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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

222. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Mittwoch, 5. Juli 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

222. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                        Mittwoch, 5. Juli 2023

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 5. Juli 2023: 9.05 – 21.14 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „Kinderrechte-Volksbegehren“

2. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „RECHT AUF WOHNEN“

3. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „GIS Gebühr abschaffen“

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das ORF-Gesetz, die Fernmeldegebühren­ordnung, das Fernsprechentgeltzuschussgesetz, das Finanzausgleichs­gesetz 2017, das KommAustria-Gesetz, das Kommunikationsplattformen-Gesetz, das Fernseh-Exklusivrechtegesetz und das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz geändert werden, ein ORF-Beitrags-Gesetz 2024 erlassen wird sowie das Rundfunkgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz und das Kunstförderungsbeitragsgesetz 1981 aufgehoben werden

5. Punkt: Bericht über den Antrag 3164/A(E) der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhaltung des ORF Spartensenders Sport+


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 2

6. Punkt: Bericht über den Antrag 1910/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ORF ohne Genderideologie

7. Punkt: Bericht über den Antrag 2003/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der ORF-Zwangsgebühren

8. Punkt: Bericht über den Antrag 3354/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass

9. Punkt: Bericht über den Antrag 3204/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich einen Prozess zum ORF mit der Zivilgesellschaft aufsetzen!

10. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz erlassen und das KommAustria-Gesetz geändert wird

11. Punkt: Bericht über den Antrag 3438/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Privatradiogesetz und das Audiovisuelle Medien­dienste-Gesetz geändert werden

12. Punkt: Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Schutzunterkünfte und Begleitmaßnahmen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder (Frauen-Schutzunterkunfts-Vereinbarung – FSchVE)

13. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Verwaltungsverfahrens­gesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Verwaltungsgerichts­verfah­rensgesetz, das Verwaltungsgerichtshofgesetz 1985 und das Verfassungs­gerichtshofgesetz 1953 geändert werden

14. Punkt: Bericht über den Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Österreich 2020-2022, vorgelegt von der Bundesministerin für EU und Verfassung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 3

15. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung 1960 (34. StVO-Novelle), das Führerscheingesetz und das Kraftfahrgesetz 1967 geändert werden

16. Punkt: Bundesgesetz über die Übertragung des Teilbetriebes Infrastruktur der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH an die ÖBB-Infrastruktur AG (GKB-Infrastruktur-Übertragungsgesetz)

17. Punkt: Bericht über den Antrag 2725/A der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb Gmbh Gesetz (GKB-Gesetz 2022) erlassen wird

18. Punkt: Bericht über den Antrag 3464/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdölbevorratungsgesetz 2012 (EBG 2012) geändert wird

19. Punkt: Bericht über den Antrag 3425/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und ‑organisationsgesetz 2010 (EIWOG 2010) geändert wird

20. Punkt: Bericht über den Antrag 3465/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Unternehmen (Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz – UEZG) geändert wird

21. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen erlassen (EKZ-NPOG) und das Transparenzdaten­bankgesetz 2012 geändert wird


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22. Punkt: Bericht über den Antrag 3476/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz geändert wird

23. Punkt: Bericht über den Antrag 3477/A(E) der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Peter Haubner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fort- und Weiter­bildung von Selbstständigen: Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Selbstständigen als Teil des „KMU-Berichts“

24. Punkt: Bericht über den Antrag 3467/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird, sowie über den

Antrag 2127/A der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird

25. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Landarbeitsgesetz 2021, das Arbeitslosensozialversicherungsgesetz 1977 und das Bundespflegegeldgesetz geändert werden

26. Punkt: Bericht über den Antrag 3415/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz geändert wird

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Inhalt

Nationalrat

Mandatsverzicht der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ..............     60

Angelobung der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar ...........................................     60


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 5

Personalien

Verhinderungen ......................................................................................................     60

Ordnungsrufe ................................................................................  193, 230, 431

Geschäftsbehandlung

Antrag der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kolle­gen, dem Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie zur Berichterstattung über den Antrag 3437/A(E) der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockade­haltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 7. Juli 2023 zu setzen .....................................................................  110

Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 GOG auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG ............................................................................  260

Redner:innen:

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  261

Mag. Klaus Fürlinger ................................................................................................  266

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  269

Peter Wurm ..............................................................................................................  272

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  275

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  279

Ablehnung des Fristsetzungsantrages .................................................................  281

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG .............................................................................................................  110

Unterbrechung der Sitzung ...................................................................  158, 260


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Aktuelle Stunde (50.)

Thema: „Steuern und Abgaben auf Arbeit senken. Damit sich Menschen wieder etwas aufbauen können, Herr Finanzminister“ ....................................     61

Redner:innen:

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................     62

Bundesminister Dr. Magnus Brunner, LL.M. ..........................................................     66

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................     76

Kai Jan Krainer .........................................................................................................     78

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................     81

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................     83

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................     86

Andreas Ottenschläger ............................................................................................     89

Julia Elisabeth Herr ..................................................................................................     92

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................     95

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................     98

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  102

Ausschüsse

Zuweisungen ...........................................................................................................  105

Verhandlungen

1. Punkt: Bericht des Ausschusses für Familie und Jugend über das Volksbegehren (1796 d.B.) „Kinderrechte-Volksbegehren“ (2061 d.B.) .........  111

Redner:innen:

Dr. Gudrun Kugler ....................................................................................................  111

Christian Oxonitsch .................................................................................................  114

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  116

Barbara Neßler ........................................................................................................  119

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  121


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 7

Mag. Johanna Jachs ................................................................................................  124

Petra Wimmer ..........................................................................................................  126

Dr. Susanne Fürst .....................................................................................................  128

Mag. Bettina Rausch ...............................................................................................  131

Christian Ries ...........................................................................................................  133

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2061 d.B. ..........................................  135

2. Punkt: Bericht des Ausschusses für Bauten und Wohnen über das Volksbegehren (1797 d.B.) „RECHT AUF WOHNEN“ (2119 d.B.) ..................  135

Redner:innen:

Johann Singer ...........................................................................................................  136

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................  138

Mag. Philipp Schrangl ..............................................................................................  143

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................  153

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  156

Dipl.-Ing. Andrea Holzner ........................................................................................  159

Dr. Harald Troch ......................................................................................................  160

Andreas Kollross ......................................................................................................  162

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietpreisstopp jetzt“ – Ablehnung ...............  140, 164

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter“ – Ablehnung .......................................................................  147, 164

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2119 d.B. ..........................................  164

3. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über das Volksbegehren (1795 d.B.) „GIS Gebühr abschaffen“ (2099 d.B.) ..............................................  165

Redner:innen:

Mag. (FH) Kurt Egger ...............................................................................................  165


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Mag. Muna Duzdar ..................................................................................................  166

Dr. Susanne Fürst .....................................................................................................  169

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  171

Henrike Brandstötter ...............................................................................................  172

Mag. Andrea Kuntzl .................................................................................................  175

Entschließungsantrag der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Haushaltsabgabe für schwer hörbehinderte oder gehörlose Personen“ – Ablehnung ..................  174, 177

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2099 d.B. ..........................................  177

Gemeinsame Beratung über

4. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (2082 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das ORF-Gesetz, die Fernmeldegebührenordnung, das Fernsprechentgeltzuschussgesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2017, das KommAustria-Gesetz, das Kommunikationsplattformen-Gesetz, das Fernseh-Exklusivrechtegesetz und das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz geändert werden, ein ORF-Beitrags-Gesetz 2024 erlassen wird sowie das Rundfunk­gebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz und das Kunstförderungs­beitragsgesetz 1981 aufgehoben werden (2100 d.B.) ......................................  177

5. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3164/A(E) der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhaltung des ORF Spartensenders Sport+ (2101 d.B.) ................  178

6. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1910/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ORF ohne Genderideologie (2102 d.B.) ...........................................  178


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 9

7. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2003/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der ORF-Zwangsgebühren (2103 d.B.) .........................................  178

8. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3354/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass (2104 d.B.) ...............................................................................................................  178

9. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3204/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich einen Prozess zum ORF mit der Zivilgesellschaft aufsetzen! (2105 d.B.) ............................................................................................  179

Redner:innen:

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................  179

Mag. (FH) Kurt Egger ...............................................................................................  181

Herbert Kickl ............................................................................................................  183

Sigrid Maurer, BA .....................................................................................................  193

Henrike Brandstötter ...............................................................................................  198

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .........................................................  202

Karl Schmidhofer .....................................................................................................  207

Alois Stöger, diplômé ...............................................................................................  208

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  210

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  214

Maria Großbauer .....................................................................................................  218

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................  220

Gabriele Heinisch-Hosek .........................................................................................  222

Petra Steger ..............................................................................................................  224

Maximilian Köllner, MA ...........................................................................................  228

Annahme des Gesetzentwurfes in 2100 d.B. .....................................................  230


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 10

Kenntnisnahme der fünf Ausschussberichte 2101, 2102, 2103, 2104 und 2105 d.B. .................................................................................................................  230

10. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (2083 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz erlassen und das KommAustria-Gesetz geändert wird (2106 d.B.) .................  232

Redner:innen:

Werner Herbert ........................................................................................................  232

Mag. Wolfgang Gerstl ..............................................................................................  234

Christian Oxonitsch .................................................................................................  236

Süleyman Zorba .......................................................................................................  237

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  239

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .........................................................  240

Mag. Friedrich Ofenauer .........................................................................................  241

Annahme des Gesetzentwurfes in 2106 d.B. .....................................................  243

11. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3438/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Privatradiogesetz und das Audiovisuelle Mediendienste-Gesetz geändert werden (2107 d.B.)   244

Redner:innen:

Mag. (FH) Kurt Egger ...............................................................................................  244

Eva-Maria Himmelbauer, BSc .................................................................................  245

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  246

Annahme des Gesetzentwurfes in 2107 d.B. .....................................................  247

12. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über die Regierungsvorlage (2070 d.B.): Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Schutzunterkünfte und Begleitmaßnahmen für von Gewalt betroffene


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 11

Frauen und deren Kinder (Frauen-Schutzunterkunfts-Vereinbarung – FSchVE) (2123 d.B.) ................................................................................................  248

Redner:innen:

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ...................................................................  248

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  251

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  254

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................  256

Henrike Brandstötter ...............................................................................................  281

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .........................................................  284

Mag. Romana Deckenbacher ..................................................................................  285

Mag. Verena Nussbaum ..........................................................................................  287

Mag. Maria Smodics-Neumann ..............................................................................  288

Mag. Dr. Petra Oberrauner .....................................................................................  290

Pia Philippa Beck .....................................................................................................  291

Genehmigung der Vereinbarung gemäß Artikel 15a B­VG in 2123 d.B. ........  294

13. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (2081 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Verwaltungs­verfahrens­gesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Verwaltungs­gerichts­ver­fahrensgesetz, das Verwaltungsgerichtshofgesetz 1985 und das Verfas­sungs­gerichtshofgesetz 1953 geändert werden (2108 d.B.) ......................................  294

Redner:innen:

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  295

Mag. Michaela Steinacker .......................................................................................  296

Alois Stöger, diplômé ...............................................................................................  298

Werner Herbert ........................................................................................................  299

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  300

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler ..........................................................  301

Mag. Romana Deckenbacher ..................................................................................  304


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 12

Annahme des Gesetzentwurfes in 2108 d.B. .....................................................  306

14. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Bericht zur Umset­zung der Agenda 2030 in und durch Österreich 2020-2022, vorgelegt von der Bundesministerin für EU und Verfassung (III-939/2109 d.B.) ...................  306

Redner:innen:

Christian Lausch ......................................................................................................  306

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................  307

Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................  310

Dr. Astrid Rössler .....................................................................................................  313

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  316

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler .........................................  318, 323

Petra Tanzler (tatsächliche Berichtigung) ............................................................  321

Irene Neumann-Hartberger ....................................................................................  321

Kenntnisnahme des Berichtes III-939 d.B. ..........................................................  324

15. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2092 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung 1960 (34. StVO-Novelle), das Führerscheingesetz und das Kraftfahrgesetz 1967 geändert werden (2166 d.B.) ................................................................................  324

Redner:innen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................  325

Hermann Weratschnig, MBA MSc ..........................................................................  327

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  329

Dietmar Keck ...........................................................................................................  332

Andreas Ottenschläger ............................................................................................  333

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ..............................................................  335

Lukas Hammer .........................................................................................................  339

Ing. Klaus Lindinger, BSc .........................................................................................  341

Franz Leonhard Eßl ..................................................................................................  344


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 13

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................  345

Rebecca Kirchbaumer ..............................................................................................  347

Annahme des Gesetzentwurfes in 2166 d.B. .....................................................  348

Gemeinsame Beratung über

16. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2097 d.B.): Bundesgesetz über die Übertragung des Teilbetriebes Infrastruktur der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH an die ÖBB-Infrastruktur AG (GKB-Infrastruktur-Übertragungsgesetz) (2167 d.B.) ..........  349

17. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 2725/A der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb Gmbh Gesetz (GKB-Gesetz 2022) erlassen wird (2168 d.B.) .......................................  349

Redner:innen:

Alois Stöger, diplômé ...............................................................................................  349

Hermann Weratschnig, MBA MSc ..........................................................................  351

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................  354

Joachim Schnabel ....................................................................................................  356

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  359

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ..............................................................  361

Klaus Köchl ...............................................................................................................  364

Alois Schroll ..............................................................................................................  366

Mag. Ernst Gödl .......................................................................................................  367

Annahme des Gesetzentwurfes in 2167 d.B. .....................................................  369

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2168 d.B. ..........................................  369

Gemeinsame Beratung über


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 14

18. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3464/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdölbevorratungsgesetz 2012 (EBG 2012) geändert wird (2128 d.B.) .........  370

19. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3425/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und ‑organisationsgesetz 2010 (EIWOG 2010) geändert wird (2129 d.B.) ......................................................................................  370

Redner:innen:

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  371

Lukas Hammer .........................................................................................................  373

Alois Schroll ..............................................................................................................  375

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................  377

Tanja Graf .................................................................................................................  379

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ..............................................................  382

Ing. Martin Litschauer .............................................................................................  384

Mag. Dr. Petra Oberrauner .....................................................................................  386

Christoph Stark ........................................................................................................  387

Mag. Ulrike Fischer ..................................................................................................  389

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................  390

Johann Höfinger ......................................................................................................  392

Joachim Schnabel ....................................................................................................  393

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2128 und 2129 d.B. ........................  394

Gemeinsame Beratung über

20. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3465/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 15

Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Unternehmen (Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz – UEZG) geändert wird (2124 d.B.) ...............................................................................................................  396

21. Punkt: Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundes­gesetz über einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen erlassen (EKZ-NPOG) und das Transparenzdatenbankgesetz 2012 geändert wird (2125 d.B.) ......................................................................................................  396

22. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3476/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz geändert wird (2126 d.B.) ................  396

23. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3477/A(E) der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Peter Haubner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fort- und Weiterbildung von Selbstständigen: Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Selbstständigen als Teil des „KMU-Berichts“ (2127 d.B.) ..............................................................................................  396

Redner:innen:

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  397

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................  399

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................  402

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  404

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  406

Martina Kaufmann, MMSc BA ................................................................................  407

Mag. Christian Drobits ............................................................................................  410

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  414

Cornelia Ecker ..........................................................................................................  415

Mag. Eva Blimlinger (tatsächliche Berichtigung) .................................................  420


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 16

Mag. Bettina Rausch (tatsächliche Berichtigung) ................................................  421

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ............................................................................  421

Alexander Melchior ..................................................................................................  429

Kai Jan Krainer .........................................................................................................  432

Andreas Ottenschläger ............................................................................................  434

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abfederung der Teuerung durch eine vorgezogene Pensionsanpassung“ – Ablehnung ......................................................  412, 435

Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kein Energiekostenzuschuss für Politische Akademien“ – Ablehnung .....................................................................  418, 436

Annahme der drei Gesetzentwürfe in 2124, 2125 und 2126 d.B. ..................  435

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2127 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Fort- und Weiterbildung von Selbstständigen: Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Selbstständigen als Teil des ,KMU-Berichts‘“ (329/E) .............  435

Gemeinsame Beratung über

24. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3467/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird, sowie über den

Antrag 2127/A der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird (2151 d.B.) .....................................................  437

25. Punkt: Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 17

Landarbeitsgesetz 2021, das Arbeitslosensozialversicherungsgesetz 1977 und das Bundespflegegeldgesetz geändert werden (2152 d.B.) ......................  437

Redner:innen:

Rebecca Kirchbaumer ..............................................................................................  438

Josef Muchitsch .......................................................................................................  440

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  442

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  442

Kira Grünberg ...........................................................................................................  444

Alois Stöger, diplômé ...............................................................................................  445

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2151 und 2152 d.B. ........................  447

26. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3415/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz geändert wird (2153 d.B.) .............................  448

Redner:innen:

Rudolf Silvan ............................................................................................................  448

Tanja Graf .................................................................................................................  449

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  451

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  453

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................  454

Bettina Zopf .............................................................................................................  456

Annahme des Gesetzentwurfes in 2153 d.B. .....................................................  457

Eingebracht wurden

Petitionen ................................................................................................................  106

Petition betreffend „Finanzielle Absicherung von Fahrschüler*innen bei Fahrschulschließungen und Insolvenzen“ (Ordnungsnummer 125)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 18

(überreicht von den Abgeordneten Andreas Kollross und Alois Stöger, diplômé)

Petition betreffend Zeitnahe Elektrifizierung der Görtschitztalbahn Launsdorf-Hochosterwitz–Klein St. Paul und der entsprechenden finan­ziellen Deckung im ÖBB-Rahmenplan (Ordnungsnummer 126) (überreicht vom Abgeordneten Klaus Köchl)

Regierungsvorlage .................................................................................................  107

2135: Erklärung der Republik Österreich über die Annahme des Beitritts der Republik der Philippinen und der Tunesischen Republik zum Überein­kommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesent­führung

Berichte ...................................................................................................................  106

Vorlage 131 BA: Monatserfolg Mai 2023 sowie COVID-19 Bericht­erstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz; BM f. Finanzen

III-942: Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022

III-959: Bericht betreffend COVID-19-Impfstoffbeschaffung – Reihe BUND 2023/16; Rechnungshof

III-963: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-964: Bericht betreffend Lebensmittel – Versorgungssicherheit – Reihe BUND 2023/17; Rechnungshof

III-965: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023; BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 19

III-966: Bericht über technische Unterwegskontrollen im Jahr 2022; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-967: Verkehrstelematikbericht 2023; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-968: Tätigkeitsbericht 2022 der Bundesstelle für Sektenfragen; BM f. Frauen, Familie, Integration und Medien

III-969: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis Mai 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-970: Dritter Bericht der Expert:innengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflationsentwicklung (EBAI); BM f. Finanzen und BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-971: Lebensmittelsicherheitsbericht 2022; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-972: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für das Kalenderjahr 2023 (Jänner bis April 2023); BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz

III-973: Bericht über die Durchführung des Kontrollplanes 2022 sowie der Kontrollplan für das Jahr 2023; BM f. Finanzen

III-974: Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle für Zahlungsprobleme für den Zeitraum 1. Jänner 2022 bis 20. Juni 2023 aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 30. März 2023, E 313-NR/XXVII.GP; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-975: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 20

Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für Mai 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-976: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023 – Unterglie­derung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-977: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023 – Untergliede­rung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-978: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023 – Untergliede­rung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Anträge der Abgeordneten

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einsatz für ein europäisches, rechtsstaatliches Grenzmanagement (3479/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gleiches Recht für alle: KESt-Freiheit der ÖVP-Agrarier für alle Steuerzahler:innen“ (3480/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Weniger Frühpensionen (3481/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine Haushalts­abgabe für schwer hörbehinderte oder gehörlose Personen (3482/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aktives Eintreten für Gleichstellungsziele in der Entwicklungskooperation in Uganda (3483/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 21

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Afrikastrategie vor Afrikareisen (3484/A)(E)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Religiös motivierte Homophobie bekämpfen (3485/A)(E)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen betreffend Rail&Drive Standorte für Steyr & Vöcklabruck (3486/A)(E)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen betreffend Auswei­tung der Aufklärungspflichten gegenüber Bürgenden (3487/A)(E)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ungerechtfertigte Exekutionen (3488/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Staatsanwaltschaftsgesetz geändert wird (3489/A)

Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Mag. Sibylle Hamann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in der Schule. (3490/A)(E)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer niederschwelligen Meldestelle gegen LGBTIQ-feindliche Hassverbrechen (3491/A)(E)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer niederschwelligen Meldestelle gegen LGBTIQ-feindliche Hassverbrechen (3492/A)(E)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer nieder­schwelligen Meldestelle gegen LGBTIQ-feindliche Hassverbrechen (3493/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 22

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend LGBTIQ+ Gesundheits­bericht ins Parlament bringen (3494/A)(E)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend anwaltliche Vertretung und psychosoziale Unterstützung (Prozessbegleitung) für Opfer von Hate Crime (3495/A)(E)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung eines Fördermodells bei Teilnahme von Kindern an mehrtägigen Ferienver­anstaltungen (3496/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inflations­anpassung bei außergewöhnlichen Belastungen durch Behinderungen (3497/A)(E)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nein zur Aushebelung der Menschrechte durch die Internationalen Gesundheitsvorschriften (3498/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz der Souverä­nität Österreichs und des Gesundheitssystems gegenüber der Weltgesundheits­organisation (WHO) (3499/A)(E)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reparatur der „Wochengeld-Falle“ (3500/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der Bargeldabschaffung in Österreich und der EU im Zusammenhang mit dem Barrierefreiheitsgesetz 2023 (3501/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der Bargeldabschaffung in Österreich und der EU im Zusammenhang mit dem Barrierefreiheitsgesetz 2023 (3502/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ja zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung – Nein zum Masterplan der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 23

Bargeldabschaffung in Österreich und der EU im Zusammenhang mit dem Barrierefreiheitsgesetz 2023 (3503/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz über die statistische Erhebung der Zeitverwendung (Zeitverwendungs­erhebungsgesetz – ZVEG) (3504/A)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder-Influencer:in­nen vor Ausbeutung im Netz schützen! (3505/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder-Influen­cer:innen vor Ausbeutung im Netz schützen! (3506/A)(E)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung eines Baukulturförderprogramms für Städte und Gemeinden (3507/A)(E)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abfederung der Teuerung im Kulturbereich (3508/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend (Reise)Kosten Leipziger Buchmesse Gastland Österreich (15288/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ist das Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz mehr als lediglich eine Empfehlung? (15289/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Auszahlungsstopp des Verlustersatzes III und des Ausfallbonus III seitens der COFAG aufgrund von EU-rechtlichen Einwänden (15290/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 24

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Kärnten (15291/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Niederösterreich (15292/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Oberösterreich (15293/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Tirol (15294/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Wien (15295/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Vorarlberg (15296/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in Salzburg (15297/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zahlung von Milliarden an „Stornogebühren“ an Pfizer (15298/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Tiroler FP-Jugend in Lokal mit Farbe attackiert (15299/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unzulässige Klauseln in Entschädigungsbedingungen der WESTbahn (15300/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 25

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unzulässige Entgelte – OGH-Urteil zu Paylife Maestro Gutscheinkarten (15301/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gesetzwidrige Einschränkung der Rückerstattungsansprüche von Skigästen (15302/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend CO2-Abdruck der Flugreisen von Ministerin Gewessler (15303/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kinderpornos werden mit künstlicher Intelligenz generiert (15304/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Unterhaltsvorschüsse und Unterhaltsklagen im Jahr 2022 (15305/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Geschlechtsumwandlungen im Personenstandsregister in Österreich (15306/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Transsexueller wirbt im ORF offen für Geschlechtsumwandlungen bei 13-jährigen Kindern (15307/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gerichtliche Einforderung ausständiger Kirchenbeiträge 2022 (15308/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kinderpornos werden mit künstlicher Intelligenz generiert (15309/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Perverse Sexkampagne fürs „Po-Lecken“ auf Kosten der Steuerzahler (15310/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 26

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kinderpornos werden mit künstlicher Intelligenz generiert (15311/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Frühsexualisierung und Trans­gender-Indoktrinierung im ORF-Betriebskindergarten (15312/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Genitalverstümmelungen in Österreich (15313/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Mangel an Erntehelfern in Österreich (15314/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Unkontrollierte Tätigkeit von Tierbestattern in Österreich (15315/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Mangel an Erntehelfern in Österreich (15316/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unkontrollierte Tätigkeit von Tierbestattern in Österreich (15317/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strukturierung und Kosten der Generaldirektion (15318/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Impfschadens­prozesse und Aufklärung über die Rechte der Geschädigten durch die Corona-Impfstoffe (15319/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 27

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wurden Informationen über die Nebenwirkung der Corona-„Impfungen“ auch in Österreich verheimlicht? (15320/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wurden Informationen über die Nebenwirkung der Corona-„Impfungen“ auch in Österreich verheim­licht? (15321/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Folgeanfrage „Auswirkungen von Beautyfiltern im Netz auf das Selbstbild von Mädchen und Frauen“ (15322/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Warum drückt sich Österreich vor einer Unterstützung für Taiwans Teilnahme an der Weltgesundheitsversammlung (WHA)? (15323/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Berücksich­tigung des biologischen Geschlechts in Bädern (15324/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erfassung von E-Cards in den Registrierungsstellen des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) (15325/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ausnahmezustand nach Wahlsieg des türkischen Präsidenten (15326/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Situation von Geflüchteten aus der Ukraine (15327/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 28

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EVZ: Veranstaltungen – Was tun bei Verschiebungen, Absagen, Abbruch? (15328/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Österreich wurde zum Teuro-Land (15329/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend nationalstaatlicher Souveränität Österreichs im Zusammenhang mit den geplanten Änderungen der Internationalen Gesundheits­vorschriften WHO (2005) im Zuge der Einführung des Internationalen Pandemievertrages (15330/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend nationalstaatlicher Souveränität Österreichs im Zusammen­hang mit den geplanten Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften WHO (2005) im Zuge der Einführung des Internationalen Pandemievertrages (15331/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend nationalstaatlicher Souveränität Österreichs im Zusammenhang mit den geplanten Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften WHO (2005) im Zuge der Einführung des Internationalen Pandemievertrages (15332/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend nationalstaat­licher Souveränität Österreichs im Zusammenhang mit den geplanten Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften WHO (2005) im Zuge der Einführung des Internationalen Pandemievertrages (15333/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pfizer Files (15334/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 29

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Sicherung der Bargeldversorgung (15335/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Photovoltaikanlage Knoten Schwechat (15336/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Aufwandsentschädigungen für Schlichtungsstellen nach § 148 Abs. 3 ArbVG (15337/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylquartier Steinhaus am Semmering – Aktuelle Zahlen Juni 2023 (15338/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Entwicklung von bewaffneten Angriffen in Österreich (15339/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Lehrkräfte- und Direktor:innen-Mangel an Österreichs Schulen (15340/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Bewerbungs- und Auswahlverfahren in Justizanstalten (15341/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Asylstatus für Strafgefangene und ehemalige Strafgefangene (15342/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15343/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15344/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 30

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15345/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15346/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15347/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Abstim­mungsverhalten auf EU-Ebene (15348/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15349/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15350/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15351/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15352/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15353/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 31

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15354/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene (15355/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Abstimmungs­ verhalten auf EU-Ebene (15356/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei in der Steiermark (15357/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Sprachstandsfeststellungen für alle Dreijährigen (15358/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Personalsituation der Polizei im Burgenland (15359/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kika/Leiner-Pleite und Beitragsrückstände zum Insolvenzentgeltfonds sowie Rückerstattung von AMS-Förderungen (15360/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kika/Leiner-Pleite und Steuerstundungen durch das BMF (15361/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Führen der Verwendungsbezeichnung „General“ durch den Bundes­polizeidirektor Michael Takacs (15362/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kika/Leiner-Pleite und mutmaßliche Insolvenzverschleppung sowie damit im Zusammenhang stehende strafrechtliche Fragen (15363/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 32

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Vom BMAW in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15364/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Vom BMEIA in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15365/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vom BMSGPK in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15366/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Von BMJ in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15367/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Von der BMFFIM in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15368/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Vom BMK in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15369/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Inneres betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15370/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15371/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­minis­terin für Landesverteidigung betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15372/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 33

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minis­ter für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15373/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15374/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15375/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für EU und Verfassung betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15376/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15377/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15378/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für Justiz betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15379/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15380/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 34

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Finanzen betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15381/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage: Verdienstentgang durch die Pandemie (15382/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15383/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Vom BMKÖS in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15384/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Vom BMBWF in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15385/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Vom BKA in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15386/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Von der BMEUV in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15387/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Vom BMLV in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15388/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Vom BML in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15389/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 35

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vom BMI in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15390/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Vom BMF in Auftrag gegebene Studien 2022/23 (15391/J)

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Welche Auswirkungen hat Künstliche Intelli­genz auf den österreichischen Arbeitsmarkt? (15392/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Blanker Strafregisterauszug nach Namensänderung (15393/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen gegen den Polizeieinsatz rund um die Drag-Queen-Lesung für Kinder (15394/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeieinsatz rund um die Drag-Queen-Lesung für Kinder (15395/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend COFAG-Hilfen an Kika/Leiner trotz Status als „Unternehmen in Schwierigkeit“? (15396/J)

Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Auslegung der Sanktionsgesetze durch die DSN in Sachen Sberbank-Übernahme (15397/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend verpflichtende Kinderschutz­konzepte an Schulen (15398/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 36

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Statistik Lehrabbrecher:innen (15399/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Was unter­nehmen Sie gegen „Reparativtherapie“ an Autist*innen? (15400/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Reisebürogewerbe: veraltete Vorschriften und Profitgier der Kammern (15401/J)

Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend auffallend inaktive Bundesminister bei Tierschutzskandalen in österreichischen Ställen (15402/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Großgerätemangel durch Personalmangel (15403/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minis­ter für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Nationale Umsetzung der Verordnung (EU) 2022/868 (Data Governance Act) (15404/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Stelle für u.a. Baukultur im BMKÖS unbesetzt (15405/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzungs­stand Berufsgesetz Soziale Arbeit (15406/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 37

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Steuerstundungen an Kika/Leiner trotz drohender Uneinbringlichkeit? (15407/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Fehlende Finanzierung von Schülertransporten – Busunternehmen springen ab (15408/J)

Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend auffallend inaktive Bundesminister bei Tierschutzskandalen in österreichischen Ställen (15409/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Angriff auf einen Kärntner Journalisten durch die Justiz (15410/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folgeanfrage: Umsetzung der Empfehlungen iSv Anregungen der Volksanwaltschaft (15411/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend volle Transparenz und Aufklärung bezüglich möglicher Gefährdungen der Wiener Regenbogenparade 2023 (15412/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schutz vor Gewalt und Störaktionen gegen PRIDE-Veranstaltungen in Österreich (15413/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversiche­rung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (06/2023) (15414/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 38

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Entwicklung bei der Rekrutierung für den Polizeiberuf (15415/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Umstrukturierung im Gesund­heitswesen (15416/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verstöße gegen Einreise- und Aufenthaltsverbote (15417/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sonder­krankenanstalt Mürzzuschlag – Wie geht es weiter? (15418/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylgroßquartier Baumax-Halle Leoben wird saniert (15419/J)

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Förderungen von Energieeffizienzmaßnahmen und Modernisierung alter Holzheizungen (15420/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend neues Ausbildungsprogramm „Elementar Plus" (15421/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Der Klimabonus geht in die zweite Runde, doch wo bleibt der Lerneffekt? (15422/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 39

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Nicht veröffentlichte Integrationsstudien im Bildungsbereich (15423/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tourismuskampagnen: Transparenz über Kosten und Ziele (15424/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend fehlerhafte Covid-Beihilfen & ihre rechtlichen Folgen? (15425/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage: Arbeitsanfall beim Finanzamt: ist das Finanzamt erreichbar? (15426/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Pushbacks in Griechenland – mit welcher Konsequenz? (15427/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Pushbacks in Griechenland – mit welcher Konsequenz? (15428/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Pushbacks in Griechen­land – mit welcher Konsequenz? (15429/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Pushbacks in Griechenland – mit welcher Konsequenz? (15430/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Folgeanfrage zum Härtefallfonds: WKO-Mitglieder bekamen volle Härte der Intransparenz zu spüren (15431/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 40

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beispiel Schweiz: Volksabstimmung über Klimaschutz auch in Österreich denkbar? (15432/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Bus predigen, aber Privatjet fliegen (15433/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Diskriminierung bei den ärztlichen Gutachten für den Führerschein (15434/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Wird der Wald als CO2-Speicher unterbewertet? (15435/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Langzeitbesuch – Sexualbesuch in den Justizanstalten (15436/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gerichtsmedizinische Institute in Österreich (15437/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Rituelle Gewalt und organisierte sexuelle Ausbeutung an Kindern (15438/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Grüner Postenschacher bei der FFG-Geschäftsführung (15439/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Einigung der EU-Innenminister:innen betreffend Asyl und Migration (15440/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 41

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Anzahl der in Österreich geschlossenen Kinderehen 2023 (15441/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Maßnahmen zur Schaffung gemeinnützigen Wohnraums (15442/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend sonderpädagogischer Förder­bedarf im Bundesländervergleich (15443/J)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sicherstellung von Arbeits- und Kommunikationsmitteln eines Investigativjournalisten (15444/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Politische Schlagseite bei der Erarbeitung des Eltern-Kind-Passes? (15445/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Chefarzt­pflichten bei Medikamentenverschreibungen (15446/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ruhebezüge gemäß Bezügegesetz (2022/2023) (15447/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Postenkorruption geht weiter (15448/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Refundierung von Wahlarztkosten 2022 (15449/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 42

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Erfüllt der ÖIF seine gesetzlichen Aufgaben? (15450/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Verbesserungen der Gewaltschutz-Helplines (15451/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Voraussichtliches Verpassen der Klimaziele (15452/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Veranlagungsverluste der Pensionskassen (15453/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Rückstau der Finanzverwaltung bei Grundstücksbewer­tungen (15454/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Maßnahmen gegen zu heiße Klassenzimmer (15455/J)

*****

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Ruhebezüge gemäß Bezügegesetz (2022/2023) (77/JPR)

Zurückgezogen wurde die Anfrage der Abgeordneten

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Berücksich­tigung des biologischen Geschlechts in Bädern (15324/J) (Zu 15324/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 43

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14333/AB zu 14831/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14334/AB zu 14833/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14335/AB zu 14821/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14336/AB zu 14822/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14337/AB zu 14825/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14338/AB zu 14826/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14339/AB zu 14832/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14340/AB zu 14827/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14341/AB zu 14838/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14342/AB zu 14828/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 44

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14343/AB zu 14830/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14344/AB zu 14824/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14345/AB zu 14834/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14346/AB zu 14835/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14347/AB zu 14836/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14348/AB zu 14837/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14349/AB zu 14839/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14350/AB zu 14829/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14351/AB zu 14846/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14352/AB zu 14823/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 45

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (14353/AB zu 14840/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (14354/AB zu 14845/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14355/AB zu 14843/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14356/AB zu 14841/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14357/AB zu 14844/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14358/AB zu 14842/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14359/AB zu 14851/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (14360/AB zu 14856/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14361/AB zu 14852/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (14362/AB zu 14857/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 46

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14363/AB zu 14854/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (14364/AB zu 14850/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (14365/AB zu 14859/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (14366/AB zu 14847/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14367/AB zu 14849/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (14368/AB zu 14858/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (14369/AB zu 14855/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14370/AB zu 14848/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14371/AB zu 14853/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14372/AB zu 14862/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14373/AB zu 14863/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 47

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14374/AB zu 14860/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14375/AB zu 14861/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (14376/AB zu 14866/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (14377/AB zu 14867/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14378/AB zu 14864/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (14379/AB zu 14868/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14380/AB zu 14865/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14381/AB zu 14871/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 48

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14382/AB zu 14891/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14383/AB zu 14923/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14384/AB zu 14928/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14385/AB zu 14933/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14386/AB zu 14887/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14387/AB zu 14921/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14388/AB zu 14950/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14389/AB zu 14936/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 49

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14390/AB zu 14900/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14391/AB zu 14957/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14392/AB zu 14937/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14393/AB zu 14912/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14394/AB zu 14927/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14395/AB zu 14908/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14396/AB zu 14915/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14397/AB zu 14890/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 50

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14398/AB zu 14896/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14399/AB zu 14920/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14400/AB zu 14924/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14401/AB zu 14906/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14402/AB zu 14884/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14403/AB zu 14888/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14404/AB zu 14885/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14405/AB zu 14889/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14406/AB zu 14870/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (14407/AB zu 14869/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14408/AB zu 14872/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14409/AB zu 14874/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 51

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (14410/AB zu 14880/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14411/AB zu 14883/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14412/AB zu 14886/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14413/AB zu 14899/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14414/AB zu 14905/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14415/AB zu 14932/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14416/AB zu 14935/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14417/AB zu 14938/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14418/AB zu 14947/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 52

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen (14419/AB zu 14966/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14420/AB zu 14973/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (14421/AB zu 14877/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14422/AB zu 14925/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14423/AB zu 14944/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14424/AB zu 14945/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen (14425/AB zu 14959/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14426/AB zu 14963/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14427/AB zu 14909/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14428/AB zu 14911/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 53

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14429/AB zu 14942/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14430/AB zu 14941/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (14431/AB zu 14879/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (14432/AB zu 14878/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (14433/AB zu 14940/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14434/AB zu 14934/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14435/AB zu 14919/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14436/AB zu 14952/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (14437/AB zu 14943/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14438/AB zu 14907/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (14439/AB zu 14873/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 54

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14440/AB zu 14916/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14441/AB zu 14922/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14442/AB zu 14904/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14443/AB zu 14948/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14444/AB zu 14951/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14445/AB zu 14893/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14446/AB zu 14875/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14447/AB zu 14894/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14448/AB zu 14881/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14449/AB zu 14882/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14450/AB zu 14898/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 55

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14451/AB zu 14892/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14452/AB zu 14926/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14453/AB zu 14929/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14454/AB zu 14955/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14455/AB zu 14954/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14456/AB zu 14949/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (14457/AB zu 14960/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14458/AB zu 14901/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14459/AB zu 14876/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (14460/AB zu 14895/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14461/AB zu 14902/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 56

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanz­leramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14462/AB zu 14917/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (14463/AB zu 14930/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen (14464/AB zu 14961/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14465/AB zu 14958/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Joachim Schnabel, Kolleginnen und Kollegen (14466/AB zu 14939/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14467/AB zu 14903/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14468/AB zu 14897/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14469/AB zu 14910/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (14470/AB zu 14931/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14471/AB zu 14913/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 57

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14472/AB zu 14914/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14473/AB zu 14918/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14474/AB zu 14946/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (14475/AB zu 14956/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14476/AB zu 14962/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14477/AB zu 14964/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen (14478/AB zu 14965/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (14479/AB zu 14967/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (14480/AB zu 14953/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (14481/AB zu 14970/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (14482/AB zu 14971/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 58

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14483/AB zu 14969/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14484/AB zu 14968/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (14485/AB zu 14972/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14486/AB zu 14976/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen (14487/AB zu 14977/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14488/AB zu 14974/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (14489/AB zu 14975/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14490/AB zu 14978/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen (14491/AB zu 14980/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14492/AB zu 14982/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (14493/AB zu 14986/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 59

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14494/AB zu 14983/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14495/AB zu 14984/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (14496/AB zu 14979/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (14497/AB zu 14981/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen (14498/AB zu 14987/J)

*****

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (72/ABPR zu 72/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (73/ABPR zu 73/JPR)

 

 

 


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 60

09.05.21Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.05.23*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf Sie recht herzlich zu unserer 222. Sitzung begrüßen, die ich damit für eröffnet erklären darf.

Ich darf recht herzlich die Damen und Herren auf der Galerie begrüßen, unsere Besucherinnen und Besucher, die Journalistinnen und Journalisten und auch die Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen, die uns via Fernsehen folgen.

Die Amtlichen Protokolle der 219., der 220. und der 221. Sitzung vom 14. Juni 2023 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Karlheinz Kopf, Michael Schnedlitz, Heike Grebien und Dr. Helmut Brandstätter.

09.06.06Mandatsverzicht und Angelobung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass die Abgeordnete Dr.in Pamela Rendi-Wagner auf ihr Mandat verzichtet hat und an ihrer Stelle Frau Mag.a Muna Duzdar in den Nationalrat berufen wurde.

Da der Wahlschein bereits vorliegt und die Genannte im Haus anwesend ist, werde ich sogleich die Angelobung vornehmen.

Nach der Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird die Abgeordnete die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben. – Bitte sehr.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 61

Schriftführerin Cornelia Ecker (SPÖ): „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

*****

(Abg. Mag. Muna Duzdar leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herzlichen Dank für Ihr Gelöbnis und herz­lich willkommen im Nationalrat. Sie sind in den Reihen der Abgeordneten keine Unbekannte und (auf das Baby auf dem Arm von Abg. Duzdar weisend) haben Familienverstärkung mitgenommen. Sie kommen also nicht allein, umso freudi­ger dürfen wir Sie hier begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

09.07.28*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass die Sitzung in ORF 2 bis 13 Uhr und in ORF III bis 19.15 Uhr übertragen wird. Im Anschluss daran wird sie in der TVthek übertragen.

09.07.44Aktuelle Stunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Steuern und Abgaben auf Arbeit senken. Damit sich Menschen wieder etwas aufbauen können, Herr Finanzminister“

Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Sie wissen, wie lange Sie reden dürfen. Frau Klubobfrau, Sie sind am Wort.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 62

9.08.03

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer hier und via Livestream! Ganz besonders Julia möchte ich grüßen, die hat sich das so gewünscht.

Ich habe mir das gestern angeschaut: Wenn man sich auf dem Twitter-Account vom Herrn Bundeskanzler anschaut, was er so twittert, also welche Prioritäten er kommunikativ setzt, dann muss man schon sehr weit zurück­scrollen, um irgendetwas zur Inflation zu finden.

Am 25. Mai sagt er: „Die Strompreise müssen runter!“, was immer wieder originell ist, wenn man weiß, dass viele – eigentlich alle – Landesenergie­ver­sorger in staatlicher Hand sind. Dann geht man noch weiter zurück und findet gerade noch etwas am 17. April – da gab es diesen Inflationsgipfel, der ja eine ziemliche Nullnummer war.

Wenn man aber hören und lesen muss, auf welche Themen sich die ÖVP derzeit konzentriert, so kann man wirklich nur zum Schluss kommen: Ihr seid echt nicht mehr ganz bei Trost, welche Prioritäten ihr derzeit in eurer Politik setzt! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ. – He-Rufe bei der ÖVP.)

Die Inflation betrug im Mai 8,8 Prozent, die Preise steigen also immer weiter und immer weiter, und ihr feiert das schon als großen Erfolg ab, dass die Inflation, die Anfang des Jahres 11 Prozent, dann 10 Prozent, dann drei Monate lang 9 Prozent betrug, jetzt gesunken ist. Das ist einfach – wie soll man sagen? – eine Chuzpe, was man erkennt, wenn man sich anschaut, dass die Inflation in der Eurozone im Mai mit 6,1 Prozent deutlich – und zwar wirklich deutlich – geringer war als in Österreich. In Österreich werden auch weiterhin die Preise schneller und deutlicher höher als in anderen europäischen Ländern. Das belastet die Menschen und das belastet selbstverständlich auch die Wirtschaft.


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Der Wohlstand schrumpft; die Wirtschaft stagniert; der produzierende Bereich, die Industrie ist in einer Rezession – aber darüber redet ihr überhaupt nicht. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs sinkt massiv. Wir sinken da gegenüber anderen, vergleichbaren Ländern in der Eurozone dramatisch ab. Das liegt an den steigenden Staatsschulden; das liegt daran, dass keine strukturellen Reformen in Bezug auf Nachhaltigkeit der Sozialsysteme umgesetzt wurden; das liegt am Personalmangel; das liegt an der hohen Steuerlast; das liegt an einer Staatsquote von mittlerweile 56 Prozent – aber ihr, meine Damen und Herren von der ÖVP, führt gemeinsam mit eurer Zwillingspartei FPÖ einen feurigen Kulturkampf gegen das Gendern, als ob das das wichtigste Thema in Österreich wäre. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Amesbauer: Hallo, hallo! – Abg. Kickl: Das ist auch wichtig!)

Ihr führt einen Kulturkampf gegen Freihandel – angetrieben vom Bauernbund –, als ob wir es uns aussuchen könnten, woher der Wohlstand kommen soll, und ihr erhebt das Normaldenken zur Staatstugend. Wisst ihr, was sich normal denkende Leute angesichts solch einer Prioritätensetzung denken? – Ihr veräp­pelt uns doch alle und es ist wirklich nicht normal, dass ihr auf solche Themen setzt, während es der Wirtschaft schlecht geht und die Preise immer weiter steigen.

Was tut ihr also, um die Inflation zu bekämpfen? – Na ja, nicht besonders viel, eigentlich nichts, sondern ihr befeuert sie auch noch. Sie, Herr Finanz­minister, haben das, was man expansive Fiskalpolitik nennt – koste es, was es wolle! –, gemacht, nämlich die ganz, ganz große Gießkanne auf Kosten der Steuerzahler und auf Kosten der nächsten Generation, also auf Pump, ausgepackt und sind mit dieser Gießkanne durchs Land gezogen: Im Zeitraum Jänner 2022 bis 2023 haben Sie Ausgaben im Ausmaß von 48,7 Milliarden Euro beschlossen; bis Ende dieses Jahres werden es 60 Milliarden Euro sein. (Beifall bei den NEOS.)

Das ist schon eine sehr große Gießkanne, die zulasten der Steuerzahler und natürlich zulasten der Schulden, die weiter steigen, geht. Jetzt könnte man auf


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die Idee kommen und sagen: Na ja, da geht es darum, treffsicher den ärmsten Haushalten zu helfen. – Schauen wir uns das ganz genau an: 9 von 10 Euro, die Sie ausgegeben haben – 9 von 10 Euro! –, haben Sie völlig einkommens­unab­hängig verteilt – die ganz, ganz große Gießkanne. Die Steuerzahler subventionie­ren einander diese Förderungen, Boni und die Stromrechnung, und das Ganze auch noch um den Preis von deutlich steigenden Schulden.

Sie, Herr Finanzminister, sind der größte Krisenprofiteur. Ich habe mir das ange­schaut: Bei der Umsatzsteuer verzeichnen Sie ein Plus an Mehr­einnahmen von 3 Milliarden Euro; bei der KESt, also der Kapitalertrag­steuer verzeichnen Sie ein Plus von 1 Milliarde Euro; bei der Lohnsteuer ist es ein Plus von 2 Milliarden Euro. Die Einnahmen sprudeln also. Allein über diese drei Steuerarten ist ein Plus zusätzlicher Einnahmen im Ausmaß von 6 Milliarden Euro in Ihr Säckel – natür­lich nicht in Ihre persönlichen Taschen, aber mehr oder weniger in die Säckel des Finanzministers – geflossen.

Jetzt, nachdem Sie monatelang mit der Gießkanne die Inflation befeuert haben, besinnen Sie sich, warnen vor der Lohn-Preis-Spirale, die es natürlich gibt, und mahnen Zurückhaltung bei den Löhnen ein. Das finde ich eine weitere Chuzpe, weil Sie das selber in der Hand haben, Herr Finanzminister. Sie haben es selber in der Hand, gute Politik, also nicht Ihre Politik, zu machen. (Ruf bei der ÖVP: Eure?!) Eine Politik, die die Menschen nicht im Stich lässt, würde jetzt tatkräftig anpacken und nicht Arbeitsverweigerung betreiben, wie Sie das tun. Krempeln Sie einmal die Ausgaben um und setzen Sie massiv auf steuerliche Entlastung, vor allem bei den Lohnnebenkosten! (Beifall bei den NEOS.)

Jetzt möchte ich das ganz konkret machen, ganz konkret, weil es ja oft so nebulos ist, damit man sich auch wirklich etwas Konkretes vorstellen kann: Wir stehen jetzt im Sommer vor der nächsten Lohnverhandlungsrunde, in der Arbeitgeberseite und Arbeitnehmerseite verhandeln werden, in welchem Ausmaß die Löhne steigen. Wie gesagt steht die Inflation im Mai immer noch bei 8,8 Prozent, also die Menschen spüren das schon.


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Unser ganz konkreter Vorschlag: Packen Sie einmal die Gießkanne weg und nützen Sie die Mehreinnahmen, indem Sie die Betriebe und die Arbeitnehmer bei den Lohnnebenkosten im Ausmaß von 6,5 Prozent entlasten. Das ist ein Entlastungsvolumen von 8,9 Milliarden Euro. Die Details, wie das geht, hat uns Economica genau vorgerechnet. Das bringt einen Spielraum für 5 Prozent höhere Nettolöhne. Das heißt, alle Löhne könnten um 5 Prozent steigen, ohne dass die Kosten auf Arbeitgeberseite und damit die Preise weiter steigen würden. Das ist natürlich gute Politik, die den Menschen zugutekommt und nicht die Inflation weiter befeuert. (Beifall bei den NEOS.)

Damit man sich das vorstellen kann: Bei einem durchschnittlichen Einkommen eines Vollzeitangestellten, 3 200 Euro brutto, wäre das ein Mehr, ohne dass der Arbeitgeber noch zusätzlich etwas drauflegt und die Kosten steigen, von 1 600 Euro netto im Jahr. Mit mehr Einkommen besser auskommen – das ist unser Ansatz, das ist der Ansatz der NEOS.

Es geht darum, dass die Menschen in Österreich gut leben wollen und sollen, besser leben wollen und sollen, als sie das tun, und dass sie vor allem einen Spiel­raum haben, sich vielleicht auch wieder ein Vermögen aufzubauen, denn das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Das ist nämlich das, was die Menschen wollen: Die wollen vorankommen und sich etwas schaffen. Ihr aber habt die Leistungsträger in diesem Land nach knapp 40 Jahren ÖVP-Regierungsbeteili­gung schon lange im Stich gelassen. Nichts ist nämlich mit: Leistung muss sich wieder lohnen und faire Spielregeln für alle!, wenn die Steuerlast so enorm hoch ist und es sich manche – ja, manche! –, weil sie einen guten Draht zum Generalsekretär des Finanzministers oder des damaligen Finanzministers haben, auch mit der Steuer richten können, während Sie bei all jenen, die hart arbeiten, brutal hineinfahren. (Beifall bei den NEOS.)

Die Menschen wollen vorankommen, sie wollen sich etwas aufbauen, sie wollen nicht mit Gutscheinen alimentiert werden, sondern sie wollen mehr Netto


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vom Brutto und auch die Chance, sich etwas im Leben zu schaffen und aufzu­bauen, haben. Sie haben es in der Hand, das möglich zu machen! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

9.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundes­minister. Ich darf ihm das Wort erteilen.


09.16.36

Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Muna Duzdar, als ehemalige Kollegin im Bundesrat heiße ich dich heute herzlich willkommen. Ich freue mich, dass wir uns wiedersehen.

Vielleicht ein paar grundsätzliche Worte zu dem, was hier auch angesprochen worden ist: Irgendwie ist mir vorhin „Torquato Tasso“ von Goethe eingefallen, der gesagt hat: „Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und an Kräften fehlt.“ (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen. – Abg. Kassegger: Der hat schon recht gehabt!)

Das passt vielleicht nicht so schlecht dazu, aber zurück zur Sachlichkeit und Seriosität, ein paar grundsätzliche Worte zur wirtschaftlichen Situation, die Sie, Frau Klubobfrau, auch angesprochen haben: Die gute Nachricht ist zuallererst, dass die Schreckensszenarien, die auch zu Beginn des russischen Angriffskriegs diskutiert worden sind, Rezession, Energieengpässe, hohe Arbeitslosigkeit, Einkommensverluste, nicht eingetreten sind – das ist die gute Nachricht! –, natürlich auch aufgrund der Maßnahmen, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat. Da geht es jetzt nicht um parteipolitische Spielchen, sondern da geht es um Fakten, die wir hier eigentlich beleuchten müssen.

Wir haben als Republik Österreich im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten trotz widriger Umstände ein Wirtschaftswachstum – ja klar, wir erleben das für die Zukunft, für das nächste Jahr natürlich in abgeschwächter Form –


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von 0,3 bis 0,5 Prozent. Im letzten Jahr betrug es übrigens 5 Prozent und lag damit weit über dem europäischen Schnitt, auch weit über Deutschland, unse­rem Nachbarn, mit dem wir uns ja immer ganz gerne vergleichen. Im internationalen Vergleich ist das also durchaus positiv. Wir stehen jetzt bei pro­gnostizierten 0,3 bis 0,5 Prozent Wachstum – Deutschland ist in einer leichten Rezession. Auch da macht uns der Vergleich also doch relativ sicher.

Als Basis für unsere stabile und leicht positive – ja, leicht positive! – Entwicklung nennen Expertinnen und Experten – da muss man ja nicht mir zuhören, sondern Expertinnen und Experten – die hohe Kaufkraft, die wir haben. Die ist im europäischen Vergleich wesentlich höher als in anderen Staaten, und das hat natürlich auch mit den Unterstützungsmaßnahmen auf der einen Seite, aber auch mit den strukturellen Reformen und Maßnahmen – dazu komme ich noch – zu tun, die wir auf den Weg gebracht haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Während also in anderen Ländern die realen Haushaltseinkommen nach unten gegangen sind – auch in Ländern mit einer niedrigeren Inflation: Spanien hat beispielsweise ein Minus von bis zu 6 Prozent, jetzt ist es ein bisschen weniger geworden, Frankreich hat ein Minus von 4 Prozent, Deutschland hat ein Minus ‑, ist bei uns das reale Haushaltseinkommen nach oben gegangen. Das sind die positiven Nachrichten, die wir heute hier sicher auch diskutieren sollten.

Die Kaufkraft ist laut Statistik Austria – wieder nicht meine Statistik, sondern Statistik Austria – um 0,6 Prozent gestiegen, real gestiegen, also um die Inflation bereinigt gestiegen. 0,6 Prozent: Das ist doch eigentlich beeindruckend – Gott sei Dank.

Dann haben wir die kalte Progression abgeschafft. Wir haben Lohnabschlüsse, die hoch sind, ja, und diese führen ja auch laut Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforschern dazu, dass es auch 2023 Gott sei Dank zu einer


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Einkommensstabilisierung kommen wird. Das sind wieder positive Nachrichten, die wir heute vielleicht auch besprechen sollten.

Die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, waren also vom Volumen her intensiv – ja, das stimmt –, aber – und das ist ja auch interessant in der Diskussion – sie waren interessanterweise auch treffsicher – wieder nicht meine Statistik. Also, weil Sie immer von der Gießkanne sprechen: Laut OECD-Statistik gehören wir zum besten Drittel aller OECD-Staaten, was die Treffsicherheit betrifft. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Das sagen aber alle anders!) Noch einmal: Das ist nicht meine Analyse, sondern die Analyse der OECD-Expertinnen und -Experten.

Es ist also eine ähnliche Analyse wie bei der Coronakrise: Wir haben vielleicht nicht alles richtig gemacht, ja, aber laut diesen Fakten und diesen Analysen der Expertinnen und Experten haben wir sicher auch nicht alles falsch gemacht. (Abg. Matznetter: Eigentlich habts kaum was richtig gemacht! – Abg. Meinl-Reisinger: Warum ist die Inflation so hoch bei uns?!)

Klar ist, wir haben zu Beginn der Krise intensiv unterstützt, damit auch die Kaufkraft gesichert ist. Das war unser Zugang: Wir wollten die Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher entsprechend sichern. Es gab zum Teil Maßnahmen, die mehr in die Breite gegangen sind, ja (Zwischenruf des Abg. Matznetter), weil wir schon gesehen haben, dass der Mittelstand, die Breite auch stark von der Teuerung betroffen ist. Wir haben auch andere Maßnahmen gesetzt, mit denen wir noch mehr versucht haben, treffsicherer und zielgerich­teter zu agieren. Auch die Analyse des Budgetdienstes des Parlaments hat gezeigt, dass gerade die letzten Maßnahmen, bei denen es insbesondere um Kinder von Alleinerzieherinnen und -erziehern gegangen ist, sehr, sehr treffsicher waren und insbesondere die Bezieher der niedrigsten Einkommen entlastet haben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Darüber hinaus haben wir wie vorhin schon erwähnt strukturelle Entlas­tungen – Abschaffung der kalten Progression, Valorisierung der Sozialleis­tun­gen – beschlossen, die zusammen mit den substanziellen Lohnerhöhungen auch eine deutliche Entlastung für die Menschen bringen.

Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren doch zahlreiche Maßnahmen gesetzt, die auch die Abgabenquote reduzieren: Senkung der Tarifstufen, Senkung der Körperschaftsteuer, Senkung der Lohnnebenkosten – dazu komme ich gleich noch – und auch Abschaffung der kalten Progression. Das sind Maßnahmen, die in den letzten eineinhalb Jahren die Steuern doch deutlich gesenkt haben, und das ist natürlich gut für die Österreicherinnen und Österreicher. Im Vorjahr ist die Abgabenquote übrigens um 0,2 Prozent nach unten gegangen, sie ist auf 43,1 Prozent des BIP gesunken. Heuer sinkt die Abgabenquote aufgrund der Abschaffung der kalten Progression noch weiter auf unter 43 Prozent, auf 42,7 Prozent, und sie bleibt Gott sei Dank auch über den Betrachtungszeitraum bis 2026 stabil unter den 43 Prozent.

Natürlich ist das trotzdem eine hohe Abgabenbelastung, aber wir haben auf der anderen Seite auch ein starkes Sozialsystem. Das ist ja in der Diskussion auch mit einzuberechnen. Das österreichische öffentliche Pensionssystem – auch eines Ihrer (in Richtung NEOS) Lieblingsthemen natürlich, verständlicherweise – nimmt beispielsweise mit Nettoersatzraten von über 80 Prozent einen Spitzenplatz im OECD-Vergleich ein. Die hohe Abgabenbelastung ist also natürlich auch insbesondere auf die Sozialversicherungsbeiträge zurückzu­führen.

Weil immer das Beispiel Schweiz genannt wird – und es sind ein paar Vorarlberger hier –: Wir schauen ja auch immer gerne in die Schweiz, sie wird auch als Vorzeigeland genannt, aber in der Schweiz werden die Sozial­versicherungsleistungen nicht in die Abgabenquote miteingerechnet. Würde man das tun – und Gerald Loacker weiß das natürlich auch ganz genau –, dann läge die Abgabenbelastung nur noch ganz geringfügig unter der von Österreich – das nur, damit man auch die Fakten einmal entsprechend darstellt.


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Zusätzlich haben wir eine langjährige Forderung, die durchaus nachvollziehbar ist, umgesetzt, nämlich jene nach einer Senkung der Lohnnebenkosten. Es kann immer mehr sein, ja, dafür habe ich durchaus Verständnis. Wir haben die Lohnnebenkosten aber gesenkt, beispielsweise mit dem Beitrag zum Familienlastenausgleichsfonds: 0,2 Prozent, das sind 1,5 Milliarden Euro bis 2026. 1,5 Milliarden Euro bis 2026 kommen allein aus diesem Teil, und dann kommt noch die Senkung der Beiträge zur Unfallversicherung dazu, das sind noch einmal 300 Millionen Euro bis 2026. Das ergibt also insgesamt 1,8 Milliarden Euro – ja, es kann immer mehr sein, überhaupt keine Frage – an Entlastung alleine bei den Lohnnebenkosten. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Das steht ja in keiner Relation zu den Subventionen!)

Übrigens – noch einmal nicht meine Statistik, sondern die der OECD – zeigt ein OECD-Bericht für Österreich trotz deutlicher Nominallohnzuwächse entgegen dem Trend in den sogenannten reichen Industrieländern einen Rückgang der Abgabenbelastung für den Faktor Arbeit. Das ist ja auch interessant. Also noch einmal: Das sagen nicht wir, das sagt die OECD. Als Grund dafür werden die massive Ausweitung und der Ausbau der Familienförderungen genannt, zum Beispiel durch den Familienbonus Plus, den wir ins Leben gerufen haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Aber sehen Sie das Problem? Das baut alles auf Subventionen auf!)

Im Titel Ihrer Aktuellen Stunde heißt es ja: „sich [...] wieder etwas aufbauen können“. Das sehe ich genauso wie Sie, ja, das ist, glaube ich, wichtig. Österreich sollte wieder mehr zu einem Land der Eigentümer und Eigentümerinnen werden. (Abg. Matznetter: ... ja eigentümlich, was ihr ...!) Eigentum, vor allem privates Eigentum, ist doch eine wesentliche Säule für den Wohlstand und auch für die persönliche Freiheit jedes Österreichers und jeder Österreicherin. Vor allem in Zeiten wie den aktuellen, mit multiplen Krisen, die wir zu bewältigen haben, ist es, glaube ich, besonders wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Erwerb von Eigentum, den Erhalt und die Weitergabe an die nächste Generation zu ermöglichen und zu fördern. Es sind vor allem junge Familien, die


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wir dabei unterstützen müssen. Die stellen sich ja auch die Frage, ob dieser Traum vom Eigenheim, von den eigenen vier Wänden, sozusagen ein Phänomen der Vergangenheit ist. – Nein, das sehe ich nicht so (Abg. Scherak: 36 Jahre ÖVP-Bundesregierung!), das ist kein Phänomen der Vergangenheit. Aber so ehrlich muss man sein: Die Bedingungen, um Eigentum zu erwerben, haben sich natür­lich auch verändert. Das sind momentan nicht die besten und deswegen ist es ja umso wichtiger, auch die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber das habts ihr alles mitverursacht! Alles! – Abg. Scherak: Die ÖVP klatscht ...!)

Wir diskutieren ja deswegen auch einige Rahmenbedingungen zur Erleichterung, gerade für das erste Eigenheim – Sie kennen die Diskussion –, beispielsweise die Befreiung von der Grunderwerbsteuer, aber auch von anderen Nebenkosten in dem Bereich.

In diesem Zusammenhang vielleicht auch ein paar Sätze zur Diskussion über Vermögensteuern, weil das unmittelbar im Zusammenhang steht: Es ist schon interessant, denn wenn es um Eigentum geht, um Anschaffung von Eigentum, dann spielen Vermögensteuern auch eine gewaltige Rolle. Von einer Vermö­gen­steuer, wie sie diskutiert wird, wären natürlich neben den Betrieben, neben den kleinen und mittleren Unternehmen, ganz stark auch die Grund­stücke, die Wohnungen und die Häuser der Österreicherinnen und Österreicher betroffen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Selbst wenn man eine Schwelle einziehen würde, wie sie ja auch zum Teil vorgeschlagen wird, wäre das Eigentum, das mit eigenem Geld hart erarbeitete Eigenheim, das vielleicht auch als Vorsorgewohnung angelegt worden ist, auch stark betroffen. Diese Diskussion kann man führen, okay, aber da gibt es natürlich auch andere Zugänge (Abg. Matznetter: ... nicht einmal mit dem Ministergehalt aus!), die die Fakten entsprechend stärker berücksichtigen.

Interessanterweise haben wir in Österreich – das noch zu dem Thema – eine Vermögensbesteuerung, wir haben eine Immobilienertragsteuer, die Einkünfte aus Miete und Pacht müssen versteuert werden. Wir haben in Österreich halt


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keine Substanzbesteuerung, sondern eine Ertragsbesteuerung, und das ist auch eine Vermögensbesteuerung. (Abg. Meinl-Reisinger: Wir haben auch eine Grundsteuer! Wir haben auch eine Grundsteuer, und das ist auch eine Substanz­steuer!) – Die haben wir auch, eben, genau. Wir haben also bereits viel Vermögensbesteuerung in Österreich. Es ist ja auch aus gutem Grund so, dass einer meiner Vorvorvorvorvorgänger, SPÖ-Finanzminister Lacina, diese Vermögensbesteuerung 1993 abgeschafft hat. Das geschah ja nicht ganz grundlos. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Der hat sich noch ausgekannt! Nicht so ein linker Träumer!)

Auch da gilt es aber, bei Steuererleichterungen natürlich weiter am Ball zu bleiben. Das ganze Thema Vorsorge beispielsweise könnte man sicher steuerlich auch noch entlasten. Da gibt es ein paar Maßnahmen, die durchaus noch Sinn machen würden. (Abg. Meinl-Reisinger: Go for it!)

Zur Inflation, weil Sie das auch angesprochen haben: Wir haben mit dem jüngsten Inflationspaket durchaus auch Maßnahmen gesetzt, die die Transparenz erhöhen und dadurch auch den Wettbewerb stärken. Das ist, glaube ich, wichtig. Natürlich ist es so, dass hauptverantwortlich für die Bekämpfung der Inflation die EZB ist. Ich glaube, das ist auch allen hier im Saal klar. Da kann man sich die Frage stellen – das haben wir eh schon öfters diskutiert –: Hat sie es richtig gemacht, hat sie es intensiv genug gemacht? – Geht so, da bin ich auch eher kritisch, okay. (Ruf bei der FPÖ: Eher falsch!) Klar ist aber, dass das Aufgabe der EZB ist.

Was wir zur Inflationsbekämpfung schon machen können: Sie haben die expansive Fiskalpolitik angesprochen – ja, das müssen wir sukzessive reduzieren. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber dann machen Sie’s endlich! Sie sagen das seit Monaten in Interviews! Und am nächsten Tag geben Sie eine neue Förderung raus! ... wie eine kognitive Dissonanz! – Abg. Kassegger: ... seit 15 Jahren genau das Gleiche!) Das ist auch mein Zugang, um die EZB – um diesen Zusammenhang vielleicht auch noch herzustellen – bei ihren geldpolitischen Maßnahmen entsprechend zu unterstützen.


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Um das geht es ja auch. Also die Situation, die budgetäre Situation der Mitglied­staaten muss in einem positiven Ausmaß erfolgen, in einer Nachhaltigkeit erfolgen, damit wir eben Institutionen wie die EZB auch entsprechend unter­stützen. (Abg. Meinl-Reisinger: Da braucht es endlich strukturelle Refor­men!)

Zur Inflationssenkung, die Sie angesprochen haben: Die Regierung feiert sich nicht ab wegen der Inflationssenkung, die wir jetzt erleben. (Abg. Meinl-Reisinger: Die ÖVP! Soll ich euch das Posting zeigen? Ich zeig’ euch die Postings!) Wir stellen es nur dar, wie es ist, die Fakten wiederum. Das würde Ihnen vielleicht auch gut stehen, einmal die Fakten darzustellen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Götze und Schwarz.)

Was sind die Fakten? Die Inflation geht im Juni jetzt um einen weiteren Prozentpunkt zurück, auf 8 Prozent, Gott sei Dank. Wir haben seit einem Jahr wieder die niedrigste Inflation, seit Jänner ist sie um 3 Prozentpunkte zurückgegangen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Sie ist immer noch zu hoch, überhaupt keine Frage, und wir müssen alles daran setzen, die Inflation auch noch nach unten zu bringen, aber das Positive ist zumindest, dass der Trend in die richtige Richtung geht, und das bestätigen ja auch hier alle Expertinnen und Experten – aber ja, der Wert ist nach wie vor zu hoch. (Abg. Meinl-Reisinger – ein Smartphonedisplay in Richtung Bundesminister Brunner haltend –: Abfeiern!) – Das hat nichts mit Abfeiern zu tun, sondern das hat mit einer ganz konkreten Darstellung der Fakten zu tun (Abg. Matznetter: Es gibt da nichts zu feiern!), und Sie können das ignorieren oder nicht, aber es ist halt einfach so. (Beifall bei der ÖVP.  Abg. Meinl-Reisinger: Dank unserer konse­quenten Regierungspolitik ...?)

Weil Sie den europäischen Vergleich angestellt haben: Ja, wir sind, nachdem wir letztes Jahr leicht unter dem europäischen Schnitt waren, jetzt leicht über dem europäischen Schnitt. Das ist zu hoch. Der Abstand zu Deutschland hat sich wieder etwas reduziert, weil in Deutschland die Inflation ja nach oben gegangen ist, während sie bei uns um 1 Prozentpunkt nach unten gegangen ist. Dennoch


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sind wir weit weg von diesem 2-Prozent-Ziel, das die EZB ausgegeben hat und das natürlich auch immer noch das Ziel der EZB ist, und ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass wir das so schnell erreichen werden. (Abg. Matznetter: Solange wir die Regierung haben, sicher nicht!) Da haben sich auch die Prognosen der Expertinnen und Experten der letzten Monate und Jahre doch etwas geändert.

Es ist aus meiner Sicht zentral, dass der Staat in solch einer außergewöhnlichen Situation hilft, in Krisenzeiten den besonders Betroffenen hilft, aber das hat natürlich auch eine Art Erwartungshaltung an den Staat und auch Auswirkungen auf das Budget mit sich gebracht.

Es ist in den vergangenen Jahren wahrscheinlich nicht so attraktiv gewesen, auf diese fiskalische Nachhaltigkeit, die Sie auch angesprochen haben, Frau Klubobfrau, hinzuweisen, aber das ist unsere Verantwortung. (Abg. Scherak: Ja wer war denn da ÖVP-Finanzminister?!) Das ist unsere Verantwortung, auch meine Verantwortung als Finanzminister, und das tue ich ja auch unermüdlich. Es braucht deswegen natürlich auf nationaler Ebene und auf europäischer Ebene nachhaltige Budgets (Abg. Meinl-Reisinger: Was heißt: es braucht?! Dann macht endlich Reformen, die sind dringend notwendig! – Abg. Kassegger: Die haben wir aber nicht ... 8 Milliarden Zinsen!), und auf europäischer Ebene einen Rahmen, der nachhaltige Haushalte entsprechend sicherstellt. Darum kämpfen wir übrigens auf europäischer Ebene ganz intensiv mit über zehn anderen Staaten auch gemeinsam dafür, dass die Fiskalregeln, die momentan gerade auf europäischer Ebene diskutiert werden, entsprechend eingehalten und auch transparent umgesetzt werden. (Abg. Kassegger: Die sind ausgesetzt worden! Das glaubt ihr ja selber nicht! Abg. Meinl-Reisinger: Kehrt einmal vor der eigenen Tür!) – Sie können vielleicht nachher noch einmal herauskommen und Ihre Sichtweise darstellen.

Diese budgetäre Nachhaltigkeit, diese fiskalische Nachhaltigkeit ist ja auch kein Selbstzweck, sondern es geht um Vorsorge. Es geht um die Vorsorge für nächste Generationen, die wir auf den Weg bringen werden (Abg. Scherak: 36 Jahre ÖVP in der Bundesregierung, auch 20 Jahre ÖVP-Finanzminister!), und deswegen


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müssen wir diese budgetäre Nachhaltigkeit auch auf europäischer Ebene entsprechend unterstützen.

Jetzt geht es darum, dass wir nach den Krisen – man ruiniert ja kein Budget in Krisenzeiten, sondern man würde es ruinieren, wenn man dann die richtige Abzweigung nicht nimmt (Abg. Amesbauer: Wie die ÖVP die letzten 20 Jahre!), und da bitte ich Sie alle um Unterstützung, diese Abzweigung auch entsprechend richtig zu nehmen. (Abg. Loacker: Ihr seid seit 37 Jahren in Regierungsverant­wor­tung!) – Herr Abgeordneter Loacker, da würde ich mich über Ihre Unterstützung auch sehr freuen.

Budgetär haben wir auch das Ziel, dass wir erstens einmal die Maastricht­kriterien, das 3-Prozent-Ziel, im nächsten Jahr wieder erreichen, das schaut gut aus. (Abg. Kassegger: Wieso „wieder“? Das ist überhaupt noch nie erreicht worden!) – Na selbstverständlich ist es erreicht worden, um Gottes willen! Oh weh, darüber müssen wir aber noch reden, Herr Abgeordneter. Natürlich haben wir es erreicht! Die 3 Prozent haben wir meistens erreicht, nur in diesen Krisenzeiten nicht, in diesen zwei Jahren (Abg. Kassegger: Und die 60 Prozent auch!), weil die Regeln auf europäischer Ebene ausgesetzt worden sind. Da müssen Sie sich die Regeln auf europäischer Ebene einmal anschauen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.  Abg. Kassegger: Und die 60 Prozent auch, oder?) Auch die 60 Prozent! Da geht es ja darum, dass der Pfad in Richtung 60 Prozent stimmt. Auch da gibt es ja nicht nur 3 Prozent und 60 Prozent, sondern es gibt dazwischen auch noch viele andere Regeln, die eingehalten werden müssen, die Österreich natürlich einhält – also da bitte auch die Details vielleicht ein bissel anschauen (Abg. Kassegger: Also alles in Ordnung ..., alles gut! Okay!), das würde uns allen und vor allem der Diskussion zu mehr Sachlichkeit verhelfen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. Abg. Scherak: Die ÖVP war auch schon einmal ...! Abg. Kassegger: Ja eh, er ist einfach zu gut! Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Meinl-Reisinger: Sie haben jetzt eigent­lich gar nicht wirklich was zu dem Problem... gesagt!)

9.34



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stocker. – Bitte.


9.35.04

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine geschätzten Damen und Herren, die diese Sitzung verfolgen, hier im Saal oder vor den Geräten! Ja, zu wenig, zu viel, alles Gießkanne, nur Einmalzahlungen oder überhaupt das Falsche – das ist das Bild, das die Opposition hier zeichnet, und es ist im Wort Opposition ja schon drinnen, dagegen zu sein. Das ist nicht nur in diesem Parlament so, das ist in allen Parlamenten so, und leider wird dieses Bild teilweise auch von den Medien unterstützt, aber es entspricht nicht der Realität. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Meinl-Reisinger – erheitert –: Oh! Entschuldigung! – Weitere Zwischenrufe bei den NEOS sowie Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Wie schaut die Realität in diesem Jahr wirklich aus? (Neuerliche Zwischenrufe bei SPÖ, FPÖ und NEOS.) Ja, der Realitycheck ist für die Opposition oft nicht angenehm.

Wenn wir uns aber ansehen, wie es in diesem Jahr 2023 wirklich ist, und ich greife hier nur ein paar Beispiele heraus, dann sehen wir: Ein alleinstehender Angestellter aus der Metallbranche wird um 9 Prozent entlastet; eine Familie mit zwei Kindern, im Übrigen eine, die auch medial besprochen wurde, bei der gesagt wurde, die Belastung im Jahr 2023 wird sich mit insgesamt 4 000 Euro niederschlagen, diese Familie wird durch die Maßnahme der Bundesregierung mit 4 642 Euro entlastet –das heißt zur Gänze und noch etwas dazu –; und die Pensionistin wird mit rund 1,8 Prozent mehr auch unterstützt, in Zeiten, die alles andere als leicht und durchaus eine Herausforderung sind. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

Und weil hier die Steuern auf Arbeit und die Abgaben auf Arbeit angeführt wurden: Man geht so darüber hinweg, aber die Abschaffung der kalten Progression – das muss hier gesagt werden, und zwar oft genug – ist erstmals


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gelungen, und zwar dieser Bundesregierung, und das wird bis 2026 eine Gesamt­entlastung von sage und schreibe 20 Milliarden Euro ausmachen.

Wir haben mit der ökosozialen Steuerreform eine Entlastung von rund 22 Milliarden Euro zu verzeichnen, und auch die Senkung der Lohnnebenkosten macht sich immerhin mit 500 Millionen Euro pro Jahr bemerkbar, und die Senkung der Einkommensteuertarife von 35 auf 30 und von 42 auf 40 Prozent wird insgesamt bis zu 4,3 Milliarden Euro ausmachen. Das alles sind Entlastungen auf Steuern und Abgaben auf Arbeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Da hier auch der Standort angesprochen wurde: Bevor jetzt in der SPÖ Schnappatmung ausbricht – auch die unternehmerische Leistung gehört belohnt! Es ist auch eine Leistung, Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, und es ist auch eine Leistung, unternehmerisches Risiko zu tragen. Daher ist es richtig, dass die Körperschaftsteuer gesenkt wurde, ist es richtig, dass der Investi­tions­freibetrag für Ökologisierung eingeführt wurde, ist es richtig, dass der Gewinnfreibetrag erhöht wurde, und ist es auch richtig, dass ein Gründungs­paket auf den Weg gebracht wurde. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Maurer.)

Ja, wir wissen auch, dass all diese Maßnahmen da und dort vielleicht nicht greifen, dass, wie es einfach im Leben so ist, manchmal eine Lücke entsteht, die nicht geplant und nicht beabsichtigt war, aber der Anspruch dieser Bundes­regierung und auch der Anspruch der Volkspartei ist es, dort, wo wir das sehen, entsprechend nachzubessern und auch die Lücken zu schließen. Uns sind die Menschen in diesem Land nicht nur ein Anliegen, sondern wir entlasten wirklich. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski, Maurer und Schwarz.)

Der Realitycheck, von dem ich gesprochen habe, beweist, dass diese Maßnahmen auch greifen. Ich weiß schon, dass es im Moment leichter ist, alles schlechtzureden, jeden schlechtzureden (Abg. Heinisch-Hosek: Ihr macht es ja


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schlecht!), dieses Land so darzustellen, als wäre hier alles im Argen (Abg. Meinl-Reisinger: Schauen Sie doch mal auf die Wettbewerbsindizes!), aber in Wirklichkeit haben wir eine Verantwortung gegenüber den Menschen in diesem Land, gegenüber der Bevölkerung, die wir von der Bundesregierung und auch von der Volkspartei wahrnehmen.

Das heißt, ich habe es vorhin gesagt: Für viele ist zu viel geschehen, für manche zu wenig, für andere das Falsche (Abg. Kickl: Hauptsache, Ihnen passt’s!), aber diese Bundesregierung, das sage ich Ihnen, hat für sehr viele das Richtige gemacht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Krainer. – Bitte. (Abg. Meinl-Reisinger: Die sollen alle hübsch dankbar sein, gell? Artig dankbar!)


9.40.01

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! – Kollege Stocker: Ja, für ein paar wenige hat die ÖVP das Richtige gemacht. Für einen Herrn Siegfried Wolf, für einen Herrn Benko, für die haben Sie das Richtige gemacht, aber nicht für die Mehrzahl der Menschen, die in Österreich leben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Schauts, dass ihr selber mal eine Linie findets!)

Das Thema ist vollkommen richtig gewählt. Wir müssen die Steuern und Abgaben auf Arbeit senken, weil sie in Österreich zu hoch sind. Aber: Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Frage ist: Wie finanzieren wir das? (Abg. Prinz: Habts nicht zugehört?) Der Vorschlag der NEOS führt ja dazu, dass man am Ende des Tages bei der Gesundheit, bei der Pflege (Abg. Meinl-Reisinger: Nein!), bei Pensionen und bei der Bildung (Abg. Meinl-Reisinger: Nein!) spart. (Abg. Meinl-Reisinger: Nein! Geh bitte! Lohnnebenkosten ...!) Da kann von unserer Seite nur die Antwort kommen: Nein, wir sparen nicht beim Sozialstaat, nicht beim Wohlfahrtsstaat und nicht bei der Bildung. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Meinl-


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Reisinger: ...! Wo steht denn geschrieben, dass der Flaf von Lohnnebenkosten bezahlt werden muss? So was Blödes! Anstatt dass ihr euch auf die Seite der Arbeitnehmer stellts, machts ihr da - -!)

Frau Kollegin, wer A sagt, muss auch B sagen. Ja, es stimmt. Die Steuern und Abgaben auf Arbeit sind viel zu hoch, gleichzeitig sind die Steuern und Abgaben auf Vermögen viel zu gering. (Beifall bei der SPÖ.) Auch die Superreichen in diesem Land sollen endlich einen gerechten Beitrag leisten. (Abg. Michael Hammer: Das könnts euch dann in der Ampel ausmachen!)

Das sagt nicht nur die Sozialdemokratie. Hören Sie einmal Ihren eigenen Wählern zu – die sind auch der Meinung, dass die Superreichen in diesem Land endlich einen gerechten Beitrag leisten sollen. (Ruf bei der ÖVP: Das sind auch nicht so viel!) Damit sind sie bei der Sozialdemokratie offenbar besser aufgeho­ben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Und da bleibt dem Arbeit­nehmer mehr netto? Das schau ich mir an!)

Dank einer Erhebung wissen wir, dass die 300 reichsten Österreicherinnen und Österreicher – fast nur Männer übrigens –, dass 300 Personen ein Drittel des gesamten Geldes in diesem Land besitzen. 300 Menschen besitzen ein Drittel des gesamten Geldes. Die Konzentration von Vermögen ist in Österreich doppelt so hoch wie in allen anderen westeuropäischen Staaten. Wir sind da vielleicht vergleichbar mit Russland, wo auch eine ganz kleine Gruppe ein unglaubliches Vermögen hat, aber das entspricht nicht einem westeuropäischen Standard, bei dem man nämlich dafür sorgen würde, dass die Superreichen einen gerechten Beitrag leisten. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Das gefällt nicht einmal dem Stöger!)

Die Frage ist: Was macht diese Bundesregierung? Was macht dieser Finanz­minister? Wir wissen, dass zum Beispiel 2022 die Reallöhne um 4 Prozent gesunken sind und gleichzeitig im Jahr davor die Gewinne der Konzerne um 30 Prozent gestiegen sind. Was macht der Finanzminister? Senkt er die Steuern auf Arbeit und erhöht die Steuern für Konzerne, weil es denen gut geht? Die


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Konzerne haben ihre Gewinne um 30 Prozent erhöht – übrigens im zweiten Pandemiejahr, vor allem mit Förderungen. Was macht er? – Er senkt die Steuern für die Konzerne, aber nicht die auf Arbeit. Das ist die Politik, die die ÖVP und der Herr Brunner machen. (Abg. Michael Hammer: So ein Blödsinn!) Er agiert nicht als Finanzminister für die Menschen, die in Österreich leben. Nein, er agiert als Interessenvertreter für die Interessen von Konzernen und von Aktionären. Das ist die Politik der ÖVP. (Beifall bei der SPÖ.)

Bei der Frage der Inflation haben alle Wissenschafter gesagt, dass 70 Prozent der Inflation nicht durch Energiepreise, nicht durch Löhne oder sonst irgendetwas anderes zustande kommen, sondern durch erhöhte Gewinne. (Abg. Michael Hammer: Das sagt nur das Momentum-Institut!) 70 Prozent sind auf erhöhte Gewinne zurückzuführen. Was sagt der Finanzminister? – Er mahnt die Gewerkschaften mehr oder weniger, bei den Lohnverhandlungen zurückhaltend zu sein. Sprich, die Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, sollen auf Gehalt verzichten, aber zu den Konzernen und Aktionären, die für 70 Prozent der Infla­tion verantwortlich sind, schweigt er, für die senkt er die Steuer. Den Menschen, die in Österreich hart arbeiten, sagt er aber, sie sollen auf ein bisschen Lohn verzichten, weil wir eh irgendetwas entlastet hätten.

Herr Stocker kommt immer mit irgendwelchen Zahlen daher, dass es den Leuten so gut geht. (Die Abgeordneten Zarits und Taschner: Die stimmen!) Machen Sie doch den Realitätscheck! Das kann jeder zu Hause machen. Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher kommt mit dem Geld nicht mehr aus und kann sich weniger leisten als noch vor zwei, drei Jahren. Das kann jeder anhand des Geldes in seiner Geldbörse sehen. Da können Sie sich hundertmal hierherstellen und sagen, es gehe allen besser in Österreich: Die Menschen zu Hause brauchen nur in die Geldbörse zu schauen und sehen bei jedem Einkauf: Nein, ich kann mir weniger leisten, nicht mehr, wie die ÖVP behauptet!

Wahrscheinlich schaut die ÖVP aber nur auf das, was Wolf und Benko können, und ja, die können sich mehr leisten als noch vor zwei, drei Jahren. Das ist Ihre Politik. (Beifall bei der SPÖ.)


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Es geht darum, was Benko gemacht hat, wie er 300 Millionen Euro verdient hat und unseren Steuerzahlern 150 Millionen Euro umhängen will – und will, dass unsere Leute zahlen. Die Politik, die Sie machen: Was machen Sie? Haben Sie eine Sonderprüfung veranlasst? Haben Sie die Cofag gefragt: Wie viele Millionen habt ihr dem Herrn Benko in den letzten Jahren gegeben? Haben Sie geschaut, wieso seine persönliche Steuerleistung verringert wurde? – Nein, das haben Sie nicht gemacht, weil Sie nicht im Interesse der Österreicherinnen und Österreicher, sondern im Interesse der Konzerne, der Supermillionäre und der ÖVP agieren. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kassegger: Was sagt denn da der Gusenbauer dazu? – Ruf bei der FPÖ: Der gierige Gusenbauer! – Abg. Michael Hammer: Die Uralt-SPÖ! – Abg. Ottenschläger: Ist nur die Frage, welche SPÖ! Die Ludwig-SPÖ oder die Babler-SPÖ? – Abg. Meinl-Reisinger: In welcher Verfassung steht geschrieben, dass der Flaf aus Lohnnebenkosten finanziert wird?)

9.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Fuchs. – Bitte.


9.45.47

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Hohes Haus! – Herr Bundesminister, Sie haben heute mit Fantasiezahlen argumentiert, und Herr Kollege Stocker, Sie scheinen mir überhaupt in einer Steuerfantasiewelt zu leben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Steinacker: Die Zahlen, Daten und Fakten des Finanzministers halten jedem Check stand!)

Bei der Steuer- und Sozialversicherungsbelastung auf Arbeitseinkommen gehört Österreich international gesehen zu den negativen Spitzenreitern. (Abg. Meinl-Reisinger: Wir haben die dritthöchste Steuerbelastung!) Unter den 38 OECD-Mitgliedsländern haben wir in Österreich den vierthöchsten Steuerkeil. (Abg. Meinl-Reisinger: Den dritthöchsten!) Das ist nicht irgendeine Studie, sondern eine OECD-Studie vom 25.4.2023, „Taxing Wages“. Die hohe Steuer- und


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Sozialversicherungsbelastung beeinflusst natürlich die Arbeitskosten insgesamt und spielt für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes eine maßgeb­liche Rolle. Eine Senkung der Arbeitskosten würde den Faktor Arbeit entlasten und den Wirtschaftsstandort Österreich stärken, aber dazu ist diese schwarz-grüne Bundesregierung nicht in der Lage. So wie diese Bundesregie­rung bei der Inflationsbekämpfung versagt, versagt sie auch bei der Stand­ortpolitik. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

Aufgrund der explodierenden Preise verdienen Sie sich, Herr Finanzminister – wir haben es heute schon gehört – eine goldene Nase, und zwar auf Kosten der österreichischen Steuerzahler. Anstatt die Steuerzahler wirklich zu entlasten, betreibt diese schwarz-grüne Bundesregierung eine Belastungspolitik, insbesondere gegenüber den Arbeitnehmern und Pendlern. Wie sonst kann es sein, dass der Dieselpreis zu 49 Prozent aus Steuern und Abgaben besteht? Wie kann es sein, dass der Benzinpreis zu 54 Prozent aus Steuern und Abgaben besteht?

Obwohl wir für 2023 eine Rekordinflation von 7,1 Prozent haben werden, wird die kalte Progression nur mit 3,46 Prozent abgegolten und die beiden untersten Tarifstufen mit 6,3 Prozent. Auch wenn es diese Bundesregierung immer wieder behauptet: Die kalte Progression ist für 2023 nicht zur Gänze abgeschafft. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Meinl-Reisinger und Künsberg Sarre.)

Dieses Modell der Abschaffung der kalten Progression funktioniert nur in Zeiten einer normalen Inflation, aber nicht in Zeiten einer Rekordinflation. Daher hat die FPÖ auch vorgeschlagen, beim Einkommensteuertarif für 2023 eine zehnprozentige Inflationsanpassung vorzunehmen. In diesem Zusammenhang hätte man natürlich auch die für 2023 und 2024 unterjährig vorgesehene Steuerabsenkung von 42 auf 41 beziehungsweise auf 40 Prozent für die vierte Tarifstufe auf den 1.1.2023 vorziehen können.

Das Abkassieren der österreichischen Bevölkerung geht aber munter weiter. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes und der Ökologisierung ist es bereits


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in der Vergangenheit zu massiven Steuererhöhungen gekommen, die überhaupt nicht mehr thematisiert werden. Allein durch die Ökologisierung der Norm­verbrauchsabgabe hat der Finanzminister bis 2025 Mehreinnahmen von über 510 Millionen Euro. Die Einführung der CO2-Strafsteuer ist nichts anderes als eine Mineralölsteuererhöhung unter dem Deckmantel des Klimaschutzes.

Und der dritte Teil der ökoasozialen Steuerreform mit einer Ökologisierung des Pendlerpauschales steht uns ja leider noch bevor. Dieses schwarz-grüne Pendlerbestrafungsprojekt muss ein Ende haben. Die CO2-Strafsteuer muss sofort abgeschafft werden. Das Pendlerpauschale und das amtliche Kilometergeld müssen valorisiert werden.

Herr Finanzminister, das Abkassieren der österreichischen Bevölkerung muss ein Ende haben! Dies gilt insbesondere auch für die ORF-Zwangssteuer, die Sie heute beschließen werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

9.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schwarz. – Bitte.


9.50.41

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Die NEOS fordern, die Regierung möge die Abgaben auf den Faktor Arbeit reduzieren, und das trifft sich insofern gut, als das, während wir hier diskutieren, gerade auch passiert: Der letzte Schritt der ökosozialen Steuerreform, nämlich die Senkung der dritten Einkommensteuerstufe von 42 Prozent auf 40 Prozent, ist gerade im Gange. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das ist nur der letzte Schritt einer Rekordsteuerreform, so groß im Volumen war noch keine Steuerreform davor (Abg. Meinl-Reisinger: Das kennt der Österreicher schon: die größte Steuerreform aller Zeiten!): 18 Milliarden Euro Entlastung, vor allem beim Faktor Arbeit, weil wir die Steuersätze von 25 auf 20 Prozent und


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von 35 auf 30 Prozent gesenkt haben, und jetzt ist die Reduktion von 42 auf 40 Prozent im Laufen. (Abg. Meinl-Reisinger: Und trotzdem ist die Steuerleistung gestiegen!) Das ist aber nicht alles, wir haben auch noch die Absetzbeträge, die für Menschen mit geringen Einkommen auch sehr wichtig sind, ausgeweitet. Das heißt, die Steuerschuld ist auch da noch einmal reduziert worden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Im Gegensatz zu dem, was Sie früher behauptet haben – der Herr Finanzminister hat das heute schon richtiggestellt –, ist das auch an der Abgabenquote erkenn­bar. Von 2021 auf 2022 ist diese nämlich in Richtung 43 Prozent gesunken. Das heißt, trotz Klimakrise, trotz Corona, trotz Teuerung und trotz Ukrainekrise ist es gelungen, die Abgabenquote zu senken, das soll einmal jemand nachmachen. Das hat auch etwas mit der Steuerreform zu tun. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Spannend ist ja Folgendes: Die NEOS haben damals beim Beschluss der öko­sozialen Steuerreform nicht kritisiert, dass etwa das Volumen zu klein wäre oder dass man die Steuersätze noch weiter hätte reduzieren können, sondern sie haben kritisiert, dass die kalte Progression den Effekt der Steuerreform schon bis 2025 auffressen wird. Gut, dass wir auch die kalte Progression abgeschafft haben, was auch dazu führen wird, dass wir im nächsten Jahr eine Senkung der Abgabenquote auf unter 43 Prozent erreichen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Krainer: Wir liegen 1 Prozent darüber im Vergleich zu 2017!)

Und das ist auch spürbar: Eine Angestellte, die 2 000 Euro im Monat verdient, hat 2023 im Vergleich zu 2019, also nachdem die Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen hat, eine jährliche Steuerersparnis von 1 100 Euro. Das ist eine wichtige Entlastung in Zeiten der Teuerung.

Da vielleicht noch einen Satz zu Ihrem Eingangsstatement, Frau Klubobfrau: Sie haben gesagt, die Regierung hat im Zusammenhang mit der Teuerung zu 90 Prozent einkommensunabhängig, also quasi mit der Gießkanne, gefördert.


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Das kann man schon sagen, aber man kann dann nicht gleichzeitig ständig Forderungen aufstellen, die genau das Gleiche bewirken, wenn das auch durchaus nachvollziehbare Forderungen sein mögen, wie etwa die Abschaffung der kalten Progression oder wie auch die Lohnnebenkostensenkung. Da ist es eben nicht so, dass die, die wenig verdienen, mehr davon hätten, sondern es ist sogar umgekehrt. Das muss man halt ehrlich zugeben. Man kann nicht sagen: Having the cake and eating it too. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Kennen Sie den Unterschied zwischen steuerlicher Entlastung und Subventionitis? Lasst doch den Menschen mehr Geld im Börsel!)

Letzter Punkt zu diesem Teil: Wenn man sich nur auf die Reduktion der Abga­ben­quote konzentriert, dann könnte man ja sagen: Na gut, das Ziel ist eigentlich erreicht, danke für die Aktuelle Stunde – läuft eh! Sich aber nur darauf zu konzentrieren ist halt auch zu wenig. Das geht ja an der Sache vorbei, denn die Steuern haben ja auch eine wichtige Aufgabe. Erstens geht es darum: Wer zahlt Steuern?, und zweitens geht es auch darum: Wofür wird das Geld verwen­det?

Es gibt halt – das hat auch Abgeordneter Krainer schon ausgeführt – wichtige Aufgaben im Staat, deren Erfüllung zu finanzieren ist. Die Bekämpfung der Klimakrise benötigt Investitionen in die Infrastruktur, der Semmeringbasistunnel gräbt sich nicht von alleine, das wird wer zahlen müssen – und das passiert eben über Steuern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Das ist ja Arbeitsverweigerung, was ihr macht! Subventionen austeilen, das können Sozialdemokraten auch!)

Ich bin durchaus dafür zu haben, dass wir die Steuern auf den Faktor Arbeit weiter senken, aber dann ist die Frage, wie man eben diese Aufgabenerfüllung finanziert. Da sind sich ja die Expertinnen und Experten eigentlich relativ einig: Die Steuern auf Arbeit sind zu hoch, aber es sind die Steuern auf Umweltver­schmutzung und auf Vermögen zu gering.


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Erstens: Kann man über die ökosoziale Steuerreform da schon eine Antwort erkennen? – Die CO2-Bepreisung trägt dazu bei, dass ein Teil der Kosten, die Menschen verursachen, wenn sie CO2 ausstoßen, von diesen Verursachern selbst getragen wird. Das spart uns allen Steuergeld und spart uns auch Strafzahlungen, weil ja auch Emissionen reduziert werden.

Zweitens: Letzte Woche ist bekannt geworden – auch das ist schon erwähnt worden –, dass 355 Menschen in Österreich gleich viel Finanzvermögen haben wie die ärmeren 7,2 Millionen Menschen. (Abg. Loacker: Wer hat diese Zahlen erfunden? Erfunden! Erfunden!) Das heißt, diese 355 Menschen haben im Schnitt 20 000 Mal so viel Finanzvermögen wie 7,2 Millionen Menschen in Österreich. Deshalb ist es höchste Zeit dafür, dass wir diese Millionärssteuer für Millionenerben einführen. (Beifall bei den Grünen.)

Dann könnten wir die Steuern auf Arbeit weiter reduzieren oder zum Beispiel jene besser entlohnen, die viel leisten, ob im Kindergarten oder in der Pflege, und trotzdem wenig verdienen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

9.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Loacker. – Bitte.


9.55.47

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Weil der Herr Minister „Torquato Tasso“ zitiert hat, darf ich auch ein Zitat von ihm bringen: „Dem allzu hohen Flug [...] pflegt der Sturz nahe zu sein.“ (Beifall bei den NEOS.)

Da wird mit Zahlen um sich geworfen, die von der Realität leider weit entfernt sind. Angeblich haben 355 Personen, was weiß ich, ein Drittel des Vermögens. Diese Zahl ist erfunden, dafür gibt es keinen Nachweis! Das werden Sie nirgends finden.


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Noch ein paar andere Zahlen, die erfunden waren, sind in der Debatte heute gekommen. Angeblich gibt es hier eine fast gleich hohe Abgabenlast wie in der Schweiz. Ich sage Ihnen nur ein paar Beispiele: Pensionsversicherungsbeitrag in der Schweiz 10,6 Prozent, bei uns 22,8 Prozent. Arbeitslosenversicherungs­beitrag in der Schweiz 2,2 Prozent, bei uns 6,0 Prozent. Der Schweizer Arbeitge­ber­verband Economiesuisse hat im Jahr ein Budget von 25 Millionen Franken, die Wirtschaftskammer Österreich mehr als 1 Milliarde Euro. Das sind alles Lohn­abgaben. (Heiterkeit und Beifall bei den NEOS. – Abg. Meinl-Reisinger: Selbst­bedienung! ÖVP-Selbstbedienung!)

Und dann kommen die Herren Stocker, Schwarz und der Herr Bundesminister und erklären Ihnen, geschätzte Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, wie Sie nicht großartig entlastet worden sind!

Jetzt schauen wir uns einfach einmal an, wie denn die Steuerlast eines Durchschnittsangestellten mit Durchschnittsgehalt aussieht: Wenn der einen Euro zusätzlich verdient, dann muss er davon einmal 18 Prozent Sozialver­sicherungsbeitrag abführen, und 41 Prozent Lohnsteuer werden ihm dann auch noch abgezogen. Vor 30 Jahren hat der Steuersatz aber nicht 41 Prozent betragen, sondern 32 Prozent. Wir besteuern die Durchschnittsverdiener, als ob sie Großverdiener wären – und das ist das Ergebnis von 37 Jahren ÖVP in der Bundesregierung! (Beifall bei den NEOS.)

Kollege Krainer, der politisch eine beschränkte Fantasie hat, sagt: Ja wie sollen wir denn das alles finanzieren, was die NEOS fordern?! – Schauen wir uns das einmal an!

Als diese Regierung 2019 ihr Amt angetreten hat, waren die Budgeteinnahmen etwas weniger als 80 Milliarden Euro. Heuer werden es über 100 Milliarden Euro sein – ein Viertel mehr! Ich weiß nicht, ob Sie zu Hause in vier Jahren ein Viertel mehr verdient haben, ob Ihre Pension in vier Jahren um ein Viertel gestiegen ist. Ich kann mir das nicht vorstellen. Die Einnahmen des Herrn Finanzministers sind aber um ein Viertel gestiegen.


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Matthias Strolz hat das einmal so schön gesagt: Bei diesen Steuereinnahmen könnte jeder Hydrant Finanzminister sein. – Das Schöne bei einem Hydranten ist, dass dann, wenn Sie ihn aufdrehen, das Wasser wie verrückt hinausspritzt, und so ist das beim Finanzminister auch: Das Geld wird mit voller Kraft hinausgeblasen, denn schon in den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat er ein Defizit von 6 Milliarden Euro erwirtschaftet – bei Rekord­einnahmen! Das musst du erst einmal zusammenbringen! (Beifall bei den NEOS.)

Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Österreich brennen wie die Luster, die zahlen jeden Tag volles Rohr. Das Problem ist: Die Gegenleistung des Staates stimmt nicht mehr. Sie müssen, wenn Sie eine gute Gesundheitsversorgung haben wollen, schauen, dass Sie irgendwie eine private Krankenversicherung finanzieren. Das müssen auch Leute machen, die nicht viel Geld haben. 3,3 Mil­lio­nen Österreicher haben eine private Krankenversicherung, weil sie dem öffentlichen System nicht mehr vertrauen können.

Dieses öffentliche System hat übrigens die SPÖ über Jahrzehnte in den Keller geritten; das muss man auch noch dazusagen. (Beifall bei den NEOS.)

Wir geben in Österreich sehr viel Geld für das Bildungssystem aus. Das ist auch wichtig, dass wir in Bildung investieren, aber die Ergebnisse stimmen nicht. Daher müssen Eltern sehr viel Geld für Nachhilfe ausgeben und dort noch einmal zahlen, also doppelt, oder sie schicken ihr Kind in eine private Schule, weil die öffentliche Schule die Leistung nicht bietet, die sie bieten sollte, und müssen dort noch einmal zahlen. Sie zahlen immer doppelt, sie zahlen hohe Steuern, hohe Sozialversicherungsbeiträge, aber die Leistung des Staates stimmt nicht – die Leistung eines Staates, der Rekordeinnahmen hat. (Beifall bei den NEOS.)

Und was fällt den Roten und den Grünen ein? – Eine Steuer noch, eine Steuer, dann sind wir im Himmelreich! Jetzt machen wir noch die Vermögensteuer, und dann wird alles gut!


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Jetzt sage ich Ihnen: Die Leute denken ja, wenn Sie Vermögensteuer hören, das zahlen die andern. Geschätzte Damen und Herren, das zahlen aber Sie, und der Staat hat seine Nase in Ihrem Kasten, denn der muss ja wissen: Wie viele Goldmünzen haben Sie zu Hause? Das Bild, das dort drüben hängt: Ist das viel­leicht etwas wert? Und was ist das Teeservice von der Tante Mizzi wert? – Die Vermögensteuer ist eine Schnüffelsteuer, um Sie zu durchleuchten – und das wollen die Roten und die Grünen haben! (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ord­neten der FPÖ. – Abg. Kassegger: Richtig!)

10.00


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ottenschläger. – Bitte.


10.00.43

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuse­herinnen und Zuseher! Ein bisschen vermisse ich Matthias Strolz von vor zehn Jahren. (Abg. Meinl-Reisinger: Oh!) Ich sage Ihnen auch, warum (Abg. Meinl-Reisinger: Oh!): Matthias Strolz hätte wahrscheinlich bei dieser Debatte an dieser Stelle gesagt: Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich beginne einmal mit etwas Positivem: Ich erkenne an, dass schon gute Schritte getan wurden, nämlich (Abg. Herr: 8 Prozent Inflation!) die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer, die Abschaffung der kalten Progression, für die wir immer so gekämpft haben. – Das hätte er zumindest einmal als positives Beispiel gebracht (Abg. Egger: Positiv geht gar nichts bei denen!), und dann hätte er seine Kritik angebracht.

Für Sie aber – Sie haben sich tatsächlich die Abschaffung der kalten Progression immer auf Ihre Fahnen geheftet (Abg. Meinl-Reisinger: Und auch immer begrüßt!) – ist das alles jetzt nichts mehr wert. Jetzt suchen Sie sich halt das Nächste, und diese Bundesregierung bringt aus Ihrer Sicht nichts zusammen.


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(Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff.) Ich finde diese Kritik sehr eindim­ensional, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scherak: Seit die Beate dabei ist ...! – Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger.)

Meine Damen und Herren, wir erleben ein bisschen ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite wird gefordert, die Steuern und Abgaben auf Arbeit zu senken – was mir grundsätzlich sehr nahesteht, es wurde ja auch schon dargestellt; ich glaube, wir müssen weiter daran arbeiten, das ist aus unserer Sicht gar keine Frage –, die SPÖ aber sagt am Ende: Wir brauchen neue Steuern! – Kollege Loacker hat das in diesem Fall jetzt auch sehr richtig dargestellt.

Meine Damen und Herren, wenn man damit wirklich ein Steueraufkommen lukrieren will, dann geht es nicht um die wenigen Superreichen, sondern dann geht es tief in den Mittelstand hinein und dann werden viel mehr Menschen davon betroffen sein, als hier immer dargestellt wird.

Meine Damen und Herren, ein interessantes Spannungsfeld möchte ich hier auch noch kurz anschneiden – auch das ist interessant, dass das noch gar nicht angesprochen worden ist –: Eigentlich würde man mit einer Umsetzung der Forderung der SPÖ nach der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich auch auf diesem Weg die Arbeit verteuern. Warum? – Auch da darf ich ausnahms­weise noch einmal Kollegen Loacker zitieren, der ja ein gutes Beispiel, nämlich den Friseurbesuch, gebracht hat: Natürlich würde dann ein Friseurbesuch deutlich teurer werden. (Abg. Holzleitner: Es gibt sogar Friseurbetriebe, die das umgesetzt haben!) Es ist ja auch die Produktivitätssteigerung nicht da – außer bei Leuten wie mir; ich bin mittlerweile recht schnell fertig beim Friseur, wie man sieht (Heiterkeit des Abg. Zarits), aber es würde natürlich teurer werden, das ist doch ganz klar.

Meine Damen und Herren, ich ersuche Sie in der Debatte schon eindringlich, sich auch zu überlegen: Wie wollen Sie denn beispielsweise im Gesund­heits­bereich oder auch im Sicherheitsbereich gewährleisten, dass wir die Versorgung


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haben, die wir brauchen? (Abg. Herr: Ist schon passiert im Pflegebereich, Arbeitszeitreduktion!) Sie wissen doch ganz genau, dass wir in ganz Österreich händeringend nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in allen öffentlichen Bereichen nach Arbeitskräften suchen. Wenn Sie dann aber hergehen und sagen, ein Polizist, eine Polizistin oder eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger soll weniger arbeiten – natürlich würden sich die freuen, das verstehe ich schon –, wie wollen Sie denn dann das System aufrechterhalten, wenn wir diese Arbeitskräfte nicht haben? (Abg. Holzleitner: Sie würden dann nicht ausbrennen und aus dem Job aussteigen!) Sagen Sie dann: Gut, im öffentlichen Bereich, beispielsweise bei den Polizisten, da müssen wir dabei bleiben, und in der Wirtschaft können wir es anders machen? – Was ist denn das für eine Form von Gerechtigkeit!? (Abg. Steinacker: Gar keine!) Das müssen Sie erst einmal vorhüpfen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Abschließend noch einmal ein für uns ganz entscheidender Punkt – und ich glaube, da finden wir uns auch am Ende in der Zielsetzung –: Für uns ist wichtig, dass wir weiter den Weg gehen, dass wir Steuern senken (Abg. Meinl-Reisinger: Was heißt „weiter“? Das ist doch lächerlich!), dass wir Entlastungen vornehmen, aber keine neuen Steuern einführen wollen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Das ist doch lächerlich! Was heißt „weiter“? – Abg. Ottenschläger – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz, in Richtung Abg. Meinl-Reisinger –: Können wir einmal bei der Wortwahl ein bissl gemäßigter bleiben? – Ruf bei der ÖVP: Unser Mann für Wien! – Abg. Meinl-Reisinger – in Richtung Abg. Ottenschläger –: Aber entschuldige! Ein Durchschnittsverdiener wird bei euch besteuert wie ein Spitzenverdiener! „Weiter“ den Weg der Entlastung gehen?!)

10.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Herr. – Bitte.



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10.05.18

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrtes Hohes Haus! Ich habe eigentlich eine Rede vorbereitet, ich muss sie aber leider zum Teil verwerfen, denn, Herr Finanzminister, man muss ja fast auf Ihre Aussagen heute hier eingehen. (Bundesminister Brunner: Gerne!) – Gerne, sagen Sie.

Die Faktenlage ist nämlich klar: Die Inflation ist ungebrochen hoch. Wir liegen in Österreich mit immer noch circa 8 Prozent Inflation deutlich höher als in vergleichbaren Ländern, auch höher als im EU-Schnitt. (Abg. Obernosterer: Hast nicht zugehört?) 8 Prozent Inflation, das bedeutet auch, dass die Produkte weiterhin um 8 Prozent teurer werden; also wir haben weiterhin einen Preisanstieg zu verzeichnen. Und die Teuerung geht munter weiter. Wir haben jetzt drei Tage lang Sitzungen, in denen in keinen einzigen Preis eingegriffen wird – um auch das noch einmal zu sagen. Wir hätten also jetzt wieder drei Tage lang die Chance, aber wir ändern daran nichts. Dann stellen Sie sich als Finanzminister – verantwortlich für diese Inflation (Abg. Obernosterer: Natürlich! Natürlich! Natürlich!) – her, schauen dabei zu, wie wir nicht in die Preise eingreifen, und sagen: Die Inflation sinkt ja eh!, und feiern die tolle Regierungs­arbeit ab. Da muss man schon entweder sehr, sehr mutig oder aber sehr, sehr gleichgültig sein, um heute hier so eine Nummer zu bringen. (Beifall bei der SPÖ.)

Und jetzt kommt es: Wenn man dann, während die Preise davongaloppieren und der Urlaub für die hart arbeitenden Menschen in Österreich kaum leistbar ist – jede vierte Familie bleibt zu Hause, weil es sich nicht ausgeht –, im selben Atem­zug sagt: Die Löhne dürfen aber nicht steigen!, dann macht man einfach Politik gegen arbeitende Menschen. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie machen Politik gegen arbeitende Menschen! Das ist einfach so.

Wir diskutieren derzeit aber eigentlich eine Aktuelle Stunde der NEOS mit dem Titel: „Steuern und Abgaben auf Arbeit senken“. – Grundsätzlich begrüßens-


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wert – so weit schenke ich euch das, liebe NEOS –, denn ja, wir haben tatsäch­lich sehr hohe Steuern sowohl auf Lohn als auch sonst im Bereich der Einkommensteuer – auch höher als im EU-Schnitt, auch höher als im OECD-Schnitt. (Abg. Pfurtscheller: Die Sozialleistungen und Familienleistungen sind auch höher!) Das ist natürlich ein Problem, und das benennen wir als SPÖ schon seit Jahren, also ja, diese Steuern müssen runter.

Aber: Stimmt das Bild vom Höchststeuerland Österreich, das die NEOS und auch die ÖVP, auch der Herr Finanzminister, auch die FPÖ hier zeichnen? – Na ja, nur zum Teil. (Ruf bei den NEOS: Es geht schon noch höher!) Sie können nicht immer nur die halbe Wahrheit erzählen. Hier werden die ganze Zeit die OECD-Zahlen zitiert, laut denen Österreich bei den Steuern am vierten Platz liegt – absolut korrekt (Abg. Scherak: Wir sollten Erster werden, oder?) –, aber genau dieselben Zahlen zeigen auch, dass wir, was die Besteuerung von Vermögen betrifft, ganz unten liegen, am fünftletzten Platz; da kommt nach uns fast gar nichts mehr. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber dann schauen Sie sich einmal die Gesamtsteuerbelastung an!) Sie sagen immer nur die halbe Wahrheit. Die arbeitenden Menschen besteuern wir sehr, sehr hoch; die Millionäre und Milliardäre in diesem Land besteuern wir kaum. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber schauen Sie sich die Gesamt­steuerbelastung an!) Das ist die Ungerechtigkeit, die wir angehen müssen und die wir beenden müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Mehr als 80 Prozent des gesamten Steueraufkommens zahlen die arbeitenden Menschen, die Pensionist:innen, die Konsument:innen – mehr als 80 Prozent! Nur 20 Prozent kommen aus Steuern auf Vermögen oder Gewinne. Diese Schieflage werden wir hoffentlich beenden. Deswegen: Ja, Steuern auf Arbeit runter!, aber auch: Ja, Steuern auf Vermögen endlich rauf! (Beifall bei der SPÖ.)

Das wäre ausgewogen. Wer nämlich nur sagt: Steuern auf Arbeit runter!, ohne Gegenfinanzierungsmodell – und da geht es um Milliarden, von denen Sie hier sprechen, liebe NEOS, aber auch alle anderen konservativen Parteien dürfen sich angesprochen fühlen –, wer kein Gegenfinanzierungsmodell liefert (Abg. Meinl-


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Reisinger: Haben wir! Haben wir!), der spricht natürlich entweder von Leistungskürzungen oder von neuen Schulden. So ehrlich muss man dann natürlich auch sein. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Die SPÖ ist gegen neue Schulden!)

Ich weiß schon, wir wollen das alles immer mit den Verwaltungsreformen finanzieren, aber – Entschuldigung! – diesen Schmäh haben wir auch schon zu oft erzählt bekommen. Erinnern wir uns noch an die Patientenmilliarde? Was hat es da nicht immer geheißen: Sparen im System! 1 Milliarde Euro für die Patient:innen! – So hörten wir es von ÖVP und FPÖ. – Nichts ist es geworden! Jetzt liegen die Zahlen vom Rechnungshof vor: Diese Reform kostet etwas! Nichts ist mit Sparen im System! Keine besseren Versicherungsleistungen gibt es! Draufzahlen tun wir! (Abg. Höfinger: Der Rechnungshof ist auch nicht ...! – Abg. Kickl: Meine Güte!)

Deshalb: Die NEOS sind ja wenigstens ehrlich. Ich habe Kollegen Scherak in der „ZiB“ zugehört, er hat ja Vorschläge gemacht. Auf die Frage, wo man sparen will, wurde angeführt: zum Beispiel im Gesundheitssystem. – Wenn ich höre: Sparen im Gesundheitssystem!, dann muss ich schon sagen, schauen wir einmal hin: Wir sehen einen Pflegemangel (Abg. Meinl-Reisinger: Föderalismus! Förderalismus!), wir sehen einen Mangel an Kassenärzt:innen, wir sehen Patient:innen, die monatelang auf einen Termin warten müssen, wenn sie überhaupt einen finden (Abg. Kickl: Besonders arg ist es in Wien!); es gibt ganze Regionen, wo man keinen Kinderarzt auf einer Kassenstelle mehr bekommt. (Abg. Kickl: Und besonders arg ist es in Wien!) Das ist die Situation im Gesundheits­bereich, und da reden Sie von Kürzungen?! (Beifall bei der SPÖ.)

Investieren müssen wir endlich, damit die Leistungen wieder passen. Es gibt ein Anrecht auf einen Termin beim Arzt – das ist der Punkt. (Abg. Loacker: Neue Partie der Sozialversicherung verzockt das Geld! ...! – Abg. Kucher: Wo ist denn die Patientenmilliarde?) Ja, jetzt ist da die große Aufregung. Jede Reform, durch die man mit dem Steuergeld effizienter umgeht, werden wir mittragen, aber diese Märchen, dass Sie durch irgendeine Verwaltungsreform


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Milliarden einsparen, die glaubt Ihnen niemand mehr, und das ist auch ganz einfach gesagt ein Blödsinn. (Abg. Scherak: Weil ihr nie eine Verwaltungsreform zusammengebracht habt! – Abg. Meinl-Reisinger: Weil ihr es nie macht!) Erzählen Sie keine Märchen! (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer. – Abg. Meinl-Reisinger: Die skandinavischen Länder, die skandinavische Sozialdemo­kra­tie ...!)

Ganz klar: Runter mit den Steuern auf Arbeit, rauf mit den Steuern auf Millionenvermögen! (Abg. Meinl-Reisinger: Arbeitsverweigerung ist das! Arbeits­verweigerung!) Dann haben wir eine gerechte Finanzierung und müssen nicht im Gesundheitsbereich oder im Bildungsbereich sparen, wo die Investitionen so dringend notwendig sind. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kassegger. – Bitte.


10.10.53

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Wir sind jetzt gerade Zeuge eines Matches zwischen der ÖVP und der SPÖ geworden, in dem es darum geht, welche Steuern man jetzt erhöht. Die einen sagen: Vermögensteuern!, die anderen sagen dieses und jenes. (Abg. Ottenschläger: Hallo, hallo! ...! – Abg. Pfurtscheller: Wir haben von keiner einzigen Steuererhöhung gesprochen! Das ist eine Unterstellung! – Abg. Michael Hammer: Entweder warst nicht im Saal ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Dass die Steuern und Abgaben auf Arbeit viel zu hoch sind und dass Sie maßgeb­lich daran schuld sind, weil Sie seit 30 Jahren in der Regierung sind, brauchen wir jetzt nicht zu diskutieren – so habe ich es gemeint. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)


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Was mir hier aber vollkommen fehlt, bei beiden Parteien, auch bei der SPÖ: Herr Finanzminister, ich habe Ihnen genau zugehört, Sie haben natürlich keine andere Möglichkeit, Sie müssen sich jetzt die Welt schönreden. Ich habe nur das Gefühl, dass das, was Sie hier reden, mit der wirklichen Welt nichts zu tun hat – vollkom­mener Realitätsverlust. Wenn Sie da erzählen, dass alles gut ist und es uns super geht, dann sind Sie offensichtlich nicht in Österreich unterwegs, denn das ist weit weg von super.

Sie sollten sich einmal die Frage nach den Ursachen und der Verantwortung stellen. Da bin ich bei den Ursachen und der Verantwortung: Sie wollen doch nicht ernsthaft sagen, dass Ihre Coronapolitik, mit der Sie ganz Österreich für zwei Jahre zugesperrt haben – vollkommen überschießend –, eine gute Sache war. Sie wollen doch nicht ernsthaft sagen, dass das nicht inflationsanfeuernd war. Sie wollen doch nicht ernsthaft sagen, dass es, wenn Sie dann in einer Situation, in der wir einen Nachfrageüberhang haben, 50 Milliarden Euro ins System reinschütten, nicht inflationsbefeuernd ist. Sie wollen uns doch nicht ernsthaft verkaufen, dass Ihre Beteiligung am Klimakommunismus – das Rauflizitieren, CO2-Steuern, der Zertifikatehandel, der in Wahrheit eine Steuer auf Luft ist und für den Sie auch die Verantwortung haben – nicht inflations­steigernd ist. Sie wollen uns doch nicht ernsthaft erzählen – und da sind Sie auch dabei –, dass Ihre Sanktionspolitik jetzt im Rahmen des Russland-Ukraine-Kriegs – das ist ein permanenter, täglicher Schuss ins Knie – nicht inflations­befeuernd ist.

Da sind Sie auch dabei: Ihre vollkommen verfehlte Migrationspolitik (Zwischenruf des Abg. Scherak) kostet Milliarden und verursacht darüber hinaus soziale Spannungen und Unruhen. Sie können jetzt den Kopf in den Sand stecken, aber schauen Sie einmal nach Frankreich, was dort passiert! Das ist vollkommener Realitätsverlust, was Sie da haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist Ihr Problem, dass Sie seit Jahren jeden Blödsinn der Europäischen Union mitmachen – Verantwortung für Migrationspolitik, Green Deal, Sanktions­politik, Schuldenunion –, dass Sie prioritär für Ihre Freunde arbeiten – Stichwort


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René Benko –, dass Sie für das österreichische Volk, den Mittelstand, den Esel, der unter diesen gewaltigen Lasten, die Sie ihm aufbürden, noch funktioniert – den Fleißigen, den Mittelstand –, alles tun, damit er in die Knie geht.

Es ist vollkommen klar, dass Sie in den Strukturen des vorigen Jahrhunderts erstarrt sind. Die Wirtschaftskammer ist heute schon angesprochen worden: 1 Milliarde Euro Budget, wer zahlt denn das alles? Und es ist vollkommen klar, dass Sie in der momentanen Situation – in einer Regierung mit den Grünen – gelähmt sind und da diese Klimapolitik und alle anderen Dinge, die ein Vermögen kosten, mitmachen, aber es braucht doch jetzt eine Befreiung dieser Politik, und Sie sind sicher nicht die Partei, die dazu in der Lage ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sehe nur eine einzige Partei, die dazu in der Lage ist, nämlich die Freiheitliche Partei unter der Führung von Herbert Kickl. (Heiterkeit der Abgeordneten Herr und Holzleitner.) –Ja, jetzt können Sie lachen und dazwischenraunzen. Wir haben in den letzten Jahren schon bewiesen (Abg. Seidl: Ja, genau!), dass wir mittlerweile die einzige verlässliche Kraft in Österreich sind, die sich wirklich glaubhaft für die Bevölkerung, für den Mittelstand, für die eigenen Leute einsetzt. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir haben das im Coronaregime bewiesen, wir sind der einzige Schutzwall gegen totalitäre Systeme gewesen – der Anwalt der Freiheit. (Abg. Holzleitner: Zum Beispiel bei der Patientenmilliarde, die nie ankommt!) Fragen Sie die Leute! Wir werden auch im Klimakommunismus beweisen, dass wir diesen Irrsinn, der in weitesten Teilen unsere Wirtschaft zerstört, nicht mitmachen.

Wir werden das auch beweisen, indem wir die einzige Partei sind, die diese Schuldenpolitik der Europäischen Union – Frau von der Leyen nimmt Schulden von 750 Milliarden Euro auf, wer hat uns gefragt? – nicht nur kritisiert, sondern einen starken Kontrastandpunkt dazu einnehmen wird.

Die selbstzerstörerischen Sanktionen, die Fehler bei der Migrationspolitik, überhaupt der EU-Zentralismus, bei dem sie drüberfahren, drüberfahren,


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drüberfahren: Da höre ich nichts von der ÖVP, auch nichts von der SPÖ, schon gar nichts von den Grünen. Die Zerstörung unserer Neutralität: Das alles sind Dinge, bei denen die Freiheitliche Partei als einzige Partei glaubwürdig ist, als Schutzwall für die österreichische Bevölkerung. – Daran werden wir weiterarbeiten. (Beifall bei der FPÖ.)

10.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf recht herzlich unsere Gäste auf der Galerie begrüßen, und zwar die Behindertenanwaltschaft, den Behindertenrat, den Gehörlosenbund und den Schwerhörigenbund. In diesen drei Tagen finden in der Säulenhalle, im Lokal Theophil Hansen und im Empfangssalon auch dementsprechende Workshops statt. – Vielen herzlichen Dank für Ihre Anwe­sen­heit und vor allem auch für Ihre Unterstützung und die praktische Möglichkeit, das auch zu nutzen und erleben zu können! Vielen herzlichen Dank. (Allgemeiner Beifall sowie Beifall in Gebärdensprache bei SPÖ und Grünen.)

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Tomaselli. – Bitte sehr.


10.16.18

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Wenn ich das noch ergänzen darf: Einen lieben Gruß von Kollegen Alois Schroll – auch das Jugendrotkreuz aus Blindenmarkt ist hier, herzlich willkommen! (Beifall bei Abgeordneten der Grünen und bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe zahlreiche Zuseherinnen und Zuseher hier und vor den Bildschirmen! Ich weiß nicht, wie es Ihnen gegangen ist, aber immer wenn es in der Diskussion um Vermögenssteuern geht, dann tu ich mich sehr, sehr schwer und innerlich brodelt in mir die Wut hoch.

Ich habe Ihnen eine Zahl mitgebracht (ein Blatt Papier mit der Aufschrift „37.000.000.000“ in die Höhe haltend): 37 Milliarden Euro. Das muss man sich veranschaulichen, das ist nämlich 37 mit neun Nullen daran. Ich weiß


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nicht, ob Sie die Zahl kennen: Das ist das Einkommen des Erben Mark Mateschitz im Jahr 2022. (Die Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch: Ja, und? – Abg. Loacker: Neidisch!)

Damit man weiß, wie viel das ist: Das ist das 1-Million-Fache eines österreichi­schen Durchschnittsverdieners, einer österreichischen Durchschnittsverdienerin im Jahr 2022. (Abg. Amesbauer: Hast die Formel 1 gesehen in der Steiermark am Wochenende? – Zwischenruf des Abg. Scherak.) Die Durchschnittsverdienerin zahlt knapp 40 Prozent Steuern, während Mark Mateschitz 0 Euro Steuern zahlt. (Abg. Schmuckenschlager: Stimmt ja nicht!)

Jetzt habe ich so oft gehört: Leistung muss sich lohnen! – Was in aller Welt aber leistet Mark Mateschitz so viel mehr, dass er 0 Euro Steuern zahlt, während die, die hackeln gehen, 40 Prozent zahlen müssen? (Abg. Amesbauer: Schaut es euch in der Obersteiermark an! ...!) Das verstehe ich nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Man kann eh gegen eine Millionärssteuer sein, das ist eine legitime Position. (Abg. Loacker: Wie ... kann man sein?) Was aber illegitim ist, ist, zu sagen, das ist man, weil man den Mittelstand beschützen will. Wir haben es von Gerald Loacker gehört, Sie haben gesagt: Sie da draußen werden die Millionärssteuer zahlen! – Ja wer ist denn „Sie“? Schauen wir einmal in der Vermögensstatistik nach: Tatsache ist nämlich, dass nur die oberen 5 Prozent – nicht die 95, sondern die oberen 5 Prozent – ein Nettovermögen von über 1 Million Euro haben. (Abg. Loacker: Wir haben ein schlechtes Bildungssystem, Mathe ist schwierig!)

Ja, nochmals: Das mit der Besteuerung des Mittelstandes ist einfach ein Märchen. Stehen Sie wenigstens dazu, dass Sie Reiche und Superreiche nicht besteuern wollen! Das wäre die ehrliche Variante. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dass man Millionär wird, kommt nämlich in aller Regel nicht von einer besonders guten Leistung, sondern durch Glück. (Abg. Höfinger: Das ist ein Wahnsinn! Das ist


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ja unglaublich! Da hast ja Glück ...!) Niemand wird heutzutage noch mit gewöhn­licher Arbeit zum Millionär. Deshalb braucht es auch ein gerechteres Steuersystem, das sich an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit orientiert. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Herr.)

Das heißt eben nicht, dass die, die hackeln, 40 Prozent zahlen und der Milliar­denerbe 0 Euro zahlt. (Abg. Schmidhofer: Schämen Sie sich, Frau Tomaselli!) Das kann doch bitte nicht die Botschaft sein, die Sie raussenden möchten, wenn Ihnen Leistung wirklich wichtig ist. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf der Abg. Jeitler-Cincelli.)

Schauen Sie, die Art und Weise, wie und in welcher Höhe wir wen und was besteuern, sagt auch etwas darüber aus, in welcher Welt wir leben wollen. (Abg. Michael Hammer: Ja, das fragen wir uns eh!) Steuern sind nämlich schlussendlich jene Beiträge, die den Leistungskatalog, den die öffentliche Hand anbietet, finanzieren. (Abg. Schmidhofer: Mateschitz sichert Tausende Arbeitsplätze in Öster­reich! Tausende!) Man kann eh Steuersenkung rufen, aber Steuersenkung ist doch bitte kein Selbstzweck, denn man muss immer dazusagen, welche Ausga­ben man dafür einsparen will.

Wir Grüne, das sage ich Ihnen in aller Ernsthaftigkeit, wollen einen starken Staat (Abg. Meinl-Reisinger: Aber einen effizienten und nicht aufgeblähten und nicht korrupten und nicht Selbstbedienungsstaat!), und wir sind stolz darauf, dass wir einen starken Sozialstaat haben, der ein soziales Auffangnetz hat. (Beifall bei den Grünen.)

Wir sind stolz darauf (Abg. Meinl-Reisinger: Stolz darauf ...!), dass man mit einem günstigen Klimaticket von A nach B kommt – das bedeutet Freiheit! –, und wir sind stolz darauf, dass wir einen funktionierenden Rechtsstaat haben. Das ist alles sehr gut investiertes Steuergeld, meine lieben Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)


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Bei der Steuersenkungsdiskussion wird ein Staat immer genannt: die Schweiz. Ja, die Schweiz hat eine deutlich niedrigere Abgabenquote, das mag sein, aber wissen Sie, was die Folge ist? – Beispielsweise gibt es in der Schweiz drei Monate Karenzzeit, und wenn Sie dann nachher Ihr Kind in die Kinderbetreuung bringen, zahlen Sie jedes Monat 3 000 Franken. (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.) Das ist die Folge einer niedrigen Abgabenquote, und bitte, das wollen wir nicht! (Beifall bei den Grünen.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den NEOS, ich weiß, ihr macht es euch politisch ganz oft einfach – zu einfach! Wir kennen eure Lösungsvorschläge: Sind die Mietkosten zu hoch, dann braucht es ein Kündigungsrecht; sind die Pensionen zu niedrig, soll man bitte privat vorsorgen; passt das Gesundheits­system nicht, soll man bitte eine private Gesundheitsvorsorge machen. (Zwischenruf der Abg. Seidl.) Das ist aber das Gegenteil davon, gemeinsam poli­ti­sche Verantwortung zu übernehmen. (Abg. Meinl-Reisinger: Wir haben längst eine Privatisierung im Gesundheitsbereich – längst!)

Nicht alles ist super, ja, aber streiten wir doch hier darum, wie wir die Gemeinschaftskasse besser, gescheiter, effizienter gestalten, und hören wir doch auf, alles, was vom Staat kommt, schlechtzureden! (Beifall bei den Grünen.)

Abschließend möchte ich Ihnen sagen: Nicht die Steuern sind ungerecht, sondern dass sich viele, viele Vermögende ihren steuerlichen Verpflichtungen entziehen. Ich würde also vorschlagen, bitte darüber nachzudenken - -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz, bitte. (Abg. Schmidhofer: Setzen, Fünfer! Nicht genügend für diese Rede!)


Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (fortsetzend): Anstatt dass Sie darüber nach­denken, Arbeitslosengeld zu kürzen, Pensionen zu kürzen, irgendeine andere Sozialleistung zu kürzen (Ruf bei der ÖVP: Schlusssatz!): Überlegen wir doch, wie wir Mateschitz, Benko, Pierer (Abg. Schmidhofer: Unglaublich!) dazu bringen


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können, dass sie den Anteil zurückgeben, den wir als Gemeinschaft ihnen gegeben haben, weil es einfach gerecht ist, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hörl: ... in die Schweiz!)

10.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte.


10.22.19

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Finanzminister, ich möchte Ihnen vorab wirklich zu Ihrer Rede gratulieren – Chapeau! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Wenn man Ihnen so zuhört, würde man ja glauben, Milch und Honig fließen in diesem Land, Milch und Honig, so großartig ist alles. – Ich glaube, Sie kommen nicht wahnsinnig viel hinaus, gell? Also ich weiß nicht, wo Sie unterwegs sind; ich arbeite seit 20 Jahren international und kann Ihnen sagen, die Realität ist tatsächlich eine andere.

Vielleicht aus meiner persönlichen Betrachtung: Ich bin jetzt seit fünf Jahren Budgetsprecherin meiner Fraktion und mehr und mehr komme ich zu dem Schluss, dass ich meine Steuern am liebsten monatlich auf ein Treuhandkonto überweisen würde, damit es dann jemand ausgeben kann, der wirklich etwas davon versteht und der vor allem auch verantwortungsvoll mit unserem Geld umgeht. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Ragger: Ich melde mich freiwillig als Anwalt!)

Da komme ich dann wieder zu Frau Tomaselli: Wir können uns hier in diesem Hohen Haus schon über Themen wie eine Vermögensteuer unterhalten, das ist alles gut und richtig, aber Sie schießen doch hier nur Nebelgranaten. Was Sie wollen, ist, von den wirklich wichtigen Themen abzulenken – abzulenken davon, dass Sie es einfach nicht auf den Boden kriegen. Das ist das Problem. (Beifall bei den NEOS.)


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Wir haben es heute schon besprochen: Was kriegen Sie denn nicht auf den Boden? – In Ihrem eigenen Regierungsprogramm haben Sie gesagt: Abgabenquote auf 40 Prozent senken! Das ist das, was Sie gesagt haben. Und jetzt freuen Sie sich, wenn sie um 0,2 Prozent sinkt, und sagen: Super, wir sind auf einem tollen Weg! – Ich meine, in Schweden – und dort sind jetzt auch keine neoliberalen Zustände, wenn ich das einmal so sagen darf – haben sie es geschafft, in den letzten paar Jahren von 49 auf 42 Prozent zu gehen, und wir freuen uns über 0,2 Prozent – also Sie, ich definitiv nicht, um ganz ehrlich zu sein.

Ich glaube wirklich, Sie kommen tatsächlich nicht so viel hinaus. Ich glaube wirk­lich, Sie sitzen hier in Österreich und schauen auf Österreich und sehen nicht, was in der Welt da draußen passiert; und das ist wirklich dramatisch. Es ist dramatisch: Wir sacken ab. Wir sacken in allen internationalen Vergleichen ab. Ich kann es Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung sagen – noch einmal: ich arbeite seit 20 Jahren international –: Ich hatte einen Manager – hochrangigen Manager, internationaler IT-Konzern –, der wäre wahnsinnig gerne nach Österreich gezogen, dem hätte das total gut gefallen. Er hat gesagt: Super Land, schön, sicher! Er wäre gerne nach Wien gezogen, aber dann hat er sich die Abgaben- und Steuerquote in Österreich angeschaut und gesagt: Ich bin ja nicht deppert! – Das waren seine Worte. (Beifall bei den NEOS.) Das machen Sie mit diesem Land.

Reden wir vielleicht ein bisschen über die Topminds, wie man so schön sagt, über die großartigen Köpfe, die wir in diesem Land brauchen werden, um dieses Land nach vorne zu bringen: Wo gehen denn diese hin? Kommen diese Toptalente nach Österreich? – Nein, genauso wenig wie mein Ex-Manager. Die kommen nicht nach Österreich, die gehen irgendwo hin. Die gehen lieber nach Lettland, weil sie dort weniger Steuern zahlen; und ehrlich gesagt ist es dort auch ganz schön. Ganz im Ernst: Das ist das Problem, das Sie völlig vom Tisch wischen: dass wir in den internationalen Vergleichen überall vollkommen absacken.


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Das Dilemma geht ja noch weiter. Schauen wir uns die österreichischen Toptalents an! Wollen die in Österreich bleiben? Sagen die: Wow, Österreich ist so super, ich bleibe hier!? – Nein, auch die gehen weg. Die gehen nach Amerika, die gehen nach Asien und sagen: Hey, dort ist was los, dort passiert etwas! Dort gibt es nämlich eine Aufbruchsstimmung (Abg. Obernosterer: Super! Amerika ist super!), dort passiert etwas, dort gibt es einen Standort, der wettbewerbs­verträg­lich ist, dort gibt es eine Abgaben- und Steuerquote, die es den jungen Menschen tatsächlich ermöglicht, sich Wohlstand aufzubauen. (Beifall bei den NEOS.)

In Österreich ist es nicht mehr so. Das ist das Problem, und davor verschließen Sie hier einfach die Augen und behaupten, es sei eh alles super. Das ist doch nicht zum Aushalten, meine Damen und Herren, es ist nicht mehr zum Aushal­ten! (Beifall bei den NEOS.)

Reden wir über den Mittelstand! Reden wir doch ein bisschen über den Mittelstand: Der Mittelstand ist die Melkkuh der Nation. Eine Durchschnitts­verdienerin, ein Durchschnittsverdiener in Österreich verdient etwa 31 000 Euro, und das Einkommen ist mit über 40 Prozent belastet. Das ist so hoch wie in keinem anderen Land auf dieser Welt. (Abg. Obernosterer: Geht’s uns so schlecht in Österreich?) Nennen Sie mir ein anderes Land, wo das passiert! Das ist ein Jahreseinkommen von 31 000 Euro, und Sie besteuern das mit 40 Prozent. Das ist super? (Beifall bei den NEOS. – Abg. Obernosterer: Ja dann streichen Sie sie runter, die Sozialleistungen!)

Ich meine ganz im Ernst: Das ist die Melkkuh der Nation, und dann sagen Sie, die normalen Leute sollen Sie wählen. Die normalen Leute haben genau dieses Problem und das gehen Sie überhaupt nicht an, Sie ignorieren es schlicht und einfach. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Es ist wirklich dramatisch. (Abg. Obernosterer: Was Sie sagen: ja!)

Das Steuersystem gehört reformiert, nicht nur das Steuersystem: Die gesamten Reformen, die Sie mit Ihrer Zustimmung hätten angehen können, als Sie zu


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arbeiten angefangen haben, haben Sie weggeschoben. Wir haben keine Föderalismusreform, wir haben keine Pensionsreform, wir haben keine Gesund­heitsreform, es kostet alles wahnsinnig viel Geld. (Abg. Meinl-Reisinger: Keine Bildungsreform!) – Wir haben keine Bildungsreform. Alles kostet sehr, sehr viel Geld, aber der Outcome ist einfach unterdurchschnittlich. Das ist das Problem in diesem Land.

Ich möchte Sie wirklich darum bitten und noch einmal darauf hinweisen: Gehen Sie hinaus aus Ihrer Pippi-Langstrumpf-Weltanschauung und machen Sie Politik für die Menschen in diesem Land! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

10.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

10.27.40Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungs­gegenstände und deren Zuweisungen darf ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung verweisen.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 15288/J bis 15455/J

Zurückziehung: 15324/J

Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates: 77/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 14333/AB bis 14498/AB

Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates): 72/ABPR und 73/ABPR


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B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs.4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg Mai 2023 sowie COVID-19 Berichterstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 131 BA)

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition betreffend "Finanzielle Absicherung von Fahrschüler*innen bei Fahrschulschließungen und Insolvenzen", überreicht von den Abgeordneten Andreas Kollross und Alois Stöger, diplômé (125/PET)

Petition betreffend Zeitnahe Elektrifizierung der Görtschitztalbahn Launsdorf-Hochosterwitz – Klein St. Paul und der entsprechenden finanziellen Deckung im ÖBB-Rahmenplan, überreicht vom Abgeordneten Klaus Köchl (126/PET)

Zuweisungen auf Ersuchen des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen an andere Ausschüsse:

Verkehrsausschuss:

Petition betreffend "Erhalt des Flugwetterdienstes am Flughafen Innsbruck", überreicht vom Abgeordneten Hermann Gahr (94/PET)

Petition betreffend "Entlastung des ÖBB-Parkdecks in Wels", überreicht von den Abgeordneten Ing. Klaus Lindinger, BSc, Ing. Manfred Hofinger und Laurenz Pöttinger (107/PET)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:


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Budgetausschuss:

Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022 (III-942 d.B.)

Justizausschuss:

Erklärung der Republik Österreich über die Annahme des Beitritts der Republik der Philippinen und der Tunesischen Republik zum Übereinkommen über die zivil­recht­lichen Aspekte internationaler Kindesentführung (2135 d.B.)

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend COVID-19-Impfstoffbeschaffung – Reihe BUND 2023/16 (III-959 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Lebensmittel – Versorgungssicherheit – Reihe BUND 2023/17 (III-964 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis Mai 2023, vorgelegt vom Bundes­minister für Arbeit und Wirtschaft (III-969 d.B.)

Bericht über die Durchführung des Kontrollplanes 2022 sowie der Kontrollplan für das Jahr 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (III-973 d.B.)

Ausschuss für Familie und Jugend:

Tätigkeitsbericht 2022 der Bundesstelle für Sektenfragen, vorgelegt von der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien (III-968 d.B.)


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Finanzausschuss:

Dritter Bericht der Expert:innengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflations­entwicklung (EBAI), vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen und dem Bun­des­minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-970 d.B.)

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-978 d.B.)

Gesundheitsausschuss:

Lebensmittelsicherheitsbericht 2022 des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-971 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für das Kalenderjahr 2023 (Jänner bis April 2023), vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz (III-972 d.B.)

Ausschuss für Konsumentenschutz:

Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle für Zahlungsprobleme für den Zeitraum 1. Jänner 2022 bis 20. Juni 2023 aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 30. März 2023, E 313-NR/XXVII.GP, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-974 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-963 d.B.)


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Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-977 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-965 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über technische Unterwegskontrollen im Jahr 2022 (III-966 d.B.)

Verkehrstelematikbericht 2023, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-967 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Mai 2023 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-976 d.B.)

Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds und § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Härtefallfonds für Mai 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-975 d.B.)


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*****

Fristsetzungsantrag


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Vor Eingang in die Tagesordnung darf ich mitteilen, dass Abgeordneter Matznetter beantragt hat, dem Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie zur Berichterstattung über den Antrag 3437/A(E) der Abgeordneten Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regierung muss endlich Blockadehaltung im Kampf gegen die Teuerung aufgeben!“ eine Frist bis zum 7. Juli 2023 zu setzen.

Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäfts­ordnung gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristset­zungs­antrag durchzuführen.

Diese Debatte wird nach Erledigung der Tagesordnung, aber auf alle Fälle um 15 Uhr stattfinden, also können Sie davon ausgehen, dass es 15 Uhr sein wird.

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 4 bis 9, 16 und 17, 18 und 19, 20 bis 23, sowie 24 und 25 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkon­fe­renz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ vereinbart. Es ergeben sich die Redezeiten wie folgt: ÖVP 185, SPÖ 128, FPÖ 105, Grüne 95, sowie NEOS 76 Minuten.


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Gemäß § 57 Abs. 10 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung für die Abgeordneten, die keinem Klub angehören, 38 Minuten, die Redezeit pro Debatte beträgt 5 Minuten.

Wir kommen gleich zur Abstimmung.

Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

10.29.321. Punkt

Bericht des Ausschusses für Familie und Jugend über das Volksbegehren (1796 d.B.) „Kinderrechte-Volksbegehren“ (2061 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 1.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kugler. – Bitte.


10.30.01

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle­ginnen und Kollegen! Wir sprechen über das Kinderrechte-Volksbegehren. In der UNO-Millenniumsdeklaration lesen wir: Als Verantwortungsträger sind wir allen Menschen auf der Welt verpflichtet, insbesondere aber den Verletz­lichs­ten, den Kindern dieser Welt, denn ihnen gehört die Zukunft. – In diesem Sinne möchte ich den Initiatoren und Initiatorinnen des Volksbegeh­rens zu ihrem großen Erfolg gratulieren und ihnen für ihr Engagement ganz, ganz herzlich danken. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Es ist uns allen ein gemeinsames Anliegen, ständig zu überlegen: Was können wir für Kinder tun? Die Frage, die dann sehr schnell kommt, ist: Was ist das Richtige? –Das Kinderrechte-Volksbegehren schlägt fünf Punkte vor. Allerdings


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belassen diese Punkte es eher bei Überschriften, und es heißt auch im Text, es sei keine Erklärung und keine detaillierte Begründung nötig, weil es eh schon längst überfällig sei.

Ich finde das schade, weil ich glaube, dass die großen Fragen der Politik schon in den Details liegen. So heißt es zum Beispiel bei Forderung Nummer eins: Aufnahme der UN-Kinderrechtskonvention in die Verfassung. – Die Verfassung­sjuristen von unterschiedlichsten Universitäten in Österreich sagen einhellig: Wir haben in Österreich bereits den höchstmöglichen Standard. Wir haben seit 2011 ein Bundesverfassungsgesetz über die Rechte von Kindern, in zahlreichen Studien heißt es auch, der Schutz sei so hoch, wie er nur sein kann, und auch der UNO-Kinderrechtsausschuss ist dieser Auffassung gefolgt.

Im Regierungsprogramm heißt es, dass wir gerade in diesem Jahr eine Evaluie­rung machen, ob wir da, anlässlich des 30. Jahrestages der Kinderrechts­konvention, noch irgendwo nachbessern können. Insofern sage ich zu Punkt eins: Ja, höchstmöglicher Grundrechteschutz, aber Handlungsbedarf wird von vielen angezweifelt.

In Punkt zwei heißt es: ein Importverbot von Produkten, die irgendwo am Anfang ihrer Herstellung mit Kinderarbeit zu tun haben. – Es ist uns allen ein großes Anliegen, Kinderarbeit abzuschaffen, und die Europäische Union arbeitet im Rahmen des Lieferkettengesetzes an einer Lösung, wie die Europäische Union da gemeinsam vorgehen kann. (Abg. Loacker: Die Verantwortung an die Firmen abschieben!)

Kinderarbeit wird leider in den Ländern, in denen sie vorkommt, oft als Notwen­digkeit für das Überleben einer Familie erlebt. Diese Kinder arbeiten oft unter schwersten Bedingungen. Sie können, weil sie arbeiten, nicht in die Schule gehen, das heißt, wir haben einen Teufelskreis, der über Generationen nicht durchbrochen wird.


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Importverbote allein könnten aber zu einer fatalen Falle werden, wenn wir das nicht mit Unterstützung für diese Familien, die glauben, sie könnten sonst nicht überleben, und mit Bildungsprogrammen, die helfen, dass die Kinder und Familien über Generationen aus diesem Teufelskreis ausbrechen können, begleiten. Das heißt, Importverbote müssen mit Begleitmaßnahmen einherge­hen. Sie müssen mit Maß und Ziel und Hausverstand begleitet werden und sie dürfen auch nicht zu Bürokratiepflichten führen, die für unsere Unternehmen, besonders die Klein- und Mittelunternehmen, unmöglich zu erfüllen sind.

Wir wollen also das Beste für Kinder. Dabei geht es nicht nur um Rechte. In der Präambel der Kinderrechtskonvention heißt es nämlich – ich finde, das ist ein wunderschöner Satz für die Politik –, dass es unsere Aufgabe ist, „dass das Kind zur vollen und harmonischen Entfaltung seiner Persönlichkeit in einer Familie und umgeben von Glück, Liebe und Verständnis aufwachsen soll“. – Das ist ein Zitat aus der Kinderrechtskonvention. Das heißt, wir stellen uns eigentlich die Frage: Was können wir tun, damit Kinder resilient, mutig, aufgeschlossen aufwachsen können?, die Frage: Was ist ökologisch für Kinder? – Und das geht weit über die Forderungen des Kinderrechte-Volksbegehrens hinaus!

Mir fehlen dort einige Themen: Kinderschutzkonzepte kommen nicht vor; Lösungs­vorschläge im Bereich Umgang mit Handys und Social Media – ein großes Thema in unserer Zeit –; Verbesserungsvorschläge im Bereich psychische Gesund­heit, Bildung oder einfach auch die Frage: Wie können wir aus dem Hamsterrad ausbrechen, wo es heutzutage für Familien doch so schwierig ist, Zeit miteinan­der zu haben? Wie können wir ein bisschen aus diesem Hamsterrad heraus?

In dieser Legislaturperiode haben wir bereits viel gemacht, um Kinder und Familien zu unterstützen. Ich möchte da Frau Bundesminister Raab besonders Danke sagen. Sie arbeitet an einem Kinderschutzpaket. Die Familienbera­tungsstellen werden deutlich stärker unterstützt, und Kinder profitieren auch davon, wenn es den Familien gut geht und wenn Familien entlastet sind. Ich erinnere nur an den Familienbonus oder die Valorisierung der Familienleis­tungen.


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Vieles ist geschehen und an vielem arbeiten wir, am besten alle gemeinsam. Kinder sind das Wertvollste, das wir haben. Wir wollen für die Kinder dranbleiben. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Oxonitsch. – Bitte.


10.35.52

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es macht ja manchmal Sinn, ein bisschen in den Protokollen der Debatte rund um dieses Volksbegehren in der ersten Lesung nachzusehen.

Ich bin damals – es war eine meiner ersten Reden – gleich für die Bemerkung kritisiert worden, dass ich es eigentlich ungehörig finde, dass die Ministerin bei dieser Debatte nicht anwesend ist. Da ist von der ÖVP der Zwischenruf gekommen: „Nicht bei der ersten Lesung!“, sondern dann, wenn es darum geht, dass wir es hier behandeln, wird sie hier sein!

Es ist der Frau Ministerin gedankt worden – ich weiß nicht, wofür. Tatsache ist: Sie ist nicht da – und ich kritisiere das auch heute, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

Was ist aber damals in dieser Debatte noch alles gesagt worden? – Es wurde gesagt, wie ernst man dieses Volksbegehren nehmen wird, wie ernst man die Anregungen, die es da gegeben hat, nehmen wird, dass man jetzt den Dialog mit den NGOs, mit Expert:innen aufnehmen wird, damit man eben möglichst viel aus diesem Kinderrechte-Volksbegehren auch umsetzen kann. – Das ist eigentlich ein bisschen das Gegenteil von dem, was jetzt von Kollegin Kugler hier gesagt wurde, die ja eigentlich gesagt hat, es gebe gar keinen wirklichen Handlungs­be­darf, weil alles schon abgedeckt sei.


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Ich sehe das durchaus anders und blicke zurück: Was ist passiert? – De facto nichts! Wo sind die wirkungsvollen, nachhaltigen Maßnahmen im Bereich der Armutsbekämpfung bei Kindern und Jugendlichen? – Nichts ist passiert! Ja, es gibt einen Zuschuss; von der Kindergrundsicherung sind wir meilenweit entfernt, meine sehr verehrten Damen und Herren, und das ist ein Trauerspiel. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist uns in diesem Gremium auch seit Monaten angekündigt worden, dass letztendlich die EU-Kindergarantie präsentiert werden wird. Wir sind unter den letzten drei, die das noch immer nicht zuwege gebracht haben. Nach wie vor hat man es in Österreich nicht zuwege gebracht, diesem Gremium zu diesen wichtigen Maßnahmen, auf die sich die europäischen Länder verständigt haben, um Kinder sozial, gesundheitlich, letztendlich auch finanziell abzusichern, einen entsprechenden Maßnahmenkatalog vorzulegen. Auch das ist ein Armuts­zeug­nis, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Wo ist das immer wieder geforderte Kinderrechtemonitoring? Wir weisen immer wieder darauf hin, wie notwendig es wäre, tatsächlich einmal zu schauen – unabhängig davon, ob es im Bundesgesetz verankert ist oder nicht –, dass es nicht nur verankert ist, sondern dass es auch umgesetzt wird.

Wir haben einen desaströsen Bericht des UN-Kinderrechteausschusses erhalten, in dem viele, viele Mängel aufgezeigt wurden, die in den vergangenen Monaten nicht entsprechend behoben wurden. Wir haben letztendlich – das ist auch ein ganz wesentlicher Bereich – nicht nur in diesem Bereich ein Defizit, sondern tatsächlich auch im eigenen Monitoring. Wir brauchen endlich eine unabhängige Monitoringstelle, die die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention in Österreich tatsächlich überwacht. (Beifall bei der SPÖ.)

Wo ist der gesamte Bereich des Rechts auf Bildung – ein ganz wesentlicher Bereich in der Kinderrechtskonvention –, wenn es um das elfte, zwölfte Schul­jahr geht, wenn es – da wurden von der SPÖ immer wieder Anträge gestellt – ums Gratismittagessen, um ein kostenloses, hochqualitatives Mittagessen geht,


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um eben vor allem soziale Ungleichheiten in der ganztägigen Betreuung aufzuheben? – Nichts ist geschehen, alle Anträge von unserer Fraktion in diesem Zusammenhang wurden vertagt.

Wo ist tatsächlich die Einhaltung im Bereich des Rechts auf Gesundheit? Wir haben in vielen Sitzungen bereits die großen Mängel festgehalten, die es im Bereich der Kindertherapieplätze, im Bereich der Kindergesundheit gibt. Wir sind mittlerweile weit weg von einer Insel der Seligen! Wir wissen, dass Zigtausende junge Menschen auf Therapieangebote warten.

Tatsache ist, meine sehr verehrten Damen und Herren: Es ist in sechs Monaten nichts weitergangen. Es ist kein einziger konkreter Vorschlag in Umsetzung gebracht worden. Es sind alle Anträge, die es seitens der Opposition gegeben hat, vertagt worden.

Nehmen Sie endlich die Arbeit auf! Brennen Sie für die Kinderrechte! Die Kinder haben es sich verdient. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

10.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte.


10.40.11

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Geschätztes Präsidium! Geschätzte Frau Minister! (auf die leere Regierungsbank weisend), würde ich auch gerne sagen, das hat sich aber erübrigt. Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause vor den Bildschirmen! Das Volksbegehren und seine vielen, vielen Unter­stützer haben es uns wieder einmal eindeutig gesagt: Wir Erwachsene, natürlich insbesondere die Politik, müssen Kinder schützen, sie fördern und beteiligen. Kinder, die glücklich sind, die in einer sicheren Umgebung aufwachsen und in ihren Talenten und Interessen gefördert werden, werden selbstständige, selbst­er­haltungsfähige und erfolgreiche Erwachsene.


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Es liegt an der schwarz-grünen Regierung, rasch jene Forderungen aus dem Volksbegehren umzusetzen, die am wichtigsten sind.

Wir haben es schon gehört: Die Frau Minister muss es vielleicht nicht tun, aber sie hätte sich heute für dieses Kinderrechte-Volksbegehren Zeit nehmen können, wenn es ihr wirklich wichtig wäre und wenn sie diese Unterschriften wertschätzen würde. Kinder haben ein Recht auf Leben, Gesundheit, Bildung und auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt in jeder Hinsicht. Da stellen sich sofort wichtige politische Fragen, und diese hätte die Frau Minister vielleicht nicht beantworten können – vielleicht ist sie auch aus diesem Grund nicht hier.

Wo bleibt das Kinderschutzpaket? – Es braucht einheitliche Kinderschutzkon­zepte, die im ganzen Land gelten. Nach dem Aufschrei um den Fall Teichtmeister ist in der Regierung anscheinend wieder beschauliche Ruhe eingekehrt.

Was ist mit der täglichen Turnstunde? – Im Hearing hat Herr Seliger die Studie der TU München erwähnt. Der Nationale Aktionsplan Bewegung und jener zu Ernährung wurden auch nur teilweise umgesetzt, und wir wissen es, wir hören es, wir sehen es, wir lesen es: Die größten gesundheitlichen Herausfor­derungen bei Kindern und Jugendlichen sind Adipositas und Diabetes. Das sind die großen gesundheitlichen Probleme dieser Zeit.

Eine weitere gesundheitliche Herausforderung ist die psychische Gesundheit, die wir hier auch schon sehr oft diskutiert haben. Die Folgen des Homeschoolings sind omnipräsent. Viele sind psychisch belastet und bleiben eher für sich – wir haben hier den Bericht der Jugend beim Hearing gehört. Sie versuchen, das mit Alkohol und anderen Substanzen zu lösen. Sie sind verschlossen, und in dieser Situation der Isolation sind die Jugendlichen sehr suizidgefährdet. Es braucht noch mehr psychologische Hilfe, die niederschwellig verfügbar ist.

Wie schaut es aus mit kindgerechter öffentlicher Infrastruktur, sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP? Ich habe Sie das letzte Mal schon daran


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erinnert: Es gab einmal eine Familienministerin, die Österreich zum kinder­freund­lichsten Land Europas machen wollte. Was ist daraus geworden? – Mittlerweile gibt es kinderfreie Hotels, auf Spielplätzen soll nicht gelärmt werden, Familien und Alleinerziehende können sich das Leben nicht mehr leisten.

Einen wichtigen Satz – ich glaube, sogar den wichtigsten Satz – im Hearing sagte Frau Mag. Alexandra Lugert vom Österreichischen Familienbund: Kinder haben ein Recht auf Eltern und Eltern haben ein Recht, genügend Zeit für ihre Kinder zu haben. Sie hat ergänzt: Kinder haben Anspruch auf regelmäßige Beziehung und Kontakt zu Eltern, weil Kinder resilienter sind, wenn das Eltern­haus intakt ist. Eltern sind aber stark gefordert und überfordert. Das Netzwerk Großfamilie ist früher einfach öfter verfügbar gewesen und ist heute seltener.

Für Kinder und Eltern ist es ganz, ganz wichtig, die Art der Betreuung frei wählen zu können – und das ist in Österreich nicht möglich, denn derzeit sind verschränkte Schulformen und Ganztagsschulen kostenlos, die Betreuung und der Hort sind kostenpflichtig. Wir erleben es hier im Plenum immer wieder: Familiäre Betreuung wird permanent schlechtgeredet und politisch eingeschränkt, wenn den Frauen beim Kinderbetreuungsgeld dann zwei Monate wegge­nommen werden. Damit wird nur mehr familienexterne Betreuung gefördert. Das ist der Wille der grün-schwarzen Regierung, aber das widerspricht der freien Entscheidung von Eltern und Kindern.

Abgesehen davon, Frau Minister – Sie sind nicht hier, aber vielleicht werden Sie es nachlesen –, ist Ihre schwarz-grüne Regierung säumig in vielen wichtigen, elementaren Bereichen, die Kinder und Eltern betreffen und auch im Volksbe­gehren angesprochen wurden: Was ist mit der signifikanten und nachhaltigen Erhöhung des Kinderbetreuungsgeldes? Was ist mit der Evaluierung der gesamten Prozesse rund um die Anträge betreffend das Kinderbetreuungsgeld, woran die Volksanwaltschaft und die Arbeiterkammer große Kritik geäußert haben? Was ist mit dem neuen Kindschafts- und Obsorgerecht? Wann kommt


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endlich die Evaluierung des Unterhaltsvorschußgesetzes? – Meine Damen und Herren, ich könnte so weiterfragen, es gibt viele Aufträge an die Regierung.

Sehr geehrte Damen und Herren von Schwarz-Grün, packen Sie es an, solange Sie dafür noch zuständig sind! (Beifall bei der FPÖ.)

10.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Neßler. – Bitte sehr.


10.45.11

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Ja, ich glaube, wir müssen nicht darum herumreden: Beim Thema Kinderrechte und die vollständige Umsetzung der Kinderrechte haben wir noch viel Luft nach oben. Was mich aber freut, ist, dass wir einige Punkte des Kindervolksbegehrens bereits umsetzen konnten, und bei ein paar Punkten stehen wir kurz vor der Verhandlung, beispielsweise wenn es um die Erhöhung des Kinderbetreuungsgeldes geht. Das wurde gefordert, und mit der Valorisierung aller Familien- und Sozialleistungen wurde dieses erhöht und konnte umgesetzt werden – ein sozialpolitischer Meilenstein, von dem niemand mehr geglaubt hat, dass wir das durchbringen, und wir haben es geschafft. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Zum Lückenschluss beim Unterhalt: Ja, wir wissen, dass 36 Prozent aller Kinder von Alleinerziehenden weder Unterhalt noch Ersatzleistungen bekommen, und ja, genau diese Kinder sind von Armut betroffen. Auch da sind wir dran, aber weil es eine sofortige Absicherung braucht, haben wir ein extrem treffsicheres Paket im Kampf gegen Kinderarmut auf die Beine gestellt: Die 400 Millionen Euro gehen direkt an die 30 Prozent der Personen mit dem niedrigsten Einkom­men. Ab Juli kommt das Geld genau dort an, wo es ankommen muss. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Michael Hammer und Hechenberger.)


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Der Kampf gegen Kinderarmut ist kein Kinderspiel, und wir werden da sicher nicht lockerlassen.

Wenn wir aber über Kinderrechte sprechen, dann müssen wir auch über die Klima­krise sprechen. Zwölf mutige Kinder und Jugendliche haben im Februar eine Klimaklage beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Das tun sie nicht, weil sie sonst nichts Besseres zu tun haben, das tun sie, weil sie Sorge haben, dass Verantwortungsträger, -trägerinnen hier herinnen die Klimakrise, den Kampf gegen die Klimakrise nicht ernst genug nehmen.

Seit ungefähr fünf Jahren gehen Tausende Kinder und Jugendliche auf die Straße. Sie streiken, sie demonstrieren, sie klagen, sie appellieren (Abg. Wurm: Terrorisieren!) – Kollege Wurm, ich komme nachher zu Ihnen –, und das tun sie, weil immer noch nicht alle verstanden haben, dass es sich beim Kampf gegen die Klimakrise um die größte Herausforderung unserer Zeit handelt. Schon jetzt steht die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen auf dem Spiel. Das tun die Kinder und Jugendlichen, weil wir die Fakten schwarz auf weiß auf dem Tisch haben und es trotzdem jedes Mal ein Ringen um Maßnahmen ist. Das tun sie, weil wir künftigen Generationen schlicht und ergreifend die Zukunft nehmen, wenn die größte Krise der Menschheit verschlafen wird.

Es geht nicht darum, zu bewerten, ob man jetzt die Demonstrationen gut oder nicht gut findet, die Art und Weise, wie junge Menschen ihr Recht auf Zukunft einfordern, es geht nicht darum, dass man am Spielfeld steht, bewertet und Haltungsnoten vergibt an jene, die wirklich etwas ändern wollen, sondern es geht darum, dass alle – und damit meine ich wirklich alle, denn der Kampf gegen die Klimakrise ist nicht nur der Job einer Partei hier herinnen – alles, und damit meine ich wirklich alles, dafür tun, dass wir die Klimakrise mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angehen. Ja, der Kampf gegen die Klimakrise ist schon mühsam genug, da brauchen wir nicht noch Parteien, die an der Betonromantik festhalten. (Beifall bei den Grünen.)


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Generell nur darüber zu sprechen, dass man die Jugend ernst nehmen muss, ist zu wenig. Nur darüber zu sprechen, was alles nicht geht, ist zu wenig. Das ist nicht die Politik, die wir jetzt brauchen, und es ist nicht die Politik, die sich junge Menschen verdient haben. Je länger gezögert wird – ich meine jeden Moment des Nichtstuns –, wenn es um Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise geht, desto mehr nehmen wir jungen Menschen die Zukunft. Diese jungen Menschen sind der Feueralarm in unserer Gesellschaft, und es ist nie klug, einen Feueralarm zu ignorieren.

Zur FPÖ noch ganz kurz (Abg. Wurm: Ah ... dann doch ...!), weil Kollege Wurm das Wort – wie Sie sie immer nennen – Klimaterroristen dazwischengeschrien hat: Ich finde das schon interessant. Als freiheitlicher Volkskanzler, wie sich Kickl selber bezeichnet, sagt er ja immer sogenannter Klimawandel – als ob das eine Verschwörungstheorie wäre. Junge Menschen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen, verunglimpfen Sie als Klimaterroristen, wie Sie es jetzt gerade wieder getan haben. (Abg. Belakowitsch: Die picken sich fest ...!) Was ich mich aber schon frage, ist: Wenn aber Hunderte Waffen, Granaten und Munition in einem Nazikeller gefunden werden, wo bleibt da Ihr Aufschrei? Wo ist da Ihr Aufschrei? (Beifall bei den Grünen. – Abg. Amesbauer ... auch nicht auf den ...platz! Formel 1! ... Klimakleber!)

Das heißt, anscheinend halten Sie Jugendliche, die für ihre Zukunft kämpfen, für gefährlicher als irgendwelche bewaffneten Nazis in Kellern. (Abg. Deimek: Das ist Ihre ...!) – So viel zum Verständnis des sogenannten Volkskanzlers Kickl. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Shetty. – Bitte.


10.50.27

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Vielleicht noch eine Bemerkung zur Kollegin Neßler von den Grünen, die sich hier herausstellt und


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zum Thema Kinderrechte in einer, ja, fast schon weinerlichen Art und Weise sagt: Wir müssten mehr gegen die Klimakrise tun! – Ich meine: Reden Sie einmal mit der Klimaschutzministerin! Die wäre nämlich dafür zuständig, im Klimaschutz etwas zu tun. Seit fast tausend Tagen gibt es in Österreich kein Klimaschutz­gesetz – und dafür sind Sie verantwortlich. (Beifall bei den NEOS.)

Aber zuerst noch zum Kinderrechte-Volksbegehren: Wir begrüßen es sehr, dass es eingebracht wurde – und nicht nur, dass es eingebracht wurde, sondern dass es auch so viele Unterschriften bekommen hat, dass wir es hier im Parlament behandeln müssen. Vertreter aller hier im Parlament vertretenen Parteien sind jetzt herausgekommen und haben gesagt, Kinderrechte seien ihnen wichtig, und haben gesagt, dass diese beachtet werden sollen, aber in dieser Gesetzgebungs­periode haben insbesondere zwei Parteien, nämlich ÖVP und Grüne, die Möglichkeit, das, was im Volksbegehren verlangt wird und was im Bereich der Kinderrechte zu tun ist, auch tatsächlich umzusetzen.

Da fehlen leider viele Umsetzungen. Da fehlen viele Maßnahmen – nicht nur jene, die im Volksbegehren angesprochen wurden, sondern auch darüber hinaus. Ich möchte Ihnen zwei ganz konkrete Beispiele geben, weil da die Bundes­regierung eine Ankündigung gemacht hat.

Erstens: Die Frau Staatssekretärin hat vor einem Jahr ein lebenslanges Tätig­keitsverbot für Sexualstraftäter im Bildungsbereich, im außerschulischen Bildungsbereich angekündigt. Das war eine große Ankündigung, eine große Schlagzeile, aber Stand heute gibt es dieses Verbot immer noch nicht. Es wurde für den Gesetzentwurf immer noch kein Vorschlag zugeleitet. Versprochen wurde das für das erste Halbjahr 2023; jetzt haben wir Sommer 2023 und es gibt noch immer nichts.

Oder – apropos warten –: Wir warten seit über einem Jahr auf den Nationalen Aktionsplan zur Europäischen Kindergarantie. Worum geht es da? – Da geht es um Themen wie ein warmes und gesundes Mittagessen für alle Kinder. Da geht es um eine bessere Gesundheitsversorgung für Kinder. Das liegt beim grünen


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Sozialminister Johannes Rauch. Er hat die EU-Frist schon vor einem Jahr verstreichen lassen. Österreich ist säumig, den Nationalen Aktionsplan zu dieser Europäischen Kindergarantie vorzulegen. Alle Expertinnen und Experten, die daran beteiligt waren, fragen sich: Worauf warten Sie eigentlich? Das müsste dringend vorgelegt werden. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Noch schlimmer schaut es aus, wenn wir uns vulnerablen Gruppen widmen. Kin­dern mit Behinderungen wird immer noch der Anspruch auf das 11. und 12. Schuljahr genommen, obwohl Zehntausende Menschen aus der Zivilgesell­schaft eine entsprechende Petition unterschrieben haben, obwohl es in einem der reichsten Länder der Welt doch eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass es möglich ist, dass Kinder mit einer Behinderung das 11. und 12. Schuljahr absolvieren, aber ÖVP und Grüne blockieren auch da. Ich finde das wirklich ungeheuerlich. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Noch zu einem zweiten Thema, wenn wir uns vulnerablen Gruppen widmen: Es ist in Österreich im Jahr 2023 immer noch legal, Homosexualität zu heilen. Homoheilungen sind in Österreich immer noch erlaubt und werden nicht verbo­ten, wie es die grüne Justizministerin Alma Zadić für das vorletzte Jahr, für das letzte Jahr, für dieses Jahr versprochen hat. Und jetzt liegt wieder kein Gesetz vor.

Es ist mir eigentlich wurscht, ob sich ÖVP und Grüne da nicht einigen können, es ist ungeheuerlich, dass es in Österreich immer noch legal ist, dass man meint, dass die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung umpolbar wären, dass das bei Kindern und Jugendlichen möglich ist. Auch da fordern wir von Ihnen ein, über Kinderschutz nicht nur zu reden und Lippenbekenntnisse abzu­ge­ben, sondern tatsächlich zu liefern. (Beifall bei den NEOS.)

10.54



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Sachs. (Abg. Jachs – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Jachs!) – Jachs, Entschuldigung. (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)


10.54.20

Abgeordnete Mag. Johanna Jachs (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Österreich hat 1992 die UN-Kinderrechtskonvention unterschrieben. Daher möchte ich den Initiatorinnen und Initiatoren des Volksbegehrens Kinderrechte-Volksbegehren danken, dass sie das Jubiläum der Kinderrechtskonvention zum Anlass genommen haben und dieses Volksbegehren gestartet haben. Wir diskutieren heute ja noch weitere Volksbegehren; mir als überzeugter Demokratin ist es immer ganz wichtig, dass Wählerinnen und Wähler auch aktiv an der Demokratie teilhaben können. Sie fördern das damit. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Als junge Mama ist es mir auch immer ganz wichtig, über Kinderrechte, Kinder­schutz und Kindeswohl zu diskutieren, weil Kinder einfach der schützens­werteste Teil unserer Gesellschaft sind. Wir in Österreich haben Gott sei Dank eine Vorreiterrolle. Wir haben einen extrem hohen Grundrechtsschutz, einen hohen Menschenrechtsschutz – und Kinderrechte sind ja in weiterer Folge auch Menschenrechte.

Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, lieber Kollege Oxonitsch, um dich auf den Boden der Tatsachen zu holen, ist es der Bundesregierung auch ganz wichtig, den Grundrechtsschutz zu evaluieren, und es läuft gerade eine Evaluierung der Kinderrechte in Österreich. Die zuständige Kommission tagt noch in etwa bis Ende des Jahres, dann werden uns die Ergebnisse vorgelegt werden. Wenn sich da Lücken ergeben sollten, dann werden wir diese natürlich auch schließen.


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Zurück zum Volksbegehren: Die Forderungen des Volksbegehrens sind breit gefächert und sie sind auch in der Zuständigkeit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden teilweise komplexer, als man auf den ersten Blick denkt.

Ich möchte noch zwei Punkte hervorheben, die mir ganz wichtig sind. Das sind die gesunde, ausgewogene Ernährung und die tägliche Bewegungseinheit für unsere Kinder.

Bezüglich der gesunden Ernährung finden Sie in mir immer eine Mitstreiterin, wenn es darum geht, dass ausgewogenes, warmes, regionales Essen für unsere Kinder in den Schulen angeboten wird, ich bin aber schon der Meinung, dass diejenigen, die es sich leisten können, auch dafür zahlen sollten. Das ist schon auch etwas, das man in dieser Diskussion mitbetrachten soll, und zwar dass es auch sozial gestaffelte Beiträge geben soll. Zuständig sind in der Breite natürlich die Schulträger, das sind üblicherweise die Gemeinden.

Betreffend die tägliche Turnstunde, wie sie das Volksbegehren vorschlägt, möchte ich noch etwas zur täglichen Bewegungseinheit sagen: Die gibt es nämlich schon, das ist ein Pilotversuch in den Schulen. Dazu läuft auch gerade eine Evaluierung. Das Mühlviertel, mein Wahlkreis, ist auch eine richtige Pilotregion. Im Oberen Mühlviertel, aber auch im Bezirk Perg gibt es viele Schulen, die daran teilneh­men. Meiner Meinung nach ist die tägliche Bewegungseinheit, wie es sie jetzt gibt, viel flexibler als eine tägliche Turnstunde, die doch sehr starr wäre und nicht so flexibel in den Stundenplan zu integrieren ist, wie es die tägliche Bewegungsein­heit ist. Also ich freue mich natürlich, wenn sich nach der Evaluierung mehr Schulstandorte diesem Konzept anschließen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir in Öster­reich haben schon sehr viel auf den Weg gebracht, wenn es um Grund­rechte geht, wenn es um Kinderrechte geht, und schon sehr viel auf den Weg gebracht, was, glaube ich, auch im Sinne des Volksbegehrens ist. Ich freue mich


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natürlich immer, wenn wir weiter über die Bedeutsamkeit der Kinderrechte in Österreich sprechen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Wimmer. – Bitte.


10.58.05

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Vor allem auch werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf vorab im Namen meines Kollegen Christian Oxonitsch drei Gruppen begrüßen, und zwar sind heute zwei Gruppen aus Ottakring hier zu Gast sowie der Kleingartenverein Waidäcker. – Herzlich willkommen im Hohen Haus! Viel Freude bei der Besichtigung und bei den Reden, die Sie heute miterleben dürfen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS.)

Nun zum Kinderrechte-Volksbegehren: Mir ist eine Aussage einer Expertin vom Hearing im Ausschuss noch sehr lebhaft in Erinnerung, und zwar sagte sie: Wenn man die Kinder nach ihren Rechten fragt, danach, welches Recht ihnen am wichtigsten ist, dann sagen die Kinder, dass ihnen das Recht auf Gleichheit am wichtigsten ist. – Ich finde das sehr aussagekräftig, denn Kinder wollen nichts Besonderes sein. Kindern wollen nicht besonders behandelt werden. Sie wollen einfach die gleichen Chancen und Möglichkeiten wie ihre Mitschülerin­nen und Mitschüler haben. Sie wollen nicht herausstechen. Sie wollen einfach alle gleich behandelt werden.

Diese Gleichheit und Chancengleichheit ist natürlich auf der einen Seite eine Frage des Geldes, aber auf der anderen Seite auch eine Frage der Teilhabe und der Chancengerechtigkeit. Es macht eben einen riesigen Unterschied, ob man in finanzieller Sicherheit aufwachsen kann, in materieller Sicherheit, oder ob man mit den Folgen von Armut, mit Stigmatisierung, mit Ausgrenzung, mit Ängs­ten und vor allem mit ungleich verteilten Chancen aufwächst.


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Jedes fünfte Kind in Österreich hat diese Chancengleichheit nicht. Über 350 000 Kinder in Österreich haben nicht die gleichen Chancen wie ihre Freun­dinnen und Freunde, wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler – jedes fünfte Kind! Das darf uns Politiker nicht kaltlassen, das darf auch kein parteipolitisches Thema sein. Kinderrechte und die Beseitigung von Kinderarmut müssen unser gemeinsames Anliegen und Bestreben sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir als SPÖ haben uns vorgenommen, Kinderarmut massiv zu bekämpfen und abzuschaffen. Wir haben das auch mit unzähligen Anträgen im Nationalrat immer wieder gezeigt. Wir fordern in zahlreichen Anträgen unermüdlich, endlich Maßnahmen zu setzen, die eine nachhaltige, langfristige und strukturelle Bekämpfung von Kinderarmut ermöglichen. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Wir fordern die Auseinandersetzung mit einer Kindergrundsicherung, die besonders armutsbetroffene Kinder und ihre Familien in den Fokus nimmt. Wir fordern – und das wurde heute schon mehrfach angesprochen –, den Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Europäischen Garantie für Kinder endlich vorzulegen. Es ist wirklich eine Schande, dass Österreich mittlerweile zu den letzten drei Ländern in Europa gehört, die einen solchen noch nicht vorgelegt haben. (Beifall bei der SPÖ.) Wir könnten Vorreiter sein in Europa – Österreich hätte das Potenzial dazu –, aber wir sind bald Schlusslicht in Europa.

Wir haben auch Anträge zu den Anliegen des Kinderrechte-Volksbegehrens eingebracht. Natürlich unterstützen wir das kostenlose Schulessen und die tägliche Turnstunde ebenso wie die Unterhaltsgarantie – diese wäre eine wichtige Maßnahme, um Alleinerziehenden in Österreich finanzielle Sicherheit zu geben. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Die Forderungen des Volksbegehrens sind nicht neu. Es sind langjährige Forderungen, die auf ihre längst überfällige Umsetzung warten. Ich möchte mich bei den Einbringerinnen und Einbringern


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sehr herzlich bedanken, dass sie das Thema Kinderrechte in den Fokus der Politik rücken. Es muss auch in unserem Fokus bleiben. Sehr geehrte Regie­rungs­fraktionen, es muss vor allem endlich auch die Bereitschaft zur Umsetzung von langfristigen strukturellen Maßnahmen mit Rechtsanspruch für unsere Kinder in Österreich geben. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.02


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete Susanne Fürst zu Wort gemeldet. – Bitte.


11.02.19

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Einleitend möchte ich mich bei den Initiatoren des Volksbe­gehrens zugunsten von Kindern bedanken. Das kann man nur unterstützen. Ich bin froh, dass wir hier Kinder und ihre Rechte thematisieren, denn diese müssen wirklich ins Zentrum unserer Politik gestellt werden. Die Punkte und Anliegen des Volksbegehrens – dass Eltern mehr Zeit für ihre Kinder haben müssen, dass das Kindeswohl einfach immer Vorrang haben muss, das Recht auf Leben und persönliche Entwicklung sowie auf viel Sport und Bewegung – sind sehr zu unterstützen.

Im Ausschuss und auch hier gab es von meinen Vorrednern der anderen Parteien schon viele schöne Worte. Ich richte mich jetzt insbesondere an die ÖVP, weil ich weiß, dass vielen dort Kinder und Familien wirklich wichtig sind. Ich kann auch die Rede der Abgeordneten Dr. Kugler wirklich nur unterstützen. Ich frage mich jedoch, ob Ihnen klar ist, was Sie alles an Äußerungen und Aktionen des grünen Koalitionspartners mittragen, denn ein Blick in die Realität konterkariert Ihre Worte. Wenn Unterstützungen für Eltern und Mütter, die einfach ihre Kleinkinder zu Hause betreuen wollen, als Herdprämie oder als Verletzung des Selbstbestimmungsrechts diffamiert werden, dann stimmt etwas ganz grob nicht. (Beifall bei der FPÖ.)


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Was ist mit der Causa Teichtmeister, wo bleibt der Prozess? In der Zwischenzeit feiert die linksgrüne Kunst- und Kulturszene völlig ungerührt den Film „Corsage“, in dem geschmackvollerweise Herr Teichtmeister Kaiser Franz Joseph mimt. Der Film wird mit Preisen überhäuft, die Regisseurin spricht einfach nur von einem Fehlverhalten, das den Film nicht beeinträchtigen darf. Das ist eine Verharmlo­sung, und da merkt man, dass in dieser Szene jedes Verständnis für die Monstrosität dieser Tat fehlt.

Was ist mit der Werbekampagne des grünen Gesundheitsministers mit Begriffen aus der Fantasie- und Pornowelt des Ministers, mit der man – sagen wir einmal so – ungewöhnliche Sexualpraktiken bewirbt? – Das wird mit Steuergeld finanziert. Man wendet sich damit explizit an Kinder und Jugendliche. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Disoski: Was reden Sie?! Was für eine „Fantasie- und Pornowelt“?) Das hat dort nichts - - (Abg. Shetty: Ihr seid ja nur eifersüchtig! – Abg. Schallmeiner: ... Realität ankommen! – Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer.) Ich habe kein Wort, keine Reaktion der ÖVP darauf gehört.

Das SOS-Kinderdorf ist bei der Prideparade in Wien vertreten, um den Kindern die Geschlechtervielfalt zu zeigen. (Abg. Schallmeiner: Ja!) Kinder, die es so schwer haben, werden mit Männern in SM-Lederoptik und mit Hundemasken konfrontiert. Das ist derartig geschmacklos, dass man es eigentlich dabei nicht belassen kann.

Sie haben auch einen offenen Brief von Universitätsprofessoren, Kinderfach­ärzten, Experten und Eltern erhalten, die den sofortigen Stopp kindes­wohl­gefährdender Inhalte in der Sexualpädagogik fordern. Sie nehmen darin Bezug auf aktuelle Erlässe, Leitfäden und Broschüren, die vom – auch von Ihnen geführten – Unterrichtsministerium derzeit aufliegen und ausgegeben werden, und vor allen Dingen auf die neuen Lehr- und Lerninhalte, die ab Herbst in den Schulen ausgebreitet werden. Da geht es zusammengefasst darum, das Kind als sexuelles Wesen ins Zentrum zu stellen. Wir wissen alle – oder Sie wissen es –, was dahintersteckt, und im Grundsatzerlass fehlt auch die Beschreibung nicht: Es muss mit Kindern und Jugendlichen über alle Themen rund um Sex


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gesprochen werden. Es geht dabei nicht um die biologische Aufklärung, sondern es geht um das Konfrontieren von Kleinkindern mit sexuell expliziten Inhalten, und das ist verwerflich. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wird in diesem Brief dringendst vor der Verwirrung der Kinder, vor den Schäden, die angerichtet werden, gewarnt, und es werden eine Distanzierung und eine Stellungnahme eingefordert.

Zum Abschluss möchte ich auch noch auf das Recht auf Leben zu sprechen kommen, das im Volksbegehren Gott sei Dank angesprochen wird. Auch beim Thema Gesundheitsversorgung von Frauen hatte die grüne Frauensprecherin beim letzten Plenum nichts Besseres zu tun, als ausschließlich über den mög­lichst niederschwelligen Zugang zur Abtreibung zu reden. Das war ihr wichtigs­tes Anliegen betreffend Gesundheitsversorgung von Frauen (Abg. Heinisch-Hosek: Das ist auch wichtig! – Abg. Holzleitner: Ja, das ist auch eine Gesundheits­leistung! Das ist wichtig! ... stellen Sie die Fristenregelung infrage!), und jede Motivforschung, um herauszufinden, was die Gründe der Frauen für die Abtrei­bung sind (Abg. Disoski: Eine Schwangerschaft abbrechen zu wollen! Punkt! Das hat Sie gar nicht zu interessieren! Null!), um sie zu unterstützen, dass sie sich dann doch für das Leben entscheiden, wird als frauenfeindlich und reaktionär bezeich­net. (Abg. Disoski: Ist es auch! – Abg. Holzleitner: Genau das ist es! – Die Abgeord­neten Brandstötter, Disoski und Heinisch-Hosek: Das ist frauenfeindlich und reaktionär!) Das muss man sich vorstellen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Disoski: Genau das ist es!)

Dieses Verhalten – wir kennen es von den Grünen, aber es geht darum, dass Sie es mittragen – ist kinderfeindlich und lebensverachtend. (Abg. Heinisch-Hosek: Frauenfeindlich und reaktionär! – Abg. Disoski: Frauenfeindlich und reaktionär: Die Selbstbeschreibung der FPÖ! Unglaublich! Frauenfeindlich und reaktionär!) Sie tragen es mit, und das müssen Sie verantworten. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.07



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Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bettina Rausch. – Bitte.


11.07.34

Abgeordnete Mag. Bettina Rausch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die uns bei dieser Debatte zusehen und zuhören! Wir erleben hier eine sehr vielfältige, eine sehr breite Debatte, die zum Teil eigentlich schon sehr weit weg vom konkreten Text und den Forderungen des Volksbegehrens ist beziehungsweise war. Das ist für mich aber auch insofern verständlich, als das Thema Kinderrechte, Schutz und Förderung, Unterstützung von Kindern natürlich ein sehr breites ist und eines, das uns Gott sei Dank auch berührt und emotional bewegt, und auch insofern, als das Volksbegehren in seinem Text relativ viel Interpretations­spiel­raum lässt. Es sind zum Teil nur Überschriften formuliert, das haben wir auch im Hearing, glaube ich, ausführlich besprochen.

So breit die Debatte auch ist und so verständlich die Emotion: Wenn ich den Kolleginnen und Kollegen von der Opposition so zuhöre – und es liegt natürlich in der Natur der Sache oder am ideologischen Blickwinkel, dass man die Dinge anders sieht als die Regierungsparteien –, dann höre ich einen Befund, der fast annehmen lässt, es würde alles im Argen liegen, was die Betreuung, die Unterstützung, die Förderung von Kindern in diesem Land betrifft, und als würde man Kinder in diesem Land allein lassen.

Das kann und will ich hier so nicht stehen lassen, weil es sich nicht mit der Lebensrealität der allermeisten Menschen in diesem Land deckt. Ich erlebe Eltern, Familien und erweiterte Freundesnetzwerke, ich erlebe Pädagoginnen und Pädagogen, Betreuerinnen und Betreuer, Vereinsverantwortliche und NGOs, die sich tagtäglich leidenschaftlich, liebevoll, engagiert und professionell um Kinder in diesem Land bemühen, sie betreuen, begleiten und unterstützen. Diesen Menschen will ich an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön sagen. (Beifall bei der ÖVP.)


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Diese Menschen und diese konkrete Arbeit sind vermutlich weit mehr wert für die Kinder – so wichtig Berichte, Monitoring, Statistiken auch sind – als all diese doch sehr abstrakten Zahlen und Fakten, die wir diskutieren. Ich erlebe auch – und das ist genauso wesentlich – Verantwortliche in Behörden und Verwaltung, Abgeordnete, Regierungsmitglieder auf Landes- und Bundesebene, Menschen in Gemeinden, die konsequent und im Sinne von Kindern und Familien arbeiten.

Wir haben heute schon einiges gehört. Auf Bundesebene etwa ist ein Kinder­schutzpaket auf dem Weg. Der Kampf gegen Kinderarmut wurde aufgenommen, auch mit entsprechenden Zahlungen, die wir leisten. Der Familienbonus Plus und die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen sind äußerst wichtig. Und wir arbeiten konsequent, auch in Zusammenarbeit mit Ländern und Gemeinden, am Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder.

Wird das der Opposition reichen? – Vermutlich nicht, weil manches auch weltanschaulich anders gesehen wird. Ist das alles sehr trivial? – Auch das ist nicht der Fall, daher braucht manches Zeit. Und: Ist alles fertig? – Mitnichten, aber einiges ist geschafft; das Glas ist jedenfalls halb voll.

Ich möchte zum einen nicht stehen lassen, dass die Politik, vor allem die Bundes­politik, für diese Themen allein verantwortlich ist, noch will ich stehen lassen, dass wir untätig wären. Das Gegenteil ist der Fall, und ich möchte allen danken, die daran mitwirken.

Im Sinne dessen möchte ich auch allen, die sich seit der Einbringung des Volks­begehrens ernsthaft – Kollege Oxonitsch hat das ein bisschen infrage gestellt, wir haben das natürlich sehr wohl getan – mit den Themen auseinandergesetzt haben, Danke sagen. Ich möchte den Expertinnen und Experten des Hearings danken. Es war ein sehr intensives Hearing, bei dem wir viel gelernt haben, auch über den konkreten Forderungskatalog hinaus. Und ich möchte den Initiato­rinnen, Initiatoren, allen Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern Danke dafür


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sagen, dass sie dieses Thema wieder in die Debatte gebracht haben, unsere Aufmerksamkeit auf die Themen des Volksbegehrens gelenkt haben.

Eines ist schon sichtbar geworden, bei aller Unterschiedlichkeit im Ton oder in der konkreten Bewertung von Maßnahmen: Wir haben gesehen, dass über alle Fraktionen hinweg das Parlament – und wir sind ja auch Spiegel der Gesell­schaft – den Schutz, die Förderung, die Begleitung, die Unterstützung von Kindern in den Mittelpunkt seines Tuns stellt. Dafür möchte ich Ihnen allen danken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.11


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Ries. – Bitte.


11.11.47

Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Frau Präsident! Sehr geehrte Kollegen des Hohen Hauses! Dieses Kinderrechte-Volksbegehren spricht viele Rechte an, die für uns in der westlichen Welt heute selbstverständlich zu sein scheinen, haben wir doch in Nordamerika und in Europa in den letzten sechs Jahrzehnten einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, wie er eigentlich noch nie da war. Das hat zu vielen positiven Entwicklungen geführt. Wer sich heute im Vollerwerb verdingt, kann davon ausgehen, dass er ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Momentan schlägt zwar eine hohe Inflation zu und verschiebt das Ganze wieder etwas, aber diese Inflation wird hoffentlich auch vorbeigehen, wie auch diese Regierung vorbeigehen wird. (Ruf bei der ÖVP: Na geh!)

Während sich die Freizeitgestaltung meiner Generation noch meistens im Freien und mit viel Bewegung abgespielt hat, hat sich die Freizeitgestaltung der jungen Generation jetzt etwas in die Kinderzimmer und hinter Monitore verschoben. Dem müssen nicht nur verantwortungsvolle Eltern entgegenwirken, nein, auch die Schule muss dem Rechnung tragen. Sport wurde schon von den alten Griechen und Römern ganz selbstverständlich in die Ausbildung und Erziehung mitein­gebracht, und wir haben alle schon gehört, dass ein gesunder Geist nur in einem


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gesunden Körper leben kann – diese Weisheit gilt heute genauso wie damals. Daher ist die tägliche Sportstunde für uns unter allen Umständen einzuführen und zu begrüßen.

Auch die Kinderarbeit wird in diesem Volksbegehren dezidiert angesprochen, und in diesem Zusammenhang möchte ich jetzt auf die Demokratische Republik Kongo hinweisen. Im Kongo schlummert, so sagt man, ungefähr die Hälfte des Kobaltvorkommens der Welt. Dieses Kobalt wird meist in schlecht gesicherten Minen abgebaut, und die Unicef sagt, dass man davon ausgeht, dass circa 40 000 Kinder täglich in diesen Minen schuften.

Warum giert die westliche Welt so nach diesem Schwermetall? – Weil wir es zur Aufrechterhaltung unseres Lifestyles brauchen, weil Kobalt ein wichtiger Bestandteil von Akkus ist, mit denen wir E-Autos, mehrere Smartphones pro Nase und Notebooks betreiben. Dieses durch Kinderarbeit abgebaute Kobalt wird dann in Tankern, die mit Schweröl betrieben werden, nach China verbracht, dort wird dann das Produkt erzeugt, und im selben stinkenden Tanker werden diese Erzeugnisse dann zu uns zurückgebracht. Dann kommen diese Akkus in E-Fahrzeuge, meist schwer übermotorisiert, und werden von ihren Besitzern der Umwelt zuliebe gefahren – gefahren aber nur dann, wenn sie nicht in Staus stehen, weil sich jemand auf der Straße festgeklebt hat, der die Blockade natür­lich auch unter Verwendung von Internet und Smartphones eingetaktet hat und die Auflösung dieser Besetzungen, dieser Straßenbesetzungen, natürlich auch mit Smartphones filmt. (Abg. Herr: Und was ist jetzt die Lösung?)

Meine Damen und Herren, da wird es dem Kindlein im Kongo, das sich in der Mine abrackert, gleich leichter ums Herz sein, wenn es weiß, irgendwo in der westlichen Welt fährt jemand im E-Auto und hat dabei ein gutes grünes Gewissen. (Beifall bei der FPÖ.)

Werte Damen und Herren! Unser Experte – es war ein junger Mann – hat das im Hearing dezidiert angesprochen. Ich sage jetzt nicht, dass wir darauf verzichten müssen, aber wir sollten sehr wohl darüber nachdenken, ob es nicht vernünftiger


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ist, ein altes, benzinbetriebenes Fahrzeug, solange es wirtschaftlich noch vertret­bar ist, zu fahren, anstatt ein neues, übermotorisiertes E-Fahrzeug zu kaufen, und ob es wirklich notwendig ist, dass jeder von uns x Geräte zu Hause hat, die mit Akkus betrieben werden.

Wir sollten auch darüber nachdenken, was wir mit diesen Produkten und mit den Firmen, die diese Produkte unter Zuhilfenahme von Kinderarbeit erzeugen, tun. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.16


11.16.09 Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Somit kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Familie und Jugend, seinen Bericht 2061 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer spricht sich für die Kenntnisnahme aus? Den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – (In Richtung Abg. Grünberg:) Frau Abgeordnete? – Dann ist das jetzt einstimmig so zur Kenntnis genommen.

11.16.412. Punkt

Bericht des Ausschusses für Bauten und Wohnen über das Volksbegehren (1797 d.B.) „RECHT AUF WOHNEN“ (2119 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zum 2. Punkt unserer heutigen Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erster Redner: Herr Abgeordneter Johann Singer. – Bitte.



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11.17.05

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Nach dem Kinderrechte-Volksbegehren behandeln wir nun das Volksbegehren Recht auf Wohnen, das von rund 135 000 Menschen unterstützt wurde. Dieses Volksbegehren hat inhaltlich zwei Themen: zum einen das Wohnungseigentum und zum anderen die Frage der Obdachlosigkeit.

Was ist die zentrale Aussage dieses Volksbegehrens zum Thema Wohnungs­eigentum? – Die Republik hat grundsätzlich alle Staatsbürgerinnen beziehungs­weise Staatsbürger ab einem bestimmten Alter auf Antrag beim Erwerb oder der Erhaltung von Wohneigentum in Österreich zum Beispiel durch zins­lose Darlehen bedarfsorientiert zu unterstützen, und das Ganze soll in einem Bundesverfassungsgesetz festgeschrieben werden.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wohneigentum ist für die ÖVP dann zentral, wenn wir von Wohnversorgung sprechen. Über 80 Prozent der Bevölkerung in Österreich streben Wohneigentum an, und das in den unterschiedlichsten Formen. Tatsächlich, in der Realität ist es allerdings so, dass nur 50 Prozent in Haus- und Wohnungseigentum leben, und das ist im internationalen Vergleich sehr gering. Daher erachten wir es als wichtig, dass Hürden zur Erreichung der Erhöhung der Eigentumsquote abgebaut werden. Der Herr Finanzminister hat das heute in seiner Rede schon angesprochen.

Die Schaffung von Wohneigentum trägt zu einer breiteren Verteilung von Vermögen in unserer Gesellschaft bei, daraus allerdings ein Grundrecht abzuleiten lehnen wir ab.

Im zweiten Teil des Volksbegehrens fordern die Unterstützer, dass die Republik jedem Menschen in Österreich auf Antrag eine kostenfreie Unterkunft zur Verfügung zu stellen hat, wenn und solange dieser sich keine Unterkunft leisten kann.


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Im Jahr 2021 waren insgesamt 19 450 Personen in Österreich als obdach- und wohnungslos registriert. Diese Zahl hat sich erfreulicherweise rückläufig entwickelt.

Sehr geehrte Damen und Herren, ohne Zweifel ist Wohnen substanziell für die Menschen in unserem Land und für uns alle sehr wichtig. Menschen wohnen in Haus- und Wohnungseigentum, sie wohnen in Miete in Gemeindewohnungen, in Wohnungen der gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen und in privaten Wohnungen. Wir haben Gott sei Dank in Österreich ein breites Wohnungs­angebot, das sich auch kostendämpfend auswirkt, wie in einer Studie über die Rolle der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft zum Ausdruck gebracht wird.

Es liegen herausfordernde Aufgaben vor uns – ich denke dabei an die thermische Sanierung zur Reduktion der Wärmeenergiemengen, ich denke an die Umstel­lung der Heizsysteme auf erneuerbare Energieträger und ich denke an die Fragen des Bodenverbrauchs, der Nachverdichtung und der Ortskernbelebung. Enorme finanzielle Mittel werden nötig sein, um diese wesentlichen Aufgaben zeitnah umsetzen zu können.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben sowohl für den Bereich Wohnungs­eigentum als auch für die Vermeidung von Obdachlosigkeit eine Reihe von Unterstützungen des Bundes und der Länder. Das ist wichtig und richtig. Vom Bundessanierungsscheck im Bereich der Erhaltung bis hin zur Wohnbauför­derung mit der Möglichkeit eines Eigenmittelersatzdarlehens der Länder reichen die Unterstützungsmaßnahmen für die Schaffung und Erhaltung von Wohneigentum.

Im Zusammenhang mit der Vermeidung von Obdachlosigkeit darf ich auf die Initiativen der Bundesländer hinweisen. So wurde und wird zum Beispiel in Oberösterreich die Delogierungsprävention weiter ausgebaut. Es wurde ein Kautionsfonds geschaffen, mit dem Menschen, die Hilfe brauchen, noch effizienter und mit wenig bürokratischem Aufwand unterstützt werden – bei Mietrückständen, Kautionen oder Baukostenbeiträgen.


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Insgesamt darf ich noch einmal auf die Maßnahmen des Bundes zur Abfederung der Wohnkosten hinweisen. Ich spreche den Wohnschirm, die Stromkos­tenbremse und die Teuerungsabsetzbeträge an und ich spreche zum Beispiel auch – heute schon viel diskutiert – die Abschaffung der kalten Progression an.

Sehr geehrte Damen und Herren, Wohnungseigentum und die Vermeidung von Obdachlosigkeit sind zwei wichtige Themen unserer Gesellschaft. Daher bedanke ich mich bei den Proponenten und den Unterstützerinnen und Unter­stützern für dieses Volksbegehren. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.22


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ruth Becher. – Bitte.


11.22.54

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben den Kampf gegen die Teuerung zu führen. Es kann nicht sein, dass gegen die Teuerung nichts gemacht wird. Immer mehr Wohnungen fallen aus dem geregelten Wohnungsmarkt, und die Mieten haben dann keine Obergrenzen mehr. Die ÖVP weigert sich seit Jahren, ein Mietrecht, zum Beispiel unser Universalmietrecht, zu beschließen, das Mieten wieder leistbar macht. Daher wurde auch dieses Volksbegehren von engagierten Men­schen in die Wege geleitet, um leistbares Wohnen zu ermöglichen.

Das Volksbegehren Recht auf Wohnen wurde von 135 000 Unterzeichnern unterstützt und ist ein sehr erfolgreiches Volksbegehren der letzten Zeit. Inhaltlich unterstreicht es viele Eckpunkte sozialdemokratischer Politik, vor allem, dass Wohnen ein Menschenrecht ist – und unserer Meinung nach gehört das auch in die Verfassung.


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Um dieses Menschenrecht Wohnen ist es derzeit aber sehr schlecht bestellt. Allein im letzten Jahr hat die Bundesregierung die Einnahmen der Vermieter um über 400 Millionen Euro erhöht. Das ist die größte Mieterhöhung, seit es das aktuelle Mietrechtssystem gibt. Heuer geht es wieder munter weiter: Die Richtwerte wurden im April neuerlich angehoben und gerade einmal vor vier Tagen wurden die gesetzlichen Kategoriemieten um 5,5 Prozent erhöht. Die Profite der Vermieter steigen enorm. Während die Sparer im letzten Jahr nichts bekommen haben, 0 Prozent bekommen haben, waren es bei den Vermietern fast 20 Prozent. Wer reich ist, wird also noch reicher, und wer für sein Geld arbeiten muss, bekommt nichts, der verliert. (Abg. Steinacker: Ja, aber sag auch, dass wir es aufgeschoben haben! Wir haben es verschoben!)

Allerdings muss man dazusagen, dass die Regierung völlig untätig ist. Anstatt die Mietpreise zu senken, wurden Millionen an Steuergeld allein dafür ausgegeben, in die Hand genommen, um einen Wohnschirm zu schaffen. Dabei geht es aber vor allem darum, dass die Vermieter ihr Geld bekommen, auch wenn sich die Menschen die Miete nicht mehr leisten können. Und das geschieht unter dem Titel Vermeidung von Obdachlosigkeit!

Das zeigt sehr deutlich den Unterschied der Politik der SPÖ auf der einen Seite und der Politik der ÖVP und der Grünen auf der anderen Seite: Die SPÖ sagt, die Mieten müssen so sein, dass sich die arbeitende Bevölkerung das zeitgemäße Wohnen leisten kann, und die Mietkosten sollen nicht mehr als ein Drittel des Einkommens betragen. (Beifall bei der SPÖ.) Die ÖVP und die Grünen sagen, wenn die Menschen sich die Miete nicht mehr leisten können, muss eben der Steuerzahler aufkommen, damit die Vermieter zu ihren Profiten kommen – und dafür ist eben der Wohnschirm gedacht.

Laut Statistik Austria befürchtet jeder dritte Österreicher, jede dritte Öster­reicherin, dass er beziehungsweise sie sich in den nächsten drei Monaten die Wohnkosten nicht mehr leisten kann, nicht mehr begleichen kann. Das sind 1,9 Millionen Menschen, die davon betroffen sind. Noch nie waren es so viele Menschen, die


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sich das nicht mehr leisten können. Daher fordert die SPÖ eine Mietpreis­bremse, wie sie in vielen europäischen Ländern – von Dänemark bis Spanien – bereits funktioniert. Die Bundesregierung muss endlich anfangen, in die Preise einzugreifen. Der Markt allein wird die Probleme nicht lösen, sozialpo­litische schon überhaupt nicht.

Wir als SPÖ sagen: Die Mieten müssen wieder runtergehen! Schluss mit dieser Geldmacherei auf dem Rücken der arbeitenden Bevölkerung!

Daher bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietpreisstopp jetzt“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, die die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen für einen Mietpreisstopp enthalten, insbesondere

- die Rücknahme der Indexierungen der Richtwertmieten vom 1. April 2023 sowie der Kategoriemieten vom 1. Juli 2023

- das Einfrieren sämtlicher Mieten bis Ende 2025

- ab 2026 erfolgt die Indexierung nicht mehr nach VPI, sondern richtet sich am Leitzinssatz der EZB aus, maximal jedoch 2% p.a.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.27

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 141

Entschließungsantrag

der Abg. Mag. Ruth Becher

Genossinnen und Genossen

betreffend Mietpreisstopp jetzt

eingebracht im Zuge Debatte zu TOP 2, Bericht des Ausschusses für Bauten und Wohnen über das Volksbegehren (1797 d. B.) „Recht auf Wohnen“ (2119 d. B.)

Angesichts der seit Monaten anhaltenden Rekordteuerung, die bereits tief in die Mittelschicht hineinreicht, fordert die SPÖ einen Stopp für jegliche Mieterhöhungen in den nächsten 3 Jahren. Sowohl die gesetzlich vorgesehenen Indexierungen, wie auch jene, die mittels Wertsicherungsklausel an die Inflation angepasst werden, sollen durch ein Sondergesetz bis Ende 2025 eingefroren werden.

Die Richtwertmieten sind im April 2022 um 5,6% gestiegen. Im April 2023 erhöhten sie sich um 8,6%, weil die Regierung die Anträge der SPÖ auf ein Aussetzen der Erhöhung mehrmals abgelehnt hatte.  Wenn die Politik weiterhin nicht eingreift, werden sich die Richtwertmieten angesichts der Inflationsprognosen der Wirtschafts­forschungsinstitute WIFO und IHS bis April 2025 um weitere 12% erhöhen. Damit wären sie dann nach den Erhöhungen 2022 (5,6%) und 2023 (8,6%) in drei Jahren um mehr als insgesamt 26% gestiegen sein.

Die Kategoriemieten stiegen in den letzten 15 Monaten um fast 24%, die nächste Erhöhung erfolgte per 1. Juli 2023 um weitere 5,5%.

Rund 2 Mio. Haushalte leben in Österreich in einer Mietwohnung. Jeder 5. Euro (also rund 20%) der Haushaltsausgaben wird für die Wohnungsmiete aufgewendet. Haushalte mit kleineren Einkommen geben sogar 30% bis 40% ihres Einkommens für die Miete aus. Viele Menschen kommen durch die anhaltend hohe Inflation in eine prekäre finanzielle Situation, die durch das Nicht-Handeln der Regierung weiter verschärft wird.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 142

Die Mieterhöhungen treiben damit auch die Inflation weiter kräftig nach oben, das ist nicht nur ein Schaden für die betroffenen Mieterinnen und Mieter, sondern auch für die gesamte Wirtschaft. Immer mehr Expertinnen und Experten, wie etwa WIFO-Chef Gabriel Felbermayr und zuletzt der neue IHS-Chef Holger Bonin, fordern daher eine Mietpreisbremse und einen Ausstieg aus der Indexierungsautomatik. Es braucht aber insgesamt ein neues System mit klaren Mietobergrenzen sowie einen neuen Index für die Mietpreisentwicklung, wie etwa die Orientierung am EZB-Leitzinssatz mit einer Deckelung von 2% p.a.

Im Übrigen haben sich die Mieteinnahmen der Immobilienwirtschaft seit dem Jahr 2008 mehr als verdoppelt – von 1,9 Mrd. € auf 4 Mrd. € im Jahr 2021. Im Jahr 2022 hat die Immobilienwirtschaft zusätzliche Einnahmen von 450 Mio. Euro erwirt­schaftet, in diesem Jahr werden es durch die gestiegenen Inflationsraten noch höhere Einnahmen sein. Es wird daher Zeit, dem Mietanstiegsautomatismus ein Ende zu setzen! Auch die Immobilienwirtschaft soll ihren Beitrag zur Senkung der hohen Infla­tion leisten. Ein Mietpreisstopp zur Entlastung der Bevölkerung ist daher unbedingt notwendig.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen für einen Mietpreisstopp enthalten, insbesondere

•          die Rücknahme der Indexierungen der Richtwertmieten vom 1. April 2023 sowie der Kategoriemieten vom 1. Juli 2023

•          das Einfrieren sämtlicher Mieten bis Ende 2025


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 143

•          ab 2026 erfolgt die Indexierung nicht mehr nach VPI, sondern richtet sich am Leitzinssatz der EZB aus, maximal jedoch 2% p.a.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Philipp Schrangl. – Bitte.


11.27.58

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen hier im Haus! Sehr geehrte Damen und Herren im Haus und zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Die Kategoriemieten wurden mit 1. Juli wieder einmal erhöht und damit in den letzten 15 Monaten um bereits 24 Pro­zent – ein schönes Körberlgeld; die Erhöhung macht ein Viertel aus.

Die ÖVP konnte es offensichtlich wieder nicht lassen, das Geschäft der Reichsten der Reichen zu machen. (Abg. Michael Hammer: Jetzt fängst du auch schon so an!) Was für manche Leute nur nach Untätigkeit aussieht, ist in Wirklichkeit beinhartes Kalkül, denn die schwarz-grüne Arbeitsverweigerung spült automatisch Geld in die Kassen der eh schon Reichsten unseres Landes. Solidarität, meine sehr verehrten Damen und Herren, sieht anders aus, und ich denke, auch der Anstand würde etwas anderes wählen!

Die Grünen kritisieren diese Klientelpolitik der ÖVP zwar öffentlich, siehe den einschlägigen Tweet meiner Nachsprecherin und Kollegin Nina Tomaselli – ich danke ihr an dieser Stelle für ihre Courage –, doch leider sind ihre Partei­freunde wesentlich weniger couragiert und tragen diese Mietpreisexplosion eiskalt und letztlich auch gleichgültig mit. Mieterhöhungen für den grünen Machterhalt, so könnte man es wohl nennen.

Wenn ich mir die Einseitigkeit der ÖVP-Wohnpolitik ansehe, dann stellt sich mir immer mehr die Frage, ob der ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer nach einer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 144

erfolglosen Nationalratswahl vielleicht sein Glück in der Immobilienwirtschaft suchen wird. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Eines steht aber fest: Er agiert schon jetzt wie die fleischgewordene Immobilienlobby und nicht wie ein staatstragen­der Bundeskanzler, der die berechtigten Interessen aller Menschen in Österreich im Blick haben müsste. (Abg. Hörl: Das ist eine Frechheit! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Das verdeutlicht eine weitere Causa rund um ein völlig aus den Fugen geratenes Wirtschaftsministerium. Klammheimlich werden im sozialen beziehungsweise gemeinnützigen Wohnbau Anlegerwohnungen implementiert. Das Konzept sieht folgendermaßen aus: Reiche Anleger kaufen Sozialwohnungen zum Spartarif und vermieten sie ohne – wie sonst im gemeinnützigen Wohnbau üblich – Beschrän­kung an die Menschen. (Zwischenruf der Abg. Seidl.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist das gegenteilige Konzept zu sozialem Wohnbau! Das ist mit keiner Soziallehre dieser Welt – und schon gar nicht mit der christlich-sozialen – vereinbar. Man könnte es fast als asozial bezeichnen. Das ist Neoliberalismus, der selbst einem Herrn Hayek die Sprache verschlagen würde. Ich möchte jetzt nicht noch einmal die Nachricht des Thomas Schmid zitieren (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller– was er über die ÖVP und die Reichen gesagt hat. Es ist eh in unser aller Köpfen, aber ich muss sagen, diese Metapher drängt sich bei mir, vor allem wenn ich mir die Wohnpolitik der ÖVP ansehe, immer wieder auf.

Dieser Anschlag auf leistbares Wohnen ist sachlich nicht gerechtfertigt, ist grausam und verantwortungslos. Wenn sogar die Wirtschaftskammer gegen diese Regelung mobilisiert (Abg. Michael Hammer: Du redest ja schon wie der Babler!) und sich ein Verfassungsrichter zur gegenständlichen Regelung äußert, unterstreicht das diese Verantwortungslosigkeit zusätzlich.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, vor allem die Abgeordneten aus Salzburg und Niederösterreich! Auch die Landeshauptleute von Salzburg und Niederösterreich haben sich in einem Arbeitsübereinkommen explizit gegen


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Anlegerwohnungen im geförderten beziehungsweise gemeinnützigen Wohnbau ausgesprochen. Fragen Sie dort einmal nach!

Sie sehen, die ÖVP betreibt keine Wohnpolitik, sie betreibt Klientelpolitik – eine postfaktische Politik, eine Fakepolitik. Sie betreibt Politik gegen die Menschen, gegen viele und für ganz wenige, Politik für die Gier Einzelner und gegen jede Vernunft. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Seidl.)

Im letzten Bautenausschuss offenbarte sich das erneut schwarz auf weiß. Die ÖVP stemmt sich gegen jede Entlastung der Menschen. Ich lese Ihnen jetzt vor, wogegen sie erneut gestimmt hat, und bringe auch gleich folgenden Ent­schließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter“

Der Nationalrat möge beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die einen Mietenstopp und folgende Sofortmaßnahmen für leistbares Wohnen vorsieht:

1. Schaffung einer gesetzlichen Regelung zum Einfrieren der Richtwert- und Kategoriemieten bis inklusive 2026,

2. sowie daran anschließend einer Indexierungsmöglichkeit von maximal zwei Prozent,

3. Ausdehnung des Vollanwendungsbereiches des MRG anhand thermisch-energetischer Kriterien,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 146

4. Befristungsverbot für gewerbliche bzw. institutionelle Vermieter im Wohnbereich,

5. gesetzliche mieterseitige Verlängerungsoption um ein Jahr bei gleich­bleibender Miete für alle Bestandsverträge, die innerhalb eines Jahres auslaufen,

6. Bundeszuschuss zur Wohnbauförderung im Ausmaß von 0,6 Prozent des BIP für jedenfalls 15 Jahre,

7. Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, wirksame Steuerbegünsti­gungen für Sanierung und Investitionen und

8. wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierung und Investitionen.“

*****

Ich frage mich: Wie soll das weitergehen? Wie hoch sollen die Mieten noch steigen, bis es Herrn Nehammer genug ist? (Zwischenruf des Abg. Eßl.) Ist das Einzige, was Sie in dieser Gesetzgebungsperiode noch zusammenbringen wollen, den Wohnungsmarkt zu vernichten, den sozialen Wohnbau zu Grabe zu tragen und die Menschen noch weiter in die Armut zu treiben?

Bisher ist das leider die einzige wohnpolitische Bilanz von Schwarz-Grün. Das belegen auch aktuelle Erhebungen der Statistik Austria. Meine sehr verehrten Damen und Herren von den Grünen, Sie wissen das ganz genau, nur dürfen Sie das nicht offen sagen, außer vielleicht im schwarzen Beichtstuhl Ihrer Kollegen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Leistbares Wohnen ist möglich, wenn man die berechtigten Interessen aller im Blick hat, wenn man kompetent ist, wenn man sich leistbares Wohnen zum Ziel setzt. Leider treffen alle diese Aspekte auf die derzeitige Bundes-ÖVP nicht zu. Was Karl Nehammer Wohn­politik nennt, ist leider abseits von seinen üblichen Phrasen im


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Wesentlichen gemeingefährlich. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Gerstl: Schlechter Redenschreiber! –Zwischenruf des Abg. Haubner.)

11.34

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl

und weiterer Angeordneter

betreffend Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Ausschusses für Bauten und Wohnen über das Volksbegehren (1797 d.B.) "RECHT AUF WOHNEN" (2119 d.B.), in der 222. Sitzung des Nationalrates, am 5. Juli 2023 (Top 2).

Die Bundesregierung versagt insbesondere auch in der Bekämpfung der Auswirkun­gen der Teuerungskrise auf dem Wohnungsmarkt. Die schwarz-grüne Koalition steht wohnpolitisch konsequent an der Seite von Vermietern und Anlegern. So wurde es etwa im Bereich des sozialen Wohnbaus – konkret der Wohnungsgemeinnützigkeit – Anlegern ermöglicht, gemeinnützige Wohnungen zum Sozialtarif zu kaufen und anschließend frei zu vermieten. Dadurch werden leistbare Sozialwohnungen in gewinnträchtige Renditeobjekte transformiert. Man hält an dieser Maßnahme fest – sowohl gegen jedwede Vernunft wie auch gegen umfassende Expertisen: Entgegen den Warnungen der gemeinnützigen Branche,1 entgegen der Kritik an der mehr als zweifelhaften Legistik durch Verfassungsrichter Michael Holoubek2 und entgegen den Sozialpartnern in Gestalt der Wirtschafts-3 und Arbeiterkammer.4

Von ÖVP-Partikularinteressen gesteuerte Wohnpolitik setzt sich auch im Geltungs­bereich des Mietrechtsgesetzes konsequent und systematisch fort. Die ungeheuren Lasten der Teuerungskrise werden mietrechtlich unmittelbar – und faktisch ausschließlich – auf die Bewohner überwälzt. Eine gesellschafts- und sozialpolitisch unverantwortliche Politik, die weite Teile der Menschen in diesem Land an den Rand


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der Armut oder darüber hinaus drängt. „Mieten steigen so stark wie noch nie“, berichtete „Die Presse“ am 31.05.2023.5 „Immer mehr Menschen befürchten Zah­lungs­probleme beim Wohnen“ berichtet „Der Standard“.6 Die STATISTIK AUSTRIA weist nach: Tatsächlich sind seit Beginn der Erhebungen die Mieten nie so stark gestiegen wie gegenwärtig. Ein Ende dieser Entwicklung ist in Österreich nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die nächsten Mieterhöhungen stehen bereits an. Um 5,51 Prozent sollen die Kategoriemieten im Juli steigen – nachdem sie allein im Jahr 2022 bereits drei Mal erhöht wurden.7 Diese vier Mietsprünge kumulieren sich auf dramatische 24 Prozent, wie etwa die Arbeiterkammer nachweist.8

Diese katastrophale Entwicklung ist alles andere als alternativlos. Internationale Vorbilder wie etwa die Schweiz belegen dies: Im Bereich der Eidgenossenschaft dürfen Indexierungen der Miete lediglich 40 Prozent der Inflationsrate ausmachen,9 in Schottland und Wales wurden Mieterhöhungen ausgesetzt bzw. Mietendeckel eingezogen10 – um nur wenige Beispiele herauszugreifen. Währenddessen werden die Menschen in Österreich mit Almosen in Form von Einmalzahlungen vertröstet. Was hinter diesem wohnpolitischen Totalversagen steckt, offenbarte die grüne Bauten­sprecherin Nina Tomaselli:

„Die ÖVP stellt immer neue Gegenforderungen für eine Mietkostenbremse auf. Warum? Die ÖVP möchte ihre wohlhabende Klientel beschützen, das Schicksal der vielen MieterInnen, darf da nicht stören“11

Dieser wohnpolitische ÖVP-Klientelismus gegen leistbares Wohnen, gegen die Menschen in Österreich muss gestoppt werden. Leistbares Wohnen als grundlegende Säule leistbaren Lebens ist möglich. Folgende Sofortmaßnahmen sind zunächst zu setzen, um eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt herbeizuführen:

1.         Mietenstopp – Keine Erhöhung der Kategorie- und Richtwertmieten

Die Erhöhung der Richtwert- und Kategoriemieten ist bis inklusive 2026 auszusetzen – wie es der Antrag 3090/A der laufenden Gesetzgebungsperiode bereits vorgesehen hat.12


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 149

2.         Limitierung der Indexierung aller Mieten

Die Indexierungen sämtlicher Mieten im Wohnbereich werden daraufhin mit zwei Prozent – dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank – limitiert. Diese Maßnahme soll mittelfristig zu einem Absinken der Realmieten führen, um leistbares Wohnen zu befördern und wieder ein Gleichgewicht zwischen Mietern und Vermietern herzustellen.

3.         Ausdehnung des Vollanwendungsbereiches des MRG anhand thermisch-energetischer Kriterien

Thermisch-energetisch für die jeweilige Gebäudekategorie unterdurchschnittliche Bausubstanz im mehrgeschoßigen Segment soll in den Vollanwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes integriert werden. So werden erforderliche Sanierungsanreize gesetzt und gleichzeitig breite Segmente bisher frei vermietbarer Wohnungen in das regulierte, leistbare Spektrum verschoben. Der Trend des Abschmelzens preisge­bundener Miete wird umgekehrt. Erst wenn ein überdurchschnittlicher thermisch-energetischer Gebäudestandard erreicht ist, soll für die Dauer typischer Förderungs­darlehen (ca. 35 Jahre) wieder freie Mietzinsbildung möglich sein.

4.         Befristungsverbot für gewerbliche bzw. institutionelle Immobilieneigentümer

Befristete Mietverhältnisse bei Hauptwohnsitzwohnungen sind zu verbieten, sofern es sich um gewerbliche bzw. institutionelle Vermieter handelt. Es wurde etwa durch Erhebungen STATISTIK AUSTRIA nachgewiesen, dass Befristungen zu den wesent­lichen Kostentreibern auf dem Wohnungsmarkt zählen13 – und durch ein weitgehen­des Verbot eine wesentliche Entschleunigung der Marktdynamik herbeigeführt würde.

5.         Gesetzlich zwingende Verlängerungsoption befristeter Mietverträge

Auslaufende Mietverhältnisse führen gerade in Zeiten sinkender Kaufkraft zu besonderer sozialer Unsicherheit. Nahezu jede zweite Hauptwohnsitzwohnung wird lediglich befristet vermietet.14 Wohnungswechsel sind mit erheblichen Mehrkosten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 150

verbunden, die für breite Teile der Bevölkerung derzeit keinesfalls tragbar sind. Folglich sind befristete Bestandsverhältnisse im Wohnbereich – die innerhalb von drei Jahren auslaufen würden – mit einer gesetzlich zwingenden mieterseitigen Verlänge­rungsoption bei gleichbleibender Miete auszustatten.

6.          Bundeszuschuss zur Wohnbauförderung

Die Ausgaben der Länder für die Wohnbauförderung rangieren derzeit bei lediglich 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Dies entspricht insbesondere unter den derzeitigen Rahmenbedingungen dramatisch gestiegener Baukosten, hoher Boden­preise und steigender Kapitalmarktzinsen in keiner Weise dem realen Bedarf. Um geförderte Neubauleistung auch mittelfristig gewährleisten zu können, ist hier ein wesentlich stärkerer Mitteleinsatz erforderlich, der durch einen bundesseitigen, jedenfalls 15-jährigen Zuschuss im Ausmaß von 0,6 Prozent des BIP ermöglich werden soll. Geförderte Wohnungen sollen bundesweit analog zu § 8 Wohnungsge­meinnützigkeitsgesetz bevorzugt an österreichische Staatsbürger vergeben werden.

7.         Wohnbauinvestitionsbank

Die Situation wesentlich höherer Zinsniveaus an den Kapitalmärkten wird sich vor­aus­sichtlich weiter verschärfen und strukturell etablieren. Deshalb erneuern wir unsere Forderung nach einer Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, um langfristige, günstige Kredite für den leistbaren Wohnbau sicherstellen zu können. Die entstehenden Wohnungen sollen analog zu § 8 Wohnungsgemeinnüt­zigkeit­sgesetz bevorzugt an österreichische Staatsbürger vergeben werden.

8.         Wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierungen und Investitionen

Umfassende Wohnpolitik muss auch geeignete Investitionsanreize setzen. Hier wäre die AfA entsprechend zu beschleunigen, um Sanierungen und Investitionen zu attraktiveren.

Vor diesem Hintergrund stellen die unterfertigten Angeordneten folgenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 151

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, der Bundes­minister für Arbeit und Wirtschaft und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, dem Nationalrat schnellstmöglich eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die einen Mietenstopp und folgende Sofortmaßnahmen für leistbares Wohnen vorsieht:

1.         Schaffung einer gesetzlichen Regelung zum Einfrieren der Richtwert- und Kategoriemieten bis inklusive 2026,

2.         sowie daran anschließend einer Indexierungsmöglichkeit von maximal zwei Prozent,

3.         Ausdehnung des Vollanwendungsbereiches des MRG anhand thermisch-energetischer Kriterien,

4.         Befristungsverbot für gewerbliche bzw. institutionelle Vermieter im Wohnbereich,

5.         gesetzliche mieterseitige Verlängerungsoption um ein Jahr bei gleichbleibender Miete für alle Bestandsverträge, die innerhalb eines Jahres auslaufen,

6.          Bundeszuschuss zur Wohnbauförderung im Ausmaß von 0,6 Prozent des BIP für jedenfalls 15 Jahre,

7.         Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, wirksame Steuerbegüns­tigungen für Sanierung und Investitionen und

8.         wirksame Steuerbegünstigungen für Sanierung und Investitionen.“

1 https://kurier.at/chronik/wien/sozialwohnungen-drohen-in-die-hand-von-investoren-zu-fallen/402250359


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 152

2 Holoubek/Hanslik-Schneider in Illedits, Wohnrecht Taschenkommentar (2022) § 7 WGG Rz 4

3 https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230306_OTS0115/pisecky-anlegerwohnungen-im-gemeinnuetzigen-wohnbau-widersprechen-jeder-sozialen-treffsicherheit

4 https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230405_OTS0094/ak-naechster-anschlag-auf-leistbares-wohnen-droht

5 https://www.diepresse.com/6294344/mieten-stiegen-so-stark-wie-noch-nie

6 https://www.derstandard.at/story/3000000172503/befuerchtungen-zu-zahlungsproblemen-bei-wohn

7 https://www.derstandard.at/story/2000139564796/kategoriemieten-steigen-im-november-schon-wieder

8 https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230529_OTS0013/ak-preiskeule-schlaegt-bei-kategoriemieten-im-juli-kraeftig-zu

9 https://www.mieterverband.ch/mv/mietrecht-beratung/ratgeber-mietrecht/top-themen/mietzinserhoehung.html

10 https://www.derstandard.at/story/2000140983062/die-inflation-treibt-die-mieten-braucht-es-einen-mietendeckel

11 https://kurier.at/politik/inland/mietpreisbremse-gruene-oevp-debatte-wohnkostenzuschuss/402373167

12 https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/A/3090

13 STATISTIK AUSTRIA, Wohnen 2022 (2023), https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/Wohnen-2022_barrierefrei.pdf, Seite 52


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 153

14 STATISTIK AUSTRIA, Wohnen 2022 (2023), https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/Wohnen-2022_barrierefrei.pdf,  Seite 37

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Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Frau Abgeordnete Tomaselli, bevor ich Ihnen das Wort erteile, möchte ich eine Delegation begrüßen. Es ist heute eine Delegation des algerischen Parlaments bei uns zu Besuch. – Sie haben sich ja bereits mit Mitgliedern der Bilateralen Parlamentarischen Gruppe Österreich-Nordafrika getroffen. Sie werden am Nachmittag weitere Gespräche führen. Ich begrüße Sie recht herzlich im österreichischen Parlament! (Allgemeiner Beifall.)

Frau Abgeordnete, jetzt haben Sie das Wort. – Bitte.


11.35.35

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich finde, wir müssen mit einer guten Nachricht beginnen, und zwar: Die Wohnzufriedenheit in Österreich ist besonders hoch. Sie ist übrigens so hoch, dass wir an zweiter Stelle in ganz Europa liegen, und das, obwohl die Eigentumsquote unterdurchschnittlich hoch ist.

Kollege Singer hat es schon ausgeführt: Ja, viele haben trotzdem noch diesen Eigentumswunsch. (Abg. Schrangl: Das ist ein Hohn für alle Menschen, die sich ihre Miete nicht mehr leisten können!) Die Realität ist aber, dass für den ganz großen Teil der Österreicherinnen und Österreicher dieser Wunsch nach Wohnungs- oder Hauseigentum einfach nicht leistbar ist. Das liegt selbstverständlich nicht an zu geringer Unterstützung durch den Staat oder daran, dass die Steuern zu hoch sind – die Steuern sind im Übrigen eher lächerlich niedrig, was das


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anbelangt –, nein, das liegt – und da schaue ich schon hierhin: NEOS, FPÖ und nach rechts (auf die unterschiedlichen Fraktionen im Saal deutend – Abg. Kassegger: Wohin schaust du eigentlich? – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) – am Credo, das man der Wohnbaupolitik zugrunde gelegt hat. (Abg. Schrangl: Ihr seid Regierung!) Tatsächlich, das können Sie zugeben, haben Sie vor nicht allzu langer Zeit gedacht: Das ist eine super Idee, lassen wir doch die Wohnproblematik einfach von der unsichtbaren Hand des Marktes regeln!

Was man tatsächlich feststellen kann: Wenn die Politik keine anderen Vorgaben macht, dann handelt der Markt nach folgendem Credo: Wer hat, dem wird gegeben! – Das sehen Sie zum Beispiel in der Statistik: Wer geerbt hat, hat eine doppelt hohe Wahrscheinlichkeit auf Haus- oder Wohnungseigentum.

Oder schauen wir in mein Heimatbundesland, nach Vorarlberg, wie es dort mit den Eigentumsverhältnissen ausschaut: Zwei Drittel im Land der Häuslebauer haben überhaupt kein Hauseigentum, während auf der anderen Seite 10 Prozent stehen, die 75 Prozent des bebauten und unbebauten Baulands besitzen!

Die Preisentwicklung der letzten Jahre hat dafür gesorgt, dass das Wohnen nicht mehr leistbar ist. Und wenn ich von der Preisentwicklung spreche, dann spreche ich von Spekulation, denn die Preise haben tatsächlich nichts mit der Kosten­entwicklung zu tun. (Abg. Kassegger: Na, schon auch!)

Seit 2015 sind die Wohnungseigentumspreise im Übrigen um 150 Prozent gestiegen. In der gleichen Zeit sind die Löhne aber nur um 18 Prozent gestiegen. Da brauchen wir keine großen Mathematiker oder Mathematike­rinnen zu sein, um zu sehen: Das wird sich nicht ausgehen, wenn wir die Wurzel des Übels – und das ist die Spekulation – nicht bekämpfen. (Abg. Schrangl: Aber ihr macht mit!)

Ich hoffe, Sie haben beim Expertenhearing ganz gut zugehört und auch mitge­nommen, dass es vor allem zwei probate Mittel gibt, um die hohen Wohnungspreise zu bekämpfen: Das ist einerseits der gemeinnützige Wohnbau,


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dieser ist immer noch die beste und effektivste Wohnkostenbremse (Abg. Schrangl: Dann bitte endlich schützen!), und das andere – da wird es Kollegen Loacker jetzt die Haare aufstellen – ist die Mietkostenbremse.

Bei den rasant steigenden Mieten, das ist ja irgendwie eine Milchmädchen­rechnung, haben die Menschen, die Mietwohnungen haben, gar nicht mehr groß die Möglichkeit, Eigenkapital für eine Wohnung oder ein Haus anzusparen. (Abg. Belakowitsch: Was macht die Justizministerin?!) Je niedriger die Mieten, desto niedriger die Eigentumspreise und desto höher die Sparquoten. Wer also für eine Mietkostenbremse ist, hilft auch gleich den Eigentumswilligen. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Das ist eine gute Nachricht. (Abg. Schrangl: Aber warum macht ihr es dann nicht?!)

Apropos Mietpreisbremse, Sie wissen eh, wie das gegangen ist: Die Mietpreis­bremse wurde vor allem von der ÖVP ausgebremst. Die SPÖ fordert die Miet­kostenbremse trotzdem, das ist auch alles legitim.

Frau Kollegin Becher, ich habe nachgezählt, Sie haben dieses Jahr an die 40 Pres­­seaussendungen dazu geschrieben; aber wissen Sie, was ich mir wün­schen würde? – Dass Sie die Mietpreisbremse wenigstens dort umsetzen, wo Sie könnten: bei Wiener Wohnen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Prinz.)

Wiener Wohnen hat letztes Jahr die Mieten um 5,8 Prozent erhöht. Soll ich Ihnen sagen, was dabei herausgekommen ist? – 38 Millionen Euro Gewinn hat Wiener Wohnen 2022 gemacht. Frau Becher, da möchte ich Ihnen schon die eigene Presseaussendung vorhalten. Vor einer Woche haben Sie geschrieben – Zitat –: ÖVP und Grüne fördern den Spekulationsgewinn und schröpfen Wohnungssuchende. – Da frage ich Sie: Was tut denn Wiener Wohnen mit diesen Mieterhöhungen? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deshalb finde ich die Empörung, die von den Kollegen Troch und Kollross noch kommen wird – die stehen ja schon in den Startlöchern –, tatsächlich relativ unglaubwürdig.


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Abschließend möchte ich noch eine kurze Werbeeinschaltung machen: Seit dem Wochenende ist die unfaire Maklerprovision abgeschafft. Das freut uns sehr. Da haben wir einen Meilenstein in Sachen leistbares Wohnen erreicht. – Sie da draußen sparen sich jetzt zwei Bruttomonatsmieten und können sich anstatt dessen wahnsinnig gute und schöne Dinge leisten. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Scherak. – Abg. Schrangl: Genau! Wenn die Miete nicht höher geworden wäre, das wäre super gewesen!)

11.41


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.


11.41.11

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier im Haus und vor den Bildschirmen! Das Volksbegehren Recht auf Wohnen kann ja durchaus als ein Symptom dafür gesehen werden, dass die Wohnpolitik in diesem Land keine Lösungen mehr liefert.

Das Volksbegehren spannt aber einen sehr weiten Bogen von der Förderung des Wohnungseigentums bis zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. Alle Anliegen dazwischen sind berechtigt. Dazwischen haben wir den Mietmarkt.

Nur eines, meine Damen und Herren, muss uns schon klar sein: Angesichts dieser klassenkämpferischen Standpunkte, die hier ausgetauscht werden, erstaunt mich schon auch die FPÖ sehr, wie sie sich da jetzt sehr durchsichtig mit der SPÖ ein Wettrennen um den kleinen Mann liefert, ohne dass das eigentlich wirklich Lösungen bringt.

Was bringt denn Lösungen? Wenn wir nach Lösungen suchen, dann müssen wir uns anschauen: Was sind die Ursachen der derzeitigen Misere? Was sind die Ursachen dafür, dass die Haushalte natürlich unter hohen Wohnkosten stöhnen,


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dass die Wohnkosten immer mehr Anteil vom Haushaltseinkommen wegfres­sen? (Abg. Wurm: 25 Prozent Zuwanderungsquote unter anderem, Hannes! Zwei Millionen neue Bürger, die wohnen müssen!) Was sind die Ursachen? – Die Ursachen, würde ich sagen, waren einmal ein ganz fataler Fehler: die Zweck­bindung der Wohnbauförderungsmittel aufzuheben.

Das hat sich sehr fatal ausgewirkt. Das war im Übermut der Boomjahre nach dem Zweiten Weltkrieg, bis jetzt diese multiplen Krisen eingesetzt haben. Da hat man nur mehr so getan: Was kostet die Welt? Da wurden dann Wohnbaugelder sogar als Darlehen, als Spekulationsobjekt herangezogen. Das alles baden wir jetzt aus!

Ein weiterer Punkt, der völlig aus dem Ruder läuft, ist die Bodenpolitik in diesem Land. Die Bodenpolitik hat jetzt mit diesem Fall Grafenwörth einen hochinter­essanten – ich möchte fast sagen – Höhepunkt, einen negativen Höhepunkt, geliefert. Daran sieht man, was herauskommt, wenn Bodenpolitik nur als Mög­lich­keit der Spekulation gesehen wird. Wenn wir wirklich wieder leistbaren Wohnraum schaffen wollen und dieser in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen soll, brauchen wir dringend ein Bundesraumordnungsrahmengesetz, das klare Vorgaben gibt, wie viele Flächen in diesem Land für den gemeinnützigen Wohnbau zu reservieren sind.

Wir müssen auch die gemeinnützigen Bauvereinigungen stärken. Kollege Singer hat diese Studie schon zitiert: Dass die nur an den Kosten orientierten Benüt­zungsentgelte, welche die gemeinnützigen Bauträger einheben, auch im privaten Wohnmarkt preisdämpfend wirken, ist eine Tatsache. So würde es gehen – nicht mit dem Eingriff in bestehende Verträge. So würde es gehen, dass wir das allgemeine Preisniveau bei den Wohnkosten senken.

Es geht also darum, dass wir eine neue Gründerzeit ausrufen müssen. Es gibt Instrumente. Schauen wir in die Nachkriegszeit! Was ist da passiert? Warum ist es in Österreich so, dass von den circa zwei Millionen Hauptwohnsitzen etwa 500 000 Eigentumswohnungen sind? Der Rest sind Eigentumshäuser. Wer hat


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die geschaffen? – Die wurden zum großen Teil nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen. Da hat es ein Bausparmodell gegeben. Das könnte man sich genau anschauen. Das ist fast totes Recht, aber das könnte zu einem Hebel ausgebaut werden, dass wir wieder verstärkt Eigentum schaffen. Das wären alles Modelle. Mit einer Bausparprämie von 1,5 Prozent werden wir da nicht weit springen. Schauen wir uns diese Dinge doch ganz genau an! (Ein Mann nimmt auf der Regie­rungsbank Platz und hebt die Hand.)


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Margreiter, ich möchte Ihre Rede kurz unterbrechen. – Ich würde den Herrn ersuchen, den Sitzungssaal wieder zu verlassen, und die Mitarbeiter der Parlamentsdirektion bitten, gegebenenfalls dafür zu sorgen, da der Sitzungssaal natürlich nur für Abgeordnete und Regie­rungs­mitglieder vorgesehen ist. (Der Mann erhebt sich, wendet sich ans Plenum und wird von Mitarbeitern der Parlamentsdirektion aus dem Saal geleitet.)

Ich unterbreche ganz kurz die Sitzung. – Die Sitzung ist unterbrochen.

11.45.43*****

(Die Sitzung wird um 11.45 Uhr unterbrochen und um 11.46 Uhr wieder aufgenommen.)

11.45.59*****


Präsidentin Doris Bures: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf. Wir fahren in der Debatte fort.

Herr Abgeordneter Margreiter, Sie sind am Wort.


11.46.07

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (fortsetzend): Ich möchte zum Schluss kommen: Schauen wir uns konstruktive Lösungen an! Es gibt diese Lösungen. Klassenkampf – Vermieter gegen Mieter und Eigentümer gegen Nichteigentü­mer auszuspielen – bringt nichts. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

11.46



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Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Andrea Holzner. – Bitte.


11.46.37

Abgeordnete Dipl.-Ing. Andrea Holzner (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Der österreichische Sozialstaat bietet hier relativ hohen Schutz.

Durch die zahlreichen sozialpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung ist die Obdachlosigkeit trotz Teuerung gesunken. Zum Beispiel schützt der Wohn­schirm der österreichischen Bundesregierung mit Unterstützung der Länder durch Heiz- und Sozialkostenzuschüsse, präventive Wohnberatung der Sozialorganisationen und auch ein offenes Auge in den Gemeinden und in den Pfarren vor Delo­gie­rungen. Die Wohnkosten kommen stark unter Druck. Im europäischen Vergleich sind die Mieten in Österreich trotzdem relativ stabil. Unser Mix – die gemein­nüt­zigen Wohnbauträger sowie Mietpreisbeschränkungen im Kategorie- und Richtwertsektor – stabilisiert die Preise.

Umso interessanter ist es, dass sich SPÖ und FPÖ gerade auf diese Richtwert- und Kategoriemieten einschießen, die relativ günstige Preise pro Quadratmeter haben; dabei handelt es sich beileibe nicht nur um einkommensschwache Haushalte. Der Kostendruck durch höhere Energiepreise, Finanzierungspreise und Baukosten schlägt sich vor allem bei neuen Mietverhältnissen am freien Markt und vor allem auch im Neubau nieder, weswegen auch die Bau­wirtschaft mit großen Problemen zu kämpfen hat und der zum Erliegen kom­mende Neubau wieder Druck auf die Wohnkosten ausübt.

Von einem Arbeitseinkommen soll sich jede und jeder angemessenen Wohn­raum leisten können, egal ob Miete oder Eigentum, je nach Lebenssituation und Bedürfnissen. Daher müssen die Stakeholder auf allen Ebenen ihre Instrumente einsetzen, nachschärfen oder wieder aktivieren, zum Beispiel – Herr Margreiter hat es schon gesagt – die Zweckwidmung der Wohnbauförderung.


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Ich nenne noch weitere Handlungsfelder zur Raumordnung, Stichwort sozialer Wohnbau: überschießende Normen in der Bauordnung hinterfragen, eine Sanierungs- und Dämmoffensive, Kreditvergaberichtlinien. Das würde helfen, die Wohnkosten niedriger zu halten.

Uns als ÖVP ist Eigentum auch als Altersvorsorge und zum Vermögensaufbau sehr wichtig. Es wünschen sich 80 Prozent eine Wohnimmobilie im Eigentum. Als ÖVP wollen wir die Transaktionskosten senken, sprich die Grunderwerb­steuer reduzieren oder zum Beispiel die Grundbucheintragungsgebühr senken, damit auch für unsere Jungen, die zu 80 Prozent Eigentum wollen – so zeigt es eine Studie –, der Traum vom Eigenheim Wirklichkeit wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Harald Troch. – Bitte.


11.50.03

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Bundesministerin! Wohnen betrifft alle, wohnen betrifft alle unmittelbar. Wir sprechen daher auch nicht nur in Deklarationen und in internationalen Übereinkünften, in Sozialchartas, von einem Menschenrecht auf Wohnen. Die Frage ist aber, neben Menschenrechtsaspekten, Grundrechts­aspekten: Ist Wohnen heute noch leistbar? – Die Wahrheit ist: Die Mieten galoppieren den Einkommen von Haushalten, den Löhnen davon, und ein Erwerbseinkommen reicht nicht mehr dafür aus, den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.

Die ÖVP-Kollegin vor mir, Holzner, hat vom „Traum vom Eigenheim“ der Fami­lien gesprochen. Das ist ja dank der ÖVP-Wohnungspolitik eine Illusion geworden. Ein Erwerbseinkommen eines normalen Haushaltes reicht in Öster­reich nicht mehr zum Erwerb eines Wohnungseigentums aus. Daher gibt es


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dieses Volksbegehren zum Wohnen, das die SPÖ und natürlich auch ich aus vollem Herzen unterstützen.

In der Begründung zum Volksbegehren heißt es: „Viele Leute können sich derzeit Wohnungseigentum nicht leisten“. „Viele Menschen können sich kaum noch eine adäquate Unterkunft leisten“; „immer noch Obdachlose in Österreich“; und: „Wohnungsnot oder gar Obdachlosigkeit kann zu physischen und/oder psychischen Erkrankungen führen.“

Das kann ich nur absolut unterstützen und unterschreiben. Die SPÖ steht diesem Volksbegehren mit großer Sympathie gegenüber, und die SPÖ sieht eine absolute Notwendigkeit, im Bereich Wohnen politisch zu handeln. Es gibt ja auch den Antrag unserer Wohn- und Bautensprecherin Becher, das Recht auf Wohnen in das Staatsgrundgesetz aufzunehmen.

Die Mieten galoppieren allerdings seit Jahren davon. Das ist ja nichts Neues.

Richtwertmieten: Da ist die Situation in jedem Bundesland anders. Wenn ÖVP und Grüne wegen der Mieten in den Gemeindebauten Wien attackieren, kann ich sagen: Bei den Richtwertmieten hat Wien mit 6,15 Euro Richtwert die niedrigsten Richtwertmieten, und das betrifft auch die Gemeindebauten, Vorarl­berg hat mit 9,44 Euro die höchsten. Das hat natürlich unmittelbar Auswir­kungen auf die Mieten im Gemeindebau, und da liegt Wien am besten von allen neun Bundesländern. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Tomaselli, Sie müssen sich da einfach einmal die Zahlen anschauen und dürfen nicht nur Erfüllungsgehilfe der ÖVP sein. Die Erfüllungsgehilfen der ÖVP sind die Grünen gerade auch in der Wohnungspolitik, und das ist insbesondere für Wien sehr, sehr schädlich.

Zu den Kategoriemieten: Die wurden letztes Jahr drei Mal erhöht, nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich. (Zwischenruf der Abg. Tomaselli.) Da sehen wir


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die Aufsplitterung: Schwarz und Grün schaffen es ja auch nicht, ein Univer­salmietrecht, ein überschaubares, klares Mietrecht, ein Mietrecht für ganz Österreich zu schaffen. (Beifall bei der SPÖ.)

Abschließend noch zur Teuerung: Das ist eine hausgemachte Teuerung. Mit der Inflation automatisch die Mieten zu erhöhen ist ein Antreiber der Inflation. Somit ist die Teuerung hausgemacht, im Unterschied zu den Energiepreisen. Da ist Handlungsbedarf.

Den SPÖ-Antrag Becher-Troch haben Sie abgelehnt, und die Europasozialcharta wird in Österreich nicht umgesetzt.

Leistbares Wohnen zeigt die Grenzen des freien Marktes. Die SPÖ fordert da klares, rasches, soziales Handeln durch eine entsprechende Mietpreisbremse und ein entsprechendes Mietgesetz. (Beifall bei der SPÖ.)

11.54


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Kollross. – Bitte.


11.54.45

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Frau Kollegin Tomaselli, da du mich ebenfalls in deiner Rede bedacht hast und die Glaubwürdigkeit infrage gestellt hast, möchte ich nur eine Anmerkung machen: Wenn ich mir eure Regierungsarbeit und euer Abstimmungsverhalten anschaue, dann, glaube ich, können wir alle gemeinsam in Sachen Unglaubwürdigkeit noch einiges lernen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Schrangl.)

Jetzt aber zum Volksbegehren, meine sehr geehrten Damen und Herren: Ich darf mich zuerst einmal beim Initiator und bei all jenen, die dieses Volksbegehren unterstützt haben, bedanken, weil ich glaube, dass sie mit dem Thema Wohnen wirklich eines der drängendsten Probleme, die wir momentan haben, ansprechen, gleichzeitig aber auch – und die Anwesenheit der Regierungsmitglieder


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zeigt das ja – zeigen, dass wir eine Regierung haben, die dieses Problem erstens schlicht und einfach ignoriert, zweitens aber auch mit ihrer Untätigkeit oder Tätigkeit, je nachdem, beschleunigt und somit dafür sorgt, dass sich viele Men­schen in diesem Land das Wohnen, das Mieten schlicht und einfach nicht mehr leisten können. Wir brauchen jetzt endlich wirklich eine Antwort, sodass Wohnen in dieser Republik wieder leistbar wird!

Ich möchte ganz bewusst einen Punkt herausnehmen, der jahrzehntelang dafür gesorgt hat – und da ist Österreich durchaus einzigartig –, nämlich den geförderten Wohnbau. Der hat wirklich viele Jahre gut funktioniert und dafür gesorgt, dass Mieten nach wie vor leistbar sind. Die gesellschaftliche Ent­wicklung, die wir momentan erleben, lässt aber auch das nicht mehr zu: Hohe Grundstückspreise, hohe Baukosten und hohe Kreditzinsen ermöglichen auch im geförderten Wohnbau keinen leistbaren Wohnraum mehr, und deswegen ist es umso wichtiger, dass wir über die Wohnbauförderung neu diskutieren.

An die Adresse der FPÖ beziehungsweise auch an die der ÖVP vielleicht auch noch einige Worte: Wenn ich mir das Land Niederösterreich zum Beispiel anschaue, dann sehe ich – das ist ganz besonders perfide –, dass die jetzige Landesregierung die Wohnbauförderung aussetzt und damit dafür sorgt, dass in Niederösterreich das ganze Jahr überhaupt kein geförderter Wohnbau entsteht. (Abg. Steinacker: Die ist überhaupt nicht ausgesetzt! Das stimmt ja nicht!)

Es ist aber auch kein Wunder, denn wenn man sich mit so wichtigen Dingen wie: Heißt man jetzt Landeshauptfraustellvertreter oder Landeshauptmann­stell­vertreter?, beschäftigt, dann hat man halt keine Zeit für die wirklichen Probleme der Menschen in diesem Land. (Beifall bei der SPÖ.)

Abschließend: Ich glaube, wir müssen den geförderten Wohnbau komplett neu denken. Wir brauchen erstens wieder oder erstmalig eine Widmungskategorie


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sozialer Wohnbau, in der die Grundstückspreise festgelegt sind, so wie es sie in Wien gibt.

Wir brauchen zweitens eine Zweckwidmung der Wohnbauförderung, weil nicht einzusehen ist, dass den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jedes Monat 0,5 Prozent von ihrem Gehalt abgezogen werden und das Geld für irgendetwas, nur nicht für den geförderten, für den sozialen Wohnbau, verwendet wird.

Und drittens müssen wir von der frei finanzierten Förderung bei den Krediten wegkommen. Wir brauchen eine Wohnbauinvestitionsbank mit fixen Zinsen, damit die Mieten wieder leistbar werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

11.58

11.58.45

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Bauten und Wohnen, seinen Bericht 2119 zur Kenntnis zu nehmen.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietpreisstopp jetzt“.

Wer sich für diesen Entschließungsantrag ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietenstopp statt ÖVP-Klientelpolitik für Vermieter“: Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


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11.59.453. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über das Volksbegehren (1795 d.B.) „GIS Gebühr abschaffen“ (2099 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir nun zu unserem 3. Tagesord­nungspunkt.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Frau Bundesministerin Susanne Raab im Hohen Haus und erteile als erstem Debattenredner Herrn Abgeordneten Kurt Egger das Wort. – Bitte.


12.00.18

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier im Saal und auch zu Hause via Livestream! Wir diskutieren ein Volksbe­geh­ren, das im letzten Jahr am 30. Juni beantragt wurde. Warum führe ich das aus? – Weil uns am gleichen Tag auch ein Erkenntnis des Verfas­sungs­gerichtshofs erreicht hat.

Wir sehen anhand von 365 000 Unterstützern eine sehr große Anzahl an Menschen in diesem Land, denen die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein großes Anliegen ist. Leider haben die Proponenten die Mög­lichkeit eines öffentlichen Hearings im Verfassungsausschuss nicht wahrgenom­men, was ich sehr schade finde, denn damit hätten wir auch diese Sache diskutieren können.

Gerade in Zeiten von Echokammern und Fakenews ist es unheimlich wichtig, unabhängigen Journalismus zu unterstützen, Medienvielfalt zu garantieren und dementsprechend dafür Sorge zu tragen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Im nächsten Tagesordnungspunkt werden wir diese ORF-Finanzierung diskutieren und auch finalisieren.


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Wie eben gesagt hat uns das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs dazu gezwungen, die ORF-Finanzierung auf neue Beine zu stellen – das heißt, wir haben uns das nicht ausgesucht –, weil er einige Teile des ORF-Gesetzes für verfassungswidrig erklärt hat. Er hat nämlich festgehalten, dass Personen, die ORF ausschließlich online konsumieren, also sogenannt streamen, und dafür kein Programmentgelt zahlen, auch entsprechend zu erfassen wären. Außerdem hat der Verfassungsgerichtshof allgemein festgehalten, alle potenziellen Nutzer müssen eingebunden werden, hat aber nicht festgehalten, welches Modell gewählt werden soll.

Das heißt für uns: Die drei Auswahlpunkte waren, entweder die aktuelle Geräteabgabe zu erweitern, was einen unheimlichen bürokratischen Aufwand gebracht hätte, eventuell die Steuerfinanzierung zu machen, also aus dem Budget zu finanzieren, was ein gewisses Spannungsfeld zur Unabhängigkeit ergeben hätte, oder das dritte Modell umzusetzen, das sich quasi an den Wohnsitz knüpft. Der Verfassungsgerichtshof hat aber auch festgehalten, dass alle Nutzergruppen einzubeziehen sind.

Wir haben uns für eine Variante entschieden, weil wir als Gesetzgeber unserer Pflicht nachkommen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausreichend zu finanzieren – und dazu stehen wir. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.03


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Muna Duzdar zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.


12.03.37

Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Wir behandeln heute das Volksbegehren zur Abschaffung der GIS-Gebühr. Es ist natürlich ein Volksbegehren mit enorm vielen Unterstützern und Unterstützerinnen, weshalb es unsere Aufgabe ist, dieses Volksbegehren auch ernst zu nehmen.


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Es gibt aber eine politische Partei in Österreich, die sehr stark für die Abschaf­fung der Gebühr kampagnisiert. Ich sage Ihnen ganz offen: Natürlich ist es das Einfachste dieser Welt, dafür zu kampagnisieren und den Leuten zu erklären: Schaffen wir diese Gebühr ab, denn damit ist alles in Ordnung und wir ersparen uns alle eine Gebühr! – Wenn Sie aber politisch Verantwortung übernehmen würden, dann würden Sie dafür argumentieren, warum wir in Österreich einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk brauchen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich sage Ihnen, warum wir so dringend einen starken öffentlich-rechtlichen Rund­funk brauchen: Weil es um unsere Demokratie geht, weil ein öffentlich-rechtlicher Sender etwas anderes als ein Privatunternehmen ist. Wir wollen nicht Ungarn werden! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir wollen nicht so wie unser Nachbarland in eine Situation kommen, in der Medienunternehmen von Oligarchen besessen werden, in der Medienunter­nehmen von Privatunternehmen besessen werden, die mit einem Regierungs­chef befreundet sind. Der ORF ist ein Garant für unsere Mediendemokratie (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen), weil er anders als ein Privatunternehmer nicht seinen Aktionären, sondern der Allgemeinheit verpflich­tet ist, der Allgemeinheit, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch finanziert.

Werte Kolleginnen und Kollegen, es ist ein Zeitalter, in dem Desinformation so rasant verbreitet wird. Fakenews hat es immer schon gegeben (Abg. Belakowitsch: Im ORF!), aber diese Art und Weise der rasanten Verbreitung kennzeichnet unser Zeitalter. Information ist ein Grundbedürfnis in einer demokratischen Gesellschaft. Woher beziehen wir denn unser Wissen? (Abg. Belakowitsch: Vom ORF?)

Wissen ist das wichtigste Element dafür, wie wir uns verhalten, wie wir unsere Entscheidungen treffen. Gerade vor diesem Hintergrund, dass wir in einem Zeitalter der Fakenews leben und diese auch florieren, wir Dauerkrisen erleben,


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ist die Frage danach, woher und wie wir unser Wissen beziehen, in einer demokratischen Gesellschaft so essenziell. Es braucht gesicherte Informationen, und daher kommt dem öffentlichen Rundfunk so eine wesentliche Rolle in unserer Demokratie zu.

Der öffentliche Rundfunk hat anders als ein Privatunternehmen einen verfas­sungsrechtlich verankerten Auftrag, uns zu bilden, uns zu informieren, auch zu unterhalten, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden. Das ist alles, was einen öffentlichen Rundfunk kennzeichnet, und daher wird der ORF ja von uns allen finanziert und ist uns allen verpflichtet, auch zur Rechenschaft verpflichtet.

Es sagt niemand, dass es dabei nicht Reformbedarf gäbe, aber die Abschaf­fung der GIS-Gebühr wäre das Ende des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Daher ist es so, dass wir die Unterstützer und Unterstützerinnen davon überzeugen wollen und im Sinne unserer politischen Verantwortung auch argumentieren wollen, dass es am Ende des Tages darum geht, ob wir weiterhin in einer demokratischen Gesellschaft leben – und da kommt den Medien eine enorme Rolle zu – oder ob wir in eine autokratische Gesellschaft abdriften.

Es gibt diesen Spruch: Zeige mir, wer deine Freunde sind, und ich sage dir, wer du bist. – Wenn ich mir anschaue, wer politisch mit einem Viktor Orbán befreun­det ist, wer politisch mit einer Postfaschistin Meloni befreundet ist, dann wundert es mich nicht, dass gerade diese Partei für die Abschaffung der GIS-Gebühr einsteht. (Abg. Pfurtscheller: Was hat jetzt die Meloni mit der GIS-Gebühr zu tun?)

Daher, werte Kollegen und Kolleginnen, sind wir selbstverständlich gegen eine Abschaffung der GIS-Gebühr, weil es uns am Ende des Tages um unsere demokratischen Werte und um unsere Demokratie geht. (Beifall bei der SPÖ. –Abg. Brandstötter: Die schaffen wir ja heute ab!)

12.08


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Susanne Fürst. – Bitte.



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12.08.33

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Regierung tatsächlich in diesen Zeiten nach der Einführung der CO2-Steuer, die immer teurer wird, nun auch die ORF-Steuer einführt, die natürlich dann auch immer teurer werden wird. Sie ist tatsächlich von allen, auch von der immer größer werdenden Anzahl der Menschen in der Bevölkerung, die den ORF buchstäblich links liegen lassen, zu bezahlen.

Das gegenständliche Volksbegehren tritt für die Abschaffung der GIS-Gebühr ein, hat auch schon in weiser Voraussicht antizipiert, dass statt der GIS-Gebühr dann eine Abgabe eingeführt werden wird, die um nichts besser ist, und sich auch gegen diese ausgesprochen. Daher danke an alle Initiatoren!

Warum gibt es nun seit so vielen Jahren schon vehementen, konsequenten Widerstand der Bevölkerung gegen die GIS-Gebühr? Dieser wird auch gegen die nun eingeführte ORF-Steuer anhalten, obwohl grundsätzlich ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk ja natürlich seine Existenzberechtigung hätte.

Ein hochwertiger, unabhängiger, sachlicher und objektiver Journalismus, der die Rolle als vierte Gewalt im Staat wirklich ernst nimmt, der Kontrolle gegenüber Politik, Regierung, den Mächtigen ausübt, der Äquidistanz zu allen Parteien hält, wäre ja unterstützungswürdig und essenziell für uns und für die Demokratie. Wenn – und nur wenn – diese Aufgabe erfüllt würde, wären der Eingriff in den freien Wettbewerb und die privilegierte finanzielle Absicherung des ORF auch gerechtfertigt. (Beifall bei der FPÖ.) Doch das wird nicht einmal ansatzweise geleistet.

Wir erleben eine totale politische Eingleisigkeit inklusive bewusster Weigerung, allen politischen Strömungen annähernd repräsentativ Raum zu geben. Das ist natürlich keine Überraschung, wenn man sich das Ergebnis der letzten Betriebsratswahl anschaut: über 90 Prozent für Rot-Grün.


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Welche Inhalte da dann gesendet werden, ist also keine Überraschung – das sollte die ÖVP vielleicht einmal überdenken. Daher kommen auch viel Erziehung, viel Umerziehung, Haltungen, die moralisieren statt zu informieren und Fakten aufzubereiten. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Wir haben Haltungssekunden für fiktive Geschlechter. Wir haben offene, objektive grammatische Fehler, die die Moderatoren einzubauen haben, wenn sie von Mitgliederinnen und Mitgliedern sprechen. Wir haben ideologische Verzerrung von Inhalten, abgesehen von allem, was nicht berichtet wird. Daher ist dem ORF gerade von der KommAustria und in der nächsten Instanz vom Bundesverwaltungsgericht Wien eine Verletzung des Objektivitätsgebots nach dem ORF-Gesetz beschieden worden, weil Redakteure nicht ausreichend recherchiert haben. Das ist nur ein Fall von vielen.

Nun noch ein Hinweis direkt für die Journalisten des ORF: Wir erwarten uns von den Journalisten ein sauberes Aufbereiten der Information, der Fakten und sachliche Berichte darüber. Aber mit Verlaub: Die persönliche Meinung und die persönliche politische Einstellung der Journalisten interessieren uns nicht im Geringsten. Wenn wir die haben wollen, dann fragen wir. (Beifall bei der FPÖ.)

Nun, all diese Missstände bleiben in der ORF-Reform, die heute hier beschlossen wird, völlig unangetastet. Vor Einführung einer neuen Abgabe, einer neuen Belastung für die Bevölkerung hätte man ja eine Reform des Schlosses am Küniglberg mit seiner unfassbaren Geldverschwendung – Pensionen, hohe Gehälter – angehen können. 1 Milliarde Euro Umsatz ist, denke ich, wirklich nicht nichts, für diesen Hofstaat reicht sie aber nicht aus, und jetzt kommt noch ein garantiertes, luxuriöses Grundeinkommen ohne Leistungsnachweis dazu.

Armin Wolf hat gestern in der „ZIB 2“ gefragt, welche drei Maßnahmen eine FPÖ-Regierung zur Lösung der Klimakrise setzen würde. Ich verrate Ihnen die erste: die Abschaffung dieser ORF-Steuer, denn das würde für das Klima in Österreich unheimlich gut sein. (Beifall bei der FPÖ.)

12.13



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Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Blimlinger. – Bitte.


12.13.07

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Auch die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen des Bundesgymna­siums/Bun­desrealgymnasiums Weiz aus der Steiermark auf den Rängen darf ich sehr herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Besonders möchte ich die Zuschauerinnen und Zuschauer einerseits vor den Fernsehgeräten, andererseits vor den Bildschirmen – je nachdem, wo Sie schauen – begrüßen. Nur der ORF macht es möglich, dass Sie hier teilnehmen können. (Beifall der Abgeordneten Disoski.)

Das ist schon einmal der erste Punkt, um den es geht: Wir haben hier ein Volks­begehren vorliegen, in dem es um die Abschaffung der GIS-Gebühr geht –das werden wir auch machen –, wobei im Text steht, dass es sehr wohl eine GIS-Gebühr geben soll, aber nur zweckgewidmet für Ö1. Das kann, glaube ich, nicht im Sinne der FPÖ gewesen sein – denn ich glaube, Ö1 ist nicht so Ihr Sender, sollten Sie überhaupt den ORF konsumieren.

Mir ist in dem Zusammenhang aber etwas anderes wichtig, denn inhaltlich ist eigentlich schon das meiste gesagt worden, und wir werden das im nächsten Tagesordnungspunkt ja breit diskutieren und zur Sprache bringen. Dieses Volksbegehren ist von rund 340 000 Menschen unterschrieben worden, denen es wirklich ein Anliegen ist, wie der ORF finanziert wird.

Die Initiatoren dieses Volksbegehrens haben es, wie Kollege Egger schon gesagt hat, leider nicht der Mühe wert gefunden, ihr demokratisches Recht – und wir wissen, dass das Volksbegehren ein zentrales demokratisches, total wichtiges Recht ist – in Anspruch zu nehmen und im Verfassungsausschuss zu sprechen, sondern sie haben einen Tag vorher abgesagt. Ich finde, das ist


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gegenüber den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern – 364 000 Personen – wirklich eine demokratisch sehr fragwürdige Haltung; natürlich auch gegenüber dem Parlament, in erster Linie aber gegenüber den Unterzeichnern.

Herr Marcus Hohenecker, seines Zeichens Anwalt, ist auch bekannt geworden, indem er Unternehmen mit Klagen überzogen hat, weil sie eine Google-Schriftart verwendet haben. Man sollte sich schon sehr genau überlegen, warum man so etwas macht, und wissen, dass man da ein Instrument wählt, das eigentlich zur Mitbestimmung gegeben ist und nicht, um einen Funfaktor zu etablieren.

Mir geht es wirklich darum, zu sagen, dass das Volksbegehren für dringende Anliegen wichtig ist, aber dass man dann dieses demokratische Instrument bitte auch nützen sollte und nicht 364 000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner im Regen stehen lässt, indem man einfach nicht erscheint.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autofreien Heldenplatz fließen soll. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Stark und Steinacker.)

12.16


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte.


12.16.32

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Frau Vorsitzende! Frau Bundes­ministerin! Kolleginnen und Kollegen! Ja, leider sind die Initiatoren des Volksbegehrens GIS-Gebühr abschaffen nicht zum Hearing erschienen. Sie haben damit aber auch nicht die Stimme über 364 346 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner erhoben. Das kann natürlich daran liegen, dass das Vertrauen in parlamentarische Prozesse nicht besonders groß ist. Das kann ich persönlich nachvollziehen.


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Wir haben das nicht zuletzt auch bei der Zerstörung der „Wiener Zeitung“ gesehen. Da wurde ja Hanebüchenes behauptet, beispielsweise dass alle Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter auch beim Nachfolgeprojekt der „Wiener Zeitung“ einen Job finden werden. Dem war nicht so, sie wurden einfach auf die Straße gesetzt.

Behauptet wurde unter anderem auch, dass das neue Onlinemagazin der „Wiener Zeitung“ etwas ganz Besonderes, Originäres sei. Auch das stimmt so nicht. Besonders scheint es ein Synonym für schamlos Kopieren zu sein. Auch Branchenkenner haben letzten Samstag, als das neue Onlineprodukt der „Wiener Zeitung“ online ging, bass erstaunt festgestellt, dass dieses Produkt quasi baugleich zu einem Medium ist, das es seit einigen Monaten am österreichischen Markt gibt und das sich, abgesehen von einer kleinen Anschub­finanzierung der Stadt Wien, auch am freien Markt selbst finanziert. Die Rede ist von Tag eins.

Das heißt, das Medium Tag eins steht jetzt in einem direkten Konkurrenz­verhältnis zum Nachfolgeprodukt der „Wiener Zeitung“. Dieses Nach­fol­gepro­dukt bekommt von uns Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern jährlich 7,5 Millionen Euro. Es ist wirklich hanebüchen, dass so etwas passieren kann. (Beifall bei den NEOS.) Das haben wir als Steuerzahler uns nicht verdient und das hat sich die Redaktion von Tag eins ebenfalls nicht verdient.

Auch nicht verdient haben sich gehörlose oder schwer hörbehinderte Menschen, dass sie nicht komplett von der Haushaltsabgabe, die wir heute beschließen werden, befreit sind, nämlich dann nicht, wenn sie mehr als 12 Prozent über der Ausgleichszulage, also mehr als 1 244 Euro pro Monat verdienen, wenn sie alleinstehend sind. Der ORF ist nicht komplett barrierefrei, aber Menschen, die sein Angebot ja nicht komplett genießen können, sollen dafür bezahlen. Das geht sich nicht aus.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 174

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Haushaltsabgabe für schwer hörbehinderte oder gehörlose Personen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, §5 in Artikel 2 des neuen ORF-Gesetzes so zu ändern, dass Personen, die gehörlos oder schwer hörbehindert sind, unabhängig von ihrem Einkommen, jedenfalls von der Haushaltsabgabe befreit sind."

*****

Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

12.19

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Keine Haushaltsabgabe für schwer hörbehinderte oder gehörlose Personen

eingebracht im Zuge der Debatte in der 222. Sitzung des Nationalrats über Volksbegehren: "GIS Gebühr abschaffen" (2099 d.B.) – TOP 3

Anfang Juli wird die Novelle des ORF-Gesetzes beschlossen. Darin werden nicht nur die digitalen Möglichkeiten für den ORF erweitert, sondern auch die Finanzierung von der GIS-Gebühr auf eine Haushaltsabgabe umgestellt. Vergessen wurde jedoch darauf, sich die Richtlinien für die Befreiung von der Haushaltsabgabe noch einmal anzusehen. Geregelt wird die Befreiung von der Beitragspflicht im privaten Bereich in Artikel 2, §5. Man würde vermuten, dass gehörlose und schwer hörbehinderte Personen von der Haushaltsabgabe befreit sind. Leider ist dies nicht der Fall. Um eine


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Befreiung zu erhalten, dürfen die Betroffenen nämlich auch nicht zu viel verdienen: Ihr Einkommen darf nicht mehr als 12% über dem für die Ausgleichszulage festgesetzten Richtsatz liegen (§5 (2)). Dies führt zu der kuriosen Situation, dass der ORF zwar nicht 100% barrierefrei ist (worauf der Österreichische Behindertenrat immer wieder hinweist), Menschen mit schwerer Hörbehinderung, die zu viel verdienen, dennoch für einen Service zahlen müssen, den sie nur sehr eingeschränkt nutzen können. Dies muss geändert werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, §5 in Artikel 2 des neuen ORF-Gesetzes so zu ändern, dass Personen, die gehörlos oder schwer hörbehindert sind, unabhängig von ihrem Einkommen, jedenfalls von der Haushaltsabgabe befreit sind."

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Andrea Kuntzl. – Bitte.


12.19.43

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Nach der ersten Runde aller Parteien sehen wir, dass hier doch weitestgehend – nicht ganz, aber weitestgehend – Übereinstimmung darüber herrscht, dass wir einen gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich brauchen. (Abg. Loacker: Die Übereinstimmung ...!)

Das unterstützen wir auch, so sehr ich das Argument verstehe, dass man die Haushalte im Moment nicht zusätzlich belasten sollte. Ich denke, die Gebühr für


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den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die derzeit nicht enorm hoch ist, obwohl sie natürlich manche trotzdem spüren, ist eine Demokratieabgabe – und wichtig, um ein wesentliches Element unserer Demokratie erhalten zu können. Ich denke, dass es effizientere Möglichkeiten gäbe, die Haushalte zu entlasten. Wir haben vorhin schon eine Mietpreisbremse, eine Energiepreisbremse und Eingriffe in die Lebensmittelpreise diskutiert – das wären wichtige Maßnahmen, um die dringend benötigte Entlastung der Haushalte zu erreichen und die Teuerung in den Griff zu bekommen. (Beifall bei der SPÖ.)

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat im Zeitalter der Desinformation, der Fakenews, der Echokammern und der Filterblasen natürlich einen besonderen Stellenwert. Genau vor diesem Hintergrund, der die Entwicklung der öffent­lichen Meinung in unserer Gesellschaft und Gegenwart zeigt, hat ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit den Aufträgen, die er hat, einen besonderen Stellen­wert. Wir brauchen einen starken öffentlichen Rundfunk – und zwar brauchen wir ihn auch mit der entsprechenden Finanzierung, finanziellen Absicherung. Deshalb unterstützen wir grundsätzlich die Gebührenfinanzierung des ORF.

Allerdings kann man das konkrete Modell, das heute beschlossen werden soll, schon einer kritischen Betrachtung unterziehen. Es war notwendig, auf Grundlage des Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes ein neues Modell zu schaffen, wie ausgeführt worden ist. Das vorliegende Modell negiert allerdings völlig die soziale Dimension einer solchen Gebühr. Es ist bei dem Modell, das Sie heute beschließen werden, sogar ganz gleich, ob eine Person mit einem kleinen Einkommen oder mehrere Personen mit großen Einkommen in einem Haushalt wohnen – das ist mehr als ein Schönheitsfehler. Das ist von unserer Seite ein wesentlicher Kritikpunkt und wirklich ein großer Fehler in diesem neuen Modell, deswegen werden wir ihm nicht zustimmen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Der ORF ist ein wichtiges Element für die österreichische Identität und für die österreichische Wirtschaft. Der ORF produziert in Österreich wichtigen Content und er ist ein wichtiger Faktor für die Kreativwirtschaft – den österreichischen Film würde es ohne die vielen Aufträge und Unterstützungen des ORF nicht


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geben. Der ORF ist eine wichtige Plattform für Diskussionen auf Basis von gesicherten Informationen, was auch in hohem Ausmaß in Anspruch genommen wird – ich erinnere nur an die blaue Seite –, und es ist aus unserer Sicht völlig unverständlich, dass ein Informationsangebot von einer so hohen Qualität, das von der Bevölkerung in so hohem Ausmaß in Anspruch genommen wird, beschränkt werden soll. Das ist eigentlich widersinnig und aus unserer Sicht nicht akzeptabel. (Beifall bei der SPÖ.)

12.24

12.24.09


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2099 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer für die Kenntnisnahme ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Haushalts­abgabe für schwer hörbehinderte oder gehörlose Personen“.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Abg. Hafenecker: ... asozial! Ich würd’ mich schämen!)

12.24.594. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (2082 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das ORF-Gesetz, die Fernmeldegebührenordnung, das Fernsprechentgeltzuschussgesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2017, das KommAustria-Gesetz, das Kommunikationsplattformen-Gesetz, das Fernseh-


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Exklusivrechtegesetz und das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz geändert werden, ein ORF-Beitrags-Gesetz 2024 erlassen wird sowie das Rundfunkgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz und das Kunstför­derungsbeitragsgesetz 1981 aufgehoben werden (2100 d.B.)

5. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3164/A(E) der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhaltung des ORF Spartensenders Sport+ (2101 d.B.)

6. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1910/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ORF ohne Genderideologie (2102 d.B.)

7. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2003/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der ORF-Zwangsgebühren (2103 d.B.)

8. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3354/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass (2104 d.B.)

9. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3204/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend


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Endlich einen Prozess zum ORF mit der Zivilgesellschaft aufsetzen! (2105 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Tagesordnungs­punkten 4 bis 9, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erster Redner: Herr Abgeordneter Jörg Leichtfried. – Bitte.


12.25.25

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute ist anscheinend bei den Besucherinnen und Besuchern der Tag der Steirerinnen und Steirer. Ich darf die HLW Schrödinger aus Graz, die sich hier eingefunden hat, recht herzlich begrüßen. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, FPÖ und NEOS.)

Sehr geehrte Damen und Herren, als SPÖ stehen wir selbstverständlich für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk und für eine gesicherte, aber auch sozial gerechte Finanzierung dieses Rundfunks. Das Urteil des Verfassungs­gerichts­hofs hat eigentlich unserer Ansicht nach (Zwischenruf des Abg. Hafenecker) – Sie kommen schon noch dran, Herr Kickl! (Abg. Kickl: Ich hab ja gar nix gesagt! Das war der Hafenecker!), Sie sagen immer was, das geht schon automatisch! (Abg. Hafenecker: Ich!) – für den Gesetzgeber eine große Chance eröffnet, eine derartige Abgabe zu schaffen, aber (Abg. Kickl: Es sei euch nachgesehen ... verwirrt ...!) es war der Bundesregierung anscheinend nicht möglich, die Umsetzung des Urteils so zu gestalten, dass ein faires, sozial gerechtes Finanzierungsmodell vorgeschlagen worden wäre.

Das geschieht gerade in der Zeit der Teuerung, die die Menschen immer noch vehement und massiv wahrnehmen. Ich darf nur sagen: In diesen drei Sitzungstagen ist es Ihnen wieder nicht gelungen, auch nur irgendetwas gegen die Teuerung vorzuschlagen! Das ist Politik, die Sie zu verantworten haben. Und


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in dieser Zeit, geschätzte Damen und Herren, schlagen Sie ein Modell für den ORF vor, das weder sozial gerecht noch fair noch anständig ist – und das werden wir auch ablehnen, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Inwiefern ist es gerecht? Inwiefern ist es gerecht, wenn die Millionenerbin in der Seevilla gleich viel zahlt wie die Supermarktkassiererin in der Zweizimmerwohnung? – (Abg. Kickl: Wenn der Wrabetz eine Luxuspension bekommt, was ist denn da gerecht?) Das ist nicht gerecht – und das ist Ihr Vorschlag gewesen, sehr geehrte Damen und Herren!

Was uns aber auch fehlt, ist die Stärkung der Unabhängigkeit des ORF. Information ist in einer demokratischen Gesellschaft ein Grundbedürfnis. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk kommt als rot-weiß-rotem Leitmedium und Quelle hochwertiger Information – gerade jetzt im Internetzeitalter – eine besondere Rolle zu. Gerade im Zeitalter von Fakenews, Echokammern und Filterblasen braucht es mehr gesicherte Informationen und nicht weniger.

Herr Hafenecker, eines zum Thema Fakenews: Die Europäische Union als „kriegsgeil“ zu bezeichnen ist letztklassig. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Auf der Seite Putins zu stehen ist letztklassig. (Abg. Kickl: Vorsichtig, sonst verlieren Sie die nächste Klage! – Abg. Hafenecker: Sie haben sich entschuldigen müssen ...!) – Ja, es war letztklassig, Herr Hafenecker (Abg. Hafenecker: Sie haben sich entschuldigen müssen ...!), letztklassig, auf der Seite des Aggressors zu stehen (Zwischenruf der Abg. Fürst), letztklassig, auf der Seite jener zu stehen, die diesen Krieg begonnen haben, letztklassig, auf der Seite jener zu stehen, die ein fremdes Land angegriffen haben. (Zwi­schenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist Ihre Politik, und dafür haben Sie einzu­stehen! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Krisper. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich möchte aber noch einen Punkt ansprechen, der mir auch sehr, sehr wichtig ist: die Gremien des ORF. Wo ist die Gremienreform geblieben? – Wir sind derzeit in der Situation, dass eine Partei, die bei der letzten Nationalratswahl 37 Prozent hatte, eine Zweidrittelmehrheit im Stiftungsrat hat. Wir erleben


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derzeit eine Situation, in der die ÖVP Niederösterreich versucht, Journalisten einzuschüchtern. Das ist auch nicht die Medienpolitik, die eine Demokratie braucht, das ist Medienpolitik à la ÖVP, die wir nicht mehr brauchen, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hafenecker: Niemand hat euch verboten, Wahlen zu gewinnen, niemand!)

Österreich verdient sich einen unabhängigen öffentlichen Rundfunk mit einem guten, allumfassenden Angebot – auch für junge Menschen. Österreich braucht für diesen Rundfunk eine sozial gerechte Finanzierung, und Österreich braucht weniger Fakenews der Putinisten in diesem Land. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

12.29


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kurt Egger. – Bitte. (Abg. Belakowitsch: ... alle nicht verstanden!)


12.29.49

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­­minis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wie bereits vorhin ausgeführt, war es aufgrund des Verfassungs­ge­richts­hof­urteils notwendig, die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf neue Beine zu stellen und die Streaminglücke zu schließen.

Wir übernehmen diese Verantwortung im Bewusstsein, wie groß die Heraus­forderung in diesem Zusammenhang ist. Dass das nicht überall auf Wohlgefallen stößt, wissen wir, aber wir machen es trotzdem, weil wir uns der Verantwortung bewusst sind und wir sehr für einen unabhängigen Journalismus eintreten, der Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie ist, und das gerade in Zeiten von Fakenews, Echokammern und freiheitlichen Wahrheiten.

Ich verstehe, dass die Freiheitlichen dagegen sind (Abg. Belakowitsch: Weil? – Zwischenruf des Abg. Hafenecker), denn wer würde das Korrektiv sein, wenn es nicht die Medienvielfalt gäbe (Abg. Kickl: Die Sie grad ramponieren!) und


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wenn es den unabhängigen Journalismus nicht gäbe? (Abg. Belakowitsch: Was ist denn unabhängig?)

Aus diesem Gesichtspunkt heraus haben wir uns vier Zielsetzungen gegeben: Es muss günstiger werden (Ruf bei der FPÖ: Korruptions...!), inklusive einer schlan­keren Struktur für den ORF. (Abg. Belakowitsch: Es wird aber blöderweise teurer! Im Rechnen sind Sie nicht so! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Er soll ein angepasstes Medium sein, das einfach der Zeit entspricht. Die Gebühr wurde deutlich gesenkt, nämlich von 22,45 Euro auf 15,30 Euro. Ich finde es ja sehr schade, dass die SPÖ zwar grundsätzlich mit Worten versucht, quasi ihr schlechtes Gewissen, dass sie der Finanzierung nicht zustimmt, zu beruhigen, die Arbeitsverweigerung als Prämisse ihres politischen Handelns aber offenbar weiterhin aufrechterhält.

Der ORF muss besser und regionaler werden. (Abg. Belakowitsch: Nein, nicht noch regionaler!) Daher haben wir auch dafür gesorgt, dass das Sportangebot, das Kulturangebot und auch die Landesstudios erhalten bleiben und gestärkt werden.

Der ORF muss digitaler und nutzerfreundlicher werden: Dafür haben wir mit der Onlinereform gesorgt. Er muss sich weiterentwickeln: Wir haben auch dafür gesorgt, dass der Wettbewerb nicht unfair gegenüber den privaten Medienhäu­sern wird, sondern dass die blaue Seite weiterentwickelt wird und durch ein gutes Verhältnis von audiovisuellen Beiträgen und Textbeiträgen auch für Mitbe­werber die Möglichkeit besteht, zu reüssieren.

Auch haben wir dafür gesorgt, dass der ORF transparenter wird, nämlich mit der Offenlegung der Gehälter, der Werbemengen, der Werbeaktivitäten, der Beraterverträge, Studien und Umfragen.

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der ORF auch ein großartiger Wirtschafts­faktor in diesem Land ist. (Abg. Belakowitsch: Ja was ...! Milliardengrab!) Er investiert 100 Millionen Euro in die Filmwirtschaft, 120 Millionen Euro in Kunst


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und Kultur, 100 Millionen Euro in den Breiten- und Spitzensport, 170 Millionen Euro in die regionale Vielfalt und sichert damit über 10 000 Arbeitsplätze. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Wenn die Freiheitlichen dagegen sind, dann sollen sie auch sagen, dass sie dieses Geld nicht investieren wollen. – Das ist ja überhaupt kein Problem, es steht euch ja zu. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Die Bürger wollen ...! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Ministerin Raab hat dafür gesorgt, dass dieses Paket gemeinsam mit den Grünen gut verhandelt wurde. – Danke auch, Eva Blimlinger, für die konstruktive Zusammenarbeit! Das hat gut funktioniert. (Abg. Belakowitsch: Ja dann! – Abg. Hafenecker: Das ist ein Duo, Raab und Blimlinger, super!)

Wir sorgen auch dafür, dass die Medienvielfalt erhalten bleibt. Es hat im Vorjahr eine Digitalförderung in der Höhe von 54 Millionen Euro gegeben, heuer beträgt sie 25 Millionen Euro. Auch werden wir noch in diesem Jahr das Qualitätsjour­nalismus-Förderungsgesetz beschließen, das garantiert, dass 20 Millionen Euro in die Medienvielfalt fließen. Auch die Presseförderung in der Höhe von 8 Millionen Euro bleibt erhalten.

Wir sorgen für einen starken Medienstandort. Unterstützen Sie uns bei dieser Herausforderung und unterstützen Sie dieses Angebot! – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Martin Graf: Schreiben ja eh alle dasselbe!)

12.34


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Klubobmann Herbert Kickl zu Wort. – Bitte.


12.34.34

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Bundesminister Raab! Ich sage es Ihnen, wie es ist, ich nehme mir hier kein Blatt vor den Mund: Das, was Sie heute hier beschließen, ist eine Schande. Es ist beschämend, es ist ein Skandal (Zwischenruf des Abg. Leichtfried),


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eine Hunderte Millionen Euro schwere Zwangssteuer hier auf den Weg zu bringen, eine Belastung für jeden österreichischen Haushalt, für die österreichi­schen Unternehmen, unter dem schönfärberischen und verharmlosenden Namen Haushaltsabgabe.

Es ist beschämend, es ist ein Skandal, das zur Finanzierung einer medialen poli­tischen Umerziehungsanstalt – etwas anderes ist es ja nicht – durchzudrücken, schönfärberisch bezeichnet als Österreichischer Rundfunk, als ORF, der durch­drungen ist von einem Gemisch aus links-wokem Zeitgeist auf der einen Seite und von schwarz-rot-grünen Machtansprüchen auf der anderen Seite. Das ist ein Skandal, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Mit diesem Beschluss bringen Sie ein Paradebeispiel mehr dafür, was Sie unter regieren verstehen: Regieren heißt für Sie, eine Entscheidung nach der anderen zu treffen, die diametral gegen die Interessen der österreichischen Bevölkerung gerichtet ist. Sie wissen ganz genau, dass die große Mehr­heit der Menschen das nicht will, was Sie heute zur Beschlussfassung bringen und was Sie hier im Hohen Haus durchdrücken (Zwischenruf des Abg. Schwarz); und offenbar ist genau dieses Wissen für Sie der Auftrag, gegen diesen Wählerwillen und gegen den Willen der Bevölkerung zu handeln.

Und so machen Sie das die ganze Zeit, das ist hier nur ein Beispiel von vielen. Ein Anschlag gegen das, was die Menschen wollen, folgt dem nächsten. Ich denke mir, Sie haben es in diesem Bereich wirklich mindestens zur Europameisterschaft gebracht, aber ich vermute, Sie sind in der Zwischenzeit sogar Weltmeister in dieser unrühmlichen Disziplin.

So ziehen Sie eine Spur der Verwüstung durch das ganze Land. (Abg. Pfurtscheller: Na bitte jetzt!) Die Bevölkerung erwartet sich zum Beispiel ein funktionierendes Gesundheitssystem, in dem man für seine Beiträge zeitnahe eine qualitativ hochwertige Behandlung erhält. Das wünschen sich die Menschen. (Beifall bei der FPÖ. – Rufe bei der SPÖ: Ich weiß nicht mehr: Wer hat die Patientenmilliarde


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versprochen? Von welchen ... redet er? Ich weiß es nicht! Von der FPÖ! Hartinger-Klein ..., vergessen? – Abg. Pfurtscheller: Was hat das mit dem ORF zu tun?!)

Sie haben das Gesundheitssystem ruiniert! Sie haben das System ruiniert und lauter Frustrierte produziert! Die Menschen wünschen sich ein Bildungssystem, bei dem man in der Grundschule Rechnen, Lesen und Schreiben lernt. Sie haben die Grundschulen zuerst zu einem Experimentierfeld für die gescheiterte Integration umfunktioniert, und jetzt machen Sie daraus eine Indoktrination­sstätte für ihre Woke- und Genderideologie. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Von welcher Partei war die Hartinger-Klein? Sag einmal! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die Menschen wünschen sich einen Schutz unserer Grenzen. Sie wünschen sich Sicherheit vor den Völkerwanderern, die von allen Kontinenten ausgerechnet nach Österreich kommen. Sie machen eine Politik, im Rahmen derer Sie so viele aufnehmen, wie es das überhaupt noch nie gegeben hat, und den Klimabonus gibt es als Willkommensgeschenk gleich oben drauf. (Abg. Leichtfried: Patientenmilliarde, Hartinger-Klein, bravo!)

Die Menschen wünschen sich den Erhalt unserer Neutralität, und Sie leisten jeden Tag einen Beitrag dazu, diese zu ramponieren, und machen uns zu Vasallen der Nato. (Abg. Sieber: ... Sicherheitspolitik vollkommen abgetakelt! – Abg. Leichtfried: Patientenmilliarde! – Ruf bei der SPÖ: Eine blaue Gesundheitsministerin, ...! – Abg. Leichtfried: War da nicht der Kickl auch in der Regierung? – Zwi­schenruf der Abg. Herr. – Abg. Leichtfried: Ah da waren die Pferde, genau!) Die Menschen wünschen sich eine effektive Politik gegen die Teuerung, und das, was Sie machen, ist, jeden Tag einen Beitrag dazu zu leisten, die Teuerung noch anzufeuern. (Ruf bei der SPÖ: Keine gute Rede! – Abg. Leichtfried: Was hätten die Pferde gekostet?)

Und diese Zwangssteuer namens ORF-Haushaltsabgabe ist der nächste Beitrag dazu. Das ist ja unbestritten. (Beifall bei der FPÖ.)


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Bis zu 250 Euro pro Haushalt und pro Unternehmen, darauf muss man erst einmal kommen – in Zeiten der Teuerung, in Zeiten, in denen sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten können. Was ist denn das anderes als eine zusätzliche und absolut unnotwendige Belastung?

Und es ist nebenher auch ein Anschlag auf die Medienvielfalt in diesem Land (Abg. Maurer: Ja, genau!), und Sie wissen das ganz genau: Alles zugunsten des ORF, alles zuungunsten der Privaten – das ist Ihre Interpretation von Medien­vielfalt, nicht unsere! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich glaube, Sie waren schon länger nicht draußen bei der Bevölkerung. Ich glaube, Sie tauschen sich nur mehr untereinander aus. Wenn Sie nämlich draußen wären und sich die Zeit nehmen würden, um den Menschen zuzuhören, dann wüssten Sie genau, was Ihnen entgegenschlägt, wenn Sie die drei Buchstaben ORF in den Mund nehmen: Blanke Ablehnung schlägt Ihnen entgegen, und das ist mindestens so sehr das Verdienst der Führung des ORF wie Ihr politisches „Verdienst“ – unter Anführungszeichen. Da haben sich zwei gefunden, zusammen­getan und etwas produziert, das da draußen immer weniger auf Gegenliebe stößt.

Deshalb, weil Sie nicht zu den Menschen hinausgehen, pfeifen Sie auch auf alles, was Ihnen die Menschen zu sagen haben. (Abg. Leichtfried: Wann bist du jemals bei den Menschen?) Deswegen ignorieren Sie die Tausenden negativen Stellungnah­men, die es zu diesem Gesetz gegeben hat, so wie Sie es bei anderen Gesetzen auch schon gemacht haben. Es ist doch völlig wurscht, wenn sich die Leute aufregen; das wird zur Seite gewischt, das interessiert niemanden.

Deshalb ignorieren Sie die Petitionen und Volksbegehren, die es gegen diese ganzen Maßnahmen gibt. Alles wird vom Tisch gewischt, interessiert Sie nicht, so nach dem Motto: Was bilden sich denn diese Untertanen überhaupt ein, dass sie uns mit ihren Angelegenheiten belästigen? – Das ist doch Ihre Interpre­tation von Regierungsfähigkeit! Unsere ist das nicht. (Beifall bei der FPÖ.)


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Ihr Modell lautet, nicht der Bevölkerung soll es gut gehen, sondern Ihnen soll es gut gehen. Hier herinnen soll es Ihnen gut gehen in Ihren Netzwerken und nach der Politik hier herinnen soll es Ihnen dann in den verlängerten Netzwer­ken, die Sie hier herinnen gebaut haben, weiter gut gehen. Deswegen tun Sie alles, um die Bevölkerung von den wesentlichen Entscheidungen fernzuhalten. Deswegen wollen Sie nichts von irgendwelchen Volksbegehren, von irgendwelchen Volksabstimmungen wissen, deswegen scheuen Sie diese Instrumente wie der Teufel das Weihwasser, damit nur ja nicht das zum Durchbruch kommt, was die Bevölkerung will, sondern damit Sie Ihre Interessen weiter beinhart durchsetzen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ihre elitären Freunde, in diesem Fall in der Führungs­mannschaft des ORF – da meine ich das Management im wirtschaftlichen Bereich genauso wie die angebliche journalistische Elite des Landes –, sollen profitieren, die Zwangsbeglückten, die sollen es finanzieren, und die anderen, die auch noch irgendwo im Medienbereich unterwegs sind, die wollen Sie damit ruinieren. Das ist Ihre Medienpolitik, aber nicht unsere, nicht unsere freiheitliche. (Beifall bei der FPÖ.)

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Ich meine, da gibt es einen ehemaligen Generaldirektor, und deswegen ist die SPÖ da auch so zurückhaltend, einen gewissen Herrn Wrabetz (Abg. Leichtfried: Der hat zumin­dest keine Pferde kaufen wollen!), vor Kurzem war er noch einer Ihrer großen Hoffnungsträger in Fragen der Obmannschaft. Das ist derjenige, der es zustande gebracht hat – nicht alleine, sondern in Koproduktion mit einem gewissen Herrn Weißmann, der sein kaufmännischer Vizedirektor gewesen ist –, ein Unter­nehmen, das mit Privilegien ausgestattet ist, dass es ärger nicht mehr geht – ich spreche von der GIS-Werbe-Kombination –, im Wesentlichen ohne substan­zielle Reformen in eine schwierige Situation zu bringen und trotz seines Riesenbudgets und dieser Privilegien rote Zahlen zu schreiben. Das ist eine rot-schwarze Koproduktion über viele, viele Jahre und Jahrzehnte. (Beifall bei der FPÖ.)


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So, und was ist die Konsequenz? – Der eine, Herr Wrabetz, bekommt zu seiner Supergage von 400 000 Euro im Jahr, die er fast über Jahrzehnte kassiert hat, weil er so lange Generaldirektor war, jetzt eine Luxuspension von 8 000 Euro obendrauf als Dankeschön desjenigen Unternehmens, das er geschädigt hat. Zahlen werden es diejenigen, die diese Zwangssteuer in Zukunft abführen müssen.

Der andere, der kaufmännische Direktor, der da mitgeholfen hat, das Unterneh­men in diese schwierige Situation zu bringen, wird befördert. Der ist jetzt Generaldirektor, kassiert jetzt die 400 000 Euro und irgendwann einmal wird er dann auch diese 8 000 Euro Luxuspension oder wertangepasst dann ein bisschen mehr bekommen. Anstatt dass diese Leute also zur Verantwortung gezogen werden, werden sie auch noch belohnt. Herr Weißmann geht dann her und macht mit seinen schwarzen Parteifreunden und mit seinem grünen Koalitionspartner auch noch einen Deal aus, der da lautet, dass der ORF in Zukunft 40 bis 100 Millionen Euro im Jahr mehr bekommt, als das bisher der Fall gewesen ist.

Die Regierung und der ORF, die packeln also miteinander, die machen miteinan­der einen faulen Deal zulasten Dritter. Diese benachteiligten Dritten, das sind die Zwangsbeglückten, die diese Steuer dann zahlen müssen, auch wenn sie keine Millisekunde von diesem ORF-Programm konsumieren, und das sind natürlich diejenigen, die einen Wettbewerbsnachteil in der Auseinander­setzung mit dem ORF erleiden. Das ist Ihre Medienpolitik, aber es passt zu dieser Spur der Verwüstung, die Sie durch das ganze Land ziehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, wir lernen daraus, dass wirtschaftlicher Misserfolg von dieser Regierung belohnt wird, anstatt dass er zu Konsequenzen führt, anstatt dass man im Unternehmen sozusagen alles auf den Kopf stellt und einen neuen Ansatz wählt.

Jetzt kommt noch die interessante Frage: Ja was finanzieren denn die Zwangs­be­glückten? Was finanzieren denn die Leute, die sich nach Ihrem Ermessen


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darüber freuen dürfen, dass Sie jetzt einen demokratiepolitischen Beitrag in Form dieser Zwangssteuer leisten? Was finanzieren die denn eigentlich dafür, dass sie dieses Programm keine Sekunde ansehen? – Zum einen finanzieren Sie damit das Fortleben und den Fortbestand dieses Systems, das ich jetzt am Beispiel von zwei Führungspersönlichkeiten skizziert habe, diese Finanzierung von unglaublichen parteipolitischen Bonzen und Privilegienrittern, 14 ORF-Direktoren an der Zahl – 14 an der Zahl! –, mit einem durchschnittlichen Einkommen von 225 000 Euro im Jahr.

Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich bin deswegen so sauer, weil ich das Wirken des einen oder anderen auch kennengelernt habe. Diese Herrschaften tun nämlich nichts anderes, als ab dem Moment, in dem Sie gewählt worden sind, dafür zu lobbyieren, das nächste Mal wiedergewählt zu werden. (Abg. Schmidhofer: Das stimmt nicht! Die arbeiten schon, Herr Kickl! Zwischenrufe bei der SPÖ.) Der Ort dafür, das sind die VIP-Veranstaltungen dieses Landes, im Sommer und im Winter. (Beifall bei der FPÖ.) Überall, wo es ein teures Buffet und eine VIP-Lounge gibt, die etwas auf sich hält, sind die mit dabei.

Das ist die Tätigkeit der Direktoren – keine Spur von Transparenz! 160 Mil­lionen Euro liegen da irgendwo auf einem seltsamen Depot für Golden Handshakes und so weiter – keine Spur von Transparenz! Ja was ist denn mit den Grünen, die wollen es doch immer ganz genau wissen? – Alles wurscht, eine Blackbox, um weiße Elefanten im ORF zu finanzieren, das alles wird weiterfinanziert.

Liebe Österreicherinnen und Österreicher, Sie finanzieren damit natürlich eine objektive und unabhängige Nachrichteninformation, nicht? Das wäre ja das Herzstück des Österreichischen Rundfunks. – Ich meine, die Wahrheit ist, wir haben es da mit etwas zu tun, was nicht nur weltanschaulich irgendwo sozusagen ein bisschen eingefärbt ist, das wäre ja noch die harmlose Variante, sondern wir haben es da ja mit etwas zu tun, das regelrecht, sage ich, vor politischer Korrektheit, vor Wokewahnsinn von der linken Seite nur so trieft.


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Wenn es das nicht ist, dann lässt sich der ORF ja nur allzu gerne als Propaganda­instrument der Mächtigen einspannen. Dann hat man das nicht verinnerlicht, was die Journalisten sonst wie eine Monstranz vor sich hertragen, dass man das kritische Element gegenüber den Mächtigen ist. Nein, dann ist man der willfährige Diener und ein hilfreiches Werkzeug zur Unterdrückung und Mani­pulation der eigenen Bevölkerung. Das haben wir während Corona erlebt, Stichwort Fakenews. (Beifall bei der FPÖ.)

Das finanzieren Sie also auch, und Sie finanzieren die Crème de la Crème der österreichischen Journalistenelite, die, die sich alle gegenseitig ausbilden und sich dann gegenseitig die Journalistenpreise zuschanzen. Da gibt es ja ein paar besondere Stars im Österreichischen Rundfunk, das sind die Herrschaften, die diese Bühne und die Möglichkeiten, die sie haben, nicht dafür benutzen, um die Bevölkerung objektiv zu informieren, nein, die benutzen diese Bühne zur Selbstdarstellung. Das sind als Journalisten verkleidete Politiker, das sind Hybrid­wesen zwischen beiden Welten, die sich bei jeder Sendung nicht entscheiden können, wo sie denn hingehören. Da ist es dann nur logisch, wenn man sich als Politiker aufspielt, aber eigentlich in einer Journalistenrolle dort sitzt, dass dann Verhörinterviews und irgendwelche politischen Agitationen auf Twitter nur so auf der Tagesordnung stehen. Das wird alles mitfinanziert.

Sie finanzieren, ich möchte einmal sagen, ein paar abgehalfterte und abgetakelte Spaßmacher – Kabarettisten, Satiriker – mit, die, glaube ich, alle schon die Inventarnummer des ORF irgendwo eintätowiert haben, die aber nur ein Pro­gramm zustande bringen, von dem ich Ihnen wirklich sage: Da ist jede Faschingssitzung in jedem kleinen Dorf lustiger als das, was diese Herrschaften um teures Geld produzieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie finanzieren stinklangweilige Talkformate mit, die die Privaten viel, viel besser können; Sie finanzieren eine Liveübertragung der Pride Parade mit, wahrschein­lich die neueste Interpretation der Erfüllung des Bildungsauftrages (Ruf bei der SPÖ: Genau!); und so weiter und so weiter. (Abg. Schallmeiner: Wie viel Angst muss


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man haben? Wie viel Angst muss man haben? ...! ) Das alles wird mit dem Geld gemacht, das jetzt als Zwangssteuer eingehoben wird.

Was es nicht gibt, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist das, was notwendig wäre. Was es nicht gibt, das sind echte Reformen und Transparenz; das gibt es nicht einmal ansatzweise, überhaupt nicht – keine Spur von einem Beitrag zur Entwicklung der Medienvielfalt in diesem Land, überhaupt nicht (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek), keine Sparsamkeit, sie kriegen ja mehr Geld, als sie bisher gehabt haben, und vor allem keine Rückbesinnung auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag oder gar seine Wiederbelebung, der ja eigentlich das Geschäft dieses Medienunternehmens wäre. – Nein, es gibt Freunderlwirtschaft bei Postenbesetzungen, Intransparenz.

Wir haben es in Niederösterreich erlebt, wir haben es bei der Besetzung des Sportchefs erlebt. Da geht man ja fast nach der Regel vor, dass der, der am schlechtesten qualifiziert ist, den Job bekommt. Das ist die Wirklichkeit im ORF – so viel zum Thema Transparenz, so viel zum Thema objektive Postenver­gabe. (Abg. Blimlinger: Redezeit! Redezeit!) Also auch von Entpolitisierung keine Spur, weil es dann jedes Mal Ihre Freunderln sind, die dort drankommen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Sie sehen einmal mehr – und das ist der entschei­dende Punkt –, dass bei dieser Regierung, die ja für sich in Anspruch nimmt, regierungsfähig zu sein, die Regierungsfähigkeit geradezu zu verkörpern, in Wahrheit – schauen wir uns die Ergebnisse an! – Hopfen und Malz verloren ist. Diese Herrschaften haben nur eine Strategie: Sie hoffen, dass die Leute in ihrem Widerstand ermatten, dass es ihnen irgendwann einmal zu blöd wird, zu demonstrieren, weil sie ohnehin nichts erreichen.

Sie hoffen, dass die Leute dann irgendwann einmal resignieren und schweigen, und dass dann halt der Widerstand aufhört und dass die Bevölkerung die Krot fressen wird, im einen Bereich wie im anderen Bereich.


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Sehen Sie, und da habe ich ein anderes Angebot mit der Freiheitlichen Partei. Ich würde sagen, wir lassen die Erfinder, die Betreiber und die Schönredner dieser ORF-Zwangssteuer mit diesem Plan nicht durchkommen. Wir lassen sie nicht durchkommen. (Beifall bei der FPÖ.)

Das wird uns heute nicht gelingen, weil wir hier herinnen zu wenige sind, aber in ein paar Monaten schaut es vielleicht ganz anders aus (Heiterkeit des Abg. Zarits), denn wir haben das Ziel, die nächste Bundesregierung in diesem Land anzuführen, jawohl. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich meine das so ernst, wie ich es gesagt habe: Wenn wir diese Bundesregierung anführen, wenn es einen freiheitlichen Bundeskanzler gibt (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), der dann ein Volkskanzler sein wird, Herr Leichtfried, dann sollten Sie sich freuen (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Leichtfried), denn dann machen wir diese Haushaltsabgabe rückgängig. Das steht ganz, ganz oben auf der Liste. Dann wird diese Zwangssteuer wieder abgeschafft. Ich sage das den Planern im ORF nur, damit sie nicht zu weit in die Zukunft rechnen. (Abg. Schmuckenschlager: Jeder kriegt einen Volksempfänger!) Dann schaffen wir das ab und dann stellen wir eine Situation her, dass dort, wo öffentlich-rechtlich draufsteht, auch tatsächlich öffentlich-rechtlich drinnen ist, denn jetzt ist ja das Gegenteil davon der Fall (Ruf bei den Grünen: So wie in Ungarn oder Russland!); und dann sind wir in einer Situation (Abg. Schmuckenschlager: Erst wenn’s öffentlich-rechts ist, dann!), in der der ORF seinen Kernauftrag erfüllt und dadurch in Wahrheit profitiert.

Dann haben wir etwas für die Medienvielfalt in diesem Land getan und dann haben wir den Menschen diese 250 Euro Zwangssteuer erspart. (Anhaltender Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)

12.51

12.51.28*****



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Präsidentin Doris Bures: Herr Klubobmann Kickl, für die persönlich beleidigende Äußerung gegenüber Journalisten „abgehalfterte und abgetakelte Spaßmacher“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Nein, das war nicht ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

*****

Nun gebe ich Frau Klubvorsitzender Sigrid Maurer das Wort. – Bitte. (Zwischen­ruf des Abg. Leichtfried. – Abg. Hafenecker: ... Kabarettisten! – Abg. Belakowitsch: Das sind ja keine Journalisten! – Abg. Hafenecker: Oder Politiker, die sich nicht kandidieren trauen! – Abg. Belakowitsch: Oder Politaktivisten! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)


12.52.02

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Bundesministerin! Werte Abgeordnete! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Abg. Belakowitsch: Jetzt wird’s wieder peinlich!) Nach dieser Rede: Also das ist (Abg. Wurm: Schwierig, ich weiß! Schwierig für Sie, ja! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) unfassbar, was wir uns hier wieder anhören müssen! Ja, ich habe leider diesen Platz in der Rednerliste und komme leider immer wieder nach Herrn Kickl zu Wort. (Abg. Hafenecker: ... zeigen Sie einmal mehr, was Sie von der ... halten! – Abg. Kickl: Es dauert nicht mehr so lang, Frau Maurer, dann brauchen Sie sich das nicht mehr anzutun!) Ich werde Sie schon daran erinnern, was Sie denn in Regierungsverantwortung mit dem ORF gemacht haben, das ist alles nachzu­lesen in Chats, wie Sie nämlich genau die ganzen politischen Interventionen wollten, wie Sie Ihr Personal dorthin setzen wollten. Das ist alles gut und öffentlich dokumentiert, Herr Kickl, ja. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Sie können sehr bald wieder Champagner trinken!)


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Ich möchte zur eigentlichen inhaltlichen Debatte zurückkommen, diese Propagandaeinschaltung jetzt wieder auf den Boden der Tatsachen holen, ich möchte zu dem zurückkommen, was wir hier denn eigentlich diskutieren. (Abg. Belakowitsch: Was diskutieren Sie denn eigentlich?! – Abg. Hafenecker: Eine Mehrbelastung der Bevölkerung diskutieren wir!)

Ich möchte an dieser Stelle auch den Generaldirektor des ORF und die Geschäfts­führung des ORF begrüßen, die dieser Debatte hier heute beiwohnen.

Worum geht es eigentlich? – Eine demokratische Gesellschaft braucht eine starke, unabhängige und vielfältige Medienlandschaft. (Abg. Hafenecker: Und jedenfalls keine Grünen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nach Jahrzehnten des medienpolitischen Stillstands fördert diese Bundesregierung die privaten Medien in Österreich stärker als jemals zuvor. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Verhaltener Applaus!)

Heute beschließen wir ein Paket, das den ORF finanziell auf sichere Beine stellt, nach dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs, aber diese Novelle ist viel mehr als das. Es ist nicht nur die Absicherung der Finanzierung, es ist auch die Ermöglichung für den ORF, ins 21. Jahrhundert zu gehen, digitaler zu werden, zukunftsfähig zu sein, alle Menschen in diesem Land, auch die jüngeren, gut zu erreichen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Der ORF ist, anders als die Freiheitlichen das hier darstellen wollen (Zwischenruf des Abg. Martin Graf), unabdingbar für die österreichische Demokratie (Abg. Hafenecker: Der ORF hat die Hälfte des Verteidigungsbudgets!), ist ein ganz wesent­licher Pfeiler für den öffentlichen Diskurs und natürlich für die Meinungs­­vielfalt in diesem Land. (Abg. Belakowitsch: Was? Wo ist eine Vielfalt im ORF?! Wo ist da Vielfalt, bitte?!) Qualitätsvoller Journalismus, der uns mit gesicherten und überprüften Informationen versorgt, ist gerade in Zeiten von Fakenews, die Sie ja gerne verbreiten, Herr Kickl (Abg. Belakowitsch: Der ORF ... Fakenews!), und in Zeiten von Fakenewspropaganda durch Putin et cetera wichtiger als je zuvor. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)


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Ich möchte im Gegensatz zu Ihnen weiterhin in einem Land leben, in dem ich mich als Politikerin den kritischen Fragen der Journalistinnen und Journalisten stellen muss (Heiterkeit bei der FPÖ), weil wir eine unabhängige Berichterstattung haben, weil wir unabhängig finanzierten Journalismus haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Da klatschen sogar die ÖVPler ...!)

Hier werden Attacken gegen den ORF geritten, und wir wissen, wie das war, als die Freiheitlichen in der Regierung waren. Jetzt gibt es große Ankündigungen, was Sie denn tun würden, wenn Sie Kanzler werden würden, Herr Kickl, und wir werden alle daran arbeiten, dass Ihnen das nicht gelingt. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Probieren Sie’s!)

Die Freiheitlichen verunglimpfen hier die Finanzierung eines Medienangebots, das 95 Prozent – 95 Prozent! (Abg. Hafenecker: Aller Grünen!) – der Menschen in Österreich nutzen – 95 Prozent! (Abg. Loacker: Aber durchzappen zählt nicht als nutzen!) Und Sie verunglimpfen diese Finanzierung als Zwangsgebühr (Abg. Amesbauer: Na, ist sie freiwillig?!) – im Übrigen eine Finanzierung, die für alle günstiger wird, als es bisher war. (Ruf bei der FPÖ: Das ist doch der größte Blödsinn!) Es sind in Zukunft rund 15 Euro, die die Haushalte zahlen – weniger als bisher –, und gleichzeitig bekommen sie dafür mehr Programm, weil diese Bundes­regierung mit dieser Novelle dafür sorgt, dass ausgebaut wird (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), dass der ORF digitaler wird und dass der unabhängige Journalismus garantiert ist. (Abg. Kickl: Es ist noch besser! Frau Maurer, es ist noch besser! Das kriegen sogar diejenigen, die es nicht haben wollen!)

Ich meine, wir wissen – wir erleben das ja ständig –, wie Sie das machen: Sie entziehen sich der öffentlichen Debatte und Ihrer Verantwortung gegenüber den Journalist:innen ständig. Sie tauchen dort nicht auf. Sie kommen nicht ins „ZIB 2“-Studio, um Fragen zu beantworten. (Abg. Hafenecker: Gestern! – Ruf bei der FPÖ: Was reden Sie da?!) – Ich rede von Herrn Kickl. (Ruf bei der FPÖ: ... lächerlich!) Sie finanzieren FPÖ-TV, und ich frage Sie, Herr Kickl: Wer zahlt denn FPÖ-TV (Abg. Kickl: Danke! Danke für die Werbung!), Ihre


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Propagandamaschinerie? Wer zahlt sie denn? Zahlen Sie das selber, Herr Kickl? Privat? (Abg. Kickl: Danke für die Werbung!) Es wird aus der Parteienfinanzierung, mit dem Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land gezahlt (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP – Abg. Hafenecker: Zahlen Sie die Villa Rosa privat? – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), ist aber ein Propaganda­sen­der, über den Sie ausschließlich Ihre Parallelwelt, Ihre Putin-Lügen präsentieren, wo eben kein kritischer Journalismus stattfindet. Und das ist Ihre Idee von Medien! Das ist Ihre Idee! Wenn Sie also hier stehen und von Medienvielfalt sprechen: Das ist ja lachhaft! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Sie sind diejenigen, die sich weder den kritischen Journalist:innen stellen noch Fakten anerkennen, Sie sind diejenigen, die hetzen und beschimpfen (Abg. Kickl: Der kritische Journalismus beschäftigt sich weit mehr mit uns als mit Ihnen!) und die Demokratie mit Füßen treten. Das ist Ihr Programm, und dieses Programm ist auf Ihrem eigenen Sender zu sehen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

So stellen Sie sich das nämlich vor: dass nur das verbreitet wird, was Sie selber wollen. Das ist nicht unsere Vorstellung von Demokratie, das ist nicht unsere Vorstellung von Medienvielfalt, das ist nicht unsere Vorstellung von unabhängi­gem Journalismus. (Abg. Belakowitsch: Na, die wollen Sie nicht, das wissen wir! – Ruf bei der FPÖ: Ihre Vorstellung ist ein Minderheitenprogramm!) Genau deshalb machen wir das: weil es so wichtig ist (Abg. Hafenecker: Meine Vorstellung ist ein Parlament ohne Grüne! – Abg. Amesbauer: Ja, meine auch!), dass Sie mit dieser Propaganda nicht durchkommen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: ... in Ihrem Auftrag! Ach so! Der ORF arbeitet in Ihrem Auftrag! Gut! Okay!)

Dieser Kanal ist zweitweise auf Youtube gesperrt gewesen. Dafür muss man vielfach gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen, zum Beispiel durch die Verbreitung von Fakenews. (Abg. Amesbauer: Wer entscheidet das? Sie?) Das ist Ihr Anspruch an Medien!


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Ich will nicht, dass die Menschen in Österreich ihre Informationen von einem Parteikanal beziehen müssen. Da unterscheidet sich unser Demokratie­ver­ständnis ganz, ganz grundlegend, und in diesem Punkt sind Sie ganz genau dort, wo Putin, Orbán und Erdoğan sind (Beifall bei den Grünen – Abg. Kickl: Ha! Ich glaube, da sind Sie viel näher dran, als Sie bisher registriert haben!), Autokraten, die die Medienvielfalt in ihren Ländern zerschlagen haben. Das werden wir in Österreich nicht zulassen. Wir stellen sicher, dass alle Menschen Zugang zu objektiv recherchierten und geprüften Informationen haben, die eine Vielfalt an Meinungen abbilden. (Abg. Loacker: Amerikanische Serien, Fußballspiele!)

Wir erweitern den ORF, ermöglichen ihm, Qualitätsprogramm für alle zu machen, zum Beispiel mit einem ausgebauten Programm für Kinder und Jugendliche, das Inhalte altersgerecht und werbefrei vermittelt. Jüngere Menschen werden auch durch die neu ermöglichten Onlineformate auf den Kanälen erreicht werden, die sie auch nutzen. (Abg. Belakowitsch: Die Kinder-„ZIB“!) In Zukunft wird es dem ORF möglich sein, online first und online only zu produzieren, Inhalte müssen also nicht zuerst schon im Fernsehen ausgestrahlt werden, sie können bis zu 24 Stunden vorher bereits online sein, oder auch überhaupt nur online veröffentlicht werden. (Abg. Belakowitsch: Für Kinder großartig! – Zwischenruf des Abg. Loacker.) Das ist das 21. Jahrhundert; dort sind die jungen Menschen, und auch sie müssen mit objektiven, unabhängigen Informationen versorgt werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist mir auch sehr wichtig, dass wir den ORF zu noch mehr Barrierefreiheit verpflichten, denn selbstverständlich hat der ORF den Auftrag, für alle Menschen in Österreich Programm zu machen. (Ah-Rufe bei der FPÖ. – Abg. Belakowitsch: Objektiv?! – Abg. Martin Graf: Dem kommt er aber nicht nach!)

Die Debatte zur Medienpolitik wurde in den letzten Wochen sehr, sehr kontrovers geführt, und dass sie so kontrovers geführt wurde, ist aus meiner Sicht der Beleg dafür, dass wir etwas ganz Richtiges machen.


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Wir stehen zum dualen Medienstandort. Wir stehen dazu, dass es einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt, der objektiv informiert. (Abg. Amesbauer: So eine schwache Rede!)

Wir stehen zur Medienvielfalt. Ich habe es bereits gesagt: Es steht so viel öffent­liches Geld für private Medien zur Verfügung – nach Qualitätskriterien bei­spielsweise – wie nie zuvor. Wir beschließen heute mit diesem ORF-Paket eine gute Grundlage für die künftige Programmentwicklung des ORF und sichern den ORF und damit den unabhängigen Journalismus für die nächsten Jahre ab.

Ich bin sehr froh – vielen Dank auch für die Zusammenarbeit, vielen Dank auch für die Zusammenarbeit mit dem ORF in dieser Frage, Kollegin Blimlinger und Kollegen Egger –, dass wir das zustande gebracht haben. Es ist ein guter Tag für die Medien. Es ist ein guter Tag für den unabhängigen Journalismus in diesem Land (Abg. Amesbauer: Das sehen aber alle anderen Medien außer dem ORF anders, interessanterweise!), auch wenn es manchen hier herinnen nicht passt. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP. Abg. Hafenecker: Das ist eine ganz schlechte Rede!)

13.00


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte. (Abg. Martin Graf: Nicht nur beim ORF bedanken, beim Steuerzahler bedanken! – Abg. Amesbauer: So eine miese Rede!)


13.00.45

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Ist gut, ist gut, ist gut. Mahlzeit an dieser Stelle! Wenn ich mir die dünn besetzten Reihen der ÖVP anschaue, dann weiß ich schon, wo ich sie vermuten kann. (Abg. Zarits: ... Frechheit! Das ist wirklich eine Frechheit! Abg. Schmidhofer: Die Beate ist auch nicht da! Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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„Mahlzeit Burgenland“ heißt es auch bei einem ORF-Podcast. Da geht es um das Tratschen und Kochen und es werden dann Persönlichkeiten aus dem Burgen­land vorgestellt. „Bei die Leit“ heißt es ein bisschen weiter im Westen. Da kann man interessante Tirolerinnen und Tiroler kennenlernen. Bei „Uschi hoch zu Beet“ geht es um Garten, Kräuter und Schneckenbekämpfung. – Das sind drei von 120 Podcasts, die der ORF mittlerweile betreibt. Manche davon sind eigens produziert, andere wiederum sind Nebenwirkungen von Radiosendungen oder anderen Produktionen. Sie breiten sich aus. Der ORF ergreift Raum! (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Während wir hier über mäßig sinnvolle Kennzahlen wie Textlängen oder tägliche Beitragsmengen auf der blauen Seite, also orf.at, diskutieren, sind im Schatten mittlerweile diese 120 Podcasts gewachsen. Sie stehen für etwas. Sie stehen für massive Marktverzerrung – bei Podcasts und auch auf vielen anderen Gebieten. Private Medienhäuser stehen vor einer Reihe von Hürden, wenn sie in diese Gebiete vordringen wollen, in denen der ORF mittlerweile zu Hause ist. Private Medienhäuser müssen sich nämlich einfallen lassen, wie sie das finanzieren – sie müssen Budgets aufstellen, sie müssen Businesspläne erarbeiten, sie müssen das Geld, das sie investieren wollen, erst einmal verdienen.

Der ORF hingegen kann beispielsweise einen True-Crime-Podcast, nämlich „Tatort Vorarlberg“, produzieren, um Kriminalfälle aus dem Ländle zu beleuch­ten, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen. – Jetzt verstehen Sie mich nicht falsch: Jeder Einzelne dieser Podcasts ist wahrscheinlich hervorragend gemacht und produziert, denn Equipment, Sprecherausbildung, Produktionserfahrung, das ist ja nicht das Thema beim ORF. Auch die Menge an Podcasts ist nicht das eigentliche Thema, denn kein Podcast des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weniger wird die Krise der Medien, vor allem der privaten Medien, entscheiden. Dieser kleine Ausschnitt zeigt aber stellvertre­tend, was bei der Erstellung des neuen ORF-Gesetzes alles nicht gemacht worden ist, denn: Welchen Public Value, welchen öffentlich-rechtlichen


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Mehrwert liefern Plobergers Pflanzentipps, wenn es doch auch schon Uschis Pflanzentipps auf den ORF-Podcasts gibt? (Beifall bei den NEOS.)

Was ist relevant an „Suti kocht“ des ORF Vorarlberg, dass in Zukunft jeder Haushalt 15,30 Euro Minimum im Monat dafür bezahlen muss, oder an „Oberdenglers Rückschau“? – „‚Sepp Oberdengler‘ ist“ – ich zitiere – „ein fiktiver, abgewählter Vizebürgermeister einer steirischen Gemeinde, der mei­nungsmutig die Dinge anspricht, ‚wie sie sind‘“. Bislang ist aber davon auch nur eine Folge erschienen.

Was hilft das dabei, Reichweite zu machen, Publikum zu binden, zu schauen, dass man Public-Value-Inhalte auch konsumiert? Über Public Value, über diesen berühmten öffentlich-rechtlichen Mehrwert, wollte diese Regierung nicht sprechen. Man wollte nicht darüber sprechen, was ein ORF im Jahr 2023 und darüber hinaus leisten können muss, wofür er da ist, was seine Aufgabe ist und was nicht seine Aufgabe ist. Damit spricht man auch nicht über die Auswüchse, die ich gerade mit diesen Podcasts auch symptomatisch aufgelistet habe.

Eine andere, auch verlassene Baustelle betrifft die Entpolitisierung sowie die notwendige Gremienreform. Man kann ja übrigens diese Themen nicht ansprechen, ohne nicht auch sofort beleidigte Nachrichten von ORF-Mitarbei­tenden zu bekommen. Denen möchte ich schon auch etwas sagen: Schreiben Sie bitte nicht mir! Schreiben Sie nicht jenen Personen, die ganz offensichtliche Probleme ansprechen! Schreiben Sie jenen, die diese Probleme einfach nicht lösen! (Beifall bei den NEOS.) Schreiben Sie jenen, die Sie als Mitarbeitende des ORF auch in einem schlechten Licht dastehen lassen!

Eigentlich haben wir mit diesem Gesetz, das jetzt beschlossen wird, genau gar nichts erreicht. Ein ORF mit all seinen Schwächen wird einzementiert. Der Podcast „Nahaufnahme“ – des ORF Niederösterreich übrigens –, in dem inter­essante Persönlichkeiten zu Gast sind, bleibt ebenso erhalten wie „Zu Gast nach 11“ – ebenfalls ORF Niederösterreich –, in dem ebenfalls – Überraschung! – interessante Persönlichkeiten aus ihrem Leben erzählen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 201

Die Novelle des ORF-Gesetzes ist keine Reform! Das ist eine absolut vergebene Chance. Alle Probleme, die es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt – und derer gibt es wirklich genügend –, bleiben weiterhin erhalten. Mitarbeiter, die sich nachweislich von der Politik haben instrumentalisieren lassen, die massiv interveniert haben, die werden nicht rausgeschmissen, nein, sie werden versetzt. (Beifall bei den NEOS.)

Was ist das Learning? – Ich kann machen, was immer ich möchte, ich falle immer weich! Es ist alles wurscht! Oder anders gesehen: Wir haben einfach keinen Plan! – An der Spitze dieses Komplettversagens steht, dass keine Gremienreform gemacht wurde. Es steht nicht im Regierungsübereinkommen, sagen Sie, Frau Ministerin. – Ja, aber Covid stand auch nicht im Regierungsübereinkommen und man hat sich trotzdem darum kümmern müssen. (Beifall bei den NEOS.)

Wenn Herbert Kickl sich hier herausstellt und gegenüber dem ORF droht, droht, dass er die Finanzierung abdrehen wird, und Journalistinnen und Journalisten beschimpft, dann muss man schon eines sagen: Diese nicht gemachte Gremien­reform bereitet das Feld auf für eine FPÖ, die dann einen ORF vorfindet, der hergerichtet ist, wo sie den Durchgriff hat. Das ist dramatisch, was da auf uns zukommt. (Beifall bei den NEOS. Abg. Kickl: Niemand will einen Durchgriff! Der Durchgriff ist jetzt gegeben!)

Eine Entpolitisierung der Gremien würde den ORF genau aus diesem Würgegriff der regierenden Parteien befreien. Er würde dazu führen, dass er sich stärker und wirklich wahrhaftig auf seinen Kernauftrag konzentrieren kann. Solange der ORF aber ein Instrument der Macht, des politischen Orchesters bleibt, bleibt das einfach ein Kampf gegen Windmühlen. Deshalb werden wir NEOS diesem ORF-Gesetz heute nicht zustimmen.

Wir wollen Kompetenz vor Parteibuch. Wir wollen eine ehrliche Debatte über die Aufgaben und Ziele des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Wir wollen die


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Zivilgesellschaft in eine so wichtige Debatte einbeziehen. Wir wollen einen unab­hängigen ORF. Wir wollen nicht diesen Murks. Das ist eine vergebene Chance und daher werden wir nicht zustimmen. (Beifall bei den NEOS.)

13.07


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin MMag.a Dr.in Susanne Raab. – Bitte, Frau Minister.


13.07.44

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Herr Präsident! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Werte Abgeordnete! (Die Abgeordneten der FPÖ halten Tafeln mit der durchgestriche­nen Aufschrift „ORF Zwangssteuer“ und dem FPÖ-Logo in die Höhe. Abg. Hafenecker: Danke für nichts!) Ich möchte zu Beginn der Debatte oder zu Beginn meines Redebeitrags noch einmal auf den Ausgangspunkt zurückkommen, weshalb wir uns heute hier zusammenfinden und diese Gesetzesnovelle diskutieren. (Die Abgeordneten Brandstötter und Disoski – auf die Tafeln der FPÖ weisend –: Herr Präsident!)

Es ist so, dass der Verfassungsgerichtshof in einem Erkenntnis festgestellt hat, dass die derzeitige GIS-Gebühr verfassungswidrig ist. Er hat gesagt, dass der Umstand, dass jene, die den ORF nur über Onlinemedien konsumieren, nicht in die Finanzierung der GIS-Gebühren miteinbezogen sind, verfassungswidrig ist. Das heißt, es war notwendig, diese sogenannte Streaminglücke zu schließen. Das ist keine leichte Aufgabe. Das ist auch keine Aufgabe, die ich mir gewünscht habe – auch nicht für uns als Bundesregierung. Jetzt kann man als Opposition vielleicht einfach sagen: Das ist mir egal, was der Verfassungsgerichtshof beschließt!, aber wenn man in Regierungsverantwortung ist, dann hat man sich auch an das zu halten, was Höchstgerichte beschließen. (Abg. Kickl: Die beschließen nichts!) Das heißt Demokratie, und dieser Verantwortung kommen wir auch nach. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Kickl: Höchstgerichte beschließen nichts!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 203

In diesem gesamten Prozess waren für mich zwei Ziele wichtig. (Abg. Belakowitsch: Der ORF hat eh ein Geld bekommen!) Zum einen: Es muss für die Menschen in unserem Land günstiger werden. Für all jene, die bisher brav die GIS-Gebühr gezahlt haben, muss es zu einer Entlastung kommen. (Abg. Belakowitsch: Na, die anderen nicht, die anderen müssen jetzt mehr zahlen!) Das sind 3,2 Millionen Menschen. Zum Zweiten: Das kann nur gelingen, wenn der ORF selbst spart. (Abg. Belakowitsch: Warum, ihr kriegt jetzt mehr Geld?)

Ja, die Menschen in unserem Land möchten einen öffentlich-rechtlichen Rund­funk, aber sie möchten ihn schlanker und sie möchten ihn effizienter. Deshalb wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch 325 Millionen Euro einsparen, und das ist gut so. (Abg. Belakowitsch: Und was passiert mit dem Geld?)

Als Bund verzichten wir auf die Umsatzsteuer, auf die Bundesgebühren, und der ORF selbst wird den Programmbeitrag deutlich reduzieren. (Abg. Kassegger: Aber bei der Energie und den Lebensmitteln wäre das auch gut!)

Deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, schaffen wir es, dass wir den bishe­rigen Beitrag, die bisherige GIS-Gebühr von 22,45 Euro auf 15,30 Euro reduzieren. In Zeiten, in denen das Leben generell teurer, alles teurer wird, schaffen wir da eine erhebliche Preisreduktion und Entlastung für die Men­schen in unserem Land. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir schaffen auch die sogenannte GIS ab. Was ist das für ein veraltetes System, wo Kontrolleure in die Haushalte gehen und Nachschau halten, an die Türe klopfen und schauen, ob jemand ein Fernsehgerät oder ein Radio zu Hause hat?! Das ist ein System, das völlig aus der Zeit gefallen ist, deshalb schaffen wir dieses System ab und führen einen neuen, deutlich günstigeren ORF-Beitrag ein. (Abg. Belakowitsch: Hören Sie sich selber auch zu?)


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Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte natürlich gerne auch noch auf die zahlreichen Stellungnahmen eingehen, die wir während der Begutachtung erhalten haben.

Ja, da waren viele Menschen dabei, die sich auch kritisch geäußert haben (Abg. Belakowitsch: Das ist Ihnen wurscht!), und ich verstehe das, denn auch ich bin selbstverständlich nicht mit allem einverstanden, was der ORF sendet, und auch ich habe eine Meinung zu gewissen Inhalten. Ich bin aber davon überzeugt, dass es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in unserem Land braucht. (Abg. Kickl: Aber der soll auch öffentlich-rechtliches Programm machen und nicht eine Wahlkampfwiesenpartie!) Ich bin mit dieser Meinung auch nicht alleine, denn alle Länder Europas haben einen solchen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und ja, selbstverständlich, wenn man sich dazu bekennt, dass wir einen solchen öffentlich-rechtlichen Rundfunk brauchen, wie ihn eben alle anderen Länder in Europa haben, dann muss man ihn auch finanzieren. Und das passiert in Österreich wie auch in allen anderen Ländern Europas eben über die Allgemein­heit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kickl: Aber mit anderen Modellen!)

Klar muss sein, der ORF ist kein Selbstzweck. Er muss für die Menschen da sein und er muss einen Mehrwert bringen. Er muss den Menschen zugänglich sein. Er muss erklären können, was mit ihrem Geld passiert. Er muss transparent sein und er muss natürlich neu aufgestellt sein, mit neuen Möglichkeiten, um die Jugend zu erreichen, denn nur so kann er weiterhin relevant bleiben.

Deshalb sorgen wir mit dem neuen Gesetz für Folgendes: erstens für mehr Trans­parenz, denn die Menschen müssen wissen, wofür ihr Geld eingesetzt wird. Wir sorgen auch für ein Ende von überschießenden Privilegien am Küniglberg. Es wird ein deutlich besseres Programm geben. Es wird insbesondere einen deutlich besseren Onlineauftritt und ein neues Onlineangebot geben. (Abg. Belakowitsch: Was, wenn nicht?) Auch das entspricht dem Nutzerverhalten der Menschen in unserem Land.


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Ein Wort möchte ich noch zur Transparenz sagen. Ich war in Großbritannien, habe mir dort auch die BBC angesehen (Abg. Belakowitsch: Erzählen Sie uns von Paris!), und ich habe es als Vorbild empfunden, dass es dort eben mehr Transparenz gibt, dass auch die Gehaltsklassen veröffentlicht werden und dass ab einer Einkommenshöhe von 170 000 Euro jährlich auch die Gehälter namentlich veröffentlicht werden. Dieses Vorbild haben wir genutzt, es ist auch Teil der jetzigen Gesetzesnovelle, denn die Menschen haben wie gesagt ein Recht darauf, zu wissen, wohin das Geld fließt und was damit passiert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nun noch zur Digitalnovelle: Der Medienmarkt hat sich massiv verändert. Hat vor wenigen Jahren noch jeder Dritte täglich eine Printzeitung gelesen, ist es mittlerweile in Europa – da spreche ich nicht von den österreichischen Zahlen, sondern von Europa – nur mehr jeder Fünfte.

Es ist für eine Demokratie von höchstem Wert, dass objektive Informationen sowohl vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk als auch von den privaten Medien, die solche bereitstellen, auch über die digitalen Kanäle der Jugend und der nächsten Generation zur Verfügung gestellt werden. So setzen wir auf der einen Seite im privaten Medienmarkt auf digitale Transformationsförderung und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf eine Digitalnovelle, die Absurditäten abschafft, nämlich dass die Inhalte für die Menschen online nur sieben Tage zur Verfügung stehen. Natürlich muss der ORF künftig in gewissen Bereichen auch online only und online first, also für den User nur online zur Verfügung stehende Formate, produzieren können.

Was mir als Familienministerin auch wichtig gewesen ist, war, eine Lücke zu schließen. Der ORF wird künftig mit weniger Geld mehr Programm zur Verfügung stellen. (Abg. Belakowitsch: Wieso reden Sie immer von weniger Geld?) Es wird ein neues Kinderprogramm geben, ein Familienprogramm, das sich speziell an diese Zielgruppe richtet und somit auch die Jüngsten in unserem Land informieren und unterhalten soll.


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Wenn wir von einem starken demokratischen Österreich sprechen, dann braucht es natürlich auch einen dualen Medienstandort. Mit den jetzigen Maßnahmen entsprechen wir diesem und fördern wir diesen dualen Medienstandort. Es ist wichtig, dass wir die Kooperation zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den privaten Medien auch im Rahmen unserer Gesetze mitbedenken.

Beispielsweise hat der ORF auf seiner Onlineplattform künftig auch Programme privater Veranstalter bereitzustellen. Vice versa ist es so, dass auch private Medien die Inhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nutzen können. Das ist eine notwendige Kooperation, deren Rahmen wir setzen, insbesondere wenn es darum geht, dass wir uns auch in einem gemeinsamen Medienstandort gegen die sozusagen großen Internetgiganten besser aufstellen.

Selbstverständlich müssen wir auch ein Auge auf den Wettbewerb haben. Es wird weitere Wettbewerbsbeschränkungen geben, es wird weitere Beschränkungen im Bereich der Werbemöglichkeiten des ORF geben, sodass wir da auch auf den privaten Markt Rücksicht nehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben uns tatsächlich diese Aufgabe nicht ausgesucht (Abg. Seidl: Das zeigt auch das Ergebnis!), aber ich bin davon überzeugt, dass wir diese Aufgabe zum Wohle der Menschen dahin gehend lösen, dass alle, die bisher GIS-Gebühr gezahlt haben – und das sind 3,2 Millionen Menschen in unserem Land –, künftig viel weniger Beitrag zahlen. Wir schaffen im ORF verstärkte Transparenz durch die Abschaffung von Sonderprivilegien wie Wohnungszulagen und überhöhten Pensionen. Und wir sorgen für mehr Transparenz in der Hinsicht, dass die Menschen auch wissen, wie ihr Geld eingesetzt wird. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Karl Schmidhofer. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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13.16.50

Abgeordneter Karl Schmidhofer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher auf der Galerie und alle, die von zu Hause aus oder von ihrem Arbeitsplatz oder wo auch immer diese Sitzung im Parlament heute mitverfolgen! Die Frau Ministerin hat es angesprochen: Gemeinsam waren wir aufgefordert, das ORF-Gesetz sozusagen wieder auf den Weg zu bringen. Ich darf mich einmal vorweg bei allen bedanken, die daran beteiligt waren, insbesondere bei der ÖVP mit der Ministerin und ihren Mitarbei­terinnen und Mitarbeitern, aber auch bei den Grünen, bei Frau Blimlinger für die Grünen und Kurt Egger für die ÖVP an der Spitze, die da in den letzten Wochen und Monaten wirklich sehr viel geleistet haben, damit wir diese Vorlage heute so beschließen können. Das sei einmal vorweg festgestellt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich darf mich ein bisschen auf den Sportbereich fokussieren, in dem auch meine berufliche Vergangenheit liegt, und sagen, dass der ORF-Sportsender bis 2026 gesichert ist, dass es danach durch die Digitalnovelle auch möglich sein wird, das Programm online fortzusetzen, und dass bis dahin sowohl regional als auch in den anderen Sendern über den Sport, insbesondere nicht nur den Spitzensport, sondern auch über die Randsportarten, barrierefreien Sportarten, dement­sprechend berichtet wird.

Ich darf vielleicht auch einmal hier im Hohen Haus sagen: Es gilt auch den 3 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im ORF ein Dank. Es ist ja nicht so, dass da nicht gearbeitet wird, sondern ich darf von Spitzenleistungen berichten, die gerade den Sport betreffen. Schauen Sie sich Übertragungen von Skirennen aus Kanada und aus Österreich an, dann werden Sie sehen, mit welch hoher Qualität hier gesendet wird und wie gut da gearbeitet wird! Jedenfalls ich darf mich für unsere Fraktion, für die ÖVP, für diese Spitzenleistungen bedanken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Herr Kickl, Klubobmann der Freiheitlichen Partei Österreichs! (Abg. Kickl: Ihrer ist gleich gar nicht da! – Abg. Zarits: Du bist aber auch nicht oft da! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Herr Kickl, Sie haben vergessen, einer Ihrer Vorgänger als FPÖ-Obmann, Norbert Steger, ist lange im Stiftungsrat gesessen, war sogar über vier Jahre Vorsitzender. Und jetzt kommen Sie mit allen möglichen Vorwürfen daher, Herr Kickl, aber Ihr Norbert Steger von der FPÖ ist dort in entscheidenden Gremien gesessen und hat hinsichtlich dessen, was Sie kritisieren, nichts weitergebracht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kickl: Haben Sie keine Ahnung davon, was Ihr Parteiobmann Kurz in das Regierungsprogramm geschrieben hat?)

Jetzt sage ich Ihnen noch etwas: Herr Kickl, Sie sind nicht reif, angesichts dessen, was Sie plakatieren – eine Festung Österreich –, da als Kanzler einzuzie­hen. (Abg. Kickl: Das werden nicht Sie entscheiden!) Wissen Sie, wie ich das einschätze? – Sie bauen ein Luftschloss, Sie werden dort Kaiser, und Sie werden ohne Land dort einziehen. (Abg. Kickl: Das werden nicht Sie entscheiden! – Abg. Hafenecker: So wie Sie beim ÖSV!) – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scherak: Ich glaub, die ÖVP vergisst immer, dass sie mit den Freiheitlichen ...!)

13.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Alois Stöger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.20.33

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zuerst zu Herrn Kickl: Das Gesundheitssystem hat in Österreich Schwarz-Blau und vor allem die blaue Gesundheitsministerin Hartinger zerschlagen, zerstört – das muss man sagen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kassegger: In neun Monaten? In neun Monaten? – Ruf bei der FPÖ: ... redet einen Blödsinn daher! – Abg. Kassegger: Das sagt einem ja der Hausverstand schon!)


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Zum Zweiten: Frau Bundesministerin, ihr braucht euch nicht auf den Verfas­sungs­gerichtshof auszureden. Der Verfassungsgerichtshof hat gesagt, so, wie es jetzt gemacht wird, passt es nicht; er hat aber nicht gesagt, wie man es machen muss. (Abg. Michael Hammer: Dafür sind aber eh wir zuständig!) Ihr hättet jetzt sehr, sehr viele Chancen gehabt, mehr Unabhängigkeit des ORF zu schaffen, eine bessere Finanzierung auf die Beine zu stellen und dafür zu sorgen (Abg. Egger: Das ist der falsche Zettel!), dass es eine ausgewogene Berichterstat­tung geben könnte. Leider ist das nicht gemacht worden.

Zum Zweiten: Was wir in Österreich brauchen, ist ein demokratischer Journalis­mus; ein demokratischer Journalismus, in dem Journalistinnen und Journalisten einen Arbeitsraum haben, einen Kulturraum, in dem sie der Infor­mation verpflichtet sind und diese Information der breiten Bevölkerung zur Verfügung stellen können. Das ist demokratischer Journalismus, und diesen Raum kann man nur durch einen öffentlich-rechtlichen Journalismus zustande bringen, und daher steht die Sozialdemokratie zum öffentlich-recht­lichen ORF. Das ist wichtig, denn nur so kann das gelingen.

Der Gegensatz dazu ist, wenn Information zur Ware wird, wenn Information vermarktet wird, wenn es darum geht, Information zu verkaufen, und wenn man reißerische Information verwendet und praktisch die Menschen hinters Licht führt. (Abg. Egger: Was wollen Sie uns jetzt sagen?) Das ist nicht Journalismus, und das wollen wir nicht haben. Insofern wäre es wichtig, beim ORF etwas zu tun.

Die größte – ich nenne das bewusst so – Ungerechtigkeit ist, oder das völlige Versagen der Aufsicht zeigt sich darin, dass Herr Weißmann in einem Kartell gegen die Bevölkerung die blaue Seite abschafft, weil er einen Deal mit den Zeitungsherausgebern macht – das kann es nicht sein –, und dass die Qualität der blauen Seite kaputt gemacht worden ist. Das ist nicht richtig. Dass die KommAustria dabei zusieht, kann niemand nachvollziehen.


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Letztendlich: Mit dieser Finanzierung werden wieder jene zur Kasse gebeten, die es sich nicht leisten können. Die Haushaltsabgabe ist relativ ungerecht den Menschen gegenüber, und daher werden wir dieser Regelung keinesfalls zustim­men. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Ihr stimmt nie bei Entlastungen zu!)

13.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger. – Bitte schön, Frau Abgeordnete. (Abg. Hafenecker: Was sagen die Tra­fi­kanten dazu?)


13.23.55

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein herzliches Willkommen im Hohen Haus der ORF-Geschäftsführung und dem Vorsitzenden Weißmann! Für mich ist das heute ein wunderbarer Tag, weil wir eine äußerst umfassende Novelle des ORF-Gesetzes beschließen und vor allen Din­gen mit dieser Novelle sicherstellen, dass es eine tatsächlich objektive, neutrale Information gibt, aber auch, was alle anderen Bereiche betrifft, eine Absicherung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegeben ist.

Mein Vorvorredner hat schon darauf hingewiesen: Als Herr Kollege Steger Stiftungsratsvorsitzender war, hätte er all das, was Sie jetzt gerne hätten – und was wir Gott sei Dank nicht brauchen –, machen können. Gott sei Dank hat er sich bei vielen Dingen nicht durchsetzen können, denn sonst hätten wir keine Pressefreiheit mehr, denn: Journalisten zurückzupfeifen, weil sie ordnungs­gemäß, neutral, objektiv über Ungarn berichten, und zu sagen, Auslandskorres­pon­denten müssen zurückgepfiffen werden?! – Gott sei Dank ist das nicht passiert (Abg. Kickl: Na, es ist gut, dass die Wahrheit in Ihren Händen ist!), und Gott sei Dank konnte man die Pressefreiheit erhalten. Genau darauf muss man im Sinne der Demokratie auch bei dieser ORF-Gesetz-Novelle immer ein Auge haben, sobald Sie, die FPÖ, auch nur im Anrollen sind. (Beifall bei den Grünen


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und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Der Lothar Lockl wird sich freuen!)

Also es ist gut, wenn Sie in Sachen Medien eigentlich nichts zu reden haben, denn das führt nur zu einer absoluten Verwüstung. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker. – Abg. Kickl: Aber die „Wiener Zeitung“ haben schon Sie umge­bracht!)

Vieles ist schon gesagt worden. Was mir in dem Zusammenhang aber ganz zentral wichtig ist: Der ORF ist das Fundament einer Demokratie, eines Rechtsstaates (Abg. Kickl: Was? Der ORF ist das Fundament des Rechtsstaats? Können Sie das bitte noch einmal sagen?), wie in den meisten europäischen Ländern, wo der öffentlich-rechtliche Rundfunk zum Fundament gehört. Das beginnt bei der BBC, die auch mit einem Beitrag finanziert ist. Über die soziale Gerechtigkeit kann man reden, aber es ist auch nicht so einfach, diese da herzustellen, ohne dabei sozusagen den Menschen in ihr Portemonnaie oder in ihr Haushaltseinkommen zu schauen. Sie wissen, darüber gibt es keine Aufzeichnungen (Abg. Heinisch-Hosek: 8 Prozent Inflation!), mit denen das gesamthaft österreichweit erfasst wird.

Diese Novelle ist in Anbetracht globaler Krisen, in denen nachprüfbare, objektive Information notwendig ist, notwendiger denn je. Es ist eine Information für das Gemeinwohl, für die Allgemeinheit, die gebraucht wird, um nicht irgendwelchen absurden Schwurblerfakes, muss man sagen, aufzusitzen, sondern nachprüfbar, auch mit Faktenchecks (Abg. Hafenecker: Wie bei der „Wiener Zeitung“!) – und Sie wissen, das passiert im ORF immer wieder –, dem tatsächlich Rechnung zu tragen.

95 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen, es wurde schon gesagt, konsumieren den ORF, und ich würde Sie dringend ersuchen, nicht diese Unwahr­heit zu verbreiten: „die Menschen da draußen“ – ich weiß nie, wovon Sie da reden (Abg. Kickl: Das glaub ich Ihnen! Ja, das glaub ich Ihnen! Das glaub ich Ihnen aufs Wort! – Heiterkeit des Abg. Kickl) in der FPÖ, denn die sind nicht draußen,


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sondern das sind die Menschen drinnen, das sind unsere Menschen, das ist Österreich. Und für Österreich passiert das, für die Bürgerinnen und Bürger, und die sind nicht „die Menschen da draußen“. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: ... sind nicht alle Bürgerinnen und Bürger! – Abg. Hafenecker: Das sind die Menschen, die Sie eingesperrt haben, grundlos, ohne Argument!)

95 Prozent konsumieren den ORF in der unterschiedlichsten Art und Weise, sei es orf.at, sei es ORF 1 oder ORF 2; es ist Radio, es ist Fernsehen; orf.at ist mit Abstand die populärste Medienwebsite Österreichs, und es ist Gott sei Dank gelungen, sie zu erhalten. (Abg. Deimek: Sie kratzen jedes Nichtargument hervor, um es zu verwenden!) Wir hätten sie noch gerne etwas mehr erhalten, auch mehr Text (Abg. Belakowitsch: Die einfache Sprache reicht!), das ist nicht ganz gelungen, aber sie ist zumindest da. Die Österreicherinnen und Österreicher schauen die Sportübertragungen an, die Schlagerparade (Abg. Belakowitsch: Die Schlager­parade?), „Heimat, fremde Heimat“, den Songcontest; „Morgenjournal“ und „Tatort“, Teletext und TVthek – meine Zeit hier reicht nicht aus, um das umfassende Programm, das auch genossen und nicht nur konsumiert wird (Abg. Belakowitsch: Die Schlagerparade, das glaub ich! Dafür ist der ORF das Fundament der Demokratie ...!), darzustellen und um all das zu nennen, wofür der ORF steht. (Abg. Hafenecker: Bitte nicht!) Genau das werden wir in Zukunft verbreitern: mit online first, mit online only, mit einem Kinderkanal, mit anderen Programmen.

Es gibt immer wieder die Kritik an den amerikanischen Serien: Ja, das muss man nicht unbedingt machen, es ist aber letztlich auch eine Frage (Abg. Belakowitsch: Der Demokratie, wissen wir eh!) dessen, dass Menschen gerne auch so etwas sehen, auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk; und auch da sind manche besser und manche schlechter.

Aufgrund des gesetzlich festgeschriebenen Auftrags hat der ORF für die Allgemein­heit Sendungen zur Information, Unterhaltung oder Bildung bereitzustellen. Das macht er auch umfassend, und genau das unterscheidet ihn ganz wesentlich von den Privaten, die im Grunde zeigen können, was sie wollen, und ihr


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Programm in erster Linie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gestalten müssen. Themen wie Kunst, Kultur, Wissenschaft, Bildung, Inklusion, aber vor allen Dingen auch Volksgruppen würden ohne den ORF kaum sichtbar bleiben oder Sichtbarkeit erhalten, und das auch noch barrierefrei.

Und ja, wir stärken den dualen Medienstandort – Kollege Egger hat es schon erwähnt –: So viel Medienförderung wie in den letzten drei Jahren hat es unter keiner der Bundesregierungen vorher gegeben, und es hat noch nie so viele Maßnahmen auf gesetzlicher Ebene gegeben, die genau diesen dualen Standort fördern und sozusagen auch stärken.

Gerd Bacher hat einmal den Satz gesagt: Privatsender brauchen Programm, um Geld zu machen; öffentlich-rechtliche Sender brauchen Geld, um Programm zu machen. – Genau so ist es. 

Dieser Aussage kann ich mich, wie wohl sie schon relativ alt ist, trotz einer totalen Veränderung des Medienstandorts nur anschließen, und genau deswe­gen führen wir den ORF-Beitrag ein, er sichert das in voller Länge ab. (Abg. Hafenecker: Eine Zwangssteuer führen Sie ein!) Er ist, wie die Frau Bundesminis­terin gesagt hat, niedriger als die derzeitige GIS-Gebühr. (Abg. Belakowitsch: Aber für den ORF schaut mehr raus!) Alle, die über Streaming geschaut haben, können es halt jetzt nicht mehr gratis machen, sondern bezahlen auch.

Wichtige Bereiche sind Film – die österreichische Filmindustrie könnte ohne den ORF kaum existieren, und deswegen ist mit dem neuen Anreizmodell der Film zu stärken – und die Musik – da würde ich mir vom ORF auch wünschen, dass der österreichische Anteil bei der Musik verstärkt wird.

Ein wesentlicher Punkt sind auch ORF Sport plus – auch schon erwähnt – und das RSO, das wir auch weiterschreiben und retten werden. Wichtig sind – schon erwähnt – Barrierefreiheit und Volksgruppen. (Beifall der Abgeordneten Disoski und Schallmeiner.)


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Noch ein Wort zu den Gremien: Ja, auch wir wollen einen entparteipolitisierten Stiftungsrat – nicht einen entpolitisierten, sondern einen entparteipolitisierten Stiftungsrat. (Abg. Kickl: Da ist der Lockl der Richtige! – Abg. Hafenecker: Der Lothar wird’s schon richten!) Auch wir wollen einen Publikumsrat, in dem sich tatsächlich die Gesellschaft abbildet und der mehr Mitsprache hat, wie es zum Beispiel in der Schweiz ist, ganz im Sinne von Partizipation und Demokratie. Da warten wir einfach auf das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs. Dann werden wir vielleicht im Herbst wieder novellieren müssen, und dann können wir uns Punkte anschauen, die vielleicht noch notwendig sind. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der ORF ist die Stütze dieses Landes, was Information, Unterhaltung, alles, was Sie wollen, betrifft. (Heiterkeit des Abg. Wurm. – Abg. Kickl: Na bitte!) Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen, der in Österreich lebt, der den ORF nicht kennt, und allein das rechtfertigt all das, was wir heute beschließen werden.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autofreien Heldenplatz fließen soll. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.32.23

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Fernsehgeräten und hier herinnen! Zum ORF, zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben wir uns als Freiheitliche immer bekannt. Wir müssen aber auch feststellen, dass der ORF nicht nur ein Milliardenunternehmen ist, Frau Bundesminister, sondern er ist auch ein Milliardengrab.


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Was Sie jetzt mit Ihrer Reform und mit der Neuaufstellung gemacht haben: Sie verabschieden sich immer so davon, indem Sie sagen, dass Sie das mussten. – Nein, das mussten Sie nicht. Der ORF selbst hat den Verfassungsgerichtshof angerufen, hat überprüfen lassen, ob das überhaupt möglich ist. Und was haben Sie gemacht? – Sie haben gesagt: Oh, das widerspricht dem Gleichheitsgrund­satz, dann geben wir dem ORF gleich einmal mehr Geld! – Das ist nämlich die Wahrheit, Frau Bundesminister.

Der ORF hat in Zukunft aufgrund der Haushaltsabgabe, die jetzt jeden in diesem Land trifft, egal ob er sich ORF ansieht oder eben nicht ansieht – jeder muss jetzt bezahlen –, mehr Geld. Es mag sein, dass es für einige billiger wird, aber für die meisten wird es teurer (die Abgeordneten Michael Hammer und Egger: Das stimmt ja nicht!) – das sind nämlich jene, die bisher keinen ORF angesehen haben. Die müssen jetzt bezahlen, ohne dass sie dafür eine Leistung konsumie­ren – das ist auch einzigartig in diesem Land, Frau Bundesminister. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann haben Sie gesagt: Ja, es ist nicht mehr zeitgemäß, dass jemand in die Wohnung kommt, hineinschnüffelt und schaut, ob man ein Fernsehgerät hat. – Wissen Sie was? Vor drei Jahren, vor zwei Jahren, vor einem Jahr, in den sogenannten Coronajahren, haben Sie beschlossen, dass man in die Wohnungen hineinschnüffelt, ob die Leute auch zu Hause sind. Da war es noch zeitgemäß, jetzt ist es nicht mehr zeitgemäß.

Ich sage Ihnen eines: Dieser ORF hat ein ganz großes Problem. Er hätte nämlich eigentlich ein Objektivitätsgebot, einen Bildungs- und Informationsauf­trag, und dem kommt der ORF einfach nicht nach. Das ist einfach eine Tatsache. Ich zeige es Ihnen an wenigen Beispielen, denn sonst würde das den Rahmen meiner Rede hier sprengen.

Meine Vorrednerin hat gesagt: Na ja, man muss amerikanische Sitcoms nicht mögen. – Man muss sie auch nicht im öffentlich-rechtlichen Sender bringen. (Beifall bei der FPÖ.) Das kann man sich in jedem deutschen Privatsender


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anschauen, dafür muss man tatsächlich nicht bezahlen. Das kann man ersatzlos streichen. Das wäre einmal ein Teil eines Programms, um da eine Einsparung abzulegen.

Aber Sie sagen ja, der ORF wird einsparen: Was macht er mit dem übrigen Geld? Er bekommt jetzt mehr Geld als vorher. Was macht er mit dem von Ihnen vorgeschlagenen Einsparungspotenzial? – Das haben Sie offengelassen. Gibt es dann noch höhere Gagen für die Elite, für die Anchorelite dort? Das sind in Wahrheit Politaktivisten, die sich dort als Journalisten verkleiden – das ist doch die Wahrheit. Von Objektivität, meine Damen und Herren, ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der derzeitigen Situation tatsächlich keine Spur. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage Ihnen noch etwas: Es ist ungefähr zwei Monate her, dass ich bei einer Diskussion im ORF saß. Wissen Sie, was der Moderator dort wörtlich gesagt hat – in die Runde hinein, mich ausgeschlossen –: Wie, meine Damen und Herren, kann man denn die FPÖ bekämpfen? – Bekämpfen: Das ist Objektivität, meine Damen und Herren? (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Das ist nichts anderes als eine parteipolitische Färbung, um eine Partei in diesem Land ausrut­schen zu lassen, um sie zu bekämpfen. (Beifall bei der FPÖ.)

Das nennen Sie objektiv, und Sie glauben, damit wird es objektiver? – Mitnichten wird es objektiver, überhaupt gar nicht! Stattdessen überträgt der ORF 3 Stunden Regenbogenparade (Abg. Heinisch-Hosek: Na und?) – offensichtlich ein unheimlich großer Wunsch für 95 Prozent (Zwischenruf des Abg. Schallmeiner– na und?, genau! –, während wir als Parlament darum kämpfen müssen, dass unsere Bundesratssitzungen übertragen werden. Das würde der Demokratie helfen, meine Damen und Herren, nicht irgendwelche regenbogenwoken Geschich­ten. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: So ist es!)

Das interessiert mitnichten die Bevölkerung in diesem Land. (Abg. Egger: Ihre Rede will keiner hören!) Das ist ein Minderheitenprogramm für wenige Promille


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und Prozent – die befinden sich da. Der Rest in dieser Republik hat ganz, ganz andere Sorgen. Die hätten nämlich gerne Informationen: Wie werden wir das mit der Teuerung schaffen? (Abg. Bürstmayr: Ihr seid besessen!) Die hätten gerne Informationen darüber, wie die Inflation gesenkt werden wird. Das sind die Probleme, die die Bürger in unserem Lande haben. Davon wissen Sie nichts, weil Sie sich mit Ihren Minderheitenproblematiken auseinandersetzen und weil Sie gar nicht wissen wollen, wie die Lebensrealitäten draußen sind. – Das ist die Problematik!

Frau Bundesminister, Sie haben da eine Beitragstäterschaft. Sie machen einfach die Geldbörsen der Österreicher auf, zugunsten einer kleinen Elite. Das ist der falsche Weg (Zwischenruf des Abg. Deimek), und daher braucht es dringendst eine tatsächliche Reform, eine Strukturreform beim ORF.

Das Zweite, was es braucht, um eine Medienvielfalt in unserem Land zu erhalten: Wie werden denn die Privaten finanziert? Ich sage Ihnen ein Beispiel, wer in Österreich tatsächlich einem Bildungsauftrag, einem Informations- und auch einem Objektivitätsauftrag nachkommt: Das ist Servus-TV. (Heiterkeit des Abg. Schallmeiner. – Abg. Leichtfried: Ich hab’ geglaubt, ...!) Das sind die, die in jeder Diskussionssendung alle Meinungen, alle Meinungsspektren bringen. Im ORF vermisse ich das. – Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der FPÖ.)

Noch etwas, und das ist mir als Sozialsprecher ganz wichtig, als Sozialsprecher meiner Partei ist mir das ein wesentliches Anliegen: Im ORF haben wir eine Drei­klassengesellschaft. Wir haben die Elite mit den monströsen Gehältern – den Gerüchten zufolge sind ja bis zu 7 Millionen Euro nur für Herrn Wrabetz zurück­gestellt – (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), dann haben wir ein paar, die noch vom Altbestand sind, und der Rest, meine Damen und Herren, arbeitet dort in prekären Verhältnissen. (Abg. Kickl: So ist es!) Und das wird weiter unterstützt? Das wird auch von Ihnen, den Grünen, unterstützt? – Na gut, es ist in Ordnung, offensichtlich wollen Sie das auf die ganze Gesellschaft auswälzen. Wir wollen das nicht. (Beifall bei der FPÖ.)


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Das, Frau Minister, ist die größte Schwäche in dem Gesetzentwurf – auch das hätten Sie längst angehen müssen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.38


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Maria Großbauer. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Martin Graf: Da brauchen wir eine namentliche Auflistung derer, die in prekären Verhältnissen dort arbeiten müssen! ...!)


13.38.35

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Ganz kurz zu Beginn, zum Durchatmen, darf ich den Seniorenbund Olbendorf aus dem Südburgenland ganz herzlich begrüßen. – Schön, dass Sie auch da sind! (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Herr.)

Ich darf jetzt zu den wichtigen, wesentlichen Kulturthemen im Rahmen dieser ORF-Debatte kommen. Wir stehen ja jetzt, vor dem Sommer, auch vor der Jahreszeit, in der viele Kulturfestivals, Open-Air-Festivals in ganz Europa, in ganz Österreich stattfinden. Eine der vermutlich schönsten und beeindruckendsten Freiluftbühnen der Welt befindet sich in Italien, in einem Ort namens Ravello, einem Küstenort. Die Bühne steht auf Klippen, das Publikum blickt auf das Orchester und überblickt eine ganz wunderbare Landschaft.

Warum erzähle ich Ihnen das? – Weil genau vor drei Tagen nämlich dort das ORF-Radio-Symphonieorchester aufgetreten ist, als Botschafter Österreichs, als Aushängeschild Österreichs (Abg. Loacker: ... Budget hat ..., das RSO ...!), und es ist ein sehr, sehr wichtiger Klangkörper der zeitgenössischen Musik, der zeitge­nössischen Kunst in Österreich und in Europa. Natürlich war es äußerst wichtig – und da waren sich sehr viele einig –, dass dieses Orchester, das Radio-Symphonie­orchester, erhalten wird.


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Dass sie in Ravello aufgetreten sind, das war natürlich nicht über Nacht, sondern sehr, sehr lange im Voraus geplant. Es ist ganz normal und in der Kulturwelt auch bekannt, dass bei Orchestern – oder auch sonst bei Festivals – natürlich sehr, sehr lange im Voraus geplant werden muss, und deswegen ist natürlich eine langfristige Sicherung ganz, ganz wesentlich für sie.

Das Radio-Symphonieorchester ist also gesichert. Da war sich die Bundesregie­rung auch einig und hat sich ganz klar dazu bekannt. Es gibt jetzt also für die nächsten drei Jahre, von 2024 bis 2026, 10 Millionen Euro pro Jahr extra für den Erhalt des Radio-Symphonieorchesters, und es ist im Gesetz auch ganz klar formuliert, dass bis 31. Dezember 2025 auch ein Zukunftskonzept vorgelegt werden muss, was dann danach, ab 2026, passieren soll, wie das weitergeht. Es ist also nachhaltig abgesichert – denn das ist die Aufgabe der Politik, auch der Kulturpolitik: den Rahmen zu schaffen, damit Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der ORF hat einen Kultur- und Bildungsauftrag, und ich würde schon meinen, dass dieser in sehr vielen Punkten sehr gut erfüllt wird, nämlich wirklich sehr gut. Gerade auf Ö1 ist bei Literatur- und Jazzsendungen ein wesentlicher Punkt, dass diese Sparten in Österreich auch gepflegt und weitergeführt werden und das zeitgenössische Kulturschaffen auch sichtbar gemacht wird.

ORF 2 überträgt viele Festivals, auch kleinere, aus ganz Österreich, macht Kultur für viele, für alle Menschen in ganz Österreich zugänglich. Und ich möchte auch noch erwähnen: Der ORF kümmert sich nicht nur um eine Spitze, also um Klassikfestivals wie in Bregenz oder Salzburg. Letztes Wochenende erst gab es ein ganz, ganz großartiges Festival in Oberösterreich, das Woodstock der Blasmusik – eigentlich mittlerweile ein Popfestival, muss man sagen – mit 130 Bands, auch aus Deutschland und aus der Schweiz. (Abg. Lindner: Oder das Donauinselfest!) Es hatte über 80 000 Besucher und wurde live in ORF III übertragen. Ich finde, das ist auch ein ganz, ganz wesentlicher Beitrag für dieses Kulturland, für das Musikland, auch für junge Menschen. Es haben dort 19 000 Menschen miteinander musiziert, und das hat ORF III auch übertragen.


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(Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig. – Abg. Leichtfried: Seid ihr jetzt aufgewacht?)

Der ORF ist ein wichtiger Partner für die Kreativwirtschaft. Wir haben es heute schon von meinem Kollegen Kurt Egger gehört: 120 Millionen Euro werden für Kunst und Kultur ausgegeben, über 100 Millionen Euro auch für die Filmwirtschaft. Der ORF ist ein guter Partner für die Kultur, er ist ganz wichtig. Man kann natürlich immer noch etwas besser machen, aber das ist ja überall so.

Jedenfalls: Das Radio-Symphonieorchester wird weiterhin für alle in Österreich und darüber hinaus spielen, und das ist ein sehr, sehr erfreulicher Aspekt dieses Tagesordnungspunktes. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ord­neten der Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Das war eine gute Rede!)

13.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Julia Seidl. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.43.04

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuschauer:innen! Wie schön wäre es in Österreich, wenn eine Reform endlich einmal eine Reform wäre. Beim ORF-Gesetz hätte man jetzt eine große Chance gehabt, dieses Urteil zu nutzen, um diese Geschichte einfach so neu aufzusetzen, dass sie für die Zukunft auch funktioniert.

Man hat es nicht gemacht. Symptomatisch für diesen Unwillen ist aus meiner Sicht schon das Thema mit dem RSO, denn die eigentliche Entscheidung, wie es mit dem RSO weitergehen soll, hat man nämlich der nächsten Bundesregierung umgehängt. Eine langfristige Finanzierung kann aus meiner Sicht nicht sein, dass etwas bis 2026 finanziert ist, und ich glaube auch nicht, dass man das in der Kulturlandschaft unter langfristiger Planungssicherheit versteht.


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Aus unserer Sicht ist das RSO nämlich zweifelsohne eines der besten und auch wichtigsten Orchester des Landes, und seine Erhaltung steht außer Frage, das haben wir auch schon öfter diskutiert und auch bekannt gegeben, aber es hat nichts im ORF verloren. Es ist kein öffentlich-rechtlicher Auftrag, ein solches Orchester zu erhalten, und deswegen haben wir gesagt, man hätte es gleich aus dem ORF herausschälen müssen, anstatt die Entscheidung auf 2025/2026 zu vertagen, also der neuen Regierung umzuhängen.

Was wurde aber noch vertagt? – Wir haben es heute schon ein paar Mal gehört und meine Kollegin Henni Brandstötter hat es auch angesprochen. Was ist denn dieser öffentlich-rechtliche Auftrag? – Ich glaube, um diesen Kern muss es sich drehen, weil es nämlich wichtig ist, dass es einen klar definierten öffentlich-rechtlichen Auftrag gibt, den ein öffentlich-rechtlicher Sender, also bei uns der ORF, zu erfüllen hat. Wenn ich mir die Rede von Klubobmann Kickl heute anhöre, dann muss ich sagen: Es ist verantwortungslos, dass einige Dinge in diesem Gesetz aktuell nicht geregelt wurden – nämlich nicht zu definieren, was der öffentlich-rechtliche Auftrag ist, und auch nicht die öffentlich-rechtlichen Gremien endlich von der Politik zu befreien. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Objektiv zu berichten heißt nämlich, wirklich objektiv zu berichten. In Zukunft wird aber das bunte Herumfärben weitergehen, und das ist genau das Problem, wenn man darüber nachdenkt, wie sich eine Regierung das nächste Mal vermutlich zusammensetzen wird: Kippe ich nämlich in einen Farbkübel Schwarz, Rot, Blau und Grün hinein, kommt Schwarz heraus, außer ich habe Pech, dann wird es nämlich Braun – das können Sie sich in der Farbenlehre anschauen –, und das halte ich für ein Riesenproblem. Man hätte jetzt die Weichen stellen müssen, um die Politik endlich aus den ORF-Gremien rauszuschmeißen, um das zu verhindern, was passieren wird. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kickl: Was meinen Sie denn da damit?)

Man hat es nicht gemacht, und das finde ich verantwortungslos, wenn man die ganze Zeit hier heraußen davon spricht, dass man einen objektiven ORF braucht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 222

Ich glaube nicht, dass wir den in den nächsten Jahren haben werden. Ich glaube, dass die politische Einflussnahme sehr stark werden wird, und das halte ich Ihnen vor. Sie hätten jetzt dafür Vorsorge treffen müssen, dass wir in den nächsten Jahren, in denen es wahnsinnig wichtig werden wird, noch wichtiger als bisher, einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben, der wirklich objektiv berichtet. Das haben Sie verabsäumt. (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei der ÖVP: War ein wertvoller Beitrag!)

13.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.46.24

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zuschauerinnen und Zuschauer! Auf Bitte von Frau Abgeordneter Eva-Maria Holzleitner begrüße ich ganz herzlich die vierte Klasse des Brucknergymnasiums aus Wels. Wo auch immer ihr seid – herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall. – Abg. Deimek: Die lernen gleich, dass Rabl ein guter Bürgermeister ist!)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, das ORF-Gesetz: Nach 13 Jahren gibt es wieder eine Novelle, eine Reform, wie sie von den Regierungsparteien propagiert wurde und heute beschlossen werden soll – nicht mit unseren Stimmen, das möchte ich gleich vorweg sagen. Ich wiederhole mich: Wir stehen natürlich zu einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wir stehen zu einem gut finanzierten, ausfinanzierten Rundfunk, und das geht nur über eine gute, gestaffelte Gebühren­finanzierung. Wir erachten die Haushaltsabgabe, so wie sie jetzt auf dem Tisch liegt, als sozial unausgewogen und sind daher der Auffassung, dass man da weiter hätte gehen können, nämlich auch bei Geringverdienenden, nicht nur bei Menschen, die Sozialhilfe, Mindestpensionen oder Arbeitslosengeld beziehen (Abg. Egger: Wie wolltet ihr denn das administrieren? Keine Ahnung!), diese Staffelung berücksichtigt. – Das ist das eine. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 223

Zum anderen: Ja, man hätte auch eine Gremienreform anschließen können, das wurde heute auch schon gesagt, nämlich zur Stärkung der Unabhängigkeit des ORF. Es ist aktuell natürlich auch eine Verfassungsbeschwerde aus dem Bundes­land Burgenland anhängig. Ich weiß nicht, ob die schon behandelt ist, das wird in den nächsten Tagen und Wochen vielleicht so weit sein.

Aktuell ist es doch so – und jetzt schaue ich auf diese Seite (in Richtung ÖVP) –, dass die ÖVP quasi im Alleingang bestimmt, was im Stiftungsrat zu tun ist. Ich glaube, das ginge besser, nämlich auch insofern, als man die Zivilbevölkerung einladen könnte, da auch vermehrt teilzunehmen und da mitzusprechen und mitzuentscheiden.

Ich schließe mich dem Appell meiner beiden Vorrednerinnen – Kulturspreche­rin­nen – selbstverständlich an: Das Radio-Symphonieorchester ist noch lange nicht gerettet, wenn da bis 2026 10 Millionen Euro pro Jahr hineinfließen. Wenn man bedenkt, dass Marin Alsop zum Beispiel, deren Vertrag im Sommer 2025 ausläuft, bald einmal wissen müsste, wie es weitergeht, dass man eine neue Chefdirigentin oder einen Chefdirigenten bräuchte, die oder der 2024 unterschrei­ben sollte, weil da längerfristige Planungen selbstverständlich wichtig sind, dass es auch um Probespiele geht, dass auch junge Musikerinnen und Musiker verängstigt sind und teilweise leider das RSO verlassen und zu anderen Orches­tern auswandern, dass auch Konzertveranstalter und ‑veranstalterinnen ihre Planung zwei bis drei Jahre im Voraus machen und beispielsweise auch Tour­neen mit diesem Vorlauf zu planen sind, ist es ganz schwierig, zu sagen: Okay, bis 2026 ist das RSO gerettet! – Wir hätten es immer gerne im Gesetz gehabt. Wir wollten es also nicht wie die NEOS ganz herausschälen, sondern im Gesetz verankern – das hat auch Frau Staatssekretärin Mayer gefordert –, sodass es auf Zeit auch gerettet ist.

Denn: Das RSO ist von unschätzbarem Wert, das wurde auch schon gesagt. Es spielt eine ganz zentrale Rolle bei der zeitgenössischen Musik. Das RSO zeichnet für ganz viele Uraufführungen verantwortlich, und es gibt auch regelmäßig


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Kompositionsaufträge. Neben dem informations- und bildungspolitischen Auf­trag hat der ORF also auch einen kulturpolitischen Auftrag. Ich hoffe, dass bei Ö1 und FM4 nicht noch mehr Einschnitte passieren, denn diese hat es schon gegeben. (Beifall bei der SPÖ.)

13.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.50.34

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundes­minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Bundesminister, es ist mir heute ein besonderes Anliegen, Ihnen zu gratulieren, denn mit dieser ORF-Gesetz-Novelle, mit diesem Gesetzentwurf haben Sie heute schwarz auf weiß einen weiteren Beweis vorgelegt, dass es sich bei dieser Bundesregierung tatsächlich um die unfähigste und schlechteste Bundesregierung aller Zeiten handelt. (Zwischenrufe der Abgeordneten Obernosterer und Deimek.)

Diese ORF-Gesetz-Novelle mit dieser Zwangssteuer namens Haushaltsabgabe ist nichts anderes als ein weiterer Schlag ins Gesicht der inflationsgeplagten Bevölkerung. Sehen wir einmal davon ab, dass dieses Gesetz ein rechtlicher Pfusch ist, aus mehreren Gründen wahrscheinlich wieder gleichheitswidrig ist und sowohl uns als auch die Gerichte in den nächsten Jahren noch öfter beschäftigen wird. Hören Sie bitte endlich damit auf, so wie auch heute wieder zu behaupten, dass das die einzige Möglichkeit gewesen wäre, das gemäß der Verfassungsgerichtshofsentscheidung gleichheitskonform umzuändern! Wir alle wissen, Sie wissen es und jeder da draußen weiß, dass das nicht stimmt, dass das Fakenews sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Es hätte zahlreiche Alternativen gegeben, die nicht beinhalten, dass jeder in Österreich zwangsweise zur Kassa gebeten wird. Hören Sie also endlich mit dieser Unwahrheit auf! Die Unwahrheit verbreitet diese Bundesregierung wie auch heute wieder Kollegin Blimlinger aber anscheinend nur zu gerne. Ich frage


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mich schon, ob es Ihnen wirklich nicht zu dumm ist, zu behaupten – nur damit Sie der FPÖ irgendetwas vorwerfen können –, dass der Stiftungsratsvorsitzende, der Vorsitzende eines Aufsichtsgremiums, also nicht einmal die Geschäftsfüh­rung, eine gesetzliche Grundlage ändern kann, die nur hier im Nationalrat beschlossen werden kann. Das zeugt entweder von Ihrer absoluten Ahnungslosig­keit oder einem Propagandaversuch – Fakenews, wie Sie uns immer so gerne vorwerfen. (Beifall bei der FPÖ.)

Doch abgesehen davon ist wie gesagt der wirkliche Skandal, dass in Zukunft wirklich fast jeder, egal ob er es sich leisten kann oder nicht, egal ob er den ORF gut findet oder nicht, egal ob er überhaupt einen Fernseher hat oder nicht, dazu genötigt werden soll, die Luxusgagen, die amerikanischen Sitcoms und die – freundlich ausgedrückt – meist mehr als dürftige objektive Berichterstattung zu finanzieren.

Aus gutem Grund haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Menschen abge­meldet – aus Protest: aus Protest gegen die Hofberichterstattung, aus Protest gegen die Coronaberichterstattung, aus Protest gegen die tägliche EU-Anbetung oder auch aus Protest gegen das Mein-täglich-Klimaschutz-gib-mir-heute, was mittlerweile jeden Tag schon am Programm steht. (Beifall bei der FPÖ.)

Doch nicht nur das: Viele haben sich auch abgemeldet, weil sie es sich schlicht und ergreifend nicht mehr leisten können, dank Ihrer inflationssteigernden Politik und vor allem dank Ihrer Untätigkeit, in Österreich effektive Maßnahmen entgegenzusetzen, um die Bevölkerung endlich zu entlasten. Sie treiben Millionen Menschen in die Armut – und Sie, Frau Bundesminister, stellen sich genauso wie Klubobfrau Maurer heute zynisch hierher und versuchen, die Bevölkerung auch noch für dumm zu verkaufen und zu sagen, Sie würden die Menschen entlasten (Abg. Obernosterer: Weil’s ja auch stimmt!), weil der ORF-Beitrag ja mit 15,30 Euro für den Einzelnen billiger werde. (Ruf bei der FPÖ: Schriftlich!) Dabei lassen Sie aber aus, dass Sie gleichzeitig Hunderttausende Haushalte und Betriebe, die bis jetzt nicht gezahlt haben, die sich extra


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abgemeldet haben, in diesem Land in Zukunft zwangsverpflichten wollen und ihnen die Möglichkeit nehmen, sich aus finanziellen Gründen abzumelden. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Bundesministerin, ich verstehe schon, dass in Ihrem abgehobenen Elite­denken und mit Ihren rund 19 000 Euro Monatsgehalt 15,30 Euro pro Monat für Sie nicht viel sind. (Abg. Höfinger: Was verdient denn der Kickl?) Dank Ihnen ist es in Österreich aber mittlerweile für viele eine gewaltige Herausforderung, eine zusätzliche Summe zu stemmen – das will ich Ihnen auch einmal sagen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Obernosterer: Habt ihr auch gesagt, was der Steger Pension kriegt? – Abg. Schmidhofer: Der Steger? – Abg. Obernosterer: Der Steger hat noch eine Luxuspension!)

Insgesamt nimmt der ORF nicht weniger, sondern rund 70 Millionen Euro mehr ein, und Sie versuchen auch da noch, die Bevölkerung mit angeblichen Sparvorgaben für dumm zu verkaufen. Die rund 1 Milliarde Euro, die der ORF jetzt zur Verfügung hat, reicht offenbar noch nicht. Das sieht man ja, der arme ORF hat jetzt schon 17 Millionen Euro Minus schreiben müssen.

Doch anstatt zum Beispiel bei den Privilegien oder bei den Luxusgagen zu sparen, sparen Sie lieber ausgerechnet im Kernbereich des öffentlich-rechtlichen Auftrages: bei den Sportübertragungen von Randsportarten, bei ORF Sport plus, und nicht bei den teuren Lizenzen, die man für die Formel 1 einkauft, beim Skifahren oder dem Fußball, die auch Abnehmer bei den privaten Sendern finden würden. Auch in Zukunft sticht der ORF mit Millionen an öffentlichen Geldern die Privaten in diesem Bereich aus – sehr sinnvoll! Nein, Sie wollen beim Frauensport streichen, beim Behindertensport, beim Schulbreitensport, in jenen Bereichen, die so unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft sind, jedoch leider immer zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Dabei geht es um österreichische Athletenförderung, um Vereinsförderung, um die Förderung von Bewegung, Gesundheit und vielem Weiteren; und vor allem geht es auch um Heimatverbun­denheit und Nationalstolz. Ich weiß, damit können die meisten hier herinnen nicht viel anfangen, gerade das wäre aber der Kernbereich des öffentlich-


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rechtlichen Auftrags. Was, wenn nicht das, ist die eigentliche Aufgabe des ORF? (Beifall bei der FPÖ.)

Ich habe Sie schon oft gefragt, was und wie viel Sie eigentlich mit der Streichung von ORF Sport plus genau einsparen wollen oder können. Bis heute hat mir keiner diese Frage beantworten können, weil Sie genau wissen, dass Sie nur dann sparen können, wenn Sie wirklich Übertragungen streichen. Genau das haben Sie offenbar vor, doch genau das wäre gesellschaftspolitisch die vollkom­men falsche Einsparung.

Das Schockierende ist jedoch, dass Sie offenbar keine Ahnung haben, wie wichtig Fernsehübertragungen für den österreichischen Sport sind. Ich sage Ihnen eine einfache Formel: Fernsehübertragung ist gleich Werbewert, ist gleich Sponsoren, ist gleich Überleben des Vereins: ja oder nein. Wenn Sie Übertragungen streichen, werte Kollegen, dann wird es zu massiven finanziellen Einbußen bei den Vereinen kommen! Die Sponsoren werden reihenweise wegbrechen.

Genau da haben Sie mit Ihrer Vorgehensweise, mit Ihrem Unsicherheit Schüren seit Beginn der Debatte schon jetzt einen massiven Schaden angerichtet. Die Sportvereine sind teilweise noch immer damit beschäftigt, ihre Sponsoren zu beruhigen, damit sie nicht sofort abspringen. Ja, ich gratuliere, jetzt haben Sie zumindest eine Verlängerung bis 2026 sichergestellt, angekündigt; doch dann zahlen die Sponsoren halt ein bis zwei Jahre länger.

Das Absurde ist: Der ORF bekommt von Ihnen noch ein paar Millionen extra, nämlich dafür, dass er dasselbe sendet wie bisher und seinen öffentlich-rechtlichen Pflichtauftrag erfüllt. Da können Sie noch so oft betonen, es komme eine digitale Plattform. Das ist weder ein gleichwertiger Ersatz noch sollte es ein Entweder-oder sein. (Zwischenruf des Abg. Egger.) Es sollte ein Sowohl-als-auch sein, als Zusatzleistung wäre es sinnvoll. So ist Ihre Vorgehensweise eine einfache Sterbe­hilfe auf Raten. (Beifall bei der FPÖ.)


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Wir haben oft gesagt: Für uns ist es nicht relevant, ob der Sport auf einem eigenen Sender oder auf einem anderen Sender übertragen wird, aber die Sportübertragungen müssen mindestens im selben Ausmaß wie bisher sicher­gestellt werden. – Sehr geehrte Frau Bundesminister, ihre ganze Vorgehens­weise und jetzt dieses Endergebnis kann ich nur als unglaubliche Missachtung gegenüber dem österreichischen Sport bezeichnen. Überdenken Sie noch einmal diese Vorgehensweise, bevor Sie einen nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten!

Und eines will ich Ihnen am Ende auch noch mitgeben: Sie mögen dieses Gesetz vielleicht heute beschließen, Sie mögen sich vielleicht kurzfristig freuen. Eines aber kann ich Ihnen versprechen: Wir werden das sicher nicht so auf sich beruhen lassen. Wir werden dieses Pfuschgesetz auch weiter auf jede erdenk­liche Art bekämpfen; und die Bevölkerung hat diese Möglichkeit, spätestens bei der nächsten Wahl. (Ruf bei der ÖVP: Ah!) Wie bei so vielen Dingen werden Sie auch dafür das ernten, was Sie heute säen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.58


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Maximilian Köllner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.58.42

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­minis­terin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ganz kurz zur FPÖ: Ich meine, Sie kritisieren zwar zu Recht einige Punkte, die beim ORF in Zukunft besser laufen müssten. Es ist aber schon ein Kunststück, drei Rednerinnen und Redner herauszuschicken, wobei keiner einen einzigen Ansatz, wie man den ORF refor­mieren könnte, hat. (Beifall bei der SPÖ. – Heiterkeit des Abg. Kickl.)

Klubobmann Kickl, genau Sie haben über 10 Minuten gesprochen und haben keinen einzigen Reformvorschlag gebracht. (Abg. Kickl: Wissen Sie was? Sie denken ungern zurück an ein recht gutes Regierungsprogramm, wo Sie auch in der


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Opposition waren! – Abg. Leichtfried: Das war eine schlechte Rede, Herr Kickl, es hilft nichts!) Kollegin Steger redet minutenlang über den Erhalt von ORF Sport plus. Ja, aber wie wollen Sie ORF Sport plus denn finanzieren? Wie wollen Sie ihn erhalten? Mit russischen Oligarchenmillionen? (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Finanzieren Sie es einfach aus dem Budget! Ganz einfach!)

Bitte halten Sie die Leute nicht zum Narren! Hören Sie auf mit diesem schein­heiligen Theater und kehren Sie wieder mit ein bisschen mehr Ernst­haftigkeit hierher ans Rednerpult zurück! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Oh, „Ernsthaftigkeit“, aus Ihrem Mund! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Ich muss dazusagen, die konkrete Ausgestaltung der türkis-grünen Haushalts­abgabe lehnen auch wir ab. (Abg. Kickl: Sie müssen ja für jeden Tagesord­nung­spunkt ... einen Redner schicken!) Zum einen muss jeder Haushalt den Haushalts­beitrag leisten – egal ob Alleinerzieherin mit wenig Einkommen oder Spitzenverdiener in einer Villa, jede und jeder zahlt den gleichen Beitrag, egal was er oder sie verdient (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer – Abg. Disoski: Das war vorher auch schon so!), die ORF-Reform ist also sozial unausge­glichen –, zum anderen gibt es gegenüber der bisherigen GIS-Befreiung eine Verschlechterung bei den Regeln zur Befreiung von der Haushaltsabgabe, wodurch auch viele aus dem Kreis der Befreiten hinausfallen. Sie haben damit also auch die Chance vertan, mit einer sozial gestaffelten Haushaltsabgabe für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen – und das in Zeiten der größten Teuerungswelle in Österreich seit Jahrzehnten.

Ich möchte aber auch kurz auf den Sport eingehen – ich habe auch einen Antrag dazu eingebracht. Wobei nicht nur mir als Sportsprecher, sondern vor allem Tausenden Sportlerinnen und Sportlern das Herz geblutet hat, waren die Pläne, den Spartensender ORF Sport plus nachhaltig abzudrehen. Der Aufschrei war deswegen so groß, weil eine Einstellung des Sportsenders einen Kahlschlag für die Vielfalt unserer Sportkultur (Abg. Blimlinger: Das stimmt doch nicht!) und einen Verlust von rund 80 Millionen Euro an Medienwert bedeutet hätte. – Frau Kollegin Blimlinger, das sind die Fakten. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 230

Randsportarten oder der Behindertensport, sie alle hätten keine mediale Bühne mehr, sich und ihre Sponsoren in Szene zu setzen, und daher bin ich froh, dass wir uns gemeinsam an der Seite der Sportlerinnen und Sportler dafür starkgemacht haben und der Sender ORF Sport plus zumindest bis zum Jahr 2026 als linearer Fernsehkanal weiterhin bestehen bleibt.

Für mich stellt sich aber die Frage: Was ist mit der Zeit danach? Werden etwa die kleinen Vereine, die Randsportler, noch im selben Ausmaß wahrgenommen werden, wenn nach 2026 auf reine Streamingplattformen umgestellt wird? Wie kann das gewährleistet werden? Sport ist auch für alle Altersgruppen gleichermaßen da, werden aber auch ältere Personen online genauso viel Sport mitverfolgen wie im TV? – Das alles sind Fragen, die die Sportwelt bewegen.

Für uns ist auf jeden Fall klar: Der österreichische Sport hat einen unverzicht­ba­ren Wert für sämtliche Bereiche unserer Gesellschaft. (Abg. Kickl: Sehen das jetzt alle ...?) Solange es also kein besseres Alternativkonzept gibt, haben Sie dafür Sorge zu tragen, dass ORF Sport plus in seinem jetzigen Umfang bestehen bleibt, und zwar auch über 2026 hinaus. (Beifall bei der SPÖ.)

14.02

14.02.43*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Köllner, für den Vorwurf der Scheinheiligkeit habe ich einen Ordnungsruf zu erteilen.

14.02.48*****


Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 231

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das ORF-Gesetz, die Fernmeldegebührenordnung, das Fernsprechentgeltzuschussgesetz und weitere Gesetze geändert werden, ein ORF-Beitrags-Gesetz 2024 erlassen wird sowie das Rundfunkgebührengesetz, das Fernmeldegebührengesetz und das Kunstförderungsbeitragsgesetz 1981 aufgehoben werden samt Titel und Eingang in 2082 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit.

Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Antrag des Ver­fassungsausschusses, seinen Bericht 2101 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 6: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2102 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Auch das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2103 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 232

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2104 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 9: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2105 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

14.05.0710. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (2083 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz erlassen und das KommAustria-Gesetz geändert wird (2106 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 10. Punkt der Tages­ordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Werner Herbert. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.05.37

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf eingangs vor meiner Rede die FPÖ-Bezirksgruppe Gmünd recht herzlich hier im Hohen Haus begrüßen –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 233

herzlich willkommen! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Gmünd: Niederösterreich oder Kärnten?) – Niederösterreich. (Heiterkeit des Redners.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Natürlich ist es auch für uns als Freiheit­liche ein wichtiger und essenzieller Ansatz, dem Terror nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit Einhalt zu gebieten und ihn zu bekämpfen, und natürlich ist es auch unsere Intention, terroristische Inhalte im Internet und auch im Onlinebereich zu unterbinden und dort einer Radikalisierung nicht Vorschub zu leisten.

Das, was Sie, Frau Bundesminister, uns hier mit diesem Bundesgesetz vorlegen, ist allerdings alles andere als das, was ich mir unter einer konsequenten, einer umfassenden und vor allem einer nachhaltigen Legistik in dieser Sache – nämlich der Terrorbekämpfung – sowohl in Österreich als auch EU-weit vorstelle.

Wie Sie wissen, fußt dieses hier in Rede stehende Gesetz auf einem EU-Verordnungsentwurf beziehungsweise genauer gesagt auf einer EU-Verordnung, die wir als Freiheitliche ja schon im Vorfeld abgelehnt haben. (Abg. Hafenecker: Genau!) Warum? – Weil wir der Meinung sind, dass sie einmal mehr den völlig falschen Ansatz wählt. Terrorbekämpfung: natürlich ja, aber was hier einmal mehr auf einer Art Bevormundungs- und Diktatsebene vorgeschrieben wird, ist doch etwas zu starker Tobak für uns (Abg. Hafenecker: Genau!), insbesondere da man einmal mehr auf den legalen Bereich abzielt – Stichwort legaler Waffen­besitz –, aber jene Bereiche, die man eigentlich immer wieder im illegalen, terroristischen Bereich findet, nur am Rande erwähnt und ein paar – na ja, sagen wir einmal – Rechtsgrundlagen schafft, die zur Sanktionierung dienen. Das ist doch etwas wenig. (Beifall bei der FPÖ.) Genau so zieht sich dieser Ansatz auch durch dieses Gesetz.

Schauen wir es uns einmal an: Wie ist dieses Gesetz aufgebaut? – Da geht es um die Terrorbekämpfung, da geht es um die Verhinderung der Verbreitung terroristischer Inhalte im Online- und im Internetbereich. Wer ist zuständig? –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 234

Nicht etwa das Innenministerium, nicht etwa die DSN oder eine Staatsschutz­behörde, sondern die KommAustria ist zuständig, also jene Behörde, die für Medien und für die Kommunikation zuständig ist – ein Widerspruch in sich.

Jetzt kann man zwar sagen: Okay, die KommAustria darf die DSN um ihre Expertise ersuchen, nur fürchte ich, bis da der ganze administrative Ablauf vorbei ist und bis da jede Stelle ihre Expertise abgegeben hat, haben wir wahrscheinlich schon wieder den nächsten Terroranschlag in Österreich, und das, Frau Bundesminister, kann es ja wohl nicht sein.

Was wir wirklich brauchen, ist eine effiziente, straffe Terrorbekämpfung. Dazu bedarf es genug personeller Ausstattung im Sicherheitsbereich, im Innen­ministeriumsbereich, dazu bedarf es eines klaren finanziellen Ansatzes mit einer guten Ausstattung, mit einer guten Ausrüstung für die Sicherheitskräfte, und vor allem bedarf es einer guten Organisation. Eine Terrorbekämpfung mit einer Medienbehörde ist da also, glaube ich, der völlig falsche Ansatz, und darum lehnen wir dieses Bundesgesetz auch ab. (Abg. Hafenecker: Genau!) – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

14.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.10.01

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Stellen Sie sich vor, es gibt einen Aufruf zu einem Flashmob: Wir treffen uns alle vor der katholischen Kirche um 18 Uhr, die Explosion haben wir mit, die Christen gehören vernichtet! – Ein Aufruf im Internet, ein terro­ristischer Aufruf. Sie bekommen das mit, rufen die KommAustria oder die Polizei an. Und was passiert dann? – Dann wird der Diensteanbieter sofort verpflichtet, diesen Eintrag zu löschen, spätestens innerhalb einer Stunde – eine Zusam­menarbeit zwischen Polizei und Medienbehörde.


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Mein Vorredner hat es angesprochen: Warum macht das nicht gleich die Polizei? Ich sage es Ihnen: Die KommAustria ist eine weisungsfreie, unabhängige, verfassungsrechtlich garantierte Behörde. Die Polizei untersteht einer Weisung. Da unterscheiden wir uns ganz klar von einer FPÖ. Wir wollen keinen Innenminister, der nach seinem Gutdünken entscheiden kann, was im Internet veröffentlicht werden darf und was nicht. Nein, mein Kollege von der FPÖ! Dazu sagen wir ein klares Nein. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Das haben wir eh schon alles gehabt! – Abg. Martin Graf: Warum tust du den Karner so kritisieren? Unglaublich!)

Daher verstehe ich eigentlich auch Ihren Ansatz überhaupt nicht, denn wenn Sie sich als Freiheitliche Partei dazu bekennen, gegen Extremismus zu sein, gegen Radikalisierung zu sein, für eine Festung Europa zu sein, warum stimmen Sie da nicht mit? Sie sind die einzige Partei, die heute gegen ein Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz stimmt. (Abg. Herbert: Weil es der falsche - -!)

Meine lieben Damen und Herren, stellen Sie sich das vor! Was steckt da dahinter? Mir fällt dazu nur ein: Wenn jemand gegen Extremismus ist, aber ein solches Gesetz gegen Extremismus hier nicht beschließt, dann denke ich, vielleicht ist derjenige selbst ein Extremist, weil er nicht will, dass er verfolgt wird. Nein, meine Kollegen von der FPÖ! Da sage ich: Nie wieder! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Zorba.)

Daher will ich Ihnen eigentlich nur mehr eines sagen: Sie sagen, die Republik braucht einen Volkskanzler. Ich sage Ihnen, die Republik braucht das verfassungsrechtlich gewährleistete Recht, dass das Recht vom Volk ausgeht und nicht von einem Volkskanzler. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Steinacker: Guter Spruch!)

14.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch (den Nachnamen auf der zweiten Silbe betonend). – Bitte schön, Herr


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Abgeordneter. Oxonitsch (den Nachnamen auf der ersten Silbe betonend). Wissen Sie, ich habe eine neue Brille, deswegen vielleicht. – Bitte schön.


14.13.21

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Zunächst einmal im Namen meines Abgeordnetenkollegen Christian Drobits herzlich willkommen an die Pensionistengruppe aus Stoob. Herzlich willkommen im Parlament! (Allgemeiner Beifall.)

Vielleicht gleich vorweg: Ja, wir werden diesem Gesetzesvorschlag zustimmen, denn es ist, glaube ich, gelungen, dass hier tatsächlich eine sehr grund­rechtskonforme Lösung gefunden wurde mit der Übertragung der Aufgabe, dass entsprechende Entscheidungen zu Löschungen durch die KommAustria bekannt gegeben werden.

Ich möchte aber schon auch zum Redebeitrag von Kollegen Gerstl – zur FPÖ sage ich jetzt gar nichts, dazu hat Kollege Gerstl schon einiges gesagt – etwas anmerken. Der einzige Kritikpunkt – und wenn Sie es ernst meinen, dann, glaube ich, ist es dringend notwendig –: die KommAustria für diese an sie übertragene Aufgabe auch personell entsprechend auszustatten. (Abg. Gerstl: Steht drinnen!) Sie haben mehrmals, auch im Ausschuss, auf Nachfrage letztendlich immer wieder auf die diversen Meldestellen verwiesen. – Ja eh, die sind vielleicht 24/7 erreichbar. Die KommAustria ist es nicht.

Also um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Das gilt wahrscheinlich bis Freitag, 16 Uhr, als Behörde, aber um 19 Uhr nicht mehr. (Abg. Gerstl: Nein!) Ich glaube, es ist ganz wesentlich, dass Meldungen, wenn sie erfolgen, dann auch tatsächlich an die KommAustria weitergegeben werden, an einem Samstagnachmittag, Sonntag um Mitternacht oder wann auch immer, sodass diese Anordnungen von der KommAustria auch bearbeitet werden können.


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Ich glaube nicht, dass der KommAustria davor so fad war, dass sie mit dieser neu übertragenen Aufgabe ohne die entsprechende personelle und damit auch finanzielle Ausstattung zurande kommt. (Beifall bei der SPÖ.)

Also wenn man es ernst nimmt, dann sorgen Sie dafür, dass wir nicht nur ein Gesetz haben, sondern dass wir tatsächlich auch die KommAustria in die Lage versetzen, dass sie dieser übertragenen Aufgabe auch nachkommen kann. Aber grundsätzlich ist damit eine Lösung gefunden worden, der wir durchaus zustimmen können. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

14.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Süleyman Zorba. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.15.47

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Frau Ministerin! Die digitale Transformation hat unser Leben in vielen Bereichen verändert und auch erleichtert. Wir nutzen digitale Plattformen privat, in der Schule und auch in der Arbeit.

Das Ganze hat aber auch eine Kehrseite. Wir merken eine Zunahme von rechtswidrigen Inhalten im Internet. Kriminelle und terroristische Gruppierungen nutzen den digitalen Raum, um ihre Aktivitäten zu verbreiten. So werden unsere alltäglichen Plattformen umfunktioniert und terroristische und demokra­tiegefährdende Inhalte und Gedanken schnell und einfach zugänglich gemacht.

Aufgrund dieser Beobachtung hat die Europäische Union im Jahr 2021 eine Verordnung zur Bekämpfung von terroristischen Inhalten erlassen. Diese Verordnung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Verantwortungsübernahme durch Hostingdiensteanbieter.


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So haben eben jene nun die Pflicht, terroristische Inhalte innerhalb einer Stunde zu entfernen, um die weitere Verbreitung aufzuhalten und auch zu stoppen. Mit dem vorliegenden Antrag setzen wir die EU-Verordnung um. Durch das Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz wird ein nationaler Rahmen zur wirksamen Bekämpfung von rechtswidrigen Inhalten im Internet geschaffen. Es wird sichergestellt, dass wir nicht mehr von der Entscheidung oder dem Goodwill von Anbietern abhängig sind, sondern wir verpflichten sie dazu, terroristische Inhalte aus dem Internet zu löschen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die KommAustria wird dabei die federführende Rolle einnehmen und die Entfernungsanordnungen erlassen und als Kommunikationsschnittstelle agieren. Dabei wird sie auch von der DSN unterstützt. Sollten Anbieter innerhalb eines Jahres zwei oder mehr Entfernungsanordnungen bekommen, müssen sie auch besondere Maßnahmen ergreifen, um gegen terroristische Inhalte anzugehen. Das kann zum Beispiel mit einer besseren Moderation oder einer Meldefunktion erfolgen.

Um das Overblocking, sprich das Entfernen von legalen Inhalten zu verhindern, sind betroffene Plattformen auch dazu verpflichtet, unrechtmäßig entfernte Veröffentlichungen wiederherzustellen. Strenge Schutzvorkehrungen sollen die uneingeschränkte Achtung der Meinungs- und Informationsfreiheit sicher­stellen.

Um die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu gewährleisten, müssen auch entsprechende Sanktionen eingeführt werden. Hierzu zählen Geldstrafen bis zu 50 000 Euro für die Verletzung von diversen Berichtspflichten, bis zu 500 000 Euro für das Nichtweiterleiten von unmittelbaren Terrordrohungen an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden oder fehlende Beschwerdemecha­nismen und bis zu 1 Million Euro, wenn einer Entfernungsanordnung nicht nachgekommen wird. Bei systematischen Verstößen droht auch eine Strafe, die bis zu 4 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes des Anbieters ausmachen kann. Diese Strafen sind hoch, aber angemessen und sollen sicherstellen, dass


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Anbieter ihrer Verantwortung gerecht werden und das Löschen terroristischer Inhalte ernst nehmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zusammengefasst setzen wir heute eine EU-Verordnung um, die es uns ermöglicht, gezielt gegen rechtswidrige Inhalte wie Aufrufe zu terroristischen Straftaten im Internet vorzugehen, und wir verpflichten die Anbieter, diese Verantwortung wahrzunehmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.18


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.19.00

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zusehe­rinnen und Zuseher hier im Haus und auch vor den Bildschirmen! Es wurde vieles schon dazu gesagt, warum dieses Gesetz wichtig ist. Nachzutragen wäre noch, dass die Grundregelung bereits seit Juni 2022 gültiges Recht ist. Da ist diese EU-Verordnung erlassen worden und in Kraft getreten. Wie wir ja wissen, EU-Verordnungen sind in den Mitgliedstaaten unmittelbar anwendbares Recht, diese brauchen im Gegensatz zu den Richtlinien keine Umsetzungsschritte mehr.

In diesem Fall ist es aber so, dass eben gesetzlich ein Prozedere aufzusetzen war, wie diese Entfernung dann konkret zu passieren hat. Da ist ein rechtsstaatlich durchaus akzeptables Verfahren vorgesehen: Die Entfernungsanordnung hat sehr schnell zu erfolgen. Dass es schnell gehen muss, wurde von Kollegen Gerstl schon sehr plakativ ausgeführt. Dabei muss es natürlich auch Rechtsschutz geben, weil es ja immerhin denkbar ist, dass die Entfernungsanordnung letztlich nicht rechtens war, dass sie diesen Kriterien nicht entsprochen hat. Auch ein solches Verfahren sieht das Gesetz vor: Die Hostingdiensteanbieter können sich gegen eine ihrer Ansicht nach zu Unrecht erfolgte Entfernungsanordnung zur Wehr setzen.


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Eine nicht unwichtige Regelung enthält der Gesetzentwurf auch in seinen datenschutzrechtlichen Bestimmungen, wonach die KommAustria verpflichtet ist, alle Daten sofort zu löschen, wenn die Entfernungsanordnung zu Unrecht erfolgt ist und aufgehoben wird.

Ich muss doch noch einen Kritikpunkt am Gesetzentwurf anbringen, insoweit ja eine wechselseitige Meldeverpflichtung zwischen der KommAustria und der DSN besteht. Wenn die KommAustria über derartige terroristische Eintragungen im Internet informiert wird, muss sie die DSN verständigen und vice versa. Die Löschungsanordnung hinsichtlich aller Daten ist aber nur an die KommAustria adressiert, nicht an die DSN, die alle Daten, die sie in diesem Zusammenhang erhält, zwar unter größtmöglicher Schonung und nur in unbedingt notwendigem Ausmaß, weiterverarbeiten darf, dies aber unbefristet.

Da würde ich mir wünschen, dass man das Gesetz – wenn man es einmal in der Praxis erprobt hat – dann doch dahin gehend ergänzt, dass auch die DSN Daten, die ihr zugespielt worden sind und bei denen sich herausgestellt hat, die Entfernungsanordnung war nicht rechtens, zu löschen hat. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

14.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundes­ministerin MMag.a Dr.in Susanne Raab gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.


14.22.14

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf aufgrund der Debatte vielleicht noch zwei Dinge den vorliegenden Gesetzentwurf betreffend klarstellen. Es geht darum, dass Inhalte, wenn sie zur Anbahnung von terroristischen Aktivitäten im Internet verbreitet werden, so rasch als möglich gelöscht werden.


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Der Weg, den wir hierfür gewählt haben, ist der folgende: Es braucht eine Stelle, die unmittelbar mit den Kommunikationsplattformen wie Facebook, Google, Meta et cetera kommuniziert. Auf der anderen Seite braucht es aber natürlich eine Einrichtung, die die Qualität der Inhalte überprüft, die feststellt, ob es sich wirklich um einen terroristischen Inhalt handelt oder nicht.

Dementsprechend haben wir folgenden Prozess aufgesetzt: Die Polizei, also der Verfassungsschutz in Form der Direktion für Staatsschutz, wird ermitteln, ob es sich um einen terroristischen Inhalt handelt. Die KommAustria als sozusagen übergeordnete und weisungsfreie Meldebehörde, die ohnehin immer auch mit den Internetplattformen in Kontakt ist, wird zur Löschung auffordern. Die Internet­plattformen müssen dieser Löschungsanordnung nachkommen. Das heißt, dass es selbstverständlich nicht die KommAustria ist, die diese Inhalte prüft, sondern die DSN. (Abg. Matznetter: Da sind wir beruhigt, dass das die DSN ist!)

Zum Zweiten: Ja, natürlich bekommt die KommAustria dafür zusätzliche, neue Personalressourcen, so ist es auch in der Regierungsvorlage vorgesehen. – Vie­len Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.24.04

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Wir verhandeln das Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz. Der Titel dieser Gesetzesvorlage sagt schon treffend aus, worum es geht: um die Terrorbekämp­fung – aber nicht erst dann, wenn ein Anschlag unmittelbar bevorsteht, sondern schon davor. Sie packt das Problem an der Wurzel, bekämpft die Verbreitung von Nachrichten, die zur Radikalisierung und in weiterer Folge vielleicht zu Terror oder Terroranschlägen führen. Es geht dabei um den Schutz der Bevölke-


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rung, um die Verteidigung unserer Werte, die Verteidigung unserer Lebens­weise. Damit ist das auch ein Teil der umfassenden Landesverteidigung, meine Damen und Herren.

Die eine Säule der umfassenden Landesverteidigung umfasst nämlich die geistige Landesverteidigung, dabei gilt es, Grundwerte wie Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu vermitteln, aber auch demokratiegefährdende Erscheinungen und Entwicklungen zu thematisieren. Radikalisierung und Terror sind Folgen solcher Entwicklungen, denn Terror schafft Verunsicherung und Angst, und ängstliche oder verunsicherte Menschen treffen manchmal aus der Emotion heraus unvernünftige, irrationale Entscheidungen. Das wiede­rum kann zur Destabilisierung unserer Demokratie führen. Das ist auch einer der Gründe, warum der Cyberraum mittlerweile auch im Rahmen der sogenannten hybriden Kriegsführung benutzt wird: weil sich über ihn Meldungen sehr leicht verbreiten lassen, die nicht nur verunsichern, die nicht nur aufregen, sondern auch radikalisieren und zu terroristischen Anschlägen oder zu anderen Straftaten motivieren sollen.

Man muss leider feststellen, der Cyberraum ist mittlerweile auch zu einem Kriegs-und Kampfgebiet geworden, wie im Übrigen auch der Luftraum. Auch der Luftraum ist ein Kampfgebiet geworden, aber im Gegensatz zum Luftraum ist der Cyberraum tatsächlich unbegrenzt. Bei beiden ist die Verteidigung schwierig, dennoch müssen wir das angehen. Wir müssen bei der Verteidigung dieser Räume auch über die Grenzen hinweg denken. Dazu brauchen wir natürlich auch die entsprechenden Mittel und Maßnahmen; Mittel, mit denen wir auch auf die technischen Entwicklungen reagieren können.

Gerade während der Coronapandemie – Sie wissen das, Sie kennen das – hat sich das gesellschaftliche Leben oft auch ins Internet und in den Cyberraum verlagert. Dabei ist natürlich nicht immer nachvollziehbar, welche Inhalte von wem und für wen geteilt und verbreitet werden.


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Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst ist bereits Meldestelle für terroristisch motivierte Inhalte in elektronischen Medien und sie ist damit die Speerspitze im Kampf gegen radikale Tendenzen und Terrorismus. Sie arbeitet im konkreten Fall gemeinsam mit der KommAustria und mit der RTR. Kollegen Oxonitsch von der SPÖ kann ich beruhigen: Diese werden natürlich auch die entsprechenden Mittel erhalten und Maßnahmen wie das Einrichten von Journaldiensten setzen, um rasch reagieren zu können. Damit diese Aufgaben erfüllt werden können, insbesondere auch bei der DSN, müssen wir sie natürlich mit den notwendigen Mitteln ausstatten, um so auf die geänderten technischen Möglichkeiten reagieren zu können, denn, meine Damen und Herren, letztlich dient das alles dem Schutz der Republik Österreich und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.

Lassen Sie mich zum Abschluss noch sagen: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der geistigen Landesverteidigung wieder neues Leben eingehaucht werden sollte. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Zorba.)

14.27

14.27.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Dies ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2106 der Beilagen. (Ruf bei der ÖVP – in Richtung FPÖ –: Habt ihr schon Sommer­pause, oder was? – Unruhe im Saal.)

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.


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Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. (Abg. Leichtfried: Ich glaube, das war einstimmig! – Abg. Steinacker: Einstimmig, ja!) Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen. (Ruf bei der ÖVP: Für das Protokoll: sechs Freiheitliche dagegen!)

14.28.3011. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3438/A der Abgeord­ne­ten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Privatradiogesetz und das Audio­visuelle Mediendienste-Gesetz geändert werden (2107 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 11. Punkt der Tagesordnung.

Es wurde auf eine mündliche Berichterstattung verzichtet.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Mag. Kurt Egger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.29.04

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher im Saal und via Livestream! Die vorliegende Novelle des Privatradio­gesetzes gibt mir die Möglichkeit, ein wenig historisch auszuholen, was das Privatradio betrifft.

Viele von Ihnen können sich wahrscheinlich noch daran erinnern, als im Jahr 1995 mit Antenne Steiermark der erste Privatradiosender on air gegangen ist. Da hat es eine ziemliche Diskussion gegeben: Wie kann das sein, wohin wird sich das entwickeln? Mittlerweile sind einige mehr am Markt. Wir hatten im April 1998 eine Erweiterung auf 15 Privatradios, und wir haben aktuell im UKW-Bereich 51 Veranstalter und im DAB+-Bereich 27 Ver­anstalter, die insgesamt rund 600 Mitarbeiter beschäftigen. Dieser duale


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Wettbewerb hat insgesamt dem Radiomarkt sehr gutgetan, und ich bin überzeugt davon, dass die nächsten Schritte folgen werden.

Mit dieser vorliegenden Novelle zum Privatradiogesetz wird es die Möglichkeit geben, im Medienverbund DAB+, also digitale Weiterverbreitung via Audiosignale, von zwei auf sechs Programme zu erhöhen. Die letzte Novelle in diesem Zusammenhang ist im Jahr 2010 beschlossen worden.

Das ist ein Zukunftssignal für alle Anbieter. Es ermöglicht ihnen den Schritt in eine zeitgemäße digitale Radiowelt. Es wird aber auch für die Hörerinnen und Hörer besser werden, und es belebt und beschleunigt den Digitalradiobereich.

In diesem Sinne bitte ich um Annahme des vorliegenden Entwurfs. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger. (Abg. Blimlinger ist nicht anwesend.) – Dann bitte ich Frau Kollegin Eva-Maria Himmelbauer ans Rednerpult. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.31.22

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Während meiner Schulzeit habe ich bei einem lokalen Radio mitgewirkt, einem freien Radio – damals noch unter dem Namen Gym Radio, heute heißt es Radio Ypsilon –, und ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als es darum gegangen ist, eine Radio­frequenz zu erhalten – Sendefrequenz 102.2 für die Region Retz–Znaim, weil wir auch ein zweisprachiges Radio sind –, und wie heiß umkämpft das war.

Der UKW-Frequenzbereich ist ein heiß umkämpfter, weil natürlich auch das angebotene Gut begrenzt ist, aber seit einigen Jahren gibt es Alternativen und Möglichkeiten, das Radioangebot weiterhin zu verbreitern, und eine davon ist eben über Digitalradiostandard DAB+.


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Wie in den Erläuterungen dieses Antrages ersichtlich und angeführt ist die Nutzung des Kanals noch ausbaufähig. Mein Kollege Abgeordneter Egger hat es gerade angesprochen: 27 DAB+-Kanäle beziehungsweise Programmsender. Ein Grund dafür könnte unter anderem sein, dass die gesetzlichen Beschränkungen, wie sie derzeit in den beiden Gesetzestexten vorliegen, hier eben zu einer Beschränkung führen. Was wir deswegen heute wollen, ist eben eine Angebots­ausweitung, damit pro Anbieter und auch pro Versorgungsgebiet mehr DAB+-Programme angeboten werden können, natürlich unter Bedachtnahme auf die Vielfältigkeit des Angebots.

Erwähnenswert in dem Zusammenhang ist sicherlich auch noch, dass die Medien­behörde KommAustria derzeit auch die Multiplexplattformen ausschreibt – auch ein weiterer Schritt, um das Programmangebot und die Programm­vielfalt zu steigern.

Es ist sehr positiv, dass wir auch diesen Antrag einstimmig beschließen werden, dass wir diesbezüglich Einstimmigkeit zeigen werden, und es ist sicherlich eine gute Initiative, die hier gesetzt wird. – Herzlichen Dank. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

14.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.33.28

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Damen und Herren vor den Bildschirmen! Das Privatradiogesetz, das wir heute novellieren, ist vor allen Dingen der digitalen Entwicklung geschuldet.

Dieser Initiativantrag geht letztlich auf eine Initiative der KommAustria und auf den Wunsch zurück, sozusagen eine Verbreiterung zu schaffen, um MUX 3 ausschreiben zu können, um den digitalen Raum wirklich mit


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zahlreichen Zugängen und Frequenzen zu verbreitern. Gerade im Radiobereich wissen wir, dass das ein Pfad oder ein Weg ist, der wirklich dazu führt, dass man das macht; nicht zuletzt deswegen, weil es hier ja auch um die Frage von DAB+ geht.

Sie wissen, dass Autoradios schon seit mehreren Jahren in Neuwagen nur mehr mit DAB+ installiert werden, also dass es kein, wie man so schön sagt, UKW mehr gibt, und daher DAB+ das Kommende ist. In der Schweiz – und das war auch der Druck sozusagen aus dem Westen, sage ich jetzt einmal – wird 2024 UKW endgültig aufgelöst. Wir sind noch lange nicht so weit, und daher darf ich mir an dieser Stelle vom ORF, aber auch von Kronehit, von den beiden großen Hörfunksendern im Bereich der Popularmusik, wünschen und sagen: Bitte bald auf DAB+ umstellen. Es gibt dann die Frequenzen. Das wäre, glaube ich, wirklich ein Gewinn, trägt der Entwicklung in Europa Rechnung und ist aus meiner Sicht der richtige Weg.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autofreien Heldenplatz fließen soll. – Danke. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.)

14.35

14.35.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist offenbar nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2107 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.


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Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Dies ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nommen.

14.36.0712. Punkt

Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über die Regierungsvorlage (2070 d.B.): Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Schutzunterkünfte und Begleitmaßnahmen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder (Frauen-Schutzunterkunfts-Vereinbarung – FSchVE) (2123 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 12. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Frau Dipl-Kffr. Elisabeth Pfurtscheller. – Bitte, Frau Abge­ordnete.


14.36.35

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher hier im Plenarsaal und vor den Bildschirmen! Jetzt haben wir einen wirklich großen Themenwechsel, mit der gegenständlichen Vorlage behandeln und beschließen wir nämlich den Ausbau von Schutz- und Übergangswohnungen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder in den Bundesländern.

Es ist ja so – wir sagen das auch des Öfteren –, dass der Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern eine Querschnittsmaterie ist, dass da nicht nur die einzelnen Ministerien sehr gut miteinander arbeiten, sondern auch die Bundes­länder und die Gemeinden miteingebunden sind. Die Bereitstellung von


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Schutzwohnungen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder fällt in den Zuständigkeitsbereich der Länder – eigentlich. Es gibt aber noch einen sehr großen Bedarf an Übergangswohnungen, und deswegen hat sich unsere Frau Ministerin dankenswerterweise dazu entschlossen, den Ausbau dieser Schutz­wohnungen mit jährlich 3 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren zu unterstützen. Dieses Geld wird aus dem Frauenbudget zur Verfügung gestellt und soll eben das Angebot erweitern.

Es ist geplant, insgesamt 180 weitere Plätze in den neun Bundesländern zur Verfügung zu stellen. Nutznießer dieser neuen Übergangswohnungen sind vor allem Frauen, die sich derzeit in Frauenhäusern befinden oder noch in Frauen­häuser kommen, weil sie vor ihren gewaltbereiten Partnern fliehen müssen, sich mit ihren Kindern in Sicherheit bringen müssen. Für die Zeit nach der Erst­aufnahme im Frauenhaus und dem ersten Sondieren, wie denn eine geordnete Trennung vonstattengehen kann oder welche Lösungen für diese Familien gefunden werden können, und wenn der Schutzstatus dann auch nicht mehr so hoch sein muss, dass sozusagen jederzeit die Polizei vor Ort sein muss, der Ort geheimgehalten und ganz genau auf die Frauen geschaut werden muss, ist vorgesehen, dass diese Frauen mit ihren Kindern in Übergangswohnungen wechseln.

Das Thema momentan ist: Wenn es zu wenig Übergangswohnungen in den Bundesländern gibt, dann besetzen diese Frauen, die ja keine andere Möglichkeit haben, weiterhin die Plätze in den Frauenhäusern, die dann sozusagen für neue Klientinnen fehlen.

Deswegen ist diese Vorlage so unglaublich wichtig, und deswegen sind wir wirklich sehr, sehr dankbar, dass diese Vereinbarung zwischen den Bundeslän­dern und der Frau Ministerin gelungen ist und dass heuer schon die Bereitstellung der ersten Schutzwohnungen umgesetzt werden kann. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie der Abgeordneten Holzleitner und Kucher.)


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Ich möchte mir noch erlauben, ganz kurz einen Sidestep zu machen, weil ich sicher bin, dass meine Nachredner:innen auch darauf eingehen werden. Gestern wurde von der Frau Ministerin zusammen mit Ministerin Zadić und Innen­minister Karner die sogenannte Frauenmordstudie präsentiert, die die tatsächlich sehr erschreckenden Zahlen noch einmal zusammenfasst und analysiert. Es wurden die Morde und Mordversuche an Frauen in den Jahren 2010 bis 2020 untersucht. Diese Studie hat einen quantitativen und einen qualitativen Teil, und ich möchte jetzt ganz kurz auf den qualitativen Teil eingehen.

Alle, die es interessiert, können sich diese Studie von der Homepage des BKA herunterladen, um eben Einblicke in die detaillierten wissenschaftlichen Auswertungen zu haben. Ich möchte jetzt nur in aller Kürze und in dem Wissen, dass wir über diese Studie sicher noch öfters diskutieren werden, einen wichtigen Punkt herausnehmen.

Es ist so, dass in den Jahren 2016 bis 2020 100 Femizide stattgefunden haben, also 100 Frauen wurden deswegen ermordet, weil sie Frauen sind. Eine wichtige Aussage oder Erkenntnis dieser Studie ist, dass nur vier von diesen 74 Opfern, die von ihrem Partner ermordet worden sind, vorher bei einer Opferschutzein­rich­tung oder bei einer Beratungsstelle Hilfe gesucht haben.

Wir haben ein sehr, sehr großes Beratungs- und Schutznetz in allen Bundeslän­dern in Österreich ausgerollt. Dieses Netz wird auch von vielen Frauen sehr gut angenommen, das wissen wir aus den Zahlen der Statistiken, die uns da jedes Jahr geliefert werden, aber offensichtlich noch nicht stark genug. Offensichtlich gibt es noch sehr viele Frauen und Mädchen, die nicht wissen, wohin sie sich wenden können oder sollen, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Deswegen werden wir beziehungsweise wird eine meiner Kolleginnen ein bisschen später noch einen Antrag einbringen, mit dem wir die Frau Ministerin bitten, in einer ersten schnellen Maßnahme – auch als Ableitung aus dieser Studie – eine neue, eine wiederholte – denn das gab es schon öfters – Informationskampagne aufzusetzen, die sehr niederschwellig ist, mit der wir möglichst viele Frauen und Mädchen erreichen möchten.


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Ich möchte auch noch einmal an alle appellieren, die Wahrnehmungen haben – natürlich an die betroffenen Frauen, aber nicht nur an diese, sondern an alle, die Wahrnehmungen in diesem Bereich haben –: Bitte scheuen Sie sich nicht, die Polizei anzurufen beziehungsweise die Frauenhelpline unter 0800 222 555. Für uns ist es wichtig, dass alle wissen, dass jeder Frau und jedem Mädchen in diesem Land geholfen wird, wenn sie beziehungsweise es Gewalt befürchten muss oder schon Gewalt erfahren hat. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie der Abg. Brandstötter.)

14.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.43.06

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Vor allem liebe Zusehe­rinnen und Zuseher! Die Nummer, die Kollegin Pfurtscheller angesprochen hat, die Frauenhelpline, ist die wichtigste erste Anlaufstelle. Ich möchte eine Tafel mit der Nummer hier herstellen (eine Tafel mit dem Zeichen eines Tele­fon­hörers und der Aufschrift „Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555; www.gewaltschutzzentrum.at – Polizei: 133“ auf das Redner:innenpult stellend), damit sie auch in der TV-Übertragung wirklich vermehrt sichtbar gemacht wird.

Alle, die von Gewalt betroffen sind, insbesondere Frauen, Mädchen, Familien, können sich an die Helpline wenden, können diese Nummer anrufen. Bitte nehmen Sie dieses Angebot an, es steht für Sie zur Verfügung und ist kostenlos! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie der Abg. Brandstötter.)

„Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral“, das hat Johanna Dohnal schon festgestellt. Wenn wir über Femizide sprechen, über Gewalt an Frauen, werden diese Machthierarchien besonders sichtbar. Deshalb: Ja, wir begrüßen die Initiative für den Ausbau von Schutzwohnungen und


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Frauenhäusern auch durch Bundesmittel, insbesondere deshalb, weil wir diese Woche erneut einen Femizid zu betrauern haben. Die autonomen Frauenhäuser Österreichs zählen 13 Femizide und 22 Mordversuche beziehungsweise schwere Gewalt gegen Frauen allein in diesem Kalenderjahr – eine schockierende Zahl. Unser aller Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen, den Freundinnen und Freunden, den Familien.

Das veranschlagte Geld aus der 15a-Vereinbarung ist leider dringend notwendig. Die Istanbulkonvention, gerade jenes Übereinkommen, das Frauen und Mädchen vor Gewalt schützen soll, ist noch nicht vollumfänglich in Österreich umgesetzt. Ein Schutzplatz, ein Frauenhausplatz pro 10 000 Einwohner:innen, das wäre die Zahl, die wir erreichen müssten. Das erreichen wir aber in vielen Regionen noch nicht.

In Braunau wurde erst kürzlich das Renate-Mann-Frauenhaus eröffnet – ein wichtiger Meilenstein. Auch in Perg ist durch die Initiative unserer Abgeordneten Sabine Schatz ein Spatenstich schon wirklich nahe. In Wien wurde ein fünftes Frauenhaus eröffnet, auch mit Schwerpunkt auf junge Frauen, und auch in anderen Regionen tut sich etwas, wie beispielsweise in Tirol, aber wir sind noch nicht dort, wo wir hinmüssen. Deshalb ist das Geld, das jetzt da investiert wird, extrem wichtig, denn wir sehen in anderen Bundesländern, dass mutwillig gute Strukturen aufgebrochen, zerstört werden, etwa in Salzburg durch die NEOS, und Expert:innen sagen bewusst, dass die Versorgung nicht ausreichend sichergestellt werden kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie mit Verantwortlichen der Frauenhäuser in den umliegenden Regionen sprechen, dann werden Sie wirklich auch die Einschätzung hören, dass in Salzburg die Versorgung nicht mehr im erforderlichen Ausmaß sichergestellt werden kann. (Ruf bei den NEOS: Sie ist besser geworden also vorher! Sie sollten das vielleicht aktualisieren ...!)

Das ist ein großes Problem, weil gerade die Studie, die auch von Kollegin Pfurtscheller angesprochen worden ist, uns eben das zeigt: Frauen, Opfer von


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Femiziden, haben sich zuvor noch nicht an entsprechende Einrichtungen gewandt, und das, obwohl wir gute Einrichtungen haben.

Bitte wenden Sie sich an die Gewaltschutzzentren, an die Frauenberatungs­stellen, die da einen wesentlichen Beitrag zum Gewaltschutz in Österreich erfüllen! (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist aber leider auch notwendig, an dieser Stelle etwas Kritik zu üben. Was bei dieser Pressekonferenz auch betont wurde, ist, dass die Regierung noch immer säumig bei der Umsetzung der Gewaltschutzambulanzen ist. Wir wissen, die Dokumentation, die korrekte Dokumentation von Gewaltausübung ist wesent­lich, wenn es um Verfahren geht, wenn es um Anzeigen geht. Wenn es um Schritte gegen Gewalttäter geht, ist die korrekte Dokumentation wesentlich. Die Regierung ist allerdings eineinhalb Jahre säumig, das umzusetzen.

Da braucht man nicht, Frau Ministerin, von Schnellschüssen zu sprechen. Ein­einhalb Jahre – eineinhalb Jahre! – für die Vorbereitung sind kein Schnellschuss. (Beifall bei der SPÖ.) Wir wollen einen konkreten Plan, wann diese Gewaltschutz­ambulanzen auch tatsächlich umgesetzt werden können.

Ich muss es an dieser Stelle auch betonen: Es ist gut, wenn sich Frauen an die Einrichtungen wenden, an die Polizei wenden, aber wir brauchen auch eine ausreichende Basisfinanzierung für Frauen- und Mädchenberatungsstellen, die in vielen Regionen trotzdem noch ums Überleben kämpfen. Und wir brauchen einen dauerhaften Krisenstab der Ministerien mit Expertinnen und Experten, um gerade diese Entwicklungen im Bereich des Gewaltschutzes kontinuierlich zu monitoren und auch, um darauf eingehen zu können. Das wäre wesentlich und das wären weitere Schritte.

Heute stimmen wir dieser 15a-Vereinbarung zu; sie ist ein weiterer Schritt im Bereich des Gewaltschutzes. Jede Frau, die ermordet wird, ist eine zu viel! (Beifall bei der SPÖ.)

14.48



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Rosa Ecker. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.48.15

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor den Bildschir­men! Ja, es ist ein ernstes Thema, das in der Öffentlichkeit noch immer nicht so präsent ist, wie wir uns das wünschen würden, und Gewalt an Frauen in Beziehungen, in häuslichen Gemeinschaften hat in den letzten Jahren zugenom­men. Das ist der Grund dafür, dass Frauen neu beginnen wollen und gewaltfrei leben wollen.

Sehr geehrte Frau Minister, das Maßnahmenpaket, das den bedarfsorientierten Ausbau von Schutzunterkünften für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder vorsieht, begrüßen wir ganz ausdrücklich (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Sieber), denn es war auch immer eine Forderung von uns, dass es für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, sichere Korridore, sichere Unterkünfte geben muss, wo auch für die Kinder Platz ist. Eine Frau lässt ihre Kinder nicht beim Täter zurück.

Die geplante Steuerungsgruppe wird wahrscheinlich nach dem ersten Jahr zur Erkenntnis kommen, dass es mehr als 90 Plätze brauchen wird. Nichtsdestotrotz ist es beruhigend, dass Frauen künftig mehr Wohnraum zur Verfügung steht, der Platz für kleine, aber auch größere Kinder bietet, und dass sich die Wohnsitu­ation dadurch etwas entspannt – die grundsätzliche Situation ist schon schwierig genug. (Beifall bei der FPÖ.)

Also wie gesagt, das unterstützen wir, aber grundsätzlich muss man zur Gewalt an Frauen, Frauenmorden und -mordversuchen in Österreich schon noch etwas sagen. Schon der Bericht des ÖIF zu Zwangsehen lieferte ein erschütterndes Ergebnis: Es gab 200 Fälle und – besonders dramatisch – 54 Verdachtsfälle mit minderjährigen Opfern, die 2021 an die Kinder- und Jugendhilfe gemeldet wurden – und das hier in Österreich! Wir warnen seit Jahren davor, dass durch


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die unkontrollierte Masseneinwanderung aus Ländern mit kulturfremden Weltreligionen, vor allem auch aus dem islamischen Raum derartige frauenverachtende und archaische Zustände importiert werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Die kostenlosen Beratungsangebote und Wertekurse haben ihr Ziel völlig verfehlt. Die Wirksamkeit der Teilnahme an Werte- und Orientierungskursen in Österreich habe ich auch in meiner Anfrage an Sie, Frau Minister, hinterfragt. 2022 haben insgesamt 11 311 Personen diese Kurse absolviert; 358 Personen haben abgebrochen und 1 714 Personen überhaupt nicht teilgenommen. Die Zielgruppe umfasst nur Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte ab dem vollendeten 15. Lebensjahr. Für Asylwerber, die sich oft jahrelang bei uns aufhalten, sind diese Kurse gar nicht verpflichtend vorgesehen. Frau Minister, erklären Sie mir, wie Sie diesen Männern denn sonst beibringen wollen, dass sexuelle Übergriffe, Gewalt an Frauen, ja Gewalt generell in unserer Gesellschaft nicht toleriert wird? Wie wollen Sie diesen Männern beibringen, dass es bei uns ein gleichberechtigtes Miteinander gibt und Frauen Rechte haben, dass sie nicht ihr Eigentum sind und sich nichts gefallen lassen müssen?

In unserem Land wachsen Parallelgesellschaften, in denen Frauen gezielt vom öffentlichen Leben abgeschottet und dadurch auch an der Hilfesuche gehindert werden. Jeder Mord ist einer zu viel, aber der traurige 15. Frauenmord diese Woche – verdächtigt ist ein Syrer – bestätigt genau das, was die wissenschaft­liche Untersuchung zu Tötungsdelikten an Frauen ergeben hat. Im Presse­gespräch wurde auch ganz klar festgehalten: 29 Prozent der Täter waren aus­ländische Staatsbürger und 15 Prozent der Täter hatten Migrationshinter­grund.

Um das noch einmal ganz klar herauszustreichen: 14 Prozent der Menschen in Österreich verfügen nicht über die österreichische Staatsbürgerschaft, stellen aber 35 Prozent der Täter. Gerade im Bundesland Wien sind diese Zahlen noch höher – Sie wissen das! Sogar Sie, Frau Minister, haben erkannt, dass Täter mit


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Migrationshintergrund im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung deutlich überrepräsentiert sind.

Auch die Statistiken des autonomen Frauenzentrums zeigen uns, dass die Zahlen der Frauenmorde, -mordversuche und Fälle von schwerer Gewalt seit 2015 angestiegen sind.

Jeder Frauenmord ist einer zu viel, jede Frau in Österreich muss vor Gewalt geschützt werden und jeder Täter muss dafür bestraft werden, aber noch einmal ganz klar und deutlich: Mehr als ein Drittel der Täter und Opfer sind keine Österreicher beziehungsweise haben Migrationshintergrund. Ja, da brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Frauenhäuser überbelegt sind und die Zahl der Frauenmorde nicht sinkt.

Sehr geehrte Damen und Herren, es hilft nur ein Stopp dieser unkontrollierten Zuwanderung aus Kulturräumen, in denen ein Frauenbild herrscht, das wir in Österreich nicht haben wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

14.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Meri Disoski. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.53.13

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Das ist eigentlich eine Rede, von der ich mir wünschte, ich würde sie nicht halten müssen, und ich wünschte mir, ich würde sie nicht halten müssen, weil es das Problem, über das ich reden muss, nicht gibt. Das Problem gibt es aber, und es ist auch nicht nur ein Problem, es ist eine wahre Plage, eine Pandemie, die weltweit tagtäglich das Leben von Millionen von Mädchen und Frauen drastisch beeinträchtigt, und ich spreche da natürlich von Gewalt gegen Frauen. Es ist traurige Realität: In Österreich war bereits jede dritte Frau zumindest einmal von Gewalt betroffen, von körperlicher, sexualisierter oder auch psychischer Gewalt.


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Hier im Hohen Haus sitzen 183 Abgeordnete, davon sind 73 Frauen. Schauen Sie sich einmal um: Statistisch gesehen hat jede dritte Abgeordnete eine Form von Gewalt erfahren, ist von einem Mann eingeschüchtert, bedroht, angeschrien, geschlagen, getreten, gewürgt oder geprügelt worden, so wie jede dritte Frau in unserem Land.

Es gibt hier im Nationalrat vier Parteien, denen Gewaltschutz und Gewaltprä­vention echte und ehrliche Anliegen sind, und es gibt eine Partei, die FPÖ, die Gewalt gegen Frauen immer nur dann interessiert, wenn sie das Problem für ihre hetzerische Agenda instrumentalisieren kann, wenn sie es rassistisch ausschlachten kann, wie das gerade eben auch die Vorrednerin getan hat und wahrscheinlich auch der nächste Abgeordnete der FPÖ später noch tun wird.

Soll ich Ihnen aber etwas sagen? Alle, die hier sitzen, und alle, die heute zuschauen, wissen, dass Ihnen Gewaltschutz und Gewaltprävention egal sind, und zwar nicht nur egal sind, sondern dass Sie sie sogar aktiv bekämpfen. Sie bekämpfen sie aktiv und Sie diffamieren sogar all jene, die im Gewaltschutz, in der Gewaltprävention tätig sind und wichtige Unterstützung für Frauen leisten. Erinnern wir uns exemplarisch daran, dass die FPÖ in Amstetten einst eine Förderung für ein Frauenhaus abgelehnt hat. Ihre Stadträtin meinte damals – ich zitiere das –: Frauenhäuser sind ein „Unfug“, der abgestellt gehört, und sie sind „an der [...] Zerstörung von Ehen [...] maßgeblich beteiligt“. – Was ist das für eine unfassbare Diffamierung der wichtigen Arbeit, die die Frauenhäuser tagtäglich leisten?! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Schauen wir uns an, was Herr Kickl, der glücklicherweise nur kurze Zeit Innen­minister war, in dieser kurzen Zeit gemacht hat: Er hat die bestens bewährten, bestens etablierten Hochrisikofallkonferenzen abgeschafft. Wäh­rend seiner Amtszeit ist auch die Zahl der polizeilich ausgesprochenen Betretungs- und Annäherungsverbote gesunken. Oder schauen wir uns an, was die FPÖ-Abgeordneten im Europaparlament machen: Dort waren sie die


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Einzigen – die Einzigen! –, die geschlossen gegen das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt gestimmt haben. Sie haben gegen Gewaltschutz gestimmt! Sie haben dagegengestimmt! Wer soll Ihnen bitte glauben, wenn Sie sich jetzt hier herausstellen und sich rhetorisch für Gewaltschutz starkmachen? – Das glaubt Ihnen niemand! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Jede dritte Frau in unserem Land, jedes dritte Mädchen ist von Gewalt betroffen. In der Vergangenheit ist dieses Problem von der Politik nicht als Priorität behandelt worden. Das hat diese Bundesregierung geändert. Es gibt substanziell mehr Budget für Gewaltschutz, für Gewaltprä­vention, beispielsweise 33 Prozent mehr für die Frauen- und Mädchenbera­tungs­stellen, um deren wichtige Arbeit abzusichern.

Wir haben die von Herbert Kickl damals abgeschafften Hochrisikofallkonfe­renzen wieder eingeführt. Wir haben mehrere wichtige Schwerpunkte in der Täterarbeit gesetzt. Wir haben die Frauenhelpline gegen Gewalt, deren Nummer Sie hier (auf die Tafel auf dem Redner:innenpult weisend) auf der Tafel sehen, finanziell und personell aufgestockt.

Wir haben ein Schusswaffenverbot für Gewalttäter, für jene, die schon einmal gewalttätig waren, erlassen. Auch da hat übrigens die FPÖ als einzige Partei dagegengestimmt.

Heute setzen wir eine wichtige weitere Maßnahme, die von Expertinnen und Experten lange Zeit gefordert worden ist, um. Mit der Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern, die wir heute beschließen, bauen wir die wichtigen Gewaltschutzstrukturen im Land weiter aus, indem wir 12 Millionen Euro für Start- und Übergangswohnungen für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung stellen.


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Wieso ist das wichtig? – Damit das auch alle wissen, denn diese Zahl ist ebenfalls erschütternd: Rund ein Drittel aller Frauen, die temporär in einem Frauenhaus Schutz finden, kehrt nach dem Aufenthalt im Frauenhaus wieder zum gewalttä­ti­gen Partner zurück. Diese Entscheidungen treffen die Frauen oftmals nicht aus Überzeugung, sondern schlichtweg darum, weil es keine leistbare Wohnung für sie und für ihre Kinder gibt.

Deshalb haben wir bereits im Regierungsübereinkommen vereinbart, dass wir die Bundesländer beim Ausbau der wichtigen Start- und Übergangswohnungen unterstützen und so den gewaltbetroffenen Frauen und Kindern schneller Schutz und Unterstützung bei ihrem Start in ein gewaltfreies Leben geben wollen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Was es noch braucht: Es braucht dringend eine Diskursverschiebung. Die Männer sind bei Gewalt gegen Frauen das Problem, also müssen sie zwangs­läufig auch Teil der Lösung sein. Die oft vorwurfsvoll gestellte Frage: Na, wieso bist du denn bei ihm geblieben?, muss endlich der Vergangenheit angehören. In den Vordergrund gerückt gehört die Frage an den Mann als Täter: Wieso bist du gewalttätig geworden? Wieso bedrohst du, wieso schlägst du?

Männergewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das uns alle betrifft, aber für ihr Verhalten, für ihre Taten sind alleine die Täter verantwortlich. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Ich möchte zum Schluss kommen und abschließend all jenen danken, die tagtäglich in den Gewaltschutzeinrichtungen, in den Beratungseinrichtungen wichtige Arbeit für gewaltbetroffenen Frauen, Mädchen und deren Kinder leisten: Vielen Dank für Ihr Engagement!

All jenen Mädchen und Frauen, die jetzt zuschauen, die von Gewalt betroffen sind, möchte ich sagen: Sie sind in dieser Situation nicht allein, Sie sind auch nicht an dieser Situation schuld. Es gibt Hilfe, es gibt Unterstützung, ein sehr


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breites Unterstützungsangebot. Ich bitte Sie wirklich: Nehmen Sie es in Anspruch! (Beifall bei den Grünen.)

14.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete Brandstötter, Sie hätten jetzt noch ungefähr 1 Minute, dann müsste ich Sie unterbrechen. Wollen Sie trotzdem beginnen, oder sollen wir es später machen? (Abg. Brandstötter: Nein, das will ich nicht!) – Also später, gut.

Dann unterbreche ich die Sitzung bis 15 Uhr.

14.59.18

*****

(Die Sitzung wird um 14.59 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

15.00.23Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka (den Vorsitz übernehmend): Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Werte Besucherinnen und Besucher! Ich darf die unterbrochene Sitzung wieder aufnehmen und die Verhandlungen über Tagesordnungspunkt 12 unterbrechen.

15.00.35Kurze Debatte über einen Fristsetzungsantrag


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur kurzen Debatte betreffend den Antrag des Abgeordneten Matznetter, dem Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie zur Berichterstattung über den Antrag 3437/A(E) eine Frist bis zum 7. Juli 2023 zu setzen.

Nach Schluss dieser Debatte wird die Abstimmung über den gegenständlichen Fristsetzungsantrag stattfinden.


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Wir gehen nunmehr in die Debatte ein.

Sie kennen die Redezeiten, Herr Abgeordneter: Sie haben 10 Minuten, die folgenden Redner haben dann 5 Minuten.

Herr Abgeordneter Matznetter, Sie gelangen zu Wort. Bitte sehr.


15.01.15

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Damen und Herren, die uns zusehen! Die Rednerin­nen vor mir waren so nett und haben eine ganz wichtige Telefonnummer dagelassen (auf die Tafel mit dem Zeichen eines Telefonhörers und der Aufschrift „Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555; www.gewaltschutzzentrum.at – Polizei: 133“ auf dem Redner:innenpult deutend), ich lasse sie auch da, weil wir leider in einem Land leben, in dem wir solche Notrufnummern brauchen.

Wir sind bei einem anderen Thema, bezüglich dessen ebenfalls leider sehr, sehr viele – Hunderttausende – Frauen zu den Opfern zählen, nämlich jene, die nicht wissen, wie sie morgen und übermorgen mit dem Geld zurande kommen sollen, angefangen beim Kauf der Nahrungsmittel in den Geschäften über die Zahlung ihrer Miete bis zur Zahlung ihrer Energiekosten. Wenn die heute zuschauen, brauchen sie nicht nur die Notrufnummer, die kann ihnen in dem Fall nicht helfen, weil die Täter in diesem Fall andere sind, nämlich solche, die sich weigern, dagegen vorzugehen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: 01 4000, das ist das Wiener Rathaus!)

Was ich überhaupt sehr sonderbar finde, ist, dass Sie von dieser Regierungs­koalition – hauptsächlich von der ÖVP, so wie Finanzminister Brunner – sich dann herstellen und erklären, wir hätten das Problem sowieso gelöst: Jetzt haben wir doch die 60 Euro ausgeschüttet! – Merken Sie nicht, wenn Sie so etwas tun, wie herabwürdigend das ist: jemandem, etwa einer alleinerziehenden Mutter, 2 Euro pro Tag als Lösung der Probleme darzustellen? (Abg. Disoski: Aber es stimmt halt nicht, was du sagst!) Warum machen Sie so etwas? Woher kommt


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diese Empathielosigkeit? Besinnen Sie sich doch auf Ihre eigene Herkunft, gerade die Damen und Herren der ÖVP, und ich meine jetzt nichts allgemein Christliches, ich meine ganz konkret Wirtschaftspolitik!

Die Basis des Wiederaufstiegs unserer Republik nach dem Zweiten Weltkrieg war nicht nur der Anschluss an das Wirtschaftswunderland Deutschland, sondern rigide Maßnahmen der damals Regierenden. In Deutschland, das ja ebenfalls durch die Kriegsschäden in einem katastrophalen Zustand war, ist man damals in der Wirtschaftspolitik der Freiburger Schule des Ordoliberalismus und Röpke gefolgt, die eine starke ordnungspolitische Hand für die Marktwirtschaft verlangen. Die Politik hat sie durchgesetzt. Unter Konrad Adenauer und Ludwig Erhard wurden die Voraussetzungen für einen Staat geschaffen, der aktiv eingreift. (Zwischenruf des Abg. Taschner.)

Auch bei uns waren sie gescheiter als die heutigen ÖVPler. Ich habe mir vorige Woche erlaubt, im Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer auf den Namensgeber des Saals zu verweisen, das war nämlich ein gewisser Raab – der Name sagt Ihnen vielleicht noch etwas –, Wirtschaftskammerpräsident bis 1953.

Was haben die gemacht, um die galoppierende Inflation, die eine Katastrophe für das arme Land nach dem Zweiten Weltkrieg war, den Schleich, wie der Schwarzhandel genannt wurde, die Nichtverfügbarkeit von Waren und Gütern einzudämmen? – Sie haben ein Lohn- und Preisabkommen gemacht mit der Zusicherung: Wir erhöhen keine Preise und keine Löhne, bis wir die Inflation im Griff haben. – Und sie haben es geschafft, den Schilling, der gerade wieder eingeführt wurde, zu einer starken Währung zu machen, die die Basis für den Erfolg des Landes war.

Und was machen Sie hier, seit wir diese Inflation haben? – Nichts! (Beifall bei der SPÖ.)


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Ich verstehe das nicht! Ich meine, wir haben geglaubt, nach Generalsekretärin Sachslehner kann es nicht mehr schlimmer werden. Aber nein, Sie holen sich Christian Stocker, der OTS-Aussendungen nach dem Motto, wir hätten bereits die Preise eingedämmt, weil doch Karl Nehammer eine Übergewinnbe­steuerung angedroht hätte und weil die Förderungen gelaufen sind, macht! (Zwischenruf des Abg. Hörl.) – Lieber Franz Hörl, vielleicht solltet ihr, bevor ihr solche Aussendungen von euren Anwälten – das ist Christian Stocker ja – ausschicken lasst, selbst kurz darüber nachdenken. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Die Energieerzeuger, die jetzt wegen der gesunkenen Preise auf den interna­tionalen Märkten die Preise senken, haben keinen Energiekostenzuschuss bekommen, nie bekommen. Was erzählt ihr uns? Wo ist denn die Übergewinn­steuer, die alle Übergewinne abschöpft? – Nicht vorhanden! Wo sind denn die Maßnahmen, um jetzt die Inflation hinunterzubekommen? – Nicht da! Und dann stellt sich Finanzminister Brunner hier her und erklärt uns, wie schlecht doch das Ganze in Spanien läuft. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) – Ja, aber meine Damen und Herren, die sind dort bei 2 Prozent Inflation! (Abg. Hanger: Und mit der Kaufkraft? – Abg. Ottenschläger: Und wie viele Arbeitslose - -!) – Ich komme gleich dazu. (Abg. Hanger: Arbeitslosigkeit?!) – Also so einen Zwischenruf aus einer sogenannten Wirtschaftspartei zu hören, ist überhaupt unfassbar. (Beifall bei der SPÖ.)

Ist Ihnen bewusst, was es in einem Binnenmarkt heißt, Herr Kollege Hanger, wenn unsere Unternehmen bei Ihrer Regierungspolitik permanent 8 Prozent Inflation haben und andere Unternehmen nur 2 Prozent? Was heißt denn das auf Drittmärkten? Was heißt das in einem Binnenmarkt mit einer Währungs­union? Sie fesseln unseren Betrieben die Füße, und am Ende sind die Arbeits­plätze weg. (Zwischenruf des Abg. Hanger.) Und da machen Sie solche Zwischenrufe, Herr Hanger – das ist ja unglaublich (Beifall bei der SPÖ – Abg. Hanger: Der Vergleich ist sensationell! Zu behaupten, Spanien steht wirt­schafts­politisch besser da ...!) –, statt dass Sie jetzt aufstehen und sagen: Okay,


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es tut uns leid, wir haben die Bevölkerung im Stich gelassen, aber jetzt machen wir es besser. – Das wäre eine gute Aussage, dann könnten Sie nämlich hergehen und fragen: Moment, wie kriegen wir die Inflation herunter? – Das Erste ist, dass die Menschen sich Nahrungsmittel leisten können. Das bedeutet zum Beispiel das, was die Europäische Union vorsieht: die Möglichkeit, dass Sie die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf null setzen.

Sie sagen: Na ja, das können wir nicht machen, denn wer kontrolliert denn das? – Ich sage es Ihnen, Herr Kollege Hanger: Wir haben im Umsatzsteuergesetz schon mehrfach zivilrechtliche Bestimmungen gehabt (Abg. Hanger: Das ist nicht die Gießkanne, gell?!), wie das auf die Preise umzulegen ist, und ich schlage Ihnen mehr als acht Millionen Kontrollorinnen und Kontrollore vor, nämlich die Konsumentinnen und Konsumenten! (Abg. Hanger: Das ist keine Gießkanne, gell?!) Denen brauchen Sie nur zu sagen, dass ihr Lebensmittelgeschäft die 9,09 Pro­zent, so viel macht nämlich die Streichung der 10 Prozent Mehrwertsteuer aus, an sie weitergeben muss! Ich bin ganz sicher: Ab dem Fünften an der Kassa, der darauf pocht, sind die Preise für Butter, für Zucker, für Mehl ganz schnell unten, und dann hätten Sie erstmals – erstmals! – etwas gegen die Teuerung getan! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben einen Antrag eingebracht, dass die Mietenerhöhung rückwirkend gestrichen wird, dann würden nämlich Mieterinnen und Mieter die Miete zurückbekommen, deren Erhöhung jetzt wegen des Versagens, wegen des Blockierens der ÖVP in der Bundesregierung nicht gestoppt werden konnte. Dann müsste das nämlich rückgebucht werden. Wissen Sie, wie ange­nehm das für den Verbraucherpreisindex ist? Der kriegt nämlich sofort einen Dämpfer, weil allein die Mieten in dem Monat, in dem das in Kraft tritt, sinken.

Jetzt erklären Sie uns wieder, das sei der Marxismus unseres neuen Partei­vorsitzenden Andi Babler. Darf ich Ihnen die kommunistischen Länder aufzählen, in denen das stattfindet? Das ist nicht nur die Iberische Halbinsel. Schauen Sie einmal in die Schweiz! Das ist ja nicht gerade der Hort des marxistischen


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Kommunismus dort, aber die Schweiz hat nur 1,7 Prozent Inflation, dort darf die Miete nämlich maximal um 40 Prozent des Preisindex erhöht werden und ist vernünftigerweise limitiert mit der Höhe der Zinsanstiege – das wird so beschränkt. Bei uns beschränkt ist nur die Wirksamkeit der Maßnahmen dieser Regierung gegen die Inflation, das ist das einzig Beschränkte, das ich hier sehe! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Man glaubt es ja fast nicht: Wir haben jetzt Förderungen wegen der Energie­krise. Jetzt haben wir bei den Covid-Förderungen schon festgestellt, dass es eine Reihe von Großunternehmern gibt, die weit mehr Gewinne als vor Covid gemacht haben und daneben das Geld von Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern eingesteckt haben. Na glauben Sie, die müssen es zurückzahlen? – Nein, darauf haben Sie irrtümlich vergessen. (Heiterkeit der Abg. Heinisch-Hosek.) So irrtümlich kann es aber nicht gewesen sein, weil es gibt jetzt Förderungen, bei denen schon wieder nicht drinnen steht, wann sie zurückzuzahlen sind.

Dabei gäbe es so einfache Regeln: Wenn man eine Förderung kriegt und sich bei der Veranlagung zur Körperschaftsteuer herausstellt, dass die über dem Durchschnitt der Jahre davor ist, dann braucht man ja nur eine Sonderabgabe bis zur Höhe der Förderung bescheidmäßig vorzuschreiben, und das Steuer­geld ist zurück. Dann hätte halt auch Herr Benko ein bisschen weniger Millionen und 1 900 Leute hätten vielleicht noch ein paar Monate länger eine Arbeit. (Abg. Schmidhofer: Herr Androsch auch! Herr Matznetter, Herr Androsch auch!)

Das wäre super gewesen, aber was tun Sie? – Nichts. Sie behindern die Grünen, Sie überzeugen die Grünen, dass die dann noch mit Daten der Agenda Austria argumentieren, was schade ist. Werner Kogler hat das immer besser gemacht. Was tun Sie? – Sie blockieren. Jetzt kommt das Beste: Drei Plenartage haben wir heute (Abg. Ofenauer: Heute haben wir einen!) und 40 Vorlagen. Und wie viele Vorlagen dienen dazu, die Teuerung herunterzusetzen? – Null.

Deswegen dieser Fristsetzungsantrag, deswegen können wir heute entscheiden: Wir entschließen uns, bis 7.7. Maßnahmen einzusetzen, wir werden hier im


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Sommer keine Sommerpause machen, bevor nicht etwas gegen die Inflation getan wird. Die Chance haben Sie jetzt. Ich wünschte, Sie ergreifen sie. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Fürlinger. – Bitte.


15.11.46

Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP): Hohes Präsidium! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich danke Kollegen Matznetter für die Geschichts­vorlesung über Julius Raab. Es ist aber bezeichnend für ihn und seine Fraktion, dass er die jetzige Krise mit Rezepten der Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhun­derts lösen will. Das wird aber nicht passieren. (Abg. Heinisch-Hosek: Ihr habt gar keine Rezepte!)

Wir diskutieren zum wiederholten Mal Teuerung und Inflation. Wir tun es dies­mal auf Antrag einer Fraktion, deren jahrzehntelange Schuldenpolitik in diesem Land dafür verantwortlich ist, dass das Geld jetzt so weit entwertet worden ist, dass wir eine hohe Inflation haben. (Abg. Kollross: Bitte! Das war die ÖVP! – Zwischenrufe der Abgeordneten Wurm und Belakowitsch.)

Es waren Sie und Ihre ideologischen Geistesgenossen, die über Jahrzehnte hinweg die öffentlichen Haushalte auf diesem Kontinent verschuldet haben, die dafür verantwortlich sind, dass viel Geld gedruckt werden musste, um die Haushalte in Balance zu halten. (Abg. Herr: Und wer waren die Finanzminister? – Abg. Kollross: Ihr wart ja nicht dabei!) Wenn viel gedruckt wird, dann ist das eben nur Papier, und Papier ist gelegentlich auch wertlos. (Abg. Kollross: Die ÖVP ist wertlos! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das haben Sie jetzt erreicht. Gegen alle Ratschläge aller Experten haben Sie diesen Effekt selber zu vertreten. (Beifall bei der ÖVP.)


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Sie haben es so weit gebracht, dass wir Negativzinsen benötigten, und haben sich dann gewundert, dass Menschen, die fürs Ersparte keine Zinsen mehr kriegen, Wohnungen kaufen. Wenn viele Wohnungen gekauft werden, werden Wohnungen auch teurer – und damit das Wohnen.

Dass Sie sich heute über die Ernte Ihrer eigenen Politik am lautesten beklagen, hat schon etwas Kabarettartiges, denn wir ernten heute nur das, was Sie gesät haben. (Abg. Wurm – erheitert –: Das habt ihr gemeinsam gesät, Klaus! Das habt ihr beide gesät! – Heiterkeit der Abg. Belakowitsch.) Die Teuerung, die wir heute haben, hat mit Ausnahme von ein bis zwei externen Faktoren ausschließlich mit Ihrer Politik zu tun. (Beifall bei der ÖVP.)

Sie glauben, dass es für die Wohnungen besser wird, wenn man Mieten einfriert. Das Einfrieren von Mieten über Jahre wird das Wohnen entweder schlechter machen, weil niemand mehr Sanierungen zahlt, oder teurer, weil Vermieter und Eigentümer nicht mehr vermieten werden. (Abg. Belakowitsch: Kollege Fürlinger, ihr seid seit 37 Jahren in der Regierung!) Es wird also schlechter oder teurer.

Das Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel scheint mir eine ungewöhnlich treffsichere Maßnahme für die sozial Schwächeren zu sein. – Es werden sich auch die freuen, die Sie angeblich gar nicht mögen, weil sie mehr haben. Für die gilt das nämlich auch.

Zum Schluss schlagen Sie in diesem Antrag auch noch ein bisschen mehr Bürokratie vor: eine Kommission, bei der dann Ihre Parteifunktionäre die Preise festsetzen. – Nachtigall, ich hör dich trapsen. Wir wissen schon, wohin die Reise geht. (Abg. Matznetter: ... Julius Raab! – Abg. Kollross: Schlechte Rede!)

Gleichzeitig polemisieren Sie – wie immer in Ihrer charmanten Art – gegen angeblich milliardenschwere Unternehmen, ohne zu wissen, was das überhaupt ist. Es wundert mich aber ohnehin nicht, weil diese Neiddebatten hier herinnen ja ganz spannend geführt werden. Da ist ja heute schon eine Kollegin gestanden, die gemeint hat, Firmengründer Mateschitz und Red Bull seien so


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furchtbar, weil die keine Steuern zahlen – alles faktenfreier Nonsens und eine bewusste Unwahrheit; ganz abgesehen vom enormen sozialen Engagement, das solche Unternehmer wie Herr Mateschitz haben. (Abg. Belakowitsch: Klaus, euer Koalitionspartner ...! – Zwischenruf der Abg. Greiner.) Würde es ihn und seine Firma nicht geben, dann wäre die Obersteiermark längst nur noch Brachland. Vielleicht kann sich irgendjemand von euch einmal beim Finanzministerium erkundigen und nachfragen, wie viel Steuern diese Firmen zahlen und wie viele Menschen sie beschäftigen, dann würden solche unsinnigen Debatten erst gar nicht aufkommen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Abg. Herr: Der Benko!)

Sie, meine Damen und Herren, sitzen in den gemütlichen Sesseln der Verant­wortungslosigkeit und hauen hier irgendwelche groben Zwischenrufe heraus, die keinem weiterhelfen. (Zwischenruf der Abg. Greiner.) Dort, wo Sie selber in Verantwortung stehen, sieht die Sache halt ganz anders aus, nicht? Der größte Vermieter in Wien ist die Stadt Wien. Und was steigt dort rasant?– Es sind die Mieten. (Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Weil das noch nicht genug ist, hebelt man die Betriebskosten, die Müllgebühren und all das auch noch so weit hinauf, dass die städtischen Gebühren in Wien bald teurer sind als die Mieten. (Abg. Hörl: Wegen der NEOS!) Das ist Ihre Art zu regieren. Das ist Ihr Doppelstandard, den Sie darlegen. Sie sind in Anbetracht Ihres Regierungsversagens in der Bundeshauptstadt nicht berechtigt, hier herauszugehen und irgendwelche anderen mit Vorwürfen zu überschütten. (Beifall bei der ÖVP.)

Lassen Sie mich abschließend eines sagen: Diese unsinnige Propaganda von einer Blockade gegen die Teuerung verweise ich nachhaltig ins Reich der Legende, meine Damen und Herren. Richtig ist nur, dass wir Ihre schlechten Vorschläge nicht aufnehmen, weil die niemandem helfen.

Diese Regierung kalkuliert und rechnet und entscheidet auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten. (Abg. Greiner: Höchste Inflation! Höchste Inflation!) Ich weiß,


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das ist Evidenzbasierung, das ist in Ihrer Fraktion nicht ganz so gefragt. Das, was wir tun, hat aber nichts mit Blockade zu tun, sondern mit Vernunft. Genau mit dieser Vernunft werden wir weiterarbeiten (Abg. Greiner: Oje!) und auch dieses Problem lösen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Das war jetzt eine sehr verwirrte Rede! – Abg. Hechenberger: Sehr gute Rede! – Ruf bei der SPÖ: Sehr bemüht!)

15.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte.


15.16.28

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Man kann nur von Chuzpe sprechen, wenn sich ein Kollege von der ÖVP hier herstellt und der SPÖ die Schuld an der Inflation gibt, wenn es die ÖVP war, die mit der Cofag das Geld mit beiden Händen und ohne Kontrolle an die Freunderl ausgegeben hat. (Beifall bei der SPÖ.) Nichts für die Leute übrig, aber in der Cofag einen Tausender nach dem anderen für die Freunderl: Dann spricht man vermeintlich von Wirtschaftskompetenz.

Na ja, ich glaube, einige Untersuchungsausschüsse haben schon gezeigt, dass es bei der ÖVP-Wirtschaftskompetenz ein bisserl mehr Schein als Sein ist, denn wenn Sie, Herr Kollege, vom Finanzministerium sprechen und davon, wie viel Steuern so manche Firma zahlt: Na ja, das, was man sich mit dem ÖVP-Finanz­minister ausmacht, wenn man sich die Chats so anschaut. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Gerstl: Ihr solltet euch Kommunistenpartei nennen! – Abg. Hechenberger: Schlechte Rede!)

Im ÖVP-System sind halt manche gleicher als gleich, könnte man sagen. Egal, was Sie da heroben (auf das Redner:innenpult weisend) wirklich sagen: Fakt ist, die Menschen spüren die Teuerung jeden Tag. Sie können sich aber anscheinend nicht einfühlen, weil Sie die Menschen nicht spüren – nichts anderes kann man Ihnen sagen –, denn an der Supermarktkassa ist die Butter teuer, ist der Käse


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teuer, ist das Brot teuer. (Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager. – Abg. Gerstl: ... dass es schon wieder billiger geworden ist!) Die Mieten, die jeden Monat abgebucht werden, sind auch teuer, werte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP. (Beifall bei der SPÖ.)

Das entspricht aber nicht Ihrer Lebensrealität. Deshalb wollen Sie gar nicht auf die Inflation reagieren. Sie wollen nicht in die Preise eingreifen. Sie wollen auch die Mieten nicht bremsen, sondern Sie wollen weiterhin für Freunderl und Freunde das Geschehen richten. Das ist alles.

Erklären Sie das nämlich einmal einer Bewohnerin von Braunau, die kurz über die Brücke nach Simbach in Deutschland fährt, und dann kostet der Frischkäse 99 Cent, bei uns 2,50 Euro. Erklären Sie das jener Frau, die im Supermarkt steht und dort einkauft! Erklären Sie, warum der durchschnittliche Einkauf bei uns insgesamt um 15 Prozent mehr kostet! Einmal über die Brücke gefahren: Der gesamte Einkaufskorb ist bei uns um mehr als 15 Prozent teurer als in Deutsch­land. Wie soll sich das Leben ausgehen? (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Es ist schon in der Früh gesagt worden: Ein Drittel aller Haushalte – ein Drittel: jeder dritte Haushalt! – greift auf Erspartes zurück, greift auf Kredite zurück. Hier sind die Preise nicht gesenkt worden, das Leben ist weiterhin teuer und man muss weiterhin das Konto überziehen, aber auch das ist Ihnen egal. (Beifall bei der SPÖ.)

Ihre Antwort auf die Teuerungspolitik ist: Bitte, ihr arbeitenden Menschen, haltet euch bei den Lohnverhandlungen einmal zurück! Das Leben ist teuer, aber dann steckt halt zurück! – Das ist die Politik von oben, von der ÖVP. Zurück­haltung bei den Lohnverhandlungen wird die Gewerkschaft nicht hinnehmen, weil die im Gegensatz zur ÖVP auf der Seite der arbeitenden Menschen steht. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager.)


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Ihnen ist es egal, wenn Wohnen teuer ist, weil das für Lehrlinge bei Lohn­zurückhaltung heißt: nein, nicht von zu Hause ausziehen. Es ist unleistbar. Das heißt für die Teilzeitbeschäftigte: zurückstecken bei den Lebensmitteln.

Teuerung und Lohnzurückhaltung heißt für arbeitende Menschen: Einschnitte im täglichen Leben, Tag für Tag. (Beifall bei der SPÖ.)

Uns ist es nicht egal, wenn sich die Bundesregierung in die Sommerpause verabschiedet, deshalb müssen wir als selbstbewusstes Parlament sagen: Die wichtigen Ausschüsse, die in die Teuerung eingreifen können, müssen auch in den Sommermonaten tagen (Beifall bei der SPÖ), wir müssen schnell auf die Preise reagieren können.

Wo man null Empathie seitens der ÖVP wahrnimmt: Kika/Leiner: Tausende Menschen verlieren ihren Job. Stellantis: Hunderte Menschen verlieren ihren Job. „Wiener Zeitung“: Zerschlagung; nicht nur Journalistinnen und Journalisten verlieren ihren Job, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Druckerei, die schließen muss. Delka, Salamander: Hunderte Frauen – in diesem Fall im Handel – verlieren ihren Job, und Sie sprechen von Lohnzurückhaltung und organisieren einen Gipfel, bei dem genau nichts außer salbungsvollen Worten herauskommt.

Es sind das AMS, die Arbeiterkammer, der ÖGB, die geschaut haben, dass die Lehrlinge von Kika/Leiner nicht im Regen stehen gelassen werden, sondern von einem anderen großen Betrieb übernommen werden. Es sind diese wichtigen Institutionen (Abg. Hörl: Das macht die Wirtschaft untereinander!), die sich für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einsetzen, nicht die ÖVP. (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb sagen wir: Diese Bundesregierung darf sich nicht in die Sommerpause verabschieden! Das Einzige, wovon Sie sich verabschieden dürfen, ist die Regierungsbank. (Beifall bei der SPÖ.)

15.21



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte.


15.21.50

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Zuseher! Ja, das ist eine spannende Diskussion zwischen ÖVP und SPÖ, wer historisch mehr schuld am Zustand der Republik im Jahr 2023 ist. (Abg. Kucher: Na, von euch kommt ja gar nichts!) Das kann man eigentlich nur noch unter der Beihilfe der Grünen und NEOS toppen, die da auch immer mit dabei waren. Es ist eine spannende Diskussion, es ist aber auch die Realität. (Abg. Schmuckenschlager: Ihr wart ja nie dabei! – Zwischenruf des Abg. Schwarz. – Abg. Koza: Aber ihr wart nirgends dabei, nirgends dabei, nirgends dabei! Nur immer mitgeredet! – Abg. Leichtfried: Von wem war die Hartinger-Klein?)

Geschätzte Kollegen von diesen vier Parteien, noch einmal: Der Unterschied macht den Unterschied aus (Abg. Koza: Sinnstiftende Worte nennt man so was, sinnstiftende Worte! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), und der Unterschied sind wir als Freiheitliche, die Ihnen das alles schon prophezeit haben. Wir haben immer recht behalten, bei allen Problemstellungen, die wir heute haben. Jetzt geht es halt hin und her, und ihr schiebt euch die Schuld zu, aber das ist ja mit Ansage gewesen.

Vielleicht für die Zuschauer zur Erklärung: Wir diskutieren heute einen Entschließungsantrag der Sozialdemokratie zum Thema Teuerung. Ich darf kurz darauf hinweisen (einen Folder mit dem Titel „Kostenlawine stoppen“ in die Höhe haltend): Vor eineinhalb Jahren haben wir als FPÖ dieses Thema bereits mit einem Folder für die Bevölkerung thematisiert. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das kann man auch alles nachlesen.

Es ist aber grundsätzlich erfreulich (Abg. Leichtfried: Da habt ihr noch - -!) – darf ich weitersprechen?, danke –, wenn sich die Sozialdemokratie jetzt auch ein bisschen in diese Richtung bewegt.


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Noch einmal: Was wir in Österreich machen können, ist Symptombekämpfung. (Abg. Kollross: Ist der überhaupt Deutsch, der Folder?) Wir können Symptome bekämpfen, aber wenn wir nicht an die Ursachen gehen und wenn nicht Sie selber die Ursachen annehmen und anerkennen (Abg. Leichtfried: Vor eineinhalb Jahren wart ihr noch auf Ibiza!), werden wir für die Menschen keine Lösungen erzielen (Beifall bei der FPÖ), und die Ursachen sind vollkommen klar.

Die Diskussion betreffend das Historische war ja auch interessant. – Wir sind eben nicht mehr im Österreich der Sechziger-, Siebzigerjahre. Da hatten wir einen Schilling, über den konnten wir als Währung selber bestimmen. Wir hatten nicht die Europäische Union (Abg. Leichtfried: Der Schilling hat mit der D-Mark nichts zu tun gehabt! Nein!), die uns diesen freien europäischen Markt beschert hat. (Abg. Leichtfried: Wie kann man denn so was erzählen? Hat die Deutsche Bundesbank ...? – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Ja, ich weiß, meine Ausführungen tun Ihnen weh – das ist schon klar –, aber trotzdem: Ein bisschen Geduld! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir haben also nicht mehr den österreichischen Schilling, keine Selbstbestim­mung. Sie alle von diesen vier Parteien wollten den freien europäischen Markt – den haben wir jetzt, mit allen Auswirkungen.(Abg. Herr: Wer will den freien Markt? – Die FPÖ!) Klar haben wir den jetzt, aber, bitte schön, dann müssen wir halt die Ursachen auch irgendwann bekämpfen. Das ist: Die Europäische Union hat sich in eine vollkommen falsche Richtung entwickelt. Erkennen Sie das an und helfen Sie uns Freiheitlichen, diesen Irrweg zu beenden! (Beifall bei der FPÖ.) Das ist die erste Geschichte.

Die Coronapolitik mit 100 Milliarden Euro – das haben wir diskutiert – können wir nicht mehr ändern, aber Sie sollten das anerkennen und sich entschuldigen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Aber den Schilling zurück ...!)

Die dritte Geschichte – und die sollten wir möglichst rasch angehen –: Die Europäische Union sollte wieder ein Friedensprojekt werden. Deshalb: Zurück an den Verhandlungstisch (Abg. Loacker: Ist das die Babler-Koalitionsansage?) und


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diese unseligen Sanktionen, die in ganz Europa und in Österreich viele Menschen in Schwierigkeiten gebracht haben, bitte beenden! Das wäre die nächste Forderung. (Beifall bei der FPÖ.)

Last, but not least, weil das ja heute, morgen und übermorgen auch so oft Thema sein wird (Abg. Leichtfried: Wir können schon den nächsten Antrag für Putin einbringen!): Bitte kommen Sie vier Parteien – und da hoffe ich darauf, dass eine vernünftige ÖVP da vielleicht einmal bremsend einschreitet (Zwischenrufe bei der SPÖ) – zu einer Umweltpolitik mit Hausverstand! (Abg. Leichtfried: Na, bei der ÖVP ist keiner vernünftig!) Da haben Sie uns im Boot. Wobei Sie uns nicht im Boot haben, ist dieser Ökowahnsinn (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Lukas Hammer: Das ist tatsächlich ein Ökowahnsinn!), der in ganz Europa und in Österreich durch die Grünen mittlerweile wirklich Existenzen gefährdet, Unter­nehmen gefährdet und vor allem auch die Menschen draußen in schwerste Nöte bringt.

Wenn wir das Thema Inflation und Preissteigerung heute diskutieren: Das ist natürlich die Hauptursache. Natürlich sind es die Energiekosten, die CO2-Kosten: Die sind Hauptgründe der Inflation.

Alle anderen Dinge, geschätzte Sozialdemokratie, haben wir schon lange gefordert, da gehen wir gerne mit.

Selbstverständlich gehört eine Mietpreisbremse her, nur müsst ihr euch halt die­sen Vorwurf gefallen lassen –, da hat ja die ÖVP nicht unrecht –: In Wien, bitte schön, hat euer Bürgermeister Ludwig – ich glaube, diese oder letzte Woche (Abg. Loacker: Die Redezeit ist abgelaufen!) – sich selbst aufgefordert (Abg. Leichtfried: Da bewirbt sich schon wieder einer für ...!), diese Mieterhöhung nicht zu machen. Ich meine, da führt ihr euch ja ad absurdum. Liebe Sozialdemokratie, das ist alles nett, wir unterstützen das, aber bitte schön: ein bisschen mehr Ehrlichkeit! (Bei­fall bei der FPÖ. – Abg. Silvan: Ja, aber in Niederösterreich auch fordern!)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz, Herr Kollege, bitte!



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Abgeordneter Peter Wurm (fortsetzend): Weil es mir jetzt noch aufgrund der historischen Diskussion eingefallen ist - - (Abg. Silvan: Der Udo Landbauer kann sie in Niederösterreich fordern, kein Genderverbot! In Niederösterreich ...!) – Darf ich den Schlusssatz noch sagen, Herr Kollege? (Abg. Kollross: Nein, die Redezeit ist schon aus! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Also mein Schlusssatz ist folgender (Abg. Leichtfried: Das ändert eh nichts mehr!): Es hat den berühmten Ederer-Tausender gegeben. (Rufe bei den Grünen: Wo?) Wenn Sie von der Sozialdemokratie sich erinnern: Da waren alle ganz begeistert. Beitritt zur Europäischen Union: Alles wird billiger, die Sahne wird billiger, alles. Wo ist heute, im Jahr 2023, der Ederer-Tausender? (Beifall bei der FPÖ.)

15.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Koza. (Abg. Leichtfried: Wo ist die Patientenmilliarde, die die Frau Hartinger-Klein versprochen hat?) – Ich würde vorschlagen, dass man den Redner reden lässt. Ich würde sehr bitten. (Abg. Wurm: Lasst mich einmal reden, bitte! Ihr seid so gemein zu mir! – Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch: Das wollen sie nicht hören! – Der Präsident gibt das Glockenzeichen.) – Herr Koza, bitte.


15.28.14

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach diesem Ausflug irgendwohin, wo es darum gegangen ist, wer aller für die Inflation in Österreich verantwortlich ist – einmal ist es die EU, dann ist es der Euro, dann ist es sonst irgendjemand –, und dieser Sehnsucht nach dem Schilling, am besten gebunden an den Rubel (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen) – wir wissen, nur eine an den Rubel gebundene Währung schafft für die FPÖ die Stabilität der Zukunft –, kehren wir, meine sehr geehrten Damen und Herren, zurück zum aktuellen Thema, nämlich zum Fristsetzungsantrag der SPÖ, in dem kritisiert wird, dass die Regierung in Sachen Kampf gegen die Teuerung tatsächlich eine Blockadehaltung einnehmen würde, und gefordert wird, dass diese Blockadehaltung endlich aufgebrochen wird. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, wo bitte ist diese Blockadehaltung? Ich


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sehe sie nicht, und ich sehe sie jetzt seit Monaten nicht. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

In Wirklichkeit ist die einzige Blockadehaltung, die ich hier herinnen in den letzten Wochen und Monaten erlebt habe, eine Blockadehaltung der SPÖ gewesen, als es darum gegangen ist, teilweise wichtige Klimaschutzgesetze zu beschließen. Da hat es eine Blockadehaltung gegeben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gerade in den letzten Monaten sind sehr zahlreiche Maßnahmenpakete im Kampf gegen die Teuerung beschlossen worden. Lassen Sie mich im Folgenden insbesondere zwei aufgreifen, weil ja immer wieder gesagt wird, es wird nichts getan, um die Preise zu senken, es wird nichts getan, um gegen die Inflation vorzugehen. (Rufe bei der SPÖ: Stimmt! – Zwischenruf des Abg. Kollross. – Beifall des Abg. Silvan.) – Hören Sie zu! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Wir haben vor ein paar Wochen hier herinnen beschlossen, dass wir die Senkung der Energieabgaben um ein halbes Jahr verlängern: Senkung der Energieabgabe auf Gas und Strom im Ausmaß von 400 Millionen Euro, davon allein 180 Millio­nen Euro für die Haushalte. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stefan: Das ist das erste Argument? – Abg. Herr: Na, da ist die Armut ja schon abgeschafft! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine klassische preisdämpfende Maßnahme. Das ist genau das, was Sie immer fordern: Mehrwertsteuer runter, damit die Preise sinken. Wir senken die Energieabgabe, damit die Preise niedrig bleiben. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer hat hier hierinnen dagegengestimmt? Wer hat gegen diese preisdämpfende Maßnahme gestimmt? – Die SPÖ, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall und Ah-Rufe bei Grünen und ÖVP. – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Da fragt man sich wirklich, wie ernst das dann tatsächlich zu nehmen ist.


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Wir haben hier vor wenigen Wochen, vor wenigen Monaten eine weitere wichtige Maßnahme beschlossen, nämlich eine Hilfsmaßnahme zur Eindämmung der immer stärker wachsenden Kinderarmut. Neben der Valorisierung, neben der Inflationserhöhung von Familienleistungen, die wir auch schon beschlossen haben, die eine wesentliche Maßnahme dagegen ist, bekommen für die nächsten eineinhalb Jahre Alleinerzieher:innenhaushalte, Haushalte, wo die Eltern Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Mindestsicherung beziehen, noch 60 Euro zusätzlich pro Monat pro Kind. (Abg. Herr: Das senkt keinen Preis, und es ist zu wenig!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das bedeutet, dass sich die Familien­beihilfe beispielsweise für einen Vierjährigen von 180 Euro im Jahr 2022 mit der Valorisierung und mit der Erhöhung um 60 Euro auf 260 Euro im Jahr 2024 erhöht. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf bei der SPÖ.) Für Zehnjährige erhöht sich die Kinderbeihilfe tatsächlich von knapp 200 Euro im Jahr 2022 auf 291 Euro im Jahr 2024. (Zwischenruf des Abg. Silvan.) Das sind eindeutig zielge­richtete, zielsichere Maßnahmen zur Unterstützung der Haushalte, die es aufgrund dieser Teuerung besonders schwer haben, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Matznetter: ... der Vermieter! Super!)

Nur damit Sie wissen, was das bedeutet: Eine Alleinerziehende mit zwei Kindern, ein Kind vier und eines zehn Jahre alt, bekommt von Juli bis Dezember 840 Euro zusätzlich – nur von Juli bis Dezember 2023. Ein Mindestsiche­rungshaushalt mit zwei Kindern, sieben und elf Jahre alt, bekommt um 1 270 Euro mehr in diesem halben Jahr. (Abg. Hörl: Hört, hört!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine eindeutige Maßnahme zur Unterstützung, die uns von der Wirtschaftsforschung empfohlen worden ist, die von sozialen NGOs empfohlen und unterstützt worden ist, um die einkom­mens­schwachen Haushalte zu unterstützen. Wer hat gegen diese Maßnahme gestimmt, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Rufe bei der ÖVP: Die SPÖ!


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Die SPÖ!) Die SPÖ! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Rufe bei den Grünen: Oi, oi, oi! – Rufe bei der ÖVP: Oh! Ah! Aha! – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

Zu den Forderungen, die die SPÖ heute hier eingebracht hat, nämlich einerseits die Senkung der Mehrwertsteuer auf ausgewählte Grundnahrungsmittel: Ja, da haben wir Grüne uns nie dagegen ausgesprochen, wenn das tatsächlich weitergegeben wird. Daran zweifeln wir aufgrund der europäischen Erfahrungen sehr wohl. (Abg. Wurm: Aha! Aha!) Nur, was würde das tatsächlich bringen und bedeuten? – Laut Schätzungen wird das ungefähr 600 Millionen Euro kosten. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Wenn man das auf die Haushalte herunter­rechnet, heißt das bei 4 Millionen Haushalten pro Haushalt circa 150 Euro. Dass das die große preisdämpfende, inflationsdämpfende Maßnahme ist, wage ich schon zu bezweifeln (Abg. Belakowitsch: Ja, das ist es! Das ist es! Sag einmal: Wo lebst denn du?), wenn ich mir gleichzeitig anschaue, was das bringt, was wir für die einkommensschwachen Familien beschlossen haben. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Zuletzt die Mietpreisbremse: Ja, es ist wirklich ausgesprochen schmerzhaft, dass die Mietpreisbremse leider nicht beschlossen werden konnte, weil die ÖVP sich dagegengestellt hat. (Abg. Matznetter: Aber leider nicht schmerzhaft für die Grünen!) Wir halten das für eine wichtige, für eine gescheite, für eine sinnvolle Maßnahme. Wir waren nicht bereit, das gegen eine Grunderwerbsteuer abzutauschen, die in Wirklichkeit nicht mehr sozial gerecht ist. (Abg. Hörl: Das wär’ schon sozial gerecht gewesen!)

Zuletzt: Immer wieder wird gesagt, es gebe ja nur Einmalzahlungen. Zum Glück gibt es das Wifo, zum Glück den Budgetdienst. Der hat sich nämlich angeschaut, welche Leistungen gemacht worden sind, und das sind relativ objektive Zahlen. Wenn ich mir anschaue, was tatsächlich in den Jahren 2022 und 2023 – ich bin schon fertig (eine Tafel mit einer Grafik mit der Überschrift „Maßnahmen gegen Teuerung 2022/23“ in die Höhe haltend) – insgesamt ausgegeben worden ist, dann, muss ich sagen, sind die Einmalzahlungen eindeutig in der Minderheit gegenüber nachhaltigen strukturellen Maßnahmen


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und preisdämpfenden Maßnahmen. (Abg. Wurm: Da sieht man genau gar nichts! – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist die Realität, das ist so. Alles andere ist leider Fake. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)

15.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.


15.34.24

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident, wenn heute alle um 2 Minuten überziehen dürfen: So viel Text habe ich gar nicht vorbereitet.

Zur FPÖ und zu Kollegen Wurm, der uns erklärt hat, es wäre super, wir wären nicht in der Europäischen Union und wir hätten den Schilling wieder. – Nur ein Beispiel aus dem wirklichen Leben (Abg. Wurm: Norwegen! Schweiz!): Vor dem EU-Beitritt hat 1 Minute telefonieren von Wien nach Bregenz im Festnetz 6,67 Schilling gekostet. Weil die meisten Menschen nicht mehr wissen, wie viel das war: Das sind ungefähr 50 Cent für 1 Minute im Festnetz. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Wurm: Norwegen! Schweiz!) Nie im Leben würden Sie das heute zahlen, und obwohl das so lange her ist, ist es heute immer noch billiger, weil wir heraus aus dem Postmonopol in den Markt gekommen sind, und das hat den Kunden genützt. Jetzt ist es in Euro und in der Europäischen Union billiger. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Dann kommt Kollege Matznetter und sagt, die Regierung habe zu wenig gegen die Inflation getan. – Das Gegenteil ist der Fall, sie hat zu viel getan! Sie hat die Milliarden hinausgepfeffert und damit die Inflation erst richtig angeheizt: 42 Milliarden Euro an Coronahilfen in allen Ecken, 4 Milliarden Euro war nur der Klimabonus, 4 Milliarden Euro unmittelbar nachfragewirksam. Das Geld wurde hinausgeblasen, damit die Nachfrage angetrieben, und die Preise sind hinaufgegangen. Weil die Regierung so viel gemacht hat und so viel Geld


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hinausgeblasen hat (Ruf bei der SPÖ: An wen?), ist die Inflation in Österreich höher als in anderen europäischen Ländern.

Wir haben ja in dieser Woche wieder schöne Geldverteilungsbeschlüsse auf der Tagesordnung: einen NPO-Fonds mit Energiehilfen für Vereine, da kriegt auch jeder etwas, ob er einen hohen Energieverbrauch hat oder nicht – hinaus mit dem Geld! (Zwischenruf des Abg. Zarits.) Die Selbstständigen bekommen einen Energiekostenzuschuss pauschaliert, ob sie viel Energieaufwand haben oder wenig. Damit die neuen Selbstständigen das auch kriegen, kriegt auch noch jeder 410 Euro. – Weil das Geld so pauschal verblasen wird, ohne auf den Bedarf zu achten, deswegen ist die Inflation so hoch.

Dann muss man halt auch noch schauen, warum sich die Leute in Österreich weniger leisten können als Menschen in anderen europäischen Ländern. – Weil wir einen extrem teuren Staat haben, der extrem viel Finanzkraft von den Menschen, die arbeiten und die sich im Schweiße ihres Angesichts ihre Euros verdienen, absaugt.

Ich bringe Ihnen zwei Beispiele: Das AMS ist im europäischen Vergleich extrem teuer. Die Arbeitslosenversicherung kostet in Österreich 6 Prozent vom Lohn und Gehalt, in Deutschland 2,6, in der Schweiz 2,2 Prozent. Warum ist es bei uns dreimal so teuer wie in der Schweiz und mehr als doppelt so teuer wie in Deutschland? Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 15 Jahren, das AMS hat ein Drittel mehr Mitarbeiter als vor 15 Jahren. Wir blasen den öffentlichen Sektor auf. Das ist nur ein Beispiel. Da ist nicht das AMS schuld, sondern die Art, wie diese Regierung arbeitet.

Ich bringe Ihnen ein zweites Beispiel: Schweden hat ungefähr gleich viele Einwohner wie Österreich. Die schwedische Pensionsversicherung hat 1 250 Mitarbeiter, die österreichische Pensionsversicherungsanstalt hat 6 500. Bitte, warum ist das Ding bei uns fünfmal so groß? – Weil lauter rote und schwarze Kollegen und Freundchen versorgt worden sind. Um Ihr Wohl geht es da nicht, da geht es nur darum, dass die Roten und Schwarzen auf Kosten der


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Bürgerinnen und Bürgern, die arbeiten gehen und hackeln und ihre Sozialver­sicherungsbeiträge und ihre Steuern zahlen, gut versorgt sind. Deswegen ist es in Österreich so teuer, bleibt netto so wenig über, und die Menschen können sich nichts leisten. (Beifall bei den NEOS.)

Es ist leider nicht so einfach, wie sich die SPÖ das vorstellt: dass man irgendwo einen Deckel draufgibt – und dann ist es gut. Man muss nachdenken, wie wir den Staat schlanker machen, damit die Menschen mehr Netto von ihrem sauer verdienten Brutto haben. (Beifall bei den NEOS.)

15.38

15.38.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich bedanke mich für das Zeitguthaben, Herr Abgeordneter Loacker. (Abg. Seidl: Es gibt auch Vorbilder in dem Raum! – Ruf bei der SPÖ: Vielleicht hat er auch nicht mehr zu sagen!)

Da niemand mehr zur Debatte zu Wort gemeldet ist, kommen wir zur Abstimmung.

Ich darf die Damen und Herren, die für diesen Fristsetzungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung ersuchen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

15.38.40Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zurück zu Punkt 12 der Tagesordnung und nehmen die Verhandlungen dazu wieder auf. Ich begrüße jetzt wieder die Frau Bundesministerin.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Brandstötter. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort.


15.39.05

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Präsident! Herzlich willkommen zurück, Frau Bundesministerin! Kolleginnen und Kollegen! Ja (die


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schon zuvor bei der Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt platzierte Tafel mit dem Zeichen eines Telefonhörers und der Aufschrift „Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555; www.gewaltschutzzentrum.at – Polizei: 133“ wieder auf das Redner:innenpult stellend), wir als NEOS unterstützen den bedarfsorientierten Ausbau von Schutzunterkünften für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder vollumfänglich und vollinhaltlich. Es ist einfach sehr wichtig, dass wir diesen betroffenen Frauen und ihren Kindern eine sichere Unterkunft und einen Zufluchtsort bieten.

In der Debatte hat Kollegin Holzleitner von der SPÖ hier zu Recht darauf ver­wiesen, dass die Istanbulkonvention in Österreich noch nicht vollständig umgesetzt worden ist. Gleichzeitig hat sie aber auch gesagt, dass die Salzburger Frauenhäuser durch uns NEOS zerstört worden sind. – Eigentlich bedarf das einer tatsächlichen Berichtigung, aber ich mache es jetzt in dieser Rede.

In Salzburg gibt es gute Nachrichten: Die Vorgaben der Istanbulkonvention werden übererfüllt, statt der vorgeschriebenen 55 Plätze für Frauen gibt es 75 Plätze. Das ist doch ein Erfolg, über den man sich auch einmal freuen kann. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte aber auch einmal ein klares Wort zum Gewaltschutz und den Ver­einen, die Gewaltschutz betreiben, aussprechen. Es sind NGOs, die hervor­ragende Arbeit leisten, aber natürlich teilweise auch in einem Konkurrenzver­hältnis zueinander stehen. Da muss man schon einmal ganz klar sagen und es auch mutig aussprechen, dass in dem Fall die autonomen Frauenhäuser eine ganz klare Kampagne gefahren haben, weil sie für sich in Anspruch nehmen, diejenigen zu sein, die allein darüber bestimmen können, welche Rahmenbedin­gungen es denn braucht. Wenn ich richtig informiert bin, sehen nicht nur wir das kritisch, sondern wird auch im Bundesministerium an entsprechenden Richtlinien gearbeitet, die dann für alle Vereine gelten, damit es da nicht mehr so viel Interpretationsspielraum gibt.


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Doch zurück zum heutigen Tagesordnungspunkt: Frauen, die Gewalt erleben, müssen wirklich in allen Phasen unterstützt werden. Ich möchte einen wichtigen Punkt hinzufügen, weil gestern ja auch die umfassende Gewaltschutzstudie präsentiert wurde und sich da herausgestellt hat, dass zwischen 2010 und 2020 nur sehr wenige Frauen – wenn ich es richtig im Kopf habe: vier von 74 Frauen ‑, die von ihren Männern ermordet worden sind, zuvor bei einer Gewaltschutz­einrichtung Hilfe gesucht haben. Das ist natürlich sehr wenig und ein klarer Hinweis darauf, dass diese Einrichtungen noch zu wenig bekannt sind, was ja auch Ergebnis dieser Studie war.

Ich glaube, dass wir gerade im ländlichen Bereich ein bisschen umdenken müssen, dass wir eine Art Buddysystem brauchen. Man muss sich das so vorstellen: Eine von Gewalt betroffene Frau kommt zu einer Einrichtung – das kann die Polizei, ein Frauenhaus, eine Gewaltschutzambulanz sein –, aber all diese Einrichtungen können nur einen Teil dessen bewältigen, was jetzt eigentlich getan werden muss, und sind überfordert, wenn sie Dinge erledigen müssen, für die sie eigentlich nicht zuständig sind. Die Polizei sollte beispiels­weise nicht einen Platz in einem Frauenhaus suchen müssen.

Deshalb wäre die Idee – in Deutschland gibt es das schon, in Heidelberg wird das sehr erfolgreich ausgeführt, dort habe ich das Prinzip auch kennengelernt –, dass eine Frau, die von Gewalt betroffen ist und bei einer dieser Einrichtungen aufschlägt, einen Buddy zur Seite gestellt bekommt. Dieser Buddy führt die Frau dann zu den jeweiligen Einrichtungen, die gerade notwendig sind: in ein Frauenhaus, zur Beweisaufnahme in einem Krankenhaus, man muss sich um die Kinder kümmern, ein Job ist vielleicht auch zu bedenken. 

Das wäre ein Vorschlag, den wir NEOS einbringen, wofür wir auch werben und der im Sinne des Gewaltschutzes und eines besseren Lebens für alle Frauen vielleicht auch Gehör findet. (Beifall bei den NEOS.)

15.43



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Bundes­minister. – Bitte sehr.


15.43.14

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Als ich das Frauenressort übernommen habe, habe ich die Situation vorgefunden, dass die Gewalts­chutzeinrichtungen, die Frauen- und Mädchenberatungsstellen in unserem Land chronisch unterfinanziert waren, und das trotz steigendem Beratungsbedarf.

Für mich war es wichtig, die Strukturen in unserem Land so aufzustellen, dass jede Frau, wenn sie Hilfe braucht, diese Hilfe auch bekommt. Dementsprechend haben wir in den letzten Jahren daran gearbeitet, die Gewaltschutzzentren auszufinanzieren, die Zahl der Frauen- und Mädchenberatungsstellen in unserem Land aufzustocken, sodass wir diesem Versprechen auch gerecht werden können.

Der Gewaltschutz ist nichts, was man als Frauenministerin allein aus dem Frauen­ressort heraus stemmen kann, sondern er ist Aufgabe aller Ministerien und auch Aufgabe der Bundesländer, der Gemeinden und der Städte. Deshalb ist es so wichtig, dass man versucht, bei diesem Anliegen einen überparteilichen Schulter­schluss zustande zu bringen, und ich bin froh, dass das jetzt geglückt ist.

Mit einer neuen Bund-Länder-Vereinbarung, an der sich alle Bundesländer beteiligen, werden wir neuerlich in den Ausbau der Infrastruktur für den Gewalt­schutz für Frauen und ihre Kinder investieren. Wir werden den Bundesländern 12 Millionen Euro zur Verfügung stellen, und sie werden sich auch an der Finanzierung beteiligen. Somit werden wir in ganz Österreich neue Plätze für den Schutz von Frauen, die einen solchen brauchen, schaffen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Ich möchte mich bei allen Bundesländern, bei den zuständigen Landesrät:innen ganz herzlich dafür bedanken, dass das gelungen ist. Ich möchte mich bei den Einrichtungen, die im Gewaltschutz tätig sind, ganz herzlich für ihre tagtägliche Arbeit im Gewaltschutz in Österreich bedanken, und ich hoffe auf eine breite Zustimmung zu meinem Vorhaben hier im Plenum. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Schwarz.)

15.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Deckenbacher. – Bitte.


15.45.35

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Erst suchte Sarah mit ihren Kindern Zuflucht bei Verwandten. Weil ihr Mann aber ihren Aufenthaltsort kannte, bedrohte er sie weiter, und sie fühlte sich auch dort nicht mehr sicher. Schließlich flüchtete sie in ein Frauenhaus. Tatjanas Kinder wurden von ihrem Partner bedroht, es kam zu körperlichen Übergriffen, und kurz vor der Aufnahme im Frauenhaus schlug ihr Mann sie spitalsreif. An Tagen, an denen Petra Überstunden leisten musste, wurde sie per SMS mit Beschimpfungen, Drohungen bombardiert, ihr Handy läutete durchgehend. Sie wandte sich an eine der Beratungsstellen. – Das sind die vielen Gesichter, die Erscheinungsfor­men der Gewalt, und wir alle haben den Auftrag, alles zu tun, um jene Mittel zur Verfügung zu stellen, die Frauen und ihre Kinder vor Gewalt schützen.

Unsere Frau Bundesminister setzt sich auch weiter intensiv für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder ein, denn diese brauchen Orte der Zuflucht, sie brauchen Orte der Sicherheit und Orte ohne Angst. Dabei spielen Schutz­unterkünfte wie zum Beispiel Frauenhäuser, aber auch Übergangswohnungen eine fundamentale Rolle. Neben dem Schutz, den die Frauenhäuser bieten, brauchen viele Frauen darüber hinaus auch bedarfsgerechte Unterbringung in


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sogenannten Übergangswohnungen. Um sie auf ihrem Weg in ein selbst­bestimmtes und vor allem gewaltfreies Leben zu begleiten, erhalten Frauen und Kinder dort auch Betreuung und Beratung.

Wir wissen, dass laut 15a-Vereinbarung die Bereitstellung von Schutzunter­künften den Ländern zukommt. Daher ist es, glaube ich, ein großartiger Erfolg, dass es mittels einer Vereinbarung gelungen ist, in den nächsten vier Jahren zusätzlich 12 Millionen Euro für Schutzunterkünfte vom Bund zur Verfügung zu stellen, denn für uns hat Gewalt keinen Platz. Der Ausbau betrifft ganz Österreich, vom Bodensee bis zum Neusiedler See, und das Geld ist primär für den Ausbau dieser Wohnungen, aber vor allem auch für die so wichtige Beratung und Betreuung der Kinder und Frauen vorgesehen.

Zudem soll es aber auch eine bundesweite Steuerungsgruppe unter der Leitung der Nationalen Koordinierungsstelle im Bundeskanzleramt geben. Ihre Aufgabe ist es, länderübergreifende Empfehlungen für Schutzunterkünfte zu erarbeiten, damit eine qualitativ hochwertige Betreuung auch in Zukunft sichergestellt ist.

Mit dieser sogenannten Frauen-Schutzunterkunfts-Vereinbarung wird ein ganz wichtiger und richtiger Schritt gesetzt. Wir alle sind immer wieder aufgerufen, nicht einfach wegzuschauen, sondern hinzuschauen und dort, wo es notwendig ist, auch einzuschreiten. Ich appelliere einmal mehr an die so wichtige Zivilcourage, die, wie ich glaube, immer wieder nicht zum Einsatz kommt, was viele schreckliche Taten der Vergangenheit zeigen.

Mein Appell richtet sich aber auch an die vielen Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind: Bitte wendet euch an die vielen Beratungsstellen und Anlaufstellen, die euch helfen! Ihr seid nicht allein. Ihr habt das Recht auf ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)


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Ich sage es an dieser Stelle immer wieder: Gewalt darf in unserem Land keinen Platz haben. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie der Abg. Brandstötter.)

15.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Nussbaum. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.49.35

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen, werte Zuseher:innen! Mit dieser Regierungsvorlage sollen österreichweit mindestens 90 Plätze für Frauen und 90 Plätze für Kinder geschaffen werden. Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, sollen in Schutzunterkünften – in Frauenhäusern, aber auch in Übergangswohnungen – Unterschlupf finden.

Es ist grundsätzlich begrüßenswert, wenn mehr finanzielle Mittel in diese Richtung fließen. Dabei handelt es sich um 12 Millionen Euro für ganz Öster­reich, die auf drei Jahre aufgeteilt werden sollen – und das ist dann halt wieder nur mehr ein Tropfen auf den heißen Stein, weil dabei offenbleibt: Was ist nach dieser Zeit, wenn die Finanzierung ausläuft? Wer übernimmt die weitere Finanzierung? Muss da wieder extra verhandelt werden? – Das alles bleibt offen.

Wir wissen, dass in Österreich immer noch jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen ist – und das sind immerhin 1,1 Millionen Frauen in unserem Land. Diese hohe Zahl, die sehr traurig ist, zeigt aber nicht nur, dass es beim Ausbau der Plätze für diese Schutzunterkünfte dringenden Handlungsbedarf gibt, sondern dass man auch bereits in der Prävention und im Gewaltschutz tätig werden muss. (Beifall bei der SPÖ.)

Unsere Forderung in diesem Zusammenhang liegt in der Höhe von 228 Millio­nen Euro – es geht also um einige Stellen mehr als bei den 12 Millionen Euro –, damit 3 000 Vollzeitstellen für den Gewaltschutz zur Verfügung gestellt


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werden, und dass das endlich eine Basisfinanzierung ist, damit diese Mädchen- und Frauenberatungsstellen auch für die Zukunft kalkulieren können. (Beifall bei der SPÖ.)

Weiters ist für uns im Gesundheitsbereich natürlich wesentlich, dass der Ausbau von Gewaltambulanzen forciert und verstärkt wird. Zudem wäre es Zeit, wieder einen Nationalen Aktionsplan zum Schutz von Frauen vor Gewalt ins Leben zu rufen, damit die Istanbulkonvention auch endlich umgesetzt wird.

Positiv hervorheben möchte ich noch einmal, dass sowohl neue Übergangs­wohnungen oder Frauenhäuser geschaffen werden können, als auch in bestehende Einrichtungen investiert werden kann – aber auch inbesondere, dass in der Vereinbarung drinsteht, dass auch vulnerable Gruppen wie Frauen mit Behinderungen ausdrücklich berücksichtigt werden sollen. Das ist wichtig, denn wir wissen, dass Frauen mit Behinderungen häufig in Abhängigkeit von Unterstützungsleistungen von nahestehenden Personen leben und es für sie extrem schwierig ist, Angebote in Anspruch zu nehmen. Daher werde ich besonders darauf schauen, dass diese Angebote und Beratungen für Frauen mit Behinderungen flächendeckend und niederschwellig ausgebaut werden. Ich werde verfolgen, ob das dann auch tatsächlich geschieht, Frau Ministerin. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Smodics-Neumann. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.53.02

Abgeordnete Mag. Maria Smodics-Neumann (ÖVP): Mein Zuhause stelle ich mir als Ort der Geborgenheit, der Liebe, der Fürsorge, auch der Entspannung, aber vor allem der Sicherheit vor. – Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Wenn dieser Ort diese Erwartungen nicht mehr erfüllt, wenn Gewalt im Raum steht oder auch schon vorherrscht, dann besteht eine


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Ausnahmesituation, die wir uns alle nicht wünschen – und die Letzten, die diese Situation verstehen, sind Kinder, wenn sie davon betroffen sind.

Wenn so etwas vorkommt, dann ist das der Zeitpunkt, um diese Nummer zu wählen (mit dem Zeigefinger auf das auf dem Redner:innenpult stehende Schild mit der Telefonnummer der Frauenhelpline gegen Gewalt weisend) – und ich darf an dieser Stelle Frau Kollegin Holzleitner für dieses Schild danken; es ist ganz wichtig in der Debatte. 0800 222 555 sollte uns allen ins Gedächtnis gebrannt sein, um die Nummer auch weitergeben zu können, wenn sich einmal die Frage danach ergibt, wenn sich jemand in einer Notsituation befindet.

Die Erste-Hilfe-Maßnahme eines Frauenhauses hilft zum Beispiel, sich aus dieser Situation einmal herauszunehmen, um einmal zu deeskalieren; aber leider Gottes ist nicht immer gewährleistet, dass sich die Situation so verbessert, dass man in naher Zukunft sein Zuhause wieder so vorfinden kann, wie man es sich wünscht. Deswegen ist es so wichtig, dass die Frau Bundesminister für die nächsten vier Jahre 12 Millionen Euro aus ihrem Budget zur Verfügung stellt – herzlichen Dank, Frau Bundesminister! Damit soll nämlich die Möglichkeit von sogenannten Übergangswohnungen geschaffen werden, um den Frauen und ihren Kindern Zeit zu geben, die Situation zu erfassen und vielleicht auch wieder angstfreier zu werden. Da helfen auch die intensiven Beratungen, denn ich glaube, das ist das größte Hemmnis: Wenn man Gewalt erlebt hat, hat man natürlich die Angst davor, diese wieder zu erleben – und vor allem auch davor, dass die eigenen Kinder sie erleben.

Deswegen ein herzliches Dankeschön für diese Übergangswohnungen, die Freiraum und Luft geben, sich mit der Situation zu arrangieren und auch daran zu wachsen und selbstbestimmt zu werden! Ich glaube, es ist ein wichtiger Schritt – und ich bin davon überzeugt, Frau Bundesminister, dass du auch weiterhin den Kampf fortführst, damit Gewalt an Frauen irgendwann einmal der Vergangenheit angehört. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.55



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Oberrauner. – Bitte sehr.


15.55.47

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Ich möchte noch einmal die Fakten auf den Tisch legen – und zwar: 23 Prozent der Frauen zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich sind ab dem 15. Lebensjahr innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen Opfer von körperlicher Gewalt geworden. Das sind in Zahlen 762 000 Frauen – 762 000!

Allein 2020 betreuten Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen in Öster­reich 17 000 Frauen. Das ist, glaube ich, auch eine Zahl, die wir uns merken müssen, um dann auch die notwendigen Schlussfolgerungen abzuleiten – und zwar waren es Frauen, die in ihren eigenen Familien Gewalt erlebt haben. Die Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren für gefährdete Personen sind.

Wir begrüßen natürlich die 12 Millionen Euro, die allerdings nur für drei Jahre mit einer 15a-Vereinbarung unterlegt sind. Das ist ein erster wichtiger Schritt – aber jede Frau, die in Österreich Gewalt erlebt und jede Frau, die ermordet wird, ist eine Frau zu viel. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir brauchen auch entsprechend Fachleute und Berater:innen. Bis jetzt ist es so, dass auf circa 330 von Gewalt betroffene Frauen 5 Stunden Beratung im Jahr kommen. Ich glaube, das ist ein Hohn und das gehört dringend geändert! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was ich auch sagen muss, ist, dass wir nicht nur über Beratung oder über Unterbringung reden dürfen, wenn Frauen mit ihren Kindern in Frauenhäuser oder Gewaltschutzzentren flüchten müssen, wir müssen auch über die Rahmenbedingungen reden. Wir müssen darüber reden: Was passiert mit dem


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Sorgerecht? Wer finanziert das Leben dieser Frauen? Können sie arbeiten oder nicht? – Das sind alles Ängste, die sie haben, und deshalb haben sie, wenn es eine Wegweisung gibt, logischerweise auch Angst, dass der Mann dann doppelt aggressiv zurückkommt und sie wieder keinen Ausweg finden.

Es geht auch um Scham, deshalb sind diese zwischenzeitlichen Unterbringungen in Wohnungen interessant, weil Kinder und Frauen dann nicht erklären müssen, wo sie hingehen, sondern einfach übersiedeln. Wichtig ist aber, dass der Mann dann keinen Zugriff auf die Kinder hat, wenn er sie zum Beispiel in der Schule oder im Kindergarten abholen will, und dass das Sorgerecht sofort auf die Frau übergeht.

Wie werden all diese Dinge finanziert? – Der Mann müsste in einem solchen Fall eigentlich auch für den Unterhalt aufkommen, weil er der Verursacher dieser Situation ist. All diese Sachen sind nicht geregelt. Es wird uns nichts helfen, wenn wir die Frauen nicht auch finanziell und rechtlich in die Situation verset­zen, dass sie keine Angst haben müssen, ihre Kinder zu verlieren oder Schaden zu nehmen und ihr Leben nicht mehr finanzieren zu können. Das sind Begleiter­schei­nungen, die mitzubedenken sind. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Beck. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.59.20

Abgeordnete Pia Philippa Beck (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Das Frauenhaus als erster Schritt oder als erster Ort des Schutzes und des Rückzuges bietet Frauen die notwendige Sicherheit und den Abstand, um ihrem von Gewalt geprägten Leben zu entkommen. Nun kommen Schutzunterkünfte dazu, es kommt dringend benötigtes Budget dazu. Das ist grundsätzlich gut – und es ist vor allem sehr wichtig und ein leider notwendiger Schritt, denn zahlreiche Frauenhäuser sind überlaufen oder haben einen eklatanten Personalmangel. Es ist essenziell,


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da rasch helfen zu können, wenn eine Frau diesen mutigen Schritt wagt, denn meist ist das Zeitfenster, in dem eine Frau es schafft, diesen Mut aufzubringen, nur sehr kurz – und da darf man sie nicht im Stich lassen.

Was aber vielen Menschen bei der immer wieder aufflammenden Debatte über Maßnahmen zur Eindämmung von Gewalt gegen Frauen nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass in einem Frauenhaus immer in etwa gleich viele, wenn nicht sogar noch mehr Kinder leben wie Frauen. Wenn eine Frau aus ihrem Zuhause fliehen muss, weil sie vor ihrem Mann, Ex-Mann, Lebensgefährten oder einem Verwandten Gewalt erfahren hat, dann ist es ihr meist auch möglich, Kinder mitzu­nehmen. Dabei wird aber immer öfter darauf vergessen, dass auch die Kinder indirekt oder direkt von dieser Gewalt im gemeinsamen Haushalt betroffen waren oder sind.

Entwicklungspsychologisch weiß man, dass die Jahre vor Schuleintritt für eine weitere einwandfreie Entwicklung essenziell sind. Hier muss es in einem Frauen­haus auch endlich möglich sein oder möglich gemacht werden, eine aus­reichende psychologische Betreuung nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Kinder sicherzustellen. Es darf niemandem egal sein, ob die Mütter und ihre Kinder mit ihrem seelischen Leid alleingelassen werden.

Die Verhandlungen der heutigen Tagesordnung begannen mit der Behandlung des Volksbegehrens für mehr Kinderrechte, dem Kinderrechte-Volksbegehren. Kinderrechte sind verfassungsrechtlich verankert, ja, und einer der Punkte dabei ist, dass Kinder ein Recht auf ein gewaltfreies Leben haben, psychisch und physisch.

Entspricht das aber der Realität? – Leider nein. Leider leiden viele Kinder still, auch weil sie nicht wissen, wie sie ihren Schmerz artikulieren sollen, und die Frauen, die in ein Frauenhaus fliehen, müssen erst selbst genesen, müssen die ihnen angetane Gewalt verarbeiten. Sowohl personell als auch psychologisch muss es da eine Beratung geben und muss mehr getan werden. Für diese ver­letz­ten Familien muss es mehr Unterstützung geben, denn in so einer Situation


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sind Kinder eben immer von Gewalt mitbetroffen: Sie haben sie selbst erlebt oder sind Zeugen geworden, und all das hinterlässt Spuren.

Ich habe auch keine Lösung für das Problem gefunden, dass es nach wie vor nicht genügend Optionen gibt für Söhne, die älter als 14 Jahre sind. Diese Jugendlichen bleiben meistens weiterhin bei ihrem gewalttätigen Vater zurück. Das hat natürlich vielfältige und auch nachvollziehbare Gründe, ist aber gleichzeitig immer noch eine fatale Situation, weil das Kind oder eben der Jugendliche weiterhin in Angst lebt oder das Verhalten des Vaters, diesen Umgang miteinander schon als normal empfindet und diese Gewalt später auch in seiner Familie leben wird, weil das eben die einzige Sprache ist, die gelernt wurde.

Problematische Familienstrukturen brauchen nun einmal eine psychologische Aufarbeitung. Immer noch ist die Zahl der Frauen, die nach der Zeit im Frauenhaus zurück zu ihrem gewalttätigen Partner gehen, viel zu hoch. Auch da könnte der Ausbau einer psychologischen Beratung und Betreuung helfen, diesen Frauen Stärke und Stabilität zu geben.

Es ist dringend an der Zeit, Gewalt gegen Frauen mit allen Mitteln zu bekämpfen, Prävention und auch Betreuung für ein gewaltfreies Leben möglich zu machen. Auch die Zivilgesellschaft muss helfen, wenn sie helfen kann. Auch Kinder müssen ernst genommen werden, wenn sie über Probleme beispielsweise in der Schule sprechen.

Niemand hat ein Leben mit Gewalt verdient, und ich gratuliere wirklich jeder Frau, die diesen Mut gehabt hat, sich und ihren Kindern ein neuen Leben zu schenken. Seien Sie stolz auf sich, seien Sie stolz auf Ihren Mut! Auch wenn es Ihnen vielleicht manchmal so vorkommt, als hätten Sie nicht genügend Kraft oder als hätten Sie viel zu viele Fehler gemacht, alles falsch gemacht – nein, das haben Sie nicht! Sie haben bereits die größte Kraft, die es braucht, gehabt, nämlich die Kraft, diesen Schritt heraus aus der Gewalt gehen zu können. Daher


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können Sie unendlich stolz auf sich sein! (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, Grünen und Neos.)

16.03

16.03.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Gleichbehand­lungs­ausschusses, den Abschluss der gegenständlichen Vereinbarung gemäß Artikel 15a Bundes­Verfassungsgesetz in 2070 der Beilagen zu genehmigen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig.

16.04.2113. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (2081 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Verwaltungsverfahrensgesetz 1991, das Verwaltungsstrafgesetz 1991, das Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz, das Verwaltungsgerichtshofgesetz 1985 und das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953 geändert werden (2108 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Damit gelangen wir zum 13. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich darf die Frau Bundesminister für Verfassung recht herzlich begrüßen.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Margreiter. – Bitte sehr.



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16.05.05

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Besuche­rinnen und Besucher im Haus und vor den Bildschirmen! Dieser Tagesord­nungspunkt ist der erste jener Tagesordnungspunkte – weitere werden uns insbesondere übermorgen im Plenum beschäftigen –, bei denen es gesamthaft darum geht, Regelungen, die wir während der Covid-Pandemie eingeführt haben und mit denen wir das Behördenhandeln vorübergehend im Wege von Videokonferenzen oder Videoverhandlungen ermöglicht haben, ins Dauerrecht zu übernehmen. Das betrifft jetzt das allgemeine Verwaltungsverfahrensrecht, übermorgen dann das Gesellschaftsrecht und auch die Zivilprozessordnung.

Es ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, wenn der Kontakt zwischen Behörden und Parteien dadurch erleichtert wird, dass eben Videotechnologie eingesetzt wird. Andererseits darf man aber nicht übersehen, dass der Einsatz dieser Mittel natürlich sehr präzise Regelungen braucht, eine sehr, sehr qualitätsvolle recht­liche Basis, aber auch eine sehr sichere technische Basis. Diese Videokon­ferenzen beziehungsweise Videoverhandlungen sollen nur über gesicherte Leitungen und mit gesicherten Plattformen abgewickelt werden.

In der Zeit der Pandemie und in den letzten wenigen Monaten haben wir erlebt, wie stark das Thema künstliche Intelligenz aufpoppt, und das wird uns sicher in den nächsten Jahren noch viel mehr beschäftigen. Es ist heute schon möglich, Fotos zu machen – da brauche ich nicht mehr Photoshops, sondern das erledigt die künstliche Intelligenz –, die ganz real ausschauen, auch was Schattierungen und so weiter betrifft, sodass Fotos an Beweiswert verlieren werden. Es wird auch Videoproduktionen geben, die etwas darstellen, was in der Realität gar nicht stattgefunden hat.

Genau vor diesem Spannungsfeld gibt es jetzt eben die Idee, dass wir die Videoverhandlungen, den Kontakt zwischen Behörden und Parteien digitalisiert ermöglichen. Das ist in manchen Bereichen durchaus gut, allerdings in dieser


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umfassenden Form, wie sie die Novelle des AVG und auch des Verwaltungs­gerichtsverfahrensgesetzes jetzt vorsieht, für uns zu weit gehend.

Es bedarf meines Erachtens viel klarerer Regelungen dazu, in welchen Bereichen Amtshandlungen auch digital abgewickelt werden dürfen. Das AVG betrifft ja nicht nur mündliche Verhandlungen, es gibt ja auch andere Amtshandlungen. Können die auch digital abgewickelt werden? Wie wird das alles gehandhabt? Wie wird das bei Großverfahren gehandhabt, die es im Bereich des AVG gibt?

Das AVG ist ein sehr, sehr wichtiges Gesetz. Jeder von Ihnen hat sicher mit dem AVG schon irgendwie zu tun gehabt. Ob man eine Gewerbeberechtigung will oder eine Baugenehmigung braucht, immer ist die Verfahrensgrundlage das AVG. Daher ist es sehr, sehr wichtig, dass da im Zusammenhang mit der Video­tech­nologie weitaus klarere und präzisere Regelungen eingeführt werden.

Das derzeitige Paket schafft mehr Ungewissheit, mehr Unklarheit, verweist dann in der Praxis wahrscheinlich zu oft auf die erläuternden Bemerkungen. Das erzeugt keine Rechtssicherheit. Daher lehnen wir diesen Entwurf ab. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

16.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Steinacker. – Bitte sehr.


16.09.09

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer hier, zu Hause oder wo immer Sie sich diese Debatte anschauen! Wir besprechen heute ein Gesetz, das letztendlich dazu führt, dass in der Verwaltung Modernität und Digitalisierung einkehren.

An Verwaltungsbehörden, Institutionen, an Verwaltungsgerichten kann nunmehr zukünftig virtuell verhandelt werden. Ich denke, das ist wichtig. Die Pandemie hat uns gelehrt und gezeigt, was möglich ist. Es war ein sicher von niemandem


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gewünschter, aber doch ein Testlauf für virtuelle Abhandlungen von Verwal­tungsverfahren und von Verwaltungsstrafverfahren.

Wir sind einfach hineingestupst worden, wir mussten rasch handeln, denn es war für uns ein Ding der absoluten Notwendigkeit, dass unser Staat, unsere Institu­tionen, unsere Verwaltungsbehörden funktionieren, dass nicht die Bürgerinnen und Bürger plötzlich vor verschlossenen Behörden stehen oder wir keine Entscheidungen zu verschiedenen Anträgen bekommen. Daher ist das nicht nur ein großer Schub in Richtung Digitalisierung, es ist letztendlich natürlich auch eine große Effizienzsteigerung auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit, weil durch weniger Reisetätigkeiten auch entsprechend weniger CO2 ausgestoßen wird und eine Kostenersparnis.

Unter dem Motto: Never change a running system!, haben wir daher heute eine Beschlussfassung hier im Hohen Haus vor uns, dass die Verwaltungsbehörden, die Verwaltungsgerichte, die Strafverfahren, die Verwaltungsverfahren tatsächlich nachhaltig auf einer rechtlichen Basis für Verhandlungen in digitaler und in hybrider Form, aber natürlich auch in persönlicher vorbereitet sind.

Ich verstehe die NEOS wirklich nicht. Aus meiner Sicht sind die Regelungen klar. Ich habe ein Riesenvertrauen in die Verwaltungsbehörden, die natürlich je Verfahren auch entscheiden müssen und können, ob und wie sie laden. Wir haben in unseren Vorbereitungen, Verhandlungen und letztendlich auch in dem Entwurf, der dann hier ins Parlament gekommen ist, natürlich auch berück­sichtigt, dass es Menschen gibt, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, sich virtuell entsprechend in eine Verhandlung einzuklicken.

Da ist das Widerspruchsrecht vorgesehen, das heißt, jeder, der will, kann auch verlangen, dass er persönlich bei den Behörden erscheinen und auch persönlich teilnehmen kann. Daher, Kollege Margreiter, wird ein Verwaltungs­verfahrens­leiter natürlich alles Notwendige tun, dass ein Verfahren entsprechend den Notwendigkeiten ordentlich, seriös und gut abgewickelt wird.


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Es wäre ja verrückt, es gäbe sonst in Zukunft ja jede Möglichkeit von entsprechenden Einsprüchen in den Verfahren.

Uns war es wichtig und es ist notwendig, für ein faires Verfahren zu sorgen, dafür, dass die Erfordernisse der Öffentlichkeit beachtet werden und dass natürlich der Behördenleiter auch entscheiden muss, ob Zeugen und Beteiligte auch persönlich erscheinen sollen.

Wir regeln damit auch eine zweite Sache, das ist der Fristenlauf, die Gleich­setzung von elektronischen Anbringen und Postsendungen, auch das ist einfach ein Hineingehen in die heutige Zeit. Wenn der Fristenlauf endet, kann wohl das Ende der Amtsstunden an dem Tag letztendlich nicht dafür der Punkt sein. Ich kann heute ein E-Mail noch bis zum Ende dieses Tages versenden, da muss es dann bei Gericht eintreffen.

Ich denke, das alles sind ganz vernünftige, zukunftsweisende, gute, nachhaltige, auf allen entsprechenden Grundrechten basierende Regelungen und auch die NEOS könnten sich einen Ruck für eine Zustimmung geben, denn gerade den NEOS hätte ich es zugetraut, mutig in die neuen Zeiten zu gehen. Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stöger. – Bitte sehr.


16.13.19

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man sieht anhand der geplanten Novelle, dass die österreichische Verwaltung in der Pandemie dazugelernt hat. Wir haben diese Erfahrungen, die wir gesammelt haben, nutzen können und versuchen jetzt, einige Themen ins Dauerrecht zu übertragen. Das ist gut so.

Das könnte auch insgesamt einen Modernisierungsschub bringen, dass man Verhandlungen auch über Videokonferenz durchführen kann. Ich glaube, dass es


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wichtig ist, dass es ein Widerspruchsrecht von Parteien gibt, Vernehmungen nicht digital abzuführen, sondern direkt. Ich glaube, da hat man die Position der Parteien gestärkt. Es ist auch genauso wichtig, darauf hinzuweisen, dass es ein Wiedereinsetzungsgrund ist, wenn die technischen Möglichkeiten durch Ausfall gestört waren. Das halte ich für eine sinnvolle Weiterentwicklung, der wir zustimmen können.

Ich glaube, dass wir ein bisschen darauf achten müssen, dass tatsächlich alle Behörden eine E-Mail-Adresse zur Verfügung stellen, diese auch auf der Homepage sichtbar ist und dass es keine Behörden gibt, die diesen Weg dann ausschließen  wobei das bei der Fülle an Behörden das eine oder andere Mal durchaus gerechtfertigt sein kann, insbesondere bei Ad-hoc-Behörden.

Ich denke, dass das ein richtiger Schritt ist, die Verwaltung zu modernisieren, und dem stimmen wir zu. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Fischer und Rössler.)

16.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Werner Herbert. – Bitte.


16.15.32

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, auch ich darf mich meinen Vorrednern, mit Ausnahme der NEOS, anschließen. Auch wir werden diese Gesetzesvorlage unterstützen.

Wir sehen darin einen wesentlichen Beitrag zur Verfahrenseffizienz und zur zügigen Abarbeitung von offenen Verfahren. Das ist im Sinne der Bevölkerung und auch im Sinne einer zügigen Verwaltungsverfahrensabwicklung. Außerdem begrüßen wir die Gleichstellung des postalischen Einbringens von Verfahren mit den elektronischen Möglichkeiten, die hiermit auch eröffnet


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werden. Auch das ist im Sinne der Bevölkerung und im Sinne einer guten und bürgernahen Verwaltung.

Problematisch, und das möchte ich an dieser Stelle nicht vorenthalten, ist die durchaus prekäre, prekäre ist vielleicht das falsche Wort, durchaus schwierige Problematik, dass natürlich die Möglichkeit von unzulässigen Aufzeichnungen und Mitschnitten bei Verfahren besteht, wenn diese virtuell abgehalten werden. Das wurde auch vom österreichischen Datenschutzrat kritisch angemerkt. Allerdings meine ich, dass man da eben elektronisch entsprechende Vorkehrun­gen schaffen muss, und bin guter Dinge, dass das in Zeiten wie diesen gut möglich ist.

Jedenfalls übertrifft der Nutzen die möglichen Beeinträchtigungen, und des­wegen werden wir diesem Gesetzentwurf gerne unsere Zustimmung geben. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

16.17


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Prammer. – Bitte.


16.17.21

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Es ist zu dem Gesetzentwurf jetzt mittlerweile schon sehr viel gesagt worden. Ich muss leider auch sagen, ich verstehe nicht, warum die Bedenken gerade bei den NEOS da so groß sind, denn wir haben bei der Verabschiedung dieses Entwurfs, den wir heute beschließen werden, einen Text gemacht, in dem sehr ausgewogen einerseits die Verfahrensgarantien berücksichtigt wurden und auf der anderen Seite die Verfahrenseffizienz gesteigert wurde.

Aus meiner Sicht ist das genau die richtige Mischung, wie wir ins laufende nicht ins nächste, sondern ins laufende  neue Jahrtausend starten können, auch im Bereich der Verwaltung. Ich denke, das ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt,


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den wir da gehen und gehen müssen. Es ist in diesem Fall gut gemacht worden, dass man die Learnings aus der Pandemiezeit, als es notwendig war, den Betrieb mit möglichst wenig Kontakt aufrechtzuerhalten, in ein Verfahren ummünzt, um die Verfahrenseffizienz zu steigern, mit trotzdem möglichst viel persönlichem Eindruck und persönlicher Interaktion zwischen Behörden und Antragsteller:in­nen beziehungsweise Beteiligten. Ich denke, das ist in diesem Fall sehr, sehr gut gelungen.

Ein Aspekt, der natürlich sehr wichtig ist, der auch uns sehr wichtig war, ist, dass wir darauf geschaut haben, dass das für alle nutzbar ist, also dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen, ältere Personen den gleichen niederschwel­ligen Zugang zum Recht haben, wie sie ihn beim persönlichen Rechtsverkehr haben. Ich denke, das ist auch ein sehr, sehr wichtiger Aspekt. Auch das ist mit dem aktuellen Entwurf gewährleistet.

Auch ich bin sehr froh, dass wir es geschafft haben, die schriftliche Einbringung von Schriftstücken auf dem Postweg mit der Einbringung per E-Mail gleichzusetzen beziehungsweise natürlich umgekehrt. Was wir da gemacht haben, ist Vereinfachung, Effizienzsteigerung bei gleicher Aufrechterhaltung eines fairen, eines unmittelbaren Verfahrens.

Ich denke, damit gehen wir jetzt einen ganz, ganz wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung der Verwaltungsverfahren, und deshalb würde ich doch bitten, diesem Gesetzentwurf hier wirklich vorbehaltlos zuzustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Steinacker und Strasser.)

16.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Edtstadler. – Bitte sehr.


16.20.03

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete!


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Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus, aber auch vor den Endgeräten! Es ist schon sehr vieles zu diesem Entwurf gesagt worden. (Abg. Kickl: Alles!) Ich möchte versuchen, es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Mit der Zustimmung zu den vorliegenden Änderungen in den Verwaltungsver­fahrens­gesetzen bringen Sie heute die österreichische Verwaltung ein Stück weit mehr auf die Höhe des 21. Jahrhunderts. Die österreichische Verwaltung kann danach mit Fug und Recht von sich behaupten, dass sie mit der Zeit geht, dass der technische Fortschritt auch zum Besten für alle eingesetzt wird.

Ja, es war notwendig, während der Pandemie Regelungen ins Leben zu rufen, die den Betrieb der Justiz und in diesem Fall auch der Verwaltung aufrechterhalten haben. Es wurde auch als Wunsch an die Politik herangetragen, von denen, die in den Gerichten, Verwaltungsgerichten und den Behörden arbeiten, dass man sinnvolle, effiziente Regelungen tatsächlich ins Dauerrecht übernimmt. Mit diesem Entwurf tun wir das, natürlich auch in adaptierter Form, denn es ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern es soll die Regel werden. Wir steigern die Verfahrensökonomie. Wir machen die Verfahren damit hoffentlich schneller, einfacher. Wir gehen die Dinge pragmatischer an und gehen mit dem technischen Fortschritt.

Ich möchte aber auch an dieser Stelle hervorheben, dass ich mich bei den Fraktionen bedanke, die auch hier zustimmen – neben den Regierungsfraktionen auch FPÖ und SPÖ –, denn ich denke, es ist notwendig. Hervorheben möchte ich auch, dass wir uns Zeit genommen haben, alle Details mit Vor- und Nachteilen zu beleuchten und auch abzuwägen. Es soll die Steigerung der Verfahrensökonomie natürlich im Vordergrund stehen, aber die Rechte müssen gewahrt werden. Es geht insbesondere um die Wahrung des fairen Verfahrens, des Artikels 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Daher wird es zukünftig möglich sein, Verhandlungen vor den Behörden und vor den Verwaltungsgerichten physisch, hybrid oder auch digital abzuhandeln. Das liegt im Ermessen der Behörde oder der Verwaltungsgerichte. Es muss für jeden Einzelnen auch immer abgewogen werden, ob damit tatsächlich den


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Menschenrechten Genüge getan wird. In verwaltungsstrafrechtlichen Verfahren ist es so, dass der Beschuldigte auch aktiv zustimmen muss.

Ich möchte Ihnen auch ein Beispiel geben, warum es so wesentlich ist, diese Änderungen vorzunehmen: Stellen Sie sich vor, ein Sachverständiger oder ein Dolmetscher müsste aus dem Pinzgau für eine halbe Stunde in die Landeshauptstadt anreisen. Da ist die Terminfindung schwieriger, da ist es einfacher, zugeschaltet zu werden; dennoch: Parteien steht es offen, auch physisch teilzunehmen. Es gibt auch ein sogenanntes Widerspruchsrecht der Parteien. Das war insbesondere, wenn ich das auch sagen darf, Frau Abgeordneter Sirkka Prammer ein großes Anliegen, hier einen ausgewogenen Entwurf vorzulegen.

Alles in allem, denke ich, liegt dieser jetzt hier vor. Sie können mit gutem Gewissen diesem Entwurf auch zustimmen.

Angesprochen worden ist auch die Änderung bei den Zustellungsregelungen: Auch da braucht es eine Anhebung auf die Höhe des 21. Jahrhunderts. Es gab das Postlaufprivileg. Das ist ein sperriger Name dafür, dass die Abgabe beim Hauptpostamt bis Mitternacht sozusagen als rechtzeitig eingelangt gezählt hat, während es bei der digitalen Übermittlung darauf ankam, wann die Behörde die Eingabe digital tatsächlich entgegennahm. Das wollen wir jetzt gleichstellen. Auch elektronische Eingaben gelten also bis zur letzten Minute vor Mitternacht als rechtzeitig eingebracht.

Um Ihnen auch zu sagen, warum es nicht ganz banal ist, diese Dinge zu ändern: Man musste jetzt auch klarstellen, ab wann die Behörde eine Handlungsver­pflichtung hat. Natürlich nicht um 1 Uhr in der Nacht, wenn kurz vor Mitternacht etwas einlangt, sondern wir haben uns darauf geeinigt, dass die Pflichten der Behörde mit Beginn der Amtsstunden beginnen. Das ist wichtig, weil es in Verwaltungsverfahren oft sehr kurze Fristen gibt.


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Ich freue mich, dass es gelungen ist – es waren durchaus auch intensive Verhandlungen mit vielen Details –, diesen Entwurf vorzulegen, und ich freue mich über die angekündigte breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Deckenbacher. – Bitte.


16.24.19

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Die Coronapandemie hat uns vor große Herausforderungen gestellt, unter anderem natürlich auch in der Durchführung von Verhandlungen in Verwaltungsbe­hörden. Trotz unterschiedlichster Einschränkungen haben wir dafür gesorgt, dass faire und vor allem effiziente Verfahren in der Verwaltung und bei den Gerichten sichergestellt waren.

Bei gewohnten Abwicklungen von Verhandlungen in physischer Präsenz musste sich aufgrund der Pandemie das Format ändern, damit es zu keinem Stillstand bei der Durchführung von Verfahren und anderen Amtshandlungen kommen sollte. Somit waren Verhandlungen nur unter Verwendung von technischen Einrichtungen zu Wort- und Bildübertragung möglich. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass – trotz vieler negativer Folgen der Pandemie – diese Krise aber auch neue Möglichkeiten eröffnet hat. In vielen Bereichen, glaube ich, kann man sogar von einem Digitalisierungsbooster sprechen, natürlich immer mit Bedacht darauf, dass man auf Transparenz und genaue Datensicherheit achten muss.

Dazu gehört natürlich auch die digitale Abwicklung von Verwaltungsverfahren und von Verfahren von Verwaltungsgerichten. Es hat sich in der Praxis auch bewährt, erfolgreich bewährt. Dieses Format ist effizienzsteigernd, aber vor allem auch bürgernah. Diese Verfahrenseffizienz wird natürlich nur unter


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Gewährleistung des Rechts auf ein faires Verfahren – die Frau Bundesminister hat es schon erwähnt – gemäß Artikel 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention gefördert.

Mit dem Auslaufen der Coronasonderbestimmungen sollen nun bewährte Regelungen im Verwaltungsverfahren und der Verfahren vor Verwaltungs­gerichten ins Dauerrecht übernommen werden. Zukünftig sollen geeignete Verhandlungen eben neben einer physischen Teilnahme auch in digitaler oder hybrider Form möglich sein, und das – und das ist auch wichtig – liegt im Ermessen der zuständigen Behörden oder des Verwaltungsgerichts. Da gibt es ganz klare Regelungen.

Zudem sollen die Zustellungsregelungen im Allgemeinen Verwaltungsverfah­rensgesetz geändert werden. Wir haben es auch schon gehört: Elektronische Anbringen waren bisher fristgerecht, sofern sie am letzten Tag der Frist eingegangen sind. Ab jetzt ist die Frist erfüllt, wenn sie am letzten Tag der Frist abgeschickt wurden. Das heißt, auf postalischem Weg trifft diese Regelung bereits zu, aber zukünftig sollen mit der Post und im elektronischen Bereich eingebrachte Anbringen hinsichtlich des Fristenlaufs gleichgestellt werden.

Diese Regierungsvorlage zeigt ganz klar, dass wir Verwaltungsverfahren weiterentwickeln und Fortschritte auch nützen, vor allem, damit wir den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht werden, denn Veränderung bringt neue Chancen und Möglichkeiten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.27

16.27.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


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Dann kommen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2081 der Beilagen.

Wer dafür ist, den bitte ich um eine zustimmende Geste. – Das ist die Mehrheit.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer tut das auch in dritter Lesung? – Ebenfalls das gleiche Stimmverhalten. Danke schön. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung mehrheitlich angenommen.

16.27.5614. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Österreich 2020-2022, vorgelegt von der Bundesministerin für EU und Verfassung (III-939/2109 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zu Tagesordnungspunkt 14.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lausch. Bei ihm steht das Wort. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.28.26

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Zur Diskussion steht der Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030. Was kann man da aus unserer Sicht zusammenfassen? – Den sehr, sehr vielen positiven Zielen der SDGs, von sauberem Wasser über Wirtschaftswachstum bis hin zu Frieden oder Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder, können wir absolut etwas Positives abgewinnen.

Warum wir aber diesem Bericht unsere Zustimmung versagen, warum wir nicht zustimmen, sei hier noch einmal – wie auch schon im Ausschuss – eindeutig erklärt: Aus unserer Sicht ist es eine politische Agenda, eine Machtverschiebung


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von den Nationalstaaten, von den nationalen Parlamenten hin zu den Vereinten Nationen. Jeder weiß, dass die Vereinten Nationen eigentlich relativ schwach demokratisch legitimiert sind. Das lehnen wir ab. Wir Freiheitliche lehnen jede demokratisch - - (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen – Zwischenruf des Abg. Kollross), jede Unterordnung des Parlaments, somit der heimischen - - Die Erheiterung kann sich wieder ein bisschen legen. Man kann sich natürlich auch einmal versprechen, das kann schon sein.

Wir Freiheitlichen lehnen jedenfalls solch eine Verschiebung natürlich ab. Wir wollen eine Stärkung des nationalen Parlaments, und aus diesem Grund stimmen wir nicht zu. Auch hat uns im Ausschuss nicht überzeugt, dass die Frau Bundesministerin gesagt hat, dass die Einbindung des nationalen Parlaments, also von uns, über die Parlamentsdirektion erfolgt. Das ist uns auch ehrlich gesagt zu wenig, und somit werden wir diesem Bericht nicht zustimmen.

Die Sozialdemokraten dürften schon wieder besserer Laune sein, sind hier sehr erheitert, wenn sich jemand verspricht. Wir werden aufpassen, und wenn ihr euch das nächste Mal versprecht, dann werden wir das auch als lustig empfinden und kräftigst aus den hinteren Bänken über die Sozialdemokratie lachen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

16.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Jeitler-Cincelli. – Bitte.


16.30.51

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Die Rednerin stellt eine Tafel mit der Aufschrift „Sustainable Development Goals“ auf das Redner:innenpult.) Da steht es drauf, Herr Lausch, damit Sie es auch lesen können: Sustainable Development Goals. (Abg. Kassegger: Wow! Was heißt das auf Deutsch? – Abg. Lausch: Sie haben eine Tafel mit, weil Sie es auch nicht aussprechen können! Das haben Sie geschickt gemacht mit dem Taferl!) Sie haben es


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wahrscheinlich nicht im aktiven Sprachgebrauch, insofern nehme ich an, Sie haben sich auch noch nicht weiter, intensiver damit beschäftigt. Das haben wir schon getan. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ich verstehe jetzt leider gar nichts mehr. Es bringt auch nichts, wenn Sie von der Freiheitlichen Partei sich hier jetzt weiter dazu äußern, man versteht eh nicht, was Sie sagen.

Warum ist es schön, dass wir diesen Bericht hier im Haus diskutieren können? – Weil es ein weiterer wichtiger Schritt ist, um diese SDGs, diese Agenda 2030, hier im österreichischen Nationalrat zu implementieren.

Zur Geschichte davor – es ist bereits eine Zeit lang her –: 2015 haben die UNO-Mitgliedstaaten die Vereinbarung getroffen, sich für diese Ziele einzusetzen. Es ist aber nationalstaatlich selbst zu organisieren gewesen, wie das Ganze umgesetzt wird. Jetzt haben wir das zwar nicht unterschrieben, aber wir sind politisch in der Verantwortung, hier auch unseren Teil dazu beizutragen. Das war auch der Grund, warum ich mich hier engagiert habe, warum ich damals entschieden habe, ich möchte SDGs-Sprecherin der Volkspartei sein (Abg. Kickl: Super! Gratuliere! – Abg. Lausch: Sind Sie auch schon gewählt?), und auch eine Gruppe von Leuten zusammenbringen konnte, die sehr wertschätzend und sehr offen und positiv zusammenarbeiten. Und bis heute tut es mir leid, dass die FPÖ die einzige Fraktion ist, die sich hier nicht eingebracht hat.

Es steht natürlich weiterhin die Einladung, dass Sie auch daran teilnehmen. Es ist ja nichts Verwerfliches dabei (Abg. Kickl: Wir haben uns das schon gut überlegt!), wir diskutieren ganz sachlich. Es ist aber eine andere Ebene, eine wertschätzende Ebene, auf der wir versuchen, die unterschiedlichen Sichtweisen zu thema­tisieren. Ich glaube, das ist etwas Schönes, wenn es hier in diesem Haus auch einmal eine Ebene gibt, wo man miteinander etwas tun kann und nicht immer gegeneinander etwas machen muss. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)


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Zu unseren Miniexpos: Die meisten von Ihnen kennen das ja schon, wir haben diese Miniausstellungen quasi zu den 17 Themenfeldern. Das geht dann im Herbst wieder weiter, einige Themen haben wir ja noch vor uns. Da möchte ich ein riesengroßes Danke sagen: Danke erstens einmal dem Team, der lieben Penny Bayr, Astrid Rössler, Yannick Shetty, dass wir das gemeinsam aufstellen konnten. Einen ganz herzlichen Dank auch an Uninetz, an die Universitäten, die uns hier so unterstützen, aber auch an alle anderen Beteiligten, die da mithelfen. Das ist die Parlamentsdirektion, das sind auch viele Schüler – letztes Mal waren zum Beispiel Schüler der Bergheidengasse mit ihrem Wasserprojekt hier –, Studententeams, also Leute, die hierherkommen, um etwas von dem Thema zu präsentieren, um andere zu inspirieren.

Es sind auch einige der Bürgermeister zu mir gekommen und haben gesagt: Wow, das Thema mit dem Wasser war mir so gar nicht bewusst. Da waren hochinteressante Dinge für mich, für meine Gemeinde dabei. – Und genau darum geht es: ein bisschen zu inspirieren, zu informieren. Das ist keine internationale politische Agenda, dass wir da jetzt irgendwelche Macht aus der Hand geben. (Abg. Kassegger: Ah nicht?) Es geht darum, dass wir uns mit den Zukunftsthemen beschäftigen, Herr Kassegger, genau darum geht es: einfach einmal wertfrei zu diskutieren und zu schauen, wie wir das vorantreiben können. (Abg. Kassegger: Den Schmäh können Sie ich weiß nicht wem erzählen, aber nicht uns! Sie versuchen das zu institutionalisieren!)

Wir haben etwas Wunderbares geschafft: Wir sind weiterhin auf Platz fünf weltweit. Das ist ganz, ganz großartig, das ist ein toller Platz. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt aufgeben sollen und sagen, wir sind jetzt eh schon super, sondern das heißt, wir sollten uns auch weiterhin Beispiele anschauen, wo man etwas noch besser machen kann. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Der nächste Schritt ist die Verankerung im Bundeshaushaltsgesetz. (Abg. Kickl: Ah! Ah!) Also das ist das, was jetzt quasi künftig ansteht, wo wir einfach schauen, wie wir das machen können, es gibt ja da und dort schon verschiedene


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Beispiele, einfach als Leitprinzip, weil wir genau diese Brille haben wollen, um zu sehen, wie wir diese Felder, wie wir die Welt einfach ein bisschen verbessern können. Mangelnde Priorität hat das vielleicht bei Ihnen von der FPÖ.

Ich finde es großartig, dass unsere Bundesministerin Karoline Edtstadler jetzt nach New York zum High-Level Political Forum fährt, auf dem heuer erstmals auch die EU berichtet. Ich glaube, das ist ein großartiges Zeichen, dass wir uns hier involvieren. (Abg. Kickl: Spricht sie dort über Menschenrechte in der Pandemie zum Beispiel? Das wäre ein Thema!) Wir sind nicht allein auf der Welt, Herr Kickl, wissen Sie, da gibt es noch andere, und wir müssen schauen, dass wir miteinander gute Lösungen finden. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Zu guter Letzt möchte ich nicht nur alle herzlich einladen, sich bei den paar Themenfeldern, die im Herbst noch vor uns liegen, wirklich einzubringen, sondern auch daran erinnern, dass der Austrian SDG-Award am 16. Oktober hier im Parlament stattfindet. Wir hatten dazu schon ein Treffen. Es sind alle herzlich eingeladen, auch daran teilzunehmen. Wir können auch unser Projekt, das wir im Parlament initiiert haben, dort präsentieren; da schauen wir uns jetzt gerade die richtige Form an. Also sich das schon einzutragen, wer Interesse hat, daran teilzunehmen. – Danke vielmals fürs Zuhören. Danke auch Ihnen, Herr Kickl, dass Sie mir zugehört haben. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

16.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bayr.


16.35.36

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Dass wir diesen Bericht, diesen Zwischenbericht, hier diskutieren können, ist fein. Das war eine Initiative der SPÖ, dass wir ihn – alle Parteien gemeinsam – in den Nationalrat gebracht haben, das ist schön. Dieser Bericht,


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der ja sehr dick ist, zeigt auch sehr gut auf, was alles auf ganz unterschiedlichen Ebenen zu den SDGs passiert.

Momentan behandeln wir diesen Bericht im Verfassungsausschuss. Natürlich sind alle 17 Ziele abgedeckt, alle Ministerien engagieren sich dazu, aber es ist natürlich nicht so, dass die Menschen, die im Verfassungsausschuss sitzen, unbedingt die Kompetenzen haben, über alle diese einzelnen Themen wirklich sinnstiftend zu diskutieren, von Gesundheitsfragen über Armutsbekämpfung bis hin zur Wasserqualität. Es wäre also ein weiterer sehr sinnvoller Schritt – da müssen wir uns im Parlament dazu finden –, dass man die einzelnen Teile, die die Ministerien berichten, auch in den korrespondierenden Ausschüssen diskutiert.

Da denke ich nicht nur daran, dass man, wie das jetzt in dem Bericht momentan der Fall ist, Dinge diskutiert, die schon gewesen sind, die schon stattgefunden haben, sondern auch daran, dass es auch um Vorhabensberichte gehen sollte, um die Frage: Wie füllt man denn eventuelle Lücken, die es gibt und wo wir noch Herausforderungen haben? Und Herausforderungen gibt es in der Tat einige, aber da müssen wir wie gesagt auch hier im Parlament ein bisschen strukturfitter werden und diese Silos einreißen, von denen im Zusammenhang mit den SDGs ganz oft die Rede ist.

Was ich auch erwähnen möchte, ist Folgendes: Es haben ja auch Sie, Frau Ministerin, nicht zu Unrecht jubiliert, dass wir nach der Bertelsmann-Studie auf Platz fünf bei der Umsetzung der SDGs sind. Dem mag ich insofern ein bisschen mit Skepsis begegnen, als zitiert wird, dass wir deswegen so gut gerankt sind, weil wir in zwei Bereichen 100 Prozent Erfüllung haben: nämlich einerseits bei der Armutsbekämpfung und andererseits bei sauberer und leistbarer Energie.

Ich glaube, wir wissen alle, dass es mit der Armutsbekämpfung derzeit ein Prob­lem gibt, dass wir 1,2 Millionen Menschen in Österreich haben, die armuts­gefährdet sind, davon 350 000 Kinder. Das kann nicht sein, und darum ist es wirklich notwendig, dass die Regierung hier auch Maßnahmen zur


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Inflationsbekämpfung und gegen Energiearmut setzt, dass die Regierung wirklich klare Signale aussendet, dass es ihr wichtig ist, dass sich alle Menschen das Leben leisten können – anstatt in die Sommerpause zu gehen. Das wäre mir wirklich ein Anliegen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Herausforderung, vor der wir ganz besonders stehen, wenn wir über die SDGs reden, ist die Implementierung: Wie schaffen wir es wirklich, dass wir diese Ziele leben, dass wir die in Politik gießen, dass wir die umsetzen? Es gibt in diesem Bericht eine ganze Reihe an Beispielen, die zeigen, wo das durchaus sehr gut gelungen ist. Ich glaube, aktuell, wahrscheinlich sogar weltweit, traue ich mir zu sagen, ist eines der besten Vorzeigeprojekte in der Komplexität, wo das gelungen ist, das Regierungsprogramm in Kärnten.

Das Regierungsprogramm in Kärnten folgt den SDGs und sagt aus: Die SDGs sind für uns wirklich eine Richtschnur, etwas, wonach wir unsere zukünftigen Probleme bewältigen wollen. Ich habe es auch mitgebracht (ein Exemplar des Regierungsprogramms „Zukunft Kärnten 2023–2028“ in die Höhe haltend): In jedem einzelnen Kapitel bezieht man sich darauf, welche SDGs das betrifft, auf welchen SDGs das fußt. Und ich glaube, das ist wirklich ein Meilenstein. Einer der nächsten Schritte, die Kärnten vorhat, ist auch, SDG-Budgeting zu betreiben – in Analogie zum Genderbudgeting.

Carmen Jeitler-Cincelli hat schon die Frage der Verankerung der SDGs im Bundeshaushaltsgesetz angesprochen. Zu schauen, wie wir es schaffen, dass wir wirklich Gesetzesvorhaben darauf abklopfen, ob die Erreichung der SDGs oder der Targets befördert oder eventuell auch behindert wird, das wäre ein sehr großer nächster Schritt. Dazu haben wir einen Beschluss im März, glaube ich, gefasst und warten jetzt noch auf eine Vorlage des Finanzministers.

Was ich auch hoffe, und damit möchte ich schließen, Frau Bundesminister, ist, dass beim SDG Summit im September in New York in der österreichischen Delegation auch Parlamentarier:innen vertreten sein sollen, weil ich glaube, die Einbeziehung des Parlaments auch in den nächsten VNR – da bin ich


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ausnahmsweise mit der FPÖ einig – sollte nicht nur über die Parlaments­direktion funktionieren, das sollte auf einer politischen Arbeitsebene funktionieren – und damit müssten wir demnächst anfangen. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

16.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Rössler. – Bitte sehr.


16.40.11

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher! Gegenstand dieses Tagesordnungspunktes ist der besagte Bericht (ein Exemplar in die Höhe haltend) zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele, der Agenda 2030. Wenn vorhin bei der Rede des FPÖ-Kollegen gelächelt wurde, dann eher deshalb, weil daraus schon wieder eine Verschwörungstheorie gemacht wurde. Ganz im Gegenteil, es ist natürlich eines der wichtigsten großen, weltweiten Kooperationsprojekte, Nachhaltigkeit im Sinne von sozialen, ökologischen und ökonomischen Fragen für eine bessere Welt gemeinsam anzugehen – und das ist der Auftrag, dem wir uns auch in Österreich verpflichtet fühlen.

Wenn es hier um den Fortschrittsbericht geht, dann natürlich, um zu zeigen: Bei welchen dieser 17 Nachhaltigkeitsthemen ist Österreich auf einem guten Weg, bei welchen haben wir aber allenfalls auch noch größere Herausforderungen zu meistern? Da lohnt sich schon ein Blick in diesen Bericht. – Ich darf nur kurz melden, dass meine Redezeit nicht sichtbar ist, da kann ich mich nicht orientie­ren. Die Anzeige ist leider nicht sichtbar.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bei uns läuft sie. Sie haben noch 2:54 Mi­nu­ten.


Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (fortsetzend): Dann beeile ich mich.


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Von den positiven Beispielen im Bericht sind etwa zu nennen: die Bundes­länder Wien mit dem Reparaturbonus – ein klassisches Nachhaltigkeitsthema, bei dem es um Ressourcenschonung geht –, Vorarlberg mit kooperativen, partizipativen Beteiligungsmodellen, die sehr erfreulich sind; Salzburg hat die Auenwerkstatt namhaft gemacht, ein Bildungs- und sehr schönes Jugend­projekt, in dem es darum geht, hochwertige Natur, intakte Natur erlebbar zu machen und sozusagen Nachhaltigkeit erlebbar zu machen.

Ich komme zu den Herausforderungen. Vieles ist auf einem guten Weg, aber wir müssen auch dorthin schauen, wo wir tatsächlich größere Defizite zu bewältigen haben. Da fällt auf: In all jenen Bereichen, in denen es um einen besonders hohen Ressourcenverbrauch geht, sind wir in Österreich auf keinem guten Weg. Das beginnt beim Energieverbrauch. Der Gesamtenergieverbrauch ist gestiegen, besonders im Verkehrsbereich; im Bereich Infrastruktur ist auch der Energie­verbrauch und sind damit auch die Treibhausgase stark gestiegen.

Bei den nachhaltigen Siedlungen und Städten, SDG 11 – das ist ein wichtiger Bereich, der die Zukunft des Zusammenlebens regelt –, ist es vor allem der sehr, sehr hohe Flächenverbrauch. Da liegt Österreich im europäischen Schnitt sehr schlecht. Unser Flächenverbrauch ist bei Weitem zu hoch – ein eigener Bereich davon ist die Versiegelung, also man unterscheidet zwischen Flächenverbrauch und Versiegelung –; zu hoch sind auch unsere Siedlungsabfälle und unser Materialverbrauch.

Das heißt: In Summe – und das kann man an verschiedensten Indikatoren ablesen – stehen wir im Bereich des Ressourcenverbrauchs und letztlich der -verschwendung noch am Beginn und sind noch nicht wirklich dort angelangt, wo wir Fort­schritte verzeichnen können. Das sind die Indikatoren, die in diesem Bericht rote Zahlen zeigen. Das heißt, dort müssen wir ansetzen, um besser zu werden.

Wir kennen die Fakten: Nur 12 Prozent der Rohstoffe, die wir in Österreich einsetzen, werden noch ein zweites Mal eingesetzt. Die Zirkularität ist also sehr, sehr niedrig; weltweit liegt sie nur bei 7, in Österreich bei 12 Prozent.


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Da ist ein riesiges Potenzial, das auch große Klimarelevanz und natürlich auch Relevanz für den Energieverbrauch, der für die Herstellung von Rohstoffen erforderlich ist, hat.

Ein weiteres Thema sind der Bodenverbrauch und – durch den Schwund an hochwertigen Lebensräumen – auch der Artenschwund, daher auch der Appell: Man kann nicht einen schönen Bericht präsentieren und dann nicht die Schritte gehen, die daraus folgen müssen. Es gibt auf europäischer Ebene einerseits das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, das Nature Restoration Law. Da wäre es extrem wichtig, dass Österreich Vorreiter ist und nächste Woche im EP im Plenum natürlich für ein starkes Nature Restoration Law mitstimmt.

Auf österreichischer Ebene ist natürlich die Bodenstrategie das Thema. Daher der Appell an alle Gemeinden und Länder: Es ist die gemeinsame Verantwortung, es ist ein großes Projekt, zu schauen: Wie können wir den Boden, sofern er schon verwendet ist, wiederverwenden, anstatt neue Böden zu verbrauchen und zu versiegeln? Wie können wir da auf ein verträgliches Maß zurückkommen? Das betrifft die Wohnbaupolitik, es betrifft natürlich ganz stark die Raumordnung, und da sind alle gefordert. Das 2,5-Hektar-Ziel muss unser Ziel sein, alles andere wäre ein starker Rückschlag – und dann erreichen wir bei Weitem nicht die Ziele, die wir erreichen müssen.

Danke, Frau Bundesministerin, für Ihr Engagement! Es ist eine sehr gute Zusam­menarbeit auch in dieser Gruppe im Parlament – da ist wirklich etwas Schönes auf den Weg gekommen, und ich freue mich sehr, dass das im Herbst mit den nächsten Themen fortgeführt wird. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Uhr ist leider Gottes jetzt am Sichtfeld des Pults nicht sichtbar. Sie sehen nur während der einen Minute das Lämpchen, das leuchtet. Wir versuchen, das zu beheben, aber ich gebe das jetzt allen


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Rednern mit und bitte, das zu bedenken. – Ich kann Sie aber auch minütlich über den Stand Ihrer Redezeit informieren. (Allgemeine Heiterkeit.)

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Shetty. – Bitte sehr. (Abg. Leichtfried: Man kann das ja beim Kollegen Shetty einmal testen!)


16.45.44

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht gleich vorweg: Vielen Dank, Frau Kollegin Jeitler-Cincelli, dass Sie hier (auf die Tafel am Redner:innenpult weisend) diese Abkürzung – den Namen SDGs – noch einmal draufgestellt haben. Herr Kollege Kickl, weil Sie zuvor gleich so unrund geworden sind: Das hat nichts mit LGBTIQ zu tun (Heiterkeit bei Abgeordneten von NEOS, ÖVP, SPÖ und Grünen), das ist eine andere Abkürzung. Es gibt also keinen Grund, da gleich so nervös zu werden. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen. – Abg. Kickl: Na ja, gegenwärtig verschwimmen die Grenzen ein bissl!)

Es geht dabei um die UN-Nachhaltigkeitsziele. Ich würde jetzt gerne schon auch ein bisschen – die Harmonie, die Zusammenarbeit in der Steuerungsgruppe ist sehr gut – über die Sache reden, darüber, worum es bei diesen Zielen geht, und bei einem Ziel insbesondere – und ich muss da vielleicht auch ein bisschen die Harmonie zerstören –, nämlich beim SDG 13, beim Klimaschutz – ich würde sagen, einem der wichtigsten Ziele, wenn nicht dem wichtigsten Ziel in diesem Paket.

Wenn ich mir im Bericht anschaue, welche Maßnahmen da vonseiten der Regie­rung genannt werden, dann frage ich mich schon: Was machen Sie eigentlich konkret im Kontext des Klimaschutzes? – Diese Frage stellen sich, glaube ich, auch sehr viele Österreicherinnen und Österreicher: Was machen ÖVP und Grüne tatsächlich konkret, welche Maßnahmen, die nachhaltige Wirkung haben, setzen sie, um die Klimakrise zu bekämpfen?


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Die Klimakrise ist real, sie betrifft Milliarden Menschen auf der Welt, und zwar nicht nur irgendwo, sondern auch in Österreich: Die Großbrände in Kanada sind Teil der Wettervorhersagen in Österreich geworden. Der Meeres­spiegel steigt jedes Jahr. Jahr für Jahr werden Landstriche unbewohnbar, und das wird Migrationsbewegungen auslösen, die wir in dieser Dimension noch gar nicht kennen. Auch in Österreich weiß jeder Bergführer, jeder Landwirt, sogar jeder Seilbahnchef, dass sich etwas verändert hat, dass dort, wo vor fünf Jahren noch der Gletscher war, nur mehr Bergspitzen zu sehen sind.

Deswegen wissen die Österreicherinnen und Österreicher: Wir müssen mehr tun. Dafür gibt es auch überwältigende Mehrheiten. 70, 80 Prozent der Menschen sagen, wir müssen etwas gegen die Klimakrise tun, und die Menschen fragen sich: Was tun Sie da eigentlich? – Ich kann diese Frage nur bekräftigen.

Wir alle hier wissen – oder ich würde einmal sagen: fast alle hier wissen –, dass die Klimakrise eine der größten Herausforderungen im 21. Jahrhundert ist und sein wird, und dementsprechend wird von einer Bundesregierung auch erwartet, dass sie einen starken Fokus darauf legt.

Natürlich werden wir die Klimakrise nicht im Alleingang lösen, auch nicht als Europäische Union – das sagt ja niemand –, und natürlich werden wir Klimaneutralität auch nicht von heute auf morgen erreichen, aber wissen Sie, was wir tun könnten? – Wir könnten in Österreich dort ansetzen, wo wir ansetzen können, indem wir nämlich zum Beispiel damit aufhören, jedes Jahr 6 Milliarden Euro an klimaschädlichen Subventionen beim Fenster raus­zuwerfen.

Da zitiere ich jetzt Sie – nicht Sie, Frau Bundesministerin, aber Sie als Bundes­regierung –, denn Sie sind mit dem Motto angetreten: „Grenzen und Klima schützen“ – das sind Ihre Worte gewesen –, und da frage ich schon: Was ist mit dem zweiten Teil dieses Mottos, was ist mit dem Klimaschutz? Seit fast 1 000 Tagen gibt es in Österreich kein Klimaschutzgesetz! Und ich wiederhole es noch einmal: Eine Klimaschutzministerin ohne Klimaschutzgesetz ist wie ein


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Verkehrsminister ohne Straßenverkehrsordnung. Die Frau Ministerin ist im Blindflug unterwegs, und das merken die Menschen in Österreich auch.

Und wenn Sie dann etwas vorlegen, wie diese Woche den Nationalen Klima- und Energieplan, dann wird klar, dass wir die Klimaziele nicht nur für dieses Jahr nicht erreichen – Ihr Plan, in dem Sie über Ihre Maßnahmen reden, und dann kommt heraus, dass wir die Ziele nicht einmal dieses Jahr erreichen! –, sondern auch 2030 nicht erreichen werden und auch 2040 nicht erreichen werden. Das ist ein Armutszeugnis und das lässt die Alarmglocken schrillen, weil eben beim Klimaschutz nicht genug passiert. (Beifall bei den NEOS.)

Im Hinblick auf einen der wichtigsten Teile der UN-Nachhaltigkeitsziele, das SDG 13, möchte ich Sie, Frau Ministerin, Sie als Bundesregierung auffordern, mehr zu tun. Wir müssen mehr tun, wenn wir die Klimakrise bewältigen oder zumindest eindämmen wollen! (Beifall bei den NEOS.)

16.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Edtstadler. – Bitte sehr.


16.49.40

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus und zu Hause! Ich muss Ihnen sagen, ich freue mich sehr, dass wir zum ersten Mal den Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Österreich 2020-2022 hier im Hohen Haus im Plenum diskutieren können, denn seit der Präsentation des ersten Freiwilligen Nationalen Umsetzungsberichtes Österreichs im Jahr 2020, genauer gesagt im Juli, ist sehr viel passiert.

Der vorliegende erste Umsetzungsbericht ist ein Fortschrittsbericht. Er ist sozusagen ein Zwischenschritt, er bietet neuerlich die Möglichkeit einer Bestandsaufnahme, und er leistet auch ganz wesentliche Vorarbeiten für den


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zweiten Freiwilligen Nationalen Umsetzungsbericht, den wir uns für 2024 vorgenommen haben.

Ich möchte an dieser Stelle auch Frau Abgeordneter Bayr zustimmen, wenn sie sagt, dass es zu wenig ist, das nur im Verfassungsausschuss zu diskutieren: einerseits weil auch hier im Plenum viel Expertise ist – ich will das jetzt gar nicht negativ sagen, weil Sie gesagt haben, dort ist vielleicht nicht ausreichend Expertise –, andererseits aber vor allem weil wir mit den SDGs in die Breite kommen wollen, weil wir erläutern wollen, was es bedeutet, SDGs auch umzusetzen, und dass sie die richtige Antwort auf die multiplen Krisen unserer Zeit sind – da gemeinsam zusammenzuarbeiten –, und weil ein breites Wissen und das Ausradieren weißer Flecken – auch hier insbesondere in einer Partei im Hohen Haus vertreten – wichtig sind, um den sogenannten – unter Anfüh­rungszeichen – „Verschiebung-der-Macht-Verschwörungstheorien“ entgegenzu­wirken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kassegger: Nix Verschwörungstheorien!)

Die Agenda 2030 ist eine große Herausforderung, die 17 SDGs sind ambitio­niert. Wir haben jetzt bald Halbzeit, und das werden dann auch die Staats- und Regierungschefs im September in New York besprechen. Es ist auch schon angesprochen worden, dass die Europäische Union jetzt zum ersten Mal einen Umsetzungsbericht vorgelegt hat, und auch das halte ich für sehr wichtig. Wir haben das letzte Woche beim Rat Allgemeine Angelegenheiten als sogenannten A-Punkt beschlossen. Das ist ein Punkt, der dann normalerweise ein bisschen untergeht. Ich habe mich dort auch zu Wort gemeldet, denn Österreich braucht sich nicht zu verstecken.

Frau Abgeordnete Jeitler-Cincelli hat es bereits gesagt: Wir sind weltweit an fünfter Stelle, was die Umsetzung betrifft, und wir sind europaweit an vierter Stelle. Ich lasse mir das auch nicht kleinreden. Natürlich haben wir noch nicht alles erfüllt, sonst wären wir an erster Stelle, dann wären wir vielleicht auch schon fertig, aber das sind wirklich Platzierungen, die zeigen, wie intensives


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Zusammenarbeiten und koordiniertes Vorgehen tatsächlich zur Erreichung von Zielen führen können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, da möchte ich mich bei allen bedanken, die engagiert bei der Umsetzung der SDGs mitarbeiten. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Dieser Bericht (ein Exemplar des Berichtes in die Höhe haltend) sieht nicht nur schön aus, sondern er enthält auch wesentliche Daten, und man kann richtig hineinkippen. Dazu, was da alles drinnen ist, möchte ich nur ein Beispiel nennen: Es geht auch um die Gesundheit und das Wohlergehen in einer Gemeinschaft (Abg. Kickl: Schaut total abgegriffen aus!), und da geht es zum Beispiel – nur ein Beispiel herausgreifend – um die tägliche Turnstunde, da geht es um die „tägliche Bewegungseinheit“ in Schulen. (Ruf bei der SPÖ: Haben wir die schon?) Da geht es darum, welche Möglichkeiten wir haben, um proaktiv die Gesundheit zu fördern.

Ich kann den Abgeordneten von der FPÖ nur empfehlen, auch einmal hineinzu­schauen, was da alles passiert, was auch mit der Zivilgesellschaft passiert. (Abg. Kickl: Soll ich auch hineinkippen?) Deshalb kann ich auch nur sagen: Ja, wir wollen eine breite Einbindung. Wir wollen, dass auch alle mitreden. Deshalb werden wir im Oktober 2023 zum zweiten Mal ein Dialogforum veranstalten, bei dem wir diskutieren, bei dem wir auch von NGOs einholen, was gewünscht ist, bei dem wir mit der Zivilgesellschaft und selbstverständlich auch mit Abge­ordneten hier im Hohen Haus und auf regionalen Ebenen in Kontakt kommen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, mein Dank gilt an dieser Stelle allen Bundesministerien, aber ganz vorneweg möchte ich mich bei Mag. Sabine Schneeberger ganz herzlich bedanken – sie ist heute auch anwesend. Sie ist die Vorsitzende der Steuerungsgruppe, die sozusagen alle Fäden zusammenhält, die dafür sorgt, dass der Prozess weitergeht. Sie ist auch Vorsitzende des Stake­holderforums, das ganz wichtig für die Vorbereitung des zweiten Freiwilligen Nationalen Umsetzungsberichtes ist.


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Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Es ist ein Erfolg, so gut platziert zu sein, es ist aber auch eine Verantwortung, gut platziert zu bleiben. Es sollte allen, die da so engagiert sind, eine Motivation sein, und jenen, die es noch nicht sind, wünsche ich eine gute Lektüre, und ich hoffe, dass sie beim nächsten Mal dann auch mit dabei sind. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

16.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordnete Tanzler zu Wort gemeldet. – Bitte sehr.


16.55.01

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister Edtstadler hat in ihrer Rede behauptet, dass es die tägliche Turnstunde gibt beziehungsweise sie schon eingeführt worden ist. Das ist unrichtig.

Der richtige Sachverhalt lautet, dass es sie bis dato immer noch nicht gibt und wir sie fordern. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Zarits: Modellregionen!)

16.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Neumann-Hartberger. – Bitte.


16.55.32

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundeminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, wir haben jetzt schon vieles über den Bericht über die SDGs gehört. Wir haben es hierherge­stellt (auf die Tafel am Redner:innenpult mit der Aufschrift „Sustainable Development Goals“ zeigend), damit es vielleicht doch ein bisschen geläufiger wird. Es ist ja ein Thema, das durchaus nicht alle als so wichtig erkennen.

Ich denke doch, dass es wichtig ist. Immerhin wurde im September 2015 von allen Mitgliedsländern der Vereinten Nationen bei der Generalversamm­lung die Resolution „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ beschlossen. Damit besteht seit 2015 für jeden


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Staat auch die Verpflichtung, die 17 Ziele und 169 Unterziele dieser Agenda 2030 anzugehen und Maßnahmen zu setzen, um dieser Zielerreichung näherzukommen.

Die sogenannten SDGs, beschlossen im größten Gremium der Welt, sind keine Lippenbekenntnisse, sondern sie haben reale Auswirkungen für alle Länder – ja, über viele Ebenen, sogar bis auf die Gemeindeebene herab. Die österreichi­sche Bundesregierung – und dafür bin ich sehr dankbar – bekennt sich klar zu den Zielen dieser Agenda und weist im Regierungsprogramm auch mehrfach auf deren Bedeutung und die Prinzipien hin.

In dem jetzt vorliegenden Bericht bezüglich der Umsetzung – was ist in und durch Österreich in den Jahren 2020 bis 2022 passiert? – wird nun eine Bestandsaufnahme gemacht, quasi ein Status quo festgestellt. Der Fokus liegt auf einer exemplarischen Darstellung von neuen Umsetzungsbeispielen und sogenannten Flagshipinitiativen der Bundesministerien sowie Maßnahmen der Bundesländer, Städte und Gemeinden.

Ich möchte ein Beispiel herausnehmen, das ich sehr positiv finde, nämlich den österreichischen Waldfonds. Einzuordnen ist diese Initiative in das Ziel Num­mer 15 mit dem Titel „Landökosysteme schützen, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Bodendegradation beenden, biologische Vielfalt erhalten“. Der Waldfonds „zielt auf die Entwicklung klimafitter Wälder, die Förderung der“ Artenvielfalt und „eine verstärkte Verwendung des Rohstoffes Holz als aktiven Beitrag zum Klima­schutz ab.“

Mit diesen zehn unterschiedlichen Maßnahmenpaketen unterstützt die Bundesregierung eine langfristige Bewirtschaftung unserer Wälder und sichert dadurch auch die nachhaltige Verwendung der Ressource Holz entlang unserer Wertschöpfungskette. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Nachhaltige Entwicklung ist für mich als Bäuerin eine Selbstverständlichkeit und bedeutet für mich, dass wir mit unseren gegebenen Ressourcen auskommen müssen, sie weiterentwickeln müssen und sie logischerweise auch erhalten müssen. Zur Sicherung unserer Lebensgrundlage müssen wir in ausgewogenem Maß, mit Augenmaß auf unsere Natur, unsere Mitmenschen und unsere Wirtschaft achten, diese mit Zahlen und Fakten auch regelmäßig beobachten und hinterfragen.

Ich lade alle ein: Jede und jeder kann ihren und seinen Beitrag leisten. Wir müssen aber vor allem auch andere Länder antreiben und unterstützen, da diese in vielen Bereichen noch aufholen müssen. Dafür ist dieser Bericht eine kleine, aber wichtige Grundlage – vielen Dank dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Grünen.)

16.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Bundesminister. – Bitte.


16.59.25

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Ich glaube, ich bin dafür bekannt, dass ich sehr genau bin, und insofern bedanke ich mich einmal für den Hinweis, dass es nicht tägliche Turnstunde, sondern „tägliche Bewegungseinheit“ heißt – das ist auf den Seiten 27 und 28, Zahl eins bei SDG 3, nachzulesen. (Abg. Heinisch-Hosek: Haben wir auch nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wenn Sie mir zuhören, dann hören Sie es vielleicht, und wenn Sie es genau lesen: Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das in den Schuljahren 2022/2023 und 2023/2024 (Ruf bei der SPÖ: Pilotprojekt!) auf alle Bundesländer ausgerollt wird, und zwar als Projekte in Pilotregionen (Abg. Kickl: Also jetzt auf alle oder als Pilotregionen oder was?), und den Kulturwandel fördern soll;


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es geht um die Erhöhung der Bewegungszeit und die Evaluation der Praxistauglichkeit dieses Dreistufenmodells.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ja, wir werden nicht von heute auf morgen alles schaffen, aber ich darf Ihnen schon sagen – auch in meiner Funktion als Vizepräsidentin der Sportunion –, dass mir das ein großes Anliegen ist und dass wir damit auch einen großen Beitrag leisten (Abg. Heinisch-Hosek: Schon lange ...!), dass unsere Jungen – Kinder, Jugendliche – sich mehr bewegen. Man kann immer sagen, das ist zu wenig, das ist zu langsam, aber ich glaube, es ist richtig, diese Schritte zu setzen, und es ist, glaube ich, unbestritten, dass das auf das SDG 3, Gesundheit und Wohlergehen, einzahlt. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.00

17.00.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Ebenfalls nicht der Fall.

Dann kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Verfassungsaus­schusses, den vorliegenden Bericht III-939 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dies tut, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrstimmig angenommen.

 

17.01.0115. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2092 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung 1960 (34. StVO-Novelle), das Führerscheingesetz und das Kraftfahrgesetz 1967 geändert werden (2166 d.B.)



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 15. Tagesordnungspunkt.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich darf die Frau Bundesministerin recht herzlich begrüßen.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Deimek. Bei ihm steht das Wort. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


17.01.29

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Meine Damen und Herren! Die jetzt vorliegende Gesetzesnovelle hat als Ausgangsbasis eine Problemstellung, nämlich Probleme mit Rennen, mit Straßenrennen, mit nicht erlaubten Straßenrennen, und die Verkehrsreferenten der Länder sagen, das ist ein Problem. – So weit, so schlecht. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Die Frage ist jetzt: Wie geht man an die Lösung dieses Problems heran? – Wie Sie das gelöst haben, das zeigt Ihr Denken. Ihre bisherige Arbeitsweise zeigt ganz genau, wie Sie denken und wie Sie dem Auto als Verkehrsmittel gegenüber­stehen: Sie sagen, das Auto ist eine Waffe. – Gut. Das ist schon einmal ein schlecht­hin falscher Ansatz.

Autos sind weder Waffen, noch sind Autos als solche böse und gefährlich. (Abg. Lukas Hammer: Kommt drauf an, wie man damit umgeht!) Gefährlich werden eher noch Sie und Ihre Arbeit, Frau Bundesministerin, wenn Sie Ihre Legis­ten­abteilung, die an und für sich wunderbare, technisch gute Arbeit leistet, ideologisch dazu bringen, dieses an und für sich schon furchtbare Paket – das schon in den Stellungnahmen kritisiert wird – noch schlechter zu machen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ihre Redebeiträge im Ausschuss zeigen ja ganz genau, wie Sie denken. Ein Beispiel: Kollege Hafenecker hat einen Antrag zum Umgang mit Drogenlenkern eingebracht. (Ruf bei den Grünen: Wo ist er denn?) Da haben Sie gesagt: Ganz


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furchtbare Stellungnahmen, das können wir nicht machen! – Jetzt gibt es eine Reihe von negativen Stellungnahmen von Experten, die sich, im Unterschied zu Ihrem Kabinett, wirklich auskennen. Und was sagen Sie? – Das ist uns alles vollkommen egal!

Schauen wir uns die Stellungnahmen an, denn Sie haben offenbar keine einzige Minute darauf verwendet, sich diese Stellungnahmen anzuschauen: Der ÖAMTC sagt, es ist ein Eingriff in Grundrechte – ist Ihnen egal. Der ÖAMTC sagt, da gibt es Probleme mit den Kompetenzen und der Verfassung – Frau Minister, ist Ihnen egal; ich weiß, das regt Sie nicht auf, da holen Sie sich dann irgendwen als Zuflüsterer. Und der ÖAMTC fragt Sie allen Ernstes, warum Sie während der Entstehung dieses Gesetzentwurfes keine wirklichen Experten befragt haben. Ich frage mich das auch!

Wenn Ihnen der ÖAMTC nicht reicht, weil Ihnen ja der VCÖ, Ihre grüne Vorfeldorganisation, viel lieber ist: Hätten Sie doch bitte einmal auf die Rechtsanwaltskammer gehört, hätten Sie auf den Strafrechtsprofessor gehört, der Ihre Arbeit zerlegt hat! Hätten Sie auf Ihre eigene grüne Justizministerin gehört, die Ihre Arbeit zerlegt hat! Die sagen Ihnen: Beschlagnahme oder vorläufige Beschlagnahmung oder überhaupt der Verfall von Eigentum, das geht so nicht, wie Sie das lösen wollen! (Beifall bei der FPÖ.) – Das hat übrigens auch die Wirtschaftskammer gesagt, aber der ÖVP ist ja mittlerweile die Wirt­schaftskammer egal.

Sie denken nicht an Fälle wie Leasing, an Probefahrzeuge, an Dienstgeber­fahrzeuge. Besitz und Eigentum sind nicht dasselbe, Frau Minister, das werden Sie zur Kenntnis nehmen müssen.

Dann kommen Sie noch in den Ausschuss und sagen: Die Schweizer und die Italiener haben das auch so toll gelöst! – Die haben das gar nicht gut gelöst. Die Schweizer und Italiener haben nämlich jetzt genau diese Rechtsprob­leme, in die Sie Österreich hineinführen wollen. Wenn Sie schon Italien als Beispiel nehmen, Frau Bundesminister: Sie haben die 140er-Tafeln abmontiert,


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Italien schafft jetzt 150. Das wäre einmal etwas Anständiges und Ordentliches, was Sie machen könnten. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Bundesminister, Ihre Aussage: Mal sehen, ob das vor dem Verfassungs­ge­richtshof, überhaupt vor den Gerichten hält!, ist nicht das, was ich mir von einem Regierungsmitglied erwarte; das kann ich von irgendjemandem von der Straße erwarten. Ein Minister hat eine Verantwortung, ein Minister hat eine Legistik­abtei­lung, die sollten Sie benützen und nicht hinbiegen. Österreich hat sich eine bessere Verkehrsministerin verdient, und Österreich hat sich eine bessere Bundesregierung verdient. (Beifall bei der FPÖ.)

17.05


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte.


17.05.56

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Abgeordnete! Wenn ein Pkw, wenn ein Fahrzeug dafür eingesetzt wird, mit 130 km/h durch unsere Ortschaften zu rasen oder mit über 200 km/h über Autobahnen zu fahren, dann wird dieses Fahrzeug zur Waffe.

Auch die Daten zeigen, Herr Abgeordneter Deimek, dass es da ein Problem gibt. (Abg. Deimek: Der Strafrechtsprofessor sagt ...!) Wenn ein Raser, wenn Raserei zur Allgemeingefährdung wird, braucht es klare Konsequenzen, braucht es harte Lektionen. Mit 130 km/h durch Ortsgebiete ist kein Kavaliersdelikt. Ich glaube, das muss uns allen hier klar sein. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die vergangenen Vorfälle in Salzburg, die Vorfälle auf der Wiener Ringstraße und – leider auch heute – die Vorfälle in der Krottenbachstraße in Wien zeigen uns, dass es Entschlossenheit braucht, zeigen uns, dass es alle Fraktionen


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braucht, auf allen Ebenen und in allen Bundesländern. (Abg. Hörl: Für die Straßenkleber auch, Hermann!)

Der Ruf aus den Gemeinden, der Ruf der Verwandten, der Hinterbliebenen, der Freunde von Opfern, dieser Ruf ist eindeutig, werte Abgeordnete, und dieser Ruf wird heute gehört. Wir setzen für Österreich neue Mittel im Kampf gegen Raser ein: Beschlagnahme und letztendlich Verfall der Fahrzeuge. An dieser Stelle: Danke an alle in der Zivilgesellschaft, in der Verwaltung, in der Politik, die sich über Monate und über Jahre für diese notwendigen drastischen Maßnahmen auch eingesetzt haben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Zügellose Rücksichtslosigkeit ist keine Freiheit, sondern kopflose Gefährdung. Etwas anderes zu behaupten wäre ein völlig falsches Verständnis von Freiheit. (Ruf bei den Grünen: Genau!) Ich glaube auch – und wir sind überzeugt –, dass diese Maßnahmen sachlich gerechtfertigt, angemessen und verhältnismäßig sind. Es geht nicht darum, einmal unachtsam schnell gefahren zu sein, das Tempolimit nicht eingehalten zu haben, sondern es geht wirklich um das vorsätzliche Rasen mit über 80 km/h, mit über 90 km/h. Das wollen wir unterbinden, dem wollen wir ein Instrument entgegensetzen. Es ist ein mehrstufiges Verfahren, das da ausverhandelt wurde, das auch verfassungsrechtlich geprüft wird.

Es ist schon interessant, wenn man sich anschaut, von woher denn die Forderungen in den Bundesländern kommen. Ich darf da einen Landesrat aus Oberösterreich zitieren – indirekt zitieren, aus der Regionalpresse, 2020 –: Steinkellner „will Verkehrsrowdys, wie in anderen Ländern üblich, das Auto abnehmen lassen“. Nicht nur dieser freiheitliche Politiker hat das im Bundesland gefordert (Abg. Lukas Hammer: Ah!), sondern es gibt auch viele andere Beispiele. Interessant ist ja, dass überall dort, wo Freiheitliche in Verantwortung sind beziehungsweise eine zweite Amtsperiode anstreben und über die erste Amtsperiode kommen, die Anliegen der Bevölkerung für sie auf einmal ein Thema sind – auch Anliegen wie Tempolimits, Schutzwege, Verkehrsberuhigung, Fußgängerzonen, mehr Platz für die Leute in der Öffentlichkeit, Schul- und


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Wohnstraßen, Begegnungszonen. Es gibt sogar Städte wie Wels – das ist, glaube ich, ein gutes Beispiel –, wo 25 Radarboxen aufgestellt werden, weil es sie dort in dieser Stadt auch braucht.

Verkehrssicherheit ist ein Thema – davon bin ich überzeugt – für alle und von allen Fraktionen hier im Haus, hier im Lande. Deshalb mein Appell, mein Appell auch an die Freiheitlichen, mein Appell an alle hier, dieser Vorlage die Zustimmung zu erteilen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Deimek: Ihr verwechselt die Lösung des Problems mit ...!) – Ihr habt meistens keine Lösung. Ihr habt puren Populismus, der leider dann vor der Haustüre auf kurzen Beinen steht und mit dem man in diesen Dingen nicht weit kommt (Abg. Deimek: Spätestens der Verfassungsgerichtshof zeigt euch, wie’s geht!), und wenn man die Leute fragt, dann weiß man, was Verkehrs­sicherheit in den Orten und Städten betrifft, was die Menschen sich vorstel­len.

In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass wir heute ein Raserpaket für mehr Sicherheit auf unseren Straßen und damit auch für weniger Leid beschließen. Das ist unsere Verantwortung. In diesem Sinne bitte ich um einen breiten Beschluss. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Deimek: Vielleicht schaut ihr einmal an der Uni Graz vorbei!)

17.10


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.


17.10.59

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier im Saal und vor den Bildschirmen! Sie werden wahrscheinlich eher Autobesitzer sein als nicht. Da spreche ich jetzt für die gesamte österreichische Bevölkerung – der Kraftfahrzeugbestand beträgt ungefähr 5,1 Millionen Pkws. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein


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Leasingfahrzeug besitzt, ist ziemlich hoch: Mehr als die Hälfte der privaten Pkws, die auf Österreichs Straßen unterwegs sind, 54 Prozent, sind Leasingfahrzeuge. (Abg. Deimek: Ein Strafschwurbler! Die Grünen kippen gleich in Ohnmacht!) Bei diesen Leasingfahrzeugen kann man davon ausgehen, dass junge Menschen, die potenziell das Auto zum Rasen verwenden, noch stärker vertreten sind. (Abg. Deimek: So ist es!)

Worauf will ich hinaus? – Wir sollen ein Gesetz beschließen, das in letzter Konsequenz ermöglicht, ein Auto zu enteignen, falls es zum Rasen verwendet wird, wobei die Raserei per Gesetz jedenfalls dann gegeben ist, wenn sie unter besonders gefährlichen Verhältnissen begangen wurde – das ist die Voraus­setzung dafür, dass das Fahrzeug enteignet werden kann –, und diese haben wir innerorts bei einer Überschreitung von mehr als 80 km/h. Außerorts – da wird dann nicht mehr zwischen Freilandstraßen, Bundesstraßen und dem hochran­gigen Straßennetz differenziert – genügen 90 km/h.

Allein schon deshalb wird die Regelung irgendwo wackelig. Ich würde mir wünschen, dass wir, wenn wir schon solche Regelungen treffen, sie schon so ausbauen, dass sie einer rechtsstaatlichen Überprüfung standhalten. Wenn man hergeht und sagt: 80 km/h im Ortsgebiet!, dann spricht man von einer Über­schreitung um 160 Prozent. Auf der Autobahn, wo wir eine Standardgeschwin­dig­keit von 130 km/h haben, genügt bereits eine Überschreitung um 69 Prozent, damit man das Auto verliert. – Da wird der Verfassungsgerichtshof nicht mitspielen, das sage ich Ihnen gleich. (Abg. Deimek: Da werden die grünen Schwurbler aber ganz nervös werden!) Man kann nicht standardmäßig diktieren, dass eine Überschreitung auf der Autobahn um 69 Prozent genauso schnell die besonders gefährlichen Verhältnisse schafft wie eben 160 Prozent Überschreitung im Ortsgebiet. Im Ortsgebiet könnte ich mir das noch viel niedriger vorstellen, denn da wird es wirklich gefährlich, da sind die gefährlichen Verhältnisse viel schneller da. – Das ist ein Einwand.


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Ein weiterer großer Einwand: Wir sind gewohnt, dass das Eigentumsrecht in Österreich sehr streng geschützt ist, und das ist gut so – das hat Grund­rechtsschutz. Ein Eingriff ins Eigentumsrecht kann nicht so leichtfertig erfolgen, da braucht es ein rechtsstaatliches, ein EMRK-konformes Verfahren.

So wie das jetzt geregelt ist, entscheidet über den Verfall die Bezirkshaupt­mannschaft – und das muss gar nicht ein:e juristische:r Mitarbeiter:in sein – per Strafverfügung, in der die Geldstrafe für die Geschwindigkeitsübertretung festgesetzt wird. (Abg. Deimek: ... der Verkehrsreferent und geht nachher wegen Amtsüberschreitung in den Häfen! Das wird lustig!) – Sehr geehrte Frau Bundesministerin, das geht so nicht!

Ich weiß, wie da gearbeitet wird. Die arbeiten alle tüchtig, aber wir dürfen ande­rerseits doch nicht unter den Scheffel stellen, dass eine richterliche Ausbildung halt doch besser in die Lage versetzt, die Kriterien, die das Gesetz vorsieht – und diese sind in diesem Fall eh sehr dürftig –, dann, wenn es geboten erscheint, auf den Einzelfall anzuwenden. Ich kenne diese Bescheide, in die mit Textbausteinen Begründungen hineinkopiert werden – und das soll dann Rechtsstaat sein!

Das lasse ich mir, wenn es wegen irgendetwas um eine Geldstrafe geht, ja eher noch gefallen. Wenn wir aber jemanden enteignen (Abg. Deimek: Aus dem Verwaltungsrecht nämlich, nicht aus dem Strafrecht!), dann würde ich mir schon sehr wünschen, dass wir Mindeststandards an Rechtsstaatlichkeit einhalten.

Das ändert alles nichts daran, dass wir das Anliegen, die Raserei massiv zu bekämpfen, teilen. Wir haben deswegen im Jahr 2021 beim ersten Raserpaket mitgestimmt. Ich hätte mir gewünscht, dass wir jetzt Zahlen bekommen: Wie hat das gewirkt? (Abg. Deimek: Hat eben nicht gewirkt, sagen alle!) Wie hat es sich ausgewirkt, dass genau diese Geschwindigkeitslimits – 80, 90 km/h – zu sechs Monaten Führerscheinentzug führen? Wie viele solche Führerscheinentzüge wurden schon durchgeführt? Was ist los, werden die Möglichkeiten des Geset­zes jetzt schon ausgeschöpft? Warum jammern die Menschen in Wien immer noch darüber, dass es so viele illegale Straßenrennen gibt? Wird da das Gesetz


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nicht angewandt? Warum geht man dann gleich jetzt, bevor man dieses Gesetz evaluiert, einen solchen Schritt weiter, der uns als Ultima Ratio bleiben und nicht aus der Hüfte geschossen werden sollte? – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Deimek: Autohass, mehr ist es nicht! Danke, Herr Anwalt, gute Rede!)

17.16


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dietmar Keck. – Bitte.


17.16.14

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Lieber Gerhard Deimek, wenn man mitten in der Nacht an Wohnungstüren anläuten und dann den verschlafenen Personen, die aufmachen, erklären muss, dass einer ihrer Angehörigen, egal ob das der Vater, der Sohn, der Bruder und so weiter ist, nicht mehr kommt, weil er bei einem Unfall tödlich verunglückt ist, bleiben bei dem, der die Nachricht überbringen muss, aufgrund der Szenarien, die sich da abspielen, Bilder im Kopf. Wenn man zu einem Verkehrsunfall kommt, wo es aufgrund von Raserei Todesopfer gibt und bei diesen Todesop­fern auch ein Kind dabei ist, dann hat man Bilder im Kopf, die nie wieder weggehen. Und wenn man diese Bilder im Kopf hat, hat man ein ganz anderes Verhältnis zu den Rasern. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Wenn es Menschen gibt, die aufgrund ihres Egos Rennen machen müssen, die sich mit ihren Fahrzeugen mit 160, 180 km/h im Stadtgebiet bewegen, dann bleibt nur mehr eine Maßnahme: ihnen diese Fahrzeuge, mit denen sie die Rennen machen, wegzunehmen, denn ein Führerscheinentzug bringt bei ihnen nichts – die fahren auch ohne Führerschein weiter. Geldstrafen machen sie in dieser Szene, in der sie sind, stolz, denn jede Geldstrafe bringt sie in der Hierarchie etwas höher.

Das aber, was sie wirklich immer haben wollen und was ein Heiligtum für sie ist, sind die Autos, die sie haben. (Abg. Deimek: Und wenn sie ihnen nicht gehören, wen straft man dann?) Und wenn man ihnen diese Heiligtümer, lieber Gerhard,


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wegnimmt, weil sie wirklich Menschen in Gefahr bringen, weil es genau diese Raser sind – siehe am Beispiel Berlin, wo es wirklich einige Todesopfer gab –, wenn, wie es heute schon erwähnt wurde, wegen Raserei – wie heute in der Früh in Wien, in Döbling – ein Todesopfer, ein lebensgefährlich Verletzter, eine schwerstverletzte Person dabei sind, ja bitte, dann ist es nur notwendig, ein­zugreifen und ihnen genau diese Mittel, mit denen sie das machen, wegzunehmen.

Es ist das einzige - - (Abg. Deimek: Und wenn es vor der Verfassung nicht hält, was machen wir dann? Was machen wir dann?) – Lieber Gerhard, was dann der VfGH entscheidet, wird man sehen! (Abg. Deimek: Das ist doch Kurz-Philosophie! Das machen wir dann juristisch, ... Spitzfindigkeiten!) Ich glaube aber, es ist das einzige Mittel, das wir als Handhabe haben, um Leben zu retten, und uns geht es um die Leben der Menschen, dass diese bleiben, und nicht um Wahnsinnige, die mit ihren Fahrzeugen andere Leben gefährden. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.) Das darf es nicht sein, das wollen wir nicht, und das werden wir mit diesem Gesetz verhindern! – Daher werden wir auch zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

17.18


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Ottenschläger. – Bitte.


17.18.39

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherin­nen und Zuseher! Herr Kollege Keck, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen hier, denn Sie haben das sehr gut beschrieben, was leider viel zu oft in Österreich Realität ist: nämlich dass wir – vor allem die Betroffenen, oft Familien – mit Situationen konfrontiert sind, bei denen es um Menschenleben geht. So wie Sie es beschrieben haben, sind das Situationen, die wir uns alle nicht wünschen, und ich glaube, es ist unsere Aufgabe, diese Situationen so gut wie möglich zu verhindern.


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Meine Damen und Herren, um eines klarzustellen, damit da kein falscher Eindruck entsteht: Natürlich ist das Auto für viele Menschen in unserem Land ein wichtiges Mobilitätsmittel, und wir bekennen uns auch dazu. Es ist aber im Straßenverkehr kein Spielzeug!

Meine Damen und Herren, wenn das Auto zur Waffe wird – ich wiederhole, liebe Kollegen von den Freiheitlichen: wenn es zur Waffe wird –, weil es missbräuchlich verwendet wird – wenn jemand mit über 100 km/h, mit 130 km/h durch eine Ortschaft rast und vor einer Schule Kinder mutwillig gefährdet, dann wird es zur Waffe –, dann muss es in letzter Konsequenz auch irgendwann weg sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Deimek: ... gar nicht dem gehört? – Abg. Weratschnig: Dann haben wir ein Lenkverbot, Herr Deimek! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Deimek. – Abg. Weratschnig: Dann gibt es ein Lenkver­bot!)

Meine Damen und Herren, geschätzter Kollege Margreiter von den NEOS, wir sind, glaube ich, bei dieser Vorgehensweise insgesamt alles andere als leichtfertig. Wir haben natürlich auch die Stellungnahmen berücksichtigt, wir haben uns natürlich auch mit dem Verfassungsdienst abgestimmt. Heute kann Ihnen keiner mit hundertprozentiger Garantie sagen, dass das, was wir heute hoffentlich mit breiter Mehrheit beschließen, für immer und ewig auch so hält, aber haben wir doch den Mut, diesen Schritt zu gehen, damit wir, so gut es geht, mehr Verkehrssicherheit auf Österreichs Straßen haben! Ich glaube, diesen Mut sollten wir heute hier zeigen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Um diesem falschen Eindruck entgegenzutreten, der bei dieser Debatte dann immer wieder gerne erweckt wird, nämlich dass wir einem harmlosen Autofahrer, der vielleicht ein bisschen die Geschwindigkeit übertritt oder etwas übersieht, das Auto wegnehmen: Das ist nicht der Fall. Auch Kollege Keck hat es schon sehr gut beschrieben (Abg. Deimek: Kollege?): Um wen geht es denn eigentlich hauptsächlich? – Es geht auch um eine Szene, die illegale Autorennen veranstaltet, die ihre Autos, wie es so schön heißt, aufmotzt. Das Auto ist ihr


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Heiligtum. Sie sind schon auch oft Eigentümer, denn sonst dürften sie an diesen Autos nicht so herumbasteln und sie aufmotzen, und denen müssen wir das Handwerk legen, weil sie uns alle gefährden, insbesondere auch unsere Kinder. Das dürfen wir nicht weiter tatenlos zulassen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Deswegen noch einmal – wir haben es ja schon ausführlich diskutiert, es wurde auch dargestellt, um welche Übertretungen es geht, und Kollege Weratschnig hat es auch schon erklärt –, ich bitte Sie in dieser Frage wirklich: Stimmen Sie hier zu, weil wir doch eines miteinander schaffen wollen, nämlich dass wir weniger Verkehrstote auf Österreichs Straßen haben! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.22


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Gewessler zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.


17.22.49

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier im Saal, aber auch zu Hause vor den Bildschirmen! Heute ist ein bedeutender Tag für die Verkehrssicherheit. Wir haben nach intensiven Arbeiten im Ministerium, nach einem Begutachtungs­pro­zess in meinem Ministerium jetzt auch den dritten und letzten Teil des Maß­nahmenpakets gegen extreme Raserei zur Beschlussfassung hier im Parlament. Mit Umsetzung dieses letzten Teils setzen wir nun eben auf allen Ebenen umfassende Schritte gegen unbelehrbare Wiederholungstäter und rücksichts­loses Verhalten auf unseren Straßen – Sie erinnern sich: Ich habe dieses Paket vor zwei Jahren angekündigt. Es ist gut durchdacht, es wurde lange bearbeitet, es ist abgewogen und liegt jetzt als dritter Schritt vor.

Schärfere Strafen sind bereits in Kraft – Abgeordneter Margreiter hat darauf hingewiesen –, wir haben eine konsequente Politik bei der Führerschein­abnahme


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umgesetzt, aber jetzt folgt bei besonders schweren Fällen mit der Beschlag­nahmung des Fahrzeugs der dritte und letzte Punkt aus diesem Paket. Ich gehe dann noch auf die Details ein, möchte aber auch hier noch einmal vor Augen führen, worum es in dem Paket eigentlich geht.

Es gibt dieses Jahr – ich nehme die Zahl für 2023 – bereits 182 Menschen, die auf unseren Straßen gestorben sind. Wir sagen die Zahl so leicht dahin als Zahl in einer Statistik, aber ich glaube, damit vergessen wir etwas ganz Wesent­liches: Die 182 Menschen, von denen bei vielen überhöhte Geschwindig­keit die Todesursache war, sind 182 Mal eine Freundin, ein Familienmitglied, ein Arbeitskollege, ein Kind, das auf unseren Straßen zu Tode kommt. Jeder einzelne Fall ist schrecklich und jeder einzelne Fall ist unerträglich, und ich kann mir das selbst nicht vorstellen – ich kann mir nur vorstellen, wie Herr Keck das jetzt auch beschrieben hat, wie es sein muss, einfach auch nur die Nachricht zu überbringen, aber ich habe mit Menschen gesprochen, die das betroffen hat.

Sabine Koch-Peterbauer aus Salzburg ist eine von diesen Personen. Wenn ich ihr zuhöre, dann weiß ich mit Sicherheit: Jeder und jede Tote auf unseren Straßen ist eine beziehungsweise einer zu viel. Ich möchte wirklich auch an dieser Stelle ein ganz großes Danke sagen, ganz speziell für ihr Engagement, wie für das Engagement vieler Menschen, die sich für strengere Regeln einsetzen, denn niemand sonst soll das durchmachen, was sie ertragen musste. Dieses Engage­ment ringt mir wirklich großen Respekt ab, und da sage ich wirklich herzlichen Dank dafür. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Ich hoffe, dass der heutige Beschluss, den Sie – ich darf Sie schon an dieser Stelle darum ersuchen – hoffentlich mit breiter Mehrheit fassen, dazu beiträgt, dass wir dieses Ziel erreichen, denn jeder einzelne Tote ist einer zu viel.

Da müssen wir eben auch deutlich sein – und es ist jetzt wiederholt gefallen: Mit 130 km/h durchs Ortsgebiet ist kein Kavaliersdelikt. Wer mit dieser Geschwin­digkeit durch einen Ort unterwegs ist, hat das Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle. Das ist lebensgefährlich, oft für den Lenker selbst, aber es ist lebens­gefährlich


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für unbeteiligte Menschen, die auf der Straße unterwegs sind, für alle anderen.

Es gibt eben ein paar wenige Unbelehrbare, ein paar rücksichtslose Wieder­ho­lungstäter, die sich von den Strafen nicht abschrecken lassen, und da ist in Zukunft die einzige wirksame Konsequenz: Wer das Auto in diesem Sinn als Waffe verwendet, dem kann man das in letzter Konsequenz auch als Waffe aus der Hand nehmen. Das Fahrzeug wird in Zukunft an Ort und Stelle beschlag­nahmt und in letzter Konsequenz auch versteigert.

Das ist rechtlich eine komplexe Materie, Herr Deimek, da gebe ich Ihnen recht, klar. (Abg. Deimek: Und warum prüft ihr es nicht?) Genau aus diesem Grund haben wir die Stellungnahmen aus der Begutachtung auch genau geprüft (Abg. Deimek: Das ist doch nicht wahr! Das ist ja nicht wahr!), auch die Expertise des Verfas­sungsdienstes dauerhaft eingeholt und eingebunden (Abg. Deimek: Geh!), und der Verfassungsdienst hat keine Einwände gegen diesen Gesetzentwurf. (Abg. Deimek: Der Verfassungsdienst ist ... kein Verfassungsgerichtshof!) Selbstver­ständ­lich ist der Verfassungsdienst kein Verfassungsgerichtshof, das sind die Grundlagen der Gewaltentrennung in unserer Republik (Abg. Deimek: Das sind ...juristen im besten Fall!), aber der Verfassungsdienst berät uns bei der Gesetzwerdung und hatte gegen diesen Gesetzentwurf keinen Einwand. (Abg. Deimek: Und das Justizministerium?)

Es zeigt sich: Der vorliegende Entwurf aus der Begutachtung ist gut. Wir haben an einigen Stellen noch Verbesserungen vorgenommen, zum Beispiel beim Lenkverbot, das heute schon angesprochen wurde. Ich darf kurz erläutern, wie das in Zukunft umgesetzt wird.

Wir haben ein dreistufiges Verfahren vorgesehen, an dessen Ende der ersatzlose Verfall stehen kann – es ist natürlich ein Verfahren, eine Einzelfallprüfung. Bei Geschwindigkeitsübertretungen von mindestens 60 km/h im Ortsgebiet oder 70 km/h außerhalb des Ortsgebiets wird von der Polizei künftig an Ort und


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Stelle das Auto vorläufig beschlagnahmt. (Abg. Deimek: Da kann die Rechtsan­waltskammer ...!) Das ist eine Situation, in der sowieso einmal der Führerschein weg ist (Abg. Deimek: Sie sind besser als die Rechtsanwaltskammer!) und künftig auch das Auto für bis zu zwei Wochen beschlagnahmt werden kann. In dieser Zeit hat die Behörde die Zeit, zu prüfen, ob sie überhaupt ein Verfallsverfahren einleitet. Da geht es dann zum Beispiel um die Prüfung, ob es sich um einen Wiederholungstäter handelt, also ob die Person in der Vergan­genheit bereits durch ein ähnliches Vergehen aufgefallen ist.

Wenn das bejaht wird, dann kann am Ende eines Verfahrens das Fahrzeug für verfallen erklärt werden. In besonders schweren Fällen – da reden wir von 80 km/h im Ortsgebiet oder 90 km/h außerhalb des Ortsgebiets – kann die Behörde den Verfall auch beim Ersttäter verfügen.

In weiterer Folge wird das Fahrzeug dann verwertet, sprich im Normalfall versteigert, und die Erlöse dieser Versteigerung gehen zu 70 Prozent an den Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds, zu 30 Prozent an die jeweilige Gebietskörperschaft. Auch das halte ich für ein wichtiges Zeichen, denn es zeigt: Diese Maßnahme dient einer höheren Verkehrssicherheit. (Abg. Deimek: Sie können hoffen, dass die BH ...!)

Wir haben auch die Regelung bei Autos, die nicht dem Fahrer gehören, beibehalten – ich habe es vorhin schon erwähnt. In diesem Fall kann dann für die entsprechende Person ein dauerhaftes Fahrverbot für das Auto verhängt werden, über das natürlich auch der Zulassungsbesitzer, die Zulassungsbesitzerin oder zum Beispiel Leasingunternehmen informiert werden.

Ich möchte auch das unterstreichen, was Abgeordneter Ottenschläger schon ausgeführt hat. Selbstverständlich kann auch im Straßenverkehr jeder einmal einen Fehler machen. Menschen können Fehler machen, ja, viele von uns auch hier im Raum sind wahrscheinlich schon einmal zu schnell gefahren, aber darum geht es bei dieser Regel nicht. Da geht es wirklich um Wiederho­lungs­täter, um Rücksichtslosigkeit, um Risiko und um das Leben von völlig


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Unbeteiligten. Wer mit 230 km/h über die Autobahn jagt, gefährdet Leben, wer mit 130 km/h durchs Ortsgebiet fährt, detto. Das ist eine Geschwindigkeit, die einem nicht einfach so passiert, das ist eine bewusste Entscheidung, und für die gibt es in Zukunft auch eine klare Konsequenz, wenn Sie diesem Gesetzentwurf heute zustimmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Deimek: Die Rechtsanwaltskammer ...!)

Ich bin sehr froh, dass wir damit heute den letzten Teil dieses Maßnahmen­pakets auf den Weg bringen. Ich möchte mich auch wirklich bei allen bedanken, die an diesem Paket mitgearbeitet haben – von den Beamtinnen und Beamten in meinem Haus bis zu den Landesverkehrsreferenten und -referentinnen der unterschiedlichsten politischen Parteien. Ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle auch nach Salzburg: Landesrat Schnöll hat sich auch besonders um dieses Gesetz bemüht.

Wir beschließen das heute in diesem Haus und setzen damit hoffentlich einen wichtigen Schritt für die Verkehrssicherheit. Ich hoffe, wir beschließen das mit breiter Mehrheit. Das Ziel heißt: Niemand soll auf unseren Straßen ums Leben kommen. Jeder Toter, jede Tote ist einer, eine zu viel. – Deswegen herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Deimek: Werden Sie beim ersten verlorenen Gerichtsprozess zurücktreten?)

17.30


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte.


17.31.57

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Frau Ministerin hat es schon angesprochen: Mit 1. Juli hatten wir auf Österreichs Straßen schon 132 Todes­opfer. Das heißt, heuer ist im Schnitt jeden Tag ein Mensch auf Österreichs Straßen ums Leben gekommen; und heute ist im 19. Bezirk ein 17-jähriger junger Mann dazugekommen.


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Ich finde es dann schon immer befremdlich, auch wenn wir das im Ausschuss diskutieren, Kollege Deimek von der FPÖ: Ihr macht euch lustig, ihr kritisiert, ihr werft uns Ideologie vor, aber von euch kommt kein einziger Vorschlag dazu, wie wir zu weniger Toten auf Österreichs Straßen kommen. Hier – und das muss man schon erwähnen – geht es nicht um normale Autofah­rende, die zum Einkaufen fahren, die in die Arbeit fahren, die in den Urlaub fahren und vielleicht hin und wieder beim Schnellfahren erwischt werden. Darum geht es hier nicht.

Hier geht es um Menschen – und in der Regel sind es junge Männer –, die sich an illegalen Straßenrennen beteiligen oder aus irgendeinem anderen Grund derart zu schnell fahren und über die Straßen rasen, dass sie ihr eigenes Leben und vor allem das von Unbeteiligten gefährden und schwerste Unfälle bewusst in Kauf nehmen.

So wie letztes Jahr, da gab es auch einen Fall, da ist eine 48-jährige Frau in Wien auf der Ringstraße von einem Raser, der mit unglaublicher Geschwindigkeit unterwegs war, regelrecht abgeschossen worden. Der Raser überlebte, die Frau starb noch am Unfallort. In diesem Fall ist dann sowieso das Strafrecht dran, dann ist es aber zu spät.

Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, diesem sinnlosen Sterben ein Ende zu setzen und diesem sinnlosen Sterben alles entgegenzusetzen, was wir nur können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Kollege Keck hat vollkommen richtig gesagt: Vor allem in diesen Kreisen der Tuner, dieser Teilnehmer an illegalen Straßenrennen, da funktionieren Nachschulungen nicht, da funktionieren Geldstrafen nicht. Da funktioniert eine Sache: dass man ihnen dieses Fahrzeug, das dann zur Waffe wird, weg­nimmt, in allerletzter Konsequenz auch enteignet und zwangsversteigert. Und genau das werden wir heute beschließen.


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Ich möchte das noch einmal betonen, weil das heute und auch im Ausschuss wieder gekommen ist: Wir reden hier nicht einfach über das zu schnelle Fahren. Es geht da innerorts um 130 km/h, 80 km/h zu schnell heißt 130 km/h zum Beispiel hier draußen auf der Ringstraße. 90 km/h zu schnell außerorts: Das sind über 220 km/h auf der Autobahn. Das ist nicht einfach nur zu schnell fahren. Das ist eine Form der Raserei, der gemeingefährlichen Raserei, bei der bewusst extrem schwere Unfälle in Kauf genommen werden. Wir haben eine Verant­wortung, das zu verhindern, dem alles entgegenzusetzen. Deswegen bitte ich um breite Unterstützung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.34


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Klaus Lindinger. – Bitte.


17.34.28

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Erlauben Sie mir, dass ich zu Beginn eine Abordnung von ehemaligen JVP-Funktionären aus Österreich ganz herzlich auf der Galerie begrüße. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Zum Beschluss des Raserpakets – meine Kolleginnen und Kollegen und Vor­redner haben es schon entsprechend ausgeführt –: Es geht um höhere Strafen und die Möglichkeit der Beschlagnahme der Fahrzeuge bei massiven Geschwindigkeitsübertretungen. Was sind massive Geschwindigkeitsüber­tretungen? – Das sind mehr als 60 km/h über der erlaubten Höchstge­schwindigkeit im Ortsgebiet und mehr als 70 km/h außerhalb des Ortsgebiets.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da geht es nicht darum, dass man einmal einen schwereren Fuß hat oder vor der Geschwindigkeitsbegrenzung das Auto ausrollen lässt. Da geht es wirklich um das bewusste und mutwillige Treten aufs Gaspedal im Ortsgebiet und außerhalb des Ortsgebiets. Da geht es


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darum, das Auto als Waffe zu verwenden und damit Menschenleben zu gefähr­den. Genau dem wollen wir einen Riegel vorschieben. Deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Gesetz heute so beschließen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Ein weiterer Punkt ist in diesem Gesetzespaket enthalten: Dabei geht es um die Anerkennung von kosovarischen Führerscheinen bei uns in Österreich. Viele Interessengruppen – die Landwirtschaftskammer, der Bauernbund –, wir alle gemeinsam haben fast zwei Jahre darum gekämpft, dass wir diesbezüglich eine Lösung zusammenbringen. Ich sage allen Beteiligten Danke, der Ministerin, allen, die da mitgeholfen haben, dass die Anerkennung jetzt mit 1. September 2023 in Kraft treten kann und dass wir damit eine Lösung für rund 1 700 Kosovaren finden, die in Österreich mit Beschäftigungsaufenthalt und Rot-Weiß-Rot-Karte beschäftigt sind.

Ich kann aus meinem Bundesland Oberösterreich berichten, da sind es rund 700 Personen. 512 davon sind Saisonarbeitskräfte in der Land- und Forstwirtschaft. Es ist gerade in meinem Wahlkreis, im Eferdinger Becken, wo viele Gemüsebauern daheim sind, ganz, ganz wichtig, dass der Abtrans­port von Gemüse zur Verarbeitung oder zum Lebensmittelhandel sichergestellt ist, dass diese Saisonarbeitskräfte dies auch durchführen können.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns dabei unterstützt haben, dass wir da eine gemeinsame Lösung finden konnten! (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Ich darf noch einen dritten Punkt erwähnen. Es geht um das Parkhaus der ÖBB in der Stadt Wels, bei mir daheim in Oberösterreich. Jeder, der schon einmal in das Parkhaus gefahren ist, hat bemerkt, dass man relativ schwer einen Parkplatz findet, weil extrem viele Dauerparker dieses Parkhaus nutzen (Zwi­schenruf des Abg. Brückl) und damit die Pendler sozusagen aus diesem Parkhaus verbannen. Es freut mich, dass ich mit Kollegen Laurenz Pöttinger im


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Nationalrat eine Petition einbringen konnte, auch die Kollegin im Bundesrat hat eine Petition eingebracht, und nun Bewegung in diese Sache gekommen ist.

Dieses Parkhaus hat 545 Stellplätze. Wir haben erst vor einer guten Woche erfahren, dass jetzt ein neues Bewirtschaftungssystem der Stadt Wels gemeinsam mit den ÖBB und mit dem Land Oberösterreich in Planung ist. Es ist gut, dass ein neues System in Planung kommt, das die Ein- und Ausfahrt vereinfacht.

Was wir aber am Vorschlag des FPÖ-Bürgermeisters der Stadt Wels kritisieren, ist, dass ab dem ersten Tag eine Benützungsgebühr von 2 Euro, ab dem dritten Tag von 4 Euro und ab dem fünften Tag von 8 Euro verlangt wird. Das ist eine Abzocke der Pendler. Viele Leute sind auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen. Das ist positiv (Abg. Brückl: Du bist der Dauerparker, Klaus!), das unterstützen wir, aber wenn ab dem ersten Tag ein Bewirtschaftungssystem eingeführt wird, das wir auch unterstützen, bei dem jedoch die Pendler, die auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, von der Stadt Wels abgezockt werden, dann kritisieren wir das auf das Schärfste. Das gibt es mit uns nicht. Dazu wird auch die ÖVP im Gemeinderat nächste Woche einen Abänderungsantrag einbringen.

Ich hoffe, Sie können die Kolleginnen und Kollegen davon überzeugen, dass dieser Abänderungsantrag, dass man die Pendler nicht abzockt, auch entsprechend unterstützt wird.

Unser Ansatz ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs von Wels in die ländlichen Regionen – Wels ist ein Knotenpunkt, wo auch viele schnelle Züge halten –, damit viele Pendler nicht nach Wels in das Parkhaus kommen müssen, sondern schon extern parken und dann mit den Öffis nach Wels kom­men, um damit das Parkhaus zu entlasten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.39



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Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Franz Leonhard Eßl zu Wort. – Bitte.


17.39.44

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus, der Gesetz­gebung! Ein erstes Paket gegen notorische Verkehrsrowdys haben wir bereits vor zwei Jahren beschlossen. Nun gibt es aber trotzdem einige wenige Unbelehrbare, meist mit getunten Autos, die sich gar nicht um die Vorschriften kümmern. Ziel dieser Regierung und auch unser Ziel als Parlamentarier ist es, die Verkehrssicherheit in Österreich zu erhöhen; Ziel ist ein vermehrter Schutz der Verkehrsteilnehmer; Ziel ist, die Anzahl der Unfallopfer weiter zu senken. Daher beschließen wir heute ein weiteres Paket, das die Beschlagnahme und unter Umständen den Verfall des Fahrzeuges ermöglicht beziehungsweise regelt.

„Die Organe der Straßenaufsicht haben unter Bedachtnahme auf die Verkehrs­sicherheit Fahrzeuge vorläufig zu beschlagnahmen, wenn mit technischen Hilfsmitteln festgestellt wurde, dass der Lenker die erlaubte Höchstgeschwin­digkeit im Ortsgebiet um mehr als 60 km/h oder außerhalb des Ortsgebiets um mehr als 70 km/h überschritten hat.“ Eine endgültige Beschlagnahme erfolgt, wenn dies der Fall ist und „dem Lenker innerhalb der letzten vier Jahre die Lenkberechtigung wegen einer der in § 7 [...] genannten Übertretungen entzo­gen worden ist oder“ wenn bei einer erstmaligen Übertretung nachgewie­sen wird, „dass der Lenker die erlaubte Höchstgeschwindigkeit im Ortsgebiet um mehr als 80 km/h oder außerhalb des Ortgebiets um mehr als 90 km/h überschritten hat“.

Es ist von meinen Vorrednern schon gesagt worden: Das richtet sich nicht gegen jene Autofahrer, die einmal unachtsam eine Geschwindigkeitsübertretung begehen, sondern gegen jene, die dies gezielt tun. Darüber hinaus kann die Behörde „zusätzlich zur Geldstrafe [...] ein von ihr beschlagnahmtes Fahrzeug [...]


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für verfallen [...] erklären, wenn das geboten erscheint, um den Täter von weiteren gleichartigen Übertretungen abzuhalten“.

Nun gibt es Kritik betreffend Eingriff ins Eigentumsrecht. Meine Antwort darauf ist: Erstens wird im Einzelfall entschieden, zweitens gibt es ein dreistufiges Verfahren – damit ist Willkür ausgeschlossen –, drittens kommt es zum Tragen, wenn das Fahrzeug gleich einer Waffe grob fahrlässig verwendet wird und bewusst die Gefährdung anderer, die Verursachung von menschlichem Leid in Kauf genommen wird.

Die ÖVP ist der Garant für den Schutz von Eigentum. Da aber geht es um vorsätzliche Gefährdung von Leib und Leben. Die Beschlagnahme einer Waffe ist, wenn die Waffe grob fahrlässig verwendet wird, kein unverhältnismäßiger Eingriff ins Eigentum.

Zum Schluss noch ein Dank an meinen Kollegen Klaus Lindinger, der vorhin gesprochen hat: Er hat mit seiner Beharrlichkeit dafür gesorgt, dass wir heute das Problem der Nichtanerkennung von Führerscheinen des Kosovo zum vorübergehenden Lenken von Kraftfahrzeugen in Österreich lösen werden. Das ist ein wichtiger Beschluss für die Erntehelfer, ein wichtiger Beschluss für die Bäuerinnen und Bauern und eine pragmatische Lösung für unser Land. – Herz­lichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

17.43


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Laurenz Pöttinger. – Bitte.


17.43.44

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Gott sei Dank können wir heute dieses Raserpaket beschließen. Es ist – wie vorhin schon ausgeführt wurde – wichtig zum Schutz unserer Kinder und zum Schutz unserer Bevölkerung.


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Gott sei Dank ist es auch gelungen, dass Führerscheine von Kosovaren beim Lenken von in Österreich angemeldeten Kraftfahrzeugen ab 1.9.2023 Gültigkeit haben werden. Das betrifft in Österreich, wie schon ausgeführt, immerhin 1 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es hat auch immer wieder Interventio­nen von diversen Betrieben bei der Wirtschaftskammer gegeben – das Lenken ist sehr oft auch betriebsnotwendig –, weil das nicht einzusehen war. Diese Anerkennung ist nun dank einer legistischen Lösung eine wirkliche Erleichterung, insbesondere auch für unsere Unternehmen hier in Österreich. – Danke dafür. (Beifall bei der ÖVP.)

Mein Kollege Klaus Lindinger hat es schon ausgeführt und auch mir liegt es am Herzen, das muss ich ganz ehrlich sagen: das Parkdeck in Wels. Wenn man dorthin fährt, ist immer alles randvoll. Eine Lösung der Problematik wäre auch, einen Spätzug einzuführen, der in die betroffenen ländlichen Regionen fährt. Das wäre eine ganz wichtige Maßnahme. Ich bekomme teilweise Zuschriften aus Andorf, aus Schärding, auch aus Grieskirchen und aus Ried, in denen die Betroffenen schreiben: Wir haben keine andere Chance! Es gibt keine Möglich­keit! Wenn wir zu einer Kultur- oder Sportveranstaltung nach Linz oder Wien fahren, dann haben wir keine Chance, dass wir noch nach Hause kommen, deshalb sind wir gezwungen, mit dem Auto nach Wels zu fahren.

Der mögliche Beschluss am kommenden Montag im Welser Gemeinderat mit den Stimmen der FPÖ- und auch der SPÖ-Fraktion stimmt mich wirklich bedenklich. Es war nicht so gemeint, dass man von den Tagespendlern sofort Geld nimmt. Das ist der falsche Weg. Es wäre richtig und wichtig, dass man einen Spätzug einführt. – Frau Ministerin, ich bitte auch Sie um Unterstützung dafür, und ich bitte all meine Kolleginnen und Kollegen und natürlich auch alle Zuseherinnen und Zuseher, die Petition zu unterstützen. – Danke.

17.46


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer. – Bitte.



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17.46.45

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Frau Bun­desministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher bei uns hier im Haus und auch vor den Bildschirmen zu Hause! Ich glaube, ich gehöre zu den Abgeordneten, die sich mit Autos auskennen, da ich eine Tankstelle habe. Ich kann berichten, dass es nicht nur im Dorf ein Problem ist, sondern auch vor meiner eigenen Haustür, nämlich vor den Tankstellen, weil manche glauben, wir haben einen Drive-in. Teilweise fahren junge Menschen bei uns hinein – das sind meistens Führerscheinneulinge, die gerade erst den Führerschein gemacht haben –, die relativ schnell unterwegs sind und auch ihr Fahrzeug nicht ganz unter Kontrolle haben.

In der Zeit, in der ich als Gemeinderätin im Gemeinderat gesessen bin, sind wir oft damit konfrontiert gewesen, wie es vor den Kindergärten zugeht. Mittler­weile ist es ja Usus, dass man die Kinder in die Schule und auch in den Kindergarten bringt, und es gibt ein recht hohes Verkehrsaufkommen, wenn die Kinder dort abgegeben werden, aber danach ist Ruhe. Wir mussten für sehr viel Geld Schwellen bauen, damit diese jungen Fahrerinnen und Fahrer nicht wie die Wahnsinnigen durchfahren, weil sie es gerade lustig finden. Das ist auch für Gemeinden eine riesige Herausforderung. Ob das jetzt bei der Einfahrt oder bei der Ausfahrt des Ortes ist – mittlerweile stehen fast überall Radargeräte, um die Geschwindigkeit zu messen und so dem Schnellfahren Einhalt gebieten zu können.

Ich glaube, ich selber bin auch eine recht zügige, eine recht rasante Auto­fahrerin, das gebe ich sehr gerne zu, und ich fahre auf der Autobahn auch gerne einmal etwas über 130 km/h. (Abg. Rauch: Na hallo, das geht aber nicht!) Ich bin aber noch nie – noch nie! – auf 220 km/h gekommen. Ich glaube auch, im Ort, also durch Polling, 130 km/h zu fahren, das schaffe ich gar nicht, denn wenn ich auf das Gas trete, brauche ich fast bis draußen, dass ich überhaupt auf 130 komme. Es gibt aber Fahrzeuge, die aufgemotzt und extrem getunt werden, und


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die können schnell auf 130 km/h im Ortsgebiet kommen – so schnell, wie man nur so schauen kann. Und das ist ein Problem.

Es ist die letzte Maßnahme – und das möchte ich jetzt wirklich betonen –, es ist die letzte Maßnahme, dass man ein Auto enteignet. Das bedeutet nicht, dass, wenn das einmal passieren sollte – aus meiner Sicht passiert so etwas nicht –, das Fahrzeug sofort abgenommen und versteigert wird. (Abg. Rauch: Sicher, was sonst?!) Das wird nicht der Fall sein (Abg. Deimek: Was dann?), sondern wirklich die letzte Konsequenz. Und ich glaube schon, dass man - - (Abg. Rauch: ... Ihnen die Tankstelle auch noch wegnehmen! – Abg. Deimek: ... Margreiter ist Rechts­anwalt ...! Der letzte Tankstellenwart war der ...!) – Kollege Deimek, ich schätze dich sehr, aber zu sagen, dass ein Auto keine Waffe ist, ist schon sehr verwun­der­lich. Es gibt einige Beispiele, dass Menschen bewusst von Fahrzeugen angefahren worden sind und dann nicht mit dem Leben davongekommen sind.

Mein Damen und Herren, es ist wichtig, dass wir dieses Paket abschließen. Die Fahrzeugabnahme ist die letzte Konsequenz, das wird nicht beim ersten Mal passieren. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

17.50

17.50.02


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2092 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.


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17.50.4416. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2097 d.B.): Bundesgesetz über die Übertragung des Teilbetriebes Infrastruktur der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH an die ÖBB-Infrastruktur AG (GKB-Infrastruktur-Übertragungsgesetz) (2167 d.B.)

17. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 2725/A der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb Gmbh Gesetz (GKB-Gesetz 2022) erlassen wird (2168 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir nun zu den Tagesordnungs­punk­ten 16 und 17, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erster Redner: Herr Abgeordneter Alois Stöger. – Bitte.


17.51.28

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Was wir jetzt auf der Tagesordnung haben, davon glaubt man normal, das gibt es gar nicht. Wir haben ein Unternehmen, die Graz-Köflacher Eisen­bahnbetriebe, das eine exzellente Performance im Bereich des Güter­verkehrs entwickelt hat. Dieses Unternehmen ist ein Transformations­betrieb. Als der Bergbau geschlossen wurde, hat man aus Transforma­tions­gründen heraus gefragt: Was brauchen die Menschen, was braucht die Bevölkerung in der Region? Dabei ist herausgekommen: Sie brauchen Mobilität. Und diese GKB hat den Menschen in der Steiermark Mobilität ermöglicht und sich neben dem Personenverkehr auch dahin entwickelt, dass sie den Güterverkehr grenzüber­schreitend exzellent durchgeführt hat.


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Was wir jetzt erleben ist, dass die GKB aufgrund ihres Erfolges im Güterverkehr zerschlagen wird. Die guten Sachen nimmt man heraus und gibt sie in die ÖBB. Man macht etwas ganz anderes, als die Schweiz macht. Die Schweiz sagt, die Verkehre im hochrangigen Streckennetz machen die ÖBB und der Regionalver­kehr, der ländliche Verkehr wird von der GKB wahrgenommen. Genau dieses Geschäftsmodell, dieses eigentlich moderne Geschäftsmodell, wird jetzt zerstört, weil irgendeinem Mitarbeiter im Ministerium nicht passt, auf welcher Kostenstelle das abgerechnet wird. Das ist der Grund.

Es gibt keinen Grund, die GKB zu zerschlagen. Ich kenne viele Expertinnen und Experten im Bereich des Verkehrs, aber ich kenne keinen Einzigen, der gesagt hat, dass das gescheit ist, was man da tut; und so hinter der Hand wird gesagt: Das haben wir müssen, weil die Ministerin es sich einbildet. Ich sage das so.

Liebe Abgeordnete der ÖVP und auch der Grünen, vor allem jene, die aus der Steiermark sind, ich bitte euch: Stimmt meinem Antrag zu, meinem Geset­zesvorschlag, dann habt ihr das Problem nicht! Für die Bevölkerung bringt das hinten und vorne keinen Nutzen.

Ich halte es für das falsche Signal, wenn Unternehmen, die zum Beispiel innovativ waren, sich zum Beispiel Anteile am Hafen Koper organisieren, wie die GKB das von sich aus gemacht hat – das ist das, was wir wollen, was wir im Güterverkehr brauchen –, jetzt dafür bestraft werden. Man zerschlägt das Unternehmen.

Schaut euch an, was die Arbeitnehmer dazu sagen! Die Arbeitnehmer, die immer gute Leistungen erbracht haben, werden demotiviert. Es bleibt ein Restbetrieb übrig. Man will es nicht sagen, aber es ist fast so, wenn man einen Teil herausnimmt. Man nimmt den Teil heraus, der, sage ich jetzt, die Grundstücke hat – das ist nämlich die Infrastruktur –, der die Häuser hat, und der Fahrbetrieb bleibt übrig. Das ist kein Signal.


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Noch einmal zu den ÖBB: Die ÖBB brauchen wir, sie sind ein gutes Unter­nehmen, die Infrastruktur passt. Die ÖBB haben so viel Arbeit: den Ausbau der Weststrecke, die Koralmbahn. Die können das tun, die können investieren, das wäre wichtig.

Stellt euch vor, es ist geplant gewesen, dass man bei der GKB die Elektrifi­zierung vornimmt. (Abg. Schnabel: Die wird schon gemacht!) Das ist gescheit, aber wenn man während des Prozesses, während man das macht, die Leute verun­sichert, den Bereich jetzt herausnimmt, wo man die Elektrifizierung machen soll, dann entsteht dort Verunsicherung. Man weiß nicht, wer anschafft, es kommen neue Leute dazu.

Das ist nicht notwendig, meine sehr geehrten Damen und Herren. Lasst einen funktionierenden Betrieb arbeiten! Die Leute haben das immer gut gemacht. In Wirklichkeit haben die ÖBB genug zu tun, den öffentlichen Verkehr auszubauen. Das brauchen wir.

Ich verstehe die Grünen gar nicht, in Wirklichkeit bräuchten wir zwei gute, nebeneinanderstehende Betriebe, die den öffentlichen Verkehr ausbauen, die den Warenverkehr ausbauen. Ich verstehe es nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage heute herzlichen Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der GKB. Ihr habt da Großartiges geleistet – ihr gemeinsam mit Direktor Franz Weintögl, der das organisiert hat. Er hat das super gemacht, und jetzt wird er dafür bestraft, dass er so gut war. So kann es nicht sein. (Beifall bei der SPÖ.)

17.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte.


17.56.52

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Zur Graz-Köflacher Bahn schon einmal vorausgeschickt, weil ich so Bezeichnungen wie zerschlagen,


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zerstört höre: Zerschlagen, zerstört wird da gar nichts! (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP. – Abg. Stöger: Zerschlagen wird’s!)

Es wird dazu eine wesentliche Frage gestellt: Wie organisiert man einen Betrieb, der vor einer unglaublich großen Investition mit über 500 Millionen Euro steht, wie organisiert man diese Transformation in Form der Dekarbonisierung für einen Bahnbetrieb, der jetzt über 90 Kilometer in der Weststeiermark verläuft? – Staatlich finanziert jetzt, staatlich finanziert auch danach, da gibt es keinen Unterschied. Wir stehen dazu. Bahninfrastruktur werden wir auch in Zukunft staatlich finanzieren, keine Frage, daran wird auch nicht gerüttelt. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Gödl.) Es hat ja immer wieder Ideen gegeben, wie man es anders organisieren kann, auch in anderen Staaten. Das ist, glaube ich, eine ganz klare Geschichte.

Auch der erfolgreiche Verkehrsbetrieb der GKB bleibt weiter erhalten – was die Bahn betrifft, was den Busbetrieb betrifft und auch was den Mikro-ÖV betrifft, bezüglich dessen der Betrieb ja sehr innovative Ideen für die Zukunft hat und da einen Schritt vorausgehen will.

Aber zur Dekarbonisierung muss man sich schon überlegen, was man dazu alles braucht: Rohmaterial; unglaubliche Expertise, was die Ausschreibungen betrifft; unglaubliche Expertise, diese Umstellung auch bestmöglich zu organisieren und vor allem große Vorteile auch zu finanzieren; umzustellen auf Annuitätenfinanzierung, das ist ein großer Hebel.

Die Sicherheit bezüglich Infrastruktur zu haben, das über den ÖBB-Rahmenplan abzuwickeln, ist ein Mehrwert. Ich glaube, da sind wir gut aufgestellt. Die Kritik, die jetzt da herinnen vonseiten der Sozialdemokratie kommt, würde eigentlich auch direkt eine Kritik gegen die gesamten ÖBB sein. Also das ist schon zu überlegen, was man da jetzt genau kritisiert. Ich glaube, dass wir auch innerhalb der Österreichischen Bundesbahnen gut aufgestellt sind, diesen Infrastruktur­herausforderungen begegnen zu können.


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Ganz klar in Richtung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Ich verstehe die Sorgen und Ängste der Belegschaft anlässlich dieser Transformation, anlässlich dieser Veränderung – an dieser Stelle ein Danke und auch Respekt für alle, die sich in den letzten Monaten dafür eingesetzt haben, für die Arbeitsplätze, für die Arbeitsbedingungen, für die zukünftige Entwicklung der Graz-Köflacher Bahn.

Es ist nicht umsonst und auch nicht von ungefähr, dass in der vorliegenden Regierungsvorlage zu diesem Gesetz über 50 Prozent in § 4 sich nur mit dem Thema Arbeitsplatzsicherung beschäftigen. Das ist auch richtig so.

Ich möchte ein paar Punkte herausnehmen: Alle Arbeitsverhältnisse mit allen Rechten und Pflichten bleiben erhalten; alle Entgeltbedingungen werden über­nommen, natürlich auch was die Betriebsvereinbarungen betrifft; für Verset­zungen braucht es die Zustimmung der Arbeitnehmer:innen und das sogar bezirksgenau – auch ein ganz wichtiger Punkt für die regionale Situation in Graz und Umgebung, von Graz bis Köflach.

Ich glaube, dass diese berechtigten Sorgen und Ängste in diesen monatelangen Verhandlungen gut aufgenommen wurden, ernst genommen wurden, und das wird dazu führen – das ist, glaube ich, auch das Ziel –, dass wir zu einem guten Preis dekarbonisieren, rasch, mit viel Kompetenz, und dass wir auch die Ziele der Graz-Köflacher Bahn erreichen – und das ist ja, glaube ich, das Schöne dabei –, dass wir den Bahnverkehr in den nächsten Jahren bis zu einer Verdoppelung, was die Schienenleistung und was die Verkehrsleistungen betrifft, weiterführen sollten.

Dafür braucht es einen starken Verkehrsbetrieb in der Region, unabhängig davon, wo wir einkaufen, wie wir einkaufen, wie wir mit dem ganzen Infrastruk­turthema umgehen, sprich auch bezüglich des Rohmaterials. Da braucht es, glaube ich, gute Partner, da braucht es die Steirerinnen und die Steirer und da braucht es auch die ÖBB. Ich glaube, dass sie das gemeinsam gut bewerkstelligen werden.


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In diesem Sinne wünsche ich der Graz-Köflacher Bahn weiterhin engagierte Mitarbeiter:innen, zufriedene Mitarbeiter:innen, eine Verdoppelung im Bereich des Bahnverkehrs und vor allem auch zufriedene Fahrgäste, die den besten Komfort und die Pünktlichkeit der Bahn in der Weststeiermark bekommen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.01


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerhard Deimek. – Bitte.


18.02.05

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Ja, Frau Minister, der nächste Fall, das nächste Gesetz – der nächste Pfusch, wollte ich fast sagen. Nein, es ist kein Pfusch, es ist natürlich eine gewollte Aktion.

Mich fasziniert fast, was heute da aus dem Stand alles an „Verkehrsexperten“ im Eisenbahnbereich – unter Anführungszeichen – geboren wird, wie sich jeder da auskennt, welche Worte und welche Ausdrücke da fallen und was alles an Begründungen geliefert wird, um genau das zu machen: die Infrastruktur aus einem integrierten Eisenbahnunternehmen herauszunehmen und zu einem anderen integrierten Eisenbahnunternehmen dazuzugeben. – Die meisten, die hier herinnen sitzen und jetzt zuhören, wissen nicht einmal, was ein integriertes Eisenbahnunternehmen ist. Ist wurscht, Sie rechnen ja damit, dass die das nicht wissen, und Sie rechnen ja damit, dass die alle das daher abnicken. Darum bemühe ich mich, im Detail klarzustellen, worum es wirklich geht.

Es wird immer geschwurbelt – das sage ich jetzt ganz, ganz bewusst – von einer neuen Liga des Bahnverkehrs, von Fernsteuerzentralen und davon, dass wir so viel in die Infrastruktur investieren müssen: Bitte, die GKB-Infrastruktur kann das seit Jahren, seit Jahrzehnten, und sie macht das für Bahnen ihrer Größe – nicht nur für sich selbst, sondern vor allem auch für etliche Regional­bahnen in Niederösterreich und in anderen Bundesländern – hervorragend und wesentlich billiger, als die ÖBB-Infrastruktur das für ihre Sachen machen kann –


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die kann die großen Projekte, die GKB macht die kleinen Projekte. Klein heißt einspurige Eisenbahn und so weiter. Das heißt nicht, dass sie das andere nicht kann, dass sie nicht elektrifizieren kann, das kann sie genauso. Sie kann sich auch die Unterstützung von anderen Unternehmen, Bauunternehmungen, Ziviltech­nikern holen. Worum es geht, ist nicht, dass es die GKB-Infra nicht könnte, sondern sie soll es nicht machen. Sie soll mitsamt ihren ganzen Rücklagen und Personal mit der ÖBB-Infra verschmolzen werden.

Wenn Sie heute sagen, das wird ein eigenständiger Geschäftsbereich in der ÖBB-Infrastruktur bleiben, und dann wird vom rollenden Material geschwurbelt und von der Raaberbahn und so weiter, muss ich sagen: Das ist ja alles so nicht machbar und ist ja alles so nicht wahr. Es geht darum, die Rücklagen und das Ganze zu verschmelzen, danach die Produkte zu koordinieren und das Personal zu entsorgen. (Ruf bei der ÖVP: Na, hallo!)

Das wollen nicht Sie, dazu kennen Sie sich im Eisenbahnwesen zu wenig aus. Da gibt es einen Herren bei Ihnen, der verdient im Jahr 20 000 Euro mehr als Sie, das ist der Herr Generalsekretär, und dessen Privatprojekt ist das Ganze. Der will das zerstören. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ sowie des Abg. Loacker.) Kollege Loacker hat das ja erfahren. Darum geht es.

Die Menschen in der Steiermark, die Projekte, die Elektrifizierung, all das ist Ihnen herzlich egal, weil das sowieso kommt (Abg. Weratschnig: Nein, euch ist es egal!), ob es die GKB oder die ÖBB-Infra macht. (Abg. Weratschnig: Der FPÖ ist es auf jeden Fall egal!) Ihnen geht es um Imageprojekte und um das, was der Herr Generalsekretär will, und da sind wir dagegen. Wir zeigen es auf und wir werden Ihnen jeden einzelnen Arbeitslosen, der durch Ihre Arbeit produziert wird, unter die Nase halten, den werden wir Ihnen vorhalten und dem werden wir in der Steiermark sagen, dass die grüne steirische Verkehrsministerin dafür die Schuld trägt. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ sowie des Abg. Loacker. – Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

18.05



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Joachim Schnabel. – Bitte.


18.05.56

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Ministerin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Eingangs möchte ich die ÖVP-Gruppe aus Meidling recht herzlich hier bei uns im Plenum begrüßen. – Ein herzliches Grüß Gott! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Ich möchte mit einem kleinen Rückblick starten, und zwar mit etwas, das sich fast am heutigen Tag – heute ist der 5. Juli – jährt: Es war der 3. Juli 2021, der für die Steiermark, was die Mobilitätswende betrifft, sehr wichtig war. An diesem Tage wurde das Steiermarkpaket präsentiert, von der Frau Ministerin und unseren Landesregierungsmitgliedern, in der Höhe von 1,4 Milliarden Euro, wo determiniert wurde, wie sich die Steiermark in die Dekarbonisierung begibt und wie vor allem der öffentliche Verkehr, das öffentliche Mobilitätsangebot ausgebaut wird: Klimaticket, vor allem auch ein größeres Angebot durch eine Verdichtung der Takte bei der S-Bahn im Großraum Graz, Vollausbau der Koralmbahn auch im südlichen Bereich der Stadt Graz, Dekarbonisierung und Attraktivierung der Radkersburger Bahn, Ausbau des Streckenabschnitts im Raabtal und eine Bahnhofsoffensive, wo unter anderem in unserer Region – und ich komme ja aus der Region, in der die GKB tätig ist – der Bahnhof Spielfeld-Straß modernisiert und barrierefrei gemacht wird.

Ein Teil davon war auch das GKB-Paket, über das wir heute ganz intensiv diskutieren. Unter dem Titel Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur ist es darum gegangen, die Haltestellen auf den Stand der Zeit zu bringen, Park-and-Ride-, Bike-and-Ride-Anlagen zu machen, die Digitalisierung vollinhaltlich umzusetzen und auch die Elektrifizierung, die mittlerweile seit einem Jahr schon im Gange ist, Herr Kollege Stöger von der SPÖ.


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In Summe geht es in diesem Bereich der GKB um 515 Millionen Euro, die da zukunftsweisend in die Region, in die Südweststeiermark, in die Bezirke Leibnitz, Deutschlandsberg und Voitsberg investiert werden.

Es geht um 90 Kilometer elektrifizierte Schienengleisanlagen. Es geht um einen neuen 30-Minuten-Takt, der jetzt mit den dieselbetriebenen Zügen nicht möglich ist, und summa summarum um 16 000 Tonnen CO2, die dort in Zukunft eingespart werden.

Bei einem möchte ich mich Herrn Kollegen Stöger anschließen, und das ist ein ganz besonderer Dank an Herrn Generaldirektor Franz Weintögl, der seit 1998 bei uns die Geschicke der GKB – später gemeinsam mit Peter Kronberger – lenkt und vor allem mit den Mitarbeitern in diesem Bereich das Mobilitätsangebot in der Region stark verbessert hat, die GKB entwickelt hat und vor allem im Dienstleistungsbereich, im Warentransport, im Warentransport gemeinsam mit der LTE, sehr weit an die europäische Spitze vorgestoßen ist.

Das, was Sie, Herr Kollege Stöger, gesagt haben, ist nicht wahr, denn dieser Teil­bereich bleibt ja genau so, wie er ist (Abg. Stöger: Nein! – Abg. Schroll: Du kannst es gar nicht so schönreden!), und wird weiterhin so erfolgreich sein und genauso auch eine Benchmark für andere Eisenbahnunternehmen dar­stellen.

Auch der Betriebsrat hat ja in der Begutachtungsphase gesagt, dass er die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abgesichert sieht und diese gewahrt sind, vor allem auch mit einer Arbeitsplatzgarantie, die auf Bezirks­ebene gegeben wird.

Trotzdem, und das möchte ich nicht verhehlen, habe ich mich als Regionsvorsit­zender mit diesem Prozess, auch mit Beratungen und Gesetzesbeschlüssen hierzu ganz intensiv und genau auseinandergesetzt. Ein paar Dinge müssen wir schon richtigstellen. Herr Stöger, Sie waren ja selbst Infrastrukturminister und haben bei vielen Projekten immer mit den Ländern Abstimmungen treffen


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müssen, wenn es um den Ausbau von Infrastruktur gegangen ist. (Abg. Stöger nickt.) Genau das ist da ja auch passiert.

In der Steiermark ist der ressortverantwortliche Verkehrslandesrat und SPÖ-Mann Anton Lang. Wir haben im Steiermärkischen Landtag – und das durchaus auch in Richtung Freiheitlicher Partei gesprochen – ungefähr ein halbes Jahr später, nämlich am 15. Februar 2022 ein Beschluss zum 9. MIP gefasst, in dem es unter anderem um dieses Ausbaupaket der Graz-Köflacher Bahn gegangen ist, mit dem sich das Land Steiermark genau zu dieser Vorgehensweise entschieden hat, und das einstimmig. Das war also nicht nur die ÖVP, es waren nicht nur die Grünen, sondern das war auch die SPÖ, sogar mit sehr guten Reden, es waren die Freiheitlichen und es waren auch die NEOS, sodass wir eigentlich einstimmig zu dieser Vorgehensweise, so wie wir sie auch hier heute am Tisch haben, unsere Zustimmung gegeben haben.

Darüber hinaus, und das kann ich ganz persönlich dazu anmerken, habe ich zweimal mit der Landesregierung Gespräche geführt, ob diese Vor­gehensweise auch im Sinne der Steiermark ist. Es hat eine Begutachtung zu diesem Gesetz im April, Mai dieses Jahres gegeben. Tirol, Vorarlberg und Niederösterreich haben eine Stellungnahme abgegeben, die Steiermark nicht, weil sie anscheinend eben genau dieser Vorgangsweise zustimmt. Auch bevor dieses Gesetz hier heute zur Beschlussfassung kommt, gab es in der finalen Abstimmung noch zwei Runden mit der Steiermärkischen Landesregierung, das heißt auch mit dem SPÖ-Verkehrsressort. Auch dabei hat es keine gegenteilige Meinung gegeben. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

Wir investieren viel in die Zukunft der regionalen Infrastruktur, und die GKB sorgt ja seit 168 Jahren eben für diese Infrastruktur, und es gilt, jetzt den Blick in die Zukunft zu richten. Die GKB ist für uns in der Region ein umfassender Mobilitätsdienstleister, nicht nur auf der Schiene, sondern auch per Bus und darüber hinaus auf der Straße, das habe ich hier schon öfter erwähnt. Sie kümmert sich als Mikro-ÖV-Dienstleister auch um die first and last Mile. Als einer der größten Verkehrsdienstleister in diesem Land betreibt sie ein


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großartiges Mikro-ÖV-System. Ich möchte auch an dieser Stelle nochmals für diese gute Zusammenarbeit Danke sagen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Schwarz und Weratschnig.)

Wenn jetzt die ÖBB diesen Bereich übernehmen wird, dann gilt das in Zukunft auch für den Rahmenplan, um weitere Investitionen zu tätigen. Es gibt ja noch, und das wird ja auch aus dem Weißbuch der GKB mit übernommen, den Streckennetzausbau, also über die Elektrifizierung hinaus noch notwendige Baumaßnahmen.

Dabei möchte ich ganz besonders die Verlängerung nach Eibiswald ansprechen. Da geht es um 3,5 Kilometer Schiene, die es dann eben auch umzusetzen gilt, damit auch dieser am weitesten abgelegene Teil des Bezirks an die Schieneninfrastruktur angeschlossen ist. Hierzu gibt es schon Grundsatzbeschlüsse der Gemeinden. Es gilt, diese schöne und starke Marktgemeinde auch mit Schienen ans Verkehrsnetz anzuschließen. In diesem Sinne freue ich mich, wenn es zur Umsetzung kommt, und darüber, dass auch diese Region sich mit diesen über 500 Millionen Euro weiter positiv entwickeln kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.13


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.


18.13.22

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuse­herinnen und Zuseher! Irgendwie könnten wir uns jetzt zurücklehnen und sagen: Schauen wir es uns an. Ein Staatsbetrieb – man muss daran erinnern, die GKB steht zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich – auf der einen Seite, und auf der anderen Seite die ÖBB-Infra, auch zu 100 Prozent ein Staatsbetrieb unter dem Dach der ÖBB-Holding. Da kann es ja nicht so eine große Rolle


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spielen, ob der Infrastrukturbereich der GKB zum integrierten Bahnunternehmen GKB gehört, dort bleibt oder eben in die ÖBB-Infra eingegliedert wird.

Aber ganz so einfach ist es nicht; es macht nämlich wirklich einen großen Unterschied. Wir müssen uns da schon einige Fragen stellen, die genau in die Richtung weisen, wie sie Kollege Stöger eingangs schon aufgezeigt hat. Es wird damit argumentiert, dass diese Zerschlagung der GKB in den Bahnbetrieb einerseits und in die Infrastruktur andererseits und die Übertragung der Infra­struktur an die ÖBB-Infra große Kostenvorteile bringen würde. Der Rech­nungshof sieht das nicht so. Der Rechnungshof, und der Rechnungshof ist ja nicht niemand, hat sich im Begutachtungsverfahren geäußert und ausgeführt, dass die Zahlen, die dieses Projekt beschönigen sollen, nicht nachvollziehbar sind. Es gibt andererseits aber Berechnungen, die davon ausgehen, dass alles teurer werden wird, was damit begründet wird, dass auf der einen Seite eben die ÖBB-Infra in ihrem Bereich, wie das ja bereits ausgeführt worden ist, ohnehin mit Arbeit eingedeckt ist, aber im Vergleich zu einem kleinen Unternehmen halt einfach etwas teurer produziert, höhere Overheadkosten entstehen und, und, und.

Und da frage ich mich dann: Was hat es für einen Sinn, dass man dieses Risiko überhaupt eingeht? Warum belässt man nicht den Status quo, der allgemein anerkannt wird, der allgemein als positiv gesehen wird, vor allem im Hinblick darauf, welche Leistungen den Kundinnen und Kunden angeboten werden? Und das passt bei der Graz-Köflacher Bahn. Das ist ein innovatives, überschaubares Unternehmen, das flexibel reagieren und seinen Aufgaben nachkommen kann. Warum geht man da dieses Risiko ein? Die Begründung ist jedenfalls für mich nicht schlüssig beziehungsweise nicht ausreichend. Daher werden wir dieser Regierungsvorlage nicht die Zustimmung erteilen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

18.16


Präsidentin Doris Bures: Nunmehr hat sich Frau Bundesministerin Gewessler zu Wort gemeldet. – Bitte.



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18.16.23

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause! Der Abgeord­nete Schnabel hat es schon ausgeführt: In den kommenden Jahren stehen in der Steiermark umfangreiche Investitionen, nie dagewesene Investitionen zum Ausbau der Eisenbahninfrastruktur an.

Nach Jahren des Hängens und Würgens und Herumredens haben wir es geschafft, ein großes Steiermarkpaket zu verabschieden, das die Zukunft der Nebenbahnen in der Steiermark garantiert. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Schnabel.)

Die Fertigstellung der Koralmbahn schreitet zügig voran; gleichzeitig wird das Streckennetz der GKB vollständig elektrifiziert. Einzelne Abschnitte werden zweigleisig ausgebaut. Die planmäßige Umsetzung dieser außergewöhnlichen Investitionsprojekte auf allen Ebenen in der Steiermark ist äußerst anspruchsvoll. Aus dem Grund macht die Bündelung der Kräfte und der Expertise von zwei ausgewiesenen Eisenbahnunternehmen auch Sinn.

Das Jahrhundertprojekt, das wir heute hier diskutieren, und die Jahrhundert­pro­jekte, die wir für die Steiermark auf den Weg bringen, ermöglichen eine Verzahnung der Infrastrukturbereiche der GKB und der ÖBB im Rahmen der Fertigstellung der Koralmbahn, und zwar auf gleichem technischen Niveau. Es ist kein Selbstzweck, dass also irgendjemand jetzt plötzlich sagt, die Verzahnung der Infrastrukturbereiche macht Sinn, weil halt die Verzahnung von Infrastrukturbereichen insgesamt Sinn macht. Es ist kein Selbstzweck!

Durch die Elektrifizierung des Regionalverkehrs in der Weststeiermark erreichen wir annähernd eine Verdopplung der Verkehrsleistung in der Weststeiermark. (Beifall bei den Grünen.)


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Das wird im Zusammenspiel mit den neuen Elektrofahrzeugen der GKB zu schnelleren Verbindungen, zu kürzeren Taktfolgen führen. All diese Argumente – eine Bündelung der Kräfte, eine Verbesserung des Angebots auf einem guten technischen Niveau für die Kundinnen und Kunden – sind Grund für dieses Projekt und für diese Regierungsvorlage.

Herr Abgeordneter Deimek ist jetzt nicht im Raum, aber: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus meinem Ministerium, der ganzen Abteilung bis hin zum Herrn Generalsekretär machen das genau deswegen. Alle anderen Unter­stellungen in diesem Haus meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber möchte ich auch an dieser Stelle zurückweisen. (Beifall bei den Grünen.)

Was sind die Ziele? Was sind die Ziele der Integration der Teilbetriebsbereiche Infrastruktur? – Wir haben zwei. Einerseits geht es um die effiziente Abwicklung der anstehenden Infrastrukturprojekte der GKB, eben Elektrifizierung und teilweise zweigleisiger Ausbau.

Und ich darf die Ausführungen des Abgeordneten Deimek kurz korrigieren: Die GKB hat in keinem anderen Bundesland ein Infrastrukturprojekt abgewickelt, und bereits zurzeit wird die Elektrifizierung der GKB durch die ÖBB durchge­führt. Das heißt, schon jetzt sehen wir: Das macht eine effiziente Abwicklung möglich. (Abg. Deimek: Ist das jetzt eine tatsächliche Berichtigung?) Das ist also der erste Grund. Und der zweite: Wir wollen den öffentlichen Verkehr in der Weststeiermark stärken und das erfolgreiche Verkehrsunternehmen GKB weiterführen.

Ich darf vielleicht noch eine Zahl in Richtung Abgeordnetem Stöger erwähnen: Der Güterverkehr, die Güterverkehrssparte der GKB, da bin ich vollkommen Ihrer Meinung, ist ein hoch erfolgreiches Unternehmen, hat aber mit der Infrastruktur nichts zu tun. Die Infrastruktur der GKB ist ein Zuschussbetrieb mit rund 17 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss pro Jahr.


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Also ich glaube, man muss die Dinge in dieser Diskussion schon auch auseinan­derhalten. Ich verstehe, das ist eine Diskussion, die manche über Jahrzehnte begleitet haben, aber ich glaube, es tut uns allen gut, wenn wir es auf Basis der Fakten machen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben durch die Integration des Teilbetriebs Infrastruktur der GKB in die ÖBB-Infrastruktur AG Synergieeffekte, die wir heben können, auch finanzielle. Durch die Integration ersparen sich die Steuerzahlenden jedes Jahr einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Herr Abgeordneter Margreiter, auch an dieser Stelle noch einmal: Der Rechnungshof hat nicht die Zahl hinterfragt, sondern wollte ein Detail, wie wir zu dieser Berechnung kommen. Das können Sie jetzt alles in der WFA, der Wirkungsfolgenabschätzung, zu diesem Gesetz im Detail nachlesen. Wir haben diese Frage natürlich ernst genommen und auch entsprechend geantwortet.

Zum Schluss zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Mir ist das ein großes Anliegen, und das war es in diesem Prozess von Anfang an. Jede Umstruktu­rierung, ob in einem Ministerium, in einem Betrieb, in einer Vereinsstruktur oder in einem Bahnunternehmen, ist eine Zeit der Veränderung, und Veränderung schafft Unsicherheit. Deswegen ist es so wichtig, und dafür bedanke ich mich heute auch, dass wir mit diesem Beschluss auch Klarheit schaffen und damit wieder Sicherheit geben können. Wir haben in diesem Gesetz – Abgeordneter Weratschnig hat es schon ausgeführt – eine sehr, sehr umfassende und sogar regionale Arbeitsplatzgarantie abgegeben. Das ist richtig so und das ist wichtig so, und es war von Anfang an klar, dass das passieren muss. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Im Rahmen des Integrationsprojekts – und da möchte ich wirklich auch Danke sagen – ist wirklich eine sehr konstruktive und einvernehmliche Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat der GKB gelungen (Abg. Deimek: Das sieht der Betriebsrat aber nicht so! Schon wieder eine Unwahrheit! Das ist heute die vierte Unwahrheit von Ihnen!), da haben wir das auch umfassend diskutiert; und ich weiß, das ist auch


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für den Betriebsrat nicht einfach, aber wenn Sie die Stellungnahmen der Arbeiter­kammer und des Betriebsrats zu den im Gesetz getroffenen Regelungen lesen, werden Sie das sehen. (Abg. Deimek: Wann sagen Sie einmal die Wahrheit? Probieren Sie es! Es geht, wenn man will!) Wir haben im vorliegenden Entwurf die Rechte umfassend abgesichert. Die Rechte aller Arbeitnehmenden der GKB, die in die ÖBB-Infrastruktur übergehen, bleiben gewahrt, und das ist wichtig. Ich kann es nur wiederholen: Danke an alle, die daran mitgearbeitet haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich darf Ihnen versichern – und das zeigt sich in den Investitionen in die Infrastruktur, in den Investitionen ins Rollmaterial, in den Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Weststeiermark, in die GKB als Unternehmen und als wesentliche Säule der öffentlichen Mobilität in der Weststeiermark –, dass wir nach dem Integrationsprojekt größtes Augenmerk darauf legen werden, dass das Verkehrsunternehmen GKB auch nach der Abspaltung ein wirtschaftlich gut geführter, abgesicherter, regional erfolgreicher und, ich glaube, auch für viele ein regional identitätsstiftender Betrieb bleibt, und sage: Herzlichen Dank, dass wir mit diesem Beschluss heute auch die nächste Phase gut auf den Weg bringen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.23


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte.


18.23.59

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Frau Minister! Kolleginnen und Kollegen! Paragraf 4 dieses Gesetzes betrifft das Personal. Das ist meines Erachtens genau das, was in Ordnung ist, dazu muss man Ihnen, den ÖBB-Verantwortlichen und vor allem den Betriebsräten gratulieren, das ist abgehandelt, die brauchen sich an und für sich keine Sorgen mehr zu machen.


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Alles andere verstehe ich nicht und von der ÖVP schon am allerwenigsten: zwei Staatsbetriebe, man könnte das so lassen im kleinen Rahmen, weil die ÖVP ja wirklich immer für den ländlichen Raum eintritt und sagt, der ländliche Raum, kleine Betriebe, das müssen wir ganz einfach so machen; und dann wird das ganz einfach wieder dem großen Bruder in Wien übergeben, und man ver­gisst dort im Zentrum auf die Leute, und die Unsicherheit ist gegeben. Ich glaube, das ist das, wo die ÖVP einfach etwas predigt und es letztendlich dann ganz anders macht.

Ich verstehe Abgeordneten Schnabel nicht: Es geht ja um einen kleinen Regionalbetrieb, und das lassen sich das Land Steiermark und die Abgeordneten in der Steiermark ganz einfach so gefallen. Ich würde da viel mehr kämpfen.

Ich verstehe auch Landeshauptmann Christopher Drexler nicht, der müsste ja aufschreien und sagen - - (Abg. Ottenschläger: Was ist mit eurem Verkehrs­landesrat?! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja, ja, der hat ja gleich viel zu reden wie die Grünen bei euch hier im Nationalrat. Das ist halt ganz einfach so, davon bin ich überzeugt, dass der nichts zum Reden hat, da gibt es den Druck. (Abg. Prinz: Wenn er zu schwach ist, ist das nicht unser Problem! – Abg. Lukas Hammer: Der sitzt da umsonst, oder was?!)

Ich bin der Meinung, dass ein Landeshauptmann das zu machen hat und das besser auszubauen hat und sich dafür einzusetzen hat, dass die Leute regional dort ganz einfach abgesichert sind. Ich denke, dass das in dieser Richtung nicht passt. Es sind 450 Mitarbeiter, und 70 Mitarbeiter, liebe Leute – hört zu! –, 70 Mitarbeiter haben schon gekündigt, die waren ja schon unsicher. Man muss darüber reden, dass die gekündigt haben und dass die sich nicht mehr sicher sind. Ich bin überzeugt, dass ihr bei dieser Nebenbahn in dieser Art und Weise auch die Lokführer und dergleichen nicht mehr bekommen werdet, weil das ganz einfach nicht notwendig ist: Zwei Staatsbetriebe, beide Staatsbetriebe können gleich geführt werden. So kann man in einer Gegend wie in der Steiermark


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meines Erachtens mit der Region und mit den Leuten dort nicht umgehen. (Beifall bei der SPÖ.)

18.26


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois Schroll. – Bitte.


18.26.29

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Schon seit längerer Zeit laufen die Vorbereitungen, die Evaluierungsgespräche im Bund für die Übernahme der GKB durch die ÖBB. Frau Bundesministerin, Sie verkündeten die Übernahme und lösten damit im Großraum Graz und in der Weststeiermark einiges Kopf­zerbrechen bei den betroffenen Menschen aus, auch nach Gesprächen. Es ist wieder einmal so, dass ein Gesetz beschlossen wird, ohne die Menschen in der Region abzuholen und ohne transparente Gespräche zu führen.

Es wurde von meinen Vorrednern und Vorrednerinnen schon angesprochen: Auch der Rechnungshof hat die Übernahme kritisch beleuchtet. Der Rech­nungshof merkt ganz klar an, dass aus den Erläuterungen zu den finanziellen Auswirkungen nicht hervorgeht, auf welchen Grundlagen beziehungsweise anhand welcher Parameter die angenommenen Minderaufwendungen von rund 200 Millionen Euro genau ermittelt wurden. Es heißt, man weiß nicht genau, wie man darauf gekommen ist.

Es gibt aber auch einige Kritikpunkte in den Stellungnahmen, die die Wirtschaft­lichkeit hinterfragen. Die ÖBB zum Beispiel benötigt rund ein Drittel mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Gleiskilometer, also wirklich um ein Drittel mehr Mitarbeiter. Der Bundeszuschuss liegt bei der ÖBB pro Gleiskilometer bei rund 150 000 Euro, bei der GKB bei 110 000 Euro. Die Personalkosten, also die auf die ÖBB übertragenen Kosten, liegen bei 17 Millionen Euro, der neue Zuschuss an die ÖBB soll nur 7,5 Millionen Euro betragen. Es liegt weder ein nachvollziehbarer Businessplan noch eine Investitionsrechnung vor. Das heißt,


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es gibt schon einige Kritikpunkte, und die mögen heute hier auch angesprochen werden.

Ein ganz wesentlicher Punkt ist zum Beispiel auch: Die GKB ist KöSt-pflichtig, die ÖBB-Infrastruktur AG jedoch nicht, somit käme es zu einer Auflösung der stillen Reserve, aber natürlich zum Nachteil der GKB. Warum zerschlägt man ein modernes, gut funktionierendes Modell? Ich glaube, das ist ein total falsches Signal.

Lieber Kollege Weratschnig, du hast gesagt: Wir üben Kritik, die Oppositions­partei übt Kritik an der ÖBB. Nein, ich möchte das hier ganz klar sagen: Danke an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖBB (Beifall bei der SPÖ), die 24 Stunden am Tag einen tollen Dienst verrichten, und ein herzliches Danke­schön auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GKB, die ebenfalls tolle Arbeit leisten. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.29


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Abgeordneter Ernst Gödl zu Wort gemeldet. – Bitte sehr.


18.29.37

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Ich habe mich jetzt zum Schluss eingemeldet – ich bin zwar nicht Mitglied des Verkehrsausschusses, wo dieses Gesetz besprochen und vorab beschlossen wurde, aber ich bin in diesem Raum der Einzige, der regel­mäßig mit dieser Bahn fährt, nämlich mehrmals wöchentlich.

Ich kann tatsächlich berichten, dass diese Bahn, die Graz-Köflacher Bahn, eine sehr erfolgreiche Bahn ist, die sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich ent­wickelt hat. Sie hat sich in der Breite so gut aufgestellt, dass auch die Fahrgast­zahlen merklich gestiegen sind. Selbst wenn man keine Statistik bemüht, sieht man, merkt man und spürt man – ich als regelmäßiger Nutzer –, dass das


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Angebot vor Ort massiv besser angenommen wird. Das ist sehr gut und sehr erfolgreich.

In diesem Raum um Graz herum – Richtung Leibnitz, Richtung Deutschlands­berg, Richtung Voitsberg – hat sich in den letzten Jahren ja viel Neues entwickelt. Ich habe ja in der letzten Plenarsitzung auch erwähnt, dass gerade der Ausbau der Koralmbahn in jeglicher Hinsicht eine massive Verbesserung für unseren Raum bringt. Wir sind uns nicht eins, was den Ausbau des Güterterminals betrifft. Da haben wir auch mit Ihnen, Frau Ministerin, einige Diskussionen, was eben diese Anbindung betrifft.

Natürlich ist es für uns ein wahnsinnig wichtiges Anliegen, dass diese Infra­struk­tur gut in die Zukunft geführt wird, wie es auch mein Kollege Schnabel gesagt hat. Ich kann sicher auch für Beppo Muchitsch sprechen, der auch aus diesem Wahlkreis kommt. Wenn jetzt in allen Bereichen dort ausgebaut wird, soll es durchaus Sinn ergeben, dass diese Infrastrukturkomponente da gebündelt wird.

Ich vertraue darauf und werde als Nutzer dieses Systems auch sehr genau darauf achten, dass damit tatsächlich Vorteile für die Zukunft einhergehen müssen, wenn es jetzt darum geht, auch die Elektrifizierung dieser Bahn vorzunehmen. Das war der einzige Wermutstropfen der Graz-Köflacher Bahn: dass sie eben bislang nicht mit Strom betrieben wurde. Ich vertraue darauf, dass es damit einen Mehrwert für die Region geben muss. Das ist auch wirklich der Auftrag an uns, wenn wir das Gesetz jetzt auch beschließen.

Wenn jetzt die SPÖ hergeht und quasi einen Vergleich zwischen GKB und ÖBB anstellt, was ja im Übrigen sehr bemerkenswert ist, dann sage ich Ihnen schon in aller Deutlichkeit, Herr Kollege Stöger: Der Verkehrslandesrat der Steiermark ist Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang. Er ist Chef der SPÖ Steiermark und hat diese Vorgangsweise und auch diese Neuausrichtung offensichtlich ausdrücklich befürwortet, sonst würden wir das hier heute auch nicht in diesem Stadium so beschließen. (Beifall bei der ÖVP.)


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Daher würde ich schon darauf vertrauen, dass die steirischen Kollegen, Ihre Parteikollegen, auch ausverhandelt haben, dass es in Summe gesehen eine Besserstellung der Region sein muss. Als einziger Nutzer dieses Systems, glaube ich, in diesem Raum, werde ich wie gesagt auch persönlich sehr darauf achten. Ich kenne viele, die bei der GKB beschäftigt sind. Auch mir persönlich als regionalem Abgeordneten ist es ein besonderes Anliegen, dass dieses Unterneh­men gut in die Zukunft geführt wird.

Es sind viele gute Überlegungen dahinter, die in diesem Gesetz verankert sind, wie eben schon angesprochen auch der Umgang mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Daher glaube ich, dass man dieses Gesetz gut vertreten kann, weil es in der Breite und mit allen Stakeholdern in der Steiermark und auch mit der SPÖ Steiermark ausverhandelt ist. Daher glaube ich, dass man diesem Gesetz guten Gewissens zustimmen kann: für eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs und auch für eine Stärkung der GKB in unserer Region. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.33

18.33.20


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zu den Abstimmungen, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 16: Entwurf betreffend GKB-Infrastruktur-Übertragungsgesetz samt Titel und Eingang in 2097 der Beilagen.

Wer sich für den Gesetzentwurf ausspricht, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.


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Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 17: Antrag des Verkehrsausschusses, seinen Bericht 2168 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer spricht sich für die Kenntnisnahme aus? – Der Bericht ist mit Mehrheit zur Kenntnis genommen.

18.34.2018. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3464/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdölbevorratungsgesetz 2012 (EBG 2012) geändert wird (2128 d.B.)

19. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3425/A der Abgeordneten Lukas Hammer, Tanja Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz 2010 (EIWOG 2010) geändert wird (2129 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Somit kommen wir nun zu den Tagesordnungs­punkten 18 und 19, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer. – Bitte, Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort.



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18.35.25

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Es sind zwei sehr wichtige energiepolitische Maßnahmen, die heute hier am Programm stehen. Ja, wir werden auch beiden zustimmen.

Ich weiß, wir waren im Ausschuss vor allem bei der ElWOG-Novelle noch etwas kritisch. Wir haben es uns auch noch einmal angeschaut und uns auch noch einmal mit Experten ausgetauscht. Wir haben auch gesehen, dass es tatsächlich notwendig ist, die Menschen noch viel mehr darüber zu informieren, dass man einfach die Anbieter wechseln soll, weil es am Ende des Tages bei dieser Novelle darum geht – ich bin jetzt ein bisschen gesprungen –, dass die Menschen informiert werden sollen, dass es im Strombereich eben günstigere Tarife gibt. Das ist einfach ein wichtiger Punkt, bei dem wir in Österreich sehr weit hinten nach sind und bei dem tatsächlich einfach noch mehr Aufklärungsarbeit passieren soll.

Wir waren ein wenig besorgt – das haben wir auch im Ausschuss so formuliert –, weil es schon auch nicht nur die Landesenergieversorger betrifft, die ja sehr groß sind und tatsächlich auch Möglichkeiten haben, das recht leicht umzusetzen, sondern vor allem trifft es ja auch kleinere. Ich glaube aber, das lässt sich im Sinne der Digitalisierung managen.

Deswegen haben wir hier auch unser Abstimmungsvorhaben ein wenig geändert und werden wie gesagt zustimmen, so wie dem Erdölbevorratungsgesetz, bei dem es ja tatsächlich nur um eine Nachschärfung der Strafen, vor allem hinsicht­lich der Strafhöhe, geht. Wir haben ja vor allem im letzten Jahr gesehen, wie wichtig das sein kann. Auch deswegen stimmen wir dem zu. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Ich freue mich über den Applaus, aber natürlich muss ich meine Redezeit auch noch ein wenig dazu nützen, zu sagen, was nicht passiert ist: Ja, wir haben diese zwei Gesetzesvorlagen hier. Viel wichtiger für die Energiepolitik wären aber eigentlich andere Maßnahmen, die uns ja auch versprochen wurden.


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Wir behandeln heute nicht das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz, das eigentlich auf der Liste war. Das wurde im Jänner angekündigt. Wir behan­deln auch nicht das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das auch für die Wirtschaft und für so viele Bauträger unglaublich wichtig ist, um einfach die Rahmenbe­dingun­gen dahin gehend zu kennen, wie investiert werden kann und welche Dinge wie gebaut werden sollen.

Wir behandeln nicht das Erneuerbares-Gas-Gesetz – das gleiche Thema: Ganz, ganz viele warten einfach auf die Rahmenbedingungen. Die warten wirklich dringend darauf. Die wollen investieren, können aber nicht. Die brauchen diese Rahmenbedingungen von Ihnen. Wir behandeln auch nicht den integrierten Netzinfrastrukturplan – aus einem Grund ein ganz, ganz wichtiges Thema: Wir können noch so viele Fotovoltaikanlagen auf Dächer legen, wenn wir es aber nicht einspeisen können, weil die Stromnetze nicht ausgebaut sind – das ist das, was im Augenblick tagtäglich passiert –, bringt das halt nichts.

Beim NIP wäre ich ein wenig gnädiger, Frau Bundesministerin, wenn Sie es vielleicht über den Sommer hinbekommen, mit den Kollegen von der ÖVP tatsächlich auch die Erdkabellösungen hineinzuverhandeln. Worum geht es? – Ganz viele Leitungen in Österreich werden als Freileitungen geplant, zum Beispiel 110 kV. Das ist eigentlich etwas, das international nicht mehr üblich ist.

Es gibt sehr, sehr viele Initiativen besorgter Bürgerinnen- und Bürger, die tatsäch­lich die Energiewende wollen und natürlich schauen wollen, dass wir beim Ausbau der Erneuerbaren vorankommen – aber halt im Sinne der Nachhal­tigkeit und der übrigens nicht mehr höheren Kosten; wie es immer wieder sehr falsch prolongiert wird –, die dafür aufstehen, dass man eben auch Erdkabellösungen mit einplant. Besonders bei der 110 kV würde ich Sie wirklich bitten, das in den NIP hineinzuverhandeln. Dann werden Sie im Herbst auch für dieses Gesetz unsere Zustimmung bekommen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

18.39



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte.


18.39.20

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, wir werden heute Maßnahmen beschließen, die die Stromrechnungen von Haushalten in Österreich senken werden. Heute werden wir Verpflichtungen für Energieversorgungsunter­neh­men einführen, die dazu führen werden, dass die sinkenden Preise, die wir jetzt an den Strombörsen sehen, auch an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden, anstatt einfach zu noch größeren Profiten bei den Stromkonzernen zu führen.

Viele Menschen in Österreich zahlen zu viel für ihre Stromrechnung, mehr als sie eigentlich müssten. Sie haben zum Beispiel einen Standardtarif bei einem Landesversorger, bei dem sie halt immer schon waren. Sie wissen oft nicht, dass sie das Recht haben, ihren Stromanbieter nach einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten zu wechseln.

Vielen Menschen ist auch nicht bewusst, wie viel Geld sie eigentlich dabei sparen könnten. Wenn man jetzt – und Niederösterreich ist da das Extrem­bei­spiel – den Anbieter wechselt, kann man durch diesen Anbieterwechsel bis zu 500 Euro im Jahr sparen. Viele Menschen kennen auch den Tarifkalkula­tor der E-Control nicht, mit dem man die Angebote vergleichen und dann auch einfach wechseln kann.

Für die Energielieferanten in Österreich war diese Situation, dass viele Menschen ihr Recht, Tarife zu wechseln, gar nicht gekannt haben, eigentlich sehr bequem, weil die meisten Kund:innen keine Ahnung hatten und dadurch im Prinzip Strom zu überteuerten Preisen bezogen haben. Das ändern wir heute, und das ist gut so. (Beifall bei den Grünen.)


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Mit dem heutigen Beschluss werden wir die Energieversorgungsunternehmen gesetzlich dazu verpflichten, ihre Kundinnen und Kunden vor Ende der Vertragsbindung zu informieren, dass sie ihren Stromanbieter wechseln können, und wenn der Anbieter einen günstigeren Liefervertrag hat, ist er verpflichtet, seinen eigenen Kunden diesen auch anzubieten. Das ist eine großartige Neuerung.

Wir werden die Stromanbieter auch dazu verpflichten, Kund:innen eine monatliche Verrechnung anzubieten, wenn sie das wollen, und auch mögliche Rabatte nicht erst am Ende des Jahres rückzuvergüten, sondern in die Teilzahlungen miteinzuberechnen. Das wird im Übrigen auch inflationsdämpfend wirken.

Diese Maßnahmen werden einen direkten Effekt haben, weil eben mehr Stromkund:innen ihr Recht, auf einen günstigeren Tarif umzusteigen und so einfach bares Geld zu sparen, in Anspruch nehmen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

In den letzten eineinhalb Jahren waren sehr, sehr viele Haushalte gezwungen, auf sehr teure Stromverträge umzusteigen. Wir haben Stromverträge, Strompreise gesehen, wie wir sie eigentlich noch nie gesehen haben. Sehr viele Menschen haben jetzt Bestandsverträge, die unglaublich viel Geld kosten, aufgrund derer Stromrechnungen sehr hoch sind. Mit der von uns eingeführten Strompreisbremse haben wir das ein bisschen abmildern können, aber die Stromtarife, die da in den Verträgen sind, sind sehr hoch. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass viele Haushalte auf diesen Bestandsverträgen picken bleiben, obwohl es zum Glück mittlerweile sehr günstige Neuverträge gibt.

Die Maßnahmen, die wir heute mit diesen Informationsverpflichtungen beschließen werden, werden hoffentlich dazu führen, dass sehr viele Menschen wechseln, und sie werden dazu führen, dass die zum Glück jetzt sinkenden Strompreise auch wirklich bei den Haushalten ankommen, dass es zu mehr Transparenz kommt und das auch zu mehr Wettbewerb führen wird, weil sich


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zum Beispiel die Landesenergieversorgungsunternehmen eben nicht darauf verlassen können, dass die Leute eh nicht wechseln. Es wird zu einem Wechselverhalten führen, zu mehr Wettbewerb kommen, und am Ende des Tages profitieren alle davon, vor allem die Haushalte in Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

Vielen, vielen Dank für die konstruktiven Verhandlungen und danke für die breite Zustimmung! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.43


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois Schroll. – Bitte.


18.43.42

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Wir beschließen heute ein Gesetz, mit dem das ElWOG geändert werden soll. Dieses Verfassungsgesetz, das eine Zweidrittelmehrheit benötigt, wird die SPÖ heute unterstützen, sie wird zustimmen (Oh-Rufe bei der ÖVP), weil es Vorgespräche auf Augenhöhe gegeben hat. Ich höre großes Murren auf der ÖVP-Seite. – Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wir stimmen nicht deswegen dem Gesetz zu, weil die angebliche Blockadehaltung der SPÖ zu Ende ist. Die Wahrheit ist, dass die letzten Gesetze – und ich sage: das Energieeffizienzgesetz – einfach von Grund auf schlecht waren. Und bei etwas von Grund auf Schlechtem, das nicht sozial ist und keinen sozialen Aspekt hat, wird die SPÖ nicht zustimmen, und das haben wir auch gemacht. (Beifall bei der SPÖ.)

Vielleicht, weil es auch ein Kopfschütteln bei den Grünen gibt, darf ich euch nur daran erinnern: In eurem Regierungsprogramm – ich weiß es mittlerweile auswendig: im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen, die Seiten 113, 114 – habt ihr euch ein Ziel beim Energieeffizienzgesetz gesetzt. Das steht natürlich in dem, was beschlossen worden ist, definitiv nicht drinnen.


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Vielleicht kommen wir aber zu dem Teuerungsgipfel, den die Bundesregierung im Mai 2023 inszeniert hat: Anstatt direkt in die Preisgestaltung und in die Preisbildung einzugreifen, will jetzt natürlich auch die Regierung durch die Trans­parenzbestimmungen die Tarife zum Sinken bringen. Wie es Kollege Lukas Hammer gerade gesagt hat: Die Transparenz ist wirklich gut, und es ist gut, dass die Energieversorger das jetzt machen müssen. Deswegen wird aber noch keine einzige Kilowattstunde für die Kundinnen und Kunden zu Hause billiger werden.

Wenn ich noch einmal auf diese Teuerungsgipfelinszenierung zurückkommen darf, dann möchte ich euch sagen: Die E-Control und die BWB, die Bundeswettbewerbsbehörde, haben ja mit einer gemeinsam eingerichteten Taskforce Energie, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, den Energiesektor genau unter die Lupe genommen und vor einigen Tagen ein Ergebnis präsentiert. Wenn man sich die Ergebnisse angeschaut hat: Die bereits hohen Marktkon­zentrationen stiegen in dieser Krise enorm an, viele Energieversorger sind vom Markt einfach verschwunden, es gibt starke Ungleichbehandlungen zwischen Bestands- und Neukund:innen, der Stromkostenzuschuss der Regierung ging mit gleichzeitiger Preiserhöhung einher, und gesunkene Großhandelspreise sind noch immer bei den Kundinnen und Kunden nicht angekommen.

Das Fazit ist, geschätzte Kolleginnen und Kollegen: Es gab keine Markteingriffe durch diese Bundesregierung trotz unserer ständigen Forderungen der letzten Monate. Es ist einfach klar, dass das Herumdoktern an diesem System in der Krise völlig versagt hat und die Inflation trotzdem noch extrem hoch ist.

In Krisenzeiten führt an einer Preisregulierung kein Weg vorbei. Einige stopfen sich nach wie vor die Taschen voll, während andere nicht mehr wissen, wie sie die Rechnungen bezahlen sollen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.46


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Axel Kassegger. – Bitte.



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18.46.56

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Ich mache das norma­lerweise nicht, aber in diesem Fall ist es meines Erachtens angezeigt: Was die Anamnese, also die Entstehungsgeschichte dieser ElWOG-Novelle betrifft, sagt Kollege Schroll jetzt, die SPÖ hat ihre Blockadehaltung nicht aufgegeben und so weiter und so fort. – Das ist in Wahrheit in diesem Zusammenhang völlig irrelevant, weil erstmalig Folgendes stattgefunden hat: dass die Regierungspar­teien, weil es eben diese Blockadehaltung gegeben hat, an die Freiheitliche Partei, also an mich als Energiesprecher der Freiheitlichen Partei, mit dem Wunsch, ernsthafte Verhandlungen zu führen, herangetreten sind. Das ist auch geschehen.

Wir werden diesem Gesetz auch zustimmen, sodass die notwendige Zweidrit­telmehrheit durchaus auch mit der Zustimmung der freiheitlichen Partei möglich ist, insoweit die Zustimmung der SPÖ in diesem Fall relativ irrelevant war. Warum werden wir zustimmen? – Weil es dem Grunde nach eine vernünftige Sache ist, weil es – Kollege Hammer hat es eh schon erklärt – der Erhöhung der Transparenz dient.

Wir haben etwas Sorge gehabt, dass es wieder ein großer Bürokratieaufwand, ein Verwaltungsaufwand wird. Da sind einige Sachen dann noch verbessert worden, was die Verpflichtung betrifft, das Ganze schriftlich zu übermitteln. Das ist als kostendämpfende Maßnahme entschärft worden.

Einen zweiten Punkt gibt es auch noch: Der Strafrahmen ist auch verringert worden.

Es ist also eine Sache, die dem Grunde nach den Verbrauchern und damit den Schwächsten in dieser Kette zugutekommt. Da haben wir Freiheitliche überhaupt kein Problem, so einer Sache zuzustimmen, was wir hier auch tun.


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Was ich aber schon sagen möchte, ist: Das ist sicher kein Jahrhundertgesetz, Frau Bundesminister – das werden Sie auch nicht behaupten –, sondern es ist eine Kleinigkeit, die die Transparenz erhöht.

Was aber ein Riesenproblem in diesem ganzen Energiebereich in Österreich ist, das dokumentiert die Presseaussendung der Bundeswettbewerbsbehörde zu diesem Thema, in der massive Marktverwerfungen festgestellt werden: dass die Landesenergieversorger und der Verbund mit Masse, zu 80, 85 Prozent, im Eigentum der öffentlichen Hand stehen und wechselseitig vielfach verschränkt sind. Im Übrigen ist eine Empfehlung der Bundeswettbewerbsbehörde, diese Verschränkungen auch einmal zu überdenken.

Das heißt, wir können ja da überhaupt nicht von einem Markt im eigentlichen Sinne der Liberalisierung sprechen, sondern da ist eine extreme Steigerung der Marktkonzentration durch die Landesenergieversorger passiert.

Man sagt immer: Wer profitiert davon? Wer macht die Millionengewinne? – Das sind eben genau die Landesenergieversorger, zumindest jene, die zu sehr günstigen Gestehungskosten im Einklang mit der Meritorder, die hohe Preise garantiert, produzieren können. Das sind die meisten, vielleicht die Wien Energie nicht so, aber alle anderen mit Wasserkraft et cetera sehr wohl. Die verdienen sich da goldene Nasen. (Ruf bei den Grünen: Das stimmt!)

Es sind auch die Wechselzahlen deutlich zurückgegangen. Ein Wechsel zu alternativen Lieferanten war nicht möglich, weil sich die Anbieter aus den Märkten zurückgezogen haben und überhaupt kein Angebot mehr da war, weil die Anbieter ihre eigenen Netzkunden, sozusagen Bestandskunden, gut behandelt haben, die Netzfremden aber eben nicht gut behandelt haben. Die Anbieter haben die Bestandskunden mit normalen Preisen versorgt, aber wehe man war gezwungen, den Anbieter zu wechseln, dann ist man als Neukunde in extrem absurde Preiskategorien gekommen. Das alles kritisiert die Bundes­wettbewerbsbehörde ganz massiv. Sie sagt sogar, dass Kunden massiv diskrimi­niert wurden.


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Im Übrigen sagt sie auch, dass es beim Stromkostenzuschuss der Bundesregie­rung natürlich sehr wohl eine Korrelation gibt – ich zitiere –: „dass es bei einzelnen Lieferanten eine zeitliche Nähe zwischen dem Bekanntwerden bzw In-Kraft-Treten des [...]zuschusses und den jeweiligen Preiserhöhungen gegeben hat“. Da ist strukturell einiges zu tun. Die Bundeswettbewerbsbehörde, diese Taskforce wird jetzt den Landesenergieversorgern und dem Verbund weitere Fragen stellen.

Es gibt Empfehlungen für gesetzliche Anpassungen zur Stärkung der Bundeswettbewerbsbehörde, zur Verschärfung des Kartellrechts. Man müsste wirklich diese wechselseitigen Verschränkungen, die ja mit einem freien Markt nichts zu tun haben, noch einmal genauer anschauen. Es ist eine Behörde, deren Arbeit ja im Dienste derer verrichtet wird, die eben die Schwächeren sieht und sicherstellen soll, dass diese Schwächeren nicht übervorteilt werden, wie es im massivsten Ausmaß jetzt im Rahmen dieser Krise vorgekommen ist. Es schließt sich im Übrigen auch die E-Control diesem Bericht an.

Es sind also die wirklich großen Dinge noch zu machen. Das Gesetz, diese ElWOG-Novelle, ist ein kleiner Schritt, ein vernünftiger Schritt, wo wir den Nutzen für die Kunden höher einschätzen als die potenziellen Kosten, die durch diese zusätzlichen Verpflichtungen für die Energieanbieter entstehen. Insoweit ist es eine Gesetzesvorlage, der die Freiheitliche Partei auch zustimmen wird. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

18.52


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tanja Graf. – Bitte.


18.52.40

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Ich darf zuerst einmal im Namen meiner Kollegin Bettina Rausch die Besuchergruppe vom Verein


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Frauen im Assetmanagement herzlich hier im Hause begrüßen und viel Spaß beim Zuhören wünschen. (Allgemeiner Beifall.)

Unter der Überschrift Erdölbevorratungsgesetz behandeln wir zwei wichtige Themen, zum einen das Erdölbevorratungsgesetz, mit dem wir die Straf­bestimmungen aufgrund eines Vorfalles verdoppeln werden. Es geht darum, meine Damen und Herren: Wir haben eine 90-tägige Bevorratungspflicht für Erdöl in unserem Land direkt, und das soll auch so bleiben. Es hat einen Vorfall gegeben, nämlich dass ein Marktteilnehmer der Meinung war, er komme günstiger davon, wenn er die Strafe bezahlt, als die Bevorratung zu machen. Unser Anliegen ist es aber, die Bevorratung zu bevorzugen, damit Sie eben keinen Nachteil haben.

Wir wissen – wir haben es letztes Jahr selbst gespürt, bei der OMV hat es in der Raffinerie einen Schaden gegeben –, wie wichtig es ist, dass wir keinen Dieselnotstand bekommen. Daher ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen und zu sagen, es zahlt sich nicht aus, die Strafe zu bezahlen, statt der Bevorratungs­pflicht nachzukommen.

Die Branche trägt das mit, weil sie sagt, aus solidarischen Gründen würde sie die Haftung übernehmen müssen, und das ist nicht fair gegenüber den anderen, die wirklich bevorraten. Daher werden wir diese Strafe verdoppeln und tragen das gemeinsam.

Der zweite Teil betrifft die ElWOG-Novelle. Wir haben schon gehört, da geht es darum, dass wir mehr Transparenz auf unseren Stromrechnungen haben möchten. Ich darf hier vielleicht wirklich noch einmal auf die Punkte aufmerksam machen: Was soll in Zukunft auf der Stromrechnung vermerkt sein? Was sollen Sie, meine Damen und Herren, für Hinweise bekommen? – Sie sollen den Hinweis bekommen, dass es einen Tarifkalkulator bei der E-Control gibt, wo Sie reinschauen können, wo Sie Preise vergleichen können. Sie werden auf Wechselmöglichkeiten für günstigere Strompreise aufmerksam gemacht. Die Rabatte, die eigentlich immer auf der Jahresabrechnung zu sehen waren, werden


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Sie jetzt bei der Teilzahlung haben. Damit brauchen Sie nicht zu warten, bis die Jahresabrechnung da ist.

Es wird auch einen Hinweis geben, dass es diesen sogenannten – unter Anführungszeichen – „Floattarif“ gibt – das ist der Tarif, der sehr schwankend ist und sehr wechselt –, dass man Sie auch aufmerksam macht, was dieser Tarif bedeutet, wenn Sie sich für diesen Vertrag entscheiden: dass Sie einerseits Chancen haben, am Marktpreis zu sein und einen billigen Preis zu haben, aber auch das Risiko eingehen, dass diese Preise sehr schwankend sind und dass sie sich monatlich erhöhen können.

Was zukünftig auch noch sein wird, ist, wenn Sie im Besitz eines intelligenten Messgerätes sind – das ist der Smartmeter –, dann können Sie entscheiden, ob Sie eine monatliche Abrechnung haben wollen oder weiterhin bei der Jahres­abrechnung bleiben. All diese Punkte dienen dazu, dass wir mehr Transparenz in den Energiemarkt hineinbekommen.

Der Strombereich ist für mich in erster Linie nur der Anfang. Natürlich erwarten wir, dass wir das Gleiche im Gasbereich und bei der Fernwärme durchsetzen können. Herr Kollege Kassegger hat es gesagt: Es war zuerst ein Gespräch mit der FPÖ, in dem wir uns wirklich auf die Transparenz geeinigt haben. Es war ein sehr konstruktives Gespräch. Wir haben dann weiterhin die Gespräche gesucht. Es freut mich, dass wir auch mit Frau Doppelbauer einen Zusammenschluss haben. Ich glaube, es ist ganz wichtig, weil der Konsument am Ende des Tages diese Tarifanpassungen transparent sehen soll, und das wollen wir gewähr­leisten.

Ich darf jetzt Frau Kollegin Blimlinger ein bisschen kopieren, denn sie endet immer mit ihrem Schlusswort, sie sei immer noch „der Meinung, dass [...]“ – ich darf das jetzt kopieren und mitnehmen: Ich bin immer noch der Meinung, dass wir, wenn wir die Netze nicht stabil machen und die Netze nicht auf Vordermann bringen beziehungsweise ausbauen, ein Problem bekommen, die 27 Tera­wattstunden ins Netz zu bekommen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei


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Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kassegger: Das schaffen wir eh nicht! – Abg. Höfinger: Sei nicht so pessimistisch!)

18.56


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Bundesministerin Gewessler zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.


18.57.02

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Liebe Besucherinnen und Besucher! Es ist jetzt schon viel über die Novelle des ElWOG gesagt worden, deswegen möchte ich es ein bisschen abkürzen.

Wir haben gerade in einer Situation, in der wir uns in den letzten eineinhalb Jahren befunden haben – das hat Herr Kassegger erwähnt, das haben etliche Abgeordnete erwähnt –, gesehen, wie wichtig es ist, dass wir Maßnahmen setzen, die den Wettbewerb stärken. Transparenz und eine umfangreiche Information spielen einfach eine entscheidende Rolle, damit Kundinnen und Kunden bedachte Entscheidungen treffen können und von Entlastungen profitieren können.

Ich möchte darauf eingehen, weil es mehrfach zitiert wurde: Natürlich spielt scharfe Kontrolle eine wichtige Rolle! Deswegen habe ich von Anfang an die gemeinsame Arbeitsgruppe oder Taskforce von BWB und E-Control aus­drücklich begrüßt. Ich bedanke mich für die gute Arbeit. Ich bin froh, dass hier auch mit den Ergebnissen dieses ersten Berichtes weitergearbeitet wird. Der zeigt einfach, wie wichtig die Arbeit von unabhängigen Regulatoren und einer unabhängigen Bundeswettbewerbsbehörde ist. Deswegen einen herzlichen Dank dafür.

Wir haben in der Novelle zum ElWOG vor allem Maßnahmen gesetzt, um den Tarifkalkulator der E-Control zu stärken – das ist wirklich, glaube ich, für alle, die es sich noch nicht angeschaut haben, eine sehr, sehr wertvolle Ressource. Die


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E-Control erhebt regelmäßig die angebotenen Preise. Abgeordneter Hammer hat es vorhin erwähnt: Es zahlt sich ein Blick auf diesen Tarifkalkulator wirklich aus. Laut Preismonitor der E-Control konnten Haushalte beim Wechsel ihres Tarifs mit Ersparnissen von bis zu 500 Euro rechnen. Das ist ein Beispiel aus Niederösterreich. 500 Euro im Jahr durch einen Anbieterwechsel ist nicht wenig, und deswegen ist es sinnvoll und notwendig, dass wir die Haushalte und alle gezielt auf den Tarifkalkulator, auf mögliche Einsparungen durch einen Versor­ger­wechsel hinweisen. Das geschieht mit dieser Novelle, nämlich einmal im Jahr an die Möglichkeit des Tarifwechsels erinnert zu werden, auch rechtzeitig vor Auslaufen der Bindungsfrist erinnert zu werden.

Die Anbieter müssen künftig aktiv darauf hinweisen, wenn es ein günstigeres Standardprodukt aus ihrem Portfolio gibt. Das heißt, Sie bekommen eine Stromrechnung, auf der dann steht: Das ist Ihre Rechnung. Achtung, wir hätten für Sie ein günstigeres Angebot. Das ist verpflichtend auszuweisen. Wir haben erhöhte Informationspflichten für die Lieferanten. Floatverträge – Abgeordnete Graf hat darauf hingewiesen – können in guten Zeiten Preisvorteile bieten, haben aber Risken.

Mit dieser Novelle ist es auch gelungen, vorzuschreiben, dass über diese Risken transparent informiert wird, ein wirklicher Warnhinweis für die Konsumentinnen und Konsumenten angebracht wird. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

In Summe ist das, glaube ich, ein wichtiger Baustein für mehr Transparenz, für mehr Wettbewerb und damit auch für ein Sinken der Energiepreise. Deswegen bedanke ich mich herzlich für die bis dato alle sehr positiven Wortspenden. Wenn ich richtig mitgezählt habe, bekommen wir hier sogar einen einstimmigen Beschluss zusammen. Das freut mich wirklich sehr. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Noch zwei Sätze zur Novelle des Erdölbevorratungsgesetzes, die die Abge­ord­nete Graf schon sehr gut zusammengefasst hat: Wir haben letztes Jahr gesehen, wie wichtig in Krisenfällen die Bevorratung ist. Wir haben es trotz des Ausfalls unserer einzigen großen Destillationsanlage in der OMV-Raffinerie


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Schwechat durch Freigaben aus den Reserven geschafft, großflächige Versor­gungsausfälle am österreichischen Mineralölmarkt abzuwenden. Das heißt aber natürlich: Wir brauchen die Reserven.

Es darf nicht günstiger sein, sich freizukaufen, als zu bevorraten, und genau dafür sorgen wir mit der Novelle des Erdölbevorratungsgesetzes: mit einer Ver­schärfung der Verwaltungsstrafen, einer Verdoppelung des Geldstrafen­rahmens, der Möglichkeit einer monatsweisen Verhängung der Strafen – es kann also nicht nur einmal im Jahr bestraft werden, sondern jeden Monat, in dem nicht eingelagert wird, kann bestraft werden – und mit der Schaffung einer Verbands­ver­antwortlichkeit. Da geht es um ein Level-Playing-Field. Für Versorgungs­sicherheit gibt es eine geteilte Verantwortung, und da müssen alle ihren Beitrag leisten. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Ing. Martin Litschauer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.01.57

Abgeordneter Ing. Martin Litschauer (Grüne): Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst will ich mich noch einmal einem Thema widmen, das Kollege Schroll vorhin aufgerissen hat, nämlich dem Energieeffizienzgesetz, wozu er gemeint hat, das sei ein schlechtes Gesetz. Ich kann Ihnen sagen: Die Bundesregierung hat sich sehr bemüht, und das, was Sie vorgeschlagen hätten – nämlich Lieferantenverpflichtungen –, hätte eher bei den Kunden zu Belastungen geführt. Und ihr altes Gesetz hat die Einsparungen leider Gottes nicht gebracht.

Die Bundesregierung hat sich beim Thema Energieeffizienz sehr bemüht, da können Sie auch auf energie.gv.at schauen (Abg. Schroll: Deshalb sind die Preise so billig! – Abg. Kollross: Sie haben sich sehr bemüht!): Von März 2022 auf März 2023 haben wir minus 7 Prozent beim Stromverbrauch, minus 24,9 Prozent beim


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Gasverbrauch (Zwischenruf des Abg. Schroll), und Sie wollen uns erklären, dass die Bundesregierung nicht weiß, wie man Energie einspart. Das ist die größte Einsparung, die je eine Bundesregierung hervorgebracht hat, und Sie erklären uns, dass das Gesetz nicht funktioniert. (Abg. Schroll: ... sparen, weil Sie sich das leisten können!) Was Sie erreicht haben, ist, dass Sie verhindert haben, dass die Bundesländer in die Verpflichtung kommen. Ihre Landeshaupt­leute werden es Ihnen wahrscheinlich danken. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Schroll.) Das haben Sie verfolgt.

So, jetzt komme ich zu den Stromrechnungen: Ich bin Energieberater und habe viele Jahre damit verbracht, Kunden zu beraten. Und ich habe auch viele Stromrechnungen gesehen, die man nicht lesen kann. Die sind zwar sieben, acht Seiten lang, aber die Kunden kennen sich nicht aus. Dabei – das will ich vielleicht kurz erklären – braucht es nur ganz wenige Daten, um den Stroman­bieter zu wechseln. Was brauchen Sie dazu? – Ihre Adresse, relativ einfach; die Zählpunkt­bezeichnung, die steht auf der Stromrechnung, die findet man schon, sie ist eine der langen Zahlen auf der Stromrechnung und ist deshalb leicht zu finden; das Geburtsdatum und die eigenen Kontodaten. Viel mehr braucht man dazu nicht, auch wenn man eine sieben oder acht Seiten lange Rechnung hat. Dann geht man zum Tarifkalkulator, gibt den Verbrauch ein und kann ganz genau vergleichen und findet relativ rasch ein Angebot.

So hat es zum Beispiel mein Bruder gemacht, der vom Landesenergieversorger eine Vorschreibung mit einem neuen Tarif bekommen hat: 71 Cent. Da kriegt man ja wirklich Panik, wenn man so etwas lesen muss. (Abg. Kassegger: Das ist aber wirklich nicht lustig!) Dann benutzt man den Tarifkalkulator, und sobald der Landesenergieversorger sagt: Ich hätte in Niederösterreich gerne 71 Cent!, schließt man bei einem Waldviertler Versorger einen Vertrag mit 16 Cent pro Kilowattstunde ab. Das ist in wenigen Sekunden im Tarifkalkulator ermittelt, und in wenigen Minuten ist man auch umgestiegen. Deswegen ist es so wichtig, dass man den Leuten beibringt, wie dieser Tarifkalkulator funktioniert und wie man


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das macht, denn dann ist ein Umstieg sehr schnell möglich. Man kann da übri­gens auch sehr schnell auf Ökostrom umsteigen, das bringt das Ganze mit sich, und dann wird es sehr oft sogar noch wesentlich billiger als mit dem Egal­strom­mix. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Die Monatsrechnungen sind natürlich eine Alternative. Bei den Teilzahlungen wünsche ich mir von den Energieversorgern, dass es in Zukunft ein bisschen mehr Informationen gibt. Ich habe – leider Gottes auch in Wien – einige Teilvor­schreibungen gesehen, auf denen zwar ein Betrag draufsteht, aber nicht die Berechnungsbasis. Wie soll ich als Kunde nachvollziehen, was mir eigentlich vorgeschrieben wird? Ich denke, da muss sich die Qualität verbessern, damit das alles nachvollziehbar wird, und dass in Zukunft auch die Rabatte eingerechnet werden müssen, macht die Sache natürlich viel einfacher.

Ich denke, wir haben einiges Gutes beschlossen, wir werden aber weiter genau hinschauen, was jetzt bei den Angeboten und Abrechnungen passiert. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Dr.in Petra Oberrauner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.05.52

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Auch ich habe die Ehre, zur Änderung des Erdölbevorratungsgesetzes zu sprechen. Ich möchte dazu am Anfang sagen, dass wir den Vorschlag begrüßen und selbstverständlich zustimmen werden, weil wir ihn für sinnvoll hal­ten. Wie wichtig es ist, dass Energieträger in ausreichender Menge für Notfälle gerüstet sind, dass wir also Bevorratung haben, hat spätestens der Zwischenfall in der Ölraffinerie in Schwechat gezeigt. Damit das aber gelingen kann, ist es notwendig, dass sich die Gesellschaft auf eine Gemeinschaftsleistung der Importeure, die sich an die Regeln halten, verlassen kann. Bislang wäre es für alle


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Unternehmen günstiger gewesen, mögliche Strafen zu riskieren, als die Kosten für die Bevorratung zu tragen.

Es geht aber darum, dass wir solche Trittbrettfahrer nicht haben wollen, weil das zulasten der Versorgungssicherheit der Bevölkerung geht. Da es uns wichtig ist, dass sich die Bevölkerung zu jedem Zeitpunkt darauf verlas­sen kann, dass es genügend Erdöl gibt, wenn man es braucht, stimmen wir natürlich zu und haben uns gefreut, dass laut vorgeschlagenem Antrag eine Strafverschärfung als Anreiz dafür, sich an der Versorgungssicherheit zu orien­tieren und genügend Vorrat zu haben, stattfinden soll.

Etwas Ähnliches hatten wir schon bei der strategischen Gasbevorratung, das war eine Zweidrittelmehrheitsmaterie. Dazu muss ich sagen: Auch da haben wir unsere sozialen Ziele durchsetzen können und haben deswegen mitgestimmt und die Zweidrittelmehrheit ermöglicht.

Auch beim Erdölbevorratungsgesetz werden wir natürlich mitstimmen, weil das für die Bevölkerung ja ein Vorteil ist und weil es in diesem Rahmen Sicherheit und Versorgungssicherheit schafft. Was es bedeutet und welche Folgen es für die Preise hat, wenn wir diese nicht haben, haben wir spätestens anhand der Gasgeschichte im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gesehen.

Insofern: danke, sehr gut. Wir werden zustimmen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.08


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christoph Stark. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.08.16

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Auch ich widme mich heute dem Erdölbevorratungsgesetz und möchte gerne einen Schwenk zurück machen. Viele von uns sind in einer Zeit geboren, aus der wir


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uns noch daran erinnern können, dass Bevorratung etwas ganz Normales war. Meine Eltern haben noch wöchentlich eine Fassung nach Hause bekommen. Diese Fassung beinhaltete eine gewisse Menge an Zucker und Salz, an Mehl und so weiter, einfach damit man einen Vorrat hatte, um gut durch die Zeit zu kommen. Ich nenne das jetzt einmal altes Wissen, weil wir ja jetzt in einer Zeit leben, in der alles on demand verfügbar ist, alles sofort erhältlich ist und die Menschen die Bevorratung eigentlich nicht mehr brauchen.

Der Zivilschutz weist uns regelmäßig darauf hin, dass es eigentlich notwendig wäre, auch im zivilen Bereich, in der Gesellschaft wieder mehr acht auf die Bevorratung zu geben, an die Bevorratung zu denken, um durch möglicherweise schwierige Zeiten zu kommen.

Im selben Sinne ist es, dass auch Dinge, die die Menschen selbst nicht bevor­ra­ten können, durch übergeordnete Instanzen bevorratet werden. Wir alle können uns an Situationen in diesem Haus erinnern, als wir zähneknirschend einer Gasbevorratung zugestimmt haben, als wir um viel Geld teures Gas gekauft haben, um den Menschen in einer schwierigen Phase Sicherheit zu geben.

Dasselbe, liebe Kolleginnen und Kollegen, gilt für die Erdölbevorratung. Auch diese können die Menschen zu Hause nicht garantieren; also braucht es den Staat, der gewährleistet, dass Unternehmen, die das können, diese Bevorratung übernehmen. Das ist die Erwartungshaltung, die die Menschen an uns haben, und dieser Erwartungshaltung kommen wir heute nach, weil es offenbar für manche Unternehmen billiger war, eine Strafe zu bezahlen, als einer vielleicht teuren Bevorratung nachzukommen. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann es nicht sein! Es braucht offenbar doch hin und wieder eine verschärfte Strafdrohung, um Unternehmen und Menschen dazu zu bewegen, gewisse Handlungen zu setzen. Das tun wir heute, indem wir die Strafdrohung für eine Nichtbevorratung drastisch erhöhen: auf 116 000 Euro Strafe pro Monat. Da zahlt sich das dann nicht mehr aus. Wir gehen daher davon aus, dass dieses


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Gesetz den Menschen wieder ein Stück Sicherheit zurückgibt, das wir in diesen Zeiten brauchen.

Am Ende schließe ich mich den Gebetsmühlen meiner Kolleginnen Blimlinger und Tanja Graf an. Ich weise darauf hin, dass Vorrat auch etwas mit Vorsorge zu tun hat, und schlage in dieselbe Kerbe wie Kollegin Graf. Liebe Frau Ministerin, wir müssen die Netzbetreiber dabei unterstützen, die Netze auszubauen! Das hat mit Vorsorge zu tun. Es hat allerdings auch mit Bevorratung im weitesten Sinne zu tun, denn ohne diese Vorsorgehandlungen und ohne die Netzverstär­kung werden wir energietechnisch in eine schwierige Zeit kommen – und darum braucht es in dieser schwierigen Frage alle Kraftanstrengung und auch die Mithilfe des Bundes. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

19.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag.a Ulrike Fischer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.12.03

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen! Liebe Abgeordnete! Das Thema Elektrizität bedeutete in meiner Kindheit: Wenn man ein Zimmer verlassen hat, dann hat man das Licht abgedreht; wenn man Radio gehört hat, hat man alles andere abgedreht; wenn man einen CD-Player hatte, hat man ihn ausgesteckt. Irgendwann hat das aufgehört. Irgend­wann haben wir uns gedacht: Na, der Strom ist eh so billig! Na ja, dann bleiben halt das Handy, die Stereoanlage und der Laptop angesteckt, das Licht und der Bewegungsmelder eingeschaltet, dieses Gebäude wird beleuchtet und jener Straßenzug wird hell erleuchtet.

Gestern habe ich ein Gespräch mit meinem Vorredner, Herrn Bürgermeister Stark, geführt, und es hat mich sehr beeindruckt, dass er in seiner Gemeinde eine Verordnung im Gemeinderat verabschiedet hat, um die Lichtverschmutzung einzudämmen, um in der Nacht die Beleuchtung so zu gestalten, dass sie nur an


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den notwendigen Stellen eingeschaltet wird. Damit ich keinen Ordnungsruf wegen einer Themenverfehlung bekomme, möchte ich erklären: Es gehört alles zusammen. Wir alle wollen Strom sparen, wir alle wollen Geld sparen, und mit dem heute zu beschließenden Gesetz schaffen wir es, dass wir den Konsu­menten und Konsumentinnen die Informationen in die Hand geben, mit denen Stromsparen möglich ist. Das ist gut für uns alle. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Nun möchte ich mich bei Lukas Hammer und Tanja Graf für diese Gesetzes­initiative bedanken. Es heißt immer: Was machen die im Nationalrat eigentlich? – In diesen drei Tagen werden 40 Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht, weil es Gesetze braucht. Gerade bei dieser Gesetzesinitiative muss ich sagen, dieses Gesetz brauchen die Konsumenten und Konsumentinnen, damit sie auf einen Blick erkennen können: Wie viel zahle ich? Mit dem neuen Tarifkal­kulator, bei dem Energieunternehmen Zahlen und Daten genau einmelden müssen, wird das möglich sein. Ich sage es noch einmal: www.e-control.at  dort geht man auf den Tarifkalkulator, dann kann man Strom oder Gas auswählen, dann kann man den Verbrauch auswählen und dann sieht man sofort den Vergleich zwischen Alt und Neu – und das wird sich rechnen.

Eines noch: Jeder, der einen Smartmeter hat – so sehr der Smartmeter verdammt worden ist –, hat die Möglichkeit, eine Monatsrechnung zu bekommen. Das heißt, man kann jedes Monat auf einen Blick seinen Stromverbrauch erkennen. Lasst uns weiterhin Strom sparen und sinnvolle Gesetze machen! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Laurenz Pöttinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.15.13

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher!


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Wofür steht der Begriff Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz, kurz ElWOG? Was machen wir da heute?

Ich freue mich ganz besonders, dass es wieder einmal geglückt ist, dass wir hier im Parlament Einigkeit zeigen. Oft sagen die Zuseherinnen und Zuseher: Ihr streitet nur! In dieser Sache zeigen wir wieder einmal, dass wir uns einig sind – und das ist gut so.

Bei unserer Gesetzesinitiative geht es um Verbesserungen im ElWOG, mit denen Stromkundinnen und Stromkunden unterstützt werden sollen, möglichst rasch das passende und günstigste Stromprodukt zu finden. Gerade in den letzten Monaten haben wir oft schmerzlich die hohen Energiepreise zur Kenntnis nehmen müssen; somit ist diese Änderung im ElWOG ein wichtiger Schritt, um mehr Transparenz am Strommarkt bieten zu können. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wie soll das vor sich gehen? Die Stromhändler und -lieferanten werden verpflich­tet, preisrelevante Daten unverzüglich der Regulierungsbehörde für die Eingabe in den Tarifkalkulator zu übermitteln. Ganz wichtig ist die Informa­tionsverpflichtung der Lieferanten gegenüber den Kundinnen und Kunden, und zwar auf die Wechselmöglichkeit und auch auf ein etwaiges günstigeres Standardprodukt im eigenen Portfolio hinzuweisen. Diese Information muss einmal jährlich erfolgen. Einsparungen von mehreren Hundert Euro sind bei allfälligem Wechsel für Stromkunden möglich. Der Preisvergleich, wird somit wesentlich einfacher, und die Erinnerungsschreiben sorgen auch dafür, dass wir nicht vergessen, zumindest einmal jährlich unsere Ausgaben für Strom zu checken.

Durch diese Maßnahme wird der wirtschaftliche Wettbewerb verstärkt. Das ist auch gut so – und schön, dass das alle so sehen. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.17



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 392

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Johann Höfinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.17.49

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich auch noch ganz kurz auf das Thema der Erdölbevorratung eingehen! Einige meiner Vorredner haben ja schon inhaltlich gut skizziert, worum es da geht. Manchmal erscheint dieses Thema aber doch ein wenig oberflächlicher, als es in Wirklichkeit ist. Dieses Thema geht sehr in die Tiefe; und wir sollten es in Wirklichkeit nicht nur bei der Erdölbevorratung diskutieren, sondern in vielen anderen Lebensbereichen auch wieder miteinbeziehen.

Es prallen ja bei diesem Thema in Wirklichkeit zwei Gedankenansätze zusam­men. Einer ist das alte Sprichwort: Der beste Rat ist der Vorrat! (Abg. Michael Hammer: Der beste Mann der Höfinger!), mit dem ausgedrückt wird: Sichere dich für Krisen ab, schau, dass du gewappnet bist, wenn eine Zeit kommt, in der es nicht so einfach ist, sich selbst versorgen zu können! Da geht es wie gesagt nicht nur um die Energie, da geht es auch um andere Lebens­bereiche.

Der zweite betrifft natürlich die modernen Management- und betriebswirt­schaft­lichen Ansätze, die besagen: Lagerhaltung ist in Wirklichkeit teuer. Wir waren in den letzten Jahren und Jahrzehnten verwöhnt. Wir haben Lieferketten aufgebaut, die durchgängig waren, und wir konnten diese Lagerkosten damit absenken – und das ist wiederum jedem Konsumenten zugutegekommen. Es gab ja einen ständigen Preiskampf auf allen Ebenen, und daher hat man Lagerhal­tung, so gut es geht, im wirtschaftlichen Bereich überall reduziert.

Wir haben aber in dieser Phase gar nicht gemerkt, wie fragil wir eigentlich geworden sind. Plakativ war es ein Containerschiff, das sich im Sueskanal quer gestellt hat, wodurch wir dann gemerkt haben: Wir können uns plötzlich nicht versorgen. Monatelang stehen Wirtschaftsbetriebe still, die


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aufgrund eines ganz kleinen Anlasses nicht versorgt sind, und daher ist es auch ein Gebot der Stunde, sich wieder zu orientieren und zu fragen: Wo liegt denn der Mittelweg zwischen Kosten sparen und Sicherheit haben?

Wie gesagt: Ich denke, dass dieses Thema der Erdölbevorratung ein Anfang ist. Wir müssen das auch noch in vielen anderen Bereichen unserer Versor­gungselemente diskutieren. Da kann ich Sie wirklich nur um Ihre Zustimmung bitten. Wir schaffen damit für unser Land, für die Menschen dieses Landes auch wieder ein Stück Sicherheit. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

19.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Vorerst letzter Redner dieser Debatte ist Abge­ordneter Joachim Schnabel. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.20.17

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Herr Präsident! Ganz zum Schluss noch einmal kurz zum ElWOG, zwei Dinge möchte ich da hervorstreichen: dass für den Konsumenten mit dieser Transparenz und mit dieser Mithilfe die Energie­einsparung möglich ist und dass es anscheinend auch hier in diesem Hause noch machbar ist, zu Energiethemen einen Allparteienbeschluss zu erreichen.

Das kann man wirklich mit Freude feststellen, und es ist interessant, da ja vor allem die Freiheitliche Partei bei vielen wissenschaftlichen und technologischen Dingen nicht dabei ist und alles, was im Internet irgendwo auf Q-Anon so kursiert, sofort hier ins Parlament getragen wird. (Abg. Kassegger: Was redest denn für einen Blödsinn?) Die Smartmeter-Geschichte ist Ihnen anschei­nend nicht untergekommen und deswegen bin ich froh, dass sie hier diese ElWOG-Änderung mit unterstützen.

Ich möchte auch noch etwas unterstützen, das Frau Kollegin Tanja Graf gesagt hat: Die Energiewende wird nicht funktionieren, wenn der Netzausbau nicht voranschreitet. „Der Standard“ titelt heute in einem Artikel auch mit: „Immer mehr Staus bei Photovoltaik wegen Schwächen im Stromnetz“. Wir


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haben natürlich mit all unseren Initiativen einen Boom im Fotovoltaikausbau ausgelöst, das ist gut, wichtig und richtig so, aber natürlich muss das Stromnetz dementsprechend nachziehen. Wir brauchen, und es steht ja an, bei der Überarbeitung der Netztarifgebührengestaltung wirklich Innovationen, die zulassen, dass das Stromnetz dementsprechend auch mit digitalen Komponenten umgehen kann und auch diesen zusätzlichen volatilen Strom aufnehmen kann.

Einen zweiten Bereich möchte ich noch einflechten, weil er auch mit volatiler Stromproduktion zu tun hat, nämlich die Nutzung von Überschussstrom – die Nutzung von Überschussstrom für die Produktion von zum Beispiel Fotovoltaik oder auch von Windkraft für die Produktion von Wasserstoff. Frau Ministerin, ich danke für die umfangreiche Anfragebeantwortung, die Sie mir haben zukommen lassen, die ja auch aufzeigt, welche umfangreichen Maßnahmen, Inves­titionen wir für die Implementierung einer Wasserstoffwirtschaft in Österreich vorhaben.

Eines – und das muss ich wirklich noch einmal sagen – wäre dringend notwen­dig, nämlich die Elektrolyseurförderung fertigzustellen. Es gibt viele Unternehmen, die in den Wasserstoffsektor investieren wollen, die genau diesen Überschussstrom auch kostengünstig nutzen können. Die warten darauf, und ich bitte, dass wir das zeitnah in Umsetzung bringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.22

19.22.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 395

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 18: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Erdölbevorratungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2128 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 19: Entwurf betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und -organisations­gesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2129 der Beilagen.

Da der vorliegende Gesetzentwurf eine Verfassungsbestimmung enthält, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.

Ich bitte nunmehr jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf zustimmen, um ein bejahendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Davor stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen. Auch hier stelle ich wiederum die verfassungs­mäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 396

19.24.3720. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3465/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Unternehmen (Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz – UEZG) geändert wird (2124 d.B.)

21. Punkt

Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen erlassen (EKZ-NPOG) und das Transparenzdatenbankgesetz 2012 geändert wird (2125 d.B.)

22. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3476/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gewerb­liche Sozialversicherungsgesetz geändert wird (2126 d.B.)

23. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3477/A(E) der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Peter Haubner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fort- und Weiterbildung von Selbststän­digen: Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unter­stützung und Förderung der Selbstständigen als Teil des „KMU-Berichts“ (2127 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 20 bis 23 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 397

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Herr Dr. Christoph Matznetter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.26.01

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vize­kanzler! Frau Staatssekretärin! Schön, dass Sie bei uns sind. Wir haben jetzt hier mit diesen vier Punkten eine Reihe durchaus heterogener Materialen. Fangen wir gleich mit der Frage des Energiekostenzuschusses an!

Während auf der einen Seite viele – auch kleinste – Unternehmen seit Monaten warten müssen und inzwischen Energierechnungen enormen Ausmaßes haben, schafft es die Regierung, weiterhin Vorlagen zu liefern, die ganz, ganz wichtige Probleme, die wir seit den Covid-Förderungen haben, nicht beseitigen. Wie kann es sein – wir schreiben das Jahr 2023, Covid hat 2020 begonnen –, dass man immer noch nichts gelernt hat, dass man noch immer keine Vorsorge für den Fall getroffen hat, dass Unternehmen Förderungen bekommen und, wenn im Nachhinein feststeht, dass der Gewinn viel höher als vorher war, kein einziger Titel da ist, mit dem man das Geld zurückbekommt, keine einzige Bestimmung da ist, mit der man verhindert, dass Steuergeld zur Gewinnsteigerung beiträgt?

Wir haben in den letzten Jahren laufend Beispiele gehört, dass Dividenden­zahlungen von den Steuerzahlern finanziert worden sind, und zwar von jenen, die arbeiten und 80 Prozent der Steuern zahlen – und wiederum ist nichts da. Das kann man ganz einfach lösen. Wenn man schon nicht über die Finanzämter auszahlt, was viel gescheiter gewesen wäre, kann man hergehen und in das Gesetz hineinschreiben: Sollte der durchschnittliche körperschaftsteuerpflichtige Gewinn höher als in den letzten drei Jahren sein, dann ist vom übersteigenden Teil eine Sonderabgabe zu zahlen, die mit der Höhe der Förderung limitiert ist. – Schwuppdiwupp, falls jemand die Absicht hat, Staatskassen zugunsten höherer Gewinne auszusaugen, muss er es zurückzahlen. Der bekommt gleich mit dem Körperschaftsteuerbescheid einen Bescheid, dass er es zahlen muss. Ist so etwas vorhanden? – Nein, Sendepause, nicht da.


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Die Unaufmerksamkeit geht aber weiter. Ich wende mich der grünen Fraktion zu. (Abg. Maurer: Wir sitzen aber da!) Im Untersuchungsausschuss haben sich Nina Tomaselli und David Stögmüller wirklich bemüht, aufzuklären, was es da für Macheloikes gab. Da sind wir draufgekommen, dass sich die ÖVP hinten und vorne – Seniorenbund in Oberösterreich – auch an diesen Förderungen bedient hat (Zwischenruf der Abg. Scharzenberger), obwohl es für Parteien nicht vorgesehen ist.

So, jetzt haben wir als nächsten Tagesordnungspunkt hier einen Punkt für die Non-Profit-Organisationen, und obwohl sich die Politische Akademie der ÖVP beim letzten Mal mit einem scheinheiligen Argument Geld geholt hat, ist wieder keine Vorsorge drin. Na geht’s noch? (Beifall bei der SPÖ.)

Wieso segnet ihr das in der Koalition ab? (Zwischenruf der Abg. Scharzenberger.) Das ist auch noch euer Ressort, Werner Kogler ist zuständig. Da sage ich doch: Aus, ihr seid die größte Regierungspartei, ihr werdet nicht kassieren! – So einfach ist das. In ähnlicher Art und Weise gilt das natürlich auch für diese Miniförderung für die kleinen Selbstständigen. Ich meine, 410 Euro, während gleichzeitig für die Großen in Milliardenhöhe ausgeschüttet wird, ist einfach lächerlich und kein Grund zum Zustimmen.

Zustimmen werden wir aber, was die Unterstützung als Teil des KMU-Berichtes betrifft – obwohl es eine Bürokratie ist –, betreffend Fort- und Weiterbildung. Bitte lernt dazu, das wäre das Wichtigste im Leben! Vielleicht kann man hier noch in einem Abänderungsantrag die Politische Akademie der ÖVP ausnehmen, die hat ein schönes Haus entlang der Grünbergstraße, die braucht kein zusätz­liches Steuergeld. Vielleicht können wir die hier ausnehmen, das wäre ja auch eine Chance. Ich freue mich, wenn das Haus dazulernt. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Hanger: Schlechte Rede!)

19.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf nun Herrn Vizekanzler Mag. Werner Kogler und Frau Staatssekretärin Mag.a Susanne Kraus-Winkler im Plenum


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll222. Sitzung, 222. Sitzung des Nationalrats vom 5. Juli 2023 / Seite 399

begrüßen und darf kurz erklären, warum ich hier keinen Ordnungsruf erteile – nicht (in Richtung Regierungsbank) Ihnen, sondern Dr. Matznetter.

Er hat nicht (in Richtung ÖVP) Sie oder (in Richtung Grüne) Sie als scheinheilig bezeichnet, sondern hat das Argument als scheinheilig bezeichnet, und deswegen gibt es in diesem Fall keinen Ordnungsruf.

Zu Wort gemeldet ist Mag.a Carmen Jeitler-Cincelli. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.30.27

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Ja, lieber Christoph, dieses Potpourri der verschiedenen Themen – ich werde jetzt nicht auf jedes Thema eingehen, sondern wir in der ÖVP machen das so: Wir teilen uns das auf, damit wir auch fokussiert zu einem Punkt reden können.

Ich habe mir diesen Bericht über „KMU im Fokus“ ausgesucht. Ich fand es im Ausschuss spannend, dass die NEOS irgendwie nicht dafür waren, weil ich es eigentlich in Zeiten wie diesen unglaublich relevant finde, dass wir die Unterneh­mer fördern, unterstützen, weil es ihnen wirklich nicht gut geht.

Wenn man draußen in den Betrieben ist, dann sieht man – gerade bei den ganz Kleinen ist das oft der Fall –, die haben wahnsinnige Zukunftsängste, die wissen nicht: Was rollt da auf uns zu? Jetzt haben wir eh schon die Energie­kosten, jetzt haben wir schon die Instabilität bei den Kundenmärkten, die konsumieren anders, und dann kommt jetzt auch noch das mit der künstlichen Intelligenz! – Die sind wirklich überfordert, und deswegen, gerade weil viele so sehr belastet sind, denke ich mir, ist es wichtig, dass wir alle Maßnahmen treffen, um auch zu schauen: Wie können wir sie weiterbilden? Was gibt es bereits an Förderungen? Was tut sich da speziell in der Bildung für Unternehmerinnen und Unternehmer, und nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Unter­nehmer selber an Kompetenzerwerb, dass sie selber sich auch wieder eine


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Zukunfts­sicherheit aufbauen können? Deswegen ist dieser Antrag meiner Meinung nach eine irrsinnig gute Idee.

Am meisten belastet sind natürlich die KMU, 99,6 Prozent sind Klein- und Mittel­unternehmen, auch die EPU gehören dazu. Das heißt, das ist für mich das Tragwerk unserer heimischen Wirtschaft. Jetzt hört man natürlich Unterneh­mer­bashing, ganz vornweg kommen immer die Konzerne, aber im Grunde genommen sind alle davon betroffen, und besonders belastet sind die, die sich halt selber nicht so weiterhelfen können und für die wir auch verant­wortlich sind und Verantwortung tragen. Deswegen: Perspektiven schaffen! Das tun wir, und zwar über Bildung.

Die Förderung von Kapazitätsaufbau und Weiterqualifizierung ist notwendig, und ich glaube, es macht auch Sinn, dass wir schauen, was andere Länder da tun, zumindest einmalig zu erheben und zu schauen: Was tun andere? Wie fördern andere? Für welche Maßnahmen wird Geld ausgegeben?, um dann einfach auch abzuwägen und zu sagen: Was wollen wir in Zukunft tun?, denn sonst machen wir jetzt irgendwie das weiter. Dass man da ein separates Kapitel eröffnet, finde ich sehr, sehr gut.

Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit. Es geht auch darum, die Fachkennt­nisse, den technologischen Wandel, die Firmen, die sich an diesen anpassen können, weiterzubringen, und um Lebenslanges Lernen. Das muss auch für die Unternehmerinnen und Unternehmer notwendig und wichtig sein, nur Weiter­bildung schafft unternehmerische Perspektive.

Manchmal reicht es vielleicht Leuten, die sagen: Ja, der Unternehmer, der setzt sich zwei, drei Tage hin, überlegt sich etwas Neues, entwickelt sich weiter. Andere brauchen wirklich Kurse, Weiterqualifizierung in ihrem Bereich oder nehmen etwas ganz anderes dazu, also wechseln vielleicht auch den Bereich, denn oft verändern sich ja auch das Betriebsumfeld, die Technologien, und dahin gehend brauchen wir die KMU-Forschung. Diese ist generell sehr, sehr relevant.


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Welche Maßnahmen und Förderungen bestehen bereits? Das zu erheben ist selbstverständlich nicht die große Sache, aber das dann auch mit dem Ausland zu vergleichen, wenn wir uns einfach ein paar Länder heraussuchen, von denen wir sagen, die machen da wirklich einen guten Job, und uns dahin gehend auch anzu­passen ist eine gute Sache.

Zum Schluss: Was brauchen die Unternehmerinnen und Unternehmer in Öster­reich noch? Das, was sie wirklich brauchen, und da kommt jetzt mein Appell speziell an (in Richtung SPÖ) eure Fraktion: Sie brauchen Verständnis, Respekt und Wertschätzung, nämlich für das, was sie jeden Tag tun, und für das Risiko, das sie täglich auf sich nehmen. Ich hatte selber unternehmerische Zeiten in meinem Leben, die ganz schwierig waren, und ich möchte eigentlich niemandem zumuten, dass es einem dann so geht, wenn man nicht weiß: Wie zahle ich jetzt die Mitarbeiter? Wie geht sich das alles aus mit dem 15.?

Das, was man hier hört, was da von Ihnen oft kommt, das ist so ein Bashing quer durch die Bank drüber. Da werden alle – die Konzerne und die ganz Kleinen, die EPUs – in einen Topf geworfen, und das sind aber diejenigen, die sagen, sie packen selbst an, sie richten sich selbst immer wieder auf. Die lassen sich nicht vom Staat oder von irgendjemand anderem versorgen, sondern sie tragen zum Steueraufkommen bei, tragen ihren Anteil jeden Tag, und ich möchte diesen Leuten einmal Respekt aussprechen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Schwarz.)

Das wird in diesem Haus leider von – eigentlich – zwei Fraktionen mindestens teilweise bis zum Gehtnichtmehr betrieben.

Und ja, ich weiß, dass es ein Unternehmen gab  es gab zum Beispiel auch eine Untersuchung –, das extrem unter Corona gelitten hat. Darüber, über psychische Erkrankungen bei Unternehmerinnen und Unternehmern, wird nicht gesprochen. Das ist so ein Tabuthema, aber das ist etwas, worauf wir auch schauen müssen, denn das sind auch nur Menschen, die jeden Tag versuchen, ihren Job zu machen, alles unter einen Hut zu bringen, und die kriegen


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wesentlich zu wenig Wertschätzung. Es wird ihnen nicht leicht gemacht, auch von der Bürokratie her, und ich glaube, auch wenn ich jetzt nicht für alle im Saal sprechen kann, so möchte ich es zumindest als Vertreterin des Wirtschafts­bundes heute sagen: ein riesengroßes, herzliches Dankeschön für das, was ihr jeden Tag leistet! – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

19.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.35.24

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Von den vier Tagesordnungs­punkten, die jetzt hier gemeinsam behandelt werden, möchte ich über zwei sprechen.

Der eine ist der Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen. Da haben wir grundsätzlich bei diesen ganzen Milliardenförderungen der Energie­kostenzuschüsse nicht zugestimmt, weil wir der Meinung sind, dass das zusätzliche inflationsanheizende Effekte in einem nicht unerheblichen Ausmaß hat. Wir werden hier aber diesem Gesetzentwurf zustimmen, und zwar aus zweierlei Gründen: Einerseits ist es sowieso keine Zweidrittelmaterie, und zum anderen sehen wir nicht ein, warum jetzt ausgerechnet die Masse, der gemeinnützige Sektor, die Non-Profit-Organisationen, das Ehrenamt, also Organisationen, die eben nicht unternehmerisch tätig sind, quasi diskriminiert werden und nicht in den „Genuss“ – unter Anführungszeichen – dieses Energiekostenzuschusses kommen sollten, der ja nur eine Teilabdeckung der erhöhten Energiekosten, über deren Ursachen ja schon zigfach geredet wurde, darstellt.

Insoweit stimmen wir zu. Wir stimmen zu, dass die vielen, vielen Sportvereine – und ich verweise da auch auf entsprechende Anträge meiner Kollegin Petra Steger, die genau in diesem Sinne sind –, dass die vielen, vielen Feuerwehren, Kunst- und Kulturorganisationen, religiöse und kirchliche Vereinigungen, Non-


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Profit Organisations aus Bildung und Wissenschaft eben diesen Zuschuss zur Abdeckung der erhöhten Energiekosten auch bekommen.

Kollege Matznetter hat es schon angemerkt: Die politischen Parteien sind auch ausgeschlossen, die politischen Akademien nicht. Das sehen wir ebenso als Mangel. Im Gegensatz zu Matznetter ist uns dieser Mangel aber nicht groß genug, um dem Gesetzentwurf grundsätzlich die Zustimmung zu verweigern. Darüber hinaus gibt es einen Entschließungsantrag der SPÖ, lautend eben auf „Kein Energiekostenzuschuss für Politische Akademien“, dem wir auch zustimmen werden.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt, zu dem ich sprechen möchte, ist der Antrag von Kollegin Götze und Kollegen Haubner: Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Selbstständigen als Teil des KMU-Berichts.

Also das ist ein Antrag der Kategorie, dass sich die Bundesregierung selbst auf­fordert, irgendetwas zu machen, noch dazu da den KMU-Bericht um das Thema Fort- und Weiterbildung von Selbstständigen zu ergänzen. Es mag ja schon sein, dass das eine bestimmte Bedeutung hat, aber da schließe ich mich Kollegen Margreiter an, der im Ausschuss das Ganze als Showpolitik bezeichnet hat: Das würde ich auch so sehen; nicht nur würde, sondern ich sehe das auch so.

Kollegin Jeitler-Cincelli hat es vorhin schon erwähnt: dass gerade die klein- und mittelständischen Unternehmen – also das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft – Unterstützung brauchen, die in den letzten zwei bis drei Jahren gebeutelt wurden. Da reicht es!

Eine Selbstverständlichkeit ist es, diesen Unternehmen „Verständnis, Respekt und Wertschätzung“ – ich zitiere (in Richtung Jeitler-Cincelli) Sie – entgegen­zubringen, aber darüber hinaus könnte es durchaus auch ein bisserl die Senkung der Lohnnebenkosten sein, könnte es eine deutliche Senkung der Bürokratie


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sein, mit der viele klein- und mittelständische Unternehmen da zugeschüttet werden, könnte es sein, dass die Verwaltung, die an sich diese Unternehmen servicieren sollte, in ihrem Tempo erhöht wird, und es könnte auch sein, dass die Energiekosten für diese Unternehmen dramatisch gesenkt werden, indem man die Ursachen dieser Energiekostensteigerungen angeht.

All das machen Sie nicht. Also bei allem Verständnis für „Verständnis, Respekt und Wertschätzung“ für die Unternehmen, die selbstverständlich auch die Freiheitliche Partei für diese Unternehmen hat: Das ist halt ein bissel wenig. Würde einer von den vier Bereichen, die ich gerade aufgezählt habe, von der Regierung umgesetzt werden, dann wäre den klein- und mittelständischen Unternehmen wahrscheinlich mehr geholfen als mit „Verständnis, Respekt und Wertschätzung“, denn das ist ja eine Selbstverständlichkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

19.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Dr.in Elisabeth Götze. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.39.47

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen und Zuseherinnen und Zuseher! Gute, faire Rahmenbedingungen insbesondere für die österreichischen kleinen und Kleinstbetriebe – das ist mir wirklich ein besonderes Anliegen, gerade in schwierigen Zeiten, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ich möchte über zwei Themen sprechen: Energiekosten und – auch sehr wichtig – Aus- und Weiterbildung.

Zu den Energiekosten: Es gibt einerseits einen Energiekostenzuschuss, vor allem für die Unternehmen, die hohe Energiekosten haben. Da stellen wir sicher, dass sie auch mehrere Zuschüsse, Förderungen kombinieren können, wie das international auch üblich ist. Also wir stellen hier faire Wettbewerbsbedingungen her.


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Zweitens – und darauf bin ich wirklich sehr stolz – ist es gelungen, dass Kleinst­betriebe eine pauschale Förderung bekommen, also nicht mühsames Beantragen und Nachweisen der Einzelkosten, sondern eine pauschale Förde­rung. 410 Euro für das Jahr 2022, pauschal abgegolten, sind für einen Einzelunternehmer oder eine Einzelunternehmerin schon ganz schön viel Geld. Und noch etwas sehr Wichtiges ist auch gelungen: Das bekommen auch die Freiberuflerinnen und Freiberufler. Das ist nicht selbstverständ­lich, weil immer wieder Freiberufler und Wirtschaftskammerunternehmerinnen und ‑unternehmer unterschiedlich behandelt werden, aber in diesem Fall nicht. Die bekommen genauso etwas. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

Also nicht verkammerte Freiberuflerinnen, Freiberufler wie beispielsweise Psychotherapeut:innen, Physiotherapeut:innen, die durchaus hohe Energie­kos­ten haben, bekommen genauso diesen Energiekostenzuschuss, und zwar einfach, unbürokratisch über die Sozialversicherung ausgezahlt.

Aus- und Weiterbildung: Wir wissen, dass es gerade in einem schnell wech­selnden Umfeld extrem wichtig ist, dass sich die Unternehmer:innen beziehungsweise alle Menschen weiterbilden. Aber gerade ein Kleinstunternehmer, ein Selbstständiger kann das oft nicht, weil ja dann die Arbeitskraft fehlt. Jeder Tag, an dem er sich irgendwo weiterbildet, fehlt ihm. Wir wollen also sicherstellen, dass auch die sich angemessen weiterbilden. Um das erreichen zu können, brauchen wir einmal Daten. Die letzten Zahlen dazu stammen tatsächlich aus dem Jahr 2007, das ist also 15 Jahre her. Wir wollen das ändern, wir wollen schauen: Wie schaut es diesbezüglich in Österreich mit den Selbstständigen aus?, aber auch: Was ist international üblich, auch in Bezug auf steuerliche Maßnahmen oder sonstige Unterstützungsmaßnahmen? Daher ist es wichtig, dass wir auch diesen wichtigen Teil des unternehmerischen Umfeldes in den KMU-Bericht aufnehmen. Es gibt 450 000 Selbstständige in Österreich, also eine unglaubliche Zahl, und die werden in diesem Kapitel über die Weiterbildung der Selbstständigen abgebildet. Aufgrund dieser Daten werden wir dann entsprechende Maßnahmen setzen.


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Ich bitte um Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag. Gerald Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.43.18

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Kollegin Götze hat beschrieben, wie das läuft und wer da aller bedient wird. Finanzminister Brunner sagt in jedem Zeitungs- und Fernsehinterview: Wir müssen wieder zurück zu einem normalen Budgetpfad kommen, wir müssen weg von diesem Nannystate!, aber das, was passiert, ist das Gegenteil von dem, was Minister Brunner sagt.

Ich erinnere mich an Zeiten, da war der heutige Vizekanzler Finanzsprecher der Grünen und hat auch immer darauf gepocht, dass das Geld nicht verblasen wird. Aber der Standort bestimmt den Standpunkt: Die Gießkanne ist das Lieblings­werkzeug der Bundesregierung, ich glaube, das einzige, mit dem sie richtig hantieren kann. Und das ist auch weiter das Mittel der Wahl – und jetzt wird verteilt! (Beifall bei den NEOS.)

Die Zuschauerinnen und Zuschauer erinnern sich noch an den NPO-Fonds aus der Zeit der Covid-Krise. Da hat sich der Seniorenbund bedient, der Bauernbund bedient, die Junge ÖVP bedient. Aufgedeckt hat das übrigens unsere Abgeord­nete Katharina Werner. Und jetzt kommt wieder ein NPO-Fonds für Energie­hilfen. Dasselbe Spiel von vorne: Die Richtlinien kennen wir nicht. 140 Millionen Euro werden verteilt. Wieder werden sich alle Möglichen bedienen, denn der Seniorenbund hat uns ja erklärt: Wir sind nicht Teil der Partei, wir sind ja ganz etwas anderes! – Die haben auch neue Namen bekommen, heißen jetzt – was weiß ich? – ÖVP 50 plus oder so irgendwie. Die werden wieder versuchen, sich zu bedienen.


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Die Lernkurve ist so flach wie ein Brett: Die machen den gleichen Fehler eins zu eins noch einmal. Wir wissen, dass die Bildungspolitik bei uns auch ein bisschen lausig ist, aber das muss sich doch nicht bis in die Regierungsebene hinauf ziehen! Man muss doch nicht das Geld der Steuerzahler mit aller Gewalt verblasen, aber das passiert da.

Die wissen auch, was sie tun: Aus dem Unternehmens-Energiekostenzuschuss­gesetz wurde nämlich die Bestimmung gestrichen, dass es ein Verbot von Mehrfachförderungen gibt. Das wird jetzt gestrichen, jetzt sind Mehrfachförde­run­gen zulässig. Das wollen die, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer! Schwarz und Grün wollen mehrfach fördern!

Und dann gibt es eben pauschale Fördermodelle. Für die Unternehmer gibt es diesen Energiekostenzuschuss bei der FFG pauschal. Da schaut man nicht: Brauchen die viel Energie oder wenig? Du suchst einfach an und kriegst dein Geld! Und für die neuen Selbstständigen gibt es jetzt auch 410 Euro – für alle, ob die viel oder wenig Energie verbrauchen, ob der im Homeoffice selbstständig Zeitungsartikel schreibt oder was weiß ich: pauschal für alle.

Geld mit der Gießkanne zu verteilen, das ist das einzige Werkzeug, das diese Bundesregierung kennt und mit dem sie technisch umgehen kann. (Beifall bei den NEOS.)

19.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Martina Kaufmann. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.46.05

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kollegin­nen und Kollegen hier im Hohen Haus! Vor allem aber liebe Unterneh­merinnen und Unternehmer in ganz Österreich! Liebe Ehrenamtliche in diesem Land!


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Wenn man hier der Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt folgt und die Rede von Kollegen Matznetter von der SPÖ hört, möchte man ja glauben, dass wir ganz einfache Zeiten hinter uns haben, dass wir auch jetzt in ganz einfachen Zeiten leben, dass alles ganz easy für jede Unternehmerin und jeden Unterneh­mer in diesem Land ist. Es war nicht notwendig, dass es Coronaförde­rungen gibt. Es ist nicht notwendig, dass es jetzt Unterstützungen gibt. (Abg. Loacker: Es war nicht notwendig, für den Seniorenbund Förde­rungen zu machen!) Es ist nicht notwendig, dass es für die NGOs Unterstützun­gen gibt. Das alles brauchen wir quasi nicht.

Kollege Matznetter verlässt jetzt den Saal, weil er über das Thema gar nicht weiterreden mag. Ich verstehe schon, man muss sich offensichtlich auch in die neue SPÖ einfinden, und da ist es halt anscheinend uncool, dass man auch unternehmerische Themen aufgreift und die für richtig und gut befindet.

Ja, Unternehmerinnen und Unternehmer erfüllen in diesem Land eine wertvolle Aufgabe. Sie sind diejenigen, die Mut haben. Sie sind diejenigen, die Ideen haben. Sie sind diejenigen, die mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam diesen Wirtschaftsstandort stärken.

Meine Damen und Herren! Die Maßnahmen, die gesetzt wurden, die von dieser Bundesregierung gesetzt wurden und die von uns hier in diesem Parlament mitgetragen worden sind, haben es möglich gemacht, dass wir heute, in dieser schwierigen Phase der Teuerung, nach wie vor noch ein Wirtschaftswachstum haben. Ja, es braucht Maßnahmen, und eine dieser wichtigen Maßnahmen beschließen wir heute, nämlich den Energiekostenzuschuss für die neuen Selbst­ständigen, denn auch die brauchen die Unterstützung.

Kollegin Götze hat es vorhin angesprochen: 410 Euro sind nicht nichts für jemanden, der ein neuer Selbstständiger ist, der auch nicht von der Wirtschafts­kam­mer vertreten wird. Für die ist das viel Geld, und da braucht es auch diese Unterstützung, damit diese Arbeitskraft, diese Wirtschaftsleistung in Österreich auch erhalten bleiben kann.


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Genau dafür stehen wir als ÖVP: Wir müssen dann unterstützen, wenn es notwendig ist. Aber ganz ehrlich – und das möge auch Herrn Kollegen Matznetter von der SPÖ ins Stammbuch geschrieben sein –: Niemand möchte gerne Unterstützung haben, niemand möchte gerne auf irgendetwas angewiesen sein. Was die Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich auszeichnet, ist, dass sie mutig vorangehen, die Ideen umsetzen und gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das tun, was notwendig ist, nämlich unseren Wohlstand in diesem Land zu erhalten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unterstützung der Ehrenamtlichen und der Vereine in Österreich mit diesem Energiekostenzuschuss. Wir haben in Österreich umgerechnet circa 300 Millionen Euro an Wertschöpfung, die von Ehrenamtlichen im Jahr erbracht wird. Ich kann als Grazer Abgeordnete sagen: 40 Prozent aller Grazerinnen und Grazer engagieren sich ehrenamtlich. Damit wird ein wertvoller Beitrag für uns als gesamte Gesellschaft geleistet. Ihnen gilt genauso wie den Unternehmerinnen und Unternehmern ein riesen­großes Dankeschön, dass sie diesen Einsatz für unsere Gesellschaft erbringen. Umso wichtiger ist es, dass wir auch in diesem Bereich die erhöhten Ener­giekosten abfedern, damit sie auch weiterhin mit ihren Vereinen und Organisa­tionen genau diese Leistung für unser allgemeines gesellschaftliches Wohl erbringen können.

In diesem Sinne möchte ich mich abschließend noch einmal bei allen Unterneh­merinnen und Unternehmern und bei allen Ehrenamtlichen in Österreich für ihren täglichen Einsatz, für ihr tägliches Tun bedanken, damit wir in Österreich in diesem Wohlstand leben und auch gut in die Zukunft weitergehen können. – Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

19.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Christian Drobits. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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19.50.29

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Nun, wir erleben die größte Teuerungswelle seit 70 Jahren, die Preise im Energiebereich, im Wohnbereich, im Autobereich, aber auch im Bereich des täglichen Einkaufs sind exorbitant hoch und steigen weiter. Und was macht die Bundesregierung? Was macht der Herr Vizekanzler? – Nichts! Dornröschenschlaf! (Abg. Wurm: Nein, der macht gar nichts!) Schlaf der Gerechten nennen es manche. (Abg. Belakowitsch: Aber er ist heute da!) Er macht nichts gegen die Inflation, die weiterhin mit 8 Prozent weit über dem europäischen Schnitt liegt, und er macht nichts gegen die Gierflation – das ist jene Inflation, bei der diejenigen in Österreich, die immer gieriger werden und deren Schlunde immer größer werden, immer mehr bekommen. Gegen die macht er auch nichts.

Herr Vizekanzler, warum machen Sie nichts? – Weil auch Ihr Regierungspartner nichts macht. Ihr Regierungspartner ist nämlich total davon abgekommen, die kleinen Selbstständigen – die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sowieso nicht –, aber auch die kleinen Bauern zu vertreten. Nur mehr die große Industrie und die Agrarindustrie werden vertreten. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Loacker.)

Wenn die Kollegen von der ÖVP einerseits sagen, wir sind für unsere Unter­nehmer da, und andererseits sagen, die Gewinne werden weniger, dann muss man dem entgegenhalten: Nein! Die Großen steigern die Gewinne!

Das sieht man auch beim Energiekostenzuschuss wiederum: Wer bekommt ihn? – Die großen Unternehmer bekommen die großen Beträge, es kommt dabei zu Überförderungen, und die kleinen Unternehmer bekommen die minimalen, kleineren Beträge, die Pauschalbeträge sind. Das ist der Unterschied, und das ist Ihre Handschrift – auch Ihre, Herr Vizekanzler.

Deshalb werden wir nicht länger zuschauen. Wir, die SPÖ, sind für diejenigen da, die bei Ihnen die Verlierer sind: die arbeitenden Menschen, diejenigen, die bei


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Kika/Leiner sind. Manche sind dabei, die aus Ihrer Heimatgemeinde Rohrbach an der Lafnitz kommen, und dann gibt es auch manche, die knapp vor dem 25. Dienstjahr stehen. Die verstehen nicht, warum Sie den Großen, wie Herrn Benko, den roten Teppich ausrollen und die Kleinen nicht ihre Abferti­gungen erhalten und selbst ihre Insolvenzbeiträge bezahlen müssen, damit sie dann in der Insolvenz ihr Insolvenzausfallgeld erhalten. Das ist der Punkt, genau das ist der Punkt!

Und die Ärmsten von allen sind die Pensionistinnen und Pensionisten. Gestern war ein 76-jähriger Mann bei mir – Sie kennen den Ortsteil Kroisegg in der Nähe Ihres Heimatortes. Dieser 76-jährige Mann war ein Bauhackler, und er war mit seiner Frau da, die Hausfrau war. Der kriegt die Mindestpension mit Ausgleichszulage (Abg. Loacker: Dann war er nicht lang Bauhackler!), auch für die Frau, in der Höhe von 1 751 Euro. Und wissen Sie, der kriegt eine Ausgleichszulage, die er beantragen muss, und da muss er jährlich vorweisen, was er an Sparbuchzinsen hat, und diese Ausgleichszulage beträgt 0,08 Euro. Für diese 0,08 Euro muss dieser Bauhackler mit 76 Jahren hingehen und nachweisen (Abg. Sieber: Und warum beantragen sie die?), welches Ausmaß an Sparbuchzinsen er erhält. Die müssen es nachweisen, die Großen aber müssen es nicht nachweisen. Die Großen kriegen Überförderungen, es wird nicht einmal nachgefragt, was darüber ist. Auch bei den Coronahilfen war das Gleiche der Fall.

Das ist der Unterschied: Wir sind für die Kleinen, wir sind für diejenigen, die alles nachweisen müssen, und wir sind gegen diejenigen, die alles ausnutzen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Also für nichts!)

Genau für diese Pensionistinnen und Pensionisten, die teilweise im Sozialmarkt einkaufen müssen, die nicht wissen, wie sie ihre Wohnung heizen sollen, bringen wir einen Antrag ein, weil wir wollen, genauso wie viele andere auch, dass die Pensionsanpassung nicht erst nächstes Jahr im Jänner erfolgt, sondern jetzt schon, vorgezogen mit 1. Juli, mit 5 Prozent erfolgen soll. Wir wollen, dass die


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Pensionistinnen und Pensionisten jetzt entlastet werden – und da sind auch die Seniorinnen und Senioren dabei, denen Sie keine Unterstützung geben.

Wir wollen das, und ich bringe deshalb für meine Fraktion folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abfe­de­rung der Teuerung durch eine vorgezogene Pensionsanpassung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich eine Regierungsvorlage für eine vorgezogene Pensionsanpas­sung 2024 in Höhe von zumindest 5 Prozent rückwirkend ab 1. Juli 2023 zur Beschlussfassung zu übermitteln.“

*****

Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

19.54

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Christian Drobits,

Genossinnen und Genossen

betreffend Abfederung der Teuerung durch eine vorgezogene Pensionsanpassung

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3465/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit


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dem das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Unternehmen (Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz - UEZG) geändert wird (2124 d.B.)

Durch die Untätigkeit der Regierung gegen Teuerung in unserem Land, können sich viele Menschen das Leben nicht mehr leisten. Die Teuerung in Österreich ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr. Die Preise explodieren nach wie vor. Mit zuletzt 9 Prozent im Mai ist die Inflation hierzulande um fast 3 Prozentpunkte höher als in Deutschland, der Abstand hat sich gegenüber April sogar vergrößert. Spanien hatte im Mai sogar nur mehr 3,2 Prozent. Österreich bleibt weiter das Land mit einer der höchsten Inflationsraten in der Euro-Zone. Die Preise steigen seit Monaten rasant an, von Mai 2021 bis Mai 2023 um 17 Prozent.

Besonders hart betroffen von dieser enormen Teuerung sind viele Pensionistinnen und Pensionisten. Die Altersarmut steigt! Daher muss jetzt dringend etwas gesche­hen! Die Pensionist:innen dürfen nicht allein gelassen werden, denn sie schaffen es nicht, die enormen Höchst-Preise für Energie, Wohnen und Lebensmittel zu finan­zieren. Gleichzeitig werden Großkonzerne bei den Energiehilfen mit einem Gesamtvolumen von 5 bis 8 Milliarden Euro teilweise massiv überfördert, da sie die gestiegenen Energiepreise längst auf die Preise für die Menschen aufgeschlagen haben.

Es ist daher dringend erforderlich die Pensionsanpassung für 2024 teilweise vorzuziehen. Die Anpassung für das kommende Jahr wird rund 10 Prozent betragen. Es sollte daher mit Juli 2023 eine vorgezogene Pensionsanpassung von 5 Prozent erfolgen und die restliche Anpassung ab 1. Jänner 2024.

Diese vorgezogenen Pensionsanpassung ist notwendig, wenn die Kaufkraft der Pensionen gesichert werden soll und damit Österreichs Pensionist:innen Respekt und Achtung entgegengebracht wird und sie in die Lage versetzt werden, sich das Leben wieder leisten zu können!

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich eine Regierungsvorlage für eine vorgezogene Pensionsanpassung 2024 in Höhe von zumin­dest 5 Prozent rückwirkend ab 1. Juli 2023 zur Beschlussfassung zu übermitteln.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.55.14

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Liebe Menschen vor den Bildschirmen! Ich muss sagen, ich lasse mir wirklich den NPO-Fonds nicht schlechtreden. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Das ist ein europaweit einzigartiges Instrument gewesen (Abg. Loacker: Das ist wirklich einzigartig!), mit dem wir den gemeinnützigen Sektor – und wir haben heute einen Ministerratsvortrag verabschiedet, der die Spendenabsetzbarkeit verbessert – und seine ungefähr 110 000 Vereine in Österreich – ja, wir sind Vereinsmeier – in bester Weise durch die Coronakrise geführt haben. Alle, die behaupten, es sei die eine Partei oder die andere Partei, die davon profitiert hat, sind einfach am Holzweg. (Abg. Schmuckenschlager: Sagen Sie das der Frau Tomaselli auch!) Es ist der Montessori-Kindergarten, es ist der ASKÖ-Sportklub, es ist die kleine freie Bühne in Vorarlberg. Es sind all die Vereine in Österreich in den Bereichen Kunst, Kultur, Sport, karitative Einrichtungen, Feuerwehr – schlicht und ergreifend die Zivilgesellschaft. Es ist jetzt auch kein neuer Fonds,


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den wir machen, sondern es ist ein Energiekostenzuschuss genau in diesem Bereich, und das ist eine Unterstützung, die natürlich genau für diese gemeinnützigen Organisationen, so sie nicht unternehmerisch tätig sind, erforderlich ist. Wir wissen, es ist notwendig.

Meinem Vorredner sei gesagt: Auch wir sind für die Kleinen, für die kleinen Vereine, die sich diese Energiekosten nicht leisten können – also gemeinnützige Organisationen gemäß Bundesabgabenordnung und gesetzlich anerkannte Kirchen oder Religionsgemeinschaften.

Und natürlich ist eine Richtigstellung notwendig: Es ist nicht so, wie im Ent­schließungsantrag der SPÖ steht, dass die Politische Akademie der ÖVP einen Zuschuss aus dem NPO-Fonds bekommen hat, sondern – Sie wissen es ganz genau – es ist das Hotel, das sozusagen im Eigentum des Vereins ist. Also wenn man schon so etwas schreibt, dann sollte es auch richtig und nicht falsch sein. (Beifall des Abg. Schwarz sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ein Wort zum Schluss: Politische Akademien sind Bildungseinrichtungen. Und, egal ob sie von den politischen Parteien gemacht wird oder nicht, der Bildung ist Vorrang zu geben, daher können auch für diese Einrichtungen Energiekosten­zuschüsse – aus meiner Sicht sinnvollerweise, so sie passen, so sie notwendig sind – genehmigt werden.

Im Übrigen bin ich nach wie vor der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autobefreiten Heldenplatz fließen soll. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Cornelia Ecker. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.57.58

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Vizekanzler! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die


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Bundesregierung ist in ihrer Arbeit mehr als konsequent, und zwar konsequent darin, jeden Fehler, den sie in der Coronapandemie gemacht hat, jetzt zu wiederholen. (Abg. Michael Hammer: So ein Unsinn! – Abg. Belakowitsch: Da wart ja ihr auch überall dabei!) Geschätzte Frau Kollegin Kaufmann, ja, es waren schwierige Jahre, und es wurden Fehler gemacht, die wir auch nicht kritisieren; was wir aber schon kritisieren, ist, dass diese Fehler jetzt in der Teuerungskrise wieder gemacht werden – auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuer­zahler.

Bereits bei den Coronaunterstützungsleistungen wurden einzelne Betriebe massiv überfördert. Diese Überförderungen führten zu enormen Gewinnsteige­rungen und bescherten vielen Unternehmen die gewinnreichsten Jahre, die sie bisher in ihrer Unternehmensgeschichte hatten – und das alles zulasten der hart arbeitenden Menschen in diesem Land, die mit ihren Lohnsteuern diese horrenden Unternehmensgewinne in der Vergangenheit subventioniert haben. Dieses Vorgehen war nicht nur dreist, sondern ist einfach unent­schuld­bar. (Beifall bei der SPÖ.)

Doch wie eingangs bereits angesprochen ist die Regierung in ihrer Arbeit konsequent, denn dieselbe unentschuldbare und dreiste Finanzpolitik wird jetzt beim Energiekostenzuschuss zwei weitergeführt. Sogar der Fiskalrat hat da vor massiven Überförderungen gewarnt. Leidtragende sind erneut die hart arbeitenden Menschen, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Die können sich aufgrund der explodierenden Preise nicht nur viel weniger leisten, sondern subventionieren zur selben Zeit auch noch die Überförderung von Großkonzer­nen.

Inwiefern Großkonzerne es nötig haben, Rekordgewinne einzufahren und obendrein auch noch Subventionen zu kassieren, anstatt sich in Krisenzeiten ein Stück weit dem Gemeinwohl zu verschreiben, wenn sich Otto Normalver­braucher weder das Wohnen noch das Leben leisten kann und auch die nächsten Mieten nicht mehr bezahlen kann, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären.


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Schwenken wir zurück zu den Versäumnissen und zu den Fehlern, die die Regierung in der Coronapandemie gemacht hat, welche bis heute auch juristische Nachspiele haben! Der NPO-Fonds zum Beispiel, Non-Profit-Organisationen-Fonds: Die Bundesregierung hat bereits zu Covid-Zeiten das Versprechen abgegeben, dass politische Parteien und Akademien von den NPO-Förderungen ausgenommen werden (Ruf bei den Grünen: Sind sie auch!), aber die Regierung bleibt auch da ihrer Ankündigungspolitik treu, denn auch dieses Versprechen wurde nicht gehalten. Die Parteiakademie der ÖVP hatte – und zwar als einzige politische Akademie – die Chuzpe, tatsächlich die NPO-Förderungen zu beantragen. Mit 220 Millionen Euro wurde die Politische Akademie der ÖVP über den Corona-NPO-Fonds finanziell unterstützt (Abg. Michael Hammer: Die Kinderfreunde, der Pensionistenverband! – Abg. Holzleitner: Wenn der Seniorenbund Millionen kassiert, wäre ich ganz leise! – Abg. Michael Hammer: Haben sie eh zurückgezahlt!), und das, obwohl vereinbart wurde, den NPO-Fonds nicht anzugreifen. – Ja, ich denke mir, das tut weh, wenn man Sie mit der Wahrheit konfrontiert. (Beifall bei der SPÖ.)

Regeln und Vorschriften gelten für alle, nur für Sie selber, für die ÖVP, nicht. Einer Partei, welche nicht davor zurückschreckt, einen Topf anzugreifen, der eigentlich für die Caritas oder auch für die Volkshilfe gewesen wäre, der will ich beim besten Willen nicht dieses Land anvertrauen.

Nun sollen für die NPOs Hilfen in Form von Energiekostenzuschüssen einge­richtet werden. Das geschieht allerdings auch nicht, ohne sich auch da wieder die Möglichkeit einzuräumen, diesen 140-Millionen-Euro-Topf auch für die Politische Akademie aufzumachen. (Abg. Ottenschläger: Das ist falsch, was Sie hier behaupten!) Diese Vorgehensweise ist inakzeptabel! (Beifall bei der SPÖ.)

Deswegen bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kein Energiekostenzuschuss für Politische Akademien“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, wird aufgefordert im Rahmen der Richtlinienerstellung sicherzustellen, dass politische Akademien von Parteien von der Förderung von Energiekosten für NPOs ausgenommen werden.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

20.02

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Cornelia Ecker

Genossinnen und Genossen

betreffend Kein Energiekostenzuschuss für Politische Akademien

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht und Antrag gem. §27 GOG-NR betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen erlassen (EKZ-NPOG) und das Transparenzdatenbankgesetz 2012 geändert wird (2125 d.B.)

Die Bundesregierung lässt keine Gelegenheit aus, jeden einzelnen Fehler den man während der Corona-Krise gemacht hat, in der aktuellen Teuerungskrise zu wiederholen.


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Schon bei den Corona-Hilfen gab es für einzelne Betriebe massive Überförde­rungen, die zu massiven Gewinnsteigerungen und letztlich teilweise zu den besten Jahren in der Unternehmensgeschichte geführt haben. Dass ganz normale Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen mit ihren Lohnsteuern Unternehmensgewinne in der Vergangen­heit subventioniert haben, ist eigentlich schon unentschuldbar. Die gleichen Fehler werden aber aktuell etwa beim Energiekostenzuschuss II gemacht. Hier hat sogar schon der Fiskalrat vor massiven Überförderungen gewarnt. Die Dummen sind die steuerzahlenden Menschen. Sie müssen hohe Preise mit dem hart erarbeiteten Geld bezahlen und gleichzeitig subventionieren sie mit ihrem Steuergeld wieder Gewinne von den großen Konzernen.

Aber auch beim NPO-Fonds während der Corona-Zeit wurden schwere Fehler gemacht, die bis heute ein juristisches Nachspiel haben. Die Regierung hatte nämlich damals versprochen, dass politische Parteien von den NPO-Förderungen ausgenommen werden. Dies war jedoch nicht der Fall. Die Parteiakademie der ÖVP hatte – als einzige politische Akademie – die Chuzpe, tatsächlich NPO-Förderungen zu beantragen. 220.000 Euro sind an die Politische Akademie der ÖVP über den Corona-NPO-Fonds geflossen, obwohl man vorher hoch und heilig versprochen hat, den NPO-Fonds eben nicht anzutasten. Dass die ÖVP nicht mal mehr davor zurückschreckt, für ihre Zwecke in einen Topf, der für Caritas und Volkshilfe vorgesehen ist, zu greifen, zeigt eigentlich, dass dieser Partei gar nichts mehr heilig ist.

Nun soll es für NPOs Hilfen in Form von Energiekostenzuschüssen geben. Aber auch hier wird die Möglichkeit aufgemacht, dass auch die politischen Akademien von Parteien auf einen 140 Mio. € Topf zugreifen können. Wieder werden die gleichen Fehler wiederholt oder aber auch die Öffentlichkeit bewusst hinters Licht geführt. So oder so: Diese Vorgangsweise ist jedenfalls nicht zu akzeptieren.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, wird aufgefordert im Rahmen der Richtlinienerstellung sicherzustellen, dass politische Akademien von Parteien von der Förderung von Energiekosten für NPOs ausgenommen werden.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Kollegin Blimlinger ist zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet, und dann machen wir fröhlich weiter. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.02.45

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Ich darf tatsächlich berichtigen – ich habe das schon in meiner Rede gesagt, ich verstehe auch nicht, warum es noch wiederholt wird –: Politische Parteien und politische Akademien haben keine Förderung aus dem NPO-Fonds erhalten. Sie wissen, es ist von der Vorfeldorga­nisation zurückgezahlt worden. Politische Parteien sowieso nicht und politische Akademien auch nicht. (Abg. Krainer: Das ist total falsch! Falsch!) Die Politische Akademie der ÖVP hat keine Förderung bekommen (Abg. Einwallner: Gar nichts zurückgezahlt! Was hat der Seniorenbund zurückgezahlt in Vorarlberg? Gar nichts! – Abg. Krainer: Falsch! – weitere Zwischenrufe bei der SPÖ – Zwischenruf des Abg. Loacker), sondern das Schlössl, das ist die Betreibergesellschaft des Hotels – also bitte keinen Unsinn verbreiten! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Krainer: Vorfeldorganisationen hätten nichts zurückzahlen müssen, nur Parteiteile! – Abg. Wöginger: Der Babler mit seinen Spenden!)

20.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Rausch gemeldet. – Bitte, Frau Kollegin.



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20.03.30

Abgeordnete Mag. Bettina Rausch (ÖVP): Frau Kollegin Ecker hat hier behauptet, die Politische Akademie der Volkspartei habe Mittel aus den Cofag-Förderungen, aus den Coronahilfen bekommen. Ich berichtige das noch einmal tatsächlich, weil ich das sehr gut weiß und überblicken kann: Das ist nicht der Fall. Die Politische Akademie der Volkspartei hat daraus keinen Cent erhalten – weder beantragt noch erhalten. (Abg. Cornelia Ecker: Stimmt nicht!)

Sie werden das auch schwarz auf weiß bekommen, weil die Parteiakademien – das wissen alle, die da Verantwortung tragen – sehr gut geprüft sind. Wir haben auch jetzt eine laufende Rechnungshofprüfung (Abg. Belakowitsch: Das ist keine tatsächliche Berichtigung!), in der die letzten Jahre aufgerollt werden, und Sie werden das sehr bald auch nachlesen können. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Die neuen SPÖ-Fakenews!)

20.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme ist nun Herr Vizekanzler Mag. Werner Kogler zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Vizekanzler.


20.04.31

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Da ja doch einige Redebeiträge die Bundesregierung adressiert haben und ich außerdem für die diversen Unterstützungsmaßnahmen für den gemeinnützigen, freiwilligen Bereich zuständig bin, wollte ich mich doch nicht verschweigen. Fast hättet ihr es geschafft, aber das ist eine sehr belebte Debatte, und es sind einige Dinge durcheinandergekommen – aber sei’s drum.

Zunächst zum Energiekostenzuschuss für die sogenannten Non-Profit-Organi­sa­tionen: Ich meine, grundsätzlich gilt natürlich, dass man einmal anerkennen muss – das haben ja einige Rednerinnen und Redner herausgearbeitet –, dass der Freiwilligensektor in Österreich weit mehr ist als die übliche Vereins­meierei, die es in Österreich durchaus im positiven Sinne auch gibt. Der gemein­nützige Sektor trägt sehr viel bei, auch im wirtschaftlichen und im


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sozialökonomischen Sinn – denken wir an all die Hilfsorganisationen! –, und nicht alle – weil es nämlich so trennscharf organisiert ist – können in dem Energiekostenzuschuss für Unternehmen drinnen sein.

Allein das ist schon ein Grund, dass man da etwas macht, um Gleichstellung zu erreichen, wie dankenswerterweise, muss ich sagen, Abgeordneter Kassegger sehr präzise ausgeführt hat: dass wir da auch eine gewisse Gleichstellung erreichen wollen.

Das gilt generell, denn stellen Sie sich vor: Es gibt Unternehmen, die ein Büro beziehen, in dem eine schlechte Energiekostensituation ist – physikalisch oder sonst irgendwie –, wodurch eine Reihe von Mehrkosten entsteht. Das ist eine Firma. Nebenan ist ein Freiwilligenverein oder ein Sozialhilfeverein, der haarscharf die gleiche Situation hat – gemessen auf die Kilowattstunde; wir reden im Übrigen von Mehrkosten für diese Kilowattstunde –, und der kriegt es dann nicht. Das allein ist, glaube ich, schon eine vernünftige und vor allem eine gerechte Herangehensweise. Ich finde, das war einmal sehr, sehr – er lacht eh schon (in Richtung Abg. Kassegger), offensichtlich weil ich ihn so gelobt habe – akzeptabel, wie die Argumente hier vorgebracht wurden, eben von Abgeordnetem Kassegger in diesem Fall.

Jetzt generell noch einmal: Da ist bei Abgeordnetem Drobits einiges durch­einandergekommen, glaube ich. Bitte schön, es geht da um Mehrkosten – nicht überhaupt um Energiekosten, sondern um Mehrkosten im Energiebereich, und davon werden Teile ersetzt und nicht alles. Warum ist das genau so sinnvoll? – Weil auf der einen Seite die starken Ausschläge abgemildert werden, aber im Rest der nicht geförderten Bereiche Anreizwirkung besteht, doch auch – ich sage das auch immer meinen Sportvereinen, im Kulturbereich und überall (Abg. Michael Hammer: Das sind zu viele Fakten, das verstehen sie nicht!) – an den Einsparungszielen mitzuwirken. Das ist eigentlich eine schlaue Spielanlage: helfen, wenn es zu stark ausschlägt. Das hat ja nicht jemand in Österreich erfunden, manche wollen auch zunehmend argumentativ negieren, dass zuerst einmal ein Krieg stattgefunden hat, das die fossilen Energiepreise zunächst


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in die Höhe getrieben hat und dann viele Mechanismen dazu gewirkt haben, dass sich das durchgefressen hat – dazu kann ich extra noch einmal etwas sagen. Das ist sozusagen ein sinnvolles Austarieren.

Ich weiß nicht – Kollege Loacker ist nicht da; ja, doch! –, wo da automatisch überall eine Gießkanne vermutet wird. Wenn wir die Freiwilligenarbeit und die sozialen Vereine und nämlich auch die, die Hilfe leisten, besonders hegen und pflegen, damit sie das weiter tun, weil das nämlich ein großer Dienst an der Gesellschaft ist, dann haben wir gerne einmal die Gießkanne in der Hand. Viel­leicht kann man das einmal positiv interpretieren, dass die nämlich genau einen Teil abgegolten bekommen – das ist doch die Herangehensweise.

Ich weiß nicht, was da für polemische Reden geschrieben werden, aber offen­sicht­lich hat man die aus der Vergangenheit hervorgeholt, denn mit den gegenwärtigen Maßnahmen hat das nichts zu tun – und das entdecke ich hüben und drüben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Aber gut, das ist vielleicht auch eine Methode der Energieschonung, dass man einfach Reden recycelt, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben und vielleicht damals schon falsch waren. (Heiterkeit bei den Grünen.) Aber wie gesagt: Wer so daherkommt, muss sich auch so eine Gegenrede anhören – selbst von der Regierungsbank.

Jetzt zum Vorhalt generell: Ich habe es eh erwartet, und es ist ja zutreffend und richtig, glaube ich, dass man sich immer wieder über die Teuerungs­phänomene und die Gegenmaßnahmen unterhält. Da gibt es verschiedene Metho­den – ja, völlig klar. Man kann direkt versuchen, bei den Preisen einzugreifen, man kann etwas anderes probieren. Sie wissen, welcher Weg von der Bundesre­gierung gewählt wurde. So viel muss aber schon gesagt werden dürfen, wenn ich noch dazu zu vielen Dingen, für die ich gar nicht zuständig bin, persönlich adressiert werde – aber gerne.


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Es gibt aus den Gründen, die hier vorgebracht wurden, eine Übergewinnsteuer im Energiebereich, die so gering nicht ist. Wenn wir die KÖSt lassen und die 40 Prozent draufgeben, dann haben wir da in Wahrheit 65 Prozent – oder sollen es 64 Prozent sein –, das ist nicht nichts. Die Abschöpfung von den Umsätzen bei jenen, die im Strombereich tätig sind, ist mittlerweile auch enorm. Wir waren eine der ersten Regierungen in Europa, die das – im Übrigen insofern europa­rechtskonform, als es den Vorgaben der Kommission entspricht – umgesetzt haben. Und Sie wissen genau, dass Bundeskanzler Nehammer da auch mit dahinter ist, dass nämlich gerade bei den Energiekonzernen sozusagen hinten nachgearbeitet wird, damit die mittlerweile einlaufenden Kostenreduktionen im Großhandel rascher weitergegeben werden. Erst heute ist wieder ein ähnliches Paket im Gasbereich vorgestellt worden.

Ich verstehe schon, dass man das von zwei Seiten sehen kann. Nur: Was Sie schon auch sehen sollten, ist, welche Maßnahmen getroffen werden – auch wenn Sie andere getroffen hätten; aber so zu tun, als ob es sie nicht gäbe, ist extrem unseriös, und das, finde ich, ist dieser Debatte hier gar nicht würdig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Cornelia Ecker: Ihr seid unseriös!)

Man kann verschiedener Meinung sein, man kann verschiedene Maßnahmen betrachten, man kann sogar Maßnahmen für falsch halten, aber dass man sie – absichtlich womöglich – in Abrede stellt, das halte ich wirklich für unseriös (Abg. Michael Hammer: Das ist Verzweiflung!), und ich würde mir an der Stelle etwas anderes erwarten. (Abg. Cornelia Ecker: Unfassbar!) Dann kann man es nämlich durchdiskutieren, das können wir ja gerne weiter versuchen.

Ich glaube, über die Coronahilfen wird noch viel diskutiert werden, auch zu Recht. Ich kann nur sagen, ich war ja lange genug selber in verschiedenen Funk­tionen mit Förderkontrollen beschäftigt, und ehrlicherweise kenne ich das sehr stark aus Bundesländern, auch vom Bund, wie das immer gelaufen ist: Wir haben immer das Thema gehabt – und früher viel, viel mehr –, dass natürlich ein bestimmter Prozentsatz nicht hundertprozentig treffsicher ist. Das kommt


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schon vor. Ich würde nur einmal die Gesamtbilanz auch aller dieser Hilfen abwarten und dann schauen, wie viel davon kritikwürdig ist.

Da wird es sicher in Einzelfällen etwas geben, na selbstverständlich (Abg. Kucharowits: Das liegt schwarz auf weiß am Tisch, Herr Vizekanzler!), aber die Sys­tematik ist möglicherweise anders angelegt, und die wichtigste – verges­sen Sie das bitte nicht! – und auch im Volumen mit Abstand größte Maßnahme war die Kurzarbeit. Das ist doch gut gelungen (Abg. Loacker: 500 Millionen ...!), und davon haben natürlich die Arbeitgeber, aber auch die Arbeitneh­mer:innen etwas gehabt, und das werden Sie ja wohl nicht abstreiten. Das war eine große, wichtige Sache. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wer hat das nicht alles gefordert? – Und auch da wird es so gewesen sein, dass die einen oder anderen vielleicht ein bissl etwas irgendwo vorbeiprobiert haben. Hätten wir deshalb die Maßnahme – im Übrigen im Zusammenwirken der Sozialpartner, die rasch zur Stelle waren – nicht setzen sollen? Herr Kollege Loacker wird wieder sagen: auf Kosten Dritter, der Steuerzahler! – Okay, das ist auch eine Debatte; trotzdem war es grosso modo, glaube ich, richtig.

Wir sollten doch bei einer derartig epochalen Jahrhundertkrise einmal zwischendurch den Blick wieder aufs Ganze werfen – und nicht von Minimundus aufs Große schließen (Heiterkeit der Abg. Pfurtscheller), das kann nämlich manchmal schiefgehen, auch wenn es ein bisschen ähnlich ausschaut –, und dafür plädiere ich. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Natürlich gibt es da Probleme, das bestreitet ja niemand, aber diese Abwägung – gleichzeitig schnell und treffsicher zu sein – ist nicht so leicht. Da habe ich schon ganz anderes erlebt, und da können wir uns in Bundesländern aller Couleurs umschauen. Na, das schau ich mir dort dann eben an. Da weiß ich auch, wovon ich rede, ich war ja auch lang genug kontrollierender Abgeordneter hier.


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So gesehen würde ich wirklich dafür plädieren, da ein bissl mehr Ausge­wogen­heit reinzubringen. Ich sage ja eh nicht, dass alles richtig war, überhaupt nicht. Wie denn auch bei ein paar Tausend Entscheidungen in kurzer Zeit? Da passieren Fehler, na klar. Sie können jetzt auch einfordern – das hat ja Frau Kollegin Ecker auch gemacht –, dass man bestimmte Fehler nicht wiederholen soll. Nur: Betreffend den NPO-Fonds muss ich Ihnen ehrlich sagen, dass es beim NPO-Fonds grosso modo um die Unterstützung derer geht, die wir hier gerade benannt haben, und das hat auch sehr gut und sehr rasch funktioniert. Da sollte man einmal mit den entsprechenden Vereinen und Hilfsorganisationen sprechen, das wäre vielleicht auch nützlich. (Abg. Kucharowits: ... ÖVP-Organisa­tionen!) – Bitte? (Abg. Kucharowits: Das ist schwarz auf weiß, dass ÖVP-Organisationen diese Beträge bekommen haben! – Ruf bei der ÖVP: Geh bitte!)

Ich weiß nicht, es gibt Regeln, an die man sich zu halten hat (Abg. Scherak – in Richtung ÖVP –: Aber das machen die da drüben ja nicht! – neuerlicher Zwischenruf der Abg. Kucharowits), im Übrigen wird das ja dann immer wieder bewertet. Der Punkt ist nur, wenn man schnell auszahlen will, dann muss man auch bestimmte Automatismen einbauen. Viele Dinge sind eine Ex-post-Kontrolle, und die greift auch, wie man sieht. Ich würde mir wünschen, dass das in jedem rot regierten Bundesland auch immer so rasch und effizient geschehen würde. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Ja!)

Aber über das alles kann man ja diskutieren. Das sind schwierige Fragen, das bestreitet ja niemand, und deswegen geht es am Schluss – wenn man seriös bleiben will – um eine Abwägung. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Kucharowits.)

In der großen Sicht der Dinge, wenn wir auf die Teuerung, die ja jetzt Auslöser für die Maßnahmen, aber auch für die Debatte ist, zu sprechen kommen, möchte ich schon sagen: Es muss sich halt die Opposition auch einmal einig werden, manchmal sogar, muss man ehrlicherweise sagen, die Wirtschaftswissenschaftle­rinnen und Wirtschaftswissenschaftler. Dem einen ist es zu viel, dem anderen ist es zu wenig.


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Bleiben wir bei den Pensionen, wenn sie schon angesprochen werden: Ja, natürlich sind viele Pensionistinnen und Pensionisten in einer schwierigen Situation. Eines sollten Sie aber nicht übersehen – auch wenn das manchmal mit ein paar Monaten Zeitverzögerung passiert –, und ich kann mich nicht erinnern, wann es jemals so war: Es sind drei Mal, im Übrigen schon beginnend im Jahr 2020, nämlich 2021, 2022, 2023, hier herinnen die Pensionen derer, die niedrige Pensionen haben – das sind vor allem Frauen –, über der Inflationsrate erhöht worden (Abg. Wöginger: Ja, weit!), auch vorher schon, nämlich bevor die Teuerungskrise ausgebrochen ist, während die, die höhere Pensionen haben, in der Regel mit der gesetzlichen Anpassung eben auch noch eine Erhöhung erhalten haben. Das nächste Mal wird es wieder so sein, weil alleine die Berechnungsformel schon ergeben wird, dass die nächste Pensionserhöhung sehr, sehr hoch ausfallen wird (Abg. Herr: Ja, weil die Inflation hoch ist!) – und zwar höher, als die Inflation dann sein wird. Aber das nachzuvollziehen würde natürlich die Fähigkeit voraussetzen, dass man da ein bissel vorausrechnet. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Michael Hammer – in Richtung SPÖ –: Das ist Mathematik, das geht da drüben nicht!)

Was ich schon bemerkenswert finde: Ja, jetzt ist es eh notwendig und richtig, Sie haben ja auch recht, wenn Sie da etwas einfordern, aber ich frage mich nur, wann ich das bei der Sozialdemokratie, die ja nicht so selten den Bundeskanzler gestellt hat (Abg. Belakowitsch: ... andere Inflationsrate!), entdeckt habe, dass so konsequent wie jetzt (Abg. Herr: Ja, die größte Teuerung seit 50 Jahren, aber ...!), wofür wir ja auch von anderer Seite kritisiert werden – deswegen sage ich ja: werdet euch einig! –, die niedrigeren Pensionen und vor allem die Frauenpen­si­onen erhöht worden sind. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wir können über alles diskutieren, aber bitte schön nicht die Fakten völlig draußen lassen!

Ich finde, es gibt auch ganz, ganz wesentliche Beiträge aus der Ära Kreisky, die bis heute hereinwirken; die vielen, vielen Sozial- und Familienleistungen – ein großes sozialdemokratisches Verdienst. Später hat auch die ÖVP bei den


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Familienleistungen immer wieder etwas ausgeweitet. Eines ist aber nie gelungen – und ich habe lange genug Wahlkämpfe beobachtet und an welchen teilgenommen, ich habe die Reden im Ohr –: die Valorisierung der Sozial­leistungen. Wie oft waren Sie dabei, wie oft habe ich rote Spitzenkandidaten gesehen, die uns das vorgesungen haben? In wie vielen Regierungspro­grammen ist das drinnen gestanden? Aber diese Regierung hat es gemacht, und ich plädiere nur dafür, dies nicht außer Acht zu lassen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Das ist enorm, gerade jetzt, wo die Teuerung so da ist. Das ist ja klar, jetzt entfaltet das seine Wirkung. (Abg. Loacker: Ja, die Inflationsentwicklung wird enorm sein! ...!) Sie könnten einwenden: Früher war es nicht so wichtig! – Stimmt, bei 2 Prozent Inflation. (Abg. Matznetter: ... Arbeitslosen- und Notstandshilfe­bezieher ...!) Jetzt haben wir eine hohe Inflation, umso richtiger und wichtiger ist es.

Sie können ja gerne an dieser Wirklichkeit vorbeiargumentieren, ich frage mich nur, wo das hinführen soll (Abg. Michael Hammer: In die Spaltung, Werner!), wenn wir behaupten, dass wir ernsthafte Auseinandersetzungen führen wollen. Am besten wäre es, wenn wir Gespräche führen und am Schluss zumin­dest die konstruktiven Kräfte wieder zusammenführen.

Im Übrigen, die berühmte Abschaffung der kalten Progression: Da kann man auf der einen Seite sagen, dass bestimmte Fraktionen vielleicht nicht immer dafür waren, auch wir nicht, auf der anderen Seite haben wir eine Möglichkeit gefun­den – und ja, das war ein Kompromiss –, sie so auszugestalten, dass zwar alles von der Lohn- und Einkommensteuer zurückgegeben wird, aber in einem wichtigen, großen Teil – zu einem Drittel – sehr spezifiziert. Wozu führt das? – Dass genau die, die weniger Einkommen haben, wieder besser aussteigen, weil erstens vor allem die Absetzbeträge davon miterfasst sind – das hilft ja tendenziell denen, die weniger verdienen, mehr – und auch die Stufensätze.


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Die kalte Progression ist also in einer Art und Weise abgeschafft, dass es auch den Geringverdienern doch etwas hilft, was ja überhaupt nicht automatisch der Fall ist. Das wurde ja auch immer gefordert, und diese Abschaffung heißt ja nichts anderes: dass wir so mit der großen Inflation mitgehen können – im besten Sinne, nämlich umgekehrt –, den Effekt eliminieren können. Das heißt, auch da ist es in einer Art und Weise gelungen, das sozial auszutarieren. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Da geht es wirklich nicht um die kleinen Dinge, sondern um die ganz, ganz großen. Deshalb plädiere ich schon dafür, wieder einmal das Große zu sehen, und dann können wir über das Kleine auch noch diskutieren. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Bravo! Das war jetzt eine Belehrung der Genossen! Eine Lehrstunde für die Genossen, für die Bablers!)

20.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Alexander Melchior. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.20.12

Abgeordneter Alexander Melchior (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Der Herr Vizekanzler hat gerade gesagt, er wünsche sich eine ausgewogene Diskussion und Debatte. Ich versuche das jetzt – es ist gar nicht so leicht.

Wir haben vorhin von Kollegen Loacker gehört – und es tut mir total leid, der nächste Satz schadet dir; ich schätze dich extrem, du hast aber vorhin eine Behauptung aufgestellt, die so einfach nicht stimmt – beziehungsweise hat er gesagt, der Energiekostenzuschuss werde einfach mit der Gießkanne verteilt. – Das stimmt nicht, das weißt du, und du weißt, dass wir heute hier nur eine Sache beschließen, nämlich einen Lückenschluss für die neuen Selbstständigen. Da geht es darum, dass wir sagen: Wir zahlen jenen, die neue Selbstständige sind


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und nicht über die Höchstbeitragsgrenze drübergekommen sind, 410 Euro. – So, gut.

Dann sagt der Kollege von der SPÖ mit dieser Handhaltung (die Arme ver­schränkend): Das ist nichts, das ist zu wenig, das ist überhaupt nichts! – Also ich freue mich schon, wenn er das dann den neuen Selbstständigen, 60 000 an der Zahl – ich weiß, das ist eine hohe Zahl, auch für die SPÖ (Heiterkeit bei der ÖVP – Zwischenruf der Abg. Erasim) –, für die das eine Schwierigkeit ist, wenn sie das nicht bekommen, erklären muss. Deswegen, aus meiner Sicht: Ich bin froh, dass wir diese Maßnahme beschließen, ich bin froh, dass wir diesen Lückenschluss heute hier in Angriff nehmen, und ich bin überzeugt davon, dass viele neue Selbstständige sich das auch denken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ein anderer Punkt, den ich noch total spannend finde, ist, wie die SPÖ es denn schaffen wird – aber Philip Kucher traue ich viel zu, er wird das können –, den Vereinen zu erklären, dass die SPÖ jetzt nicht zustimmt, wenn es darum geht, die Vereine zu unterstützen.

Die Parteien der Bundesregierung beschließen heute, dass wir 140 Millionen Euro in die Hand nehmen, um jene Vereine zu unterstützen, die es ganz, ganz schwierig haben. Wir haben ja von unterschiedlichen Fraktionen immer wieder gehört, wie schwierig die Lage ist (Abg. Scherak: Beim Seniorenbund, oder?), wie schwierig die Situation in den Vereinen ist. Wir sagen immer dem Ehrenamt Danke – jeder Zweite in Österreich engagiert sich ehrenamtlich – und wie wichtig diese Vereine für alle Lebensbereiche sind. Und jetzt, wo es um Unter­stützung geht, gibt es einfach nichts!

Nichtsdestotrotz stellt sich wiederum der Herr Abgeordnete – (in Richtung Vizekanzler Kogler) und ich bin um Ausgewogenheit bemüht – hierher und sagt (neuerlich die Arme verschränkend): Nein, da machen wir nicht mit! Da machen wir nicht mit! – Und dann kommt er noch auf die Idee, eine Behauptung aufzu­stellen, die eine reine Lüge ist – (in Richtung Präsident Hofer) geht das, wenn ich


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das sage? (Ruf: Ja!) – Geht! Okay, kein Ordnungsruf. Der Punkt ist: Er stellt sich einfach her und behauptet, dass die Politische Akademie Geld bekommen hat. – Das stimmt einfach nicht! (Abg. Cornelia Ecker: Das stimmt! – Zwischenruf der Abg. Erasim.) Das stimmt einfach nicht, und es wird auch nicht besser, wenn man es immer und immer wieder wiederholt. – Okay. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Ja, wir werden das aufklären, ich freue mich schon auf die Aufklärung (Abg. Matznetter: Abcashen ... statt entschuldigen!); und ich freue mich auch darauf– (in Richtung Abg. Matznetter) Sie sind ja auch noch Kassier der SPÖ, das ist total praktisch, denn da sind nämlich die Kinderfreunde dabei, da ist der Bund sozial­demokratischer AkademikerInnen dabei –, wenn der Kassier das dann einfach in die Hand nimmt und kontrolliert (Abg. Michael Hammer: Die ... Konzerne sind jetzt die Kommunisten!), ob die Förderungen bekommen haben oder nicht. (Zwischenruf der Abg. Cornelia Ecker Abg. Schroll: ... rückzahlen müssen! – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)

Beim NPO-Fonds hast du es nämlich auch nicht kontrolliert. Beim NPO-Fonds habt ihr alle eingesteckt! Na, war es nicht so? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Und wenn ihr jetzt behauptet, es habe nichts mit euch zu tun, dann erinnere ich euch an einen super Parteitag (Zwischenrufe der Abgeordneten Matznetter und Scherak), bei dem alle stimmberechtigt waren.

Also, ich war um Ausgewogenheit bemüht– das ist leider nicht so leicht, aber ich bin überzeugt davon, die Sozialdemokratie wird auch das schaffen. – Danke. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

20.23

20.24.03*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrter Herr Abgeordneter Melchior, es war ein kreativer Versuch, aber ich muss trotzdem für den Vorwurf der „Lüge“ einen Ordnungsruf erteilen.


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*****

Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Kai Jan Krainer. – Bitte, Herr Abgeord­neter. (Abg. Michael Hammer: Eine tatsächliche Selbstanklage!)


20.24.13

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollegin Ecker hat hier vollkommen zu Recht gesagt, dass erstens einmal Teile der ÖVP – nicht irgendwelche Vorfeldorganisationen, sondern Teile der ÖVP – sich, wie wir meinen, rechtswidrig Geld aus dem NPO-Fonds geholt haben (Ruf bei der ÖVP: Wie wir meinen!), interessanterweise nachdem ein ÖVP-Nationalrat ein Gutachten geschrieben hat, in dem er aus­drücklich gesagt hat, dass diese Teile der ÖVP aus Tirol nicht berechtigt seien, sich Geld zu holen. Und am nächsten Tag ist dann das Geld beantragt worden.

Ich habe keine Kritik an Vizekanzler Kogler, weil die nachfolgende Kontrolle das aufgedeckt hat und das Geld auch zurückverlangt wurde.

Jetzt gibt es noch eine Diskussion, in der Kollegin Rausch und auch Kollege Melchior, der vor mir gesprochen hat, sowie interessanterweise auch die grüne Abgeordnete Blimlinger darauf hinweisen, dass nicht die Politische Akademie der ÖVP, sondern die Springer-Schlössl Betriebsges.m.b.H. das Geld vom Fonds geholt hat (Abg. Wöginger: Das ist ein Wirtshaus!) und sich das nach wie vor holen darf (Abg. Wöginger: ... ja nicht böse!) – und das ist einer der Punkte, die wir kritisieren. (Abg. Michael Hammer: Ihr habt euer Hotel verkauft, das ihr abgehaust habt!) Ja, wir sind der Meinung, dass die Vereine in Österreich gefördert werden sollen und Geld bekommen sollen, nicht aber politische Parteien.

Und: Ein einfacher Blick ins Firmenbuch: Die Springer-Schlössl Betriebs­ges.m.b.H., Firmenbuchnummer FN 85734 f (Abg. Eßl: Das ist eine politische Partei!), für Sie zum Nachschauen, gibt ein paar Sachen bekannt; erstens einmal, wer da im Aufsichtsrat sitzt – weil die sagen, das habe ja alles nichts mit


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der ÖVP zu tun. (Ruf bei der ÖVP: Kinderfreunde? – Ruf bei der ÖVP: Es wird nicht besser, Herr Kollege! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Da sitzen unter anderem drin: ein gewisser Kurt Egger – Nationalrat hier bei der ÖVP (Oh-Rufe bei der SPÖ) –; eine gewisse Martina Kaufmann – Nationalrätin der ÖVP (neuerliche Oh-Rufe bei der SPÖ) –; ein gewisser Gabriel Obernosterer – Nationalrat der ÖVP (Abg. Michael Hammer: Brauchst ja nicht so zittern dabei! – Ruf bei der ÖVP: Unternehmer!) – und ein gewisser Christoph Zarits – Nationalrat der ÖVP. (Oh-Rufe bei der SPÖ.) Das hat alles noch immer nichts mit der ÖVP zu tun! (Abg. Pfurtscheller: Das sind aber Unternehmer!)

Wenn man dann nachsieht, wer Eigentümer dieser Firma ist, dann steht hier: zu 100 Prozent die Politische Akademie der ÖVP. – Gut. (Oh-Rufe bei der SPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Na geh!) Aber die ÖVP hat nichts damit zu tun! (Beifall bei SPÖ und NEOS. – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) – So.

Das ist das große Problem, dass die ÖVP noch immer nicht verstanden hat: Wenn wir für Vereine, die nichts mit politischen Parteien zu tun haben sollen (Abg. Loacker: ... haben sich Steuergeld eingenäht! – Abg. Michael Hammer: Brauchst ja nicht so zu blinzeln ...!), oder auch für Betriebe, die nichts mit politischen Parteien zu tun haben sollen, Geld zur Verfügung stellen, glaubt die ÖVP, es gehöre ihr. (Ruf bei der ÖVP: Was ist mit den Kinderfreunden? – Weitere Zwischen­rufe bei der ÖVP.) Und in diesem Gesetz wird leider noch immer zugelassen, dass die Politische Akademie der ÖVP sich über eine Hundertprozent­tochter das Geld holen kann, und das lehnen wir ab – gestern, heute und mor­gen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Widerspruch bei der ÖVP.)

20.27


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abge­ordneter Ottenschläger zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter. – Zu einer Rede? – Okay, eine Rede, keine tatsächliche Berichtigung. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Michael Hammer: Schloss Altmannsdorf habt ihr abgehaust, oder?)



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20.27.36

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vize­kanzler! Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Krainer, ich darf es Ihnen jetzt in aller Ruhe noch einmal erklären. (Abg. Loacker: Schwierig, gell? – Heiterkeit bei SPÖ und NEOS. – Ruf bei der SPÖ: Ist es doch eine tatsächliche Berichtigung?! – Zwischenruf des Abg. Matznetter.) – Es ist keine tatsächliche Berichtigung, es ist eine Rede, Herr Kollege Matznetter! Zuhören! (Abg. Krainer: Es ist eine tatsächliche Bestätigung! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Folgendes ist Faktum – und durch Ihre Behauptungen wird es wirklich nicht besser –: Es gibt einen Hotelbetrieb, der übrigens Gott sei Dank diese Krise überlebt hat (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch – Zwischenruf des Abg. Zanger), unter anderem auch mithilfe dieser Förderungen, bei denen es auch darum ging, Arbeitsplätze zu erhalten. Wenn die Förderungen nicht geflossen wären, wären nämlich diese Arbeitsplätze verloren gegangen. Nehmen Sie das endlich einmal zur Kenntnis, liebe SPÖ! (Beifall bei der ÖVP.)

Und wissen Sie, was auch Fakt ist? (Zwischenruf des Abg. Kollross.) – Eine politi­sche Akademie könnte gar nicht Geld in den Betrieb dort sozusagen hinun­terschicken, denn das wäre nämlich zweckwidrig und das würde der Rechnungs­hof zu Recht monieren. Nehmen Sie das auch endlich einmal zur Kenntnis! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Seidl.)

Und zum Abschluss: Ich finde es schon wahnsinnig eigenartig! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Uns allen geht es ja hoffentlich darum, dass wir Arbeitsplätze in diesem Land erhalten. Das, was Sie hier ununterbrochen von sich geben, ist immer nur: Es soll in der Krise keine Förderung geben! Das hätte zur Konsequenz (Abg. Scherak: Es soll keine Förderung für die ÖVP geben!), und das sollten die Zuseherinnen und Zuseher wissen, dass Tausende, Zigtausende, vielleicht sogar Hunderttausende Arbeitsplätze in diesem Land dann verloren gegangen wären. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Matznetter: Aber ... 900 Leiner/Kika-


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Mitarbeiter! Die nicht, aber ÖVP ja! – Abg. Krainer: 300 Delka/Salamander-Mitarbeiter:innen!)

20.29

20.29.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist offenbar nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme (Unruhe im Saal), und ich hoffe, dass Sie mir zuhören, damit niemand falsch aufsteht.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 20: Entwurf betreffend Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz in 2124 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abfederung der Teue­rung durch eine vorgezogene Pensionsanpassung“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.


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Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 21: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über einen Energiekosten­zuschuss für Non-Profit-Organisationen erlassen und das Transparenzdaten­bank­gesetz 2012 geändert wird, samt Titel und Eingang in 2125 der Beila­gen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kein Energiekostenzu­schuss für Politische Akademien“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 22: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz geän­dert wird, samt Titel und Eingang in 2126 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das


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ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Jetzt kommen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 23: die dem Ausschussbericht 2127 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Fort- und Weiterbildung von Selbstständigen: Evaluierung steuerlicher und sonstiger Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Selbstständigen als Teil des ,KMU-Berichts‘“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen. (329/E)

20.32.2824. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3467/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungs­gesetz geändert wird, sowie über den Antrag 2127/A der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird (2151 d.B.)

25. Punkt

Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Landarbeitsgesetz 2021, das Arbeits­losensozialversicherungsgesetz 1977 und das Bundespflegegeldgesetz geän­dert werden (2152 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 24 und 25 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Rebecca Kirchbaumer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.



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20.33.32

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Frau Staats­sekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Corona hat uns sehr viel abgerungen (Abg. Belakowitsch: Die Maßnahmen der Bundesregierung ...!), und wir sind auch heute noch sehr damit beschäftigt.

Wir haben in dieser Zeit die Sonderbetreuung ins Leben gerufen. Da hat es Anträge gegeben, die von Gebühren befreit worden sind, und diese Regelung wäre mit Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen. Wir werden dies heute, rückwirkend mit 1.1.2023, noch einmal verlängern, weil es ja ungerecht wäre, diese Anträge, die noch 2023 gestellt wurden, nicht zu gewähren und diese nicht gebührenfrei zu stellen.

Ich habe es eingangs schon gesagt: Corona war sehr herausfordernd, aber wir konnten auch einiges dazulernen. Corona hat für uns alle Homeoffice gebracht, was für viele eine Erleichterung ist: für viele Unternehmer eine Erleichterung und auch für viele Arbeitnehmer:innen eine Erleichterung. Wir haben auch gesehen, dass Betreuungspflichten gegenüber Kindern für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große Herausforderung sind, aber natürlich auch für Unter­nehme­rinnen und Unternehmer – auch diese haben Kinder. Nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Kinder, sondern auch die Unter­neh­merschaft hat Kinder, und es ist sehr herausfordernd, es zu organisieren, wenn Kinder krank sind, auch wenn sie – unter Anführungszeichen – „nur“ eine Grippe haben, dass ein Elternteil zu Hause bleiben kann. Es ist immer im Einvernehmen mit den Unternehmerinnen und Unternehmern gewesen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Hause haben bleiben können, und ich glaube auch, dass dies im Großen und Ganzen auch sehr, sehr gut funktioniert hat.

Trotz alledem freut es mich aber, dass wir jetzt gemeinsam mit den Stakehol­dern, gemeinsam mit den Sozialpartnern hier eine neue Gesetzesvorlage machen, dass wir sozusagen die Freistellung für Elternteile für vier Wochen im


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Jahr zustande bringen. Für die Unternehmerschaft bedeutet das natürlich eine weitere Herausforderung, da ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natür­lich im Unternehmen fehlen, aber diese fehlenden Mitarbeiter werden dann vom Staat mit dem Pflegekarenzgeld unterstützt.

Ich möchte auch eines dazusagen betreffend die SPÖ – wir haben es ja in der vorhergehenden Debatte immer wieder gehört, und es ist eigentlich schon Usus, dass die SPÖ auf die Unternehmerschaft einhaut. (Abg. Kucher: Nein, nein, nein, nein!) Wir sind Millionäre, wir alle haben Millionen auf der Seite, beuten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus und stellen kein Einvernehmen her. (Abg. Wurm: Nein, Rebecca!)

Bei aller Wertschätzung der SPÖ gegenüber, aber ich glaube schon, dass wir ein Gemeinsames haben sollten. (Abg. Michael Hammer: Kommunisten halt!) Ich höre da auch wieder: Machen wir eine Vermögensteuer ab 1 Million Euro! – Ein Gasthäusel – ein ganz normales Gasthäusel – in Tirol ist 1 Million Euro wert. Ist das jetzt ein Millionär, der Arbeitsplätze schafft? Dementsprechend finde ich schon - - (Abg. Herr: Zur Sache!) – Ja, zur Sache! Genau das ist das Thema, weil die SPÖ bei der Freistellung gefordert hat, dass das der Unternehmer zahlen soll, und zwar zur Gänze zahlen soll. (Abg. Michael Hammer: Das kommt eh nicht!) Deswegen habe ich das jetzt angesprochen, genau deswegen. Das ist nämlich die SPÖ: Der Unternehmer soll alles zahlen, weil das der große Millionär ist. (Abg. Michael Hammer: Das ist ja eine Bubble, das kommt nicht!)

Zum Gesetzesantrag: Noch einmal zur Erklärung für all diejenigen, die es in Anspruch nehmen müssen, wenn ein Kind einen Unfall hat und eine Reha benötigt: Eltern können ihr Kind, ihre Kinder dann in diese Rehabilitationsstelle begleiten. Sie können das wie gesagt vier Wochen pro Jahr machen, und die Zeit kann auch zwischen den Elternteilen geteilt werden. Ich glaube, dass das ein sehr, sehr guter Schritt der Sozialpartnerschaft ist, und das freut mich auch sehr. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.38



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Josef Muchitsch. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.38.14

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Kirchbaumer, ich verstehe diese Rede betreffend Klassenkampf nicht, weil es letztendlich darum geht, dass dies jetzt ein sehr wichtiger Moment für das Hohe Haus und für das Plenum ist, weil wir Geschichte schreiben. Wir schreiben Geschichte, wenn es darum geht, dass für Kinder, die Reha-Maßnahmen brauchen, jetzt auch eine gesetzliche Regelung kommt, durch die Eltern sie begleiten dürfen, einen Rechtsanspruch darauf haben und auch einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Das ist jetzt das Thema dieser Debatte, und da können wir wirklich alle miteinander sehr stolz sein, dass das gelingt. Warum? – Weil die Begleitung der Eltern für die Gesun­dung der Kinder, die eine Rehamaßnahme brauchen, so wichtig ist.

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei all jenen, die in den letzten 15 Jahren die Maßnahmen zur Kinderreha vorangetrieben haben. Stellvertretend für alle möchte ich zwei Namen nennen, und zwar erstens den des AK-Präsidenten von Niederösterreich und ÖGB-Landesvorsitzenden Markus Wieser.

Markus Wieser war es, der 2008 aus persönlicher Erfahrung erkannt hat, wie wichtig es ist, dass wir da etwas tun. Warum? – Es gab 2008 7 000 Betten für Erwachsene, aber kein einziges Bett in eigenen Rehaeinrichtungen für Kinder. Er war es, der das vorangetrieben hat, der die Initiative Kinderreha gegründet hat, für die es in kürzester Zeit 14 000 Unterstützer:innen gab. Mit ihm wurde im Dezember 2009 der Förderverein Kinder- und Jugendlichenrehabilitation gestar­tet. Es gab viele Charityevents, es wurde Geld gesammelt, damit die Familien auch finanziell unterstützt werden konnten.

Damals, 2010, hat der damalige Gesundheitsminister Alois Stöger diese Forderung aufgenommen. Er war es, der eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat, er war es, der eine Bedarfserhebung durchgeführt hat. Ihm ist es 2011


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gelungen, dass die damalige Bundesregierung das in ihr Arbeitsprogramm aufgenommen hat. (Beifall bei der SPÖ.)

So ist diese Erfolgsgeschichte weitergegangen. 2014 einigte man sich auf die Finanzierung über Krankenversicherungsträger und Bundesländer. Man hat sechs Standorte auserwählt, 2016/2017 wurden diese in Betrieb genommen. Schlimm ist aber, dass seit 2017, als die SPÖ nicht mehr in der Regierung war, bei diesem Thema nichts mehr passiert ist.

Deswegen ist es umso schöner, dass wir jetzt die Probleme lösen, die seit 2017 nach wie vor da waren, nämlich die Planung und die Auslastung dieser Einrich­tungen. Warum? – Die Eltern mussten Urlaub nehmen, die Eltern mussten Zeitausgleich nehmen, wenn sie ihre Kinder zu diesen Rehamaßnahmen begleitet haben. Es gab keinen Rechtsanspruch der Eltern auf eine Begleitung – und das ist nun Geschichte. Die Hartnäckigkeit der Betroffenen über die Initiative Kinderreha und unseres Abgeordneten Alois Stöger hat sich bezahlt gemacht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die vielen Diskussionen, die wir in den letzten Wochen und Monaten dazu im Sozialausschuss geführt haben, haben, hoffe ich, dazu geführt, dass wir heute diesen Punkt, diesen Rechtsanspruch auf Begleitung von Kindern und auf Entgeltfortzahlung, einstimmig beschließen werden.

Es ist so, wie es der Herr Vizekanzler gesagt hat: Die Sozialdemokratie hat auch in der Vergangenheit vieles an guter Sozialpolitik geleistet wie zum Beispiel die Errungenschaften im ganzen Pflegebereich. So ist es auch heute, wenn wir heute wieder Geschichte schreiben, nämlich dahin gehend, dass wir die Kinderreha­bilitation für die Begleitpersonen, die Eltern regeln. – Vielen Dank an all jene, die hartnäckig geblieben sind und letztendlich auch überzeugt haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dr. Dagmar Belakowitsch. – Bitte, Frau Abgeordnete.



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20.42.09

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmgeräten! Liebe Eltern, die möglicherweise schon einmal betroffen waren, deren Kinder nach einer Operation, nach einer schweren Krankheit, nach einem Unfall eine Rehabilitation gebraucht haben! Sie alle wissen, wie schwierig es oft für Eltern ist, sich die Zeit einzuteilen, wie schwierig es ist, manches Mal den Urlaubsanspruch, den man vielleicht gar nicht mehr hat, kurzfristig doch irgendwie geltend machen zu müssen. Das ist eine ganz schwierige Situation. Es ist vor allem für die Kinder – um die geht es in Wahrheit in diesem Paket – so notwendig für ihren Heilungsprozess, für ihren tatsächlichen Gesundwerdungsprozess, einen Vertrauten, eben einen Elternteil bei sich zu haben.

Insofern ist es gut, dass dieser Gesetzentwurf heute endlich beschlossen wird. Es war eine lange Geschichte, aber, ganz ehrlich, meinem Vorredner möchte ich schon auch noch sagen: Seit zehn Jahren ist Alois Stöger nicht mehr Gesundheits­minister, und auch nach dem Jahr 2013 gab es sehr lebendige, sehr viele Diskussionen über dieses Thema. Diese Diskussion hat auch nie aufgehört. Es war ein langwieriger, es war ein sehr, sehr schwieriger Weg. Umso besser ist es, dass wir das heute beschließen – im Sinne der betroffenen Eltern und vor allem der betroffenen Kinder.

Hoffen wir, dass wir damit auch zumindest einen Teil einer Last von diesen Familien nehmen, die ohnehin massiv unter Druck stehen! – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

20.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Markus Koza. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.43.45

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, das ist heute


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natürlich ein sehr schöner Tag, ein sehr wichtiger Tag, insbesondere für alle Eltern, die Kinder haben, die eine Reha brauchen, und die bislang nicht gewusst haben, wie sie die Kinder dabei begleiten, betreuen, unterstützen können. Diese Möglichkeit gibt es mit dem heutigen Beschluss. Die Vorredner:innen haben es bereits erwähnt: Es wird künftig die Möglichkeit geben, Kinder bis zu vier Wochen unter Bezug von Pflegekarenzgeld bei der Reha zu begleiten.

Ich freue mich auch ganz besonders darüber, dass es sich um einen echten Rechtsanspruch handelt und dass das auch mit einem absoluten Kündigungs- und Entlassungsverbot verknüpft ist, denn beides ist sehr wichtig und sehr richtig, weil die Eltern frei von Druck, frei von Angst davor, den Job zu verlieren, diesen Weg mit ihren Kindern beschreiten können. Ich glaube, alle Eltern, die Kinder in dieser Situation haben, dass sie eine Reha machen müssen, entschei­den sich lieber für das Kind als für den Job, aber wenn sie sich nicht entscheiden müssen, sondern klargestellt ist, dass sie den Job sicher nicht verlieren werden, dann ist das ein ganz wichtiger Punkt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte schon auch an etwas anknüpfen, was Beppo Muchitsch zuerst gesagt hat: Es ist nicht lange her, dass es überhaupt Rehaeinrichtungen für Kinder gibt, weil Rehabilitation lange Zeit eigentlich nur für Erwachsene gedacht war, für Arbeitnehmer:innen, für Menschen im Erwerbsleben, um sie für das Erwerbs­leben wiederherzustellen, also einer gewissen – klingt echt brutal, aber – Ver­wertungslogik unterworfen. Und dass Kinder praktisch als Menschen, als Lebewesen gesehen werden, als Teil der Gesellschaft, die auch Rehabilitation brauchen kann, dafür war es auch ein wesentlicher Schritt, dass die Rehabilita­tion aus dieser Verwertungslogik herausgekommen ist und auch klar wurde: Ja, Kinder sind auch Menschen, Kinder haben auch ihre Bedürfnisse. Es ist auch notwendig, Kindern entsprechende Leistungen und Institutionen anzubieten. Es ist auch, denke ich, gerade für eine moderne, demokratische und menschen­rechtsbasierte Gesellschaft zentral, dass alle Menschen als Individuen betrachtet


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werden, die auch ein Recht darauf haben, entsprechende Leistungen im Bereich der Gesundheit, der Rehabilitation zu bekommen.

Es freut mich sehr, dass wir heute, alle Parteien, diesem Antrag zustimmen werden. Ich möchte mich trotzdem noch einmal bei Kollegen Stöger dafür bedanken, der tatsächlich auch das Engagement und die Hartnäckigkeit über mehrere Monate, Jahre an den Tag gelegt hat. Dass wir das heute beschließen können, ist, glaube ich, ein sehr guter Schluss- und Endpunkt dieses Engage­ments. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Kira Grünberg. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.47.13

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Aufgrund von Erkrankungen oder auch aufgrund eines Unfalls sind Rehamaßnahmen notwendig, damit man wieder ein Stück seiner Lebensqualität zurückbekommt. Das trifft natürlich nicht nur auf Eltern oder auf erwachsene Menschen zu, sondern eben auch auf Kinder.

Um einen möglichst großen Erfolg bei der Reha zu erzielen, ist die Anwesenheit eines Elternteils meist von großem Vorteil – nicht nur, damit sich Kind und Eltern wohler fühlen, sondern es lernen dort Väter und Mütter auch, mit der neuen Lebenssituation besser umzugehen und sie bekommen in der Reha auch Tipps und Hilfsmittel zur Hand, um auch im Alltag daheim besser zurechtzukommen.

Rehaaufenthalte dauern aber meist nicht nur wenige Tage, sondern meist mehrere Wochen. Dies lässt sich mit dem Lebensalltag und mit der Arbeit der Eltern oft schwer vereinen. Es hat sich gezeigt, dass die bestehenden Frei­stellungsmöglichkeiten nicht immer ausreichen, wenn Eltern ihre Kinder auf Rehas begleiten müssen. Deswegen wird es zukünftig den Rechtsanspruch auf


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Freistellung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Begleitung ihres Kindes bei stationären Rehaaufenthalten geben.

Die Kriterien, die für diesen Rechtsanspruch erfüllt werden müssen, sind, dass das Kind das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und dass der stationäre Rehabilitationsaufenthalt von der Sozialversicherung bewilligt sein muss. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, dann können die Eltern bis zu vier Wochen pro Kalenderjahr von der Arbeit freigestellt werden, um ihr Kind bei einem Reha­aufenthalt zu begleiten. Für die Dauer der Freistellung bekommen die Arbeitnehmerinnen und die Arbeitnehmer das Pflegekarenzgeld ausbezahlt.

Es ist zudem vorgesehen, dass die Freistellung zwischen den Elternteilen auf­geteilt werden kann, aber es ist generell nicht vorgesehen, dass sie gleichzeitig in Anspruch genommen wird, aber natürlich haben wir auch da Ausnahmen geschaffen, und zwar dann, wenn die Teilnahme beider Elternteile an den Reha­maßnahmen therapeutisch notwendig ist. Die ÖVP ist die Familienpartei, deshalb ist uns das Wohlergehen aller Kinder ganz besonders wichtig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Gerade durch die Rehabilitationsfreistellung investieren wir einmal mehr in die Zukunft unseres Landes: in unsere Kinder. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Alois Stöger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.50.16

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staats­sekre­tärin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Gesetzentwurf ist inhaltlich bereits klar dargestellt worden. Mir bleibt noch Danke zu sagen: Danke erstens den Regierungsparteien, dass sie bereit waren, ein Anliegen, das von der Opposition gekommen ist, anzunehmen – danke dafür, das ist keine


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Selbstver­ständlichkeit, das muss man auch zur Kenntnis nehmen. Ich möchte auch Sabine Oberhauser Danke sagen – sie wurde noch nicht genannt –, weil sie sich in ihren letzten Wochen bei den Finanzausgleichsverhandlungen 2016 dieses Themas angenommen hat und solche Rehaeinrichtungen ermöglicht hat.

Wir haben erkannt, dass es tatsächlich schwierig ist, Kinder zu begleiten, wenn sie schwerst erkrankt sind. Wenn Kinder einen langfristigen Rehaaufenthalt vor sich haben, befinden sich die Betroffenen immer wieder in einem Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Interessen, die es da gibt. Präsident Markus Wieser hat das – auch aufgrund der eigenen Betroffenheit – immer sehr, sehr deutlich in die Diskussion eingebracht. Er hat damit vielen Eltern, die davon betroffen sind, auch ein Stück Last von den Schultern genommen. (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Rebecca Kirchbaumer – da geht es jetzt nicht um Unternehmerbashing, ganz im Gegenteil –, ich merke, dass es, wenn Mitarbeiter lange der Arbeit fernbleiben, nicht so einfach für die Betriebe ist; es wird aber von vielen Betrieben auch sehr unterstützt. Es geht ja nicht nur um den Rehaaufenthalt, sondern die Eltern dieser Kinder haben durchaus immer wieder den Spagat zwischen den unterschiedlichen Verpflichtungen zu schaffen: ein Kind zu betreuen, die Arbeitspflicht zu erfüllen und zu bewältigen. Das ist wichtig und das wird auch akzeptiert. Ich glaube, dass das in vielen Unternehmen, in vielen Personalabteilungen akzeptiert wird. Ich halte die Regelung für richtig, ich halte es für richtig, dass es dafür einen staatlichen Ersatz gibt.

In diesem Sinne wünsche ich allen Kindern, dass sie diese Leistung nicht brauchen, aber denjenigen, die sie brauchen, wünsche ich gute, qualitative Rehabilita­tionseinrichtungen, wie wir sie in Österreich mehrfach haben. – Besten Dank. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie der Abg. Belakowitsch.)

20.52

20.52.58



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zu den Abstimmungen, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 24: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2151 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen daher gleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 25: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Landarbeitsgesetz, das Arbeitslosensozial­versicherungsgesetz und das Bundespflegegeldgesetz geändert werden, samt Titel und Eingang in 2152 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung die Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.


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20.54.1626. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3415/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz geändert wird (2153 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 26. Punkt der Tagesordnung.

Es wurde auf eine mündliche Berichterstattung verzichtet.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rudolf Silvan. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.54.45

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Ein Urteil des Verfassungsgerichtshofes macht es notwendig, das Ausländerbeschäftigungsgesetz zu novellieren, zu reformieren. Der VfGH hat entschieden, dass es dem Rechtsstaatsprinzip widerspricht, dass die behördliche Entscheidungskompetenz des Leiters, der Leiterin der regionalen AMS-Geschäftsstelle an die Zustimmung eines nicht behördlichen Organs, nämlich des Regionalbeirates des AMS, gebunden ist – so weit, so gut oder so schlecht, wie man es halt sehen will.

Es ist für mich völlig klar, dass die Urteile der obersten Gerichtshöfe in der Gesetzesnovelle Niederschlag finden müssen. Wir hätten uns bei einer so wichtigen Materie wie dem Ausländerbeschäftigungsgesetz aber erwartet, dass es eine Begutachtung gibt und dass die Sozialpartner eingebunden werden (Zwischenrufe der Abgeordneten Loacker und Seidl), denn schließlich und endlich erwirtschaften die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer die Arbeitslosenbeiträge und finanzieren damit das AMS erheblich mit.

Dieser Antrag der Kolleginnen und Kollegen Tanja Graf und Markus Koza, der sehr vage ist, hebelt aus unserer Sicht in Wirklichkeit den Regionalbeirat, die


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Arbeitgebervertretung und die Arbeitnehmervertretung, aus. Das gibt den regionalen Geschäftsleiterinnen und Geschäftsleitern sehr viel Macht. Es ist so, dass da Formulierungen enthalten sind wie: Beschäftigungsbewilligungen können erteilt werden, wenn zum Beispiel „öffentliche oder überbetriebliche gesamtwirtschaftliche Interessen die Beschäftigung des Ausländers erfordern“ – was auch immer das heißt; das ist nicht näher definiert –, oder zum Beispiel, wenn „die Beschäftigung des Ausländers aus besonders wichtigen Gründen, insbesondere zur Erhaltung von Arbeitsplätzen inländischer Arbeitnehmer“ erforderlich ist. Das ist also wieder sehr schwammig und nicht wirklich bestimmt.

Er ist auch sehr arbeitgeberfreundlich, muss ich sagen. Das ist jetzt kein Arbeit­geberbashing, Frau Kollegin Kirchbaumer, aber der Antrag ist sehr arbeitge­berfreundlich formuliert. Die Vertreter der Regierungsparteien haben im Ausschuss gesagt: Wir müssen ja dieses Urteil umsetzen! – Ja, natürlich muss man es umsetzen, aber man könnte wie gesagt davor auch eine Begutachtung machen und man könnte die Sozialpartner einbinden.

Ich hätte mir erwartet, dass die Regierungsparteien auch infolge anderer Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofes so zielstrebig arbeiten. Zum Beispiel hat der Verfassungsgerichtshof bereits 2019 festgestellt, dass die ÖVP-Mehrheit in der Beamten-, Eisenbahner- und Bergbauversicherung, in der soge­nannten BVAEB, rechtswidrig ist. Auch das hätte schon längst repariert gehört. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

20.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Tanja Graf. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.57.56

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekre­tärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer vor den Bildschirmen! Kollege Silvan hat es eingangs gesagt: Es geht darum, dass der


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Verfassungsgerichtshof entschieden hat, dass nicht der Regionalbeirat als letzte Instanz gilt, sondern dass die Behörde eine Entscheidung treffen muss. Der Wunsch, den Kollege Silvan jetzt vorgebracht hat, dass man eine Begutachtung dafür wolle, würde dem eigentlich widersprechen: Wir würden damit die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes infrage stellen. Ich glaube, das sollten wir nicht tun, weil die Rechtsprechung eindeutig ist.

Wir reparieren dieses Gesetz dementsprechend. Ich darf schon mitgeben, dass der Regionalbeirat, der sich natürlich aus Interessenvertretungen wie Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung oder Gewerk­schaftsbund zusammensetzt, die Entscheidungen immer in gutem Einvernahmen getroffen hat. Ich gehe davon aus, dass das AMS auch in Zukunft den Regionalbeirat miteinbeziehen wird.

Dazu hat unser Bundesminister Martin Kocher auch schon einen Erlass ausgegeben, der besagt, dass der Regionalbeirat alle 14 Tage tagen soll, damit da ein bisschen eine Beschleunigung hineinkommt. Er hat sonst in längeren Abständen getagt und es war natürlich für den einen oder anderen mühsam, die Entscheidung abzuwarten. Im Notfall soll der Regionalbeirat per Umlaufbe­schluss eine Entscheidung treffen können.

Ich bin davon überzeugt, dass die Regionalstellen – wenn ich zum Beispiel an die Leiterin bei uns in Salzburg denke – in Abstimmung mit dem Regionalbeirat eine Entscheidung treffen werden und die Sozialpartnerschaft da nicht ausgehe­belt wird.

Es hat im Ausschuss für Arbeit und Soziales von der Opposition, seitens der FPÖ, eine Irritation gegeben. Sie meinten, dass wir da Tür und Tor für Arbeits­kräfte, die aus dem Ausland kommen, öffnen. – Meine Damen und Herren, damit Sie es auch verstehen: Es geht hier um Beschäftigungsbe­willigun­gen. Es gibt Bewilligungen, die über einen Pass, über einen Flüchtlingsausweis, über eine Rot-Weiß-Rot-Karte gehen. Hier sprechen wir jetzt rein von Beschäftigungsbe­wil­ligungen für jene aus Nicht-EU-Staaten, die eben keine Rot-Weiß-Rot-


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Karte beziehen können oder auch keinen Flüchtlingspass haben, die hier eine Ausnahme bekommen.

Ich darf Ihnen eine Zahl nennen, weil das eben so dargestellt wird, als wären da alle Tore für ausländische Beschäftigung geöffnet (Abg. Belakowitsch: Werden!), dass man die ins Land bringen möchte. – Das ist nicht der Fall. Wir haben letztes Jahr 1 189 Menschen eine Beschäftigungsbewilligung für Österreich ausgestellt. Das sind, wenn ich mir die Erwerbstätigenanzahl von mehr als vier Millionen anschaue, 0,02 Prozent. Da bitte ich Sie schon, Frau Belakowitsch, lassen wir da ein bisschen die Kirche im Dorf. Wir reden von 0,02 Prozent Personen, die hier arbeiten wollen, die die Unternehmer auch brauchen. (Abg. Wurm: Das ist so wie unser CO2-Ausstoß weltweit!)

Wir werden, und das kann ich als Unternehmerin auch sagen, es nicht vorziehen, Menschen nach Österreich zu holen, in unser Sozialsystem (Abg. Belakowitsch: Na klar! Sicher!), sondern wir bevorzugen schon Menschen, die Qualität mitbringen und sich hier in Österreich, in den Arbeitsmarkt auch integrieren und einbringen wollen. Diese Menschen wollen wir unterstützen, auch hier arbeiten zu können.

Das sollte unser gemeinsames Interesse sein. Ich glaube nicht, dass die FPÖ Interesse daran hat, dass in erster Linie die Aufträge abwandern und in zweiter Linie die Unternehmer, weil sie kein Personal haben. (Abg. Zanger: Du produzierst wieder heiße Luft!) Daher bitte ich auch dazu wieder um breite Zustim­mung. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dr. Dagmar Belakowitsch. – Bitte, Frau Abgeordnete.


21.01.55

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Zu meiner Vorrednerin: Wissen Sie, man kann natürlich alles falsch zitieren. Sie haben jetzt


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gesagt, wir würden sagen, es werden hier Tür und Tor geöffnet. – Ja, das sagen wir. Hier werden Tür und Tor geöffnet, dass man noch mehr Bewilligungen ausstellen wird. Und dann kommen Sie mit den Zahlen vom Vorjahr. Im Vorjahr hat der Regionalbeirat auch noch mitreden dürfen (Abg. Schmuckenschlager: Deshalb sind die Zahlen anders?), aber genau das hebeln Sie ja jetzt aus, damit Sie nämlich ihre Billigstarbeitskräfte haben dürfen und holen dürfen.

Das ist vor allem im Westen Österreichs schon ein ganz großes Thema, wenn dann Billigstarbeitskräfte vor allem für die Gastronomie, aber auch für andere Dienstleistungsbereiche geholt werden sollen und die eigenen Leute wieder beim AMS stehen. Das sind schon Dinge, das ist der Plan, der hinter diesem Gesetz steht, und das ist genau der Grund dafür, dass wir dagegen sind. Die Österreichische Volkspartei hat im Sinne ihrer Unternehmer gehandelt.

Und kommen Sie nicht immer mit: Ja, der VfGH hat ein Urteil gesprochen! – Ja, aber Sie glauben immer – das ist immer so absolut –, Sie machen jetzt eine Lösung, und die ist absolut, und nur Sie wissen, wie die Lösung ausschaut, die rechtskonform ist. Das ist genau das Problem, das Sie haben. (Abg. Seidl: Gar nicht wahr!)

Sie haben eine Ideologie. Sie wollen Billigstarbeitskräfte auf unseren Markt lassen und Sie wollen jetzt weitere Familiengemeinschaften fördern, damit wir noch mehr Billigstarbeitskräfte haben. (Abg. Seidl: Stimmt doch gar nicht!) Das führt in weiterer Folge zu Lohn- und Sozialdumping, Frau Kollegin, und dagegen sprechen wir uns vehementest aus! (Beifall bei der FPÖ.)

Und kommen Sie mir nicht immer mit dem Arbeitskräftemangel! Wir haben 7 Prozent Arbeitslosenrate, das ist alles andere als eine zufriedenstellende Zahl. Vielleicht kommt die ÖVP mit ihrem Vorstand beim AMS, Herrn Johannes Kopf, einmal ins Tun. Er verwaltet seit 2006 die Arbeitslosigkeit, anstatt endlich aktive Arbeitsmarktpolitik zu betreiben und diese Arbeitslosen, die beim AMS sind, auch tatsächlich in Beschäftigung zu bringen. Das wäre eine Aufgabe, dann


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könnten Sie sich all diese Geschichten sparen und brauchten nicht aus dem Ausland billige Arbeitskräfte zu importieren. (Beifall bei der FPÖ.)

21.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Mag. Markus Koza. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


21.04.18

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, es ist schon einiges gesagt worden, deshalb nur einmal ganz kurz dazu, was meines Erachtens wirklich der zentrale Sachverhalt ist, warum der VfGH so gesprochen hat.

Es ist schlichtweg die Aufgabe des AMS, Gesetze zu vollziehen und zu schauen, dass die Gesetze eingehalten werden. Der Regionalbeirat als Nichtbehörde, als Beirat, der aus Vertretern der Sozialpartner zusammengesetzt war, hat praktisch die Möglichkeit gehabt, Entscheidungen des AMS, Beschäftigungsbewilligungen des AMS zu overrulen, das heißt, auszuhebeln. Der Verfassungsgerichtshof hat gesagt: Nein, das geht nicht! Wenn die Behörde einen entsprechenden Bescheid ausstellt, eine Beschäftigungsbewilligung erteilt, kann das eine Nichtbehörde nicht overrulen, nicht aushebeln! – Genau deshalb war diese Gesetzesänderung schlichtweg notwendig.

Was haben wir gemacht? – Wir haben die Personengruppen, die Zugang zu Beschäftigungsbewilligungen haben, erweitert, nämlich auf Familienangehörige von Menschen mit Aufenthaltsbewilligungen, und wir haben praktisch dem AMS auch Sachverhalte zugeschrieben, wofür es eben keiner Einstimmigkeit des Beirates mehr bedarf, also wenn besonderes öffentliches Interesse an der Beschäftigung eines Menschen besteht.

Hätte es keine Neuregelung gegeben, hätte es – diese Einschätzung hat es durchaus gegeben – unter Umständen zu völlig willkürlichen Erteilungen von


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Bewilligungen beispielsweise für prekäre Kurzzeitjobs im Bereich der Saisonniers kommen können, hätte es gar keine Saisonniersverordnung mehr gebraucht, was natürlich auch massive Auswirkungen auf Betroffene gehabt hätte.

Das heißt zusammengefasst: Eine Entscheidung einer Behörde auf gesetz­licher Grundlage darf nicht von interessenpolitischen Gremien ausgehebelt werden. Das war der VfGH-Spruch. Das macht die Rechtsstaatlichkeit letztlich aus. Das fordert der VfGH-Spruch. Mit der Regelung, die wir heute beschließen, setzen wir den Spruch auch entsprechend um, und ich bitte um Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Mag. Julia Seidl. – Bitte, Frau Abgeordnete.


21.06.56

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Also ich bin im Gegensatz zur FPÖ schon froh, dass es einen Verfassungsgerichtshof gibt, der Entschei­dungen trifft, an die wir uns zu halten haben. Ich erwarte mir schon, dass man gegenüber dem Verfassungsgerichtshof einen gewissen Respekt hat. Das, was ich jetzt von der Kollegin von der FPÖ gehört habe, war eher ein bisschen so wie: Wir müssen uns eh nicht daran halten, na ja, da haben wir schon einen Spielraum! – Da haben wir keinen Spielraum, wir haben uns daran zu halten!

Mein Vorredner hat es schon erklärt, und das ist, glaube ich, nicht so schwer zu verstehen. Es war bisher nämlich so, dass es, wenn man nicht wirklich viel von der Materie versteht, eigentlich schon ziemlich absurd war, wie diese Situation abgelaufen ist und wie das gehandhabt wurde – eine aus meiner Sicht ziemlich österreichische Lösung: Das AMS hat gesagt, diese Arbeitsbewilli­gungen können wir erteilen, und der Regionalbeirat oder eine Person aus diesem Regionalbeirat hat dann gesagt, nein, können wir nicht erteilen. Somit wurde


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diese Beschäftigungsbewilligung nicht erteilt. Das heißt, der Regionalbeirat hat die Entscheidung des AMS abdrehen können.

Das kann es ja wohl wirklich nicht sein: dass der Klub der Sozialpartner in Öster­reich eine höhere Entscheidungskraft hat als die eigentliche Behörde selbst! Und das war das Problem. (Beifall bei den NEOS.)

Ich bin jedenfalls froh, dass wir das geändert haben. Wir werden diesem Gesetz, dieser Änderung auch zustimmen. Ich möchte aber, weil Herr Kollege Silvan behauptet hat, es wäre bei der Änderung dieses Gesetzes so zielstrebig vorgegan­gen worden, trotzdem sagen: Ich weiß nicht, was an eineinhalb Jahren zielstrebig ist. (Abg. Silvan: Falsch verstanden!) Im Jänner 2022 hat der VfGH gesagt, das muss man ändern. Jetzt haben wir Juli, geändert werden müssen hätte es bereits im Juni, weil es da nämlich schon ausgelaufen ist. Aber okay, sei’s drum, wir haben jetzt eine Vorlage, machen wir es halt jetzt.

Alles in allem sind das genau solche Themen, die den Arbeitgeber:innen das Leben schwer machen, wenn solche Dinge lange dauern, und das war eben auch mit diesem Zurateziehen des Regionalbeirats so. Es war schon oft sehr mühsam und man hat oft abwarten müssen, ob sich das ausgeht.

Insbesondere für die Hotelbetriebe, auch für den Tourismus allgemein, Hotellerie, Gastronomie, ist es schon sehr wichtig, dass wir jetzt eine Änderung haben, die es ermöglicht, den Mangelberuf nicht mehr über diese Regional­beiratskiste durchkriegen zu müssen. Ich möchte nur erinnern: Mangelberuf ist in Österreich auch Koch und Köchin.

Ich freue mich, dass wir diese Möglichkeit jetzt bekommen. Ich finde nur, sie kommt zu spät – wieder einmal. Also man hätte da schon ein bisschen mehr aufs Tempo steigen können, dann hätten wir vielleicht für die Sommersaison schon eine andere Lösung gehabt, nämlich die, die wir jetzt auch für die Wintersaison haben.


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Ich glaube, die Tourismusbetriebe brauchen dringend eine Vereinfachung solcher Genehmigungsverfahren. Es wäre insgesamt wünschenswert, dass wir da ein bissel schneller werden und diese Dinge in Zukunft schneller und einfacher abhandeln, damit die Unternehmerinnen und Unternehmer schneller zu ihren Arbeitskräften kommen, die sie auch wirklich brauchen. (Beifall bei den NEOS.)

21.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bettina Zopf. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


21.10.23

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekre­tärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine kurze Frage an den Herrn Präsi­denten: Wie viel Restredezeit haben wir?


Präsident Ing. Norbert Hofer: Restredezeit? Warten Sie, ich schaue nach.

Sie haben 39 Minuten Restredezeit, aber in dieser Debatte können Sie natürlich nur 20 Minuten sprechen. Das wird für Begeisterung sorgen. – Bitte schön, Frau Abgeordnete. (Heiterkeit im Saal und allgemeiner Beifall.)


Abgeordnete Bettina Zopf (fortsetzend): Warum und wie wir dieses Gesetz heute anpassen, haben Kollegin Tanja Graf und Kollege Koza ausreichend und umfas­send erklärt. Der VfGH hat die derzeitige Rechtslage bemängelt. Es ist in keiner Weise ein Angriff auf die Sozialpartnerschaft, und das sage ich als christlich-soziale Arbeitnehmervertreterin. (Zwischenruf des Abg. Schroll.)

Es ist schon unsere gemeinsame Aufgabe, liebe SPÖ, uns um die Rahmenbe­dingungen für unsere Arbeitskräfte zu kümmern. Dazu gehören auch zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland, denn dadurch entlasten wir ja auch jene, die derzeit viel mehr leisten müssen, weil kein Personal zu finden ist. Also bitte mehr sachliche Arbeitnehmerpolitik! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)


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Durch die Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften stärken wir unseren Wirtschaftsstandort. Wir brauchen diese Arbeitskräfte. Liebe FPÖ, auch an euch geht der Aufruf: Nicht hetzen und verunsichern, sondern anständige, ordentliche Sachpolitik machen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz. – Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Mit der heutigen Gesetzesregelung stellen wir also den verfassungsgemäßen Zustand bei der Ausländerbeschäftigung wieder her und schaffen Rechts­sicherheit. Danke an die NEOS, die dies unterstützen und somit ihre Sachpolitik bestätigen. (Abg. Lausch: Bravo, NEOS! – Beifall bei den NEOS sowie Bravorufe bei der ÖVP. – Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Das wird eine tolle 20-Minuten-Rede!)

Abschließend danke an alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die tagtäglich arbeiten gehen – an jene, die nach Österreich zugewandert sind, die wir dringend brauchen, und auch an jene, die in Zukunft kommen werden –, dass Sie uns unterstützen, damit wir das, was wir an Arbeit haben, überhaupt bewältigen können; denn es soll unser Ziel sein, dass Österreich wirtschaftlich stark und ein gutes, schönes Land bleibt. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Loacker.)

21.13

21.13.02


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2153 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.


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Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung die Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

21.13.46Einlauf


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3479/A(E) bis 3508/A(E) eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mittei­lun­gen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 21.14 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

21.14.12Schluss der Sitzung: 21.14 Uhr

 

 

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