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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

259. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Mittwoch, 17. April 2024

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

259. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                           Mittwoch, 17. April 2024

Dauer der Sitzung

Mittwoch,17. April 2024: 9.05 – 22.51 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bericht über den Antrag 3944/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird

2. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird

3. Punkt: Bericht über den Antrag 3984/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz 1986 geändert wird (Bundesministeriengesetz-Novelle 2024)

4. Punkt: Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024

5. Punkt: Protokoll zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Erdölexportierenden Länder (OPEC) zur Änderung des Abkommens zwischen


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der Republik Österreich und der Organisation der Erdölexportierenden Länder über den Amtssitz der Organisation der Erdölexportierenden Länder

6. Punkt: Bericht über den Antrag 3923/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Petra Bayr, MA MLS, Dr. Susanne Fürst, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einsatz für eine internationale Regulierung von tödlichen autonomen Waffensystemen sowie Risiken im Zusammenhang mit der Integration Künstlicher Intelligenz in Nuklearwaffensysteme

7. Punkt: Abkommen über die Errichtung des Internationalen Impfstoffinstituts

8. Punkt: Bericht über den Antrag 3975/A der Abgeordneten Hermann Weratschnig, MBA MSc, Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung 1960 geändert wird (35. StVO-Novelle)

9. Punkt: Antrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird (3988/A)

10. Punkt: Bericht über den Antrag 3940/A der Abgeordneten Rebecca Kirchbaumer, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert wird

11. Punkt: Bericht über den Antrag 3989/A(E) der Abgeordneten Franz Hörl, Melanie Erasim, MSc, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zukunftsperspektiven für die Tourismusforschung in Österreich

12. Punkt: Abkommen zwischen der Republik Österreich und Japan über soziale Sicherheit


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13. Punkt: Bericht über den Antrag 3983/A der Abgeordneten Mag. Ernst Gödl, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozial­ver­sicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz und das Sozialversicherungs-Ergänzungsgesetz geändert werden

14. Punkt: Bericht über den Antrag 3875/A(E) der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Weiterführung der Betreuung von Care Leaver nach dem 18. Lebensjahr unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Pflegefamilien“

15. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Psychotherapiegesetz 2024 (PThG 2024) erlassen sowie das Musiktherapiegesetz und das Psychologengesetz 2013 geändert werden,

Bericht über den Antrag 2935/A(E) der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Musiktherapie in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen sowie über den

Antrag 2515/A(E) der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Akademisierung der Psychotherapie

16. Punkt: Bericht über den LGBTIQ+ Gesundheitsbericht 2022

17. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschul­gesetz 2005, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, das Fachhoch­schulgesetz, das Privathochschulgesetz und das Waldfondsgesetz geändert werden


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Inhalt

Personalien

Verhinderungen ........................................................................................................... 72

Ruf zur Sache ............................................................................................................. 171

Ordnungsrufe ...................................................................................................  346, 409

Geschäftsbehandlung

Antrag des Abgeordneten Philip Kucher, dem Gesundheitsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3791/A(E) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Es braucht endlich die Patientenmilliarde für eine spürbare Verbesserung der Gesundheitsver­sorgung – Termingarantie statt Zwei-Klassen-Medizin!“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 14. Mai 2024 zu setzen –
Ablehnung ........................................................................................................  122, 575

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG               ............................................................................................................................. 123

Unterbrechung der Sitzung ....................................................................................... 287

Aktuelle Stunde (58.)

Thema: „Der neue Staatsschutz sorgt für die Sicherheit unseres Landes.“ ........ 74

Redner:innen:

Dr. Christian Stocker ............................................................................................... .... 74

Bundesminister Mag. Gerhard Karner .................................................................... .... 80

Dr. Reinhold Lopatka ............................................................................................... .... 85

Ing. Reinhold Einwallner .......................................................................................... .... 89


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Mag. Hannes Amesbauer, BA ................................................................................. .... 92

Sigrid Maurer, BA ..................................................................................................... .... 95

Dr. Stephanie Krisper .............................................................................................. .... 99

Mag. Andreas Hanger .............................................................................................. .. 102

Sabine Schatz ........................................................................................................... .. 106

Herbert Kickl ............................................................................................................ .. 109

Mag. Georg Bürstmayr ............................................................................................ .. 112

Mag. Yannick Shetty ............................................................................................... .. 115

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Karl Nehammer, MSc betreffend Amtsent­hebung des Staatssekretärs im Bundesministerium für Finanzen Florian Tursky, MSc MBA durch den Bundespräsidenten ..................................................................................................... 72

Vertretungsschreiben ........................................................................................  73, 118

Ausschüsse

Zuweisungen .............................................................................................................. 119

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der ORF-Zwangssteuer!“ (3990/A)(E) .................................................................... 287

Begründung: Dr. Dagmar Belakowitsch ................................................................... 293

Staatssekretärin Claudia Plakolm ............................................................................. 303

Debatte:

Mag. Hannes Amesbauer, BA .................................................................................... 306

Henrike Brandstötter (tatsächliche Berichtigung) .................................................. 310

Mag. (FH) Kurt Egger ............................................................................................... .. 310

Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................... .. 313

Sigrid Maurer, BA ..................................................................................................... .. 316


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Henrike Brandstötter ............................................................................................... .. 321

Michael Schnedlitz ................................................................................................... .. 325

Maria Großbauer ..................................................................................................... .. 331

Mag. Muna Duzdar ..................................................................................................... 333

Michel Reimon, MBA .................................................................................................. 336

Josef Schellhorn ....................................................................................................... .. 340

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................. .. 343

Mag. Wolfgang Gerstl .............................................................................................. .. 346

Eva Maria Holzleitner, BSc ...................................................................................... .. 348

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ...................................................................................... .. 356

Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ORF-Finanzierung sozial gestalten“ – Ablehnung .................  353, 358

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 3990/A(E) .................... 358

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3944/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (2511 d.B.)   ............................................................................................................................. 123

2. Punkt: Bericht und Antrag des Verfassungsausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird (2512 d.B.)    ............................................................................................................................. 124

Redner:innen:

Dr. Susanne Fürst ..................................................................................................... .. 124

Johann Singer ........................................................................................................... .. 127

Dr. Nikolaus Scherak, MA ....................................................................................... .. 129


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Julia Elisabeth Herr .................................................................................................. .. 132

Mag. Philipp Schrangl .............................................................................................. .. 135

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................ .. 138

Dr. Johannes Margreiter ......................................................................................... .. 141

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler .......................................................... .. 146

Gabriel Obernosterer ............................................................................................... .. 148

Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................... .. 150

Dr. Astrid Rössler ..................................................................................................... .. 152

Hans Stefan Hintner ................................................................................................ .. 154

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 155

Ulrike Maria Böker ..................................................................................................... 162

Mag. Selma Yildirim ................................................................................................. .. 164

Mag. Christian Drobits ............................................................................................ .. 166

Mag. Ulrike Fischer .................................................................................................. .. 168

Christoph Zarits ....................................................................................................... .. 169

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erneute Zweckbindung der Wohnbauförde­rung“ – Ablehnung  143, 173

Entschließungsantrag der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rekordteuerung für die Menschen, Rekordgewinne bei den Banken. Das Wohnpaket der Regierung senkt keinen einzigen Preis“ – Ablehnung ................................  158, 172

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2511 und 2512 d.B. ........................... 171

3. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3984/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes­ministeriengesetz 1986 geändert wird (Bundesministeriengesetz-Novelle 2024) (2513 d.B.) .......................................... 173


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Redner:innen:

Sabine Schatz ........................................................................................................... .. 173

Mag. Wolfgang Gerstl .............................................................................................. .. 175

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ...................................................................................... .. 177

Mag. Georg Bürstmayr ............................................................................................ .. 180

Mag. Muna Duzdar .................................................................................................. .. 181

Dr. Nikolaus Scherak, MA ....................................................................................... .. 182

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ................................................................................. .. 183

Carina Reiter ............................................................................................................ .. 185

Annahme des Gesetzentwurfes in 2513 d.B. ........................................................ 187

4. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024 (III-1109/2505 d.B.) ........................................................................................................ 188

Redner:innen:

Petra Steger .............................................................................................................. .. 188

Dr. Reinhold Lopatka ............................................................................................... .. 194

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................ .. 197

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................ .. 200

Michel Reimon, MBA ............................................................................................... .. 203

Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... .. 205

Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. ........................................... .. 207

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................ .. 210

Eva Maria Holzleitner, BSc ...................................................................................... .. 212

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ .. 214

Henrike Brandstötter ............................................................................................... .. 219

Nico Marchetti ............................................................................................................ 221

Julia Elisabeth Herr .................................................................................................... 223

Michael Schnedlitz ................................................................................................... .. 228


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Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gudrun Kugler, Eva Maria Holzleitner, BSc, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreichs Engagement in der Region Bergkarabach und Verbesserung der Lebensbedingungen der geflüchteten Zivilbevölkerung, insbesondere von Frauen und Kindern“ – Annahme (365/E) ..............................................................................................................  216, 232

Entschließungsantrag der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche Übermittlung des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zur Vermeidung von Strafzahlungen“ – Ablehnung .............  225, 233

Kenntnisnahme des Berichtes III-1109 d.B. .......................................................... 232

5. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vorlage (2413 d.B.): Protokoll zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Erdölexportierenden Länder (OPEC) zur Änderung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Erdölexportierenden Länder über den Amtssitz der Organisation der Erdölexportierenden Länder (2506 d.B.) ................................................................ 233

Redner:innen:

Dr. Reinhold Lopatka ............................................................................................... .. 234

Dr. Harald Troch ...................................................................................................... .. 235

Genehmigung des Staatsvertrages in 2506 d.B. ................................................... 237

6. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 3923/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Petra Bayr, MA MLS, Dr. Susanne Fürst, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einsatz für eine internationale Regulierung von tödlichen autonomen Waffensystemen sowie Risiken im Zusammenhang mit der Integration Künstlicher Intelligenz in Nuklearwaffensysteme (2508 d.B.) .................................................................................................................. 237


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 10

Redner:innen:

Andreas Minnich ...................................................................................................... .. 237

Katharina Kucharowits ........................................................................................... .. 239

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................ .. 241

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ .. 243

Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... .. 244

Mag. Michael Hammer ............................................................................................ .. 246

David Stögmüller ..................................................................................................... .. 247

Süleyman Zorba ....................................................................................................... .. 249

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2508 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Einsatz für eine internationale Regulierung von tödlichen autonomen Waffensystemen sowie Risiken im Zusammenhang mit der Integration Künstlicher Intelligenz in Nuklearwaffensysteme“ (366/E) ............................................................................. 251

7. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vorlage (2410 d.B.): Abkommen über die Errichtung des Internationalen Impfstoffinstituts (2507 d.B.)              ............................................................................................................................. 251

Redner:innen:

Dr. Dagmar Belakowitsch ....................................................................................... .. 251

Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß ............................................................................. .. 259

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................. .. 261

Mario Lindner ........................................................................................................... .. 263

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ .. 265

Fiona Fiedler, BEd .................................................................................................... .. 266

Mag. Dr. Rudolf Taschner ........................................................................................ .. 267

Ralph Schallmeiner .................................................................................................. .. 269

Dr. Dagmar Belakowitsch (tatsächliche Berichtigung) ........................................... 271

Michael Schnedlitz ..................................................................................................... 272


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 11

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ablehnung des ‚WHO-Pandemievertrags‘ sowie der novellierten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV)“ – Ablehnung ..........................................  254, 274

Genehmigung des Staatsvertrages in 2507 d.B. ................................................... 274

8. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 3975/A der Abgeordneten Hermann Weratschnig, MBA MSc, Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßen­verkehrsordnung 1960 geändert wird (35. StVO-Novelle) (2518 d.B.) .................................................................................................................. 275

Redner:innen:

Alois Stöger, diplômé ............................................................................................... .. 275

Hermann Weratschnig, MBA MSc .......................................................................... .. 277

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ...................................................................................... .. 279

Andreas Ottenschläger ............................................................................................ .. 282

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. .. 284

Dr. Johannes Margreiter ......................................................................................... .. 359

Christoph Stark ........................................................................................................ .. 361

Melanie Erasim, MSc ............................................................................................... .. 363

Ing. Manfred Hofinger ............................................................................................. .. 364

Klaus Köchl ............................................................................................................... .. 366

Mag. Michael Hammer ............................................................................................ .. 367

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd ................................................................................. .. 369

Lukas Hammer ......................................................................................................... .. 371

Annahme des Gesetzentwurfes in 2518 d.B. ........................................................ 373

9. Punkt: Antrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird (3988/A) ................................................... 373


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 12

Redner:innen:

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................ .. 374

Peter Haubner .......................................................................................................... .. 379

Josef Schellhorn ....................................................................................................... .. 389

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................ .. 391

MMMag. Dr. Axel Kassegger .................................................................................. .. 393

Dr. Elisabeth Götze .................................................................................................. .. 395

Mag. (FH) Kurt Egger ............................................................................................... .. 397

MMag. Michaela Schmidt ....................................................................................... .. 399

Peter Wurm .............................................................................................................. .. 404

Martina Kaufmann, MMSc BA ................................................................................ .. 410

Laurenz Pöttinger .................................................................................................... .. 412

Christoph Stark ........................................................................................................ .. 414

Dipl.-Ing. Andrea Holzner ........................................................................................ .. 416

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nachhaltige Entlastung statt kurzfristiger Wahl­geschenke: Lohnnebenkosten JETZT senken!“ – Ablehnung .........................................................................  376, 418

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zugang zum Handwerkerbonus für alle – auch für Menschen ohne Smart-Phone und ohne Internetzugang“ – Ablehnung ......................................................  402, 418

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Diskriminierung älterer Menschen – Analoge Antragstellung für Handwerkerbonus sicherstellen!“ – Ablehnung ...........................................................................  408, 419

Annahme des im Antrag 3988/A enthaltenen Gesetzentwurfes ....................... 417

10. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3940/A der Abgeordneten Rebecca Kirchbaumer, Mag. Markus


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 13

Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert wird (2514 d.B.) .................................................................................................................. 419

Redner:innen:

Josef Muchitsch ....................................................................................................... .. 419

Rebecca Kirchbaumer .............................................................................................. .. 425

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................ .. 426

Dr. Dagmar Belakowitsch ....................................................................................... .. 428

Alois Stöger, diplômé ............................................................................................... .. 429

Mag. Markus Koza ................................................................................................... .. 430

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „wirksame Strafen bei Unterentlohnung“ – Ablehnung.......... 422, 432

Annahme des Gesetzentwurfes in 2514 d.B. ........................................................ 432

11. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 3989/A(E) der Abgeordneten Franz Hörl, Melanie Erasim, MSc, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zukunftsperspektiven für die Touris­musforschung in Österreich (2524 d.B.)           432

Redner:innen:

Rebecca Kirchbaumer .............................................................................................. .. 433

Melanie Erasim, MSc ............................................................................................... .. 434

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................. .. 437

Barbara Neßler ........................................................................................................ .. 440

Josef Schellhorn ....................................................................................................... .. 442

Staatssekretärin Mag. Susanne Kraus-Winkler ..................................................... .. 444

Bettina Zopf ............................................................................................................. .. 448

Alois Schroll .............................................................................................................. .. 449

MMMag. Gertraud Salzmann ................................................................................. .. 452


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 14

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2524 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Zukunftsperspektiven für die Tourismus­forschung in Österreich“ (367/E) ............................................................................................................................. 453

12. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über die Regie­rungsvorlage (2460 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und Japan über soziale Sicherheit (2515 d.B.) .................................................................................................................. 454

Redner:innen:

Johann Höfinger ...................................................................................................... .. 454

Dr. Nikolaus Scherak, MA ....................................................................................... .. 455

Genehmigung des Staatsvertrages in 2515 d.B. ................................................... 457

13. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3983/A der Abgeordneten Mag. Ernst Gödl, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversiche­rungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Selbständigen-Sozialver­sicherungsgesetz und das Sozialversicherungs-Ergänzungsgesetz geändert werden (2516 d.B.) ............... 457

Redner:innen:

Josef Muchitsch ....................................................................................................... .. 457

Mag. Ernst Gödl ....................................................................................................... .. 459

Mag. Verena Nussbaum .......................................................................................... .. 461

Mag. Markus Koza ................................................................................................... .. 467

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................ .. 468

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 470

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „notwendige Maßnahmen im Pensionsrecht“ – Ableh­nung ......................  464, 472


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 15

Annahme des Gesetzentwurfes in 2516 d.B. ........................................................ 471

14. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3875/A(E) der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Weiterführung der Betreuung von Care Leaver nach dem 18. Lebensjahr unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Pflegefamilien“ (2517 d.B.) ............................ 472

Redner:innen:

Barbara Neßler ........................................................................................................ .. 472

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ............................................................................... .. 474

Rosa Ecker, MBA ...................................................................................................... .. 476

Kira Grünberg ........................................................................................................... .. 480

Fiona Fiedler, BEd .................................................................................................... .. 481

Christian Oxonitsch ................................................................................................. .. 483

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 485

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2517 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Weiterführung der Betreuung von Care Leaver nach dem 18. Lebensjahr unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Pflegefamilien“ (368/E) ............. 486

15. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2503 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Psychotherapiegesetz 2024 (PThG 2024) erlassen sowie das Musiktherapiegesetz und das Psycholo­gen­­gesetz 2013 geändert werden, über den

Antrag 2935/A(E) der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Musiktherapie in Krankenhäusern und Gesund­heitseinrichtungen sowie über den

Antrag 2515/A(E) der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Akademisierung der Psychotherapie (2525 d.B.) .................................................. 486


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 16

Redner:innen:

Philip Kucher ............................................................................................................ .. 487

Ralph Schallmeiner .................................................................................................. .. 490

Gabriele Heinisch-Hosek ......................................................................................... .. 493

Mag. Gerhard Kaniak .............................................................................................. .. 499

Rudolf Silvan ............................................................................................................ .. 501

Dr. Josef Smolle ........................................................................................................ .. 503

Fiona Fiedler, BEd .................................................................................................... .. 505

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 510

Mag. Sibylle Hamann ............................................................................................... .. 512

Dr. Werner Saxinger, MSc ....................................................................................... .. 514

Mag. Yannick Shetty ............................................................................................... .. 516

Angela Baumgartner ............................................................................................... .. 518

Alois Stöger, diplômé (tatsächliche Berichtigung) .................................................. 519

Mag. Bettina Rausch-Amon ....................................................................................... 520

Entschließungsantrag der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kostenfreie Psychotherapieausbildung und keine Zugangsbeschränkungen“ – Ablehnung            495, 523

Entschließungsantrag der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Psychotherapie auf Versicherungskosten ermög­lichen“ – Ablehnung            507, 523

Annahme des Gesetzentwurfes in 2525 d.B. ........................................................ 522

16. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den LGBTIQ+ Gesundheitsbericht 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-1035/2527 d.B.) ........................................................................................................ 523

Redner:innen:

Mario Lindner ........................................................................................................... .. 524

David Stögmüller ..................................................................................................... .. 529


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 17

Mag. Gerhard Kaniak .............................................................................................. .. 531

Mario Lindner (tatsächliche Berichtigung) .............................................................. 537

Nico Marchetti ............................................................................................................ 538

Mag. Verena Nussbaum ............................................................................................. 540

Mag. Yannick Shetty ............................................................................................... .. 541

Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß ............................................................................. .. 543

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ .. 545

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 546

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erstellung eines Nationalen Aktionsplans zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von LGBTIQ+ Personen“ – Ablehnung ................................................................  526, 547

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Off-Label-Verschreibung von ‚Pubertätsblockern‘“ – Ablehnung               533, 548

Kenntnisnahme des Berichtes III-1035 d.B. .......................................................... 547

17. Punkt: Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungs­vor­lage (2504 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschulgesetz 2005, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, das Fachhochschulgesetz, das Privathochschulgesetz und das Waldfondsgesetz geändert werden (2523 d.B.) ..................................... 548

Redner:innen:

Petra Tanzler ............................................................................................................ .. 548

Mag. Dr. Rudolf Taschner ........................................................................................ .. 550

Hermann Brückl, MA ............................................................................................... .. 553

Mag. Sibylle Hamann ............................................................................................... .. 555

Mag. Martina Künsberg Sarre ................................................................................. .. 558

Bundesminister Dr. Martin Polaschek .................................................................... .. 560


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 18

MMMag. Gertraud Salzmann ................................................................................. .. 562

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................. .. 564

Mag. Romana Deckenbacher .................................................................................. .. 566

Mag. Dr. Petra Oberrauner ..................................................................................... .. 567

Nico Marchetti ............................................................................................................ 569

Hermann Brückl, MA .................................................................................................. 570

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd ................................................................................. .. 572

Dr. Josef Smolle ........................................................................................................ .. 574

Annahme des Gesetzentwurfes in 2523 d.B. ........................................................ 575

Eingebracht wurden

Petition ....................................................................................................................... 119

Petition betreffend „Retten wir die Freiräume an unseren Flüssen: Baustopp für das Geländer auf der Innmauer!“ (Ordnungsnummer 142) (überreicht vom Abgeordneten Michael Bernhard)

Bürgerinitiativen ....................................................................................................... 120

Bürgerinitiative betreffend „Nein zum Pandemievertrag der WHO“ (Ordnungsnummer 65)

Bürgerinitiative betreffend „Die Waffen nieder“ (Ordnungsnummer 66)

Regierungsvorlagen .................................................................................................. 119

2509: Bundesgesetz über die Erhöhung der Quote Österreichs beim Internationalen Währungsfonds (IWF-Quotenerhöhungsgesetz 2024)

2510: Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994, das Arbeit­neh­merInnenschutzgesetz und die Bundesabgabenordnung geändert werden (Grace-Period – Gesetz)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 19

Berichte ...................................................................................................................... 120

III-1132: Bericht betreffend Forschung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft – Reihe BUND 2024/10; Rechnungshof

III-1134: Bericht betreffend Rot-Weiß-Rot-Karte und Blaue Karte EU – Reihe BUND 2024/11; Rechnungshof

III-1136: Zweiter Tätigkeitsbericht der Investitionskontrolle für den Zeitraum 25.07.2021 bis 31.12.2022; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-1137: 15. Bericht gemäß dem Katastrophenfondsgesetz 1996 betreffend die Fondsgebarung in den Jahren 2022 und 2023; BM f. Finanzen

III-1138: Bericht betreffend Bestandsaufnahme Fachkräftemangel – Reihe BUND 2024/12; Rechnungshof

III-1139: Produktpirateriebericht 2023; BM f. Finanzen

III-1140: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2024 – Unter­gliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-1141: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2024 – Unter­gliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-1142: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2024 – Unter­gliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 20

III-1143: Jahresbericht 2023 der Agentur für Passagier- und Fahrgast­rechte; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-1145: ORF-Jahresbericht 2023 und ORF-Transparenzbericht 2023 gemäß § 7 sowie § 7a ORF-Gesetz; BM f. Frauen, Familie, Integration und Medien

III-1146: Sozialbericht 2024; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III-1147: Bericht der Personalvertretungsaufsichtsbehörde über ihre Tätigkeit und ihre Wahrnehmungen im Jahr 2023; Bundeskanzler

III-1148: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2024; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-1149: Bericht über die öffentlichen Finanzen 2022 bis 2027; BM f. Finanzen

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ........................................................... 122

Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Kosovo über soziale Sicherheit

Anträge der Abgeordneten

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der ORF-Zwangssteuer! (3990/A)(E)

Dr. Harald Troch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Recht auf Gesundheit sowie auf Prävention und Vorsorge (3991/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 21

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gegenwehr Spionage: Anpassung der Größe der diplomatischen Missionen zwischen der Russischen Föderation und der Republik Österreich (3992/A)(E)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erneute Zweckbindung der Wohnbauförderung (3993/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gegenwehr Spionage: Erweiterung der Strafbarkeit von Spionage (3994/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gegenwehr Spionage: Ausreichend kompetentes Personal im Verfassungsschutz zur Bekämpfung von russischer Spionage! (3995/A)(E)

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend der Ratifizierung der ILO Konvention 190 gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt (3996/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft (Abfallwirt­schafts­gesetz 2002 – AWG 2002) geändert wird (3997/A)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutzmaßnahmen im Arbeitsrecht zur Abwendung der Gefahren durch Hitze am Arbeitsplatz (3998/A)(E)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gratis Öffis für alle Kinder (3999/A)(E)

Hermann Gahr, Mag. Selma Yildirim, Peter Wurm, Hermann Weratschnig, MBA MSc, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend gegenseitige Anerkennung von Fachhochschulabschlüssen zwischen Österreich und Italien zur weiteren Erleichterung für Studierende (4000/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 22

Johannes Schmuckenschlager, Dr. Astrid Rössler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Emissionsgesetz-Luft 2018 geändert wird (4001/A)

Dr. Harald Troch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung der Presse­freiheit in Österreich“ (4002/A)(E)

Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz BGBI 314/1994 geändert wird (4003/A)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Unternehmensgesetzbuch geändert wird (4004/A)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit im Fall Julian Assange (4005/A)(E)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kontrollstelle und ‑berichte für alle an die Ukraine getätigten Zahlungen (4006/A)(E)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Import-Stopp für pestizidbelastetes und gentechnisch verändertes Getreide aus der Ukraine (4007/A)(E)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sondertopf im Bildungsbudget für Familiennachzug einrichten“ (4008/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend rasche Übermittlung des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zur Vermeidung von Strafzahlungen (4009/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend rasche Übermittlung des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zur Vermeidung von Strafzahlungen (4010/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 23

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine europäische Wasserstrategie vorantreiben (4011/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das mit dem das Bundesgesetz der Tierärztinnen und Tierärzte (Tierärztegesetz-TÄG) geändert wird (4012/A)

Johann Singer, Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (4013/A)

Peter Haubner, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird (4014/A)

Peter Haubner, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Nationale Emissionszertifikatehandelsgesetz 2022 geändert wird (4015/A)

Lukas Hammer, Johannes Schmuckenschlager, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klimabonusgesetz geändert wird (4016/A)

Anfragen der Abgeordneten

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend „Unser Europa. Unsere Wahl.“ (18179/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Energiefreiheit: Prüfung der Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Vertrag mit Gazprom (18180/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 24

betreffend Energiefreiheit: Prüfung der Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Vertrag mit Gazprom (18181/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Drei Jahre Hass-im-Netz – Bekämpfungsgesetz“ (18182/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Verkehrssituation auf der B114 – Triebener Bundesstraße“ (18183/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Bahninfrastruktur und Zugverbindungen nach Eröffnung der Koralmbahn“ (18184/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Konsequenzen des Hass im Netz Gesetzes (18185/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Konsequenzen des Hass im Netz Gesetzes (18186/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Umsetzung der Ermittlungs- und Beschwerdestelle zur Aufklärung von Misshandlungsvorwürfen gegen Polizeibedienstete (18187/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Auslieferung Boris Mazo (18188/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Auslieferung Boris Mazo (18189/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 25

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Faire Wettbewerbsbedingungen für die österreichischen Landwirte (18190/J)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Ergotherapie an Schulen“ (18191/J)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Ergotherapie für Kinder“ (18192/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Universitäts-Absolvent:innen für Medizin in Tirol (18193/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend öffentliche Gesundheitsversorgung in Tirol (18194/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zustandekommen der Novellierung des Tierschutzgesetz (18195/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Randalierende Jugendliche in der Mittelschule Rankweil-Ost (18196/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gewaltbereite Jugendliche in Vorarlberg (18197/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Niederlassungsverordnung 2024 (18198/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 26

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unfairer Kampf? Provision vs. Honorar (18199/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Entsendung von europäischen Soldaten in die Ukraine (18200/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Dienstwagen des vormaligen Staatssekretärs (18201/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Änderung der Pensionsordnungen der OeNB (18202/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Dienstwagen des vormaligen Staatssekretärs (18203/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Schändungen von Gedenkstätten in Österreich im Jahr 2023 (18204/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schändungen von Gedenkstätten in Österreich im Jahr 2023 (18205/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Daten zu Kranken- und Rehabilitationsgeld für das Jahr 2023 (18206/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut vorgestellt (18207/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 27

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rechtskräftig negative Asylbescheide (18208/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Containerklassen in Wien wegen Asylchaos der Bundes­regierung (18209/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Arbeitsinspektorin besichtigte die Justizanstalt Schwarzau (18210/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Wiener Festwochen als linksradikale Plattform (18211/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Wiener Festwochen als linksradikale Plattform (18212/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Wiener Festwochen als linksradikale Plattform (18213/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Förderungen des Bundes für Paulus Manker (18214/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Fördergelder für Tierschutz-NGOs (18215/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Daten zu Familienbeihilfe und anderen Familienleistungen sowie gemäß den EU-Verordnungen 883/2004 für das Jahr 2023 (18216/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Rentenansprüche aufgrund der EU-VO 883/2004 (18217/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 28

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Streitigkeiten über Pflegegeldleistungen vor dem Arbeits- und Sozialgericht – Daten 2023 (18218/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Fortuna für MAMANET Austria – 290.000 Euro Förderung in einem Jahr? (18219/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Dublin In und Out im Jahr 2023 (18220/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verleihung von Staatsbürgerschaften nach § 10 Abs. 6 StbG (18221/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Aktuelle Zahlen zu Krebsvorsorgeuntersuchungen bei Frauen (18222/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Reisen der BML-Mitarbeiter nach Brüssel (18223/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Anzahl der anonymen Geburten und Abgaben in die Babyklappe (18224/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Verpflichtender Mülltransport mit der Bahn (18225/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Angriffe auf AMS-Mitarbeiter in der Steiermark (18226/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 29

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Anspruchsberechtigte Drittstaatsangehörige für den Klimabonus (18227/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unterstützungs­maß­nahmen für pflegende Angehörige (18228/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Nachfrage zur Finanzierung rechtsextremer Infrastruktur in Oberösterreich (18229/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Vorfälle rund um die FPÖ-Demonstration in Wien im März 2024 (18230/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Verbannung studentischer Korporationen von der Montan-Universität Leoben (18231/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vorgehensweise der Polizei bei Einsatz rund um Identitären-Zentrum (18232/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Gesetzeskonformes Vorgehen der Exekutive in politisch heiklen Fällen (18233/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gesetzeskonformes Vorgehen der Exekutive in politisch heiklen Fällen (18234/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 30

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Frequenz von Cyberattacken und Gegenmaß­nahmen (18235/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Wo bleibt der Außen- und Europapolitische Bericht 2022? (18236/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für Landesverteidigung betreffend Dädalus24 (18237/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Spesen und Repräsentations­ausgaben der Bundesregierung (18238/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18239/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18240/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundes­regierung (18241/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18242/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18243/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 31

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundes­regierung (18244/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18245/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18246/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Spesen und Repräsen­tationsausgaben der Bundesregierung (18247/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Spesen und Repräsentations­ausgaben der Bundesregierung (18248/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18249/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18250/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (18251/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18252/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 32

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18253/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18254/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18255/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18256/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18257/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18258/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18259/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundes­regierung im 1. Quartal 2024 (18260/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18261/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 33

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18262/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18263/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18264/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2024 (18265/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der Kabinette im Bundeskanzleramt im 1. Quartal 2024 (18266/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18267/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18268/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18269/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18270/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18271/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 34

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18272/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18273/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18274/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18275/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18276/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18277/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18278/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2024 (18279/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Visavergabe an Menschenrechtsverteidiger:innen (18280/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 35

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Bildungsfreizügigkeit in Europa (18281/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Die neue ESG-Rating-Verordnung im Zusammenspiel mit SFDR, CSRD und Taxonomie (18282/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Rückholungen von im Ausland inhaftierten österreichischen Staatsbürger:innen (18283/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Entwicklungspolitische Verantwortlichkeiten des Finanzministeriums“ (18284/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Umsetzungsstand der gesetzlich verpflichtenden Wirkungsfolgenabschätzung von Gesetzesvorhaben auf die von Österreich umzusetzenden nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen“ (18285/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend „Umsetzungsstand der gesetzlich verpflichtenden Wirkungsfolgenabschätzung von Gesetzesvorhaben auf die von Österreich umzusetzenden nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen“ (18286/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ausgestaltung der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF)- Förderungen (18287/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Rätselhaftigkeiten um den Tod eines Sektionschefs“ (18288/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 36

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Rätselhaftigkeiten um den Tod eines Sektionschefs“ (18289/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Ankündigung von 200.000 gratis Nachhilfestunden“ (18290/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen nach dem Tod von Christian Pilnacek (18291/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ermittlungen nach dem Tod von Christian Pilnacek (18292/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen zu „Staatsgeheimnissen“ in den E-Mails des BKA (18293/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ermittlungen zu „Staatsgeheimnissen“ in den E-Mails des BKA (18294/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Folgeanfrage: Warum befinden sich „Staatsgeheimnisse“ in den E-Mails des BKA? (18295/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wo bleibt die Reform des Eltern-Kind-Pass? (18296/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 37

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sicherheitspolizeiliche Kooperation mit Volksrepublik China (18297/J)

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Sicherheits­polizei­liche Kooperation mit Volksrepublik China (18298/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Lässt Österreich EU-Millionen einfach liegen? (18299/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vergütung der gemeinschaftlichen Beitragseinhebung bei Sozialversicherungsträgern von 2017 bis 2023 (18300/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Bevorschussung und Ersätze beim Kinderbetreuungsgeld von 2017 bis 2023 (18301/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Bestehende Probleme bei Revision und Aufsicht im Bankensektor - Wo bleibt die Reform? (18302/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Anpassung der Gebühren für verkehrspsychologische Untersuchungen (18303/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die mutmaßliche, unerlaubte Datenbankabfrage zu Antifaschistinnen und Antifaschisten durch einen ehemaligen BVT-Beamten (18304/J)

Ing. Martin Litschauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend alternative Antriebe beim Bundesheer (18305/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 38

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Aktionsplan Deepfakes – Was ist hier bereits passiert?“ (18306/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend „Aktionsplan Deepfakes – Was ist hier bereits passiert?“ (18307/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Aktionsplan Deepfakes – Was ist hier bereits passiert?“ (18308/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schulunterricht für minderjährige Asylsuchende in Bundesbetreuungseinrichtungen (18309/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend „menschenrechtlich nicht vertretbare“ Altersgrenze für Strafmündigkeit (18310/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ethik- und Religions­unterricht (18311/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialver­sicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnung (04/2024) (18312/J)

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Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Versuchte Einflussnahme auf die Berichterstattung der Parlamentskorrespondenz durch ÖVP-Abgeordneten Georg Strasser (92/JPR)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 39

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Ermittlungen nach dem Tod von Christian Pilnacek (93/JPR)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (16966/AB zu 17507/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16967/AB zu 17517/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16968/AB zu 17527/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (16969/AB zu 17508/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16970/AB zu 17523/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16971/AB zu 17524/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16972/AB zu 17526/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16973/AB zu 17522/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16974/AB zu 17528/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 40

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16975/AB zu 17520/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (16976/AB zu 17505/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (16977/AB zu 17509/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16978/AB zu 17529/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16979/AB zu 17519/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (16980/AB zu 17504/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (16981/AB zu 17510/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16982/AB zu 17530/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (16983/AB zu 17513/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (16984/AB zu 17512/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (16985/AB zu 17511/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 41

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (16986/AB zu 17514/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16987/AB zu 17525/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (16988/AB zu 17516/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (16989/AB zu 17533/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (16990/AB zu 17518/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Rebecca Kirchbaumer, Kolleginnen und Kollegen (16991/AB zu 17532/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (16992/AB zu 17536/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen (16993/AB zu 17542/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (16994/AB zu 17540/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 42

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (16995/AB zu 17541/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (16996/AB zu 17535/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abge­ord­neten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (16997/AB zu 17534/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (16998/AB zu 17538/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (16999/AB zu 17539/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (17000/AB zu 17537/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17001/AB zu 17623/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17002/AB zu 17559/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (17003/AB zu 17543/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17004/AB zu 17564/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 43

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17005/AB zu 17574/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17006/AB zu 17601/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17007/AB zu 17614/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17008/AB zu 17659/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17009/AB zu 17686/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (17010/AB zu 17723/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17011/AB zu 17714/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (17012/AB zu 17754/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17013/AB zu 17682/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (17014/AB zu 17741/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17015/AB zu 17668/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 44

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17016/AB zu 17615/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17017/AB zu 17600/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17018/AB zu 17684/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17019/AB zu 17558/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17020/AB zu 17630/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17021/AB zu 17718/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17022/AB zu 17660/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (17023/AB zu 17635/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 45

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17024/AB zu 17586/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17025/AB zu 17573/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17026/AB zu 17554/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17027/AB zu 17563/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17028/AB zu 17581/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17029/AB zu 17599/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (17030/AB zu 17639/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17031/AB zu 17651/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17032/AB zu 17602/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17033/AB zu 17728/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (17034/AB zu 17730/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17035/AB zu 17625/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (17036/AB zu 17731/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 46

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17037/AB zu 17739/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17038/AB zu 17713/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (17039/AB zu 17709/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17040/AB zu 17727/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (17041/AB zu 17732/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17042/AB zu 17691/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17043/AB zu 17725/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17044/AB zu 17548/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17045/AB zu 17624/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17046/AB zu 17551/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17047/AB zu 17621/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 47

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (17048/AB zu 17705/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17049/AB zu 17560/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17050/AB zu 17610/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17051/AB zu 17657/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17052/AB zu 17721/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17053/AB zu 17724/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17054/AB zu 17580/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17055/AB zu 17589/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (17056/AB zu 17636/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 48

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17057/AB zu 17744/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17058/AB zu 17566/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17059/AB zu 17734/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17060/AB zu 17578/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17061/AB zu 17752/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17062/AB zu 17547/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17063/AB zu 17569/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17064/AB zu 17584/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17065/AB zu 17590/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17066/AB zu 17603/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 49

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17067/AB zu 17591/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17068/AB zu 17612/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17069/AB zu 17670/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17070/AB zu 17681/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17071/AB zu 17641/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17072/AB zu 17690/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17073/AB zu 17697/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17074/AB zu 17683/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17075/AB zu 17627/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17076/AB zu 17653/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17077/AB zu 17685/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 50

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17078/AB zu 17655/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17079/AB zu 17550/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17080/AB zu 17571/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen (17081/AB zu 17708/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17082/AB zu 17717/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17083/AB zu 17666/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (17084/AB zu 17733/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17085/AB zu 17692/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17086/AB zu 17745/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17087/AB zu 17587/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 51

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17088/AB zu 17750/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17089/AB zu 17595/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17090/AB zu 17695/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17091/AB zu 17611/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17092/AB zu 17689/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (17093/AB zu 17755/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17094/AB zu 17632/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17095/AB zu 17761/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17096/AB zu 17622/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 52

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17097/AB zu 17701/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17098/AB zu 17658/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17099/AB zu 17737/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (17100/AB zu 17757/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17101/AB zu 17698/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17102/AB zu 17710/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (17103/AB zu 17672/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17104/AB zu 17656/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 53

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17105/AB zu 17665/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17106/AB zu 17667/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (17107/AB zu 17702/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (17108/AB zu 17707/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17109/AB zu 17711/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17110/AB zu 17712/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17111/AB zu 17722/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (17112/AB zu 17726/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (17113/AB zu 17729/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (17114/AB zu 17735/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen (17115/AB zu 17544/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 54

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17116/AB zu 17792/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17117/AB zu 17631/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17118/AB zu 17568/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17119/AB zu 17572/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17120/AB zu 17549/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17121/AB zu 17562/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17122/AB zu 17557/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17123/AB zu 17715/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17124/AB zu 17736/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 55

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17125/AB zu 17556/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17126/AB zu 17597/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (17127/AB zu 17746/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17128/AB zu 17592/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17129/AB zu 17588/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (17130/AB zu 17662/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17131/AB zu 17607/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17132/AB zu 17553/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17133/AB zu 17661/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 56

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17134/AB zu 17565/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17135/AB zu 17626/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17136/AB zu 17583/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17137/AB zu 17719/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17138/AB zu 17596/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17139/AB zu 17555/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17140/AB zu 17567/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17141/AB zu 17575/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 57

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17142/AB zu 17598/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17143/AB zu 17606/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17144/AB zu 17616/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (17145/AB zu 17638/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Michaela Schmidt, Kolleginnen und Kollegen (17146/AB zu 17640/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17147/AB zu 17650/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (17148/AB zu 17663/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17149/AB zu 17687/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 58

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17150/AB zu 17694/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (17151/AB zu 17696/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17152/AB zu 17700/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17153/AB zu 17748/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17154/AB zu 17756/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (17155/AB zu 17545/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17156/AB zu 17552/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17157/AB zu 17570/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17158/AB zu 17576/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17159/AB zu 17594/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17160/AB zu 17608/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen (17161/AB zu 17618/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17162/AB zu 17629/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 59

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17163/AB zu 17664/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17164/AB zu 17652/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (17165/AB zu 17693/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17166/AB zu 17699/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (17167/AB zu 17703/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17168/AB zu 17773/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17169/AB zu 17706/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17170/AB zu 17720/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (17171/AB zu 17738/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (17172/AB zu 17742/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (17173/AB zu 17747/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (17174/AB zu 17762/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 60

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (17175/AB zu 17749/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Michaela Schmidt, Kolleginnen und Kollegen (17176/AB zu 17704/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17177/AB zu 17765/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17178/AB zu 17764/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (17179/AB zu 17776/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17180/AB zu 17546/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17181/AB zu 17561/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17182/AB zu 17585/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17183/AB zu 17593/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17184/AB zu 17604/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17185/AB zu 17620/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 61

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17186/AB zu 17634/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (17187/AB zu 17637/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (17188/AB zu 17654/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17189/AB zu 17669/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17190/AB zu 17671/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (17191/AB zu 17688/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17192/AB zu 17716/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (17193/AB zu 17740/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (17194/AB zu 17743/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (17195/AB zu 17633/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (17196/AB zu 17751/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 62

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17197/AB zu 17758/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17198/AB zu 17759/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (17199/AB zu 17760/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17200/AB zu 17775/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17201/AB zu 17779/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17202/AB zu 17774/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17203/AB zu 17769/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17204/AB zu 17771/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17205/AB zu 17766/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17206/AB zu 17770/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17207/AB zu 17772/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 63

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17208/AB zu 17763/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17209/AB zu 17767/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17210/AB zu 17778/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17211/AB zu 17777/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17212/AB zu 17768/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (17213/AB zu 17790/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (17214/AB zu 17780/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (17215/AB zu 17785/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17216/AB zu 17781/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 64

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17217/AB zu 17782/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17218/AB zu 17784/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17219/AB zu 17787/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17220/AB zu 17791/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17221/AB zu 17793/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17222/AB zu 17783/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17223/AB zu 17786/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17224/AB zu 17788/J)

??? auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17225/AB zu 17789/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17226/AB zu 17794/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17227/AB zu 17795/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (17228/AB zu 17796/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (17229/AB zu 17797/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 65

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (17230/AB zu 17798/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17231/AB zu 17799/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (17232/AB zu 17803/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (17233/AB zu 17804/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (17234/AB zu 17801/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (17235/AB zu 17805/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17236/AB zu 17800/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen (17237/AB zu 17806/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17238/AB zu 17819/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 66

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (17239/AB zu 17802/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17240/AB zu 17852/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (17241/AB zu 17809/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (17242/AB zu 17807/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17243/AB zu 17812/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17244/AB zu 17835/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17245/AB zu 17824/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17246/AB zu 17857/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17247/AB zu 17831/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17248/AB zu 17815/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 67

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17249/AB zu 17829/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (17250/AB zu 17842/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17251/AB zu 17825/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17252/AB zu 17833/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17253/AB zu 17848/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17254/AB zu 17840/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17255/AB zu 17846/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17256/AB zu 17834/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (17257/AB zu 17858/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17258/AB zu 17845/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 68

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17259/AB zu 17818/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17260/AB zu 17851/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17261/AB zu 17830/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17262/AB zu 17839/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17263/AB zu 17811/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17264/AB zu 17820/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17265/AB zu 17821/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17266/AB zu 17827/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17267/AB zu 17828/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 69

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17268/AB zu 17838/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17269/AB zu 17844/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17270/AB zu 17853/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17271/AB zu 17813/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17272/AB zu 17854/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17273/AB zu 17855/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17274/AB zu 17822/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17275/AB zu 17832/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17276/AB zu 17814/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17277/AB zu 17847/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 70

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17278/AB zu 17837/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (17279/AB zu 17841/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17280/AB zu 17823/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17281/AB zu 17826/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17282/AB zu 17856/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17283/AB zu 17816/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17284/AB zu 17843/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (17285/AB zu 17808/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17286/AB zu 17849/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 71

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17287/AB zu 17850/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17288/AB zu 17817/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (17289/AB zu 17836/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (17290/AB zu 17810/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (17291/AB zu 17860/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (17292/AB zu 17861/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (17293/AB zu 17859/J)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 72

09.05.20Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.05.21 *****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf die 259. Sitzung eröffnen.

Ich darf die Damen und Herren Abgeordneten recht herzlich begrüßen. Ich grüße auch die Damen und Herren von der Journalistik, die Besucherinnen und Besucher sowie unsere Zuseher:innen zu Hause vor den Fernsehgeräten.

Die Amtlichen Protokolle der 255. und der 256. Sitzung vom 20. März 2024 sowie der 257. und der 258. Sitzung vom 21. März dieses Jahres sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Franz Hörl, MMst. Mag. (FH) Maria Neumann, Petra Bayr, MA MLS, Christian Hafenecker, MA, Mag. Eva Blimlinger und Mag. Agnes Sirkka Prammer.

Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Vom Bundeskanzler ist folgendes Schreiben eingelangt:

„Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung gemäß Artikel 78 Absatz 2 in Verbindung mit Artikel 74 Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes Herrn Staatssekretär Florian Tursky, MSc MBA seinem Wunsch entsprechend seines Amtes enthoben hat.“


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Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretungen von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher wird durch die Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Mag. Susanne Kraus-Winkler vertreten.

Ferner gebe ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt:

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc wird durch die Staatssekretärin im Bundes­kanzleramt Claudia Plakolm vertreten und Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. durch Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc.

Wie gestern den Klubs mitgeteilt wurde, ist Frau Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab erkrankt. Eine Vertretungsmeldung wird in Kürze eintreffen.

*****

Ich darf bekannt geben, dass diese Sitzung wie üblich von ORF 2 bis 13 Uhr übertragen wird. ORF III wird die Sitzung kommentiert bis 19.15 Uhr senden, anschließend wird die Sitzung in der TVthek übertragen. Auch die privaten Fernsehsender übertragen Teile unserer Sitzung.

Weiters darf ich darauf hinweisen, dass heute ein Kamerateam anlässlich des Girls’ Day Aufnahmen im Saal machen wird.


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09.07.32Aktuelle Stunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Der neue Staatsschutz sorgt für die Sicherheit unseres Landes.“

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stocker. – Sie wissen, Herr Abge­ordneter, 10 Minuten Redezeit stehen Ihnen zur Verfügung. Im Anschluss sind es pro Redner nur mehr 5 Minuten. Bitte sehr.


9.08.02

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren, die diese Sitzung hier im Saal oder von zu Hause aus verfolgen! Hohes Haus! Seit mehreren Wochen erschüttert ein Spionageskandal dieses Land, der einerseits ein Kriminalfall ist, aber natürlich auch eine politische Dimension hat. Im Mittelpunkt steht die Sicherheit unseres Landes, der Republik Österreich. Es sollte allen Fraktionen hier im Haus ein Anliegen sein, diese Sicherheit zu gewährleisten, insbeson­dere weil diese Sicherheit in einem höheren Ausmaß als in der Vergangenheit bedroht ist.

Wir sehen das an der geopolitischen Lage im Nahen Osten, in der Ukraine oder auch an den vielen Krisenherden auf der Welt; auch die Terrorgefahr ist gestiegen. Daher ist es für uns äußerst wichtig, einen funktionierenden Staats­schutz und Nachrichtendienst zu haben.

Wir wissen, dass unter Herbert Kickl als Innenminister der Staatsschutz und der Schutz vor Terrorismus zerstört wurde. Wir haben unter Innenminister Nehammer und Innenminister Karner einen neuen Staatsschutz aufbauen müssen, weil es durch haltlose Vorwürfe und Verdächtigungen, durch eine rechts­widrige Razzia und letztlich auch durch den Vertrauensverlust der ausländischen Dienste notwendig wurde, dessen Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.


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Heute wissen wir, dahinter steht ein Netzwerk – ein Netzwerk rund um den mutmaßlichen Spion Egisto Ott, der auch in Verdacht steht, Ihnen, sehr geehrter Herr Kickl, die Grundlagen für die Zerstörung des BVT geliefert zu haben. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer. – Abg. Amesbauer: Der war noch gar nicht Minister! – Abg. Kickl: So ein Schmarrn!)

Wir wissen, dass hier auch Verbindungen zu Jan Marsalek bestehen (Abg. Kickl: Den kennt der Herr hinter Ihnen besser!) und dieses Netzwerk auch Verbin­dungen – und zwar durchaus enge Verbindungen – in die FPÖ hat. (Abg. Kickl: Wenn Sie Marsalek sagen, dann sagen Sie Sobotka!) – Wenn ich Marsalek sage, dann sage ich, dass der in Ihrem Innenministerium aus und ein gegangen ist und dass er - - (Abg. Wurm: Stocker, das hilft euch ja alles nichts! – Abg. Michael Hammer: Staatsverräter Nummer eins!)

Sie haben ihn ja nicht getroffen im Innenministerium, aber besuchen durfte er das Innenministerium schon. (Abg. Kickl: Jahre vorher! Regelmäßig! Jahre vorher regelmäßig! Ihren Herrn Takacs hat er besucht!) Ihrem Sicherheitssprecher und Abgeordneten hat Herr Jan Marsalek einen Job angeboten. Sie können sich da nicht einfach so hinauswinden. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Verantwortung übernehmen war noch nie Ihre Stärke, Herr Kickl. Sie haben als Innenminister versagt und keine Verantwortung übernommen, und Sie haben es auch als Oppositionsführer nicht getan. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Wurm: Ja, freilich! – Abg. Michael Hammer: Staatsfeind Nummer eins! – Abg. Kickl: Übrigens, wo ist denn Ihr Klubobmann?)

Den Kriminalfall wird die Justiz klären, aber die politischen Verbindungen, die werden wir hier diskutieren. (Abg. Wurm: Ihr schadet euch nur selber! Ihr macht euch selber kaputt! Siehe Innsbruck: 10 Prozent! – Ruf bei der ÖVP: Ihr habt gewonnen! – Abg. Wurm: 10-Prozent-Partei in Innsbruck! Als ÖVP 10 Prozent!) Sie haben von sich selbst gesagt, niemand kennt Sie wirklich, außer Ihrer Familie. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glocken­zeichen.) Ich sage Ihnen: Das ist eines der wenigen Dinge – ich glaube, das


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Einzige –, die ich Ihnen glaube. Es kennt Sie wirklich niemand. Das ist durchaus bemerkenswert für jemanden, der seit Jahrzehnten am politischen Parkett unterwegs ist, der Verantwortung in vielen Funktionen getragen hat, den aber niemand kennt. (Abg. Schnedlitz: Deshalb wollte die Kanzlergattin unbedingt für ihn arbeiten!) Den wahren Herbert Kickl kennt niemand. Das glaube ich Ihnen.

Wir werden aber dazu beitragen, dass der Wähler Sie kennenlernt, nämlich wie Sie wirklich sind. (Abg. Kickl: Ich glaube, er wird Sie kennenlernen, Herr Stocker!) Sie wollen ein Volkskanzler sein, haben aber Verbindungen zu den Volksverrätern. (Abg. Amesbauer: He, was ist los? – Abg. Krainer: Ordnungsruf?!) Sie werden die Frage beantworten müssen, ob Sie involviert, informiert oder in irgendeiner Weise beteiligt waren.

Ich sage Ihnen auch: Diese Ahnungslosigkeit, die Sie jetzt vorspielen, glaubt Ihnen doch niemand. Sie haben gesagt, niemand kennt Sie. Sie kennen auch niemanden. (Abg. Kickl: Ich habe gesagt, dass Ihre Frau Edtstadler mich nicht kennt, was ja auch stimmt!) Egisto Ott: nie gehört, nie gekannt, nie gesehen. Während Sie Innenminister waren, war der im BVT suspendiert, aber das hat Ihnen ja niemand erzählt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Sie wollen, dass Ihre Vorgänger und Nachfolger den Lebenslauf vom Portier bis zum Sektionschef, die Dienstbeschreibung vom Streifenpolizisten bis zum General kennen. (Abg. Kickl: Die kennen Sie? Sie kennen vor allem die politischen Einfärbungen von jedem Einzelnen!) – Sie haben keine Ahnung in Ihrem Ministerium.

Ich sage Ihnen noch etwas: Hans-Jörg Jenewein ist nicht Ihre rechte Hand. Wenn ich anschaue, was ihm vorgeworfen wird, möglicherweise Ihre linke Hand. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Ich habe sogar in der Kartei nachschauen müssen, dass das Ihr Abgeordneter, Ihr Sicherheitssprecher war.


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Der Nächste ist Christian Hafenecker, Ihr Generalsekretär, Frau Belakowitsch, stellvertretende Klubobfrau, und dann noch Frau N., Ihre Kabinettsmitarbeiterin. Weil Sie nicht so genau wissen, wie Sie das alles einordnen sollen und können, habe ich Ihnen ein Taferl mitgebracht. (Der Redner stellt eine Tafel mit der Aufschrift „FPÖ-Russland-Affäre“ und den Bildern der Abgeordneten Kickl, Hafenecker und Belakowitsch sowie von Elke N., Egisto Ott und Hans-Jörg Jenewein auf das Red­ner:in­nenpult, wobei Verbindungspfeile zwischen den abgebildeten Personen verlaufen. – Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Kickl: Ah, das nächste Taferl! – Abg. Belakowitsch: Oh mein Gott! Ist das alles? – Abg. Wurm: Na Sdorowje!)

Da können Sie sehen, wie das alles zusammenhängt, und das können nicht nur Sie sehen, sondern das können jetzt auch die Menschen in diesem Land sehen, damit sie den wahren Herbert Kickl kennenlernen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nun ist es nicht nur so, dass diese Verbindungen hier öffentlich werden und dargelegt werden (Abg. Deimek: Haben Sie schon bemerkt, dass die Leute über Sie lachen?), sondern es gibt ja auch Chats, die publik werden und die Ihnen sehr unangenehm sind, das verstehe ich schon (Abg. Schnedlitz: Genau dort wollte die Frau Nehammer arbeiten, unbedingt!), die aber auch das darlegen, was Sie und Ihre Partei in diesem Land in Wahrheit wirklich wollen.

Diese Chats stammen von Ihrem ehemaligen Sicherheitssprecher und Abgeordneten (Abg. Belakowitsch: Woher haben Sie denn die überhaupt?), der in Kontakt mit dem mutmaßlichen Spion Egisto Ott ist, den Sie natürlich nicht kennen. (Abg. Kickl: Ja, natürlich nicht!) Sie haben mit all dem natürlich auch nichts zu tun. (Abg. Michael Hammer: Er grinst nur blöd!) Wie könnte man das auch meinen? Sie waren ja nur Innenminister, Sie sind ja nur Chef der FPÖ, Sie haben keinen Bezug zu Russland, aber einen Vertrag mit den Freunden in Russland. (Abg. Kassegger: Jetzt sagt er das zum 15. Mal!) – Ja, das sagen wir noch öfter (Abg. Kassegger: Längst aufgelöst! – Abg. Kickl: Ich habe ihn nicht abgeschlossen, ich habe ihn gekündigt! – Abg. Kassegger: Zum 15. Mal die Unwahrheit!), weil die


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Menschen das wissen müssen, damit sie den wahren Herbert Kickl kennen­lernen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Was sagt denn Herr Jenewein in diesen Chats? – „Du, ich muss mir am Montag noch das Okay für die 50 holen. Sobald ich das hab, bitte starten.“ (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) „Endpreis bekommen wir aber erst“, sagt Egisto Ott. „Ich habe jetzt mal mit 50 kalkuliert.“ – Ich bin sicher, Sie haben davon keine Ahnung. Sie wissen nichts davon, Sie können sich gar nicht vorstellen, was damit gemeint sein kann. (Abg. Reifenberger: Doch, das Ibizavideo! – Heiterkeit bei ÖVP und FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Guter Zwischenruf!) – Ja, diese Märchenstunde erzählen Sie dann ein anderes Mal; Ibizavideo. (Heiterkeit des Redners.)

Beim Ibizavideo, das brauchen Sie nicht zu kaufen, da waren Sie doch dabei. Wer soll denn das glauben, bitte? Das Video, das ist doch - - (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Da waren doch Sie die Protagonisten! Und jetzt wollen Sie es kaufen – was Sie selber gesagt haben?! Aber: Ahnungslosigkeit hat mittlerweile auch einen Namen. (Abg. Kickl: Na, aber ...! Das zeigt, wie Sie denken! Legen Sie Ihr Denken und Ihr Betriebssystem offen!)

Der nächste Chat, Extraktionsbericht Kloibmüller, vom Handy, an Ihre stell­vertretende Klubobfrau. – Ah, ja, haben eh nichts damit gemacht. Ist ja anonym zugespielt worden. Ja, natürlich, keine Ahnung von nichts. Gleichzeitig hat das auch Ihre Kabinettsmitarbeiterin, aber mit der werden Sie ja auch nicht geredet haben, denn sonst wäre das alles nicht erklärbar. Das heißt, das alles, was hier von Ihnen und von der FPÖ geboten wird, zeigt uns eines: Die FPÖ ist in Wirklichkeit der Russlandtrojaner in Österreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Michael Hammer: Genau!)

Ich sage, der Russlandtrojaner, da wird man sich noch darüber unterhalten müssen: Ist das ein trojanisches Pferd oder doch ein trojanischer Esel? So genau weiß ich das noch nicht (Abg. Kickl: Ihre Verbindungen reichen bis zum Sputnik-Impfstoff!), aber vielleicht wird sich auch das aufklären lassen. Die Verbindungen


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zwischen diesem Netzwerk und der FPÖ sind offenkundig geworden, und das werden wir auch aufklären. (Heiterkeit des Abg. Wurm.)

Nur eines sage ich Ihnen auch: Wenn Sie sich jetzt für einen Untersuchungs­ausschuss starkmachen - - (Abg. Kickl: Ja, das ist Ihnen unangenehm! – Abg. Belakowitsch: Das wollen Sie nicht! – Abg. Kickl: Das glaube ich, dass Sie das nicht wollen!) – Nein, gar nicht, gar nicht. Es gibt ja schon einen. (Abg. Kickl: Der Herr Peterlik, das wird ganz interessant! Oder der Herr Spindelegger, das wird ganz interessant werden!) Es gibt ja den Rot-blauer Machtmissbrauch-Ausschuss. Sie werden ja Gelegenheit haben, dort Rede und Antwort zu stehen. Sie müssen gar nicht auf die nächste Periode warten. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Abg. Kickl: Spindelegger, Peterlik, das wird ganz interessant für Sie werden!) Sie können in diesem Untersuchungsausschuss das alles aufklären, was hier an Fragen aufgeworfen wurde. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich sage Ihnen: Der neue Staatsschutz und der neue Nachrichtendienst (Abg. Kickl: Peterlik, ÖVP-Hochadel!), der jetzt funktioniert – Gott sei Dank, nachdem Sie alles dazu getan haben, dass dieser Schutz verloren gegangen ist –, verdient unser Vertrauen. (Abg. Deimek: Funktioniert so, wie sich die ÖVP das vorstellt!)

Er verdient auch die Ermittlungsmöglichkeiten, um wirksam zu sein, und verdient jede Unterstützung dieses Hauses. Ein funktionierender Staatsschutz ist auch ein Schutz vor Terror. Die Sicherheit in diesem Land ist bei der Volkspartei in besten Händen. (Beifall bei der ÖVP. – Oh-Rufe bei der FPÖ.)

Für die Sicherheit in diesem Land – sowie für jede andere Aufgabe in diesem Land – braucht es die FPÖ nicht, insbesondere braucht es auch nicht Sie, sehr geehrter Herr Kickl. Wir haben zwei Sicherheitsminister und einen Bundes­kanzler, die dafür sorgen, dass die Sicherheit weiter gewährleistet bleibt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Michael Hammer: Bravo!)

9.18



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Innen­minister. Ich darf ihm das Wort erteilen. (Abg. Kickl: ÖVP kämpft um den Fortbestand des tiefen Staates! – Ruf bei der ÖVP: Ja, genau! – Abg. Michael Hammer: Alles wird gut, Herbert! Der Volksverräter Nummer eins! – Der Präsident gibt das Glockenzeichen.)


09.18.43

Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und werte Zuseher! „Der neue Staatsschutz sorgt für die Sicherheit unseres Landes.“ So lautet der Titel dieser Aktuellen Stunde, und ich ergänze: Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst – kurz DSN – funktioniert und arbeitet erfolgreich für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher.

Daher möchte ich an dieser Stelle mit einem Dank beginnen: in erster Linie mit einem Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst und auch an alle Polizistinnen und Polizisten in diesem Land – 32 000 an der Zahl –, die tagtäglich exzellente Arbeit für die Sicherheit in unserem Land leisten. Vielen Dank, dass Sie das täglich für uns tun! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Die Arbeit der DSN funktioniert, und sie arbeitet erfolgreich. Ich möchte das anhand von einigen Ermittlungserfolgen alleine aus dem letzten Jahr skizzieren und darstellen: islamistischer Extremismus im Zusammenhang mit der Pride­parade, der sogenannten Regenbogenparade, im letzten Jahr – drei Festnahmen und zwei Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich; mögliche Anschlagsplanungen knapp vor Weihnachten, rund um die Weihnachtsfeiertage, rund um den Jahreswechsel, vor allem in Wien – vier Festnahmen in Österreich, eine Festnahme in Deutschland. Allein im letzten Jahr wurden durch die Behörde DSN, aber auch durch nachgeordnete Behörden insgesamt 40 Festnahmen im Bereich islamistischer Extremismus durchgeführt.


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Rechtsextremismus: Auch da gibt es ein entschlossenes Vorgehen des Verfassungsschutzes, auch da gab es im letzten Jahr knapp 40 Festnahmen, die im Zusammenhang mit Rechtsextremismus vollzogen wurden. (Abg. Deimek: ... redet herum wie ein ...! ... peinliche ...!)

Drittens die Staatsverweigererszene: Es gab im letzten Jahr, im Oktober 2023, auch Verhaftungen im Zusammenhang mit der Reichsbürger- und Staats­verweigererszene, in erster Linie Zugriffe in Deutschland, aber auch Zugriffe und Festnahmen in Österreich.

Nicht zuletzt natürlich auch vor Kurzem die Festnahme von Egisto Ott (Abg. Krisper: Das ist ja wohl ein ...!): Das unterstreicht – das will ich an dieser Stelle sagen, und das ist mir so wichtig für die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, für die DSN –, die Arbeit funktioniert, sie ist erfolgreich, und vor allem: Der Staatsschutz funktioniert, er funktioniert vor allem wieder. Das ist so entscheidend. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Maurer und Schwarz.)

Die internationalen Kontakte, die internationale Vernetzung, die in Sicherheits­fragen so entscheidend ist: Kriminalität findet grenzüberschreitend statt, daher braucht es grenzüberschreitende Zusammenarbeit – gerade auch der Nachrichtendienste. Das funktioniert, das funktioniert wieder. (Abg. Meinl-Reisinger: Ihr habts es auch zugelassen! Ein derartiger Sauhaufen, das habt ihr alles zugelassen!) Warum sage ich wieder – ich muss dies an dieser Stelle aus­sprechen –? – Weil es ein Faktum ist, dass es im Jahr 2018, als Sie Innenminister waren, Herr Klubobmann Kickl, eine rechtswidrige Hausdurchsuchung im damaligen BVT gab (Abg. Kickl: Ich sag’ Ihnen dann gleich was dazu! – Abg. Meinl-Reisinger: Wie wär’s einmal mit politischer Verantwortung?) – Rechtswidrigkeit festgestellt durch das Oberlandesgericht Wien (Abg. Deimek: ... Staats­verwei­gerer ...!), weil diese Hausdurchsuchung in der Zeit, als Sie Innenminister waren, Herr Klubobmann, überschießend war. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: ... behaupten ...! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Deimek.)


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In dieser Zeit waren Staatsschutz und Nachrichtendienst international isoliert – das sind Fakten. (Abg. Amesbauer: Das stimmt ja gar nicht!) Das sind Fakten (Abg. Meinl-Reisinger: Aber es sind Fakten, dass wir es auch wieder ..., weil das ein Sauhaufen ist, was ihr angreifts!), die hier auch dargelegt werden müssen, wenn man über einen funktionierenden Staatsschutz spricht. (Abg. Kickl: Das wird sehr interessant für Sie! Das wird sehr interessant, warum der Herr Pirchner vom Nationalratspräsidenten ins BVT kommt!)

Daher wurde im Februar 2020 eine Reform in Gang gebracht. In weniger als 18 Monaten sind gesetzliche Grundlagen geschaffen worden, mit einer großen Mehrheit. Daher bedanke ich mich auch bei Ihnen, denn ein großer Teil von Ihnen hat diesem neuen Staatsschutzgesetz zugestimmt (Abg. Amesbauer: Wir haben auch mitgearbeitet daran!) und damit auch möglich gemacht, dass am 1. Dezember 2021 die neue Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst ihre – wie wir heute feststellen können – erfolgreiche Arbeit aufnehmen konnte. Viele, der Großteil von Ihnen, hat hier in diesem Haus dem auch zugestimmt.

Ich möchte heute noch einmal kurz die Leitlinien, die im Mittelpunkt dieses neuen Staatsschutz- und Nachrichtendienst-Gesetzes stehen, skizzieren: Trennung in Staatsschutz und Nachrichtendienst – neue Schwerpunkte, die da gesetzt wurden –; Stärkung des Aufgabenfeldes Nachrichtendienst, weil dieser Teil eben in der internationalen Zusammenarbeit so wichtig ist; Stärkung der parlamentarischen Kontrolle – ein essenzieller Punkt, auch klar in diesem neuen Gesetz festgelegt –; Professionalisierung der Ausbildung in diesem Bereich – für Staatsschützer, für Menschen, die im Nachrichtendienst arbeiten; und – auch das muss an dieser Stelle erwähnt werden – eine massive Erhöhung der Sicher­heitsvorkehrungen und der Sicherheitsüberprüfungen, international höchster Standard, dank diesem neuen Gesetz, dank der professionellen Arbeit in diesem Bereich. (Abg. Kickl – erheitert –: Wie war’s denn vorher? Wie war’s denn vorher?)

Es ist also durch exzellente Arbeit und auch durch Ihre Unterstützung eine grundlegende Reform des Verfassungsschutzes gelungen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Es ging und geht um eine wirkungsvolle Schutzmauer für unser Land, für die Republik Österreich. Es geht um eine schlagkräftige und um eine zeitgemäße Organisation. Ja, eine solche Organisation muss sich auch in unterschiedlichsten Bereichen ständig weiterentwickeln. Natürlich ist in diesem Bereich ein personeller Aufwuchs vorgesehen und auch notwendig, aber Polizisten und Polizistinnen können nicht aufgezeichnet werden, sondern sie müssen ausgebildet werden. Daher haben wir im Innenressort eine Personaloffensive gestartet, die jetzt zeigt, dass unsere Polizeischulen voll sind, damit wir auch rechtzeitig entsprechend Personal für alle Behördenteile, für alle Einheiten haben, eben auch für den Staatsschutz und für den Nachrichtendienst.

Weil es eben Bedrohungsszenarien gibt, möchte ich, bevor ich auf weitere organisatorische Reformen eingehe, kurz auch auf die wesentlichen Bedrohungsszenarien eingehen. Ich habe sie schon kurz erwähnt, als ich über einige wesentliche Ermittlungserfolge der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst im letzten Jahr gesprochen habe, aber ich möchte sie noch einmal kurz wiederholen, weil ich das auch am Präventionsgipfel der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst Mitte März dieses Jahres in Wien getan habe, wo auch internationale Organisationen, internationale Dienste vertreten waren, was auch wieder die Vernetzung unterstreicht.

Wir haben erstens das Thema islamistischer Extremismus: Nach dem 7. Oktober des letzten Jahres hat es eine zusätzliche Dynamik bekommen.

Wir haben das Thema Rechtsextremismus: Ich habe darüber berichtet, welche Verhaftungen es in diesem Zusammenhang gegeben hat – die alte und die neue Rechte.

Wir haben das Thema Desinformation und Spionage, seit Langem auch im Fokus der DSN, im letzten Jahr war das Thema des Präventionsgipfels in Wien eben genau Desinformation und Spionage.


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Wir haben das Thema Staatsverweigererszene, Reichsbürgerszene, die sogenannte demokratieablehnende Szene, und wir haben auch eine gewalt­bereite linksradikale Szene: Erinnern wir uns an den Anschlag auf das Tesla-Werk in Deutschland – gewaltbereite Ökoterroristen.

Es sind also unterschiedliche Aufgabenfelder, die es für den Staatsschutz, für den Nachrichtendienst gibt, unterschiedliche Bedrohungsszenarien, die es eben gibt, und daher ist es so wichtig, dass wir uns personell weiter verstärken, dass wir uns organisatorisch weiterentwickeln. Das haben wir in der Zentrale mit der Schaffung der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst getan.

Wir werden das jetzt – da sind wir mitten in der Umsetzung – mit den sogenannten LSEs, den Landesämtern Staatsschutz und Extremismus­bekämp­fung, auch auf die Bundesländer, auf die Regionen ausrollen, sozusagen ohne die nachrichten­dienstliche Komponente, aber eine ganz starke Komponente im Bereich der Prävention.

Wir müssen mit der Polizei auch in die Schulen, wir müssen zur Jugend kommen, damit wir in dem Bereich, in dem es darum geht, dass sich vor allem Junge, Einzelne beispielsweise durch das Internet radikalisieren, in der Prävention ganz besonders neue Akzente setzen. Das wollen wir auch mit diesen regionalen Behörden, den Landesämtern Staatsschutz und Extremismusbekämpfung.

Eines sei an dieser Stelle auch gesagt: Neben der personellen Weiterentwicklung und nach den organisatorischen Reformen der Zentrale und dem Ausrollen auf die Regionen braucht es natürlich auch die rechtliche Weiterentwicklung: zeitgemäße Ermittlungsmethoden für den Staatsschutz und den Nachrichten­dienst, für die Kriminalpolizei. Wir haben eine veränderte Situation gegenüber früher: Früher gab es eine andere Telefonie, als es sie heute gibt. Viele Gespräche – das wissen Sie selber – werden heute eben über die Internet­telefonie geführt.


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Wir wollen keine Massenüberwachung, weder die Polizei und schon gar nicht ich. Das wollen wir nicht, dazu haben wir gar nicht die Möglichkeiten, aber es ist Aufgabe der Polizei – und dazu bekennt sich die Polizei (Abg. Deimek: Niemand ...!) –, für die Sicherheit der Menschen in diesem Land da zu sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn sie das aber tun soll – das tut sie und das will sie tun –, dann muss man ihr auch zeitgemäße Möglichkeiten geben, das zu tun. Das Rad der Zeit hat sich eben weitergedreht. Die alte Telefonie gibt es auch noch, ja, und da haben wir die Möglichkeiten. Bei der neuen Telefonie aber, der Internettelefonie, hat die Polizei, hat der Staatsschutz noch nicht die Möglichkeiten. Es geht nicht um Massenüberwachung, sondern darum, Terror abzuwehren und letztendlich auch Spionage zu verhindern. (Beifall bei der ÖVP.)

Daher ersuche ich das Hohe Haus, ersuche ich Sie alle, meine sehr geehrten Damen und Herren: Geben wir der Polizei, geben wir unserer Polizei das Vertrauen, das sie tagtäglich rechtfertigt und damit verdient! Geben wir der Polizei auch diese Möglichkeiten, die es braucht, damit die Polizei für die Sicherheit unseres Landes sorgen kann, damit die Polizei für die Sicherheit der Menschen in diesem Land sorgen kann. – Vielen Dank dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lopatka. Es stehen in weiterer Folge immer 5 Minuten zur Verfügung. – Bitte.


9.31.21

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Herr Präsident! (Der Redner stellt eine Tafel auf das Redner:innenpult, auf der Harald Vilimsky, Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer auf dem Roten Platz in Moskau sowie die vor Wladimir Putin knick­sende Karin Kneissl zu sehen sind. – Abg. Disoski: Fürs Familienalbum der FPÖ! – Abg. Kickl: Die Edtstadler haben S’ vergessen!) – Klubobmann Kickl ist übernervös. (Heiterkeit des Redners. – Abg. Belakowitsch: Warum? Der ist ja gar nicht drauf!)


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Bevor ich noch ein Wort sage, meint er, dass ich jemanden vergessen habe. (Abg. Kickl: Die Frau Edtstadler haben Sie vergessen!) Ich hoffe, Sie kennen diese Herren da, am Roten Platz, sowie die Dame, die mit Präsidenten Putin tanzt, denn Sie vergessen ja alles, wie ich gemerkt habe. (Abg. Amesbauer: Meinen Sie die Edtstadler?)

Generalsekretär Stocker und Innenminister Karner haben schon die innen­politische Dimension des Spionagefalls Ott und auch die Folgen angesprochen, die das für unser BVT gehabt hat. Man muss aber auch die außenpolitische Dimension sehen, weil diese Verstrickung der Freiheitlichen Partei im Spionagefall Ott und auch ihre Tag für Tag mehr ans Tageslicht kommende Russlandnähe dem Ansehen Österreichs sehr schaden.

Wie komme ich zu dieser Feststellung und auch durchaus massiven und scharfen Kritik an der FPÖ? – Der seinerzeitige Innenminister Kickl und die damals von der FPÖ nominierte Außenministerin werden aufgrund der ans Tageslicht kommenden Dokumente auch im Ausland zunehmend kritisch betrachtet. Die FPÖ berührt das wenig, aber dem Ansehen Österreichs schadet das enorm, meine Damen und Herren.

Sie sind schmerzbefreit in Bezug auf das Bild, das Sie hier abgeben – wir nicht! (Abg. Amesbauer: Haben Sie sich nicht mit dem Chef vom FSB getroffen in Moskau ...? – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Amesbauer: Da gibt’s auch ein Foto!) Ja, Sie sind da schmerzbefreit, meine Damen und Herren, wir nicht. Ob am Roten Platz, wo Sie den Freundschaftsvertrag gefeiert haben – ich hoffe, dass Präsident Hofer sich noch daran erinnern kann (Abg. Kickl: Die größten Pharisäer auf dieser Welt sind die ÖVPler! Es darf gegähnt werden!) –, oder auch beim Tanz mit Putin, Ihnen ist das egal, aber es zeigt einfach: Tag für Tag, von früh bis spät, machen Sie die Europäische Union zu Ihrem Feindbild.

Sie haben Ihre eigenen Freunde. Es ist Ihr gutes Recht, solche Freundschafts­verträge abzuschließen, aber das ist nicht im Interesse der Österreicherinnen und Österreicher. Ich sage Ihnen, warum: 6 von 10 Euro, die wir in diesem Land


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verdienen, verdienen wir durch Exporte (Abg. Kickl: Der größte Freundschafts­vertrag ist der Gasvertrag, den Sie abgeschlossen haben!), 70 Prozent davon gehen in die Europäische Union. Das ist die Grundlage für unseren Wohlstand. (Abg. Kassegger: Wer hat den Gasvertrag mit den Russen abgeschlossen, Herr Kollege?) Gefährden Sie nicht den Wohlstand der Österreicherinnen und Österreicher! Die Sicherheit haben Sie schon gefährdet, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Am 9. März dieses Jahres wird in einer renommierten, weltweit erscheinenden Wochenzeitung (Abg. Kickl: Wenn das einmal alles aufkommt, was Sie am Kerbholz haben, dann könnt ihr zusperren!), im „Economist“, die AfD gemeinsam mit der FPÖ im Rahmen einer Beleuchtung aller Parteien am rechten Rand als besonders russlandnahe ausgewiesen (Abg. Kickl: Merken Sie eigentlich, wie lächerlich Sie sind?), und auch als die beiden Parteien, heißt es da wörtlich, die einen Austritt aus der EU vorbereiten. They „are still keen on leaving“, heißt es da. – Da wundert es mich nicht, wenn Beobachter hier im Land wie die beiden „Profil“-Redakteure, die eine Biografie über Sie geschrieben haben, einen so richtigen Titel wählen. Der Titel heißt nämlich: „Kickl und die Zerstörung Europas“. (Abg. Steger: ... gutbezahlt ...! – Abg. Kassegger: Das macht schon die von der Leyen, Ihre Freundin!) „Kickl und die Zerstörung Europas“ – genau darum geht es Ihnen, Herr Klubobmann Kickl! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kassegger: Das erledigt schon Frau von der Leyen, Ihre beste ÖVP-Freundin!)

Als Zerstörer haben Sie ja schon einen Ruf, denn Sie haben bewusst das BVT zerstört. Sie wissen es, denn Sie sind in Wirklichkeit damals hinter dieser widerrechtlichen Hausdurchsuchung gestanden. (Abg. Belakowitsch: Das können S’ auch sicher ...! – Zwischenruf der Abg. Steger.)

Wir brauchen aber, wie es der Innenminister angesprochen hat, diese enge Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern, denn die Terrorgefahren sind auch heute noch gegeben. Es vergeht ja keine Woche, in der es nicht zu


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Terroranschlägen kommt. Da braucht man die Zusammenarbeit, die Zuwendung zu unseren Nachbarn. Sie haben sich in eine andere Richtung bewegt.

Ich kann eine lange Liste aufzählen, die in allen internationalen Medien immer wieder genannt wird: Ihre offiziellen Reisen, immer wieder nach Russland (Abg. Amesbauer: Was? ...! – Zwischenruf des Abg. Kickl), zum Beispiel 2017 von Jenewein, Ihrem engen Mitarbeiter, damals Sicherheitssprecher Jenewein (Abg. Belakowitsch: ... kein Wort ...!), der eine offizielle Reise auf die Krim unter­nommen hat. Lesen Sie in der „Washington Post“ nach, da ist das genau nach­gezeichnet! (Heiterkeit des Abg. Wurm. – Abg. Kickl: Sie waren ja noch nie in Moskau! – Zwischenruf des Abg. Deimek.) Diese renommierte Zeitung nimmt Bezug auf Hunderte Seiten von Dokumenten. (Anhaltender Widerspruch bei der FPÖ.) – Ja, das ärgert Sie sehr. Jenewein: Das war eine offizielle Reise auf die Krim! Na, was wollte man damit signalisieren? – Natürlich dass die Krim immer schon ein Teil von Russland war!

Zu Ihrem Freundschaftsvertrag mit Einiges Russland: Letzten Samstag nennt die deutsche Zeitung „Die Zeit“ Ihre Partei die „Schwesterpartei“ von Einiges Russland. Die Schwesterpartei der FPÖ ist Einiges Russland. (Abg. Kickl: Ja, was ist das für eine Zeitung? Sagen Sie das dazu, was das für eine Zeitung ist! – Zwischenruf des Abg. Stefan. – Abg. Michael Hammer: Ja, das ist nicht Unzensuriert! Das ist eine Zeitung – das ist richtig!) – Ja, ja, das tut Ihnen weh; es tut Ihnen weh, dass Sie unter dieser Beobachtung stehen. (Abg. Kassegger: Woher wollen Sie wissen, was uns wehtut, Herr Kollege?) Das ist nicht meine Feststellung, sondern wird weltweit so gesehen, und der beste Beweis ist ja überhaupt der Wohn­sitzwechsel von Kneissl nach Russland. Ich weiß nicht, wann Sie ihr folgen wollen und ob Sie ihr folgen wollen (Abg. Kickl: Nein, ich habe das nicht vor, aber ...!), aber es wäre nicht schlecht für Österreich, sage ich Ihnen, es wäre nicht schlecht für Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Ihre außenpolitische Sprecherin, die heute noch zu Wort kommt, hat schon einen Wohnsitzwechsel nach Ungarn beantragt. (Abg. Stefan: ... Ministerin ... geblieben?


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Hat Sie das gestört damals? – Zwischenruf der Abg. Steger.) Ich weiß nicht, wie weit Sie in Ihren diesbezüglichen Bestrebungen sind.

Schlusssatz von meiner Seite: Die Freunde Putins in Österreich – FPÖ, meine Damen und Herren – können alles abstreiten und leugnen. Die Fakten bleiben: Sie haben sich Europa abgewandt und Russland zugewandt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Einwallner. – Bitte. (Abg. Steger: ... weniger bei der Wahl!)


9.37.10

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! (Abg. Kickl – auf seinem Sitzplatz zwei verschiedene Fotos aufstellend; auf dem einen ist Karoline Edtstadler neben Wladimir Putin gehend, auf dem anderen Wolfgang Sobotka neben Jan Marsalek sitzend zu sehen –: Damit wir auch eines da haben! – Abg. Michael Hammer: Ja, bei dir war er im Büro! – Abg. Kickl: Nein, war er nicht! – Abg. Michael Hammer: Ja sicher war er! Ja sicher! Werden wir noch eine Falschaussage zusammenbringen!) Die Enthüllungen der letzten Tage machen durchaus betroffen. Jeden Tag kommen neue Details dieses Spionageskandals an die Oberfläche, und ja, sie führen zu einer massiven Verunsicherung, zu einem enormen Vertrauensverlust, weil sich diese Spionagenetzwerke ganz offenbar ungehindert breitmachen konnten.

Man muss aber eines schon ganz klar benennen: Wer trägt denn seit über 24 Jahren die Verantwortung im Innenministerium? – Es sind genau zwei Parteien, die die Verantwortung im Innenministerium hatten: Das ist die ÖVP und das ist die FPÖ, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kassegger: Ja, ÖVP: 22 Jahre; FPÖ: eineinhalb Jahre!) ÖVP und FPÖ tragen seit 24 Jahren die Verantwortung und machen jetzt ein Schauspiel der unwürdigen Art. Sie schieben die politische Verantwortung ab und schieben sie hin und her. – Das ist wirklich ein unwürdiges Schauspiel, das Sie hier treiben, meine


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Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Habt ihr jetzt auf Bruderschaft getrunken? – Abg. Michael Hammer: Bei dir ist es auch gescheiter, wenn du wieder im Landtag sitzt!)

Ja, selbstverständlich: Die unrechtmäßige Hausdurchsuchung im BVT unter Innenminister Kickl hat großen Schaden verursacht; aber was war denn damals die Reaktion der ÖVP darauf? – Nicht die Empörung von heute; nein, ganz im Gegenteil: Die ÖVP ist mit einer Presseaussendung des Bundeskanzlers Nehammer ausgerückt (Abg. Kickl: Danke, dass Sie das zitieren!), der sagte, es war alles akkordiert und es ist total in Ordnung. – Das war damals die Reaktion der ÖVP, und das zeigt schon das Doppelspiel dieser Parteien hier heute. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Nein, nicht von beiden!)

Ganz paradox wird es, Herr Klubobmann Kickl – weil Sie jetzt so lautstark hier dazwischenrufen –, ganz paradox wird es, wenn Sie jetzt Aufklärung fordern. (Abg. Kickl: Das passt euch nicht!) Aber halt erst nach der Nationalratswahl, erst nach der Wahl wollen Sie Aufklärung! (Abg. Kickl: Ja, weil’s vorher nicht geht!) – Ja sicher nicht, Herr Kickl, sicherlich nicht! (Abg. Kickl: Wissen Sie, was ein Kalender ist? – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Beifall bei der SPÖ.)

Das würde Ihnen so passen, Herr Kickl: jetzt alles unter den Teppich zu kehren und sich dann irgendwann einmal um Aufklärung zu kümmern, am Sankt-Nimmerleins-Tag wahrscheinlich, meine Damen und Herren! (Abg. Kickl: Wissen Sie, was ein Kalender ist?) Das würde Ihnen so passen, aber das wird es nicht spielen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Präsident Sobotka gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Was es jetzt braucht, meine Damen und Herren, ist sofortige Aufklärung, es braucht sofort Transparenz und sofort Kontrolle, und das werden wir machen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Wir setzen diese Woche den ersten Schritt in dieser Frage: Wir setzen den ersten Schritt mit einem klaren Prüfauftrag an die Kontrollkommission des DSN


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(Abg. Kickl: Na, die werden beeindruckt sein!), die wir mit der Reform des BVTs implementiert haben. Wir setzen diesen klaren Kontrollauftrag (Abg. Kickl: Merken Sie eigentlich gar nicht, wie die ÖVP Sie alle verarscht?), weil wir jetzt wissen müssen: Wie resilient ist die DSN gegen solche Spionagenetzwerke? (Abg. Michael Hammer: Nervös ist er! Nervös ist er, sehr gut! – Abg. Strasser: Da wird es eng! Da wird es eng! – Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) Das ist jetzt ein ganz entscheidender und wichtiger Punkt.

Ja, wir sind auch für eine Verschärfung des Spionageparagraphen. Im Übrigen liegt ein Antrag dazu von NEOS und SPÖ seit über drei Jahren im Parlament. (Abg. Michael Hammer: ... gut abgereift!) Da muss man sich halt die Frage stellen: Was hat die grüne Justizministerin in diesen drei Jahren gemacht? – Sie hat halt auch nichts gemacht. Jetzt wird man plötzlich aktiv in Sachen Spionage­para­graph, aber ein Antrag dazu ist drei Jahre lang hier im Haus gelegen, und es ist nichts passiert. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Einzige, das dieser Regierung ganz offenbar zu diesem Thema einfällt, sind neue Befugnisse für den Nachrichtendienst. Das ist die einzige Antwort, die die ÖVP und die Grünen jetzt haben, und da muss man halt auch ganz klar sagen, was das bedeutet und was das ist: Das ist Massenüberwachung! Ganz egal, wie Sie es nennen, Herr Innenminister, es ist Massenüberwachung, und dazu gibt es ein ganz, ganz klares Nein der SPÖ! Keine Massenüberwachung, kein Bundes­trojaner! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei den Grünen.)

Das Enttäuschendste in dieser Diskussion sind die Grünen, weil die Grünen schon wieder eingeknickt sind und jetzt plötzlich auch für die Massen­überwachung und den Bundestrojaner sind. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei den Grünen.) Meine Damen und Herren, so kann es nicht sein! Wir sind offenbar die Einzigen hier im Haus, die noch stehen und sagen: Wir sind gegen diese Massenüberwachungen!

Meine Damen und Herren! Wissen Sie, was es jetzt braucht, was es jetzt wirklich braucht? (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von Grünen und


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SPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Es braucht jetzt die Kontrolle durch die Kontrollkommission unter Frau Prof. Zerbes! Wir brauchen einen leistungsstarken, modernen Nachrichtendienst mit einer gesamtstaatlichen Koordinierung und einer klaren politischen Verantwortung, wie wir sie immer schon gefordert haben – und all das eingebettet in eine engmaschige, gute parla­mentarische Kontrolle. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Amesbauer. – Bitte. (Abg. Strasser – in Richtung des sich zum Redner:innen­pult begebenden Abg. Amesbauer –: Der neue Hafenecker! – Abg. Michael Hammer: Russia Today!)


09.42.42

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Liebe Zuseher vor den Fernsehbildschirmen! Ich beginne meine Rede mit einem Wort in Richtung ÖVP, und dieses Wort heißt Doppelmoral (ein Foto, auf dem Karoline Edtstadler neben Wladimir Putin gehend zu sehen ist, in die Höhe haltend), meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Stichwort Russlandkontakte: Sie kennen diese Dame: Frau Edtstadler mit Putin in Wien (Abg. Michael Hammer: Das ist aber schon Verzweiflung, was ihr heute bringt!), das war nach der Annexion der Krim – das war nach der Annexion der Krim! –, das ist noch nicht so lange her. Da hat sie noch gepostet, welche Ehre es für sie sei und wie stolz sie sei, Putin zu begleiten.

Den Herrn hinter mir (ein Foto, auf dem Wolfgang Sobotka neben Jan Marsalek sitzend zu sehen ist, in die Höhe haltend), den kennen wir auch – auch das zum Thema Doppelmoral –, hier mit Jan Marsalek. Und wo wurde dieses Foto aufgenommen? (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) – In Moskau – aber er hat ihn ja gar nicht gekannt. (Abgeordnete der FPÖ halten die gleichen Fotos in die Höhe.) Also wenn ein Innenminister in Moskau in der Botschaft sitzt, dann sitzt


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neben ihm im Regelfall niemand, der ihm nicht bekannt ist. So viel zum Thema Doppelmoral! (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu den Ausführungen der Kollegen von der ÖVP, bei denen immer wieder der Name Ott gefallen ist: Eines vermisse ich bei Herrn Ott genauso wie bei Herrn Weiss: Diese Herrschaften haben unter schwarzen Innenministern über viele Jahre hinweg im BMI, im BVT Karriere gemacht (Abg. Michael Hammer: Sind suspendiert worden, bevor ihr sie wieder ausgegraben habt! – Abg. Strasser: Der Hafenecker macht das besser!) – übrigens auch Herr Gridling, der sich jetzt medial wieder wichtigmacht, von einer Fernsehsendung zur anderen tingelt und während dessen Direktion, unter dessen Leitung im BVT so ein Saustall entstehen konnte und auch geduldet wurde. (Beifall bei der FPÖ.)

Ganz kurz, es wurde ja schon oft erklärt, zur Hausdurchsuchung im BVT – sie ist wieder von Kollegen Lopatka bemüht worden, der ja mit schlechten Umfrage­werten für die EU-Wahl kämpft (Abg. Michael Hammer: Ja, schauen wir einmal!) –: Ein Innenminister kann keine Hausdurchsuchung anordnen (Abg. Maurer: Nein, da lässt man die Leute hineinspazieren, sich das dann richterlich genehmigen, genau! So ist das nämlich passiert!), das ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft mit richter­licher Genehmigung. Frau Maurer, lesen Sie einmal die Gesetze nach!

Und weil auch immer wieder behauptet wird, es gab Druck auf die Staats­anwaltschaft – na erstens: Was ist das dann für eine Staatsanwaltschaft?, und zweitens: Es gibt gar keine Weisungskette vom Innenminister zur Staats­anwaltschaft! – Also das ist ein Märchen, das Sie jetzt endlich einmal begraben könnten.

Seit der Gründung des BVT unter Ernst Strasser, dem damaligen Innenminister und späteren Häfenbruder – von dem Sie, Herr Karner, übrigens der Presse­sprecher waren (Bundesminister Karner: ... keine Neuheit!) –, gab es im BVT Probleme; es hat in Wahrheit nie wirklich funktioniert. Eine Zerschlagung durch Kickl gab es nicht (Abg. Hanger: Natürlich!), weil es schon kaputt war, Herr


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Kollege Hanger (Abg. Hanger: Natürlich!), ruiniert von Ihren Parteifreunden im Ministerium! (Beifall bei der FPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hanger.)

Kollege Einwallner hat es dankenswerterweise angesprochen: Der damalige Generalsekretär der ÖVP und jetzige Bundeskanzler Nehammer hat sich sogar bemüßigt gefühlt, eine Presseaussendung hinauszuschießen und damit anzugeben, dass er eh in diese Hausdurchsuchung involviert war (Abg. Michael Hammer: Das hat er nie gesagt! – Abg. Deimek: ... Justizminister zu der Zeit?), dass das alles mit der neuen Volkspartei abgestimmt war und dass es diesbe­züglich keinerlei Kritik an Innenminister Kickl gibt. Das vergessen Sie, meine Damen und Herren. (Zwischenruf des Abg. Hanger.)

Jetzt komme ich zu noch etwas, nämlich zur Sicherheitsbewertung des Berner Clubs – das ist ja bekannt, dieses Dokument (Ausdrucke in die Höhe haltend – Abg. Hanger: Das hat der Jenewein hinausgespielt, glaube ich, gelt? – Ruf bei der ÖVP: Habt ihr das von Ott? – Abg. Hanger: Habt ihr das von Ott oder von Jenewein?) der europäischen Geheimdienste, eine umfangreiche Sicherheitsbewertung. Und was steht da drinnen? Dass die Hausdurchsuchung das Problem war? – Sie hatten im BVT eine schleißige Gebäudesicherheit. (Zwischenrufe der Abgeord­ne­ten Michael Hammer und Hanger.) Mitarbeiter durften private Handys in sensibelste Räume mitnehmen. Das IT-Netzwerk des BVT war mit dem Internet verbunden – eine eklatante Spionagegefahr! Die Daten der anderen - - (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Könnten Sie (in Richtung Präsident Sobotka) einmal die Glocke läuten? Ich meine, was ist denn los?! Seid ihr nervös? – Ihr von der ÖVP seid zu Recht nervös, darum veranstaltet ihr das ganze Theater ja! (Beifall bei der FPÖ.)

Die sensiblen Daten anderer europäischer Dienste waren durch diese Miss­stände gefährdet (Zwischenrufe der Abgeordneten Michael Hammer und Hanger) – System Poseidon –, gefährdet auch durch Beamte in Spitzenpositio­nen, die nicht qualifiziert waren, die nicht ausgebildet waren, die nicht sicherheits­über­prüft waren, die nicht vertrauenswürdig waren – ehemalige


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parlamentarische Mitarbeiter der ÖVP ohne einschlägige Ausbildung, die dann Leiter der Spionageabwehr waren. Das ist das Sicherheitsproblem in Österreich, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Was war denn mit dem Terroranschlag – das darf man in diesem Kontext auch nicht vergessen – des Jahres 2020 (Abg. Michael Hammer: Ja, das ist die Folge gewesen vom BVT-Zerstören!), bei dem alle Informationen vorlagen? Da war Nehammer Innenminister. (Abg. Michael Hammer: Da drüben sitzt der Schuldige!) Und weil Sie behaupten, die internationale Verknüpfung hat nach Kickl nicht mehr funktioniert: Wir hatten von drei ausländischen Diensten Warnungen: von den Slowaken, von den Schweizern und aus Deutschland. Und was hat das BVT gemacht? – Nichts! Es hat diesen Anschlag nicht verhindert, der hätte verhindert werden müssen. In jedem zivilisierten Land würde der Innenminister die politische Verantwortung wahrnehmen und zurücktreten, in Österreich wird er zum Kanzler befördert.

Warum Sie das machen? – Weil Herbert Kickl Ihrem System, Ihrem tiefen Staat zu gefährlich wird. (Heiterkeit des Abg. Michael Hammer.) Das kennen wir seit Jörg Haider (Beifall bei der FPÖ): Alle gegen Kickl, zum Schutz der ÖVP! (Abg. Michael Hammer: Ist es schon aus? Da war ja keine Pointe! Den Hauptteil vergessen von der Rede! Das war ja nur die Einleitung, wo ist der Hauptteil gewesen?)

9.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klubobfrau Maurer. – Bitte sehr.


9.48.14

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Aktuelle Stunden sind ja meistens eher so ein bissl ein ruhiger Start in den Plenartag – das kann man heute hier wohl nicht behaupten mit einer extrem nervösen, hochnervösen Freiheitlichen Partei. (Abg. Wurm: Nervös?) Das ist


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angesichts des Themas natürlich nachvollziehbar, denn wenn wir heute hier über den neuen Staatsschutz diskutieren, dann müssen wir natürlich zuerst über den blauen Elefanten im Raum reden, wobei der eh sehr laut und sichtbar trampelt und poltert. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Warum hat Österreich denn einen neuen Staatsschutz gebraucht? – Natürlich deshalb, weil Herbert Kickl als Innenminister das damalige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung mutwillig zerschlagen hat (Beifall bei Grünen und ÖVP) – mit einer überfallsartigen Razzia, die es vor allem auf die Abteilung abgesehen hat, die mit dem Schutz vor Rechtsextre­mismus befasst war. Diese Razzia war, wie wir heute wissen, rechtswidrig. (Abg. Schnedlitz: Sie wissen gar nichts!) Man muss sich das schon einmal vor Augen führen: Da spazieren drei russische Spione in die WKStA (Abg. Schnedlitz: Bleib bei Tiktok!) und liefern dort die Argumentation für die richterliche Genehmi­gung dieser illegalen Razzia, die sich Herr Innenminister Kickl gewünscht hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Die drei russischen Spione sind also dorthin marschiert, und wer war denn das? – Das war die Frau von dem Typen, der die Nowitschok-Formel weiterge­geben hat, der im BMEIA suspendiert ist, das ist der - - (Abg. Kickl: Lauter ÖVPler waren das, lauter ÖVPler! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Ganz ruhig, Herr Kickl! (Abg. Michael Hammer: Nervös ist er!) Martin Weiss, der geflüchtet ist, und jener BVTler, der die Handys einkassiert hat, die dann offensichtlich ihren Weg weiter nach Russland gefunden haben. (Abg. Kickl: Lauter ÖVPler! – Abg. Kassegger: BVTler ist ÖVPler!)

Das muss man sich vorstellen! So ist diese Razzia überhaupt zustande gekommen. Durchgeführt wird diese Razzia von einer Einsatzgruppe, die eigentlich für die Bekämpfung von Straßenkriminalität zuständig ist, deren Business das normaler­weise überhaupt nicht ist, und – oh, welch Zufall, welch Zufall! – geleitet wird diese Truppe von einem Beamten, der früher ein freiheitlicher Gemeinderat war.


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(Abg. Amesbauer: Und alle anderen waren schwarz!) Zufälle gibt es in dieser Situation, unglaublich! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Wenn es die Cobra gewesen wäre, dann wäre der Chef ein Schwarzer gewesen! Aber er hat nicht als Gemeinderat gehandelt, keine Sorge! – Abg. Michael Hammer: Als Blauer!)

Das alles, nachdem das BVT systematisch von einem Spionagenetzwerk unterwandert wurde, einem Netzwerk, das Handys und Laptops mit sensiblen Informationen an Russland verscherbelt und damit die Sicherheit in Österreich massiv gefährdet hat. (Abg. Kickl: Jetzt braucht er sie wieder ganz dringend, diese Einheit, der Herr Minister, in Favoriten, weil er nicht weiterkommt!) Genau dieses Netzwerk mit Egisto Ott und Martin Weiss hat die vermeintlichen und, wie wir heute wissen, unzureichenden Beweise geliefert, die Herbert Kickl für die Zerschlagung des BVT genutzt hat. (Abg. Schnedlitz: Wer hat denn den Weiss in Kraft gesetzt?)

Wir wissen heute: Es gab eine direkte Verbindung von Egisto Ott zum ehemali­gen FPÖ-Abgeordneten Jenewein (Abg. Hanger: Über Jahre!) – Ihre rechte Hand, Herr Kickl –, dem dafür ein lukrativer Job bei Jan Marsaleks Wirecard in Aussicht gestellt worden ist; und weil auch in der FPÖ offenbar eine Hand die andere wäscht (Abg. Amesbauer: Ich wasche mir meine Hände selber, keine Sorge!), konnte Herr Jenewein ganz einfach vertrauliche Informationen von einer Mitarbeiterin in Ihrem Kabinett im Innenministerium anfordern.

Jeden Tag wird deutlicher und klarer, wohin die Spuren führen: zur Freiheit­lichen Partei und zu ihrer gefährlichen Achse mit Putin (Abg. Deimek: Märchen werden nicht wahrer ...!), direkt zu jener FPÖ, die unter Herbert Kickl die Interessen des Kremls in diesem Parlament, hier in Österreich vertritt und gegen die eigene Bevölkerung handelt! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Ihr seid so verzweifelt!)

Diese Kooperation haben Sie, Herr Kickl, hat die FPÖ schwarz auf weiß mit einem nach wie vor aufrechten Freundschaftsvertrag mit Putin besiegelt. (Abg.


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Kassegger: Lüge! Stimmt nicht! Lesen Sie den „Kurier“! – Abg. Michael Hammer: Zeigt ihn her!) Wo ist denn die Kündigung? (Abg. Amesbauer: Sie bekommen bald die Kündigung vom Werner!) Wo ist die Kündigung? Es steht außer Zweifel: Die Causa BVT muss lückenlos aufgeklärt werden, aber die FPÖ kann sich auch nicht aus der Verantwortung stehlen, genauso wenig, wie sie ihre engen Verstrickungen mit Russland wegleugnen kann.

Sie versuchen nach wie vor, Ihren aufrechten Freundschaftsvertrag mit dem Kriegstreiber Putin kleinzureden, aber wer soll Ihnen bitte glauben, dass Sie den Vertrag nicht mehr finden konnten? Entschuldigung, aber den kann man einfach googeln, das findet sogar mein Opa im Internet! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Wenn man Sie googelt, findet man nur einen Mittelfinger!)

Sie rufen jetzt Herbert Kickl schon lange vor der Wahl zum Volkskanzler aus, aber bei all dieser Performance hier im Parlament und in Ihrer Erklärungsnot argumentieren Sie vielmehr wie ein Volksschüler, der argumentiert, der Hund hat die Hausübung gefressen. (Beifall bei den Grünen. – Heiterkeit des Abg. Höfinger.)

Aber die Menschen in Österreich lassen sich nicht von der FPÖ für dumm verkaufen, und sie lassen sich schon gar nicht von der FPÖ an Russland verkaufen. Herr Kickl, so billig kommen Sie nicht davon, und Ihre große Nervosität bei diesem Thema (Abg. Kickl: Gar nicht!) zeigt ja auch, dass wir absolut ins Schwarze treffen. – Nein, gar nicht nervös sind Sie?! (Abg. Kickl: Gar nicht, Frau Maurer! Freu mich schon auf den großen Untersuchungsausschuss! Sie werden vielleicht nicht mehr dabei sein, aber ein paar andere ...!) So munter habe ich Sie am Beginn eines Plenartags noch nie erlebt, muss ich sagen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sie haben in Ihrer Zeit als Innenminister maximalen Schaden für Österreich und für die innere Sicherheit Österreichs angerichtet, und wir müssen dafür sorgen,


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dass Sie nie wieder in so eine Position kommen. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Deimek: Singen und tanzen, das kann sie besser!)

9.53


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Krisper. – Bitte sehr.


9.53.51

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Die Aktuelle Stunde hat einen sehr, sehr ernsthaften Titel, einen wichtigen Fokus, nämlich unseren Staatsschutz. Es war aber klar, dass die ÖVP dieses Format dafür nützt, sich hinzustellen und darüber zu reden – und das ist auch inhaltlich richtig –, dass Herbert Kickl unseren vorherigen Verfassungsschutz zerstört hat.

Aber, Herr Kollege Stocker, wenn Sie ganz richtig nachzeichnen, welche gefähr­lichen Umtriebe der FPÖ aus der Zeit von Innenminister Kickl nun bekannt sind, und wenn Sie, Herr Kollege Lopatka, ganz empört das Foto von Karin Kneissl hier hinstellen, als sie als Außenministerin vor Putin ihren Knicks gemacht hat, dann ist es doch unfassbar, für wie dumm Sie uns verkaufen wollen, denn wer hat mit der FPÖ koaliert? Wer hat denn zugelassen, dass die FPÖ das Sicherheitsressort erhält? Wer hat sogar Herbert Kickl als Person zugelassen, als Innenminister? (Zwischenrufe der Abgeordneten Stocker und Michael Hammer.) Wollen Sie uns glauben lassen, dass Ihnen damals nicht bewusst war, wes Geistes Kind Herr Kickl ist?

Was Sie hier betreiben, ist Kindesweglegung. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Strasser: Das ist Ihr größtes Problem?)

Wenn Sie auf die Zeit, in der sich Marsaleks verlängerter Arm in unserem Verfassungsschutz über Weiss und Ott ausbreiten konnte, referenzieren, über welche Zeit reden wir denn da? Wer war denn da Innenminister? – Das


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waren alles Innenminister:innen der ÖVP, und es ist deren politische Verant­wortung, dass sich eine derartige Zelle bilden konnte, weil nicht entsprechend kontrolliert wurde und der Verfassungsschutz unseriös aufgestellt war. (Beifall bei den NEOS.)

Es ist unfassbar, wie Sie die Geschichte umschreiben und sich aus der Verant­wortung ziehen wollen. Kollege Stocker, Sie behaupten sogar in Diskussionen, dass man die Koalition nicht wegen des Ibizavideos beendet hätte, aber zufälligerweise zeitnah sehr knapp danach, weil man besorgt um die Sicherheit Österreichs war, weil man sich in einer Koalition mit der FPÖ befand, dann finally besorgt war! (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.)

Wir haben bis dahin und auch in der Zeit danach nichts in dieser Richtung gehört, sondern, bis hinauf zu Generalsekretär Karl Nehammer damals, dass die BVT-Razzia rechtmäßig war et cetera, et cetera. Verdrehen Sie also nicht die Wahrheit und beweihräuchern Sie sich hier nicht wahrlich unredlich selbst! (Beifall bei den NEOS.)

Nun zur Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst: Die ÖVP kann eine Werbeeinschaltung gebrauchen, das verstehe ich, aber sie macht es sich sehr leicht, eine zu einem Produkt zu machen, das man sich nicht ansehen kann, zu dem der Verkäufer Werbejingles texten kann, wie er will, denn der Inhalt, der Wahrheitsgehalt bleibt einem verschlossen, sogar Ihnen, den ÖVP-Kollegen, die so wie ich im Unterausschuss des Ausschusses für innere Angelegenheiten sitzen, und eben auch uns. Was soll ich daher dazu sagen? Wie toll ist die DSN? Da kann man schon einiges entzaubern, was offensichtlich ist.

Herr Innenminister, Ihre heute vorgetragene Liste an Ermittlungserfolgen der DSN war auch höchst unredlich, denn in vielen der von Ihnen genannten Fälle waren es Informationen aus dem Ausland, die sehr wohl geholfen haben, zu Ergebnissen zu kommen – weil im Terrorismusbereich die Kooperation noch funktioniert. In den anderen Bereichen habe ich meine Sorgen. Wenn Sie dann noch dazu explizit den Fall Ott nennen, ist das wirklich anmaßend, weil da ja


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nicht einmal die DSN ermittelt hat, aus gutem Grund, denn es handelt sich um eine potenzielle Zelle im Verfassungsschutz.

Hier kam die Dynamik – nach Jahren von Ermittlungen in Österreich ohne Ergebnis – aus London, aus dem Strafverfahren dort und den Beweisen, die dort generiert wurden. Also bitte, korrigieren Sie Ihre Aussagen in Zukunft, bisher war das der Wahrheit äußerst widersprechend.

Nun zur DSN selbst: Wie bekannt ist, ist viel Personal aus dem ehemaligen Ver­fassungsschutz gegangen, und damit auch viel Know-how, das man nicht herzaubern kann; schwierig daher, das aufzubauen. Damit wurde auch viel zu spät begonnen. Mit Blick auf die Geschehnisse Ott und Co kann man sich denken: Gut, man möchte eh nicht zu viele Alte behalten!, aber schließlich ist das doch wichtig für eine Institution.

Die Frage ist aber noch dazu: Wer sind die Neuen? Da haben wir auch zu wenig Einblick, um sagen zu können: Da wird wirklich seriös danach ausgesucht, die kompetentesten Menschen in unseren Verfassungsschutz zu setzen. – Ich wage auch zu bezweifeln, dass die ÖVP das zulässt, denn in jeder anderen Behörde im BMI macht sie das nicht. Selbst im Bundesamt für Korruptionsbekämpfung wird Postenkorruption betrieben.

Welche Maßnahmen – das wissen wir auch nicht – werden gesetzt, um mangelnde Integrität bis hin zu kompromittierendem Verhalten festzustellen? Das ist eine Sorge, die wir mit Blick auf Ott und Co haben müssen: Wie läuft es nämlich jetzt in der Gegenwart? Wie läuft heute die Kontrolle, um Missbrauch zu entdecken, wie er einmal betrieben werden konnte? Das mit den Stichproben hat ja nicht so gut funktioniert.

Das sind nur ein paar offene Punkte, wo ich sagen muss: Das Werbeprodukt ist doch potenziell noch eines, an dem man sich verschlucken kann. Wer könnte seriös kontrollieren und diesem Produkt ein Gütesiegel aufdrücken, dass es unser Vertrauen verdient? – Die Kontrollkommission. Die haben wir mit der


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letzten Reform eingerichtet, sie war uns NEOS auch ein großes Anliegen; die Frage ist: Wo ist sie? Jetzt, zweieinhalb Jahre nachdem die DSN zu arbeiten begonnen hat, ist sie noch immer nicht aktiv. Sie wurde jetzt endlich eingerichtet und besetzt, aber sie beginnt jetzt erst endlich ihre Kontrollarbeit. (Abg. Maurer: Ja, sollte man sagen, warum!)

Als unser verlängerter Arm aus dem Unterausschuss heraus werde ich auf das Ergebnis dieser Kommission in Sachen Kontrolle warten und weiterhin versuchen, diese Kommission und ihr Engagement für den Verfassungsschutz zu stärken, und darum kämpfen, dass er das wird, was Österreich verdient, was die Bürgerinnen und Bürger verdienen, nämlich bester Schutz ihres Landes, unseres Landes. Daran gilt es über alle Parteigrenzen hinweg seriös zu arbeiten, aber ohne Selbstbeweihräucherung, ohne unredliches Vonsichweisen der Verantwortung. So werden wir weiter unsere Arbeit tun. (Beifall bei den NEOS.)

09.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hanger. – Bitte. (Abg. Deimek: Da wird sich „Die Tagespresse“ wieder aufregen!)


10.00.13

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Innenminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Werte Besucherinnen und Besucher! Der Sachverhalt liegt ja sehr klar auf der Hand: Österreich wurde über viele Jahre von Russland ausspioniert, und die FPÖ war nicht nur dabei, sondern mittendrin. Das ist Faktum. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Herr Kickl! Es gibt jetzt nur mehr zwei Möglichkeiten. (Abg. Amesbauer: In welchem Paralleluniversum leben Sie?) Wenn Sie davon im Detail wussten – und im Untersuchungsausschuss haben Sie ja gesagt: mein Name ist Hase und ich weiß von nichts! (FPÖ-Abgeordnete halten Tafeln mit zwei verschiedenen Fotos in die Höhe; auf dem einen ist Karoline Edtstadler neben Wladimir Putin gehend,


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auf dem anderen Wolfgang Sobotka neben Jan Marsalek sitzend zu sehen) –, wenn Sie davon wussten, dann haben Sie das Land verraten. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn Sie nicht davon wussten, dann sind Sie absolut unfähig. Wissen Sie, was ich glaube? – Es ist eine Mischform aus beiden, und das ist eigentlich das Schlimme: Sie sind unfähig und haben Österreich verraten. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Haben Sie das „ZIB 2“-Interview vom Karner gesehen? Der ist ein Nichtskönner, der Karner!)

Der Sachverhalt liegt sehr klar auf der Hand, zu dem werde ich noch kommen, aber mir ist es wichtig, ein paar Sätze zu unserem Staatsschutz zu sagen, den Sie zerstört haben. Auf das komme ich auch noch zurück. Der Staatsschutz ist extrem wichtig, und ich möchte schon noch einmal auf die Erfolge replizieren, die der Innenminister referiert hat. (Ruf bei der FPÖ: Wo?! Das hat er in der „ZIB 2“ erklärt, ...!) Wir haben den Staatsschutz neu aufstellen müssen, weil Sie ihn zerstört haben (Ruf bei der FPÖ: ... in der „ZIB 2“! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen) – das ist Faktum! (Beifall bei der ÖVP.)

Sie haben die Sicherheit Österreichs gefährdet. Das ist Faktum! (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) – Auf das werde ich schon noch eingehen. Da kannst du noch so lange hineinschreien, wie du willst, das ist einfach die Realität! (Abg. Kickl: Diesen Staat muss man vor der ÖVP schützen!)

Noch einmal ganz kurz die Chronologie (Zwischenruf des Abg. Deimek): Ausgangs­punkt 2016, 2017 ist ein Dossier (Abg. Wurm: Ihr schaufelt euer eigenes Grab!), das ein gewisser Herr Ott verfasst hat. (Abg. Amesbauer: Und wer war da Innen­minister?) Es war ein Dossier, das niemand ernst genommen hat. (Abg. Amesbauer: Wer war denn da Innenminister? Der Herr da hinter Ihnen war da Innenminister!) – Lieber Kollege Amesbauer! Keiner hat es ernst genommen, die Justiz nicht, auch die Journalisten nicht. Kickl wird Innenminister (Zwischen­rufe bei der FPÖ – Abg. Michael Hammer: Der ist leicht zu unterhalten, der hat es geglaubt, ja!): Aha, da gibt es ein interessantes Papier, das müssen wir aufgreifen! – Es werden neue Zeugen namhaft gemacht. Goldgruber bekommt


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den Auftrag – das ist aktenkundig –: Jetzt wird zusammengeräumt im BMI und unter anderem auch im BVT!

Ja, Herr Kollege Amesbauer, es war eine Staatsanwaltschaft dabei, sonst wäre es ja ein Staatsstreich gewesen. Ja, es wurde sogar richterlich genehmigt – um 2 Uhr in der Früh! Wissen Sie, was aber wirklich arg ist? – Nicht durch das Bun­desamt für Korruptionsbekämpfung, sondern durch eine Einsatzgruppe unter der Leitung von Wolfgang Preiszler, einem FPÖ-Gemeinderat! (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Wissen Sie, was wirklich noch skurril war? – Dass hier so vorgegangen worden ist, wie wenn man einen Staatsstreich macht. Das ist die Realität!

Das Ergebnis war: Der Staatsschutz war damit zerstört (Abg. Amesbauer: Das ist ja ein Blödsinn!), weil sich natürlich alle Partnergeheimdienste von uns abgewendet haben. (Abg. Amesbauer – Schriftstücke in die Höhe haltend –: Lesen Sie den Bericht vom Berner Club, verdammt noch einmal!) Wir haben keine Informationen mehr bekommen – und das ist der zentrale Vorwurf. Das ist aktenkundig belegt. (Beifall bei der ÖVP.)

Jetzt kommt es aber erst: Natürlich muss man dann den Geheimdienst neu organisieren. Wissen Sie, was dann passiert? – Herr Egisto Ott, der bereits 2017 im BMI suspendiert worden ist (Abg. Schnedlitz: Wie lang hat er im BMI gearbeitet?), bekommt eine zentrale Position im BVT oder soll eine bekommen. (Abg. Kickl: Soll! Er soll!)

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Er ist jetzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Es ist bewiesen, dass er für Russland spioniert hat, und Sie wollten ihm einen Job geben! (Ruf bei der FPÖ: Das ist eine Lüge!) Noch einmal: Entweder haben Sie Österreich verraten (Abg. Kickl: Das ist eine Lüge!) oder Sie sind unfähig. Das ist ganz einfach die Realität! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Ihr seid so verzweifelt, wirklich! Ihr seid erbärmlich!)

Noch etwas zu Herrn Jenewein: Ich habe ganz spannend gefunden, Herr Kickl, dass Sie sich im Untersuchungsausschuss an Herrn Jenewein fast nicht mehr


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erinnern konnten. (Abg. Kickl: Stimmt ja gar nicht!) Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, bis überhaupt einmal bekannt war, dass Herr Jenewein Abgeordneter war, dass er Klubmitarbeiter war. Herr Jenewein wird euch schon noch beschäf­tigen, weil, das ist schon spannend, Herr Jenewein über vier Jahre Kontakt mit Egisto Ott gehabt hat. Es wird derzeit medial aufgearbeitet, was da alles passiert ist. (Abg. Schnedlitz: Und wie lang schwarze Innenminister?)

Das wird noch ganz interessant werden, weil wir noch nicht alle Chats bekom­men haben. Wir warten jetzt auf die Chats aus dem Disziplinarakt, und da, da bin ich mir sicher, wird noch vieles zum Vorschein kommen. (Abg. Kickl: Ah! Ah!)

Ein Satz noch zu diesem berühmten Foto Marsalek – Präsident Sobotka, das Sie ja liebend gerne zelebrieren: Das war ein Treffen über 10 Minuten, und ich sage Ihnen auch: Wir werden diese Frage noch klären müssen, wie es zu diesem Foto gekommen ist (Aha-Rufe bei der FPÖ), denn das ist der nächste Vorwurf, den ich Ihnen mache! (Beifall bei der ÖVP. – FPÖ-Abgeordnete halten Tafeln mit zwei verschiedenen Fotos in die Höhe; auf dem einen ist Karoline Edtstadler neben Wladimir Putin gehend, auf dem anderen Wolfgang Sobotka neben Jan Marsalek sitzend zu sehen. – Abg. Amesbauer: Da war keiner von uns dabei! – Zwischenrufe der Abgeordneten Schellhorn und Michael Hammer.) Das ist die typische Politik, die Sie anlegen, und dagegen werden wir uns natürlich entsprechend zur Wehr setzen.

Jetzt bin ich auf Ihren Gesichtsausdruck gespannt, Herr Kickl, denn mit einem Thema werden wir Sie auch noch konfrontieren: Wir werden uns die Ideen­schmiede noch im Detail anschauen. Das ist aber ein anderes Thema, damit werden wir Sie noch entsprechend konfrontieren.

Faktum ist, der Sachverhalt ist ganz klar (Abg. Wurm: Die ÖVP ist verzweifelt!): Die FPÖ war involviert in die Spionage in Österreich durch Russland. Das liegt ganz klar auf der Hand. Es bleibt nur die Frage: Waren Sie ein Verräter, sind Sie


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unfähig – oder beides? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wurm: Na Sdorowje!)

10.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schatz.


10.05.25

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich kann ja verstehen, dass die Emotionen in dieser Diskussion so sehr hochgehen, denn es vergeht ja quasi kein Tag, an dem es nicht im Zusammenhang mit diesem Spionageskandal mit Russland, mit den Verstrickungen der FPÖ, mit der Verantwortung des BVT zu neuen Enthüllungen kommt. Es ist ja wirklich ein Wahnsinn. Ich verstehe auch, dass die Menschen verunsichert sind, weil das gesamte Ausmaß dieser Spionageaffäre ja nach wie vor nicht absehbar ist. Es ist da zu einem Datenabfluss, zu einem Informations­abfluss nach Russland gekommen, und wir wissen noch nicht, wie groß sozusagen das Volumen insgesamt ist. (Abg. Kickl: Was meinen Sie denn? Die Handys, oder? – Abg. Wurm: Der ist aber schon SPÖ-Mitglied, oder?)

Seit der rechtswidrigen Razzia im BVT durch den damaligen Innenminister Kickl – Sie dürfen sich ruhig angesprochen fühlen – ist der ohnehin schon international angeschlagene Verfassungsschutz wirklich endlich zerschlagen worden. (Abg. Wurm: Der ist schon euer Mitglied? – Ruf bei der SPÖ: Nein, ist er nicht! – Abg. Wurm: War er nie?!) Das ist Ihre Verantwortung, und diese Verantwortung tragen Sie. Seither ist aber nicht mehr so intensiv über die Missstände im BVT diskutiert worden wie im Zusammenhang mit dieser Causa, mit dem Marsalek-Spionagenetzwerk, den Verstrickungen der FPÖ und auch den Verbindungen ins Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismus­bekämp­fung.

Ehrlich gesagt, eines wundert mich schon ein bisschen, nämlich dass jetzt ausgerechnet die ÖVP dieses Thema zum Thema der Aktuellen Stunde macht


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(Ruf bei der FPÖ: Ja, das wundert uns auch!), denn eines ist schon klar: Für die Missstände – wenn es um die Verantwortung für diese Missstände im BVT (Abg. Michael Hammer: Was wären das für welche gewesen?), im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, geht – sind die ÖVP und die FPÖ gemeinsam verantwortlich. Diese Verantwortung werden wir Ihnen nicht abnehmen! (Beifall bei der SPÖ.)

Ehrlich gesagt, dieses türkis-blaue Pingpongspiel, diese Schlammschlacht, kann man sagen, die wir auch heute hier im Plenum erleben, ist doch lächerlich! Wir wissen, dass seit 2000 die ÖVP durchgängig die Bundesinnenminister und ‑ministerinnen stellt, ausschließlich unterbrochen durch die blaue Ära Kickl, den die ÖVP in diesem Amt toleriert hat. Die Verantwortung für die Missstände im BVT, die tragen diese beiden Parteien gemeinsam! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Innenminister! Dass Sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, in einer Situation, in der das Vertrauen in den Verfassungsschutz so angegriffen ist, eine Kompetenzerweiterung, eine Erweiterung der Befugnisse fordern, kann doch nicht ernst gemeint sein! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir sagen ganz klar: Die SPÖ steht für einen Bundestrojaner nicht zur Verfügung. Mit uns wird es keine Massenüberwachungen geben! Mit uns wird nicht auf persönliche Whatsapp-Gruppen zugegriffen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Stögmüller. – Bundesminister Karner: Das interessiert uns nicht mehr!) Es wird nicht auf persönliche Familienfotos in den Whatsapp-Gruppen zugegriffen werden! (Bundesminister Karner: Das interessiert uns nicht mehr!) – Dann legen Sie einen Vorschlag vor! Den kennen wir nicht. Wir gehen momentan von genau dieser Situation aus.

Wir fordern deshalb ganz klar umfassende, rasche und sofortige Aufklärung. Wir wollen jetzt wissen, was sozusagen dieser Spionageskandal für uns bedeutet – und nicht erst in einem Untersuchungsausschuss, der frühestens Anfang 2025, also nach der Nationalratswahl, stattfinden kann. (Abg. Kickl: Nehmen Sie einen Kalender zur Hand, dann wissen Sie, warum das so ist!)


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Herr Kickl, dieses Manöver ist ja durchsichtig. Wir wollen jetzt Aufklärung schaffen, und deswegen fordern wir die umgehende Inkraftsetzung der Kontrollkommission, die da für Aufklärung sorgen muss! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hanger.)

Ja, es muss auch klargestellt werden, dass die DSN-Reform Wirkung gezeigt hat. Es muss klargestellt werden, dass es eben nicht mehr zu Spionageanfälligkeit kommt, dass es eben nicht mehr möglich ist, dass Daten von Österreicherinnen und Österreichern nach Russland oder irgendwohin sonst abfließen können. Das muss die Kontrollkommission sicherstellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben es gesagt, Herr Bundesminister: Die Herausforderungen für den Staatsschutz sind aktuell enorm. Wir sind konfrontiert mit der ständigen Bedro­hung durch den islamistischen Extremismus, und wir haben ein riesengroßes Rechtsextremismusproblem. Die Zahlen zur Beantwortung meiner Anfrage zeigen das ganz klar: Der Rechtsextremismus wurde im Windschatten der vielen Krisen der letzten Jahre gestärkt.

Im letzten Jahr ist es zu einem 30-prozentigen Anstieg von rechtsextremen Straftaten in Österreich gekommen. (Abg. Strasser: Was ist jetzt mit Whatsapp und Telegram? Whatsapp und Telegram: Da sind die Gruppen drinnen, Frau Kollegin! Was tun wir jetzt mit Whatsapp und Telegram, wo diese Menschen drinnen sind?) – Ich verstehe Ihre Nervosität. Sie dürfen sich aber gerne nachher zu Wort melden, Kollege Strasser. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wissen – und das sagt auch der Direktor der DSN –, dass es ein Rechts­extremismusproblem in Österreich gibt. Der Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes Andreas Kranebitter warnt diese Woche im Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vor einer Militarisie­rung der rechtsextremistischen Szene. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Karner.)


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Herr Innenminister, bitte bringen Sie den hier beschlossenen Nationalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus endlich auf den Weg! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kickl. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: So! Geständnis! – Abg. Hanger: Rücktritt! – Abg. Michael Hammer: Rücktritt! Geständnis!)


10.10.57

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor allem aber liebe Fernsehzuseher und liebe Besucher auf der Galerie! Diese Aktuelle Stunde heute hier ist leider großteils – man muss das so sagen – eine Stunde der Desinformation (Abg. Hanger: Da redet der Richtige! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP) und der Fakenews der Einheitspartei. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Desinformation: Das habt ihr ja alles von den Russen gelernt! – Abg. Lindinger: ... das wahre Gesicht ...!)

Es ist der nächste Teil der aktuell laufenden Anti-FPÖ-Kampagne des Systems (Abg. Hanger: Nein, Anti-Kickl!), dem für seinen Machterhalt wirklich jedes Mittel recht ist. (Abg. Lindinger: Endlich kommt das wahre Gesicht hervor!) Meine Damen und Herren, die Bevölkerung wird auf diese Art und Weise auch hier und heute systematisch mit Unterstellungen, Unwahrheiten und Verdrehungen desinformiert und manipuliert. (Abg. Lindinger: Sicherheitsrisiko Kickl! – Abg. Hanger: Manipulieren tut ihr mit euren rechtsextremen Medien, wie du weißt! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Das neunte Gebot, meine Damen und Herren – du sollst nicht lügen –, hat keinerlei Bedeutung mehr in den Reihen der Österreichischen Volkspartei. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Unzensuriert hat ja nur Wahrheiten! – Abg. Michael Hammer: Unzensuriert: Fakenews!)


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Deshalb sage ich Ihnen jetzt ein paar Fakten: Das BVT war zum Zeitpunkt meines Amtsantritts als Innenminister eine verwahrloste, heruntergekommene, unfähige Einrichtung (Abg. Hanger: Ja, die gehören zerstört! Ja! Jetzt kommt die Offenbarung! – Präsident Sobotka gibt neuerlich das Glockenzeichen), geprägt von unglaublichen Schlampereien, Postenschacher, Sicherheitsrisiken und Infor­mationslecks. Dieser desaströse Zustand ist das Ergebnis jahrzehntelanger ÖVP-Verantwortung in diesem Bereich. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lindinger: Das Ergebnis nach einem Innenminister Kickl ist das! – Abg. Hanger: Alles zerstören! Ja! Deshalb zerstören wir es!)

Genau das ist der beste Nährboden für Spionage und Informationsabfluss, und Sie haben ihn bereitet. (Abg. Hanger: Und deshalb zerstören wir es!) Diesen Abfluss hat es lange vor meiner Zeit gegeben. Das Personal, das diesen Informations­abfluss betrieben hat (Abg. Hanger: Den kennst du ja nicht, gell, den Egisto Ott, den kennst du ja nicht!), haben Sie ausgesucht und in die Positionen gebracht, das haben Sie offenbar nicht ordentlich überprüft, nicht ordentlich kontrolliert. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Und wer war Innenminister?) Das Ergebnis – Ott, Weiss und wie sie alle heißen – ist das Ergebnis der Versäumnisse der Österreichischen Volkspartei. (Abg. Hanger: Und wer wollte ihn wieder hinein­setzen, in das neue BVT?)

Zweitens: Die Reform des Staatsschutzes – das heißt ja, die systematische Aufdeckung (Abg. Hanger: Zuerst zerstören wir, gell?) und Behebung aller dieser Mängel und Gefahren in den Bereichen Informationssicherheit, Personal, Sicherheitstechnik, Infrastruktur, Ausbildung – ist von der Freiheitlichen Partei und nicht von Ihnen, von der FPÖ und nicht von der ÖVP eingeleitet worden. (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP. – Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Zerstört habt ihr ihn!)

Dazu haben wir einen Topexperten aus Deutschland, einen Vollprofi geholt, den ehemaligen höchsten Beamten für die Nachrichtendienste in der Bundes­republik, einen jahrelangen obersten Chef des Bundesnachrichtendienstes. Ich weiß nicht, ob Sie das nicht wissen: Der BND ist anti Russland (Abg. Lopatka:


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Sie nicht!), das sind die Gegenspieler der Russen. Ja, wissen Sie das alles nicht? Das ist ja erbärmlich, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Erbärmlich ist deine Performance!)

Drittens: Die Anzeige des Generalsekretärs des Innenministeriums bei der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts von strafbaren Handlungen im BVT ist nicht der Beginn eines Anschlags, eines Attentats, eines Überfalls oder sonst etwas, sondern – und jetzt hören Sie genau zu! – es ist die Erfüllung einer gesetz­mäßigen Pflicht gemäß § 78 Strafprozessordnung. (Abg. Hanger: Aber nachträglich rechtswidrig! Nehmen Sie das endlich einmal zur Kenntnis!) Dieses Gesetz, diese Strafprozessordnung, haben Sie hier in diesem Hohen Haus beschlossen. Ja wissen Sie das alles nicht, meine Damen und Herren? (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Ja, ja! Rechtswidrig war die Hausdurchsuchung! Nehmt ihr das auch nicht zur Kenntnis?)

Viertens: Die vom Strafgericht angeordnete Hausdurchsuchung war kein Putsch, keine Zerschlagung, keine Erstürmung (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP – Abg. Hanger: Nein, nein! – Abg. Maurer: Na selbstverständlich war es das! Und ausgerechnet die Geißler-Abteilung ausräumen! Das ist ja lächerlich! – Abg. Lindinger: Man kann es sich auch schönreden! Man kann es sich auch wirklich schönreden!), sondern es war die Durchführung einer Anordnung der Staatsanwaltschaft, und die Staatsanwaltschaft ist ein Organ der Gerichtsbarkeit gemäß Artikel 90 B-VG, in diesem Haus hier beschlossen – ja wissen Sie das alles nicht? (Abg. Hanger: Wieso um 2 Uhr in der Früh? Wieso durch die Einsatzgruppe? Wieso durch den Wolfgang Preiszler?) –, und die Gerichtsbarkeit stand unter Verantwortung der Österreichischen Volkspartei. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Staatsanwaltschaft ist Herrin des Verfahrens. Sie entscheidet eigenständig, was zu tun ist (Abg. Hanger: Und du wolltest es gar nicht, gell!), wer etwas macht – § 101 Strafprozessordnung, hier in diesem Haus beschlossen. Ja wissen Sie das alles nicht? Das ist ja einfach nur erbärmlich, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Und du wolltest es nicht! Nein, nein! – Abg. Michael Hammer: Da spricht die Verzweiflung!)


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Zwischen dem Innenministerium auf der einen Seite und der Gerichtsbarkeit gibt es keinen Weisungszusammenhang, sodass da jemand etwas anschaffen kann – Artikel 94 B-VG, Bundes-Verfassungsgesetz, hier herinnen beschlossen. Wissen Sie das auch nicht? Das ist ja erbärmlich. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Wer wollte die Hausdurchsuchung? Sie nicht, gell!)

So, meine sehr geehrten Damen und Herren, das sind die Fakten. Das, was Sie machen, sind Fakenews. (Abg. Hanger: Fakenews, sagst du? Das ist ja wohl das Allerbeste!) Warum ist das so? – Weil ein Ergebnis von 20 Prozent für Sie bedeutet, dass die Hälfte von Ihnen nicht mehr herinnen sitzt. (Abg. Lindinger: Der König der Fakenews! Der König der Fakenews!) Es bedeutet, dass Sie Millionen Euro an Parteienförderung, Klubförderung, Akademieförderung verlieren. (Abg. Hanger: Schauen wir einmal!) Es bedeutet, dass der – erste – Nationalratspräsident da oben weg ist. Es bedeutet, dass Sie Schlüsselministerien verlieren.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte, Herr Klubobmann!


Abgeordneter Herbert Kickl (fortsetzend): Das heißt, dass Ihr tiefer Staat nicht nur nicht mehr betrieben werden kann, sondern dass er auffliegt. Das wollen Sie um jeden Preis verhindern. Da sind Sie aber bei mir an den Falschen geraten. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Schauen wir einmal! – Abg. Leichtfried: Das war eine sehr wehleidige Rede! Sehr wehleidig war die!)

10.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Bürstmayr. – Bitte.


10.16.37

Abgeordneter Mag. Georg Bürstmayr (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Es sind in dieser Debatte einige Dinge deutlich geworden.

Kollege Kickl hat sich gerade sehr lautstark darüber beschwert (Abg. Leichtfried: Nein, das war nicht mehr laut! Das war nur mehr wehleidig!), in welch schlechtem


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Zustand das BVT gewesen sei. Nun, Herr Kollege Kickl, Sie waren, wenn ich mich recht erinnere, eineinhalb bis zwei Jahre Innenminister. Geändert haben Sie es nicht. (Abg. Wurm: Haben Sie nicht zugehört, Herr Kollege? Aber das machen Sie ja nie!)

Wir Grüne haben in den ersten eineinhalb Jahren dieser Legislaturperiode gemeinsam mit unserem Koalitionspartner diesen Dienst völlig neu aufgestellt, und das ist gut so (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), mit streng überprüftem Personal, mit einer Struktur, die ins 21. Jahrhundert passt, mit deutlich besserer Kontrolle und ohne dafür ein einziges Grundrecht der Österreicherinnen und Österreicher zu opfern. Das ist grüne Handschrift, so sieht grüne Sicherheitspolitik aus. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn es schon möglich war, wie sich jetzt zunehmend herausstellt, dass die alten Befugnisse von – ich muss es so sagen – Spionen im Dienste Russlands missbraucht wurden, dann ist es vielleicht keine gute Idee, auf dieses Phänomen damit zu antworten, dass neue Befugnisse geschaffen werden.

Weil Kollege Einwallner das wahrheitswidrig behauptet hat, möchte ich hier in aller Form richtigstellen: Einen Bundestrojaner wird es mit uns Grünen nicht geben. (Beifall bei den Grünen.) Das hat nicht nur verfassungsrechtliche, sondern auch sehr wichtige sicherheitspolitische Aspekte und Gründe. Wer die Rechtslage und die Judikatur des Verfassungsgerichtshofes kennt, weiß, wovon die Rede ist.

Gut ist auch, dass mittlerweile – das war nicht immer so – vier von fünf Parla­mentsparteien verstanden haben, wie gefährlich Russland unter dem Regime von Wladimir Putin auch für uns in Österreich geworden ist. Das ist nicht so daher­gesagt, denn Putins Russland hat unsere Werte, unsere Art zu leben, unsere liberale Demokratie zum Feind erklärt. Es wäre ziemlich dumm, das zu ignorieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Vier von fünf Parlamentsparteien haben darauf reagiert. Die fünfte, jene, die vor mir sitzt, die Freiheitliche Partei Österreichs, leugnet das nach wie vor. Das ist ein gravierendes Sicherheitsproblem.

Meine Damen und Herren, es war auch die Rede davon, dass im Unterausschuss des Innenausschusses unser Inlandsnachrichtendienst kontrolliert wird. Da steht ein blauer Elefant im Raum. (Abg. Kassegger: Den hab ich noch nie gesehen!) Diese parlamentarische Kontrolle kann nämlich ernsthaft nur dann funktio­nieren, wenn wir davon ausgehen können, dass im Zweifel alle Abgeordneten sicherheitsrelevante und tatsächlich neue Informationen, die sie dort erhalten, für sich behalten. (Abg. Michael Hammer: Das geht bei denen nicht! – Abg. Amesbauer: Wie war das mit Pilz? – Abg. Stefan: Geht es Ihnen noch ganz gut? – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Wenn ich nicht mehr davon ausgehen kann, dass Abgeordnete der Freiheitlichen Partei im Zweifel die Interessen Österreichs höher stellen als die Interessen von Putins Russland (Abg. Amesbauer: Wem wollen Sie das unterstellen? Wem unterstellen Sie das? Unglaublich! – Abg. Wurm: Das ist ja unerhört! – Präsident Sobotka gibt neuer­lich das Glockenzeichen), dann haben wir ein strukturelles Problem, das tatsäch­lich unsere Sicherheit betrifft. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es tut mir leid, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, das so offen ansprechen zu müssen, aber es geht dabei um unser aller nationale Sicherheit, und ich sehe sie bei Ihnen in Gefahr. – Ich danke für das Zuhören. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Bei den Grünen hat das nie eine Rolle gespielt! – Abg. Kickl: Wem unterstellen Sie das? Unglaublich! Das ist ... passiert! – Abg. Michael Hammer: Das sind die Fakten! – Abg. Wurm: Diese Leute habt ihr ermöglicht von der ÖVP! Die habt ihr großgemacht! – Abg. Michael Hammer: Der heiße Draht nach Moskau! Der heiße Draht!)

10.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Letzter zu Wort gemeldet ist Abgeord­neter Shetty. – Bitte.



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10.21.16

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Diese Diskussion hier ist wirklich kaum auszuhalten. Sie ist an Doppelmoral, an Zynismus und an Faktenverdrehung kaum zu überbieten.

Ich möchte einmal mit der ÖVP anfangen, die diese Aktuelle Stunde heute beantragt hat: Ja, Sie sagen hier komplett zu Recht, dass die FPÖ ein Sicherheits­risiko für Österreich ist. Sie sagen komplett zu Recht, dass FPÖ eigentlich für Freunde Putins in Österreich stehen müsste, aber ich frage schon: Wer hat denn die Putin-Partei an die relevanten Hebel der Macht gelassen? Ich frage mich schon: Wer regiert denn mit dem verlängerten Arm von Putin in Niederöster­reich? Wer regiert denn mit dem verlängerten Arm von Putin in Salzburg? Und wer würde es sofort wieder tun? – Das ist natürlich die ÖVP! (Beifall bei NEOS und SPÖ. – Abg. Kickl: Mit der ÖVP wollt ihr jetzt koalieren! Das ist ja überhaupt das Beste! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Ich finde es gut, dass wir über dieses Thema reden. Dass die ÖVP das bean­tragt – ja, das ist irgendetwas, aber es ist gut, dass zumindest einmal die Bühne da ist, dass wir darüber reden müssen. (Abg. Kickl: Das war jetzt eine Koalitions­absage der NEOS an die ÖVP!)

Ich finde auch, dass wir jetzt keine parteipolitische Schlammschlacht zwischen FPÖ und ÖVP brauchen, sondern dass wir uns tatsächlich der Aufklärung widmen (Abg. Michael Hammer: Aufklärung, das vertragen sie ja nicht! Das müsst ihr der FPÖ sagen! – Abg. Disoski: Geh bitte! Schlammschlacht ohne Ende!), nicht in Untersuchungsausschüssen, die eigentlich komplett an dem vorbeigehen, was gerade die Österreicherinnen und Österreicher beschäftigt, sondern mit einem echten Russland-Untersuchungsausschuss.

Wir haben am Montag vorgeschlagen, dass wir jetzt alle gemeinsam einen Pakt zur Aufklärung schließen, dass sich alle Parteien dazu bekennen, dass es nach der nächsten Wahl einen Russland-Untersuchungsausschuss gibt. (Abg. Michael Hammer: Aber da muss die FPÖ den Russland-Ausschuss ...! – Abg. Disoski: Geh


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bitte! Schlammschlacht ohne Ende! – Abg. Michael Hammer: FPÖ-Russland-Ausschuss!) ) Da werden wir auch Sie nicht rauslassen. (Abg. Kickl: Umfassend!)–Ja, dann geben Sie das vor der Nationalratswahl schriftlich zu Protokoll, damit Sie danach nicht wieder rauskommen. Das verlangen wir von Ihnen! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kickl: Wir können uns alle zusammensetzen! Formulieren wir was gemeinsam – kein Problem! Ich sage Ihnen, wer nicht dabei sein wird! Die! – Abg. Michael Hammer: Wenn du dabei bist, kommt nichts raus! Das ist das Problem!)

Jetzt sortieren wir aber einmal die Themen, wenn es um das Thema Russland­verbandelung mit der FPÖ geht. Wir haben im Untersuchungsausschuss ja schon relativ viel gesehen, aber ich glaube, die Menschen haben das Recht, dass wir das noch einmal ein bisschen sortieren, weil es ja tatsächlich in den einzelnen Punkten relativ komplex ist.

Erster Punkt – für meinen Geschmack noch viel zu wenig beleuchtet, weil ich es wirklich arg finde –: Es gibt diese austro-russische Freundschaftsgesellschaft, übrigens durch den Büroleiter des ehemaligen korrupten ÖVP-Innenministers Ernst Strasser gegründet. Die sitzen dort natürlich auch dick drin. In dieser austro-russischen Freundschaftsgesellschaft gab es einen Mittelsmann zwischen dem russischen Spion Jan Marsalek und Herrn Gudenus. Den kennen Sie aber schon noch, Herr Kickl? Weil Sie so viele Erinnerungslücken im Untersuchungs­ausschuss hatten: Den Herrn Gudenus kennen Sie schon noch? (Abg. Michael Hammer: Nein, kennt er nicht!)

Da wurde eine Aktenautobahn zwischen dem russischen Spion Marsalek und Herrn Gudenus installiert. Das ging so weit – das müssen Sie sich vorstellen, sehr geehrte Damen und Herren –, dass Herr Marsalek dem Mittelsmann geschrieben hat: Bitte BVT-, also Geheimdienstaktenzahl XY besorgen!, und Herr Gudenus schreibt: Okay! – Ja von wem hat er denn die besorgt, Herr Kickl? Was hat er denn in Ihrem Ministerium gemacht? (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Er hat sie ihm nicht besorgt! Weisen Sie es nach, dass er sie besorgt hat! Das ist ja unglaublich!)


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Aber Sie wissen natürlich von nichts. Herr Kickl ist heute sehr nervös, aber Sie hätten – das haben Sie natürlich nicht können, weil wir keinen Livestream im Untersuchungsausschuss haben – Herrn Kickl im Untersuchungsausschuss sehen müssen. So nervös habe ich Herrn Kickl überhaupt noch nie gesehen. (Abg. Belakowitsch: Er hat alles beantwortet!) Er hat sich an nichts mehr erinnern können. (Abg. Holzleitner: Die größten Erinnerungslücken waren bei Treuhandverträgen!)

Ich sage Ihnen schon auch etwas, Herr Kickl: Diese Doppelmoral! Sie haben hier – ich kann mich an die Rede sogar noch genau erinnern – zu Recht Herrn Blümel dafür kritisiert, dass er sich als junger, fitter Mann an nichts mehr erinnern kann. Sie können sich in Ihrer Tätigkeit als Innenminister an nichts mehr erinnern. So lange ist das nicht her, Herr Kickl. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Lesen Sie das Protokoll! Da steht ganz was anderes drinnen! – Ruf bei der ÖVP: Geh bitte! Sie haben eine halbe Stunde gebraucht, bis Sie über den Jenewein geredet haben! – Abg. Michael Hammer: Aber er kann eh noch einmal kommen, er darf eh noch einmal erzählen! – Abg. Hanger: Da weiß er mehr vielleicht!)

Diese Aktenautobahn gab es nicht nur in die austro-russische Freundschafts­gesellschaft, diese Aktenautobahn gab es auch aus dem Kickl-Büro direkt an Herrn Jenewein. Zur Erinnerung: Herr Jenewein ist jener Mann, der im Chatset mit Herrn Ott, also dem mutmaßlichen russischen Spion, stand. Diese Aktenautobahn hat darin bestanden, dass Ihre persönliche Mitarbeiterin, Herr Kickl, aus dem Kickl-Kabinett Herrn Jenewein alle Akten geschickt hat, die er bekommen wollte. (Ruf bei der ÖVP: Er ist total nervös! Er bestreitet alles! Das ist ja ein Geständnis mehr oder weniger!)

Herr Jenewein hat dann übrigens, nachdem er sein Mandat im Nationalrat verloren hat, einen Versorgungsjob gebraucht. Jetzt wissen wir, dass ÖVP, SPÖ und FPÖ regelmäßig Versorgungsjobs verteilen, aber nicht in der Partei, nicht im Klub, nicht in einem Ministerium, sondern er hätte einen Job beim Wirecard-Konzern als Lobbyist bekommen sollen. (Abg. Kassegger: Das ist ein bisschen viel


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Konjunktiv! Hättitätiwari! Sie sind in einer Hättitätiwariwelt, Herr Kollege!) Na, das ist natürlich Zufall, Herr Kickl, dass der dann darüber versorgt wird. Angeboten hat es ihm übrigens Herr Weiss, der sich jetzt nach Dubai abgesetzt hat. (Abg. Kickl: Der gehört auch zur ÖVP!)

Ich glaube, dass es dringend notwendig wäre, dass wir echte Aufklärung mit einem echten Russland-Untersuchungsausschuss bekommen, in dem wir die Kontakte von allen politischen Parteien in die Verwaltung schonungslos untersuchen, schonungslos schauen, was hier falsch gelaufen ist, wie wir von einer feindlichen Macht unterwandert wurden. (Abg. Kickl: Das ist eine gute Idee! Ich bin neugierig, ob die ÖVP das auch unterstützt!)

Wir brauchen Aufklärung statt Zudecken. Herr Kickl, wenn Sie das wirklich ernst meinen, dann schicken Sie keine OTS und andere Aussendungen raus, sondern unterschreiben Sie unseren Pakt zur Aufklärung! Bekennen Sie jetzt schriftlich, dass es diesen Russland-Untersuchungsausschuss geben wird! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Michael Hammer: FPÖ-Russland-Ausschuss muss der heißen!)

10.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit beendet.

10.26.24Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass das Bundes­kanzleramt für den heutigen Sitzungstag über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht hat:

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien MMag. Dr. Susanne Raab wird durch Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner vertreten.


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Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhand­lungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 18179/J bis 18312/J

Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates:

92/JPR bis 93/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 16966/AB bis 17293/AB

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz über die Erhöhung der Quote Österreichs beim Internationalen Währungsfonds (IWF-Quotenerhöhungsgesetz 2024) (2509 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994, das ArbeitnehmerIn­nenschutz­gesetz und die Bundesabgabenordnung geändert werden (Grace-Period – Gesetz) (2510 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition betreffend "Retten wir die Freiräume an unseren Flüssen: Baustopp für das Geländer auf der Innmauer!", überreicht vom Abgeordneten Michael Bernhard (142/PET)


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Bürgerinitiative betreffend "Nein zum Pandemievertrag der WHO" (65/BI)

Bürgerinitiative betreffend "Die Waffen nieder" (66/BI)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Forschung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft – Reihe BUND 2024/10 (III-1132 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Rot-Weiß-Rot-Karte und Blaue Karte EU – Reihe BUND 2024/11 (III-1134 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Bestandsaufnahme Fachkräftemangel – Reihe BUND 2024/12 (III-1138 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Sozialbericht 2024 des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Kon­sumentenschutz (III-1146 d.B.)

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die öffentlichen Finanzen 2022 bis 2027 (III-1149 d.B.)

Finanzausschuss:

15. Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß dem Katastrophenfondsgesetz 1996 betreffend die Fondsgebarung in den Jahren 2022 und 2023 (III-1137 d.B.)

Produktpirateriebericht 2023 des Bundesministers für Finanzen (III-1139 d.B.)


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Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2024 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1140 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2024, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-1148 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2024 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1141 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2024 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1142 d.B.)

Jahresbericht 2023 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1143 d.B.)

Verfassungsausschuss:

ORF-Jahresbericht 2023 und ORF-Transparenzbericht 2023 gemäß § 7 sowie § 7a ORF-Gesetz, vorgelegt von der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien (III-1145 d.B.)


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Bericht der Personalvertretungsaufsichtsbehörde über ihre Tätigkeit und ihre Wahr­nehmungen im Jahr 2023, vorgelegt vom Bundeskanzler (III-1147 d.B.)

Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:

Zweiter Tätigkeitsbericht der Investitionskontrolle für den Zeitraum 25.07.2021 bis 31.12.2022, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-1136 d.B.)

C. Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Kosovo über soziale Sicherheit

*****

Ankündigung eines Dringlichen Antrages


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Abgeordneten Belakowitsch, Kolle­gin­nen und Kollegen haben vor Eingang in die Tagesordnung das Verlangen gestellt, den zum gleichen Zeitpunkt eingebrachten Selbständigen Antrag 3990/A(E) der Abgeordneten Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der ORF-Zwangssteuer!“ dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird der Dringliche Antrag um 15 Uhr behandelt werden.

Fristsetzungsantrag


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich weiters mit, dass Abgeordneter Kucher beantragt hat, dem Gesundheits­ausschuss zur Berichterstattung über den Entschließungsantrag 3791/A(E) der Abgeordneten Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Es braucht endlich die Patientenmilliarde für eine spürbare Verbesserung der Gesundheits­versorgung – Termingarantie statt Zwei-Klassen-Medizin!“ eine Frist bis zum 14. Mai 2024 zu setzen.


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Der Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhand­lungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 1 und 2 der Tagesordnung zusammenzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Abstimmung über die Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“. Es wurde vereinbart, dass die Redezeiten wie folgt aufgeteilt werden: ÖVP 185, SPÖ 128, FPÖ 105, Grüne 95 sowie NEOS 76 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 38 Minuten. Die Debattenredezeit beträgt 5 Minuten.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer ist dafür? – Einstimmig angenommen.

10.28.261. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3944/A der Abgeord­neten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (2511 d.B.)


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2. Punkt

Bericht und Antrag des Verfassungsausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird (2512 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gehen nunmehr in die Tagesordnung ein und gelangen zu den Punkten 1 und 2, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Ich darf die Frau Bundesministerin herzlich begrüßen. (Abg. Kickl  ein Foto, auf dem Karoline Edtstadler neben Wladimir Putin gehend zu sehen ist, in die Höhe haltend –: Frau Kollegin!)

Auf eine mündliche Berichterstattung wird verzichtet.

Als Erstrednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. – Bitte. Bei Ihnen steht das Wort, Frau Abgeordnete.


10.29.11

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Regierungsparteien schaffen heute gemeinsam mit der SPÖ die gesetzliche Möglichkeit, Leerstandsabgaben auf Wohnungen einzuheben, also quasi eine Bestrafung für Eigentümer von Wohnungen, die aus irgendwelchen Gründen, die eigentlich nur sie etwas angehen, ihre Wohnung einmal leer stehen lassen. Da kann jetzt eine zusätzliche Abgabe eingehoben werden. Wir stimmen dagegen, weil es ein Eingriff in das Grundrecht auf Eigentum ist. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Nun gehört natürlich leistbares Wohnen zu den wichtigsten Grundbedürfnissen, und es wird gerade jungen Menschen zunehmend verwehrt. Das hat viele Gründe, die jedoch mit diesem Gesetz nicht behoben werden.


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Die Gründe sind: Die Baukosten sind in die Höhe geschossen – in dieser Regie­rungszeit –, Kredite sind für die jungen Leute immer schwieriger zu bekommen – das alles ist in dieser Regierungszeit passiert –, der soziale Wohnbau steht gerade Österreichern nur mehr sehr beschränkt offen, weil er durch den auslän­dischen Zuzug belastet ist (Abg. Tomaselli: Na, bitte! – Abg. Kassegger: Das ist halt so!), und auch die Investitionen in den sozialen Wohnbau lassen in den letzten Jahren zu wünschen übrig.

Das vorgesehene Gesetz, das heute beschlossen werden wird, trägt jedoch nichts dazu bei, dass die Wohnungsnot gelindert wird, sondern es ist der komplett falsche Weg, es geht nämlich den Staat rein gar nichts an, was die Menschen mit ihrem Eigentum machen, und dazu gehört auch das Woh­nungseigentum. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie dafür zu bestrafen, wenn sie ihre Wohnung – ich weiß nicht – für die Kinder aufheben oder aus anderen Gründen – weil ihnen das Mietrecht zu kompliziert ist – leer stehen lassen – das geht niemanden etwas an (Zwischenruf der Abg. Tomaselli) –, ist eigentumsfeindlich, es ist ein Eingriff in ein Grundrecht. Das kann man zwar machen – es gibt einen Gesetzesvorbehalt –, aber es ist ein Schritt in die falsche Richtung. Es gäbe andere Möglichkeiten, um die Woh­nungsnot zu lindern. (Beifall bei der FPÖ.)

Übrigens gibt es das Versprechen der ÖVP, dass es keine neuen Steuern gibt. – Natürlich ist das eine neue Steuer: Es ist eine Vermögensteuer, eine Sub­stanz­abgabe. (Beifall bei der FPÖ.)

Bevor man in diese Richtung eines Grundrechtseingriffes geht – wir haben noch nicht einmal eine exakte Datenlage –, braucht man Zahlen: Um welches Ausmaß geht es dabei? Was ist die Definition von einem Leerstand? Was sind die Gründe dafür? Was wird berücksichtigt oder nicht? Die Kompetenz wird vom Bund auf die Länder verschoben, das bedeutet mehr Bürokratie, mehr Zerfledderung. Es ist keine wirksame Methode. (Zwischenruf der Abg. Rössler.) Vielleicht schaut man einmal, warum das so ist, auf die Gründe, warum


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Menschen ihre Wohnungen – vielleicht vorübergehend – leer stehen lassen. Was ist mit dem Mietrecht? Kann man vielleicht etwas dazu beitragen, dass man leichter vermietet? Das alles wird vollkommen ignoriert und man geht immer einfach den leichten Weg: Grundrechtseingriff.

Auch die Bemerkungen und Äußerungen dazu im Verfassungsausschuss waren sehr verräterisch. Die Vertreterin der SPÖ hat davon gesprochen, dass das ein wirksames Instrument sei, Wohnraum leistbar zu machen, es wäre die richtige Stoßrichtung. – Nein, es ist eben genau die falsche, aber klar, die Linke tut sich immer leicht, die geht immer gern den Weg der Grundrechts­eingriffe. (Zwischenruf der Abg. Ribo.)

Wenn man davon redet, internationale Spekulation zu verhindern – ich glaube, das wollen wir alle –, dann muss ich sagen, dass dieses Gesetz nicht dafür geeignet ist, sondern dann muss man den Weg über das Grundverkehrsgesetz gehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Grünen haben unverhohlene Freude über diesen Markteingriff gezeigt: Viel zu viele Wohnungen stehen zur Verfügung. Wo kommen wir denn hin, wenn die Eigentümer mit ihrem Eigentum, für das sie schwer gearbeitet haben und auf das sie gespart haben, machen, was sie wollen? Die Vertreterin der Grünen meinte im Ausschuss: Es ist super, in den Markt einzugreifen. (Abg. Tomaselli: Ja!) Uns ist aber klar (Heiterkeit der Rednerin), was das heißt: Das ist natürlich der grüne Wunschtraum, willkürlich in den Grundrechten der Österreicher herumzu­pfuschen. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Minister Edtstadler sprach im Ausschuss von kompetenzrechtlicher Klar­stellung: Ja, eigentlich macht sie es jetzt komplizierter, es kommt von Bundes- auf Landesebene und dann kommt es zu unterschiedlichen Regelungen; aber gut, wenn man es so haben will. Der VfGH hob die Wiener Leerstandsabgabe auf – ja, vielleicht sollte man einfach überhaupt die Finger von Leerstands­abgaben lassen. Rechtssicherheit wird so nicht geschaffen. (Abg. Kucharowits: Die FPÖ ...! – Zwischenruf des Abg. Schwarz.)


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Ich meine, Sie haben auch erwähnt – das war jetzt ein bisschen verräterisch, finde ich –, dass gerade in Salzburg die Wohnungsnot sehr groß ist – das ist richtig, da muss man auch gegensteuern –, und Sie haben angeführt, dass jetzt so viele Wähler zur KPÖ gerauscht sind. Das ist natürlich bedauerlich, aber dass man da sozusagen hinterherrennt und sich jetzt selber die linken Methoden zu eigen macht und über Grundrechtseingriffe vorgeht, ist die absolut falsche Richtung. Man müsste da anders ansetzen. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie erwähnen auch, dass die Klimaziele erreicht werden müssen. Dazu kann ich nur sagen: Ja, da können wir uns hinsichtlich unserer Freiheiten und unseres Eigentums auf etwas gefasst machen! (Beifall bei der FPÖ.)

10.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Singer. – Bitte.


10.34.47

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf zuerst die Bäuer:innen des Bezirkes Gmünd im Namen der Kollegin Martina Diesner-Wais ganz herzlich im Hohen Haus begrüßen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben im Märzplenum das Wohn- und Baupaket der Bundesregierung bis auf zwei Punkte, nämlich die teilweise Verländerung des Volkswohnungswesens betreffend die Leerstandsabgabe und den Handwerkerbonus, beschlossen. Beide Themen behandeln wir heute und wir werden die Änderungen beschließen.

Warum ist dieses Paket so wichtig? Warum haben wir es teilweise schon umgesetzt und warum werden wir noch weitere Punkte umsetzen? – Weil es zu


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keiner Verknappung von Wohnraum kommen darf. Durch Bau- und Sanie­rungsmaßnahmen werden rund 25 000 zusätzliche Wohnungen geschaffen. Das ist eine wichtige Maßnahme zur Dämpfung der Wohnkosten.

Gefördert wird sowohl die Schaffung von Wohnungen im Eigentumsbereich als auch im Mietbereich. Ich freue mich sehr, dass mit diesem Paket die Schaffung von Wohneigentum erleichtert wird. Und, sehr geehrte Damen und Herren, es geht auch um die Stärkung der Baukonjunktur, um die Sicherung von Arbeits­plätzen in der Baubranche. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kaniak: Sehr überzeugt seids da nicht!)

Konkret ist ein Bündel im Gesamtausmaß von 2,2 Milliarden Euro beschlossen worden. Ich darf noch einige Punkte herausgreifen: Es gibt eine Wohnraum­bauoffensive im Wert von 1 Milliarde Euro Förderungsmittel, die eingesetzt werden. Am Ende des Tages geht es um Investitionen in Höhe von 5 Milliarden Euro, die damit erreicht werden. Es geht darum, dass die Grundbuchs- und Pfandrechtseintragungsgebühr befristet zur Schaffung von Eigentum abgeschafft wurde. Es geht um die Unterstützung bei Krediten bis 200 000 Euro hinsichtlich der Verzinsung; diese Möglichkeit wird über die Länder abgewickelt. Es geht um den neuen Handwerkerbonus, mit dem Umbaumaßnahmen mit maximal 2 000 Euro gefördert werden, und es geht um die Aufstockung der Mittel für den Wohnschirm und für den Reparaturbonus.

Sehr geehrte Damen und Herren, wie bereits angesprochen hat die Bundes­regierung im Zuge der Vorstellung dieses Wohnpaketes auch angekündigt, durch eine Kompetenzänderung im Volkswohnungswesen hin zu den Ländern ebendiesen mehr Handlungsspielraum bei der Einhebung der Leerstandsabgabe zu geben. Wir wissen, dass die Bundesländer Vorarlberg, Tirol, Salzburg und die Steiermark schon entsprechende Regelungen eingeführt haben, die verstärkt auch durch die Landeshauptleutekonferenz eingefordert wurden.

Noch eine Klarstellung, weil ich schon mehrfach gefragt wurde: Mit der Kom­pe­tenzverschiebung wird nicht an den verfassungsrechtlichen


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Rahmenbedingungen gerüttelt und es darf auch künftig nicht in das Grundrecht auf Eigentum eingegriffen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, warum macht diese Kompetenzverschiebung Sinn? – Weil unterschiedliche Regionen unterschiedliche Bedürfnisse haben, weil es unterschiedliche Gründe für einen Leerstand gibt, weil die Feststellung eines tatsächlichen Leerstandes auch eine große bürokratische Herausforderung ist und weil vor allem die Beseitigung von bestehenden kompetenzrechtlichen Unklarheiten wichtig ist. Noch einmal: Der Bund führt keine Leerstandsabgabe ein, sondern er verschiebt die Kompetenz zu den Ländern.

Zusammenfassend darf ich festhalten: Alle Maßnahmen des Wohn- und Baupaketes kurbeln zum einen die Wirtschaft an und schaffen andererseits leistbares Wohnen sowohl im Eigentum als auch in der Miete.

Ich bedanke mich sehr herzlich beim Koalitionspartner (Abg. Leichtfried: Und bei uns nicht?), dass dieses große Paket gelungen ist. Für mich ist es wichtig, und darum darf ich es auch zur Sprache bringen: Das sind die ersten Schritte zur Erfüllung des Österreichplans unseres Bundeskanzlers Karl Nehammer. – Herz­lichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

10.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Scherak. – Bitte.


10.40.01

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Ja, die schwarz-grüne Koalition treibt skurrile Blüten: Jetzt bedankt sich die ÖVP bei den Grünen dafür, dass sie eine Leerstandsabgabe einführen können. (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger.) Die ÖVP war einmal eine Wirtschaftspartei – das ist offensichtlich endgültig vorbei. (Abg. Ottenschläger: Aber in Wien tut ihr es schon mit der SPÖ! – Abg. Michael Hammer: Ihr seid überhaupt eine linke Partei!)


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Sie machen es einem in diesem Zusammenhang ja einfach: Man kann Gesetze auf viele unterschiedliche Arten und Weisen kritisieren, in diesem Fall ist es so, dass man auf jede Art und Weise kritisieren kann, was hier gemacht wurde.

Ich fange beim Prozess an: Wir haben hier im parlamentarischen Prozess an und für sich Regelungen, die so ausschauen, dass es Ministerialentwürfe aus Ministerien gibt, die in Begutachtung geschickt werden. Diese Begutachtung soll sechs Wochen lang dauern, gerne auch länger. Dann gibt es normalerweise eine Regierungsvorlage aus dem Haus der zuständigen Ministerin. Über diese diskutieren wir dann in den Ausschüssen und schlussendlich hier im Plenum.

Da Sie sich wieder einmal an die Regelungen, die wir uns eigentlich selbst gegeben haben, nicht halten wollen, haben Sie mittels eines Initiativantrages versucht – was ja grundsätzlich zulässig ist, aber nichtsdestotrotz –, möglichst schnell hier etwas durchzupeitschen. Erst auf die Kritik der Opposition, dass man das trotzdem in Begutachtung schicken sollte, haben Sie reagiert und gesagt: Ja, das können wir machen, lassen wir es zehn Tage in Begutachtung gehen! – Das ist vom seriösen parlamentarischen Prozess ganz weit weg. Die Grünen waren einmal eine sehr selbstbewusste Parlamentspartei, auch das haben sie aufgegeben.

Es gab am Schluss dann doch eine vierwöchige Begutachtung, immerhin, aber Sie haben weitestgehend ignoriert, was in den Stellungnahmen zurückge­kommen ist. Sie haben eine missverständliche Formulierung geändert, immerhin, aber im Ergebnis – und da komme ich zu den vielen Ebenen, wo man kritisieren kann – machen Sie es nur schlimmer. Sie verschlimmern das Kompe­tenzwirrwarr, das es eh schon in Österreich gibt. Momentan, bis jetzt, ist es so, dass im Artikel 11 unserer Bundesverfassung steht, dass das Volkswoh­nungs­wesen in der Gesetzgebung Bundessache ist und in der Vollziehung Landes­sache. Jetzt können wir darüber diskutieren, ob das sinnvoll ist oder nicht, aber es ist nun einmal so. Es ist aber nicht das ganze Volkswohnungswesen in der Gesetzgebung Bundessache, nein, dort, wo es um die Förderung des Wohnbaus


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und der Wohnhaussanierung geht, ist es in der Gesetzgebung schon Länder­kompetenz. Und zusätzlich, anstatt dass Sie das sinnvoll entflechten, ist jetzt auch die Einhebung von Leerstandsabgaben Länderkompetenz.

Es ist besonders skurril, wenn hier auch immer wieder formuliert wird, man versuche, den Ländern die Möglichkeit zu geben, Leerstandsabgaben einzuheben. Das dürfen sie schon, hat Kollege Singer ausgeführt, die Länder heben schon Leerstandsabgaben ein.

Herr Kollege Singer, das, was Sie hier als Erweiterung des Handlungsspielraumes bezeichnet haben, ist natürlich ein massiver Eingriff in unsere Bundesverfassung. Das, was Sie hier machen, Herr Kollege Singer, ist, dass Sie den Ländern die Möglichkeit geben, ohne Deckelung nach oben Leerstandsabgaben einzuführen. (Abg. Gerstl: Nein, nein, nein!)

Der Verfassungsgerichtshof hat festgelegt, dass sie das aufgrund der jetzigen Kompetenz nur bis zu einer gewissen Höhe tun können – die Wirtschafts­partei ÖVP erlaubt den Bundesländern, Leerstandsabgaben ohne Deckelung einzuheben. (Abg. Gerstl: Das stimmt nicht!) Und das Ganze bei einer Steuer- und Abgabenquote von über 43 Prozent. In einer Zeit, in der wir eine Rekord­steuer- und -abgabenquote haben, kommt die ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP auf die Idee, dass man noch mehr Steuern und Abgaben einheben sollte. Ich sage Ihnen: Sie sollten einmal ganz tief in sich gehen und überlegen, was denn eigentlich Ihre politische Leitlinie ist. (Beifall bei den NEOS.)

Zusätzlich gibt es juristische Probleme. Es gibt keine Legaldefinition – Frau Kollegin Fürst hat es schon angesprochen –: Was ist ein Leerstand? Was ist, wenn jemand eine Wohnung anbietet, sie vermieten will und sie niemand mietet? Wird er dann gezwungen, sie um weniger Geld zu vermieten, auch am freien Mietmarkt? Was ist denn die Mindernutzung, die drinnen steht? Was ist eine Mindernutzung einer Wohnung? Wird festgelegt, dass eine gewisse Quadratmetergröße nach Vorstellung von ÖVP und Grünen richtig ist, um darin leben zu können? Oder ist es so, wenn jemand in einer zu großen Wohnung


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lebt, dass er dann vermieten muss? Und was ist denn, wenn jemand einen Zweitwohnsitz hat und nur eine gewisse Zeit im Jahr dort verbringt? Muss er dann dort die Wohnung vermieten? Wie wird denn das in Zukunft sein? Es gibt keine Legaldefinition, Sie machen es viel komplizierter.

Es ist – ich habe es schon gesagt – sehr skurril, wenn eine ehemalige Wirt­schaftspartei wie die ÖVP auf die Idee kommt, dass man in Leerstandsabgaben die Lösung für Wohnungsnot findet. Sie wissen, es gibt viele Möglichkeiten, dagegen etwas zu machen: Man müsste das Vermieten unkomplizierter machen, man müsste es lohnenswerter machen, man müsste sich überlegen, wieso es denn überhaupt Wohnungsleerstand gibt, und wahrscheinlich wäre eine Reform des Mietrechts sinnvoll.

Sie haben nicht angesprochen, was für eine Bürokratielawine das auslöst, Sie haben die datenschutzrechtlichen Probleme nicht angesprochen. Ich könnte in dieser Frage hier stundenlang weitermachen, aber ich belasse es beim weiteren Kopfschütteln, dass eine ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP auf die Idee kommt, neue Steuern und Abgaben einzuführen. (Beifall bei den NEOS.)

10.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Herr. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.45.07

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Wir diskutieren heute eine Leer­standsabgabe mit dem Ziel, leer stehenden Wohnraum wieder mit Leben zu befüllen, denn im besten Fall ist Wohnraum zum Wohnen da und nicht, um zu spekulieren. Wir wissen, dass das tatsächlich passiert, wenn wir uns anschauen, was sich am privaten Wohnungsmarkt in den Städten, in den Ballungsräumen abspielt.

Für die SPÖ sind da zwei Dinge klar, die, wie ich soeben gelernt habe, nicht für alle in diesem Hohen Haus klar sind. Erstens: Wohnraum ist zum Wohnen da


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und nicht zum Spekulieren. (Beifall bei der SPÖ.) Aber noch viel wichtiger ist zweitens: Wohnen muss leistbar sein. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist offenbar auch ein Punkt, über den wir uns hier im Hohen Haus nicht einig sind. Sie vergessen das nämlich gerne, liebe Regierungsparteien: Die Mieten sind in den letzten zwei Jahren um bis zu 25 Prozent gestiegen, ein Viertel höher.

Und was tun wir hier ganz konkret heute im Parlament, um die Mieten zu senken? – Nichts! Nichts. Was tun wir für alle, die mittlerweile einen Großteil ihres Lohnes, ihres Einkommens für Wohnen ausgeben müssen? – Nichts! Das ist heute erneut eine Nationalratssitzung, in der wir durch Ihr Bau- und Wohnpaket keine einzige Miete billiger machen, um keinen einzigen Cent, und in der wieder nicht in die Preise eingegriffen wird – seit Monaten dasselbe Spiel.

Ich kann Ihnen sagen: Sie vergessen, dass diese hohen Mieten mittlerweile zum Inflationstreiber Nummer eins geworden sind. Es sind auch die hohen Mieten, die für uns alle das Leben tagtäglich teurer machen. Und weil Sie dieses Thema nach wie vor ignorieren wollen, setzen wir es heute ganz bewusst wieder auf die Tagesordnung. Wir werden nicht müde, das zu trommeln und unsere Lösungs­vorschläge einzubringen. Es braucht einen echten Mietpreisdeckel (Beifall bei der SPÖ), ein Einfrieren der Mieten bis mindestens 2026, danach einen maximalen Anstieg um 2 Prozent. (Abg. Kaniak: Habt ihr das in Wien schon beschlossen?)

Ich sage Ihnen auch: Dort, wo Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen regieren, ist leistbares Wohnen anscheinend möglich. (Abg. Schrangl: In Wien?) In Wien gibt es 2024 und 2025 keine Mieterhöhung im Gemeindebau; im Burgen­land wurden die Mieten im Genossenschaftsbau für zwei Jahre eingefroren; in Kärnten wird bei den gemeinnützigen Wohnungen der Anstieg der Mieten in der Regel auf 1 Prozent, maximal auf 2 Prozent begrenzt; in Traiskirchen gab es keine Mieterhöhungen im Gemeindebau für Menschen mit wenig Einkommen. Wo die SPÖ regiert, ist anscheinend leistbares Wohnen ein Thema – hier in diesem Hohen Haus nicht! (Beifall bei der SPÖ.)


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Das Wohnen ist aber nicht nur für Mieter und Mieterinnen ein immer größeres Problem, das Sie ignorieren, sondern auch für viele Häuslbauer und Häusl­bauerinnen mit variablen Krediten, bei denen jeden Monat, wenn die Kreditrate zu zahlen ist, das Bauchweh kommt und die Sorge: Wird sich das diesen Monat ausgehen?

Deshalb der zweite Punkt, den wir einbringen: ein Zinspreisdeckel in der Höhe von maximal 3 Prozent auf alle bestehenden Immobilienkredite bis zu einer Kreditsumme von einer halben Million Euro. (Beifall bei der SPÖ.) Wir haben uns das durchgerechnet, das kostet uns circa 900 Millionen bis 1 Milliarde Euro.

Und wir haben auch einen dritten Punkt: eine gerechte Gegenfinanzierung. Es sind nämlich die Banken, die sich an diesen erhöhten Zinsen, die jetzt beispielsweise junge Familien treffen, die sich das erste Eigenheim finanzieren wollten, bereichern. Vor Kurzem wurde noch gesagt: Nimm dir einen variablen Kredit, dann kannst du dir dein Eigenheim schaffen! – Genau für diese jungen Familien wurde das jetzt zur Falle. Auf Kosten von uns allen machen die Banken Rekordgewinne: 10,2 Milliarden Euro im Jahr 2022, und dieses absolute Rekordjahr wurde 2023 noch einmal übertroffen: 14,1 Milliarden Euro Gewinn im letzten Jahr, und das ist absurd.

Ich habe es auch mitgebracht (eine Tafel mit der Überschrift „Österreichische Banken: Nach Rekordjahr 2022 folgt Rekordjahr 2023“ und einem Säulendiagramm auf das Redner:innenpult stellend): Hier sehen Sie, wie diese Gewinne tatsächlich gestiegen sind. Wenn Sie sich anschauen, was vor circa zehn Jahren der Gewinn der Banken war, dann sehen Sie, dass sich dieser jetzt de facto ver­drei­facht hat – auf Kosten von uns allen. Mit einer Abschöpfung dieser Rekord­gewinne, dieser Übergewinne könnten wir unseren Zinspreisdeckel locker finanzieren, locker! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich komme zum Abschluss: Ein echter Mietpreisdeckel, ein Zinspreisdeckel mit maximal 3 Prozent und eine Finanzierung durch die Übergewinne der Banken, all das kostet die österreichischen Steuerzahler und Steuerzahlerinnen 0 Euro. Die


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einzige Frage, die noch offen ist: Auf welcher Seite stehen Sie: Stehen Sie auf der Seite der Banken mit ihren Übergewinnen und wollen Sie die schützen? Das ist auch eine Frage an Herrn Kickl beispielsweise, der ja immer so tut, als würde er sich irgendwie für die Menschen einsetzen, die es dringend brauchen. Oder stehen Sie aufseiten der drei Millionen Menschen in Österreich, die derzeit zur Miete wohnen oder sich den variablen Kredit nicht mehr leisten können? – Sie müssen das für sich entscheiden.

Wir als SPÖ wissen, auf welcher Seite wir stehen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schrangl. – Bitte.


10.50.20

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren im Haus und zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Liebe Abgeordnete! Eigentlich müsste ich ja mit einer tatsächlichen Berichtigung beginnen, aber ich mache es im Rahmen meiner Rede.

(In Richtung Abg. Herr) Frau Kollegin, da Sie so toll über die Gemeinde Wien reden: Die Gemeinde Wien hat jede Preiserhöhung in den letzten Jahren mitgemacht. Natürlich, in den nächsten Jahren kann sie sie dann vielleicht einmal ausfallen lassen, da sie eh die letzten Jahre die Gewinne mitgenommen hat.

Auch wir Freiheitliche haben unsere sozialpolitische Verantwortung wahr­genommen und haben zum Beispiel in der freiheitlich regierten Stadt Wels die Erhöhungen in den Jahren, in denen die Menschen noch keine Lohnerhöhungen bekommen haben, nicht zur Gänze weitergegeben. Das ist freiheitliche Sozial-


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politik, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischen­ruf der Abg. Holzleitner. – Abg. Herr: Was ist in Oberösterreich? Was ist in Nieder­österreich? Was ist in Salzburg? Nichts!)

Wir sprechen aber heute von der Leerstandsabgabe. Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine Leerstandsabgabe wird regelmäßig aus der wohnungs­poli­tischen Mottenkiste geholt, und zwar meist dann, wenn es die Regierung nicht schafft, die von ihr geschaffenen Probleme des Wohnungsmarktes zu lösen. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, zum Beispiel auch die Inflation zu lösen!)

Und natürlich, meine sehr verehrten Damen und Herren, führt auch die ÖVP das zweite Mal schon nach Erhöhung der Grunderwerbsteuer im Familienverband eine Vermögensteuer ein, denn nichts anderes ist das! (Abg. Meinl-Reisinger: Jetzt sollen es wieder die Leute zahlen!) Diese Leerstandsabgabe ist eine Vermögen­steuer, lassen Sie sich das gesagt sein – Kollege Scherak hat es ja schon ein paar Mal gesagt: Und das von der ehemaligen Wirtschaftspartei ÖVP! (Beifall bei der FPÖ.)

Eines vorab: Wir Freiheitliche bekennen uns zu leistbarem Wohnen, wir bekennen uns zu einer Stärkung der Wohnungsgemeinnützigkeit und wir bekennen uns auch zu sozialverträglichen Mieten außerhalb dieser Gemeinnützigkeit. Wir haben bereits ein fundiertes Sofortmaßnahmenpaket für leistbares Wohnen auf den Tisch gelegt, das die berechtigten Interessen von Mietern – SPÖ – und Vermietern berücksichtigt. Daher: Wenn Sie die Interessen von allen berücksich­tigen wollen, von allen Österreicherinnen und Österreichern, müssen Sie die FPÖ wählen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Diese Leerstandsabgabe aber ist etwas anderes, sie ist ein Zeichen der Hilflosig­keit, des mangelnden Sachverstands und auch der Inkompetenz, kurz: Sie ist blanker wohnungspolitischer Unsinn. Für wahltaktischen Unsinn und schnelle Schlagzeilen ist jedoch besonders Wohnen ein viel zu wichtiges Thema.


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Dazu ist diese Leerstandsabgabe auch ein bürokratisches Ungetüm. (Abg. Kucharowits: Bitte, ihr schützt einfach nur die großen Grundbesitzer! – Weiterer Zwischenruf bei der SPÖ.) Es wird in der Realität kaum möglich sein, einen gezielten Leerstand von einem sanierungsbedingten oder nachfragebedingten Leerstand zu unterscheiden. Damit wird diese Leerstandsabgabe zwar kein Problem lösen, aber viele, viele neue schaffen, in Form von Rechtsunsicherheit, in Form von Mehraufwand der Bürokratie, wie ja die ÖVP selber zugegeben hat. Noch ein Problem wird diese Leerstandsabgabe leider nicht lösen, meine liebe SPÖ: Das der viel zu hohen Wohnkosten in unserem Land.

Viel wichtiger wäre es deshalb, das Baupaket tatsächlich auf den Boden zu bringen. Da scheitert allerdings die Bundesregierung wieder einmal. Man war sich nämlich zu gut, die Länder als Fördergeber in diesen Prozess mitein­zu­binden. Ich bin der Meinung und wage es zu prophezeien – es tut mir eigentlich leid; ich hoffe für die vielen Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die da draußen warten, dass ich Unrecht habe –, dass wohl kein einziger Euro aus Ihrem Wohnpaket bis zur nächsten Nationalratswahl in den Neubau fließen wird.

Ich darf in diesem Zusammenhang auf die mehr als berechtigte Kritik des frei­heitlichen oberösterreichischen Landeshauptmannstellvertreters und Wohn­baulandesrates Dr. Manfred Haimbuchner verweisen. (Abg. Michael Hammer: Der das blockiert!) Diese Mittel können nämlich erst dann abgeholt werden, wenn das jeweilige Bundesland eine überdurchschnittliche Bauleistung vorweisen kann. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, führt zu einem Zuwarten, denn jeder möchte in den Genuss der angekündigten Vorteile kommen. Das ist subjektiv völlig berechtigt, setzt aber völlig falsche Anreize und heizt damit die Baukrise weiter an. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Wenn ich daran denke, dass diese schwarz-grüne Bundesregierung gleichzeitig Wohnungsgenossenschaften mit ihrem Mietrechtlichen Inflationslinderungs­gesetz um ihre Sanierungsgelder bringt, muss ich sagen: Diese Leerstandsabgabe ist nur ein weiterer Mosaikstein Ihres Versagens. Diese Verluste werden nämlich


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in Ihrem Wohnpaket lediglich für zwei Jahre ausgeglichen, was aber viel zu wenig ist. Das wissen Sie, das weiß auch Ihr Bundeskanzler Karl Nehammer, aber es interessiert Sie einfach nicht. Das interessiert auch die Grünen nicht. Beide wissen, dass sie bei der nächsten Wahl eh abgewählt werden.

Was diese Bundesregierung anscheinend aber sehr interessiert, sind die Interessen der Spekulanten, denn warum sonst hätten Sie und allen voran der neoliberale Wirtschaftsminister Martin Kocher Anlegerwohnungen in der Wohnungsgemeinnützigkeit implementiert? Warum wollen Sie, dass leistbare Sozialwohnungen in frei vermietbare teure Anlegerwohnungen transfor­miert werden können? Warum wollen Sie den Österreicherinnen und Österreichern ihre leistbaren Wohnungen wegnehmen? Warum machen Sie Wohnpolitik für die Superreichen? Warum haben Sie sogar die Proteste der Sozialpartner und der WKO gegen diese Maßnahme vergessen?

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Wähler werden es Ihnen nicht vergessen, denn sie werden jeden Monat durch viel zu hohe Mieten daran erinnert. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Matznetter: Da applaudiert nicht einmal mehr die FPÖ! – Abg. Leichtfried: Da hat es auch nichts zu applaudieren gegeben! – Abg. Michael Hammer: Die haben es ja nach dem ersten Tagesordnungs­punkt aufgegeben!)

10.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Tomaselli. – Bitte.


10.56.17

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, vor allem hier im Parla­ment – danke für Ihren Besuch! – und auch zu Hause vor den Bildschirmen! Sie kennen vielleicht die Skiorte in Österreich, die vor allem im Sommer komplett


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leergeputzt sind – menschenleer. Wenn man sich dorthin verirrt, fällt einem viel­leicht noch „Spiel mir das Lied vom Tod“ ein; man könnte dort einen Western drehen. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Oder die verödete Innenstadt, in der denkmalgeschützte Gebäude einfach dem Verfall preisgegeben werden; oder denken Sie, wenn ich Leerstand sage, an das neu gebaute Gebäude in Ihrem Ort, an dem Sie jeden Abend vorbeigehen, wenn Sie spazieren gehen, und in keiner einzigen dieser Wohnungen brennt ein Licht. – Das alles ist Leerstand. Das alles ist schädlicher Leerstand.

Ich habe es jetzt gehört, es gibt mehrere Kollegen, die wieder wahnsinnig viel Verständnis für Leerstandseigentümer aufbringen – da muss man schauen und da muss man schauen! –, aber: Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren, der Grund, wieso eine Wohnung leer steht – aufgrund von Spekulation, aufgrund von Vergnügen oder reiner Bequemlichkeit –, spielt keine Rolle. Wohnungen sind zum Wohnen da und diese Wohnungen müssen von Wohnungs­suchenden bewohnt werden. Wir, meine sehr geehrten Damen und Herren, wollen diesem Leerstand an den Kragen. (Beifall bei den Grünen.)

Besonders ärgerlich finde ich, wenn der Leerstand dort auftritt, wo sich gewöhn­liche Wohnungssuchende mit Spekulanten um die ohnehin kaum leistbare Ware Wohnung streiten müssen. Zu all jenen, die sagen, Kollege Scherak, man muss halt da für die Vermieter einen Anreiz schaffen, man muss dort einen Anreiz schaffen: Es ist bitte einfach zur Kenntnis zu nehmen, dass die besondere Perversion beim Leerstand ja jene ist, dass es besonders dort, wo es hohe Mieten und hohe Immobilienpreise gibt, einen besonders hohen Anreiz für Leerstand gibt. Wieso? – Weil es eben Menschen gibt, die auf Ihre Umwelt pfeifen und Wohnungen, die dringend notwendig sind, leer stehen lassen. (Abg. Schrangl: Das stimmt doch nicht in Wien!)

Dann kommt noch die soziale Heimatpartei FPÖ (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist ein Blödsinn!), also die angebliche Partei des kleinen Mannes. (Abg. Schrangl: Das stimmt einfach nicht!) Was wir da heute alles gehört haben! Sie sagen – Zitat –:


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Eine Leerstandsabgabe „ist eigentumsfeindlich“, weil Eigentümer eh machen sollen, was sie wollen, der Staat hat sich da nicht einzumischen. – Ist das eine gute Zusammenfassung? Dazu muss ich einfach sagen, die FPÖ ist wieder verlässlich unsozial unterwegs, obwohl auch jetzt gerade Zehntausende Woh­nungssuchende da sind.

Und zum Mitschreiben – das muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen –: Die FPÖ, die normalerweise immer Law and Order schreit, bei jedem Ding, sagt: Nein, ein Eigentümer kann tun, was er will, auch wenn das auf Kosten der Allgemeinheit geht! Meine sehr geehrten Damen und Herren, die FPÖ ist nichts anderes als der Schirmherr der Spekulanten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kainz.)

Ich werde nie verstehen, dass man Wohnungssuchenden dermaßen die kalte Schulter zeigt. Man muss ja nur ganz einfach knallhart die Kosten berechnen. Ich bin mir sicher, dass sehr viele von den Kolleg:innen hier in der Mitte, die sich gegen die Leerstandsabgabe aussprechen, auch in Gemeinderäten sitzen und wissen, dass die Gemeinden wahnsinnig viel Geld für Kanal, Wasser, Müll, Winterdienst, Straßendienst, Straßenerhaltung und all das, was halt dazugehört, zahlen. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Fakt ist jedoch, dass sich Leerstandseigentümer aus dieser Verantwortung stehlen und nichts dazu beitragen, während alle anderen genau diese Rechnun­gen bezahlen. Meiner Meinung nach kann diese Wurschtigkeit gegenüber der Allgemeinheit nicht länger unsanktioniert hingenommen werden. (Beifall bei den Grünen.)

Abschließend, liebe Sozialdemokratie, darf etwas natürlich nicht unerwähnt bleiben, wenn wir über Leerstandsabgaben reden: In letzter Zeit veröffentlichen Sie auf Ihren Social-Media-Kanälen gerne eine Grafik, in der die drei roten Bundesländer – also Wien, Burgenland und Kärnten – entsprechend eingefärbt sind, und darunter steht dann, was es dort nicht alles gibt. Kollegin Herr hat vorhin auch gesagt, das sind ja die Paradebeispiele für das leistbare Wohnen!


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Aber Ihnen ist hoffentlich doch aufgefallen, was es genau in diesen drei Bundesländern im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern nicht gibt, nämlich eine Leerstandsabgabe. (Beifall bei den Grünen.)

Bisher hieß es vor allem auch in Wien immer wieder: Wir täten eh, aber der Bund lässt uns nicht! – Diese Ausreden haben mit dem heutigen Beschluss ein Ende. Allein in Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren, stehen 80 000 Wohnungen leer! Das entspricht der ganzen Stadt Salzburg. Es liegt in Ihrer Verantwortung, endlich ins Tun zu kommen. Das ist der Auftrag an Sie, liefern Sie in Wien! (Beifall und Bravorufe bei den Grünen. – Abg. Matznetter: Das ist billigste Polemik auf tiefem Niveau! – Zwischenrufe bei den Grünen.)

11.01


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.


11.02.02

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zusehe­rinnen und Zuseher! Österreich kann eigentlich, was das leistbare Wohnen und den sozialen Wohnbau betrifft, auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und Grünen. – Ruf bei den NEOS: Ruhe!)

In den ersten Nachkriegsjahrzehnten haben wir mit den machtvollen Instru­menten der Wohnbauförderung und des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes die nachkriegsbedingte Wohnungsnot sehr schnell behoben. Grundsätzlich war damals die Frage des leistbaren Wohnens kein großes Thema, jetzt hingegen dominiert diese ständig die Schlagzeilen.

Dann kam die Zeit der niedrigen Zinsen, und dann kam die Zeit des Übermutes. Man hat gemeint: Diese machtvollen und effizienten Instrumente, Wohnbau­förderung und Wohnungsgemeinnützigkeit, brauchen wir nicht mehr. Um diese


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Instrumente wurden wir allerdings in ganz Europa beneidet. Was aber hat man gemacht? – Todsünde Nummer eins: Man hat die Wohnbauförderung verländert. Darauf folgte dann auch gleich die Todsünde Nummer zwei: Man hat die Zweckbindung der Wohnbauförderung aufgehoben. Daraufhin ist – no na!- gekommen, was kommen musste: Jetzt haben wir das Problem, dass zu wenige Sozialwohnungen gebaut werden beziehungsweise vorhanden sind. Das ist ein Politversagen und nicht ein Versagen der privaten Wohnungseigentümer!

Wenn ich dir, Kollegin Tomaselli, zuhöre, dann muss ich wirklich sagen: Grün seid ihr nicht mehr! Das ist schon KPÖ, das ist Kommunismus pur. Ich würde mich gerne mit euch über den Begriff Privateigentum unterhalten. Privat­eigentum bringt selbstverständlich soziale Verantwortung mit sich, diese soziale Verantwortung liegt aber in den Händen der Eigentümer. Wenn man Letzteren diese Verantwortung nämlich aufzwingen würde, dann wäre das kein Privat­eigentum mehr, sondern Zwangsbewirtschaftung und Allgemeineigentum. (Beifall bei den NEOS.)

Daher müssen wir uns darüber im Klaren sein: Das, was wir jetzt den Ländern in die Hand geben, wird zu neuen Definitionen von Leerstand beziehungsweise Mindernutzung und zu neuen unterschiedlichen Regelungen führen, die nicht funktionieren.

Kollege Singer hat gesagt, dass das den regionalen Unterschieden geschuldet ist. Dann müsst ihr eben konsequent sein und auch das Mietrechtsgesetz aus der Bundeskompetenz nehmen und den Ländern geben. Auch darin sind nämlich Bestimmungen enthalten, die sehr an Wien orientiert sind. In den westlichen Bundesländern können wir mit der Richtwertregelung relativ wenig anfangen, während sie in Wien ihren Sinn haben wird. Also: wenn schon, denn schon!

Klar muss sein: Es gibt keine allgemeine Vermietungspflicht. Diese gibt es nicht. Und allein daran wird die Leerstandsabgabe der Länder scheitern. Sie wird vor dem Verfassungsgerichthof keinen Bestand haben.


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Es ist aber wichtig, dass wir wieder leistbaren Wohnraum schaffen, da bin ich durchaus d’accord. Es ist ja bemerkenswert, dass alle Beispiele, die Kollegin Herr aufgezeigt hat, Bundesländer beziehungsweise eine Gemeinde betreffen, wo es überhaupt keine Leerstandsabgabe und trotzdem offenbar leistbare Mieten gibt. Das zeigt ja, dass es geht, wenn man beziehungsweise wenn die öffentliche Hand will. Und ein Schritt dorthin ist, dass wir die Zweckbindung der Wohnbau­förderung wieder einführen.

Ich stelle daher folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erneute Zweckbindung der Wohnbauförderung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, Verhandlungen mit den Bundesländern aufzunehmen, um bis zum 1. September 2024 eine punktuelle Ergänzung des Finanzausgleichsgesetzes zu vereinbaren, die eine Zweckbindung der Wohnbauförderungsbeiträge vorsieht.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

11.05

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Erneute Zweckbindung der Wohnbauförderung


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eingebracht im Zuge der Debatte in der 259. Sitzung des Nationalrats über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird (2512 d.B.) – TOP 2

Das kürzlich verabschiedete Wohnbaupaket wäre in seinem gegenwärtigen Umfang nicht erforderlich gewesen, wenn die Bundesländer die ihnen zugewiesenen finan­ziellen Mittel aus den Wohnbauförderungsbeiträgen konsequent für den Wohnbau eingesetzt hätten. Die Aufhebung der Zweckbindung hat zu einer Situation geführt, in der die Verwendung dieser Mittel nicht mehr transparent und nachvollziehbar ist. Ohne eine klare Zuweisung fließen Fördergelder in Bereiche, die außerhalb des Wohn­bausektors liegen, was zu einem ineffizienten Einsatz öffentlicher Ressourcen führt. So wurden 2022 lediglich 37% der Wohnbauförderungsmittel (Beiträge und Rückflüsse) auch tatsächlich für den Wohnbau aufgewendet - der Rest polsterte die allgemeinen Länderbudgets auf.

Die Aufweichung und schließlich Abschaffung der Zweckbindung erfolgte zu einer Zeit, als mehr zweckgebundenes Geld zur Verfügung stand als gebraucht wurde. Statt Rücklagen zu bilden oder die einzuhebenden Beiträge zu senken, wurde die Wohn­bauförderung fortan verwendet, um diverse Löcher in den Länderbudgets zu stopfen. Die Folgen sind in der jetzigen Kopfwehphase nach dem Bauboom ersichtlich - die Länder sind daran gewöhnt, die Wohnbauförderungsbeiträge anderwärtig zu gebrauchen und halten beim Bund die Hand auf, um die Bauwirtschaft anzukurbeln und leistbaren Wohnraum schaffen zu können.


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Eine zweckgebundene Wohnbauförderung hätte sichergestellt, dass die Mittel ihrem eigentlichen Ziel, der Schaffung und Erhaltung von leistbarem Wohnraum, zugeführt werden. An der Vergangenheit können wir nichts ändern, an der Zukunft sehr wohl. Darum ist es an der Zeit, die Zweckbindung der Wohnbau­förderung wieder einzuführen:

Der Finanzminister wird daher aufgefordert, Verhandlungen mit den Landeshaupt­leuten zu führen, um die Zweckwidmung der Wohnbauförderungsbeiträge wieder einzuführen. Ziel ist eine Einigung bis zum 1. September 2024. Angesichts der Beteuerungen der Wichtigkeit des Wohnbaus durch alle Parteien erscheint es nur konsequent, sich eine solch selbstverständliche Änderung des Finanzausgleichs­gesetzes für mehr Wohnbaumittel nicht teuer abkaufen lassen zu müssen. Dies würde eine zeitnahe Umsetzung letztlich unmöglich machen. Vertreter der Bundes- wie Landespolitik können ihre Glaubwürdigkeit in Sachen Wohnpolitik unter Beweis stellen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, Verhandlungen mit den Bundesländern aufzunehmen, um bis zum 1. September 2024 eine punktuelle Ergänzung des Finanzausgleichsgesetzes zu vereinbaren, die eine Zweckbindung der Wohnbauförderungsbeiträge vorsieht.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nun hat sich Frau Bundesministerin Karoline Edtstadler zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.



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11.06.08

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Wie Sie sehen, kann man unterschiedlicher Meinung sein – in einer Demokratie ist es sogar erwünscht, heftig zu diskutieren und die Dinge von vielen Seiten zu betrachten –, letztlich ist es aber notwendig und auch Ziel, Probleme zu erkennen, nach Lösungen zu suchen und Möglichkeiten für diese Lösungen aufzuzeigen.

Das Thema leistbares Wohnen ist ein großes Thema und – das möchte ich sagen – ein großes Problem für viele in unserer Gesellschaft. Ehrlich gesagt, wundert es mich ein bisschen, dass eine Partei wie die FPÖ, die das Ohr so nahe am Volk haben will und die, wie wir schon gehört haben, für den kleinen Mann steht (Abg. Michael Hammer: Für den kleinen Mann aus Moskau, für den stehen sie!), dieses Problem nicht erkennt, in diesem Zusammenhang die Augen verschließt und mit verfassungsrechtlichen Kompetenztatbeständen argumentiert.

Es ist auch Tatsache – Frau Abgeordnete Fürst hat es angesprochen –, dass eine Partei, von der ich eigentlich gedacht hatte, darüber nur mehr in den Geschichtsbüchern lesen zu müssen, mit einem einzigen Thema, nämlich dem Thema Wohnen, einen irren Zulauf erlebt. Und ja, diese Erfahrung haben wir auch in der Stadt Salzburg gemacht, und daher hat diese Bundesregierung dieses Thema aufgegriffen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir haben bereits das Wohn- und Baupaket auf den Weg gebracht, und dieses ist hier in diesem Hohen Haus – am 20.3. im Nationalrat und am 5.4. im Bundesrat – mit folgenden Zielen beschlossen worden: Kurzfristig geht es darum, die Konjunktur anzukurbeln. Langfristig geht es darum, Investitionen in Immobilien zu fördern sowie die Schaffung von leistbarem Wohnraum zu unterstützen, und selbstver­ständlich geht es auch darum, die Klimaziele zu erreichen.

Jetzt liegt eine weitere Maßnahme auf dem Tisch beziehungsweise auf Ihren Tischen, um darüber abzustimmen. Es geht dabei um eine kompetenzrechtliche


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Klarstellung hinsichtlich der Gesetzgebungskompetenz betreffend Leerstands­abgabe zugunsten der Länder. Es soll dabei die Möglichkeit für die Länder eröffnet werden, das zu machen, ohne in den Kompetenztatbestand Volkswoh­nungswesen einzugreifen. (Abg. Schrangl: Ein Bürokratiemonster!)

Wagen wir nun einen Blick zurück in die Geschichte: Die Stadt Wien hatte eine Leerstandsabgabe beschlossen. Diese Leerstandsabgabe ist im Jahr 1985 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben worden, weil dabei in den Kompetenz­tat­bestand Volkswohnungswesen eingegriffen worden ist. Genau diese Lösung wollen wir jetzt ermöglichen, indem wir den Leerstand herauslösen und in die Kompetenz der Länder legen, ohne dass auf Verfassungsebene in einen Kompetenztatbestand eingegriffen werden muss.

Sehr geehrter Herr Abgeordneter Scherak! Ich schätze Sie und Ihre Ausfüh­rungen. Wir führen sehr oft inhaltlich wichtige Diskussionen, und daher weiß ich auch, dass Sie wissen, dass die Länder, die eine Leerstandsabgabe in die Welt bringen wollen – und das ist abhängig von der Situation in den Bundesländern –, selbstverständlich eine verfassungskonforme Lösung auf den Tisch legen müssen. Die Schranke ist in diesem Zusammenhang das Sachlichkeitsgebot. Das muss argumentierbar sein.

Noch etwas möchte ich hier in aller Klarheit sagen: Selbstverständlich ist eine Leerstandsabgabe ein Eingriff in das Eigentum. Sie muss gerechtfertigt sein, damit sie Bestand hat, und sie kann dank dieser Klarstellung zukünftig von den Ländern auch gemacht werden.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die das erkennen: bei den Regierungs­parteien, selbstverständlich aber auch bei der SPÖ, mit der wir das auch gemein­sam verhandelt haben und heute auf den Weg bringen wollen.

Es ist zukünftig in der Verantwortung der Länder, eine verfassungskonforme Lösung im Falle der Notwendigkeit einer Leerstandsabgabe auf den Tisch zu bringen, und es wird zukünftig Rechtssicherheit geben, wenn Länder das in


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ihrem Verantwortungsbereich machen möchten. Deshalb bedanke ich mich bei allen, die in diesem Bereich auch mitgehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

11.10


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gabriel Obernosterer. – Bitte.


11.10.29

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehschirmen! Bevor ich zum Tagesordnungspunkt komme, darf ich noch recht herzlich den Seniorenbund Reichenthal hier im Hohen Haus begrüßen. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

Den Ausführungen der Frau Bundesministerin zum Inhalt dieser jetzigen Beschlussfassung ist, glaube ich, nichts hinzuzufügen. Ich möchte aber etwas noch einmal ganz klar festhalten: Der Bund führt keine neuen Steuern ein (Abg. Schrangl: Na was soll es sonst sein?), sondern es geht heute bei dieser Beschlussfassung grundsätzlich um eine kompetenzrechtliche Klarstellung, und zwar haben das die Landeshauptleute, alle neun Landeshauptleute, einstim­mig verlangt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Scherak: Wenn die Landeshauptleute es verlangen, müssen wir es machen!) – Es geht um eine Landes­steuer und nicht um eine Bundessteuer.

Wie die Frau Bundesministerin auch schon gesagt hat: Es wird da nicht in das Grundrecht des freien Eigentums eingegriffen. Das jetzt hier zu sagen und so zu tun – gerade vonseiten der Freiheitlichen Partei und der NEOS –, als würde es das noch nicht geben: Fünf Bundesländer haben schon solch eine Abgabe, sie heißt halt überall anders. In Kärnten heißt sie Zweitwohnsitzabgabe, in Oberöster­reich Freizeitwohnungspauschale, in Tirol Freizeitwohnsitzabgabe und dann


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Zweitwohnsitzabgabe und so weiter – es ist überall ein bissl eine andere Formulierung.

Weil gerade von der Freiheitlichen Partei von Eingriff ins Eigentum gesprochen wurde: Wisst ihr, welches das erste Bundesland in Österreich war, in dem solch eine Zweitwohnsitzabgabe beschlossen wurde? – Das war Kärnten, und zwar damals unter einem freiheitlichen Landeshauptmann. Kärnten unter einem freiheitlichen Landeshauptmann war das erste Bundesland, in dem eine Zweitwohnsitzabgabe beschlossen wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen. – Abg. Schrangl: Das war das andere!)

Zu den NEOS sei gesagt, weil sie da dasselbe behaupten: Die Wiener sind sich schon einig – und da gibt es ja, glaube ich, die Koalition zwischen SPÖ und NEOS; der Beschluss wird erst gefasst, aber koalitionär ist es schon fertig und in allen Medien zu lesen. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Bevor wir das heute beschließen, habt ihr in Wien, die NEOS mit der SPÖ, schon beschlossen, dass ihr ab 1.1.2025 auch solch eine Zweitwohnsitzabgabe einführt. (Abg. Scherak: Reden wir am 1.1. ...! – Ruf bei der SPÖ: Ist eh konsequent!)

Bleiben wir also bei den Fakten: Wir wissen, es geht nicht um eine Bundes­abgabe, es geht um eine Landesabgabe. Jedem Land steht es frei, ob es sie beschließt oder nicht beschließt, aber es geht um eine rechtliche Richtigstellung, damit es dann auch hält, nicht wie seinerzeit bei den Wienern, als es der Verfassungsgerichtshof damals gekippt hat. Es ist in der Verantwortung der Länder, ob sie das machen oder nicht. Der Bund führt damit keine neuen Steuern ein, damit das klar ist. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.13


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Jörg Leichtfried zu Wort. – Bitte.



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11.13.55

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Fernseh­zuseher:in­nen! Wohnen ist ein Grundrecht. (Abg. Steinacker: Das ist kein Grundrecht!) In Österreich wohnen fast drei Millionen Menschen in Miete beziehungsweise müssen Kredite zurückzahlen, und Faktum ist, dass diese Mieten in den letzten zwei Jahren um 25 Prozent gestiegen sind. Jede vierte Person in Österreich hat inzwischen Probleme, ihre Miete zu bezahlen. Das ist eine sozialpolitische Katastrophe, geschätzte Damen und Herren, und es ist das Handeln dieser Regierung und es ist auch das Handeln der FPÖ in den jeweiligen Bundes­ländern, das dafür verantwortlich ist, dass die Situation so ist, wie sie jetzt ist. Das ist Ihre historische Verantwortung gegenüber den Mieterinnen und Mietern, und die werden Sie nicht abstreifen können, geschätzte Damen und Herren, um das auch einmal festzuhalten. (Beifall bei der SPÖ.)

Was die Leerstandsabgabe selbst betrifft: Das ist eine langjährige Forderung der Sozialdemokratie, und wir tragen das selbstverständlich mit. Ich möchte auf zwei Aspekte hinweisen, die dafür wesentlich sind. Mit einer Leerstandsabgabe werden mehr Wohnungen auf den Markt kommen, das heißt natürlich mehr Konkurrenz, und das könnte unter Umständen auch dazu führen, dass die Mieten sinken; und es belebt natürlich auch – und das hat noch niemand ange­sprochen – die Ortskerne. Je mehr Menschen wieder in Ortskerne ziehen, desto leichter ist es, Ortskerne auch zu beleben. Es ist also insgesamt eine grundvernünftige Maßnahme.

Ich habe mir aber auch angeschaut, wer da dagegen ist und wie dagegen argu­mentiert wurde, und das ist schon sehr interessant. Dass die NEOS prinzipiell gegen alles sind, was sozial vernünftig ist, ist sowieso klar (Abg. Schellhorn: Aber geh!), da braucht man nicht mehr viele Worte zu verlieren, aber interessant ist, warum eigentlich die FPÖ dagegengestimmt hat. Ich habe Frau Fürst sehr genau zugehört und sie sagt: Na ja, die Länder, das ist ja alles bürokratisch und so weiter! – Frau Fürst, das ist ein Grundbaustein unserer Bundesverfassung, das ist


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der Föderalismus, das ist nicht der ungarische Zentralstaat, den Sie vielleicht wollen. Das ist ein Unterschied zu dem, was Sie sich vorstellen, Frau Fürst.

Das Zweite ist: Sie haben von internationalen Spekulanten gesprochen. – Ich habe mir einmal angeschaut, was da am österreichischen Markt in den letzten zehn Jahren passiert ist. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) 2014, Annexion der Krim: Klingelt da bei Ihnen etwas? – Unglaublich viele Wohnungen, insbesondere in Innsbruck, in Graz und in Wien, sind von sehr, sehr wohlhabenden russischen Personen gekauft worden (Abg. Schrangl: Ja und warum? Weil ihr kein gescheites Grundverkehrsgesetz gemacht habt ...! – Abg. Steinacker: Grundverkehrsgesetze sind ... der Länder!), von wohlhabenden Menschen aus dem Staat, den ausschließ­lich Sie unterstützen. Und jetzt frage ich mich: Ist das vielleicht in Ihrem Freund­schaftsvertrag, gibt es da unter Umständen einen Sideletter (Abg. Schrangl: Red keinen Blödsinn!), in dem es heißt: Wir müssen die Russen vor der Leerstands­abgabe beschützen!? Ist das der Grund, warum Sie da dagegenstimmen, sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ? (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeord­neten von ÖVP und Grünen. – Abg. Schrangl: ... das ist das, was Sie verzapfen! – Abg. Lausch – ein Foto, auf dem Karoline Edtstadler neben Wladimir Putin gehend zu sehen ist, in die Höhe haltend –: Die Frau Edtstadler war auch dort!)

Ich habe noch eine zweite Frage. Da gibt es einen sehr interessanten Artikel im „Falter“ (ein Exemplar der Zeitung „Falter“ mit dem entsprechenden Artikel mit dem Titel „Die Firma“ und einem Foto von Herbert Kickl in die Höhe haltend), den kennen Sie vielleicht schon, der ist vom heutigen „Falter“. (Abg. Deimek: Wer den „Falter“ liest, hat sich ...!) Daran ist sehr interessant, dass Herr Kickl, Ihr Parteivor­sitzender, als Immobilienjongleur geschildert wird. (Zwischenruf des Abg. Lausch.) Hat Herr Kickl vielleicht auch einige leer stehende Wohnungen und wollen Sie vermeiden, dass Herr Kickl diese Abgabe zahlen muss, geschätzte Damen und Herren? (Zwischenrufe der Abgeordneten Kaniak und Lausch.) Das ist meine zweite Frage an Sie, und ich würde mich freuen, wenn Sie diese noch heute beant­worten könnten. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)


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Geschätzte Damen und Herren! Es ist wieder einmal typisch: Wenn es darum geht, richtige Politik zu machen, wenn es darum geht, Politik für die Menschen zu machen, die jeden Tag in der Früh aufstehen und hart für ihr Geld arbeiten müssen, ist wie üblich die FPÖ auf der falschen Seite und die Sozialdemokratie auf der richtigen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Deimek: Wir Wiener wissen, wo der Badeteich ist! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

11.17


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Astrid Rössler. – Bitte.


11.18.06

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen, Kollegen und Besucherinnen, Besucher! Das Thema lautet Leerstandsabgabe, und bisher hat man sehr unterschiedliche und sehr widersprüchliche Argumente gehört. Ich möchte betonen, es wird für die Länder und die Gemeinden eine Möglichkeit geschaffen, und der Wunsch, klarzustellen, dass es diese Möglichkeit einer Leerstandsabgabe gibt, kam ja von den Ländern und den Gemeinden.

Ich möchte das in Zusammenhang mit den Konsequenzen des Leerstands stellen. Was bedeutet denn Leerstand? – Es bedeutet, Zigtausende Wohnungen sind leer, sind nicht genutzt und stehen nicht für das, wofür sie gebaut wurden, zur Verfügung, nämlich Wohnungen für Menschen zu sein. Leistbare Wohnungen in Österreich stehen nicht zur Verfügung.

Zweitens: Leerstand betrifft natürlich auch Gewerbe- und Industrieflächen. Das ist nicht Teil des heutigen Beschlusses, aber auch diesen Leerstand gibt es. Was schätzen Sie, wie viele Flächen für Gewerbe und Industrie in den Gemeinden leer stehen? – Österreichweit 130 Quadratkilometer Leerstand bei Gewerbe- und Industrieflächen. Das sind Flächen, die nicht zur Verfügung stehen, die nicht am Markt sind, nicht da sind. Das ist zwei Mal die komplette Fläche einer Stadt wie Salzburg. Die doppelte Fläche von Salzburg ist Leerstand in Gewerbe und


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Industrie, und das sind die Treiber für neuen Flächenverbrauch. Man muss die Leerstandsabgabe nämlich in den Kontext stellen, dass wir schrittweise von unserem unglaublich hohen Flächenverbrauch runter müssen. (Beifall bei den Grünen.)

Was ist denn das Rezept der FPÖ? Wie kommen wir denn von 44 Millionen Quadratmeter Flächenfraß, Bodenverlust in Österreich jedes Jahr herunter?

Allen Menschen ist es ein Anliegen, diesen Bodenverbrauch einzudämmen. Und das ist ein Schritt dahin, dass wir leer stehende Flächen wieder in den Gebrauch bringen, indem wir den Gemeinden, die davon wissen und sie kennen, die Möglichkeit geben, auch entsprechende Abgaben einzuheben.

Dieser Druck auf neue Widmungen, das ist das, was die Gemeinden antreibt. Die Gemeinden kommen und sagen: Gebt uns ein Instrument in die Hand, wir haben so großen Druck, neue Flächen zu widmen.

Was sind das für Flächen, was bedeutet der Verlust von Agrarflächen? – Es geht um Ernährungssicherheit. Es geht um Biodiversitätsflächen. Es geht um den Naherholungsraum in den Gemeinden. Es geht auch um Dinge wie Klimaschutz­vorsorge, Klimawandelanpassung und Retentionsräume. Wo haben wir denn noch Flächen für Hochwasserrückhalt, wenn alles verbaut und versiegelt ist?

Genau darum geht es, und das wird verkannt, wenn man sagt, Leerstand bedarf einer Leerstandsabgabe, und es nur auf die Einhebung einer Gebühr reduziert. In Wahrheit geht es um allgemeine Interessen. Es geht um das Gemeinwohl in den Gemeinden und darum, das Gemeinwohl für die Zukunft sicherzustellen. Dafür müssen die Flächen für landwirtschaftliche Nutzung und für andere Zwecke, für die wir unsere Grünräume brauchen, zur Verfügung stehen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es geht auch um Kosten. Die erste Konsequenz ist der Flächenverbrauch, und die zweite große Konsequenz sind die Kosten, die auf die Gemeinden zukom­men, wenn sie künftig genau für diese Ökosystemleistungen, die nicht mehr zur


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Verfügung stehen, wenn wir uns weiterhin diesem Flächenverbrauch und diesem Bodenfraß hingeben, vorsorgen müssen.

Ein Beispiel dazu: Oberösterreich: 20 Hektar Wald ausgelöscht – umgewidmet, ausgelöscht, weg. Bis heute weiß man nicht, was auf diesen Flächen passieren wird. Das gibt es in vielen Bundesländern, aber das ist eines der besonders markanten Beispiele aus der letzten Zeit, und genau deshalb ist die Leerstands­abgabe ein wichtiger erster Baustein im Sinne der Gemeinden und der Länder. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kaniak: Welcher Wohnneubau ist denn im Wald passiert in der letzten Zeit?)

11.21


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hans Stefan Hintner. – Bitte.


11.22.04

Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Gabriel Obernosterer hat voll­kommen recht gehabt mit der Feststellung, es gehe da nicht um eine Bundes­steuer, um eine Bundesabgabe, sondern um eine Möglichkeit für die Gemeinden in weiteren vier Bundesländern, etwas einzunehmen – und ich darf aus kommu­nalpolitischer Sicht dazusagen: besonders jene Gemeinden, die von Neben­wohnsitzen stark betroffen sind, insbesondere das Wiener Umland. Es ist egal, ob das jetzt Perchtoldsdorf oder Purkersdorf ist, ob das Schwechat oder Baden ist oder zum Beispiel auch die Stadtgemeinde Mödling, die knapp 25 000 Ein­wohner zählt, davon 20 600, die sich zur Stadtgemeinde Mödling bekennen, wofür sie Ertragsanteile bekommt – für 3 500 allerdings nicht.

Wir wissen schon, es ist Länderkompetenz, und es gibt in Wien ähnliche Über­legungen, wie eben auch in Kärnten – als erstes Bundesland – eine Nebenwohn­sitzabgabe zu machen. In Kärnten dürfte das überhaupt kein Problem sein. Es gibt auch etliche Mödlinger, die in Kärnten eine Wohnung haben. Ein guter Bekannter von mir zahlt dafür an einem schönen kleineren See in Kärnten


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400 Euro pro Jahr. Er kann sehr, sehr gut damit leben, dass er für diese Wohnung etwas bezahlt.

3 500 Menschen, die in Mödling leben, zahlen keinen Beitrag über den Finanz­ausgleich, über Ertragsanteile, für die Infrastruktur in dieser Stadt, und das gehört behoben. Wir sind auf einem guten Weg dorthin, aber es geht jetzt auch um die Frage, wie man eben mit der Leerstandsabgabe ein Netz dahin gehend spannt, dass sie auch den Erwartungen entspricht. Wenn ich jetzt sage: Gut, bleiben wir beim Kärntner Betrag von 400 Euro!, und das umrechne, dann sind das bei 3 500 Nebenwohnsitzern 1,4 Millionen Euro, und auch für eine Stadt wie Mödling ist das sehr, sehr wichtig und interessant, um auch weiterhin die Infrastruktur für unsere Bevölkerung sicherstellen zu können. (Beifall bei Abge­ordneten von ÖVP und Grünen.)

Wie gesagt, es ist kein Zwang, es ist keine Pflicht, aber es ist ein Instrument. Manche Bundesländer haben Landesgesetze darüber beschlossen, manche Bun­desländer überlassen es den Gemeinderäten, eine Willensbildung zu treffen, aber eines sollten wir als Bundesparlamentarier nie vergessen: dass die Gemeinden die Keimzelle unseres Staates sind. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Abg. Lercher: Dann gebts ihnen ein Geld!– Abg. Scherak: Die Familie!)

11.24


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete Ruth Becher zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Scherak: Ich mache mir ernsthaft Sorgen um Mödling!)


11.24.54

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu – was Wohnen betrifft, läuten die Alarmglocken, die Zeit wird knapp für all die Dinge, die von der Bundesregierung angekündigt worden sind. Wo bleibt die große Wohnrechtsreform? Die Mieten sind zuletzt um über 25 Prozent gestiegen, Bau und Errichtung von Wohnimmobilien sowohl im Sozialbereich als auch im privaten Bereich sind de facto zum Erliegen gekommen. Viele Menschen


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können sich das Wohnen und das Leben nicht mehr leisten; die hohen Wohn­kosten sind ein wesentlicher Faktor.

Als SPÖ haben wir einen Mietenstopp gefordert, der aber von der Bundes­regierung niedergestimmt wurde. (Abg. Leichtfried: So sind sie!) Die Bundesregie­rung hat – ganz im Gegenteil! – die Erhöhung der Mieten um 2,5 Prozent für heuer und auch für das nächste Jahr festgeschrieben. Diese Erhöhungsgarantie für Vermieter nennt die Bundesregierung Mietpreisbremse – ich nenne sie Mieten­tempomat. (Beifall bei der SPÖ.)

Gewissermaßen als Notbremse wird heute noch ho ruck eine Leerstandsabgabe beschlossen, aber leider nur in der Form, dass der Bund seine Verantwortung an die Länder abgibt. Das ist schade, denn hätte die Bundesregierung – wie wir das auch immer gefordert haben – das Wohnpaket verhandelt, wäre sicher eine große Lösung möglich gewesen.

Mit dem Wohnbaukonjunkturpaket fördert die Regierung unter anderem die Errichtung von Einfamilienhäusern. Das Motto der Grünen lautet offenbar: In Zeiten wie diesen – Asphalt auf der Wiesn. Dabei vergisst die Bundesregierung auf jene, die tatsächlich große Probleme haben, nämlich auf die Häuslbauer mit ihren variablen Zinssätzen. Aus diesem Grund fordern wir einen Zinspreis­deckel für diese Kredite bis 300 000 Euro in der Höhe von 3 Prozent. Als SPÖ sagen wir Ihnen aber auch, woher das Geld kommen soll: Sie bräuchten nur die Übergewinne der Banken zu besteuern. Damit wäre allen Häuslbauern geholfen und niemand müsste höhere Steuern zahlen.

Abschließend sei noch erwähnt, dass es bei der Immobilienkrise nicht nur Verlierer gibt, nämlich die Mieterinnen und Mieter, sondern auch Gewinner: Viele Immospekulanten hat die Politik der Bundesregierung zu Immobi­lienmillionären gemacht. Daher erneuern wir unsere Forderung nach einer Millionärssteuer, damit auch diese Menschen etwas zum Allgemeinwohl beitragen.


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Dazu bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rekordteuerung für die Menschen, Rekordgewinne bei den Banken. Das Wohnpaket der Regierung senkt keinen einzigen Preis“

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, die einen echten und sofortigen Teuerungstopp für die eigenen 4-Wände und mehr Gerechtigkeit im österreichischen Steuersystem bewirken kann. Die notwendigen Maßnahmen dazu umfassen insbesondere,

- Das Einfrieren sämtlicher Mieten (inklusive preisungebundener Mieten und Geschäftsraumieten) bis Ende 2026 und eine drauffolgende, jährliche Deckelung des Mietanstiegs bei maximal 2%.

- Die Einführung eines Zinspreisdeckels von maximal 3% für alle Häuslbauer­kredite bis zu einer Kreditsumme von 300.000 €, finanziert durch die Abschöpfung von zumindest ⅓ der Übergewinne der Banken aus den Jahren 2022 und 2023 in Höhe von insgesamt 11,3 Mrd. €.

- Die Einführung einer Mindestverzinsung in Höhe von derzeit 3% für alle Bankkundinnen- und kunden bis zu einem bestimmten Einlagenbetrag. Als Vorbild dafür dient das französischen Modell: ,Livret A.‘

- Die Einführung einer Millionärsabgabe sowie einer Erbschafts- und Schen­kungs­steuer für Millionenerbschaften ab 1 Mio. €; dabei ist jeweils ein zusätzlicher Freibetrag für das Eigeneheim in Höhe von 1,5 Mio. € vorzusehen.“


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*****

Ich bitte um Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.29

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abg. Philip Kucher, Mag. Ruth Becher

Genossinnen und Genossen

Betreffend: Rekordteuerung für die Menschen, Rekordgewinne bei den Banken. Das Wohnpaket der Regierung senkt keinen einzigen Preis

eingebracht am 17. April 2024 im Zuge der Debatte zu TOP 1, Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3944/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (2511 d. B.)

Österreich ist nach wie vor das Land mit der höchsten Inflationsrate in Westeuropa. Seit mehr als einem Jahr belegt Österreich diesen unrühmlichen Platz.  Besonders stark von Preissteigerungen sind Mieterinnen und Mieter aber auch Häuslbauerinnen und Häuslbauer betroffen. Die Mieten sind in den Jahren seit Ausbruch der Teuerungskrise teilweise um 25% oder sogar mehr gestiegen und durchschnittliche Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer müssen dabei zuschauen wie Banken Milliardengewinne einfahren und gleichzeitig ihre monatlichen Kreditkosten explo­dieren. Was macht die Regierung? Sie sieht zu. Der von der SPÖ seit längerem geforderte echte Mietenstopp hätte dazu geführt, dass sich sowohl die jährliche Inflationsrate von 2023, als auch die monatlich bekannt gegebenen Inflationsraten abgeschwächt hätten. Stattdessen legte die Regierung am 30. August 2023 dem Nationalrat einen sogenannten Mietendeckel vor, der eine Begrenzung des Anstiegs bei den gesetzlich vorgegebenen Mieten in den nächsten drei Jahren von 5%


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pro Jahr vorsieht. Die rund 500.000 Wohnungen im freien, nicht preisregulierten Mietsektor wurden und werden von der Regierung überhaupt nicht berücksichtigt. Hier handelt sich aber um die teuersten Wohnungen, die durch die automatischen Teuerungsklauseln in ihren Mietverträgen in den letzten eineinhalb Jahren um bis zu 25% teurer geworden sind. Der von der Regierung vorgelegte Mietendeckel garantiert den Vermietern daher weiterhin Gewinne auf Kosten der Mieterinnen und Mieter. Dabei würde die Einführung eines echten Mietpreisdeckels der öffentlichen Hand keinen Cent kosten – es würde nur die steigenden Einnahmen der Immobilien­wirtschaft, die sich durch das Nichts-Tun der Regierung in den Jahren 2022 und 2023 über ein Inflationseinnahmeplus von rund 1 Mrd. € freuen durfte, begrenzen.

Die Mieterhöhungen sorgen aber weiterhin für höhere Inflationsraten, das ist nicht nur ein Schaden für die betroffenen Mieterinnen und Mieter, sondern auch für die gesamte Wirtschaft. Viele Experten und Expertinnen, wie etwa WIFO-Chef Gabriel Felbermayr, forderten daher auch einen Ausstieg aus der Indexierungsautomatik. Es braucht aber insgesamt ein neues System. Ein System mit klaren Mietobergrenzen sowie einen neuen Index für die Mietpreisentwicklung, wie etwa die Orientierung am EZB-Leitzinssatz mit einer Deckelung von 2% p.a.

Die österreichische Rekordteuerung sowie der Anstieg der Zinsen führen gemeinsam mit den stark gestiegenen Baukosten zu einem dramatischen Einbruch in der Bauwirtschaft. Neubauprojekte wurden stark zurückgefahren und immer weniger Menschen können sich Eigentum schaffen. Daran werden auch das von der Regierung in die Wege geleitete Wohnbaupaket sowie die zur Beschlussfassung anstehende Leerstandsabgabe wenig ändern. Verbesserungen wären daher auch für die laufenden Wohnbaukredite notwendig. Rund 500.000 Haushalte leiden unter den bereits abgeschlossenen variablen Krediten. Für diese Menschen ist es unabdingbar einen Zinspreisdeckel in der Höhe von 3% einzuführen. Die dafür notwendigen zusätzlichen Mittel könnten über die vorhandenen Übergewinne der Banken locker finanziert werden.


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Die österreichischen Banken konnten ohne Risiko ihren Gewinn im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt von 6 bis 6,5 Mrd. € mehr als verdoppeln. Nimmt man als Basis eines langjährigen Vergleichs großzügige 6,5 Mrd. € als „normalen“ Gewinn des Bankensektors, beträgt der Übergewinn im Jahr 2022 3,7 Mrd. € und im Jahr 2023 7,6 Mrd. €. Für beide Jahre ergibt sich dadurch eine Gesamtsumme an Übergewinnen von 11,3 Mrd. €. Würde man nur ⅓ der Übergewinne durch eine Sonderabgabe abschöpfen, ließe sich für mindestens 5 Jahre ein Zinspreisdeckel für alle Häuslbaue­rinnen und Häuslbauer finanzieren.

Die Banken konnten diese absurden Gewinne nur erwirtschaften, weil sie im Vorfeld der Teuerungskrise vielen Kundinnen und Kunden zum Abschluss eines variablen Kredits geraten haben. Gleichzeitig haben sie zwar die Kreditzinsen, nicht aber die Sparzinsen erhöht. In anderen Ländern wäre das gar nicht möglich. In Frankreich sind alle Banken verpflichtet für alle Kundinnen und Kunden bis zu einem Betrag von rund 20.000 € eine Mindestverzinsung für Spareinlagen zu garantieren. Diese wird in Frankreich vom Finanzministerium festgesetzt und beträgt derzeit 3%. Es ist für die Menschen in Frankreich daher nicht notwendig, sich bei kleinen Sparbeträgen permanent neue Angebote von Online-Banken auszusuchen, die günstigere Zinsen bieten. Ältere Menschen werden durch dieses System sowieso benachteiligt. Sie haben oft ihr ganzes Leben gespart, haben aber nicht das nötige Know-How um sich


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durch den Online-Dschungel zu wühlen. Sie sind davon abhängig, dass sie auch auf das klassische Sparbuch vernünftige Zinsen bekommen. Das ist aber derzeit überhaupt nicht gewährleistet.

Es ist unerträglich, dass die ÖVP-geführte Regierung dabei zusieht wie Banken und Immobilienwirtschaft Milliarden an leistungslosen(!) Zusatzgewinnen machen und Millionen von Menschen in Österreich unter nicht mehr finanzierbaren Preisen und Zinsen fürs Wohnen leiden. Die Zahlen zeigen: Es gibt auch Profiteure der Teuerungskrise. Dazu zählen etwa jene Menschen, die sehr viele Immobilien besitzen und diese vermieten oder Menschen, die im Besitz großer Aktienpakete von Banken sind. Es ist die Politik, die die Regeln vorgibt. Es ist die Politik der Regierungs­parteien diesen Zustand zu akzeptieren. Andere Länder machen vieles anders. In Portugal und Spanien, in der Schweiz oder in Frankreich werden Mietpreise begrenzt. In Frankreich müssen Banken allen Sparerinnen und Sparern ein Sparbuch mit einer Mindestverzinsung von 3% anbieten – gesetzlich verpflichtet. Im Ergebnis bedeutet dies auch: In Frankreich sind sowohl die Zinsgewinne der Banken kleiner als auch die Steigerungen der Mieteinnahmen für die Immobilienwirtschaft. Millionen­vermögen werden sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz – nach OECD Vergleich – höher besteuert, als in Österreich. Dafür wird Arbeit in Österreich besonders hoch besteuert. All das sind keine Naturgesetze. Es sind politische Entscheidungen! Wir brauchen einen Politikwechsel in Österreich. Eine Politik für Menschen, nicht für Banken oder Immobilienkonzerne.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die einen echten und sofortigen Teuerungstopp für die eigenen 4-Wände und mehr Gerechtigkeit im österreichischen Steuersystem bewirken kann. Die notwendigen Maßnahmen dazu umfassen insbesondere,


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•            Das Einfrieren sämtlicher Mieten (inklusive preisungebundener Mieten und Geschäftsraumieten) bis Ende 2026 und eine drauffolgende, jährliche Deckelung des Mietanstiegs bei maximal 2%.

•            Die Einführung eines Zinspreisdeckels von maximal 3% für alle Häuslbauer­kredite bis zu einer Kreditsumme von 300.000 €, finanziert durch die Abschöpfung von zumindest ⅓ der Übergewinne der Banken aus den Jahren 2022 und 2023 in Höhe von insgesamt 11,3 Mrd. €.

•            Die Einführung einer Mindestverzinsung in Höhe von derzeit 3% für alle Bankkundinnen- und kunden bis zu einem bestimmten Einlagenbetrag. Als Vorbild dafür dient das französischen Modell: „Livret A.“ 

•            Die Einführung einer Millionärsabgabe sowie einer Erbschafts- und Schenkungs­steuer für Millionenerbschaften ab 1 Mio. €; dabei ist jeweils ein zusätzlicher Frei­betrag für das Eigeneheim in Höhe von 1,5 Mio. € vorzusehen.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ulrike Maria Böker. – Bitte.


11.30.03

Abgeordnete Ulrike Maria Böker (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Liebe Zuseher und Zuhörerinnen! Bis 2030 sollen die Treibhausgase gegenüber 2005 um 36 Prozent gesenkt werden, der Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar – zumindest steht es so im Regierungs­programm. Bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein und bis 2050 vollständig aus der fossilen Energiewirtschaft ausgestiegen sein.

Was hat das alles mit der Leerstandsabgabe zu tun? – Ich möchte hier ganz andere Aspekte ansprechen.


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Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir an ganz vielen Schrauben drehen, und eine dieser Schrauben sind die Gebäude und das Bauen generell. Laut Statistik Austria gibt es in Österreich 230 000 leer stehende Wohnungen, in denen ungefähr 350 000 Menschen Platz hätten – eine sehr abstruse Situation, wenn man bedenkt, dass 40 Prozent der CO2-Emissionen auf die verbaute Umwelt zurückgehen und 75 Prozent der österreichischen Abfälle aus dem Bausektor kommen.

Wir haben mit der Leerstandsabgabe auch in diesem Bereich – nebst den anderen bereits genannten Argumenten – einen großen Hebel, um diese Ziele zu erreichen. Fünf Punkte möchte ich besonders hervorheben:

Erstens: Leerstandsaktivierung bedeutet, den hohen Bodenverbrauch zu reduzieren, und dabei müssen die Erhaltung, das Sanieren und das Weiterbauen Priorität vor Neubau haben.

Zweitens: Leerstandsaktivierung ist auch das Mittel – das wurde auch von Kollegen Leichtfried angesprochen –, um Dörfer, Orts- und Stadtzentren wieder zu beleben. Der Wildwuchs an den Ortsrändern muss aufhören.

Drittens: In diesen wiederbelebten Ortskernen können viel mehr Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden und damit kann der CO2-Ausstoß durch den motorisierten Individualverkehr stark verringert werden.

Viertens: Die katastrophale Zersiedelung wird damit im „Land der Äcker“, wie es in unserer Bundeshymne so schön heißt, gestoppt werden.

Fünftens: Die graue Energie, die die vorhandene Substanz, die bestehenden Bauteile in sich haben, kann direkt in goldene Energie – heute spricht man von der goldenen Energie – umgewandelt werden. Ressourcen werden somit durch das Weiterverwenden eingespart.

Wir brauchen Platz in unseren Köpfen für neues Denken für diese Transfor­mation im Baubereich, für aktives Leerstandsmanagement, für Reparieren statt


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Abbrechen, für Umbau und Weiterdenken statt Neubau. Zugleich müssen wir uns auch davon verabschieden, Ästhetik nur mit Glattem und Perfektem zu verbinden. Wir müssen Ästhetik auch im Zusammenhang mit nicht so Glattem und nicht so Perfektem sehen, denn die Welt ist auch nicht so perfekt.

Die Leerstandsabgabe kann also auf vielen Ebenen wirken. Ob diese Wirkung eintritt, liegt nun in der alleinigen Kompetenz der Bundesländer, aber ich bin guter Hoffnung, da doch alle – und das wird immer wieder auch hier von diesem Rednerpult aus besprochen – an einem enkelfitten Planeten interessiert sind. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Bogner-Strauß.)

11.33


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste: Frau Abgeordnete Selma Yildirim. – Bitte.


11.33.13

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Werte Ministerin! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus und vor den Bildschirmen! Wohnen ist ein Grundbedürfnis – Immobilienspekulation nicht.

Machen wir uns nichts vor: Ohne gesetzliche Regelung werden wir diesen Mietpreiswucher, werden wir die Angespanntheit am Wohnungsmarkt nicht in den Griff kriegen. Der freie Markt regelt gar nichts! Der freie Markt hat bewirkt, dass sich jede vierte Person das Wohnen nicht mehr leisten kann, geschweige denn ein Eigenheim anschaffen, eine Wohnung, ein Haus bauen oder so, das ist undenkbar für viele.

Sie sind sicher auch darüber informiert, dass die Mehrheit der Menschen gar nicht mehr daran denken kann, sich ohne eine vielleicht bevorstehende Erbschaft überhaupt ein Eigenheim zu schaffen.

Anfang April wurden 230 000 leer stehende Wohnungen in Österreich gezählt. Tirol hat die zweithöchste Leerstandsquote und unzählige Freizeitwohnsitze, die kaum genützt werden. Tiroler Bürgermeister suchen seit Jahren verzweifelt


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nach Lösungen: Wie bekommen wir das mit den Zweitwohnsitzen in den Griff, wie bekommen wir das in den Griff, dass unsere Kinder nicht wegziehen müssen oder dass sie überhaupt aus den Familienhäusern ausziehen können, um ein Eigenheim gründen zu können oder eigenständig in Miete wohnen zu können?

In Innsbruck wurden aktuell – und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen – 3 500 leer stehende Wohnungen gezählt; und es geht noch weiter.

Die Leerstandsabgabe ist ein Instrument, das diese Angespanntheit mittel- und kurzfristig etwas entspannen könnte. Sie ist ein Instrument. Die Bundesländer werden diese Möglichkeiten bekommen und das auch umsetzen, aber: Kurzfristig macht das keine einzige Miete billiger. Daher bleiben unsere sozialdemokra­ti­schen Vorschläge, die sofort wirken und Wohnen billiger machen würden, auf­recht.

Das sind: ein Mietpreisstopp bis Ende 2026, danach eine maximale Miet­erhöhung von 2 Prozent pro Jahr,

ein Zinsdeckel für Häuslbauerkredite bei 3 Prozent, finanziert durch eine Übergewinnsteuer der Banken,

und – ganz wichtig und zentral – der Ausbau der gemeinnützigen Wohnungen.

Zur Leerstandsabgabe: Schon bisher, das ist auch schon mehrfach erwähnt worden, konnten es die Länder umsetzen, aber der Verfassungsgerichtshof schiebt hier einen Riegel vor. Daher ist diese Kompetenzverschiebung auf verfassungsrechtlicher Ebene notwendig.

Es braucht eben diese Bestimmungen, die bewirken: weniger Spekulation mit Wohnungen, mehr Wohnungen auf dem Markt. – Das erhoffen wir uns von dieser Verfassungsänderung, und wir werden dem daher zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.36



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Drobits. – Bitte.


11.36.38

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Vor einigen Jahren haben wir 100 Jahre Bundesverfassung gefeiert, und wir wissen, dass diese Bundesverfassung ein wesentliches Herzstück des staatlichen Funktionierens ist und dass diese Bundesverfassung auch in der Coronazeit krisenfest war und auch der Rechtsstaat sicher ist. Es ist daher wichtig, dass man, wenn man die Bundesverfassung, die Kompetenzartikel ändert, weiß, warum.

Um leistbares Wohnen zu schaffen, um die Möglichkeit zu schaffen, dass junge Menschen wieder bauen können, sich eine Wohnung nehmen können, ist es wichtig, die entsprechenden Weichen zu stellen, damit Länder über Art und Umfang von diversen Abgaben, insbesondere der bestehenden Gemeinde-Leerstandsabgabe, entscheiden können.

Ich bin der Meinung, diese Leerstandsabgabe führt sicherlich dazu, dass auch diese Menschen dann Möglichkeiten haben werden, in weiterer Folge Wohnun­gen zu beziehen, auch leistbare Wohnungen.

Ich bin bei meiner Fraktion, wenn wir sagen, dass grundsätzlich Wohnungen leistbar gemacht werden müssen, aber ich bin auch dafür, dass der Erwerb von Bauland wieder gewährleistet sein muss, damit auch junge Menschen bauen können.

Wenn heute aber auch über den Handwerkerbonus gesprochen wird, muss ich Folgendes offen und ehrlich an beide Regierungsparteien richten: Der Handwerkerbonus ist gut, wenn es darum geht, Handwerker zu unterstützen und auch das Gewerbe und Konsumenten zu unterstützen. Was mich


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daran stört, ist jedoch, dass dieser Handwerkerbonus wie auch der Reparatur­bonus, wie auch der Sanierungsbonus und auch der Bonus Raus aus Öl und Gas nur online beantragt werden kann. (Abg. Haubner: Wie im Burgenland! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Es kann doch nicht sein, dass ältere Menschen – da ist es! (Abg. Haubner: Digital!) –, dass ältere Menschen im Endeffekt nicht die Möglichkeit haben, diese Anträge analog zu stellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Kollegin Götze, ich schätzte dich sehr, aber auch du hast gesagt, diese Online­beantragung hat sich bewährt. – Ich denke, dass es wichtig ist (Zwischenruf der Abg. Götze), dass ältere Menschen bei der Digitalisierung nicht ausgeschlossen werden. (Abg. Haubner: Die sind eh nicht ausgeschlossen!)

Es darf ja nicht sein, dass ältere Menschen nur deshalb, weil sie keinen Internet­zugriff haben, im Endeffekt auch keine Handhabe haben und die Grund­kennt­nisse nicht haben, nicht die Möglichkeit haben, diese Anträge zu stellen.

Kollege Wöginger, weil du hier sitzt: Du hast in einer Aussendung gesagt, die Nachbarn und Angehörigen sollen die Anträge für die älteren Menschen online stellen. (Abg. Wöginger: Ja, natürlich!) – Na bitte, hat jeder Nachbarn oder Angehörige, die einen Antrag stellen werden? Willst du die älteren Menschen zu Bittstellern machen, damit Dritte für sie die Anträge stellen?

Ich bin dafür, dass wir diese Altersdiskriminierung beenden. Ich bin dafür, dass wir endlich in Artikel 7 B-VG – so wie das unser Antrag vorsieht – hinein­schreiben (Abg. Wöginger: So wie die Burgenland Energie!), dass niemand aufgrund seines Alters oder auch einer Behinderung diskriminiert werden darf, und ich bin auch dafür, dass man endlich einmal die älteren ...


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, diesen Punkt diskutieren wir aber noch im Verlauf der heutigen Tagesordnung. (Abg. Michael Hammer: Da ist er ja nicht dran!) Ich würde Sie bitten, zur Sache zu reden. (Ruf bei der ÖVP: Themen­verfehlung!)



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Abgeordneter Mag. Christian Drobits (fortsetzend): Ich bin auch dafür, dass wir im Endeffekt auch diese älteren Menschen am sozialen Leben teilhaben lassen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

11.39


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Ulrike Fischer zu Wort gemeldet. – Bitte.


11.40.05

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Bodenschutz, Klimaschutz, Maßnahmen, die helfen, wie der Reparaturbonus, Maßnahmen, die wichtig sind, wie Ausbau von Fotovoltaik: Worum geht es heute? – Heute geht es in Wirklichkeit darum, dass wir schauen, dass die Länder jene Kompetenz haben, die sie brauchen, um Leerstand zu beenden. Leerstand bedeutet nicht, dass jeder machen soll, was er will, sondern dass der Bodenverbrauch einge­dämmt wird.

Ich glaube, wir alle haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir Maßnahmen gegen die Bodenversiegelung setzen wollen, und eine wichtige wohnpolitische Maßnahme ist, dass wir heute hier dafür sorgen, dass der Leerstand eingedämmt wird. Aus meiner Sicht ist es ein absurd umweltschädliches System, dass Leerstand in dieser Art und Weise stattfindet. 340 000 Menschen würden Platz finden, wenn wir den Leerstand in dieser Form regeln und beseitigen. 80 000 Wohnungen stehen alleine in Wien leer, das heißt, auch in Wien gibt es enormen Handlungs­bedarf.

Heute ist es angesprochen worden: Die Sozialdemokratie findet diese Maßnahme gut, die NEOS sind sich da nicht so sicher. (Abg. Meinl-Reisinger: Oja, wir sind uns sehr sicher, wir finden sie nicht gut!) Ich bin gespannt, ob nächstes Jahr dies­bezüglich eine gemeinsame Entscheidung getroffen wird, ich bin mir da nicht so sicher. (Abg. Schellhorn: Wie darf ich das verstehen?)


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Abschließend möchte ich noch sagen: Ja, es ist wichtig, wenn wir im Konsumen­ten­schutzausschuss und im Verfassungsausschuss und in allen Ausschüssen Maßnahmen, die wichtig und richtig sind, setzen. Wenn die einen, die NEOS, aber sagen: Es ist zu viel! (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger), und die SPÖ sagt: Es ist zu wenig!, dann ist das, was wir heute machen, wohl genau richtig – ein gutes Mittelmaß. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Schellhorn: Wir sind dagegen!)

11.42


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte.


11.42.18

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine geschätzten Damen und Herren! Wir sprechen heute über ein wichtiges Thema, über das Thema Wohnen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis, und wir wollen natürlich, dass die Menschen sich das Wohnen leisten können. Für uns als Volkspartei ist es extrem wichtig, dass es auch viele Wohnungen im Eigentum gibt. (Abg. Schellhorn: Dann lassts denen mehr vom Netto!) Wir haben viele Maßnahmen gesetzt, auch ein Wohnbaupaket – ein großes Wohnbaupaket – gemacht, das sicherlich viele Menschen in dieser Situation unterstützen wird – beispielsweise die Kredite mit 1,5 Prozent bis zu einem Betrag von 200 000 Euro.

Heute wurde von Herrn Kollegen Drobits der Handwerkerbonus angesprochen, ein wirklich wichtiges Instrument, das vielen Menschen mit einem Betrag von bis zu 2 000 Euro und im nächsten Jahr dann mit bis zu 1 500 Euro helfen wird. Herr Kollege Drobits, das, was du heute hier gemacht hast, finde ich einfach nicht in Ordnung. Der Handwerkerbonus kann online beantragt werden, und du kritisierst das. (Abg. Meinl-Reisinger: Können wir das beim Handwerkerbonus diskutieren?) Wir werden seitens der ÖVP und seitens der Bundesregierung gemeinsam mit den Gemeinden sicherlich Lösungen finden, damit auch jenen


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Menschen geholfen wird, die die Onlinebeantragung nicht machen können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Fischer.)

Herr Kollege Drobits, wenn du schon kritisierst, dann solltest du aber vielleicht auch auf dein Heimatbundesland, auf unser Heimatbundesland schauen. Dort gibt es bei der Burgenland Energie, wo ja alles über Herrn Landeshaupt­mann Doskozil diktiert und auch dementsprechend angeschafft wird (Abg. Scherak: Jetzt sind wir im Burgenländischen Landtag angekommen!), die Möglichkeit, auf den neuen Tarif umzusteigen, auch nur, wenn man sich online registriert. Man bekommt dann einen sogenannten Onlinebonus, das heißt, statt 15,68 Cent zahlt man dann 14,90 Cent, ja, Onlinebonus. (Abg. Schellhorn: Also ein Handwerkerbonus und ein Onlinebonus! – Abg. Scherak: Ein bissi weit weg vom Tagesordnungspunkt!) Die Energie Burgenland hat im Jahr 2022 einen Gewinn von 40 Millionen Euro gemacht (Abg. Meinl-Reisinger: Es geht um die Leerstands- -!), und der Herr Vorsitzende - -


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, auch Sie mache ich darauf aufmerk­sam, dass das zu Tagesordnungspunkt 9 gehört (Abg. Schellhorn: Danke!), wir uns aber bei den Tagesordnungspunkten 1 und 2 befinden. Daher würde ich Sie ersuchen, den Bogen wieder zu der jetzigen Debatte zurück zu spannen.


Abgeordneter Christoph Zarits (fortsetzend): Frau Präsidentin! Das Thema Wohnen ist ein sehr, sehr wichtiges, und ich denke, dass auch die Energiepreise beim leistbaren Wohnen eine wichtige Rolle spielen. (Abg. Schellhorn: Wir waren ja beim Handwerkerbonus!)

Meine geschätzten Damen und Herren! Herr Kollege Drobits, Herr Sharma, der Aufsichtsratsvorsitzende der Burgenland Energie, sagt, man habe deshalb den Weg über den Digitalisierungsrabatt eingeschlagen, weil man sich dann Papier- und Portokosten erspare und diese Portokosten, die nicht anfallen, entsprechend den Kunden zurückgebe.


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Na, Gott sei Dank haben wir Herrn Sharma, muss ich sagen. Und die 40 Millionen Euro streift sich Herr Doskozil ein, kauft eine Zuckerfabrik und 200 000 Sektflaschen. Dafür brauchen wir die 40 Millionen Euro!

Der Höhepunkt, meine geschätzten - -

11.45.08*****


Präsidentin Doris Bures: So, und jetzt erteile ich Ihnen einen Ruf zur Sache, Herr Abgeordneter (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS), und würde Sie ersuchen, zu den Tagesordnungspunkten 1 und 2 zu sprechen.

***** 11.45.19


Abgeordneter Christoph Zarits (fortsetzend): Der Höhepunkt, meine geschätzten Damen und Herren, ist: Auf dem Schreiben der Burgenland Energie steht drauf: Wenn Sie es online nicht machen können, dann hilft Ihnen das Bezirksbüro des Pensionistenverbandes. – Schämt euch dafür! (Beifall bei der ÖVP.)

11.45 11.45.41


Präsidentin Doris Bures: Nun ist niemand mehr zu den Tagesordnungspunkten 1 und 2 zu Wort gemeldet. Damit schließe ich diese Debatte.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2511 der Beilagen.

Da der folgende Gesetzentwurf eine Änderung des Bundes-Verfassungsgesetzes enthält, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung


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die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten ausdrücklich fest. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich bitte nun jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Wer in dritter Lesung seine Zustimmung erteilt - - – Wir sind im Abstimmungs­vorgang, Herr Abgeordneter Graf. Danke.

Wer in dritter Lesung seine Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Auch das ist mit Mehrheit und – ausdrücklich festgestellt – mit der Zwei­drittel­mehrheit so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rekordteuerung für die Menschen, Rekordgewinne bei den Banken. Das Wohnpaket der Regierung senkt keinen einzigen Preis“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanzausgleichsgesetz 2024 geändert wird, samt Titel und Eingang in 2512 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem Gesetzentwurf ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.


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Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erneute Zweck­bindung der Wohnbauförderung“.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

11.48.223. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3984/A der Abgeord­ne­ten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz 1986 geändert wird (Bundesministeriengesetz-Novelle 2024) (2513 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zum 3. Punkt unserer heutigen Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erste Rednerin: Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte.


11.48.49

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Ich freue mich über das ungebrochene Interesse am Hohen Haus und es freut mich besonders, dass ich heute eine große Delegation des Pensionistenverbandes Mauthausen begrüßen darf. – Schön, dass ihr da seid! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir diskutieren die Änderung des Bundes­ministeriengesetzes. Dieses Gesetz regelt die Anzahl, die Aufgabengebiete, aber auch die Einrichtung der einzelnen Ministerien. Die aktuelle Novelle ist notwendig geworden, weil der frühere Digitalisierungsstaatssekretär Florian


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Tursky aus wahlkampftaktischen Gründen aus der Regierung ausgeschieden ist.

Ich komme zuerst zum positiven Teil dieser Gesetzesnovelle: Wir haben im Verfassungsausschuss einen gemeinsamen Abänderungsantrag eingebracht. Das sehen wir sehr positiv, weil damit eine Initiative von SPÖ und NEOS, konkret von unserem Bundesrat Sascha Obrecht und Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky von den NEOS, aufgegriffen wurde und jetzt mit diesem Abänderungsantrag auch umgesetzt wird.

Konkret geht es darum, auch ein tatsächliches Zeichen der Transparenz zu setzen. Mit diesem Abänderungsantrag wird nämlich geregelt, dass die Betrau­ung eines Staatssekretärs und einer Staatssekretärin künftig unverzüglich auch im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden muss. Immerhin geht es hier um Weisungsstrukturen, es geht um Aufgabenaufteilung, aber es hat natürlich auch bezügerechtliche Konsequenzen, wenn Staatssekretär:innen mit Aufgaben betraut werden.

Wie gesagt, wir freuen uns, dass diese Initiative von SPÖ und NEOS hiermit auch umgesetzt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Weniger positiv bewerten wir die mittlerweile fünfte Änderung des Bundes­minis­terien­gesetzes allein in dieser Gesetzgebungsperiode. Mit dem Ausscheiden von Florian Tursky werden die Digitalisierungsagenden jetzt komplett geteilt. Es ist also nicht mehr eine einzige Person für die Digitalisierungsagenden zuständig, sondern es wandert ein Teil davon zu Staats­sekretärin Claudia Plakolm in das Bundeskanzleramt, die diese Aufgaben ja erst mit Inkrafttreten dieser Gesetzesnovelle, also ab 1. Mai, übernehmen wird. Wir wissen aber, dass mittlerweile auch schon ein Digitalisierungsgipfel im Bundeskanzleramt stattgefunden hat.

Ein anderer – aber wesentlicher – Teil, nämlich das Bundesrechenzentrum, bleibt logischerweise im Bundesfinanzministerium verhaftet, und das zeigt einmal


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mehr, dass zu befürchten ist, dass die Digitalisierungsagenden in dieser Bundesregierung damit auch den Stellenwert, den sie gerade auch aufgrund der fortschreitenden Entwicklungen in diesem Bereich eigentlich bräuchten, verlieren werden. Das sehen wir sehr kritisch. Und was Sie uns im Ausschuss leider schuldig geblieben sind, Frau Ministerin, das sind die Kosten, die mit dieser kurzzeitigen Umstrukturierung verbunden sind. Diese kennen wir bis heute nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

11.51


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wolfgang Gerstl. – Bitte.


11.51.56

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Zuerst darf ich im Namen von meinem Kollegen Klaus Lindinger zwei Besuchergruppen begrüßen: den Seniorenbund Sipbachzell mit seiner Obfrau Christine Loibingdorfer und den Seniorenbund Eberstalzell. – Herzlich willkommen! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Heinisch-Hosek und Kollross.)

Meine Kollegin hat schon angesprochen, worum es bei diesem Tagesordnungs­punkt geht, nämlich um zwei Punkte. Erstens geht es darum, das Bundes­ministeriengesetz zu ändern, weil Florian Tursky uns in der Bundesregierung verlassen hat. Ich möchte die Gelegenheit aber nützen, um an Florian Tursky ein großes Danke zu sagen. Er hat die Digitalisierungsagenden entsprechend weiter vorangetrieben, er hat die ID Austria geschaffen, er hat zahlreiche digitale Ausweise geschaffen, und er hat den Breitbandausbau für Österreich voran­getrieben. Dafür ein großes Danke, lieber Florian! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zu deiner neuen Aufgabe will ich nur sagen: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Danke, dass du dich dieser Aufgabe stellst. Deine Arbeit wird sicherlich noch Früchte tragen.


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Damit komme ich zum Bundesministeriengesetz: Ja, wir verschieben die Digitalisierungsagenden nun zu Claudia Plakolm ins Bundeskanzleramt – also, wenn wir so wollen, in die Mitte der Bundesregierung, zum Bundeskanzler, hinein –, und wer den Auftritt von Claudia Plakolm in den sozialen Medien schon beobachtet hat, der weiß, sie werden dort in guten Händen sein.

Bei den Beamten ändert sich nichts, es bleibt hier alles so, wie es ist. Daher entsteht kein zusätzlicher organisatorischer Aufwand, es ändert sich nur die politische Verantwortung, und wir werden im Sinne von Florian Tursky die Digitalisierungsoffensive weiter vorantreiben.

Der zweite Punkt, um den es in dieser Novelle geht, ist die Änderung des Bundesministeriengesetzes in der Hinsicht, dass wir bei den Staatssekretären für mehr Transparenz und Rechtssicherheit sorgen. Warum? – Es gibt zwei Arten von Staatssekretären: die einen Staatssekretäre, die im Grund für alles da sind, womit der Minister den Staatssekretär beauftragt, und die zweite Art von Staatssekretären, die wir vor ungefähr zwei Jahrzehnten eingeführt haben, denen besondere Aufgabengebiete zugewiesen werden. Das zu tun ist jedem Minister selbst überlassen, der Minister hat also die Möglichkeit, bestimmte Aufgaben zu übertragen, und für diese Aufgabenübertragung wird nun mehr Transparenz und Rechtssicherheit geschaffen, nämlich dadurch, dass die genaue Aufgabenbefugnis, die der Staatssekretär oder die Staatssekretärin hat, und die genaue Zeitdauer, also wann das in Kraft tritt, nun auch im Bundesgesetz­blatt kundgemacht werden.

Was kann ich dazu noch sagen? – Was wünscht sich ein Verfassungssprecher mehr als Transparenz und Rechtssicherheit!? Ich kann nur sagen, das ist das, was, glaube ich, eine Anforderung der gesamten Bevölkerung an die Politik ist: Transparenz und Rechtssicherheit. Dafür sage ich Danke an alle, die daran mit­ge­wirkt haben.

Es ist auch ein Beispiel, das zeigt, dass es nicht so ist, dass alles, was die Opposition – wie ja Frau Kollegin Schatz schon gesagt hat – beantragt, von der


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Regierung nicht beachtet wird. Im Gegenteil, es war auch mein besonderer Wunsch, den Vorschlag der Opposition aus dem Bundesrat aufzunehmen, dass es im Bundesgesetzblatt auch kundgemacht wird, und ich bin froh, dass wir da zu einer gemeinsamen Linie kommen. Wir brauchen uns da nicht wechsel­seitig zu beweihräuchern, wichtig ist, dass wir in zentralen Punkten zusam­menarbeiten – für mehr Rechtssicherheit und Transparenz. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Fischer.)

11.55


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Gerhard Deimek, Sie haben das Wort. – Bitte.


11.55.49

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Was heute beschlossen werden soll, fällt unter das Kapitel: Angelegenheiten der Digitalisierung einschließlich der digitalen Verwaltung, und zwar ohne das Bundesrechenzentrum. Immer dann, meine Damen und Herren, wenn die ÖVP uns irgendetwas als alternativlos und als das Beste ver­kaufen möchte, muss man ganz besonders hinhören, denn dann hat es meistens irgendeinen Haken.

Ich gehe jetzt in der Geschichte zurück in das Jahr 2022, als eine relativ glücklose Bundesministerin Schramböck nicht nur das Thema Digitalisierung vernach­lässigt hat, sie hat – und daran erinnern sich vielleicht noch manche – mit dem Kaufhaus Österreich eine veritable Pleite hingelegt, hat viel Geld – viel Steuergeld, viel Geld der Bürger – verwendet, für überhaupt keinen Outcome. So, und dann hat man bei der ÖVP unter dem Motto: Eh schon wurscht!, die Zusammenführung beschlossen und hat einen eigenen Staatssekretär gemacht. Die Zusammenführung war ja nicht so schlecht, aber man sieht allein daran: 2022 hat die ÖVP die Wahlkampfplanung für die Stadt Innsbruck begonnen und hat gesagt: Den Pressesprecher des ehemaligen Landeshauptmannes installieren wir da als Staatssekretär, dann kann er im Staatssekretariat Wahlkampf für die


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Stadt Innsbruck betreiben! – Ist, nebenbei gesagt, eh ordentlich pleitegegangen, aber sei’s drum.

Ich möchte genau seine Arbeit in den vergangenen zwei Jahren ein bisschen hinterfragend beleuchten. Das Erste ist einmal: Er hatte in seinem Zuständig­keitsbereich das Thema künstliche Intelligenz. Da kann man als österreichischer Staatssekretär einiges machen. Man ist an der Schwelle dazu, dass KI nicht nur – durch Programme wie Chat-GPT – beim Volk bekannt wird, sondern es geht vor allem um die Dinge, die in der Industrie schon seit Jahren laufen. Das heißt, man kann sich darum kümmern, wie es mit Forschung und Entwicklung ausschaut, man kann darauf schauen, dass viele Betriebe zu uns kommen. All das wurde nicht gemacht.

Mit dem, was auf EU-Ebene – natürlich durch die Vertreter der österreichischen Bundesregierung –, aber auch in Österreich zu diesem Thema gemacht wurde, schaffen wir es ganz sicher nicht, dass KI-Firmen, Start-ups gut werden – die werden vernachlässigt –, aber wir schaffen gleichzeitig das Thema der Wahrheitsabsicherung im Sinne der ÖVP. Und dass man darüber nachdenken muss, ob das jetzt eine Wahrheit ist oder Fakenews sind, das ist ja auch dem Herrn Präsidenten das Wichtigste gewesen.

Dann schauen wir noch: Was hat er noch gemacht, der Herr Staatssekretär? – Die IV sagt in einer Abschiedspresseaussendung, er hat sich um den dringend notwendigen Breitbandausbau gekümmert. Und Kollege Stocker – offenbar ist er nicht nur in der Justiz, sondern auch in der Digitalisierung nicht wirklich firm – sagt, er hat den flächendeckenden Glasfaserausbau vorangetrieben. – Na ja, das, was wir beim Breitbandausbau, beim Glasfaserausbau derzeit machen und was wir fördern – übrigens nicht erst seit 2022, sondern schon mehr als zehn Jahre zuvor –, ist bestenfalls eine Tiefbauförderung, aber der Ausbau wirklich in der Fläche geht nicht mehr voran. Da sollten wir uns eher um den Mobilfunk und sonst was kümmern. Das sagen natürlich auch alle anderen Firmen, die sich damit beschäftigen. (Beifall bei der FPÖ.)


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So, und jetzt, weil halt zwei Mal eine Pleite war, kommt man drauf: Es ist eh schon wurscht, wir geben es ins Bundeskanzleramt zur Frau Staatssekretärin Plakolm! – Die tut mir nämlich richtig leid. Am Anfang hatten wir die Trennung, dann haben wir es zusammengeführt, jetzt trennen wir es wieder. Und warum das Ganze?

Weil offenbar ein Hochsteuerminister Brunner nicht die Erfolge ernten kann, die ihm ein erfolgloser Bundeskanzler Nehammer nicht gönnt, weil man in der ÖVP diskutiert. Und das ist das wirklich Verwerfliche: Wir diskutieren nicht mehr über Parteipolitiker, dass eine Partei das macht und eine andere Partei das, sondern es geht um den internen Zwist zwischen irgendwelchen ÖVP-Ministern, die sich nicht grün sind, und das sollen wir mit Steuergeld bezahlen.

Es kostet Geld, es bringt den Bürgern, die das bezahlen müssen, nichts, und wir binden im Ministerium, in den Ministerien Ressourcen. Und ganz ehrlich, liebe Kollegen von der ÖVP: Glaubt irgendjemand, dass bis zur Wahl, dass in den kommenden sechs Monaten Frau Staatssekretärin Plakolm irgendetwas heben kann? Die ist ja jetzt schon eine Lame Duck – wie man so schön in den USA sagt –, die kriegt das nicht zusammen, und im Ministerium – das noch neben­bei – ist man blockiert und beschäftigt sich mit anderen Dingen.

Da die letzte Angelegenheit, über die man unter dem Titel Tursky diskutieren könnte, nämlich das Digitale Amt, so gut funktioniert, war die Software so gnädig und hat zum Abgang des Herrn Tursky noch genau nicht funktioniert – so nicht funktioniert, dass nicht nur die Bürger das Digitale Amt nicht benützen konnten, sondern dass wir sogar hier im Haus die Unterlagen für die Untersuchungs­ausschüsse nicht einsehen konnten, und zwar über mehrere Tage. Mehr als dieses Qualitätssiegel, glaube ich, braucht die ÖVP nicht mehr. Anstatt irgendwelche Staatssekretäre mit Agenden zu betrauen, wäre es besser, end­gültig abzutreten. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.01



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Georg Bürstmayr. – Bitte.


12.01.40

Abgeordneter Mag. Georg Bürstmayr (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst darf ich in Vertretung meiner Kollegin Ewa Ernst-Dziedzic die auf ihre Einladung bei uns befindliche Delegation aus Usbekistan herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Zur Frage der Digitalisierung: Ja, es ist schon richtig, dass dieses Thema – und das ist ein großes Thema und das wird uns in den nächsten Jahren in noch größerem Umfang massiv weiter beschäftigen – nicht irgendwie nebenbei von einem Finanzminister/einer Finanzministerin erledigt wird, sondern dass es eine eigene Person, eine eigene Politikerin gibt, die sich dieses Themas annimmt – das im Übrigen eine klassische Querschnittsmaterie ist und in Wahrheit in sämtlichen unserer Ministerien und Politikbereichen eine große Rolle spielt. Ob das jetzt so wichtig ist, dass für die verbleibenden wenigen Monate, die wir noch haben, bestimmte Agenden getrennt wurden oder nicht, lasse ich einmal dahingestellt.

Im Übrigen: Auch wir halten es für gut, dass im Bereich der Betrauung von Staatssekretärinnen und Staatssekretären jetzt mehr Transparenz geschaffen worden ist – dazu haben aber meine Vorredner:innen schon ausführlich Stellung genommen, ich muss das nicht noch einmal aufwärmen –, und ich ersuche jedenfalls zu diesem Punkt um Zustimmung aller Parteien zu diesem Allparteien­antrag. – Danke fürs Zuhören. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.03


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Muna Duzdar, Sie haben das Wort. – Bitte.



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12.03.53

Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen auf der Galerie! Die Gemeinderatswahlen in Innsbruck sind geschlagen. Der ehemalige Staatssekretär für Digitalisierung hat sich damals dafür entschieden, in die Lokalpolitik zu wechseln, und ich hoffe doch, dass er angesichts der ÖVP-Schlappe diese Entscheidung nicht jetzt schon bereuen muss.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, es ist schon mehrfach gesagt worden: Dieses Gesetz novellieren wir aufgrund des Abgangs des ehemaligen Staats­sekretärs, und es wandert jetzt eben ein Teil seiner Digitalisierungskompetenzen zu Staatssekretärin Claudia Plakolm ins Bundeskanzleramt. Es ist für uns als Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen nicht nachvollziehbar, warum wenige Monate vor Ende der Legislaturperiode eine derartige Änderung und Novelle notwendig ist, und es konnte auch im Ausschuss nicht gesagt werden, mit welchen Kosten das verbunden ist.

Wir finden es auch nicht gerechtfertigt, der Staatssekretärin im Wahlkampf noch eine Digitalisierungsspielwiese zu bieten, denn ich glaube, dass dieses Thema damit nämlich zu wenig Wertschätzung erfährt. Diese Zerstückelung und Teilung dieser Digitalisierungskompetenzen macht von unserer Warte aus, aus unserer Perspektive jetzt kurz vor der anstehenden Wahl im September einfach keinen Sinn.

Es gibt aber in diesem Zusammenhang einen positiven Aspekt – das wurde auch von Kollegin Schatz erwähnt –, nämlich einen Abänderungsantrag, den alle Fraktionen eingebracht und im Ausschuss auch schon beschlossen haben, und zwar auf Initiative der SPÖ und der NEOS: für mehr Transparenz und Rechtssicherheit zu sorgen. In Zukunft soll ein Bundesminister sowohl die Betrauung, den Zeitpunkt und den Umfang der Aufgaben eines ihm beigegebenen Staatssekretärs im Bundesgesetzblatt verlautbaren. Wir halten das für eine wichtige Maßnahme, die wir auch schon länger gefordert haben,


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und sind froh, dass wir das heute beschließen. Wir sind der Meinung, dass bei dieser Bestellung nämlich jetzt tatsächlich für Klarheit gesorgt wird, und in turbulenten Zeiten wie diesen, in denen auch innerhalb der Bevölkerung das Vertrauen in die Politik schwindet, ist jede noch so kleine Maßnahme für mehr Transparenz jedenfalls zu begrüßen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.06


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nikolaus Scherak. – Bitte.


12.06.46

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Es ist schon gesagt worden, worum es in der Gesetzesnovelle geht. Es sind mehrere Dinge: einerseits die Zuständigkeitsverschiebung vom ehemaligen Staatssekretär Tursky, der nicht mehr Staatssekretär ist, zu Staatssekretärin Plakolm – ob das sinnvoll und notwendig ist, das so kurz vor einer bevorstehenden Wahl zu machen, und ob das wo hinführt, wage ich zu bezweifeln.

Wir NEOS halten es grundsätzlich so, wenn Bundesregierungen sich ihre Ressorts aufteilen, dass wir dem zustimmen, denn ich glaube, dass man das auch einer Regierung und den Regierungsparteien entsprechend freistellen sollte, wie sie das machen wollen. Ob das in diesem Fall sinnvoll ist, sei dahingestellt.

Wichtig wäre es, dass Staatssekretärin Plakolm ein bisschen mehr Tempo im Digitalisierungsbereich macht und von der Showpolitik ihres Vorgängers abgeht. Das wird sich aber in der kurzen Zeit höchstwahrscheinlich rein faktisch nicht ausgehen.

Was wir auch beschließen – das ist von Kollegen Gerstl, aber auch von Frau Kollegin Duzdar und Frau Kollegin Schatz schon angesprochen worden –, ist eine Transparenznotwendigkeit. Ursprünglich aufgefallen ist das unserem


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Bundesrat: dass die Betrauung von Staatssekretären mit ihrem Aufgaben­bereich nicht transparent ist und auch wann das entsprechend passiert. Er hat sich dann mit den Kollegen der SPÖ aus dem Bundesrat zusammengesetzt und das hier formuliert.

Es ist nicht nur eine Transparenzsache, es ist auch eine Sache, die bezüge­recht­lich relevant ist, was zu der unangenehmen Situation geführt hat, dass Staatssekretäre ihr Gehalt zurückzahlen mussten – das auch freiwillig gemacht haben, aber es ist für alle alles in allem eine unangenehme Situation gewesen und insgesamt gab es ein schlechtes Bild.

Insofern ist es gut, dass wir das lösen, und es ist wiederum – und da danke ich den Regierungsparteien – ein positives Beispiel, wie gelebter Parlamentarismus funktionieren kann, wenn Vorschläge der Opposition aufgenommen werden und man am Schluss für alle zu einer guten Lösung kommt. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Gerstl.)

12.08


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer. – Bitte sehr.


12.08.53

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Besucherinnen und Besucher, herzlich willkommen im Hohen Haus! Das Bundesministeriengesetz regelt, welche Ministerien es gibt und deren Zuständigkeiten beziehungsweise die Zuständig­keiten der jeweiligen Ministerinnen und Minister beziehungsweise Staats­sekretärinnen und Staatssekretäre. Wir haben es heute schon mehrfach gehört: Durch den Wechsel des ehemaligen Staatssekretärs Tursky werden nun die Digitalisierungsagenden auf Staatssekretärin Plakolm übertragen, damit sie diese ab 1. Mai auch übernehmen kann.


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Jetzt zeigt es sich schon in dieser Debatte: Egal wie man es macht, es ist immer irgendwie falsch. Hätte diese Bundesregierung beschlossen, jemanden Neuen an Bord, in die Bundesregierung zu nehmen und mit diesen Digitalisierungsagenden zu betrauen, dann wäre der Vorwurf gekommen: Was soll der jetzt noch in sechs Monate machen?, der muss sich einmal einarbeiten, dann kommt der Sommer, oder sonst irgendetwas – unnötig.

Jetzt hat man die Digitalisierungsagenden genommen, hat sie etwas aufge­splittet – ja, es wäre besser, wenn sie zusammen wären, aber es ist natürlich auch die Frage, was man in dieser Zeit jetzt noch stemmen kann. Breit­band­ausbau, BRZ bleiben beim Finanzministerium und Digitalisierung insgesamt kommt zur Staatssekretärin Plakolm. Ich glaube, es ist eine gute Lösung, die wir für die kommenden sechs Monate gefunden haben.

Diese Gesetzesänderung gibt auch die Möglichkeit, ein bisschen Rückschau beziehungsweise auch Vorschau auf die kommenden sechs Monate zu halten. Ich möchte mich aber zu Beginn und als Erstes noch bei Florian Tursky bedanken, der in den vergangenen Monaten sehr leidenschaftlich für die Digitalisierung in Österreich aufgetreten ist (Abg. Greiner: ... ist gut versteckt!) und auch einige wichtige Maßnahmen gesetzt hat.

Zuletzt haben wir gemeinsam die Grundlage für die KI-Servicestelle gelegt, um eine Anlaufstelle für Unternehmen und Medien zu schaffen, aber auch, um wichtige Vorarbeit für die KI-Behörde zu leisten. Bei der KI-Veranstaltung gestern im Haus wurde diese auch von Expert:innen als Vorzeigeprojekt genannt und gelobt. Und mit einem KI-Beirat haben wir auch ein profundes Experten- und Beratungsgremium für die Bundesregierung und für Österreich geschaffen.

Die digitale Verwaltung wurde ausgebaut. Mit dem Digitalen Amt haben wir viele Behördenwege auf unserem Smartphone. Der Führerschein und der Zulassungsschein wurden in den letzten Monaten etabliert und die Handysignatur wurde zur ID Austria weiterentwickelt. Das Digitale Amt ist nun Drehscheibe


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für alle verfügbaren Onlineservices des Bundes. Wir haben außerdem die digitale Kompetenzoffensive gestartet: mit 4 500 Workshops, ortsnahe für die Bürge­rinnen und Bürger, wo es um die verschiedensten Themenbereiche geht. Wer sich unter workshops.digitalekompetenzen.gv.at ein bisschen anschaut, was für eine bunte Vielfalt es da an Workshops gibt, wird sicherlich fündig werden.

Die Breitbandförderung mit 1,8 Milliarden Euro ist eine immense Investition, die wir in den letzten Jahren für die Zukunftsfähigkeit Österreichs getätigt haben. Zwei Drittel unserer Haushalte verfügen über einen gigabitfähigen Internet­anschluss. Über 90 Prozent Österreichs sind mit 5G abgedeckt. Das ist durchaus eine enorme Leistung, die wir in den letzten Jahren zusammengebracht haben.

In den kommenden sechs Monaten werden wir uns weiter dem Thema künst­liche Intelligenz widmen. Die KI-Strategie soll an die geänderten Rahmen­bedingungen angepasst und notwendige Maßnahmen aufgezeigt werden. Wir müssen die Datenstrategie, an der bereits unter Staatssekretär Tursky gearbeitet wurde, abschließen und zur Umsetzung bringen, und auch im Bereich Infrastruktur wird es noch Stellschrauben geben, denen wir uns widmen wollen, und die Investitionen wollen wir weiter tätigen.

Ich bin davon überzeugt, dass Staatssekretärin Plakolm hier noch einiges weiter­bringen wird. Sie hat schon bisher gezeigt, dass sie motiviert ist und andere motivieren kann, sich von Tag eins an voll reinhängt und es versteht, Menschen und ihre Expertisen zusammenzubringen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Ich freue mich auf diese Zusammenarbeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.13


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Carina Reiter. – Bitte.


12.13.10

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer daheim oder oben auf


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der Galerie! Ja, wir debattieren die Änderung des Bundesministeriengesetzes, und ich glaube, gerade wenn es um das Thema Digitalisierung geht, ist das ein ganz entscheidender Faktor für unsere gesamte Gesellschaft. Letzte Woche ist zum Beispiel der Salzburger Jugendreport veröffentlicht worden und darin ist klar erkennbar oder ersichtlich, dass auch junge Menschen Sorge betreffend diese oder Angst vor Digitalisierung und künstlicher Intelligenz haben, also dass das durchaus Themen sind, bei denen Unsicherheiten vorhan­den sind.

Umso wichtiger ist es, dass man sich ernsthaft mit diesem Thema auseinander­setzt, denn Digitalisierung muss nichts anderes als einfach sein und die Arbeit und den Lebensalltag erleichtern, um auch den Menschen ihre Sorge zu nehmen, wenn es um dieses Thema geht. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die digitale Barrierefreiheit, das heißt, diese digitale Welt, die doch zahlreiche Hürden hat, zugänglicher für alle Generationen zu machen, den Umgang mit Digitali­sie­rung zu ermöglichen und unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen, von der älteren Generation bis zu den Jüngeren.

Gestern ist zum Beispiel die Digital Innovation School präsentiert worden, also da sind viele wichtige Ansätze vorhanden. Die Digitalisierung ist, so wie die Gesellschaft, im Wandel und beeinflusst viele Prozesse im Alltag und auch in der Wirtschaft. Das sehen wir in Österreich, aber auch gesamteuropäisch. Da ist es einfach wichtig, dass wir eine starke Stimme haben, dass dieses Thema weiter präsent und gut vertreten ist, denn die Digitalisierung ist ein Hebel für die Wett­be­werbsfähigkeit und für die Innovation und das ist notwendig für unseren Standort Österreich und Europa.

Wenn man die Bilanz der Staatssekretärin Plakolm anschaut, die jetzt doch schon einige Zeit für die Agenden Jugend und Zivildienst und Ehrenamt zustän­dig ist, kann man schon sehen, dass sie jemand ist, der auch etwas voranbringt, Dinge anpackt und wirklich erledigt. Wir haben als Bundesregierung im Bereich der Jugend viele gute Dinge weitergebracht, zum Beispiel die Erhöhung der Bundesjugendförderung, was das erste Mal seit 20 Jahren passiert ist. Also da


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sind wirklich gute Dinge passiert, deswegen bin ich auch davon überzeugt, dass die Digitalisierung dort in guten Händen liegt.

Ich möchte schon noch auf Herrn Kollegen Deimek eingehen, der sich dazu ja, sagen wir einmal, leicht abfällig geäußert hat: Ich denke schon, dass das ein guter und wichtiger Schritt ist, dass Claudia Plakolm das übernimmt. Sie hat gezeigt, sie kann etwas umsetzen, und vor allem ist sie affin zum Thema Digitalisierung. Das passt also schon ganz gut.

Claudia Plakolm ist also quasi das neue Betriebssystem in der Digitalisierung, das durchaus für Modernität steht. Auf die Aussagen des Kollegen von der FPÖ kann ich eigentlich nur antworten, dass mich diese Politik oder die Art, wie man miteinander umgeht, die Art der FPÖ eher an eine Floppy Disk erinnert: ein bissl aus der Zeit gefallen, ein bissl weich und ein bissl biegsam. Man dreht sich gerade so, wie es passt, und das bringt uns gerade im Bereich der Digitalisierung nicht nach vorne. Da würde ich einfach um mehr Wertschätzung und mehr Miteinander bitten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.16 12.16.20


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 2513 der Beilagen.

Hierzu liegt ein Verlangen auf getrennte Abstimmung der Abgeordneten Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen vor.

Ich werde daher zunächst über den vom erwähnten Verlangen auf getrennte Abstimmung betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.


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Wir kommen zur getrennten Abstimmung über Z 1 in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

12.17.394. Punkt

Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024 (III-1109/2505 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der heutigen Tagesordnung:

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte.


12.18.12

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ja, werte Kollegen von Schwarz-Grün! Wissen Sie, was ich mir jedes Mal denke, wenn ich mir sowohl Ihre EU-Politik als auch Ihre nationale Politik anschaue? – Dass Sie wirklich Glück haben; Sie haben Glück, dass in Deutschland tatsächlich eine Regierung sitzt, die noch schlechter


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und unfähiger ist, ansonsten wären nämlich Sie mittlerweile die Lachnummer eins in ganz Europa.

Ihre gesamte EU-Politik, aber nicht nur die von Schwarz-Grün, sondern der gesamten Einheitspartei samt SPÖ und NEOS, macht mich teilweise nur noch fassungslos. Da geht es nicht nur mir so, denn Ihre Politik ist mittlerweile nichts anderes als eine Mischung aus einer unglaublichen EU-Hörigkeit, einer Anbie­derung samt Österreichvergessenheit gemischt mit einer Art Selbstaufgabe im Namen einer Hypermoral, Solidarität und – nicht zu vergessen – einer angeb­lichen Alternativlosigkeit.

Das Ganze verpackt die ÖVP dann gerne noch in eine nationale Showpolitik samt Wählertäuschung, indem sie national immer das eine sagt und in Brüssel dann immer umfällt und für das andere stimmt. So kann man Ihre EU-Politik der anderen Parteien insgesamt zusammenfassen. – Vollkommen absurd. (Beifall bei der FPÖ.)

Vielleicht um den NEOS gegenüber fair zu bleiben (Abg. Brandstätter: Was, was, was?): Bei der Wählertäuschung nehme ich Sie tatsächlich heraus, denn Sie sind ja zumindest ehrlich in Ihrer Politik. (Abg. Brandstätter: Immer! Wir sind immer ehrlich, danke!) Sie sagen nicht nur, dass unsere Neutralität, sondern gleich ganz Österreich als unabhängiger Staat obsolet ist. Sie wollen sie ja überhaupt gleich ganz abschaffen. (Abg. Brandstätter: Das will der Dugin! Nein, nein, nein!) Sie sind ja in Wirklichkeit viel näher an einer extremistischen Organisation dran, als Ihnen überhaupt lieb sein kann, aber zumindest geben Sie es ehrlich zu. Da gebe ich Ihnen recht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter: Das will Ihr Freund Dugin! Ihr Freund Dugin will Österreich auflösen!)

Sie fahren sogar im Wahlkampf mit einem Auto herum, auf dem groß steht: Ver­einigte Staaten von Europa. Bei so vielen Aushebelungsversuchen und -visionen der Grundbausteine unserer Verfassung frage zumindest ich mich immer: Wo ist eigentlich der Bundespräsident, wenn es tatsächlich um den Schutz unserer Verfassung geht? (Beifall bei der FPÖ.)


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Sehr geehrte Damen und Herren! Das Gute ist, dass erstens Ihre EU-Politik mittlerweile derart absurd ist, dass das immer mehr Menschen durchschauen und mitbekommen, und dass zweitens die Wahlen endlich vor der Tür stehen – und damit auch die Möglichkeit, diese Politik endlich abzuwählen und Ihnen dafür auch einen gehörigen Denkzettel zu verpassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich muss sagen, es ist wirklich einzigartig in der Geschichte, dass die Führung eines Staatenbundes zielstrebig auf den Ruin ihrer eigenen Mitgliedstaaten hinarbeitet, doch genau das tut die Europäische Union. Mit der Sicherheit, der Wettbewerbsfähigkeit, der Wirtschaft, der Industrie und damit auch dem Wohlstand geht es in Europa stetig bergab. Mit den Asylzahlen, den Schulden und der Kriegstreiberei geht es stetig bergauf. Die EU arbeitet zielstrebig gegen die Interessen der eigenen Mitgliedstaaten und damit auch gegen die Interessen ihrer eigenen Bürger, und all das immer im Namen irgendwelcher angeblich moralisch höheren Ziele.

Die EU will die ganze Welt belehren und ist dabei nicht einmal in der Lage, sich um ihre zentralen Aufgaben zu kümmern: um die Sicherung von Frieden, Freiheit und Wohlstand. Das wäre die Aufgabe der Europäischen Union. Dabei versagt sie auf ganzer Linie. (Beifall bei der FPÖ.)

Die EU kämpft in einem Krieg, der nicht unserer ist – auch wenn manche ihn gerne zu unserem machen würden und das offensichtlich gerne anders hätten –, für angeblich europäische Werte: mit immer mehr Zahlungen, Waffenlieferungen, Sanktionen und einem ständigen Drehen an der Eskalationsspirale. Sie treten unsere Neutralität mit Füßen, gefährden unsere Sicherheit und vernichten dabei auch gleichzeitig unseren Wohlstand, und all das, ohne dass Sie jemals die Bevölkerung gefragt haben, ob sie das überhaupt mittragen will. (Beifall bei der FPÖ.)

Die EU kämpft mit ihrem irrationalen Klimafanatismus gegen eine Klimaerwärmung, glaubt dabei, die ganze Welt belehren zu können und als Vorbild voranzugehen – und lagert in Wirklichkeit den Verbrauch nur in Drittstaaten um und zerstört dabei


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unsere Wirtschaft und unsere Industrie. Sie subventionieren in Wahrheit nur die Chinesen und die Inder und erreichen null, gar keine positiven Auswirkungen auf den weltweiten CO2-Ausstoß.

Das Aus für den Verbrennungsmotor ist das berühmteste Beispiel für diese politische Selbstzerstörung, die stattfindet: So dumm muss man einmal sein, nicht nur eine der größten Industrien mit Absicht zu zerstören, sondern vor allem auch das Herzstück der deutschen Industrie und damit das Herzstück des Hauptgeldgebers der Europäischen Union. Das heißt, Sie schießen sich mit dieser Politik nicht nur einmal ins Knie, sondern gleich zweimal. Ich gratuliere Ihnen zu diesem Unsinn, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Stichwort Green Deal – Green Disaster, wie wir ihn nennen –, Lieferketten­gesetz, Emissionszertifikatehandel, CO2-Steuer, -Grenzausgleichsmechanismus, Bürokratie, Überregulierung und, und, und: Ihre gesamte Politik belastet die Unternehmen immer mehr und mehr und heizt damit auch die Inflation immer weiter an – oder glauben Sie etwa, dass die vom Himmel gefallen ist?

Die EU ist der größte Inflationstreiber und alle anderen Parteien in diesem Haus sind überall seit Jahren mit dabei. Sie, werte ÖVP, haben schon längst jeden Anspruch verloren, sich noch als Wirtschaftspartei bezeichnen zu dürfen. Sie sind der Sargnagel für die heimische Wirtschaft und die Industrie (Beifall bei der FPÖ), genauso wie Sie spätestens mit Ihrer Zustimmung zum Green Deal und Ihrer Zustimmung zur Zollfreiheit für ukrainische Produkte unter Beweis gestellt haben, dass Sie auch der Sargnagel für die heimische Landwirtschaft und die Bauern in Österreich sind. (Beifall bei der FPÖ.)


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete, ich ersuche Sie, sich in der Ausdrucks­weise zu mäßigen. Begriffe wie Sargnagel, Dummheit und Unsinn haben hier natürlich nichts verloren. (Abg. Höfinger: Wenn das schon normal ist!)


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Ich erteile Ihnen weiter das Wort, aber bitte um Mäßigung in der Ausdrucks­weise. (Abg. Prinz: Sie kann nichts dafür, sie glaubt, sie ist auf einer Wahlkampf­veranstaltung!)


Abgeordnete Petra Steger (fortsetzend): Bei dieser Politik fällt es schwer, andere Begrifflichkeiten zu finden.


Präsidentin Doris Bures: Da kann ich Ihnen helfen, Frau Abgeordnete. (Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Abg. Greiner: Genau!)


Abgeordnete Petra Steger (fortsetzend): Insgesamt frage ich mich ja immer bei dieser Politik, bei der auch die anderen Parteien mit dabei sind (Abg. Stark: Mit dieser Politik wollen Sie Erster werden?!), bei dieser Wohlstandsvernichtung, bei dieser politisch gewollten Verknappung und Verteuerung der Energie – Stichwort Energiewende – und auch bei den Sanktionen, bei allem, wo Sie mit dabei sind: Was ist aus diesem angeblichen Friedensprojekt der Europäischen Union geworden? Statt Friedensverhandlungen, statt Friedensinitiativen gab es zum zweiten Jahrestag dieses abscheulichen Krieges das 13. Sanktionspaket und immer mehr Waffen (Abg. Schwarz: Sagst halt dem Wladimir Putin, dass ...!), Sanktionen und extremere Forderungen, zuletzt von Macron, der überhaupt europäische Bodentruppen gefordert hat. Da kann man gleich den dritten Weltkrieg ausrufen. – Jetzt musste ich mich zusammenreißen, damit ich nicht wieder einen Ordnungsruf bekomme.

Als Nächste ist dann von der Leyen gekommen und hat gleich einen Verteidi­gungs­kommissar gefordert – klar EU-rechtswidrig, auch egal. Dann kam Ratspräsident Charles Michel und wollte gleich die Kriegswirtschaft ausrufen – sehr bezeichnend für einen Liberalen, der gleich die Abschaffung der freien Marktwirtschaft fordert, aber wir wissen ja, auch von den Liberalen hier im Haus, dass sie, was den Liberalismus anbelangt, sehr situationselastisch sind. Das haben wir spätestens bei ihrer Zustimmung zur Impfpflicht auch national gesehen.


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Das Traurige ist, dass die Europäische Union noch immer nicht kapiert hat, dass Sanktionen noch nie einen Staat zum Einlenken gebracht haben – und vor allem dass uns diese Sanktionen wesentlich mehr schaden als Russland. (Abg. Schwarz: Das ist einfach falsch!) Jeder, der etwas anderes behauptet, ist entweder naiv oder sagt bewusst die Unwahrheit. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, Sie schauen sogar zu, wenn uns die Ukraine – die wir mit Milliarden unterstützen – bedroht und unsere Energieversorgung gefährdet, indem sie den Transitvertrag nicht verlängert und angekündigt hat, kein Gas mehr nach Österreich liefern zu wollen, was die Preise selbstver­ständlich durch die Decke schießen lassen würde. Was tut diese Bundesregie­rung? – Nichts. Sie schaut zu, wie es in Österreich geradewegs Richtung Abgrund geht. Das kann ich nur noch als absolut unverantwortlich bezeichnen. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Eines muss ich sagen: Es muss endlich Schluss mit dieser Eskalationspolitik sein. Jeder Krieg wird schlussendlich mit Friedens­verhandlungen beendet. Die einzige Frage, die sich stellt, ist, ob diese früher stattfinden oder später – und je später, desto mehr Tote, desto mehr Leid und desto mehr Zerstörung wird es geben.

Wir wollen in Europa keinen Krieg, wir wollen keine Kriegswirtschaft, wir wollen keine Sanktionen, sondern wir brauchen endlich eine vernünftige Friedenspolitik mit einem realpolitischen Zugang, um endlich dieses sinnlose Sterben in der Ukraine zu beenden.

Eines sage ich noch, was die EU allgemein betrifft – was wir vor allem wollen: Wir wollen, dass endlich Schluss ist mit dieser Politik gegen die Interessen der eigenen Bürger. Wir wollen eine EU, die sich um die Interessen der National­staaten, um die Interessen der eigenen Bürger kümmert und nicht so abgehoben und realitätsfremd agiert, wie sie das jetzt tut.


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Die EU hat nichts mehr mit der ursprünglichen Idee zu tun. Aus diesem Grund sagen wir: Genug! Es ist genug! Wir lassen uns das nicht mehr gefallen. Wir brauchen endlich eine Schubumkehr, eine Hinwendung zum Volk und seinen Interessen und eine Abwendung von den selbst ernannten Eliten und ihrer realitätsfremden Politik. (Beifall bei der FPÖ.)

12.27


Präsidentin Doris Bures: Ich begrüße Herrn Bundesminister Alexander Schallenberg im Hohen Haus und erteile Herrn Abgeordneten Reinhold Lopatka das Wort. – Bitte.


12.27.57

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Außenminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Manchmal frage ich mich schon: In welcher Welt leben Sie eigentlich, Frau Kollegin Steger? (Abg. Belakowitsch: Das frage ich mich ... auch!)

Sie reden davon, dass es ständig bergab geht. Das Gegenteil ist der Fall: Seit 1995 sind wir in der Europäischen Union, seit damals konnte das kleine Österreich seine Exporte in diese Europäischen Union vervierfachen. Unser Bruttoinlandsprodukt hat sich verdoppelt. Es ist also nicht bergab gegan­gen, sondern es ist aufwärts gegangen, Gott sei Dank – das Gegenteil von dem, was Sie sagen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Schwarz und Brandstätter.)

Das Zweite: In der Sprache sind Sie richtigerweise von der Präsidentin ermahnt worden. Da sind Sie in einem Wettlauf mit Ihrem Spitzenkandidaten Vilimsky. Er geht ja noch viel weiter. Was hat er vor einer Woche beim Wiener FPÖ-Parteitag gesagt? – Stellen wir uns „einen roten Knopf vor“, den zu drücken bedeuten würde, uns in der Sekunde „herauszuholen“. (Abg. Belakowitsch: ... Livestream!) Was sagt er dann? – Ich hoffe, ich bekomme keinen Ordnungsruf, ich zitiere: „aus dem“ ganzen „EU-Irrsinn“ und aus dem ganzen


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EU-Wahnsinn. „Ich würde keine“ Minisekunde – was immer das ist (Heiterkeit des Abg. Brandstätter) – „zögern, auf diesen“ roten „Knopf zu drücken“.

Da sind Sie in einem Wettlauf, in einer Spirale der Gewalt bei der Sprache. (Abg. Amesbauer: Wie geht es weiter?) Das ist oft die Vorstufe zur Gewalt auf der Straße. Denken Sie darüber nach, wenn Sie von Eskalation sprechen! (Beifall bei der ÖVP.) In der Sprache sind Sie Weltmeister bei der Eskalation, das muss ich Ihnen sagen.

Wer betreibt die Eskalation? – Doch nicht die Europäische Union! Das ist ja völlig verkehrt. Die Eskalation kommt vom Iran, wie zuletzt in Israel. Die Eskalation kommt von Russland – oder wollen Sie es vielleicht so umdrehen, dass die Ukraine einen Angriffskrieg führt? Ich frage mich also wirklich: Wo leben Sie? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dieser Bericht, den wir jetzt diskutieren – dieser Europabericht –, ist ein Spiegelbild der Krise und großen Herausforderungen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Meine Damen und Herren, die Herausforderungen sind größer geworden. Was braucht es hier in Europa? – Es braucht nicht das Feindbild von der Europäischen Union, das Sie ständig zeichnen, sondern dass wir näher zusammenrücken.

Die Verträge – Art. 42 EUV – geben das vor, was die Solidarität betrifft, zu der wir verpflichtet sind und wo wir uns natürlich auch solidarisch zu verhalten haben, denn die Gefahren werden größer.

Ich bleibe beim Iran: Was dort am 13. April geschehen ist, als Israel erstmals direkt angegriffen worden ist (Abg. Kassegger: Was ist denn vorher ... komplett ausgeblendet?!), zeigt, wie gefährlich dieses Land in der Region ist. Da braucht es eine gemeinsame europäische Antwort, die mit den Sanktionen auch gefunden wird.

Teheran ist aber genauso direkt mit im Krieg, wenn es um die Ukraine geht, wo sie ausschließlich den Standpunkt von Russland vertreten, denn dort sind es


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Drohnen aus dem Iran, die sogenannten Shahed-Drohnen – nicht sehr teuer, aber am Ende, in den Auswirkungen, sehr grausam.

Und natürlich ist der Iran auch eine Gefahr – das haben wir heute in der Aktuellen Stunde besprochen –, was den internationalen Terror betrifft. Es gibt kein zweites Land, das Terroristen so gegen die westliche Welt finanziert, seien es die Hamas-Terroristen, die Hisbollah-Terroristen oder die Huthis. (Abg. Deimek: ... geschützt! Das hat der Herr Lopatka schon vergessen!)

Meine Damen und Herren, vor 40 Jahren schon haben die USA den Iran als Statesponsor für den Terrorismus daher richtigerweise ausgewiesen. Aber auch im eigenen Land ist das ein Terrorregime, gegen die eigenen Leute gerichtet, und ich bin froh, dass alle hier, mit Ausnahme der Freiheitlichen Partei, auch Paten­schaften übernommen haben, weil wir das Schicksal der Menschen im Iran nicht vergessen sollten. Abgeordnete wie Martin Litschauer, der sich schon mehrere Dutzend Mal an die Botschaft gewandt hat, leisten da, glaube ich, schon eine wert­volle Arbeit.

Zusammenfassend auf den Punkt gebracht: Die Europäische Union ist von einem Ring von Krisen, von Kriegen umgeben. Ich habe jetzt nur die Ukraine und den Iran angesprochen, und wie Israel da unter Druck steht, wo wir auch gefordert sind, unsere entsprechende Position klar zu beziehen. Ich habe nicht Armenien und Aserbaidschan angesprochen, zu denen heute ein Antrag eingebracht wird, habe auch nicht den Sudan angesprochen, wo Millionen auf der Flucht sind. In der Sahelzone, wo ein Staat nach dem anderen kollabiert, eine Militärdiktatur nach der anderen entsteht, ist wieder Russland direkt dabei, in anderen Bereichen, wenn es um Terror geht, der Iran. Gestern sind in Georgien Tausende auf die Straße gegangen, weil sie große Sorge haben, dass sie ihre Freiheiten verlieren.

Also: Wir, mit Ausnahme der Freiheitlichen, haben, glaube ich, hier im öster­reichischen Parlament einen klaren Kompass. Wir stehen immer auf der Seite der Demokratie (Abg. Belakowitsch: Nein!), der Rechtstaatlichkeit (Abg.


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Kassegger: Der Freiheiten!) – Sie nicht, sage ich Ihnen, Sie nicht! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Die Abgeordneten Belakowitsch und Reifenberger: Wir stehen auf der Seite der Österreicher! – Abg. Steinacker: Die müssen sich aber auch an die rechtsstaatlichen Gesetze halten!) Sie unterstützen totalitäre Systeme von Putin – das ist eines, meine Damen und Herren! Erst kürzlich wieder hat Ihr Abgeordneter im Europäischen Parlament Haider einem Propagandaorgan Russlands ein solches Interview gegeben, Voice of Europe nennt sich das. Im Übrigen sollen über dieses Voice of Europe auch Mittel nach Europa fließen (Abg. Brandstätter: Geld!) – Geld; mit Mitteln habe ich Geldmittel gemeint –, um solche rechten Parteien zu unterstützen. (Abg. Deimek: Da seid ihr keine Minute besser!)

Ich sage Ihnen etwas: Wir sind in der Europäischen Union gemeinsam gefordert (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Deimek), dort, wo es etwas zu verbessern gibt, das zu tun, in der Union aber als verlässliche Partner zusammenzuarbeiten (Abg. Kassegger: Für wen?), um auf der Seite von Demokratie und Rechtstaat­lichkeit zu stehen. Das ist unsere Pflicht, die wir wahrnehmen und die Sie vernach­lässigen! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Schwarz.)

12.34


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Volker Reifenberger zu Wort gemeldet. – Bitte.


12.34.09

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Herr Kollege Lopatka, im Gegensatz zu Ihnen stehen wir auf der Seite der Österreicherinnen und Österreicher. So viel möchte ich Ihnen gleich am Anfang mitgeben. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schwarz. – Abg. Steinacker: Aber die haben sich auch an Gesetz und Rechtsstaatlichkeit zu halten!)

Ich möchte jetzt drei Themenblöcke aus dem EU-Arbeitsprogramm 2024 heraus­nehmen, und zwar erstens die Europäische Friedensfazilität, zweitens die Versorgungssicherheit im Bereich der Gaslieferungen und drittens die Frage der


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Sinnhaftigkeit der Sanktionspolitik. (Abg. Steinacker: Das ist eine Differenz! Man kann ja nicht suggerieren, dass zwischen Gesetzen, Rechtsstaatlichkeit und Österreicher zu sein ein Unterschied ist! – Abg. Lindinger: ... ein Wahnsinn!)

Zum ersten Themenblock, zur Europäischen Friedensfazilität: Da muss man schon einmal sagen, dass eigentlich der Titel allein schon grotesk ist – Friedens­fazilität. Etwas, mit dem man dann eine Kriegspartei, die Ukraine, finanziell unterstützt, so zu bezeichnen trägt nicht unbedingt zu einem Frieden bei, sondern zur Verlängerung eines sinnlosen Sterbens. (Abg. Lindinger: Das sagen die Freunde Putins, ja!) Sie, Herr Außenminister, wollen jetzt den österreichischen Beitrag zur dieser Friedensfazilität – dieser sogenannten Friedensfazilität – auch noch erhöhen. Sind Ihnen 154 Millionen Euro allein aus Österreich nicht genug?

Ich sage Ihnen noch einmal eines, Herr Außenminister Schallenberg: Geld hat eben kein Mascherl, und wir zahlen viel Geld in einen Topf ein, mit dem auch Waffen und Munitionskäufe für die Ukraine mitfinanziert werden. Auch unsere Kampfhelme, die Frau Ministerin Tanner angeblich aus humanitären Gründen für die Zivilbevölkerung gespendet hat, diese österreichischen Kampfhelme werden jetzt von ukrainischen Soldaten im Krieg getragen. Dann unterstützen Sie auch noch das Projekt Eumam, mit dem ukrainischen Soldaten von anderen EU-Ländern militärisch ausgebildet werden.

Es ist mir schon klar, dass Österreich mit dem Bundesheer nicht selbst ukrainische Soldaten ausbildet, aber wir beteiligen uns finanziell an den Missionskosten dafür. Das ist mit einer ernst gemeinten Neutralitätspolitik nicht vereinbar, Herr Außenminister! (Beifall bei der FPÖ.)

Neutralität in völkerrechtlichem Sinn ist nur dann glaubhaft, wenn man als Staat auch vom Ausland als neutral angesehen wird. Dank Ihrer verfehlten Neutra­litätspolitik hat uns Russland zu einem sogenannten Unfriendly State, also zu einem unfreundlichen Staat, erklärt und erkennt jetzt unsere Neutralität eben


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nicht mehr an. Eine derartig verfehlte Neutralitätspolitik ist brandgefährlich für unser Land.

Lassen Sie mich zum zweiten Thema kommen, zur Versorgungssicherheit durch Gaslieferungen aus Russland, die wir mangels Alternativen – das möchte ich betonen – dringend brauchen, damit unsere heimische Bevölkerung im Winter nicht frieren muss! Sie halten in Ihrem Bericht richtig fest, dass der ukrainisch-russische Vertrag Ende 2024, also in wenigen Monaten, auslaufen wird. Gleichzeitig behaupten Sie aber in Ihrem Bericht, dass „der Transit von russischem Gas [...] auch ohne langfristigen Transitvertrag erfolgen“ könne und dass „die Ukraine [...] als Mitglied der europäischen Energiegemeinschaft die Verpflich­tung“ habe, „ihre Transitinfrastruktur für die Durchleitung von Gas zur Verfügung zu stellen.“

Wie kommen Sie zu dieser realitätsfremden Schlussfolgerung, Herr Außenminister? Der ukrainische Energieminister sagt nämlich genau das Gegenteil: Er sieht keine Möglichkeit mehr, russisches Pipelinegas nach Europa durchzulassen. Wie kommen Sie also zu dieser kühnen Schlussfolgerung? Können Sie uns garantie­ren, dass auch im Jahr 2025 noch Gas über die Ukraine nach Österreich fließen wird?

Der letzte Themenblock ist die völlig verfehlte und auch sinnlose Sanktions­politik. Sie schreiben in Ihrem Bericht, Herr Außenminister, das „Ziel“ der Sanktionen gegen Russland sei, „die Möglichkeiten Moskaus zur Kriegsführung gegen die Ukraine weiter einzuschränken und Russland sobald wie möglich zu einem Friedensprozess zu bewegen“. – Das verstehe ich jetzt aber nicht ganz, Herr Außenminister. Im Februar 2024, gar nicht lange her, haben Sie in der „Zeit im Bild 2“ noch erklärt, dass die Sanktionen niemals das Ziel gehabt hätten, Frieden zu schaffen. Ihr Zitat: Sanktionen hätten nie das Ziel gehabt, Frieden herbeizuführen, das sei ein Irrglaube. – Zitatende. Wie widersprüchlich kann man Außenpolitik eigentlich betreiben?


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Welchen Zweck haben diese Sanktionen überhaupt noch, wenn sie der österreichischen Bevölkerung schaden, die Inflation weiter anheizen und den Krieg ja sowieso nicht beenden? Diese Sanktionen sind nichts anderes als die Beteiligung Österreichs an einem Wirtschaftskrieg, und das ist mit einer völkerrechtlichen Neutralität nicht vereinbar.

Wenn Sie mir schon nicht glauben, Herr Außenminister, dann hören Sie sich bitte Völkerrechtsprofessor Geistlinger an! Er versteht viel mehr vom Völkerrecht als alle hier im Hohen Haus, und dessen rechtskundige Expertise müssen Sie zwar persönlich nicht teilen, Sie müssen sie aber zumindest als eine vertretbare Rechtsansicht respektieren und auch ernst nehmen. (Zwischen­ruf des Abg. Ofenauer.) Herr Minister Schallenberg, wenn Sie sich jetzt bald zu Wort melden, darf ich gleich eines vorweg sagen: Ersparen Sie uns bitte Ihre oberlehrerhafte und aristokratische Abschätzigkeit! (Beifall bei der FPÖ.)

12.39


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Christoph Matznetter. – Bitte.


12.39.13

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundes­minister! Geschätzte Damen und Herren, auch Zuseherinnen und Zuseher, sei es auf der Galerie oder vor den Bildschirmen! Normalerweise sollten solche Themen, wie wir sie jetzt haben, sagen wir einmal, nicht so spannend sein. Wir leben aber in Zeiten multipolarer Krisen und Kriege, und da ist zugege­benermaßen genau diese Frage, wie man sich da verhalten soll, nicht so einfach zu lösen.

Wir können ein bisschen aus der Geschichte lernen. Wie kann Österreich in dieser komplexen Situation einen positiven Beitrag leisten?

Wenn man sich ein bisschen an die Geschichte erinnert, sieht man: Es gab schon einige Meilensteine, bei denen das passiert ist. Ich hatte gestern die Gelegenheit


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zu einer Aussprache bei der US-Botschafterin in ihrer Residenz in Wien, im Raum mit der Plakette, in dem sich der damalige US-Präsident Kennedy – nicht zufällig namensgleich mit der Botschafterin – mit Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow getroffen hat. Das war die Grundlage für Salt I, für eine Beschränkung des Wettrüstens. (Abg. Brandstätter: Chruschtschow hat keinen Krieg geführt!)

Wieso hat das in Wien stattgefunden? Wie konnte es dazu kommen, dass in Zeiten der größten Anspannung des Kalten Krieges – ich erinnere an die Kubakrise – Österreich jener Ort war, an dem der richtige Weg eingeschlagen wurde, nämlich in Richtung Entspannung, keinen Krieg haben zu wollen und alles zu tun, um einen heißen Krieg zu vermeiden? – Die Antwort darauf ist: eine als neutraler Staat mögliche aktive Außenpolitik. (Beifall bei der SPÖ.)

Um das zu machen, gilt aber Folgendes: Unser Einfluss als Österreich wird nicht daher rühren, dass wir mit besonderen militärischen Mitteln andere ein­schüchtern können, unser Beitrag kann nur der eines ehrlichen Maklers sein, und da müssen wir uns die Grundsätze dafür vor Augen halten:

An erster Stelle stehen die Menschenrechte und die Menschenrechtskonven­tion – die steht nämlich sogar noch vor dem Völkerrecht –, und daher haben wir uns eingemischt: Als es in Südafrika die Apartheid gegeben hat, sind wir aufgetreten und haben Maßnahmen bis zu Sanktionen gesetzt, weil es nicht sein kann, dass Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden. Wir haben uns eingemischt, als es um Genitalverstümmelungen ging, wir haben uns eingemischt, als im Iran Frauen kujoniert worden sind, als Frauen gestorben sind, die nicht einmal entscheiden können, wie sie auf die Straße gehen. Das ist richtig so, weil der erste Grundsatz die Unteilbarkeit der Würde des Menschen ist; und der zweite ist die Einhaltung des Völkerrechts.

Weil die FPÖ da jetzt immer herumtut: Denkt doch einmal nach! Ein kleines Land wie das unsere kann niemals zur Kenntnis nehmen, dass Supermächte und andere Bewaffnete hergehen und die Souveränität einfach wegwischen (Abg.


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Brandstätter: So ist es!) und dass andere darüber entscheiden wollen (Ruf: Das ist zigmal so passiert!), was die machen und wie die leben. (Beifall bei der SPÖ.) Das werden wir im Interesse unseres Landes (Ruf: Das ist zigmal passiert!), Herr Kollege, nie – niemals! – dulden können! (Ruf: Irak, Afghanistan zigmal passiert! –Abg. Kassegger: Jetzt auf einmal sind wir aufgeregt!) Wir müssen uns jedes Mal laut beschweren.

Ich bin bei anderen Dingen möglicherweise auch dort. Ich glaube nämlich, dass wir, um ein ehrlicher Makler zu sein und wieder die Chance zu haben, Platz und Ort der Verständigung zu sein, das nicht wie bei Fußballmannschaften tun dürfen: Wir gehören zur einen Mannschaft, und was die machen ist immer gut, und was die anderen machen ist immer schlecht. – So geht es nicht! Wir werden diese Prinzipien jedes Mal laut sagen müssen und wir werden sie auch bei Freundinnen und Freunden, die wir haben und die sagen, dass sie für dieselben westlichen Werte stehen, fast noch strenger einfordern müssen. Das ist das, was ich mir von der Außenpolitik erwarte: Auch wenn es Freunde und verbündete Staaten sind, ihnen klar zu sagen: Wenn wir Vorbild sein wollen, müsst ihr euch daran halten!

Wenn wir das machen, werden wir auch gehört werden und dann werden wir die Chance haben, wiederum als ehrlicher Makler zu agieren, weil man dann auch zu den Despoten dieser Welt gehen und sagen kann: Wir sind immer dage­gen! Dann kann man das denen laut ins Gesicht sagen, sonst nicht. Das ist eine Chance, die wir nützen sollten.

In der Europäischen Union ist, glaube ich, die Solidarität, sie wurde schon angesprochen, ein wichtiger Punkt. Das funktioniert nur gemeinsam, und daher sei der FPÖ Folgendes ins Stammbuch geschrieben: Wenn ihr raus der Euro­päischen Union wollt, sagt es! Ihr werdet keine Mehrheit finden (Abg. Brandstätter: Genau!), weil das österreichische Volk davon profitiert hat. Wir wollen in dieser Gemeinschaft dafür sorgen, dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer


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friedlichen Welt leben (Abg. Schnedlitz: ... Kriegstreiberei, oder?), in der Men­schenrechte akzeptiert werden und es Rechtsstaatlichkeit gibt. (Zwischenruf des Abg. Kassegger. – Abg. Schnedlitz: ... Kriegstreiberei!)

Mit einer Außenpolitik, bei der eine Partei versucht, einseitig Kriegsparteien zu unterstützen, wird es nicht gehen. Fügt euch wieder ein, versuchen wir einen Konsens! Menschenrechte, Völkerrecht und solidarische Mitbürger in der Europäischen Union: Das wünsche ich mir, Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

12.44


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Michel Reimon zu Wort. – Bitte.


12.44.41

Abgeordneter Michel Reimon, MBA (Grüne): Frau Präsidentin! Werter Herr Außenminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Also mir fehlt jetzt einiges nach den Reden, die ich bis jetzt gehört habe. Dieser Tagesordnungspunkt behandelt das Arbeitsprogramm der Europäischen Union 2024, und alles, was ich bis jetzt gehört habe war: Ukraine, Nahost und Iran.

Seid mir nicht böse: Das sind wichtige Punkte, aber wir befinden uns mitten in einer schweren Wirtschaftskrise. Ich würde eigentlich von der ÖVP erwarten (Abg. Steger: Ich habe eh über die Wirtschaft geredet!), dass sie zumindest in einem einzigen Satz die Wirtschaftspolitik 2024 in der Europäischen Union anspricht, und von der SPÖ, dass sie zumindest in einem einzigen Satz die Sozialpolitik und die Arbeitsmarktpolitik in der Europäischen Union 2024 anspricht.

Wenn euch das alles wurscht ist (Abg. Herr: Geh bitte!), muss ich euch sagen: Wir Grüne werden uns 2024 um diese Themen sehr wohl kümmern. Wir finden, dass sich die Europäische Union am Höhepunkt dieser Wirtschaftskrise, die wir haben – ausgelöst durch den Nahostkonflikt und durch Russland und die Ukraine –, um diese Maßnahmen kümmern muss. Wir werden uns in diesem Jahr, in


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einem Jahr mit Europawahlen, intensiv um den Wirtschaftsaufbau in Europa kümmern müssen. (Beifall bei den Grünen.)

Gerade wir als nationales Parlament werden uns darum kümmern müssen, weil wir, wie ihr wisst, Europawahlen haben. Das Europäische Parlament wird jetzt einige Monate durch Wahlkampf und dann durch die Neuzusammen­setzung ausfallen, und auch die Kommission wird ausfallen. Gerade wir als Nationalstaaten werden die Wirtschaftspolitik und diese Arbeitsmarktpolitik vorantreiben müssen. Ich würde mir vom österreichischen Nationalrat erwarten, dass er das ins Zentrum dieser Debatte stellt – immerhin sollten wir noch bis September arbeiten. Das wäre mein Anspruch an SPÖ und ÖVP, muss ich euch nach diesen Reden sagen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Steger. – Abg. Steinacker: Es kommen ja noch Redner!)

Wir als Grüne sehen das als unser Thema, weil wir nämlich die Klimapolitik genau in diesem Bereich als zentral sehen. Der Umbau der Energiewirtschaft wird uns sowohl im Wirtschaftsaufbau als auch in der Arbeitsmarktpolitik die Mittel in die Hand geben; darauf werden wir den Schwerpunkt setzen. Das ist das zentrale Thema.

Da ist jetzt der Bogen zu Nahost und zur Ukraine: Selbstverständlich sind das zentrale Themen, und es ist schon richtig, sie anzusprechen – sie auch anzusprechen, zu allen anderen dazu. Wir müssen uns klarmachen, dass diese Regime, die uns da Probleme machen, ölfinanzierte, gasfinanzierte Regime sind. Wenn wir es schaffen wollen, von diesen unabhängig zu werden, wenn wir von ihnen nicht militärisch bedroht werden wollen, dann sollten wir aus der Finanzierung fossiler Energieformen aussteigen, sollten auf eigene Energie­erzeugung, auf nachhaltige Energieerzeugung in Europa setzen. Schlimmer können wir das russische Regime, das iranische Regime, das saudi-arabische Regime doch gar nicht treffen! Das ist Wirtschaftspolitik, Umweltpolitik und Außenpolitik in einem, wenn wir das endlich konsequent angehen. Ich würde euch dazu auffordern, da vielleicht mit uns Hand in Hand zu gehen. Da


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haben wir doch hoffentlich alle ein gemeinsames Interesse. (Beifall bei den Grünen.)

Nein, Entschuldigung, falsch: Es sind nicht alle – die russischen Agenten im österreichischen Nationalrat haben natürlich dieses Interesse nicht, aber die proeuropäischen Parteien, die für die österreichische Bevölkerung arbeiten, sollten dieses gemeinsame Interesse haben. Die FPÖ soll Putin-Politik machen. (Beifall bei den Grünen.)

12.47


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Helmut Brandstätter. – Bitte.


12.48.06

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist ja heute im Nationalrat zum Teil schon sehr laut gewesen. Vor allem am Vormittag ist viel geschimpft und auch über die Vergangenheit geredet worden; ich möchte jetzt über die Zukunft reden: über unsere gemeinsame europäische Zukunft.

Dazu hat es ja auch einen Zukunftskongress gegeben. Über 700 000 Europä­erinnen und Europäer haben sich Gedanken darüber gemacht, welches Europa sie wollen, welche positiven Veränderungen sie in Europa haben wollen. Ich habe mir da einige Punkte herausgesucht.

Da wird etwa die Stärkung des Europäischen Parlaments verlangt. In mehr Bereichen soll mit qualifizierter Mehrheit entschieden werden, heißt es da. Die Menschen wollen die Schaffung einer Verteidigungsunion – durchaus mit Klauseln in Bezug auf Neutralität. Die Transparenz der Politik des Rates muss erhöht werden. Es geht auch um Wirtschaft – na selbstverständlich! –: Themen sind auch ausländische Direktinvestitionen und Bildung – deswegen fordern wir Bildung als fünfte Freiheit für die nächsten Generationen –, aber auch die Schaffung einer europäischen Energieunion.


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Der frühere belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt hat nur gesagt: Ja bitte, jetzt müsst ihr es endlich umsetzen! – Ich glaube, das ist unser aller Auftrag.

Als ich mir aber diese Punkte so durchgelesen habe, habe ich mir gedacht: Das liest sich eigentlich wie das NEOS-EU-Wahlprogramm. Viele Punkte von denen, die sich die Bürgerinnen und Bürger wünschen, wollen wir umsetzen, und ich hoffe, dass wir das auch schaffen werden.

Es stimmt schon – da komme ich zum Punkt Bergkarabach –, wir als Europa sollen natürlich unterstützen und helfen. Herr Bundesminister, Sie wissen, dass wir aber auch in diesem Bereich nicht immer ernst genommen werden, da es eben keine gemeinsame europäische Außenpolitik gibt. Nachdem der Iran diesen unfassbaren Angriff auf Israel gemacht hat, hätte ich erwartet, dass alle Außen­ministerinnen und Außenminister gleichzeitig den iranischen Botschafter – so unsympathisch der Bursche da in Österreich auch sein mag – vorladen, um ihm sehr klar die Meinung zu sagen. Das haben wir leider nicht gemacht.

Zu Russland: Kollege Reifenberger, ich bewundere Sie schon. Sie sagen hier wirklich, man soll die Sanktionen beenden. Jetzt wissen wir doch aus Papieren, dass Russland FPÖ-Abgeordneten angeboten hat: Bitte Anträge einbringen und Sanktionen abschaffen, dann gibt es Geld! – Das wissen wir. Ob Geld zu Ihnen geflossen ist, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass Geld geflossen ist. (Abg. Kassegger: Schön aufpassen, Herr Kollege, mit Ihren Behauptungen! Schön aufpas­sen, Herr Kollege, mit Ihren Behauptungen und Andeutungen!) Moment! Wir wissen, dass Geld zum AfD-Abgeordneten Bystron geflossen ist. Das ist derjenige, der dann mit Ihnen, Frau Kollegin Steger, in einer Fraktion sitzen wird, jemand der von Russland gekauft ist.

Sie haben sich hier beschwert – ich finde diesen Krieg in der Ukraine schrecklich, ich werde auch später noch etwas dazu sagen –, aber wenn Sie schon diese Russlandnähe haben: Sie haben den direkten Draht zu Putin, fahren Sie hin, sagen Sie ihm das! Nicht nur am Roten Platz tanzen: Sagen Sie ihm, dass


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seine Menschenrechtsverletzungen schrecklich sind! (Zwischenruf des Abg. Kucher.)

Zum Schluss: Ich habe dieses Buch von Hugo Portisch schon einmal vorgestellt. (Der Redner hält das Buch „Russland und wir“ in die Höhe.) Er ist ja leider 2021 gestorben. Das Buch aus 2020 erklärt sehr gut, dass wir mit Russland werden leben müssen. Dieses Buch ist aber ganz aktuell: „Was wird aus Russland?“, von einer deutschen Korrespondentin, Sabine Adler (das genannte Buch in die Höhe haltend), die lange dort gelebt hat. Das macht natürlich skeptisch und vorsichtig. Das zeigt uns schon, dass es sehr schwierig wird (Abg. Kassegger: Da lese ich lieber den Portisch!), wieder einen besseren Kontakt aufzubauen, nicht nur weil Russland, weil Putin Kriegsverbrechen begeht, weil er ein anderes Land überfallen hat, sondern weil man – das kann man da leider nachlesen – das Land auch moralisch, innerlich zerstört hat. (Abg. Kassegger: Ja, genau! Keine west­lichen Werte mehr!) Das wird ganz schwierig, und die Opposition – das können Sie auch nachlesen – ist leider sehr, sehr schwach. Umso trauriger ist es, dass wir hier im Plenum auch Leute sitzen haben, die sich als Freunde Putins ver­stehen.

Ich möchte für die nächsten Generationen ein neues, starkes Europa, und zwar mit einer sehr einfachen, aber klaren Formulierung für Europa: leben, lernen, lieben. Damit gibt es auch für die nächsten Generationen ein wunder­bares Europa. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

12.52


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Alexander Schallenberg zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.


12.52.37

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M.: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! An sich wollte ich zu etwas ganz anderem Stellung nehmen, nämlich zur brandgefährlichen Situation, die


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wir gerade im Nahen Osten erleben, wo eine sehr neue Situation entstanden ist, da ein Staat einen anderen mit über 300 Marschflugkörpern angegriffen hat. Nach dem, was ich hier gehört habe, gerade vonseiten der FPÖ, kann ich das aber nicht einfach so im Raum stehen lassen.

Frau Abgeordnete Steger! Herr Abgeordneter Reifenberger! Ich kann nur eines sagen: In Wirklichkeit blamiert sich die FPÖ seit 1994 – ich habe das schon als junger Mann, als Student miterlebt –, seit Jörg Haider, in der EU-Politik. Wir erinnern wir uns alle noch an das Schildlausjoghurt, an die Blutschokolade, und in Wirklichkeit – sagen Sie doch die Wahrheit! – wollen Sie einfach aus der EU austreten. (Abg. Hauser: Jetzt kriegen wir Laborfleisch!)

Sie wollen einfach aus der Europäischen Union austreten und glauben tatsäch­lich als Anti-EU-Schwurbler, dass wir dann sicherer sind (Zwischenrufe bei der FPÖ), dass wir dann wohlhabender sind, dass wir dann im geopolitischen Konzert irgendwie besser aufgehoben sind. Das ist in Wirklichkeit eine Selbstverun­sicherungspolitik und eine Selbstverarmungspolitik. (Abg. Steger: Propaganda von der Regierungsbank!)

Wir haben ja schon vorhin von Reinhold Lopatka gehört, was der EU-Beitritt gebracht hat. Ich denke nur daran: Von 1,3 Milliarden Euro Investition im Jahr 1995 sind wir auf durchschnittlich 7 Milliarden Euro gekommen. Jede Öster­reicherin und jeder Österreicher haben aufgrund des Beitritts fast 1 600 Euro mehr auf dem Konto. (Abg. Schnedlitz: Und wie viel bezahlt als Nettozahler?) Österreichische Unternehmen ersparen sich jährlich 5 Milliarden Euro durch das Wegfallen der Binnengrenzen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das alles wollen Sie aufgeben? – Ich kann das nicht nachvollziehen. (Abg. Steger: Deutschland hat allein aufgrund dieser Politik im letzten Jahr 200 Milliarden an Wirtschaftseinbußen gehabt!)

Die Europäische Union als Kriegstreiber zu bezeichnen ist außerdem eine Chutzpah, denn in Wirklichkeit ist das die Friedensmacht schlechthin, denken wir an den indopazifischen Raum, an den Nahen Osten, oder auch an unsere


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europäische Nachbarschaft. Gehen Sie bitte nach Serbien oder sonst wohin, man wird Ihnen das eine bestätigen: Wir als Europäische Union setzen uns mit aller Macht von New York über Genf und Brüssel ein, um zu deeskalieren (Abg. Steger: Aufrüstung!), und wir werden das auch jetzt im Nahen Osten machen. (Beifall bei der ÖVP.)

Zur Neutralität: Ich habe das im Außenpolitischen Ausschuss schon wiederholt versucht, zu erklären: Es ist ein völliges Missverständnis, Österreich hat nicht, Österreich wird nicht Kriegsmaterial an die Ukraine liefern oder ein solches finanzieren. (Abg. Kassegger: Sie liefern nur das Geld, womit das dann gekauft wird!) Das ist klare Linie der Bundesregierung und dabei bleiben wir. (Beifall bei der ÖVP.)

Zum letzten Punkt: Was die Sanktionen betrifft, bin ich doch etwas erstaunt, wenn man zu den Russlandsanktionen erstens sagt: Aha, die führen keinen Frieden herbei! Bitte, keine einzige Sanktion ist dazu da, Frieden zu schaffen. (Abg. Steger: Das haben Sie im Ausschuss am Anfang behauptet! Ihr Bundeskanzler Nehammer ...!) Das ist eine klare Reaktion der internationalen Gemeinschaft – sei es der Vereinten Nationen, sei es der Europäischen Union – auf ein Fehlverhalten. Worum es uns geht, ist, die Kriegswirtschaft in Russland zu treffen, um eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Das ist ein großer Unterschied.

Ich frage mich, ehrlich gesagt, wenn man vonseiten der FPÖ die Verhängung von Sanktionen als Wirtschaftskrieg bezeichnet: Ist die FPÖ auch gegen Sanktionen gegen den islamistischen Terror, gegen die Hisbollah, gegen die Hamas oder die Huthi? (Abg. Steger: Sanktionen, die unseren Wohlstand vernichten!) Ist man da auch dagegen? Das ist nicht Neutralitätspolitik, so wie ich sie verstehe, das ist nicht Neutralitätspolitik (Abg. Steger: Wo sind Ihre Sanktionen gegen alle kriegs­führenden Staaten?), wie die Bundesregierung sie versteht, und das ist nicht konform mit unseren Werten. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP.)

12.56



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Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Carmen Jeitler-Cincelli zu Wort. – Bitte.


12.56.14

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Herr Brandstätter ist sehr groß, das merkt man, das dauert dann ein bisschen beim Runterstellen. (Die Rednerin stellt die Höhe des Redner:innenpultes auf ihre Größe ein.) Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Zuerst möchte ich gerne die Senioren aus dem Bezirk Leoben und die Wirtinnen und Wirte aus der Steiermark begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Ich habe mir zum Ziel gesetzt, in einer Diskussion den anderen auch zuzuhören – auch wenn das teilweise Darbietungen sind, bei denen man sich sehr, sehr, schwer tut. Liebe Petra, es ist ganz, ganz schwierig, dem etwas Positives abzu­gewinnen, aber ich bin immer so, dass ich etwas Positives finden will, zu dem ich sage: Ja, da kann man recht haben!, denn das ist Diskurs, das ist Parlament, das ist parlare, das ist: Sprechen wir darüber!

Einen Punkt habe ich gefunden, zu dem ich Ja sage: Der Standort Europa ist wirklich in Gefahr. Das ist so, das ist ein Faktum. Viele wandern ab, weil wir reglementieren und regulieren. Diesem Punkt kann ich zustimmen, ich stimme überein, der Standort ist in Gefahr. Auch dahin gehend – wenn man den EU-Vorhabensbericht angeschaut hat – sind aber viele Antworten im Bericht drinnen, zum Beispiel das 800-Milliarden-Euro-Konjunkturpaket, mit dem sehr viel in Richtung Innovation und Digitalisierung finanziert wird. Ich glaube, es sind Dinge drinnen, denen wir zustimmen können.

Womit ich auch d’accord bin: Zu viel Sozialismus, vielleicht zu viel liberale oder grün-liberale Träumereien werden dem Standort langfristig schaden. Dem kann ich auch zustimmen, das sehe ich genauso. Ich glaube, wir müssen jetzt einfach genau dieses Level finden und sagen: Was können wir uns leisten und wie gehen wir strategisch in Zukunft vor? (Beifall bei der ÖVP. Abg. Steger: Da haben Sie überall mitgestimmt im vergangenen Jahr!) – Akustisch höre ich Sie leider nicht,


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das funktioniert leider in diesem Saal nicht. Ich kann nicht darauf eingehen; ich würde es gerne, aber ich höre es akustisch leider nicht. (Abg. Belakowitsch: Ist eh besser, Sie schaffen’s eh nicht!)

Was also brauchen wir, damit Europa funktioniert? – Wir brauchen eine florierende, weltweit agierende, operierende Wirtschaft. Das, was Sie aber als Antwort nennen, das ist: Festung Österreich! Eine Festung Österreich funktioniert nicht. Wir brauchen ein freies Österreich, Frau Steger (Abg. Steger: Frei von dieser Regierung, dann ist der Wirtschaft geholfen!), ein freies Öster­reich, in dem wir wirklich – in einem Geist der freien Marktwirtschaft – weltweit zusammenarbeiten können, denn eine nicht freie Wirtschaft endet wie alle Experimente mit Planwirtschaft: in Not, in Elend, in Unfreiheit. Wir brauchen Europa heute mehr denn je, wir stehen sehr vielen Herausforderungen gegen­über.

Ganz wesentlich, und mein letzter Punkt, ist die Integration des Westbalkans. Das ist sicher eine der großen Herausforderungen, aber auch eine riesengroße Chance für unsere Europäische Union (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen), denn seit dem russischen Angriffskrieg ist das noch wichtiger für die Stabilität innerhalb Europas. Dafür auch ein Dankeschön: Alexander Schallenberg hat die Initiative Freunde des Westbalkans in der EU gegründet. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns da strategische Partner suchen und diese an die EU heran­führen.

Ich habe neulich etwas gesehen, das möchte ich noch kurz schildern: ein Foto von Herrn Vucić mit seinem Sohn. Der Sohn trägt ein T-Shirt mit einer Karte der Umrisse des Kosovo drauf, mit einer serbischen Flagge. Darauf steht: Nema predaje!, was so viel wie: kein Aufgeben!, heißt. Das ist für mich ein Bild, das zeigt, dass es da auch Kriegsopportunisten gibt, Menschen, die es gar nicht tragisch finden, solche Messages von sich zu geben.

Ich glaube, das müssen wir gemeinsam ablehnen, wir müssen ganz klar gemein­sam dagegen auftreten, wir müssen sagen, wir wollen diese sechs Länder


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gemeinsam und nicht nur eines – ganz sicher nicht nur Serbien, sondern alle gemeinsam – in eine gemeinsame Europäischen Union – in eine Friedensunion und auch in eine Wirtschaftsunion – integrieren. Wir sind der größte Binnenmarkt der Welt. Wir müssen zusammen besser werden, das ist keine Frage.

Wir wollen ein besseres Europa haben. Wir brauchen aber diese Europäische Union mehr denn je, denn die Herausforderungen, denen wir heute gegen­überstehen, können wir anders gar nicht lösen.

Frau Steger, ich wünsche mir von Ihnen eines: dass Sie, wenn andere Menschen etwas sagen, vielleicht auch etwas Positives daran sehen. Ich weiß, das ist eine Haltung, die wahrscheinlich dem Wahlkampf geschuldet ist (Abg. Belakowitsch: Na, das ist eine Überzeugung!); aber im Grunde genommen sitzen wir hier alle in einem Boot. Machen wir den Menschen nicht Europa schlecht! Die Europäische Union ist das größte Friedensprojekt (Abg. Steger: Leider nicht mehr! Leider nicht mehr!) – und wir sollten sie als das auch bewahren und das nicht nutzlos für irgendeinen Wahlkampf aufs Spiel setzen. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP.)

13.00


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte.


13.00.28

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eine Vielzahl von Konflikten erschüttert aktuell unseren Globus. Wichtig ist, dass bei dieser Vielzahl auch wirklich alle die Aufmerksamkeit bekommen, die es benötigt. Insbesondere muss der Fokus auch auf die Vertriebenen und Geflüchteten gelegt werden. Diese müssen bestmöglich unterstützt werden, gerade auch sensible Gruppen wie Frauen und Kinder. Deshalb ist es uns wichtig, dass der Fokus auf Bergkarabach nicht verloren geht und dass es diesbezüglich auch eine gemeinsame Initiative gibt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 213

Nachdem bereits im Herbst 2020 die Situation in der Region Bergkarabach wieder eskaliert ist und der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan wieder aufflammte, ist es im September 2023 wirklich zu einer kompletten Eskalation der Situation gekommen. Aserbaidschan startete eine Militäroffensive mit dem Ziel, die komplette Kontrolle über Bergkarabach zu erlangen, und erklärte den militärischen Sieg über Armenien im Konflikt über die Region. Das hieß für 120 000 Bewohnerinnen und Bewohner, dass sie flüchten mussten. Armenien steht nun vor großen Herausforderungen. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wir wissen, Krieg hat immer besorgniserregende Folgen für Frauen und Kinder: Frauen, die sich um Angehörige, die verletzt worden sind, kümmern müssen; Frauen, die von der Zunahme von Gewalt – auch von häuslicher Gewalt – betroffen sind; Frauen, die Traumata mit Kindern und Hinter­blie­benen aufarbeiten müssen.

Die monatelange Blockade von Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen an die Bevölkerung führte dazu, dass laut UN-Weltbevölkerungsfonds rund 50 Prozent aller schwangeren Frauen in der Region aufgrund von Stress und Mangelernährung Frühgeburten erlitten. 20 000 Kinder konnten nicht in die Schule gehen, weil Bomben auch auf Schulen, auf Lehrpersonal und auf Kinder abgeworfen wurden. Diese Frauen und Kinder brauchen dringend unsere Unterstützung, und wir müssen ihnen auch durch humanitäre Hilfe, die ganz zielgerichtet auf die Bedürfnisse von Frauen und Kindern ausgerichtet ist, wieder Perspektiven im Leben ermöglichen.

Es ist gut, dass basierend auf einer Initiative von uns, die im letzten Außen­politischen Ausschuss diskutiert worden ist, heute auch ein gemeinsamer Antrag abgestimmt wird. Herr Minister, ich kann Ihnen nur sagen: Nehmen Sie das bitte als klaren Auftrag mit, die Region Bergkarabach nicht zu vergessen und den Frauen und Kindern dort eine Zukunft zu ermöglichen! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Stögmüller und Brandstätter.)

13.03



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 214

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Dr.in Ewa Ernst-Dziedzic. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.03.22

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kollegen und Kolleginnen! Werte Gäste hier im Hohen Haus! Das Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission steht unter dem Motto: „Heute handeln, um für morgen bereit zu sein“. Ich denke, wenn wir über Außenpolitik, internationale Beziehungen, aber auch die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union sprechen, dann ist es auch wichtig zu betonen, dass es hier im öster­reichischen Parlament zu den meisten Themen unterschiedliche Einschätzungen gibt – wie es in einer Demokratie üblich ist.

Bei vielen einzelnen Themen, die uns ein gemeinsames Anliegen sind, werden wir aber gemeinsam handlungsfähig. Das ist, wie Kollegin Holzleitner vorhin erwähnt hat, beim Thema Bergkarabach der Fall, bei dem Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien, zu dem es schon einen Fünfparteienantrag gegeben hat und zu dem wir nun zum EU-Vorhabensbericht, bei dem das natürlich auch weiterhin Thema ist, auch einen Antrag einbringen wollen, um das zu verstärken: dass das österreichische Parlament hinter der vertriebenen Zivilbevölkerung steht und sich natürlich weiterhin für humanitäre Hilfe und eine friedliche Lösung in der Region einsetzt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Ich darf deshalb heute folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Gudrun Kugler, Eva-Maria Holzleitner, BSc, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreichs Engagement in der Region Bergkarabach und Verbesserung der Lebensbedingungen der geflüchteten Zivilbevölkerung, insbesondere von Frauen und Kindern“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 215

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die österreichische Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten, wird ersucht

- sich auf europäischer und internationaler Ebene weiterhin dafür einzusetzen, dass internationale und europäische Hilfsgelder und -leistungen die Zivil­bevölkerung, die aus Bergkarabach flüchten musste und unter den Folgen der militärischen Auseinandersetzung leidet, auch künftig gezielt erreicht und darauf hinzuwirken, dass dabei die besonders vulnerable Situation von geflüch­teten Frauen und Kindern berücksichtigt wird, damit diese die Folgen des Konfliktes bewältigen und in Frieden leben können.

- sicherzustellen, dass die österreichischen Entwicklungsprojekte in Armenien für eine weitere Stabilisierung der Situation sowie der Verbesserung der Lebens­bedingungen und Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung entsprechend fortgeführt werden, und dabei der vulnerablen Situation von Frauen und Kindern hohe Aufmerksamkeit zukommt.

- sich in Abstimmung mit den internationalen Partnern und vor allem im Einklang mit der EU und ihren Mitgliedstaaten wie bisher mit Nachdruck für eine dauerhafte Friedenslösung zwischen Aserbaidschan und Armenien einzusetzen, und sich weiterhin an der zivilen EU-Mission in Armenien personell zu betei­ligen.

- sich weiterhin für den notwendigen und völkerrechtlich verpflichtend vorge­sehenen Schutz von Kulturgütern und religiöse Stätten in Bergkarabach einzusetzen, damit das kulturelle Erbe der Region für die künftigen Generationen bewahrt wird.“

*****

Vielen Dank für die Kooperation, vielen Dank jetzt schon für die breite Zustimmung. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Brandstätter.)

13.07


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 216

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Gudrun Kugler, Eva-Maria Holzleitner, BSc, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Österreichs Engagement in der Region Bergkarabach und Verbesserung der Lebensbedingungen der geflüchteten Zivilbevölkerung, insbesondere von Frauen und Kindern

eingebracht im Zuge der Debatte in der 259. Sitzung des Nationalrates zum Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024 (III-1109/2505 d.B.)

Der ungelöste Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien wird auch im Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024 (III-1109 d.B.) thematisiert.

Das militärische Vorgehen Aserbaidschans im September 2023 in die (mittlerweile aufgelöste) Region Bergkarabach verursachte einen Massenexodus von fast der Gesamtheit aller ethnischen Armenierinnen und Armenier aus der Region. Dieser Massenflucht war bereits eine sehr eingeschränkte Versorgung durch eine neunmonatige Blockade des Latschin-Korridors in die Region durch Aserbaidschan und damit eine schwere humanitäre Krise für die dortige Zivilbevölkerung vorausgegangen. Auch wenn viele aus Bergkarabach Geflüchtete in andere Länder weitergezogen sind, so stellen die Folgen des Massenexodus der im September 2023 ca. 100.000, größtenteils nach Armenien geflohenen Bewohner Bergkara­bachs, das Land weiterhin vor soziale und wirtschaftliche Herausforderungen.

Österreich reagierte umgehend auf die humanitäre Notsituation und stellte insgesamt EUR 2 Millionen an humanitärer Soforthilfe für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) zur Bewältigung der Krise zur Verfügung. Mit dieser Unterstützung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 217

werden insbesondere die Renovierung der Wasserinfrastruktur und der sanitären Einrichtungen in Schulen finanziert; außerdem werden mehr als 1.100 vertriebene Haushalte finanziell unterstützt. Von EU-Seite wurde aufgrund des Massen­zustroms nach Armenien die humanitäre Hilfe um ca. EU 12,2 Millionen erhöht. Für 2024 wird die EU mindestens EUR 5,5 Millionen an humanitärer Unterstützung für Armenien zur Verfügung stellen.

Armenien ist seit 2011 Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusam­menarbeit. Mit derzeit 20 laufenden Projekten in einem Gesamtwert von mehr als EUR 41 Millionen wird unter anderem die nachhaltige ländliche Entwicklung in Armenien gefördert. Mit den Mitteln der österreichischen Entwicklungs­zusammen­arbeit werden die Lebensgrundlagen verbessert und die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung erhöht.

Der Konflikt und die bewaffnete Auseinandersetzung bringen Leid vor allem für die Zivilbevölkerung, die häufig von psychischen Belastungen und Traumatisierungen betroffen ist. Die Zivilistinnen und Zivilisten mussten nicht nur aus ihrer Heimat flüchten, sondern haben auch Angehörige im Laufe der bewaffneten Auseinander­setzung verloren. Vor allem Frauen sind häufig physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt. Kinder wiederum werden durch Krieg und Vertreibung ihrer Kindheit und Bildungsmöglichkeiten beraubt. Im Jahr 2020 konnten schätzungsweise mehr als 20.000 Kinder keine Schulen besuchen, da auch Bildungseinrichtungen bombardiert wurden. Aus diesem Grund muss diese schwierige Situation von geflüchteten Frauen und Kindern in der Unterstützung der Zivilbevölkerung eine besondere Berück­sichtigung finden und sichergestellt werden, dass die internationale Unterstützung diese vulnerablen Gruppen gezielt und ungehindert erreicht. Es muss zudem gewährleistet werden, dass Kinder Zugang zu Bildung haben und Kinderrechte geachtet werden.

Wie der Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegen­heiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024 klar feststellt, darf der ungelöste Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien nicht aus den Augen verloren werden. Die Menschen in der Region haben das Recht, dauerhaft in Frieden,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 218

Sicherheit und in ihrem Eigentum leben zu können. Damit das religiöse und kulturelle Erbe der Region für die künftigen Generationen bewahrt bleibt, ist der Schutz von Kulturgütern und Kirchen in Bergkarabach dringend erforderlich. Eine notwendige Stabilisierung und Befriedung der Region können nur durch den Ausbau von gegenseitigem Vertrauen und über den Weg von fortzuführenden Verhandlungen zwischen Aserbaidschan und Armenien zur Herbeiführung einer nachhaltigen Friedenslösung gefunden werden. Dafür leistet vor allem die EU einen wesentlichen Beitrag. Die seit Februar 2023 im Einsatz befindliche zivile EU-Mission in Armenien leistet einen Beitrag zur Verringerung militärischer Zwischenfälle sowie zur Risikoreduktion für die Bevölkerung.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die österreichische Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten, wird ersucht

         sich auf europäischer und internationaler Ebene weiterhin dafür einzusetzen, dass internationale und europäische Hilfsgelder und -leistungen die Zivil­bevölkerung, die aus Bergkarabach flüchten musste und unter den Folgen der militärischen Auseinandersetzung leidet, auch künftig gezielt erreicht und darauf hinzuwirken, dass dabei die besonders vulnerable Situation von geflüchteten Frauen und Kindern berücksichtigt wird, damit diese die Folgen des Konfliktes bewältigen und in Frieden leben können.

         sicherzustellen, dass die österreichischen Entwicklungsprojekte in Armenien für eine weitere Stabilisierung der Situation sowie der Verbesserung der Lebensbedingungen und Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung entsprechend fortgeführt werden, und dabei der vulnerablen Situation von Frauen und Kindern hohe Aufmerksamkeit zukommt.


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         sich in Abstimmung mit den internationalen Partnern und vor allem im Einklang mit der EU und ihren Mitgliedstaaten wie bisher mit Nachdruck für eine dauerhafte Friedenslösung zwischen Aserbaidschan und Armenien einzusetzen, und sich weiterhin an der zivilen EU-Mission in Armenien personell zu beteiligen.

         sich weiterhin für den notwendigen und völkerrechtlich verpflichtend vorgesehenen Schutz von Kulturgütern und religiöse Stätten in Bergkarabach einzusetzen, damit das kulturelle Erbe der Region für die künftigen Gene­rationen bewahrt wird.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Henrike Brandstötter. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.07.08

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Ich spreche zu den Aspekten Digitalisierung und Internet im EU-Arbeitsprogramm. Wir NEOS begrüßen alle EU-weiten Initiativen, die sich gegen die Verbreitung von Desinformation richten, weil die Souveränität der EU und damit Österreichs natürlich auch beim Schutz der Demokratie im digitalen Raum beginnt. Dieser Schutz ist gerade in Hinblick auf die rasante Entwicklung bei den künstlichen Intelligenzen in Gefahr. Wir erinnern uns noch an das Jahr 2016, an die russischen Ver­strickungen bei den Wahlen in den USA, genauer in den Swing States – das blüht uns heuer auch in Europa, das blüht uns auch in Österreich.

Gerade in einem Nationalratswahljahr in Österreich ist es deshalb von enormer Bedeutung, dass wir aktiven Schutz vor Desinformation haben. Österreich verfügt über ein sehr großes Netzwerk an sogenannten alternativen Medien.


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Das ist ein blaues Netzwerk – nennen wir das Kind beim Namen – rechts­extremer Medien, die überwiegend Haus- und Hofberichterstattung für die FPÖ machen. (Abg. Hauser: Frechheit ... vom Rednerpult ...! – Abg. Schnedlitz: Heast!), bestens finanziert von Ihrem Steuergeld mittels Inseraten, die die FPÖ in diesen Medien dann auch bucht.

Dieses Netzwerk hat sich in den letzten Jahren ordentlich erweitert. Das zeigt auch die teils rechtsextreme Reisegruppe, die vor wenigen Wochen das EU-Parlament in Straßburg besucht hat. Da waren unter anderem dabei: Unzensu­riert, Report 24 (Abg. Reifenberger: Um Gottes willen!), das den Identitären nahestehende „Info-direkt“, das „Freilich Magazin“, das ist der Nachfolger der „Aula“. Das wird auch auf EU-Ebene ein Nachspiel haben, man prüft unrechtmäßiges Verhalten.

Diese alternativen Medien werden auch in den nächsten Wochen und Monaten für die FPÖ eine sehr wichtige Rolle spielen und gleichzeitig unsere Demokratie schwächen. Wir müssen Parteien, die wie die FPÖ direkte Verbindungen zu Russland haben, und anderen demokratiefeindlichen Kräften beikommen. Wir müssen sie auch besonders unter die Lupe nehmen. Dazu, zum Schutz vor Desinformation, trägt nicht zuletzt auch der AI-Act bei, indem er beispielsweise sicherstellt, dass KI-Systeme verantwortungsvoll und im Einklang mit demo­kratischen Werten und Grundrechten eingesetzt werden. (Abg. Reifenberger: Und wo hat der Herr Haselsteiner das Geld verdient, mit dem er Sie unterstützt hat?)

Neben diesen europaweiten Bemühungen im Zusammenhang mit dem AI-Act brauchen wir aber auch in Österreich dringend eine eigene Abteilung, die sich damit beschäftigt, Fakenews und Desinformationskampagnen den Kampf anzusagen.

Schweden hat so etwas. Dort werden unabhängige Expertinnen und Experten im Kampf gegen Desinformation und Fakenews eingesetzt. Dort hat man diese Relevanz erkannt, das sollten auch wir in Österreich tun. Auf europäischer Ebene


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setzen wir NEOS uns weiterhin dafür ein, dass wir auch mit anderen demokra­tischen Staaten eine gute Zusammenarbeit haben, dass wir gemeinsame Standards und Verteidigungsstrategien im Kampf gegen gezielte Desinforma­tions­kampagnen und Fakenews entwickeln. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

13.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Nico Marchetti. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.10.25

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte die Debatte zum EU-Arbeitsprogramm auch dazu nutzen, dass man denen, die die Europäische Union kritisch sehen, erklärt, warum sie Sinn macht und warum sie wichtig ist, um genau die Probleme zu lösen, die viele auch umtreiben.

Da möchte ich vor allem einmal das Thema Migration ansprechen, das ja auch im Arbeitsprogramm prominent vorkommt. Es ist ja erst kürzlich ein EU-Asyl-und Migrationspakt beschlossen worden. In dieses Abkommen haben viele Dinge, für die wir als Österreich gekämpft haben, in einem ersten Schritt Einzug gehalten. Da geht es darum, dass man Asylverfahren schnell an den Außengrenzen abwickeln kann, dass es eine bessere Kooperation mit Drittstaaten gibt und dass wir auch Rückführungen leichter möglich machen – das ist ein ganz wichtiger Schritt.

Aus österreichischer Perspektive wollen wir künftig schauen, dass die Belastung auch wirklich verteilt wird (Abg. Steger: ...verteilung zugestimmt!), also dass die EU-Länder, die weniger Asylwerber aufnehmen, sich an den Kosten, die in anderen Ländern entstehen, die diese Last eben vermehrt zu tragen haben, beteiligen. Ich glaube, das ist wirklich etwas Wichtiges, bei dem wir nur gemeinsam mit der Europäischen Union und nicht gegen sie zu Lösungen kommen, wie wir irregu­läre Migration eindämmen können. (Beifall bei der ÖVP.)


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Die EU-Nachbarschaftspolitik – auch ein wesentlicher Punkt in diesem Pro­gramm – ist ganz, ganz wichtig, damit wir gemeinsam mit der Europäischen Union und nicht gegen sie zu Lösungen kommen. Beispielsweise ist jetzt ein Migrationsabkommen mit Tunesien und eines mit Ägypten abgeschlossen worden – dabei federführend war unser Bundeskanzler Nehammer. Wir schauen dabei wirklich, dass wir als Europäische Union gemeinsam irreguläre Migration eindämmen, und versuchen, gemeinsam die Länder, vor allem jene südlich des Mittelmeers, zu unterstützen, dass sie stabil bleiben. Es ist gut, dass wir dort Perspektiven schaffen, damit sich nicht so viele auf den Weg machen. Das schaffen wir nur mit vereinten Kräften – gemeinsam mit der Europäischen Union und nicht gegen sie.

Ich möchte auch noch zu dem Entschließungsantrag der SPÖ kurz etwas sagen: Da geht es um den Nationalen Energie- und Klimaplan – ich nehme an, die nächste Rednerin wird sich dazu äußern. Wir werden diesem Antrag natürlich nicht zustimmen. Da wird ja auch der Bundesregierung einiges attestiert, was wir so nicht unterstützen können. Wir sind da in den finalen Verhandlungen und es ist natürlich das absolute Ziel, dass wir den Nationalen Energie- und Klimaplan fristgerecht einreichen. (Abg. Herr: Schon vorbei!) Wir haben ja bis Juli Zeit, deswegen werden wir diesem Antrag nicht zustimmen, weil wir wie gesagt schon daran arbeiten und noch bis Juli Zeit ist.

Abschließend bleibt mir noch zu sagen: Ich glaube, wenn man die Probleme wirklich lösen will und nicht nur über sie reden will, ist es wichtig zu wissen, dass man internationale Partner und die Europäische Union braucht, um die großen Themen – zum Beispiel in der Migration – zu lösen; das geht nur gemeinsam. Man kann behaupten, dass es ohne geht, dass man das als kleiner Staat selber machen kann, aber es wird so nicht funktionieren. Ich möchte nicht die Probe aufs Exempel machen, deswegen bin ich froh, dass wir Mitglied der Europä­ischen Union sind und es auch bleiben werden.

Es sei Ihnen so viel gesagt: Es wird nichts besser (Abg. Steger: Eine Million illegale Migranten allein im letzten Jahr! Die EU löst das, die Probleme, ganz ...!), und all das,


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was Ihnen einige versprechen, wird nicht eintreten, das ist ganz logisch. Man sieht auch, wie es anderen Ländern geht, die nicht Mitglied der Europäischen Union sind. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Julia Elisabeth Herr. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.13.57

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Wir diskutieren heute das EU-Arbeitsprogramm. Ich darf einen weiteren Aspekt daraus aufgreifen, denn da heißt es – ich zitiere jetzt aus dem Programm –: „Als Ansporn für andere EU-Mitgliedsstaaten“, und um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, will Österreich bereits „2040 – 10 Jahre vor dem EU-Ziel – die Klimaneu­tralität erreichen.“

Das ist aus zweierlei Gründen erstaunlich. Grund eins: Österreich ist weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Es gibt überhaupt kein wissenschaftliches Szenario, auf das wir uns da stützen können. Es ist dieses Ziel mit 2040 auch nirgends festgeschrieben, wir sind mittlerweile in der Europäischen Union das einzige Land ohne gesetzlich definierte Klimaziele. Während es im April draußen 30 Grad hat, sind wir weit davon entfernt, dieses selbst gesteckte Ziel zu erreichen. – Grund eins.

Zweitens – es wird noch ein bisschen lustiger –: Österreich ist auch weit davon entfernt und hat keinerlei Plan, wie es das 2050-Ziel schaffen soll. Mein Vorredner hat es schon angesprochen: Die EU-Kommission bittet alle EU-Länder, einen Plan vorzulegen, wie man das schaffen will. Wir schaffen nicht einmal das Zwischenziel 2030. Die grüne Umweltministerin hat einen Plan gemacht, zu dem sie selber sagt: Er wird nicht reichen! – Okay. Die ÖVP-Europaministerin hat dann gesagt: Diesen Plan ziehe ich zurück!


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Wir haben also gar nichts. Wir sind im Übrigen erneut das einzige EU-Land, das überhaupt keinen Plan eingereicht hat. (Abg. Weratschnig: Hat die SPÖ einen Klimaplan?)

Kollege Marchetti, fristgerecht spielt es gar nicht mehr, das ist schon vorbei. (Ruf bei der ÖVP: Die SPÖ unterstützt ...!) Wir sind wirklich erneut Schlusslicht in der Europäischen Union! Wir schaffen es nicht einmal, einen Plan zu erstellen, wie wir die Klimaziele erreichen wollen. Was bedeutet das, wenn wir da säumig sind? – Nicht nur, dass wir die Arbeitsplätze der Zukunft de facto aufs Spiel setzen.

Die Frage, wie die Industrie von morgen ausschauen wird, die stellt sich jetzt. Die Frage, wo, an welchem Standort in Zukunft klimaneutrale Produkte erzeugt werden, stellt sich jetzt. Sie riskieren auch milliardenschwere Strafzahlungen, die wir überweisen müssen, wenn wir diese EU-Ziele nicht einhalten. Es ist schon wieder ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich gestartet worden. Es ist also vollkommen absurd, dass wir erneut riskieren, Milliarden Euro Strafzah­lungen leisten zu müssen (Zwischenruf der Abg. Steger), statt dass wir das Geld zum Beispiel für einen Transformationsfonds der Industrie verwenden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strasser: Den gibt’s ja! Da muss aber die SPÖ zustimmen! Die SPÖ muss zum Beispiel beim grünen Gas zustimmen, bei Maßnahmen zustimmen!) – Sie regen sich auf.

Wenn Sie auch der Meinung sind, es wäre doch gut, wenn Österreich nicht das einzige EU-Land wäre, das keinen Plan hat, um Klimaziele zu erreichen, können Sie folgendem Entschließungsantrag zustimmen, den ich jetzt einbringe:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rasche Übermittlung des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zur Vermeidung von Strafzahlungen“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dringend einen offiziellen Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zu übermitteln, um Strafzahlungen auf Grund des Vertragsverletzungsverfahrens zu vermeiden.“

*****

Dem müsste man eigentlich wirklich zustimmen. Ich bin neugierig, ob das ÖVP-Grüne-Hickhack auf Kosten des Klimaschutzes endlich beendet wird oder ob das Trauerspiel weitergeht. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

13.17

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Julia Herr,

Genossinnen und Genossen

betreffend rasche Übermittlung des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zur Vermeidung von Strafzahlungen

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Arbeitsprogramm 2024 (III-1109/2505 d.B.)

Es ist öffentlich bekannt, dass die EU-Kommission mittlerweile schon ein Vertrags­verletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet hat, da der integrierte nationale Klima- und Energieplan (NEKP) für den Zeitraum 2021-2030 in seiner aktualisierten Form nach wie vor nicht vorgelegt wurde.

Jeder EU-Mitgliedstaat muss der Kommission einen solchen Plan vorlegen, der zeigt, wie die Klimaziele bis 2030 mit entsprechenden Maßnahmen erreicht werden können. Zu diesen Zielen gehört die EU-weite Reduktion von Treibhausgasemissionen um 55 Prozent (im Vergleich zum Jahr 2005), bis 2050 Klimaneutralität. Für


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Österreich liegt das Reduktionsziel bis 2030 bei 48 Prozent, die Regierung hat sich zusätzlich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 Klimaneutralität zu erreichen.

Das Climate Change Centre Austria (CCCA) hat aufgezeigt, was es an Zielen und Maßnahmen bräuchte. 1 Österreich scheiterte bislang jedoch an einer definitiven Ausarbeitung und Übermittlung eines NEKP. 2 Umweltministerin Leonore Gewessler hat zwar einen Plan vorgelegt, Europaministerin Karoline Edtstadler hat diesen wieder zurückgezogen, da dieser nicht der Position der gesamten Bundesregierung entsprechen würde. Umweltministerin Gewessler verweist hingegen auf die Einbindung aller zuständigen Ministerien.

Ende Februar 2024 hat die Kommission Österreich zuletzt erneut aufgefordert, den NEKP zu übermitteln, seit Anfang März ist Österreich das einzige Land in der EU, das noch keinen offiziellen Entwurf übermittelt hat. Bis Mitte 2023 sollten die Entwürfe eigentlich eingereicht, dann von der EU-Kommission evaluiert werden. Auf Basis der Evaluierung und einer neuerlichen Beteiligung der Öffentlichkeit sollen bis Ende Juni 2024 alle Pläne endgültig vorliegen.

Da der übermittelte Plan das Reduktionsziel noch um 13 Prozentpunkte verfehlt, könnte die Evaluierung der EU-Kommission – neben den wissenschaftlichen Empfehlungen des CCCA – eine wichtige Rolle beim Schließen der Zielerreichungs­lücke spielen. Dabei muss insbesondere auch auf die soziale Dimension der Klima- und Energiewende (Ursachen und Auswirkungen) Rücksicht genommen werden, sodass „niemand am Weg zurückgelassen wird“, wie es die EU-Kommission im Green Deal formuliert.

Die NEKP sind praktisch wichtige Unterlagen und stehen für energie- und klimapolitische Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit. Sie dienen der Verwirklichung der bis 2030 gesteckten Energie- und Klimaziele der EU hinsichtlich der Verringerung der Treib­hausgasemissionen, der erneuerbaren Energieträger und der Energieeffizienz. Gemäß Artikel 14 der Verordnung (EU) 2018/1999 über das Governance-System für die Energieunion und für den Klimaschutz besteht eine europäische Rechtspflicht, diese zu übermitteln.


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Im Bericht über das EU-Arbeitsprogramm heißt es: „Als Ansporn für andere EU-Mitgliedstaaten und um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, will Österreich […] bereits bis 2040 – 10 Jahre vor dem EU-Ziel – die Klimaneutralität erreichen.“ 3

Die Realität sieht aber so aus, dass die Bundesregierung nicht einmal in der Lage ist, einen Plan vorzulegen, mit dem die Emissionen bis 2030 halbiert werden sollen.

Österreich verliert den letzten Rest an klimapolitischer Glaubwürdigkeit, wenn es als einziger EU-Mitgliedstaat keinen NEKP vorlegen kann und im Rahmen eines Vertrags­verletzungsverfahrens deswegen sanktioniert wird.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dringend einen offiziellen Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zu übermitteln, um Strafzahlungen auf Grund des Vertragsverletzungsverfahrens zu vermeiden.“

1 Climate Change Centre Austria (CCCA), Wissenschaftliche Bewertung der in der Konsultation 2023 zum NEKP vorgeschlagenen Maßnahmen - Climate Change Centre Austria (ccca.ac.at) (15.04.2024).

2 DerStandard, EU fordert Österreich erneut zur Vorlage von Klimaplan auf - EU - derStandard.de › International (15.04.2024).

3 EU-Arbeitsprogramm 2024 - Bericht des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten an das österreichische Parlament, S. 34.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.


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Zu Wort gelangt nun Michael Schnedlitz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.17.26

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Alle Redebeiträge zur österreichischen Politik, die die Europapolitik und die EU-Wahl betreffen, beschäftigen sich mit Ausnahme von jenen der Freiheitlichen Partei damit, die EU zu retten und die EU zu unterstützen. Sie können dann nicht damit umgehen (Abg. Michael Hammer: ... zerstören will auf Putins Geheiß, ja?!), wenn es hier in diesem Haus eine Partei gibt, die nicht die Europäische Union (Ruf bei den Grünen: Putin!) oder sonst etwas im Blick hat, sondern die die eigene Bevölkerung im Blick hat. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischen­rufe bei den Grünen.)

Weil Sie das nicht so erklären und beschreiben wollen, kommen Sie immer mit demselben Spruch – auch jetzt wieder –: Die Freiheitliche Partei, das wären Russlandfreunde (Abg. Michael Hammer: Ja! – Ruf bei den Grünen: Voll!), das wären Putin-Freunde (Ruf: Ja, weil’s die Wahrheit ist!), das wären Putin-Versteher. Weil Sie es einfach entweder nicht verstehen wollen oder nicht verstehen können (Abg. Michael Hammer: Offizieller Partner der Russen, habt’s ein neues Logo!) – nämlich genau das, was die Menschen draußen schon längst verstanden haben –, noch einmal ganz langsam auch für Sie hier in diesem Haus: Wir Freiheitliche sind keine Russlandfreunde (Abg. Michael Hammer: Knechte seids, ja! Russland­knechte! – Abg. Maurer: Ihr seids Kooperateure, das seids ihr!), wir sind keine Putin-Freunde und wir sind keine Putin-Versteher! In aller Deutlichkeit (Abg. Michael Hammer: Genau, und Spione, Russlandspione seids!): Wir Freiheitliche sind auch keine Ukraineversteher, keine Nato-Versteher und keine Amerikaversteher! (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Ihr verstehts gar nichts! – Abg. Maurer: Putin-Versteher seids ihr! Das seids ihr!)

Weil wir als einzige Partei verstanden haben, dass wir als österreichische Politiker Österreichversteher zu sein haben (Abg. Michael Hammer: Verräter, ja! – Abg. Maurer: Russlandversteher seids ihr, nix da mit Österreich! – Zwischenruf des


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Abg. Matznetter), damit die österreichische Bevölkerung nicht den hohen Preis für Kriegstreiberei und Sanktionen bezahlen muss. Das ist der Punkt. (Abg. Michael Hammer: ... euer Verrat!) Unsere Haltung, sehr geehrte Damen und Herren, und unsere Linie ist hinter der eigenen Bevölkerung – in einem Wort zusammenzufassen (Ruf bei der ÖVP: Österreichversteher, Frauenversteher!) –: Neutralität, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: ... Die rote Linie aus Moskau! – Ruf bei den Grünen: Spasiba!)

Dass Sie es vielleicht anders verstehen, ein bisschen bildlicher: Hier steht die Ukraine (mit der rechten Handkante an der rechten Kante des Redner:innenpults entlangstreichend), hier steht Russland (mit der linken Handkante an der linken Kante des Redner:innenpults entlangstreichend), wir Freiheitliche, wir stehen in der Mitte! (Der Redner führt beide Hände zusammen und faltet sie über der Mitte des Redner:innenpults. – Ruf bei der FPÖ: Genau! – Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Matznetter.) Die Österreichische Volkspartei steht nicht in der Mitte (Abg. Steinacker: Das ist echt ein schwacher Versuch!), die ist mittendrin. Und wo? (Abg. Michael Hammer: Weil ihr dem Putin sein Schutzschild seids, oder was?) – Hier (mit der rechten Handkante an der rechten Kante des Redner:innenpults entlangstreichend und dann mehrmals dagegen klopfend), hinter Ukraine, Nato (Abg. Stögmüller: Ihr seid nur beleidigt, dass ...!), Amerika, EU gibt es dann die Einheitspartei bestehend aus ÖVP (Abg. Reiter: Mitten in Moskau! – Ruf bei den Grünen: Einheitspartei Einiges Russland!), Grünen, Roten und Rosaroten. (Abg. Michael Hammer: Auf der Krim seids eh schon gestanden! – Ruf bei den Grünen: Einheitspartei Einiges Russland!) Das sind die Kriegstreiber, die Milliarden für einen Krieg überweisen – und die Bevölkerung in der Mitte muss dafür den hohen Preis bezahlen. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Milliarden fließen nach Russland!)

Sie glauben, Sie können – nur, weil Sie diese Propaganda gleichgeschaltet nachbeten, von der Nato bis ganz nach unten hier in diesen Saal zu allen vier Parteien, den Einheitsparteien – die Menschen für dumm verkaufen. (Abg. Holzleitner: Ich habe gedacht, der Verschwörungstheoretiker bei euch ist der


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Hauser! – Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.) Die Menschen draußen, die das aber mit der Teuerung bezahlen müssen, fallen auf diesen Trick nicht herein, die lassen sich von Ihnen nicht für dumm verkaufen (Abg. Steinacker: Na, Gott sei Dank von Ihnen auch nicht!), nein, sehr geehrte Damen und Herren, nein! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie können den Menschen nicht mehr einreden, die Europäische Union und diese gesamte Handhabe und diese Gleichschaltung jetzt, die braucht man, damit Frieden gewahrt bleibt. Sehr geehrte Damen und Herren, die Menschen draußen haben durchschaut, dass aus dem größten Friedensprojekt mittlerweile ein Kriegsprojekt geworden ist. Das ist der Punkt, wenn man Waffen und Munition und Milliarden Euro für Kriegstreiberei liefert! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischen­rufe bei den Grünen.)

Sie können die Menschen nicht für blöd verkaufen. (Abg. Michael Hammer: Das tut eh ihr!) Dann sagt der Herr Außenminister da neben mir – wahrscheinlich kriegt er gerade auf sein Handy die nächsten Eingaben (Abg. Michael Hammer: Na die kriegt ihr aus Moskau! Vom Egisto kriegt ihr die Eingaben!), damit Sie alle gleichgeschaltet sind –, es geht ja nur um die Teuerung für die österreichische Bevölkerung. Zum Lachen ist das nicht, Herr Außenminister, zum Kopfschütteln auch nicht, denn genau darum geht es: Das ist das, was Sie verursachen. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)

Dann sagt der Herr Außenminister: Aber die Österreicher zahlen ja eh nicht direkt für Waffen und Munition! – Ja, eh nicht, Sie überweisen nicht von Österreich, Sie bezahlen in einen Topf ein, und von dort fließt das Geld. Ja, für wie dumm halten Sie die österreichische Bevölkerung, die das alles dann bezahlen muss? (Beifall bei der FPÖ.)

Dann sagt der Herr Außenminister auch, ihn selbst betrifft es wahrscheinlich nicht, da er ja in einer anderen Sphäre lebt, sehr geehrte Damen und Herren: Es hat ja jeder Österreicher dank der Europäischen Union viel, viel mehr Geld im Geldbörsl. Der Ederer-Tausender, das ist das Comeback des Ederer-Tausenders,


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und sogar 2024 versuchen Sie, mit demselben Schmäh die Leute noch für blöd zu verkaufen! Denn die Menschen draußen wissen, dass wir als Nettozahler einen Hunderter hinauf überweisen und viel weniger zurückbekommen (Abg. Lopatka: Nein!), wenn man bildlich mit dem Geldtascherl spricht, das heißt, die Menschen bezahlen sich das selbst und bekommen gar nicht alles zurück. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein Minusgeschäft ist das, ein Minusgeschäft für die österreichische Bevölke­rung! Stehen Sie wenigstens zu den Fakten! Denn Sie wissen es sehr wohl, nur die Menschen draußen wollen Sie für blöd verkaufen. (Abg. Steinacker: Wenn man alles versucht, so einfach darzustellen, und es ist trotzdem falsch! – Abg. Herr: Na, und was ist jetzt, Austritt oder was?!)

Dann gehen Sie her, vor allem die Österreichische Volkspartei, und sagen: Wir stehen ja an der Seite des Rechtsstaates und der Demokratie, und die Freiheitlichen tun das nicht! – Wissen Sie, was der Punkt ist? Der Rechtsstaat und die Demokratie, von denen Sie sprechen, das ist das System, das jetzt auf der Butterseite liegt, egal ob in Brüssel oder sonst wo, wo auch Sie dazuge­hören. (Abg. Michael Hammer: Der Herr Kickl, der sich über Treuhand ver­sorgt ...!)

Das ist dieses System, das ist das System, wo Sie momentan im Hinterzimmer per SMS Impfdosen und Milliardengeschäfte abwickeln, wo es Ihnen allen gut geht, und die Bevölkerung bezahlt den Preis. Das sind Ihr Rechtsstaat und Ihre Demokratie; auf der Seite stehen Sie, und ja, da wollen wir Freiheitlichen nicht stehen. (Abg. Steinacker: Nicht?! Ihr steht nicht bei Rechtsstaat und Demokratie dabei, na super!) Wir stehen als einzige Partei hinter den Menschen, hinter den Österreichern, nicht hinter diesem Moloch, der sich da eingehängt hat. (Abg. Michael Hammer: Ihr steht dort, wo euch der Putin hinstellt!)

Und ja, immer her damit, dafür können Sie uns auch attackieren, und dafür können Sie uns auch angreifen, denn das ist ja Ihr eigenes Problem: dass die Menschen genau dieses Spiel und wofür Sie kämpfen, längst durchschaut haben


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und auch durchschaut haben, wer die einzige Partei ist – nämlich die Freiheit­liche Partei –, wer der einzige Parteiobmann ist – nämlich Herbert Kickl –, der an der Seite der österreichischen Bevölkerung steht und nicht Teil dieses Systems ist. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Darum verratet ihr sie! Volks­verräter, ja?! – Abg. Herr: Seid ihr jetzt für Austritt oder nicht? Ja oder nein? Ihr seid ja nur feig, dann sprecht es gleich aus!)

Also gut so, gut so! Greifen Sie uns an! Eines verspreche ich Ihnen: Je härter Sie uns angreifen, desto mehr werden Sie uns mit der Bevölkerung zusammen­schweißen, weil wir verstanden haben, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass die Menschen draußen zumindest noch einen – einen! – Partner haben, der an ihrer Seite steht, während alle anderen sich längst von der Bevölkerung verabschiedet haben, und genau deshalb werden Sie uns von diesem Weg auch nicht abbrin­gen! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Sie hörten Radio Moskau mit dem Beitrag zum Öxit! – Abg. Kassegger: Wir sind die Mitte!)

13.24 13.24.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Außenpolitischen Ausschusses, den vorliegenden Bericht III-1109 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr.in Gudrun Kugler, Eva-Maria Holzleitner, Dr.in Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Österreichs


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Engagement in der Region Bergkarabach und Verbesserung der Lebens­bedingungen der geflüchteten Zivilbevölkerung, insbesondere von Frauen und Kindern.“

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (365/E)

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche Übermittlung des Nationalen Energie- und Klimaplans an die EU-Kommission zur Vermeidung von Strafzahlungen“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. (Abg. Herr – in Richtung der sitzen bleibenden Grünen –: Na, wir machen lieber Strafzahlungen, super! – Abg. Leichtfried: Wollen wir jetzt keinen Klimaplan mehr beschließen, oder was? – Abg. Maurer: Wir hätten schon!) – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

13.25.245. Punkt

Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvorlage (2413 d.B.): Protokoll zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Erdölexportierenden Länder (OPEC) zur Änderung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Organisation der Erdölexportie­renden Länder über den Amtssitz der Organisation der Erdölexportierenden Länder (2506 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 5. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Dr. Reinhold Lopatka. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Kassegger: Immer der Lopatka! Den ganzen Tag Lopatka! – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)



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13.25.57

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Danke für die freundliche Begrüßung!

Herr Präsident! Herr Außenminister! Ich melde mich zu Wort, weil man schon dem entgegentreten muss, was hier von der Freiheitlichen Partei behauptet wird: dass alles furchtbar und schlecht ist, und erst recht dass das, was von außen kommt, immer nur zum Schaden von Österreich ist.

Wir reden jetzt genau vom Gegenteil. Dass Wien für internationale Organisa­tionen ein so wichtiger Amtssitz ist, dürfte Ihnen vielleicht nicht bewusst sein (Abg. Kassegger: Ist uns schon bewusst!), aber das muss man den Österreichern und Österreicherinnen sagen: Wir profitieren von dieser internationalen Zusammenarbeit direkt; weil Sie das Geld angesprochen haben: allein durch Steuereinnahmen – das IHS hat dazu eine Studie gemacht – mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr. (Abg. Lausch: ... Job in der EU! Ihr profitiert!) Wir haben hier von der Opec - - Schauen Sie, Sie können noch so viel zwischenrufen, das macht es nicht besser für Sie, sage ich Ihnen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Für Sie aber auch nicht! – Abg. Kassegger: Stimmen wir dem zu oder nicht? Herr Kollege, stimmen wir zu?)

Reden Sie nicht alles schlecht! Besonders Wien als Amtssitz ist eine Erfolgs­geschichte. (Abg. Kassegger: Wir stimmen eh zu! Ja, ist ja alles richtig!) 50 internationale Organisationen – meine Damen und Herren, wir haben hier in Österreich rund 16 000 Menschen, die in diesem Bereich arbeiten. Das ist viel, aber es ist notwendig, denn überall dort, wo die Politik international versagt, gibt es Auseinandersetzungen, Konflikte, Kriege. Das verursacht viel mehr Kosten und furchtbares Leid. Es ist wichtig, dass Österreich diese Rolle behält.

Das Amtssitzabkommen, das wir 2021 verabschiedet haben, dieses Gesetz, ist so ein Beitrag, dass es für Organisationen, was Konferenzen betrifft, einfacher ist, in Österreich ihre Arbeit zu leisten. Das konkret, was wir heute hier beschließen, ist eine arbeitsrechtliche Verbesserung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter


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bei der Opec, und die Opec ist – das darf ich Ihnen auch in Erinnerung rufen – die älteste internationale Organisation, die bei uns ist. Sie arbeitet hier schon sehr lang, wie die Internationale Atomenergiebehörde, und das macht Österreich als neutralen Staat auch aus: dass aus allen Teilen der Welt, auch aus unter­schiedlichsten Systemen, Diplomaten zusammenkommen, um im diplomatischen Weg, im Dialog zu Lösungen zu kommen; das sollte Ihnen auch bewusst sein. Ich hoffe sehr, dass Sie wenigstens diesem Antrag Ihre Zustimmung geben. Er zeigt, wie wichtig Österreich innerhalb der Staatengemeinschaft ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Dr. Harald Troch. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.28.45

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute ist die Opec hier im Plenum des Nationalrates Thema. Opec, das ist die Organisation erdölproduzierender Länder mit Sitz in Wien. Ich glaube, es ist ganz interessant und spannend, sich anzuschauen, was die Opec ist, was die Opec für Wien und für Österreich bedeutet. Auch ein Blick in die Geschichte lohnt.

Die Opec hat es schon gegeben, bevor Wien ihr Amtssitz war; die Opec hatte zuerst den Amtssitz in Genf, aber ein äußerst smarter österreichischer Politiker hat die Opec abgeworben, von Genf nach Wien, von der Schweiz nach Öster­reich. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Damals sind noch wirklich bedeutende relevante internationale Organisationen, echte Schwergewichte, nach Wien gezogen. Es war niemand anderer als Bruno Kreisky, der als Außenminister der Republik Österreich dieses Amtssitzabkommen vorbereitet, ausgehandelt und schließlich am 1. September 1965 gemeinsam mit dem aus Kuwait stammenden Generalsekretär der Opec unterzeichnet hat.


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Die Opec ist insofern höchst bedeutend, als sie die erste Energieorganisation neben der Atomenergiebehörde war, die in Wien Fuß gefasst hat. Inzwischen gibt es einen internationalen Energiehub von mehreren Organisationen hier in Vienna. Das ist für Wien als Kongress- und Konferenzstadt äußerst wichtig.

Wie ist es Bruno Kreisky, dem damaligen Außenminister, gelungen, immer mehr Organisationen an Land zu ziehen, und schließlich auch, dass Wien die dritte Hauptstadt der Vereinten Nationen wird? – Ja, damals hat Österreichs Stimme in der Welt noch gezählt, was heute nicht mehr in diesem Umfang gegeben ist.

Die Opec wurde von rein arabischen Ländern plus Venezuela gegründet. Bekannt sind Bruno Kreiskys phänomenal gute Kontakte zur arabischen Welt – damals auch zu Russland, muss man ehrlicherweise sagen –, und das hat schließlich auch mitgeholfen, vor allem aber die arabische Welt und Freunde in Europa haben es möglich gemacht, dass Wien auch Amtssitz der Vereinten Nationen wird. Das darf man nicht vergessen.

Heutzutage isolieren wir uns immer mehr. Es ist unbegreiflich, dass die Republik Österreich in der UNO gegen ein Waffenstillstandsabkommen in Gaza stimmt – unbegreiflich, gegen das Völkerrecht, gegen die Menschenrechte. So isolieren wir uns.

In der Schengenfrage genauso: Als einziges europäisches Land blockieren wir den Schengenbeitritt von Bulgarien und Rumänien. (Abg. Maurer: Ja, wer hat es begrüßt? Pamela Rendi-Wagner, Herr Kollege!) Das ist nicht die Zukunft, wir brauchen wieder eine aktive, auf Neutralität ausgerichtete Außenpolitik. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.31 13.31.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


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Wir gelangen zur Abstimmung über den Antrag des Außenpolitischen Aus­schusses, den Abschluss des gegenständlichen Staatsvertrages in 2413 der Beilagen gemäß Art. 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz zu geneh­migen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

13.32.246. Punkt

Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 3923/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Petra Bayr, MA MLS, Dr. Susanne Fürst, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einsatz für eine internationale Regulierung von tödlichen auto­nomen Waffensystemen sowie Risiken im Zusammenhang mit der Integration Künstlicher Intelligenz in Nuklearwaffensysteme (2508 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 6. Punkt der Tagesordnung:

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Andreas Minnich. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.33.04

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Abgeordnetenkollegen im Hohen Haus! Liebe Zuseher auf der Zuschauergalerie und zu Hause vor Ihren Fernsehbildschirmen! Automatisierung und unterstützende Systeme haben uns Menschen speziell in den letzten Jahrzehnten das Leben wesentlich erleichtert. Mit der künst­lichen Intelligenz erleben wir gerade einen großen Sprung bei der Produktivität unserer Arbeit.

Unbestritten bringt die KI viele Vorteile für unser Leben, doch wir müssen auch die andere Seite der künstlichen Intelligenz beleuchten. Aus Filmen wie


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„Terminator“ mit Arnold Schwarzenegger kennen wir auch die dunkle Seite der künstlichen Intelligenz; aus Filmen kennen wir die Darstellung einer Welt, in der alleine die Maschinen entscheiden; aus Filmen kennen wir die Darstellung einer Welt, in der die Menschen von Maschinen versklavt, beherrscht und auch getötet werden.

Niemand will in so einer Welt leben. Wir Menschen wollen weiterhin frei und unabhängig über unser eigenes Leben und über das Zusammenleben mit anderen entscheiden können. Egal in welcher Situation: Der Mensch soll und muss immer die Möglichkeit zur Letztentscheidung haben.

Darum setzt sich Österreich in den Vereinten Nationen und allen relevanten Gremien für die dringende internationale Regulierung von autonomen Waffensystemen und dafür, dass es auch zu keiner Kombination von auto­nomen Waffensystemen mit künstlicher Intelligenz und Nuklearwaffen kommt, ein.

Algorithmen sollen nicht über Leben und Tod entscheiden dürfen. Noch kann dies sichergestellt werden, doch das Zeitfenster schließt sich. Bei Waffen braucht es rechtliche Regeln, ethische Grundprinzipien und die Aufrecht­erhal­tung von wirksamer menschlicher Kontrolle. Daher braucht es auch ein internationales Instrument zum umfassenden Verbot jener autonomen Waffen­systeme, die mit den eben genannten Kriterien nicht vereinbar sind.

Was können wir also hier im Nationalrat tun? – Am 24. Februar 2021 sprach sich der österreichische Nationalrat für ein Verbot von autonomen Waffensystemen ohne menschliche Kontrolle aus. Dies ist eine klare Grundlage der österreichi­schen Position und Bemühungen auf internationaler Ebene.

Die Erfolge können sich sehen lassen: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete 2023 eine Resolution zu autonomen Waffensystemen. Das von Österreich präsentierte Joint Statement zu autonomen Waffen­systemen wurde bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen von


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70 Staaten unterstützt. Im September 2022 nahm der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen im Konsens eine von Österreich und Panama eingebrachte Resolution zu den Menschenrechtsimplikationen von autonomen Waffen­systemen an.

Das österreichische Parlament und auch die österreichische rot-weiß-rote Diplomatie spielen eine wichtige Rolle, um das Ziel der internationalen Regulie­rung von autonomen Waffensystemen voranzutreiben.

Der schlimmste Fall wäre, wenn autonome Waffensysteme über den Einsatz von Nuklearwaffensystemen bestimmen könnten. Automatisierte Waffensysteme, die die Menschheit als Geisel nehmen und gar über Nuklearwaffen verfügen, gehören in einen Film, sie dürfen niemals Realität werden. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Brandstätter.)

13.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.37.34

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Liebe Kollegen und Kollegin­nen! Ja, wir stecken mitten im Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Ich glaube, wir sind alle schon – ob im Job, in der Schule oder im Privaten – damit in Berührung gekommen. In der Kriegsführung ist künstliche Intelligenz aber wirklich schon länger, würde ich meinen, dramatische Realität, offen gesprochen auch und vor allem in den aktuellen Konflikten, die wir gerade beim vorvorigen Tagesordnungspunkt diskutiert haben.

Es gibt noch drastischere Entwicklungen, wenn wir an den Einsatz von KI im Zusammenhang mit Nuklearwaffen denken. Staaten, die automatisierte Waffensysteme – also Roboter, Killerroboter oder Drohnen – entwickeln und einsetzen können, sind militärisch ganz klar im Vorteil. Bereits 2021 wollte


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die internationale Gemeinschaft autonome Waffensysteme, sogenannte Killerroboter, verbieten.

Auch das Europäische Parlament hat diese Positionierung eingenommen, aber – und darum geht es – mächtige und sehr rüstungsstarke Staaten haben diese Verhandlungen negiert beziehungsweise einfach nicht daran teilge­nommen.

Der Kollege hat es angesprochen: Auch wir im Nationalrat haben im Jahr 2021 einen Antrag einstimmig angenommen und beschlossen, der ganz klar dieses Verbot vorsieht. Bislang gab es aber sehr wenig Bewegung, Herr Bundesminister, auch auf europäischer Ebene. Ganz ehrlich: Der AI-Act ist ein superwichtiges Regelwerk im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz, aber es gibt ein riesiges, riesiges Versäumnis: Die gesamte Rüstungspolitik, der gesamte Einsatz von KI im Kontext von Kriegsführung, im Kontext von Militär spielt überhaupt keine Rolle und ist nicht geregelt. Das ist ein großes, großes Versäumnis. (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb haben wir als SPÖ auch hier im Nationalrat einen neuen Anlauf genommen und einfach auf die Dringlichkeit des Themas aufmerksam gemacht. Der Einsatz von Killerrobotern, geschätzte Damen und Herren, muss gestoppt werden. Es braucht klare Verurteilungen auf internationaler Ebene, und es braucht Regulierungen.

Warum ist das so? – Wenn Killerroboter, diese automatisierten Waffensysteme, zum Einsatz kommen, dann agieren sie völlig autonom, selbsterlernt, ohne menschliches Zutun. Was bedeutet das dann im Hinblick auf Kriegsverbrechen? Wen kann man denn dann zur Verantwortung ziehen?

Deshalb: Die Nutzung solcher Systeme muss wirklich international genauso geächtet sein und werden wie die Nutzung atomarer, biologischer und chemischer Waffen. Wir freuen uns deshalb, dass heute ein gemeinsamer Antrag gelingt, dass die Dringlichkeit von allen Fraktionen hier erkannt wird. KI im


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Kriegseinsatz, als Kriegsinstrument, muss dringend reguliert werden. Es geht um Menschenleben. Es gehört verurteilt, und Killerroboter gehören endlich gestoppt.

Ich bitte Sie, Herr Minister, handeln Sie! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

13.40


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Ing. Mag. Volker Reifenberger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.40.46

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Wir haben es hier mit einem Allparteienantrag zu tun, den ich als freiheitlicher Wehrsprecher, aber auch als Milizoffizier ausdrücklich unterstütze.

Künstliche Intelligenz ist sehr fehleranfällig, auch wenn sie in vielen Bereichen durchaus hilfreich sein kann. Sie kann leider Gottes auch sehr gefährlich sein. Der Begriff künstliche Intelligenz ist in Wahrheit falsch und irreführend, weil es sich dabei nämlich um keine Intelligenz handelt. Wenn künstliche Intelligenz autonom Waffeneinsätze herbeiführt, dann ist das brandgefährlich, umso mehr, wenn es sich dabei vielleicht um Atomwaffen handeln sollte.

Ich möchte den Zuschauern nur zwei banale Beispiele geben, wie künstliche Intelligenz funktionieren, aber trotzdem vollkommen versagen kann. Das erste Beispiel ist eine KI, die darauf trainiert wurde, anhand von Bildern Wölfe von Hunden zu unterscheiden. Die Trefferquote lag bei 90 Prozent, also dachte man sich, man habe es durchaus mit einem intelligenten System zu tun. Dann haben die Forscher aber hinterfragt, wie denn die KI ihre Entscheidung trifft, ob Wolf oder Hund. Das ernüchternde Ergebnis war, dass die Forscher draufgekommen sind, dass die KI das ganze Internet nach Fotos von Hunden und von Wölfen durchforstet hat und zu einem trügerischen Fehlschluss gekommen ist, nämlich: Wenn im Hintergrund des Tieres Schnee zu sehen ist, dann handelt es sich mit


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hoher Wahrscheinlichkeit um einen Wolf. Wenn im Hintergrund kein Schnee zu sehen ist, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Hund. Auch wenn die Trefferquote mit circa 90 Prozent auf den ersten Blick durchaus beeindruckend erschien, ist die Beurteilung, die dahintersteckt, also trotzdem vollkommen wertlos und unbrauchbar.

Ein zweites Beispiel möchte ich Ihnen aus der Hautkrebsforschung geben. Man hat wiederum eine KI trainiert, und zwar darauf, bösartige Melanome von gutartigen Muttermalen zu unterscheiden. Auch da hat sich die KI wiederum im Internet, also quasi bei Doktor Google, selbst geschult, und auch da lag die Trefferquote ungefähr bei erstaunlichen 90 Prozent. Auch da haben die Forscher aber einen ernüchternden Rückschlag hinnehmen müssen, als sie festgestellt haben, wie die KI ihre Entscheidungen trifft. Wenn Hautärzte glauben, bösartige Melanome zu erkennen, dann halten sie beim Fotografieren gerne ein Lineal neben die verdächtige Stelle, um die Größe darzustellen. Wenn etwas aussieht wie ein unauffälliges Muttermal, dann machen die Ärzte das in der Regel nicht. Die KI hat daraus gelernt: Wenn auf dem Foto ein Lineal zu sehen ist, dann handelt es sich um ein bösartiges Melanom, ohne Lineal um ein gutartiges Mutter­mal. Auch da war die Trefferquote erstaunlich gut, die Beurteilung aber vollkommen unbrauchbar und wertlos.

Jetzt muss man sich vor Augen halten, dass es auch KI gibt, bei welcher die Forscher gar nicht mehr dahinterblicken können, wie die KI ihre Entscheidungen trifft. Dass solche in Wahrheit unintelligenten Blackboxes in autonome Waffensysteme eingebaut werden und über Tod oder Leben entscheiden sollen, müssen wir unbedingt verhindern.

Jetzt mache ich einen auf Helmut Brandstätter – man möge es mir verzeihen. Ich habe heute das erste Mal ein Buch mitgebracht. (Bravoruf des Abg. Brandstätter.) Wenn sich jemand nämlich näher mit unbemannten und autonomen Waffen­systemen beschäftigen möchte, dann empfehle ich dieses hervorragende Buch (das genannte Buch in die Höhe haltend): „Robotic Wars“ von Oberst des


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Generalstabsdienstes Dr. Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Brandstätter.)

13.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dr.in Ewa Ernst-Dziedzic. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.44.28

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kollegen und Kolleginnen! Machen wir uns nichts vor: Die internationale regelbasierte Ordnung liegt zumindest im Koma. Wir wissen, es gibt interna­tional viele Akteure, die sich wünschen würden, dass diese internationale Ordnung, die wir als Lehre nach dem Zweiten Weltkrieg vereinbart haben, stirbt.

Es gibt andere Akteure – und dazu gehört Österreich –, die alles tun, um in diesen konfliktreichen, komplexen Zeiten diese Ordnung, das humanitäre Völkerrecht hochzuhalten, aber auch Weitsicht beweisen, indem sie sich anschauen, welche Gefahren über die aktuellen Kriege und Konflikte hinaus noch bestehen.

Tatsächlich gibt es autonome Waffensysteme, künstliche Intelligenz, aber tatsächlich ist auch jener Staat, den ich jetzt in diesem Zusammenhang beson­ders erwähnen möchte, nämlich der Iran, daran interessiert, diese Systeme für sich so zu nutzen, dass wir dann nicht mehr reagieren können. Insofern ist es zum einen von enormer Wichtigkeit, dass Österreich da eine Vorreiterrolle einnimmt, zum anderen aber auch, dass Europa im Besonderen, aber auch die Welt sich grundsätzlich überlegen: Wie schiebt man dem einen Riegel vor?

Wir alle wissen, dass spätestens seit der vollumfänglichen Invasion in der Ukraine seitens Russlands unsere Sicherheitsinfrastruktur in Europa ins Wanken gekommen ist. Wir wissen aber auch, dass die Eskalation im Nahen Osten im Moment dazu beiträgt, dass die Lage nicht nur noch komplexer wird, sondern sich tatsächlich teilweise unserer Kontrolle entzieht. Wenn wir uns anschauen,


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wie sich der Iran samt seinen Proxys bei all diesen Konflikten und Kriegen nicht nur stark beteiligt, sondern, wie wir kürzlich gesehen haben, auch anfängt, selbst Angriffe auf Israel zu starten, dem Staat Israel die Existenzberechtigung abspricht und sich mit anderen auf gut Deutsch gesagt auf ein Packerl haut, um eben all das durchzusetzen, und nicht nur an Nuklearwaffen arbeitet, sondern eben immer stärker auch die KI nutzt, dann erkennen wir, dass bei uns allen die Alarmglocken läuten sollten.

Deswegen möchte ich hier nochmals die Vorreiterrolle Österreichs betonen und gutheißen, dass wir den Weitblick haben, darauf zu achten, welche Entwick­lungen für uns alle noch gefährlicher werden können, und – das ist ganz wichtig –, dass wir trotz allem versuchen, mit den internationalen Partnern zu einem Commitment zu kommen, mit dem autonome Waffensysteme vor allem im Nuklearbereich zu einem No-Go werden, weil sonst schlicht die Existenz von uns allen auf dem Spiel steht. – Vielen Dank für die breite Unterstützung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Dr. Helmut Brandstätter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.48.24

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Herr Kickl, von dem nur mehr das Red Bull da ist, hat heute schon das neunte Gebot zitiert. Ich zitiere das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. – Da kommt es nicht darauf an, ob es eine Maschine oder ein Mensch ist. Auch ein Mensch darf natürlich nicht dafür sorgen, dass eine Maschine tötet.

Nur so nebenbei: Er hat gesagt, das neunte Gebot heiße: Du sollst nicht lügen. – Da hat er sich geirrt. Es lautet: Du sollst nicht begehren deines nächsten Frau. – So viel Religionsunterricht muss auch im Parlament sein.

Ich komme aber zu dem


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wesentlichen Thema zurück, nämlich der künstlichen Intelligenz, die Menschen tötet. Ja, ich finde es großartig, dass wir das hier beschließen, und ich hoffe, dass das auch international vereinbart werden kann. Wenn ich mir aber ansehe, was sich im Moment abspielt – wir haben schon kurz über den Krieg Russlands gegen die Ukraine gesprochen –, dann sehe ich, dass es Menschen sind, die dort morden.

Es gibt eine ganz neue Biografie über Wolodymyr Selenskyj von einem amerika­nischen Journalisten, von Simon Shuster (das Buch „Vor den Augen der Welt“ in die Höhe haltend), in der noch einmal genau geschildert wird, was Putin wollte: Der Präsident eines Landes hat seine Truppen beauftragt, den demokratisch gewählten Staatspräsidenten eines anderen Landes zu ermorden. Das ist nichts mit künstlicher Intelligenz und auch nicht intelligent, aber darum geht es. Putin wollte Selenskyj ermorden lassen, um dann Medwedtschuk hineinzubringen, also seinen Freund. Von ihm war heute schon indirekt die Rede, weil er sich dann über Voice of Europe Abgeordnete der AfD gekauft hat – nur damit wir hier auch wieder die Zusammenhänge sehen.

Weil hier vom Interesse Österreichs die Rede war, müssen wir sehr deutlich sagen: Wenn wir etwas im Interesse Österreichs machen wollen, ist es eine Verteidigung, die die Menschen in Österreich schützt. – Herr Kollege Reifenberger, wenn Sie gegen Sky Shield sind, wenn Sie dagegen sind, dass wir uns das gegen Raketen, die auf uns geschossen werden, anschaffen, dann sind Sie gegen den Schutz der Menschen in Österreich. (Abg. Martin Graf: Das ist ein Witz!) Ich bin für Sky Shield, ich bin dafür, dass die Menschen in Österreich beschützt werden. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Reifenberger.)

Ich bin dafür, dass die Menschen in Österreich vor fremden Waffen, vor fremden Einflüssen, vor Fakenews beschützt werden. Weil heute aber auch schon von Flüchtlingen die Rede war: Wir wissen, dass über den belarussischen Präsidenten Lukaschenka bewusst Flüchtlinge geholt wurden, um sie an die Grenze Euro­pas zu schicken, um Europa zu destabilisieren. Das ist die Absicht.


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Es gibt so viele Mittel, mit denen man versucht, Europa zu destabilisieren, Europa zu zerstören. Deswegen wäre es schön gewesen, aber ich nehme zur Kenntnis, dass es nicht möglich ist. Ich appelliere aber wirklich dringend an alle Menschen in Österreich, auch zu verstehen: Ja, es gibt Gefahren, aber es gibt auch die Chance, dass wir uns gegen diese Gefahren schützen. Das müssen wir aber gemeinsam tun. Europa bietet uns Sicherheit, und ich bin sehr froh darüber. – Danke. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag. Michael Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.51.41

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zusehe­rinnen und Zuseher! Ich darf vorweg im Namen meines Kollegen Abgeordneten Johann Weber die Gruppe vom Seniorenbund Sankt Marein im Lavanttal mit der Obfrau Christine Lenz sehr herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Wir beschäftigen uns bei diesem Tagesordnungspunkt mit einem sehr komplexen, gleichzeitig auch gefährlichen Thema. Ich möchte auch das Wort ergreifen, weil ich in die Initiative dieses Antrages miteingebunden war und initiativ gewesen bin, nachdem mir ein Bewohner meiner Gemeinde, ein Universitätsprofessor, der an der JKU, an der Johannes-Kepler-Universität, im Bereich künstlicher Intelligenz forscht, gemeinsam mit anderen hochrangigen Forschern einen Brief geschrieben hatte – genauso auch dem Herrn Außen­minister – und genau dieses Thema aufgegriffen hatte.

Er sagt, nachdem Österreich schon eine Initiative im Bereich der Vereinten Nationen gesetzt hat, ist es auf jeden Fall gut, dass sich auch das österreichische Parlament klar äußert und Initiativen setzt. Es ist ein gutes Zeichen, dass wir hier gemeinsam einen Allparteienantrag beschließen können und auch ein kräftiges Zeichen setzen.


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Ich weiß, Herr Bundesminister, dass dieses Thema bei Ihnen in guten Händen ist. Es hat auch im Rahmen einer Konferenz mit wirklich weltweit anerkannten Forschern im Bereich künstlicher Intelligenz zu diesem Thema schon Beratungen im Ministerium gegeben. Ich halte das wirklich für wichtig – bei allen Chancen, die uns die künstliche Intelligenz bietet –: Gerade wenn es um so hochsensible Bereiche geht, muss immer die Letztentscheidung beim Menschen sein. Der Mensch muss immer wieder auch Stopp drücken und einschreiten können. Das wollen wir mit diesem Antrag zum Ausdruck bringen, und ich freue mich, dass wir das heute beschließen können. (Beifall bei der ÖVP.)

13.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.53.48

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine Vorredner und Vorred­ne­rin­nen haben es ja bereits ausführlich angesprochen: Mit diesem Antrag setzen ausnahmsweise einmal alle fünf in diesem Haus vertretenen Parteien ein gemein­sames Zeichen. Wir setzen ein Zeichen für die internationale Zusammen­arbeit, wir setzen ein Zeichen für den Multilateralismus, und wir setzen ein Zeichen für Regeln und ethische Grundsätze in bewaffneten Konflikten.

Leider wird uns vor allem auch in den letzten Monaten immer wieder allzu augenscheinlich gezeigt, dass es auch in Zeiten, in denen Krieg und Gewalt unvermeidbar sind, Regeln und Prinzipien gibt und geben muss, an die sich alle Parteien halten müssen.

In der Ukraine führt Putin einen brutalen Angriffskrieg mit immer weniger Respekt für internationale Abkommen und Verhaltensregeln. Von seinem Respekt für Menschenrechte und Menschenwürde der ukrainischen Bevölke­rung gegenüber brauche ich gar nicht zu reden.


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Mittlerweile ist auch gerade der Nahostkonflikt zu einem Beispiel für die stetig wachsende Rolle von KI-Waffensystemen in der modernen Kriegsführung geworden, und wie so oft sind die Leidtragenden zumindest meistens die Mitglieder der Zivilbevölkerung.

Umso zufriedener sind wir und bin ich, dass sich nun alle fünf Parlamentsfrak­tionen auf diesen Entschließungsantrag haben einigen können. Zufrieden bin ich deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, weil es zeigt, dass es trotz des Streits, trotz der täglichen Neutralitätsscheindebatten, trotz der leicht unter­schied­lichen Auffassung, was die Täter-Opfer-Verteilung im russischen Angriffskrieg anbelangt, in der österreichischen Demokratie dennoch ein gewisses Wertegefüge gibt, auf das wir uns alle einigen können.

Dieses Wertegefüge, diese Prinzipien sind auch in dem Antrag gut ersichtlich: multilaterale Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten im Rahmen überregionaler und internationaler Organisationen; ein klares Bekenntnis zu internationalen Abkommen und Verträgen; ein klarer Einsatz im Sinne der Abrüstung und ein neuer Elan, Österreichs diplomatische Vorreiterrolle wieder zu stärken und Vertrauen in Österreich als verlässlichen Bündnispartner wieder aufzubauen.

Hierzu wird die internationale Konferenz zu autonomen Waffensystemen nächste Woche Sonntag in der Hofburg in Wien hoffentlich auch einen wichtigen Beitrag leisten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn Ihnen all diese Ansätze bekannt vorkom­men, dann vielleicht weil sie deckungsgleich mit unseren grünen Ansätzen für eine aktive Neutralitäts- und Friedenspolitik sind. Dieser Antrag ist ein Beweis dafür – und ich habe es schon oft gesagt –, dass Neutralität auch aktiv und gestaltend, nicht nur ängstlich und zurückhaltend, nicht irgendwo im Passiven ist und sehr wohl nach vorne gerichtet sein kann. Man muss nicht nur Mauern bauen und Festungen errichten, um sich sicher zu fühlen, sondern man ist im Kreise seiner Freunde und Verbündeten durch Zusammenarbeit und unsere


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gemeinsamen Werte eigentlich viel sicherer, als irgendwie nur zusammen­zustehen und sich zu fürchten.

Diesen Antrag sehe ich als positives Zeichen, weil alle Fraktionen dabei sind. Herr Minister, wir hoffen auf ein Gesetz. Auch der aktive, der zivile Friedensdienst ist eine Möglichkeit, in Österreich eine aktive Rolle zu gewähr­leisten. Ich hoffe, auch dazu werden wir noch einige Punkte lesen und sehen. Wir Grüne werden auch weiter in der aktiven Friedenspolitik arbeiten. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

13.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Süleyman Zorba. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.57.20

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Herr Minister! Die Welt rüstet auf. Das ist seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine traurige Realität. Es sei eine faktische Notwendigkeit, sagen viele, es sei ein Aufrüsten für den Frieden.

Bei diesem Rüstungswahn, der auf uns zukommt, spielen auch autonome Waffen­systeme eine große Rolle – auch Kriege sind vom KI-Hype nicht ausge­schlossen –: zielgenau, effizient und ressourcenschonend, und sie geschehen ohne menschliches Zutun. Einmal aktiviert identifizieren sie autonom Ziele und führen Angriffe ohne menschliches Zutun und eben auch ohne Freigabe oder Kontrolle aus.

Was wir bei dieser vermeintlich effizienten neuen Waffenwelt aber keine Sekunde vergessen dürfen: Es sind keine Menschen, die an den Abzügen sitzen, sondern autonome Systeme, die aufgrund von Mustererkennung und Ziel­erkennung Menschen auch umbringen können.


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Es stellen sich Fragen, die beantwortet werden müssen: Wie soll sichergestellt werden, dass KI-Waffensysteme, die auf Optimierung von Angriffen einge­stellt sind und die auf das Erreichen von Kriegszielen ausgerichtet sind, sich an das Völkerrecht halten? Wie wird verhindert, dass aufeinander losgelassene autonome Waffensysteme sich nicht gegenseitig hochschaukeln? Wir kennen das aus dem zivilen Bereich. Es gibt KI-Systeme, wenn es um Dinge an der Börse geht. Auch da kann beobachtet werden, dass sie sich gegenseitig befeuern und hochschaukeln. Im militärischen Umfeld wäre das sehr fatal.

Autonome beziehungsweise KI-gesteuerte Waffensysteme können immer schnellere Entscheidungen in immer kürzerer Zeit treffen. Ein menschliches Nachdenken, ein Innehalten oder die Möglichkeit, dass ein Konflikt auch wieder abkühlen kann, haben keinen Raum. Denken wir an die Kubakrise 1962, als die Welt am Rande eines Abgrunds zu einem Atomkrieg stand. Nur menschliches Zögern, Abwiegen, diplomatischer Kontakt konnten damals das Schlimmste verhindern. Wie hätte ein autonomes Waffensystem entschieden, das weder Angst noch Zögern kennt? Ich bin mir sicher, die Welt, die wir heute kennen, wäre eine andere.

Nicht nur das zu schnelle Eskalieren könnte aber eine Gefahr werden, sondern auch, dass völlig falsche Entscheidungen getroffen werden können. Kollege Reifenberger hat schon ein paar Beispiele dazu gebracht. Wir sehen auch im zivilen Bereich, dass KI-Systeme nicht fehlerlos arbeiten. Wenn es im mili­tärischen Umfeld darum geht, KI einzusetzen, sind diese Fehler eben fatal, es geht um Menschenleben.

Mit der Entwicklung autonomer Waffensysteme wird sprichwörtlich die Büchse der Pandora geöffnet, deshalb brauchen wir eine rechtlich verbindliche internationale Regulierung, die den Einsatz tödlicher autonomer Waffensysteme regelt und in manchen Bereichen sogar verbietet.

Als jemand, der grundsätzlich viel von KI-Systemen hält und auch den Nutzen sieht, die sie für die Gesellschaft haben können, habe ich sehr große Angst, wenn


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es um den Einsatz im militärischen Umfeld geht; deshalb bin ich sehr froh, dass es hier einen Allparteienantrag zu diesem Thema gibt, denn die letzte Ent­scheidung, die absolute Verantwortung muss beim Menschen bleiben. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.00 14.00.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2508 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Einsatz für eine internationale Regulierung von tödlichen autonomen Waffensystemen sowie Risiken im Zusammenhang mit der Integration Künstlicher Intelligenz in Nuklearwaffen­systeme“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (366/E)

14.01.027. Punkt

Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvorlage (2410 d.B.): Abkommen über die Errichtung des Internationalen Impfstoff­instituts (2507 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 7. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Frau Dr. Dagmar Belakowitsch. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.01.25

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Herr Außen­minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, im nächsten Antrag geht es


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darum: Es soll ein Internationales Impfstoffinstitut nach Österreich kommen, und es ist auch wenig verwunderlich, dass sich die Herrschaften von der Bundes­regierung dafür aussprechen. Ich meine, vom Herrn Bundesminister erwartet man gar nichts anderes, seine Aussagen in der Coronazeit sind leider Gottes noch hinlänglich bekannt. Impfpflicht, das war ja sein Baby, das hat er am Achensee verkündet – als einziges europäisches Land im Übrigen, Herr Bundesminister. Zum Glück sind die Österreicher Ihnen aber nicht auf den Leim gegangen und haben diese Impfpflicht zu Fall gebracht; das war gut so, meine Damen und Herren.

Jetzt kommt dieser Außenminister wieder daher und möchte ein internationales Impfinstitut nach Österreich holen. Wir haben heute zwar schon gehört, wie wichtig internationale Zusammenarbeit sei. Das mag in vielen Bereichen auch durchaus wichtig und richtig sein, aber da geht es darum, ein Impf­institut nach Österreich zu holen, das uns pro Jahr einen Mitgliedsbeitrag von 800 000 Euro abverlangt und für das wir die Miete von monatlich noch einmal in etwa 5 500 Euro übernehmen; das sind im Jahr circa 60 000 Euro allein an Mietkosten.

Meine Damen und Herren! Da muss man schon einmal hinterfragen: Haben wir wirklich so viel Geld für so ein Impfinstitut über und was ist die Aufgabe eines solchen Institutes? Ich meine, in fünf Jahren, Herr Außenminister, sind das 5,5 Millionen Euro, die da einfach für ein Institut wohlfeil weggegeben werden.

Was steht denn da noch drinnen? – Das ist ja das wirklich Besorgniserregende, bei Ihnen aber wie gesagt natürlich weniger überraschend: Es können sich dort auch Private einkaufen, das heißt beispielsweise Unternehmungen oder Stiftungen, Industriebetriebe, Pharmaindustrie. Die haben dann, wenn sie sich dort einkaufen, natürlich auch einen entsprechenden Einfluss darauf. – Sehen Sie, Herr Außenminister, das ist etwas, das wir nicht wollen. Wir wollen nicht den Einfluss der Konzerne erhöhen, sondern wir wollen schon die Souve­ränität unserer Staatsbürger gewahrt wissen.


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Wir wissen, derzeit ist es ja so, dass es von der WHO ausgehend Verhandlungen gibt; es soll ein WHO-Abkommen, der sogenannte Pandemievertrag, ausge­arbeitet werden, der dann über Österreich – wenn es nach Ihnen geht, wenn es nach dieser Bundesregierung geht – drübergestülpt werden soll. Das bedeutet wieder ein Stückchen weniger Souveränität. Die WHO braucht dann sozusagen nur auf ein Knopferl zu drücken, bildlich gesprochen, und zu sagen: So, in Österreich gibt es jetzt einen Lockdown, weil wir das so wollen!, oder: In Öster­reich gibt es eine Impfpflicht, weil wir das so wollen! – Das ist etwas, das wir nicht wollen. (Abg. Pfurtscheller: Sie wissen ganz genau, dass das ein totaler Quatsch ist, was Sie da sagen!) – Es sei Ihnen unbenommen, Frau Kollegin, Sie können das alles gerne gut finden. Wir finden das nicht gut, ganz im Gegen­teil: Wir glauben, dass es für die Souveränität unserer Staatsbürger nicht gut ist, und die müssen das ja letzten Endes auch noch bezahlen. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist immer das Spielchen: Die Österreicher, die Steuerzahler werden zur Kasse gebeten, damit man dann mit dem Geld, das sie bezahlen, auch noch gegen sie Politik machen kann; daher, meine Damen und Herren, stelle ich folgenden Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ablehnung des ‚WHO-Pandemievertrags‘ sowie der novellierten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV)“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, Vorbereitungen für die Ablehnung des sogenannten ‚WHO-Pandemievertrags‘ sowie der novellierten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) zu treffen und dem Nationalrat monatlich über den aktuellen Verhandlungsstand dieser Gegenstände zu berichten.“


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Auch das ist nämlich etwas, wovon die Österreicher:innen nichts erfahren. Es wird immer im stillen Kämmerlein verhandelt, es werden im stillen Kämmer­lein Impfverträge ausverhandelt. Die Österreicher dürfen es zwar bezahlen, aber sie dürfen nicht wissen, wie viel sie dafür bezahlt haben. – Das ist keine Politik, wie wir sie uns vorstellen, mit Transparenz hat das nichts zu tun.

Es wäre endlich an der Zeit, dass Sie aus diesem Paralleluniversum aufwachen (Abg. Michael Hammer: Genau, das war im Hotel Wimberger, dieses Parallel­universum!), dass Sie auch endlich wieder bereit sind, Politik für die Bürger, für die Steuerzahler in unserem Land zu machen und nicht jedes Mal gegen sie. (Beifall bei der FPÖ.)

14.05

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Dr. Dagmar Belakowitsch

und weiterer Abgeordneter

betreffend Ablehnung des „WHO-Pandemievertrags“ sowie der novellierten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV)

eingebracht in der 259. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 17. April 2024 im Zuge der Debatte zu TOP 7, Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvorlage (2410 d.B.): Abkommen über die Errichtung des Internationalen Impfstoffinstituts (2507 d.B.)

Die WHO forciert derzeit zwei Initiativen, die geeignet sind, ihren Einfluss auszu­dehnen. Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie sorgen diese für Aufsehen. Viele Bürger fürchten, dass die Souveränität Österreichs ausgehebelt werden soll.


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1.          WHO-Abkommen („Pandemievertrag“)

Gem. Artikel 19 der WHO-Verfassung1 ist die Weltgesundheitsversammlung befugt, Vereinbarungen zu allen in die Zuständigkeit der Organisation fallenden Fragen zu erarbeiten. Es wird erwartet, dass das im Dezember 2021 eingerichtete zwischen­staatliche Verhandlungsgremium (INB)2 auf der 77. Weltgesundheitsversammlung im Mai 2024 einen Entwurf für ein Pandemieabkommen zur Prüfung vorlegen wird.3

Für den Beschluss derartiger Übereinkommen auf WHO-Ebene ist zunächst eine Zweidrittelmehrheit der Weltgesundheitsversammlung notwendig, die aus den Ver­tretern der 194 Mitgliedstaaten4 besteht. Die Abstimmungen erfolgen dabei nach dem Prinzip „ein Mitgliedstaat, eine Stimme“.5 Die Europäische Union hat bei der WHO einen informellen Beobachterstatus und ist nicht stimmberechtigt.6

Selbst die österreichische Bundesregierung geht davon aus, dass das WHO-Abkommen („Pandemievertrag“) so weitgehend ist, dass der Nationalrat befasst werden muss: „Das geplante Instrument wird gesetzändernd bzw. gesetzesergänzend sein und daher der Genehmigung durch den Nationalrat gemäß Art. 50 Abs 1 Z 1 B-VG bedürfen.“7 Es wird sohin im Nationalrat debattiert und abgestimmt werden. Sofern er auch in den selbständigen Wirkungsbereich der Länder eingreift, bedarf es auch der Zustimmung des Bundesrates gemäß Art 50 Abs 2 Z 2 B-VG.

Es ist Sache der Mitgliedstaaten im Rahmen der Verhandlungen festzulegen, ob und welche Einhaltungsmechanismen in das neue Abkommen aufgenommen werden sollen. Sobald das Abkommen in Kraft ist, ist es für die Vertragsparteien verbindlich.8

2.          Internationale Gesundheitsvorschriften (IGV)

Die aktuell gültigen Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) traten im Juni 2007 in Kraft und wurden im Jahr 2008 in die österreichische Rechtsordnung integriert.9 Die Annahme der Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) erfolgte durch Kundmachung des Bundeskanzlers am 12. August 2008.10 Vorab wurden diese auf der 58. Weltgesundheitsversammlung am 23. Mai 2005 durch die WHO-Mitgliedstaaten einstimmig angenommen.11


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Bereits bei den Änderungen 2005 bestand eine geteilte Zuständigkeit zwischen EU und den EU-Mitgliedstaaten:

Die IGV [Internationalen Gesundheitsvorschriften] sind ein internationales Rechts­instrument für Bereiche, in denen sowohl die einzelstaatlichen Regierungen als auch die Europäische Gemeinschaft (EG) zuständig sind. Viele IGV-Artikel beziehen sich auf Angelegenheiten, die unter das Gemeinschaftsrecht fallen. Je nachdem, fallen diese Vorschriften entweder in die ausschließliche Zuständigkeit der Gemeinschaft oder in die gemeinsame Zuständigkeit der einzelstaatlichen Regierungen und der Gemein­schaft. […] Andere IGV-Artikel sind ausschließlich Sache der einzelstaatlichen Regie­rungen, weil es im jeweiligen Zusammenhang keine gemeinschaftlichen Rechts­vorschriften gibt.12

Es ist davon auszugehen, dass dieses Szenario erneut eintreten wird. Eine zumindest teilweise Rechtssetzung in Bezug auf die Internationalen Gesundheitsvorschriften durch die EU wäre die Folge.

Die WHO selbst gibt an, dass die Regierungen selbst alle Maßnahmen unter Berück­sichtigung ihrer eigenen nationalen Gesetze und Vorschriften treffen müssten.13 Das steht in Einklang mit Artikel 22 der WHO-Verfassung, wonach eine neue WHO-Verordnung nicht für jene WHO-Mitgliedstaaten in Kraft tritt, welche in angegebener Frist eine Ablehnung oder Vorbehalte mitteilen.14 Dasselbe galt schon 2005:

Die Internationalen Gesundheitsvorschriften werden ab dem Zeitpunkt ihrer Annahme für jedes Mitglied der Weltgesundheitsorganisation rechtsverbindlich sein, es sei denn, das Mitglied lehnt diese Vorschriften ab oder legt gemäß den geltenden Verfahren einen Rechtsvorbehalt dagegen ein.15

Wenn Österreich jedoch kein Veto einlegt, gelten die Regeln für unsere Heimat unmittelbar und werden, wie die ursprüngliche Fassung selbst, im österreichischen Bundesgesetzblatt kundgemacht, ohne dass es eines anderen Aktes auf öster­reichischer Ebene bedarf. Sie stehen dann im Rang von Durchführungsverordnungen zur WHO-Satzung, der in Österreich Gesetzesrang zukommt.


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In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, Vorbereitungen für die Ablehnung des sogenannten ‚WHO-Pandemievertrags‘ sowie der novellierten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) zu treffen und dem Nationalrat monatlich über den aktuellen Verhandlungsstand dieser Gegenstände zu berichten.“

1 https://apps.who.int/gb/bd/PDF/bd47/EN/constitution-en.pdf, S. 7

2 https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/pandemic-prevention--preparedness-and-response-accord

3 https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/pandemic-prevention--preparedness-and-response-accord; https://www.consilium.europa.eu/de/policies/coronavirus/pandemic-treaty/

4 https://www.bundestag.de/resource/blob/645812/e382539acdd205358b958cb7a9e8ba53/WD-2-013-19-pdf-data.pdf, S. 4

5 https://www.bundestag.de/resource/blob/645812/e382539acdd205358b958cb7a9e8ba53/WD-2-013-19-pdf-data.pdf, S. 5

6 https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2021/05/20/eu-supports-start-of-who-process-for-establishment-of-pandemic-treaty-council-decision/

7 MRV vom 24.03.2023 53/9


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8 https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/pandemic-prevention--preparedness-and-response-accord; https://www.consilium.europa.eu/de/policies/coronavirus/pandemic-treaty/

9 https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/2022-18_Pandemiemanagement.pdf, S. 21

10 https://www.ris.bka.gv.at/NormDokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20005937&FassungVom=2021-01-03&Artikel=&Paragraf=0&Anlage=&Uebergangsrecht=; https://www.ris.bka.gv.at/eli/bgbl/III/2008/98

11 https://www.ris.bka.gv.at/NormDokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20005937&FassungVom=2021-01-03&Artikel=&Paragraf=0&Anlage=&Uebergangsrecht=

12 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52006DC0552&qid=1681980707434&from=DE, S. 4

13 https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/pandemic-prevention--preparedness-and-response-accord

14 https://apps.who.int/gb/bd/PDF/bd47/EN/constitution-en.pdf, S. 7

15 https://intranet.parlament.gv.at/dokument/eulim/XXII/EU/50835/imfname_10255787.pdf, S. 1

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.


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Zu Wort gemeldet ist Frau Mag.a Dr.in Juliane Bogner-Strauß. – Bitte, Frau Abgeordnete.

14.05.48


Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier im Plenarsaal und zu Hause! Impfungen – ich glaube, da sind wir uns einig – gehören zu den größten Errungenschaften der Menschheit (Abg. Michael Hammer – in Richtung FPÖ –: Stellen aber die jetzt schon infrage!), zu den größten Errungenschaften der Medizin und zu den größten Errungenschaften der Gesundheitsprävention. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Impfungen retten Leben. Ich wiederhole mich, ich habe das hier an dieser Stelle bereits gesagt, und ich würde das x-mal wiederholen. Weltweit werden Millionen von Menschenleben durch Impfungen gerettet. (Beifall bei Abgeord­neten von ÖVP, SPÖ und Grünen.) Allein in der Pandemie wurden in Öster­reich um die 25 000 Menschenleben durch die Coronaimpfung gerettet. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Die HPV-Impfung schützt nachweislich bei Frauen und Männern vor Krebs, deshalb haben wir auch das Alter für die Gratisimpfung für Jugendliche angehoben.

Eine hohe Durchimpfungsrate schützt jene, die sich selbst noch nicht oder gar nicht impfen lassen können. Das sind meistens die Babys, die Kleinkinder (Abg. Belakowitsch: Die kriegen HPV? Wie kriegen die HPV?) oder die Älteren und die Schwachen. (Abg. Belakowitsch: Was haben Sie eigentlich für eine Fanta­sie?) Und trotzdem sterben leider nach wie vor Menschen in Österreich, weil es keinen Impfschutz für sie gibt oder die Umgebung nicht ausreichend geimpft ist. (Abg. Belakowitsch: Wie viele Babys sind an HPV gestorben? Können Sie da bitte eine Statistik herzeigen?) Weltweit sterben viel zu viele, wie ich es schon gesagt habe, vor allem Babys und Kleinkinder. Genau deshalb braucht es dieses Internationale Impfstoffinstitut.


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Wofür steht dieses Internationale Impfstoffinstitut? (Abg. Belakowitsch: Viel Geld!) – Ich zitiere: Es „ist eine gemeinnützige internationale Organisation, die sich die Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung sicherer, wirksamer und erschwinglicher Impfstoffe zur Verbesserung“ (Abg. Wurm: Frau Kollegin! Ist die Bill-Gates-Stiftung dabei?) – Sie können gerne später rauskommen und dazu sprechen (Abg. Wurm: Ich frag’ Sie aber, Frau Kollegin!) – „der öffentlichen Gesundheit weltweit zum Ziel gesetzt hat.“ – Weltweit!

Ich denke, wir können stolz sein, dass wir ein Büro hier in Wien bekommen. (Abg. Belakowitsch: Sie vielleicht, aber das nutzt den Steuerzahlern gar nichts!) Das stärkt den Amtssitz, das ist aus politischer und wissenschaftlicher Sicht ein großer Gewinn für Österreich. Warum? – Da gibt es mehrere Punkte zur Erklä­rung: Erstens gibt es Kooperationsmöglichkeiten. Die Kollegin von der FPÖ hat gesagt, es kostet 800 000 Euro im Jahr. – Ja, aber mit welchem Gewinn für Österreich? (Abg. Belakowitsch: Na gar keinen, das ist es ja!) – Zusammenarbeit mit Universitäten; Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch); Studierende, die Stipendien bekommen und ins Ausland gehen können; natürlich auch Zusammenarbeit mit Biotech- und Pharmaunternehmen.

Ich komme aus der Grundlagenforschung, ich habe als Universitätsprofessorin lange in der Grundlagenforschung gearbeitet, aber unser Herz muss dafür brennen, die Grundlagenforschung in die Anwendung zu bringen. Das kann man nur gemeinsam mit tollen Unternehmen tun. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Ernst-Dziedzic und Schallmeiner.)

Und wir sind in die vorklinische Erprobung und in die klinische Erprobung eingebunden und vermutlich, sehr wahrscheinlich bekommen wir in Österreich Fördermittel, um Impfstoffe zu entwickeln, um Menschenleben zu retten. (Abg. Belakowitsch: Vielleicht, wahrscheinlich, eventuell! Aber zahlen müssen wir sicher!) Aber was sind 800 000 Euro im Vergleich zu den großen, riesengroßen Vor­teilen, riesengroßen Chancen (Abg. Belakowitsch: Na nichts! 800 000 Euro sind ja


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nichts!), die sich Österreich bieten, wenn wir in der globalen Gesundheits­versor­gung vorne mit dabei sein können? Wir können stolz darauf sein – wissen­schaft­lich und politisch. Und der Amtssitz Wien wird gestärkt. Impfungen retten Leben. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Lindner.)

14.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Wurm: Jetzt kommt die Wahrheit! – Heiterkeit und Zwischenruf der Abg. Götze. – Abg. Wurm – erheitert –: Gerald, erzähl die Wahrheit!)


14.10.38

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Mir wird beim Zuhören wirklich immer – unter Anführungszeichen – „schlecht“ (Rufe bei der ÖVP: Uns auch!): Impfungen retten Leben.

Geschätzte Damen und Herren! Herr Minister! Wann arbeiten Sie endlich die desaströse Impfpflicht und die Coronapolitik auf? (Abg. Gerstl: Nein, nicht schon wieder! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie waren auch derjenige, der der österreichischen Bevölkerung in seiner kurzen Zeit als Bundeskanzler mitgeteilt hat, dass Weihnachten für Ungeimpfte „ungemütlich“ werden wird. (Beifall bei der FPÖ.) Das war ein wirkliches Theater. Während die ÖVP sagt, sie stehe für Tradition und Kultur und so weiter, gehen Sie her und vermie­sen den Österreicherinnen und Österreichern das Weihnachtsfest. Das ist also eigentlich unglaublich. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zu diesen Impfungen: Sie sollten spätestens seit der Veröffentlichung der RKI-Protokolle endlich einmal in sich gehen und der Bevölkerung erklären, wieso Sie vollkommen falsche Impfnarrative verbreitet und unglaublichen Schaden bei der Bevölkerung verursacht haben, vom Kleinkind bis zu den älteren Bevölke­rungsgruppen, die in Altersheimen, Pflegeheimen alleine sterben mussten, weil sie keine Besuche bekommen konnten (Abg. Bogner-Strauß: Was hat das mit


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dem Impfstoffinstitut zu tun?), weil Sie eine vollkommen faktenwidrige Impfpflicht eingeführt haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Seit 16. März 2020 weiß es das RKI, und Sie wissen es auch, und das ist der Vorwurf, den ich Ihnen machen muss, den wir Ihnen machen. (Der Redner stellt eine Tafel, auf der unter der Überschrift „Lage­zentrum des RKI, Protokoll des COVID-19-Krisenstabs“ in roter Schrift das Datum „16.3.2020“ sowie ein Text mit dem Titel „Aktuelle Risikobewertung“ zu sehen sind, auf das Redner:innenpult. – Oh-Rufe bei der ÖVP.) Sie wissen es seit 16. März 2020. Am 11. März 2020 hat die WHO die weltweite Pandemie ausge­rufen, und Sie wissen, dass das RKI zu dieser Covid-19-Infektion in Protokollen Folgendes festgehalten hat:

Am Wochenende wird „eine neue Risikobewertung vorbereitet. Es soll diese Woche hochskaliert werden“ von bisher mäßig gefährlich auf hochgefährlich. „Die Risikobewertung wird veröffentlicht, sobald“ – hier geschwärzt: eine politisch hochstehende Person – „ein Signal dafür gibt.“ (Abg. Pfurtscheller: Sie wissen aber schon, dass das aus Deutschland ist und nicht aus Österreich! Möchten Sie das auch einmal dazusagen, Herr Kollege?!)

Wissen Sie, Sie haben eine politisch inszenierte Covid-19-Pandemie gegen die Bevölkerung gemacht und durchgeführt. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.) Die Geschichte von Corona muss neu geschrieben werden. (Abg. Pfurtscheller: Würden Sie das bitte einmal dazusagen, dass Sie hier deutsche Daten zitieren?! – Abg. Belakowitsch: Unsere sind ja nicht veröffentlicht!)

Werte Vertreter der Einheitspartei, erklären Sie der Bevölkerung einmal, wieso Sie faktenwidrig so viel Leid unter die Bevölkerung gebracht haben, wie Sie es getan haben!

Wissen Sie, es wurde in diesen Protokollen auch festgehalten und festge­stellt – und das ist erschütternd; damit bin ich noch einmal bei den Impfungen –, dass Grippe gefährlicher als Covid-19 ist. Grippe ist gefährlicher! Und was


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haben Sie gemacht? – Sie haben die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, um die Impfnarrative durch- und umzusetzen. Sie haben Angst und Schrecken verbreitet, um die Bevölkerung auch gesundheitlich zu ruinieren.

Stecken Sie diese 800 000 Euro endlich in die Stärkung der Volksgesundheit, in die Stärkung des eigenen Immunsystems (Abg. Bogner-Strauß: Das tun wir ja! – Abg. Michael Hammer: Vor allem in die psychische Volksgesundheit bei dir! – Zwischenruf des Abg. Schallmeiner) und verabschieden Sie sich endlich von den faktenwidrigen Impfnarrativen! Arbeiten Sie einmal die letzten Jahre auf und erklären Sie der Bevölkerung, wieso Sie so viel Elend und Leid unter die Bevölkerung gebracht haben! (Beifall bei der FPÖ.)

14.14


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Mario Lindner. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Michael Hammer: Destabilisierung aus Moskau nennt man das!)


14.14.42

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu Beginn darf ich eine Besucher:innengruppe meiner Kollegin Karin Greiner aus Graz-Umgebung ganz herzlich im Hohen Haus begrüßen. Herzlich willkommen! (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

Die Sozialdemokratie wird diesem Staatsvertrag heute natürlich zustimmen. Österreich und vor allem Wien sind weltweit anerkannt als beliebter Sitz für internationale Organisationen. Dass sich gerade das Internationale Impfstoff­institut vor zwei Jahren auch in Wien angesiedelt hat, ist in dieser Zeit ein wich­tiges Zeichen für das globale Standing unserer Bundeshauptstadt.

Geschätzte Kolleg:innen, eines muss uns schon bewusst sein: Wir leben in einer vernetzten Welt. Das bedeutet auch, dass wir die großen gesundheitspolitischen


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Herausforderungen nicht alleine lösen können. Corona hat uns eindrucksvoll gezeigt, worum es wirklich geht (Abg. Belakowitsch: Das stimmt!): Zusam­menarbeit, Austausch und internationale Solidarität. Es ist auch kein Geheimnis, dass diese Grundsätze in der Pandemie und vor allem bei der Beschaffung von Coronaimpfstoff nicht immer reibungslos funktioniert haben. Nutzen wir deshalb diese Chance und setzen wir mit dem Internationalen Impfstoff­institut in Wien alles daran, aus den Fehlern der letzten Jahre zu lernen.

Dass aber die FPÖ, jene Partei, die als erste Lockdowns gefordert, dann aber gegen Schutzimpfungen gehetzt hat, heute gegen ein Impfstoffinstitut in Wien ist, überrascht leider wirklich niemanden mehr. Mir ist schon bewusst, dass Sie sich wahrscheinlich nur ein Herbert-Kickl-Institut für Pferdeentwur­mungs­mittel wünschen (Beifall des Abg. Schallmeiner), nehmen Sie aber zur Kenntnis, dass manche von uns auch an echten Lösungen für die Gesundheit unserer Bevölkerung arbeiten wollen!

Abschließend, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich aber auch eines sagen: Ein internationales Institut in Wien allein reicht nicht. Wir müssen gerade im Bereich der Impfungen auch auf nationaler Ebene endlich in die Gänge kommen. Internationale Forschung allein hilft keinem 32-Jährigen in Österreich, der keine HPV-Impfung bekommt, nur, weil er sie sich nicht leisten kann. Die hilft keiner Pensionistin, die sich nicht gegen Gürtelrose impfen lassen kann, nur, weil die Pension dazu nicht ausreicht. Es ist höchste Zeit, dass wir notwendige Schutzimpfungen auch in Österreich für wirklich alle, die sie wollen, zugänglich machen, denn die Gesundheit unserer Bevölkerung darf niemals eine soziale Frage sein. (Beifall bei der SPÖ.)

14.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dr.in Ewa Ernst-Dziedzic. – Bitte schön, Frau Abgeordnete. (Abg. Ernst-Dziedzic – die Höhe des Redner:in­nenpultes anpassend –: Kollege Lindner ist eindeutig größer als ich! – Heiterkeit des Abg. Lindner.)



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14.17.15

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Außen­minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wo beginne ich jetzt? – Vielleicht bei Kollegen Hauser, und weil wir bei den Vorlagen des Außenpolitischen Ausschusses sind, auch gerne auf Englisch: You are not right. Es geht nicht um die Frage, wen wir impfen und wen nicht, sondern es geht um internationale Politik. (Abg. Michael Hammer: ... not right!) Es geht darum, den Amtssitz Österreich zu stärken. Es geht darum, dass wir auf die nächste Pandemie besser vor­bereitet sind. Es geht darum, dass wir international miteinander forschen und kooperieren, um einfach von der nächsten Pandemie nicht auch kalt erwischt zu werden.

Dieses Institut gibt es bereits seit 1997. Das heißt, das ist jetzt keine Erfindung von irgendwelchen, ich weiß es nicht, Akteuren, die Ihre Verschwörungstheorien sozusagen befeuern. Das Institut gibt es schon sehr lange, die Grundlagen­forschung gibt es schon sehr lange. Und dass Österreich jetzt wirklich auch die Möglichkeit bekommt, den Amtssitz Österreich zu stärken und sich an dieser Grundlagenforschung zu beteiligen, können wir natürlich nur begrüßen.

Fakt ist nämlich, dass die Sicherheit und die Souveränität Österreichs im Moment von anderen Dingen bedroht werden und nicht von solch einer internatio­nalen Kooperation. Wir haben heute schon öfter gehört – nicht zuletzt eben bei den Vorlagen des Außenpolitischen Ausschusses –, wie gefährlich es nämlich ist, wenn Österreich sich isoliert, wenn Österreich sich aus den internationalen Verhandlungen herausnimmt, wenn Österreich die Neutralität, wie die Sputnik-Fraktion das tut, aufs Spiel setzt und wenn Österreich tatsächlich eine Einbahnstraße Richtung Russland und sonstiger Autokratien wird (Abg. Michael Hammer: Das ist auch gut: „Sputnik-Fraktion“! Das kann man sich merken!), anstatt mit Demokratien – und das Institut gibt es in Südkorea eben seit 1997 –, mit seriösen Akteuren an einem Strang zu ziehen und für Prävention, für Gesundheitsinfrastruktur auch in Österreich zu sorgen und eben nicht abzu­driften.


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In diesem Sinne freue ich mich sehr, dass wir dieses Institut in Zukunft in Österreich haben werden. Vielleicht noch eine Richtigstellung – Sie (in Richtung Abg. Bogner-Strauß) haben es gesagt –: Es ist ein gemeinnütziges Institut. Da geht es nicht um Verkauf, sondern eben um Forschung. Ich glaube, das ist der springende Punkt, den ich ganz besonders für die Fraktion der Blauen noch einmal klarmachen möchte. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

14.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.20.14

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Jetzt habe ich gedacht, wir haben endlich einmal kein Covid-Thema aus dem Gesundheitsausschuss auf der Tagesordnung, und jetzt kommt es ausgerechnet über den Außenpolitischen Ausschuss – und die FPÖ hat ihr Lieblingsthema, das sie natürlich wieder groß aufwirbeln kann.

Impfungen und die WHO: Beides ist wichtig, beides hat uns wirklich sehr gut durch die Pandemie gebracht, auch wenn Ihnen das überhaupt nicht passt, aber so ist es nun einmal. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Was wir gesehen haben, ist, wie wichtig Forschung und Zusammenarbeit sind und dass man sich vor Weiterentwicklungen auch nie scheuen darf. Allein das Arbeiten an den Covid-Impfungen und die damit verbundene Forschung an der MRNA-Technologie haben uns Riesenfortschritte in der Forschung – vor allem auch für Impfungen gegen Krebs – gebracht.

Gesundheit ist ein internationales Thema. Durch die steigende Mobilität werden auch Krankheiten mobiler, und so hat die WHO 1966 eine weltweite Kampagne


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zur Ausrottung der Pocken gestartet. 20 Jahre später war die Krankheit verschwunden, und zwar nicht so wie bei Polio und Tetanus, mit denen wir in Europa kaum mehr praktische Erfahrungen machen, sondern wirklich welt­weit. Es muss dagegen auch niemand mehr geimpft werden.

Zur Beruhigung möchte ich aber sagen: Das ist kein Abkommen für unzählige schwierige, bedenkenswerte Impfstoffe, die in großer Masse ausgerollt werden sollen, sondern das ist im Grunde genommen mit Forschung und ordentlichen Sicherheitsvorgaben dazu verbunden. Genau deswegen sollten wir gemeinsam daran festhalten, dass wir weltweit an der Ausrottung ansteckender Krankheiten arbeiten und uns nicht dagegen verwahren. Warum das nicht unterstützenswert ist, versteht, glaube ich, auch nur die FPÖ. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

14.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Dr. Rudolf Taschner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.22.48

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich erlaube mir, bevor ich mit meiner kurzen Rede beginne, im Namen von Abgeordnetem Hammer die Funktionäre und Aufsichtsräte der Raiffeisen Region Gramastetten zu begrüßen, und in Vertretung des Kollegen Laurenz Pöttinger die Besuchergruppe des Seniorenbundes Wendling in Oberösterreich. – Meine sehr verehrten Damen und Herren, seien Sie herzlich willkommen, und auch alle anderen, die zuhören, mögen willkommen sein! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben auch die Rede von Herrn Kollegen Hauser gehört. Ich möchte nur ganz kurz darauf eingehen, weil es mich an ein Wort des großen Physikers Wolfgang Pauli erinnert hat, der einmal bei einem Vortrag, den er für völlig verkehrt gehalten hat, gesagt hat: Herr Kollege, nicht einmal das Gegenteil von dem, was Sie gesagt haben, ist falsch!, und das sage ich auch Ihnen, Herr Kollege Hauser: Nicht einmal das Gegenteil von dem,


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was Sie gesagt haben, ist falsch. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Heiterkeit der Abg. Bogner-Strauß.)

Das können Sie natürlich von dieser Stelle aus durchaus machen; nichts spricht dagegen. Was aber wirklich dagegen spricht, ist die Insinuation, dass die Mehrheit in diesem Hause – und zwar bis auf die FPÖ wirklich alle in diesem Hause – es darauf angelegt hätte, „Angst und Schrecken“ – das sind Ihre Worte – zu verbreiten, dass wir es darauf angelegt hätten, Leid zu vergrößern. – Das ist infam, Herr Kollege Hauser! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS.) Das ist infam, denn das ist nicht die Intention aller anderen gewesen. (Zwischenruf des Abg. Linder.)

Natürlich gab es Fragen: Was ist richtig? Was ist falsch? – Wir fragen natürlich Wissenschaftler – einige sagen dies, andere sagen das. (Abg. Belakowitsch: Wir müssen den Leuten mehr Angst machen – was ist da die Intention dahinter?!) Zum Schluss müssen wir eine politische Entscheidung treffen, und diese Entscheidung müssen wir nach bestem Wissen und Gewissen treffen: Auf diese Experten­meinung setze ich mein Vertrauen und auf die andere nicht. – Dass wir uns bemüht haben, das ist unbestritten. Dass die Impfungen dafür gesorgt haben, dass wirklich Menschenleben in diesem Land gerettet worden sind, ist hoffentlich auch unbestritten. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Dass hier unter Umständen überschießend gehandelt worden ist, sei zugegeben, das ist durchaus möglich. (Zwischenruf des Abg. Linder.)

Wohl aber ist es wirklich der Fall, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass Impfungen neben der Hygiene das Mittel gewesen sind, durch das die Lebens­erwartung aller Menschen ohne Ende gestiegen ist. Dass wir uns an weiteren Impfprogrammen mitbeteiligen und dass wir bei internationalen Organisationen mitmachen, das soll doch nicht irgendwie infrage gestellt werden können. Dann werden Beträge genannt, bei denen man sich sagt: Bei diesem Betrag regt ihr euch auf?! – Ich weiß nicht, was das soll.


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Meine Damen und Herren, die Wissenschaft geht voran, die Wissenschaft geht im Zickzack voran. Manchmal behauptet man etwas, was nicht stimmt. Manch­mal kommt man drauf: Das war ein Irrweg. – Das ist im Wesen der Wissenschaft (Abg. Lausch: Das war Angst und Schrecken verbreiten!), das haben wir auch erleben müssen, aber im Wesentlichen hat uns die Wissenschaft trotzdem Wohl­stand und uns allen ein langes Leben beschert, und das soll auch weiter geschehen. Die Vakzinologie ist auch ein Weg dazu, und wir wollen uns daran beteiligen. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ralph Schallmeiner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Lausch: Infam war der Striedinger im Tarnanzug! Das hat Angst und Schrecken verbreitet!)


14.26.03

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie beziehungsweise zu Hause vor den Bildschirmen! Eine Frage: Wofür steht FPÖ? Freiheitliche Partei Österreichs? – Ja. Wie wir heute schon gesehen haben: für Freunde Putins in Österreich? – Ich glaube, das steht in der Zwischenzeit hier im Saal und auch in der Öffentlichkeit mehr oder minder außer Zweifel.

Ich glaube aber, seit letztem Wochenende kann man ruhig auch sagen, die Buch­staben F, P und Ö stehen vielleicht auch für Freunde des Poliovirus in Österreich. (Abg. Michael Hammer: Vollkommen belämmert heißt das!) Warum? Was ist passiert? – Die FPÖ hat am letzten Wochenende den Säulenheiligen der deutschen Schwurblerszene und ehemaligen Wissenschafter Sucharit Bhakdi eingeladen zu einem großen Kongress, zu einem Symposion – nennen Sie es, wie Sie wollen, im Endeffekt war es ein Zusammentreffen von Fakenews, von falschen, von absurden Impfnarrativen. (Abg. Kassegger: Von Idioten, von


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Absurden! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Von Wahnsinnigen! – Abg. Kassegger: Wenn’s nach Ihnen geht, von Leuten, die ja eigentlich verboten gehören!) Es war ein Zusammentreffen von Faktenleugnung. (Abg. Kassegger: Der Superdemokrat Schallmeiner! Ein Zusammentreffen von Leuten, die eigentlich weg gehören!) Dieser Sucharit Bhakdi, dieser ehemalige Mediziner, dieser ehemalige Wissen­schafter und nunmehrige Säulenheilige der deutschen Schwurblerszene (Abg. Kassegger: Ja, ja, ja, ja!), hat sich dort eben wieder mit seiner Impfgegnerschaft, mit seinen kontrafaktischen Aussagen hervorgetan. Unter anderem hat er dort auch allen Ernstes behauptet, dass es keinen Nachweis für die Wirksamkeit der Polioimpfung gibt. (Abg. Lukas Hammer: Unfassbar!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum ist das so etwas Besonderes, so etwas Bemerkenswertes? – Weil das ganz genau die Politik der FPÖ ist. Ich habe es ja in der letzten Sitzung des Nationalrates schon angesprochen, ich spreche es heute wieder an: Mit der Angst der Menschen macht ihr Politik (Abg. Kassegger: Und ihr nicht, gell? Der Psychologe nennt so was Projektion!), ihr verbreitet genau diese Narrative eines Sucharit Bhakdis, die schon zigfach wissenschaftlich widerlegt wurden; ihr verbreitet das. – Genau du, Kollege Hauser, bist derjenige, der sich hinstellt und das alles verbreitet. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ihr verbreitet Angst, ihr nützt das für politisches Kleingeld. Ihr stellt euch heute hier ans Rednerpult und redet Impfungen schlecht (Abg. Hauser: ... Angst und Hass verbreitet!), ihr tut so, als ob alles das, was Wissenschaft den Menschen gebracht hat (Abg. Kassegger: Die Wissenschaft!), nichts zählen würde, nicht wahr wäre. (Abg. Kassegger: Für euch gibt es nur eine Wissenschaft! Alle anderen sind Schwurbler!) Das ist vielleicht auch deshalb wichtig, weil das untergräbt. Das ist nicht nur wissenschaftsfeindlich, sondern das ist auch demokratiefeindlich. (Abg. Strasser: Die Polioimpfung – was tun wir mit den Kindern in den Fünfziger- und Sechzigerjahren? Die Polioimpfung, um die geht’s!)

Ich sage eines ganz klipp und klar hier heraußen: Die FPÖ ist nicht nur eine Gefahr für die Demokratie, die FPÖ ist vor allem auch eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen in diesem Land. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenrufe bei der


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FPÖ. – Abg. Strasser: Redet einmal mit denen, die ...! Die werden sich bedanken bei euch für die Meinung! – Abg. Kassegger: Ja, ja! – Abg. Strasser: Redet einmal mit den Pensionisten! Solche Leute bringt ihr auf die Bühne!)

14.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Dr.in Dagmar Belakowitsch zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.28.52

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Herr Abgeord­neter Taschner hat in seiner Rede gemeint, es sei infam, dass Kollege Hauser behauptet hat, die Bundesregierung hätte die Bevölkerung in „Angst und Schrecken“ versetzt. (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.)

Ich halte das nicht für infam, ich berichtige dahin gehend: Es war so, weil - - (Heiterkeit und Widerspruch bei der ÖVP.) – Moment! Am 27. - - (Abg. Schallmeiner: Das ist keine tatsächliche Berichtigung! – Ruf bei der ÖVP: Lächerlich! Das ist ja ein Witz! – Abg. Strasser: Das ist keine tatsächliche Berichtigung! – Abg. Disoski: Das ist keine Tatsächliche!)  Darf ich meine tatsächliche Berichtigung fertig ausführen? (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.) Jetzt werdet ihr nervös, weil ihr genau wisst: Jetzt kommt ein Protokoll. (Unruhe im Saal.)

Herr Präsident, ich meine, das ist ja wohl lächerlich. (Abg. Strasser: Herr Präsi­dent! – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Herr Präsident, was tun wir mit ihr?)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrte Frau Abgeordnete, ich muss auf die Geschäftsordnung verweisen und darf Sie bitten, auf die Einhaltung der einschlägigen Bestimmungen zur tatsächlichen Berichtigung zu achten. – Bitte schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Genau, das ist gut! – Abg. Pfurtscheller: ...! Das hat er nicht gesagt!)


Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): Am 27.4.2020 wurden die Protokolle der Taskforce Corona im Ö1-„Morgenjournal“ veröffentlicht und es wurde das Zitat der Aussage des damaligen Bundeskanzlers Kurz gebracht: Wir


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müssen der Bevölkerung mehr Angst machen. (Ruf bei der ÖVP: Was ist das für eine Berichtigung?!)Herr Präsident, hätte man mich nicht unterbrochen, hätte ich die Berichtigung gebracht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schallmeiner: Was ist das für eine Berichtigung! Das ist keine Berichtigung! – Ruf bei den Grünen: Zur Sache! – Ruf bei der ÖVP: Eine tatsächliche Berichtigung war das keine! – Abg. Strasser – in Richtung des sich zum Redner:innenpult begebenden Abg. Schnedlitz –: Ja, Michael, du musst mit dem Papa reden, wie das mit der Polioimpfung war! Hast du den Papa schon mal gefragt wegen der Polioimpfung? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

14.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Michael Schnedlitz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.30.21

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Man kann das relativ kurz halten, weil man die Aussagen des Herrn Kollegen Schallmeiner der Grünen hier einfach nicht so stehen lassen kann. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das sind derselbe Bogen und dasselbe Problem wie vorhin bei der Europäischen Union. Na glaubt ihr wirklich, dass die Menschen draußen nicht durchschaut haben, dass es bei Corona zum Beispiel um Profit gegangen ist (Ruf bei den Grünen: 25 000 Überlebende! 25 000 Menschenleben! – Widerspruch des Abg. Schallmeiner – Zwischenrufe bei der ÖVP), nicht für die Menschen oder für die Steuerzahler, sondern für die Einheitspartei von ÖVP, Grünen, Roten und Rosaroten? Das war der Punkt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Koza: Langweilig! – Rufe bei den Grünen: Langweilig!)

Abgesehen von Freunderlgeschäften haben Sie für die österreichische Wirtschaft und die Standortpolitik mit Ihrer Lockdownpolitik (Abg. Michael Hammer: Und ihr habt einen gefordert, der Kickl als Erster!) eine Spur der Verwüstung durch unser Land gezogen, und das wider besseres Wissen (anhaltende Zwischenrufe bei ÖVP, Grünen und SPÖ), dass die Lockdowns nicht helfen, und das sieht man ja jetzt auch bei den Coronaprotokollen, die aufgekommen sind. (Beifall bei der FPÖ.)


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Bei der Impfung – und das ist ein Thema (Abg. Michael Hammer: Der Vokaki hat als Erster einen Lockdown gefordert!), sehr geehrte Damen und Herren, das uns noch die nächsten Jahre begleiten wird (Zwischenrufe bei der ÖVP – Zwischenruf des Abg. Schallmeiner) – haben Sie die Menschen nicht ehrlich aufgeklärt und nicht ehrlich informiert. (Ruf bei der ÖVP: Unglaublich! – Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.) Sie haben die Menschen nicht ehrlich informiert! Das zieht sich durch von der Europäischen Union (Widerspruch des Abg. Weratschnig), wo Milliarden im Hinterzimmer oder über SMS ausgehandelt verschickt werden, bis hin nach Österreich. Alles war Ihnen egal, was die Zulassung, die Gefährlichkeit der Impfung, die Nebenwirkungen und so weiter betrifft. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das hat Sie alles nicht interessiert – Hauptsache, wie Marionetten dem System hinterher (Abg. Michael Hammer: Ja genau, das tut ihr! Moskau­marionetten!), wie vorhin bei der EU, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, weil die Grünen, die in der Regierung sitzen, auch den Gesundheitsminister gestellt haben – es haben ja nicht umsonst zwei Gesundheitsminister von Ihnen abdanken müssen –: Die dritte Welle kommt, wenn es alle von Ihnen von der Regierungsbank hinunterfetzt, sehr geehrte Damen und Herren. (Abg. Schwarz: Pass auf, dass du noch Luft kriegst! – Abg. Lukas Hammer: Atmen! Atmen!)

Sie gehen jetzt hier heraus und sagen, die Freiheitliche Partei würde die Demokratie gefährden (Rufe bei der ÖVP: Ja! Jawohl! – anhaltende Zwischenrufe bei ÖVP, Grünen und SPÖ), weil man für Freiheit, weil man für Menschenwürde, weil man für Selbstbestimmung eintritt, sehr geehrte Damen und Herren, während Sie ein Regime aufbauen, bei dem Sie die Menschen draußen beschimpfen und verächtlich machen (Ruf bei der ÖVP: Ihr manipuliert die ganze Zeit die Menschen!), all jene, die nicht nach Ihrer Pfeife tanzen, die zu Recht, weil sie um ihre Selbstbestimmung kämpfen, auf die Straße gehen, die um ihre Selbst­bestimmung gekämpft haben, sehr geehrte Damen und Herren (Zwischenruf des Abg. Schwarz – Abg. Lukas Hammer: Geh mal in Moskau auf die Straße und mach


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das!), weil Sie auf das Eigentum der Menschen zugegriffen haben, und die jetzt schalten: Aha, was haben Sie denn gemacht? – Was ist das engste Eigentum eines jeden Menschen? – Sein Körper, sehr geehrte Damen und Herren, sein Körper! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben in die Integrität der Menschen eingegriffen, indem Sie sogar das innerste Eigentum, den eigenen Körper, der Menschen angegriffen haben und darüber bestimmen wollten. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das war demokratie­gefährdend, sehr geehrte Damen und Herren, und nicht wir Freiheitliche, weil wir uns auf die Seite der Menschen im Sinne der Freiheit, im Sinne der Selbstbestimmung (neuerlicher Zwischenruf bei der ÖVP) und, ja, auch im Sinne der Demokratie gestellt haben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strasser: Es lebe die Schluckimpfung! – Abg. Michael Hammer: Ihr solltet nicht so viel Wodka aus Moskau trinken!)

14.33 14.33.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Antrag des Außenpolitischen Ausschusses, den Abschluss des gegenständlichen Staatsvertrages in 2410 der Beilagen gemäß Art. 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz zu genehmigen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen. (Ruf bei der FPÖ: Die Einheitspartei!)

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr.in Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ablehnung des ‚WHO-Pandemievertrags‘ sowie der novellierten Internationalen Gesundheits­vorschriften (IGV)“.


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Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein entsprechendes Zeichen. (Abg. Wurm: Ein deutliches Zeichen! – Abg. Martin Graf: ... zustimmen braucht echt Mut!) – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

14.34.198. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 3975/A der Abgeordneten Hermann Weratschnig, MBA MSc, Andreas Ottenschläger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrs­ordnung 1960 geändert wird (35. StVO-Novelle) (2518 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 8. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße die Frau Bundesministerin für Verkehr und darf Herrn Abgeord­neten Alois Stöger um sein Wort bitten. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.34.53

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf im Auftrag von Abgeordneter Elisabeth Feichtinger ganz besonders die Pensionistinnen und Pensionisten aus Gschwandt begrüßen – herzlich willkommen hier im Parlament und Danke für das Interesse an der Demokratie. (Allgemeiner Beifall.)

Jetzt wird es ganz spannend, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe 2022 auf Wunsch vieler Bürgermeisterinnen und Bürgermeister einen Gesetzes­antrag eingebracht, damit man in den Gemeinden vor Schulen, Kindergärten und Sportplätzen einen 30er verordnen kann. Viele Bürgermeister:innen – da waren auch ein paar von der ÖVP dabei – haben gesagt: Das ist so schwierig, weil man da immer ein Gutachten braucht, ein Gutachten von einem Sach­verständigen, und das ist teuer und die Bezirkshauptmannschaften zieren sich da! Es wäre doch gescheit, wenn eine Gemeinde das einbringen will, dass


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man ohne Gutachten das Selbstverständliche machen kann, nämlich bei kritischen Verkehrssituationen eine 30er-Beschränkung vorzunehmen. Das war 2022.

Dann sind die Regierungsparteien draufgekommen, dass ich eigentlich nicht so unrecht habe, und haben das letzte Mal hier im Nationalrat einen Fristsetzungs­antrag für ihren eigenen Vorschlag für einen 30er eingebracht. Siehe da, Sie ändern zwar ein bissel den Gesetzestext, aber es bleibt gleich! Man braucht nach wie vor ein Gutachten. (Abg. Michael Hammer: Das stimmt ja nicht!) Sie haben ein bissel etwas dazu gemacht, und das ist durchaus okay, nämlich dass auch Gemeinden Radarkontrollen machen können – da sind wir dabei –, aber es geht so nicht, wie ihr mit uns umgeht. Wir glauben nach wie vor, ein Sachverstän­digengutachten braucht es nicht, weil das selbstverständlich ist, dass man vor Schulen oder Kindergärten, wenn es der Bürgermeister will, auch einen 30er machen kann. (Beifall bei der SPÖ.)

So, jetzt wollte ich mit der Regierung zusammenarbeiten und habe gesagt: Machen wir wenigstens eine Ausschussfeststellung, damit man dieses Gutachten nicht braucht! – Siehe da, die Bundesregierung und die Regierungsparteien haben das abgelehnt; ich vermute, weil sie es nicht wollen. Dann habe ich vorige Woche, da haben wir eine außerordentliche Sitzung des Verkehrsausschusses gehabt, gesagt: Kommt mit einem besseren Vorschlag – das gilt bis heute –, machen wir einen Abänderungsantrag!

Wisst ihr, was die Regierungsparteien gemacht haben? (Abg. Leichtfried: Nix!) – Nichts. Sie sind nicht mit einem Verbesserungsvorschlag gekommen, und deswegen werden wir heute dieser Aktivität nicht zustimmen, weil die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eigentlich kein Gutachten brauchen, wenn Sie einen 30er aufstellen, das weiß jede Bürgermeisterin und jeder Bürgermeister in seiner Gemeinde. Und: Wenn es nicht notwendig ist, dann würde er es nicht verordnen. – Herzlichen Dank. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Das war halt eine Rede! Das war eine sehr gute Rede!)

14.37



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 277

Präsident Ing. Norbert Hofer: Der nächste Redner ist Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.38.04

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Abgeordnete! Ganz kurz ist zu Herrn Abgeordneten Stöger zu replizieren: Fachliche Beurteilungen bei einer Verordnung braucht es immer. Das braucht es bei jedem Verkehrszeichen. (Abg. Stöger: Hättet ihr zugestimmt!) Von einem Gutachten zu reden, wenn es um fachliche Beurteilungen geht, ist einfach falsch; das stimmt so nicht. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP. – Abg. Leichtfried: Nein, der Kollege Stöger sagt nichts Falsches! – Abg. Schwarz: Da musst du selber lachen! – Abg. Leichtfried: Der hat nämlich eine Ahnung!)

Um was geht es heute? – Es geht heute um eine ganz wichtige Novellierung der Straßenverkehrsordnung, nämlich um niedrige Geschwindigkeiten im Ortsgebiet gerade um Schulen, Altenwohnheime, Freizeiteinrichtungen, Kindergärten. Das ist ein wichtiger aktiver Beitrag für ein respektvolles Miteinander im Straßenverkehr.

65 Verkehrsunfälle ereignen sich täglich alleine im Ortsgebiet. Das sind ungefähr zwei Drittel der täglichen Verkehrsunfälle. Es wurde bereits gesagt: Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die Gemeinderätinnen und Gemeinde­räte wissen ganz genau, was zu tun ist. Sie brauchen diese Erleichterungen. (Abg. Leichtfried: Aber ihr wollt ja bevormunden!)

280 Gemeinden fordern in einer VCÖ-Petition Erleichterungen für Tempo 30, verteilt über das gesamte Bundesgebiet, verteilt auch über alle Fraktionen – alle Fraktionen sind da auch dabei; an dieser Stelle ein Danke an die Initiative vom VCÖ. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben diese Forderungen umgesetzt. Für die Temporeduktion von 50 auf 30 muss man nicht mehr den Nachweis der Erforderlichkeit bringen, „geeignet“


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reicht aus – das spart genau diese externen Gutachten, von denen hier gesprochen wurde; es braucht natürlich überall fachliche Beurteilungen. Es erleichtert, es spart Zeit, und vor allem bedeutet Tempo 30 weniger Schadstoffe, weniger Lärm und mehr Lebensqualität in den Orten.

Wir erhöhen ganz klar und deutlich die Verkehrssicherheit. Wir erhöhen die Verkehrssicherheit – ich darf erinnern – schon mit der Einführung des ersten und des zweiten Raserpaketes, wir erhöhen die Verkehrssicherheit durch die Förderung vom Rad- und Fußverkehr – auch in dieser Legislaturperiode umge­setzt – und wir erhöhen die Verkehrssicherheit mit der heutigen Novelle.

Zweiter Punkt – ich glaube, auch ganz wichtig – ist die Erleichterung für Gemeinden ohne Gemeindewachkörper, auch punktuelle Tempokontrollen durchzuführen. Ich glaube, es braucht für die Gemeinden da auch die Möglichkeit, Tempobeschrän­kungen zu kontrollieren. Auch das ist ganz wichtig. Das erleichtern wir heute ganz klar und deutlich, durch eine Verordnung des Landes wäre das dann zukünftig möglich.

Noch einmal vielleicht zu den Inhalten: Weniger schwere Unfälle ist das Ziel. 30 statt 50 bedeutet den halben Bremsweg. Das ist eine Chance für alle, die in einen Unfall verwickelt sind, vor allem Radfahrer:innen und Fußgänger:innen. 109 Menschen kamen im Jahr 2022 bei Unfällen im Ortsgebiet ums Leben. Wenn man sich französische Städte anschaut: Da gibt es ein gutes Beispiel, die Stadt Lille, wo Tempo 30 gilt. Was bedeutet das? – Minus 30 Prozent bei den Unfällen und minus 39 Prozent bei den Schwerverletzten und bei den Toten.

An dieser Stelle noch einmal Danke an alle Beteiligten: Danke an den VCÖ, Danke an mein Gegenüber, den Verkehrssprecher der ÖVP Andreas Ottenschläger, Danke an die Mitarbeiter:innen im Kabinett, Danke an die Verantwortlichen, Frau Bundesministerin, im BMK und im BMI und auch Danke an die Gemeinden, an die Länder, die das unterstützen und die das gefordert haben.


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Ein letzter Punkt: Wir schaffen mit dieser Novellierung auch die rechtliche Grundlage für Dosierampeln – auch das wurde in den Medien ja berichtet, teilweise auch aufbauend auf Fakenews, muss man dazusagen, was die Grün­blinkphase betrifft –, ein wichtiges Instrument, um den Verkehrszufluss besser zu gestalten, zu entflechten und damit auch die Daseinsvorsorge in den Orten zu gewährleisten, dort, wo es Stauprobleme gibt, dort, wo es Prob­leme gibt, besonders bei Autobahnab- und -ausfahrten. Weniger Stau, mehr Verkehrssicherheit, mehr Lebensqualität – das sind die Ziele.

Werte Abgeordnete, Fuß vom Gas bringt allen was. – In diesem Sinne ersuche ich um eine breite Unterstützung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Also der Kollege Stöger war überzeugender! – Abg. Deimek – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Deutlich! – Abg. Fischer – in Rich­tung SPÖ –: Wieso müssts ihr immer werten? Sagts einfach, es ist gut! – Abg. Leichtfried: Wir tun nicht immer werten! – Ruf bei der SPÖ: Na ja, aber gut ist ja auch eine Wertung!)

14.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Dipl.-Ing. Gerhard Deimek. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.43.27

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Wir haben heute im Zuge dieser StVO-Novelle ein paar Punkte, die man sehr ruhig und rasch mitnehmen und positiv sehen kann: dass beispiels­weise Rettungsfahrzeuge auch ohne Blaulicht im Halteverbot stehen dürfen und nicht irgendeiner vom Wachkörper vorbeikommt und glaubt, er muss Geld verdienen; dass im Erlass von Verordnungen das Verfahren vereinfacht wird – auch bestens.

Damit kommen wir schon zu den Punkten, die wir sehr kritisch sehen. Womit hat denn das im Sommer vorigen Jahres begonnen? – Kollege Weratschnig hat es schon angeführt: Der VCÖ ist hausieren gegangen. Wir wissen, der VCÖ ist kein


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Verkehrsklub, sondern eine Spendensammelorganisation. Diese grüne Spendensammelorganisation ist in den Gemeinden mit der Forderung, endlich einmal die Notwendigkeit einer Verkehrswende auf kommunaler Ebene zu sehen und das auch umzusetzen, hausieren gegangen – ohne zu sagen, was eine Verkehrswende ist: nämlich die Einschränkung der individuellen Mobilität. Man hat den 30er auf „Haupt- und Nebenstraßen“ im Ortsgebiet gefordert – in der StVO gibt es keine Haupt- und Nebenstraße, da sprechen wir von Bundesstraßen, Landesstraßen oder Gemeindestraßen, je nachdem, wer der Straßenerhalter ist –, und es soll in den Resolutionen gefordert werden, dass die Gemeinden „ohne Einschränkungen“ 30 km/h verordnen können. – So.

Heute wird das so verkauft – zumindest von den Grünen –, dass diese Forde­rungen endlich umgesetzt werden können. Die ÖVP ist sich noch nicht sicher, was sie jetzt wirklich den Gemeinden als frohe Botschaft verkünden soll. Wir reden aber noch immer nicht von den Bundesstraßen, wir reden noch immer nicht von den Landesstraßen. Wir reden von den Gemeindestraßen, und da würde mir die Regelung, wie sie Kollege Stöger vorgeschlagen hat, nämlich mit einer taxativen Aufzählung von wirklich kritischen Punkten und allem, was er dazu vorgeschlagen hat, wesentlich besser gefallen als das, was man jetzt sagt. Das ist Wischiwaschi: Kommt ein Bürgermeister auf die Idee, dass das bei einer Schule, bei einem Kindergarten, bei einem Krankenhaus, was auch immer, ist es gut; kommt er auf die Idee, dass das bei seiner Privateinfahrt ist, ist es nicht gut, er kann es aber trotzdem machen. (Ruf bei der SPÖ: Stimmt ja gar nicht!)

Manchmal glaube ich, dass Sie recht haben, wenn Sie dazu noch die Sachver­ständigen für die Gutachten im Amt lassen, damit man das halbwegs über die Bühne bringt. Gut ist es nicht, denn das ist wirklich die erste Stufe – wie die ÖVP in dieser Koalition ja regelmäßig umfällt – dazu, im Ortsgebiet flächendeckend den 30er einzuführen, und dagegen sind wir ganz sicher. (Beifall bei der FPÖ.)

Es gibt noch einen weiteren Punkt dazu, das ist die Geschwindigkeitskontrolle. Wenn man schon flächendeckend im Ortsgebiet einen 30er machen möchte,


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dann muss man das auch kontrollieren. Sie wissen aber schon, Frau Bundes­ministerin, wer dann wirklich die Radarkästen aufstellt oder die Geschwindig­keitsbestimmungen macht. Da kommen Sie – außer in den Gemeinden mit eigenem Wachkörper – an der Landespolizeidirektion nicht vorbei. Und was die macht, was die wirklich macht und was sie beispielsweise in Wels lange nicht gemacht hat (Abg. Weratschnig: Genau das erleichtern wir jetzt!), obwohl es dort im Bereich der Salzburger Straße – übrigens eine Bundesstraße – wirkliche Probleme mit Rasern gegeben hat, diese Probleme werden wir auch weiterhin nicht lösen, denn die Polizei matcht sich zwischen Wels und Linz halt auf privater Ebene, und das führt nur zu einem Schaden für die Bürger beziehungsweise die Städte. (Abg. Weratschnig: Wels hat eh die meisten Radarposten! 17 Radarstationen!)

Worauf ich aber schon auch noch hinweisen möchte, ist das sogenannte Rampmetering: Da wird über Grün und Grünblinken diskutiert und ob man das jetzt weglassen soll. Es gab einen Versuch bei der Auffahrt Franzosenhausweg im Süden von Linz, das hat angeblich funktioniert. Ich glaube aber, dass man grundsätzlich einmal alles vermeiden sollte, was die Sicherheit beeinträchtigt. Und die Frage ist – und das ist wieder einmal ein Gesetz, das auch unter Führung der ÖVP zustande kommt –: Rampmetering nach welchen Selektionskriterien? Sind das jetzt große Autos, kleine Autos, ist das der Verkehr auf der Autobahn oder der, den man auf die Schnellstraße rauflässt, ist das ein E-Fahrzeug oder kein E-Fahrzeug?

Liebe Damen und Herren von der ÖVP, Sie machen wieder einmal eine Tür zu etwas auf, was sich die Bürger dieses Landes im Verkehr nicht verdient haben: Der Verkehr ist das vorläufige Vehikel dazu, und was Sie nachher vielleicht unter irgendwelchen Social-Credit-Systemen damit machen, das ist die zweite Geschichte. Die Bürger misstrauen Ihnen nicht ohne Grund, und darüber sollten Sie nachdenken. (Beifall bei der FPÖ.)

14.48



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Andreas Ottenschläger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.48.36

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf zu Beginn die Gemeinde Weitersfeld im Namen unserer Abgeordneten Martina Diesner-Wais sehr herzlich bei uns im Hohen Haus begrüßen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS.)

Ich darf ganz kurz auf zwei Vorredner eingehen. Einerseits Kollege Stöger von der SPÖ: Die Kritik kann ich ehrlicherweise nicht ganz nachvollziehen. Es hat Kollege Weratschnig ja auch schon hier argumentiert: Natürlich ist es eine massive Vereinfachung, da wir ja auch klarstellen, um welche Zonen es da geht, und bei solchen Zonen, also in sensiblen Bereichen wie vor Schulen, Kinder­gärten, Spitälern, wo wir logischerweise besonders schutzbedürftige Personen­gruppen identifizieren können, gibt es für die Gemeinde in Zukunft sehr wohl eine Erleichterung, dort eine Temporeduktion vorzunehmen. Sie kann als Behörde auch selbst entscheiden, ob sie das mit einem Gutachten untermauern will oder nicht.

Es wird vielleicht auch Fälle geben, wo es komplexer ist, wo es weiterhin richtig ist, das zu tun, aber grundsätzlich obliegt es in Zukunft eben den Gemeinden selber, vor diesen definierten Schutzbereichen, wo es vor allem auch um unsere Kinder geht, tatsächlich Temporeduktionen vorzunehmen – das einmal zum Ersten.

Zum Zweiten: Kollege Deimek von der FPÖ, gerade haben Sie hier von diesem Rednerpult aus gesagt, wir sollten alles tun, dass mehr Verkehrssicherheit vorherrscht; auf der anderen Seite sagen Sie aber, das bringt alles nichts und wir sollen das nicht tun. – Also da wünsche ich mir doch mehr Konsistenz in der Argumentation. Die Freiheitlichen machen es ja einmal so, einmal so, das haben


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wir heute schon des Öfteren mitbekommen – je nachdem, wo sie gerade glauben, populistisch erfolgreicher sein zu können.

Aber dieses vorliegende Paket, meine Damen und Herren, eben mit der Möglich­keit für Gemeinden dort, wo es – wie ich schon erwähnt habe – wirklich schutzbedürftige Personengruppen gibt – vor allem geht es auch immer um unsere Kinder –, mehr Verkehrssicherheit herbeizuführen, und zwar durch Geschwindigkeitsreduktionen und natürlich auch dadurch, die Kontrollen ent­sprechend vorzunehmen, ist ein guter Schritt für mehr Sicherheit, für mehr Verkehrssicherheit in diesem Land. Deswegen kann ich diese Argumentation des Kollegen Deimek überhaupt nicht nachvollziehen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Meine Damen und Herren! Es wurde jetzt auch Kritik geübt, was die Dosier­ampeln betrifft. Da gibt es tatsächlich in der Öffentlichkeit einige Falsch­behauptungen und ‑meldungen. Es geht nicht um einen Systemwechsel bei den Ampelschaltungen – das will ich hier ausdrücklich feststellen und noch einmal klar festhalten –, sondern es geht zum Beispiel, wie schon erwähnt, darum, dass wir bei Auffahrten zu Autobahnen oder Schnellstraßen eine schnellere Ampelschaltung herbeiführen können, damit eben der Verkehr flüssiger wird und es zu weniger Staubildungen kommt.

Noch einmal ganz klar: Es wird weiterhin das bestehende Ampelsystem in unserem Alltag stattfinden, aber dort, wo es richtig ist, weil – wie bei Auffahrten oder Abfahrten – es notwendig ist, Dosierungen vorzunehmen, damit der Verkehr flüssiger bleibt, gibt es die Möglichkeit einer sogenannten Dosieranlage, um eine Verbesserung herbeizuführen.

Zum Schluss, meine Damen und Herren, möchte ich mich auch bedanken – es haben sehr viele an diesem Prozess mitgewirkt –: natürlich bei Ihnen, Frau Bundesministerin, und Ihrem Ministerium, bei dir, Hermann Weratschnig, auch dir ein herzliches Danke für die wie immer wertschätzende Zusammenarbeit, aber natürlich auch bei allen anderen im Innenministerium, die da mitgewirkt


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haben, und dann schlussendlich auch bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die die Initiative ergriffen haben.

Und zum Abschluss, Kollege Deimek von der FPÖ: Es haben auch FPÖ-Bürgermeister diese Initiative gefordert und unterstützt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Frau Bundesministerin Leonore Gewessler zu Wort gemeldet. – Ich darf nur sagen, aber Sie wissen es eh schon: Ich muss die Sitzung um 15 Uhr unterbrechen.

Bitte, Frau Bundesminister.


14.53.04

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Nationalratsabgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier im Haus, aber natürlich auch zu Hause vor den Bildschirmen! Sie wissen, das Thema Verkehrssicherheit hat mich, hat dieses Hohe Haus in den letzten Jahren intensiv beschäftigt. Wir haben dazu umfangreiche Punkte erarbeitet und auch beschlossen: von den Maßnahmen gegen extreme Raser über die neuen strengen Regelungen gegen illegale Fahrzeugumbauten bis hin zur Beschlagnahme des Autos bei wirklich extremen und wiederholten Geschwindigkeitsübertretungen. All diese Dinge sind in Kraft und sie wirken – und das ist gut.

Heute wollen wir uns aber dem Thema sichere Straße in unserem Land nochmals widmen, und ich möchte Sie dazu ganz kurz auf eine Reise mitnehmen: Stellen Sie sich vor – eine ganz typische Situation in unserem Land, in meiner Heimat­gemeinde, in vielen anderen Heimatgemeinden –, Sie wohnen mit Ihrer Familie in einem kleinen Ort. In Gehweite der Wohnung liegt die Schule, in die das Kind geht, zwei, drei Straßen weiter das Freizeitzentrum, im Winter der Eislaufplatz, im Sommer das Freibad. In der anderen Richtung liegt der Supermarkt, eigentlich


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auch nicht weit mit dem Rad, die ideale Distanz zum Einkaufengehen. – Aber: Sie haben ein mulmiges Gefühl, Sie haben ein ungutes Gefühl dabei, Ihr Kind alleine in die Schule gehen zu lassen oder mit dem Rad fahren zu lassen. Und die Einkäufe im Supermarkt mit dem Rad sind auch nicht so lustig, wenn man mitten im tosenden Verkehr fährt.

Viele Menschen in unseren Gemeinden und in unseren Städten erleben das und spüren das. Sie sehen, dass zu viel und zu schneller Verkehr Lebensqualität einschränkt, dass es laut ist, dass es dreckig ist, dass es gefährlich ist. Das zeigt sich auch in den Unfallzahlen: Wir haben in Österreich im Schnitt alle 20 Minuten einen Menschen, der im Ortsgebiet im Verkehr verletzt wird, zu verzeichnen, so eine Analyse des VCÖ auf Basis der Daten der Statistik Austria.

Das heißt, wir müssen alles daransetzen, die Straßen in unserem Land, in den Orten, in den Gemeinden sicherer zu machen, lebenswerter zu machen. Und die beste Antwort darauf, und davon bin ich überzeugt, haben die Bürgermeisterin­nen und Bürgermeister, die Gemeindevertreterinnen und ‑vertreter vor Ort. Sie wünschen sich genau das, was wir heute hier machen, nämlich vor sensiblen Gebieten in ihren Orten ein geringeres Tempo (Abg. Lausch: Das gibt es ja eh schon!); zum Beispiel die Reduktion von Tempo 50 auf 30 vor dem Kinderspiel­platz. Das ist eine der wirksamsten Maßnahmen, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren, den Dreck in der Luft zu reduzieren, den Verkehrslärm zu minimie­ren.

Für viele Gemeinden – das war ja der Anlass für diese Novelle, und deswegen bringen wir heute auch diese Novelle auf den Weg – ist das aber eine große Herausforderung: Sie müssen bei der Behörde nachweisen, dass die Tempo­reduktion in dem Bereich erforderlich ist. Sie können sich vorstellen, dass das gar nicht so leicht ist. Dafür braucht es Gutachten, Untersuchungen, und vor allem muss man die Frage beantworten, was denn überhaupt erforderlich ist. Das ist jetzt der Status quo, weshalb eben 300 Gemeinden gemeinsam mit dem VCÖ und dem Städtebund gefordert haben, dass wir das mit Tempo 30


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leichter machen – und genau das tun wir mit der heutigen Novelle. (Beifall bei den Grünen.)

Gerade die Vertreterinnen und Vertreter von Städten und Gemeinden, die täglich vor Ort im Einsatz sind, wissen, wo Temporeduktionen sinnvoll sind. In schutzwürdigen Gebieten fällt in Zukunft der Nachweis des Erfordernisses vollständig weg. Künftig reicht es also wirklich, wenn die Straße für eine Tempo­reduktion geeignet und das Erfordernis gegeben ist. Das gilt vor Schulen wie vor Senior:innenheimen, aber auch vor Spielplätzen, Freizeiteinrichtungen, Kinder­gärten. Auch im gesamten Ortsgebiet wird der Prozess für eine Temporeduktion entbürokratisiert und vereinfacht.

Ich sage Ihnen, ich war in den letzten Jahren viel in unserem Land unterwegs. Ganz egal, ob es in Oberösterreich oder in Kärnten war: Man wird von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, von Anrainerinnen und Anrainern, von geplagten Menschen, die das Thema angeht, immer wieder darauf ange­sprochen, und der gemeinsame Tenor dabei ist: Lasst uns bitte selbst entscheiden, wir wissen, wo das gut passt! – Mir war das ein Anliegen, dass wir diese Anregung rasch umsetzen, und das tun wir heute. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir kommen mit dieser Novelle auch einer weiteren Forderung, einem weiteren Anliegen der Gemeinden nach, nämlich: mehr Handhabe bei Kontrolle der Tempolimits auf Gemeindestraßen. Auch da gilt: Die Gemeinde weiß, wo beson­ders problematische Stellen sind, wo es immer wieder zu Überschreitungen kommt, und kennt deswegen auch die Problemstellen vor Ort am besten. Und die Novelle ermöglicht es nun den Ländern, per Verordnung die Verantwortung für den Bereich der Radarkontrollen an die Gemeinde zu übertragen. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Mit 1. Juli treten diese Neuerungen in Kraft. Mit diesen Neuerungen können die Gemeinden schneller und einfacher reagieren. Ich möchte an dieser Stelle wirklich allen Gemeinden, allen Gemeindevertreterinnen und ‑vertretern,


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Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ein herzliches Danke dafür sagen, dass sie sich für diese Novelle eingesetzt haben, und zwar quer durch Österreich und parteiübergreifend. Da waren ÖVP-Vertreter, ‑Vertreterinnen dabei, auch jene von SPÖ, Grünen und NEOS und ja, da waren auch FPÖ-Vertreter, ‑Vertreterinnen dabei.

Ein Appell an Sie alle: Hören Sie auf Ihre Gemeindevertreterinnen und Gemeinde­vertreter, die wissen, wo man es am besten braucht. Daher bitte ich Sie wirklich im Sinne der Menschen in unserem Land um Zustimmung zu dieser Novelle. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich unterbreche die Sitzung bis 15 Uhr, bis wir zum Aufruf des Dringlichen Antrages kommen.

14.59.06*****

(Die Sitzung wird um 14.59 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder aufge­nommen.)

*****

15.00.22 Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der ORF-Zwangssteuer!“ (3990/A)(E)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist 15 Uhr, und ich nehme die unter­brochene Sitzung wieder auf.

Wir kommen nun zur Behandlung des Dringlichen Antrages gemäß der Geschäftsordnung, und zwar des Selbständigen Antrages 3990/A(E).


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Da dieser Antrag inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Seit dem 1. Jänner 2024 müssen die Österreicher einen in relevanten Teilen verfas­sungswidrigen1 ORF mit einer Zwangssteuer finanzieren. Die notwendige Transformation des öffentlich-rechtlichen Senders von einem durchpolitisierten Rundfunk, hin zu einem verschlankten Grundfunk, wird jedoch weiter ver­schleppt.

Stattdessen werden alle Österreicher zwangsweise verpflichtet, monatlich für den ORF zu bezahlen, ganz egal, ob man ein Empfangsgerät besitzt, oder nicht. Die Haushaltabgabe bedeutet, dass bis zu 700.000 Haushalte zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Denn statt 3,3 Millionen GIS-Zahlern sind jetzt 4,02 Millionen Menschen in Österreich verpflichtet, eine ORF-Zwangssteuer zu entrichten. Gerade die Jugend, die in der Regel über ein niedrigeres Haushaltseinkommen verfügt, wird von diesen Plänen massiv getroffen, konsumiert diese doch durchschnittlich wenig bis gar keine ORF-Programme, muss aber mitten in der Teuerungswelle zusätzliche Mehrbelastungen stemmen.

Damit entpuppte sich auch das Argument einer „für alle billigeren Alternative zur GIS-Gebühr“ als reiner Marketing-Gag. Die Haushaltsabgabe spült dem ORF nämlich weitere Millionen ins Budget: Wurden für 2023 noch Einnahmen in der Höhe von 676,2 Millionen Euro aus der GIS erwartet, erweitert sich der Kreis der Bezahler ab 2024 auf vier Millionen Haushalte. Die neue Abgabe beträgt – bundesland­abhängig – bis zu 24,50 Euro monatlich, rund 16,70 Euro davon fließen an den ORF. Das macht rund 800 Millionen Euro für den ORF. Ein Plus von satten 18 Pro­zent!

Dieses Geld fließt in Manager-Millionen, satte Luxus-Pensionen, teure „Golden-Handshakes“ und kostspielige Landesstudios. Und die noch verbliebenen ORF-


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Zuschauer erhalten nicht das, was ihnen für ihr Geld eigentlich zustehen würde, nämlich:

•            Objektive Berichterstattung statt Regierungspropaganda und Bevormundung

•            Qualitätsvolle Sendungen statt Serien-Wiederholungen in Dauerschleife

•            Ehrliche Information statt Corona-Propaganda und Impflobbyismus

•            Korrektes Deutsch statt Genderwahn

•            Echte Unterhaltung statt steuergeldfinanzierter Staatskünstler

Gehaltsexzesse der ORF-Spitzenverdiener

Wie drastisch die Gehaltsexzesse im ORF sind, belegt ein Vergleich mit den Zahlen der Statistik Austria. Drei Viertel aller österreichischen Arbeitnehmer verdienten 2022 pro Jahr bis maximal 50.000 Euro brutto – beim ORF musste im selben Zeit­raum nur einer von fünf Mitarbeitern mit einem solchen Jahresgehalt vorliebnehmen (21 Prozent). Gleich 60 Prozent der ORF-Arbeitnehmer durften sich dafür über ein Jahresgehalt zwischen 50.000 und 100.000 Euro freuen – in Restösterreich kam nur einer von fünf Arbeitnehmern auf ein ähnliches Gehalt. Besonders drastisch ist der Kontrast jedoch im Topgehaltssegment. 19 Prozent der ORF-Mitarbeiter kassieren über 100.000 Euro brutto pro Jahr, in der österreichischen Arbeitnehmerschaft sind nur vier Prozent in diesem Topsegment. Das alles zeigt, dass das Motto des ORF eigentlich „Nicht wie wir“ sein müsste, denn mit den Gehaltseinstufungen in Österreich hat das Gagenparadies am Küniglberg nicht im Entferntesten etwas zu tun.

Im ORF wurde – bestens unterfüttert durch GIS-Gebühr und jetzt durch die Haus­halts­abgabe – ein Top-Level-Lohnniveau in einem geschützten Bereich geschaffen, über das ganz Österreich zu Recht den Kopf schüttelt. Die Liste der ORF-Spitzen­verdiener2 wird von Ö3-Weckermann Robert Kratky mit 443.894,39 Euro angeführt. Ihm folgt der grüne Ex-Politiker und ehemalige burgenländische Gendarm Pius


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Strobl mit 425.677,43 Euro. Beide dürften mit ihren Jobs allerdings nicht ganz ausge­lastet gewesen sein. Während Herr Strobl seine überbordende Gage mit monatlich durchschnittlich 2.500 Euro zusätzlich auffettete, brachte es Radiomoderator Kratky auf satte 8.500 Euro an durchschnittlichen monatlichen Bruttobezügen aus Nebenbeschäftigungen. Spitzenreiter bei Nebeneinkünften ist allerdings dessen Ö3-Moderatorenkollege Andreas Knoll. Der stockte sein Brutto-Jahreseinkommen von 190.242,08 Euro mit zusätzlichen 9.600 Euro pro Monat auf. Fleißig im Geschäft mit Nebeneinkünften war auch der ZIB2-Moderator Armin Wolf, der sich durchschnitt­lich monatlich 3.837,80 Euro dazuverdiente. Mit 252.780,08 Euro ORF-Gage liegt er an elfter Stelle der Gehaltspyramide.

Die notwenige Motivation zu Reformen und Objektivität entsteht beim ORF durch die Haushaltsabgabe an keiner Stelle. Weil jeder Österreicher ohnehin zwangsweise für den ORF bezahlen muss, hat man in den gut dotierten Chefetagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks keinerlei Grund für eine faire und vor allem konkurrenzfähige Berichterstattung zu sorgen, die auch der verfassungsmäßig verankerten Unpartei­lichkeit gerecht wird.

Mauer des Schweigens in der ÖVP-Propagandacausa Ziegler

Die politische Einflussnahme des ORF-Landesdirektors aus Niederösterreich (2015-2021), Robert Ziegler, zugunsten der ÖVP Niederösterreich und insbesondere der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wurde von einer ORF-internen Kommission untersucht. Mögliche Verstöße gegen das Redaktionsstatut, die Programmricht­linien, Compliance-Regelungen und das ORF-Gesetz waren angesichts von schwer­wie­gen­den Vorwürfen indiziert. Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zur Befragung eingeladen, mehr als 50 sollen ausgesagt haben. Dreimal die Woche tagte die Kommission über Wochen hinweg, teils über zehn bis elf Stunden. Laut Medienberichten sollen sich die Vorwürfe im Kern bestätigt haben.3

Der ORF selbst berichtete, dass es spannend werde, ob „und in welcher Form der Bericht der Kommission veröffentlicht wird. Da geht es ja um vertrauliche Aussagen, mit denen man sorgsam umgehen muss. Andererseits besteht ein großes und


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legitimes Interesse der Öffentlichkeit an den Ergebnissen – und ein hoher Erwartungs­druck der Medien. Letztlich wird der Bericht wohl ohnehin an die Öffentlichkeit gelangen: Der Stiftungsrat wird ihn haben wollen, und den Mitgliedern des ORF-Aufsichtsgremiums kann das Management schwer vorschreiben, wie sie mit dem Bericht umgehen sollen“.4

Trotz des vom ORF selbst als legitim erachteten Interesse der Öffentlichkeit, wird das Ergebnis der Kommission noch immer am Küniglberg als Staatsgeheimnis betrachtet und unter Verschluss gehalten. Ziegler, dessen „Einsicht, dass er der Glaubwürdigkeit des ORF durch seine Verbinder-Dienste zur ÖVP Schaden zugefügt hat“ begrenzt sein soll,5 ist ungeachtet des Skandals immer noch in der Abteilung mit dem blumigen Namen „Facility Management und Corporate Social Responsibility“ beim ORF angestellt.6

Kontaktschuld statt gebotener Äquidistanz

Während sohin eine redaktionelle Einflussnahme auf das Nachrichtenprogramm des ORF zugunsten der politischen Partei ÖVP kein wesentliches Karrierehindernis darzustellen scheint, wurde – um eine politische Beeinflussung der Wähler durch Turnübungen im Vormittagsprogramm ausschließen zu können – jüngst umgehend gehandelt. Der Vorwurf: Philipp Jelinek, bekannt als „Vorturner der Nation“ mit seiner Sendung „Fit mit Philipp“, habe im gleichen Fitnesscenter wie ein 5 Jahre zuvor zurückgetretene FPÖ-Parteichef trainiert. Ein Informationsabfluss über die Interna des Frühstücksfernsehens an den Ex-Politiker wäre noch immer nicht auszuschließen.

Der öffentlich-rechtliche Sender und Jelinek gaben daher eine einvernehmliche Auslösung des Vertrags mit Ende April bekannt. Medienberichten zufolge zeigten in Folge gleich mehrere Privatsender an einer Verpflichtung Interesse und ab Mai wird Jelinek auf ServusTV dem ORF weitere Seher und Marktanteile wegnehmen.7 Ein vergleichbares Szenario wäre bei einem Großteil der Proponenten der ORF-Spitzen­verdienerliste wohl kaum zu erwarten.


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Gleichermaßen verdächtig gemacht aber ohne jeglichen Kontakt wurde im ORF einer der erfolgreichsten Künstler im deutschsprachigen Raum: Andreas Gabalier.8 Auf besonders perfide Weise versucht man es diesem negativ auszulegen, dass sich ein ehemaliger Politiker mit folgenden Worten für dessen Volksmusik ausgesprochen hat: „Bitte auch dahinter sein, dass Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird und bei seinen großen Konzerten – Ausverkauf von Stadien in Deutschland und Österreich – der ORF im Sinne des öffentlich-rechtlichen Bildungs- und Kulturauftrages auch darüber berichtet! Ist irre, dass der boykottiert wird!“

Gerade weil Millionen Österreicher einer ungewissen Zukunft in Zeiten von Teuerung, Kriegstreiberei und ungebremster Migration entgegenblicken, ist eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Bürger in Form einer Haushaltsabgabe nicht gerecht­fertigt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zur Abschaffung der ORF-Zwangssteuer bzw. Haushaltsabgabe zuzuleiten.“

In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag im Sinne des § 74a Abs. 1 iVm § 93 Abs. 2 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und einem der Antrags­steller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

1 https://www.vfgh.gv.at/downloads/VfGH-Erkenntnis_G_215_2022_vom_5._Oktober_2023.pdf

2 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/III/1145/imfname_1621705.pdf

3 https://www.derstandard.at/story/2000143086091/orf-noe-bericht-zu-vorwuerfen-gegen-landesdirektor-ziegler-vor-der


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4 https://oe1.orf.at/artikel/700708/Schwarzes-Ende-einer-ORF-Karriere

5 Ebd.

6 https://www.krone.at/3301137

7 https://www.kleinezeitung.at/kultur/18361543/jelinek-turnt-jetzt-bei-servus-tv

8 https://orf.at/stories/3352982/

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich begrüße den Herrn Bundesminister und die Frau Staatssekretärin und darf Abgeordneter Belakowitsch als Antrag­stellerin zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort gemäß § 74a Abs. 5 der Geschäftsordnung übergeben. Die Redezeit beträgt maximal 20 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.


15.01.06

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Liebe Gebührenzahler, die Sie jetzt alle seit 1.1. zur Zwangsfinan­zierung verpflichtet worden sind! Die GIS-Gebühr, das ist die Gebühr für den ORF, ist nämlich durch eine sogenannte Haushaltsabgabe ersetzt worden. Das heißt, seit 1.1.2024 sind tatsächlich alle österreichischen Haushalte verpflich­tet, diese zu zahlen.

Es ist vollkommen egal, ob Sie ein Empfangsgerät für den Österreichischen Rundfunk haben, ob Sie nur Radioempfang haben oder ob Sie gar nichts empfangen – vollkommen egal! –, Sie alle werden jetzt zur Kasse gebeten, meine Damen und Herren!

Das bedeutet ja für den ORF ein sattes Plus. Es sind jetzt in etwa 700 000 Haus­halte mehr, die da zusätzlich bezahlen müssen. Für den ORF bedeutet das ein


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Plus an Mehreinnahmen, nämlich um 18 Prozent. Das würde sich jedes Unter­nehmen in Österreich wünschen: mithilfe der Zwangsbeiträge 18 Prozent Mehreinnahmen zu haben.

Das heißt im Klartext: 2023 hat der ORF aus der GIS-Gebühr 676 Millionen Euro eingenommen, im Jahr 2024 werden es vermutlich 800 Millionen Euro sein. – Meine Damen und Herren, das ist das Geld, das Ihnen möglicherweise vom Konto automatisch abgebucht wird, vielleicht für zwei Monate, vielleicht für ein Jahr, vielleicht haben Sie auch einen Erlagschein bekommen, vielleicht für zwei Monate, vielleicht für ein Jahr, man weiß es nicht so genau, es ist in diesem Pfuschgesetz, das hier passiert ist, auch kein System erkennbar.

Und die Bundesregierung hat es ermöglicht oder glaubt, es ermöglicht zu haben, dass der ORF jetzt tatsächlich alle Menschen schröpfen kann: die Jungen, die aufgrund dieser Teuerung, in der sie sich ohnehin schon befinden, enorme Kosten haben. Wir dürfen ja nicht vergessen, wir haben eine enorm hohe Inflation, das ist seit vielen Jahren eine Hochinflation, die die Bundesregierung ja noch weiter befeuert, indem sie jetzt auch noch die Haushaltsabgabe jedem draufhaut; grandios! Junge Menschen, die oftmals überhaupt keinen ORF schauen, weil sie dieses ganze ORF-Getue längstens satt haben, müssen bezahlen – sie müssen vielleicht einen Hausstand gründen, müssen Kinder erhalten. Mindestpensio­nisten, die schon lange nicht mehr ORF schauen oder maximal einmal vielleicht um 4 Uhr „Die Barbara Karlich Show“, müssen bezahlen, volle Länge, Länge mal Breite. Die müssen jeden Monat bezahlen, meine Damen und Herren! Und das ist die Ungerechtigkeit in diesem Gesetz. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber neben der Ungerechtigkeit, die es hier gibt – das ist der eine Punkt –, ist es auch so – das ist der andere Punkt –, dass mit diesem Geld weiter die Geld­vernichtungsmaschine ORF läuft, dass dieser Privilegienstadl weiter läuft, denn der ORF braucht ja Geld. Wir alle haben ja gesehen, was für eine Fahrt diese Luxusgehälter im ORF da tatsächlich aufgenommen haben.


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Nur so einmal zur Erinnerung: Das österreichische Durchschnittseinkommen liegt im Jahr – im Jahr! – bei 31 407 Euro; das österreichische Durchschnitts­einkommen im Jahr! Das ist weniger, als allein Herr Kratky vom ORF monatlich – monatlich! – bekommt. Gut, jetzt kann man natürlich sagen: Ah, der Herr Kratky, der muss immer so früh aufstehen, der ist eh so arm, denn der steht schon um 4 Uhr in der Früh auf. – Man darf aber nicht übersehen, Herr Kratky kann gar nicht so müde sein, denn der hat monatliche Zusatzeinkommen von 8 500 Euro. Also so müde kann er ganz offensichtlich gar nicht sein. – Aber er hat ja einen Marktwert, das war dann das nächste Argument.

Und das zieht sich durch diese ganze Nomenklatura. Wir haben drei Herr­schaften beim ORF, die mehr verdienen als der Bundeskanzler. Dass man sich das einmal ein bisschen auf der Zunge zergehen lässt: Die verdienen mehr als der Bundeskanzler! Und dann sind sie auch noch wehleidig.

Es war ja fast zum Fremdschämen, als Herr Wolf da auf Twitter zuerst wehleidig war, sich dann mit dem Generalsekretär der ÖVP gematcht hat, wer jetzt tatsächlich über 300 000 Euro und wer noch knapp unter 300 000 Euro ver­dient – vollkommen irrelevant! Diese Gehälter - - (Abg. Loacker: Das war der Stocker!) – Generalsekretär Stocker von der ÖVP, danke, Herr Kollege, ja. – Das ist bei diesen Gehältern egal, die sind aus öffentlichen Beiträgen finanziert, und das ist einfach schäbig, denn dafür müssen nämlich die Durchschnitts­ver­diener bezahlen (Beifall bei der FPÖ), genauso wie die Mindestrentnerin bezahlen muss, die junge Familie bezahlen muss, wie jeder Arbeitslose bezahlen muss. All das ist diese Politik.

Wofür braucht der ORF das Geld? – Für die Luxusgehälter.

Wenn ich jetzt mit Ihnen ein bisschen in die Geschichte gehen darf: Da gab es den großen Skandal, als Elmar Oberhauser seinerzeit in Pension gegangen ist. Da wurde nämlich bekannt, dass Elmar Oberhauser nicht nur eine eigene Pensions­verhandlung gehabt hat, eine Sonderpension, eine Luxuspension vom ORF kriegt,


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sondern er hat auch noch eine Abfertigung von kolportierten 25 Monats­gehältern bekommen. Und das waren 668 000 Euro. 668 000 Euro!

Neben all diesen Luxusgehältern – die haben Sie alle wahrscheinlich ohnehin schon in den Medien gelesen – fragt man sich: Welche Pensionsvereinbarung gibt es denn mit Herrn Kratky? Welche Pensionsvereinbarung gibt es denn mit Herrn Strobl? Welche Pensionsvereinbarung gibt es denn mit Herrn Wolf? Mit Frau Thurnher? 120 Millionen Euro Rückstellungen für Luxuspensionen gibt es! Und wenn man weiß, dass der ganz große Teil der Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk in prekären Verhältnissen arbeiten muss, dann muss man sich einmal diese Ungerechtigkeit auf der Zunge zergehen lassen! (Beifall bei der FPÖ.)

Ganz viele Arbeitnehmer werden bei diesem Österreichischen Rundfunk tatsächlich ausgebeutet, damit sich die obere Schicht, die Schicht der oberen Zehntausend des ORF – es sind aber keine 10 000, es sind nur ein paar – die Taschen vollfüllen kann in einer Art und Weise, die ihresgleichen sucht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Staatssekretärin, vielleicht könnten Sie dafür Sorge tragen, dass beim ORF echte Transparenz einzieht, dass hier auch einmal über die Pensionsrück­stellungen aufgeklärt wird: Für wie viele Luxuspensionisten ist denn das? Wie schaut es denn mit den Abfertigungsansprüchen dieser Luxusdamen und -herren aus? Wie schaut es denn mit den Pensionsvereinbarungen dieser Damen und Herren aus? Müssen wir uns eh keine Sorgen machen, dass Herr Kratky dann, wenn er irgendwann in Pension geht, vielleicht in die Armut rutscht? Ist das eh alles geregelt? – Ich denke schon, denn darum wird ja auch der Mantel des Schweigens über genau diese Gehälter hier gelegt, meine Damen und Herren.

Dafür hat Ministerin Raab – ich weiß nicht, warum, wahrscheinlich hat Herr Weißmann gesagt: Ich brauche Geld, der ORF braucht mehr Geld! – hier ein verpfuschtes Gesetz gemacht. Das hat schon damit begonnen, dass sie sich hierhergestellt und gesagt hat: Es wird jetzt für alle billiger. – Nein, falsch:


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700 000 Haushalte haben vorher gar nichts bezahlt, noch einmal über 300 000 haben vorher nur Radiobeiträge bezahlt. Für all die wird es jetzt teurer, meine Damen und Herren. So hat das Ganze begonnen.

Dann ist hier herinnen diese sogenannte Haushaltsabgabe beschlossen worden – gegen die Stimmen der Freiheitlichen. Und die Vorschreibung dieser Haushalts­abgabe wird Ihnen jetzt, wie ich schon anfangs erwähnt habe, zugestellt, entweder per Erlagschein oder sie wird gleich eingezogen.

Jetzt gibt es aber natürlich Bürger, die sagen: Ich will das nicht bezahlen, weil ich nicht ORF schaue, ich würde gerne einen Einspruch erheben! Das können sie aber nicht, weil es keinen Bescheid gibt. All jene Bürger, die jetzt hergegangen sind und gesagt haben: Ja, liebe GIS oder Nachfolge der GIS – also ORF-Beitrags Service GmbH heißt es jetzt, die OBS; früher hat es GIS geheißen, jetzt heißt es OBS –, ich hätte gerne einen Bescheid, ich würde bitten, dass Sie mir die Vorschreibung dieses Betrags per Bescheid zustellen!, die haben Pech gehabt. Die haben dann entweder eine Mahnung bekommen, eventuell ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, bei dem sie dann angeben müssen, ob ihre Daten richtig sind, oder, wenn sie ganz großes Pech gehabt haben, sie haben gleich einen vollstreckbaren Rückstandsausweis (ein Schriftstück in die Höhe haltend) gekriegt. Im Übrigen ist es völlig ungesetzlich, ohne Bescheid einen Rückstandsausweis auszustellen. Das aber macht die OBS. Das schickt sie Mindestpensionisten, die dann Angst bekommen, dass der Exekutor vor der Tür steht, nur damit sie es einbezahlen. Das ist die Schweinerei, die hier von dieser OBS gelebt wird! (Beifall bei der FPÖ.)

Dann gibt es viele Juristen – und ich betone: viele sind es in der Zwischenzeit –, die gesagt haben: Diese ganze ORF-Abgabe ist ja überhaupt nicht rechtmäßig! Laut § 31 des ORF-Gesetzes wäre der Generaldirektor verpflichtet, die Höhe des ORF-Beitrags festzusetzen. Dann muss das noch durch den Stiftungsrat, durch den Publikumsrat und zum Schluss natürlich auch noch durch die Regulierungs­behörde genehmigt werden.


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Das ist alles nicht passiert. Es gibt ein – ich sage es jetzt vorsichtig – etwas wackeliges Gesetz, das nicht einmal einen Höchstbetrag, sondern nur einen Maximalbetrag ausweist. Das heißt, da wird offensichtlich etwas einge­hoben, was verfassungsrechtlich überhaupt nicht hält, weil es keine Fest­setzung vom Generalsekretär des ORF, von Herrn Weißmann, gegeben hat.

Was machen die Herrschaften der OBS? – Ich weiß nicht, ob Sie es wissen, möglicherweise ist der eine oder andere Mitarbeiter schon aufgewacht, denn das, was dort bei der Aussendung der Briefe passiert, das sucht ja seines­gleichen. Jeder Bürger bekommt irgendetwas anderes, kein Brief gleicht dem anderen – so schaut es aus! Kein Brief gleicht dem anderen! (Zwischenruf des Abg. Eßl.)

Manche bekommen dann eben diesen Vollstreckungsbescheid, manche müssen die GIS für zwei Monate bezahlen, andere für ein ganzes Jahr. Beim Voll­streckungsbescheid, meine Damen und Herren (ein Schriftstück in die Höhe haltend), gibt es kuriose Fälle: Beispielsweise gibt es Leute, die zwar einen Vollstreckungsbescheid kriegen, aber da ist keine Gebühr, keine Haushaltsabgabe drinnen, sondern da ist nur die Landesabgabe drinnen, weil die natürlich ordnungsgemäß abgeführt werden muss. Man hat also den Eindruck, dass dort ein Sauhaufen ist, dass dort jeder Beamte macht, was er will, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wäre die Aufgabe des Generaldirektors, da eine Struktur hineinzubringen, da eine Ordnung hineinzubringen. Was macht er stattdessen? – Gar nichts. Er jettet in der Welt herum, lässt es sich gut gehen und macht nichts anderes, als sein Gehalt zu kassieren, das höher als das Gehalt des Bundeskanzlers ist. – Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich muss Ihnen sagen, das Ganze kommt von einem ORF, der alles andere als objektiv ist. Daher sage ich Ihnen: Wir wollen im ORF lieber eine Objektivitäts- als eine Zwangsabgabe. Objektivität wäre endlich, endlich notwendig! Weil: Was ist der ORF heute? – Heute ist er eine linke Echokammer mit irgendwelchen


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Pseudoexperten, die meistens entweder irgendwelche Politaktivisten der Grünen sind oder beim „Falter“ arbeiten oder bei der SPD – der Schwesterpartei der SPÖ – Mandatsträger sind. Diese werden in diesem ORF als unabhängige Experten präsentiert, damit sie irgendetwas gegen die FPÖ ablassen können. Das ging dann so weit, dass eine „Falter“-Journalistin doch tatsächlich als unab­hängige Expertin – das stand im Insert des Österreichischen Rundfunks – dort gesagt hat: Die FPÖ gehört verboten! – Wissen Sie, das ist dieser politische ORF, den wir nicht wollen! (Beifall bei der FPÖ.)

Der Österreichische Rundfunk, der öffentlich-rechtliche Sender sollte die Breite der Gesellschaft repräsentieren, und er ist, bitte schön, durch das ORF-Gesetz ja auch gesetzlich dazu verpflichtet. Es gibt natürlich den Bildungsauftrag, den Informationsauftrag und den Unterhaltungsauftrag, und auch Sportübertragungen muss es geben. Beim Sport kann man darüber diskutieren – ich gebe es zu, ich bin kein besonderer Sportschauer (Abg. Meinl-Reisinger: Nicht einmal „Fit mit Philipp“ geschaut?) –, da kommt schon einiges. Ich kann Ihnen aber mit Sicherheit sagen, wo es keine Objektivität gibt, nämlich beim Informationsauftrag. Der ORF kommt seinem Informationsauftrag in keiner Weise nach, und zwar in keiner Weise! (Beifall bei der FPÖ.)

Im Übrigen sage ich Ihnen, meine Damen und Herren, dass der Generaldirektor auch diesbezüglich die Verpflichtung hätte – ja natürlich, wozu gibt es ihn denn? –, darauf zu schauen, dass diese Objektivität tatsächlich auch gewahrt ist und dass dieser ORF nicht unter irgendeinem politischen Einfluss verkommt, sondern dass dort unabhängig gearbeitet werden kann. Das passiert einfach nicht! Das passiert in diesem ORF schlicht und einfach nicht!

Was haben wir vor wenigen Tagen erlebt? – Da musste der Sportvorturner gehen, weil er mit dem ehemaligen Vizekanzler irgendwelche SMS geschrieben hat. (Ruf bei der ÖVP: „Irgendwelche“! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.) – Schön, dass Sie lachen, aber ich weiß nicht, ob Sie so weiterlachen, denn wenn es um politische Einflussnahme geht, dann möchte ich mit Ihnen einen Kurz­ausflug nach Sankt Pölten machen: Dort hat es ORF-Landesdirektor Robert


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Ziegler gegeben (Abg. Eßl: Was ist mit Norbert Steger? Da hat es einen Norbert Steger auch einmal gegeben beim ORF!) – Sie brauchen nicht nervös zu sein, horchen Sie einfach zu! –, und diesem Robert Ziegler wurden eine Verletzung des Redaktionsstatuts, Verletzungen der Programmrichtlinien, Verstöße gegen die Complianceregelungen und Verstöße gegen das ORF-Gesetz zur Last gelegt. Dann hat man eine ORF-interne Kommission beauftragt. (Abg. Kugler: Nein!) – Doch, das hat man gemacht, Frau Kollegin Kugler, wirklich, Sie können es sogar nachlesen, glauben Sie mir das! – Man hat dort mehr als 50 Mitarbeiter befragt. Wissen Sie, was mit dem Ergebnis passiert ist? – Das hält man derzeit noch ein bisschen unter Verschluss. Und der Herr Generaldirektor behauptet dann, der ORF sei jetzt so transparent wie nur irgendwas, nur weil man jetzt ein paar Gehälter veröffentlicht hat – und sagt selber: Na man wird schauen, ob das überhaupt veröffentlicht wird!

Das ist der Transparenzanspruch des Generaldirektors des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wo mutmaßlich politische Einflussnahme erfolgt ist. Die Kommis­sion hat offensichtlich ein Ergebnis, das der ÖVP und dem Herrn Weißmann nicht in den Kram passt, und das wird dann nicht veröffentlicht?! Also das sucht ja seinesgleichen! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Eßl: ... Steger?) – Horchen Sie lieber zu, Sie sind ja nicht aus Niederösterreich!

Dieser Herr Ziegler sitzt weiterhin im ORF in einer Abteilung mit dem klangvollen Namen Facility Management und Corporate Social Responsibility, er wird weiterhin vom ORF gut bezahlt, meine Damen und Herren, weil man ja nichts weiß, weil man ja nichts veröffentlicht, weil man ja alles unter der Decke hält.

Das ist der ORF und für diesen ORF müssen alle Bürger bezahlen, damit solche Leute mit dem politischen Einfluss in Ihrem ORF-System geschützt werden, meine Damen und Herren. Das ist ein Fall, der die Österreichische Volkspartei betrifft. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Ihr macht es ganz genau so!)

Wir könnten jetzt natürlich auch zur SPÖ kommen, was den Einfluss im ORF anbelangt, weil all diese Missstände dort, meine Damen und Herren der SPÖ –


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Sie brauchen sich nicht wegzuducken –, tatsächlich unter Ihrem Generaldirektor Wrabetz eingerissen sind. Das ist die Wahrheit! Er war 15 Jahre Generaldirektor und er hat diese Gehälter ausverhandelt. Herr Wrabetz hat das Gehalt mit Herrn Kratky ausverhandelt, Herr Wrabetz hat das Gehalt mit Herrn Wolf ausverhan­delt.

Apropos Herr Wrabetz: Was hat denn Herr Wrabetz als Abfertigung bekommen? Könnte man das einmal aufklären, Frau Staatssekretärin? Wie viele Monats­gehälter Abfertigung hat denn Herr Wrabetz bekommen? Wie schaut es denn jetzt mit der Luxuspension des Herrn Wrabetz aus?

Dann kommen wir jetzt noch weiter zu den Grünen. (Abg. Eßl: Der Steger hat das gemacht!) – Seien Sie nicht so nervös, wir kommen eh schon zu den Grünen. Ich kann schon noch etwas zur ÖVP sagen, wenn Sie es unbedingt wollen, mache ich das gerne, aber jetzt sind wir einmal bei den Grünen. (Abg. Egger: Es wird nicht besser! Zur FPÖ!) – Ich glaube, es ist sehr gut, Herr Kollege Egger, das ist nämlich genau die Problematik. Sie setzen sich her und sagen: „Es wird nicht besser!“ – Nein, es wird nicht besser, solange diese Österreichische Volkspartei ihren politi­schen Einfluss beim öffentlich-rechtlichen Sender nicht zurückschraubt. Da haben Sie recht, da wird es nicht besser, ganz im Gegenteil, es wird noch schlim­mer! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir brauchen uns ja nur die Berichterstattung der letzten fünf Jahre anzu­schauen: Während der Coronazeit hat der ORF willfährig der Regierung die Mauer gemacht und all das berichtet, was sie gerne gehabt hat. Es hat überhaupt keinen Diskurs gegeben, es hat eine Einheitsmeinung gegeben. Das ist der ORF, wenn er unter dem Einfluss der Österreichischen Volkspartei steht. Herr Egger, Sie haben recht, da wird es nicht besser, aber ich sage Ihnen, es wird besser werden. Spätestens im September ist dieses Schauerspiel und dieses Trauerspiel, das Sie hier abziehen, vorbei. (Abg. Meinl-Reisinger: Dann ist genau das Gleiche in Blau, Entschuldigung!) Herr Egger, dann werden wir schauen, ob Sie dann noch vorne sitzen und blöd reinschreien können. (Beifall bei der FPÖ.) Es wird sich dann zeigen, ob die Wähler Sie tatsächlich noch einmal hier hereinwählen wollen und


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ob die Wähler das noch haben wollen. (Abg. Egger: Sie brauchen ja nicht so nervös sein!)

Ich sage Ihnen nämlich eines (Abg. Egger: Sie brauchen ja nicht nervös sein!), gerade was diese ORF-Gebühr betrifft – Sie sollten doch mit uns stimmen, wenn Sie ein bisschen nachdenken würden –: Wissen Sie, was rauskommt, wenn dieser ORF-Beitrag ungültig ist? – Dann muss der ORF ihn zurückbezahlen an alle, die ihn schon bezahlt haben. Das aber verursacht eine ganz, ganz große Finanzlücke – denn wir sind schon im zweiten Quartal, das erste Quartal ist dann schon weg. Sie würden sich selber und Ihrer etwas unglücklichen Ministerin Raab einen Gefallen tun, wenn Sie mit uns dafürstimmen würden, diese ORF-Beiträge jetzt abzuschaffen, denn dann kann es nämlich nicht passieren, dass diese Bescheide aufgehoben werden, so sie einmal kommen werden.

Irgendwann nämlich wird die OBS sich nicht mehr schrauben können (Abg. Egger: Das Licht blinkt schon!), irgendwann wird die OBS tatsächlich Bescheide ausschicken müssen (Abg. Strasser: ... 20 Minuten geredet! Roter Faden? Verloren!), und dann wird es die Einsprüche geben. Dann, das sage ich Ihnen schon heute, wird das ein langes Trauerspiel werden, und was wird am Ende des Tages rauskommen? (Abg. Strasser: 20 Minuten!) – Sie werden es ohnehin aus dem Budget bezahlen müssen.

Das haben also Sie verursacht, das haben Sie zu verantworten, wenn ein Unternehmen wie der Österreichische Rundfunk (Abg. Steinacker: 20 Minuten!) am Ende des Tages ein riesengroßes Finanzloch hat. Das sind pro Quartal circa 200 Millionen Euro. Ich würde sagen, das erste Quartal ist um. Überlegen Sie, Herr Egger, ob es nicht klug wäre, im Sinne Ihrer Ministerin hier zuzustimmen (Beifall bei der FPÖ – die Abgeordneten Egger und Steinacker: Redezeit! Redezeit!) und heute unserem Antrag die Mehrheit zu geben (Abg. Strasser: Ihre Fraktion hat den roten Faden verloren!), damit diese Haushaltsabgabe abgeschafft wird, denn eines verspreche ich Ihnen: Spätestens unter einem Volkskanzler Herbert Kickl (Abg. Steinacker: Was ist ein Volkskanzler? Ich kenne nur einen Bundeskanzler! – Ruf:


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Dann gibt’s halt einen blauen ORF!) wird nicht nur die Haushaltsabgabe sofort abgeschafft, es werden auch die Abfertigungs- und die Pensions- -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz bitte!


Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): - - offengelegt. – Das war mein Schlusswort. Danke, Herr Präsident. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: So was! ...!)

15.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Staatssekretär. – Bitte.


15.22.00

Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm: Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete zum Nationalrat! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Ich möchte Ihnen zunächst für die Zustimmung zur Änderung des Bundesministeriengesetzes danken. Ich freue mich sehr, dass ich mit 1. Mai dann auch offiziell die Agenden der Digitalisierung übernehmen darf, sofern natürlich auch der Bundesrat dem zustimmt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Martin Graf: Das ist eine echte Karriereleiter! – Abg. Schnedlitz: Bravo! Neuer Posten! – Abg. Martin Graf: Das ist eine echte Karriereleiter, kurz vor der Abwahl, wenn man den Posten kriegt!)

Im Zusammenhang mit dem heutigen Dringlichen Antrag der FPÖ darf ich in Vertretung unseres Bundeskanzlers und der Bundesregierung die Gelegenheit nutzen, die Fakten zum ORF-Gesetz und auch zur Finanzierung, zum ORF-Beitrag wieder einmal darzulegen. – Ich möchte an dieser Stelle der zuständigen Medienministerin Susanne Raab gute Besserung wünschen.

Zusammengefasst lässt sich zu den ORF-Änderungen sagen, dass seit 1. Jänner dieses Jahres für die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher der Beitrag zum ORF günstiger geworden ist. Die Inhalte sind länger und schneller online verfügbar, und der ORF wurde insgesamt transparenter.


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Bevor wir inhaltlich über die Ausgestaltung des ORF-Gesetzes und über die Finanzierung sprechen, möchte ich schon auch die Grundsatzfrage stellen: Wollen wir einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk? – Für uns als Volkspartei und natürlich auch als Bundesregierung ist es klar (Abg. Leichtfried: Du bist nicht die Volkspartei ...! – Ruf bei der SPÖ: ... die Regierung!): Wir bekennen uns zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Alle anderen EU-Staaten haben ebenso einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, und insbesondere in Zeiten von Fakenews und versuchter ausländischer Einflussnahme – oder vielleicht sogar tatsächlicher ausländischer Einflussnahme, wenn wir die Verbindungen von Egisto Ott zur FPÖ genauer betrachten – ist solch ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk für eine funktionierende Demokratie notwendig.

Eines gehört auch gesagt: Die Kritik der FPÖ, die sie in diesem Antrag schriftlich liefert, richtet sich ja nicht nur gegen den ORF selbst, sondern insbesondere gegen die gesamte Medienlandschaft in Österreich (Abg. Amesbauer: Blödsinn!), also gegen jede Art von Medium, das nicht von der FPÖ betrieben wird. (Abg. Amesbauer: Blödsinn! – Abg. Kaniak: Sendet der ORF das, oder was?)

Wir als Bundesregierung sind der Überzeugung, wir brauchen eine vielfältige und unabhängige Medienlandschaft in Österreich. Wir brauchen Zeitungen, wir brauchen private Radios und privates Fernsehen, und natürlich brauchen wir in einer Demokratie auch einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und ja, dieser gehört auch finanziert.

Ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes hat dazu geführt, dass wir diese Finanzierung seit 1. Jänner neu regeln haben müssen. Anders als oftmals behauptet wird für rund 3,2 Millionen Haushalte in Österreich der ORF-Beitrag günstiger, und der ORF muss dadurch auch bei sich selbst sparen, alleine in den nächsten Jahren rund 325 Millionen Euro.

Immerhin fast 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher nutzen ORF-Angebote in irgendeiner Art und Weise, 80 Prozent sogar täglich.


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Im Zuge der Gesetzesänderung hat es auch Anpassungen der Programmgestaltung gegeben. Beispielsweise wurde ein eigenes Onlineprogramm für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen, und Sendungen sind länger und vor allem schneller online verfügbar.

Klar ist natürlich auch: Der ORF muss sauber und sparsam mit dem Steuergeld umgehen, er muss für die Menschen da sein und er muss als öffentlich-rechtlicher Rundfunk einen Mehrwert liefern. Deswegen sieht das neue Gesetz auch mehr Transparenzverpflichtungen vor, insbesondere bei Spitzengehältern im ORF, die ja auch sehr deutlich angesprochen wurden, insbesondere auch in den letzten Wochen. Die teils völlig überzogenen Privilegien – in Form von Sonderpensionen oder Spezialzulagen – am Küniglberg werden deutlich gekürzt. Mit dem neuen Ethikkodex für soziale Medien sorgt der ORF für mehr Objektivität.

Abschließend möchte ich ein weiteres Mal zusammenfassen, weil die FPÖ hier sehr viele falsche Nachrichten verbreitet: Durch die neue Finanzierung des ORF werden 3,2 Millionen Haushalte weniger an ORF-Beitrag zahlen. Diese neue Finanzierung ist durch ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes notwendig geworden, und der ORF muss bei sich selbst den Sparstift ansetzen (Abg. Belakowitsch: Kriegt mehr Geld! – Abg. Amesbauer: 18 Prozent plus!) – und nicht zulasten der Zuseherinnen und Zuseher. Der ORF wird schlanker, sparsamer und transparenter. Ich denke, das kann nur in unser aller Interesse liegen, dass wir in einer Demokratie einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk genau unter die Lupe nehmen, aber natürlich auch beibehalten – im Sinne des Funktionierens einer Demokratie. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Eine super ausführliche Stellungnahme!)

15.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Amesbauer. – Bitte sehr, Sie haben das Wort.



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15.26.55

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Diese Ausführungen von Frau Staatssekretärin Plakolm lassen einen fassungslos zurück. Sie hat nicht verstanden, worum es geht. Sie hat behauptet, die Dringliche Anfrage der FPÖ richtet sich gegen die gesamte Medienlandschaft. (Abg. Egger: Das ist ein Dringlicher Antrag!) Die ORF-Haushaltsabgabe betrifft aber logischerweise nur den ORF, das hat also mit den anderen Medien nichts zu tun. Im Gegenteil, die anderen Medien erfahren dadurch einen eklatanten Wettbewerbsnachteil. (Beifall bei der FPÖ.)

Warum ausgerechnet Frau Plakolm in der ÖVP die große Zukunftshoffnung sein soll, das weiß sie wahrscheinlich nicht einmal selbst. Aber gut, das ist das Prob­lem der Österreichischen Volkspartei, meine Damen und Herren.

Zum Thema Haushaltsabgabe: Über vier Millionen Haushalte müssen diese Haushaltsabgabe jetzt zahlen, davon 700 000 Haushalte, die bisher keine GIS-Gebühr zahlen mussten. Das Märchen, das Sie jetzt zum wiederholten Male zum Besten gegeben haben, dass das ja für die Menschen billiger wird, ist also widerlegt. Das sieht man ja auch daran, dass der ORF durch diese Haushalts­abgabe insgesamt ein sattes Plus von 18 Prozent bei den Einnahmen hat.

Diese Zwangsabgabe, die ja generell abzulehnen ist, gerade in Zeiten der Teue­rung, in denen viele Menschen nicht wissen, wie sie über die Runden kommen, wie sie ihre Kosten zahlen, wie sie ihre Einkäufe tätigen, wie sie ihre Mieten bezahlen, ist ja an Zynismus fast nicht mehr zu überbieten, meine Damen und Herren. Und obwohl viele wie gesagt den ORF ja gar nicht konsumieren, müssen sie jetzt zahlen. Das ist eine Zwangssteuer, die von Grund auf abzulehnen ist.

Zwei bekannte Wiener Anwälte, Kollegin Belakowitsch hat es schon angeführt, haben ein Schreiben an alle ORF-Stiftungsräte gerichtet und darauf hingewiesen, dass im ORF-Gesetz schwere handwerkliche Fehler enthalten sind.


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Aktuell werden mehrere Verfahren gegen die Haushaltsabgabe geführt, die genau darauf Bezug nehmen. Wenn nur ein einziges Verfahren zugunsten dieser Kläger entschieden wird, dann bedeutet das, dass die Haushaltsabgabe Geschichte ist und dass der ORF alle bisher eingenommenen Beiträge zurück­zahlen muss.

Das würde den ORF aufgrund Ihres Gesetzespfusches hier in schwere wirtschaftliche Turbulenzen bringen. Eine Zwangsgebühr in dieser Form, meine Damen und Herren, für einen Sender ist ein Anachronismus, den es in vielen Ländern nicht mehr gibt, und das hat auch in Österreich endlich ein Ende zu finden. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Spitzengehälter, die Gehälter im ORF wurden ja auch schon angesprochen. Die Liste der Spitzenverdiener ist bekannt, sie lässt einen auch nur fassungslos zurück, wenn man bedenkt, dass drei Viertel aller Arbeitnehmer in Österreich maximal – maximal! – 50 000 Euro brutto pro Jahr verdienen.

Also das kann es ja wirklich nicht sein – und dass es dann zu den ohnehin exorbitant hohen Gehältern auch noch Zusatzeinkommen gibt! Es ist den Men­schen nicht erklärbar, dass manche am Küniglberg Jahresgehälter beziehen, womit andere ein Jahrzehnt lang – zehn Jahre lang! – auskommen müssen. Das kann es ja nicht sein, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das zeigt uns, dass es eine Totalreform in Richtung eines verschlankten Grundfunks ohne jegliche Zwangssteuern und Zwangsgebühren in diesem Land geben muss. (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt komme ich noch zur politischen Schlagseite des ORF, denn von Objekti­vität sind wir da meilenweit entfernt. Man hat manchmal das Gefühl, der ORF tritt als Partei bei der Nationalratswahl an, vornehmlich gegen die FPÖ. Das zeigt auch das aufgeregte Schreiben dieses ORF-Redakteursrates, mit dem bei der Bundesregierung gegen den von uns entsandten Stiftungsrat Peter Westenthaler protestiert wurde. (Abg. Meinl-Reisinger: Also ein besonderer Experte ist der ja nicht gerade!) Wo kommen wir denn da hin, wenn sich Redakteure die eigenen


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Aufsichtsräte aussuchen wollen und ihnen gleich auch noch den Mund verbieten wollen! (Beifall bei der FPÖ. Abg. Meinl-Reisinger: Da habt ihr aber keine Leut’ mehr!)

Erinnern wir uns daran, dass vor nicht allzu langer Zeit in der „Zeit im Bild“ – in der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes! – die ehemalige freiheitliche Regierungsmannschaft als „blaue Regierungsbande“ verunglimpft wurde und der ORF dafür auch verurteilt wurde, meine Damen und Herren.

Man erinnere sich an all die politischen Aktivisten, die im ORF als Experten getarnt auftreten, sogenannte Rechtsextremismusexperten, was immer das auch sein soll. Eine Frau Julia Ebner, die übrigens zahlreiche Preise von SPÖ und ÖVP erhalten hat, denkt auf Sendung über ein Verbot der Kandidatur von Herbert Kickl nach. (Abg. Maurer: Ja! Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber die Gedanken sind frei!) So weit haben wir es also gebracht, und das wird nicht einmal gescheit kommentiert und relativiert. (Abg. Meinl-Reisinger: Die Gedanken sind frei!)  Die Gedanken sind frei! (Heiterkeit des Abg. Wurm.) Das sind die liberalen Gedanken der NEOS (Abg. Meinl-Reisinger: Wollt ihr jemandem den Mund verbieten, oder was? – Zwischenruf der Abg. Maurer): Ein Mann namens Herbert Kickl, der in allen Umfragen führt, der den Weg zur Volkskanzlerschaft bestreitet, soll von Ihren linken Freunden, Frau Meinl-Reisinger, verboten werden?! Ja, SOS Demokratie! Weit haben wir es gebracht! (Beifall bei der FPÖ. Zwischenruf der Abg. Maurer. Abg. Meinl-Reisinger: Ansonsten muss alles immer gesagt werden dürfen, aber das, das haltets nicht aus!)

Als Bürger getarnte ehemalige Landtags- und Nationalratsabgeordnete der SPÖ erklären es im ORF als Bürgerpflicht, gegen Rechts zu demonstrieren – gar nicht gegen rechtsextrem, gegen Rechts! Stellen wir uns das einmal vor: Was bedeutet das in einer Demokratie, eine Demokratie ohne Rechts, wenn wir das schon so schubladisieren wollen? – Na nur Links und Grün ist zu wenig für eine Demokratie, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ. –Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)


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Eine Anmerkung noch dazu: Natürlich darf jeder im ORF auftreten und seine Meinung sagen (Abg. Meinl-Reisinger: Traut euch halt diskutieren!), aber bei solchen Experten, mit einer einschlägigen politischen Vergangenheit oder Schlagseite, muss das auch klar ausgewiesen werden, damit sich die Konsu­menten auch ein Bild darüber machen können, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Also der ORF pflegt die von ihm selbst verlangte Äquidistanz zu allen Parteien derzeit nur zur FPÖ. Das hat mit objektiver Information nichts zu tun. Wir als Freiheitliche brauchen keine Sonderbehandlung, wir wollen objektiv und fair auch im ORF auftreten.

Mir hat vor wenigen Tagen ein Bürger geschrieben. Er versteht überhaupt nicht, warum er jetzt diese Haushaltsabgabe zahlen muss, denn bei dem Programm, das da teilweise geboten wird, hat er eigentlich geglaubt, dass das mit der Müll­gebühr abgedeckt ist. (Heiterkeit des Abg. Wurm.) Das sind nicht meine Worte. Ich zitiere aus einer E-Mail eines Bürgers. Die Menschen verstehen diese Belas­tungs­lawine nicht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. Zwischenruf der Abg. Schatz.)

Abschließend: Totalreform des ORF in Richtung eines verschlankten Grundfunks ohne jegliche Zwangssteuern und Zwangsgebühren, das sind wir den Menschen schuldig. (Zwischenruf der Abg. Schatz.)

Klarstellung ganz zum Schluss: Es gibt engagierte, gute Mitarbeiter, aber die werden an der kurzen Leine gehalten. Es gibt gute, qualitätsvolle Formate, aber es gibt auch viel, das dieses Prädikat nicht verdient, und da gehört aufgeräumt. (Abg. Maurer: Ist immer super, wenn die Politik die Qualität bewertet!)

Mit einem Volkskanzler Kickl, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden wir diese Zwangsgebühr, diese Zwangssteuer abschaffen und für ordentliche Zustände am Küniglberg sorgen. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Abg. Wurm. Abg. Meinl-Reisinger: Das habt ihr aber bewiesen, dass ihr für ...!)

15.34



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 310

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Brandstötter zu Wort gemeldet. – Bitte.


15.34.29

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Kollegin Belakowitsch meinte, dass Mindestrentner Haushaltsabgabe zahlen müssen.

Ich berichtige tatsächlich: Es heißt erstens Ausgleichszulagenbezieher, -beziehe­rinnen und sie zahlen selbstverständlich keine Haushaltsabgabe. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. Abg. Belakowitsch: ..., aber nicht jeder Mindestrentner bezieht Ausgleichszulage!)

15.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Egger. – Bitte.


15.34.55

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zusehe­rinnen und Zuseher auf der Galerie und via Livestream! Ich möchte, bevor ich einsteige, ganz besonders eine Unternehmergruppe aus Gleisdorf sehr herzlich begrüßen. (Beifall bei ÖVP und NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Ich kann mich gut an einige Reden des Kollegen Hafenecker erinnern, der sich immer wieder über die Wiederholungen im ORF aufgeregt hat. Nach den Ausführungen meiner beiden freiheitlichen Kollegen muss ich aber sagen (Zwischenruf des Abg. Martin Graf), das sind nichts anderes als Wiederholungen über ihre Abneigung gegenüber dem ORF, also sogenannte blaue Sitcoms (Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Martin Graf), allerdings mit ganz schlechten Schauspielern. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Sehr zaghafter Applaus! Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)


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Die Freiheitlichen, und die sind heute den ganzen Tag schon sehr, sehr nervös, holt jetzt ihre eigene Selbstsicherheit ein. Der selbsternannte Volkskanzler Kickl wird immer nervöser. (Heiterkeit des Abg. Wurm. Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Die Abgeordneten werden respektloser gegenüber jungen Frauen, anschei­nend scheint auch der Druck dort durch diesen mutmaßlichen Spionage­fall zuzunehmen. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Wurm erheitert –: Das war aber eine ganz ... schauspielerische Leistung! Eine schauspielerische Leistung ..., Herr Kollege!)

Ich verstehe natürlich die Strategie der Freiheitlichen: Versuch einfach, den Scheinwerfer woanders hinzulenken und so vor den eigenen Herausforderungen abzulenken!

Meistens haben die Freiheitlichen ja Feindbilder, ob das Europa ist oder andere Dinge. Im Bereich der Medienpolitik gibt es Vorbilder: Putin, Orbán, deren Ziele in der Medienpolitik Sie anscheinend verfolgen. (Abg. Kickl: Ja, Sie haben die Coronapolitik von den beiden übernommen! Sie haben die Coronapolitik von Putin übernommen!)

Ich darf kurz in Erinnerung rufen, Herr selbsternannter Volkskanzler Kickl: Sie haben als Innenminister den sogenannten Maulkorberlass an die Landes­polizeidirektionen herausgegeben, dass diese nicht mit den Medien kommuni­zieren sollen, außer dem, was sie unbedingt müssen. – Das ist freiheitliche Medienpolitik, wie Sie sich diese vorstellen. (Oh-Rufe bei der ÖVP. Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Sie sind der Meister der Fakeschleuderei. Sie agieren in den Echokammern und im FPÖ-TV. Sie stimmen gegen die Medienvielfalt in diesem Lande, indem Sie die Qualitätsjournalismusförderung nicht unterstützen, indem Sie gegen die Digitalisierungsförderung stimmen (Abg. Stefan: Geh, geh, geh! weitere Zwischen­­rufe bei der FPÖ), indem Sie gegen das Medientransparenzgesetz stimmen. Und wenn Sie Verantwortung tragen (Zwischenrufe bei der FPÖ), wie zwischen


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2018 und 2020 mit dem Stiftungsratsvorsitzenden Steger, dann tun Sie nichts, weil es Sie nicht interessiert hat. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Frau Belakowitsch, diese Fragen, die Sie heute gestellt haben, könnte Ihnen wahrscheinlich ganz einfach der ehemalige Stiftungsratsvorsitzende Steger beantworten. (Abg. Belakowitsch: Beantworten Sie’s! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Die blaue oder FPÖ-Sitcom gibt mir aber die Möglichkeit, unseren Standpunkt im Bereich der Medienpolitik als Partei der Mitte darzulegen. (Abg. Belakowitsch: ... Partei der Mitte! Wissen Sie, was in der Mitte ist?) Wir stehen für Pluralismus. Wir stehen für unabhängigen Journalismus. (Abg. Wurm: Ah!) Wir stehen für die Medien- und Pressefreiheit und wir stehen dafür, dass wir die Medienhäuser hinsichtlich Innovation und Entwicklung unterstützen. Uns ist es wichtig, dass es einen starken öffentlichen Rundfunk gibt, aber auch starke private Medienhäuser. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Stefan: Zahlen, zahlen, zahlen!)

Deswegen sind wir auch in der Umsetzung dieses VfGH-Erkenntnisses sehr sorgfältig vorgegangen. (Abg. Belakowitsch: Sehr sorgfältig, ja!) Wir sind dafür, dass der ORF zukunftsfit und digitaler wird, vielfältiger wird – von der Unter­haltung bis zur Kultur –, dass er schlanke und zeitgemäße Strukturen hat und – wie bereits von Staatssekretärin Plakolm ausgeführt – dass er für einen Großteil der Seherinnen und Seher in Zukunft günstiger sein wird und transparenter. 

Transparenz ist in diesem Zusammenhang wichtig, aber die Transparenz darf nicht zur Neiddebatte führen. Dagegen wehren wir uns. (Abg. Lausch: Ah, das ist ein Problem, die Transparenz!) Ein kleiner Fun Fact dazwischen, weil das jetzt auch von meinen Vorrednern gefallen ist (Zwischenruf der Abg. Steger): Der General­direktor, der für 58 dieser 61 Verträge zuständig ist, wurde 2006 durch eine Allianz von Grünen, SPÖ und Freiheitlichen in seine Verantwortung gehoben. (He-Rufe bei der FPÖ.) Ich weiß nicht, wovon ihr redet. Kinder, ihr könnt euch wahrscheinlich nicht einmal mehr daran erinnern, wie bei vielen anderen Dingen


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auch. Ihr wart da mit dabei! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Ja, aber 2006 ist er nicht ein paarmal bestellt worden, oder?)

Also für uns steht fest: Unabhängigkeit statt blauer Turnübung! Jedenfalls wollen wir keinen blauen Organisten für Österreichs größte Medienorgel. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Lausch: Das war euer Bester? – Abg. Kickl: Ihr habt eh den Fleischmann! Fleischmann, Weißmann, man kann sie kaum auseinanderhalten!)

15.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Leichtfried. – Bitte.


15.41.12

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekre­tärin! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Aufgrund der bisherigen Debatte und des bildhaften Gesamtverhaltens der Freiheitlichen Partei ist, glaube ich, eines klarzustellen (Abg. Wurm: Wir sind die Besten!): Es geht in dieser Debatte und der FPÖ überhaupt nicht wirklich um Medienpolitik. (Abg. Belakowitsch: Doch schon!) Es geht der FPÖ auch nicht um die Menschen in unserem Land. Es geht der FPÖ in Wahrheit auch nicht um die Gebühren für den öffentlichen Rundfunk. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Die FPÖ hat ein Interesse in diesem Land, und das ist, die Medienfreiheit anzugreifen, einzuschränken und am Ende abzuschaffen. Geschätzte Damen und Herren, das ist das Ziel der FPÖ in dieser Debatte. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen. – Ruf bei der FPÖ: Mann oh Mann oh Mann!)

Ich bin wirklich dankbar, dass dieser Tagesordnungspunkt da ist, damit man darüber einmal ganz klar reden kann: Das, was die FPÖ möchte, und das, was sie vor sich herlebt, ist doppelmoralisch, extrem doppelmoralisch. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Ich darf den Kollegen Amesbauer zitieren: Das Einzige, was wir vom ORF wollen, ist, dass über uns fair berichtet wird! (Abg. Amesbauer: Das ist nicht das Einzige! Eines von vielen!) Ja, eine super Geschichte ist das, wenn man


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das so sagt. Aber was ist die Wahrheit? – Die Wahrheit steht in den Chats, die jetzt wieder publik geworden sind.

Ein paar Beispiele: Ein Herr Jelinek schreibt: „Lieber Heinz, der Kuchen wird jetzt verteilt ... wir müssen dringend die Weichen [...] stellen.“ (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) – Da geht es nicht um faire Berichterstattung, Herr Amesbauer, da geht es um einen Kuchen, den er gerne hätte. (Abg. Wurm: Ein Vorturner, oder was?!) Oder der Herr Strache schreibt: „Wenn Christian Wehrschütz nicht OÖ-Landesdirektor werden kann, dann würde er gerne als Unterhaltungschef im ORF ausmisten!“ – Ist das faire Berichterstattung, Herr Amesbauer, oder ist das Doppelmoral?, frage ich Sie. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der ÖVP-Großspender Schütz schreibt an den Strache, weil er den ORF kritisiert hat – das ist auch so eine Geschichte – (Abg. Amesbauer: Ist aber ein Schwarzer, oder?): „Das rote Zeckenparadies geht allen auf die Nerven!“ Und dem Strache gefällt das. Ist das der Wunsch nach fairer Berichterstattung? (Abg. Kickl: Aber, Herr Leichtfried, der Tarek Leitner ist mit Ihrem Parteiobmann und Bundeskanzler auf Urlaub gefahren!) – Nein, das ist ein Angriff auf die Medienfreiheit und nichts anderes.

Herr Kickl, Sie brauchen nicht nervös zu werden, zu Ihnen komme ich heute noch. Warten Sie nur! Gleich ist es so weit! (Abg. Wurm: Wir sind neugierig!) – Ja, ja, gleich ist es so weit mit dem Herrn Kickl, aber zuerst reden wir noch einmal über die Medien und die Medienfreiheit, die Sie angreifen. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Es geht euch nur darum, FPÖ-Sympathisanten im ORF in Position zu bringen. Und es geht euch darum, dass die Medien in Österreich am Ende so werden wie FPÖ-TV. Die einzige Frage, die erlaubt ist: Wie super sind Sie, Herr Kickl? Das ist eure Vision von Medienfreiheit, geschätzte Damen und Herren. Und die Antwort: Super sind Sie, Herr Kickl!, ist in Wahrheit überhaupt nicht super, ganz weit weg von super. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Das ist nicht Meinungsfreiheit, das ist nicht Pressefreiheit. Das, was Sie wollen, ist Meinungsdiktatur (Ah-Rufe der Abgeordneten Belakowitsch und Wurm), und dafür steht außer Ihnen in diesem Haus niemand zur Verfügung, das sage ich Ihnen auch! (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Aber das ist normal nicht mein Thema. (Abg. Kickl: Bei FPÖ-TV steht FPÖ drauf, Herr Leichtfried! Falls Sie das noch nicht verstanden haben!) – Herr Kickl, seien Sie nicht so aufgeregt, bitte! (Abg. Martin Graf: Das ist ja ein Schrebergarten ...!) Es geht ja, wenn man normal miteinander redet, auch. (Abg. Kickl: Ja eh! Dann erklä­ren Sie, warum der Herr Leitner mit dem Bundeskanzler auf Urlaub gefahren ist und weiter moderiert!)

Frau Belakowitsch hat das Thema Gehälter angesprochen. Es ist schon etwas kühn, Frau Belakowitsch, wenn Sie das Thema Gehälter ansprechen. Ich kann mich gut erinnern, in einer der letzten Sitzungen hat unser Klubobmann Philip Kucher erwähnt, dass Sie so nebenbei vergessen haben, dass Sie zusätzlich, Herr Kickl, zu Ihrem Abgeordnetengehalt noch 10 000 Euro extra im Monat bekommen. (Abg. Kickl: ... jedes Jahr diskutieren! Das habe ich dafür bekommen, dass wir stark und Sie schwach geworden ...! – Abg. Belakowitsch: Er war jeden Cent wert!) – Ja, das haben Sie dafür bekommen - -, eigentlich für nichts haben Sie es bekommen, aber bitte, ist Ihre Sache.

Nur finde ich es extrem kontraproduktiv und extrem doppelmoralisch, wenn man auf der einen Seite kritisiert, was andere irgendwo verdienen, und auf der ande­ren Seite als Spitzenverdiener im FPÖ-Klub sitzt, geschätzte Damen und Herren (Abg. Kickl: Nein, das glaube ich nicht!), der Spitzenverdiener Herbert Kickl, der wahrscheinlich mit seinem Verdienst alles in den Schatten stellt, was beim ORF je verdient werden kann. (Zwischenruf des Abg. Höfinger.) Und hier melden Sie sich dann zu Wort und kritisieren das. Ich meine, wie doppelmoralisch ist das? (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Schauen wir uns das einmal an, geschätzte Damen und Herren, schauen wir uns das einmal an! (Der Redner zeigt eine Tafel mit der Überschrift „Gagenkaiser Kickl“,


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auf der ein Foto des Abg. Kickl und eine Tabelle mit Geldbeträgen unter der Über­schrift „Bezüge von Herbert Kickl“ abgebildet sind.) Der Herr Kickl im Jahr 2017: Abgeordnetenbezug 122 578 Euro, FPÖ Wien 140 000 Euro. (Abg. Martin Graf: Ist ja logisch, dass der Klubobmann am meisten kriegt! – Zwischenruf des Abg. Höfinger.) Dann gibt es noch dieses Haus in der St. Veiter Straße. (Abg. Kickl: Null! Null!) Es wird vermutet – wir haben es sehr, sehr gering angesetzt –: 100 000 Euro. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Kickl: Null! Null!) Das sind 362 000 Euro. Das musst du beim ORF einmal verdienen, was der Herr Kickl verdient, geschätzte Damen und Herren. Das ist die Wahrheit, so schaut es wirklich aus. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Null!)

Wenn man das Ganze jetzt noch für jetzt anschaut (der Redner dreht die Tafel um, auf der dieselben Inhalte mit anderen Zahlen abgebildet sind), ergibt sich – Respekt, Herr Kickl –: Es sind um 40 000 Euro weniger, also ungefähr 326 000 Euro. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich finde, wenn man Gehälter kritisiert, dann sollte man einmal bei sich selbst zuerst schauen. (Zwischenrufe bei der SPÖ sowie der Abg. Belakowitsch.) Das ist ein bisschen wie, nein, nicht einmal wie Wasser predigen und Wein trinken (Rufe bei den Grünen: Wodka trinken!), es ist wie Wasser predigen und 80-prozentigen Rum exen, Herr Kickl. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Da klatscht schon die neue Koalition! – Abg. Martin Graf: Du bleib in deinem Schrebergarten! – Abg. Belakowitsch: Vielleicht lädt dich die Kollegin Bayr ein!)

15.47


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Maurer. – Bitte.


15.47.20

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und


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Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wer den heutigen Plenartag bisher verfolgt hat, der durfte Zeug:in von einer hochnervösen Freiheitlichen Partei und auch Zeug:in davon werden, wie weit sich die FPÖ mittlerweile von der Demo­kratie und demokratischen Prozessen entfernt hat. (Abg. Lausch: Habts euch das ausgemacht?) Ich erinnere, der Tag hat mit einer Aktuellen Stunde begonnen, gerichtet an den Innenminister, aber es wurde einzig und allein über die zahlreichen Verbindungen der Freiheitlichen Partei zum diktatorischen Regime von Putin gesprochen. (Abg. Wurm: Na Sdorowje!)

Ich möchte dazu noch einmal sagen: Wer seine Heimat liebt, verrät sie nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Steger: Die Partei, die ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Eines ist klar, Herr Kickl und liebe Mandatar:innen der Freiheitlichen Partei: Sie lieben diese Heimat nicht. Sie lieben Österreich ganz sicher nicht. (Abg. Kickl: Politischen Heimatverrat begehen Sie jeden Tag! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt will die FPÖ über den ORF diskutieren, genauer gesagt über den ORF-Beitrag. Man wundert sich da ja schon ein bisschen, denn eigentlich hat man bei den Kolleginnen und Kollegen der Freiheitlichen Partei eher den Eindruck, dass sie außer FPÖ-TV, Russia Today und Radio Moskau eigentlich kaum andere Medien konsumieren. (Abg. Wurm: Netflix! Netflix schauen wir auch!) Eine demokratische Gesellschaft braucht eine starke, unabhängige und vielfältige Medienlandschaft wie die Luft zum Atmen. (Abg. Belakowitsch: Woher wissen Sie das ...?) Nach Jahrzehnten des medienpolitischen Stillstands fördert diese Bundesregierung die privaten Medien in Österreich stärker als jemals zuvor, und für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben wir ein Paket beschlossen, mit dem wir die Zukunft auf sichere Beine stellen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die alte GIS-Gebühr war veraltet und ungerecht. Deswegen ist sie vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben worden, und der neue ORF-Beitrag ist fair


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und wird für jede und jeden Einzelnen günstiger, weil mehr Menschen und Unternehmen sich gerecht daran beteiligen. (Abg. Wurm: Das erzählen Sie der Bevölkerung, Frau Kollegin!) Haushalte mit wenig Einkommen, Menschen mit Behinderungen, Studierende und Lehrlinge bleiben selbstverständlich wie bisher befreit. (Abg. Belakowitsch: Das erkennen die Leute, die sind alle so zufrieden! Wieso gibt es eigentlich keine Bescheide?)

Außerdem sorgen wir dafür, dass der ORF mit seinem digitalen Angebot den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Wir wollen qualitätsvollen Journalismus, der uns mit gesicherten und geprüften Informationen versorgt. Das ist in Zeiten von Fakenews und in Zeiten von Ihrer Putin-Kriegspropaganda wichtiger denn je. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Es ist die zentrale Aufgabe von unabhängigen Medien, die Arbeit der Politik zu kontrollieren. (Abg. Wurm: Ah! – Abg. Belakowitsch: Unabhängig!) Ich möchte in einem Land leben, in dem ich mich den kritischen Fragen eines unabhängigen Journalismus, wie er auch im ORF praktiziert wird, stellen muss. (Abg. Wurm: Das hätten wir auch gern! – Abg. Belakowitsch: Ich würde auch gern in so einem Land leben! – Abg. Kassegger: Welches Land ist denn das?) Ja, das ist nicht immer lustig.

Sie, Herr Kickl, wollen das aber nicht (Abg. Wurm: Wohl, ja! – Abg. Belakowitsch: Oh ja, genau so ein Land hätten wir gern!), Sie entziehen sich den kritischen Fragen der Journalist:innen. Sie fürchten den kritischen Journalismus, genauso wie Sie eine offene und liberale Gesellschaft fürchten. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Bogner-Strauß und Steinacker.)

Sie gehen ja nicht einmal hin (Abg. Amesbauer: ... Coronaregime!), Sie sind ja zu feig, um sich in ein Bürgerforum zu setzen und sich tatsächlich den Fragen der Bürgerinnen und Bürger zu stellen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Ich hab’ eine bessere Quote gehabt als ihr alle zusammen! – Abg. Amesbauer: Vielleicht ... Europagemeinderätin!)


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Sie stellen sich gerne den Fragen von Ihrem eigenen Sender FPÖ-TV, einem Sender, der - - Hm, von wem wird der eigentlich bezahlt? – Von uns allen, den Steuerzahler:innen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Hauser und Steger.) Damit finanzieren Sie Ihre Fakenews, Ihre Propaganda und Ihre völlig unkritischen Fragen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Bogner-Strauß. – Abg. Amesbauer: Wer zahlt denn ...? – Abg. Belakowitsch: Wer zahlt denn das Rezept für den Rhabarberkuchen via Tiktok?)

Was bieten Sie den Menschen? – 100 Prozent ungefilterte, Putin-freundliche, Angst schürende und vor Unwahrheiten strotzende Propaganda und Desinformation – das ist Ihr Programm, das ist Ihr Zugang zu Journalismus. Da können Sie noch so treuherzige Briefchen an Chefredakteure schicken (Abg. Hauser: Warum trauen euch die Leute nicht? – Abg. Kickl: Das haben Sie noch nicht zusammengebracht!) – es wird Ihnen niemand glauben, dass Ihnen tatsächlich irgendetwas an den Medien liegt, und schon gar nicht am kritischen Journalismus. (Beifall bei den Grünen.)

Ihr Kanal auf Youtube ist sogar zeitweise für neue Videos gesperrt gewesen. Dafür muss man mehrfach gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen, zum Beispiel durch die wiederholte Verbreitung von Fakenews. (Abg. Lausch: Sie kennen sich aber gut aus!)

In einer Demokratie missbraucht die Regierung nicht den unabhängigen Rundfunk und regiert auch nicht in ihn hinein. (Abg. Kickl: Nein! Der Herr Lockl und der Herr Strobl – nein!) Da setzt man nicht – unter Anführungszeichen – „seine Leute“ auf irgendwelche Posten und chattet mit Mitarbeiter:innen, damit zu den eigenen Gunsten berichtet wird. Wer hat das dann gemacht? Was lesen wir denn die ganze Zeit in den Chats? (Ruf bei der FPÖ: Die ÖVP!) – Na die Freiheitliche Partei, rauf und runter! Das haben wir in den letzten Wochen gesehen. In den Chats ist zu lesen: Die FPÖ will im ORF „ausmisten“ (Rufe bei der FPÖ: Ja!), sie will „sie abschießen“, sie will „auf den Tisch hauen“. – Das ist Ihr Umgang mit kritischem Journalismus. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Stefan: ... kritisch!)


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Das ist eins zu eins der Sprachgebrauch eines Diktators und nicht eines Demokraten. Ich muss jetzt schon sagen: Die unglaubliche Wehleidigkeit, mit der hier heraußen gestanden wird – es mag schon sein, dass der ORF hin und wieder Fehler macht, es gehört dazu, dass man auch eine gute Fehlerkultur hat (Zwi­schenruf des Abg. Amesbauer) –, diese Wehleidigkeit, mit der Sie sich hierhinstellen und ganz traurig sind, dass etwas Kritisches über Sie berichtet wird (Abg. Amesbauer: Wer hat denn das gesagt?) – das ist doch geradezu obszön. – Na ja, Sie haben das gerade gesagt. Sie sind nicht Manns genug, sich den kritischen Fragen der Journalistinnen und Journalisten zu stellen (Abg. Schwarz: Sehr gut!), dabei ist das für Sie doch auch so ein ganz zentrales Anliegen. (Abg. Kickl: Jössas na! – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Die Spielregeln einer Demokratie sind klar: Die Politik hat sich in den unab­hängigen Journalismus nicht einzumischen, sie hat nichts zu bestellen (Abg. Kickl: Dann soll der Lockl zurücktreten! Dann soll der Lockl als Erstes zurücktreten! Ihr kühner Lockl! Der ist Chef von diesem Laden!), sie hat nichts zu wünschen, sie hat nichts auszumisten, sie hat sich nicht einzumischen. – Sie haben diese ganzen Chats, Herr Kickl - - Na ich verstehe schon, dass Sie aufgeregt sind, den ganzen Tag schon (Abg. Wurm: Er ist ja gar nicht aufgeregt!), denn es ist ja ein bisschen peinlich, was Sie hier aufführen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Der Lockl ist der oberste Chef dort oben, und Ihr grüner Herr Strobl ist der Best­ver­diener! – Abg. Belakowitsch: Wie viel kriegt der Herr Strobl jeden Monat? Mehr als der Kanzler!)

Wir haben die Rahmenbedingungen für einen unabhängigen, einen starken ORF geschaffen, der unabhängigen, kritischen, vielfältigen Journalismus ermöglicht. Sie, Herr Kickl, Sie und Ihre FPÖ wollen genau das Gegenteil: Sie wollen Medienberichterstattung wie in Ungarn und in Russland, wo es überhaupt keine kritischen Medien mehr gibt, wo Journalist:innen fliehen müssen, wenn sie kritisch berichten. Das ist Ihr Programm. Stehen Sie doch dazu! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Sie haben Coronapolitik gemacht wie Putin! – Ruf bei der FPÖ: Ihr habt ein Unrechtsregime aufgezogen!)

15.53



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Brandstötter. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.53.59

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich glaube, es ist einmal wieder an der Zeit, dass hier ein bisschen Ruhe einkehrt.

Meine Damen und Herren, der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist relevant für unsere Demokratie, er ist wichtig. Dass ein öffentlich-rechtliches Medienhaus zu einer demokratischen Infrastruktur zählt, muss man leider immer wieder betonen, weil es dann eben populistische Parteien wie die FPÖ gibt, die einfach versuchen, den ORF sturmreif zu schießen. (Abg. Kickl: Was ist denn das für ein Vokabular? – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Dann entsteht eine toxische Situation, dass immer mehr Menschen glauben, dass der ORF überflüssig ist, dass auch immer mehr Menschen den Glauben an den Wert eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks und auch generell an die Medien verlieren. (Abg. Kickl: Vielleicht liegt es am Programm!)

Das ist alarmierend, denn Aufgabe des ORF ist schon, eine gesamtgesell­schaftliche Debatte zu führen (Abg. Kickl: Ja, das haben wir bei Corona gesehen!), sie auch in eine breite Öffentlichkeit zu tragen, über Kultur, über Werte, über Normen zu sprechen, ja, auch über Meinung zu reflektieren (Abg. Stefan: Passiert das? Passiert das derzeit?) und auch ein Programm zu bieten, das sich finanziell einfach nicht rechnet. Ich hoffe ja wohl, dass wir uns darauf verstän­digen können, dass es auch die Aufgabe des ORF ist, zum Beispiel eine Minderheitenredaktion zu betreiben.

Zugleich gibt es aber im Maschinenraum des ORF auch genügend zu reparieren, und vor dieser Debatte haben sich sowohl ÖVP als auch Grüne ganz heftig


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gedrückt. Dabei wäre der Zeitpunkt vor der Einführung der Haushaltsabgabe ideal gewesen.

Wir NEOS haben immer gesagt, wir wollen einen breiten zivilgesellschaftlichen Prozess, wir wollen mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber sprechen (Abg. Michael Hammer: Ernst wie eure Vorwahlen!): Was ist die Aufgabe des ORF, was sind die Ziele, was sind nicht die Ziele? Was ist dieser berühmte Public Value, also der Mehrwert für uns alle, den der ORF liefern muss? – Vor dieser Debatte wollten sich Grüne und ÖVP einfach drücken. Das war ein großer Fehler, denn nur dann, wenn man darüber spricht, was die Aufgabe ist, wenn man das auch vergemeinschaftet, gibt es auch eine Akzeptanz dafür, dass man für diesen Wert etwas bezahlen muss, dass man sich das als Demokratie auch leisten muss.

Dann treten übrigens auch die Höhe des Betrags und ähnliche Debatten in den Hintergrund. Was wir hier aber sehen, ist mutlose Medienpolitik, das ist duck­mäuserisch, das ist Medienpolitik wie in einer Deix-Karikatur.

Dabei gäbe es ja so wahnsinnig viel zu tun: Der ORF hat nach wie vor unflexible Strukturen, er kommt viel zu wenig dem eigenen Auftrag nach, er ist zu analog, zu wenig attraktiv für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, er ist zu angepasst, er ist zu wenig transparent, er ist viel zu sehr Spielwiese von Parteien, allen voran von Regierungsparteien. Er hat eine nicht zu rechtfertigende Marktmacht und verzerrt den Wettbewerb gegenüber privaten Medienhäusern. Er führt viel zu viele Verfahren vor Arbeitsgerichten, wenn Frauen sich gegen Mobbing, Bossing oder sexuelle Übergriffe wehren.

Da wird nichts unternommen. Vor dieser Debatte drücken Sie sich. Sie drücken sich davor, Konzepte zu entwickeln und den Diskurs zu führen. Stattdessen – daran kann man nicht oft genug erinnern – haben wir Topjobs, die in Sidelettern ausbaldowert werden, von denen – ich wiederhole es immer wieder – auch Kollegin Blimlinger von den Grünen meinte, man müsse sich entscheiden, ob man ein korrupter oder ein naiver Idiot sein möchte. Man hat sich offensichtlich für Ersteres entschieden.


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Es gibt fragwürdige Besetzungen der Publikumsräte durch die Regierung mit Menschen, die dezidiert aus ÖVP-nahen Vereinen stammen. Es gibt Moderationen von ORF-Moderator:innen bei ÖVP-Parteiveranstaltungen. Es gibt diverse Stiftungsräte mit Tätigkeiten, die ihnen dabei helfen, für ihre Kundinnen und Kunden beim ORF zu intervenieren. Es gibt bei den Stiftungs­räten Freundeskreise. Mediensprecher anderer Parteien sitzen bei den Vorbesprechungen für die Stiftungsratssitzungen mit dabei – das geht einfach nicht! Es gibt prekäre Arbeitsverhältnisse für junge Mitarbeitende, Ketten­arbeitsverträge und zugleich sehr hohe Gagen, die durchaus Menschen irritieren.

So – bei dem aber, was die FPÖ heute hier macht, da bleibt einem ja echt die Spucke weg. Ihr schreit einfach nur: Haltet den Dieb!, dabei steckt ihr bis zum Hals hier oben im Sumpf mittendrin. Das zeigen nicht zuletzt all die Chats, die jetzt auch im Untersuchungsausschuss aktuell werden. Da gab es diese Chatgruppe mit Strache, Vilimsky, Herrn Hofer, FPÖ-Stiftungsräten, in der über Interventionen im ORF gesprochen wurde. Da hat Strache immer wieder Jobinteressen von diversen ORF-Mitarbeitenden geteilt, man hat dann darüber gesprochen, wer gepusht werden soll oder wer nicht. Es gab Chats zwischen dem damaligen, mittlerweile versetzten – gekündigt wird man ja nicht – Chef­redakteur Schrom und Strache zu Interventionen. Es gab einen regen Austausch mit Ex-ORF-Manager Thomas Prantner, der auch ganz stolz darauf war, dass er große Beiträge für die FPÖ auf orf.at bewirkt hat.

Es gab Flirts mit Philipp – Chats zwischen Strache und dem Vorturner mit der Bitte um Hilfe bei Postenbesetzungen. Es ging um bessere Jobs für Christian Wehrschütz. Es ging darum, dass man Moderator Martin Thür als „ZIB“-Moderator verhindern wollte. Es wurde interveniert, dass mehr Gabalier auf Ö3 gespielt wird (Heiterkeit des Abg. Silvan – Abg. Wurm: Wahnsinn! – Abg. Belakowitsch: Wahnsinn, Verbrechen!) – also das wird ja immer absurder. (Abg. Stögmüller: Was macht man als Vizekanzler, wenn man den ganzen Tag frei hat?)


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Es wurde auch gefeiert, dass ein langjähriges FPÖ-Parteimitglied als ORF-Personalchefin installiert worden ist. Strache hat auch das Kommando aus­gegeben: „Keine öffentlichen Angriffe mehr auf ORF/Leute, Müssen sie abschießen, nicht aufwerten!“ – So wird gesprochen, das ist diese Politik, die ihr macht.

Ihr seid Diskurszerstörer und ihr wollt den ORF zerstören, aber nicht nur ihn, sondern generell die österreichische Medienlandschaft, um mit eurer Desinformation „Flood the zone with shit“ zu spielen. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Strache hat ebenfalls in Chats geschrieben, es brauche „ein ORF-Gesetz, wo totale Personalrochaden, Neubesetzungen möglich werden“, zum Beispiel um Generaldirektor Wrabetz loszuwerden – den man aber vorher gewählt hat. (Abg. Belakowitsch: Man kann nur gescheiter werden!) Auch Steger – (in Richtung Abg. Steger) also der Papa, nicht Sie – berichtet in einem Chat: „Radio ist derzeit feindselig, ein neuer Chef ändert weniger als die Zerschlagung der Struktur! FM4 gehört weg, die Journalisten müssen nicht übernommen werden!“ – So geht es dahin. (Zwischenruf der Abg. Steger.)

Sehr geehrte Damen und Herren, das brauchen wir nicht! Das bringt uns jeden Tag einen Schritt mehr hin zu ungarischen Verhältnissen, zu einem totalen Durchgriff von einzelnen Personen auf den medialen Diskurs, auf mediale Inhalte. Das zerstört unsere Demokratie.

Wir brauchen keinen kreativen Umgang von Ihnen – von der FPÖ – mit der Wahrheit, wo man dann: Haltet den Dieb!, schreit. (Abg. Belakowitsch: ... NEOS auch!) Wir brauchen auch keine ÖVP, die dieses Spiel mitspielt, wir brauchen keine Grünen, die sich selbst als „korrupte Idioten“ bezeichnen, wir brauchen aber auch keine Mutlosigkeit der SPÖ.

Was wir brauchen, ist ein starker, unabhängiger, moderner ORF, der im Dienste der Allgemeinheit steht. Wir brauchen eine Debatte darüber, und zwar sachlich,


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gemeinschaftlich und frei von Populisten und Diskurszerstörern. (Beifall bei den NEOS.)

16.01


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schnedlitz. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Jetzt muss er die Kastanien aus dem Feuer holen! Aus der brennenden Hütte!)


16.01.50

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Diese Debatte zur Wiederabschaffung der ORF-Zwangssteuer – man stelle sich das vor! – ist der einzige Punkt des heutigen Tages, der sich mit den Sorgen und den Nöten der österreichischen Bevölkerung auseinander­setzt (Beifall bei der FPÖ – Abg. Prinz: Der Handwerkerbonus ...!), der einzige Punkt am heutigen langen Plenartag!

Er wurde nicht von der Bundesregierung eingebracht, weil sie einen Fehler eingesteht und die Strafsteuer zurücknehmen will (Abg. Michael Hammer: Das ist einfach ein Flop, die Dringliche!), sondern von uns Freiheitlichen, weil es nicht sein kann, dass die Menschen während der Teuerung eine Strafsteuer und die hohen Gagen und den Preis für die Privilegien im ORF bezahlen müssen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried stellt die zuvor gezeigte Tafel mit der Überschrift „Gagen­kaiser Kickl“, auf der ein Foto des Abg. Kickl und eine Tabelle mit Geldbeträgen unter der Überschrift „Bezüge von Herbert Kickl“ abgebildet sind, vor sich auf.)

Wieder haben sich alle hier herinnen eingehängt: die gesamte Einheitspartei – die Schwarzen, die Grünen, die Roten und die NEOS. (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist ja wohl ein Überwitz! Als FPÖ die ganze Zeit in den ORF hinein... und dann von der Einheitspartei reden! Ihr seids genau ...! Sumpf, Sumpf, Sumpf!) Wieder haben sich alle eingehängt, alle gemeinsam gegen das Volk. Da sind wir Freiheitliche einfach nicht bereit, mitzumachen – wir machen nicht bei der ORF-Zwangssteuer mit, so wie wir nicht bei der Kriegstreiberei und dem Opfern der Neutralität mitmachen, so wie wir nicht beim Klimakommunismus (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer)


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und all dem, was schlussendlich in der Teuerung mündet, mitmachen (Beifall bei der FPÖ), weil wir als einzige Partei an der Seite der Österreicherinnen und Österreicher stehen – das ergibt die derzeitige Lage. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber nicht fürs ORF-Gesetz!)

Das System, das heißt, die Einheitspartei, der ORF und Co, steht auf der einen Seite – das sind die, die profitieren (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, weil die NEOS wahnsinnig viel profitieren vom ORF!) – und auf der anderen Seite steht die österreichische Bevölkerung – das sind diejenigen, die das bezahlen. Die sind aber nicht allein, das kann ich Ihnen versprechen. (Ruf bei der FPÖ: Bravo!) Wir werden weiter hinter den Menschen stehen und nicht zusehen, wie das so weitergeht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Disoski: Was redest du bitte? Liest du deine eigenen Chats nicht?)

Wie sieht dieses Spiel in der Praxis aus? Was heißt das in der Praxis? – Am Beispiel des ORF Niederösterreich: auf der einen Seite ein ORF-Landesdirektor Ziegler, der im ÖVP-Auftrag eine Kampagne hochzieht. Wo? – In den ORF-Nachrichten. Gegen wen? – Gegen die FPÖ. Warum? – Um im Auftrag und im Sinne der ÖVP gegen die FPÖ eine Wahl zu beeinflussen, Stichwort Lieder­buchaffäre. (Abg. Michael Hammer: Ah, die hat es auch gegeben, genau!) Die ÖVP gibt den Auftrag, der ORF-Chef setzt um. Das Ganze fliegt auf. Man sagt, er muss gehen – aber nicht hinaus aus dem ORF, sehr geehrte Damen und Herren; er ist noch immer im ORF beschäftigt! So ist der Weg, wie dieses gesamte System funktioniert. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Müsst ihr mehr mit Philipp turnen! – Abg. Disoski: Ihr seid peinlich!)

In der Praxis ist auf der anderen Seite das Volk, das mit gesteuerter Politpropa­ganda in den Nachrichten beglückt wird und obendrein das Ganze auch noch bezahlen muss. (Abg. Disoski: Wer zahlt FPÖ-TV?) Sehen Sie, wie absurd das ist, sehr geehrte Damen und Herren? Diese ORF-Zwangssteuer ist systematisch und symptomatisch für all das, was Sie in den letzten Jahren machen, das zieht sich durch wie ein roter Faden. (Abg. Disoski: Wer zahlt FPÖ-TV?) Das heißt, auf der einen Seite sind Sie, die, die profitieren, alle, die auf der Butterseite des Lebens


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sind – das ist es, was Sie antreibt –, und auf der anderen Seite ist das Volk, das dank der Teuerung nicht auf der Butterseite des Lebens ist, sehr geehrte Damen und Herren! Die müssen nur dafür bezahlen und die müssen darunter leiden. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Holzleitner: Also nicht auf der Butterseite so wie Herbert Kickl, oder? – Abg. Disoski: Auf der Butterseite wie der Kickl, oder wie? – Abg. Schroll stellt die zuvor gezeigte Tafel mit der Überschrift „Gagenkaiser Kickl“ vor sich auf.)

Das ist der Grund, warum die Menschen die Nase voll von Ihnen haben (Abg. Disoski: Von euch haben sie die Nase voll! – Abg. Michael Hammer: Euer talentierter Nichtskönner kriegt aber auch die Gagen!), von den Schwarzen, von den Grünen, von den Roten und von den NEOS. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Das Dramatische ist: Es wäre Ihnen wurscht, wenn die die Nase voll haben, es wäre Ihnen wurscht, wenn das Volk leidet – das ist Ihnen alles egal –, solange sich hier herinnen alle einig sind, kann ja nichts passieren. Solange keiner aus diesem System ausbricht, soll das Volk ruhig angefressen sein, dann gibt es eh keine Alternative. Was will denn der Pöbel dann machen? – Das ist Ihre Haltung, und deshalb ist es Ihnen egal. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann können Sie neue Steuern machen – ORF-Zwangssteuer –, Coronaregime, Kriegstreiberei, Klimakommunismus und so weiter. Das wäre Ihr Lieblingsplan. – Nur geht der leider nicht auf. Wissen Sie, warum nicht? – Weil es einen gibt, der da nicht mitmachen will. Da sitzt er: Herbert Kickl, sehr geehrte Damen und Herren! (Abg. Michael Hammer: Der talentierte Nichtskönner, oder wie? Das ist aber die Wahrheit!)

Dieser Plan geht nicht auf, weil einer nicht zum System (Abg. Disoski: Wer ist das „System“, bitte?) gehören will, das die Bevölkerung wie Untertanen behandelt und es sich am Rücken der Bevölkerung richtet – da sitzt er: Herbert Kickl ist es (Beifall bei der FPÖ – Abg. Michael Hammer: Der Nichtskönner und Nichtsleister! – Abg. Maurer: Der lässt sich am längsten vom Steuerzahler bezahlen! Am längsten!) –, weil einer versteht, dass er sich auf die Seite des Volkes zu stellen hat, weil einer versteht, wer der Chef zu sein hat. (Abg. Schroll: Wer schreibt denn die Rede? Das ist ja peinlich! – Abg. Michael Hammer: Er versteht ja selber nichts!) Sehr


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geehrte Damen und Herren, das Volk ist der Chef, nicht der Kanzler. Schreiben Sie sich das einmal hinter die Ohren! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Sagt das dem Vokaki!)

Das ist im Übrigen auch das, was der Volkskanzlerkurs von Herbert Kickl beschreibt (Abg. Scharzenberger: Die Rede erinnert mich an eine düstere Zeit!), wie im Wort zu lesen: Volkskanzler (Abg. Michael Hammer: ... der Flieger nach Russ­land!) – zuerst das Volk, dann kommt erst der Kanzler. (Abg. Disoski: Selbstbereiche­rungskanzler!)

Genau das ist Ihr riesengroßes Problem, das Sie in Wahrheit mit Herbert Kickl haben (Beifall bei der FPÖ – Abg. Michael Hammer: Nein, wir haben mehr mit ihm ...!): dass er nämlich der Garant dafür ist, dass Sie mit den Menschen nicht machen können, was Sie wollen. Weil einer ausschert, geht dieser Plan ganz einfach nicht auf, weil er bei diesem System nicht nur nicht dazugehören will, sondern nicht einmal anstreifen will. (Abg. Schroll – erheitert –: Ha, der war gut!) Deshalb haben Sie ein Problem mit ihm und deshalb bekämpfen Sie ihn. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: ... Treuhandverträge!)

Sie bekämpfen Herbert Kickl, weil er ganz einfach für Sie gefährlich wird (Rufe bei der ÖVP: Für die Österreicher! Gefährlich für Österreich! Sicherheitsrisiko!), gefährlich für die Butterseite des Lebens (Abg. Disoski: 350 000 Euro! Seine Butterseite? Was meinst du?), weil er sich auf die Seite der Menschen gestellt hat und somit das Volk mit der nötigen Kraft ausstattet. (Abg. Holzleitner: Kein Liebesbrief auf der ganzen Welt war jemals so schmalzig wie Ihre Rede! – Heiterkeit bei SPÖ und Grünen.) Davor haben Sie Angst!

Sie haben Angst, dass die Bevölkerung gemeinsam mit Herbert Kickl zum Befreiungsschlag ansetzt – zum Befreiungsschlag (Ruf bei der ÖVP: Ja! Und dann zerstören ...!) gegen die ORF-Zwangssteuer, gegen die CO2-Strafsteuer und alles, was dazugehört (Beifall bei der FPÖ); zum Befreiungsschlag gegen ein Regime wie etwa das Coronaregime (Abg. Disoski: Ihr wart die Ersten, die Lock­downs gefordert haben!), mit dem Sie die Bevölkerung wie Untertanen


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behandeln (Abg. Michael Hammer: Was die heute zu sich genommen haben, das geht auf keine Haut!); zum Befreiungsschlag gegen das lange Warten beim Arzt und auf eine medizinische Behandlung; zum Befreiungsschlag gegen Kriegs­treiberei, Klimakommunismus und all das, unter dem die Menschen bei der Teuerung leiden. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Pollenallergie hast du vergessen! – Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Scharzenberger: Widerlich!)

Zusammenfassend: Sie haben Angst davor, dass Herbert Kickl mit den Menschen zusammen zum Befreiungsschlag für Österreich ansetzt (Abg. Hanger: ... Befrei­ungsschlag!), gemeinsam mit dem Volk zum Befreiungsschlag für das Volk – das ist Ihre große Angst, die Sie seit Corona verfolgt. Im Übrigen mit dem ganz einfachen Ziel: damit es den Menschen in diesem Land wieder besser geht; nicht damit es Ihnen im System besser geht, sondern damit es den Leuten draußen wieder besser geht. Diese Einstellung haben Sie bis heute aber noch nicht durch­schaut. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Nonstop Unsinn!)

Sie haben Angst vor einem Schlag vom Volk, gemeinsam mit Herbert Kickl, bei der nächsten Wahl gegen dieses System. Und weil es nur noch sechs Monate bis zu dieser Wahl sind (Abg. Michael Hammer: Da darf aber nicht mehr viel raus­kommen!), wird jetzt aus der Angst Panik. So einfach ist das. Jetzt droht Ihr System – und das sehen Sie langsam – zu kippen: von der ORF-Zwangsabgabe, sehr geehrte Damen und Herren, bis zu allem anderen, das Sie erhalten wollen, damit es Ihnen selbst und Ihren Freunderln gut geht.

Inhaltlich stehen wir Freiheitliche (Abg. Michael Hammer: Für nichts!) in allen großen Fragen an der Seite der Menschen, das heißt, inhaltlich kommen Sie nicht mehr gegen uns an, weil die Menschen auch durchschaut haben (Abg. Michael Hammer: Ja, weil ihr für nichts steht!): Überall da, wo Sie sich inhaltlich einhängen, wird es grauslich für die Leute. – So einfach ist die Geschichte. Man braucht sie den Menschen ja gar nicht zu erzählen, weil sie sie kennen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Abg. Scharzenberger.)


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Was bleibt Ihnen also? – Persönliche Angriffe und Anschüttungen. Das ist das Letzte, das Ihnen bleibt; nicht weil es Ihnen um die Menschen geht, sondern weil es Ihnen nur noch um sich selbst geht, damit Sie irgendwie am Futtertrog der Macht sitzen bleiben können. (Abg. Michael Hammer: Könnt ihr ihm noch ein bisschen Redezeit geben? Es ist so amüsant!) Und Sie glauben, die Menschen sind so blöd, dass sie dieses Spiel nicht durchschauen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Jeder durchschaut das: Sie wollen, die Einheitspartei will das gesamte System rund um Gagen und Privilegien, alle, die profitieren, wollen weitere fünf Jahre. Sie wollen weitere fünf Jahre wie bisher (Abg. Michael Hammer: Das ist der gleiche Zettel wieder! Zumindest einmal umblättern!), und einer – einer! – droht diesen Plan zu durchkreuzen (Abg. Michael Hammer: Das ist ja er!): Kickl. (Heiterkeit des Abgeordneten Michael Hammer.) – Deshalb ist die Devise: anpatzen, anpatzen, anpatzen! (Beifall bei der FPÖ.)

Immer her mit den Angriffen! Es ist doch logisch, dass Sie uns jetzt angreifen, auch jetzt gerade. Wir halten das schon aus, die Leute draußen müssen es auch aushalten. Diese Angriffe sind doch völlig logisch: Wenn wir uns als Schutz­schild vor die Menschen stellen (Rufe bei der ÖVP: Ja! Ja!), müssen diese natürlich uns treffen! (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, einer droht Ihren Plan für die nächsten fünf Jahre zu durchkreuzen: Herbert Kickl. – Deshalb ist die Devise: anpatzen, anpatzen, anpatzen, diesen Störfaktor (Abg. Michael Hammer: Ja, er ist wirklich ein Störfaktor!) beseitigen! – So einfach ist die Rechnung. (Abg. Meinl-Reisinger: Hör auf zu schreien!)

Wird es funktionieren? – Nein! Sie müssen den Menschen draußen nur zwei einfache Fragen stellen. Erstens: Wollt ihr weitere fünf Jahre wie bisher? (Abg. Hanger: Wollt ihr das?) Wollt ihr, dass das weitere fünf Jahre mit all den Grauslichkeiten weitergeht? (Abg. Michael Hammer: Wollt ihr Verlängerung?) Zweitens: Habt ihr das Spiel vor der Wahl durchschaut? – Ihr werdet die


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Antwort bekommen, ob dieses Spiel funktioniert oder nicht, und das Volk wird die Antwort geben. (Abg. Schwarz: Das hat es schon gegeben!)

Für den Fall, dass ihr euch nicht mehr unter die Leute hinaustraut – die Menschen werden euch spätestens bei der nächsten Wahl die Antwort geben. Dann wird nämlich der Wahltag zum Befreiungsschlag für die Menschen (Abg. Michael Hammer: Bei der im Herbst oder bei der nächsten dann?), dann wird der Wahltag zum Zahltag – und gut so! (Beifall bei der FPÖ. – Ruf: Innsbruck! – Abg. Michael Hammer: Das war sehr schwach! Da war aber der Chef nicht zufrieden, er hat fad geschaut! – Ruf: ... sind die Guten! – Abg. Michael Hammer: Der Putin ruft an, ja! – Abg. Hanger: Befreiungsschlag! – Abg. Michael Hammer: Genau!)

16.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Großbauer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


16.11.50

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Ich darf die Begrüßung kurz fortsetzen: Ich darf für meine Kollegin Agnes Totter eine Mittelschule aus Sankt Marein in der Steiermark begrüßen und für meinen Kollegen Michael Hammer eine Gruppe aus Linz mit Vizebürgermeister Martin Hajart und einem Geburtstagskind, nämlich Ruth Hollerwöger, die heute Geburtstag hat. – Herz­lich willkommen im Parlament auch an Sie! (Allgemeiner Beifall.)

Zum ORF: Ja, wir stehen zum ORF, wir wollen den ORF. Wir wollen einen öffentlich-rechtlichen Sender haben, wir wollen auch private Sender haben. Wir wollen Vielfalt und wir wollen Qualität. Wir wollen vor allem eines: Wir wollen einen ORF, der die Kultur zu den Menschen bringt. Der ORF bringt nämlich Kultur zu allen Menschen in allen Regionen, in alle Wohnzimmer, in alle Auto­radios, zu fast jeder Tages- und Nachtzeit – in einer unglaublichen Vielfalt, Qualität und Bandbreite. Mit ORF meine ich natürlich den ORF generell, aber speziell ORF III, ORF 1, aber auch FM4, die Regional- und die Landesstudios.


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Der ORF erfüllt seinen Kulturauftrag, den er hat – das ist auch gesetzlich verankert –, sehr, sehr gut. Er befasst sich mit kulturellen Fragen, er vermittelt und fördert Kunst, Kultur und Wissenschaft. Er vermittelt eine Vielfalt und er unterstützt und fördert auch eine österreichische „Identität im Blickwinkel der europäischen Geschichte und Integration“, wie es im Gesetz heißt.

Wenn ich auf den „ORF-Kultursommer 2023“ blicke, dann sind die Zahlen und Fakten wirklich beeindruckend. Der Kultursommer letztes Jahr hat fast 5 Millionen TV-Zuseher erreicht, das entspricht 64 Prozent der heimischen Bevölkerung. Da meine ich jetzt nicht nur die Bregenzer oder die Salzburger Festspiele oder Orchesterkonzerte vom Mozarteum bis zum sehr wichtigen Radio-Symphonieorchester, ich meine auch die Oper im Steinbruch in Sankt Margarethen im Burgenland und ich meine auch die Gmundner Fest­wochen in Oberösterreich. Ich meine aber auch das Woodstock der Blasmusik, das letztes Jahr die ganze Zeit über fast vollständig auf ORF III übertragen wurde.

Die Vielfalt macht Freude. Diese kulturelle Vielfalt bringt Menschen zusammen und gestattet auch jenen Menschen Kulturgenuss, die vielleicht nicht dorthin fahren können, die das aus verschiedensten Gründen nicht tun können. Ö1 ermöglicht das ebenso sehr, sehr intensiv: Ö1 übertrug letzten Sommer 160 Kon­zerte von über 30 heimischen Festivals, das sind 300 Stunden Programm. Das wiederum wird aber auch in die Welt hinausgetragen, und deswegen sind wir ein Kulturland, ein Musikland, weil es auch im Land in unserem öffentlich-rechtlichen Sender – in unseren Sendern, muss man sagen – ganz viel Kultur gibt.

Wenn wir diesen großen Kulturauftrag und diese vielen, vielen Stunden Programm nicht hätten, könnten ganz, ganz viele Menschen nicht all diese Kulturerlebnisse erleben, an ihnen teilhaben und auch eingeladen werden, selbst kulturell tätig zu sein, hinauszugehen in all die anderen Kultureinrichtungen und Institutionen, die es in Österreich gibt.


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Wohlgemerkt: Der ORF ist auch ein ganz wichtiger Partner für die Filmwirt­schaft, für den Filmstandort Österreich. Auch da ist in den letzten Jahren viel passiert. Eine zusätzliche große Unterstützung ist ja auch mit Fisa plus gekommen; das hat einen massiven Anstieg der Zahl der Filmproduktionen in Österreich bewirkt, weshalb auch Deutschland und andere Länder Europas neidvoll, muss man fast sagen, auf Österreich blicken.

In diesem Sinne kann ich nur sagen: Genießen Sie weiterhin Kultur im ORF! Wir können stolz darauf sein, dass wir so ein kulturelles Angebot in unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeord­neten Maurer und Disoski.)

16.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Duzdar. – Bitte.


16.16.20

Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! (Die Rednerin will eine Tafel mit der Aufschrift „Gagenkaiser Kickl“, auf der ein Foto des Abg. Kickl und eine Tabelle mit Geldbeträgen unter der Überschrift „Bezüge von Herbert Kickl“ abgebildet sind, auf das Redner:innenpult stellen, doch die Tafel fällt um. – Abg. Höfinger: Da sollte man wirklich eine Schraube hineindrehen, dass die Taferl halten! – Abg. Leichtfried: Was ist?) Sehr geehrter Herr Minister! Werte Zuseher und Zuseherinnen auf der Galerie! (Die Rednerin stellt die Tafel neuerlich auf das Redner:innenpult. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ich habe ein Déjà-vu. (Abg. Belakowitsch: Ja, ich auch! Sie verstecken sich hinter der Immunität!) Es vergeht in diesem Haus kein Monat, in dem die FPÖ nicht über den öffentlichen Rundfunk herzieht; nämlich über jenen öffentlichen Rundfunk (Abg. Belakowitsch: Ich sage Ihnen, ich verspreche Ihnen: Wir werden nicht aufhören damit, wir machen weiter!), den Ihre Partei, Herr Kickl – er ist nämlich jetzt gerade nicht im Saal –, laut veröffentlichten Chatprotokollen ja selbst zu einem Blaufunk umfärben


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wollte. – Tja, daraus ist halt nichts geworden, weil es Ihre Partei in Ihrer Regierungs­zeit nicht geschafft hat, den ORF unter Ihre Kontrolle zu bringen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, Herr Kickl, Sie sind nicht im Raum, aber sind Sie nachtragend geworden, und weil Sie so nachtragend sind, wollen Sie jetzt den öffentlichen Rundfunk zerschlagen. – Das ist nämlich die Wahrheit. Ich vermute aber auch ein anderes Kalkül hinter diesen blauen Attacken, nämlich ein verzweifeltes Ablenkungsmanöver: Herbert Kickl möchte von dem Spionageskandal der FPÖ ablenken.

Also gut, reden wir kurz nicht darüber, wie der blaue Flirt mit Putins Russland unsere nationale Sicherheit gefährdet. Reden wir über den ORF, wobei das Thema Spitzel auch da nicht ausgeklammert werden kann, denn das scheint ja eine gängige Praxis der Freiheitlichen zu sein. Die Chatnachrichten der FPÖ zeigen ja, dass auch sie versucht haben, im ORF ein kleines Netzwerk an blauen Informanten und Spitzel zu pflegen.

Das Anbandeln der Freiheitlichen mit dem ORF-Vorturner Philipp Jelinek ist fast schon kabarettreif. Man muss davon ausgehen, dass es den Blauen wirklich nicht um die Fitness der Österreicherinnen und der Österreicher geht. (Abg. Michael Hammer: Das war auch ein Spion! Der hat die Mitarbeiter ausgespitzelt!) Ich kann Ihnen sagen, worum es Ihnen in diesen Chats geht: nämlich um FPÖ-Postenschacher. Ihr Vorgänger H.-C. Strache hat nämlich Medienpolitik mit einer Jobbörse verwechselt. (Abg. Schnedlitz: Vorvorgänger! – Abg. Leichtfried: Da kann man nicht immer den Durchblick haben!)

Wenn ausgerechnet Sie die Topverdiener im ORF anprangern, dann muss ich Ihnen vorhalten, dass dazu Ihre FPÖ-Leute gehören, zum Beispiel Kathrin Zierhut-Kunz, die Geschäftsführerin von ORF III. Sie liegt in den top zehn der ORF-Großverdiener, zwei Plätze vor dem Moderator und Quotenbringer Armin Wolf. – Daher ist Ihre Einseitigkeit entlarvend: Während Sie zu den FPÖ-


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Großverdienern im ORF schweigen, skandalisieren Sie die Gagen von Journalisten.

Wenn wir schon beim Thema Großverdiener und Transparenz sind, Herr Kickl: Ich hätte mir von Ihnen wirklich nicht gedacht, dass Sie bei Ihren eigenen Einkommensbezügen so gierig sind. (Beifall bei SPÖ und Grünen.) Immerhin haben Sie aktuell saftige 326 955,40 Euro kassiert. (Abg. Kassegger: Das entspringt eurer Fan- -! Die 100 000 entspringen eurer Fantasie!) – Das ist mehr als 99 Prozent aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im ORF verdienen. (Abg. Kassegger: Da geht die Fantasie mit euch durch! – Abg. Meinl-Reisinger: Woher sind die 100 000?) Keine Sorge, Herr Kickl, ich werde den Finger nicht weiter in die Wunde legen, das ist nämlich die Angelegenheit des Untersuchungsausschusses.

Was die ORF-Spitzengehälter angeht: Ja, das ist tatsächlich skandalös. (Abg. Kassegger: Die 100 000, das ist eure Fantasie! ...! ) Es ist skandalös, dass ein öffentliches Vorzeigeunternehmen einer Gruppe von Menschen gewaltige Spitzengehälter bezahlt, während unzählige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prekär beschäftigt sind und jahrelang auf eine ordentliche Beschäftigung und Anstellung warten müssen. Dann gibt es noch den Genderpaygap: So ein starkes Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen ist eines öffentlichen Unternehmens tatsächlich unwürdig. Der ORF muss da endlich vorbildhaft agieren.

Wenn aber Sie von der FPÖ sich hierher stellen und so tun, als ob Sie die Kämpfer der prekär Beschäftigten wären, glaubt Ihnen das niemand, denn das Einzige, das Sie wollen, ist es, den ORF zu zerschlagen. Wir von der Sozial­demokratischen Partei idealisieren den ORF nicht. Ja, es gibt dringenden Reformbedarf, und wäre die Regierung nicht mit sich selbst beschäftigt, würden wir gemeinsam mit ihr und den NEOS an einer Reform der Gremien arbeiten, einer Reform, die ihren Namen verdient, um nämlich den ORF unabhängiger und transparenter zu machen. Er ist und bleibt österreichisches Kulturgut. (Abg. Schnedlitz: Sehr starke Lesung!)


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Ich muss daher jedes Mal schmunzeln, wenn die FPÖ, ausgerechnet die selbsternannten Patrioten von der FPÖ, gegen den Österreichischen Rundfunk sind. Patriotismus hin oder her, die Freiheitlichen sind gegen den ORF, weil es ihnen nicht gelungen ist, den ORF unter ihre Kontrolle zu bringen. Das ist die Wahrheit, und um nichts anderes geht es hier. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Kassegger: Das ist Ihre Meinung, und nicht immer ist Ihre Meinung die Wahrheit!)

Ihr autoritäres Gesellschaftsbild duldet nämlich keine Pressefreiheit. Darum haben Sie sich ja auch mit FPÖ-TV Ihre Parallelwelt geschaffen. So leicht kann man es sich eben machen, ganz ohne kritische Fragen von lästigen Journalisten für Sie. Das zeigt aber nur eines: dass Sie kaum etwas von Demokratie ver­stehen. Für eine Demokratie sind nämlich Pressefreiheit und Meinungsfreiheit unabdingbar.

Dafür, dass Sie, Herr Kickl, den Begriff Freiheit in Ihrem Parteinamen tragen, scheinen Sie sich wenig darum zu scheren. Freiheit ist nämlich immer auch die Freiheit der Andersdenkenden. (Beifall bei der SPÖ.)

16.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Dürfte ich Sie bitten, das Taferl wieder mitzunehmen? – Danke schön. (Abg. Duzdar geht zurück zum Redner:innenpult und entfernt die dort aufgestellte Tafel.)

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reimon. – Bitte.


16.22.30

Abgeordneter Michel Reimon, MBA (Grüne): Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herzliches Sdrawstwuite an die FPÖ! Sagt man das so? Ich kann nicht so gut Russisch wie ihr; spreche ich das richtig aus? – Gut.

Ich muss sagen, ich habe ja eine Rede vorbereitet, aber jetzt bin ich überrascht und muss anders anfangen. Da stellt sich Herr Kollege Leichtfried hier heraus und sagt, dass Herr Kickl 330 000 Euro verdient. (Abg. Schellhorn: 360!) –


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360 000 Euro. Das hat mich gleich überfordert. Ich meine, wir haben das Geschäftsordnungselement der tatsächlichen Berichtigung – das nutzt ihr Frei­heitlichen ja ständig –: Ich habe natürlich damit gerechnet, dass sich Kollege Leichtfried hinsetzt, ein FPÖler, eine FPÖlerin herauskommt und das tatsächlich berichtigt. – Gut.

Erste Rede danach: Kein FPÖler kommt. Zweite Rede danach: Kein FPÖler kommt. Dritte Rede danach: Kollege Schnedlitz kommt heraus, redet 10 Minuten (Zwischenrufe bei der FPÖ) und widerspricht mit keinem Wort. (Beifall bei den Grünen.) Was ist jetzt? Herr Kickl verdient 360 000 Euro im Jahr? (Abg. Kassegger: Zur Geschäftsordnung!) 360 000 Euro im Jahr, einen Dreißiger im Monat? Das verdienen ganze Firmen in Österreich nicht, was der Herr verdient: einen Dreißiger! (Beifall bei den Grünen.)

Das wollen wir doch bitte festhalten: So jemand will das Volk vertreten und verdient mehr als eine Firma mit zwölf Mitarbeiter:innen. (Abg. Michael Hammer: Ein Fünfziger war das fürs Ibizavideo!) Das muss man sich einmal trauen! Ich verstehe es aber: Er muss einen Haufen Nebenjobs haben, denn – man muss das auch zu Protokoll geben – ich habe ihn heute noch keine 5 Minuten gesehen. Hier drinnen hackelt er nicht um die 360 000 Euro. (Beifall bei den Grünen. Abg. Meinl-Reisinger:  ... ich habe ihn gehört! Glaub mir, ich habe ihn schreien gehört!)

Damit steigen wir einmal in die andere Sache ein. Der Antrag sagt über die FPÖ auch sonst noch sehr viel. Der ist ja nicht gemacht, um hier herinnen eine Mehrheit zu kriegen oder sonst etwas, der ist ja zur Propaganda und zur Vertei­lung gemacht, deswegen heißt er: „Abschaffung der ORF-Zwangssteuer!“

Jetzt ist euch natürlich vollkommen klar, dass in dieser ganzen Geschichte zwei Dinge sind: Es ist gar keine Steuer – das habt ihr ja dann auch in der Beschluss­formel, dort, wo es offiziell wird, deswegen so geschrieben. Ihr wisst eh, wie es ist, aber gegenüber den Leuten, an die ihr das Ganze über eure Kanäle verteilt und denen ihr das verkaufen wollt, nennt ihr es Zwangssteuer. Die haltet ihr – das ist unfair, unfein von euch, finde ich – noch für so dumm, dass sie nicht


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wissen, dass jede Steuer einen Zwang darstellt; es gibt ja keine freiwillige Steuer. Weil ihr sie aber in der Propaganda bearbeiten wollt, schreibt ihr dann halt Zwangssteuer hin, damit ihr eure Leute damit manipulieren könnt.

Der Antrag ist wirklich auf vielen Ebenen sehr spannend und gehört dann schon auch zerlegt. Mir gefällt übrigens am besten diese Stelle:

„Philipp Jelinek, bekannt als ‚Vorturner der Nation‘ mit seiner Sendung ‚Fit mit Philipp‘, habe im gleichen Fitnesscenter wie ein 5 Jahre zuvor zurückgetretene FPÖ-Parteichef trainiert.“

Wisst ihr nicht mehr, wie er heißt? Wollt ihr euren eigenen Parteiobmann nicht mehr in einen Antrag hineinschreiben? (Beifall bei den Grünen. Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.) – H.-C. Strache hat er geheißen, nur falls ihr euch nicht mehr erinnern wollt. Das war der Typ, der auf Ibiza die österreichische Medienlandschaft verkaufen wollte – das zu einem Medienantrag! Wahrschein­lich schreibt ihr den Namen deswegen nicht mehr in diesen Antrag.

Jetzt sage ich euch aber etwas: Die Sache ist weit darüber hinaus, lustig zu sein. Euer Parteifreund Wladimir Putin betreibt in Sankt Petersburg, in Moskau und in einigen anderen russischen Städten Firmen mit Hunderten (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger), vielleicht Tausenden Mitarbeiter:innen, die Tag und Nacht nichts anderes machen, als in europäischen Medien Kommentare zu schreiben. (Abg. Michael Hammer: Trollfabrik!) Wenn man eine österreichische Onlinezeitung liest, sind die Kommentare, die darunter stehen, sehr oft, vielleicht in mehr als 50 Prozent der Fälle, nicht von Österreichern und Österreicherinnen, nicht von Staatsbürger:innen, sondern werden in St. Petersburg und in Moskau von Agent:innen auf Deutsch geschrieben (Abg. Kassegger: Wirklich? Was Sie alles wissen!), noch dazu mit österreichischen Dialektworten, finanziert von Putin, mit dem ihr einen Freundschaftsvertrag habt. Das ist die Medienlandschaft, die ihr haben wollt.


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Wenn ihr – der Herr Kollege – euch hierher stellt und dann irgendwie sagt, die gleichgeschalteten Medien werden vom ORF bevorzugt: Was soll denn das heißen? Da sind vier Parteien, die die Wissenschaft und eine wissenschaftliche Vorgangsweise in der Bekämpfung einer Pandemie akzeptieren. (Ah-Rufe bei der FPÖ. Heiterkeit des Abg. Wurm.) Die werden von einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk korrekt behandelt, und dann gibt es eine (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), die auf die Wissenschaft pfeift, und dann sagt der öffentlich-rechtliche Rundfunk: Was die machen, ist Schwurbelei! – No na! Deswegen habt ihr das Interesse, da vier gegen eins zu machen. (Abg. Stefan: ... eine Wissen­schaft, das sagt schon viel, ja, ja! Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich muss euch sagen: Es stimmt: Es ist nur eine einzige Partei mit Freundschafts­vertrag mit Putin hier herinnen, nur eine Partei, die kein Interesse an einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat, der faire Politik macht, das sind die Freiheit­lichen. Deswegen wollt ihr ihn zerschlagen.

Was ihr wollt, ist eine Medienlandschaft wie unter Orbán, eine Medienland­schaft wie unter Putin. Was ihr wollt, sind Leute, die bezahlte Kommentare schreiben, die die Öffentlichkeit manipulieren, und dann schreibt ihr Zwangs­steuer unter Dinge, die weder Zwang noch Steuer sind.

Wir wollen einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der hält. Wenn ihr etwas für die Medienlandschaft machen wolltet, dann hättet ihr schon genug zu thema­tisieren. Immerhin haben wir eine kleine Medienöffentlichkeit, und für Privat­unternehmen, die Webseiten betreiben, Onlinemedien betreiben, ist es nicht leicht, in dieser Medienlandschaft in Österreich zu existieren. Warum gibt es keinen Antrag von euch, wie man die in der nächsten Legislaturperiode gescheit finanzieren kann, wie man den Journalismus, den seriösen Journalismus gescheit über die nächste Periode bringt? Da gibt es nichts von euch, denn ihr wollt eine Putin-Medienlandschaft haben.

Was ihr hier macht, ist die Unterstützung russischer Propaganda. (Abg. Wurm: Na Sdorowje! Na Sdorowje! Na Sdorowje!) FPÖ steht wirklich für feindliche


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Propaganda in Österreich. – So schaut es aus. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS.)

16.28


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka (in Richtung Abg. Kassegger): Zur Geschäfts­ordnung? (Abg. Kassegger überkreuzt mehrmals die waagrecht vor sich gehaltenen Unterarme. – Ruf bei der SPÖ: Er hat doch nichts zu sagen!)

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.


16.28.14

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Ich muss noch einmal auf die Grundrede von Kollegin Belakowitsch eingehen. Sie hat ja sozusagen bekrittelt, dass der ORF eigentlich einen Informationsauftrag hat. (Abg. Belakowitsch: Hätte!) Ich muss sagen – hätte, ja! –, das stimmt eigentlich. Ich habe jetzt in der letzten Zeit ganz aufmerksam die Informationssendungen gesehen, und erstaunlicher­weise hat sich die FPÖ immer, wenn es um Russland, Marsalek und die Spione ging, entschuldigen lassen oder sie konnten nichts sehen.

Das wäre für mich ein Informationsauftrag gewesen: zu wissen, wie der Vertrag ist, zu wissen, dass sich Herr Kickl oder Herr Hafenecker – wer auch immer – bei Herrn Wolf nicht fürchtet, sich hineinsetzt und argumentieren kann: Gibt es den Vertrag? (Abg. Michael Hammer: ... seither gibt es ihn! Er wurde nicht gekün­digt! – Abg. Kassegger: Den gibt’s nicht! ... !  Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Was ist mit Marsalek, was ist mit Ott? – Nein, man kann dazu nichts sagen. (Beifall bei den NEOS. Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Das wäre ein Informationsauftrag. Das wäre meiner Ansicht nach ganz, ganz wichtig, damit wir alle uns ein Bild machen können. Das ist ungefähr das Gleiche, wie dass Sie uns jetzt noch immer nicht gesagt haben, wie denn der ORF sonst


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zu finanzieren wäre. Oder ein anderes Beispiel: Was machen Sie gegen die Teue­rung? Was ist Ihr Konzept? – Sie sagen es nicht. Da hat Kollege Reimon völlig recht: Sie sind einfach im Biotop des Populismus ersoffen. Das stimmt wirklich.

Allein Ihr Redebeitrag war so, dass ich auf ein Zitat von Michael Häupl gestoßen bin (Ruf bei der FPÖ: Na!): lauter mieselsüchtige Koffer. (Zwischenruf.) Vollkoffer? (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Neid schüren (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger), das können Sie. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Eines muss man ja auch sagen (Zwischenruf des Abg. Lausch): Ich lerne sehr viel hier herinnen: von Kollegen Leichtfried, was Herr Kickl verdient (Abg. Kassegger: Das stimmt ja alles nicht, das ist ja alles ein Blödsinn, was auf den Taferln steht!), wir haben von einem Gagenkaiser und Spesenritter etwas gelernt, nämlich dass die FPÖ – oder Herr Strache – ja auch monatlich, glaube ich, Spesen von 30 000 Euro gehabt hat. Das verdient ein Mensch in Österreich offensichtlich nicht. (Abg. Kucher: Unterste Schublade!) Das sind Dinge (Zwischenruf des Abg. Matznetter), die dann unerwähnt bleiben.

Das ist das, was ich einfach nicht mag: dass wir uns gegenseitig aufhetzen, dass wir uns natürlich auch über die Medien ausrichten, wer wie viel verdient. Das ist mit Sicherheit die Verantwortung des Herrn Weißmann, des ORF und der etablierten Verträge, aber das ist nicht unsere Sache, dass wir die Menschen gegeneinander aufwiegeln, überhaupt nicht. (Beifall bei den NEOS.) Diese Aufwiegelei hält jetzt schon überhaupt keiner mehr aus.

Auch ich muss darauf Rücksicht nehmen, was ich sage, aber ich habe auch den Entschließungsantrag so gelesen – und dann kommt das. Da steht dann: „Dieses Geld fließt in Manager-Millionen“, „Objektive Berichterstattung statt Regie­rungspropaganda und Bevormundung“. – Objektive Berichterstattung wäre, wenn Sie sich der ZIB 2 stellen würden. Nein, Sie sind seit Tagen verschollen und entschuldigt. (Abg. Schnedlitz: Aber geh!)


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„Echte Unterhaltung statt steuergeldfinanzierter Staatskünstler“: Wie darf ich mir das vorstellen? – Englisch mit Gerald oder was? – Das wäre eine echte Unterhaltung. (Allgemeine Heiterkeit.) Kollegen Hauser meine ich – nicht Gerald Loacker, sondern Kollege Hauser (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Der stellt’s auf Russisch um!) Das wär etwas!

Ich könnte aber trotzdem sagen, während Sie die Menschen hier gegen die ORF-Gebühren aufwiegeln: Man kann sie gestalten, wie man will, man muss aber auch eines sagen: Es zeigt sich bei FPÖ-TV, Unzensuriert und was weiß ich was, dass wir viel zu viel Parteienförderung haben. Wir investieren dieses Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler (Abg. Lausch: Haselsteiner!) – und das ist dieser Diebstahl (Abg. Kassegger: Ihr habt’s den Haselsteiner!) an den Steuerzahle­rinnen und Steuerzahlern, Sie manipulieren sie nämlich. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lausch.) Darum ist mir ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender mit öffentlich-rechtlichem Auftrag und Informationsauftrag zehnmal lieber (Zwischen­rufe bei der FPÖ) als Ihr steuerfinanzierter FPÖ-TV-Sender – und das sollte im Buch stehen: Das, was Sie betreiben, ist Manipulation, das ist Falschinformation und das ist Fake oder Desinformation. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Mein Vorschlag – weil ich ja einen Vorschlag bringe, was Sie überhaupt nie tun; Sie bringen zu nichts einen Vorschlag, wie es weitergehen könnte – ist (Abg. Lausch: Sie waren zu lange nicht im Parlament ... Salzburg ...!): Halbieren wir die Parteienförderung und stellen wir ein neues Medienförderungsgesetz auf die Beine! Das wäre ein Vorschlag, mit dem wir leicht leben können. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kassegger: Für Qualitätsmedien, ... die NEOS, was ein Qualitäts­medium ist, genau!)

Ich weiß schon, mit Ihren Privilegien, mit den Privilegien der FPÖ, mit den Privilegien oder den Gagen und Spesen des Herrn Kickl ist es natürlich schwer, darauf zu verzichten, das verstehe ich schon. Da husst man die Leute lieber auf. Das ist ganz schlecht, das zeugt von einem schlechten Charakter und von


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schlechter Moral. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. – Ruf bei der FPÖ: Ich hab’ mir gedacht, die Pause hat dir gut getan, ha, ha, ha, nix!)

16.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hauser. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Wenn geht, bitte auf Englisch!)


16.33.49

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Minister! Staats­sekretärin! (Abg. Leichtfried: Das ist noch nicht Englisch!) Hohes Haus! Zuseher! (Abg. Leichtfried: Thank you, Mister President!) Ich darf, bevor ich mit meiner Rede beginne, die Gruppe der Senioren des freiheitlichen Seniorenringes aus Kärnten bei uns hier im Hohen Haus recht herzlich begrüßen. – Herzlich willkommen! (Beifall bei FPÖ, ÖVP, SPÖ und NEOS.)

Ja, Reimon und die Wissenschaft (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff), das war wieder ein Gustostückerl von allen vier Parteien, die heute hier herinnen sitzen. Ihr betreibt eine Opfer-Täter-Umkehr, das habt ihr die letzten Jahre ausdrücklich bewiesen. (Abg. Zorba: Was für ein Opfer bist du?) Jetzt haut ihr auf Herbert Kickl hin, weil Herbert Kickl auf der Seite der Bevölkerung steht. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Wer hat denn die letzten Jahre die Bevölkerung von den Kleinkindern bis zu den Senioren in den Alten- und Pflegeheimen nachhaltig geschädigt? Wer hat Arbeitsplätze vernichtet? Wer hat das Budget geschädigt? – Eure Covid-Politik hat über 50 Milliarden Euro direkte Kosten verursacht, ihr habt Fördergelder ungerecht und unfair verteilt und so weiter. Massive Schäden habt ihr verursacht, und jetzt geht ihr hier heraus und sagt: Alles gut! Und alles, was der ORF berichtet hat, passt? – Genau das Gegenteil ist der Fall.

Schauen wir uns das einmal an! Ich könnte den ORF seitenweise zitieren. Ich bringe nur den Sicherheitsbeauftragten – ehemals Grüner – Pius Strobl vom 10. November 2021. Ich zitiere: Die Politik, die im ORF mit den Mitarbeitern


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gemacht wurde, ist nämlich genau diese desaströse Politik, die die Einheitspartei, die ihr mit der österreichischen Bevölkerung gemacht habt – und so wurde auch berichtet. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)

Ich zitiere: Nicht Geimpfte in sensiblen Bereichen, in denen Menschen im ORF tätig sind, müssen sich schriftlich dazu verpflichten – und das bitte am 10. November 2021 –, sich bis zum 17. November den ersten Stich setzen zu lassen. Bis zum Erhalt der ersten Teilimpfung verpflichten sich die Dienstnehmer zur Vorlage eines gültigen PCR-Tests und bis zum Erreichen der Vollimmuni­sierung (Zwischenruf der Abg. Greiner), im Kontakt mit anderen Personen die 2G-Regel einzuhalten und dauerhaft eine FFP2-Maske zu tragen. (Ruf bei der SPÖ: ... schwierig?)

Alles, bitte, was ihr beschlossen habt und gegen die Bevölkerung umgesetzt wurde, hat der ORF im eigenen Bereich wider besseres Wissen gemacht, und ich stelle jetzt zum wiederholten Mal die Frage – und ich werde damit nicht aufhören –: Wieso kann eine österreichische Bundesregierung mit Unterstüt­zung von Rot und NEOS mit einer faktenwidrigen Covid-Politik, die ihr über Jahre gemacht habt, die eigene Bevölkerung so drangsalieren und so schwer schädigen?

Zur Wiederholung! (Der Redner hält eine Tafel mit dem Logo des Robert-Koch-Instituts und dem Text „Lagezentrum des RKI“, „Protokoll des COVID-19-Krisenstabs“, „16.3.2020“, „Aktuelle Risikobewertung: Am WE wurde eine neue Risikobewertung vorbereitet. Es soll diese Woche hochskaliert werden. Die Risikobewertung wird veröffentlicht, sobald […] ein Signal dafür gibt.“ in die Höhe.) Ihr wusstet das – und das ist das Fatale. Ihr wusstet alles, nämlich dass eure Politik grundlegend falsch ist – 16.3.2020. (Abg. Pfurtscheller: Zum Thema, bitte, Herr Kollege!) Ich sage es noch einmal: Alle Maßnahmen waren gegen - -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Entschuldigen Sie, Herr Kollege, dürfte ich Sie bitten, ein bisschen zur Sache zu sprechen? Sie sind schon sehr weit weggekommen. (Beifall bei SPÖ und Grünen.) Irgendwann sollte der ORF dann


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vorkommen. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Er hat ja nur das eine Thema, Herr Präsident!)


Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (fortsetzend): Es geht um den ORF! Ich habe gerade zum ORF und zu den faktenwidrigen Maßnahmen des ORF gesprochen, auch wenn es Ihnen, Herr Präsident, nicht passt – das passt dazu, weil ich die faktenwidrigen Sachen des ORF widerlege.

Ihr wusstet alles. Ihr habt die Gefährlichkeit der Covid-19-Infektion politisch hochskaliert – und das bereits am 16. März 2020. Das heißt, alle Maßnahmen, die ihr danach beschlossen habt, waren faktenwidrig (Abg. Pfurtscheller: Zum Thema, Herr Kollege! Sie haben selber ... und reden zu was anderem!), weil nämlich Covid-19-Infektion nur mäßig gefährlich war; und der ORF hat darüber nicht nur nicht berichtet, sondern der ORF hat auch intern dieselbe Politik gemacht.

Kollege Taschner, zu dir vielleicht ein Wort, weil wir so in Fahrt sind: Kollege Taschner, wir als Freiheitliche Partei waren immer gegen Schulschließungen! (Abg. Schroll: Es ist ja unglaublich!) Jetzt zitiere ich aus der Coronaampelkommission, 3.12.2020, wie folgt: Es wurde „nie ein Beschluss für Schulschließungen gefasst“ (Abg. Ernst-Dziedzic: Es geht um den ORF!), sondern die Kommission hat sich stets gegen Schulschließungen (Abg. Martin Graf: Der ORF ...!) und für das Offenhalten der Schulen ausgesprochen. – Das sagt die eigene Ampelkom­mission am 3. Dezember 2020. (Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Na bum! Bitte, sogar das habt ihr verbrochen. Die eigene Kommission hat gesagt: Keine Schulschließungen!, und – Herr Präsident: zur Sache – der ORF hat über diese Schulschließungen immer positiv berichtet, das Ganze unterstützt. (Abg. Ernst-Dziedzic: Das hat ja nichts mit der Sache zu tun!) Ich verstehe schon, Herr Präsident (Zwischenrufe bei der ÖVP), dass Ihnen das Ganze nicht passt, weil hier das ganze Lügenkonstrukt der vollkommen falschen Covid-Politik in sich zusammenfällt. (Abg. Ernst-Dziedzic: Wie kann man so ...?) Arbeitet das endlich auf


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und entschuldigt euch bei der Bevölkerung! Das ist das Mindeste. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schroll: Schlechte Rede! – Abg. Amesbauer: Bravo!)

16.39 16.39.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter, mir passt jede Meinung, aber sie sollte zur Sache passen.

*****

Für den Begriff „Lügenkonstrukt“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf.

*****

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Gerstl. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Das war jetzt ein ziemlich schlechtes Englisch!)


16.40.01

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Herr Bundesminister! Mein Vorredner hat es mit den Regeln offensichtlich nicht so ganz, oder vielleicht versteht er manches nicht. – Herr Kollege Hauser! Sie stehen an fünfter Stelle auf der EU-Liste. (Abg. Lausch: Keinen Neid!) Sie werden Gefahr laufen, dass Sie vielleicht drei Wochen in Straßburg sind und nur eine Woche in Brüssel. Aber ich sage Ihnen, es ist umgekehrt; nicht dass Sie am falschen Ort sind, wenn Sie nach Europa gehen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir finden alle genügend Gründe, irgendetwas am ORF zu kritisieren. Jeder von uns kritisiert einmal irgendetwas, aber stellen wir uns diese Frage: Was wäre, wenn es keinen öffentlich-recht­lichen Rundfunk gäbe? (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

Die Frau Staatssekretärin hat es schon gesagt: In ganz Europa, in allen Ländern der Europäischen Union gibt es einen öffentlichen Rundfunk. Das dient einer Zielsetzung und hat seinen Grund. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist


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wichtig, um gerade die örtlichen Brauchtümer und Traditionen abzudecken. Ich nenne nur die verschiedenen Landesstudios, zum Beispiel das Landesstudio Oberösterreich: Das hat jede Woche einen Frühschoppen. Jeden Tag von 19 bis 21 Uhr sendet es Volkskultur.

ORF III bringt Beiträge zur Zeitgeschichte, erst vor Kurzem einen komplett neuen Beitrag zur Geschichte Österreichs als solche; oder auf Ö1 „Im Gespräch“ mit Renata Schmidtkunz: etwas, was ich nicht missen möchte; oder auf ORF 2 „Kreuz und quer“, „Am Schauplatz“ oder erst das legendäre „Europastudio“ von Paul Lendvai, der erst vor Kurzem sein letztes gehalten hat. Ich sage Ihnen, ein „Europastudio“ des ORF ist mir noch immer lieber als Putin’sche Außenpolitik im FPÖ-TV. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wie verlogen die FPÖ hier eigentlich ist, zeigt sich auch daran, dass vor Kurzem - - (Rufe bei der FPÖ: He! Ordnungsruf!) – Ja, wir haben uns darauf geeinigt, dass wir das nicht sagen, ich nehme das zurück.

Wie doppelbödig die FPÖ eigentlich ist, zeigt sich aber daran, dass Kollegin Steger in der Nationalratssitzung vor einem Jahr, am 1. März 2023, noch einen Antrag an die Bundesregierung gestellt hat, dass ORF Sport plus jedenfalls erhalten bleiben muss und dass sich die Bundesregierung für Sportübertra­gungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsetzen soll. (Abg. Wurm: Was ist da falsch dran? – Abg. Belakowitsch: Na und, was ist da jetzt falsch?) – Es zeigt, wie wichtig es ist. Frau Kollegin, wenn Sie Sport plus haben wollen, dann brauchen Sie einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. (Abg. Belakowitsch: Ja, eh! Aber nicht solche Luxusgagen!) Ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird es diese Spartensender nicht geben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Steger.)

Die Alternative zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind die großen privaten Medienhäuser. Stellen wir uns vor: Von den 100 größten Medienhäusern der Welt gehören 43 den USA. Sie als Putin’sche Partei müssten eigentlich ganz bewusst diese großen Medienhäuser ablehnen, die dann vielleicht Medienpolitik


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in Österreich machen. Nein, das wollen wir auf keinen Fall! Wir wollen auch kein Berlusconi-TV bei uns. Wir wollen auch kein Rupert-Murdoch-TV. Wir wollen einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der alles abdeckt, was Österreich so einzig­artig und so besonders macht.

Meine Damen und Herren! Es gibt vielleicht einen Grund, warum der ORF vonseiten der FPÖ noch immer abgelehnt wird: weil der ORF Programmgrund­sätze hat, nach denen er, von den Bürgerinnen und Bürgern hier im Parlament beschlossen, Aufträge hat, die er zu erfüllen hat, nämlich die Achtung der Menschenwürde, die Rechte anderer, das Verbot von Hass und Gewalt, das Streben nach Qualität, Innovation, Integration, Gleichberechtigung und Verständigung. Vielleicht ist es das, was Sie am ORF stört! Sie wollen wahr­scheinlich vom ORF das O streichen und aus dem O ein K machen, einen Kickl’schen Rundfunk. Wir wollen aber keinen Volkskanzler mit einem Kickl’schen Rundfunk, sondern bei uns sind die Gedanken frei, Herr Klubobmann Kickl! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte.


16.44.43

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Die Medienlandschaft in Österreich hat einen ganz klaren Auftrag: unabhängig zu berichten, ohne Einfluss von außen. Das ist die Prämisse, unter der Journalistinnen und Journalisten, Redakteurinnen und Redakteure arbeiten.

Beim ORF heißt das, dass Parteivorsitzende aller Fraktionen durchaus nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, dass Klubvorsitzende im „Morgenjournal“ allumfassend um Auskunft gebeten werden – ob es genehm ist oder eben manchmal auch nicht. Auch mit Nachdruck wird nachgefragt, zu Recht, und das gleichermaßen bei allen Politikerinnen und Politikern. Das ist gut so, denn das bedeutet Unabhängigkeit.


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Was wir nicht wollen, sind Verhältnisse wie in Ungarn, wo ein Staatsfunk zentral gesteuert wird, wo Messagecontrol direkt in die Berichterstattung einfließt, ja sogar die Berichterstattung bestimmt. Aber das ist das, was die FPÖ möchte: FPÖ-TV überall – handzahm, zurechtgebügelt, keine unangenehmen Fragen für Kickl und Co, keine unangenehmen Fragen, die sich beispielsweise auch heute während der Sitzung aufgetan haben: Ist die FPÖ nun für einen Austritt aus der Europäischen Union oder nicht? Schenken Sie der Bevölkerung endlich reinen Wein ein und sagen Sie es einfach klar, dass Sie für einen Öxit sind! (Beifall bei der SPÖ.)

Das wiederum traut sich die FPÖ ja nicht: klar zu sagen, dass Sie eigentlich aus der Europäischen Union herauswollen, weil Sie wissen, das würde einen Wirtschaftseinbruch und vor allem Arbeitsplatzverluste bedeuten. So ehrlich ist die FPÖ da nicht. (Abg. Michael Hammer: Sie wollen sie ja von innen zerstören!) Da ist man dann in Wahrheit eigentlich ein bisschen ein Angsthase. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich durchaus der eine oder andere freiheitliche Abgeordnete schon an Champagnerpartys in Brüssel gewöhnt hat und das Partys sind, denen Sie sich doch irgendwie gerne hingeben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Martin Graf: Herr Präsident, Ruf zur Sache! – Abg. Wurm: ... Wodka, Frau Kollegin! Wodka! Wodka und Kaviar!)

Transparenz und Ehrlichkeit, das sind keine Werte der FPÖ, und schon gar nicht von Herbert Kickl und seinem politischen Tun. Seien wir ehrlich: Wenn wir hier über Gehälter reden, dann muss man durchaus FPÖ-Klubobmann Kickl darauf hinweisen, dass er ab und zu bei Transparenzlisten vergessen hat, seine Gehälter anzugeben; vergessen, dass irgendwie ein Zehner brutto zusätzlich pro Monat auf seinem Konto eingelangt ist – nicht aufgefallen. Also ich frage mich, welcher Person nicht auffällt, dass zusätzlich ein Gehalt von 10 000 Euro brutto im Monat am Konto landet (Zwischenruf des Abg. Litschauer) – sicherlich nicht dem kleinen Mann. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber Fragen zu den Nebeneinkünften findet Herbert Kickl ganz, ganz unange­nehm, deshalb ist er auch jetzt nicht im Saal: weil er das mitbekommen hat.


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Vorhin bei der Sitzung war er doch sehr aufgeregt und hat sehr viel reingerufen. Die FPÖ weiß: Dieser wirklich sehr angestrengte Herbert Kickl, der so Angst hat, seine Nebeneinkünfte offenzulegen, der wird einfach auch ein bisschen grantig. Deswegen schickt man ihn lieber aus dem Saal, damit er sich dieser Diskussion nicht stellen muss. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Untersuchungsausschuss ist das leider nicht möglich, da müssen Auskunfts­personen im Saal bleiben und Fragen ehrlich beantworten, ob sie wollen oder nicht; und auch der x-te Energydrink, den Herr Kickl mitgehabt hat, hat die Nervosität nicht wegwischen können, bei Fragen zu Treuhandverträgen, zu Nebeneinkünften, zu Kooperationspartnern der FPÖ, wie der „Ideenschmiede“, heute „Signs“, zu anderen Agenturen und vor allem den Personen, die dahinterstehen. Man will ja nicht das Bild des kleinen Mannes zerstören. Das wäre für die FPÖ schon sehr unangenehm, wenn dieses Bild des kleinen Mannes auf einmal ersetzt wird durch das des Big Spenders, des gut betuchten Herbert Kickl. Das würde nicht in die Erzählung der FPÖ passen.

Damit da einmal Transparenz walten kann (Abg. Lausch: Sind Sie noch beim ORF oder schon woanders?), wäre es wichtig, diese Verträge transparent offenzulegen, werte FPÖ! (Beifall bei der SPÖ.)

Anstatt zu schweigen und diese Transparenz bei anderen zu verlangen, wie beim ORF in dieser Debatte – um auch den Bogen zu spannen, da die FPÖ schon wieder recht nervös wird –, wäre es wichtig, dass Sie einmal transparent Ihre Verträge offenlegen! (Abg. Wurm: Wir sind null nervös!) Da reden wir natürlich von Verträgen mit Russland, aber auch jenen von Herbert Kickl, Treuhandver­trägen, die eigentlich verschleiern, was er nebenbei so verdient.

Gut, dass es unabhängige Berichterstattung in Österreich gibt, wie beispiels­weise beim „Falter“ (Heiterkeit bei der FPÖ – Abg. Belakowitsch: Oh mein Gott!), wo dieser Fall Herbert Kickl heute wieder allumfassend dargelegt wurde; allumfassend.


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Was ist in dieser Berichterstattung neben dubiosen Treuhandverträgen des Herbert Kickl auch aufgekommen? – Geldkoffer, die weggetragen wurden, die Unterdrückung weiterer Ermittlungen per Weisung (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz), mögliche dokumentierte Kick-back-Zahlungen, durch Aufträge bezahlt von der öffentlichen Hand für die FPÖ, für Herbert Kickl, den großen Big Spender Herbert Kickl, der den Hals ja gar nicht voll bekommen kann. (Abg. Belakowitsch: Wahrscheinlich!)

All das klingt wirklich nicht nach Politik für den kleinen Mann, sondern vielmehr nach Politik – wie Kollegin Duzdar schon gesagt hat –, die von Gier geprägt ist, die davon geprägt ist, den Hals nicht voll bekommen zu können.

Natürlich gibt es auch Reformbedarf beim ORF, das ist auch uns klar: Der klaffende Genderpaygap beim öffentlichen Rundfunk darf ehrlicherweise nicht sein. Es ist ein klarer Auftrag an die ORF-Geschäftsführung, den auch wirklich mit Blick auf Frauenförderung zu dezimieren, in die Geschichtsbücher zu verbannen. Lohnungleichheiten dürfen nicht sein.

Wir wollen, dass der ORF gut funktioniert und ein öffentliches Vorzeigeunter­nehmen in Bezug auf Genderpay, faire Bezahlung und vor allem faire Arbeitsverträge wird. Das ist ganz klar. Wir wollen den ORF auch reformieren. Er muss transparent agieren, insbesondere gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Er muss unabhängig ohne Druck von außen berichten können. In vielen Chat­nachrichten der FPÖ ist ja auch klar dargelegt worden, wie Sie den ORF umbauen wollen: mit wirklich vollkommenem Durchgriffsrecht von Herbert Kickl direkt in die Stuben, in die Studios hinein.

Was die FPÖ will, ist klar: mehr FPÖ-TV, mehr Einheitsbrei, mehr Druck auf unabhängige Berichterstattung. Ihre Gesinnung haben Sie wirklich klar in Chats dargelegt, offengelegt, klare Beschneidungen von Journalistinnen und Jour­nalisten in ihren Rechten haben Sie in diesen Chats gefordert.


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Für uns ist aber klar: Das Einzige, was offengelegt werden muss, sind die Treuhandverträge von Herbert Kickl, dass da wirklich einmal bei seinen Gehältern, bei seinen Einkommen Licht ins Dunkel gebracht wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Schluss darf ich noch einen Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ORF-Finanzierung sozial gestalten“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien wird auf­gefordert, ehestmöglich dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zur Ausweitung der Befreiungen vom ORF-Beitrag vorzulegen. Abgestellt werden soll dabei nur auf die Einkommenshöhe, um Geringverdiener:innen in Zeiten der Teuerung zu entlasten und zu mehr Gerechtigkeit beizutragen. Wohnkosten sollen auch nach dem 1.1.2026 auf die Einkommensgrenzen angerechnet werden. Darüber hinaus sollen junge Menschen bis zum 24. Lebensjahr vom ORF-Beitrag ausgenommen werden, wenn sie im eigenen Haushalt wohnen.“ (Abg. Belakowitsch: Warum?) „Die dadurch fehlenden Mittel sollen dem ORF aus dem Budget refundiert werden.“

*****

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, es wäre sehr wichtig gewesen, dass sich Klubobmann Kickl die gesamte Diskussion angehört hätte. Er hätte durchaus auch daran erinnert werden können, dass nach wie vor nicht trans­parent offengelegt ist, was er nebenbei so verdient. (Beifall bei der SPÖ.)

16.53

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 353

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Eva-Maria Holzleitner,

Genossinnen und Genossen

betreffend „ORF-Finanzierung sozial gestalten“

eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag der Abg. Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der ORF-Zwangssteuer!“

Der Verfassungsgerichtshof hat mit Erkenntnis vom 30. Juni 2022 das Finanzierungsmodell des ORF über die GIS-Gebühr als verfassungswidrig erkannt und eine Neuordnung aufgetragen. Diese wurde vor dem Sommer 2023 im Nationalrat beschlossen. Sie trat mit 1.1.2024 in Kraft, die Rundfunkgebühr wurde durch den ORF-Beitrag abgelöst. Pro Haushalt sind 15,30 Euro pro Monat fällig.

Laut Erläuterungen zum Gesetz erweitert sich durch die Neukonzeption des ORF-Beitrages der beitragspflichtige Adressatenkreis um rd. 525.000 Privathaushalte, sodass insgesamt rd. 4,1 Mio. Haushalte den ORF-Beitrag grundsätzlich zu entrichten haben werden. Unter Berücksichtigung einer Befreiungsquote von rd. 8% ergeben sich rd. 3,7 Mio. Haushalte. Zudem sind voraussichtlich rund 238.000 Unternehmen beitragspflichtig, wovon rund 100.000 durch die Umstellung auf die Haushalts­abgabe erstmals zahlungspflichtig werden. Gerechnet wird mit 340.000 ORF-Beiträgen seitens der Unternehmen.

Die SPÖ steht für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk und eine gesicherte Finanzierung desselben. Seit Beginn der Diskussion um eine neue ORF-Finanzierung haben wir darauf gepocht, dass diese sozial gerecht gestaltet wird und den ORF zur Sparsamkeit verpflichtet. Die türkis-grüne Regierung hat es jedoch in mehr als einem Jahr nicht geschafft, ein sozial gerechtes Modell vorzulegen. Daher haben wir gegen die Haushaltsabgabe gestimmt, vor allem auch, weil sie alle gleich zur Kasse bittet, egal ob ein Haushalt finanzstark ist oder armutsgefährdet. Ob in einem Haushalt eine Alleinerzieherin mit geringem Einkommen wohnt, eine Studentin oder ob es sich um


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eine Millionärsvilla mit mehreren sehr gut verdienenden Personen handelt, es wird jeweils nur ein ORF-Beitrag fällig. Ein von der SPÖ unterstütztes Finanzierungsmodell müsste fair nach den jeweiligen wirtschaftlichen Möglichkeiten der Haushalte gestaltet sein. Diese Chance wurde mit der aktuellen Konstruktion der Haushalts­abgabe verpasst.

Während also ÖVP und Grüne den Konzernen mit der Körperschaftssteuersenkung ein Milliarden-Steuergeschenk gemacht haben, werden die Menschen mit der Haushaltsabgabe seit 1. Jänner inmitten der Teuerung zusätzlich belastet – und das vor dem Hintergrund einer unzureichenden Gebührenbefreiung. Aktuell ist vorge­sehen, dass für eine Gebührenbefreiung zwei Voraussetzungen erfüllt sein müssen: Erstens muss ein Bezug von beispielsweise Pflegegeld, Arbeitslosengeld, Pension oder Sozialhilfe vorliegen. Zweitens darf das Haushalts-Nettoeinkommen den Richtsatz für die Gewährung einer Ausgleichszulage nur um maximal 12% übersteigen. Abgezo­gen werden können dabei der Hauptmietzins einschließlich der Betriebskosten oder andere anerkannte außergewöhnliche Belastungen und monatlichen Kosten für die 24h-Betreuung. Die Richtsätze pro Monat betragen seit 1.1.2024 EUR 1.364,12 bei einer Person und EUR 2.152,03 bei zwei Personen. Für jede weitere Person sind EUR 210,48 vorgesehen.

Diese Vorgaben bedeuten, dass Personen mit geringem Einkommen, die jedoch keine Anspruchsgrundlage wie Pension oder Pflegegeld vorweisen können, nicht von der Rundfunkgebühr befreit sind. Die Befreiungsmöglichkeiten vom ORF-Beitrag bleiben bis 31.12.2025 unverändert bestehen. Dass die Beitragsbefreiung nur für Bezieher:innen von Arbeitslosengeld, Mindestsicherung, Pension etc. gilt, während Geringverdiener:innen volle Beiträge leisten müssen, kann zu Recht als ungerecht kritisiert werden. Hier muss eine Ausweitung der Befreiungen für mehr Gerechtigkeit sorgen. Positiv zu beurteilen ist lediglich, dass durch die Novelle auch Lehrlinge einen Anspruch auf Befreiung haben.

Eine weitere Verschlechterung des ohnehin ungerechten Zustandes tritt mit 1.1.2026 in Kraft. Ab dann sind die Befreiungstatbestände und das Verfahren über Befreiungsanträge direkt im ORF-Beitrags-Gesetz geregelt. Durch die mit 2024 in


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Kraft tretende Möglichkeit zur Abfrage aus der Transparenzdatenbank sollen Befreiungsverfahren in weitem Maß automatisiert erfolgen. Von dort an können Wohnkosten nicht mehr auf die Einkommensgrenze angerechnet werden. Dadurch werden viele aus dem Kreis der Beitragsbefreiten herausfallen.

Da die Haushaltsabgabe mit 1.1.2024 in Kraft getreten ist, ist aktuell kurzfristig nicht mit einer weiteren Systemumstellung bei gleichzeitiger Sicherstellung der Finanzie­rung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu rechnen. Um trotzdem die soziale Ausgewogenheit zu verbessern, soll die Haushaltsabgabe umgehend so umgestaltet werden, dass zumindest die schlimmsten sozialen Härten abgefedert werden. Dafür braucht es eine Ausweitung der Gebührenbefreiung. Diese soll sich ausschließ­lich an der Einkommenshöhe orientieren und keine weiteren Voraussetzungen verlangen.

Darüber hinaus sollen generell alle jungen Menschen bis zum 24. Lebensjahr vom ORF-Beitrag befreit werden, wenn sie nicht mehr bei den Eltern wohnen. Gerade diese Altersgruppe hat ein niedriges Einkommen. Studierende sind zumeist auch während des Studiums gezwungen einer Erwerbarbeit nachzugehen und ehemalige Lehrlinge gehören, auch wenn sie ausgelernt sind, beim Berufseinstieg zu den unteren Einkommensklassen. Es wäre auch demokratiepolitisch ein wichtiges Signal, dass junge Menschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk kostenlos nutzen können. Es gilt, sie von der Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu überzeugen und so auch eine breite Basis für die zukünftige Nutzung der Angebote des ORF zu schaffen. Die dadurch fehlenden Mittel sollen dem ORF aus dem Budget refundiert werden. Mittelfristig soll die ORF-Finanzierung dann auf ein sozial gerechtes Finanzierungs­system umgestellt werden, das unter Einbindung aller Parteien gemeinsam mit Expert:innen in einem breiten Prozess erarbeitet werden soll. Klare Vorgabe jedoch ist: Gutverdiener:innen sollen mehr und Personen mit geringerem Einkommen wenig bis nichts bezahlen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien wird aufgefordert, ehestmöglich dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zur Ausweitung der Befreiungen vom ORF-Beitrag vorzulegen. Abgestellt werden soll dabei nur auf die Einkommenshöhe, um Geringverdiener:innen in Zeiten der Teuerung zu entlasten und zu mehr Gerechtigkeit beizutragen. Wohnkosten sollen auch nach dem 1.1.2026 auf die Einkommensgrenzen angerechnet werden. Darüber hinaus sollen junge Menschen bis zum 24. Lebensjahr vom ORF-Beitrag ausgenommen werden, wenn sie im eigenen Haushalt wohnen. Die dadurch fehlenden Mittel sollen dem ORF aus dem Budget refundiert werden.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungs­gemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Deimek. Bei ihm steht das Wort. – Herr Abgeordneter, bitte.


16.53.33

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Die FPÖ möchte die Zwangs­steuer abschaffen und alle hier herinnen sind gegen die FPÖ, alle. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit und Oh-Rufe bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

Ich möchte das ganz bewusst wieder ein bisschen runterbringen, denn die Damen und Herren auf der Galerie, die zuhören, glauben ja gar nicht mehr, dass es hier um den ORF geht. (Zwischenruf des Abg. Zorba.)

Da wird über Klubobmann Kickl und diverse Transparenzgeschichten diskutiert – das findet sich alles im gesetzlichen Rahmen. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Es wird über den parteilichen Einfluss diskutiert, aber natürlich mit


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Ausnahme des Herrn Ziegler vom ORF Niederösterreich. Es wird über angebliche Ratenzahlungen und Verstorbene diskutiert, die eine Gebühren­vorschreibung bekommen. (Abg. Meinl-Reisinger: Geh bitte, so ein - -! Also unglaublich! Schämt euch für so eine Aussage!) Die Frau Kollegin von den NEOS ruft dazwischen – sie weiß ganz genau, dass sie nicht besser als alle anderen ist (Abg. Meinl-Reisinger: Ach so?), aber sie spielt sich hier auf.

Wir haben andere Punkte (Abg. Meinl-Reisinger: Schämt euch! – Abg. Maurer: Das ist schon ein bissl peinlich heute!), über die sich die SPÖ aufregt, aber genau davon auch betroffen ist. (Abg. Meinl-Reisinger: Schämt euch für so viel Unwahrheit! Schämt euch!) Die Frau Kollegin von den NEOS meint, wir sollen uns schämen, weil wir endlich einmal für die Leute einstehen, für die, die sich jeden Tag mühen müssen (Ruf bei der SPÖ: Für euch selber und Einiges Russland steht ihr ein!), für die, die arbeiten, um zumindest das Durchschnittseinkommen erarbeiten zu können. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Wer war noch gegen dieses ORF-Gesetz? Schämt euch!)

Die NEOS, die voll im Kapital des Herrn Haselsteiner stehen, schimpfen heraus und meckern. (Abg. Meinl-Reisinger: Wer war noch gegen das ORF-Gesetz? Wer argumentiert gegen die Haushaltsabgabe?) Sie meckern gegen alle, die hier zusehen, und das ignorieren Sie. Da lachen Sie drüber, Sie lachen über die Bürger. (Abg. Meinl-Reisinger: Nein, ich lache über Sie!) Das ist Ihre Politik und darum sind Sie in Salzburg und in Tirol jämmerlich abgewählt worden. Sie sollten darüber nach­denken! (Beifall bei der FPÖ.)

Es gibt in diesem Haus nur eine einzige Partei, die wirklich für die Leute einsteht. (Abg. Erasim: 12-Stunden-Tag! Patientenmilliarde! Danke, FPÖ! Das kann man nicht oft genug sagen, wie ihr für die Leute einsteht!) In diesem Fall, im Fall des ORF, kann man über dessen Programm diskutieren, ob die 117. Wiederholung dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag entspricht, ob irgendwelche Seiten­programme, die keinen Menschen interessieren, angeblich der Kulturauftrag sind (Abg. Meinl-Reisinger: Also die FPÖ will das Programm bestimmen!), wobei es so


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viel gäbe, das wirklich berichtet werden sollte. (Abg. Erasim: Gemeinnütziger Wohnbau in Niederösterreich gestrichen durch die FPÖ!)

In dem Moment, in dem die FPÖ die Bürger vertritt und das laut sagt, ist in diesem Parlament genau nur mehr eine Partei gegen die FPÖ, und das ist diese Gruppenpartei, diese Einheitspartei. (Abg. Erasim: EVN-Vorstand in Niederöster­reich! Danke, FPÖ!) Sie sollten sich schämen, denn offenbar sind Ihre Umfrage­werte der Grund, warum Sie so nervös werden, warum Sie gegen die FPÖ argumentieren und warum Sie sogar gegen die Bürger argumentieren. (Abg. Maurer: Ihr Freundschaftsvertrag ist der Grund für Ihre Nervosität!) Schämen Sie sich! (Beifall bei der FPÖ.)

16.56 16.56.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit beendet.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 3990/A(E) der Abgeordneten Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der ORF-Zwangssteuer!“

Ich bitte die Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Holzleitner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ORF-Finanzierung sozial gestalten“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist ebenfalls die Minderheit, abgelehnt.

16.57.10Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Verhandlungen über den Tagesordnungspunkt 8 wieder aufnehmen.


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Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Margreiter.

Ich darf die Frau Minister wieder begrüßen und den Herrn Minister und die Frau Staatssekretär verabschieden. – Danke schön.

Herr Abgeordneter, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.


16.57.30

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher, die diese Sitzung mitverfolgen! Wir kommen wieder zurück zur 35. StVO-Novelle.

Am 23. März 2022 habe ich bereits einen Entschließungsantrag eingebracht, der auf das Problem abgezielt hat, dass wir uns grundsätzlich der Tatsache stellen müssen, dass die in der Anfangszeit der Straßenverkehrsordnung vom Gesetzgeber angeordnete Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h im Ortsgebiet vielfach einfach zu schnell ist.

Die Unfallzahlen, die Unfallstatistiken sprechen dahin gehend eine sehr deutliche Sprache, dass es im Ortsgebiet gerade für die schwachen Verkehrsteilnehmer, für die Fußgänger, für die Radfahrer, zu gefährlich ist. Das spricht dafür, dass wir in einem sehr schnellen Verfahren Möglichkeiten schaffen müssen. Das wird am besten vor Ort abgewickelt, die Gemeinderäte wickeln das vor Ort ab, weil im eigenen Wirkungsbereich der Gemeinden ja die Gemeinderäte für diese Regelun­gen zuständig sind. Denen kann man, glaube ich, schon so weit vertrauen, dass sie die örtliche Situation kennen und dass – eben weil es nicht Einzelent­scheidungen, sondern demokratisch legitimierte Entscheidungen sind – diese Entscheidungen nicht noch einer großartigen Untermauerung durch Gutachten und Stellungnahmen der Sozialpartner et cetera bedürfen. Man kann da eigentlich durchaus den Gemeinderäten vertrauen.


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Ich begrüße es sehr, dass jetzt mit der 35. StVO-Novelle tatsächlich die Möglich­keiten für die Gemeinden verbessert werden, bestimmte Straßenzüge verkehrs­zuberuhigen, die Geschwindigkeit herunterzusetzen. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass es noch einfacher ist, weil auch jetzt unter Umständen noch gewisse Gutachten im vorausgehenden Ermittlungsverfahren eingeholt werden müssen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist ein Schritt in Richtung Verkehrssicherheit im Ortsgebiet, und deshalb gibt es natürlich Zustimmung.

Ein weiterer Antrag von mir – das war ein Initiativantrag vom vergangenen September, September 2023 – wird mit diesem Paket jetzt auch umgesetzt. Da geht es darum, dass Rettungsfahrzeuge auch dann, wenn sie das Blaulicht nicht eingeschaltet haben, im Halte- und Parkverbot stehen bleiben dürfen. Das geht auf einen Vorschlag Betroffener zurück, die wissen, dass es bei manchen Einsatzfahrten kontraproduktiv ist, wenn das Blaulicht leuchtet, und da hätte es mitunter in der Praxis Probleme mit den Polizeiorganen gegeben. Auch das ist positiv.

Wir werden daher insgesamt dieser 35. StVO-Novelle die Zustimmung erteilen. Ich möchte aber schon anmerken, dass einige Verbesserungen wünschenswert gewesen wären. Ich habe im Ausschuss darauf hingewiesen. Die neuen Zuflussregelungen, mit denen die Grünampelsteuerung jetzt neu geregelt wird, indem das viermalige Blinken wegfällt, halte ich für rechtlich nicht ganz einwandfrei, weil sie einfach nur statuiert, dass das jetzt zulässig ist, ohne aber auszudrücken, wer dafür zuständig ist, diese Ampelregelung zu verfügen, sodass das in einem rechtsstaatlich einwandfreien Verfahren erfolgt. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Beispielsweise werden in Absatz 5 des § 38 die Bestimmungen hinsichtlich des Rotlichtes geregelt; dazu haben wir ja auch schon in dieser Gesetzgebungs­periode eine Änderung vorgenommen. Da steht sehr schön drinnen, dass die zuständige Straßenbehörde befugt ist, einzelne Kreuzungen so zu regeln, dass mit dem Fahrrad rechts abzubiegen bei Rot möglich ist. Ich hätte mir


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gewünscht, dass man das in diesem Punkt jetzt auch so klar regelt. Das ist leider unterblieben. Vielleicht wird es die Praxis notwendig machen.

Insgesamt gesehen ist es aber ein Paket, das die Verkehrssicherheit anheben wird, und daher findet es unsere Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

17.02


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christoph Stark. – Bitte.


17.02.07

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus und zu Hause! Es geht um die 35. Novelle zur Straßenverkehrs­ordnung, ein Rechtsgebiet, das uns ja alle als Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer betrifft.

Ich möchte Ihnen zu diesem Thema und insbesondere zum Thema der Möglich­keit der zukünftigen Radarmessungen aus meiner Profession als Bürgermeister etwas berichten. Ich denke, ich spreche da für ganz, ganz viele Bürgermeis­terinnen und Bürgermeister quer durch Österreich, wenn ich sage, dass kaum eine Woche vergeht, in der nicht Menschen zu mir ins Büro kommen, um darüber zu klagen, wie sich das Verkehrsverhalten einiger Verkehrsteilnehmer, Verkehrsteilnehmerinnen in ihrem Umfeld darstellt. Das sind Menschen, die Kinder haben, die vielleicht ältere Angehörige haben. Es sind Menschen, die sich einfach darüber Sorgen machen, ob die Verkehrssicherheit in ihrem unmittel­baren Lebensumfeld noch gewährleistet bleibt. Diese Sorgen sind ernst und authentisch, und diese Sorgen begleiten die Menschen Tag für Tag.

Was können die Gemeinden bisher machen? – Die Gemeinden können die Ursachen dieser Sorgen durch Messungen, die zu keiner Verfolgung führen, verifizieren und diese Messungen dann der Polizei mit der Bitte weitergeben,


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das entsprechend zu kontrollieren, um auch entsprechende Konsequenzen daran zu knüpfen. Mehr ist für die Gemeinden bislang nicht drinnen, und seit 20 Jahren kämpfen die Gemeinden da um eine andere Möglichkeit.

Nun wird diese Möglichkeit geschaffen. Warum? – Weil rund 63 Prozent aller Verkehrsunfälle auf Gemeindestraßen passieren, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, weil 26 Prozent aller getöteten Menschen – das sind 80 Menschen im Jahr! – ihr Leben auf Gemeindestraßen durch Verkehrsunfälle, durch Regel­verstöße verlieren. 72 Prozent aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteil­nehmer ignorieren den 30er und fast ebenso viele den 50er. Das führt dazu, dass die Polizei, die nicht alles überwachen kann und damit bei Weitem überfor­dert ist, letztes Jahr rund sechs Millionen Verkehrsübertretungen angezeigt hat. Meine Damen und Herren, da besteht Handlungsbedarf.

Diese StVO-Novelle ermöglicht es den Gemeinden, wenn es die Verkehrssicher­heit erfordert – Rufzeichen: wenn es die Verkehrssicherheit erfordert! –, Messungen zu beauftragen, die dann zu konkreten behördlichen Verfolgungen führen. Das halte ich im Sinne der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger für eminent wichtig.

Meine Damen und Herren, wir stehen damit an der Seite unserer Mitmenschen, an der Seite jener, die sich Sorgen machen, die ihre Kinder wohlbehütet auf­wachsen sehen wollen und die sich um die Verkehrssicherheit Sorgen machen.

In diesem Sinne bitte ich euch herzlich um eure Zustimmung. Wir schaffen damit eine gute gesetzliche Grundlage, auch im Sinne der 30-km/h-Verordnung. Ich bedanke mich bei Kollegen Weratschnig und bei Andreas Ottenschläger, die das verhandelt haben. Wir führen jetzt, nach 20 Jahren, endlich eine Regelung herbei, die der Verkehrssicherheit wieder dienen wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.05


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Melanie Erasim. – Bitte.



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17.05.40

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Geschätzte Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher, herzlich willkommen im Hohen Haus! Ich möchte mit etwas Positivem beginnen: Auch wir als sozialdemokratische Parlamentsfraktion sehen das eine oder andere Schrittchen in die richtige Richtung, wenn es zum Beispiel darum geht, dass Gemeinden ohne Wachkörper eigenständig punktuelle Geschwindigkeits­kontrollen durch Verordnung des Landes durchführen können.

Diese Schrittchen reichen für uns allerdings nicht aus, um dieser Gesetzesnovelle zuzustimmen, weil uns Essenzielles fehlt. Kollege Alois Stöger hat es zu Beginn des Tagesordnungspunktes schon ausgeführt. Wir wollen nämlich nicht nur, dass in Verkehrssicherheit investiert wird, sondern dass durch dieses Gesetz auch Rechtssicherheit für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und die Gemeinde­räte entsteht.

Wir sehen die große Gefahr, dass das nicht umgesetzt wird. Deshalb fehlt mir völlig das Verständnis, dass da hinsichtlich der Ausschussfeststellung von Kollegen Stöger kein Aufeinanderzubewegen entstanden ist, denn es geht genau darum, dass es wirklich nur in Ausnahmefällen notwendig sein wird, Sachverständigenstellungnahmen einzuholen. Wenn man etwas beschließen möchte, ist es sehr schlau, das auch genau so ins Gesetz hineinzuschreiben. Das sehen wir als nicht gegeben, und darin sehen wir eine große Gefahr, was die Rechtssicherheit für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und die Gemeinden betrifft.

Ich kann noch einige Beispiele von Schulen nennen, die gerade in diese Debatte verwoben sind: zum Beispiel die Schule Stein in Krems; bei der Wal­dorfschule in Graz Sankt Peter ist der 30er sogar vom Höchstgericht aufgehoben worden, weil Stellungnahmen gefehlt haben – da braucht es Sicherheit; auch die Volksschule Rehberg bei Krems hat lange darum gekämpft, den 30er vor der Schule implementieren zu dürfen, da gab es große Diskussionen. Sorgen Sie –


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das wäre mein Appell an Sie – nicht nur für Verkehrssicherheit, sondern auch für Rechtssicherheit! (Beifall bei der SPÖ.)

Geben wir dieses Instrument in die Hände der Bürgermeisterinnen und Bürger­meister! Da habe ich anscheinend etwas mehr Vertrauen in unsere Vertreterinnen und Vertreter in den Kommunen, die großteils großartigste Arbeit leisten, als Kollege Stark von der ÖVP. Ich habe dieses Vertrauen und ich verstehe nicht, warum Sie es nicht haben. Wir stimmen nicht zu. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.08


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Manfred Hofinger zu Wort. – Bitte.


17.08.50

Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Warum diskutieren wir heute diese Straßenverkehrsordnungsnovelle? – Weil es einfach von der Verkehrssicher­heit her notwendig ist.

Wenn wir uns die Zahlen von 2023 anschauen: Da hatten wir 15 000 Verkehrs­unfälle mit insgesamt 80 Toten auf unseren Gemeindestraßen, 63 Prozent davon in Ortsgebieten. Darum brauchen wir unbedingt eine Novellierung und eine Verbesserung des Schutzes unserer Bürgerinnen und Bürger.

Als Gemeindesprecher freuen mich die zwei Punkte, die schon erwähnt wurden: Erstens betrifft das die Erleichterung, zum Beispiel vor einer Schule, einem Kindergarten eine 30er-Zone aufgrund einer fachlichen Beurteilung zu machen – wenn es notwendig ist, wird eine verkehrssachverständige Person von der BH zugeteilt, die das dann beurteilt.

Der zweite Punkt ist die Radarüberwachung, für die wir auch seitens des Gemeindebundes lange gekämpft haben: dass wir keine Gemeindewachkörper,


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keine Stadtwache mehr dafür brauchen. Das ist in der Vergangenheit unse­ren Bezirkshauptstädten vorbehalten gewesen, und auch das wird erleichtert. Das ist ein großer Schritt in Richtung Verkehrssicherheit für unsere Bürgerinnen und Bürger und vor allem vor den Kindergärten und den Schulen für unsere Schwächsten, die Kinder. Ich glaube, da sind wir auf einem sehr guten Weg unterwegs.

Wir haben in der Vergangenheit viele Dinge, die unsere Familien, unsere Gemeinden betreffen, umgesetzt. Ich möchte schon auch erwähnen, dass beim Schülergelegenheitsverkehr nachverhandelt worden ist, die Tarife erhöht wurden und den Busunternehmen sozusagen die finanzielle, wirtschaftliche Geschichte erleichtert worden ist. Es ist für uns auf dem Land ganz wichtig, dass wir dort einen lückenlosen Bustransfer für unsere Schülerinnen und Schüler anbieten können.

Wir haben auch die Kinderbetreuungsoffensive des Bundes gestartet. Das ist für uns als ÖVP ganz wichtig, darum haben wir die Familie als einen der drei wichtigen Punkte im Österreichplan niedergeschrieben, wonach wir in den nächsten fünf Jahren 4,5 Milliarden Euro in den Ausbau und den Betrieb der Kinderbetreuungseinrichtungen investieren werden.

Ich möchte als Gemeindesprecher aber trotzdem auch auf die finanzielle Situation der Gemeinden hinweisen, die sehr angespannt ist. Ich möchte auch da den Bund in den Vordergrund stellen, weil er uns schon oft geholfen hat und wir hier schon vier Gemeindepakete beschlossen haben. Ich möchte auch den Finanzausgleich noch einmal hervorheben, der unseren Gemeinden mittelfristig und langfristig die finanziellen Möglichkeiten gibt.

Da ja heuer ein Superwahljahr ist, möchte ich auch die Wahlrechtsreform noch einmal ansprechen. Es stellt, glaube ich, für die Gemeindebediensteten eine Erleichterung dar, ohne hier den Eindruck zu erwecken, dass wir zu wenig Bürgerrechte haben.


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In diesem Sinne möchte ich allen, die mitgeholfen haben, diese Straßenverkehrs­ordnungsnovelle umzusetzen, einen herzlichen Dank aussprechen und freue mich, wenn die Verkehrssicherheit in Österreich gesichert und verbessert wird. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Lukas Hammer.)

17.12


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte.


17.12.17

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zuerst auf Kollegen Hofinger eingehen, der jetzt zum Schluss gesagt hat, dass die finanzielle Situation der Gemeinden irrsinnig schwierig sei. (Abg. Hofinger: Ein bisschen lauter!) Ich kann euch versprechen, dass wir da mit euch mitkämpfen, aber ihr müsst bitte eure Regierungsmitglieder, euren Finanzminister, euren Bundeskanzler davon überzeugen, dass die Gemeinden in Zukunft bessere Unterstützung bekommen müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Das hier zu fordern und letztendlich nicht umzusetzen finde ich nicht gar so fair. Ihr braucht es nur umzusetzen, ihr seid in der Regierung, und das ist für mich etwas ganz Entscheidendes. (Zwischenruf des Abg. Linder.)

Jetzt zum Thema: Wir haben das Motto: Das Recht zu leben ist wichtiger als der flüssige Verkehr. Das haben die Gemeinden gefordert. Frau Minister, Sie haben heute in Ihrer Rede zu diesem Tagesordnungspunkt eine Geschichte erzählt: dass es viele kleine Gemeinden gibt, die das brauchen. Wir wollen das vor Schulen haben. Es ist schon gesagt worden, dass Alois Stöger mit uns gemeinsam einen Antrag eingebracht hat, das auch so zu fixieren. Wir wollen haben, dass da drinnen steht: bei Schulen, bei Kindergärten, bei Horten, bei Pflegeeinrich­tun­gen.

Bis jetzt mussten wir ein Gutachten machen, zur BH gehen, und dann ist es genehmigt worden. Jetzt müssen wir ja dann erst wieder bei der BH anfragen.


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Warum macht man das so kompliziert? Es ist doch jeder Gemeinderätin und jedem Gemeinderat in Österreich zuzumuten, gemeinsam mit dem Vorstand und dem Bürgermeister vor einer kleinen Schule so eine Zone zu schaffen, ohne dass man eine BH beauftragen muss. Das ist ja komplizierter, und das würde sehr, sehr viel einfacher gehen. (Abg. Stark: Das braucht man nicht mehr, Herr Kollege!) Dass ihr dem nicht zustimmt, verstehe ich wirklich nicht, und das ist auch der Grund, warum wir sagen, wir sind nicht mit dabei.

Der Städtebund hat auch ein großes Problem – vor allem betrifft das die Stadt Wien und das wird eigentlich schon jahrelang gefordert – hinsichtlich einer automatisierten Zufahrtskontrolle. 25 Städte in ganz Österreich wollen diese haben. Interessant ist, dass es die grünen Kollegen in Wien waren – als sie noch in der Regierung waren –, die das am meisten gefordert haben. Überall wollten sie diese Zufahrtsüberwachungen haben – und ihr im Nationalrat seid einfach dagegen, dass das stattfindet. Ich verstehe das nicht! Wenn das die Gemeinden fordern und wenn es vor allem die Grünen in Wien fordern, dann müsstet ihr das eigentlich umsetzen. Ihr braucht euch nicht zu wundern, dass ihr aus der Stadtregierung in Wien rausgeflogen seid, wenn ihr die Sachen, die wichtig sind und auch ein großes Herzensanliegen sind, letztendlich nicht umsetzt. (Zwischenruf des Abg. Weratschnig.)

Wir können aus diesen Gründen und vor allem wegen der Kompliziertheit – es würde mit den Gemeinden viel einfacher gehen – diesem Gesetz nicht zustim­men. (Beifall bei der SPÖ.)

17.14


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Hammer. – Bitte.


17.15.05

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben, bevor diese Debatte unterbrochen wurde, im


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ersten Teil ja schon einige Argumente für diese StVO-Novelle gehört. Ich darf als Bürgermeister, der sich sehr viel mit dem Thema Verkehrssicherheit beschäftigt, auch meiner Freude Ausdruck verleihen, dass wir heute diese Novellierung zusammenkriegen.

Es ist einfach notwendig, und wir wissen auch, dass das Schutzbedürfnis der Menschen groß ist, dass die Sensibilität, was die Geschwindigkeit des Verkehrs in sensiblen Bereichen – Kinderbetreuung, Schulen, Sozialeinrichtungen, natürlich teilweise auch in Siedlungsräumen – betrifft, gegeben ist. Es ist einfach der Wunsch da – und wir sind tagtäglich damit konfrontiert –, dass man ent­sprechende Maßnahmen setzen kann.

Mit dieser Novelle schaffen wir zum einen die Möglichkeit, dass in sensiblen Bereichen 30-km/h-Beschränkungen einfach durch die zuständige Behörde, in dem Fall die Gemeinde, verordnet werden können. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, lieber Kollege Stöger, es ist halt nicht ganz redlich, wenn man es immer wiederholt: Es steht im Gesetzestext nicht drinnen, dass wir ein Gutachten eines Verkehrssachverständigen brauchen, wenn die Gemeinde das in diesen Zonen macht. Das ist relativ unbürokratisch möglich.

In anderen Bereichen ist es gut und richtig und auch möglich, dass man natürlich einen Sachverständigen beizieht und das dann genau so bewerkstelligt, wie es bis jetzt gewesen ist. In den Bereichen, die wir neu regeln, ist es aber nicht not­wendig, verpflichtend ein Gutachten einzuholen.

Das Zweite ist natürlich das Thema der Geschwindigkeitsüberwachung. Wir wissen das und wir setzen uns ja auch in sensiblen und gefährlichen Bereichen für Geschwindigkeitsbeschränkungen ein. Man weiß einfach – Kollege Stark und andere Kollegen haben das schon ausgeführt –, dass wir auch mobile Messungen ohne Sanktionen durchführen. Diese helfen schon zu einem Gutteil, aber natürlich braucht es in gewissen Bereichen auch entsprechende Sanktionsmöglich­keiten und die Möglichkeit der Radarüberwachung. Ich sage dazu: Da geht es in den Gemeinden in keinster Weise um das Lukrieren von irgendwelchen


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Einnahmen, sondern darum, verordnete Geschwindigkeiten auch nachhaltig kontrollieren zu können, damit sie eingehalten werden. Ich glaube, das ist ein richtiger und wichtiger Zugang

Ich möchte zu diesem Paket ganz allgemein noch Folgendes sagen: Es ist gerade vor einigen Tagen eine Studie des ÖAMTC veröffentlicht worden, wie die Bevölkerung generell zu Geschwindigkeitsbeschränkungen steht. Ich möchte das einfach unterstreichen, denn da ist relativ klar: Auf Autobahnen und Landes­straßen ist die Bevölkerung auf jeden Fall der Meinung, dass die Geschwindig­keiten, die wir derzeit dort geregelt haben – 130, 100 –, entsprechend gefahren werden können. Dazu bekennen wir uns auch, und das ist wichtig. In Orts­gebieten aber und in sensiblen Bereichen sagt die Bevölkerung ganz eindeutig, dass man sich dort Geschwindigkeitsbeschränkungen und Maßnahmen zur Verkehrssicherheit wünscht. Mit diesem Paket setzen wir da einen wichtigen Schritt. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP.)

17.18


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Agnes Totter. – Bitte.


17.18.21

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Vor meiner Rede möchte ich ganz herzlich den Seniorenbund aus Feldbach aus der Südoststeiermark hier im Hohen Haus ganz herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Für meinen Kollegen Hans Singer heiße ich den Seniorenbund Pfarrkirchen bei Bad Hall herzlich will­kommen. (Allgemeiner Beifall.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Wir debat­tieren an dieser Stelle eine Novelle zur Straßenverkehrsordnung, und diese sieht unter anderem erweiterte Möglichkeiten zur Geschwindigkeitsreduktion und Verbesserung bei der Kontrolle der Höchstgeschwindigkeiten vor.


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Meine geschätzten Damen und Herren, es gibt Personengruppen, die im Straßenverkehr prinzipiell vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind. Das ist richtig so, denn dazu zählen besonders unsere Kinder. Kindergartenkinder und Schulkinder brauchen unseren besonderen Schutz. In meiner Tätigkeit als Pädagogin habe ich rund um unsere Bildungseinrichtungen immer wieder brenzlige Situationen erlebt und beobachtet.

Laut Statistik verunglückten 2021 sechs Kinder tödlich, im Jahre 2022 waren es schon 13 Kinder. Sieben Kinder im Alter bis 14 Jahre kamen 2023 im Straßen­verkehr ums Leben, davon vier als Pkw-Insassen, zwei als Fußgänger und ein Kind als Lenker eines Spiel- und Trendsportgerätes. Zwei Kinder verloren 2023 sogar am Schulweg ihr Leben.

Jede Verletzung, jeder tödliche Unfall im Straßenverkehr ist einer zu viel, daher ist jede Maßnahme, die zur Unfallvermeidung beiträgt, zu unterstützen. Konkret können durch die nun vorliegende Gesetzesnovelle auch die Gemeinden ohne eigenem Gemeindewachkörper nach Verordnung durch das Land Geschwindig­keits­messungen an neuralgischen Stellen wie Kindergärten und Schulen vor­nehmen. Den Gemeinden wird es damit erleichtert, Geschwindigkeitsbegren­zungen unter anderem vor Kindergärten und Schulen zu erlassen.

Was wir in weiterer Folge auf jeden Fall noch schaffen müssen, ist, die Zumutbarkeitsgrenze von 2 Kilometern für den Schulweg zu verringern; auch das trägt zu einem besseren Schutz unserer Kinder am Schulweg bei. – Herzlichen Dank. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

17.21


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Abgeordneter Lukas Hammer zu Wort. – Bitte.



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17.21.09

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Beim Thema Entschleunigung im Verkehrsbereich geht es um Klimaschutz, es geht um weniger Abgase, es geht um weniger Lärm, und es geht natürlich auch um Verkehrssicherheit. Deswegen ist es, glaube ich, ein sehr guter und wichtiger Schritt, dass wir es den Gemeinden heute ermöglichen, erleichtern, dort, wo sie es für richtig halten, Tempo 30 zu verordnen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf der Abg. Erasim.) – Ich komme gleich noch dazu, Frau Kollegin. – Die Gemeinden wissen, wo diese Bereiche sind, wo Menschen gefährdet sind, wo Menschen mehr Schutz brauchen – mehr Schutz direkt vor Autos oder vor Lärm.

Ich glaube, da ist jetzt schon auch ein bisschen Verunsicherung dabei. Kollege Stöger, der als ehemaliger zuständiger Verkehrsminister (Zwischenruf des Abg. Leichtfried) diese Novelle nicht angestrengt hat, genauso wenig wie Kollege Leichtfried, der auch einmal Verkehrsminister war, dem das als Minister anscheinend nicht so wichtig war – aber das sei dahingestellt –: Es braucht kein Gutachten! Das steht erstens nirgendwo drinnen, und zweitens, wenn Sie das lesen, wenn Sie den Gesetzesvorschlag lesen, dann sehen Sie (Abg. Stöger: Frag’ die Judith Schwentner in Graz! Judith Schwentner fragen, wie es ihr gegangen ist ...!): Es ist ganz einfach so, dass man eine sachliche Begründung braucht, so wie bei jeder anderen Maßnahme auch. Wenn Sie einen Schutzweg errichten wollen, wenn Sie ein Verkehrszeichen errichten wollen, brauchen Sie eine sachliche Begründung. Das, was jetzt wegfällt, ist ein Gutachten: Eine Gemeinde braucht kein teures Gutachten mehr, um Tempo 30 zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger zu verordnen, und das ist gut. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeord­neten Ottenschläger und Pfurtscheller.)

Ehrlicherweise: Ja, Kollege Stöger, du hast einen Antrag eingebracht (Abg. Leichtfried: Es war auch ein sehr guter Antrag!), bei dem es deiner Meinung nach auch um Tempo 30 ging, und ich möchte ganz kurz erklären, warum ich


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glaube, dass unsere Novelle zur Erleichterung von Tempo 30 besser, einfacher und vor allem auch deutlicher ist als das, was du eingebracht hast:

Zum einen gehen wir weiter als du. Du hast in deinem Antrag von sensiblen Bereichen geschrieben, in denen der Verkehrssicherheit jedenfalls Vorrang ein­zuräumen ist, und zwar bei Bildungseinrichtungen. – Das ist gut, das steht auch in unserem Antrag drinnen: Horte, Kindergärten und Schulen; und das ist eine taxative Aufzählung, da kann die Gemeinde nicht sagen: Na ja, wir nehmen noch etwas dazu! Das, was du nicht drinnen hast, was aus meiner Sicht essenziell ist: Senioreneinrichtungen – da geht es um Lärm; das hast du in deinem Antrag nicht drinnen, wir haben es drinnen – und sämtliche Freizeiteinrichtungen. Ich möchte, dass es einer Gemeinde ermöglicht wird, zum Beispiel auch in der Nähe von Kinderspielplätzen Tempo 30 zu verordnen. Das steht in deinem Antrag nicht drinnen. Wir gehen da wesentlich weiter als du in deinem Antrag, deswegen halte ich unseren Antrag für besser.

Die zweite Sache ist: Du sagst, es sei nicht rechtssicher und es sei nicht deutlich. Ich habe mir deinen Antrag gut durchgelesen, das ist im Prinzip nur ein Satz: Da steht von Tempo 30 nichts drinnen und es steht auch das Wort Geschwin­digkeitsbeschränkungen nicht drinnen. Du schreibst: „ist der Sicherheit von Personen in sensiblen Bereichen“ – bla, bla, bla – „jedenfalls Vorrang vor anderen Verkehrsinteressen einzuräumen“. – Da steht nicht drinnen, dass als Maßnahme damit Geschwindigkeitsbeschränkungen gemeint sind.

Wir haben in unserem Antrag die Höchstgeschwindigkeit drinnen: dass man die Höchstgeschwindigkeit verringern kann, wenn die Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit insbesondere von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen geeignet ist. Das ist wesentlich deutlicher als dein Antrag, und so, wie du ihn verfasst hast, hätte es eine wesentlich ausführlichere Begründung gebraucht, warum eine Geschwindigkeitsbeschränkung eine geeignete Maßnahme ist.

Ich bitte daher um breite Zustimmung. Bitte überlegt es euch noch einmal – auch in Richtung FPÖ! Fünf eurer Bürgermeister sind bei der Initiative des VCÖ


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dabei; dort, wo ihr in der Nähe von Bürgerinnen und Bürgern Verantwortung habt, ist dieser Populismus doch nicht ganz so verbreitet. Vielleicht überlegt ihr es euch, ihr würdet auch euren eigenen Bürgermeistern einen Gefallen tun. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Wir werden das prüfen!)

17.25 17.25.33


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2518 der Beilagen.

Wer sich für diesen Gesetzentwurf ausspricht, den ersuche ich um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung des vorliegenden Gesetzentwurfes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

17.26.159. Punkt

Antrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird (3988/A)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zum 9. Punkt unserer heutigen Tagesordnung.

Hinsichtlich dieses Antrages wurde dem Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie eine Frist zur Berichterstattung bis 16. April gesetzt.

Ein Wunsch auf mündliche Berichterstattung liegt mir nicht vor.


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Daher, Herr Abgeordneter Gerald Loacker, haben Sie das Wort. – Bitte.


17.26.54

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Geschätzte Damen und Herren! Der Handwerkerbonus kommt jetzt noch einmal auf die Tagesordnung, und wir trauen uns auch in Vorwahlzeiten, gegen populistische Geschenke aufzutreten, weil sie zwar nett sind, aber nicht sinnvoll.

Schon in der Vergangenheit ist der Handwerkerbonus kritisiert worden: Das IHS hat zum Beispiel gesagt, dass er wenig Verhaltensänderung mit sich bringt und viele Mitnahmeeffekte zu befürchten sind, dass also Leute das Geld einkassieren, die es gar nicht gebraucht hätten und die Maßnahme sowieso gesetzt hätten. Auch der Budgetdienst des Parlaments hat gesagt, das wird wenig konjunkturelle Wirkung zeigen. Eine Wirtschaftssprecherin einer Regie­rungspartei, Ruperta Lichtenecker, hat 2014 gesagt, der Handwerkerbonus sei wenig sinnvoll, stattdessen wäre ein Senkung der Lohnnebenkosten gescheiter.

Da bin ich ganz bei der damaligen grünen Wirtschaftssprecherin Ruperta Lichtenecker, die leider in der grünen Partei heute nichts mehr zu plaudern hat. Man macht nämlich immer mehr die Handwerksbetriebe zu Förderstellen; sie müssen über den Handwerkerbonus, den Reparaturbonus und über 1 000 Sachen Bescheid wissen, je nachdem in welcher Branche sie tätig sind. – Das ist nicht sinnvoll, denn die wollen eigentlich arbeiten. Es wäre besser, es sind die Abgaben niedriger und die Leute können sich eine Arbeitsstunde leisten, als dass ich wegen hoher Abgaben teure Arbeitsstunden habe und dann hinterher 17 verschiedene Förderungen beantragen kann.

Klar, damit verpflichtet man die Bürger zu Dank, denn Sie, geschätzte Damen und Herren, müssen dankbar sein, dass Sie ein paar Euro als Förderung rücküberwiesen bekommen; da steht dann im Bescheid vielleicht noch drinnen, welchem Minister oder welcher Ministerin Sie das zu verdanken haben. Besser


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wäre es, Abgaben zu senken, dann kann man sich eine Arbeitsstunde eines Handwerkers leisten, als 17 Förderungen daran zu binden.

Eigentlich – wir haben ja konkrete Beispiele, was man machen könnte – ist auf jeder Arbeitsstunde beispielsweise heute ein Wirtschaftskammerbeitrag drauf. Ich weiß nicht, warum mit dem Lohn des Arbeiters die Wirtschaftskammer finanziert wird – könnte man ersatzlos streichen. Bei jedem Lohn und Gehalt ist 1 Prozent Wohnbauförderungsbeitrag dabei; die Länder geben 37 Prozent davon für Wohnbauförderung aus und 63 Prozent verblasen sie so. Die Arbeits­losenversicherung ist in Österreich doppelt so teuer wie in Deutschland. Wir leisten uns einen Haufen netter Dinge – nice to have –, aber das alles muss jemand zahlen – und das zahlen Sie. Wenn jemand zu Ihnen kommt, um die Markise zu reparieren, wenn jemand zu Ihnen kommt, um die Fotovoltaik zu installieren oder was immer, dann zahlen Sie diese Nice-to-have-Geschichten.

Wenn wir eine Abgabenquote von 40 Prozent wollen, dann müssen wir dort hingreifen, wo wir jetzt den Leuten Geld für Dinge, die es nicht wert sind, abknöpfen. (Beifall bei den NEOS.)

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nachhaltige Entlastung statt kurzfristiger Wahlgeschenke: Lohnnebenkosten JETZT senken!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, wird aufgefordert, statt Wahlgeschenke zu verteilen, schnellstmöglich eine Regierungsvorlage vorzulegen, die eine substantielle Senkung der zu hohen Lohnnebenkosten vorsieht.“


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*****

Weil: Für sinnvolle Sachen zahlen wir gerne, aber nur, um Kammerstrukturen und lustige AMS-Projekte aufrechtzuerhalten, zahlen wir nicht gerne. (Beifall bei den NEOS.)

17.30

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Nachhaltige Entlastung statt kurzfristiger Wahlgeschenke: Lohnnebenkosten JETZT senken!

eingebracht im Zuge der Debatte in der 259. Sitzung des Nationalrats über den Antrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird – TOP 9

Wahlkampfgeschenk Handwerkerbonus

Der Handwerkerbonus wurde bereits in der Vergangenheit eingeführt und letztlich von Wirtschaftsexpert:innen sowie quer über alle Parteien kritisiert. Das Institut für Höhere Studien (IHS) stellte 2016 fest, dass diese Maßnahme nicht zu einer Verhal­tensänderung geführt und hohe Mitnahmeeffekte verursacht hat (1). Der Budget­dienst des Parlaments bestätigt auch diesmal, dass die konjunkturelle Wirkung dieser Maßnahme aufgrund der hohen zu erwartenden Mitnahmeeffekte gering ist (2). NEOS sehen die erneute Auflage des Handwerkerbonus als ein Wahlzuckerl an die eigene Wählerschaft und einen ineffizienten Einsatz von Steuergeldern. NEOS fordern stattdessen gezielte Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten, um Bau- und Reparaturdienstleistungen leistbarer zu machen - genau wie es auch die Grünen im Nationalrat 2016 gefordert haben (3). Der ÖVP-Finanzminister Schelling räumte 2017 ebenfalls ein, dass er selbst kein Freund des Handwerkerbonus sei und äußerte


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gleichzeitig Verständnis für die damalige Kritik der Abgeordneten (4). Diese Maßnahme zeigt, dass die Nanny-Bundesregierung nichts aus dem Krisenversagen der letzten Jahre gelernt hat und den Gutscheinmodus gerade vor dem Wahlkampf weiter hochfährt. Es bringt nichts, wenn Großverdiener sich nach dem Strom nun auch den/die Handwerker:in gegenseitig über den Finanzminister bezahlen. Statt mit der Gießkanne wieder die Inflation anzutreiben, muss die Bundesregierung die Teuerung durch eine nachhaltige Entlastung der Menschen bekämpfen!

Arbeitsleistung muss sich endlich wieder lohnen!

Österreich belastet den Faktor Arbeit im internationalen Vergleich stark. Das wird besonders bei den Lohnnebenkosten deutlich. Bei den Lohnnebenkosten handelt es sich um lohnbezogene Abgaben, die Arbeiternehmer und Arbeitgeber an Finanzminister, Sozialversicherung, FLAF und Wirtschaftskammer abführen. NEOS fordert eine deutliche Steuerentlastung durch die Initiative "Mission 40%" ein, die eine Entlastung von 2.130 Euro pro Kopf ermöglichen könnte. Dazu gehören eine Senkung der Lohnnebenkosten, ein Vollzeitbonus sowie die Ausweitung der Steuerbegünstigung für Überstunden. Die Senkung der Lohnnebenkosten ist nicht nur entscheidend, um unseren Wirtschaftsstandort zu stärken und die Wettbewerbs­fähigkeit unserer Unternehmen zu sichern, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im Kampf gegen die aktuelle Teuerungswelle. Die Österreichische Nationalbank (OeNB) und andere Wirtschaftsforschungsinstitute schätzen, dass eine Lohnsteigerung von 10 Prozent die Inflation um rund 3 Prozent erhöht. Eine Senkung der Lohnneben­kosten in Österreich, wie von NEOS vorgeschlagen, könnte daher die Inflation um etwa 1,7 Prozentpunkte reduzieren. Angesichts von Österreichs kumulierten Überinflation (im EU-Vergleich) von rund 4,3 Prozentpunkten alleine zwischen 2022 und 2023 ist dies ein wesentlicher Schritt, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu erhalten und die Lebenshaltungskosten in den Griff zu bekommen. Eine substanzielle Reduzierung der Lohnnebenkosten, also auf das Niveau des Durchschnitts in der OECD, würde den Verhandlungsspielraum der Sozialpartner bei den Kollektivvertrags­verhandlungen erheblich erhöhen und damit Entlastungspotential in Höhe eines


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zusätzlichen 15. Monatsgehalt schaffen (5). Die Nettolöhne würden steigen, ohne dass den Arbeitgeber:innen damit höhere Kosten entstünden.

Quellen

1. https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/3838/1/IHS_HWB_erweiterter_Endbericht_final_21032016v2.pdf

2. https://www.parlament.gv.at/dokument/budgetdienst/analysen-zu-gesetzen/BD-Konjunkturpaket-fuer-den-Wohnbau.pdf

3. https://www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/jahr_2016/pk0499

4. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20170222_OTS0171/schelling-handwerkerbonus-wird-auslaufen

5. https://www.neos.eu/programm/blog/sagt-sonst-keiner-ein-15-gehalt-moeglich-machen#wie-wollen-wir-neos-die-lohnnebenkosten-senken

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, wird aufgefordert, statt Wahlgeschenke zu verteilen, schnellstmöglich eine Regierungsvorlage vorzulegen, die eine substantielle Senkung der zu hohen Lohnnebenkosten vorsieht.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.


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Ich begrüße auch Frau Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler im Hohen Haus und erteile Herrn Abgeordneten Peter Haubner das Wort. – Bitte.


17.30.45

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren zu Hause vor den Fernsehbildschirmen und hier im Hohen Haus! Ja, Kollege Loacker, die alte Platte: Immer wieder, wenn von der Bundesregierung ein Impuls kommt, kritisieren ihn die NEOS, das ist nichts Neues. Es ist jetzt aber so, dass wir eine darniederliegende Baukonjunktur haben, und daher ist es gut, wenn Impulse zur richtigen Zeit kommen, und der Handwerkerbonus ist so ein Impuls, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte schon so titeln: Er ist wieder da, der Handwerkerbonus! Es ist eine Maßnahme, die zwei Gewinner hat, nämlich einerseits die Konsumenten und andererseits die gewerblichen Handwerksbetriebe. Unsere gewerblichen Hand­werksbetriebe sind ja die, die mit hoher Qualität und mit qualifizierten Mitarbeitern dafür sorgen, dass eben solche Sanierungsmaßnahmen, die in vielen Haushalten in Österreich notwendig sind, auch entsprechend umgesetzt werden können. Dazu kommen natürlich noch positive Begleiteffekte wie die Sicherung der Arbeitsplätze und natürlich auch Impulse für die Regionen.

Vielleicht für die Zuseherinnen und Zuseher, die fragen, was dieser Handwerker­bonus eigentlich ist, kurz zur Erklärung: Wenn man zum Beispiel die Hausfassade sanieren will und dafür Maurerleistungen in der Höhe von 10 000 Euro in Anspruch nimmt, dann bekommt man 2 000 Euro zurück, und das kann man über diesen Handwerkerbonus einreichen. Das Ganze funktioniert auch bei einer Badsanierung, wenn mehrere Gewerke beteiligt sind, zum Beispiel ein Maler mit 1 500 Euro, ein Fliesenleger mit ungefähr 2 000 Euro und ein Installateur mit 1 200 Euro. Das ergibt dann eine Summe von ungefähr 5 000 Euro und Sie


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erhalten etwa 1 000 Euro zurück, meine Damen und Herren. Also kurz zusammen­gefasst: Gefördert werden Arbeitsleistungen von Handwerkern im eigenen Hause und im eigenen Haushalt und auch Arbeitsleistungen im Zusammenhang mit Hausbau und mit Wohnraumbeschaffung.

Ab wann gibt es diesen Handwerkerbonus und ab wann kann man ihn einreichen? Es gibt dafür drei wichtige Termine: Der erste ist der 15. Juli, denn ab dann können Sie für Leistungen ab dem 1. März 2024 Rechnungen einreichen, und das Ganze geht bis 31. Dezember 2025. Es gibt also zwei Leistungszeiträume: einmal das Jahr 2024 – da gibt es einen Bonus von 2 000 Euro –, und dann das Jahr 2025 – da gibt es einen Bonus von 1 500 Euro.

Insgesamt geben wir für diesen Handwerkerbonus 300 Millionen Euro aus. Er kann pro Wohneinheit einmal pro Jahr digital – und das ist - - (Abg. Schellhorn: Neu!) – eingereicht werden. Das heißt: Rechnungen sammeln und einmal im Jahr einreichen, und dann erhalten Sie diesen Handwerkerbonus.

Weil die Abwicklung rasch, standardisiert und ohne bürokratische Hürden geschehen soll, aber vor allem deshalb, damit die Konsumenten rasch, sicher und unkompliziert zu ihrem Geld kommen, ist das auch digital.

Weil viele Kritik daran üben, dass dieser Handwerkerbonus für die ältere Gene­ration schwer zugänglich ist: Genau deshalb haben wir einen einfachen Zugang geschaffen, dieser Handwerkerbonus kann nämlich auch von Dritten eingereicht werden; das ist wichtig, gerade für Personen, die eben keinen digitalen Zugang haben. Daher helfen die Seniorenorganisationen (Abg. Loacker: Ingrid Korosec füllt dir deinen Antrag aus! Ja, genau!), die Handwerksbetriebe, die Gemeinden – auch nicht zu vergessen –, und es gibt Familienangehörige, die unterstützen können. Das wird auch noch durch ein Callcenter ergänzt, das bei der Einführung des Handwerkerbonus unterstützen soll. Wir lassen also niemanden im Stich, wir diskriminieren niemanden, sondern wir sorgen dafür, dass dieser Handwerker­­bonus für alle zugänglich ist und dass alle diesen Handwerkerbonus erhalten können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Es ist auch in der Handhabung relativ einfach. Sie brauchen Ihren Namen, Sie brauchen eine Adresse, Sie brauchen Ihren Iban und Sie brauchen dann die Rechnung. Das können Sie hochladen und dann den Handwerkerbonus digital beantragen.

Kurz zusammengefasst: Der Handwerkerbonus feiert sein Comeback mit größe­rem Volumen, mit mehr Möglichkeiten und mit rascherer und sicherer Abwicklung. Es ist eine Initiative der Bundesregierung für die Konsumenten und für unsere Handwerker. Ich lade Sie alle ein, diese Maßnahmen mit zu unterstützen.

Ich bringe auch noch einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Haubner und Götze ein, den ich ja in meiner Rede praktisch schon in den Eckpunkten erläutert habe.

Es geht um das Förderausmaß und natürlich auch um die einzelnen Punkte, die ich erwähnt habe: die Datenverarbeitung und die Datenübermittlung zur Abwick­lung und zur Kontrolle der Förderung und um die Vollziehung.

*****

Ich ersuche noch einmal um breite Zustimmung für diese Maßnahme. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Götze.)

17.36

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze,

Kolleginnen und Kollegen

zum Initiativantrag 3988/A vom 21.3.2024 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird (TOP 9)


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Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Initiativantrag wird wie folgt geändert:

1. Z 1 lautet:

„1. In § 1 Abs. 1 lauten Z 1 und 2:

              „1.         die Stärkung der Wirtschaftsleistung der Bauwirtschaft

              2.          die Förderung der Beschäftigung in der Bauwirtschaft““

2. In Z 4 lautet § 2 Abs. 6 und Abs.7:

„(6) Für die geförderte Arbeitsleistung dürfen keine weiteren Zuschüsse, Steuerbegünstigungen oder sonstige Förderungen in Anspruch genommen werden.

(7) Die Maßnahmen müssen nach dem 1. März 2024 begonnen und vor dem 31. Dezember 2025 abgeschlossen werden.“

3. Z 8 lautet:

„8. § 4 samt Überschrift lautet:

„Förderungsausmaß

§ 4. Die Höhe der Förderung ist in den Richtlinien gemäß § 8 mit einem Fördersatz von 20% der förderbaren Kosten festzulegen, wenn die förderbaren Kosten je Schlussrechnung mindestens 250 Euro (ohne Umsatzsteuer) betragen. Die Höchst­grenze der förderbaren Kosten pro Förderungswerber, Wohneinheit und Kalenderjahr beträgt für im Jahr 2024 durchgeführte Maßnahmen 10 000 Euro (ohne Umsatz­steuer), für im Jahr 2025 durchgeführte Maßnahmen 7 500 Euro (ohne Umsatz­steuer). Pro Kalenderjahr und Förderwerber kann maximal ein Förderantrag gestellt werden.““

4. In Z 10 lautet § 6 Abs. 1:


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„(1) Mit der Abwicklung der Förderungen nach diesem Bundesgesetz wird die Buchhaltungsagentur des Bundes als Abwicklungsstelle festgelegt.“

5. Nach der Z 10 wird folgende Z 10a eingefügt:

 „10a. In § 6 Abs. 2 wird folgender 1. Satz eingefügt:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird ermächtigt, einen Vertrag über die inhaltliche Ausgestaltung der Abwicklung mit der Abwicklungsstelle abzu­schließen.““

6. Nach Z 13 wird folgende Z 13a eingefügt:

„13a. § 6 Abs. 3 lautet:

„(3) Die Geschäfte sind mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes zu führen. Für die Abwicklung der Förderung ist gesondert Buch zu führen.““

7. In Z 14 lautet § 6 Abs. 4 bis 6:

„(4) Dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft ist jederzeit Einsicht insbesondere in die Förderungsansuchen und in die deren Abwicklung betreffenden Unterlagen zu gewähren.

(5) Dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft sind von der Abwicklungsstelle Auskünfte über Förderungsansuchen und deren Abwicklung zu erteilen und auf Verlangen entsprechende Berichte zu übermitteln.

(6) Die Abwicklungsstelle unterliegt hinsichtlich ihrer Tätigkeit nach diesem Gesetz der Kontrolle durch den Rechnungshof.“

8. In Z 16 lautet § 7 Abs. 1:

„(1) Förderungsansuchen sind unter Anschluss der erforderlichen Unterlagen bei der Abwicklungsstelle (§ 6) einzubringen.“

9. In Z 18 lautet § 7 Abs. 3 bis 5:


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„(3) Nach stattgebender Entscheidung hat die Abwicklungsstelle einen Förderungs­vertrag mit dem Förderungswerber abzuschließen.

(4) Bei Ablehnung ist der Förderungswerber von der Abwicklungsstelle unter Angabe der für die Entscheidung maßgeblichen Gründe zu verständigen.

(5) Im Förderungsvertrag gemäß Abs. 3 sind Bedingungen, Auflagen und Vorbehalte aufzunehmen, die insbesondere der Einhaltung der Ziele dieses Bundesgesetzes dienen.“

10. Nach der Z 18 wird folgende Z 18a eingefügt:

„18a. Nach § 7 Abs. 5 wird folgender Abs. 6 angefügt:

„(6) Die in den Verfahren nach diesem Bundesgesetz erforderlichen Schriften und Amtshandlungen sind von den Stempelgebühren und den Bundesverwaltungs­abgaben befreit.““

11. In Z 21 lautet § 8a samt Überschrift:

„Datenverarbeitung und -übermittlung zur Abwicklung und Kontrolle der Förderung

§ 8a. (1) Der Abwicklungsstelle sind zum Zwecke der Abwicklung und Kontrolle von Förderungen nach diesem Bundesgesetz von den Meldebehörden die erforderlichen Meldeauskünfte unentgeltlich zu erteilen.

(2) Der Bundesminister für Inneres hat der Abwicklungsstelle zur Wahrnehmung der ihr gemäß diesem Bundesgesetz übertragenen Aufgaben einen Zugriff auf die aufrechten Anmeldungen gemäß § 16a Abs. 4 des Meldegesetzes 1991, BGBl. Nr. 9/1992, unentgeltlich zu ermöglichen.

(3) Der Abwicklungsstelle gemäß § 6 sind im Zusammenhang mit der Abwicklung und Prüfung der gegenständlichen Förderung die Daten gemäß Abschnitt A bis G der Anlage des Gebäude- und Wohnungsregistergesetzes, BGBl. I Nr. 9/2004, unentgelt­lich zur Verfügung zu stellen.


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(4) Im Zusammenhang mit der Abwicklung und Prüfung der gegenständlichen Förderung ist die Abwicklungsstelle gemäß § 6 berechtigt, die Anzahl der Dienst­nehmer je Unternehmen, welches eine Schlussrechnung über förderfähige Maßnahmen nach diesem Bundesgesetz ausstellt, beim Dachverband der öster­reichischen Sozialversicherungsträger unentgeltlich abzufragen.

(5) Die Bundesanstalt Statistik Österreich hat der Abwicklungsstelle gemäß § 6 zur Wahrnehmung der dieser gemäß diesem Bundesgesetz übertragenen Aufgaben einen Online-Zugriff gemäß § 25 Abs. 6 des Bundesstatistikgesetzes 2000, BGBl. I Nr. 163/1999, auf das Unternehmensregister gemäß § 25 des Bundesstatistikgesetzes 2000, BGBl. I Nr. 163/1999, unentgeltlich einzuräumen.

(6) Die Wirtschaftskammer Österreich hat der Abwicklungsstelle gemäß § 6 in regelmäßigen Intervallen die Daten von Unternehmen, die förderfähige Leistungen nach diesem Bundesgesetz erbringen können, unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

(7) Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft und die Abwicklungsstelle sind für die Abwicklung der Förderungen gemeinsame Verantwortliche im Sinne des Art. 26 der Verordnung (EU) 2016/679 zum Schutz natürlicher Personen bei der Ver­arbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutz-Grundverordnung – DSGVO), ABl. Nr. L 119 vom 4.5.2016 S. 1. Sie sind berechtigt, personenbezogene Daten zu verarbeiten, welche für die Gewährung, Abwicklung und Kontrolle der Förderungen notwendig sind. Hierunter fallen die

1. personenbezogenen Daten der Antragsteller (insbesondere Name, Anschrift, Geburtsdatum, elektronische Zustelladresse);

2. personenbezogenen Daten der Dienstleister (insbesondere Name bzw. Firma, Anschrift bzw. Sitz, elektronische Zustelladresse).


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(8) Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft und die Abwicklungsstelle haben alle Förderdaten zehn Jahre nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem die För­derung beantragt wurde, aufzubewahren und anschließend zu löschen.

(9) Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird ermächtigt, die nähere Ausgestaltung der Überprüfung des Vorliegens der Fördervoraussetzungen sowie weitere zur Kontrolle erforderliche datenschutzrechtliche Bestimmungen (ins­besondere allfällige Anpassungen oder Ergänzungen von Daten) durch Aufnahme in die Förderungsrichtlinie gemäß § 8 festzulegen.“

12. Z 22 lautet:

„22. § 11 samt Überschrift lautet:

„Vollziehung

§ 11. (1) Mit der Vollziehung dieses Bundesgesetzes ist der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betraut, hinsichtlich § 8 Abs. 1 der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen und hinsichtlich § 8a Abs. 2 der Bundesminister für Inneres.

(2) Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft hat über die Vollziehung dieses Bundesgesetzes sowie über die dem Bund daraus erwachsenden Belastungen dem Nationalrat bis spätestens 31. Dezember 2024 zu berichten.““

Begründung

Zu Z1:

Es wird eine fehlerhafte Novellierungsanordnung des Initiativantrags bereinigt.

Zu Z 2:

Das Wort „Maßnahmen“ wird in Abs. 6 zur Klarstellung durch das Wort „geförderte Arbeitsleistung“ ersetzt. Geförderte Darlehen beispielsweise für die Schaffung von neuem Wohnraum wird aufgrund der Geringfügigkeit des Handwerkerbonus nicht als


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förderschädlich angesehen. In Abs. 7 wird ein fehlendes Leerzeichen im Initiativantrag eingefügt.

Zu Z 3: 

Schlussrechnungen müssen mindestens 250 Euro an förderbaren Kosten ausweisen. Bei einem Fördersatz von 20 % ergibt dies eine Mindestförderung von 50 Euro. Das Förderungsausmaß wird degressiv gestaltet. Die maximale Förderhöhe beträgt für das Kalenderjahr 2024 max. 2.000 Euro pro Förderwerber und Wohneinheit, für das Kalenderjahr 2025 max. 1.500 Euro pro Förderwerber und Wohneinheit.

Zu Z 4:

Als Abwicklungsstelle soll die Buchhaltungsagentur des Bundes im Gesetz festgelegt werden, womit die ursprüngliche Verordnungsermächtigung des Bundesministers für Finanzen obsolet wird.

Zu Z 5:

Der ursprünglich letzte Satz von § 6 Abs. 1 wird durch diese Anordnung zu § 6 Abs. 2 1. Satz.

Zu Z 6:

 Bei der Abwicklung des Handwerkerbonus ist es nicht erforderlich, einen eigenen Rechnungskreis zu führen, jedoch ist seitens der Abwicklungsstelle dafür Sorge zu tragen, dass gesondert Buch geführt wird.

Zu Z 7:

Die ursprünglich vorgesehene Verpflichtung des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft, zur Prüfung der Tätigkeit nach diesem Bundesgesetz einen Wirt­schaftsprüfer zu bestellen, soll ersatzlos entfallen. Aus diesem Grund entfällt der bisherige Abs. 6 und Abs. 7 wird zu Abs. 6.


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Zu Z 8:

Es handelt sich um eine redaktionelle Klarstellung.

Zu Z 9:

Ein Verweis wird richtiggestellt und eine redaktionelle Änderung in Abs. 3 (ein Punkt fehlte am Satzende im Initiativantrag) erfolgt.

Zu Z 10:

Dieser Absatz regelt, dass im Zuge der Abwicklung des Handwerkerbonus bei der Buchhaltungsagentur des Bundes keine Stempelgebühren oder Bundesverwal­tungsabgaben für den Antragsteller anfallen.

Zu Z 11:

Die gesetzlich vorgesehenen Datenschutzbestimmungen sollen geändert werden.

In den Abs. 1, 2, 4 und 5 soll klargestellt werden, dass Abfragen oder die Zurver­fügung­stellung von Daten unentgeltlich zu erfolgen haben.

Abs. 3 bleibt gegenüber dem Initiativantrag 3988/A unverändert.

Der neue Abs. 6 regelt die Verpflichtung der Wirtschaftskammer Österreich, Daten von Unternehmen (z.B. Name, Adresse, GLN), welche prinzipiell förderfähige Leistungen beim Handwerkerbonus erbringen können, der Abwicklungsstelle zur Verfügung zu stellen. Die bisherigen Abs. 6 bis 8 werden durch die Einfügung des neuen Abs. 6 zu Abs. 7 bis 9.

Im Abs. 7 Z 1 soll die Verarbeitung des Geburtsdatums des Antragstellers ermöglicht werden.

Zu Z 12:

Da die Abwicklungsstelle nunmehr im Gesetz selbst vorgesehen ist und damit die Verordnungsermächtigung des Bundesministers für Finanzen entfällt, ist die Vollziehungsbestimmung entsprechend anzupassen.


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*****


Präsidentin Doris Bures: Der Hinweis auf die Abänderungen in dem Antrag war schon noch wesentlich, weil man doch darauf Bezug nehmen muss, auch wenn er bereits an die Abgeordneten verteilt wurde. Der Antrag steht mit in Verhandlung und steht dann auch zur Abstimmung.

Herr Abgeordneter Schellhorn, Sie stehen schon am Rednerpult und gelangen jetzt zu Wort. – Bitte.


17.36.41

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Frau Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretär! Ich war so frech und wollte ein bissl Zeit sparen.

Kollege Haubner hat gesagt, dass sie niemanden im Stich lassen. Das ist sehr lustig oder eigentlich sehr traurig, denn das werden viele, denen Cofag-Hilfen versprochen wurden, auch gedacht haben, als der damalige Bundeskanzler Kurz gesagt hat, dass sie niemanden im Stich lassen, als alle Betriebe geschlossen worden sind.

Die „alte Platte“, die er auch erwähnt hat, ist schon 37 Jahre alt; dass immer vor Wahlen eine Steuerentlastung kommt und das, was die ÖVP verspricht, ist nämlich eine noch ältere Platte.

Der Kern ist ja jener – das wird uns allen schon einmal passiert sein –: Bei der Reparatur einer Waschmaschine, eines Tisches, eines Sessels sagt der Handwerker dann: Also die Arbeitsleistung kostet so viel, da kaufen Sie sich lieber etwas Neues! – Das gilt auch, wenn ein Rohr verstopft ist, wenn ein Installateur kommt. Wenn ein Auto repariert werden muss, muss ein Installateur zum Beispiel zwei Tage arbeiten, um sich die eine Reparaturstunde bei der Autowerkstatt leisten zu können. Das ist auch ein Thema.

Was ist das Thema? – Das Thema sind die hohen Kosten des Faktors Arbeit. Wir müssen also schauen, dass die Kosten des Faktors Arbeit gesenkt werden, dass


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die Steuerquote auf 40 Prozent runterkommt. Dann brauchen wir auch nicht mit einem Handwerkerbonus daherzukommen, weil wir nämlich nicht zuerst schon dem Handwerker, dem Steuerzahler zu viel aus der Tasche nehmen, um es ihm dann mit dem Handwerkerbonus wieder zurückzugeben. (Beifall der Abgeordneten Künsberg Sarre und Loacker.) Wären wir bei einer Steuerquote von 40 Prozent und nicht bei einer von (Abg. Egger: Der Loacker klatscht!) – „der Loacker klatscht“, natürlich – 43,3 Prozent oder so, dann könnten wir jedem Steuerzahler, jedem arbeitenden Menschen in diesem Land 2 130 Euro netto mehr bieten. Dann hätten sie 2 130 Euro netto mehr in der Tasche.

Will ich dann, wie Herr Kollege Haubner noch gesagt hat, die kränkelnde Bau­branche unterstützen, dann habe ich einen anderen Vorschlag – ich wundere mich auch, dass die Grünen da mitgehen –: Ich würde ja keine Straßen bauen, ich würde Schulen bauen, auch im Sinne der Bildungspolitik (Abg. Götze: Das machen wir! Dafür gibt es Förderungen!), auch im Sinne einer staatspolitischen Verant­wortung für die nächste Generation. So könnte man die Baubranche wieder revitalisieren und nicht so, wie es sich damals auch der Wirtschaftskam­merpräsident und Beppo Muchitsch mit dem Häuslbauerbonus gedacht haben.

Es wäre doch interessant, würden wir wirklich einmal eine Bauoffensive in den Schulen durchführen und nicht auf den Straßen. (Abg. Götze: Die Gemeinden bekommen dafür Geld!) Es würde mich auch wahnsinnig freuen, wenn das einmal passieren würde.

Der Kostenfaktor Arbeit ist nämlich jener, der zum Beispiel auch den Schnitzelpreis dominiert. Der Wareneinsatz liegt bei einem Wiener Schnitzel vom Kalb im Butterschmalz bei circa 6 Euro, die Arbeitskosten liegen aber bei 18 Euro.

Dann brauchen wir nicht darüber zu diskutieren, warum der Schnitzelpreis so hoch ist. Genauso brauchen wir uns dann nicht darüber zu unterhalten, warum es so teuer ist, etwas reparieren zu lassen, im Verhältnis dazu, wenn


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man es neu kauft. Wir wurden auf unserem Kontinent zu einer Wegwerf­gesellschaft erzogen. Wir wurden auch in Österreich zu einer Wegwerf­gesellschaft erzogen. Warum? – Weil die Länder das Geld brauchen.

Es sind nämlich, noch einmal, die vier Fs: Es ist dieser falsch verstandene Förde­ralismus, nämlich die Doppel-, Drei- und Vierfachgleisigkeiten bei den Förderungen. Es ist der falsch verstandene Föderalismus, der nicht zu einem Wettbewerb unter den Ländern führt. Es ist ein Feudalismus durch die Landeshauptleute entstanden, die dann gerne das Geld austeilen, das wir in den Bund hineinzahlen. Das hält unseren Kostenfaktor Arbeit so hoch. Es wären 12 Milliarden Euro drinnen, um 10 Prozent netto mehr im Börsel eines jeden arbeitenden Menschen in diesem Land zu lassen. 12 Milliarden Euro wären notwendig, und diese 12 Milliarden Euro sind bei den vier Fs – das vierte habe ich noch vergessen: der Fladeralismus – drinnen. 12 Milliarden Euro, das hat das Wifo ausgerechnet. Deshalb sollten wir den Handwerkerbonus nicht mit der Gießkanne zurückverteilen, sondern zuerst einmal die steuerliche Belastung auf den Kostenfaktor Arbeit drastisch senken. (Beifall bei den NEOS.)

17.41


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Christoph Matznetter zu Wort. – Bitte.


17.41.31

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben noch Besucher, und ich freue mich ganz besonders – Kollegin Erasim hat mich darauf aufmerksam gemacht –, dass wir die Lehrlingsgruppe der Firma Eurest hier haben. Herzlich willkommen bei unserer Diskussion! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Es ist ja nicht unspannend, diese Geschichte. Ich habe jetzt Kollegen Schellhorn zugehört, und das werden wir bei der Wirtschaftskammerwahl nützen, wenn die


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NEOS kandidieren: Die sind gegen jede Maßnahme, die die Wirtschaftsbetriebe selber haben wollen – auch eine interessante Position.

Aber zurück zum Handwerkerbonus: Der ist ja nicht neu. Als es noch besser geführte Bundesregierungen gab, zum Beispiel 2014 und 2015, gab es den ja schon einmal. Wir werden ihm daher zustimmen, wir haben ihn ja x-fach gefordert – ihr habt ihn im Wirtschaftsausschuss immer abgelehnt; alles gut –, aber die Geschichte mit dem Onlineantrag sollten wir doch ganz kurz behandeln.

Wie kann man so einen Zynismus wie Klubobmann Wöginger an den Tag legen – und ihr habt es dann in anderen Stellungnahmen wiederholt –, so quasi: Es ist ja kein Problem, wenn einer digital nicht zugreifen kann, soll er das Enkerl oder den Nachbarn fragen, ob sie ihm dabei helfen!? Bitte überlegen Sie sich das einmal, meine Damen und Herren: Sie sind in einer Wohnung, bestellen einen Handwerker, und dann müssen Sie beim Nachbarn läuten, mit dem Sie vielleicht gestritten haben, und sagen: Es tut mir leid, ich bin nicht in der Lage dazu, das zu machen – können Sie für mich einen Amtsweg erledigen? (Abg. Kopf: Der Handwerker kann das machen!)

Wie kann man so einen Zynismus entwickeln? Wieso ändert ihr das nicht? Stimmt unserem Entschließungsantrag zu, der eingebracht wird! Ändert das, und macht es allen Menschen möglich, den Antrag zu stellen! Das wäre ein irrsin­niger Gewinn.

Eine Frage habe ich noch, weil jetzt ganz kurzfristig der Abänderungsantrag gekommen ist: Habe ich das richtig wahrgenommen, dass in der Ziffer 3 der Handwerkerbonus für 2025 gekürzt wird, dass es jetzt plötzlich maximal nur noch 1 500 Euro Förderung sind, während es vorher 2 000 Euro waren? Warum verschlechtert ihr so eine Maßnahme, noch bevor wir sie beschlossen haben? Auch diese Frage hätte ich gerne von den Damen und Herren aus der Volks­partei beantwortet.


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Und die Geschichte mit der Hilfe von Enkerln und Nachbarn würde ich rasch korrigieren – am besten indem man unserem Antrag zustimmt, dass das in den Richtlinien des Ministeriums ganz rasch ausgebessert wird. – Vielen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

17.43


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Axel Kassegger. – Bitte.


17.44.02

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, der Handwerkerbonus: eine weitere Förderung, eine weitere Subvention, die, es wie es Kollege Matznetter gesagt hat, ja schon einmal gegeben hat, nämlich 2014 und 2016, allerdings in wesentlich geringerem Umfang. Damals waren es meines Wissens 20 Millionen Euro, jetzt reden wir von - - (Abg. Matznetter: 600 Euro waren die ...!) – Ja, 600 Euro und in Summe 20 Millionen Euro. Jetzt reden wir von 300 Millionen Euro und einer Unterstützung bis zu 2 000 Euro.

Wir werden dem Ganzen zustimmen, weil es möglicherweise einen unterstüt­zenden Effekt hat, weil es möglicherweise heimische Unternehmen unterstützt, auch unsere Bürger unterstützt, weil es möglicherweise auch – ich sage bewusst möglicherweise, aber ein bisschen Risiko muss man eingehen – zu weniger Schwarzarbeit führt und weil die sogenannten Mitnahmeeffekte vielleicht doch nicht so groß sind.

Dem Grunde nach ist das aber etwas, wo ich sagen muss: Ist das alles, ÖVP, was Sie im Bereich Wirtschaftspolitik zu bieten haben – eine weitere Subvention unter dem Titel? – Sie tun ja so, als ob dieser Handwerkerbonus jetzt das Gesetz des Jahrhunderts wäre. Es ist offensichtlich alles, und das ist traurig. Das ist traurig, dass von dem groß angekündigten Österreichplan, in dem viele Dinge zumindest drinnen gestanden sind, die nicht nur wirtschaftspolitisch diskus­sionswürdig sind, nicht viel übrig geblieben ist. Die eine oder andere Maßnahme,


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die das grundsätzliche Problem an der Wurzel fasst, wäre durchaus auch ver­nünftig gewesen. Da hätte unsererseits auch Diskussionsbereitschaft bestanden. Allerdings hat der Herr Bundeskanzler gesagt, er setzt das dann um, wenn er Bundeskanzler ist. Also, diese Logik versteht nur Karl Nehammer selbst. Offen­sichtlich wird da jetzt gar nichts umgesetzt – außer dem Handwerkerbonus.

Die wesentlichen Dinge, um die es eigentlich bei einer vernünftigen Wirtschafts­politik gehen müsste, nehmen Sie ja nicht in Angriff, womit Sie für die schlechte Entwicklung in unserem Land ursächlich verantwortlich sind. Da habe ich zum Ersten die Energiepolitik, bei der Sie völlig außer Acht lassen, dass es ein wesentlicher Standortfaktor ist, dass günstige Energie unseren Unternehmen verlässlich zur Verfügung gestellt wird. Die Amerikaner verstehen das, die Chinesen verstehen das, alle verstehen das – nur die Europäer nicht.

Der Herr Bundeskanzler ist ja heute beim Europäischen Rat der Regierungschefs in Brüssel, und da wird über einen neuen europäischen Deal für Wettbewerbs­fähigkeit diskutiert. Da wird dann gesagt: Der Rat wird die Kommission auffordern – das liest sich ja fast schon wie Satire –, eine wirksame Industrie­politik umzusetzen, unsere Industrie auf wettbewerbsfähige Weise zu dekarbonisieren, strategische Lieferketten zu diversifizieren. Gleichzeitig beschließen Sie ein Lieferkettengesetz, das die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Wettbewerb der europäischen Wirtschaft unterm Strich, wenn man die Dinge zu Ende denkt, massiv beeinträchtigt.

Und es kommt ja noch besser: Der Rat soll die Kommission auffordern, den Verwaltungsaufwand für Unternehmen und nationale Behörden deutlich zu verringern. Da besteht ein Totalversagen. Unsere Unternehmen leiden mittlerweile unter einem Bürokratiewahnsinn; ESG, Environmental, Social and Governance – alles aus Anlass des Green Deals, den sich Ihre Parteifreundin Ursula von der Leyen als Lösung für die europäische Wirtschaft eingebildet hat. Das ist ein Irrweg. Das sehen wir ja jetzt jeden Tag mehr und mehr, dass dieser Weg der überschießenden Klimapolitik, der überschießenden Jagd nach dem CO2, die im Übrigen nur die Europäer alleine machen – ein Kontinent, der


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8 Prozent der globalen Emissionen verursacht –, ein Irrweg ist und unsere europäische Wettbewerbsfähigkeit im globalen Vergleich drastisch verringert.

Zum Thema, das Kollege Schellhorn schon angesprochen hat: Selbstverständlich, wir haben eine Abgabenquote von 43 Prozent oder sogar noch mehr, über 43 Prozent, das macht den Faktor Arbeit viel zu teuer. Und Sie sind nicht in der Lage, bei der Abgabenquote auch nur in Richtung OECD-Durchschnitt zu gehen – der wäre 37 Prozent. Sie sind nicht einmal in der Lage, in Richtung 40 Prozent zu gehen. (Abg. Krainer: Sie waren auch nicht in der Lage! Sie waren zwei Jahre in der Regierung, da ist sie gestiegen!) Sie sind auch nicht in der Lage, die Bereitschaft unserer Menschen, zu arbeiten, durch Anreize zu erhöhen. Da geschieht überhaupt nichts in Richtung Attraktivierung der Vollzeitarbeit, da geschieht überhaupt nichts in Richtung Attraktivierung der Überstundenleistung, da geschieht überhaupt nichts in Richtung Attraktivierung des längeren Ver­bleibens im Arbeitsprozess, das heißt, es für Menschen, Know-how-Träger, die freiwillig länger arbeiten wollen, attraktiver zu machen.

Das Einzige, was Sie zusammenbringen, ist ein Mäuschen namens Handwerker­bonus in Höhe von 300 Millionen Euro, die wir uns im Übrigen eh wieder selbst zahlen. Das ist wirtschafts- und standortpolitisch ein Offenbarungseid und für eine ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP eine richtige Enttäuschung. (Beifall bei der FPÖ.)

17.49


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Elisabeth Götze zu Wort. – Bitte.


17.49.29

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte mit dem beginnen, was von meinen Vorrednern – ich glaube, es war noch keine Frau dabei – gesagt wurde, und zunächst auf Kollegen Schellhorn eingehen, der, glaube ich, jetzt gerade nicht im Saal ist.


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Ich habe den Eindruck, er war zu lange nicht im Nationalrat und hat ein bisschen zu wenig mitverfolgt, was wir hier getan haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Er spricht davon, dass wir nicht die Straßen fördern sollen, sondern bitte die Schulen. – Genau das machen wir. Es gibt kommunale Investitionspakete, schon zwei an der Zahl, die die Sanierung und den Ausbau von Schulen fördern.

Zurück zum Thema – jetzt geht es um den Handwerker-, Handwerkerin­nen­bonus –: Ich denke, das ist wirklich eine gute Sache, wobei man es im großen Kontext sehen muss, und der Kontext ist: Es geht um gutes, leistbares Wohnen. Das sollen sich die Menschen leisten und finanzieren können. Dazu gehört auch, die Wohnung instand zu halten, zu sanieren, zu reparieren, und, ja, vielleicht eine Heizung zu tauschen, zu isolieren. Um das zu fördern, zu unterstützen, gibt es den Handwerkerbonus.

Insofern gibt es, denke ich, sehr großes mediales Interesse, auch wenn das Interesse hier im Saal sehr zweigeteilt ist; in den Medien großes Interesse, bei der Bevölkerung großes Interesse. Ich wurde auch schon danach gefragt: Was bedeutet Handwerkerinnen-, Handwerkerbonus? – Wenn ich etwas im Haushalt, in meiner Wohnung, in meinem Umfeld reparieren lasse, dann bekomme ich die Arbeitsleistung gefördert, unterstützt; 20 Prozent Zuschuss nach dem erfolgreichen Vorbild von 2014. Wir machen das also weiterhin genau so wie damals, aber das Volumen ist wesentlich größer, weil der Bedarf sehr groß ist. Wir gehen davon aus, dass es gebraucht wird.

Um den Anreiz zu setzen, dass die Menschen heuer noch besonders viel umsetzen, gibt es heuer bis zu 2 000 Euro und im nächsten Jahr noch bis zu 1 500 Euro pro Person pro Haushalt. Ich glaube, das ist nicht nichts. Viele werden darüber nachdenken, jetzt noch schnell etwas umzusetzen, was sie eigentlich erst viel später machen wollten. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)


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Ich möchte noch auf das Thema Onlineeinreichung eingehen, weil ich denke, für sehr viele Menschen ist das der einfachste, der beste, der unbürokratischste Weg; man kann das selbst durchführen. Ja, es mag einzelne Menschen geben, die sich damit nicht leichttun, deswegen haben wir ermöglicht, dass das auch jeder andere, jede andere für mich machen kann. Das heißt, ich kann es an Verwandte, an Freunde, Bekannte delegieren, wenn ich die nicht habe, auch an meine Gemeinde oder an den Handwerksbetrieb, der das sicher gerne übernimmt. Insofern ist für all das vorgesorgt. Es ist die schnellste und effek­tivste Möglichkeit, ans Geld zu kommen.

Zurück zum Kontext Wohnbaupaket – ich würde es eher Wohnpaket nennen –: Es geht um Sanierung, es geht um Energieeffizienz, und der Handwerkerbonus ist ein Teil davon. Wir haben heute schon über die Leerstandsabgabe gesprochen; das ist ein weiterer Teil davon. Damit kurbeln wir auch – das ist ein drittes Ziel dieses Pakets – die Bauwirtschaft, die Betriebe an. Ich glaube, auch das ist ein ganz wesentlicher Nebeneffekt oder Effekt. Ich denke, das ist in unser aller Interesse. Ich bitte um Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.53


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kurt Egger. – Bitte.


17.53.30

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Ich darf im Namen meines Kollegen Christoph Stark 50 Jägerinnen und Jäger des Bezirksjagdverbandes Weiz und den Bezirksjägermeister Josef Kleinhappl sehr, sehr herzlich begrüßen – herzlich willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Die Kollegen Loacker und Schellhorn waren nach ihrer Rede so erschöpft, dass sie den Saal verlassen haben. Ich möchte den NEOS aber trotzdem etwas mit auf den Weg geben: Vielleicht sollte man sich den einen oder anderen Gedanken


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darüber machen, ob man mit der Positionierung, die man in den letzten Jahren hatte, immer so richtiggelegen ist, sich vielleicht das eine oder andere Wahl­ergebnis anschauen (Abg. Wurm: Innsbruck!) und trotzdem am Ende des Tages überlegen, ob man nicht eine sinnvolle Maßnahme, die die Unterneh­merinnen und Unternehmer in diesem Land unterstützt, auch mitträgt.

Nachdem es jetzt schon Aufregung bei den Freiheitlichen gibt, noch einmal Herrn Kollegen Kassegger in Erinnerung gerufen: Wir haben in den letzten Jahren auch einiges getan. (Abg. Wurm: Z. B.?) Neben der Bewältigung der Krisensituationen (Abg. Kassegger: Die ihr selbst verursacht habt!) haben wir die kalte Progression abgeschafft, die Körperschaftsteuer gesenkt, die Steuerstufen gesenkt und weitere Maßnahmen gesetzt, um den Unternehmern in diesem Land zur Seite zu stehen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Krainer: Was ist das Ergebnis? Höchste Inflation, niedrigstes Wirtschaftswachstum und explodierende ...! Und dafür wollen Sie jetzt Lob?!) – Zur SPÖ komme ich noch.

Ich bin froh, dass Karl Nehammer einen Österreichplan hat (Abg. Stöger: Was hat der, einen Plan? Nehammer hat einen Plan?!) und nicht so wie Volkskanzler Kickl einen Russlandplan. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wurm – erheitert –: Der war jetzt gut! – Abg. Kassegger: Den setzt er dann um, wenn er einmal Kanzler ist!)

Jetzt bin ich – nachdem es die Aufregung bei der SPÖ gibt und Kollege Matznetter über diese Antidiskriminierung und Diskriminierung gesprochen hat – bei der Beantragung. Kollege Zarits hat heute schon das Beispiel der Burgenland Energie angesprochen, das ja in Wahrheit nicht zu überbieten ist. Da gibt es - - (Abg. Stöger: Da gibt’s was!) – Da gibt’s was, das ist richtig! Da gibt es nämlich, wenn man seinen Liefervertrag ändert, die Möglichkeit, einen günstigeren Tarif zu bekommen. Das gibt es. (Abg. Stöger: Ja!)

Die Chuzpe dabei ist – weil ihr euch ja immer so darüber aufregt –: Das kann man nicht analog beantragen, sondern das muss man digital beantragen. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Digitalisierung hängt mit ... nicht zusammen!) Weil man


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den Menschen natürlich helfen mag, gibt man auch gleich eine Bedienungs­anleitung dazu, und siehe da: Wer kommt da jetzt ins Rennen? – Der Pensionistenverband Burgenland, die SPÖ-Parteivorfeldorganisation, denn da gibt es zum günstigen Vertrag gleich eine Parteimitgliedschaft dazu. Das ist Ihr Modell! (Abg. Wurm: Na, beim Seniorenbund aber auch! – Zwischenrufe der Abgeordneten Matznetter und Belakowitsch.) Ja, jetzt haben wir verstanden, was ihr wollt – also: selbst entlarvt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Matznetter: Das ist die Begründung ...?! – Abg. Kollross: Kommt da noch was oder war das schon alles?)

Diese Diskussion gibt mir die Gelegenheit, mich als Unternehmervertreter sehr, sehr herzlich bei den Handwerksbetrieben in diesem Land zu bedanken. 287 478 Handwerksbetriebe beschäftigen fast 47 000 Lehrlinge. 831 000 Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschaften insgesamt 106 Milliarden Euro Umsatz, investieren 4 Milliarden Euro jährlich und tragen 23,2 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Sie sind regional verwurzelt und örtlich verbunden. Deswegen lohnt sich dort der Kampf um jeden Arbeitsplatz.

Ich bitte um breite Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.58


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Michaela Schmidt. – Bitte.


17.58.08

Abgeordnete MMag. Michaela Schmidt (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der vorgelegte Gesetzentwurf – das haben wir schon gehört – sieht die Förderung von Handwerksleistungen vor. Bis zu 2 000 Euro können für Sanierung und Modernisierung von Wohnraum gefördert werden.

Wir unterstützen natürlich die Wiedereinführung des Handwerkerbonus: Einerseits wird der Anreiz zur Schwarzarbeit vermindert und andererseits ist er


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ein kleiner Impuls zur Stärkung der Baukonjunktur. Baukosten und Sanierungs­arbeiten werden in Zeiten einer Rekordteuerung für die Österreicher und Österreicherinnen ein bisschen erschwinglicher.

Gleichzeitig – das ist klar – ist der Handwerkerbonus nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, denn die Bundesregierung hat zugelassen, dass sich derzeit viele Mieter:innen und auch viele Häuselbauer:innen ihre Wohnkosten nicht mehr leisten können. Denen hilft der Handwerkerbonus natürlich in keinster Weise; die brauchen jeden Euro im Monat für ihre Kreditrate oder für die Bezah­lung ihrer Miete. Deswegen bräuchte es eigentlich – wir haben das heute schon sehr deutlich gesagt – sofort einen ordentlichen Mietpreisdeckel bis zum Jahr 2026 für alle Mieterinnen und Mieter. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch für die Häuselbauer:innen, die ihre variablen Kredite abbezahlen müssen, braucht es einen Zinspreisdeckel mit 3 Prozent pro Jahr, damit sie  den Kredit, den sie aufgenommen haben, irgendwie wieder zurückzahlen können. Weil sich die Bundesregierung aber weiterhin weigert, in die Preise einzugreifen, hat sie eine handwerklich schlechte Politik gemacht. Der Handwerkerbonus rettet diese Politik auch nicht.

Sie hat, anstatt den Mieter:innen und den Häuselbauern zu helfen, dafür gesorgt, dass die Banken Übergewinne geschrieben haben. Die Banken haben in den letzten zwei Jahren auf Kosten der Sparer:innen und auf Kosten der Häuselbauer und ihrer Kredite Übergewinne geschrieben.

Wir wollen diese Übergewinne der Banken dafür hernehmen, um diese Eingriffe, den Mietpreisdeckel und auch den Zinspreisdeckel, gegenzufinanzieren. Der Vorteil ist dann nämlich, dass die Steuerzahler nichts dafür zahlen. Für die kostet es nichts. Es ist auch nicht anders möglich: Wir haben heute die neuen Budgetzahlen gesehen. Es gibt keinen Spielraum mehr, wir erreichen jetzt schon die Defizitgrenzen für 2024 und 2025. (Abg. Wurm: Ja, haben wir dir eh gesagt!)


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Apropos handwerklich schlechte Politik: Auch bei der grundsätzlich unter­stützenswerten Initiative des Handwerkerbonus ist die Umsetzung wieder eher mangelhaft. Das Gesetz ist noch gar nicht eingebracht – und der Abände­rungsantrag ist schon wieder da. Wir wissen nicht, wie oft noch ein Abänderungs­­antrag kommen wird, und natürlich ist es – auch wenn Sie das wieder mit irgendeinem Beispiel kleinreden wollen (Abg. Egger: Das ist Ihr Beispiel!) – absolut inakzeptabel, einen Bonus so auszugestalten, wie es in dieser Richtlinie der Fall ist: Dass er ausschließlich online beantragt werden kann (Abg. Egger: Das stimmt nicht!), und zwar nur, wenn man die ID-Austria hat, führt dazu, dass zwei Drittel aller Österreicher:innen ausgeschlossen sind, weil sie die ID-Austria noch nicht haben. (Abg. Haubner: Das stimmt ja nicht! – Weitere Rufe bei der ÖVP: Das stimmt ja nicht! Es ist niemand ausgeschlossen!)

Wir wissen natürlich, dass das vor allen Dingen die älteren Personen, die älteren Menschen in unserem Land sind. (Abg. Egger: Im Burgenland ist alles ausge­schlossen!) Das heißt, viele ältere Menschen werden die Förderung ohne Hilfe von Kindern oder ihren Nachbarn – wie es der Herr Minister ja gestern auch allen Ernstes als Lösung vorgeschlagen hat – nicht beantragen können.

Bei allem Verständnis für effiziente Verwaltung: Es ist respektlos, wenn man einfach große Teile der Gesellschaft davon ausschließt, dass sie die gleichen Förderungen, die wir von Steuergeld zahlen, auch wie alle anderen beziehen können.

Wir bringen daher folgenden Antrag ein und bitten um breite Zustimmung:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „Zugang zum Handwerkerbonus für alle – auch für Menschen ohne Smart-Phone und ohne Internetzugang“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung – insbesondere der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit – wird aufgefordert, in den Richtlinien zum Handwerkerbonus sicherzustellen, dass Personen, die über kein Smart-Phone bzw. Internetzugang verfügen, auch Zugang zum Handwerkerbonus erhalten. Dies sollte entweder über einen Antrag auf der Gemeinde oder auf Postdienststellen sichergestellt werden oder durch die Möglichkeit, den Handwerkerbonus direkt auf der Rechnung abzuziehen und vom ausführenden Betrieb abrechnen zu lassen.“

*****

Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.02

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abg. Dr. Christoph Matznetter, MMag.a Michaela Schmidt, Genossinnen und Genossen

Betreffend: Zugang zum Handwerkerbonus für alle - auch für Menschen ohne Smart-Phone und ohne Internetzugang

eingebracht im Zuge der Debatte zu Top 9 Antrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird (3988/A)

Der Handwerkerbonus dient der Unterstützung der schwachen Baukonjunktur und der Sicherung der Beschäftigung. Natürlich hat das Instrument Schwächen, wie etwa einige Mitnahmeeffekte, die zu erwarten sind. Auf der anderen Seite wird Schwarz­arbeit bekämpft und Baukosten bzw. Sanierungsarbeiten werden für die Betroffenen in Zeiten der Rekordteuerung leichter erschwinglich.


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Die Initiative ist grundsätzlich unterstützenswert. Es ist jedoch absolut inakzeptabel, wie die Abwicklung des Bonus über die Richtlinie gestaltet werden soll. Es soll vorgesehen werden, dass der Handwerkerbonus ausschließlich online zu beantragen ist – entweder über die ID-Austria oder über das Hochladen eines Lichtbild­ausweises.

Wir wissen, dass viele – insbesondere ältere – Menschen über diese technischen Möglichkeiten heute nicht verfügen. 2,5 Mio. Menschen nutzen derzeit die ID-Austria. Das ist nur knapp ein Drittel aller Personen über 14. Zwei Drittel benutzen die ID-Austria derzeit nicht. Man kann davon ausgehen, dass unter diesen Bedingungen 80 bis 90 % der älteren Menschen nicht ohne Hilfe von Kindern und Enkelkindern auf die staatliche Förderung zugreifen können.

Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit von moderner Verwaltung, es ist respektlos, Förderprogramme – insbesondere, wenn sie für einen sehr breiten Adressatenkreis konzipiert werden – so aufzusetzen, dass erhebliche Teile der Gesellschaft davon ausgeschlossen werden.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung – insbesondere der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit – wird aufgefordert, in den Richtlinien zum Handwerkerbonus sicherzustellen, dass Personen, die über kein Smart-Phone bzw. keinen Internetzugang verfügen, auch Zugang zum Handwerkerbonus erhalten. Dies sollte entweder über einen Antrag auf der Gemeinde oder auf Postdienststellen sichergestellt werden oder durch die Möglichkeit, den Handwerkerbonus direkt auf der Rechnung abzuziehen und vom ausführenden Betrieb abrechnen zu lassen.“

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Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Herr Abgeordneter Peter Wurm, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.


18.02.46

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Zuseher! Es geht um den Handwerkerbonus, dem wir, wie Kollege Kassegger bereits erwähnt hat, zustimmen werden. Es gibt einige Dinge die wir kritisieren, aber vom Grundsatz her wollen wir vor allem den kleineren und mittleren Betrieben in Österreich, den Handwerkern auch helfen, deshalb stimmen wir da zu.

Man muss vielleicht erwähnen – ganz wichtig für die Konsumenten draußen –: Sie bekommen die Förderung nur für die Arbeitsleistung. Wenn Sie also ein Bad umbauen, dann geht es nicht um die Installation, es geht nicht um die Fliesen, es geht rein um die Arbeitsleistung. Deshalb sollten Sie dann beim Angebot auf­passen und vielleicht nicht zu viel erwarten.

Das ist auch ein Unterschied zu anderen Dingen, die wir jetzt bei Förderungen erlebt haben, zum Beispiel bei der Solarförderung, bei der Sie die in China produzierten Solarpaneele und nicht die Installation der Solarpaneele gefördert bekommen – aber das läuft ja alles unter dem Titel Green Deal, der natürlich da anders einzuordnen ist, wie wir leider Gottes wissen.

Beim Handwerkerbonus – und das ist der Grund, warum ich heute auch hier sprechen möchte – ist wieder etwas passiert, was wir kategorisch ablehnen: Sie können diesen Handwerkerbonus nur online beantragen. Das setzt sich leider Gottes in einer Reihe von Maßnahmen fort, wozu man sagen muss: Man ist heute, wenn man nicht digital unterwegs ist, dann mehr oder weniger schon kein Bürger mehr, kein Mensch mehr.

Man muss das digitale Spiel mitspielen. Wir haben ja auch einen Digitalstaats­sekretär gehabt, der – ja, sagen wir einmal – jetzt in Innsbruck eher bescheiden


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abgeschnitten hat. Ich glaube, man muss sagen – und wir werden das vorstellen, ich kann das heute auch ankündigen –, wir brauchen keine Digitaloffensive, wir brauchen in Österreich eine Analogoffensive für die Menschen – vor allem natürlich für ältere Menschen, aber auch für alle anderen Menschen, die mit dem System vielleicht nicht mitkönnen oder – was immer mehr, glaube ich, wollen – nicht mitwollen.

Es gibt ganz, ganz viele, die sich nicht auf eine digitale Nummer, auf einen QR-Code reduzieren lassen wollen, und für diese Menschen müssen wir das Recht auf ein analoges Leben sicherstellen.

Leider Gottes läuft alles in die falsche Richtung. Auch an die Kollegen der SPÖ: Es freut mich zwar, dass ihr jetzt einen ähnlich lautenden Antrag eingebracht habt, wie wir ihn einbringen; wir werden euren selbstverständlich unterstützen. Ich darf aber gerade die SPÖ darauf hinweisen: Wenn ich jetzt höre, dass euer Pensionistenvertreter – im Übrigen gleich wie bei der ÖVP – die Lösung darin sieht, dass man sich quasi jetzt als Mitglied beim Pensionistenverband oder Seniorenbund Hilfe holen muss, dann, glaube ich, ist das nicht der Ansatz, den wir vertreten. Also man muss jetzt hoffentlich nicht bei einem Bund der ÖVP oder der SPÖ Mitglied werden, sondern kann auch weiterhin analog leben, ohne ÖVP oder SPÖ unterstützen zu müssen.

Das wollen wir haben. Das heißt, wir wollen, dass es den Handwerkerbonus selbstverständlich offline gibt, analog gibt. Wir werden jetzt in den kommenden Wochen ein großes Konzept dafür vorstellen, dass die Bürger in Österreich das Recht auf ein analoges Leben abseits der digitalen Welt haben.

Auch in Richtung Sozialdemokratie, weil ihr ja heute den ganzen Tag sehr moralisierend wart: Ich darf euch auffordern oder einladen, euch, wenn ihr wollt, uns anzuschließen. Wir würden gerne mit euch gemeinsam eine Drittelbeschwerde beim VfGH einreichen, um quasi diese Geschichte einmal zu verbessern, zu verändern.


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Ich hoffe, die Sozialdemokratie geht in diesem Bereich mit uns mit. Das ist eine Einladung an die Sozialdemokratie. Weil: Es gibt ja den Reparaturbonus, der nur mehr online erledigt werden kann, es gibt den Sanierungsbonus, der nur mehr online erledigt werden kann, und es gibt auch Raus aus Öl und Gas, was nur mehr online funktioniert – Kollege Drobits hat das heute eh erwähnt. Wenn ihr das also wirklich ernsthaft – im Sinne der Bürger, vor allem der älteren Menschen – mit uns beenden wollt, dann würde ich euch auffordern, mit uns gemeinsam diese Drittelbeschwerde beim VfGH zu machen. Wir können uns danach gerne zusammensetzen.

Sonst, glaube ich, ist es ein bisschen Schall und Rauch von der Sozialdemokratie oder, wie ihr uns heute vorgeworfen habt, Scheinheiligkeit.

Wenn ich mir anschaue, was die Sozialdemokratie in Wien macht: Ihr habt da ein 30-Punkte-Programm, das digitale Wien (Abg. Zorba: Ist das schlecht? Was ist schlecht daran?), wobei ihr quasi die Leute immer mehr in diese digitale Welt hineindrängt, und das widerspricht dem Antrag, den ihr heute einbringt. (Abg. Krainer: Das ist ja additiv!)

Noch einmal: Die digitale Welt braucht ihr nicht zu unterstützen. Das macht Amazon, das macht Youtube (Abg. Zorba: Das ist so ein komisches Argument, wirklich!), das machen alle anderen, Facebook. Die digitale Welt läuft sowieso weiter (Abg. Zorba: Herr Kollege, kommen Sie aus Ihrer Höhle raus!), das läuft in Kalifornien weiter, die brauchen die Sozialdemokratie in Wien nicht. (Abg. Krainer: Aber Wien ist ja Digitalhauptstadt!) Was die Bürger in Österreich und auch in Wien bräuchten, wäre eine Sozialdemokratie, die mit uns gemeinsam den Bürgern ein analoges Leben ermöglicht. (Abg. Krainer: Aber schon beides!)

In diese Richtung kann ich euch einladen (Abg. Zorba: Lasst uns ein analoges Leben führen, bitte!), mit uns den Weg gemeinsam zu gehen und nicht scheinheilig zu agieren. (Abg. Krainer: Das mit „scheinheilig“ ist jetzt aber sehr an der Grenze!) Von den NEOS erwarte ich das gar nicht, von den Grünen sowieso nicht, von der ÖVP auch nicht.


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Wir werden diesen Weg beschreiten, und ich darf eben jetzt noch zum Abschluss diesen Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (Abg. Zorba: Gegen das Internet, für analog, oder was?) betreffend „Keine Diskriminierung älterer Menschen – Analoge Antragstellung für Handwerkerbonus sicherstellen!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, in Zusammenhang mit der Vollziehung des ‚Handwerkerbonus‘ sicherzustellen, dass alternativ zur Online-Antrag­stellung jeweils eine analoge Antragstellung möglich ist.“

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Zum Abschluss noch einmal ganz kurz ein ganz wichtiger Punkt – und da sind wir leider Gottes auch als Einzige übrig geblieben –: Der wichtigste Bereich, um als Bürger analog existieren zu können, sind die Finanzen, ist das Geld, ist das berühmte Bargeld. (Abg. Zorba: Bargeld, ich hab’s gewusst!)

Dabei, das Bargeld nachhaltig abzusichern, haben Sie, diese vier Parteien, uns die letzten Jahre mehrfach im Stich gelassen und damit auch die Bürger im Stich gelassen. Dass ich als Bürger in Wien, Vorarlberg, wo auch immer, auch als älterer Mensch bar bezahlen kann – da sind wir die Einzigen, die das nachhaltig mit Anträgen hier immer wieder unterstützen und einfordern.

Ich darf nur noch einmal darauf hinweisen: Wenn die Bürger draußen das Bargeld gesichert haben wollen, gibt es nur die FPÖ, die sie wählen können. Alle anderen? – Ich darf nur noch einmal darauf hinweisen, eben in Richtung Bundeskanzler Nehammer: Ich warte bis heute auf die vom Bundeskanzler angekündigte Taskforce zum Bargeld. Die hat er im letzten Sommer ange­kündigt – wir warten alle noch darauf. Alles Schall und Rauch, alles leere Worte!


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Zum heutigen Tag noch, da es ja ganz viel um Russland gegangen ist – Na Sdorowje!, an alle, Kaviar und Wodka, alles von Russland gesteuert –: Uns geht es um Österreich! Und alles, was Sie uns in dieser Geschichte vorwerfen, wird nicht funktionieren. Sie können den ganzen Tag mit Schmutz um sich werfen, Sie können gerne unseren Herbert Kickl anschwärzen, solange Sie wollen. Sie glauben, dass etwas hängenbleibt (Abg. Zorba: Es muss nichts hängenbleiben, es ist alles da!), nur: Die Bürger haben erkannt, in der Sachpolitik – auch so wie heute – liegen wir Freiheitlichen seit Jahren goldrichtig. Das verstehen die Menschen.

Das, was Sie betreiben, ist nichts anderes, als uns den ganzen Tag anzuschwärzen (Abg. Stark: Nein, wir arbeiten!), mit Schmutz zu bewerfen. (Abg. Maurer: Wir lesen nur Chats!) Eine alte Weisheit sagt: Wer mit Schmutz wirft, wird selber beschmutzt werden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.11

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Dr. Dagmar Belakowitsch, MMMag. Dr. Axel Kassegger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Keine Diskriminierung älterer Menschen – Analoge Antragstellung für Handwerkerbonus sicherstellen!

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9: Antrag der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Handwerkerleistungen geändert wird (3988/A) in der 259. Sitzung des Nationalrats am 17. April 2024

Der heimischen Wirtschaft geht es nicht zuletzt aufgrund der Untätigkeit und Unfähigkeit dieser Bundesregierung nach wie vor massiv schlecht: 1


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Gewerbe und Handwerk in Österreich stecken weiterhin tief in der Rezession. Zwar ist der Umsatz im Vorjahr nominell um 1,2 Prozent auf 129,7 Mrd. Euro gewachsen, inflationsbereinigt ist die Branche aber um 5,6 Prozent geschrumpft.

"Wir haben in Handwerk und Gewerbe seit der Corona-Pandemie leider keine wirtschaftliche Erholung erlebt", sagte Renate Scheichelbauer-Schuster am Dienstag in einer Pressekonferenz.

Auch der gegenständliche Antrag, mit dem der sogenannte Handwerkerbonus wieder eingeführt werden soll, legt einmal mehr eindrucksvoll offen, wie abgehoben diese Bundesregierung agiert und wie weit sich diese bereits von der Bevölkerung entfernt hat.  Anders ist es nicht zu erklären, dass die Bundesregierung nun in Zusammenhang mit der Umsetzung des Handwerkerbonus festlegt, dass die Beantragung eines solchen ausschließlich online möglich sein wird.

Gerade älteren Menschen, die mit Computern nicht vertraut sind, keinen besitzen oder nicht gut damit umgehen können, ist somit der Zugang zu dieser Förderung verwehrt. Dieses „Ausschlussverfahren“ bestimmter Bevölkerungsgruppen ist schlichtweg diskriminierend und daher abzulehnen.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, in Zusammenhang mit der Vollziehung des ‚Handwerkerbonus‘ sicherzustellen, dass alternativ zur Online-Antragstellung jedenfalls eine analoge Antragstellung möglich ist.“

1 APA0169 5 WI 0561 Di, 09.Apr 2024

18.11.06*****


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Wurm, ich hoffe, dass der Vorwurf gegen Ihre Fraktion, den Sie formuliert haben, nämlich jener der Scheinheiligkeit,


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nicht in der Debatte des Nationalrates erfolgt ist, weil das natürlich einen Ordnungsruf nach sich zieht. Deshalb erteile ich Ihnen für den Vorwurf der „Scheinheiligkeit“, den Sie getätigt haben, einen Ordnungsruf.

*****

Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nun ist Frau Abgeordnete Martina Kaufmann zu Wort gemeldet. – Bitte.


18.11.38

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Und vor allem liebe Zuseherinnen und Zuseher! Jetzt ist viel diskutiert worden, wir haben vieles gehört, hin und her und so weiter. Ich möchte noch einmal kurz zusammenfassen, was die Unternehmerinnen und Unternehmer in den Handwerksbetrieben und was die Bürgerinnen und Bürger in Österreich davon haben.

Für die Handwerksbetriebe – wir haben es heute auch ein paarmal gehört, die Baukonjunktur ist gerade gesunken – braucht es jetzt Anreize und Maßnahmen, die gesetzt werden müssen, und der Handwerkerbonus ist genau diese Maß­nahme, damit unsere Handwerksbetriebe in Österreich den einen oder anderen Auftrag schneller bekommen, die eine oder andere Zögerlichkeit aufseiten der Bürgerinnen und Bürger in Österreich entkräftet werden kann, sodass der eine oder andere Auftrag eben einfach schneller in die Betriebe kommt. Was haben die Menschen in Österreich davon? – Ganz einfach, es geht um die Sanierung, um die Möglichkeit, die handwerkliche Leistung, Arbeitsleistung, für sich zu Hause in seinem Eigenheim, in seiner Mietwohnung auch wirklich in Anspruch zu nehmen.


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Wir haben heute auch schon zwei Beispiele dazu gehört, was das bedeuten kann. Bei Badezimmer, Wohnzimmer, Küche, da braucht es unterschiedliche Gewerke, vom Boden bis zur Decke einige, und die entsprechenden Rechnungen, die Arbeitsleistungen auf diesen Rechnungen, zusammengezählt können für den Handwerkerbonus eingereicht werden. Für 10 000 Euro Arbeitsleistung in diesem Jahr wird man dann auch 2 000 Euro zurückbe­kom­men.

Wir haben heute in der Debatte auch von Kollegen Matznetter einiges dazu gehört, dass nicht alle einen Anspruch darauf haben. – So ein Blödsinn! Genau der Handwerkerbonus ist für alle, die Handwerksleistungen im heurigen oder im nächsten Jahr in Anspruch nehmen, gedacht!

Dann haben wir heute gehört, dass das nicht dazu beitragen wird, die Kon­junk­tur zu beleben, wir sollten lieber in Schulen investieren. – Herr Kollege Schellhorn, ja, Sie waren eine Zeit lang nicht da, Sie haben nicht mitbekommen, dass wir ein Schep beschlossen haben. Wir investieren in unsere Bundes­schulen, wir investieren in den Ausbau, wir investieren in die Erweiterung, wir investieren in die Infrastruktur.

Betreffend ÖBB haben wir einiges hinsichtlich der Infrastruktur beschlossen. Auch da werden Handwerksleistungen gebraucht werden, auch da werden wir die Baukonjunktur damit beleben.

Wir haben über die einzelnen Pakete für Länder und Gemeinden auch dort einiges an Geldern investiert, damit die Pflichtschulen saniert werden können, damit der Pflichtschulbereich ausgebaut werden kann.

Und nicht zuletzt, sehr geehrte Damen und Herren, haben wir auch sehr, sehr, sehr viel Geld für den Ausbau der Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen in Österreich in die Hand genommen, den Ländern zur Verfügung gestellt, auch für die Gemeinden für einen weiteren Ausbau, um in die Baukonjunktur zu investieren.


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Das ist wichtig, Wirtschaft funktioniert in Wellen. Unsere Handwerksbetriebe in Österreich stellen aber auch sehr, sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, gut ausgebildete Fachkräfte, und diese Arbeitsplätze gilt es zu sichern und auch über diese schwierige Phase zu bringen.

Ihnen, liebe zukünftige Antragstellerinnen und Antragsteller, sei gesagt: keine Sorge vor dem Antrag, die Betriebe und viele andere Institutionen und Organisationen werden Ihnen helfen! Sie werden dann frisch sanierte Räum­lichkeiten haben, in denen Sie sich hoffentlich auch wohlfühlen werden. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

18.15


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Laurenz Pöttinger zu Wort gemeldet. – Bitte.


18.15.24

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist mir eine besondere Freude, im Auftrag meiner Kollegin Elisabeth Scheucher den Seniorenbund Finkenstein mit Obfrau Gerlinde Bauer-Urschitz zu begrüßen. Herzlich willkommen hier im Hohen Haus! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Herr Abgeordneter Wurm, es ist gut, dass Ihre Fraktion zustimmt, aber ohne Jammern geht es offensichtlich nicht. Sie haben in Ihrer Rede von Schall und Rauch gesprochen – das war offensichtlich eine Selbstreflexion.

Sehr geehrte Damen und Herren! Der Handwerkerbonus ist ein Teil des Wohn- und Baupakets. Dieses Paket wird die Bauwirtschaft und das Handwerk unterstützen und gleichzeitig Anreize für Investitionen im Wohn- und Lebens­bereich schaffen. Sie wollen Ihr Badezimmer sanieren, Sie wollen einmal neu ausmalen, Sie wollen einen Zubau errichten oder eine Küche erneuern, neuen Wohnraum schaffen, ein Haus bauen – diese Liste könnte ich so fortsetzen. Ja, diese Leistungen werden bis zu einer Investitionssumme von


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10 000 Euro pro Wohneinheit im Jahr 2024 und in der Förderperiode 2025 bis zu einer Investitionssumme von maximal 7 500 Euro mit einem Zuschuss von 20 Prozent unterstützt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was war der ÖVP und auch mir besonders wichtig? – Es gelten bereits Investitionen ab 1. März, also rückwirkend, um ein Auftragsdelta zu verhindern, da dieses Paket bereits Anfang März koordiniert und auch verkündet wurde. Es war wichtig, dass kein Auftragsloch entsteht.

Worauf sollten Sie jetzt achten? – Es darf nur ein Antrag pro Förderperiode gestellt werden, somit einer für 2024 und, wenn Sie noch etwas zu erledigen haben, dann auch ein Antrag für 2025. Das zu wissen ist wichtig. Rechnungen ab einer Höhe von 250 Euro werden gesammelt bis maximal 10 000 Euro und mit einem Antrag pro Wohneinheit eingereicht.

Ebenfalls wichtig: Bitte sagen Sie Ihren Handwerkern, dass die Rechnungen so ausgestellt werden müssen, dass die Arbeitszeit getrennt vom verwendeten Material angeführt wird, da das Material nicht förderbar ist. Das ist auch klar so, denn sonst wäre die Gefahr groß, dass jemand in einen Baumarkt fährt, das Material nach Hause holt und dann diese Rechnungen einreicht.

Wir wollen die Fachkräfte, wir wollen die Arbeitskräfte gut auslasten. Das ist richtig und wichtig und das war auch der Beweggrund dafür, dass wir den Arbeitsmarkt derart stimulieren, weil wir natürlich gemerkt haben, dass jetzt eine gewisse Unsicherheit eingetreten ist.

Ab 15. Juli ist das zu beantragen, das ist online möglich – aus meiner Sicht absolut zumutbar –, und die Abwicklung erfolgt durch die Buchhaltungsagentur des Bundes. Sollten Sie nicht computerfit sein, so können Sie Personen Ihres Vertrauens um Unterstützung ersuchen, am Gemeindeamt wird man Ihnen ebenso helfen, und auch die Betriebe werden Sie unterstützen. Ich habe selber einen Handwerksbetrieb, und meine Kunden werden mit Sicherheit unterstützt, falls sich da Fragen auftun.


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Zusammengefasst: maximal ein Antrag pro Wohneinheit für 2024 bis maximal 10 000 Euro Arbeitsleistung, maximal ein Antrag pro Wohneinheit für 2025 bis maximal 7 500 Euro Arbeitsleistung, in Rechnungen ab 250 Euro, rückwirkend ab 1. März 2024. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Unterstützen Sie die heimischen Handwerksbetriebe und machen Sie sich selbst eine Freude mit Verbesserungen in Ihrem Wohn- und Lebensbereich. Wir unterstützen Sie mit einem sehr guten Handwerkerbonis, -bonus – eine gute Idee der Österreichischen Volkspartei. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Matznetter: Die Mehrzahl ist Boni, Herr Kollege!)

18.20


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christoph Stark. – Bitte.


18.20.35

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Liebe an der Politik interessierte Menschen hier und zu Hause! Ich kann mich mehr oder minder vollinhaltlich meinem Vorredner Laurenz Pöttinger anschließen, möchte aber das eine oder andere Detail auch für die Zuseherinnen und Zuseher noch einmal ver­stärken und unterstreichen.

Zu Beginn: Karl Nehammer hat vor einigen Wochen den Österreichplan vorge­stellt, einen Plan für eine gute Zukunft. Und ein wichtiger Bestandteil dieses Österreichplans ist das Wohnbaupaket und ein Bestandteil in diesem ist der Handwerkerbonus, der jetzt von der Regierung dem Parlament empfohlen wurde, ausgearbeitet wurde und nun heute zur Beschlussfassung vorliegt.

Er umfasst zwei wesentliche Aspekte; zum einen den Aspekt, dass Arbeitsplätze in Österreich gesichert werden, dass die Wirtschaft stimuliert wird, dass hier das Handwerk wieder in den Vordergrund rückt und auch entsprechende Aufträge bekommt, um Arbeitsplätze zu sichern, und zum anderen, dass Menschen dabei


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unterstützt werden, ihren Lebensraum zu verbessern, ihren Lebensraum zu verschönern – und das Ganze über die österreichische Wirtschaft.

Zum Prozedere – Laurenz Pöttinger hat es bereits erwähnt –: Das Ganze gilt rückwirkend ab dem 1. März 2024 und kann ab dem 15. Juli 2024 dann eingereicht werden und endet mit Ende 2025.

Für eine korrekte Antragstellung brauchen Sie die ID Austria oder auch einen Personalausweis, den man dann zur Antragstellung hochlädt, und damit bin ich jetzt schon beim wesentlichen Punkt meines Beitrages: Im Vorfeld wurde viel über den Umstand diskutiert, dass das nur online passiert. – Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ja, es passiert online. Ich denke, wir sollten einmal den Fokus auf all jene richten, die täglich mit Streamingdiensten zu tun haben, die täglich online shoppen, die auf Social Media unterwegs sind, die unheimlich IT-affin sind, die im digitalen Leben angekommen sind. Das ist die breite Masse, das sind Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die sich mit dieser Form wahrscheinlich nicht schwertun werden. Und dann gibt es natürlich noch eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen, die damit ein Prob­lem haben. Ja, da soll zum einen die Zivilgesellschaft einspringen – Freunde, Bekannte, wie auch immer, Seniorenorganisationen aller Couleurs. Aber vor allem – und das möchte ich noch unterstreichen – werden sich die Menschen – das vermute ich einmal – wie in vielen, vielen anderen Lebenslagen, wo man Rat und Hilfe braucht, auch an die Gemeinden wenden.

Ich kann es zumindest für meine Gemeinde sagen und ich hoffe, viele andere Gemeinden sehen das gleich – Kollegin Holzner ist Bürgermeisterin, sie wird auch noch sprechen –: Ich bin überzeugt davon, dass die Gemeinden, die den Bürgerinnen und Bürgern am nächsten sind, den Bürgerinnen und Bürgern in dieser Situation auch helfen werden. Das ist kein Hexenwerk, das wird auch die Verwaltung nicht überbordend belasten. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Da geht es um einige Anträge, und ich bin überzeugt davon, dass Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, die Sie da Hilfe brauchen, in Ihrem Umfeld gut


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aufgehoben sind, aber auch bei Ihren Gemeinden gut aufgehoben sein werden. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, der Handwerkerbonus ist ein gutes Paket für die Zukunft und ist ein gutes Paket für die österreichische Wirtschaft und vor allem auch ein gutes Paket für all jene, die in ihren Lebensraum investieren. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

18.24


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Andrea Holzner zu Wort. – Bitte. (Abg. Loacker: Abgang Bürgermeister, Auftritt Bürgermeisterin! – Abg. Michael Hammer: Ja wir haben halt welche!)


18.24.10

Abgeordnete Dipl.-Ing. Andrea Holzner (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Selbst aus dem Handwerk kommend weiß ich, dass das Handwerk nicht immer den sprichwörtlich goldenen Boden hat – vor allem in Zeiten schwächelnder Baukonjunktur, aber Handwerk vermittelt über alle Zeiten Wertbeständigkeit, Zuverlässigkeit, Tradition.

Ich empfinde es als Wertschätzung der Bundesregierung gegenüber dem Handwerk, dass im Wohnbaupaket ein Handwerkerbonus von 300 Millionen Euro enthalten ist, um damit die heimischen Klein- und Mittelbetriebe zu stärken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren, was bringt Ihnen der Handwerkerbonus? Was bedeutet er für Sie? – Er bedeutet für Sie, dass es leistbarer wird, wenn Sie Ihr Zuhause renovieren, verschönern oder erweitern möchten, denn 20 Prozent der Arbeitsleistung werden, wenn Sie ein österreichisches Unternehmen beauf­tragen, mit dem Handwerkerbonus ersetzt – maximal 2 000 Euro im Jahr 2024, rückwirkend bis zum 1. März, und im Jahr 2025 1 500 Euro.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 417

Und ich kann Sie beruhigen: Vom Handwerkerbonus wird niemand ausge­schlossen. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, den Antrag online zu stellen, gibt es institutionelle Hilfe. Ich bin mir auch sicher, der Handwerker Ihres Vertrauens wird Ihnen dabei helfen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Zwischenruf des Abg. Wöginger.  Ruf bei der ÖVP – in Richtung Abg. Matznetter –: Nachbarschafts­hilfe!) Und so wie ich unsere Gemeinden kenne, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort stets bemüht, bei Anträgen aller Art – egal, ob analog oder digital – mitzuhelfen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wöginger – in Richtung Abg. Matznetter –: Da musst du einmal in eine Land­gemeinde ziehen, da funktioniert das! – Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Abg. Wöginger: Das Magistrat ist ja für alles und nichts!)

Sehr geehrte Damen und Herren, nützen Sie den Handwerkerbonus! – Herr Matznetter, ich bin am Wort! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wöginger: Ja, genau! – Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Nützen Sie den Handwerkerbonus, investieren Sie in Ihr Zuhause! Die Hand­werks­betriebe werden Ihre Aufträge mit Freude entgegennehmen. Ich bitte um breite Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.26

18.26.42


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung.

Abstimmung über den Antrag 3988/A:

Hiezu haben die Abgeordneten Peter Haubner, Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 418

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Peter Haubner, Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen haben den Zusatzantrag betreffend Änderung der Ziffern 1, 4, 8, 10, 14, 16, 18, 21 und 22 sowie Einfügung der Ziffern 10a, 13a und 18a eingebracht.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen. (Abg. Wöginger – in Richtung SPÖ –: Die alten Eisenbahner haben aber auch kleine Häuser!)

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Initiativantrages.

Wer ist dafür? – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nachhaltige Entlastung statt kurzfristiger Wahlgeschenke: Lohnnebenkosten JETZT senken!“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit. Abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zugang zum Handwerkerbonus für alle - auch für Menschen ohne Smart-Phone und ohne Internetzugang“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit. Abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 419

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Diskriminierung älterer Menschen – Analoge Antragstellung für Handwerkerbonus sicherstellen!“.

Wer spricht sich für diesen Entschließungsantrag aus? – Das ist die Minderheit. Abgelehnt. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

18.29.0510. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3940/A der Abgeordneten Rebecca Kirchbaumer, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert wird (2514 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir zum 10. Punkt unserer heutigen Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erster Redner: Herr Abgeordneter Josef Muchitsch. – Bitte.


18.29.38

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei den Änderungen im Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geht es um die Auslegung und um die Rechtsanwendung. Das heißt, das, was in der Theorie gewollt war und – wie die Praxis gezeigt hat – nicht funktioniert, wird nun geän­dert – leider nur in einigen Bereichen, und dort, wo es gemacht wird, leider nicht ausreichend; nicht ausreichend vor allem dann, wenn es um Entsendungen geht. Ich darf Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dazu Beispiele bringen:

Die Harmonisierung der Begriffe des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungs­gesetzes – im Zusammenhang mit dem Austausch von Daten durch das IMI, das Binnenmarkt-Informationssystem, wird jetzt ein neues Wort betreffend die


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Aufforderung zur Übermittlung von Unterlagen bei entsandten Arbeitnehmern gefunden – stellt keine Verbesserung dar. Warum? – Weil das heißt, dass die ausländischen Behörden aufgefordert werden, Unterlagen zu übermitteln. Warum werden sie nur dazu aufgefordert, warum nicht dazu verpflichtet? Warum dürfen die Behörden aus den Nachbarländern im gesamten EU-Raum weiterhin Unterlagen vorenthalten, viel zu spät übermitteln? – Weil es dazu einfach keine Verpflichtung gibt. Die Frage ist: Wo ist hier die Initiative der Bundesregierung?

Ein weiterer Punkt im Zusammenhang mit Entsendungen geht auch viel zu wenig weit, nämlich wenn es darum geht: Die Anmeldung des entsandten Arbeitneh­mers muss nicht vor Arbeitsbeginn erfolgen, sondern darf nachträglich durch­geführt werden. Das heißt, der EU-Arbeitnehmer darf in Österreich arbeiten, das ist europäisches Recht, aber die Unterlagen dazu, den Nachweis für die Entsen­dung muss er nicht vor Arbeitsbeginn vorlegen.

Was haben wir in Österreich gemacht – und das war ein gemeinsamer Erfolg –: die Anmeldung zur Sozialversicherung vor Arbeitsbeginn; das haben wir geschafft, das war eine lange Diskussion. Ich verstehe Folgendes nicht, und das muss mir jemand erklären: Alle Beschäftigten, egal ob Inländer oder Ausländer, müssen in Österreich bei österreichischen Unternehmen vor Arbeitsbeginn angemeldet werden, bei entsandten Arbeitnehmern, bei denen wir davon ausgehen sollen, dass sie im Herkunftsland sozialversichert sind, muss das nicht der Fall sein. Das ist ein unfairer Wettbewerb, meine sehr geehrten Damen und Herren, da braucht es auch dementsprechende Korrekturen.

Zum Thema wirksame Strafen bei Unterentlohnung – ein Thema, das wir immer wieder aufzeigen –: Die FPÖ, die ÖVP und die Grünen sind verantwortlich dafür, dass Strafen bei Unterentlohnung so weit abgesenkt worden sind, dass Strafen nicht mehr bestrafen. Das bedeutet: Betrügen zahlt sich aus. Unterentlohnung zahlt sich für diejenigen, die das in Österreich machen, aus.


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Ich darf hier eine Pressemitteilung bekannt geben: „Kurz-Regierung beschließt am 17. April 2018, dass Sozialbetrug für Unternehmen billiger wird“. – Das heißt, ÖVP und FPÖ haben am 17. April 2018, genau heute vor sechs Jahren, beschlossen, dass Strafen bei Unterentlohnung, wenn Arbeitnehmer nicht die richtigen Löhne bekommen, gedeckelt werden. Viele Untersuchungen zeigen: Der Schaden ist wesentlich höher als das, was dann an Strafen verhängt wird. Solange das so ist, ist es ein unfairer Wettbewerb.

Seit der Änderung des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetzes 2021 durch ÖVP und Grüne ist Betrügen noch attraktiver geworden. Das heißt, das Kumulationsprinzip, Kollege Koza, dass man Strafen bei mehreren Fällen hat addieren können, ist abgeschafft worden. Das sind schlimme Fälle, da sage ich: Das ist kein fairer Wettbewerb. (Abg. Koza: Ist aufgehoben worden vom EuGH, das gibt’s nicht mehr!) Es kann doch nicht sein, dass schwarze Schafe, wenn sie unterentlohnen, in Österreich gegenüber ordnungsgemäßen Firmen, die alles richtig bezahlen, bevorteilt werden. Wo sind da die Strafen, meine sehr geehrten Damen und Herren?

Wir haben dazu einen Entschließungsantrag: „Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungs­vor­lage zur Beschlussfassung vorzulegen, mit der die zu verhängende Geldstrafen“ keinesfalls hinter dem Vorteil, den die Arbeitgeber:in aus der Unterentlohnung zog, zurückbleiben und die Summe der festgestellten - -


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, Sie haben jetzt nicht den gesamten Text verlesen.


Abgeordneter Josef Muchitsch (fortsetzend):

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „wirksame Strafen bei Unterentlohnung“


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Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, dem National­rat umgehend eine Regierungsvorlage zur Beschlussfassung vorzulegen, mit der die zu verhängende Geldstrafen nach dem LSD-BG entsprechend den europa­rechtlichen Vorgaben tatsächlich ‚wirksam, verhältnismäßig und abschreckend‘ sind. Keinesfalls dürfen die Strafen hinter dem Vorteil, den der/die Arbeit­geber:in aus der Unterentlohnung zog, zurückbleiben und die Summe der festgestellten Unterentlohnung daher nicht unterschreiten. Im Falle der Kooperation des/der Arbeitgeber:in muss als weitere Voraussetzung für den milderen Strafrahmen jedenfalls der Nachweis der mittlerweile erfolgten Nachzahlung der noch offenen Lohn- und Abgabenforderungen vorliegen.“

*****

Das ist unser Entschließungsantrag, meine sehr geehrten Damen und Herren. Unterentlohnung darf sich nicht rechnen für diejenigen, die mit Unterentlohnung kalkulieren. Aus diesem Grund ersuchen wir: Stimmen Sie unserem Antrag zu! (Beifall bei der SPÖ.)

18.35

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch,

Genossinnen und Genossen

betreffend wirksame Strafen bei Unterentlohnung

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 10) Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3940/A der Abgeordneten Rebecca Kirchbaumer, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert wird (2514 d.B.)


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2017 erfolgte zum Problem der nicht abschreckenden Wirkung der Strafen nach dem Lohn- und Sozialdumpingbekämpfungsgesetzes eine Untersuchung von L&R Sozialforschung auf Basis von 80 rechtskräftigen Entscheidungen, welche sich auf 184 Arbeitnehmer:innen bezogen. Die Entscheidungen betrafen je zur Hälfte inländische und ausländische Unternehmen und Fälle von 2011 bis 2016.

Das durchschnittliche Ausmaß der Unterentlohnung lag entsprechend dieser Untersuchung bei 38 %. Gemessen am maximalen Strafrahmen pro Arbeitnehmer:in lagen die Strafen im Durchschnitt bei der Höhe von 15 % des maximalen Straf­rahmens.

Bei 20 % der Entscheidungen lag die Strafe unterhalb des Ausmaßes der Unter­entlohnung!

Bei inländischen Betrieben traf dies sogar bei 32 % der Entscheidungen zu. Dabei sind die Lohnnebenkosten noch gar nicht berücksichtigt!

Berücksichtigt man, dass selbst bei festgestellter Unterentlohnung der Differenz­betrag praktisch nie zivilrechtlich eingefordert wird, und dass unlautere Unternehmen damit kalkulieren können, nur selten kontrolliert zu werden, war die abschreckende Wirkung dieser Strafen in Frage zu stellen. Dies obwohl die alte Rechtslage vor 2021 noch das Kumulationsprinzip und daher höhere Strafen vorsah.

Seit der Änderung des LSDB-G 2021 ist das Kumulationsprinzip weggefallen und die Strafrahmen bei Verstößen sind daher in vielen Fällen niedriger.

Prinzipiell besonders problematisch ist aber darüber hinaus Folgendes: Wenn sich der Arbeitgeber kooperativ zeigt, dann ist in bestimmten Fällen bereits die maximal zu erwartende Strafe niedriger als das vorenthaltende Entgelt! Damit dies nicht eintreten kann, muss als weitere Voraussetzung für den milderen Strafrahmen jedenfalls der Nachweis der mittlerweile erfolgten Nachzahlung der noch offenen Lohn- und Abgabenforderungen vorliegen.


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Konkret: Ist die Summe des den AN vorenthaltenden Entgelts höher als 50.000 €, dann wäre der Strafrahmen an sich 50.000 bis 100.000 €. Ist der AG kooperativ, dann ist der Strafrahmen aber nur 0 bis 50.000 € usw. (siehe § 29 Abs. 1 Satz 6 LSD-BG).

Ein Beispiel: Ein AG wird kontrolliert. Es stellt sich heraus, dass das vorenthaltende Entgelt 65.000 € ist. Der Strafrahmen wäre an sich 50.000 bis 100.000 €. Ist der AG kooperativ, dann ist der Strafrahmen aber nur 0 bis 50.000 €. Selbst im schlimmsten Fall, also wenn der Strafrahmen voll ausgeschöpft werden würde (dies ist in der Praxis aber so gut wie nie der Fall) wäre die Strafe jedenfalls niedriger als das vorenthaltende Entgelt.

Berücksichtigt man auch die Lohnnebenkosten und den Umstand, dass der AG damit rechnen kann nur jedes zwanzigste Mal kontrolliert zu werden (meist sogar seltener), dann kann hier nicht von einer abschreckenden Wirkung gesprochen werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zur Beschlussfassung vorzulegen, mit der die zu verhängende Geldstrafen nach dem LSD-BG entsprechend den europarechtlichen Vorgaben tatsächlich „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend“ sind. Keinesfalls dürfen die Strafen hinter dem Vorteil, den der/die Arbeitgeber:in aus der Unter­entlohnung zog, zurückbleiben und die Summe der festgestellten Unterentlohnung daher nicht unterschreiten. Im Falle der Kooperation des/der Arbeitgeber:in muss als weitere Voraussetzung für den milderen Strafrahmen jedenfalls der Nachweis der mittlerweile erfolgten Nachzahlung der noch offenen Lohn- und Abgabenforderungen vorliegen.“

*****



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Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist jetzt ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer. – Bitte.


18.35.28

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher bei uns hier auf der Galerie! Ich möchte die Gelegenheit nutzen, den Seniorenbund Burgkirchen aus dem Bezirk Braunau (Abg. Stögmüller: Wuh!) im Namen meiner Kollegin Andrea Holzner zu begrüßen. – Herzlich willkommen bei uns im Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Stögmüller und Loacker.)

Ein trockenes Thema: Mit dieser Novelle versuchen wir, das Lohn- und Sozial­dumping-Bekämpfungsgesetz zu ändern. Es ist so, dass man das vorab melden muss, wenn man aus dem Ausland Mitarbeiter:innen hereinholt, und da hat es sich halt in der Praxis gezeigt, dass das relativ schwierig war.

Zum einen geht es bei dieser Novelle um die Probleme bei der Kontrolle von Lkws von nicht österreichischen Unternehmen. Es geht darum, dass die Güterbeförderer die Lieferscheine, die Frachtpapiere vorher nicht ordnungs­gemäß eingemeldet haben oder auch im Lkw nicht mitführen.

Beim sogenannten Binnenmarkt-Informationssystem IMI hat es auch bei der Schnittstelle Probleme gegeben, und das möchten wir jetzt mit dieser Novelle ändern und reparieren. In der Vergangenheit hat es da für die Behörden maßgebliche Probleme gegeben. Mit dieser Schnittstelle des IMI konnten wir jetzt – Gott sei Dank – eine bessere Lösung für die Arbeitgeber im Ausland finden.

Ein weiterer Punkt in dieser Novelle betrifft die Entsendung von Mitarbeite­rinnen und Mitarbeitern nach Österreich. Die Entsenderichtlinie regelt, dass die Arbeitnehmer in diesem Fall zwar den Arbeitsbedingungen ihres Herkunfts­landes unterliegen, aber wenn die Arbeitsbedingungen bei uns in Österreich


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besser sind, der Kollektivvertrag besser ist, dann ist es so, dass sie natürlich dem Kollektivvertrag in unserem Land unterliegen. Das soll auch in Zukunft so bleiben und da sollte es mit dieser Novelle auch keine Änderung für die Zukunft geben.

Worum geht es bei den Lkw-Fahrern? – Es geht darum, dass bisher die Strafen direkt beim Lkw-Fahrer eingehoben wurden und sich in der Praxis gezeigt hat, dass das ein Problem ist. Jetzt kann man durch diese Novelle diese Strafe beim Arbeitgeber im Ausland auch postalisch, nicht nur digital, erheben, das Strafmaß erklären und dann die Strafe auch einheben. Das ist ein wesentlicher Punkt und ist auch richtig, dass man bei Sozialdumping im ausländischen Güterverkehr dort hinschaut, wo man hinschauen sollte. Das ist auch für den Wettbewerb wichtig, was die österreichischen Unternehmen, die österreichischen Güterbeförderer angeht. Wir verbessern den Wettbewerb, was die ausländischen Unternehme­rin­nen und Unternehmer angeht, und man kann das auch ahnden. Mit dieser Novelle wird das für die Behörden, was den Amtsweg betrifft, einfacher. – Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und ich bitte um breite Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP.)

18.39


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte sehr.


18.39.11

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Hohes Haus! Dieses Gesetz war nicht in Begutachtung. Die Regierungsparteien sind immer noch im Coronanotfallmodus, es muss alles irgendwie schnell durchgepeitscht werden. Und man fragt sich: Warum?

Es geht um die Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping, das Anliegen ist ein richtiges, aber das betrifft ja ganz viele. Im konkreten Fall geht es um die Frächter und Spediteure. Es wäre sicher interessant gewesen, die betroffenen Arbeitnehmergruppen und die betroffenen Arbeitgebergruppen zum Abgeben


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einer Stellungnahme einzuladen, weil eine Regierungsvorlage in Begutachtung geschickt wird – wurde nicht gemacht.

Auf meine Frage, warum das nicht gemacht wurde, hat es geheißen: Die Sozial­partner haben das eh gesehen! – Ma, wie nett! Also es gibt ja auf dieser Welt auch noch andere von Gesetzen Betroffene als nur die Sozialpartner. Es könnte ja auch ein Unternehmen anderer Meinung sein als die Wirtschaftskammer, es könnte auch eine Arbeitnehmergruppe anderer Meinung sein als die Arbeiter­kammer und könnte eine eigene Stellungnahme abgeben, wenn es eine Begutachtung gäbe. – Gibt es nicht. Wir sind immer noch im Coronanot­fall­modus, es werden da die Initiativanträge hereingeschoben.

Geschätzte Damen und Herren, damit Sie sich vorstellen können, was das heißt: Da wird jetzt so getan, als ob Kollegin Kirchbaumer, die vor mir gesprochen hat, und Kollege Koza, der noch sprechen wird, sich zusammen hingesetzt hätten und dieses Gesetz geschrieben hätten. Also nicht, weil ich die Leute nicht mag, aber: Damit ist man als Abgeordneter legistisch überfordert! Diese Ressourcen haben Sie hier in diesem Haus einfach nicht, das geht gar nicht.

Das hat natürlich jemand in einem Ministerium schreiben müssen. Dann seien wir aber doch bitte so ehrlich und machen wir eine Regierungsvorlage daraus, die jeder anschauen kann, die jeder begutachten kann, zu der jeder und jede eine Stellungnahme abgeben kann! Das sind Stellungnahmen, die die geschätzten Damen und Herren Bürgerinnen und Bürger dann auch sehen und sich eine Meinung bilden können, wenn es sie interessiert. Es hilft auch den Abgeordneten, die sich mit einer Materie im Detail auseinandersetzen, wenn sie die Stellung­nahmen der verschiedenen Stakeholder sehen. An dieser demokratischen Betei­ligung haben Sie aber kein Interesse. (Beifall bei den NEOS.)

Bei der ÖVP denke ich mir immer, das Parlament ist für sie diese lästige Zwischen­station, durch die man die Gesetze durchbugsieren muss, aber eigentlich geht es bei dem, was wir hier machen, ja darum, den Inhalt zu diskutieren, sich eine Meinung zu bilden und auch den Bürgerwillen einfließen zu lassen. Wenn aber


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die Bürger gar keine Möglichkeit zur Stellungnahme haben, schalten Sie das aus.

Das ist die Art, wie Sie denken: das Parlament als lästige Abnickmaschine. Das ist Methode ÖVP. Diese wird uns wohl noch ein paar Jahre erhalten bleiben, aber auch Sie werden die Oppositionsbank wieder einmal sehen, und dann wird der Standort Ihren Standpunkt ändern. (Beifall bei den NEOS.)

18.42


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. – Bitte.


18.42.19

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, Kollege Loacker hat natürlich recht mit der Kritik, die er übt, aber das ist kein Grund, hier nicht zuzustimmen, denn da geht es halt schon auch um Lohnsicherheit für die Arbeitnehmer, die hier in Österreich ordentlich angemeldet sind. Da geht es um die Unternehmer, die tatsächlich auch ihre Arbeitnehmer bei den Krankenkassen ordnungsgemäß anmelden, die sie ordnungsgemäß entlohnen. Das ist schon ein wichtiges und ein wesentliches Thema.

Es gab im Ausschuss aber – und das könnte man jetzt auch noch ergänzen, auch darüber wird jetzt nicht abgestimmt – 14 oder 15 Anträge, glaube ich, die einfach in Bausch und Bogen nur vertagt worden sind. Das ist nicht das erste Mal der Fall, sondern das ist jetzt seit ungefähr zwei Jahren so, dass im Sozialausschuss überhaupt nichts mehr beschlossen wird. Ganz selten ist Herr Bundesminister Kocher zu Gast – er ist ja auch heute wieder nicht hier. Ich war eh ganz überrascht, dass er im letzten Ausschuss, nachdem er drei Mal in Serie gefehlt hat, wieder da war, aber zu sagen hat er zu diesem Thema in Wahrheit nichts gehabt – und Lohn- und Sozialdumping ist ein riesengroßes Problem.


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Das zweite große Problem aber gehen Sie überhaupt nicht an: Das sind diese Scheinfirmen. Dagegen tun Sie gar nichts. Wir hatten darüber im Ausschuss eine sehr, sehr lange Diskussion, und Ihnen ist nichts anderes eingefallen, als zu sagen: Ja was sollen wir da jetzt machen? Sollen wir da jetzt immer jemanden hinstellen an diese Adressen, die Sie da herausrecherchiert haben? – Nein, Sie sollen sich darum kümmern, wenn innerhalb weniger Jahre 18 Firmen, die sich allesamt als Scheinfirmen entpuppt haben, an ein und derselben Adresse mit demselben Geschäftsführer aufscheinen, denn dann hat es da was!

Wenn das über viele Jahre nicht erkannt wird, dann sind Sie säumig! Da müssten Sie auch noch etwas mehr hinschauen. Das ist dringend notwendig! (Beifall bei der FPÖ.)

Dennoch werden wir dem jetzt zustimmen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.44


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Alois Stöger zu Wort. – Bitte.


18.44.35

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei diesem Gesetz geht es um Theorie und Praxis: In der Theorie funktioniert der Wettbewerb. In der Praxis sind, wenn wir kein gescheites Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungs­gesetz haben, die braven österreichischen Unternehmer, die sich an Gesetze halten, die Gschnapsten, wenn von außen herein unter billigsten Bedingungen dagegengearbeitet wird.

Beim Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz muss man sehr genau hinschauen, und da gebe ich Loacker einmal recht, der gesagt hat, man sollte das eigentlich begutachten lassen und den Leuten, die tatsächlich die Kontrolle vornehmen, auch zuhören, wenn es darum geht, wie man den Schutz verbessern kann.


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Die Bundesregierung hat das verabsäumt, sie hat das nicht gemacht, hat den Leuten nicht zugehört, und deswegen werden wir von der Sozialdemokratie dem Gesetz nicht zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

18.45


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Markus Koza zu Wort. – Bitte.


18.45.41

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Zuseher:innen und Zuhörer:in­nen! Sehr geehrte Damen und Herren! Vielleicht noch einmal ganz kurz als Replik auf die Ausführungen von Kollegen Muchitsch, der ja gesagt hat, die Strafen sind zu niedrig und das Kumulationsprinzip war ja so gut: Wir müssen schon daran erinnern, warum das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz heute so ausschaut, wie es ausschaut: weil nämlich das Kumulationsprinzip, das hier so sehr gelobt wird, tatsächlich aufgehoben worden ist, und zwar vom Europäischen Gerichtshof. Das war nicht diese Regierung, sondern in dem Moment, als das Kumulationsprinzip – das heißt, dass praktisch für jede Arbeitnehmerin, jeden Arbeitnehmer, die oder der betroffen ist, zusätzlich die Strafe zu zahlen ist – das allererste Mal seine Wirkung entfaltet hätte, sind die betroffenen Unternehmen zu Gericht gegangen, dann ist es weiter zum Europäischen Gerichtshof gegangen, und das Kumulationsprinzip ist aufgehoben worden – und wir waren in Wirklichkeit in einem mehr oder weniger rechts­freien, straffreien Raum und man hat das reformieren müssen.

Zwei zentrale Kritikpunkte des EuGH, aufgrund derer man gegen das Kumula­tions­prinzip war, waren einerseits die Unverhältnismäßigkeit der Strafen, weil es eben keine Kumulationsobergrenze gegeben hat, und andererseits dass es Mindeststrafen gegeben hat.

Wir haben jetzt mit dem neuen Gesetz probiert, uns einerseits an Deutschland zu orientieren – und tatsächlich weichen die Strafen in Österreich, die es für


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Lohn- und Sozialdumping gibt, nicht wirklich besonders von den deutschen Strafen ab, sie sind teilweise sogar höher –, und gleichzeitig haben wir sogar tatsächlich, dort wo es um die Unterentlohnung geht, fast so etwas wie das Kumulationsprinzip drinnen, weil die Strafe mit der Zahl der Betroffenen und mit der Schadensgröße auch steigt.

Jetzt kann ich schon verstehen, dass man sagt: Okay, wir hätten gerne höhere Strafen! Wir hatten ja gesagt, wir müssen es einmal evaluieren, denn so lange wirkt das Gesetz noch nicht. Wenn man der Finanzpolizei glaubt, wirkt es bislang tatsächlich abschreckend, aber es ist auch nicht so, dass in Zeiten der „guten alten Kumulation“ – unter Anführungszeichen – die Strafen so wahnsinnig hoch gewesen wären, denn die Frage ist ja nicht, wie hoch eine Strafe ist, sondern ob die Strafe tatsächlich verhängt wird oder nicht. Und den Fall kennen wir leider auch: Je höher der Strafrahmen ist, desto weniger wird eine hohe Strafe verhängt, sondern die verhängte Strafe bleibt eher niedrig. Darum sind wir jetzt in einem Bereich, in dem wir, mit Deutschland gemeinsam, im europäischen Durchschnitt liegen. Ich glaube, das ist in Wirklichkeit nicht so schlecht, und es wirkt tat­sächlich auch, wie man sieht, wenn man sich die Strafen anschaut.

Sonst, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist eh schon erklärt worden, worum es heute geht. Es geht teilweise um Anpassungen, es geht um Harmonisie­rungen, es geht darum, dass europaweite gemeinsame Kontroll- und Durch­setzungsstandards jetzt auch hier verankert werden. Wir wollen einfach, dass dann auch tatsächlich Strafen verhängt werden, wenn Gesetze, Lohnregelungen, Sozialregelungen in Österreich – und glücklicherweise haben wir solche auf relativ hohem Niveau – verletzt werden und die Bezirksgerichte eine Strafe aussprechen.

Es gibt tatsächlich, Kollege Loacker hat es gesagt, zu den Punkten, die wir heute beschließen, auch Sozialpartnereinigungen. Die Gewerkschaftsseite hätte natürlich teilweise lieber mehr gehabt – das ist logisch, das ist auch ihr Job.


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Wir sind sehr froh, dass es da Einigungen gegeben hat, dass wir das, so wie es ist, heute beschließen können, damit wir tatsächlich einen weiteren Schritt in Richtung einer besseren Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping setzen können. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.49 18.49.10


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir zur Abstimmung.

Ich würde ersuchen, dass alle ihre Plätze einnehmen, damit wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2514 der Beilagen kommen können.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem die Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Damit ist es klar und kein so knappes Abstim­mungsergebnis. Ich stelle jetzt fest, dass das die Mehrheit ist.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „wirksame Strafen bei Unterentlohnung“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

18.50.2211. Punkt

Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 3989/A(E) der Abgeord­neten Franz Hörl, Melanie Erasim, MSc, Barbara Neßler, Kolleginnen und


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Kollegen betreffend Zukunftsperspektiven für die Tourismusforschung in Österreich (2524 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir zu Tagesordnungspunkt 11.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer, Sie gelangen als Erstrednerin zu Wort.


18.50.59

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier bei uns auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Tourismus ist die wichtigste Branche für uns in Tirol, generell im Westen ganz besonders, aber auch im Osten, in den Städten, in Wien. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor, -faktor und Arbeitgeber bei uns in Österreich.

Viele Unternehmen – viele Handwerksbetriebe, Installateure, Elektriker, Maler und so weiter – sind nachgelagert und auch wichtige Arbeitgeber, wie auch die Unternehmen im Tourismus und in der Tourismuswirtschaft. Im Bereich der Hotellerie, Gastronomie bekommen viele nachgelagerte Unternehmen Arbeit und Aufträge.

Damit wir diese Arbeitsplätze in Österreich und die 6 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt für Österreich auch halten können, für die Zukunft halten, wenn nicht sogar steigern können, müssen wir im internationalen Vergleich Marktführer bleiben – was wir jetzt sind; Österreich ist eines der begehrtesten Reiseziele weltweit, wenn nicht das beliebteste Reiseziel, insbesondere was den Wintersport angeht –, und dazu braucht es Forschung.

Der Tourismus ist im Wandel. Der Tourismus sollte nachhaltiger werden, der Tourismus sollte digitaler werden. Dabei ist es auch sehr, sehr wichtig, dass wir


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Regionalität hineinbringen, dass wir aber den Einklang zwischen der Bevölke­rung, dem Gast, den Unternehmerinnen und Unternehmern finden, und dazu braucht es eine Tourismusforschung.

Es wird sehr viel geforscht, was den Tourismus angeht: Es wird in Innsbruck zum Beispiel am MCI geforscht, es wird an der Uni Innsbruck geforscht, am Wifo wird geforscht. Leider ist es aber ab und zu so, dass die nicht so ganz kompatibel sind und nicht immer miteinander reden. Es wäre gut daran gelegen, wenn wir da in Zukunft eine Schnittstelle hätten, ein Bundesforschungsinstitut, wo alles zusammengeführt wird und für alle Regionen das Beste herausgeholt wird.

Wir bitten auch die Bundesregierung, uns da zu unterstützen, denn Tourismus ist wichtig, sehr wichtig für unseren Standort Österreich, damit wir dem interna­tionalen Vergleich auch weiterhin standhalten, den Tourismus so leben können wie in der Vergangenheit, dass wir die Arbeitsplätze halten können. Die Forschungseinrichtungen sind ein wichtiger Begleiter, ein wichtiger Partner, damit wir auch in Zukunft den Tourismus leben dürfen und damit wir auch im internationalen Vergleich dort stehen bleiben, wo wir heute sind, beziehungs­weise uns weiter steigern. – Vielen herzlichen Dank. Schönen Abend! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.54


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Melanie Erasim, bitte, Sie gelangen zu Wort.


18.54.26

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Dieser Dreiparteienantrag, der ja von allen fünf Parteien zumindest einmal im Ausschuss die Unterstützung erhalten hat, zeigt, dass wir als Sozialdemokratie für gute Ideen und positive Entwicklungen immer zu haben sind.


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Gerade die Tourismusforschung ist ja sehr stark mit Wechselwirkungen, welt­weiten Trends sowie regionalen Gegebenheiten konfrontiert, deshalb ist es gut, wenn wir hier umfassend aufbereiten, zusammenführen und so Synergien nutzen, anstatt erneut Doppelgleisigkeiten zu produzieren.

Dass ich auch mit meinem Namen auf diesem Antrag dieses Ansinnen unter­stützt habe, zeigt, dass wir gerade in diesem so wichtigen Wirtschaftsbereich alles andere als Frontalopposition machen. Ich wünschte, das könnte ich auch von den Regierungsparteien im Ausschuss sagen, denn das, was Sie, Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und Grünen, da im Ausschuss an Vertagungsorgien betreiben, das geht ja auf keine Kuhhaut mehr, um das auf Österreichisch kundzutun. Frontal regieren, jeder Antrag, der von Oppositionsparteien kommt, wird vertagt, egal in welchem Ausschuss, und es gäbe doch so viel zu tun – mit und für die Tourismusbranche.

Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher, lassen Sie mich bitte ausführen, welche Initiativen wieder einmal nicht den Weg in das Plenum  gefunden haben – ich versuche, diesen Weg jetzt hier zu gehen.

Ein ganz wichtiges Thema: die Installierung eines Sozial-, Aus- und Weiterbildungs­fonds – ein Antrag von unserer Partei, von meiner Partei, von der SPÖ.

Egal, welche Vorschläge wir für eine Erleichterung gegen teilweise instabile Rahmenbedingungen dieser Saisonwirtschaft machen, Sie sind dagegen. Tourismus-Urlaubs- und Abfertigungskasse – Sie waren dagegen; jetzt die Fondsgeschichte – Sie sind dagegen. Sie sind aber nicht nur dagegen, es kommen von Ihrer Seite auch keinerlei Initiativen, die sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen. Alleine mit der Rot-Weiß-Rot-Karte werden wir die Zukunft des Tourismus nicht sicherstellen können, geschätzte Zuseherinnen und Zuseher.

Ebenso ist es beim nächsten Vorschlag von mir, nämlich für bessere Regelungen vor allem für die Mitarbeitenden im Tourismus bei den Dienstwohnungen. Wenn


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Sie glauben, dass man da vonseiten der ÖVP oder der Grünen auf uns zuge­kommen ist, um Lösungen zu finden: nein, fehlgedacht. Auch da hätte es Vorschläge gegeben, um das für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen besser zu machen, damit beide davon profitieren können. (Beifall bei der SPÖ.) – Leider auch da: kein Auf-uns-Zukommen.

Die Vertagung meines dritten Antrages war für mich am schockierendsten. Im Antrag ist es darum gegangen, Konzepte gegen Übergriffe, gegen sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz auszuarbeiten. Unfassbare 80 Prozent der Mitarbei­tenden haben bei einer erst kürzlich präsentierten Studie von Wirtschafts­kammer, Arbeiterkammer und Gewerkschaft vida angegeben, mit Übergriffen – viele schon mehrmals – konfrontiert zu sein.

Anstatt sich zusammenzutun – bei diesen Zahlen, bei denen alle Alarmglocken läuten – und zu schauen, wie man es schaffen kann, die Arbeitgeber mehr in die gesetzliche Fürsorgepflicht zu bringen – obwohl es mittlerweile sogar höchst­gerichtliche Urteile gibt, die bestätigen, dass da der Arbeitgeber eine gesetzliche Fürsorgepflicht hat –, um da einen schützenden Rahmen für die Mitarbeitenden zu schaffen, dass sie sich sicher fühlen – gerade in einer Branche mit vermehr­tem Alkoholkonsum, mit Arbeitszeiten in der Nacht, mit Quartieren –, wurde der Antrag vertagt. Das ist eine Branche, die da sehr wohl etwas problematischer gestaltet ist, und wir müssen schauen, dass wir da Lösungen finden.

Sie können mir nicht erklären, was wirklich der Grund dafür war, diesen Antrag zu vertagen. Es ist darum gegangen, etwas gemeinsam auszuarbeiten, und Sie verwehren sich.

Nach dem Motto: Kein Respekt, kein Service!, kann ich Ihnen versichern: So sieht nicht Respekt gegenüber den Mitarbeitenden aus, und ich hoffe – ich hoffe nicht für Sie, sondern ich hoffe für das Ergebnis der Sozialdemokratie –, dass es am Ende des Tages dann heißen wird: Kein Respekt, keine Stimmen! Und hoffentlich wird es bald eine ernsthafte Vorgehensweise in diesem so wichtigen


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Bereich für die gesamte Tourismusbranche geben. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.59


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Hauser. – Bitte.


18.59.43

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen! Ich knüpfe bei meiner Vorrednerin, Kollegin Erasim, an. Ich kenne über die komplette Legislaturperiode keinen einzigen Ausschuss, in dem so viele – ich sage einmal, nahezu alle – Initiativen der Opposition vertagt werden. Wir sind in einer Dauervertagungsschleife drinnen.

Wir haben heute insofern Glück, als wir im Hohen Haus überhaupt über den Tourismus diskutieren können, weil es einen Antrag gibt, der jetzt wirklich nicht epochal ist: Da geht es um die Zukunftsperspektiven für die Tourismus­forschung, deswegen reden wir hier. Wir unterstützen das – und damit habe ich schon alles gesagt und ausdiskutiert.

Mir wäre es viel lieber gewesen, wenn wir nicht über die Perspektiven der Tourismusforschung, sondern über die Perspektiven des Tourismus reden würden und könnten. Nur: Diese Debatte können wir leider nicht einmal im Ausschuss vertiefend führen und im Hohen Haus schon überhaupt nicht. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wenn ich mir das jetzt so anschaue: Seit Beginn der Legislaturperiode haben wir immer wieder Initiativen auf der Tagesordnung, um die Rahmenbedingungen für die Tourismusbetriebe zu verbessern – ich sage jetzt einmal Stichwort Stärkung des Eigenkapitals. In der letzten Ausschusssitzung war auch ein Antrag drauf, der sich mit diesem Inhalt beschäftigt hat und der wieder vertagt wurde.


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Was wollen wir? – Wir wollen das Eigenkapital stärken. Wir wollen nicht haben, dass der Unternehmer permanent zum Bittsteller wird und dort und wann und dann um Förderungen ansucht. Nein, er soll die Möglichkeit haben, aus eigener Kraft sein Eigenkapital zu verbessern. Vorschläge, die wir seit Anbeginn eingebracht haben, die Experten unterstützt haben, die ja eigentlich auch von den Experten kommen – von der Österreichischen Hotel- und Tourismus­bank oder von Prodinger Tourismusberatung –, waren, dass man Eigenkapital­zinsen für Eigenkapital, das man in das Unternehmen einbringt, so wie Fremdkapital­zinsen für Fremdkapital, als Aufwand in der Bilanz ansetzen kann, damit die Motivation, mehr Eigenkapital in das Unternehmen einzubringen, steigt.

Tourismusbetriebe haben unglaublich viel Grund und Boden. Um auch in der Bilanz das Anlagevermögen zu steigern, haben wir jetzt schon jahrelang gefordert, das Vermögen aufzuwerten. Das wurde immer wieder vertagt. Wir kommen also eigentlich nicht weiter.

Wir haben in der letzten Sitzung die Frage gestellt: Ja was schaffen wir denn überhaupt noch bis zum Ende der Legislaturperiode? Das kann es ja nicht gewesen sein. Wenn ich jetzt ausgehend vom Ausschuss über fünf Jahre Leistungen für den Tourismus reden müsste, dann würde mir wirklich sehr, sehr wenig einfallen. Das ist das Bedauerliche.

Privatvermieter: Seit Beginn kämpfe ich für die Verbesserung der Rahmenbedin­gungen für die privaten Vermieter. Das sind kleine Vermieter, der Arbeitsplatz zu Hause, bis zehn Betten. Ich verstehe nicht, dass man da die Dienstleistungs- und Servicequalität nicht so ausrichten kann, dass dieser Teil der Vermieter – immerhin 40 000 Betriebe in Österreich – eine gute Chance hat, am touristischen Markt weiter zu überleben. (Beifall bei der FPÖ.)

Was passiert denn laufend? – Immer mehr Kleinbetriebe, Tourismusbetriebe bis zehn Betten, sperren zu, weil einfach die Rahmenbedingungen überhaupt nicht passen.


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Unabhängig davon haben wir schon längst eine Erhöhung der Bettenanzahl gefordert. (Abg. Schellhorn: Freilich, freilich!) Da geht es einfach um Zustellbetten und sonstige Betten, was auch immer. Seit dem Jahr 1957 ist die Bettenanzahl mit zehn Betten gleichbleibend. (Abg. Schellhorn: Ja!) Viele private Vermieter haben zwischenzeitlich Ferienwohnungen. Bei der Ferienwohnung ist es halt einmal so – jetzt seien wir nicht so kleinlich! –, dass manchmal eben ein Zustellbett, ein Kinderbett dazukommt, und da bin ich dann gleich einmal drüber. Dann haben diese Betriebe ein Problem mit der Behörde. – Das hätte man also schon längst regeln können, wenn man unseren Argumenten gefolgt wäre. Das tut man leider nicht.

Ich sende an die vielen, vielen kleinen Vermieter die Botschaft: Ihr seid bei der Freiheitlichen Partei wirklich gut aufgehoben. Ich bin mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Einzige, der sich von Anfang an für die Interessen der Privatvermieter einsetzt. Auch da geht überhaupt nichts weiter. (Beifall bei der FPÖ.)

Angesprochen sei auch das Förderchaos Tourismusbetriebe: In etwa 1 000 Betriebe warten noch auf zugesagte Fördergelder, im Februar waren es in etwa 160 Mil­lionen Euro. Es geht einfach nicht, dass Förderungen, die man Betrieben zusagt, nicht ausbezahlt werden. Wir haben gesagt: Schaut, dass ihr da einmal in die Gänge kommt und dass die Cofag, bevor sie liquidiert wird, endlich diese Förde­rungen auszahlen kann!

Zum Schluss, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, weil es zum heutigen Tag dazupasst, auch was die Lockdowns für die Tourismusbetriebe anbelangt, ein Zitat aus den RKI-Protokollen – auch das wurde von den Experten so nicht gesehen wie von uns, von der Freiheitlichen Partei; was sagen die RKI-Experten? –: Die „Lockdowns haben zum Teil schwerere Konsequenzen als Covid selbst“. (Zwischenruf des Abg. Zorba.) – Das sagen nicht wir, das sagen die Experten. (Abg. Zorba: ... kein Taferl mit?) Nur hat die Politik nach außen hin eine vollkommen andere Situation dargestellt, es wurde eine vollkommen andere Politik gemacht, und damit wurden natürlich die Betriebe wider besseres Wissen nachhaltig


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geschädigt. So etwas darf überhaupt nicht mehr vorkommen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Zorba: Ohne Taferl?)

19.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.05.55

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Der österreichische Tourismus ist definitiv ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor, an dem Hunderte Arbeitsplätze hängen und von dem der Wohlstand in vielen Regionen abhängig ist.

In meiner Zeit als Tourismussprecherin haben wir eine ziemliche Berg-und-Tal-Fahrt erlebt: die Coronakrise, von der sich noch nicht alle Tourismussprecher erholt haben, gefolgt von der raschen Erholung und den neuen Tourismus­rekorden.

Wohin aber geht die Reise des österreichischen Tourismus tatsächlich? – Wir sehen eine wachsende Diversifizierung der Angebote, der Fokus ist verstärkt auf Qualität. Das Thema nachhaltiges Reisen ist kein Nischenthema mehr, sondern schon lange im Mainstreamreisetrend angekommen.

Wir stehen allerdings vor einer großen Herausforderung, einer großen Heraus­forderung, die es so bislang einfach nicht gab, und das ist die Klimakrise. Damit der Tourismus auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen kann, müssen wir jetzt schon daran arbeiten und die entsprechenden Weichen stellen. Wir müssen an einem zukunftsfitten, nachhaltigen Tourismus arbeiten, an einem Tourismus, von dem die Bevölkerung profitiert, unter dem die Natur nicht leidet und mit dem Wertschöpfung im Sinne von Qualität statt Quantität produziert wird. (Beifall bei den Grünen.)


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Was wir nicht vergessen dürfen, ist die Schönheit der Natur. Die Schönheit der Natur ist unser Kapital, ist die touristische Geschäftsgrundlage. So – und wie können wir jetzt den Tourismus in dieser Transformationsphase bestmöglich unterstützen? (Auf der Galerie wird unter lauten Rufen ein Transparent entrollt.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Einen Augenblick, Frau Kollegin! Ich werde Ihre Zeit stoppen. – Immer mit der Ruhe! (Anhaltende laute Rufe von der Galerie. – Beifall bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.) Danke, abstim­men werden wir natürlich trotzdem.

Einen Moment noch, Frau Kollegin, sonst hört man Sie schlecht. (Besucher:innen werden von Mitarbeiter:innen des Ordnungsdiensts von der Galerie geleitet.)

Gut, damit geht es weiter. – Bitte, Frau Kollegin.


Abgeordnete Barbara Neßler (fortsetzend): Bei Bildung für alle sind wir selbst­verständlich dabei. Jetzt reden wir gerade über den Tourismus.

Was können wir aber tun, um den Tourismus in dieser Transformationsphase bestmöglich zu unterstützen? – Was wir definitiv nicht tun sollten, ist, noch mehr Bettenburgen in die grüne Wiese zu setzen, und was definitiv nicht hilft, sind Orts- und Liftkaiser, die meinen, sie können es sich richten, wie sie es gerade brauchen. Es ist auch nicht hilfreich, wenn man bei einer Pressekonfe­renz, wie Kollege Hörl diese Woche, davon erzählt, wie man bei den Medien interveniert, weil die Bilder in der Berichterstattung zum Tourismus nicht die schönsten waren.

Das Problem ist nämlich nicht die Berichterstattung selbst – wenn über die Aus­wirkungen der Klimakrise berichtet wird oder wenn davon berichtet wird, dass die letzten Reste des Gletschers noch verbaut werden, anstatt dass man sie schützt. Das Problem ist, wenn man die Augen davor verschließt – frei nach dem Motto: Hinter mir die Sintflut! (Beifall bei den Grünen.)


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Was wir künftig tatsächlich brauchen, um die Herausforderung bestmöglich angehen zu können, sind mehr Evidenz, mehr Tourismusforschung, bessere Vernetzung und ein ganzheitlicher Blick auf den Tourismus.

Kollegin Kirchbaumer hat es schon angesprochen, genau das machen wir mit diesem Antrag: Wir stärken die Forschung, wir stärken die Vernetzung und wir stellen die Weichen für ein Tourismuskompetenzzentrum, das künftig einen wesentlichen Beitrag leisten kann, wenn es darum geht, Österreich mit Innova­tionen zum nachhaltigsten Tourismusland Nummer eins in Europa zu machen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun ist Herr Abgeordneter Josef Schellhorn zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.10.33

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Frau Staatssekretär! Herr Minister! Eingangs großes Lob auch an Sie, Frau Staatssekretärin, denn wir hatten ja schon Minister:innen oder Vorgänger:innen, die es mit dem Touris­mus nicht so ernst gemeint haben. Sie verstehen etwas davon, das ist großartig. Das zeigt alleine die Umsetzung für den Guide Michelin, die diese Regierung zusammen mit den Ländern gemacht hat; und auch andere Punkte.

Wir finden auch diesen Antrag im Grunde genommen sehr okay. Wir sind nicht auf den Antrag mit hinaufgegangen, stimmen aber natürlich zu, weil Touris­musforschung, ein Kompetenzzentrum dafür, auch etwas ganz Wichtiges ist. Das ist eigentlich die einzige Phase im Tourismus, wo man nur den Tourismus betrachtet, in der Zukunft und in der Forschung, ansonsten aber ist Tourismus ein Gesamtkunstwerk.

Darum bitte ich Sie, weil Sie ja auch sehr oft Minister Kocher vertreten (Abg. Greiner: Er ist schon oft nicht da!): Wir bräuchten sieben Punkte. Wir bräuchten zum Beispiel: Entwicklung des ländliches Raums – um bei dem anzuschließen,


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was auch Kollegin Neßler gesagt hat. Die Entwicklung des ländlichen Raums im Ferientourismus oder im ländlichen Tourismus bedarf nämlich auch der Einbeziehung der Landwirtschaft. Das hat in der letzten Zeit nicht funktioniert, das sollte in einer besseren Zusammenarbeit viel besser funktionieren. Vielleicht kann man da beforschen, wie sich Landwirte und Hoteliers besser miteinander vertragen oder gemeinsame Ziele erreichen können – ich weiß es nicht, aber das kann ja auch eine psychoanalytische Geschichte sein.

Wir bräuchten natürlich kapitalstärkende Maßnahmen, das heißt – was Kollege Hauser auch gesagt hat –, natürlich bedarf es großer Würfe, was die Kapital­struktur der touristischen Betriebe betrifft. Eine Aufwertungsbilanz wäre ziemlich sinnvoll, um auch mit einem Viertelsteuersatz gewisse Übergaben, die ganz wichtig sind, und vor allem Betriebsauflösungen zu ermöglichen.

Das heißt auch – das ist der dritte und vierte Punkt –, im Tourismus muss man den Markt bereinigen, sodass wir zu höheren Deckungsbeiträgen, zu höheren Wertschöpfungsketten kommen. Wir haben in der Tat 40 000 Gästebetten zu viel. Das sind jene Betriebe, die dahinvegetieren, und diesen muss man steuerliche Erleichterungen geben.

Die drei wichtigsten Punkte, die alle Unternehmer jetzt betreffen und quälen – und diese können auf die Tourismusforschung nicht warten –, das sind die Bürokratie – alle Unternehmer klagen über diese Bürokratie –, der Fachkräfte­mangel – alle Unternehmer klagen darüber – und die Deckungsbeiträge – alle klagen darüber, dass sie die Deckungsbeiträge nicht mehr hinkriegen, weil die Mitarbeiter zu wenig verdienen und zu viel kosten; das ist einfach einmal der springende Punkt.

Wir alle müssen es schaffen, dass unsere Mitarbeiter netto 10 Prozent mehr bekommen. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.) So erhöhen wir die Kaufkraft, so erreichen wir eine höhere Nettoleistung für alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und das wäre ein wichtiger Beitrag gegen die Teuerung.


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Lassen Sie mich noch kurz zu Kollegin Erasim sagen, zu solch einem Fonds, wie Sie ihn andenken für die Stärkung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch im Nettobezug: Diese Branche ist nämlich dann da, wenn ihr Freizeit habt, wenn ihr am Abend fortgeht, wenn ihr am Sonn- oder am Feiertag euren Cappuccino auf der Terrasse genießt. Das Problem, das ich in der letzten Zeit mit den Arbeitnehmervertreter:innen immer gehabt habe: Ich bezahle gerne 100 Prozent Aufschlag für den Feiertagszuschlag meiner Mitarbeiterinnen. Ich will aber auch, dass die Mitarbeiterin 100 Prozent bekommt und nicht nur 48 Prozent. Ihr habt euch bis jetzt dagegen ausgesprochen, weil anscheinend dann das System kollabiert. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Ich würde das im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von eurer Seite her auch fordern, dass unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, all jenen, die am Sonntag arbeiten, all jenen, die an einem Feiertag arbeiten, die 100 Prozent auch zu 100 Prozent bleiben. Das wäre ein großes Anliegen. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

19.14


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun die Frau Staatssekretärin zu Wort gemeldet. – Bitte schön.


19.14.48

Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Mag. Susanne Kraus-Winkler: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Zuschauer und Zuschauerinnen! Zuerst einmal möchte ich mich bei allen Mitgliedern des Tourismusausschusses sehr herzlich bedanken, weil wir im Tourismusausschuss gemeinsam entschieden haben, dass die Tourismus­branche einfach eine koordinierte Grundlagenforschung benötigt.

Wir haben zu wenig Daten und Fakten, um die Tourismuspolitik in diesem Land so zu gestalten, dass wir sie in einer Zeit, in der alles viel komplexer und viel schwieriger ist, auch wirklich entscheiden und vorbereiten können. Tourismus ist ja eine Branche, die in Wirklichkeit das ganze Land und auch alle Menschen, die


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hier leben, betrifft. Tourismus ist daher eine Branche, die sich viel stärker mit dem Land und mit den Menschen in diesem Land verwurzelt, und daher müssen wir in diesem Zusammenhang auch viel mehr Verantwortung tragen.

Es geht nicht mehr wie früher nur darum, wie wir Wachstum erreichen können, sondern: Wie können wir Tourismus so organisieren und auch managen, dass es für alle in diesem Land, von den Menschen, die hier leben, bis zu den Unter­nehmen, bis zur Natur und Kultur eine ausgeglichene, ausbalancierte Möglichkeit gibt, ihn zu leben? Er war und ist in diesem Land eine Stütze, auch was den Wohlstand betrifft. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

Worum geht es bei dem, was wir vorgeschlagen haben, eigentlich? – Vielleicht sei ganz kurz noch einmal festgehalten: Wir haben eben keine strukturierte Grundlagenforschung. Wir haben eine etwas zersplitterte Forschung, aber wir haben keinen Überblick, und wir haben wie gesagt auch viel zu wenig Daten. Das heißt, wir wollen auf der einen Seite jetzt mit einer Tourismusforschungs­landkarte herausfinden, wer überhaupt welche Kapazitäten, welches Know-how hat, und dann eventuell aus dem heraus ein Kompetenzzentrum schaffen, wo wir Tourismusforschung über die, die in diesem Land schon forschen, strukturierter machen, so, dass wir die tourismuspolitischen Entscheidungen auch treffen können.

Ich würde aber ganz gerne auch ein bisschen Bezug auf das nehmen, was gerade von den Vertretern und den Tourismussprechern vom Tourismusausschuss gesagt wurde. Es ist nicht so, dass alles vertagt wird. (Abg. Erasim: Von den Oppo­sitionen schon! – Abg. Neßler – in Richtung Abg. Erasim –: Unser Antrag ...! – Abg. Erasim: Die Anträge der Oppositionsparteien werden alle vertagt! Alle! 100 Prozent, seit 2019!) Es wird vieles vertagt, aber es wird auch alles diskutiert, und das ist auch sehr wichtig. Es ist nicht so, dass einfach alles vom Tisch gewischt wird, sondern es wird vieles im Detail diskutiert.

Ja, ich kann Frau Abgeordneter Erasim bestätigen, dass der Sachbezug für Mitarbeiterwohnungen und die Interpretation der 30-Quadratmeter-Grenze


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ganz wichtig ist. Ich kann auch versichern, dass auch ich weiter daran arbeiten werde; es ist intensiv mitgenommen worden.

Und zum Thema sexuelle Übergriffe bei Beschäftigten: Wir alle haben die Studien, wir alle wissen, dass das eine schwierige Situation ist, vor allem für Beschäftigte in manchen Betrieben, wenn sie am späteren Abend zu tun haben. Es wurde im Ausschuss diskutiert, dass wir da versuchen, auf jeden Fall in Kooperation mit der Wirtschaftskammer, die den direkten Zugriff auf die Betriebe hat, sowie in Kooperation mit der Gewerkschaft und der Arbeiter­kammer möglichst Lösungen zu suchen, wie man das machen kann, und nicht gleich gesetzlich reinzugehen. Schauen wir einmal, wie weit wir kommen! Dann müssen wir so und so den nächsten Schritt machen.

Zu Kollegen Hauser würde ich gerne sagen: Wir haben – und ich bin sehr stolz darauf, ich habe das auch im Tourismusausschuss präsentiert – die Liste aller erledigten Punkte unseres Aktionsplans Tourismus, aus dem Tourismus­master­plan heraus, veröffentlicht, und auch offene, jene, die noch nicht erledigt sind. Das ist auf der Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft einsehbar. Wir haben fast alles abgearbeitet, mit Ausnahme jener Punkte, die entweder noch in Bearbeitung sind oder bei denen es in dem System, in dem wir agieren, inklusive demokratischem System, einfach sehr, sehr komplex und schwierig ist, Lösungen zu finden.

Was wir erledigt haben, ist die Tourismusakzeptanzmessung und dazu noch das Thema, ausbalancierten Tourismus zu fördern, indem wir das Thema Overtourism mit einer Broschüre und mit einem Fördercall versehen haben. Die gewerbliche Tourismusförderung wurde sogar noch weitergeführt, um einen Kleinkredit. Die Zertifizierungsstrategie läuft hervorragend. Die Tourismusfor­schungslandkarte wird im Juni präsentiert. Es gibt auch gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium das Projekt Resy, bei dem wir Dashboards mit Indikatoren für die regionalen Leute entwickelt haben, sodass man da auch bessere Entscheidungen treffen kann.


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Zu den einzelnen Punkten noch ganz kurz: Dass es eine Eigenkapitalstärkung braucht, ist im Grunde klar. Das ist aber nicht so einfach, denn das betrifft ja nicht nur die Tourismusbetriebe. Wir setzen bei der Einführung von Eigen­kapitalzinsen an: Das ist im Österreichplan – 20 000 – von Bundeskanzler Karl Nehammer enthalten.

Privatzimmervermietung: Da geht es um zwei Bereiche. Der eine Bereich ist: Welche Zusatzleistungen dürfen Privatzimmervermieter in Zukunft zusätzlich anbieten in der Abgrenzung zu gewerblichen Anbietern? Der zweite Bereich ist das Thema mehr Betten. Betreffend den ersten Bereich kämpfen wir sehr stark mit dem Thema Gewerberecht – es ist nicht so einfach, da Änderungen zu machen –, aber beim Thema Betten würde ich sehr gerne sagen, dass wir wissen, dass die Privatanbieter im Durchschnitt 6,4 Betten pro Betrieb haben, das heißt, die Zehnbettengrenze wird nicht von allen voll ausgeschöpft. Dazu kommt, dass wir in Österreich rund 610 000 gewerbliche Betten haben, wir haben etwas über 400 000 private Betten inklusive Ferienapartments und Ferienhäuser, wir haben etwas über 250 000 gezählte Betten im Bereich der Campingplätze und etwas über 105 000 Betten im Bereich der Sozialheime und der Kinder­heime.

Privatzimmervermietung ist wichtig, weil es so zu einer Identifikation mit der Region kommt und weil so viele Leute auch die Möglichkeit haben – vor allem bei Urlaub am Bauernhof –, Zusatzeinnahmen zu generieren. Auf der anderen Seite müssen wir aufpassen: Ich komme gerade aus Athen und hatte dort ein langes Gespräch mit der griechischen Tourismusministerin und mit Vertretern des griechischen Tourismus. Die haben die Situation, dass sie auf Mykonos 16 000 Hotelbetten haben, aber 100 000 Airbnb-Betten, oder in Athen 60 000 Hotelbetten, aber 320 000 Airbnb-Betten.

Das ganze Thema mit den Privatbetten muss also in Zukunft auch in einer genauso strukturierten Form behandelt werden, die Zahl der Privatbetten sollte immer in Balance zu den gewerblichen Betten sein, sonst haben wir ein Problem mit Overtourismus und können es nicht managen. Das heißt, das ist


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mein Appell an alle, bitte das Ganze auch vernünftig zu machen! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Das ist mehr oder weniger das, was ich hier jetzt sagen wollte. Ich darf vielleicht noch darauf aufmerksam machen, dass wir im Juli im Nationalrat den Tourismusbericht vorlegen werden. Wir werden den Tourismusbericht 2023 in der nächsten Sitzung des Tourismusausschusses im Juni präsentieren, und da werden wir auch noch Details zum österreichischen Tourismus in einer größe­ren Tiefe präsentieren. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

19.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Bettina Zopf. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.22.47

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staats­sekretärin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Fernseh­bildschirmen! Der österreichische Tourismus ist geprägt von unserer schönen Kulturlandschaft. Diese gibt es nicht ohne unsere Bäuerinnen und Bauern; nebenbei produzieren diese auch noch hochwertige regionale Lebensmittel. (Abg. Lindinger: Genau!) Das ist auch wichtig für den Guide Michelin, der 2025 wieder zu uns kommt, denn er bewertet auch hochwertige regionale Lebensmittel. Tourismus muss auch Wertschöpfung für die Landwirtschaft sein, auch im Bereich der produzierenden Landwirtschaft. (Beifall bei der ÖVP.)

Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor: 6,2 Prozent des BIP kommen aus dem Tourismus durch 140 Millionen Nächtigungen jährlich in 11 240 Hotels, 45 375 Privatunterkünften und 673 Campingplätzen in Österreich. Manche Regionen wären ohne Tourismus unbewohnt, und trotzdem muss er für alle verträglich bleiben.


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Für die Weiterentwicklung des Tourismus braucht es Forschung. Derzeit ist die Forschung – die Staatssekretärin hat es erwähnt – sehr zersplittert. Um unter­schiedliche Auftraggeber und Zweigleisigkeiten zu vermeiden und die Forschung zu koordinieren, braucht es eine gescheite Koordinationsstelle, und daran soll gearbeitet werden.

Auch in Zukunft sollen die Urlauber, wie es besonders auf meine Region zutrifft, den Slogan: Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein!, noch sagen können. Die Urlauber sollen gerne in unsere Region kommen, und das funktioniert nur gut, wenn wir gut forschen und diese Forschung auch in einer guten Weiterent­wicklung umsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

19.24


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Alois Schroll. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.24.49

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, Folgendes vorweg:

Ich hätte heute gerne auch mehr über Tourismus in Österreich diskutiert, des­wegen hat ja die SPÖ und vor allem meine Kollegin Melanie Erasim als Bereichssprecherin auch eine Reihe an guten und wichtigen Anträgen im letzten Ausschuss eingebracht, die allesamt nur Verbesserungen für die Branche, aber auch für deren fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebracht hätten – von mehr Geld für die Weiterbildung über günstigere Mitarbeiterwohnungen bis zu einem Maßnahmenpaket gegen Übergriffe am Arbeitsplatz. Die Regierung hat leider Gottes alle unsere und andere Anträge vertagt oder abgelehnt – das wurde heute schon einige Male hier angesprochen. (Abg. Lindinger: Dann dürften es keine guten Anträge gewesen sein!) Sie will über all das lieber nicht sprechen. Das, liebe Damen und Herren, zeigt genau: Die schwarz-grüne Bundesregierung drückt sich auch da vor den wichtigen Themen.


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Ich komme zum Antrag selbst, der heute vorliegt und den wir auch unterstützen werden. Es ist wichtig, dass das Wissen in der Branche geteilt wird und die besten Konzepte rund um Arbeitsqualität und Nachhaltigkeit auch überall Anklang finden.

Es ist gut und richtig, dass eine so wichtige Branche wie der Tourismus die besten Köpfe vernetzt und dabei natürlich auch für die Tourismusbranche und für die Gäste Gutes herauskommt. Ich finde sogar, dass dieser Antrag so gut ist, dass sich die schwarz-grüne Regierung davon selbst etwas mitnehmen könnte, im Antrag ist nämlich von Vernetzung, von Projektfahrplan und von Kom­petenz die Rede: drei Dinge, die sich auch die Bundesregierung mehr zu Herzen nehmen sollte.

Die Bundesregierung bräuchte zum Beispiel ganz dringend einen Projekt­fahrplan, wie man die Menschen entlastet. Leider Gottes – wir kennen es in vielen Bereichen (Abg. Tanja Graf: Themenverfehlung!) – gibt es keinen Plan, keinen Projektfahrplan, und deswegen haben auch die Menschen und die Betriebe diese Probleme.

Geschätzte Damen und Herren! Nicht nur die Österreicherinnen und Öster­reicher, sondern auch die Betriebe haben speziell mit den Energiepreisen massive Probleme. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Tanja Graf.) Das ist auch im Tourismus so – geschätzte Kollegin, hören Sie zu, ich sage Ihnen gleich ein paar Beispiele! –, diese waren natürlich auch dort Preistreiber und schuld an der Teuerung. Wie so oft verdienen sich natürlich einige – da meine ich die Energieversorger – eine goldene Nase, während andere Betriebe – nämlich Ihre Betriebe (in Richtung ÖVP weisend), die Tourismusbetriebe – schwer über die Runden kommen.

Ein guter Bekannter von mir hat im Mostviertel ein Gastgewerbe mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ein tolles Haus mit super Personal, und wenn man ihn fragt, wie es ihm in den letzten Monaten und Jahren so ergangen ist, dann ist man schon ein bisschen betroffen, wenn man aus dem


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Haus wieder hinausgeht: Coronaförderungen wurden falsch oder noch gar nicht ausgezahlt; auf Nachfrage hat niemand Bescheid gewusst und auch keine Auskunft geben können. Kredite, die man gekriegt hat, hat man relativ rasch wieder zurückzahlen müssen, obwohl man etwas anderes versprochen hatte, und als man endlich wieder aufsperren durfte, ist die nächste Teuerungswelle – insbesondere betreffend Energiepreise – über die Betriebe hereingebrochen.

Das wirkt sich nicht nur auf die Betriebe aus, sondern macht natürlich auch die Menschen in Österreich insofern nachdenklicher, als dass sie sich überlegen, ob sie sich einen Urlaub quasi noch leisten können.

Liebe Frau Staatssekretärin, liebe Regierungsparteien! Ich habe es schon so oft gesagt, werde aber nicht müde werden, es wieder zu sagen, es zu wieder­holen: Zeigt den Beschäftigten und den Unternehmer:innen in der Gastronomie, dass euch etwas an ihnen liegt! Kümmert euch endlich um die Teuerung und greift vernünftig in die Preise ein! Die Menschen, die KMU-Betriebe und die gesamte Tourismusbranche haben es sich verdient.

Eine Konferenz von rund 80 Betrieben im Tourismusbereich im Mostviertel ist gerade eben zu Ende gegangen, und ich habe soeben über Whatsapp folgende Nachricht (einen Ausdruck in die Höhe haltend) bekommen: Vier – vier! – Themen – genau so gereiht, wie ich es jetzt sage – liegen denen ganz, ganz massiv im Magen: Teuerung, die Bürokratie, die Energiekosten und der Mitarbeiter­mangel. – Liebe Regierung, tun Sie endlich etwas für Ihre Betriebe, für unsere Betriebe in Österreich, dann kann Tourismus funktionieren! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

19.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau MMMag.a Salzmann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.



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19.29.34

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Griaß eich! Schee, dass do seids! – Heute, liebe Kolleginnen und Kollegen und geschätzte Zuseher vor den Fernsehbildschirmen und hier auf der Galerie, begrüße ich Sie so, wie es bei uns im gastfreundlichen Tourismusland Salzburg in Österreich in vielen Städten und in vielen Regionen gemacht wird.

Österreich ist für viele internationale Gäste, für viele europäische Gäste und, was uns ganz besonders freut – Frau Staatssekretärin, da stimmen Sie sicher mit ein –, für viele Österreicherinnen und Österreicher das Urlaubsland. Österreich ist sehr, sehr beliebt als Urlaubsdestination.

Meine Damen und Herren, wir hatten im letzten Jahr, 2023, 151 Millionen Nächtigungen. Das war eine kräftige Steigerung gegenüber den Coronajahren. Letztendlich haben wir jetzt wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Was mich als Salzburgerin natürlich besonders freut: In Salzburg haben wir bei den Nächtigungen einen kräftigen Anstieg von 11,5 Prozent.

Mit dem hier vorliegenden Entschließungsantrag der drei Parteien ÖVP, Grüne und SPÖ legen wir jetzt den Fokus auf eine zukunftsperspektivisch ausge­richtete Tourismuspolitik, auf einen Tourismus, der erforscht werden soll, der in einem gemeinsamen Forschungsprojekt gut vernetzt werden soll. Wir wollen eine Forschungslandkarte erstellen, indem wir einfach auch die Kräfte bündeln und schauen, wo Projekte vorhanden sind.

Es wird wichtige Fragestellungen geben, um den Tourismus gut weiterzuent­wickeln, ich verweise da auf die Nachhaltigkeit, auf die Digitalisierung, aber natürlich auch auf die Tourismusakzeptanz. Um bei der Akzeptanz zu bleiben: Es ist natürlich erfreulich, dass 89 Prozent der österreichischen Bevölkerung den Tourismus als wesentlichen und wichtigen Wirtschaftsfaktor ansehen. Immerhin 79 Prozent der Bevölkerung in Österreich stehen dem Tourismus positiv gegenüber.


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Mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit haben wir seit dem Jahr 2023 bereits wichtige Schritte gesetzt, einerseits mit dem Nachhaltigkeitsbonus für nach­haltige Investitionen und andererseits auch mit dem Umweltabzeichen, mit dem wir die Tourismusbetriebe auszeichnen, die im Umweltbereich sehr bewusste Aktionen setzen.

Meine Damen und Herren! Viele touristische Betriebe bieten gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Betrieben – das zeichnet Österreich auch aus – nachhaltige und regionale Angebote an. Ein wichtiger Aspekt wird immer bedeutender, nämlich die Mobilität im Bereich der Nachhaltigkeit. Es freut mich als Salzbur­gerin natürlich besonders, dass unser Landeshauptmannstellvertreter Stefan Schnöll bereits seit Jahren im Ausbau des öffentlichen Verkehrs ganz wichtige Schritte setzt, damit wir auch im Bereich des Tourismus in Bezug auf die Mobilität die Nachhaltigkeit stärker fördern können.

Somit verweise ich auf den Österreichplan, meine Damen und Herren. Wir werden Österreich weiter als nachhaltiges und hochqualitatives Urlaubsland positio­nie­ren. – Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

19.33 19.33.08


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2524 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Zukunftsperspektiven für die Tourismusforschung in Österreich“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (367/E)


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19.33.3812. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über die Regierungsvorlage (2460 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und Japan über soziale Sicherheit (2515 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 12. Punkt der Tagesordnung.

Es wurde auf eine mündliche Berichterstattung verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Johann Höfinger. – Bitte, Herr Abgeord­neter.

Auf Wiedersehen, Frau Staatssekretärin, alles Gute.


19.34.05

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dies ist ein Tagesordnungspunkt, in dem es um die soziale Absicherung geht, um ein Abkommen, mit dem soziale Leistungen zwischen Japan und Österreich gegenseitig anerkannt werden.

Im speziellen Fall geht es da um die Anrechnungen von Pensionsleistungen in der Pensionsversicherung. Das ist ein Abkommen, wie es Österreich schon mit vielen Ländern der Welt getroffen hat. Wenn aus beiden Ländern Menschen auch in beiden Ländern erwerbstätig sind, dann soll man die Leistungen, die sie am Arbeitsmarkt erbringen, in die Pensionsberechnung miteinbeziehen können. Dieses Abkommen garantiert das für beide Seiten.

Dem ist ein langwieriger Diskussionsprozess vorausgegangen, denn es sind sehr komplexe Systeme, die da zusammengeführt werden mussten, aber jetzt ist es endlich geschafft. In ähnlicher Weise hat das auch Japan nicht nur mit Österreich, sondern auch mit anderen Ländern gemacht. Man nähert sich also auf diesem


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Sektor an. Ich denke, das ist für alle jene Erwerbstätigen, die eben in beiden Ländern tätig sind, eine wichtige Voraussetzung und Grundlage.

Was an diesem Abkommen speziell ist, was in anderen Abkommen nicht immer mitschwingt, ist, dass diese betroffenen Personen automatisch in die Krankenversicherung miteinbezogen werden. – Soweit zu diesem Abkommen, von dem ich denke, dass dem auch alle zustimmen werden, denn es bietet wirklich eine gute soziale Grundlage.

Lassen Sie mich aber vielleicht noch ein Wort zu den allgemeinen Beziehungen zwischen Österreich und Japan, die hervorragend sind und um die sich sowohl von japanischer Seite als auch von österreichischer Seite sehr bemüht wird, sagen. Es geht um wirtschaftliche Beziehungen, von denen beide Staaten sehr profitieren, es geht um den gesellschaftlichen Austausch, es geht um das Verständnis, wenn es um die Weltpolitik geht, und da gibt es natürlich auch in diesen Tagen viel zusammenzuführen, viel zu diskutieren.

Ich darf mich auch ganz herzlich bei den Vertretern Japans hier in Österreich bedanken, allen voran bei seiner Exzellenz Botschafter Mizuuchi, der sehr offensiv auf die Menschen in diesem Land zugeht und ein Mensch der Verbindung ist, der wirklich Verbindungen schafft und Verbindungen knüpft – das tut uns gut. So, denke ich, können wir diese Zusammenarbeit auch in Zukunft sehr intensiv pflegen. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

19.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Dr. Nikolaus Scherak. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.36.37

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Ja, Kollege Höfinger hat es schon angesprochen: Die Beziehungen


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zwischen Österreich und Japan dauern zum Glück schon viele, viele Jahre an und entwickeln sich außerordentlich gut.

Wir hatten 2019 das 150-Jahr-Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Bezie­hungen zwischen Österreich und Japan, und wir hatten letztes Jahr 150-Jahr-Jubiläum der japanischen Teilnahme an der Weltausstellung in Wien. Wenn man so gute Beziehungen zueinander hat und vor allem die gleichen Werte wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Freiheit, Marktwirtschaft teilt, dann führt es natürlich auch dazu, dass Menschen in unterschiedlichen Ländern arbeiten und sich dementsprechend natürlich Fragen ergeben, was Pensionsbezüge betrifft.

Zum Glück gibt es jetzt dieses Abkommen, das hat, wie schon gesagt, lange gedauert. Es wird nicht sehr viele Menschen betreffen – man geht davon aus, dass es pro Jahr ein paar sind –, aber nichtsdestotrotz ist es für jeden Einzelnen, der vor der Situation ist, in Japan und in Österreich gearbeitet zu haben, eine Herausforderung, dass man das entsprechend hinkriegt.

Da gerade vor mir Kollege Höfinger geredet und herausgestrichen hat, wie gut bilaterale Abkommen sind, kann ich ihm auch ans Herz legen, dass ein wesent­licher Teil von bilateralen Abkommen auch bilaterale Freihandelsabkommen sind. So etwas gibt es ja glücklicherweise mit Japan – mit anderen Ländern gibt es das nicht, weil sich so manche Partei in diesem Haus dagegen sperrt. Freihandel und auch der Austausch von Arbeitskräften mit unterschied­lichen Ländern fördern unseren Wohlstand, fördern unsere Freiheit und fördern unser gutes Zusammenleben. Insofern würde ich mich freuen, wenn die ÖVP ihren Widerstand bei den diversen Freihandelsabkommen endlich aufgeben würde. (Beifall bei den NEOS.)

19.38 19.38.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


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Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, den Abschluss des gegenständlichen Staatsvertrages in 2460 d.B. gemäß Art. 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz zu genehmigen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

19.38.50 13. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3983/A der Abgeordneten Mag. Ernst Gödl, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungs­gesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversiche­rungsgesetz, das Beamten-Kranken-und Unfallversicherungsgesetz, das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz und das Sozialversicherungs-Ergän­zungs­gesetz geändert werden (2516 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun kommen wir zum 13. Punkt der Tagesordnung.

Es wurde wiederum auf eine mündliche Berichterstattung verzichtet.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Josef Muchitsch. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.39.27

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Beim Tagesordnungspunkt 13 geht es um die Novelle zu verschiedenen Sozialversicherungsgesetzen, da etliche Bereinigungen aufgrund von Höchstgerichtsentscheidungen durch verschiedene Gerichtshöfe notwendig sind – ein Beispiel mehr dafür, dass die Regierung nur das korrigiert, was sie aufgrund von Urteilen bereinigen muss, und das ist das Problem.


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Was die Regierungsparteien heute wieder verabsäumen, ist, Beschlüsse zu fassen, wie bei den Pensionen der Teuerung entgegengewirkt werden kann – wie zum Beispiel durch die Abschaffung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung oder die Einführung einer Schutzklausel für die Aufwertung des Pensionskontos, was die Gesamtgutschrift betrifft. Meine Kollegin Verena Nussbaum wird darauf noch näher eingehen und auch einen Entschließungs­antrag einbringen.

So wie ÖVP und Grüne bei den Pensionen hat die Regierung davor – nämlich aus ÖVP und FPÖ – bei der Finanzierung des Gesundheitssystems für große Verunsicherung gesorgt. Die von ÖVP und FPÖ versprochene Patientenmilliarde 2018 hat sich nicht bewahrheitet – im Gegenteil: Diese groß angekündigte Reform kostet die Versicherten letztendlich bis zu 1,3 Milliarden Euro. Was wurde den Menschen 2018 versprochen? Ich zitiere Bundeskanzler Sebastian Kurz, ORF-„Mittagsjournal“ am 14. September 2018: „Wir sparen in der Verwaltung, wir sparen bei den Funktionären, wir sparen im System und schaffen es so, eine Milliarde bis 2023 zu lukrieren.“

Wir haben jetzt 2024, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wo ist diese Milliarde? (Abg. Stefan: Coronamaßnahmen!) Wo ist diese Milliarde, die wir im Gesundheitssystem wirklich brauchen würden? (Abg. Martin Graf: Corona­maßnahmen!)

Ich zitiere auch die damalige FPÖ-Gesundheitsministerin (Zwischenruf des Abg. Loacker) Hartinger-Klein, ORF-Abend-„ZIB“, 14. September 2018: Hartinger-Klein lobt die Reform als größte Sozialreform der Zweiten Republik. Sie freue sich, „als Regierung für die Versicherung und die Patienten eine Reform einzubegleiten, die eine Strukturreform ist und darauf basierend eine Gesund­heitsreform.“ Hartinger-Klein ist vom Einsparungsvolumen überzeugt.

Sechs Jahre später, am 10. April 2024, Hartinger-Klein vor dem Untersuchungs­ausschuss: Die Patientenmilliarde war ein Marketinggag der ÖVP. – Das heißt,


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die Patientenmilliarde war nie das Ziel, sondern letztendlich nur ein Marketing­gag. (Ruf bei der SPÖ: Skandal!) Statt 1 Milliarde Euro für die Patientinnen und Patienten fehlt diese Milliarde jetzt den Menschen. Unser Gesundheitssystem kracht seitdem; alle spüren es, die Ärzt:innen fehlen, Pfleger:innen fehlen, Operationen werden verschoben, Wartezeiten auf Termine werden länger. Was sieht man auch? – Von denjenigen, die es sich leisten können, werden Wahlärzte stärker in Anspruch genommen, das heißt: Die privaten Gesundheitsausgaben steigen, die Zweiklassenmedizin wird somit befeuert.

Wir stehen vor einem Kipppunkt, meine sehr geehrten Damen und Herren, und müssen daher entschlossen handeln, wenn wir unser Gesundheitssystem aufrechterhalten, eine rasche Terminvergabe ermöglichen und zukünftig auch wieder genügend Personal zur Verfügung haben wollen. Es braucht endlich wirklich die Patientenmilliarde für eine spürbare Verbesserung der Gesund­heits­versorgung. Es braucht eine Termingarantie statt einer Zweiklassenmedizin.

Wie wir das schaffen, dazu haben wir als SPÖ einen klaren Plan, über den wir heute am Ende der Sitzung auch als Fristsetzungsantrag abstimmen werden. Wir als SPÖ werden wieder eine Gesundheitspolitik für die Menschen machen – statt gegen die Menschen, wie Sie es gemacht haben. Ein Richtungswechsel in der Gesundheitspolitik ist unbedingt notwendig. Wir sind auf dem richtigen Weg, und ich bin überzeugt: Im Herbst bei der Nationalratswahl wird dement­sprechend abgerechnet, die Menschen vergessen Ihnen das nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

19.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Mag. Ernst Gödl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.44.01

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundes­minister! Meine geschätzten Damen und Herren hier im Hohen Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Mein Vorredner, Herr Kollege Muchitsch, hat seine


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Rede soeben in parteikämpferischer Manier angelegt; er hat über alles geredet, nur nicht über die Gesetzesnovelle, die wir jetzt hier beschließen, bei der wir in Wahrheit einige kleine Änderungen vornehmen. Ich glaube, wir können alle gemeinsam – und besonders auch die SPÖ – auf unsere Vergangenheit in der Verantwortung für dieses Land stolz sein: dass wir über die Jahrzehnte ein breites, gutes Sozialsystem in Österreich aufgebaut haben und dass wir es auch immer weiterentwickelt haben.

Gerade auch in den schwierigen Zeiten, wie wir sie zuletzt hatten, mit einer hohen Inflation, war es sehr wohl diese Bundesregierung, die – teilweise auch in der gemeinsamen Zustimmung hier im Parlament – die richtigen Maßnahmen gesetzt hat, um soziale Härtefälle abzufedern, um Pensionen auch wirklich in der vollen Höhe anzupassen. In den letzten Jahren wurden gerade die niedrigen Pensionen – weil du, Kollege Muchitsch, die Pensionen jetzt mehrmals erwähnt hast – mehrmals über dem Inflationsniveau angepasst. Gerade bei der sozialen Absicherung hat unser Land, haben die Regierungen – diese und auch die vorige Regierung – wirklich viel, viel getan.

Nun zu dieser Novelle: Wir ändern das Sozialversicherungsgesetz in einigen kleinen Punkten, Ausgangsbasis sind in mehreren Punkten Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofes. Etwa ändern wir jetzt im Bereich der Antragsberech­tigung bei Waisenpensionen etwas: dass jene Schutzvorschriften, die es für Minderjährige gibt, auch zum Beispiel auf prozessunfähige und volljährige Personen in vergleichbaren Lagen ausgeweitet werden.

Wir ändern auch etwas beim Rehabilitationsgeld – eine sehr gute Einführung 2012, ich glaube, unter Sozialminister Hundstorfer, die damals als eine Art Systemumstellung eingeführt wurde: das Rehabilitationsgeld quasi als eine Art präventive Maßnahme, um gesundheitliche Risken möglichst zu minimieren, um die Menschen möglichst lange im Arbeitsprozess zu halten, also eine Art präventive Sozialpolitik. Diese Maßnahme hat ja den Sinn, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, und heute ändern wir die Bestimmung: dass, wenn jemand, der gegenwärtig Rehabilitationsgeld bezieht, Anspruch auf


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die reguläre Alterspension hat, dann logischerweise auch dieses Rehageld erlischt, weil ja der Anspruch auf die Alterspension gewährt wird und darum angesucht werden kann.

Auch ein kleiner Punkt, der vielleicht für nur wenige Fälle zutrifft, aber trotzdem wichtig ist, ist die Frage der Umrechnung von Währungen: dass, wenn Beiträge über ausländische Konten oder Zahlungen an ausländische Betroffene aus dem Sozialversicherungsbereich gewährt werden, diese auch dement­sprechend bei Währungsschwankungen angepasst werden. Das ist ein Gebot der Fairness, es geht von einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus, der quasi die Mitgliedsländer in Europa beauftragt hat, entsprechende Maßnah­men zu treffen, um große Währungsschwankungen immer möglichst rasch auszugleichen.

Diese kleine Novelle zeigt natürlich, dass es immer wieder notwendig ist, Anpassungen vorzunehmen. Das entwickelte sich weiter – keine Frage –, aber summa summarum hat Österreich wirklich ein hervorragendes soziales Netz. Darauf können wir stolz sein, darauf werden wir auch immer zu schauen haben, und wir werden es auch weiterzuentwickeln haben. Deswegen wäre es schön, wenn auch alle Fraktionen in diesem Haus dieser kleinen Änderung der Sozialversicherungsgesetze zustimmen könnten. (Beifall bei der ÖVP.)

19.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Mag.a Verena Nussbaum. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.47.53

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Durch diese Gesetzesänderungen in den verschiedensten Sozialversicherungsgesetzen – wieder einmal ohne Begutachtung – wird automatisch bei der Zuerkennung einer Invaliditätspension die Auszahlung des Rehageldes beendet. Gültig


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wird das in Zukunft auch sein, wenn man die Voraussetzungen für eine reguläre Alterspension erfüllt.

Jetzt möchte ich unser Pensionssystem ein wenig beleuchten, da vor allem vonseiten der ÖVP, die das bestehende Pensionsantrittsalter immer erhöhen will, immer wieder Angst- und Panikmache betrieben wird. Der Forderung erteilen wir als SPÖ natürlich eine klare Absage. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischen­ruf bei der ÖVP.)

Der Grund ist recht einfach: Sehr viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen gar nicht vor der Frage, ob sie länger arbeiten wollen oder nicht. Ein großer Teil ist zum Zeitpunkt seines Anspruchs auf die Alterspension bereits in einem sogenannten Rehageldbezug oder schon in der Arbeitslosigkeit. Es liegt also zunächst einmal in der Verantwortung der Arbeitgeberinnen und Arbeit­geber, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass man auch ohne gesund­heit­liche Defizite das Pensionsalter überhaupt erreichen kann.

Als Grundlage für unser solidarisches Pensionssystem ist aber eine gute und stabile Wirtschaftslage notwendig. Der internationale Vergleich zeigt: Unser Pensionssystem wird auch in den nächsten Jahrzehnten sicher sein. Durch die solidarische Finanzierung steht unser Pensionssystem auf einer stabilen Basis: Je höher die Beschäftigung und je besser die Einkommen, desto leichter die Finanzierung. Eine gerechte Anpassung der Löhne spielt also nicht nur für die Kaufkraft hier und heute eine Rolle, sondern ist auch in Zukunft für ein funktionierendes Pensionssystem relevant.

Es gibt aber zwei akute Probleme, die derzeit für Pensionsneuzugänge lebens­lange Verluste bei der Pensionshöhe bedeuten: Erstens, die Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung kommt aufgrund der derzeitigen gesetzlichen Lage 2025 wieder voll zum Tragen. Das heißt, die Arbeitnehmer:innen können sich ja meistens nicht aussuchen, wann sie in Pension gehen, und in Zukunft hängt die Pensionshöhe vom Geburtsdatum ab. Hat man Glück und geht im Jänner in Pension, bekommt man im Folgejahr die volle Pensionsanpassung, im Juli nur


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mehr die Hälfte und ab November gar keine Pensionsanpassung mehr. Vor allem Frauen trifft diese Regelung besonders hart: Aufgrund der Erhöhung des Pensionsantrittsalters fallen die meisten Stichtage in die zweite Jahreshälfte.

Der zweite Punkt ist der, dass wir eine Schutzklausel fordern, damit die Kauf­kraft der in der Vergangenheit erworbenen Pensionskontogutschrift erhalten bleibt. Diese Schutzklausel kommt nur in Zeiten stark ansteigender Inflation zur Anwendung, weil da die Aufwertungszahlen in Zeiten einer stabilen Inflations­rate grundsätzlich höher sind als der Anpassungsfaktor. Um diese drohenden Pensionsverluste zu verhindern, müssen diese Probleme noch bis zum Sommer gelöst werden.

Daher bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „notwendige Maßnahmen im Pensionsrecht“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat bis spätestens 12. Juni 2024 eine Regie­rungsvorlage zur Abschaffung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung und zur Einführung einer Schutzklausel in der Höhe des Anpassungsfaktors (§ 108f ASVG) des jeweils zweitfolgenden Kalenderjahres für die Aufwertung der Gesamtgutschrift im Pensionskonto zu übermitteln.“

*****

Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.51

Der Entschließungsantrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Genossinnen und Genossen

betreffend notwendige Maßnahmen im Pensionsrecht

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 13.) zum Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3983/A der Abgeordneten Mag. Ernst Gödl, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallver­sicherungsgesetz, das Selbständigen-Sozialversicherungsgesetz und das Sozialver­sicherungs-Ergänzungsgesetz geändert werden (2516 d.B.)

Das Pensionsrecht leidet derzeit und zwei akuten Problemen, die für Pensions­neuzugänge lebenslange Pensionsverluste bedeuten.

Zum einen handelt es sich dabei um die Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung, die für Pensionszugänge ab 2025 wieder voll zum Tragen kommt.

Auch wenn der Verfassungsgerichtshof in seinem Erkenntnis zur Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung diese als nicht verfassungswidrig erkannte, ist sie dennoch nicht gerecht.

Die meisten Arbeitnehmer*innen können es sich nämlich nicht aussuchen, wann sie in Pension gehen. Wenn sie Glück haben, können sie bis zum Erreichen der gesetzlichen Alterspension in Beschäftigung bleiben und werden zum frühestmöglichen Pensions­antrittszeitpunkt gekündigt.

Für diese Personen hängt es in Zukunft vom Geburtstag ab, ob sie einen lebenslangen Verlust ihrer Pension hinnehmen müssen, denn Türkis/Grün hat die Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung eingeführt. Damit hängt es vom Pensionsstichtag ab, wie viel Pensionsanpassung man im Jahr nach dem Pensionsantritt bekommt. Hat man das Glück mit Jänner eines Jahres in Pension zu gehen, bekommt man im


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nächsten Jahr die volle Anpassung, mit Juli nur mehr die Hälfte und mit November oder Dezember gar keine Anpassung mehr.

Wenn die Inflation sich irgendwo zwischen Null und zwei Prozent bewegt, mag man das weniger spüren. Doch gerade in Zeiten hoher Inflation wirkt sich die Minder- oder gar Nichtanpassung stark aus und zwar bis ans Lebensende.

Auch wenn die Aliquotierung für die Jahre 2024 und 2025 ausgesetzt wurde, trifft sie jene Arbeitnehmer:innen, die ab 2025 in Pension gehen, bereits wieder mit voller Härte.

Besonders stark betroffen sind die nächsten 10 Jahre Frauen, die in diesem Zeitraum in Pension gehen. Beginnend mit 2024 werden durch die halbjährliche Erhöhung des Antrittsalters um ein halbes Jahr, die Pensionsantritte für Frauen vorwiegend in die zweite Jahreshälfte fallen. Damit werden ihre Pensionen automatisch durch die Aliquotierung gekürzt. Bei den ohnehin relativ niedrigen Frauenpensionen ist diese Auswirkung eine weitere Benachteiligung.

Zum anderen wirkt sich die Aufwertung der Gesamtgutschrift im Pensionskonto durch die zweijährige Verzögerung in Zeiten solch hoher Inflation mit hohen Verlusten auf die Pensionsleistung aus.

Durch die Berechnungsgrundlage der Aufwertungszahl finden Beitragsgrundlagen, die aufgrund einer hohen Inflation in einem außerordentlichen Ausmaß steigen, erst mit einer Verzögerung von zwei Jahren in die Aufwertungszahl und damit auch in die Aufwertung der Gesamtgutschrift im Pensionskonto Eingang. Dadurch ergeben sich unsachliche Pensionsverluste bei Versicherten, die in Zeiten hoher Inflation in einem Jahr in Pension gehen (müssen), in dem sich die hohe Inflation noch nicht in der Aufwertungszahl niedergeschlagen hat.

Wichtig ist daher, dass sichergestellt wird, dass die Kaufkraft, der in der Vergangen­heit erworbenen Pensionskontogutschriften, erhalten bleibt. Daher braucht es eine „Schutzklausel“ in Höhe des Anpassungsfaktors (§ 108f ASVG) des jeweils zweit­folgenden Kalenderjahres.


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Die Schutzklausel kommt nur in Zeiten stark ansteigender Inflation zur Anwendung, da die Aufwertungszahl in Zeiten einer stabilen Inflationsrate grundsätzlich höher ist, als der Anpassungsfaktor. Für die mittelfristige Zukunft bedeutet dies, dass bereits die Aufwertungszahl 2025 höher sein wird, als der Anpassungsfaktor 2025, womit für Stichtage im Kalenderjahr 2025 lediglich eine Gesamtgutschrift außertourlich erhöht werden müsste. Für Stichtage des Kalenderjahres 2026 würde die Schutz­klausel keine Anwendung mehr finden, da sowohl die Aufwertungszahl 2025 als auch die Aufwertungszahl 2026 höher sein werden, als die entsprechenden Anpassungs­faktoren.

Um diese drohenden Pensionsverluste zu verhindern und den Beschäftigten Sicherheit und Planbarkeit für ihren Pensionsantritt zu gewährleisten und dadurch auch vorzeitige Pensionsantritte zu vermeiden, müssen diese beiden Probleme noch vor dem Sommer 2024 gelöst werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat bis spätestens 12. Juni 2024 eine Regierungsvorlage zur Abschaffung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung und zur Einführung einer Schutzklausel in der Höhe des Anpassungsfaktors (§ 108f ASVG) des jeweils zweitfolgenden Kalenderjahres für die Aufwertung der Gesamtgutschrift im Pensionskonto zu übermitteln.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Mag. Markus Koza. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 467

19.52.07

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute beschließen wir wieder einmal eine Sozialversicherungsrechtsnovelle. Warum wieder einmal? – Vielleicht ein paar Zahlen: Die Liste nur der Bundesgesetzblattnummern aller Sozialversicherungsgesetzesnovellen seit 1956 – das ist etwas für Kollegen Loacker –, das war das Jahr des Inkrafttretens des Allgemeinen Sozialversiche­rungsgesetzes, ist zehn Seiten lang.

Allein seit 2014 haben wir das Sozialversicherungsrecht 113 Mal novelliert, dazu kommen noch unzählige andere Rechtsmaterien aus dem Sozialversicherungs­bereich. Dreimal hat der VfGH Regelungen aus dem ASVG aufgehoben, und zusätzlich hat der Verfassungsgerichtshof auch immer wieder Gesetze aufgeho­ben, bei denen das Sozialversicherungsrecht zumindest mitbetroffen war. Diese Bestimmungen wurden dann zwar nicht mehr angewandt, sind aber teilweise noch nicht entsprechend im Gesetz geändert worden, also die Gesetze sind nicht entsprechend modernisiert worden, und das holen wir heute in dieser Sammel­gesetznovelle nach.

Ein Beispiel möchte ich nennen: Im Dezember 2017 hat der VfGH dankens­werterweise festgestellt, dass die Politik nicht das Recht hat, Menschen vorzuschreiben, wen sie lieben beziehungsweise heiraten dürfen und wen nicht. Seit 2019 müssen Ehepartner:innen nicht mehr unterschiedlichen biologischen Geschlechts sein. Das Erkenntnis des VfGH, also die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner:innen, hat zwar das Sozialversiche­rungsrecht nicht direkt betroffen, aber doch erhebliche Auswirkungen auf die Sozialversicherungen, nämlich beispielsweise auf die Regelungen der Hinterbliebenenpensionen. Bislang waren nämlich im ASVG Hinterbliebenen­pensionen ausdrücklich für Witwen versicherter Ehegatten und Witwer versicherter Ehegattinnen vorgesehen. Gleichgeschlechtliche Ehepartner:innen kamen schlichtweg nicht vor.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 468

Auch wenn der VfGH das bereits 2017 aufgehoben hat und natürlich auch die Pensionsversicherung das bereits entsprechend dem Urteil umgesetzt hat, wurde es im Gesetz noch nicht geändert; und das wird heute beispielsweise beschlossen.

Das heißt, im Rahmen derartiger Novellierungen findet ein gewisses Ausmisten der Gesetze statt, werden überholte, ungültige, aufgehobene Gesetzestexte beseitigt und modernisiert, werden Gerichtsentscheide nachgeholt.

Es wird mit Sicherheit nicht die letzte Novelle im Bereich Sozialversicherung gewesen sein, und es wird wieder Gelegenheiten geben, Verbesserungen für Betroffene umzusetzen, weil sich eben die Gesellschaft weiterentwickelt, weil sich die Rechtsprechung weiterentwickelt und auch weil sich die tech­nischen Möglichkeiten weiterentwickeln; und das ist auch gut so.

Ich bitte um breite Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.55


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Gerald Loacker. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.55.37

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Mit dieser Novelle werden verschiedene Dinge repariert, zum Teil solche, die der Verfassungsgerichtshof aufgehoben hat, aber auch andere Pannen, die schon vorhersehbar waren.

Zum Beispiel hat dieses Haus vor einigen Monaten beschlossen, dass Pensio­nisten, die neben der Pension arbeiten, nicht nur bis zur doppelten Gering­fügigkeitsgrenze beitragsfrei verdienen dürfen, sondern dass ihnen die Beiträge, die sie nicht zahlen, vom Bund ersetzt und in die Pensionsversicherung gesponsert werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 469

Das war damals ein bisschen komisch, weil das gar niemand verlangt hatte, dieses geschenkte Beitragsgeld, aber man wollte das so haben. Es war damals schon klar, dass, wenn das jemand als Angestellter und gleichzeitig als Selbstständiger macht, keiner draufkommen wird, dass er den Betrag zweimal lukrieren kann. Das wird jetzt so saniert, dass man das stichprobenartig in der Sozialversicherung überprüfen kann – nicht überprüft, sondern stich­probenartig überprüfen kann.

Das ist schlecht, weil wir ja wissen, dass die Pensionsversicherung bei der Sozialbetrugsbekämpfung glatt versagt. Sie haben sicher kürzlich in den Medien gesehen, dass sich da eine Dame zwölfmal vom selben Mann hat scheiden lassen und jedes Mal einen Abfindungsbetrag für die Scheidung kassiert hat – weil man in der österreichischen Pensionsversicherung gezielt wegschaut, was Sozialbetrug betrifft, weil es den nicht geben darf, weil Menschen das ja nicht machen.

Ich sage Ihnen: Die meisten Menschen sind anständig, aber leider nicht alle, und zum Schutz der Anständigen müssen wir schauen, dass wir die anderen erwischen, und dann kann man nicht solche laschen Gesetze machen wie das, was uns hier vorgelegt wird.

Ganz abgesehen davon handelt es sich um eine Themenverfehlung. Es geht nämlich nicht darum, dass die Menschen in der Pension länger arbeiten; wir müssen darauf schauen, dass sie vor der Pension länger arbeiten. Darauf sollten Sie sich konzentrieren. Das machen Sie nicht, und das ist leider eine Themen­verfehlung. (Beifall bei den NEOS.)

19.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Bundesminister Johan­nes Rauch mit einer Stellungnahme. – Bitte, Herr Bundesminister.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 470

19.58.00

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Es ist im Wesentlichen ausgeführt worden, was hier an technischen Novel­lierungen gemacht wird. Darauf werde ich jetzt nicht näher eingehen, aber auf die angesprochenen Themen sehr wohl noch.

Von den Abgeordneten der Sozialdemokratie ist das Pensionssystem ange­sprochen worden und auch die Notwendigkeit, zu Maßnahmen zu kommen, die wir im letzten Jahr gesetzt haben und bei denen wir immer gesagt haben, dass wir im Zuge der Pensionsanpassungen im heurigen Jahr und auch der Erhöhung darüber entscheiden werden, wie es dann mit Pensionskonto und der Valorisierung beziehungsweise Anpassungen weitergeht, jedenfalls wenn feststeht, wie sich die Inflation von Mitte des letzten Jahres bis zu diesem Jahr dargestellt hat. Es wird ein Gesamtpaket werden, das selbstverständlich noch vor den Wahlen auf den Weg gebracht wird.

Zur Gesundheitsreform habe ich mich an dieser Stelle schon oft geäußert. – Herr Abgeordneter Muchitsch, Sie fordern da ja offensichtlich Dinge, die wir – nicht alle, aber einige – gemacht und auf den Weg gebracht haben, weil auch die Sozial­versicherung mit 300 Millionen Euro jährlich an zusätzlichen Mitteln ausge­stattet wird, um den Ausbau vor allem in der Fläche voranzutreiben. Das ist jedenfalls jetzt eingetaktet und auf dem Weg.

Der letzte Punkt, auf den ich gerne eingehen möchte, sind die Planungen, wie wir jetzt, wenn es um die Umsetzung der Gesundheitsreform geht, auch in der Governance fortschreiten. Die Bundes-Zielsteuerungskommission wird Ende dieses Monats hoffentlich den Zielsteuerungsvertrag verabschieden, womit dieser dann festgelegt ist und auch eingetaktet ist, wie die Umsetzung in den nächsten fünf Jahren erfolgen wird. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Gödl.)

19.59 19.59.55



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 471

Präsident Ing. Norbert Hofer: Damit ist niemand mehr dazu zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 2516 der Beilagen.

Hiezu liegt ein Verlangen auf getrennte Abstimmung des Abgeordneten Mag. Gerald Loacker vor.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Verlangen auf getrennte Abstimmung betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Wir gelangen zur getrennten Abstimmung über Art. 2 Z 1 und Art. 3 Z 1 in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jenen Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nom­men.


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Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „notwendige Maßnahmen im Pensionsrecht“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

20.01.2014. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3875/A(E) der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Weiterführung der Betreuung von Care Leaver nach dem 18. Lebens­jahr unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Pflegefamilien“ (2517 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 14. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.01.54

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Minister! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Der 18. Geburtstag, endlich volljährig, ein Grund zu feiern. Also ich habe meinen 18. Geburtstag zum Leidwesen meiner Eltern sehr groß gefeiert. Vielleicht erinnern Sie sich jetzt auch an Ihren 18. Geburtstag, ich glaube, für viele war das ein sehr schöner Tag.

Doch der 18. Geburtstag, liebe Kollegen und Kolleginnen, ist nicht für alle Jugendliche in Österreich ein schöner Tag: „Ich hatte keine Familie, ich bin von einem Heim ins nächste geschoben worden. An meinem 18. Geburtstag kam in der Früh der Betreuer und hat mir meine Dokumente, Geburtsurkunde und Staatsbürgerschaftsnachweis, eine Bankkarte und mein Sparbuch mit selbst


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ersparten 3000 Euro überreicht. Dann ist mir gesagt worden: alles Gute und auf Wiederschauen.“ So hat eine heute 25-jährige Kärntnerin ihren 18. Geburtstag geschildert. Ihr Schicksal ist kein Einzelschicksal. Sie gehört zur Gruppe der sogenannten Careleaver. Ich wurde heute schon gefragt, was diese Careleaver – nicht zu verwechseln mit den Caretakern – sind.

Auf Deutsch kann man es mit Fürsorgeverlasser oder Fürsorgeverlasserinnen übersetzen. Das sind Jugendliche, die nicht in der Herkunftsfamilie, sondern beispielsweise in betreuten Wohneinrichtungen der Jugend- und Kinderhilfe leben.

Ihnen wird mit dem 18. Geburtstag – anders als ihren Alterskollegen und -kolle­gin­­nen, die durchschnittlich bis 24 zu Hause wohnen – dann plötzlich das Auffangnetz zerrissen. Das muss man sich, glaube ich, einmal vorstellen, denn es ist tatsächlich brutal, wenn es kein Zurück mehr gibt, wenn man von einem Tag auf den anderen abrupt in die Selbstständigkeit geworfen wird. Das führt leider ganz oft zu Wohnungslosigkeit, Gesundheitsproblemen, Ausbildungs­defiziten, finanziellen Problemen und sozialem Rückzug. Da ist eben schon ein Grund, weil man nicht auf dieses: Ich kann wieder nach Hause kommen!, zurückgreifen kann.

Viele denken sich jetzt – hoffentlich oder zu Recht –: Das darf nicht sein, warum ist das so?

Warum ist das so? – 2018 wurde unter Türkis-Blau die Verländerung der Kinder-und Jugendhilfe beschlossen, es kam also die Zuständigkeit vom Bund zu den Ländern. Vor diesem Schritt haben sämtliche Experten und Expertinnen eindrück­lich gewarnt. Sie haben gewarnt, weil es zu massiven Verschlechterungen führen wird. Diese massiven Verschlechterungen sind eingetroffen. Wir haben jetzt die absurde Situation, dass die Chancen und die Betreuung von diesen Jugend­lichen von der Postleitzahl abhängig sind.


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Genau deshalb beschließen wir heute diesen Antrag, weil die Studie endlich Licht ins Dunkel bringen soll, weil wir ehrlicherweise nicht einmal wissen, wie die Betreuungssituation in den Bundesländern jeweils ausschaut. Wir schauen uns ganz genau an, wie viele Jugendliche einen Verlängerungsantrag gestellt haben, damit sie nach wie vor Hilfe bekommen. Wir schauen uns an, wie es mit der Betreuung insgesamt ausschaut, und wir schauen uns an, wo es dringend Verbes­serungen braucht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Für uns ist auch ganz klar, dass die Lösung langfristig nur sein kann, dass der Pfusch bei der Verländerung der Kinder- und Jugendhilfe wieder umgekehrt gehört und die Zuständigkeit auf Bundesebene zurückkehren muss, denn alle Kinder und Jugendlichen – und vor allem diese Kinder und Jugendlichen, die es ohnehin schon nicht einfach haben – verdienen die bestmögliche Unter­stützung.

Deshalb haben alle Kinder, alle Jugendlichen die gleiche Chance verdient. Diese Jugendlichen – ich habe es gesagt –, die es ohnehin schon nicht einfach haben, dürfen uns ganz sicher nicht wurscht sein. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

20.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.06.27

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Raten Sie einmal, wie alt man als durchschnittlicher Erwachsener ist, wenn man von zu Hause auszieht? – Laut Statistik Austria sind das 25,2 Jahre, Tendenz steigend. Wir wissen alle miteinander, warum und weshalb: weil die Mieten unleistbar sind und die jungen Menschen einfach zu Hause bleiben müssen, aber in dem Fall auch können.


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Das ist ein wichtiges Thema, das wir dieses Mal aber nicht thematisieren, sondern heute geht es um die Careleaver. Die Careleaver sind junge Menschen, die als Baby, als Kleinkind, als junge Teenager aus ihren Herkunftsfamilien herausgenommen worden sind, weil sie eben dort nicht mehr bleiben konnten, und dann bei Pflegefamilien oder in Institutionen untergebracht worden sind, die sich um sie kümmern.

Was passiert, wenn sie 18 sind? – Es gibt einen massiven Cut. Sie werden alleine gelassen, es heißt dann: Danke, das war es, du musst schauen, wie du selbst auf die Füße kommst, du musst dir selbst alles organisieren!

Seien wir ehrlich, alle die da sitzen! Ich glaube nicht, dass wir mit 18 von unseren Eltern einen Koffer in die Hand gedrückt bekommen haben, und dann hat es geheißen: Jetzt schaust du einmal, wie du selber zurechtkommst! Nein!

Man darf das nicht vergleichen mit: Ich gehe mal nach Wien studieren und komme am Wochenende wieder zu meinen Eltern nach Hause! Diese jungen Menschen müssen tatsächlich damit leben, zu schauen, wie sie selbst auf die Füße kommen, sich selbst um Wohnung, Auto, Versicherung und alles rund­herum kümmern. Genau diese Probleme sind die, die wir echt aus dem Weg schaffen müssen.

Warum ist mir das so eine Herzensangelegenheit? – Ich bin selbst Pflegemama und ich bin extrem stolz darauf, dass ich zwei große Mädels habe, die mit 15 und 16 Jahren ihren Weg gehen. Ich wünsche das einfach allen jungen Menschen. Es sollen alle die gleichen Chancen bekommen. Diese junge Menschen – es sind rund 42 000 junge Menschen, die in der Situation sind, dass sie in den vergange­nen Jahren nicht einfach durch das Leben in einem behüteten Umfeld gegangen sind, sondern aus einem Umfeld kommen, das sehr, sehr schwierig ist – haben alle das Recht, dass wir sie unterstützen und dass sie die gleichen Chancen haben. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Neßler.)


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Daher dieser Antrag: Gemeinsam mit meinem Kollegen, Oxonitsch Christian, der auch Pflegepapa ist, haben wir geschaut, Schritt für Schritt, dass wir einen Antrag auf den Weg bringen, damit es finanzielle Unterstützung gibt. Dieser Antrag wird heute in der Form leider nicht beschlossen, aber der Abänderungs­antrag ist eine Studie, wo wir uns anschauen: Was sind die Bedürfnisse, wo können wir unterstützen, was brauchen die jungen Menschen?

Es soll nicht von den Ländern entschieden werden, wo sie noch weiter Unter­stützung bekommen und wo sie weiter begleitet werden. Wir brauchen dringend Geld, damit diese jungen Menschen, vor allem auch die Pflegefamilien, die Betreuer und Betreuerinnen, unterstützt werden und damit sie nicht alleine im Regen stehengelassen werden.

In diesem Sinne freue ich mich, dass wir jetzt gemeinsam einen Antrag beschließen, aber es braucht noch weitere Schritte und da freue ich mich auch auf eure Unterstützung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Neßler.)

20.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rosa Ecker. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.09.21

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause! Mehr als 40 000 Kinder und Jugendliche brauchen Erziehungshilfe und knapp 13 000 Kinder leben in Wohngemeinschaften, in SOS-Kinderdörfern oder bei Pflege­familien als Maßnahme der Kinder- und Jugendhilfe.

Es gibt heute auch keine Antwort auf die Frage, warum es immer mehr Familien gibt, die mit der Pflege und Erziehung ihrer Kinder überfordert sind. Die Pflege und Erziehung wird an Pflegepersonen übertragen, die Obsorge trägt die Kinder- und Jugendhilfe, die Einrichtung, in manchen Fällen liegt sie auch bei den leiblichen Eltern.


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Junge Erwachsene können vor dem 18. Lebensjahr maximal bis zum 21. Lebens­jahr eine freiwillige Maßnahmenverlängerung beantragen. Es kommt auf die Bedürfnisse des Jugendlichen an, und es liegt im Ermessen der Behörde – ja, das stimmt.

Sehr geehrte Damen und Herren, leibliche Eltern zahlen oft keinen ausreichen­den Unterhalt an die Kinder- und Jugendhilfe als Ersatz für die Unterbrin­gungskosten. Das heißt, die Öffentlichkeit trägt diese Kosten, auch die Kosten für die ambulanten Hilfen.

Es braucht für Verlängerungen auch die Bereitschaft der Pflegepersonen. Wer sich etwas mit dem Pflegekinderwesen befasst – es gibt ja Kollegen hier herinnen, die das gemacht haben –, wer sich in diesem Bereich etwas auskennt, der weiß, dass Pflegeelternschaft eine enorme Herausforderung ist. Genauso ist das Heranwachsen in einer öffentlichen Erziehung – und so ist das für die Kinder ja – für diese Kinder kein leichter Weg, sondern eine Riesen­belas­tung.

Eine österreichische Studie, um diesen Bereich besser zu erforschen, sehen wir grundsätzlich positiv, und wir sind der Meinung, man könnte diese Studie auch etwas ausweiten. Ich habe meine Masterarbeit zum Pflegekinderwesen in Österreich mit dem Titel „Pflegeeltern in Österreich – von unbezahlt bis bezahlt“ geschrieben. Ich war viele Jahre im Betriebsrat von Plan B, dem Anstellungs­träger für Pflegeeltern in Oberösterreich, und in den letzten Jahren als Betriebsratsvorsitzende für etwa 340 Pflegeeltern wirklich erste Anlaufstelle, wenn etwas nicht rundlief, wenn es schwierig wurde.

Ich weiß, aus dieser täglichen Arbeit: Pflegepersonen sind sehr bemüht, die Kinder und Jugendlichen so auf ihren Weg in die Selbstständigkeit vorzu­bereiten, dass der Wechsel in diese Eigenversorgung dann auch wirklich klappt. Sie kümmern sich um vieles, das für manche hier im Saal selbstverständlich ist, von Bettwäsche wechseln bis Wäsche waschen, von einkaufen bis zu finan­ziellen Dingen und natürlich auch das Arbeitsleben, und das oft mit sehr viel


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mehr Engagement, als das in Einrichtungen geschieht. An dieser Stelle möchte ich wirklich meinen herzlichen Dank an alle Pflegeeltern in Österreich schicken, die sich sehr, sehr bemühen. (Beifall bei der FPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS sowie der Abg. Neßler.)

Und ja, einigen Jugendlichen fällt das sehr schwer. Sie brauchen dafür länger. Sie werden vielleicht immer diesen roten Faden brauchen, eine Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit, die beratend oder auch lenkend eingreift. Wir wissen aber, dass sich auch Sozialarbeiter:innen sehr, sehr oft darauf ver­lassen, dass Pflegeeltern ihre Schützlinge mit 18 Jahren nicht einfach so hinausschmeißen, weil man sich doch auf ihre elterliche soziale Verantwortung verlässt und meistens auch verlassen kann und die Kosten für die Verlän­gerung spart.

Pflegeeltern haben nur Pflichten, aber keine Rechte. Im Kontext dieser Studie könnte auch die Möglichkeit eines unterstützenden Betreuungssystems für Pflegeeltern geprüft werden, das auch die Kompetenz der Pflegepersonen nachhaltig nützt. Pflegepersonen, deren Pflegekinder herausgewachsen sind, könnten als Unterstützung für Pflegeverhältnisse eingesetzt werden. Diese erfahrenen Pflegepersonen wären auch bestens als Ansprechpartner und Begleiter junger Erwachsener geeignet, die es alleine noch nicht schaffen, sonst keine familiäre Hilfe haben, aus einer Einrichtung kommen oder vielleicht nicht in der Pflegefamilie bleiben werden. Kostenlos wird das nicht gehen, das ist auch ganz klar.

Eines, sehr geehrte Damen und Herren, darf aber nicht passieren, was uns ein Fall aus Oberösterreich zeigt: dass ein Jugendlicher von der KJA monatelang ins Ausland geschickt wird, wo Kosten von 80 000 Euro entstehen, und was eigentlich wirkungslos ist.

In Oberösterreich werden laut Zahlen aus dem Jahr 2020 jedem betroffenen Jugendlichen Leistungen von den oberösterreichischen Bezirksverwaltungs­behörden bis zum 21. Lebensjahr bewilligt. Das sind also genau diese freiwilligen


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Verlängerungen, von denen wir heute hier sprechen. Diese 20 Prozent werden die benötigte Anzahl wirklich widerspiegeln. In Oberösterreich ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz derzeit in Begutachtung. Es kommt zu Verbesserungen für junge Erwachsene. Es wird zum Beispiel im Einzelfall eine Hilfe für junge Erwachsene auch dann gewährt werden können, wenn nicht exakt am 18. Geburts­tag eine Erziehungshilfe aufrecht ist. Das ist eine entscheidende Verbesserung, die ganz ohne Studien möglich wird.

Zu Kollegin Neßler: Ich wollte ja keine tatsächliche Berichtigung machen, aber Sie können es nachlesen. Ich war damals schon im Bundesrat, wir haben dazu Enqueten gehabt. Dass die Leistungen von der Postleitzahl abhängen, war schon immer so. Das hat überhaupt nichts mit der Verländerung der Kinder- und Jugendhilfe zu tun. (Abg. Neßler: Doch, weil der Status quo jetzt eingefroren ist und wir es nicht verlängern können und es mit 18 ...! Das habt ihr gerade selber gesagt!) Es war sogar so, dass im Bundesland Bezirke verschiedene Leistungen verschieden bezahlt haben. Sie können sich das gerne anschauen. Wenn Sie es nicht glauben, fragen Sie Ihre Kollegen! Es gibt zwei, die das noch wissen.

Wir haben es geschafft, dass wir zumindest bezirksweise diese Leistungen im Bundesland vereinheitlicht haben. Da waren wir als Betriebsrat sehr dahinter, da haben wir unsere Kontakte alle genützt und das dorthin getragen, wo es schlussendlich hätte umgesetzt werden können. (Abg. Neßler: Wir könnten es auf Bundesebene regeln und einheitlich verlängern!)

Diese Verländerung habe ich sehr befürwortet, weil sie eine Riesenchance gewesen wäre, das Pflegekinderwesen in Österreich zu vereinheitlichen. Die Intention dabei war grundsätzlich richtig. Dafür, dass sie von den Bundesländern nicht so umgesetzt wurde, können die, die es initiiert haben, nichts. (Abg. Neßler: Die Experten und Expertinnen haben davor schon gewarnt, und es ist genau das eingetreten!) Da wenden Sie sich bitte an Ihre eigenen Landesräte, die Sie sicher auch irgendwo haben, von der SPÖ, den NEOS – keine Ahnung –, von den


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Grünen vielleicht auch. Die haben es dann einfach vermasselt. (Beifall bei der FPÖ.)

20.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Kira Grünberg. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.15.33

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! In meinem Heimatbundesland Tirol geht man derzeit von circa 850 Jugendlichen aus, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren Familien, sondern in staatlicher Obsorge oder auch in Pflege leben. Sie wachsen in Pflegefamilien auf, leben in betreuten Wohneinheiten oder auch in Heimen.

Mit Beginn der Volljährigkeit endet der Anspruch auf Betreuung oftmals abrupt. Sie werden zu sogenannten Careleavern, um die es heute geht. Seit 2018 ist, wie wir schon gehört haben, die Kinder- und Jugendhilfe in der Zuständigkeit der Länder. Diese haben die Möglichkeit, nach dem 18. Lebensjahr eine Weiterfüh­rung der Betreuung zu gewährleisten, sind aber nicht dazu verpflichtet. In den verschiedenen Bundesländern gibt es, wie Sie sich vorstellen können, unterschied­lichste Vorgaben, wie lange, aus welchen Gründen und auch mit welcher Dauer solche Weiterführungen gewährleistet werden. Was jedoch in allen Bundesländern einheitlich ist, ist die oft sehr mangelhafte Datenlage zu Careleavern. Deswegen ist auch der heutige Entschließungsantrag so wichtig: weil wir endlich eine Studie bekommen werden, die die diversen Daten zu diesem Themenbereich sammeln soll, sodass wir einen besseren Überblick bekommen, wie die Situation bei uns in Österreich in den verschiedenen Bundesländern ist.

Der Überblick soll auch die Lebens- und Problemsituationen darstellen und eine Grundlage dafür sein, dass wir dann weiter entscheiden können, an welchen


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Schrauben gedreht werden muss, damit es zu Verbesserungen für diese Perso­nengruppe kommt. Durch das Mehr an gesammelten Daten wird das alles gewährleistet, und wir können auf die Bedürfnisse von den jungen Erwachsenen, die während ihrer Kindheit und Jugend in staatlicher Obhut oder Pflege gelebt haben, viel individueller eingehen.

Gerade der Übergang von der Pflege zum Erwachsenenleben kann für die Careleaver besonders herausfordernd sein. Sie haben nicht das soziale Netz oder das familiäre Netz und die Unterstützung wie viele andere Kinder und Jugend­liche. Dabei spielen natürlich auch die Erfahrungen, die sie in Pflegeheimen, in Pflegefamilien oder auch in Wohngruppen gemacht haben, eine enorme Rolle. Sie stehen vor Herausforderungen, die viele andere Kinder, die in biologischen Familien heranwachsen, nicht haben. Sie brauchen oft mehr Unterstützung, was die Bildung oder die Jobsuche, die Beschäftigung, das Thema Wohnen, aber auch soziale Beziehungen betrifft, und finanzielle Stabilität.

Um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser unterstützen zu können und genau zu wissen, welche Verbesserungen es braucht, ist dieser Ent­schließungsantrag ganz, ganz wichtig. Ich bin sehr froh, dass es hier zu einer einstimmigen Abstimmung kommt. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

20.18


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.18.58

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Junge Menschen sind nach wie vor durch die Pandemie und durch die Teuerung in Bedrängnis. Wer dann auch noch ein schwaches Sozialnetz hat, spürt das ganz besonders. Beispielsweise sind Jugendliche in der Obsorge des Staates, die


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sich nicht auf diesen Rückhalt verlassen können. Da sind wir als Gemeinschaft besonders in der Pflicht.

Sehr oft ist der 18. Geburtstag so eine magische Grenze, nach der man auf einmal keine Unterstützung mehr bekommt. Die Ausbildungssysteme verändern sich, das Sozialsystem verändert sich, und all das, ohne dass sich die jugendlichen Betroffenen eigentlich großartig verändern. Jetzt wird analysiert, wie diese Wechsel sich auf die Einzelnen auswirken und wie groß die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind.

Eigentlich ist es ein Witz, dass genau in diesem Bereich auch wieder Unterschiede zwischen den Bundesländern herrschen, denn wie soll jemand verstehen, warum Jugendliche in Wien anders sein sollen als beispielsweise in der Steiermark?

Der Antrag ist ein schönes Zeichen, geht aber nicht weit genug. Das eine ist die Chancengleichheit für Jugendliche, die in staatlicher Obsorge waren; die braucht es definitiv. Was aber fehlt, ist die Chancengleichheit für alle Jugendlichen, unabhängig von ihrem Elternhaus. In öffentlicher Obsorge ist das Problemfeld sicher ein größeres, schwierigeres, aber wer sagt, dass Jugendliche in einem schwierigen Elternhaus, in nicht staatlicher Obsorge, nicht auch besondere Prob­leme haben? – Genau da greift dieser Antrag eben nicht.

Die Evaluierung bringt einen kleinen Schritt und vielleicht ein Änderungs­poten­zial für die nächste Regierung. – Vielleicht! Genau da möchte ich ansetzen: Wir müssen auf Basis dieser Evaluierung hier im Parlament im Herbst ganz viel Druck erzeugen – wer auch immer von uns dann noch da ist –, damit diese Beschlüsse nicht vergessen werden, weil es dabei um unsere Jugendlichen geht.

Darum bitte ich Sie: Dieses Versprechen soll kein Mediengag sein. – Danke vielmals. (Beifall bei den NEOS. – Rufe bei der FPÖ: Bravo, Fiona!)

20.21


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



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20.21.42

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Es ist schon viel Richtiges über Kinder und Jugendliche gesagt worden, die – wie es so unsexy heißt – fremdunter­gebracht sind. Da soll man aber nicht übersehen: Ein Teil wächst bei Pflegeeltern auf – ich kann mich besonders als Krisenpflegevater diesem Dank an all jene, die Kinder von der Krisenpflege in die Pflege übernehmen und sich dieser Aufgabe widmen, natürlich nur anschließen –, aber mehr als die Hälfte der Kinder wächst eben nicht bei Pflegeeltern, sondern in Wohngemeinschaften auf.

Gerade da stellt sich ein Problem noch viel heftiger dar, als es bei Pflegeeltern ist, aber es ist nichtsdestotrotz bedauerlich, dass die Situation von Kindern bei Pflegeeltern im Abänderungsantrag – wir beschließen diesen Antrag ja in einer abgeänderten Form – eigentlich überhaupt nicht berücksichtigt wird. – Sei’s drum, wir werden diesem Antrag, es ist schon gesagt worden, zustimmen.

Die Frage ist aber: Warum müssen wir diesen Antrag eigentlich beschließen? – Vor viereinhalb Jahren hat diese Bundesregierung ein Regierungsprogramm präsentiert, in dem eines steht: die Weiterführung der Betreuung von Kindern über das 18. Lebensjahr hinaus. Das heißt, es ist eigentlich vor viereinhalb Jahren etwas gesagt worden, und jetzt – circa fünf Monate vor einer Wahl – sagen wir plötzlich: Schauen wir uns die Situation einmal an!

Dass wir jetzt sagen müssen: Schauen wir uns die Situation einmal an!, ist eigentlich ein klarer Nachweis dafür, dass Frau Bundesministerin Raab ihrer Verpflichtung gemäß dieser mehrfach angesprochenen 15a-Vereinbarung nicht nachgekommen ist, weil genau das nämlich in der 15a-Vereinbarung ganz klar festgelegt wäre: Der Bund verpflichtet sich, hinsichtlich Kinderschutzforschung, hinsichtlich statistischer Erhebung, hinsichtlich Qualitätsentwicklung weiterhin seine Aufgaben wahrzunehmen. Wenn also immer so getan wird, als sei da alles verländert worden und als habe der Bund überhaupt nichts mehr zu tun, stimmt das schlicht und ergreifend nicht. Es ist in der 15a-Vereinbarung ganz klar festgelegt.


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Die Frau Bundesminister hat das auch in mehreren Anfragebeantwortungen gesagt. Was hat sie in diesem Bereich getan? – Nichts, keine einzige Gesprächsrunde mit den Ländern über die Weiterentwicklung, keine einzige Festlegung im Bereich der Kinderschutzforschung, zum Beispiel für Kinder und Jugendliche über das 18. Lebensjahr hinaus. Es hätte viele Handlungsmög­lichkeiten gegeben – und es ist schon wichtig, die Situation für diese Kinder und Jugendlichen zu verbessern –, wenn man das eigene Regierungsprogramm wirklich ernst genommen hätte, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber sei’s drum! Ich glaube, dass das sehr rasch gehen kann. Ehrlich gesagt: Um zu erheben, welche Rahmenbedingungen wir haben, braucht es neun Telefonate mit den neun Leitern und Leiterinnen der Kinder- und Jugendhilfe­einrichtungen in den Ländern. Das ist ganz rasch erledigt, ich gehe also davon aus, dass wir – hoffentlich – in einer der nächsten Sitzungen schon einen Bericht darüber vorliegen haben werden.

Warum man da eine große Wissenschaft daraus macht, weiß ich nicht. Man kennt die Problemlagen und man kennt auch Vorbilder. Es gibt in Deutschland das Jugendförderungsgesetz, das gerade diese Betreuung sicherstellt, mit Einheiten, in denen Kinder aus der Wohngemeinschaft dann in einem Verbund noch über einige Jahre weiterbetreut werden. Es gibt zahlreiche Initiativen in diesem Bereich.

Es braucht einfach gesetzlich geregelte Übergangsleistungen, und das kann der Bund – 15a-Vereinbarung hin oder her – machen. Er soll es tun, und vielleicht schaffen wir das noch gemeinsam, meine sehr verehrten Damen und Herren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundes­minister.



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20.25.04

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Es wird ja in diesem Antrag ein Auftrag erteilt, vor allem an die Frau Familienministerin, aber auch an mich, namentlich. Ich teile das Anliegen vollinhaltlich, weil junge Erwachsene – und das ist ausgeführt worden –, die in einer öffentlichen Einrichtung betreut werden, natürlich besonders schwierige Situationen haben. Dieser Übergang an der Schnittstelle in die Volljährigkeit, in ein eigenständiges Leben stellt eine große Herausforderung dar. Da fundierte Zahlen, Daten und Fakten zu bekommen, das halte ich für unumgänglich, auch was die Unterschiedlichkeit in den Bundesländern angeht.

Wenn der Herr Abgeordnete, der jetzt vor mir gesprochen hat, sagt, dass neun Telefonate ausreichen, die man mit den jeweiligen Landesratsbüros führt, dann kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Das stellt sich in der föderalen Wirk­lichkeit des föderalen Staates Österreich etwas komplizierter dar. (Abg. Holzleitner – erheitert –: Na ja!) Da kommt man dann nämlich drauf, dass der Vollzug auch innerhalb eines Bundeslandes unterschiedlich sein kann und dass es mitunter davon abhängt, welche Jugendwohlfahrt bei welcher Bezirkshauptmannschaft zuständig ist. Man würde sich wundern, was da alles an Unterschiedlichkeiten vorhanden ist. – Egal, das wird jedenfalls gemacht.

Ich möchte nur der Vollständigkeit halber noch auf einen Punkt hinweisen, den ich für wichtig halte: Diese Schnittstelle mit 18 Jahren, dass da Situationen auftreten, in denen Jugendliche von heute auf morgen in neue Settings hinein­kommen, gibt es nicht nur da, sondern auch im Gesundheitssystem. Wir stellen zunehmend fest, dass wir genau dieses Thema auch an der Schnittstelle von der Jugendpsychiatrie zur Erwachsenenpsychiatrie haben, weil Jugend­liche mit der Erreichung der Volljährigkeit von heute auf morgen dann halt in neue Settings kommen, obwohl der Übergang dort ein sehr schwieriger ist und sie eigentlich noch ein Setting brauchen würden, das der Jugendpsychiatrie


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angenähert ist, Maßnahmen brauchen würden, die eben nicht in der Erwachse­nenpsychiatrie Platz greifen. Insofern macht es natürlich Sinn, über diese beiden Felder gemeinsam nachzudenken. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.27 20.27.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Es ist dazu niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2517 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Weiterführung der Betreuung von Care Leaver nach dem 18. Lebensjahr unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Pflegefamilien“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (368/E)

20.27.3015. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2503 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Psychotherapiegesetz 2024 (PThG 2024) erlassen sowie das Musiktherapiegesetz und das Psychologengesetz 2013 geändert werden, über den

Antrag 2935/A(E) der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Musiktherapie in Krankenhäusern und Gesundheits­einrichtungen sowie über den

Antrag 2515/A(E) der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Akademisierung der Psychotherapie (2525 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 15. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.


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Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Philip Kucher. – Bitte schön.


20.28.18

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte heute, weil wir über das Psychotherapiegesetz reden, versuchen, beim grünen Wissenschaftssprecher etwas zu verhindern, was vor einigen Tagen offenbar dem freiheitlichen Gesundheitssprecher passiert ist. Gerhard Kaniak ist in den letzten zehn Tagen merklich nicht so lebensfroh und optimistisch wie sonst. Es ist irgendetwas passiert, und zwar: Beate Hartinger-Klein hat vor einigen Tagen ausgepackt und hat uns allen erzählt, dass die Patientenmilliarde ein Marketinggag war.

Gerade Gerhard Kaniak und die Freiheitlichen waren ja wirklich beseelt davon und haben das bis zum Schluss geglaubt. Es hat Rechnungshofberichte gegeben, die gesagt haben: Das war alles ein Schmäh!, wir haben das nachgewiesen, man hätte auch mit offenen Augen durchs Land gehen können und wissen können, dass nicht genug Geld da war – aber für Gerhard Kaniak war das durchaus eine Offenbarung und es ist ihm nahegegangen, dass ihm die eigene Gesundheits­ministerin etwas erzählt hat, was dann nicht eingetroffen ist.

Wenn uns die Grünen heute erzählen, dass das Psychotherapiegesetz ein Jahrhundertprojekt ist, habe ich auch Sorge, dass Ralph Schallmeiner von den Grünen das wirklich glaubt, zu wenig differenziert an die Sache herangeht und im Endeffekt in einigen Jahren vielleicht draufkommt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. (Abg. Schallmeiner: Du sollst nicht von dir auf mich schließen! – Ruf: Er schließt eh von Kaniak auf dich!) – Ralph, ich mache mir nur Sorgen um dich persönlich.

Ich möchte es hier in dieser Runde sagen: Wir bekennen uns als Sozialdemo­kratie natürlich ganz stark dazu, dass es eine gute Psychotherapieausbildung an öffentlichen Universitäten in Österreich braucht und dass es Sinn macht, dass


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wir Theorie und Praxis miteinander in Einklang bringen und auch den Erfahrungsschatz der Ausbildungsvereine nutzen – ganz klares Bekenntnis dazu.

Aber was ist uns vorgelegt worden? Ich möchte einfach nur zwei, drei Punkte herausgreifen. Im Psychotherapiegesetz hat man unter grüner Regierungs­beteiligung, bevor noch ein einziger junger Mensch an der Universität ausgebil­det worden ist, bereits einen Deckel eingezogen. Man redet von Zugangs­beschränkungen und sagt: Wir wollen in Zukunft Psychotherapeutinnen und -therapeuten an der Universität ausbilden. Während bisher 594 Personen jedes Jahr ins Psychotherapieregister eingetragen worden sind, sagt man: In Zukunft brauchen wir einen Deckel: 500 Personen maximal!, wissend, dass wir heute schon zu wenige Psychotherapeutinnen und -therapeuten haben.

In Wahrheit passiert jetzt eins zu eins der gleiche Fehler, den wir alle aus dem Bereich der Medizinstudienplätze kennen, wo es jedes Jahr Tausende junge Menschen gibt, die sich bewerben und die Hoffnung haben, einmal Medizin studieren zu können – und dann an der grünen Wissenschaftspolitik scheitern und in Wahrheit keine Möglichkeit bekommen, sich ihren Traum zu erfüllen, nämlich Leben zu retten. Denselben Fehler machen wir jetzt im Bereich der Psychotherapieausbildung, nämlich dass man, bevor noch ein einziger junger Mensch ausgebildet wird, bereits mit einem Deckel agiert und jungen Menschen diese Ausbildung in Zukunft verwehren will.

Was ich fast noch schlimmer finde, ist, dass die Grünen in Wahrheit einen Tabu­bruch machen, und ich möchte einfach warnen – wir merken ja, was im Hintergrund zwischen ÖVP und FPÖ bereits passiert (Heiterkeit bei ÖVP und FPÖ) –: Das ist die Gefahr in der Zukunft, dass es einen Tabubruch gibt und dass wir erstmals in Österreich unter grüner Beteiligung zwar öffentliche Studien­plätze anbieten, aber ganz real sagen: Ob du das Studium abschließen kannst oder nicht, das wird in Zukunft von der Brieftasche der Eltern abhängen! 10 000 bis 20 000 Euro müssen entweder mit einem Kredit oder über die Eltern finanziert werden, und die einzige Antwort, die die Grünen gegeben haben, war, dass man gesagt hat: Dann müsst ihr halt hackeln und schauen, dass ihr euch


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irgendwie über Beschäftigungsverhältnisse die praktische Ausbildung der Psychotherapie leisten könnt!

Im Ausschuss hat es auch die Aussage gegeben: 75 Prozent sind uns eh gelungen! – Ich sage ganz ehrlich, gerade als Sozialdemokratie ist es unsere Aufgabe, auch dafür zu sorgen, dass man eben nicht 25 Prozent der Menschen vergisst, dass alle Menschen diese Chance in Zukunft bekommen sollen. (Beifall bei der SPÖ.)

Vielleicht noch zwei kleine Details, die im Bereich des Psychotherapiegesetzes vergessen worden sind: Das eine ist eine klare Abgrenzung dahin gehend, dass man weiß, wohin man sich wenden kann, wenn man eine psychische Erkrankung hat, eine Abgrenzung zwischen Psychiatrie, klinischer Psychologie und Psychotherapie. Das gesamte Clearing ist nicht geregelt worden. Das überlässt man jetzt einfach allen Beteiligten, den Patientinnen und Patienten, die sich vielleicht nicht auskennen.

Auf die Vielfalt können wir aus österreichischer Sicht, glaube ich, durchaus stolz sein, auf die vielen, vielen Schulen, die wir in Österreich haben. Da wird alles in Cluster geworfen und dann heißt es: Freud, Adler, Jung, das ist in Wahrheit eh alles irgendwie das Gleiche – schauen wir einmal im Gespräch mit den Universitäten, was übrig bleibt! – Das kann nicht der Zugang des Gesund­heitsministeriums sein.

Der zentrale Punkt, auf den ich hinweisen möchte: Ja, es ist wichtig, beim Psychotherapiegesetz weiterzukommen, wenn man es ordentlich macht, aber es fehlt einfach das Geld. Es fehlt das Geld. Ich habe die Patientenmilliarde bereits angesprochen. Wenn wir 400 Millionen Euro Abgang in der Österreichi­schen Gesundheitskasse haben und der Gesundheitsminister in diesem Jahr 200 Millionen Euro beisteuert, dann ist das einfach zu wenig. Da werden wir in Zukunft weiterhin zu wenige Kassenärzte haben, da werden wir keine zusätzlichen Verträge für Psychotherapeutinnen und -therapeuten haben. In diese Richtung etwas zu tun wäre schon die gemeinsame Aufgabe von uns


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allen. Deswegen gibt es heute auch den Fristsetzungsantrag, den wir – und dann in Folge die Patientenmilliarde, die Gerhard Kaniak immer wieder sozusagen gefeiert hat, die es aber offensichtlich nicht gegeben hat – miteinander beschließen könnten, damit wir auch real die psychotherapeutische Versorgung in Öster­reich sicherstellen können. Ich bitte um Ihre Zustimmung dazu. (Beifall bei der SPÖ.)

20.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Ralph Schallmeiner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.34.02

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Besuchergalerie! Insbesondere liebe Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die heute hier sind! Ich habe schon gesehen, es sind, glaube ich, Vertreterinnen und Vertreter des ÖBVP und des VÖPP hier anwesend, und um die geht es auch in erster Linie. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und FPÖ.)

Ich möchte mit den Dingen beginnen, die gerade Kollege Kucher hier in den Raum gestellt hat. Er hat diese 75 oder 80 oder wie viel auch immer Prozent genannt. Ich weiß schon, es ist halt ein bisschen bitter, wenn der Unterschied zu ehemaliger sozialdemokratischer Politik sichtbar wird, die sich halt meistens mit unter 50 Prozent zufriedengegeben hat, wie man ja auch bei diesem Gesetz, das wir hier heute weiterentwickeln, sehen kann. Ihr hättet nämlich 30 Jahre lang die Chance gehabt, genau all diese Dinge zu machen und noch besser zu machen. Ich weiß schon, man stellt sich dann gerne hinaus und sagt: Wir hätten alles viel besser gemacht! – Ihr habt es halt nicht gemacht (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), auch nicht zu jener Zeit, in der ihr selber die Fäden in der Hand gehabt habt und selber entscheidend gewesen wärt.


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Wenn du dich herausstellst und davon sprichst, dass es im Schnitt 594 Absol­vent:innen gibt, dann stimmt das nicht. Das ist die letztjährige Zahl. Im Schnitt waren es über die letzten zehn Jahre circa 500 Absolventinnen und Absolventen.

Du vergisst hier heraußen zu erwähnen, dass mit unserem Abänderungsantrag aus der letzten Woche jetzt auch die Fachhochschulen wieder mit dabei sind. Das heißt, die sind nicht in diesem Kontingent der 500 Studienplätze, die an den Universitäten zu finanzieren sind, mit drinnen. Du vergisst beispielsweise auch zu erwähnen, wie viel eine Psychotherapieausbildung bisher gekostet hat. Wir reden da halt nicht von 10 000 Euro, wir reden da von 80 000 Euro oder von bis zu 80 000 Euro.

Ich weiß schon, man kann sich alles schönreden, und die Kolleginnen und Kollegen der Sozialdemokratie reden sich ihre Ablehnung, die sie heute bei der Abstimmung zum Ausdruck bringen wollen, selber schön, weil sie das, was wir hier heute beschließen werden, in den letzten 30 Jahren selbst nicht zustande gebracht haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Mit dem heutigen Beschluss bringen wir wieder einen weiteren Baustein in der Frage der psychosozialen Versorgung, der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich auf den Weg. Wir haben die Psycholo­ginnen und Psychologen, die klinische Psychologie ins ASVG aufgenommen. Auch das ist eine Sache, die 30 Jahre lang nicht gemacht wurde – wir haben es in der Zwischenzeit erledigt. Wir haben Projekte wie beispielsweise Gesund aus der Krise, wo wir endlich eine Kooperation zwischen zwei bis dorthin eigentlich nicht wirklich immer einander grün seienden Berufsverbänden zustande gebracht haben, wo auf der einen Seite die klinischen Psychologinnen und Psychologen, auf der anderen Seite die Psychotherapeutinnen und Psycho­therapeuten Hand in Hand arbeiten – im Interesse unserer Kinder und Jugend­lichen in Österreich. Solche Projekte haben wir auf den Boden gebracht und langfristig abgesichert. Auch das sind Leuchttürme. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Und wir machen jetzt eines: Wir bringen die Psychotherapieausbildung von der Vereinsebene, von den Ausbildungsvereinen weg und bringen sie an die Uni­versitäten, an die Fachhochschulen. Wir machen daraus ein ordentliches dreigliedriges Studium mit Bachelor, mit Master und mit einer postgradualen Ausbildungsphase. In der postgradualen Phase können dann bereits Psycho­therapeutinnen und Psychotherapeuten unter Supervision arbeiten – was uns ja vorgeworfen wird. Es wird dann auch darauf geschaut werden, dass in Zukunft ein Großteil dieser Ausbildung in institutionalisierten Settings stattfindet, um sicherzustellen, dass wirklich alle Aspekte der Psychotherapieausbildung berück­sichtigt werden, dass auch klinische Settings et cetera berücksichtigt werden.

Dem Ganzen ist ja ein sehr umfangreicher Diskussionsprozess vorausgegangen. Ich weiß jetzt nicht, an wie vielen Diskussionsveranstaltungen alleine ich teilgenommen habe, es waren öffentliche Diskussionsveranstaltungen, es war ein öffentlicher Diskussionsprozess, wo wir versucht haben, uns mit den Berufsverbänden, mit den Interessengruppen, mit den Stakeholdern gut auszu­tauschen. Und das hat sich dann auch im Begutachtungsverfahren mit den Einmeldungen niedergeschlagen, und vieles davon wurde auch in den heute zu beschließenden Gesetzentwurf aufgenommen.

Noch einen Aspekt ganz kurz, weil auch das vielleicht zu erwähnen ist: Wir haben auch für Ausbildungssicherheit für die jetzt bereits in Ausbildung befind­lichen Personen gesorgt, indem wir eine sehr lange Übergangsfrist vorge­sehen haben, um sicherzustellen, dass diejenigen, die sich jetzt bereits in der Ausbildung befinden, diese auf jeden Fall noch gut und ohne unnötigen zusätzlichen Druck über die Bühne bringen können.

Ich möchte mich jetzt zum Schluss noch ausdrücklich bei ein paar Personen bedanken, die hier wirklich sehr konstruktiv mitgearbeitet haben, die im Gegensatz zu manchen alten weißen Männern wirklich versucht haben, bei diesem Gesetz etwas weiterzubringen, und sich sehr proaktiv, sehr kooperativ eingebracht haben. Das sind namentlich genannt Peter Stippl,


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Wolfgang Schimböck, Sabine Sammer-Schreckenthaler und natürlich Barbara Haid aufseiten der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.

Ich möchte mich aber auch ausdrücklich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbei­tern im Ministerium des Herrn Gesundheitsministers bedanken, die hier wirklich einen sensationellen Job abgeliefert haben, die immer und immer wieder versucht haben, viele, viele Ideen gut einzuarbeiten, auch in der Kooperation mit dem Koalitionspartner. Ich erwähne Seppi Smolle, aber auch deine Vorgängerin Gaby Schwarz, die in der Vergangenheit einen großen Anteil daran hatte, dass wir dieses Gesetz angestoßen haben, dass wir dahinter geblieben sind.

Von daher denke ich, es ist eine gute Kooperation gewesen. Es ist, finde ich, ein guter Kompromiss in vielen sehr zentralen Punkten und es ist definitiv ein Meilenstein – vielleicht kein Jahrhundertmeilenstein, aber es ist definitiv ein Meilenstein für die letzten 30 Jahre. Es ist besser als das, was bisher die gesetzliche Grundlage war. Von daher bitte ich um breite Zustimmung. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

20.40


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.40.22

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben früher nicht alles ganz richtig gemacht, aber sehr vieles weitergebracht. Ich habe gerade den ehemaligen Gesundheitsminister Alois Stöger gefragt: Fertige Medizinerinnen, Mediziner haben, wenn sie postgradual klinische Psychologie studiert oder diesen Abschnitt gemacht haben, ein Anstellungsverhältnis gehabt. Jetzt ist es beim Psychotherapiegesetz so, dass die Studierenden bei diesem dritten Abschnitt 10 000 bis 20 000 Euro zu zahlen haben – also das ist der große Unterschied. Bitte nicht sagen: In der Vergangenheit habt ihr nichts zusammengebracht! – Wir haben nach bestem


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Wissen und Gewissen die Situation der Studierenden verbessert; damals mit Anstellungsverhältnis. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich nähere mich von der anderen Seite noch einmal der Patient:innenmilliarde, nicht über Personen, die gleich nach mir sprechen werden, aber über Schwarz-Blau allgemein: Die Fusion 2018, die Zusammenlegung der Kassen, hat keine Milliarde gebracht, sondern 215 Millionen Euro gekostet. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Es wird dann so sein, dass bis 2028 – hören Sie gut zu! –, vermutlich durch diese Gesetze damals, durch diesen Fehler von Sebastian Kurz (Widerspruch des Abg. Obernosterer) und Beate Hartinger-Klein als Vertreter, Vertreterin der damaligen Regierung, die ja geglaubt haben, sie schwächen damit die Arbeitnehmer:in­nenrechte – was tatsächlich war – und stärken die Wirtschaft (Abg. Zarits: Das stimmt ja nicht!) – was tatsächlich war –, der ÖGK im Jahr 2028 wahrscheinlich 1,2 Milliarden Euro fehlen werden. Das ist eure Politik gewesen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Herr: Und der Kickl war dabei!)

Das ist im Zusammenhang mit dem Psychotherapiegesetz zu sehen, das wich­tige, richtige und gute Ansätze beinhaltet, aber was Philip Kucher und andere schon gesagt haben – auch Ralph Schallmeiner hat es ja angedeutet –: Wir hätten mehr Mittel gebraucht. (Ruf bei der ÖVP: Mehr Geld!) Es müssen genug Mittel da sein. Man hätte mit dem, was jetzt genau durch diese Fusion, durch den Geldentgang nicht für die ÖGK da ist, Kassenarztstellen machen können. Das ist alles nicht passiert, das wird die nächste Regierung reparieren müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Eine Chance gibt es noch. Wir haben einen Entschließungsantrag vorbereitet, in dem wir diese Mittelaufstellung fordern. Wenn wir das zusammenbringen, dann wäre weniger in Gefahr als bei diesem Gesetzentwurf, dem wir in dieser Form so nicht zustimmen können.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kostenfreie Psychotherapieausbildung und keine Zugangangsbeschränkungen“, also kostenfrei und ohne Zugangsbeschränkungen (Beifall bei der SPÖ)

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung werden aufgefordert, ausreichend finanzielle Mittel für die Psychotherapieausbildung zur Verfügung zu stellen, damit für Studierende keine Ausbildungskosten im dritten Ausbildungsabschnitt entstehen und ausreichend Masterstudienplätze, aber auch Ausbildungsplätze für die Fachausbildung bereitgestellt werden können.

Außerdem wird der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz aufgefordert den Ausbau der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung voranzutreiben und für ausreichend Kassenvertragsstellen die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.“

*****

Dass die Grünen das heute limitiert haben, ist wirklich eine Schande. (Beifall bei der SPÖ.)

20.44

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Philip Kucher, Andrea Kuntzl,

Genossinnen und Genossen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 496

betreffend kostenfreie Psychotherapieausbildung und keine Zugangangs­beschrän­kungen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 15.) zum Bericht des Gesundheits­aus­schusses über das Bundesgesetz, mit dem das Psychotherapiegesetz 2024 (PThG 2024) erlassen sowie das Musiktherapiegesetz und das Psychologengesetz 2013 geändert werden 2503 d.B. (2525 d.B.)

Psychische Erkrankungen zählen zu den größten Herausforderungen in der Gesundheits- und Gesellschaftspolitik moderner Industriegesellschaften. Auch in Österreich musste in den letzten Jahrzehnten ein außergewöhnlicher Anstieg an psychischen Erkrankungen festgestellt werden. Für 2022 weist die Statistik Austria 144.524 Krankenstandsfälle wegen psychischer Erkrankungen mit einer durch­schnittlichen Dauer von 38,5 Tagen aus. Das sind 5,5 Mio Krankenstandstage (2004 waren es noch 1,5 Mio, für 2009 2,2 Mio).

Ein Drittel der Pensionszuerkennungen wegen Invalidität und 45 % der Rehageld­zuerkennungen beruhen auf einer psychischen Diagnose, wobei das Durch­schnitts­alter der Zuerkennungen mit 46 Jahren in dieser Krankheitsgruppe am niedrigsten ist. Neben dem persönlichen Leid sind die direkten (Behandlungskosten, Krankengeld, Pensionen etc) und indirekten (geringere Wertschöpfung) Kosten der Krankheits­folgen in enorme Dimensionen gestiegen. Eine immer noch aktuelle Studie des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger aus 2009 hat ergeben, dass rund 10 % der Bevölkerung (900.000 Personen) Psychopharmaka erhalten. Gemäß der Studie wäre die Psychotherapie vor allem für leichte und mittelschwere Erkrankungen effektiver und kostengünstiger als die Medikationstherapie.

Trotzdem ist die psychosoziale Versorgungssituation in Österreich nach wie vor von fehlenden kassenfinanzierten Behandlungsplätzen, langen Wartezeiten und finanziellen Hürden geprägt. Auch wenn in den letzten Jahren einige Verbesserungen, wie insbesondere die Aufstockung der Kassenplätze erreicht wurde, ist Österreich von einer echten Bedarfsdeckung noch weit entfernt.


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Das Psychotherapiegesetz 2024 wäre daher eine Chance, den Grundstein für eine flächendeckende Versorgung durch eine niederschwellige, ausreichende und hochwertige Ausbildung von Psychotherapeut:innen zu legen. Diese Chance wird mit dem gegenständlichen Gesetz nach vertan, insbesondere weil die Ausbildung weiterhin mit hohen Kosten für die Studierenden und das Studium mit Zugangs­beschränkungen verbunden ist.

Grundsätzlich ist das Reformpaket mit den Zielen der Akademisierung der Psychotherapie-Ausbildung sowie der Konkretisierung des Berufsbildes und der Berufspflichten zu begrüßen.

Es wäre die Chance gewesen, den Zugang zur Psychotherapie-Ausbildung, anders als jetzt, nicht mit immens hohen Ausbildungskosten zu verbinden und das würde eine deutliche Verbesserung gegenüber dem IST-Stand darstellen. Dies wird durch den vorliegenden Entwurf jedoch nur teilweise erfüllt, da nur zwei der drei vorgesehenen Ausbildungsabschnitte an öffentlichen  Uiversitäten absolviert werden können. Die dritte, postgraduelle Ausbildungsphase ist weiterhin von den Auszubildenden selbst zu finanzieren und stellt daher wiederum eine finanzielle Zugangshürde dar.

Auch die Sicherstellung von ausreichend Ausbildungsplätze in Kliniken oder Einrichtungen ist nicht gegeben. Dies ist jedoch entscheidend für die Qualität der praktischen Ausbildung und für eine erfolgreiche Umsetzung der Akademi­sierung.

Die insbesondere in der dritten Ausbildungsphase vorgesehenen „praktischen Tätigkeiten", die in Psychiatrien, psychotherapeutischen Ambulanzen, Primärver­sorgungseinrichtungen und entsprechenden Einrichtungen mit klinikartigen Settings erfolgen sollen, bedürfen naturgemäß entsprechenden Ausbildungsplätzen. Offen bleibt, ob dies im ausreichenden Maße gewährleistet wird. Schließlich bedarf es auch der Verfügbarkeit von qualifizierten Praxisanleiter:innen für die Auszubildenden.


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Der Zugang zum Masterstudium ist von Beginn an mit einem Deckel der Studien­plätze versehen. Lediglich 500 Plätze werden für den Masterstudiengang reserviert und es besteht für die Rektoren der einzelnen Universitäten auch noch die Möglichkeit diese zu reduzieren. Damit wird man die ausreichende psychothera­peutische Versorgung der österreichischen Bevölkerung nicht sicherstellen können.

Die Versorgung mit psychotherapeutischen Leistungen kann mit dem vorliegenden Gesetz nicht im ausreichenden Ausmaß aufrechterhalten werden, sondern wird substanziell gefährdet. Notwendig wäre ein Ausbau der Ausbildungsplätze auf allen Ebenen, damit bis 2040 keine Versorgungslücke entsteht.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung werden aufgefordert, ausreichend finanzielle Mittel für die Psychotherapieausbildung zur Verfügung zu stellen, damit für Studierende keine Ausbildungskosten im dritten Ausbildungs­abschnitt entstehen und ausreichend Masterstudienplätze, aber auch Ausbildungs­plätze für die Fachausbildung bereitgestellt werden können.

Außerdem wird der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsu­mentenschutz aufgefordert den Ausbau der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung voranzutreiben und für ausreichend Kassenvertragsstellen die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.


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Zu Wort gelangt Mag. Gerhard Kaniak. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.44.15

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzt Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte den Beginn meiner Rede nutzen, um ganz kurz auf die Vorwürfe, die hier im Raum gestanden sind, einzugehen. Manchmal frage ich mich ja, welche Form der Therapie die SPÖ benötigt, die noch immer nicht verstanden hat, was die Sozialversicherungsreform tatsächlich hätte bewirken sollen. Ich kann Ihnen nur raten, lesen Sie die Studie der London School of Economics, auf deren Basis die Sozialversicherungsreform gemacht worden ist und die die Einsparungspotenziale aufgezeigt hat!

Es ist natürlich an den Verantwortlichen in der Sozialversicherung gelegen, diese Einsparungspotenziale auch tatsächlich zu heben (Zwischenruf bei der SPÖ) und diese den Patienten in Form von zusätzlichen Leistungen zugutekommen zu lassen, und das haben vor allem die Vertreter der SPÖ und der Arbeitnehmer­schaft in den verschiedenen Sozialversicherungen verhindert und bis heute nicht durchgeführt. (Abg. Herr: Geh bitte!) Deshalb ist das zusätzliche Geld nicht da, sehr geehrter Kollege Kucher. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kucher: Glaubst du das noch immer?! – Abg. Holzleitner: Sogar der Kollege Hafenecker hat sich schon von der Beate Hartinger-Klein verabschiedet! Sie sollten das auch machen!)

Das bringt uns ja auch zum aktuellen Thema: zusätzliche Leistungen für die Versicherten in Österreich; dass nun nach fast 34 Jahren endlich das Psycho­therapiegesetz novelliert worden ist, die Ausbildung auch akademisiert und standardisiert worden ist. Dass es zu einer massiven Kostenreduktion für die Personen kommt, die die Ausbildung absolvieren wollen, halten wir für sehr positiv, deshalb werden wir diesen heutigen Antrag auch unterstützen, vor allem auch, weil es einen sehr kurzfristigen Abänderungsantrag seitens des Minis­teriums gegeben hat, mit dem diese Ausbildung auch auf den Fachhochschulen ermöglicht wird und unter anderem auch die Hebammen und Personen mit einer


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psychosozialen Ausbildung mitberücksichtigt werden, was wir auch explizit begrüßen.

Zwei Kritikpunkte an diesem Gesetz gibt es von meiner Seite trotzdem. Das Erste ist, dass es zu spät kommt. Beinahe 34 Jahre haben die Betroffenen darauf gewartet, dass es kommt. Das Zweite ist, dass es für die Patienten, was die Kostenübernahme anbelangt, keine vollständige Regelung gibt, sodass der Kosten­anteil für die Betroffenen nach wie vor sehr hoch ist, teilweise zwei Drittel der Behandlungskosten und mehr ausmacht – das alles in einer Situation, in der wir in Österreich einen massiven Bedarf an psychosozialer und psychothera­peu­tischer Betreuung haben, ausgelöst vor allem durch das katastrophale Krisen­management während der Coronapandemie. (Abg. Hanger: Ah ja!)

Ich möchte noch einmal daran erinnern, was da passiert ist und warum es genau bei jungen Menschen, bei Kindern und Jugendlichen eine massive Zunahme von psychischen Belastungsstörungen, von Angststörungen, von Selbstmord­gedanken, von Essstörungen und vielem anderen gibt. Es waren die Schul­schließungen, es waren die Kontaktverbote, es war die Angst, die diese Bundes­regierung den Menschen in diesem Land gemacht hat, die zu einer massiven Zunahme von psychischen Störungen geführt haben.

Jetzt ein Gesetz zu beschließen, das ab 2026 mehr Ausbildung oder eine Standardisierung der Ausbildung ermöglicht, ist in der Tat sehr spät. Die Maßnahmen, die bereits getroffen wurden – das ist das Programm Gesund aus der Krise –, haben wir auch immer unterstützt. Allerdings muss man da dazusagen, dass nur ein Bruchteil der Betroffenen tatsächlich Hilfe bekommt. Der Rest kann selber schauen, wie er sich mit privaten Mitteln eine Psycho­therapie bezahlt – oder eben nicht.

Das ist ein Zustand, Herr Bundesminister, den wir für ein Land wie Österreich für unwürdig erachten. Das ist ein Zustand, den Sie im Bereich der Finanz­ausgleichsverhandlungen und auch der zusätzlichen Dotierungen, die Sie ja gerade auch für die Gesundheitskasse getroffen haben, mitberücksichtigen


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können, noch viel stärker hätten berücksichtigen müssen, als Sie das getan haben. Da haben Sie die Bedürfnisse der Jugendlichen und der Kinder in diesem Land nicht ernst genommen. Da haben Sie auch, was die weitergehende Versorgung im stationären Bereich anbelangt, nur einen Tropfen auf den heißen Stein vorgesehen. Das haben wir damals kritisiert, das kritisieren wir heute. Da wäre noch großer Nachbesserungsbedarf. (Beifall bei der FPÖ.)

20.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist nun Rudolf Silvan. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.48.19

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jetzt muss ich noch etwas zur Patientenmilliarde sagen, weil Herr Kollege Kaniak mich dazu ermuntert hat. Kollege Kaniak, die neun Gebietskrankenkassen haben 1,4 Milliarden Euro an Rücklagen in diese Fusion eingebracht – die sind fast weg. Jetzt haben wir jedes Jahr ein Minus in der ÖGK von fast 400 Millionen Euro pro Jahr. (Abg. Kaniak: Setzt die Strukturreform um!) Das war eine Geldverbrennungsfusion, sonst nichts, auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das sind Sozialversiche­rungsbeiträge! (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, dass die psychischen Erkrankungen mit Sicherheit zu den größten Herausforderungen in der Gesundheitspolitik zählen. Auch in Österreich war in den letzten Jahren der Anstieg dieser psychischen Erkrankungen extrem hoch. Die Statistik Austria hat für 2022 ausgewiesen, dass es 144 524 Krankenstandsfälle wegen psychischer Erkrankungen gibt, mit einer durchschnittlichen Dauer von 38,5 Tagen – einer durchschnittlichen Dauer von 38,5 Tagen! Das sind 5,5 Millionen Krankenstandstage.

Ein Drittel der Pensionszuerkennungen wegen Invalidität beziehungsweise Berufsunfähigkeit und 45 Prozent der Rehageldzuerkennungen beruhen auf einer psychischen Diagnose. Neben dem persönlichen menschlichen Leid


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entstehen dann natürlich direkte und indirekte Kosten, die enorme Dimensionen erreicht haben. Gemäß einer Studie wäre Psychotherapie vor allem für leichte und mittelschwere Erkrankungen wesentlich effektiver und kostengünstiger als eine Medikationstherapie.

Jetzt ist in Österreich bei der psychosozialen Versorgungssituation das Problem, dass es nach wie vor lange Wartezeiten gibt, wenige Kassenverträge gibt, finanzielle Hürden gibt. Im Sommer 2023 hat es betreffend die Krankenversiche­rungsträger geheißen, dass speziell die ÖGK 50 Millionen Euro pro Jahr bekommt. Im Herbst 2023 hat es noch geheißen: Na ja, nicht jedes Jahr!, dann hat es geheißen: Einmal 2024 und 2025 nur noch 25 Millionen Euro! – Natürlich kann man der defizitären ÖGK nicht zumuten, dass sie langfristige Verträge mit Psychotherapeuten abschließt, wenn sie nicht weiß, inwiefern die Finanzierung in Zukunft gesichert ist. Das ist eigentlich eine unseriöse Politik, lieber Herr Bundesminister.

Ich möchte noch dazusagen: Das Psychotherapiegesetz 2024 wäre wirklich eine Chance gewesen, einen Grundstein für eine flächendeckende Versorgung zu legen. Grundsätzlich ist ja die Reform mit den Zielen der Akademisierung der Psychotherapieausbildung sowie der Konkretisierung des Berufsbildes und der Berufspflichten zu begrüßen, aber allein der Deckel von 500 Studienplätzen, Ausbildungsplätzen und diese enormen Kosten von 10 000 bis 20 000 Euro in der dritten postgradualen Ausbildungsphase sind einfach für uns nicht tragbar.

Ich kann nur das unterstreichen, was vorhin die Jugendlichen oben gesagt haben: Ausbildung für alle, und zwar kostenlos! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

20.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Dr. Josef Smolle. – Bitte schön, Herr Professor.



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20.51.44

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundes­minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Psychotherapie hat in Österreich und vor allem in Wien eine lange Tradition, diese geht über 100 Jahre zurück – Sigmund Freud und der von mir besonders geschätzte Viktor Frankl –, und seit 1991 gibt es auch einen gesetzlichen Rahmen für den Beruf Psychotherapie – ein Beruf, der dazu berechtigt, eigenständig Patientinnen und Patienten mit psychischen Leiden zu behandeln.

Man hat damals allerdings einen groben Kompromiss gemacht, und zwar: Man hat keine akademische Ausbildung eingeführt, sondern man hat die Ausbildung sogenannten Ausbildungsvereinen überlassen, und das zu hohen Kosten, bis zu 80 000 Euro pro Person. Diesem Zustand, dass dieser Berufsweg praktisch nur zahlungskräftigem Klientel offen gestanden ist, hat die Sozialdemokratie über 30 Jahre zugeschaut, ohne etwas daran zu ändern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Bogner-Strauß: Genau! – Abg. Silvan: Vielleicht hat die ÖVP 30 Jahre lang studiert!)

Wir ändern es, und zwar ganz radikal. Es gibt nun die dreistufige Ausbildung an öffentlichen Universitäten, kostenfrei, Bachelor und Master. Beginnen wird es mit dem Master an den Unis voraussichtlich 2026. Es gibt eine Reihe von Bachelors verschiedener Gesundheitsberufe, die als Quellbachelors einen Ein­stieg in den Master ermöglichen, und diese Limitierung – die Zahl 500 – ist gut begründbar, wenn man sich anschaut, was die bisherige Zahl ist und welchen Bedarf man hat.

Warum aber die Limitierung? – Als ehemaliger Rektor einer Med-Uni weiß ich, wovon ich jetzt spreche: Ein Gesundheitsberuf, der in Deutschland zugangs­beschränkt ist, muss, ob man es will oder nicht, auch bei uns zugangsbeschränkt sein, sonst werden wir auf den Universitäten komplett überlaufen, sodass wir überhaupt keine Ausbildung mehr anbieten könnten. (Beifall bei der ÖVP.)


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Ich möchte auch, wie es mein Kollege Ralph Schallmeiner schon getan hat, ein herzliches Danke an alle Stakeholder, mit denen wir breite Gespräche geführt haben, sagen: Es war angesichts der Heterogenität innerhalb der Psycho­therapie gar nicht so einfach, das auf einen gemeinsamen Weg zu bringen. Und expressis verbis will ich dem Koalitionspartner – Ralph, dir –für die vielen gemeinsamen Gesprächsrunden danken, die wir gedreht haben und die es ermöglicht haben, dieses Gesetz jetzt so weit zu bringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es gibt noch die postgraduale Ausbildung nach Bachelor und Master. In dieser Phase können die Absolventinnen und Absolventen unter Supervision bereits psychotherapeutisch beruflich tätig sein, und ja, da fallen noch – vergleichsweise geringe – Kosten für diese Supervision an. Unser Ziel ist es, dass ein größer werdender Anteil dieser postgradualen Ausbildung in einem Angestellten­ver­hältnis und vorzugsweise in psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen stattfindet, damit die Auszubildenden in der Psychotherapie auch das gesamte Spektrum, einschließlich der Grenzen der Psychotherapie, kennenlernen.

Warum ist das jetzt nicht verpflichtend? – Es braucht nämlich erst die Errichtung dieser Ausbildungsstellen. Das adressiert natürlich die Träger von Kranken­anstalten, insbesondere die Länder. Da sind die roten wie die schwarzen Länder aufgerufen, in den nächsten Jahren sukzessive auch diese Ausbildungsstellen einzurichten. Wir haben es als Ziel klar im Gesetz formuliert, und wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren dieser Ausbau auch gelingen wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Seit 1991 hat sich auf dem Psy-Sektor ziemlich viel getan. Psychiater sind heute für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin ausgebildet, viele Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen haben eine intensive Psy-Ausbildung dazu gemacht. Die modernen Curricula an unseren öster-


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reichischen Medizinuniversitäten orientieren sich am biopsychosozialen Ver­ständnis von Gesundheit und Krankheit. – Ich finde, das ist auch ein sehr großer Schritt, der in diese Richtung gelungen ist.

Abschließend möchte ich einen Wunsch äußern, der bei mir auf mehr als 40 Jahren ärztlicher Tätigkeit fußt, und zwar: Bitte vermeiden wir in Zukunft, mehr vielleicht als in der Vergangenheit, Körper und Seele zu trennen! Deshalb meine Bitte an all diese Gesundheitsberufe, die mit Menschen zu tun haben, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen, und ich danke allen, die das tagtäglich tun. – Danke. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abgeordneten Kaniak und Rauch.)

20.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.57.12

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Werter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Mit dieser Novelle des Psychotherapiegesetzes wird nicht einfach ein Berufsgesetz nach 30 Jahren ein bisschen erneuert. Wir als Parlament setzen einen Schritt, der gut zehn Jahre lang gefordert wurde. Es freut mich auch besonders, dass wir mit unserem Antrag der Akademisierung dabei ein Stück weit mitarbeiten konnten.

Psychotherapie ist ein wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung. Aktuell bekommt nur ein Viertel der Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkran­kungen diese Versorgung – ein Viertel! Dazu kommt noch, dass ein Drittel der Frühpensionen aus psychischen Gründen angetreten werden und damit verbunden Kosten in Höhe von 1 Milliarde Euro im Jahr entstehen. – Kollege Silvan, das ist kein neues Phänomen, auch das gibt es schon seit zehn Jahren.


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Dass die Ausbildungen dann auch noch teuer bezahlt werden müssen, ist den Therapeuten gegenüber einfach unfair. Deshalb sind wir aus mehreren Gründen froh über die Änderungen in dieser Reform. Die Verschiebung an die Universität ist zwar noch nicht das Nonplusultra im Hinblick auf das Problem der psychi­schen Gesundheit, aber ein wichtiger Schritt, um den Kostenaufwand und auch die Qualität zu verbessern.

Als zweiter Schritt fehlt aber noch die direkte Verbesserung für die Patientinnen und Patienten. Die Wartezeiten für Therapieplätze sind viel zu lange und oft bleibt ein großer Teil der Kosten einfach bei den Patienten selbst hängen; genau gesagt sind es 43 Millionen Euro im letzten Jahr, und das, obwohl wir alle seit 1992 – 1992! – erhöhte Sozialversicherungsbeiträge zahlen. – Das ist zu viel. (Abg. Stöger: Da haben wir aber die Kosten ...! Das Geld ist verwertet worden, das wir da ...! Wenn, dann zitieren Sie richtig!)

Man muss fairerweise aber zugeben, dass sich fast alle um eine bessere Situation bemühen: Gesund aus der Krise wurde schon angesprochen; das ist ein Erfolgsprojekt und hilft nachgewiesenermaßen, das belegen auch die Statistiken. Die Versicherungen bieten Mehrstunden an, und auch das ist gut. Wir brauchen aber mehr Bewegung in der Versorgung. Wie die abgewickelt wird und wie leicht der Zugang ist, muss nicht nur lang-, sondern auch mittelfristig besser werden.

Deswegen möchte ich noch einen Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Psychotherapie auf Versicherungskosten ermöglichen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales‚ Gesund­heit‚ Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, in Zusammenarbeit mit


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den Sozialversicherungsträgern weitere Schritte zu setzen, um eine bessere finanzielle Abdeckung der notwendigen psychischen Versorgung der Bevöl­kerung durch die Versicherungsträger sicherzustellen.“

*****

Ich bitte um Zustimmung und sage (den Dank auch in Gebärdensprache ausfüh­rend) Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

21.00

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Fiona Fiedler, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Psychotherapie auf Versicherungskosten ermöglichen

eingebracht im Zuge der Debatte in der 259. Sitzung des Nationalrats über den Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2503 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Psychotherapiegesetz 2024 (PThG 2024) erlassen sowie das Musiktherapiegesetz und das Psychologengesetz 2013 geändert werden sowie über den Antrag 2935/A(E) der Abgeordneten Mag. Christian  Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Musiktherapie in Krankenhäusern und Gesundheitsein­richtungen und über den Antrag 2515/A(E) der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Akademisierung der Psycho­therapie (2525 d.B.) – TOP 15

Psychische Gesundheit ist durch die Pandemie mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Leider aus ist der Grund dafür ein erhöhter Bedarf, gleichzeitig ist dies ein wichtiger Türöffner für überfällige Reformen - wie die Akademisierung der Psychotherapie. Gut 15 Jahre nach Beginn der Diskussion über eine Ausbildungs­änderung (1) wird nun der Grundstein für die Ausbildungsänderung gesetzt. Wie bei


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jeder Gesetzesvorlage gibt es an Einzelaspekten nach wie vor Verbesserungspotenzial und eine vollständige Umsetzung wird Jahre dauern, doch der Anfang ist gemacht.

Ein Motiv für die Änderung ist die Vereinheitlichung der Ausbildung und damit eine bessere Basis, um zwischen verschieden Schulen der Psychotherapie einheitliche Qualitätsstandards in der Ausbildung sicher zu stellen. Damit soll ein zusätzlicher Anreiz für den Abschluss eines Gesamtvertrags mit den Sozialversicherungsträgern geschaffen werden. Dieser Gesamtvertrag war schon 1992 das Motiv für die Aufnahme von Psychotherapie in das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz die Absicht (2), im Gegenzug wurden auch die Sozialversicherungsbeiträge zur Finanzierung von Psychotherapie auf Versicherungskosten angehoben. Wie bei anderen Gesundheitsdiensten wurde davon ausgegangen, dass das eine vollständige Kostenübernahme für Psychotherapie ermöglicht und diese damit von der Bevölkerung nicht länger als Luxusgut betrachtet werden muss. Denn trotz aller Bemühungen der Versicherungsträger und eines beständigen Ausbaus der Sachleistungen, wird der Bedarf an Psychotherapie nicht ausreichend gedeckt. Das zeigt beispielsweise die Kinder- und Jugendliga auf, die in den Bundesländern einen zusätzlichen Bedarf von bis zu 57 Prozent der angebotenen Stunden verortet (3). Auch die Abrechnungen der ÖGK zeigen, dass Versicherte trotz der gesteigerten Sachleistungen 43 Millionen Euro privat für Psychotherapie zahlen und damit weitaus mehr Versorgung nötig ist, als die Kasse anbietet (4).

Die Auswirkungen des Mangels an psychischer Gesundheit wirken sich direkt in unserem Sozialsystem aus. 2022 gab es knapp 144.524 Krankenstandsfälle aus psychischen Gründen. Mit einer durchschnittlichen Dauer von 38,5 Tagen sind dies nach Krebserkrankungen die längsten - und damit auch teuersten – Kranken­stände (5). Rechnet man noch hinzu, dass pro Monat rund 6.000 Personen aus psychischen Gründen Rehabilitationsgeld beziehen (6) und mehr als ein Drittel der Invaliditätspensionen auf psychische Krankheit zurückzuführen sind (7), ist klar, dass psychische Krankheiten nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für den Staatshaushalt einen enormen Kostenfaktor darstellen. Gemessen an Teuerung, Arbeitskräftemangel und der Schieflage des Pensionssystems stellt ein weiterer


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Ausbau von Psychotherapie als Kassenleistung die effizienteste Lösung zur Entlastung von Bevölkerung und Staatsbudget dar.

1.          https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150309_OTS0008/neuer-praesident-beim-bundesverband-fuer-psychotherapie

2.          https://www.statistik.at/fileadmin/pages/338/Sozialbericht2015-2016.pdf

3.          https://www.kinderjugendgesundheit.at/site/assets/files/1237/web_jb_liga_2023.pdf

4.          https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/17213/imfname_1621243.pdf

5.          https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/arbeit-und-gesundheit/krankenstaende

6.          https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/12734

7.          https://www.sozialversicherung.at/cdscontent/load?contentid=10008.781985&version=1698241161

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, in Zusammenarbeit mit den Sozialversicherungsträgern weitere Schritte zu setzen, um eine bessere finanzielle Abdeckung der notwendigen psychischen Versorgung der Bevölkerung durch die Versicherungsträger sicherzustellen."

*****



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, er steht somit auch in Verhandlung.

Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.


21.00.25

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich fange mit einer Feststellung an, die Sie nicht weiter überraschen wird, weil ich ja eher zu selbstkritischer Betrachtung der Situationen neige. Ich bin zu oft zu viel draußen und treffe mich mit Stakeholdern, um jetzt hier und heute sagen zu können: Es ist eh alles super. – Ist es nicht!

Es besteht in der psychosozialen Versorgung in Österreich – natürlich auch entlang der Krisen, die es gibt, entlang der Belastungssituationen – nach wie vor ein Mangel. Das ist auch den Berufsbildern geschuldet, auch dem Mangel in der niedergelassenen Versorgung. Es besteht eine viel höhere Nachfrage, als es Angebot gibt. Gerade deshalb ist es so wichtig, dieses Gesetz heute zu beschließen und eine Grundlage zu schaffen, dass an der Verbesserung gearbeitet wird.

Mir ist es ein großes Anliegen, mich bei den heute anwesenden Vertreter:innen des Bundesverbandes für Psychotherapie, die hier sind, und – auch solidarisch hier – bei jenen des Bundesverbandes der Österreichischen Psychologinnen und Psychologen zu bedanken. Dass beide heute vertreten sind, ist ein schönes symbolisches Zeichen. Das bildet sich auch in einem ganz konkreten Projekt, das sich Gesund aus der Krise nennt, ab. Mehr als 15 000 Jugendliche haben durch Sie und Ihre Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen Behandlung erfahren und Hilfe bekommen. Das ist großartig, dafür möchte ich mich bei Ihnen ganz, ganz herzlich bedanken. (Beifall bei Grünen, ÖVP, SPÖ und NEOS.)


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Lassen Sie mich an diesen Dank – wenn ich schon dabei bin – eine Bitte anschließen, vielleicht auch in die Zukunft gerichtet: Ich habe jetzt in den ver­gangenen zweieinhalb Jahren – länger Zeit hatte ich nicht, das zu tun, weil ich erst so lange im Amt bin – nicht alles hinbekommen, aber Grundlagen geschaffen, mit der Gesundheitsreform, auch mit der Gleichstellung der psychologischen Behandlung bei der Sozialversicherung und mit anderen Schritten mehr. Ich würde Sie bitten und ersuchen, diese großartige Zusammenarbeit, die Sie haben und beim Projekt Gesund aus der Krise pflegen, weiterzuführen. Wir brauchen diese Kooperation Ihrer beiden Verbände und wir brauchen im Übrigen auch andere Berufsgruppen dazu, alle medizinisch-technischen Berufe, alle Ärztinnen und Ärzte. Wenn es gelingt, in der Zukunft die psychosoziale Versorgung von Menschen in Österreich zu verbessern, dann nur auf Grundlage dieser Kooperation.

Sie haben dieses innovative Projekt geboren, das inzwischen europaweit ein Modellprojekt ist, das nachgeahmt wird, dem andere folgen. Ich glaube, das Geheimnis des Erfolges sind schon auch die Kooperationsbereitschaft und die Innovation, die Sie an den Tag gelegt haben. Ich würde Sie bitten, das bei­zubehalten, das nützt uns nämlich allen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Zum Gesetz selbst sind die wichtigsten Dinge gesagt worden. Was ich nicht so stehen lassen kann, ist die Feststellung: Es gibt eine allgemeine Begrenzung auf 500 Plätze. Das mit den 500 Plätzen ist de facto eine Deckelung. – Das stimmt insofern nicht, als dass wir ja im Abänderungsantrag auch den FHs in den Bundesländern grundsätzlich die Möglichkeit eingeräumt haben, auszubilden und Ausbildungen anzubieten. Es ist einfach so, dass wir damit jetzt auch die Akademisierung schaffen, dass wir die Ausbildung auf eine Ebene heben, die im Grundsatz kostenfrei ist. Wir hatten bislang Kosten von 25 000 bis 50 000 Euro; das ist Faktum. Jetzt wird endlich ein Zugang geschaffen, der bis auf den letzten Studienabschnitt – und da ist schon erwähnt worden, dass dort natürlich die


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Verdienstmöglichkeit unter Supervision besteht – einfach gegeben ist. Das ist ein großer Schritt!

Wo ich mich wirklich auch vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Hauses und auch vor alle Stakeholder, die am Zustandekommen dieses Psychotherapiegesetzes mitgearbeitet haben, stellen möchte, ist, wenn Herr Kollege Klubobmann Kucher – wie zu Beginn dieser Debatte – sagt oder den Vergleich zieht, dass dieses Psychotherapiegesetz ähnlich schlecht wie die Kassenreform von Frau Hartinger-Klein ist. Das halte ich für eine Beleidigung und Kränkung all jener, die daran gearbeitet haben (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), und ich weise das in aller Entschiedenheit zurück – in aller Entschiedenheit! Dieses Gesetz hat eine Qualität, das ist sorgfältig erarbeitet worden. (Abg. Stöger: Wer hat das gesagt?) – Kollege Kucher hat den Vergleich mit der Gesundheitsreform von Frau Kollegin Hartinger-Klein gezogen und hat sich auch dazu verstiegen, das jetzt in die Nähe der Studien­gebühren zu rücken – das aus der Richtung der SPÖ amüsiert mich ja besonders.

Wie war es denn 2006? – Ich bin lange genug im Geschäft, um mich erinnern zu können: 2006 im Sommer hat Alfred Gusenbauer versprochen, wenn er Kanzler werde, schaffe er die Studiengebühren ab. Was ist im Jänner 2007 passiert? – Er hat sie beibehalten, gemeinsam mit der ÖVP. Also erzählen Sie uns nichts von Studiengebühren! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Stöger: Die SPÖ hat sie abgeschafft! – Abg. Krainer: Also 2006 war das nicht Thema, wenn, dann war es 2007!)

21.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Mag. Sibylle Hamann. – Bitte, Frau Abgeordnete.


21.05.37

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Lieber Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch liebe Angehörige des


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Berufsstandes, schön, dass Sie da sind! Es wurde ja schon einiges gesagt, ich möchte noch einen kleinen Schlenker machen.

In unserem komplexen und kompliziert gewachsenen Bildungssystem haben wir ja einige Dinge ererbt, die oft schwer erklärbar sind, zum Beispiel hinsichtlich der Frage: Warum sind manche Ausbildungen öffentlich zugänglich und kostenlos und andere Ausbildungen nur privat zugänglich und kostenpflichtig?

Im Schulsystem haben wir so einen Fall. Es gibt zum Beispiel Oberstufenschulen, öffentliche HAKs, HTLs, Bafeps, in die jeder kostenfrei gehen kann, und im Gesundheits- und Pflegebereich gab es bisher nur private Ausbildungen, für die man auch zahlen musste. Mit der Einführung der neuen BMHS für Pflege und Sozialbetreuung zum Beispiel, was wir ja schon letztes Jahr umgesetzt haben, haben wir wirklich einen grundsätzlichen Wandel herbeigeführt und diese wichtige Funktion endlich auch ins öffentliche, normale Schulsystem übernom­men und somit einen dieser unlogischen Flecken in unserem Ausbildungs­system beseitigt, weil das wichtige öffentliche Kernaufgaben sind. (Beifall bei den Grünen.)

Eine ähnlich unlogische Lücke haben wir auch in der Psychotherapie vorge­funden, wie Kollege Smolle vorhin ausgeführt hat. Dass diese Ausbildung bisher privat bezahlt werden muss, dass sie 50 000 Euro oder auch mehr kostet, ist etwas, das man angesichts des dringenden Bedarfs, den es ja gibt, schwer erklären kann. So etwas – sprechen wir es offen aus! – konnte man sich bisher nur leisten, wenn man reiche Eltern hat, wenn man zufällig geerbt hat oder wenn man sich das jahrelang erspart hat, indem man jahrelang gearbeitet hat und dann auch schon entsprechend alt war.

Das ändern wir jetzt. Es gibt – um es noch einmal ganz klar zu sagen; ich weiß nicht genau, was man da als SPÖ dagegen haben kann – erstmals ein öffentlich zugängliches kostenloses Masterstudium an öffentlichen Universitäten. Also wie man da als Sozialdemokratische Partei dagegen sein kann, verstehe ich über­haupt nicht.


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Dieses Masterstudium steht allen offen – wie Kollege Smolle schon ausgeführt hat –, die schon einen fachrelevanten Bachelor mitbringen, also entweder in Medizin oder in Psychologie, aber auch diplomierten Sozialarbeiter:innen, diplomierten Krankenpfleger:innen oder auch Hebammen in allen Regionen Österreichs. Das heißt, man muss in Zukunft nicht mehr reich sein, um Psycho­therapeut:in werden zu können. Also wenn das nicht ein Riesenschritt ist, dann weiß ich auch nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Man muss für die Sache brennen, man muss sich gut dafür qualifizieren. Ich sage Ihnen aber etwas: Ich glaube, das wird den Berufsstand der Psychotherapie langfristig verändern, das wird sich niederschlagen. Es werden neue Leute in diesen Beruf kommen, die andere, neue Erfahrungen mitbringen werden, die in diesem Berufsfeld und auch für die Therapie extrem wichtig sind.

Das heißt, wir freuen uns über jeden, der dieses Angebot in Zukunft annehmen wird, und über jeden und jede, der und die dann auch Therapie kostengünstig anbieten kann, weil man sich dafür nicht hat verschulden müssen, damit jeder in Österreich, der sie braucht, psychotherapeutische Versorgung bekommt, was ein ganz wichtiges Anliegen dieser Bundesregierung ist. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Dr. Werner Saxinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


21.09.15

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Neben dem Psychotherapiegesetz, über das ich sehr froh bin und das ich durchaus als größeren Wurf bezeichne, haben wir im letzten Gesundheits­ausschuss auch über einige Maßnahmen der Gesundheitsreform gesprochen. Da tut sich viel, und ich finde, dass ich das auch immer wieder im Plenum erörtern muss.


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Ich berichte aus meinem beruflichen Alltag: Was haben ein Patient mit einem Hühnerauge an der Fußsohle, einer mit einer kleinen Brandblase durch eine Kerze, einer mit einer vollgesogenen Zecke oder einer mit einem eingewach­senen Zehennagel gemeinsam? – Alle vier Patienten suchten aufgrund dieser Symptome die Spitalsambulanz auf.

Und was haben diese vier Patienten noch gemeinsam? – Sie gehören einfach nicht in ein Spital; aber in Österreich ist es oft so, dass die Patienten ungehemmt Tag und Nacht in die Spitäler gehen, sie beinahe stürmen.

Aber warum ist das so?, das fragen wir uns eigentlich tagtäglich. – Das hat mehrere Gründe: Einerseits muss man ein bisschen Selbstkritik üben – wir haben das auch jahrelang propagiert, unter der Devise: Wir sind immer für Sie da! –, weiters wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten der niedergelassene Bereich auch nicht wirklich verstärkt, und drittens: Viele wissen einfach nicht, wo sie mit ihren Beschwerden wirklich gut aufgehoben sind.

Da sind wir jetzt gefordert, nämlich die Politik und auch der Gesetzgeber: Um unser wirklich gutes Gesundheitssystem nicht zum Kollabieren zu bringen, müssen wir nämlich eine verbindliche, vernünftige und auch funktionierende Patientenlenkung vorsehen. Man muss die Patienten begleiten und ihnen sagen, wo sie mit ihren Symptomen am besten behandelt werden. Der Weg des Patienten im Gesundheitssystem muss von der Politik, von uns klar vorgegeben werden, das wiederhole ich immer wieder gebetsmühlenartig, um unser wirklich gutes System nicht zu destabilisieren. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Das tun wir auch, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben nämlich im ersten Schritt unserer Gesundheitsreform im Rahmen des Finanzausgleichsgesetzes diesen Weg vorgezeichnet: digital vor ambulant vor stationär. Digital heißt, wenn ich mit Patienten rede, sage ich: Bitte rufen Sie 1450 an! 1450 wird auch in Zukunft verstärkt die Erstabklärung bei Beschwerden übernehmen. Der Patient mit dem Hühnerauge, der mit dem eingewachsenen Zehennagel, der mit


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der Zecke und auch jener mit der Brandblase hätten gut daran getan, zuerst 1450 anzurufen, bevor sie in die Spitalsambulanz gegangen sind.

Es bedarf also einer verpflichtenden verbindlichen Steuerung, um unser System effizient zu halten.

Unser aller oberstes Ziel der Reform ist, die medizinische Versorgung für alle Menschen in Österreich weiterhin in hoher Qualität zu sichern. Dafür stehen wir. Bis 2028 werden dafür rund 14 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Es wird der niedergelassene Bereich gestärkt, es werden zusätzliche Kassenstellen geschaffen, mehr Gesundheitszentren und Gruppenpraxen forciert, es kommt zu Strukturreformen in Spitälern und es werden digitale Angebote ausgebaut und Vorsorgeprogramme verbessert. Das steht auch im Österreichplan.

Sehr geehrte Damen und Herren, diese Gesundheitsreform, die derzeit im Laufen ist, ist die intensivste, strukturierteste und auch weitreichendste Reform im österreichischen Gesundheitswesen in den letzten 20 Jahren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nicht nur mehr Geld, sondern auch eine Strukturreform und eine verbindliche Patientenlenkung: So stelle ich mir das als Arzt, Politiker, Patient und auch Österreicher vor. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Shetty. – Bitte sehr, das Wort steht bei Ihnen.


21.13.00

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ja, wir reden über das Thema psychische Gesundheit und vor allem über eine Neugestaltung der Ausbildung im Bereich der psychologischen Versorgung.


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Ich war mit Kollegin Klubobfrau Maurer gestern bei einer Schuldiskussion, und dort war auch die Frage: Warum passiert denn nicht mehr im Bereich der psychischen Gesundheit? – Die Kollegin hat gesagt: Ja, wir müssen zuerst natürlich dafür sorgen, dass es mehr Psychotherapeutinnen und mehr Psycho­therapeuten gibt, mehr Psychologinnen und Psychologen, bevor wir uns überhaupt die Frage der Kostenübernahme stellen können. Wir brauchen genügend Personal.

Dann hat eine Schülerin entgegnet: Aber warum hat man das nicht schon vor fünf oder sechs oder zehn Jahren gemacht? – Ich finde, das ist eine relativ berechtigte Frage, weil wir schon seit sehr langer Zeit wissen, dass es um die psychische Versorgung und die psychische Gesundheit insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, aber auch in der Gesamtbevölkerung schlecht steht. Deswegen ist es gut, dass wir das heute hier so beschließen.

Es ist viel zu spät und es ist natürlich auch nur ein Schritt, denn es löst nicht die finanzielle Frage für ganz viele Menschen in Österreich, wer denn für die psychische Versorgung aufkommt, wer denn die Kosten für die Psychotherapie trägt. Wir sagen schon seit sehr Langem, dass es nicht sein kann, dass ein gebrochener Haxen anders behandelt wird als eine gebrochene Seele. Es kann nicht sein, dass jemand, wenn er wegen Depressionen, wegen einer Essstörung oder anderer psychischer Probleme in medizinische Behandlung kommt, dafür blechen muss, aber bei anderen, bei körperlichen Beschwerden eine Kostenübernahme selbstverständlich ist.

Das ist insofern nicht nachvollziehbar, weil die Menschen in Österreich seit 1992 doppelt zahlen. Das wissen viele nicht, aber 1992 wurden die Sozialversiche­rungsbeiträge nach oben geschraubt mit der Begründung, dass die Sozialversiche­rungen ab dem Tag auch die Kosten für Psychotherapie und für die psychische Versorgung übernehmen. Das heißt, seit 1992 zahlen die Menschen doppelt, nämlich einerseits höhere Sozialversicherungsbeiträge und andererseits aus der eigenen Geldbörse auch noch für eine Psychotherapiesitzung oder die Sitzung


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bei einer klinischen Psychologin oder einem klinischen Psychologen, und das ist nicht einzusehen.

Dass die Menschen doppelt zur Kasse gebeten werden, ist übrigens ein Muster, das wir in ganz vielen Bereichen sehen: im Bildungssystem, im Gesundheits­system und so auch im Bereich der psychischen Versorgung.

Deswegen, Herr Minister, bei allem Respekt für die Entscheidung beziehungs­weise das Gesetz, das wir heute beschließen – das begrüßen wir, da stimmen wir mit –: Es wäre höchst an der Zeit, dass Sie den Druck auf die Sozialversiche­rungs­träger erhöhen und endlich dafür sorgen, dass Psychotherapie eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung wird, dass eine gebrochene Seele von der Krankenversicherung gleich behandelt wird wie ein gebrochenes Bein. Bitte sorgen Sie auch dafür! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

21.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Angela Baumgartner. – Frau Abgeordnete, Sie gelangen zu Wort.


21.15.52

Abgeordnete Angela Baumgartner (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil eines erfüllten und gesunden Lebens.

Laut dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie erkranken jährlich mindestens 23 Prozent der Bevölkerung an einer psychischen Störung, wobei nur 14 Prozent im aktuellen Versorgungssystem erfasst sind. 7 Prozent könnten für psychotherapeutische Behandlungen motiviert werden, daher brauchen wir bestens ausgebildete Psychotherapeutinnen und Psychothera­peuten.


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Die Novelle des Psychotherapiegesetzes bringt wichtige Neuerungen. Ab 2026 wird es erstmals möglich sein, an öffentlichen Universitäten zur Psychothera­peutin beziehungsweise zum Psychotherapeuten ausgebildet zu werden. Diese Gesetzesänderung bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Die Ausbildung wird akademisiert und damit für alle zugänglich gemacht. Das bedeutet, dass eine formale Ausbildung geschaffen wird, die den Anforderungen und der Verant­wortung dieses wichtigen Gesundheitsberufes gerecht wird.

Konkret sieht der Gesetzentwurf die Einrichtung eines zweijährigen Master­studiums an öffentlichen Universitäten vor. Um sich für das Masterstudium zu qualifizieren, ist ein fachlich einschlägiges Bachelorstudium unterschiedlicher Gesundheits- und Sozialberufe erforderlich. Zukünftig ist auch ein eigenes Bachelorstudium im Bereich Psychotherapie vorgesehen.

Mit dieser umfassenden Novelle schaffen wir einen breiten und kostengünstigen Zugang zu diesem wichtigen Beruf im Sinne einer optimalen psychosozialen Versorgung der Bevölkerung. (Beifall bei der ÖVP.)

Menschen mit mentalen Problemen und Krankheiten sollen bestmögliche Unterstützung und Zugang zu einer angemessenen Behandlung erhalten. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

21.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Stöger zu Wort gemeldet. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


21.18.18

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Abgeordneter Shetty hat in seiner Rede behauptet, die Patientinnen und Patienten zahlen doppelt, insbesondere in Fragen der Psychotherapie. – Das ist unrichtig.


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Der richtige Sachverhalt lautet: Bei der 52. ASVG-Novelle 1992 wurden die klinische Psychologie, die psychologische Diagnostik und die Psychotherapie eingeführt.

Man hat in der Sozialversicherung seit 1992 für die psychologische Diagnostik Kassenverträge eingerichtet und diese auch finanziert; sie sind nach heutiger Sprache über die E-Card verrechnet worden – damals war es ein Krankenschein. Für die Psychotherapie wurden bis heute Kostenzuschüsse geleistet.

Diese Beiträge, die da eingeführt wurden, sind von der Sozialversicherung auch für Patientinnen und Patienten ausgegeben worden.

Was man jetzt macht: Bei der Psychologie hat man das ausgeweitet, aber leider mit Kostenzuschüssen, nicht mit Kassenverträgen. (Beifall bei der SPÖ.)

21.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Rausch. – Bitte.


21.19.48

Abgeordnete Mag. Bettina Rausch-Amon (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier bei uns im Saal und zu Hause, werte Gäste! Psychische Gesundheit ist wieder ein Thema hier im Parlament, Gott sei Dank; wir haben jetzt durch Kollegen Stöger auch wieder etwas dazugelernt. Es ist gut, richtig und wichtig, dass psychische Gesundheit ein Thema ist, weil wir uns im Hohen Haus mit Themen beschäftigen, die Menschen betreffen, die Menschen treffen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind.

Was die psychische Gesundheit betrifft, hat sich etwas in der Gesellschaft getan. Das fällt uns allen auf, an sich jeden Tag: Vielfältige Anforderungen, die auf Menschen zukommen, privat und beruflich, eine gefühlt und real unsichere Welt, in der wir leben, führen zu psychischen Belastungen und, ja, auch zu psychischen Erkrankungen. Das führt auch dazu, dass das Thema präsenter wird, weil


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sozusagen das Bekenntnis zu einer psychischen Erkrankung Gott sei Dank einfacher wird, weil wir als Gesellschaft dazu sprechfähiger werden und weil diese Debatte auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist – das werden Sie alle so erleben.

Das ist gut so und daraus entsteht natürlich Handlungsbedarf, den der Herr Bundesminister angesprochen hat, den wir auch erkennen. Wir drehen heute nicht an allen Schrauben, aber wir drehen an einer, und das ganz kräftig.

Ich habe die Debatte jetzt mitverfolgt. Ich glaube, zu Hause waren es nicht mehr so viele – sie hat in etwa zur Primetime begonnen –, es werden sie aber vor allem jene verfolgt haben – die psychotherapeutische Community ist heute hier vertreten –, die diesen Beruf gerne ergreifen wollen. Es ist großartig, dass viele Interesse daran haben. Es ist bestimmt ein fordernder Beruf, wie so viele, aber auch eine schöne Aufgabe, in der man Menschen begleiten kann, unterstützen kann, im besten Sinne therapieren kann; ein Beruf, der Freude machen kann.

Wenn ich die Debatte so verfolge, vor allem vonseiten der SPÖ, aber auch anderer, habe ich ein bisschen das Gefühl, wir hätten heute hier vorgeschlagen, etwas abzuschaffen, etwas zu verunmöglichen oder gar zu verschlechtern. Das Gegenteil ist der Fall. Ich denke, man kann es nicht oft genug sagen: Wir bringen hier einiges auf den Weg, das mitunter schon seit Jahrzehnten vorgeschlagen, gefordert wird, aber nicht umgesetzt, nicht gehört wurde.

Vielleicht mache ich es jetzt und ich wildere, das weiß ich, mit Blick auf die Psychotherapeutinnen und -therapeuten in ihrem Feld. Ich versuche es aber, auch wenn der Vergleich hinkt, mit Blick auf Gegenwart und Zukunft ressourcenorientiert und schaue auf das, was gelungen ist und mit diesen Änderungen hoffentlich gelingen wird.

Wir schaffen eine dreistufige Ausbildung, Chancengleichheit und Durchlässigkeit für viele, ja für alle, die das studieren wollen – aus gutem Grund mit einer


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Limitierung; Kollege Smolle hat sie genannt. Wir binden die Fachgesellschaften weiter ein. Sie verfügen über Tradition, Fachkenntnis und ein Netzwerk, und wir freuen uns auch, wenn sie alle diese Faktoren an den Unis und Fachhoch­schulen einbringen. Wir schaffen auch eine postgraduale Phase, die wesentlich günstiger zu absolvieren ist als bisher. Man kann sich ungefähr vorstellen, dass je nachdem, wo man die Ausbildung gemacht hat, sie mitunter etwa zehnmal mehr kosten konnte, als sie jetzt kosten wird, weil man auch in der postgradualen Phase schon arbeiten kann und sich das natürlich leichter finanzieren kann.

Wir haben also Hürden abgebaut – vor allem in Richtung SPÖ –, wir haben Chancen und Zugänge geschaffen. Ich habe den Eindruck, liebe SPÖ, ihr habt euch jetzt selber Hürden aufgebaut, dass ihr ja unbedingt nicht zustimmen müsst. (Abg. Heinisch-Hosek: Machen Sie sich nicht unsere Sorgen, bitte!) Mit den Maximalforderungen: Alles gratis für alle!, müssen Sie es mit sich selbst ausmachen, wenn Sie da nicht mitgehen. Ich persönlich freue mich jedenfalls über den breiten Konsens bei dem Thema.

Ich danke dem Herrn Bundesminister und allen, die mitgearbeitet haben, den Kolleginnen und Kollegen, die so intensiv dabei waren. Ich finde es schön, dass man hier sieht – heute auch zu später Stunde –, was mit Lösungsorientierung, Kooperationsbereitschaft und Sachverstand an dieser Stelle möglich ist. Ich freue mich auf das, was wir damit auf den Weg gebracht haben. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Bürstmayr.)

21.23 21.23.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist auch nicht der Fall.

Dann gelangen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2525 der Beilagen.


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Ich darf die Damen und Herren, die diesem Gesetzentwurf die Zustimmung erteilen, ersuchen, das dementsprechend kundzutun. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen gleich zur dritten Lesung.

Wer dies auch in dritter Lesung tut, möge das mit einem dementsprechenden Zeichen bekunden. – Das ist die Mehrheit, angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kostenfreie Psychotherapie­aus­bildung und keine Zugangsbeschränkungen“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Fiedler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Psychotherapie auf Versiche­rungskosten ermöglichen“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Auch das ist die Minderheit, abgelehnt.

21.24.5316. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den LGBTIQ+ Gesundheits­bericht 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-1035/2527 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 16. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindner. Bei ihm steht das Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


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21.25.20


Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ganz zu Beginn muss ich sagen, es ist wirklich gut, dass es diesen Bericht zur Gesundheit von LGBTIQ-Personen endlich gibt, denn die Ergebnisse haben eines klargemacht, nämlich dass wir uns dringend mit der Gesundheit von LGBTIQ-Personen beschäftigen müssen.

Es kann schlicht und ergreifend einfach nicht sein, dass Menschen nur aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem haben als andere. Es kann und darf ganz einfach nicht sein, dass sie öfter von Erkrankungen betroffen sind, dass sie mehr Diskriminierungen erfahren, dass ihnen beim Arztbesuch Hass widerfährt.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich nur ein paar Fakten aus dem Bericht darlegen: Queere Menschen erleben ihre eigene Gesundheit deutlich schlechter als der Durchschnitt; vor allem im Bereich der psychischen Gesundheit wird dieser Unterschied eklatant sichtbar. Die Hälfte der befragten queeren Menschen erlebten in den letzten zwölf Monaten Depressionen, mehr als ein Viertel mit ärztlicher Diagnose. Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Burnout und Essstörungen: All das gehört zum Alltag vieler queerer Menschen. Gerade Transpersonen haben in viel zu vielen Bereichen die schlechtesten Karten. Sie sehen sich bürokratischen Hürden, fehlenden Spezialist:innen, mangelnder psychischer Versorgung und obendrein noch Stigmata gegenüber.

Dabei sind queere Menschen nicht nur queer, sie sind jung, sie sind alt, sie haben Familie und sie haben Jobs. Sie erleben all diese Krisen und Hürden unseres Gesundheitssystems und obendrauf noch die Konsequenzen ihrer eigenen Identität. Ich sage es ganz konkret: Für mich als schwuler Cismann, als Abgeord­neter zum Nationalrat wird es im Gesundheitssystem kaum Hindernisse geben. Für eine junge Frau, 23 Jahre, alleinerziehend mit geringem Einkommen und lesbisch, schaut die Situation schon ganz anders aus. Dieser Umstand, geschätzte


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Kolleginnen und Kollegen, ist im Jahr 2024 einfach untragbar! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

Fakt ist, fast alle LGBTIQ-plus-Personen erleben im Gesundheitssystem Diskrimi­nierungen nicht einmal, nicht hin und wieder, sondern regelmäßig. Queere Menschen werden wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von Ärzt:innen abgewiesen, sie erleben unangebrachte Kommentare, erfahren Beleidigungen oder bekommen falsche Diagnosen. Gleichzeitig ist die Diskrimi­nie­rung von LGBTIQ-Personen in Bereichen wie dem Privatleben, aber auch im Gesundheits- und Bildungssystem immer noch legal, und zwar weil eine Partei – genauer gesagt: die ÖVP – seit Jahren den vollen Diskriminierungsschutz verhindert. All das sind Baustellen, um die Sie sich als Bundesregierung endlich kümmern müssen!

Geschätzte Kolleg:innen, wenn wir diesen Bericht ernst nehmen, dann müssen wir auf Basis seiner Ergebnisse handeln. 15 andere EU-Staaten haben bisher schon Aktionspläne für eine bestmögliche Gesundheitsversorgung queerer Menschen beschlossen; Österreich gehört wieder einmal nicht dazu – dies, obwohl der vorliegende Bericht einen solchen Aktionsplan explizit einfordert. Diesen Rückstand müssen wir aufholen, und dazu geben wir als SPÖler:innen allen heute die Chance.

Deshalb bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erstellung eines Nationalen Aktionsplans zur Verbesserung der Gesundheits­versorgung von LGBTIQ+ Personen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz wird ersucht, zur Verbesserung der


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gesundheitlichen Versorgung und um einen diskriminierungsfreien und gesicherten Zugang zur Gesundheitsversorgung für LGBTIQ+ Personen zu ermöglichen, einen nationalen Aktionsplan zu erlassen.“

*****

Nutzen wir die Chance! Lernen wir aus diesem Bericht und sorgen wir dafür, dass LGBTIQ-Personen im Gesundheitsbereich dieselben Möglichkeiten und Chancen haben wie jeder andere Mensch in unserem Land! (Beifall bei der SPÖ.)

21.29

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mario Lindner,

Genossinnen und Genossen

betreffend Erstellung einen Nationalen Aktionsplans zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von LGBTIQ+ Personen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 16.) zum Bericht des Gesundheits­ausschusses über den LGBTIQ+ Gesundheitsbericht 2022 III-1035 d.B. (2527 d.B.)

Marginalisierte Gruppen wie die LGBTIQ+ Community sind nach aktuellen Forschungsstand von Minderheitenstress betroffen, der sich insbesondere auf die psychosoziale Verfassung auswirkt. Das wird auch im LGBTIQ+ Gesundheits­bericht 2022 deutlich:

•            Depressionen: Rund die Hälfte der Befragten berichtete von depressiven Verstörungen in den vergangene 12 Monaten, 29 Prozent mit ärztlicher Diagnose.

•            Angststörungen: 39 Prozent der Befragten berichteten von Angststörungen.


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•            34 Prozent berichteten von Burn-Out, 20 Prozent von Posttraumatischen Belastungsstörungen, 19 Prozent von Essstörungen.

•            Besonders betroffen sind Menschen mit trans*, inter- und nicht-binäre Personen

Besonders deutlich werden die psychosozialen Belastungen für LGBTIQ+ Personen in Hinblick auf selbstverletzendes oder suizidales Verhalten: „67 Prozent der Personen mit anderen sexuellen Orientierungen (queer, asexuell u. a.) und 54 Prozent der bi-/pansexuellen, 44 Prozent der lesbischen sowie 17 Prozent der schwulen Personen gaben an, sich bereits absichtlich selbst verletzt zu haben, ohne dabei sterben zu wollen. Je drei Viertel der Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und der bi-/pansexuellen Personen gaben an, bereits einmal an Suizid gedacht zu haben, ohne Suizid wirklich begehen zu wollen. 60 Prozent der lesbischen und mehr als die Hälfte der schwulen (53 %) Teilnehmenden hatten laut eigenen Angaben bereits Suizid­gedanken.“ Besonders hoch sind diese Tendenzen in den Altersgruppen 15-19 und 20-29 Jahre.

Besondere Herausforderungen für LGBTIQ+ Personen sind laut Bericht das mangelnde Wissen von Ärzt:innen über spezifische Gesundheitsthemen, sowie die Pathologisierung von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Variationen der Geschlechtsmerkmale durch medizinisches Personal. 12 Prozent der Befragten gaben an, ihre Ärzt:innen häufig über LGBTIQ+spezifische (Gesundheits-)Themen aufklären zu müssen, 21 Prozent manchmal.

Durch diese Diskriminierungserfahrungen zeigt die LGBTIQ+ Community eine starke Tendenz zu Vermeidungsverhalten: 29 Prozent der Befragten gaben an, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung/Geschlechtsidentität trotz Behandlungsbedarfs bereits Fachärzt:innen vermieden zu haben, 25 Prozent Hausärzt:innen, 20 Prozent psychosoziale Angebote, 17 Prozent Krankenkassen. Die Befragung zeigt auch, dass sich LGBTIQ+ Befragte bei allgemeinen und spezifischen Gesundheitsfragen überdurchschnittlich wenig an Allgemeinmediziner:innen und dafür sehr stark an


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Online-Angebote, spezifische LGBTIQ+ Beratungsstellen und ihr soziales Umfeld wenden.

Für das heimische Gesundheitswesen lauten erste Empfehlungen daher, innerhalb und außerhalb des Gesundheitssystems Bewusstsein für die gesundheitliche Versorgung von LGBTIQ+- Personen zu schaffen, um einen diskriminierungsfreien und gesicherten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Die Curricula der Bereiche Medizin, Pflege und Betreuung sollten somit die Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt umfassen.

Diese Befunde zeigen aber ganz deutlich, dass es rasch erforderlich ist, auf allen politischen Ebenen Bewusstsein für die gesundheitliche Versorgung von LGBTIQ+- Personen zu schaffen und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Situation umzusetzen.

Europaweit haben laut Bericht 15 Staaten nationale Aktionspläne auf den Weg gebracht, um Maßnahmen wie verbesserte Suizidprävention bei LGBTIQ+-Personen und Kostenerstattung bei spezifischen Gesundheitsleistungen umzusetzen.

Österreich sollte ihrem Vorbild folgen. Deshalb stellen die unterfertigten Abgeord­neten nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird ersucht, zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung und um einen diskriminierungsfreien und gesicherten Zugang zur Gesundheitsversorgung für LGBTIQ+ Personen zu ermöglichen, einen nationalen Aktionsplan zu erlassen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht damit in Verhandlung.


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Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stögmüller. – Bitte sehr.


21.29.32

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! 80 Prozent der Trans- und nicht binären Personen, die für diesen Gesundheitsbericht befragt wurden, geben an, bereits einmal Suizidgedanken gehabt zu haben – 80 Prozent!

Ich halte es für kein besonders ermutigendes Zeugnis dieser Republik, dass es bis zum Jahr 2022 und bis zum ersten grünen Gesundheitsminister dauern musste, bis wir in dieser Republik endlich diese Zahl schwarz auf weiß vor uns haben, bis wir einen Gesundheitsbericht über die Lage der LGBTIQ-Community vorgelegt bekommen, bis wir uns zum ersten Mal in diesem Haus seriös mit den Beschwer­den, Anliegen und Sorgen der Community auseinandersetzen können, ja diese Beschwerden und Sorgen überhaupt erstmals erhoben und auch erfasst werden.

Wir wissen nun vor allem und haben jetzt zumindest auch klar quantifiziert vorliegen – denn gewusst hat es die Community ja schon immer –, dass Trans- und queere und intergeschlechtliche Personen nicht nur quer durch die Bank mit mehr physischen und psychischen Leiden zu kämpfen haben, sondern dass auch viele Mitglieder der Community sich seit Jahren mit strukturierter, internali­sierter Diskriminierung aufgrund ihrer Geschlechtsmerkmale oder ihrem Lifestyle auseinandersetzen müssen.

Beides hat dieser LGBTIQ-Gesundheitsbericht nämlich jetzt klar festgehalten. So zeigt er zum Beispiel, dass vor allem junge queere Menschen, Personen häufig mit gesundheitlichen Problemen kämpfen und lediglich 60 Prozent der Community ihren Gesundheitszustand als gut oder auch sehr gut einschätzen – im Vergleich zu drei Vierteln der Gesamtbevölkerung –, dass sage und schreibe 50 Prozent der Befragten, jede und jeder Zweite, angaben, im letzten Quartal an Depression gelitten zu haben, und ein gutes Drittel meldete noch obendrauf, von


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medizinischem Personal bereits Erniedrigung, Demütigung oder Beleidigung erfahren zu haben – ein Drittel!

Es ist klar, dass es da noch ordentlicher Sensibilisierung bedarf, nicht nur gesamt­gesellschaftlich – das sollte uns weniger überraschen –, sondern klarerweise auch im Gesundheitsbereich.

Eine besondere Zahl möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten, weil sie mich doch sehr überrascht hat: Ein Drittel der befragten intergeschlechtlichen Personen, also Personen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale, gaben an, ohne deren Zustimmung einen medizinischen Eingriff erlitten zu haben. Ein Drittel dieser Personen – das ist eine unglaublich hohe Zahl. Werte Kolleginnen und Kollegen, das darf nicht sein! Das darf im 21. Jahrhundert nicht mehr passieren. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Lindner.)

Angesichts dieser Zahlen bin ich umso beruhigter, dass dank grüner Regierungs­beteiligung und dank der Arbeit all der Kolleginnen und Kollegen, die da unterstützt haben, endlich dieser Bericht entstanden ist. Damit haben wir jetzt schwarz auf weiß vor uns, wie groß hier der Handlungsbedarf noch ist, wie viel wir in diesem Haus noch leisten müssen, um endlich Gleichheit und auch Fairness im Gesundheitsbereich herzustellen, von der Gesellschaft ganz zu schweigen. Jetzt, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben wir nämlich keine Ausrede mehr, um das Problem zu ignorieren. Diese Zahlen liegen uns schwarz auf weiß vor, und sie sind schockierend.

Vielleicht wiederhole ich es zur Sicherheit noch einmal, auch für alle hier im Haus, auch für alle Fraktionen: LGBTIQ-Rechte sind keine Nice-to-have- oder keine Minderheitenrechte, kein Mascherl oben drauf, sondern ganz einfach Menschenrechte.

Wer da der Meinung ist, dass diese zweitrangig seien oder dass man da Kompromisse eingehen möchte, dem empfehle ich jetzt, diesen Raum zu verlassen, hinaus vor das Hohe Haus zu gehen und die dort in die Wand


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gemeißelten Worte noch einmal genau zu lesen, denn das sind die Menschen­rechte, und dafür werden wir einstehen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Lindner.)

21.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kaniak. – Bitte.


21.33.27

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseher! Nachdem wir uns vor wenigen Monaten ausgiebig mit dem Frauengesund­heitsbericht beschäftigt haben, schenken wir heute einer relativ kleinen Personen­gruppe, der LGBTIQ-plus-Community, großes Augenmerk. Hochrechnungen ergeben eine Dunkelziffer von etwa 1,7 Prozent der österreichischen Bevölke­rung.

Besonders bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass ungefähr 48 Prozent der österreichischen Bevölkerung unter dieser Bundesregierung keinen ent­sprechenden Gesundheitsbericht bekommen haben, nämlich alle Männer in diesem Land. Diese warten seit 20 Jahren auf einen Gesundheitsbericht. Ein entsprechender Antrag von mir im Gesundheitsausschuss wurde natürlich von Schwarz-Grün vertagt. (Beifall bei der FPÖ.)

Kommen wir nun aber zu dem vorliegenden Bericht! Aus wissenschaftlicher Sicht, muss ich sagen, hat er eine sehr schwache Datenbasis. Es wurden dafür online und anonym 1 047 Personen befragt und ganze zehn Einzelinterviews mit Personen aus diesem Kreis geführt. Dass dabei viele Bereiche überhaupt nicht abgefragt wurden, wie zum Beispiel die sexuelle Gesundheit, der Status bei sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten, die Kinderwunschthematik oder auch die familiäre Situation, sei nur am Rande erwähnt. Das Ganze hat mehr den Charakter einer Literaturarbeit als einer tatsächlichen Datenerhebung und einer


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Zustandserhebung in der österreichischen Bevölkerung gehabt. (Beifall bei der FPÖ.)

Trotzdem gibt es gewisse Erkenntnisse, die durchaus ernst zu nehmen sind. Dieser Bericht hat aufgezeigt, dass die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen in dieser Personengruppe massiv überproportional hoch ist und dass vor allem auch die Selbstmordtendenzen und die Tendenzen zur Selbstverletzung in dieser Personengruppe unglaublich hoch sind.

Ein weiterer für mich durchaus auch erschreckender Punkt ist – er wurde heute von einem Vorredner auch schon genannt –, dass bei mehr als einem Drittel der intergeschlechtlichen Personen medizinische Behandlungen gegen den Willen oder ohne die Einwilligung der Betroffenen durchgeführt wurden.

Das bringt mich zu folgenden Schlussfolgerungen: Wir brauchen offensichtlich deutlich mehr psychosoziale und auch psychologische Betreuung dieser Personen, und wir brauchen einen besseren Schutz der Jugendlichen. Wir müssen da offensichtlich geschlechtsverändernde Eingriffe oder auch entwick­lungsverzögernde Therapien restriktiver handhaben, um die Gesundheit der Jugendlichen besser zu schützen und tatsächlich nur im Willen der Betroffenen zu handeln.

In diesem Sinne bringe ich auch erneut folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Off-Label-Verschreibung von ,Pubertätsblockern‘“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat eine


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Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgendes Maßnahmenpaket zum Schutz der österreichischen Kinder und Jugendlichen zum Inhalt hat.

- die Einschränkung des Einsatzes von ,Pubertätsblockern‘ bei Kindern und Jugendlichen auf medizinisch indizierte und in der Behandlung alternativlose Fälle;

- das Verbot der Verschreibung und Anwendung von Off-Label-Arzneimitteln als ,Pubertätsblocker‘.“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das englische NHS hat 2020 eine Studie über den Zustand der Transgendermedizin in diesem Land in Auftrag gegeben. In London ist ja bis vor Kurzem eine der größten Transgenderkliniken gewesen. Der Bericht war vernichtend. Er hat gezeigt, dass Fehlbehandlungen an der Tagesordnung sind, dass die Langzeitfolgen nicht berücksichtigt worden sind, dass bestehende Erkrankungen ignoriert und nicht behandelt worden sind und dass im Endeffekt, in der Conclusio, eine negative Nutzen-Risiko-Bewertung herausgekommen ist.

Diese Klinik hat nun schließen müssen, und eine Behandlung von Minderjährigen ist in Großbritannien zukünftig untersagt. Das zeigt, dass wir in diesem Bereich Handlungsbedarf haben, und ein ähnliches Vorgehen würde ich mir auch für Österreich wünschen. (Beifall bei der FPÖ.)

21.37

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Dr. Dagmar Belakowitsch, Peter Wurm, Mag. Christian Ragger, Rosa Ecker, MA

und weiterer Abgeordneter


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betreffend Verbot von Off-Label-Verschreibung von „Pubertätsblockern“

eingebracht im Zuge der Debatte zu Top 16.) Bericht des Gesundheitsausschusses über den LGBTIQ+ Gesundheitsbericht 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-1035/2527 d.B.) in der 259. Sitzung des Nationalrats am 17. April 2020.

Empörung löst die Mitteilung des grünen Gesundheitsministers Johannes Rauch aus, Off-Label-Verschreibungen von sogenannten „Pubertätsblockern“ zu unterstützen:1

FPÖ – Kaniak: Grüner Gesundheitsminister Rauch unterstützt Off-Label-Verschreibung von „Pubertätsblockern“

Minister Rauch plant neuen Anschlag auf unsere Kinder

„Es ist ein Skandal höchster Ordnung und ein Anschlag auf die Gesundheit unserer Kinder, was hier der grüne Minister Rauch in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von sich gibt. Sinngemäß findet der Minister die Verabreichung von sogenannten „Pubertätsblockern“ in Ordnung, obwohl diese in Österreich (noch) nicht zugelassen sind. Trotzdem sollen diese Präparate dazu verwendet werden, die Geschlechtsreife der Kinder zu verzögern“, erklärte der freiheitliche Gesundheits­sprecher und Vorsitzende des parlamentarischen Gesundheitsausschusses NAbg. Mag. Gerhard Kaniak.

„Da die betreffenden Medikamente in keinster Weise für eine solche Anwendung zugelassen sind, geht ein damit agierender Arzt ein hohes Risiko ein, wobei die Verschreibung auch mit einer tiefreichenden Aufklärungspflicht einhergehen muss. Der Beisatz des Ministers, dass ein 14-Jähriger die Einnahme eines solchen Hormonpräparates selbst entscheiden könne, schlägt schlussendlich dem Fass den Boden aus. Diese grünen Ideologien, noch dazu mittels Einsatzes kritischer Medikamente, passen in die Zeit der Sowjetunion, aber nicht in unsere moderne westliche Welt“, betonte Kaniak.


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„Die Gefahr, dass diese Medikamente bei Kindern und Jugendlichen irreversible Schäden hinterlassen, ist einfach zu hoch. Der natürliche Umgang mit der eigenen Sexualität, ein gesundes Umfeld in der Familie, verbunden mit der Unterstützung durch die Eltern in allen Lebenslagen geben unseren Jüngsten Sicherheit und Vertrauen. Das letzte, das wir brauchen sind Experimente mit grünen Wahnideen“, betonte Kaniak.

Der grüne Gesundheitsminister Rauch missbraucht damit einmal mehr sein Minister­amt, um gesellschaftspolitische Experimente auf dem Rücken der physischen und psychischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen zu unterstützen und zu propagieren.

Siehe dazu auszugweise die Antwort von Bundesminister Rauch betreffend „Pubertätsblockern“ zu den Fragen 5 UND 6 der Anfragebeantwortung 13104/AB vom 10.03.2023 zu 13495/J (XXVII. GP):2

Frage 5: Ist dies auf der Grundlage der einschlägigen gesetzlichen Grundlagen im österreichischen Gesetz überhaupt „erlaubt"?

a. Wenn ja, wie begründen Sie diese „Erlaubnis"?

Arzneimittel müssen, um in Österreich legal in Verkehr gebracht zu werden, gem. § 7 AMG zugelassen sein.

Für das anfragegegenständliche Anwendungsgebiet ist in Österreich keine Arznei­spezialität zugelassen. Jegliche Anwendung von Arzneimitteln ausschließlich zum Zwecke der Verzögerung des Eintrittes der Pubertät und der damit verbundenen Ausprägung sekundärer Geschlechtsmerkmale über den physiologisch vorgesehenen Zeitpunkt hinaus erfolgt somit off-label.

Die Zulässigkeit eines Off-Label-Use richtet sich nach Arzthaftungs- und Disziplinar­recht. Beim Einsatz ist jedenfalls zu beachten, dass erweiterte Aufklärungspflichten bestehen und Patient:innen insbesondere darüber zu informieren sind, dass ein Off-Label-Use vorliegt. Minderjährige können in die Gabe von Pubertätsblockern, wie


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in andere Medikamente, einwilligen, wenn die notwendige Einwilligungsfähigkeit gegeben ist. Zur Beurteilung dieser wird die Einsichts- und Urteilsfähigkeit unter Berücksichtigung von Alter, Reife, Gesundheitszustand und Persönlichkeit der/des betroffenen Minderjährigen im Einzelfall herangezogen, zusätzlich die Schwere des Eingriffs, Risiken, Folgen und der Stand der medizinischen Wissenschaft.

Ab Vollendung des 14. Lebensjahres wird die Einsichts- und Urteilsfähigkeit gesetzlich vermutet (Barbara Breunlich/Bernhard Breunlich, Minderjährige Transgender - Der Wunsch nach einem Körper des anderen Geschlechts, JMG 2018, 139). Im Hinblick auf die Einwilligung in sogenannte „Pubertätsblocker“ ist zusätzlich festzuhalten, dass diese aus medizinisch-fachlicher Sicht als reversibel gelten. Der auch für diesen Bereich relevante lege-artis-Maßstab, der die Zulässigkeit begründet, wird von der medizinischen Fachöffentlichkeit bestimmt, welche die Grundlagen für rechtliche Entscheidung über die Sorgfaltswidrigkeit eines Verhaltens, wie etwa der Verschrei­bung von Arzneimitteln, liefert [Alois Birklbauer, Rechtliche Risiken bei der Verschreibung suchtmittelhältiger Arzneimittel, JMG 2022, 142 (145)]. Leitlinie ist hier jedenfalls die Empfehlung für den Behandlungsprozess bei Geschlechtsdysphorie bzw. Transsexualismus nach der Klassifikation in der derzeit gültigen DSM bzw. ICD-Fassung aus dem Jahr 2017 vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Frage 6: Werden Sie als zuständiger österreichischer Gesundheitsminister dafür Sorge tragen, dass der Einsatz von „Pubertätsblockern" bei Kindern und Jugendlichen Fälle per Gesetz, Verordnung bzw. Erlass ausschließlich auf medizinisch indizierte und in der Behandlung alternativlose eingeschränkt wird?

Ein Zugang zu geschlechtsaffirmativer Behandlung ist bei gegebener medizinischer Indikation sinnvoll.

Die schwarz-grüne Regierungskoalition, aber auch SPÖ und NEOS halten an dieser Regelung fest, obwohl immer mehr europäische Länder, zuletzt Großbritannien von dieser gegen den Kinder- und Jugendschutz, vor allem aber auch Gesundheitsschutz verstoßenden Eingriff in die geschlechtliche Integrität abrücken.3


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 537

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgendes Maßnahmenpaket zum Schutz der österreichischen Kinder und Jugendlichen zum Inhalt hat:

•            die Einschränkung des Einsatzes von „Pubertätsblockern“ bei Kindern und Jugendlichen auf medizinisch indizierte und in der Behandlung alternativlose Fälle;

•            das Verbot der Verschreibung und Anwendung von Off-Label-Arzneimitteln als „Pubertätsblocker“.

1 https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230313_OTS0037/fpoe-kaniak-gruener-gesundheitsminister-rauch-unterstuetzt-off-label-verschreibung-von-pubertaetsblockern

2 https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/13104/imfname_1544498.pdf

3 https://www.nzz.ch/meinung/behandlung-von-transjugendlichen-mehr-pragmatismus-weniger-ideologie-ld.1825958

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Abgeordneter Lindner zu Wort gemeldet. – Bitte sehr.


21.37.52

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Herr Abgeordneter Kaniak hat behauptet, dass der LGBTIQ-Community in Österreich nur circa 1,7 Prozent der Menschen angehören.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 538

Ich berichtige tatsächlich: Der Community in Österreich gehören circa 10 Pro­zent der Menschen an. Das sind 900 000 Österreicherinnen und Österreicher. Das ist mehr, als Vorarlberg Einwohner:innen hat, mehr als Tirol, mehr als Salzburg, mehr als Kärnten und mehr als das Burgenland. (Beifall bei Abgeord­neten von SPÖ und Grünen. – Abg. Stögmüller – erheitert, in Richtung FPÖ –: 0,17, das sind die Burschenschaften in der Republik!)

21.38


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag von Mag. Kaniak, Kolleginnen und Kollegen ist ordnungsgemäß eingebracht, hat ausreichende Unterstützung und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Marchetti. – Bitte.


21.38.31

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auf den Umstand hinweisen – Kollege Stögmüller hat es auch gesagt –, dass es jetzt erstmals solch einen LGBTIQ-Gesundheitsbericht gibt. Ich glaube, das ist auch einmal eine sehr wichtige Grundlage für eine Debatte.

Ich möchte zusätzlich auch noch erwähnen, dass seit einiger Zeit auch Hass­verbrechen gegen die LGBTIQ-Community polizeilich statistisch erfasst werden und wir auch dazu jetzt seriöse Zahlen haben, auf deren Grundlage wir eine gute Debatte führen.

Ich glaube, das ist nämlich ein wichtiger Punkt: Indem wir diese Grundlagen haben, auch jetzt zum Beispiel diese Intergroup, die wir im Parlament gegründet haben, wo wir überparteilich versuchen, möglichst sachlich, möglichst wissenschaftsbasiert über diese Dinge zu sprechen, bringen wir uns in ein gutes Fahrwasser, um Schritt für Schritt Dinge außer Streit stellen zu können. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 539

Das ist mit einigen Dingen auch gelungen. Ich möchte da ein paar Dinge, die wir in den letzten Jahren erreicht haben, auch einmal aufzählen, weil sie genau eben in diesem Fahrwasser haben entstehen können.

Das eine, das wir umgesetzt haben, ist die Abschaffung des Blutspendeverbots für homosexuelle Männer. Ich glaube, es war wichtig, dass wir diese Diskriminierung beseitigen, und Ausgangspunkt für diese Regelung war eine gute Debatte. (Abg. Shetty: Das war eh eine schwere Geburt!)

Ich möchte auch sagen, dass wir jetzt die Prep auch als Krankenkassenleistung umgesetzt haben, ist auch auf der Basis von seriösen Diskussionen, auch mit den Gesundheitssprechern, entstanden, und ich glaube, daraus ist eine seriöse Regelung hervorgegangen.

Ich könnte noch ein paar mehr Dinge aufzählen, wie zum Beispiel, dass wir jetzt Entschädigungszahlungen und Rehabilitierung für strafrechtlich verfolgte Homosexuelle in der Zweiten Republik auf Schiene gebracht haben. Das sind lauter Dinge, bei denen ich der Meinung bin, man sieht, dass es doch Sinn macht, gerade bei Themen, die ideologisch aufgeladen sind, gemeinsam und wirklich auf Augenhöhe, ohne Schaum vorm Mund auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber zu reden, und man dann zu seriösen, fundierten Lösungen kommt. Ich glaube, das ist der richtige Weg, und es freut mich sehr, dass wir in den letzten Jahren genau diesen Weg aufbereitet haben.

Ich hoffe, dass wir auch in einer nächsten Legislaturperiode, wer auch immer das sein wird (Abg. Stögmüller: Da musst selber schlucken!) – individuell als Abgeord­neter oder Fraktionen –, diese gute Dialogfähigkeit beibehalten, denn ich glaube, das kann für die Betroffenen nur gut sein, und das sollte am Ende des Tages ja unser Ziel sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Nussbaum. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 540

21.41.13

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Gleich vorweg: Es versteht sich von selbst, dass solche Berichte wie der uns vorliegende LGBTIQ-plus-Gesundheitsbericht eine wichtige Grundlage für die Analyse der Gesundheitsversorgung von LGBTIQ-plus-Personen darstellen und damit auch für die Setzung weiterer Maßnahmen essenziell sind. Dieser Bericht hebt die Herausforderungen hervor, vor welchen wir als Gesellschaft stehen, und macht darauf aufmerksam, dass wir in diesem Bereich dringend handeln müssen.

Für uns als SPÖ sind aber durch den Bericht nicht alle relevanten Aspekte der Gesundheit berücksichtigt worden. Für mich ist es besonders wichtig, auf die Mehrfachbelastung von Menschen, die der LGBTIQ-plus-Community angehören und eine oder mehrere Behinderungen haben, aufmerksam zu machen. Diese Aspekte wurden in dem uns vorliegenden Bericht nur sehr wenig behandelt. Im Bericht wird zwar festgehalten, dass 22 Prozent der befragten Personen angeben, eine dauerhafte Behinderung zu haben, Schlussfolgerungen und Erkenntnisse daraus, geschweige denn Maßnahmen unterbleiben jedoch gänzlich. Betroffene erfahren oft Mehrfachdiskriminierung. Das Diskriminie­rungsrisiko potenziert sich damit quasi.

LGBTIQ-plus-Personen mit Behinderungen erfahren in der Gesundheitsversorgung zusätzliche Diskriminierung. Sie werden beim Zugang zu Gesundheitsdienst­leistungen diskriminiert und sind oft einem größeren Risiko von Armut und finanziellen Problemen ausgesetzt. Dazu kommt erschwerend, dass Menschen mit Behinderungen auch oft ihr Recht auf Sexualität aberkannt wird. In ihrem täglichen Leben stehen diese Menschen oft vor der Herausforderung, dass sie im Zusammenhang mit einem selbstbestimmten Leben und damit auch ihrer Sexualität oft auch auf persönliche Assistenz oder andere Unterstützung angewiesen sind. Diese Aspekte werden im Gesundheitsbericht überhaupt nicht behandelt.


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Abschließend darf ich die Forderung meines Kollegen Mario Lindner noch einmal aufgreifen: Ein Bericht ohne anschließende Maßnahmen verbessert das Leben von LGBTIQ-plus-Personen in keiner Weise. Wir brauchen dringend einen Nationalen Aktionsplan mit Maßnahmen, festgelegten Zielen und einer anschließen­den Evaluierung für die Gesundheitsversorgung von Personen, damit bei diesem wichtigen Thema endlich etwas weitergeht. Jeder Mensch hat ein Recht auf ein gutes Leben und damit auch auf eine gute Gesundheitsversorgung ohne Diskriminierung, und zwar unabhängig davon, welchem Geschlecht sich diese Person zuordnet oder wen sie liebt. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

21.43


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist als nächster Redner Abgeordneter Shetty. – Bitte.


21.44.04

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Ich bin ja fast schon ein bisschen überrascht, dass bei der FPÖ gerade so eine ruhige Stimmung ist, aber vielleicht liegt es daran, dass sie gar nicht mehr da sind, denn immer, wenn es um LGBTIQ-Themen geht, bekommen da ja einige Abgeordnete einen allergischen Hautausschlag, da das ja ganz schlimm ist, wenn man hier über Homosexualität und solche Themen spricht. Es ist schön, dass es heute nicht so eine Aufregung auslöst. (Abg. Wurm: Nein, wir sind ganz ruhig!) – Ach so, passiert schon. (Abg. Wurm: Wir sind ganz ruhig!)

Es ist gut, dass wir heute diesen LGBTIQ-plus-Gesundheitsbericht diskutieren. Es ist gut, dass es den gibt. In der Sache, glaube ich, ist er durchaus noch ausbaufähig, weil wir erachten ihn qualitativ für leider doch etwas mangelhaft und finden es auch nicht unbedingt optimal, dass er ausschließlich auf Befragungen basiert. Ich glaube, da ist noch etwas Luft nach oben, aber es ist ein guter erster Schritt, dass es ihn gibt. Wenn ich mir aber manche Redebeiträge


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hier heute anhöre, dann wirkt das so, als ob dieser LGBTIQ-plus-Gesundheits­bericht irgendwie ein Megaerfolg wäre und ein bisschen darüber hinweg­täuschen soll, dass halt sonst in dieser Regierungsbeteiligung relativ wenig bis in manchen Bereichen teilweise gar nichts passiert ist.

Ich möchte darauf aufmerksam machen, weil Kollege Marchetti die Hass­kriminalität angesprochen hat, dass es mittlerweile zwar gelungen ist – man würde sich denken, mittlerweile eigentlich eine Selbstverständlichkeit –, dass man die Zahlen im Bereich der Hasskriminalität erfasst, dass man die Motivlage hinter Hasskriminalität erfasst, das ist richtig, aber man tut nichts gegen Hass­kriminalität. Es fehlt ein Maßnahmenplan, obwohl wir sehen, dass die vorurteils­motivierte Kriminalität gegenüber LGBTIQ-Personen deutlich im Steigen ist. Wir wissen auch, dass wir da ein Problem haben, insbesondere bei spezifischen Personengruppen. Wir wissen, dass die Kriminalität steigt, insbesondere auch bei migrantischen Jugendlichen, und wir wissen auch, was zu tun wäre: nicht nur über das Problem zu reden, sondern konkrete Maßnahmen zu ergreifen, aber auch das fehlt leider in diesem Bereich.

Was leider auch fehlt, ist, dass wir endlich diese sogenannten Homoheilungen, Konversionstherapien, also die Umpolung von Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung als die der Norm oder einer anderen Geschlechtsidentität, unter Strafe stellen. Das, finde ich, ist etwas, das eigentlich untragbar ist. Seit vier Jahren wird vonseiten der Bundesregierung, vonseiten der Frau Justizminis­terin versprochen, das sie es im Sommer macht, und jeden Sommer bricht sie dann ihr Versprechen. Ich halte das für einen untragbaren Zustand, dass in Österreich erzkonservative klerikale Institute – ich würde gerne Kollegin Kugler anschauen, aber die ist gerade nicht da – solche Maßnahmen anbieten, in Graz zum Beispiel das Hagiotherapiezentrum. Dort wird ganz legal angeboten, dass sie schwule Jugendliche umpolen, also ihre sexuelle Orientierung zwanghaft verändern, und wir können nichts dagegen tun, weil diese Bundesregierung noch immer kein Verbot vorgelegt hat – und ich rechne auch nicht damit, dass es bis zum Sommer passiert.


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Auch in anderen Bereichen, zum Beispiel in einer wertebasierten Außenpolitik, wo ich mir mehr Klarheit vom Außenminister erwarten würde, bei Maßnahmen innerhalb des Bundesheers oder bei der Polizei gegen Homophobie oder auch hinsichtlich eines inklusiveren Sexualkundeunterrichts, ist in diesen letzten fünf Jahren sehr wenig passiert – sehr wenig insbesondere dafür, dass die Grünen vor den Wahlen sehr viel versprochen und nach den Wahlen sehr wenig gehalten haben. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Lindner und Stögmüller.)

21.47


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Bogner-Strauß. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


21.47.21

Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Zuerst möchte ich mich für den Gesundheitsbericht bedanken. Ja, wir haben es schon gehört, er hat natürlich einige Limitationen. Es sind in etwa 1 047 – nicht in etwa, es sind genau 1 047 – Fragebögen vollstän­dig ausgefüllt abgegeben worden, es sind zehn Interviews durchgeführt worden, und daraus wurde ein Bericht mit 100 Seiten. Ein großes Danke dafür, man kann daraus viel für die Zukunft ableiten, vor allem kann man Maß­nahmen ableiten.

Einige Kolleginnen und Kollegen haben es schon gesagt: Was wurde vor allem festgestellt? – In der Community ist das subjektive Gesundheitsempfinden wesentlich schlechter als in der österreichischen Gesamtbevölkerung. Da gibt es zwar eine kleine Limitation: Der Gesamtgesundheitsbericht wurde 2019 gemacht, also vor der Pandemie, und dieser Gesundheitsbericht wurde 2022, während der Pandemie, gemacht. Nichtsdestotrotz, es ist ein eklatanter Unterschied im subjektiven Gesundheitsempfinden, und das ist ein trauriges Bild.


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Außerdem die psychischen Erkrankungen: doppelt, dreimal so häufig; noch dazu die Suizidgefährdung – über 50 Prozent haben schon mit dem Gedanken gespielt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Da müssen wir etwas tun. Da müssen wir zeitnah etwas tun. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Lindner.)

Die LGBTIQ-plus-Community ist eine große Community. Es werden immer mehr. Für die Studie wurden vor allem die jüngeren Menschen befragt, also sie umfasst vor allem Befragungen von 15- bis 45-Jährigen. Da sehe ich in Zukunft auch ein großes Potenzial für Gesundheitsberichte. Ich denke nämlich schon, dass es eigentlich gut wäre, einen riesengroßen, allumfassenden Gesundheits­bericht zu machen – mit Fokus auf Gruppen in der österreichischen Bevölke­rung, denn dann kann man natürlich auch viel, viel besser vergleichen: mit den Jugendlichen zum Beispiel, mit Frauen im selben Alter, mit Männern im selben Alter, mit älteren Menschen, die sich auch oft vom Gesundheitspersonal diskriminiert oder nicht verstanden fühlen. Ein Beispiel ist mein Papa, der mir, wenn er heimkommt, oft sagt: Ja, das war total nett beim Arzt oder bei der Ärztin, aber eigentlich habe ich wenig von dem verstanden, was mir gesagt wurde!, weil einfach nach wie vor die lateinischen Begriffe verwendet werden und weil das in der Bevölkerung, bei der Patientin, beim Patienten, oft nicht ankommt.

Was mich auch sehr betroffen gemacht hat: 29 Prozent der LGBTIQ-plus-Community haben gesagt, sie haben sich vom Gesundheitspersonal bereits einmal erniedrigt, gedemütigt oder beleidigt gefühlt. Ich glaube, das ist der wichtigste Punkt, da müssen wir ansetzen. Wir müssen im Umgang sensibili­sieren. Das wird uns gelingen, wenn wir das gemeinsam in Angriff nehmen. Wir müssen mit dem Fokus auf psychische Gesundheit Verbesserungen schaffen, da haben wir in den letzten Jahren viel gemacht – ein großes Danke –, aber da braucht es noch mehr.


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Und: Wir müssen vor allem bei den Transitionsprozessen und bei den Coming-out-Prozessen begleiten, sowohl die Jugendlichen als auch die Eltern, die Verwandten und das Umfeld.

In diesem Sinne: Es gibt viel zu tun, danke für den Bericht. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ernst-Dziedzic. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


21.51.31

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Kollegen und Kolleginnen! In aller Kürze: Wenn es (in Richtung FPÖ) hier nur Empörung und (in Richtung SPÖ) hier nur Kritik gibt, dann machen wir etwas richtig. Tatsächlich ist in den letzten Jahren, was die Gleichstellung von LGBTIQ-Personen in Österreich anbelangt, mehr weitergegangen als bei allen Vorgängerregierungen vor uns. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeord­neten Bogner-Strauß und Strasser.)

Das war wichtig, das war richtig, und auch dieser Bericht ist enorm wichtig. Ich würde alle hier im Parlament ersuchen, sich den Grundlagen der Forschung, der Erhebung, der Statistik nicht zu verschließen. Die Community, die LGBT-Gruppe, ist eine Gruppe, die gerade bei der Gesundheit als eine vulnerable Gruppe gilt. Wir müssen wissen, welche Bedürfnisse diese Gruppe hat, um entsprechend darauf zu reagieren. Sie können jetzt natürlich den Kopf schütteln, als würde Sie das nichts angehen, aber wenn Sie für das Volk in Österreich sprechen wollen, dann können Sie nicht 15 Prozent einfach wegstreichen.

Es erinnert mich leider nur an die Anti-LGBT-Propaganda aus Russland, wo diese Personen nämlich mittlerweile in den Häfn kommen. Wenn das das Ziel der FPÖ ist, dann können wir verstehen, wieso sie sogar einen Gesundheitsbericht kritisiert. Wir dagegen arbeiten weiterhin daran, dass wir diese letzten Baustellen


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in Österreich schließen, und das ist gut so. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

21.53


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Rauch. – Bitte sehr.


21.53.04

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Zunächst bedanke ich mich für die offene Debatte, auch für die sachliche Debatte. Ich halte das bei diesem Thema für einen Fortschritt, das möchte ich an dieser Stelle auch sagen – danke dafür –, und ich möchte mich auch ausdrücklich bei der Erstellerin des Berichtes bedanken, namentlich bei Frau Sylvia Gaiswinkler und bei der GÖG, die diesen Bericht erstellt haben.

Ich nehme auch durchaus die kritischen Verbesserungsvorschläge und Anmerkungen, die gemacht worden sind, mit: Natürlich, das ist der erste Bericht, der ist ausbaufähig, daran kann in weiterer Folge auch gearbeitet werden. Wir haben natürlich schon auch den Anspruch, es nicht einfach damit sein zu lassen, sondern auch bereits erste Maßnahmen umgesetzt.

Logischerweise ist es so, dass wir im Gesundheitsbereich ein Thema haben, und die Sensibilisierung von Menschen, die im Gesundheitsbereich tätig sind, ist uns ein großes Anliegen. Wir haben daher bereits ein E-Learning-Tool erstellt, das insbesondere medizinisches Personal für die Bedürfnisse der Community sensibilisieren soll. Das ist wichtig, weil eben angeregt worden ist und klargemacht wurde, dass es in diesem Bereich Verbesserungsmaßnahmen braucht.

Es ist auch wichtig, dass wir die Datenlage verbessern. Auch das, meine ich, ist ein Thema, an dem wir arbeiten müssen, um eben Information auch zielgerichtet gestalten zu können.


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Den Ausbau der psychosozialen Versorgung haben wir heute bereits diskutiert, auch die Notwendigkeit. Ich möchte erwähnen, dass auch die HIV-Prep seit April kostenlos ist – ein lange nachgefragter Fortschritt, der seit 1. April endlich auch umgesetzt ist.

Gerne nehmen wir auch die Anregung mit, vielleicht in einem zukünftigen Bericht die Felder zusammenzuführen. Wir haben den Frauengesundheits­bericht, jetzt diesen Bericht, auch andere. Im Ausschuss ist auch erwähnt worden, die besonders vulnerable Gruppe der Menschen mit Behinderung mitzunehmen. Möglicherweise wird es einen Bericht geben, in dem in einzelne Kapitel aufgegliedert dem auch nachgekommen wird. – Ich bedanke mich. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Lindner.)

21.55 21.55.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit beendet.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Gesundheitsausschusses, den vorliegenden Bericht III-1035 d.B. zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dies tut, möge das mit einem dementsprechenden Zeichen bekunden. – Das ist die Mehrheit.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erstellung eines Nationalen Aktionsplans zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von LGBTIQ+ Personen“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 548

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot von Off-Label-Verschreibung von ‚Pubertätsblockern‘“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Auch das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

21.56.1317. Punkt

Bericht des Wissenschaftsausschusses über die Regierungsvorlage (2504 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschulgesetz 2005, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, das Fachhochschulgesetz, das Privathochschulgesetz und das Waldfondsgesetz geändert werden (2523 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zum 17. Tagesordnungs­punkt.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich bedanke mich bei Herrn Bundesminister Rauch – herzlichen Dank. Ich begrüße Herrn Bundesminister Polaschek.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Tanzler, bei ihr steht das Wort. – Frau Abgeordnete, bitte sehr.


21.56.50

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir diskutieren bei dieser Regierungsvorlage unter anderem die Änderungen in der Lehrer:innenausbildung. Grundsätzlich begrüßen wir das Aktivwerden in diesem Bereich, denn auch wir sind der Meinung, dass da Änderungen notwendig sind. Es fehlen aber große Teile der angekün­digten Änderungen wie zum Beispiel der große Teil des Dienstrechts, und es fehlen auch sinnvolle Übergangsbestimmungen, um eine Ausbildungssicherheit für die Studienanfängerinnen und -anfänger zu gewährleisten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 549

Eine Verkürzung allein, meine Damen und Herren, ist kaum eine echte Attrak­tivierung des Berufs und auch keine Abfederung des Personalmangels, wie es vom Ministerium im Vorfeld immer wieder erklärt wurde. Dafür braucht es viel­schichtigere Veränderungen der Rahmenbedingungen in den Klassen.

Es wäre eine Chance für Reformschritte gewesen, aber leider ist diese Chance nicht ergriffen worden. Es gab rund 200 Begutachtungsstellungnahmen, unter anderem auch von der Lehrer:innengewerkschaft, mehrheitlich ÖVP-nahe, mit vielen Kritikpunkten, aber sie sind ignoriert worden, es ist beinahe nichts eingearbeitet worden. Wichtig wäre da vor allem die genaue Definition der pädagogisch-praktischen Studien gewesen, damit die echte Praxisausbildung an den Schulen und nicht in theoretischen Begleitveranstaltungen geleistet werden kann. Schon jetzt ist die Umsetzung des Praxisteils nicht überall aus­reichend gelöst, und diese Regierungsvorlage ist dahin gehend auch wenig hilfreich.

Es ist notwendig, nachzuschärfen, denn der Großteil der Studierenden fühlt sich auf die Aufgaben und Herausforderungen, die in der Klasse auf sie zukommen, nicht gut vorbereitet. Nur mit guter Vorbereitung kann die Ausübung des Berufs ja auch Freude machen.

Es braucht neben einer fundierten Praxisausbildung auch eine Verbesserung der Induktionsphase und bei der Betreuung während des Masterstudiums.

Das alles war zum Beispiel auch Thema und Wunsch bei der heutigen Gesprächs­runde mit Schulleiterinnen und Schulleitern – jenen, die in den Schulen direkt vor Ort sind und diese Notwendigkeit sehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Bereich der Fachausbildung ist auch der Fachdidaktik mehr Raum zu geben, denn das Kind muss im Mittelpunkt stehen und nicht allein das Fach.

Es braucht auch noch mehr als die Basismodule zu inklusiver Pädagogik und Deutsch als Zweitsprache. Sie sind sinnvoll, aber definitiv zu wenig, um Expertise und Know-how zu erwerben und auszubauen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 550

Dann stellt sich die Sinnfrage: Wenn man eine Änderung in einer Ausbildung macht, warum kann da nicht nachgeschärft werden? Stattdessen bleibt der Erwerb der Kompetenzen in den Fortbildungen, die im Anschluss gemacht werden. Das kostet viel Geld, das ist wirtschaftspolitisch nicht positiv. Die Fortbildungen, die nach der Ausbildung notwendig sind, kosten den Staat zig Millionen Euro. Man könnte das in die Ausbildung stecken.

In Summe ist zu sagen, dass uns diese Regierungsvorlage nicht überzeugt und wir daher auch nicht zustimmen werden.

Abschließend möchte ich anmerken, dass vom Unterrichtsausschuss kein einziger Tagesordnungspunkt ins heutige Plenum gekommen ist (Abg. Kucharowits: ...! Beschämend!), nicht ein einziger, da alle Anträge der Oppo­sitions­parteien vertagt wurden, nicht einmal abgestimmt oder abgelehnt, sondern weggeschoben wurden. Bei den vielen Baustellen im Bildungsbereich ist das wirklich ein Armutszeugnis, dass man hier über keine einzige öffentlich reden möchte. (Beifall bei der SPÖ.)

22.00


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Taschner. – Bitte sehr.


22.00.36

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ich kann mich noch erinnern, es war im Mai 2022, als wir in Salzburg waren, Abgeordnete des Unterrichts­ausschusses vonseiten der ÖVP zusammen mit Landesräten – an Landesrätin Gutschi kann ich mich erinnern, an Frau Landesrätin Schöbi-Fink. Wir hatten damals mit Ihnen, sehr geehrter Herr Bundesminister, besprochen: Die Lehramts­ausbildung muss verbessert werden. (Abg. Einwallner: Ein ÖVP-Treffen mehr oder weniger! ... Parteitreffen ...!)


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Die Lehramtsausbildung ist wirklich zu verbessern, und es ist tatsächlich eine Initiative von Abgeordnetenseite gewesen, dass da etwas geschieht. Der Herr Bundesminister hat diese Initiative aufgegriffen und wir haben nun hier – was lange währt, wird endlich gut – einen Meilenstein der Lehramtsausbildung, den wir beschließen.

Es ist wirklich ein gutes Gesetz, Frau Kollegin Tanzler! Es kann natürlich immer besser werden, wir wissen das, aber wir haben da etwas wirklich Gutes geleistet: Nicht nur, dass die Ausbildungszeit verkürzt wird – das ist auch richtig und in Ordnung, denn es war zu lang, einen vierjährigen Bachelor gibt es sonst nirgends, das war zu lang; dann kam ein einjähriger Master, da kann man nachher nicht einmal ein Doktoratsstudium anschließen; das war alles unausgegoren –, wir bringen das jetzt in eine Reform. Reform heißt ja, dass wir es in die Form zurück­bringen, in eine richtige Form zurückbringen: Drei Jahre Bachelor, zwei Jahre Master, das ist sehr vernünftig, aber vor allem die Inhalte stimmen!

Wir werden dafür sorgen, dass die fachliche Ausbildung gut fundiert sein wird, wir werden dafür sorgen, dass die pädagogische Bildung gut und fundiert sein wird, und wir werden schauen, dass die Praxis gut fundiert sein wird. Diese drei Säulen bilden die Lehramtsausbildung, diese drei Säulen haben den gleichen Umfang und sollen mit den gleich guten Inhalten befüllt werden.

Wir werden außerdem dafür sorgen, dass diese Ausbildung schon gleich jetzt beginnen kann. Die Übergangsbestimmungen sind so geschaffen, dass diejenigen, die jetzt anfangen werden, dann gleitend in diesen neuen Ausbil­dungs­weg hinübergehen können, der ja der bessere ist. Es ist wirklich ein sehr guter Weg, den wir mit diesem Gesetz hier beschließen.

Wir erwarten von unseren Lehrern eigentlich ja nur zwei Sachen: dass sie auf der einen Seite fachlich firm ausgebildet sind, sodass sie ihr Fach mit Begeisterung unterrichten können, und dass sie auf der anderen Seite pädagogisch so gut gebil­det sind, dass sie die Persönlichkeit jedes der ihnen anvertrauten Kinder, jedes der ihnen anvertrauten Jugendlichen ernst


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nehmen. Das ist eigentlich das gesamte Geheimnis des guten Lehrers, der guten Lehrerin, darauf kommt es an. Dies wird in dieser kurzen Ausbildung, die knapp gefasst, aber inhaltlich und qualitativ hochstehend sein wird, auch geleistet.

Sehr geehrter Herr Bundesminister, das Ziel ist natürlich, dass wir für die Zukunft sorgen, dass die Lehrerinnen und Lehrer wissen, dass sie ein Angelpunkt für die Zukunft sind, denn die Kinder sind ja unsere Zukunft. Das macht den Lehrerberuf ja so unglaublich attraktiv: dass man etwas macht, das in die Zukunft hineinreicht, über einen Quartalsbericht hinaus, wie es bei einem Unternehmer normalerweise der Fall ist. Wenn der Quartalsbericht gekommen ist, muss weitergearbeitet werden, und der letzte Quartalsbericht fällt weg. Im Lehramt ist das ganz anders, beim Unterrichten ist es ganz anders: Da setzt man Fußstapfen für eine lange Zeit, und das ist auch das Attraktive des Lehrerdaseins. Darum werden wir auch viele neue und interessierte junge Studierende finden können, die diesen Lehrberuf ergreifen wollen. Das ist mit diesem Gesetz auch gelungen, weil dieses Studium jetzt attraktiv geworden ist.

Es muss natürlich von den Universitäten, von den pädagogischen Akademien mit den richtigen Inhalten befüllt werden. Ich bin überzeugt, dass die besten – die besten! – Professorinnen und Professoren, die besten Lehrerinnen und Lehrer an den pädagogischen Akademien für die angehenden Lehrer engagiert werden müssen – das ist ganz entscheidend.

Wenn zum Beispiel Nobelpreisträger Zeilinger die Physik-Grundvorlesung an der Universität Wien gehalten hat, ist das für eine zukünftige Lehrperson, die ihn gehört hat, so prägend, dass dann der Physikunterricht für alle Kinder, die sie später anvertraut bekommt, einfach ein Erlebnis sein wird. Und genau das muss Schule sein. Schule muss zu einer guten Zukunft hinführen, und das werden wir mit diesem Gesetz jedenfalls in die Wege leiten. Verbesserungen sind immer noch angedacht und diese werden sicherlich auch bald kommen. – Vielen herz­lichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

22.05



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 553

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brückl. – Bitte sehr.


22.05.12

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Herr Professor Taschner, eine Reform ist das, was hier vorliegt, nicht. Es ist eine Änderung in der Lehrerausbildung, aber es ist keine Reform. Dazu bräuchte es viel, viel mehr.

Ich sage Ihnen: Die Regierung feiert sich hier für dieses Gesetz ab, weil sie sagt: Wir verkürzen die Ausbildung und wir treten damit dem Lehrermangel entgegen! – Man muss sich aber auch ansehen: Wie sieht diese Verkürzung tatsächlich aus? – Zur Verkürzung der Ausbildung für den Bereich der Sekundarstufe, das heißt Mittelschule, Gymnasium: Da wird tatsächlich von sechs Jahren auf fünf verkürzt. Das ist einmal ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, das darf man anerkennen. Es ist aber keine Reform, es ist eine ganz kleine Änderung, denn im Volksschulbereich belassen wir die fünf Jahre (Abg. Kassegger: Zu lang!), die wir heute haben. Wir brauchen wieder drei Jahre für den Bachelor, wir brauchen wieder zwei Jahre für den Master, diese fünf Jahre bleiben. (Zwischenruf des Abg. Taschner.)

Das Einzige, was noch dazukommt – das sage ich auch –, ist, dass man die Praxis anrechnet, Herr Bundesminister. Das ist okay, dagegen kann man nichts sagen (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Taschner– ja, eh. Aber – und ich betone es noch einmal, Herr Professor Taschner, auch an Sie gerichtet –: Es ist keine Reform! Es ist eine ganz, ganz kleine Änderung, es ist Kosmetik, die da im Bereich der Lehrerausbildung passiert (Abg. Salzmann: Das erklärst du einmal den Lehrern, dass das Kosmetik ist, Hermann!), und den viel zitierten Lehrermangel werden Sie damit nie beseitigen können. Wir werden auch in Zukunft Studenten im ersten, im zweiten, im dritten Semester in den Klassenzimmern haben, die unterrichten müssen; wir werden weiterhin Lehrer haben, die entmutigt sind, die keine Perspektive in ihrem Beruf sehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 554

Herr Bundesminister, ich empfehle Ihnen, da wirklich Reformen anzugehen, die es ganz einfach braucht! Vielleicht brauchen Sie aber auch einfach nur ein paar Ideen, die Sie umsetzen könnten. Ich gebe Ihnen ein paar Ideen, ich gebe Ihnen ein paar Vorschläge, die Sie vielleicht aufgreifen könnten.

Wenn Sie dem Lehrermangel tatsächlich entgegentreten wollen, dann braucht es dazu – und das sagen alle, das hat auch die Vorrednerin, Frau Kollegin Tanzler von der SPÖ, gesagt – eine Dienstrechtsreform an oberster Stelle, das ist ganz einfach notwendig. Es braucht mehr Flexibilität im Dienstrecht. Es braucht eine Verwaltungsreform, Herr Bundesminister. Wir müssen die Lehrer für die pädagogischen Aufgaben, die sie haben, freispielen und nicht diesen Verwaltungs­aufwand, dem sie ausgesetzt sind, weiterhin belassen. Ich denke nur an die ganzen Studien, die es da gibt – IKM, Pisa, AOC-Check, QSM-Bewertungen und so weiter und so fort. Das alles geht auf Kosten der Pädagogik, das alles geht auf Kosten unserer Kinder.

Am Ende des Tages braucht es auch tatsächlich eine echte Ausbildungsreform, Herr Bundesminister! Denken Sie ganz einfach einmal darüber nach: Würden für eine Ausbildung im Bereich der Volksschullehrer, im Bereich der Mittelschule, im Bereich der Sekundarstufe I nicht auch drei Jahre reichen? Würden nicht drei Jahre statt fünf Jahren Ausbildung reichen? Warum muss ein Lehrer in der Volks­schule wissenschaftlich arbeiten können? Diese Frage stelle ich. Ist es notwendig, dass ein Volksschullehrer – Herr Professor, Sie sind Mathematiker – integrieren kann, dass er Wahrscheinlichkeiten rechnen kann? Ist das tatsächlich notwendig? Muss ein Volksschullehrer wirklich sieben Methoden des Unter­richtens können? Ist das notwendig? Ich sage Ihnen: Es ist nicht notwendig, das muss ganz einfach nicht sein. (Abg. Salzmann: Muss er nur so viel können, wie er weitergibt, oder sollte er mehr können als das, was er die Schüler lehrt?)

Die nächste Frage: Warum gestalten wir die Ausbildung nicht berufsorientiert? Wir haben es jetzt an den pädagogischen Hochschulen. Warum machen wir nicht Fachhochschulen? Diese haben wir im Land. Warum verlagern wir da


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nicht? Warum ist dieser Gedanke nicht möglich, warum kann man darüber nicht sprechen? Das alles, Herr Bundesminister, würde die Attraktivität erhöhen.

Die nächste Frage, die ich Ihnen stelle: In Mangelberufen zahlen wir die Ausbil­dung – ich denke da nur an die Pflege und die Gesundheit. Das Lehramt ist heute ein Mangelberuf. Warum bezahlen wir nicht auch diese Studenten, die dann drei Jahre studieren? Das alles gibt es ja schon in anderen Mangel­berufen. Herr Bundesminister, machen wir das!

Ich sage Ihnen, ich schlage Ihnen das vor, ich würde Sie auch darum bitten: Seien Sie einfach kreativer, seien Sie mutiger, denn sonst wird das am Ende des Tages nichts mehr! Das lege ich Ihnen wirklich nahe. Sie haben jetzt noch ein halbes Jahr Zeit – ich gehe davon aus, dass es das dann auch war –, und da würde ich Ihnen das tatsächlich nahelegen: Seien Sie mutig, seien Sie kreativ und nehmen Sie neue Ideen und neue Gedanken auf! (Beifall bei der FPÖ.)

22.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Hamann. – Bitte sehr.


22.10.28

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Lieber Herr Präsident! Lieber Herr Bundesminister! Zur großen Reform der Lehrer:innenausbildung: Ich verrate Ihnen jetzt wahrscheinlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass es nicht ganz einfach war. Bei so einem Großvorhaben sind ja Hunderttausende involviert: Es gibt 6 000 Schulen, die Lehrkräfte brauchen, es gibt die PHs, es gibt die Unis, es gibt Eltern, die wollen, dass ihre Kinder etwas Gescheites lernen – was auch immer sie darunter verstehen –, und es gibt natürlich auch jede Menge Kinder, die wollen, dass ihnen Lernen Spaß macht.

Welche Ausbildung braucht es dafür? – Dazu gibt es viele, viele Meinungen und auch viele widerstrebende Interessen. Wir haben es trotzdem geschafft, da


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einen Konsens zu finden, und ich sage einmal: Herzlichen Dank und Glück­wunsch uns allen, dass uns das gelungen ist!

Was ist aus grüner Sicht an dieser Reform wichtig? – Ein paar Punkte möchte ich hervorheben: Zunächst einmal ist ganz wichtig, dass die Verkürzung der Aus­bildung, von der ja sehr oft die Rede ist, kein Selbstzweck ist. Was in der Ausbil­dung wichtig ist und gut ist, muss selbstverständlich drinnen bleiben. Man darf natürlich auch niemanden mit Redundanzen und mit Überflüssigem quälen, aber man muss schon genau nachdenken, was in der Ausbildung drinnen ist und was drinnen bleiben muss.

Ein konkretes Beispiel, was – schon im Bachelor, in der Basisausbildung – drinnen sein muss und was jetzt auch neu drinnen sein wird, ist Deutsch als Zweit­sprache. Das ist künftig für alle angehenden Lehrer:innen in der Ausbildung verpflichtend, egal welchen Schultyp sie unterrichten, egal welche Altersgruppe, und das ist eine aus unserer Sicht extrem wichtige Neuerung. Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft, wir sind eine Gesellschaft mit großer sprachlicher Vielfalt. Das ist die Realität, und damit muss man aktiv, produktiv und wertschätzend umgehen.

Wir wissen ja: Die Sprachkompetenz ist die Basis für alles Weitere in der Schule. Wenn ich ein Mathematiktextbeispiel nicht verstehe, dann werde ich es nicht richtig rechnen können, und deswegen sind Deutsch und die Didaktik dazu extrem wichtig, damit alle Kinder in diesem Land ihr Potenzial voll ausschöpfen können.

Ein Punkt, der ebenfalls wichtig ist – schon im Bachelor, in der Basisausbildung –, ist jener der Grundbegriffe der inklusiven Pädagogik. Mit Diversität und mit Verschiedenheit von Kindern umzugehen ist eine Kernkompetenz in der moder­nen Pädagogik für alle – unabhängig davon, wo sie unterrichten werden.


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Ein weiteres Beispiel sind die Fächerbündel: Auch diese halten wir für eine gute Idee. Wir finden alles gut, was die starren Fächerkästchen aufbricht und in Richtung fächerübergreifendes Lernen geht.

Und dann als letzter Punkt – ganz wichtig –: Die Situation der Junglehrer:innen zu verbessern war einer der Kernpunkte dieser Reform. Wir wissen ja, dass ganz viele Studierende schon nach dem Bachelor zu unterrichten anfangen, noch bevor sie den Master haben, und man muss ganz klar sagen: Im Moment ist das für diese Leute ganz häufig eine Zumutung. Die Schulen und die Bildungs­direktionen auf der einen Seite, die PHs und die Unis auf der anderen Seite nehmen aufeinander keine Rücksicht, und in der Mitte werden die Jung­lehrer:innen aufgerieben und brennen aus. Das muss ein Ende haben!

Wir werden es deswegen wesentlich erleichtern, den Master schon berufs-, praxisbegleitend zu studieren, und ich sehe gerade in diesem Aspekt auch eine große Chance, denn wenn man schon unterrichtet, ist es sehr spannend, das, was man in der Praxis sieht, auch auf die theoretische Ebene zurückzuspielen und zu reflektieren, und umgekehrt glaube ich auch, dass man in der Praxis erst auf relevante und spannende Forschungsfragen draufkommt, die man dann auch auf universitärer Ebene angehen kann. Diese Wechselwirkung halte ich für enorm bereichernd, sie wird ein wichtiger Impuls sein und wird durch diese Reform besser ermöglicht als bisher.

Zusammenfassend kann man, glaube ich, sagen, dass die neue Pädagog:innen­ausbildung ein besseres und attraktiveres Angebot ist als bisher. Wir hoffen, dass sie möglichst viele junge Menschen annehmen und in die Schulen gehen,  enn wir brauchen jeden und jede Einzelne von ihnen. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

22.14


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Künsberg Sarre. – Bitte.



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22.14.51

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Ja, bei so einer Sammelnovelle gibt es natürlich gute und weniger gute Dinge.

Ich möchte mit den positiven Änderungen beginnen: Bei den Fachhochschulen gibt es etwas Positives mit der Umbenennung, die Kurzzeitmobilität ist drinnen und auch die Microcredentials. Der größte Teil des Pakets betrifft Änderungen in der Lehrerausbildung. Auch da gibt es positive Dinge, mit denen ich nicht hinter dem Berg halten möchte. Das ist einerseits die Anpassung an das Bologna­system – das ist aus unserer Sicht gut –, und auch die Möglichkeit, ein Fächer­bündel zu studieren, finden wir gut. Das gibt den Lehrerinnen und Lehrern hoffentlich eine gewisse Flexibilität.

Dann ist betreffend die Basismodule Inklusion und Deutsch als Zweitsprache gut, dass das jeder machen muss – ob das ausreichend in die Tiefe gehen kann, ist fraglich.

Auch mit der Verkürzung können wir uns anfreunden; wir hätten im Gegenzug auch gerne gehabt, dass die Fortbildung etwas ausgebaut wird, weil diese aus unserer Sicht zu gering entwickelt ist. Das kommt leider nicht.

Insgesamt aber greifen die Änderungen zu kurz, weil sie nichts enthalten, was den Beruf attraktiver macht. (Abg. Salzmann: Geh!) Die Elementarpädagogik fehlt zur Gänze, die Praxis kommt zu kurz – obwohl eine Junglehrerstudie, die Sie (in Richtung Bundesminister Polaschek) in Auftrag gegeben haben, die aber noch nicht veröffentlicht ist, offensichtlich zum Ergebnis kommt, dass sich vor allem die Junglehrer besonders viel Praxis und Fachdidaktik wünschen; darauf gehen Sie auch nicht ein –, und was natürlich komplett fehlt – und unter anderem aus diesem Grund werden wir auch dagegenstimmen –, ist die Dienst­rechtsnovelle, was ja wichtig ist, weil sie zu dem Gesetz dazugehört. Das Ziel, den Lehrermangel zu entschärfen und das Studium attraktiver zu machen, werden Sie damit also nicht erreichen.


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Betreffend die Bildungspolitik waren die letzten Jahre sicherlich kein Ruhmes­blatt. Das ist vor allem auch deshalb schade, weil sich die Grünen das Bildungsthema immer wieder so auf die Fahnen heften, aber sie haben viel zu kleine und viel zu wenige Vorhaben umgesetzt; sie haben vor allem kein einziges relevantes Thema umgesetzt.

Wir – alle Bildungssprecher – hatten vorhin – das war ganz interessant – einen Austausch mit Schuldirektoren, und die haben erstens einmal gesagt, dass es mit ihnen im Vorfeld überhaupt keinen Austausch gegeben hat betreffend diese Reform – dass man jene in der Praxis nicht fragt, was sie sich wünschen, was sich eigentlich die Praktiker wünschen, was sich Schulleiter:innen von jungen Lehrern, von ihren Mitarbeitern wünschen, ist komisch –, und was sie vor allem auch gesagt haben, ist, dass sie sich mehr Freiheit und Verantwortung wünschen: Sie wünschen sich mehr Autonomie, sie wünschen sich, dass die überbordende Bürokratie endlich wegkommt, sie wünschen sich mehr Unterstützungspersonal, weil Schuldirektoren und Lehrer:innen nicht Schul­psychologen, Schulsozialarbeiter oder Administrativkräfte werden wollten.

Die Induktionsphase findet offensichtlich kein einziger Schuldirektor gut, und es wird nicht wirklich etwas geändert. Die Bildungsdirektionen sind Verwaltungs­moloche und sind für Schulen wenig hilfreich.

Wissen Sie, Herr Minister, gute Schule wird von Menschen vor Ort gemacht und nicht von Ihnen und den Abteilungen im fernen Ministerium. Das kann nur der Rahmen sein, aber die Leute vor Ort wissen, was zu tun ist und was für Kinder und Jugendliche das Beste ist, und sie setzen sich tagtäglich ein.

Ich finde es schade, dass Sie diese Chance nicht nützen – ich meine vor allem, das ist Ihr Bereich, das ist das Einzige, das jetzt in dieser Periode noch umgesetzt wird – und dass es Ihnen nicht gelungen ist, dass Lehrer und Direktoren sagen: Ja, das ist jetzt ein richtig guter Wurf! Jetzt wird es für uns an der Schule besser! – Es ist eine verlorene Chance, schade! (Beifall bei den NEOS.)

22.19



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll259. Sitzung, 259. Sitzung des Nationalrats vom 17. April 2024 / Seite 560

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Polaschek. – Bitte sehr, bei Ihnen steht das Wort.


22.19.16

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Es ist interessant, von Ihnen so viel über Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu hören. Ich habe nach der großen Novelle des Jahres 2013 in einem Verbund als einer der Ersten die neue Lehrerinnen- und Lehrerbildung umgesetzt, ich war dabei, als diese neuen Curricula eingeführt worden sind und kenne deshalb die Rahmenbedingungen und die Umstände sehr, sehr gut, und ich bin seitdem bis zu meinem Amtsantritt als Minister an der Universität für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung zuständig gewesen.

Ich habe immer wieder viele Gespräche geführt, auch danach, und es kam immer wieder auch vonseiten der Universitäten, vonseiten der pädagogischen Hochschulen, aber auch vonseiten der Lehrerinnen und Lehrer, mit denen ich vonseiten der Uni Kontakt hatte, der Wunsch, einen dreijährigen Bachelor einzuführen, die Sekundarstufe zu verkürzen, mehr Praxisinhalte einzuführen. – Genau das haben wir gemacht.

Es sind diesem Gesetzentwurf sehr intensive Gespräche vorangegangen, die Universitäten, die pädagogischen Hochschulen, die Standesvertretung waren intensiv eingebunden. Ich selber bin mindestens einen Tag in der Woche in Schulen und Forschungseinrichtungen unterwegs, habe sehr viele Gespräche geführt und habe zum allergrößten Teil positive Rückmeldungen bekommen.

Ja, es wird eine Verschlankung der Sekundarstufenlehrer und -Sekundarstufen­lehrerinnenausbildung geben. Ja, es wird mehr Praxis geben, es wird die Qualität weiterhin gewährleistet bleiben, das ist ganz klar. Die Universitäten und pädagogischen Hochschulen sind angehalten, selbstverständlich die Curricula so zu gestalten, dass es möglichst einfache und rasche Übertrittsmöglichkeiten geben wird.


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Das, was dazu noch fehlt, ist das Dienstrecht, aber auch da haben wir bereits die entsprechenden Vorbereitungen getroffen, und ich hoffe, dass es uns gelingt, auch noch die entsprechenden dienstrechtlichen Rahmenbedingungen zu beschließen.

Ich möchte auch noch auf etwas anderes hinweisen, das mit diesem Hochschul­rechtspaket kommen wird, nämlich auf Änderungen – sie sind bereits ange­sprochen worden –, die die Fachhochschulen angehen. Es gibt aber auch eine grundlegende Änderung im Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, nämlich: Maßnahmen betreffend wissenschaftliche und künstlerische Integrität in Studien-, Lehr- und Forschungsbetrieben werden nun als zentrales Qualitäts­merkmal einheitlich in einem Gesetz geregelt.

Es wird etwa neue Regelungen geben, was die Anwendungen der künstlichen Intelligenz angeht, da haben wir bislang ja keine Regelungen gehabt. Wir werden außerdem im Privathochschulbereich Änderungen vornehmen, um die Gover­nance zu verbessern.

Auf einen Punkt, den ich als sehr wichtig empfinde, möchte ich auch noch besonders hinweisen: Es ist uns gelungen, dass in der Veterinärmedizin nun so wie in der Humanmedizin die Möglichkeit besteht, gewidmete Studienplätze zur Sicherung der tierärztlichen Versorgung, insbesondere der amtstierärztlichen Versorgung, ausdrücklich zu reservieren. Das heißt, 5 Prozent der Studienplätze stehen ausdrücklich österreichischen Studierenden zur Verfügung. Das ist auch ein deutlicher Gewinn, und ich hoffe, dass es uns gelingt, dadurch mehr Mens­chen auch für diese wichtigen Berufsbereiche zu gewinnen.

Ich weiß aus meinen vielen Gesprächen, die ich in den letzten Wochen geführt habe, dass die Universitäten und die pädagogischen Hochschulen bereits darauf warten, endlich mit der Umsetzung beginnen zu können. Das ist ein wirklicher Meilenstein. Ich war 18 Jahre lang dafür zuständig, ich habe deshalb vielleicht einen etwas anderen Blick auf diese Materie als Sie, und ich sage Ihnen, das ist


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ein wirklicher Meilenstein, der mittelfristig zu großen Änderungen führen wird.

Es geht nicht nur um eine kurzfristige Attraktivierung, sondern es geht um eine langfristige Absicherung dieses Studienbereiches. Es wird uns dadurch gelingen, nicht nur kurzfristig, sondern mittel- und langfristig interessierte junge Men­schen für diesen Beruf zu begeistern, und wir werden damit die entsprechenden attraktiven praxisnahen Ausbildungsmöglichkeiten schaffen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

22.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Salzmann. – Bitte.


22.23.40

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister Polaschek! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Haus! – Ich denke, auf der Galerie ist fast niemand mehr da. Zu sehr später Stunde wird die Bildung verhandelt, aber das macht nichts, denn wir haben hier heute wirklich einen sehr, sehr wichtigen Beschluss vorliegen. Ich hoffe sehr, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass im Sinne einer wirklich sinnvollen, qualitativ hochwertigen, aber auch effizienten Lehrerinnen- und Lehrerausbildung hier ein möglichst breiter Zustimmungsprozess stattfindet.

Schauen wir uns an, worum es geht: 2012, beginnend dann mit 2013, hat die SPÖ-Ministerin Claudia Schmied diese neue Lehrerausbildung eingeführt. Was heißt „neue Lehrerausbildung“? – Vier Jahre Bachelor und zwei Jahre Master, das sind sechs Jahre. Meine Damen und Herren, kein einziges Studium hat sechs Jahre Studienzeit plus anschließend ein Jahr Induktionsphase. Das ist zu lang.

Ich bin viel im Austausch mit den Studierenden, und ich weiß, dass etliches immer wieder redundant war. Also ist es ganz klar, entsprechend des Bologna­prozesses im Bachelorstudium auf drei Jahre zurückzugehen, ohne dass ein


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qualitativer Verlust eintritt, und den Master bei zwei Jahren zu belassen. – Das tun wir heute, meine Damen und Herren. Das führt ganz sicher zu einer Attraktivierung des Lehrerberufes und der Lehrerausbildung. Das sind wir unseren jungen Menschen, die in das Lehramt hineingehen wollen, auch schuldig. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden aber nicht nur verkürzen, das wäre zu kurz gegriffen, nein, wir werden ganz klar in ganz enger Zusammenarbeit mit den pädagogischen Hochschulen und den Universitäten, an denen diese sehr fundierte Lehrer­ausbildung angeboten wird, einerseits auf die gute fachliche Ausbildung achten, andererseits aber auch darauf achten, dass die Praxisbezogenheit der Ausbildung noch intensiviert wird. Daher werden wir den Master auch berufs­begleitend anbieten.

Ja, wir brauchen derzeit die jungen Lehrerinnen und Lehrer bereits während des Masterstudiums in den Schulen, daher werden wir erstens darauf schauen, dass unsere jungen Kolleginnen und Kollegen in den ersten Jahren – insbesondere im ersten Jahr, in der Induktionsphase – bestmöglich begleitet werden, daher haben wir die Induktionsphase in den letzten Jahren weiterentwickelt. Wir haben gesagt, sie brauchen in der Induktionsphase keinen Klassenvorstand zu machen, es gibt bestenfalls keinen fachfremden Unterricht, und auch die Plus-2-Stunden sind auf 1 Stunde reduziert.

Frau Kollegin Künsberg Sarre, ich weiß nicht, wo Sie da keine Weiterentwicklung sehen, da ist schon vieles gemacht worden. Und Kollege Brückl: Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen, die Lehrerausbildung an die FHs abzugeben. Unsere praxisorientierte Ausbildung ist ganz speziell an den pädagogischen Hoch­schulen verortet, da wird tagtäglich in Kombination mit den Universitäten sehr, sehr gute Arbeit geleistet.

Summa summarum, liebe Kolleginnen und Kollegen: mehr Praxisbezug, ein effizienterer Einsatz der Studienjahre, ein breiter Reformprozess, der dem Ganzen vorangegangen ist, und die Umsetzung, die jetzt folgt. Ja, es braucht die


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dienstrechtlichen Begleitgesetze, da brauchen wir natürlich auch noch das BMKÖS dazu, damit wir das machen, das können Sie in Ihrem Haus natürlich nicht zur Gänze final machen. Das wissen wir, da sind wir dran, und auch das werden wir bestenfalls schaffen.

Im Interesse der jungen Kolleginnen und Kollegen bitte ich Sie wirklich um Ihre breite Zustimmung. Sie müssen den jungen Kolleginnen und Kollegen erklären, warum Sie dagegen sind, warum Sie einer Verkürzung von sechs auf fünf Jahre nicht zustimmen, obwohl das wirklich sinnvoll ist. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

22.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kuntzl. – Bitte.


22.27.50

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Wie schon erwähnt wurde, umfasst dieses Paket auch andere Teile als die Lehrerausbildung. Ich möchte zwei Punkte herausgreifen.

Der eine Punkt betrifft die befristeten Arbeitsverhältnisse an den Universitäten. Wir haben an den Universitäten die Situation, dass von den wissenschaftlich Arbeitenden ein immer höherer Anteil befristete Dienstverhältnisse hat. Das ist nicht nur für die Lebensplanung und die Planung der wissenschaftlichen Karrieren sozusagen individuell ein Problem – das ist ein großes Problem für die Betroffenen –, sondern auch für die Universitäten und für die Wissenschafts­landschaft in Österreich, denn wir verlieren über diesen Weg immer mehr wirklich sehr qualifizierte Leute, die wir im wissenschaftlichen Betrieb eigentlich gut brauchen würden.

Das heißt, das ist ein Problem, das wir aufgreifen sollten. Wir haben im Wissen­schaftsausschuss einen Antrag gestellt, dass es eine Höchstquote an den


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Universitäten geben soll, und Sie, Herr Bundesminister, haben im Zusammen­hang mit einer Anfrage, die wir gestellt haben, auch erklärt, dass Sie daran denken, eine derartige Quote im Zuge der Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten auszuhandeln. Das halten wir für einen richtigen Schritt.

In diesem Paket, das wir heute beschließen, wird auch festgelegt, dass die Uni­versitäten im Entwicklungsplan einen Weg darstellen sollen, wie sie eine Verringerung dieser befristeten Arbeitsverhältnisse erreichen wollen. Das ist ein Schritt, wenn auch ein noch sehr diffuser, in die richtige Richtung. Trotzdem möchte ich betonen, dass es eigentlich eine grundsätzliche Reform dieses Ketten­vertragsparagrafen im UG brauchen würde. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein zweiter wichtiger Punkt in diesem Paket ist aus unserer Sicht die Tatsache, dass Sie heute beschließen werden, dass die Zugangsbeschränkungen weiter ausgebaut werden, und zwar in Bezug auf die Masterstudien.

Wir haben uns bis jetzt immer bemüht, den Weg vom Bachelorstudium in ein fachgleiches oder fachverwandtes Masterstudium offenzuhalten, denn die Studierenden haben ja durch Absolvierung des Bachelorstudiums ausreichend Qualifikation nachgewiesen. Jetzt wird dieser Weg zugemacht werden können, diese Möglichkeit wird in diesem Paket geschaffen. Dass die ÖVP das immer schon wollte, das wissen wir, aber dass das jetzt mit den Grünen gelingt – das ist schon ein sehr schmerzhafter Umfaller von euch –, ist äußerst bedauerlich. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist ein weiterer Grund, warum wir gegen dieses Paket stimmen werden, denn wir wollen jungen Menschen Chancen eröffnen und nicht verbauen. (Beifall bei der SPÖ.)

22.31


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Deckenbacher. – Bitte.



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22.31.17

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Erlauben Sie mir auch zu später Stunde, Sie noch kurz einzuladen, sich einmal daran zu erinnern, welche Personen in Ihrem Leben Werte vermittelt, ja Interessen geweckt haben, Ihre Persönlichkeit gestärkt haben.

Für mich sind das in erster Linie meine Eltern gewesen, aber auch eine Lehrerin, die uns mit unglaublichem Fachwissen und sozialer Kompetenz immer wieder begeistert hat. Es zeigt einmal mehr, welch große Verantwortung Pädagoginnen und Pädagogen haben und vor allem, wie wesentlich eine moderne und der Zeit entsprechende Ausbildung ist.

Geopolitische und gesellschaftliche Veränderungen haben nämlich auch vor unseren Schulen nicht haltgemacht. Die Bedingungen dort sind fordernd, eine spürbare Folge daraus ist der Lehrermangel, vor allem in der Bundeshauptstadt Wien. Derzeit kommen monatlich zusätzlich 350 Kinder und Jugendliche im Zuge der Familienzusammenführungen nach Wien. Viele dieser Kinder sind nicht alphabetisiert, sie sind auch traumatisiert. In den Wiener Schulen verschärft sich dadurch die angespannte Situation, und einmal mehr ist der Wiener Bildungs­stadtrat der NEOS, Christoph Wiederkehr, gefragt, da wesentliche Schritte zu setzen, denn auf Bundesebene hat man laufend wichtige Maßnahmen gesetzt. (Beifall bei der ÖVP.)

Mehr Mittel für psychosoziales Unterstützungspersonal, administrative Unter­stützung, 20 Prozent mehr für die Schulpsychologie, und auch weitere Entlastungen wird es geben. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Als Folge der Initiative Klasse Job stieg die Anzahl der Lehramtsstudierenden gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent. Ja, das ist richtig, das ist nicht genug. Umso bedeu­tender ist diese Reform der Lehramtsstudien.

Die Reform bringt unter anderem eine kürzere Ausbildungszeit bei gleich­bleibender Qualität, das Bachelorstudium soll sechs statt acht Semester dauern.


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Somit wird der Studiengang mit beinahe allen anderen Bachelorstudien gleichgestellt. Berufsbegleitende Angebote sollen weiter ausgebaut werden, wenn es um den zweijährigen Master geht. Somit sind es fünf Jahre Ausbildung für alle, nach dem Prinzip einer gleichwertigen akademischen Ausbildung auch für alle Schultypen.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass dieses Wissen, das man vermittelt bekommt, auch in der Klasse Anwendung findet. Schule, Unterricht, Schülerinnen und Schüler müssen für angehende Kolleginnen und Kollegen spürbar werden, und das wird durch mehr Praxis erreicht. Ganz wesentlich ist – da gebe ich Kollegen Brückl, aber auch meiner Kollegin Salzmann recht –, dass dienstrechtliche Schritte gesetzt werden müssen, um dieser Reform wirklich noch den letzten Schliff zu geben.

Eine neue Lehrerausbildung gewährt eine solide fachliche Ausbildung, eine fundierte pädagogische Bildung und einen Erwerb praktischer Erfahrungen am Schulstandort, denn Österreich ist ein Land der Bildung, ist ein Land der Lehrerinnen und Lehrer. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

22.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Kollegin Oberrauner. – Bitte sehr.


22.34.58

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte noch einmal auf das Psychotherapiegesetz zurückkommen und möchte einmal die Fakten darlegen.

Dass wir Psychotherapeuten in Österreich brauchen, ist, glaube ich, unbestritten. Es gibt eine wirklich große Veränderung in den Zahlen. 2004 haben wir 1,5 Millionen Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen gehabt,


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2022 haben wir 5,5 Millionen, das ist fast eine Vervierfachung. Dass da Handlungsbedarf besteht, ist also, glaube ich, jedem klar.

50 Prozent der Leute, die das heute gerne in Anspruch nehmen möchten, können sozusagen betreut werden, alle anderen haben keine Chance auf Betreuung, weil sie einfach nicht vorhanden ist. Das Durchschnittsalter der Psychotherapeuten ist 58 Jahre. Wir werden noch ein Problem mit der Pensionierung von den Experten, die es jetzt gibt, kriegen. Dass wir da Abhilfe schaffen müssen, ist klar, und dass ist auch eine gesellschaftliche Heraus­forderung, der wir uns stellen müssen. 1 500 Studienplätze brauchen wir, wir beschränken mit 500.

Was die Kosten betrifft: Es ist eine Akademisierung vorgesehen, das finde ich gut, denn damit müssen diese hohen Kosten für diesen Bereich sozusagen nicht mehr gezahlt werden. Ich finde es aber nicht in Ordnung, wenn man ein akademisches Studium in diesem Bereich anbietet, dass man dann den Studen­tinnen und Studenten sagt: Ihr braucht dann noch 20 000 Euro für eine Supervision, die ihr verpflichtend machen müsst, damit ihr wisst, was eurer Teil und was der Teil des Patienten ist!

Das ist also einfach nicht zu Ende gedacht: 1 500 Studienplätze brauchen wir, 500 ist die Beschränkung. Ich finde die Idee gut, ich finde auch den Zugang gut, aber ich finde, es ist nicht ausgegoren, ich finde, es ist nicht fertiggedacht. Deshalb werden wir nicht zustimmen, denn bei halben Sachen haben wir schon oft genug mitgestimmt, und am Ende des Tages waren sie falsch.

Wir finden den Ansatz gut, die Umsetzung ist leider nicht fertig, und es ist eigentlich für die Studentinnen und Studenten eine Zumutung, dass sie dann am Ende des Tages in der dritten Periode irgendwo 20 000 Euro verdienen sollen, damit sie das fertigmachen können. Das ist kein guter Zugang zu einer Bildung. Bildung sollte wenn möglich kostenfrei sei, denn es gibt in Zeiten, wenn sich die Leute dann in Arbeit befinden und Steuern zahlen, ein Return of


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Investment. (Ruf bei der ÖVP: Wozu wird jetzt gesprochen?) Wir sollten darauf achten, dass wir auch da Qualität haben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Marchetti. – Bitte.


22.37.46

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bildungsminister! (Ruf: Bitte zur Sache!) Beim letzten Unterrichtsausschuss wurde über sehr viele Reformen, über sehr viele Initiativen der Bundesregierung, der Oppositionsparteien geredet.

Eines ist für mich dann doch ein bisschen augenscheinlich geworden: Ich kann super mit der SPÖ über Bildungspolitik diskutieren, ich weiß, was ihre Konzepte, ihre Forderungen sind. Ich kann sagen, das ist gut oder schlecht oder ich finde meine besser oder schlechter. Ich kann das mit den NEOS, ich kann das mit den Grünen machen, aber bei der FPÖ tue ich mir ein bisschen schwer, denn ich weiß in wirklich vielen wesentlichen Politikbereichen nicht einmal, was die FPÖ da überhaupt für Konzepte und Pläne hat. Ich habe zum Beispiel jetzt im Unterrichtsausschuss gesehen, dass die FPÖ findet, dass alles schlecht ist, was wir machen, ich weiß aber nicht, was sie machen will, und so geht es in allen wesentlichen Politikbereichen weiter. (Ruf bei der FPÖ: Stimmt ja nicht, habe ich dir ja gesagt!)

Kennen Sie das Konzept von der FPÖ im Bereich Landwirtschaft, wissen Sie, was sie da wollen? Wissen Sie, was die FPÖ im Bereich Pflege, im Bereich erneuer­bare Energie will? Kennen Sie einen Plan der FPÖ zum Thema, wie sich der Wissenschaftsstandort Österreich weiterentwickeln soll? (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wissen Sie irgendein Konzept, irgendeinen Plan, zum Beispiel von Herbert Kickl, wie er den Forschungsstandort Österreich weiterentwickeln und verbessern will? (Ruf bei der FPÖ: Da sollte ... besser aufpassen!) Ich bin nicht fündig geworden, und es ist dann ein bisschen schwierig, so eine Debatte zu


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führen. Wenn so jemand noch den Anspruch hat, dieses Land zu führen, dann kann ich sagen, Herbert Kickl ist kein Volkskanzler, sondern eher ein One-Trick-Pony (der Redner stellt eine Tafel mit der Aufschrift „Kickl: das One-Trick Pony“ und der Abbildung eines Reiters auf einem Pferd auf das Redner:innenpult. Oh- und Mah-Rufe bei der FPÖ. Ruf bei der FPÖ: Der Nächste ... Verfehlung ...!), das einfach keine Lösungen für die wesentlichen Politikbereiche in Österreich hat. (Beifall bei der ÖVP.) Ich muss Ihnen sagen, so jemanden Führungsverantwortung zuzutrauen, ist schwierig. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Was mir im Unterrichtsausschuss aufgefallen ist: Wir begeben uns viel zu oft aufs Feld der FPÖ und diskutieren die Dinge (Abg. Amesbauer: ... für unsere Leute!), die Sie diskutieren wollen. Ich würde aber gerne einmal mit Ihnen in den wesentlichen Politikbereichen – Bildung, Wissenschaft, Forschung – all diese wesentlichen Zukunftsbereiche diskutieren und darüber, was eigentlich Kickl dazu für einen Plan hat, welchen Plan die FPÖ hat. (Zwischenruf des Abg. Kaniak.) Ich kenne ihn nicht.

Ich kann abschließend nur sagen: Wenn Sie jemanden möchten, der Ihre Probleme super beschreiben und aufblasen kann, kann er das sicher am besten. Wenn Sie jemanden wollen, der seriöse Konzepte hat, wenn Sie jemanden wollen, der einen Plan hat (Abg. Amesbauer: Das ist die ÖVP, oder wie?) und auch konstruktiv um Mehrheiten ringt (Ruf bei der FPÖ: Österreich-Plan!), um diesen umzusetzen, werden Sie bei ihm wahrscheinlich nicht fündig. (Beifall bei der ÖVP.)

22.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brückl. – Bitte. (Abg. Martin Graf: Vielleicht sollte man mal das Studium abschließen!) – Herr Abgeordneter, Sie sind eingeladen, das Wort zu ergreifen. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter. (Abg. Höfinger: Wenn jemand Probleme braucht ...!)


22.40.46

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Herr Präsident! Lieber Nico Marchetti, ich weiß nicht, vielleicht warst du nicht da, als ich gesprochen habe,


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oder aber: Wenn du da warst, dann hast du es nicht verstanden, was ich gesagt habe. Ich habe viele Fragen gestellt. Ich habe diese Dinge alle in Fragen verpackt, vielleicht hast du es nicht verstanden. Das mag schon sein (Zwischenrufe bei der ÖVP), aber ich habe hier ganz klar aufgezeigt und ganz klar gesagt – und der Herr Bundesminister hat es im Gegensatz zu dir ganz offensichtlich verstanden –, dass es Dinge gibt und dass wir ein Konzept haben, das funktioniert.

Du wirfst uns als Freiheitlichen vor, wir hätten keine Lösungen. Wir haben immer in den letzten fünf Jahren zu allen Themenfeldern, zu allen Problemen, die wir aufgezeigt haben, auch Lösungen dazugesagt – und wir haben immer gesagt, wie es funktioniert. Die Fragen, die ich hier an den Herrn Bundesminister gestellt habe (Zwischenruf bei der ÖVP), hat er ganz offensichtlich verstanden. Ich habe es ganz einfach formuliert und ganz einfach gesagt. Die Frage ist: Wie gehen wir die Probleme an? Warum zum Beispiel verlagern wir nicht die Ausbil­dung von den PHs auf die Fachhochschulen? Warum bezahlen wir nicht die Ausbildung, so wie wir es in anderen Mangelberufen wie dem Gesundheitsbereich (Abg. Totter: Hat er das nicht schon einmal gesagt?) und dem Pflegebereich machen? Warum tun wir das nicht? Warum verkürzen wir nicht die Ausbildung auf drei Jahre? (Abg. Totter: Das hat er ja schon gesagt!) Warum muss ein Volksschullehrer wissenschaftlich arbeiten können? – Das ist nämlich die nächste Frage. (Abg. Totter: Was ist da los?) Ich sage es dir jetzt noch einmal, das wären Lösungsansätze (Abg. Totter: Das hast du schon gesagt heute!), das wären Ideen, das wären Gedanken. Ihr habt es nicht verstanden. Eine letzte Frage (Abg. Totter: Na, nicht Frage, Antworten!), lieber Nico Marchetti, frage ich noch: Gibt es schon eine Bachelorarbeit von dir? (Beifall bei der FPÖ.)

22.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Totter. – Bitte sehr.



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22.42.44

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zusehe­rinnen und Zuseher! Ich bin doch etwas irritiert, dass Herr Kollege Brückl zweimal die gleiche Rede hält (Ruf bei der FPÖ: Na, weil ihr’s nicht verstanden habt!), aber okay. Na ja, es ist ein bisschen sonderbar. (Abg. Kassegger: Es ist eine pädago­gische Methode: Wenn der Schüler es beim ersten Mal nicht verstanden hat, dann wiederholt man’s!)

Als Pädagogin war ich im Schulwesen bereits (Zwischenruf des Abg. Brückl) in vielen verschiedenen Funktionen – als Lehrerin (Abg. Kassegger: Vielleicht versteht er’s beim zweiten Mal!?), Direktorin und auch in der Schulaufsicht – tätig und weiß deshalb genau, wie dringend wir motivierte, gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen im Bildungsbereich brauchen – speziell jetzt, wo jene aus der Babyboomergeneration gerade in Pension gehen.

Wir müssen also jungen Menschen eine Ausbildung bieten, die motivierte und begeisterte Lehrerinnen und Lehrer und eine sinnstiftende Arbeit hervor­bringt. Dazu müssen wir natürlich nicht nur die Ausbildung reformieren, sondern auch das gesamte Berufsbild der Lehrerinnen und Lehrer attraktivieren. Die momentane Regelung der Lehrer:innenausbildung stammt aus dem Jahr 2013 und sieht eine Ausbildungszeit von sechs Jahren vor. Meine Damen und Herren, das ist eindeutig zu lang.

Zu kritisieren ist neben der Dauer der Ausbildung auch die Tatsache, dass das jetzige Lehramtsstudium zu sehr die bildungstheoretischen Aspekte in den Vor­der­­grund stellt und zu wenig praxisbezogen ist. Gutes Unterrichten kann man nicht aus dem Lehrbuch lernen. Junge Menschen müssen die Möglichkeit haben, bereits während der Ausbildung verstärkt in der Klasse zu stehen und mit den Kindern zu interagieren, um das richtige Gespür für sie zu entwickeln. (Beifall bei der ÖVP.)


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Gerade die Praxis ist für eine gute Lehrer:innenausbildung wesentlich. Die heute hier vorliegende Reform soll eine kürzere Ausbildungszeit bei gleichzeitig steigender Qualität bringen. Die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer muss im Zuge der Reform auf die drei Säulen Theorie, Fachdidaktik und Praxis gestellt werden. Den Studierenden soll in ausgewogenem Ausmaß eine solide fachliche Ausbildung, eine fundierte pädagogische Bildung und der Erwerb praktischer Erfahrungen am Schulstandort geboten werden.

Das Bachelorstudium dauert also in Zukunft für alle Richtungen des Lehramts drei Jahre, womit es zeitlich den meisten anderen Bachelorstudien gleichgestellt ist. Bereits nach dem Erlangen des Bachelorgrades kann mit der Arbeit an der Schule begonnen werden. Zur Erreichung des Masters haben künftige Lehrerin­nen und Lehrer 120 ECTS-Punkte zu belegen – und das innerhalb von acht Jahren. Dabei soll die Induktionsphase, also die berufsbegleitende Einführung im berufsbegleitenden Master, auch angerechnet werden können. Das ist aus meiner Sicht richtig und wichtig, denn je mehr von der Praxis für das Masterstudium angerechnet wird, desto weniger werden diejenigen belastet, die während des Studiums bereits unterrichten.

Durch diese Reform, meine Damen und Herren (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen), wird die Lehrerinnenausbildung positiv weiterentwickelt. Der Weg dahin, das gebe ich zu – Frau Hamann hat es schon erwähnt –, war nicht ganz einfach. Auch die Umsetzung wird noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, denn auch die Curricula müssen angepasst werden. Ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung erfolgt allerdings heute mit der Beschlussfassung. Ich freue mich sehr darüber und bedanke mich bei allen, die mitgearbeitet haben, dass dies auch gelingt, allen voran bei unserem Bildungssprecher Rudi Taschner und bei unserem Bundesminister Martin Polaschek. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

22.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Smolle. – Bei ihm steht als Letztem das Wort, vorläufig.



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22.46.47

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Herr Präsident! Lieber Herr Bundes­minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Drei kurze Punkte aus diesem Gesetzespaket: Der erste Punkt wurde schon ausführlich diskutiert. Die Pädagoginnen- und Pädagogenausbildung wird, kann man sagen, konsolidiert: fünf Jahre klassisch – drei Jahre Bachelor, zwei Jahre Master. Großer Vorteil: Der Master soll zunehmend berufs­begleitend ermöglicht werden. Es gibt die Fächerbündel, was für die Stunden­plan­gestaltung gut ist, und die Induktionsphase, dieser praktische Bereich wird auf die praktischen Elemente des Masters angerechnet. Mit einem Wort: eine pragmatische, realisierbare und qualitativ hochwertige Reform. – Herz­lichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zweiter Punkt: Privatuniversitäten. Es wird nun nicht mehr möglich sein, gewinn­orientierte Eigentümerschaft und akademische Leitung in Personalunion zu führen. Es mag verwundern, dass es bisher möglich war. Ich finde es sehr gut, dass das nun gesetzlich geklärt worden ist – ein weiterer guter Schritt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der dritte Punkt betrifft Plagiate und wissenschaftliche Integrität. Dieses Thema wurde nun aus den Einzelgesetzen herausgenommen und für alle gültig im Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz verankert. Es wurde auch der Aspekt der künstlichen Intelligenz mit aufgenommen und das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Ich sage nicht sogenannte künstliche Intelligenz, ich sage künstliche sogenannte Intelligenz, weil wir uns einig sind, dass sie künstlich ist; bei der Intelligenz kann man ein bisschen ein Fragezeichen dazu machen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auf jeden Fall werden sich Hochschulen natürlich Gedanken machen, wie man damit umgeht, wenn künstliche Intelligenz herangezogen wird, um irgendwelche Arbeiten abzurunden oder – wie es euphemistisch heißt – zu unterstützen. Ich werfe einen nüchternen Blick darauf. Wenn man zeigen will, dass Studierende in


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der Lage sind, etwas im Internet zu finden, zu kompilieren, in eine nette Form zu bringen, dann mag KI unterstützen. Will man aber herausfinden, ob jemand etwas in seinem eigenen Kopf hat, damit umgehen kann, es versteht, kreativ etwas daraus entwickeln kann, dann wird es uns nicht erspart bleiben, mündlich zu prüfen oder schriftliche Tests unter Klausurbedingungen – vielleicht sogar handschriftlich – durchzuführen, damit sich auch wirklich zeigt, was jemand eigenständig produzieren kann.

Das wird eine Herausforderung für die Universitäten und Hochschulen. Ich kenne aber die Dynamik dieser Einrichtungen und bin überzeugt, sie werden auch diese Herausforderung sehr gut meistern. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

22.50 22.50.06


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2523 der Beilagen.

Wer dafür ist, den bitte ich um eine entsprechende Bekundung. – Das ist die Mehrheit, angenommen.

Wir kommen gleich zur dritten Lesung.

Wer auch in dritter Lesung zustimmt, möge das ebenfalls bekunden. – Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

22.50.41Abstimmung über einen Fristsetzungsantrag


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Kucher, Kolleginnen und Kollegen, dem Gesundheits­ausschuss zur Berichterstattung über den Entschließungsantrag 3791/A(E) der


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Abgeordneten Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Es braucht endlich die Patientenmilliarde für eine spürbare Verbesserung der Gesundheits­versorgung – Termingarantie statt Zwei-Klassen-Medizin!“ eine Frist bis zum 14. Mai 2024 zu setzen.

Wer dafür ist, den bitte ich um entsprechende Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

22.51.12Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3991/A(E) bis 4016/A eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 22.51 Uhr, das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung, ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

22.51.43Schluss der Sitzung: 22.51 Uhr

 

 

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