes-Raumordnungsrahmengesetz schaffen (3402/A)(E)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Flexibilisierung von Netzentgelten und Tarifstrukturen (3403/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Insolvenzrecht für Gebietskörperschaften (3404/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Damit sich Sparen wieder lohnt: KESt-Befreiung für die kleinen Sparer (3405/A)(E)
Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Genehmigungen im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens geändert wird (3406/A)
Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Süleyman Zorba, Mag.
Dr. Petra Oberrauner, Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Stärkung der digitalen Souveränität durch flexibleren und
vermehrten Einsatz von
Open-Source-Produkten (3407/A)(E)
Anfragen der Abgeordneten
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage: Familienbeihilfe für Geflüchtete aus der Ukraine (15004/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Folgeanfrage: Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld für Geflüchtete aus der Ukraine (15005/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage: Kinderbetreuungsgeld für Geflüchtete aus der Ukraine (15006/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wirtschaftsspionage, elektronische und sonstige Spionage durch China, Russland – et alors? (15007/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wirtschaftsspionage, elektronische und sonstige Spionage durch China, Russland – et alors? (15008/J)
Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Gewerbeberechtigungen von Drittstaatsangehörigen (15009/J)
Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ausbau der Höheren technischen Lehranstalten (Folgeanfrage) (15010/J)
Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm (KIG) 2023 (15011/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Afrikareise des Bundeskanzlers und Erstellung einer Afrikastrategie (15012/J)
Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek (15013/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend SS-Symbol und Werbung für Neonazi-Band auf Autofenster (15014/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Mutterschutz in Operationssälen (15015/J)
Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend
Evaluierung der
Fair-Pay-Pilotphase (15016/J)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Anmelde- und Absolvent:innen-Zahlen der Elementarpädagogik-Ausbildungen (15017/J)
Andreas Kühberger, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wölfe und
Bären
in Zoos und Tierparks (15018/J)
Mag. Georg Bürstmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend Szenen von Polizeigewalt in Wien Simmering
7. Mai 2023 (15019/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Ausmaß der Bereicherung während der Kassenfusionen (15020/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Liegenschaftsverkäufe durch die Bundesforste AG: Wie verhindert der Landwirtschaftsminister den Ausverkauf der Republik? (15021/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Österreichische Beteiligung am südlichen Wasserstoffkorridor (15022/J)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ausgabe digitaler
Endgeräte (15023/J)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Künstliche Intelligenz
in Bildung und Wissenschaft (15024/J)
Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft betreffend Geplante Verschlechterung bei den
Kündigungsfristen
für Arbeiter:innen (15025/J)
Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Schwimmunterricht und Schwimmkurse in Österreich (15026/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Großeinsatz gegen die rechtsextreme Szene im Mai 2023 (15027/J)
Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Großeinsatz gegen die rechtsextreme Szene im Mai 2023 (15028/J)
Andreas
Kollross, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage:
Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm
(KIG) 2020 (15029/J)
Henrike
Brandstötter, Kolleginnen
und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und
Medien betreffend Wie viele Sender braucht ein privatisierter ORF, damit
Interviews mit ÖVP-Politiker:innen ungekürzt und
zur Zufriedenheit der ÖVP gesendet werden können? (15030/J)
Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Schwimmunterricht und Schwimmkurse in Österreich (15031/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Externe medizinische Behandlung von Häftlingen (15032/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der medizinischen Versorgung im Strafvollzug (15033/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Impfstoffüberwachungs-App (15034/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Impfstoffüberwachungs-App (15035/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Impfstoffüberwachungs-App (15036/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Impfstoffüberwachungs-App (15037/J)
Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Chaos um die GECKO (15038/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Honigersatzprodukte (15039/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Honigersatzprodukte (15040/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend 3.000 € futsch? Wirt zahlte 9 Jahre lang doppelte GIS (15041/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Käfigeier zu Ostern (15042/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend 81 % der
Österreicher lehnen
das Gendern ab (15043/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend 657 Lehrerstellen in Oberösterreich nicht besetzt (15044/J)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ausbildung für Gebärdensprach-Dolmetscher (15045/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Regionalexpress sollte auch in Langenwang stehen bleiben! (15046/J)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ausstehender Prozess gegen Andre Heller (15047/J)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Todesopfer auf S4 – Ermittlungen gegen BM Gewessler (15048/J)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Covid-19-Impfstoff – Ermittlungen und „Klagen“ auf EU- und nationaler Ebene (15049/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Atypische Beschäftigung nimmt am österreichischen Arbeitsmarkt zu (15050/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Messerattacke in der Straßenbahn Margaretengürtel (15051/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Messerattacke-Wiener U4-Station Margaretengürtel (15052/J)
Dr. Dagmar
Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend
Langzeitbeschäftigungslose Personen
Jänner bis April 2023 (15053/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft betreffend Langzeitarbeitslose Personen
Jänner bis
April 2023 (15054/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Energie beschert den Wiener Stadtwerken hohe Gewinne (15055/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VAV Wohnbarometer: Hohe Energiepreise – der Spardruck wird größer (15056/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Drag-Queens
bei grünen Ministern (15057/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Drag-Queens bei grünen Ministern (15058/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft betreffend Zugänge und Abgänge
Arbeitslosigkeit
Jänner bis April 2023 (15059/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend AUA: EDV verweigert Bordkarte, Airline Entschädigung (15060/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Justiz betreffend Offenkundige Zahlungsunfähigkeit und
Anzahl der Fälle seit dem
1. Jänner 2023 (15061/J)
Dr. Dagmar
Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend
Zeitspanne der Langzeitarbeitslosigkeit
Jänner bis April 2023 (15062/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: UNIQA – Klausel zum Unterjährigkeitszuschlag ist unzulässig (15063/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Zeitspanne der Langzeitbeschäftigungslosigkeit Jänner bis April 2023 (15064/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zulassung neuartiger Tabakerzeugnisse (15065/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Genderzwang
im Fördervertrag zwischen BMSGPK und VKI (15066/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Energiebezugsvertrag der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) (15067/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Energiebezugsvertrag des BMSGPK (15068/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Folgeanfrage zu 12582/AB betreffend Sperre von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe 2020 bis 2022 (15069/J)
Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Besetzung Präsident:in Bundesverwaltungsgericht (15070/J)
Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Besetzung Leitung Bundeswettbewerbsbehörde (15071/J)
Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Entlassungen aus dem Maßnahmenvollzug (15072/J)
Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Grundlagen für
die telemedizinische Versorgung (15073/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (05/2023) (15074/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wechsel des Kärntner LVT-Leiters Tauschitz ins BMI und der wundersame Weg der „Fachexpert:innen“ (15075/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend Folgeanfrage: Unterbringung von Asylwerber:innen
in Spielfeld (15076/J)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Käfigeier zu Ostern (15077/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Finanzen betreffend Geschäfte der Republik mit Abu Dhabi: Rückverkauf
von OMV Borealis-Anteilen an Adnoc? (15078/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Unterlassen des Innenministeriums rund um „Feindeslisten“ und Anschlagsplan auf das Volksstimme-Fest durch einen Neonazi (15079/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strafprozess
im Zusammenhang mit dem geplanten Anschlag
auf das Volksstimme-Fest (15080/J)
*****
Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Kosten für Auslandsreisen – follow-up (74/JPR)
Zurückgezogen wurde die Anfrage der Abgeordneten
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend
Ausmaß
der persönlichen Bereicherung während der Kassenfusionen
(14993/J) (Zu 14993/J)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14035/AB zu 14529/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und
Sport auf
die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen
und Kollegen (14036/AB zu 14513/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14037/AB zu 14524/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die
Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und
Kollegen
(14038/AB zu 14528/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (14039/AB zu 14523/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14040/AB zu 14527/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14041/AB zu 14530/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (14042/AB zu 14539/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14043/AB zu 14525/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14044/AB zu 14531/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14045/AB zu 14522/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14046/AB zu 14521/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14047/AB zu 14532/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14048/AB zu 14533/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die
Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und
Kollegen
(14049/AB zu 14546/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kollegin-nen und Kollegen (14050/AB zu 14538/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14051/AB zu 14526/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (14052/AB zu 14535/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14053/AB zu 14544/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14054/AB zu 14536/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die
Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und
Kollegen
(14055/AB zu 14541/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die
Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und
Kollegen
(14056/AB zu 14542/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14057/AB zu 14537/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14058/AB zu 14543/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14059/AB zu 14545/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14060/AB zu 14540/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14061/AB zu 14786/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14062/AB zu 14534/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (14063/AB zu 14549/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14064/AB zu 14552/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (14065/AB zu 14742/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14066/AB zu 14547/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14067/AB zu 14548/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (14068/AB zu 14550/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14069/AB zu 14551/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14070/AB zu 14555/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (14071/AB zu 14559/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (14072/AB zu 14563/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14073/AB zu 14556/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Georg Strasser, Kolleginnen und Kollegen (14074/AB zu 14554/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14075/AB zu 14558/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14076/AB zu 14557/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen
und
Kollegen (14077/AB zu 14598/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14078/AB zu 14567/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14079/AB zu 14553/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen
und
Kollegen (14080/AB zu 14595/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14081/AB zu 14659/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (14082/AB zu 14564/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14083/AB zu 14603/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (14084/AB zu 14562/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14085/AB zu 14560/J)
des Bundesministers
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der
Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und
Kollegen (14086/AB zu 14601/J)
des Bundesministers
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der
Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und
Kollegen (14087/AB zu 14594/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14088/AB zu 14561/J)
des Bundesministers
für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen
(14089/AB zu 14566/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14090/AB zu 14596/J)
des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14091/AB zu 14606/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14092/AB zu 14571/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14093/AB zu 14573/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14094/AB zu 14585/J)
des Bundesministers
für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen
(14095/AB zu 14565/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14096/AB zu 14582/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14097/AB zu 14576/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14098/AB zu 14604/J)
des Bundesministers
für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann
Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen
(14099/AB zu 14586/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (14100/AB zu 14715/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (14101/AB zu 14680/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen (14102/AB zu 14751/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14103/AB zu 14614/J)
des Bundesministers
für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die
Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen
und Kollegen (14104/AB zu 14588/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14105/AB zu 14599/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14106/AB zu 14593/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14107/AB zu 14589/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14108/AB zu 14591/J)
des Bundesministers
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der
Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und
Kollegen (14109/AB zu 14581/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14110/AB zu 14583/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14111/AB zu 14569/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14112/AB zu 14578/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14113/AB zu 14570/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14114/AB zu 14574/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14115/AB zu 14587/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14116/AB zu 14592/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten
MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen
(14117/AB zu 14600/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf
die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und
Kollegen (14118/AB zu 14577/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14119/AB zu 14580/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (14120/AB zu 14611/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14121/AB zu 14597/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14122/AB zu 14584/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14123/AB zu 14579/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14124/AB zu 14602/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (14125/AB zu 14622/J)
*****
des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (68/ABPR zu 67/JPR)
Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr
Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Norbert Hofer.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf Sie recht herzlich zur 213. Sitzung des Nationalrates begrüßen, die ich hiermit für eröffnet erklären darf.
Ich grüße den Herrn Bundeskanzler, den Herrn
Vizekanzler und die Frau Staatssekretärin. Mein Gruß gilt
weiters den Journalistinnen und Journalisten
und unseren Besucher:innen auf der Galerie, aber natürlich auch den Damen
und Herren zu Hause vor den Bildschirmen.
Die Amtlichen Protokolle der 211. und der 212. Sitzung vom 12. Mai 2023 sind aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
Als verhindert
gemeldet sind heute die Abgeordneten Martina Kaufmann, MMSc BA,
Dr. Reinhold Lopatka, Dipl.-Ing. Georg Strasser, Petra Bayr, MA MLS,
Cornelia Ecker, Julia Elisabeth Herr, Alois Kainz, Herbert Kickl,
Mag. Philipp Schrangl, Dr. Elisabeth Götze und Dr. Nikolaus
Scherak, MA.
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Das Bundeskanzleramt hat mitgeteilt, dass heute die Mitglieder der Bundesregierung, die sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, folgendermaßen vertreten werden:
Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher bis Mittag durch Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Mag. Susanne Kraus-Winkler, Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration
und Medien MMag. Dr. Susanne Raab durch Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek.
*****
Weiters darf ich darauf hinweisen, dass im Couloir eine Ausstellung zu Ziel 13 der SDGs – Maßnahmen zum Klimaschutz – ausgerichtet wurde.
*****
Ich darf bekannt geben, dass die Sitzung von ORF 2 bis 13 Uhr übertragen wird, dann von ORF III bis 19.15 Uhr und anschließend in der TVthek.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:
„Preisstopp – Steuerstopp – Sanktionsstopp! Wann setzt die Regierung endlich echte Maßnahmen gegen die Kostenlawine?“
Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Belakowitsch. Sie weiß, ihre Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte sehr.
Abgeordnete
Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr
Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Sehr
geehrte Damen und Herren! Liebe
geplagte Steuerzahler vor den Fernsehgeräten oder auch hier auf der
Galerie! Herr Bundeskanzler, schön dass Sie sich die Zeit genommen haben,
heute hierherzukommen! Das ist auch nicht immer selbstverständlich. Es
wäre für Sie aber vielleicht ganz gut, wenn Sie manchmal zur
Bevölkerung rausgehen
würden, dann würden Sie nämlich merken (Abg. Leichtfried:
Wir hören nichts!), warum es so dringend notwendig ist, auch heute
wieder eine Debatte
über das Thema Nummer eins in dieser Republik zu führen (Abg. Leichtfried:
Herr Präsident! Man hört nichts!), nämlich über diese
massive Inflation - -
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Moment! Es ist
akustisch unverständlich. (Rufe bei der SPÖ: Der Ton ist nicht in
Ordnung!) Können Sie von der Technik bitte schauen,
dass man das hinten versteht? (Abg. Leichtfried: Man versteht es
vorne auch nicht! – Ruf bei den Grünen: Weil die Aussagen
unverständlich
sind! – Abg. Belakowitsch: Das geht aber nicht auf meine
Redezeit!) – Ja, die Redezeit wird gestoppt; ich setze sie
noch einmal zurück. (Abg. Obernosterer –
in Richtung Abg. Belakowitsch –: Wie der Präsident auf Sie
schaut!)
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): Geht es jetzt?
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte.
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): Passt es jetzt? – Danke!
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! (Rufe: Nein!)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es funktioniert nicht! Es war schon bei mir schlecht. (Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und NEOS. – Abg. Leichtfried: Vielleicht können wir unterbrechen? Also wenn es sogar beim Präsidenten schlecht ist, müssen wir unterbrechen! – Ruf bei den Grünen: ... drehen die Mikrofone zurück! – Abg. Michael Hammer: Könnten wir gleich eine Verschwörungstheorie bauen!) Könnte man die Einstellung vielleicht einmal gleich lassen? – Probieren Sie es noch einmal!
Abgeordnete Dr.
Dagmar Belakowitsch (fortsetzend):
Geht es jetzt? (Abg. Leichtfried: Nein!) Einen schönen guten
Morgen! Hört man mich? – Immer noch nicht. Das ist das Blackout
im Parlament. (Abg. Leichtfried: Es ist schon ein
schöner guter Morgen!) – Na ja. (Abg. Leichtfried:
Aber man versteht es nicht! – Abg. Kassegger: Herr
Präsident! Zur Geschäftsordnung! – Abg. Leichtfried:
Können
wir unterbrechen? – Abg. Krainer: Das gehört renoviert!
Müssen wir da
jetzt renovieren?)
9.08
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung: Herr Abgeordneter Kassegger. – Bitte.
*****
Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Ich ersuche Sie, die Sitzung zu unterbrechen und die Tonanlage in Ordnung zu bringen, bitte.
9.08
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich unterbreche die Sitzung, bis die Technik funktioniert. (Abg. Kassegger: Danke!)
(Die Sitzung wird um 9.08 Uhr unterbrochen und um 9.11 Uhr wieder aufgenommen.)
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die unterbrochene Sitzung wieder aufnehmen und Frau Abgeordneter Belakowitsch das Wort erteilen. – Bitte.
Ich hoffe, dass die Technik funktioniert.
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch
(FPÖ): Ich hoffe, man hört
mich jetzt. (Rufe: Ja! – Beifall bei der FPÖ.) Herr
Präsident, vielleicht sollte man das
morgen gleich in der Früh ausprobieren, denn wir haben morgen einen
internationalen Gast hier im Parlament. Es wäre eher unangenehm und
peinlich
vor der Präsidentin des EU-Parlaments, würde das Mikrofon nicht funktionieren – das vielleicht gleich im Hinterkopf behalten!
Herr Bundeskanzler, wir reden heute zum wiederholten Mal über das Thema Teuerung, und zwar weil Sie als Bundeskanzler ja offensichtlich nicht willens sind, dieses Thema zur Chefsache zu erklären. Die Regierung wurschtelt weiter, als gäbe es kein Morgen. Die geprüften und geplagten Steuerzahler daheim merken das tatsächlich jeden Tag, wenn sie einkaufen gehen, an der Supermarktkassa, an der Tankstelle oder wenn sie ihre Strom- und Gasabrechnungen bekommen. Das ist die Folge dieser Politik, die Sie zu verantworten haben, Herr Bundeskanzler!
Was haben Sie noch zurückgelassen? – Sie haben ein ruiniertes Gesundheitssystem, ein ruiniertes Pflegesystem zurückgelassen. All das sind Folgen der Politik der letzten dreieinhalb Jahre, deren Teil Sie waren, und Sie sind immerhin seit zwei Jahren Bundeskanzler dieser Republik.
Man darf auch nicht vergessen – und das ist ganz in Ihrem Verantwortungsbereich gewesen –: Österreich ist ein Asylmagnet geworden. Auch das sind Kosten, die explodiert sind. Sie haben Analphabeten und keine Arbeitskräfte ins Land geholt. Wir haben einen Fachkräftemangel, aber Sie holen Analphabeten ins Land. Auch dafür sind Sie verantwortlich, Herr Bundeskanzler!
Warum gibt es diese enorme Inflation bei uns, die
höchste Inflation in der Eurozone, Herr Bundeskanzler? Das fällt
ja nicht vom Himmel. Das ist nicht einfach etwas, das schicksalhaft
hinzunehmen ist, das hat schon auch Ursachen, und hinsichtlich dieser Ursachen,
meine Damen und Herren, sind Sie alle
hier herinnen von der Einheitspartei, die sich aus den Regierungsparteien, der
SPÖ – die Sozialisten grundeln momentan ohnehin irgendwo
zwischen
Marx und Murks herum und können sich nicht entscheiden, in welche Richtung
sie gehen wollen – und den NEOS zusammensetzt, ganz, ganz still.
Die Ursache war nämlich
die Lockdownpolitik. Sie haben das Land von einem Lockdown in den anderen
geführt. Sie haben die Wirtschaft runtergeschraubt, die
Wirtschaftsleistung kaputt gemacht. Das haben Sie in diesem Land gemacht. Das
haben Sie den Österreicherinnen und Österreichern angetan,
Herr Bundeskanzler, gemeinsam mit Ihren Regierungsmitgliedern. Die
Bürgerinnen und Bürger konnten überhaupt nichts mehr
machen. Und dann wundern Sie sich, dass die Energiepreise in die
Höhe gegangen sind.
Herr Präsident, meine Zeit (auf die Uhr am Redner:innenpult deutend) läuft irgendwie nicht. – Danke schön. (Abg. Kassegger: Du hast erst 30 Sekunden gesprochen! 30 Sekunden!) Nur zur Sicherheit für die Bürger:innen daheim, weil er mich sonst irgendwann mitten im Satz abdreht, und das wäre ja auch unangenehm, meine Damen und Herren.
Da ist die Kaufkraft jedenfalls hinuntergefahren worden.
Das Zweite, das Sie dann
gemacht haben: Sie haben das Land in einen Wirtschaftskrieg
hineingeführt, Herr Bundeskanzler, natürlich alternativlos,
genauso wie Sie es bei Corona gesagt haben, alles alternativlos. Sie haben sich
hierhergestellt: Wir werden sehen, Russland wird unter diesen Sanktionen leiden! –
Nein. Wir wissen, wer heute unter diesen Sanktionen leidet:
Die österreichische Bevölkerung leidet unter diesen Sanktionen,
während die russische Wirtschaftsleistung steigt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Was haben Sie
noch gemacht? – Sie haben eine grüne Inflation über das
Land drübergefegt, indem sie Kohle und Gas verteufelt haben und glauben,
Sie können jetzt mit irgendwelchen falsch verstandenen
Erneuerbare-Energie-Reformen plötzlich sauberen Strom produzieren.
Sie wissen, dass es nicht
geht. Schauen Sie sich das doch an! Natürlich sind wir nach wie vor von
fossilen Energieträgern abhängig.
Das ist falsch verstandene Energiepolitik, die
Sie da betreiben. Das geht eben nicht von heute auf morgen. Das kann nur dann
funktionieren, wenn es
nicht zulasten der Bevölkerung geht, und auch da haben Sie die Verantwortung, Herr Bundeskanzler. Sie haben nichts dagegen gemacht.
Heute stellen Sie sich bei der Coronapolitik hierher und
sagen, Sie waren es nicht, Sie sind zu expertenhörig gewesen, Sie waren eh
alle nicht dabei.
Es war die SPÖ nicht dabei, es waren die NEOS nicht dabei, es waren die
Grünen – da weiß man es nicht genau –
vielleicht nicht dabei. Genau das
Gleiche werden Sie irgendwann hier herinnen sagen müssen: Bei den
Sanktionen werden Sie dann auch sagen, Sie waren eh nicht dabei und Sie haben
eigentlich eh nur auf die Experten gehört. Genauso bei der
grünen Inflation,
bei der grünen Energie: Auch da werden Sie sich irgendwann einmal hierhinstellen
und sagen, eigentlich waren Sie gar nicht dabei.
Das ist das Problem: dass Sie, wenn Sie Ihre Fehler machen,
immer erst Jahre später draufkommen, dass Sie nicht dabei
waren – und das ist ein Fehler,
den Sie da machen, Herr Bundeskanzler. Sie merken gar nicht, was Sie dem Land
antun und wie es in dem Land ausschaut, weil Sie nicht mehr zur Bevölkerung rausgehen,
weil Sie nicht mehr das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern
suchen. Sie trauen sich gar nicht, das Gespräch zu führen, weil Sie
dann nämlich erkennen würden, dass die Armut im Mittelstand angekommen
ist und dass man diese Armut mit Arbeit nicht bekämpfen kann. Wissen Sie
eigentlich, wie viele Bürgerinnen und Bürger kein Einkommen zum
Auskommen haben? Die gehen 40 Stunden arbeiten und können sich ihr
Leben trotzdem kaum noch leisten. Sie müssen jeden Euro fünfmal
umdrehen und wissen trotzdem nicht, wie sie ihren Kindern noch die
Schuljause oder die Schulhefte bezahlen sollen.
Da muss man aber die SPÖ auch gleich mit ins Boot
holen, denn da, wo die SPÖ, wo die Sozialisten regieren, sieht man –
in Wien beispielsweise wurde vor zwei Tagen das Essensgeld in den
Kindergärten und Horten für alle Kinder angehoben (Zwischenruf
des Abg. Loacker) –: Da, wo die SPÖ das Sagen
hat, gibt es für alle Familien Zusatzbelastungen –
neben den Mieterhöhungen, die man in Wien hätte aussetzen
können, neben der Verdoppelung der Eintrittspreise
in den Wiener Schwimmbädern. Überall ist die SPÖ dabei. Die tut
also nur so, als könnte sie es. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)
Sie haben bewiesen, liebe
SPÖ: Sie können es auch nicht! (Beifall bei der FPÖ und bei
Abgeordneten der ÖVP.)
Ihr Arbeitsminister, Herr Bundeskanzler, hat
vor eineinhalb Jahren hier herinnen gesagt, wir müssen ja akzeptieren,
dass wir alle etwas ärmer werden. Na
dann schauen wir uns an, wer denn ärmer geworden ist: Sind Sie (in
Richtung Bundeskanzler Nehammer) ärmer geworden? – Nein.
Der Arbeitsminister? – Nein. Die Handelsriesen? –
Nein. Die Energiekonzerne? – Nein. Die alle sind nicht ärmer
geworden, und jetzt gehen Sie her und glauben, Sie können der
Bevölkerung wieder Sand in die Augen streuen, indem Sie sagen: Ja, die
Übergewinne holen wir uns jetzt auch noch ins Finanzministerium!,
obwohl Sie ja
schon die massiven Mehrwertsteuermehreinnahmen im Finanzministerium bunkern
und horten.
Herr Bundeskanzler, es sind schwarze und rote Manager bei
diesen Energiekonzernen, und die müssten Sie in die Pflicht nehmen,
damit die Preise sinken.
Die Preise müssen endlich runter – und nicht auch noch die
Übergewinne abschöpfen und irgendwo im allgemeinen Budget
versickern lassen! (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist doch der falsche Ansatz, den Sie da
haben. Da kennt sich ja wieder niemand aus. Deswegen haben sich die Leute ja
immer noch nichts erspart. Dann gehen Sie her und sagen gönnerhaft: Na,
das kriegen irgendwelche Gemeinden, wenn sie die
Gemeindegebühren nicht erhöhen! – Herr Bundeskanzler, die
Gemeindegebühren kann man auch so einfrieren, da müssen Sie nicht die
Übergewinne hernehmen. Hören Sie endlich auf, irgendetwas hin- und
herzujonglieren und den Leuten einzureden, Sie seien tätig! Die
Bürger spüren
es ja ohnehin, dass da nichts weitergeht.
Das Einzige, das
Sie machen, ist: Sie sind groß und wichtig in der EU. Sie glauben, dort
müssen Sie jetzt die westlichen Werte verteidigen. Irgendwo in der
Ukraine verteidigen Sie dann die europäischen, westlichen Werte und lassen
tatsächlich die Leute im eigenen Land mit ihren Sorgen, mit ihren Problemen und mit
ihren Existenzängsten alleine. Die Leute haben inzwischen Existenzängste.
(Zwischenruf der Abg. Baumgartner.) – Sie können
reinschreien, Frau Kollegin, denn Sie haben es schon einmal gesagt: Sie
sind davon überzeugt, die ganze Teuerung ist nur von der Opposition
herbeigeredet. Das ist auch ein Zugang. Man kann auch den Kopf in den Sand
stecken
und eben nicht mit den Bürgerinnen und Bürgern reden. (Beifall bei
der FPÖ.)
Was, Herr
Bundeskanzler, aber eigentlich wirklich schon vor Monaten hätte passieren
müssen – spätestens gestern; machen Sie es heute
endlich! –:
runter mit der Mehrwertsteuer, weg mit der Mehrwertsteuer, ein Aussetzen bei
den Grundnahrungsmitteln.
Wenn Sie glauben, dass Sie
damit irgendwelche internationalen Produzenten fördern, Herr
Bundeskanzler, dann machen Sie es bei heimischen Lebensmitteln, bei
Lebensmitteln, die tatsächlich in Österreich produziert worden sind!
Damit schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Grundnahrungsmittel
sind billiger, und den Bauern bleibt auch noch mehr im Geldbörsl, Herr
Bundeskanzler. Das ist ein wichtiger Ansatz. (Zwischenruf des Abg. Eßl. –
Abg. Loacker: Den Bauern ...!)
Weg mit Ihren neuen Steuern! Es
ist ja so: In dieser Inflation kommen Sie mit einer CO2-Abgabe
daher – die wollen Sie jetzt auch noch verdoppeln,
hat Frau Gewessler gesagt –, bis hin zu einer neuen
ORF-Haushaltsabgabe – zusätzliche Belastungen für einen
Haushalt. Auch da: Weg damit! Aussetzen! Weg! Ersatzloses Streichen!
Braucht kein Mensch! (Beifall bei der FPÖ.)
Aussetzen der Mineralölsteuer, Halbieren der
Mehrwertsteuer auf all die Energiepreise! Alle Energiekonzerne – ich
habe es schon gesagt – sind in roter und schwarzer Hand. Die
müssen Sie sich zur Brust nehmen, die müssen
die Preise jetzt endlich einfrieren. Deckel drauf auf die Energiepreise, Herr
Bundeskanzler! Das sind Maßnahmen, die die Inflation drücken
würden.
Und das sind auch Maßnahmen, die andere Länder in
Europa gesetzt haben. Das sind dann die Länder, die mindestens ein Drittel
weniger bis hin zur Hälfte der Inflation von Österreich haben.
Es kommt nämlich nicht von ungefähr und es fällt nicht vom
Himmel, dass es Österreich ist, das die höchste Inflation
überhaupt in der Eurozone hat. Das sind die nicht gesetzten
Maßnahmen; das ist von Ihnen politisch gewollt, weil Sie genau wissen,
die Mehreinnahmen
aus der Mehrwertsteuer sprudeln dem Finanzminister ins Finanzministerium hinein. Sie können damit die Coronalöcher
stopfen, die Sie aufgerissen haben. Über 50 Milliarden
Euro sind da für völlig sinnlose Maßnahmen rausgeflossen.
Daher sage ich Ihnen jetzt in meinem Schlusssatz – ich komme zum Schlusssatz, Herr Präsident –: Weg mit dieser grünen Inflation und Schluss mit diesen sinnlosen Russlandsanktionen, Herr Bundeskanzler! Kommen Sie endlich ins Handeln für die eigene Bevölkerung, für die eigenen Bürger, Herr Bundeskanzler! Die brauchen es ganz, ganz dringend! (Beifall bei der FPÖ.)
9.22
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung: Herr Klubobmann Wöginger. – Bitte.
*****
Abgeordneter
August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident, ich schlage vor,
dass wir in der nächsten Präsidialkonferenz auch darüber reden,
dass ein Klub – und es geht ja der Stärke der Fraktion nach im
Rad – eine Aktuelle Stunde verlangt und da Klubobmann Kickl
aufscheint ,
dass er diese Aktuelle Stunde nach unserer Geschäftsordnung verlangt hat,
aber dann selber nicht anwesend ist. Er ist entschuldigt, zum 23. Mal in
dieser Legislaturperiode (Ah-Rufe bei der ÖVP) – da sind
die Zuweisungssitzungen nicht eingerechnet –; zum 23. Mal ist
Herr Klubobmann Kickl bei einer regulären Sitzung entschuldigt. Er fehlt
dann bei seiner eigenen Aktuellen Stunde (Zwischenruf des Abg. Deimek),
zu der er das Verlangen gestellt hat. Das ist eine
Missachtung des Parlaments,
das werden wir diskutieren müssen. (Beifall
bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)
9.23
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundeskanzler. – Bitte sehr.
Bundeskanzler
Karl Nehammer, MSc: Sehr
geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte
Abgeordnete! Wir haben erst vor Kurzem hier im Hohen Haus das
tatsächlich wichtige Thema Teuerung und Inflation diskutiert, die
Argumente dazu ausgetauscht. Es ist eigentlich erst wenig Zeit vergangen, das
heißt, die Argumente ähneln einander ein wenig, auch jene, die ich
jetzt gerade gehört habe – sie werden aber nicht dadurch
wahrer, dass man sie ständig wiederholt. (Rufe bei der FPÖ:
Ja! – Abg. Wurm: 10 Prozent!)
Sehr geehrte Frau Abgeordnete, gleich zu Beginn:
Österreich hat nicht die höchste Inflation innerhalb der Eurozone. (Abg.
Loacker: Mama, die anderen haben auch ...!) Das ist inhaltlich
falsch, und es ist auch ein Stück weit ein Zeichen
dafür, dass es sich immer wieder lohnt, doch Zahlen, Daten, Fakten in
einer Diskussion und in einer Frage zu checken, die tatsächlich sehr
emotional sind. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass Inflation und Teuerung die Menschen sehr belasten, auch die Wirtschaft, die Bäuerinnen und Bauern, die Pensionistinnen und Pensionisten, die Familien. Und ja, es ist Aufgabe der politisch Verantwortlichen, Maßnahmen dagegen zu setzen und zu handeln. Auch da lohnt sich einfach ein Faktencheck – keine Behauptung des Bundeskanzlers, sondern der Statistik Austria. All das, was ich Ihnen jetzt sage, ist nachzulesen – weil ich glaube, dass es wichtig ist, in einer emotionalen Frage
eben auch die Wirklichkeit darzustellen, um dann daraus wieder die nächsten Ableitungen zu treffen. (Abg. Kassegger: Jetzt bin ich gespannt!)
Ein messbares Thema ist, dass
wir die Kaufkraft in Österreich nicht gesenkt, sondern gestärkt
haben. Sie haben vorhin gesagt, es gibt weniger Kaufkraft in Österreich. –
Das ist nicht wahr. (Abg. Belakowitsch: Das habe ich noch nicht
einmal gesagt! Sie haben nicht einmal zugehört!) Es ist bei der
Statistik
Austria nachzulesen: Die Kaufkraft ist um 3,1 Prozent gestiegen. (Beifall
bei ÖVP und Grünen.)
Was bedeutet der Begriff
Kaufkraft an sich? – Das ist ein technischer
Begriff (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz – Präsident Sobotka
gibt das Glockenzeichen), er heißt nichts anderes, als dass die
Menschen ausreichend Einkommen zur Verfügung haben, um eben auch eine
schwierige Situation wie die Teuerung zu bestehen. Und
die - - (Abg. Schnedlitz: Wiederholen Sie das noch einmal
für die Zuseher zu Hause, die sich nichts mehr leisten können!) –
Ich habe gerade
einen Zwischenruf des Generalsekretärs der FPÖ bekommen, der die
Statistik Austria in Zweifel zieht und sagt, die Zahlen seien falsch. (Abg. Belakowitsch: Das hat
er nicht gesagt! Ich glaube, Sie brauchen einen Ohrenarzt!) Man kann es
gerne nachlesen, es nützt einfach, sich damit auseinanderzusetzen. (Abg.
Schnedlitz: Wiederholen Sie das noch einmal für die Zuseher zu
Hause!) Was
Sie verwechseln, Herr Generalsekretär von der Freiheitlichen Partei, ist,
dass das eine das Faktische ist, das andere ist das Erlebte. (Abg. Kassegger:
Das stimmt
ja nicht!) Und die erlebte Teuerung ist überall sichtbar und
spürbar.
Die Frage ist – und der wollen wir uns heute
inhaltlich stellen –: Können die Menschen dennoch ihr Leben
bestreiten? Das ist unsere wichtigste
Aufgabe, genauso wie unsere wichtige Aufgabe in der Politik folgende ist:
Schaffen wir Rahmenbedingungen dafür, dass Wirtschaften möglich ist!
Wir hatten die letzten zwei Jahre trotz Pandemie und trotz Kriegs in der
Ukraine
ein Wirtschaftswachstum von 10 Prozent, wenn man beide Jahre
zusammenzählt. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Wir
hatten ein höheres
Wirtschaftswachstum als die Bundesrepublik Deutschland. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Woran kann man auch das wieder messen? Auch das sind keine
Bundeskanzlerzahlen, sondern sie sind
einfach nur nachzulesen. – Die freiheitliche Fraktion
ist hier sehr aufgeregt und schreit immer wieder heraus (Abg. Belakowitsch:
Gar nicht aufgeregt!), aber das ist aus meiner Sicht eigentlich gar nicht
notwendig, denn wir sind in einer schwierigen Phase, und es lohnt
sich einfach in einer Demokratie (Abg. Schnedlitz: War das jetzt ...
oder Psychopharmaka?! –
Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), den Argumenten auch
zuzuhören, sie auszutauschen, anstatt die Menschen dadurch zu
verunsichern, dass
man den Streit prolongiert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen.)
Bleiben wir aber dabei, auch da wieder der Faktencheck: Wir
haben uns in Österreich vorgenommen, diese Bundesregierung hat sich
vorgenommen,
die Kaufkraft und die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort zu stärken.
Es gibt 200 000 offene Stellen. Die größte Angst war, dass wir
das Thema Arbeitslosigkeit als Bedrohung bekommen; das wurde vermieden.
Ganz im
Gegenteil, wir, die Wirtschaft, die Industrie, die Unternehmerinnen und Unternehmer
bis hin zu den Kleinstbetrieben, suchen händeringend nach Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern.
Und ja, weil das heute auch angesprochen worden
ist – auch da können Sie Zahlen, Daten, Fakten
checken –: Es ist tatsächlich wertvoll und sinnvoll, alles zu unternehmen, um in den Arbeitsprozess zu kommen,
denn der Arbeitsprozess schützt
auf jeden Fall besser vor Armut, als wenn man nicht arbeiten geht.
(Beifall bei der ÖVP.)
Frau Abgeordnete Belakowitsch
hat aber auch ein Themenfeld angesprochen, das wir sehr ernst nehmen,
nämlich dort, wo Betroffenheitslagen sind,
trotz eines engmaschigen sozialen Netzes, das es in Österreich
gibt – ja, darauf können wir in dieser Republik tatsächlich
stolz sein. Es gibt aber Maschen,
die zu groß sind: in schwierigen Situationen, bei Alleinerzieher:innen,
eben gedrückt durch Teuerung und Inflation. Da müssen wir helfen und müssen auch etwas tun, und das haben wir getan, indem wir das Paket gegen Kinderarmut beschlossen haben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Das ist eine wichtige
Maßnahme – eine Maßnahme, die unmittelbare finanzielle
Hilfe darstellt. Auch da lohnt es sich wieder, einfach nur hinzuschauen, was passiert:
Das sind 60 Euro im Monat mehr für Kinder. Ich sage auch gleich dazu,
es ist jetzt auch die Verantwortung der Eltern dieser Kinder, darauf
zu achten, dass dieses Geld auch entsprechend eingesetzt wird und
tatsächlich auch den Kindern zugutekommt. (Abg. Hafenecker: Ja,
für die CO2-Steuer
zum Beispiel! ...! Ist ja mit den Grünen beschlossen
worden! – Abg. Erasim: Machen Sie eine gescheite Politik!)
Dieses Thema ist aus meiner
Sicht ganz wesentlich. Die Eigenverantwortung ist immer ein wesentlicher
Bestandteil einer funktionierenden Demokratie.
Es ist eben wichtig, beide Parameter zu nennen. Es muss auf der einen Seite
dort geholfen werden, wo Hilfe notwendig
ist, und auf der anderen Seite müssen
wir auch weiterhin alles daran setzen, Arbeit zu entlasten, und auch daran,
dass sich mehr zu arbeiten lohnt, und vor allem daran, dass sich länger zu
arbeiten, über das Pensionsantrittsalter hinaus, lohnt. Auch das
sind Ziele von mir als Bundeskanzler, die weiter verfolgt werden müssen. (Beifall
bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)
Die Teuerung ist tatsächlich ein strukturelles Thema.
Es ist etwas passiert, angesichts dessen wir in der Bundesregierung gemeinsam
beschlossen haben, da nicht länger zuzusehen. Letztes Jahr war es
tatsächlich so, dass die Strompreise sich völlig
verrückt entwickelt haben, dass für die Megawattstunde 500 Euro und mehr verlangt worden
sind. Sie können sich alle noch erinnern, welche Verwerfungen das
sogar in Österreich mit sich gebracht hat – denken wir an das
Thema Wien Energie. Das war also eine bedrohliche
Situation in der Frage der Energieversorgungssicherheit.
Faktum ist aber jetzt genauso,
dass nun – Monate später – die Lage eine völlig
andere ist. Die Strompreise sind am Großhandelsplatz zurückgegangen,
und zwar deutlich zurückgegangen, und die Produzenten geben das nicht an
die Kundinnen und Kunden weiter – ganz egal ob an die Haushalte, an
die Wirtschaft oder an landwirtschaftliche Betriebe. (Abg. Wurm: So
wie die Tiwag!) Wir haben zwei verschiedene Maßnahmen gesetzt, um dem
entgegenzuwirken:
Zum einen ist das eine
Maßnahme für Mehrpersonenhaushalte, die jetzt schon länger
gilt, nämlich die Stromkostenbremse. Die Stromkostenbremse soll
dazu führen, dass die Menschen nicht durch zu hohe Energiepreise belastet
sind. Das hat auch gegriffen und funktioniert. Einzelne Bundesländer haben
sogar noch zusätzliche Leistungen dazugelegt, damit die Haushalte
tatsächlich unterstützt werden.
Das entlastet aber zum Beispiel
die Unternehmerinnen und Unternehmer nicht. In diesem Zusammenhang ist jetzt
die nächste Maßnahme, die wir als Bundesregierung setzen, zu sehen.
Wir erhöhen die Übergewinnbesteuerung drastisch, genau mit dem Ziel,
den Energiekonzernen eines klarzumachen:
Wir nehmen nicht zur Kenntnis, dass Gewinne privatisiert und Risiken verstaatlicht
werden! (Beifall bei ÖVP und
Grünen. – Ruf bei der FPÖ: ... schlagen sie
aber drauf, die Steuer!)
Wir werden im Sinne der Österreicherinnen und Österreicher und der Menschen, die in Österreich leben, jetzt so handeln, dass, wenn die Konzerne nicht bereit sind, die Preissenkungen weiterzugeben, diese Übergewinnsteuer voll wirkt.
Ja, Inflation und Teuerung sind strukturelle Themen, das ist
auch von der Abgeordneten angesprochen worden, da geht es eben auch um
systemische Erhöhungen wie Gebührenerhöhungen, die
stattfinden. Genau deshalb
müssen wir auch bei den Gebührenerhöhungen einen Stopp
einziehen. Der Bund macht das, aber er hat damit noch keinen Einfluss auf die
Gemeindegebühren. (Abg. Leichtfried: Mit der CO2-Steuer?!)
Die Gemeinden führen die Gebührenerhöhungen
nicht einfach aus Jux und Tollerei durch, sondern weil Wasser, Kanal und andere
Infrastruktureinrichtungen tatsächlich auch kostendeckend
geführt werden müssen. Gleichzeitig ist jede
Erhöhung aber auch toxisch für das Thema Steigen der Inflationsrate.
Das heißt: Wir machen den Gemeinden das Angebot,
mit den Einnahmen aus dieser Übergewinnsteuer zu arbeiten, um die
Gebühren nicht zu erhöhen, und dadurch nicht inflationstreibend zu
wirken.
(Abg. Hafenecker: In zwei Jahren!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Kampf gegen die
Inflation und die Teuerung ist einer, der ein Stück weit auch sichtbar
macht, was es heißt, verantwortungsvoll politisch zu handeln. Es ist kein
Thema, das sich für polemische Diskussionen eignet. Warum
nicht? – Weil einfache Lösungen bei komplexen Herausforderungen
nicht greifen. Das wissen alle, die hier im Raum sind und sich redlich mit der
Thematik auseinandersetzen. (Beifall bei
ÖVP
und Grünen.)
Ich sage auch dazu: Es macht auch wenig Sinn, die Menschen
in einer Zeit, in der sie schon mehr als verunsichert sind, weiter zu
verunsichern. Frau Abgeordnete Belakowitsch, es ist nicht das erste
Mal, dass wir uns inhaltlich mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen. (Zwischenruf
des Abg. Hafenecker.) Ich ersuche die freiheitliche Fraktion hier in
diesem Hohen Haus dringend, den Menschen nicht immer vorzumachen, dass es
unerheblich ist, Ursache und Wirkung voneinander zu unterscheiden. (Abg.
Wurm: Die Ursachen haben wir schon erklärt! – Abg.
Belakowitsch: Ich hab’ Ihnen ja die Ursachen eh erklärt!)
Auch
heute wurden wieder die Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs (Abg.
Belakowitsch: Die sind die Ursache, ja! – Abg. Wurm: Hast
ja selber gesagt!)
in der Ukraine als Kostentreiber und als Verursacher von Inflation und Teuerung
angeführt. (Abg. Wurm: Ja! – Abg. Belakowitsch:
Ja, Kostentreiber! Nicht Verursacher, aber Treiber!)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, ich weiß, es ist aufgrund der Dauer des Krieges leider auch schon
in den Hintergrund getreten, aber es lohnt sich,
sich die Tatsachen anzusehen: Gas wurde niemals sanktioniert. Gas wurde als
Druckmittel eingesetzt, auch vonseiten der Russischen Föderation, auch
gegenüber Österreich (Abg. Belakowitsch: Herr
Bundeskanzler, das ist sogar Ihrer nicht würdig!), nämlich als
Gazprom im letzten Jahr einige Monate entgegen
der Zusagen statt 100 Prozent nur 30 Prozent geliefert hat. Ziel war
es,
uns dahin gehend unter Druck zu setzen, dass wir nicht in der Lage sind, die
Speicher in Österreich zu füllen. All das hat keine Bedeutung
erlangt, weil wir in der Lage waren, zu diversifizieren, das heißt,
anderes Gas zu beschaffen.
Die Speicher sind gefüllt. Auch wenn es heute keine große Sorge mehr
ist, weil der Zustand in den Gasspeichern ein anderer ist, darf ich jetzt und
heute
sagen: Unsere Gasspeicher sind jetzt schon zu 75 Prozent gefüllt. Das
heißt, auch für den nächsten Winter wird bereits vorgesorgt. (Beifall bei ÖVP
und Grünen.)
Eines, glaube ich, muss unser
gemeinsames Ziel sein, hier im Hohen Haus und darüber
hinaus: Wir alle wollen das Gleiche, nämlich dass der Krieg aufhört,
dass das Leid in der Ukraine beendet wird. (Abg. Hafenecker: Deswegen
liefern wir Waffen! Super!) Auch das ist aus meiner Sicht kein wirklich gut
geeignetes
Thema, um zu polemisieren. (Abg. Belakowitsch: Das war Corona ja auch
nicht! – Zwischenruf des Abg. Deimek.) Die Menschen sind
tatsächlich in großer
Not, sie sehen das an den Zehntausenden Vertriebenen, auch an jenen, die
Österreich aufgenommen hat. Es ist unsere gemeinsame
Verpflichtung – und Österreich leistet da global gesehen einen
erheblichen Anteil, wir sind unter den top drei bei der Unterstützung, bei
der humanitären Hilfe –, der Ukraine in
dieser schweren Zeit beizustehen.
Und noch einmal für die Kolleginnen und Kollegen von
der freiheitlichen Fraktion: Wenn ein Land ein anderes überfällt, die
Grenze mit Kampfpanzern und Soldaten überschreitet, dann ist das eine
Invasion. Dann gibt es
einen Aggressor und ein Opfer. (Abg. Belakowitsch:
Ja, ja, und dann gibt es eine Neutralität!) An diesen
Tatsachen sollte man nicht rütteln, denn das wäre
eine Verdrehung der Tatsachen und würde den Kriegstreibern nutzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)
Es geht aber auch grundsätzlich um das Thema redliche Politik. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit meinem Schlusswort möchte ich Sie zu gemeinsamem Handeln und Vorgehen einladen. Es gibt viele Gesetze, die aus gutem Grund in unserer Verfassung als sogenannte Zweidrittelmaterien vorgesehen sind. Das heißt, diese Gesetzesvorlagen erlangen erst Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger, wenn zwei Drittel der Abgeordneten zustimmen. Blockaden in dieser Frage bedeuten, dass wichtige Gesetzesmaterien gar nicht erst zum Tragen kommen.
Ich als Bundeskanzler und als Vertreter der Exekutive
ersuche Sie in aller Demut vor der Legislative dringend, Ihre politische
Verantwortung wahrzunehmen
und wichtige Gesetzesvorhaben nicht aus parteitaktischen Gründen
zu blockieren – zum Wohle unseres Landes. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
9.37
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stocker. Die Redezeit beträgt ab nun 5 Minuten. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher, die diese Sitzung verfolgen! Diese Aktuelle Stunde findet statt, weil Herbert Kickl sie unter dem Titel „Preisstopp – Steuerstopp – Sanktionsstopp!“ verlangt hat. Wir reden zum wiederholten Male über diese Themen, und zum wiederholten Male ist Herbert Kickl auch bei seiner eigenen Aktuellen Stunde nicht anwesend. Diese Republik braucht einen Kickl-Stopp, denn es vermissen ihn nicht alle in diesem Haus. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Lindner.)
Sehen wir uns diese Stopptaste, die die FPÖ verlangt, näher an, und beginnen wir beim Sanktionsstopp: Acht Anträge hat die FPÖ – die Putinversteher
in dieser Republik –
in diesem Haus für die Russische Föderation gestellt. (Abg. Wurm:
Oh! Jetzt wird es tief! – Abg. Deimek: Was macht die
ÖVP, außer vertagen?! – Weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ.) 280 Presseaussendungen haben Sie gemacht, damit dieser
Sanktionsstopp eintritt. Sie haben ja ein Vorbild in
einem Nachbarland von uns, in Ungarn. Ihr Parteiobmann, Herr Herbert Kickl, hat
ja gesagt: „Machen wir’s dem Orbán nach
[...]!“ – Viel Vergnügen!
Machen Sie es Orbán nach! Ungarn ist ein „Hort der nationalen
Selbstbestimmung“, wurde gesagt (Abg. Hafenecker: Der
Nehammer ...!), und: Orbán
ist ein „Macher“ an der Staatsspitze. (Abg. Belakowitsch:
Die haben auch keine 108 000 Asylanträge gehabt letztes Jahr!)
Dann schauen wir uns einmal an, was er an der Staatsspitze
gemacht hat, ihr Vorbild, dem Sie ja nacheifern: Er hält sich aus den
EU-Sanktionen heraus, so wie Sie das ja wünschen. (Ruf bei der
FPÖ: Es geht aber schon um Teuerung!) Er blockiert die Hilfe für
die Ukraine, so wie Sie das auch wollen, weil Ihnen die Menschen egal sind,
hier und in der Ukraine (Beifall bei
ÖVP und Grünen), und er schließt
Gaslieferverträge mit Russland – das wollen Sie offensichtlich
auch –, das heißt, die Abhängigkeit wird weiter
verlängert. (Ruf bei der FPÖ: Wir haben Verträge, falls Sie
das nicht wissen! – Abg. Belakowitsch: Das weiß
er eh!) Das ist Ihr Vorbild bei der Stopptaste, die Sie für diese
Republik verlangen.
Sehen Sie sich einmal an, welche Ergebnisse diese Politik
mit sich bringt: Seit 2022 leidet Ungarn unter einer Rezession. Die
Inflationsrate liegt trotz –
oder eigentlich wegen – einer Preisbremse, die Sie ja so vehement
verlangen, bei 24 Prozent. Bei Lebensmitteln beträgt sie
46 Prozent. Das ist Ihr Vorbild,
und wenn Sie das für Österreich wollen, dann sollen die Menschen auch
wissen, wo sie mit Ihnen landen. (Beifall
bei ÖVP und Grünen.)
Wen trifft das
eigentlich? – Das trifft in Ungarn die Ärmsten. Sie können
es im Internet und in der Presse nachlesen: Dort werden Fleischabfälle
für Kinder zubereitet. Man kann auch nachlesen, dass das ein
Mittel ist, damit die Kinder nicht verhungern. – Das ist kein
Vorbild für diese Republik, und das ist
kein Weg, den wir gehen wollen. Sie können sich Ihre Vorbilder nehmen, wo
Sie
wollen, für uns sind sie keine. (Beifall bei ÖVP und
Grünen sowie der
Abg. Meinl-Reisinger.)
Jetzt kommen wir nach
Österreich: Sehen wir uns einmal an – weil Sie sich so Sorgen
machen: Steuerstopp und Preisstopp –: Wo waren Sie eigentlich
nicht dabei, als es um die Menschen in diesem Land gegangen ist? (Abg. Belakowitsch:
Bei der Impfung!) – Sie waren bei den 300 Euro für die
Mindestpensionisten nicht dabei. Sie waren bei den 180 Euro
zusätzliche Familienbeihilfe nicht dabei. Sie waren auch nicht bei
der Erhöhung des Kindermehrbetrages dabei (Abg. Wurm: Kollege
Stocker, ... im Sozialausschuss ...!), auch nicht bei der Verlängerung des Wohnschirms, nicht beim
Vorziehen des Familienbonus – 2 000 Euro für
jedes Kind. Und Steuerstopp: Sie waren auch nicht für die Verschiebung
der CO2-Steuer. (Abg. Belakowitsch: Was? Die war ja nicht
auf
der Agenda! – Weitere Zwischenrufe bei Abgeordneten der FPÖ.)
Das heißt, wenn man Sie an Ihren Taten misst, dann
sieht man, dass das alles leeres Gerede ist, vom Parteiobmann bis zum letzten
Abgeordneten in Ihren Reihen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Ihnen
geht es nicht um die Menschen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Lausch
und Deimek.) Herbert Kickl geht es
auch nicht um die Menschen. Ihnen geht es um die Stimme der Menschen (Abg. Belakowitsch:
Und Ihnen?), und das muss man hier einmal laut aussprechen. Der einzige
Mensch, den Herbert Kickl sieht, wenn es ihm um etwas geht, ist jener, den er
im Spiegel sieht. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie der Abg. Krisper. –
Abg. Hörl: Jetzt weiß er, was ein blaues Wunder ist!)
9.41
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Leichtfried. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Kollegen Wöginger und Stocker haben sich gefragt, wo
Herr Kickl ist. Ich kann da vielleicht helfen, denn ich sehe zwei Möglichkeiten, warum er nicht da ist: Entweder interessiert ihn das Thema Teuerung nicht, oder es gibt kein Wording aus Moskau. Diese zwei Möglichkeiten hätte ich gesehen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen. – Abg. Amesbauer: Ein Schenkelklopfer! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Herr Bundeskanzler, Sie
haben der FPÖ alternative Fakten vorgeworfen. Ich muss ehrlich
sagen: Ich widerspreche Ihnen oft, aber da kann ich Ihnen gar nicht
allzu sehr widersprechen. Nur, diese Situation muss natürlich schon
für
alle gelten. (Abg. Wurm: Nur fest zusammenhalten, wird
schon! – Abg. Belakowitsch: Wird schon!) Wenn man sich
auf die Statistik Austria bezieht, dann muss
man schon auch eines sagen, Herr Bundeskanzler: Faktum ist auch, dass wir in
der Coronazeit vom Wirtschaftswachstum her die Schlechtesten in Europa waren
und dass wir jetzt bei der Inflation die Schlechtesten in Westeuropa sind. Das
sind auch Fakten, die Sie zur Kenntnis nehmen müssten und für die Sie
auch die Verantwortung tragen, Herr Bundeskanzler.
Können Sie sich an das Jahr 2021
erinnern? – Wahrscheinlich nicht so sehr, weil Sie es lieber verdrängen würden. (Abg.
Belakowitsch: Sie auch wahrscheinlich!)
Im Jahr 2021 haben wir begonnen, vor dieser Teuerung zu warnen.
Wir waren die Einzigen, die vor dieser Teuerung gewarnt haben. (Abg. Meinl-Reisinger:
Na geh, geh, geh! Jörg! – Abg. Wurm: Träumer! Ihr
seid ja immer zu spät! – Abg. Belakowitsch: Ihr
wart überall dabei!) Wir waren die Einzigen, die darauf hingewiesen haben,
dass das zu einem riesigen Problem werden könnte. (Abg. Meinl-Reisinger: Im Gegenteil! – Abg. Belakowitsch: Machts was gegen
die Teuerung
in Wien!) Und was haben Teile der Bundesregierung
gemacht? – Sie haben uns als Teuerungshysteriker bezeichnet.
Wenn man jetzt das Wort Hysteriker deuten möchte – Kollege Taschner kann das sicher besser als ich, aber ich versuche es auch –, so ist es: irrational, übertrieben – solcher Zustand, solche Handlungen. Und wenn man über das Wort hysterisch redet, dann waren das mehr Ihre Maßnahmen, als Sie erkannt haben, was für ein Problem da vor uns liegt: Milliarden um Milliarden für
Einmalzahlungen ausgegeben, die nicht gewirkt haben; Milliarden ausgegeben für Überförderungen von Unternehmen; Milliarden nicht einkassiert von Unternehmen, die von dieser Krise massiv und ungerechterweise betroffen waren und profitiert haben.
Das war Ihre Politik, Herr
Bundeskanzler. Da darf man sich nicht wundern, dass es den Menschen in
Österreich jetzt so schlecht geht, wie es ihnen geht. Das ist etwas,
das Sie zu verantworten haben. Sie haben zu spät das Falsche getan,
und unser Land ist in eine wirtschafts- und sozialpolitische Katastrophe geschlittert.
(Abg. Deimek: Jetzt ist der Stocker ruhig!) 1,5 Millionen
Menschen können die Wohn- und Energiekosten nur mehr teilweise zahlen.
Eine halbe Million Menschen kann ihre Mieten nicht mehr zahlen. (Abg. Hafenecker:
Vor allem in Wien!) Einer Million Menschen fehlt das Geld für eine
warme Mahlzeit. (Ruf bei der ÖVP: Blödsinn! – Weitere Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Alles, was Ihnen dazu
einfällt, ist, dass Sie wieder jene unterstützen, die es nicht
brauchen, und auf der anderen Seite jene belasten, die eh schon genug darunter leiden.
Wie können Sie erklären, jetzt noch einmal die CO2-Steuer
zu erhöhen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler? Wie kann man das
erklären?
(Beifall bei der SPÖ.)
Herr Bundeskanzler, Sie haben
die Zweidrittelmehrheit angesprochen. Ich sage Ihnen jetzt etwas: Wir haben
jahrelang Vorschläge gemacht, wie man die Teuerung wirklich bekämpfen
könnte. Wir haben, glaube ich, inzwischen schon 34 Anträge dazu
gestellt. Und was haben Sie gemacht? – Sie haben jeden Vorschlag der
Sozialdemokratie blockiert. Sie haben das Einfrieren der Mieten blockiert, Sie
haben die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel blockiert,
Sie haben den Energiepreisdeckel blockiert. Sie haben das Recht der Menschen
auf ein anständiges Leben in Österreich blockiert. Das ist
das, was vorzuwerfen ist, und nichts anderes! (Beifall bei der SPÖ.)
Dass die Menschen in Österreich jetzt jeden Euro zweimal umdrehen müssen, dass sie sich am Ende des Monats zwischen Essen und Heizen entschei-
den müssen, dafür sind Sie, dafür ist diese Bundesregierung, dafür ist die parlamentarische Mehrheit dieser Bundesregierung verantwortlich. Ich fordere Sie auf: Zeigen Sie einmal staatspolitische Verantwortung und beenden Sie Ihre Blockade gegen die Menschen! (Beifall bei der SPÖ.)
9.46
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte.
Abgeordneter
Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau
Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Zuseher! Herr Bundeskanzler, jetzt zu
den Zahlen, Daten, Fakten – ich habe etwas von der Statistik Austria
mit, ich
habe den Bericht des Wifo mit; wir können uns gerne über die
Tatsachen unterhalten –: Die Inflation in Österreich
beträgt aktuell rund 10 Prozent. Wie
Sie wissen, liegt der EU-Durchschnitt bei 7 Prozent. – Das
einmal zu den Fakten.
Ursache und Wirkung: Herr Bundeskanzler, auch da haben wir
von den Freiheitlichen über Jahre ganz klar erzählt, dass es drei
oder vier hauptsächliche Ursachen gibt – diese sind auch
international zu sehen, da gebe ich Ihnen
recht –: die Russlandsanktionen, vollkommen klar; dann
natürlich auch die falsche Geldpolitik der EZB; dann die Coronakosten
von 100 Milliarden Euro;
und natürlich dieser ganze Ökowahnsinn, von den Grünen
angezettelt,
der die Bürger jetzt halt ganz massiv trifft. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)
Das trifft, da gebe ich Ihnen schon recht, viele Staaten in ganz Europa, weil
ja die ganze Europäische Union diesen Wahnsinn mitträgt und die
Inflation im Prinzip in ganz Europa hoch ist. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)
Nur, den Unterschied zwischen im Durchschnitt 7 Prozent in den europäischen Staaten – früher haben wir uns in Österreich einmal an der Spitze orientiert – und 10 Prozent, Herr Bundeskanzler, müssen Sie – auch mit Ihrer Regierung – schon auf Ihre Kappe nehmen; das ist ja ganz eindeutig. Die Zahlen lügen nicht, wie Sie sagen: 10 Prozent Österreich, 7 Prozent EU-Durchschnitt.
Ich habe auch die aktuellen
Zahlen betreffend die Inflation im April in Österreich mit. Gas:
70 Prozent Preissteigerung im Vergleich zum April im Vorjahr, Fernheizung,
Fernwärme: 97 Prozent Steigerung. – So, die Fakten sind
vollkommen klar – die Sozialdemokratie in Wien wird sich
angesprochen fühlen –,
das sind auch in Österreich die hauptsächlichen Preistreiber.
Jetzt vielleicht noch einmal zu
dem, was Sie in Österreich machen könnten, denn in Europa, Herr
Bundeskanzler, haben Sie es einfach versäumt, vernünftige Politik zu machen – aber Sie machen es
eben leider auch nicht in Österreich –; es gibt ganz,
ganz viele Dinge – wir haben Ihnen diesbezüglich schon
unzählige Anträge vorgelegt; Sie wissen das –:
Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel – wir waren die Ersten,
die das gefordert haben; vollkommen
klar –, dann auch die Banken dementsprechend einmal zur Räson
zu bringen – die österreichischen Banken haben im Übrigen
letztes Jahr 4 Milliarden Euro mehr Zinseinnahmen
gehabt. – Diese Liste kann man verlängern.
Es gibt natürlich den
ganzen Energiebereich – Frau Kollegin Belakowitsch hat es
erklärt. Noch einmal: Wenn ein ÖVP-Arbeiterkammerpräsident
Zangerl
die ÖVP-Tiwag in Tirol klagen muss, dann ist das eigentlich nur mehr eine
Show. Eine Show ist das! Dasselbe spielt sich natürlich in Wien bei der
Sozialdemokratie ab. Das sind natürlich Rote und Schwarze, die da in
der Verantwortung sind. Man tut so, als ob man für die Menschen irgendwie
kämpft, aber in Wahrheit passiert an den Schalthebeln genau gar nichts.
Zum Kaufkraftvergleich, den Sie, Herr Bundeskanzler, gebracht haben: Das müssen Sie einmal draußen, irgendwo im Supermarkt an der Kassa, den Menschen erklären, dass sie jetzt quasi eine größere Kaufkraft haben. Ich bin schon sehr gespannt, wie Sie das machen. Die Realität ist eine vollkommen andere. Natürlich geht es den Menschen in Österreich schlecht, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, aber die Verantwortung hat grundsätzlich diese schwarz-grüne Bundesregierung – leider Gottes halt auch unter Mithilfe der Sozialdemokraten und der NEOS, die die letzten Jahre
bei allen Fehlentscheidungen immer dabei waren, sowohl in Österreich als auch in Brüssel. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: ... bitte, bitte!)
Dann vielleicht auch noch einmal zur Erinnerung – weil Sie es ja in den Mund genommen haben, Herr Kollege Stocker – betreffend die CO2-Steuer: Wir waren die Einzigen, die diese CO2-Steuer ablehnen – also nicht erhöhen oder sonst etwas, wir lehnen sie grundsätzlich ab! In der derzeitigen Situation ist eine CO2-Steuer ja der vollkommene Wahnsinn. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist aber im Grunde genommen
ja auch genau das Problem. Ich habe das von Prof. Felbermayr auch mit,
Herr Bundeskanzler, Sie oder Ihre Mitarbeiter
werden es vermutlich haben (ein Schriftstück in die Höhe haltend):
Die Maßnahmen, die vorgeschlagen werden, sind zusammengefasst: eine
vernünftige
Politik, Wettbewerb, Kosten runter, Mehrwertsteuer senken. – Das
steht ja alles da drinnen, Herr Bundeskanzler, aber Sie machen es nicht. Sie
reden zwar darüber, aber Sie machen es
nicht. Die Belastungswelle steigt und steigt, und die Maßnahmen
kommen bei den Bürgern nicht an. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.)
Unser Auftrag als Freiheitliche
ist vollkommen klar. Wir sehen auch nicht mehr die Zukunft dieser Regierung.
Das heißt, es wird einen Bundeskanzler Herbert Kickl brauchen, es wird eine Freiheitliche Partei brauchen. (Beifall
bei der FPÖ. – Heiterkeit bei Abgeordneten von
ÖVP und SPÖ.) – Ah, darauf habe
ich jetzt gewartet, auf die Reaktion der Einheitspartei dieser vier. Die
Realität ist vollkommen klar. (Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.)
Sie, diese vier Parteien, haben Österreich wirklich, wirklich
abgewirtschaftet. Das ist die bittere Wahrheit – eine bittere
Wahrheit, aber es ist die Wahrheit. (Beifall bei der FPÖ. – Abg.
Leichtfried: Wie lange redet der denn noch?! – Abg. Voglauer:
Redezeit! – Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und
Grünen.)
Sie, diese vier Parteien, werden Österreich in keine
gute Zukunft mehr führen können. (Abg. Meinl-Reisinger: Ihr
habt uns herabgewirtschaftet, ihr habt uns in Krisen gestürzt!) Das
wird nur mit den Freiheitlichen und einem
Bundeskanzler Herbert Kickl gehen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
9.52
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Neßler. – Bitte.
Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kollegen, Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Die Rede der FPÖ war wie erwartet haarsträubend, und ich frage mich ehrlich, warum diese Partei noch das Wort Freiheit in ihrem Namen trägt, wenn sie in Wirklichkeit nur mehr eine Putin-Filiale in Österreich ist (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), die bekanntlich wenig von Freiheit hält. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Europafeindlichkeit, Russlandhörigkeit, Populismus in Reinform (Zwischenrufe bei der FPÖ) – Kollege Stocker hat schon angesprochen, wo die FPÖ überall nicht mitgestimmt hat (Zwischenruf des Abg. Deimek) –: Sie leisten somit null Beitrag für unser Land, für die Gesellschaft oder für unsere europäischen Grundwerte. Im Gegenteil, Sie agieren verantwortungslos und zum Schaden von (das S wie ein Sch aussprechend) Österreich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Österreich heißt das auf Deutsch!)
Aber warum macht die FPÖ das? Warum agiert die FPÖ
gegen die eigene Bevölkerung? Warum gibt sich die FPÖ freiwillig als
PR-Werkzeug für Russland her? – Ich sage Ihnen, warum, auch
wenn Sie es nicht hören wollen: weil sie am Gängelband des
Kriegstreibers Putin hängen. – Mich würde schon interessieren,
was Sie sich Ihre Russlandpolitik kosten lassen. Sie haben Ihre Verträge mit
Russland und halten sie nach wie vor unter Verschluss. Ich frage mich schon,
was Sie da zu verbergen haben. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Vier Parteien in diesem Haus schaffen es, zwischen
Täter und Opfer ganz klar zu unterscheiden, und Klubobmann Kickl spricht
in einem Interview davon,
dass man auch versuchen muss, Russland zu verstehen. Man muss versuchen,
Russland zu verstehen! Ernsthaft?! (Abg. Belakowitsch: Ja, das ist ja
jetzt
nicht überraschend! – Abg. Amesbauer: Sie verstehen
gar nichts! – Abg. Belakowitsch: Was verstehen
Sie überhaupt? – Präsident Sobotka gibt das
Glockenzeichen.)
Ich verstehe es nicht, wenn ein Kriegsverbrecher ein Land
überfällt. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn
Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt
wird. Ich habe kein Verständnis dafür, dass Tausende Kinder aus der
Ukraine verschleppt werden. (Abg. Amesbauer: Das ist nicht unser
Krieg!) Und ich
möchte mir gar nicht ausmalen, was für ein elendig grausiges
Gefühl es sein muss, wenn ich weiß, dass man mein Kind verschleppt. (Abg.
Amesbauer:
Mir kommen die Tränen! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Ich weiß weder, wie es ihm geht, noch,
was ihm passiert. Dafür haben wir sicher kein Verständnis. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. –
Abg. Amesbauer: Sie haben ja gar keine Kinder!)
Während Sie also natürlich ganz ohne Hintergedanken die einfache Lösung, nämlich das Ende der Sanktionen und somit den Kniefall vor Putin, propagieren, tun wir alles, um die Bevölkerung so gut wie möglich durch diese Krise zu bringen. (Abg. Belakowitsch: ... alles ist zu wenig, Frau Kollegin, das alles ist zu wenig!) Sie verunsichern, wir hingegen sichern ab, und zwar jene, die von der Teuerung am stärksten betroffen sind. (Abg. Hafenecker: Im Rahmen Ihrer Möglichkeiten ...! – Abg. Belakowitsch: Was tut ihr eigentlich? CO2-Steuer, Windräder ...!)
Darum haben wir nach intensiven Verhandlungen ein zielgerichtetes Paket mit 500 Millionen Euro für Kinder aus finanziell schlechtergestellten Familien aufgestellt (Abg. Belakowitsch: Die Kinder sollten Ihnen jetzt leidtun!), das von vielen Experten und Expertinnen sehr gelobt wurde. Damit geben wir Kindern, Familien, Alleinerziehenden die notwendige finanzielle Sicherheit, die sie in schwierigen Zeiten brauchen, und das nicht ein Mal, sondern Monat für
Monat. Wir beginnen mit Juli und das geht bis Ende 2024, so lange, bis wir gemeinsam aus dieser Teuerung wieder herauskommen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Und ja, mir wäre es auch lieber, wir müssten nicht über das Thema Kinderarmut sprechen, müssten uns nicht damit auseinandersetzen (Abg. Belakowitsch: Machen Sie was dagegen, Frau Kollegin!), aber das müssen wir (Abg. Wurm: Wegen der Freiheitlichen, oder?!), weil auch in Ihrer Regierungsperiode einfach nichts gegen Kinderarmut getan wurde. (Abg. Hafenecker: Wir waren nicht einmal im Parlament!) Dieses Thema hat Sie schon damals nicht interessiert (Abg. Belakowitsch: Woher wollen Sie denn das wissen?), genauso wenig wie Sie die Kinder in der Ukraine, die vom Krieg belastet sind, interessieren.
Uns ist es aber nicht egal,
wenn 10 000 Kinder in (das S wie ein Sch aussprechend)
Österreich nicht mit auf Schulausflug gehen können (Abg. Hafenecker:
Österreich heißt das,
Österreich!), uns ist es
nicht egal, wenn 43 000 Kinder Freunde und Freundinnen nicht
zu sich nach Hause einladen können, und uns ist nicht
egal, dass 20 000 Kinder in Österreich wichtige Anlässe wie
den eigenen Geburtstag nicht feiern können. Das ist uns nicht
egal!
Der Unterschied im Vergleich
zur FPÖ ist, einfach gesagt: Sie lösen keine Krisen, Sie lösen
Krisen aus. Und das Einzige, bei dem Ihre Partei immer stabil war, ist, wenn
es um den Sozialabbau gegangen ist, wenn es um Korruption gegangen ist oder
wenn es um Rassismus geht. Das ist Ihre Konstante in der Politik.
(Beifall bei den Grünen.)
Wenn es aber um richtige Arbeit geht, wie wir gemeinsam die
Gesellschaft in eine bessere Zukunft bringen können (Abg. Amesbauer:
Gemeinsam mit
euch machen wir gar nichts!), dann ist Ihre einzige Antwort darauf:
Ausgrenzung, Spaltung, Hetze. Das ist die einzige Sprache, die Sie sprechen (Abg.
Amesbauer: Es gibt keine Gemeinsamkeit mit euch!), das ist das
Klavier, auf dem Sie spielen, und das ist einfach nur grindig. –
Danke. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Wir wollen nichts mit euch zu tun haben!)
9.57
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr
Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Klubobmann Kickl hat uns diese
Aktuelle Stunde mit dem Titel „Preisstopp – Steuerstopp –
Sanktionsstopp“ eingebrockt. Klubobmann Kickl hat geahnt, dass seine
Partei da eine etwas schräge Performance an den Tag legen wird, und
ist lieber gleich zu Hause geblieben. (Heiterkeit und Beifall bei den
NEOS sowie bei Abgeordneten von
ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Deimek.)
Den roten Faden in der
Argumentation, falls es ihn gibt, konnte ich nicht finden, geschätzte
Zuschauerinnen und Zuschauer. Wenn Sie erfolgreicher waren,
lade ich Sie ein, mir zu mailen, worum es da gegangen sein sollte. (Heiterkeit
des Abg. Schallmeiner.)
Ich picke ein Element heraus,
das ich gefunden habe, das einen Sinn ergibt: Ja, die Stromerzeuger und die
Netzbetreiber in Österreich stopfen sich die
Taschen voll, nutzen die Marktsituation aus – es gibt nämlich
ein Stromkartell in Österreich –, und diese Stromerzeuger und
Netzbetreiber stehen im Wesentlichen im Eigentum der Bundesländer.
Die Landeshauptleute stopfen sich mit den Gewinnen dieser Unternehmen ihr
Landesbudget voll. Da hat
natürlich die Bundesregierung einen Job, und zwar einzugreifen, und den
nimmt sie nicht wahr. (Beifall bei den
NEOS. – Abg. Wöginger: Tun wir eh! ... Tun
wir eh!)
Wenn es in Österreich eine Inflation gibt, die
höher als in anderen europäischen Ländern ist (Zwischenruf
des Abg. Wurm), dann liegt es unter anderem daran,
dass die Bundesregierung teilweise den Wünschen von FPÖ und SPÖ
gefolgt ist
und enorm viele Milliarden ausgeschüttet hat; nicht so viel,
wie die Freiheitliche Partei wollte, aber 47 Milliarden Euro
wurden an Hilfen ausgeschüttet. Und natürlich, wenn Sie das Geld so
hinauspumpen und davon nur ganz wenig zielgerichtet an die Bedürftigen,
dann erzeugen Sie Inflation, weil Sie
einen Nachfrageschub produzieren. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Das
hat die Regierung geschafft. (Beifall bei den NEOS. – Abg.
Wöginger: Kaufkraft erhalten!)
Ich habe es in der letzten Sitzung gesagt, und ich wiederhole es noch einmal: Einer, der in den Siebzigerjahren das Problem von Angebot und Nachfrage verstanden hatte, war Bruno Kreisky. Der hat während des Ölpreisschocks verstanden: Ups, wir müssen jetzt die Nachfrage reduzieren, wenn wir die Inflation bekämpfen wollen! – Und dazu hat meine Fraktion einen Vorschlag vorgelegt.
Wie kann man die Nachfrage reduzieren? Die Bürgerinnen
und Bürger werden von der Republik abgezockt. Wenn sie ein paar
Euro – für die nächste Autoreparatur, für die
Reparatur der kaputten Waschmaschine, für einen neuen
Fernseher – auf ihrem Sparbuch zur Seite legen, dann bekommen sie
einen
sehr niedrigen Zins, und von diesem bisschen kassiert der Finanzminister noch
Kapitalertragsteuer. (Abg. Wöginger: Es gibt den
Reparaturbonus!) – Der Reparaturbonus ist auch wieder so
eine Bürokratiemaschine, die diese Regierung erfunden hat, Klubobmann
Wöginger. (Abg. Meinl-Reisinger: Genau! Zuerst
ziehe ich es aus der linken Tasche raus ...! – Abg. Voglauer:
Also bitte, wie viel hast du reparieren
lassen?) Es ist ja ganz
großartig, wo man überall Zettel einreichen
kann. Nehmen Sie den Leuten nichts weg, dann muss man ihnen nichts
zurückgeben! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Brandstätter:
So ist es! Bravo! –
Abg. Meinl-Reisinger: Bravo!)
Sie ziehen den Leuten das Geld
aus der Tasche, geben dann den Gutsherrn und sagen: Du kriegst eh einen
Reparaturgutschein! – So nett. (Heiterkeit bei
den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Lassen Sie
den Leuten ihr Geld, dass sie sich sauer
erarbeitet haben (Beifall bei den NEOS – Abg. Wöginger:
Wir haben die Steuern gesenkt, hallo?!), dann legen die
Bürgerin und der Bürger auch gerne ein paar Euro zur Seite! Wenn wir
Geld zur Seite legen und
nicht ausgeben, reduzieren wir die Nachfrage, und das wirkt
inflationsdämpfend. (Abg. Wöginger: Die Banken zahlen keine
Zinsen, das ist es!) Das sollte man
sich noch einmal überlegen. Wissen Sie, 40 Prozent der
Grünwähler
haben Wertpapiere – 40 Prozent! (Ruf bei der FPÖ:
Sicher mehr!) Bei der ÖVP sind es nicht so viele, aber gut, das ist
auch ein bisschen ein verbeamteter Haufen da drüben. (Ruf bei
der ÖVP: Hallo, hallo!)
Diesen Leuten, die etwas für ihre Altersvorsorge in Wertpapieren anlegen, weil die Umlagepension für ein Altern in Wohlstand nicht mehr reichen wird, nehmen Sie noch einmal Geld weg. (Abg. Stöger: Aber die Wertpapiere gar nicht!) Sie müssen nämlich, wenn sie ihre Wertpapiere, ihre Anleihen, ihre Fonds verkaufen, auf die nominelle Steigerung noch KESt zahlen. Das gehört weg, und die Behaltefrist gehört wieder eingeführt. (Abg. Wöginger: Das hat der Brunner schon lange gesagt!) Sie behandeln die Sparer wie Zocker an der Börse, und das ist falsch. (Beifall bei den NEOS.)
Wenn jemand mit dem Anlagehorizont Altersvorsorge Geld anlegt, dann sollte der Staat ihm nicht noch Kapitalertragsteuer aufgrund der positiven Entwicklung dieser Wertpapiere abziehen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wöginger.)
So, und die Freiheitliche Partei schleicht sich immer um die
eigenen Schmutzigkeiten herum – ich muss aufpassen, dass ich
mir da keinen Ordnungsruf einhandle. (Zwischenruf des Abg. Wurm.) Man
müsste einmal genauer unter die Lupe nehmen, was die FPÖ-Landespartei
Steiermark unter dem früheren Nationalratsabgeordneten
und heutigen Klubobmann Kunasek aufführt. Der wurde vom Landtag
ausgeliefert, weil es einen Verdacht der Untreue und
des Betruges in Millionenhöhe gibt. Die Freiheitliche Partei
Steiermark versinkt im Korruptionssumpf (Abg. Kassegger: Das ist
deiner unwürdig, Gerald! Es
gilt die Unschuldsvermutung! – Ruf bei der SPÖ: Wahnsinn!), und
hier in Wien wird laut gehupt. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten
von ÖVP, SPÖ
und Grünen. – Abg. Kassegger: Das ist deiner
unwürdig! – Weitere Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Man sollte sich einmal genauer anschauen, wie die Freiheitlichen mit dem Geld der Steuerzahler umgehen, wenn sie die Finger daran kriegen: nämlich schmutzig. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen. – Abg. Wöginger: Die ist in die Hose gegangen, die Aktuelle Stunde! – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
10.02
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Zarits. – Bitte.
Abgeordneter
Christoph Zarits (ÖVP): Sehr
geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin!
Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und
Zuseher zu Hause und hier auf der Galerie! Ich bin schon sehr verwundert,
Herr Kollege Loacker, dass Menschen, die immer alles besser
wissen, dort, wo sie Verantwortung tragen – nämlich in
Wien –, nichts besser machen. Ich würde mir eine gewisse Aktion
von den NEOS in Wien wünschen (Abg. Meinl-Reisinger: Die
gibt’s ...! – Abg. Belakowitsch: Die
erhöhen den Eintritt in die Schwimmbäder!), aber die NEOS sind ja so transparent,
dass sie nicht einmal ihre eigenen Mitglieder sehen, meine geschätzten
Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Was braucht es in dieser Situation? – Es braucht
in dieser Situation Maßnahmen, die zielgerichtet eingesetzt werden. Es
braucht auch Maßnahmen, die punktuell gesetzt werden, und es
braucht natürlich auch Maßnahmen, die strukturell gesetzt werden.
Was es auf keinen Fall braucht – das hat die Diskussion,
die Debatte heute gezeigt –, sind Sozialismus und Populismus.
Sozialismus und Populismus – das
hat die Vergangenheit gezeigt – lösen keine Probleme,
sondern sie sind Teil des Problems. (Beifall bei der ÖVP. –
Abg. Meinl-Reisinger: Aber das habt ihr gemacht die letzten Jahre:
Sozialismus pur!)
Wir haben in den Krisen der
vergangenen Monate und Jahre, vor allem der letzten Wochen, viele
Maßnahmen gesetzt, mit dem Ziel, rasch und unbürokratisch zu
helfen. Ich erinnere an viele Maßnahmen, bei denen die Freiheitliche Partei nicht dabei war, vor allem auch
Klubobmann Kickl nicht –
es ist mir eh lieber, weil manche Menschen nur durch ihre Abwesenheit zu ertragen
sind. (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.)
Beispielsweise garantiert die
Strompreisbremse bis 2 900 Kilowattstunden jedem Haushalt
500 Euro. Sozial gestaffelte Pensionserhöhungen machen,
vor allem für die Ausgleichszulagenbezieher, bis zu 10,2 Prozent aus.
Das ist etwas, das in der Geschichte der Zweiten Republik noch nicht
geschafft
wurde. Wir haben die Absetzbeträge erhöht, meine geschätzten
Damen und Herren, und wir haben im sozialen Bereich vor allem eines
geschafft –
das trägt auch die Handschrift der Volkspartei –: Wir haben die
Familien- und Sozialleistungen – die Familienbeihilfe, die
Studienbeihilfe, die Schulbeihilfe – valorisiert, meine
geschätzten Damen und Herren. Das ist ein Meilenstein in der Geschichte
der Sozialpolitik. Das haben wir gemeinsam mit unserem Regierungspartner
geschafft. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Neßler.)
Wir haben strukturelle
Maßnahmen gesetzt, wir haben die Steuerreform durchgesetzt, wir
haben die Steuertarifstufen gesenkt: von 25 auf 20, von 35
auf 30 und von 42 auf 40 Prozent. Wir haben den Familienbonus Plus von
1 500 auf 2 000 Euro pro Kind und Jahr erhöht, und wir
haben vor allem auch
eines geschafft – auch das ist ein Meilenstein in der Steuerpolitik;
er trägt die Handschrift unseres Klubobmannes, unseres
ÖAAB-Bundesobmannes –:
Wir haben die kalten Progression endlich abgeschafft. Das bringt den Menschen
mehr Netto vom Brutto. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Grünen. – Abg. Belakowitsch: Die merken das schon alle!
Die wissen schon nicht mehr, was sie machen sollen mit dem vielen Geld!)
Die Menschen haben jetzt mehr Geld zum Leben, meine geschätzten Damen und Herren. Auch für die Land- und Forstwirtschaft wurden Pakete geschnürt,
natürlich auch
für die Wirtschaft – wir dürfen keine
Bevölkerungsgruppe auslassen, wir müssen in dieser Krise alle
mitnehmen. Wir sind sozial gerecht und
auch treffsicher. Wir müssen die Kaufkraft stärken, und das haben wir
geschafft. Der Vergleich mit anderen Ländern macht uns sicher. Betreffend
Kaufkraft
sind wir im Vergleich zu anderen Ländern sehr, sehr gut unterwegs. Die
Menschen können konsumieren, und sie können Einkäufe
tätigen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Jetzt setzen wir weitere Maßnahmen: Ich spreche das Familienpaket an, meine geschätzten Damen und Herren. Vor allem für jene Familien, die kleine Einkommen haben, für Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher gibt es 60 Euro pro Kind mehr, und das bis Ende 2024 – das sind 1 080 Euro mehr bis Ende 2024. Das Schulstartgeld von bisher 120 Euro wird auf 150 Euro erhöht und zweimal im Jahr ausbezahlt.
Vom Herrn Bundeskanzler wurde
angesprochen, dass die Bundesabgaben eingefroren werden. Dafür bin
ich ihm sehr, sehr dankbar. Es gibt da keine Erhöhungen, und das
würde ich mir auch von manchen Bundesländern wünschen. Auf der
einen Seite gehen der Landeshauptmann von Wien Michael Ludwig
und unser Landeshauptmann Hans Peter Doskozil getrennt, aber wenn es darum
geht, den Menschen die Abgaben zu erhöhen, den Menschen das Geld aus
der Tasche zu nehmen, gehen Sie wieder Hand in Hand, da heißt es dann
wieder Feindschaft statt Freundschaft.
Eines muss ich Ihnen schon
sagen, meine geschätzten Damen und Herren, vor allem mit Blick auf die
SPÖ Wien: Wenn man die Preise für das Essen im Kindergarten in einer
Zeit wie dieser erhöht, ist das wirklich erbärmlich. Das hat mit
Sozialdemokratie nichts mehr zu tun. Den Sozialdemokraten – oder
besser: den Sozialisten – im Burgenland muss ich sagen: Wenn Sie
Eigentum besteuern, ist das Kommunismus. Das hat auch nichts mehr mit
Sozialismus
zu tun, meine geschätzten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine geschätzten Damen und Herren, wir tun alles, um
den Menschen in dieser Krise zur Seite zu stehen, um die Menschen zu entlasten,
um jenen Menschen Rückhalt zu geben, die Unterstützung
brauchen – Menschen mit kleinen Einkommen, Alleinerzieherinnen und
Alleinerziehern. Meine geschätzten
Damen und Herren, die Menschen in Österreich können sich auf diese
Bundesregierung und auf Kanzler Karl Nehammer verlassen. (Beifall bei
der ÖVP. –
Abg. Leichtfried: Das war jetzt der Sozialismusexperte vom
Dienst! – Abg. Michael Hammer: Das ist der Babler!)
10.08
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Krainer. – Bitte.
Abgeordneter
Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr
Präsident! Wir sind beim Thema Teuerung: Der Bundeskanzler und auch die
ÖVP-Redner haben aufgezählt, wie viele Maßnahmen diese
Bundesregierung beschlossen hat, um die Teuerung
zu bekämpfen, um sie abzufedern. Das ist ja alles richtig, es hat wirklich
ganz, ganz viele Maßnahmen gegeben, die auch wahnsinnig viel Geld
gekostet haben. Der Finanzminister, der jetzt nicht da ist, weiß
überhaupt nicht, wie
er ein Budget aufstellen soll. Namhafte Wirtschaftsexperten sagen, sie wollten
nicht der Nachfolger des jetzigen Finanzministers sein, denn das Budgetloch,
das Sie hinterlassen, wird das Größte in der Geschichte des Landes
sein.
(Abg. Wöginger: Das hat aber die Roten noch nie interessiert,
zumindest die letzten 50 Jahre nicht!)
Entscheidend ist aber, was das
für eine Auswirkung auf die Realität gehabt hat. Dass viele
Maßnahmen gesetzt wurden und viel Geld ausgeben wurde:
Okay! Was aber ist die tatsächliche Wirkung davon gewesen? Das Erste ist:
Ungarn oder die baltischen Staaten haben eine höhere Inflation als
wir, aber
von allen westeuropäischen Staaten haben wir die höchste Inflation.
Das sind Fakten, die Sie nicht wegschieben können. Wir können uns
nicht
mit einem baltischen Staat vergleichen, sondern wir werden uns wohl mit den
westeuropäischen
Staaten vergleichen, und da ist das Ergebnis Ihrer
Politik ganz schlecht, weil: Wir haben die höchste Inflation in
Westeuropa. Das sind Fakten, die kann man nicht wegreden.
Schauen wir uns den
Energiebereich an, schauen wir uns an, was im Energiebereich passiert ist!
Sie haben unsere Vorschläge, dass man in den Markt eingreift, damit die
Preise gar nicht so stark steigen, vom Tisch gewischt; darauf haben wir gesagt, dann muss man zumindest die
Übergewinne abschöpfen.
Sie haben gesagt, Sie machen das, und haben ein Gesetz beschlossen, zu
dem wir gesagt haben, das wird nicht wirken – jetzt geben Sie es
selber zu.
Was ist passiert? –
Die Stromkonzerne oder die Energiekonzerne in Österreich haben
Rekordgewinne (Abg. Voglauer: Wer schöpft die ab?), alle, ob
das die
OMV ist, der Verbund oder wer auch immer,
Rekordgewinne! (Abg. Voglauer: Wer schöpft die
ab?) Und die Kunden zahlen diese Rechnung. (Abg. Wöginger: In Wien!
Da wird abgezockt ohne Ende! Wien Energie! Schau dir das einmal an!)
Was machen die Stromkonzerne
mit dem Geld? Was machen die? – Sie
schütten es als Dividende an ihre Aktionäre aus. Die Politik, die Sie
gemacht haben, führt dazu, dass die Aktionäre das höchste
Einkommen ihres Lebens haben – und die Kunden die höchste
Rechnung. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist doch das Ergebnis Ihrer
Politik. (Abg. Wöginger: Das kannst du deinem Parteiobmann
in Wien erzählen! Geh ins Rathaus und erzähl das da drinnen!)
Und jetzt sagen Sie: Jetzt
machen wir eine echte Übergewinnsteuer! – Das glaubt Ihnen doch
niemand mehr. Das Geld ist schon weg, das ist schon bei den Aktionären. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Schmidhofer: Das musst du dem Ludwig sagen!)
Das ist das Ergebnis Ihrer Politik: Die Aktionäre haben das Geld, und die
Kunden haben es bezahlt. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. (Beifall bei
der SPÖ. – Abg. Wöginger: Falscher Ort! Geh ins
Rathaus!)
Schauen wir uns den Bereich Wohnen an (Abg. Wöginger: Ja, genau! Gemeindewohnungen!): Was ist das Ergebnis von dem, was Sie machen? – Die Mieten steigen auf Rekordniveau, wieder um 9 Prozent erhöht. (Abg. Wöginger: Du
redest von Wien!
Schon wieder Wien!) – Sie kommen immer mit Wien. Ich
weiß, Sie haben gesagt, ihnen sind die Leute in der Stadt egal, denn das
betrifft nur die Städte, und es ist Ihnen wurscht, dass die in den
Städten mehr
Miete zahlen. Das war Ihre Politik! (Zwischenrufe bei der ÖVP. –
Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Reden wir über Wien! Was hat Wien gemacht? Wien
hätte es sich einfach machen können, ganz einfach, hätte sagen
können: Die Nichterhöhung der Mieten im Gemeindebau kostet uns
50 Millionen Euro. (Abg. Wöginger: Ein Wahnsinn!) Wir
sind nur zuständig für den Gemeindebau (Abg. Wöginger:
Seid ihr überhaupt für etwas zuständig?), wir nehmen
50 Millionen Euro in die Hand,
und die Mieten im Gemeindebau steigen nicht. – Was hat die Stadt
Wien gemacht? – Die Stadt Wien hat gesagt: Uns sind alle Menschen in
Wien wichtig, egal ob sie im Gemeindebau leben oder außerhalb des
Gemeindebaus! (Beifall bei der SPÖ), und hat viermal so
viel Geld, 200 Millionen Euro, in die Hand genommen, um jene –
egal ob sie im Gemeindebau leben oder in einem Zinshaus oder in
irgendeiner anderen Wohnung –, die Probleme haben, ihre Miete zu
zahlen, zu unterstützen. Der SPÖ sind die Menschen außerhalb des Gemeindebaus genauso wichtig wie die,
die im Gemeindebau leben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg.
Wöginger: Aus Bundesgeldern! Der Bund hat bezahlt, nicht
Sie!)
Das ist der Unterschied zwischen der Sozialdemokratie und der Österreichischen Volkspartei: Ihnen sind die Aktionäre wichtig, nicht die Kunden, nicht die Menschen in diesem Land! (Abg. Wöginger: Ja, ja! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
Ein letztes Wort zur Kinderarmut: Gut, dass es endlich ein
Paket gibt, aber was sind die Fakten in Österreich? Sie haben in Ihr
Regierungsprogramm hineingeschrieben, Sie wollen die Kinderarmut in
Österreich halbieren, um 50 Prozent senken. Was sagen die
Fakten? – Sie ist um 50 Prozent gestiegen,
seit Sie in der Regierung sind! Sie haben 40 Milliarden Euro für
Hilfen ausgegeben, aber Sie haben auf die Kinder vergessen. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg.
Wöginger: Blödsinn! –
Abg. Heinisch-Hosek: Unfassbar!) Weil Volkshilfe und andere
Organisationen und auch die SPÖ darauf aufmerksam gemacht haben, machen
Sie jetzt Gott sei Dank ein Paket. Sie haben auf die Kinder vergessen! (Anhaltender
Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Ihr
erhöht das Essen
in Wien!)
10.13
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte. (Abg. Wöginger: Ihr erhöht das Essen für die Kinder in Wien! – Abg. Michael Hammer: Sozialistische Konkursmasse ist der Herr Krainer!)
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA
(FPÖ): Herr Präsident! Hohes
Haus! Aus Respekt vor der ehemals staatstragenden Partei SPÖ werde ich
mich
heute nicht zur SPÖ äußern,
und schon gar nicht zu Ihren Redebeiträgen, die sind nämlich
unterirdisch gewesen, in beiden Fällen.
Ich möchte aber hier die Möglichkeit nutzen, mich mit der ÖVP auseinanderzusetzen, und auch einen Wunsch äußern: Herr Bundeskanzler, bitte kommen Sie öfter ins Parlament und sprechen Sie öfter darüber, dass die Kaufkraft gesteigert worden ist, und sprechen Sie bitte auch öfter über internationale Zahlen! (Abg. Schmuckenschlager: Vielleicht ist der Herr Kickl auch einmal da! Die Wahrscheinlichkeit steigt!)
Herr Bundeskanzler, die OECD ist eine Organisation, die
Ihnen sicher nicht fremd ist, und sie steht auch nicht im Verdacht, mit der
FPÖ zu kooperieren, aber wenn ich mir das Haushaltseinkommen des
vierten Quartals im europäischen Schnitt anschaue, dann ist der
europäische Schnitt plus 0,6 Prozent. Und wissen Sie, wo
Österreich rangiert, Herr Bundeskanzler? – Bei minus
9,6 Prozent. Wir sind absolut hinten, was den europäischen
Vergleich betrifft; das sind die Fakten, die Sie gerne gehabt hätten. (Beifall
bei
der FPÖ.)
Da ich mir Ihre Rede vorhin
angehört habe, Herr Bundeskanzler, muss ich Ihnen schon sagen, es ist
zynisch, davon zu sprechen, dass man die Kaufkraft
gestärkt hat. Ich weiß nicht, ob Sie selbst noch einkaufen gehen,
ich mache das doch mit meiner Familie, und ich kann mich schon ganz genau
erinnern
(Abg. Wöginger: Am Würstelstand!), was voriges Jahr um
die Zeit - - Würstelstand ist auch sehr gut! Wir fördern
die Gastronomie, auch die regionalen kleinen Betriebe – im Gegensatz
zu Ihnen. (Abg. Wöginger: Auch beim Lockdown, den ihr selber
gefordert habt!) – Wir gehen auch einkaufen, und ich weiß,
was im Vergleich zum letzten Jahr jetzt im Einkaufswagerl drinnen ist, Herr
Bundeskanzler, und da brauche ich keine Preiskommission, da brauche ich
keine Experten, da brauche ich nur meinen Hausverstand und muss
nur schauen, was drinnen ist. Die ÖVP hat längst vergessen, wie
das funktioniert, Sie sind vollkommen abgehoben.
Ihre Rede heute, Herr Bundeskanzler, hat mich an Marie-Antoinette erinnert, die gesagt hat: Es gibt kein Brot mehr, dann sollen sie halt Kuchen essen! – Das ist die Mentalität, die die ÖVP jetzt an den Tag legt, und ich finde es wirklich zynisch, was Sie hier sagen. Sehen Sie doch der Realität ins Auge (Beifall bei der FPÖ) und sehen Sie auch, dass sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten können!
Dann stellt sich Kollege Stocker her und erklärt uns,
dass die FPÖ dagegen gewesen wäre, die CO2-Steuer zu
verschieben. (Abg. Deimek: Der ist eh nicht mehr da!) –
Kollege Stocker ist eh nicht mehr da. (Abg. Wöginger: Kickl
ist auch nicht da!) Das stimmt, Herr Kollege Stocker –
vielleicht richten Sie es ihm aus –, wir wollten sie nicht
verschieben, wir haben sie gar nicht bestellt. Inmitten einer Teuerung
herzugehen und eine vollkommen sinnlose
CO2-Steuer einzuführen und daneben dann noch einen Klimabonus
für Häfenbrüder und Asylanten
auszuschütten – das ist Ihre Politik?! Das ist doch
zynisch, dass es ärger nicht mehr geht, Herr Bundeskanzler! (Beifall
bei der FPÖ. – Abg. Neßler spricht mit Abg. Disoski.)
Und dann kommt noch Frau
Kollegin Neßler heraus und sagt – Kollegin Neßler, Sie
sind gerade angesprochen! –, dass man den Krieg beenden muss, dass
man da irgendetwas tun muss, und so weiter und so fort. – Die
Grünen, ehemals Pazifisten, sind mittlerweile die größten
Waffenlieferanten in der Europäischen Union geworden, das muss
Ihnen doch einmal klar sein. (Beifall
bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei den Grünen.) Ich bin
gespannt, wie Sie das vor Ihren Fundis rechtfertigen werden, was Sie
gerade machen: Sie sind die
größten Kriegstreiber überhaupt geworden, das ist Faktum.
Ja, wir sind gegen
Vergewaltigungen, Missbrauch, Übergriffe – alles, was irgendwie
mit Kriegen zu tun hat, dagegen sind wir –, aber genau deswegen
sollten
wir nicht Waffen liefern, sondern genau deswegen sollten wir Sorge dafür
tragen, dass über einen Frieden verhandelt wird, Frau Kollegin
Neßler! Das ist der Punkt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg.
Stögmüller: Welche Waffen denn? –
Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.)
Wissen Sie, Frau Kollegin
Neßler, weil Sie jetzt so ungläubig den Kopf schütteln, ich
sage Ihnen eines: Kindesmissbrauch ist das Schlimmste, das man sich vorstellen
kann. Und da stelle ich mir schon die Frage, warum Sie und Ihre Genossen
von der Grünen-Plus-Partei – oder wie auch immer Sie
heißen –
den Fall Teichtmeister so zuschütten, wie Sie es gerade machen. (Beifall
bei
der FPÖ.)
Reden wir doch über Kindesmissbrauch, reden wir darüber! Und da frage ich auch die ÖVP, wenn es um Kindesmissbrauch geht: Warum ist noch immer einer der Säulenheiligen der ÖVP ein gewisser Hermann Nitsch, der Kindesmordfantasien niedergeschrieben hat? Man kann ja gar nicht schlimmer agieren, als es Hermann Nitsch damals gemacht hat. Warum macht die ÖVP diesem Herrn noch die Mauer? Warum hängen diese Bilder noch immer in Ihren Regierungsbüros? Das ist die Frage, wenn wir schon über Kindesmissbrauch reden. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Das sind erratische Aneinanderreihungen von Schlagworten!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage Ihnen eines:
Sie sind alle gemeinsam in eine Sackgasse hineingefahren, aus der Sie nicht
mehr herauskommen. Ich bitte Sie um eines, Herr Bundeskanzler –
speziell an Sie adressiert –: Sie können es nicht, das haben
Sie unter Beweis gestellt.
Die Grünen sind dabei, die Republik trotz ihrer Minderheit an die Wand zu
fahren. (Abg. Disoski: Wir räumen auf, was ihr hinterlassen
habt! So schaut es aus!) Der ganze Klimawahnsinn, der jetzt ausbricht, wird
den Menschen schlussendlich die Existenz rauben. Deswegen meine Bitte an
Sie, Herr Bundeskanzler: Treten Sie zurück, machen Sie den Weg frei
für Neuwahlen – die Republik
hat das verdient! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schmidhofer:
Hafenecker: viel geredet, nichts gesagt!)
10.18
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Voglauer. – Bitte sehr. (Abg. Deimek: Erzählen Sie uns was von Kärnten!)
Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer
(Grüne): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Werte Staatssekretärin!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Spoštovana Visoka Hiša! Drage
dame in gospodje! (Abg. Amesbauer: Was? – Abg. Hafenecker:
Sagt die Frau Generalsekretärin!)
Die Elite der FPÖ, die Kolleginnen und Kollegen der FPÖ, die
Funktionär:innen der FPÖ stellen sich hier heraus und erzählen
uns eine Unwahrheit nach
der anderen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP. – Abg. Wurm: Haben Sie wieder nicht aufgepasst? Wo
leben Sie, Frau Kollegin?)
Sie erzählen sie uns immer wieder, sie wiederholen sie,
einmal mit Schenkelklopfer, einmal mit Rufzeichen, einmal laut und einmal
leise. Nur: Diese Unwahrheiten werden nicht wahr. Egal, wie oft Sie sie
wiederholen, sie werden
nicht wahr. Ihre anekdotischen Evidenzen, die Sie heute hier dargelegt haben,
werden nicht wahr und sie werden auch nicht zu Fakten. (Abg. Kaniak:
Wir haben keine Inflation!)
Es gibt wirklich
Schwierigkeiten, mit denen sich Menschen in ihrem alltäglichen Leben
auseinandersetzen müssen, aber in all diesen Situationen hilft es
nicht, wenn Sie hetzen, wenn Sie schreien, wenn Sie spalten, wenn Sie Ihren
Hass verbreiten. (Abg. Wurm: Es hat keiner geschrien, Frau Kollegin!
Das
waren ganz ruhige Fakten!)
Da muss man sich schon fragen:
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, was habt denn ihr erlebt, dass
ihr so viel Hass in euch tragt? Was ist denn
mit euch passiert? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP. – Heiterkeit des Abg. Hafenecker.)
Was ist denn mit euch passiert,
dass ihr nicht in der Lage seid, eine einzige – eine! (Ruf
bei der FPÖ: Jetzt haben wir schon die SPÖ auch ...!) –
gute Lösung
für dieses Land vorzuschlagen (Abg. Hafenecker: Also die
Grünen waren ja ohne Generalsekretär schon schlecht!), durch die
nicht irgendjemand draufzahlt,
mit der wir ein gemeinsames Österreich bauen? Wieso bringt ihr das nicht
zusammen? Es geht nur um eine – ich wäre schon mit einer
Lösung zufrieden. (Abg. Hafenecker: Warum hassen
Sie Ihre Landesgruppe?)
Wissen Sie, Sie schreien: Stopp, stopp, stopp!, egal wo, es muss gar nicht hier im Nationalrat sein, überall. Also Ihr erstes Rezept ist immer: Stopp! (Abg. Hafenecker: ... die Grünen auch ...! – Abg. Belakowitsch: Ja, stoppt die Grünen! Sie haben recht! – Abg. Wurm: Stoppt die Grünen!) Das heißt Stillstand, das heißt Rückschritt, das heißt altes Denken (Abg. Belakowitsch: Nein, das heißt Fortschritt! Stoppt die Grünen!), in einer Zeit, in der wir uns, in der sich Österreich, in der sich Europa und die gesamte Welt so rasant verändern – da wollen Sie Rückschritt. Da bringen Sie es nicht zusammen, einmal eine gute Zukunft zu bauen. (Abg. Hafenecker: Speed kills! Das hat die ÖVP immer gesagt!) Sie können das einfach nicht, Sie können es nicht. (Beifall bei den Grünen.)
Überprüfen wir das! – Heute wurde schon von anderen überprüft, wie es in dieser Gesetzgebungsperiode war. Ich sage Ihnen eines, liebe Menschen, die heute zuhören: Erinnern Sie sich an die Zeit, als diese Partei in
Verantwortung war! Was hat sie denn getan? (Zwischenruf des Abg. Wurm.) – Es gab irre Ministerinnen, die gesagt haben, Menschen können pro Monat locker von 150 Euro leben. (Abg. Belakowitsch: Da hat es auch keine Inflation von 10 Prozent gegeben!) Sicherlich, hat sie dazu gesagt. – Frau Belakowitsch, passen Sie auf, was Sie sagen: 150 Euro reichen niemals aus. (Beifall bei den Grünen.)
Zweitens: Dann gab es ganz gescheite Leute, die in einer gemeinsamen Regierung gemeint haben, man reduziert jetzt einmal die Familienbeihilfe, weil eben nicht alle gleich sind; sie dürfen alle gleich viel leisten, aber sie kriegen nicht dieselbe Familienbeihilfe – auch unter Ihrer Verantwortung. (Abg. Belakowitsch: Sie haben auch nicht die gleichen Kosten! – Abg. Hafenecker: Mit Ihrem Koalitionspartner, nicht?)
Dann gab es eine
Hochzeit: Es gab eine Hochzeit Ihrer Ministerin und einen tollen Kniefall.
Wissen Sie, vor wem? – Vor Wladimir Putin. (Rufe bei den
Grünen: Ui, ui, ui!) Beschenkt wurde diese Ministerin mit einem
wahnsinnsteuren
Collier, meine Damen und Herren. (Zwischenruf des Abg. Wurm.)
So funktioniert Ihre Politik, wenn Sie Verantwortung übernehmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Meanwhile in
Österreich aber passiert eine Veränderung, und das ist eine Zeit, in
der es Menschen wirklich nicht gut geht, in der wir Sorgen haben (Abg. Belakowitsch:
Weil Sie in der Regierung sind! Deswegen!), in der wir uns darum sorgen,
wie es unseren Kindern gehen wird, wie es unseren Enkeln gehen
wird, wie wir sie trotz der Sorgen und Ängste letztendlich in eine gute
Zukunft führen – absolut.
Diese Partei aber,
die Grünen, und diese Bundesregierung (Abg. Wurm: Sind super!),
wir sehen unsere Arbeit nicht darin, immer zu sagen, dass wir alles
richtig gemacht haben. (Abg. Belakowitsch: Haben das Land in die
Krise geführt!) Wir kämpfen aber jeden Tag darum, dass etwas
gelingt und etwas besser
wird. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Wenn sich Menschen
ohnmächtig fühlen, wenn Menschen nicht wissen, wie sie wieder
auf die Füße kommen
(Abg. Hafenecker: Jeden Tag ...!), dann brauchen sie Zuversicht, Halt, sie brauchen jemanden, der Richtung gibt und letztendlich auch gute Lösungen präsentiert. (Abg. Belakowitsch: Da sind Sie leider nicht die Geeigneten!)
Deshalb sitzen wir ja im Parlament: damit wir Lösungen diskutieren. Man kann jederzeit Lösungen verbessern, aber sich einfach nur hinzustellen und: Stopp!, zu schreien, nichts zu tun, laut zu sein, zu schreien, zu hetzen und zu spalten ist keine Lösung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Meanwhile in Österreich verändert sich etwas. Die Menschen in Österreich sind nämlich klasse. Wir leben davon, dass wir füreinander und miteinander arbeiten. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Wir erleben, wie Menschen in der Technologie, im Fortschritt und in der Wissenschaft unser Land verändern (Abg. Belakowitsch: Wir wollen das Land gar nicht verändern!), wie wir energieunabhängig werden, wie wir auch zufriedene Menschen haben, die sagen: Toll, endlich kann ich als Pensionistin mit einem günstigen Klimaticket durch Österreich fahren, und ich spare mir Geld! (Abg. Belakowitsch: Ja, eh!) Das sind Realitäten, die wir immer wieder kennenlernen.
Hetzen Sie nicht herum, hören Sie auf zu
spalten! Das hilft niemandem, und das ist nicht gesund – nicht
für Sie und nicht für uns. (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Treten Sie
zurück! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. –
Abg. Hafenecker: War das schön, als die Grünen nicht
im Parlament waren! – Zwischenrufe bei den Grünen. –
Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)
10.23
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Seidl. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen
und Zuseher! Ich muss jetzt ein paar Ergänzungen zu meinen Vorredner:innen machen.
Eine Sache, die mir besonders
wichtig ist: Herr Krainer, ich weiß schon, dass für die SPÖ das
Wort Aktionär ein brutaler Trigger ist und man dort sofort losrennt und
sagt, dass das alles unfair ist. Die Aktionäre der Landesenergieversorger:innen
sind die Bundesländer. Damit spülen die sich ihr eigenes Geld in
die Tasche. Also es ist nicht so, wie es dargestellt wird: als wären es
irgendwelche Fremde, die dieses Geld kassieren. Es tut mir leid: Die
Landeshauptleute freuen sich sehr über dieses Mehr an Geld, das
ihnen in die Kassen hineingespült wird.
Eine zweite Sache –Herr Zarits hat es vorhin auch gesagt –: Beihilfen, Beihilfen, Beihilfen, Beihilfen, Beihilfen, Beihilfen, Beihilfen, Beihilfen, Förderungen, Förderungen, Förderungen, Förderungen. – Genau das ist das Thema. Lassen Sie den Menschen doch bitte einfach das Geld in der Tasche, anstatt es ihnen anschließend über Förderungen wieder zurückzugeben! (Beifall bei den NEOS.)
Ich finde es sehr interessant, dass man in den letzten Wochen einen neuen Schuldigen für die hohe Inflation gefunden hat. Insbesondere ist da die Gastronomie genannt worden. Auf dieses Thema möchte ich kurz eingehen, weil ich es schon für interessant halte, dass die Bundesregierung nicht in die Gänge kommt und dann draufkommt, dass die Gastronomie schuld ist. (Zwischenruf des Abg. Höfinger.)
Wenn Sie selbst ein Restaurant
haben – ich weiß nicht, viele hier herinnen werden keines
haben, aber wenn Sie eines hätten –, vor diesen Herausforderungen
der letzten Monate stehen – gestiegene Mieten, gestiegene
Löhne, gestiegene Energiepreise et cetera (neuerlicher Zwischenruf des
Abg. Höfinger) – und dann noch
draufkommen, dass Sie zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und
nicht so viele Öffnungstage haben können, wie
Sie brauchen, und den Umsatz in kürzerer Zeit erledigen müssen: Was
tun Sie? –
Sie setzen sich hin, fangen an, zu rechnen, und kommen
drauf: Es geht
sich so einfach nicht aus. Also werden die Preise erhöht.
Für mich ist das ziemlich
logisch, aber man kann natürlich sagen: Sie sind schuld. – Das sehe ich nicht so, und ich finde das bedenklich,
weil man sich schon überlegen muss: Was hat die Bundesregierung
bisher gemacht? –
Sie hat kräftig an der Inflationsspirale gedreht, indem sie ganz viel
Gießkannengeld ausgeschüttet hat – aus meiner Sicht
ein bisschen wie ein Trittbrettfahrer. Warum? – Weil die
Inflation ja auch sehr viel Geld in das Budget des Bundes spült. Deswegen
kann man da schon ein gewisses Interesse daran haben, dass die Inflation nicht
sinkt. Das halte ich Ihnen vor. (Abg. Schmuckenschlager: So
ein Schwachsinn! ... volkswirtschaftliche ...!)
Viel wichtiger ist aber die Frage: Was haben Sie nicht gemacht? – Sie haben nicht auf der Einnahmenseite gespart, Sie schauen nicht, dass Sie Ihre Einnahmenseite im Griff haben. Ganz im Gegenteil: Sie profitieren.
Sie sind nicht in der Lage, die Lohnnebenkosten so deutlich zu senken, dass bei den Menschen spürbar mehr übrig bleibt: 0,1 Prozent – oha, das ist ja ganz viel! – Das ist das, was die Bundesregierung verkauft. Es muss mehr Netto übrig bleiben, und zwar von weniger Brutto. Nehmen Sie den Leuten einfach weniger weg, damit sie mehr Geld zum Leben haben!
Zu Lohnnebenkosten, Kammerumlage 2 eine Sache: Die Wirtschaftskammern sitzen auf einem Haufen Geld. Die Inflation und höhere Löhne spülen über die Kammerumlage 2 noch mehr Geld in die Wirtschaftskammern. Jetzt könnte man ja auch auf die Idee kommen und sagen: Okay, wir senken diese Kammerumlage und geben den Leuten das Geld, also nehmen es ihnen gar nicht erst weg! – Passiert ist nichts. (Beifall bei den NEOS.)
Die aufgebauten Reserven der Wirtschaftskammer in schlechten Zeiten zu verwenden, um den Arbeitnehmer:innen diese Kosten nicht aufzubürden: Das könnte man machen, hat man aber nicht gemacht. Passiert ist also nichts –
wobei nichts jetzt auch nicht ganz stimmt: Die Wirtschaftskammer ist gestern draufgekommen, dass eine vegane Kochlehre vielleicht nicht so toll ist. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Das ist die Maßnahme, die sie setzt: nämlich den Beruf des Kochs noch unattraktiver zu machen, als er aktuell schon ist, und weitere Hürden einzuführen.
Lohnnebenkostensenkung für Überstunden: Das machen wir nicht. Ein besonders attraktives Klima für Arbeitnehmer:innen, damit sie in unser Land kommen: Das machen wir nicht. Ausreichend Kinderbetreuungsplätze, damit man endlich mehr als 10 Stunden, vielleicht mehr als 20 Stunden arbeiten kann: Das ist nicht möglich. Die Bundesregierung: Das machen wir nicht.
Insgesamt muss ich sagen: Es wäre schon sehr sinnvoll, wenn man endlich in die Gänge kommen und unseren Standort mit diesen Maßnahmen nicht nur aktuell, sondern langfristig absichern würde. Kommen Sie bitte endlich in die Gänge! (Beifall bei den NEOS.)
10.28
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Strache. – Bitte sehr.
Abgeordnete Pia Philippa Strache (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es wird immer schwieriger, vor Menschen, die nichts mit Politik zu tun haben, die abseits der Politik stehen, noch wirklich gute Argumente zu finden, warum sie ihr Vertrauen in die Politik und die politischen Akteure nicht verlieren sollten – ein Argument zu finden, damit sie sagen: Da gibt es noch Vertrauen, da kann man noch Vertrauen haben. – Die Menschen sind mehr als verzweifelt, und Besserung ist dank der marginalen Maßnahmen nicht in Sicht.
Natürlich kann man in gewisser Weise den Ansatz verstehen, zu sagen: Man lässt den Markt alles selbst regeln und verhindert den staatlichen Eingriff
so lange wie möglich!, aber in den letzten Monaten sind die Preise stetig gestiegen, und daher kann man nicht weiterhin derart passiv agieren.
Ich sehe nicht, dass die momentanen Lösungsansätze auch da ansetzen, wo sie tatsächlich ansetzen müssten, ob diese Weichenstellungen ein Weg sind, den Menschen in diesem Land zu helfen, oder ob erneut die Bevölkerung nicht gehört und nicht verstanden wird. Aber ja, ich glaube auch, dass die Bundesregierung vom Zuhören und vom Verstehen wirklich keine Ahnung mehr hat.
Die letzten Jahre, die Krisenjahre, haben den Österreicherinnen und Österreichern vieles abverlangt. Seit mehr als drei Jahren leben wir gefühlt in einer Art Dauerkrise, und die Menschen sind zu Recht mehr als verbittert und verärgert: weil man nicht mehr den Eindruck hat, es wird Politik im Sinne des Gemeinwohls gemacht, sondern es geht lediglich um die Profilierung einzelner politischer Akteure.
Viele Menschen müssen aufgrund der Teuerungen ihr
gesamtes Leben umstellen, Familien, Alleinerziehende, aber auch zahlreiche
Pensionisten müssen
seit Monaten Verzicht üben und eine unheimliche Anspannung aushalten,
wobei sie von den Regierungsparteien tatsächlich im Stich gelassen
werden –
soziale Kälte, die jetzt real geworden ist, denn Hunderte Menschen haben
lieber gefroren, als zu heizen. Lösungsvorschläge werden liegen
gelassen, nur
weil sie von Oppositionsparteien kommen.
Liebe Regierung, während Sie hier im Parlament gerne so
tun, als wären Sie im Olymp und nicht im Parlament, warten im Land
Hunderttausende Österreicher verzweifelt darauf, dass ihre
Hilferufe endlich gehört werden. Man darf zu Recht die Frage
stellen – wenn man den Blick in die Nachbarländer schweifen lässt,
sieht man, dass die Schweiz, Frankreich und selbst Spanien, sie alle die Krise
besser meistern –, warum das in Österreich so passiert ist,
und vor allem, was passiert ist. Es ist wenig passiert (Abg. Höfinger: ...
genau!); Einmalzahlungen, die vor allem medial nett zu verkaufen sind, aber
eben nur einmal helfen, nur einmal unterstützen können. (Weitere Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Wirklich, ganz im
Ernst: Das ist so weit weg, sogar die Spanier
sind vor uns. Ist es nicht so? Nein? (Beifall bei Abgeordneten der
SPÖ.)
Familien, alleinerziehende Mütter, Väter,
Pensionisten und Pensionistinnen, aber auch Unternehmerinnen und Unternehmer,
liebe ÖVP, die beispielsweise
ihre gestiegenen Energiekosten nicht mehr an den Endverbraucher weitergeben
können und möchten: Sie alle haben sich mehr erwartet und mehr
verdient
als erneut Zynismus oder ein Handeln erst auf Nachdruck mit lapidaren Einmalzahlungen,
nur damit kein übler medialer Beigeschmack bleibt. Aber ich
sage Ihnen etwas: Dieser Beigeschmack ist schon längst da! Eine
kaschierende Schlagzeile hilft da wenig, auch keiner Partei, die gerne die
nächsten
Wahlen gewinnen möchte beziehungsweise die dabei ist, das zu tun. Da
braucht es auch keinen Pseudogipfel, wie es ihn vor zwei Wochen gegeben hat,
bei dem es abermals nur um Inszenierung gegangen ist.
Die Not der Menschen ist nach wie vor spürbar, sie ist
greifbar, man muss halt nur hinschauen oder den Willen haben,
hinzuschauen – jeden Tag, für so
viele Menschen in diesem Land, die sich von der Politik im Stich gelassen
fühlen, nicht gehört fühlen, Hunderttausende Österreicher,
die um ihr Überleben kämpfen, als kleine Unternehmer kurz vor der
Pleite stehen, die als Kleinverdiener oder alleinerziehende Mütter
vergessen wurden und nicht mehr genügend Geld zum Überleben
haben. Es gibt Zigtausende Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die
unter psychischen Schäden nach den Lockdowns leiden; finanzielle
Sorgen sind da ein zusätzlicher psychischer Druck, der kaum auszuhalten
ist. Und ja, es ist nachvollziehbar, dass die Betroffenen
kein Verständnis, und zwar absolut kein Verständnis haben, wenn jetzt
nicht etwas passiert, Maßnahmen ergriffen werden, aufgegriffen
werden.
Das Wichtigste muss wieder in den Vordergrund: die Sorgen der Menschen zu verstehen, sie zu hören und ernst zu nehmen. Die Teuerungen sind seit Monaten ein Thema und die Auswirkungen wenig überraschend. Lösungen wie Mindestlohn, ein Preisdeckel, all das liegt auf dem Tisch. Wir brauchen in diesen schwierigen Zeiten eben keine Profilierungsversuche mehr. Die
Menschen in diesem Land sind längst zu Bittstellern geworden, und das dürfen sie einfach nicht sein! Sie müssen Hilfe bekommen, Lösungen müssen aufgezeigt werden. Es ist einfach eine Belastung für eine alleinerziehende Mutter, statt 70 Euro Energiekosten plötzlich 400 Euro zu zahlen. Es ist eine Belastung für 1,5 Millionen Österreicher, wenn sie ihre Miete nicht mehr zahlen können.
Und bei allem Respekt – ich hätte es vielleicht
nicht erwähnt, wenn es heute nicht noch einmal aufgekommen
wäre –: Vor rund drei Wochen ist der geschätzte Herr
Bundeskanzler in der „ZIB 2“ gesessen und hat gesagt, Arbeit
schütze vor Armut. Er hat es heute wiederholt und noch einmal gesagt. Da frage ich
mich, ganz ehrlich! Das ist Zynismus pur, das ist pure Ironie, das ist blanker
Hohn, wenn man das so sagt, denn die Teuerungen, eine derart hohe Inflation
treffen genau die arbeitenden Menschen (Beifall bei Abgeordneten der
SPÖ), Menschen, die jeden Tag ihre Leistung bringen, für die es
aber trotzdem nicht reicht, für die es sich trotzdem nicht ausgeht: Das
ist
ja das Frustrierende an dieser Situation geworden. Trotzdem ist jeder Einkauf
im Supermarkt teurer geworden, sind die Wohnkosten gestiegen, die Energiekosten,
und, und, und.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz bitte!
Abgeordnete Pia Philippa Strache (fortsetzend): Ja. – Es ist eine verhängnisvolle Spirale, bei der man längst hätte gegensteuern können und müssen.
Wir müssen in der Bevölkerung wieder für
Vertrauen in die Politik sorgen, indem wir Maßnahmen setzen, die
tatsächlich einen Effekt haben. Die Not ist
jetzt da, sie ist spürbar. Wie lange wollen Sie noch warten,
liebe Regierungsparteien, bevor Sie diese Sorgen aufgreifen, politische
Maßnahmen schaffen,
die ein Leben tatsächlich wieder lebenswert machen? (Rufe bei der
ÖVP: Redezeit!) – Es ist der Schlusssatz, alles gut! Jetzt
können Sie ans Arbeiten gehen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)
10.35
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist nun niemand mehr dazu gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.
Ich darf die Botschafterin von Georgien und die Abgeordneten, die unser Haus besucht haben, recht herzlich in unserer Mitte begrüßen. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Aktuellen Europastunde mit dem Thema:
„Auf in die Vereinigten Staaten von Europa. Europa jetzt Entscheidungs-, Zukunfts-, und vor allem Verteidigungsfähig machen!“
Ich darf dazu die Mitglieder des Europäischen
Parlaments Gamon, Mandl, Mayer und Waitz recht herzlich begrüßen.
Frau Bielowski sehe ich noch nicht, sie ist aber auch eingemeldet. (Abg.
Leichtfried – auf die für die Mitglieder des
Europäischen Parlaments vorgesehenen Sitzplätze auf der
SPÖ-Seite zeigend –: Herr Präsident, da!) –
Ah, sie sitzt nicht auf ihrem Platz. Entschuldigung, Frau Abgeordnete, ich
sah sie nicht. (Abg. Leichtfried: Sie müssen manchmal nach links
schauen!) – Herr Klubobmann, ich schaue auf den Platz, für
den sie eingemeldet ist, dort zu sitzen. Vielleicht kann der Klubobmann ihr
helfen, den richtigen
Platz zu finden. (Ma-Rufe bei der SPÖ. – Abg. Disoski:
Na geh bitte! Also wirklich!)
Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES
(NEOS): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Mitglieder des Europäischen Parlaments! Liebe Zuschauerinnen
und Zuschauer! Das Privileg in meinem Klub, mit der Erfahrung des
Alters zu sprechen, hat normalerweise Helmut Brandstätter (Abg. Leichtfried:
Na eher der Loacker, oder?), aber ich möchte mir erlauben, zu sagen,
dass ich
doch auch ein gewisses Alter habe. Ich bin noch in dem Wien aufgewachsen, nach dem, kurz danach, wenn man in den Osten gefahren ist, sozusagen die Welt aufgrund eines Eisernen Vorhangs zu Ende war. Der Fall des Eisernen Vorhangs, der Fall der Berliner Mauer, das waren politisierende, prägende Ereignisse in meiner Kindheit und Jugend, und so auch der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union.
Ich bin nicht alt genug, um Erfahrungen in einer Zeit gemacht zu haben, als die Völker Europas einander in blutigen Kriegen gegenübergestanden sind, über viele, viele Jahrhunderte. Es ist traurig, dass wir heute wieder einen brutalen Angriffskrieg auf europäischem Boden erleben. Aber was ich sehen kann, auch mit meiner Erfahrung, ist, dass diese Überwindung dieser blutigen Kriege der europäischen Völker auch und gerade ein Effekt, ein Ergebnis dieses vereinten Europas, der Europäischen Union ist, das vor allem eines ist, und das dürfen wir nicht vergessen: ein Friedensprojekt. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir sind jetzt allerdings an einem Wendepunkt angekommen, nicht nur, aber gerade auch wegen dieses Krieges in der Ukraine, wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Putins auf die Ukraine. Es ist kein Wunder, dass am Majdan, in Wien, in Georgien wie auch in der Republik Moldau Tausende, Zigtausende Menschen auf die Straße gegangen sind und auf die Straße gehen und mit einem Selbstbewusstsein und mit Stolz sagen: Wir wollen Teil dieser Europäischen Union sein! Die moldauische Präsidentin Maia Sandu hat jetzt am Wochenende mit ebensolchem Stolz gesagt, der Platz Moldaus sei in der Europäischen Union. Das sollte uns zu denken geben, denn das ist der Raum des Friedens, aber auch der Freiheit und des Wohlstands.
Aber der Wendepunkt ist nicht nur in sicherheitspolitischer Hinsicht. Wenn wir nicht aufpassen, dann, glaube ich, werden uns bald – wenn es nicht schon längst auch passiert – andere Regionen der Welt um die Ohren fahren und dann werden wir als Europa nicht nur geostrategisch und sicherheitspolitisch,
sondern vor allem auch wirtschaftlich in einer Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Wenn ich mir anschaue, was in den USA passiert, welcher Fokus dort selbstverständlich auf China und jetzt auf diesem indopazifischen Raum liegt, und wenn ich Republikanern zuhöre, die sagen, Europa müsse sich selber um diese Angelegenheiten kümmern, sie kümmern sich um China, auch wenn ich mir anschaue, was gerade in Indien passiert, was in Afrika passiert, dann muss ich sagen, ich mache mir große Sorgen um die wirtschaftliche Schlagkraft und damit um die Sicherung der Freiheit, des Friedens und des Wohlstands unseres Kontinents.
Genau solch ein Wendepunkt bedeutet, dass man überdenken muss, wie wir schlagkräftiger werden, wie wir unseren Stolz und unser Selbstbewusstsein als Europa zur Erhaltung des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands auch in Zukunft einsetzen. Und da müssen wir doch ganz klar die Fragen stellen: Sind wir in Europa aktuell handlungsfähig genug? Sind wir entscheidungsfähig genug? Sind wir auch verteidigungsfähig genug? – Ich meine, die Antwort darauf ist völlig klar: Das sind wir nicht!
Wir werfen diese Frage aktuell auf, weil sie sehr brennend ist, denn ich erlebe eine Bundesregierung, allen voran eine ÖVP, die wahrscheinlich aus Angst vor der FPÖ wie das Kaninchen vor der Schlange in den letzten Monaten auch immer wieder aus innenpolitischen Motiven nationalistische Slogans von sich gegeben hat, anstatt sich wirklich mit den proeuropäisch gesinnten, prodemokratisch gesinnten Partnerinnen und Partnern in der Europäischen Union gemeinsam darauf zu verständigen, dass wir die EU handlungsfähig und entscheidungsfähig machen.
Wir haben heute in der Früh schon gehört, wie sinnlos es ist, sich gesellschaftspolitisch, wirtschaftspolitisch, übrigens auch sicherheitspolitisch, ausgerechnet etwa an Ungarn ein Beispiel zu nehmen, an Viktor Orbán, der ja mit seinen Erpressungsversuchen, was jetzt auch die Sanktionen gegenüber
Russland angeht, immer wieder zeigt, wie schwierig es geworden ist, in einer EU, die solch eine Kakofonie aus verschiedenen Mitgliedstaaten mit sich bringt, zu Entscheidungen zu kommen, und wir wollen nicht am Gängelband Putins und auch nicht am Gängelband von Viktor Orbán sein, wenn es darum geht, Europa handlungsfähig und entscheidungsfähig zu machen.
Es gibt Bereiche in der Europäischen Union, die noch
immer dem Einstimmigkeitsprinzip unterliegen (Abg. Steger: Gott
sei Dank!), in denen immer noch das Einstimmigkeitsprinzip gilt. Es
mag vordergründig im Interesse Österreichs, eines kleinen Landes
sein, zu sagen: Na ja, ich habe dort genauso Sitz und Stimme wie ein
großes Land! – dieses Argument verstehe ich auch –,
aber sehen Sie nicht auch, wenn wir beispielsweise eben auf geopolitische
Auseinandersetzungen schauen, wie wenig strategiefähig wir in Europa
durch diese Kakofonie sind, wie notwendig es wäre, da jetzt
entschlossen einen Schritt zu machen, wie ihn jetzt eine Reihe von Staaten
macht? Deutschland, Frankreich, die
Niederlande, Italien, Finnland, Slowenien, Spanien, Belgien, Luxemburg,
also auch kleine Länder, haben sich zusammengetan und gesagt: Okay,
ändern wir dieses Einstimmigkeitsprinzip zugunsten eines
Mehrstimmigkeitsprinzips – zugunsten einer Schlagkraft,
eines Selbstbewusstseins, einer Entscheidungsfähigkeit Europas!
Es wäre ein historischer Moment gewesen, wenn eine
österreichische Bundesregierung gesagt hätte: Jawohl, da sind
wir dabei, das sind unsere Partner,
denn die wollen uns stärker machen, die sehen den Stolz, den wir in Europa
haben, und auch die Notwendigkeit, uns in eine gute Zukunft zu
führen!
Und es sind nicht unsere Partner in Nationalismen, wie das ein Viktor Orbán
macht, die am liebsten eine Festung Ungarn errichten wollen, oder
auch die Nationalisten in den eigenen Reihen hier im Haus, wie die FPÖ,
die am liebsten den Öxit möchte. Das sind nicht unsere
Partner in einem starken Europa,
sondern genau die genannten Länder sind es, die Europa und
Österreich weiterentwickeln wollen, anstatt Österreich und Europa
kleinzuhalten.
Zukunftsfähigkeit – ich mache mir große Sorgen um die Industrialisierung oder die Zukunft der Industrie in Europa, und ich glaube, mit mir auch sehr viele Ökonomen und Ökonominnen und auch viele Bürgerinnen und Bürger, die sehen, in welchem Spannungsverhältnis natürlich auch die notwendige ökologische Transformation zur Industrie in Europa steht. Aber auch diesbezüglich fahren uns die USA und China um die Ohren.
Wir diskutieren und der Kanzler
macht irgendwie lustige Brumm-brumm-Autogipfel und in der Zwischenzeit
finden technologische Revolutionen in
China statt, was die Zukunft von Batterien angeht, die dann nicht mehr von
Lithium abhängig sein werden. Die USA machen gerade als Antwort
auf den europäischen Green Deal ein massives Subventionierungsprogramm
für Solarenergie und erneuerbarer Energie und werden uns in diesem Bereich um die
Ohren fahren, wenn wir nicht in den nächsten Monaten ganz entschlossen
und geschlossen und selbstbewusst die Weichen stellen,
beides zu schaffen: die ökologische Transformation, die Energiewende mit
dem Green Deal, aber selbstverständlich auch eine starke Industrie. (Beifall
bei den NEOS sowie des MEP Gamon.)
Da müssen Sie als
Regierung liefern und dürfen sich nicht in irgendwelchen plumpen
FPÖ-tauglichen Slogans verlieren, anstatt sich da völlig klar
auf die Seite Europas und Österreichs zu stellen.
Oder schauen wir auf die
Verteidigungsfähigkeit Europas: Es ist traurig, dass wir sehen
müssen, dass das Konzept auch der vergangenen Jahrzehnte, dass
wir durch eine Friedensdividende – mit einer Abrüstung unserer
Ausgaben für das Heer einhergehend – unseren Sozialstaat,
unsere Bildungspolitik finanzieren können, angesichts
neoimperialistischer Machtgelüste eines Wladimir Putin nicht mehr
funktioniert.
Er sagt ja, was er will, man muss diesen faschistischen Diktatoren zuhören, sie sagen ja genau, was sie wollen. Es geht ja nicht nur um die Ukraine, es
geht um das Baltikum, es geht um die Destabilisierung Europas, unserer gesamten offenen Gesellschaft. Deshalb müssen wir als Österreich und selbstverständlich auch als Europa wehrhaft sein.
Noch einmal: Die USA werden nicht immer zu Hilfe eilen können, wenn es darum geht, selbstbewusst unsere Freiheit, unseren Frieden in Europa zu sichern und unsere europäischen Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Das müssen wir schon selber erledigen und da muss Österreich ein verlässlicher Partner werden.
Aber ich frage: Sind wir ein
verlässlicher Partner, wenn Sie Scheingefechte führen, die
Neutralität zur Identitätspolitik erheben, sich unter dem Vorwand der
Neutralität in der EU an einer humanitären Minenräumung nicht
beteiligen wollen? Dann kommen Sie aber drauf: Ha, ha, das machen wir
eigentlich ohnehin unter der OSZE!, also kann ja das Argument Neutralität
hier nur wirklich
völlig fadenscheinig sein.
Österreich muss ein verlässlicher und entschlossener Partner beim Aufbau eines wirklich wehrhaften und verteidigungsfähigen Europas in Richtung eines europäischen Heeres sein.
Es gibt ja den Spruch: Either
you sit at the table or you are on the menu!, also entweder Sie haben einen
Platz am Verhandlungstisch als verlässlicher
Partner oder Sie sind auf der Speisekarte zu finden und werden aufgefressen, so
wie das ja übrigens in der Vergangenheit auch war. Für alle, die
glauben, Neutralität schützt: Schauen Sie sich einmal die
Aufmarschpläne des Warschauer Pakts an! Das neutrale Österreich
wäre als Erstes gefallen! (Beifall bei den
NEOS sowie des MEP Gamon.)
Ich glaube, wir sind an einem Wendepunkt angekommen und es
ist notwendig, eine Bundesregierung und auch eine ÖVP, eine
bürgerliche Kraft der
Mitte zu haben, die weiterhin ganz entschlossen proeuropäisch ist. Ich
sage Ihnen aber, ich habe große Sorge. Wenn ich sehe, wer Ihre Partner
sind,
dass auch Sie, Frau Edtstadler, oder auch der EVP-Vorsitzende Manfred Weber auf Einkaufstour unterwegs ist und sich gerne gemeinsam mit den Neofaschisten in Italien ins Bett legen möchte, so frage ich mich ganz ehrlich: Ist das der Weg?
Wissen Sie, die Geschichte wiederholt sich wahrscheinlich
nicht oder hoffentlich nicht, aber sie reimt sich, und dieser Reim, dass die
Mitte, die bürgerliche
Mitte, sich mit den Neofaschisten und Nationalisten wieder zusammentut, ist
kein guter Reim für eine gute Zukunft in einem selbstbewussten und
starken Europa. – Vielen Dank. (Beifall bei den
NEOS sowie des MEP Gamon.)
10.47
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Frau
Bundesminister für EU-Angelegenheiten Edtstadler auch bei uns
begrüßen, aber zu Wort gemeldet
hat sich die Frau Staatssekretär. – Bitte.
Staatssekretärin
im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm:
Geschätzter Herr Präsident!
Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Abgeordnete des Hohen
Hauses! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Plenarsaal und vor
den Bildschirmen! Ja, ein geeintes, sicheres und starkes Europa ist von ganz
zentraler Bedeutung, und die Europäische Union ist eine der
größten Errungenschaften unserer Zeit, insbesondere wenn wir an
die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges zurückdenken. Es ist
fast unvorstellbar, dass wir heute in
einem geeinten und friedlichen Europa, soweit es geht, leben können.
In meinem Heimatbezirk, im Mühlviertel, hat vor mehr
als 30 Jahren Europa aufgehört. Europa war durch den Eisernen Vorhang
getrennt. Für meine Generation und die darauffolgenden ist die heutige
Situation fast so selbstverständlich wie das Smartphone in der
Hosentasche. Wir müssen unsere
Eltern fragen, um die Zeiten noch einmal in Erinnerung zu rufen – in
Erinnerung zu rufen, wie es war, als Europa nicht geeint war, als der Eiserne
Vorhang
den Kontinent geteilt hat.
Für uns ist die Europäische Union heute aber viel mehr als das Versprechen, in Frieden und in einer Gemeinschaft aufzuwachsen, die Europäische Union bedeutet auch die Freiheit, über Grenzen hinweg zu arbeiten, für junge Menschen auch, zu studieren, und, ja, auch so banale und selbstverständliche Dinge zu unternehmen, wie beispielsweise über die Grenzen zu telefonieren.
Wir sind genauso selbstverständlich Europäerinnen und Europäer, wie wir Österreicherinnen und Österreicher sind, und genauso selbstverständlich wollen wir mitbestimmen und mitreden, wenn es um die Zukunft unseres Europas geht, wenn Entscheidungen in Brüssel oder Straßburg getroffen werden.
Die Europäische Union soll eine Staatengemeinschaft
sein, die sich um die großen Fragen kümmert, statt in kleinen
Details zu reglementieren, wie beispielsweise wenn es um die
Verschlüsse von Milchpackerln geht. Wenn es um die großen Themen
geht, sind wir auf diese starke Staatengemeinschaft angewiesen, wenn es um den
wirtschaftlichen Wettbewerb mit den USA oder mit China geht, wenn es um
Friedenssicherung auf unserem Kontinent
geht, insbesondere in Zeiten wie diesen, oder auch um die Bekämpfung der
illegalen Migration. Genau dann hat die Europäische Union die
Verantwortung, auch diese Probleme zu lösen. Die
Europäische Union wurde im Vertrag von Maastricht auf der Basis des
Subsidiaritätsprinzips gegründet und sollte auf dieser
Basis auch weiterarbeiten. Einem föderalen Superstaat – den
Vereinigten Staaten von Europa, wie Sie das darstellen – kann
ich absolut nichts abgewinnen und erteile ich auch persönlich eine Absage.
Es braucht Kooperation, gemeinsame Ziele und vor allem eine
gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik; was es nicht braucht, sind
europäische Regulierungen in den kleinsten Bereichen. (Abg. Steger:
Aber Sie stimmen allem immer zu! – Abg. Loacker: Es muss ja
keinen Sinn ergeben, was jemand da vorne sagt, nicht?) Ich bin sowohl
überzeugte Bundespolitikerin als auch überzeugte Kommunalpolitikerin,
und deswegen bin ich der felsenfesten Überzeugung,
dass uns genau die Subsidiarität lebensnahe Entscheidungen ermöglicht
und
auch ein Garant gegen zentralistische Tendenzen ist. (Beifall
bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)
Das Motto der Europäischen Union ist: In Vielfalt geeint. Ein starkes Europa lebt davon, dass wir in unterschiedlichen Ländern, unterschiedlichen Kulturen, unterschiedlichen Sprachräumen miteinander leben. Die Stärke Europas ist genau diese Vielfalt, und die gilt es auch zu schützen und zu respektieren.
Die Europäische Union bringt zweifelsohne unglaublich viele Vorteile mit sich. Die offenen Grenzen und der freie Handel haben zum Wohlstand in unserem Land und auf unserem Kontinent geführt. Unternehmen können ohne Handelshemmnisse in ganz Europa agieren und Verbraucher haben einen beinahe unbeschränkten Zugang zu einer breiten Palette von Waren und Dienstleistungen, und dies zu wettbewerbsfähigen Preisen. Das hat zu vielen Arbeitsplätzen, einer extrem hohen Beschäftigung geführt, zu einem guten Wirtschaftswachstum und dem Wohlstand und Wachstum beigetragen, in dem insbesondere meine Generation aufgewachsen ist.
Besonders für junge Menschen bietet die
Europäische Union unglaublich viele Vorteile – ich habe es
eingangs schon kurz erwähnt –: In einem anderen
EU-Land zu studieren, zu arbeiten, ohne Visum zu reisen steht für uns auf
der Tagesordnung, ist beinahe selbstverständlich. Gleichzeitig ist es eine
unschätzbare Erfahrung, wenn man in anderen Ländern, anderen Kulturen
Sprachen erlernen kann und natürlich auch Kontakte und Freundschaften knüpft.
Erasmus plus ist das Erfolgsmodell insbesondere für junge Menschen, und ich bin stolz darauf, dass Erasmus plus nicht nur Studierende anspricht, sondern – das wissen die wenigsten – auch Schülerinnen und Schüler, und – ganz wichtig! – auch Lehrlingen ist es möglich, über Erasmus plus Auslandserfahrungen zu sammeln. Ich bin der Meinung, wir müssen noch viel, viel mehr Marketing dafür betreiben und dafür deutlich stärker auch unter Lehrlingen die Werbetrommel rühren.
Das alles ist ohne die Vereinigten Staaten von Europa möglich. Das alles ist als stolze Österreicherinnen und Österreicher möglich, und es ist gerade die Aufgabe auch von jungen Menschen in unserem Land, dass wir einerseits unsere österreichische Identität, unsere Kultur, unser Brauchtum, unsere Traditionen hochhalten und erhalten und gleichzeitig für ein starkes Europa, in dem wir in den wichtigen Fragen zusammenarbeiten, eintreten.
Wir sind ein stolzes Österreich in einem geeinten, friedlichen Europa. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Neßler.)
10.53
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Jeitler-Cincelli. – Bitte.
Abgeordnete
Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP):
Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin!
Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und
Kollegen! Österreich ist traditionell immer eines der EU-kritischsten
Länder gewesen, aber heute habe ich sehr, sehr gute Nachrichten, und
zwar habe ich den aktuellen Imas-Report bei mir, und es
gibt eine ganz klare Trendumkehr: Mittlerweile sind drei von fünf
Österreicherinnen und Österreichern davon überzeugt, dass
die Mitgliedschaft Österreichs in der EU sehr wichtig ist, und
jeder Zweite ist auch sicher, dass der Beitritt zur Union mehr Vorteile als
Nachteile brachte. Überhaupt nur
noch jeder Vierte ist davon überzeugt, dass unsere Mitgliedschaft mehr
Nachteile hätte.
Das ist gut so, denn kaum ein Land hat so viel von der
Europäischen Union profitiert wie Österreich. Woher kam
beziehungsweise kommt dann aber diese historische Skepsis der Europäischen
Union gegenüber? (Abg. Meinl-Reisinger: Weil ... die
ganze Zeit ...!) – Ich glaube, da müssen wir uns einmal
ganz kritisch auch uns alle hier ansehen. Ich glaube schon, dass die
Parteienlandschaft
sehr viel Verantwortung dafür trägt, und es ist nicht die alleinige
Schuld der FPÖ,
aber ich glaube schon, dass ein großer Beitrag zu
dieser Europaskepsis aus
Ihren Reihen kommt. Die Wähler - - (Ruf bei den Grünen:
Ihr wollt ja mit denen koalieren! – Abg. Steger: Und die
EU hat überhaupt keinen Grund, oder?) – Bitte? Ich habe
Sie nicht verstanden. (Abg. Steger: Die EU hat überhaupt keine
Schuld, dass es die Skepsis gibt?!) Es ist leider akustisch schwer zu
verstehen. Es ist hier leider oft sehr schwierig, zu reagieren, obwohl es in
diesem Diskurs
schön wäre, aber es geht nicht, weil man hier heraußen wirklich
kaum etwas hört.
Woher kommt diese historische Skepsis? – Ich
glaube schon, dass dieser Populismus, der da einfach mit den guten alten
Zeiten des Schilling agiert – und:
Die Festung Österreich!, und: Wir müssen uns gegen die da oben, die
mit ihren stumpfsinnigen Ideen kommen, wehren! –, sehr viel zur
Unsicherheit der
Leute beträgt. Wir wissen auch, wo die Ablehnung am größten
ist, das ist nämlich in eher ungebildeten Gesellschaftskreisen so.
Das ist schade und es
ist nicht notwendig, und deswegen finde ich es umso schöner, dass sich da
vieles geändert hat.
Die SPÖ – da sieht man momentan, wie viele
Abgeordnete noch da sind; ich weiß nicht, ich glaube zehn oder
so – war jetzt traditionell sicher nie irgendwie die totale
proeuropäische oder Pro-EU-Fraktion, was vielleicht auch
der Historie oder der Vergangenheit geschuldet ist, nur was ich jetzt spannend
finde, ist – die, die da sind, interessiert das Thema ohnehin, die
anderen anscheinend weniger –, wie das bei Ihnen mit dieser, nennen
wir es verhaltenskreativen, Zukunftshoffnung Andreas Babler weitergeht.
Dieser war damals mit seiner niederösterreichischen
SJ-Landesgruppe aktiv daran beteiligt, vehement gegen den EU-Beitritt zu
mobilisieren, und in
seinem Forderungskatalog steht die Abschaffung des Bundesheeres – nicht
die der Wehrpflicht, sondern die komplette Abschaffung des Bundesheeres!
Das wäre „Mut und Konsequenz in der verteidigungspolitischen
Debatte“, und er sagt, das Material könne man dem Katastrophenschutz
und den freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung stellen und dann wären
wir endlich wirklich neutral.
Ich sehe das nicht als Mut und
Konsequenz in der verteidigungspolitischen Debatte, ich nenne das
sicherheitspolitische Verantwortungslosigkeit.
Das ist mangelnde Solidarität. (Beifall bei der ÖVP
sowie des Abg. Stögmüller.)
Es braucht
Entschlossenheit, da bin ich ganz bei Ihnen, Frau Kollegin Meinl-Reisinger. Es
braucht Entschlossenheit, um den Frieden in Europa wiederherzustellen, um ein
starkes Europa zu werden. Ich glaube, wir haben mit Robert Brieger, unserem
ehemaligen Generalstabschef und jetzigen
obersten Militärchef in der Leitung des obersten Militärgremiums der
EU, einen Spitzenmann (Abg. Meinl-Reisinger: Glauben Sie, ist der
zufrieden mit
der österreichischen Sicherheitspolitik? Ich glaube nicht!), und ich
glaube, es ist großartig, dass Österreicher auch dort mitagieren.
Ich glaube, Ihr
Wunsch – im Titel der Aktuellen Europastunde ist ja von den
„Vereinigten Staaten von Europa“ die Rede – ist ein
hehres Ziel, es ist
eine schöne Vision, aber derzeit ist das einfach eine naive
Herangehensweise, denn wir sind nicht so weit. Sie spüren überall
rundherum, dass da ganz
viel Ablehnung da ist, und ich glaube, je mehr wir in so eine Richtung
drängen, desto schwieriger wird es auch, die Leute mitzunehmen. (Abg. Meinl-Reisinger: Sie
haben auch eine Leadershipverantwortung! Sie sind in der Regierung,
Entschuldigung! Das wäre - -!) Das ist genau der Punkt: das
Thema Leadership – dazu komme ich später noch.
Was es unserer Meinung nach in der EU jetzt braucht - - (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) – Vielleicht haben wir einfach einen anderen Ansatz, Frau Kollegin. Aber es ist schön: Ich habe Ihnen zugehört, Sie hören mir auch zu – das ist dann gut.
Es geht um einen abrupten
Übergang – „die Vereinigten Staaten von Europa“
finden sich ja im Titel der Aktuellen Europastunde –, und ein
abrupter
Übergang ist sicher nicht möglich, denn er würde diese
Unterschiede nicht auflösen, sondern er würde sie
verstärken.
Unsere Strategie
ist einfach eine andere: Wir glauben, wir müssen die bestehenden
europäischen Institutionen – und zwar diejenigen, die gut
funktionieren – weiter stärken und die anderen
transformieren, und dafür braucht es – da gebe ich Ihnen
völlig recht – Leadership. Es braucht politische Leadership
innerhalb der EU – das ist notwendig –, und es braucht
meiner Meinung nach auch ein visionäres anderes Denken. Dazu braucht es
Mut, auch da bin
ich bei Ihnen. Es ist nicht alles gut, es gibt vieles, was wir da
verändern müssen, aber ich glaube, der Weg muss ein anderer sein.
Damit wir
Wohlstand, die Diversität, die Demokratie in Europa weiter festigen, damit
das, was in Europa alles gut ist, was die Menschen auch zu Recht
als gut empfinden – unseren Wohlstand – festigen, braucht
es sicher neue Ideen, neue Ziele.
Eines möchte
ich jetzt schon zu diesen vermeintlichen Austrittfantasien, die ja doch immer
wieder unterschwellig aus FPÖ-Kreisen kommen, sagen.
Petra Steger, wir waren letzte Woche gemeinsam in Großbritannien. Du
warst nicht mehr dort, aber Nina Tomaselli und ich standen da, und dort gehen
jeden Tag Leute protestieren, weil sie unbedingt wieder in die EU
zurückkommen wollen. Die stehen jeden Tag da und mobilisieren und
versuchen,
wieder ein Umdenken zu erwirken. (Abg. Steger: Und in den letzten
Jahren sind ständig Leute demonstrieren gegangen, um ... Rücktritt zu
wollen! Darauf
haben Sie auch nicht gehört!)
Großbritannien – wir haben uns dort viele Gespräche angehört – hat
viel mehr Probleme als vorher. Die Probleme und Themen, die dort angesprochen
worden sind, die sich bei einem Brexit vermeintlich lösen würden,
sind nicht gelöst worden. Im Gegenteil: Es sind viele, viele Probleme
und Herausforderungen für die Briten dazugekommen.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz, bitte!
Abgeordnete
Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA
(fortsetzend): Deshalb brauchen wir einen Zuspruch zur EU, und ich habe
Ihnen etwas mitgebracht, und
zwar diesen (einen Ausdruck in die Höhe haltend) Report. Ich gebe
ihn jetzt (in Richtung Abg. Steger) Ihnen, Frau Kollegin, weil Herr
Kickl nicht hier ist.
Eigentlich wollte ich das Herrn Kickl als erfahrenem Populisten selbst
übergeben. Das ist der Zuspruch.
Das Wählerpotenzial, das Sie ja immer ausnützen
wollen, wäre dann besser ausgenützt, weil wir sehen, dass
mittlerweile nur noch jeder Vierte dagegen ist. Nutzen Sie also Ihr ganzes
Wählerpotenzial aus und werden auch
Sie proeuropäisch! (Beifall bei der ÖVP.)
10.59
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte sehr, bei Ihnen steht das Wort.
Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Werte Frau Ministerin! Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Jeitler-Cincelli, ich glaube, in einer Europastunde ist es vor allem unsere Aufgabe als Abgeordnete, als österreichisches Parlament, darüber zu diskutieren, was wir tun können, um die Europäische Union besser zu machen. Ich glaube, damit sollten wir uns beschäftigen. Das ist für uns Abgeordnete eine wesentliche Aufgabe, und das möchte ich an dieser Stelle auch tun.
Wenn wir über die Zukunftsfähigkeit der
Europäischen Union sprechen,
dann glaube ich, dass gute Schritte schon gemacht worden sind, gerade in
letzter Zeit. Die Europäische Union ist gleichstellungspolitisch auf dem
richtigen
Weg. (Beifall bei der SPÖ.)
Es sind in den letzten Monaten wesentliche Richtlinien verhandelt und auch beschlossen worden – von sozialdemokratischen Kolleg:innen: Vizepräsidentin Evelyn Regner, Theresa Bielowski und vielen anderen –: Lohntransparenz zum Beispiel oder auch die Geschlechterquoten in Vorstands- und Aufsichtsratsriegen. Europa geht da voran, die Gleichstellung der Geschlechter steht ganz oben auf der Tagesordnung. Nach hartem Tauziehen, nach harten
Verhandlungen konnte man da tatsächlich gute Richtlinien auf den Weg bringen, und das ist wichtig. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)
Warum sind das so wesentliche Bausteine? – Weil gerade wir in Österreich unendlichen Aufholbedarf haben. Wir haben nach wie vor eine Lohnschere zwischen den Geschlechtern von rund 20 Prozent – auch bei den Pensionen: Frauen bekommen nach wie vor rund 40 Prozent weniger Pension als Männer –, und die Lohntransparenz ist da ein wichtiger Baustein, um Gehälter auch vergleichen zu können. Wir wissen, Frauen sind hoch qualifiziert und bekommen trotzdem weniger – einfach weil sie Frauen sind. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)
Genauso werden mit der sogenannten Women-on-Boards-Richtlinie Frauen bestmöglich unterstützt, um die gläserne Decke leichter durchbrechen zu können. Sie sind hoch qualifiziert – auch da –, und trotzdem gibt es eine gläserne Decke, die Frauen hindert, die Frauen auch wirklich behindert, gleichberechtigt wie männliche Kollegen in Aufsichtsratspositionen, in Vorstandspositionen zu kommen. Österreich und vor allem die Regierungsparteien sind jetzt gefragt, diese Richtlinien schnellstmöglich umzusetzen, um hier auch frauenpolitisch voranzugehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Weiters hat das EU-Parlament etwas wirklich Großartiges beschlossen, nämlich den Beitritt zur Istanbulkonvention. Somit müssen alle Mitgliedstaaten die Istanbulkonvention auch tatsächlich umsetzen und somit Frauen und Mädchen vor Gewalt schützen. Das ist wesentlich gerade in Zeiten wie jetzt, in denen wir sehen, dass es bei kriegerischen Auseinandersetzungen Frauen- und Menschenrechte, auch Kinderrechte, sind, die immer weiter zurückgedrängt werden, die angegriffen werden, die auch tatsächlich verletzt werden. Sexuelle Gewalt wird nach wie vor als Kriegswaffe eingesetzt. Frauen und Mädchen werden vergewaltigt, sie werden gedemütigt, Kinder werden verschleppt. Deshalb ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Kriegsverbrechen, die im Zuge des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine begangen werden, bestmöglich aufgeklärt werden – das ist ganz, ganz klar.
Genauso müssen wir innerhalb der Europäischen Union die Frauenrechte vorantreiben. Wir müssen den Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, vertrieben worden sind und möglicherweise vergewaltigt wurden, den Schwangerschaftsabbruch in der Europäischen Union ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir müssen für sie den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch gewährleisten, und wir wissen, dass das nicht überall möglich ist, dass auch Polen diesbezüglich ganz harte Regelungen getroffen, ganz harte Gesetze erlassen hat und die Frauenrechte beschneidet. Insbesondere jenen vertriebenen Frauen müssen diese Frauenrechte aber zuteilwerden. Dafür sind wir auch als Österreich zuständig, dass wir diese Frauenrechte in der gesamten Europäischen Union einfordern.
Diesen gemeinsamen Weg in der Europäischen Union können wir nur so gut ausbauen, wie wir ihn gemeinsam gehen. Viele Zukunftsfragen sind in den letzten Jahren durch die Konferenz zur Zukunft Europas beantwortet worden. Vieles wurde diskutiert und auch tatsächlich in Vorschläge gegossen. Einige Vorschläge liegen nach wie vor brach; ich glaube, diese Vorschläge muss man zurate ziehen und auch wirklich umsetzen. Das wäre wesentlich.
Ein Punkt, den ich zum Schluss noch erwähnen
möchte: Auch der Westbalkan, die Staaten des Westbalkans sind Teil einer
Europäischen Union, müssen
in der Zukunft Teil einer Europäischen Union werden. Wir dürfen die
Länder des Westbalkans nicht im Stich lassen, sondern müssen ihnen
klare Beitrittsperspektiven bieten.
Am Ende möchte ich noch
aus der Zeitung der Demokratiewerkstatt zitieren, jener Institution im
österreichischen Parlament, die politische Bildung an Schülerinnen
und Schüler vermittelt. Diese Schülerinnen und Schüler gestalten
immer eine Zeitung. Sie haben sich auch mit der Europäischen Union
beschäftigt, und im Zusammenhang mit dem Thema Gleichstellungspolitik
kritisieren sie sehr, dass nach wie vor einige Länder keinerlei Frauen
in das Europäische Parlament entsenden, wie beispielsweise Zypern. Diese
Schülerinnen und Schüler schreiben – ich lese nur diesen
kurzen Satz
noch vor –: „Wir denken, es sollten deutlich mehr weibliche
Personen in politischen Positionen in der Europäischen Union
vorzufinden sein, da sie
manchmal bestimmte Themen besser nachvollziehen können, wie beispielsweise
Gleichberechtigung am Arbeitsplatz.“
Diesen Schülerinnen und Schülern kann ich nur recht geben. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Stögmüller und Brandstätter.)
11.05
Präsidentin
Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau
Abgeordnete
Petra Steger. – Bitte.
Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau
Bundesministerin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Ja,
werte Kollegen von den NEOS, bei aller EU-Hörigkeit und auch
Österreichvergessenheit der ÖVP (Ruf: Darum heißt sie
ja ÖVP!), die ich oft genug kritisiere, muss ich sagen: Sie treiben
das ja fast noch auf die Spitze. Also bei Ihren
EU-Zukunftsvisionen (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Besser als Ihre
russischen Zukunftsvisionen!) fällt mir nur noch der Spruch des
deutschen Altbundeskanzlers Helmut Schmidt ein, der gesagt hat:
„Wer“ solche „Visionen hat, sollte“ besser „zum
Arzt gehen.“
Ich muss mich aber heute schon fast, muss ich sagen, bei
Ihnen bedanken – bedanken für den Titel der heutigen Aktuellen
Europastunde. Danke, dass Sie es wirklich für jeden offensichtlich machen (neuerlicher
Zwischenruf des Abg.
Hoyos-Trauttmansdorff), was tatsächlich Ihr oberstes Ziel ist:
die Vereinigten Staaten von Europa. Am besten, Sie stellen sich noch ein
paarmal hierhin
und sagen es möglichst laut und deutlich, sodass es auch wirklich jeder in
Österreich mitbekommt, was für eine österreich- und damit
staatsfeindliche Partei Sie in Wirklichkeit sind. (Beifall
bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter – in
Richtung FPÖ –: Freunde Putins! Freunde Putins!)
Die Vereinigten Staaten von Europa bedeuten in Wahrheit ja
nichts anderes als ein Auflösen Österreichs als unabhängiger
Nationalstaat. (Abg. Brandstätter: Freunde Putins!) Sie
wollen Österreich zu einem EU-Bundesland degradieren – mit
kaum noch Mitsprache und Kompetenzen. (Abg. Loacker: Und
ihr zu einem russischen Bundesstaat!) Sie wollen das Parlament
aushöhlen, und Sie wollen den gemeinsamen Grundgedanken und die
Grundbausteine unserer Verfassung aushöhlen. Ich finde es ja lustig, dass wir
immer von Ihnen als Gefahr für die Verfassung bezeichnet werden (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff:
Weil
Sie es sind!), während Sie gleichzeitig Österreich als
souveränen Staat abschaffen wollen.
Ja wo ist eigentlich der Bundespräsident, wenn es tatsächlich um den Schutz unserer Verfassung geht? Kelsen würde sich bei solchen Forderungen im Grab umdrehen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber eines muss ich Ihnen
zugutehalten: Sie sind zwar von Ihrer rosaroten
EU-Liebesbrille vollkommen verblendet, aber zumindest sind Sie
ehrlich – das muss man Ihnen lassen –, im Gegensatz zu
allen anderen Parteien in
diesem Haus. (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff.) Die
wollen nämlich in Wahrheit genau dasselbe, nur geben sie es nicht offen
zu, weil sie genau wissen, wie unbeliebt das bei den Wählern
wäre – abgesehen von Karas (Zwischenruf des Abg. Loacker),
aber der ist mittlerweile eh schon so weit weg von der eigenen
Bevölkerung, dass er nicht einmal mehr das mitbekommt. Sie alle arbeiten
still und heimlich an diesem sukzessiven Aushöhlen unserer Verfassung –
natürlich unter dem Titel der Europäischen Integration und, nicht zu
vergessen, der Alternativlosigkeit. Aber was ist auch anderes von Politikern zu
erwarten, deren Politik in weiten Teilen dadurch definiert ist, dass sie
EU-hörig von A bis Z ist.
Ich habe es schon oft gesagt, und ich sage es auch heute wieder: Es ist für mich absolut unbegreiflich, wie sich Vertreter des Nationalrates und damit der Österreicherinnen und Österreicher dafür einsetzen können, dass Österreich
immer
weniger mitzusprechen hat. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)
Das
ist eine absolute Schande, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der
FPÖ.)
Doch genau das bedeutet es,
wenn Sie von der handlungsfähigeren EU sprechen. Damit wollen Sie nichts
anderes als die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips (Zwischenruf
des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff), des Vetorechts und damit des
letzten Schutzankers Österreichs vor einem Drüberfahren
Brüssels. Hallo europäische Budget- und Steuerhoheit! Das ist
nämlich das Erste, was die Europäische Union einführen
würde. Sie will ja nicht mehr von mühsamen Budgetverhandlungen
mit den Mitgliedstaaten abhängig sein, sie will endlich direkt in die
Taschen der EU-Bürger hineingreifen können. Und dann bezeichnen Sie
weniger Mitspracherecht auch noch als demokratischer! Ich gratuliere zu
diesen argumentativen Verrenkungsübungen! Die muss man auch
erst einmal zustande bringen. (Beifall bei der FPÖ.)
Also: Unser Verfassung ist Ihnen egal, unsere
Souveränität ist Ihnen egal, der österreichische Pass ist
Ihnen sowieso egal – am liebsten wäre Ihnen schon
jetzt ein europäischer Pass –, und unsere Neutralität ist
Ihnen auch egal. Da sind Sie sich nur noch nicht ganz sicher, ob Sie lieber
eine Nato-Mitgliedschaft
(Abg. Stögmüller: Ihr
wolltet einmal zur Nato!) haben
wollen oder vielleicht doch eine EU-Armee. Hauptsache, die
Rüstungsindustrie weiter ankurbeln, noch
mehr nach Waffen und Sanktionen schreien (Abg. Stögmüller: Wolltet
ihr nicht zur Nato?) und Österreich immer tiefer in einen Krieg mit
hineinziehen. Und
da sind wir ja die Einzigen (Abg. Stögmüller: Petra,
wolltet ihr nicht zur Nato?), die sagen: Nein, das wollen wir nicht,
mit Sicherheit nicht! (Zwischenruf des
Abg. Koza.) Nein, wir wollen keine EU-Armee, und nein, wir wollen
mit Sicherheit nicht, dass jemand in Brüssel in Zukunft entscheidet, wo
österreichische Soldaten in den Krieg ziehen müssen und zum Einsatz
kommen! (Abg. Stögmüller: Einmal ja, einmal nein!) Ich
sage, Österreich und unsere Neutralität gehören geschützt
vor so einer Politik und vor solchen Zukunftsvisionen, wie die NEOS sie haben. (Beifall
bei der FPÖ.)
Abgesehen davon muss ich die angeblichen Wirtschaftsparteien ÖVP und NEOS aber auch fragen, ob sie das wirtschaftlich wirklich komplett durchgedacht haben. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was es für wirtschaftlich stärkere, für Nettozahlerstaaten bedeuten würde, wenn es nur noch Mehrheitsentscheidungen gibt und die Mehrheit der Mitgliedstaaten jedoch Schuldenstaaten sind? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? – Ich kann sagen, was rauskommen würde: Schulden, Schulden und noch mehr Schulden – und Umverteilen weg von den Österreichern in irgendwelche Pleitestaaten.
Das ist die Politik, die Sie
wollen (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff), offenbar
reicht Ihnen der wirtschaftliche Abstieg der letzten Jahre noch
nicht. Sie wollen noch mehr Steuergeld aus Österreich hinausverteilen.
Volle Kraft voraus Richtung Abgrund – das ist Ihre Politik. (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren, die Redezeit ist leider schon aus. Eines will ich sagen: Ja, ich gebe Ihnen recht, es ist Zeit, über die Zukunft der Europäischen Union zu diskutieren, aber nicht in irgendwelchen elitären EU-Blasen - -
Präsidentin Doris Bures: Den Schlusssatz bitte!
Abgeordnete Petra Steger (fortsetzend): Es ist Zeit, die eigene Bevölkerung endlich zu fragen, in welche Richtung sich die Europäische Union entwickeln will. Das werden Sie aber wieder nicht wollen, weil Sie genau wissen, dass dann etwas anderes rauskommt, als Sie sich wünschen. (Beifall bei der FPÖ.)
11.10
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michel Reimon. – Bitte.
Abgeordneter Michel Reimon, MBA
(Grüne): Frau Präsidentin!
Frau Bundesministerin! Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und
Kollegen! Ich habe
mich ja sehr über diese Aktuelle Europastunde gefreut: Vereinigte Staaten
von
Europa – großartiges Thema, es muss ein Ziel von uns sein,
gemeinsam
an so etwas zu ziehen.
Ich bin jetzt aber leider bei einer so proeuropäischen Partei wie den NEOS schon enttäuscht; denn entweder war das eine sehr kurzsichtige innenpolitische Perspektive, die ihr da in der Aktuellen Europastunde gerade einnehmt, oder nicht so ganz ehrlich.
Wenn ihr jetzt nämlich über die Vereinigten Staaten von Europa redet, von einer europäischen Verteidigungspolitik, dann kann man das nicht nur aus einer österreichischen Perspektive mit: Wir machen eine europäische Armee und halten uns da zurück!, machen. Dann muss man sich doch anschauen, was die Perspektive anderer europäischer Länder ist, die da mitmachen!
Da sitzen georgische
Abgeordnete – keine EU-Mitglieder, aber Georgien ist schon 1993, vor
30 Jahren, von russischen Truppen besetzt worden, und das hat in weiten
Teilen Osteuropas Angst ausgelöst. Redet doch mit Abgeordneten, mit Politiker:innen
der baltischen Staaten! (Abg. Meinl-Reisinger: Hab’ ich
ja gesagt!) Sie haben Angst, sie würden – jetzt kommt der
Punkt – niemals in eine europäische Armee eintreten,
einwilligen oder sonst was, wenn es nicht die
Nato ist. Redet – zum jetzigen Zeitpunkt – mit
polnischen, redet mit slowakischen Abgeordneten! Die würden das zum
jetzigen Zeitpunkt, so wie
ihr es vorschlagt, niemals machen.
Redet mit den Schweden und mit den Finnen, die jetzt erst ihre Neutralität aufgegeben haben! Was haben die gemacht? – Nicht über euren Vorschlag gesprochen, sondern sie sind innerhalb kürzester Zeit zur Nato gegangen. Und Sie schaffen es, hier eine Rede zu halten, ohne die Nato auch nur zu erwähnen und zu sagen, welchen Vorschlag Sie hätten! (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist doch nicht wahr! Ich hab’ ... in der „ZIB 2“, Sie wissen ...!)
Das ist doch nicht ehrlich. Das
ist nicht ehrlich, so wie ihr das anlegt, nein! (Beifall bei den Grünen.) Das ist eine
komplett kurzsichtige innenpolitische Debatte,
wie wenn ihr keinen Meter über die Grenze schauen würdet und mit
keinen anderen europäischen Politiker:innen sprechen würdet. Das ist
es. Eine Rede dazu zu halten, ohne die vier Buchstaben Nato auch nur zu
erwähnen, das geht nicht. (Abg. Meinl-Reisinger: Ist
das jetzt ein Bemühen
der Abgrenzung?)
Tatsache ist: Putin bedroht
Europa mit 6 000 Atomsprengköpfen, das muss man einmal festhalten,
und solange das so ist, werden sich die osteuropäischen Länder nicht
aus der Nato rausbewegen. (Abg. Meinl-Reisinger: Es soll sich auch
niemand aus der Nato rausbewegen! Was ist das für eine skurrile
Diskussion,
Herr Kollege?) Und wenn wir eine europäische Politik und eine
europäische Verteidigungspolitik haben wollen, wenn wir das haben
wollen (Abg. Meinl-Reisinger: Verfolgen Sie eigentlich, was ich
sage?), dann müssen wir uns zuerst, lange davor, dieser Bedrohung
stellen und müssen einmal darüber reden, wie
wir das loswerden.
Es gibt nur zwei
Möglichkeiten: Wir legen uns auch 6 000 Atomsprengköpfe zu, um
uns zu schützen, oder wir reden darüber, wie wir das russische Regime
entfernen und die 6 000 Atomsprengköpfe entfernen. Das
ist österreichische Verteidigungspolitik, wenn man es wirklich ernst
nimmt. Dazu kein Wort
zu sagen ist wirklich extrem kurzsichtig – wirklich extrem
kurzsichtig. (Beifall bei den
Grünen.)
Es gibt nur noch vier neutrale
Länder in der Europäischen Union: Zypern, Malta, Irland und
Österreich. Diese vier Länder sind neutral (Abg. Meinl-Reisinger:
Entschuldigung, wer führt denn die Diskussion, Herr Kollege?), und
wenn Sie sich hierherstellen und jetzt, zum jetzigen Zeitpunkt, die
Neutralität aufgeben wollen, bedeutet das schlicht und einfach
Nato-Verteidigungspolitik. (Ruf bei den
NEOS: Das ist eine eigenartige Rede!) Das muss man dann aber auch
aussprechen. Das kann man eh wollen, aber dann muss man es aussprechen. (Abg.
Meinl-Reisinger: Aber was wollen denn Sie jetzt eigentlich?)
Sie stellen sich hierher - - (Abg. Meinl-Reisinger:
Sie bemühen sich, hier irgendwie einen Konflikt zu inszenieren!) –
Nein! Sie stellen sich hierher und fordern
jetzt die Aufhebung des Einstimmigkeitsprinzips – in der
Sicherheitspolitik, nicht in der Außenpolitik, dafür sind wir auch,
Außenpolitik muss man mit Mehrheitsprinzip machen. Sie fordern es in
der Sicherheitspolitik und zählen
zehn Länder auf, die das auch wollen. (Abg. Meinl-Reisinger: Das
hab’ ich - -!) – Eh! Sie sagen nur nicht dazu,
dass das zehn Nato-Länder sind.
Wenn Sie jetzt das Einstimmigkeitsprinzip aufheben, jetzt, wie Sie es fordern (weitere Zwischenrufe bei den NEOS), bedeutet das: Eine absolute Mehrheit der Nato macht die österreichische Verteidigungspolitik! Das müssen Sie dazusagen! (Abg. Meinl-Reisinger: Das macht sie ja sowieso!) Sie zählen die Länder auf und sagen kein Wort dazu. Das geht so nicht. (Abg. Meinl-Reisinger: ... ja sowieso!) – Nein, Sie sind nicht ehrlich und sagen nicht, was das Resultat davon ist. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Engelberg und Sieber. – Abg. Meinl-Reisinger: Was wollen denn dann Sie? Was wollen Sie denn? Weil Sie reiben sich da jetzt ...!)
Die NEOS sind die Ersten, die immer sagen, die
österreichische Neutralität sei wie die Lipizzaner und die
Mozartkugeln. Warum sagen sie das? – Weil
sie nichts damit anzufangen wissen, weil sie sie nicht als Werkzeug verstehen. Wir
haben vier neutrale Länder in der Europäischen Union, und diese
vier neutralen Länder müssen auf eine
eigenständige europäische Verteidigungspolitik hinarbeiten. Wenn wir
Neutralen das nicht machen, bleibt es Nato-Politik. (Abg. Meinl-Reisinger:
Das hab’ ich gesagt, Herr Kollege!
Genau das!)
Neutralitätspolitik – jetzt wird es
dunkel – muss ganz aktiv sein, aktiv auch in der Solidarität
gegenüber der Ukraine (Abg. Meinl-Reisinger: Bitte, das ist
jetzt
Blabla, Entschuldigung!), da muss man jetzt in die Unterstützung der
Ukraine gehen. (Abg. Meinl-Reisinger: Wasch mich, aber mach mich
nicht nass!) Die
FPÖ als Putin-Partei wird das nicht machen, deswegen müssen wir das
machen und uns dafür einsetzen. Darum wird es gehen müssen.
Neutralitätspolitik
darf nicht feig sein, sondern muss aktiv sein. Aktive Neutralitätspolitik
brauchen wir in solchen Fragen, und dazu kommt von Ihnen kein Wort! (Beifall
bei
den Grünen.)
Letztes Wort zur SPÖ: Bei euch wäre es auch ganz
gut, wenn ihr die Neutralität verteidigt,
wenn das auf eine aktive Weise wäre. Dass die Hälfte von euch
nicht kommt, wenn man Solidarität mit der Ukraine zeigen muss und
dann am 1. Mai: Hoch die internationale Solidarität!, schreit, geht
sich auch nicht
aus. (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.15
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt die Europaparlamentarierin Claudia Gamon zu Wort. – Bitte.
Mitglied
des Europäischen Parlaments Claudia Gamon, MSc (WU) (NEOS): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und
Kollegen! Also, Herr Kollege Reimon,
ich habe meiner Chefin zugehört, nicht nur weil sie meine Chefin ist, und
sie hat ein bisschen etwas anderes gesagt, als Sie es jetzt hier darstellen.
Ich habe aber eigentlich gerade für heute auch zu anderen Themen etwas vorbereitet, habe nämlich mit ein paar meiner Kolleg:innen im EU-Parlament gesprochen, wie diese denn auf Österreich und auf die österreichische EU-Politik schauen und was deren Eindruck ist.
Die FPÖ dreht ja oft total durch, wenn man ausspricht, was man für die Europäische Union eigentlich für eine Vision bräuchte. Aber das ist es ja auch, Politik zu machen: zu sagen, in welche Richtung ein Weg gehen kann; auch zu sagen, zum Beispiel: Eine Alternative zur Nato im Sinne einer Abhängigkeit von anderen ist es natürlich auch, eine selbstbestimmte europäische Verteidigungspolitik zu haben – eine selbstbestimmte europäische Verteidigungspolitik.
Das aber, was viele hier immer wieder betonen, dass wir es brauchen, ist ja: Wir sind Brückenbauer in Österreich!, und: Eine Brücke in den Osten, nach
Russland zum Beispiel! – „The Economist“ hat das in einer der letzten Ausgaben als Brücke ins Nirgendwo bezeichnet und hat zum Beispiel auch gesagt, dass, während man in der Vergangenheit ja gerne gemeint hat, Österreich sehe sich selber als kleines Deutschland in den Alpen, besser geführt, wir stattdessen einem anderen Land immer ähnlicher werden, nämlich Ungarn!
Und was wir uns in Ungarn anschauen können, die andere Vision, die da präsentiert wird, auch von der FPÖ, wo der Weg hingehen soll, ist eine Superinflation, die dort die Bevölkerung bedroht, ein wirtschaftliches Desaster, eine Kleptokratie autoritärer Eliten, die ihrer Bevölkerung die Freiheit verwehrt. – Das ist die politische Vision, die viele hier im Haus aufzeichnen, und in diese Richtung wollen wir nicht gehen! (Beifall bei den NEOS.)
Es ist eben diese egoistische, kurzsichtige, populistische Europapolitik, die vielleicht immer wieder für gute innenpolitische Schlagzeilen sorgt, übermorgen aber ist ihre Konsequenz die totale Verwahrlosung der Politik und der Republik.
Erst diese Woche hat man sich
ja auch in der Bundesregierung darüber empört, dass Frankreich aus
nationalem Interesse eine Abstimmung über die
Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie verschiebt. Es ist absolut richtig,
sich darüber zu empören, aber wer hat das denn erfunden? Wer hat das
denn im letzten halben Jahr praktiziert (Beifall bei den NEOS): ein österreichisches Veto zum
Schengenbeitritt Rumäniens und Bulgariens, ein deutsch-österreichisches
Veto zum Verbrennerverbot? Wo kommen wir so in Europa hin? Jeder für
sich, keiner für einen, alle für keinen – ist das wirklich
das Europa,
das wir wollen? Glauben wir, dass wir damit auch in der Welt erfolgreich sein
können?
Man muss da schon auch der ÖVP den Spiegel vorhalten, was wir in Europa eben für ein Bild abgeben. Zum Thema Schengen zum Beispiel: Wir als Österreich, das überdurchschnittlich von der EU-Osterweiterung profitiert hat – wir sind der zweitgrößte Investor im Rumänien –, haben ohne sachliche
Begründung den Schengenbeitritt - - (Abg. Höfinger:
„Ohne sachliche Begründung“? Das ist ja ein
Quatsch!) – Ja, ohne sachliche Begründung haben
wir den Schengenbeitritt verwehrt. (Beifall
bei den NEOS.)
Ich habe eine rumänische Kollegin im EU-Parlament
gefragt, wie sie das erlebt hat. (Abg. Schmuckenschlager: Man muss
halt den Ausweis herzeigen an der Grenze ...!) Sie hat gesagt, es sei
eine Demütigung – eine Demütigung
für ihre Mitbürger:innen, auch für die vielen Rumän:innen,
die in Österreich leben, die hier leben, Steuern zahlen, unsere Kinder unterrichten,
unsere Eltern pflegen – eine Demütigung, so haben sie es
empfunden.
(Abg. Höfinger: ... Schengen ...!)
Ein anderer Kollege hat mir geschrieben: Die Konsequenz des Vetos ist die Stärkung der extremen Rechten in Rumänien, eine antieuropäische Stimmung und eine Feindseligkeit gegenüber Investoren aus dem Ausland! – Das sind übrigens wir, die Investoren aus dem Ausland, gegenüber denen man jetzt feindselig eingestellt ist. (Abg. Schmuckenschlager: Überhaupt nicht!) – Danke, ÖVP! Danke dafür! (Beifall bei den NEOS.)
Das ist Ihre Wirtschaftspolitik: dass die österreichischen Unternehmen dann aus einem Land rausgejagt werden. (Abg. Höfinger: ... mit anderen Themen zu verbinden, das ist ja wirklich billigst!)
Zum Verbrenner muss man nur kurz sagen: Während sich
viele in der Europäischen Union darum bemüht haben, eine Zukunft
auch für die österreichische Autozulieferindustrie zu
finden, damit wir nicht von den Vereinigten Staaten und China
abgehängt werden, sieht das die ÖVP nicht. (Abg. Höfinger: ... die Augen
zumachen!) Man blockiert wieder ohne sachliche Begründung. Die
Konsequenz davon ist, dass man vielleicht in ein paar Jahren eh noch
mit Verbrennern an leeren Fabriken vorbeifahren kann, während alle anderen
mit chinesischen E‑Autos unterwegs sein werden. Danke, ÖVP, für
diese wirtschaftspolitische Europavision, die hier dargestellt wird! (Beifall
bei den NEOS.)
Was wir NEOS vorschlagen, ist eben eine andere Zukunft (Abg. Höfinger: Was heißt das sicherheitspolitisch? Ein Freibrief?), eine Zukunft in einem starken Europa. Ein starkes Europa muss aber auch näher zusammenrücken, muss Gemeinsamkeiten finden und muss klar vorgeben, wohin die Reise geht: dass wir auch mit der europäischen Art zu leben in der Welt erfolgreich sind. Das ist Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Vielfalt, und das geht nur in einer Zukunft mit Vereinigten Staaten von Europa. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)
11.21
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bettina Rausch. – Bitte. (Abg. Höfinger – in Richtung MEP Gamon –: Claudia, das war heute nicht gut! – MEP Gamon: Das ist mir wurscht! – Abg. Höfinger: Ich wollte es dich nur wissen lassen!)
Abgeordnete Mag. Bettina Rausch (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die uns hier im Hohen Haus wieder einmal besuchen und die uns auch von zu Hause – oder von wo immer Sie unterwegs sind – zuhören! Ich habe auch in dieser Debatte, in der Aktuellen Europastunde, aufmerksam zugehört, viel Bekanntes gehört, viel Interessantes, vieles, dem ich beipflichten kann, aber auch manches, dem ich vielleicht widersprechen möchte oder zu dem ich gerne etwas dazustellen möchte.
Zum einen – und ich möchte meinen Eindruck einfach auch noch einmal erwähnen, weil ich es sehr schade finde und weil es mir leid tut –: Ich verstehe natürlich, dass es in der aktuellen Situation in der SPÖ andere Themen gibt, die beschäftigen und bewegen, und vielleicht ist man aufgrund von gestern heute noch nicht da. (Abg. Holzleitner: Wir haben zur Sache gesprochen! – Abg. Höfinger – in Richtung Abg. Holzleitner –: Contenance, Frau Kollegin! – Abg. Holzleitner: Nein, aber ...!) – Ich verstehe, dass da auch viel Leidenschaft
ist, aber vielleicht, und ich komme zur Sache, liegt es auch am
Thema. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Wenn man so ein
bisschen die Geschichte des Verhältnisses der SPÖ zur
Europäischen Union anschaut, dann – ich möchte es nur in
Erinnerung rufen – sieht man: Es war schon damals die ÖVP, die
viel mit Verve, Leidenschaft, Sachkenntnis dafür eingetreten ist, dass wir
der Europäischen Union beitreten (Beifall bei der ÖVP), Vranitzky
war bis zum
Schluss skeptisch (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Matznetter –
Ruf bei der SPÖ: Das ist ein Gschichtl!), und es ist einer
weitsichtigen Frau wie Gitti Ederer zu verdanken - - Achtung,
aufpassen, ich sage eh etwas Gutes (Abg. Heinisch-Hosek: Was
heißt „aufpassen“?!): Es ist Gitti Ederer zu verdanken,
dass sie dann an
der Seite von Alois Mock da verhandelt hat. (Abg. Matznetter: Nein! –
Ruf bei der SPÖ: Die redet sich die Geschichte schön!)
Es ist auch jetzt so, dass ich
die Entwicklungen in der SPÖ schade finde, weil die aktuelle
Parteivorsitzende, deren Vorsitzführung ich im Außenpolitischen
Ausschuss sehr schätze, außen- und europapolitische Sachkenntnis
hat. Da gibt es auch andere Frauen in der SPÖ, die das haben; ich
erwähne vielleicht
auch Petra Bayr, die in der Entwicklungszusammenarbeit einen großen Namen
hat. Danach und rundherum ist es offenbar auch zappenduster (Abg. Holzleitner: Das
ist ja beleidigend!), und bei einer doch ehemals staatstragenden Partei
erfüllt mich das für die Zukunft dieses Landes etwas mit Sorge. Das
möchte ich hier heute anlässlich dieses Themas auch festhalten.
Auf eine andere Sache möchte ich noch eingehen. Beate Meinl-Reisinger hat zu Beginn hier gemeint, irgendwie wären die ÖVP und die FPÖ da auf einer gemeinsamen Linie, was Europa betrifft. (Zwischenruf des Abg. Shetty.) Ich kann das in so vielen Themen nicht nachvollziehen. (Abg. Holzleitner: ... Familienbeihilfe ...!) Der Unterschied ist ganz deutlich. Wenn wir uns das aktuelle Thema Ukraine anschauen – und ich glaube, das ist ein wesentliches Thema, auch für Europa und auch für die Zukunft dieses Kontinents –, sehen wir, dass von Anbeginn ganz klar gewesen ist: Es gab nie einen Zweifel, dass die Österreichische Volkspartei auf der Seite der Ukraine und der freien
Welt steht (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Deswegen seid ihr zu Putin gefahren!) und die Freunde Putins in Österreich einen anderen Weg einschlagen (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger – Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Wer war der erste Staatschef von Europa, der mit Putin ...?), von dem man sich hier auch immer wieder überzeugen kann. Ich möchte das hier auch festhalten, damit es auch hier gesagt ist. Auch das, was Sie sagen, ist im Protokoll, und das soll auch im Protokoll stehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir in der
Österreichischen Volkspartei denken und handeln europäisch, so sagt
es unser Grundsatzprogramm (Abg. Loacker: Was hat eigentlich der
Nehammer beim Putin erreicht?) und so ist unser Leitsatz (Abg.
Matznetter: Was ist ...?) seit den Achtzigerjahren, eigentlich schon
immer in der Zweiten Republik,
sodass im Europarat, später in der Europäischen Union die
europäische Politik auch unsere Handschrift trägt, nicht nur in der
Geschichte, sondern auch
heute, da europapolitisches Handeln für die Bundesregierung tägliches
Brot ist, an vorderster Front für den Bundeskanzler und die
Europaministerin – eine Funktion, die von der ÖVP ins Leben gerufen
worden ist. (Abg. Kollross: ... eine Position der
ÖVP zu Europa ...!) Ich glaube, auch diese Funktion ist ein
Symbol, aber sie ist auch wichtig für uns, weil mit Karoline Edtstadler
eine da ist, die in Europa Initiativen setzt und die dieses Thema
auch vorantreibt. An den Taten soll man uns
da auch entsprechend messen! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte Stellung nehmen, weil die Vereinigten
Staaten von Europa hier öfters erwähnt worden sind. Meine Kollegin
Carmen Jeitler-Cincelli hat das schon erwähnt: In der Analyse teile ich ja
vieles, was die NEOS hier sagen. Ja, wir brauchen mehr Stärke nach
außen und mehr Freiheit im Inneren, gelebte Subsidiarität in der
Europäischen Union – das unterschreibe ich auch so.
Ich finde die Begrifflichkeit und die damit einhergehende Begrifflichkeit vom
großen Wurf insofern irreführend und nicht passend: Es gibt viele
Unterschiede zwischen Europa und den USA. Wir wollen keine Kopie
sein, sondern ein Original, an dem wir tagtäglich auch arbeiten.
Arbeit ist vielleicht das
Stichwort. Jeden Tag wird an dieser Europäischen Union
gearbeitet – von der Bundesregierung, hier im Parlament, im
Europaparlament (Abg. Kollross: Der Strasser Ernstl war da
auch sehr fleißig!), die Kollegen sind heute auch da, in allen Gremien –,
und ja, diese Arbeit ist nicht immer einfach. Die Europäische
Union und Österreich haben mittlerweile eine fast 30-jährige
Beziehung. Ich kann zwar selbst privat nicht mit einer derart langen
Beziehungserfahrung aufwarten, aber fragen Sie einmal Paare, die lang miteinander
verheiratet sind. Diese Liebe ist manchmal auch so etwas wie
Tough Love. Liebe – oder eine Beziehung zu haben –
heißt nicht immer nur, dass der Himmel voller Geigen hängt, dass man
große Träume hat und die
großen Pläne schmiedet. Es heißt aber auch nicht –
in Richtung FPÖ (Abg. Krisper: Ah!) –, dass
man ständig aufeinander schimpft und miteinander im
Clinch ist. Es ist eine tagtägliche Arbeit an Themen, für die wir uns
da jetzt einsetzen. So kann Beziehung gelingen. Ich glaube, so gelingt sie
auch durch
das Mitwirken der ÖVP.
Lassen Sie mich da noch einmal
am Ende ein Bekenntnis ablegen, weil mir das auch in einer Aktuellen
Europastunde wichtig ist: Das Friedensprojekt Europa und EU ist eine
Erfolgsgeschichte, die sich bewährt hat. Ich denke, seit der
Erklärung von Robert Schuman – wir haben sie anlässlich
des Europatages auch gefeiert, bei dem auch der Bundeskanzler
festgehalten hat, dass Österreich weiterhin eine aktive Rolle in
dieser EU einnehmen wird – haben
wir einen Bruch in der Geschichte erlebt, der positiver nicht hätte sein
können. Konflikte in Europa werden innerhalb dieser EU Gott sei Dank nicht
mehr
durch Krieg und Blutvergießen gelöst, sondern in Verhandlungen, im
Dialog, auf Basis von demokratischen Werten und Freiheiten.
Präsidentin Doris Bures (das Glockenzeichen gebend): Ihren Schlusssatz bitte!
Abgeordnete
Mag. Bettina Rausch (fortsetzend):
Auch wenn es vielleicht
in der kurzfristigen Perspektive viel Unzulänglichkeit gibt,
Unzufriedenheit, die
wir angehen und die ein Auftrag ist, würde ich in keiner Zeit und an keinem anderen Ort lieber leben wollen als in Europa in den Zeiten der Europäischen Union. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
11.27
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Europaparlamentarierin Theresa Bielowski zu Wort. – Bitte.
Mitglied des Europäischen Parlaments Theresa Bielowski, BA MA (SPÖ): Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Bundesministerin! Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Personen, die heute zuschauen! In einer Sache sind wir uns einig: Die Herausforderungen in Europa sind vielfältig und groß.
Die Frage, die wir uns alle hier stellen müssen, ist ja: Wann ist Europa entscheidungs-, zukunfts- und verteidigungsfähig? – Und ich glaube, liebe Kolleg:innen, oder besser gesagt, ich weiß, dass Europa es dann ist, wenn wir innerhalb der Europäischen Union resilient sind – resilient gegen Autokraten in und außerhalb von Europa, resilient gegen Populismus, gegen Menschenfeindlichkeit und resilient gegen Hass und Hetze. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir dürfen auch nicht naiv sein, wenn wir unsere gemeinsamen Werte und Moralvorstellungen verteidigen, denn der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf die demokratischen Moral- und Wertvorstellungen. Als Europäische Union stehen wir seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs an der Seite der Ukraine, und dieser hat uns als Europäische Union gezeigt, dass es sehr wohl notwendig ist, dass wir unsere Außen- und Sicherheitspolitik neu denken.
Die Perspektive Österreichs als neutraler Staat ist eine besondere und ist eine wichtige, aber, liebe Kolleg:innen, wir müssen uns auch im Klaren darüber sein, dass wir moralisch und dass wir politisch auf keinen Fall neutral sind, denn das würde heißen: neutral gegenüber Vergewaltigungen als Kriegswaffe,
neutral gegenüber Kindesentführungen, neutral gegenüber Verschleppungen, neutral gegenüber Folter und Mord an Zivilist:innen. Diese Neutralität? – Sicher nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Geschichte hat uns gelehrt, dass es keine Option ist, wegzuschauen, wenn Menschen für geopolitische Spiele vertrieben werden, wenn größenwahnsinnige Diktatoren ermorden, zum Krieg zwingen. Es ist die solidarische Hilfe von Staaten, es ist die Gemeinschaft, die gefordert ist, um die Werte zu verteidigen, und zwar die Werte, die uns alle einen: das menschliche Recht auf Unversehrtheit, auf Friede, auf Freiheit, auf Selbstbestimmung. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist unsere Aufgabe als
Politiker:innen auf allen Ebenen, nicht dem Populismus zu verfallen, nicht der
Naivität zu verfallen, nicht den einfachen Lösungen zu verfallen,
sondern gemeinsam für unsere demokratischen Wertvorstellungen zu
kämpfen, und zwar ganz besonders dann, wenn die Zeiten schwierig
sind und wenn die Lösungen nicht mit schönen Worten, nicht mit
wahlkampftauglichen Parolen zu erklären sind.
Mit der Unterstützung der Ukraine allein ist es in Europa noch nicht getan. Auf dem Spiel steht – das dürfen wir nicht vergessen – nichts weniger als die offene und demokratische Gesellschaft, in der wir alle leben! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Neßler.)
Unsere Demokratie und unsere Grundrechte sind die DNA der europäischen Einigung, und genau die müssen wir noch vor allen anderen Dingen als kritische Infrastruktur schützen, denn es gibt viele, die diese Idee angreifen und zerstören wollen.
Wir haben von Resilienz
gesprochen. Wenn wir von Resilienz sprechen, müssen wir vor allem auch von
einer Sache sprechen, nämlich von Europa als Sozialunion, denn nur
wenn wir eine starke Sozialpolitik haben, nur wenn wir
ein Angebot staatlicher Infrastruktur von Daseinsvorsorge haben, nur wenn wir
gute Löhne haben, nur wenn wir gute Arbeitsbedingungen haben, nur
wenn Menschen einen angemessenen und würdigen Lebensstandard haben, dann
können sie als EU-Bürger:innen von der Idee eines gemeinsamen
Europa überzeugt sein (Beifall bei der SPÖ), und nur dann,
wenn die Bürger:innen davon überzeugt sind, nur dann gibt es keinen
Nährboden für menschenverachtende und autokratische Ideen. Nur
dann können diese Ideen gar nicht wachsen.
EWSA-Präsident Oliver
Röpke hat gesagt: „Arbeitnehmer:innen dürfen Europa nicht als Bedrohung sehen, sie müssen es als
Chance sehen.“ Daher:
Reden wir über Mindestlöhne und reden wir über Arbeitsbedingungen!
(Beifall bei der SPÖ.)
Liebe Kolleg:innen! Als Europäische Union müssen wir handlungsfähiger werden. Wir müssen die aktuellen Herausforderungen bewältigen. Zwei Dinge möchte ich hierzu noch sagen. Zum einen: Wir dürfen uns nicht in Geiselhaft einzelner Mitgliedstaaten begeben, besonders nicht in steuer- und außenpolitischen Fragen. Wir müssen das Vetorecht aufheben. Wir brauchen qualifizierte Mehrheiten.
Zum anderen, und das ist mir
auch ganz besonders wichtig: Wir brauchen
Sie alle, und wir brauchen auch Sie, liebe Kolleg:innen auf der Regierungsbank,
denn wir müssen uns jetzt darauf einigen, dass mutige und solidarische
Mitgliedstaaten gefordert sind; und ein Bekenntnis zu gemeinsamer solidarischer
Politik, das nicht dann endet, wenn Partikularinteressen in Tageszeitungen nur dann
Zuspruch erhalten, wenn die Europäische Union der Sündenbock
ist. Wenn wir eine zukunftsfähige Europäische Union gewährleisten wollen, müssen
wir die Menschen gemeinsam von dieser Idee überzeugen.
Präsidentin
Doris Bures: Sie müssen den
Schlusssatz formulieren,
Frau Abgeordnete.
Mitglied des
Europäischen Parlaments Theresa Bielowski, BA MA
(fortsetzend): Meine Vision von Europa ist eine friedliche, eine
solidarische, eine mutige,
eine menschliche; und ich hoffe, auch
Ihre. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
11.33
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Europaparlamentarier Georg Mayer zu Wort. – Bitte.
Mitglied des Europäischen Parlaments
Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG (FPÖ):
Frau Präsidentin! Geschätztes Hohes Haus! Es ist schon bemerkenswert,
was ich heute hier erleben darf. Zum einen sind es die Grünen, die ihre
Kriegstreiberei jetzt noch weitertreiben können – also
Michel Reimon hat ja
heute wirklich auf die Spitze getrieben, was man da noch für Aussagen
tätigen kann –, zum anderen sind es die NEOS. Ich bin den NEOS
nämlich sehr
dankbar für diese Europastunde heute.
Sie sagen ja auch sehr
deutlich, wo für Sie die Reise hingehen soll: Die Reise soll für Sie
an einen Punkt gehen, der die Aufgabe der österreichischen Neutralität bedeutet,
der immerwährenden Neutralität, wie sie in der Bundesverfassung
steht. Die Reise soll für Sie zu einem Nato-Beitritt gehen. Die Reise soll
für Sie bis zur Aufgabe der Souveränität Österreichs gehen.
(Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Die Reise geht
für Sie dorthin, wo das Ende der Republik
Österreich ausgerufen wird. Sagen Sie es doch so ehrlich! Das ist
ja - - (Abg. Meinl-Reisinger: Geh bitte!) –
Frau Kollegin! Dann lernen Sie einmal ein
bissl Staatslehre! Nichts anderes ist das. (Abg. Meinl-Reisinger: Geh
bitte! Das ist ja lächerlich, was Sie da von sich geben! –
Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.)
Das ist Verrat an der Republik Österreich, von der Sie bezahlt werden! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Wissen Sie, was Verrat an der Republik Österreich ist? An Putins Rockzipfel zu hängen! Von fremden Mächten sich unter Umständen sogar bezahlen zu lassen!) Nichts weniger wollen Sie. Das, was Sie ehrt, Frau Kollegin, ist allerdings, dass Sie es zumindest offen sagen, denn die zwei
anderen Parteien hier im Haus sagen das nicht so offen. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Es gibt mehr als zwei Parteien ...! – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Ich nenne Sie auch gerne Nato-Beate. Mich wundert es ja, Frau Kollegin, dass Sie nicht in Camouflage hier sitzen. Das wundert mich eigentlich. Das trägt man ja jetzt so auch ganz gerne.
Ihre Nato-Partner, mit denen
Sie sich dann in ein Bett legen wollen, Frau Kollegin – hören
Sie zu! –, das ist etwa die deutsche Bundeswehr, die inzwischen mehr
Geschlechter hat als flugtaugliche Hubschrauber. So schaut es nämlich
aus, Frau Kollegin! (Zwischenrufe des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff sowie
bei den Grünen. – Abg. Ernst-Dziedzic: Schlechte
Rede!)
Sie haben es nicht leicht, ich gestehe Ihnen das zu, Frau Kollegin! (Abg.
Meinl-Reisinger: Ich bin sicher, wenn Sie
sich bemühen, geht noch ein bissl was Tieferes!) Sie haben es nicht leicht, denn Ihr Eigentümer
ist etwas wankelmütig. Herr Haselsteiner ist wankelmütig,
der ist ja de facto der Eigentümer Ihrer Partei,
und deswegen haben Sie es nicht leicht. Das sei Ihnen hier einmal nachgesehen. (Abg.
Schwarz: Das ist nicht der Landtag! Das ist der Nationalrat!)
Ich werde Ihnen sagen, für welche EU Sie hier Ihre Großmachtfantasien entwickeln: Das ist eine Union, die seit Jahren an diesem Green Disaster arbeitet. (Zwischenrufe bei den NEOS.) Das ist inzwischen deren wichtigste Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik, mit der sämtliche Wirtschaftszweige in Europa vernichtet werden, mit Anlauf und in vollem Wissen. (Abg. Ernst-Dziedzic: Wer schreibt Ihre Reden?)
Aufgrund eines völlig überzogenen Klimafanatismus wird Industrie in Europa vernichtet; und die Industrie schafft die Arbeitsplätze. Das sind nicht Sie, das sind nicht die Sozialisten, sondern das ist die Wirtschaft! (Abg. Leichtfried – auf die Grünen deutend –: Das sind aber keine Sozialisten!) – Ja, es sind wenige Sozialisten heute da. Deswegen ist es schwierig, da zu unterscheiden.
Das Verbot des Verbrennermotors für 2030 ist der
nächste Wahnsinn,
den wir auf europäischer Ebene erleben. (Abg. Stögmüller:
Es ist peinlich, Ihnen
zuzuhören!) Diese Vorschriften des Green Disasters werden auch immer wahnwitziger und zwingen de facto die europäische Wirtschaft zur Abwanderung.
Das hat inzwischen sogar die ÖVP erkannt. Das muss man
auch einmal
so deutlich sagen, denn die ÖVP hat da inzwischen ein bisschen eingelenkt,
was den Green Deal betrifft. Sie hat zwar die letzten vier Jahre immer gerne
bei jedem Wahnsinn mitgestimmt, der im Europaparlament in dieser Sache beschlossen
wurde. Mittlerweile ist sie aber draufgekommen: Halt, es ist
ein Jahr vor der nächsten Europawahl! Wir müssen das ein bissl
modifizieren. (Abg. Schallmeiner: Sie sind einer großen Sache
auf der Spur! – Zwischenruf
des Abg. Loacker.) – Und jetzt hat man das ein bisschen
modifiziert und gesagt, wir sind da nicht mehr ganz so dahinter, hinter diesem
Green Deal.
Jetzt wollte ich kurz auf diese S&D-Fraktion eingehen.
Sozialisten und Demokraten nennen sie sich ja. Ich nenne sie gerne
Sozialisten und Korrumpisten. (Ruf bei der SPÖ: Da
sollten Sie einmal in die Steiermark - -!) Das ist heute aber
etwas schwierig, und ich will mich deswegen, glaube ich, gar nicht
weiter aus dem Fenster lehnen, geschätzte Kollegen. Bitte gehen Sie da ein
bisschen in sich! (Abg. Stöger: Gehen Sie nach Ibiza!) Ihre
Fraktion im Europaparlament hat den größten
Korruptionsskandal verursacht, den diese Europäische Union jemals
gesehen hat. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Greiner: ... Graz!)
Eine Europäische Union mit einer konservativen
Präsidentin von der Leyen, die wiederum den größten Skandal in
der Kommission, die Impfstoffbeschaffung über private SMS mit
dem Pfizer-Chef, betrifft, wo die Akte nicht offengelegt wird. (Zwischenruf
des Abg. Loacker.) Das ist nicht die Transparenz,
die wir sehen wollen. (Abg. Leichtfried: Einer von der steirischen
FPÖ redet über Korruption!)
Wenn die Union glaubt, mit
Windrädern und Solaranlagen den gesamten Strombedarf der
nächsten Jahrzehnte decken zu können, irrt sie sich! Dann ist
sie im Prinzip wie die Grünen. Die
Grünen glauben nämlich auch, der Strom
kommt aus der Steckdose – dort wird er aber nicht hergestellt, liebe Grüne! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei den Grünen.)
Was erleben wir? Wir erleben
über die Hintertüre aufgrund dieses Green Disasters eine Wiederkehr
der Atomkraft. Die französischen und italienischen Atomkraftbetreiber
reiben sich schon die Hände, weil sie uns in Zukunft
wieder Strom liefern dürfen.
Eine EU-Spitze, die den Krieg in
der Ukraine monatlich mit 1,5 Milliarden Euro auch noch befeuert, anstatt
sich für Frieden einzusetzen: Das wollen wir
alles nicht, geschätzte Kollegen, und es sei uns gestattet! Was wir
wollen, sind souveräne Staaten auf EU-Ebene, die miteinander
kooperieren ...
Präsidentin Doris Bures: Sie müssen jetzt den Schlusssatz formulieren. (Beifall und Danke-Rufe bei den Grünen.)
Mitglied des
Europäischen Parlaments Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG (fortsetzend): ... Szenario
4 des Weißbuchs der Kommission, eine Kooperation,
wo es sinnvoll ist, und keine weitere Kompetenzabgabe an diese Europäische
Union. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) –
Danke schön. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg. Kassegger: Bravo!)
11.38
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Europaparlamentarier Thomas Waitz zu Wort. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Wenn von der steirischen FPÖ jemand über Korruption spricht! – Abg. Loacker: Na dort kennt er sich aus! – Abg. Lukas Hammer: Echte Expertise!)
Mitglied des Europäischen Parlaments Thomas Waitz (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Ministerin! Frau Staatssekretärin! Wir haben gehört, was FPÖ-Europapolitik ist, nämlich Anschuldigungen, blöde, populistische Slogans, Unterstellungen, aber inhaltlich haben wir nichts gehört zur gemeinsamen Europäischen Union (Abg. Kassegger: Dann haben Sie nicht aufgepasst!), die Sie nämlich nicht wollen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)
Seit Sie aber den Brexit erlebt und gesehen haben, wie ein großes, wirtschaftsstarkes Land – in dem Fall die Vereinigten Staaten von Großbritannien – den wirtschaftlichen Niedergang trotz seines globalen Netzwerks nicht aufhalten kann, bleibt Ihnen der Öxit mittlerweile im Hals stecken. Sie versuchen trotzdem, uns zu behindern, nämlich jene, die wissen, dass die Europäische Union und die Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein Riesenerfolg sind – ein Riesenerfolg als Friedensprojekt in diesem Europa jener Staaten, die der Europäischen Union beigetreten sind: fast 80 Jahre Frieden auf einem Kontinent, der jahrhundertelang aufgrund von Nationalisten, aufgrund von jenen, die polarisieren, die mit populistischen Slogans die Bevölkerung gegeneinander aufhetzen, von Kriegen beherrscht war.
Sie ist wirtschaftspolitisch und mittlerweile auch
sozialpolitisch ein Erfolg. (Zwischenruf des Abg. Hauser.) Wir
haben in ganz Europa viele Menschen aus der Armut
geholt. Das ist eine enorme Leistung, und die werden Sie uns nicht kaputtreden,
ganz bestimmt nicht. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf
der Abg. Steger.)
Es muss uns klar sein, dass wir als kleines Land
Österreich heute in einer multipolaren Welt nicht die geringste Chance
haben, unsere Interessen zu vertreten. (Abg. Kassegger: Dann
sind die Schweizer Vollidioten, nicht, und die Norweger – lauter
Trotteln?!) Wir haben nicht die geringste Chance, unsere Werte von Demokratie
und Meinungsfreiheit aufrechtzuerhalten. Wir können das in einer
multipolaren Welt mit China, Brasilien, den USA oder Russland, die große
Player sind – Indien ist auch zu erwähnen –, nur als
gemeinsames Europa gewährleisten. Wenn Sie das nicht begreifen, dann haben
Sie
Politik nicht begriffen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Steger:
Das sagen Sie gerade der FPÖ ...!) In diesem Sinne hat Europa nur eine
Chance, wenn wir auch wirtschaftlich und vor allem technologisch entsprechend
die Nase vorne haben. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)
Wir haben teure Produktionsbedingungen in Europa, aber wir
haben hervorragend ausgebildete Leute, wir haben hervorragende
Infrastruktur. Nur
wenn wir die Nase vorne haben, können wir in diesem globalen Wirtschaftswettlauf bestehen. (Abg. Steger: Sie bestehen eben nicht ...!)
Auch an die NEOS: Es ist Ihr Verkehrsminister aus Deutschland gewesen, der in einem demokratiepolitisch sehr bedenklichen Move im letzten Moment die klare Entwicklung zu neuen Technologien behindert hat. (Abg. Meinl-Reisinger: Wir haben keinen Verkehrsminister ...!) Man muss das schon auch im größeren europapolitischen Kontext sehen. (Abg. Meinl-Reisinger: Die Grünen sind aber in Österreich schon noch in der Bundesregierung, oder, Herr Kollege?!) Ich hoffe, Sie können da einwirken und diese Leute zur Vernunft bringen. Ihre Kolleg:innen aus Deutschland behindern die Entwicklung der Europäischen Union in Richtung Forschung, Entwicklung neuer Technologien. Darüber müssen wir noch reden, sodass wir da vorankommen.
Wir müssen uns auch die Frage stellen, ob die
Einstimmigkeit in jedem Bereich wirklich sinnvoll ist, zum Beispiel im Bereich
der Mindestbesteuerung von Unternehmen und sehr wohlhabenden Menschen. Es ist
schon schlimm genug, dass multinationale Unternehmen mit ihren Gewinnen in
internationale Steueroasen, auf die Bahamas oder wohin auch immer, davongehen,
aber wir müssen uns auch ansehen, dass wir auch innerhalb der
Europäischen
Union Steueroasen haben. (Zwischenruf der Abg. Steger.) Wenn es
uns nicht gelingt, jene, die viel Geld verdienen, und jene, die viel Geld
besitzen, zu einer fairen Steuerleistung zu verpflichten, dann wird uns
dieses Geld, egal wo in der Europäischen Union, für Bildung, für
Gesundheit oder Sozialleistungen, um Armut zu bekämpfen, abgehen.
Daher müssen wir das Einstimmigkeitsprinzip überdenken, wenn es um
Mindestbesteuerung geht, sonst wird uns auch die europäische
Bevölkerung in vielen Bereichen nicht folgen. (Beifall bei den Grünen.)
Und ja, Sie haben es gesagt, auch seitens der ÖVP: Die
großen Fragen unserer Zeit können wir nur gemeinsam lösen. Dann
müssen wir sie aber auch gemeinsam lösen. Zu den großen Fragen
der heutigen Zeit gehört nun einmal die Klimakrise. Ob das die Herren von
der FPÖ sehen wollen oder nicht: Es
ist nun einmal eine wissenschaftliche Tatsache. (Abg. Steger: So wie die Impfung?) –
Ja es ist eine wissenschaftliche Tatsache. Wir haben da ein massives Problem. (Abg.
Kassegger: ... jeder, der eine ... Tatsache hinterfrägt,
ist ein Aluhutträger!) Da müssen wir gemeinsam an einem Strang
ziehen und unser Bestes geben.
Ein Letztes noch zur Neutralität: Die militärische Neutralität Österreichs ist für mich in Stein gemeißelt, das ist ganz klar. Wir brauchen uns aber nicht dahinter zu verstecken und zu glauben, nur weil wir ein neutraler Staat sind, können und sollen wir die Ukraine nicht unterstützen. Wir können das in vielerlei Hinsicht tun: mit technischer Unterstützung, mit Geld können wir unterstützen, mit Generatoren, um das Energiesystem aufrechtzuerhalten. Wir müssen in die Diplomatie investieren, und wir müssen auch in das Schaffen und in die Erhaltung des Friedens mehr investieren.
Verstecken wir uns nicht hinter der Neutralität, sondern nehmen wir unsere Rolle als neutraler Staat im gemeinsamen Europa ein: in Richtung diplomatische Initiativen, in Richtung zivile Unterstützung, auch in Richtung Konfliktbereinigung und Wiederaufbau von modernen Staatssystemen nach Konflikten! Nehmen wir diese Verantwortung wahr, und verstecken wir uns nicht hinter einer falschen Vorstellung von Neutralität! – Ich danke Ihnen herzlichst. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)
11.44
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Frau Bundesministerin! Ich muss ehrlich sagen, ich bin über einige Redebeiträge in der heutigen Debatte hier fassungslos. Das ist teilweise so von Unwissenheit, von Populismus geprägt, wie es kaum möglich ist, und dazu kommt eine falsche Behauptung nach der anderen.
Es würde weit über meine 5 Minuten hinausgehen, auf jeden Redner hier einzugehen. Ich möchte aber schon zwei Dinge sagen. Frau Kollegin Rausch, Sie haben vorhin darüber gesprochen, wie groß der Unterschied zwischen Ihnen und der FPÖ ist, und haben das mit Putin begründet. Differenzieren sich die FPÖ und die ÖVP nur noch über Putin? Das ist die erste Frage, die man sich stellen muss. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.)
Der zweite Punkt ist aber: Es ist faktisch schon so, soweit
ich mich erinnern kann, dass Herr Leitl in Österreich der beste Freund von
Herrn Putin war, es ist faktisch schon so, dass damals Finanzminister Schelling
und Bundeskanzler Kurz den Abhängigkeitsvertrag mit Gazprom
unterschrieben haben (Beifall bei den NEOS), und es ist
faktisch auch so, dass Bundeskanzler Nehammer der erste europäische
Regierungschef ist, der seit Beginn des furchtbaren Angriffskriegs zu
Putin gereist ist, ihm die Hand geschüttelt hat und gesagt hat, es ist
alles großartig. (Abg. Schmidhofer: Nein, nein, nein, nein! Stimmt nicht! –
Abg. Steinacker: ... eine Verdrehung von Tatsachen! Sicher
nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Also so groß ist der Unterschied zwischen der
FPÖ und der ÖVP ja anscheinend nicht.
Der Zweite, auf den ich eingehen möchte, ist Herr
Abgeordneter Mayer. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) –
Beruhigen Sie sich wieder! Ich finde, es tut mit Blick auf dieses Land weh,
dass die ÖVP mittlerweile mit der FPÖ gleichzusetzen
ist. (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei der ÖVP: Bemühung
um Friedensgespräche! Bemühung um
Friedensgespräche! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Zum zweiten Mal: Herr Abgeordneter Mayer, ich finde es
großartig, wenn die FPÖ jetzt hier gegen Korruption kämpft, das
finde ich wirklich großartig.
Ich möchte daran erinnern, dass damals, glaube ich, Ihre Fraktion und Ihre
Abgeordneten bahnbrechend mit dabei waren, als all diese Champagnerpartys
in Brüssel stattgefunden haben, dass aber insbesondere Ihre Fraktion
in der Steiermark, wo Sie ja herkommen, jetzt gerade in einem Korruptionsskandal
versinkt und Herr Kunasek, ehemaliger Verteidigungsminister, mittendrin zu stecken
scheint. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)
Kommen wir zu den wichtigen Themen gerade aus der Verteidigungsperspektive: Das wichtige Thema, über das wir ja eigentlich hier diskutieren sollten, ist: Wie bringen wir Europa weiter? Wie entwickeln wir die Europäische Union weiter, und wie schauen wir insbesondere darauf, dass wir verteidigungspolitisch Schritte setzen?
Da sehen wir in den letzten
Monaten, dass in Österreich gar nichts passiert, dass viel zu wenig
passiert und dass wir uns immer wieder in dieser Diskussion zwischen
Solidarität und Neutralität finden, wobei wir aber immer ganz klar sagen,
wir stellen uns auf die Seite der Neutralität und lassen die
Solidarität
weg. Das finde ich bemerkenswert.
Das isoliert uns in Europa. Es
isoliert uns aus einem ganz einfachen Grund massiv in Europa: weil wir deswegen
nicht ernst genommen werden. Wir werden
nur noch als Trittbrettfahrer gesehen. (Abg. Michael Hammer: Die
NEOS, oder wie?) Frau Kollegin Gamon hat das schon sehr klar ausgesprochen:
Wir
werden nur noch als Blockierer wahrgenommen. Wir bringen keinen Meter weiter,
und die Dinge, die wir diskutieren, sind dann noch dazu schwammig.
Es gibt gerade die Diskussion
um die Minenräumung. Die läuft, und wir hören da verschiedenste
Dinge, von der Verteidigungsministerin, vom Außenminister
und vom Herrn Bundeskanzler. Am 19. Mai hat die Frau
Verteidigungsministerin noch gesagt: Nein, es geht nicht! Wir können keine
Minenräumung übernehmen! Sie hat betont – in
Ö1 war das –, dass das aktuell in der Ukraine nicht möglich sei, weil zwischen einer
humanitären und einer militärischen
Entminung nicht unterschieden werden kann – eine spannende
Ansage.
Zwei Tage später sagt dieselbe Außenministerin, nachdem Herr Schallenberg schon gesagt hat - - (Abg. Schmuckenschlager: Wer hat das gesagt?) – Frau Ministerin Tanner, Ihre Ministerin. (Zwischenruf des Abg. Eßl.)
Wenig später hat Herr
Schallenberg gesagt: Wir helfen gerade bei
der Entminung, und das Ganze im Rahmen der OSZE!, und dann sagt Frau
Ministerin Tanner wiederum: „Man muss unterscheiden zwischen militärischem und humanitärem Entminen“.
Das, was zwei Tage davor nicht
möglich war, geht plötzlich? Da ist plötzlich eine Unterscheidung
möglich? (Beifall bei den NEOS.) Das zeigt doch, wie die
ÖVP da momentan paktiert. (Abg. Meinl-Reisinger: Kein Plan! Kein Plan! Nebelgranaten!
Keine Klarheit!) Es wird einfach nur paktiert, und es wird nicht
überlegt, wie man Schritte setzen kann. Wir entscheiden zwischen
Solidarität und Neutralität nur noch aufgrund von einzelnen Zurufen,
aufgrund von Meinungsumfragen und nicht aufgrund eines größeren
Bildes. Das sieht
man in dieser Debatte besser denn je.
Wir können jetzt – und das finde ich alles
positiv – beim strategischen Kompass, bei den schnellen
Einsatzgruppen mit dabei sein. Es ist gut, wenn wir da
dabei sind, aber wir brauchen davor einen klaren Weg, bei dem sich nicht innerhalb
von drei Tagen viermal die Meinung und die Richtung ändern, weil das zeigt, was
wir momentan nicht sind: ein europäischer Partner, mit dem man rechnen
kann, auf den man setzen kann und mit dem man die Europäische
Union gemeinsam weiterentwickeln kann. (Beifall bei den NEOS.)
11.49
Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Karoline Edtstadler zu Wort gemeldet. – Frau Ministerin, Sie haben auch 5 Minuten Redezeitbeschränkung. Bitte.
Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier, aber auch vor den vielen Geräten, wo man das heute sehen kann! Vor allem aber: liebe Schülerinnen und Schüler! Herzlich willkommen zu dieser Debatte, die eine ganz, ganz wesentliche ist!
Ich habe mich bewusst relativ
spät gemeldet, weil ich auf einiges, was hier gesagt worden ist,
reagieren wollte. Ich widerstehe aber dem Versuch,
auf die vielen polemischen und populistischen Aussagen zu reagieren, denn die
werden sich von selbst richten. Diese Debatte ist mir dafür zu ernst.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. –
Abg. Steger: Dazu braucht es auch Argumente, nicht?!)
Sehr geehrte Frau Abgeordnete
Meinl-Reisinger, bei einigem, was Sie gesagt haben, muss ich zustimmen.
Wir können, glaube ich, festhalten, dass die globale Weltordnung
in Bewegung ist und dass Europa zwischen den USA, China, Russland, aber auch
einem aufstrebenden Indien steht und die letzten drei
Jahre schlicht und ergreifend mit einem Wort zu beschreiben sind: Ausnahmezustand.
Ich muss nicht wiederholen, wo die Herausforderungen liegen, die
nicht nur in Österreich, sondern europa- und teilweise weltweit zu finden
sind.
Zu Beginn möchte ich eines
auch ganz klar festhalten: Ich sehe die
Lösung all dieser Herausforderungen ganz und gar nicht in einem von Ihnen
als Vereinigte Staaten von Europa bezeichneten Konstrukt. Ganz im Gegenteil:
Die Stärke der Europäischen Union liegt in der Vielfalt. Und wir
haben
in der Vergangenheit bewiesen – die Geschichte hat es über
Jahrzehnte und auch in der jüngeren Vergangenheit gezeigt –,
dass genau diese Vielfalt und auch die Einigkeit, die wir jetzt in der
Europäischen Union erleben, das Erfolgsmodell Europäische
Union ausmachen und auch zukünftig ausmachen werden. (Beifall bei der
ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)
Wir haben eine ganz klare Antwort auf den russischen
Angriffskrieg auf die Ukraine gegeben und diese Antwort sehen Sie in zehn
einstimmig beschlossenen Sanktionspaketen, das elfte ist in Verhandlung. Was
jetzt zu tun ist, haben einige von Ihnen schon angesprochen. Ich
möchte auch festhalten,
dass diese Diskussion sehr, sehr weiblich ist. Bisher haben acht Frauen und nur
vier Männer gesprochen, während der Anteil an weiblichen Abgeordneten
hier im Hohen Haus ja unter 40 Prozent liegt.
Was jetzt zu tun ist, ist, konstruktiv zu sein und man kann
es mit drei Worten beschreiben. Ich möchte diese drei Worte und die damit
einhergehenden Handlungen wie folgt umschreiben: Es gilt, die europäischen
Werte zu verteidigen, unseren Wohlstand abzusichern und den Wandel, der
eingetreten
ist, für die Europäische Union und für unsere Zukunft positiv
weiterzuentwickeln. Die Kraft der Europäischen Union liegt darin, die
großen Probleme grenzüberschreitend zu lösen. Das ist
vielfach gelungen. Denken Sie an den Binnenmarkt, denken Sie an die Eurozone,
an die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft: Stichwort Horizon Europe, das
weltweit größte Forschungsprogramm! Denken Sie an die
grenzüberschreitende Kooperation der Sicherheits- und Justizbehörden!
(Abg. Meinl-Reisinger: ... Mehrstimmigkeit, nicht
Einstimmigkeit! Das ist eben der Unterschied!) Und ja, die gehört
ausgebaut, auch da stimme ich Ihnen zu. In Zeiten wie diesen, in denen
wir – womit wir im 21.
Jahrhundert niemals gerechnet haben – nur wenige hundert Kilometer
von der östlichen Grenze Österreichs einen Krieg toben
sehen, ist das einfach notwendig.
Es ist also noch einiges zu tun und genau jetzt ist die Zeit dafür, diese Dinge auch tatsächlich anzugehen: zum Beispiel auch im Kampf gegen die illegale Migration, wo wir die Ziele noch nicht erreicht haben, oder bei der Vervollständigung des Binnenmarktes oder auch bei so banalen Dingen wie einem einheitlichen Schienensystem, damit nicht in jedem Land die Lok gewechselt werden muss. Diese Herausforderungen sind aber keine einfachen und sie sind nicht so einfach zu lösen, wie eine Partei, die auch im Hohen Haus vertreten ist, uns weismachen will. Es gibt keine einfachen Lösungen.
Und wenn wir große gemeinsame Lösungen haben wollen, dann müssen wir uns auch hinsetzen und versuchen, einander zu verstehen, um dem Motto der Europäischen Union – In Vielfalt geeint – auch zu entsprechen. Die Stärke Europas liegt genau darin und nicht in einem Einheitsbrei, der sich vielleicht in dem, was Sie hier vorschlagen – Vereinigte Staaten von Europa –, widerspiegeln könnte.
Wir dürfen nicht naiv
sein. Es ist nicht leicht, diese Antworten zu geben und man könnte auch sagen, dass wir in der Vergangenheit
mehr Probleme gesammelt
als gelöst haben. Aber wenn ich eine Chance sehe, voranzukommen,
dann ist es im jetzigen Moment, da Frieden, Freiheit, Wohlstand und Sicherheit
keine Schlagworte mehr sind, sondern Dinge, für die wir jeden Tag
eintreten müssen, um sie tatsächlich zu erreichen.
Eines möchte ich auch noch sagen: Die neuen Bedrohungen, die Sie angesprochen haben, zeigen sich vor allem in hybriden Bedrohungen, auch im Netz, und sie betreffen auch demokratische Prozesse. Einer dieser wichtigen demokratischen Prozesse wird nächstes Jahr im Juni stattfinden: die Wahlen zum Europäischen Parlament. Daher ist es essenziell, die Aufrechterhaltung und Verteidigung der kritischen Infrastruktur vom Krankenhaus bis zur Telekommunikation, aber auch die Terrorprävention hochzuhalten (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen) und die Menschen – von der Energie bis zu den Lebensmitteln – gut zu versorgen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme zum Schluss: Die Europäische Union ist zweifellos ein Erfolgsmodell; sie wird aber nicht an der Geschichte gemessen, sondern an der Fähigkeit - -
Präsidentin Doris Bures: Frau Ministerin, Sie müssen bitte den Schlusssatz formulieren.
Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler (fortsetzend): Ich bin beim Schlusssatz. Sie wird nicht an der Geschichte gemessen, sondern an der Fähigkeit, Antworten auf die Fragen der Gegenwart zu geben und Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu finden. Da sind wir alle gefordert und ich bin davon überzeugt, dass uns das gemeinsam gelingen kann: für eine gute Zukunft mit einem starken Österreich in einer starken Europäischen Union. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des MEP Mandl.)
11.55
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Europaparlamentarier Lukas Mandl zu Wort. – Bitte.
Mitglied
des Europäischen Parlaments Mag. Lukas Mandl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe
Kolleginnen und Kollegen im österreichischen Nationalrat! Liebe
Regierungsmitglieder! Obwohl mich die Rede von Kollegen Hoyos ein bisschen
peinlich berührt hat, worauf noch einzugehen sein wird, möchte
ich zunächst den Antragstellern für diese Europastunde Respekt zollen
und dafür, dass sie für das sehr, sehr wichtige, aktuelle und dringende Thema
Europa mit mehr Entscheidungs-, Zukunfts- und vor allem Verteidigungsfähigkeit
eintreten. Das ist nämlich das Thema dieser Europastunde,
und was da steht – mehr Verteidigungs-, Zukunfts- und Entscheidungsfähigkeit –,
ist ja etwas, wofür wir alle im Namen der Österreicherinnen und
Österreicher eintreten dürfen und sollten.
Für einen, der Österreich im Europaparlament vertreten darf, ist es auch etwas Besonderes, sich mit den Kolleginnen und Kollegen hier im österreichischen Nationalrat austauschen zu dürfen, und ich danke für die Möglichkeit. Ich habe auch aufmerksam zugehört, was die Kolleginnen und Kollegen zu diesem breiten, aber wichtigen Themenfeld geteilt haben.
Ich möchte betonen: Wir brauchen ein Europa mit mehr Stärke nach außen und mehr Freiheit nach innen. Kollegin Bettina Rausch hat das heute auch schon betont und es gehört immer wieder betont, denn es hilft uns in der Orientierung und dabei, daran mitzuwirken, dass Europa diese Zukunfts-, Entscheidungs- und Verteidigungsfähigkeit entwickelt. Für Österreich und für die Österreicherinnen und Österreicher wird das wichtig sein.
Wenn es um die Verteidigungsfähigkeit geht, haben wir seit einem guten Jahr den neuen strategischen Kompass der Europäischen Union, das ist gewissermaßen die Verteidigungsdoktrin, die Sicherheitsstrategie der EU. Sie macht schon deutlich, was es bedeutet, unabhängig von Einflüssen aus anderen
Teilen der Welt zu werden. Denn was Europa stark gemacht hat, ist Kooperation nach innen, und was Europa nach außen leben muss, ist Kooperation so gut es geht. Europa findet sich in der geopolitischen Lage aber in einem Feld der Konfrontation wieder, viele Akteure suchen die Konfrontation. Dagegen müssen wir uns wappnen, nicht nur durch militärische Fähigkeiten, sondern auch durch strategische Autonomie, wie es der strategische Kompass sagt.
Da ist es völlig richtig – ich bin dankbar dafür und es weist Österreich auch als starken europäischen Akteur aus –, dass Bundeskanzler Karl Nehammer die Erarbeitung einer neuen Sicherheitsstrategie für Österreich beauftragt hat. (Abg. Krisper: Nach viel Druck!) Denn es ist jetzt die Zeit, uns auf die kommenden Jahrzehnte, ja vielleicht auf ein Jahrhundert der Konfrontation mit erstarkenden Akteuren wie China oder Indien – viele Rednerinnen und Redner haben das heute auch gesagt – vorzubereiten, und Europa in der demografischen Entwicklung mit einem nicht mehr nur Fachkräftemangel, sondern einem Arbeitskräftemangel stark zu halten, das heißt, unsere Freiheit zu erhalten, letztlich unsere Zivilisation gegen ganz andere Modelle, gegen die Versuche der Konfrontation zu erhalten. Das bedarf einer gemeinsamen Anstrengung, an der Österreich, glaube ich, geschlossen – auch aus dem österreichischen Nationalrat – teilnehmen kann.
Nein, die Geschlossenheit gibt es nicht zu 100 Prozent, das ist durchaus auch auf europäischer Ebene aufgefallen. Als der Präsident der sich selbst verteidigenden Ukraine – die das aber für uns alle tut – hier im Nationalrat gesprochen hat, war dieser nicht vollständig vertreten. Aber als Angehöriger der Österreichischen Volkspartei dann hier hören zu müssen, was uns Kollege Hoyos unterstellt hat, das spricht schon Bände. Ich kann von mir selbst sagen, dass ich der Erste war, der 2014 – also vor bald zehn Jahren – anlässlich des Angriffskriegs Russlands auf die Krim im Niederösterreichischen Landtag die Buchstaben FPÖ im geopolitischen Kontext richtig ausformuliert hat: Freunde Putins in Österreich. Das hat die FPÖ konsequent durchgehalten und wir sehen, wohin es geführt hat. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Holzleitner.)
Kollege Hoyos, uns so etwas vorzuwerfen, ist weit jenseits dessen, was wir brauchen (Abg. Leichtfried: Koaliert ihr nicht mit denen?): für die neue Sicherheitsstrategie Österreichs, für die Umsetzung des strategischen Kompasses Europas, für die Einbindung auch jener Teile Europas, die in der European Political Community vertreten sind – 43 Staaten in Summe, nur die Freiheitsbewegung von Belarus fehlt noch, auch die gehört involviert, und die parlamentarische Dimension fehlt.
So müssen wir zusammenhalten, so müssen wir miteinander agieren, dann ist nicht nur die Zivilisation Europas, sondern auch die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher gesichert. (Beifall bei der ÖVP.)
12.00
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Robert Laimer. – Bitte.
Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ein aufrichtiges Plädoyer für eine zukunftsfähige EU beschreibt deutlich, was es braucht und was es nicht braucht. Lassen Sie mich mit einer bitteren Feststellung beginnen: Die Menschheit ist auch im 21. Jahrhundert nicht fähig, Kriege zu verhindern, Hungersnöte zu überwinden und einen Ausgleich zwischen Besitzenden und Besitzlosen herzustellen.
Letzte Woche erst wurde vom renommierten Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung das aktuelle Konfliktbarometer präsentiert. Die Bilanz ist erschreckend: Gegenwärtig werden weltweit 216 bewaffnete Konflikte ausgetragen, von denen wiederum 21 als regelrechte Kriege gelten. Einer dieser schrecklichen Kriege findet auch auf unserem Kontinent statt.
Bereits vor dem brutalen
Überfall auf die Ukraine durch Diktator Putin
sind Menschen in Kriegen gestorben. Alleine 2021 waren es rund
200 000 Tote. Verwundete, verstümmelte, traumatisierte und
geflüchtete Menschen sind
da nicht miteinbezogen. Angesichts dieser Zahlen braucht es ein ganzheitliches
Verständnis von globalen Zusammenhängen und ein klares
Verständnis für
die Sicherheitsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger innerhalb
der Europäischen Union und unserer Nachbarschaft.
Wir stehen global vor enormen Herausforderungen. Eines ist klar: Die Ordnung in Europa wurde durch den russischen Angriffskrieg zerstört, da sind wir uns einig. In dieser Situation brauchen wir politischen Entscheidungswillen – getragen von möglichst breitem gesellschaftlichem Konsens, und das in allen 27 EU-Mitgliedsländern. Was wir nicht brauchen, sind unrealistische Visionen wie jene von einer EU als Vereinigte Staaten von Europa. Angesichts der politischen Stimmung ist das eher Wahlkampftaktik und -rhetorik als ein reales Modell. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber eine Vision!) Es ist zusätzlich polarisierend und könnte gar mit noch mehr Misstrauen der Menschen gegenüber der EU und ihren Institutionen in der Konsequenz in die falsche Richtung gehen. Das gilt es allerdings unter allen Umständen zu vermeiden und zu verhindern. Europa muss zusammenwachsen – und zwar, ich sage das ganz bewusst, auf Augenhöhe und auf dem gesamten Kontinent, im gesamten Europa.
Meine Damen und Herren, wir brauchen – auch im Sinne der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik sowie der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik – geopolitisches Wissen und politischen Pragmatismus. (Abg. Meinl-Reisinger: ... bla bla!) Die Rahmenbedingungen, in denen sich die Europäische Union und somit wir alle befinden, sind nicht einfach.
Vorgestern erst wurde in „Foreign Affairs“ ein Artikel veröffentlicht, der die geopolitische Situation aus meiner Sicht auf den Punkt bringt. Erstens: Die Spannungen zwischen den USA und China werden zunehmen. Zweitens: Die USA sind nicht mehr in der Lage, zwei Kriegsschauplätze gleichzeitig zu bedienen. Drittens: Die USA sind nicht mehr willens, ihre Soldaten in Europa zu
opfern. Viertens: Die USA haben als pazifische Macht eine klare strategische Priorität. Das ist nicht Europa, das ist der Indopazifik. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber das hab ich ja gesagt! Was leiten Sie daraus ab?)
Das bedeutet, wir werden selbst
Verantwortung für Europa und unsere Nachbarschaft übernehmen
müssen, damit unsere Töchter und Söhne der EU nicht sinnlos
auf Schlachtfeldern geoopfert werden. Wir brauchen einen künftig
funktionierenden Multilateralismus und keine Vereinigten Staaten, eine ehrliche Dekolonialisierung,
Konfliktprävention und Konfliktverhütung. Da hätte das neutrale
Österreich viel anzubieten. (Abg. Meinl-Reisinger: Bitte ...
innovativ!)
Was wir aber unmittelbar brauchen, ist die Umsetzung der Ratsbeschlüsse
aus dem Vorjahr bezüglich des strategischen Kompasses, bevor Illusionen
der Vereinigten Staaten von Europa diskutiert werden.
Eines ist klar: Wir
Europäer werden uns nicht nur den Herausforderungen im Osten Europas,
sondern vielmehr den Konflikten im südlichen Krisenbogen stellen
müssen. (Abg. Meinl-Reisinger: ... kommen wir jetzt
mit China ...! Schauen wir, dass wir USA und China ...!) Die
traurige Schlussfolgerung: Das Töten wird auch im 21. Jahrhundert
weitergehen, und dem müssen
wir uns im Rahmen einer aktiven, ehrlichen, aufrichtigen
Neutralitätspolitik auch entgegenstellen. (Unruhe im Saal. –
Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)
Meine Damen und Herren, gleichzeitig muss die strategische Autonomie der EU ernsthaft entwickelt werden, damit sie ein globaler Akteur ist. (Abg. Haubner: Die Rede ist länger als geplant!)
Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, Sie müssen jetzt den Schlusssatz formulieren.
Abgeordneter Robert Laimer (fortsetzend): Die Zukunft Europas wird heute geschrieben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber habe Mut ...! – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)
12.06
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Axel Kassegger zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter
MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ja, es ist jetzt in dieser Diskussion
vieles schon gesagt worden,
es sind viele Narrative benutzt worden, teilweise auch wenige Argumente benutzt
worden. Uns wird immer vorgeworfen, wir haben keine Argumente,
wir sind Hetzer, was auch immer. Das ist die typische Vorgehensweise: Wenn man
keine Argumente mehr hat, dann steckt man denjenigen in genau
diese Boxen. Ich versuche jetzt, Argumente vorzubringen. Ich denke, dass mir
das gelingen wird.
Es muss doch im Interesse der Österreicher zulässig sein, bestimmte Dinge in der Europäischen Union – und deren gibt es viele – zu kritisieren, Alternativen aufzuzeigen und zu sagen: Das funktioniert ja nicht! – Frau Bundesminister, Sie können die Welt schönreden, von Vielfalt reden und die EU als Erfolgsmodell und Sonstiges bezeichnen. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Wir sagen, da gibt es viele, viele Bereiche, die eben nicht optimal laufen.
Wir reden jetzt immer von der Inflation: warum die so hoch ist. Ja selbstverständlich hat das auch eine wesentliche Ursache in der Europäischen Union beziehungsweise in der Europäischen Zentralbank, die über Jahre ohne Ende Geldmengen ausgeweitet hat, die über Jahre eine nichtmarktkonforme Nullzinspolitik gemacht hat, die zu einer Schuldenpolitik geführt hat. Diese Rucksäcke – also eine Staatsfinanzierung durch die Europäische Zentralbank, selbstverständlich unterstützt und geduldet, wie immer, von der österreichischen Bunderegierung – tragen wir jetzt. Davor stehen wir jetzt.
Jetzt sind uns im Wesentlichen die Hände gebunden. Wir können die Zinsen nicht erhöhen, weil dann unmittelbar verschiedene Staaten und auch Unternehmen mehr oder weniger bankrott sind. Das führt dazu, dass der Euro abwertet. Das führt dazu, dass, nachdem wir die ganze Produktion in den
letzten Jahrzehnten schon nach China oder sonst wohin exportiert haben, die Importe teurer werden, und das führt zur Inflation.
Was Sie jetzt noch als
Bundesregierung machen: Sie schaufeln in einer Situation, in der wir einen definitiven
Nachfrage-Angebots-Überhang haben, noch
Geld ins System hinein und versuchen, uns zu erklären, dass das nicht
inflationssteigernd ist. Das geht sich mit der Logik nicht aus,
selbstverständlich ist
das inflationssteigernd. (Beifall bei der FPÖ.)
Das sind nicht ein paar Euro, sondern das – all diese Hilfen – sind 50 Milliarden Euro: Geld ins System schütten und mit kleinen Maßnahmen dann Pflästerchen, würde ich einmal sagen, anbringen.
Dieser Bereich, der ganze Energiebereich – sprechen wir es doch aus! –: Das, was Sie da machen, das, was Frau von der Leyen da macht, führt am Ende zu einem Niedergang der europäischen Industrie. Es ist doch klar, dass ein Grundproduktionsfaktor einer erfolgreichen Industrie und Wirtschaft günstige Energie ist, und da wird alles gemacht, um die Energie zu verteuern. Möglicherweise ist das Ziel mancher, mit diesem Vehikel gesellschaftspolitische Veränderungen herbeizuführen. Unser Ziel ist es definitiv nicht. Unser Ziel muss es sein, günstige Energie sicherzustellen. (Beifall bei der FPÖ.)
Da sind wir nicht günstig. Die Kilowattstunde Strom kostet in den USA 4 Cent, in China 3 Cent, bei uns 12 Cent, und jetzt erklären Sie mir nicht, dass Sie da Standortpolitik machen wollen, das geht sich nicht aus. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Sehr vernünftig!)
Genau aus diesem Grund, weil wir uns – nicht wir,
die Europäische Union
mit voller Unterstützung von Ihnen, Frau Bundesminister, und der
Regierung – zu Sanktionen in diesem Krieg committet haben! Wenn ich
dann höre:
Die EU ist ein Friedensprojekt! – Das geht sich mit der Logik nicht
aus. Bei aller Liebe und bei allem Verständnis, das geht sich nicht aus.
Setzen Sie doch
endlich Maßnahmen, dass dieser Krieg, der nicht unser Krieg ist, der ein
europäischer Krieg ist, in dem sich Europäer (Abg. Brandstätter:
Putins Krieg! Hallo!
Hallo!) – hören Sie einmal
auf! – wechselseitig umbringen, im Sinne der Europäer zu einem
Ende kommt! (Beifall bei der FPÖ sowie des MEP Mayer. –
Abg.
Ernst-Dziedzic: Was für eine Täter-Opfer-Umkehr, Herr
Kollege!)
Zu diesen Fantasien von einem europäischen
Verteidigungsbündnis: Da bin ich ausnahmsweise einmal absolut auch der
Meinung des Kollegen Reimon.
(Abg. Reimon: Nein!) Sprechen wir es doch aus: Wir reden
von der Nato. Was reden Sie von einem europäischen
Verteidigungsbündnis? (Abg. Meinl-Reisinger: Wenn wir ..., dann würde ich von der Nato reden!)
Das wird so nicht stattfinden.
Ihren Ansatz finde ich auch gut – wenn, dann sollten das neutrale Staaten versuchen. Sie können doch nicht von einem Nato-Staat – der sich der Nato und damit den Amerikanern committet hat – erwarten, intensiv für ein europäisches Verteidigungsbündnis zu sein. Das geht sich nicht aus.
Das ganz Entscheidende zum Schluss: Worum geht es denn da
wirklich? – Es geht darum, wer über unser aller Leben entscheidet.
Das ist Demokratie,
demos kratein: Möglichst viele – das Staatsvolk –
entscheiden über eine direkte oder eine repräsentative
Demokratie. – Das, was da jetzt im europäischen Zusammenhang
stattfindet, ist ja ein Verschieben aller Kompetenzen auf ganz wenige Leute,
die nicht einmal gewählt sind, die keiner kennt.
Frau von der Leyen (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger) und ein paar andere treffen Entscheidungen, die unmittelbare Auswirkungen und sehr oft leider auch negative Auswirkungen auf jeden Einzelnen von uns haben, und tragen dafür aber keine Verantwortung. Die Ausweitung der Schuldenunion und der Green Deal sind wunderbar, 750 Milliarden € haben wir jetzt aufgenommen. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)
Hat irgendjemand die Österreicher gefragt, ob wir das
überhaupt wollen? – Nein. Das ist genau der entscheidende
Punkt. Da sind wir bei dem
Punkt, die direkte Demokratie und die repräsentative Demokratie auf Ebene
souveräner, selbstständiger Staaten zu schützen und auszubauen,
denn
wir wollen selbst bestimmen - -
Präsidentin Doris Bures: Sie müssen jetzt den Schlusssatz formulieren, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter
MMMag. Dr. Axel Kassegger (fortsetzend):
Wir wollen selbst bestimmen, wie unser Leben ausschaut und uns nicht von ein
paar
Leuten in Brüssel fremdbestimmen lassen. – Vielen Dank. (Beifall
bei der FPÖ sowie des MEP Mayer. – Ruf bei der
FPÖ: Sehr gute Rede!)
12.11
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic. – Bitte.
Abgeordnete
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne):
Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Frau Staatssekretärin! Werte
Kollegen und Kolleginnen, Zuseher und Zuseherinnen! Eines vorweg, auf den
Vorredner bezogen: Es ist kein europäischer Krieg, es ist ein Krieg
Russlands gegen einen souveränen Staat,
die Ukraine. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP sowie
der Abgeordneten Brandstätter und Meinl-Reisinger.)
Das in der Europastunde im österreichischen Parlament zu behaupten, ist ja wirklich eine Schande.
Frieden, Freiheit, Solidarität und natürlich auch
die Souveränität der Mitgliedstaaten (Abg. Kassegger: Eben!)
sind die Koordinaten der Europäischen Union, und das ist das, was wir in
dieser Europäischen Union verteidigen.
Wieso verteidigen wir das? – Angesichts der Geschichte unseres
Kontinents muss die Antwort lauten: Ein
Europa der Menschenrechte, der Chancengleichheit, des Rechts und des
Wohlstands für alle muss unser Ziel sein.
Nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch nach den Jahrzehnten, in denen halb Europa unter Repression und Gewalt gelitten hat,
muss es über alle Parteigrenzen hinweg unser gemeinsames Ziel sein,
dieses solidarische, dieses freie, souveräne Europa hochzuhalten. Wer das
nicht tut, kennt die Geschichte nicht oder steht auf einer ganz anderen
Seite –
auf der falschen Seite der Geschichte. (Beifall bei den Grünen sowie
der Abg. Pfurtscheller.)
Es ist – wie wir gehört haben –
nämlich keine Selbstverständlichkeit, dass
wir heute den Frieden und die Freiheit in diesem gemeinsamen Europa hochhalten
und verteidigen. Es ist ja nicht nur bitter, sondern es ist auch Zeit, das
beim Namen zu nennen, was das Gegenteil davon bedeutet:
Das Gegenteil davon bedeutet, und genau das propagiert ja
die FPÖ, ein Zurück vor 1968.
Wieso? – Weil da die Emanzipationsbewegungen ermöglicht
haben, dass wir Frauen-, Menschen-, LGBTIQ-Rechte in Europa etablieren
konnten.
Es ist ein Zurück vor 1989. Wieso? – Weil es
da die sowjetische Repression gab, und Sie verteidigen genau in dieser
Kontinuität weiterhin Russland und
diese autokratische Repression. (Zwischenruf des Abg. Kaniak.)
Es ist auch ein Zurück vor 1995, nämlich vor den
Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, weil Sie sich
nämlich vor genau dieser neu gewonnenen Freiheit fürchten. Sie
fürchten sich davor, dass in Europa die Menschen
nicht nur souverän, frei und selbstbestimmt leben, sondern Sie
fürchten sich vor Menschenrechten. Sie fürchten sich vor
LGBT-Rechten, Sie fürchten sich
vor Menschenrechten, Sie fürchten sich
vor der europäischen Einigkeit. (Abg. Kassegger: Wir
fürchten uns vor totalitären Tendenzen, wir fürchten
uns ...!)
Sie fürchten sich so sehr, dass nur die Angst und die Hetze aus Ihnen
spricht, und genau das gefährdet das gemeinsame Europa. (Beifall bei
den Grünen
sowie des Abg. Brandstätter.)
Eines noch, weil eben Ihr
Sprücheklopfer, Philosoph, Klubobmann heute abwesend ist: Hätte
er sein Philosophiestudium abgeschlossen und hätte
er vielleicht noch ein bisschen Geschichte dazu studiert, dann hätte er
gewusst –und die Parteilinie vorgegeben –, dass es keinen
Frieden ohne Freiheit in
Europa geben kann. Wenn ein europäischer Staat oder ein Staat, der sich
nach Europa richtet, angegriffen wird, dann ist es unsere Aufgabe, solidarisch
zu sein und – wie im Fall der Ukraine – den Staat bei der
Selbstverteidigung zu unterstützen. Das ist unsere europäische
Aufgabe, und das hätten Sie
dann gewusst. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie der
Abg. Meinl-Reisinger.)
Eines noch – weil
das, was Sie als FPÖ eigentlich als Alternativen anbieten, immer
verwässert wird, muss man auch das ansprechen –: Es gibt keine illiberale
Demokratie, sehr verehrte Damen und Herren! Es gibt so etwas, was
Orbán sozusagen zu leben vorgibt, nicht. Es gibt nur eine Demokratie,
die liberal ist, oder es gibt eine Autokratie. Es gibt nur Freiheit oder es
gibt nur Repression. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und
SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)
Es gibt nur Solidarität oder es gibt nur nationalistischen Egoismus. All das sind die zwei Koordinaten, zwischen denen wir uns hier im österreichischen Parlament in der Debatte heute bewegen. Da haben Sie einmal bewiesen, auf welcher Seite der Geschichte Sie stehen. Das ist nicht die Weltordnung, die wir uns für Europa wünschen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)
Eines noch in dem Zusammenhang – weil es mir ganz
wichtig ist, wenn
hier behauptet wird, es war früher vielleicht alles besser, oder Sie
wüssten, wie es besser gehen würde –: Ich war neun Jahre
alt, als wir im Radio Freies
Europa gehört haben, dass 500 Kilometer weiter die Mauer fällt.
Ich kann mich an diesen Moment, an diese Hoffnung auf ein gemeinsames, von
Repression und Gewalt freies Europa, die wir in Osteuropa
hatten, erinnern. Das, was Sie heute machen, fast 34 Jahre später,
ist, diese Hoffnung mit Füßen zu treten, diese Hoffnung zu
zerstören und uns alle mit Ihren Freunden in Russland, mit einem Kriegstreiber
Putin einfach in die Vergangenheit zu katapultieren.
Das lassen wir nicht zu! Diese Hoffnung auf ein freies, selbstbestimmtes Europa lebt nicht nur (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen), sondern die werden wir weiter verteidigen. – Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen, ÖVP und SPÖ.)
12.17
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Helmut Brandstätter zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Kollegin Meinl-Reisinger hat auf charmante Art und Weise darauf hingewiesen, dass ich schon ein bisschen länger auf der Welt bin. Ja, das hat natürlich auch den positiven Effekt vieler Erfahrungen. (Abg. Wurm: Daraus sollte man lernen!)
Da Ewa Ernst-Dziedzic jetzt gerade vom Fall der Mauer gesprochen hat: Ja, ich hatte das Glück, dass ich mit Helmut Kohl an diesem Tag als Korrespondent in Warschau sein durfte und Geschichte miterlebt habe. Ich hatte aber auch das Glück, vorher verfolgen und sehen zu dürfen, was Kommunismus bedeutet, weil ich aus kommunistischen Ländern berichtet habe.
Ich habe gesehen, was das für die Menschen bedeutet hat,
aber ich habe gerade eben in Polen und in anderen Ländern diese Bewegung
für Freiheit, für Selbstbestimmung, für Menschenrechte gesehen.
Da gab es einen großartigen ÖVP-Politiker, nämlich Erhard
Busek; das Buch „Eine Seele für Europa“ würde ich
empfehlen. Er hat es zu der Zeit geschrieben, als die einen noch zu den
kommunistischen Machthabern gefahren sind, er zu Václav Havel,
zu Lech Wałęsa und anderen
gefahren ist und diese Vision des freien Europa schon hatte. Da tut mir
so manches, was ich heute von der ÖVP zu Europa höre,
umso mehr weh, aber darauf werde ich später noch eingehen.
Ein Jahr nach dem Fall der Mauer war ich als Korrespondent
wieder bei einem großartigen Ereignis, nämlich in Paris, als die
Charta von Paris von den europäischen Staats- und Regierungschefs und von
Kanada und den Vereinigten Staaten verabschiedet wurde. Da hieß
es – ich zitiere –: „Europa befreit sich
vom Erbe der Vergangenheit“, und: „Das Zeitalter der Konfrontation
und der Teilung Europas ist zu Ende gegangen.“
Leider wissen wir, dass manches damals zu optimistisch war,
weil der Krieg des Zerfalls in Jugoslawien natürlich noch schrecklich war,
aber es hat dann
wirklich viele Versuche gegeben, auch Russland einzubinden. Das wollen Sie ja
auch nicht wahrhaben.
Es gab die Russland-Grundakte der Nato, es gab die
Möglichkeit, dass Russland in die europäische Sicherheit einbezogen
wird, aber Putin wollte das nicht,
weil er ein autoritäres Regime aufziehen wollte. Er hat gesehen, dass
autoritäre Führer irgendwann einmal schrecklich enden –
und Gott sei Dank gab
es ja einige, die dann entsprechend geendet haben –, und genau diese
Angst hat er, und aus dieser Angst heraus
hat er die Ukraine angegriffen, aus dieser
Angst heraus hat er den Krieg in Europa begonnen. (MEP Mayer:
Was Sie alles wissen, Herr Kollege!)
Aber – und das ist wieder das
Positive – nach diesem 24. Februar 2022 ist Europa wieder
zusammengestanden und hat das gezeigt, was Robert
Schuman am 9. Mai 1950 gesagt hat, nämlich: Europa wird aus der
„Solidarität der Tat“
aufgebaut. – Genau das findet jetzt in Europa statt. Auch wenn es
Ihnen nicht recht ist und auch wenn die Freunde Putins in
Österreich genau das verhindern wollen, stellen wir uns in Europa gegen
den Kriegstreiber,
gegen den Krieg, und wir tun das
gemeinsam – das ist wunderbar.
Diese Europäische Union tut aber noch viel mehr, und Sie können gut genug Englisch, damit Sie das lesen können: „The Brussels Effect“. (Der Redner hält das genannte Buch von Anu Bradford in die Höhe.) Was diese Wissenschaftlerin, eine Finnin, die in Amerika arbeitet, so wunderbar schreibt, klingt
vielleicht ein bisschen übertrieben: „How the European Union Rules the World“, aber sie beschreibt ganz genau, dass viele Standards der EU – ob das im Bereich Datenschutz ist, gerade ist Meta von der Europäischen Union verurteilt worden und muss zahlen; ob das im Kinderrechtsschutz ist; ob das im Frauenschutz ist, davon hat Kollegin Holzleitner heute schon gesprochen; ob das beim Konsumentenschutz ist – heute weltweit geachtet werden müssen. Wir sind, meine Damen und Herren, in Europa viel stärker, als wir manchmal wahrhaben wollen. Wir müssen diesen Weg nur weitergehen, und dieser Weg kann ja nur bedeuten, dass wir eine stärkere Europäische Union brauchen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Selbstverständlich gilt das auch im Bereich Sicherheit
und Zusammenarbeit. Weil über die Nato gespöttelt wurde: Fahren Sie
nach Amerika und reden Sie mit
den Leuten! Viele sagen: Wer weiß, wer
dort einmal wieder regieren wird! Wer weiß, ob sich die um Europa
kümmern werden! – Deswegen gibt es gar
keinen anderen Weg als eine gemeinsame europäische Verteidigung, als
stärker werden, Selbstbewusstsein entwickeln und selbstbewusst miteinander
auftreten.
Das muss ich Ihnen schon sagen, Kolleginnen und Kollegen von
der ÖVP: Wenn Frau Minister Edtstadler von „Einheitsbrei“
redet, wenn Sie da irgendwie
sagen: Na ja, das eine oder andere mit der EU funktioniert nicht!, dann muss
ich darauf aufmerksam machen, dass Sie sich damit auf einmal wieder der
FPÖ nähern. Das ist ja wirklich das Traurige. Da ist eine
Partei – die Freunde Putins in Österreich –, die uns
aus der EU rausschmeißen will, und hier gibt es Leute,
die überlegen, dass sie genau mit dieser FPÖ wieder zusammenarbeiten.
Der Bundeskanzler sagt, er möchte eine neue
Sicherheitsstrategie. – Ja, ich bin auch für eine neue
Sicherheitsstrategie. Da müssen wir aber dann auch
so ehrlich sein, dass wir uns als
Österreich auch gemeinsam mit den anderen
EU-Staaten zusammenfinden; aber das wird mit denen auch nicht
funktionieren, und deswegen: für ein stärkeres, freies, wunderbares,
großartiges Europa!
Das können wir gemeinsam machen, gegen Putin, gegen die Freunde Putins in
Österreich, wir Europäerinnen und Europäer in Österreich. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Lukas Hammer.)
12.23
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.
Präsidentin Doris Bures: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen: 15004/J bis 15080/J
Zurückziehung: 14993/J
Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates:
2. Anfragebeantwortungen: 14035/AB bis 14125/AB
Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates):
3. Regierungsvorlagen:
Bundesgesetz, mit dem ein Barrierefreiheitsgesetz erlassen sowie das Sozialministeriumservicegesetz geändert wird (2046 d.B.)
B. Zuweisungen:
1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:
Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:
Petition betreffend "höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können", überreicht von den Abgeordneten Petra Wimmer und Andreas Kollross (121/PET)
Petition betreffend "Schluss! mit weiteren Einschränkungen der Verpackung, der Bezeichnung oder anderer Angaben von Fisch-, Fleisch- und Milchalternativprodukten", überreicht von den Abgeordneten Mag. Ulrike Fischer und Mag. Faika El-Nagashi (122/PET)
Bürgerinitiative betreffend "Aufnahme der SanitäterInnen/NotfallsanitäterInnen der Rettungsorganisationen in das NSchG analog der Ausnahmebestimmung für Feuerwehren!" (58/BI)
2. Zuweisungen in dieser Sitzung:
zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Ausschuss für Arbeit und Soziales:
Bericht des Anwalts für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen über die Tätigkeit im Jahr 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege, und Konsumentenschutz (III-947 d.B.)
Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis April 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-948 d.B.)
Verkehrsausschuss:
Bericht der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gem. § 2 Abs. 2 FEG über die Vollziehung der Bestimmungen des Flughafenentgeltegesetzes im Jahr 2022 (III-949 d.B.)
*****
Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte
über die Anfragebeantwortung 13835/AB
Präsidentin Doris Bures: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 13835/AB der Anfrage 14234/J der Abgeordneten Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Inhalte von Meinungsumfragen“ durch den Herrn Bundesminister für Finanzen abzuhalten.
Diese kurze Debatte findet gemäß § 57a Abs. 4 der Geschäftsordnung nach Erledigung der Tagesordnung, jedoch spätestens um 15 Uhr statt.
Behandlung der Tagesordnung
Präsidentin Doris Bures: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 4 und 5, 6 und 7, 8 und 9 sowie 10 bis 13 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.
Ich frage, ob es dagegen einen Einwand gibt. – Das ist nicht der Fall.
Redezeitbeschränkung
Präsidentin Doris Bures: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 6,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP 127, SPÖ 88, FPÖ 72, Grüne 65 sowie NEOS 52 Minuten.
Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 26 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.
Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die dargelegten Redezeiten.
Ich bitte um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen.
Damit gehen wir in die Tagesordnung ein.
Bericht des Finanzausschusses über das Volksbegehren (1794 d.B.) „FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG“ (2032 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Erster Redner: Herr Abgeordneter Peter Haubner. – Bitte. (Abg. Wurm: Peter, rette unser Bargeld!)
Abgeordneter
Peter Haubner (ÖVP): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Geschätzte Damen und Herren hier im Saal
und vor allem zu Hause vor den Bildschirmen! Es geht um das Bargeld, das den
Österreicherinnen und Österreichern so wichtig ist. Ich möchte
mich
vorab einmal bei den Betreibern dieses Volksbegehrens, bei Herrn
Ing. Josef Binder und seiner Mutter und bei Frau Sabine Hatzl, für
ihre Initiative
zur Absicherung des Bargeldes bedanken, denn das Bargeld ist eine ganz wichtige
Errungenschaft und deshalb auch abzusichern. (Beifall bei der ÖVP
sowie der Abgeordneten Wurm, Maurer und Loacker.)
Rund 570 000 Österreicherinnen und
Österreicher haben bis heute
dieses Volksbegehren unterzeichnet. Wenn man eine Umfrage heranzieht, dann
weiß man, dass den Österreicherinnen und Österreichern, dass
93 Prozent unserer Bevölkerung das Bargeld ein großes Anliegen
ist und dass das Bargeld auch bleiben soll. Auch wir alle von der ÖVP, vom
Bundeskanzler über
den Finanzminister bis hin zu den Abgeordneten, bekennen uns ganz klar zum
Bargeld und natürlich auch zur flächendeckenden Versorgung mit
diesem.
(Abg. Wurm: Wann kommt das Aber?)
Es gibt ja eigentlich nur
positive Argumente, die für die Absicherung und die Beibehaltung des
Bargeldes sprechen. Wir haben das auch mit den Experten
im Finanzausschuss ausgiebig diskutiert. Auch wenn immer wieder ein Beispiel
oder einige kleine Beispiele von Geldwäsche angeführt werden, ist es
so: Natürlich ist eine gewisse kriminelle Energie immer wieder vorhanden,
und man kann Dinge versuchen, aber wir haben sehr viele Gesetze, die dem
bereits
einen Riegel vorschieben.
Wir merken auch, Bargeld ist das
am häufigsten verwendete Zahlungsmittel und damit auch das beliebteste.
Das ist nicht nur in Österreich so, sondern es
ist in ganz Europa so.
Bargeld ist sicher, das ist auch
ein wesentlicher Aspekt. Es ist keinen Hackerangriffen und keinen
Phishingattacken ausgesetzt, sondern es ist ein
sicheres Zahlungsmittel.
Noch ein ganz wesentlicher
Faktor: Bargeldzahlungen sind günstig, sie sind sogar sehr günstig,
wenn man sie etwa mit Kreditkartenzahlungen vergleicht,
für die wir Transaktionskosten begleichen müssen, und sie können
einfach und zügig erledigt werden. (Abg. Wurm: Bis jetzt alles
richtig!)
Ein ganz wesentlicher Aspekt des
Bargeldes ist natürlich, dass man lernt, mit Geld umzugehen, denn das ist
ja nicht jedermanns Sache. Ich glaube,
es ist besser, man gibt Kindern ein Taschengeld als eine Kreditkarte, denn mit
dem Taschengeld lernen sie, mit dem Geld umzugehen. Man kann das
auch als gewisse Ausbildung fürs tägliche Leben und für den
Umgang mit dem Einkommen sehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Bargeld ist natürlich auch ein ganz wesentlicher Faktor
für die soziale Eingliederung. Bargeld kann ich immer verwenden, ich
brauche kein Konto dafür.
Es ist gut, dass ich ein Geldtascherl habe, in dem ich Bargeld drinnen habe,
denn dann kann ich nicht mehr ausgeben als das, was ich drinnen habe. Ich glaube, es ist
auch ein guter Grundsatz, nicht mehr auszugeben, als man
hat, denn das rettet einen dann auch vor der Schuldenfalle.
Meine Damen und Herren, wir
haben natürlich auch in Österreich Bargeldversorgungsunternehmen –
das dürfen wir nicht vergessen – wie zum Beispiel die Münze
Österreich, eine der innovativsten und effizientesten Münzprägeanstalten
der ganzen Welt. Diese ist natürlich auch ein wichtiges Aushängeschild
für den Standort Österreich und damit auch ein verlässlicher Bargeldversorger.
Das stärkste Argument für das Bargeld – ich
begrüße den Herrn Finanzminister als Hüter des Bargeldes,
nämlich in dieser Beziehung – ist, dass das Bargeld
persönliche Freiheit bedeutet, meine Damen und Herren
(Beifall bei der ÖVP): keine
Datenlieferung nach Amerika und keine Verkaufsstudienunterstützung
für die Kreditkartenbetreiber – es schützt also unsere
Privatsphäre.
Ich komme also zum Schluss: Bargeld ist ein Garant dafür, dass wir persönliche Freiheit leben können. (Abg. Wurm: Peter, warum dann kein ...?) Zusammenfassend gilt: Nur Bares ist Wahres! – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
12.30
Präsidentin Doris Bures: Ich begrüße nun Herrn
Finanzminister Magnus Brunner im Hohen Haus und erteile als nächstem
Redner Herrn Abgeordneten Kai
Jan Krainer das Wort. – Bitte.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Ja, danke, Frau Präsidentin, und ich
darf mit dem Dank eigentlich gleich fortfahren, und zwar danke an die
Initiatoren und an die über eine halbe Million Österreicherinnen und
Österreicher,
die das Volksbegehren unterschrieben haben. Es – unter
Anführungszeichen – „zwingt“ uns als Politik, uns
mit einem Thema auseinanderzusetzen, auch
in die Tiefe gehend, das vielen Bürgern unter den Nägeln brennt, und
das sind die Fragen: Wie komme ich zu meinem Bargeld? Wird mein Bargeld
überhaupt angenommen? Wie lange gibt es noch Bargeld? – Vielen
Dank dafür.
Es war sehr interessant. Ich glaube, wir haben fast zu wenig
Zeit dafür verwendet, denn es gibt noch einige Aspekte betreffend das
Bargeld, weshalb wir uns durchaus noch einmal hätten treffen
können – auch noch mit
anderen Experten –, vor allem wenn es um Datenschutz geht. Es war
aber trotzdem, glaube ich, für uns alle sehr interessant.
Besonders spannend habe ich gefunden, dass wir uns an und
für sich, zumindest rhetorisch (Abg. Wurm: Rhetorisch –
nur!), alle sehr, sehr nahe sind und es
wenige Unterschiede zwischen den Parteien gibt. Leider hat es dann nicht die
Zeit und vielleicht auch nicht den Willen von allen gegeben, dass wir hier
gemeinsam einen Bericht machen und auch die politischen Konsequenzen aus dieser
Debatte, die wir im Ausschuss geführt haben, und aus den Expertengesprächen
ziehen. Meines Wissens gibt es nicht einmal einen Entschließungsantrag
der Regierungsparteien (Abg. Wurm: Aber unseren gibt’s,
Herr Kollege, da könnts einmal mitstimmen!), was ehrlich gesagt ein
Armutszeugnis ist und was ehrlich gesagt auch für die halbe Million
Menschen, die das unterschrieben haben, nicht gut sein kann.
Was macht die Politik jetzt mit diesem Volksbegehren? – Wir haben einen Entschließungsantrag, den ich hiermit auch einbringen darf, nämlich betreffend „Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld“.
Es geht darin um vier wesentliche Punkte. Der erste ist: Wie
komme ich überhaupt zu meinem Bargeld? – Jetzt muss man sagen,
dass wir im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten, die schon
ganze Landstriche haben,
in denen es gar keine Bank und nicht einmal mehr einen Bankomaten gibt, in
Österreich noch immer ein sehr, sehr gutes Banken- und auch
Bankomatnetz haben. In Österreich gibt
es aber auch erste Lücken in diesem Netz und erste Gemeinden,
in denen es gar keinen Bankomaten mehr gibt, wobei teilweise dann die
Gemeinde dafür zahlt, dass es überhaupt einen Bankomaten gibt.
Wir sehen, wie das Länder
machen, in denen die Lücken schon so groß sind, dass sie diese
stopfen müssen. Sie verpflichten entweder die Geschäftsbanken
dazu, das zu machen, oder ihre jeweilige Nationalbank muss diese Aufgabe
übernehmen. Ich glaube, man darf nicht so lange warten, bis es
Lücken gibt,
sondern man muss jetzt gesetzlich dafür sorgen, dass entweder die
Geschäftsbanken verpflichtet werden, ein Mindestmaß an
Bankomaten, wie zum
Beispiel pro Gemeinde mindestens einen, zur Verfügung zu stellen, oder
dass, wenn diese das nicht schaffen, dann der Staat einspringen muss. Das ist
so: Wenn der Markt etwas nicht schafft, dann muss es der Staat machen, dann
muss eben die Oesterreichische Nationalbank diese Bargeldversorgung in
Österreich sicherstellen.
Deswegen – erster
Teil des Entschließungsantrages – „eine wohnortnahe Versorgung
mit Bargeld durch Bankomaten durch die Geschäftsbanken, bzw.
soweit diese das nicht leisten können, durch die Oesterreichische
Nationalbank“. – Das ist der erste Punkt: die Versorgung mit
Bargeld.
Der zweite Punkt, der genauso wichtig ist: Wird das Bargeld überhaupt angenommen? – Es gibt ein Gesetz, durch das es an und für sich eine Annahmeverpflichtung gibt. Das ist im Nationalbankgesetz, ich glaube, in § 61, geregelt. Wir wissen aber, dass es in der Praxis Einschränkungen gibt, die teilweise für uns alle nachvollziehbar sind. In Wien muss zum Beispiel ein Taxifahrer aus Sicherheits-, aus logistischen Gründen und dergleichen nicht mehr als einen Fünfzigeuroschein wechseln können – das verstehen wir alle.
Es gibt in der Praxis aber auch Einschränkungen bei
Sportveranstaltungen, bei Konzertveranstaltungen, bei denen man gar nicht mehr
mit Bargeld zahlen
kann, sondern ausschließlich mit Karte. Da muss man einfach klären:
Wird das Gesetz von der Regierung nicht vollzogen, ist es an und für sich
stark genug oder müssen
wir diese Annahmepflicht gesetzlich verstärken, damit wir nicht in
die Situation kommen, in der manche Länder sind, nämlich dass es
ganze Supermarktketten gibt, in denen man gar nicht mehr mit Bargeld zahlen
kann? – Diese Frage wird von den Regierungsparteien leider hier auch
nicht beantwortet, aber in unserem Entschließungsantrag schon:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen und die Bundesministerin für Justiz werden aufgefordert, dass [...] die bestehende Annahmeverpflichtung durchgesetzt wird oder gegebenenfalls eine Gesetzesänderung dem Parlament vorzulegen ist, wodurch die Annahmeverpflichtung in der Praxis durchgesetzt werden kann und die nachvollziehbaren Ausnahmen“ klar geregelt „werden“. – Diese Arbeit steht vor dem politischen System, das wäre der Auftrag an Sie.
Der dritte Bereich, und das ist ein wesentlicher Bereich,
betrifft die Geldwäsche. Wir hatten ein Hearing mit Frau Dr. Brigitte
Unger, einer Koryphäe auf ihrem Gebiet. Sie forscht seit zwei Jahrzehnten
darüber, wie die Drogenmafia jedes Jahr Milliarden Euro wäscht, weil
sie immer das Geld in bar einnimmt und dieses Geld ins
Finanzsystem bringt. Wir haben eine der europaweit führenden
Geldwäscheexpert:innen hier gehabt, wobei es vor allem um Drogenhandel
geht, und sie hat klar gesagt: Keine Grenzen beim Bargeld, keine
Einschränkungen beim Bargeld zu haben, bedeutet, wir verlieren den
Kampf gegen die Drogenmafia – nicht nur gegen diese, aber gegen
diese ganz sicher. Deswegen hat sie auch klar gesagt: Wir brauchen nicht
unbedingt Bargeldobergrenzen, aber wir brauchen jedenfalls
Legitimationspflichten. Weil: Was nicht geht, ist, dass wir das Kind mit dem
Bade ausschütten und hier
zwar Bargeld in die Verfassung schreiben wollen, aber in Wahrheit Schwarz- und
Drogengeld in die Verfassung schreiben. (Abg. Wurm: Geh, Kollege
Krainer!)
Das kann niemand von uns wollen. (Beifall bei der SPÖ.)
Deswegen der uns ganz wichtige Punkt, dass die „Legitimations- und Sorgfaltspflichten notwendig sind, um den Missbrauch, vor allem durch die organisierte Kriminalität, zu verhindern“.
Der vierte Punkt ist der Punkt
Datenschutz. Es klingt manchmal ein bisschen so durch: Wer mit Bargeld zahlt,
bleibt anonym, wer bargeldlos zahlt, ist der gläserne Mensch. –
Na so kann es ja auch nicht sein. Das Recht auf Datenschutz muss doch auch
für all jene gelten, die bargeldlos zahlen. (Abg. Wurm: In
der Theorie!) Da sind wir schon auch verpflichtet, die Datenschutzgesetze
so zu
klären, dass nämlich die Zahlungsdaten nicht in die USA
kommen –
Facebook hat gerade eine Milliardenstrafe dafür bekommen –, und
wir müssen das auch durchsetzen. Der Datenschutz muss für alle in
Österreich gelten, vollkommen egal, ob man mit Bargeld oder bargeldlos
zahlt.
Deswegen der vierte Punkt des
Entschließungsantrages, dass der „Datenschutz unabhängig von
der Bezahlform für alle Bürger:innen gewährleistet sein
muss“ – ein wichtiger Punkt.
Ich muss jetzt doch noch einmal
zur ÖVP und zu Herrn Haubner kommen, weil er hier eine Umfrage
erwähnt hat, und zu der Art und Weise, wie die
ÖVP in Wahrheit mit diesem Thema Bargeld und Umfragen umgeht. Ihr Vorgänger
(in Richtung Bundesminister Brunner), ein gewisser
Mag. Blümel –
er ist Ihnen ja nicht unbekannt –, hat eine Umfrage in Auftrag
gegeben: „Einstellung zum Bargeld. Umfrage im Auftrag des
Bundesministeriums für Finanzen“.
Wir sehen uns diese Umfrage an:
Sie zitieren heute daraus, aber Ihnen ist nicht aufgefallen, dass das eine
zensurierte – und zwar eine parteipolitisch zensurierte –
Umfrage ist. Da sind Fragen und Antworten herausgenommen worden, weil
sie der ÖVP nicht passen. Die Frage, die drinnen gelassen wurde, war nämlich:
„Sieht man Bargeldobergrenzen skeptisch oder begrüßenswert?“ –
Diese ist drinnen geblieben, weil 47 Prozent skeptisch sind und
35 Prozent das als begrüßenswert sehen. Die Frage, die dann
gekommen ist, nämlich: Kennen Sie denn die Vorschläge der
Europäischen Kommission,
eine fixe Bargeldgrenze einzuziehen? – 60 Prozent sagen Ja,
40 Prozent sagen Nein –, wird von der ÖVP zensuriert. Das
dürfen wir gar nicht sehen.
Und die nächste Frage – das kann für Sie unangenehm sein (Abg. Schmidhofer – auf seine Armbanduhr weisend –: Redezeit!) –: Finden Sie Bargeldobergrenzen richtig, wenn es um Geldwäsche geht? – Dazu sagen 47 Prozent Ja und 41 Prozent Nein. Und die ÖVP zensuriert diese Information!
Liebe Österreicherinnen und Österreicher, Sie
zahlen diese Umfrage, aber die ÖVP stellt nur jene Sachen online, die ihr
parteipolitisch passen. Jene Antworten, die Sie ihr geben, die ihr
nicht passen, werden zensuriert –
von Finanzminister Blümel, aber auch von seinem Nachfolger Brunner.
Ich habe nämlich eine Anfrage an ihn gestellt und
konkret gefragt, was der Inhalt dieser Fragen (ein Schriftstück in die
Höhe haltend) war. Er hat uns genau dieselben
zensurierten – zensurierte! – Umfrageergebnisse
geschickt, wie sie Minister Blümel online gestellt hat. Sie zensurieren
die Antworten der Österreicher. – Sie bezahlen das, und Sie verheimlichen
die Antworten nur, weil Ihnen diese parteipolitisch nicht passen. Das wurde
veröffentlicht mit
(erneut das Schriftstück in die Höhe haltend): Die
Österreicher wollen keine Bargeldobergrenzen, deswegen stimmen wir in
Brüssel nicht zu! Der Minister hat noch im Dezember gesagt,
er ist auch gegen Bargeldobergrenzen, obwohl die Österreicher:innen
dafür sind, aber die ÖVP will nicht, dass wir das wissen. (Zwischenbemerkung
von Bundesminister Brunner.) Das ist der Umgang der ÖVP mit
unserem Steuergeld.
Sie haben gesagt, Sie werden transparent sein! Sie haben
gesagt, Sie werden transparent sein (Zwischenrufe bei der
ÖVP) und Sie werden mit
dem Vertuschen und mit der parteipolitischen Manipulation durch Umfragen aufhören.
Sie machen aber genau dort weiter, wo Kurz und Blümel aufgehört haben.
(Zwischenbemerkung von Bundesminister Brunner.) Danke an die
Initiatoren für das Volksbegehren! Lieber Herr Minister
Blümel – ah Blümel sage ich
schon –, Herr Brunner und ÖVP: Danke für gar nichts.
(Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin
Doris Bures: Herr Abgeordneter Krainer!
Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass – und Sie haben jetzt
noch die Möglichkeit – entsprechend
der parlamentarischen Praxis ein eingebrachter Entschließungsantrag in
seinem gesamten Text, nicht mit Erläuterungen dazwischen, anzuführen
ist. Ich
werte ihn auch nur dann als ordnungsgemäß eingebracht, wenn Sie das
so tun, wie es der parlamentarischen Praxis entspricht. (Zwischenrufe bei
der ÖVP.)
Abgeordneter Kai
Jan Krainer (fortsetzend): Also
zum Entschließungsantrag: Ich habe ihn bereits vorgelesen (ein
Schriftstück in Richtung Präsidentin Bures
haltend), in vier Teilen.
Präsidentin
Doris Bures: Herr Abgeordneter, leider
nicht. Den dritten Punkt haben Sie nicht verlesen (Abg. Haubner: Der
war zensuriert! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP), und
die parlamentarische Praxis ist nicht, ihn in den Grundzügen zu erläutern
und dazwischen Erklärungen abzugeben, sondern –
um das auch in einer besseren Verständlichkeit zu haben – ihn
zu verlesen, so wie wir das ja kennen und Sie auch.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (fortsetzend): Selbstverständlich, Frau Präsidentin! Ich kann das gerne formell auch noch so einbringen:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen und die Bundesministerin für Justiz werden aufgefordert, dass
1. eine wohnortnahe Versorgung mit Bargeld durch die Geschäftsbanken, bzw. soweit diese das nicht leisten können, durch die Oesterreichische Nationalbank, durch Bankomaten sichergestellt wird;
2. die bestehende Annahmeverpflichtung durchgesetzt wird oder gegebenenfalls eine Gesetzesänderung dem Parlament vorzulegen ist, wodurch die Annahmeverpflichtung in der Praxis durchgesetzt werden kann und die nachvollziehbaren Ausnahmen klargestellt werden;
3. zu prüfen ist, welche Legitimations- und Sorgfaltspflichten notwendig sind, um den Missbrauch, vor allem durch die organisierte Kriminalität, zu verhindern;
4. Datenschutz unabhängig von der Bezahlform für alle Bürger:innen gewährleistet sein muss.“
*****
Ich hoffe, ich habe das dann hiermit in einem Stück vorgelesen und nicht zerstückelt und dass das passt. (Abg. Hanger: Frau Präsidentin, herzliche Gratulation! Das war das erste Mal, dass der Kollege Krainer einen Fehler eingestanden hat, seit Jahren!)
Noch einmal vielen Dank an die Initiatoren! Und noch einmal Danke für gar nichts ÖVP. Hören Sie auf damit, zu zensurieren, hören Sie auf damit, parteipolitisch zu agieren! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Viel geredet, nichts gesagt! – Abg. Hanger: Man sieht, dass der Klub ohne Führung ist!)
12.43
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Kai Jan Krainer,
Genossinnen und Genossen
betreffend Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld
eingebracht im Zuge der
Debatte zum Bericht des Finanzausschusses über
das Volksbegehren (1794 d.B.) "FÜR UNEINGESCHRÄNKTE
BARGELDZAHLUNG" (2032 d.B.) (Top 1)
Das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ (1794 d. B.) wirft wichtige Fragen auf.
1. Bargeldversorgung
Die Bargeldversorgung (Bankfilialdichte bzw.
Bankomatdichte) ist in Österreich noch deutlich besser als in
vergleichbaren Staaten. Jene Länder, die über eine unzureichende
Bargeldversorgung verfügen, verpflichten entweder ihre
Geschäftsbanken, Bargeldinfrastruktur (Bankomaten) (wieder) aufzubauen,
oder ihre Notenbanken,
die Bargeldversorgung in unterversorgten Gebieten (durch Bankomaten)
herzustellen. In Österreich entstehen leider auch bereits erste
Lücken bei der Versorgung mit Bargeld (Bankomaten) – vor allem im
ländlichen Raum. Österreich sollte rechtzeitig diese Lücken
schließen und das Entstehen weiterer Lücken verhindern.
Der Nationalrat fordert eine wohnortnahe Versorgung mit
Bargeld durch Bankomaten. Dies soll durch eine Verpflichtung der
Geschäftsbanken erreicht werden.
Wenn die Geschäftsbanken (Markt) dies nicht leisten können, muss die
Oesterreichische Nationalbank (Staat) die wohnortnahe Versorgung mit
Bargeld durch Bankomaten sicherstellen.
2. Annahmepflicht
In § 61 Abs. 2 Nationalbankgesetz ist die unbeschränkte Annahmeverpflichtung von Eurobanknoten gesetzlich verankert. Trotzdem gibt es in der Praxis nachvollziehbare Einschränkungen dieser Annahmepflicht (z.B. aus Sicherheitsgründen im Gelegenheitsverkehr) und andererseits auch weniger nachvollziehbare Einschränkungen (z.B. bei Sportveranstaltungen oder Konzerten).
Der Nationalrat fordert die Bundesregierung auf, die bestehende Annahmeverpflichtung durchzusetzen oder gegebenenfalls eine Gesetzesänderung dem Parlament vorzulegen, wodurch die Annahmeverpflichtung in der Praxis durchgesetzt werden kann und die nachvollziehbaren Ausnahmen klargestellt werden.
3. Geldwäsche
Die geltenden Geldwäschebestimmungen, die
erhöhte Sorgfaltspflichten und Legitimationspflichten vorsehen, sind
auf Grund der organisierten Kriminalität im
Bereich des Drogenhandels eingeführt worden. In der Zwischenzeit wurden sie um die Bereiche Terrorismusfinanzierung, Steuerhinterziehung etc. erweitert. Eine uneingeschränkte Bargeldzahlung darf derartige Schutzbestimmungen nicht aushebeln.
Der Nationalrat spricht sich dafür aus, zu prüfen, welche Legitimations- und Sorgfaltspflichten notwendig sind, um den Missbrauch, vor allem durch die organisierte Kriminalität, zu verhindern.
4. Datenschutz
Als Argument für uneingeschränkte Bargeldzahlung wird immer wieder auf den mangelnden Datenschutz hingewiesen.
Der Nationalrat vertritt die Auffassung, dass Datenschutz unabhängig von der Bezahlform für alle Bürger:innen gewährleistet sein muss.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen und die Bundesministerin für Justiz werden aufgefordert, dass
1. eine
wohnortnahe Versorgung mit Bargeld durch die Geschäftsbanken,
bzw. soweit diese das nicht leisten können, durch die Oesterreichische
Nationalbank, durch Bankomaten sichergestellt wird;
2. die bestehende Annahmeverpflichtung durchgesetzt wird oder gegebenenfalls eine Gesetzesänderung dem Parlament vorzulegen ist, wodurch die Annahmeverpflichtung in der Praxis durchgesetzt werden kann und die nachvollziehbaren Ausnahmen klargestellt werden;
3. zu prüfen ist, welche Legitimations- und Sorgfaltspflichten notwendig sind, um den Missbrauch, vor allem durch die organisierte Kriminalität, zu verhindern;
4. Datenschutz unabhängig von der Bezahlform für alle Bürger:innen gewährleistet sein muss.“
*****
Präsidentin
Doris Bures: Dieser Entschließungsantrag
ist jetzt geschäftsordnungsgemäß ordentlich eingebracht
und steht daher auch mit
in Verhandlung.
Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hubert Fuchs. – Bitte.
Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Geschätzte Österreicherinnen und Österreicher! Ein Alltag ohne Bargeld wird nirgendwo sonst auf der Welt so deutlich abgelehnt wie in Österreich. Diesen gerechtfertigten Wunsch der Bevölkerung, der sich im Volksbegehren Für uneingeschränkte Bargeldzahlung widerspiegelt, sehen wir als konkreten Arbeitsauftrag an das Parlament.
Und nun zur ÖVP, zu Kollegen Haubner: Das ist ein
Arbeitsauftrag! Die Initiatoren und Proponenten des Volksbegehrens wollen nicht
nur Dankesworte hören, sondern das ist eine konkrete Aufforderung an uns
Abgeordnete,
dass wir endlich in die Gänge kommen.
Das sind alles schöne Worte von der ÖVP, ich darf
aber hier auch aus dem Finanzausschuss berichten: Unser Antrag für Bargeld
wurde von der
ÖVP abgelehnt. Das sind reine Lippenbekenntnisse und schöne Worte der
ÖVP, aber diesen schönen Worten folgen keine Taten. (Beifall bei
der FPÖ.)
Ich möchte mich bei dieser
Gelegenheit bei den Proponenten des Volksbegehrens, insbesondere bei
Sabine Hatzl, die uns via Livestream folgt, und bei
Josef Binder junior, der sich hier im Haus befindet (in Richtung Galerie
blickend), für ihren wirklich idealistischen Einsatz recht herzlich
bedanken. Mit
einem Minibudget von 1 500 Euro war es ihnen möglich,
Unterschriften von fast
531 000 Stimmberechtigten zu bekommen; das sind 8,5 Prozent der Stimmberechtigten. (Abg. Kollross: Jetzt sollte man klatschen!) – Könnten Sie durchaus, Herr Kollege.
Unter dem Deckmantel der Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung wird immer wieder versucht, die Grund- und Freiheitsrechte der Bürger einzuschränken (Abg. Maurer: Korruptionsbekämpfung ist nicht eures, gell?!), das haben wir in der Coronazeit gesehen, Frau Klubobfrau – ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen –, das haben wir in der Coronazeit gesehen, Frau Klubobfrau, als Ihnen die Grund- und Freiheitsrechte überhaupt nichts wert waren. (Beifall bei der FPÖ.)
Und Frau Klubobfrau Maurer, wir sehen das auch (Abg. Maurer: Ah, geht’s doch!? – weitere Ah-Rufe bei den Grünen) – Ehre, wem Ehre gebührt! –, wir sehen das auch im Rahmen Ihrer sogenannten Klimaschutzbestrebungen, wo Sie auch unter dem Deckmantel des Klimaschutzes die Grund- und Freiheitsrechte der Österreicherinnen und Österreicher mit Füßen treten.
Beim Bargeld wird immer so getan, als gäbe es in der digitalen Welt beziehungsweise in der Welt der Kryptowährungen keine Kriminellen und keine Terroristen. Niemand käme aber auf die Idee, deswegen das Internet oder Kryptowährungen abzuschaffen.
Ohne Bargeld könnte per Knopfdruck eine Zwangssteuer auf Sparguthaben eingeführt werden, wie das damals im Jahr 2013 auf Zypern geschehen ist.
In einer Welt ohne Bargeld, in der alles, was man bargeldlos
kauft oder konsumiert, verfolgbar ist, gibt es keine Privatheit und keine
Freiheit mehr,
denn die bargeldlose Bezahlung ermöglicht die totale Kontrolle der
Konsumenten durch die EU und durch die Nationalstaaten. Das Ergebnis einer
Welt
ohne Bargeld ist der finanziell entmündigte und gläserne Bürger.
Der Bevormundung des Bürgers wären keine Grenzen mehr gesetzt.
Es macht sehr wohl
einen Unterschied, ob ein Bürger freiwillig einen digitalen Fingerabdruck hinterlässt oder ob er mangels Bargeld gar keine andere Wahl mehr hat. Diese Wahlfreiheit muss es auch in Zukunft geben. Bargeld ist gelebter Datenschutz, Bargeld ist gelebte Freiheit.
Ein weiterer Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben. Wie
sollen Kinder ohne Bargeld den Umgang mit Geld und das Wirtschaften lernen?
Geld zum Angreifen ist für Kinder sehr wichtig. Aber nicht nur für
die Kinder ist Geld zum Angreifen wichtig, sondern, wie wir von den
Schuldnerberatungsstellen immer wieder hören, auch für
Erwachsene im Sinne einer eigenen Ausgabenkontrolle,
einer Budgetkontrolle der eigenen Ausgaben.
Nach der aktuellen Rechtslage besteht keine wirkliche Annahmeverpflichtung von Bargeld, da müssen die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen nachgeschärft werden. Das war auch die einhellige und unwidersprochene Expertenmeinung beim Hearing im letzten Finanzausschuss. Ich frage mich schon: Wenn alle für das Bargeld sind, insbesondere die ÖVP, warum gibt es dann heute keinen entsprechenden Antrag? Sie haben diese Aussage im Finanzausschuss beklatscht, Sie haben mir nicht widersprochen.
Sie kennen diese Rechtslücke und sind trotzdem nicht
gewillt, diese Lücke zu schließen. Und wenn Sie auf die Grünen
zeigen, na ja, da frage ich mich
schon: Seid ihr gemeinsam in einer Koalition, wo ihr Dinge weiterbringt, oder
ist es besser, wir schreiten bald zu Neuwahlen? Der Republik Österreich
wäre
hier sehr gedient. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg. Baumgartner: Aber geh!)
Wir Freiheitliche setzen uns, im Gegensatz zu allen anderen Parteien, bereits seit Jahren für den Erhalt des Bargeldes und für die Verankerung des Rechts auf Bargeldzahlung in der Verfassung ein. Das war auch im ÖVP-FPÖ-Regierungsprogramm so enthalten, konnte aber nicht mehr umgesetzt werden.
Im Sinne eines modernen Verfassungsstaates und eines wirksamen Konsumentenschutzes dürfen weder auf österreichischer Ebene noch auf Ebene der
Europäischen Union Maßnahmen gesetzt werden, die das Vertrauen der Bürger in die Bargeldbereitstellung und in das Recht auf Bargeldzahlung erschüttern könnten. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
12.51
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Nina Tomaselli.
Abgeordnete
Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Sehr
geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen
und Zuseher hier
und auch zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, auch wir möchten uns recht
herzlich bei allen Engagierten des Volksbegehrens bedanken. Wir finden es
immer wichtig, dass es zivilgesellschaftliches Engagement gibt, wenn man
seine politischen Anliegen durchsetzen möchte.
Das Volksbegehren hat das Bargeld zum Inhalt, das ist jetzt
schon ausführlich von den Vorrednern erläutert worden. Jedenfalls,
glaube ich, ist festzustellen: Obwohl tatsächlich, ganz real die
digitalen Zahlungsmittel immer stärker genutzt werden, die Nutzung des
Bargeldes deutlich weniger wird, insbesondere in den letzten Jahren,
wird auch durch die einzigartigen Merkmale, die das Bargeld hat, Bargeld auch
in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Elektronische Zahlungsmittel sind
für viele durchaus praktisch, aber nicht für jeden geeignet, und
kontaktlose Zahlungen werden Bargeld als Zahlungsmittel nicht
ersetzen, sondern nur ergänzen. Ich glaube, das ist ganz
wichtig festzustellen: Es ist kein Entweder-oder, Bargeld und digitale Zahlungsmittel
gehören zusammen, und die Freiheit, so bezahlen zu können, wie
man möchte, wird auch in Zukunft erhalten bleiben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Baumgartner. –
Abg. Wurm: Die ist ja nicht da, Frau Kollegin!
Elementar haben Sie es ja verstanden, worum es geht!)
Ja, Kollege Wurm schreit schon rein. Tatsächlich verstehe ich im Übrigen auch nicht die Angespanntheit der Diskussion um das Bargeld, denn viele verwechseln in dieser politischen Diskussion, bewusst oder unbewusst, die
Schaffung der
Bargeldobergrenze – daher kommt ja auch die Diskussion –
mit der Abschaffung des Bargeldes. Und das ist selbstverständlich nicht
so.
(Abg. Wurm: Die Bargeldannahme ist nicht gesetzlich geregelt!) Es
geht jetzt um die Einführung von Bargeldobergrenzen, so hat es die
EU-Kommission gefordert (Abg. Wurm: Nein, um die
Absicherung der Bargeldzahlung!), und ich finde es schade, dass man in so
unsicheren Zeiten wirklich so eine Verunsicherung der Menschen
betreibt. (Beifall bei den
Grünen sowie der Abg. Baumgartner.)
Österreicherinnen und Österreicher – das kann man durchaus feststellen – mögen das Bargeld sehr, sehr gerne, aber wissen Sie, wer Bargeld richtig liebt? – Das sind und bleiben Kriminelle (Abg. Amesbauer: Die EU-Vizepräsidentin zum Beispiel!), und das kann uns als Politiker doch nicht einfach, mit Verlaub, egal sein.
Denken Sie zum Beispiel daran:
Rekorddrogenfund kürzlich in Wien. 1 Tonne Cannabis ist damals
gefunden worden. Aber was ist auch gefunden worden? – 300 000 Euro
in cash. Oder: die Korruptionsvorwürfe im EU-Parlament vor einem
halben Jahr. Ja, wie ist das Bestechungsgeld geflossen? –
In Bargeld in Plastiksäcken. Selbst Karl-Heinz Grasser hat das sogenannte Schwiegermuttergeld
mit Bargeld auf das Konto einbezahlt. Liebe FPÖ, Sie betreiben ja auch
dieses Thema, und dazu kann man auch feststellen,
dass in der Sporttasche von H.-C. Strache nicht ein Stapel Kreditkarten lag,
sondern Stapel von Fünfzigeuroscheinen. (Beifall bei den Grünen.)
Wir haben eine Expertin im Hearing gehört, eine Geldwäscheexpertin, die gesagt hat: 9 Milliarden Euro ist der Betrag, der jedes Jahr in Form von Geldwäsche durch Österreich durchgeschleust wird. Das kann nicht ignoriert werden, und ich glaube, nein, ich bin mir sicher, eine Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher – das haben wir vorhin auch gehört – ist bereit, eine Bargeldobergrenze mitzutragen, weil sie ganz genau wissen, dass man Kriminellen, Korrupten, Steuerhinterziehern damit einen ordentlichen Bremser verpasst.
Nochmals: Die Freiheit, so zu bezahlen, wie man möchte, das soll auch so bleiben, aber man muss den Machenschaften der Kriminellen und Geldwäscher schon eine Grenze aufzeigen.
Lassen Sie mich abschließend Folgendes sagen: Da sich ja Österreich auch um den Sitz der europäischen Geldwäschebehörde bewirbt, die im Übrigen sagt, dass Bargeld immer noch das wichtigste Werkzeug für Kriminelle ist, würde es uns gut anstehen, in die Umsetzung der Bargeldobergrenze zu gehen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
12.55
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr
Bundesminister! Wie der Schelm denkt, so ist er, Kollegin Tomaselli, nicht?
Diese Verbindung von Bargeld und Kriminalität hat sich im Kopf der
Grünen ganz fest verwurzelt. Und jetzt wissen Sie, wie die Grünen
über Sie denken, wenn Sie irgendwo bar zahlen: Die verbinden das mit
Kriminalität.
(Abg. Disoski: Geh bitte! – Weitere Zwischenrufe bei den
Grünen.) Ja, so denken die. (Beifall
bei Abgeordneten der FPÖ.)
Bargeld ist Ausdruck von
Freiheit, und wenn Sie einmal die Gelegenheit gehabt haben, auf ein Konto zu
schauen, dann wissen Sie: Wenn jemand alles mit
der Karte zahlt, kennen Sie diese Person in- und auswendig, ohne sie je gesehen
zu haben, weil Sie genau wissen, wann diese Person einkauft, wo sie einkauft, welche
Zeitungsabos sie hat, in welchem Sportverein sie ist, welchen Organisationen
sie spendet. Alles wissen Sie! Daher wird man, wenn man nicht komplett
dokumentiert sein will, auch immer wieder mit Bargeld zahlen.
Im Expertenhearing hat im Übrigen Prof. Schneider von der Uni Linz gesagt: Bargeld ist zum Beispiel nicht verantwortlich dafür, dass es Pfusch und
Schwarzgeldzahlungen gibt – dafür sind die hohen Steuern und
Abgaben verantwortlich. Das ist das Problem. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg.
Wurm.) Dann sollte man sich vielleicht einmal
überlegen, was man tun muss, damit die Leute nicht das Gefühl haben,
man muss, damit man überhaupt irgendwie einen Euro verdienen kann, am
Staat vorbei arbeiten.
Und dann kommt Kollegin
Tomaselli mit ihrer Obergrenze von 10 000 Euro. Das klingt jetzt
fürs Erste einmal viel. Aber wenn Sie sich überlegen, wir haben
gerade 10 Prozent Inflation: Wie viel sind denn die 10 000 Euro
in ein paar Jahren noch wert und was können Sie damit kaufen? Da
können Sie das, was
heute üblich ist, einen Gebrauchtwagen bar zu kaufen, dann nicht mehr
machen, weil Sie das Geld in bar für so einen Kauf nicht mehr haben
dürfen. Darauf
läuft es hinaus.
Also man könnte sagen, die
Bargeldobergrenze ist die schleichende Bargeldabschaffung.
Mit dieser Salamitaktik kommt Abgeordnete Tomaselli
auch zu ihrem Ziel. Sie werden für kriminell gehalten, wenn Sie Bargeld
verwenden.
Der Marktwirtschaftsexperte Jan Krainer hat dann noch
gesagt, ja, es gibt
zu wenige Bankomaten, weil der Markt versagt. – Da muss man sich
erinnern: Was wollten die Roten haben? Ein Verbot der Bankomatgebühren. (Abg.
Schmidhofer: Hat der Haselsteiner bar bezahlt oder mit Karte?) Na
gut, wenn ich mit einem Ding nichts verdienen kann, werde ich es nicht
aufstellen. Es
ist halt ein Unternehmen, nicht die Caritas. Die müssen halt schauen, dass
sich das irgendwie von den Kosten her deckt. Sie müssen nämlich einen
Bankomaten versichern, da muss jemand hingehen, den befüllen,
das alles spielt sich ja nicht von selbst ab. Sie wollten keine
Bankomatgebühren, das haben wir
jetzt, aber dann gibt es halt auch weniger Bankomaten. (Beifall bei den NEOS.)
12.58
Präsidentin
Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete
Angela Baumgartner
zu Wort gemeldet. – Bitte.
12.58
Abgeordnete
Angela Baumgartner (ÖVP): Frau
Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Werte Zuseherinnen
und Zuseher zu Hause und hier auf der Galerie! Ich darf im Namen meines Kollegen
Karl Schmidhofer die ÖVP-Gruppe aus dem Bezirk Murau mit der
Landtagspräsidentin aus der Steiermark Manuela Khom recht herzlich
begrüßen. (Beifall bei der
ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)
Ja, ich möchte mich auch recht herzlich bei den Initiatoren des Volksbegehrens bedanken. Über 500 000 Menschen haben dieses Volksbegehren unterschrieben. Das ist ein großer Erfolg und das freut mich persönlich sehr. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)
Ich habe 25 Jahre in
einer Bank gearbeitet, 17 Jahre davon in einer kleinen Bankstelle,
und ich weiß, wie wichtig den Menschen Bargeld ist, wie wichtig es ihnen
ist, die Freiheit zu haben, über ihr Geld verfügen zu können,
wie
wichtig es ist, Geld abzuheben oder mit Karte zu bezahlen, je nach Belieben des
Konsumenten. Und Sie können mir glauben, nichts ist so privat für
einen Menschen wie die Gesundheit und die eigenen Finanzen.
Bargeld ist nicht nur wichtig für die finanzielle
Inklusion – besonders für Ältere und sozial
schwächere Bevölkerungsgruppen –, sondern auch für
die
jüngere Generation. Sie sollte den Umgang mit Bargeld erlernen und ein
Gespür für den Wert und die Verantwortung im Umgang mit Geld
entwickeln. Ich
durfte in meiner langjährigen Banktätigkeit – und das
macht mich auch ein klein wenig stolz – viele Menschen auf dem Weg
in ihre finanzielle Unabhängigkeit begleiten und beraten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Speziell an Herrn
Kollegen Krainer und Herrn Kollegen Fuchs:
In Österreich gibt es keine Pläne zur Einschränkung von
Bargeld und auch auf EU-Ebene steht die Abschaffung keinesfalls zur Diskussion.
Auch im Regierungsprogramm ist das Bekenntnis zum Erhalt
des Bargeldes im Rahmen der geltenden Geldwäschebestimmungen enthalten.
Außerdem besagt das Nationalbankgesetz klar, dass auf Euro lautende
Banknoten gesetzliches Zahlungsmittel sind und grundsätzlich
uneingeschränkt angenommen werden müssen. Es gibt natürlich
Ausnahmen für den Schutz
vor Missbrauch wie bei der Bekämpfung
von Steuerbetrug, der Abwehr
von Geldwäsche oder bei der Terrorismusbekämpfung.
Wenn Sie beispielsweise in ein Geschäft gehen und Waren
oder Dienstleistungen kaufen, kann der Händler Ihre Zahlung in bar
nicht ablehnen, solange
Sie mit einem gültigen Eurogeldschein bezahlen. (Abg. Wurm: Das
ist
falsch!) Diese Annahmeverpflichtung gilt in der Regel für den
alltäglichen Handel. (Abg. Wurm: Das ist falsch, Frau Kollegin!
Sie sollten nicht Unwahrheiten wiederholen!) – Das ist
nicht falsch, Herr Kollege Wurm.
Was diese Annahmeverpflichtung noch gewährleistet, sind
finanzielle Freiheit und Flexibilität, insbesondere für diejenigen,
die keine Kreditkarten oder
digitale Zahlungsmöglichkeiten verwenden möchten oder können.
Zusammenfassend möchte ich feststellen, dass die
Verwendung von Bargeld in Österreich sehr gut abgesichert ist, keine
Mängel in der Bargeldversorgung
zu erkennen sind und auch keine Pläne zur Einschränkung von Bargeld
existieren. Das bedeutet Privatsphäre und finanzielle Unabhängigkeit,
welche nicht nur meinen Kunden in der Bank und mir, sondern sehr, sehr vielen
Menschen sehr, sehr wichtig waren und auch in Zukunft immer wichtig sein
werden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie des
Abg. Weratschnig.)
13.02
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordneter Fuchs zu Wort gemeldet. – Bitte schön.
Abgeordneter
MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Frau
Abgeordnete Baumgartner von der ÖVP hat behauptet, dass nach der aktuellen
Rechtslage eine Annahmeverpflichtung für Bargeld besteht, und hat hier
§ 61
Abs. 2 Nationalbankgesetz zitiert.
Das ist nicht richtig. Das ist ein zahnloses Gesetz. Wie
wir von sämtlichen Experten im Expertenhearing gehört
haben – es war auch ein Vertreter der OeNB im
Finanzausschuss –, muss dieses Gesetz nachgeschärft werden. (Zwischenruf
der Abg. Baumgartner.) Das heißt, das Ergebnis des Expertenhearings
im Finanzausschuss war, dass die Bestimmung des § 61 Abs. 2
Nationalbankgesetz nachgeschärft werden muss, weil sie zahnlos ist.
(Beifall
bei der FPÖ. – Abg. Baumgartner: Das ist keine
tatsächliche Berichtigung! – Abg. Krainer: Das ist keine
tatsächliche Berichtigung! Das ist eine rechtliche Bemerkung! – Zwischenruf
des Abg. Matznetter.)
13.03
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Ing. Reinhold Einwallner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Krainer: Aber Herr Präsident, Sie hätten schon feststellen können, dass das keine tatsächliche war!)
Herr Abgeordneter, ich kann natürlich feststellen, wenn etwas nicht einer tatsächlichen Berichtigung entspricht. Aus meiner Sicht war das eine. Ich kann Ihnen auch sagen, dass es im Haus sehr oft zu Redebeiträgen kommt, die den Vorgaben der Geschäftsordnung nicht entsprechen.
Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Auch von meiner Seite einmal Respekt und Anerkennung an die Initiatoren dieses Volksbegehrens, weil es ja wirklich eine beachtliche Zahl von Unterstützerinnen und Unterstützern dieses Volksbegehrens gegeben hat. Mit fast 600 000 Unterzeichnungen – 570 000 –ist das schon ein ganz, ganz starkes Signal, das auch zum Ausdruck bringt, wie wichtig den Menschen in Österreich das Bargeld noch ist.
Meine Damen und Herren,
natürlich haben sich in den letzten Jahren
die Zahlungsformen oder hat sich das Zahlungsverhalten verändert. Ich kann
das
auch aus meinem eigenen Betrieb berichten. Wenn ich zehn, 15 Jahre zurückschaue: Damals war fast die Mehrheit Bargeldzahlung. Jetzt ist es eigentlich ein geringerer Anteil an Bargeldzahlungen geworden, weil natürlich bargeldlose Zahlungsformen zunehmen. Da werden wir die Zeit nicht zurückdrehen können. Das ist so zu akzeptieren.
Gleichzeitig ist es eben wichtig, dass wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Bargeldzahlungen auch künftig uneingeschränkt möglich sein werden. Wir haben im Ausschuss schon darüber beraten – leider war die Zeit ein bisschen knapp, da ist dann neben den Expertenhearings wenig Spielraum für Diskussionen geblieben. Auch jetzt im Entschließungsantrag ist wieder formuliert, wo wir so die Grundlinien sehen, die auch gewährleisten, dass es uneingeschränkte Bargeldzahlung gibt.
Da braucht es, wie von Kollegen Krainer ausgeführt, eben diese wohnortnahe Versorgung mit Bankomaten, flächendeckend in Österreich. Wir wissen, dass das natürlich im urbanen Bereich kein Problem ist, aber im ländlichen Bereich durchaus schon für Probleme sorgt. Es muss abgesichert sein, dass es die bestehenden Annahmeverpflichtungen weiterhin gibt und diese auch durchsetzbar sind.
Ja, Frau Abgeordnete Tomaselli – sie ist eh noch da –, man muss Rahmenbedingungen schaffen, das ist das ganz Entscheidende, damit es eben zu keinem Missbrauch der organisierten Kriminalität in Bezug auf Bargeld kommt, aber – das sage ich auch dazu – es soll auch nicht jeder kriminalisiert werden, der mit Bargeld bezahlt. Das ist schon auch ein ganz wichtiger Punkt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Herr Finanzminister, jetzt ist es ja gut, dass das Finanzministerium auch zu diesem Thema Umfragen gemacht und Studien in Auftrag gegeben hat, aber wir haben uns eigentlich gedacht, dass mit Ihnen im Finanzministerium ein bisschen eine andere Kultur eintritt. Jetzt ist die Enttäuschung natürlich um-
so größer
darüber, dass wir erleben, dass sich in Sachen Transparenz und Darstellung
von Studien, die in Auftrag gegeben werden, nichts ändert, dass
die Kultur im Finanzministerium offenbar nach wie vor jene ist, dass man sagt:
Wir tarnen, täuschen und tricksen, wenn es um die Veröffentlichung
von
Studien geht, und wir tricksen so lange, bis sie der politischen Meinung der
ÖVP passen! – Das ist nicht in Ordnung, Herr Finanzminister. (Abg.
Steinacker:
Das ist aber eine ordentliche Unterstellung!) Das sollte man so nicht
machen. (Beifall bei der SPÖ.)
Das haben wir so von Ihnen nicht erwartet. Da ist leider ganz, ganz wenig Unterschied zu Ihrem Vorgänger, und das stimmt sehr, sehr nachdenklich.
Wir werden heute noch die Möglichkeit haben – und ich hoffe, dass Sie dann auch dieser Debatte am Nachmittag beiwohnen –, dieses Thema noch einmal anzusprechen. Es wäre ein erster Beweis, dass es eine Kulturänderung im Finanzministerium gibt, wenn Sie hier im Parlament Rede und Antwort stehen, warum Sie diese Studie, die in Auftrag gegeben wurde, nicht in dieser Form und vollständig veröffentlicht haben, und warum Sie nach wie vor an diesem Punkt festhalten und ihn bei der Anfragebeantwortung an Kollegen Krainer belegt haben. Das wäre notwendig und wichtig. (Abg. Steinacker: Das ist ein anderes Thema, nicht? Gehört alles unbedingt zum Bargeld!)
Es gäbe noch so viel Wichtiges als Finanzminister zu tun. In allererster Linie – unabhängig von Bargeld- oder Kartenzahlung oder wie auch immer – müssen wir im Land etwas gegen die Teuerung tun. Das ist der entscheidende Punkt, und da müssen wir ansetzen. Da sind Sie am allerstärksten gefordert, da ist die Regierung am allerstärksten gefordert.
Daher bringe ich auch noch einen Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich die Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen, das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:
1. Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.
2. Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.“ (Abg. Steinacker: Was hat das mit Bargeld zu tun?)
„3. Einsetzen einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden.“ (Abg. Steinacker: Falscher Tagesordnungspunkt!) „Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“
*****
Herzlichen Dank, Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
13.09
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner,
Genossinnen und Genossen
betreffend Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!
eingebracht im Zuge der
Debatte zum Bericht des Finanzausschusses über
das Volksbegehren (1794 d.B.) "FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG"
(2032 d.B.) (Top 1)
Die Teuerung in
Österreich ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr – und sie
steigt weiter. Die Preise explodieren. Immer mehr Menschen arbeiten immer
härter
und können sich trotzdem das Leben kaum noch leisten. Die Bundesregierung
hat im Kampf gegen die Teuerung völlig versagt.
Immer mehr Familien
können sich aufgrund der Teuerung kein warmes Essen mehr leisten, ihre
Kinder nicht mehr gut versorgen und müssen an der Supermarktkasse feststellen,
dass sie sich mit ihrem Geld immer weniger leisten können. Es wäre
die Aufgabe dieser Bundesregierung, die steigende Armut zu verhindern und die ausufernde
Geldentwertung strukturell zu bekämpfen. Es geht nicht nur darum einzelnen Gruppen Almosen zukommen zu lassen,
sondern die Preise strukturell zu senken. Niemand soll sich an der
Supermarktkasse arm fühlen. Gerade durch den alltäglichen Umgang mit
Bargeld wird das Versagen der Bundesregierung im
Kampf gegen die Teuerung für die Menschen deutlich spürbar.
Türkis-Grün hat es
jedoch im gesamten letzten Jahr nicht verstanden, Maßnahmen zu setzen, um
die Rekordteuerung in Österreich zu drücken. Dabei hätte es
genügend positive Beispiele in Europa gegeben, wie man
Bevölkerung und Wirtschaft in der Krise
schützt und unterstützt. Länder wie Frankreich, Spanien,
Deutschland oder die Schweiz haben etwa die exorbitanten
Energiepreise nicht ungezügelt auf die Menschen losgelassen. Es gab
entschlossene Eingriffe in den Markt. Dabei
wurde in vielen Ländern auf einen Maßnahmen-Mix gesetzt.
Mehrwertsteuersenkungen – etwa im Bereich von Gas in Deutschland
– wurden mit preisregulatorischen Maßnahmen – deutscher Gas-
und Energiepreisdeckel – verbunden. Auch bei
einem der Hauptpreistreiber in Österreich, nämlich den Wohnkosten,
hat man in anderen Ländern entschlossen gehandelt. Die Mehrwertsteuer auf
Grundnahrungsmittel wurde in anderen Ländern Europas gesenkt. Nur in
Österreich hat die Regierung zugeschaut und absolut nichts gegen den
Inflationstsunami getan.
Im Ergebnis ist Österreich heute das Land mit der höchsten Inflationsrate –9,7 % im April 2023 - in Westeuropa.
Regierung hat Warnung der SPÖ ignoriert und sich nicht an guten Beispielen orientiert
Die SPÖ hat vor dieser
Inflationsentwicklung schon vor mehr als einem Jahr gewarnt und immer wieder
inflationsdämpfende Maßnahmen vorgeschlagen. ÖVP und Grüne haben
diese Warnungen ignoriert, die Anträge der SPÖ wurden vertagt oder
abgelehnt. In Spanien lag die Inflation im April bei 3,8 %, in Frankreich
bei 6,9 % und in Deutschland bei 7,6 % - deutlich geringer als in
Österreich. Ein wesentlicher Treiber der Inflationsrate – also
des Verbraucherpreisindex – sind
die Wohnkosten. Dass die gesetzlichen Mieten an den Verbraucherpreisindex gekoppelt
sind, ist angesichts der Ursachen der Teuerung und des Auseinanderklaffens von
Zinsen und Inflationsrate eine absolute Fehlkonstruktion, die als
Inflationsbeschleuniger wirkt. Aus Sicht der Vermieter:innen sind Mieten ein
praktisch risikoloses Kapitaleinkommen und sollten daher auch nicht anders
behandelt
werden. Sparer bekommen auf der Bank kaum mehr Zinsen für ihre Einlagen,
Zinshaus-Besitzer erhalten hingegen eine jährliche Rendite in der
Höhe der Inflationsrate (dabei ist die Wertsteigerung der
Immobilie noch gar nicht berücksichtigt) – und das auf Kosten von
Millionen von Menschen. Andere Regierungen haben
dieses Problem längst erkannt und die Mieten vom Verbraucherpreisindex
entkoppelt. In Spanien und Portugal wurden
die Mieterhöhungen mit 2 % gedeckelt. In Frankreich gibt
es einen eigenen Index für Mieterhöhungen, der allerdings mit 3,5 %
gedeckelt ist. In der Schweiz dürfen die Mieten nur um höchstens
40 % der Steigerung des Verbraucherpreisindex valorisiert
werden. In Schottland wurden die Mieten temporär eingefroren. Und in
Österreich? Bei uns fließen 80 % der gesamten Mieteinnahmen an das
oberste Einkommenszehntel. Es ist daher kein Wunder, dass die Teuerung die
ohnehin hohe Vermögensungleichheit in unserem Land
weiter dramatisch verschärft. Dass hier nicht gesetzlich gegengesteuert
wurde, obwohl es ganz leicht möglich gewesen wäre, zeigt, dass die
türkis-grüne Regierung
am Ende des Tages auf der Seite der
Immobilienspekulanten und nicht der Millionen Österreicherinnen
und Österreicher steht. Auch auf die exorbitanten Steigerungen bei
Lebensmittelpreisen wurde seitens der österreichischen Bundesregierung nicht
reagiert, während Portugal, Spanien und Polen die Mehrwertsteuer auf
Grundnahrungsmittel auf 0 % gesenkt haben. Während der Mikrowarenkorb
für den täglichen Einkauf – also das, was jede Familie
einkaufen muss und
schwer vermeiden kann – im April sogar um 13,8 Prozent stieg, liefert
sich die Bundesregierung einen monatelangen Streit um die parteipolitische
Besetzung der Bundeswettbewerbsbehörde - ein unwürdiges Schauspiel zu
Lasten der Brieftaschen in Österreich.
Regierung mit Rekordausgaben, die keinen einzigen Preis senken
Wie schon zu Zeiten von Corona rühmt sich die
Regierung damit, im internationalen Vergleich Rekordausgaben „gegen die
Teuerung“ zu tätigen. Angesichts der
Corona-Bilanz eine etwas kühne Herangehensweise. Denn tatsächlich gab
es während der Corona-Pandemie Rekordausgaben, die zu
Überförderungen von hunderten Millionen Euro geführt
haben, wie sogar der Rechnungshof und die OeNB festgestellt haben. Die
Regierung hat zwar das Geld der Menschen in Österreich mit beiden
Händen ausgegeben, bei der Entwicklung des BIP in den Corona-Jahren 2020
und 2021 gab es jedoch nur 3 Länder in Europa, die schlechter
abgeschnitten
hatten als Österreich. Das heißt: die enormen finanziellen Hilfen
haben den Zweck völlig verfehlt. Die Bundesregierung hat auf eine
kurzsichtige Politik der Einmalzahlungen gesetzt. Diese Einmalzahlungen
senken keinen einzigen Preis und zudem wurden die Krisenkosten auch noch
falsch verteilt. Auch hier lügen die
Zahlen nicht, auch wenn sie von ÖVP und Grünen gerne verschwiegen
werden. Dass sich eine Regierung an Ankündigungen und nicht an
tatsächlichen Verbesserungen messen lassen will, fällt den
Menschen in Österreich nun schon zum zweiten Mal auf den Kopf. Der IWF hat
ausgerechnet, dass die österreichische Regierung zwar im
europäischen Vergleich tatsächlich sehr viel Geld unter dem Titel
„Anti-Teuerung“ ausgibt, aber 3/5 des Geldes nicht zielgerichtet
ankommen. Gleich-
zeitig wurde dabei kaum ein Preis gesenkt. Viel Geld
auszugeben, das weder zielgerichtet ankommt noch die Preise senkt, ist mit
Sicherheit das Schlechteste aus beiden Welten. Das beste Beispiel
für sinnlose Rekordausgaben ist der Energiekostenzuschuss II, der
bereits scharf vom Fiskalrat kritisiert wurde. Für viele EPUs und KMUs
kommen die Hilfen wieder zu spät oder sind zu klein, weil die Regierung
die Energiepreise nicht regulieren wollte. Bei anderen großen Unternehmen
wird dieser Zuschuss zu massiven Übergewinnen führen. Dort wo
sich die Preissteigerungen ohne große Schwierigkeiten weitergeben lassen,
ist es nämlich sehr wahrscheinlich, dass die Energiepreissteigerungen fast
1:1 auf die Preise aufgeschlagen werden. Gleichzeitig werden die
verspäteten Hilfszahlungen 1:1 in
die Gewinne der betroffenen Unternehmen fließen. Eine Regierung, die sich
auch nur ein bisschen ernst nimmt, dürfte niemals zulassen, dass einzelne
Unternehmen
die Energiehilfen dafür verwenden, ihre Gewinne zu steigern. Es kann
eigentlich nicht sein, dass die Menschen doppelt zahlen, zuerst einen
höheren Preis – etwa für Lebensmittel – und dann auch
noch die Energiehilfen für Unternehmen
über ihre Steuern und Abgaben. 5 bis 8 Milliarden Euro an wertvollen
Steuergeldern werden beim Energiekostenzuschuss II größtenteils
sinnlos und völlig ohne
Wirkung auf die Inflation ausgegeben.
Die Bundesregierung schaut weg – Unzählige Gipfel ohne ein zählbares Ergebnis
Wer Politik für
die Menschen macht, schaut genau hin, wo der Schuh drückt –
also wo die Teuerung am stärksten zuschlägt. Die
größten Treiber der Teuerung sind: Energie,
Lebensmittel und Wohnen. Es wäre verantwortungsvolle Politik und ökonomisch
schlüssig, sich im Sinne der Menschen zu überlegen, welche
Maßnahmen gesetzt werden müssen, um bei den größten
Treibern der Teuerung den Preisaufschwung zu stoppen bzw. zumindest zu
dämpfen. Der Fiskalrat hat schon im Frühjahr 2022
berechnet, dass rund 35 % der Menschen ihre täglichen Ausgaben
nicht (mehr) mit ihrem Einkommen bestreiten können. Der Bundesregierung waren diese
Warnungen schon vor dem Sommer 2022 bekannt. Hochrangige Vertreter:innen aus Wirtschaft
und Industrie wurden im letzten Jahr nicht müde zu betonen, dass die
Teuerung bei den Energiepreisen die österreichische Wirtschaft und
unseren
Standort schwächt. Die ersten Vorboten der bevorstehenden Krise hat man
bereits im Herbst 2022 gesehen. Ziegelwerke mussten ihre Produktion stilllegen,
Bäckereien mussten schließen, Wirtshäuser kämpften ums
Überleben. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs leidet
enorm. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem auch die Menschen
sind stark von der Teuerung betroffen. Die Statistik Austria hat
jüngst am 4. Mai 2023 dargelegt, welche
Auswirkungen das
Nicht-Handeln der Regierung auf den Wohlstand in
Österreich hat. Im letzten Jahr haben mehr als 1/3 der Menschen in
Österreich einen realen Einkommensverlust hinnehmen müssen. 27 % der
Menschen in Österreich rechnen mit Zahlungsschwierigkeiten bei Mieten
und Wohnen. 1,1 Mio. Menschen können sich nicht einmal Kleinigkeiten
gönnen, 760.000 Wohnungen im Winter nicht warmhalten, 550.000 haben
Schwierigkeiten sich eine warme Mahlzeit zu leisten. Diese Situation ist
für ein Land wie Österreich unwürdig und für viele Familien
längst untragbar geworden. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr hat sich unter
anderem für einen Mietpreis-Stopp ausgesprochen und
Eingriffe in den Markt von der Regierung eingemahnt: „ […] die
Mietpreisbremse muss überlegt werden, ich war ehrlich gesagt
enttäuscht, dass sie nicht gekommen ist.“1 Die
Regierung beobachtet aber nur weiter und
lässt einen Gipfel nach dem anderen ohne konkretes Ergebnis verstreichen.
Den Gipfel der Ergebnislosigkeit hat die Bundesregierung in einer
denkwürdigen aber für die Bevölkerung sehr traurigen zweiten
Maiwoche erreicht. Nachdem ein Lebensmittelgipfel am 8. Mai 2023
ergebnislos scheiterte, hat die Regierung am
10. Mai 2023 unter großem öffentlichen Druck in einer Panikreaktion
im
Rahmen einer Show-Pressekonferenz ein Nicht-Maßnahmenpaket
angekündigt, das wieder keinen einzigen Preis senken wird. Weder wurden
die Mieten reguliert
und dadurch billiger, noch hat man in die Lebensmittelpreise eingegriffen. Dem
Wirtschaftsminister fällt nichts Besseres ein als eine
Transparenzdatenbank für Lebensmittel anzukündigen. Und
selbst dabei bleibt er im vagen Konjunktiv, es gibt weder einen konkreten
Zeitplan, noch ist klar, was eine solche Datenbank überhaupt abbilden
soll und von welchen Institutionen diese Daten erfasst werden sollen. Auch hier
findet WIFO-Chef Felbermayr, dass die Regierung die Lebensmittelkonzerne
stärker in die Pflicht hätte nehmen müssen: „Eine
Transparenzinitiative, die
sich auf wenige Produkte erstreckt, ist recht
zahnlos. Der Staat muss ein bisschen mehr Muskeln zeigen!“2
So lange sichergestellt ist, dass diese weiter gegeben
wird, kann sich mittlerweile auch er - wie von der SPÖ vorgeschlagen
– eine Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel vorstellen. Im
Interview mit der Krone
vom 14. Mai 2023 plädiert auch Felbermayr dafür endlich stärker
die Inflation selbst zu bekämpfen und nicht nur ihre Effekte.
Es wäre Aufgabe der österreichischen
Bundesregierung, von den Besten zu lernen, verantwortungsvolle Krisenpolitik zu
machen und nicht an einer fehlgeleiteten
Politik festzuhalten – nur, weil man die eigenen Fehler nicht eingestehen
will. Genau das passiert aber bei dem von der Regierung neuesten vorgestellten
Maßnahmenpaket für Familien. Ein weiterer Tag vergeht, ohne
dass die Inflation bekämpft wird. Wieder sinkt kein einziger Preis! Die
Regierung rückt aktuell jeden zweiten Tag aus um den selbst
verursachten Totalschaden mit Pflastern behelfsmäßig zu kaschieren.
Wieder einmal sollen Sonderzahlungen die Fehler der Regierungspolitik kompensieren,
aber die Inflation wird damit wieder nicht an der Wurzel bekämpft.
Mit befristeten Zahlungen warden Menschen nicht nachhaltig aus der Armut
geholt.
Gleichzeitig kommt von Bundesministerin Gewessler auch noch die Ankündigung, die Massen-CO2-Steuer für alle auch noch zu verdoppeln. Ein weiteres Regierungsvorhaben, das die Inflation befeuert, statt reduziert.
Regierung muss endlich Blockadehaltung aufgeben!
Die beschleunigte Inflation
ist eine sozial- und wirtschaftspolitische Katastrophe. Die Regierung muss
endlich ihre Blockade gegen eine Politik, die die Inflation bekämpft und
daher Preise senkt, beenden. Im Sinne der hart arbeitenden Menschen in unserem
Land muss in den nächsten Wochen und Monaten ein Politikwechsel
eingeleitet werden. Daher ist es notwendig, dass die SPÖ als stärkste
Oppositionspartei alle parlamentarischen Möglichkeiten
ausschöpft, um dahingehend Druck
auf die Regierungsparteien auszuüben. Bevölkerung und Wirtschaft
brauchen dringend Maßnahmen, die die Teuerung tatsächlich
bremsen. Nicht immer ist das
gleichbedeutend damit, (noch) mehr Steuergeld auszugeben. Es gibt Sofort-Maßnahmen, die einfach und schnell umzusetzen wären: von einer Deckelung der Mieten, über scharfe Preiskontrollen durch eine schlagkräftige Anti-Teuerungskommission, bis hin zu einer Übergewinnsteuer für jene Unternehmen, die etwa Energiekostenzuschüsse nicht in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergeben. Die SPÖ fordert daher zum wiederholten Male von der Bundesregierung die sofortige Vorlage eines umfassenden Inflationsdämpfungsgesetzes ein. Dieses Gesetz sollte das Ziel verfolgen, die Inflationsrate in Österreich mindestens um zwei bis drei Prozentpunkte zu drücken.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen, das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:
1. Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.
2. Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.
3. Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“
1 Kronen Zeitung, Sonntag 14.Mai 2023
2 Kronen Zeitung, Sonntag 14.Mai 2023
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Werte
Zuseher! Hohes Haus! Ich will aus meinem Herzen keine Mördergrube machen.
Ich bin erschüttert, wieder einmal erschüttert, wenn ich den
Redebeiträgen
der Abgeordneten dieser vier Fraktionen zuhöre, und sage jetzt ganz
deutlich: Es kann zwei Gründe dafür geben, der eine ist mangelnde
Intelligenz und der andere ist schamlose Unehrlichkeit. (Abg. Prinz: Das
sagt genau der Richtige! Ja, mangelnde Intelligenz, das sagt der Richtige!)
Es gibt nur diese zwei Lösungsansätze, wenn ich mir das
anhöre, was Sie da heute von sich geben. (Abg. Krainer: Ist
das eine Selbstreflexion?)
Es ist jetzt schon deutlich, es haben
ja – noch einmal – über 530 000 Menschen
unterschrieben, und das ist auch nicht das erste Volksbegehren, es laufen
ja mehrere. Ich kann nur jeden auffordern, der das unterschrieben hat und dem
dieses Thema wichtig ist, dann auch eindeutig die Konsequenz zu ziehen
und diese vier Parteien nicht zu wählen, sondern das Kreuz bei der
FPÖ zu machen. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit
des Abg. Zarits.) Eine andere Alternative wird
es nicht geben. Und wenn das passiert, dann haben wir, die FPÖ, die
40 Prozent, die wir auch brauchen werden, um bei diesem Thema endlich
einmal klar Schiff zu machen. (Abg. Schmidhofer: Und dann munter
werden! Im Träumerland bist, heast!)
Vielleicht noch einmal: Wenn man sich das angehört hat, und es war ja ein öffentliches Hearing der Experten, weiß man, alle fünf Experten haben alle Argumente, die für das Bargeld sprechen, wiederholt. Auch Sie von ÖVP, NEOS, Grünen und sogar der Sozialdemokratie haben eindeutig alles wiederholt, haben aufgezeigt, welche Vorteile Bargeld hat und dass eigentlich alle in Österreich es haben wollen. Der Minister sagt es ja auch immer.
Aber dann nehmen
Sie nicht zur Kenntnis, dass wir in den letzten Jahren
über ein Dutzend Anträge betreffend diesen Kontrahierungszwang, den
es eben nicht gibt, eingebracht haben!? Es gibt keine Annahmepflicht von
Bargeld in Österreich. Wer das abstreitet, und ich wiederhole es, ist
entweder intellektuell minderbemittelt und kann nicht Gesetze lesen oder
schamlos unehrlich.
Das haben die Experten wiederholt, Experten der Grünen, der Sozialdemokratie,
der NEOS, der ÖVP – alle Experten waren sich da ja einig.
Wir haben, glaube
ich, ein Dutzend Anträge in den letzten Jahren eingebracht, und alle vier
Parteien, Sozialdemokratie, Grüne, NEOS, ÖVP, stimmen immer dagegen.
Ihr hättet heute die Chance gehabt, einen eigenen Antrag einzubringen.
Ich muss in Richtung Sozialdemokratie auch sagen: Ihr tut mir ja
bald schon leid. Ihr schafft es nicht einmal da, als Sozialdemokratie eine
klare Linie zu fahren, Herr Kollege Krainer. Noch einmal: Logisch, wir
brauchen Bankomaten, aber ganz eindeutig zu sagen: Wir wollen Bargeld!, und
unsere Anträge mit zu unterstützen, das schafft ihr nicht. Ihr tut so
drumherum,
auch beim Bargeld, ein bissel so: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht
nass!
Noch einmal: Wir haben auch die
Bargeldobergrenzen diskutiert, auch europaweit. Sie wissen das. Es sind in Griechenland
300 Euro, in Belgien, glaube ich, 3 000 Euro. Es gibt sie schon
lange in der Hälfte der Staaten, aber das
ändert genau überhaupt nichts an der sogenannten
Drogenkriminalität! Die Frau Kollegin
der Grünen hat von Südamerika gesprochen. Da geht es um Dollar,
bitte schön, davon reden wir hier ja gar nicht.
Also noch einmal:
Ich bin einfach erschüttert, weil mir das wehtut, wenn ich mir das
anschaue, wie sich da eine halbe Million Menschen mit ihrer Unterschrift wirklich
für etwas einsetzt, worin sich ja grundsätzlich alle einig sind,
nämlich: Freiheit, selber entscheiden zu können, Sicherheit, all
diese Argumente – ich könnte sie wiederholen. Bei der
Nationalbank bitte schön kann man sie nachlesen, all die Argumente, die
für Bargeld sprechen, für den
Erhalt, und auch, dass es eben nicht gottgegeben ist, dass Bargeld auch in
fünf oder zehn Jahren noch das Zahlungsmittel ist.
Es ist
klassenlos, Herr Kollege Krainer, Bargeld ist klassenlos. Ein behinderter
Mensch kann damit umgehen, einer, der blind ist – das geht alles.
Man
ist nicht angewiesen auf die großen Banken, man muss nicht internetaffin
sein, man braucht keinen Zugang. Es ist
klassenlos. Das müsste euch ja wichtig
sein, aber ihr helft seit Jahren auf europäischer Ebene, hier im
Nationalrat mit, genau das kaputtzumachen. Fahrt einmal eine gerade
Linie, helft den Menschen!
Kollege Drobits
weiß es: Natürlich wollen wir in den ländlichen Gemeinden auch Bankomaten haben. Wir könnten die Banken auch
dazu zwingen. Die Banken
in Österreich haben letztes Jahr, 2022, 4 Milliarden Euro
Mehreinnahmen gehabt, 4 Milliarden Euro an Zinsen; 2023 sind es
wahrscheinlich 10 Milliarden Euro.
Da mache ich mir keine Sorgen. Sagt einmal klar, was ihr als Sozialdemokratie wollt!
Zur ÖVP:
Kollege Haubner hat jetzt 6 Minuten lang über das Bargeld gesprochen,
darüber, wie super das sei. Dann kommt ein Antrag – und die
ÖVP stimmt dagegen. Das nimmt euch ja keiner mehr ab. Ich bin
erschüttert. Noch einmal: Wenn
jemand ehrlich sagt, er will es abschaffen, ist das ein Argument, da
kann man diskutieren. Aber das Bargeld quasi in den Himmel zu loben und
es dann nicht wirklich zu schützen!?
Magistrat Wien: Es gibt in Wien einige Magistrate, wo man
nicht mit Bargeld zahlen kann. Es gibt Supermarktkassen ohne Bargeld. Das gibt
es alles
schon, haben wir ja diskutiert. (Abg. Schmuckenschlager: ... Magistratsbeamten eher in Kuverts annehmen!)
Es ist also erschütternd. Ich bin
eigentlich wirklich sprachlos, weil ich dieser mehr als einer halben Million Unterschreibern nicht erklären kann, was hier im
Nationalrat passiert. Es wäre ganz einfach: Wir könnten heute Gesetze
betreffend diesen Kontrahierungszwang beschließen; Herr Kollege
Krainer, Sie
wissen es.
Noch einmal: Ich kann sagen, man hat das vielleicht nie genau durchgelesen, aber spätestens nach dem Expertenhearing sollte jeder intellektuell halbwegs sattelfeste Abgeordnete wissen, dass das nicht gesetzlich abgesichert ist. Also machen wir es bitte! Geht einfach mit bei unseren Anträgen!
Ich versuche es noch einmal, abschließend, und bringe wieder einen Antrag der Freiheitlichen Partei ein (Abg. Eßl: Noch einmal! Einmal geht’s noch!):
Entschließungsantrag
der Abgeordneten
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ja zum Schutz des
Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein
zum Masterplan der Bargeldabschaffung in Österreich und der EU“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf österreichischer und europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass
- die Cent- und Euro-Bargeldmünzen in ihrem aktuellen Bestand erhalten bleiben,
- keine Aufrundung von Preisen für Waren und Dienstleistungen im Zuge der Abschaffung von Cent-Bargeldmünzen erfolgt,
- die verfassungsrechtliche Verankerung einer Beibehaltung des uneingeschränkten Bargeldzahlungsverkehrs in Österreich und Europa erfolgt,
- der verfassungsrechtliche Schutz des Bargeldes als Zahlungsmittel und Vermögensform in Österreich und Europa ohne Obergrenzen sowie
- ein verfassungsrechtlich festgelegter Kontrahierungszwang für den Waren- und Dienstleistungsverkehr im Zusammenhang mit der grundsätzlichen Annahme von Bargeld als Zahlungsmittel in der österreichischen Rechtsordnung festgelegt werden.“
*****
Ganz simpel, ganz einfach. Ich kann nur noch
einmal wiederholen (Abg. Eßl: Tu’s noch einmal wiederholen!): Bitte, liebe Abgeordnete der anderen vier
Parteien,
wenn ihr irgendwie Hilfestellung braucht, das noch einmal erklärt zu
bekommen, von mir, dann mache ich das gerne. (Abg. Eßl: Zugabe!
Einmal noch wiederholen!) Wenn ihr weiterhin unehrlich bleiben
wollt, kann ich euch nicht helfen. – Danke. (Beifall bei
der FPÖ.)
13.17
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Peter Wurm, MMag. DDr. Hubert Fuchs
und weiterer Abgeordneter
betreffend Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der Bargeldabschaffung in Österreich und der EU
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1, Bericht des Finanzausschusses über das Volksbegehren (1794 d.B.) "FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG" (2032 d.B.) in der 213. Sitzung des Nationalrates am 24. Mai 2023
Der Masterplan der Bargeldabschaffung schreitet in der Europäischen Union offensichtlich weiter voran. Nach der Beseitigung der 500 Euro-Geldscheine geht es
jetzt den
1-Cent- und 2-Cent-Münzen durch die Eurokraten in Brüssel an den
Kragen. Aus der EU-Kommission heraus hört man, die Cent-Münzen seien
unbeliebt. In Wahrheit soll im Zuge dieser Cent-Abschaffung auch gleich eine
Aufrundung
bei Preisen und Dienstleistungen erfolgen.
Am Ende des Tages freut sich wieder der EU-Budgetkommissar in Brüssel, dessen Einnahmen ja auf der Grundlage von Steuereinnahmen der Mitgliedsländer beruhen. Steigen die Preise durch Aufrundung wegen Wegfall von 1-Cent- und 2-Cent-Münzen, dann erhöhen sich etwa auch Mehrwertsteuereinnahmen auf Waren und Dienstleistungen. Geht es nach Brüssel, dann sollen alle Preise auf 5-Cent-Beträge aufgerundet werden. Das bringt in der Masse für den einfachen Mann und die einfache Frau im Volk einen ordentlichen Preisschub nach oben.
Bereits seit
2001 gab es immer wieder Vorstöße aus der EU-Kommission und der
Europäischen Zentralbank für die Cent-Abschaffung. Kritiker der EU
und ihrer Bargeldpolitik sind sich einig: Am Ende des Tages will man
alle Cent-Geldstücke abschaffen. Einerseits möchte man Konsumenten
und Wirtschaft in den bargeldlosen Zahlungsverkehr drängen,
andererseits soll kein Produkt und
keine Dienstleistung mehr billiger als 1 Euro sein.
Aber nicht nur die schrittweise Abschaffung des Bargeldes, sondern auch die Abschaffung der Bargeldzahlung an sich ist in Österreich und der EU ein reales Bedrohungsszenario. Die Einschränkung bzw. Abschaffung der Grund- und Freiheitsrechte während des Corona-Regimes und der parallel dazu aufgerüstete Überwachungsstaat bedingten auch die Abkehr von Bargeldzahlungen und den Einsatz von Corona-Apps und weitestgehender Digitalisierung des Alltagslebens.
Aktuell hat eine Bürgerinitiative beherzter Idealisten ein entsprechendes Volksbegehren gestartet, um eine „uneingeschränkte Bargeldzahlung“ in Österreich bundesverfassungsrechtlich abzusichern.
Dieses Volksbegehren hat folgenden Wortlaut: 1
Der Gesetzgeber möge bundesverfassungsgesetzliche Maßnahmen treffen, um die Beibehaltung des uneingeschränkten Bargeldzahlungsverkehrs zu verankern. Das Bargeld ist im vollen Umfang als Zahlungsmittel und Vermögensform zu schützen, ohne Obergrenzen. Nur eine Verankerung des Bargeldes in der Bundesverfassung, gewährt die Freiheit und die Verfügbarkeit privaten Vermögens und ist als Grundrecht abzusichern.
Ergänzend dazu wäre auch ein Kontrahierungszwang für den Waren- und Dienstleistungsverkehr im Zusammenhang mit der grundsätzlichen Annahme von Bargeld als Zahlungsmittel in der österreichischen Rechtsordnung vorzusehen.
Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf österreichischer und europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass
• die Cent- und Euro-Bargeldmünzen in ihrem aktuellen Bestand erhalten bleiben,
• keine Aufrundung von Preisen für Waren und Dienstleistungen im Zuge der Abschaffung von Cent-Bargeldmünzen erfolgt,
• die verfassungsrechtliche Verankerung einer Beibehaltung des uneingeschränkten Bargeldzahlungsverkehrs in Österreich und Europa erfolgt,
• der verfassungsrechtliche Schutz des Bargeldes als Zahlungsmittel und Vermögensform in Österreich und Europa ohne Obergrenzen sowie
• ein verfassungsrechtlich festgelegter
Kontrahierungszwang für den Waren-
und Dienstleistungsverkehr im Zusammenhang mit der grundsätzlichen Annahme
von Bargeld als Zahlungsmittel in der österreichischen Rechtsordnung
festgelegt werden.“
1 Volksbegehren ’FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG’ (bmi.gv .at)
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Zu Wort gelangt nun Mag.a Ulrike Fischer. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer
(Grüne): Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Zuseherinnen und Zuseher!
Die Dinge, die wir im Parlament öffentlich,
laut und oft diskutieren, sind meist nicht das Problem, es sind meist
die Dinge, die wir nicht diskutieren. Bargeld ist in Österreich sehr
wichtig, 80 Prozent der Österreicher, Österreicherinnen zahlen
mit Bargeld. Den Österreicherinnen und Österreichern ist es wichtig
und der Politik ist Bargeld wichtig. Deswegen wird Bargeld erhalten bleiben,
und das ist auch gut so.
Dieses
Volksbegehren mit einer halben Million Unterschriften, die es gegeben hat, hat
gezeigt, dass Bargeld erhalten bleiben soll. Natürlich soll Bargeld
erhalten bleiben, aber als Konsument, als Konsumentin möchte ich
die Wahlfreiheit haben. Ich möchte als erwachsener Mensch die
Möglichkeit haben, zu entscheiden: Zahle ich mit einer Karte oder zahle
ich mit einer
2-Euro-Münze?
Aufgrund der Diskussion heute zeigt sich, dass
uns das Thema wichtig ist und dass wir natürlich genau darauf schauen
müssen. Ja, es gibt einige ausreißende Beispiele von
Lebensmittelversorgern, die tatsächlich ablehnen, dass man mit Bargeld
bezahlt. Es gibt bereits Lokale, die sagen, man kann nicht mit Bargeld bezahlen.
Und was ist uns so wichtig in der Demokratie? – Dass wir eine
Wahlfreiheit haben und diese Wahlfreiheit nicht populistisch verwendet
wird, um zu sagen, wir haben diese Wahlfreiheit nicht.
Wenn ich mir den Antrag des Kollegen Wurm
anschaue, dann muss ich sagen, er ist teilweise spannend, aber teilweise geht
es in eine Richtung, dass ich sage,
das ist komplett sinnlos – ja, komplett sinnlos! (Abg. Wurm:
Was genau?
Was genau, Frau Kollegin? Was ist sinnlos? Was genau?) Wenn es ein Nationalbankgesetz
gibt, wenn es ein Scheidemünzengesetz gibt, wenn es ein bürgerliches
Gesetzbuch gibt, wenn es Konsumentenschutzbestimmungen gibt: All diese
Bestimmungen sorgen dafür, dass es einen einwandfreien Zahlungsverkehr
gibt, und man hat die Wahlmöglichkeit zwischen diesen beiden Dingen.
Allerdings – und da bin ich schon bei Ihnen, Herr
Kollege –: Es gibt vulnerable Gruppen,
die diese Entscheidungsmöglichkeit nicht haben, und da müssen
wir natürlich schon genau hinschauen. Ich kann einem
sechsjährigen Kind kein Eisgeld in Form einer Bankomatkarte geben (Abg.
Wurm: Wir müssen nicht hinschauen, wir müssen Gesetze machen,
nicht hinschauen, Frau Kollegin!), und ich kann jemandem, der
schutzbefohlen ist, nicht die Möglichkeit geben,
einen größeren Betrag mit einer Kreditkarte zu bezahlen, das ist vollkommen
richtig.
Es hat ein Hearing gegeben, und wir haben uns bei dem
Hearing auf viele wichtige Punkte verständigt, und diese Punkte
gelten für uns alle. Aber eine Einzelmaßnahme herauszugreifen und zu
sagen, das schreiben wir jetzt in die Verfassung
hinein, eine Annahmeverpflichtung mit einem Kontrahierungszwang zu
verwechseln und es in einer Art und Weise darzustellen, als wäre nur die
FPÖ der Bargelderhalter, das ist schlichtweg falsch. (Abg. Wurm:
Ist
aber so! Ist so!) Wir alle sind für Bargeld. Wir alle sind für
Bargeld. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Höfinger: Das
ist ja so übertrieben! Das ist ja lächerlich! – Abg.
Amesbauer: Das Volksbegehren ist „lächerlich“?!) – Genau, das Ganze ist
übertrieben, aber Bargeld soll uns nach wie vor beschäftigen. –
Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall
bei den Grünen,
bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Krainer.)
13.21
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Franz Leonhard Eßl. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Meine geschätzten Damen und Herren! Wir diskutieren unter diesem Tagesordnungspunkt das Volksbegehren Für uneingeschränkte Bargeldzahlung, das ein wirklich erfolgreiches Volksbegehren war. Mit 230 000 Eintragungen und in etwa 300 000 Unterstützungserklärungen trägt dieses Volksbegehren somit 530 000 Unterschriften.
Warum machen sich die Initiatoren und warum machen wir alle uns Gedanken über die weitere Verwendung von Bargeld? – Erstens: Die zunehmende Digitalisierung bringt gravierende Änderungen in der Gesellschaft mit sich. Zweitens: Der digitale Euro ist im Gespräch. Der digitale Euro sollte allerdings nur eine Ergänzung und kein Ersatz für das Bargeld sein. Und drittens: Einige Staaten haben Obergrenzen für die Verwendung von Bargeld eingeführt und auch die Europäische Kommission denkt über Obergrenzen nach, mit dem Hintergrund, dass Schwarzgeld unterbunden werden soll und organisierte Kriminalität behindert werden soll. Ob das wirklich so wäre, sei dahingestellt.
Frau Prof. Dr. Brigitte Unger hat als Expertin im
Hearing zwar gesagt, dass die – wörtlich –
„Drogenmafia“ Bargeld liebt und dass jährlich
2,5 Milliarden
Euro an Schwarzgeld weißgewaschen würden, ich bin aber
überzeugt davon, meine geschätzten Damen und Herren, dass
organisierte Kriminalität
nicht unterbunden wird, indem man die Verwendung von Bargeld einschränkt.
Demgegenüber gibt es eine
Menge von Vorteilen, die die Verwendung von Bargeld bietet. Es bietet
persönliche Freiheit und Unabhängigkeit, kann von jedem aufbewahrt
und verwendet werden und ist auch – und das ist ein wesentlicher
Vorteil – bei einem Stromausfall einsetzbar. Es schützt die
Privatsphäre, Datenschutz ist gegeben, es kann von jedem benutzt
werden,
ältere Menschen, sozial benachteiligte, einkommensschwache Menschen oder
Menschen ohne Konto können dadurch am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Es
hilft auch, den Überblick über die Ausgaben zu haben. Und ein ganz
wesentlicher Vorteil ist auch: Es lehrt Kinder den Umgang mit Geld und
stärkt das Bewusstsein für die Wertigkeit.
Für mich ist es daher keine Frage, dass auch in
Zukunft die Verwendung
von Bargeld gegeben sein muss und ich dafür eintreten werde. Ob
die Verankerung in der Verfassung notwendig ist, ist aus meiner Sicht noch zu
diskutieren, ich bin nämlich der Meinung, dass die Verfassung eher schon
überladen ist und schon jetzt zu viele spezifische Bereiche und Anliegen
beinhaltet. Klar und unbestritten ist allerdings, dass wir uns das Bargeld als
Zahlungsmittel auch für die Zukunft erhalten wollen und der Bürger
selbst die Art der Bezahlung wählen kann – auch, wenn das
die Freiheitlichen anders sehen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Fischer.)
13.25
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Selma Yildirim. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Mag. Selma Yildirim
(SPÖ): Herr Präsident! Hohes
Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Diese mehr als 530 000 Personen,
die das Volksbegehren Für uneingeschränkte Bargeldzahlung
unterzeichnet haben, ärgern sich jetzt, glaube ich, grün und
blau, im wahrsten Sinne des Wortes,
weil sie immer wieder merken, wie einige, einzelne Parteien diese Unterschriften
vereinnahmen, und das ist absolut nicht in Ordnung.
Wir haben uns das als Auftrag genommen und in der letzten Sitzung des Finanzausschusses sehr ausführlich mit Expertinnen und Experten über das Thema gesprochen, und für uns alle ist völlig klar, dass Bargeld als Zahlungsmittel weiterhin allen Menschen zur Verfügung stehen muss.
Ich weiß nicht, wie oft wir das festhalten müssen und zur Kenntnis bringen müssen: Im Fokus steht für uns alle und insbesondere für die Sozialdemokratie eine echte Wahlfreiheit. Wer bar zahlen möchte, soll das können, wer aber lieber bargeldlose Alternativen nutzt, für den soll es selbstverständlich auch diese Möglichkeit geben.
Da ich auf der Galerie so viele junge Menschen sitzen sehe,
möchte ich auch erwähnen: Ich habe vor vier, fünf Jahren
interessanterweise erstmals bemerkt: Oh, die um 20, 30 Jahre
Jüngeren gehen an der Kassa vorbei und zahlen mit ihrer Watch. Oder: Wie
viele zahlen mittlerweile mit Handys? Ich bin inzwischen der Auffassung, dass
das eine Frage der Generationen zu sein scheint. Für sehr, sehr viele
Menschen in diesem Land, vor allem junge Menschen, ist das eine
Selbstverständlichkeit. Aber ich komme aus einem ländlichen
Bundesland, aus Tirol, und weiß natürlich, wie schlecht die
Entwicklung ist, wenn in ländlichen Regionen Bankfilialen schließen,
wenn es sich praktisch nicht mehr rentiert und wenn immer weniger Bankomaten
zur Verfügung stehen. Und das soll es auch nicht sein.
Da sind wir strikt dagegen, und wir haben die Verpflichtung,
dort eine entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu
stellen. – Sie, Herr Abgeordneter Wurm, lachen wieder. (Abg. Wurm:
Ja, weil ihr keine Linie habt, ihr fahrt hin
und her!) Sie waren das unter ÖVP und Blau! Schwarz-Blau hat den
ländlichen Raum ja eigentlich geschwächt: Wir haben weniger
Nahversorger vor Ort,
wir haben weniger Postfilialen vor Ort, das haben Sie verbrochen! (Zwischenruf
des Abg. Amesbauer. – Abg.
Steinacker: Die Post ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft ...!)
Und dann stehen Sie hier und wollen uns die Welt erklären und wollen,
dass noch mehr Menschen Sie wählen sollen. Wo ist Ihr Gerechtigkeitssinn?
(Beifall bei der SPÖ.)
Eine Sache war absolut
beeindruckend, die der Expert:innen, nämlich die heute oft zitierte
Brigitte Unger, auch mich hat sie sehr beeindruckt, weil sie das bildlich dargestellt hat. Wir müssen das
auseinanderhalten: Selbstverständlich wollen wir im Alltag mit
Bargeld zahlen können. Es kann nicht sein, dass
man auf einem Unicampus oder in einer Mensa ohne Bargeld nicht zahlen kann, wenn man die Karte nicht hat. (Abg. Wurm: Es ist aber so!) Diese Extremfälle wollen wir nicht! Ausdrücklich! (Abg. Wurm: Selma, das ist so! Was macht ihr dagegen?)
Aber sie hat auch ein anderes Beispiel genannt: dass die organisierte Kriminalität ganze Räume voller Stapel von Bargeld hat und damit sogar rechnet, dass Ratten, die das Bargeld lieben, 10 Prozent wegknabbern. Damit rechnet sie. (Abg. Loacker: Ich hoffe, die Ratten halten sich an die Quote!) Es rentiert sich! Für die organisierte Kriminalität rentiert sich Bargeld und daher braucht es diese Obergrenze. (Abg. Amesbauer: Es braucht überhaupt keine Obergrenzen!)
Herr Finanzminister, ich muss
sagen, als Finanzbedienstete bin ich schon sehr, sehr enttäuscht, dass das
Finanzministerium Studien mit unseren Steuergeldern finanziert, aber
diese Studien nicht vollständig veröffentlicht. Das ist auch sehr
manipulativ. Ich appelliere, dass Sie diesbezüglich korrigierend
eingreifen, weil wir auch wissen, Bargeld begünstigt natürlich auch
Steuerhinterziehung. Deswegen haben wir ja die Registrierkassen, deswegen
hat ja die
ÖVP mit Unterstützung auch von
Ihnen die Registrierkassen eingeführt.
In diesem Sinne ein klares Ja zu Bargeld, aber auch zu einer Bargeldobergrenze (Abg. Amesbauer: In welcher Höhe?), die der organisierten Kriminalität entgegenhalten muss. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
13.29
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Hannes Amesbauer. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter
Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ):
Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen
und Herren! Bargeld ist Freiheit, und wer Bargeld abschafft, schafft die
Freiheit ab. – So einfach
ist die Rechnung, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der
FPÖ.)
Dem Volksbegehren und seinen Initiatoren und
Unterstützern kann man nur einen Dank aussprechen, weil sie dieses
wichtige Thema wieder auf die parlamentarische Ebene gebracht haben. Weit mehr
als eine halbe Million Menschen,
über 530 000 Personen, haben dieses Volksbegehren unterzeichnet,
und sie erwarten sich zu Recht – und sie verdienen es sich
auch –, dass dieses Volksbegehren hier ordentlich abgehandelt wird,
nämlich nicht nur mit Redebeiträgen, sondern auch mit konkreten
Taten.
Diese konkrete Tat kann ja nur sein – wenn angeblich ja eh alle dafür sind, wobei die Grünen und die SPÖ bei dieser Thematik ein bisschen gespalten zu sein scheinen –, dass man endlich den Anträgen der Freiheitlichen, dem Antrag, den Kollege Wurm eingebracht hat, zustimmt, nämlich – das ist das, was das Volksbegehren fordert – die uneingeschränkte Barzahlung auch verfassungsrechtlich abzusichern und sie somit dem Zugriff auch der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Union, die ja Feinde des Bargeldzahlens sind, zu entziehen und das Bargeld zu schützen. Stimmen Sie dem zu, sonst sind all Ihre Worte unglaubwürdig und nichts wert, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Schauen wir uns die Entwicklung an, wie es in Österreich und auch in vielen anderen europäischen Ländern dem Bargeld Stück für Stück an den Kragen geht! Erinnern wir uns an die Abschaffung des Fünfhunderteuroscheins: Da hat es keine große Aufregung gegeben, weil auch damit kalkuliert wurde, dass die Menschen den Fünfhunderteuroschein ohnehin nicht inflationär verwenden. Man hat den Fünfhunderteuroschein ja kaum verwendet, muss man ehrlicherweise sagen, außer vielleicht bei größeren Barkäufen – klassisches Beispiel: Gebrauchtwagenkauf. Die Abschaffung des Fünfhunderteuroscheins ist aber deswegen schon sehr, sehr bedenklich gewesen, weil diese Bestrebungen nicht auf einmal durchgehen, weil es eben diese sprichwörtliche Salamitaktik ist, Stück für Stück: zuerst der Fünfhunderteuroschein, dann gibt es Bargeldobergrenzen in vielen Ländern, die immer weiter gesenkt werden – in manchen europäischen Ländern sind das nur noch 500 Euro, haben wir
auch gehört.
Es gibt Länder wie zum Beispiel Schweden – ich war schon
öfter in Schweden; erst vor einer Woche war ich mit der Cosac, mit der
Konferenz
der Europaausschüsse, dort –, wo es faktisch nicht mehr
möglich ist, in Geschäften bar zu zahlen – es geht
nicht mehr! Selbst kleinste Beträge kann man
nicht mehr bar zahlen, weil Bargeld nicht mehr angenommen wird.
Interessant ist aber schon auch die derzeitige Entwicklung
in Schweden, nämlich dass seit dem
vorigen Jahr, seit dem Krieg in der Ukraine und seit der Energiekrise,
die Verwendung von Bargeld auch in Schweden wieder zugenommen hat und sogar der
schwedische Zivilschutzverband die Bürger aufgerufen hat, auch
Bargeld zu Hause bereitzuhalten, weil das in Krisenfällen, zum Beispiel
bei einem Blackout, wenn die digitalen Systeme nicht mehr funktionieren,
die einzige Möglichkeit ist, zahlen zu können. – Das ist
das eine.
Das andere ist der Schutz vor der lückenlosen Überwachung, die mit der Bargeldabschaffung natürlich geplant ist; und das Nächste ist auch der Schutz vor der Möglichkeit, dass die Bankinstitute Negativzinsen für private Girokonten einführen können. Das könnten sie sowieso jederzeit, aber jetzt kann sich der Bürger, der Konsument wehren, indem er das Geld abhebt und physisch zu Hause deponiert – übrigens ist ja auch der digitale Euro ein Baustein in dieser Salamitaktik. Wenn man aber nur mehr und ausschließlich die Möglichkeit hat, per Überweisungen und mit Karte zu zahlen, dann hat man als Konsument klarerweise nur mehr die Optionen, sein Geld entweder am Girokonto zu lassen und damit die Strafzinsen zu zahlen, oder es auszugeben – sprich: in den Konsum zu stecken.
Was wir also wollen, ist ganz einfach – das ist
auch das, was die Bürger wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren:
Lassen Sie das Bargeld endlich
in Ruhe! Wir brauchen keine Obergrenze, wir brauchen überhaupt keine Reglementierung!
In der Europäischen Union sind jene, die das betreiben,
genau die, die selbst den größten Korruptionssumpf haben, wie die
sozialistische Vizepräsidentin des
EU-Parlaments, bei der Säcke voller Geld gefunden wurden (Zwischenruf des Abg. Matznetter) – Schwarzgeld, Korruptionsgeld, über 1,5 Millionen Euro Bargeld. (Abg. Stögmüller: Ja, eben!) Diese Sozialisten wollen den Bürgern das Bargeld verbieten und stecken es sich selbst in die Taschen! (Neuerliche Zwischenrufe bei den Grünen.)
Und in Richtung der Grünen, die dazwischenschreien:
Wenn man die Rede der Kollegin Tomaselli gehört hat, kann man daran
erkennen: Ihr seid die Feinde des Bargelds! Das zeigt eure
totalitäre Gesinnung, das zeigt euren Willen und euren Ansatz, die
Menschen, die Bürger zu unterjochen. Das lassen wir als Freiheitliche
Partei mit Sicherheit nicht zu. Wir wollen die Wahlfreiheit und wir wollen,
dass das Recht auf uneingeschränkte Barzahlung in der österreichischen Bundesverfassung
verankert wird, und wir werden weiterhin
dafür kämpfen.
Ein Danke sage ich den über 530 000 Menschen, die dieses Volksbegehren unterschrieben haben. (Beifall bei der FPÖ.)
13.35
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gabriel Obernosterer. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehschirmen! Ich will jetzt nicht weiter auf einzelne Argumente eingehen – ich glaube, die haben wir jetzt eigentlich quer durch alle Parteien schon gehört.
Etwas hat man aber auch quer durch alle Parteien gehört – egal von welcher Fraktion: Niemand in diesem Hohen Haus, niemand von uns Abgeordneten, soweit ich die Redebeiträge jetzt gehört habe, ist für die Abschaffung des Bargeldes. Es gibt Meinungen, dass die einen sagen: Wir müssen das so verankern!, die anderen sagen: Wir müssen das so verankern.
Wir wissen, dass wir das Gesetz ändern müssen. Wir wissen, dass wir heute schon ein Gesetz haben, dass Bargeld angenommen werden muss – mit diversen Ausnahmen – et cetera, et cetera, aber es ist so, wie es bei vielen Gesetzen ist: Nach einer gewissen Anzahl von Jahren muss es wieder einmal evaluiert werden – und das werden wir auch machen.
Ich sage eines dazu: Wir kennen die Daten dazu, und es ist gut – und ich bedanke mich da bei den Initiatoren dieses Volksbegehrens –, dass man das Thema wieder einmal aktualisiert hat. 540 000 Unterschriften wurden abgegeben; wir wissen, dass laut einer Umfrage 93 Prozent der Bevölkerung für die Beibehaltung des Bargeldes sind; wir wissen auch, dass 70 Prozent der Bevölkerung nicht nur mit Bargeld, sondern auch mit Bargeld bezahlt.
Was kann passieren, wenn das Bargeld wirklich in Gefahr
gerät? – Da komme ich jetzt zur Eigenverantwortung. Wir wissen,
wie das Leben funktioniert:
Wenn etwas nicht mehr angenommen wird, dann wird es mit der Zeit abgeschafft,
und es wird von uns allen abhängen, auch in Zukunft, womit
wir zahlen: ob wir mit der Uhr oder mit dem Handy (ein Smartphone in die
Höhe haltend) bei der Kassa vorbeigehen werden, ob wir eine
Kreditkarte
(eine entsprechende Karte in die Höhe haltend) nehmen oder manchmal
auch die Brieftasche herausnehmen und mit Bargeld (aus einer Brieftasche
einen Zwanzigeuroschein herausnehmend und diesen in die Höhe haltend) bezahlen –
wenn auch nicht immer. Auch ich bin einer, der eine Karte hat: Auch
ich zahle ganz gerne mit Karte, aber ich zahle auch gerne da oder dort einmal
einen Kaffee oder ein Essen (den Zwanzigeuroschein neuerlich in die
Höhe
haltend) mit Bargeld.
Ich denke, es liegt in der Verantwortung jener 93 Prozent, die für die Beibehaltung des Bargeldes sind, dass sie zwischendurch auch mit Bargeld bezahlen, denn dann wird es bei uns in Österreich keinem Bankinstitut oder sonst irgendjemandem einfallen, dieses Bargeld infrage zu stellen. Auch diesbezüglich sind wie gesagt nicht nur wir Gesetzgeber hier verantwortlich, sondern
die gesamte
Bevölkerung – dann gibt es diese Diskussion nicht. (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt halte ich noch einmal ganz klar den Standpunkt fest:
Ich habe von keinem Abgeordneten, egal von welcher Partei, hier eine Rede
gehört, die gegen
das Bargeld gerichtet war. Für die ÖVP gesprochen: Wir sind für
die Beibehaltung des Bargeldes, es gibt bei uns keine Diskussion in
irgendeiner Form,
das aufzumachen. Darauf können sich die Österreicherinnen und
Österreicher verlassen. –
Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Brandstötter.)
13.38
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Vor allem aber: Geschätzte Initiatoren des Volksbegehrens, geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte mich dem Dank in Richtung der Initiatoren und der mehr als einer halben Million Österreicherinnen und Österreicher, die das Thema hierhergebracht haben, anschließen.
Sie haben jetzt aber in der
Diskussion erlebt, dass hier verschiedene Dinge miteinander verwoben werden.
Kollege Krainer hat nachgewiesen,
dass Finanzminister Gernot Blümel ganz bewusst eine Passage der
Finanzministeriumsstudie, nämlich dass sich zur Verhinderung der
Geldwäscherei die Mehrheit in Österreich Beschränkungen
wünscht, einfach herauszensuriert hat – und wir haben deutliche Hinweise, dass diese Zensur im Ministerbüro
erfolgt ist.
Gernot Blümel war
Teil jenes Black-out-und-Türkis-in-Prozesses bei der ÖVP. Wir
dachten, das Black-out ist zu Ende und es wäre alles anders. –
Wir
werden uns um 15 Uhr darüber unterhalten, Herr Bundesminister, wieso
Sie diese Umfrage erneut nicht in vollem Umfang schicken.
Was steckt
dahinter? – Wir kommen zu dem Disput, in dem FPÖ-Abgeordneter
Wurm den anderen vorwirft, sie seien geistig minderbemittelt oder heuchlerisch. (Ruf
bei der ÖVP: Was ist mit dir?! – Abg. Totter: Wer ist
hier „geistig minderbemittelt“?) Kollege Amesbauer von der
FPÖ, wie mutig kann man sein? –
Ihr Parteiobmann wurde vom eigenen Bodyguard und Chauffeur mit Sporttaschen
voller Bargeld fotografiert, Abgeordneter Amesbauer stellt sich
her und weicht nach Griechenland oder sonst wohin aus. Das war Ihre Partei und
Ihr jahrelanger Obmann! (Beifall bei der SPÖ sowie bei
Abgeordneten
von ÖVP, Grünen und NEOS.)
Herr Amesbauer,
der damalige FPÖ-Obmann wusste, dass man auch bargeldlos zahlen kann.
Clash of Clans hat er bargeldlos mit der Parteikreditkarte
bezahlt. An Unkenntnis kann es also nicht gelegen haben. Er wusste, wann er was
wo und wie zahlt. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von
ÖVP, Grünen und NEOS.)
Dafür werden
Sie keine Unterstützung bekommen. Für volle Sporttaschen, für ungeklärte
Zahlungen, auch für ungeklärte Goldlager der FPÖ in Osttirol
(Abg. Hörl: Nicht versteuert! Nicht versteuert!) werden Sie
nie unsere Zustimmung bekommen. Es muss jeder Verdacht geprüft werden. (Abg.
Amesbauer:
Bringt mal eure Partei in Ordnung!) Wir brauchen für große
Summen Geldwäschebestimmungen, mit denen Geldwäsche aktiv
verhindert werden kann.
Den Menschen, die unterschrieben haben, ging
es um etwas anderes, nämlich darum, dass sie mit Bargeld zahlen
können. (Abg. Amesbauer: Uneingeschränkt! Uneingeschränkt
steht drinnen!) Ganz offen: Unser Entschließungsantrag ist für
die Menschen, nicht für die Sporttaschen-FPÖler. Sie müssen ihr Guthaben von ihrer Bank – die Bank
schuldet ihnen ihr Guthaben – physisch ausbezahlt bekommen können. Da die Bankfilialen
immer kürzer geöffnet sind,
muss dort ein Automat stehen, der das Geld ausgibt. Das wollen wir
erreichen, daher ist unser Antrag richtig.
Wir fordern eine lückenlose Versorgung,
eine Sicherstellung, dass es angenommen werden muss, und vor allem wollen wir,
und das ist das Wichtigste in diesem Bereich, dass das Geld nicht geklaut wird.
Durch die Teuerung,
die wir derzeit erleben, wird das Bargeld mit jedem Tag weniger wert.
Dafür sind Sie verantwortlich, Herr Bundesminister. Beschließen Sie
unsere Maßnahmen gegen die Teuerung, damit garantieren Sie
nämlich, dass das Bargeld – auch jenes des Gabriel
Obernosterer – in der Geldbörse nicht an Wert verliert. Handeln
Sie! Beschließen Sie eine Mietpreisbremse und eine Energiepreisbremse,
setzen Sie ordnungspolitische Sofortmaßnahmen und handeln Sie nicht nach
dem Gießkannenprinzip – eine
Gießkanne kauft man höchstens
im Baumarkt! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
13.42
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Finanzausschusses, seinen Bericht 2032 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.
Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen. (Abg. Obernosterer: Alles einstimmig, schau!)
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung der Bargeldversorgung und der Annahmepflicht von Bargeld“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, dieser Antrag ist abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der Bargeldabschaffung in Österreich und der EU“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt. (Abg. Eßl: 14 blaue Stimmen! Fürs Protokoll: 14! Nur 14 Freiheitliche haben dafürgestimmt!)
Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über die Regierungsvorlage (1929 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Bundes-Energieeffizienzgesetz 2023 erlassen wird und das Energie-Control-Gesetz geändert wird (Energieeffizienz-Reformgesetz 2023 – EEff-RefG 2023) (2036 d.B.)
Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 2. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Alois Schroll. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Michael Hammer: Genosse Schroll!)
Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! In der
von der SPÖ einberufenen Sondersitzung vorigen Freitag sprach Bundeskanzler Nehammer wörtlich von einer aufgeregten Diskussion über die hohe Inflation. (Abg. Haubner: Das sagt die SPÖ!) Vizekanzler Werner Kogler attestierte schon einmal eine Teuerungshysterie.
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, zu diesen
Attributen kann und will ich nur eines sagen: Dieses Thema regt uns von der
SPÖ maßlos auf (Beifall bei der
SPÖ), und zwar wegen eurer Handlungsunfähigkeit (Abg. Egger:
Gott sei Dank seid ihr so handlungsfähig!), die dazu führt, dass
sich die Menschen in Österreich
das Leben, das Heizen, das Wohnen, die Miete, die Lebensmittel und
vieles andere mehr nicht mehr leisten können. Euer Versagen, euer
Nichtstun und eure Blockade bei wichtigen Maßnahmen gegen die Teuerung
zwingen uns als SPÖ, hier im Parlament deutliche
Maßnahmen zu setzen. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Haubner: Die SPÖ kann nicht
einmal einen Vorsitzenden wählen!)
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Schon
seit Herbst 2021 warnen wir
von der SPÖ vor den aktuellen Entwicklungen. Damals brachte ich
einen Entschließungsantrag betreffend „Explodierende Strom-
und Heizkosten: Teuerungsbremse für
Österreich –jetzt!“ ein. Das war im September 2021.
Seither gab es von uns eine große Anzahl weiterer Anträge, aber allesamt wurden
sie von euch abgelehnt und vertagt. Nehmt euch bei der Nase und denkt einmal
darüber nach! Wir haben immer gesagt, wir setzen uns zu 100 Prozent
für die Energiewende ein, aber das Problem in Sachen Teuerung wurde nicht
bei der Wurzel gepackt.
Ich absolviere viele Termine in meinem Wahlkreis, in den
Verwaltungsbezirken Amstetten, Scheibbs und Melk, ich bekomme tagtäglich
unzählige E-Mails, in denen mir Menschen erzählen, dass sie ihr
Leben lang hart gearbeitet haben und jetzt entscheiden müssen, was sie
sich für das Wochenende kaufen,
oder sie erzählen, dass sie ihre Strom- und Gasrechnungen nicht bezahlen
können. Geschätzte Damen und Herren, da läuft etwas falsch
und das muss
heute hier besprochen werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Geschätzte Damen und
Herren! Man darf sich über die Tatenlosigkeit und die Trägheit dieser
Bundesregierung maßlos aufregen und empört sein. Eines
sage ich Ihnen: Vorschläge zu Möglichkeiten und Alternativen wurden
von uns genug gemacht. Frau Bundesministerin, diese wurden allesamt im Ausschuss vertagt,
vertagt, vertagt. (Abg. Egger: Die sind untergegangen! Chaostage der
SPÖ!) Unsere Anträge zu Maßnahmen gegen die Teuerung wurden
alle hier im Parlament abgelehnt. (Abg. Schmuckenschlager: Das
sind Ablenkungsmanöver!)
Sie verweigern nicht nur
jegliche Diskussion unserer Lösungsvorschläge und beharren auf
Ihrer Klientelpolitik (Abg. Wöginger: Zur Sache, bitte!) oder
stellen sich taub für die Probleme der Österreicherinnen und
Österreicher
(Abg. Wöginger: Das ist
kompletter Wahnsinn!), sondern
Sie machen sich auch
noch lustig über die Menschen, die kaum mehr über die Runden kommen. (Abg.
Stöger: Wir reden über die Wahrheit! Das ist die Sache!)
Geschätzte Kolleginnen und
Kollegen! Um diesem Stillstand etwas entgegenzusetzen, hat die SPÖ in
der letzten Nationalratssitzung einen Antrag eingebracht. Dieser beinhaltet ein
sofortiges temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel,
ein sofortiges Einfrieren aller Mieten
bis 2025 (Abg. Michael Hammer: Nieten – da habt ihr eh ein
paar!), die Einsetzung einer schlagkräftigen Antiteuerungskommission
und vieles mehr. (Abg.
Wöginger: Zur Sache! – Abg. Schmuckenschlager: Alles
ein Ablenkungsmanöver! Zur Sache! – Abg. Hörl: Ist
jetzt Märchenstunde, oder was?) – Geschätzter
Herr Kollege, lieber Herr Klubobmann, du brauchst nicht nervös zu werden.
Um zur Sache, zum
Energieeffizienzgesetz, zu kommen: Die Chronologie seit 2018 zeigt, am
11. Dezember 2018 wurde unter österreichischer Ratspräsidentschaft
die Energieeffizienzrichtlinie beschlossen. Ihr
aber wart bis Ende 2020 nicht fähig, diese Energieeffizienzrichtlinie
umzusetzen. Wir haben mehrmals Anträge in den Ausschüssen
eingebracht, um die Energieeffizienzrichtlinie umzusetzen. Diese wurden immer
wieder vertagt. Man
kann nur sagen: Ihr habt es einfach verschlafen, bis zum heutigen Tag. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Schmuckenschlager: Jetzt haben wir sie, und ihr stimmt nicht zu! – Abg. Hörl: Beleidigte Leberwürste! – Abg. Haubner: Das ist nicht sehr ergiebig!)
Jetzt brennt natürlich der
Hut, jetzt gibt es ein Vertragsverletzungsverfahren und ihr könnt euch
selber bei der Nase nehmen. (Ruf bei der ÖVP: Diese Ablenkung
funktioniert nicht! – Abg. Wöginger: Das wird sich nicht
ganz ausgehen!) Wir von der SPÖ stehen auf der Seite jener Menschen (Abg.
Schmuckenschlager: Wer ist das: „Wir“?), die
sich die Stromkosten, die Energiekosten und vieles andere mehr nicht mehr
leisten können, ihr hingegen verteidigt jene Konzerne, die
milliardenschwere Übergewinne gemacht haben (Abg. Hörl: Beleidigte
Leberwurst!), ihr verteidigt sie sogar in der Energieeffizienzrichtlinie.
(Abg. Wöginger: Kannst morgen mitstimmen!) Zahlen sollen
nämlich jene Leute, die sich das Leben eh schon nicht mehr leisten
können.
Geschätzte Damen und Herren! Deswegen bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Alois Schroll,
Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich
Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“
(Abg. Wöginger: „Blockadehaltung“, das passt gut!)
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird
aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat ein
umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen,
das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:
1. Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr. (Abg. Haubner: Wo ist das Energieeffizienzgesetz? – Abg. Michael Hammer: Stichwahl!)
2. Sofortiges, temporäres Aussetzen (Abg. Michael Hammer: Sofortige Stichwahl!) der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.
3. Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.
*****
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Von uns, seitens der sozialdemokratischen Fraktion, wird es, solange hier im Hohen Haus keine Antiteuerungsmaßnahmen gegen die hohen Preise gesetzt werden und sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten können, keine Zustimmung zum Energieeffizienzgesetz geben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haubner: Was war jetzt das Thema?)
13.51
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Alois Schroll,
Genossinnen und Genossen
betreffend Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!
eingebracht im Zuge der Debatte zum TOP 2 zum Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über die Regierungsvorlage (1929 d.B.): Bundes-
gesetz, mit dem ein
Bundes-Energieeffizienzgesetz 2023 erlassen wird und das Energie-Control-Gesetz
geändert wird (Energieeffizienz-Reformgesetz 2023 –
EEff-RefG 2023) (2036 d.B.)
Die Teuerung in Österreich ist so hoch wie seit 70
Jahren nicht mehr – und sie steigt weiter. Die Preise explodieren. Immer
mehr Menschen arbeiten immer härter
und können sich trotzdem das Leben kaum noch leisten. Die Bundesregierung
hat im Kampf gegen die Teuerung völlig versagt.
Immer mehr Familien können sich aufgrund der
Teuerung kein warmes Essen mehr leisten, konnten im Winter nicht ausreichend
Heizen, ihre Kinder nicht mehr
gut versorgen und müssen an der Supermarktkasse feststellen, dass sie sich
mit ihrem Geld immer weniger leisten können. Es wäre die Aufgabe
dieser Bundesregierung,
die steigende Armut zu verhindern und die ausufernde Geldentwertung strukturell
zu bekämpfen. Es geht nicht nur darum einzelnen Gruppen Almosen zukommen
zu lassen, sondern die Preise strukturell zu senken. Niemand soll sich an der
Supermarktkasse arm fühlen.
Gerade die hohen Energiekosten drücken mit Vehemenz auf das Haushaltsbudget der Menschen. Doch statt in die Preisbildung einzugreifen oder strukturelle Maßnahmen zu setzen, die die Kosten senken – etwa indem die Energieeffizienz gesteigert wird – hat sich die Regierung auf unzureichende finanzielle Trostpflaster beschränkt.
Türkis-Grün hat es jedoch im gesamten letzten
Jahr nicht verstanden, Maßnahmen zu setzen, um die Rekordteuerung in
Österreich zu drücken. Dabei hätte es genügend positive
Beispiele in Europa gegeben, wie man Bevölkerung und Wirtschaft in der Krise schützt und unterstützt.
Länder wie Frankreich, Spanien, Deutschland
oder die Schweiz haben etwa die exorbitanten Energiepreise nicht
ungezügelt auf die Menschen losgelassen. Es gab entschlossene Eingriffe in
den Markt. Dabei wurde in vielen Ländern auf einen
Maßnahmen-Mix gesetzt. Mehrwertsteuersenkungen – etwa im Bereich
von Gas in Deutschland – wurden mit preisregulatorischen Maßnahmen
– deutscher Gas- und Energiepreisdeckel – verbunden. Auch bei einem
der Hauptpreistreiber in Österreich, nämlich den Wohnkosten, hat man
in
anderen Ländern entschlossen gehandelt. Die Mehrwertsteuer auf
Grundnahrungsmittel wurde in anderen Ländern Europas gesenkt. Nur in
Österreich hat die Regierung zugeschaut und absolut nichts gegen den Inflationstsunami
getan. Im Ergebnis ist Österreich heute das Land mit der höchsten
Inflationsrate –9,7 % im April 2023 - in Westeuropa.
Regierung hat Warnung der SPÖ ignoriert und sich nicht an guten Beispielen orientiert
Die SPÖ hat vor dieser
Inflationsentwicklung schon vor mehr als einem Jahr gewarnt und immer wieder
inflationsdämpfende Maßnahmen vorgeschlagen. ÖVP und
Grüne haben diese Warnungen ignoriert, die Anträge der SPÖ
wurden vertagt oder abgelehnt. In Spanien lag die Inflation im April bei 3,8 %,
in Frankreich
bei 6,9 % und in Deutschland bei 7,6 % - deutlich geringer als in
Österreich. Ein wesentlicher Treiber der Inflationsrate – also des
Verbraucherpreisindex –
sind die Wohnkosten. Dass die gesetzlichen Mieten an den Verbraucherpreisindex
gekoppelt sind, ist angesichts der Ursachen der Teuerung und des Auseinanderklaffens
von Zinsen und Inflationsrate eine absolute Fehlkonstruktion, die als
Inflationsbeschleuniger wirkt. Aus Sicht der Vermieter:innen sind Mieten ein
praktisch risikoloses Kapitaleinkommen und sollten daher auch nicht anders
behandelt
werden. Sparer bekommen auf der Bank kaum mehr Zinsen für ihre Einlagen,
Zinshaus-Besitzer erhalten hingegen eine jährliche Rendite in der
Höhe der Inflationsrate (dabei ist die Wertsteigerung der
Immobilie noch gar nicht berücksichtigt) – und das auf Kosten von
Millionen von Menschen. Andere Regierungen haben
dieses Problem längst erkannt und die Mieten vom Verbraucherpreisindex
entkoppelt. In Spanien und Portugal wurden
die Mieterhöhungen mit 2 % gedeckelt. In Frankreich gibt
es einen eigenen Index für Mieterhöhungen, der allerdings mit 3,5 %
gedeckelt ist. In der Schweiz dürfen die Mieten nur um höchstens
40 % der Steigerung des Verbraucherpreisindex valorisiert
werden. In Schottland wurden die Mieten temporär eingefroren. Und in
Österreich? Bei uns fließen 80 % der gesamten Mieteinnahmen an das
oberste Einkommenszehntel. Es ist daher kein Wunder, dass
die Teuerung die
ohnehin hohe Vermögensungleichheit in unserem Land
weiter dramatisch verschärft. Dass hier nicht gesetzlich gegengesteuert
wurde, obwohl es ganz leicht möglich gewesen wäre, zeigt, dass die
türkis-grüne Regierung am Ende des Tages auf der Seite der
Immobilienspekulanten und nicht der
Millionen Österreicherinnen und Österreicher steht. Auch auf die
exorbitanten Steigerungen bei Lebensmittelpreisen wurde seitens der
österreichischen Bundesregierung nicht reagiert, während Portugal,
Spanien und Polen die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf 0 %
gesenkt haben. Während der Mikrowarenkorb für den täglichen
Einkauf – also das, was jede Familie einkaufen muss und schwer vermeiden
kann – im April sogar um 13,8 Prozent stieg,
liefert sich die Bundesregierung einen monatelangen Streit um die
parteipolitische Besetzung der Bundeswettbewerbsbehörde - ein
unwürdiges Schauspiel zu
Lasten der Brieftaschen in Österreich.
Regierung mit Rekordausgaben, die keinen einzigen Preis senken
Wie schon zu Zeiten von Corona rühmt sich die
Regierung damit, im internationalen Vergleich Rekordausgaben „gegen die
Teuerung“ zu tätigen. Angesichts der
Corona-Bilanz eine etwas kühne Herangehensweise. Denn tatsächlich gab
es während der Corona-Pandemie Rekordausgaben, die zu
Überförderungen von
hunderten Millionen Euro geführt haben, wie sogar der Rechnungshof und die
OeNB festgestellt haben. Die Regierung hat zwar das Geld der Menschen in
Österreich mit beiden Händen ausgegeben, bei der
Entwicklung des BIP in den Corona-Jahren 2020 und 2021 gab es jedoch nur 3
Länder in Europa, die schlechter abgeschnitten hatten als
Österreich. Das heißt: die enormen finanziellen Hilfen haben den
Zweck völlig verfehlt. Die Bundesregierung hat auf eine kurzsichtige
Politik der Einmalzahlungen gesetzt. Diese Einmalzahlungen senken keinen
einzigen Preis und zudem wurden die Krisenkosten auch noch falsch verteilt.
Auch hier lügen die
Zahlen nicht, auch wenn sie von ÖVP und Grünen gerne verschwiegen
werden. Dass sich eine Regierung an Ankündigungen und nicht an
tatsächlichen Verbesserungen messen lassen will, fällt den
Menschen in Österreich nun schon zum zweiten
Mal auf den Kopf. Der IWF hat
ausgerechnet, dass die österreichische Regierung zwar im
europäischen Vergleich tatsächlich sehr viel Geld unter dem Titel
„Anti-Teuerung“ ausgibt, aber 3/5 des Geldes nicht zielgerichtet
ankommen. Gleichzeitig wurde dabei kaum ein Preis gesenkt. Viel Geld
auszugeben, das weder zielgerichtet ankommt noch die Preise senkt, ist mit
Sicherheit das Schlechteste aus beiden Welten. Das beste Beispiel für
sinnlose Rekordausgaben ist der Energiekostenzuschuss II, der bereits
scharf vom Fiskalrat kritisiert wurde. Für viele EPUs
und KMUs kommen die Hilfen wieder zu spät oder sind zu klein, weil die
Regierung die Energiepreise nicht regulieren wollte. Bei anderen großen
Unternehmen
wird dieser Zuschuss zu massiven Übergewinnen führen. Dort wo sich
die Preissteigerungen ohne große Schwierigkeiten weitergeben lassen,
ist es nämlich sehr wahrscheinlich, dass die Energiepreissteigerungen fast
1:1 auf die Preise aufgeschlagen werden. Gleichzeitig werden die
verspäteten Hilfszahlungen 1:1
in die Gewinne der betroffenen Unternehmen fließen. Eine Regierung, die
sich auch nur ein bisschen ernst nimmt, dürfte niemals zulassen, dass
einzelne Unternehmen die Energiehilfen dafür verwenden,
ihre Gewinne zu steigern. Es kann eigentlich nicht sein, dass die Menschen
doppelt zahlen, zuerst einen höheren Preis –
etwa für Lebensmittel – und dann auch noch die Energiehilfen
für Unternehmen über ihre Steuern und Abgaben. 5 bis 8 Milliarden
Euro an wertvollen Steuergeldern werden beim Energiekostenzuschuss II
größtenteils sinnlos und völlig ohne Wirkung auf die Inflation
ausgegeben.
Die Bundesregierung schaut weg –Unzählige Gipfel ohne ein zählbares Ergebnis
Wer Politik für die Menschen macht, schaut genau
hin, wo der Schuh
drückt – also wo die Teuerung am stärksten zuschlägt. Die
größten Treiber der Teuerung sind: Energie, Lebensmittel und Wohnen.
Es wäre verantwortungsvolle Politik und ökonomisch
schlüssig, sich im Sinne der Menschen zu überlegen, welche
Maßnahmen gesetzt werden müssen, um bei den größten
Treibern der Teuerung den Preisaufschwung zu stoppen bzw. zumindest
zu dämpfen. Der Fiskalrat hat schon im Frühjahr 2022 berechnet, dass
rund 35 % der Menschen ihre täglichen Ausgaben nicht (mehr) mit ihrem
Einkommen bestreiten
können. Der Bundesregierung waren diese Warnungen
schon vor dem Sommer 2022 bekannt. Hochrangige Vertreter:innen aus
Wirtschaft und Industrie wurden im letzten Jahr nicht müde zu betonen,
dass die Teuerung bei den Energiepreisen die österreichische Wirtschaft
und unseren Standort schwächt. Die ersten Vorboten der bevorstehenden
Krise hat man bereits im Herbst 2022
gesehen. Ziegelwerke mussten ihre Produktion stilllegen, Bäckereien
mussten schließen, Wirtshäuser kämpften ums
Überleben. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs leidet
enorm. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem auch die Menschen
sind stark von der Teuerung betroffen. Die Statistik Austria hat jüngst
am 4. Mai 2023 dargelegt, welche Auswirkungen das Nicht-Handeln der Regierung
auf den Wohlstand in Österreich hat. Im letzten Jahr haben mehr als 1/3
der Menschen in Österreich einen realen Einkommensverlust hinnehmen
müssen. 27 % der Menschen in Österreich rechnen mit
Zahlungsschwierigkeiten bei Mieten
und Wohnen. 1,1 Mio. Menschen können sich nicht einmal Kleinigkeiten
gönnen, 760.000 Wohnungen im Winter nicht warmhalten, 550.000 haben Schwierigkeiten sich
eine warme Mahlzeit zu leisten. Diese Situation ist für ein Land wie
Österreich unwürdig und für viele Familien längst untragbar
geworden.
WIFO-Chef Gabriel Felbermayr hat sich unter anderem für einen
Mietpreis-Stopp ausgesprochen und Eingriffe in den Markt von der Regierung
eingemahnt:
„ […] die Mietpreisbremse muss überlegt werden, ich war
ehrlich gesagt enttäuscht, dass sie nicht gekommen ist.“1
Die Regierung beobachtet aber nur weiter
und lässt einen Gipfel nach dem anderen ohne konkretes Ergebnis
verstreichen. Den Gipfel der Ergebnislosigkeit hat die Bundesregierung in einer
denkwürdigen
aber für die Bevölkerung sehr traurigen zweiten Maiwoche erreicht.
Nachdem ein Lebensmittelgipfel am 8. Mai 2023 ergebnislos scheiterte, hat
die Regierung
am 10. Mai 2023 unter großem öffentlichen Druck in einer
Panikreaktion im Rahmen einer Show-Pressekonferenz ein
Nicht-Maßnahmenpaket angekündigt, das
wieder keinen einzigen Preis senken wird. Weder wurden die Mieten reguliert und
dadurch billiger, noch hat man in die Lebensmittelpreise eingegriffen. Dem
Wirtschaftsminister fällt nichts Besseres ein als eine
Transparenzdatenbank für Lebensmittel anzukündigen. Und selbst
dabei bleibt er im vagen Konjunktiv,
es gibt weder einen konkreten Zeitplan, noch ist klar, was eine solche
Datenbank überhaupt abbilden soll und von welchen Institutionen diese
Daten erfasst
werden sollen. Auch hier findet WIFO-Chef Felbermayr, dass die Regierung die Lebensmittelkonzerne
stärker in die Pflicht hätte nehmen müssen: „Eine Transparenzinitiative,
die sich auf wenige Produkte erstreckt, ist recht zahnlos. Der Staat muss ein
bisschen mehr Muskeln zeigen!“2 So lange sichergestellt ist,
dass diese weiter gegeben wird, kann sich mittlerweile auch er -
wie von der SPÖ vorgeschlagen – eine Mehrwertsteuersenkung auf
Lebensmittel vorstellen. Im Interview
mit der Krone vom 14. Mai 2023 plädiert auch Felbermayr dafür endlich
stärker die Inflation selbst zu bekämpfen und nicht nur ihre Effekte.
Es wäre Aufgabe der österreichischen
Bundesregierung, von den Besten zu lernen, verantwortungsvolle
Krisenpolitik zu machen und nicht an einer fehlgeleiteten
Politik festzuhalten – nur, weil man die eigenen Fehler nicht
eingestehen will. Genau das passiert aber bei dem von der Regierung neuesten
vorgestellten Maßnahmenpaket für Familien. Ein weiterer Tag
vergeht, ohne dass die Inflation bekämpft wird. Wieder sinkt kein einziger
Preis! Die Regierung rückt aktuell jeden
zweiten Tag aus um den selbst verursachten Totalschaden mit Pflastern behelfsmäßig
zu kaschieren. Wieder einmal sollen Sonderzahlungen die Fehler
der Regierungspolitik kompensieren, aber die Inflation wird damit wieder nicht
an der Wurzel bekämpft. Mit befristeten Zahlungen wurden Menschen nicht
nachhaltig aus der Armut geholt.
Gleichzeitig kommt von Bundesministerin Gewessler auch noch die Ankündigung, die Massen-CO2-Steuer für alle auch noch zu verdoppeln. Ein weiteres Regierungsvorhaben, das die Inflation befeuert, statt reduziert.
Regierung muss endlich Blockadehaltung aufgeben!
Die beschleunigte Inflation ist eine sozial- und wirtschaftspolitische Katastrophe. Die Regierung muss endlich ihre Blockade gegen eine Politik, die die Inflation bekämpft und daher Preise senkt, beenden. Im Sinne der hart arbeitenden Menschen in unserem Land muss in den nächsten Wochen und Monaten ein Politikwechsel
eingeleitet werden.
Daher ist es notwendig, dass die SPÖ als stärkste Oppositionspartei
alle parlamentarischen Möglichkeiten ausschöpft, um dahingehend Druck
auf die Regierungsparteien auszuüben. Bevölkerung und Wirtschaft
brauchen dringend Maßnahmen, die die Teuerung tatsächlich
bremsen. Nicht immer ist
das gleichbedeutend damit, (noch) mehr Steuergeld auszugeben. Es gibt
Sofort-Maßnahmen, die einfach und schnell umzusetzen wären: von
einer
Deckelung der Mieten, über scharfe Preiskontrollen durch eine
schlagkräftige Anti-Teuerungskommission, bis hin zu einer
Übergewinnsteuer für jene Unternehmen, die etwa
Energiekostenzuschüsse nicht in Form von sinkenden Preisen an die Menschen
weitergeben. Die SPÖ fordert daher zum wiederholten Male von
der Bundesregierung die sofortige Vorlage eines umfassenden
Inflationsdämpfungsgesetzes ein. Dieses Gesetz sollte das Ziel
verfolgen, die Inflationsrate in Österreich mindestens um zwei
bis drei Prozentpunkte zu drücken.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz vorzulegen, das zumindest folgende Sofortmaßnahmen umfasst:
1. Rücknahme der April-Erhöhung der Richtwertmieten. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.
2. Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.
3. Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe
von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.“
1 Kronen Zeitung, Sonntag 14.Mai 2023
2 Kronen Zeitung, Sonntag 14.Mai 2023
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.
Ich darf Frau Bundesministerin Gewessler sehr herzlich begrüßen. – Ich habe Sie nicht gesehen. Die Bundesverfassung – eine Ausgabe der Bundesverfassung – stand zwischen uns.
Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Tanja Graf. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete
Tanja Graf (ÖVP): Herr
Präsident! Geschätzte Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Zuschauer zu Hause und auch hier bei uns im Haus! Als
Energiesprecherin ist mir eines ganz wichtig: dass
wir über das Energieeffizienzgesetz hier auch richtig sprechen, darüber,
was es bedeutet, was es für ein Ziel hat, was in Umsetzung ist und was wir
damit wollen. Ich glaube, das ist auch für die Damen und Herren, die uns
zusehen, eine wichtige Information.
Worum geht es dabei eigentlich? – Es geht darum:
Wir haben ein Energieeffizienzgesetz gehabt, das vor zwei Jahren sozusagen
ausgelaufen ist. Warum ist es ausgelaufen? – Es hat eine neue
europäische Richtlinie gegeben.
Und ja, wir haben zwei Jahre Zeit gehabt, aber was ist in den letzten zwei
Jahren passiert? – Wir haben eine Pandemie gehabt, wir haben einen
Krieg in
Europa, und wir mussten uns um Dinge kümmern, die wir so nicht abgesehen
haben. Und ich glaube, meine Damen und Herren, es war wichtiger, uns
darum zu kümmern, dass unsere Gasspeicher voll sind, damit niemand im Winter frieren muss.
Unsere Pakete für die Pandemie waren für die
Haushalte, für die Betriebe – wichtige Pakete, die wir
beschlossen haben. Das, meine Damen und
Herren, haben wir in den letzten zwei Jahren gemacht – und eines
muss ich schon sagen: Wir müssen nicht immer die Musterschüler von
Europa
sein. (Beifall des Abg. Haubner.) Wir haben Zeit. Wir haben jetzt
das Gesetz hier. Wir haben es im Februar hereinbekommen. Wir haben auch seit
Februar
mit der SPÖ verhandelt, wir haben gute Gespräche geführt, wir
haben auch die Hand gereicht, und wir haben ein sehr gutes Paket
präsentiert.
Und jetzt folgt die große
Enttäuschung – die große Enttäuschung liegt bei mir
persönlich –, dass die SPÖ ein Paket ablehnt, in dem wir,
und das muss
man schon sagen, zu den 190 Millionen Euro, die wir für Sanierungen
investieren – für Maßnahmen, durch die wir, wie wir
genau wissen, Energie
einsparen und die Energieeffizienz erhöhen, indem wir Häuser
sanieren –, zusätzliche 105 Millionen Euro bis 2030
für die Verhinderung von Energiearmut angeboten haben, um den Menschen
unter die Arme zu greifen. (Beifall bei
ÖVP und Grünen.)
Jetzt steht die SPÖ hier und sagt, wir haben kein
soziales Paket angeboten. Ich bin wirklich erstaunt, das muss ich echt sagen.
105 Millionen Euro für Sie,
meine Damen und Herren (Abg. Schroll: Vom Steuerzahler!), die zu
Hause wirklich unter der Energiearmut leiden – die SPÖ hat es
abgelehnt. (Abg. Schroll:
Genau! Weil es sich die Leute selber zahlen müssen!) Das ist, glaube
ich, der wesentliche Punkt bei dieser Tatsache. Wir haben schon ein
Vertragsverletzungsverfahren, das ist klar, aber dass die staatstragende
SPÖ – wie Sie sich immer nennen –, die selbst in
einer Regierung war, hier eine Klage mit unterstützt und ein Paket mit
105 Millionen Euro für Maßnahmen gegen Energiearmut
ablehnt, das entzieht sich wirklich meiner Vernunft. Ich weiß
nicht, was da los ist. (Abg. Hörl: Der Doskozil muss her!)
Ich verstehe es einfach nicht. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Auch was das Argument betrifft, das hier immer gebracht
wird, dass die Energieversorger Milliarden verdienen: Da hat die
Bundesregierung schon
reagiert. Wir haben eine Übergewinnsteuer eingeführt, und die wird
auch zweckgebunden. Das hat unser Kanzler heute gesagt, und ich darf in
dieser Debatte, was die Energieversorger betrifft, schon auch eine Sache einmal
klar ansprechen: Wir reden immer von Abschöpfungen und dergleichen.
Wir müssen die Investitionen der Energieversorger in der Wahrnehmung der
SPÖ sozusagen reduzieren. Eines aber sage ich schon: Die Energieversorger brauchen
Investitionen, um den Netzausbau zu betreiben, meine Damen und Herren!
Netzausbau ist wichtig.
Warum ist dieser wichtig und warum ist die Investition
wichtig? – Wenn die keine Investitionen in den Netzausbau machen,
werden wir die Kosten
dieses Netzausbaus wieder auf unserer Rechnung haben, und das sollten wir
vermeiden. Deswegen ist es auch wichtig, dass ein gewisses Ausmaß
an Gewinnen vorhanden ist (Abg. Stöger: Entschuldigung, die
Netzkosten zahlen wir eh! Das ist kein Problem! Es geht um den
Produktionspreis! Entschuldigung,
die Netzkosten zahlt die Bevölkerung mit der Netzgebühr! Da braucht
es keine Gewinne! Wir zahlen die Netzgebühr! Die Bevölkerung
zahlt sie!), damit wir
sozusagen den Netzausbau forcieren können, denn jeder Häuslbauer, der
jetzt einen Beitrag zum Klimaschutz leistet und eine Fotovoltaikanlage baut,
möchte mit seiner Fotovoltaik auch ins Netz, und das gehört auch
unterstützt. (Beifall bei der ÖVP.)
Tatsache ist – an die SPÖ gerichtet und
besonders an Herrn Leichtfried, weil er mich gerade persönlich
angesprochen hat –: Wir haben ein Paket mit 190 Millionen Euro
für Investitionen, für Sanierungen – jedes Haus
gehört saniert, damit spart man Energie – und
105 Millionen Euro bis 2030 für die Verhinderung von
Energiearmut geschnürt, und wir haben uns Ziele gesetzt,
die sportlich, aber machbar sind, und die setzen wir als Bund für die
Länder mit. Da verstehe ich jetzt wirklich nicht, warum Sie dagegen
sind – aber es
ist Ihre Entscheidung. Sie tragen Mitverantwortung für die Klage. Ich
glaube, die
Klage ist Ihnen wichtiger als die Verhinderung von
Energiearmut. –
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
13.56
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter
MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ):
Ich möchte ein bisschen weiter ausholen und den Zusehern einmal
grundsätzlich erklären, worum es
da geht, denn Kollege Schroll hat zu 90 Prozent eigentlich nicht zum Tagesordnungspunkt
und zur Sache gesprochen. (Abg. Leichtfried: Aber was Gescheites hat er
schon gesagt!) – Kollege Leichtfried merkt an: Aber etwas
Gescheites hat er schon gesagt. – Das überlasse ich jetzt der
Beurteilung der Fernsehzuseher. (Abg. Leichtfried: Die sehen das
auch so!)
Also es geht um das
Energieeffizienz-Reformgesetz –
Kollegin Graf hat es eh schon erklärt –, und es hat auch ein
bisschen einen Zusammenhang mit
dem, was wir heute Vormittag zum Thema Europäische Union, Zentralstaat et
cetera besprochen haben, insoweit als es natürlich auch um die Frage
geht: Wer hat die Kompetenzen, entsprechende Materien zu regeln, zu bestimmen,
mit unmittelbarer oder mittelbarer Auswirkung auf alle Einwohner
Europas, also 450 Millionen Leute?
Wir vonseiten der Freiheitlichen Partei haben einen
kritischen Zugang, was eben diese
Kompetenzabwanderung in Richtung Brüssel betrifft, und eine solche
findet grundsätzlich auch im Energiebereich statt. Wenn man sich
erinnert: Die Europäische Gemeinschaft war ja ursprünglich die
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, mit
ganz, ganz anderen Zielen, nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg der
europäischen Wirtschaft zu helfen, sie durch Zurverfügungstellung
möglichst günstiger Energie aus Kohle zu unterstützen, um die
Stahlproduktion et cetera sicherzustellen. Von diesen Zielen sind wir
jetzt meilenweit weg. Die Ziele der Europäischen Union, der
Kommissionspräsidentin von der Leyen, sind ja ganz, ganz andere im
Rahmen ihres
Green Deal, den sie sozusagen ganz Europa verordnet.
Warum sage ich das? – Weil diese
Energieeffizienzrichtlinie, die es da gibt, europäisches Recht ist und wir
jetzt sozusagen die Option haben,
diese umzusetzen. – Wir haben eigentlich nicht die Option, diese
nicht umzusetzen, denn, es ist schon angesprochen worden, wenn wir sie
nicht umsetzen, müssen wir Strafe zahlen. – Die wesentlichen
Punkte aber werden auf europäischer Ebene bestimmt, und ich bin der
Meinung, dass die europäische Energiepolitik dem Grunde nach auf einem
Holzweg ist und falsche Prioritäten setzt (Beifall bei der
FPÖ), dass sie ideologiegetrieben ist und sozusagen das Ziel verfolgt,
die Welt vor dem Untergang zu retten. (Abg. Weratschnig: Das ist kein
schlechtes Ziel!)
Ich komme dann auch auf die österreichische Komponente
zu sprechen, da betreiben wir ja wieder Gold Plating. Wir haben die Trias
der Ziele, nämlich Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren (Abg. Weratschnig:
Das ist ein gutes Ziel!), dann Senkung der Treibhausgasemissionen (Abg. Weratschnig:
Ein gutes
Ziel!) um x Prozent, wobei – nur zur Verdeutlichung zwei,
drei Zahlen – im ursprünglichen
Paket aus dem Jahre 2010 das Ziel eine Senkung um 20 Prozent im Vergleich
zum Referenzjahr war. Das ist jetzt in diesem Paket, auf das hier Bezug
genommen wird, nämlich im sogenannten Clean-Energy-Package
aus dem Jahre 2018, auf 40 Prozent erhöht worden, und Ursula von der
Leyen hat es noch einmal erhöht, und zwar auf 55 Prozent.
Da findet also ein erhebliches Lizitieren statt, von einem
Kontinent, der global 9 Prozent der Treibhausemmissionen verursacht (Abg.
Weratschnig:
Genau!) – nur einmal zur Verdeutlichung.
Wir haben also das
Energieeffizienz-Reformgesetz, das wir aufgrund dieser Richtlinie umsetzen
müssen, und da sind Strafzahlungen fällig, wenn
wir das nicht machen – das ist
richtig. Die SPÖ stimmt dem nicht zu, aus
welchen Gründen auch
immer. Wir stimmen dem auch nicht zu, und
zwar auch aus inhaltlichen Gründen, aufgrund der grundsätzlichen
Systematik, die uns nicht gefällt. Inhaltlich, wie gesagt, ist uns
Freiheitliche (Abg.
Leichtfried: Uns Freiheitlichen!) das Festlegen auf stark aus einer
Ideologie entspringenden Klimazielen zuwider. Da bin ich jetzt bei der
Klimaneutralität 2040. De facto ist es das Ziel der
Bundesregierung – und das ist ja ein besonderes Ziel der
Grünen; ich glaube nicht, dass das für die ÖVP ein besonders wichtiges
Ziel ist, aber sie macht halt leider wie bei so vielen Dingen im Klimabereich
mit den Grünen notgedrungen mit –, dass wir überhaupt kein
Treibhausgas mehr emittieren, also null.
Das hat global null Effekt. Wie
wollen wir das machen? – Indem wir, dem Grunde nach, weniger Energie
verbrauchen. Wie soll das gehen? – Es wird eh nicht gehen! Ich habe hier
eine Statistik oder eine Grafik des Wifo (ein Schriftstück in die
Höhe haltend): Das sind vollkommen überschießende Ziele,
bezüglich
derer wir jetzt schon um 24 Prozent daneben liegen. Und diese
Ziele stehen explizit im Gesetz drinnen! Um Klimaneutralität zu
erreichen, ist das (noch einmal auf die Grafik deutend) ein
Beitrag; das wollen Sie unbedingt erreichen. Weiters soll das Ganze in
Bundeskompetenz sein, und dem ist alles unterzuordnen.
Das ist für uns Freiheitliche vollkommen
überschießend, zu eindimensional und entspricht nicht einer
vernünftigen Energiepolitik nach einem energiepolitischen Dreieck,
nämlich: sehr wohl Umstieg auf Erneuerbare, aber bitte nicht die
Versorgungssicherheit – da sind wir im Bereich grundsätzliche
Versorgung und Netzstabilität –, die
Wirtschaftlichkeit und die Leistbarkeit vergessen! „Koste es, was es
wolle“: 190 Millionen Euro werden da wieder in die Hand genommen.
(Ruf bei den Grünen: Bingo!) Herr Finanzminister Brunner war im
Übrigen nicht begeistert von diesen 190 Millionen Euro, weil er das
zu
zahlen hat – nicht er, sondern die Steuerzahler, das muss man ja
auch immer dazusagen.
Wir sind bei den Energiepreisen global einfach nicht
konkurrenzfähig. Das heißt, mit uns Freiheitlichen wird die
Verfolgung dieser überschießenden
Ziele nicht passieren, der Gesetzentwurf wird nicht unsere Zustimmung erhalten.
Wir wollen eine vernünftige Energiepolitik. Wir
Freiheitliche sind überall dabei, wo es eine Unterstützung der
Haushalte und der Industrie gibt. Da sage
ich jetzt nur: Stichwort Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz, das jetzt Gott sei
Dank – und das ist ganz, ganz dringend für die Industrie (Abg.
Schroll:
Geh! ... lange nicht da!) – offensichtlich am 1. Juni auf
der Tagesordnung steht.
Wir sind dabei, wenn es darum geht, die Meritorder
abzuschaffen. Wir sind dabei, wenn es darum geht, dieses
selbstschädigende Sanktionsregime abzuschaffen. Wir sind
grundsätzlich bei allem dabei, was hilft, die Energie günstiger
und billiger zu machen. Ich habe es am Vormittag schon gesagt: Wir
haben im Vergleich etwa zu den USA oder China vierfache Kosten, da brauchen wir
also nicht über Standortpolitik oder Ähnliches weiterzureden. Das
kann man nicht kompensieren, und es findet jetzt auch bereits eine Abwanderung
der Industrie statt, entweder nach Amerika oder nach China.
Wir sind selbstverständlich auch bei allen
Maßnahmen dabei, die Österreich und Europa autarker machen, was die
Energieversorgung betrifft. Wir sind
nicht bei überzogenen Klimazielen dabei – also
ein sehr, sehr klarer Standpunkt der Freiheitlichen Partei, der für mich
auch ziemlich logisch ist. Wenn
viel Ideologie ins Spiel kommt, dann ist die Logik wahrscheinlich nicht
besonders gefragt, unsere Standpunkte aber fußen auf Logik (Abg. Leichtfried:
Das
wäre ein guter Schluss gewesen!), auf
Ursache-Wirkung-Zusammenhängen. (Abg. Stöger: Das ist neu!)
Wir nehmen für uns in Anspruch, die Dinge auch zu Ende
zu denken, und in diesem Fall muss man die Dinge zu Ende denken,
nämlich: Was bedeutet das
für die Versorgungssicherheit? Was bedeutet das für die
Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Europa? Was bedeutet das
für die Arbeitsplätze? Was bedeutet das für den Wohlstand im
globalen Konnex?
Dieses Zuendedenken ist leider bei unserer derzeitigen
Bundesregierung nicht in dem Ausmaß gegeben – ich sage es
einmal so –, wie es eigentlich da sein
sollte. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Litschauer: Es
fehlt an der Logik, Autarkie auszurufen und die Windräder in
Kärnten zu bekämpfen!)
14.04
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordneter Alois Stöger zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Abgeordnete Graf hat in ihrer Rede behauptet, dass die Energieversorgungsunternehmen Gewinne brauchen, um den Ausbau der Energienetze zu finanzieren. – Das ist unrichtig.
Der richtige Sachverhalt lautet: Der Netzausbau wird von den Netzgebühren finanziert. Die Netzgebühren zahlen die Haushalte. Wenn Sie mir das nicht glauben, schauen Sie Ihre Energierechnung an! – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Höfinger: Sensationeller Auftritt! – Abg. Schroll: Ja, aber richtig! – Ruf: Nicht ganz! Einen Teil der Netzgebühren zahlen wir, ... Steuertopf! – Abg. Leichtfried: Ihr seid ja nur neidig!)
14.05
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Allerspätestens seit dem Krieg in der Ukraine reden wir über die ganz wichtige Frage, wie wir so schnell wie möglich von russischem Gas unabhängig werden können, aber auch insgesamt von Erdöl- und Erdgaslieferungen aus Ländern, die despotisch und autokratisch regiert werden, wie wir unser Betriebssystem von zerstörerischen und teuren fossilen auf heimische erneuerbare Energien umstellen können.
Es geht darum, dass wir uns aus
unserer Abhängigkeit von Despoten befreien und dass wir wichtige Schritte
auf dem Weg zum Klimaschutz machen.
(Beifall bei den Grünen.) Und heute können wir einen ganz
wichtigen Schritt machen. Heute können wir das Energieeffizienz-Reformgesetz
beschließen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall
bei den Grünen.)
Es ist ein Gesetz, mit dem wir
den sparsamen Umgang mit Energie verfassungsrechtlich festlegen
können, indem wir, in diesem Gesetz, Ziele für den Bund, aber
auch für jedes einzelne Bundesland festlegen; ein Gesetz, mit dem wir
viele Menschen und Betriebe in unserem Land dabei unterstützen,
sich aus der fossilen Abhängigkeit zu befreien und sich auch von den
teuren Energiekosten zu befreien; ein Gesetz, mit dem wir Menschen, die sich
die Energiekosten nicht leisten können, besser helfen können, zum
Beispiel mit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle zur Bekämpfung der
Energiearmut; ein Gesetz, an dem wir über drei Jahre lang
gearbeitet haben. (Abg. Schroll – erheitert –:
Es ist schon 2020 ausgelaufen!) – Wir könnten es heute
beschließen, Kollege Schroll (Abg. Schroll: Ja,
könnten!), wenn es die notwendige Verfassungsmehrheit in diesem
Haus bekommt. Aber ihr – und du hast es heute
noch einmal bekräftigt –, die SPÖ, habt angekündigt,
hier in diesem Parlament überhaupt keinem Gesetzentwurf mehr zuzustimmen,
egal wie sinnvoll,
egal wie dringend es sein sollte. (Abg. Schroll: Solange ihr nichts
macht! – Abg. Stöger: Zuhören!)
Kollege Schroll, deine Rede war einfach eine glatte Themenverfehlung. Wir reden heute über die Energiewende, wir reden heute über das Energieeffizienz-Reformgesetz. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Es heute nicht zu beschließen, wäre ein massiver Rückschritt für die Energiewende, ein Rückschlag für unseren Freiheitskampf, für unseren Unabhängigkeitskampf raus aus der Abhängigkeit von teuren Importen, denn das kann nur gelingen, wenn wir endlich aufhören, so verschwenderisch mit Energie umzugehen. – Ich verstehe überhaupt nicht, Kollege Kassegger von der FPÖ, wie
man generell gegen Energieeffizienz und Energiesparen
sein kann. Ich verstehe es nicht! (Beifall bei den
Grünen. – Abg. Kassegger: Bin ich nicht,
aber ich brauche nicht so ein Gesetzesmonster!)
In dem Gesetz, das wir heute beschließen würden,
geht es nicht nur ums Energiesparen. Wenn wir das nicht beschließen,
würde es sehr wahrscheinlich auch zu Strafzahlungen führen, da die
EU-Kommission schon angekündigt
hat, dass es ein Vertragsverletzungsverfahren geben wird. (Abg. Schroll:
2020 ist es ausgelaufen! Drei Jahre habt ihr Zeit gehabt, drei Jahre!) –
Na ja, super, dann stimmt ihr nicht zu. Von euch, liebe Kollegen von der
FPÖ, bin ich nichts anderes gewöhnt (Abg. Schroll: Ja, drei
Jahre zu spät! – Abg. Wöginger: Brauchst nur
mitstimmen!), ihr habt bis jetzt gegen jeden Gesetzentwurf
gestimmt, der uns unabhängiger von russischem Gas machen würde.
Liebe Kolleg:innen der SPÖ: Wenn wir dieses Gesetz gemeinsam beschließen, machen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Energiewende, wir helfen Menschen, die von Energiearmut betroffen sind und wir vermeiden Strafzahlungen in Millionenhöhe.
Wenn ihr heute gegen diesen Gesetzentwurf stimmt, wenn ihr
gegen das Energieeffizienz-Reformgesetz stimmt, dann habt ihr den letzten Rest an Glaubwürdigkeit
in Sachen Klimaschutz endgültig verloren! (Beifall bei Grünen und
ÖVP. – Rufe bei der SPÖ: Oj! – Abg. Stöger:
Na geh! – Abg.
Schroll: Das muss uns der Grüne sagen!)
Wenn ihr gegen diesen
Gesetzentwurf stimmt, dann tauscht ihr Klimaschutz und
Energieunabhängigkeit gegen eure parteitaktischen Spielchen. Es ist unverantwortlich
und inakzeptabel, das Schauspiel, dass ihr hier - - (In Richtung
eines Abgeordneten der SPÖ:) Du brauchst gar nicht zur FPÖ zu
schauen! Von
der FPÖ bin ich nichts anderes gewöhnt (Zwischenruf des Abg. Shetty),
aber dass ihr euch hinstellt und sagt: Ja, wir sind eh zu 100 Prozent von
der Energiewende überzeugt!, und dann einfach, vollkommen
unabhängig davon, was in diesem Gesetz drinsteht (Zwischenruf bei
der SPÖ), dagegenstimmt, euch dann
jeden Verhandlungen verwehrt und einfach Nein
sagt (Zwischenruf des Abg. Kassegger), weil ihr
euch in Trotzhaltung befindet und einfach lieber laut
brüllt, als an Lösungen mitzuarbeiten (Abg. Leichtfried: Wer
brüllt denn? Der Einzige, der brüllt, steht gerade da
draußen!), an Lösungen für die Menschen, für dieses
Land und für die Energiewende, das ist schlicht unverantwortlich. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich kann nur jeden Einzelnen von euch, liebe Kolleginnen
und Kollegen von der SPÖ, jeden einzelnen Mandatar auffordern: Stimmt
für diesen Gesetzentwurf, widersetzt euch eurem Klubzwang!
Stimmen wir gemeinsam für das Energieeffizienz-Reformgesetz und
machen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit
und Energiewende! (Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Ganz schlechte
Rede! – Abg. Leichtfried: Dass ich mit dem
Kollegen Kassegger einmal einer Meinung bin! Ganz schlechte Rede! – Zwischenruf des Abg. Kassegger. – Abg. Leichtfried:
Warst das nicht du?)
14.10
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Dr.in Petra Oberrauner. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner
(SPÖ): Herr Präsident! Ich
möchte einmal auf die letzten zweieinhalb Jahre zurückkommen, und
zwar auf
das Thema Logik und auf das Thema Inhalt und Ideologie.
Seit zweieinhalb Jahren versuchen wir, ein Gesetz zu machen – was bis jetzt noch nicht funktioniert hat, das noch nicht vorgelegt wurde –, und jetzt plötzlich haben Sie es eilig, weil Strafzahlungen drohen. Ich möchte sagen: Das ist nicht nur die Schuld der Ministerin. Herr Wöginger hat ja gesagt, es gibt wichtigere Gesetze, die vorher gemacht werden müssen, als die Umweltgesetze. – Das ist das Erste.
Die Logik der SPÖ ist, dass die Verpflichtung der
Händler und Lieferanten zum Mitzahlen umgesetzt wird und dass man nicht so
jovial sagt: 105 Millionen Euro haben wir für die
Leute! – Da muss man dazusagen: die sie sich mit ihren Steuergeldern
selber zahlen! Das ist unsere Logik nicht, und das
hat auch mit unserer Ideologie zu tun, und darauf sind wir stolz. Da braucht
Herr Kassegger gar nicht so blöd daherreden, das muss ich ganz ehrlich sagen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Höfinger:
Das ist Ideologie: ein Schnitzelgutschein!)
Das Zweite, Herr Hammer, weil Sie sagen, wir
wären unglaubwürdig und
so weiter und so fort: Wir werden niemals auf Druck (Ruf: Blöd
daherreden!) einer Situation zustimmen, die für die Menschen nichts
bringt. Die Armut, die Energiearmut, ist nicht abgeschafft, wir tun für
die Menschen gar nichts. (Abg. Lukas Hammer:
Ja, ihr tut für die Menschen gar nichts, das stimmt!) Die Konzerne haben Gewinne in
Milliardenhöhe, und auch da wird nicht eingegriffen. Das ist auch nicht
grün, und das ist keine Chancengleichheit und keine
Verteilungsgerechtigkeit für die Bevölkerung. (Ruf bei der
ÖVP: ... Konzerne! – Abg. Leichtfried: Ja,
vielleicht ist es doch grün!)
Ich möchte etwas ansprechen, das ein ganz
großes Problem ist: Es hat eine Finanzierung für den
Ölkesseltausch gegeben, die über den Bund, über das
Ökostromgesetz, über die Technologieförderung, finanziert wurde.
Das hat sehr gut funktioniert: 99 Gemeinden in Kärnten haben bis 2022
teilgenommen. Plötzlich wird vom Bund das Geld
zurückgefahren. Die Menschen, die schon ausgetauscht haben und sich darauf
verlassen haben, dass sie
eine Förderung kriegen, kriegen keine mehr und die anderen beantragen
keine mehr, weil sie sagen: Ich werde ja nicht so blöd sein und mir das
selber
zahlen! – Was ist das für ein Ergebnis? – Gar
keines.
Es gibt eine von
allen Landesenergiereferenten und -referentinnen einstimmig beschlossene
Anfrage an die Ministerin, diese Gelder wieder zur Verfügung zu stellen,
damit diese Energiewende auch stattfinden kann.
Deshalb möchte ich mich auch an die Ministerin wenden, die wirklich Verständnis
für logische Anforderungen hat: Wenn die Menschen diese
Förderungen nicht bekommen, dann werden wir das nicht mehr umsetzen können. Da das ein österreichisches Problem ist, wäre das ein Ansatz, etwas weiterzubringen und etwas zu tun.
Ich möchte
wirklich noch einmal auch zu dem, was Kollegin Graf gesagt hat – das
Paket, das ihr da geschnürt habt, würden wir ablehnen –,
Stellung
nehmen: Nein, wir lehnen das Paket nicht ab. Wir lehnen die Art und Weise ab,
wie Sie Ihre Vorschläge machen. (Abg. Voglauer: Freilich lehnt
ihr das ab! –
Abg. Maurer: Und deswegen ... 7 Millionen
Steuergeld ... nur weil Sie die Art ablehnen!) Im letzten
Augenblick, nicht für die Bevölkerung, nur für die
Familie - - (Zwischenruf der Abg. Voglauer.) –
Sie können so laut schreien,
wie Sie wollen, Frau Voglauer, es wird nicht wichtiger und richtiger.
(Beifall bei der SPÖ.)
Die Menschen brauchen jetzt
Unterstützung, und es ist ein Hohn, zu sagen: Wir geben euch
105 Millionen Euro und lassen die Händlerverpflichtung und
auch die Konzerne wieder aus! (Abg. Voglauer: Wer ist denn jetzt gegen ...?!)
Das muss paritätisch gezahlt werden, die Bevölkerung hat sich das
verdient!
Ihr Grünen braucht nicht immer so zu tun, als wärt ihr für die
Bevölkerung: Ihr tut genau nichts. – Danke. (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Voglauer
und Weratschnig.)
14.13
Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrte Frau Abgeordnete, es wird Sie nicht überraschen, dass ich für die Formulierung: da braucht der Herr Abgeordnete „gar nicht so blöd daherreden“ einen Ordnungsruf zu erteilen habe. (Abg. Voglauer: Danke schön!)
*****
Zu einer tatsächlichen Berichtigung nun bitte Herr Abgeordneter Alois Schroll. – Bitte schön. (Abg. Weratschnig: Berichtige bitte deine Kollegin!)
14.14
Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Abgeordneter Kollege Lukas Hammer hat in seiner Rede behauptet, dass sich die SPÖ jeglichen Verhandlungen verwehrt. Das ist unrichtig. (Widerspruch bei den Grünen.)
Der richtige Sachverhalt lautet, geschätzte
Kolleginnen und Kollegen (Abg. Lukas Hammer: Ihr habt
gesagt ... in jedem Gesetz!): Das Energieeffizienzgesetz ist
mit 31. Dezember 2020 ersatzlos ausgelaufen und wir von der SPÖ
wurden am 13. März 2023 – 2023! –, zwei Jahre
und drei Monate später, zu ersten Verhandlungen eingeladen. Ich habe
damals darauf hingewiesen: Lieferanten- und Händlerverpflichtung muss im
Gesetz drinnen stehen. Wir sind
am 25. April eingeladen worden, haben diese Einladung angenommen und sind
am 10. Mai zur dritten Verhandlung eingeladen worden. Nur: Unseren
Forderungen wurde nicht stattgegeben. (Abg. Weratschnig: Also
doch ...!) Es ist aber unwahr, dass wir uns nicht an den
Verhandlungstisch setzen. –
Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei den
Grünen: Ja, ja! – Abg. Lukas Hammer: Herr
Präsident, das war so weit weg von einer tatsächlichen Berichtigung!)
14.15
Präsident
Ing. Norbert Hofer: Nächste
Rednerin ist Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer. (Abg. Voglauer: Das
war keine tatsächliche Berichtigung!) – Ja,
wissen Sie, Frau Abgeordnete – und das ist auch so interessant, weil
ja vorhin auch Kollege Kai Jan Krainer kritisiert hat, dass eine Formulierung
des
Herrn Staatssekretärs außer Dienst keine solche Berichtigung gewesen
wäre –, ich kann nur festhalten: Ich bin jetzt seit fast zehn
Jahren mit einer
kurzen Unterbrechung Dritter Präsident und ich könnte ein ganzes Buch
darüber schreiben, wenn es darum geht, was eine tatsächliche
Berichtigung ist und
was nicht. (Abg. Schmuckenschlager: Sie sollen aber, wenn Sie es eh
wissen ... urteilen! – Ruf: Ja genau!)
Bitte, Frau Abgeordnete Doppelbauer.
14.15
Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer
(NEOS): Herr Präsident! Sehr
geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ich glaube, die Vorreden haben das
Stimmungsbild in diesem Hohen Haus sehr gut gezeigt: warum hier
tatsächlich nichts weitergeht, warum wir vor allem die so, so wichtigen
Energiegesetze
hier nicht auf den Boden bringen.
Ich fasse es kurz zusammen: Wir haben eine Bundesregierung – eine Vorrednerin hat heute schon über Beziehungen gesprochen und dass die nach mehreren Jahren durchaus kompliziert werden können; in dieser Regierung, glaube ich, sind sie wirklich zerbrochen. Es gibt in dieser Bundesregierung offenbar keine gute Zusammenarbeit mehr, was die so wichtigen Energiegesetze betrifft.
Dann haben wir eine FPÖ,
die sagt: Bei den Gesetzesmaterien können wir nicht mitgehen. Sie sagen,
Sie sind unideologisch, Sie wollen das vernunftgerecht entscheiden. –
Es ist nichts ideologischer als das, was im Augenblick von der FPÖ kommt,
nämlich: dass Sie weiterhin Gas aus Russland nach Österreich bringen
wollen. Dieses Thema ist durch, Kollege Kassegger, das geht sich nicht mehr
aus, also da müssen Sie sich auch bewegen. (Abg. Kassegger:
Da muss man schon zuhören, was ich sage! – Abg. Deimek: Das
kommt spätestens dann, wenn die ersten Leute ...!)
Dann haben wir hier in diesem Haus eine SPÖ, die sich
echauffiert und sagt: Wir würden eh gerne, aber irgendwie können wir
nicht! – Ich möchte schon
einmal daran erinnern, dass wir es sogar 2019 im Wahlkampf geschafft haben,
Energiethemen, die ja so wichtig und grundlegend sind, unideologisch
und über Parteigrenzen hinweg gemeinsam zu beschließen.
Warum? – Weil Energie die Basis unserer Wirtschaft ist und weil
Energie die Basis des Wohlstands in Österreich ist. Ich appelliere hier
wirklich an alle, an alle, die in diesem Haus sitzen, an Ihre Vernunft, sich
hier endlich hinzusetzen,
dieses Parteihickhack zu lassen und zu Lösungen zu kommen. (Beifall bei den
NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. –
Zwischenruf des
Abg. Deimek.)
Ja, wir als NEOS hätten uns auch
gewünscht, dass man im Energieeffizienzgesetz, das jetzt
tatsächlich seit drei Jahren irgendwo herumliegt, noch
einen Schritt weitergeht und vielleicht noch zwei, drei stärkere Ziele
hineinbringt – Sektionsziele
sind uns abgegangen, das haben wir im Ausschuss
auch schon besprochen. Tatsächlich gibt es aber einen
Gesetzentwurf, der sehr viel besser ist als gar nichts, und ja, wir haben von
der EU jetzt schon ein Vertragsverletzungsverfahren am Hals, weil da nichts
weitergeht. Deswegen werden wir NEOS als konstruktive Mitte auch mitstimmen,
weil wir es
natürlich ganz, ganz wichtig finden, dass da endlich etwas passiert. (Beifall
bei den NEOS, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Scharzenberger.)
Als konstruktive Mitte ist es uns aber auch
sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass uns einfach noch ganz viel abgeht. Jetzt
haben wir von der Energiesprecherin der ÖVP, von Kollegin Graf, die
ich übrigens sehr schätze, gehört: Wir hatten ja die letzten
drei Jahre anderes zu tun. – Ja, aber wir befinden
uns aufgrund des Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine seit eineinhalb Jahren
in dieser Energiekrise, und das heißt, es gibt eigentlich nichts
Wichtigeres,
als jetzt Energiegesetze auf den Boden zu bringen. Ich erinnere noch einmal:
Wir brauchen ein Erneuerbare-Wärme-Gesetz, wir brauchen ein
Grüngasgesetz.
Alle diese Themen liegen brach, und sollten die heuer nicht mehr verhandelt werden,
dann sind wir im nächsten Wahlkampf, und dann passiert gar nichts mehr.
Auch da appelliere ich an die Vernunft aller Anwesenden in diesem Haus. (Beifall
bei den NEOS.)
Ich freue mich über die Bestätigung,
aber es muss da leider auch von dieser Seite (in Richtung ÖVP) und
von dieser Seite (in Richtung Grüne) noch ein bisschen
mehr Applaus kommen, damit wir hier wirklich
auch etwas zusammenbringen. Noch einmal möchte ich daran erinnern:
Unideologisch zu agieren heißt, hier tatsächlich gemeinsam die
Gesetze auf den Boden zu bringen, weil es ansonsten der Wirtschaft in diesem
Land wirklich nicht mehr gut gehen wird; und
ja, die Industrie wandert ab, und sie wandert im Augenblick Richtung USA ab, weil dort massiv Geld in die Hand genommen wird und dort Dinge auch umgesetzt werden können. (Beifall bei den NEOS.)
Deswegen ganz ehrlich: Entscheidungs- und
Arbeitsverweigerung in diesen so, so wichtigen Punkten ist grob
fahrlässig. Unsere Unternehmen brauchen Zuverlässigkeit und
Planungssicherheit. Letztlich untergraben Sie das gesamte Investitionsklima in
Österreich. So viel Geld können Sie über Förderungen
gar nicht hinaushauen, dass sich das noch einmal ausgeht.
Deswegen möchte ich meine Ausführungen mit einem Entschließungsantrag abschließen. Es gibt noch ein anderes Gesetz, das wir ganz, ganz dringend brauchen würden, und daran möchte ich die Bundesregierung erinnern.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Endlich Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz vorlegen“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird aufgefordert, noch vor dem 15. Juli 2023 einen Entwurf für das geplante Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz vorzulegen, welcher unter anderem folgende Maßnahmen umfasst:
- Die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle bei Verfahren
für die Genehmigung und Errichtung von Anlagen (One-Stop-Shop) um
Verfahren zu verkürzen
und vereinfachen und eine durchgehende Verfahrensbegleitung zu
ermöglichen.
- Die Schaffung einer effektiven, koordinierten überregionalen Energieraumplanung.
- Verstärkte Transparenz bei Anschlussdauern und deren Kosten.
- Verbindliche Ausbauziele für alle Bundesländer.“
*****
Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
14.20
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz vorlegen
eingebracht im Zuge der Debatte in der 213. Sitzung des Nationalrats über Energieeffizienz-Reformgesetz 2023 (EEff-RefG 2023) (2036 d.B.) – TOP 2
Im Januar 2023 hat Vizekanzler Kogler angekündigt, dass die Regierung aufgrund der andauernden Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie neue europäische Vorgaben, ein Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz schaffen wird. Dieses soll neben Verfahrensbeschleunigungen, politische und regulative Hindernisse für den Ausbau der Erneuerbaren beseitigen und die Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern in Österreich minimieren. Seither laufen im BMK sowie regierungsintern intensive Verhandlungen welche allerdings bisher an Partikularinteressen scheitern.
Diese monatelange Verzögerung ist
hinsichtlich der Relevanz für den Wirtschaftsstandort und die
Erreichung der Klimaziele inakzeptabel. Das Gesetz muss
noch vor der Sommerpause vorliegen, um realistischerweise noch dieses Jahr noch
in Kraft treten zu können.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
"Die
Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz,
Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird aufgefordert,
noch vor
dem 15. Juli 2023 einen Entwurf für das geplante Erneuerbaren
Beschleunigungsgesetz vorzulegen, welcher unter anderem folgende
Maßnahmen umfasst:
• Die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle bei Verfahren für die Genehmigung und Errichtung von Anlagen (One-Stop-Shop) um Verfahren zu verkürzen und vereinfachen und eine durchgehende Verfahrensbegleitung zu ermöglichen.
• Die Schaffung einer effektiven, koordinierten überregionalen Energieraumplanung.
• Verstärkte Transparenz bei Anschlussdauern und deren Kosten.
• Verbindliche Ausbauziele für alle Bundesländer."
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht damit auch mit in Verhandlung.
Bevor ich die Frau Bundesministerin um ihren Beitrag bitte, darf ich noch etwas sagen, weil vorhin noch ein Zwischenruf aus dem Sektor der ÖVP zur tatsächlichen Berichtigung gekommen ist, so in Richtung: Wenn der Präsident es ohnehin weiß, warum tut er dann nichts dagegen?
Sie kennen die Geschäftsordnung. Man kann in der Regel
erst danach feststellen, ob eine tatsächliche Berichtigung tatsächlich
eine war oder eine Wortmeldung. Würde die Geschäftsordnung
vorsehen, dass die Redezeit im Zuge einer solchen Berichtigung der Fraktion
angerechnet wird, wenn es tatsächlich
keine wäre, dann hätte man bessere Instrumente in der Hand. Ich kann
daher nur die Klubs bitten, bei den Klubsitzungen wieder darauf aufmerksam
zu machen, die Geschäftsordnung zu verinnerlichen.
Zu Wort gelangt nunmehr Frau Bundesministerin Leonore Gewessler. – Bitte, Frau Bundesministerin.
Bundesministerin
für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und
Technologie Leonore Gewessler, BA:
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr
geehrte Abgeordnete! Werte Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher!
Wir diskutieren heute einen enorm wichtigen Gesetzesvorschlag für
unser Land, das Energieeffizienz-Reformgesetz. Das Energieeffizienz-Reformgesetz
reiht sich ein in eine Reihe von Energiegesetzen, worauf Abgeordnete Doppelbauer
gerade in ihrem konstruktiven, wenn ich mir das zu bemerken erlauben darf, sehr
konstruktiven Beitrag zu dieser Debatte hingewiesen
hat. Deswegen möchte ich auch kurz auf den Inhalt des Entschließungsantrages eingehen,
bevor ich auf das Energieeffizienz-Reformgesetz zu sprechen komme.
Es ist völlig klar: In Zeiten einer globalen
Energiekrise spielt die Energiegesetzgebung eine fundamental wichtige
Rolle. Die Energiegesetzgebung ist nicht
nur für die Menschen in unserem Land, für die Wirtschaft in unserem
Land und für die Sicherheit in unserem Land wichtig. Es geht darum, ob wir
energieunabhängig sind oder weiterhin von einem fossilen Despoten abhängig.
Deshalb ist eine Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien das
Gebot der Stunde.
Deswegen freut es mich jedes Mal wieder, wenn ich darüber reden darf, dass es uns gelungen ist, in diesem Haus eine Beschleunigung der Umweltverträglichkeitsprüfung zustande zu bringen. Die wird im Bereich der UVP-Verfahren einen wirklichen Genehmigungsturbo für den Ausbau der erneuerbaren Energien bringen. Deswegen freut mich auch, dass sich diese Bundesregierung in einem Ministerratsvortrag im Jänner dieses Jahres zur Schaffung eines Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetzes bekannt hat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Das ist ein ambitioniertes und komplexes Projekt. In Zeiten einer Energiekrise ist es, und davon bin ich wirklich überzeugt, höchste Zeit, dass wir einen Genehmigungsturbo für die breite Masse an Erneuerbarenprojekten ohne UVP-Pflicht zünden, dass wir statt mehrerer Bescheide von verschiedenen Behörden für alle Vorhaben der Energiewende einen One-Stop-Shop einrichten, dass wir PV-Anlagen auf bereits versiegelten Flächen überhaupt bewilligungsfrei stellen.
In Zeiten der Energiekrise ist es einfach nicht mehr zumutbar und nicht mehr praktikabel, dass sich jede einzelne Projektwerberin, jeder einzelne Projektwerber durch neun Landesbauordnungen, durch neun Elektrizitätsgesetze, durch neun Naturschutzgesetze und so weiter und so fort kämpft. Wir müssen auch in dem Bereich durch bundesweit einheitliche Regeln für Genehmigungsfreistellungen, Anzeigeverfahren und vereinfachte Verfahren weiterkommen. (Beifall bei den Grünen.)
Sehr, sehr wichtig ist mir in dem Zusammenhang die Energieraumplanung. Die Stärkung der vorgelagerten Energieraumplanung soll die Genehmigungsverfahren gemäß einem konkreten Gesetz entlasten und weiter beschleunigen. Das Orts- und das Landschaftsbild alleine sollen Erneuerbarenprojekte nicht mehr behindern können. Auch die Bundesländer, die jetzt schon Windenergie haben, haben ein wunderschönes Landschaftsbild. Auch Niederösterreich hat ein schönes Landschaftsbild, auch das Burgenland hat ein schönes Landschaftsbild, auch die Steiermark hat ein schönes Landschaftsbild. Es geht also, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit der Wahrung des Orts- und Landschaftsbildes zu vereinbaren.
All das, all diese Vorhaben erfordern eine gute legistische Vorarbeit, und letztendlich – und damit schlage ich eine Brücke zum Energieeffizienz-Reformgesetz – brauchen wir auch für dieses Vorhaben eine Zweidrittelmehrheit für darin enthaltene Verfassungsbestimmungen in diesem Haus.
Womit wir beim Energieeffizienz-Reformgesetz wären: Wir diskutieren mit diesem Vorschlag ein Gesetz, das unseren Energiesparplan für Österreich festlegen wird. Warum ist Energiesparen so wichtig? – Ich darf vielleicht daran erinnern, weil das in einem der Debattenbeiträge infrage gestellt worden ist, dass Energiesparen Klima schützen heißt. Energiesparen bedeutet mehr Unabhängigkeit für unser Land und heißt vor allem auch Geld sparen für und mit den Menschen in unserem Land. (Beifall bei den Grünen.)
Wir alle können uns noch sehr gut daran erinnern, was
wir letztes Jahr um diese Zeit in diesem Haus diskutiert haben, vor welchen
Herausforderungen
wir gestanden sind: Wladimir Putin, der in einem abscheulichen Krieg Energie
als Waffe einsetzt und damit die Preise in die Höhe treibt. Das ist
für die
Menschen in unserem Land eine große Herausforderung. Wir haben aber im
letzten Jahr gezeigt, dass wir dem etwas entgegensetzen können.
Und wir haben dem auch etwas entgegengesetzt, und zwar auf drei Ebenen:
Wir haben eine Vielzahl von
Unterstützungsmaßnahmen beschlossen, und ich darf vielleicht an
dieser Stelle auch noch einmal daran erinnern: Es gab Direktzahlungen, es gab
Steuersenkungen wie bei der Elektrizitätsabgabe und der Erdgasabgabe. Wir
haben den Klimabonus mit einem Antiteuerungsbonus aufgestockt:
500 Euro für jeden, für jede Einzelne in diesem Land. Wir haben
einen Teuerungsausgleich beschlossen, einen Energiekostenausgleich beschlossen.
Die Erneuerbarenpauschale, der Erneuerbarenförderbeitrag wurde
ausgesetzt, der Pendlereuro und die Pendlerpauschale
wurden erhöht, Unternehmen wurden mit diversen Zahlungen unterstützt.
Wir haben eine Sonderfamilienbeihilfe und ein Kinderarmutspaket beschlossen, und, und,
und. (Beifall bei den Grünen.)
Eine zweite Säule: Es ist
uns gelungen, gut über diesen Winter zu kommen. Der Erneuerbarenausbau in
diesem Land, also der Ausstieg aus den fossilen
und der Einstieg in die erneuerbaren Energien, befindet sich auf einem
absoluten Rekordniveau. Wir haben noch nie so viel Fotovoltaik dazugebaut wie
im
letzten Jahr, und wir sind auf bestem Kurs, diesen Rekord dieses Jahr wieder zu
brechen. Es wurden in den letzten drei Jahren mehr Fotovoltaikanlagen
errichtet als in den 20 Jahren davor zusammen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP.)
Das Dritte ist – und
dafür danke ich wirklich jedem und jeder einzelnen Person in diesem Land,
die da mitgeholfen hat –, Gas zu sparen. Wir haben Energie gespart;
je weniger Energie wir verbrauchen, desto weniger leicht sind wir damit auch
erpressbar. Beim Gassparen haben wir im letzten Jahr mehr
als der EU-Durchschnitt zusammengebracht. Wir haben im letzten Jahr 20 Prozent
weniger Gas verbraucht als im Vergleich dazu in der Fünfjahresperiode davor.
Dafür danke ich wirklich jedem und jeder Einzelnen, die dazu einen Beitrag
geleistet hat. (Beifall bei den
Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)
Das Energiesparen bleibt
wichtig, um unsere Unabhängigkeit zu stärken. Das Energiesparen
bleibt wichtig für den Klimaschutz. Das Energiesparen
braucht jedoch einen vorhersehbaren, passenden Rahmen in einem guten Gesetz,
damit es nachhaltig gut funktioniert. Genau deshalb liegt Ihnen dieses Gesetz
heute vor, und genau deshalb wollte ich noch einmal erklären, worum es in
diesem Gesetz geht und was die zentralen Punkte dabei sind. Es ist
genau dieser Rahmen, den das Energiesparen braucht. (Beifall
bei den Grünen.)
Ich möchte erstens auf den Inhalt eingehen, der heute bereits angesprochen worden ist. Wir geben uns ein ambitioniertes Ziel. Ja, wir setzen EU-Recht um, denn wir haben eine Verpflichtung dazu, EU-Recht umzusetzen.
Wir geben uns ein ambitioniertes, aber auch umsetzbares Ziel
für den Endenergieverbrauch und die zu erreichenden
Energieeinsparungen, und wir orientieren uns dabei an der
EU-Energieeffizienz-Richtlinie, und zwar auch schon an der neuen Fassung, die
bereits von Rat und Parlament beschlossen wurde,
also in Kürze in Kraft tritt, und schaffen damit für alle Unternehmen
in diesem Land Klarheit und Rechtssicherheit auf dem Weg zur Energieeffizienz.
Energieeffizienz klingt ja immer so abstrakt. Worüber sprechen wir da? – Wir sprechen darüber, dass dieses Gesetz die ganz konkrete Grundlage dafür ist, dass Gebäude renoviert werden, dass die Wirtschaft effizienter wird, dass Menschen unterstützt werden, sich aus hohen Energiekosten hinauszuinvestieren. Natürlich ist das eine gemeinsame Verpflichtung! Natürlich ist es eine Verpflichtung, die nicht nur den Bund betrifft. Deswegen sieht dieses Gesetz ganz klare Einsparziele für die Länder vor, weil eben alle für das gemeinsame Ziel der Republik Verantwortung übernehmen müssen, vor allem wenn viele der Kompetenzen im Bundesländerbereich liegen.
Diese Aufteilung der Zielverpflichtung, dieses Mithineinnehmen der Bundesländer, dieses Schultern einer gemeinsamen Aufgabe aller Beteiligten, das geht nur mit Zweidrittelmehrheit. Das geht nur mit Zweidrittelmehrheit, werte Abgeordnete! (Abg. Schroll: Dann müsst ihr euch bemühen!)
Zweitens: Was ist die zweite große Säule in
diesem Paket? – Wir unterlegen die Einsparziele mit einem konkreten
Budget für Investitionen in Energieeffizienz. Wir haben in
diesem Haus bereits die Novelle des Umweltförderungsgesetzes
beschlossen und zusätzliche Maßnahmen bis 2030 mit zusätzlichen budgetären
Mitteln gesichert. Damit setzen wir ein konkretes Budget für konkrete
Programme um. Worum geht es da? – Da geht es um die Renovierung von
Gebäuden, um die Renovierung von Krankenhäusern, von Pflegeheimen,
um moderne und effiziente Produktionsanlagen, aber auch da
haben wir ganz bewusst im Sinne dieser Debatte einen besonderen Schwerpunkt
auf die Unterstützung von energiearmen Haushalten gelegt und
wollen und werden das auch weiter tun.
Wichtig ist zu sehen, dass wir mit diesem Budget, mit diesem
Energieeffizienzgesetz und mit dem, was dazugehört, nicht nur
Unterstützung für die
Menschen in unserem Land schaffen, sondern auch Wertschöpfung und Beschäftigung
auslösen. Gerade von Energieeffizienzmaßnahmen – da
schaue ich zum Abgeordneten Muchitsch – profitieren der Elektriker,
die Elektrikerin, die regionalen Unternehmen, die Installateure,
Installateurinnen,
Spengler, Bauunternehmen, Lagerhäuser, Bauhäuser, you name it. Mit
diesem Gesetz schaffen wir Wertschöpfung und Beschäftigung in diesem
Land.
(Beifall bei den Grünen und bei
Abgeordneten der ÖVP.)
Der dritte Punkt, der mir sehr am Herzen liegt: Der Vorschlag
legt einen besonderen Schwerpunkt auf armutsbetroffene Haushalte mit hohen
Energiekosten, energiearme Haushalte. Das sind Menschen mit geringem Einkommen,
aber sehr hohen Energiekosten. Warum ist das so? –
Weil sie oft alte Elektrogeräte verwenden, weil neue nicht leistbar sind,
weil sie in schlecht isolierten Gebäuden wohnen und vieles mehr.
Wir haben als Bundesregierung in diesem Bereich schon viel
gemacht. Es gibt erstmals in Österreich eine Umweltförderung, die
eine soziale Brille aufhat. Wer wenig verdient, bekommt bei der
Umstellung von Öl oder Gas bis zu 100 Prozent der Kosten zum Beispiel
einer neuen Wärmepumpe gefördert. 100 Prozent, das
hatten wir in diesem Land noch nie, bei keiner einzigen Förderung. Diese
Bundesregierung hat es gemacht, mit Blick auf
energiearme Haushalte. (Beifall bei den
Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir haben mit den Sozialorganisationen ein neues Programm
aufgesetzt. Das ist gerade gestartet. Warum mit den
Sozialorganisationen? – Weil die den
besten Zugang zu den Menschen haben, die es wirklich brauchen. Dieses neue
Programm lässt armutsbetroffenen Haushalten einerseits eine Energiesparberatung
zukommen, und andererseits – auch das ist ein völliges Novum,
das hat es in diesem Land noch nie gegeben – ermöglicht es,
kostenfrei stromfressende Geräte wie alte Kühlschränke zu
tauschen. Wenn man sich die Investition nicht leisten kann, unterstützen
wir mit Budget, um das stemmen zu können, ganz
zielgerichtet dort, wo es am dringendsten gebraucht wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP.)
Aus dem Sozialministerium
wurden der Wohnschirm und der Energieschirm aufgestockt. Der
ermöglicht Stundungen bei Energierechnungen und verhindert ganz konkret Delogierungen von Familien, die in
Zahlungsrückstand geraten
sind. Ein großes Danke an dieser Stelle auch an Sozialminister Johannes Rauch, der das auf den Weg gebracht hat!
Was fehlt jetzt noch, und was liefert dieses
Gesetz? – Was fehlt, sind verbesserte Strukturen; verbesserte
Strukturen, um Maßnahmen gegen die Energiearmut besser koordinieren zu
können, nämlich zwischen den Ministerien, den Bundesländern, den
Energieunternehmen, die eigene Programme
haben, und den sozialen Einrichtungen. Deswegen sieht dieser Vorschlag die
Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Energiearmut vor. Das ist ein
Ergebnis der Verhandlungen der letzten Wochen: eine Koordinierungsstelle
für Energiearmut, eine Koordinierungsstelle, die Leute zusammenbringt, die
Verfahren vereinfacht, die jene Menschen energiewirtschaftlich und sozialarbeiterisch
schulen soll, die armutsbetroffene Menschen beraten, damit
diese ganz konkrete Hilfestellungen geben können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen, das ist ein
umfassendes Gesetz. Es ist ein großes Gesetz. Es ist ein Gesetz, das
viele Themen aufgreift, das
wichtige Verbesserungen umsetzt und aus diesem Grund für viele Punkte auch
eine Verfassungsmehrheit braucht. Dieses Gesetz ist auch die Umsetzung
einer wichtigen EU-Richtlinie zur Energieeffizienz, bei der wir jetzt
Handlungsbedarf haben, weil Österreich mittlerweile eine hohe
Vertragsstrafe der
EU-Kommission droht. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)
Deswegen mein Appell an alle Abgeordneten, an jeden und jede
einzelne Abgeordnete in diesem Parlament: Politik heißt, Verantwortung
für
die Menschen in unserem Land zu übernehmen. Politik heißt,
Entscheidungen zu treffen und dabei an die Zukunft zu denken. Sie stimmen heute
darüber ab,
jeder und jede Einzelne von Ihnen. Sie stimmen heute darüber ab, ob
wir mit diesem Gesetz Schaden von der Republik abwenden (Zwischenruf des
Abg. Leichtfried), Sie stimmen heute darüber ab, ob wir mit
diesem Gesetz das Klima schützen und die Zukunft der
Menschen in Österreich sichern. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)
Ich möchte deswegen noch einmal an Sie appellieren, an jede und jeden Abgeordneten: Denken Sie bei Ihrem Abstimmungsverhalten an die Österreicherinnen und Österreicher und daran, was für dieses Land gut ist! (Abg. Leichtfried: Genau das werden wir machen!) Lassen Sie sich bei dieser Entscheidung nicht von Parteitaktik, nicht von einzementierten Positionen leiten, sondern von der Verantwortung für dieses schöne Land und für alle Menschen, die in diesem Land leben! – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
14.37
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Walter Rauch. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Leichtfried: Eine schlechte Rede!)
Abgeordneter Walter Rauch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau
Bundesminister! Kollege Leichtfried, ich muss Ihnen recht geben: Das war eine
sehr, sehr schlechte Rede, denn im Endeffekt war sie nur ideologisch getrieben, und
sonst von nichts gekennzeichnet. (Abg. Pfurtscheller: Aber eure sind
immer völlig, völlig - -!) Und warum? Sie sagen hier
ganz locker-flockig,
20 Prozent an Energie wurden eingespart, an Gas. – Ja, das
stimmt; aber schauen wir uns die Insolvenzen bei den Unternehmen in den
letzten Monaten
an, wie die nach oben geschraubt wurden (Zwischenruf des Abg. Obernosterer),
und dann die Vorschläge, die Sie gebracht haben: 19 Grad in den Wohnungen, in den
Büros sind ausreichend – das haben Sie Gott sei Dank relativ
schnell zurückgenommen –, oder wenn man einen Kochtopf mit
Wasser aufstellt, den Deckel draufgeben. (Ruf bei den Grünen: Hilft!)
Also das sagt einem ja normalerweise der Hausverstand. (Zwischenruf des Abg.
Schallmeiner.)
Also so sehen wir Umwelt-, Energiepolitik in diesem Bereich.
Dann gehen Sie noch her und sagen, die Windkraft muss auf
den Almen auf den Bergen ausgebaut werden. (Abg. Hörl: Ja!) –
Kollege Hörl kommt gerade
daher, der seine Windkraft irgendwo in Tirol bauen möchte, im Zillertal.
Was ist
das im Endeffekt? – Wir zementieren, wir blockieren die
Almen. Wir betonieren und versiegeln unsere Landschaft (Abg. Voglauer:
Da seid ihr ... dabei!), und Sie sagen, das ist alles wurscht. Sie sagen
konkret, das ist alles wurscht.
(Abg. Tomaselli: Aber Parkplätze sind schon okay?!) Worum
geht es im Endeffekt? – Um eine rein ideologisch getriebene
Umwelt- und Klimaschutzpolitik, die wir so nicht mittragen, ganz klipp und
klar. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg.
Hörl: ... besser laufen kann!)
Hier geht es um Umweltschutz und Naturschutz, das ist ein
wesentlicher Faktor. Frau Bundesminister, die Gasverträge, die Sie
erwähnt haben: Ihr Koalitionspartner, der vorige
Bundeskanzler – der vorvorvorige! – hat den Gasvertrag mit Putin oder mit der Gazprom bis 2040
verlängert. Haben Sie das schon
einmal mit Ihrem eigenen Koalitionspartner analysiert? Das wäre
interessant.
Dann sind Sie auch noch hergegangen, was ja auch spannend
ist, und wollten in Mellach das Kohlekraftwerk in letzter Konsequenz umbauen.
Also wenn
man schon alles auf den Tisch legt, dann muss man alles darlegen, und das
wären die konkreten Dinge.
Dann geht man auch noch her – da muss ich zu den
Grünen nach Graz schauen; Sie kommen ja aus der Steiermark –
und lehnt das Murkraftwerk in Graz
ab. Also Wasserkraft will man nicht, das Gas will man nicht. Im Endeffekt muss
die Energie irgendwo herkommen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)
Wir
brauchen diese Energie für unseren Wirtschaftsstandort auf der einen Seite
(Abg. Leichtfried: Das hat der Hörl erkannt!), und auf der
anderen Seite
brauchen wir auch die Energie in allen Bereichen – also es muss ein
Mix aus allen Bereichen sein –, um natürlich auch die Haushalte
dementsprechend
mit Energie zu versorgen, die auch leistbar ist. Das ist das Entscheidende. (Beifall
bei der FPÖ.)
Sich einzig und allein mit dieser Kompetenzverschiebung auf die EU auszureden ist unseres Erachtens relativ hanebüchen, denn da gibt es schon nationale Möglichkeiten, energieeffizient zu agieren und zu handeln.
Zum Green Deal, den wir ja auch auf dem Tableau haben:
Allein in der Taxonomie der EU die Atomkraft als grün zu bezeichnen
ist ja auch schon nicht
nur sehr bedenklich, sondern man sieht auch, in welche Richtung es geht. (Abg.
Lukas Hammer: Walter, du
hast dir nicht einmal die Inhaltsangabe von dem
Gesetz angeschaut, oder? Du redest irgendetwas daher!)
Da geht es ganz klipp und klar – Herr Kollege
Hammer, das ist perfekt – um eine Verschiebung der Kompetenzen. (Abg.
Lukas Hammer: Zur Sache!) – Genau,
das ist zur Sache. Im Endeffekt geht es genau darum: Die Bürger
können sich die Energie nicht mehr
leisten, und Sie wollen ihnen noch zusätzliche Maßnahmen aufbürden.
Das ist das Hauptproblem, das Sie von den Grünen da haben. (Beifall bei
der FPÖ.)
Frau Bundesminister, Sie haben auch den Netzausbau angesprochen. – Ja, der Netzausbau hinkt. Der Netzausbau hinkt extrem, und viele private Kunden können nicht einmal mehr mit ihren PV-Anlagen ins Netz einspeisen, weil das das Netz nicht hergibt. Daher hinkt auch der Ausbau der erneuerbaren Energie, vor allem im PV-Bereich, also bei den Fotovoltaikanlagen.
Also es gibt zwar Flächen, die die großen
Konzerne konsumieren und 1, 2, 10 Hektar ausbauen – das
stimmt –, aber der private Kunde, der
private Haushalt hat meistens das Problem, dass er sich nicht ans Netz anschließen
kann und nicht autonom wird. Darum geht es auch im Endeffekt, weil die
Energieversorger ja zwischen ÖVP und SPÖ aufgeteilt sind und konkret die beiden
Regierungsparteien mit ihren Vorständen in den Energieversorgungskonzernen
die Marschrichtung vorgeben. Das ist das Hauptproblem, das wir in Österreich
haben, und deswegen sagen wir auch zu diesem Energieeffizienz-Reformgesetz in
dieser Art und Weise Nein.
(Beifall bei der FPÖ.)
14.42
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Christoph Stark. – Bitte, Herr Abgeordneter.
14.43
Abgeordneter
Christoph Stark (ÖVP): Herr
Präsident! Sehr geschätzte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen, liebe
Kollegen! Liebe Zuseherinnen und
Zuseher der heutigen Plenarsitzung! Wir sind bei einem sehr spannenden Teil
angelangt, bei einem Punkt, der für Österreich entscheidend ist, bei
einem Punkt, der für die Energiewirtschaft, aber auch für den
Klimaschutz und das gesamte Energieaufkommen unseres Landes entscheidend ist.
Wir
sind beim Energieeffizienz-Reformgesetz, das eine Weichenstellung bedeuten würde.
Ich betone an dieser Stelle noch den Konjunktiv, betrachte die
ganze Geschichte aber zuerst von einer anderen Seite, um die Situation vielleicht
etwas zu entspannen.
In meiner Heimatstadt, in
Gleisdorf, einer kleinen oststeirischen Stadt (Abg. Leichtfried:
Na, so klein ist sie eh nicht! Schon
mittelgroß!), gab es vor rund einem halben Jahr eine
Abstimmung zum Thema Straßenbeleuchtung, einen
Bürgerbeteiligungsprozess, um die Menschen bei der Entscheidung mit ins
Boot zu nehmen: Sparen wir Energie zu Zeiten, zu denen wir sie nicht unbedingt brauchen?
Damals gab es erfreulicherweise eine sehr hohe Beteiligung bei diesem
Bürgerbeteiligungsprozess, und eine wirklich klare Mehrheit sprach
sich für das Abschalten der Straßenbeleuchtung ab 22 Uhr aus.
Momentan evaluieren wir gerade diese Entscheidung, weil es uns auch
wichtig
ist, nachzufragen, zu reflektieren, um die Menschen wieder mitzunehmen.
Was heißt das aber im Wesentlichen? – Die Menschen sind in dem Bewusstsein, dass Energie ein wertvolles Gut ist und dass wir nur mit weniger Energieverbrauch die Ziele, die wir uns alle setzen sollten, erreichen können, bereit, auf Energie zu verzichten.
Das bedeutet, meine geschätzten Damen und Herren: Nach
wie vor ist die beste Energie jene, die wir produktiv und nachhaltig für
die Menschen und die Gesellschaft einsetzen. Das ist noch immer die beste
Energie (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen), aber
die zweitbeste Energie ist jene, die
wir gar nicht verbrauchen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und
Grünen.) Das ist
die zweitbeste Energie, nämlich die, bei der man in vollem Bewusstsein entscheidet, man verzichtet auf Energie, die persönlich keine Einschränkung bringt, die halt nice to have gewesen wäre, die man aber nicht verbraucht.
Das bedeutet, wir würden mit diesem Gesetz dort
ansetzen, wo wir den Menschen klarmachen: Wir müssen den
Energieverbrauch der Welt, den Energieverbrauch unseres Staates, der Regionen
einfach senken, um die Ziele, die wir uns setzen, auch zu erreichen. Das Ziel
ist unter anderem natürlich auch die Förderung von
energieeffizienten Technologien und, den Übergang zu einer nachhaltigen
und energieeffizienten, ressourcenschonenden
Wirtschaft zu erreichen.
Dieser Prozess, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein
exorbitant wichtiger, aber auch ein exorbitant komplexer, denn
Wirtschaftssysteme, Unternehmen,
die produzieren müssen, hin zu erneuerbarer Energie, zu
Energieeinsparungen zu bringen, ist ja nicht nur ein Sparprozess, sondern auch
ein Diskussionsprozess, und es ist natürlich auch ein
wirtschaftsgetriebener Prozess, bei dem es um Leben
oder Nichtleben geht. Da kann der Gesetzgeber nicht drüberfahren
und sagen: Macht das, und ihr geht unter! Also da muss die Wirtschaft
mitgenommen werden, und das ist natürlich eine komplexe Herausforderung.
Das zweite Ziel ist, die Haushalte, und insbesondere die
einkommensschwachen und energiearmen Haushalte, bei der Reduktion des
Energieverbrauchs zu unterstützen, um
bis 2040 diesen Beitrag zur nationalen Klimaneutralität zu leisten.
Meine Damen und Herren, das möchte ich noch einmal unterstreichen: Es
geht darum, in einer sozialen Verantwortung Menschen zu unterstützen,
die sich bei der Energieaufbringung schwertun, die sich
bei der Finanzierung ihres Energiehaushaltes schwertun. Die wollen wir aktiv
unterstützen.
Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, liebe Kolleginnen
und Kollegen, an dem ich mir wirklich ein bisschen schwertue. Wir wissen alle,
dieses Gesetz
braucht eine Zweidrittelmehrheit. Jetzt erwarte ich mir von der FPÖ ja
nicht
wirklich Zustimmung, weil die Glaubwürdigkeit einer Partei, deren Klubobmann zum 27. Mal entschuldigt ist, auch wenn es um seine eigene Aktuelle Stunde geht, ziemlich extrem angekratzt ist. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Auch wird eine Partei, für die der Klimawandel nicht wirklich stattfindet, aus diesen Beweggründen so einem Gesetzentwurf nicht zustimmen. Also von der FPÖ erwarte ich mir ja ohnedies keine Zustimmung.
Von der SPÖ, liebe Kolleginnen und Kollegen, hätte
ich mir aber in diesem Punkt sehr wohl die Zustimmung erwartet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, Ihre Ankündigung,
prinzipiell dagegen zu sein, ist einige Wochen alt, die lag noch weit vor
dieser heutigen Abstimmung. Es wäre noch Zeit zur Umkehr gewesen, aber Sie junktimieren Dinge,
die nicht zusammengehören, Sie junktimieren Dinge, die
miteinander nichts zu tun haben, Sie junktimieren
Dinge, die diesem Gesetz, die dieser
Entwicklung schaden. Das bedeutet, Sie schaden Österreich. (Beifall
bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Kollross.)
Heute hier nicht mitzustimmen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, das ist Arbeitsverweigerung mit Anlauf, die Sie zum Schaden von Österreich betreiben. Ich hoffe, Sie können sich morgen in den Spiegel schauen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Stöger.)
Es mag sein, dass ein
neuer SPÖ-Vorsitz die Dinge dann anders sieht. (Abg. Schroll:
Ihr hängt den Leuten noch mehr Energiekosten um! Noch mehr Energiekosten sollen sie zahlen, die Leute! Noch
mehr sollen sie zahlen, ja genau!)
Ich hoffe, dass Sie heute noch umkehren. Wenn das heute nicht passiert,
hoffe ich, dass eine neue SPÖ-Führung es tut. (Abg. Hörl:
32-Stunden-Woche für die SPÖ! – Neuerlicher Zwischenruf
des Abg. Schroll.) Das ist meine wirklich
innige Hoffnung, denn es geht nicht um parteipolitische Interessen, sondern um
energiepolitische Interessen, und du, lieber Alois Schroll, ein ausgewiesener Energieexperte,
verweigerst dich heute wider besseres Wissen dieser Abstimmung: Das muss
man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
(Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Schroll:
Für Soziales! – Abg. Michael Hammer: Dafür darf er in
der ersten Reihe sitzen!)
Ich appelliere noch einmal an die SPÖ, bei diesem wirklich wichtigen Gesetzesvorschlag, der für uns in Bezug auf das gesamte Energieaufkommen von essenzieller Bedeutung ist, mitzustimmen. Ich appelliere an euch: Stimmt mit! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Lukas Hammer und Loacker.)
Vielleicht noch
ein Satz zu den Netzen, weil das hier – auch von dir, Kollege Walter
Rauch – wieder angesprochen wurde: Dass die Netze zwischen ÖVP
und SPÖ aufgeteilt werden, ist eine Mär, die ihr gerne pflegt. In
Wirklichkeit sind es Aktiengesellschaften, die am Markt bestehen müssen
und die einen Versorgungsauftrag haben, der wiederum vom Regulator kontrolliert
wird. (Abg. Rauch: Und wer ist Eigentümer? Wer ist der
Eigentümer?)
Und die Menschen beklagen zu
Recht – (in Richtung Abg. Rauch) ich verstehe dich von hier
nicht –, dass die Einspeisung von PV-Anlagen dort und
da nicht möglich ist. Warum ist sie nicht möglich? – Weil
die Netze bis zum Jahr 2022 darauf ausgelegt waren, was das Netz vertragen
musste,
und bis dahin hatten wir in der Regel einen Erzeuger da und die Verbraucher
dort. Heute haben wir einen Erzeuger da, dann weitere Erzeuger, Erzeuger, Erzeuger,
Erzeuger, Erzeuger und irgendwann einen Verbraucher, der wiederum auch erzeugt.
Das heißt, die Netze sind ganz anderen Belastungen ausgesetzt
als noch vor zwei Jahren (Abg. Rauch: Ja eh! Aber heißt das
jetzt, dass wir die Ziele nicht erreichen?) und niemand kann erwarten, dass
Netzbetreiber auf einen Schnipper hin die Netze so ausbauen, dass sie alle
diese Anforderungen erfüllen.
Geschätzte Damen und Herren, was jetzt gebraucht wird, sind zwei Dinge: zum einen der Entschluss der Netzbetreiber, diesen Ausbau mit aller Kraft zu forcieren, und zum anderen Kapital. Dieses Kapital müssten wir sonst zu bekannten Zinsen am Markt aufnehmen, was in weiterer Folge wiederum den Kundinnen und Kunden schadet.
Das bedeutet: Ich bin dagegen, dass Betriebe Übergewinne machen. Dass Netzbetreiber aber Gewinne machen, die sie dann in den Netzausbau investieren – zugunsten der Menschen in unserem Land, zugunsten der erneuerbaren
Energie, zugunsten des
PV-Ausbaus und, und, und –, das sollten wir bitte
alle unterstützen. Und lassen wir dabei doch bitte die Polemik
darüber, wem was gehört, weg, die hat doch keinen Platz! Wir sind
gefordert, dafür zu sorgen,
dass die Netzbetreiber, auch die Landesgesellschaften, die Netze ausbauen, sodass
wir die Klimaziele schaffen. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie
des Abg. Loacker.)
Geschätzte Damen und Herren, ich komme noch
einmal zum Energieeffizienz-Reformgesetz zurück. Lassen Sie mich noch kurz
replizieren: Dieses Gesetz fördert innovative und
energieeffiziente Technologien, was auch der wirtschaftlichen Entwicklung
einen Schub geben kann. Ich hoffe (in Richtung
Abg. Krainer, der sich zu Abg. Heinisch-Hosek begeben hat und mit dieser
spricht), die SPÖ berät sich gerade darüber, ob sie
vielleicht doch zustimmen will.
Und noch einmal: Das Gesetz berücksichtigt energiearme Haushalte mit über 150 Millionen Euro Förderung, die diese Haushalte in den nächsten Jahren dringend brauchen, um ihr Dasein zu sichern.
Wir alle können das heute hier
beschließen. Es ist nicht nur die Regierung, wir alle können es. Ich
bedanke mich auch bei den NEOS, die mitziehen, und
ich hoffe, dass die SPÖ auch mitzieht, sodass wir alle heute die Grundlage
dafür schaffen, dass die Menschen in diesem Land die Energie, die sie
brauchen,
auch bezahlen können. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Zu guter Letzt: Ja, wir folgen damit einem
Auftrag der Europäischen Union, und ja, wir haben kein Interesse an einem
Vertragsverletzungsverfahren,
denn eigentlich sollten wir nur ein Ziel verfolgen: das Klimaziel. Wir haben
das Ziel, das Energieeffizienz-Reformgesetz zu beschließen, damit die Menschen in unserem
Lande es schaffen können, sich an den Klimazielen zu beteiligen, und
damit wir gemeinsam die Klimawende schaffen und die Energieeffizienz vorantreiben. –
Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen
sowie des Abg. Loacker.)
14.55
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Maximilian Linder. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Maximilian Linder
(FPÖ): Herr
Präsident! Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen! Geschätzte
Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen und sehr geehrte Zuhörer! Frau
Minister, sie haben vorhin gesagt: Politik ist Arbeit für die
Menschen. Ich sage Ihnen jetzt: Politik ist auch Verlässlichkeit. Kollegin
Oberrauner hat vorhin schon berichtet, dass es das Projekt Raus aus
Öl gegeben hat, und wir als Gemeinde haben erlebt, was
Unzuverlässigkeit der Regierung bedeutet: Wir haben 40 000 Euro
ausbezahlt und warten seit
Herbst auf das Geld, weil das Projekt von euch eingestellt wurde. Auch deshalb,
auch aus diesen Gründen haben die Leute kein Vertrauen mehr in die Bundesregierung
(Ruf bei der ÖVP: Na geh!): weil man zuerst Projekte verspricht, dann
aber nicht bereit ist, dazu zu stehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Jetzt zum Energieeffizienz-Reformgesetz: Dieses Gesetz steht meiner Meinung nach unter dem Motto: viel Verwaltung und wenig Aussicht auf erfolgreiche Umsetzung oder das Erreichen der Ziele. Grundsätzlich will man natürlich sehr viel Energie einsparen: Bis 2030 sollen insgesamt 920 Petajoule eingespart werden. – Das wäre durchaus positiv für die Energie, für die Luft, für die Umwelt, es ist sicherlich ein gutes Ziel. Es wäre auch hilfreich, wenn wir uns die Strafzahlungen ersparen oder sie wenigstens minimieren könnten, aber eure eigene Regierung glaubt ja nicht, dass das Gesetz umzusetzen ist.
Euer Finanzminister kritisiert den Gesetzentwurf und sagt: Es kann nicht sein, dass wir 190 Millionen Euro in die Hand nehmen müssen, dass wir jährlich 190 Millionen Euro zahlen müssen, ohne nachvollziehbare Zahlen zu haben und ohne einen Beweis zu haben, dass die Ziele erreichbar sind. Er selbst sagt auch weiter, dass es für die Länder nicht nachvollziehbar ist, wie sich die Zahlungen für sie auswirken. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)
Und eines ist
vielleicht auch ganz interessant: Kollegin Graf stellt sich hierher und sagt:
Lasst uns endlich über das Gesetz reden, wir möchten über das Energieeffizienzgesetz
ganz ehrlich und offen reden! Auch Kollege Stark sagt, dass es ganz wichtig
ist, dass wir darüber reden. – Wenn ich aber
etwas wirklich besprochen haben will, dann mache ich die Kundmachungsfrist für das Gesetz nicht vom – Moment,
hier steht es ganz genau – 21. Dezember 2022
bis zum 18. Jänner 2023, also über die Weihnachtstage.
Ich bin lang genug Bürgermeister. Wenn ich so was tue, dann, weil ich nicht will, dass sich jemand damit auseinandersetzt, dass sich jemand darüber Gedanken macht. (Abg. Schmuckenschlager: Sie machen so was?) Genau das habt ihr als Regierung aber gemacht: Ihr habt einfach über Weihnachten eine Kundmachungsfrist gesetzt, um niemandem die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Gesetz auseinanderzusetzen.
Es ist auch ganz interessant, dass sich die Rechtsanwaltskammer sehr kritisch zu dem Gesetz äußert. Sie sagt, es gebe darin viele, viele Auflagen, viel Verwaltung und im Prinzip viele schwere Sanktionsmaßnahmen und eigentlich wenig Output daraus.
Ganz interessant ist – das passt wieder in das Bild von diesem Gesetz –, dass in der Nacht vor der Energieausschusssitzung plötzlich noch ein Abänderungsantrag gekommen ist. Meine geschätzten Damen und Herren, dieser Abänderungsantrag hat es in sich, wenn man sich darüber Gedanken macht, dass das Gesetz auch wirklich helfen soll, Armut zu bekämpfen. Er verlangt, dass eine Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut eingerichtet werden soll, und das Erste, was dann drinnen steht: Die Geschäftsstelle muss jährlich 1 Million Euro bekommen, um arbeiten zu können, und das bis 2030.
Dann geht es um die Aufgaben dieser Koordinierungsstelle, die lauten: „Abgabe von Empfehlungen“, „Bereitstellung von Informationen für Haushalte“ - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter, ich muss Sie leider unterbrechen. Es ist 15 Uhr, ich unterbreche die Verhandlungen.
Kurze Debatte: „Inhalte von Meinungsumfragen“
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen jetzt zu der Debatte über eine Anfragebeantwortung gemäß der Geschäftsordnung. (Abg. Leichtfried: Herr Präsident!)
Abgeordneter Leichtfried zur Geschäftsbehandlung. – Bitte. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
*****
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried
(SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Bei dieser Kurzdebatte geht es
darum, dass der Finanzminister, ein Bundesminister, dem Parlament bewusst eine
zensierte Anfragebeantwortung übermittelt hat, obwohl die Wahrheit im
Finanzministerium bekannt ist,
obwohl die Dinge klar auf der Hand liegen.
Der Herr Finanzminister
hätte am Vormittag die Gelegenheit gehabt, dazu Stellung zu nehmen, er hat
kein Wort gesagt, und jetzt weigert er sich, hierherzukommen. (Zwischenruf
des Abg. Deimek.) Es war seine Beantwortung, und es ist –
bei allem Respekt für den Herrn Staatssekretär – nicht
akzeptabel, dass der Herr Staatssekretär allein hier sitzt.
Ich beantrage die Herbeischaffung des Herrn
Finanzministers. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der
FPÖ. – Abg. Hafenecker: Außer er ist grad in
Acapulco! – Abg. Wöginger hebt die Hand.)
15.01
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf den
Antrag zur Abstimmung bringen – aber vorher Abgeordneter
Wöginger zur Geschäftsbehandlung. –
Bitte. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
15.01
Abgeordneter August Wöginger
(ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Nur zur
Information: Der Herr Finanzminister
ist auf dem Weg nach Frankfurt zu einer wichtigen Tagung, und daher
kann er nicht hier sein. Er ist verfassungskonform von Staatssekretär
Tursky vertreten.
Wieder einmal ein Ablenkungsmanöver, Pallawatsch. (Abg. Leichtfried: Wieder einmal Parlamentarismus, ja, ja!) Schließen Sie Ihre Reihen, Herr Kollege Leichtfried, es wäre Zeit dafür! (Beifall bei der ÖVP.)
15.02
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Abstimmung.
Wer für die Herbeischaffung ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Zwischenrufe bei SPÖ, FPÖ und NEOS.) – Entschuldigung. Bitte, fangen wir noch einmal an.
Wer ist für die Herbeischaffung? – Das ist nach wie vor die Minderheit, abgelehnt. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Schroll: Was seids denn nervös?)
des Abgeordneten Krainer. (Abg. Leichtfried: Also doch nicht
Acapulco – weil’s der Hafenecker
gesagt hat! – Abg. Martin Graf: Besser wär’s, die
Staatssekretäre ...!)
Wir kommen zur kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung des
Bundesministers für Finanzen mit der Ordnungszahl 13835/AB.
Die erwähnte Anfragebeantwortung ist ja bereits verteilt worden, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.
Wir kommen zur Debatte.
Ich darf darauf aufmerksam machen, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten zukommt. Die Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder zu Wort gemeldeten Staatssekretären sollen ebenfalls nicht länger dauern.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Krainer. – Bitte sehr.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es weiß ja in Österreich jeder, dass die ÖVP eine gewisse Erfahrung und einen gewissen Umgang mit Umfragen hat (Abg. Schmidhofer: Wir sagen auch nicht SPÖ!), dass sie nämlich Umfragen mit parteipolitischem Inhalt von allen Österreicherinnen und Österreichern bezahlen lässt.
Sie hat Besserung gelobt, und
Finanzminister Brunner hat gesagt, er wird
für Transparenz sorgen und er wird die vollständigen Umfragen auf der
Homepage des Parlaments veröffentlichen – auch jene, die
von seinem Vorgänger Blümel in Auftrag gegeben wurden. Er
hat ausdrücklich gesagt: die vollständigen Umfrageergebnisse und
die vollständigen Präsentationen. Das hat
er öffentlich gesagt: Er steht für Transparenz und für
Sauberkeit und er beendet das parteipolitische Spiel mit Umfragen der ÖVP.
Was wir jetzt wissen: Ich habe
das noch einmal mit einer parlamentarischen Anfrage abgeklärt, weil
wir eben ganz konkret zu einzelnen Studien gefragt
haben, was der Inhalt ist, und die Antwort war ein Link auf die Homepage, auf der man dieses Studienergebnis (ein Exemplar
der Studie in die Höhe haltend)
sieht. Da geht es um den Umgang mit Bargeld und da gibt es ein eigenes
Kapitel zu Bargeldobergrenzen.
Man weiß, dass es zur Bekämpfung von Drogenkriminalität, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und politischer Korruption – es gibt ja die Gesetze auch in
Österreich – ab einer gewissen Bargeldhöhe sogenannte erhöhte Sorgfaltspflichten und Einschränkungen, was den direkten Bargeldverkehr betrifft, gibt; und das aus gutem Grund.
Die ÖVP lässt da abfragen, ob die Österreicherinnen und Österreicher wissen, dass es derartige Bestrebungen gibt, und die Meinung der Österreicherinnen und Österreicher dazu. Und siehe da, eine Mehrheit sagt: Ja, eine Bargeldobergrenze zur Verhinderung von Geldwäsche wird befürwortet! 47 Prozent sagen, sie befürworten es. 41 Prozent finden das einen mittelmäßigen oder schlechten Vorschlag, aber 47 Prozent sagen: ein sehr guter oder guter Vorschlag!
Das ist das Ergebnis der Umfrage, die vom
ÖVP-Finanzministerium in Auftrag gegeben wurde und ans Ministerium geliefert
wurde. Was macht die ÖVP? – Die ÖVP will keine Obergrenze,
und deswegen löscht sie diese zwei Fragen aus
der Präsentation und auch noch aus den dahinterliegenden Daten, aus der
sogenannten Kreuztabelle. Sie löschen die Fragen heraus! Sie wollen
nicht, dass
die Österreicherinnen und Österreicher die Zahlen dazu kennen,
wissen, dass sie für Bargeldobergrenzen sind, wenn es um Geldwäsche,
wenn es um Drogengeld geht.
Das macht die ÖVP, und wir fragen dann den
Finanzminister, den neuen Finanzminister Brunner, den Herrn Transparenz: Ist
das die vollständige Studie? Wir sagen: Wir hätten gern die
vollständige Studie!, und er schickt uns
wieder die ÖVP-zensurierte Studie. Das macht der Finanzminister, und wenn
wir ihn hier hören wollen, wenn wir wollen, dass er Rede und Antwort
steht,
dann setzt er sich einmal zwei Stunden hierher und schweigt, und dann rennt er
davon und schickt – bei allem Respekt – seinen
Staatssekretär, der für das
Ganze gar nichts kann und gar nichts damit zu tun hat.
Das ist der Umgang von Finanzminister Brunner mit der Wahrheit. Er macht so weiter wie bisher, aus parteipolitischen Gründen Zensur zu üben, die Öffentlichkeit und auch das Parlament zu täuschen und hinters Licht zu führen,
indem er Anfragebeantwortungen
einfach nicht wahrheitsgemäß beantwortet, sondern die
Unwahrheit schickt (Abg. Michael Hammer: Sie werden trotzdem
nichts in der Partei!): eine ÖVP-Version der Wahrheit, die nichts mit
der Wahrheit zu tun hat. – Ehrlich gesagt, das ist beschämend,
was Sie da machen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael
Hammer: Sie werden auch nichts
in der Partei!)
Sie brauchen nicht zu glauben, dass das die einzige Umfrage
ist. Wir haben noch eine Reihe von anderen Umfragen mit parteipolitischem
Inhalt gefunden,
auch in anderen Ministerien (Zwischenruf des Abg. Eßl –
Abg. Schroll – in Richtung ÖVP –: Ihr seid es
gewohnt!), die erst in den letzten Jahren in Auftrag gegeben wurden,
die Sie bis heute – bis heute! – im Keller versteckt
haben und nicht auf den Tisch legen, weil Sie nicht wollen, dass die
Öffentlichkeit erfährt,
wie Sie die Steuergelder für parteipolitische Zwecke missbrauchen. (Abg.
Michael Hammer: Und was macht euer pannonischer Zampano?) Sie wollen
bis heute
nicht mit dem System Kurz und Blümel brechen, sondern Sie wollen es nach
wie vor decken. Das ist ein Problem! (Beifall bei der SPÖ. –
Abg. Michael
Hammer: ... Doskozil-Methoden!)
Dann, Kollege Hammer, erklären Sie mir bitte (Abg. Schmidhofer:
Michael Hammer, bitte!): Wieso sind diese zwei Fragen
herausgelöscht worden? (Abg.
Michael Hammer: Ich habe keine herausgelöscht!) Wieso sind die
draußen? Finden Sie das in Ordnung, dass der ÖVP-Finanzminister da
Fragen herauslöscht,
weil der Inhalt ihm politisch nicht passt? Wissen Sie, was der
ÖVP-Finanzminister bei der öffentlichen Präsentation dieser
Studie (das Exemplar der Studie neuerlich in die Höhe haltend) gemacht
hat? – Er hat die Unwahrheit gesagt. Er hat nicht das gesagt,
was bei der Studie herausgekommen ist: Eine Mehrheit
ist für Bargeldobergrenzen! – Nein, er hat gesagt: Eine
Mehrheit ist skeptisch bei Bargeldobergrenzen! – Er hat ganz bewusst
die Unwahrheit gesagt, aus parteipolitischen Gründen und mit einer Studie,
die de facto – ich weiß nicht – gefälscht,
gefakt, zensuriert – Sie können es eh nennen, wie Sie
wollen –
ist. (Abg. Hanger: Das stimmt ja ganz einfach nicht!)
Das ist die Vorgangsweise der ÖVP, und die Frage ist:
Wie lange wollen Sie das decken? Wie lange will Minister Brunner solche
Vorgangsweisen noch
decken? – Sie machen sich mitschuldig, solange Sie das decken. (Abg.
Schmidhofer: Wie lange sucht ihr noch den Vorsitz? Sie könnten
ja kandidieren, Sie
sind so gescheit! Kandidieren Sie am 3. Juni!) Ich kann Ihnen nur
eines sagen: Am Vernünftigsten wäre es (Abg. Schroll –
in Richtung ÖVP –: Mit der Wahrheit
könnt ihr nicht umgehen, oder? – Abg. Schmidhofer:
Schauts, dass ihr einen Vorsitzenden zusammenbringt! Schauts im eigenen
Stall!), wenn Sie selber den Finanzminister auffordern, endlich die ganzen
Studien herauszurücken, diese ÖVP-Zensur zu beenden und auch den
Steuergeldmissbrauch zu beenden. (Abg. Schmidhofer: In
der SPÖ keine Ordnung und über die anderen wollt ihr schimpfen!
Unglaublich! Schauts, dass ihr daheim eine Ordnung habt, in
der SPÖ! – Abg. Schroll – in Richtung
Abg. Schmidhofer –: Mach dir keine Sorgen, wir haben mehr Ordnung
als ihr!) Dann würde Ihnen irgendjemand glauben,
dass Sie sich bessern und dass Sie mit dem System von Kurz und Blümel brechen.
Heute kann Ihnen das keiner glauben, denn die Realität zeigt, dass
Sie weitermachen wie bisher. (Abg. Schmidhofer: Haben Sie Mut und
kandidieren Sie, Herr Krainer, am 3. Juni haben Sie die Chance!) Dafür
gibt es kein Verständnis, weder hier im Haus, noch in der
Bevölkerung. – Vielen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
15.10
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Staatssekretär Tursky. – Ich darf Ihnen das Wort erteilen.
Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Florian Tursky, MBA MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Vorweg: Eines ist, glaube ich, seit Bundesminister Magnus Brunner im Amt ist, ganz klar: dass Transparenz eine der wichtigen Grundsäulen seiner Arbeit ist. (Abg. Leichtfried: Und vorher war es anders? – Abg. Schroll: Vorher war’s wer anderer, geh!)
So hat er beispielsweise nach den Erkenntnissen der Internen
Revision das Beschaffungswesen komplett
auf neue Beine gestellt, hat im November 2022
das BMF-Handbuch zur Beschaffung und Vergabe veröffentlicht und
darin auch klargestellt, dass auf
Transparenz und Antikorruption im Zuge von Beschaffungsmaßnahmen
auf allen Ebenen des BMF höchstes Augenmerk zu legen ist.
In der schriftlichen parlamentarischen Anfrage wurde nun
darauf hingewiesen, dass hinter dem Umfrageergebnis stehende Detailergebnisse
nach demografischen Daten auf der Homepage des Bundesministeriums für
Finanzen veröffentlicht wurden. Zwecks Vereinfachung der
Auffindbarkeit haben wir
in der Anfragebeantwortung auch die konkreten
Links benannt und entsprechend auch die Tabellen angehängt.
Die Auswertung und die Analyse des in der Umfrage erhobenen
Materials ist Teil der Leistung von Markt- und Meinungsforschungsunternehmen.
Das BMF verfügt weder über die
personellen (Abg. Leichtfried: Ja, genau! Was könnt ihr
denn dann überhaupt?) noch über die fachlichen Ressourcen, diese
Auswertungen vorzunehmen oder methodisch zusammenzufassen. (Abg. Leichtfried:
Also keine Ressourcen im Ministerium!) Diese Tabellenbände wurden
daher für
die Beantwortungen gerne bereitgestellt und der Anfragebeantwortung angeschlossen.
Die zur Beratung herangezogenen Expertinnen und Experten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen dem politischen Handeln immer im Voraus zur Verfügung stehen. Ein weiterer Baustein dabei können aber auch Studien sein, und solche Studien haben wir auch in diesen Fällen gemacht, denn bei komplexen Fragestellungen geht es immer auch darum, evidenzbasiert auf die Dinge einzugehen und den Ergebnisse der Studien entsprechend politische Handlungen zu setzen.
Ein Beispiel dafür betrifft eben auch die Einstellung
der Österreicherinnen und Österreicher zum Bargeld. Wir haben in den
vergangenen Stunden auch
bereits hier im Hohen Haus darüber diskutiert. Diese Studie
bestätigt, dass sich
rund 90 Prozent aller Österreicherinnen und
Österreicher klar für den Erhalt von Bargeld
aussprechen. Wir haben das damals auch als direktes Feedback der
Bevölkerung gesehen, und für uns ist ganz klar, dass sich
Österreich
klar zum Schutz von Bargeld bekennt.
Ich möchte dazu auch festhalten, dass das Euro-Bargeld
auch in Zukunft gesetzliches Zahlungsmittel bleibt, dies wird
überhaupt nicht infrage gestellt,
weder von uns noch aktuell von der Europäischen Union. Klar ist auch, dass
das Bargeld in den EU-Verträgen abgesichert ist und eine derartige
Abänderung nur einstimmig durch alle Mitgliedstaaten zu
veranlassen wäre.
Eines ist daher klar: Da es die Zustimmung von uns, von
Österreich, zur Abschaffung des Bargeldes nicht geben wird, steht das
für uns in dieser Form auch
nicht zur Diskussion. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei
Abgeordneten
der ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Wegen dem macht
der Krainer so ein Theater!)
15.14
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hanger. Ich darf darauf hinweisen, dass die Rededauer ab jetzt jeweils 5 Minuten beträgt. – Bitte sehr.
Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Herr Kollege Leichtfried – jetzt ist er gar nicht im Saal (Zwischenrufe bei der SPÖ – in Richtung Abg. Leichtfried, der sich neben den Sitzreihen der SPÖ befindet); Entschuldigung, dort ist er – , für mich ist ja dieser Antrag auf Kurzdebatte ein ganz deutliches Zeichen dafür, dass der SPÖ-Klub führungslos ist.
Ich muss Sie fragen, Herr
Klubobmannstellvertreter: Haben Sie sich angeschaut, was Kollege Krainer hier
behauptet? Ich sage Ihnen: Was Kollege Krainer
hier behauptet, ist ganz einfach die Unwahrheit. (Abg. Einwallner: Das
stimmt nicht!) Das muss man einmal in aller Entschiedenheit festhalten. (Beifall
bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) –
Angeschaut haben Sie es sich aber
offensichtlich nicht, und das hat ja mit
seriöser Politik schon einmal gar
nichts mehr zu tun.
Was ich einleitend sagen will:
Es ist schon ausgesprochen problematisch, dass wir mit diesen Anträgen,
mit diesen Behauptungen der Politik insgesamt,
dem Parlamentarismus schaden. Wir sind in der Situation, dass wir den Untersuchungsausschuss
mit einem Untersuchungsgegenstand, der nicht der Geschäftsordnung
entspricht, mit Millionen von Aktenseiten, die niemand mehr bearbeiten kann, ad
absurdum führen. Die Verantwortung dafür trägt
Kollege Krainer. Weil er jetzt ganz einfach offensichtlich Entzugserscheinungen
hat, bringt er diese unwahren Anträge
ein. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich bringe ein paar Beispiele: Das beginnt schon mit dem Einleitungstext, da spricht er davon, dass quasi die ÖVP das Beinschab-Tool erfunden hätte. (Abg. Hafenecker: Wer sonst?) Wissen Sie, was die Wahrheit ist? – Frau Beinschab hat ganz klar ausgesagt, dass das Fälschen von Wahlumfragen eine Erfindung der SPÖ ist. Das ist aktenkundig. (Abg. Michael Hammer: Burgenland aber! – Abg. Hafenecker: Wer hat es verwendet?)
Es war jetzt spannend,
interessant: Wenn es darum geht, dass Wahlumfragen aus dem Burgenland auf einmal gottgegeben sind, wäre schon
interessant,
ob das tatsächlich stimmt. Es ist auch ganz klar, dass
Ex-Bundeskanzler Kern festgehalten hat, dass die Inseratenvergabe eine
Erbsünde der SPÖ ist. Interessanterweise höre ich dazu von Ihnen
überhaupt nichts, das ist einmal mit aller Deutlichkeit festzuhalten. (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt komme ich ganz konkret zu Ihrer Behauptung,
irgendwelche Fragen wurden gelöscht. Das ist ganz einfach: Man braucht nur
auf die Homepage des Finanzministeriums zu
gehen, sich die Umfrage herunterzuladen, und siehe
da, all die Fragen, die weg sind, sind natürlich da. Also dieser
Vorwurf, dass da quasi etwas gelöscht wurde, löst sich schon mit
einem Blick ins Internet
in Luft auf.
Das Zweite ist: Wenn dann quasi auch gefordert wird, dass man die gesamten Hintergrundinformationen liefert, die im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage angefragt werden, und die dann geliefert werden, nimmt man auch das nicht zur Kenntnis. Herr Kollege Krainer, was ist das für ein Parlamentarismus? – Das ist in aller Deutlichkeit abzulehnen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Er kriegt ja sonst keine Redezeit!)
Wenn ich Besucher im Haus habe,
dann höre ich immer eine Botschaft: Macht doch vernünftigen
Parlamentarismus, argumentiert mit Fakten und werft
nicht permanent – so wie hier Kollege Krainer – mit
Behauptungen, Unwahrheiten, Unterstellungen um euch, nur um Stimmung zu
machen! (Abg. Michael Hammer: Ich glaube, sie haben eine
super Stimmung gerade in ...!) Schön wäre es, wenn Sie
irgendwann einmal verstehen würden, dass das niemandem hilft – Ihnen
persönlich nicht, der SPÖ nicht –, und es schadet dem
politischen System. Das muss man doch irgendwann einmal zur Kenntnis nehmen.
(Beifall bei der ÖVP. –Zwischenruf des Abg. Schroll.)
In diesem Sinne darf ich wirklich auffordern, die wichtigen
parlamentarischen Kontrollinstrumente – den parlamentarischen
Untersuchungsausschuss,
die parlamentarische Anfrage, die Kurzdebatten, Dringliche
Anfragen – ernst zu nehmen und nur dann zu machen, wenn man eine
vernünftige, sachliche
Basis hat. In diesem Fall ist das jedenfalls nicht der Fall. – Danke
sehr. (Beifall bei der ÖVP.)
15.18
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Mittelschule Wildschönau, die bei uns auf der Galerie zu Gast ist, recht herzlich begrüßen. – Herzlich willkommen aus Tirol! (Allgemeiner Beifall.)
Zu Wort gelangt Abgeordneter Matznetter. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter, das Wort steht bei Ihnen. (Abg. Obernosterer: Bleib wenigstens du bei den Fakten!)
15.18
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter
(SPÖ): Herr Präsident! Frau
Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und
Herren, auch alle, die
uns zusehen, auch auf der Galerie! Ich möchte ausdrücklich die Gruppe
aus Kemeten im Südburgenland begrüßen. Gut, dass Sie jetzt
gerade hier sind
(Ruf bei der ÖVP: Genau! Wahlempfehlung für Babler, oder was?),
denn Sie als Steuerzahlerinnen und Steuerzahler haben jene Studien bezahlt,
über die wir hier diskutieren.
Leider müssen Sie
miterleben, was Sie soeben miterlebt haben. (Abg. Schmidhofer: Aber
dein Gehalt zahlen sie auch!) Kollege Hanger wäre gut beraten gewesen,
diesen Satirikerbutton anzustecken, den die „Tagespresse“ von ihm
verlangt hat, dann hätte er sich nämlich so einen Auftritt leisten
können.
(Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Die
haben sich aber mit euch beschäftigt! – Ruf bei der
ÖVP: Die SPÖ ist ein Satireprojekt!)
Sie waren auch im
Untersuchungsausschuss. Wir haben beide gesehen, dass Pasquali vom BMF
angewiesen hat, das herauszunehmen. (Abg. Hanger:
Was hat das mit dieser Kurzdebatte zu tun?) Das ist ja unglaublich! Sie
haben das verursacht und stellen sich hierher, sagen die Unwahrheit und sonst
etwas,
statt dass Sie sagen: Entschuldigung – so heißt das, Herr
Kollege –, wir entschuldigen uns, wie wir mit der Republik und Ihren
Kassen umgegangen sind! (Beifall bei der SPÖ.)
Sie müssen sich
vorstellen, meine Damen und Herren: Am Tag, nachdem ÖVP-Ministerin Sophie
Karmasin zu 15 Monaten (Ruf bei der ÖVP: Das ist eine Themenverfehlung!)
verurteilt wurde und von der Untreue nur wegen tätiger Reue freigesprochen
wurde – zur Erklärung (Abg. Hanger: Was hat das
mit der Kurzdebatte zu tun?): Sie hat nach der medialen Berichterstattung
den Betrag zurückgezahlt (Abg. Schmidhofer: Zum Thema!) –,
fängt eine ÖVP,
die einen Ernst Strasser hatte, nicht an, zu sagen (Abg. Hörl: Mein
Gott, Walter!): Entschuldigung, wir machen es besser! (Abg. Hanger:
Was hat das mit der
Kurzdebatte zu tun?), nein, sondern Herr Hanger stellt sich hierher und sagt: alles unwahr, was Herr Krainer sagt! (Abg. Michael Hammer: ... Charly Blecha ...!)
Es ist, wie es ist (Abg. Hanger: Was ist Inhalt der Kurzdebatte?), und Sie können es nur bereinigen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP. Machen Sie klar Schiff! (Abg. Loacker: Mit ... allein bereinigen Sie auch nichts!) Raus mit allen Türkisen, weg mit dem türkisen System! (Abg. Michael Hammer: Neuwahlen können wir auch nicht machen, ihr habt keinen Kandidaten!)
Was wollt ihr denn tun? – Das Beinschab-Tool, wie es so schön heißt, ist noch nicht verhandelt. Das hört vor dem Strafgericht nicht auf, es wird ja alles offenbar. Mit Steuergeld wurde da gezielt vorgegangen (Abg. Stocker: Silberstein!), mit dem Geld des BMF, in enger Kooperation mit einem gewissen Sebastian Kurz. (Abg. Michael Hammer: Silberstein! Fussi, der ist jetzt wieder beim Dosko!) Sie fangen hier an zu mauern, anstatt dass Sie Entschuldigung sagen und wie der arme Herr Staatssekretär, der seinen Minister verteidigen muss, versuchen, zu sagen: Wir bemühen uns eh um Transparenz! (Abg. Hanger: Zur Sache! Sie reden nicht über den Inhalt der Kurzdebatte!) – Nein, Sie schicken Kollegen Hanger heraus, der über etwas, das evident ist, sagt, es sei die Unwahrheit. (Ruf bei der ÖVP: Er hat’s ja auch gezeigt! Er hat’s Ihnen ja auch bewiesen!) Was hoffen Sie, zu gewinnen? Fragen Sie einmal Frau Karmasin, wie es ihr mit solch einer Argumentation vor Gericht gegangen ist! (Abg. Hanger – ein Schriftstück in die Höhe haltend –: Um diese Studie geht’s! – Abg. Scharzenberger: Zur Sache!) Die sitzen hier, die haben alle diese Studie gezahlt, Herr Hanger, und Sie sagen, es sei die Unwahrheit? (Abg. Hanger: Kollege Krainer behauptet ... die Unwahrheit!)
Es ist unfassbar, was Sie sich leisten! In Wahrheit hat die
„Tagespresse“ recht, er wäre mit dem Satirikerbutton zumindest
in der Lage gewesen, zu erklären,
was er tut. (Abg. Michael Hammer: SPÖler gewinnt interne
Abstimmung, haben sie geschrieben! – Abg. Hanger: Diese
Arroganz!)
Jetzt aber zu dieser Beantwortung: Wenn der Herr Finanzminister jenes Vorgehen, wie es unter Gernot Blümel und seinem Kabinett (Abg. Michael Hammer: Kern! – Rufe bei der ÖVP: Kern!) gemacht wurde, deckt, dann können wir solch eine Beantwortung nicht zur Kenntnis nehmen.
Herr Präsident, ich stelle daher folgenden Antrag:
Antrag gemäß § 92 Abs. 3 GOG-NR
des Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Beantwortung 13835/AB der Anfrage 14234/J der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen, betreffend Inhalte von Meinungsumfragen durch den Bundesminister für Finanzen wird nicht zur Kenntnis genommen.“
*****
Jetzt zurück zum Korruptionsproblem: Sie können es
doch nur lösen, indem Sie einen Schlussstrich ziehen. Befreien Sie sich
von diesen diversen Mitarbeitern, die möglicherweise Sebastian
Kurz dazu verführt haben, das zu tun! (Abg. Scharzenberger: Wer
im Glashaus sitzt! – Weitere Zwischenrufe bei
der ÖVP.) Nicht im Klub anstellen, nicht verteidigen, sondern sagen
Sie: Es tut uns leid, Entschuldigung! Distanzieren Sie sich von Personen, die
noch
vor dem Strafgericht stehen werden, gehen Sie einfach auf Abstand! –
Das ist mein Ratschlag. (Abg. Hanger: Was hat das mit der Tagesordnung
zu tun?
Sie reden von allen möglichen Dingen, nur nicht ...!)
Ich schreibe Ihnen etwas ins Stammbuch, Herr Kollege
Hanger: Als die Bawag-Geschichte war (Ruf bei der ÖVP: Schauts, dass in
der SPÖ alles zsamgräumt
ist! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen),
haben wir sofort alles abgestellt, die Menschen dort entfernt und dafür
gesorgt, dass Ordnung ist. Nehmen
Sie sich ein Beispiel! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Stocker: Die Märchenstunde ist vorbei!)
15.23
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag des Abgeordneten Matznetter, die Anfragebeantwortung nicht zur Kenntnis zu nehmen, steht mit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ries. – Bitte.
Abgeordneter
Christian Ries (FPÖ): Herr
Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Werte Kollegen
im Hohen Haus! Ja, es ist das verbriefte
Recht jedes Abgeordneten hier im Hause, die Bereiche der Vollziehung des Bundes
auf Herz und Nieren zu prüfen. (Abg. Hanger: Aber er soll die
Wahrheit
sagen und nicht ...! – Abg. Matznetter: Wir werden es
auch veröffentlichen!) Das ist deshalb so wichtig, weil die
Bevölkerung und der Steuerzahler das Recht
haben, zu wissen, was mit ihrem Steuergeld passiert.
Transparenz und Vollständigkeit sind daher das
Mindeste, was wir bei Anfragen verlangen dürfen. Allzu oft müssen wir
aber erleben, dass auf konkrete
Anfragen zu Vorgängen im Ministerium nur Floskeln oder heiße Tipps,
wo man welche Berichte nachlesen kann, geliefert werden. Damit entspricht man
unserer Meinung nach nicht dem Anfragerecht, wie es die Geschäftsordnung
vorsieht. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Krainer.)
Nicht erst ein Mal haben wir beispielsweise im Innenministerium konkrete Zahlen, Daten und Fakten nachgefragt. Was haben wir bekommen? – Floskeln über Floskeln und dann noch die tiefschürfende Erkenntnis, dass ein Zahlenwerk über die Kriminalitätsbelastung nichts aussagt. – Diese Beurteilung dürfen Sie schon uns überlassen!
Werte Damen und Herren, das ist keine korrekte Anfragebeantwortung, das ist Zensur. Wann macht man Zensur? – Dann, wenn man etwas zu verbergen
hat. Die Zensur von evidenten Daten eines Ministeriums werden wir nicht hinnehmen, das sage ich in aller Deutlichkeit. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Krainer und Matznetter.)
Auch die Anfrage des Kollegen
Krainer war auf die Übermittlung konkreter Daten aus einem Ministerium
gerichtet, deren Ermittlung vom Finanzministerium beauftragt und bezahlt wurde
und die vom Institut auch vollständig geliefert wurden. Konkret ging es da
um Tabellen, Fragestellungen und die Ermittlung von Ergebnissen. Diese sind
bitte schön zu liefern! Das ist kein Staatsgeheimnis,
also kommen Sie dieser Anfrage korrekt und in vollem Ausmaß nach!
(Abg. Hanger: Die wurden geliefert!) Ein Link, unter dem das
Ergebnis einer Umfrage als Bericht nachzulesen ist, entspricht nicht dem,
was angefragt wurde.
(Abg. Hanger: Doch!) – Nein! (Abg. Hanger: Es
wurde geliefert!)
Abschließend sei mir noch
eine Bemerkung erlaubt: Gestern empfing Ex-Ministerin Karmasin für
Freunderlwirtschaft eben im Zusammenhang mit einer Umfrage ihr mildes Urteil.
Wer weiß, welche dubiosen Umfragen von Ministerien noch in Auftrag
gegeben worden wären, wäre das Ganze nicht im
U-Ausschuss aufgeflogen? (Abg. Scharzenberger:
Gar nichts ist aufgeflogen!)
Daher sollte die Regierung
insbesondere dann, wenn es um Umfragen geht, Transparenz walten lassen. Diese
Transparenz sind Sie diesem Hause
und den Bürgern in diesem Lande schuldig, und zwar als Bringschuld. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Krainer.)
Werte Damen und Herren, insbesondere die Kollegen von
Schwarz und Grün! Mittlerweile müssten Sie aus dem U-Ausschuss etwas
gelernt haben,
nämlich: dass es nichts bringt, etwas zu vertuschen und zu verschleiern,
denn so viel können Sie nicht schreddern, so viel können Sie nicht
verbergen, dass
es nicht doch irgendwann ans Tageslicht kommt. Also hören Sie damit
auf! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Krainer und
Bravoruf des Abg. Hafenecker.)
15.27
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Tomaselli. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir dürfen nicht vergessen, wieso wir das heutige Thema überhaupt diskutieren: Das liegt daran, dass wir letztes Jahr im Sommer, vor knapp einem Jahr, den Beschluss gefasst haben, alle Studien und Arbeiten transparent auf den Seiten der Ministerien zu veröffentlichen. Wir haben das gesetzlich verankert, weil das nach all den Beinschab-Erfahrungen sehr, sehr notwendig war.
Sinn und Zweck dieser gesetzlichen Verankerung ist selbstverständlich, dass man, wenn man Studien veröffentlicht, diese auch vollständig veröffentlicht, weil man sich andernfalls kein vollständiges Bild machen kann.
Ich habe mir in Vorbereitung auf diese kurze Debatte auch
noch einmal angeschaut, was der Herr Finanzminister eigentlich zu diesem ganzen
Thema gesagt hat. Er hat nämlich noch im November 2022 hier im Hohen
Haus gesagt: „Wir brauchen ab und zu Studien, wenn es Sinn macht,
wenn es notwendig ist und wenn es uns
in der Politik für die Faktenbasiertheit hilft; Studien
also nicht prinzipiell verteufeln, sondern das muss man seriös
diskutieren“. – Bis dorthin kann man dem Ganzen ja noch
zustimmen.
Und dann weiter: „Die Steuerzahler haben ein Recht
darauf, zu erfahren, was in diesen Studien drinnen ist, und deswegen ist diese
Veröffentlichung der
Studien und der Ergebnisse ganz selbstverständlich.“ – So
Finanzminister Brunner letztes Jahr, im November 2022.
Was hier jetzt seitens der SPÖ-Fraktion aufgebracht worden ist, steht dazu, sagen wir einmal, in einem gewissen Widerspruch, und ich habe auch jetzt beim Statement des Herrn Staatssekretärs nicht vernehmen können, was die Erklärung dafür ist, dass es zu dieser Divergenz kommt. Sie haben auch nicht gesagt: Wir haben es getan!, Wir haben es nicht getan!, ich habe beides
nicht gehört. Das einfach – Herr Hanger, wir kennen diese Strategie – als Unwahrheit abzutun, ist, wie ich finde, auch nicht richtig.
Was im Übrigen auch nicht richtig ist – das
ist auch nicht Sinn und Zweck von Studien, die eigentlich einer
Wissenschaftlichkeit Genüge tun müssen –,
ist, mit Studien Politik zu machen. Wir haben im Zuge der Beinschab-Ermittlung
gesehen, dass das auch in der Migrationsdebatte öfter passiert ist. Es
scheint so, als ob es mit der
Bargeldzahlungsobergrenze wieder passiert ist.
Der damalige Finanzminister Blümel hat groß Pressekonferenzen gemacht.
Ich habe recherchiert: Die Studie ist offenbar auch in
verkürzter Form
Medien zur Verfügung gestellt worden, und sogar noch im April 2023
hat wiederum Ihre Senior:innensprecherin Korosec in Bezug auf diese
Unique-Research-Studie gesagt, dass eine Mehrheit der Bürgerinnen und
Bürger gegen Bargeldobergrenzen ist. (Abg. Wurm: ...
natürlich!) Das ist nicht der
Fall, wie wir heute gelernt haben.
Was auch noch zur Transparenz dazugehört, ist das Öffentlichmachen der Kosten. Liebe Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die ganze Studie hat 23 320 Euro gekostet – das wissen wir übrigens auch aus einer parlamentarischen Anfrage.
Was mir zu diesem Bargeldthema vor allem noch wichtig
ist – gerichtet an Sie hier (in
Richtung Galerie blickend) und auch an die Zuseher:innen zu
Hause –:
Bitte lassen Sie sich nicht verunsichern! Die Bargeldobergrenze von
10 000 Euro betrifft Sie mit aller Wahrscheinlichkeit überhaupt
nicht. Lassen Sie sich
nicht einreden, dass irgendjemand das Bargeld abschafft!
Was mir abschließend noch wichtig ist, zu sagen, ist
etwas, das mir ganz oft, wenn es um Politik, um Studien und um Umfragen geht,
in den Sinn kommt. Das möchte ich Ihnen schon sagen; der Finanzminister
hat es auch selber gesagt:
Bei Studien geht es darum, Faktenbasiertheit herzustellen; aber Politik entlang
von Umfragen, von Studien zu machen, dass man Meinungen abfragt, um
Stimmungspolitik zu machen, ist sicher nicht Sinn und Zweck der Sache. Das ist
Populismus, und dort, wo der Populismus ist, ist die Populismusfalle ganz
nah. Es ist nicht die Aufgabe der Politik, den Menschen nach dem Mund zu reden.
Unser Credo ist: Eine gute Politik ist, Unpopuläres, aber Notwendiges populär
zu machen. Das heißt auch: keine Unsicherheit schüren, notwendige
Maßnahmen auch erklären. Und in diesem Fall – beim
Bargeld – ist die
ganze Sache sehr, sehr klar. Wir können beide Interessen vereinen: das
Interesse nach Bargeldzahlung einerseits und den Kampf gegen die
Geldwäsche andererseits.
Nochmals: Die Aufgabe der Politik ist es nicht, ein
bestimmtes Interesse zu vertreten. Wir sind keine Ansammlung von Lobbyisten,
wir sind gewählt, um hier die Debatte zu suchen und einen
Interessenausgleich zu finden. Dazu gehört
ein ehrlicher Umgang. Frisierte Umfragen gehören übrigens nicht
dazu. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie der
Abgeordneten Krainer und Matznetter.)
15.32
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Krisper. – Bitte sehr.
Abgeordnete
Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Herr
Präsident! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte
zuerst zur grundsätzlichen Fragestellung kommen, nämlich ob unter
dieser Bundesregierung Anfragebeantwortungen ihren
Namen eigentlich verdienen. Ich glaube, sehr oft leider nicht.
Wir als Oppositionsparteien erhalten zu oft –
gerade aus dem Innenministerium, aber auch von anderen Ministerinnen und
Ministern – nicht die Antworten,
die uns nach dem Interpellationsrecht zustehen. Leider haben wir in
Österreich kein Rechtsmittel dagegen, wie zum Beispiel die deutschen
Kolleginnen
und Kollegen. Es wäre an der Zeit, auch uns Abgeordneten in
Österreich Rechtsschutz zu geben und einen Rechtsweg zu
eröffnen, zum Beispiel an den Verfassungsgerichtshof. Da mahnen wir
Reformen ein!
Zum Inhalt: In diesem Fall, den
wir heute besprechen, sollten wir anscheinend nur erfahren, was für die
ÖVP opportun ist. Wir kennen aber schon auch
andere Fälle, bei denen wir gar nicht hätten erfahren sollen, was die
ÖVP so abgefragt hat, nämlich Dinge mit dem Ergebnis, dass laut
Befragten Sebastian
Kurz ein Delfin und Hans Peter Doskozil ein Wildschwein ist. Das Schlimme ist
aber nicht, dass die ÖVP solche Umfragen macht, sondern dass sie
dafür
den Staat missbraucht: dass sie nämlich, obwohl wir in einem Land leben,
das über eine der höchsten
Parteienförderungen verfügt – das heißt, die
ÖVP
hätte wahrlich genug Geld –, das Ministerium dafür
heranzieht, um
über vermeintliche Studien diese Umfragen durch die Steuern und die Steuerzahler,
durch Sie, bezahlen zu lassen. Noch skrupelloser ist, dass diese
Studien nicht nur sehr oft nur Meinungsumfragen sind, sondern sogar frisierte
oder – wie im heutigen Fall – welche, bei denen da und
dort etwas abgeschnipselt wurde. Daran lässt man noch dazu ab und zu
eine Parteifreundin mitverdienen, Stichwort Karmasin.
Gott sei Dank kommt es in
diesem Land langsam – und hoffentlich immer öfter, wenn so
etwas ansteht – zu strafrechtlichen Konsequenzen. Wo bleiben
aber die politischen Konsequenzen?
Man hat in diesem Fall den
Leiter der Öffentlichkeitsabteilung im Finanzministerium entlassen,
ansonsten macht man aber weiter wie bisher. Die eigentliche Konsequenz aus den
Ermittlungen unserer Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und den Erkenntnissen
aus einer internen Revision des Finanzministeriums hätte aber
vollkommene Transparenz sein
müssen. Das ist das beste Mittel gegen Korruption.
Und ja, Frau Kollegin Tomaselli, es gab da eine
Verbesserung, auch aufgrund des Drucks von uns NEOS und von der SPÖ. Seit
Jänner dieses Jahres gilt für Ministerien die Pflicht zur
Veröffentlichung von Umfragen, Studien – wenn es nicht wieder
einmal dasselbe ist – und Gutachten. Das kann aber nur der
erste Schritt in die richtige Richtung sein. Das reicht nicht. Es braucht
klagbare
Ansprüche auf Informationen, weil staatliche Stellen der
Veröffentlichungspflicht noch immer nicht nachkommen, und wir da, wie
Sie von mir auch gehört haben, sehr oft in den Anfragebeantwortungen die
Antworten,
gerade wenn es heikel wird, nicht bekommen. Daher fordern wir als NEOS weiterhin
ein Informationsfreiheitsgesetz. ÖVP und Grüne: Wo bleibt das
versprochene Informationsfreiheitsgesetz? (Beifall bei den NEOS
sowie des Abg. Krainer.)
15.35
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des
Abgeordneten Matznetter, Kolleginnen und Kollegen, die Anfragebeantwortung
nicht zur Kenntnis
zu nehmen.
Wer für diesen Antrag des Abgeordneten Matznetter ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit und daher abgelehnt.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich nehme die Verhandlungen über Punkt 2 der Tagesordnung wieder auf.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindner. (Ruf bei der FPÖ: Linder!) – Linder! – Bitte.
Abgeordneter
Maximilian Linder (FPÖ) (fortsetzend):
Herr Präsident! Jetzt werde ich es umdrehen: Ich bedanke mich herzlichst,
dass Sie es endlich schaffen,
mich mit dem richtigen Namen anzureden. Herzlichen Dank dafür! Ich
bin insgesamt acht Jahre hier im Haus. Bisher haben es alle Präsidenten geschafft,
mich Linder zu nennen, aber bei Ihnen hat es ein bisschen
länger gedauert. Danke. (Uh-Rufe bei der FPÖ. –
Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Wir sind beim Energieeffizienz-Reformgesetz. Meine Rede wurde vorhin
unterbrochen, daher vielleicht noch einmal zur Information für die
Zuhörer: Die Regierung will im Zuge dieses Energieeffizienz-Reformgesetzes
eine Koordinierungsstelle einrichten, die zur Bekämpfung der Energiearmut
dient. Man muss sich die Aufgaben dieser Koordinationsstelle anschauen, damit
man weiß, wie die Regierung die Energiearmut bekämpfen will,
und sich das ein bisschen auf der Zunge zergehen
lassen: Als Erstes will sie natürlich eine Geschäftsstelle
einrichten, die bis 2030 jährlich mit 1 Million Euro dotiert
wird. – Na ja, bei 190 Millionen Euro
muss ja wohl 1 Million Euro übrig sein, damit man ein paar
Parteigängern wieder einen Job verschaffen kann. Das ist sicher einmal
korrekt im Denken der Regierungsparteien. Ich würde es anders sehen.
Die Aufgabe dieser
Koordinierungsstelle ist das Abgeben von Empfehlungen und das Bereitstellen von
Informationen für Haushalte. – Wir kennen diese Informationen
schon: Man muss den Leuten sagen, dass sie beim Kochen einen Deckel auf den
Kochtopf geben, und dafür kriegt diese Kommission
1 Million Euro.
Weiters ist natürlich ganz
wichtig: „die Beauftragung und Veröffentlichung einschlägiger
Studien oder Gutachten“ und „die Erstellung periodischer
Berichte“. Weiters muss eine Kommission mit 15 bis
20 Kommissionsteilnehmergruppen, die in dieser Kommission mitarbeiten,
eingerichtet werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von den
Regierungsparteien, mit dieser Koordinierungsstelle wird eines produziert:
Verwaltung, Verwaltung, Verwaltung und noch einmal Verwaltung! Das
Geld fließt in die Strukturen und kommt nicht zu den Menschen, die es
brauchen, die oft wirklich nicht mehr wissen,
wie sie die Energie bezahlen können. In dieser Zeit macht ihr Verwaltung,
und bis da vielleicht einmal etwas für die Leute herauskommt, haben die
Menschen draußen ein kaltes Essen und zum Teil kalte Wohnungen. Das verstehen
wir nicht darunter, den Menschen zu helfen, deshalb werden
wir diesem Energieeffizienz-Reformgesetz nicht zustimmen. (Beifall bei der
FPÖ.)
15.39
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Höfinger. – Bitte.
Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe schon vorhin die Debatte sehr intensiv verfolgt, auch die Reden mancher Oppositionssprecher, die eigentlich bei vielen Themen inhaltlich mit dabei waren, nur nicht beim Energieeffizienz-Reformgesetz.
Was sagt denn das
Energieeffizienz-Reformgesetz aktuell aus? Worum geht es? Was müssen wir
tun? Was ist die Ausgangssituation? – Die Ausgangssituation ist,
dass wir, wenn wir Energie für Österreich besorgen, den
Großteil vom Ausland bekommen. Es sind zweistellige
Milliardenbeträge, die wir jedes
Jahr ins Ausland schicken: in den Nahen Osten, nach Russland und so weiter. Wir
können die Energieversorgung umbauen. Das ist ein Aspekt dieser Situation.
Der zweite Aspekt ist: Die
wertvollste Energie ist jene, die wir nicht brauchen. Jene Energie aber, die
wir brauchen, müssen wir effizient einsetzen. Das
heißt, es geht darum, die Energie, die wir brauchen – egal ob
es für Wärme ist, egal ob es für den Antrieb von Maschinen,
Geräten und so weiter ist –, möglichst effizient
einzusetzen. Die Energie, die zum Einsatz kommt, muss möglichst
produktiv genutzt werden, mit möglichst wenig Verlusten. Wer
kann denn da dagegen sein, wenn wir ein Energieeffizienz-Reformgesetz genau in
diese Richtung machen, liebe Freunde?! Daher verstehe ich eure Aussagen nicht.
Wir werden die Menschen mit diesem Energieeffizienz-Reformge-
setz genau dahin begleiten, dass sie die Energie, die sie brauchen, effizient und produktiv einsetzen können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir betreuen die Menschen, wir beraten sie, wir begleiten
sie. Egal ob es im privaten Sektor oder auch in der Wirtschaft ist: Sie stehen
vor großen Herausforderungen, und daher wird das auch nicht
überzogen sein, denn wir wollen auch in Zukunft produzierende Wirtschaft
in unserem Land
wissen. Daher vielen Dank für die Vorarbeit, vielen Dank für die
guten Gespräche. Ich denke, jetzt haben wir ein geeignetes Paket, das
wir
gemeinsam umsetzen können. – Vielen Dank. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
15.41
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Köchl. – Bitte.
Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident!
Geschätzte Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen
Haus! Heute um
14 Uhr war in der APA zu lesen: „Österreich planlos bei
Abkoppelung von Russland-Gas“ – Österreich bezieht
weit mehr als der EU-Durchschnitt.
Frau Minister, Sie sind in den
letzten Monaten und Jahren auf der halben Welt klimaneutral herumgeflogen und
haben uns versprochen (Abg. Reimon: Ihr
habt 30 Jahre das Gas ausgebaut!), dass wir Russland-Gas nicht mehr in
diesem Ausmaß beziehen werden. Genau das Gegenteil ist der Fall. Sie
haben das
nicht zusammengebracht, und das ist ein weiteres Versagen dieser Bundesregierung.
(Beifall bei der SPÖ.)
Das gleiche Versagen ist auch
beim Energieeffizienz-Reformgesetz festzustellen. Mein Kollege Schroll hat am
10. März 2021 einen Antrag eingebracht, das Gesetz zu
behandeln – er wurde vertagt. Am 28. September 2021 hat
er den gleichen Antrag noch einmal eingebracht – er wurde vertagt. Und am 7. Juni wurde er wieder eingebracht – er wurde wieder vertagt.
Daher jetzt an die Adresse von
den Grünen: Lieber Lukas Hammer (Abg. Lukas Hammer: Tu nicht
herumreden!), wenn euch das so wichtig ist, wenn es
euch gleich wichtig wäre wie uns Sozialdemokraten, wenn euch die Menschen
in diesem Land wichtig wären - - (Heiterkeit bei der
ÖVP.) – Ja, da könnt ihr
schon lachen, aber das ist wirklich so! Wir setzen diese Maßnahme, einem
Zweidrittelgesetz nicht zuzustimmen, deshalb, weil ihr es verabsäumt,
einen Beschluss zu fassen, dass es den Menschen in diesem Land nach diesen Teuerungen
besser geht. (Beifall bei der SPÖ.)
Um das geht es uns. Und wir
haben keine andere Möglichkeit, wenn wir 33 Anträge einbringen
und ihr so tut, als ob euch das gar nicht interessieren würde. Es
interessiert euch halt nicht, und dann geht ihr her und sagt,
die Opposition ist schuld, dass es dieses Energieeffizienz-Reformgesetz mit
Zweidrittelmehrheit nicht gibt. (Abg. Lukas Hammer: Das ist
Arbeitsverweigerung!) Ihr seid mit Abstand die schwächste
Regierung der Zweiten Republik! Das muss ich euch sagen. (Beifall bei der
SPÖ.)
So etwas habe ich
überhaupt noch nie erlebt, zu sagen, die Opposition ist
schuld! – Ihr seid unfähig, mit uns darüber zu reden. Ihr
werdet aber darauf eingehen müssen, und wenn es notwendig ist, werden
wir das Gesetz so
lange verhindern, bis ihr da so weit seid. Macht etwas mit uns! Setzt euch
gegen diese ÖVP durch! (Beifall bei der SPÖ.)
Bei der ÖVP ist es ja wohl klar, die will – und da sind wir jetzt bei den Sachen, die diese Bundesregierung Monat für Monat verabsäumt –, dass Energiekonzerne bestens verdienen. Milliarden verdienen die, und ihr unternehmt nichts dagegen. Wir haben Anträge dazu eingebracht.
Wir wollen haben, dass die Leute im Supermarkt etwas bekommen, das sie sich um ihr Geld leisten können. Das interessiert euch nicht; die Supermarktkonzerne werden immer reicher. Die Grünen machen alles mit, was die ÖVP will. So
schaut das aus! (Ruf bei der ÖVP: In welcher Welt lebst du denn?) Bei
den
Mieten wollten wir was machen. – Nein, die Besitzer von
Zinshäusern werden jetzt verdienen! Für die seid ihr da. Das Ergebnis
davon ist auch
diese hohe Inflation. Ihr vergesst ja ganz, dass das deswegen zustande kommt.
Wir wollen, dass die Inflation
runtergeht! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Höfinger: Wer
ist wir?) Wenn Sie, Frau Minister, einen Appell an uns richten, dann sage
ich Ihnen Folgendes: Uns ist die Energiefrage sehr, sehr wichtig, uns sind
aber auch die Menschen in diesem Land wichtig, und wir haben keine andere
Möglichkeit, als herzugehen und Ihnen zu sagen: Machen Sie etwas
gegen die Teuerung, dann können wir auch über die Energie reden! Es
hilft uns das alles nichts, wenn die Menschen sich dann trotzdem nichts leisten
können. Das, glaube ich, ist eines der wesentlichen Dinge. (Beifall bei
der SPÖ.)
Die ÖVP ist ganz stumm geworden. Die ÖVP ist
schon ganz stumm geworden (Abg. Höfinger: Wir sind entsetzt!),
denn für Sie zählen nur mehr Ihre Konzerne. Ihnen ist es
anscheinend wirklich egal, wie es den Menschen draußen geht. Euch ist das
wirklich egal. Ihr meint, mit 60 Euro könnt ihr irgendwie Kinderarmut
bekämpfen. Ich ersuche euch wirklich eindringlich: Macht endlich etwas
für die Leute! Wir brauchen das dringend. Bitte werdet
munter! (Beifall bei der SPÖ.)
15.46
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen. (Abg. Loacker hebt die Hand.)
Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort?
Zur Geschäftsbehandlung: Abgeordneter Loacker. – Bitte.
*****
15.46
Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Aufgrund der Bedeutung der Abstimmung bitte ich gemäß § 66 Abs. 3 GOG um Bekanntgabe der Zahl der Für- und Widerstimmen bei der Abstimmung.
15.46
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Das Verlangen ist ordnungsgemäß eingebracht, ich werde daher so vorgehen.
Wir gelangen nun zur Abstimmung über den
Gesetzentwurf samt Titel
und Eingang in 2036 der Beilagen.
Da der vorliegende Gesetzentwurf Verfassungsbestimmungen enthält, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest. Diese ist gegeben.
Ich darf nun die Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf zustimmen, um ein bejahendes Zeichen bitten.
Ich darf die Schriftführer, und zwar die Abgeordneten
Schallmeiner
und Steinacker, ersuchen herauszukommen, um die verlangte Auszählung der
Stimmen vorzunehmen.
(Die
Schriftführer:innen Schallmeiner und Steinacker nehmen die
Stimmenzählung vor. – Abg. Köllner betritt den
Saal. – Abg. Schallmeiner: Geht sich nicht
mehr aus! Nein! – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen. –
Unruhe im Saal. – Die Schriftführer:innen Schallmeiner
und Steinacker setzen die Stimmenzählung fort. –
Abg. Muchitsch betritt den Saal. – Rufe bei der ÖVP: Zu
spät! – Abg. Wöginger: Es ist gezählt! Wenn
gezählt ist, ist gezählt! – He-Rufe bei ÖVP,
Grünen und NEOS. – Die Schriftführer:innen Schallmeiner
und Steinacker setzen die
Stimmenzählung fort. – Abg. Laimer betritt den Saal. – Ruf bei der ÖVP: Der Nächste! – He-Rufe bei der ÖVP. – Unruhe im Saal. – Abg. Amesbauer: Noch einmal zählen!)
Es sind abgegeben worden: Die
Fürstimmen waren insgesamt 106 Stimmen (Abg. Amesbauer: Komma
fünf!), und abgegebene Stimmen, da sind jetzt drei dazugekommen - -
(Widerspruch bei ÖVP, Grünen und NEOS. – Abg. Wöginger:
Die zählen nicht! – Abg. Heinisch-Hosek: O ja!) –
Die Geschäftsordnung sieht
das nicht vor. Solange der Auszählungsvorgang stattfindet, können die
Leute zur Abstimmung hereinkommen. (Beifall bei SPÖ und
FPÖ.) Es wäre auch - -
Zur Geschäftsbehandlung hat sich Abgeordneter Wöginger zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Laimer: Jetzt pass gut auf, was du sagst!)
*****
Abgeordneter
August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Es ist völlig
klar, dass die Abgeordneten ständig den Saal betreten
können, das ist völlig logisch, auch während des
Abstimmungsvorganges. Wenn aber die Schriftführer den Sektor bereits
abgezählt haben, dann ist abgezählt, und dann kann man
nicht wieder von vorne anfangen. (Beifall bei ÖVP,
Grünen und NEOS. – Abg. Haubner: Das ist ja wie bei
der SPÖ! Das ist wie bei
der SPÖ-Befragung!)
15.54
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung hat sich Abgeordneter Leichtfried zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Das war jetzt eine absolut unnotwendige Wortmeldung von Kollegen Wöginger. (Ruf bei der ÖVP: Ja, ja ja!) Ich erinnere daran, wie oft ÖVP-
Abgeordnete wie
aufgescheucht hereingehetzt sind, wenn es um solche Abstimmungen gegangen
ist (Zwischenrufe bei der ÖVP), und sie sind immer mitgezählt
worden (Beifall bei der SPÖ) – bis zum Schluss
mitgezählt worden. Jetzt das Ganze, weil es einmal gegen die ÖVP
geht, umdrehen zu wollen
ist ein Skandal, das sage ich Ihnen. (Beifall bei der SPÖ
und bei Abgeordneten der FPÖ. – Neuerliche Zwischenrufe bei der
ÖVP. – Abg. Michael Hammer: ... der
Parteivorstand!)
15.55
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Zur
Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Abgeordneter Loacker. –
Bitte. (Unruhe im Saal. – Der Präsident gibt
das Glockenzeichen.)
Abgeordneter
Mag. Gerald Loacker (NEOS) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Ich bin
unverdächtig, entweder der einen oder anderen Seite
etwas zuspielen zu wollen, aber wenn der Sektor gezählt ist:
Natürlich können Leute raus- und reingehen, aber dann können wir
den Zählvorgang gar
nie beenden, wenn man auch nach dem Zählen noch raus- und reingehen kann. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen. – Abg. Deimek:
Welcher Sektor? – Abg. Wöginger: Das hört ja nie
auf! Das ist ein Kasperltheater da herinnen! – Ruf bei der
SPÖ: Eine komische Wahl!)
15.55
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Kollege Amesbauer. – Bitte.
Abgeordneter
Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Werter Herr Präsident! Es ist
interessant, mit welchem Trick die ÖVP
hier versucht, das demokratische Stimmergebnis von Abgeordneten zu sabotieren.
(Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.) Wir erinnern uns an die
Zeit in
der Hofburg, als die ÖVP immer ihre Leute herbeigekarrt hat, da waren wir
auch im Abstimmungsvorgang. Der Abstimmungsvorgang ist dann beendet, wenn
das Ergebnis verkündet wird. (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)
Wenn Klubobmann Wöginger etwas anderes behauptet, dann soll er uns
den dementsprechenden Passus der Geschäftsordnung vorlegen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der
SPÖ. – Abg. Wöginger: Das geht so nicht!)
15.56
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Klubobmann Wöginger hat sich zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordneter
August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Also bei allem Respekt: Natürlich
können die Abgeordneten während des Abstimmungsvorganges immer
den Saal betreten, immer ihre Plätze einnehmen (Zwischenruf des Abg. Amesbauer),
aber wenn wir uns nicht einmal darauf verständigen können, dass, wenn
ein Sektor von der Schriftführerin, vom Schriftführer abgezählt
ist, abgezählt ist und das Ganze nicht von vorne beginnen kann,
wenn da Abgeordnete dazukommen, dann ist es aus mit dem Parlamentarismus. Wenn
abgezählt ist, ist abgezählt, und dann ist es fertig. (Ruf bei der
SPÖ:
Wer hat das gesagt? – Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)
Die Sozialdemokratie sollte das endlich zur Kenntnis nehmen. (Beifall
bei ÖVP, Grünen und
NEOS. – Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Abg.
Michael Hammer: Da stimmen sie eh nicht mit und dann sabotieren sie es
auch noch! – Abg. Wöginger: So wählts
ihr auch eure Parteiobleute! – Zwischenruf des Abg. Schroll. –
Abg. Stocker: Das ist ja keine Mitgliederbefragung!)
15.57
*****
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka: Da es nicht
möglich ist, ein klares Bild zu bekommen, ordne ich eine namentliche
Abstimmung an. (Beifall bei SPÖ
und FPÖ. – Unruhe im Saal. – Der Präsident gibt
das Glockenzeichen.)
Abgeordneter Leichtfried hat sich zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet. – Bitte.
*****
Abgeordneter
Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Ich habe mich noch
vor der Anordnung zu Wort gemeldet, deshalb möchte ich diesen Redebeitrag
noch zu einem Ende bringen. Herr Klubobmann Wöginger und Herr Loacker
haben den Begriff Sektoren verwendet. Das
gibt es vielleicht im Eishockey, aber wir sind hier im Parlament, und da wird
insgesamt abgezählt. – Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Pfurtscheller:
Mei, bitte! – Abg. Haubner: Das ist schon richtig
peinlich! – Ruf bei der ÖVP: Doskozil muss her! –
Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
15.59
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf Schriftführer Zanger bitten, herauszukommen.
Ich unterbreche die Sitzung, bis die Urnen da sind.
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Ich darf Sie ersuchen: Die Stimmzettel, die zu benützen
sind, befinden sich in Ihren Laden. Sie kennen den Vorgang, dass „Ja“-
oder „Nein“-Stimmzettel
zu verwenden sind.
Die Abgeordneten werden namentlich aufgerufen. Ich darf Herrn Abgeordneten Zanger bitten, zu beginnen, und Herrn Abgeordneten Gahr, dann fortzusetzen. – Bitte, Herr Abgeordneter.
*****
(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Zanger und Gahr werfen die Abgeordneten den Stimmzettel in die Wahlurne.)
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Abstimmungsvorgang ist jetzt beendet.
Ich unterbreche die Sitzung bis zur Bekanntgabe des Auszählungsergebnisses.
(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 16.07 Uhr unterbrochen und um 16.13 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und darf das Abstimmungsergebnis bekannt geben.
Abgegeben wurden 166 Stimmen; davon 107 „Ja“-Stimmen und 59 „Nein“-Stimmen.
Somit ist der
gegenständliche Gesetzentwurf in zweiter Lesung nicht mit
der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen. (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Es liegt kein Gesetzesbeschluss des Nationalrates im Sinne des
§ 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung vor. Somit
entfällt auch die dritte Lesung.
(Abg. Schallmeiner: Gratulation, SPÖ! – Zwischenruf
des Abg. Stögmüller.)
Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen.
Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:
Baumgartner, Berlakovich Nikolaus, Bernhard, Blimlinger, Brandstätter Helmut, Brandstötter Henrike, Brandweiner, Bürstmayr;
Deckenbacher, Diesner-Wais, Disoski, Doppelbauer;
Egger Kurt, El-Nagashi, Engelberg, Ernst-Dziedzic, Eßl;
Fiedler, Fischer, Fürlinger;
Gahr, Gerstl, Gödl, Graf Tanja, Grebien, Großbauer, Grünberg;
Hamann Sibylle, Hammer Lukas, Hammer Michael, Hanger Andreas, Haubner, Hechenberger, Himmelbauer, Hintner, Höfinger Johann, Hofinger Manfred, Holzner, Hörl, Hoyos-Trauttmansdorff;
Jachs, Jeitler-Cincelli;
Kirchbaumer, Kopf, Koza, Krisper, Kugler Gudrun, Kühberger, Künsberg Sarre;
Lindinger, Litschauer, Loacker;
Marchetti, Margreiter, Maurer, Meinl-Reisinger, Melchior, Minnich;
Neßler, Neumann-Hartberger, Niss Maria Theresia;
Obernosterer, Ofenauer Friedrich, Ottenschläger;
Pfurtscheller, Pöttinger, Prammer, Prinz;
Rausch Bettina, Reimon, Reiter, Ribo, Rössler;
Salzmann, Saxinger, Schallmeiner, Scharzenberger, Scheucher-Pichler,
Schmidhofer, Schmuckenschlager, Schnabel, Schwarz, Seidl, Shetty, Sieber
Norbert, Singer
Johann, Smodics-Neumann, Smolle, Sobotka, Stammler, Stark, Steinacker, Stocker,
Stögmüller;
Tanda, Taschner, Tomaselli, Totter;
Voglauer;
Weber, Weidinger, Weratschnig, Werner, Wöginger;
Zarits Christoph, Zopf, Zorba.
Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:
Amesbauer;
Becher, Brückl, Bures;
Deimek, Drobits;
Ecker Rosa, Einwallner, Erasim;
Feichtinger, Fürst;
Graf Martin, Greiner Karin;
Hafenecker, Hauser, Heinisch-Hosek, Herbert Werner, Hofer, Holzleitner;
Kaniak, Kassegger, Keck, Köchl, Köllner, Kollross, Krainer Kai Jan, Kucharowits, Kucher Philip, Kuntzl;
Laimer, Lausch, Leichtfried, Linder Maximilian, Lindner Mario;
Matznetter, Muchitsch;
Nussbaum;
Oberrauner, Oxonitsch;
Ragger, Rauch Walter, Reifenberger, Ries Christian;
Schatz, Schmiedlechner, Schroll, Seemayer, Silvan, Spalt, Steger Petra, Stöger Alois, Strache;
Tanzler, Troch;
Wimmer Petra, Wimmer Rainer, Wurm;
Yildirim;
Zanger Wolfgang.
*****
(Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, FPÖ und Grünen.)
Präsident
Mag. Wolfgang Sobotka (das
Glockenzeichen gebend): Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag
der Abgeordneten
Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich
Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Zwischenruf der Abg. Voglauer.)
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Endlich Erneuerbaren Beschleunigungsgesetz vorlegen“.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist auch die Minderheit, abgelehnt.
Antrag der Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird (3374/A)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 3. Punkt der Tagesordnung.
Hinsichtlich dieses Antrages wurde dem Umweltausschuss eine Frist zur Berichterstattung bis zum 23. Mai 2023 gesetzt.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kollross. – Bitte.
16.15
Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte
Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier im
Haus und zu Hause! Wir erleben seit mittlerweile mehr als einem Jahr eine
für viele Menschen nicht mehr vertretbare Situation, was die Lebensmittelpreise betrifft –
viele Menschen stöhnen wirklich unter den enormen Kosten im
Lebensmittelbereich –, und gleichzeitig finden wir eine Regierung
und Regierungsparteien vor, die nicht bereit sind, wirkliche
Maßnahmen zu setzen,
damit die Preise im Lebensmittelbereich endlich wieder sinken, sodass das Leben
für viele wieder ein Stück leistbarer wird.
Kürzlich, und da hatte man
geglaubt: Okay, jetzt hat es auch die Regierung erkannt!, hat es dann so
etwas wie einen Lebensmittelgipfel gegeben, der
mit viel Tamtam inszeniert worden ist. Und wenn wir jetzt ehrlich
sind – das wisst ihr auch –, müssen wir sagen, er
hat keine Lösung gebracht. Es gibt
keine Verbesserung in diesem Bereich, die Lebensmittel werden um keinen Cent
billiger.
Jetzt kommt aber die
Regierung – Entschuldigung, auf diese Idee muss man erst einmal
kommen! – und meint, die Teuerung mit dem Abfallwirtschaftsgesetz bekämpfen
zu können, glaubt ernsthaft, dass mit diesem Gesetz auch nur ein einziges
Lebensmittel billiger wird. (Abg. Wurm: Nein! –
Zwischenruf
des Abg. Litschauer.) Das muss man sich einmal auf der Zunge
zergehen lassen.
Was heißt „Nein!“? Irgendjemand schreit da
„Nein!“ heraus. (Abg. Wurm: Ich sage Nein!) Ihr
werdet doch zumindest euren eigenen Ministerratsvortrag kennen (Abg.
Wurm: Ist ja nicht mein Antrag, darum sage ich ja Nein! Ist ja
Schwachsinn!), das Maßnahmenpaket gegen die Teuerung, und ein Punkt
ist genau dieses Gesetz, bei dem ich mich frage: Wodurch soll da auch nur
ein Lebensmittel um einen Cent billiger werden? (Abg. Wurm: Ganz
genau! Gut erkannt!)
Was hier jetzt gerade passiert,
ist nichts anderes als eine Umetikettierung der Lebensmittelverschwendung zu
einem Antiteuerungspaket. Und nur,
damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich ist es wichtig und
natürlich ist es richtig, gegen Lebensmittelverschwendung Maßnahmen
zu setzen. Wir
haben circa 800 000 bis 1 Million Tonnen Lebensmittelverschwendung im
Jahr. Ja, natürlich ist es richtig, Maßnahmen dagegen zu setzen,
aber selbst das Gesetz, das ihr jetzt hier vorlegt, ist gerade einmal ein
Stückwerk. Es ist halbherzig und es kommt irgendwann zum Tragen.
In dem Gesetzestext steht
drinnen, die Unternehmen sollen da erstmals im vierten Quartal einmelden, ob
und wie sie die Lebensmittel, die ihnen verbleiben, hergeben, was sie mit
diesen Lebensmitteln machen. Und im Frühjahr des kommenden Jahres wird das
dann erstmals angeschaut. Na, das wird den Österreicherinnen und
Österreichern, das wird den Menschen, die in diesem
Land leben, momentan beim täglichen Einkauf helfen! Na, gratuliere, das
ist ein Bombenantiteuerungspaket, das ihr da auf den Weg gebracht habt!
Aber selbst diese
Maßnahme gegen Lebensmittelverschwendung, die ihr heute hier mit dieser
Gesetzesvorlage auf den Tisch gelegt habt, ist wie schon
gesagt halbherzig. Wenn man wirklich gegen die Lebensmittelverschwendung etwas
machen möchte, dann müsste man sagen, die Lebensmittelkonzerne und all
jene, die Lebensmittel verkaufen, müssen endlich damit aufhören,
Lebensmittel zu vernichten. Wir bräuchten eine neue gesetzliche Grundlage für Lebensmittel,
die optisch nicht in den Handel passen, dass diese nicht einfach auf dem Acker
bleiben und dort zerstört werden, sondern ebenfalls verkauft
werden. Und wir bräuchten endlich auch ein Modell für die verpflichtende
Abgabe von Lebensmitteln, die eben in Supermärkten oder
wo auch immer übrig bleiben. (Beifall
bei der SPÖ.)
Das macht ihr aber natürlich nicht, sondern der Inhalt
dieses Gesetzes, das ihr hier auf den Tisch legt, ist ein frommer Wunsch, weil
in Wirklichkeit gar
nichts passiert. Ihr agiert nach dem Motto: Macht ein bisschen
etwas! – Wenn
ihr wollt, dass das passiert, dann muss man in diesem
Bereich auch
eine gesetzliche Grundlage dafür schaffen.
Deshalb bringe ich abschließend folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, zur Vermeidung der Lebensmittelverschwendung und zur Linderung der Teuerung bei den Lebensmitteln dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der“
- ein Antidiskriminierungsgesetz bei Obst und Gemüse samt Abnahmepflicht des Handels vorsieht,
„- nach französischem Vorbild ein Konzept für die verpflichtende Abgabe von nicht mehr benötigten oder verkaufbaren Lebensmitteln an soziale Einrichtungen durch den Handel,
- sowie ein sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs beinhaltet.“
*****
Macht bitte endlich ein sinnvolles und wirksames Gesetz
gegen die Lebensmittelpreisexplosion und von mir aus auch – und
dafür wäre ich ja – gegen die Lebensmittelverschwendung.
Dieses Gesetz ist Stückwerk,
dieses Gesetz macht kein einziges Produkt billiger, dieses Gesetz ist
wirkungslos.
Es ist ein frommer und zahnloser Wunsch gegen die Teuerung, aber
auch gegen die Lebensmittelverschwendung. – Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Litschauer: Aber das
Energieeffizienzgesetz hätte Energie
billiger gemacht!)
16.21
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Andreas Kollross,
Genossinnen und Genossen
betreffend Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!
eingebracht 2023 im Zuge der Debatte zum Antrag der
Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen
und Kollegen betreffend
ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert
wird (3374/A) – TOP 3
Jahr für Jahr fallen in Österreich 800.000 bis
eine Million Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen an. Dabei handelt
es sich nicht nur um Lebensmittelverschwendung, sondern auch um den
Verlust großer Mengen an Ressourcen und Energie, die für die
Produktion, Verarbeitung, den Transport sowie die Entsorgung
der Lebensmittel aufgewendet wurden.
Neben Bewusstseinskampagnen, die bei der
Lebensmittelverschwendung in Haushalten ansetzen, führt an
ordnungspolitischen Maßnahmen für den Handel
kein Weg vorbei. Denn viele Lebensmittel werden bereits vernichtet, bevor sie
überhaupt von den Konsument:innen gekauft werden können.
Eine Maßnahme, mit der mehr günstiges Angebot in die Supermärkte gebracht werden könnte, wäre daher eine gesetzliche Regelung für die verpflichtende Abnahme
von Gemüse und
Obst, das nicht den übertriebenen optischen Kriterien entspricht. Viel
aussortiertes Obst und Gemüse bleibt einfach auf den Feldern zurück
oder wird anderweitig entsorgt. Hier greift ein solches Gesetz für
Gemüse
und Obst, das den Handel zur Abnahme aller Produkte in vertriebsfähiger
Form, Größe und Farbe verpflichtet. Normen hinsichtlich
Krümmung oder Optik sind nicht länger ein Ausschlussgrund Obst und
Gemüse in den Verkauf zu bringen.
Viele Lebensmittel landen aber auch im Müll, weil
sie in den Supermarktregalen zurückbleiben und das
Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten. Lebensmittel sind aber keineswegs
automatisch ungenießbar, bloß, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten
wurde. Nach französischem Vorbild sollen Supermärkte daher
verpflichtet werden, Lebensmittel an Sozialeinrichtungen abzugeben, bevor
sie im Müll landen. Mit dieser Pflicht geht natürlich der Aufbau
entsprechender Infrastruktur für Lagerung und Verteilung einher.
Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass produzierte
Lebensmittel auch wirklich in den Verkauf gelangen und nicht auf den Feldern
zurückbleiben oder am Ende des
Tages von den Handelsketten in den Müll geworfen werden. Indem wir die
Menge an vermeidbaren Lebensmittelabfällen senken, sorgen wir nicht nur
für einen geringeren Einsatz von Ressourcen und Energie und damit
für mehr Klimaschutz – wir steuern durch eine Reduktion der
Verschwendung auch den immer weiter
steigenden Lebensmittelpreisen entgegen.
Als unmittelbar wirksame Maßnahme muss endlich, wie nun auch von WIFO-Chef Gabriel Felbermayr befürwortet, ein temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs erfolgen. Bei entsprechender Überwachung und Durchsetzung kann so schnell und mit geringem Aufwand geholfen werden.
Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die
Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität,
Innovation und Technologie und der Bundesminister für
Finanzen, wird aufgefordert, zur Vermeidung der Lebensmittelverschwendung und
zur Linderung der Teuerung bei den Lebensmitteln dem Nationalrat einen
Gesetzesentwurf vorzulegen, der
• eine Abnahmepflicht des Handels für Obst und Gemüse, das nicht den übertriebenen optischen Normen entspricht,
• nach
französischem Vorbild ein Konzept für die verpflichtende Abgabe von
nicht mehr benötigten oder verkaufbaren Lebensmitteln an soziale
Einrichtungen
durch den Handel,
• sowie ein sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs beinhaltet.“
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schmuckenschlager. Bei ihm steht das Wort. – Bitte sehr.
Abgeordneter
Johannes Schmuckenschlager (ÖVP):
Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und
Herren! Ich darf zuallererst den Seniorenbund aus St. Agatha im Namen des
Kollegen Pöttinger recht herzlich begrüßen, und ich bin sehr
froh, dass Sie dieser heutigen Debatte betreffend die Lebensmittelverschwendung
beiwohnen, denn Sie kommen aus einer Generation, bei der es noch eine
Sünde war, etwas wegzuwerfen. Heute
wird in Wien mehr Brot weggeworfen, als in Graz gegessen wird.
Österreichweit landet pro Jahr 1 Million Tonnen Lebensmittel im
Müll. Das ist eine Zahl,
die uns eigentlich wirklich aufschrecken sollte.
Wenn wir über die Preise der Lebensmittel diskutieren,
dann sollten wir
auch über deren Wert diskutieren und das nicht voneinander abgekoppelt betrachten,
denn mit der Geiz-ist-geil-Mentalität und der Einstellung:
Haltet den Dieb!, bei der derzeitigen Inflation wird vielleicht da oder dort
die eine oder der andere draufkommen, dass wir vielleicht selbst auch an
dem einen oder anderen Preis Schuld sind, Verantwortung dafür tragen, was
aber vielleicht auch gar nicht schlecht ist.
Woher kommen denn nämlich die Produkte, die bei uns im
Regal stehen? – Sie kommen ursächlich einmal aus der
Landwirtschaft: Acker, Wiese, Stall.
Wir haben hier Produktionsauflagen, wir haben strikteren Tierschutz als im Rest
Europas, wir haben Einschränkungen beim Pflanzenschutz –
momentan
ganz aktiv bei der Zuckerrübe; würden wir 5 000 Hektar, die
zurückfallen, beim Zuckerpreis einkalkulieren, müsste der Preis um
10 Prozent erhöht
werden – und wir haben erhöhte Umweltstandards. Das ist uns
aber wichtig, darum wird es hier im Parlament auch oft beschlossen.
Eines muss man auch ganz ehrlich sagen: Da sind Sie dabei,
da fordern Sie mehr, mehr, mehr – dass das alles aber auch Kosten
verursacht, das sollten wir
auch nicht außer Acht lassen. Das heißt, Lebensmittelkosten sind
auch Tierschutzkosten, Artenvielfaltskosten und Biodiversitätskosten, und
mittlerweile sind Lebensmittelkosten auch Klimakosten. Erst gestern gab es ein
Unwetter mit einem Schaden in Höhe von 3 Millionen Euro in der
Landwirtschaft in Österreich, und das sind Kosten, die sich letztendlich
niederschlagen. (Abg. Wurm: Das hat es früher nicht gegeben,
oder?)
Wir leben aber auch in einer arbeitsteiligen Welt, und bei
der Thematik liegt es schon so, dass wir sagen müssen, wir hätten ja
eine relativ günstige Urproduktion. Nehmen wir folgendes Beispiel
her: Eine schlachtreife Sau
hat circa 100 Kilo; momentan liegt der Notierungspreis bei 2,30 Euro.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch beträgt 88 Kilo, also ist man mit
so einem
Schwein pro Kopf pro Jahr relativ schnell abgefertigt.
Sie können auch Rohmilch relativ günstig kaufen,
nur müssen Sie sie dann selbst zur Butter stampfen – da haben
wir aber eine Welt, wo wir Schlachthöfe, Molkereien, Verarbeitungsbetriebe
haben, in denen wir höchste Qualität erzeugen, und das Gott sei
Dank unter Arbeitsbedingungen, bei denen Kollektivverträge
entsprechend eingehalten werden. Im letzten Jahr gab es Erhöhungen
von um die 10 Prozent bei den Kollektivverträgen im Lebensmittelbereich, und
das wird sich auch niederschlagen – das muss man auch ganz ehrlich
dazusagen –, wenn wir keine prekären
Beschäftigungsverhältnisse
wollen, so wie das auch die Gewerkschaft immer wieder fordert. Das heißt,
Lebensmittelkosten sind auch Lohnkosten.
Dann muss man die Lebensmittel von A nach B bringen. Das
heißt, wir haben Logistik, Transport, Kühlketten, damit wir auch
Frische und Qualität
erhalten können – das heißt, Lebensmittelkosten sind ganz
klar
auch Energiekosten.
Wenn wir dann die Produkte im Regal haben, haben wir den
Lebensmitteleinzelhandel, der in Österreich natürlich eine
gewaltige Kraft hat, da es eine Oligopolstellung gibt. Da sind drei
Große am Werk. Betrachten wir das ein bisschen genauer! Die Rewe-Gruppe
hat rund 2 000 Standorte, Spar 1 500. In Österreich kommen
auf eine Million Einwohner 440 Supermärkte, das sind um 50 Prozent
mehr als in Deutschland. Auch diese Kosten werden sich irgendwo niederschlagen,
das heißt, letztendlich zahlen wir mit den Lebensmitteln auch die
Immobilienkosten dieser großen Unternehmen. Da stellt sich schon die
Frage: Ist das auch notwendig?, denn in Deutschland, wo es eine entsprechend geringere
Dichte an Standorten gibt, ist auch noch niemand verhungert.
Dann gibt es Regale, die Ware ist meterweise perfekt vorbereitet, immer zugriffsbereit, nie fehlt etwas. Alles ist da, jeden Tag sind sie vollgefüllt. Letztendlich stellt sich aber die Frage, wie viel davon wirklich umgesetzt wird. Da müssen wir diesen Anteil, der am Ende des Tages aus dem Prozess herausfällt, genauer unter die Lupe nehmen. Darum liegt ja jetzt dieser Antrag
vor, in
dem wir sagen: Lokale und Verkaufsgeschäfte über 400 Quadratmeter müssen
nun genau aufzeichnen, wie es mit der Lebensmittelverschwendung ausschaut,
denn das sind alles Kosten, die dazu beitragen, dass Lebensmittel bei uns teuer
sind und dass wir letztendlich eine
enorme Lebensmittelverschwendung haben. Da ist die Frage: Was ist der Preis
dafür und was sind wir bereit, dafür aufzubringen?
Wir sollten nicht permanent über den Preis
diskutieren, sondern über den Wert der Lebensmittel. Ich glaube, das ist
das Wesentliche. Wir müssen auch hinterfragen, was letztendlich die
wesentlichen Prioritäten sind, wenn wir uns die Gesamthaushaltseinkommen
ansehen, denn eines geht für mich nicht zusammen: Wir beklagen hohe
Lebensmittelpreise – und was bringt es am Ende des Tages, wenn die
Flieger voll sind, aber der Bauch leer ist? (Beifall bei
der ÖVP sowie der Abgeordneten Fischer und Rössler.)
16.26
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Rauch. – Bitte sehr.
Abgeordneter
Walter Rauch (FPÖ): Herr
Präsident! Frau Bundesminister! Ich teile ja den Ansatz, dass die
Lebensmittelkosten in Österreich nicht nur
zu hoch sind, sondern über alle Maßen hoch, auch durch die
Inflation, und der Ansatz, hier auch über das Abfallwirtschaftsgesetz
einzuwirken, ist ein unwirksamer Versuch.
Warum? – Mein
Namenskollege Bundesminister Rauch hat ja versucht, über den
Lebensmittelgipfel darauf einzuwirken, über die Konzerne, über die
Lebensmittelketten, und er ist extrem gescheitert, er ist massiv
gescheitert. Man merkt, im Endeffekt hat die Politik da keine Handhabe mehr,
aber es braucht wirklich Maßnahmen und gesetzliche Regelungen,
weil man da auch entsprechend eingreifen muss, beispielsweise – das
war immer unser Vorschlag –
durch ein Eingreifen bei der Mehrwertsteuer, das heißt, die
Mehrwertsteuer auf
Lebensmittel zu senken oder die 10 Prozent
überhaupt zu streichen.
Das wäre einmal ein konkreter Ansatz.
Kollege Schmuckenschlager hat
die Filialdichte in Österreich angesprochen. Ich habe sie anders
berechnet: Auf 100 000 Einwohner kommen in Österreich
60 Filialen, in Deutschland sind es 40. Diese Dichte kostet, das ist uns
bewusst, aber im Endeffekt hat es die Bau- und Raumordnung ja in fast allen
Gemeinden und in allen Bezirken hergegeben, dass man in den Vorgemeinden oder
Vorstädten großartig die Einkaufszentren errichtet hat –
und jetzt
zahlen wir dafür, das ist natürlich das Hauptproblem –,
und die Konzerne lassen sich das in dieser Art und Weise auch nicht mehr
nehmen.
Der Punkt war –
diese Ansicht teile ich sogar mit den Regierungsparteien –, dass die
Lebensmittelverschwendung moralisch, ethisch in dieser Art und Weise
ja nicht tragbar ist. Wir reden von 2 000 Tonnen an genießbaren
Lebensmitteln, die erzeugt wurden und einfach weggeworfen werden. Das ist
meines
Erachtens in dieser Art und Weise nicht adäquat.
Ein weiterer Punkt, den ich
auch teile, ist der Satz: Man muss nicht bis zum Ende des Tages, also bis
19 Uhr beziehungsweise bis zum Ende der Öffnungszeiten, volle
Regale haben. Das alles sind Themen, bei denen man schon entsprechend
eingreifen könnte und bei denen man sich in der Marktwirtschaft
auch effizienter verhalten muss.
Ich bin davon überzeugt, dass da wesentlich mehr
möglich wäre, wenn man mit den Konzernen konkret verhandeln
würde, was in dieser Art und Weise
so nicht passiert oder da oder dort auch die Einsicht nicht gegeben ist. Diesbezüglich
wäre mit der FPÖ nicht über das Abfallwirtschaftsgesetz, aber
auf normale Art und Weise, ein guter Partner zu haben. (Beifall bei der
FPÖ.)
16.29
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rössler. – Bitte.
16.30
Abgeordnete
Dr. Astrid Rössler (Grüne):
Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte
Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Gäste
auf der Galerie – schön, dass wieder viele Besucher im Haus
sind – und Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den
Bildschirmen! Nach einer etwas
hitzigen Debatte zum Thema Energieeffizienz kommen wir nun zu einer anderen
Materie des Umweltrechts, konkret zur Abfallwirtschaft.
Abfallwirtschaft ist etwas, was die Menschen
eigentlich täglich berührt. Wozu brauchen wir eine gute
Abfallwirtschaft? – In erster Linie um Schäden
an der Umwelt zu vermeiden, aber auch um Recycling zu verbessern. Die Wiederverwendung,
Wiederverwertung von Gütern ist die Grundlage für
eine ressourcen- und energiesparende Kreislaufwirtschaft, und das ist wieder
ein wichtiger Hebel in Richtung Klimaschutz, um natürlich
Umweltschäden zu vermeiden.
Weiters geht es dabei um das Thema
Abfallvermeidung, und da sticht natürlich – und das ist der
Gegenstand dieser relativ kleinen Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz –
das Thema Abfallvermeidung von Lebensmitteln ins
Auge: 800 000 bis 1 Million Tonnen – sagen wir
800 000 Tonnen – an Lebensmitteln landen im Abfall,
und der Großteil davon ist tatsächlich noch genusstauglich.
Die Halbierung der Lebensmittelabfälle
bis 2030 ist eines der Ziele, die wir
uns im Regierungsprogramm gesetzt haben, aber auch eines der Nachhaltigkeitsziele
der Vereinten Nationen, der SDGs – Sustainable Development
Goals –, und dieses Ziel zu erreichen ist gar nicht so einfach.
Deshalb
gibt es bereits den Aktionsplan zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
mit mehreren Teilen.
Das eine ist, dass
die Koordinierung mehrerer Fachbereiche, Ministerien bereits geregelt ist.
Diese Koordinierungsstelle ist wichtig, um die Maßnahmen
zwischen Landwirtschaft und Wirtschaft abzustimmen, aber auch den Bereich
Bildung einzubinden, wenn es etwa um die Frage geht: Wie kann ich
jungen Menschen, Familien jedes Alters vermitteln, dass
Lebensmittelabfälle im Haushalt tatsächlich reduziert werden
können, zum Beispiel durch
bessere Kenntnisse über das Kochen, über Verwertung von Resten und so
weiter?
Es braucht also
die Kooperation auf Ebene der Ministerien, es ist aber auch notwendig, den
Handel zu motivieren, denn der Handel ist – neben
den Haushalten – schon auch ein wichtiger Bereich bei der Vermeidung
von Abfällen, etwa durch Weitergabe von Lebensmitteln an Tafeln und Sozialmärkte. Hier
gibt es eine Kooperation, und das ist tatsächlich etwas, an dem auch
weitergearbeitet wird, und das ist der Gegenstand der Novelle.
Wir brauchen
bessere Datengrundlagen, um das Potenzial an Lebensmitteln, die noch
weitergegeben werden können, zu kennen – und darum geht es in
dieser Bestimmung, über die wir heute reden: Transparenz zur Vermeidung
der Lebensmittelverschwendung, um also genusstaugliche Lebensmittel
weiter verwenden zu können. Das ist sozusagen der Inhalt des heutigen
Antrages.
In diesem Antrag gibt es ein kleines Hoppala, ein redaktionelles Versehen – ein Buchstabe zu viel wurde eingefügt. Daher bringe ich zur Berichtigung dieses redaktionellen Versehens folgenden Abänderungsantrag ein:
Abänderungsantrag
der Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen
Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:
In Ziffer 5 wird die Bezeichnung „Kundmachtung“ durch die Bezeichnung „Kundmachung“ ersetzt.
*****
Ein t ist also zu viel. – Diesen Antrag möchte ich hiermit einbringen.
Ich habe noch ein paar Sekunden Zeit.
Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist ein wichtiger, großer Hebel für den Klimaschutz, und – für alle Zuseherinnen und Zuseher – wir präsentieren im Parlament seit einem Jahr an jedem Plenartag eines der 17 SDGs.
Heute ist
Klimaschutz dran, und natürlich war auch da der Bezug zwischen
Lebensmittelabfällen, Ernährung, Landwirtschaft und Klimaschutz zu
sehen. Es ist etwas, was mich sehr freut, dass wir mit Uninetz und den Partnern
die Wissenschaft ins Parlament hereinholen. Im Foyer, das zwar nicht
öffentlich zugänglich ist, bietet sich für uns Abgeordnete die
Möglichkeit, dass wir
uns wirklich intensiv mit diesen SDGs auseinandersetzen, und ich möchte
mich an dieser Stelle wirklich ganz herzlich bedanken: einerseits bei den Partner:innen Uninetz,
den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die uns da begleiten, und
andererseits auch für die großartige Unterstützung durch
die Parlamentsdirektion, die uns in der Ausstattung, aber auch in der
Abwicklung sehr gut unterstützt. Es freut mich, dass wir jetzt schon ein
Jahr lang
diese gute Aktion zur Vermittlung interdisziplinärer politischer Debatte
fortführen.
Abschließend – letzter
Satz –: In den 4 Minuten meiner Redezeit sind wieder
6 000 Kilo Lebensmittel im Abfall gelandet. Das müssen wir
ändern.
(Beifall bei Grünen und ÖVP.)
16.34
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Abänderungsantrag
der Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler,
Kolleginnen und Kollegen
zum Antrag 3374/A der Abgeordneten Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 geändert wird
Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:
Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:
In Ziffer 5 wird die Bezeichnung „Kundmachtung“ durch die Bezeichnung „Kundmachung“ ersetzt.
Begründung
Es handelt sich um die Beseitigung eines redaktionellen Versehens.
*****
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte.
Abgeordneter
Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzte
Besucherinnen und Besucher des Hohen Hauses! Ja, die Frage, die wir
diskutieren, ist, wie wir die Lebensmittelverschwendung besser begrenzen
und auch bekämpfen können, und da sind wir NEOS ganz grundsätzlich
vorne mit dabei. Es ist ein anerkanntes Problem, dass wir heute an
vielen verschiedenen Stellen Lebensmittel verschwenden, die noch die
Qualität haben, dass man sie auch genießen könnte.
Der vorliegende Vorschlag vonseiten der Bundesregierung grenzt dieses Problem aber nur an einem einzigen Punkt ein, nämlich im Handel. Der Handel macht, nach dem, was wir recherchiert haben, in etwa 10 Prozent, 9 Prozent (Abg. Wurm: Fünf!) des Gesamtvolumens aus. (Abg. Wurm: 5 Prozent!) Der
größte Teil entfällt auf die Haushalte, gefolgt von Gastronomie, Kantinen und vielem mehr.
Das bedeutet, es
muss uns klar sein: Selbst wenn wir heute diese Novelle beschließen und
sagen, wir wollen, dass es in den Supermärkten eine entsprechende
Aufzeichnung gibt, damit wir beispielsweise auch Maßnahmen herausarbeiten
können, durch die wir Sozialmärkte besser versorgen
können, und vieles mehr, lösen wir dieses Problem nur in einem ganz,
ganz kleinen Maß. (Abg. Wurm: Bürokratischer Wahnsinn!
Völlig sinnbefreit!)
Da würde ich
gerne auf einen anderen Punkt eingehen, weil ja die Vorredner:innen,
insbesondere Kollegin Astrid Rössler von den Grünen, hier auch
groß das Bild vom Einsparen der Energie, vom Klimaschutz gezeichnet haben:
Es ist ein wahnsinnig kleines Rad, an dem Sie da drehen – und das
ist genau die Kritik, die wir NEOS auch immer wieder üben: Sie liefern
aktuell
im Bereich des Klimaschutzes, im Bereich der Umweltpolitik, auch im Bereich der
Nachhaltigkeit das Minimum von dem, was man von einer Bundesregierung erwarten
kann, und nicht das, was Sie versprochen haben.
Es fehlen uns zahlreiche Gesetze, wo wir an
den großen Schrauben drehen könnten – und nicht
überall ist die SPÖ-Blockade schuld, denn die
SPÖ-Blockade gibt es seit wenigen Wochen, aber Sie liefern seit mehreren
Jahren nicht – das ist ein zentraler Unterschied (Abg. Leichtfried:
Das
ist die Regierungsblockade bei der Teuerung! Bleiben wir beim richtigen
Begriff!) –, beispielsweise beim Klimaschutzgesetz, das wir
für den Klimaschutz maßgeblich brauchen würden. Darauf
warten wir bereits seit Jahren – wir bekommen es nicht. Das
Erneuerbares-Gas-Gesetz, auf das wir warten, bekommen wir ebenfalls
nicht. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, auf das wir warten, bekommen wir
auch nicht. Die Strategie, die eigentlich vom Rechnungshof eingefordert
worden ist, zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung ist
ebenfalls noch nicht ausgearbeitet.
Diese Regierung
scheint sich auf den Minimalkonsens zu verlassen und nicht darauf, dass wir
wirklich die Welt zu einem besseren Ort verändern
wollen. Genau darum geht es in einer Klima- und Umweltpolitik aber auch.
Wir stimmen
dieser Maßnahme zu, wir stimmen dieser Novelle zu, aber, Frau Ministerin,
wenn das jetzt die nächsten eineinhalb Jahre so weitergeht,
dann werden Sie all jene Ziele, die Sie bei der letzten Wahl angekündigt
haben, die Sie auch im Regierungsprogramm stehen haben – Stichwort
Klimaneutralität, Stichwort Nachhaltigkeit, Stichwort
Transformation –, nicht erreichen, und das werden dann auch Sie
verantworten müssen.
Daher zum Abschluss ein klarer Appell: Bitte kommen Sie in die Gänge und liefern Sie das, was Sie bereits versprochen haben! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
16.38
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesminister Gewessler. Ich darf ihr das Wort erteilen. – Bitte.
Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Ich möchte mich auch kurz zu diesem Tagesordnungspunkt zu Wort melden, weil das Wegwerfen von Lebensmitteln – darüber sind wir uns einig, dazu habe ich jetzt auch keine gegenteiligen Aussagen gehört – eine Verschwendung von Ressourcen ist, aber vor allem in Zeiten von hoher Inflation und Teuerung schlicht und ergreifend nicht hingenommen werden kann – das sagt uns der Hausverstand. Es kann nicht sein, dass Tausende Tonnen Lebensmittel – genussfähige Lebensmittel – im Müll landen, gerade in Zeiten wie diesen.
Mit der Neuregelung im Abfallwirtschaftsgesetz machen wir einen weiteren Schritt zur Schaffung von mehr Transparenz und eine klare Ansage gegen Lebensmittelverschwendung.
Das ist nicht die einzige Maßnahme –
selbstverständlich nicht –, denn wir beschäftigen uns mit
Lebensmittelverschwendung nicht erst seit dieser Novelle (Abg. Wurm: Was
genau, Frau Minister, haben Sie gemacht? Was genau?), sondern seit
vielen, vielen Jahren (Abg. Wurm: Was genau ist passiert?),
und wir haben bereits vielfach Maßnahmen gesetzt
(Abg. Wurm: Welche?), um Lebensmittelabfälle zu vermeiden (Abg.
Wurm: Welche, Frau Minister?),
in der Gastronomie – United against Waste ist eine solche
Initiative; ich kann Ihnen gerne Näheres berichten, aber ich kann Sie auch
einladen, die vielfältigen Publikationen (Abg. Wurm: Ja,
super, sagen Sie es Ihrem Kollegen Rauch
im Konsumentenschutzausschuss!), die wir zu diesem Thema machen,
anzuschauen –, auch bei den privaten Haushalten, weil wir wissen,
dass gerade private Haushalte ein großes Potenzial haben –
Missverständnisse betreffend Mindesthaltbarkeitsdatum (Abg. Wurm:
Bei den Eiern, ja!), die
Frage: Wie geht man mit dem Wocheneinkauf um?, et cetera –, aber
eben auch im Handel.
Der Handel hat einen großen Hebel, um da
gegenzusteuern. Auch hier gibt es bereits Vorarbeiten. Mit der freiwilligen
Vereinbarung zur Vermeidung
von Lebensmittelabfällen zwischen dem Umweltministerium und den Unternehmen
hat die sich Menge der vom Einzelhandel weitergegebenen noch genusstauglichen
Lebensmittel in den letzten Jahren verdreifacht.
Diese Verdreifachung ist gut und wichtig, uns fehlt aber eine
Vergleichsgröße. Was nämlich bis jetzt niemand weiß, ist,
wie viel gespendet wird und wie
viel trotzdem im Müll landet, weil es dem Unternehmen zu mühsam,
zu aufwendig, zu teuer, zu ich weiß nicht was ist, die Lebensmittel zu
spenden. Fakt ist, dass Tafeln – ganz wichtige Einrichtungen gerade
für Menschen,
die es am dringendsten brauchen – seit Beginn der Teuerung
darüber klagen, dass sie zu wenige Sachspenden bekommen. Und die
Transparenz, die
wir mit dieser Novelle schaffen, die Transparenz über die jeweiligen
Mengen an „Abfall“ und die jeweiligen Mengen an
Sachspenden – und ich nehme
„Abfall“ unter Anführungszeichen, denn wir reden da zum
allergrößten Teil über
genusstaugliche
Lebensmittel – ist wichtig, weil wir dann überprüfen
können, über welche Mengen wir sprechen, und weil
Transparenz – das wissen viele von uns hier in diesem Saal, ich
schaue (in Richtung NEOS) gerade in
diese Richtung – ein großer Anreiz zum Handeln ist. Deswegen
ist diese Novelle wichtig und ein weiterer Baustein gegen die
Lebensmittelverschwendung.
(Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir haben in den letzten Jahren aber auch in enger
Zusammenarbeit mit den Tafeln sowie allen Akteuren und Akteurinnen, die sich im
Kampf gegen
die Lebensmittelverschwendung engagieren, viel in Know-how-Aufbau investiert,
insbesondere im Bereich Logistik. Wir sehen es nämlich in anderen
Ländern, zum Beispiel in Frankreich: Wenn die Tafeln, wenn die sozialen
Einrichtungen die Mengen nicht verarbeiten, weitertransportieren und in
der Logistik abwickeln können, dann entsteht ein Engpass.
Deswegen haben wir mit der freiwilligen Vereinbarung zur
Weitergabe von Lebensmitteln schon Schritte gesetzt. Nun wollen wir aber zwei
weitere Dinge machen, nämlich eine Drehscheibe für Lebensmittel
aufbauen, eine Onlineplattform, auf der Produzenten, Handel und
Landwirtschaft – das ist
also umfassender gedacht – ihre Mengen anführen, damit diese
dann von sozialen Einrichtungen abgeholt und verteilt werden können, also
ein Plan, um die Menge an Lebensmitteln, die weitergegeben werden können, zu
erhöhen; und es soll auch – damit kommen wir einem
lang-, lang-, langjährigen Wunsch der Tafeln nach – die
Logistik der sozialen Einrichtungen mit Förderungen verstärkt unterstützt
werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der
ÖVP.)
Die Initiative ist ein wichtiger und richtiger Schritt, und ich möchte mich ganz herzlich bei Astrid Rössler und Johannes Schmuckenschlager, die schon gesprochen haben, für den Initiativantrag bedanken.
Noch kurz zu den Details der Regelung im AWG: Wir
verpflichten im Lebensmitteleinzelhandel und im
Lebensmittelgroßhandel ab einer bestimmten Größe,
das heißt große Betriebe mit mindestens einer Verkaufsstelle
über 400 Quadratmetern (Abg. Wurm: Sind
Riesenbetriebe!) oder mindestens fünf Verkaufsstellen, die
Mengen an weggeworfenen, die Mengen an gespendeten Lebensmitteln zu
melden. Kleine Greißlereien oder Lebensmittelproduzenten, die
durch Direktabsatz vertreiben, sind von der Verpflichtung nicht erfasst.
Vierteljährlich, erstmals im vierten Kalenderquartal 2023, wird
erfasst und dann
auch veröffentlicht.
Diese Maßnahme zur Erhöhung der Transparenz und
zur Erhöhung des Spendenanreizes fügt sich in eine Vielzahl von
Maßnahmen ein. Ich darf allen
auch das Abfallvermeidungsprogramm noch einmal ans Herz legen,
das wir kürzlich veröffentlicht haben. Da finden Sie alle
Maßnahmen aus dem Aktionsprogramm Lebensmittelverschwendung noch einmal
aufgelistet
und zusammengefasst. Das ist ein Bereich, bei dem es um eine Umweltschutzfrage
geht, bei dem es um eine Klimaschutzfrage geht, da geht es aber
vor allem auch um eine ethische, eine moralische Frage – deswegen
herzlichen Dank für Ihre Unterstützung dieses Antrages. (Beifall
bei Grünen und ÖVP.)
16.44
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schnabel. – Bitte schön.
Abgeordneter
Joachim Schnabel (ÖVP): Herr
Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Hohes Haus! Eingangs darf ich
im Namen des Abgeordneten Berlakovich einen Willkommensgruß
übermitteln, und zwar an die Österreichische Volkspartei, an die
Ortsgruppe Schachendorf aus
dem Südburgenland, mit Bürgermeister Robert Marlovits. –
Herzlichen Empfang hier im Hohen Haus und ein herzliches Grüß Gott! (Beifall
bei ÖVP und
Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
Lebensmittelverschwendung ist
in aller Munde und wir haben hier heute
schon viel darüber gesprochen. Ich möchte eingangs stellvertretend
für viele, die
in den Märkten, in den Sozialmärkten, für
die betroffenen Personen da
sind, einen Dank aussprechen, nämlich an eine Person, die bei uns in der
Bezirkshauptstadt Leibnitz seit vielen Jahren ehrenamtlich mit einem Team
den Vinzimarkt betreibt: Das ist die ehemalige Landtagsabgeordnete Christine
Koller, die seit vielen Jahren, nämlich seit über zwei Jahrzehnten,
in der Bezirkshauptstadt Leibnitz die Menschen mit Lebensmitteln versorgt.
Sie hat mir auch eines mitgegeben: Wir müssen danach trachten, dass die Lebensmittel nicht weggeworfen werden, sondern bei den Sozialmärkten ankommen!
Genau das machen wir mit dieser Gesetzesnovelle: Wir sorgen einerseits für Transparenz darüber, was weggeworfen und was an diese Sozialmärkte übergeben wird; andererseits geht es auch darum, aufzuzeigen, wie wichtig Lebensmittel sind.
Das Wegwerfen von
Lebensmitteln – wir haben es heute hier schon mehrfach
gehört – ist moralisch und auch ökologisch eigentlich eine
Schande. Es ist
aber auch ein Verlust von Ressourcen – Arbeitskräften, Energie
und Geld –, die eben für die Produktion dieser Lebensmittel
notwendig sind. Und genauso,
wie wir es vorhin beim Energieeffizienz-Reformgesetz gesehen haben, zeichnet
sich auch hier das Stimmverhalten so ab, dass wir mittlerweile bei allem,
was Umweltthemen, was Energiethemen, Klimaschutz betrifft, so etwas wie eine
Chiantikoalition hier im Haus haben, weil die SPÖ gemeinsam mit der
FPÖ bei all diesen Themen, die dem Klimaschutz dienen, dagegen sind und
nichts voranbringen – und das muss man schon auch aufzeigen.
(Abg. Wurm: Chiantikoalition ist gut!)
Herr Kollege von der FPÖ,
da Sie hier heute Vormittag in Ihrem Redebeitrag die Debatte über die
Lebensmittelverteuerung geführt haben und immer
Ungarn als Beispiel nehmen, sage ich es noch einmal (Abg. Wurm: Ich
habe nicht die Ungarn ...!): Ungarn hat im Lebensmittelbereich eine
Inflation von
46 Prozent, und das ist kein Vorbild für Österreich. Wir haben
zugegebenermaßen im Lebensmittelbereich eine hohe Inflation, aber es
sind 14 Prozent
und EU-weit sind wir da an fünftletzter Stelle, also summa summarum haben
wir da nach wie vor eine sehr niedrige Inflation, auch wenn sie weiterhin zu bekämpfen
ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Man muss auch dazusagen: 45 Prozent aller in Österreich über den Ladentisch gehenden Lebensmittel werden in Aktionen verkauft, das ist also eine große Menge, die in Summe in der Preisgestaltung und in der Preisfindung auch nicht in einzelne Tabellen Eingang findet.
Wo haben wir einiges zu
beobachten und zu tun? – Das ist im Handel, im Bereich der
Oligopolstellung. Kollege Schmuckenschlager hat das schon angesprochen: Wir
haben eine sehr hohe Konzentration im Handel, wir brauchen da mehr Wettbewerb
und Transparenz. Auch Bundesminister Kocher hat
einiges angekündigt, was wir jetzt bis Herbst umsetzen wollen. Ich
möchte da lobenderweise auch den Twitteranten Mario Zechner
erwähnen; nicht viele werden ihn kennen, aber er kommt aus dem EDV-Sektor
und hat 51 Lebensmittel bei den drei großen Handelsketten
verglichen. Bei 51 Lebensmitteln
hat sich herausgestellt: Bis auf die zweite Nachkommastelle sind die auf den
Cent gleich teuer! 51 Lebensmittel! Da braucht es also schon mehr
Transparenz, und es ist eine Aufgabe, genau hinzuschauen, wie sich eben diese
Preise
für den Endkunden bilden.
Deswegen ist es auch gut und wichtig, dass die
Bundeswettbewerbsbehörde da im vergangenen Herbst die Arbeit aufgenommen
hat, mittlerweile mit 1 500 Lieferanten Kontakt aufgenommen hat, um
den Wettbewerb des österreichischen Handels entsprechend anzusehen.
Vor allem aufgrund von Eigenmarken sind es nämlich die
mittelständischen Unternehmen, die da
durch den Handel unter Druck kommen und kaum Auswahlmöglichkeit haben, wie
sie ihre Produkte anbringen.
In diesem Sinne ist es ein erster Schritt, dass wir
Lebensmittelverschwendung vermeiden, aber eben nur im Handel, und ich
möchte auch appellieren –
und als Kommunalpolitiker weiß ich es –: Es gibt sehr viele
Fehlwürfe im Restmüll, und das sind hauptsächlich
Lebensmittel. Das gehört also auch im
privaten Sektor verhindert, und jeder soll im Lebensmitteleinkauf
sowie in der -verwendung zu Hause sorgsam umgehen. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)
16.49
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fischer. – Bitte.
Abgeordnete
Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Damen und
Herren! Sehr geehrte Zuseher
und Zuseherinnen! Lebensmittel sind zum Leben da, nicht zum Verschwenden und nicht zum Vergeuden. Ein Satz dazu: Das Wort
Lebensmittelverschwendung ist eigentlich gar nicht das
richtige Wort. Eigentlich müsste man sagen, wir vergeuden Lebensmittel,
denn verschwenden heißt, wir verprassen sie und haben noch irgendeinen Genuss
dadurch. Lebensmittelverschwendung bedeutet in Wirklichkeit aber, wir vergeuden
die Lebensmittel, wir produzieren sie und schmeißen sie weg, und das geht
sich überhaupt nicht mehr aus, das müssen wir ändern! (Beifall
bei Grünen und ÖVP.)
Wir alle dürfen Gamechanger:innen sein, wir müssen
es sogar. Wir müssen das schaffen und es führt überhaupt kein
Weg daran vorbei. Wenn wir von Treibhausgasen sprechen, sprechen wir von China
und den USA. Was aber kommt an dritter Stelle? – An dritter Stelle
kommen die Lebensmittel,
jene Lebensmittel, die wir wegschmeißen – wir karren Tiere
durch die Welt, wir beuten die Milchkühe aus, wir produzieren Brot, das
nach einem Tag
schlecht ist. Es braucht eine Trendwende, und diese Trendwende muss zur Folge
haben, dass die Landwirtschaft selbstbewusst sagt: Auch wenn die Gurken krumm
sind, wenn die Erdäpfel schirch ausschauen und wenn die Äpfel
vielleicht
nicht alle gleich groß sind, so sind sie trotzdem etwas wert!
Lebensmittel
müssen uns allen etwas wert sein. (Beifall bei den
Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir brauchen ein neues Selbstbewusstsein für unsere Produkte (Abg. Michael Hammer: Für die abnormale Gurke!), für diese durch viel Leben und Liebe entstandenen landwirtschaftlichen Produkte, die einen Preis und einen Wert haben. Dann braucht es natürlich die Konsumenten und Konsumentinnen, die sich sagen: Bevor ich es wegschmeiße, teile ich es! Ich melde mich bei der App Too Good To Go an! Es braucht Betriebe, die mitmachen und sich Know-how holen, die auch weniger wegschmeißen wollen.
Es gibt dubiose Zahlen: Ist der Handel daran schuld, sind es
die Konsumenten und Konsumentinnen, oder ist
es gar die Landwirtschaft, die Ernteausfälle,
das Klima? Herr Kollege Wurm – der weiß immer
alles –, manchmal habe ich das Gefühl, Sie haben die
Gescheitheit mit dem Löffel gegessen. Dabei kommt
aber nicht immer etwas heraus, muss ich leider sagen. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Heiße
Luft ist zu wenig, wir produzieren bereits
zu viel CO2.
Was wir brauchen, sind Daten, Fakten und
Zahlen. Wir strengen uns jetzt an und dann können wir sagen, ob sich der Handel
ausreichend zusammenreißt.
Wir werden sehen, wie viel der Handel spendet, wie viel er spenden könnte
und warum er vielleicht zu wenig spendet. Gibt es ein Problem mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum?
Sollten zum Beispiel Eier, Brot und Milch länger haltbar sein? Braucht es
für die Tafeln und für die Sozialmärkte eine bessere
Logistik? Können sie mit 10 Millionen Euro etwas anfangen oder
braucht es noch mehr?
Zum Schluss: Es kommt – wie bei allen anderen Punkten heute – auf unser aller Handeln auf allen Ebenen an. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Die Ulli war heute gemein zu mir!)
16.52
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Werner. – Bitte.
Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe
Menschen hier im Saal und auch zu Hause! Vor einem Vierteljahr bin ich an
derselben Stelle gestanden und habe über dasselbe Thema gesprochen. Ich
möchte nun noch einmal die Fakten in Erinnerung rufen,
über die ich schon damals gesprochen habe. Die schlechte Datenlage haben
wir schon erörtert, deshalb gibt es halt so Schätzungen:
60 Prozent werden
in den privaten Haushalten verschwendet. Das sind 1 000 Euro pro
Haushalt, die quasi vom Einkaufswagerl in den Mülleimer wandern.
Circa 20 Prozent der Lebensmittelvergeudung betreffen
die Außer-Haus-Verpflegung, 14 Prozent die Produktion, und der
Antrag, der heute hier vorliegt, betrifft den Handel mit weniger als
10 Prozent. Das heißt, die anderen 90 Prozent bekommen wir mit
diesem Antrag leider nicht in den Blick. Das ist aus meiner Sicht schade, weil
das ein bisschen eine Augenauswischerei ist
(Beifall des Abg. Wurm), ebenso der minimale Konsens, den es hier
gegeben hat.
Ich muss auch dem Kollegen von der SPÖ recht geben:
Kein einziger Laib Brot, kein einziges Kilo Karotten und kein einziger Liter
Milch werden durch
diesen Antrag konkret gerettet. (Beifall bei den NEOS, bei
Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Wurm.)
Was wäre zu tun? – Da repliziere ich auf die
anderen Kollegen, auch jene von der ÖVP: Wir müssen uns
Lösungsvorschläge, vor allem für die saisonale
Überproduktion anschauen, müssen uns einigen, wie wir mit diesen
Mengen umgehen können. Wir müssen es den Betrieben ermöglichen,
nicht
nur die A-Ware zu verkaufen, sondern auch Ware, die eine andere Qualität
hat.
Betreffend Außer-Haus-Verpflegung: Es gibt viele
große Betriebe – zum Beispiel Krankenhäuser und
Co –, bei denen der Steuerzahler mit seinem Geld die
Außer-Haus-Verpflegung bezahlt. Vorhin wurde United against
Waste angesprochen. Das muss man noch viel mehr pushen, sodass wirklich mehr getan und dieses Angebot auch in Anspruch genommen wird.
Langfristig ist es in meinen Augen sehr, sehr wichtig, dass
wir in die Konsument:innenbildung investieren, und da müssen wir in
den Schulen ansetzen (Abg. Wurm: Guter Ansatz!): uns mit Kindern
und Jugendlichen über Lebensmittel
und Lebensmittelproduktion unterhalten, darüber, dass mindestens haltbar
bis nicht heißt: tödlich ab, und ihnen auch beibringen, wie wir
Reste, wie wir
ganze Tiere und nicht nur die Gustostückerl verwerten. Das wäre,
glaube ich, das Wichtige. (Beifall bei den NEOS sowie der
Abgeordneten Fischer und Wurm.)
In einer Zeit, in der jedes fünfte Kind in
Österreich von Kinderarmut betroffen ist, ist der Kampf gegen
Lebensmittelverschwendung oder -vergeudung
nicht nur eine ökologische oder eine ökonomische Frage. Es ist eine
moralische Verpflichtung, die wir haben. (Beifall bei den NEOS
sowie der Abg. Fischer.)
Weil ich glaube, dass Zukunft mit Zuversicht
beginnt, möchte ich jetzt noch kurz auf die Preistransparenz eingehen, bei
der die Politik leider gescheitert ist.
Mir macht auch da wieder die Zivilgesellschaft ganz große Hoffnung. Ich
möchte auf preisrunter.at hinweisen. Das ist ein Softwareunternehmen, das
eine Preisvergleichsplattform ins Leben gerufen hat, mit der jeder in
Österreich ganz einfach die Preise in den Supermärkten vergleichen
kann. – Danke schön.
(Beifall bei den NEOS.)
16.56
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Berlakovich. – Bitte.
Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Die ÖVP Schachendorf wurde schon begrüßt, aber ich darf das – weil das eine burgenländisch-kroatische Gemeinde ist – auch noch in unserer Muttersprache tun: Ja vas najsrdacnije pozdravljam narodnu stranku iz Čajte i iz Vincjeta s nacelnikom Robertom
Marlovits, lipo da ste ovdje i da ste nas poiskali. Dobro
došli! (Allgemeiner Beifall. – Abg. Voglauer: Dobro
došli!) – Die Volksgruppensprachen müssen
auch gelebt werden, um den Volksgruppen Chancen zu geben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lebensmittel sind kostbar.
Kollegin Fischer hat es vorhin angesprochen: Gerade aus bäuerlicher Sicht
bemühen wir uns ja schon seit Jahrzehnten darum, dass
Lebensmittel auch die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen. Ein
Lebensmittel zu erzeugen ist
nicht selbstverständlich, und es ist gar nicht so sicher, dass das auch
gelingt. Es gibt Dürren, es gibt Missernten, es funktioniert das oder
jenes nicht. Das Bemühen der heimischen Bäuerinnen und Bauern ist es,
ein hochwertiges Lebensmittel zu erzeugen, das natürlich auch
leistbar ist. Insofern steckt da
ja sehr viel mehr drinnen, auch Leidenschaft. Es begeistert, zu sehen, wie sich
unsere Direktvermarkter bemühen, ein regionales Lebensmittel zu erzeugen, bis hin
zur gewerblichen Wirtschaft, die dasselbe tut. Daher propagieren wir ja schon
seit Jahren Regionalität und Saisonalität.
Durch Corona hat das noch einen Schub bekommen, weil die
Gesellschaft das regionale Lebensmittel, das unmittelbar in der Nähe
erzeugt wird, mehr
schätzt. Dafür danke ich. Ich danke den Konsumentinnen und
Konsumenten ausdrücklich dafür, dass sie heimische, regionale
Lebensmittel kaufen.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Grünen.)
Das Lebensmittel hat aber jetzt eine besondere Bedeutung
bekommen. Die Inflation wurde angesprochen: Weil Lebensmittel teuer sind,
beginnen die Menschen mehr darüber nachzudenken, was sie sich leisten
können und auch leisten wollen. Wir haben diese Diskussion schon lange
geführt. Vor
Jahren wurde herausgefunden, dass die privaten Haushalte in etwa 150 000
bis 200 000 Tonnen Lebensmittel wegwerfen.
Es geht aber jetzt nicht um Schuldzuweisungen, es sind ja verschiedenste Sektoren beteiligt. Nur um sich die Menge zu veranschaulichen: Das ist in etwa eine Menge an Lebensmitteln, von denen eine halbe Million Menschen in
Österreich ein Jahr lang leben könnte – allein
von dem, was von Haushalten weggeworfen wird. Ich glaube, dass neben den
gesetzlichen Auflagen
die Bewusstseinsbildung sehr wesentlich ist. Man muss den Menschen auch bewusst
machen, wie sie Lebensmittel einkaufen.
In österreichischen Supermärkten gibt es immer
wieder Lebensmittelaktionswaren wie das berühmte Plastiknetz mit zehn
Semmeln, die sehr billig sind.
Das verleitet natürlich die Konsumentinnen und Konsumenten dazu, mehr zu
kaufen als nötig. Oft ist es so, dass davon sieben Semmeln gegessen
und drei weggeschmissen werden. Genau darum geht es: um die Bewusstseinsbildung,
dass man lieber bewusster kauft, vielleicht das Lebensmittel, das
teurer ist, aber dieses dann auch wirklich verwendet, und nicht einfach auf Vorrat
kauft. Da sind sehr wohl auch die Supermärkte in die Pflicht zu
nehmen, weil die reine Aktionsware das ja auch fördert.
„Lebensmittel sind kostbar!“ ist dadurch
entstanden, dass die österreichischen Bäuerinnen im Jahr 2011
ein Nachhaltigkeitsfrühstück organisiert haben,
um darauf hinzuweisen, wie wichtig das ist. Wir haben seitens des Lebensministeriums,
wie es damals geheißen hat, die Aktion Lebensmittel sind kostbar! gestartet.
Da ist es sehr wohl auch um die Bewusstseinsbildung gegangen, nämlich
darum, Menschen zu sagen, wie man sich vielleicht beim Einkauf verhalten soll,
eben nicht nur Aktionsware kaufen soll.
Wir haben aber auch andere Dinge dargestellt: wie man
richtig kühlt, welches Lebensmittel auf welcher Ebene in den
Kühlschrank kommen soll, um
es zu erhalten, wie man Lebensmittel richtig einfriert, um die Haltbarkeit zu
verlängern, wie das mit dem Ablaufdatum ist – dass das
Lebensmittel,
auch wenn das Ablaufdatum überschritten ist, nicht gleich verdorben
ist – und andere Dinge. – Das ist wichtig. (Präsidentin
Bures übernimmt den Vorsitz.)
Es ist danach ein bisschen eingeschlafen, und ich freue
mich, dass das jetzt weiterhin betrieben wird. Wir haben uns damals
partnerschaftlich bemüht, die Sozialpartner reinzunehmen – das
ist nicht nur ein bäuerliches Thema –:
Der Gewerkschaftsbund war dabei, die Arbeiterkammer war dabei,
die Wirtschaftskammer, die Gemeinden, die Abfallverbände waren dabei,
damit wir gemeinsam einen Erfolg erzielen.
Weltweit wird das diskutiert. Ich komme gerade aus Südafrika, dort hat die World Farmers’ Organisation getagt: Der Hunger in der Welt ist evident, und es geht darum, in von Hunger betroffenen Regionen mehr wertvolle Lebensmittel zu erzeugen, damit die Menschen nicht in andere Regionen flüchten müssen und einfach Wertschätzung erfahren und ihr Leben genießen können. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
17.01
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte.
Abgeordneter
Peter Wurm (FPÖ): Frau
Präsidentin! Frau Minister! Hohes Haus! Werte Zuseher!
Lebensmittelverschwendung – vielleicht kurz zur Erinnerung noch
einmal: Frau Kollegin Fischer, es ist, glaube ich, jetzt sieben oder acht Jahre
her, da habe ich den ersten Antrag zu diesem Thema eingebracht.
Sie wissen es, wir haben im Konsumentenschutzausschuss mehrmals zu diesem Thema
gesprochen, und es ist nicht das passiert, was versprochen wurde:
dass da wirklich ein Konzept erstellt wird.
Das, was Sie hier machen,
wundert mich schon. Ich muss sagen, Frau Kollegin Werner hat als Einzige heute
dazu fundiert referiert: Wir reden davon,
dass der Handel aktuell noch 5 Prozent zu dieser Lebensmittelverschwendung
beiträgt. (Abg. Fischer schüttelt den Kopf.) – Bitte dann genau recherchieren! (Zwischenruf
der Abg. Fischer.) Die ÖVP sollte es ja
hoffentlich wissen. – Das heißt, man kann dem Handel in
Österreich viel vorwerfen, aber in dieser Beziehung ist schon sehr viel
passiert. Was Sie in der Diskussion aber auslassen – und das
wundert mich bei der ÖVP nicht –, ist, wo die eigentlichen
Verschwender sind, und die sind halt in der Landwirtschaft mit 30 Prozent
des
Anteils – von dieser 1 Million Tonnen, von denen wir in
Österreich
sprechen, kommen 30 Prozent aus der Landwirtschaft, von den
Bauern –, in der Gastronomie mit ungefähr 15 Prozent und
der große Teil findet natürlich in
den privaten Haushalten statt, was niemand ernsthaft diskutieren will.
Da geht es nicht darum, dass
die Leute fahrlässig sind, sondern – Frau Kollegin Werner von
den NEOS hat es erklärt – die wissen teilweise auch gar nicht
mehr, mit Lebensmitteln umzugehen. Daran seid ihr aber mit schuld, weil man
quasi auch den Kindern nahezu verboten hat, sich für das Thema zu interessieren –
das war ja ganz gaga, Kochen war überhaupt nicht im Trend –,
und jetzt fällt es uns auf den Kopf, dass die Leute nicht mehr wissen, wie
sie mit Lebensmitteln umgehen sollen. Das ist die Wahrheit, das sollten wir
auch einmal diskutieren.
Zu diesem Antrag, den Sie hier
einbringen: Dass das für das Klima nichts bringt, haben wir, glaube ich, heute gehört; das haben Sie selber gesagt,
das bringt natürlich nichts; die Lebensmittelverschwendung wird er
nicht reduzieren; es bringt dieses Gesetz auch den Sozialmärkten
überhaupt nichts – überhaupt nichts! Was Sie
aber machen – und das wundert mich jetzt schon und das ist vor allem
der Vorwurf –: Sie schreiben hinein, es trifft alle Geschäfte
ab
einer Größe von
400 Quadratmetern. (Abg. Stammler: Oder fünf
Filialen! – Abg. Schwarz: Oder fünf
Filialen!) Wenn Sie geschrieben hätten, es trifft jetzt den
Rewe-Konzern oder die Großkonzerne, hätte ich ja gesagt, okay. So
aber heißt das für jeden, der ein Geschäft hat, er muss bei
diesem bürokratischen Wahnsinn, den Sie da vorschreiben, mitspringen. Da
muss er mitspringen. Bitte lesen! Das, was Sie ausnehmen – ich
hoffe, Sie haben es selber gelesen –,
was Sie explizit ausnehmen, das steht hier hinten drinnen, sind die Bauern. Die
Bauern brauchen es nicht zu machen, aber diesen Kleinen, falls es diese
berühmten Greißler in Österreich überhaupt noch gibt,
geben Sie wieder einen Todesstoß mehr. (Abg. Stammler: 400 Quadratmeter
oder fünf Filialen!) –
Der muss das ja administrieren. Das versteht ihr Grüne nicht, weil ihr
einfach
nicht vernunftbegabt seid (Abg. Stammler: Du hast zu wenig kapiert!): Das muss einer administrieren! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber dass die ÖVP da mitspielt! – Wo der
Wirtschaftsbund da ist, weiß ich nicht. Genau das ist aber die Art, wie
ihr die Klein- und Mittelbetriebe in Österreich in allen
Branchen generell kaputtmacht. (Abg. Fischer: Was ist denn das
für ein Greißler mit 400 Quadratmetern?!) Das Ergebnis ist
dann, dass es halt
eine Konzentration von vier Konzernen in Österreich gibt, und das hilft
mit, das zu verstärken. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Fischer –
in Richtung des sich zu
seinem Sitzplatz begebenden Abg. Wurm –: Ein Greißler mit
400 Quadratmetern?! – Abg. Wurm: Warum sind die Bauern
ausgenommen? Erklär mir das! Die
Bauern, warum?)
17.05
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Clemens Stammler. – Bitte.
Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! Kolleginnen und Kollegen! Ich bin heute etwas müde, weil ich um halb fünf in der Früh meine 15 Kühe gemolken habe, genau bis halb sechs in der Früh. Wie man an der Größe erkennt, ist das eher Idealismus und weniger wirtschaftlich sinnvoll. Wo der Idealismus allerdings auch bei mir schwindet, ist, wenn ich mir Gedanken darüber mache, dass ich eigentlich fünf Kühe für die Mülltonne gemolken habe.
Die Lebensmittelverschwendung ist im
Lebensmitteleinzelhandel besonders interessant, weil sie in Wahrheit viel
weitreichender als angenommen ist.
Ich hole nämlich für die 15 Kühe alle zwei Monate eine
Tonne Futterkarotten; das sind Rückläufer eines
Lebensmitteleinzelhändlers, der sie zum Verarbeiter zurückschickt,
mit der Begründung, sie seien angeblich krumm oder da sei vielleicht eine
schlechte dabei. – Ich habe noch nie eine abnormale Karotte
in der Charge von einer Tonne gefunden. Die liefert er einfach zurück,
weil er sie nicht verkaufen kann.
Warum dieser Lebensmittelpreisgipfel etwas gebracht hat, und
zwar eindeutig? – Die Molkereien haben im Jänner
beziehungsweise Anfang Februar die Erzeugerpreise für die Landwirte massiv
gesenkt. Wann ist das bei
den Konsumentinnen und Konsumenten angekommen? – Ein paar Tage nach
dem Lebensmittelpreisgipfel. (Abg. Schmuckenschlager: Nein!) Das
heißt, die Botschaft wurde sehr wohl verstanden. (Beifall bei den
Grünen. – Abg. Schmuckenschlager: ... dass
Preise ...!)
Diese Meldepflicht für die weggeworfenen
beziehungsweise gespendeten Lebensmittel gilt übrigens für
Lebensmitteleinzelhändler ab einer Filialgröße von
400 Quadratmeter oder fünf Filialen, das heißt, es betrifft
nicht den kleinen Greißler, sondern durchaus die Ketten, die
drei Ketten, die wir kennen. (Abg. Wurm – ein
Schriftstück in die Höhe haltend –: Wo steht das da
drinnen? Wo,
Herr Stammler? Wo steht das drinnen?) – Bitte lesen, steht
drinnen! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wurm: Ich
lese es ja vor!) – Es steht drinnen, einfach lesen!
Ich glaube, du bist des Lesens mächtig.
Das macht auch insofern sehr viel Sinn, wenn man bedenkt, wie viele Möglichkeiten der Lebensmitteleinzelhandel eigentlich hat. Wenn man nämlich glaubt, dass, wenn in der Filiale eingelagert wird, das Mindesthaltbarkeitsdatum in irgendeiner Form irgendwo abgespeichert wird, irrt man. Es passiert noch immer manuell, dass die Verkäuferin, der Verkäufer zu Ladenschluss durchgeht und selbst das Mindesthaltbarkeitsdatum abliest. Sie haben kein System, das ihnen das Mindesthaltbarkeitsdatum der Waren innerhalb ihres Geschäfts anzeigt.
Auch haben sie kein System des Austausches: Wenn zum
Beispiel fünf Tage, bevor ein Joghurt in der Neustiftgasse abläuft,
das Joghurt in der Burggasse ausgeht, bestellt die Burggasse dennoch
von derselben Kette eine Palette neues Joghurt, obwohl es in der Neustiftgasse
abläuft. Man könnte austauschen; es gibt kein System
dafür. Der Erzeugerpreis hält den Druck anscheinend nicht so hoch,
dass der Lebensmitteleinzelhandel irgendeinen Bedarf sieht,
das zu ändern. (Beifall bei den Grünen.)
Wenn schon der Erzeugerpreis nichts bewirkt, dann tut das vielleicht die Öffentlichkeit, denn auf der einen Seite im Geschäft über Wunderlinge zu fantasieren und Werbung damit zu machen, auf der anderen Seite aber tonnenweise Karotten zurückzuschicken, ist ganz einfach nicht sauber. (Beifall bei den Grünen.)
17.09
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Damit gelangen wir zur Abstimmung über den im Antrag 3374/A enthaltenen Gesetzentwurf.
Hiezu haben die Abgeordneten Schmuckenschlager, Rössler, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht.
Ich werde daher zunächst über den vom erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.
Die Abgeordneten Schmuckenschlager, Rössler, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abänderungsantrag betreffend Ziffer 5 eingebracht.
Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.
Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des im Antrag 3374/A enthaltenen Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.
Und somit kommen wir sogleich zur dritten Lesung.
Wer auch in dritter Lesung seine Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit Teuerungsexzessen und Verschwendung von Lebensmitteln im Handel!“.
Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Bericht des
Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend
Generalsekretariate in den Bundesministerien – Reihe
BUND 2021/12 (III-276/2043 d.B.)
5. Punkt
Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Dienstrechtliche und technische Umsetzung von Telearbeit in ausgewählten Bundesministerien – Reihe BUND 2022/27 (III-739/2044 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zu den Punkten 4 und 5 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Ich begrüße die Präsidentin des Rechnungshofes sehr herzlich hier bei uns im Hohen Haus. (Allgemeiner Beifall.)
Ich erteile Herrn Abgeordneten Johann Singer als Erstredner das Wort. – Bitte.
Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich sehr, die Besucherinnen und
Besucher aus der Stadt Gleisdorf beziehungsweise aus dieser Region im Namen meines
Kollegen, des Bürgermeisters Christoph Stark, begrüßen zu
dürfen. – Herzlich willkommen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Nun zum Bericht
des Rechnungshofes: Auf Verlangen der SPÖ prüfte der Rechnungshof
die Generalsekretariate der Bundesministerien zwischen Dezember 2017
und Juni 2019, also sozusagen in der Zeit der ÖVP-FPÖ-Koalition.
Eine grundsätzliche Anmerkung vorweg, aus der Geschichte heraus: Die
Funktion
des Generalsekretärs gab es im Außenministerium schon seit Langem,
seit 1999 hatte er auch eine Vorgesetztenfunktion. Öffentlich bekannt
wurde er bei diversen Krisen als Krisenmanager und Koordinator, aber auch in
der protokollarischen Rolle als hochrangiger Vertreter der
Bundesministerin beziehungsweise des Bundesministers.
Ab
April 2020 konnte auch in den übrigen Bundesministerien die Funktion
eines Generalsekretärs mit koordinierenden Aufgaben eingerichtet werden.
Vor Dezember 2017 gab es insgesamt fünf Ministerien mit einer
Generalsekretärin beziehungsweise einem Generalsekretär. Die damals
neue ÖVP-FPÖ-Bundesregierung wertete die Funktion auf und stattete
sie mit einer Vorgesetztenfunktion und einem Weisungsrecht gegenüber
den Sektionsleitungen
und nachgeordneten Dienststellen aus.
In der Folge wurde damals in allen zwölf
Ministerien die Funktion des Generalsekretärs eingerichtet
beziehungsweise besetzt. Mit Ende der Regierungsperiode im
Juni 2019 lief auch die Funktionsperiode der damals zwölf Generalsekretärinnen
und Generalsekretäre aus. Die am 3. Juni 2019 neu angelobte Bundesregierung
von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein betraute mit Ausnahme der
verpflichtenden Funktion eines Generalsekretärs im Außenministerium
keine Generalsekretärinnen und Generalsekretäre. Von der mit
7. Jänner 2020 neu angelobten Bundesregierung aus ÖVP
und Grünen nutzten
zwölf von 13 ressortleitenden Bundesministerinnen und Bundesministern die
Möglichkeit, Generalsekretariate einzurichten. Im Laufe dieser Legislaturperiode, Stand jetzt, ist die Anzahl auf sieben Generalsekretärinnen und Generalsekretäre reduziert worden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Was waren nun die Empfehlungen des Rechnungshofes? –Da laut Rechnungshof klare Aufgabenstellungen und Zielsetzungen fehlten, werden diese eingefordert. Darauf aufbauend sollen strategische Ziele und davon abgeleitet konkrete Einzelziele festgelegt werden. Es wird weiters angeregt, bei der Betrauung mit der Funktion als Generalsekretär qualitätssichernde Maßnahmen zu ergreifen. Gemeint sind der Nachweis der persönlichen und fachlichen Eignung für diese Aufgabe. In der Geschäftseinteilung und Geschäftsordnung der Bundesministerien sollen die Aufgaben zwischen dem Generalsekretariat und dem Kabinett klar abgegrenzt werden. Weiters wird im Sinne einer sparsamen Verwaltung die Festlegung der Rahmenbedingungen für die Personalkapazitäten eines Generalsekretariats und eines Kabinetts empfohlen.
Abschließend, sehr geehrte Damen und
Herren, noch eine Klarstellung, weil die SPÖ im Rechnungshofausschuss die
angeblich 51 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Kabinett der
Bundesministerin für Landesverteidigung kritisierte. Tatsächlich sind
im Kabinett von Bundesministerin Klaudia Tanner 43 Mitarbeiter
tätig. Dazu der Vergleich mit den Vorgängern: Bundesminister Kunasek
2019: 52 Mitarbeiter, 2018: 40 Mitarbeiter; unter Doskozil 2017:
44 Mitarbeiter, 2016: 39 Mitarbeiter; unter Darabos 2013:
35 Mitarbeiter und 2007: 49 Mitarbeiter. – Sehr geehrte
Damen und Herren! Diese Zahlen zeigen,
dass die Kritik an unserer Bundesministerin Tanner völlig unbegründet
ist. Ich darf der SPÖ empfehlen, sich an Daten und Fakten zu orientieren.
Herzlichen Dank. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)
17.17
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Karin Greiner zu Wort. –Bitte. (Abg. Kucher: Jetzt kommen die Fakten!)
17.17
Abgeordnete Mag. Karin Greiner
(SPÖ): Frau Präsidentin!
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Frau
Rechnungshofpräsidentin! Liebe Besucherinnen und Besucher! Bevor ich zu
den Fakten komme, darf ich
im Namen unseres Kollegen Christian Drobits sehr herzlich eine Gruppe aus Markt
Sankt Martin und Neudorf begrüßen. – Willkommen im Parlament! (Allgemeiner
Beifall.)
Die SPÖ-Fraktion hat
Anfang 2019 einen Antrag auf Sonderprüfung beim Rechnungshof
eingebracht. Wir wollten, dass die Generalsekretariate überprüft
werden. Warum war uns das so wichtig? – Wir haben uns gefragt: Warum
wird eine weitere Führungsebene eingezogen, eine weitere
Führungsebene zwischen den Kabinetten der Minister und den
Sektionsleitungen? Das geschah auch noch ohne Aufnahmeverfahren und
ohne Transparenz. Es war unklar, warum eine bestimmte Person dafür
ausgewählt wird. Wir haben uns gefragt: Was sollen die Generalsekretäre
tun? Wofür sind sie da? Was
werden ihre Aufgaben sein?
Der Rechnungshof hat zum Beispiel festgestellt, dass die Aufgaben der Generalsekretärinnen und -sekretäre nirgendwo festgeschrieben waren, in keiner Geschäftsordnung. Das hat uns natürlich zum Antrag bewogen, deshalb haben wir diese Prüfung beantragt. Wir haben das vermutet und der Rechnungshof hat unsere Vermutungen bestätigt.
Was uns wirklich irritiert hat, war, dass man zusätzliche Führungskräfte – quasi Schattenminister – installiert hat, die man dann auch zu Ausschüssen geschickt hat. In den Ausschüssen haben sie aber keine Antwort geben müssen, wenn wir als Parlamentarier:innen sie etwas gefragt haben. Das ist eine Beschneidung des Interpellationsrechtes, und das können wir so nicht hinnehmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben uns gefragt, ob vielleicht an anderer Stelle eingespart werden wird, wenn es Generalsekretariate gibt. Zu welchem Schluss ist der Rechnungshof gekommen? – Der Bericht macht deutlich, dass es zu keinerlei Einsparungen
kam, weder
finanziell noch personell. Man hat einfach eine zusätzliche
Ebene eingezogen, es wurde nirgendwo sonst eingespart. Man hat quasi die
gleiche Arbeit erledigt, es wurde auch kein Mehr an Akten bearbeitet,
kein Mehr an Arbeit erledigt.
Dann stellt sich
berechtigterweise die Frage: Warum brauchen wir diese Generalsekretariate? –
Mit der Option auf Übernahme in den öffentlichen
Dienst, muss man wissen. (Abg. Kühberger: Hat der Leichtfried
keinen gehabt?) Was uns auch wirklich gestört hat – das hat
auch der Bericht bestätigt –:
Zwei Generalsekretäre haben ein Dienstauto inklusive Chauffeur zur
Verfügung gehabt, obwohl es dafür keinen Rechtsanspruch gibt.
Sehr geehrte Damen und Herren, das sind viele Punkte, die wirklich hinterfragenswert und zu kritisieren sind. Da geht es um den Einsatz von Steuergeldern, und die haben transparent eingesetzt zu werden. Das ist unsere entscheidende Forderung.
Hierzu darf ich auch einen Entschließungsantrag unserer Fraktion einbringen:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „transparente, zweckmäßige und sparsame Postenvergabe“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat einen Gesetzvorschlag vorzulegen, der eine Budgetbegrenzung für Ministerbüros und Generalsekretariate vorsieht.“
*****
Erlauben Sie mir noch einen Nachsatz dazu, warum es sich
lohnt, diesem Antrag zuzustimmen: Während der Coronazeit haben wir erlebt,
dass viele Gesetze
vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurden. Warum ist das eigentlich passiert,
warum war das notwendig? – Man hat in der Struktur zwischen
Ministerkabinetten und Generalsekretariaten Gesetzestexte ausgearbeitet, ohne
auf die Expertise in den Ministerien zurückzugreifen. Das ist eigentlich
unglaublich! Die Gesetze hat man dann nicht so formuliert, dass sie super,
hieb- und stichfest gewesen wären, und deshalb mussten sie aufgehoben werden. Die Begründung
des Verfassungsgerichtshofes war: Der Gesetzestext war nicht
begründet. – Also summa summarum hat es keine Verbesserung der
Qualität der Arbeit gegeben, im Gegenteil: zurückgeworfene
Gesetzestexte und Kostenexplosionen. Mein Kollege Philip Kucher wird darauf
noch eingehen,
er wird die weiteren Fakten – wie es in den Minister:innenbüros
wirklich ausschaut – bringen. – Ich danke
für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPÖ.)
17.21
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag.a Karin Greiner
betreffend transparente, zweckmäßige und sparsame Postenvergabe
eingebracht am 24. Mai 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 4, Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Generalsekretariate in den Bundesministerien – Reihe BUND 2021/12 (IIl-276 d. B.)
Seit Jahren steigen die Personalkosten in den
Ministerien. Aus einer Anfragebeantwortung geht hervor, dass die
Personalkosten beim Kanzlerwechsel von
Christian Kern zu Sebastian Kurz stark gestiegen sind, aber auch beim
Regierungswechsel 2019. Sogar nach dem Amtsantritt von Bundeskanzler
Nehammer
sind die Kosten erneut gestiegen. Die Steigerungen können nur zu einem
kleinen Teil durch die Inflation erklärt werden. Durch eine
Sonderprüfung des Rechnungshofs auf Verlangen der SPÖ
und dem daraus resultierenden Rechnungshofbericht
„Reihe Bund 2021/12“
zu den Generalsekretariaten wurde zudem aufgedeckt, dass zusätzlich
zu den steigenden Personalkosten in den Ministerien eine weitere Stelle
geschaffen wurde, die hohe Kosten verursacht. Fraglich ist, warum es
plötzlich notwendig ist, über so viel mehr Personal zu verfügen.
Es scheint, als würden die Ministerien ohne Bedarfsanalyse und
Bedacht für das Geld der Steuerzahlerlnnen Personal aufstocken.
Bundesregierungen handeln aber mit Steuergeld
und sind dazu verpflichtet, dieses transparent, zweckmäßig und
sparsam einzusetzen.
Um für Transparenz, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit zu sorgen und damit Steuergeld zu sparen, stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat einen Gesetzvorschlag vorzulegen, der eine Budgetbegrenzung für Ministerbüros und Generalsekretariate vorsieht.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.
Herr Abgeordneter Wolfgang Zanger, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des
Rechnungshofes! Na ja, auch etwas, das grundsätzlich sinnvoll ist, hat immer wieder
Verbesserungspotenzial, und darum bin ich dem Rechnungshof für diesen
speziellen Bericht über die Generalsekretariate sehr dankbar. Er
listet genau auf, wie man eine solche Aufgabenstellung sinnvoll ausgestalten
kann. Es beginnt damit, dass es klare Aufgaben geben muss, die eine
solche Funktion auszuführen hat, und diese sollten dann auch gleichzeitig
eine
Entscheidungsgrundlage dafür sein, ob man sie in einem Ministerium braucht oder ob die Sektion ausreicht.
Genauso stellt der Rechnungshof
fest, dass man natürlich auch die fachliche und persönliche Eignung
der Kandidaten unter entsprechenden Rahmenbedingungen abprüfen
muss. Die Abgrenzung zwischen Generalsekretariaten und Kabinetten ist genauso
eine Idee des Rechnungshofes dazu, wie man so
eine Funktion vernünftig ausgestalten kann, und es sollten natürlich
auch entsprechende Personalkapazitäten erarbeitet und mittels
Beschluss festgelegt werden.
Der Rechnungshofbericht hebt aber auch die Schwächen in den internen Kontrollsystemen hervor, denn diese Schwachstellen ermöglichen es der Regierung, hinter verschlossenen Türen ohne jegliche Transparenz oder Rechenschaftspflicht gegenüber der Öffentlichkeit Entscheidungen zu treffen. Es ist eigentlich inakzeptabel, dass Steuerzahler nicht wissen, wie ihre Gelder verwendet werden und welche Ergebnisse damit erzielt werden. Es gehören Maßnahmen ergriffen, um diese Probleme anzugehen und dieser ineffizienten und intransparenten Regierungsführung ein Ende zu setzen.
Der Rechnungshof liefert uns
immer wieder Ideen und Empfehlungen, wie Arbeitsabläufe verbessert und
interne Kontrollsysteme gestärkt werden können. Da sehe ich echten
Handlungsbedarf. Misswirtschaft und Intransparenz in
den Regierungsbüros gehören aufgezeigt. Ich bitte den Rechnungshof, auch
da Einschau zu halten, denn wir müssen sicherstellen, dass im Interesse
der Bürger gearbeitet und gehandelt wird.
Bezeichnend war für mich, dass Herr Vizekanzler Kogler
im Ausschuss nicht sagen konnte, wie hoch
der aktuelle Gesamtpersonalstand in den Büros
der Generalsekretäre ist. Dazu muss man auch sagen, dass die
Regierung in Zeiten, in denen sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten
können, mit gutem Beispiel vorangehen und etwas sparsamer
wirtschaften sollte. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)
17.24
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Agnes Sirkka Prammer. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer
(Grüne): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes, herzlich
willkommen! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher!
Dieser Rechnungshofbericht über die Generalsekretariate hat uns eines
sehr deutlich vor Augen geführt: Er hat uns gezeigt, dass das, was die
FPÖ in den Bierzelten immer erzählt und den Leuten
klarzumachen versucht, einfach nicht richtig ist. Es ist nicht so, dass ihr Tun
ein Arbeiten für die kleinen
Leute wäre, sondern es ist ein Arbeiten für die eigenen Leute. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Es ist ein Unterbringen der
eigenen Leute im Staatsdienst, und zwar mit System. Diese Generalsekretariate
sind eines der Einfallstore dafür, dass man möglichst viele
möglichst schnell in entscheidende Positionen im Staat
bringt. (Abg. Kaniak: Zum Beispiel im Verkehrsministerium!) Es
ist zum Beispiel so, dass sich Generalsekretärinnen und
Generalsekretäre keinem Aufnahmeverfahren
unterziehen müssen. Die kann man sich einfach aussuchen! Wenn man
sie dann nach diesem alten System ausgesucht hatte, hatten sie
einen Rechtsanspruch darauf, dass sie in den Bundesdienst wechseln konnten,
nämlich in ein Beamtendienstverhältnis auf Lebenszeit. Man konnte
ganz
super jemanden aus eigenem Gutdünken auswählen und ihn für immer im Staatsdienst
verankern – perfektes System, oder? –, deshalb war das
auch eines der allerersten Dinge, die unter grüner Regierungsbeteiligung
wieder abgeschafft wurden. (Beifall bei den Grünen.)
Es geht aber noch weiter, denn die
Generalsekretärinnen und Generalsekretäre hatten auch Büros, und
auch für diese Büros gab es keine Richtlinien. Da
wurde nicht festgelegt, welche Aufgabenbereiche sie zu erfüllen hatten
oder
wofür dort Leute angestellt werden sollten. Dort konnte man nach Gutdünken Stellen schaffen und erweitern. Man konnte ganz gezielt Leute hineinsetzen, die man dort haben wollte – wiederum ohne Auswahlverfahren.
Es geht aber noch weiter: Die
Generalsekretärinnen und Generalsekretäre mussten ja etwas
darstellen. Erstens einmal wurden sie besoldungstechnisch
ganz hoch eingestuft, zweitens konnten sie sogar einen Dienstwagen mit Fahrer
haben. Das bedeutet, sie hatten eigentlich auf mehr Anspruch als die
höchsten Beamten im Staat. Mit diesem System hat man versucht, Steuergeld dorthin zu lenken, wo man es haben wollte, man hat
es dafür eingesetzt,
die eigenen Leute sehr, sehr gut und sehr gezielt dorthin zu verteilen, wo die
wichtigen Entscheidungen für diese Republik getroffen werden. So
funktioniert dieses System, und das wollen wir in dieser Republik nicht mehr
haben. –
Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)
17.28
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte. (Abg. Hörl: Jetzt geht’s ab!)
Abgeordneter
Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Ich
höre die Rede von Kollegin Prammer
und denke mir: Hm, haben die Grünen bei Regierungseintritt dafür
gesorgt, dass dieser schwarz-blaue Generalsekretärsunfug abgeschafft wird?
(Ruf bei
der SPÖ: Kann ich mich nicht erinnern!) – Haben sie nicht!
Den gibt es immer noch!
Jetzt könnte man sagen:
Ja, okay, sie haben nicht so viele Grüne hineingesetzt, wie die Blauen
Blaue hineingesetzt haben, sie haben das nicht so wahnsinnig ausgebaut. –
Okay. Der Fehler aber ist geblieben, nämlich dass über den
Sektionschefs noch eine Ebene eingezogen wurde und der Sektionschef
somit nicht mehr der höchste Mitarbeiter im Haus ist. Was ist das
für ein Signal? – Es ist ein Signal an die Mitarbeiter, dass
man nur an die Spitze des Hauses kommen kann, wenn man die richtige Farbe hat,
wenn man
politisch passt; und das war ein ganz schlechtes Signal, das auch die Grünen ab Regierungseintritt gesendet haben.
Deswegen gehört das alles
wieder hin zur alten Rechtslage rückabgewickelt: dass ein
Generalsekretär, falls es überhaupt einen gibt, den Laden
koordinieren kann, aber gegenüber einem Sektionschef nicht
weisungsberechtigt ist.
Sonst ist es nämlich so, dass man die Sektionschefebene ausschreiben muss,
dieser sich dem Auswahlverfahren unterwerfen muss und sein Chef eine
Stelle bekommt, die nicht ausgeschrieben werden muss. Das ist nicht
systemlogisch.
Ich bringe daher einen Antrag ein, der genau auf das abzielt, nämlich darauf, die alte Rechtslage wiederherzustellen :
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Weg mit den neuen Generalsekretären in den Bundesministerien – Wiederherstellung des Rechtszustandes von 2017“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird
aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regierungsvorlage
zuzuleiten, die den Rechtszustand vor dem Inkrafttreten
der Bundesministeriengesetz-Novelle 2017 für die Generalsekretäre in
den Bundesministerien wiederherstellt.“
*****
Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)
17.29
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Gerald Loacker, Douglas Hoyos, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Weg mit den neuen Generalsekretären in den Bundesministerien - Wiederherstellung des Rechtszustandes von 2017
eingebracht im Zuge der
Debatte in der 213. Sitzung des Nationalrats über
den Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes
betreffend Generalsekretariate in den Bundesministerien – Reihe
BUND 2021/12 (III-276/2043 d.B.) – TOP 4
Die ÖVP-FPÖ-Regierung hat am Anfang ihrer Tätigkeit das Bundesministeriengesetz so abgeändert, dass die Ministerien standardmäßig mit Generalsekretär:innen besetzt werden, die den Sektionschefs gegenüber weisungsberechtigt sind. Diese Positionen müssen im Gegensatz zu den nachgeordneten Sektionschef-Positionen auch nicht ausgeschrieben werden.
Zum einen wurde damit eine
zusätzliche Personalebene in den Ministerien eingezogen, was einen ohnehin
aufgeblähten Bundesdienst weiter ausgedehnt hat. Zum anderen ist seit
dieser Novelle das klare Signal an die Mitarbeitenden in
den Ministerien gesetzt: "Chef kannst Du
nur werden, wenn Du bei der richtigen Partei bist." Das Ende des
Staatsdieners alten Verständnisses wurde so
durch eine harte Parteilogik ersetzt.
Der aktuelle RH-Bericht
unterstreicht Problematik und Kosten des Gesetzes
aus 2017, das wieder beseitigt gehört. BM Brunner hat für sein Haus
die Funktion des Generalsekretärs bereits beseitigt und damit das richtige
Signal für die
anderen Ministerien gesetzt.
Quellen:
Beschluss des Nationalrates 2017,
https://www.parlament.gv.at/dokument/
XXVI/BNR/3/fname_676801.pdf
derStandard.at, 19. Dezember 2017,
https://www.derstandard.at/story/
2000070694678/bundesministeriengesetz-12-minister-und-maechtige-generalsekretaere
Rechnungshofbericht 2021,
https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/
home/2021_12_Generalsekretariate.pdf
Wiener Zeitung, 1. Juli 2022,
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/
politik/oesterreich/2153238-Der-Schatten-im-Ministerium.html
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
"Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die den Rechtszustand vor dem Inkrafttreten der Bundesministeriengesetz-Novelle 2017 für die Generalsekretäre in den Bundesministerien wiederherstellt."
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.
Nun hat sich Frau Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Präsidentin.
Präsidentin des Rechnungshofes Dr.
Margit Kraker: Sehr geehrte
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! In diesem
Block, in dem Rechnungshofberichte beraten werden, stehen Berichte auf der
Tagesordnung, die die Verwaltung des Bundes betreffen. Da geht es um zwei
Themen: Es geht einerseits um die Einführung von Generalsekretären in
den Bundesministerien – das betrifft den ersten Bericht. Der zweite betrifft die Umsetzung der Telearbeit in ausgewählten Ministerien.
Der Bericht über die Generalsekretariate beruht auf einer Verlangensprüfung der SPÖ. Wir haben für diese Sonderprüfung den Zeitraum von Ende 2017 bis zur Bestellung der Expertenregierung im Juni 2019 geprüft. Mit dem Regierungswechsel im Juni 2019 lief die Funktion der damals zwölf Generalsekretärinnen und Generalsekretäre aus. Aktuell sind in sieben Bundesministerien Generalsekretäre tätig.
Wir haben bei dem Bericht
gesehen, dass im Prüfzeitraum selbst in Summe 14 Männer und eine
Frau mit der Funktion des Generalsekretärs beziehungsweise der
Generalsekretärin betraut waren. Vier Generalsekretäre wurden extern
aufgenommen, elf kamen aus dem Bundesdienst. Zwei der extern aufgenommenen
Generalsekretäre wurden in der Folge in ein Beamtendienstverhältnis
übernommen. Das war durch einseitige Erklärung möglich.
Dieser Anspruch auf Aufnahme in das öffentlich-rechtliche
Dienstverhältnis entfiel dann mit der
Bundesministeriengesetznovelle 2020 wieder.
Nun zu den Generalsekretären selbst: Generalsekretäre weisen unterschiedliche Wesensmerkmale auf, zum einen jene, die ident mit denen eines Sektionschefs sind, weil sie mit einer Weisungsbefugnis ausgestattet sind.
Im Bericht halten wir fest,
dass die Aufwertung des Generalsekretärs durch die Ausstattung mit einer
Vorgesetztenfunktion zu dieser internen administrativen Spitze eines
Bundesministeriums an sich grundsätzlich geeignet wäre, um
Steuerungsdefizite hintanzuhalten. Das Modell, das ja vom Außenministerium übernommen
wurde, wurde aber nur ungenügend in andere Ressorts übertragen,
sodass das Ziel, die Verwaltung in ihrer Funktionsfähigkeit
zu stärken, nicht immer erreicht werden konnte.
Zweitens hat das
Dienstverhältnis eines Generalsekretärs auch Wesensmerkmale der
Kabinettsleitung aufgewiesen, und zwar aufgrund eines besonderen Vertrauensverhältnisses
zur Ministerin oder zum Minister.
Der Unterschied zwischen Generalsekretär und Kabinettsleiter ist der, dass
der Kabinettschef, die Kabinettschefin keine Vorgesetztenfunktion innerhalb
der Beamtenhierarchie hat, dies deshalb, weil es Aufgabe eines Kabinetts ist,
die Bundesministerin oder den Bundesminister zu unterstützen und ihnen zu
dienen.
Generalsekretäre sind eine
Schnittstelle zwischen der politischen Leitung eines Ministeriums und der
Linienorganisation. Sie unterstehen dem jeweiligen Bundesminister, der
Bundesministerin. Diese tragen die politische Verantwortung. Infolge einer
fehlenden Aufgabenabgrenzung zwischen Kabinett
und Generalsekretariat oder infolge von ähnlich gelagerten
Aufgabenstellungen oder Mehrfachverwendungen als Kabinettschef und
Generalsekretär bestand das Risiko von Doppelgleisigkeiten und
weiters natürlich das Risiko einer starken Verpolitisierung der
Verwaltung. Demzufolge dürfen Generalsekretäre nach
Auffassung des Rechnungshofes auch kein politisches Eigenleben entwickeln.
Weil der Generalsekretär damit an der Spitze der Verwaltung steht, bedarf es qualitätssichernder Maßnahmen hinsichtlich der persönlichen und fachlichen Eignung. Deshalb wären Maßnahmen erforderlich, die die objektive Feststellung der Eignung gewährleisten.
Die Einrichtung eines Generalsekretariats ist optional
möglich. Es fehlte uns aber im Bericht – das wurde hier schon
gesagt – eine grundlegende Aufgaben-
und Zieldefinition für die Einrichtung der Generalsekretariate. Somit war
es nicht möglich, zu evaluieren, inwiefern die Generalsekretäre zu
einer effizienten
und professionellen Verwaltungsführung
beigetragen haben. Es ist eben ihre Aufgabe, Verwaltung effizient
zu koordinieren und durch eine gute Steuerung
zu stärken. Speziell in den großen Ressorts mit vielen Sektionen
oder auch nach wesentlichen Kompetenzverschiebungen zwischen den Ministerien
kann es daher sehr wohl Argumente geben, Generalsekretariate einzurichten.
Was den Personalstand der Generalsekretariate und der
Kabinette betrifft – da gibt es ja Stäbe auf beiden
Seiten –, ist im Prüfzeitraum, also vom ersten
Quartal 2017 bis zum ersten Quartal 2019, ein Anstieg des
Personalstands um 13 Prozent zu verzeichnen gewesen. In Summe hat im
Prüfzeitraum der
gesamte Personalaufwand 50 Millionen Euro betragen.
Trotz der Einrichtung der Generalsekretariate als zusätzliche Hierarchieebene blieb die Anzahl an Beschäftigten in den Kabinetten nahezu unverändert. Deshalb haben wir im Bericht angeregt, dass es etwa durch einen Ministerratsbeschluss eine Selbstbindung geben soll, die Personalkapazitäten in den Kabinetten und den Büros der Generalsekretäre zu begrenzen, denn es geht um Sparsamkeit in Summe. Wir haben es sehr begrüßt, dass der Herr Vizekanzler gesagt hat, dass er im Rahmen der Dienstrechtsnovelle bereit ist, einige Unzulänglichkeiten, die wir im Bericht festgestellt haben, aktiv aufzugreifen.
Zusammengefasst sagen wir, Kabinette sind
Unterstützungsapparate für den jeweiligen Bundesminister,
für die Bundesministerin. Generalsekretäre haben
ihre Aufgabe innerhalb der Ministerialverwaltung. Die Verwaltung funktioniert
in einem System der Aufgabenverteilung und der Rollenverteilung mit einem
klaren Verhältnis der Über- und Unterordnung. Da braucht es klare Verwaltungsstrukturen.
Mehrfachverwendungen bergen Rollenkonflikte in sich, und es gibt auch noch
sonstige Organisationseinheiten, die schlüssig der jeweiligen ministerialen
Ebene zuzuordnen wären.
Sehr wohl gibt es Themen, die
zwischen den einzelnen Ministerien koordiniert werden müssen. Da sehen wir
schon eine Aufgabe auch derartiger höchster Beamter, der
Generalsekretäre, nämlich sich innerhalb der Bundesverwaltung gut
abzustimmen. Das betrifft die Optimierung von Verwaltungsprozessen.
Da geht es etwa um den gleichartigen Einsatz der IT und der Kommunikationstechnologien,
es geht um das Gebäude- und Reisekostenmanagement, es
geht um das Förderwesen oder eben um die Telearbeit – was wir
im zweiten Bericht dann auch gesehen haben –, weil das sehr
unterschiedlich geregelt
ist. Das heißt, es geht um Themen, die zwischen den Verwaltungen
abzustimmen
wären. Die Verwaltung selbst müsste daran interessiert sein, dass Verwaltungsinnovation permanent stattfindet und dass man auch zwischen den Ministerien voneinander lernen kann.
Zum Bericht zur Telearbeit: Das haben wir als relevantes Thema im Bundesdienst gesehen,
weil Telearbeit durch die Pandemie einen großen Aufschwung erfahren hat.
Da ging es um die Geräteausstattung, um die Frage, wie
man das bewältigen kann. Seither ist sie ein weit verbreitetes
Phänomen im Bundesdienst. In Summe hat sich die Arbeitswelt
verändert, und dementsprechend, glauben wir, müsste man auch im
Bundesdienst die Entwicklungen der Nutzung der Telearbeit entsprechend
beobachten sowie evaluieren.
Mit der Telearbeit können strategische Personal- und Organisationsziele verbunden sein. Das kann das Ziel sein, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, das können Ziele der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Reduktion der Teilzeitquote, der Reduktion von CO2-Emissionen, aber auf der anderen Seite auch der Optimierung der Raumnutzung sein.
Vor diesem Hintergrund haben wir dem Beamtenministerium
empfohlen, in Kooperation mit anderen Bundesministerien die
zukünftigen Entwicklungen
beim Einsatz von Telearbeit in der Bundesverwaltung zu beobachten und zu analysieren.
Telearbeit ist auch eine große Führungsaufgabe, damit man da
eben die notwendigen Ergebnisse erbringt. Wichtig ist, auch den Einfluss von
Telearbeit auf die Effektivität der Bundesverwaltung zu erheben. Als
Ergebnis dieser Analyse wäre es durchaus möglich, auch eine
Grundsatzrichtlinie zur Regelung der Telearbeit im Bundesdienst zu entwickeln,
weil ja die Regelungen sehr unterschiedlich sind und wir einige Best Practices
gesehen haben, wie etwa im Bereich des Arbeitsministeriums. –
Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Allgemeiner Beifall.)
17.39
Präsidentin Doris Bures: Danke, Frau Präsidentin.
Nun gelangt Herr Abgeordneter Andreas Kühberger zu Wort. – Bitte.
17.39
Abgeordneter Andreas Kühberger
(ÖVP): Sehr geehrte Frau
Nationalratspräsidentin! Geschätzte Frau
Rechnungshofpräsidentin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Besonders begrüßen möchte ich aber eine
große Abordnung aus meiner Heimatsgemeinde Mautern, vor allem meine Frau
und meine Tochter. (Allgemeiner Beifall.)
Ich darf jetzt über den
zweiten Punkt des Rechnungshofberichtes sprechen, der ja schon erwähnt
wurde: die Telearbeit oder das Homeoffice – ich glaube, Letzteres
sagt jedem mehr als das Wort Telearbeit. Die Frau Rechnungshofpräsidentin
hat es schon angesprochen: Ausgesuchte Ministerien wurden überprüft, zum
Beispiel das Bundeskanzleramt, das Wirtschaftsministerium,
die Ministerien für Sport sowie für Wissenschaft und Bildung sind
dabei, aber auch jenes für Justiz. Diese Ministerien wurden im Hinblick
auf die Telearbeit überprüft.
Im Bericht habe ich gelesen, dass es in den Ministerien eigentlich seit 2005 möglich war, die Telearbeit zu nutzen, dass es aber in der Praxis sehr wenig angenommen wurde. Warum? – Weil es dazu immer eine Ausnahmegenehmigung gebraucht hat, und meistens gab es Ausnahmegenehmigungen aus dem Grund, dass man zu Hause Familienangehörige gepflegt hat. Was die Frau Präsidentin aber auch schon angesprochen hat: Mit der Pandemie hat das dann natürlich eine Geschwindigkeit bekommen, mit der man eigentlich nie gerechnet hat.
Was ist dann passiert? – Wie in den Betrieben war es auch in den Ministerien so, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter quasi von heute auf morgen Homeoffice gemacht haben. Das war natürlich eine besondere Herausforderung, denn nicht jeder hat einen Arbeitsplatz mit der erforderlichen IT-Ausstattung gehabt. Da geht es um Sicherheit – darauf komme ich gleich noch –, und so haben die Ministerien auch rechtzeitig geschaut, dass IT-Ausstattung für
die Arbeitsplätze
angeschafft worden ist. Von Jänner bis Juni 2021 waren
es 4,38 Millionen Euro, die die Ministerien dafür in die Hand
genommen haben.
Gerade die IT-Sicherheit war
ein ganz wichtiger Punkt, den der Rechnungshof auch geprüft hat,
denn da geht es um Daten und vor allem um Datenschutz. Wir kennen es aus der
Privatwirtschaft und es ist auch bei den Ministerien so, dass der
Arbeitgeber für die Sicherheit der Daten zuständig ist. Weiters hat es
die Empfehlung gegeben – die Frau Rechnungshofpräsidentin ist
darauf
schon kurz eingegangen –, dass man auch schaut, dass man eine
Leistungsbilanz hat, das heißt, dass man auf die Leistung der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice schaut, dass man diese
auch kontrolliert und rechtzeitig reagiert, wenn es zu einem Leistungsabfall
kommen sollte. Wichtig ist
aber auch: Man kann nicht alle ins Homeoffice schicken, denn es muss ja auch
der Betrieb im Ministerium funktionieren. Die Verfügbarkeit muss gegeben sein, und
so ist es auch eine große Empfehlung des Rechnungshofes, dass nicht alle (Abg.
Haubner: Gleichzeitig!) zu Hause arbeiten. Spannend ist
auch, dass in dem Bericht steht, dass es in der Zeit, in der Homeoffice
geleistet wurde – das war von März 2020 bis
Juni 2021 –, um 10 bis 30 Prozent
weniger Krankenstände gab. Das ist auch spannend.
Ich komme schon zum Schluss.
Auch weil eine große Abordnung aus meiner Gemeinde heute hier ist:
Im Großen und Ganzen glaube ich, dass Homeoffice
auch ganz, ganz wichtig für den ländlichen Raum ist, weil es damit
für die Jugend einfach die Chance gibt, dass man nicht in die Stadt ziehen
muss, um
einen Arbeitsplatz zu haben, sondern zu Hause, in den eigenen vier Wänden
arbeiten kann. Darum war es auch wichtig, dass wir, die
Regierungsparteien,
hier in diesem Haus die Breitbandmilliarde
beschlossen haben. So wird meine Gemeinde in den nächsten zwei
Jahren komplett mit Breitband versorgt, und
das ist wichtig.
Ich möchte auch die Schlussworte der Frau Präsidentin nennen: Sie haben von Familienfreundlichkeit, von Attraktivität und vor allem von Flexibilität
gesprochen. – Das ist die Zukunft für unsere Jugend, diese Arbeitswelt brauchen wir. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Grünen.)
17.43
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Philip Kucher. – Bitte.
Abgeordneter
Philip Kucher (SPÖ): Frau
Präsidentin! Frau Rechnungshofpräsidentin! Geschätzte
Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gerade jetzt
wäre es so wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen von der
Freiheitlichen Partei hier im Saal anwesend sind. (Abg. Brückl:
Wir sind eh da!) Es geht um Geldverschwendung, es geht um Postenschacher
in den ehemals freiheitlichen Ministerien, und so viele von euch fehlen. (Abg.
Lausch: Das hast du eh alles schon im Ausschuss gesagt!) Gerade
für euch ist dieser Bericht ja gemacht worden. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)
Kollege Wurm, wenn du so nett bist: Ich werde dir die
Unterlagen dann mitgeben – die Frau Präsidentin hat das gerade
auch ausgezeichnet referiert –, und es wäre so wichtig, dass du
diese Informationen auch an die Kolleginnen und Kollegen im
freiheitlichen Klub weitergibst, denn ihr habt es mit der Geldverschwendung und
mit dem Postenschacher in eurem Bereich
schon ordentlich weit getrieben. (Abg. Wurm: Wir? Wir?) Vielleicht
ist das der Grund, dass heute hier einige fehlen.
Du, Kollege Wurm, warst es nicht, aber es war zum Beispiel
der damalige Innenminister namens Herbert Kickl, der ja ganz besonders
fleißig war (Ruf bei der FPÖ: Der beste Innenminister aller
Zeiten!), wenn es darum gegangen
ist, den eigenen Politapparat aufzublähen. Man muss sich vorstellen:
37 Mitarbeiter hat Herbert Kickl als Innenminister gebraucht (Ruf
bei der FPÖ: Weniger als die Presseabteilung von Kurz,
oder?), und da zähle ich den Generalsekretär noch gar nicht dazu.
37 Mitarbeiter hat er gehabt. Bereich Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit: Wenn du einmal nachrechen möchtest (Abg. Wurm –
in
Richtung ÖVP und Grüne weisend –: Philip, da sitzt der
Gegner! Das ist der
Gegner! Philip! Da schau, das ist die Regierung, Philip!), was glaubst du,
wie viele Leute Herbert Kickl für den Bereich Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit gebraucht hat? War es eine Person, waren
es zwei, waren es drei, waren es vier, waren es fünf? – Sechs
Leute hat Herbert Kickl für den Bereich Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit gebraucht! Er hat schon ordentlich zugelangt,
wenn es darum gegangen ist, im eigenen
Bereich einen blauen Politapparat aufzubauen.
Vielleicht bist du so nett, ich gebe dir dann die Unterlagen
mit, und die Frau Präsidentin hat ja einen eigenen Bericht gemacht.
Wenn wir von Geldverschwendung reden, wäre es gerade für die
FPÖ so wichtig, im Nachhinein die Fehler noch einmal ein bisschen zu
durchleuchten, damit sie in Zukunft
nicht wieder passieren. (Beifall bei
der SPÖ sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)
Wir haben eine Besuchergruppe aus dem Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien hier. Das sind Menschen, die im Bereich der Pflege, der Gesundheitsberufe arbeiten, und gerade für sie ist es natürlich im Nachhinein blanker Hohn. Einige werden sich noch erinnern, es hat doch immer geheißen: Sparen im System, nicht bei den Menschen! Ich möchte seinen Namen nicht erwähnen, weil die ÖVP dann wieder sagt, dass ich Sebastian Kurz zu oft zitiere (Heiterkeit bei den Grünen), aber er hat immer gesagt: „Wir sparen im System, nicht bei den Menschen.“
Gerade wenn man im Gesundheitsbereich arbeitet, erinnert man
sich natürlich an Ministerin Hartinger-Klein zurück. Da ist nicht
viel weitergegangen,
außer wenn es um Eigenmarketing gegangen ist. Wir haben leider erlebt,
dass ÖVP und FPÖ eine Regierung aufgebaut haben und einen
Politapparat in Österreich geschaffen haben, den es in der Form noch nie
gegeben hat. (Ruf bei der FPÖ: Doskozil! – Abg. Zarits:
Doskozil im Burgenland!) Nicht nur im Bereich der Kabinette
war Kickl ganz vorne mit dabei. Bei den Menschen habt ihr ordentlich gespart,
aber bei den eigenen Pressesprechern, im Politmarketing, bei den
Generalsekretären, da war das Geld abgeschafft, es war
abgeschafft, und da habt ihr dann ordentlich Generalsekretäre reingeholt. (Neuerliche Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)
Ich möchte nur zwei Beispiele bringen, Kollegin Greiner
hat ja recherchiert: Als Generalsekretär hat es nicht gereicht, dass man
ein Auto hat, denn man
kann ja nicht allein fahren, es braucht auch noch einen Chauffeur. Und es hat
auch andere Dinge gegeben, die die freiheitlichen Generalsekretäre dann
gebraucht haben. Da war Generalsekretär Baumann, der gesagt hat, er sei im
Verteidigungsministerium in einer so wichtigen Funktion, und da sei es wichtig, dass
alle ihn kennen. Also musste man in jeder Kaserne in Österreich nicht nur
das Foto vom Bundespräsidenten und vom Verteidigungsminister aufhängen,
sondern auch das vom Generalsekretär, damit jeder weiß, wer Herr
Baumann ist. Das war eine ganz, ganz wichtige freiheitliche Amtshandlung. Da
habt ihr was weitergebracht für die Soldatinnen und Soldaten.
Den anderen Generalsekretär wird man auch noch kennen,
sein Name klingt schon entsprechend: Herr Goldgruber. (Abg. Lausch: Schlusssatz!
Das
Licht leuchtet!) Er ist unter Herbert Kickl Generalsekretär geworden
und da ist dann eh einiges weitergegangen, nicht nur bei der berittenen
Polizei.
Als Generalsekretär ist Herr Goldgruber draufgekommen, dass ihm oben das
Gold fehlt, dass er ein eigenes Abzeichen braucht, weil er als neuer Generalsekretär
noch höher als alle anderen steht, und natürlich hat er eine eigene
Uniform gekriegt. (Abg. Lausch: Die kostet natürlich ein
Vermögen, das habt ihr noch nie rausgeschmissen ...!) Das war
wichtig für die Polizistinnen
und Polizisten. (Beifall bei SPÖ
und Grünen.) – Das war die Politik der freiheitlichen
Partei. (Abg. Lausch: Eine Uniform kostet kein Vermögen! In
Kärnten vielleicht ...!)
Noch zwei Sätze
abschließend, weil die ÖVP gesagt hat, ich kritisiere, dass Ministerin
Tanner jetzt so viele Mitarbeiter hat: Sie braucht jetzt 50 Leute in
ihrem Kabinett. (Abg. Lausch: Das ist ja unfassbar!) Ich
möchte nur dazusagen: Ich bin ja durchaus fair, und wenn in der
Coronakrise der Gesundheitsminister
mehr Miterbeiter hat, habe ich dafür ein gewisses Verständnis. Aber
wenn Ministerin Raab 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, wenn Ministerin Zadić mit 21 Personen auskommt, dann weiß ich nicht, mit welcher Begründung Verteidigungsministerin Tanner 50 Personen braucht. (Abg. Gahr: Das stimmt nicht!)
Und abschließend, um auch
die jetzige Regierung mit an Bord zu holen: Es ist leider ähnlich
weitergegangen. Wir haben den teuersten Politapparat
aller Zeiten. (Ruf bei der ÖVP: Na, geh!) Noch nie in der
Geschichte dieser Republik hat es derart viele Politsekretäre,
Generalsekretäre, Pressesprecher gegeben wie jetzt unter
Schwarz-Grün. Ich sage das vor allem deswegen, weil wir heute jede Menge
Menschen kennen, die sich das tägliche Leben
nicht mehr leisten können, die mit dem Geld nicht über die Runden
kommen, und weil trotz der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel zu
wenig weitergeht.
Deswegen möchte ich gerade an euch Grüne
appellieren und euch sagen, dass ihr in diesem Bereich die Motoren seid und
dass ihr schauen müsst, dass
von Tanner bis hin zu Bundeskanzler Nehammer die Kabinette nicht immer aufgeblähter
werden, dass das Geld nicht in euren Politapparat fließt, sondern in Zukunft
hoffentlich verstärkt zu den Menschen, die wirklich Unterstützung
brauchen. (Beifall bei der SPÖ
sowie des Abg. Brandstätter.)
17.49
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Lausch. – Bitte.
Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des
Rechnungshofes! Hohes Haus! Also, Kollege Kucher, das hört sich heute
schon ein bisschen anders an als im Ausschuss. – Jetzt hat er besser
recherchiert. Im Ausschuss hat er noch behauptet, das Generalsekretärkabinett
Kickl hätte 61 Mitarbeiter gehabt (Abg. Kucher: Generalsekretäre,
Staats-
sekretäre!) – da warst du noch bei 61, aber da
hast du natürlich die von Staatssekretärin Edtstadler gleich
mitgezählt. Jetzt sind wir bei 37 (Abg. Kucher:
Plus Generalsekretär!), da schaut die Welt schon wieder anders aus.
Natürlich, ihr habt zuletzt von 1997 bis 2000 den Innenminister gestellt, das ist schon ein Zeiterl her. Und wir sind ja gespannt, was passiert – wir wünschen es der Polizei und der Sicherheit in Österreich nicht –, wenn ihr wieder einmal den Innenminister stellen solltet, was ich nicht glaube, weil ihr momentan ganz andere Probleme habt. Ich bin aber gespannt, wie es wäre, wenn ihr nach 23 Jahren ein Ministerium übernehmen würdet, mit wie vielen Mitarbeitern ihr auskämt.
Man kann die
Generalsekretäre hart kritisieren, das kann man schon machen, aber man
könnte das natürlich auch (Abg. Kucher: Aber entschuldige
dich
doch einfach, Herbert! Das braucht dir ja nicht peinlich zu sein!) –
sei nicht so aufgeregt, Kucher! – mit externen politischen
Beraterzukäufen lösen. Das ist
euch ja bekannt, unter der Regierung Kern – ich sage jetzt nur
Silberstein – war das ja up to date.
Was hat das eigentlich den
Steuerzahler gekostet? – Stell dich da heraus und sag es! Ihr seid
nicht die Sauberpartei, ihr habt die Probleme der Vergangenheit
noch nicht gelöst, löst die jetzt einmal in der Zukunft! Das ist eure
Sache. Die Generalsekretariate sind wenigstens transparent, die
kann man durchleuchten. Aber schaffen wir sie ab! Machen wir Zukäufe
externer Politberater, da seid ihr ja Spitzenreiter, und dann
schauen wir, was den Steuerzahler am Ende mehr kostet! (Beifall bei der
FPÖ.)
Und bitte: Eine Uniform eines Generalsekretärs
Goldgruber hier zu kritisieren – eine Uniform kostet vielleicht in
Kärnten, vielleicht bei dir ein Vermögen,
aber sie kostet nichts. Das ist einfach nur populistischer Unfug, das ist
Unsinn, was du da verzapfst. (Abg. Kucher: Sei nicht so
nervös! – Zwischenruf der
Abg. Erasim.) Das hat überhaupt nichts mehr mit Sachlichkeit zu
tun. Das ist aber
dein Stil, Sachlichkeit vermisst man bei dir. Man sieht: Du
operierst im Ausschuss mit ganz anderen Zahlen als heute. Das heißt,
man sollte gleich gscheit recherchieren oder man sollte es lassen. Was du da
machst, ist eigentlich
nur, dass du hier mit einem grinsenden Gesicht herauskommst und dich freust,
wenn du auf die Leute hinschlagen kannst, nichts anderes. Recherchier einmal gscheit!
Mach einmal deine Arbeit! Mach es einmal gescheit! (Abg. Greiner: Fakten!
Fakten! Noch nie so teuer wie jetzt!) Dann stell dich da her und
dann kritisier! – Gut, danke schön. (Beifall bei der
FPÖ.)
17.51
Präsidentin Doris Bures: Mir liegt nun eine Meldung zu einer tatsächlichen Berichtigung vor. – Herr Abgeordneter Matznetter, bitte.
Abgeordneter
Dr. Christoph Matznetter (SPÖ):
Frau Präsidentin! Abgeordneter Lausch hat eben behauptet, dass in der
Ära Kern anstelle der Kosten für
die ganzen Sekretariate, für die Personen, Herr Silberstein mit Steuergeld
bezahlt worden sei. – Das ist falsch.
Ich berichtige tatsächlich: Die Kosten für
Silberstein wurden ausschließlich von der Partei bezahlt (Abg. Lausch:
Von Kern selber! – Zwischenrufe bei der
ÖVP), so wie damals die Clash-of-Clans-Spiele von Strache. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Haubner: War das jetzt eine
tatsächliche Berichtigung?)
17.52
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Michael Seemayer zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Rechnungshofpräsidentin! Es ist jetzt ein bisschen schwer, zum Thema Homeoffice zurückzukommen. Ich weiß nicht, wie viele von den Generalsekretären und Beschäftigten in den Sekretariaten im Homeoffice waren, das ist nicht Inhalt des vorliegenden Berichtes.
Vielleicht aber ein paar Anmerkungen zum Bericht über
die Umsetzung von Telearbeit in ausgewählten Ministerien: Telearbeit, auch
Homeoffice
oder mobiles Arbeiten, war bis vor der Coronapandemie eher eine Randerscheinung,
denn nur 10 Prozent der Arbeitnehmer:innen konnten das auch
nutzen. In der Coronapandemie ist Telearbeit oder Homeoffice, wie man umgangssprachlich
eher sagt, natürlich in vielen Bereichen zu einer Arbeitsform geworden,
die einen durchgehenden Arbeitsablauf weitgehend hat sicherstellen
können – jedenfalls dort, wo Homeoffice auch möglich war.
Viel zu oft wird nämlich, wenn Homeoffice als die
moderne und zukunftsweisende Arbeitsform bezeichnet wird, darauf
vergessen, dass der Großteil
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich Tätigkeiten
ausübt, bei denen das gar nicht möglich ist. Ich denke hierbei zum
Beispiel an alle Arbeiterinnen und Arbeiter, an die Beschäftigten im
Handel, im Transportwesen, im Bereich der Pflege, in der Gesundheitsvorsorge
oder an die Polizistinnen und Polizisten. (Beifall bei der
SPÖ.)
Die allermeisten unselbstständig Erwerbstätigen können ihre Arbeit nicht von zu Hause aus verrichten. Das sind vor allem jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in Österreich für die Grundversorgung zuständig sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch dort Arbeitszeitmodelle, zukunftsweisende Arbeitszeitmodelle, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und Arbeitsformen braucht. (Beifall bei der SPÖ.)
Der vorliegende Bericht zeigt,
dass es zu Beginn natürlich auch für die Ministerien eine
Herausforderung war, kurzfristig auf Homeoffice umzustellen. Viele
Arbeitsplätze waren dafür technisch nicht ausgerüstet. So hat
auch
auf eine private IT-Ausrüstung zurückgegriffen werden müssen,
was natürlich die Frage der Sicherheit in den Raum gestellt hat. Die
zentralen Stellen
der Ministerien standen vor der Herausforderung, die IT-Ausstattung kurzfristig
so umzustellen, dass flächendeckend sicheres Homeoffice möglich war.
Das hat natürlich einen Digitalisierungsschub mit sich gebracht, der gut
war –
dies auch deshalb, weil man jetzt besser darauf vorbereitet ist, falls wieder irgendetwas dahin gehend kommen sollte, dass es notwendig ist, auf dieses System zurückzugreifen.
Auch wenn inzwischen großteils wieder Regelbetrieb
herrscht, bleibt der Anteil an Homeoffice dementsprechend hoch, was natürlich
Auswirkungen auf
die Mitarbeiterführung, auf das Arbeitsklima, auf die
Mitarbeiterzufriedenheit, auf den Datenschutz und vieles mehr hat. Das muss auf
jeden Fall beobachtet und evaluiert werden. Es braucht klare
Rahmenbedingungen für Homeoffice, für Telearbeit, damit diese im
Regelbetrieb sinnvoll für alle Beteiligten, aber auch im
Ausnahmefall kurzfristig zielgerichtet eingesetzt werden
können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
17.56
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Kollross. – Bitte.
Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte mich zu Beginn wieder einmal bei Ihnen, Frau Rechnungshofpräsidentin, und bei dem gesamten Team für die guten Berichte bedanken, die gerade für uns Parlamentarierinnen und Parlamentarier Grundlage dafür sind, um zu überprüfen, wo wir Nachbesserungen brauchen und machen sollten.
Ich möchte ganz bewusst auf einen Bericht eingehen, der
jetzt schon mehrmals erwähnt wurde,
nämlich auf jenen über die Telearbeit. Ich bin der Meinung,
Ihr Bericht bringt ganz, ganz wertvolle Erkenntnisse, und wir haben
diesbezüglich auch eine gute Aussprache – auch mit dem
Vizekanzler – im Rechnungshofausschuss gehabt. Ich glaube, wir
können gemeinsam festhalten, dass wir
aufgrund von Corona eine Situation gehabt haben, die es in der Form
noch nie gegeben hat und auf die zu reagieren war. Wir alle gemeinsam,
die gesamte Republik, waren auf diese Frage nicht vorbereitet, und das
zeigt
am Ende eben auch dieser Bericht. Deshalb muss man daraus auch die notwendigen Schlüsse ziehen.
Ich möchte aber schon auch anmerken, dass man, wenn man
über Telearbeit spricht, vor allen Dingen eines festhalten muss –
auch wenn es jetzt mit
dem Bericht nur bedingt bis gar nichts zu tun hat –: Dass die
Republik, dass die Verwaltung in dieser Situation funktioniert hat, ist vor
allen Dingen den Beamtinnen und Beamten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
in den verschiedensten Behörden auf Bundesebene, auf Landesebene und
vor allen Dingen auch auf Gemeindeebene zu verdanken. Diese haben
dafür gesorgt, dass das tägliche Leben in einer Zeit, in der wir eine
Sondersituation mit Lockdowns und anderen Dingen gehabt haben, nach wie vor
funktioniert hat.
Deshalb möchte ich meinen Redebeitrag auch wirklich
dazu verwenden, um mich bei allen Bediensteten des Bundes, des Landes und der
Gemeinden zu bedanken. Diese haben dafür gesorgt, dass
trotz einer Regierung, die relativ viel Chaos angerichtet hat, letztendlich die
Verwaltung und die Republik funktioniert haben. Das ist nicht das
Verdienst der Regierung, sondern das ist in erster Linie das Verdienst der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
auf Bundes-, Landes- und vor allen Dingen auf Gemeindeebene. – Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
17.59
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.
Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Damit kommen wir nun zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.
Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4:
Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend Generalsekretariate
in den Bundesministerien,
III-276 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.
Wer spricht sich dafür aus? – Das ist einstimmig zur Kenntnis genommen.
Abstimmung über den Entschließungsantrag
der Abgeordneten Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend
„transparente, zweckmäßige und
sparsame Postenvergabe“.
Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag
der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und
Kollegen betreffend „Weg mit den
neuen Generalsekretären in den Bundesministerien –
Wiederherstellung des Rechtszustandes von 2017“.
Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 5:
Antrag
des Rechnungshofausschusses, den Bericht des Rechnungshofes betreffend
Dienstrechtliche und technische Umsetzung von Telearbeit in ausgewählten Bundesministerien,
III-739 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.
Wer für diese Kenntnisnahme ist, den
bitte ich um ein zustimmendes
Zeichen. – Dieser Bericht ist einstimmig zur
Kenntnis genommen.
Bericht des Rechnungshofausschusses über den Tätigkeitsbericht 2022 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2022/44 (III-828/2042 d.B.)
7. Punkt
Bericht des
Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend
FACULTAS DOM Buchhandels GmbH – Reihe
BUND 2022/22 (III-691/2045 d.B.)
Präsidentin
Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu
den Punkten 6 und 7
der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt
werden.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Erster Redner: Herr Abgeordneter Hermann Gahr. – Bitte.
Abgeordneter
Hermann Gahr (ÖVP): Frau Präsident! Frau Präsident des Rechnungshofes!
Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Der Rechnungshof hat
den Tätigkeitsbericht 2022 vorgelegt. Auf 130 Seiten gibt es
einen umfassenden, übersichtlichen und aussagekräftigen Einblick in
die Arbeit
des Rechnungshofes.
Es geht um Finanzkontrolle, es geht um Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit, man kann auch über die Berichte auf Bundesebene, Länderebene und Gemeindeebene einen Überblick bekommen. Insgesamt hat der Rechnungshof im Jahre 2022 50 Berichte zu unterschiedlichen Thematiken vorgelegt.
Es hat auch zwei Sonderprüfungen gegeben,
einerseits zu den Asylbetreuungseinrichtungen des Bundes, andererseits zu
Auftragsvergaben im Bereich
der Bauleistungen von Asfinag und ÖBB. Ein Schwerpunkt im Jahr 2022
waren auch die Themen Parteiengesetz, die Parteispenden sowie Rechenschaftsberichte
der Parteien.
Man darf eigentlich positiv feststellen,
dass – gerade was die Wirksamkeit der
Empfehlungen des Rechnungshofes betrifft – es
wiederum eine Steigerung
bei den Follow-up-Überprüfungen auf 87,3 Prozent und im
Nachfrageverfahren auf 89,1 Prozent gegeben hat. Der Rechnungshof ist
weiters auch immer
wieder sehr aktuell dabei, wenn es darum geht, Gesetzentwürfe und
Verordnungen zu hinterfragen, und er gibt dabei Stellungnahmen ab.
Ein wesentlicher Punkt im Jahre 2022 war auch, dass der Rechnungshof sich dafür eingesetzt hat, dass wir, gerade was das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung betrifft, was den Umgang mit Compliance und Transparenz betrifft, Schwerpunkte setzen.
Weiters stellte aufgrund der Aktualität natürlich das Thema Covid-19 einen besonderen Schwerpunkt dar. Der Rechnungshof hat 22 Überprüfungen von Covid-19-Hilfsprogrammen herausgegeben, 18 dieser Prüfungen wurden bisher veröffentlicht. Positiv ist, wie ich glaube – ich habe mir da selber ein Bild gemacht –, dass es ein Mehrwertpapier gibt, um aus diesen Erfahrungen, die durch die gesamten Förderprogramme im Covid-Bereich gemacht wurden, Lehren für die Zukunft zu ziehen und zukünftig solch große Projekte besser und effizienter abwickeln zu können.
Eine Herausforderung stellt
natürlich wieder das Parteiengesetz dar. Mitte 2022 wurde ja
beschlossen, dass es mit 1. Jänner 2023 mehr Möglichkeiten
für
den Rechnungshof gibt, politische Parteien zu überprüfen. Das hat
natürlich auch dazu geführt, dass die Ressourcen, was die
Überprüfungen im Bereich Parteien und Compliance, Parteien und Wahlen
und Wahlkampfkosten und sogenannte Spendenlisten betrifft, neu
aufgestellt wurden.
Zukünftig haben auch wir,
die Abgeordneten hier im Haus, mehr Möglichkeiten, um Prüfverlangen
zu stellen. Außerdem können auch Mitglieder der Bundesregierung,
der Landtage solche Sonderprüfungen beantragen. Aktuell sind einige
Prüfungen offen, die werden präsentiert, in nächster Zukunft
kommen die Prüfungen zu den Themen Impfstoffbeschaffung, Abwicklung von
UVP-Verfahren in der Steiermark, zum Schulbetrieb in der Pandemie und
zur Vergabepraxis der Wiener Gesundheitsverwaltung.
Der Rechnungshof hat aber auch einen
Schwerpunkt Richtung Zukunft: „Next Generation Austria –
Überlassen wir der nächsten Generation mehr als Schulden?“ Ich
glaube, das ist ein absolut wichtiger Prüfungsbereich, da sind sechs
Themen im Fokus: die Auswirkungen der Staatsschulden auf die
nächsten Generationen, die Nachhaltigkeit des Pensionssystems,
Infrastrukturinvestitionen, Universitätsfinanzierung,
Fachkräftemangel und Digitalisierung in den Schulen. Ich
glaube, das ist ganz wichtig, das sind zentrale Themen, die man unbedingt
beleuchten muss.
Danke für diesen Tätigkeitsbericht.
In der Zwischenzeit ist das Team im Rechnungshof ja ein wenig aufgestockt
worden, um die zusätzlichen Aufgaben bewältigen zu können. Ich
glaube, dieser Bericht zeigt eindeutig, dass die
Arbeit des Rechnungshofes abgestimmt und weitreichend funktioniert. –
Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)
18.06
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ruth Becher. –Bitte.
Abgeordnete
Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin
des Rechnungshofes! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der
jährliche Bericht, der Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes ist
für das Hohe
Haus von großer Bedeutung, denn Gesetzgebung, Vollzug, Rechtsprechung
kontrollieren sich gegenseitig. Um diese Kontrollfunktion auch ausüben zu können,
braucht der österreichische Nationalrat den Rechnungshof.
Der jährliche Tätigkeitsbericht gibt
auch wichtige Anhaltspunkte zur Leistungsfähigkeit des
Kontrollorgans. Er ist für 6 000 Rechtsträger
prüfungszuständig. Er handelt auch auf Verlangen des Nationalrates,
ich erinnere an konkrete Aufträge, die natürlich auch
für unsere Arbeit sehr wichtig sind, zum Beispiel waren das
Prüfungen zu den Asylbetreuungseinrichtungen, zu Auftragsvergaben von
Bauleistungen, sowie die Ergebnisse der zehn
Covid-19-Prüfungen.
Der Rechnungshof hat 20 Parteispenden und sieben Rechenschaftsberichte von Parteien gemäß dem Parteiengesetz veröffentlicht.
Von den 301 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind laut Rechnungshof 84 Prozent auch im Prüfdienst tätig.
Die Berichte
enthalten Empfehlungen, die zu 80 bis 90 Prozent auch umgesetzt werden.
Daran lässt sich schon ablesen, dass der Rechnungshof aus Sicht
des Steuerzahlers auch ein sogenanntes gutes Geschäft ist, wenn ich das so salopp formulieren darf.
Wir bemühen uns, angemessene, moderne Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Die Rechnungshofpräsidentin hat berichtet, dass es zu laufenden Verbesserungen bei den Räumlichkeiten und zuletzt im Bereich der Sicherheit gekommen ist, aber auch im Bereich der Digitalisierung kommt der Rechnungshof gut voran. Dass zurzeit an weiteren Optimierungen des Workflows in Bezug auf Digitalisierung gearbeitet wird, wird von uns ebenfalls unterstützt und hat unseren Zuspruch.
Daher bleibt mir an dieser Stelle nur, dass
ich mich im Namen der Sozialdemokratie bei den Prüferinnen und
Prüfern des Rechnungshofes herzlich für
die hervorragende Arbeit bedanke und viel Erfolg für die zukünftige
Arbeit wünsche. (Beifall bei der SPÖ.)
18.09
Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Christian Lausch gelangt jetzt zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter
Christian Lausch (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Ich
kann mich da gleich meiner Vorrednerin Ruth
Becher anschließen. Ja, der Rechnungshof rechnet sich für die
Steuerzahler:innen, für die Bürgerinnen und Bürger, er ist
ein ganz wichtiges Organ für
uns Politiker, für uns Nationalräte hier im Haus.
Er leistet super Arbeit, und ich will mich da
vorweg einmal bei den vielen, vielen Mitarbeitern des Rechnungshofes, die
stundenlang akribisch gute Arbeit
für uns leisten, bedanken, genauso bei den Prüferinnen und
Prüfern, die schon jahrelang, jahrzehntelang den Nationalrat, uns,
unterstützen und dem Steuerzahler sehr, sehr viel Geld ersparen.
Das heißt, einen Euro für den Rechnungshof mehr auszugeben, das kann immer nur ein Gewinn sein, denn mit den ganzen Prüfungen erspart man dem Steuerzahler natürlich sehr viel Steuergeld, und mit diesem sollte man ja sehr wirtschaftlich und transparent umgehen.
Was ich noch erwähnen
möchte, ist: Ich freue mich schon auf den Bericht der Sonderprüfung betreffend
die 4. Panzergrenadierbrigade, die unser Nationalratsabgeordneter
außer Dienst Reinhard Eugen Bösch noch eingebracht hat; im Ausschuss
haben wir ja gehört, er wird demnächst fertig werden. Auch
auf diesen sehr guten Bericht sind wir schon sehr gespannt.
Sonderberichte,
Sonderprüfungen, Schwerpunktprüfungen sind sehr wichtig. Ich will
mich beim Rechnungshof auch für die sehr, sehr vielen guten, sehr
umfangreichen und wichtigen Berichte die Coronazeit betreffend bedanken. Wenn
man sich das Ganze, die Rechnungshofberichte zum Covid-Management, anschaut,
sieht man, dass das, was uns jetzt noch fehlen würde, ein
Untersuchungsausschuss ist, aber leider Gottes stellen sich da alle
anderen Parteifarben gegen uns. Wir würden das fordern, wir würden
das als wichtig empfinden, und wenn man die Rechnungshofberichte in diesem
Zusammenhang genau liest, so gibt uns auch der Rechnungshof da natürlich
recht. Wir würden diesen Untersuchungsausschuss eigentlich brauchen,
aber solange sich da diese Einheit der vier Parteien gegen uns stellt,
können wir das leider Gottes nicht umsetzen. Das wäre aber noch eine
wichtige Sache.
In diesem Sinne freue ich mich auf die weiteren
Prüfungen des Rechnungshofes. Den engagierten und guten Prüfern und
Mitarbeiter:innen in Ihrem Haus
sei noch einmal gedankt, und ja, seien wir gespannt auf die Ergebnisse der Sonderprüfungen.
Ich glaube, der Rechnungshof rechnet sich und der Rechnungshof ist
wichtig für uns hier im Parlament. – Danke schön.
(Beifall bei der FPÖ.)
18.11
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte. (Abg. Lindner: Der David, der David! Wir freuen uns!)
18.11
Abgeordneter David Stögmüller
(Grüne): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren, Sie
wissen, ich rede
sehr gerne über den Rechnungshof und seinen Wert für diese Republik,
denn in Zeiten wie diesen, in Zeiten, in denen sich gerade eine Ex-Ministerin und
auch andere Ex-Regierungsmitglieder vor Gericht verantworten
müssen – jetzt insbesondere Frau Karmasin –, weil
sie der Meinung sind, der Staatshaushalt der Republik,
finanziert durch das Steuergeld der Österreicherinnen und Österreicher,
sei ein Selbstbedienungsladen, in Zeiten wie diesen muss klar
sein, dass diese Republik mehr Transparenz und auch entsprechende Kontrolle
braucht und nicht weniger.
Der Rechnungshof ist nicht
zuletzt dank Ihrer exzellenten Leitung und auch dank Ihres exzellenten Teams,
Frau Präsidentin Kraker – dieser Bericht markiert
die Hälfte Ihrer Amtszeit –, zu einem wichtigen
Transparenzinstrument in dieser Republik geworden, wenn nicht sogar besonders
wichtig aufgrund der
multiplen Krisen in den letzten Jahren. Darum freut es mich, dass wir in den
letzten Monaten und Jahren einiges vorangebracht haben, um den Rechnungshof zu
stärken und ihn als Instrument, als unser parlamentarisches Instrument
auch weiterzubringen – auch zu Ihrer Unterstützung, dass Sie
mehr Kompetenzen haben, das heißt mehr Einsicht, mehr Kontrollmechanismen
und dass somit auch mehr Transparenz in diesen Bereichen gegeben ist.
Allem voran stellt da natürlich die
Parteienfinanzierung, das ist schon angesprochen worden, eine
Herausforderung dar, die Sie auch gemeistert haben.
Mit der Erneuerung des Parteiengesetzes hat der Rechnungshof auch deutlich mehr
Handlungsspielraum gewonnen, zum Beispiel kann er auch in die Parteifinanzen
Einsicht nehmen, so insbesondere auch illegale Parteispenden abfangen. Ich finde
das sehr wichtig. Auch mit dem Unabhängigen
Parteien-Transparenz-Senat gewinnt die Steuerzahlerin, der Steuerzahler praktisch
einen Wirtschaftsprüfer, der darauf achtet, dass in den Finanzen der
Parlamentsparteien alles mit rechten Dingen und auch
korrekt zugeht.
Aus dem U-Ausschuss wissen wir
sehr wohl auch, dass ein strenges Auge
auf Parteien, Teilorganisationen oder parteinahe Organisationen oder
Vereine – also ISP und was wir da nicht alles schon im Ausschuss
gehabt haben –
sehr wichtig ist und durchaus eine Berechtigung hat. Im Rechnungshofausschuss
haben wir auch gehört, dass die neue Abteilung Parteien und Wahlen, die
Sie geschaffen haben, nun bereits großteils besetzt ist – das
finde ich auch sehr wichtig, dass da etwas weitergeht, es ist nicht immer
leicht, auch das Personal dafür zu finden – und diese
wichtige Arbeit nun aufnehmen kann und auch aufnehmen wird und fortführen
kann.
In diesem Sinne wünsche
ich auch Ihnen und den Kolleg:innen sehr viel Erfolg dabei. Es ist eine
Herausforderung, aber ich bin mir sicher, Sie werden
diese meistern. (Beifall der Abgeordneten Disoski und Gödl.)
Von genauen Parteienfinanzkontrollen profitiert vor allem unsere Demokratie und profitieren wir alle, auch in diesem Haus, besonders aber die Steuerzahlerin und der Steuerzahler, weil es nämlich darum geht, dass das Geld auch ordentlich verwendet wird.
Ihnen, Frau Präsidentin, gratuliere ich zu einer
wirklich gelungenen ersten Halbzeit im Amt – das ist sie
nämlich: Unter Ihrer Führung und in Zusammenarbeit mit Ihnen ist der
Rechnungshof auch zu einem verlässlichen Organ der
Korruptionsbekämpfung und der Transparenz in diesem
Haus geworden. Das sollten wir weiter ausbauen, da sollten wir überlegen,
welche Maßnahmen wir noch setzen können, um auch die richtigen
Hebel zu finden, und so sollte es auch bleiben. Möge Ihre zweite
Amtshälfte genauso erfolgreich verlaufen! – Vielen Dank. (Beifall
bei den Grünen
sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
18.15
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Yannick Shetty. – Bitte.
18.15
Abgeordneter
Mag. Yannick Shetty (NEOS): Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Sehr
geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, wir haben das jetzt schon mehrfach
gehört: Der Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes ist sehr
zufriedenstellend.
Wir möchten uns sehr herzlich bei Ihnen bedanken, Frau
Rechnungshofpräsidentin, aber nicht nur bei Ihnen, sondern auch
insbesondere bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denen Sie ja
vorstehen, und auch vor allem bei Ihnen als Institution.
Wir haben das heute schon mehrfach gehört, der
Rechnungshof ist ein Organ des Nationalrates, und es ist in der
alltäglichen Arbeit sehr schön zu
sehen, dass das Selbstverständnis von Ihnen, Frau Präsidentin, aber
auch des Rechnungshofes, diesem Anspruch, diesem gesetzlichen Anspruch mehr
als gerecht wird, und dafür möchten wir uns sehr herzlich bei Ihnen
bedanken. (Beifall bei den NEOS.) – Da kann man schon einmal
klatschen.
Diesen Bericht betreffend möchte ich insbesondere zu
einem Aspekt etwas sagen, etwas, was mich als Jugendsprecher auch sehr freut:
dass der Prüfungsschwerpunkt für die nächsten drei Jahre unter
dem Titel Next Generation Austria sich insbesondere auf die
Zukunftsfitness der Verwaltung und, ja, einfach des staatlichen Handels
richtet. Sie fragen in diesem Prüfungsschwerpunkt, ob wir den Jungen
mehr als nur Schulden überlassen, und ich glaube, das ist eine sehr
berechtigte Frage. Ich finde das auch großartig, dass
der Rechnungshof sich diesem Prüfungsschwerpunkt widmet, weil das ja auch,
wenn ich das so sagen darf, durchaus auch eine Abkehr vom traditionellen
Vorgehen des Rechnungshofes ist, der sich ja grundsätzlich die Sachen eher
ex post anschaut, also wenn die Dinge schon passiert sind. Sich auch anzuschauen: Wie
schaut es mit den Handlungen, die wir setzen, aus, wie zukunftsfit sind diese
denn?, ist, glaube ich, wichtiger denn je.
Warum? – Weil wir hier im Nationalrat Gesetze
beschließen, Entscheidungen treffen, die für die zukünftigen
Generationen massive Auswirkungen
haben – Entscheidungen treffen und häufig auch Entscheidungen nicht
treffen, obwohl sie eigentlich notwendig wären. Und die Auswirkungen
dieser Entscheidungen treffen sehr viele von denen, die hier sitzen und diese
Entscheidungen treffen, dann in ihrer Lebensrealität nicht mehr.
Wissen Sie es,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wenn ich Sie frage, wie viele Menschen
in Österreich unter 30 Jahre alt sind? – Das ist ein gutes
Drittel, über 30 Prozent. Wissen Sie, wie viele der Abgeordneten hier
unter 30 sind? Ich weiß nicht, ob Sie sich trauen, zu raten. –
Es sind unter 3 Prozent (Abg. Obernosterer: Ich
gehöre nicht mehr dazu!), 2,7 Prozent der Abgeordneten hier im
Nationalrat sind unter 30. Sie sehen also diese massive Divergenz zwischen der Bevölkerung und der
Repräsentation hier im Nationalrat.
Das Parlament ist im Übrigen nicht nur älter, es
ist auch männlicher, es ist auch weißer, es ist auch
bäuerlicher als die vielfältige österreichische Gesellschaft, und
ich finde – nicht, weil an sich die Personen, die hier vertreten
sind, schlecht sind – diese Zusammensetzung, diese
Nichtrepräsentation der österreichischen Bevölkerung schlecht,
insbesondere im Hinblick auf den Aspekt des Alters. Wir haben ja das Problem,
das hier sehr viele oder einige Sesselkleber (Abg. Obernosterer:
Na, na, na!) Entscheidungen über jene treffen, die eben die
Entscheidungen dann ausbaden müssen. Wir haben ja auch unsere Art
der Klimakleber sozusagen hier im Parlament: Abgeordnete, die teilweise schon
seit Jahren, Jahrzehnten in der Politik sind (Zwischenruf der Abg. Reiter),
Abgeordnete, die schon länger in der Politik sind, als ich auf der Welt
bin, und die hier die Entscheidungen blockieren, die für die nächste
Generation notwendig wären. (Beifall bei den NEOS. – Abg.
Gödl: Aber sie sind alle demokratisch gewählt!) –
Das habe ich auch nicht bestritten, dass sie demokratisch gewählt sind. (Abg.
Gödl: Was für ein Demokratieverständnis hast du?) –
Herr Gödl, zu Ihrem Einwurf: Ich glaube, dass sehr vielen Menschen nicht
bewusst
ist, wie sich die Parteien zusammensetzen (Abg. Gödl:
Anmaßend, anmaßend so etwas! Alle gewählt!), wie ihre
Listen ausschauen (Abg. Gödl: Das ist wirklich anmaßend,
eine peinliche Anmaßung! – weitere Zwischenrufe bei der
ÖVP), und ja, ich glaube – ein sehr guter Einwurf von
Ihnen –, es wäre wichtig, dass
sich mehr Menschen damit auseinandersetzen,
dass sie, gerade wenn sie die ÖVP wählen, dann eben keine
junge Politik bekommen, dass sie keine zukunftsgerichtete Politik bekommen. (Abg.
Gödl: Das ist ein fragwürdiges Demokratieverständnis!
Deswegen sind die NEOS in Salzburg nicht mehr vertreten,
weil sie so ein Demokratieverständnis haben! – Weitere
Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Also, wir brauchen diese Zukunftsgerichtetheit, insbesondere
im Klimaschutz, im Hinblick auf das Pensionssystem, auf die sozialen
Sicherungssysteme –
etwas, wofür die ÖVP sehr lange gestanden ist, dass diese
generationengerecht gestaltet werden; da hört man jetzt nichts
mehr – und auch in anderen Fragestellungen wie die der
Digitalisierung.
Deswegen finde ich es sehr gut, Frau Präsidentin, dass
der Rechnungshof sich dem mehr widmet, sich anzusehen, ob die Gesetze und dann
in weiterer
Folge auch die Verwaltung eben enkelfit, zukunftsfit sind und ob dieses Versprechen eingehalten wird, dass hier nicht nur Politik
für die nächsten Wahlen gemacht wird, sondern auch für
die nächste Generation, dass wir heute eben nicht nur an heute denken,
sondern auch an morgen und an übermorgen.
Deswegen finde ich es sehr schön, Frau
Präsidentin, dass ungefähr 30 der 80 laufenden
Prüfverfahren diesem Schwerpunkt Next Generation
Austria gerecht werden, und wir freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit
mit Ihnen. (Beifall bei den NEOS.)
18.20
Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Präsidentin Kraker zu Wort gemeldet. – Bitte.
Präsidentin
des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Zunächst bedanke ich
mich sehr herzlich für die anerkennenden Worte im Zusammenhang mit dem
Tätigkeitsbericht 2022, und ich möchte auch kurz ein paar Worte
über unsere Arbeit im vergangenen
Jahr hier verlieren.
Mittlerweile ist schon fast mehr als ein Drittel von 2023
vergangen. Es hat sich schon wieder einiges weiterentwickelt. Wir haben den
jährlichen Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes Ende
Dezember 2022 veröffentlicht, er gibt Aufschluss über die
vielfältige Arbeit des Rechnungshofes. Der Bericht
gibt einen Überblick über die Schwerpunkte und über die
Herausforderungen der Finanzkontrolle in Österreich. Wir haben auch eine
Reihe von Sonderaufgaben im Rechnungshof. Der Rechnungshof stand auch im
Jahr 2022 oftmals im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Was ist die Rolle des österreichischen Rechnungshofes? – Der Rechnungshof prüft als oberstes Kontrollorgan objektiv und unabhängig den gesamten öffentlichen Sektor, das heißt alle Gebietskörperschaften, die öffentlichen Unternehmen, die Sozialversicherungsträger.
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist das primäre Ziel des Rechnungshofes, relevant für die Bürgerinnen und Bürger zu sein. Wir legen Wert auf den Bürgernutzen, der aus den Prüfungen erzielt wird.
Der Rechnungshof legt sämtliche Berichte dem Nationalrat beziehungsweise den Landtagen im vollen Umfang vor. Damit schafft er Transparenz über öffentliche Vorgänge. Österreich ist da im internationalen Vergleich vorbildlich. Unsere Berichte können Wirksamkeit entfalten, insbesondere dann, wenn sie in parlamentarischen Behandlungen aufgegriffen werden.
In diesem Sinne bedanke ich mich an dieser Stelle bei allen im Nationalrat vertretenen Fraktionen für die gute Zusammenarbeit, insbesondere im Rechnungshofausschuss und auch im Budgetausschuss, in dem der Bundesrechnungsabschluss behandelt wird. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)
Ich kann Ihnen auch versichern, dass der Rechnungshof allen Weiterentwicklungen der parlamentarischen Behandlungen, die die Bedeutung der parlamentarischen Kontrollarbeit gegenüber den Regierungen noch mehr
hervorheben, offen
gegenübersteht. In Summe gilt es, das Interesse
an fundierter Kontrollarbeit zu steigern – nicht als Selbstzweck,
sondern um Verbesserungen in allen Lebensbereichen zu erzielen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben im Jahr 2022 50 Berichte veröffentlicht, und
diese sind, so glauben wir, auch von großer Relevanz. Man
denke etwa an den Bericht zur Reform der Sozialversicherungsträger, zu
Förderungen für den Fernwärme- und
Fernkälteleitungsbau, zum Auswahlprozess von Aufsichtsratsmitgliedern,
zu den Österreichischen Bundesforsten, zur Cybersicherheit oder zur Cofag.
Die Ergebnisse des Nachfrageverfahrens beziehungsweise der
Follow-up-Überprüfungen bestätigen auch die Wirksamkeit des
Rechnungshofes als effektives Kontrollorgan, denn wir haben 87 Prozent
Umsetzung erzielt.
Lassen Sie mich auf einige zentrale Themen für den Rechnungshof eingehen, die wir im Jahr 2022 im Tätigkeitsbericht aufgelistet haben.
Einen zentralen Schwerpunkt der Arbeit bildete der Themenkomplex Compliance, Good Governance und Antikorruption. Rund ein Drittel der Rechnungshofberichte beleuchten die Themen Korruptionsprävention, Risikoanalyse, Einhaltung von gesetzlichen oder sonstigen Vorgaben, funktionierende interne Kontrollsysteme und das Thema der Interessenkonflikte.
Aus Sicht des Rechnungshofes
bedarf es für eine wirksame Korruptionsbekämpfung eines
ganzheitlichen Ansatzes und umfassender Maßnahmen auf allen Ebenen. Ich
kann festhalten, der Rechnungshof liefert und leistet einen Beitrag zu
Transparenz durch die Veröffentlichung der Berichte, und Transparenz
ist eben das wirksamste Mittel gegen Korruption.
Vor fast einem Jahr hat der Rechnungshof mit der Novelle des Parteiengesetzes mehr Prüfrechte bekommen. Wir haben künftig die Möglichkeit, selbst unmittelbare Prüfungen bei politischen Parteien durchzuführen. Bei konkreten
Anhaltspunkten oder einem begründeten Verdacht kann der Rechnungshof an Ort und Stelle prüfen.
Darüber hinaus werden Wahlwerbungsberichte für die Wahlen zum Nationalrat oder zum Europäischen Parlament der Kontrolle des Rechnungshofes unterliegen.
Vor diesem Hintergrund habe ich Anfang dieses Jahres den
neuen Prüfungsbereich Parteien und Compliance im Rechnungshof
eingerichtet. Dieser wird
die Themen Antikorruption, Good Governance und die Prüfung politischer Parteien
in seinen Fokus stellen. Grundsatz der Arbeit ist es, so wie wir es
auch immer gehandhabt haben, in diesem sensiblen Bereich gleiche Maßstäbe
für alle Parteien anzulegen und, was selbstverständlich ist, ein
durchgängiges Vieraugenprinzip zu garantieren.
Der Rechnungshof will mit seiner Tätigkeit die Demokratie stärken und das Vertrauen in die Politik und in die politischen Parteien erhöhen.
Ich erlaube mir an dieser Stelle, der Abteilung Parteien und Wahlen für die Expertise zu danken, die sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angeeignet haben, und dafür, dass sie sich auch intensiv auf das nächste Jahr vorbereiten.
Einen weiteren Schwerpunkt der
Rechnungshoftätigkeiten bildeten – das haben Sie durch die
vielen Berichte, die wir Ihnen vorgelegt haben, bemerkt –
die Covid-19-Prüfungen. Wir haben rund 25 Prüfungen eingeleitet
und dazu auch schon überwiegend Berichte veröffentlicht.
Handlungsempfehlungen aus der Pandemie haben wir in einem
sogenannten Mehrwertpapier des Rechnungshofes zusammengefasst. Das
Covid-19-Mehrwertpapier haben wir heuer im April
veröffentlicht. Dabei geht es dem Rechnungshof nicht um Kritik der Kritik
willen, sondern es geht uns darum, Verbesserungsvorschläge in den
Vordergrund zu stellen. Auch dem Rechnungshof ist bewusst, dass es schwierig
ist, in der Krise rasch die richtigen Entscheidungen zu
treffen, und dass es ganz wichtig ist, zum Wohle der Bevölkerung zu
handeln. Deshalb sind diese Prüfungen des Rechnungshofes darauf
ausgerichtet,
den Fokus auf Lehren für die Zukunft zu richten.
Die laufende
Prüfarbeit – das wurde auch schon genannt – bezieht
sich auf den Prüfschwerpunkt Next Generation Austria, auf die
zukünftige Rolle des
Staates für die nächsten Generationen. Aktuell laufen im Rechnungshof
rund 75 Prüfungen. Wir thematisieren auf der einen Seite das Thema
nachhaltige öffentliche Finanzen, etwa im Bereich der Pensionen
oder in der Schuldenentwicklung. Es geht auf der anderen Seite um
Zukunftsversprechen an
die Jugend, im Zusammenhang mit denen wir die Umsetzung von Reformen einmahnen,
etwa in den Bereichen Bildung, Klima, Energie und im Bereich Arbeitsmarkt.
Und wir beurteilen die Themen Digitalisierung und Funktionsfähigkeit
des öffentlichen Verwaltungshandelns.
Auch auf internationaler Ebene
arbeitet der Rechnungshof intensiv. Ich bin die Generalsekretärin der
Intosai, und es freut mich sehr, dass wir im November die Tagung
des Präsidiums hier in den Räumlichkeiten des neu renovierten
Parlaments abhalten dürfen und dass wir auch eine Jubiläumsveranstaltung zu 70 Jahren
Intosai hier im Parlament abhalten dürfen. Das freut mich natürlich
sehr, und es würde mich freuen, wenn Sie dann auch mit dabei
sind. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ,
Grünen und NEOS.)
Abschließend möchte ich nochmals die Bedeutung von Kontrolle hervorheben. Kontrolle ist institutionell wichtig. Kontrolle steht immer an der Seite der Parlamente, sie arbeitet den Parlamenten zu. Rechnungshöfe stärken auf diese Weise demokratische Kontrolle.
Der Rechnungshof will mit Fakten, mit sachlicher Kritik und
mit verständlichen Argumenten überzeugen. Fakten und Evidenzen sind
wichtige Grundlagen
für politische Entscheidungen.
Als Präsidentin ist es mir
auch wichtig, Dinge zu ermöglichen und nicht zu verhindern. In diesem
Sinne sollen auch unsere Empfehlungen verstanden
werden. Die Empfehlungen des Rechnungshofes zeigen auf, was zu tun wäre
und was möglich wäre, um die Aufgaben im Staat besser zu
erfüllen, um
Staat und Verwaltung weiterzuentwickeln. Deshalb sind unsere Berichte sehr oft
auch der Ausgangspunkt für Reformen, oft geben sie aber auch ein klares
Bild über den Erfolg oder manchmal auch über Probleme bei der
Umsetzung von Maßnahmen wieder.
Ich kann Ihnen versichern, sehr geehrte Damen und Herren
Abgeordnete, dass Ihnen der Rechnungshof jederzeit mit seiner Expertise zur
Verfügung steht.
Ich appelliere an Sie: Nutzen Sie unsere Arbeit und arbeiten Sie gemeinsam mit
uns an der Seite der Kontrolle! – Danke für die Aufmerksamkeit.
Danke
schön. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ,
Grünen und NEOS.)
18.29
Präsidentin Doris Bures: Danke, Frau Präsidentin.
Jetzt gelangt Herr Abgeordneter Hans Stefan Hintner zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin! Sehr geehrte Frau Rechnungshofpräsidentin! Ich darf mich den Glückwünschen anschließen und mich ebenfalls für Ihre Arbeit herzlich bedanken. Der Rechnungshof ist ja mittlerweile zum vierten Mal in meiner Stadt Mödling und schaut sich zurzeit die Digitalisierungsfortschritte und -erfolge der Stadtgemeinde Mödling an.
Zu Kollegen Shetty möchte ich doch sagen: Vor Ihnen
steht ein weißer, katholischer, 59-jähriger Mann, der sein
Mandat direkt über den Wahlkreis über Vorzugsstimmen bekommen hat.
Manche kommen ja über Landes- und Bundeslisten hier
herein – ich weiß nicht, wie Sie hier ins Hohe Haus eingezogen
sind. Auch mit 34 Jahren habe ich damals das Grundmandat hier über
Vorzugs-
stimmen erreichen können. Also eine Legitimation aufgrund demokratischer Prozesse haben wohl fast alle, wenn nicht alle hier in diesem Haus. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf zur Prüfung der Facultas Dom Buchhandels GmbH,
die 2001 aus der Abspaltung des Wiener Domverlags hervorging, Stellung nehmen.
Die Buchhandels GmbH verfügt über Buchhandlungen in zwei Bundesländern,
darüber hinaus auch über ein Fachgeschäft für Kunst und
Kirche. Die
neue Konstruktion schaut so aus, dass die Hochschülerschaft der Uni Wien,
die Hochschülerschaft der Meduni Wien und die Hochschülerschaft der
WU Wien 66 Prozent der Facultas Verlags- und Buchhandels AG halten, eine
kirchliche Stiftung der Erzdiözese Wien 33,3 Prozent. Bemerkenswert
ist, dass der Geschäftsführer nicht direkt bei der Facultas Dom
Buchhandels GmbH angestellt ist, sondern die Geschäftsführung im
Rahmen der Mehrheitsgesellschaft, der Facultas AG, tätig ist. Die
Abrechnung der Leistungen erfolgt zwar positiv, wie wir wissen, aber es gab
bislang keine schriftlichen Verträge.
Im Ausschuss hat uns der neue Geschäftsführer
gesagt, dass dieser Bereich früher durchaus gewinnbringend war, was sich
allerdings nicht in dem Zeitraum widerspiegelt, zu dem die Prüfung war:
eine eher schwache Ertragslage,
die Jahresfehlbeträge waren zwischen 35 000 und
155 000 Euro. Nur 2020 und 2021 gab es einen Jahresüberschuss,
und der ist mit den umfangreichen
Hilfen während der Coronazeit zu erklären. Insgesamt hielt der
Rechnungshof fest, dass die Inanspruchnahme gerade dieser
Unterstützungsmaßnahmen nach Jahren zu einem
positiven Ergebnis führte.
Positiv sieht der Rechnungshof auch, dass bereits vor Beginn der Prüfung Sanierungsmaßnahmen eingeleitet wurden: „Verhandlungen über Einkaufskonditionen“, „Durchführung gemeinsamer Werbeaktionen“.
Eine endgültige Beurteilung war dem Rechnungshof nicht möglich, da durch die Ertragssituation und die Umstände von Covid-19 nicht alles aufgearbeitet
werden konnte, was allerdings von der neuen Geschäftsführung versprochen wurde. So bleibt die Hoffnung auf Konsolidierung und auf einen zukünftigen geschäftlichen Erfolg. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
18.33
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maria Großbauer. – Bitte.
Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes, auch von meiner Seite ein Danke an Sie für Ihre umfangreichen und immer auch sehr gut aufbereiteten Berichte. Es ist wirklich beeindruckend, was da von Ihnen und Ihrem Team in dieser Fülle und Breite geleistet wird.
Ich möchte mich zum
Rechnungshofbericht betreffend die Facultas Dom Buchhandlungs GmbH in Wien
und Niederösterreich äußern. Mein Kollege
hat das eigentlich bereits im Detail ausgeführt. Was man an den Berichten
auch immer erkennen kann: Sie geben einen Überblick über eine
Situation,
eine Gesamtsituation, in der die Prüfung stattfindet – so auch
in diesem Fall, denn man hat in Wirklichkeit auch die allgemeinen Problemfelder
und Herausforderungen des Buchhandels in den letzten Jahren herauslesen
können.
Am Beginn der Pandemie waren
natürlich vor allem die großen Handelsriesen im Buchhandel im
Vorteil, weil sie bereits bestehende Onlineshops hatten.
Das war natürlich für die kleineren Buchhandlungen eine sehr
große Herausforderung. Sie konnten dann teilweise gut nachziehen und
haben ihre Onlinevertriebskanäle ausgebaut. Auch das sieht man in diesem
Bericht.
Die gestiegenen Papier- und Produktionskosten belasten den Buchhandel auch. Das war zuletzt auch auf der Leipziger Buchmesse ein großes Thema, wo Österreich als Gastland positiv Aufsehen erregt hat – das möchte ich an dieser Stelle auch anmerken.
Man sieht aber an gewissen Zahlen auch, dass das Buch andere
mediale Konkurrenz hat, starke natürlich durch Social Media, die
machen es dem
Buch immer schwerer, neue, junge Lesergenerationen für sich zu begeistern.
Wir befinden uns mitten in der Digitalisierung. Wir sind umgeben von künstlicher Intelligenz. Sie ist und wird uns allen nützlich sein, aber wie bei allen technischen Entwicklungen wird es auch da wieder an uns selbst liegen, also an uns Menschen, unseren Bildungseinrichtungen, an uns als Eltern, als Bürgerinnen und Bürgern und auch an uns als Politik, dass wir die Fahrer sind und bleiben und nicht die Beifahrer oder vielleicht sogar die Geisterfahrer sind.
Ich möchte überhaupt betonen, dass menschliche
kreative Fähigkeiten auch im Hinblick auf die sinnvolle, ethische
Weiterentwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz noch mehr an
Bedeutung gewinnen werden – das müssen wir ganz klar
stärken und fördern –, und dazu gehört eben auch das
Lesen.
Das Lesen hilft nämlich auch, den eigenen Hausverstand zu schulen.
Der Hausverstand – das sollten wir nicht vergessen – ist
nicht ganz unpraktisch, wenn man vielleicht Fakenews von wirklichen Fakten
unterscheiden oder zumindest danach recherchieren möchte.
Eine Studie nach Corona hat außerdem belegt, dass in Regionen, in denen es Buchhandlungen vor Ort gibt, mehr gelesen wird. Insofern ist also jede Buchhandlung und im Übrigen auch jede Bibliothek als Kreativtankstelle oder auch als analoger sozialer Raum erhaltenswert. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
18.36
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.
Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.
Ich würde die Damen und Herren Abgeordneten ersuchen, ihre Plätze einzunehmen. Wir sind im Abstimmungsvorgang. – Vielen Dank.
Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.
Abstimmung über Tagesordnungspunkt 6: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Tätigkeitsbericht 2022 des Rechnungshofes, III-828 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.
Wer ist für die Kenntnisnahme? – Das ist einstimmig zur Kenntnis genommen.
Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend FACULTAS DOM Buchhandlungs GmbH, III-691 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.
Wer ist für diese Kenntnisnahme? – Auch das ist einstimmig zur Kenntnis genommen.
Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 3365/A(E) der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortige Einstellung der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan (2034 d.B.)
9. Punkt
Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 3366/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend die aktuelle Lage in Tunesien (2035 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Punkten 8 und 9 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Ich begrüße Herrn Bundesminister Schallenberg im Hohen Haus und erteile Ihnen, Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, das Wort. – Bitte.
18.38
Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc
(SPÖ): Frau Präsidentin! Werte
Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ich möchte
mich in meiner Rede auf den Konflikt im Sudan beziehen. Wir wissen, seit der
Eskalation des Konflikts zwischen einerseits der sudanesischen Armee und
andererseits der paramilitärischen Gruppierung Rapid Support Forces,
RSF, drängen die Vereinten Nationen und die internationale Staatengemeinschaft
schon längst auf einen Waffenstillstand im Sudan.
Bisher wurden mehrere Vereinbarungen
genau zu dieser Waffenruhe vonseiten beider Konfliktparteien nicht eingehalten.
So erreichten uns auch gestern
Abend und in der Nacht immer wieder Berichte in den verschiedensten Zeitungen,
dass diese Waffenruhe nicht eingehalten wird, und das, obwohl
die USA und Saudi-Arabien eigentlich eine siebentägige Feuerpause mit den
beiden Konfliktparteien ausgehandelt hätten, um insbesondere humanitäre Hilfe zu
ermöglichen.
Dass diese Waffenruhe und somit
auch die humanitäre Hilfe im Sudan kaum möglich gemacht wird, hat
immense Auswirkungen. Nach ungefähr einem Monat Krieg sind laut Angaben
der UN rund 25 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der
Bevölkerung des Sudan, von humanitärer Hilfe abhängig. Medienberichten
zufolge hat der Krieg schon über eine Million Menschen vertrieben,
in die Nachbarländer und in andere Länder außerhalb des Sudan.
Nach Angaben der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, wurden in diesem
Konflikt bereits über 700 Menschen getötet und mehrere
Tausend verletzt.
Im Sudan demonstriert die Bevölkerung seit Jahren
für eine Demokratisierung des Landes, für Parlamentarismus, für
eine gemeinsame friedvolle Zukunft.
Auch die EU sollte an dieser Stelle die zivilen Kräfte im Sudan
stärker unterstützen, um Frieden möglich zu machen, um eine
Rückkehr zur Demokratie möglich zu machen. (Beifall bei der
SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, FPÖ
und Grünen.)
Vor Kurzem erst wurde zum
Schutz von Zivilistinnen und Zivilisten ein Abkommen zwischen den beiden
Konfliktparteien getroffen und abgeschlossen, denn solange es keinen
Waffenstillstand gibt, ist humanitäre Hilfe immens schwierig
beziehungsweise nicht möglich. Staatsbürgerinnen und
Staatsbürger anderer Länder sind mittlerweile bereits beinahe alle
aus dem Sudan
evakuiert worden.
Der Entschließungsantrag,
der heute hier seitens der Regierungsparteien auch beschlossen wird, ist
grundsätzlich zu unterstützen. Wir würden uns aber
auch von Ihnen, Herr Bundesminister – auch von der Regierung
insgesamt –, eine aktivere Rolle wünschen, auch auf
europäischer Ebene, weil diese Friedensbestrebungen auch wirklich dazu
führen sollen, Frieden im Sudan möglich zu machen, und weil die
besondere Situation, dass sich dort
zwei bewaffnete Parteien, zwei Armeen gegenüberstehen, auch hier noch
einmal besonders ins Licht gerückt werden muss.
Wir müssen reflektieren, welcher Beitrag – vielleicht auch ein europäischer – dazu geführt hat, dass der RSF im Sudan so stark wurde. Auch das muss reflektiert werden, deshalb bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Eva-Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dauerhafter Waffenstillstand und Waffenembargo Sudan“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister
für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufgefordert,
sich aktiv für einen dauerhaften Waffenstillstand und für die
Verhängung eines internationalen Waffenembargos gegenüber dem Sudan
und der paramilitärischen
Gruppierung Rapid Support Forces (RSF) einzusetzen.
Weiters wird die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten aufgefordert, sich im Rahmen der EU für eine aktivere Mitwirkung der EU am Zustandekommen eines Friedensprozesses im Sudan und eine stärkere Unterstützung der zivilen Kräfte, die eine Rückkehr zur Demokratie einfordern, einzusetzen.“
*****
Friede ist ein hohes Gut – wir müssen alle einen Beitrag leisten, dass dieser möglich gemacht wird. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Ernst-Dziedzic und Brandstätter.)
18.43
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Eva-Maria Holzleitner, BSc,
Genossinnen und Genossen
betreffend dauerhafter Waffenstillstand und Waffenembargo Sudan
eingebracht im Zuge der
Debatte zu Top 8 - Bericht des Außenpolitischen Ausschusses
über den Antrag 3365/A(E) der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic,
Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortige Einstellung
der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan (2034 d.B.)
Seit der Eskalation des Konflikts zwischen der sudanesischen Armee und der paramilitärischen Gruppierung Rapid Support Forces (RSF) drängen die Vereinten Nationen und die internationale Staatengemeinschaft auf einen Waffenstillstand im Sudan. Bisher wurden mehrere Vereinbarungen für eine Waffenruhe von Seiten der beiden Konfliktparteien nicht eingehalten.
Nunmehr haben die USA und Saudi-Arabien mit den
Konfliktparteien eine siebentägige Feuerpause ausgehandelt um
humanitäre Versorgung zu ermöglichen. Die getroffene Vereinbarung
soll von einem von den USA, Saudi-Arabien und
der internationalen Gemeinschaft unterstützten Überwachungsmechanismus
unterstützt werden. Einzelheiten dazu wurden nicht bekannt gegeben.
Allerdings
dauerten Medienberichten zufolge die
Kämpfe vor dem Beginn der ab Montag,
22. Mai abends vereinbarten Waffenruhe weiter an.
Die humanitären Auswirkungen des Konflikts sind
bereits nach einem Monat Krieg enorm. Derzeit brauchen nach UN-Angaben 25
Millionen Menschen und damit mehr als die Hälfte der
Bevölkerung humanitäre Hilfe. Medienberichten zufolge hat der
Konflikt, der am 15. April d. J. begann, fast 1,1 Millionen Menschen
aus dem Sudan und in die Nachbarländer vertrieben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation
wurden bisher 705 Menschen getötet und mindestens 5287 verletzt.
Im Sudan demonstriert die Bevölkerung seit Jahren
für eine Demokratisierung des Landes. Die EU sollte die zivilen
Kräfte im Sudan stärker unterstützen und
sich aktiv für eine Rückkehr zur Demokratie einsetzen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufgefordert, sich aktiv für einen dauerhaften Waffenstillstand und für die Verhängung eines internationalen Waffenembargos gegenüber dem Sudan und der paramilitärischen Gruppierung Rapid Support Forces (RSF) einzusetzen.
Weiters wird die Bundesregierung, insbesondere der
Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten
aufgefordert, sich im Rahmen der EU für
eine aktivere Mitwirkung der EU am Zustandekommen eines Friedensprozesses im
Sudan und eine stärkere Unterstützung der zivilen Kräfte, die
eine Rückkehr
zur Demokratie einfordern, einzusetzen.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.
Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nico Marchetti. – Bitte.
Abgeordneter
Nico Marchetti (ÖVP): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren in diesem
Haus aus meiner Sicht ja sehr viele sehr wesentliche Fragen. So zum Beispiel:
Wie können wir illegale Migration wirksam bekämpfen? Welche wirtschaftlichen Perspektiven
können sich eröffnen, auch jetzt quasi mit dem Ukrainekrieg, welche
neuen wirtschaftlichen Perspektiven? Oder
auch: Wie bekommen wir zum Beispiel grünen Wasserstoff, den wir in Zukunft
brauchen werden, nach Europa? Und auf all diese Fragen finden wir auch
Antworten im nördlichen Afrika. Dort liegen ganz viele Chancen, um auch
ganz wesentliche Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen,
lösen
und bewältigen zu können. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir
auch wirklich ernsthaft in diese Region schauen und uns den verschiedenen
Herausforderungen stellen und überlegen: Wo können wir, wo kann die
Europäische Union wirklich eine Rolle spielen?
Jetzt komme ich zu dem Antrag betreffend Tunesien. Tunesien
ist in vielerlei Hinsicht in einer schwierigen Situation:
politisch – es war einer der großen Hoffnungsträger
nach dem Arabischen Frühling, dass es dort einen demokratischen
Aufbruch gibt; das hat leider so in dem Ausmaß nicht
funktioniert –, und jetzt ist es auch noch dazu gekommen, dass
große finanzielle Schwierigkeiten in Tunesien alles an Entwicklung, was
es dort gibt,
wesentlich einschränken. In Wahrheit, wenn es keine Einigung mit dem IWF
gibt, wonach es im Moment nicht ausschaut, kann es also wirklich sein, dass
Tunesien noch Ende dieses Halbjahres zahlungsunfähig wird.
Ich glaube, was wir in der Region definitiv nicht brauchen,
ist noch eine – sagen wir einmal – Art Failed State, wie
das leider andere Nachbarländer ja schon
sind, und deswegen haben wir auch diesen Antrag formuliert. Wir sind der Meinung,
bei all den Dingen, die zu diskutieren sind, so wie kürzlich zum Beispiel die Festnahme
des Oppositionschefs, müssen wir trotzdem in irgendeiner Form ein
Interesse haben, dass Tunesien auch weiterhin eine Ordnung
hat und ein Partner in dieser Region ist. Deswegen wollen wir danach trachten,
dass diese finanzielle Schwierigkeit, die da besteht, auch mit unserer Hilfe
gelöst werden kann. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Das ist auch deswegen wichtig – und jetzt kommen
wir zu der ersten Frage, die ich aufgeworfen habe –, weil Tunesien
gerade leider die Nummer eins unter den Ablegeländern, was
Flüchtlinge, illegale Migration betrifft, ist.
Über 60 Prozent der Flüchtlinge, die über die
Mittelmeerroute illegal nach Europa kommen, legen in Tunesien ab. Und das ist
einfach wirklich
etwas, wogegen wir etwas tun müssen. Ein Schritt war, dass auch
Österreich auf Serbien eingewirkt hat, dass die Visafreiheit zu Tunesien
nicht bestehen
bleibt. Das hat eine gewisse Entspannung gebracht, aber dass es Ablegeland
Nummer eins ist, ist immer noch ein Fakt. Wir können nur gemeinsam,
auch mit den Verantwortungsträgern dort, eine Lösung finden, und das
müssen wir auch tun.
Thema Sudan: Ich möchte zunächst einmal unserem
Außenministerium und auch den Partnerländern, mit denen wir das
geschafft haben, dafür danken, dass
wir es geschafft haben, in dieser wirklich heiklen Situation 50 Auslandsösterreicher
zu evakuieren. Ich glaube, das war keine einfache Aufgabe. Vielen Dank an
unsere europäischen Partner, dass es geglückt ist, das zustande zu
bringen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Was im Sudan jetzt wesentlich ist, ist, dass wir uns auch
einbringen, wenn es um humanitäre Hilfe geht, dass wir es
grundsätzlich auch weiterhin schaffen, die Versorgung für die
Zivilbevölkerung sicherzustellen. Ich glaube, wenn
man längerfristig denkt, müssen wir auch darauf schauen, dass die
zivile Infrastruktur bestehen bleibt, denn wenn die zerstört wird,
haben wir dort
ein Problem auf Jahrzehnte und stehen vor einem Wiederaufbau, der sich
gewaschen hat. Das heißt, wir müssen bei all den kriegerischen
Handlungen, die politisch mittelfristig natürlich hoffentlich zu
lösen sind, darauf schauen,
dass die Zivilbevölkerung und auch die zivile Infrastruktur geschützt
werden, und wir müssen auch humanitär unterstützen, wo es geht.
Das halte ich für ganz, ganz wesentlich.
Und um diesen zwei Punkten auch Ausdruck zu verleihen, dass
uns als Österreich das sehr wichtig ist, Tunesien stabil zu halten,
dort diese finanziellen Schwierigkeiten zu lösen, das Thema der
illegalen Migration zu lösen und im Sudan die humanitäre Hilfe zu
gewährleisten, halte ich es für sinnvoll,
dass wir als Parlament diese Anträge heute beschließen und damit die
Position Österreichs noch einmal verdeutlichen und unterstreichen. Ich
glaube,
das ist die absolut richtige Positionierung in dieser Region. (Beifall bei
Abgeordneten der ÖVP.)
18.48
Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Martin Graf zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordneter
Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte
Damen und Herren Kollegen!
Wir haben hier heute zwei außenpolitische Anträge oder Anträge,
die Angelegenheiten des Außenministers betreffen, in Verhandlung,
die wir schon
im Ausschuss sehr eindeutig und länger diskutiert haben und die ja ein
Sinnbild dessen sind, wie Österreich derzeit agiert – muss man
leider Gottes sagen.
Also es steht außer
Streit, dass man grundsätzlich ein hehres Ziel verfolgt, auch die ÖVP
gemeinsam mit den Grünen und gerade die Freiheitliche Partei,
die an sich überall in der Welt für mindestens Waffenstillstände
eintritt – wir kriegen nur immer betreffend andere Regionen
mitgeteilt, dass einen Waffenstillstand zu fordern schon nicht mehr
möglich ist, wenn die beteiligten Parteien das gar nicht wollen, weil man
zuerst die fragen muss. Aber
was dort gilt, gilt vielleicht da nicht. Ich konzentriere mich jetzt einmal auf
Afrika.
Und dann werden Anträge
formuliert, weil man sich ja auch zu Wort melden muss. Ich glaube nicht, dass
das primär aus der Feder der ÖVP stammt.
Nach mir kommt Frau Kollegin Dziedzic zu Wort, ich glaube eher, dass es aus
dieser Ecke stammt, dass man sich zu solchen Themen derart äußern
muss. Zum Glück liest kaum jemand in der Bevölkerung diese
Anträge. Es würde wahrscheinlich auch kaum jemand verstehen, was da
so gemacht wird. Das Ziel – Waffenstillstand, Unterstützung in
humanitärer und anderer Hinsicht und so weiter in Afrika – wird
ja auch von uns ungeteilt unterstützt.
Was aber fordern denn diese
Anträge? – Nehmen wir einmal den Antrag zum Sudan her, den wir
heute beschließen: Man tritt also dafür ein, dass sich
der Herr Außenminister bei der EU und bei den Vereinten Nationen für
die „sofortige Einstellung der Kämpfe im Sudan und für die
Einhaltung eines nachhaltigen Waffenstillstandes“ einsetzen soll.
Herr Bundesminister, so viel Vertrauen habe ich zu
Ihnen – die Abgeordneten der Regierungsparteien hier offensichtlich
nicht –, dass ich daran glaube, dass Sie das ohnehin machen. Sie
halten ja sogar die diplomatischen Kanäle mit Russland offen,
ohne dass die Russen es wissen. Aber vielleicht wissen es auch in diesem
Fall die beiden Parteien nicht und deswegen werden Sie dazu aufgefordert. Ich
hätte Ihnen zugetraut, dass Sie das auch ohne parlamentarische Aufforderung
machen, weil das letztendlich in den Genen der österreichischen
Politiker liegt – sicher auch in Ihren.
Dann soll man – als zweiter Punkt –
„im Verbund mit den EU-Partnern für den umfassenden Schutz der
Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur
sowie die Einhaltung des humanitären Völkerrechts“ eintreten,
dafür sollen Sie sich also einsetzen, „und auf einen ungehinderten
humanitären Zugang
und eine Verbesserung der humanitären Lage“ hinwirken. –
Ich gehe davon aus, dass Sie auch das machen. Auch das traue ich Ihnen zu, das
ist ja das Ziel.
Die Frage ist immer, was man damit meint, und da stoßen wir schon
an eine Grenze.
Im dritten Punkt wird es aber noch weiter offen, weil da
steht: Sie sollen „alle Bemühungen“ setzen, die „Hilfe
vor Ort weiterhin aufrechtzuerhalten“ –
ich erinnere daran, dass Österreich aus dem Katastrophenfonds schon
2 Millionen Euro für den Sudan zur Verfügung gestellt
hat –, „um die humanitäre Notlage im Sudan“, aber
nicht nur dort, sondern auch „in den Nachbarländern zu
mindern“. In der Erklärung steht als Grund: weil es dort eine
Fluchtbewegung gibt. – Klar, dort ist Bürgerkrieg,
ein grauslicher Bürgerkrieg, und es ist keine Frage, dass man das
macht.
Ich komme dann noch einmal dazu, aber vorher komme ich zum
vierten Punkt, dort heißt es: Weiterhin sollen Sie sich für eine
„Stabilisierung des Sudan“ einsetzen. – Okay, wir gehen
davon aus, dass Sie das machen. Es wird weiter gefordert, für „einen
nachhaltigen innersudanesischen politischen Prozess und die
Etablierung demokratischer Strukturen einzutreten, sowie den Sudan mit
adäquaten Instrumenten bei der Bewältigung der sozioökonomischen Herausforderungen
im Land langfristig und kontinuierlich zu unterstützen.“ –
Die „sozioökonomischen Herausforderungen“: das Gleiche steht
im Antrag zu Tunesien auch.
Ich glaube, da stoßen schon viele Österreicher an
ihre Grenzen und fragen sich, was denn das ist. Vielleicht einmal zur
Erklärung – ich versuche jetzt eine Definition –:
Die Sozioökonomie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die versucht,
die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Ökonomie
und Politik zu verstehen. – Das ist einmal die eine Definition.
Die Herausforderungen: Was genau verbirgt sich dahinter? Wir
halten diese Anträge – so mehr oder weniger: man hat auch etwas
getan, man hat
den Minister aufgefordert, seinen Job zu tun – für einen
Nachweis der Abgeordneten, dass man ein Zeichen setzen möchte, aber
nichts dazu sagen will.
Wir sind gegen diese beiden Anträge, weil sie viel zu schwammig sind. Wir
wissen auch nicht, wohin die Reise dann geht und was daraus abgeleitet
wird, nämlich wiederum von jenen, die solche Sätze formulieren und
die „sozioökonomischen Herausforderungen“ bewältigen
wollen. (Abg. Ernst-Dziedzic: Kennen Sie das Wort nicht?)
Wem solche Sätze einfallen, der hat ja irgendeinen Hintergedanken.
Ich sage es noch einmal: Sie haben sich vor nicht allzu
langer Zeit schon geirrt – beide Regierungsparteien inklusive der
Herr Bundesminister – bei der Budgetierung, beim Schuldenerlass
für den Sudan in der Größenordnung von 1,2 Milliarden
Euro, an dem mitzuwirken wir freiwillig und dann auch
per Gesetz – gegen die Stimmen der Freiheitlichen
Partei – beschlossen haben. Der Herr Bundesminister wird jetzt
sagen: das ist eh ausgesetzt!, aber in Wirklichkeit ist die Botschaft
angekommen: die Schulden werden nie zu zahlen sein und es gibt keine Gegenleistung.
Wir waren dagegen.
Jetzt kann man sagen: Es sind nur 1,2 Milliarden Euro,
das können sie ja eh nicht zahlen und so weiter. Wenn man sich aber
vergegenwärtigt, dass sich im Mai 2021 in Paris die internationalen
Finanzorganisationen und die Industrieländer beim Gesamtschuldenstand
des Sudan von 50 Milliarden Euro auf Umschuldung und auf ein bisschen mehr
als 10 Milliarden Euro Schuldenerlass geeinigt haben, liegt
Österreich mit 1,2 Milliarden Euro schon relativ gut.
Da sind wir bei über 10 Prozent der Schulden. Alle
anderen – die USA und wie sie alle heißen, die
größeren Nationen – haben im Verhältnis nicht auf
so viel verzichtet wie wir. Da sind wir Vorreiter.
Wir haben schon damals gesagt: Sie investieren damit Geld in
eine islamistische Militärdiktatur und senden die falschen Botschaften.
Damals herrschte
noch kein Bürgerkrieg. Bei der großen Afrikakonferenz wurde uns
gesagt: Man
will dem Sudan wirtschaftliche Spielräume verschaffen, und
Österreich hilft mit, damit das Land sich verstärkt demokratisiert.
Das Ergebnis war: Man hat
durch Umschuldungen und Schuldenerlässe – in deren Köpfen
ist es schon drinnen, dass die Schulden schon erlassen sind, und bei uns
ist es immer noch Gesetz, Budgetgesetz; das darf man nicht vergessen, das
ist trotz unserer Forderung noch immer nicht zurückgenommen
worden – ausreichend Spielräume bekommen.
Diese wirtschaftlichen Spielräume hat man
offensichtlich dazu verwendet, Waffen zu kaufen. Jetzt führen sie einen
Krieg mit Waffen, und die müssen ja irgendwo gekauft worden sein. Ich
nehme nicht an, dass sie sich die Waffen und die Munition selber
gebaut haben, sondern das wird schon
auch von denselben Industrienationen, die Schulden erlassen und Umschuldungsspielräume schaffen, mitverschuldet
sein, also auch von Österreich.
Da sind Sie falsch gelegen, und ich habe es Ihnen schon
geweissagt: Sie helfen damit nicht dem Sudan – noch dazu, wie immer,
ohne Gegenleistung –,
sondern Sie schaffen Spielräume für bewaffnete Auseinandersetzungen.
Unsere Vorhersage ist jedenfalls eingetreten. Ihre, dass es zur
Demokratisierung
und zum dauerhaften Frieden beiträgt, ist nicht eingetreten. Nur so
viel zum außenpolitischen Verständnis. Ihre Initiative ist, das sehe
ich, gescheitert, und ich vermisse mutiges Vorgehen sowohl gegenüber
Tunesien als
auch gegenüber dem Sudan.
Bleiben wir noch beim Sudan: Was wäre zum Beispiel ein
mutiges Vorgehen gewesen, das wir mitgetragen hätten? –
Wenn Sie schreiben, dass es darum
geht, nicht nur die Notlage im Sudan, sondern auch jene in den
Nachbarländern zu mindern, dann weiß ich als gelernter
Österreicher, was das heißt, nämlich die Flüchtlingssituation
in den Nachbarländern zu finanzieren. Nicht im Antrag
steht – um ein Beispiel zu nennen und es klar zu sagen –,
dass der
Sudan sieben Nachbarländer hat: Ägypten, Libyen, Tschad,
Zentralafrikanische Republik, Südsudan, Äthiopien und Eritrea. Das
heißt, man will dort die
Not lindern, die aufgrund dieser Auseinandersetzung herrscht, und zwar wieder
ohne Gegenleistung. Ich hätte mir zumindest vorgestellt, dass wir sagen:
Der Herr Bundesminister wird sich bei der EU und auch bei den
Nachbarländern persönlich dafür einsetzen, dass es, wenn wir
dort helfen, die Not zu lindern, zu Rücknahmeabkommen von
Verbrechern aus diesen Ländern, die bei uns in Österreich sind,
kommen muss, sonst gibt es keine Hilfe. Das ist unser Standpunkt.
Es ist ja nur eines von vielen Beispielen, wie sich
Außenpolitik von der jetzigen Realität unterscheiden könnte,
und ich glaube, dass wir da richtig liegen.
Mit allen Prognosen in den letzten Jahren lagen wir in diesen Bereichen
richtig. Sie sagen uns nicht, was sich hinter der Bewältigung der
„sozioökonomischen Herausforderungen“, die man
unterstützen möchte, verbirgt, und solange Sie mit uns nicht Klartext
reden und uns sagen, was es am Ende kosten
wird, was wir als Mindestgegenleistung bekommen – und das sind nun
einmal auch Rücknahmeübereinkommen –, werden Sie in uns
keine Partner
finden, schon gar nicht wenn es um eine islamistische Militärdiktatur
geht. Es ist vollkommen wurscht: Der
frühere Staatschef war ein vom Internationalen Strafgerichtshof
ausgeschriebener Verbrecher, der durch die Welt gereist ist – alle
anerkennen das –, unter anderem war er in Südafrika, und er ist
nie inhaftiert worden.
Dann wurde er geputscht, und der Putschist, der Oberputschist, ein islamistischer Militärdiktator, der Armeechef und sein Vizearmeechef übernehmen die Macht in dem Land, und jetzt haben sie sich zerstritten.
Wir wissen, dass es dort nicht
nur einen ethnischen Konflikt, sondern auch sonstige Konflikte gibt. Dort
vor Ort trägt sich – wiederum – ein handfester,
veritabler Bürgerkrieg zu. Man versucht schon seit x Jahren, diesen
mit solchen Anträgen zu lösen, ohne dass etwas passiert. Wir stopfen
aber weiter
Geld hinein und wissen ganz genau, dass dort ganz einfach andere Parteien
dahinter stehen: Auf der einen Seite kämpfen stellvertretend die
Wagner-Söldnertruppe und die Russische Föderation gemeinsam mit dem
Iran –
ja, die sind dort involviert, nämlich beim Vize, also nicht beim RSF, sondern bei den anderen; Sie wissen es, Herr Kollege Brandstätter –, das ist die eine Seite, und bei der anderen Seite mischen Ägypten, Libyen und andere mit.
Ich glaube, dass alle Nachbarländer, die dort involviert sind, zu dem Konflikt beitragen und dass wir, ohne dass wir denen auch aufzeigen, wo die Grenzen unserer Unterstützung sind und was sie dafür tun müssen, keine Unterstützung mehr leisten und schon gar nicht österreichisches Steuergeld dort verschwenden sollten. (Beifall bei der FPÖ.)
19.01
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic zu Wort. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic
(Grüne): Frau Präsidentin!
Herr Minister! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich bin zwar nicht mehr
Dozentin, aber
ich kläre Kollegen Graf gerne auf: Sozioökonomie ist eine
Wissenschaft, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft,
Gesellschaft, Ökonomie und auch Politik beschäftigt
und versucht, das zu verstehen. Ich muss ehrlich sagen: Obwohl Sie jetzt hier
am Rednerpult Ihre restliche Redezeit aufgebraucht haben, habe ich
bei Ihren Ausführungen Bahnhof verstanden (Ruf bei den Grünen: Wir
auch!), und ich weiß nach diesen langen Ausführungen nicht,
wofür die FPÖ eigentlich steht (Beifall bei den Grünen) –
aber gut, zurück zu unseren Anträgen.
Wir haben heute schon ausführlich über die
Notwendigkeit eines starken Europas gesprochen, und dieses starke Europa
zeichnet auch aus, dass wir in der globalen Weltordnung die Führung
übernehmen, wenn es um Demokratie, um Grundrechte geht, wenn es um
eine menschenrechtsbasierte
Außen- und Wirtschaftspolitik geht – und ja, auch um eine
nachhaltige Friedenspolitik.
Die zwei Anträge, die wir
gerade diskutieren – der eine zum Sudan und der andere zu
Tunesien – stehen deshalb auch unter dem Motto: Geht es Afrika gut,
geht es Europa gut! – Diese Erkenntnis sollte klar sein und ist offenkundig,
aber viele, auch in Europa, sehen das bis heute nicht so beziehungsweise reduzieren –
wie mein Vorredner – die Rolle der afrikanischen Staaten eben
nur auf jene einer Quelle von Fluchtbewegungen. Sie wollen sich sozusagen nicht
mit den Beziehungen auf Augenhöhe, die wir mit den afrikanischen Staaten
pflegen müssen, weiter beschäftigen.
Jedenfalls ist uns sehr, sehr
wichtig, dass wir hier, was vor allem den Sudan anbelangt, natürlich
zum einen alles tun, damit dieser Bürgerkrieg, damit die
immer wieder beginnenden Auseinandersetzungen eben zur Ruhe kommen, und zum
anderen, damit es dort tatsächlich zu einem Waffenstillstand, und
zwar einem nachhaltigen Waffenstillstand, kommt und damit dieser Konflikt
vor allem nicht auf die gesamte ohnehin stark destabilisierte Region
überschwappt.
Es liegt deshalb auch im
Interesse Österreichs, bei diesen Bemühungen auch der
Europäischen Union tatkräftig mitzuhelfen und eben dafür Sorge
zu tragen,
dass sich die Kriegsparteien aus dem Konflikt zurückziehen, die Übergabe der Macht
an eine zivile Übergangsregierung eingeleitet wird und der Sudan die
Chance auf einen nachhaltigen Demokratisierungsprozess bekommt –
deswegen der Antrag.
Vielleicht auch noch ein Wort zum Antrag der SPÖ, der leider sehr kurzfristig gestellt worden ist und den wir deswegen auch nicht intensiver haben diskutieren können, aber soweit ich weiß, ist bereits 1994, 2004, 2011 und 2014 sozusagen ein Sanktionsregime gegenüber dem Sudan immer wieder erneuert worden. Dieses ist auch weiterhin aufrecht und beinhaltet ein Waffenembargo, wir können aber gerne darüber sprechen, inwiefern wir hier dieses Waffenembargo auch weiter unterstützen.
Zu Tunesien auch nur ganz kurz. – Ja, da gebe ich
meinem Vorredner von der ÖVP vollkommen recht: Wir müssen alles
tun, damit auch dort die wirklich hart erkämpften Grundrechte und die
demokratischen Errungenschaften
wieder mehr Wertigkeit bekommen. Wir sehen, dass das Land total destabilisiert
ist, und das ist für diese Region natürlich ein Desaster, wenn man so
möchte,
mit weitreichenden Folgen auch für die Europäische Union und die
Situation, in der wir uns befinden.
Das heißt, Europa
ist bei seinen Bemühungen um eine gute Partnerschaft mit
Afrika spät dran, deswegen ist es umso wichtiger, das zeigen die beiden
Anträge, dass wir diese Partnerschaft nachhaltig intensivieren und dass
wir das vor
allem auf Augenhöhe machen. – Danke schön. (Beifall bei
den Grünen sowie der Abgeordneten Kirchbaumer und Pfurtscheller.)
19.06
Präsidentin Doris Bures: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Helmut Brandstätter zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter
Dr. Helmut Brandstätter (NEOS):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Um diese
Uhrzeit reden wir über Afrika; ich glaube, das wird auch
großes Interesse hervorrufen. Jedenfalls kann ich Ihnen erzählen, dass ich im Jahr 2000 die Chance hatte, an der
Haas School
der University of Berkeley einen zweimonatigen Kurs über Geopolitik
zu machen, und da gab es einen Professor – ich werde das nie
vergessen –, der aufgezählt hat, wie sich die unterschiedlichen
Weltregionen positiv entwickeln werden. Zum Schluss hat er dann
gesagt: Forget Africa!, also dort gibt es gar keine Chance.
Dann haben wir heftig
darüber diskutiert, und ich erinnere mich noch sehr gut, dass
natürlich ein wesentlicher Punkt war, dass in der Geschichte der
Erde Afrika eigentlich sehr lange nur Objekt war, nicht Subjekt, und sich auch
nicht als solches verstanden hat. Kollegin Brandstötter kennt sich da viel
besser aus, und ich freue mich, dass sie dann darüber reden
wird – wie gesagt, sie kennt sich da besser aus –, aber
das, was ich verstanden habe, ist
eben: Objekt.
Schauen Sie sich einmal diesen
riesigen Kontinent an! Ich selber habe ja mit Hugo Portisch, der dort auch
an einer Journalistenhochschule unterrichtet
hat, darüber gesprochen, und er hat gesagt: Die sind genauso gescheit wie
wir, nur haben sie die Chancen nicht! – Das liegt eben daran, dass
Afrika in
der Geschichte immer Objekt war, ob das im Sklavenhandel mit den Vereinigten
Staaten oder im Zusammenhang mit dem Kolonialismus war.
Da können wir Österreicher sagen: Da waren wir nicht so schlimm! – Ich weiß nicht, inwieweit das bekannt ist: Es gab auch einige wenige Kolonien Österreichs, beispielsweise die Nikobaren, eine kleine Inselgruppe in der Nähe von Mosambik. Maria Theresia hat mit der Triestiner Handelsgesellschaft versucht, dort Handel zu treiben, das ist aber nicht sehr lange gut gegangen. Natürlich hat es aber auch Handelsinteressen Österreichs gegeben.
Zur Sowjetunion und später Russland: Da gibt es natürlich hauptsächlich Machtinteressen, aber selbstverständlich auch Wirtschaftsinteressen. Damit sind wir natürlich bei China: China interessiert sich sehr für Afrika, ja, aber rein aus wirtschaftlichen Gründen, nämlich wegen der Ausbeutung der Rohstoffe.
Wir – wir haben heute ja schon eine Europastunde
gehabt – reden gerne über Europa
und über unsere Werte. Wenn wir über unsere Werte reden, dann
dürfen wir Afrika eben nicht als Objekt behandeln! Dort lebt erstens eine
sehr junge Gesellschaft, und zweitens stellt sich die Frage: Wie können
wir ein Verhältnis mit Afrika aufbauen? Wie ist die europäische
Afrikastrategie? – Diese geht mir eigentlich bis jetzt ab, und das
ist mir besonders beim Thema Tunesien aufgefallen.
Ja, es ist gesagt worden: Der
Frühling dort ist gescheitert, aber es ist ja viel schlimmer, als dass nur
der Frühling gescheitert ist. Wenn Sie sich Präsident Kais Saied
anschauen, dann sehen Sie, dass das inzwischen einfach so etwas
wie ein Diktator ist, und da kommt dann noch einiges dazu – auch das
habe ich mir heute angesehen –: Er ist schon im Wahlkampf durch
antisemitische Bemerkungen aufgefallen. Er hat gesagt, sein Land würde mit
dem Zionismus im Krieg stehen. Ganz aktuell gibt es eine Wortmeldung von Rabbi
Pinchas Goldschmidt, dem Präsidenten der Conference of European Rabbis,
der nämlich Folgendes gesagt hat: Er hat Präsidenten Saied
aufgefordert, endlich mit
seinen bösartigen antisemitischen Bemerkungen aufzuhören.
Deswegen glaube ich, dass es so
nicht gehen wird: dass wir sagen, wir unterstützen Tunesien, dabei
Tunesien aber wieder wie ein Objekt behandeln, indem wir sagen: Da kommen
Flüchtlinge! Da, ihr kriegt Geld, und dann
bitte gebt Ruh!
Wir müssen gerade in
Afrika zeigen, dass wir die Zusammenarbeit mit Präsidentinnen –
solche gibt es eigentlich nicht –, mit Präsidenten, die sich
als Diktatoren aufführen, in dieser Form nicht machen können, und
müssen
sagen: Wenn ihr gewisse Mindeststandards erfüllt, na dann wollen wir
selbstverständlich mit euch zusammenarbeiten.
Und weil heute schon, Herr Bundesminister, über
Sie geredet wurde – ich mag das ja nicht so gerne, ich rede lieber mit
Menschen –: Wir haben heute natürlich auch über
das Thema Ukraine gesprochen. Wir haben ja im Außenpolitischen
Ausschuss eine heftige Debatte darüber gehabt, da sind aber dann
alle Anträge vertagt worden, damit wir nur ja nicht darüber reden.
Ich werde es aber jetzt trotzdem tun. Es gibt sogar einen kleinen Afrikakonnex,
nämlich
die Nairobikonferenz, die der bekannte und erfolgreiche österreichische
Diplomat Wolfgang Petritsch geleitet hat, bei der die Ottawakonvention –
gegen Landminen und für den Schutz der Zivilbevölkerung –
abgeschlossen wurde. Ich habe heute noch mit Wolfgang Petritsch gesprochen, und
er hat gesagt, gerade aus seiner Erfahrung weiß er, dass Österreich und Norwegen im Bereich des Minensuchens, des Minenaufspürens und des Unschädlichmachens von Minen besonders erfolgreich sind.
Sie, Herr Bundesminister, haben ja selbst gesagt: Ja, wir
tun das ohnehin im Bereich der OSZE!, also kann das bitte ja kein Thema
sein, dass es mit der Neutralität zu tun hat, sondern ist eher das, was
Kollege Patterer in der „Kleinen Zeitung“ geschrieben hat. Er
sagt – ich habe dieses Wort bis jetzt nicht verwendet, vielleicht
ist es ein steirisches Wort –, vor allem in der ÖVP gibt es nun eine
„Schweißfurcht“ – das kommt offenbar von den
Schweißhänden –
vor der FPÖ, deswegen trauen sich die nichts mehr zu machen,
deswegen sagen sie auch, wir sind neutral (Abg. Taschner: Also
bitte!) und deswegen dürfen
wir nicht helfen.
Nein, gerade weil wir neutral sind! – Ich zitiere
Kollegen Patterer, bitte, das muss ja noch erlaubt sein in diesem Haus. (Abg.
Taschner: Ja, aber das ist trotzdem falsch! – Abg. Michael Hammer:
Damit muss man nicht einverstanden sein!) Er ist ja doch ein hervorragender
österreichischer Journalist, und er sagt eben, bei
der ÖVP gibt es die „Schweißfurcht“. – So,
und das wird man ja noch sagen dürfen. (Abg. Taschner: Aber
wenn es falsch ist, ist es falsch!)
Mir macht das halt auch Sorgen – und da bin ich
jetzt wieder beim großen Bild –, wenn wir jetzt von einer
österreichischen Sicherheitsstrategie reden – und
das müssen wir natürlich, liebe Kolleginnen und Kollegen, und das werden wir auch –
und diese von einer „Schweißfurcht“ (Ruf bei der ÖVP:
Was ist das?) getrieben ist und nicht davon, dass wir uns wirklich um uns
kümmern, darum, wie wir unsere Sicherheit auf unserem Kontinent
in Europa sichern. So werden wir da auch nicht weiterkommen.
Im Übrigen muss natürlich – und Sie
haben das sicher im Haus – der aktuelle Amnesty-Bericht präsentiert werden, der aufzeigt, wie es in den
Ländern weltweit so zugeht, und da sehen wir eben, dass Tunesien
natürlich eines der Länder
ist, die kritisiert werden.
Umgekehrt – und
darüber gibt es auch interessante Bücher, die kann ich nur
empfehlen –, wenn wir schon von Afrika reden: Auch eine wunderbare
afrikanische Insel ist Mauritius, und dazu kann man nachlesen, was man machen
kann, um Demokratie, aber auch Wohlstand in einem Land zu sichern. Die Antwort
ist: Bildung. Sie können das nachlesen: Die haben in den Fünfzigerjahren
mit Bildung begonnen, und zwar bei den Kleinen, den Volksschulen,
und sie sind immer besser geworden und haben heute auch Universitäten.
Während der Bildungsstandard gestiegen ist, ist die Geburtenrate
natürlich deutlich zurückgegangen, auch die Beschäftigung
von Frauen ist gestiegen, und die Demokratie ist heute dort, in einem
afrikanischen Land, gesichert.
Es geht!
Das sind die Länder, die wir unterstützen
müssen, aber dafür brauchen wir eine gemeinsame europäische
Afrikastrategie. Die haben wir leider bis jetzt
nicht. – Danke schön. (Beifall
bei den NEOS.)
19.13
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Martin Engelberg zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Martin Engelberg
(ÖVP): Frau Präsidentin! Herr
Bundesminister! Die beiden Krisenherde am afrikanischen Kontinent,
über die wir
hier sprechen, rufen uns sehr schmerzvoll in Erinnerung, dass wir gerade diesbezüglich
noch sehr viel mehr tun müssen. Ich bin sehr froh, dass das Bundeskanzleramt
gemeinsam mit dem Außenministerium und auch den zuständigen
Fachministerien jetzt auch an einer österreichischen Afrikastrategie arbeitet. Da geht
es um strategische Leitlinien, um das Öffnen unserer diplomatischen
Kanäle auch nach Afrika, Auf- und Ausbau unserer bilateralen Beziehungen.
Es ist ganz wichtig, dass Österreich den afrikanischen Kontinent und die Länder als wichtige Partner auf Augenhöhe ansieht und bestrebt ist, mit dieser
Afrikastrategie auch die sicherheitsstrategische Bedeutung von Stabilität in Afrika für mehr Frieden und Sicherheit zu unterstreichen. Ich glaube, dass auch ganz wichtig ist, dass da auch die Expertise der Taskforce Afrika einfließt, die im Nachgang des EU-Afrika-Forums 2018, das damals unter der Führung von Österreich stattgefunden hat, gegründet wurde.
Im Rahmen der Afrikastrategie
soll es auch einen Afrikabeauftragten oder eine –beauftragte geben, um im
Namen der Bundesregierung unsere Aktivitäten
zu koordinieren, auch sichtbarer zu machen, ihnen mehr Gewicht zu geben. Außerdem
ist geplant, dass das österreichische Vertretungsnetzwerk in Afrika überprüft
und gegebenenfalls erweitert wird.
Ich denke, dass uns insgesamt
gerade der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Warnung sein muss,
eine Warnung auch in Bezug darauf, dass nicht alle Teile der Welt –
das mussten wir jetzt sehr schmerzvoll feststellen –
die Ansichten unserer westlichen Welt, unserer westlichen Wertegemeinschaft
vertreten. Das haben wir, glaube ich, als Europa, als westliche Welt generell vernachlässigt.
Wir haben den globalen Süden in unserer Außenpolitik nicht voll in
unserem Fokus gehabt. Gerade hier könnte sich Österreich
auch im Rahmen der EU als Brückenbauer durchaus profilieren. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) –
Danke.
Ich fasse die bisherigen
Eckpunkte dieser Strategie, dieses Strategieentwurfs zusammen: Da geht es
um sechs Schwerpunkte, und gleich der erste passt
auch zu der heutigen Debatte, da geht es nämlich um Frieden und
Sicherheit. Da wird ein Fokus auf einen gesamtstaatlichen Ansatz gelegt.
Österreich nimmt
eine Rolle als Vermittler zur Friedensförderung wahr, es gibt
Stabilitätspartnerschaften und eben auch maßgeschneiderte
Abkommen mit ausgewählten afrikanischen Partnerländern. Ganz wichtig
sind wirtschaftliche Beziehungen
und Kooperationen.
Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist die Kooperation bei Bildung und Wissenschaft. Da wird immer wieder, wann auch immer ich da mit Gesprächspartnern von afrikanischen Ländern zu tun habe, die duale Ausbildung angesprochen,
mit der Österreich wirklich ein Vorzeigemodell und auch sozusagen ein Exportprodukt hat.
Ich glaube, das Thema
grüne Transformation und Klimaschutz ist ein ganz wichtiges Thema.
Afrika leidet als Kontinent insgesamt unverhältnismäßig stark
unter den Auswirkungen des Klimawandels. Derzeit haben mehr als eine halbe
Milliarde Menschen in afrikanischen Ländern keinen Zugang zu Strom,
und gleichzeitig hat Afrika aber die besten Solarressourcen der Welt. Daraus
ergibt sich ein großes Potenzial für Zusammenarbeit und für
Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz,
Wasserstoff.
Letztlich haben wir auch noch die Resilienz und Krisenvorsorge, ein Bereich, in dem wir, glaube ich, mit dem Herrn Bundesminister jetzt immer wieder ganz wichtige Schritte gesetzt haben, dass wir verlässliche humanitäre Hilfe vor Ort leisten, insbesondere auch zur Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit.
Last, but not least: das Thema
Migration, bei dem es darum geht, dass wir wirklich einen umfassenden,
systematischen Zugang dazu finden, Perspektiven vor Ort schaffen, insbesondere
in Form von Arbeitsplätzen, und auch die
richtige Balance finden zwischen dem, dass
wir Menschen auch die Optionen, die Möglichkeiten für
Ausbildung und Arbeit in Österreich geben und gleichzeitig aber
auch dafür sorgen, dass es eine effektive Rückführung von
illegalen Migranten mit Rückübernahmevereinbarungen geben wird.
Ich denke, das sind so die wichtigsten Eckpunkte. Ich glaube, dass das auch ganz wichtig ist, und das ist eigentlich ein gesamtheitlicher Ansatz, wenn wir zum Beispiel über aktuelle Krisen wie die jetzigen sprechen. – Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
19.18
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Petra Oberrauner. – Bitte.
19.18
Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Tunesien, das lange Zeit die große Hoffnung des Arabischen Frühlings auf Demokratie gewesen ist, erlebt zurzeit einen Frontalangriff auf seine demokratischen Institutionen und den Umbau zu einem autoritären Staat. Das Parlament wurde entmachtet, fast alle Befugnisse sind weg. Oppositionspolitiker, Gewerkschafter:innen, Journalist:innen und Migrant:innen werden verfolgt und eingesperrt. Gleichzeitig verschlechtern sich die wirtschaftlichen Lebensbedingungen für die Menschen in Tunesien zusehends.
Für Europa hätten das Ende der Demokratie und die Destabilisierung Tunesiens große negative Auswirkungen, und zwar im Hinblick auf die Migration, im Hinblick auf unsere wirtschaftlichen Interessen, im Hinblick auf unser Ziel, Europas Nachbarregionen durch demokratische und wirtschaftliche Entwicklung zu stabilisieren.
Europa muss also ohne Frage mehr tun, um demokratische Kräfte in Tunesien zu stärken und das Land wirtschaftlich zu unterstützen.
Der vorliegende Antrag wird der Situation aber nicht gerecht. ÖVP und Grüne haben leider nicht den Mut, den autokratischen Führungsstil des tunesischen Präsidenten und die Menschenrechtsverletzungen gegen oppositionelle Gewerkschafter, Journalist:innen und Migrant:innen im Antrag klar zu benennen. Damit bleibt der Antrag in der Tonlage hinter der Position der EU zurück, die die Situation in Tunesien mittlerweile deutlich anspricht.
Gleichzeitig fehlt dem Antrag jegliche kritische Überprüfung der eigenen und der europäischen Tunesienpolitik der vergangenen Jahre. Stattdessen beschränkt sich der Antrag zum Teil darauf, EU-Maßnahmen zu fordern, die sowieso bereits auf EU-Ebene in Vorbereitung sind.
Insgesamt bleibt der Antrag damit weit hinter dem zurück, was eigentlich möglich und nötig wäre. Er scheut davor zurück, die Verletzungen von Demokratie und Menschenrechten in Tunesien klar anzusprechen, und es fehlen ihm Ideen und Forderungen, die über das hinausgehen, was die EU sowieso vorbereitet. Wir werden daher diesem mut- und ambitionslosen Antrag nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
19.21
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bettina Rausch. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Bettina Rausch
(ÖVP): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr
geehrte Damen und Herren, die uns hier im Hohen Haus oder von zu Hause
zusehen und zuhören! Es ist zu dieser Stunde zum Sudan und zu
Tunesien schon sehr viel gesagt worden – zur ernsten Lage
im Sudan, wo die Chance auf Demokratie und Frieden durch die Kämpfe, durch
kriegerische Auseinandersetzungen zumindest einmal kurzfristig
zunichte gemacht wurde und wo die Bevölkerung humanitäre Hilfe und
Hilfsgüter braucht, und auch zu Tunesien, wo
es auch äußerst unerfreuliche und besorgniserregende Entwicklungen
gibt.
Mit den beiden Anträgen und
der heutigen Diskussion richten wir einen Scheinwerfer, lenken wir unsere
Aufmerksamkeit darauf und geben
diesen Ländern, den Menschen dort, eine entsprechende Öffentlichkeit.
Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, wenn wir heute über zwei
Länder auf
dem afrikanischen Kontinent reden können, tatsächlich den
Scheinwerfer noch einmal breiter auf Afrika zu richten!
Es ist unsere Verantwortung, die Staaten Afrikas dabei zu
unterstützen, Frieden und Stabilität zu finden. Afrika und Europa
müssen dabei Hand in Hand
gehen. Nehmen wir nur die zwei großen globalen Themen unserer Zeit: Ich
denke an Migration und Klimawandel, zwei Themen, die eng miteinander verbunden sind.
Mitunter sind die klimatischen Bedingungen die Ursache
für Migration in Afrika, auch innerhalb Afrikas. Es sind lokale Kriege,
wie jetzt im Sudan. Es ist oft
die wirtschaftliche Lage, die mangelnde Lebensqualität, mangelnde
Perspektiven, mangelnde Sicherheit. Und wenn wir – und das wollen
wir – Menschen
vor Ort Perspektiven geben wollen, sie darin unterstützen wollen, dann
muss der allgemeine Wohlstand in Afrika steigen. Dann muss es Stabilität
geben.
Das ist Grundlage auch der erwähnten Afrikastrategie der Bundesregierung
und auch Grundlage der Arbeit der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit am
afrikanischen Kontinent.
Wenn aber dieser Wohlstand in Afrika quasi so breit erreicht
wird, mit dem gleichen CO2-Ausstoß, mit dem gleichen
ökologischen Fußabdruck, wie
es in Europa bislang der Fall war, dann haben wir auch ein Problem; und das
zeigt, glaube ich, auch die Verknüpfung dieser beiden Themen sehr gut.
Es ist also nicht nur eine sicherheitspolitische, eine ökologische
Aufgabe, letztlich gebietet auch die
Humanität, Menschen auf dem afrikanischen Kontinent
dabei zu unterstützen, vor Ort in ihrer Heimat ein gelungenes
Leben leben zu können, Perspektiven zu haben. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wenn wir uns mit dem afrikanischen Kontinent
beschäftigen, dann, glaube ich, sind zwei Dinge jedenfalls geboten, und
das möchte ich heute hier tun:
Zum einen geht es darum, dass wir nicht verallgemeinern. Wir sprechen heute
über zwei spezifische Länder, Sudan und Tunesien, die
unterschiedlicher
nicht sein könnten. Afrika ist ein Kontinent mit 54 Ländern
und bis zu 2 000 Sprachen, und jedes Land ist da individuell zu
behandeln.
Wenn wir über Afrika
reden, sollten wir aber auch – und das ist mir wichtig, weil es in
der Berichterstattung oft ganz anders geschieht – nicht nur
über
Kriege und Krisen, Konflikte und Chaos sprechen, denn es gibt dort sehr viel
mehr: Chancen, Zuversicht, Potenziale und Kreativität. Ich hatte im
Rahmen einer Veranstaltung die Gelegenheit, unter anderem Start-ups kennenzulernen,
die aus Österreich heraus mit afrikanischen Expats und mit
Partnern vor Ort tolle Dinge entwickeln, am agrarischen Sektor etwa. Ich nenne
die Firma Agrobiogel, die mit der Boku gemeinsam ein biobasiertes
Hydrogel entwickelt hat, das Pflanzen vor Dürre schützt, um nur ein
Beispiel zu nennen.
Es gibt da ganz viel Potenzial,
und wenn man mit jungen Menschen aus afrikanischen Ländern
spricht – mir ist das immer wieder beim Europäischen Forum
Alpbach gelungen – oder etwa mit den Mitgliedern und den Vorsitzenden des
African Diaspora Youth Forums in Europe, dann sagen die uns: Schaut auf unsere
Potenziale! Es sind junge Bevölkerungen, nicht nur im
bald drittbevölkerungsreichsten Land der Welt, in Nigeria, sondern
überall, und sie sagen: Schaut auf unsere Potenziale, seid für uns
Partnerinnen und
Partner in der wirtschaftlichen Entwicklung, unterstützt uns dabei,
Partnerschaften aufzubauen! – Ich denke, das tun wir.
Wenn wir darauf heute
hinweisen, dann werde auch ich dem Umstand gerecht, dass ich diesen jungen
Menschen im Wort bin, ihnen gesagt habe, überall,
wo es gelingt und die Möglichkeit gibt, werde ich differenziert und
konstruktiv über Afrika und seine Zukunft und Chancen sprechen.
Österreich soll also – und das liegt auch
den beiden Anträgen zugrunde – in Zusammenarbeit mit den
Institutionen der Europäischen Union mithelfen und mitwirken, dass sich
die Lage im Sudan, in Tunesien stabilisiert und dass wir dann auch mit diesen
beiden Ländern wirtschaftliche Kooperationen, auch im
Sinne unserer ökologischen und humanitären Verantwortung, intensivieren
können. Das bietet Zukunftsperspektiven für beide Seiten und
Stabilität, die Entwicklung möglich macht. Ich weiß, das ist im
Außenministerium, bei unserem Minister und bei all den Mitwirkenden, in
guten Händen. – Vielen Dank,
wenn Sie auch dazu beitragen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Ernst-Dziedzic.)
19.26
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte.
19.26
Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Ja, es geht um Afrika, dieses große Land, wie einige ÖVP-Politiker:innen ganz gerne attestieren. Alle Welt entdeckt ja gerade Afrika und lenkt den Fokus des geopolitischen Handelns dorthin.
Die USA haben beispielsweise
jetzt eine Leader-Partnerschaft ins Leben gerufen, und das war auch dringend
notwendig, nachdem der vorherige Präsident
Trump afrikanische Staaten ja noch als „shithole countries“
diffamiert hat. Das ist nicht wahnsinnig gut für die Beziehungen.
Gleichzeitig haben wir auf der anderen Seite China, das sich auch deutlicher als je zuvor positioniert: China will Energie, China will Rohstoffe, China will Märkte.
Ein weiterer Player am Spielfeld ist Russland, in wirtschaftlichen Belangen ein Zwerg, aber bei militärischen Auseinandersetzungen von großer Bedeutung als Waffenlieferant. Nicht zuletzt sorgte auch die Wagner-Gruppe in vielen Ländern ordentlich für Unruhe und spielt sich aber zugleich als Garant für Regierungen auf.
Dann haben wir die Europäische Union. Diese ist mit dem Global Gateway auch als Kooperationspartner vieler afrikanischer Staaten unterwegs. Der Global Gateway sieht ja umfangreiche Investitionen in Infrastrukturentwicklungen vor.
Ja, und dann hätten wir
Österreich, und darum geht es ja heute auch ein bisschen. Der
Bundeskanzler hat ja kürzlich Afrika, afrikanische Länder, bereist.
Allerdings hat da meiner Meinung nach ein bisschen der strategische
Fokus gefehlt. Die Reise hat ihn weder in Fokusländer der
österreichischen Entwicklungszusammenarbeit geführt, beispielsweise
Uganda, noch in Hoffnungsländer wie Botswana, auch nicht in große Volkswirtschaften
wie Nigeria.
Da frage ich mich schon, was aus dieser Reisetätigkeit für die heute auch schon mehrfach angesprochene Afrikastrategie abzulesen ist – eine Afrikastrategie, auf die wir ja schon sehr, sehr lange warten. Wenn es stimmt, dass gut Ding
Weile
braucht, dann dürfen wir Außergewöhnliches mit Spannung
erwarten,
und ich möchte dieses Warten noch mit zwei, drei Gedanken füllen,
nämlich auch der Frage: Was muss denn für eine neue
Afrikastrategie berücksichtigt werden?
Einige Vorredner haben immer
noch diesen alten Blick auf afrikanische Staaten durchklingen lassen: Das sind
arme Hascherl, denen man helfen muss. –
Nein, das stimmt nicht mehr. Afrikanische Staaten haben ein neues Selbstbewusstsein
entwickelt, sie sind auch von ihrer eigenen Stärke überzeugt.
Sie können sich aussuchen, mit wem sie ihre Industrialisierung, ihre
Landwirtschaft, ihre Digitalisierung, auch den Wandel hin zu grüner
Energie voranbringen wollen. Es brummt auf diesem Kontinent; ja, nicht in allen
Ländern – wir
haben es heute gehört: Tunesien, Sudan, große Themen –,
aber in den meisten Ländern ist ein absoluter Aufbruch zu spüren, die
Bereitschaft, sich auch
weniger abhängig zu machen. Urbane Zentren strahlen aus, in einigen Jahren
wird die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in Städten leben.
Die Produktivität steigt. Die Einkommen, zumindest der Angestellten,
steigen, lokale Unternehmen investieren, Märkte werden größer.
Es geht um Produktion,
es geht um Arbeit, es geht um Wertschöpfung und nicht mehr, wie viele
externe Akteure glauben, um Finanzen und fossile Rohstoffe.
China hat das seit Langem erkannt und kann auch deshalb jetzt die Früchte dieser Kooperation ernten. Wir müssen diese Entwicklungen verstehen, wir müssen sie antizipieren, wir müssen wissen, wohin Afrikas Reise geht. Das sind Anknüpfungspunkte für eine Afrikastrategie.
Noch bewegt sich die Afrikapolitik ja leider meistens auf
sehr ausgetretenen Pfaden. Die Grundannahme ist immer: Afrikanische
Gesellschaften
benötigen Unterstützung von außen, weil wir wissen, wie es
geht. Das sehen Afrikanerinnen und Afrikaner anders. Sie wollen kooperieren,
aber
sie wollen nicht länger Empfänger von Finanzen und guten
Ratschlägen sein.
Was wollen afrikanische Gesellschaften? Sie wollen industrielle Investitionen. Sie wollen Kooperationen – mit europäischen Universitäten beispielsweise. Sie wollen mit uns zusammenarbeiten, beispielsweise wenn es um den Kampf gegen die Klimakrise oder um eine Energiewende geht.
Das muss in eine neue Afrikastrategie aufgenommen werden,
und ich hoffe, Herr Bundesminister, dass sie bald das Licht der
Welt erblickt. – Vielen
Dank. (Beifall bei den NEOS.)
19.31
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alexander Melchior. – Bitte.
Abgeordneter
Alexander Melchior (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher! Sehr geehrte Damen und
Herren vor den Bildschirmen! Ich bin der letzte Redner des heutigen Tages
und quasi auch
der letzte Redner vor der „Zeit im Bild“. Ich bin eh nicht
dafür bekannt, möglichst lang zu
reden, aber ich möchte zu einem sehr, sehr wichtigen Thema sprechen.
Wir haben heute hier zwei Entschließungsanträge – einerseits zum Sudan, andererseits zu Tunesien –, und ich verspreche, nicht lange zu reden, habe aber gleichzeitig eine Bitte: Es hat gestern am Abend eine interessante Reportage auf Arte zum Thema Sudan gegeben, und wenn man sich diese Reportage angesehen hat, dann hat man ganz deutlich gesehen, von welcher Situation man hier ausgeht.
Mittlerweile hat der Konflikt dieser zwei
Parteien wirklich massive Opfer gefordert und hat vor allem auch dafür
gesorgt, dass die Versorgung in dieser Region komplett darniederliegt. Es gibt
rund um die Hauptstadt nur mehr
ein Krankenhaus, das die Menschen versorgen kann, und die Situation dort vor
Ort ist unglaublich. Man sieht in dieser Dokumentation auch, wie Menschen mit Schussverletzungen,
Granatsplittern und so weiter dort behandelt
werden: ohne Narkose, ohne
Schmerzmittel, ohne Desinfektionsmittel.
Das ist wirklich unglaublich, und deswegen ist es aus meiner Sicht extrem wichtig,
dass wir auf solche Themen immer wieder den Fokus legen.
Kollege Graf, ich gebe dir recht: Man wird mit
diesem Entschließungsantrag die Situation vor Ort nicht lösen
können. Es wird auch Außenminister Schallenberg, wie er es
sonst auch immer tut, Themen, die wichtig sind, die ihm wichtig sind, in den
Fokus rücken. Ich bin aber felsenfest der Meinung, dass es
auch unserem Parlament guttut, sich mit solchen Themen zu beschäftigen,
sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen und sich dafür einzusetzen,
dass die Situation im Sudan und in anderen Regionen verbessert wird. (Abg.
Martin Graf: Es geht um konkrete Dinge!) – Die
konkreten Dinge, die du ansprichst, sind einerseits in dem Antrag
enthalten – ich bin davon überzeugt, dass du ihn gelesen hast,
dass du ihn auch unterstützen könntest –, andererseits
möchte ich noch auf weitere konkrete Dinge zu sprechen kommen.
Es ist in dieser Region sehr schwierig für
Hilfsorganisationen, weiter tätig zu sein. Es war auch schwierig für
die Österreicherinnen und Österreicher, dabei
zu sein und dort zu bleiben. An dieser Stelle: Vielen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Außenamts! – Ich weiß, einige von Ihnen schauen
bei diesen Punkten immer auch zu, also: einen herzlichen Gruß an
dieser Stelle, vielen Dank für die Arbeit und vielen Dank, dass auch in
dieser Situation
wieder die Menschen aus dieser Krisenregion
hinausbegleitet wurden, auch mithilfe von Deutschland, den Niederlanden
und anderen Partnern.
(Beifall bei der ÖVP.)
Der zweite Entschließungsantrag betrifft
Tunesien. Auch dort herrscht eine ganz schlimme Situation.
Tunesien – Sie wissen das alle – ist sehr gebeutelt von
der Covid-Pandemie, aber auch was den Russland-Ukraine-Krieg angeht, ist es
schwer gebeutelt. 70 Prozent der Lebensmittel in Tunesien werden importiert, und
hier kommt es zu einem extremen Versorgungsmangel und
zu Unsicherheit. Auch diese Region braucht unseren Fokus. Auch diese Region ist
für uns als Partner wichtig. Mein Kollege Nico Marchetti hat es vorhin
schon angesprochen: Die Migrationsströme, die aus Tunesien kommen, sind
für uns in Europa eine große Herausforderung und wir müssen
schauen, dass
wir mit den Partnern vor Ort Lösungen finden, damit diese Situation
eingedämmt wird.
Als Schlusssatz möchte ich noch sagen:
Ich teile die Einschätzung der Kollegin Brandstötter: Wir brauchen
mit der Region eine wirkliche Partnerschaft
und keine Patenschaft. In diesem Sinne bin ich sehr dankbar, wenn
Sie im Außenministerium, aber auch du als Außenminister dich
für diese Region starkmachst. Vielen Dank! Schönen Abend! Gute
Heimreise, und
bitte schauen Sie die Dokumentation an. – Danke vielmals. (Beifall
bei der ÖVP.)
19.35
Präsidentin Doris Bures: Davor gibt es aber noch eine Reihe von Abstimmungen, die durchzuführen sind. (Abg. Haubner: Wir sind bereit!)
Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.
Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.
Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8,
die dem Ausschussbericht 2034 der Beilagen
angeschlossene Entschließung betreffend „Sofortige
Einstellung
der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen. (323/E)
Abstimmung
über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva
Maria Holzleitner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dauerhafter
Waffenstillstand
und Waffenembargo Sudan“.
Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.
Abstimmung über Tagesordnungspunkt 9, die dem Ausschussbericht 2035 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „die aktuelle Lage in Tunesien“.
Wer ist dafür? – Das ist mit Mehrheit so angenommen. (324/E)
Dritte Lesung:
Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3231/A
der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried,
Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus
Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem
das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (2020 d.B.)
11. Punkt
Dritte Lesung:
Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A
der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried,
Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus
Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem
das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird
(2021 d.B.)
12. Punkt
Dritte Lesung:
Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3232/A
der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried,
Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus
Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem
das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (2022 d.B.)
13. Punkt
Dritte Lesung:
Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A
der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried,
Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus
Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem
das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird (2023 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zu den Punkten 10 bis 13, zu denen gleich Abstimmungen erfolgen werden.
Da die
vorliegenden Gesetzentwürfe bereits in zweiter Lesung angenommen wurden,
kommen wir sogleich zu den dritten Lesungen, die ich über
jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.
Wir kommen zur dritten Lesung über den Tagesordnungspunkt 10: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2020 der Beilagen.
Die Voraussetzungen des § 108 der Geschäftsordnung sind erfüllt.
Da es sich bei dem vorliegenden Gesetzentwurf um eine Änderung des Geschäftsordnungsgesetzes handelt, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 2 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Zahl der Abgeordneten fest.
Ich bitte jene Damen
und Herren, die dem erwähnten Gesetzentwurf auch
in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein entsprechendes Zeichen. – Der
vorliegende Gesetzentwurf ist somit in dritter Lesung einstimmig
angenommen.
Abstimmung zur dritten Lesung über den Tagesordnungspunkt 11: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2021 der Beilagen.
Der vorliegende Gesetzentwurf enthält Verfassungsbestimmungen, und damit stelle ich im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Zahl der Abgeordneten fest.
Wer ist für diesen Entwurf in dritter Lesung? – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Dritte Lesung über den Tagesordnungspunkt 12: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2022 der Beilagen.
Auch dieser Gesetzentwurf enthält Änderungen des Geschäftsordnungsgesetzes, und ich stelle im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 2 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anzahl der Abgeordneten fest.
Ich bitte um Zustimmung. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Dritte Lesung über den Tagesordnungspunkt 13: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2023 der Beilagen.
Wer stimmt dem Gesetzentwurf in dritter Lesung zu? – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Die Tagesordnung ist erschöpft.
Präsidentin Doris Bures: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3375/A(E) bis 3407/A(E) eingebracht worden sind.
*****
Die nächste Sitzung des Nationalrates,
die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen
betreffen wird, berufe ich für 19.40 Uhr – das ist
gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.
Diese Sitzung ist geschlossen.
Schluss der Sitzung: 19.40 Uhr
Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien |